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Urquell der Schöpfung

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Friedhelm Oldemeier

Urquelle

Friedhelm Oldemeier Urquelle der Schöpfung

und Jesu Friedenslehre

der Schöpfung

und

Jesu Friedenslehre

zur

Nächstenliebe

im Geist der Freiheit

Zweitausend Jahre christliche Religion



Impressum Friedhelm Oldemeier

Copyright: Wiehengebirgs-Verlag, Hille

Gestaltung außen: LightWerk Eckhard Grote

Druck: online-druck. biz, Krumbach

Überarbeitete und erweiterte 1. Auflage 2019


Im Jahre 2015 habe ich das Buch

G o t t e s S c h ö p f u n g

und J e s u L e h r e

im Geist der Freiheit

herausgegeben. Es umfasste 95 Seiten.

Die genannte Erstausgabe ist als Vorgänger heutiger Fassung

anzusehen. Das Buch wurde 2017-19 überarbeitet, aktualisiert

und inhaltlich ergänzt. Die nun vorliegende Ausgabe habe ich

um mehrere Kapitel erweitert und somit deutlich umfangreicher

gestaltet.

Als Autor möchte ich versprechen, dass die Lektüre dieses

Buches nicht langweilig wird, insbesondere für mitdenkende

Menschen. Eigene Betrachtungen zu den einzelnen Punkten,

manchmal wohl auch kritische, mögen dazu dienen, individuelle

Erkenntnisse zu erlangen und auf diese Weise ganz persönliche

Glaubensüberzeugungen zu gewinnen!

2


U r q u e l l e

d e r

u n d

S c h ö p f u n g

J e s u F r i e d e n s le h r e

z u r

i m

N ä c h s t e n l i e b e

G e i s t d e r F r e i h e i t


Das Wort “Philosophie” stammt aus dem Griechischen und

heißt “Liebe zur Weisheit”.

Theologie zählt, wie Philosophie, zur Geisteswissenschaft.

Heutige Philosophen erkennen mehr und mehr, dass es

nicht auf alle Fragen eine Antwort gibt. Sie wollen wissen,

was sie glauben können und was nicht. Das Wichtigste im

Leben sei nicht Glücklichsein - sondern

einen Sinn zu finden!

“Erkenne dich selbst” (schon in der Antike gab es die Inschrift

am Torbogen des Tempels in Delphi)

Hör auf, dich zu verbiegen. Dinge, die nicht in deiner Macht

liegen, lass links liegen. Das macht Sinn!

Habe Mut, ein Leben gegen den Zeitgeist zu führen.

Wer eine ethische und humane Grundorientierung im Leben

sucht, muss seinen eigenen Verstand nutzen!

Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit

deiner Gedanken ab.

(Mehr ab Seite 216)

G o t t wird uns wohl seinen Segen geben zu

mehr Freiheit, insbesondere im christlichen Denken!

J e s u s hat uns gelehrt, weitsichtig und weltoffen im

Geist der Freiheit und der Weisheit zu leben!

4


Z u m I n h a l t


I n h a l t

S e i t e

V o r w o r t 11

E i n l e i t u n g 13

1. Klarstellung zum Glaubensdenken 15

2. Gott ist die Urquelle des Universums

und Schöpfer allen Seins 21

3. Zu Überlieferungen zum Volk Israel

und zum frühen Judentum 31

4. J e s u s C h r i s t u s 39

5. Die Zeit nach Jesu Wirken bis 100 n. Chr. 61

6. Weitere Entwicklung in den nächsten

Jahrhunderten bis 500 n. Chr. 79

7. Ausartungen in den 1000 Jahren

von 500 bis 1500 n. Chr. 89

8. Situation um 1500 n. Chr. 95

9. Die Reformation 99

10. Entwicklungen in den letzten

500 Jahren 109

6


11. Zum Christentum heute 115

12. Zusammenfasssung zur Kirchenhistorie 131

13. Prioritäten christlicher Glaubensaussagen 137

14. Gedanken zur Zukunft der Kirchen 145

15. Erkenntnisse aus Aramäischforschungen

des Theologen Dr. Günther Schwarz zu

fraglichen Aussagen des Neuen Testaments 165

16. Friedenschancen für unseren Planeten 193

17. Aussagen von Jörg Zink 221

Zitate der aktuellen Literatur mit Rezensionen und

Aussagen zum Inhalt dieses Buches

18. E p i l o g 245

A n h ä n g e

A Die Bedeutung von Mythen in der Bibel 277

B Betrachtungen zur Erweckungsbewegung in

Minden-Ravensberg 19./20. Jahrhundert 281

C Zum Neupietismus des 19. Jahrhunderts in

Minden-Ravensberg und anderen Landesteilen 285

D Entwicklung der christlichen Religion

Frühes Christentum in apostolischer Zeit

und in der nachapostolischen Periode

Kirchliche Organisation bis heute 291

Literaturbezüge 299

7


Viele kluge Menschen meinen, es gäbe nur Naturgesetze. Sie

bleiben aber intelligente Antworten schuldig, wenn erklärt

werden soll, wie der von der Wissenschaft vermutete Urknall

vor fast 14 Milliarden Jahren entstehen konnte.

Aus dem N i c h t s ?

Nein, sagen sie, eine extrem komprimierte Masse sei schon

vorhanden gewesen. Materie in irgendeiner Art!

Und welcher Genius war Schöpfer dieser U r - Materie ?

Wer oder Was ist die Quelle aller physikalischen, von der

Wissenschaft gepriesenen, sich wiederholenden und immer

währenden schlüssigen Zusammenhänge?

Weise Wissenschaftler stimmen weisen Theologen zu bei der

Antwort, die ich so umschreiben möchte: Vor der Ur-Materie

muss schon eine unbeschreibbare Ur-Kraft gewirkt haben,

sonst wäre Nichts vorhanden gewesen.

Den Schöpfer allen Seins dürfen wir getrost so sehen, wie er

seit menschengedenken von vielen Völkern in ihren religiösen

Riten erkannt wurde, als

U r - G e i s t !

Manche Dimensionen bleiben uns als Geschöpfe Gottes auf

diesem schönen Erdenrund, in beschränkter Endlichkeit,

wohl doch verborgen!

8


V o r w o r t

u n d

E i n l e i t u n g


G o t t gab uns die Fähigkeit zum Denken,

damit wir sie nutzen !

F. O.

Das Beste, was uns gegeben wurde,

ist unser Hirn.

Wir müssen es nutzen !

Dalai Lama

10


V o r w o r t

Autoren nutzen den Buchanfang gern, um mögliche Leserinnen

und Leser für den Inhalt zu interessieren. Auch ich möchte mit

diesem Prolog so verfahren.

Dies Buch ist für M i t d e n k e n d e gedacht, also für die noch

S u c h e n d e n und für manchmal Z w e i f e l n d e; ebenso für

Christen, die mit einigen Aussagen und Festschreibungen der

Kirchen ihre Probleme haben. Religiös hier und da anders

denkende Menschen sind eingeladen, sich mit den hochwertigen

Glaubensgedanken und mit dem Leben des Jesus von Nazareth

zu beschäftigen, ohne die Vorgaben kirchlicher Organisationen

anerkennen zu müssen. Auch Agnostiker und Atheisten mögen

sich noch einmal tiefer mit Jesu religiösem Denken auf freierer

Basis befassen.

Der große Philosoph und Staatsmann M. Ghandi in Indien, dem

überwiegend hinduistischen Großstaat, mit einem in seiner Zeit

schon stark geprägtem demokratischen Denken, empfahl ohne

Wenn und Aber seinen Gläubigen, in der so anderen östlichen

Religion, Jesu Lehre. Er erklärte deutlich:

Ich sage den Hindus, dass ihr Leben unvollkommen sein wird,

wenn sie nicht auch ehrfürchtig die Lehre Jesu studieren!

Mahadma G h a n d i

Christen, die in voller Überzeugung glauben (möchten oder

wollen), wie ihnen die Worte der Bibel erklärt wurden und wie

sie diese verstehen, mögen ihren Weg in übernommener Weise

weitergehen. Sie folgen weitgehend den kirchlichen Vorgaben

und sie werden sicherlich (auch) das angestrebte Ziel erreichen,

hin zur geistlichen Ewigkeit des Schöpfers. Gott wird sich in

seiner Liebe aller Menschen annehmen wollen!

Gottes Wege sind vielseitig und nicht dafür vorgesehen, von

Menschen in ein starres, einheitliches Denksystem gepresst zu

werden.

Gottes Größe ist unermeßlich!

11


G o t t i s t g r o ß !

Alle Versuche, ihn bildlich oder mit menschlichen Worten

darzustellen und zu beschreiben, bleiben hier in unserer

Endlichkeit eine Verkleinerung seiner Größe.

Der Schöpfer allen Seins wird uns, seinen Geschöpfen, in

dieser Welt nicht alle Tiefen seines Wesens offenbaren!

12


E i n l e i t u n g

Gott gab uns die Fähigkeit zum Denken, damit wir sie nutzen!

Bei allem Nachdenken zum Buchthema formuliere ich, als ein

lutherischer Christ, Erkenntnisse zur Entwicklung unserer

Religion in den 2000 Jahren n. Chr. Diese stimmen weitgehend

mit den Überzeugungen eines Teils ernsthafter theologischer

Fachleute heutiger Zeit überein. Mir geht es nicht um

wissenschaftliche Ausarbeitungen, die ich als theologischer

Autodidakt selbst kaum leisten kann. Es geht um historische

Fakten und um ein Zusammentragen gewonnener Erkenntnisse.

In unseren reformatorischen Kirchen haben Amtsträger und

alle anderen Mitglieder verfassungsrechtlich gleiche Stellung.

Es gilt das Prinzip des allgemeinen Priestertums. Auf solcher

Grundlage darf ich mir als ein denkender Christ erlauben, die

Entwicklungen zur Kenntnis zu nehmen und zu interpretieren,

wie ich es für angemessen halte.

Meine literarische Arbeit möge den Leserinnen und Lesern zu

Denkanstößen für ihre eigenen Überlegungen dienen. Einfache

Formulierungen sind für Basischristen von Vorteil.

Bei meiner Arbeit bin ich chronologisch vorgegangen. Weitere

Jahresdaten kann man nachschlagen, zum Beispiel in biblischen

Registern. Für alle Menschen muss gelten: „Niemand kann

seine persönlichen Glaubensüberzeugungen beweisen.“

Meiner Frau Anni danke ich für ihre gute Mitarbeit. Sie hat

mich in meinen Formulierungen sinnvoll unterstützt!

Meinem Gesprächspartner Detlef Adam, mit dem ich mich über

diverse Fragen des Glaubens austauschen konnte, bin ich zu

Dank verpflichtet. Wir haben unsere Auffassungen über manche

biblischen Aussagen, die das frühe Christentum beeinflußt

haben, ebenso diskutiert wie spätere Entwicklungen, Deutungen

und Festlegungen. Sein weites Wissen, gepaart mit persönlichen

Überzeugungen, machten manche meiner Aussagen klarer und

deutlicher.

Im Frühjahr 2019

Friedhelm Oldemeier



K l a r s t e l l u n g e n

z u m

G l a u b e n s d e n k e n


Denkfähige Menschen auf unserem Planeten Erde

werden mit der G o t t e s f r a g e konfrontiert.

Familie und Gesellschaft nimmt Einfluss auf die

Entwicklung und auf die Denkrichtung jeder einzelnen

Persönlichkeit.

Toleranz und Achtung vor Andersdenkenden sind

wichtig, um den Frieden in dieser Welt positiv zu

beeinflussen.

16


Klarstellungen zum Glaubensdenken

1. Kapitel

Gottgläubige Menschen in den monotheistischen Religionen

beziehen sich deutlich auf „Gott den Schöpfer allen Seins“. Ihre

Glaubensüberzeugung setzt auf Gott, als den einzigen Ursprung

im Universum. Die Dimensionen der Schöpfung sind nur sehr

begrenzt zu erkennen und auch nur teilweise wissenschaftlich

ergründbar. Zu den gottgläubigen Menschen gehöre ich selbst

mit voller Überzeugung.

Gott ist einzig, er ist der Souverän.

Unser Schöpfer bleibt in seiner Größe immer Herrscher seiner

Ewigkeit, die wir nicht beschreiben können. Ja, Gottes Ewigkeit

bleibt uns Geschöpfen in diesem Dasein verborgen. Und, Gott

lässt sich von Menschen nicht nach ihrem Willen manipulieren.

Christen dürfen ihren unbeweisbaren Glauben vertreten wie

Gläubige anderer Religionen ebenso.

Agnostiker sind Erdenbürgerinnen und Erdenbürger, die sich

in ihrer Festlegung zur Gottesfrage bewusst zurückhalten. Sie

gehen davon aus, dass es einen Schöpfergott geben kann;

ebenso halten sie eine Eigenentwicklung allen Seins für

denkbar. Agnostizismus ist die Lehre von der Unerkennbarkeit

der Dinge und Wirklichkeit, des Absoluten. Die so denkenden

und überzeugten Agnostiker halten auf dieser Basis, welche

durchaus vertreten werden kann, einen Gottesbeweis nicht für

möglich. Kein Gottgläubiger ist in der Lage, gegen ihren sehr

zurückhaltenden Standpunkt Beweise anführen zu können.

Atheisten sind Menschen, die den Gottesbezug generell nicht

anerkennen. Sie setzen konsequent auf die Eigendynamik der

Evolution. Solche Denker glauben in der Regel daran, dass die

Naturgesetze aus sich selbst heraus entstanden sind, alles hervor

gebracht haben und sich immer weiter entwickeln.

Der Atheismus ist also die „Lehre ohne Gott“.

Ein überweltlicher Lenker aller Wirklichkeit wird abgelehnt.

Atheisten kann man somit als „Gottesleugner“ ansehen.

17


Insgesamt sind alle Erdenbewohner gegenüber

Andersdenkern zu Toleranz, Achtung und Respekt

verpflichtet!

Alle lebenden „Homo sapiens“ sind nur dann gute Mitglieder

der Wertegemeinschaft, wenn sie ethische, sozial gerechte

und somit humane Vorgaben zum Gemeinwohl in der Welt

beachten.

Übertrieben egoistisches Machtstreben, kriegerisches Wirken

und Rachegedanken sind den friedlichen Zielsetzungen fast

immer hinderlich und negativ. Entwicklungen dieser Art sind

natürlich nicht zu tolerieren, sondern zu kritisieren und zur

Diskussion zu stellen.

Wenn ich sage: „...fast immer hinderlich und negativ“, so

formuliere ich bewusst so. Lange Zeit habe ich mich zu den

unnachgiebigen Pazifisten gezählt. Nach Entwicklung des

sogenannten Islamischen Staates, mit bösartig radikalen

Glaubensvorgaben, habe ich mich etwas anders orientiert.

Die Weltgemeinschaft darf keinesfalls akzeptieren, dass

Minderjährige zum Töten verführt und dazu haarsträubende

Versprechungen für ein Leben in Gottes (gleich Allahs)

zukünftiger Welt gemacht werden.

Ich bin nach wie vor gegen übertriebene Waffenherstellung

und gegen deren Export in unkontrollierbare Staatssysteme.

Dem IS muss unbedingt Einhalt geboten werden. Dieser

erfundene Islamische Staat ist zu eliminieren, damit er seine

verbrecherischen Ideen nicht über die ganze Welt ziehen

kann. Der IS zeigt, dass es Ausnahmen bezüglich Pazifismus

geben muss!

In unserer modernen, globalen Welt sollte jeder Mitdenker

guten Willens wissen, dass man in der Regel besser mit gut

ausgewogener, dipolomatischer Gesprächsbereitschaft lebt.

Mit gegenseitiger Achtung und Rücksichtnahme. Wir müssen

Zukunft tragende Ziele anstreben. Das ist ein Problem. Man

braucht dazu eine Übereinkunft vieler Staaten bezüglich eines

Wertekanons. Was können sie akzeptieren? Wer bestimmt den

Maßstab bei so unterschiedlichen Kulturen?

18


Somit habe ich mir klar gemacht, dass reiner Pazifismus

die heutige Menschheit nicht zum Frieden für alle führen

wird. Den wirtschaftlich starken Gemeinschaften bleibt

nur der Ausweg, der IS-Ausartung durch gemeinsames

Handeln ein Ende zu machen. Sonst werden Falschprogrammierte

in unserer modernen Welt bald alle gut

geschaffenen Errungenschaften vernichten. Und vor dem

eigenen Scheitern werden sie vielen leichtgläubigen

Mitläufern immer wieder vorgeben, einen nach ihrer

Überzeugung erforderlichen „Gottesstaat“ errichten zu

müssen und dabei laut Anweisung des Höchsten

Nichtgläubige aus dem Wege zu schaffen haben!

Leider gibt es weitere, vom Egoismus besessene Despoten

und Herrscher, Narzissten mit keinerlei Skrupel. Aktuell

ist zu denken an Baschar al-Assad in Syrien und Kim Jong

Un in Nordkorea, leider auch an die Entwicklung in der

Türkei. Politiker aller friedliebenden Länder müssen alles

dafür tun, dass biologische, chemische und nukleare

Waffen nie wieder zum Einsatz kommen.

Alle gutwilligen Menschen dieses schönen Planeten Erde,

egal ob Christen oder Angehörige sonstiger Religionen,

ebenso Agnostiker mit ihren zurückhaltenden Gedanken,

wie auch Atheisten jeder Art oder noch anders denkende

Menschen sind gleichwertig in jeder Beziehung, wenn sie

einen guten persönlichen Beitrag zum Frieden und zur

Humanität in der Weltgemeinschaft leisten!

Nun zurück zur Klarstellung im Glaubensdenken.

Wichtig ist zu erkennen, dass niemand seine Glaubens- oder

Nichtglaubensüberzeugungen beweisen kann!

Auf solcher Basis sollte es keinen akzeptablen Christen

oder andersgläubigen Menschen geben, der seine eigene,

Glaubensüberzeugung anderen Menschen als allein

seligmachend offeriert. Glaubensegoismus hat immer wieder

und zu allen Zeiten zum Unfrieden und zu unsäglichem Leid

geführt!



G o t t i s t d i e U r q u e l l e

d e s U n i v e r s u m s

u n d S c h ö p f e r a l l e n S e i n s


Großer Gott wir loben dich,

Herr, wir preisen deine Stärke.

Wie du warst vor aller Zeit,

so bleibst du in Ewigkeit!

22


2. Kapitel

Gott ist die Urquelle des Universums

und Schöpfer allen Seins !

Vor unvorstellbar langer Zeit hat der allumfassende und

alleinige Gott das Rad der Schöpfung in Gang gesetzt. Die

Evolution hatte begonnen. Evolutionswissenschaft gegen

Kreationslehre? Theologen und Wissenschaftler sollten

versuchen, einen gemeinsamen Nenner zu formulieren.

Eigentlich haben die Klugen unter ihnen längst erkannt,

dass Gottes genialer Schöpfungsplan in einer einheitlichen

Fassung münden kann. Für uns Menschen ist es unwichtig,

ob Gottes Schöpfung in sechs Tagen vollzogen wurde

(Erzählungen im AT) oder ob die schöpferische Evolution

dauerhaft aktiv bleibt. Tausend oder Millionen Jahre

mögen vor Gott wie eine Sekunde oder ein Tag sein. Die

Entwicklung bleibt dynamisch.

Der Mensch ist als Krönung der Schöpfung da. Hoffen wir, er

wird in Zukunft dieses Prädikat verdient beweisen! Gott gab

ihm seinen Leib, zu dem ein hoch entwickeltes Gehirn gehört,

welches Geistiges und Geistliches produziert. Mit einer Seele,

deren Ziel zu Gottes Ewigkeit führt.

Diese Einleitung zum Kapitel 2 ist meine persönliche Überzeugung.

Leserinnen und Leser mögen zustimmen oder doch ihre eigene

Glaubensüberzeugung finden.

Naturwissenschaftliche Anthropologie ist die Lehre von der

Abstammung des Menschen, der Entwicklung. Interessant,

was zurzeit zu lesen ist. Die Medien berichten im Juni 2017:

„Menschheit ist 100.000 Jahre älter, als bisher behauptet“.

Es geht um uns, den Homo sapiens. Zuvor gab es schon

ausgeprägte menschliche Wesen, die wissenschaftlich nicht

direkt zu unserer Gattung gerechnet werden.

Im Norden Marokkos wurden Fossilien entdeckt. Diese

Knochenfragmente sollen einwandfrei zur Spezies Homo

sapiens gehören und etwa 300.000 Jahre alt sein. Bisher

datierte man unseren Anfang auf ca. 200.000 Jahre.

23


Auch die klügsten der Geschöpfe werden hier auf der Erde

niemals absolute Klarheit über den Ursprung von Zeit und

Ewigkeit erlangen können. Unser Schöpfer wird sich nie

bis in die Tiefen seiner Größe erforschen lassen. Ich gehe

davon aus, dass die Evolution weitgehende Eigendynamik

behält, ohne dauernde Eingriffe des Schöpfers.

Bei solcher Denkweise sollte für uns kein Raum bleiben,

Gott für die Naturkatastrophen und für menschliche

Einzeltragödien einfach so verantwortlich zu machen.

Die wissenschaftliche Forschung ermittelte einen Urknall

als den Ursprung des Universums, auch Kosmos/Weltall

genannt. Vor fast 14.000.000.000 Jahren, das ist Sieben

Millionen Mal die Zeit von Jesu Lebenszeit bis heute. Eine

extrem komprimierte Masse soll damals explodiert sein

und zu immer weiterer Ausdehnung des Alls führen. Mag

sein, dass die Wissenschaft Recht hat. Aber woher kam

diese superdichte Materie? Keiner kann beweisen, dass

sich ohne jedwede höhere Steuerung alles Leben

entwickelte? Bis hin zum komplizierten menschlichen

Gehirn, mit dem die größten Erfindungen gemacht und

schönste kulturelle Leistungen erbracht werden. Aber,

auch das Gegenteil ist nicht beweisbar.

Astronomen und Wissenschaftler der anderen Disziplinen

können bei Befragungen keineswegs plausible Auskunft

erteilen, wenn es um die wirkliche Urquelle allen Seins

geht. Was war denn vor dem sogenannten Urknall? Für

mich kann es nur eine Erklärung geben: Gott war zuvor

schon da als Schöpfer!

Manche Menschen erwarten einen Beweis für die Existenz

Gottes. Mit gleichem Recht könnten diese den Beweis für

eine Nichtexistenz unseres Schöpfergottes erbringen

sollen. Beides ist bekanntlich nicht möglich! Unser Planet

Erde soll sich nach wissenschaftlicher Meinung vor etwa

4.500.000.000 Jahren begonnen haben zu bilden.


Von kleinsten Partikeln bis zu Sandkörnern und zu kleinen

und größeren Steinen und bis zu ganz massiven Blöcken,

alles wurde in den zuerst vorhandenen Spiralnebel hineingezogen.

Die Anziehungskraft bahnte sich den Weg. Und

solche Schauspiele dürfen wir noch heute beobachten,

wenn Sternschnuppen in der Erdatmosphäre verglühen.

Solange unser Planet im Universum Bestand hat, wird

alles dynamisch bleiben. Und, wenn die Erde einst nicht

mehr da ist, was nicht nur die Wissenschaft für denkbar

hält, sondern was auch wir Christen in Gottes Plan mit

seiner Evolution für möglich halten müssen, wird ein

dynamischer Kosmos weiter bestehen.

Unser Erdmond ist etwa eine Lichtsekunde, somit rund

385.000 Kilometer von uns entfernt. Die wärmende Sonne

ist etwa 150.000.000 Km weit weg, 390 Mal weiter als der

Mond. Das Licht unserer Sonne braucht rechnerisch etwa

7 Minuten bis zu uns. Forscher ermitteln immer mehr

Galaxien mit Unzahlen von Fixsternen und Planeten.

Planeten unseres Sonnensystems sind bekannt. Wie groß

ist allein unsere Galaxie? Von den Planeten anderer

Galaxien, wie sie dort um ihre Fixsterne kreisen, wissen

die Astronomen noch wenig. Medien berichten aktuell

über die Entdeckung fernster Galaxien: „Eine Sterneninsel

ist 13 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt!“

Niemand weiß, ob unser Schöpfer womöglich auf anderen

Planeten Lebewesen mit Intelligenz sich hat entwickeln

lassen. Ja, Leben könnte irgendwo existieren mit höherer

humaner Intelligenzausprägung. Auch ohne Kriege, Mord,

Racheplänen und übertriebenem Egoismus, sondern im

guten, friedlichen Miteinander!?

25


Nicht nur Physiker, Astronomen und andere Naturwissenschaftler,

auch Geisteswissenschaftler stoßen an Grenzen.

Ja, philosophische Denker mit ihrer Liebe zur Weisheit,

mit Streben nach Vernunft und Wahrheit, mit dem Ziel zu

einer ethisch humaneren und besseren Welt, kommen an

den Punkt, über den hinaus sie absolut nicht weiter

erklären können. Alle großen Denker stoßen an Grenzen

und münden somit in Formulierungen wie „ich glaube

dass…usw.“

So dürfen wir darauf vertrauen: „Zukunft heißt Ewigkeit“.

Sie wird allen Menschen, zu allen Zeiten, von Gott

angeboten. Und jeder hat die Möglichkeit, im Vertrauen

auf den Schöpfer, diese Chance anzunehmen!

Ein „Zeitempfinden“ wird es in Gottes Ewigkeit eher nicht

geben. „Ohne Anfang und Ende“ passt nicht in unsere

menschliche Vorstellungswelt. Auch die Entstehung allen

Seins aus dem Nichts ist unvorstellbar, Raum ohne

Grenzen ebenso. Geistwesen werden wohl auch keinerlei

physischen Bedarf kennen, wie z.B. Fortpflanzungstrieb.

Guter Glaube hat sich immer friedlich auszurichten.

Achtung und Respekt vor ebenso friedlichen, aber anders

glaubenden Menschen, ist ohne Zweifel Voraussetzung für

akzeptable Glaubensentwicklungen.

Meinen Überzeugungen darf ich folgen. Andere Menschen aber

sind ebenso verpflichtet wie ich selbst, ihre ganz persönlichen

Glaubensüberzeugungen für unbeweisbar zu halten. Niemand

hat das Recht, seinen Glauben den anderen Erdenbürgerinnen

und Erdenbürgern als alleinverbindlich und absolut

vorzugeben. Jeder sollte sich bewusst werden, dass frommer

Egoismus nicht zum Ziele führen kann. Woher auch wird man

das Recht ableiten können, zu wissen, ob Gott der Herr

bestimmte Besserwisserei von Menschen als seinen Willen

sieht? Nein, solches Frommsein kann doch wohl nur zur

Isolation führen! Große Gottesmänner (siehe Paulus)

erkannten schon zu Jesu Zeiten oder wenige Jahre nach seinem

Tod, dass unser Wissen Stückwerk ist und bleiben wird.

26


Interessantes aus Wissenschaft und moderner Physik

Am Anfang war das Wort!

Nobelpreisträger Professor Dr. Max Planck schrieb dazu:

“Als Physiker, also als Mann, der sein ganzes Leben der

nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie

verschrieb, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen

Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich nach

den Erforschungen des Atoms folgendes:

Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und

besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in

Schwingungen bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem

des Atoms zusammenhält.

Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente

noch eine ewige (abstrakte) Kraft gibt, so müssen wir

hinter dieser Kraft einen bewußten intelligenten Geist

annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie.

Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das

Reale, Wahre, Wirkliche (denn die Materie bestünde

ohne diesen Geist überhaupt nicht!), sondern der

unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.

Da es aber Geist an sich nicht geben kann und jeder

Geist einem Wesen zugehört, so müssen wir zwingend

Geistwesen annehmen.

Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selbst sein

können, sondern geschaffen worden sein müssen, so

scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer

ebenso zu nennen, wie ihn alle alten Kulturvölker der

Erde genannt haben: G o t t ! “

27


Professor Dr. Harald Lesch,

Astrophysiker und Naturphilosoph, bekannt durch Lechs

Kosmos in ARD und ZDF, ist sicher ein hervorragender

Wissenschaftler heutiger Zeit.

Auch bei Lesch geht es um die Frage:

Was ist der Ursprung? Geist oder Materie.

Meine Worte zu Harald Lesch:

Professsor Lesch maßt sich nicht an, alles Sein aus sich

selbst entwickelt zu sehen. Die Wissenschaft ist nach

seiner Überzeugung in der Lage, immer mehr Klarheit

zu ergründen. Ja, sie wird das >Vorletzte< (ausgehend

vom Urknall) weiter erforschen, aber niemals in die

Tiefen des Ursprungs eindringen können. Das >Letzte

Wissen der Schöpfung< , die wirkliche Grundlage allen

Seins, bleibt in der >Ewigkeit Gottes< verborgen!

Harald Lesch ist evangelischer Christ.

In der Tiefe allen Wissens bleibt somit nur der Glaube

an eine Urmacht “ G e i s t “.

G o t t i s t G e i s t !

G o t t ist die U r q u e l l e allen S e i n s !

28


Mit den Überzeugungen der beiden Naturwissenschaftler

Professor Planck und Professor Lesch möchte ich es hier

bewenden lassen. Man könnte wohl noch viele andere

wissenschaftliche Denker anführen, die ehrlich zugeben,

niemals eine plaubsible Begründung der Evolution aus

dem Nichts heraus vorlegen zu können.

So bleiben alle Denker der Menschheit, ob gottgläubig, ob

agnostisch geprägt oder ob sie sich atheistisch nennen, mit

Beweisen zum Schöpfungsdenken wohl immer ein Stück

weit im Unklaren.

Wenn aber der allgemein und von vielen Wissenschaftlern

hochgeschätzte Physiker Max Planck erkennt, dass die

Wissenschaft auch in Zukunft immer an Grenzen stossen

wird, die nur in seinen Aussagen auf der Vorvorseite

münden können, dann dürfen wir uns dem vertrauensvoll

anschließen.

Und so meine ich, uns allen, auch Wissenschaftlern mit

atheistischer Prägung, stünde es gut an, wenn wir uns der

Grenzen bewusst würden und unsere ganz persönlichen

Formulierungen fänden.

Jedem Naturwissenschaftler wird wohl klar sein, dass der

sogenannte “Urknall” keineswegs Anfang allen Werdens

sein kann.

Wissenschaftliche Laien, zu denen ich gehöre, wenn sie

aus Überzeugung ihr Vertrauen auf den Schöpfer allen

Seins setzen, mag es leichter fallen, ohne Wenn und Aber

an die einzige

U r q u e l l e d e r S c h ö p f u n g

zu glauben!

29



Z u Ü b e r l i e f e r u n g e n

z u m V o l k I s r a e l

u n d z u m

f r ü h e n J u d e n t u m


Im Volke Israel wurde der religiöse „Monotheismus“

geboren. Unter Mose entstanden die hochkarätigen

„Zehn Gebote“, die als Grundlage humaner Ordnung

in der ganzen Welt geachtet werden sollten.

Die Weisungen der mosaischen Gebote schließen auch

das Recht auf Frieden und Freiheit ein.

Diese Gebote sind geeignet, den Mächtigen der Erde als

Basis zur Formulierung der Grundgesetze ihrer Staaten

zu dienen.

32


3.

Kapitel

3. Kapitel

Zu Kapitel Überlieferungen zum Volk Israel

Zu Überlieferungen zu

Dies Zu Überlieferungen Kapitel möge zum Volk Gesamtverständnis Israel des Dies Buches Kapitel möge zu

dienlich Dies Kapitel sein. möge zum Gesamtverständnis des dienlich Buches sein.

4000

dienlich

bis

sein.

3000 Jahre vor Christus und zuvor… 4000 bis 3000 Jahre vo

Es

4000

waren

bis 3000

Geschichten

Jahre vor

aus

Christus

der Vorzeit

und zuvor…

im Umlauf, Es die waren Geschichten

mündlich Es waren von Geschichten einer Generation aus der zur Vorzeit nächsten im Umlauf, übermittelt mündlich die von einer Ge

wurden. mündlich Mythen von einer und Generation Ausschmückungen zur nächsten haben übermittelt Einfluss wurden. Mythen und

genommen. wurden. Mythen Ich bitte und meine Ausschmückungen Leserinnen haben und Leser, Einfluss genommen. an Ich bitte

dieser genommen. Stelle Ich eine bitte Ausarbeitung meine Leserinnen zur Bedeutung und von Leser, dieser Mythen an Stelle eine Ausa

in dieser der Bibel Stelle vorab eine zu Ausarbeitung lesen, im Anhang zur Bedeutung ab Seite 276. von in Mythen der Bibel vorab zu lese

3000

in der

v.

Bibel

Chr.

vorab

oder

zu

schon

lesen, im

um

Anhang

3200

ab

ist

Seite

in Mesopotamien

276.

3000 v. Chr. oder scho

die 3000 Keilschrift v. Chr. oder entwickelt schon worden. um 3200 Etwa ist in zur Mesopotamien

gleichen die Zeit Keilschrift entwicke

schufen die Keilschrift die Ägypter entwickelt ihre worden. Hieroglyphen. Etwa zur Genaue gleichen schufen Zeiten

die Ägypter ih

sind schufen zur die frühen Ägypter Geschichte ihre Hieroglyphen. des Alten Testaments Genaue sind Zeiten nicht zur frühen Gesch

vorhanden. sind zur frühen Geschichte des Alten Testaments vorhanden. nicht

vorhanden.

Frühes Judentum

Frühes Judentum

2000 Frühes v. Judentum Chr. etwa dürfte Abraham gelebt haben. 2000 Seine v. Chr. etwa dü

Nachkommen 2000 v. Chr. ergeben etwa dürfte sich Abraham aus den Berichten gelebt haben. des Nachkommen Alten Seine ergeben

Testaments. Nachkommen Die ergeben Linie sich Isaak, aus Jakob den Berichten usw. führt des hin Testaments. Alten zum Die Linie

Judentum Testaments. und Die später Linie auch Isaak, zum Jakob Christentum. usw. führt Die hin Judentum Linie zum und später

Ismael Judentum nimmt und der später Islam auch für sich zum in Christentum. Anspruch. Die Ismael Linie nimmt der Islam

Seit

Ismael

Abrahams

nimmt der

Zeiten

Islam

entwickelte

für sich in Anspruch.

sich dann der religiöse Seit Abrahams Zeiten e

„Monotheismus“, Seit Abrahams Zeiten wohl entwickelte die erste sich „Ein-Gott-Religion“.

dann der religiöse „Monotheismus“, woh

Eine „Monotheismus“, klare Ausrichtung wohl auf die nur erste einen „Ein-Gott-Religion“.

und Schöpfer Eine ist klare Ausrichtung

somit Eine klare im Ausrichtung frühen Judentum auf nur zuerst einen Gott erfolgt. und Wir Schöpfer somit sollten ist im frühen Jude

erkennen, somit im dass frühen das Judentum „monotheistische zuerst erfolgt. Glaubensdenken“, Wir erkennen, sollten dass das „m

auch erkennen, das des dass Islam, das den „monotheistische Ursprung im alten Glaubensdenken“,

Israel hat. auch das des Islam, den

1300/1200

auch das des

v. Chr.

Islam,

(genau

den Ursprung

weiß man

im

es

alten

nicht)

Israel

könnte

hat.

1300/1200 der v. Chr. (gena

Auszug 1300/1200 aus v. Ägypten Chr. (genau unter weiß Mose man erfolgt es nicht) sein. Danach könnte Auszug kann der aus Ägypten un

man Auszug von aus gesicherten Ägypten unter Daten Mose ausgehen. erfolgt sein. Danach man kann von gesicherten Da

1004

man von

- 965

gesicherten

v. Chr. Herrscherzeit

Daten ausgehen.

des König David. 1004 - 965 v. Chr. Herr

1004 - 965 v. Chr. Herrscherzeit

33

des König David.

33


965 - 926 v. Chr. Zeit des König Salomo, Davids Sohn.

Hier soll auf Wiedergabe vieler bekannterJahreszahlen

verzichtet werden. Auch Zeiten der einzelnen Propheten

kann jeder in den biblischen Übersichten nachschlagen.

Theologisch ist aber ein Prophet tiefer zu beleuchten, der

eine wesentliche Rolle für das spätere Christentum spielt.

Aus diesem Grunde möchte ich darauf historisch eingehen.

770 v. Chr. etwa wurde der Prophet Jesaja geboren,

der als ursprünglicher Jesaja anzusehen ist. Er wirkte von

738 bis 701 v. Chr. Die Jesaja-Kapitel des AT gelten

insgesamt als wichtigste prophetische Überlieferungen.

Dieser erste Jesaja, genannt „Protojesaja“, spricht in

seinen Weissagungen von einer Jungfrau, die schwanger

ist und einen Sohn gebären wird. Er solle Immanuel

heißen („Gott mit uns“). „…auf dass seine Herrschaft

groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl

Davids und in seinem Königreich.“

Im 11. Kapitel spricht Jesaja:

„Und es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm

Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht

bringen, auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn,

der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist

des Rates und der Stärke, der Erkenntnis und der Furcht

des Herrn.“

587 v.Chr. beginnt die zweite Babylonische Gefangenschaft.

Vor Ende der etwa 50 Jahre in Babel tritt ein zweiter

Jesaja als Prophet auf, genannt „Deuterojesaja“, dessen

Berichte und Weissagungen ab Kapitel 40 Jesaja zu

finden sind. Möglich, dass dieser nicht namentlich

genannte Prophet bewusst den ersten Jesaja ergänzen will.

34


Möglich auch, dass er in Kenntnis der Schriften des

Stamm-Jesaja diesen noch erweitert, aber der Name

verloren ging. Sein Stil ist anders, er hat jedoch sehr

genaue Detailkenntnisse über die Deportationszeit in

Babylon. Dadurch scheint sicher zu sein, dass es sich bei

den Berichten (Kapitel 40 bis 55) nicht um Prophetentexte

des ersten Jesaja handeln kann.

Der „Deuterojesaja“ berichtet über die Erlösung aus der

Gefangenschaft durch König Kyros (auch Kyrus oder

Kores) aus Persien, der das Reich Babel zerschlägt und als

neuer Herrscher in Babylon dann den Juden die Heimkehr

nach Judäa gestattet.

Kores / Kyrus wird von diesem zweiten Jesaja als von Gott

gesalbter Erlöser gepriesen. Gott hat Kyrus gesandt als ein

Werkzeug zur Erlösung. (Siehe Jesaja 45)

In den folgenden Kapiteln werden die alten „Lieder vom

Gottesknecht“ ausführlich behandelt. Hier wird noch auf

den Perserkönig Kores / Kyrus Bezug genommen, der die

Heiden in Gottes Namen unterwirft.

Anschließend schreibt der zweite Jesaja zukunftgerichtet.

Der Gottesknecht weist auf den Messias hin, der Israel

erlösen wird. Gottes Gnade wird immer sein und der Bund

des Friedens soll nicht hinfallen.

Jesus wird, zu seiner Zeit oder auch später, von der

christlichen Theologie als der Gottesknecht erkannt.

539/536 v. Chr. Rückkehr ins Land am Jordan.

Ab Kapitel 56 bis zum Schluss, Kapitel 66, hat dann

ein dritter Jesaja geschrieben. Er berichtet in der Zeit

nach Rückkehr ins Land der Väter. Dieser Prophet wird in

der Theologie als der „Tritojesaja“ bezeichnet.

35


Nun noch folgende Anmerkungen zum Kapitel

Volk Israel und frühes Judentum:

Wenn wir Gott als Urquelle allen Seins erkennen, müssen

wir meines Erachtens auch für denkbar halten, dass Gott

den Propheten und Jesaja insbesondere den Geist führte,

um Zukünftiges zu erkennen.

Der Messias wurde damals als ein Mächtiger, ähnlich

dem israelischen Ideal David, erwartet. Es ist möglich,

dass in der Vision schon an spätere schwere Zeit der

Länder am östlichen Mittelmeer gedacht wird, an die

römische Besatzung. Nacheinander hat es solche Mächte

dort gegeben, die in großer Willkür handelten: Perser,

Griechen u. a. m.

Aus den Jesaja-Kapiteln ist nicht erkennbar, dass der

erwartete Messias körperlich Mensch und Gott sein

würde.

Gott ist Geist. Schon dieser alte Schreiber Jesaja hat es

klar formuliert, dass Gottes Geist auf dem zukünftigen

Messias, einem Führer des Volkes Israel, ruhen wird.

36


Ist Israel in Gottes Augen (immer noch)

ein besonderes Volk?

Israel ist und bleibt das Volk mit der Erkenntnis hin zum

Monotheismus. Gott ist einzig und Schöpfer allen Seins. In

Israel entstand die erste „Ein-Gott-Religion“.

In dieses Volk wurde Jesus hineingeboren, als Mensch mit

intensiver Gotterkenntnis. Jesus Christus als Überbringer

der besten Botschaft aller Zeiten!

Ich kann den konservativen Christen nicht folgen, die

meinen, Gottes auserwähltes Volk Israel sei, so lange die

Erde bestehe, mit besonderen Maßstäben zu bewerten.

Nach meiner Glaubensüberzeugung ist Gott ewig gleich.

Sein Schöpfergeist misst uns Menschen immer mit den

gleichen Wertvorgaben. Alle Menschen ohne Unterschied.

Gottes Liebe kennt keine ethnischen oder auch anders zu

benennende Grenzen.

Jeder Mensch, zu allen Zeiten, darf das Gnadenangebot

unseres Schöpfergottes in gleicher Weise annehmen oder

ablehnen!

37



J e s u s C h r i s t u s


G o t t

h a t

J e s u s

i n u n s e r e r W e l t l e b e n l a s s e n .

Er hat ihn mit seinem Geist erleuchtet, um für uns

W e g w e i s e r

z u w e r d e n .

J e s u s C h r i s t u s

G e s t e r n

H e u t e

u n d h i n z u r E w i g k e i t !

40


In den Kapiteln ab hier befasse ich mich mit

J e s u s u n d s e i n e r L e h r e.

Im Buchtitel heißt es:

J e s u L e h r e

im Geist der Freiheit!

Meine Leserinnen und Leser bitte ich, den Gedanken zu

folgen, die ich weitgehend bei den tiefer nachdenkenden

Theologen finde, als deren Erkenntnis, beruhend auf ihren

langen Forschungen zum Ur-Christentum!

Dabei bleibt es nicht aus, einige der Festschreibungen,

insbesondere einige von Menschen erdachte Dogmen, in

Frage zu stellen oder auch ganz zu verwerfen.

Wenn ich öfter vom „liberalen christlichen Glauben“

spreche, so meine ich eine W e g b e w e g u n g von den

starren Absolutvorgaben der Kirchen und stärker hin zu

ganz persönlichen G l a u b e n s ü b e r z e u g u n g e n

des einzelnen, selbständig denkenden Menschen.

Jesus will uns sicher nicht in Glaubenszwängen sehen, in

Angst vor einem Gericht Gottes, sondern offen im Geist

der frohen Zukunft. Im „ G e i s t d e r F r e i h e i t “!

„Jesus Christus ist unser Maß, nicht Kirchen, Dogmen

und fromme Menschen.“

Hans Küng

„Menschen heutiger Zeit, als Homo sapiens, stoßen oft

an Grenzen kirchlich-dogmatischer Glaubensvorgaben.“

Jörg Zink

41


Die Vorgaben der mosaischen Gebote stehen klar für

Humanität und Solidarität.

J e s u s hat in seiner Verkündigungszeit konsequent

Weisungen zu friedlichem Verhalten gegeben.

Respekt und Achtung gegenüber unseren Mitmenschen

sind ganz oben auf seiner Werteskala.

Jesu Vorgaben stehen nicht unter Zwang von Verboten,

wohl aber gebietet er zu tun.

Er fordert Gerechtigkeit, Freiheit und Beweglichkeit in

unserem geistigen und geistlichen Denken.

Jesus war weltoffen und ganz und gar kein Mann der

klösterlichen Zurückgezogenheit.

42


J e s u s C h r i s t u s

4. Kapitel

J e s u G e b u r t ( Weihnachten ) 4.1

J e s u s wurde in das Volk Israel hinein geboren.

Wir dürfen davon ausgehen, dass Gottes Entscheidung

so gefällt wurde, weil diese menschliche Gemeinschaft

im Nahen Osten ihn bereits damals als den alleinigen

Gott und Schöpfer der Welt erkannt hatte!

Wie dürfen wir Jesu Kommen in diese Welt sehen?

a) Maria empfing ihre Schwangerschaft durch den

„Heiligen Geist“ und gebar als Jungfrau ihren ersten

Sohn, der „geistlich und körperlich Gott und Mensch“

war. Identisch in zwei Naturen?

Oder

b) Maria empfing ihre Schwangerschaft durch den

„Heiligen Geist“ und gebar als Jungfrau ihren ersten

Sohn, der „geistlich Gott und körperlich Mensch“ war?

Oder

c) Maria war eine junge Frau (welche zu dieser Zeit,

auch schon früher, üblicherweise vor erster Geburt als

Jungfrau bezeichnet wurde) und sie gebar ihren ersten

Sohn. Dieser wurde von Gott auserwählt, um als größter

Mensch aller Zeiten den Liebeswillen unseres Schöpfers

der Welt kund zu tun und seine barmherzige Gnade, sein

wunderbares Ewigkeitsangebot, zu bestätigen.

Jesus wurde mit Gottes Geist gesegnet.

Wir, ernsthafte Christen, glauben an Jesus und an seinen

Auftrag. Das Neue Testament darf Christen als Kompass

dienen, um persönliche Glaubensüberzeugungen zu finden.

Dieser Kompass zeigt uns das Ziel. Es gibt aber mehrere

Wege, auch Umwege, die hin zum Ziel führen!

43


Es wird keine Rolle spielen, ob die Geburt des größten

aller gelebten, jemals lebenden Menschen, in Bethlehem

oder Nazareth erfolgte. Der Hinweis „Bethlehem“ aber

verweist auf die „Stadt Davids“. Nur, wer aus dem

Stammbaum Davids kommt, kann nach der Vorstellung der

damaligen Juden als Messias anerkannt werden.

Wichtig ist, dass Jesus vom Geist des Schöpfers erfüllt

war, um seiner Bestimmung für uns gerecht zu werden.

Ausschmückungen zu Jesu Geburt und zu seiner

Persönlichkeit werden gar nicht so wichtig sein. Sie

mögen manchen Christen in ihrer Glaubensfindung

dienen.

Lassen wir die Weihnachtsgeschichten einfach so stehen.

Stellen wir dazu aber keine Behauptungen auf, die sich auf

später verfasste Berichte und so festgeschriebene Dogmen

begründen. Berichtende Schreiber aus Jesu Generation

sahen Jesus offensichtlich als Sohn Josefs, aus Davids

Stamm und nicht als Gott in einer Trinität.

Und wenn Gott in seiner Urmacht es für sinnvoll hielt, die

Schwangerschaft Marias ohne einen Mann zu vollziehen,

was viele Christen ja so glauben, ändert auch das nichts

daran, dass Jesus körperlich ein Mensch war. Ein

geborenes Individuum aus Fleisch und Blut. Und dieser

Mensch Jesus gab nach eigener Aussage am Kreuz seine

Geist-Seele, die ihm von Gott mit umfassendem Wissen

gegeben war, zurück.

Jesus selbst hat sich nie körperlich als Gott, bezeichnet.

Seine Aussagen zum Vater hin, zu seinem und unser

aller Gott und Schöpfer, beziehen sich immer auf die

geistige / geistliche Ebene.

G o t t e s G e i s t w i r k t e i n J e s u s C h r i s t u s .

44


Jesu Leben, Wandel und seine Weisungen 4.2

Bis etwa zu seinem 30. Lebensjahr wissen wir von Jesus

nichts Genaues, abgesehen von Ausschmückungen der

Kindheit nach den weit später schreibenden Evangelisten

Lukas, Matthäus und Johannes. Bekanntlich hat Markus

als erster der vier Evangelisten noch mit wenig

euphorischer Überlieferungserweiterung geschrieben.

Jesus lässt sich im Jordan taufen vom Johannes seiner

Zeit. Viele Theologen meinen, Jesus habe erst zu diesem

Zeitpunkt seine eigene Berufung ganz konkret erfahren.

Denn erst ab diesem Tag ist die Heilsgeschichte und seine

Sendung vom Schöpfer klar zu erkennen. Jesus wird von

Gottes Geist ergriffen und er beginnt dann seine starke

Verkündigungszeit als Wanderprediger. Er war, wie wir

wissen, ein unstudierter Laie und kein Theologe nach

den damaligen Bewertungen.

Die große Linie wunderbarer Seiten Alten Testaments

wird von Jesus fortgeführt und als Richtschnur

empfohlen. Vor allem die zehn Gebote und alles, was

damit konform geht: Wertvolle Psalmen und Sprüche.

Andere Informationen im AT dürfen wir als „historische

Berichte“ lesen, über die wir als heutige Menschen, wenn

wir uns als friedliebende Leute bezeichnen wollen, nachdenken

sollten. Wir finden im AT egoistische Tatsachen,

von Menschen zum eigenen Vorteil und zur Unterstützung

ihrer Herrschsucht begangene Gräueltaten, wozu Gott auf

den Schild gehoben wurde. Offensichtlich hatten gottgläubige

Menschen zuvor in ihrem Umfeld, mit geringeren

naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, ein gespaltenes

Verständnis von Gut und Böse. Solche Menschen gibt es ja

auch noch heute.

45


Ja, leider: Böses haben die Herrscher zu allen Zeiten

verübt. Nicht nur Herrscher, auch einfache Menschen.

Jeder Leser weiß, dass es heute immer noch religiöse

Fanatiker, doktrinäre Personen gibt. Oft sind es solche,

die sich keinerlei eigene Gedanken machen, sondern alle

Vorgaben ihrer Kirche einfach so glauben. Das ist dann in

Ordnung, wenn nicht andere, vielleicht noch Suchende,

durch Absolutstellung von Glaubensvorgaben erschreckt

oder sogar ins Abseits gestellt werden.

Jesus stellt klar: Gott interessiert sich nicht nur für die

„liebenswürdigen Leute“, er liebt alle Erdenbürgerinnen

und Erdenbürger, ohne Ansehen der Person. Jesus legt

nahe, dass Gottes Hinwendung zu allen Menschen Teil

seines Wesens ist.

Jeder Mensch hat die Freiheit, sich für oder gegen Gott

zu entscheiden. Glaubensdenken bleibt für uns wichtig,

darf aber durchaus individuell sein. Und es bleibt immer

Stückwerk, (Paulus).

Jesus hat einige theologische Vorgaben der so frommen

Juden einfach auf den Kopf gestellt. Er brach generell

mit Teilen des Grunddenkens nach Altem Testament.

Auch das fromme Getue der Werkgerechtigkeit, mit einer

Vielzahl fraglicher Vorschriften, wurde nicht anerkannt.

Jesus übermittelt den Erlösungswillen unseres Schöpfers.

Er erklärt eindeutig und ohne jeden Zweifel:

„Gott ist die Liebe, und er bietet allen Menschen und zu allen

Zeiten und in jedem Teil dieser Erde seine Barmherzigkeit

und Gnade an!“

Paulus sagt, Römer 1, 3-4: „Gottes Sohn, der geboren ist

aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, und nach

dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes...“

Paulus, 2.Kor. 3,17: „Der Herr ist der Geist; wo aber der

Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“

46


Markus 10,18 Jesus sprach zum reichen Jüngling:

„Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“

Markus 1, 9-13 „… dass sich der Himmel auftat und der

Jesu Taufe Geist wie eine Taube herab kam auf ihn.“

Und da geschah eine Stimme vom Himmel:

„Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen…“

Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste.

Matthäus 4, 1-11 „Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste

Jesu Versuchung geführt, damit er vom Teufel versucht

würde.“

Leser mögen im NT weiter nachschlagen. Lukas berichtet

über die Versuchung ebenso in seinem Kapitel 4.

Anmerkung: Gott selbst würde sich sicher nicht vom Bösen

(Teufel) auf die Probe stellen lassen. Der Schöpfer und

Ursprung allen Seins wird von Menschen leider vielmals nach

eigenen, unvollkommenen und sehr kleinen Vorstellungen

gedacht. Die Erkenntnis heutiger Wissenschaft lässt immer

noch viele Fragen offen. Sie zeigt gläubigen Menschen aber,

dass unser Schöpfer unermesslich groß ist.

Matthäus 12,32 Auch hier unterscheidet Jesus deutlich

zwischen seinem menschlichen Körper und dem heiligen

Geist, der ihm von Gott verliehen wurde.

Lukas 4,18 Jesus sagt, indem er sich auf Jesaja bezieht

und prophetische Aussagen auf sich bezogen bestätigt:

„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu

verkündigen das Evangelium den Armen…“

Anmerkung: „Christus“ ist die griechische Übersetzung aus dem

hebräischen „Messias“ und bedeutet „der Gesalbte“. Dieser

Hoheitstitel beinhaltet für Christen auch „der Erhöhte“ oder in

unserem Verständnis „unser Erlöser“, das heißt „der von Gott

auserwählte Mensch, der uns des Schöpfers Liebe und Barmherzigkeitsziel

neu gewiesen hat“. Jesus ist uns vorausgegangen!

47


Johannes schreibt sein Evangelium in einem anderen Stil

als die drei weiteren Evangelisten.

Auch Johannes unterscheidet deutlich zwischen dem von

Gott auserwählten Menschensohn Jesus und dessen

geistlicher Existenz, zu der Gott ihn als Mittler zum

Christus und Erlöser berufen hat.

Johannes 3,6 „Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch;

und was vom Geist geboren ist, das ist Geist!“

Johannes 4,24 „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die

müssen ihn im Geist und in Wahrheit anbeten.“

Johannes 6,63 „Der Geist ist es, der lebendig macht; das

Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet

habe, die sind Geist und sind Leben.“

Jeder interessierte Leser möge selbst an weiteren Stellen

im Neuen Testament nachschlagen und seine persönliche

Glaubensüberzeugung finden oder vertiefen.

An 30 Stellen im Neuen Testament wird von Jesus als

„Menschensohn“ berichtet. Geschrieben wird in der

dritten Person. Findige Theologen schließen daraus, Jesus

habe sich selbst so ausgedrückt, um sich nicht direkt als

Mensch zu bezeichnen. Oder wurde die Wiedergabe in den

Übersetzungen einfach so interpretiert? Die Bezeichnung

„Menschensohn“ wird schon im Alten Testament als ein

„Hoheitstitel“ verwendet.

Im Gebet des Herrn, Christen nennen es „Vater Unser“,

ist zu erkennen, dass Jesus sich selbst nicht als Gott sah.

Er betete zu Gott und lehrte uns, nach seiner Weise auch

zu beten!

J e s u s starb einen physischen Tod. Er ist somit wie

jeder andere Mensch körperlich gestorben.

Seine Aussagen am Kreuz belegen deutlich, dass er mit

Vollendung des Todeskampfes seine Geist-Seele zurück

in die Hände seines Schöpfergottes gibt.

48


Jesu Tod (Karfreitag) 4.3

Jesus ist auf grausame Weise gestorben. Unter römischer

Herrschaft fanden in Israel viele Kreuzigungen statt, zur

Abschreckung für Verbrecher und für erklärte Saboteure.

Römische Bürger blieben von Vollstreckungen solcher Art

verschont. Der hohe jüdische Rat durfte wohl Todesurteile

vorschlagen. Rechtlich war der Stellvertreter des Kaisers,

Pilatus, zum Urteil befugt.

Und was hat Jesus selbst in seiner Sterbestunde gesagt:

„Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ So kann

nur der Mensch Jesus zu seinem Gott und Vater sprechen.

Dann die wunderbare Zusage an seinen Mitgekreuzigten:

„Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ So

sprach Jesus in Einheit im Geist mit Abba, seinem Gott.

Er meinte sicher nicht den Körper, sondern die Seele des

in letzten Minuten gläubig gewordenen Mannes.

„Vater, ich gebe meinen Geist in deine Hände.“ Jesus

stirbt als der mit seinem Gott im Geist verbundene Sohn.

Er gibt dem Schöpfer seine Geist-Seele zurück.

Hier möchte ich noch Jesu Weisung zum Doppelgebot der Liebe

anführen, die hinführt zum Frieden nach Gottes Willen: „Liebe

Gott von ganzem Herzen; und liebe deinen Nächsten wie dich

selbst. Liebe auch deine Feinde!“

Weder im Judentum noch im Islam noch in einer anderen

Religion findet man so ausgeprägte Liebesweisungen.

So darf Jesus, auf seiner Grundlage, als der mit Gottes Geist

bedachte Mensch, zum Heiland und Christus erkannt werden!

Weitere Gedanken zu Jesu Persönlichkeit und zu seinem Tod…

Nach der entwickelten Dogmatik ist Christi Erlösungstod in der

Zweinaturen-Theologie, Jesus als Gott und Mensch in einer

Person, nötig geworden, um die Bereitschaft des Schöpfers zur

Erlösung über Gnade und Barmherzigkeit zu erreichen. Bei

solcher Glaubensauslegung hat Gott sich mit sich selbst

versöhnen müssen, vollzogen durch eigenes Sterben in seinem

Sohn, in geistlicher und körperlicher Einheit.


Wenn fundamentale Christen Gott selbst physisch, also

körperlich, am Kreuz sterben sehen, so mögen sie ihren

Glauben so leben. Und wenn liberalere, ebenso ernsthafte

Christen sich an Jesu Aussagen am Kreuz halten, so kann das

wohl nicht falsch sein. Nach eigenen Aussagen war Jesus ein

Mensch, mit Gottes Geist in besonderer Weise bedacht. So

wollte er gesehen und interpretiert werden. Und so darf nun

jeder Christ seine eigene Glaubenserkenntnis finden!

Jesus war Jude. Er wollte seinen Brüdern und Schwestern in

Israel, auch allen anderen Menschen, den rechten Weg zu Gott

weisen. Es ging ihm nicht um Abschaffung aller Vorgaben im

Judentum, sondern um eine wichtige, überfällige Reform. Um

eine Ausrichtung, wie sie schon dem AT an einigen Stellen, z. B.

Psalm 103, zu entnehmen ist. Egoistisch-frommes Glaubensverhalten,

mit Vorzeigen eigener Leistungen, war ihm zuwider.

Die späteren theologischen Festschreibungen hätten, bei guter

Auslegung der schon vorhandenen Texte des Neuen Testaments,

durchaus anders laufen können. (Hinweis auf die Konzilsentscheidungen

im 4./5. Jahrhundert, Kapitel 5.

Die Aussagen des sterbenden Jesus sind sehr hilfreich für

Menschen, die selbst mitdenken wollen. Gott bietet allen

Menschen, zu jeder Zeit, seine Gnade an. Nach Luther dürfen

wir sein Angebot annehmen, allein durch Vertrauen. Und Jesus

hat die Freiheit im Glauben nicht eingeengt. Das ist gut!

Wir müssen uns somit nicht allen Beschlüssen früherer Konzile

unterordnen. (Hinweis auf Reformationsaussagen, Kapitel 9)

Gott wurde damals, (leider teilweise noch heute), in der Denkweise

der Zeit, wie ein menschliches Wesen mit körperähnlicher

Natur gedacht. So kannte man es ja auch aus der Historie, nach

den egoistischen Aussagen der Herrscher aus verschiedenen

Kulturen. „Gott zeugte mich...“, so ließen sich Herrscher in

Zeiten zuvor als göttlich feiern.

Die Schöpfungsgeschichten, zu Beginn hebräisches Testament,

sagen aus: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde“.

Heute sollte deutlich betont werden, dass sich solche Aussagen

nicht auf die körperliche Wesensart, sondern auf die geistliche

Ebene beziehen, weil Gott Geist ist.

50


Und so bin ich davon überzeugt, dass es den ernsthaft

denkenden Christen dann gelingt, den Osterglauben und

damit Gottes große Heilsgeschichte mit uns Menschen

wirklich zu begreifen, wenn eine gedankliche Trennung

zwischen unserer „körperlichen Endlichkeit“ und der

„geistlichen Unendlichkeit in Gottes Ewigkeit“ vollzogen

wird. Jesus hat es uns genauso vorgelebt und in seinen

Aussagen und Weisungen vorgegeben. Manche unguten

Uminterpretierungen entstanden tatsächlich erst später.

Natürlich halte ich es, in Übereinstimmung mit vielen

anderen Christen, für möglich und sinnvoll, dass sich die

Theologie allmählich von dogmatischen Fehlern trennt.

Die scheinbar unüberwindbaren Hürden werden wohl erst

langfristig abgebaut. Christen sind aber auf der ganzen

Welt und zu allen Zeiten verpflichtet, Glaubensüberzeugungen

anderer Menschen zu tolerieren. Jesus Christus

hat den rechthaberischen Frommen nie das Wort geredet.

Nun noch zum Nachdenken über Judas, den Verräter! Oder?

Manche Theologen und Denker sehen in Judas Iskariot

(Ischariot) zwar den Verräter, aber auch einen Helfer, ein

Glied in Jesu Lebens- und Sterbensgeschichte. Die Evangelien

beschreiben in Wirklichkeit ein Judas-Bild, bei dem der Verrat

als heilsgeschichtliche Notwendigkeit in den Ablauf eingefügt

ist. War Judas möglicherweise einer der treusten Jünger? Der

einzige, der Jesus richtig verstanden hat? Die anderen Jünger

fliehen. Und Petrus verleugnet Jesus dreimal. Von Judas heisst

es: „Es packte ihn die Reue“. Er bringt die 30 Silberstücke

zurück, sagt: „Ich habe große Schuld auf mich geladen. Ein

Unschuldiger wird getötet, ich habe ihn verraten, verkauft.“

Wenn Judas sich in seiner großen Verzweiflung erhängte, haben

wir kein Urteil über ihn zu fällen. Gott ist die Liebe, die in

seiner gnädigen Barmherzigkeit mündet! Und wenn Judas im

Glauben an Jesu Aussagen, dem Leben und Wirken seines

Herrn und Meisters, im Vertrauen auf seinen Schöpfergott,

auf solche Weise gestorben ist, wird auch er, als verzweifelter

Mensch, in Ewigkeit wohl nicht verloren sein!

51


Ü b e r l e i t u n g z u O s t e r n 4.4

Die „Auferstehung“ Jesu, seine „geistliche Auferweckung“,

sein Übergang zurück in Gottes Geistwelt, gehört zweifellos

zu den wichtigsten Grundlagen unseres Christ-Glaubens.

Jeder Leser möge seine Erkenntnis dazu im Zusammenhang mit

den danach folgenden Aussagen zu Himmelfahrt sehen.

Priorität der frohen Botschaft (Ostern)

„Christus ist auferstanden“

Evangelikale Christen, die sich heute so nennen, weil sie

den dogmatischen Auslegungen der Evangelien auf Basis

der Konzilsbeschlüsse uneingeschränkt folgen, mögen bei

ihrer Überzeugung bleiben. Wichtig ist aber, dass nicht

egoistisch oder einfach unbedacht behauptet wird, nur mit

solcher, von Menschen festgeschriebener Lehre, könne

unsere menschliche Seele ihr Ziel hin zu Gottes Ewigkeit

erreichen. Wenn ernsthafte Christen bei der Osterbotschaft

zu anderen Überzeugungen kommen, so können sie

sehr wohl den Weisungen unseres Religionsstifters Jesus

Christus folgen. Verbissenes Festhalten an körperlicher

Identität Jesu mit Gott selbst entspricht m. E. nicht dem

Grundtenor des Neuen Testaments und damit dem Osterglauben

hin zum „Ewigen Leben“. Deutlich zu erkennen

in den Kreuzaussagen Jesu, (s. Seiten zuvor). Auf den

nächsten Seiten wird Jesu Auferweckung in der Dimension

Gottes deutlich, die sicher nicht als eine körperliche

Auferstehung interpretiert werden darf.

Paulus beginnt seinen Brief an die Römer bekanntlich so:

„Jesus Christus, verheißen durch Propheten, der geboren ist

von dem Samen Davids nach dem Fleisch und kräftig

erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem Geist…“ An vielen

anderen Stellen im NT finden wir es so bestätigt und nicht

nur bei Paulus. Und so darf ich noch einmal erklären:

Jesus selbst hat sich nie als Gott bezeichnet.

52


Ja, die Osterbotschaft hat eine Priorität im christlichen

Glauben. Ausschlaggebend kann und wird aber nicht sein,

ob Christen der heutigen Zeit an die „Körperlichkeit der

Auferstehung Christi“ glauben. Wichtig kann nur der

Glaube sein, dass Jesus nach seiner „Auferweckung in

Gottes Reich einging“ und uns damit den Weg weist, dem

unsere Seelen folgen dürfen. Wir müssen anerkennen, dass

es zwischen Himmel und Erde Dimensionen gibt, die wir

nicht ergründen können. Möge jeder Christ nach den

Berichten der Zeugen im Neuen Testament selbst seinen

Osterglauben suchen und finden.

Was wird mit Menschen, die vor Jesu Zeiten lebten? Was

mit Erdenbürgerinnen und -bürgern, die auch zu späteren

Zeiten nie die Chance hatten, von Jesu Leben und Wirken

zu hören? Niemand darf sich anmaßen, Gottes Liebe nur

für überzeugte Christen zu reklamieren!

„Auferweckung“ wird von manchen Theologen heute

gern als Begriff verwendet. So kommt man der geistlichen

Bestimmung Christi deutlich näher. Die Seele des größten

aller Menschen, Jesus Christus, wurde mit dem Schöpfer

allen Seins geistlich in Ewigkeit vereint. Wir sollten hier

keinen Platz für Spekulationen lassen, weil diese uns nicht

weiter bringen und niemand es genau weiß. Und auf

solcher „Freiheit im Glauben“ wird nun zu „Himmelfahrt

Christi“ im nächsten Abschnitt übergeleitet.

Über diesen Liedvers darf man nachdenken:

Das Reich, in das du wiederkehrst, ist keine ferne Höhe.

Der Himmel, dem du zugehörst, ist Herrschaft und ist

Nähe. Präg du uns ein, Herr Jesu Christ:

Gott ist nicht, wo der Himmel ist.

Wo Gott ist, da ist Himmel !

Jesus sagte selbst:

Das Reich Gottes ist mitten unter euch !


Christi Himmelfahrt und 4.5

eine der schönsten Geschichten im Neuen Testament!

Für Christen dürfte es unerheblich sein, ob Jesu Leichnam

im benannten Felsengrab oder an einer anderen Stätte

niedergelegt wurde. Menschliche Körper zerfallen nach

dem Tode, so auch Jesu Körper. Einzig und allein wichtig

ist, dass Jesu Geist-Seele den Weg in Gottes Dimension

genommen hat, wie Jesus es am Kreuz erbeten hat.

Nun möchte ich erklären, warum ich die Berichte zu den

Emmausjüngern zu den schönsten Geschichten der Bibel

zähle. Der sehr anschaulich verfasste Bericht führt uns

direkt hin zum Ewigkeitsglauben. Durch Jesu Vorangehen

von dieser Zeit in die von uns nicht annähernd richtig

erklärbare zukünftige Welt. Wir dürfen davon ausgehen,

dass uns Christen mit diesem Bericht noch einmal deutlich

gemacht werden soll, dass Jesus mit seinem Fortgang aus

dem Zeitlichen alle Körperlichkeit hinter sich ließ.

Warum wurde Jesus auf dem Weg nach Emmaus von den

Jüngern zuerst nicht erkannt? Weil er bereits in Gottes

Dimension und nicht mehr in seinem weltlichen Körper lebte!

In Emmaus kam die Bitte der Männer: „Herr, bleibe bei

uns, denn es will Abend werden….“ Und erst, als er

hernach das Brot brach erkannten sie ihn. Danach wurde

Jesus nicht mehr wahrgenommen.

Es wird berichtet, dass der Herr nach Ostern noch

anderen Begleitern erschienen ist. Für uns spielt es keine

Rolle, wann damals genau die letzte Erscheinung war.

Christen feiern Himmelfahrt. Schon die Kreuzesaussagen

Jesu lassen erkennen, dass alle Körperlichkeit der Welt

zugehört und deshalb zur Schöpfung Gottes zählt. Durch

die schöne Emmaus- und Himmelfahrtsgeschichte wird

uns auch deutlich gemacht, dass Jesus Christus, dem Geist

Gottes folgend, hingezogen wird in die Welt des Schöpfers.

Ich denke, so dürfen wir es glauben.

54


Egal, ob unsere Seelen ruhen bis zum Aufruf oder ob sie

dem Beispiel Jesu folgend, den wir als Erstling im Reich

Gottes sehen, aus dem sterbenden Körper ebenso direkt zu

Gott gehen. Wir müssen es in diesem Leben gar nicht

wissen. Leider gibt die Stammkirche noch heute vor, Jesus

wie auch seine Mutter Maria seien körperlich in den

Himmel aufgefahren.

Jesu Himmelfahrt gehört wie Weihnachten, Karfreitag,

Ostern und Pfingsten zum christlichen Glauben. Dazu

machen alle christlichen Kirchen keinerlei Abstriche.

Menschlich verfasste Dogmen eignen sich in der Regel

nicht, Gottes unverdiente Gnade festzuschreiben. Heutige

Christen glauben weitgehend nicht mehr an eine

körperliche Himmelfahrt. Die Vorstellungswelt vor 2000

Jahren, auch vor 500 Jahren, war eine völlig andere.

Gott ist Geist, das wird in der Bibel immer wieder betont.

Unser Schöpfer ist einzig, unermesslich und ewig.

Genauso, wie der „Menschensohn“ in diese Welt hinein

geboren wurde, mit Körper und Seele, verlässt er über

Tod, Auferweckung und Himmelfahrt seine physische

Hülle, den menschlichen Körper, wieder. Wir brauchen

keine Phantasien zu allem. Jeder Christ darf auf dieser

Erkenntnis seine persönliche Glaubensüberzeugung finden

und behalten.

Abschließend zum großen Thema „Jesus Christus“ und zu

seiner geistlichen Erleuchtung, sicher nach Gottes Willen,

möchte ich meine Überzeugungen noch ergänzen.

Alle Christen sollten versuchen zu erkennen, dass Jesus

uns die Freiheit im Geist weitgehend belassen möchte.

Dazu nochmals der weise Rat, auch in Bezug auf Paulus:

Jede Absolutbehauptung, Gottes Willen bezüglich Jesus ganz

genau zu wissen, ist in keiner Form beweisbar. Niemand hat

das Recht, seine Glaubensüberzeugungen, oder von anderen

Menschen für richtig angesehene Vorgaben, z. B. Dogmen,

für alle Christen als allgemein verbindlich zu erklären.

55


Weder wir in unserer freieren Glaubensüberzeugung, noch

andere liberale Christen, dürfen uns/sich als allein richtig

Erkennende hervortun. Ebenso dürfen es nicht so genannte

evangelikale Christen. Letztere haben die Glaubensgrundlagen

stark abgeleitet von der wortgetreuen Auslegung der

Evangelien, insbesondere von Lukas und Matthäus. Die

Berichte wurden etwa 50-60 Jahre nach Jesu Tod verfasst.

Zudem beziehen sie sich auch auf Johannes, dessen

Evangelium etwa 70 Jahre nach Jesu Kreuzigung datiert.

Auslegungen zu den Überlieferungen haben dann später

im vierten und fünften Jahrhundert n. Chr. durch

menschliche Beschlüsse zu Dogmen geführt, welche von

allen Christen unabdingbar geglaubt werden sollen.

Erstere, liberaler Glaubende wie ich, beziehen sich mehr

auf Paulus und andere apostolische Berichte und Briefe

aus der Generation Jesu und auf kürzere Zeiten danach.

Markus hält sich mit großen Ausschmückungen zurück.

Nach Jesu Wandel auf Gottes schöner Erde hat sich die

Kunde über den Mann von Nazareth dann verhältnismäßig

schnell in der bekannten Welt ausgebreitet. Erstaunlich

zügig, bei den damals noch geringen Möglichkeiten und

ohne jede Art neuzeitlicher Kommunikationsmittel. Leider

nicht immer im Einklang mit Jesu friedfertigen Weisungen.

Die Kindheitsgeschichten zu Jesus mögen manchen

Christen Freude und glückliche Gefühle vermitteln. Wenn

wir in einem Weihnachtslied singen „…holder Knabe im

lockigen Haar“ oder ähnlich, so lenkt uns das eher nicht

hin zu unserem Retter und Heiland, dem Überbringer der

frohen Botschaft des Schöpfers.

Große theologische Denker sehen Jesus, unseren Christus,

mehr in seiner Wirkung ab der Taufe durch Johannes im

Jordan.

56


J ö r g Z i n k beschreibt die Tage danach sehr

anschaulich, wenn er sagt:

„Was beweist denn ein abgerollter Stein? Nichts!

Nach Johannes 20,19 tritt Jesus durch verschlossene

Türen zu den Jüngern ein. Auch das Gezerre um das leere

Grab ist ein Streit, der am Wesentlichen vorbeigeht. Der

Körper, unser aller Körper, hat seinen Dienst getan. Ich

selbst, meine Seele, mein Geist, werde einen neuen Weg

gehen, hinüber in andere Dimensionen als die, die wir

heute kennen. Ich werde wieder ein ganzer Mensch sein.“

P a u l u s drückt es so aus: „Die Erlösung wird in deiner

Verwandlung liegen, der Verwandlung des alten in einen

neuen Menschen. Aber unser Wissen bleibt Stückwerk,

solange wir in dieser uns bekannten Welt sind.“

Und L u t h e r hilft uns, die „Auferweckung der Seelen“

so anzudenken, als ob wir aus einem tiefen Schlaf, dem

Seelenschlaf, aufwachen könnten. Auch er lässt alles offen,

weil er es nicht besser wissen kann.

Dietrich B o n h o e f f e r zieht einen weiten Bogen, wenn

er Gott nicht erst in einem Himmel auf uns warten lässt,

sondern mitten unter uns sieht: „Von guten Mächten

wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen

mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen. Und ganz

gewiss an jedem neuen Tag!“

Der große Liederdichter Paul Gerhardt fasst es 1647 im

Liedvers deutlich nach seiner Auslegung: „Auf, auf, mein

Herz mit Freuden nimm wahr, was heut geschicht; wie

kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht! Mein

Heiland war gelegt da, wo man uns hinträgt, wenn von uns

unser Geist gen Himmel ist gereist.

Auf dieser Basis bedeutet „Auferstehung - Auferweckung

zur geistlichen Gemeinschaft mit Jesus, hin zu unserem

Schöpfer in der zukünftigen Welt Gottes!“ Jesus gab

seinen Geist beim Sterben sofort in Gottes Hand, wie es

Paul Gerhardt erkannte (beschrieben im Absatz zuvor). 57


Um Jesu Persönlichkeit in dieser Welt noch klarer zu erkennen,

möchte ich ganz zum Schluss zum Kapitel 4 und zusätzlich zu

den hochwertigen Darlegungen einiger Menschen, die ich als

tiefgläubige Christen zuvor in diesem Teil des Buches zu Wort

kommen ließ, zwei krass gegensätzliche Autoren zitieren.

1. R e z a A s l a n

Das Buch “Zelot - Jesus von Nazareth und seine Zeit“.

Die Zeloten wollten gewaltsam eine Befreiung Israels von Rom

erreichen. Aslan versucht, Jesu Leben zum Zeloten umzudenken.

In seiner absoluten Verdrehung der Tatsachen kommt Jesus als

Friedensstifter und Bevollmächtigter unseres Schöpfers ganz

und gar zu kurz. Jesu Gnadenlehre wird von Aslan nicht

anerkannt.

N e i n, Jesus war sicher kein aktiver religiöser Eiferer und

Aufstandskämpfer. Christen, auch Nichtchristen, die Jesus als

politischen Untergrundkämpfer, als Krieger für Befreiungen in

dieser Welt sehen, haben ihn eindeutig missverstanden. Sie

verkennen Jesus als unseren Gottes-Mittler!

2. A n d r e a s E b e r t

Der evangelische Theologe und Autor schreibt in Ausgabe

„Nr. 27 / 2.7.17 Unsere Kirche“ einen guten Artikel.

Ebert bringt hoch interessante Gedanken ins Spiel. Er führt den

Beweis vor Augen, dass viele Begebenheiten zu Jesu Zeit und

seine Beispiele nur richtig zu verstehen sind, wenn wir sie im

Zusammenhang der damaligen Kommunikation auf heutige Zeit

übertragen. Beispiel 2.1

Was meint Jesus wenn er sagt, „wenn dich einer auf die rechte

Backe schlägt, dann halte ihm auch die linke hin“!

Soll man sich alles gefallen lassen? Nein, das nicht. Vielmehr

steht dahinter die Aufforderung, Unrecht zu entlarven, Macht

mit Humor zu begegnen und keine Angst zu haben.

Um jemanden zu demütigen, wurde er mit der rechten Hand

geschlagen. Wie kann man sein Gegenüber auf die rechte

Wange schlagen? Das geht nur gut mit der rechten Rückhand,

nicht mit der geöffneten Hand oder der Faust. Jemanden mit

der Rückhand zu schlagen, war seinerzeit ein Zeichen höchster

Verachtung und extrem beleidigend.

58


Einen Gleichrangigen zu schlagen, war verboten und wurde

auch drakonisch bestraft. Schlug man ihn obendrein nicht mit

der Faust, sondern mit der Rückhand, verhundertfachte sich die

Strafsumme. Wer selbstbewusst die andere Wange hinhält,

gewinnt so seine Würde zurück und bringt dadurch dem

Angreifer Probleme.

Schlägt dieser sein Gegenüber mit der Faust auf die linke

Backe, dann erkennt er ihn als Ebenbürtigen an. Und er hat so

sein Ziel verfehlt, den Mitmenschen zu demütigen.

Beispiel 2.2 Die zweite Szene spielt sich vor Gericht ab.

Bei Lukas:„Wer dir den Mantel wegnimmt, dem verweigere

auch das Hemd nicht!“ Bei Matthäus: „Wer dir das Hemd

wegnimmt, dem gib auch den Mantel!“

Es war üblich, Armen den Mantel als Pfand wegzunehmen.

Wieso aber rät Jesus den Armen, auch noch die Unterwäsche

herzugeben? Das hieße, splitternackt aus dem Gericht zu

laufen. Nacktheit aber war in Israel absolut tabu. Die Schande

traf die Person, die die Entblößung verursacht hatte. Der

Gläubiger steht als unseriöser Kreditgeber da, weil er andere in

bittere Not stürzt. Eine so erzwungene Selbstentblößung des

Schuldners entlarvt den Ausbeuter.

Beispiel 2.3 „Wenn dich jemand zwingt, eine Meile mit dir

zu gehen, so geh mit ihm zwei!“ Auch dies Beispiel hängt mit

entwürdigenden Praktiken römischer Besatzung zusammen.

Ein Soldat durfte einen Zivilisten zwingen, seinen Tornister

genau eine Meile für ihn zu schleppen. Nur eine Meile war

erlaubt. Die Unterdrückten konnte ihre Würde wahren, indem

sie erklärten, den schweren Tornister noch eine Meile tragen zu

wollen. Der Soldat hatte dann ein Problem. Er musste sein

Gepäck zurückfordern, weil er sonst bestraft werden konnte.

Die Beispiele zeigen, wie kreativ Umgang mit Gewalt möglich

ist. Nicht mit Gegengewalt beantworten, sondern auf kluge

Weise in Würde zum Frieden auflösen.

Jesus ruft selbst zu schöpferischem Umgang mit Gewalt auf!

59



D i e Z e i t n a c h J e s u W i r k e n

b i s 1 0 0 n. C h r.


P f i n g s t e n i s t G e b u r t s t a g

d e r C h r i s t - R e l i g i o n

Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker…

Jesus hat entsprechend seiner Gedankenwelt, und im

friedlichen Sinne seines Schöpfervaters, nie und nimmer

angewiesen, die Verbreitung der besten Botschaft aller

Zeiten, mit Schwert und mit anderen Waffen zur

Unterwerfung der Völker, zu vollziehen.

62


Kapitel 5

Die Zeit nach Jesu Wirken, bis 100 n. Chr.

P f i n g s t e n 5.1

Mit der Ausschüttung des „Heiligen Geistes“ schließt das

Rund der christlichen Glaubenslehre.

Fünfzig Tage nach Ostern feiern Christen Pfingsten, das

„Geheimnis der Geistsendung“, oder ausgedrückt als das

„wunderbare Wirken des Geistes Gottes“. Mit Pfingsten

beginnt die weltweite Stiftung der

„Religion nach Jesus Christus“.

Alle Christen dürfen wissen, jeder auf seine Denkweise,

dass es der Wille unseres Schöpfers war und ist, seine

Botschaft bis in alle Winkel der Erde kundzutun. In allen

Sprachen. Kein Buch der Welt wurde in mehr Sprachen

übersetzt als die Bibel. Jedoch:

Liebe üben und Frieden halten nach Jesu Weisung gehört

zu Pfingsten und insgesamt zu einem segensreichen

Glauben. Auch hier darf man Paulus folgen, der in Gottes

Bestimmung als großer Missionar vorlebte, dass niemand

anderen Menschen seinen Glauben aufzwingen darf.

Eine Anzahl von Jahren nach dem ersten Pfingstfest gab

es die Apostelversammlung in Jerusalem. (Apostelg. Lukas 15):

… Da stand Petrus auf und sprach zu ihnen… (Petrus klärte

den Streit um die Beschneidung und noch andere Fragen).

Diese Begebenheit nimmt die römisch-katholische Kirche,

um in Apostel Petrus den ersten Papst zu erkennen. Jesus

hat aber nach den Forschungen der Experten nirgendwo

bestimmt, Petrus solle erster Leiter einer zukünftigen

Religionsstiftung sein.

63


Die ersten etwa 70 Jahre nach dem Wandel Jesu auf

dieser Erde, bis 100 n. Chr., beeinflussten die Religion

nach Jesus Christus stark.

Glaubensdenker sollten erkennen, wie die Zeitzeugen

Petrus, Paulus, Jakobus die Persönlichkeit Jesu sehen.

Im Vergleich dazu, wie die späteren Berichterstatter

nach ein bis drei Generationen manche Überlieferungen

dann mehr euphorisch beschreiben. In der Rückschau

können Überlieferungen in der Regel nicht absolut

zeitgerecht und richtig formuliert werden.

64


Bei der weiteren Entwicklung der christlichen Religion achte

ich auch auf die chronologische Folge. Leider ist nicht alles

nach den Weisungen Jesu gelaufen. Manchmal haben

menschliche Wünsche und Egoismen sehr stark mitgewirkt.

Apostel Paulus 5.2

Paulus, der große christliche Glaubenszeuge, stammte aus

der Stadt Tarsus. Er war ein Zeitgenosse Jesu. Paulus

wurde vor Damaskus in dramatischer Weise von Gott zum

Glauben geführt und zur Mission auserwählt. Doch auch

er war ein Mensch seiner Zeit; beeinflusst von Gottes

Geist, aber auch von seinem Umfeld. Paulus war

angewiesen auf erste Berichterstatter, insbesondere auf

Überlieferungen derer, die mit Jesus gewandert waren.

Als wichtigster der christlichen Missionare bekennt Paulus

im ersten Brief an die Korinther 13, 9-10:

„Unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden

ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so

wird das Stückwerk aufhören.“

Dieser größte Apostel beginnt seine Glaubenserklärung im

Römerbrief 1, 1-7 so: „Jesus Christus, verheißen durch

seine Propheten, der geboren ist von dem Samen Davids nach

dem Fleisch und kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes nach

dem Geist …“ (Ältere Fassung und eine weitere bei „Jesu Leben“).

Und die Neue Genfer Übersetzung drückt es so aus:

„Jesus stammt seiner irdischen Herkunft nach von David ab,

und nach dem er von den Toten auferstanden ist, ist ihm

-wie es das Wirken des heiligen Geistes zeigt - die Macht

gegeben worden, die ihm als dem Sohn Gottes zukommt.“

Wenn ich Paulus lese, kann ich nur erkennen, dass dieser

Zeitzeuge in Gottes Vollmacht sagt, Jesus ist als Mensch

vom Schöpfer auserwählt, in Gottes Auftrag und durch

seinen Geist zu wirken und zu übermitteln, was Gott seine

höchstentwickelten Kreaturen wissen lassen will.

65


In 2. Korinther 5,8 schreibt Paulus:

„… unser größter Wunsch ist, das Zuhause unseres irdischen

Körpers verlassen zu dürfen und für immer daheim beim

Herrn zu sein.“

Paulus lässt noch an weiteren Stellen in seinen Briefen

erkennen, dass nach seiner Glaubenserkenntnis die Seele

den irdischen Körper verlässt, um in verklärter Art, die

wir nicht kennen, in die Ewigkeit aufgenommen zu werden.

Manche Theologen meinen, die Seele stürbe mit dem Körper,

um somit die Aussagen zur Auferstehung deutlich zu machen.

Jesus selbst aber sagt am Kreuz:

„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“

Auch hieran sehen wir, dass im frühen Christentum das

Glaubensdenken ganz stark an Jesu Aussagen orientiert

war. Paulus unterstreicht dieses noch in anderen Texten.

1. Timotheus 2,3ff: „Gott will, dass allen Menschen geholfen

werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es

ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen,

nämlich der Mensch Christus Jesus.“

Apostel Petrus 5.3

Auch bei ihm, dem zweiten Zeitzeugen Jesu, finde ich noch

keine Absolutheitserklärungen der Art, wie sie viel später

auf den ersten Konzilen unter Bezug auf die Evangelien zu

Dogmen gemacht wurden. Petrus, als Begleiter Jesu,

schreibt inhaltlich ähnlich wie Paulus. Er unterscheidet

ebenso deutlich zwischen Körper und Geist unseres

Religionsstifters, den Gott, in seiner Natur als Mensch,

zum Lehrer für uns auserwählte. Das ist u. a. aus dem

Schluss der Aussage 1. Petrus 3,18 zu entnehmen:

„… Christus … ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig

gemacht nach dem Geist.“

66


Für Petrus war Jesus der Zimmermannssohn aus dem Ort

Nazareth, der Menschensohn, wie Jesus sich immer wieder

selbst nannte. Jesus Christus, in Gottes Geist mit dem

Schöpfer vereint, ist uns vorausgegangen.

Apostel Jakobus 5.4

und weitere Autoren des Neuen Testaments

Als dritter Zeitzeuge schreibt Apostel Jakobus. Sein Brief

ist insbesondere an die zwölf Stämme Israels in der

Diaspora gerichtet. Wohl als einer der leiblichen Brüder

Jesu hält Jakobus sich ganz zurück mit Äußerungen zur

Gottheit Jesu. Offensichtlich ist ihm solche Sichtweise

ganz fremd. Zwei Verse zitiere ich. Jakobus 1,17:

„Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von

oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine

Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der

Finsternis.“ Und Jakobus 2,19:

„Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht

daran!“

Anmerkung: Die Gebeine des Bruders Jesu, Jakobus, sollen der

Legende nach in der Kathedrale Santiago de Compostella im

Nordwesten Spaniens liegen. Das Gotteshaus in dieser Stadt ist

Endpunkt der langen Wallfahrten (Jakobsweg).

Auch in den anderen Briefen, des Judas, drei des

Johannes, Brief an die Hebräer, finde ich nichts, was die

Ausführungen als nicht kompatibel mit Paulus, Petrus,

Jakobus machen könnte.

Aus dem ersten Brief des Johannes möchte ich einen Text

zitieren, der aussagt, dass der Geist Gottes in den

Menschen Jesus gekommen ist, unter 4, 2-3:

„Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus in das

Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; und ein jeder

Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott.“

67


Die Evangelisten

Jesus hat bekanntlich nichts Schriftliches hinterlassen. Die

Evangelien sind später, in deutlichem Abstand nach Jesu

Tod, gefasst oder veröffentlicht worden (etwa 40 bis 70

Jahre später). Sie wurden nicht in eine chronologische

Reihenfolge gestellt. Somit dominieren Ausschmückungen

von Lukas und Matthäus. Durch diese Darstellung sind die

späteren Dogmenbildungen gefördert worden.

Zeitlich richtig müssten sie in dieser Reihenfolge stehen:

Markus - Lukas - Matthäus - Johannes.

Evangelist Markus 5.5

Markus war erster Verfasser. Er schrieb etwa 70 n. Chr.

Markus äußert sich nicht zur Geburt Jesu in Bethlehem.

Sein Evangelium gilt als Grundlage für die sogenannten

synoptischen drei Evangelien. Synoptisch, weil die beiden

nachfolgenden Schreiber, Lukas und Matthäus, eindeutig

darauf aufbauen und alle drei in den Grundaussagen,

soweit auch bei Markus vorhanden, inhaltlich zu einander

passen.

Der große evangelische Theologe Jörg Zink drückt es

entsprechend seiner Leben-Jesu-Forschungen so aus:

„Die Evangelisten Lukas und Matthäus hatten die

Berichte des Markus vor sich liegen, als sie ihre eigenen

Formulierungen verfassten“.

Markus beginnt mit der Taufe Jesu im Jordan, durch den

vorhergehenden Zeugen Johannes. In Kapitel eins finden

wir als Höhepunkt schon die starke Aussage vom Himmel

„Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“.

Man darf annehmen, dass Markus somit noch nahe am

Denken der Berichterstatter aus Jesu Lebenszeit ist (siehe

zuvor Paulus, Petrus, Jakobus).

68


Im weiteren Verlauf erzählt Markus all die Geschichten

aus der Wanderzeit des Gottesknechts Jesus Christus. Und

er berichtet getreu des bekannten Ablaufs alles, bis hin

zum Tod auf Golgatha. Ebenso berichtet Markus bis hin zu

Ostern und zu den Erscheinungen Jesu, nach seiner dann

folgenden Wiedererweckung.

Nach der Lutherbibel ist der zweite Teil des letzten

Kapitels im zweiten Jahrhundert zum Markusevangelium

hinzugefügt, vermutlich, um diesem einen den anderen

Evangelien entsprechenden Abschluss zu geben. Und

damit erscheint auch bei Markus die komplette, so

wunderbare Information über die Emmausjünger und das

Abendessen in Emmaus mit dem Abschluss: „Jesus wurde

aufgehoben“, so heißt es dort.

Evangelist Lukas 5.6

Das Evangelium Lukas, erschienen wohl um 80 n. Chr., ist

insgesamt umfangreicher als das Evangelium von Markus.

Lukas, auch Matthäus, ergänzt Markus ganz erheblich. In

einem Abstand von mehr als einer Generation nach der

Lebenszeit Jesu mögen manche Wiedergaben, unter

Einfluss langer Überlieferungen und Volksmunderzählungen,

erweitert und ausgeschmückt worden sein. Es gab im

Laufe der Zeit Sammlungen von Jesu Worten in

verschiedenen schriftlichen Fassungen. Man hat Passagen

des Alten Testaments gedeutet und mit eingebracht, um so

besser auszudrücken, wer Jesus ist. Lukas beginnt mit den

Ankündigungen durch Engel zu den bevorstehenden

Geburten des Täufers Johannes und Jesus von Nazareth.

Die Eltern von Johannes sind Elisabeth und Zacharias und

die von Jesus, Maria und Josef.

Lukas erwähnt die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im

Tempel. Dann ist eine Pause von etwa 20 Jahren. Man

darf annehmen, dass Jesus als Handwerker, wie sein Vater

Josef, gearbeitet hat.


Die Verkündigungszeit unseres Religionsstifters beginnt ja

bekanntlich erst mit der Taufe durch Johannes im Jordan.

Wenn wir die Texte des Lukas mit Nachdenken verfolgen,

so ist m. E. deutlich zu erkennen, dass Jesus auch bei

diesem Evangelisten der Menschensohn ist, von dem Jesus

immer gesprochen hat. Diesem, sicher dem größten aller

Menschen vor Gottes Augen, wurde als einzigem in aller

Fülle der Geist des Schöpfers so gegeben, wie Christen es

glauben dürfen.

Einige Auszüge aus dem Evangelium des Lukas: Jesus las

vor in der Synagoge aus Jesaja 61, 1-2 wo es so als

prophetische Ankündigung lautet: „Der Geist Gottes des

Herrn ist auf mir…“

Und Jesus sagt gemäß Lukas 4,18 zu dieser Stelle des AT:

„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu

verkündigen das Evangelium den Armen… “

Und 4,21 sagt Jesus dazu:„Heute ist dieses Wort der Schrift

erfüllt vor euren Ohren“

23, 46 Jesus ruft laut:

„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“

In Lukas 24 wird noch berichtet von der Auferstehung und

über die Emmausjünger, bis hin zur Himmelfahrt.

Evangelist Matthäus 5.7

Auch Matthäus erzählt fast doppelt so lang wie Markus. Er

schreibt nach theologischer Erkenntnis erst um 90 n. Chr.

Lukas und Matthäus neigen dazu, Jesu Weisungen in der

Verbindung mit den Prophezeiungen aus Jesaja-Zeiten,

stärker auszuschmücken und Jesus auch körperlich mehr

zum Göttlichen hin zu verklären.

(Siehe auch die evangelikalen Aussagen zu Jesus im Kapitel 4, Titel

„Jesus Christus“)

70


Matthäus berichtet inhaltlich ähnlich wie Lukas.

Er beginnt mit Jesu Stammbaum, der Vers 1,16 so endet:

„Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist

Jesus, der da heißt Christus“.

Matthäus bezieht sich in 1.22-23 auf den Propheten Jesaja der

sagte in 7,14: „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird

einen Sohn gebären, den wird sie Immanuel nennen“.

Anmerkung; Jörg Zink übersetzt in seiner Bibelfassung schon:

„Eine junge Frau ist schwanger…“, womit Zink klarstellt, dass

eine junge Frau vor ihrer ersten Geburt zur damaligen Zeit

eben noch „Jungfrau“ genannt wurde.

Matthäus zitiert also das AT, wenn er in seinem Bericht anführt

unter 1, 23: „ Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und

einen Sohn gebären…“

12, 46-50 berichtet Matthäus von den wahren Verwandten

Jesu. Daraus dürfen wir erkennen, dass Jesus seiner

Mutter Maria, die später zur „Gottesmutter“ gemacht

worden ist, keine besondere Heiligkeit zuerkennt. Maria

ist nur seine leibliche Mutter. Zum Schluss zu diesem

Bericht sagt der Sohn: „Denn wer den Willen tut meines

Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und

Mutter“.

27, 46 Jesus am Kreuz in seiner menschlichen Todesnot, schreit

zu seinem Gott und Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast

du mich verlassen?“

Aus dieser Wiedergabe kann man m. E. klar erkennen,

dass hier der Mensch Jesus stirbt. Gott ist Geist und unser

aller Schöpfergeist Gott wird keinen menschlichen Tod

sterben. Und jeder Christ, der das im Vertrauen auf seinen

Gott so sieht und glaubt, wird nicht falsch liegen.

Das Matthäus-Evangelium endet mit dem Missionsbefehl.

Über Emmaus und die Himmelfahrt wird hier nicht noch

mit berichtet.

71


Evangelist Johannes 5.8

Theologen sind uneinig darüber, ob der Evangelist

Johannes der wohl jüngste Begleiter Jesu war, oder ob der

Schreiber des Evangeliums ein anderer ist. Den Namen

Johannes gab es damals sehr oft. Bis vor kurzer Zeit war

ich der festen Überzeugung, der Evangelist sei nicht der

Jünger Jesu.

Gern besuche ich den Gottesdienst einer Nachbargemeinde.

Der angesehene Theologe erklärte in einer

Predigt, dass der Evangelist Johannes der junge Jünger

Jesu gewesen sei. Und er zitierte entsprechend. Meine

kurze Frage nach dem Gottesdienst an den Prediger:

„Herr X, haben Sie in Ihrer Predigt absichtlich den

Evangelisten Johannes als identisch mit dem Jesus-Jünger

genannt oder war das ein Versehen?“ Antwort: „Es kann

durchaus so sein. Wenn Johannes als letzter der

Evangelisten gegen 100 n. Chr. schrieb, dann wäre der

Schreiber über 80 Jahre alt gewesen. Er hat also im

hohen Alter in persönlicher Erinnerung seine

Aufschreibungen machen können.“

Ich habe hernach im Internet ermittelt, dass der Jünger

Johannes vor dem Jahre 20 geboren sein soll und wohl im

Jahre 101 n. Chr. starb. Also, denkbar ist das durchaus.

Wenn ich nun das Evangelium Johannes lese, kann ich der

Meinung des o. g. Pfarrers folgen. Es könnte ja auch sein,

dass der Jünger Johannes seine Texte schon Jahrzehnte

vor seinem Tode formulierte. Heute wird niemand so

genau beurteilen können, wann eine Veröffentlichung

erstmalig erfolgte. Sie könnten deutlich früher als etwa

100 n. Chr. publik gemacht, dann aber einige Zeit wenig

beachtet worden sein. Oder, die Texte wurden erst nach

dem Tode des Johannes gefunden?

72


Der Begleiter Jesu könnte in gewissem Abstand zu Jesu

Zeit durchaus so berichten, wie Johannes es tat.

Bekanntlich schreibt Johannes in einem anderen Stil als

die drei anderen Evangelisten. Und so gehören seine

Berichte nicht zu den zuvor genannten synoptischen

Evangelien.

Auch Johannes macht die werthaltigen Aussagen, wonach

Gott der Schöpfer-Geist ist und Jesus als sein Mittler für die

Menschheit auserwählt wurde, um uns im Geist des Schöpfers

den Weg für die Ewigkeit zu bereiten.

Leserinnen und Leser mögen im NT nachschlagen und

selbst nachdenken. Ich nenne nur den Vers Johannes 6,63

wo er Jesu Weisung zitiert:

„Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch ist zu nichts

nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist

und sind Leben.“

Die Apostelgeschichte Lukas behandele ich nicht extra.

Lukas erzählt über viele Geschehnisse der ersten Jahre

und Jahrzehnte, über Missionsreisen des Paulus u. a. m.

Er fasst zusammen und erläutert einige der Abläufe.

Die Offenbarung des Johannes schließt das NT als ein

prophetisches Buch ab. Es ist somit eine Besonderheit in

der Folge aller 27 Bücher und Schriften des Neuen

Testaments, zu dem ich im Zusammenhang meiner

christlichen Gedanken keinen weiteren Bezug nehmen

möchte.

73


5.9

Zusammenfassung zum Kapitel 5

„Die Zeit nach Jesu Wirken, bis 100 n. Chr.“

Aus den Berichten der Schreiber des ersten Jahrhunderts

ist zu entnehmen, dass nicht nur die mit Jesus zu gleicher

Zeit lebenden Autoren wie Paulus, Petrus, Jakobus und

andere, sondern auch die dann folgenden Evangelisten,

zumindest teilweise, trennen zwischen der fleischlichen

und geistlichen Existenz Jesu. So ist der Unterschied zum

irdischen Jesus und dem „auferweckten Christus“, dem

„Erhöhten“ in der Regel sehr deutlich zu erkennen.

Wer wirklich evangelikal denken und glauben möchte,

muss einfach auf Berichterstatter des ersten Jahrhunderts

hören. So können Menschen durchaus ihre persönliche

Glaubensüberzeugung finden.

Wenn wir Paulus und seine Zeitgenossen inhaltlich richtig

verstehen lernen und Jesu Wirken, sein Wollen, und seine

Aussagen entsprechend der vier Evangelien dazu nehmen,

so befinden wir uns in Verbindung mit Luthers Erkenntnis

zur „Rechtfertigungslehre, allein durch den Glauben“ auf

gutem Wege.

Lesen wir dazu noch 2. Kor. 3,17: Der Herr ist Geist; wo

aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!

Der „Ur-evangelikale-Christglaube“ ist auf dieser Basis

ganz einfach wunderbar:„Gott ist Geist und dieser Geist

wirkte im Menschen Jesus, der für uns alle zum Christus

wurde!“

Und daraus folgt: „Gott bietet uns seine Gnade und

Barmherzigkeit ohne Bedingungen an. Wir sollen auf

ihn als Schöpfer allen Seins vertrauen und an unsere

Erlösung auf der Grundlage der Lehre seines Sohnes im

Geist, Jesus Christus, glauben!“

74


Und was muss sich gedanklich ändern zu den bisherigen,

von den Kirchen formulierten Vorgaben? Einiges, mit dem

Wollen zum richtigen Umdenken, hin zur Freiheit im

Geist. Loslassen der starren menschlichen Vorgaben.

(Hinweis auf Ausführungen im Kapitel 6, insbesondere ab S. 81)

Ergänzend noch folgende Überlegungen dazu: Jeder

mitdenkende christliche Theologe wird erkennen oder

auch wissen, dass die bis heute praktizierte Form der

Kirchen zur Gottesvorstellung für manche mitdenkende

Nichttheologen problematisch sein kann.

Ich bin davon überzeugt, dass einige nicht so komplizierte

Wiedergaben des Ur-Christenglaubens deutlich besser

wären. Was in den ersten Jahrzehnten nach Jesu Leben

auf Erden (s. Paulus und andere) formuliert wurde, ist für

heute Glaubende und vielmehr für die noch Suchenden,

leichter verständlich:

Gott ist Geist und Jesus wurde mit Gottes Geist erfüllt,

um als Mittler für uns Menschen in der Welt zu wirken.

Schade und bedauerlich, dass Menschen der folgenden

vier Jahrhunderte von etwa 100 bis 500 n. Chr. und auch

danach, so viel am „echten evangelikalen Gottvertrauen“,

wie Jesus es im Geist unseres Schöpfers übermittelte,

gebastelt haben. Im zweiten und dritten Jahrhundert gab

es die sogenannten „Christologischen Streite“, mit guten

und mit fatalen Ideen, auch mit einigen sektiererischen

Auswüchsen.

Die Verantwortlichen der Konzile im 4. u. 5. Jahrhundert

haben manche der vorrangig von Lukas und Matthäus

gefassten, ausgeschmückten Berichte zu ihrer Grundlage

genommen, um dogmatische Vorgaben zu entscheiden.

Das erste der großen Konzile zur Klärung wurde im Jahr

325 n. Chr. vom damals amtierenden Kaiser Konstantin

einberufen und beeinflusst.

75


Im heutigen „Evangelikalen Glaubens-Denken“ finden wir

noch Auswirkungen der wesentlichen Erweiterungen zum

guten „Ur-Christentum“. Glaubensvorgaben, wie sie von

späteren Generationen hinzu getan sind und die somit

leider zum „dogmatischen Christusdenken“ zementiert

wurden!

Dabei geht es um die körperliche Gottheit Jesu durch eine

physische Zeugung durch den heiligen Geist, woraus dann

die Zweinaturen-Theologie hergeleitet worden ist. In

Folge danach entwickelte sich die Trinitätslehre und über

die übertriebene Marienverehrung sogar die mehr als

ungute Bezeichnung „Mutter Gottes“.

Zusätzlich entwickelte die Kirchenorganisation eine große

Zahl von Heiligenverehrungen, die sicherlich nicht mit

dem Sagen und Wirken Jesu kompatibel sind.

Einzelheiten zu den Konzilen des 4. und 5. Jahrhunderts folgen

im Kapitel 6.

So haben sich in die Texte des Neuen Testaments leider

einige Formulierungen eingeschlichen, die den Sinn

verdrehen und sachlich falsch sind. Wenn bestimmte

Formulierungen der Bibel, im Neuen Testament, nicht

gedanklich im Kontext des Ganzen gelesen werden, kann

es zu Missverständnissen kommen.

Es gibt gar Verse im NT, die in die Irre führen. Solche sind

überhaupt nicht mit dem Willen Jesu zu vereinbaren.

(Siehe dazu an verschiedenen Stellen im Buch und Kapitel 15)

Für meine Leserinnen und Leser wird es interessant sein,

die Klarstellungen im Kapitel 15 zur Kenntnis zu nehmen.

Da geht es um einige Aussagen des Neuen Testaments, die

so dauerhaft nicht bleiben dürfen.

76


Weitere Gedanken noch zum ersten Jahrhundert

Jesus hat werthaltige Erkenntnisse des Alten Testaments,

die Formulierungen einiger kluger und weitschauender

Seher, der Propheten früherer Zeiten, aufgenommen und

mit zur Maxime für die Zukunft seiner Anhänger gemacht:

„Gott gibt uns die Kraft der Weisheit, des Verstandes,

damit wir klug und weise, zukunftorientiert leben,

nachhaltig und friedlich!“

(Siehe die „Zehn Gebote“ und Psalm 23, Psalm 103 u. a. m.)

Die Lehre Jesu von unserem Schöpfergott

dürfen wir nach allem, was aus dem Zusammenhang

der Berichte der Schreiber der Ur-Christenzeit zu

erkennen ist, im Geist der Freiheit verstehen!

77



W e i t e r e E n t w i c k l u n g

i n d e n n ä c h s t e n

J a h r h u n d e r t e n

b i s 5 0 0 n. Chr.


In den folgenden Jahrhunderten, bis etwa 500 n. Chr,

wurde die christliche Religion weiter geprägt.

Das hätte damals durchaus auch anders laufen können.

Die Vermischung von Religion und weltlicher Macht

nahm ihren Weg. Ja, die ausschlaggebenden Konzile im

4./5. Jahrhundert hätten nicht in der Art und Weise zu

den dogmatischen Festlegungen führen müssen, wie wir

sie kennen.

Wenn man damals klar und streng auf der Linie unseres

Religionsstifters Jesus Christus geblieben wäre, könnte

es heute wohl einen guten christlichen Rahmen geben,

der dem einzelnen Gläubigen die wichtige Freiheit zu

seinem persönlichen Glauben ließe.

Und die anzustrebenden Fortschritte zu einer sinnvollen

Ökumene stünden nicht vor einigen, nur sehr schwer zu

überwindenden, Absolutfestlegungen!

80


W e i t e r e E n t w i c k l u n g i n d e n

6. Kapitel

n ä c h s t e n J a h r h u n d e r t e n b i s 5 0 0 n. Chr.

Der einfache Mann aus Nazareth, der gesegnet war mit

Gottes Geist, hat großes Umdenken in die religiöse Welt

gebracht. Nach den Glaubensgrundlagen der Christen

erkannte man Jesus als Überbringer der unverdienten

Gnadenbotschaft Gottes, (eigentlich als Wiederbeleber

der alten Weisheiten, siehe Psalm 103).

Im jüdischen Glauben war Jesus nicht akzeptiert worden,

zumindest nicht als der erwartete Messias.

Anmerkung: Der Islam erkennt Jesus später als weisen Propheten an.

Im Islam ist jedoch Mohammed der größte Prophet aller Zeiten, dem

Gottes umfassende Weisheit zur Entstehung des vollendet richtigen

Glaubens offenbart wurde.

150 n. Chr. In den Jahren um 150 wurde eine Auswahl

von Schriften zusammen gestellt, die in Rom zum

Vorläufer des Neuen Testaments führten.

200 n. Chr. Das Neue Testament stand in wesentlichen

Teilen. Weiteres war schriftlich fixiert. Die Übersetzung in

lateinisch wurde angefertigt.

Um 300 n. Chr. Religionsstreit über Jesu Persönlichkeit

Die Streitereien um Jesu Natur arteten aus. In Bezug auf

Jesu Wesenheit wurde folgende Frage diskutiert.

„Wie verhält sich Jesus zu Gott?“

Antworten gab es mehrere …

(Beispiele):

„Jesus ist gleich ewig, wie Gott der Vater“

oder „Jesus ist selbst der Christus und Gott, zugleich aber

auch ein Mensch“

oder „Jesus ist der Menschensohn, aber er ist mit Gottes

heiligem Geist beseelt“.

81


Logik zu den nun folgenden Konzilen der Kirchengeschichte

Man hatte erklärt, dass Jesus eine „Jungfrauengeburt“

sei, gezeugt durch Gottes heiligen Geist. Die Folgerung

daraus war eine „körperliche Gottheit in Jesus Christus“.

Damals hatte man weitgehend noch die Vorstellung, dass

es, auch über den Tod hinaus, nur eine Ganzheit des

Menschen geben könne. Einheit von Körper, Seele und

Geist. Gott aber ist Geist. Wenn nun Jesus der Sohn Gottes

war, konnte man ihn nur als die Einheit, wie beschrieben,

verstehen. Somit wurde„Jesus insgesamt als Gott“erklärt.

Wie aber konnte man dies gedanklich einordnen? Das

Problem wurde so gelöst: Die Trinität war geboren. Drei

christliche Gottheiten im Monotheismus, doch in der

„Dreieinigkeit“ in sich eine geschlossene Gottheit!

306 - 337 n. Chr. Konstantin war römischer Kaiser

Als weltlicher Herrscher nahm Konstantin sehr deutlichen

Einfluss auf die fundamentalen Grundentscheidungen zur

„Christologischen Dogmatisierung“.

Anmerkung: Dogma ist nach katholischer Lehre ein Satz (Festlegung),

den die Kirche als eine von Gott getroffene Wahrheit erkennt und so

verkündet und der zum Glauben verpflichtet. In der orthodoxen Kirche

gelten als Dogmen nur die Lehrentscheidungen der ersten sieben

ökumenischen Konzile. Nach evangelischer Auffassung ist Dogma

ein Satz, der einen Offenbarungsinhalt wiedergibt, aber grundsätzlich

veränderbar ist und durch neue Erkenntnisse korrigiert werden kann.

313 n. Chr. „Mailänder Edikt“

Kaiser Konstantin verkündete volle Religionsfreiheit. Der

kluge Staatsmann brauchte Ruhe seitens unterschiedlicher

religiöser Strömungen. Er öffnete sich dem christlichen

Glauben. Barbarische Kreuzigungen wurden abgeschafft

und das Kreuz wurde zu dieser Zeit als Zeichen der

Christen eingesetzt. Der Kaiser wollte das Christentum als

Staatsreligion, ließ aber gemäß seiner Strategie andere

Gottesverehrungen und das Heidentum nur langsam

zurückdrängen.

82


Erste große christliche Konzile im 4. / 5. Jahrhundert

Nachdem im Laufe der Jahre einige der Meinungen über

Jesus, sowohl moderate als auch sektiererische, und seine

Stellung zu Gott aus der Diskussion verbannt waren,

standen sich immer noch mehrere Glaubensvertreter mit

ihren stark unterschiedlichen Überzeugungen gegenüber.

Alle sahen sie Gott den Schöpfer als „Übervater in einer

menschenähnlichen Gestalt“. Klärung war nötig.

325 n. Chr. Konzil in Nizäa

Großes, offizielles Konzil. Dieses wurde auf Betreiben des

Kaisers Konstantin einberufen. Fast 300 Bischöfe kamen

aus den entwickelten christlichen Regionen zusammen.

Das waren Leiter der Gemeinden kleinerer und größerer

Bezirke. Sie wurden vom Kaiser selbst empfangen. Man

wollte Klarheit über die „Natur Jesu“ gewinnen.

Die Meinungsführer trugen Glaubensüberzeugungen vor.

Arius, Theologe aus Alexandrien mit seinen Anhängern …

Er lehrte:

Jesus ist zwar Gott ähnlich, aber nicht Gott gleich. Er ist nicht

von Ewigkeit her, sondern er ist von Gott in der Ewigkeit

geschaffen. Als Erstling ist er auch Mittler der Schöpfung,

beschränkt im Wissen und Können und er ist nach seiner

Bewährung zum Gott erhöht worden.

Athanasius, ein Kirchenvater mit seinen Anhängern,

lehrte:

Jesus ist nicht nur dem Vater ähnlich, sondern ist dem Vater

gleich. Jesus Christus ist wahrer Gott, vom wahren Gott

gezeugt und nicht geschaffen, mit dem Vater gleichen Wesens.

Er ist dem Vater aber untergeordnet. Vater, Sohn und

Heiliger Geist sind ganz eins und nicht drei Götter.

83


Andere Theologen mit Anhängern vertraten diese Lehre:

Jesus ist physisch ein Mensch, einzigartig, von Gott erwählt

als Mittler zwischen Gottes Ewigkeit und der menschlichen

Endlichkeit. Jesu Körper ist beseelt von Gottes heiligem Geist.

Der Schöpfer ist Geist und nicht physisch, also nicht Materie.

Somit ist Jesus geistlich der Sohn Gottes. Gesamteinheit der

Person, also auch körperlich Gott, wird aber als nicht denkbar

angesehen.

Kaiser Konstantin soll damals sehr unter dem Eindruck

der starken Persönlichkeit Athanasius gestanden haben.

Die Mehrheit der Bischöfe aber war wohl theologisch

stärker auf der Seite des Arius. Die verbliebenen anderen

Gruppen konnten sich zum Schluss nicht mehr behaupten.

Anmerkung: Kaiser Konstantin verhängte damals die Verbannung

über Arius. Der Herrscher machte auf solche Weise die Durchsetzung

der Überzeugung des Athanasius zur Staatssache.

Eine christliche Theologievariante und kaiserliche Politik verknüpften

sich damit unter Konstantin auf das Engste.

Beschluss in Nicäa:

Das Glaubensbekenntnis wurde unter Mithilfe und Druck

des Kaisers gefasst und angenommen, wie wir es ähnlich

heute noch kennen. Es beinhaltet somit die Denkweise des

Athanasius, wie sie zuvor gefasst ist.

Anmerkung: Bei dem Konzil Nizäa wurde die „Dreieinigkeitslehre“

vorbeschlossen, die Trinität mit „Vater, Sohn und Heiliger Geist“.

330 n.Chr. Kaiser Konstantin schuf am Bosporus ein neues

Rom als zukünftiges Zentrum des Christentums. „Byzanz“

wurde zur neuen Hauptstadt Konstantinopel erklärt (heute

Istanbul). Bald danach ließ Konstantin die Geburtskirche

in Bethlehem erbauen.

Konstantin hat sich erst kurz vor seinem Tode christlich

taufen lassen. Kaiser Konstantin starb bei der weiteren

Vorbereitung eines Feldzugs gegen Persien.

84


381 n. Chr. Konzil in Konstantinopel

Auf diesem Konzil hat man noch weitere Beratungen über

Jesus Christus und seine Natur als Gottes Sohn geführt.

Die „Dreieinigkeit“ wurde offiziell bestätigt mit Einbezug

der Wesensseite „Heiliger Geist“.

393 und 397 n. Chr. fanden Kirchenversammlungen in Hippo

Regius und Karthago statt. Man hat aus einer größeren

Anzahl Bücher ausgewählt, die als „Glaubensrichtschnur /

Kanon“ im Neuen Testament zusammengefasst werden

sollten. Vorlagen gab es ja seit dem 2.Jahrhundert und im

Jahre 367 waren 27 Bücher durch den Bischof Athanasius

dem Großen aus Alexandria schon vorbenannt worden, die

seines Erachtens von Gott selbst inspiriert waren.

431 n. Chr. Konzil in Ephesus

Zu noch ungeklärt gebliebenen Details um Jesus Christus

wurden Diskussionen fortgesetzt. Die Familie Josefs und

die Jungfrauengeburt waren noch nicht eindeutig gefasst.

Man stellte klar, dass Jesus nur einer ist und von Anfang an

Sohn Gottes war. Folglich ist Maria auf diesem Konzil zur

„Gottesgebärerin“ erklärt worden.

451 n. Chr. Konzil in Chalcedon

Beratungen und Diskussionen sollten hier mit fehlenden

fundamentalen Ergänzungen zu Jesu Persönlichkeit zum

Abschluss gebracht werden. Abschließender Beschluss:

Jesu Christi Natur ist gleichzeitig göttlich und menschlich.

So wurde in Chalcedon die kirchliche Aussage zementiert,

die das Christentum insgesamt als zu glaubendes Dogma

der „Zwei-Naturen-Theologie“ verbindlich kennt. Dies

wird in allen christlichen Kirchen bis heute so gelehrt.

85


Anmerkungen zu den Konzilen / Logik der Anpassungen

Da man unterstellt hatte, Jesus sei eine „Jungfrauengeburt

ohne Befruchtung durch einen Mann“, gezeugt durch

Gottes Geist, so war die Folge eine „körperliche Gottheit in

Jesus Christus“.

Gott aber ist Geist und Jesus war Mensch.

Wie war nun diese Diskrepanz klug zu überwinden?

Irgendwann gab es die Idee „Zweinaturen-Theologie“.

Jesus war somit im Ganzen Mensch als auch im Ganzen

Gott.

Den Geist Gottes trennte man gedanklich vom

Schöpfergott, obwohl man aus dem Urchristentum, den

Formulierungen des Paulus und anderer Apostel wusste,

dass Gott selbst „Heiliger Geist“ ist.

Und so wurde dann der Begriff „Trinität“ geboren. „Drei

Gottheiten im Monotheismus“, aber als „Dreieinigkeit“.

Eine in sich geschlossene Gottheit der Christen. Eine

Vorstellung, die von Angehörigen anderer Religionen in

der Regel nicht zu verstehen ist.

Viele mitdenkende Basischristen haben ebenso ihre

Probleme mit solcher Gott-Darstellung.

86


Im Interesse des Zusammenhangs greife ich hier ganz

bewusst vor und zitiere den Reformator Luther schon

einmal an dieser Stelle.

Er formulierte um 1500 seine Überzeugung so:

Konzilsentscheidungen sind höherwertig anzusetzen als

die Entscheidungen eines Papstes.

Doch auch Konzilsentscheidungen können fehlbar sein!

In neueren Jahrhunderten nach Luther hat es Perioden mit

stark übertriebenen Auswüchsen zum Christglauben

gegeben. So gab es im 19. Jahrhundert die sogenannte

Erweckungsbewegung hier in Minden-Ravensberg, auch in

anderen geografischen Bereichen unseres Landes. Meine

Leserinnen und Leser bitte ich, an dieser Stelle vorab eine

Ausarbeitung dazu nachzulesen im Anhang ab Seite 280.

87



A u s a r t u n g e n i n d e n

1 0 0 0 J a h r e n

v o n 5 0 0 b i s 1 5 0 0 n. Chr.


1000 Jahre sind vor Gott wohl eine kurze Zeit.

Wahrscheinlich wird es in der Ewigkeit unseres

Schöpfers keinerlei Zeitempfinden geben.

Ewigkeit ist immer, ohne Anfang - ohne Ende!

In unserer Endlichkeit jedoch bedeuten 1000 Jahre

30 bis 40 Menschengenerationen.

Und wir, als Gottes Geschöpfe, können in solcher

Zeitspanne viel Positives, aber auch Negatives,

bewirken.

90


Ausartungen in den 1000 Jahren

7. Kapitel

von 500 bis 1500 n. Chr.

Machtgier und egoistische Ansprüche haben in der langen

Geschichte des Christentums immer wieder zu fatalen

Auswirkungen geführt. Kreuzzüge mit Gott und Christus

auf dem Schild brachten Rache, Raub und Mord mit sich.

Inquisitionen entwickelten sich unter kirchlicher und unter

politischer Leitung. Unverantwortliche und unmenschliche

Teufelsaustreibungen fanden statt.

Welcher Irrsinn wurde durch fanatische Machtmenschen,

auch in übertriebenem religiösen Eifer, angerichtet!

Ein Blick in den Islam: Mohammed lebte etwa 600 Jahre

nach Jesus. Er kannte die Inhalte beider Bibelteile, die

auch „Erstes und Zweites Testament“ heißen. Mohammed

vermischte in seinem „Koran“ vieles daraus, um seine

eigene Religion zu finden. Dabei ist bedauerlicher Weise

einiges der Machtdarstellungen in der hebräischen Bibel,

der „Gott-mit-uns-Fassungen“ von Führern im Alten

Testament, überdimensional betont worden. Jesus wird

als ein vorbildlicher Prophet angesehen. Seine Abkehr von

allen unfriedfertigen Teilinhalten aus früheren Schriften

und biblischen Vorgaben finden jedoch nur sehr begrenzt

Widerhall im Koran. Als der „von Gott erleuchtete neue

Religionsgründer“ setzte Mohammed damit den erklärten,

unantastbaren, von Gott inspirierten Endpunkt des

monotheistischen Denkens der abrahamischen Religionen.

So wird es gesehen, auch noch nach der aktuellen,

konservativen und dogmatisierten Koranauslegung.

Liberaler denkende islamische Gemeinden und ihre Imame

sehen es heute schon so, dass jeder seinen Glauben leben

möge, wie er es für natürlich und richtig ansieht. In guter

und gleichberechtigter Partnerschaft der Geschlechter, in

Toleranz zu anderen Religionen, weitgehend in Frieden

und Freiheit.

91


Christen machten leider auch noch weitere Grundfehler.

Sie vermischten immer wieder die friedfertigen Weisungen

Jesu des Neuen Testaments mit manchen Kriegs- und

Rachevorgaben des Alten Testaments.

Im 12. Jahrhundert gab es den ehemals im Kloster als Abt

zurückgezogen lebenden Mann, der später ein bedeutender

Theologe wurde, namens Bernhard von Clairvaux. Dieser

fehl programmierte Christ peitschte die Massen unter der

Führung der so genannten Kreuzritter mit seinen Parolen

begeisternd auf: „Gott will es, Gott will es!“ Der

selbsternannte „Gotteskrieger“ wurde zum Mordanführer

gegen muslimische Menschen. Auch andere Christen taten

seines gleichen, von Bischöfen und Päpsten angetrieben.

In islamischer Tradition hat man die bösen Auswirkungen

der Kreuzritterzüge bis heute noch nicht vergessen. Zur

damaligen Zeit gab es auch vergleichbare muslimische

Kriegszüge gegen die Christen. Bekanntlich hat sich der

Islam im frühen Mittelalter über Nordafrika bis hin nach

Spanien ausgebreitet.

Es liegt noch nicht weit zurück, dass es in unseren

Ländern des christlichen Westens sehr viele Christen gab,

die andere Glaubende verurteilten, wenn sie den

dogmatischen Vorgaben nicht folgten. Bedauerlich, dass

es so denkende, unliberale Christen nach wie vor gibt.

Hinweis auch auf die aktuelle Glaubenswelt orthodoxer

Juden heutiger Zeit, die ihren Glauben ohne Kompromiss

konservativ ausüben, so wie ehedem.

Absolutheitserklärungen brachten der Welt immer wieder

größte Katastrophen. Alle von Menschen vorgegebenen

Dogmen sind schon aus den genannten Gründen kritisch

zu betrachten. Das gilt so für Juden, Christen und Islame.

Es gilt ebenso für andere Religionen, die nicht wie die drei

abrahamischen, aus Kleinasien stammen.

92


Mit den so angerissenen 1000 Jahren möchte ich mich

hier nicht weiter befassen. Es gibt eine breite Literatur

dazu, die Interessierte in Anspruch nehmen können. Leser

mögen auch hierzu selbst weiter denken.

Vor nun etwa 500 Jahren hatte die vatikanische Kirche

einen Stand erreicht, der dringender Korrektur bedurfte.

Die Päpste, auch einige Gegenpäpste, hatten gewirkt und

schlimme Auswirkungen gezeigt.

Reformatorische Wegbereiter, wie Jan Hus, waren schon

zuvor beseitigt worden. Die Zustände konnten schlimmer

kaum sein.

Von einer gottgefälligen Kirche hatte man sich immer

weiter entfernt. Egoismus, Machtstreben und Hochmut

uferten gänzlich aus.

93



S i t u a t i o n u m 1 5 0 0 n. Chr.


8. Kapitel

S i t u a t i o n u m 1 5 0 0 n. C h r.

Aus der Vermischung von Religion und Macht hatte sich

über die Jahrhunderte ein unhaltbarer Zustand entwickelt.

Die kirchlichen Vorgaben standen auf dem Kopf. Sie

waren weitgehend nicht mehr konform mit Gott und mit

allen Weisungen seines Gesandten, Jesus Christus.

Belastende Unterstellungen wegen Hexerei und Buhlerei

mit dem Teufel führten zu offiziellen Anklagen und zu den

bekannten Inquisitionen in den mittelalterlichen Zeiten.

Tausende Menschen wurden zu Unrecht in den Tod

getrieben. Oft sind ganz unmenschliche Quälereien und

Verbrennungen auf Scheiterhaufen geschehen, in Folge

solcher Denunziationen.

Mitte des zweiten Jahrtausends wurden immer mehr große

Gotteshäuser gebaut, dem Schöpfer zur Ehre und als

Denkmal für Herrschende. Ja, die Mächtigen der Kirche,

einflussreiche weltliche Fürsten und Mächtige ebenso,

überboten sich bei den großen Kirchenbauten. Der Turm

des nächsten Machers sollte noch höher werden als der

des anderen Egoisten.

Den Kirchenfürsten in Rom war es recht, wenn Gläubige

ihre Seele mit dem Ersparten zu retten bereit waren und

sogar ihre Vorfahren mit Geld aus einem sogenannten

Fegefeuer erlösen konnten. Und für diese Versprechungen

musste bezahlt werden. Unwissenheit, Uninformiertheit

einfacher Menschen wurde skrupellos ausgenutzt. Man

kann auch sagen, dass die Leute seitens der Kurie und

mittels beauftragter Priester sehr bewusst dumm gelassen

wurden.

96


Der Bau des Petersdoms im Vatikan und vieler anderer

großer Gotteshäuser erforderte hohen Einsatz an Mitteln,

Ideen und Einfallsreichtum.

Ein Finanzgenie (Meister Tetzel) ging durch die Lande

und inspirierte überall die Menschen zur Mithilfe.

„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem

Fegefeuer springt!“

Mit den Begriffen „Fegefeuer und Hölle, Gottes Strafen

und Jüngstes Gericht u. a.“ wurde den Menschen Angst

gemacht. Gott wurde der bestrafende Herrscher, vor dem

Menschen Angst haben müssen.

Ein Blick in unsere Zeit: Heute sollten Theologen meines

Erachtens noch vorsichtiger mit Angstbegriffen umgehen,

als es die meisten glücklicher Weise längst tun.?

Woher nehmen manche so klugen Christen eigentlich die

Gewissheit, dass unser Gott und Schöpfer nicht als

„liebender Vater“ auf so negative Eigenschaften

verzichtet? Man sollte den „Teufel“ in der christlichen

Verkündigung heute einfach als das „Böse und Schlechte“

benennen. Auch als verwerfliches Tun und Handeln der

Menschen, mit allen negativen Auswirkungen!

Interessierte Leser mögen auch hierzu auf umfangreiche

Literatur, die alte Zeiten betreffen und bis heute reichen,

zurückgreifen. Sie werden sicher auch selbst nachdenken.

97



D i e R e f o r m a t i o n


R e l i g i o n kann sein wie Wasser,

es erhält Leben und darf segensreich wirken.

Oder wie Luft, die wir zum Atmen brauchen.

Und wie Erde, die für uns Nahrung hervorbringt.

Auch wie Feuer, das uns sehr wohl tut und wärmt.

Religion kann aber, wie die Elemente,

ins Gegenteil verkehrt werden, wenn Menschen

mit ihr egoistisch und böswillig umgehen.

Macht, Geld und Gier, auch missionarischer

Übereifer sind Feinde guten Glaubens.

R e l i g i o n kann zum Segen oder zum Fluch

genutzt werden!

F. O.

100


9. Kapitel

D i e R e f o r m a t i o n

Bereits vor Luther haben andere Reformer versucht, dem

entarteten Treiben in Staat und Kirche Einhalt zu

gebieten. Manche hatten erfolglos aufgegeben, andere

waren zuvor eingekerkert worden. Jan Hus wurde schon

im Jahr 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Es gab

noch weitere Märtyrer in diesen Zeiten.

Martin Luther wurde am 10.11.1483 in Eisleben geboren.

Er prägte die wichtige Aussage von der

„Freiheit eines Christenmenschen“

Er sagte auch: „Wie du an Gott glaubst, so hast du ihn“

Der unerschrockene Reformator hatte bekanntlich zuvor

im thüringischen Kloster immer wieder darum gerungen,

wie er einen „gnädigen Gott finden könne“. Beinahe wäre

er an seiner zwischenzeitlichen Verblendung verzweifelt.

Dann ging ihm eines Tages auf, dass Gottes Liebe und

Barmherzigkeit, seine Gnade, jedem Menschen unverdient

ganz einfach angeboten wird. Wir müssen nur bereit sein,

sie im Glauben anzunehmen.

Und Martin Luther hat dann so formuliert:

„Achte, was Christum treibet!“

So wurde ihm immer klarer, dass die Herrscher der Zeit,

insbesondere diejenigen, welche sich in Rom und

anderswo als die „Gottbeauftragten“ und „Wissenden“

ausgaben, ihre unwissenden Gläubigen schamlos falsch

informierten und ausnutzten. Siehe die Seiten zuvor.

101


Luthers beschwerliche Reise nach Rom hatte ihm weitere

Erkenntnisse vermittelt. Er sah dort die wahren Zustände.

Ihm war Vieles sozusagen wie „Schuppen von den Augen

gefallen“. Und nach seiner Romreise fasste er zusammen:

„Ich hätte nie geglaubt, dass das Papsttum ein so großes

Gräuel sei, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte.“

In der von Martin Luther inzwischen als richtig erkannten

„Rechtfertigungslehre“ geht es klar um das Verhältnis

zwischen Gott und dem Menschen.

Rechtfertigung ist auch zentraler Begriff der von Paulus,

dem wichtigsten Apostel, zuvor formulierten christlichen

Theologie, der in die evangelische Glaubenslehre einging.

Erlösung erfolgt allein durch den Glauben an Gottes Liebe

und Gnade. Kein Mensch kann sich selbst sein Seelenheil

verdienen oder erkaufen. Zur von Luther wieder erkannten

Rechtfertigungslehre gehört aber auch ein nach außen

offenes „Freiheitsverständnis“, mit dem wir als heute

glaubende Christen so handeln dürfen, wie wir es aus der

Bibel als gut und ethisch verantwortbar erkennen.

Mit großen Glaubensdenkern unserer Zeit bin ich einig:

Gott allein wird entscheiden, wer als Mensch aller Zeiten,

welchem Glaubens auch immer, (nicht nur Christen!), des

Schöpfers Ewigkeitsziel erreicht.

Zurück zu Luther. Er war kein einfacher Mensch, hat sich

behauptet, war eckig und dabei durchsetzungsfähig. Seine

spontane Art zu entscheiden und zu handeln hat ihn oft in

eine beinahe aussichtlose Position gebracht. Wäre Martin

Luther ein vorsichtiger, immer überlegt handelnder und

eher ängstlicher Mann gewesen, hätte es zur damaligen

Zeit wohl kaum zum Grundumdenken kommen können. In

der so völlig verfahrenen Religionsentwicklung war das

ein ganz gravierender Richtungswechsel.

102


Vor dem Reichstag in Worms bekannte Luther so oder

ähnlich:

„Hier stehe ich und kann nicht anders, Gott helfe mir.

Amen.“

Gott selbst wird Martin Luther damals die Kraft und

Furchtlosigkeit zur Durchsetzung all der reformatorischen

Notwendigkeiten verliehen haben. Bald wurde der Ketzerprozess

abgeschlossen und Luther in „Acht und Bann“

gelegt. Damit war er exkommuniziert.

Der Kaiser ist damals, im Jahr 1521, fest auf der Seite der

Kirchenoberen geblieben. Er ließ Luther mitteilen: „Denn

es ist sicher, dass ein einzelner Bruder irrt, wenn er gegen

die ganze Christenheit steht, da ja sonst die Christenheit

lange 1 000 Jahre oder mehr geirrt haben müsste.“

Luthers treuer und bester Wegbegleiter in den Jahren der

Reformation, Philipp Melanchthon, war ein feinsinniger

„Universalgelehrter und Theologe“. Dieser Freund und

Berater hat Luther ganz sicher manchmal vor übereilten

Entscheidungen bewahrt.

Dem Klerus, der oberen Kirchenhierarchie, wurde seitens

der Reformatoren klar abgesprochen, sich zum Mittler

zwischen Gott und den Menschen erheben zu dürfen. Der

durch Gutenberg erfundene Buchdruck erlaubte es, die

reformatorischen Schriften schnell zu verbreiten.

Der Reformator Luther wollte keine Kirchenspaltung, aber

er strebte eine längst überfällige Erneuerung der Vatikanund

Papstkirche an. Ja, er hielt ein generelles Umdenken

für unbedingt erforderlich. Martin Luther wollte die sich

entwickelnden Bürgerkriege vermeiden. Er strebte nicht

die folgenden gewaltsamen Auseinandersetzungen an, wie

sie Thomas Müntzer gegen die Herrschenden organisierte.

In der Folgezeit haben sich dann die sogenannten

„Bauernkriege“ und andere böse Auseinandersetzungen

mit vielen Toten entwickelt.

103


Martin Luther hat gegen das Kriegstreiben eine Schrift

verfasst mit dem Titel „Ermahnung zum Frieden“. Die

Bauern feierten ihn zuvor mit Sympathie als den Mann,

der sie von der römischen Tyrannei befreite. Nachdem

man diese Schrift kannte, wurde der Reformator dafür als

„Verräter“ bezeichnet.

Fünf Jahre nach Luthers Thesenverbreitung, von Wittenberg

aus im Jahre 1517, stand der Pfarrer Ulrich Zwingli

in Zürich an der Spitze einer dortigen reformatorischen

Entwicklung, die ab 1536 von Johannes Calvin in Genf

zum Mittelpunkt der Bestrebungen wurde. Beide

Reformatoren gingen in ihren Grundsätzen weitgehend mit

Martin Luther konform. Allerdings feiern Reformierte das

Abendmahl als „Gedächtnismahl“, wie Jesus es nach

ihrer Überzeugung eingesetzt hat. Wahrscheinlich sind

Reformierte in diesem Punkt doch näher bei unserem

Religionsstifter Jesus und seinem Einsetzungsritual zum

Abendmahl!

Wenn ich oben den Begriff „Thesenverbreitung“ nenne, so

möchte ich dazu noch folgendes erläutern: Keine Rolle

wird es spielen, ob Luther seine 95 Thesen tatsächlich an

die Tür der Kirche zu Wittenberg angeschlagen hat. Es

darf als sicher gelten, dass er die schriftlichen Fassungen

zuerst den zuständigen Bischöfen zuleitete. Eine Antwort

erhielt er jedoch nicht. Und danach wurden diese Thesen

mit Hilfe des Buchdrucks vervielfältigt und verbreitet.

Martin Luther hat uns auch noch eine ausgezeichnete

Brücke zum Nachdenken über den Weg jedes einzelnen

Menschen hin zur Ewigkeit aufgezeigt. Er war schon der

festen Überzeugung, dass der menschliche Körper hier auf

Erden für immer zerfällt. Luther hat dementsprechend vom

„Seelenschlaf“ gesprochen und damit übergeleitet von der

„Auferstehungs-Theologie“ zur Auferweckung der Seelen“!

104


Christliche Theologen sind sich weitgehend einig, dass es

in der Ewigkeit Dimension geben wird, die wir nicht

beschreiben können und die uns das Erleben bei Gott in

einem ganz anderen Licht erkennen lassen werden. Wir

müssen es hier im Leben nicht besser wissen!

Luther ist nach meiner Überzeugung nur richtig im

Denken seiner Zeit zu beurteilen. Wenn der Reformer zu

seiner Zeit, umfangreich wie wir, wissenschaftlich und

weltgeschichtlich wie auch politisch informiert gewesen

wäre, hätte er mit Sicherheit in bestimmten Punkten

anders entschieden und gehandelt. Ich meine, nicht anders

entschieden im Glauben zur „Rechtfertigungslehre“. Nein,

diese Erkenntnis ist ihm hoch anzurechnen. Luther hätte

manche seiner massiven Äußerungen wohl nicht gemacht.

Er konnte die Auswirkungen damals nicht übersehen.

Thomas Müntzer wäre anders an die Kandare genommen

worden, der für die Bauernkriege verantwortlich ist.

Luther wäre auch wohl mit seinen Formulierungen zum

Judentum anders umgegangen, wenn er die Auswirkungen

hätte übersehen können. Seine Ausgangsposition war

bekanntlich, dass fast alle Mächtigen gegen die so wichtig

anstehenden Reformen standen. Und, Luther wollte seine

eigentlich geschätzten Israeliten, in deren Volk unser

Religionsstifter hinein geboren wurde, dazu bewegen, dass

Jesus als „Messias für die Ewigkeit“ auch im Judentum

wenigstens anerkannt würde. Solches misslang Luther

noch zusätzlich zu allen anderen Pannen.

Der Reformator konnte m. E. seine Mission nur erfüllen,

weil er ein so unerschrockener und impulsiv handelnder

Mensch war. Wenn der Reformator seinen universal

gelehrten und mehr diplomatisch denkenden Berater

„Philipp Melanchthon“, als gewisses Korrektiv, nicht

gehabt hätte, wäre die unbedingt notwendige Reformation

der Kirche möglicher Weise so nicht zustande gekommen.

105


Viele der Reformationsleute zuvor hatte man getötet.

Spätere oder gleichzeitige Reformatoren haben ihr Bestes

gegeben. Aber Luther hat den Durchbruch erreicht.

Kritiker des damaligen Reformationsgeschehens und des

Reformationsjubiläums im Jahre 2017 mögen sich bitte

vor Augen führen, was neben der christlichen Reformation

noch passiert ist: Martin Luther hat mit seinen

Bibelübersetzungen nicht nur die Texte für viele Menschen

lesfähig und verständlich gemacht. Er gestaltete unsere

schöne deutsche Sprache positiv und entwickelte sie

vorrangig mit!

Luther hat auch maßgeblich an der Entwicklung unseres

demokratischen Denkens mitgewirkt!

Er beeinflusste das freiheitliche Denken der Menschen

ganz wesentlich mit, sowohl im religiösen wie auch im

praktischen Leben. Damit ergänzte Luther Humanisten

und Freidenker, die durchaus ebenso ihre wertvollen

Beiträge zu mehr liberaler Entwicklung der Staatswesen

leisteten, nicht nur für die heute demokratisch angesehene

Länder in unserer Welt!

Luther war wahrscheinlich der erste Mensch, der die sehr

gepriesene „Gleichberechtigung der Geschlechter“ ins

Leben rief und vorlebte. Das Ergebnis war damals sofort

erkennbar, indem er sich als ausgetretener Mönch

erlaubte, eine entlaufene Nonne zu heiraten. Damit legte

er zweifellos die Grundlage für ordentliche Theologen-

Familien. In späteren Zeiten wurde der Begriff des

„Lutherischen Pfarrhauses“ geprägt als eine Institution,

die in der Regel Vorbildcharakter für alle evangelisch

orientierten Familien hat.

Hinweis auf die Ausführungen zu Ostern und Himmelfahrt

weiter vorn. Hinweis auch auf die Anmerkung nach Luther zur

Fehlbarkeit von Papstentscheidungen und möglichen Korrektur

von Konzilsbeschlüssen.

106


Vor 500 Jahren prägte ein desertierter Mönch in seiner

neu entdeckten Freiheit, außerhalb des überwundenen

engen Klosterlebens, die folgende Aussage auf der Basis

seines festen Gottvertrauens:

„Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt in Tausend

Stücke zerbräche, ich würde heute noch mein Bäumchen

pflanzen“

Martin Luther

Der Inhalt könnte auch so interpretiert werden:

„C a r p e d i e m“

deutsch: „P f l ü c k e ( n u t z e ) d e n T a g”

Horaz‚ Oden

Anmerkung: Manche Luther-Forscher meinen, obige Aussage

stamme nicht von ihm, sondern aus einer späteren Zeit. Egal,

sie ist so schön, dass sie auf jeden Fall zu unserem überzeugten

Reformator bestens passt!

Es ist gut, wenn der Mensch im Heute lebt. Gestern ist die

Vergangenheit und keine Sekunde ist zurückzuholen.

Morgen ist Zukunft: Nichts vom möglichen Erleben kann

man mit absoluter Sicherheit im Voraus festschreiben.

Die Lutherrose ist ein Symbol evangelisch-lutherischer

Kirchen. Sie war das Siegel, welches Martin Luther ab

1530 für seinen Briefwechsel verwendete.

( Hier Einbau Lutherrose)

107



E n t w i c k l u n g i n d e n

l e t z t e n 5 0 0 J a h r e n


Nachdem es mit der Reformation nicht gelungen war, in

friedlicher Toleranz mit den Christen der römischen

Vatikan-Organisation zu leben, entwickelten sich innerhalb

protestantischer Gruppen deutlich unterschiedliche

Glaubensüberzeugungen zu einigen Grundaussagen.

Nichts ist im Sinne der Freiheit des Denkens dagegen zu

sagen, wenn Christen in aller Toleranz unterschiedliche

Glaubensüberzeugungen haben und diese in Achtung

der anderen praktizieren.

Aber, warum gelang es wohl den Lutheranern und den

sogenannten Reformierten (nach Zwingli und Calvin)

nicht, ihre unterschiedlichen Auslegungen zu einigen

Glaubensfragen, zu ganz bestimmten Punkten, in Würde

und Toleranz und friedlich, in gutem Einvernehmen,

nebeneinander zu leben?

Eigentlich unverständlich, dass es 500 Jahre und mehr

dauern musste, bis Christen, die sich allesamt als

ernsthaft Gläubige sehen, erkennen und befolgen

lernten, was ihnen Jesus vorgelebt und übermittelt hat!

110


10. Kapitel

Entwicklungen in den letzten 500 Jahren

Es hat positive und negative Entwicklungen gegeben. Die

Monarchien dieser Jahrhunderte haben weitgehend auch

nicht im Sinne unseres Religionsstifters gehandelt. Tiefer

interessierte Leser werden sich in der neueren Geschichte

auskennen oder selbst informieren. Leider haben unsere

christlichen Kirchen oft zu sehr den Herrschenden ihren

Gehorsam gezollt.

Hinweisen darf ich auf die Entwicklung der Kolonialzeiten

und auch auf die Deportationen von farbigen Menschen

aus Afrika, hin zum amerikanischen Kontinent. Der böse

Sklavenhandel führte zu vielen menschlichen Schicksalen.

Auswirkungen sehen wir noch heute, besonders in den

Vereinigten Staaten von Amerika. Kirchen und „fromme

Christen“ beteiligten sich an den brutalen Methoden zur

Ausbreitung der Macht. Hier ist ebenso die Apartheid in

Südafrika zu benennen.

Jeder Leser wird sich an Martin Luther King in den USA

erinnern, der mit 39 Jahren für seinen friedlichen Einsatz

zum Erreichen der Bürgerrechte in den USA ermordet

wurde.

Und in Südafrika saß der große Nelson Mandela über

Jahrzehnte im Gefängnis, weil er seine Vision von einer

gerechteren Zukunft nicht verwirklichen sollte. Er wurde

dann doch noch ein großer Staatsmann, der zu Lebzeiten

die Aufhebung der Apartheid mitfeiern konnte.

Zu Zeiten der Weltkriege in der ersten Hälfte des letzten

Jahrhunderts gab es insgesamt sicher zu wenig eindeutige

Stellungnahmen der Kirchenleitungen. An der Basis aber

sind nach Hitlers Machtübernahme sehr wohl aufrechte

und gradlinige, überzeugte Christen aufgetreten.

111


Am 31. Mai 1934 formulierten Lutheraner zusammen mit

den Unierten und Reformierten aus ganz Deutschland ihre

Opposition. Sie stellten sich damit sehr deutlich gegen die

„Deutschen Christen“, die man als Mitläufer der NSDAP

ansehen muss.

Die „Barmer Theologische Erklärung“ ist zum guten und

festen Bestandteil der Vorgaben in den reformatorischen

Kirchen geworden. Der bekannte Schweizer Theologe

Karl Barth und Hans Asmussen, dazu andere, haben an

der Formulierung wesentlich mitgearbeitet. Es gibt viele

Theologen dieser Zeit, die hervorragende Arbeit geleistet

haben. Dietrich Bonhoeffer starb für seine feste und klare

Glaubensüberzeugung im Konzentrationslager. Er wurde

nur fast 40 Jahre alt.

Ebenso in der katholischen Kirche Deutschlands wie auch

anderswo in der Welt hat es Aufrufe gegeben. Der Bischof

Clemens August Graf von Galen, der allgemein bekannt ist

unter „Löwe von Münster“, hat in seinen furchtlosen

Predigten und in den Hirtenbriefen seine Opposition zu

Entscheidungen der Führenden im Nationalsozialismus

unmissverständlich kundgetan.

Maximilian Kolbe ist zu nennen, der sich anstelle eines

Mithäftlings, einem Familienvater, ermorden ließ. Er ist

für diesen Mann eingesprungen.

Leider wurde in den vergangenen Jahrhunderten die

Ökumene nicht erkennbar vorangebracht. Verfestigungen

von menschlichen Glaubensvorgaben wirkten sich nicht

positiv aus, wie zum Beispiel die weitere Vertiefung zur

Marienverehrung als Mutter Gottes.

112


Anmerkungen

Im Jahre 1854 verkündete Papst Pius IX. das „Dogma der

unbefleckten Empfängnis Mariens“. Hier geht es nicht um

Jesus, sondern um die Zeugung seiner Mutter Maria. Der

Klerus hielt es für erforderlich, zusätzlich festzuschreiben, dass

auch Maria ohne einen leiblichen Vater in diese Welt

gekommen sei. Damit wollte man klarstellen, dass auch Maria

von einer vorgegebenen „Erbsünde“ frei geblieben sei. Diese

Entscheidung vor gut 150 Jahren regt zum Nachdenken an.

Solche theologischen Entwicklungen der Neuzeit sind zu

erkennen und zu benennen.

Aktuell (2014) besuchte ich auf einer Kulturreise einen der ganz

großen Marien-Wallfahrtsorte der Welt in Portugal, Fatima.

Tiefgläubige Menschen pflegen mit Inbrunst ihren christlichen

Glauben. Maria als die „Mutter Gottes“ scheint darin die

Hauptrolle einzunehmen. Hunderttausende kommen immer

wieder zu den Lichter-Prozessionen auf den Wallfahrtsplatz in

Fatima. Dieser ist wohl doppelt so groß wie der Petersplatz im

Vatikan. Die Stadt Fatima ist von raffiniertem Kommerz

geprägt; Geschäfte sind übervoll mit Marienfiguren, Kerzen

und aller Art Dingen aus Plastik und Wachs, teils auch aus

wertvollem Material. Als Lutheraner habe ich diese andere Art

christlichen Lebens tolerant zur Kenntnis zu nehmen. Bejahen

muss ich sie aber nicht.

Im März 2017 besuchte Papst Franziskus I. Fatima. Er sprach

dort zwei Hirtenkinder heilig und vollzog damit einen lange vor

ihm eingeleiteten Akt. Man beachte aber seine grundsätzliche

Bereitschaft, übertriebene Fehlentwicklungen in Ruhe und

Bedacht zurück zu nehmen. Zur überzogenen Marienverehrung

gab er in Fatima eine klare Aussage an die gläubige Welt. Als

„Pilger des Friedens“ warnte er die Gläubigen davor, die

„Mutter Gottes“ als Heiligenbild zu sehen, um schnell und

billig Vergebung zu erlangen. Dem Mann aus Südamerikas

Armenvierteln liegt offenbar daran, Jesus Christus längerfristig

in der Stammkirche wieder als Wegweiser zum Erreichen der

zukünftigen Welt Gottes in den Fokus zu stellen!

113



Z u m C h r i s t e n t u m h e u t e


Einige dogmatische Vorgaben erregen Angst. Sie müssen

als Hindernis für freiheitlich-christliches Denken gelten.

Glaube kommt von innen, durch die Beziehung zu Gott,

und darf nicht von außen aufgezwungen werden.

Freiheit im Glauben und zum individuellen Erkennen

der persönlichen Glaubensüberzeugung ist somit ein

hohes Gut für suchende Menschen in heutiger und zu

jeder Zeit.

Unser Gott und Schöpfer wird uns sicher nicht in einer

Abhängigkeit von menschlichen Konzilsentscheidungen

sehen und verharren lassen wollen!

116


Zum Christentum heute

11. Kapitel

Über die Persönlichkeit Jesu haben vor Jahrzehnten zwei

hochrangige Katholiken tief nachgedacht und geschrieben.

Beide waren gleichzeitig Theologie-Professoren an der

Universität Tübingen.

Joseph Ratzinger, hernach Papst Benedikt XVI.

Seine Erkenntnisse beruhen, nach meiner Einschätzung, zu

weiten Teilen auf den historischen, dogmatischen Bestimmungen

der Kirchengeschichte.

Diese menschlichen Festlegungen sind Joseph Ratzingers

unerschütterliche Basis christlicher Glaubenslehre.

Hans Küng, jahrelang Präsident der Stiftung Weltethos.

Er hat Jesu Leben und Sterben, auch seine Auferweckung,

auf Basis des Neuen Testaments historisch-kritisch erforscht.

Die Ergebnisse und seine persönlichen Überzeugungen

daraus führten zu Hans Küngs christlicher Glaubenslehre.

Eine Aussage aus der Zeit in Tübingen zu den beiden

christlichen Denkern lautet:

Wer im Neuen Testament den dogmatischen Christus sucht,

lese Ratzinger.

Wer den Jesus der Geschichte und seiner urchristlichen

Verkündigung erkennen möchte, lese Küng.

Joseph Ratzinger blieb auch als Papst weitgehend bei

seinen Standpunkten. Es fällt ihm offenbar sehr schwer,

ernsthaft über die im 4. und 5. Jahrhundert entwickelten

Dogmen und über spätere, weitere Absolutfestlegungen

der christlichen Entwicklung kritisch nachzudenken.

In seiner Papstzeit blieb Benedikt XVI. unnachgiebig beim

Zölibat. Nach wie vor werden Frauen in der katholischen

Kirche benachteiligt. Und über konservatives Festhalten

an Entwicklungen zur Eucharistielehre muss dringend

nachgedacht werden.

117


Die starke Verehrung der Mutter Jesu, Maria als die

„Mutter Gottes“, wurde in ihrer überzogenen Entwicklung

in der Papstzeit Josef Ratzingers nicht zurückgenommen.

Wiederverheiratete Geschiedene dürfen offiziell immer

noch nicht am Abendmahl, der „Eucharistie“ teilnehmen.

Das „Heilige Abendmahl“ der reformatorischen Kirchen

wird vom Vatikan noch nicht anerkannt. Eine gemeinsame

Feier, entsprechend der Einsetzung durch den Stifter Jesus

Christus, müsste im Christentum durchgehend überall als

selbstverständlich akzeptiert werden. Man bedenke, dass

solche Diskriminierung für eine große Anzahl von Paaren

mit verschiedenen Konfessionen tief verletzend ist.

Hans Küng erkannte, wie wir es aus seinen Büchern entnehmen

können:

„Wir wissen von Jesus von Nazareth unvergleichlich

mehr historisch Gesichertes als von allen großen

asiatischen Religionsstiftern, wie Buddha, Kung-futse und

Lao-tse.“

Jesus ist nach den Schriften des NT ein wirklicher Mensch,

der zu einer bestimmten Zeit in Kleinasien lebte. Erst

nach seinem Tod hat die glaubende Gemeinde angefangen,

den Titel >Sohn Gottes< so zu gebrauchen, dass Gott

selbst Fleisch wurde. Biblisch korrekt ist jedoch, Jesus in

menschlicher Gestalt als Wort Gottes, Gottes Wille, Gottes

Bild im Menschensohn >geistlich< zu erkennen.

Paulus, einer der ältesten neutestamentlichen Zeugen, sagt

kein Wort von Jungfrauengeburt, auch nichts von Höllenfahrt

und Himmelfahrt. Paulus hält aber Ostern, als die

>Auferweckung des Gekreuzigten< in Entschiedenheit für

die Mitte des christlichen Glaubens.

118


Hans Küng prägte auch diese Aussage:

„Auferstehung“, richtig zu verstehen „Auferweckung“,

durch Gottes wirkliches Handeln an Jesus hin zu seiner

Verherrlichung, bis zur Entrückung und Erhöhung in die

Dimension Gottes.“

Das ist kein Handeln von der Seite Jesu her. Es ist also kein

die Naturgesetze durchbrechendes Ereignis, keine Kontinuität

des Leibes. Der Schöpfer sieht unsere Seele nicht

an die Körperlichkeit dieser Zeit gebunden. Gottes Dimensionen

entziehen sich uns nach hiesigem Stückwerkdenken

(siehe Paulus). Es geht um ein transzendentes Geschehen,

um die Vergeistlichung, bei voller Identität der Person, hin

zur Vollendung in Gottes Wirklichkeit. Über den Tod

hinaus wird die letzte Grenze des Welt- und Denkhorizonts

gesprengt. So dürfen wir es wohl glauben.

Küng sagte: „Jesus Christus ist unser Maß, nicht Kirchen,

Dogmen und fromme Menschen.“

Soweit zu Erkenntnissen des Professor Hans Küng, dem großen

Denker heutiger Zeit in der römisch-katholischen Kirche. Mit

einigen dogmatischen Entwicklungen konnte er seine eigenen

Glaubensüberzeugungen nicht in Einklang bringen. Küng hat

auf eine Karriere in der Kirche verzichtet, um seinen Jesus-

Erkenntnissen treu zu bleiben. Er trat aber nicht aus.

Hier möchte ich noch Uta Ranke-Heinemann erwähnen, die

Tochter unseres frühen Bundespräsidenten Gustav Heinemann.

Sie war die erste Professorin in der Welt für katholische

Theologie. Am 2.10.2017 wurde sie 90 Jahre alt. Ihr wurde die

Lehrerlaubnis der vatikanischen Kirche entzogen, ebenso wie

Hans Küng. Auch sie trat nicht aus. Professorin Ranke-

Heinemann setzte sich für Frieden und für Gleichberechtigung

ein. Sie kritisierte aber energisch einige von Menschen

festgeschriebene Dogmen, insbesondere Jesu Jungfrauengeburt.

Zu Ranke-Heinemann möchte ich nicht weiter Stellung nehmen,

weil ich mich nicht tiefer mit ihrer Literatur befasst habe.

119


In den reformatorischen Kirchen gibt es Parallelen zu

Hans Küng.

J ö r g Z i n k darf als namhafter evangelische Theologe

heutiger Zeit angesehen werden. Ein tief erkennender und

bekennender Denker und Christ.

Dr. Zink wurde Anfang 2015 die Ehrenprofessur des

Landes Baden-Württemberg verliehen. Die Auszeichnung

erhielt er für seine literarische Lebensleistung und für sein

Engagement als Bürger und Christ.

Die Glaubenserkenntnisse von Jörg Zink sind von heutigen

Menschen leicht zu verstehen. Er verzichtet möglichst auf

Fremdworte, schreibt in einfacher Weise und erklärt gut.

Geeignet für alle Suchenden und Zweifelnden und für

selbständige Denker, die mit kirchlichen Vorgaben an

Grenzen stoßen.

Jörg Zink, mit dem ich mich einig weiß, wird mir erlauben,

einige seiner tiefen Erkenntnisse zu Jesus Christus hier zu

benennen. Nachzulesen in seinen Büchern und Schriften,

besonders im Buch „Vom Geist des frühen Christentums

Den Ursprung wissen - das Ziel nicht verfehlen“

Ein Zitat aus dem Buch: „Eine am Evangelium orientierte

Kirche lebt aus der Mündigkeit der Laien. Sie steht und

fällt mit der Freiheit und geistigen Klarheit ihrer

Mitglieder, der Kenntnis, die Nichttheologen in der Kirche

von der Heiligen Schrift erworben haben.“

Mit meinen Worten möchte ich einiges von den Gedanken

Jörg Zinks rezensieren.

Nichttheologen, also Nichtamtsträger, werden in den vor

uns liegenden Jahrzehnten mit größerem Gewicht in der

Kirche wirken als bisher. Und das in allen Konfessionen.

120


Die apostolische Zeit ging in den Sechzigerjahren zu

Ende, als die drei wichtigsten Sprecher der ersten Gemeinden

nicht mehr lebten. Petrus und Paulus waren in Rom

umgekommen, Jakobus in Jerusalem. (Jakobus Bruder Jesu)

Paulus ist zweifellos als der wesentliche Gestalter unseres

christlichen Glaubens anzusehen. Er verlieh ihm die

Struktur einer weltweit eigenen Religion. Paulus war die

zentrale Gestalt in den ersten 30 Jahren nach Jesu Tod.

Die drei Apostel lebten schon nicht mehr, als die

Evangelien geschrieben wurden. Das einfach formulierte

Markusevangelium entstand um 70 n. Chr. und Lukas

schrieb um 80, Matthäus um 90 n. Chr. Beide schmückten

aus, was Markus in der Überlieferung historisch mit

weniger Deutungen versehen hatte. (s. 5. Kapitel)

Wir dürfen annehmen, dass Lukas und Matthäus schon das

Markusevangelium vor sich liegen hatten. Sie übernahmen,

was über den Lebenslauf Jesu zu sagen war. An den

Anfang setzten sie die Kindheitsgeschichten und an das

Ende Osterberichte, für die sie auf andere Überlieferungen

zurückgriffen.

Die so genannte >Zweiquellen-Theorie< könnte erklären, wie

es zu den drei verschiedenen Evangelien gekommen ist. Lukas

und Matthäus benutzten als Vorlage Markus und andere Infos,

Schriften und Überlieferungen, formulierten dementsprechend.

Zink prägte eine nachdenkenswerte Aussage, die überschrieben

ist mit „Erfahrungen, Erklärungen und Deutungen“:

„Wer nicht glauben will oder nicht glauben kann, dass

die Toten leben, wird kaum viel Nennenswertes mit dem

christlichen Glauben anfangen.“

Die Ostergeschichte hat Details, die den Menschen damals

aufgrund ihres Weltbildes Mühe machten. Sie konnten sich

die Auferstehung nur vorstellen, wenn der Körper mit

einbezogen war. Für die Bibel ist deshalb der Mensch an

Leib, Seele und Geist immer aus einem Stück.

121


Heute haben wir Schwierigkeiten, wenn wir nach den

zweitausend Jahren davon lesen und hören. Und zwar,

weil nunmehr wir durch unser Weltbild gehindert sind, sie

uns so vorzustellen. Jörg Zink meint, dass das, was wir

Tod nennen, in Wahrheit die Vorderseite einer anderen

Art von Leben ist.

Das Wichtigste an den Ostergeschichten besteht wohl darin,

dass den Freunden der lebendige Christus begegnet ist, als

eine Erscheinung aus der anderen, jenseitigen Wirklichkeit!

(Lukas 24, 28-31 / Emmausjünger)

Wie Schuppen fiel es von ihren Augen und sie erkannten

ihn. Er aber verschwand vor ihnen.

Ich denke, wir müssen diese Emmaus-Geschichte einfach

so und unkommentiert hinnehmen. Wir sind gut beraten,

wenn wir sie als ein Geheimnis stehen lassen.

Meine Erkenntnisse aus dem Studium der Zink-Literatur

jüngerer Zeit, ungefähr seiner letzten beiden Jahrzehnte,

möchte ich folgend weiter vertiefen.

Zinks Glaubenstiefe beruht vor allem auf den Aussagen

des Apostel Paulus. In Paulus, dem von Gott ganz und gar

umgekrempelten Israeliten alter Art, der sehr wohl ein

Jude bleiben wollte, spiegelt sich Gottes guter Geist

weitgehend deutlich wieder.

Paulus ist der Apostel, dem die christlichen Kirchen viel

mehr Raum in der Verkündigung geben sollten!

Informatorisch: Paulus hatte das römische Bürgerrecht.

Das sich für ihn hin und wieder vorteilhaft erwiesen hat.

Paulus hielt sich im Frühjahr 57 drei Monate in Korinth

auf. In dieser Zeit schrieb er an die Gemeinde in Rom,

rund drei Jahre vor seiner Reise in die Kaiserstadt als ein

Gefangener. Ungefähr sechs Jahre vor dem gewaltsamen

Tod in Rom.

122


Zink: „Der Römerbrief ist, wie wir ohne jeden Vorbehalt

behaupten dürfen, einer der wichtigsten Briefe geworden, die

in der Geschichte der Menschheit geschrieben wurden.“

Paulus sieht, nüchtern und illusionslos, dass der Tod im

Grunde der heimliche Herrscher dieser Welt ist.

Im Alten Testament finden wir ein Schlüsselwort bei dem

Propheten Habakuk. Der sagte es unter Hab.2.4 wörtlich:

„…der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“

Und Zink fasst den Inhalt so: „Leben wird, wer mit Gott im

Reinen ist. Und wer ist mit Gott im Reinen? Der sich ihm

anvertraut.“

Ich meine, „sich Gott anvertrauen“ ist ein guter, tieferer

Ausdruck als „Glaube an Gott“. Nach meiner Kenntnis

wurde im Aramäischen, zu Jesu Zeit, vom Gottvertrauen

mehr gesprochen.

Paulus schreibt den Römern: „Wir sind der Überzeugung,

dass der Mensch mit Gott ins Reine komme, ohne dass er

religiösen Forderungen genügt, einfach dadurch, dass er sich

ihm anvertraut und damit empfängt, was Gott ihm gibt.“

Diese Aussage von Paulus dürfen wir meines Erachtens

mit als Grundlage der „Rechtfertigungslehre“ sehen.

Paulus trifft damit genau den wichtigsten Punkt des

christlichen Denkens, der geschichtlich eine ungeheure

Bedeutung hat.

Und hier setzt Martin Luther an, nachdem er lange mit der

ihm vorgegebener Lehre gerungen hatte. Seine Erkenntnis

mündet dann in der „Rechtfertigungslehre, allein durch den

Glauben an die Gnade Gottes“!

Paulus muss sich (leider) rechtfertigen für seine betonte

Gerechtsprechung der Menschen, allein aufgrund der

Gnade Gottes. Deshalb knüpft er schon beim Erzvater

Israrels an und zitiert 1. Mose 15,6: „Abraham hat Gott

geglaubt, das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.“

123


Abrahams Gemeinschaft mit Gott war nicht auf einen

religiösen Ritus gegründet. Abraham war gerecht, längst

ehe es ein Gesetz gab.

Paulus sagt an anderer Stelle:

Wer Christus angehört, der soll ihm ähnlich werden. Er

hat die Chance dazu, denn wer in Christus ist, ist ein

neues Geschöpf, wie Adam das alte Geschöpf war und ist.

Zu Kapitel 12-16 Römerbrief sagt Zink: „Hier setzt Paulus

zu einem neuen Bogen an, wenn er zu Tagesfragen

Stellung nimmt. Es gibt keinen Glauben, den der Mensch

für sich auf die Seite schaffen könnte. Leben hat, wer sich

von sich selbst weg wendet und also liebt. Wer die Gnade

Gottes weitergibt, indem er den anderen Menschen

begnadigt. Und wer dies tut, wer dazu den Geist Gottes

empfing, der gewinnt das Leben.“

L i e b e, und tu was du willst! (Augustinus)

Verbinden dürfen wir diese Denkweise auch mit dem Text

im „Vater Unser“, der sich damit befasst, dass wir, wenn

uns unsere Schuld von Gott vergeben wird, auch unseren

Schuldigern Vergebung angedeihen lassen sollen!

In solchem Zusammenhang dürfen wir m. E. erkennen, wie

sich Glaubens- und Fehlglaubens-Entwicklungen wiederholen

(können). Habakuk war offensichtlich schon früher

weit im Glaubensdenken, durch Gottes Geist inspiriert,

wie es Christen heute auslegen müssen. Und im Neuen

Testament, Paulus ebenso.

Und Luther später, nachdem ihm die Augen aufgingen,

erkannte diese Grundlagen wieder.

124


Jörg Zink als evangelischer Denker und genauso der

katholische Hans Küng, finden und formulieren ihre festen

Glaubensüberzeugungen auf dieser Vertrauensbasis. Und

beide erklären in ihrer Literatur, dass Jesus diese frohe

Botschaft vom Schöpfer erneut zu überbringen hatte.

Gültig, ohne jedes menschliche Beiwerk. Und sicher ohne

Bedarf an späterer Dogmatisierung durch Konzile.

Zum Schluss dieses Glaubensüberblicks, unter Einbezug

des großen Theologen Jörg Zink, noch seine für mich so

überzeugende Kurzfassung.

„Die Rechtfertigungslehre ist so einfach, dass sie sich mit

wenigen Sätzen schildern lässt.

Und sie ist so abgründig komplex, dass kaum ein Theologe,

den ich danach fragte, sie wirklich vorzeigen konnte.

Sie ist die schmale Tür, die zu einem evangelischen Glauben

führt, das heißt, zu einem Glauben, der auf das Evangelium

antwortet.“

Paulus Römer 3,28, Zink-Bibel:

„Wir sind überzeugt, dass ein Mensch mit Gott ins Reine

kommt, nicht durch das, was er leistet, sondern dadurch, dass

er glaubt!“

Soweit die Erkenntnisse. Einige Texte des NT habe ich der Zink-

Bibel entnommen. Somit findet man nicht jede Formulierung

genauso in der Lutherbibel.

Es muss die Frage erlaubt sein, ob Menschen (Päpste) wie die

Stellvertreter Gottes auf Erden agieren dürfen. Maßen sich

Kirchenführer, die auch nur Kreaturen Gottes sind, nicht zu viel

an, Entscheidungen als absolut darzustellen oder gar als

unfehlbar glauben zu lassen? Selig- und Heiligsprechungen

sind hier anzuführen. Immerhin wird den einfachen Christen

suggeriert, sie dürften einen Heiligen um Fürsprache bitten, um

so den Zugang zu Gott oder Jesus Christus zu erreichen.

125


Der aktuell heilig gesprochene Papst aus Polen, Karol

Wojtyla, Johannes Paul II. hat in seiner Amtszeit 1338

Seligsprechungen und 482 Heiligsprechungen vollzogen.

In den Archiven des Vatikans sollen noch etwa 15000

Akten zur Entscheidung vorhanden sein.

Wir reformatorischen Christen müssen den vorstehenden

Praktiken nicht zustimmen. Zu guter Toleranz sind wir

jedoch verpflichtet. Nachdenken dürfen wir aber über ihre

Auswirkungen.

Wahrscheinlich wird ein sehr hoher Prozentsatz gläubiger

Katholiken zustimmen, wenn hier deutlich Reformbedarf

angesprochen wird. Beispiele, zu denen sich jeder seine

Meinung bilden möge, sind zuvor bei Joseph Ratzinger zu

finden. Wenn dieser Kirchenführer, in seiner Zeit als der

Papst Benedikt XVI. auch die Ökumene kaum voran

gebracht hat (das ließ sein konservativer Dogmenglaube

wohl nicht zu), muss ihm jedoch Anerkennung dafür

gezollt werden, dass er dann mit seinem Rücktritt zwei

Dinge positiv klarstellte.

Erstens: Ein Papst kann tatsächlich aufgeben und muss

nicht bis zum Tode im Amt durchhalten.

Zweitens: Ein Papst darf Fehler zugeben. Ratzinger hat die

Gläubigen für seine Fehler um Verzeihung gebeten.

Alle Achtung!

Über die reformatorischen Kirchen müssen wir ebenfalls

nachdenken. Rückschau zu einem angesehenen Pfarrer in

unserer evangelisch-lutherischen Gemeinde. Der Theologe

siedelte sein Wissen deutlich über dem der unwissenden

Gemeinde an. Ich unterstelle, dass er als Seelsorger ein

ernsthafter Christ war und das Beste für seine Gemeinde

wollte.

126


Sein Credo: „Über Glaubensfragen diskutiert man nicht“.

Er war mit dieser Vorgabe wohl der Meinung dass es

besser wäre, wenn seine Gemeindemitglieder nur glauben

sollen, was die Kirche als richtig vorgibt. Bloß nicht

darüber diskutieren. Als studierter Theologe hat er die

geschilderte historische Entwicklung unserer christlichen

Religion sicher gut gekannt. Aber…?

Weit früher hat man genau aus diesen Beweggründen die

Messen nur in lateinisch gelesen und die Bibel nicht übersetzt

vorgelegt, bis Luther dieses allgemeinverständlich

änderte. Konservative Theologen schlagen aktuell erneut

vor, Messen wieder in Latein zu lesen. So könnte man wohl

in Entwicklungsländern das Rad nochmals zurückdrehen!?

Zur Trinität heutiger Interpretation

In der Wochenzeitung „Unsere Kirche Nr. 24/17“

versucht ein Autor, die menschliche Festschreibung und

Lehrmeinung der Kirchen zur Trinität zu rechtfertigen und

glaubhaft zu erläutern.

Überschrift: „Die gesellige Gottheit“.

Der Theologe Dr. Andreas Goetze sagt in dem Artikel:

„An die Trinitätslehre muss man nicht glauben, aber man

solle sie als Grammatik des Glaubens achten“. Abgebildet

ist die Darstellung eines Menschen mit drei Gesichtern.

Ich setze zu solcher Bilddarstellung ein Fragezeichen ?

Gleiches Thema, anderes Beispiel.

Von einem Gemeindepfarrer, den ich in der Regel gern

höre. Er kann gut predigen, wenn er bei Jesus und dem

Neuen Testament bleibt und dabei vermeidet, bestimmte

Dogmen als Wahrheit zu interpretieren.

127


Zum Sonntag „Trinität / Dreieinigkeit“, in seiner Predigt

im Juni 2017, sinngemäß so: „Die Dreieinigkeit ist nicht

leicht zu begreifen.“ Dann der Versuch, eine prophetische

Geschichte aus dem AT mit heranzuziehen.

„Der Prophet hatte eine Vision. Er sah Gott Vater im

Himmelssaal als großen alten Mann mit Bart auf dem

Thron und mit einem wallenden Gewand, welches den

ganzen Himmelsraum füllte, usw.“

Gedankliche Folge hin zur Dreieinigkeit:

Gott Vater ließ durch seinen Heiligen Geist eine junge

Frau (Maria) befruchten. Sie gebar ihren ersten Sohn,

Jesus. Dieser wurde neben >Gott Vater< und >Gott

Heiliger Geist< die dritte Person >Gott Sohn<.

Zurück zur Realität.

Gott ist Geist und wird sich in seiner Größe niemals

ändern oder anpassen. Jesus wurde entsprechend der

Zweinaturen-Theologie in den ersten Jahrhunderten, nach

seinem Wirken auf dieser Erde, von Menschen zum „Gott

Sohn“ verklärt. Die Kirche hat ihn sowohl geistlich als

auch körperlich zum Gott erhöht.

Anmerkung: Wie schwer haben es Christen, die selbst in der

Lage sind zu denken und zu erkennen, wenn sie dogmatischen

Trinitätsvorgaben folgen sollen.

Erkennen viele Theologen tatsächlich nicht, dass sie mit einigen

kirchlichen Vorgaben heute intelligente Glaubenschristen eher

aus den Gottesdiensten fernhalten als das Haus zu füllen? Nur

wenige Hörer sind m. E. in der Lage zu sortieren und vielleicht

sogar Verständnis aufzubringen, wenn Gemeindepfarrer eigene

Erkenntnisse hinter kirchlichen Vorgaben verschweigen.

Jeder interessierte Leser ist in der Lage, über den Inhalt

der vorstehenden Seiten selbst weiter nachzudenken.

128


Natürlich weiß ich, dass bei Glaubensüberzeugungen nur

bedingt logisch gedacht werden darf. Ich gestatte mir

trotzdem, auch folgend, die Logik etwas mit ins Spiel zu

bringen. Nach meiner Meinung lässt unser Gott und

Schöpfer allen Seins logische Zusammenhänge in seiner

Weisheit sehr wohl erkennen.

Und so ziehe ich den Bogen vom Glauben, vom Vertrauen

auf das Ewigkeitsziel hin in Gottes Dimension, zurück zur

Schöpfung, wie sie im Buchanfang dargestellt wurde.

Wenn wir Wissenschaftlern zuhören, so folgt das gewaltige

und nie insgesamt erforschbare Universum ganz präzisen

Regeln. Alles ist absolut logisch und wissenschaftlich

nachvollziehbar aufgebaut. Um es laienhaft auszudrücken:

Jedes Detail passt in die große Gesamtheit einer

Generalvorgabe, die wir getrost „Schöpfung“ nennen

dürfen. Und den wahren Ursprung wird die Wissenschaft

niemals belegen können. Auch sie wird immer an den

Punkt kommen, an dem nur noch „Vertrauen auf eine

Urquelle Schöpfung“ weiterhelfen kann! Siehe Kapitel 2

129



Z u s a m m e n f a s s u n g

K i r c h e n h i s t o r i e


Der Himmel ist uns umsonst gegeben

und geschenkt.

Sei guter Dinge und freue dich,

denn Gott ist dein Freund!

Martin Luther

132


12. Kapitel

Z u s a m m e n f a s s u n g K i r c h e n h i s t o r i e

Gott ist der Schöpfer und bleibt uneingeschränkter Herrscher

im gesamten Universum. Unser Herrgott ist somit der

Souverän. Er allein ist Urheber des von Menschen nie bis in

alle Tiefen erforschbaren, unermesslichen Kosmos. Auch

alles Leben auf unserem Planeten mit den Entwicklungen bis

hin zu den klügsten Gehirnen ist sein Werk.

Und es gibt Dimensionen, die uns als Gottes Kreaturen in

dieser Welt verborgen bleiben sollen.

Klügste Menschen werden dies nicht widerlegen können.

Auch atheistische Denker können niemals wissenschaftlich

beweisen, dass die am Anfang näher behandelte „extrem

komprimierte Masse“, die nach Meinung der Forscher

zum Urknall geführt haben soll, aus dem Nichts entstand.

Und so habe ich keinen Zweifel an der Existenz einer

Urmacht unbeschreibbarer Größe, die in diesem Leben

niemand wird ergründen können.

Christen haben sich an Jesu Leben und Wirken und seinen

Vorgaben zu orientieren. Keine christliche Organisation

hat das Recht, menschliche Dogmen der Historie auf

weitere Dauer unangepasst und allgemein verbindlich für

alle Gläubigen einfach so stehen zu lassen. Das ist nach

meiner Überzeugung unbeweisbare Intoleranz. Kirchen

haben hierzu Handlungsbedarf.

Reformator Luther entschied durchaus richtig, wenn er

Konzilsbeschlüsse als fehlbar definierte, diese aber über so

genannte Absolutentscheidungen einzelner Personen, also

der Päpste, stellte.

Anmerkung: Die Konzilsbeschlüsse im 4. und im 5. Jahrhundert

hätten stärker den weisen Erkenntnissen eines Paulus und

anderer Berichterstatter des frühen Christentums folgen sollen,

die näher an der Lebenszeit Jesu verfasst worden sind.

133


Luther hat sich nicht angemaßt, Gottes Willen zur Gnade

und Barmherzigkeit, zum Erreichen des Ewigkeitsziels des

einzelnen Menschen, in menschlich angepasster Auslegung

interpretieren zu dürfen. Ihm reichte „allein durch den

Glauben“.

Streng evangelikale Christen sind weitgehend auf guter

Linie unseres Religionsstifters Jesus Christus. Ein Bruch

ergibt sich leider für viele bei der Absolutstellung. Manche

Fundamentalchristen meinen, nach ihrer Auslegung den

allein selig machenden Weg nach Gottes Rat zu wissen.

Christen sind aber verpflichtet, Glaubensüberzeugungen

ihrer Mitchristen, die vom eigenen Glauben abweichen, im

friedlichen Miteinander zu achten.

Jeder denkende Gläubige sollte inzwischen wissen, dass

eindeutige Glaubensbeweise nicht möglich sind.

Gott allein wird seine Entscheidung über jeden von uns fällen.

Einige kirchliche Auslegungen beruhen, wie schon vorn

näher ausgeführt, auf der Kombination aus Weissagungen

der Jesaja-Zeiten, die in den Aussagen der Evangelien mit

angeführt sind und den Evangelien selbst, insbesondere

den beiden von Lukas und Matthäus. Unfurchtsame Leben-

Jesu-Forscher, wie insbesondere der katholische

Professor Hans Küng und andere überzeugte Christen,

fanden nur bedingt Gehör.

Anmerkung: Soeben lese ich in der Tageszeitung 18.3.15 (dpa):

Hans Küng, kurz vor Vollendung des 87. Lebensjahres, fasst

sein Lebenswerk als Gesamtausgabe. Er ist der wichtigste

katholische Kämpfer für Verständigung zwischen den

Religionen. Sein Leben lang kämpfte er für eine moderne und

zugleich ursprüngliche Kirche. Seinen Erkenntnissen sollte man

mehr Beachtung schenken!

Christen sollten ebenso die Forschungserkenntnisse des

evangelischen Theologen Jörg Zink studieren!

134


Jesus selbst hat uns gelehrt, nicht rechthaberisch,

hochmütig und egoistisch gegen unsere Nächsten und

alle Mitmenschen zu sein, sondern Liebe zu üben!

135



P r i o r i t ä t e n

c h r i s t l i c h e r

G l a u b e n s a u s s a g e n


I r i s c h e r R e i s e s e g e n

Möge die Straße uns zusammenführen

und der Wind in deinem Rücken sein;

sanft falle Regen auf deine Felder und

warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.

Bis wir uns mal wiedersehen, hoffe ich,

dass Gott dich nicht verlässt;

er halte dich in seinen Händen,

doch drücke seine Faust dich nicht zu fest.

Refrain

Und bis wir uns wiedersehen,

halte Gott dich fest in seiner Hand;

und bis wir uns wiedersehen,

halte Gott dich fest in seiner Hand!

Dieser wunderschöne Segen wird Reisenden gern und sinnvoll

mit auf den Weg gegeben.

Geeignet ist der Reisesegen aber auch für liebende Menschen,

die einen Geliebten oder eine Geliebte, auch eine andere liebe

Person, aus dieser Welt ziehen lassen müssen.

Wenn wir als Christen daran glauben, dass es in Gottes

Schöpfung Dimensionen gibt, die weit über alle entdeckte Wege

zur Kommunikation hinausgehen, wie die weltumspannenden

Möglichkeiten mit Telefon und Funk, Internet sekundenschnell,

so dürfen wir auf Gott vertrauen, der sicher noch weit mehr zu

bieten hat!

Und wenn jeder von uns vor Gott ein Unikat ist, ganz

unverwechselbar und einzig, wird unsere Seele in voller

Identität der Person jenseitig sein. Und dem (oder der)

Zurückgebliebenen ebenfalls einen so prächtigen Reisesegen für

die noch restliche Lebenszeit auf diesem schönen Planeten

wünschen können und dürfen! _____________________________

138

>


13. Kapitel

Vor fast 100 Jahren erklärte der große Friedensaktivist,

Sprecher für Gewaltlosigkeit, Politiker und Reformer,

Mahatma Gandhi in Indien: „Ich sage den Hindus, dass ihr

Leben unvollkommen sein wird, wenn sie nicht auch ganz

ehrfürchtig die Lehre Jesu studieren.“

P r i o r i t ä t e n

c h r i s t l i c h e r G l a u b e n s a u s s a g e n

G o t t ist einzig und Schöpfer allen Seins.

G o t t ist souveräner Herrscher des ganzen

Universums, über menschlich fassbare

und noch verborgene Dimensionen,

über Zeit und Ewigkeit.

G o t t ist G e i s t und er ist selbst die L i e b e.

G o t t unser Schöpfer hat J e s u s C h r i s t u s

in diese Welt kommen lassen, mit seinem Heiligen

Geist bedacht, um uns seine große Liebe erneut

zu zeigen. Er lässt uns seine Barmherzigkeit zur

Teilnahme an der Ewigkeit durch Jesus kundtun,

ganz unverdient und ohne Anrechnung unserer

eigenen Leistung.

J e s u s ist am Kreuz gestorben und begraben.

Er wurde auferweckt und seine Geist-Seele

ist mit seinem und unserem Gott und Vater

vereint in alle Ewigkeit.

________ Jesus ging unserer Seelen-Zukunft voraus.

<

139


Ausschmückungen zu den einfachen Glaubensgrundlagen,

Heiligenkulte, teils menschlich beschlossene Dogmen der

kirchlichen Organisationen, auch manche Vorgaben von

Würdenträgern, mögen vielen Christen zur persönlichen

Glaubensfindung dienlich sein. Unser aller Gott und

Schöpfer wird in seiner Liebe zu allen Menschen, und in

seiner unendlichen Größe, solche auf dem kleinen Planeten

Erde entstandenen Erweiterungen nicht zur Grundlage des

Ewigkeitsangebots machen. Dessen bin ich sicher!

Wer unabhängig von späteren Einflüssen Gott und den

gekreuzigten Jesus, der für uns in Gottes Geist zum

Christus wurde, erkennen möchte, beschäftige sich mit den

mosaischen Geboten Gottes und mit Jesu Weisungen und den

Aussagen, insbesondere seinen letzten Worten am Kreuz.

So finden wir die wichtigen Glaubensgrundlagen.

Hilfreich sind zudem noch die schriftlichen Fassungen von

Jesus, seinen Erzählungen, seitens der Zeugen aus Jesu

Lebenszeit und der Zeugen der Jahre direkt nach Jesu

Tod. Dazu gehören insbesondere die Werke des großen

Apostel Paulus, den Gott selbst vor Damaskus grundlegend

in seiner Persönlichkeit verändert hat.

Ein Satz von ihm lautet ganz unmissverständlich (Römer 1):

„Jesus Christus, verheißen durch seine Propheten, der

geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch und

kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem Geist…“

Für alle an Jesu Lehre glaubende Menschen gilt, egal ob

sie ihre persönliche Glaubensüberzeugung in Freiheit des

Denkens oder durch kirchlich vorgegebene Anweisungen

finden oder gefunden haben (Paulus):

„Unser Wissen ist und bleibt Stückwerk!“

140


Wir dürfen glauben, dass Gottes Sein, seine Größe und

seine Barmherzigkeit, weit umfangreicher, unermesslich

erhabener ist, als Menschen es fassen können.

Christen, Muslime und Juden, wie auch andere gläubige

Erdenbewohner, stellen sich unseren Schöpfer mit ihrem

menschlichen Verstand oft als ein körperliches Ebenbild

vor. Niemand aber kann Gott richtig beschreiben.

Ein mir unbekannter Texter sagte einmal in Umschreibung

so:

„Gott ist nicht, wo der (gedachte) Himmel ist.

Wo Gott ist, da ist Himmel !“

Und Dietrich Bonhoeffer bekennt in festem Vertrauen, in

seiner menschlich ganz und gar aussichtslosen Situation,

im Konzentrationslager:

„Von guten Mächten wunderbar geborgen…!“

Bonhoeffer drückt damit aus, dass Gott als guter Geist

überall sein kann und keine Grenzen kennt. Dieser Mann

hat sich den Schöpfer allen Seins nicht in menschlicher

Gestalt vorgestellt.

J e s u s C h r i s t u s

ist die einzige Persönlichkeit der Entstehungszeiten

aller drei abrahamischen Religionen, die ohne jede

einschränkende Aussage von seinen Anhängern

F r i e d e n i n d e r W e l t

zu halten verlangt und konsequente Arbeit daran

von allen Menschen erwartet.

141


G o t t i s t d i e L i e b e !

Die Wochenzeitschrift „ Christ in der Gegenwart“ druckte

in der Ausgabe 51/2014 einen Kommentar zu den

Religionsvorgaben und zu deren Entwicklungen. Daraus

zitiere ich den folgenden Ausschnitt:

„Einzig im Kontext des Christentums wurde die Kraft

aufgebracht, Wesen und Unwesen von Religion selbstkritisch

zu betrachten und die Selbstimmunisierung zu mobilisieren.

Jesus Christus war ein gewaltfreier, jedoch herrschaftskritischer

Religionsstifter. Das Christentum als von der Wurzel

her eine selbstkritische Religion, wie seine (Befreiungs-)

Theologie beweist, ist geistig im Jahr 2014 angekommen.“

Dazu möchte ich erweiternd betonen, dass diese Aussage

dann richtig ist, wenn sie nicht durch dogmatische

Vorgaben verwässert wird. Und, wenn sie nicht immer

noch von „herrschsüchtigen Despoten“ und von manchen

„egoistischen Ganz-genau-Wissern“ verdorben wird.

Ergänzend zu den Prioritäten noch die gute Aussage eines

hochrangigen Katholiken:

„Jeder von uns hat eine unsterbliche Seele. Gott selbst

hat sie von Anfang an in uns hineingepflanzt. Erst diese

individuelle Seele macht jeden Menschen einzigartig!“

Kardinal Rainer-Maria Woelki

Erzbischof in Köln

Soweit meine Glaubenserkenntnisse, die weitgehend von

manchen heutigen Theologen geteilt werden.

Ich kann nichts beweisen.

Menschen, die eingefahrene Glaubensvorgaben auf der

Grundlage der Entwicklung erster 500 Jahren n. Chr. und

danach als richtig ansehen, haben ebenso keine Beweise.

Sie sollten nachdenken über einige zweifelhafte Grundaussagen.

142


Tiefgläubige orthodoxe und römische Katholiken, ebenso

tiefgläubige Evangelikale in unseren reformatorischen

Kirchen, haben sicher Achtung und Respekt verdient.

Fundamentalisten aber in allen Religionen sollten sich vor

Intoleranz hüten. Die Schritte vom Absolutdenken hin zum

Unfrieden sind kurz. Das hat sich in mehreren Jahrtausenden

der Geschichte, besonders in den Weltreligionen,

immer wieder als böse und fatal herausgestellt.

Nun noch zum Nachdenken über Naturvölker und Glauben

Bei manchen Naturvölkern war (ist) es die Regel, ihre alten

Menschen ganz in Ruhe sterben zu lassen, wenn das Leben

offensichtlich zu Ende gehen soll. Lebenserhaltende Maßnahmen

sind dort zum Schluss nur sehr begrenzt üblich. Anders

in medizinisch hoch entwickelten Gesellschaften. Bei uns

bleiben lebenserhaltende Geräte oft noch aktiv, wenn ein

friedliches Sterben die gute und bessere Lösung wäre.

Indianerstämme z. B. versuchen, Zeichen Manitus zu erkennen

um ihre Mutter, ihren Vater in Frieden handeln zu lassen, wenn

die Zeit gekommen ist. Der lebensmüde Mensch setzt sich oder

legt sich unter einen Baum, isst nicht mehr und trinkt fast nichts

mehr. So sind die Tage zu zählen, bis Manitu den Menschen,

der ihm vertraut, zu sich nimmt.

„Manitu“, das „Allumfassende Geheimnis“, auch die

„Große Kraft“ oder „Großer Geist“, „Großer Gott“ oder

auch, „Im Namen des großen Geistes“!

Fragen: Sind solche Maßnahmen zum Lebensende gut? Dürfen

Christen sich erlauben, daran zu zweifeln, dass die Seelen der

Naturvolkmenschen bei ihrem Vertrauen auf Manitu (Gott) in

die Ewigkeit des Schöpfers aufgenommen werden?

Antworten: Ja, solche Maßnahmen sind hoch zu achten. Wir

in unserer Welt sollten erkennen, wann der ärztlichen Kunst ein

Ende geboten werden muss.

Ja, alles egoistische Glaubensdenken ist vom Übel. Christen

und Angehörige anderer Religionen haben die Pflicht, Glauben

und Riten anderer Menschen Toleranz zu beweisen, wenn sie

friedlich damit umgehen. Gott allein hat zu entscheiden!

143



G e d a n k e n z u r Z u k u n f t

der K i r c h e n


Religionen haben in der Regel ein viel zu großes

Programm an Vorgaben, an Ge- und Verboten.

Weniger wäre besser und Mehr (mehr Wert)!

G l a u b e

H o f f n u n g

L i e b e

(Vertrauen auf Gott)

(Überzeugung für eine persönliche

Zukunft nach diesem Leben)

(Gott lieben und andere Menschen,

wie dich selbst)

Diese drei wichtigen Begriffe beinhalten die gesamte

Vorgabe der christlichen Lehre nach Jesus Christus!

146


Gedanken zur Zukunft der Kirchen

14. Kapitel

Wenn ein überzeugter Christ die auf Seite links gedruckte

Information als seine Richtlinie ansieht, darf er mit Gottes

Zusage zur Teilnahme an der Zukunftswelt des Schöpfers

rechnen. Kein Mensch kann solche Seelenwelt richtig

beschreiben.

Christen kennen unsere mosaischen zehn Gebote oft von

Kind her. Christliche Erdenbürger und Erdenbürgerinnen

werden bei ihrem „Vertrauen auf Gott“ in der Regel

brauchbare Mitmenschen auf diesem Erdenrund sein!

Niemand kann die Gebote jederzeit halten. Überzeugte

Christen aber wissen, dass sie bei ihrem Glaubensdenken

sicher aufgehoben sind. Und jeder darf auf solcher Basis,

nach Jesus Christus, in Freiheit denken!

Alles andere ist Beiwerk, nicht Voraussetzung nach Jesu

Mittlerweisung!

Anmerkung: Vorstehendes ist meine Überzeugung. Ich halte es

mit Paulus… „Unser Wissen ist und bleibt Stückwerk!“

Unsere christlichen Kirchen sind bei ihrem Denken und

Handeln verpflichtet, den Blick mehr auf die Zukunft zu

richten. Mit Franziskus I. als jetzigem Papst kann auch die

Ökumene schrittweise vorankommen.

Nach dem Reformations- und Lutherjahr 2017 mag sich

zeigen, ob über alle Eigenständigkeiten hinaus zukünftig

ein demokratisches, gemeinsames Dach über die Kirchen

gespannt werden kann.

Bei aller Vielschichtigkeit wird man aber nur erste

Weichen dazu stellen können. Eine Einheitskirche sollte

niemand ernsthaft anstreben. Dazu sind die Unterschiede

in Hierarchie und Organisation einfach zu stark.

147


Die älteren Kirchenorganisationen (römisch-katholische

Vatikankirche und die orthodoxen Ostkirchen) wie auch die

reformatorischen Kirchen in ihrer Gesamtheit mit den

kleineren Freikirchen und mit den Anglikanern, mit einer

Vielzahl amerikanischer Sonderkirchen und all den

sonstigen Organisationen auf der ganzen weiten Erde,

könnten bei gutem Willen und Kompromissbereitschaft,

ein erstes grobmaschiges Netz spannen. Ja, zusammen

sollte man einen gemeinsamen „Grund-Glaubensschirm“

erarbeiten.

G o t t e s S e g e n w ü r d e d a z u s i c h e r s e in!

Solche Entwicklung wäre zu wünschen. Sie wird aber wohl

vorläufig nur im Ansatz Wirklichkeit werden. Menschen

sind Egoisten und mit diesem Hindernis wird zu kämpfen

sein.

Weitere G e d a n k e n z u r Z u k u n f t

Verantwortliche der Kirchen könnten Formulierungen zur

Trinität ganz einfach und wohl zutreffender so fassen:

„Gott ist Geist in Einheit mit dem Heiligen Geist und der Geist

Gottes wirkte in Jesus Christus.“

Und so könnte man dann auch richtiger fassen, dass Jesus

von der „ jungen Frau Maria“ geboren wurde.

Anpassungen zum Glaubensbekenntnis hat es bekanntlich

auch zuvor schon gegeben. Christliche Organisationen

würden es den „Suchenden“ deutlich leichter machen, die

Kirchen wieder neu oder gar erstmalig zu akzeptieren,

wenn diese bereit wären, sich nicht mehr als „Heilige

Kirche“ zu bezeichnen, sondern schlicht „Kirche“. Im

Glaubensbekenntnis reicht durchaus die folgende Aussage

zur „Gemeinschaft der Heiligen“. Damit wird m. E.

zutreffend gesagt, dass vor Gott jeder einzelne Mensch, als

Unikat des Schöpfers, zu den Erlösten gehören kann, also

zur Gemeinschaft der Heiligen!

148


Gott selbst ist heilig! Was kann noch heilig sein?

Können Organisationen / Kirchen heilig sein?

Nach dem Neuen Testament versuche ich es aus meiner

Sicht so zu formulieren:

Heilig ist, was gute Gemeinschaft aufbaut und was

segensreich wirkt. Dazu gehört wahrhaftiges und ehrliches

Umgehen miteinander, eigene Fehler erkennen und

zugeben und folgerichtig bessere Weichen stellen. Und, in

guter Weise Nächstenliebe betreiben. Demut und nicht

Hochmut üben und somit Frieden stiften.

Ein Lexikon: „Heilig ist Gott und was von Gottes Geist

erfüllt ist. Alles, was das Heil der Menschen fördert.“

Der Kirchenvater Augustin sagte kurz:

„ L i e b e … und tu, was du willst!“

Damit meinte Augustin, aus wahrer Liebe wächst ganz

zwangsläufig Gutes, ethisch, sittlich, sozial!

Jesu Lehre würde auch richtiger interpretiert, wenn die

Kirchen den Schluss unseres Glaubensbekenntnisses bald

so oder ähnlich fassen würden:

„Auferweckung der Seelen zum ewigen Leben“ Amen.

Oder noch richtiger nach Jesu Worten am Kreuz:

„Aufnahme der Seelen zum ewigen Leben“ Amen.

Im Gebet des Herrn, dem „Vater Unser“ formulierte die

Kirche: … „ und führe uns nicht in Versuchung.“

Überzeugte Theologen sagen heute schon so: Gott führt

niemanden in Versuchung. Sie schlagen eine Richtigstellung

vor, wie wir sie wohl besser verstehen könnten,

z. B. so: „und führe uns in der Versuchung.“

Hierüber sollte man nachdenken. Mehr dazu im Kapitel 15.

149


Wie könnten Denk- und Glaubensunterschiede zwischen

den beiden Testamenten behandelt werden?

Kirchen und Theologen sollten zur Klarstellung einfach

erklären, dass alles, was nach hebräischem Testament

unkonform mit Jesu Weisungen ist, auch mit Gottes Willen

nicht in Einklang gebracht werden kann!

Niemand wird erklären können, dass Hass, Rache, Mord

und andere schlimme Taten, die im Alten Testament als

Gottes Wille auf die Fahnen Herrschender gesetzt wurden,

mit den hochkarätigen „Zehn Geboten“ der mosaischen

Gottesordnung stimmig sind. Es gibt noch Theologen, die

das Erste Testament so sehen, als ob die zehn Gebote für

„das auserwähltes Volk“ anders auszulegen wären… Hat

Jesus nicht für alle Menschen Gottes Willen überbracht?

Was muss sich im christlichen Glaubensdenken ändern,

wenn Jesus körperlich ein Mensch und geistlich der vom

Schöpfer Gesandte war?

W e n i g muss sich ändern, außer eines Umdenkens in der

Rückführung des Glaubens, hin zu Jesu eigenen Aussagen,

wie sie im Ur-Christentum weitgehend vorhanden waren.

Siehe Petrus, Jakobus und insbesondere Paulus.

Auch die später geschriebenen Evangelien lassen nach

meiner und nach Überzeugung mancher Theologen und

anderer Christen unterschiedliche Glaubensauslegungen

zu (siehe vorn).

Ebenso kann ich in den prophetischen Jesaja-Berichten

keine Probleme erkennen, die einer sinnvollen Auslegung

und damit einer Anpassung der Glaubensinterpretation

entgegen stünden.

Bekanntlich wurde die „Zweinaturen-Theologie“ erst bei

den genannten Konzilen festgeschrieben. Sie stammt nicht

von Jesus als unserem Religionsstifter.

150


Erfreulicher Weise weht nun im Vatikan, in der römischkatholischen

Kirche insgesamt, ein anderer Wind. Jorge

Mario Bergoglio, Papst Franziskus I., setzt neue Maßstäbe

in Sachen Aufklärung von Vergehen, ebenso in Richtung

Nächstenliebe, mit sozialem Engagement. Überzogene

Selbstdarstellung des Klerus ist ihm ein Gräuel. Sicher ist

es gut, dass nun eine Persönlichkeit aus einem anderen

Teil der Erde, aus Südamerika, das Zepter führt.

Wird Franziskus sich gegen die gewachsenen Strukturen

in seinem Vatikan durchsetzen können? Gute Zeichen zur

Förderung friedlichen Miteinanders zwischen allen drei

abrahamischen Religionen, Judentum, Christentum und

Islam, setzte Franziskus schon beim Besuch im Mai 2014

in Palästina und Israel.

Hoffen wir, dass der jetzige Papst bereit sein wird, über

fragliche Dogmen und Absolutfestlegungen nachzudenken.

Im Jahre 2017 feierten wir 500 Jahre Reformation. Wird

der Vatikanlenker weitere Zeichen setzen und die

Ökumene, hin zu den reformatorischen Kirchen, positiv

beeinflussen? Ich traue ihm zu, erste Weichenstellungen

mit zu vollziehen. Aber in Sachen Ökumene dürfen wir

sicher keine schnellen Erfolge von Papst Franziskus

erwarten.

Anmerkungen: Wir müssen gut zusammenwirken als katholische

und als evangelische Christen und auch mit den Freikirchen

und den vielen anderen Organisationen. Mit den beiden

aktuellen deutschen Leitern der großen Kirchen, Heinrich

Bedford-Strohm, dem Ratsvorsitzenden der EK und dem

katholischen Oberbischof Reinhard Marx sind wir wohl gut

besetzt. Beide stehen für eine ökumenische Zukunft. Wenn auch

diese beiden Oberchristen in Deutschland bei ihrem

gemeinsamen Besuch des Tempelberges in Jerusalem im April

2017 ihre Kreuze, das Symbol unseres Glaubens, abnahmen.

Aus Rücksicht auf das Empfinden der Islamgläubigen? Das

hätten sie nicht tun dürfen! Über ihren Fehler werden beide

nachgedacht und geweint haben (wie Petrus am 1. Karfreitag).


Am 12. Mai 1915, vor 100 Jahren, wurde Fre’re Roger

geboren, Gründer der ökumenischen Brüdergemeinschaft

von T a i z e’. Sein Wirken sollte weiter gefördert werden,

von allen Kirchen gemeinsam.

Wie gut und fruchtbar wäre es, wenn die unterschiedlichen

Denkweisen der christlichen Kirchen zum Verständnis des

Abendmahls /der Eucharistie endlich, mit gutem Willen,

einander näher gebracht würden.

Auch die Gleichbehandlung der Geschlechter steht noch

zur Klärung an.

Sicher wäre es richtig, wenn man die erst um das Jahr

1000 entstandene Zölibatsvorgabe ganz dem einzelnen

Christen zur persönlichen Entscheidung überließe.

Klärungsbedarf gibt es ebenso hin zu der von Luther

erkannten Rechtfertigungslehre, allein durch Gnade und

Barmherzigkeit Gottes.

Offensichtlich bedürfen christliche Glaubensvorgaben im

Zeitverlauf kontinuierlicher Reformen, wenn ihre Glaubwürdigkeit

erhalten bleiben soll. „Dauerreformen“ sind

gewissermaßen angesagt. Nur so können frühere Fehler

und falsche Übersetzungen korrigiert und den modernen

Christen aktuell verständlich vermittelt werden.

Gott ist und bleibt immer gleich. Das Rad der Geschichte

und die wissenschaftlichen Erkenntnisse aber kommen nie

zum Stillstand. Also, müssen wir Menschen uns anpassen

und Formulierungen finden, die zeitgemäßem Verstehen

dienen. Das gilt insbesondere bei den Glaubensvorgaben.

Bei allen Anpassungen ist natürlich streng zu beachten, dass

Jesu tatsächliche Vorgaben als die Weisungen seines und

unseres Schöpfers in ihrer wirklichen Substanz erhalten

bleiben oder auch wieder gefunden werden!

152


In manchen Weltregionen, z. B. vielen Teilen Afrikas und

Südamerikas, mögen sich die in langen 2000 Jahren von

Menschen festgeschriebenen Glaubensvorgaben noch ein

paar Jahrzehnte eignen, die Anzahl der Gläubigen steigen

zu lassen. Langfristig eher nicht.

Wer aufmerksam heutigen Theologen zuhört, insbesondere

Predigten verfolgt, auch römisch-katholischer Theologen,

kann sehr wohl erkennen, dass bei vielen Seelsorgern die

notwendige Offenheit zur Bereinigung auf Jesu Denkweise

vorhanden ist.

Meines Erachtens müssen die kirchlichen Organisationen

zukünftig immer deutlicher machen und auch vorgeben,

was einer Großzahl Theologen längst klar ist.

Erstens: Die generelle Denkweise der Menschen vor 2000

Jahren, auch noch lange danach, entspricht nicht mehr

unserem heutigen Verstehen aufgrund wissenschaftlicher

Erkenntnisse der Neuzeit. Damals war man noch nicht in

der Lage, die universellen Gegebenheiten der Schöpfung

Gottes einigermaßen richtig zu fassen und einzuordnen.

Wenn uns heute nun globale, wissenschaftliche Einblicke

gewährt sind, so ist sicher eine „Denkanpassung“ für das

Christentum unerlässlich.

Zweitens: Manche der von Menschen festgeschriebenen

Vorgaben, bis hin zu bestimmten Dogmen, sind mit dem

Ur-Christentum so nicht identisch. Sie sollten in der

Zukunft behutsam angepasst werden, nicht abrupt.

Drittens: Die Freiheit zur persönlichen Glaubensfindung

ist zu respektieren, soweit sie jeweils um Wahrhaftigkeit

bemüht ist und in Liebe, wie Gott sie uns erweist und wie

Jesus sie lehrte, ausgeübt wird.

153


Viertens: Suchenden Menschen der heutigen Zeit ist das

Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, das nach Jesus die

Feindesliebe sogar mit einschließt, zu vermitteln. Aber die

Suchenden dürfen seitens der Kirchen bei den behandelten

dogmatischen Vorgaben und bei einigen weiteren, beinahe

unüberwindbaren Glaubensregeln, nicht Grenzen sehen,

die sie nicht fassen können.

Fünftens: Ehrlichkeit und saubere Information muss in

allen Hierarchiestufen der Kirchen zum festen Gebot

werden, insbesondere bei internen Problemfällen.

Sechstens: Ethische, moralische und soziale Denkweisen

haben Vorrang vor aller gewachsenen Macht und vor oft

übertriebener Selbstdarstellung ernannter Würdenträger.

Dazu noch dieses:

Aufgeschlossene, liberaler erkennende Theologen werden

von Kirchenleitungen in persönlichen Zwiespalt gebracht,

wenn sie auf der Linie menschlich festgelegter Vorgaben

bleiben müssen, obwohl ihr eigener Glaube dem gar nicht

so entspricht.

Vielleicht füllen sich die Gotteshäuser wieder mehr, wenn

Glaubensvorgaben angepasst werden und wenn Jesu weit

freiheitlicheres Denken zur persönlichen Glaubensfindung

erklärt wird.

Leider muss man immer wieder erfahren, dass nicht wahr

sein kann, was nicht wahr sein darf. Oder mit anderen

Worten, wie es noch besser zu verstehen ist: Das nicht wahr

sein darf, was wahr ist, aber nicht wahr sein soll!

Erfreulich dürfen wir feststellen, dass manche Theologen

sich ihre Freiheiten schon nehmen, wenn auch noch sehr

zögerlich.

Gutes aus eigener Erfahrung als Hörer auf nächster Seite.

154


Beispiel A) Im Gottesdienst betete der Pfarrer für ein

verstorbenes Gemeindemitglied, eine Frau: „Wir glauben,

dass die Seele der Verstorbenen nun bei Gott lebt.“

Anmerkungen dazu: Die Formulierung entspricht Jesu eigenen

Worten am Kreuz, wonach er mit dem neben ihm Gekreuzigten

heute im Paradies sein würde. Sie entspricht auch dem Beispiel

Jesu vom reichen Kornbauern: Heute Nacht wird Gott deine

Seele von dir fordern. Die kirchlichen Dogmen aber verweisen

auf die Auferstehung der Toten erst am Jüngsten Tage und das

dann stattfindende Gericht.

Beispiel B Gute Aussage eines Theologen so:

„Jesus war der größte und wichtigste Mensch aller Zeiten.

Gottes Geist erfüllte ihn, um uns den Willen und die

Gnade, die Barmherzigkeit der Liebe unseres Schöpfers

neu kund zu tun. Jesus wurde so zum einzigen Mittler für

alle Menschen.“

Anmerkungen: Die dogmatischen Kirchenvorgaben machen

Jesus, als Gottes Sohn, nicht nur geistlich mit Gott gleich,

sondern sie sagen, der Mensch Jesus sei auch körperlich Gott,

so geboren und so gestorben. Die kirchengeschichtliche

Entwicklung setzte neben Jesus, als geistlichen Mittler hin zu

Gott, eine Vielzahl von Heiligen mit Mittlerfunktion, leider.

Beispiel C

Ebenso die gute Aussage eines Theologen:

„Nachdem Jesus auferweckt wurde, erschien er einigen

seiner Vertrauten in verklärter Art, so dass sie ihn nicht

erkannten. Und unser Schöpfergott holte Jesu Geist-Seele

in seine geistliche Welt zurück.“

Anmerkungen: Alles Physische bleibt als vergängliche Materie

in der Welt. Die dogmatischen Aussagen der Kirchen jedoch

lassen Jesus als Gott und Mensch körperlich auferstehen und so

in den Himmel auffahren. Die Stammkirche lässt auch seine

Mutter, als „Gottesmutter Maria“ ebenso direkt und körperlich

gen Himmel fahren.

155


Ich könnte mir unsere christliche Religion durchaus in

guter, übergeordneter Grundfassung vorstellen, wie sie

einige Seiten zuvor angerissen wurde. Und jeder Christ

darf und soll sich freiheitlich darin bewegen.

Jesus selbst lebte und übermittelte uns den Schöpferwillen

in einfacher, durchaus verständlicher Weise. Und wenn

die Kirchenorganisationen ihre Glaubensvorgaben, auch

ihre Lesungen und Predigtempfehlungen, die Liedtexte in

den Gottesdiensten, unter klarer Beachtung der Jesu-

Vorgaben auswählen würden, sähe vieles schon besser

aus. Mitwirkende Gemeindeglieder und besonders Leute,

die sich noch als „Suchende“ ansehen, könnten sich dann

viel besser identifizieren mit dem ganzen Ablauf, mit

Liturgie und den Gesängen und mit guten, „deutlich auf

Jesus bezogene Texte“. Warum überhaupt werden immer

noch bestimmte Texte der Hebräischen Bibel, als von Gott

kommend verkündet, die „Mitdenker“ als heute nicht mehr

akzeptable Geschichten oder gar als Märchen sehen

(müssen)? Solche Verkündigung hält manche Leute vom

nächsten Gottesdienstbesuch eher ab. Zumindest werden

Zweifel an die wirkliche Überzeugung mancher studierter

Theologen wach. Kriegsberichte z. B. mit Gott als

Verbündetem. Auch offensichtlich märchenhafte Erzählungen

oder Themen, die heute kein wissenschaftlich

orientierter Mensch mehr als Wahrheit aufnehmen kann.

Es sollte nicht weiter gefördert werden, dass noch mehr

Fernbleibende sagen oder nur vor sich selbst denken:

„Der Seelsorger möge selbst überdenken, was er sagen

muss und nicht abwickeln, was sein Arbeitgeber immer

noch meint, vorschreiben zu müssen!“

Übersetzungsfehler in der Bibel, Grundaussagen der

Kirchen ebenso, welche nicht zu Jesu Lehre passen,

müssen in den Gottesdiensten allmählich eliminiert

werden.

156


Manche Prediger mögen sich heute erkennende Theologen

zum Vorbild nehmen. Hans Küng ist ein solcher. Auch

Jörg Zink erkannte, in der zweiten Hälfte seines

theologischen Wirkens noch deutlicher, die absolute

Größe der Schöpfung und damit, dass Gott alle Menschen

auf diesem Erdenrund gleichermaßen liebt.

Bestimmte andere Kritiken an den Kirchen, praktischer Art,

kann ich nicht unterstützen.

Jeder weiß, dass große und auch kleinere christliche

Organisationen viel Gutes tun im Bereich Soziales, mit

ethischen und humanitären Aktivitäten, Kindergärten und

anderen Dingen. Man denke an Caritas und Diakonie, die

kirchlichen Organisationen der großen Institute u. a .m.

Kritiker zu solchen Aktivitäten mögen bedenken, dass die

Kirchen mit ihrer Arbeit ganz enorme Kosten von unserer

politischen Gesellschaft fernhalten. Manches ist bei den

kirchlichen Stellen gut und besonders qualifiziert

untergebracht. Teurer wird es sicher nicht, wenn sich die

Kirchen einbringen. Viele Mitglieder arbeiten bekanntlich

in den kirchlichen Organisationen ehrenamtlich mit, also

ohne jede finanzielle Vergütung, wodurch echtes Geld

eingespart wird. Und für manche Kinder in kirchlichen

Kindergärten ist es sicher von Vorteil, wenn sie von Jesus

und seinen ethisch hervorragenden Weisungen Kenntnis

bekommen. Zuhause fehlt es oft an positiven Aussagen, um

den Kindern und Heranwachsenden ein klares Bild für

eigene, auch für spätere Glaubensentscheidungen im

Leben zu vermitteln.

Nochmals zurück zum Eingang zu diesem Kapitel und zu

den Grundaussagen, hier etwas ausführlicher:

„L i e b e , und tu was du willst!“ So sagte es der in

anderen Punkten umstrittene Kirchenvater Augustin.

Doch hier hat er wohl recht. Gott ist die Liebe und nicht

ein strafender Herrscher.

157


Und ein liebender Mensch wird Böses (eigentlich) nicht

tun (wollen)! Den Inhalt aller 10 Gebote, unsere

hochrangigen Grundvorgaben, die jeder Christ und auch

die meisten Namenschristen kennen, kann man gut und

gern unter dem Oberbegriff „L i e b e“ einordnen.

„G l a u b e.“ In alter aramäischer Sprache, wie sie Jesus

in seiner Heimat redete und in der er dachte und alle seine

Weisungen gab, sagte man statt „Glauben“ sehr bestimmt

„Vertrauen auf Gott“. Er ist der Schöpfer allen Seins!

Und mit dieser Aussage trifft man die Zuversicht, die wir

Menschen zu unserem Gott haben dürfen, wenn wir an ihn

glauben, doch wohl deutlich besser. Mancher antwortet,

wenn jemand sagt „Ich glaube, dass…so: „Glauben

heißt so gesehen Nichtwissen“. Das klingt geringschätzig.

„Vertrauen auf Gott“ klingt fester und bestimmter!

„H o f f n u n g.“ Vor Gott ist jeder von uns einmalig.

Du bist ein „Unikat“ und kein anderer Mensch ist so wie

du. Unser christlicher Glaube lässt auf solcher Basis

keinerlei Raum für „Reinkarnationsdenken“, also für

Seelenwanderung in ein später lebendes Individuum, zu.

Christen dürfen somit ihre Hoffnung für das eigene „Ich“,

die eigene, unverwechselbare Persönlichkeit, mit ganzem

Herzen auf Gott ausrichten. Allein seine Gnade und Barmherzigkeit

wird jeder einzelnen Seele in der zukünftigen

Welt, in absolut identischer Persönlichkeit und in

geistlicher Existenz, gewähren.

Wie und wann die Seele ihren Weg geht, muss niemand

hier auf dieser schönen Erde wirklich wissen!

Alles andere ist nach Jesu Lehre für uns in dieser Welt

nicht von großer Wichtigkeit.

So, meine ich, sollten Christen auf Gott vertrauen!

158


Reinkarnation, wie man sie im Buddhistischen Glauben

kennt, gehört nach meiner Überzeugung in keiner Variante

zu unserem christlichen Glauben.

„Reinkarnation“, lateinisch , ist „Wiederfleischwerdung“.

Bitte zu beachten, dass es oben nicht um „Inkarnation“

geht, wie wir sie von den Aussagen zu und von Jesus

Christus kennen. „Gottes Geist“ wurde auch nach meiner

festen Überzeugung „in den Menschen Jesus inkarniert“,

(siehe Taufe im Jordan durch Johannes) und ebenso

erkennbar beim Bericht vom Berge Sinai. Gott der

Schöpfer hat das so gewollt. Und Jesus selbst bestätigt

diese Glaubensweise als richtig durch seine menschliche

Aussage am Kreuz „Vater, ich gebe meinen Geist (meine

Geist-Seele) in deine Hände, d. h. zurück in deine

Schöpferwelt“!

Den mündigen, eigenständig denkenden Menschen im 21.

Jahrhundert darf die historische Entwicklung nicht weiter

vorenthalten werden.

Intelligente Bürgerinnen und Bürger unseres wunderbaren

blauen Planeten möchten heute theologisch umfassend richtig

informiert werden, um ihren Weg zu Gott und Jesus Christus,

mit dem einmaligen Angebot zur Ewigkeit, ganz persönlich

suchen und finden zu können.

Kluge, studierte Theologen, werden manche Fehler in

unseren kirchlichen Glaubensvorgaben erkennen!

Es lohnt sich, an dieser Stelle einen der tief denkenden

Theologen des vorigen Jahrhunderts zu Wort kommen zu

lassen. Rudolf Bultmann lebte von 1884 bis 1976. Dieser

„Marburger Professor des Neuen Testaments“ lehnte die

Organisation „Deutsche Christen“ ab, die bekanntlich

der NSDAP hörig war. Bultmanns Platz war klar in der

„Bekennenden Kirche“. Er setzte sich gegen jede Diskriminierung

jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger ein.

159


Trotz seiner moralisch-ethisch erstklassigen Überzeugung

wurde Bultmann später vorgeworfen, er zerstöre mit der

von ihm vertretenen Glaubensüberzeugung Grundlagen der

evangelischen Kirche und ihre Bekenntnisse.

Theologische Fachkollegen und fromme Gemeinschaften

verurteilten die auf heutige Zeit angepassten Auslegungen.

Bultmanns Glaubensüberzeugungen mündeten in mehr

liberalem Denken.

Man darf wohl sagen, dass Professor Bultmann manche

Gedanken des bekannten Schweizer Professor Karl Barth

mit verarbeitet hat, jedoch sehr eigenständig dachte. Barth

lebte und wirkte zur gleichen Zeit (1886 bis 1968).

Rudolf Bultmann hielt l941 einen Vortrag mit dem Thema

„Neues Testament und Mythologie“. Inhaltlich befasste

er sich darin mit der „Entmythologisierung der christlichen

Verkündigung“. Gemeint ist wohl, die Befreiung von Sagen

und Erzählungen, von Inhalten, die die Lehre Jesu unklar

machen und somit nicht förderlich sind.

Bultmann sieht „Jesu Persönlichkeit als die Kraftquelle für

echte Religion, Frömmigkeit und Sittlichkeit“. Solche, vom

altkirchlichen Dogma befreite Persönlichkeit Jesu, sollte

zukünftig auf dem Wege historischer Forschung immer

klarer herausgestellt werden! So meint Rudolf Bultmann.

Er sagte auch, „zum Glauben gehört das Verstehen“. Ja,

Menschen unserer Zeit müssen den Glauben begreifen

können. Das antike Weltbild mit den drei Stockwerken

„Himmel, Erde und Hölle“ diene dem Verstehen nicht.

Mythologische Aussagen des Neuen Testaments seien aber

nicht zu streichen, sondern in ihrer Absicht zu verstehen

und so auszulegen. Einige weitere Aussagen Bultmanns:

„Welterfahrung und Weltbemächtigung sind in Wissenschaft

und Technik so weit entwickelt, dass kein Mensch

im Ernst am neutestamentlichen Weltbild festhalten kann.“

Und: „Kein erwachsener Mensch stellt sich Gott als ein

oben im Himmel vorhandenes Wesen vor; ja, den Himmel

im alten Sinne gibt es für uns gar nicht mehr.“

160


Und:

„Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, begegnet

uns im Wort der Verkündigung, nirgends anders. Eben der

Glaube an dieses Wort ist in Wahrheit der Osterglaube.

Als historisches Ereignis ist nur der Osterglaube der

ersten Jünger fassbar.“

Und:

Lukas berichtet von der Leiblichkeit Jesu nach Ostern.

Lk. 24, 39-43

Bultmann dazu: „Solche Demonstrationen der Leiblichkeit

des Auferstandenen sind als Ostergeschichten zu deuten.

Zweifellos sind das spätere Bildungen, von denen Paulus

noch nichts weiß.“

Bultmann sieht das historische Ereignis der Entstehung

des Osterglaubens so, wie es die ersten Jünger auf dem

Weg nach Emmaus erlebten. In der Selbstbekundung des

Auferstandenen, als die Tat Gottes, in der sich das Heilsgeschehen

des Kreuzes vollendet: Jesus ging ein in die für

uns nicht beschreibbaren Dimensionen der Schöpferwelt.

Als wichtiger Glaubensdenker der Neuzeit hat Professor

Rudolf Bultmann ganz sicher wesentliche Auslegungen der

christlichen Religion positiv beeinflusst. Da ich mich nicht

sehr tief mit Bultmanns Literatur befasst habe, möchte ich

es damit bewenden lassen.

Wenn ich die Leben-Jesu-Forschungen in der danach

folgenden Generation studiere, nämlich Hans Küng und

Jörg Zink, haben diese den Forschungswunsch von Rudolf

Bultmann als große Denker der jetzigen Zeit, weitgehend

erfüllt. Ihre Überzeugungen setzen an bei Jesus und den

Aposteln und enden bei den danach geschriebenen

Evangelien, die im Inhalt nach den Weisungen Jesu zu

interpretieren sind.

161


Noch Beiträge aus beiden großen christlichen Konfessionen.

Der katholische Klosterbruder Dr. Anselm Grün, bekannt

als Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach, trägt gute

Gedanken zur aktuellen Entwicklung der christlichen

Lehre bei.

Ein Beispiel aus „CHRIST IN DER GEGENWART“ Ausgabe 26/2014):

„Jesus unterscheidet sich als Prophet von Elija dadurch,

dass er Andersdenkende nicht vernichten, sondern sie

gewinnen will. Er predigt nicht gegen sie, sondern Jesus

lädt sie ein, ins Himmelreich einzutreten. Jedem gibt er

die große Chance, umzukehren und sich von Gott in

Liebe zum Festmahl einladen zu lassen!“

Gern denke ich an meinen Besuch in der Marienkirche in

Minden, im Sommer 2017. Die Konzertmeditation mit

Anselm Grün, immer im Wechsel mit passenden

Musikstücken des erstklassigen Blockflötisten Hans-

Jürgen Hufeisen, in Begleitung eines Tasteninstruments,

war ein ganz besonderes Erlebnis.

Der ehemalige Ratsvorsitzende Evangelischer Kirchen in

Deutschland, Dr.h.c. Nikolaus Schneider, gab zum Herbst

2014 mit 67 Jahren aus familiären Gründen sein Amt in

jüngere Hände. Dieser nachdenkende Christ erklärte im

Frühjahr 2014 in der Wochenzeitung „Unsere Kirche“:

„Die Bibel ist ein Kompass, nicht ein Navi. Sie gibt oft

keine eindeutigen Handlungsanweisungen. Gleichwohl

ist sie die Grundlage der persönlichen Gottesbeziehung!“

162


Autorenhinweis

Alle vorstehenden Buchkapitel 1 - 14 wurden in heutiger

Buchfassung überarbeitet, teils wesentlich erweitert.

Die nun folgenden Buchkapitel 15-18 und die Anhänge

wurden in den Jahren 2017-2019 komplett neu erarbeitet.

Sie erweitern somit insgesamt die Ausgabe von 2015 mit

dem damaligen Titel

„Gottes Schöpfung und Jesu Lehre im Geist der Freiheit“.

163



Erkenntnisse aus Aramäischforschungen

des Theologen Dr. Günther Schwarz zu

bestimmten Aussagen im Neuen Testament


Zum folgenden Kapitel möchte ich vorab einen Einblick in

die geografische Einordnung der aramäischen Sprache zu

Jesu Zeit geben.

Aramäisch ist eine alte syrische Sprache.

Jesus redete, nach den Erkenntnissen der Forschungen,

das so genannte Westaramäisch. Das war ein Dialekt, der

im Bereich seiner Heimat Galiläa und der Umgebung

gesprochen worden ist. Man kann auch sagen: Galiläisch

- Aramäisch. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass ein so

genanntes Ostaramäisch vornehmlich im Bereich zwischen

Euphrat und Tigris üblich war, in Mesopotamien.

Im „Zweistromland“, wie man diese Gegend auch nennt,

gab es vor unserer Zeitenwende schon eine Hochkultur,

die bis ins 4. Jahrtausend vor Christus zurückreicht. Man

denke auch an Babylonien, an den im Alten Testament

erwähnten Turmbau zu Babel und an die früheren

Vertreibungen der Juden nach Babylon. Alles das ist

geografisch identisch.

Mesopotamien gehört heute in Teilen zum Irak, zur Türkei

und zu Syrien.

166


15. Kapitel

Erkenntnisse aus Aramäischforschungen des

Theologen Dr. Günther Schwarz zu bestimmten

Aussagen im Neuen Testament

Der Titel dieses Buchkapitels könnte, sachgerecht und

deutlich ausgedrückt, auch so benannt werden:

„Jesu Worte im Neuen Testament, mit fehlerhaften

Übersetzungen oder gewollten Fehldarstellungen,

wie sie der Sprachforscher Günther Schwarz

erkannte und richtigstellte“

Dr. Günther Schwarz lebte von 1928 - 2009.

Er war evangelischer Theologe und Aramäischforscher.

Seine Jahrzehnte dauernden Forschungen hatten das Ziel,

Zusammenhänge und Unebenheiten in den Bibelübersetzungen

richtiger und Jesus-gerechter auszudrücken.

Sein Credo: „Wenn wir Jesus in seiner Zeit richtig

erkennen wollen, müssen wir das Neue Testament vom

Griechischen zurück ins Aramäische übersetzen und von

dieser Basis ins heutige Deutsch und in andere Sprachen.“

Schwarz gehörte zu den weltweit wohl wenigen Experten

des Aramäischen, der Alltags- und Lehrsprache Jesu. Ihm

geht es um Wiederherstellung geistigen Vermächtnisses

unseres Religionsstifters Jesus Christus. Jesus lebte,

dachte und äußerte sich in seiner Muttersprache, das ist

speziell „Westaramäisch“.

Günther Schwarz hat zusammen mit seinem Sohn Jörn

Schwarz im Buch „Das Jesus Evangelium“ die Forschung

zusammengefasst. Dieser Aramäischforscher hat sich nicht

nur mit den Urtexten in Jesu Muttersprache befasst, wie

wir sie inhaltlich im Neuen Testament finden, sondern

auch mit anderen Jesusworten und entdeckten Texten, die

nicht den Eingang zum NT fanden. Bekanntlich wurden die

27 Bücher des Neuen Testaments aus einer Vielzahl von

Schriften ausgewählt.

167


Für die Identitätsfindungen wurden auch verfügbare Texte

und Grundlagen in altsyrischer Sprache benutzt.

Altsyrisch ist eine mit Aramäisch verwandte Sprache.

Somit haben die Rückübersetzungen in der Forschung von

Günter Schwarz ins heutige Deutsch wohl einen hohen

Richtigkeitswert. Christliche Theologen bedienen sich

heute gern hebräischer Fassung, um so über diese mit

Aramäisch eher verwandte Sprache näher an den

Ursprung der Inhalte zu kommen. Die hebräische Sprache

wurde in den letzten Jahrhunderten vor Jesu Lebenszeit

vom Aramäischen verdrängt. Sie hielt sich aber als Buchund

Synagogensprache. Die hebräische Schrift ist eine

aramäische Schrift.

Franz Alt bezieht sich in seinen Publizierungen zu Jesus

stark auf die Schwarz-Forschungen. Im Buch „Was Jesus

wirklich gesagt hat“ relativiert Alt manche Aussagen des

NT und vermittelt so mehr Klarheit zu Unbestimmtheiten

und Unverständlichkeiten, die vorhanden sind.

Anmerkungen zum Inhalt der Bücher von Schwarz und Alt…

Wer sich mit dieser Literatur befasst muss wissen, dass den

Forschungen von Günther Schwarz eine große Anzahl von

lange vorhandenen, alten Urkunden und wieder entdeckte

Schriften, teils auch im 20. Jahrhundert erstmals gefundene

Dokumente, zugrunde liegen. Weiter muss man beachten, dass

die Schwarz-Forschungen z. T. auch Textvorlagen beinhalten,

die historisch nicht richtig eingeordnet werden können. So

wurden auch vorhandene oder neu entdeckte Texte übersetzt,

die zu Sektenbildungen gehören. Bekanntlich gab es in den

ersten Jahrhunderten „Christologische Auseinandersetzungen“,

weil die theologischen Denker unterschiedliche Glaubensmeinungen

zu Jesu Persönlichkeit und seiner göttlichen

Zuordnung hatten. Es gab sektiererische, aber auch vernünftige

Theologen, die sich lange nicht einigen konnten.

Das Ergebnis ist vorn nachzulesen in den Kapiteln „…bis 100

n. Chr.“ und „ … bis 500 n. Chr.“.

168


Sowohl Schwarz als auch Alt bringen in ihrer Literatur

Denkansätze, die nicht in unseren christlichen Kodex hinein

gehören. Solchen Gedanken folge ich mit meiner liberalen

christlichen Glaubensüberzeugung nicht. Es handelt sich dabei

insbesondere um gnostische Glaubensrichtungen, wie sie sich

im frühen Christentum entwickelt hatten. Wir finden ähnliche

Glaubensüberzeugungen heute z. B. bei den Rosenkreuzern, die

meines Erachtens neben christlichen Grundlagen einiges aus

dem Reinkarnationsglauben, z. B. aus dem Buddhismus, mit

beinhalten.

Ich bin eindeutig auf der Grundlage, die jeden einzelnen

Menschen auf dem Erdenrund als „Unikat Gottes“ sieht,

und den unser Schöpfer mit einer eigenständigen Seele

bedacht hat. Auf dieser Basis wird nach unserer

materiellen Endlichkeit, in voller Identität individueller

Persönlichkeit, ein Übergang in die geistig-geistliche

Unendlichkeit des Schöpfers allen Seins folgen, wenn wir

der Zusage Jesu vertrauen!

Mitdenkenden Leserinnen und Lesern sollte bewusst sein,

dass eine auf Zukunft gerichtete Religion immer im

Zustand reformatorischen Denkens sein muss.

Gottgläubige Menschen aller Religionen bringen sich

selbst in Zwiespalt, wenn sie trotz besserer Erkenntnis bei

einigen Vorgaben bleiben (sollen), die gegen eigene

Überzeugungen der Richtigkeit stehen.

I m V e r t r a u e n a u f G o t t, den Schöpfer allen

Seins, dürfen Denker durchaus kritisch prüfen, ob alle von

Religionsorganisationen vorgegebene Weisungen mit dem

persönlichen Gottverständnis in Einklang zu bringen sind.

Nicht nur in anderen Religionen, auch in unseren

christlich vorgegebenen Fassungen finden sich Fehler, die

Anpassungen erforderlich machen.

Wie darf ich als ein überzeugter Christ nun die Ergebnisse

nach den Forschungen von Günther Schwarz und den

Erkenntnissen von Franz Alt dazu einordnen?

169


Ich befasse mich mit dem Neuen Testament, wie es uns in

den bekannten Ausgaben vorliegt. Und ich beziehe mich

dabei ganz bewusst nur auf solche Erkenntnisse der beiden

Autoren, wenn ich deren bestimmte Stellen ebenso als

Fehlaussagen oder Falschübersetzungen erkenne. Dabei

stütze ich mich stark auf meine Glaubensvorbilder Hans

Küng, den tief denkenden römisch-katholischen Theologen

und Jörg Zink, den ebenso deutlich erkennenden

evangelischen Theologen, den ich ganz besonders schätze!

Leser mögen ihre eigenen Gedanken walten lassen und

dazu Grundaussagen meiner Einleitung berücksichtigen:

„Gott gab uns die Fähigkeit zum Denken, damit wir sie

nutzen!“

Christliche Theologen folgen praktisch den Übersetzungen

aus griechischen Textvorlagen der Bibel. Lateinisch und

Hebräisch spielen bekanntlich ebenso eine Rolle in

unserer christlichen Theologie. Luther hatte zu seiner Zeit

auch nur solche Vorlagen zur Verfügung.

Grundlagen dieser Art sind jedoch mit Fehlübersetzungen

und mit unbewussten und/oder egoistisch-dogmatischen

Veränderungen aus den ersten 500 Jahren n. Chr. und

später behaftet, leider auch unter Einfluss menschlichen

Machtdenkens (siehe im Buch weiter vorn).

Und so möchte ich auf folgenden Seiten einige wesentliche

Unterschiede zu Denkanregungen geben. Noch voran zu

stellen ist, dass ich bei manchen weiteren Aussagen im

Neuen Testament Formulierungen finde, die ebenfalls

anders ausgedrückt und somit unterschiedlich zu den

Aramäisch-Übersetzungen nach Schwarz sind, aber nicht

den Inhalt im Neuen Testament verfälschen. Diese dürfen

und sollen einfach in der bekannten Weise gelesen werden.

Zum Alten Testament habe ich m. E. weiter vorn genügend

ausgesagt.

170


Nun zu den folgenden Gegenüberstellungen

Die Texte des Neuen Testaments sind in der Regel aus der

Lutherbibel entnommen. Manchmal verweise ich auf eine

andere Ausgabe.

171


Linksbündig Text NT

Rechts versetzt Texte nach G. Schwarz,

Rückübersetzung aramäischer Fassung

ins heutige Deutsch

Erstes Beispiel

Lutherbibel

Lk 16,9

Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem

ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht,

sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten…

RÜ aus Aramäisch

Amen, ich sage euch:

Verschafft euch Freunde und nicht

ungerechten Mammon, damit sie euch

aufnehmen, wenn ihr sterbt, in die

ewigen Hütten…

Anmerkung:

Wir wollen nicht annehmen, dass die obige Textverdrehung mit

Absicht erfolgte. Ich unterstelle, es handelt sich hier um eine

Fehlübersetzung.

Wenn aber die erste Version zuträfe, könnten sich Kirchenobere

leicht hinter einer solchen Aussage Jesu verstecken und

erklären oder nur verschweigen: „Egal, mit welchen Mitteln

kirchliche Organisationen ihre Finanzen einsammeln und

mehren und/oder wie interne Banken weltüblich mitmischen.

Wichtig wäre dann ausschließlich eine ordentliche, sinnvolle

Verwendung allen ungerechten Mammons.“

172


Jeder Basischrist hat das Recht, einen Theologen seines

Vertrauens, in der Regel den Gemeindepfarrer, zu dem

Beispiel auf der linken Seite und ebenso zu allen noch

folgenden problematischen Formulierungen zu befragen.

Nach meinen Erfahrungen fällt es studierten Theologen in

der Regel äußerst schwer, plausible Erklärungen zu bringen.

Diese werden sehr wohl wissen, dass einige verbindliche

Vorgaben der Kirchen im Laufe der langen Zeit von

Menschen beeinflusst oder auch nur falsch übersetzt wurden.

Warum wohl sind Kirchenobere nicht bereit, einige Aussagen

ganz einfach richtig zu stellen?

Ordentliche Richtigstellungen würden vielen Theologinnen

und Theologen Formulierungen, in Predigten und in

Gesprächen, deutlich besser und zeitgerechter möglich

machen!

173


Zweites, drittes und viertes Beispiel

Lutherbibel

Lk 12,51

Meint ihr, dass ich gekommen bin,

Frieden zu bringen auf Erden?

Ich sage: Nein, sondern Zwietracht…

(Lies weiter bei Lukas)

RÜ aus Aramäisch

Ich kam nicht auf die Erde, um Unheil

zu bringen. Ich kam nicht auf die Erde,

um Menschen zu bestrafen, sondern,

um Menschen wieder zu beleben.

Ich kam auf die Erde, um für die

Wahrheit Zeugnis abzulegen.

Jeder, der aus der Wahrheit lebt,

er gehorcht meiner Stimme…

weiter Lutherbibel

Mt 10,34

Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen,

sondern das Schwert

RÜ aus Aramäisch

Ich bin nicht gekommen, um

Kompromisse zu machen!

Sondern ich bin gekommen,

um Streitgespräche zu führen!

Anmerkung:„Streitgespräche zu führen“ heißt sicher nicht, Zwietracht

und Schwert bringen. Es heißt aber wohl, diskutieren und dabei

einander achten! Und es heißt, die Wahrheit nach Gottes Willen nicht

zu beugen!

Die Fortsetzung zum Thema auf der rechten Seite bestätigt klar, dass

manche Aussagen im NT so auf Dauer nicht stehen bleiben dürfen.

174


weiter Lutherbibel

Lk 22,36

Da sprach er (Jesus) zu ihnen:

Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn,

desgleichen auch die Tasche, und wer`s nicht hat,

verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert…

RÜ aus Aramäisch

Da sprach Jesus zu ihnen:

Wer einen Geldbeutel hat - der soll ihn

mitnehmen. Und wer einen Rucksack

hat - er soll ihn mitnehmen.

Und wer nichts Essbares hat -

er soll seinen Mantel verkaufen!

Sie antworteten: Meister! Sieh hier:

Zwei Messer…

Anmerkung: Im Aramäischen gab es für Schneid- und Stechteile

(Messer, Dolche, Schwerter) nach Ermittlung G. Schwarz nur einen

Ausdruck. Messer aber wurden von den Wanderern immer benötigt,

nicht Schwerter.

Und Jesus sagte all dieses praktisch direkt vor seiner Verurteilung,

um seine Jünger als Wanderprediger danach allein zur Verkündigung

auf den Weg zu schicken. Jesus hätte seinen zukünftigen Aposteln wohl

kaum ein Schwert zur Verkündigung empfohlen. Schwerter passen

nicht zu Jesus Christus!

Messer aber gehören zu Wanderern, zu damaligen Wanderpredigern,

die sich teilweise vom Feldanbau und von Obst, auch von Früchten

aus Feld und Wald ernährten.

Jesu Botschaft von Gott, der einzigen Quelle allen Seins, zielt immer

auf das Gute und niemals hin auf Aktionen zum Unfrieden!

Über weitere Gedanken zum Thema „Jesus als Friedensstifter“ und

nicht „ als kriegerischer Zelot“ auf der Folgeseite mögen die Leser

auch nachdenken…

175


Kriegstreiber in unserer Welt, politische, ebenso religiöse

Fanatiker, versuchten schon immer Fehlinterpretationen

der Bibel zur Rechtfertigung ihrer Machtausdehnung zu

nutzen. Leser finden selbst Beispiele dafür.

Diese Menschen nehmen solche Fehlaussagen als gutes

(schlechtes) Alibi, um immer wieder Unfrieden auf dieser

Erde zu erzeugen.

Ja, nicht nur atheistische Staatslenker führten in den

letzten Jahrhunderten und heute noch Angriffskriege oder

unterstützen Kriegstreiber. Auch Führer der betont

christlichen Länder, auch jüdischer und moslemischer

Staaten, sind immer wieder bereit, massiv in Richtung

Unfrieden zu handeln. Starke demokratische Staaten sind

mit dabei.

Wir in Europa machen bekanntlich bei der Herstellung

und Verbreitung von Tötungswaffen sogar in erster Front

mit.

176


Fünftes Beispiel

Die folgenden beiden Doppelseiten befassen sich mit dem

„ V a t e r U n s e r “

wie wir das Gebet des Herrn nennen.

Ich habe die Originaldarstellung, genehmigt durch Sohn Jörn

Schwarz, abgedruckt. So bekommen meine Leser den richtigen

Eindruck von der poetischen Ausdrucksweise, wie Jesus zu

seiner Zeit wohl tatsächlich formulierte, um seinen Jüngern

leicht lernbare, einprägsame Verse an Hand zu geben. Die

ersten Apostel waren teils einfache Menschen, die nicht alle

des Lesens und Schreibens mächtig waren. Nach Jesu Willen

sollten sie in die Lage versetzt werden, seine Lehre verständlich

weiter zu geben.

Man vergleiche zum Text nach NT unbedingt Jakobus 1,13.

Jakobus, der Jesus-Bruder, schreibt dort:

„Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott

versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum

Bösen, und er selbst versucht niemand.“

Anmerkung: Fünf Jahre haben 70 deutschsprachige Theologen vor

wenigen Jahren an der Übersetzungskorrektur der Bibel gearbeitet.

Vom Griechischen ins Deutsche wurde sicher gut angepasst. Warum

wurden dabei wohl nicht die Erkenntnisse der erstklassigen Leben-

Jesu-Forscher und Aramäischkenner einbezogen?

Die Übersetzer sagen: Wir haben absolut richtig übersetzt!?

Erfreulich lese ich aktuell in Unsere Kirche Nr. 51 / 17.12.17:

Papst Franziskus hat eine Debatte über die sechste Bitte im

Vaterunser ausgelöst. Er kritisiert den falschen Text, der

theologisch nicht richtig sei. Seine Aussage dazu: „Es ist nicht

Gott, der Menschen in Versuchung führt, sondern der Satan“

(das Böse). „Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort

wieder aufzustehen.“

Franziskus bezieht sich dazu

auf Frankreich, wo das Vaterunser aktuell angepasst wurde:

„Und lass uns nicht in Versuchung geraten“.

Bei Jörg Zink in seiner Bibel „neu in Sprache gefasst“ von 2012

lautet Lukas 11, 4 so: „Und bewahre uns vor der Gefahr, dich

zu verlieren“.

177


Doppelseite „Vater Unser“

178


2. Seite „Vater Unser“

179


3. Seite „Vater Unser“

180


4. Seite „Vater Unser“

181


Sechstes Beispiel

Lutherbibel

Mk 16,16

Wer da glaubt und getauft wird,

der wird selig werden; wer aber

nicht glaubt, der wird verdammt werden…

Jörg Zink sagt in seiner Übersetzung

aus dem Jahre 2012 schon:

Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet,

wer nicht glaubt, wird verloren sein.

RÜ aus Aramäisch

Jeder, der vertraut - er kann gerettet

werden. Jemand, der nicht vertraut -

er kann nicht gerettet werden…

Anmerkungen: Der aramäische Begriff „Vertrauen“ oder „wer

vertraut“ zeigt uns deutlich die Tiefe, die Schwarz als „man

weiß es“ bezeichnet. Unsere immer benutzte Aussage „Glaube“

oder „wer glaubt“ ist für Schwarz zu schwach im deutschen

Sprachverständnis, weil Glaube leider oft mit dem Gedanken

„Nichtwissen“interpretiert wird. Schwarz ist der Überzeugung,

dass der Zusatz „und getauft wird“ später eingefügt wurde und

nicht aus der Zeit des frühen Christentums stammt. Sonst wären

alle nicht getauften Menschen von der Ewigkeit Gottes ausgeschlossen.

Das kann nach Jesus Christus sicher so nicht sein!

Auf der rechten Seite ist die aramäische Fassung in poetischer

Weise, wie sie zu Jesu Zeit üblich war, inhaltlich gleich aber mit

etwas anderen Worten, gefasst, (Buch Schwarz Seite 461).

Es scheint so zu sein, dass nach der Zeit der Urchristen,

insbesondere Petrus, Paulus und Jakobus, die zu Zeiten Jesu

lebten, in den Folgegenerationen und noch später, mit

krasseren Umformulierungen den Menschen immer mehr

Angstgefühle vorgegeben werden sollten. Die Organisation

Kirche wollte sich offensichtlich in Stärke und Macht gestalten.

182


Abdruck „Vom Gottvertrauen“

183


Abdruck „ Von der Frohbotschaft “

184


Der poetische Abdruck auf der linken Seite kann noch zum

Thema der Vorseiten angesehen werden.

Die „Frohbotschaft“ wird im Buch G. Schwarz auf den

Seiten 460 / 470 näher behandelt.

Im folgenden Thema, ab nächster Seite, geht es um Petrus

als dem besonderen Nachfolger Christi!?

Die Thematik im Neuen Testament, nach der die Kirche

Petrus als ersten Papst mit den großen Vollmachten

Gottes sieht, ist nach den Forschungen Günther Schwarz

so nicht zu belegen. Petrus galt nach seinem Namen, den

Jesus ihm wohl gegeben hat, als Fels. Diese Tatsache hat

die sich aufbauende Kirche (nach Schwarz) geschickt

genutzt, um ihre Organisation mit einem Jesus Nachfolger

zu gestalten.

185


Siebtes Beispiel

Lutherbibel Mt.17, 1-6 (Man lese dort komplett nach)

Gottes Stimme auf dem Berg sagt:

„Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich

Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“

(Hier fehlt die Fortsetzung, wie sie in der

aramäischen Fassung vorhanden ist)

RÜ aus Aramäisch lautet so:

„Dies ist er, mein Sohn, mein Einzigartiger.

Er, an dem mein Selbst Wohlgefallen hat,

gehorcht ihm! - Denn er ist der Fels.

Auf diesen Felsen werde ich meinen Tempel

bauen. Ihn können sie nicht überwältigen,

die Torhüter der Unterwelt. Ihm werde ich

die Schlüssel geben zur Himmelsherrschaft.

Wem er zuschließen wird -

ihm soll zugeschlossen sein.

Und wem er aufschließen wird -

ihm soll aufgeschlossen sein.“

Anmerkung: Eine Parallele finden wir bei Jesu Taufe im Jordan

durch Johannes. Da heißt es auch „Dies ist mein lieberSohn “.

Wenn Günther Schwarz bei seinen Forschungsformulierungen

nicht immer ganz richtig läge, ändert es nichts an der Tatsache,

dass Gott seinen Sohn Jesus mit seinem Geist bevollmächtigte,

um der Fels zu sein, auf dem das Christentum aufgebaut werden

konnte. Schwarz: Für die frühen Übersetzer war es leicht,

die Aussage „Er“ = Jesus, in „Du“ = Petrus, den

namentlichen Fels, zu ändern und somit zu sagen: „Du, Petrus

bist der Fels, auf dem ich meinen Tempel baue“. Schwarz

belegt mit den Sprachstudien verschiedener Stellen des Neuen

Testaments zusätzlich, dass Petrus bei allen Gemeinsamkeiten

mit den anderen Aposteln der ersten Jahrzehnte, einschließlich

dem für das Christentum sehr wichtig gewordenen Paulus,

niemals eine Sonderstellung hatte und selbst niemals eine

solche beansprucht hat!

186


Maria ist ohne Zweifel die leibliche Mutter Jesu.

Und welche Rolle spielt Josef tatsächlich?

Die folgenden Seiten befassen sich mit dem Ergebnis der

Forschungen, über den aramäischen Weg, hin zu den so

oft zu diesem Thema diskutierten Fragen.

187


Achtes, neuntes und zehntes Beispiel

Lutherbibel

Lk 2, 4-5

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa,

nach Bethlehem, weil er aus dem Geschlecht

Davids war, damit er sich schätzen ließe mit

Maria, seinem vertrauten Weibe, die war

schwanger. (Teils im NT auch „Verlobten“)

RÜ aus Aramäisch

Text aus aramäisch fast identisch mit

oben und dann zum Schluss:

… und Marjam (Maria)

sein Weib, die schwanger war.

Weiter

Lutherbibel

Mt 1,16

Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von

der geboren ist Jesus, der da heißt Christus.

RÜ aus Aramäisch

Jakob zeugte Josef,

Josef zeugte Jesus,

der Messias genannt wird.

Weiter Lutherbibel

(in Bezug zu Jesaja)

Mt 1,23

Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein

und einen Sohn gebären…

Jörg Zink in seiner Bibel 2012

passt es schon so an: Eine junge Frau wird schwanger sein.

Sie wird einen Sohn zur Welt bringen.

188


Nun noch eine Gegenüberstellung ohne jeden Unterschied

im Inhalt.

Lutherbibel

1. Tim. 2,5

Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen

Gott und den Menschen, nämlich

der Mensch Christus Jesus.

RÜ aus Aramäisch

Einer ist Gott! Und einer ist ein Mittler

zwischen ihm und den Menschen:

Der Mensch Jesus!

Anmerkung: Paulus sagt es ebenso. Ich führe diese Stelle im

Brief Timotheus hier bewusst an, um zum Nachdenken

anzuregen. Die Kirche hat im Laufe der Zeit nicht nur Jesus als

den einen Mittler akzeptiert, sondern ihren Gläubigen eine

Unzahl von Heiligen zum Anbeten und als Beistand empfohlen.

Insbesondere wurde Maria als „Mutter Gottes“ zum Anbeten in

unverständliche Höhen emporgehoben. Jesus selbst hat seine

Mutter an keiner Stelle zur „Heiligen über allen“ bezeichnet.

Für ihn war Maria einfach seine Mutter.

Jeder Theologe weiß, dass im Sprachgebrauch der damaligen

Zeit eine „Jungfrau“ eine junge Frau war, die noch nicht

geboren hatte. Im Ur-Christentum der Apostel Paulus, Petrus,

Jakobus ist nirgends die Rede davon, dass Maria vom Heiligen

Geist schwanger wurde. Jesus war ein Mensch. Er selbst sagt

etwa 30 Mal im NT, dass er ein Menschensohn ist.

Übereinstimmend wird jedoch von Anfang an erklärt, dass

Jesus der Sohn Gottes ist, mit Gottes Geist gesegnet als der

Mittler, vom Schöpfer zu uns Menschen gesandt, als unser

Bruder. Körperlich Mensch wie wir. (Paulus, Römer, 1, 1-7)

Erst in späteren Generationen haben Menschen Jesus auch

physisch als Gottes Sohn verklärt.

189


Abschließend zu diesem Kapitel noch als Ergänzung.

Die Kirchen halten an den Formulierungen fest, obwohl

nicht nur Günter Schwarz sondern auch andere Theologen

immer wieder auf solche Fehlinterpretationen hingewiesen

haben. Ich darf auch hier auf die beiden erkennenden und

nach meiner Überzeugung weisen Theologen hinweisen,

Hans Küng und Jörg Zink. In mir wächst weiter die Überzeugung,

dass die christlichen Theologen unterschiedlich

einzustufen sind. Einmal denke ich an sogenannte und

wünschenswerte „Berufungstheologen“ und zum anderen

an die mit „Berufstheologen“ wohl richtig bezeichneten

Damen und Herren.

Erstere haben es schwer, ihre wahrscheinlich theologisch

richtigen, auch ihre eigenen Erkenntnisse, im System der

kirchlichen Vorgaben unterzubringen. Sie werden wohl

dauerhaft Schwierigkeiten haben mit der Denkanpassung

zwischen den Verständnisweisen, insbesondere bei einigen

Vorgabeverbindlichkeiten.

Zweitgenannte „Berufstheologen“ werden sich in der

Regel voll bewusst sein, dass die Entwicklungen über

zweitausend Jahre, in einigen Fassungen, nicht mit der

Jesus-Lehre stimmig ist. Solche Theologen akzeptieren

ganz einfach die dogmatischen und später angepassten

Vorgaben der Kirchen. Vielleicht denken sie, dass der

christliche Glaube in der heute interpretierten Weise doch

zum Kulturgut geworden sei. Auch, dass eine Korrektur zu

problematisch sein könnte. Als Berufstheologe müsse man

einfach mitschwimmen und den Weg des geringsten

Widerstandes gehen. Die Kirchen als Arbeitgeber seien für

die Diskrepanzen zuständig und nicht einzelne Seelsorger.

Menschlich mag man Verständnis aufbringen für die

Handlungsweisen eines heutigen Theologen oder einer

Theologin. Aussagen und Handlungsweisen müssen jedoch

immer und zwingend hin zum Frieden in der Welt führen.


Theologisch ist aber zu bedenken, dass die Lehre Jesu

nicht gebeugt werden darf. Leider gibt es immer wieder

einflussreiche Staatsführer und andere politisch aktive

Leute, auch Theologen, die sich ernsthaft auf biblische

Passagen berufen, wenn sie Krieg und Unfrieden vom

Zaun brechen. Handlungsbedarf besteht bei allen Kirchen.

Den heutigen Reformbedarf will ich nicht einfach auf die

gleiche Stufe der Reformation zu Luthers Zeiten stellen.

Trotzdem, der Kaiser sagte damals: „Es ist sicher, dass ein

einzelner Bruder irrt, da ja sonst die Christenheit lange 1000

Jahre geirrt haben müsste“. Doch Luther hatte recht!

Noch fördern die heute Verantwortlichen in christlichen

Kirchen die Unglaubwürdigkeit bestimmter Aussagen. Mit

ihrer Ablehnung der Ratschläge erkennender Theologen

und Zukunftsdenker halten sie manche „Mitdenker und

auch Suchende“ vom Besuch der Gottesdienste fern. Ich

bin sicher, dass in den kommenden Generationen ein

Umdenken unumgänglich sein wird. Die dann Verantwortlichen

werden weiser handeln (müssen)!

Nun noch interessante Erkenntnisse von Günther Schwarz:

„Abba“ ist der Jesus-Ausdruck seines Gottverhältnisses.

Ja, dieser schöne Gottesname ist vergleichbar mit dem

unbedingten Vertrauen des Kindes zu seinem Vater,

„Papa“. Jesus hat diese Vaterbezeichnung bewusst

genommen, weil das Wort „Gott“ durch zahllose Kulte in

den Religionen mit teilweise barbarischen Vorstellungen

belastet war. Nach Jesu Lehre kommen wir alle von

Gott her und sollen zu ihm zurückkehren, zu „Abba“!

„Amen-Worten Jesu“: Jesusworte, denen ein „Amen“

oder „Amen, ich sage euch (oder dir)“ voran steht, sind

Offenbarungsworte. Jesus setzte „Amen“ gern vor seine

Aussagen, um den „Willen Abbas“ zu bekräftigen. Wir

setzen heute in der Regel das Amenwort an den Schluss,

mit inhaltlich gleicher Bedeutung.

191



F r i e d e n s c h a n c e n

a u f u n s e r e m P l a n e t e n


A u f r u f z u m F r i e d e n

Menschen können Frieden schaffen,

mit klugen Worten, nicht mit Waffen.

„Wir sind das Volk“ so hieß die Devise,

zur Überwindung der Teilungskrise.

Dankbar, mit Freude denken wir zurück,

an das Wiedervereinigungs-Glück!

Last uns nun austrocknen den Sumpf der Radikalen,

ruft alle Leute auf: „Geht hin zu den Wahlen!“

Extreme Parteien bringen selten Gewinn,

Gemeinschaft und Mitgefühl schmilzt schnell dahin!

Egal, ob rechts oder links von der Mitte,

wir brauchen gute Zukunfts-Schritte.

Eine Groß-Koalition ist nur begrenzte Zeit fein,

zu nötigen Reformen schläft sie bald ein.

Den Nobelpreis für Frieden hat Europa erhalten, die

Gemeinschaft verpflichtend, Weltfrieden zu gestalten!

F. O.

194


Friedenschancen auf unserem Planeten?

Friedenschancen auf unserem Planeten!

Kapitel 16

Den Titel dieses Kapitels kann man negativ sehen und mit

einem Fragezeichen setzen; wir können diese Überschrift

auch mit Ausrufungszeichen setzen und positiv angehen!

Manche Leute sagen mit gewissem Recht:

Krieg und Kriegsgeschrei wird bleiben, solange auf dem

Erdenrund Menschen leben.

Ja und Nein!

Warum können wir Menschen unsägliche Barbarei nicht

immer weiter einschränken?

Es muss nur klüger und nachhaltiger gedacht und

gehandelt werden!

Ein A u s r u f e z e i c h e n setzen und aktiv sein bringt

sicher Chancen für mehr Frieden!

Zur Erkenntnis für mehr Frieden in unserer so schönen

Welt braucht man keinerlei Studium, sondern lediglich

einen gesunden Verstand. Und den hat Gott den meisten

der Gattung Homo sapiens gegeben. Dies Buch habe ich

in der Einleitung begonnen mit der Feststellung:

„Gott gab uns die Fähigkeit zum Denken, damit wir sie

nutzen!“

Wo beginnt denn Krieg und Frieden? An der Basis werden

zumindest die Grundlagen geschaffen.

Und wie soll das angepackt werden?

195


Ganz unten müssen wir anfangen

In der Familie, in der Nachbarschaft, im Verein und in

jeder anderen Gemeinschaft unserer Gesellschaft, in

Schulen,Hochschulen/Universitäten, in wissenschaftlicher

Forschung, ebenso in jeder Art Wirtschaftsunternehmen.

Nicht zu vergessen sind Politik und Verwaltungen. Hier

müssen wir unbedingt die kirchlichen Gemeinden mit

aufzählen, wie auch alle dazu gehörenden Behörden, bis

hin zu den kirchlichen Gesamtorganisationen. Fangen wir

also unten an.

Familie - Nachbarschaft - Vereine jeder Art

Streitigkeiten und gewisse Zwiste wird es immer mal

geben. In den allermeisten Fällen sind diese leicht aus der

Welt zu schaffen, wenn einer der Beteiligten den Mut

aufbringt, einen ersten Schritt zu machen. Leider meinen

in der Regel beide Seiten recht zu haben, so dass also die

Gegenseite diesen ersten Schritt tun müsse. Wer jedoch

ehrlich die Sache betrachtet, wird auch als Beteiligter oft

entdecken, dass wohl beide Kontrahenten zuvor einiges

hätten anders machen können.

Wir sollten aber nicht verkennen, dass es Ausnahmen gibt,

nämlich dann, wenn die Gegenseite es ganz und gar

darauf anlegt, bei der Nichtversöhnung zu bleiben. Und

manche sterben dann tatsächlich darüber hinweg.

Wie gut und zufriedenstellend es für alle ist, habe ich

selbst mehrmals erlebt und ich weiß es auch von anderen,

die berichten. Neue Zufriedenheit und Freude tritt ein,

ganz besonders für die „mutige Bürgerin“ oder für den

„mutigen Bürger“.

Ja, hernach sind alle Beteiligten mit der neuen Situation,

die oft zutreffend die „gute alte Gemeinsamkeit“ ist,

bestens zufrieden. Die Beteiligten dürfen auch etwas stolz

sein auf das wieder gewonnene ordentliche Verhältnis!

196


P o e t i s c h e D e n k a n r e g u n g

W u n d e r gibt es auch noch heute,

dazu nötig sind solche Leute,

die im Grunde ihres Herzens

Frieden lieben, auch mal scherzen!

Was bringt denn poltern, sticheln, hetzen,

nur den Egoismus wetzen,

statt gut-menschliche Gemeinschaft

schüren Böswilligkeit und Feindschaft?

Nein, im Kleinen fängt es an,

was im Großhass enden kann!

Und, wie leicht könnt man es wenden,

wollt man selbst den Streit beenden!

Nimm `ne Flasche Wein, so ist es toll,

überwinde deinen eigenen Groll.

Geh einfach hin zum Gegenpart,

das ehrt dich, ist die feinere Art!

Manchmal genügt es schon,

den Anderen freundlich anzusehen,

grüßen mit einem „Guten Tag“,

noch dünnes Eis zerbrechen mag!

Du wirst sehen, beiden tut es gut,

wirst erkennen, dass ein erster Mut

bald eine neue Zufriedenheit bringt,

wunderschön, wie eine Nachtigall singt!

Bedenke auch, dass deine Initiative

erzeugen kann neue Gegenliebe.

Die Krönung des Ganzen, es wäre sehr schön,

wenn andere Leute gutes Beispiel darin sehen!

197

F. O.


Schulen, Hochschulen / Universitäten, wissenschaftliche

Forschung…

Spannungen bleiben nicht aus. Denken wir an Mobbing

unter Lernenden und Studierenden. Auch, wenn Missgunst

zwischen Lehrern und Professoren ausartet. Oder, wenn

gegensätzliche Meinungen, zum Beispiel Unterschiede zu

Forschungszielen, aufeinander prallen und ungeschlichtet

im Raum stehen bleiben. Einer muss Initiativen ergreifen,

wenn Frieden wieder entstehen soll. Frieden ist aber zu

wollen, sonst wird es nicht dazu kommen!

Wirtschaftsunternehmen aller Art, Politische Parteien

und Koalitionen in allen Staaten der Welt

Anmerkung vorab: Diese Bereiche fasse ich einfach zusammen,

weil große Wirtschaftsunternehmen und Banken enormen

Einfluss nehmen auf Politik und Staatswesen. Lobbyismus ist

ausgeartet, in den Regierungsstädten besonders etabliert.

Niemand kann behaupten, dass der Lauf der Dinge in

demokratisch organisierten Ländern besonders gerecht

und ordentlich funktioniert? Nein, es entwickelte sich ein

immer mehr kapitalistisches Denken in Demokratien, die

in ihrer Art niemals von Jesus, dem Nazarener, anerkannt

würden. Genauso nicht von gläubigen oder ungläubigen

Denkern und Wissenschaftlern, insbesondere Philosophen.

Nach Überzeugung der allermeisten Menschen in der

westlichen Welt gibt es aber kein besseres Staatssystem als

die Demokratie. Frage: „Und warum gelingt es nicht einem

einzigen in dieser Weise organisierten System, weitgehende

soziale und humane Gerechtigkeit zu praktizieren?“

Wir müssen nachdenken.

Vielleicht gibt es zukünftig doch eine verbesserte Form der

hoch gepriesenen „Demokratie“. Ich nenne sie hier mal

„Demokratur“ und sehe darin Demokratie und Kultur in

wirklich humaner Weise kombiniert.

198


Die Entwicklung reicher Länder muss sich in Zukunft auf

jeden Fall in ethisch-moralischen Staatsgemeinschaften

zeigen. Gerechtigkeit muss Raum gewinnen!

Ja, „Gerechtigkeit“ wäre deren Prädikat! Und solche

Zukunfts-Gesellschaftsform hätte bestimmte Vorgaben mit

zu verarbeiten, die heute oft als „linkssozial oder gar als

kommunistisch“ abgewertet werden. Jesus war in seinem

menschlichen Denken ein Superlinker.

Einige negative Beispiele in den aktuellen Demokratien:

Große Wirtschaftsunternehmen zahlten in früheren Zeiten

Vorstandsvorsitzenden, bei Erfolg, ein Gesamteinkommen

des 20fachen vom Durchschnitt der Angestellten und

Facharbeiter, der aktiven Allgemeinheit. Heute erhalten

Spitzenmanager oft das 200fache…? Und wenn solche

Leute versagen, werden sie in der Regel auch noch mit

Höchstabfindungen weggelobt.

Fußballprofis werden für Zig-Millionen Euro verkauft.

Eine moderne Art des Sklavenhandels? Viele Spieler

erhalten selbst auch ein völlig überzogenes Gehalt.

Direktoren staatlicher und halbstaatlicher Organisationen

bekommen nach ihrer gut dotierten Aktivzeit Ruhestandseinkommen

auf Lebenszeit in einer Höhe, wie es nicht zu

den Renteneinkommen der einzahlungspflichtigen Arbeiter

und Angestellten unserer Gesellschaft passt.

Ein ehemaliger Bundespräsident bekommt auf Lebenszeit

ein Ruhestandseinkommen von mehr als 17.000,- Euro im

Monat. Das sind einschließlich Büro und Auto etc. pro

Jahr mehr als 300.000,-- Euro. Im Beispiel des schon jung

pensionierten Christian Wulf, gewesener Bundespräsident,

kann solche Überversorgung einer einzigen Person unsere

Gesellschaft in Summe 10.000.000,-- oder 15.000.000.--

Euro kosten.

199


Wenn man im Blick auf diese Beispiele bedenkt, womit

kleine Rentner und Rentnerinnen, die selbst eingezahlt

haben, auskommen müssen, ist das Gerechtigkeitswirken

der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, auch in

unserer guten BRD, deutlich in Zweifel zu ziehen!

Man darf sich nicht wundern, wenn Gesellschaftskritiker

auf die Palme gehen. Langfristig werden sich die so

benachteiligten Mitglieder der westlichen Gesellschaften

Ungleichbehandlung in krasser Form nicht bieten lassen.

Ein deutlich großer Teil der Schuld würde dann bei den

Privilegierten zu suchen sein, wenn daraus Aufstände

entstünden.

Im September 2017 starb der Querdenker Heiner Geißler.

Der Sozialpolitiker mit starkem Mahnprofil ist 87 Jahre alt

geworden. Geißler und Leute seines Gleichen bleiben aber

leider in Gerechtigkeitsfragen ungehört oder sie werden

überstimmt. Siehe vorstehende Punkte und anderes mehr.

Denken wir an einen der sicher guten Politiker heutiger

Zeit, Norbert Lammert. Er gab im Sommer 2017 sein Amt

ab. Presse am 6. September 17: „Er war ein streitbarer und

unbequemer Bundestagspräsident. In der Abschiedsrede

hat Professor Dr. Lammert seinen Kollegen im Bundestag

nochmals die Leviten gelesen“. Aus der Rede:

„Bewahren Sie bitte, wenn eben möglich, die mühsam

errungene Fähigkeit und Bereitschaft, über den Wettbewerb

der Parteien hinweg, den Konsens der Demokraten gegen

Fanatiker und Fundamentalisten, für noch wichtiger zu

halten. Ich erinnere daran, dass Abgeordnete Vertreter des

gesamten Volkes sind, an Aufträge und Weisungen nicht

gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen. Es entspricht

auch nicht den Mindestansprüchen des Parlaments, dass

immer noch die Regierung die Themen für ihre Befragung

durch die Abgeordneten vorgibt.“

200


Aktuell im Herbst 2017 erlebten wir politisches Spektakel

zur Regierungsbildung. Erst scheiterte Jamaika-Koalition.

Dann kam mit Ach und Krach nochmals eine Große

Koalition zwischen den Unionsparteien und SPD zustande.

Wird sie vier Jahre halten?

Wenn wir die vorstehenden Mahnungen des vorherigen

Bundestagspräsidenten Lammert inhaltlich richtig lesen,

so könnte auch eine Minderheitsregierung praktikabel und

vielleicht sogar besser sein. Bei Entscheidungen müsste

deutlich mehr auf das Gewissen der Abgeordneten gehört

werden, wie es unser Grundgesetzt sogar vorschreibt!

In anderen Ländern hat man gute Erfahrungen mit deren

Minderheitsregierungen gemacht. Zwangsläufig ergeben

sich in solcher Konstellation Diskussionen im Plenum, die

zur Mehrheitsfindung führen müssen.

Aber, niemand sollte die Behauptung aufstellen, ultra linke

oder rechte Gesellschaftsformen seien besser als andere.

Nein, wir müssen erkennen, dass Gleichmacherei in der

modernen Welt scheitert, weil uns Gott dazu nicht

angelegt hat. Doch Gerechtigkeit muss wieder deutlich

stärker beachtet und praktiziert werden!

Verwaltungen in allen Behörden

Was für alle Menschen in den Wirtschaftsunternehmen, in

Parteien und der Gesellschaft insgesamt gilt, steht ebenso

für die Mitarbeitenden in Behörden und Verwaltungen der

Kommunen, Länder und Staaten und behördenähnlichen

Gebilden. Auch hier kommt es darauf an, dass jemand den

Mut hat, Initiative für ein friedliches Zusammenwirken zu

ergreifen, um andere mit zu ziehen!

201


Christliche Kirchen und Gemeinden

Leider gibt es auch in christlichen Gemeinden, die sich als

auf dem Boden des friedfertigen Jesus von Nazareth sehen

sollten, Zank und Streit, Missgunst und Unfrieden.

Hier, so sollten man meinen, müsste bei jedem Ansatz von

Unbrüderlichkeit eine der „gläubigen Personen“ Initiative

gemäß der poetischen Vorgaben weiter vorn, ergreifen

und für Frieden sorgen! Aktuell wird in der Presse

über das „Duell von Unna“, hier im Westfälischen von

1590, berichtet. Etwa 50 Jahre nach der Lutherzeit trieben

es die sich entwickelnden Lutheraner mit den Reformierten

nach Zwingli und Calvin in ihren Glaubensstreiten soweit,

dass die Pfarrer in der Kirche sich gegenseitig in Unna

die Kanzel verboten und im Gotteshaus handgreiflich

wurden. Vorrangig ging es um die Frage nach der

Auslegung des Abendmahls. Luther war näher bei

römisch-katholischer Festlegung geblieben, Reformierte

gingen damals schon einen liberaleren Weg, wonach das

Abendmahl zur Erinnerung an Jesus Christus gestiftet

worden ist. Ja, Protestanten müssen sich auch an die

eigene Nase fassen. Es gibt genügend Beispiele, die

ich in der Literatur finde und die wir selbst erleben. Wenn

manche, sogenannte Evangelikale, tatsächlich behaupten,

wer nicht an die „Jungfrauengeburt Jesu“ glaube, könne

Gottes Ewigkeitsziel nicht erreichen. Soweit gehen fromme

Menschen, wenn Glaube in „Frömmlerei“ ausartet. Ich

erkenne, dass sich solche Überzeugungen nicht auf Jesu

Lehre stützen, sondern später entwickelt worden sind.

Theologen und Christen der Basis sollten sich immer

wieder deutlich machen, dass verbohrte Rechthaberei

nicht dem Frieden dient. Jeder Christ darf seine ganz

persönliche Glaubensüberzeugung leben.

Bedacht werden muss auch, dass egoistische Auslegungen

noch suchende Menschen vom Christentum abstoßen.

202


Religionen aller Art in der ganzen Welt

Frage: Was können Religionen zum Weltrieden beitragen?

Antwort: Ausgesprochen viel!

Wohl die Mehrzahl aller Kriege seit Menschengedenken

sind leider mit „Gott auf der Fahne“ verbrochen worden

und teilweise auch von kirchlichen Organisationen mit zu

verantworten.

Helmut Schmidt, großer vor wenigen Jahren verstorbener

Staatsmann, den viele Menschen aller Parteien, nicht nur

in Deutschland, hoch geachtet haben, schrieb ein Buch mit

dem Titel „Religion in der Verantwortung“.

Kirchenführer und Politiker, wir alle, können von dem

früheren Bundeskanzler einiges lernen! Aussagen des

zitierten Buches Schmidt: „Misstraue jedem Politiker,

jedem Regierungschef oder Staatslenker, der seine

Religion zum Instrument seines Machtstrebens macht.“

Und: „Wir brauchen Erzieher, die uns die Tugend der

Toleranz lehren. Wenn wir unter der stark wachsenden

Anzahl von Menschen Frieden wahren wollen, dann wird

Respekt zwischen Islam, jüdischer Religion und

Christentum eine dringende Notwendigkeit!“

Manche Leute meinen, Helmut Schmidt sei wohl kein

Christ gewesen. Ich behaupte, nach allem was über ihn zu

erfahren ist: Dieser hervorragende Mensch, ethisch und

moralisch in mancher Hinsicht ein gutes Vorbild, war

mindestens ein gottgefälliger Zeitgenosse. Wenn er einmal

meinte, seine sterblichen Überreste würden ganz einfach

wieder zu Staub, so erklärt er damit, was jeder Pfarrer bei

den Beerdigungen ebenso sagt. Und wenn dieser Vorbild-

Demokrat kein Christ, aber ein A g n o s t i k e r war, so

hat er mindestens die Existenz einer Urkraft, als Gottes

Schöpfung, als Ursprung allen Seins, für möglich oder gar

wahrscheinlich gehalten.

203


Im genannten Buch erklärt Helmut Schmidt auch:

„Ich nenne mich einen Christen und verbleibe in der

Kirche, weil sie Gegengewichte setzt gegen moralischen

Verfall und weil sie vielen Menschen Halt bietet.“

Helmut Schmidt hat recht, wenn er dem Thema „Religion

in der Verantwortung“ ein ganzes Buch widmete. Kluge

Theologen erkennen und betonen ausdrücklich, dass die

„theologische Rechthaberei möglicherweise die einzig wahre

Irrlehre“ sei.

Damit kein parteipolitischer Gedanke aufkommt: Ich war immer

parteilos und wähle jeweils nach aktuellen Gegebenheiten, aber

immer um die Mitte domokratischen Denkens.

Wie schwer es ist, religiöse Organisationen auf einen

guten und gemeinsamen Friedensweg zu bewegen, zeigt

sich an einer „ganz hervorragenden visionären Idee“ vor

125 Jahren. 1893 trat ein „Weltparlament der Religionen“

im Vorfeld der Weltausstellung in Chicago zusammen, zum

friedlichen Gedankenaustausch. Die Konferenz sollte

helfen, Missverständnisse über andere Religionen abzubauen

und keiner Religion einen Alleinvertretungsanspruch

oder herausragende Stellung einzuräumen. Genau

dieser Aspekt führte bei vielen Würdenträgern zu Kritik.

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Edward

White Benson betonte, dass das Christentum die eine

wahre Religion sei. Orthodoxen und Evangelikalen war

ein Gleichwertigkeitsgedanke nur schwer erträglich.

Schon damals war eine Vielzahl von Religionen anwesend:

Buddhisten, Hinduisten, Gemeinschaft der Christian

Science (Christliche Wissenschaft) und natürlich die

abrahamischen Religionen Christentum und Islam…

1895 revidierte Papst Leo XIII. die vorherige schweigende

Zustimmung und entschied, dass er weitere Kongresse

dieser Art nicht gutheiße.

204


Exakt 100 Jahre musste es dauern. 1993 traf sich das

zweite Parlament in einem Hotel in Chicago, Nummern

kleiner. Hier wurde eine Erklärung verabschiedet zum

Projekt „Weltethos“ des katholischen Professor H. Küng.

Kernelemente eines solchen gemeinsamen Ethos, wie das

Prinzip Menschlichkeit, die goldene Regel: „Behandle

andere Menschen so, wie du von ihnen behandelt werden

willst“. Und die vier unverrückbaren Weisungen:„Gewaltlosigkeit,

Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit sowie Partnerschaft

und Gleichberechtigung von Mann und Frau“.

Vier weitere Treffen in vier Erdteilen waren 1999 in

Kapstadt, 2004 in Barcelona, 2009 in Melbourne, 2015 in

Salt Lake City. Das siebte Treffen insgesamt war nun vom

1. bis 7. November 2018 in Toronto / Kanada. Darüber ist

im Internet nachzulesen.

R e l i g i o n e n haben friedlich zu lehren und zu

handeln. Leider stellten die auf Abraham begründeten, ihn

als Urvater ansehenden Stammreligionen aus Kleinasien,

diese Grundlage immer wieder auf den Kopf.

Juden, Christen und Muslime müssen sich vor Augen

führen, dass fernöstliche Religionen manchmal friedlicher

operieren als westliche, monotheistische Religionen, die

auf Abraham als Glaubensvater zurück gehen.

Wir wissen aber, dass Jesus Christus uns den Frieden als

absolute Vorgabe lehrte!

Und trotzdem gab es in allen drei genannten Religionen

die allerschlimmsten Entgleisungen.

Noch folgende Gedanken zur Toleranz in Gesellschaften

und Religionen: Es ist die Frage zu stellen, ob wir uns in

Europa und in Deutschland noch auf einer guten Linie

befinden. Lassen wir uns von leichtsinnigen Idealisten und

Phantasten ins Abseits stellen?

205


Natürlich müssen in globaler, vielschichtiger Gesellschaft,

die nun einfach vorhanden ist, sinnvolle Überlegungen

und Ordnungen bedacht werden.

Möglicherweise sollten staatliche oder städtische Schulen

auf religiöse Wandbilder und andere Zeichen verzichten.

Christlich-konfessionell geführte Schulen, genauso wie

jüdische oder moslemische, dürfen aber selbstverständlich

ihre Ausrichtung zeigen.

Kinder sind ebenso Persönlichkeiten wie Erwachsene.

Jeder Mensch hat nach unserem Grundgesetz alle

Freiheiten in religiöser wie auch weltanschaulicher

Richtung. Schmuck, Anstecknadeln u. a. m. muss somit

jeder tragen dürfen, wie es ihm beliebt, sofern es nicht

gegen friedliche und grundgesetzliche Regeln verstößt.

Also: Fußballfans tragen ihr Symbol, z. B. den Geißbock

des FC Köln, andere einen Tennisschläger oder ein Boot

an der Kette. Und jeder darf selbstverständlich auch ein

Banner seines Staates zeigen.

Genauso aber dürfen c h r i s t l i c h e K r e u z e an der

Kette oder mit Anstecknadel gezeigt werden. Ebenso

natürlich Embleme anderer Religionen.

Und wo sind Grenzen?

Da, wo Zeichen von Gewalt und Unfriedens symbolisiert

werden. Keinem Extremen soll es erlaubt sein, seine

Kinder mit einem Emblem in die Schule zu schicken, auf

dem eine Faust mit Revolver abgebildet ist (Beispiel).

Und was dürfen wir von unseren staatlich bezahlten

Lehrern erwarten? Das sie unsere Kinder zur friedlichen

Toleranz untereinander erziehen. Intoleranz bringt uns

nicht weiter! Wenn wir unsere Abendländische Kultur,

heute stark ausgerichtet auf Frieden, immer mehr

verkommen lassen, müssen wir uns nicht wundern, wenn

es schief läuft.

206


Und was muss in Richtung Extremismus geschehen?

Wenn wir z. B. moslemische Moscheen in aller Toleranz

hier akzeptieren, so muss dafür gesorgt werden, dass dort

in deutscher Sprache gepredigt wird. Harte Maßnahmen

sind angesagt, wenn von Versammlungen oder von einigen

Untergrundbewegungen Intoleranz ausgeht. Leider führte

falsch verstandene Toleranz in Sachen Religionsfreiheit

schon oft zu Auswüchsen mit Unfrieden.

Über Mahatma Gandhi und seine Empfehlungen an alle

Gläubigen des Hinduismus habe ich bereits geschrieben.

Der Buddhismus ist, nach allen bekannten Vorgaben, eine

im Grunde friedfertige Religion.

Buddha Gautama lebte einige Jahrhunderte vor Christus

in Indien. Seine Glaubensregeln:

Leben in Harmonie, Zufriedenheit und Frieden. Gelassenheit,

Abgeklärtheit, Heiterkeit, bei gutem Verhalten. Und leben in

Genügsamkeit. Leben auch in Gleichmut, um aller Kreatur

Gottes große Sympathie, Milde und Freundlichkeit entgegen

zu bringen. Mitleid und friedliches Wohlwollen zu anderen

Menschen.

Buddhas Lehre erfreut sich heute in vielen Ländern der

Welt hoher Anerkennung. Viele Menschen möchten ihm

nacheifern. Grundzüge seiner Lehre wurden in andere

fernöstliche Religionen übernommen.

Es lohnt sich, hier einmal über „Tibetischen Buddhismus“

nachzudenken. Der „ D a l a i L a m a “, politisches

und religiöses Oberhaupt der von China unter Zwang

gesetzten Volksgruppe, ist aktuell 82 Jahre alt. Seine

Botschaft heißt:

„Mitgefühl macht uns glücklich“ und „Das Beste, was uns

gegeben wurde, ist unser Hirn. Wir müssen es nutzen“ und

„Lasst uns den mittleren Weg gehen mit dem Ziel des

Friedens für alle Menschen“

207


Nach den Aussagen des Dalai Lama soll der Buddhismus

ein Ruhepol in der Welt sein. Gewaltlosigkeit, Bewusstsein

für Ethik, Nächstenliebe, Frieden und Harmonie stehen

auf der Agenda obenan. „Der Buddhismus ist in uns“ rundet

den so dargestellten Rahmen ab.

Der jetzige „Dalai Lama“ erhielt für seine so gute

Lebenseinstellung und seine auf der ganzen Welt bekannt

gewordene Friedenslehre 1989 den „Friedensnobelpreis“.

Vieles aus dem Lehrinhalt Jesu ist also auch in anderen

Religionen vorhanden. Westliche Religionen sollten sich

nicht sperren, sondern im Denken hinzu lernen. Dazu gibt

es im Islam ebenfalls positive Anzeichen. Heute machen

uns die Ausartungen mit dem „Islamischen Staat“ und den

so unüberbrückbar scheinenden Diskrepanzen zwischen

den beiden Richtungen, Sunniten und Schiiten, noch Angst.

Die beiden islamischen Glaubensrichtungen stehen aktuell

oft unnachgiebig gegenüber, so wie wir es aus unserer

Vergangenheit zwischen den Konfessionen im Christentum

noch in Erinnerung haben.

Junge und wirtschaftlich aufstrebende Muslime sind

weitgehend friedlich gesinnt. Hoffen wir, dass kommende

Generationen sich dementsprechend entwickeln. Schauen

wir auf Leute wie Professor M. Khorchide, der in

Münster/Osnabrück Imame und Religionslehrkräfte zum

friedlichen Islam hin ausbildet, in deutscher Sprache. Er

hat aktuell, zusammen mit dem katholischen Theologen

Klaus von Stosch, das Buch „Der andere Prophet. Jesus

im Koran“ herausgebracht. Mouhanad Khorchide sagt:

„Es geht im Koran nicht darum, in Gegnerschaft zum

Christentum zu stehen. So werde Christen in einer Sure

z. B. das ewige Leben versprochen“. Und Stosch erklärte:

„Es gebe im Koran keine gegen Jesus gerichtete Stelle“.

208


Islamwissenschaftler sehen den Islam insgesamt in einer

Krise. Längerfristig werden sich intelligente, insbesondere

junge Leute, von den Glaubensvorgaben entfernen. Auch

sie möchten in Frieden leben und arbeiten können.

Sehen wir auch auf eine sich bereits in 200 Ländern mit

etwa 45.000 Gläubigen vertretene Richtung. Sie heißt die

„Ahmadiyya Muslim Jamaat“. Deren Programm, auch bei

uns in der BRD: „Trennung von Staat und Religion“, und

„Gleichberechtigung von Mann und Frau“, und ebenso

„Predigten immer in jeweiliger Landessprache halten“,

und „zwanglose und gewaltfreie Ausübung des Islam.“

Wir dürfen eine gute Langzeitentwicklung auch im Bereich

der Kultur, der schönen Künste, erkennen. In Abu Dhabi

wird ein gewaltiges Museum eröffnet. Man will Kulturen

so verbinden, dass sich mit Ausstellungen positive Effekte

ergeben zwischen Ost und West. Über Religionen und über

Kulturunterschiede hinweg. Das Museum trägt den Namen

„Louvre Abu Dhabi“ und ist somit eine Dependance des

alten Museums in Paris. Auch das ist gut! Ich meine, wir

sollten aufmerksam sein und erkennen, dass es gute

Ansätze in ökumenischen Entwicklungen insgesamt gibt.

Ö k u m e n e nicht nur in christlichen Organisationen.

Mit dem heutigen Papst Franziskis I. gibt es offensichtlich

konkreter werdende Gemeinsamkeiten zum ökumenischen

Frieden zwischen den christlichen Religionen. Bei ihm

sind Initiativen zu erkennen, auch hin zum Judentum und

Islam.

Unser neuer Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier,

ist evangelischer Christ aus Lippe. Er äußerte sich kurz

vor seinem Papstbesuch in Rom so: „Wie Katholische und

Evangelische nach Jahrhunderten von Krieg und Feindschaft

aufeinander zugehen, ist großartig.“

209


Nur so wird es gehen. Den anderen respektieren, ohne die

eigenen Glaubensüberzeugungen zu verstecken. Ja, die

Gemeinsamkeiten suchen und betonen, ohne Unterschiede

zu verschweigen. So können wir sehr wohl unter einem

großen Schirm miteinander gottgefällig leben. Niemand

soll aber meinen, unter dem Diktat des Klerus oder einer

anderen Institution gesamt. Das funktioniert nicht.

Gute Kooperation geschieht auch in vielen, friedliebenden

Familien und ebenso in demokratischen Parlamenten und

sonst wo in der Welt, in guter Toleranz!

Leider wird von konservativen Christen, und auch von

Politikern und anderen Leuten, oft noch gebremst.

Wunderbare Ansätze erkennen wir im Jahre 2017 bei der

Landesgartenschau NRW im schönen Bad Lippspringe.

„Glaubensgarten sendet Friedensbotschaft“, so heißt es in

der Presse.

Im ökumenisch organisierten Glaubensgarten wird der

Schöpfer allen Seins nicht nur von den Beteiligten aus dem

Judentum, dem Christentum und dem Islam gepriesen,

sondern in guter Gemeinschaft auch von Angehörigen des

Buddhismus, des Hinduismus, und anderer Religionen.

Am Beispiel der Bahai-Religion ist Toleranz im Glauben

gut erkennbar. Sie sagen: „Nach unserem Glauben haben

alle Religionen eine gemeinsame Quelle, einen Ursprung;

es verbindet sie viel mehr als sie trennt.“ Der Gedanke,

dass die Menschheit in eine Zukunft ohne Kriege steuert

und eine starke Verbundenheit spürt, das ist eine zentrale

Perspektive der Bahai. Diese Religion ist noch keine 200

Jahre alt. Grundsätze der Bahai fanden im Weltethos nach

Hans Küng für die Zukunft der Menschheit Beachtung.

D a s i s t e i n e g u t e E n t w i c k l u n g, hin in

Richtung „F r i e d e n i n d e r W e l t“, wie ihn

gerade die Religionen zeigen müssen!

210


Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag in Berlin, mit

dem Abschluss-Festgottesdienst am 28. Mai 2017 auf den

Elbwiesen in Wittenberg, setzte dazu auch gute Zeichen.

Der Anglikanische Bischof Thabo Maghoba von Südafrika

hielt die Predigt. In seiner dunklen Hautfarbe bezog er

sich auf den Reformator Martin Luther, der auch ein Vater

der demokratischen Freiheiten ist. Der Reformator und die

Mitstreiter damaliger Zeit stellten Autoritäten in Frage!

Sein fast Namenskollege, Freiheitskämpfer und Streiter für

die Gleichberechtigung aller Menschen, Martin Luther

King aus den USA, wurde im Alter von nur 39 Jahren

wegen seiner sehr berechtigten Forderungen ermordet. Er

hatte einen Traum, der in Erfüllung gehen sollte

Immer mehr Menschen im 21. Jahrhundert sollten nicht

nur denken und sagen sondern tun, was der Gesamtheit

auf dem Erdenrund dient und nicht einer bestimmten

Gruppe oder einem Staat dieser Welt. Wirtschaftlich hoch

entwickelte Länder oder geografische Bereiche haben die

Verpflichtung, einen Teil des Wohlstandes, in fairer und

ordentlicher Weise denen zurückzugeben, die aus irgend

welchen Gründen zu den Benachteiligten auf diesem

Globus zählen. Jeder Mitdenker weiß, dass ein Teil des

Reichtums der hochentwickelten Länder zum Nachteil der

Armen in Entwicklungsländern entstanden ist.

Dies gilt es zu bedenken!

Zum Abschluss des evangelischen Kirchentages 2017

wurde in aller Freundschaft eingeladen zum nächsten

Katholikentag.

Dazu passt auch die sich weiter verbessernde Atmosphäre

mit den Signalen des Vatikans. Der Ökumeneminister

Kardinal Koch betont in seinen Reden zum Reformations-

Jubiläumsjahr, Martin Luther habe keineswegs die Kirche

spalten, sondern erneuern wollen. Die katholische Kirche

trage eine Mitschuld, dass aus einer gewollten Reform die

Reformation geworden sei. 211


Im Juli 2017 berichtet die Presse:

„Überraschende Entlassung des obersten Glaubenshüters

Ludwig Müller. Zu vermuten ist, dass Papst Franziskus

den Vatikan weiter in seine neue Richtung lenken will.“

Wir dürfen hoffen, dass der Kämpfer im Vatikan seine

längst begonnene, durchaus positive Reform zu manchen

kirchlichen Grundlagen, lange fortsetzen kann. Durch die

genannte Personalentscheidung werden offensichtlich

zusätzliche Weichen gestellt.

Ebenfalls im Juli 2017 ist aus der Presse zu entnehmen:

„Annäherung zwischen ungleichen Geschwistern. Vom

Streit zur Verständigung. Reformierte, Lutheraner und

Katholiken machen einen Schritt aufeinander zu. Vertreter

reformierter und lutherischer Weltgemeinschaften, des

methodistischen Weltrates und der römisch-katholischen

Kirche haben, nach langen Beratungen, eine gemeinsame

Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet.“

Wer aufmerksam mitdenkt erkennt, dass wir insgesamt

schon auf einem guten ökumenischen Wege sind. Immer

noch (leider) setzen sich Hartliner über Gutdenker hinweg!

Hierher passt die Entwicklung der Medienlandschaft. Bei

allem Positiven für Wirtschaft und Gesellschaft gesamt,

darf das Negative nicht verschwiegen werden. Ja, Funk

und Fernsehen, Printmedien und das Internet bringen uns

Gutes. Aber, alles ist in gewaltigem Ausmaß gespickt mit

Sendungen und Informationen negativer Art.

Meine und vieler Mitdenkender Fragen sind berechtigt:

Warum gibt es überproportional viel Sendungen und Infos

mit erfundenem Mord und Totschlag, mit ausartendem

Sex, mit Betrug und verabscheuungswürdig negativer

Beeinflussung empfänglicher Menschen. Insbesondere

Kinder, und auch die Heranwachsenden, werden böswillig

negativ infiltriert.

212


Es gibt eine deutliche Anzahl Verbraucher, die bewusst

und mit Verantwortung konsumieren. In vielen Familien

aber läuft das Fernsehen leider ganztags.

Auch wenn ich von Fachleuten als naiv angesehen werden

sollte sage ich: Warum greifen die Verantwortlichen in

Politik und Gesellschaft nicht mit ihren Möglichkeiten ein

in Sachen besserer Programmgestaltung?

Noch zur Friedenspflicht der Religionen diese Fassung:

Religionen sind in der Lage, Gottes Ziele auf den Kopf

zu stellen! Immer, zu allen Zeiten, wenn Glaubensfanatiker

versucht haben ihren Schöpfer für egoistische

Vorhaben vor den eigenen Karren zu spannen, ging es

schief. G o t t i s t V a t e r a l l e r M e n s c h e n !

Jesus Christus hat Gottes Größe und sein Ziel für alle

Erdenbürgerinnen und Erdenbürger auf die Grundlage

der hochkarätigen mosaischen „Zehn Gebote“ gestellt, die

uns in Weisheit übermittelt wurden.

Gottes Ziele sind niemals auf Krieg, Mord, Rache und

Größenwahn der Mächtigen dieser Welt ausgerichtet.

Auch nicht auf Selbstdarstellung in Pomp und Hochmut.

Nicht auf Frömmlerei vermeintlich kluger und absolut

wissender Religionsfanatiker, die alle anders glaubenden

Mitbürger schlichtweg als ungläubig ansehen oder als

nicht zielgerecht glaubend bezeichnen.

Menschliche Dogmatisierungen dürfen von mitdenkenden

Gläubigen durchaus kritisch analysiert werden.

Unser Schöpfer möchte uns, seine höchstentwickelten

Kreaturen, denen er das Denkvermögen verliehen hat,

im Frieden miteinander leben sehen.

G u t e R e l i g i o n w i r k t i m m e r

f r i e d l i c h u n d s e g e n s r e i c h !

213


Zu Friedenspflicht der Religionen noch eine Leitfassung in

drei Punkten.

Erstens: Toleranz und Achtung haben wir allen Menschen

entgegen zu bringen, die ihre Weltanschauung auf dem

Boden des Friedens offerieren und praktizieren. Das gilt

gegenüber Atheisten, Agnostikern und Gottgläubigen aller

Art. Jeder Mensch darf seinen persönlichen Glauben, sein

Gottvertrauen, unverbrüchlich leben und bekennen.

Niemand aber darf seinen Glauben oder Nichtglauben als

allgemein verbindlich erklären. Die Paulus-Basis bleibt

richtig und wichtig:

„Unser Wissen in dieser Welt ist und bleibt Stückwerk!“

Zweitens: Vorsicht und Skepsis ist angesagt gegen jede

sektiererische Heilsbringer-Religion. Die Ideen solcher

Organisationsgründer sind zu durchleuchten. Propheten

solcher Art sind in der Regel Fänger für unentschlossene,

oft auch verzweifelt suchende oder anderswo enttäuschte

Menschen.

Wenn Suchenden versprochen wird, ihr Ewigkeitsziel nur

erreichen zu können, wenn sie Mitglied würden und ihre

Pflichten abdienten, ist sicher etwas faul am Glauben.

Drittens: Intoleranz und Ablehnung müssen wir mit allen

zur Verfügung stehenden Mitteln dann unterstützen, wenn

Religionen oder einzelne Personen Gott auf die Fahne

egoistischer Machtpläne setzen. Die Weltgemeinschaft der

friedliebenden Staaten ist geradezu verpflichtet, Einhalt zu

gebieten. Gegenmaßnahmen sind zu organisieren, wenn

alle diplomatischen Versuche nicht zum Ziel führen!

Folgende kleine Geschichte zum Nachdenken für alle.

Wir Mitteleuropäer bewegen uns zum großen Teil in der

erfolgreichen Welt des Überflusses.

214


Im warmen Südeuropa sitzt ein Mann im besten Alter vor

seinem Häuschen am Meer. In aller Ruhe genießt er die

Sonne und ist rundum zufrieden. Reichtum ist nicht seine

Welt. Kommt ein braungebrannter Mann mit seinem

tollen Motor-Segler, ausgestattet mit allem, was sich ein

Freizeitkapitän nur wünschen kann. Er legt an und beginnt

ein Gespräch mit dem sehr zufriedenen Strandbewohner,

der sicher noch nicht weit in der großen Welt gereist ist.

Hallo, wie geht es Ihnen. Schön ist es hier… usw.

Ich sehe dort Ihren Fischerkahn. Nutzen Sie ihn täglich?

Antwort: Ich nutze ihn dann, wenn ich mit meiner Frau

Fisch essen möchte.

Und wenn Sie jeden Tag hinausfahren würden, könnten

Sie doch sicher sehr viele Meeresfrüchte einbringen.

Antwort: Warum soll ich das tun?

Sie könnten gutes Geld damit machen und sich bald ein

noch größeres Boot kaufen und immer mehr einbringen.

Antwort: Warum?

Sie könnten eines Tages ein weiteres Boot einsetzen und

Leute anstellen, die für Sie schaffen.

Antwort: Warum?

Sie könnten dann in absehbarer Zeit beruhigt nichts tun

und zuschauen. Und Sie könnten sich einfach so in die

Sonne legen und den Tag genießen!

Antwort: Und warum sollte ich solches alles tun?

In der Sonne liegen und den Tag genießen kann ich doch

schon heute. Sie sehen es doch!

Die vorstehende Geschichte ist in ähnlicher Art bekannt. Sie ist

sicher dazu angetan, über die Unrast und über unser Streben

nach Erfolgen nachzudenken. Zielen, die uns nicht immer zum

Guten dienen!

215


R A T I O N A L I T Ä T

EINE WELTGESCHICHTE

so heißt ein Buch des Philosophen Silvio Vietta.

Manche philosophischen Bücher und Veröffentlichungen

sind von wissenschaftlich nicht geschulten Menschen

schwer zu verstehen. Der wesentliche Inhalt des von Silvio

Vietta gefassten Gedankengutes hat es in sich. Er zeigt das

Dilemma heutiger, ausgearteter Rationalität auf.

Wenn man sich mit den logischen Erkenntnissen Viettas

tiefer befasst, kann es einem angst und bange werden.

Seine Zukunftsvisionen bringen jedoch Hoffnung auf ein

besseres Gelingen.

Mein Buch befasst sich hier in diesem Kapitel intensiv mit

den Friedenschancen auf unserem Planeten Erde. Auch

ich stelle fest, dass wir durchaus Licht im Tunnel erkennen

können und sehen dürfen!

Meine Leserinnen und Leser bitte ich somit, nun auf der

Basis des Philosophen Vietta mitzudenken. Das Thema

„Weltgemeinschaft und Zukunft“ hat ganz sicher für die

gesamte Menschheit höchste Brisanz.

Die heutigen Philosophen befassen sich wieder stärker mit

Gedanken zur positiven Entwicklung der Menschen, hin

zum „Wertvollen der Zukunft des Homo sapiens“. Dazu

holt Vietta weit aus und stellt fest:

„Die Rationalität ist das Vermögen der Menschheit!“

Ich versuche die Erkenntnisse aus seinem Buch einfach

und kurzgefasst zu formulieren.

Das Imperium der Rationalität hat zu wirken begonnen

weit vor Jesu Geburt. Es wird sich in der Zukunft globaler

Vernetzungen auf unserer Erde zum Guten hin entwickeln.

Sonst vernichtet die Menschheit sich selbst.

216


Der Begriff „Rationalität“ beinhaltet die „Normen“, nach

denen die Weltgesellschaft funktioniert. Machterhalt und

Geldgier und andere negative Faktoren müssen geahndet

und in ihrer Ausartung nicht geduldet werden.

Kulturelle, humanistische Werte, das Schöne und Gute in

unserer wunderbaren Welt, ist dem entgegen zu stellen. Es

ist als erstrebenswerte Zukunft des Einzelnen und der Welt

in ihrer Gemeinschaft insgesamt als Lichtgestalt in die

Köpfe zu pflanzen. Materielles Denken darf sein, es muss

für das einzelne Individuum aber nur in geringerem Maße

als bei vielen bisher zum dominierenden Streben seines

Ichs sein und werden. Das ist ein langer Prozess. Das

Zeitalter der Expansionen endet nach Überzeugung

maßgeblicher Philosophen noch im 21. Jahrhundert.

Unsere Räume und Ressourcen sind begrenzt.

Vietta hält ein dringendes Plädoyer für die Zukunft einer

aisthetischen Kulturentwicklung. Diese sei in den Köpfen

der Politiker und der Wirtschaftslenker zu fördern und die

gesamte Menschheit ist bei solcher Entwicklung mit zu

nehmen. Wir alle sind mitzunehmen bei dieser vorrangig

wichtigen Gesamtverpflichtung! Was ist damit gemeint?

Ä s t h e t i k als das Schöne, Feine, Besondere und Gute,

mündet im alten Begriff der griechischen Philosophie, der

A i s t h e t i k. Griechisch = aisthetikos.

Es bedeutet so viel wie „durch die Sinne wahrnehmen“.

Kluge Philosophen meinen heute damit ein Weiterdenken.

Sie verwenden den Begriff „Aisthetik“, um damit für die

Zukunft Gedanken zur Ethik, Soziologie, Gerechtigkeit in

unserer Gesellschaft hin zum Positiven zu beeinflussen.

Auch das Denken in den Religionen. Vorrangig wichtig ist

somit die gute Beeinflussung der Humanität insgesamt.

Aisthetik geht bei Zukunftsdenkern heutiger Philosophie

also über den Begriff Ästhetik hinaus und mündet in allen

positiven Begriffen, die für unsere Chancen für gute Ziele

der Menschheit stehen! 217


Die Philososphie als „Lebenselixier und Kraftstoff“.

Denk dich glücklich! Den schönen Gedanken denken.

Nicht fragen: „Was hast du heute gemacht?“

Sondern:

„Was hast du heute gedacht?“

Erkenne dich selbst. So lässt man sich nicht verbiegen!

Habe den Mut, ein Leben gegen den Zeitgeist zu führen.

Wer eine ethische und humane Grundorientierung im Leben

sucht, muss seinen eigenen Verstand nutzen!

Philosophie heißt aus der griechischen Übersetzung in

Deutsch: „ L i e b e z u r W e i s h e i t “

Und, wer weise denkt muss fragen, was ist zurück zu

geben, wenn man im Luxus seines Umfeldes lebt? Was

schulden wir, der so reiche Teil der Welt, in den wir hinein

geboren wurden, den Menschen in extremer Armut?

Lasst uns Positivdenkern folgen. Die weltwirtschaftliche

Entwicklung gibt Anlass, Pessimisten zu widersprechen…

Die Zeitschrift GEO ermittelte 2018 erfreuliche Zahlen:

Die extreme Armut in der Welt hat sich in den letzten 20

Jahren nahezu halbiert. Heute sind es nur noch 10 % aller

Menschen. Das wissen nur 6 % der Deutschen. Der Anteil

der Analphabeten ist um 50 % gesunken. Gute Bildung ist

eine wesentliche Grundlage zur positiven Entwicklung.

Fast jeder zweite Weltbürger zählt heute zur Mittelklasse.

Das Lebensalter weltweit stieg von 60 auf 71 Jahre i. D.

Leider wächst gleichzeitig die Ungleichheit. Beispiel: Von

2000 bis 2010 kamen 50 % des globalen Wohlstandszuwachses

1 % der Bevölkerung zugute. Ihr Anteil am

weltweiten Wohlstand stieg von 32 % auf 46 %.

Das darf und muss in Zukunft nicht so bleiben!

218


Ein großer Zukunftsdenker in unserer aktuellen Zeit ist

Professor Richard David Precht. Sein 2018 erschienenes

Buch „Jäger, Hirten, Kritiker“ befasst sich mit den wohl

wichtigsten Themen „Wo will die menschliche Gesellschaft

in Zukunft hin?“

Welche Weichen sind von Politik, Wissenschaft und von

der Wirtschaft auf unserem Globus zu stellen, wenn ein

Umdenken nicht zu spät sein soll? Wenn die Macher heute

im grundlegenden Denken nicht aufwachen und bestimmte

Bretter vor ihren egoistischen Köpfen nicht zerschlagen,

wird die Weltgemeinschaft im Chaos enden.

Precht fasst im Schlussteil des Buches auf weniger als 30

Seiten seine Zukunftsvision zusammen. Das Buch sollte

insbesondere von den einflussreichen Politikern und

Wirtschaftsleuten unbedingt gelesen werden! Vieles

daraus ist auch nach Überzeugung anderer fähiger Leute

in Europa und der ganzen Welt überlebenswichtig. Das

Buch wird sich glücklicherweise als Bestseller entwickeln

und somit, hoffentlich zur allgemeinen Meinungsbildung

beitragen. Die Visionen fähiger Philosophen mit tiefem

Gesellschaftswissen und Wirtschaftskenntnissen müssten viel

mehr Beachtung finden!

Ich hoffe, mein Versuch ist verständlich gelungen, mit dem ich

qualifizierte Zukunftsdenker in heutiger Philosophie zu Wort

kommen lassen wollte.

Das Kapitel „Friedenschancen auf unserem Planeten“ ist

umfangreich geworden. Ich schließe es ab mit festem Vertrauen

auf die Vernunft zukünftiger Generationen, die ihren Focus auf

deutlich mehr Rationalität hin zum Guten legen mögen!

Dazu nochmals meine Generalfassung: „Gott gab uns die

Fähigkeit zum Denken, damit wir sie nutzen!“

Der Dalai Lama sagt es so: „Das Beste, was uns gegeben

wurde, ist unser Hirn. Wir müssen es nutzen!“

219



Aussagen von Jörg Zink

Zitate der aktuellen Literatur mit Rezensionen

und Aussagen zum Inhalt dieses Buches


Jörg Zink hatte zu seiner Zeit nur die Ausgabe 2015 dieses

Buches zur Verfügung. Alle Kapitel ab 15 sind erst in den

Folgejahren entwickelt worden.

Als Autor darf ich aber sicher sein, dass dieser große

Theologe Zink den Inhalt meiner Formulierungen Kapitel

15 bis 18 und auch die Überarbeitungen der Kapitel

Ausgabe 2015 weitgehend ebenso gutheißen würde. Seine

Erkenntnisse zum christlichen Glauben wurden, nach

vielen Jahren der Forschungen zu Jesu Leben, Wirken und

Wollen, liberaler ausgerichtet auf die Liebe Gottes. Liebe

zu allen Menschen auf unserer guten und weiten Erde!

222


Aussagen von Jörg Zink

Zitate der aktuellen Literatur mit Rezensionen

und Aussagen zum Inhalt dieses Buches

Kapitel 17

Erst nach Druck der Ausgabe 2015 dieses Buches habe ich

mich sehr eingehend mit den Glaubensaussagen des tief

denkenden Theologen Professor Dr. Jörg Zink befasst.

Ich bin sehr dankbar dafür, dass dieser große Theologe

unserer Tage mein mit gründlichen Nachforschungen und

über Jahre entwickeltes Buch, als Ausgabe 2015, gelesen

und beurteilt hat.

Jörg Zinks Lebenserfahrung als ernsthaft evangelischer

Christ und seine Erkenntnisse zur Entwicklung der Lehre,

in den nun 2000 Jahren seit Jesu Zeit, bündeln sich sehr

gut in seinen wesentlichen Spätwerken:

„J e s u s Funke aus dem Feuer“ (als Teil A)

„Vom Geist des frühen Christentums (als Teil B)

Den Ursprung wissen - das Ziel nicht verfehlen“

Jörg Zink ist sicher einer der hervorragenden Christen der

Jahrtausendwende. Ein tief erkennender und bekennender

Theologe.

In diesem Buch habe ich Jörg Zink an mehreren Stellen zu

Wort kommen lassen. Insbesondere im Kapitel 11 mit dem

Titel „Zum Christentum heute“ wird er mehrmals von mir

zitiert. Hier nun möchte ich diesem Ausnahmetheologen

ein ganzes Kapitel widmen, weil seine Glaubensaussagen

auf mich weitgehend überzeugend wirken.

Zinks Fassungen zu den Glaubenserkenntnissen sind von

heutigen Menschen leicht zu verstehen, von Suchenden

und Zweifelnden, von selbständigen Denkern ebenso, die

bei den kirchlichen Vorgaben manchmal an Grenzen

stoßen.

223


Wer sich tiefer mit Jörg Zink und seinen theologischen

Auslegungen befasst wird feststellen, dass dieser Christ

einige wesentliche Glaubenserkenntnisse im letzten Drittel

seines Wirkens grundierte. In seinen angeführten Büchern

von 2010 und 2013 belegt er die Ergebnisse seiner Jesus-

Forschungen eindeutig und klar. Jörg Zink schreibt sehr

zielgerichtet und mit logischem Denken für die Zukunft.

Die Bücher sind von Mitdenkenden gut zu lesen und zu

verstehen.

Im Vorwort des zweiten vorgenannten Werkes sagt Zink:

„Vom Ursprung des christlichen Glaubens bis zu unserem

heutigen Auftrag muss mit einem einzigen Sprung herüber

gedacht werden. Das Vielerlei, das inzwischen geschehen ist,

muss für uns nicht allzu wichtig sein.“

Für Jörg Zink ist offensichtlich weitgehend unwichtig, was

Menschen in den 2000 Jahren alles dazu entwickelten.

Zink sagt auch: „Die Kirche ist ja ihrem ganzen Wesen nach

und zu allen Zeiten ihrer Geschichte wandelbar gewesen, und

wenn es gut war, aus der Kraft des Geistes Gottes.“

Somit sollten wir daraus erkennen, dass einige, bestimmte

Vorgaben der Kirchen, die nicht im Einklang mit Jesu

Leben und seinen Weisungen stehen, aus dem Kodex der

Verbindlichkeiten entfernt werden müssen. Solches würde

der Bereinigung dienen!

An anderer Stelle sagt Zink:

„Die theologische Rechthaberei ist nach meiner Überzeugung

die einzige wirkliche Irrlehre!“ (Auch im Christentum)

Somit fasse ich bis hier zusammen:

Der Theologe Jörg Zink ist ein außergewöhnlicher Christ und

Denker heutiger Zeit. Die Paulus Jesus-Betrachtungen und

dessen Gottverständnis hält Zink für die beste Grundlage zum

Finden eigener Glaubensüberzeugungen.

224


Zink würde wohl eine neuzeitlich angepasste „Reform zu

einigen kirchlichen Vorgaben und Praktiken“ sehr

begrüßen. Es könnten „Formulierungen und auch

Glaubensrichtlinien“ entstehen, die mitdenkende Christen

und noch Suchende besser verstünden!

Mit Jörg Zink weiß ich mich einig und er und seine Frau

erlaubten mir, weitere Gedanken zu Jesus Christus und

zur zeitlichen Entwicklung anzuführen. Und so beziehe ich

mich auf die zuvor genannten Bücher.

Das erste der Bücher „J e s u s Funke aus dem Feuer“,

als Buch A angeführt, befasst sich mit Jesu Leben und

Wirken. Es könnte auch heißen: „Wer war Jesus?“ Zink

zeichnet bei historischer Genauigkeit ein sehr persönliches

Bild von unserem Religionsstifter.

Folgend möchte ich auch aus dem Buch A noch einige

wesentliche Erkenntnisse zitieren und teilweise mit meinen

Gedanken ergänzen: Seiten 160 / 175-177 Buch A

„Was wollte Jesus an der jüdischen Tradition verändern“

Es gibt hier einen Bruch. Jesus verhält sich den Vorgaben

der entwickelten Gesetze gegenüber sehr frei. Er handelt

oft sogar in jüdisch unerlaubter Weise.

An Stelle der Gesetzesweisungen setzt er eine neue, sehr

offen Lebensordnung. Er zeigt ein Ziel, welches mit Hilfe

des Gesetzes nicht zu erreichen ist. Und als Zeichen dieser

neuen Freiheit öffnet er den Menschen die Augen für ein

verändertes Bild von Gott.

Bei Jesus wird alles sehr einfach. Er verweist alle dunklen

Aspekte Gottes in den Hintergrund und lässt das Bild der

Liebe hervortreten und allein Gott gelten.

225


Gott ist dein Vater. Du bist sein Kind. Seine Tochter. Sein

Sohn. Verlass dich auf ihn. Für Jesus lag in dem Ausdruck

„Abba“, den er verwendete, etwas ungemein Zärtliches.

Wenn der Russe „Väterchen“ sagt, oder wenn wir „Papa“

sagen, schwingt dasselbe Gefühl mit.

Als Autor drücke ich es so aus: Alles, was mit der Weisheit

Jesu und mit seinem Sendungsbewusstsein identisch ist,

bleibt aus dem Judentum und der hebräischen Bibel

unverändert. Alles, was nach Jesu Verständnis nicht zu

seinem Vater passt, den er ja als Sohn im Geist unseres

Schöpfers „Abba“ nennt, wird nicht zu Jesu Lehre.

Was somit nicht mit der Liebe Gottes zu vereinbaren ist,

übernimmt Jesus nicht als Grundlage seiner Weisungen

für uns!

Seiten 95 / 99

„Vielleicht wissen wir Heutigen zu wenig über die hauchdünnen

Verbindungen zwischen Seele und Leib.“

Heute beginnt man allmählich zu verstehen, dass Materie

keineswegs nur materiell zu verstehen ist. Dass in den

Energiefeldern, aus denen die Wirklichkeit besteht, ebenso

die natürlichen Kräfte wie auch die Kräfte der Seele und

des Geistes wirken. (Nachzulesen bei manchen Philosophen)

Wunder bestehen nicht darin, dass Naturgesetze aufgehoben

werden, sondern darin, dass uns die Augen geöffnet

werden für größere Dimensionen der Wirklichkeit.

Hinweis auf den Schluss zu Kapitel 2. Professor Max

Planck erkannte schon zu seiner Zeit, was Jörg Zink in

seinem Buch von Seiten der Theologie ausführt.

226


Seiten 267 - 270

„Das Äußerste, das wir vom schlichten Mann aus Nazareth,

und ohne gottähnliche Überhöhung seiner Person, sagen

können, ist das, was das Evangelium meint, wenn es ihn den

>Sohn< nennt.“

Missverständnisse sind hier leider vorprogrammiert. Diese

kann man nur mit Mühe ein wenig abklären.

Wenn in Israel ein Fürst zum König eingesetzt wurde,

geschah das mit einer charakteristischen Wendung. Man

sagte: Gott spricht zu dir, (dem neuen König): Du bist

mein Sohn. Heute zeuge ich dich. Heute heißt: jetzt im

Vollzug des Krönungsrituals. Lies Psalm 2…Kundtun will

ich dir den Ratschluss Gottes. Er hat zu mir (im Blick auf

den König) gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich

gezeugt. Der Sohn ist also der Bevollmächtigte, der in

Gottes Auftrag regiert. Er ist Repräsentant, nicht der

Abkömmling. Er ist nicht von göttlichem Geblüt, sondern

er ist der Beauftragte Gottes.

Paulus sagt (Römer 1, 3-4): „Christus, unser Herr stammt

aus dem Geschlecht Davids, aber er ist eingesetzt als Sohn

Gottes seit (oder aufgrund) seiner Auferstehung von den

Toten.“

Paulus meint m. E. nicht Auferstehung des Leibes sondern

Auferweckung in Gottes Dimension, also nicht physisch zu

sehen. Erst Jahrhunderte später wurde im Streit um das

Dogma festgeschrieben, Jesus sei vom Vater geboren vor

aller Zeit. Er sei Gott wesensgleich. Das ist etwas anderes,

als das, was das Evangelium sagt. Jesus jedenfalls war

nicht ein Halbgott. Er war ein wirklicher Mensch mit

einem Auftrag.

227


In der Bibelübersetzung Zink 2012 lautet Psalm 2, Vers 7 für

das deutsche Verstehen in heutiger Zeit schon so:

„Ich, (König in Jerusalem) will kundtun den Ratschluss

des Herrn, sein Gesetz. Er hat gesprochen: Mein Sohn bist

du, heute habe ich dir die Herrschaft gegeben.

Luther übersetzte noch: „…heute habe ich dich gezeugt.“

Auch Jesus hat sich niemals selbst als körperlich von Gott

gezeugt bezeichnet.

Zink Seite 236 zitiert Jesus: „Liebe deinen nächsten wie dich

selbst.“ Um das zu können, müsstest du dich selbst

völlig zurück gestellt haben. Du merkst aber, dass du es

nicht kannst.

Paulus formuliert so: „Lass deine moralische Selbstüberforderung

los. Sie bringt nichts. Und nimm hin, dass du

die Gnade Gottes nicht verdienen kannst. Lebe als freier

Mensch aus dem Geist Gottes. Liebe mit Hoffnung, dass

Gott dich zum liebenden Menschen macht.“

Zink Seite 184 / 185 Zur Bitte im „Vater Unser“,Gott möge

uns nicht in Versuchung führen, nimmt Jörg Zink auch

Stellung. Er drückt diese Bitte schon so aus:

„Bewahre uns davor, in Versuchung zu geraten.“

Oder auch ganz frei, etwa so:

„Bewahre uns vor der Gefahr, deine Hand zu verlieren.“

Es wäre sicher gut, wenn diese Fehlübersetzung im Gebet

des Herrn richtig gestellt würde. In vielen Teilen der Welt

ist das schon geschehen, bei uns leider nicht. (Siehe Kap.15)

Seiten ab 312 Jesu Tod. „Was war der Sinn dieses Sterbens?

Von den wichtigen Deutungen, die die erste Kirche fand,

ist die älteste von Paulus. Seine Gedanken kreisten um das

Wort Versöhnung.

228


Paulus betont mehrfach, was er etwa fünfundzwanzig

Jahre nach Jesu Tod sage, sei eine Überlieferung, die er

selbst empfangen habe. Des Paulus eigene Überzeugung

aber kommt im Römerbrief zum Vorschein, wo er von

Versöhnung spricht, auch im Brief an die Korinther. Wenn

aber Paulus von Versöhnung spricht, so liegt der

entscheidende Punkt darin, dass nicht Gott versöhnt

werden musste, sondern der Mensch. Und wesentlich ist

auch, dass Jesus die Gottverlassenheit des Menschen, der

seine eigenen Wege geht, für sich selbst übernimmt aus

Liebe zu den Weggelaufenen und dabei in den Menschen

die Liebe Gottes anschaulich macht. Jesus leistet nicht

irgendeine Sühne, er geht vielmehr vor uns her und macht

den Weg frei.

Und Petrus bekennt vor dem hohen Rat (Apostelg.5, 31):

„Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, der, den

ihr an das Holz gehängt und getötet habt, Gott aber hat

ihn erhöht, so dass er zum Anführer, zum Vorausgänger

und Retter wurde.“

Wichtig ist, dass wir sehen: Schon die Urgemeinde hat

über den Sinn des Todes Jesu verschieden gedacht. Es

kann also nicht sein, dass ein Christ heute auf eine dieser

Interpretationsweisen festgelegt oder gar verpflichtet wird,

alle Versuche einer solchen Deutung mitzutragen.

Wenn ich Jörg Zink in seinem Buch zu diesem so wichtigen

Thema komplett lese, erkenne ich deutlich, dass meine

Aussagen im Kapitel 4 zu Karfreitag dem entsprechen. Die

kirchliche Aussage, Gott habe sich mit sich selbst

versöhnen müssen, um uns durch Jesu Sterben seine

barmherzige Gnade zukommen lassen zu können, ist zu

überdenken und richtig zu stellen.

229


Seiten 329 ff u. 338-345 „Auferweckung und Himmelfahrt“

sagt Zink: „Der Ostermorgen war zunächst ein Schrecken.

Das Grab war leer? Wenn ich auferstanden sein werde wird

mein Grab nicht leer sein. Der Körper wird im Grab bleiben.

Er hat seinen Dienst getan. Er darf verwesen.“

Was bedeutet das leere Grab? Maria Magdalena stand vor

dem Grab. Da sprach die Erscheinung sie an: Maria! Sie

fuhr herum und rief: Mein Meister! Aber Jesus wehrte ab:

Rühre mich nicht an! Ich bin im Übergang! Sage aber

meinen Brüdern, dass ich auf dem Wege zum Vater, zu

Gott, bin. Was erkennen wir?: Jesus ist nicht körperlich

auferstanden, sondern in Gottes Dimension auferweckt.

Zwei aus dem Kreis der Freunde Jesu wanderten nach

Emmaus. Sie aber erkannten ihn nicht. Während er mit

ihnen zu Tische lag, nahm er das Brot, sprach das

Dankgebet, brach das Brot und gab es ihnen zu essen.

Er aber verschwand vor ihnen. Jesus erschien seinen

Freunden aufs Neue, und zwar am See Tiberias. Ostern ist

die Wendung von der Lebensgeschichte des Jesus aus

Nazareth zur Wirkungsgeschichte. Die Erfahrungen der

ersten Tage sind der Kern unseres christlichen Glaubens.

Jörg Zink verstehe ich weiter so: Das historisch Früheste aus

der Wirkungsgeschichte Jesu, das wir fassen können, ist

die mystische Christus-Botschaft des Paulus. Als Jesus

nach seinem Auferstehungsglauben gefragt wurde, äußerte

er, die Toten seien nicht tot, sondern sie lebten bei Gott.

Nach Jesu Auferweckung, ging seine Geist-Seele endgültig

zurück zum Vater der Ewigkeit, zum Schöpfer allen Seins!

Als Jeanne d‚Arc von einem Bischof gefragt wurde, ob sie

nicht meine, was sie als einen Aufruf Gottes sehe, habe nur

in ihrer Einbildung stattgefunden, sagte sie etwas Kluges

(so Zink): „Natürlich geschieht das auf dem Weg über

meine Einbildung, aber auf welchem anderen Weg soll

denn Gott mit mir reden?“ Das ist sicher eine gute Weise,

auf Gott zu vertrauen!

230


Seite 220 / 22 „Weisheit ist praktische Lebenskunst.“

In der Bibel ist Weisheit die Fähigkeit des Menschen, die

durchgehende Ordnung geistig und praktisch zu erkennen.

Wie ich zum Beispiel mit meinem Besitz umgehen oder

meine Ehe gestalten soll, sagen mir nicht die Zehn Gebote,

das muss ich mir selbst überlegen. Dazu kann ich den Rat

eines erfahrenen Menschen suchen. Dabei ist bezeichnend,

dass die Bibel ausdrücklich die Vernunft des Menschen

aufruft. Sie setzt den Verstand frei, sie gibt ihm sein Recht

und seine Aufgabe. Sie sagt immer wieder, Gott gebe nicht

nur den Glauben, er gebe vielmehr dem Menschen auch

das eigene Nachdenken. Und: „Handle erst, wenn du

nachgedacht hast!

Jörg Zink bestätigt meine Aussage, biblisch begründet:

Gott gab uns die Fähigkeit zum Denken, damit wir sie nutzen!

Zink Seite 87 - 91 Zur Ökumene

„Als junger Student, eben erst aus dem Krieg nach Hause

gekommen, habe ich im Jahre 1946 die erste ökumenische

Eucharistiefeier miterlebt.“

Jörg Zink feierte damals mit einem orthodoxen Bischof,

einem römisch-katholischen Abt und einem evangelischen

Kirchenpräsidenten. Es war ein Osterfest, und diese alle

erlebten den Tag wie eine Auferstehung, nach dem Ende

der alten Konfessionsgeschichte. Und was hat sich seither

zwischen den Amtskirchen bewegt? Außer Absichtserklärungen

kaum etwas, das über damals hinausgeführt hätte.

Das Sitzfleisch und das Stehvermögen der Verantwortlichen

blieb leider stark.

Anmerkung: Franziskus I. war noch nicht in Aktion. Es kann

nun doch wohl besser werden! (Siehe Kapitel 16 zur Ökumene)

231


Seite 209 „Gleichberechtigung nach Weisung Jesu Christi“

Männer, gebt euren Frauen die Freiheit, mehr selbst zu

entscheiden. Auch zu wählen, welchen Weg sie mit euch

oder auch manchmal ohne euch gehen wollen. Sie haben

ihren eigenen Rang, sie sind nicht eure Untertanen. Sie

stehen mit euch auf derselben Stufe. Solche Gerechtigkeit

als Gleichberechtigung könnt ihr leisten!

Das war vor 2000 Jahren. Es musste bis Luther dauern,

dass dieser in der eigenen Ehe die Gleichberechtigung

praktizierte und damit einiges in die richtige Richtung

korrigierte. In der Schweiz wurde die Wahlberechtigung

für Frauen erst im 20. Jahrhundert eingeführt.

Und wie steht es heute in der Welt insgesamt?

Seite 369 / 370 Zink: „Friedensbewegung nach Jesu Weisung“

Jesus hatte sich von seinen Jüngern verabschiedet mit den

Worten: Frieden lasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich

euch. Ich gebe nicht, wie man sonst in der Welt gibt. Euer

Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. (Joh.14,27)

In der Friedensbewegung der 1980er-Jahre sprach man

einander mit der Losung Mut zu:

Wo kämen wir denn hin, wenn jeder fragen würde: Wo

kämen wir hin? Und niemand ginge hin, um zu schauen,

wohin man käme, wenn man ginge?

Gern verweise ich auf mein Kapitel 16 „Friedenschancen“.

Ich denke, jeder von uns heute lebenden Menschen auf dieser

doch so schönen Erde sollte und müsste seinen Beitrag leisten!

Nun weiter zum zweiten genannten Buch von Jörg Zink (B)

mit dem Titel „Vom Geist des frühen Christentums

Den Ursprung wissen - das Ziel nicht verfehlen“

Das Buch behandelt die Sichtweise der frühen Apostel, also des

sich entwickelnden Christentums der ersten Zeit, direkt nach

Jesu Leben und Wirken auf unserem Planeten.

232


Zu diesem Zink-Buch habe ich schon einiges ab Seiten 120

gesagt. Hier noch Erweiterungen dazu.

Die Evangelien wurden im NT nicht in chronologische

Reihenfolge gestellt. Dadurch dominieren die deutlichen

Ausschmückungen durch Lukas und Matthäus. Auf diese

Weise wurde die Dogmenbildung begünstigt. Zeitlich

richtig müssten die Evangelien diese Reihenfolge haben:

Markus - Lukas - Matthäus - Johannes.

Die nächste Doppelseite gibt eine gute Zeitenübersicht

zur Entwicklung der ersten 100 Jahre nach Jesu Tod

wieder, von Jörg Zink dargestellt. Frau Heidi Zink gab

mir die Genehmigung zum Abdruck.

233


Zink - Abdruck

( 234 )


Zink - Abdruck

(235


Aus der Zeitenübersicht auf den Vorseiten ist rechts die

Auseinandersetzung mit der Gnosis zu erkennen. Jörg Zink

hat sich auch damit tiefer befasst. Ich möchte meine

Erkenntnis aus dem Studium dazu folgend kundtun.

Die „ Zeitströmung Gnosis“ entwickelte sich um die Mitte

des ersten Jahrhunderts. Paulus hatte große Mühe, die

Gemeinde in Korinth auf den Boden der schlichten Lehre

Jesu zurück zu holen.

Paulus argumentierte so:

„Wenn jemand meint, er sei ein Wissender, hat er noch

nicht begriffen, in welchem Sinne er wissend sein soll.“

(Lies 1. Kor. 8, 1-3)

Was ist die Gnosis?

G n o s i s heißt Erkenntnis, Wissen, Verstehen.

Die Anhänger dieser theologischen Richtung waren der

Auffassung, solche Erkenntnis nur durch fantastische,

esoterische Erfahrungen erreichen zu können.

Die Welt wird geteilt, auch der Mensch wird geteilt. Er

besteht aus einem Kern, der das Licht ist und unendlichen

Wert hat. Dieser lichte Kern nimmt den Körper an, der

dunkel, wertlos und böse ist, wie die Welt.

Lebensaufgabe der Frommen ist, sich von der bösen Welt

zu lösen. Indem der fromme Mensch die Welt, seinen

Körper und alle organisierte Religiosität hinter sich lässt,

gelangt er auf den Heimweg in das Reich des Vaters, aus

dem er gefallen war.

Diese Heimkehr kann gelingen auf dem Wege des

Erkennens, der Gnosis!?

236


Ende 2. Jahrhundert / Anfang 3. Jahrhundert n. Chr. fand

der Konflikt um die Gnosis den damaligen Höhepunkt. Die

verbindliche Zusammenfassung des Neuen Testaments, der

27 Bücher, erfolgte. Fremdeinflüsse anderer Art, auch die

Merkmale der gnostischen Philosophie, wurden nicht

anerkannt.

Das sogenannte „Thomasevangelium“ hat keinen Eingang

ins NT gefunden. Sein Inhalt stimmt den gnostischen

Himmelserkenntnissen eher zu. Weichenstellungen gegen

das Glaubensgut der Gnostik sind auch im Johannes-

Evangelium zu finden, also um das Jahr 100 n. Chr.

In späteren Zeiten wurde das gnostische Gedankengut von

verschiedenen Glaubensenthusiasten neu entdeckt.

In neuerer Zeit, heute aktuell, entwickelte sich die Lehre

der „Rosenkreuzer“ (Beispiel). Die Rosenkreuzer haben

nach meiner Erkenntnis Jesu Lehre, in Abwandlung, als

Grundlage in ihrem Gedankengut. Zu erkennen sind aber

auch Anlehnungen an Buddhas Theologie mit Ideen zur

Seelenwanderung.

Für uns Christen darf es, nach meiner Überzeugung, keine

irgendwie geartete Form der Inkarnation der Seelen von einer

Kreatur auf eine später lebende geben. Das passt nicht zum

Christentum.

In unserer „Freiheit im Glauben“ nach Jesus Christus,

und seiner Lehre von unserem Schöpfergott, sollen und

dürfen wir so glauben:

Jeder Mensch ist ein Unikat vor Gott!

Jedem einzelnen Homo sapiens wurde vom Schöpfer eine

Seele zugeordnet, die individuell und unantastbar einmalig

ist. Und diese geistliche Natur, in voller Identität der ganz

einmaligen Persönlichkeit, darf in Gottes zukünftige Welt

eingehen!

237


Zur Klarstellung in Sachen Paulus noch dies:

Nicht alle Paulus-Briefe und Texte im Neuen Testament

sind zu Paulus Zeiten von ihm selbst geschrieben worden.

Wenn einige seiner Schüler und spätere Interpreten seiner

überzeugenden Wiedergaben zu Jesus Christus folgten,

spielt es keine große Rolle, wenn nicht unbedingt alles von

ihm direkt formuliert wurde.

Zu den Unterschieden bei den Evangelisten noch dies: Die

vier Berichtenden benutzten verschiedene Vorlagen und

brachten in ihre Formulierungen natürlich auch eigene

Texte entsprechend persönlicher Empfindungen ein.

(Weiteres dazu siehe Seiten 121-125)

Jörg Zink war bis zum Verlassen dieser Welt geistig rege

und aktiv im Denken. Wer seine Literatur, Ergebnisse der

Forschungen zu Jesus und zum frühen Christentum, liest

und studiert, der stellt Entwicklungen in seiner langen

Literaturzeit fest. Gute Entwicklungen zur Erkenntnis im

freiheitlichen Denken nach Jesu Lehre!

Dieser große evangelische Theologe hat seinen festen

Glauben an die Liebe zum Schöpfergott, dem Ursprung

allen Seins, kontinuierlich beibehalten. Seine Glaubensüberzeugung

beruhte auf der Jesus-Aussage, die wir als

Grundlage kennen: „Glaube, Hoffnung, Liebe“. Wobei

die „L i e b e“ in ihren Varianten, die Basis ist!

Zink hat in seiner Literatur fortgeschrittenen Alters seine

Erkenntnisse zu den Unterschieden der Wiedergaben sehr

deutlich gemacht. Unterschiede zwischen den Aussagen im

frühen Christentum und den kanonischen Darstellungen

der Kirchen, wie sie von Menschen gemacht wurden.

238


Zinks feine und diplomatische Redeweise legt Wert darauf,

niemanden zu verletzen und Christen mit anderer persönlicher

Glaubenserkenntnis nicht zu verunsichern. Oft sind

es Menschen, die im Umfeld dogmatischer Lehre mit den

Absolutvorgaben aufwuchsen. Zink ist der festen Überzeugung,

dass Christen mit ihren unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen

alle Gottes Dimension mit ihrer Seele

erreichen können. Mehr noch, er rät jedem ernsthaft

Glaubenden, im persönlichen Denken niemals anders

Glaubenden falsche Glaubensmeinung zu unterstellen.

Jeder soll sich zurückhalten mit einem Urteil, auch zu

anderen Religionen. Gott allein wird entscheiden, wer

seine Dimension erreichen kann. Er macht klar und

deutlich, was Paulus als einer der wichtigen Erstchristen

immer wieder betonte:

„Unser Wissen ist und bleibt Stückwerk!“

Zum Glauben in unserer Zeit noch eine wichtige, auch wohl

richtige Aussage:

„Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Glauben im

objektiven Sinn. Es gibt aber „Glauben“, der förderlich für

mich ist und „Glauben“, der mich behindert oder gar

depressiv macht. „Frohe Botschaft“, so heißt die gute

Nachricht! Wenn ich mein Ziel in Gottes Hand lege, habe ich

Gottvertrauen. Vertrauen auf Gott gibt uns eine positive

Lebensgrundlage im Diesseits. Darum geht es zunächst. Jesus

sagt: „Das Himmelreich ist mitten unter euch!“

Niemand kann sich das angestrebte Ziel „verdienen“. Weder

durch Werke noch durch sogenannten Glauben. Die Aussage

zum „Gottvertrauen“ greift tiefer. Theologen machen Gott oft

klein. Sie verfügen über ihn - Sie meinen zu wissen, wie Gott

ist. Niemand aber kann genau wissen, wie Gott wirklich ist.

Gott ist unfassbar groß und letztlich unbegreiflich. Wer mit

Überzeugung Gott vertrauen möchte, ist gut beraten, wenn er

sich klar macht, dass Gott in seiner gewaltigen Schöpfung von

uns Menschen weder mit Bildern noch mit Worten

beschreibbar ist.“

239


Jörg Zink wurde im höheren Lebensalter immer noch

weiser und sah seinen Schöpfer viel, viel größer als ihn

manche Theologen übermitteln. Unser Schöpfer ist sicher

„Gott aller Menschen“. Niemand darf sich anmaßen, die

Glaubensüberzeugungen anderer Religionen als nicht

gottgerecht abzutun.

Nein sagt Zink zum Urteil mancher ganz genau wissender

Menschen in den verschiedenen Religionen!

Ja sagt er zu allen Bewohnern dieser Erde, wenn sie jedes

Urteil zum Glaubensleben anderer Gott überlassen!

Eine Ausnahme macht auch Zink bei allem Glauben an

unseren Schöpfergott. Unser, uns durch Jesus Christus

wieder deutlich gemachter Erlösungsglaube durch Gottes

Gnade, genauso wie jeder andere Glaube, muss immer

und zu jeder Zeit „friedlich gelebt werden“!

Schade, dass Jörg Zink nicht mehr erlebt, dass man heute

tatsächlich daran geht, die griechischen Texte des Neuen

Testaments unter die Lupe zu nehmen. Das hätte man vor

mehr als fünf Jahren sinnvoll tun müssen, bevor das große

Gremium alles gut und genau aus dem Griechischem ins

Deutsche zeitgerecht übersetzte, damit man heute besser

verstehen soll. Fehler zu bereinigen, die leider schon im

Griechischen enthalten sind und im Aramäischen zu Jesu

Zeiten teilweise andere Bedeutungen hatten, wurde zuvor

nicht ernsthaft überdacht. (Hinweis auf Kapitel 15 u. a. m.)

Mit großer Freude entnehme ich im März 2018 der Presse,

was hoffentlich zu einer Bereinigung von Fehlern führen

wird. Fehler und falsche Interpretationen, die bisher zu

bösen Auswirkungen führten. Meine Informationen habe

ich über Darstellungen im Internet vertiefen können.

240


Zur Vorbereitung für die Neuauflage der maßgeblichen

wissenschaftlichen Texte zum Neuen Testament traf man

sich im neu eröffneten „Museum of the Bible“ in USA,

Washington. Als Basis nimmt man die Ausgaben NT als

„Testamentum Graece (Nestle-Aland)“ und das „Greek

New Testament“.

Das „Global Council des Weltverbandes der Bibelgesellschaften“

(United Bible Societies) hat das international

hochrangig besetzte Gremium neu berufen. Dadurch soll

sichergestellt werden, dass Erfahrungen und Interessen

sowohl verschiedener Weltregionen als auch großer

Konfessionen (evangelisch, katholisch und orthodox)

einfließen. Es heißt, die Erforschung der Texte Neues

Testament befinden sich in einem spannenden Stadium.

Der griechische Ausgangstext des gesamten NT, der

sogenannte Urtext, wird neu konstituiert und das führt

dazu, dass der griechische Text sich an vielen Stellen

ändert. Solches wird sich auch auf unsere deutschen

Übersetzungen und Auslegungen auswirken. Neuauflagen

sind für 2021/2022 geplant.

Ein Verantwortlicher der Deutschen Bibelgesellschaft, der

Lektor für die Deutsch-Übersetzungen, Herr Dr. Florian

Voss, wirkt im oben beschriebenen Gremium mit. Ich habe

ihn in einem längeren Telefongespräch befragen dürfen.

Dabei wurden meine Erwartungen leider gedämpft. Herr

Dr. Voss erklärte, dass sie von der Bibelgesellschaft wenig

Einfluss auf Urtexte haben, sondern lediglich für eine gute

Übersetzung ins Deutsche zuständig seien. Verantwortlich

für wesentliche Textänderungen bei möglichen Fehlern im

griechischen Urtext seien ausschließlich die Spitzen der

christlichen Weltkirchen. Hoffen wir, dass das Gremium

endlich einiges richtig stellen wird. Der Vatikanlenker

Papst Franziskus I. machte ja schon den Anfang mit seiner

Auslegung der 6. Bitte im Vaterunser, in dem er sagt:

„Gott verführt niemand! Das passt nicht zu ihm.“ 241


Professor Zink wohnte mit seiner Frau in Stuttgart.

Am 13. Februar 2015 wurde ihm die Ehrenprofessur des

Landes Baden-Württemberg verliehen. Die Auszeichnung

erhielt Jörg Zink für seine große Lebensleistung, für seine

theologisch und kulturell umfangreichen literarischen und

wissenschaftlichen Arbeiten, in Verbindung mit seinem

stark ausgeprägten Umwelt- und Zukunftsdenken. Dazu

gehört auch sein Einsatz für die Friedensbewegung.

Jörg Zink verstarb am 9. September 2016.

Er ist 93 Jahre alt geworden.

242


Mein Buch

Gottes Schöpfung und Jesu Lehre

im Geist der Freiheit

wurde als Erstausgabe 2015 von Professor Zink sehr

interessiert gelesen und überdacht.

Seine Gedanken und Aussagen zum Buchinhalt

Dem Autor Friedhelm Oldemeier ist es gelungen, in leicht

verständlicher Art, sachgerecht und historisch begründbar,

Jesus Christus und seine Gotteslehre begreifbar zu

machen. Eine ausgezeichnete Denkhilfe für Basischristen

und noch Suchende.

Menschen heutiger Zeit, als Homo sapiens, stoßen oft an

Grenzen kirchlich-dogmatischer Glaubensvorgaben.

Nach meiner Überzeugung wird sich das Glaubensdenken

in Zukunft stärker im Geist der Freiheit entwickeln, so wie

Jesus es uns als Mittler, als von Gott gesandter Heiland,

lehren sollte.

Möge dies Buch vielen Menschen als Anregung zum Mitund

Weiterdenken dienen. Es darf als eine wertvolle Hilfe

zum Finden eigener Glaubensüberzeugungen angesehen

werden.

Im Frühjahr 2016

J ö r g Z i n k

243



E p i l o g


Die Liebe ist das Flügelpaar,

das Gott der Seele gegeben hat.

Michelangelo Buonarroti

Gottes Liebe wärme dich.

Gottes Gegenwart umstrahle dich.

Gottes Geist möge in dir sein.

Gottes Kraft soll in dir wirken.

Gottes Friede soll dich umgeben.

Aus Irland

246


E p i l o g E p 18. i l o g

E p i l o Kapitel E g p i l o g 18. Kapitel 18.

Kapitel Kapitel

Mein literarisches Denken möchte ich hier noch mit Mein einer literarisches Denk

Mein literarisches Fassung Mein literarisches zur Denken Dankbarkeit Denken möchte ergänzen. ich möchte hier ich noch hier mit noch einer mit Fassung einer zur Dankbarke

Fassung Fassung zur Dankbarkeit zur Dankbarkeit ergänzen. ergänzen.

Jede Erdenbürgerin und jeder Erdenbürger ist von Gott Jede als ein Erdenbürgerin und j

Jede Erdenbürgerin Unikat Jede Erdenbürgerin seiner und Schöpfung jeder und Erdenbürger jeder gedacht. Erdenbürger ist von Und Gott ist so von als mögen ein Gott Unikat als meine

seiner Schöpfung

Unikat seiner Leserinnen Unikat Schöpfung seiner und Schöpfung Leser gedacht. ihre gedacht. ganz Und persönlichen so mögen Und so Erfahrungen meine mögen Leserinnen meine mit und Leser ihr

Leserinnen andenken, Leserinnen und Leser eigene und ihre Leser Worte ganz ihre persönlichen suchen ganz und persönlichen finden. Erfahrungen Manchen Erfahrungen mit Menschen andenken, mit eigene Worte s

andenken, wird andenken, eigene solches Worte eigene schwer suchen Worte fallen, und suchen finden. wenn und sie Manchen finden. ihrem Manchen Menschen Leben Menschen nicht wird viel solches schwer falle

wird solches Gutes wird schwer solches erfahren fallen, schwer haben. wenn fallen, sie wenn in ihrem sie in Leben ihrem nicht Leben viel nicht Gutes viel erfahren haben.

Gutes erfahren Gutes erfahren haben. haben.

Zum Segen der Dankbarkeit und zur Freude am Leben Zum Segen der Dankba

Zum Segen Zum der Segen Dankbarkeit der Dankbarkeit und zur und Freude zur am Freude Leben am Leben

Danke, dass ich geboren bin und leben darf! Danke, dass ich gebore

Danke, dass Danke, ich dass geboren ich geboren bin und leben bin und darf! leben darf!

Ich freue mich, in einem Teil der Erde zu wohnen, der Ich den freue mich, in einem

Ich freue Urgewalten Ich mich, freue in mich, einem nur in Teil begrenzt einem der Teil Erde ausgesetzt der zu Erde wohnen, zu ist wohnen, der und den der der Urgewalten alles den nur begre

Urgewalten reichlich Urgewalten nur gibt, begrenzt nur was begrenzt man ausgesetzt zum ausgesetzt Leben ist und benötigt: ist der und alles Wasser der reichlich alles und gibt, was man

reichlich Nahrung reichlich gibt, was und gibt, man mehr. was zum man Leben zum benötigt: Leben benötigt: Wasser Wasser und Nahrung und und mehr.

Nahrung Nahrung und mehr. und mehr.

Bedenken will ich, weil hier so viel von allem verfügbar Bedenken will ich, wei

Bedenken ist, Bedenken will dass ich, wir will weil helfen ich, hier weil müssen, so viel hier damit von so viel allem Menschen von verfügbar allem auf verfügbar unserer ist, dass wir helfen mü

ist, dass Erde, ist, wir dass helfen denen wir müssen, helfen es nicht müssen, damit so gut Menschen damit geht, Menschen mehr auf unserer und auf mehr unserer Erde, zu denen es nicht

Erde, denen besseren Erde, denen Lebensbedingungen nicht es so nicht gut geht, so gut kommen. mehr geht, und mehr mehr und zu mehr besseren zu Lebensbedingu

besseren besseren Lebensbedingungen Lebensbedingungen kommen. kommen.

Danke, dass ich eine gute Partnerin, einen guten Partner, Danke, dass ich eine gu

Danke, dass gefunden Danke, ich dass eine habe ich gute und eine Partnerin, dass gute wir Partnerin, einen nun guten schon einen Partner, lange guten Jahre Partner, gefunden in habe und da

gefunden liebevollem gefunden habe und habe Miteinander dass und wir dass nun wirken schon nun dürfen! lange schon Jahre lange in Jahre liebevollem in Miteinander

liebevollem liebevollem Miteinander Miteinander wirken dürfen! wirken dürfen!

Dazu gehört die Freude an der vertrauensvollen Familie, Dazu gehört die Freude

Dazu gehört mit Dazu guten die gehört Freude Kindern, die an Freude Schwiegerkindern vertrauensvollen an vertrauensvollen und Enkeln. Familie, Familie, mit guten Kindern, Schw

mit guten mit Kindern, guten Kindern, Schwiegerkindern Schwiegerkindern und Enkeln. und Enkeln.

Danke, für gute Freunde und liebe Nachbarn! Danke, für gute Freund

Danke, für Danke, gute für Freunde gute Freunde liebe und Nachbarn! liebe Nachbarn!

Danke, dass ich dem Alter entsprechend noch Danke, relativ dass ich dem

Danke, gesund Danke, dass ich bin! dass dem ich Alter dem entsprechend Alter entsprechend noch relativ noch gesund relativ bin!

gesund bin! gesund bin!

Danke, dass ich ein Optimist bin! Meine große Danke, Freude dass ich ein O

Danke, am Danke, dass positiven ich dass ein Denken Optimist ich ein machte Optimist bin! Meine es bin! mir große leichter, Meine Freude große Negatives am Freude positiven im Denken m

am positiven Leben am positiven Denken besser Denken machte zu verkraften. es machte mir leichter, es mir leichter, Negatives Negatives im Leben im besser zu verkraf

Leben besser Leben zu besser verkraften. zu verkraften.

247

247 247


Danke, dass ich denken kann und dass meine geistige und

geistliche Gedankenwelt noch funktioniert!

Danke, dass ich die Schönheiten der Schöpfung erkennen

kann und auch erkenne und Gott als Urquell allen Seins

loben und preisen darf!

Danke, dass ich immer noch Lust am Reisen habe und

Gottes wunderbare Schöpfung auch in anderen Gegenden

unseres schönen blauen Planeten lieben lernen darf!

Danke, dass Geiz und Raffgier mir nicht zur Lust wurden.

Und ich bitte, dass es so bleiben möge!

Danke, dass ich danken kann und es auch tue. Danken für

alles Gute und Schöne in meinem Leben!

Danke, dass mir aus allem ein Glücksgefühl zuteil wird.

Dankbarsein ist ein einfacher Weg zur Zufriedenheit und

zum persönlichen Glücklichsein!

Gott, Urquell der Schöpfung, ich danke dir für meine

Gewissheit, dass meine Seele in deiner geistlichen Welt

ein Zuhause finden darf!

F. O.

248


Mein Schlusskapitel möge nun weiter dazu dienen,

wichtige und markante Aussagen von Glaubensvorbildern

noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Dazu möchte ich die

eigenen Erkenntnisse und Überzeugungen, den

Buchinhalt, mit einigen Erlebnissen und Anekdoten

abrunden.

Der große Theologe unserer Zeit, Hans Küng, hat das

christliche Denken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

und Anfang des 21. Jahrhunderts maßgeblich zum

Guten hin beeinflusst. Korrekturen in die erforderliche

Richtung, wieder stärker hin zum Ur-Christentum, werden

teilweise wohl noch mehr als eine Generation benötigen.

Anfänge dazu sind zu erkennen. Die eingefahrenen Organisationen

bewegen sich schwerfällig. Festzustellen ist,

dass auch das frühe Christentum schon mit Mythen und

Ausschmückungen belegt war, über die es nachzudenken

gilt. Es geht immer wieder um Weiterentwicklungen, hin

zum aktuellen Verstehen.

Auf reformatorischer Seite haben wir den Theologen Jörg

Zink. Beide begnadeten Zukunftsdenker wurden von ihren

jeweiligen Kirchenleitungen nicht gebührend gehört,

sondern eher stärker zurückgedrängt. Ja, ihre wachsenden

Forschungserkenntnisse, ihre zunehmend auch liberaleren

Glaubensüberzeugungen, passten so nicht in eingefahrene

Kirchenorganisationen.

Professor Hans K ü n g, römisch-katholischer Theologe,

fasste als Jesusforscher diese klare Erkenntnis:

„Wir wissen von Jesus von Nazareth unvergleichlich mehr

historisch Gesichertes, als von den großen asiatischen

Religionsstiftern. Namen wie Buddha, Kung-futse, Lao-tse…

Auferstehung ist richtig zu verstehen als Auferweckung,

durch Gottes Handeln an Jesus, hin bis zur Entrückung

und Erhöhung in Gottes Dimension.

249


Nicht zu vergessen, dass in unseren evangelischen Kirchen

ebenso der Dogmatismus nicht überwunden ist.

Zusammen mit Hans Küng möchte ich den heutigen Papst

Franziskus I. nennen. Hätte dieser katholische Oberhirte

sein Vatikanamt einige Jahrzehnte früher angetreten, in

der Hochzeit des Denkens und Wirkens von Hans Küng, so

wäre der Letztgenannte wohl mindestens Kardinal der

Stammkirche geworden.

Diesen Kirchenlenker, der als Jorge Mario Bergoglio aus

Südamerika kam und ganz neuen Wind in das Gefüge der

Klerusbrüder brachte, kann ich in vielen Punkten

durchaus zu meinen Glaubensvorbildern zählen. In

seinem Inneren ist Franziskus I., bei näherer Betrachtung,

bestimmt weit liberaler im Glaubensdenken, als er es in

der Regel ausdrücken darf und kann. Wenn er es täte,

wäre es wohl bald mit „seiner neuzeitlichen Reform“

vorbei. Also muss Franziskus, bei allen Versuchen zur

Deutlichkeit, mit Vorsicht operieren. Sein Weg hin zur

Ökumene ist jedoch schon erkennbar. Und, was ihn

besonders auszeichnet, er geht zu den Menschen hin, wie

Jesus es getan hat!

Somit bleibt uns, den Christen mit persönlich-liberaler

Gedanken- und Glaubenswelt, zur Zeit nur die

Möglichkeit, dem Vatikanlenker „alles Gute“ und „Gottes

Segen“ und ein „langes Leben in geistiger Frische“ zu

wünschen, damit er noch über Jahre friedlich wirken kann

und sich für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt stark

machen darf. Auch, dahin zu wirken, dass bei der nächsten

Papstwahl ein Nachfolger zum Zuge kommt, der nicht in

alte Zeiten zurückregiert!

Franziskus verwendet für sich gern andere Titel statt

Papst, zum Beispiel „Bischof von Rom“.

250


Ihn zeichnet sein Zukunftswirken in der einfachen Praxis

in vielen Bereichen aus, wie die Hinwendung zu mehr

Gerechtigkeit und Mitgefühl für Unterprivilegierte,

Offenheit zu mehr demokratischer Entwicklung in den

Kirchen. Jorge Mario B e r g o g l i o beschäftigt sich

offensichtlich mit der Literatur des Deutschen Theologen

Hans K ü n g. Und das ist gut so. Man konnte dies im

März 2018 aus einigen Medienberichten sehr deutlich

erkennen. Küng feierte seinen 90. Geburtstag.

Bildliche Charakter-Darstellung des „Oberhirten der Katholiken“

aus Südamerika. Hier mit einfachen Leuten beim Brotbrechen und

ohne aufwendiges Zelebrieren im Dom.

Auch Jesus selbst hat das „Abendmahl“ ganz einfach bei Tisch in

seinen Gastfamilien gefeiert.

251


Professor J ö r g Z i n k, der evangelische Theologe

und Jesusforscher, fasste in seinen in der Regel einfachen

Sätzen zusammen, was für uns Menschen wichtig ist. Sehr

gut ist auch seine Hinwendung zum praktischen Handeln.

„Ich weiß mich einig mit vielen Menschen überall in der

Welt: Es ist die erste Aufgabe aller Menschen,

das Zeitalter der Kriege zu beenden.

Die zweite Aufgabe ist,

das Zeitalter des sozialen Unrechts zu beenden.

Unsere dritte Aufgabe ist,

das Zeitalter der Plünderung und des Verbrauchs

der Schätze der Erde zu beenden.

Und die vierte große Aufgabe,

das Zeitalter der Religionsstreite zu beenden.“

Jörg Zink, anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenprofessor 2015

Mit den vier Leitvorgaben befindet sich der Theologe Zink

auf der Basis überzeugender Christuslehre und ebenso im

Bereich vieler heutiger, kluger philosophischer Zukunftsforscher,

auch anderer Mitdenker.

Zu Zinks Glaubensentwicklung der letzten Jahrzehnte

seines Wirkens passt ganz einfach das Erkennen der

gewaltigen Größe unseres Schöpfers, in den Dimensionen,

die von den Wissenschaftlern neuerer Zeit mehr und mehr

aufgedeckt und uns übermittelt werden.

Und so wurde der kluge Theologe Zink immer erkennender

und noch kritischer zu allen Aussagen, die „Besserwisser

in den Religionen, einschließlich des Christentums“, gar

oft ohne eigenes Nachdenken sagen, wie immer zuvor.

252


Mit Jörg Zink habe ich mich gern bezogen auf

Dr. Martin Luther, Theologieprofessor und Reformator,

der von 1483 bis 1546 lebte.

Der von ihm als richtig erkannten Auslegung der Christ-

Lehre kann ich folgen: „Allein durch den Glauben“ oder

wie nach der aramäischen Fassung vielleicht sogar besser

und tiefer ausgedrückt mit „Vertrauen auf Gott“.

Nicht durch eigene Werke, mit denen Menschen Gott für

sich gewogen machen, sondern durch „Gottes Angebot zur

unverdienten Teilhabe an seiner Ewigkeit“ erreichen wir

Menschen das Ziel über diese Endlichkeit hinaus! Und wer

mit seinem Glauben an Gott auf dieser Basis lebt, der

wird, wenn es richtig läuft, Liebe üben und Gutes tun, weil

Gott es ihm als Aufgabe einfach vorgibt! So soll es sein!

Luther ist nach meiner Überzeugung richtig im Denken

seiner Zeit zu beurteilen. Wenn der Reformer, umfangreich

wie wir, wissenschaftlich, weltgeschichtlich wie auch

politisch informiert gewesen wäre, hätte er mit Sicherheit

in bestimmten Punkten anders entschieden und gehandelt.

Kritiker mögen bei ihrer Beurteilung mit bedenken, dass

Martin Luther einiges mehr zur Entwicklung unserer

Kultur getan hat: Er hat mit seinen Bibelübersetzungen

die Texte für viele Menschen lesfähig gemacht. Und, er hat

damit unsere so schöne deutsche Sprache reichhaltig

gestaltet und sehr positiv beeinflusst!

Luther wirkte maßgeblich an der Entwicklung unseres

demokratischen Denkens mit! Er war wahrscheinlich

auch der erste Mann, der die „Gleichberechtigung der

Geschlechter“ vorlebte. Seine Frau, geborene Katharina

von Bora, die sich als eine erstklassige Haus- und

Familien-Organisatorin bewährte, nannte er oft und gern

ganz einfach „Herr Käthe“!

Einiges mehr zu Luther im Kapitel 9 „Die Reformation“

253


Zum sogenannten „Evangelikalen“ folgend noch einige

Denkanregungen. Wer sich theologisch tiefer informiert,

wird ganz zwangsläufig zu dieser Erkenntnis kommen:

A) Wirklich evangelikaler Glaube basiert auf dem

Evangelium Jesu Christi, wie Jesus es seinen Jüngern

tatsächlich überlieferte. Um solches zu erkennen, haben

wir den Geist des frühen Christentums zur Grundlage zu

machen.

Diesen ursprünglichen Geist der Verkündigung finden wir

bei den Aposteln, insbesondere bei Paulus, auch bei den

Evangelisten. Die Auslegung hat aber im Zusammenhang

der Zeit Jesu zu erfolgen und ist so in das Verständnis

heutiger Zeit, im Vertrauen auf Gottes Zusagen, dem noch

suchenden und dem glaubenden Menschen zu vermitteln!

B) Sogenannter evangelikaler Glaube, basiert leider oft

auf den dogmatischen Festlegungen der Konzile des 4. u.5.

Jahrhunderts nach Christus. Auch hierbei liegen die Texte

der Apostel und Evangelisten zugrunde. Ihre Auslegung

wurde jedoch menschlich stark beeinflusst und auf die

Wünsche der sich entwickelnden Kirche angepasst. Dabei

spielten weltliche Einflüsse der Herrschenden damaliger

Zeit eine Rolle. Bei tiefer Betrachtung ist zu erkennen,

dass sich der heutige, „sogenannte evangelikale Glaube“

teilweise deutlich von Jesu Lehre entfernt hat.

Ergo: Heute in den Kirchen verantwortliche Theologen

handeln dann weise, wenn sie allmählich die Fehler alter

Zeiten berichtigen. Nicht abrupt, sondern mit aller

Diplomatie und Vorsicht. Intelligente Menschen heutiger

Zeit wollen klar und deutlich informiert sein. Wenn die

Wahrheiten zum Entstehen der dogmatischen Glaubensvorgaben

weiter verschwiegen werden, füllen sich die

Kirchen bei den Gottesdiensten sicher nicht wieder mehr.

254


Die Aussagen auf folgenden Seiten lassen erkennen:

… J e s u s f o r m u l i e r t e t a t s ä c h l i c h g e r n

i n p o e t i s c h e r W e i s e …

damit seine zum Teil nicht schreib- und lesfähigen Jünger,

folgend als Apostel, alle unverfälschte Wahrheit seines

Wesens und Wirkens richtig begreifen, auswendig lernen

und auch weitergeben konnten und sollten!

Wenn die Erkenntnisse dieses Buches, die nicht nur

meinem Nachdenken entsprungen sind, sondern

weitgehend auch wahre Glaubensüberzeugungen anderer

Christen, kluger Theologen hohen Grades entsprechen

oder dem Geist anderer Denker dieser Welt zugehören,

müssen wir den Textinhalt der beiden übernächsten Seiten

überdenken.

Ist der deutsche Textinhalt, der vom griechischen wohl richtig

übersetzt wurde, in dem griechischen Text so von Jesus

gemeint gewesen? Immerhin hat Jesus niemals in Griechisch

gesprochen! Niemand kann behaupten, solche griechische

inhaltliche Vorgabe sei der wahre aramäische Ursprung!

Könnte Jesus, seinem Leben und Wirken entsprechend,

seinem ganzen Wesen nach, als ein Mensch mit Gottes gutem

Geist bedacht, doch wohl besser und gottgerechter formuliert

haben? Wurde der Text im Aramäischen zu Jesu Zeiten

womöglich so gedacht und geformt, wie er auf der

zweitfolgenden Seite angedacht wird? (oder ähnlich).

Man bedenke, dass der Inhalt nach der Formulierung im

Neuen Testament bedeuten würde, dass niemand anders

als die Gläubigen solcher Basis ihre Seelen in Gottes

Reich, in seiner geistlichen Dimension, finden könnten. So

wird Gott in unverantwortlicher Weise klein gemacht! Gilt

Gottes Liebe nicht allen Menschen und aller Kreatur?

Dürfen Christen in solcher Weise, egoistisch, Gottes

unerforschbare Weisheit beugen und erklären, dass

andere Menschen, auch andere Religionsangehörige, zu

allen Zeiten, nicht dazu gehören können? Nein!

255


I c h b i n d e r W e g

u n d d i e W a h r h e i t

u n d d a s L e b e n .

N i e m a n d k o m m t z u m V a t e r

d e n n d u r c h m i c h !

J e s u s C h r i s t u s

256


I c h w e i s e d e n W e g

h i n z u r W a h r h e i t

u n d z u m L e b e n .

N i e m a n d k o m m t z u m V a t e r

d e n n d u r c h

V e r t r a u e n

a u f G o t t e s L i e b e

J e s u s C h r i s t u s

257


Nun möchte ich, als Basischrist und Autodidakt, der kein

studierter Theologe ist, einige Empfehlungen aussprechen.

Anregungen dazu habe ich teilweise von mitdenkenden

und erfahrenen Glaubenden übernommen. Sie sind sicher

empfehlenswert und können vielleicht dienlich sein.

Machen Sie es so, wie manche Zweifler und noch Suchende es

ebenfalls tun sollten. Wer Bedarf an religiöser Gemeinschaft

hat, besuche hin und wieder einen Gottesdienst.

Jeder kann eine Gemeinde finden, deren Pastor ihm in seiner

Art sympathisch ist. Hören Sie zu und freuen sich an den so

hervorragenden Weisungen des Jesus von Nazareth!

Erfreuen Sie sich auch an der oft so wunderbaren Musik. Und

beim Gesang von Chorälen hören Sie einfach zu, wenn es

Ihnen nicht danach ist, mitzusingen.

Ergreifen Sie auch die Initiative, den Pfarrer oder Küster,

eine Person des Kirchenvorstands oder einen anderen

Mitbesucher anzusprechen, um zu erfahren, was in der

Gemeinde so läuft.

Noch dies:

Wenn bestimmte Lesetexte und Predigtteile, wie auch Texte

der Lieder, nicht in Ihr Glaubenskonzept, Ihre Überzeugung

passen, benutzen Sie für solche Passagen Ihr zweites Ohr (wie

einen Durchgang). So können Sie aus fast jeder Gemeinschaft

und aus jedem Gottesdienst das Wertvolle gewinnen und mit

nach Hause nehmen!

In dieser Weise mache ich es als Gottesdienstbesucher,

auch beim Miterleben oft hervorragender Übertragungen

im Fernsehen, schon lange; das tue ich im Prinzip nach

eigenen Erkenntnissen der letzten Denk-Jahrzehnte.

258


Heute, am Sonntag 17.09.2017 schreibe ich es direkt auf:

Der eben miterlebte Fernsehgottesdienst aus Zofingen in

der Schweiz hat mich und sicher viele andere Menschen

auch emotional und ganzheitlich angesprochen.

Heimat ist, wo man sich zu Hause fühlt. Der Pfarrer der

reformierten Gemeinde mit seiner Frau aus Argentinien,

und fest integrierte Flüchtlinge, Frauen aus einem

arabischen Land und aus Eritrea, wirkten gut deutsch

sprechend mit. Ein weltoffener und sicher gottgefälliger

Gottesdienst, der zeigt, dass man Menschen auch anders

in guter Weise ansprechen kann.

Jodelliturgie und Landartmusik, wunderschöne Klänge

und eine kurze, markante Predigt. Der örtliche Jodelclub

und ein Ländlerquartett mit Instrumenten waren

eingebunden. Eine insgesamt gelungene und ansprechende

Gemeinschaft.

Und der Segen zum Schluss der Feier. Der Pfarrer segnete

nicht mit hoch erhobenen Händen mit den Worten „Gott

segne euch und behüte euch“, sondern so wie es bei vielen

Christen wohl besser ankommt, wenn der Segen auch den

Pastor selbst mit einschließt, der ihn ebenso nötig hat:

„Gott segne uns und behüte uns“, mit weit ausgebreiteten

Händen, als ob er die ganze Welt mit einschließen möchte.

Weltoffene Gottesdienste sind mehr wert als Gold!

Zum Schluss der sehr schönen Sonntagsfeier wurde der

Vers des Liedes „Vertraut den neuen Wegen…“ gesungen:

Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!

Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.

Wer aufbricht, der kann hoffen, in Zeit und Ewigkeit.

Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.

259


Und, wenn ich schon dabei bin, noch ein hervorragender

Fernsehgottesdienst vom 12. August 2018:

Die Freikirchliche Pfingstgemeinde Arche, Elmshorn war

heute dran. Man mag bestimmter, hochgehender Euphorie

reserviert gegenüber stehen. Aber: Auch Freikirchen

haben einiges zu bieten. In mancher Entwicklung sind sie

den etablierten Organisationen gar überlegen. Sie sind

sicher nicht so starr an traditioneller Würdigkeit der zelebrierenden

Theologen gebunden.

Und zum Schluss sprach der Pastor Gottes Segen, wie der

Pfarrer aus Zofingen / Schweiz:

„Gott segne uns und behüte uns…“

Unseren etablierten, kirchlichen Organisationen stünde es

gut an, wenn sie stärker bereit wären, dazu zu lernen!

260


Für nun interessiert Weiterdenkende noch eine Anekdote,

die dazu dienen könnte, den eigenen Mut zur Initiative zu

steigern: Ein Bekannter saß beim Gottesdienstbesuch

neben mir. Ihm war es nicht entgangen, dass ich beim

„Vater Unser“ und auch beim „Glaubensbekenntnis“

nicht alles genauso mitspreche, zum Teil anderen Text

sage. (Siehe an anderen Stellen, z. B. S. 177 ff / 187 ff)

Wir kennen uns gut und er sprach mich an, warum ich das

mache. Meine Antwort war klar und deutlich (sinngemäß):

„Ich möchte mich vor Gott nicht mehr verbiegen. Wenn

meine Glaubensüberzeugungen in einigen Punkten nicht

mit den kirchlich vorgegebenen Aussagen übereinstimmen,

werde ich lieber Jesus-konform (wie ich ihn verstehe)

sprechen und nicht die von Menschen anders formulierten

Texte mit sagen. Der von mir als Schöpfergott verehrte

Ursprung allen Seins hat mir einen Verstand, eine

Vernunft verliehen, die ich nach seinem Willen nutzen darf

und soll!“

Vision vom Sieg der Vernunft

Schon im alten Israel gab es Propheten, die politischen

Führern den Spiegel vorhielten. Sie erkannten die unguten

Entwicklungen und Fehlleistungen.

Jesus Christus brachte eine Wende in das Denken über

Gott und seine Schöpfung; er hat den Menschen den Weg

gewiesen, wie er in einigen Aussagen des Alten Testaments

bereits erkannt war (lies Psalm 103).

Paulus, Petrus, Jakobus und einige weitere Männer der

Zeit, in der Jesus gelebt hatte, waren in der Lage, Jesus in

seiner Persönlichkeit und in seiner Lehre mit ihren Worten

weiterzugeben. Jesu Hauptmerkmal war aber nicht eine

„Systematik“, sondern der „Geist der Freiheit“ in seiner

Botschaft.

261


Ich vertraue darauf, dass Paulus damals tatsächlich in

dramatischer Weise vor Damaskus von Gott umgekrempelt

worden ist. Paulus wurde der eigentliche, aufbauende

Theologe zur Verbreitung des christlichen Glaubens, in

Übermittlung des Stifters Jesus von Nazareth. Paulus,

Petrus und Jakobus konnten ab etwa 60 n. Chr. nicht mehr

aktiv sein. Sie waren ermordet worden bzw. gestorben.

Die Evangelisten schrieben danach, bis etwa 100 n. Chr.

Wir dürfen uns fragen, wie die Vorgaben des christlichen

Glaubens zu Luthers Zeiten ausgesehen hätten und wie

sie heute aussähen, wenn man nach den Zeiten der

Evangelienverfasser konsequent bei den Ersterkenntnissen

geblieben wäre. Wenn im Laufe der Jahre ab 100 n. Chr.

keine Fehlübersetzungen und bewusste Veränderungen an

Jesu Botschaft vollzogen worden wären.Ohne die späteren

Dogmatisierungen und andere Absolutfestlegungen, die

nicht von Jesus stammen, hätten die Theologen kaum

Probleme, das Denken von damals sachgerecht auf die

heutige Zeit anzupassen. Jesu Botschaft im Geist der

Freiheit, wie wir sie von Paulus her kennen, sollte immer

Maßstab sein! Leider ist es nicht möglich, 1900 Jahre,

also die Zeit etwa vom Jahre 100 bis heute, mit

Fehlübersetzungen und Anpassungen von Menschen,

einfach zu streichen.

„Vom Geist des frühen Christentums“ lautet das Buch

von Zink, geschrieben um 2010. Auch das Denken der oft

zitierten Theologen, Jörg Zink und Hans Küng u. a. ist zu

hinterfragen. Niemand liegt in all seinen Aussagen

richtig. Was muss also erkannt und umgesetzt werden?

1. Einige mythologische Aussagen sind zu prüfen.

2. Die von menschlichen Interessen geprägten Passagen

sind zu erkennen und, wenn nötig, zu bereinigen. Dazu

gehören einige Dogmenfassungen 4. u. 5. Jahrhundert.

3. Bild- und Gleichnissprachen sind zu erläutern, weil

manche Wunder bewusst als Gleichnis gut gesetzt sind.

262


Aus allem, was mir beim autodidaktischen Studium

unserer christlichen Lehre aufgegangen ist, habe ich

persönlich mit Freude erkennen dürfen:

Jesu Lehre ist unkompliziert und leicht zu verstehen!

Und ich bin überzeugt, dass unsere christlichen Theologen

im Laufe der folgenden, wenn auch längeren Zeiten,

liberal erkennend und nicht weiter verkrampft dogmatisch,

in ganz wesentlichen Punkten umdenken werden. Das ist

erforderlich, um nicht den Zugang zu heutigen Menschen

noch weiter zu verlieren.

Und: Franziskus I. wäre der Letzte, der nicht weitgehend

mitmachen würde. Er entscheidet schon heute weit mehr

mit Zukunftsrelevanz als viele seiner Vorgänger. Hoffen

wir auf ein langes und erfolgreiches Leben für diesen

guten Hirten. Auf dass der Welt sein erfrischender und

fordernder Geist weiterhin erhalten bleibt und dieser

Reformer weitere gute Weichen stellt für einen Nachfolger

in Kontinuität!

Zu Ende meiner literarischen Arbeit möchte ich nochmals

zurückblicken auf Kap. 2 „ G o t t e s S c h ö p f u n g“.

Beim Schachspiel bin ich nicht über ein geringes Können

hinaus gekommen. Ich erinnere mich aber gern an die sehr

interessante Darstellung in einem Schachbuch, wo es um die 64

Felder des Schachbrettes geht. Dazu eine Begebenheit, die sich

ereignet haben soll:

Ein König wollte seinem Vertrauten, der ihm viel Gutes

getan hatte, Dank erweisen und bat diesen, dazu selbst

einen Vorschlag zu machen. Antwort: Herr, ich wünsche

mir nur Weizenkörner. Und er legte auf das Schachbrett

auf dem Tisch ein einziges Weizenkorn. Ich bitte nur, die

Körner von Spielfeld zu Spielfeld jeweils zu verdoppeln.

König: Lieber Mann, ich wollte dir doch einen größeren

Wunsch erfüllen. Vertrauter: Dieser Wunsch ist nicht

klein. 263


Und so befahl der König seinem Lagermeister, einen

kleinen Behälter mit Weizenkörnern zu bringen. Man legte

auf das zweite Feld zwei Körner, dann vier, dann acht,

sechzehn und war bei Feld 10 schon bei der stolzen Zahl

von 512 Körnern.

Feld 20 wären es 524.288, bei Feld 30 schon 536.838.912

Stück geworden und bei Feld 40 hätte der König für ein

Feld schon fast 550 Milliarden Körner geben müssen.

Man möge nachrechnen und erkennen, dass man bis Feld

64 zu einer Menge an Körnern kommt, die über Billionen

und Billiarden bei mehr als 18 Trillionen Körnern landet.

Der König hätte schon vor Feld 30 aufgeben müssen!

Diese Geschichte erzähle ich, um bei Manchem ein

Staunen zu erzeugen.

Und wenn wir schon bei den Körnern sind: Gott erlaubt es

seinem Menschen-Landwirt, mit der Aussaat aus einem

Korn eine Ähre mit hundert Körnern zu ernten. Und wenn

der Landwirt alle Körner der Ähre im nächsten Jahr

wieder aussähen würde, wären es schon bei der Ernte 100

x 100 gleich 10.000 Körner und so weiter, im fünften Jahr

10.000.000 Weizenkörner! Und in freier Natur wachsen

Gräser mit Samenkörnern, die streuen und alles spielt sich

ohne jedes menschliche Zutun ab. Die Tiere werden davon

ernährt und ein Teil des Samens multipliziert sich wieder

im nächsten Jahr.

Gottes Schöpfung ist tatsächlich unermesslich. Wenn ich

das gewaltige Universum betrachte, darf ich die

Geschichte der Weizenkörner durchaus als ein Beispiel

zum Verstehen der gesamten Schöpfung heranziehen. Alle

Materie stammt aus dem physikalischen Ursprung, wie er

zum Zeitpunkt des Urknalls vorhanden gewesen sein muss.

264


Meine Leserinnen und Leser mögen nachschlagen, Seite 27.

Der große Physiker und Nobelpreisträger Max Planck als

ein Kluger dieser Welt erklärte, dass alle Materie aus der

kleinen Einheit Atom und aus noch kleineren Einheiten

entstanden ist. In der Physik sieht er in der tiefsten Tiefe des

Entstehens aller Materie keine fassbare Materie mehr,

sondern nur noch Geist.

So wie Max Planck sehen es viele heutige Wissenschaftler,

auch der Astrophysiker Harald Lesch: Am Anfang der

Evolution, vor fast 14 Milliarden Jahren, gab es den

sogenannten „Urknall“. Das war der Beginn eines

immerwährenden Schöpfungslaufs. Eine Unzahl von

Galaxien mit einer ganz unüberschaubaren Anzahl von

Fixsternen und Planeten ist vorhanden. Ich drücke es nach

der Forschungserklärung Planck so aus: Die Materie

multipliziert sich immer weiter, weil Gott das Rad der

Schöpfung in Gang gesetzt hat.

Und so scheut sich Max Planck nicht, zu erklären, dass es

vor dem Urknall einen intelligenten Geist geben muss,

einen geheimnisvollen Schöpfer, den wir „Gott“ nennen.

Hier darf ich ebenso auf den zitierten Professor Zink, den

verehrten Theologen, hinweisen. Seine Erkenntnis, die er

vorrangig nicht von der logischen Physik, sondern vom

Glauben her belegt, trifft sich mit der Erkenntnis weiser

Physiker und anderer Wissenschaftler. Und niemand kann

Beweise vorlegen. Auch Agnostiker und kluge Atheisten

sind nicht in der Lage, die Situation vor dem Urknall zu

ergründen. Da bleibt allen nur eine Glaubensaussage.

Gottgläubige Menschen aller Religionen dürfen somit in

tiefer Überzeugung darauf vertrauen:

G o t t ist Q u e l l e und U r m a c h t allen S e i n s !

265


Noch einmal zu Jesus und seiner Ursprungstheologie.

Ja, die christlichen Kirchen haben Handlungsbedarf zur

Bereinigung einiger Glaubensgrundlagen. Kollisionen der

Aussagen dürfen nicht dauerhaft ungeklärt bleiben. Dabei muss

Vorrang bekommen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit von

Jesus selbst und verlängert aus dem frühen Christentum zu

erkennen ist. Folgend noch einige Beispielfassungen…

1. Jesus spricht am Kreuz:

„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“

Und dann sagt er zum begnadigten Mitgekreuzigten:

„Heute wirst du mit mir im Paradiese sein!“

Jesus war der Vorausgänger und er hat zugesagt, dass wir, als

die durch Gottes Gnade Versöhnten, ihm folgen dürfen.

Die Kirche fasste später eine andere Pflicht-Fassung:

Erst am jüngsten Tage wird es ein Gericht geben, bei dem

sich entscheidet, wer in Identität seiner Persönlichkeit bei Gott

sein darf. Alle Toten werden dazu auferstehen.

2. Die Apostel und die Evangelisten wussten schon in der

Zeit des frühen Christentums: „Gott ist Geist!“.

„Jesus ist geboren aus dem Geschlecht Davids nach dem

Fleisch, und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt als der

Sohn Gottes!“ (Lies NT, ähnlich an verschiedenen Stellen bei den

Aposteln und Evangelisten) Und so ging Jesus nach Ostern als

Auferweckter ein in Gottes Dimension, in unseres Schöpfers

Geistwelt! (Siehe Jünger nach/in Emmaus, Jesu Himmelfahrt)

Die Kirche entwickelte später eine „Zweinaturen-Theologie“,

Jesus körperlich und geistlich als Gott und Mensch. Und

dann die Trinitätslehre. Daraus ergab sich das Sterben als

Gott-Mensch in einer Person. Folgend dann die erklärte

physische Auferstehung. Jesus ist nach dem kirchlichen

Dogma auch körperlich in den Himmel aufgefahren. Aber

so ist es keineswegs aus den Berichten nach Emmaus u. a.

zu erkennen.

266


3. Heilige gibt es in früher Christenheit als „Engel, als

Geistwesen bei Gott“. Das ist gut und darf im Vertrauen

geglaubt werden.

Überzeugte Christen dürfen darauf vertrauen, dass der

Schöpfer sie in voller Identität ihrer Persönlichkeit in sein

Reich aufnimmt. Als Gottes Unikat werden wir dort in seiner

Geistwelt leben dürfen. Gott liebt alle Menschen in allen

Landen und in ihrem Denken, sicher nicht nur Christen. Wer

auf ihn vertraut, ist gut beraten.

Im christlichen Glaubensbekenntnis gibt es die Fassung

„Gemeinschaft der Heiligen“. So dürfen wir Jesus wohl

verstehen, wenn er alle Menschen, egal welchen speziellen

Glaubens oder welcher Philosophie, in Gottes Reich

einlädt. Jesus ist nach unserem Christglauben mit Gottes

Geist gesegnet worden, um offen für alle Menschen zu

sein, als Informator und Mittler hin zur Ewigkeit.

Der „Heiligenkult“ der Kirche steht konträr zur Aussage

der Auferstehung am Jüngsten Tag.

Heiligsprechungen der Stammkirche in den 2000 Jahren

können gar nicht zu den offerierten Fürspracheerfolgen

führen, wenn alle Toten ruhen bis zum Auferstehungstag.

Auch die besonders verdienten Menschen, von der Kirche

als „Heilige“ erklärt, sind dann einfach tot bis zum letzten

Tage. Und wie ist es mit Maria, die in höchste Höhen der

Heiligkeit erhoben wurde?

Wer nachdenkt und die Punkte auf Seite zuvor dazu mit

berücksichtigt, wird den Heiligenkult der Kirche wohl mit

anderen Augen betrachten müssen.

Aus den drei Beispielen dürfen wir m. E. erkennen, dass

alle religiös denkenden Menschen besser beraten sind,

wenn sie den einfachen Aussagen kluger Denker folgen.

Und Jesus war bestimmt einer dieser weisen Menschen!

267


Zu den drei Punkten der Seiten zuvor darf ich noch

hinzufügen, dass sich die Kirche leider schon öfters von

klaren Erkenntnissen weg und hin zum opportunen Denken

bewegt hat.

Doch Gott ließ Menschen zu allen Zeiten weise Erkenntnisse

gewinnen, die es gilt, zu beachten. Und solche

wertvollen Erkenntnisse hätten die Verantwortlichen zu

allen Zeiten vorrangig beachten können. Leider wurde

stattdessen manchmal anders entschieden. Alle sind auch

nur Menschen.

In Vorzeiten, im alten Israel:

Abraham, Mose, David und andere in der Vorzeit Lebende

hatten schon wertvolle Erkenntnisse. Gute Sichtweisen,

wie sie ihnen von Gott eingegeben worden sein können.

Zur Zeitenwende:

Jesus von Nazareth übermitelte unmissverständlich seine

weisen Vorgaben. Christen glauben daran, dass diese ihm

von unserem Schöpfergott vorgegeben wurden.

Spätes Mittelalter:

Martin Luther entdeckte erneut Wahrheiten, wie sie im

Alten und im Neuen Testament dokumentiert sind.

Besonders die Aussagen zur Rechtfertigungslehre, allein

durch Glauben (Vertrauen auf Gottes Liebe zu allen

seinen Menschen).

Neuzeit heute und in Zukunft:

Immer wieder gab es Theologen und Laienchristen, die

gute, fundierte Erkenntnisse darlegten und noch belegen.

Solche basieren auf Forschungen, insbesondere zum

frühen Christentum.

Der lobenswerte Papst aus Südamerika, Franziskus I. geht

ebenso neue Wege. Hoffen wir, er kann es noch lange. Ein

gutes Beispiel gibt es zur „sechsten Bitte des Vater Unser“.

268


Nachdem in Frankreich die Fehlübersetzung bereinigt

wurde, nimmt Frankziskus Stellung dazu und erklärt zum

Thema:

„Es ist nicht Gott, der uns in Versuchung führt, um zu sehen,

wie der Mensch falle, sondern der Satan.“ (Das Böse ist es).

Franziskus ist sicher noch für weitere Überraschungen

gut! Bei diesem Pontifex ist auch wirkliche Ökumene auf

dem Plan, die unter einem Glaubensschirm und ohne

Diktat aus Rom, in demokratischem Zusammenwirken,

funktionieren könnte.

Eines Tages werden weise Theologen doch noch ihre

Anerkennung bekommen. Solche, die „Erkennner und

Bekenner“ und nicht „Verschweiger der Wahrheiten“

sind.

Reformationen sind dynamisch und dauerhaft anzudenken,

in allen Religionen. Dabei dürfen wir aktuell durchaus

vorrangig mit an den Islam denken.

Obwohl der Schöpfer allen Seins uns Menschen, seinen

Kreaturen, in diesem Leben noch keinen allumfassenden

Einblick in seine gewaltigen Dimensionen gewährt,

befähigt er unseren Geist doch zu immer weiteren

Erkenntnissen.

Wir Menschen sollten aber erkennen, was zukunftsfähig ist

und wo wir unsere Grenzen sehen müssen. Und das gilt

nicht nur im Glauben, sondern ebenso in allen Bereichen

der Humanität!

Und: Die Wissenschaft darf nicht alles tun, wozu sie fähig

ist. Weisheit ist deutlich höher anzusehen als egoistischer

Forschungsdrang!

269


Mein letztes Kapitel schließe ich nun ab mit wichtigen

Texten, die das Anliegen meines Buches noch einmal in

Kürze beleuchten sollen. Aussagen, die von hoch zu

achtenden Menschen geprägt wurden. Bestimmte Stellen

meiner Ausarbeitung geben diese wieder. Zur Erinnerung:

„Und ich scheue mich nicht, diesen geheimnisvollen

Schöpfer ebenso zu nennen, wie ihn alle Kulturvölker

der Erde genannt haben: G o t t !“

M a x P l a n c k, Professor der Physik,

Atom- und Kosmosexperte, Nobelpreisträger

„Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein!“

J e s u s / Markus 10,18

“Christus ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig

gemacht nach dem Geist!” P e t r u s / 1. 3,18

„Du glaubst, dass nur einer Gott ist?

Du tust recht daran!“ J a k o b u s / 2,19

„Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den

Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus!“

P a u l u s / Timoth. 1. 2,5

„Jesus Christus, verheißen durch seine Propheten, der

geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch und

kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem Geist!“

P a u l u s / Römer 1

“Der Himmel ist uns umsonst gegeben und geschenkt.

Sei guter Dinge und freue dich, denn Gott ist dein Freund!“

Martin Luther (zur Rechtfertigungslehre)

und

„Wie du an Gott glaubst, so hast du ihn!“ L u t h e r

270


„Neues Testament und Mythologie. Jesu Persönlichkeit

ist durch historische Forschung von Sagen und Erzählungen

zu befreien, von Inhalten, die Jesu Lehre unklar machten!“

Rudolf Bultmann (1884-1976)

Ähnliche Forschungsergebnisse Karl Barth (1886-1968)

„Das Beste, was uns gegeben wurde, ist unser Hirn.

Wir müssen es nutzen!“ (Tibetischer Buddhismus) Dalai Lama

Friedensnobelpreis 1989

„Die Bibel ist ein Kompass, nicht ein Navi. Sie gibt oft keine

eindeutigen Handlungsanweisungen. Gleichwohl ist sie die

Grundlage der persönlichen Gottesbeziehung!“

Nikolaus Schneider, Dr. h.c.

Ehemaliger Ratsvorsitzender EKD

„Vom Ursprung des christlichen Glaubens bis zu unserem

heutigen Auftrag muss mit einem einzigen Sprung herübergedacht

werden. Das Vielerlei, das dazwischen geschehen ist,

muss für uns nicht allzu wichtig sein.

Jörg Zink, Professor h.c.

Evangelischer Theologe

(1923-2016)

Hinweis: Wenn wir diese Empfehlung von Jörg Zink beherzigen,

überspringen wir nicht nur die christologischen Streite mit ihren

Fehlentwicklungen (2. – 5. Jahrh. n. Chr.) sondern auch alle späteren

Manipulationen, mit denen die Kirche ihre Macht über Gläubige

ausbaute: Hölle und Fegefeuer, Jüngstes Gericht nach einer Auferstehung

aller Gestorbenen, Ablasshandel, überzogenen Heiligenkult u.a.

Alles kann nicht von Gott und Jesus Christus sein. Gott ist die Liebe!

„Die theologische Rechthaberei ist nach meiner Überzeugung

die einzige wirkliche Irrlehre!“

Jörg Zink

Hinweis: Jörg Zink hält die Paulus Jesus-Betrachtungen und dessen

Gottverständnis für die beste Grundlage zum Finden eigener

Glaubensüberzeugungen.

Jesus Christus ist unser Maß, nicht Kirchen, Dogmen und

fromme Menschen!“

H a n s K ü n g, Professor

Katholischer Theologe


„Die Menschen haben eine Seele, die noch lebt, nachdem der

Körper zu Erde geworden ist; sie steigt durch die klare Luft

empor, hinauf zu den glänzenden Sternen!“

Hans-Christian Andersen

Oder so:

„Jeder von uns hat eine unsterbliche Seele. Gott selbst hat sie

von Anfang an in uns hineingepflanzt. Erst diese individuelle

Seele macht jeden Menschen einzigartig!“

Rainer-Maria Woelki

Kardinal, Erzbischof von Köln

Christen sollten immer wieder nachlesen, was die Apostel und

Evangelisten über Jesu letzte Aussagen am Kreuz berichten.

Das ist unser Evangelium:

„Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“

„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“

Über allen Aussagen hat zu stehen, was immer wieder ähnlich

formuliert wurde von Paulus:

„Unser Wissen in der Welt ist und bleibt Stückwerk!“

Und ganz zum Schluss fasse ich noch ein christliches

Glaubensgebet. Das Gebet preist, lobt und ehrt Gott als

Urquell der Schöpfung. Es entspricht somit dem Inhalt

dieses Buches.

Jesus Christus ist nach meinem christlichen Glauben die

wichtigste Persönlichkeit, die Gott jemals auf diesem Planeten

Erde hat leben lassen.

Auf der durch Jesus vorgelebten und übermittelten Basis

dürfen wir auf Gott vertrauen, in voller Überzeugung

glauben, dass unser Schöpfer nach diesem Leben weit

mehr für uns bereit hält:

Ein Leben in der zukünftigen, geistlichen Welt, nach

der für alle Menschen zu durchlaufenden Endlichkeit!

Im Frühjahr 2019

Friedhelm Oldemeier


C h r i s t l i c h e s G l a u b e n s g e b e t

Aramäisch feiner: Ein Gebet des Gottvertrauens

Großer Gott, Urquell der Schöpfung und allen Seins, in

der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Du bist einzig und

allein der Ursprung des Universums und Herr über Zeit

und Ewigkeit.

Dir sei Lob, Preis und Dank.

Geheiligt werde dein Name!

Wir danken dir, dass wir leben dürfen.

Dank sei dir, unser Vater, für deine große Liebe, die du

uns Menschen durch Jesus Christus, unser aller Bruder

und Herr, in klarer Weisung übermittelt hast. Er starb

ohne eigene Schuld am Kreuz. Jesu Geist, seine Seele,

ging unserem Ewigkeitsweg voraus. Seine Aussagen in

der Todesstunde bekunden, dass der zum Glauben

gekommene Sünder, zusammen mit Jesus selbst, in deine

geistliche Welt aufgenommen wurde.

Wir danken dir, Vater aller Menschen, für deine

barmherzige Gnade, die uns ohne eigenen Verdienst

würdig macht zur Teilnahme an deiner Herrlichkeit.

Allein durch Glauben und Vertrauen.

Deinen Segen erbitten wir. Er möge uns umgeben und

unser persönliches Vertrauen immer wieder stärken.

A m e n

273



A n h ä n g e


C h r i s t e n sind gut beraten, wenn sie sich auch mit der

Entwicklung der Jahrtausende vor der Zeitenwende befassen.

Bekanntlich gibt es manches an Aufschreibungen aus den

letzten Jahrtausenden vor Jesu Lebenszeit, aber fast nichts

aus weiter zurückliegenden Epochen des alten Judentums.

Die Schreiber der Hebräischen Bibel (AT) waren somit darauf

angewiesen, mündlich übermittelte Geschichten, Mythen und

Ausschmückungen zur Grundlage ihrer Fassungen zu nutzen.

276


A n h a n g A

Dieser Anhang bezieht sich auf Seite 33. Er ist im Zusammenhang mit

den dort behandelten Überlieferungen zum Volk Israel zu lesen.

Die Bedeutung von Mythen in der Bibel

Eine Ausarbeitung von Detlef Adam

Kreationisten sind Menschen, die daran glauben, dass das

Universum und der Mensch so entstanden sind, wie das im

Alten Testament der Bibel geschildert wird. Der sich

daraus entwickelnde Evangelikalismus - besonders in den

USA verbreitet - geht davon aus, dass sämtliche Aussagen

in der Bibel als Inspiration Gottes zu betrachten sind und

deshalb so als wahr und gegeben anzunehmen sind, wie sie

dort dargestellt werden.

Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass schon Jahrtausende

vor der Zeitenwende Erzählungen im Umlauf waren,

mit denen die Menschen den Versuch unternahmen, das

Weltgeschehen zu erklären und zu deuten. Solche Erzählungen,

die von der Literaturgattung her eine gewisse

Nähe zur Sage und Legende aufweisen, setzten sich

thematisch in erster Linie mit der Erschaffung der Welt,

dem Leben nach dem Tode und unbegreiflichen Naturereignissen

auseinander. In einem solchen Zusammenhang

spricht man von Mythen.

Solche Mythen haben auch Eingang in die Heiligen

Schriften gefunden. So sind z. B. die Erzählung vom

Sündenfall, die Legende von der Sintflut und die

Schöpfungsgeschichten Mythen, in denen Menschen ihr

Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen. Sie

kommen in ähnlicher Form auch in anderen Kulturen vor.

277


Wenn nun Kreationisten daraus in der Weise einen Wahrheitsanspruch

ableiten, dass sich diese Ereignisse in der

Wirklichkeit genauso abgespielt haben, geraten sie in

Widerspruch mit Theologen, die sich mit den Texten der

Bibel kritisch auseinandergesetzt haben, allen voran

Rudolf Bultmann.

Für ihn ist auch das Osterereignis als Auferstehung kein

historisches Ereignis und damit auch nicht die Erzählungen,

die in diesem Zusammenhang dargestellt werden, und

konsequenterweise auch nicht Christi Himmelfahrt.

Bei Eugen Drewermann geht es bei den Mythen um

Grundstrukturen des Menschseins und um das Verhältnis

von Mensch zu Gott. Dem Wahrheitsanspruch wird

entsprochen, wenn diese Anliegen so dargestellt und

aufgenommen werden, wie sie gemeint sind.

Über diese Erklärungsmythen hinaus spricht man auch

von Mythen, wenn historische Begebenheiten später

fantastisch ausgeschmückt werden. Dies geschieht z. B. in

Erinnerung an frühere Helden, Kriege und Ereignisse.

Ein Beispiel hierfür dürfte die Eroberung der Stadt Jericho

sein (Josua 6). Bei der Landnahme der Israeliten, die zu

diesem Zeitpunkt zum größten Teil noch umherziehende

Nomaden waren, kam es in Palästina neben friedlicher

Inbesitznahme von Ländereien und gutem nachbarschaftlichem

Zusammenleben mit der Urbevölkerung auch zu

kriegerischen Auseinandersetzungen. Es ist durchaus möglich,

aber nicht gesichert, dass Jericho in eine solche

kriegerische Auseinandersetzung verwickelt war. Das

wäre der geschichtliche Hintergrund. Mythos ist hingegen

die Darstellung in Josua 6 mitsamt der Ausrottung der

Stadt im Namen des Herrn. Hintergrund des Mythos ist der

Glaube: Der Herr ist mit Israel. Dies sollte vermittelt

werden.

278


In meiner Heimatgemeinde wurde dieses Ereignis um

Jericho als Laienspiel von einer Kindergruppe aufgeführt.

Über den Sinn eines solchen Unternehmens mag man

streiten. Mir wäre allerdings wichtig, dass den Kindern in

einer solchen Situation bewusst wird, wie das hier

dargestellte Ereignis zu deuten ist. Darüber hinaus müsste

für den kirchlichen Unterricht gelten: Über die hier aufgezeigten

Zusammenhänge zwischen Glauben und Mythos

müssen Jugendliche informiert werden und darüber hinaus

über Veränderungen von biblischen Urtexten durch fehlerhafte

Übersetzung und interessengeleitete Manipulationen.

---------------------------------

Ergänzend darf ich als Autor hinzufügen:

In diesem Buch nehme ich mehrfach Bezug auf Aussagen

tief denkender Theologen, besonders Hans Küng und Jörg

Zink, bis hin zu Jorge Mario Bergoglio, dem aktuellen

Papst Franziskus I. und noch anderen. Es fehlt nicht an

erkennenden Fachleuten! Leider halten sich viele davon

zurück, wenn es um notwendige kirchliche Reformen geht.

Auch bestimmte Erzählungen, Legenden (Mythen) sind als

solche zu erkennen und zu benennen.

Für Christen der heutigen Zeit (wahrscheinlich noch mehr

der kommenden Jahrhunderte) wird die Freiheit im

Glauben, in Toleranz und Achtung Andersdenkender,

immer wichtiger. Nur, wenn egoistische Besserwisserei als

absolute Richtigkeit in den Religionen der Welt

verschwindet, oder zumindest klein gehalten wird, werden

wir Gottes Willen zum Frieden erfüllen!

279


Frömmigkeit kann viele Gesichter haben.

Frommsein ist gut, wenn Platz zur Freiheit im Denken

und zur Achtung anderer Glaubensüberzeugungen im

persönlichen Herzen und im eigenen Kopf verbleibt.

Toleranz im Glauben ist wichtig!

Niemand wird auf dieser Erde unseren Schöpfer und

Gott in seiner ganzen Fülle erkennen und noch weniger

richtig beschreiben können!

280


A n h a n g B

Dieser Anhang bezieht sich insbesondere auf Seite 87 und auf

manche Ausführungen im Buch insgesamt.

Betrachtungen zur Erweckungsbewegung

in Minden-Ravensberg 19./20. Jahrhundert

Ausarbeitung von Friedhelm Oldemeier

Im 19. Jahrhundert, teils schon Ende 18. Jahrhundert

beginnend, entwickelte sich hier in Ostwestfalen eine

Erweckungsbewegung. In Minden-Ravensberg und den

angrenzenden Gebieten Lippe, bis hinein in Gemeinden

Niedersachsens, war ein starkes Zentrum der frommen

Entwicklung.

Ähnliche Bewegungen kennen wir zur damaligen Zeit vom

Siegerland und aus Württemberg und ebenso aus anderen

Gebieten Deutschlands.

Zu denken ist in diesem Zusammenhang auch an bereits

zuvor außergewöhnliche Zentren christlichen Glaubens in

Deutschland. Zum Beispiel lebte von 1700 bis 1760 der

Graf Zinzendorf im östlichen Sachsen. Seine Aktivitäten

sind bekannt unter “Herrnhuter Brüdergemeinde”.

Zinzendorf verschrieb sich mit Leib und Leben und allen

Sinnen dem lutherischen Pietismus.

Der Pietismus stand zunächst gegen die Orthodoxie, hat

sich dann bis zum scharfen Gegensatz entwickelt. Die Art

der Frömmigkeit, die oft enthusiastisch-mystische Formen

bis hin zur Gesetzlichkeit annahm, führte im Verlauf der

Zeiten zu Spaltungen und zum Separatismus. Freikirchen

sind entstanden und in der protestantistischen Hauptkirche

in Deutschland entwickelte sich die EC-Bewegung, das

heißt “Entschiedenes Christentum”.

Heute gibt es noch die Bekenntnisbewegung“Kein anderes

Evangelium”. Sie stammt weitgehend aus dieser Zeit.

281


Besonders fromme Leute, Theologen und Laienchristen,

haben sicher manch Gutes bewirkt. Man denke an die in

früheren Jahrhunderten stark ausgeartete Trunksucht.

Durch positive Beeinflussung wurden viele Menschen

davon befreit. Zu erinnern ist an Johann Hinrich Wichern,

der 1833 in Hamburg das Rauhe Haus gründete. Oder an

die von Bodelschwing`schen Krankenanstalten hier in

Bielefeld-Bethel und andere. Der Wittekindshof in Bad

Oeynhausen ist ebenso in der Zeit entstanden.

Johannes Kuhlo stammt aus dieser Gegend. Er gründete

damals erste Posaunenchöre, die sich bald in fast allen

Kirchengemeinden etablierten. Ich selbst habe mehr als 40

Jahre in einem Posaunenchor mitgewirkt. Wunderbare

Kirchenmusik tut den Gottesdiensten gut und ist eine Art,

Gott zu loben! Kuhlo wurde “Posaunengeneral” genannt.

Der aus Hille im Kreis Minden stammende Johann

Heinrich Volkening (1796-1877) bildete sich in seiner Zeit

als Theologe zum unnachgiebig frommen Enthusiasten

heraus. Bald wurde er als “Pietistengeneral” tituliert.

Seine Wirkungsstätten waren: Schnathorst Kreis Lübbecke

und Gütersloh sowie von 1838 bis 1869 an der Marienkirche

zu Jöllenbeck.

Allerdings: Wenn religiöse Vorgaben in Beton gegossen

sind, bleiben Spannungen nicht aus. Man kann auch

sagen, in Stein Gemeißeltes ist schwer zu korrigieren.

Dogmatische Glaubensvorgaben eignen sich wohl eher

nicht, Jesu Lehre in Freiheit des Geistes gut zu leben.

Jesus wollte keineswegs, dass seine Jünger und spätere

Apostel und wir alle, uns in eine Glasglocke einigeln. Im

Gegenteil: Jesu Wirken war universell, weltoffen und eher

konträr zu allen Frömmlern und Genauwissern.

282


Der weise Paulus hat Jesus Christus und seine Lehre von

Abba, vom Schöpfergott, immer als Stückwerk-Wissen

interpretiert!

Ich habe manche Christen kennen gelernt, die bei tiefer

Frömmigkeit den Boden unter ihren Füßen behielten und

sich nicht in unguter Frömmlerei bewegten. Aber auch

andere sind mir begegnet, die in egoistischer Schwärmerei

allen liberaler Glaubenden die barmherzige Gnade Gottes

absprachen. Kein anderes Evangelium war ihre Devise.

Keinerlei Abweichung von den dogmatischen Vorgaben.

Ein geflügeltes Wort wurde zum Leitsatz: Jesu Blut und

Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid.

Ja, Gott hat Jesus blutend am Kreuz sterben lassen. Jesu

Bitte, den Kelch von ihm zu nehmen, es sei denn, solcher

Tod sei der Wille Abbas, wurde nicht erfüllt. Und Luther

ging 1500 Jahre später ein Licht auf, wonach manche

dogmatische Festschreibungen nicht Jesu Weisungen entsprechen.

Gott ist die Liebe und seine barmherzige Gnade gilt

bedingungslos. Gott ist und bleibt in Ewigkeit gleich!

In meinem Buch “Toleranz im Glauben” von 2011 habe ich

Beispiele aus eigener Erfahrungen mit Frömmlern

aufgeschrieben (Seiten 107-112). Erlebnisse unguter Art

haben mich nachdenklich gemacht!

Wer seinen Glaubenshorizont zu sehr einengt muss aufpassen,

dass er nicht in sektiererischer Phantasie landet.

Frömmler in Uneinsichtigkeit verlieren eine klare Sicht für

Toleranz und Achtung anderer Überzeugungen.

Für solche Schwärmer scheint es undenkbar zu sein, dass

unser unermesslicher Schöpfergott alle Menschen gleich

liebt und jedem, der ihm vertraut, sein uneingeschränktes

Ewigkeitsziel gewährt!

Hier muss man die Frage stellen, wo guter Christglaube

endet und wo Sektiererwesen seinen Anfang nimmt!

283


An dieser Stelle drängt es mich nun, meine Eltern zu

erwähnen. Mutter Karoline war von ihrem Elternhaus

geprägt, als einfach glaubende Christin. Wenn sonntags

kein Gottesdienst besucht wurde, lief etwas falsch. Sie

gehörte zum Hauskreis für entschiedenes Christentum in

unserer Nachbarschaft. Meine Mutter war aber keine

Frömmlerin, wie manche Menschen solcher separaten

Verbindungen leicht werden können. Sie glaubte nur ganz

einfach, was die Kirchen vorgeben.

Vater Friedrich (Fritz) bewahrte dagegen zeitlebens seine

sehr liberale Glaubensüberzeugung. Er besuchte gern

einen Gottesdienst, hatte natürlich kein Problem damit zu

fehlen. Die EC-Hauskreise waren ganz und gar nicht seine

Welt.

Und diese elterlichen Unterschiede im Gottverständnis

brachten mir Nachdenkpotential. Mutters “Einfach-soglauben,

wie es die Kirche vorgibt” haben mich, verstärkt

erst in späteren Jahren, tief nachdenken lassen. Und

Vaters “Freiheit im Denken, wie sie Jesu Lehre

beinhaltet”, wurde mir immer mehr zur Grundlage meiner

Nachforschungen. Mit dem Ergebnis meiner Literaturarbeiten

in den fortschreitenden Jahren meines Unruhe-

Standes.

Jesus von Nazareth war anderer Natur als die auf Seiten

zuvor behandelten Pietisten und Frömmler. Er nannte sich

oft Menschensohn und er war es. Sein Wesen darf ich als

weltoffen und tolerant bezeichnen. Jesus war in seiner Art

allen Erdenbürgerinnen und Erdenbürgern zugetan. Er

ging auf jeden zu. Sein Ziel war es, allen Gläubigen dieser

Erde den Weg zur Zukunft ihrer Seelen zu ebnen, hin zu

seinem und unserem geistlichen Schöpfervater in der

zukünftigen Welt. Und niemand von uns kann die Ewigkeit

bei Gott richtig beschreiben!

284


A n h a n g C

Der Theologe heutiger Zeit, Dr. Frank Stückemann, Soest,

stammt aus Bielefeld-Jöllenbeck. Er befasste sich intensiv

mit der Erweckungsbewegung in Minden-Ravensberg und

mit dem Pietismus insgesamt. Auf den nächsten Seiten

zitiere ich aus seinen Erkenntnissen.

Zum N e u p i e t i s m u s des 19. Jahrhunderts in

Minden-Ravensberg und anderen Gebieten des Landes

Auszüge aus den Arbeiten von Frank Stückemann

Minden-Ravensberg - seit 1719 innerhalb des preußischen

Westfalens gemeinsam verwaltet - gilt wie Württemberg als

eine Region mit Schwerpunkt der “Erweckung”, wie sich

der Neupietismus selbst gern zu bezeichnen pflegt. Sie ist

durch den Pietistengeneral Johann Heinrich Volkening

geprägt (1796-1877).

Volkening kam 1838 auf die Pfarrstelle des Volksaufklärers

Johann Moritz Schwager (1738-1804) zu Jöllenbeck. Die

kirchenhistorischen Brüche und Verwerfungen zwischen

beiden erscheinen hier in jedem Sinne handgreiflich: Mit

der Pfarrwahl Volkenings wurde eine Hochburg der

Volksaufklärung buchstäblich eingenommen.

Außer J. M. Schwager, der vorher in Jöllenbeck gewirkt

hatte, werden in einem Handbuch von Böning und Siegert

eine Reihe weiterer Aufklärer an Theologen genannt.

Organisiert war die Gegenaufklärung in Neupietismus bzw.

“Erweckung” bereits 1780 durch die Basler Christentumsgesellschaft

mit Instellation einer Minden-Ravensberger

Sektion zwei Jahre später. Letztere bestand aus der Entourage

des pietistischen Pfarrers Friedrich August Weihe zu

Gohfeld (1721-1771) mit weitreichenden Verbindungen.

285


Während Friedrich August Weihe als Hallenser Pietist alter

Schule zu den Herrnhutern und dem in Minden-Ravensberg

seit Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbaren Separatismus

(Aussonderung von Gottesdienst und Abendmahl) auf

Distanz ging, kam es bei seinen Schülern zu einer Öffnung

diesen sektiererischen Kreisen gegenüber.

Volkening erhob diese sektiererische Enge schließlich zum

Programm und sollte damit ab 1828 in seiner Gütersloher

Gemeinde zunehmend untragbar werden.

Das hier ab 1834 dokumentierte Agieren Volkenings als

“Gastprediger” in frommen Kreisen, Kommunitäten, Konventikeln

und Kirchengemeinden unterstreicht die für ihn

immer prekäreren Verhältnisse in seiner Gütersloher

Gemeinde. Wilhelm Nagel spricht in einem Bericht über

den kirchlichen Zustand Ravensbergs aus dem Jahre 1834

vom Missbrauch der Missionsfeste als Mittel, eine Art

Triumpf des Pietismus zu feiern, der Instrumentalisierung

von Leichenpredigten zur Vorwegnahme des Endgerichts,

der Brüskierung der Quäkerkommunität durch Volkening

und Hartog sowie einer unerträglichen Intoleranz der

frommen Separat-Pfarrkonferenzen. Volkening brauchte

Verbindungen und Verbündete für einen Pfarrstellenwechsel

ohne Gesichtsverlust. In Vertretern des Jöllenbecker

Großbauerntums fand er das Gesuchte.

Nach entsprechenden Kontakten wurde 1838 eine großbäuerliche

Petentendelegation nach Berlin entsendet. Das

führte letztendlich zur Pfarrwahl Volkenings durch das

Presbyterium in Jöllenbeck.

In Minden-Ravensberg wie in ganz Westfalen bildete vor

allem Landbesitz die Grundlage zu Wohlstand und Reichtum.

Der Bevölkerungsanteil der landlosen Heuerlingsfamilien

war Anfang des 19. Jahrhunderts um etwa ein Drittel

auf 75% gestiegen. Die Heuerlinge, die für Unterkunft und

Hungerlohn beim Bauern knechteten, mussten sich

nebenbei als Hausspinner und Handweber betätigen, um

einigermaßen auszukommen.


J. M. Schwager beschreibt die fragile Wirtschaft 1796 in

einem längeren Aufsatz zu den Annalen der kurmärkischen

ökonomischen Gesellschaft.

Die Partikularinteressen der Bauern wurden hingegen von

Vertretern des Pietismus gestützt und getragen. Frömmlerei

und Bauerndünkel bedingten und instrumentalisierten

einander. Beide hatten aus ökonomischen u. weltanschaulichen

Gründen kein Interesse an Emanzipation und Bildung

von Heuerlingen. Im erweckten Minden-Ravensberg gab es,

anders als in Schlesien, trotz ähnlichen Elends während des

19. Jahrhunderts keine Weberaufstände, was man nur auf

sehr sarkastischer Weise dem segensreichen Wirken der

“Erweckung” zugute halten kann.

Vor allem auf dem Lande dominierten Großbauern und

deren spezifische Interessen die Presbyterien; geradezu programmatisch

wählte man bildungsferne Prediger des Neupietismus,

die die adligen und geistlichen Patrone bislang

verhindert hatten. So auch bei Volkening; die Umstände

seiner Wahl auf eine der bestdotierten Pfarrstellen Ravensbergs

sind mehr als aufschlussreich.

Das hochadlige Damenstift Schildesche, welchem bis zu

seiner Auflösung im Jahre 1810 das Kollationsrecht

zugestanden hatte, pflegte im vorangegangenen Jahrhundert

aufgeklärte Kandidaten zu bevorzugen. Hierzu zählen die

Amtsvorgänger Volkenings auf der Jöllenbecker Pfarrstelle:

Joachim Henrich Hagedorn, Johann Moritz Schwager, Carl

Ludwig August Heidsiek u. a. Das heißt: ein Volkening als

Pfarrer zu Jöllenbeck wurde erst nach Auflösung des Stifts

möglich, weil die Stiftsdamen einen solchen fundamentalistischen

Kandidaten gar nicht zur Wahl zugelassen hätten.

Vor der Wahl wurden auch Mindener Regierung und Superintendent

gehört; erstere erhob vor allem Bedenken, wegen

der einseitigen theologischen und geistlichen Richtung der

Kandidaten, “da zu besorgen sey, daß sie mit ihrem nicht

immer weisen, einseitigen, partheyischen Eifer in der jetzt

ruhigen Gemeinde Jöllenbeck und deren nächster Umgebung

Zwietracht und Unfrieden anrichten werden”.

287


Der Gegenaufklärer Johann Heinrich Volkening wirkte von

1838 bis 1869 in Jöllenbeck, also insgesamt über 30 Jahre.

1877 wurde er auf dem Friedhof der Gemeinde einer seiner

Söhne, die auch Pfarrer geworden waren, in Holzhausen im

Altkreis Lübbecke beigesetzt.

Fazit: Das segensreiche Wirken der “Erweckung” in

Minden-Ravensberg erweist sich bei näherem Hinsehen

als sukzessive Unterwanderung kirchlicher Strukturen

durch eine theologische Minderheit von “Ultras”, die sich

gekonnt-intrigant der großbäuerlichen Interessen, des

schwarmgeistig-separatistischen Milieus sowie der staatlichen

Phobie vor demokratischen, liberalen und kosmopolitischen

Kräften bediente. Hingegen bleiben volksaufklärerische

Wurzeln der Diakonie weiterhin ausgeblendet:

Der Mythos vom “Segen der Erweckung” ist innerkirchlich

nicht zu gefährden und erweist sich selbst, den

Tatsachen zum Trotz, von erstaunlicher Zählebigkeit.

Der Preis für die Trennung von der Volksaufklärung war

indessen hoch und führte einen teilweise bis heute gepflegten

protestantischen Antimodernismus zum gesamtkirchlichen

Akzeptanzverlust.

Die Texte stammen aus: Frank Stückemann, “Dieser Pfaffe hasste

außer schmalen Kirchengebühren nichts so sehr als die Demokratie” -

Gegenaufklärung in Minden-Ravensberg.

In: Holger Böning, Iwan-Michelangelo D` Aprile,

Hanno Schmitt (Hgg.): Volksaufklärung ohne Ende? Vom Fortwirken

der Aufklärung im 19. Jahrhundert (Presse und Geschichte - Neue

Beiträge 109), Bremen 2018, S. 483-514.

288


Abschließend zum Anhang C möchte ich noch das Gebet

eines Gefängnisseelsorgers, der sicher mit Inhaftierten

vieler Religionen, auch mit unterschiedlichsten Christen

und mit Agnostikern und Atheisten zu reden hatte, zum

Nachdenken abdrucken:

Ach Gott, die Welt ist ein Rätsel, und ich bin es auch.

Mein Schöpfer, gib mir niemals nur eine Lösung in die

Hand. Gib mir lieber eine brennende Kerze, um in den

Nachthimmel zu schauen, damit ich dich immer als

unwissendes Kind in deiner Schönheit sehe und erlebe.

Amen.

Verfasser ist mir unbekannt

289


J e s u s war S t i f t e r seiner Religion,

nicht Gründer der Kirche als Organisation.

J e s u s hat die Entwicklung seinen Nachfolgern,

den Aposteln und allen Folgegenerationen,

überlassen.

290


A n h a n g D

Entwicklung der christlichen R e l i g i o n

Frühes Christentum in apostolischer Zeit

und in der nachapostolischen Periode

Kirchliche Organisation bis heute

Historische Erkenntnisse und Korrekturen über 2000 Jahre

Vorab zum Verstehen der Basis aus den Vorzeiten

Das Alte Testament, die hebräische Bibel, enthält eine Vielzahl

historischer Berichte. Kriegsverherrlichungen mit Gott auf der

Fahne, Hass und Mord, egoistiche Machtgier u. a. m.

Erzählungen und Mythen sind im Verstehen der Zeit damals zu sehen.

Wer solche Informationen liest und zum Mitdenken bereit ist erkennt,

dass viele dieser Berichte nicht mit den Vorgaben des liebenden,

gnädigen Schöpfers identisch sein können.

Das Gute im Alten Testament hat Bestand vor Gott.

Und das ist auch eine Menge!

Abrahams

Zeit:

Moses Zeit:

Davids Zeit:

Erkenntnisse hin zum reinen Monotheismus.

Absolutes Vertrauen auf Gott als Schöpfer.

Fassung der hochkarätigen zehn Gebote.

Grundlagen der Rechtfertigungslehre allein durch

Gottes Gnade, wie sie Luhther später ja wieder

entdeckt hat, waren damals schon erkannt.

Beispiele: Der gute Hirte Lies Psalm 23

Das hohe Lied der Barmherzigkeit Lies Psalm 103

Gottes umfassende Liebe zu uns Menschen, ohne Vorbedingungen,

wurde geglaubt und mit Lob und Ehre in Anbetung gepriesen.

Gott, unser Schöpfer, ist und bleibt ewig gleich!

Um Jahr 0

Fromme Juden hatten über die langen Jahre mehr als

600 Ge- und Verbote entwickelt.

Wer solche Vorgaben einhielt, lebte nach diesem

frommen und edlen Denken gottgefällig!?

Vor der Zeitenwende hatte sich in langen Jahren

ein Reformstau gebildet.

Jesus Christus wurde zum Reformer! 291


Datierungen

Bibelstellen und

Erläuterugen Stichworte und Angaben dazu Seite dieses Buchs

J e s u

Lebenszeit

vor Jahr 0

Jesu Geburt.

Tatsächlich wurde Jesus wenige Jahre vor

Beginn unserer Zeitrechnung geboren,

als erstes Kind des Handwerkers Josef

und seiner Frau Maria aus Nazareth.

30 n. Chr. Taufe durch Johannes im Jordan.

bis etwa Wander- und Verkündigungszeit

33 n. Chr. des von Gottes Geist erfüllten Jesus,

dem Mittler der Heilsbotschaft. Aussagen am

33 n. Chr. Kreuzigung und Tod Jesu. Kreuz / Seite 49

3 Tage später Auferweckung zum Leben in Emmausjünger

Gottes geistlicher Dimension. Seiten 50-53

Wochen Gott nimmt Jesu Geist-Seele Himmelfahrt

später zurück in seine Ewigkeit. Seiten 54-57

Nach Jesu Lebenszeit P e t r u s, der starke und Petrus 3,18

folgten etwa 30 Jahre manchmal auch schwache

als apostolische Zeit Apostel des Herrn wirkte gut.

In den 60er Jahren J a k o b u s, der leibliche Jak. 1,17

nach Jesu Geburt Bruder Jesu wurde Apostel. Jak. 2,19

endet die

Apostolische Zeit. P a u l u s, der starke Gestalter

des Christentums,wohl von Röm. 1, 3-4

Paulus und Petrus Gott zum weisen Verbreiter 2.Kor. 3, 17

sterben in Rom und der einzigartigen Botschaft

Jakobus in Jerusalem. auserwählt, konnte seine 1.Kor.13, 9-10

Stephanus wurde schon missionarische Arbeit in

in früherer Zeit durch klarer Vollmacht tun. Er 2.Kor. 5, 8

Steinigung ermordet. wirkte friedlich und ohne

Von den weiteren Zwänge zur Verkündigung, 1. Tim. 2,3-6

Zeitzeugen Jesu Christi in der ihm zugänglichen

sind keine sicheren Welt des röm. Imperiums. Apostel gesamt:

Informationen fassbar.

Seiten 46-48 u.65-67

292


Bis zum Jahr 100 n. Chr. M a r k u s, als erster der Mk. 1, 9-13

läuft danach die

Evangelisten, hat sein

Nachapostolische Zeit, Evangelium um 70 n. Chr. Mk. 10, 18

die von Fachleuten noch veröffentlicht.

für weitere Jahrzehnte

gesehen wird.

L u k a s war der zweite Lk. 4 , 18

Die vier Evangelien Evangelist. Er schrieb Bezug Jesaja

lagen inzwischen vor. um das Jahr 80 n. Chr. Lk. 4, 21

Lk. 23, 43+ 46

Wer die Evangelien M a t t h ä u s als dritter, Mt. 1, 16

inhaltlich beurteilt, wird sein Evangelium um Mt. 4, 1-11

wird zum Ergebnis 90 n. Chr. verbreitet haben. Mt. 12, 32

kommen, dass ihre

wesentlichen Aussagen Lukas und Matthäus hatten

mit Jesu Wirken und das Evangelium des Markus

Wollen durchaus im als Vorlage. Somit werden

Einklang sind. Lukas die drei Berichte trotz aller

und Matthäus bringen Unterschiede als synoptisch

weitere Erzählungen angesehen. Sie sind in

aus anderen Quellen ähnlichem Stil gefasst.

und Weiterungen dazu.

Mit dem Ende der sog. J o h a n n e s hat sein Jh. 3, 6

nachapostolischen Zeit Evangelium als letzter, Jh. 4,24

sehen die namhaften in einem anderen Stil, Jh. 6,63

Forscher zum Leben verfasst, veröffentlicht

Jesu und zur Folgezeit wohl um 100 n. Chr. Evangelisten ges.

auch den Abschluss des Seiten 68-73

Frühen Christentums

um 130 n. Chr.

Menschliche Fehlanpassungen,

auch Übersetzungspannen zu

Glaubensgrundlagen, sind

vornehmlich auf Folgezeiten

zu datieren. Auch die Evangelien

waren zuvor schon verfasst, als

die starken Veränderungen zur Seiten

Auslegung dogmatisiert wurden. 74-77

293


Weiter im 2. Jahrhundert Es gab gute, aber auch sehr böse

Entwicklungen.Sektiererisches und

und

gnostisches Gedankengut bildete

sich. Große Diskussionen in den

im

Bezirken und Gemeinden der noch

jungen Christenheit traten auf.

3. Jahrhundert n. Chr. Streite um die Persönlichkeit Jesu

wuchsen an. Es ging um Jesus als

Mensch oder/und Gott. Die sogen.

Christologischen Streitereien waren

auf unversönlichem Höhepunkt.

Um 300 n. Chr.

Die Organisation Kirche hatte sich

in den Jahrhunderten etabliert.

Eine Lösung der Fragen zu Jesu

Persönlichkeit war nicht erreicht.

4. Jahrhundert Kaiser Konstantin wollte in seinem

325 n. Chr. erstes großes Reich religiösen Frieden haben.

Konzil in Nizäa

Er hatte schon im Jahre 313 mit

Kaiser Konstantin hatte seinem Mailänder Edikt volle

als politischer Herrscher Religionsfreiheit für alle Bürger

eingeladen.

verfügt. Das Christentum wurde

Beschluss in Nicäa, immer stärker.

auf Druck Konstantins, Das Glaubensbekenntnis, wie wir

entsprechend der Fassung es in fasst gleicher Fassung heute

der starken Persönlichkeit

Athanasius.

noch sprechen, wurde gefasst:

Jesus als wahrer Gott, sowohl

körperlich als auch geistlich.

381 n. Chr. Die Dreieinigkeitslehre war schon

Konzil in Konstantinopel 325 in Nicäa vorbeschlossen.

381 dann die Bestätigung

als eine Trinität mit

Vater, Sohn und Heiliger Geist.

393 und 397 n. Chr.

Kirchenversammlungen

in Regius und Karthago

Hier wurden die 27 Bücher des

Neuen Testaments endgültig als

zweiter Bibelteil bestätigt.

294


431 n. Chr. Zuvor noch ungeklärte Details zu

Konzil in Ephesus Jesus Christus wurden endgültig

verabschiedet. Jesus war nicht als

körperlicher Sohn Josefs, sondern

als Jungfrauengeburt zu glauben,

Gottes Sohn, von Gottes Geist gezeugt.

Maria wurde als Gottesgebärerin

bestätigt. Sie wurde Gottesmutter.

451 n. Chr. Das Dogma wurde besiegelt als

Konzil in Chalcedon Zwei-Naturen-Theologie, wie wir es

heute noch verbindlich kennen.

Jesu Christi Natur ist nach dieser

dogmatischen Festschreibung

gleichzeitig göttlich und menschlich.

Konzile und zur

Dogmenbildung

Seiten 81-87

Zusammenfassung Egoistisches Machtdenken entwickelte

der

sich immer stärker. Jesu Weisungen

1000 Jahre wurden weitgehend vergessen. Päpste

danach

und Gegenpäpste gab es, die gegeneinander

stritten. Gutes wurde mehr und

mehr vom Bösen verdrängt.

1139 n. Chr. Papst Innozenz II. legte den Zölibat

für alle Priester gesetzlich fest.

Erste Jahrhunderte Die christlichen Kreuzzüge wirkten

im 2. Jahrtausend sich verheerend aus.

bis zu den

Gewaltige Dome und große Basiliken

entstanden zum Lobe Gottes und als

Reformations- Statussymbole für Päpste, Bischöfe und

jahrhunderten für wohlhabende Bürger. Menschen

kamen in einer Vielzahl dabei zu Tode.

In den Köpfen der Fanatiker entstanden

verrückteste Ideen. Man bezog sich auf

Gott bei Teufelsaustreibungen und bei

Inquisitionen mit Verbrennungen.

295


Reformationszeiten

im 15. u. 16.

Jahrhundert

Anfang 16. Jahrh.

Lange vor Luther bahnte sich die

erforderliche Reformation an.

Versuche scheiterten und Reformer

wie Jan Hus wurden beseitigt.

Der sogenannte Ablasshandel

spülte Mengen Geld in die Kassen

der Bistümer und nach Rom.

1517 n. Chr. Reformationsdurchbruch dann unter

Martin Luther und anderen.

16. u. 17. Jahrh. Leider fanden auch Kriege statt,

wie z. B. die Bauernkriege. Seiten

100-106

1854 n. Chr. Die katholische Kirche verkündet das Dogma

der unbefleckten Empfängnis Mariens. Schon

seit dem 10. Jahrhundert feiert die Ostkirche

das Fest der ohne Erbsünde empfangenen

Gottesmutter Maria im Leib ihrer Mutter.

Die Kirche feiert den 8. Dezember, genau

9 Monate vor Geburt Marias 8. September

des Folgejahres.

19. und 20.

Jahrhundert

Heiligenkulte wurden noch weiter ausgebaut.

Der polnische Papst Karol Wojtyla, als Papst

Johannes Paul II., spricht während seines

Pontifikats 1.338 Verstorbene selig und 482

ehemals Lebende heilig.

Übergang Unter dem folgenden deutschen Papst, Jeseph

21. Jahrh. Ratzinger als Benedikt XVI. wurde nichts an

den dogmatischen Entwicklungen der alten

Kirchengeschichte korrigiert.

Leider blieb zu dieser Zeit eine ökumenische

Zukunftsanpassung weiter aus.

296


21. Jahrhundert

Eine Tendenz zur Korrektur menschlich gefasster dogmatischer

Vorgaben, zurück zum frühen Christentums, wird sich nun im

21. Jahrhundert deutlicher zeigen müssen.

Begonnen hat das Zurückerforschen schon Ende des letzten

Jahrhunderts. Man darf auch sagen, dass die Reformationszeit

im 15. und 16. Jahrhundert, in der Martin Luther Hauptakteur

wurde, schon die Wende zum eigenständigen Denken einleitete.

Ja, Bewohner unseres schönen, blauen Planeten dürfen sicher

unterschiedliche, ganz individuelle Glaubensüberzeugen zum

Schöpfer allen Seins haben. Gott ist unermesslich groß, so dass

niemand sich anmaßen darf, in seinem Glauben umfassend

wissend zu sein.

Allgemeines Wissen gilt verbindlich für alle Menschen auf der

Erde: 1 + 1 = 2 und 2 x 2 = 4.

Nicht so bei den Glaubensüberzeugungen. Hier dürfen wir uns

an Luthers Wiedererkenntnis der Rechtfertigungslehre halten.

Gnadenlehre, wie sie Jesus im Geist der Freiheit verkündete.

Unser Schöpfergott gewährt allen Bürgerinnen und Bürgern

dieser Erde weitgehende Freiheit im Denken! So dürfen wir es

glauben. Martin Luther hat zu seiner Zeit deutlich erkannt:

Jubiläum

Konzilsentscheidungen sind höherwertig

500 Jahre anzusetzen als die Entscheidungen eines

Reformation Papstes. Auch Konzilsentscheidungen

2017 n. Chr. können fehlbar sein.

Aktuell Weitsichtige Theologen u. Basischristen wissen

2018 n. Chr. heute: Unsere Kirchen haben Reformbedarf.

Theologen werden vom Studium her den Gang der Entwicklung

kennen. Wenn sie, ohne tiefere Analyse, die eingefahrenen

Kirchenvorgaben wahren, mögen sie dies vermutlich vor sich

selbst damit begründen, dass es gut sei, die westliche Tradition

zu halten, die so zum Kulturgut gehöre.

297



L i t e r a t u r b e z ü g e

Quellenhinweise

Die historischen Daten und wissenschaftlichen Erkenntnisse

beziehen sich auf veröffentlichte Werke, wie zum Beispiel Bände

„DIE GROßE BERTELSMANN-LEXIKOTHEK“ und „Chronik

des 20. Jahrhunderts“ im Chronik-Verlag und auf einige andere

Informationsquellen.

Biblische Jahresdaten und Historien sind der Bibel und den

Anhängen sowie den Zusatzinformationen dazu entnommen, den

Übersetzungen nach Martin Luther und auch Neues Testament/

Neue Genfer Übersetzung. Weiteres bezieht sich auf diverse

Bearbeitungen zu beiden Bibelteilen, in Verbindung mit

anderen großen Religionen..Knaur: „Die großen Religionen

der Welt“ und „NATIONAL GEOGRAPHIC, Biblica /DER

BIBELATLAS“. „DIE BIBEL“ neu gefasst von Jörg Zink.

Zu bestimmten Themen befinden sich die Quellenhinweise direkt

bei den behandelten Buchstellen.

299


Einzelne Literaturhinweise

F. F. Bruce P A U L U S , von Tarsus bis Rom

Richard Friedenthal

L U T H E R Sein Leben und seine Zeit

Hermann-Josef Lieber Martin Luther -

Frisch

Lieber Papst Franziskus

Ein Briefwechsel

Andreas Englisch

Günter Ewald

Roland Gööck

Roland Gööck

Wolfgang Huber

Khorchide

Abdel-Samad

Gabriele

Krone-Schmalz

Hans Küng

Hans Küng

Hans Küng

Jörg Luster

Manfred Lütz

Der Kämpfer im Vatikan

Gibt es ein Jenseits?

Die großen Rätsel unserer Welt

Menschen die die Welt veränderten

Der christliche Glaube

Eine evangelische Orientierung

Zur Freiheit gehört, den Koran

zu kritisieren / Ein Streitgespräch

Russland verstehen

J e s u s

S p u r e n s u c h e

C h r i s t s e i n

Die Verzauberung der Welt

Eine Kulturgeschichte des Christentums

G O T T Eine kleine Geschichte des Größten

300


Manfred Lütz

Meinhard Miegel

Der Skandal der Skandale

Wohlstand ohne Wachstum

Richard David Precht Jäger, Hirten, Kritiker

Bertram Salzmann

Peter Seewald

Helmut Schmidt

Günther Schwarz

in Verbindung mit

Franz Alt

Leo Strohm

Gustav Tobler

Silvio Vietta

Markus Vincent

Kriminalgeschichten der Bibel

J e s u s C h r i s t u s Die Biographie

Religion in der Verantwortung

Das Jesus - Evangelium

Was Jesus wirklich gesagt hat

2 0 0 0 Jahre Christentum

Lebenswerter leben

RATIONALITÄT EINE WELTGESCHICHTE

Die Auferstehung Christi

im frühen Christentum

E. G. White D A S L E B E N J E S U

Jörg Zink

A u f e r s t e h u n g

Und am Ende ein Gehen ins Licht

Jörg Zink J e s u s Funke aus dem Feuer

Jörg Zink

Vom Geist des frühen Christentums

Den Ursprung wissen - das Ziel nicht verfehlen

Stefan Zweig

Triumph und Tragik

des Erasmus von Rotterdam

301



Wiehengebirgs-Verlag

Friedhelm Oldemeier

Unterm Berge 32

32479 Hille-Oberlübbe

Internet www.wiehengebirgs-verlag.de

E-Mail oldemeier@wiehengebirgs-verlag.de

303


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