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Friedhelm Oldemeier
Urquelle
Friedhelm Oldemeier Urquelle der Schöpfung
und Jesu Friedenslehre
der Schöpfung
und
Jesu Friedenslehre
zur
Nächstenliebe
im Geist der Freiheit
Zweitausend Jahre christliche Religion
Impressum Friedhelm Oldemeier
Copyright: Wiehengebirgs-Verlag, Hille
Gestaltung außen: LightWerk Eckhard Grote
Druck: online-druck. biz, Krumbach
Überarbeitete und erweiterte 1. Auflage 2019
Im Jahre 2015 habe ich das Buch
G o t t e s S c h ö p f u n g
und J e s u L e h r e
im Geist der Freiheit
herausgegeben. Es umfasste 95 Seiten.
Die genannte Erstausgabe ist als Vorgänger heutiger Fassung
anzusehen. Das Buch wurde 2017-19 überarbeitet, aktualisiert
und inhaltlich ergänzt. Die nun vorliegende Ausgabe habe ich
um mehrere Kapitel erweitert und somit deutlich umfangreicher
gestaltet.
Als Autor möchte ich versprechen, dass die Lektüre dieses
Buches nicht langweilig wird, insbesondere für mitdenkende
Menschen. Eigene Betrachtungen zu den einzelnen Punkten,
manchmal wohl auch kritische, mögen dazu dienen, individuelle
Erkenntnisse zu erlangen und auf diese Weise ganz persönliche
Glaubensüberzeugungen zu gewinnen!
2
U r q u e l l e
d e r
u n d
S c h ö p f u n g
J e s u F r i e d e n s le h r e
z u r
i m
N ä c h s t e n l i e b e
G e i s t d e r F r e i h e i t
Das Wort “Philosophie” stammt aus dem Griechischen und
heißt “Liebe zur Weisheit”.
Theologie zählt, wie Philosophie, zur Geisteswissenschaft.
Heutige Philosophen erkennen mehr und mehr, dass es
nicht auf alle Fragen eine Antwort gibt. Sie wollen wissen,
was sie glauben können und was nicht. Das Wichtigste im
Leben sei nicht Glücklichsein - sondern
einen Sinn zu finden!
“Erkenne dich selbst” (schon in der Antike gab es die Inschrift
am Torbogen des Tempels in Delphi)
Hör auf, dich zu verbiegen. Dinge, die nicht in deiner Macht
liegen, lass links liegen. Das macht Sinn!
Habe Mut, ein Leben gegen den Zeitgeist zu führen.
Wer eine ethische und humane Grundorientierung im Leben
sucht, muss seinen eigenen Verstand nutzen!
Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit
deiner Gedanken ab.
(Mehr ab Seite 216)
G o t t wird uns wohl seinen Segen geben zu
mehr Freiheit, insbesondere im christlichen Denken!
J e s u s hat uns gelehrt, weitsichtig und weltoffen im
Geist der Freiheit und der Weisheit zu leben!
4
Z u m I n h a l t
I n h a l t
S e i t e
V o r w o r t 11
E i n l e i t u n g 13
1. Klarstellung zum Glaubensdenken 15
2. Gott ist die Urquelle des Universums
und Schöpfer allen Seins 21
3. Zu Überlieferungen zum Volk Israel
und zum frühen Judentum 31
4. J e s u s C h r i s t u s 39
5. Die Zeit nach Jesu Wirken bis 100 n. Chr. 61
6. Weitere Entwicklung in den nächsten
Jahrhunderten bis 500 n. Chr. 79
7. Ausartungen in den 1000 Jahren
von 500 bis 1500 n. Chr. 89
8. Situation um 1500 n. Chr. 95
9. Die Reformation 99
10. Entwicklungen in den letzten
500 Jahren 109
6
11. Zum Christentum heute 115
12. Zusammenfasssung zur Kirchenhistorie 131
13. Prioritäten christlicher Glaubensaussagen 137
14. Gedanken zur Zukunft der Kirchen 145
15. Erkenntnisse aus Aramäischforschungen
des Theologen Dr. Günther Schwarz zu
fraglichen Aussagen des Neuen Testaments 165
16. Friedenschancen für unseren Planeten 193
17. Aussagen von Jörg Zink 221
Zitate der aktuellen Literatur mit Rezensionen und
Aussagen zum Inhalt dieses Buches
18. E p i l o g 245
A n h ä n g e
A Die Bedeutung von Mythen in der Bibel 277
B Betrachtungen zur Erweckungsbewegung in
Minden-Ravensberg 19./20. Jahrhundert 281
C Zum Neupietismus des 19. Jahrhunderts in
Minden-Ravensberg und anderen Landesteilen 285
D Entwicklung der christlichen Religion
Frühes Christentum in apostolischer Zeit
und in der nachapostolischen Periode
Kirchliche Organisation bis heute 291
Literaturbezüge 299
7
Viele kluge Menschen meinen, es gäbe nur Naturgesetze. Sie
bleiben aber intelligente Antworten schuldig, wenn erklärt
werden soll, wie der von der Wissenschaft vermutete Urknall
vor fast 14 Milliarden Jahren entstehen konnte.
Aus dem N i c h t s ?
Nein, sagen sie, eine extrem komprimierte Masse sei schon
vorhanden gewesen. Materie in irgendeiner Art!
Und welcher Genius war Schöpfer dieser U r - Materie ?
Wer oder Was ist die Quelle aller physikalischen, von der
Wissenschaft gepriesenen, sich wiederholenden und immer
währenden schlüssigen Zusammenhänge?
Weise Wissenschaftler stimmen weisen Theologen zu bei der
Antwort, die ich so umschreiben möchte: Vor der Ur-Materie
muss schon eine unbeschreibbare Ur-Kraft gewirkt haben,
sonst wäre Nichts vorhanden gewesen.
Den Schöpfer allen Seins dürfen wir getrost so sehen, wie er
seit menschengedenken von vielen Völkern in ihren religiösen
Riten erkannt wurde, als
U r - G e i s t !
Manche Dimensionen bleiben uns als Geschöpfe Gottes auf
diesem schönen Erdenrund, in beschränkter Endlichkeit,
wohl doch verborgen!
8
V o r w o r t
u n d
E i n l e i t u n g
G o t t gab uns die Fähigkeit zum Denken,
damit wir sie nutzen !
F. O.
Das Beste, was uns gegeben wurde,
ist unser Hirn.
Wir müssen es nutzen !
Dalai Lama
10
V o r w o r t
Autoren nutzen den Buchanfang gern, um mögliche Leserinnen
und Leser für den Inhalt zu interessieren. Auch ich möchte mit
diesem Prolog so verfahren.
Dies Buch ist für M i t d e n k e n d e gedacht, also für die noch
S u c h e n d e n und für manchmal Z w e i f e l n d e; ebenso für
Christen, die mit einigen Aussagen und Festschreibungen der
Kirchen ihre Probleme haben. Religiös hier und da anders
denkende Menschen sind eingeladen, sich mit den hochwertigen
Glaubensgedanken und mit dem Leben des Jesus von Nazareth
zu beschäftigen, ohne die Vorgaben kirchlicher Organisationen
anerkennen zu müssen. Auch Agnostiker und Atheisten mögen
sich noch einmal tiefer mit Jesu religiösem Denken auf freierer
Basis befassen.
Der große Philosoph und Staatsmann M. Ghandi in Indien, dem
überwiegend hinduistischen Großstaat, mit einem in seiner Zeit
schon stark geprägtem demokratischen Denken, empfahl ohne
Wenn und Aber seinen Gläubigen, in der so anderen östlichen
Religion, Jesu Lehre. Er erklärte deutlich:
Ich sage den Hindus, dass ihr Leben unvollkommen sein wird,
wenn sie nicht auch ehrfürchtig die Lehre Jesu studieren!
Mahadma G h a n d i
Christen, die in voller Überzeugung glauben (möchten oder
wollen), wie ihnen die Worte der Bibel erklärt wurden und wie
sie diese verstehen, mögen ihren Weg in übernommener Weise
weitergehen. Sie folgen weitgehend den kirchlichen Vorgaben
und sie werden sicherlich (auch) das angestrebte Ziel erreichen,
hin zur geistlichen Ewigkeit des Schöpfers. Gott wird sich in
seiner Liebe aller Menschen annehmen wollen!
Gottes Wege sind vielseitig und nicht dafür vorgesehen, von
Menschen in ein starres, einheitliches Denksystem gepresst zu
werden.
Gottes Größe ist unermeßlich!
11
G o t t i s t g r o ß !
Alle Versuche, ihn bildlich oder mit menschlichen Worten
darzustellen und zu beschreiben, bleiben hier in unserer
Endlichkeit eine Verkleinerung seiner Größe.
Der Schöpfer allen Seins wird uns, seinen Geschöpfen, in
dieser Welt nicht alle Tiefen seines Wesens offenbaren!
12
E i n l e i t u n g
Gott gab uns die Fähigkeit zum Denken, damit wir sie nutzen!
Bei allem Nachdenken zum Buchthema formuliere ich, als ein
lutherischer Christ, Erkenntnisse zur Entwicklung unserer
Religion in den 2000 Jahren n. Chr. Diese stimmen weitgehend
mit den Überzeugungen eines Teils ernsthafter theologischer
Fachleute heutiger Zeit überein. Mir geht es nicht um
wissenschaftliche Ausarbeitungen, die ich als theologischer
Autodidakt selbst kaum leisten kann. Es geht um historische
Fakten und um ein Zusammentragen gewonnener Erkenntnisse.
In unseren reformatorischen Kirchen haben Amtsträger und
alle anderen Mitglieder verfassungsrechtlich gleiche Stellung.
Es gilt das Prinzip des allgemeinen Priestertums. Auf solcher
Grundlage darf ich mir als ein denkender Christ erlauben, die
Entwicklungen zur Kenntnis zu nehmen und zu interpretieren,
wie ich es für angemessen halte.
Meine literarische Arbeit möge den Leserinnen und Lesern zu
Denkanstößen für ihre eigenen Überlegungen dienen. Einfache
Formulierungen sind für Basischristen von Vorteil.
Bei meiner Arbeit bin ich chronologisch vorgegangen. Weitere
Jahresdaten kann man nachschlagen, zum Beispiel in biblischen
Registern. Für alle Menschen muss gelten: „Niemand kann
seine persönlichen Glaubensüberzeugungen beweisen.“
Meiner Frau Anni danke ich für ihre gute Mitarbeit. Sie hat
mich in meinen Formulierungen sinnvoll unterstützt!
Meinem Gesprächspartner Detlef Adam, mit dem ich mich über
diverse Fragen des Glaubens austauschen konnte, bin ich zu
Dank verpflichtet. Wir haben unsere Auffassungen über manche
biblischen Aussagen, die das frühe Christentum beeinflußt
haben, ebenso diskutiert wie spätere Entwicklungen, Deutungen
und Festlegungen. Sein weites Wissen, gepaart mit persönlichen
Überzeugungen, machten manche meiner Aussagen klarer und
deutlicher.
Im Frühjahr 2019
Friedhelm Oldemeier
K l a r s t e l l u n g e n
z u m
G l a u b e n s d e n k e n
Denkfähige Menschen auf unserem Planeten Erde
werden mit der G o t t e s f r a g e konfrontiert.
Familie und Gesellschaft nimmt Einfluss auf die
Entwicklung und auf die Denkrichtung jeder einzelnen
Persönlichkeit.
Toleranz und Achtung vor Andersdenkenden sind
wichtig, um den Frieden in dieser Welt positiv zu
beeinflussen.
16
Klarstellungen zum Glaubensdenken
1. Kapitel
Gottgläubige Menschen in den monotheistischen Religionen
beziehen sich deutlich auf „Gott den Schöpfer allen Seins“. Ihre
Glaubensüberzeugung setzt auf Gott, als den einzigen Ursprung
im Universum. Die Dimensionen der Schöpfung sind nur sehr
begrenzt zu erkennen und auch nur teilweise wissenschaftlich
ergründbar. Zu den gottgläubigen Menschen gehöre ich selbst
mit voller Überzeugung.
Gott ist einzig, er ist der Souverän.
Unser Schöpfer bleibt in seiner Größe immer Herrscher seiner
Ewigkeit, die wir nicht beschreiben können. Ja, Gottes Ewigkeit
bleibt uns Geschöpfen in diesem Dasein verborgen. Und, Gott
lässt sich von Menschen nicht nach ihrem Willen manipulieren.
Christen dürfen ihren unbeweisbaren Glauben vertreten wie
Gläubige anderer Religionen ebenso.
Agnostiker sind Erdenbürgerinnen und Erdenbürger, die sich
in ihrer Festlegung zur Gottesfrage bewusst zurückhalten. Sie
gehen davon aus, dass es einen Schöpfergott geben kann;
ebenso halten sie eine Eigenentwicklung allen Seins für
denkbar. Agnostizismus ist die Lehre von der Unerkennbarkeit
der Dinge und Wirklichkeit, des Absoluten. Die so denkenden
und überzeugten Agnostiker halten auf dieser Basis, welche
durchaus vertreten werden kann, einen Gottesbeweis nicht für
möglich. Kein Gottgläubiger ist in der Lage, gegen ihren sehr
zurückhaltenden Standpunkt Beweise anführen zu können.
Atheisten sind Menschen, die den Gottesbezug generell nicht
anerkennen. Sie setzen konsequent auf die Eigendynamik der
Evolution. Solche Denker glauben in der Regel daran, dass die
Naturgesetze aus sich selbst heraus entstanden sind, alles hervor
gebracht haben und sich immer weiter entwickeln.
Der Atheismus ist also die „Lehre ohne Gott“.
Ein überweltlicher Lenker aller Wirklichkeit wird abgelehnt.
Atheisten kann man somit als „Gottesleugner“ ansehen.
17
Insgesamt sind alle Erdenbewohner gegenüber
Andersdenkern zu Toleranz, Achtung und Respekt
verpflichtet!
Alle lebenden „Homo sapiens“ sind nur dann gute Mitglieder
der Wertegemeinschaft, wenn sie ethische, sozial gerechte
und somit humane Vorgaben zum Gemeinwohl in der Welt
beachten.
Übertrieben egoistisches Machtstreben, kriegerisches Wirken
und Rachegedanken sind den friedlichen Zielsetzungen fast
immer hinderlich und negativ. Entwicklungen dieser Art sind
natürlich nicht zu tolerieren, sondern zu kritisieren und zur
Diskussion zu stellen.
Wenn ich sage: „...fast immer hinderlich und negativ“, so
formuliere ich bewusst so. Lange Zeit habe ich mich zu den
unnachgiebigen Pazifisten gezählt. Nach Entwicklung des
sogenannten Islamischen Staates, mit bösartig radikalen
Glaubensvorgaben, habe ich mich etwas anders orientiert.
Die Weltgemeinschaft darf keinesfalls akzeptieren, dass
Minderjährige zum Töten verführt und dazu haarsträubende
Versprechungen für ein Leben in Gottes (gleich Allahs)
zukünftiger Welt gemacht werden.
Ich bin nach wie vor gegen übertriebene Waffenherstellung
und gegen deren Export in unkontrollierbare Staatssysteme.
Dem IS muss unbedingt Einhalt geboten werden. Dieser
erfundene Islamische Staat ist zu eliminieren, damit er seine
verbrecherischen Ideen nicht über die ganze Welt ziehen
kann. Der IS zeigt, dass es Ausnahmen bezüglich Pazifismus
geben muss!
In unserer modernen, globalen Welt sollte jeder Mitdenker
guten Willens wissen, dass man in der Regel besser mit gut
ausgewogener, dipolomatischer Gesprächsbereitschaft lebt.
Mit gegenseitiger Achtung und Rücksichtnahme. Wir müssen
Zukunft tragende Ziele anstreben. Das ist ein Problem. Man
braucht dazu eine Übereinkunft vieler Staaten bezüglich eines
Wertekanons. Was können sie akzeptieren? Wer bestimmt den
Maßstab bei so unterschiedlichen Kulturen?
18
Somit habe ich mir klar gemacht, dass reiner Pazifismus
die heutige Menschheit nicht zum Frieden für alle führen
wird. Den wirtschaftlich starken Gemeinschaften bleibt
nur der Ausweg, der IS-Ausartung durch gemeinsames
Handeln ein Ende zu machen. Sonst werden Falschprogrammierte
in unserer modernen Welt bald alle gut
geschaffenen Errungenschaften vernichten. Und vor dem
eigenen Scheitern werden sie vielen leichtgläubigen
Mitläufern immer wieder vorgeben, einen nach ihrer
Überzeugung erforderlichen „Gottesstaat“ errichten zu
müssen und dabei laut Anweisung des Höchsten
Nichtgläubige aus dem Wege zu schaffen haben!
Leider gibt es weitere, vom Egoismus besessene Despoten
und Herrscher, Narzissten mit keinerlei Skrupel. Aktuell
ist zu denken an Baschar al-Assad in Syrien und Kim Jong
Un in Nordkorea, leider auch an die Entwicklung in der
Türkei. Politiker aller friedliebenden Länder müssen alles
dafür tun, dass biologische, chemische und nukleare
Waffen nie wieder zum Einsatz kommen.
Alle gutwilligen Menschen dieses schönen Planeten Erde,
egal ob Christen oder Angehörige sonstiger Religionen,
ebenso Agnostiker mit ihren zurückhaltenden Gedanken,
wie auch Atheisten jeder Art oder noch anders denkende
Menschen sind gleichwertig in jeder Beziehung, wenn sie
einen guten persönlichen Beitrag zum Frieden und zur
Humanität in der Weltgemeinschaft leisten!
Nun zurück zur Klarstellung im Glaubensdenken.
Wichtig ist zu erkennen, dass niemand seine Glaubens- oder
Nichtglaubensüberzeugungen beweisen kann!
Auf solcher Basis sollte es keinen akzeptablen Christen
oder andersgläubigen Menschen geben, der seine eigene,
Glaubensüberzeugung anderen Menschen als allein
seligmachend offeriert. Glaubensegoismus hat immer wieder
und zu allen Zeiten zum Unfrieden und zu unsäglichem Leid
geführt!
G o t t i s t d i e U r q u e l l e
d e s U n i v e r s u m s
u n d S c h ö p f e r a l l e n S e i n s
Großer Gott wir loben dich,
Herr, wir preisen deine Stärke.
Wie du warst vor aller Zeit,
so bleibst du in Ewigkeit!
22
2. Kapitel
Gott ist die Urquelle des Universums
und Schöpfer allen Seins !
Vor unvorstellbar langer Zeit hat der allumfassende und
alleinige Gott das Rad der Schöpfung in Gang gesetzt. Die
Evolution hatte begonnen. Evolutionswissenschaft gegen
Kreationslehre? Theologen und Wissenschaftler sollten
versuchen, einen gemeinsamen Nenner zu formulieren.
Eigentlich haben die Klugen unter ihnen längst erkannt,
dass Gottes genialer Schöpfungsplan in einer einheitlichen
Fassung münden kann. Für uns Menschen ist es unwichtig,
ob Gottes Schöpfung in sechs Tagen vollzogen wurde
(Erzählungen im AT) oder ob die schöpferische Evolution
dauerhaft aktiv bleibt. Tausend oder Millionen Jahre
mögen vor Gott wie eine Sekunde oder ein Tag sein. Die
Entwicklung bleibt dynamisch.
Der Mensch ist als Krönung der Schöpfung da. Hoffen wir, er
wird in Zukunft dieses Prädikat verdient beweisen! Gott gab
ihm seinen Leib, zu dem ein hoch entwickeltes Gehirn gehört,
welches Geistiges und Geistliches produziert. Mit einer Seele,
deren Ziel zu Gottes Ewigkeit führt.
Diese Einleitung zum Kapitel 2 ist meine persönliche Überzeugung.
Leserinnen und Leser mögen zustimmen oder doch ihre eigene
Glaubensüberzeugung finden.
Naturwissenschaftliche Anthropologie ist die Lehre von der
Abstammung des Menschen, der Entwicklung. Interessant,
was zurzeit zu lesen ist. Die Medien berichten im Juni 2017:
„Menschheit ist 100.000 Jahre älter, als bisher behauptet“.
Es geht um uns, den Homo sapiens. Zuvor gab es schon
ausgeprägte menschliche Wesen, die wissenschaftlich nicht
direkt zu unserer Gattung gerechnet werden.
Im Norden Marokkos wurden Fossilien entdeckt. Diese
Knochenfragmente sollen einwandfrei zur Spezies Homo
sapiens gehören und etwa 300.000 Jahre alt sein. Bisher
datierte man unseren Anfang auf ca. 200.000 Jahre.
23
Auch die klügsten der Geschöpfe werden hier auf der Erde
niemals absolute Klarheit über den Ursprung von Zeit und
Ewigkeit erlangen können. Unser Schöpfer wird sich nie
bis in die Tiefen seiner Größe erforschen lassen. Ich gehe
davon aus, dass die Evolution weitgehende Eigendynamik
behält, ohne dauernde Eingriffe des Schöpfers.
Bei solcher Denkweise sollte für uns kein Raum bleiben,
Gott für die Naturkatastrophen und für menschliche
Einzeltragödien einfach so verantwortlich zu machen.
Die wissenschaftliche Forschung ermittelte einen Urknall
als den Ursprung des Universums, auch Kosmos/Weltall
genannt. Vor fast 14.000.000.000 Jahren, das ist Sieben
Millionen Mal die Zeit von Jesu Lebenszeit bis heute. Eine
extrem komprimierte Masse soll damals explodiert sein
und zu immer weiterer Ausdehnung des Alls führen. Mag
sein, dass die Wissenschaft Recht hat. Aber woher kam
diese superdichte Materie? Keiner kann beweisen, dass
sich ohne jedwede höhere Steuerung alles Leben
entwickelte? Bis hin zum komplizierten menschlichen
Gehirn, mit dem die größten Erfindungen gemacht und
schönste kulturelle Leistungen erbracht werden. Aber,
auch das Gegenteil ist nicht beweisbar.
Astronomen und Wissenschaftler der anderen Disziplinen
können bei Befragungen keineswegs plausible Auskunft
erteilen, wenn es um die wirkliche Urquelle allen Seins
geht. Was war denn vor dem sogenannten Urknall? Für
mich kann es nur eine Erklärung geben: Gott war zuvor
schon da als Schöpfer!
Manche Menschen erwarten einen Beweis für die Existenz
Gottes. Mit gleichem Recht könnten diese den Beweis für
eine Nichtexistenz unseres Schöpfergottes erbringen
sollen. Beides ist bekanntlich nicht möglich! Unser Planet
Erde soll sich nach wissenschaftlicher Meinung vor etwa
4.500.000.000 Jahren begonnen haben zu bilden.
Von kleinsten Partikeln bis zu Sandkörnern und zu kleinen
und größeren Steinen und bis zu ganz massiven Blöcken,
alles wurde in den zuerst vorhandenen Spiralnebel hineingezogen.
Die Anziehungskraft bahnte sich den Weg. Und
solche Schauspiele dürfen wir noch heute beobachten,
wenn Sternschnuppen in der Erdatmosphäre verglühen.
Solange unser Planet im Universum Bestand hat, wird
alles dynamisch bleiben. Und, wenn die Erde einst nicht
mehr da ist, was nicht nur die Wissenschaft für denkbar
hält, sondern was auch wir Christen in Gottes Plan mit
seiner Evolution für möglich halten müssen, wird ein
dynamischer Kosmos weiter bestehen.
Unser Erdmond ist etwa eine Lichtsekunde, somit rund
385.000 Kilometer von uns entfernt. Die wärmende Sonne
ist etwa 150.000.000 Km weit weg, 390 Mal weiter als der
Mond. Das Licht unserer Sonne braucht rechnerisch etwa
7 Minuten bis zu uns. Forscher ermitteln immer mehr
Galaxien mit Unzahlen von Fixsternen und Planeten.
Planeten unseres Sonnensystems sind bekannt. Wie groß
ist allein unsere Galaxie? Von den Planeten anderer
Galaxien, wie sie dort um ihre Fixsterne kreisen, wissen
die Astronomen noch wenig. Medien berichten aktuell
über die Entdeckung fernster Galaxien: „Eine Sterneninsel
ist 13 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt!“
Niemand weiß, ob unser Schöpfer womöglich auf anderen
Planeten Lebewesen mit Intelligenz sich hat entwickeln
lassen. Ja, Leben könnte irgendwo existieren mit höherer
humaner Intelligenzausprägung. Auch ohne Kriege, Mord,
Racheplänen und übertriebenem Egoismus, sondern im
guten, friedlichen Miteinander!?
25
Nicht nur Physiker, Astronomen und andere Naturwissenschaftler,
auch Geisteswissenschaftler stoßen an Grenzen.
Ja, philosophische Denker mit ihrer Liebe zur Weisheit,
mit Streben nach Vernunft und Wahrheit, mit dem Ziel zu
einer ethisch humaneren und besseren Welt, kommen an
den Punkt, über den hinaus sie absolut nicht weiter
erklären können. Alle großen Denker stoßen an Grenzen
und münden somit in Formulierungen wie „ich glaube
dass…usw.“
So dürfen wir darauf vertrauen: „Zukunft heißt Ewigkeit“.
Sie wird allen Menschen, zu allen Zeiten, von Gott
angeboten. Und jeder hat die Möglichkeit, im Vertrauen
auf den Schöpfer, diese Chance anzunehmen!
Ein „Zeitempfinden“ wird es in Gottes Ewigkeit eher nicht
geben. „Ohne Anfang und Ende“ passt nicht in unsere
menschliche Vorstellungswelt. Auch die Entstehung allen
Seins aus dem Nichts ist unvorstellbar, Raum ohne
Grenzen ebenso. Geistwesen werden wohl auch keinerlei
physischen Bedarf kennen, wie z.B. Fortpflanzungstrieb.
Guter Glaube hat sich immer friedlich auszurichten.
Achtung und Respekt vor ebenso friedlichen, aber anders
glaubenden Menschen, ist ohne Zweifel Voraussetzung für
akzeptable Glaubensentwicklungen.
Meinen Überzeugungen darf ich folgen. Andere Menschen aber
sind ebenso verpflichtet wie ich selbst, ihre ganz persönlichen
Glaubensüberzeugungen für unbeweisbar zu halten. Niemand
hat das Recht, seinen Glauben den anderen Erdenbürgerinnen
und Erdenbürgern als alleinverbindlich und absolut
vorzugeben. Jeder sollte sich bewusst werden, dass frommer
Egoismus nicht zum Ziele führen kann. Woher auch wird man
das Recht ableiten können, zu wissen, ob Gott der Herr
bestimmte Besserwisserei von Menschen als seinen Willen
sieht? Nein, solches Frommsein kann doch wohl nur zur
Isolation führen! Große Gottesmänner (siehe Paulus)
erkannten schon zu Jesu Zeiten oder wenige Jahre nach seinem
Tod, dass unser Wissen Stückwerk ist und bleiben wird.
26
Interessantes aus Wissenschaft und moderner Physik
Am Anfang war das Wort!
Nobelpreisträger Professor Dr. Max Planck schrieb dazu:
“Als Physiker, also als Mann, der sein ganzes Leben der
nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie
verschrieb, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen
Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich nach
den Erforschungen des Atoms folgendes:
Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und
besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in
Schwingungen bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem
des Atoms zusammenhält.
Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente
noch eine ewige (abstrakte) Kraft gibt, so müssen wir
hinter dieser Kraft einen bewußten intelligenten Geist
annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie.
Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das
Reale, Wahre, Wirkliche (denn die Materie bestünde
ohne diesen Geist überhaupt nicht!), sondern der
unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.
Da es aber Geist an sich nicht geben kann und jeder
Geist einem Wesen zugehört, so müssen wir zwingend
Geistwesen annehmen.
Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selbst sein
können, sondern geschaffen worden sein müssen, so
scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer
ebenso zu nennen, wie ihn alle alten Kulturvölker der
Erde genannt haben: G o t t ! “
27
Professor Dr. Harald Lesch,
Astrophysiker und Naturphilosoph, bekannt durch Lechs
Kosmos in ARD und ZDF, ist sicher ein hervorragender
Wissenschaftler heutiger Zeit.
Auch bei Lesch geht es um die Frage:
Was ist der Ursprung? Geist oder Materie.
Meine Worte zu Harald Lesch:
Professsor Lesch maßt sich nicht an, alles Sein aus sich
selbst entwickelt zu sehen. Die Wissenschaft ist nach
seiner Überzeugung in der Lage, immer mehr Klarheit
zu ergründen. Ja, sie wird das >Vorletzte< (ausgehend
vom Urknall) weiter erforschen, aber niemals in die
Tiefen des Ursprungs eindringen können. Das >Letzte
Wissen der Schöpfung< , die wirkliche Grundlage allen
Seins, bleibt in der >Ewigkeit Gottes< verborgen!
Harald Lesch ist evangelischer Christ.
In der Tiefe allen Wissens bleibt somit nur der Glaube
an eine Urmacht “ G e i s t “.
G o t t i s t G e i s t !
G o t t ist die U r q u e l l e allen S e i n s !
28
Mit den Überzeugungen der beiden Naturwissenschaftler
Professor Planck und Professor Lesch möchte ich es hier
bewenden lassen. Man könnte wohl noch viele andere
wissenschaftliche Denker anführen, die ehrlich zugeben,
niemals eine plaubsible Begründung der Evolution aus
dem Nichts heraus vorlegen zu können.
So bleiben alle Denker der Menschheit, ob gottgläubig, ob
agnostisch geprägt oder ob sie sich atheistisch nennen, mit
Beweisen zum Schöpfungsdenken wohl immer ein Stück
weit im Unklaren.
Wenn aber der allgemein und von vielen Wissenschaftlern
hochgeschätzte Physiker Max Planck erkennt, dass die
Wissenschaft auch in Zukunft immer an Grenzen stossen
wird, die nur in seinen Aussagen auf der Vorvorseite
münden können, dann dürfen wir uns dem vertrauensvoll
anschließen.
Und so meine ich, uns allen, auch Wissenschaftlern mit
atheistischer Prägung, stünde es gut an, wenn wir uns der
Grenzen bewusst würden und unsere ganz persönlichen
Formulierungen fänden.
Jedem Naturwissenschaftler wird wohl klar sein, dass der
sogenannte “Urknall” keineswegs Anfang allen Werdens
sein kann.
Wissenschaftliche Laien, zu denen ich gehöre, wenn sie
aus Überzeugung ihr Vertrauen auf den Schöpfer allen
Seins setzen, mag es leichter fallen, ohne Wenn und Aber
an die einzige
U r q u e l l e d e r S c h ö p f u n g
zu glauben!
29
Z u Ü b e r l i e f e r u n g e n
z u m V o l k I s r a e l
u n d z u m
f r ü h e n J u d e n t u m
Im Volke Israel wurde der religiöse „Monotheismus“
geboren. Unter Mose entstanden die hochkarätigen
„Zehn Gebote“, die als Grundlage humaner Ordnung
in der ganzen Welt geachtet werden sollten.
Die Weisungen der mosaischen Gebote schließen auch
das Recht auf Frieden und Freiheit ein.
Diese Gebote sind geeignet, den Mächtigen der Erde als
Basis zur Formulierung der Grundgesetze ihrer Staaten
zu dienen.
32
3.
Kapitel
3. Kapitel
Zu Kapitel Überlieferungen zum Volk Israel
Zu Überlieferungen zu
Dies Zu Überlieferungen Kapitel möge zum Volk Gesamtverständnis Israel des Dies Buches Kapitel möge zu
dienlich Dies Kapitel sein. möge zum Gesamtverständnis des dienlich Buches sein.
4000
dienlich
bis
sein.
3000 Jahre vor Christus und zuvor… 4000 bis 3000 Jahre vo
Es
4000
waren
bis 3000
Geschichten
Jahre vor
aus
Christus
der Vorzeit
und zuvor…
im Umlauf, Es die waren Geschichten
mündlich Es waren von Geschichten einer Generation aus der zur Vorzeit nächsten im Umlauf, übermittelt mündlich die von einer Ge
wurden. mündlich Mythen von einer und Generation Ausschmückungen zur nächsten haben übermittelt Einfluss wurden. Mythen und
genommen. wurden. Mythen Ich bitte und meine Ausschmückungen Leserinnen haben und Leser, Einfluss genommen. an Ich bitte
dieser genommen. Stelle Ich eine bitte Ausarbeitung meine Leserinnen zur Bedeutung und von Leser, dieser Mythen an Stelle eine Ausa
in dieser der Bibel Stelle vorab eine zu Ausarbeitung lesen, im Anhang zur Bedeutung ab Seite 276. von in Mythen der Bibel vorab zu lese
3000
in der
v.
Bibel
Chr.
vorab
oder
zu
schon
lesen, im
um
Anhang
3200
ab
ist
Seite
in Mesopotamien
276.
3000 v. Chr. oder scho
die 3000 Keilschrift v. Chr. oder entwickelt schon worden. um 3200 Etwa ist in zur Mesopotamien
gleichen die Zeit Keilschrift entwicke
schufen die Keilschrift die Ägypter entwickelt ihre worden. Hieroglyphen. Etwa zur Genaue gleichen schufen Zeiten
die Ägypter ih
sind schufen zur die frühen Ägypter Geschichte ihre Hieroglyphen. des Alten Testaments Genaue sind Zeiten nicht zur frühen Gesch
vorhanden. sind zur frühen Geschichte des Alten Testaments vorhanden. nicht
vorhanden.
Frühes Judentum
Frühes Judentum
2000 Frühes v. Judentum Chr. etwa dürfte Abraham gelebt haben. 2000 Seine v. Chr. etwa dü
Nachkommen 2000 v. Chr. ergeben etwa dürfte sich Abraham aus den Berichten gelebt haben. des Nachkommen Alten Seine ergeben
Testaments. Nachkommen Die ergeben Linie sich Isaak, aus Jakob den Berichten usw. führt des hin Testaments. Alten zum Die Linie
Judentum Testaments. und Die später Linie auch Isaak, zum Jakob Christentum. usw. führt Die hin Judentum Linie zum und später
Ismael Judentum nimmt und der später Islam auch für sich zum in Christentum. Anspruch. Die Ismael Linie nimmt der Islam
Seit
Ismael
Abrahams
nimmt der
Zeiten
Islam
entwickelte
für sich in Anspruch.
sich dann der religiöse Seit Abrahams Zeiten e
„Monotheismus“, Seit Abrahams Zeiten wohl entwickelte die erste sich „Ein-Gott-Religion“.
dann der religiöse „Monotheismus“, woh
Eine „Monotheismus“, klare Ausrichtung wohl auf die nur erste einen „Ein-Gott-Religion“.
und Schöpfer Eine ist klare Ausrichtung
somit Eine klare im Ausrichtung frühen Judentum auf nur zuerst einen Gott erfolgt. und Wir Schöpfer somit sollten ist im frühen Jude
erkennen, somit im dass frühen das Judentum „monotheistische zuerst erfolgt. Glaubensdenken“, Wir erkennen, sollten dass das „m
auch erkennen, das des dass Islam, das den „monotheistische Ursprung im alten Glaubensdenken“,
Israel hat. auch das des Islam, den
1300/1200
auch das des
v. Chr.
Islam,
(genau
den Ursprung
weiß man
im
es
alten
nicht)
Israel
könnte
hat.
1300/1200 der v. Chr. (gena
Auszug 1300/1200 aus v. Ägypten Chr. (genau unter weiß Mose man erfolgt es nicht) sein. Danach könnte Auszug kann der aus Ägypten un
man Auszug von aus gesicherten Ägypten unter Daten Mose ausgehen. erfolgt sein. Danach man kann von gesicherten Da
1004
man von
- 965
gesicherten
v. Chr. Herrscherzeit
Daten ausgehen.
des König David. 1004 - 965 v. Chr. Herr
1004 - 965 v. Chr. Herrscherzeit
33
des König David.
33
965 - 926 v. Chr. Zeit des König Salomo, Davids Sohn.
Hier soll auf Wiedergabe vieler bekannterJahreszahlen
verzichtet werden. Auch Zeiten der einzelnen Propheten
kann jeder in den biblischen Übersichten nachschlagen.
Theologisch ist aber ein Prophet tiefer zu beleuchten, der
eine wesentliche Rolle für das spätere Christentum spielt.
Aus diesem Grunde möchte ich darauf historisch eingehen.
770 v. Chr. etwa wurde der Prophet Jesaja geboren,
der als ursprünglicher Jesaja anzusehen ist. Er wirkte von
738 bis 701 v. Chr. Die Jesaja-Kapitel des AT gelten
insgesamt als wichtigste prophetische Überlieferungen.
Dieser erste Jesaja, genannt „Protojesaja“, spricht in
seinen Weissagungen von einer Jungfrau, die schwanger
ist und einen Sohn gebären wird. Er solle Immanuel
heißen („Gott mit uns“). „…auf dass seine Herrschaft
groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl
Davids und in seinem Königreich.“
Im 11. Kapitel spricht Jesaja:
„Und es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm
Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht
bringen, auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn,
der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist
des Rates und der Stärke, der Erkenntnis und der Furcht
des Herrn.“
587 v.Chr. beginnt die zweite Babylonische Gefangenschaft.
Vor Ende der etwa 50 Jahre in Babel tritt ein zweiter
Jesaja als Prophet auf, genannt „Deuterojesaja“, dessen
Berichte und Weissagungen ab Kapitel 40 Jesaja zu
finden sind. Möglich, dass dieser nicht namentlich
genannte Prophet bewusst den ersten Jesaja ergänzen will.
34
Möglich auch, dass er in Kenntnis der Schriften des
Stamm-Jesaja diesen noch erweitert, aber der Name
verloren ging. Sein Stil ist anders, er hat jedoch sehr
genaue Detailkenntnisse über die Deportationszeit in
Babylon. Dadurch scheint sicher zu sein, dass es sich bei
den Berichten (Kapitel 40 bis 55) nicht um Prophetentexte
des ersten Jesaja handeln kann.
Der „Deuterojesaja“ berichtet über die Erlösung aus der
Gefangenschaft durch König Kyros (auch Kyrus oder
Kores) aus Persien, der das Reich Babel zerschlägt und als
neuer Herrscher in Babylon dann den Juden die Heimkehr
nach Judäa gestattet.
Kores / Kyrus wird von diesem zweiten Jesaja als von Gott
gesalbter Erlöser gepriesen. Gott hat Kyrus gesandt als ein
Werkzeug zur Erlösung. (Siehe Jesaja 45)
In den folgenden Kapiteln werden die alten „Lieder vom
Gottesknecht“ ausführlich behandelt. Hier wird noch auf
den Perserkönig Kores / Kyrus Bezug genommen, der die
Heiden in Gottes Namen unterwirft.
Anschließend schreibt der zweite Jesaja zukunftgerichtet.
Der Gottesknecht weist auf den Messias hin, der Israel
erlösen wird. Gottes Gnade wird immer sein und der Bund
des Friedens soll nicht hinfallen.
Jesus wird, zu seiner Zeit oder auch später, von der
christlichen Theologie als der Gottesknecht erkannt.
539/536 v. Chr. Rückkehr ins Land am Jordan.
Ab Kapitel 56 bis zum Schluss, Kapitel 66, hat dann
ein dritter Jesaja geschrieben. Er berichtet in der Zeit
nach Rückkehr ins Land der Väter. Dieser Prophet wird in
der Theologie als der „Tritojesaja“ bezeichnet.
35
Nun noch folgende Anmerkungen zum Kapitel
Volk Israel und frühes Judentum:
Wenn wir Gott als Urquelle allen Seins erkennen, müssen
wir meines Erachtens auch für denkbar halten, dass Gott
den Propheten und Jesaja insbesondere den Geist führte,
um Zukünftiges zu erkennen.
Der Messias wurde damals als ein Mächtiger, ähnlich
dem israelischen Ideal David, erwartet. Es ist möglich,
dass in der Vision schon an spätere schwere Zeit der
Länder am östlichen Mittelmeer gedacht wird, an die
römische Besatzung. Nacheinander hat es solche Mächte
dort gegeben, die in großer Willkür handelten: Perser,
Griechen u. a. m.
Aus den Jesaja-Kapiteln ist nicht erkennbar, dass der
erwartete Messias körperlich Mensch und Gott sein
würde.
Gott ist Geist. Schon dieser alte Schreiber Jesaja hat es
klar formuliert, dass Gottes Geist auf dem zukünftigen
Messias, einem Führer des Volkes Israel, ruhen wird.
36
Ist Israel in Gottes Augen (immer noch)
ein besonderes Volk?
Israel ist und bleibt das Volk mit der Erkenntnis hin zum
Monotheismus. Gott ist einzig und Schöpfer allen Seins. In
Israel entstand die erste „Ein-Gott-Religion“.
In dieses Volk wurde Jesus hineingeboren, als Mensch mit
intensiver Gotterkenntnis. Jesus Christus als Überbringer
der besten Botschaft aller Zeiten!
Ich kann den konservativen Christen nicht folgen, die
meinen, Gottes auserwähltes Volk Israel sei, so lange die
Erde bestehe, mit besonderen Maßstäben zu bewerten.
Nach meiner Glaubensüberzeugung ist Gott ewig gleich.
Sein Schöpfergeist misst uns Menschen immer mit den
gleichen Wertvorgaben. Alle Menschen ohne Unterschied.
Gottes Liebe kennt keine ethnischen oder auch anders zu
benennende Grenzen.
Jeder Mensch, zu allen Zeiten, darf das Gnadenangebot
unseres Schöpfergottes in gleicher Weise annehmen oder
ablehnen!
37
J e s u s C h r i s t u s
G o t t
h a t
J e s u s
i n u n s e r e r W e l t l e b e n l a s s e n .
Er hat ihn mit seinem Geist erleuchtet, um für uns
W e g w e i s e r
z u w e r d e n .
J e s u s C h r i s t u s
G e s t e r n
H e u t e
u n d h i n z u r E w i g k e i t !
40
In den Kapiteln ab hier befasse ich mich mit
J e s u s u n d s e i n e r L e h r e.
Im Buchtitel heißt es:
J e s u L e h r e
im Geist der Freiheit!
Meine Leserinnen und Leser bitte ich, den Gedanken zu
folgen, die ich weitgehend bei den tiefer nachdenkenden
Theologen finde, als deren Erkenntnis, beruhend auf ihren
langen Forschungen zum Ur-Christentum!
Dabei bleibt es nicht aus, einige der Festschreibungen,
insbesondere einige von Menschen erdachte Dogmen, in
Frage zu stellen oder auch ganz zu verwerfen.
Wenn ich öfter vom „liberalen christlichen Glauben“
spreche, so meine ich eine W e g b e w e g u n g von den
starren Absolutvorgaben der Kirchen und stärker hin zu
ganz persönlichen G l a u b e n s ü b e r z e u g u n g e n
des einzelnen, selbständig denkenden Menschen.
Jesus will uns sicher nicht in Glaubenszwängen sehen, in
Angst vor einem Gericht Gottes, sondern offen im Geist
der frohen Zukunft. Im „ G e i s t d e r F r e i h e i t “!
„Jesus Christus ist unser Maß, nicht Kirchen, Dogmen
und fromme Menschen.“
Hans Küng
„Menschen heutiger Zeit, als Homo sapiens, stoßen oft
an Grenzen kirchlich-dogmatischer Glaubensvorgaben.“
Jörg Zink
41
Die Vorgaben der mosaischen Gebote stehen klar für
Humanität und Solidarität.
J e s u s hat in seiner Verkündigungszeit konsequent
Weisungen zu friedlichem Verhalten gegeben.
Respekt und Achtung gegenüber unseren Mitmenschen
sind ganz oben auf seiner Werteskala.
Jesu Vorgaben stehen nicht unter Zwang von Verboten,
wohl aber gebietet er zu tun.
Er fordert Gerechtigkeit, Freiheit und Beweglichkeit in
unserem geistigen und geistlichen Denken.
Jesus war weltoffen und ganz und gar kein Mann der
klösterlichen Zurückgezogenheit.
42
J e s u s C h r i s t u s
4. Kapitel
J e s u G e b u r t ( Weihnachten ) 4.1
J e s u s wurde in das Volk Israel hinein geboren.
Wir dürfen davon ausgehen, dass Gottes Entscheidung
so gefällt wurde, weil diese menschliche Gemeinschaft
im Nahen Osten ihn bereits damals als den alleinigen
Gott und Schöpfer der Welt erkannt hatte!
Wie dürfen wir Jesu Kommen in diese Welt sehen?
a) Maria empfing ihre Schwangerschaft durch den
„Heiligen Geist“ und gebar als Jungfrau ihren ersten
Sohn, der „geistlich und körperlich Gott und Mensch“
war. Identisch in zwei Naturen?
Oder
b) Maria empfing ihre Schwangerschaft durch den
„Heiligen Geist“ und gebar als Jungfrau ihren ersten
Sohn, der „geistlich Gott und körperlich Mensch“ war?
Oder
c) Maria war eine junge Frau (welche zu dieser Zeit,
auch schon früher, üblicherweise vor erster Geburt als
Jungfrau bezeichnet wurde) und sie gebar ihren ersten
Sohn. Dieser wurde von Gott auserwählt, um als größter
Mensch aller Zeiten den Liebeswillen unseres Schöpfers
der Welt kund zu tun und seine barmherzige Gnade, sein
wunderbares Ewigkeitsangebot, zu bestätigen.
Jesus wurde mit Gottes Geist gesegnet.
Wir, ernsthafte Christen, glauben an Jesus und an seinen
Auftrag. Das Neue Testament darf Christen als Kompass
dienen, um persönliche Glaubensüberzeugungen zu finden.
Dieser Kompass zeigt uns das Ziel. Es gibt aber mehrere
Wege, auch Umwege, die hin zum Ziel führen!
43
Es wird keine Rolle spielen, ob die Geburt des größten
aller gelebten, jemals lebenden Menschen, in Bethlehem
oder Nazareth erfolgte. Der Hinweis „Bethlehem“ aber
verweist auf die „Stadt Davids“. Nur, wer aus dem
Stammbaum Davids kommt, kann nach der Vorstellung der
damaligen Juden als Messias anerkannt werden.
Wichtig ist, dass Jesus vom Geist des Schöpfers erfüllt
war, um seiner Bestimmung für uns gerecht zu werden.
Ausschmückungen zu Jesu Geburt und zu seiner
Persönlichkeit werden gar nicht so wichtig sein. Sie
mögen manchen Christen in ihrer Glaubensfindung
dienen.
Lassen wir die Weihnachtsgeschichten einfach so stehen.
Stellen wir dazu aber keine Behauptungen auf, die sich auf
später verfasste Berichte und so festgeschriebene Dogmen
begründen. Berichtende Schreiber aus Jesu Generation
sahen Jesus offensichtlich als Sohn Josefs, aus Davids
Stamm und nicht als Gott in einer Trinität.
Und wenn Gott in seiner Urmacht es für sinnvoll hielt, die
Schwangerschaft Marias ohne einen Mann zu vollziehen,
was viele Christen ja so glauben, ändert auch das nichts
daran, dass Jesus körperlich ein Mensch war. Ein
geborenes Individuum aus Fleisch und Blut. Und dieser
Mensch Jesus gab nach eigener Aussage am Kreuz seine
Geist-Seele, die ihm von Gott mit umfassendem Wissen
gegeben war, zurück.
Jesus selbst hat sich nie körperlich als Gott, bezeichnet.
Seine Aussagen zum Vater hin, zu seinem und unser
aller Gott und Schöpfer, beziehen sich immer auf die
geistige / geistliche Ebene.
G o t t e s G e i s t w i r k t e i n J e s u s C h r i s t u s .
44
Jesu Leben, Wandel und seine Weisungen 4.2
Bis etwa zu seinem 30. Lebensjahr wissen wir von Jesus
nichts Genaues, abgesehen von Ausschmückungen der
Kindheit nach den weit später schreibenden Evangelisten
Lukas, Matthäus und Johannes. Bekanntlich hat Markus
als erster der vier Evangelisten noch mit wenig
euphorischer Überlieferungserweiterung geschrieben.
Jesus lässt sich im Jordan taufen vom Johannes seiner
Zeit. Viele Theologen meinen, Jesus habe erst zu diesem
Zeitpunkt seine eigene Berufung ganz konkret erfahren.
Denn erst ab diesem Tag ist die Heilsgeschichte und seine
Sendung vom Schöpfer klar zu erkennen. Jesus wird von
Gottes Geist ergriffen und er beginnt dann seine starke
Verkündigungszeit als Wanderprediger. Er war, wie wir
wissen, ein unstudierter Laie und kein Theologe nach
den damaligen Bewertungen.
Die große Linie wunderbarer Seiten Alten Testaments
wird von Jesus fortgeführt und als Richtschnur
empfohlen. Vor allem die zehn Gebote und alles, was
damit konform geht: Wertvolle Psalmen und Sprüche.
Andere Informationen im AT dürfen wir als „historische
Berichte“ lesen, über die wir als heutige Menschen, wenn
wir uns als friedliebende Leute bezeichnen wollen, nachdenken
sollten. Wir finden im AT egoistische Tatsachen,
von Menschen zum eigenen Vorteil und zur Unterstützung
ihrer Herrschsucht begangene Gräueltaten, wozu Gott auf
den Schild gehoben wurde. Offensichtlich hatten gottgläubige
Menschen zuvor in ihrem Umfeld, mit geringeren
naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, ein gespaltenes
Verständnis von Gut und Böse. Solche Menschen gibt es ja
auch noch heute.
45
Ja, leider: Böses haben die Herrscher zu allen Zeiten
verübt. Nicht nur Herrscher, auch einfache Menschen.
Jeder Leser weiß, dass es heute immer noch religiöse
Fanatiker, doktrinäre Personen gibt. Oft sind es solche,
die sich keinerlei eigene Gedanken machen, sondern alle
Vorgaben ihrer Kirche einfach so glauben. Das ist dann in
Ordnung, wenn nicht andere, vielleicht noch Suchende,
durch Absolutstellung von Glaubensvorgaben erschreckt
oder sogar ins Abseits gestellt werden.
Jesus stellt klar: Gott interessiert sich nicht nur für die
„liebenswürdigen Leute“, er liebt alle Erdenbürgerinnen
und Erdenbürger, ohne Ansehen der Person. Jesus legt
nahe, dass Gottes Hinwendung zu allen Menschen Teil
seines Wesens ist.
Jeder Mensch hat die Freiheit, sich für oder gegen Gott
zu entscheiden. Glaubensdenken bleibt für uns wichtig,
darf aber durchaus individuell sein. Und es bleibt immer
Stückwerk, (Paulus).
Jesus hat einige theologische Vorgaben der so frommen
Juden einfach auf den Kopf gestellt. Er brach generell
mit Teilen des Grunddenkens nach Altem Testament.
Auch das fromme Getue der Werkgerechtigkeit, mit einer
Vielzahl fraglicher Vorschriften, wurde nicht anerkannt.
Jesus übermittelt den Erlösungswillen unseres Schöpfers.
Er erklärt eindeutig und ohne jeden Zweifel:
„Gott ist die Liebe, und er bietet allen Menschen und zu allen
Zeiten und in jedem Teil dieser Erde seine Barmherzigkeit
und Gnade an!“
Paulus sagt, Römer 1, 3-4: „Gottes Sohn, der geboren ist
aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch, und nach
dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes...“
Paulus, 2.Kor. 3,17: „Der Herr ist der Geist; wo aber der
Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“
46
Markus 10,18 Jesus sprach zum reichen Jüngling:
„Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“
Markus 1, 9-13 „… dass sich der Himmel auftat und der
Jesu Taufe Geist wie eine Taube herab kam auf ihn.“
Und da geschah eine Stimme vom Himmel:
„Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen…“
Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste.
Matthäus 4, 1-11 „Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste
Jesu Versuchung geführt, damit er vom Teufel versucht
würde.“
Leser mögen im NT weiter nachschlagen. Lukas berichtet
über die Versuchung ebenso in seinem Kapitel 4.
Anmerkung: Gott selbst würde sich sicher nicht vom Bösen
(Teufel) auf die Probe stellen lassen. Der Schöpfer und
Ursprung allen Seins wird von Menschen leider vielmals nach
eigenen, unvollkommenen und sehr kleinen Vorstellungen
gedacht. Die Erkenntnis heutiger Wissenschaft lässt immer
noch viele Fragen offen. Sie zeigt gläubigen Menschen aber,
dass unser Schöpfer unermesslich groß ist.
Matthäus 12,32 Auch hier unterscheidet Jesus deutlich
zwischen seinem menschlichen Körper und dem heiligen
Geist, der ihm von Gott verliehen wurde.
Lukas 4,18 Jesus sagt, indem er sich auf Jesaja bezieht
und prophetische Aussagen auf sich bezogen bestätigt:
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu
verkündigen das Evangelium den Armen…“
Anmerkung: „Christus“ ist die griechische Übersetzung aus dem
hebräischen „Messias“ und bedeutet „der Gesalbte“. Dieser
Hoheitstitel beinhaltet für Christen auch „der Erhöhte“ oder in
unserem Verständnis „unser Erlöser“, das heißt „der von Gott
auserwählte Mensch, der uns des Schöpfers Liebe und Barmherzigkeitsziel
neu gewiesen hat“. Jesus ist uns vorausgegangen!
47
Johannes schreibt sein Evangelium in einem anderen Stil
als die drei weiteren Evangelisten.
Auch Johannes unterscheidet deutlich zwischen dem von
Gott auserwählten Menschensohn Jesus und dessen
geistlicher Existenz, zu der Gott ihn als Mittler zum
Christus und Erlöser berufen hat.
Johannes 3,6 „Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch;
und was vom Geist geboren ist, das ist Geist!“
Johannes 4,24 „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die
müssen ihn im Geist und in Wahrheit anbeten.“
Johannes 6,63 „Der Geist ist es, der lebendig macht; das
Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet
habe, die sind Geist und sind Leben.“
Jeder interessierte Leser möge selbst an weiteren Stellen
im Neuen Testament nachschlagen und seine persönliche
Glaubensüberzeugung finden oder vertiefen.
An 30 Stellen im Neuen Testament wird von Jesus als
„Menschensohn“ berichtet. Geschrieben wird in der
dritten Person. Findige Theologen schließen daraus, Jesus
habe sich selbst so ausgedrückt, um sich nicht direkt als
Mensch zu bezeichnen. Oder wurde die Wiedergabe in den
Übersetzungen einfach so interpretiert? Die Bezeichnung
„Menschensohn“ wird schon im Alten Testament als ein
„Hoheitstitel“ verwendet.
Im Gebet des Herrn, Christen nennen es „Vater Unser“,
ist zu erkennen, dass Jesus sich selbst nicht als Gott sah.
Er betete zu Gott und lehrte uns, nach seiner Weise auch
zu beten!
J e s u s starb einen physischen Tod. Er ist somit wie
jeder andere Mensch körperlich gestorben.
Seine Aussagen am Kreuz belegen deutlich, dass er mit
Vollendung des Todeskampfes seine Geist-Seele zurück
in die Hände seines Schöpfergottes gibt.
48
Jesu Tod (Karfreitag) 4.3
Jesus ist auf grausame Weise gestorben. Unter römischer
Herrschaft fanden in Israel viele Kreuzigungen statt, zur
Abschreckung für Verbrecher und für erklärte Saboteure.
Römische Bürger blieben von Vollstreckungen solcher Art
verschont. Der hohe jüdische Rat durfte wohl Todesurteile
vorschlagen. Rechtlich war der Stellvertreter des Kaisers,
Pilatus, zum Urteil befugt.
Und was hat Jesus selbst in seiner Sterbestunde gesagt:
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ So kann
nur der Mensch Jesus zu seinem Gott und Vater sprechen.
Dann die wunderbare Zusage an seinen Mitgekreuzigten:
„Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ So
sprach Jesus in Einheit im Geist mit Abba, seinem Gott.
Er meinte sicher nicht den Körper, sondern die Seele des
in letzten Minuten gläubig gewordenen Mannes.
„Vater, ich gebe meinen Geist in deine Hände.“ Jesus
stirbt als der mit seinem Gott im Geist verbundene Sohn.
Er gibt dem Schöpfer seine Geist-Seele zurück.
Hier möchte ich noch Jesu Weisung zum Doppelgebot der Liebe
anführen, die hinführt zum Frieden nach Gottes Willen: „Liebe
Gott von ganzem Herzen; und liebe deinen Nächsten wie dich
selbst. Liebe auch deine Feinde!“
Weder im Judentum noch im Islam noch in einer anderen
Religion findet man so ausgeprägte Liebesweisungen.
So darf Jesus, auf seiner Grundlage, als der mit Gottes Geist
bedachte Mensch, zum Heiland und Christus erkannt werden!
Weitere Gedanken zu Jesu Persönlichkeit und zu seinem Tod…
Nach der entwickelten Dogmatik ist Christi Erlösungstod in der
Zweinaturen-Theologie, Jesus als Gott und Mensch in einer
Person, nötig geworden, um die Bereitschaft des Schöpfers zur
Erlösung über Gnade und Barmherzigkeit zu erreichen. Bei
solcher Glaubensauslegung hat Gott sich mit sich selbst
versöhnen müssen, vollzogen durch eigenes Sterben in seinem
Sohn, in geistlicher und körperlicher Einheit.
Wenn fundamentale Christen Gott selbst physisch, also
körperlich, am Kreuz sterben sehen, so mögen sie ihren
Glauben so leben. Und wenn liberalere, ebenso ernsthafte
Christen sich an Jesu Aussagen am Kreuz halten, so kann das
wohl nicht falsch sein. Nach eigenen Aussagen war Jesus ein
Mensch, mit Gottes Geist in besonderer Weise bedacht. So
wollte er gesehen und interpretiert werden. Und so darf nun
jeder Christ seine eigene Glaubenserkenntnis finden!
Jesus war Jude. Er wollte seinen Brüdern und Schwestern in
Israel, auch allen anderen Menschen, den rechten Weg zu Gott
weisen. Es ging ihm nicht um Abschaffung aller Vorgaben im
Judentum, sondern um eine wichtige, überfällige Reform. Um
eine Ausrichtung, wie sie schon dem AT an einigen Stellen, z. B.
Psalm 103, zu entnehmen ist. Egoistisch-frommes Glaubensverhalten,
mit Vorzeigen eigener Leistungen, war ihm zuwider.
Die späteren theologischen Festschreibungen hätten, bei guter
Auslegung der schon vorhandenen Texte des Neuen Testaments,
durchaus anders laufen können. (Hinweis auf die Konzilsentscheidungen
im 4./5. Jahrhundert, Kapitel 5.
Die Aussagen des sterbenden Jesus sind sehr hilfreich für
Menschen, die selbst mitdenken wollen. Gott bietet allen
Menschen, zu jeder Zeit, seine Gnade an. Nach Luther dürfen
wir sein Angebot annehmen, allein durch Vertrauen. Und Jesus
hat die Freiheit im Glauben nicht eingeengt. Das ist gut!
Wir müssen uns somit nicht allen Beschlüssen früherer Konzile
unterordnen. (Hinweis auf Reformationsaussagen, Kapitel 9)
Gott wurde damals, (leider teilweise noch heute), in der Denkweise
der Zeit, wie ein menschliches Wesen mit körperähnlicher
Natur gedacht. So kannte man es ja auch aus der Historie, nach
den egoistischen Aussagen der Herrscher aus verschiedenen
Kulturen. „Gott zeugte mich...“, so ließen sich Herrscher in
Zeiten zuvor als göttlich feiern.
Die Schöpfungsgeschichten, zu Beginn hebräisches Testament,
sagen aus: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde“.
Heute sollte deutlich betont werden, dass sich solche Aussagen
nicht auf die körperliche Wesensart, sondern auf die geistliche
Ebene beziehen, weil Gott Geist ist.
50
Und so bin ich davon überzeugt, dass es den ernsthaft
denkenden Christen dann gelingt, den Osterglauben und
damit Gottes große Heilsgeschichte mit uns Menschen
wirklich zu begreifen, wenn eine gedankliche Trennung
zwischen unserer „körperlichen Endlichkeit“ und der
„geistlichen Unendlichkeit in Gottes Ewigkeit“ vollzogen
wird. Jesus hat es uns genauso vorgelebt und in seinen
Aussagen und Weisungen vorgegeben. Manche unguten
Uminterpretierungen entstanden tatsächlich erst später.
Natürlich halte ich es, in Übereinstimmung mit vielen
anderen Christen, für möglich und sinnvoll, dass sich die
Theologie allmählich von dogmatischen Fehlern trennt.
Die scheinbar unüberwindbaren Hürden werden wohl erst
langfristig abgebaut. Christen sind aber auf der ganzen
Welt und zu allen Zeiten verpflichtet, Glaubensüberzeugungen
anderer Menschen zu tolerieren. Jesus Christus
hat den rechthaberischen Frommen nie das Wort geredet.
Nun noch zum Nachdenken über Judas, den Verräter! Oder?
Manche Theologen und Denker sehen in Judas Iskariot
(Ischariot) zwar den Verräter, aber auch einen Helfer, ein
Glied in Jesu Lebens- und Sterbensgeschichte. Die Evangelien
beschreiben in Wirklichkeit ein Judas-Bild, bei dem der Verrat
als heilsgeschichtliche Notwendigkeit in den Ablauf eingefügt
ist. War Judas möglicherweise einer der treusten Jünger? Der
einzige, der Jesus richtig verstanden hat? Die anderen Jünger
fliehen. Und Petrus verleugnet Jesus dreimal. Von Judas heisst
es: „Es packte ihn die Reue“. Er bringt die 30 Silberstücke
zurück, sagt: „Ich habe große Schuld auf mich geladen. Ein
Unschuldiger wird getötet, ich habe ihn verraten, verkauft.“
Wenn Judas sich in seiner großen Verzweiflung erhängte, haben
wir kein Urteil über ihn zu fällen. Gott ist die Liebe, die in
seiner gnädigen Barmherzigkeit mündet! Und wenn Judas im
Glauben an Jesu Aussagen, dem Leben und Wirken seines
Herrn und Meisters, im Vertrauen auf seinen Schöpfergott,
auf solche Weise gestorben ist, wird auch er, als verzweifelter
Mensch, in Ewigkeit wohl nicht verloren sein!
51
Ü b e r l e i t u n g z u O s t e r n 4.4
Die „Auferstehung“ Jesu, seine „geistliche Auferweckung“,
sein Übergang zurück in Gottes Geistwelt, gehört zweifellos
zu den wichtigsten Grundlagen unseres Christ-Glaubens.
Jeder Leser möge seine Erkenntnis dazu im Zusammenhang mit
den danach folgenden Aussagen zu Himmelfahrt sehen.
Priorität der frohen Botschaft (Ostern)
„Christus ist auferstanden“
Evangelikale Christen, die sich heute so nennen, weil sie
den dogmatischen Auslegungen der Evangelien auf Basis
der Konzilsbeschlüsse uneingeschränkt folgen, mögen bei
ihrer Überzeugung bleiben. Wichtig ist aber, dass nicht
egoistisch oder einfach unbedacht behauptet wird, nur mit
solcher, von Menschen festgeschriebener Lehre, könne
unsere menschliche Seele ihr Ziel hin zu Gottes Ewigkeit
erreichen. Wenn ernsthafte Christen bei der Osterbotschaft
zu anderen Überzeugungen kommen, so können sie
sehr wohl den Weisungen unseres Religionsstifters Jesus
Christus folgen. Verbissenes Festhalten an körperlicher
Identität Jesu mit Gott selbst entspricht m. E. nicht dem
Grundtenor des Neuen Testaments und damit dem Osterglauben
hin zum „Ewigen Leben“. Deutlich zu erkennen
in den Kreuzaussagen Jesu, (s. Seiten zuvor). Auf den
nächsten Seiten wird Jesu Auferweckung in der Dimension
Gottes deutlich, die sicher nicht als eine körperliche
Auferstehung interpretiert werden darf.
Paulus beginnt seinen Brief an die Römer bekanntlich so:
„Jesus Christus, verheißen durch Propheten, der geboren ist
von dem Samen Davids nach dem Fleisch und kräftig
erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem Geist…“ An vielen
anderen Stellen im NT finden wir es so bestätigt und nicht
nur bei Paulus. Und so darf ich noch einmal erklären:
Jesus selbst hat sich nie als Gott bezeichnet.
52
Ja, die Osterbotschaft hat eine Priorität im christlichen
Glauben. Ausschlaggebend kann und wird aber nicht sein,
ob Christen der heutigen Zeit an die „Körperlichkeit der
Auferstehung Christi“ glauben. Wichtig kann nur der
Glaube sein, dass Jesus nach seiner „Auferweckung in
Gottes Reich einging“ und uns damit den Weg weist, dem
unsere Seelen folgen dürfen. Wir müssen anerkennen, dass
es zwischen Himmel und Erde Dimensionen gibt, die wir
nicht ergründen können. Möge jeder Christ nach den
Berichten der Zeugen im Neuen Testament selbst seinen
Osterglauben suchen und finden.
Was wird mit Menschen, die vor Jesu Zeiten lebten? Was
mit Erdenbürgerinnen und -bürgern, die auch zu späteren
Zeiten nie die Chance hatten, von Jesu Leben und Wirken
zu hören? Niemand darf sich anmaßen, Gottes Liebe nur
für überzeugte Christen zu reklamieren!
„Auferweckung“ wird von manchen Theologen heute
gern als Begriff verwendet. So kommt man der geistlichen
Bestimmung Christi deutlich näher. Die Seele des größten
aller Menschen, Jesus Christus, wurde mit dem Schöpfer
allen Seins geistlich in Ewigkeit vereint. Wir sollten hier
keinen Platz für Spekulationen lassen, weil diese uns nicht
weiter bringen und niemand es genau weiß. Und auf
solcher „Freiheit im Glauben“ wird nun zu „Himmelfahrt
Christi“ im nächsten Abschnitt übergeleitet.
Über diesen Liedvers darf man nachdenken:
Das Reich, in das du wiederkehrst, ist keine ferne Höhe.
Der Himmel, dem du zugehörst, ist Herrschaft und ist
Nähe. Präg du uns ein, Herr Jesu Christ:
Gott ist nicht, wo der Himmel ist.
Wo Gott ist, da ist Himmel !
Jesus sagte selbst:
Das Reich Gottes ist mitten unter euch !
Christi Himmelfahrt und 4.5
eine der schönsten Geschichten im Neuen Testament!
Für Christen dürfte es unerheblich sein, ob Jesu Leichnam
im benannten Felsengrab oder an einer anderen Stätte
niedergelegt wurde. Menschliche Körper zerfallen nach
dem Tode, so auch Jesu Körper. Einzig und allein wichtig
ist, dass Jesu Geist-Seele den Weg in Gottes Dimension
genommen hat, wie Jesus es am Kreuz erbeten hat.
Nun möchte ich erklären, warum ich die Berichte zu den
Emmausjüngern zu den schönsten Geschichten der Bibel
zähle. Der sehr anschaulich verfasste Bericht führt uns
direkt hin zum Ewigkeitsglauben. Durch Jesu Vorangehen
von dieser Zeit in die von uns nicht annähernd richtig
erklärbare zukünftige Welt. Wir dürfen davon ausgehen,
dass uns Christen mit diesem Bericht noch einmal deutlich
gemacht werden soll, dass Jesus mit seinem Fortgang aus
dem Zeitlichen alle Körperlichkeit hinter sich ließ.
Warum wurde Jesus auf dem Weg nach Emmaus von den
Jüngern zuerst nicht erkannt? Weil er bereits in Gottes
Dimension und nicht mehr in seinem weltlichen Körper lebte!
In Emmaus kam die Bitte der Männer: „Herr, bleibe bei
uns, denn es will Abend werden….“ Und erst, als er
hernach das Brot brach erkannten sie ihn. Danach wurde
Jesus nicht mehr wahrgenommen.
Es wird berichtet, dass der Herr nach Ostern noch
anderen Begleitern erschienen ist. Für uns spielt es keine
Rolle, wann damals genau die letzte Erscheinung war.
Christen feiern Himmelfahrt. Schon die Kreuzesaussagen
Jesu lassen erkennen, dass alle Körperlichkeit der Welt
zugehört und deshalb zur Schöpfung Gottes zählt. Durch
die schöne Emmaus- und Himmelfahrtsgeschichte wird
uns auch deutlich gemacht, dass Jesus Christus, dem Geist
Gottes folgend, hingezogen wird in die Welt des Schöpfers.
Ich denke, so dürfen wir es glauben.
54
Egal, ob unsere Seelen ruhen bis zum Aufruf oder ob sie
dem Beispiel Jesu folgend, den wir als Erstling im Reich
Gottes sehen, aus dem sterbenden Körper ebenso direkt zu
Gott gehen. Wir müssen es in diesem Leben gar nicht
wissen. Leider gibt die Stammkirche noch heute vor, Jesus
wie auch seine Mutter Maria seien körperlich in den
Himmel aufgefahren.
Jesu Himmelfahrt gehört wie Weihnachten, Karfreitag,
Ostern und Pfingsten zum christlichen Glauben. Dazu
machen alle christlichen Kirchen keinerlei Abstriche.
Menschlich verfasste Dogmen eignen sich in der Regel
nicht, Gottes unverdiente Gnade festzuschreiben. Heutige
Christen glauben weitgehend nicht mehr an eine
körperliche Himmelfahrt. Die Vorstellungswelt vor 2000
Jahren, auch vor 500 Jahren, war eine völlig andere.
Gott ist Geist, das wird in der Bibel immer wieder betont.
Unser Schöpfer ist einzig, unermesslich und ewig.
Genauso, wie der „Menschensohn“ in diese Welt hinein
geboren wurde, mit Körper und Seele, verlässt er über
Tod, Auferweckung und Himmelfahrt seine physische
Hülle, den menschlichen Körper, wieder. Wir brauchen
keine Phantasien zu allem. Jeder Christ darf auf dieser
Erkenntnis seine persönliche Glaubensüberzeugung finden
und behalten.
Abschließend zum großen Thema „Jesus Christus“ und zu
seiner geistlichen Erleuchtung, sicher nach Gottes Willen,
möchte ich meine Überzeugungen noch ergänzen.
Alle Christen sollten versuchen zu erkennen, dass Jesus
uns die Freiheit im Geist weitgehend belassen möchte.
Dazu nochmals der weise Rat, auch in Bezug auf Paulus:
Jede Absolutbehauptung, Gottes Willen bezüglich Jesus ganz
genau zu wissen, ist in keiner Form beweisbar. Niemand hat
das Recht, seine Glaubensüberzeugungen, oder von anderen
Menschen für richtig angesehene Vorgaben, z. B. Dogmen,
für alle Christen als allgemein verbindlich zu erklären.
55
Weder wir in unserer freieren Glaubensüberzeugung, noch
andere liberale Christen, dürfen uns/sich als allein richtig
Erkennende hervortun. Ebenso dürfen es nicht so genannte
evangelikale Christen. Letztere haben die Glaubensgrundlagen
stark abgeleitet von der wortgetreuen Auslegung der
Evangelien, insbesondere von Lukas und Matthäus. Die
Berichte wurden etwa 50-60 Jahre nach Jesu Tod verfasst.
Zudem beziehen sie sich auch auf Johannes, dessen
Evangelium etwa 70 Jahre nach Jesu Kreuzigung datiert.
Auslegungen zu den Überlieferungen haben dann später
im vierten und fünften Jahrhundert n. Chr. durch
menschliche Beschlüsse zu Dogmen geführt, welche von
allen Christen unabdingbar geglaubt werden sollen.
Erstere, liberaler Glaubende wie ich, beziehen sich mehr
auf Paulus und andere apostolische Berichte und Briefe
aus der Generation Jesu und auf kürzere Zeiten danach.
Markus hält sich mit großen Ausschmückungen zurück.
Nach Jesu Wandel auf Gottes schöner Erde hat sich die
Kunde über den Mann von Nazareth dann verhältnismäßig
schnell in der bekannten Welt ausgebreitet. Erstaunlich
zügig, bei den damals noch geringen Möglichkeiten und
ohne jede Art neuzeitlicher Kommunikationsmittel. Leider
nicht immer im Einklang mit Jesu friedfertigen Weisungen.
Die Kindheitsgeschichten zu Jesus mögen manchen
Christen Freude und glückliche Gefühle vermitteln. Wenn
wir in einem Weihnachtslied singen „…holder Knabe im
lockigen Haar“ oder ähnlich, so lenkt uns das eher nicht
hin zu unserem Retter und Heiland, dem Überbringer der
frohen Botschaft des Schöpfers.
Große theologische Denker sehen Jesus, unseren Christus,
mehr in seiner Wirkung ab der Taufe durch Johannes im
Jordan.
56
J ö r g Z i n k beschreibt die Tage danach sehr
anschaulich, wenn er sagt:
„Was beweist denn ein abgerollter Stein? Nichts!
Nach Johannes 20,19 tritt Jesus durch verschlossene
Türen zu den Jüngern ein. Auch das Gezerre um das leere
Grab ist ein Streit, der am Wesentlichen vorbeigeht. Der
Körper, unser aller Körper, hat seinen Dienst getan. Ich
selbst, meine Seele, mein Geist, werde einen neuen Weg
gehen, hinüber in andere Dimensionen als die, die wir
heute kennen. Ich werde wieder ein ganzer Mensch sein.“
P a u l u s drückt es so aus: „Die Erlösung wird in deiner
Verwandlung liegen, der Verwandlung des alten in einen
neuen Menschen. Aber unser Wissen bleibt Stückwerk,
solange wir in dieser uns bekannten Welt sind.“
Und L u t h e r hilft uns, die „Auferweckung der Seelen“
so anzudenken, als ob wir aus einem tiefen Schlaf, dem
Seelenschlaf, aufwachen könnten. Auch er lässt alles offen,
weil er es nicht besser wissen kann.
Dietrich B o n h o e f f e r zieht einen weiten Bogen, wenn
er Gott nicht erst in einem Himmel auf uns warten lässt,
sondern mitten unter uns sieht: „Von guten Mächten
wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen
mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen. Und ganz
gewiss an jedem neuen Tag!“
Der große Liederdichter Paul Gerhardt fasst es 1647 im
Liedvers deutlich nach seiner Auslegung: „Auf, auf, mein
Herz mit Freuden nimm wahr, was heut geschicht; wie
kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht! Mein
Heiland war gelegt da, wo man uns hinträgt, wenn von uns
unser Geist gen Himmel ist gereist.
Auf dieser Basis bedeutet „Auferstehung - Auferweckung
zur geistlichen Gemeinschaft mit Jesus, hin zu unserem
Schöpfer in der zukünftigen Welt Gottes!“ Jesus gab
seinen Geist beim Sterben sofort in Gottes Hand, wie es
Paul Gerhardt erkannte (beschrieben im Absatz zuvor). 57
Um Jesu Persönlichkeit in dieser Welt noch klarer zu erkennen,
möchte ich ganz zum Schluss zum Kapitel 4 und zusätzlich zu
den hochwertigen Darlegungen einiger Menschen, die ich als
tiefgläubige Christen zuvor in diesem Teil des Buches zu Wort
kommen ließ, zwei krass gegensätzliche Autoren zitieren.
1. R e z a A s l a n
Das Buch “Zelot - Jesus von Nazareth und seine Zeit“.
Die Zeloten wollten gewaltsam eine Befreiung Israels von Rom
erreichen. Aslan versucht, Jesu Leben zum Zeloten umzudenken.
In seiner absoluten Verdrehung der Tatsachen kommt Jesus als
Friedensstifter und Bevollmächtigter unseres Schöpfers ganz
und gar zu kurz. Jesu Gnadenlehre wird von Aslan nicht
anerkannt.
N e i n, Jesus war sicher kein aktiver religiöser Eiferer und
Aufstandskämpfer. Christen, auch Nichtchristen, die Jesus als
politischen Untergrundkämpfer, als Krieger für Befreiungen in
dieser Welt sehen, haben ihn eindeutig missverstanden. Sie
verkennen Jesus als unseren Gottes-Mittler!
2. A n d r e a s E b e r t
Der evangelische Theologe und Autor schreibt in Ausgabe
„Nr. 27 / 2.7.17 Unsere Kirche“ einen guten Artikel.
Ebert bringt hoch interessante Gedanken ins Spiel. Er führt den
Beweis vor Augen, dass viele Begebenheiten zu Jesu Zeit und
seine Beispiele nur richtig zu verstehen sind, wenn wir sie im
Zusammenhang der damaligen Kommunikation auf heutige Zeit
übertragen. Beispiel 2.1
Was meint Jesus wenn er sagt, „wenn dich einer auf die rechte
Backe schlägt, dann halte ihm auch die linke hin“!
Soll man sich alles gefallen lassen? Nein, das nicht. Vielmehr
steht dahinter die Aufforderung, Unrecht zu entlarven, Macht
mit Humor zu begegnen und keine Angst zu haben.
Um jemanden zu demütigen, wurde er mit der rechten Hand
geschlagen. Wie kann man sein Gegenüber auf die rechte
Wange schlagen? Das geht nur gut mit der rechten Rückhand,
nicht mit der geöffneten Hand oder der Faust. Jemanden mit
der Rückhand zu schlagen, war seinerzeit ein Zeichen höchster
Verachtung und extrem beleidigend.
58
Einen Gleichrangigen zu schlagen, war verboten und wurde
auch drakonisch bestraft. Schlug man ihn obendrein nicht mit
der Faust, sondern mit der Rückhand, verhundertfachte sich die
Strafsumme. Wer selbstbewusst die andere Wange hinhält,
gewinnt so seine Würde zurück und bringt dadurch dem
Angreifer Probleme.
Schlägt dieser sein Gegenüber mit der Faust auf die linke
Backe, dann erkennt er ihn als Ebenbürtigen an. Und er hat so
sein Ziel verfehlt, den Mitmenschen zu demütigen.
Beispiel 2.2 Die zweite Szene spielt sich vor Gericht ab.
Bei Lukas:„Wer dir den Mantel wegnimmt, dem verweigere
auch das Hemd nicht!“ Bei Matthäus: „Wer dir das Hemd
wegnimmt, dem gib auch den Mantel!“
Es war üblich, Armen den Mantel als Pfand wegzunehmen.
Wieso aber rät Jesus den Armen, auch noch die Unterwäsche
herzugeben? Das hieße, splitternackt aus dem Gericht zu
laufen. Nacktheit aber war in Israel absolut tabu. Die Schande
traf die Person, die die Entblößung verursacht hatte. Der
Gläubiger steht als unseriöser Kreditgeber da, weil er andere in
bittere Not stürzt. Eine so erzwungene Selbstentblößung des
Schuldners entlarvt den Ausbeuter.
Beispiel 2.3 „Wenn dich jemand zwingt, eine Meile mit dir
zu gehen, so geh mit ihm zwei!“ Auch dies Beispiel hängt mit
entwürdigenden Praktiken römischer Besatzung zusammen.
Ein Soldat durfte einen Zivilisten zwingen, seinen Tornister
genau eine Meile für ihn zu schleppen. Nur eine Meile war
erlaubt. Die Unterdrückten konnte ihre Würde wahren, indem
sie erklärten, den schweren Tornister noch eine Meile tragen zu
wollen. Der Soldat hatte dann ein Problem. Er musste sein
Gepäck zurückfordern, weil er sonst bestraft werden konnte.
Die Beispiele zeigen, wie kreativ Umgang mit Gewalt möglich
ist. Nicht mit Gegengewalt beantworten, sondern auf kluge
Weise in Würde zum Frieden auflösen.
Jesus ruft selbst zu schöpferischem Umgang mit Gewalt auf!
59
D i e Z e i t n a c h J e s u W i r k e n
b i s 1 0 0 n. C h r.
P f i n g s t e n i s t G e b u r t s t a g
d e r C h r i s t - R e l i g i o n
Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker…
Jesus hat entsprechend seiner Gedankenwelt, und im
friedlichen Sinne seines Schöpfervaters, nie und nimmer
angewiesen, die Verbreitung der besten Botschaft aller
Zeiten, mit Schwert und mit anderen Waffen zur
Unterwerfung der Völker, zu vollziehen.
62
Kapitel 5
Die Zeit nach Jesu Wirken, bis 100 n. Chr.
P f i n g s t e n 5.1
Mit der Ausschüttung des „Heiligen Geistes“ schließt das
Rund der christlichen Glaubenslehre.
Fünfzig Tage nach Ostern feiern Christen Pfingsten, das
„Geheimnis der Geistsendung“, oder ausgedrückt als das
„wunderbare Wirken des Geistes Gottes“. Mit Pfingsten
beginnt die weltweite Stiftung der
„Religion nach Jesus Christus“.
Alle Christen dürfen wissen, jeder auf seine Denkweise,
dass es der Wille unseres Schöpfers war und ist, seine
Botschaft bis in alle Winkel der Erde kundzutun. In allen
Sprachen. Kein Buch der Welt wurde in mehr Sprachen
übersetzt als die Bibel. Jedoch:
Liebe üben und Frieden halten nach Jesu Weisung gehört
zu Pfingsten und insgesamt zu einem segensreichen
Glauben. Auch hier darf man Paulus folgen, der in Gottes
Bestimmung als großer Missionar vorlebte, dass niemand
anderen Menschen seinen Glauben aufzwingen darf.
Eine Anzahl von Jahren nach dem ersten Pfingstfest gab
es die Apostelversammlung in Jerusalem. (Apostelg. Lukas 15):
… Da stand Petrus auf und sprach zu ihnen… (Petrus klärte
den Streit um die Beschneidung und noch andere Fragen).
Diese Begebenheit nimmt die römisch-katholische Kirche,
um in Apostel Petrus den ersten Papst zu erkennen. Jesus
hat aber nach den Forschungen der Experten nirgendwo
bestimmt, Petrus solle erster Leiter einer zukünftigen
Religionsstiftung sein.
63
Die ersten etwa 70 Jahre nach dem Wandel Jesu auf
dieser Erde, bis 100 n. Chr., beeinflussten die Religion
nach Jesus Christus stark.
Glaubensdenker sollten erkennen, wie die Zeitzeugen
Petrus, Paulus, Jakobus die Persönlichkeit Jesu sehen.
Im Vergleich dazu, wie die späteren Berichterstatter
nach ein bis drei Generationen manche Überlieferungen
dann mehr euphorisch beschreiben. In der Rückschau
können Überlieferungen in der Regel nicht absolut
zeitgerecht und richtig formuliert werden.
64
Bei der weiteren Entwicklung der christlichen Religion achte
ich auch auf die chronologische Folge. Leider ist nicht alles
nach den Weisungen Jesu gelaufen. Manchmal haben
menschliche Wünsche und Egoismen sehr stark mitgewirkt.
Apostel Paulus 5.2
Paulus, der große christliche Glaubenszeuge, stammte aus
der Stadt Tarsus. Er war ein Zeitgenosse Jesu. Paulus
wurde vor Damaskus in dramatischer Weise von Gott zum
Glauben geführt und zur Mission auserwählt. Doch auch
er war ein Mensch seiner Zeit; beeinflusst von Gottes
Geist, aber auch von seinem Umfeld. Paulus war
angewiesen auf erste Berichterstatter, insbesondere auf
Überlieferungen derer, die mit Jesus gewandert waren.
Als wichtigster der christlichen Missionare bekennt Paulus
im ersten Brief an die Korinther 13, 9-10:
„Unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden
ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so
wird das Stückwerk aufhören.“
Dieser größte Apostel beginnt seine Glaubenserklärung im
Römerbrief 1, 1-7 so: „Jesus Christus, verheißen durch
seine Propheten, der geboren ist von dem Samen Davids nach
dem Fleisch und kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes nach
dem Geist …“ (Ältere Fassung und eine weitere bei „Jesu Leben“).
Und die Neue Genfer Übersetzung drückt es so aus:
„Jesus stammt seiner irdischen Herkunft nach von David ab,
und nach dem er von den Toten auferstanden ist, ist ihm
-wie es das Wirken des heiligen Geistes zeigt - die Macht
gegeben worden, die ihm als dem Sohn Gottes zukommt.“
Wenn ich Paulus lese, kann ich nur erkennen, dass dieser
Zeitzeuge in Gottes Vollmacht sagt, Jesus ist als Mensch
vom Schöpfer auserwählt, in Gottes Auftrag und durch
seinen Geist zu wirken und zu übermitteln, was Gott seine
höchstentwickelten Kreaturen wissen lassen will.
65
In 2. Korinther 5,8 schreibt Paulus:
„… unser größter Wunsch ist, das Zuhause unseres irdischen
Körpers verlassen zu dürfen und für immer daheim beim
Herrn zu sein.“
Paulus lässt noch an weiteren Stellen in seinen Briefen
erkennen, dass nach seiner Glaubenserkenntnis die Seele
den irdischen Körper verlässt, um in verklärter Art, die
wir nicht kennen, in die Ewigkeit aufgenommen zu werden.
Manche Theologen meinen, die Seele stürbe mit dem Körper,
um somit die Aussagen zur Auferstehung deutlich zu machen.
Jesus selbst aber sagt am Kreuz:
„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“
Auch hieran sehen wir, dass im frühen Christentum das
Glaubensdenken ganz stark an Jesu Aussagen orientiert
war. Paulus unterstreicht dieses noch in anderen Texten.
1. Timotheus 2,3ff: „Gott will, dass allen Menschen geholfen
werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es
ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen,
nämlich der Mensch Christus Jesus.“
Apostel Petrus 5.3
Auch bei ihm, dem zweiten Zeitzeugen Jesu, finde ich noch
keine Absolutheitserklärungen der Art, wie sie viel später
auf den ersten Konzilen unter Bezug auf die Evangelien zu
Dogmen gemacht wurden. Petrus, als Begleiter Jesu,
schreibt inhaltlich ähnlich wie Paulus. Er unterscheidet
ebenso deutlich zwischen Körper und Geist unseres
Religionsstifters, den Gott, in seiner Natur als Mensch,
zum Lehrer für uns auserwählte. Das ist u. a. aus dem
Schluss der Aussage 1. Petrus 3,18 zu entnehmen:
„… Christus … ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig
gemacht nach dem Geist.“
66
Für Petrus war Jesus der Zimmermannssohn aus dem Ort
Nazareth, der Menschensohn, wie Jesus sich immer wieder
selbst nannte. Jesus Christus, in Gottes Geist mit dem
Schöpfer vereint, ist uns vorausgegangen.
Apostel Jakobus 5.4
und weitere Autoren des Neuen Testaments
Als dritter Zeitzeuge schreibt Apostel Jakobus. Sein Brief
ist insbesondere an die zwölf Stämme Israels in der
Diaspora gerichtet. Wohl als einer der leiblichen Brüder
Jesu hält Jakobus sich ganz zurück mit Äußerungen zur
Gottheit Jesu. Offensichtlich ist ihm solche Sichtweise
ganz fremd. Zwei Verse zitiere ich. Jakobus 1,17:
„Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von
oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine
Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der
Finsternis.“ Und Jakobus 2,19:
„Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht
daran!“
Anmerkung: Die Gebeine des Bruders Jesu, Jakobus, sollen der
Legende nach in der Kathedrale Santiago de Compostella im
Nordwesten Spaniens liegen. Das Gotteshaus in dieser Stadt ist
Endpunkt der langen Wallfahrten (Jakobsweg).
Auch in den anderen Briefen, des Judas, drei des
Johannes, Brief an die Hebräer, finde ich nichts, was die
Ausführungen als nicht kompatibel mit Paulus, Petrus,
Jakobus machen könnte.
Aus dem ersten Brief des Johannes möchte ich einen Text
zitieren, der aussagt, dass der Geist Gottes in den
Menschen Jesus gekommen ist, unter 4, 2-3:
„Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus in das
Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; und ein jeder
Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott.“
67
Die Evangelisten
Jesus hat bekanntlich nichts Schriftliches hinterlassen. Die
Evangelien sind später, in deutlichem Abstand nach Jesu
Tod, gefasst oder veröffentlicht worden (etwa 40 bis 70
Jahre später). Sie wurden nicht in eine chronologische
Reihenfolge gestellt. Somit dominieren Ausschmückungen
von Lukas und Matthäus. Durch diese Darstellung sind die
späteren Dogmenbildungen gefördert worden.
Zeitlich richtig müssten sie in dieser Reihenfolge stehen:
Markus - Lukas - Matthäus - Johannes.
Evangelist Markus 5.5
Markus war erster Verfasser. Er schrieb etwa 70 n. Chr.
Markus äußert sich nicht zur Geburt Jesu in Bethlehem.
Sein Evangelium gilt als Grundlage für die sogenannten
synoptischen drei Evangelien. Synoptisch, weil die beiden
nachfolgenden Schreiber, Lukas und Matthäus, eindeutig
darauf aufbauen und alle drei in den Grundaussagen,
soweit auch bei Markus vorhanden, inhaltlich zu einander
passen.
Der große evangelische Theologe Jörg Zink drückt es
entsprechend seiner Leben-Jesu-Forschungen so aus:
„Die Evangelisten Lukas und Matthäus hatten die
Berichte des Markus vor sich liegen, als sie ihre eigenen
Formulierungen verfassten“.
Markus beginnt mit der Taufe Jesu im Jordan, durch den
vorhergehenden Zeugen Johannes. In Kapitel eins finden
wir als Höhepunkt schon die starke Aussage vom Himmel
„Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“.
Man darf annehmen, dass Markus somit noch nahe am
Denken der Berichterstatter aus Jesu Lebenszeit ist (siehe
zuvor Paulus, Petrus, Jakobus).
68
Im weiteren Verlauf erzählt Markus all die Geschichten
aus der Wanderzeit des Gottesknechts Jesus Christus. Und
er berichtet getreu des bekannten Ablaufs alles, bis hin
zum Tod auf Golgatha. Ebenso berichtet Markus bis hin zu
Ostern und zu den Erscheinungen Jesu, nach seiner dann
folgenden Wiedererweckung.
Nach der Lutherbibel ist der zweite Teil des letzten
Kapitels im zweiten Jahrhundert zum Markusevangelium
hinzugefügt, vermutlich, um diesem einen den anderen
Evangelien entsprechenden Abschluss zu geben. Und
damit erscheint auch bei Markus die komplette, so
wunderbare Information über die Emmausjünger und das
Abendessen in Emmaus mit dem Abschluss: „Jesus wurde
aufgehoben“, so heißt es dort.
Evangelist Lukas 5.6
Das Evangelium Lukas, erschienen wohl um 80 n. Chr., ist
insgesamt umfangreicher als das Evangelium von Markus.
Lukas, auch Matthäus, ergänzt Markus ganz erheblich. In
einem Abstand von mehr als einer Generation nach der
Lebenszeit Jesu mögen manche Wiedergaben, unter
Einfluss langer Überlieferungen und Volksmunderzählungen,
erweitert und ausgeschmückt worden sein. Es gab im
Laufe der Zeit Sammlungen von Jesu Worten in
verschiedenen schriftlichen Fassungen. Man hat Passagen
des Alten Testaments gedeutet und mit eingebracht, um so
besser auszudrücken, wer Jesus ist. Lukas beginnt mit den
Ankündigungen durch Engel zu den bevorstehenden
Geburten des Täufers Johannes und Jesus von Nazareth.
Die Eltern von Johannes sind Elisabeth und Zacharias und
die von Jesus, Maria und Josef.
Lukas erwähnt die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im
Tempel. Dann ist eine Pause von etwa 20 Jahren. Man
darf annehmen, dass Jesus als Handwerker, wie sein Vater
Josef, gearbeitet hat.
Die Verkündigungszeit unseres Religionsstifters beginnt ja
bekanntlich erst mit der Taufe durch Johannes im Jordan.
Wenn wir die Texte des Lukas mit Nachdenken verfolgen,
so ist m. E. deutlich zu erkennen, dass Jesus auch bei
diesem Evangelisten der Menschensohn ist, von dem Jesus
immer gesprochen hat. Diesem, sicher dem größten aller
Menschen vor Gottes Augen, wurde als einzigem in aller
Fülle der Geist des Schöpfers so gegeben, wie Christen es
glauben dürfen.
Einige Auszüge aus dem Evangelium des Lukas: Jesus las
vor in der Synagoge aus Jesaja 61, 1-2 wo es so als
prophetische Ankündigung lautet: „Der Geist Gottes des
Herrn ist auf mir…“
Und Jesus sagt gemäß Lukas 4,18 zu dieser Stelle des AT:
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu
verkündigen das Evangelium den Armen… “
Und 4,21 sagt Jesus dazu:„Heute ist dieses Wort der Schrift
erfüllt vor euren Ohren“
23, 46 Jesus ruft laut:
„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“
In Lukas 24 wird noch berichtet von der Auferstehung und
über die Emmausjünger, bis hin zur Himmelfahrt.
Evangelist Matthäus 5.7
Auch Matthäus erzählt fast doppelt so lang wie Markus. Er
schreibt nach theologischer Erkenntnis erst um 90 n. Chr.
Lukas und Matthäus neigen dazu, Jesu Weisungen in der
Verbindung mit den Prophezeiungen aus Jesaja-Zeiten,
stärker auszuschmücken und Jesus auch körperlich mehr
zum Göttlichen hin zu verklären.
(Siehe auch die evangelikalen Aussagen zu Jesus im Kapitel 4, Titel
„Jesus Christus“)
70
Matthäus berichtet inhaltlich ähnlich wie Lukas.
Er beginnt mit Jesu Stammbaum, der Vers 1,16 so endet:
„Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist
Jesus, der da heißt Christus“.
Matthäus bezieht sich in 1.22-23 auf den Propheten Jesaja der
sagte in 7,14: „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird
einen Sohn gebären, den wird sie Immanuel nennen“.
Anmerkung; Jörg Zink übersetzt in seiner Bibelfassung schon:
„Eine junge Frau ist schwanger…“, womit Zink klarstellt, dass
eine junge Frau vor ihrer ersten Geburt zur damaligen Zeit
eben noch „Jungfrau“ genannt wurde.
Matthäus zitiert also das AT, wenn er in seinem Bericht anführt
unter 1, 23: „ Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und
einen Sohn gebären…“
12, 46-50 berichtet Matthäus von den wahren Verwandten
Jesu. Daraus dürfen wir erkennen, dass Jesus seiner
Mutter Maria, die später zur „Gottesmutter“ gemacht
worden ist, keine besondere Heiligkeit zuerkennt. Maria
ist nur seine leibliche Mutter. Zum Schluss zu diesem
Bericht sagt der Sohn: „Denn wer den Willen tut meines
Vaters im Himmel, der ist mir Bruder und Schwester und
Mutter“.
27, 46 Jesus am Kreuz in seiner menschlichen Todesnot, schreit
zu seinem Gott und Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast
du mich verlassen?“
Aus dieser Wiedergabe kann man m. E. klar erkennen,
dass hier der Mensch Jesus stirbt. Gott ist Geist und unser
aller Schöpfergeist Gott wird keinen menschlichen Tod
sterben. Und jeder Christ, der das im Vertrauen auf seinen
Gott so sieht und glaubt, wird nicht falsch liegen.
Das Matthäus-Evangelium endet mit dem Missionsbefehl.
Über Emmaus und die Himmelfahrt wird hier nicht noch
mit berichtet.
71
Evangelist Johannes 5.8
Theologen sind uneinig darüber, ob der Evangelist
Johannes der wohl jüngste Begleiter Jesu war, oder ob der
Schreiber des Evangeliums ein anderer ist. Den Namen
Johannes gab es damals sehr oft. Bis vor kurzer Zeit war
ich der festen Überzeugung, der Evangelist sei nicht der
Jünger Jesu.
Gern besuche ich den Gottesdienst einer Nachbargemeinde.
Der angesehene Theologe erklärte in einer
Predigt, dass der Evangelist Johannes der junge Jünger
Jesu gewesen sei. Und er zitierte entsprechend. Meine
kurze Frage nach dem Gottesdienst an den Prediger:
„Herr X, haben Sie in Ihrer Predigt absichtlich den
Evangelisten Johannes als identisch mit dem Jesus-Jünger
genannt oder war das ein Versehen?“ Antwort: „Es kann
durchaus so sein. Wenn Johannes als letzter der
Evangelisten gegen 100 n. Chr. schrieb, dann wäre der
Schreiber über 80 Jahre alt gewesen. Er hat also im
hohen Alter in persönlicher Erinnerung seine
Aufschreibungen machen können.“
Ich habe hernach im Internet ermittelt, dass der Jünger
Johannes vor dem Jahre 20 geboren sein soll und wohl im
Jahre 101 n. Chr. starb. Also, denkbar ist das durchaus.
Wenn ich nun das Evangelium Johannes lese, kann ich der
Meinung des o. g. Pfarrers folgen. Es könnte ja auch sein,
dass der Jünger Johannes seine Texte schon Jahrzehnte
vor seinem Tode formulierte. Heute wird niemand so
genau beurteilen können, wann eine Veröffentlichung
erstmalig erfolgte. Sie könnten deutlich früher als etwa
100 n. Chr. publik gemacht, dann aber einige Zeit wenig
beachtet worden sein. Oder, die Texte wurden erst nach
dem Tode des Johannes gefunden?
72
Der Begleiter Jesu könnte in gewissem Abstand zu Jesu
Zeit durchaus so berichten, wie Johannes es tat.
Bekanntlich schreibt Johannes in einem anderen Stil als
die drei anderen Evangelisten. Und so gehören seine
Berichte nicht zu den zuvor genannten synoptischen
Evangelien.
Auch Johannes macht die werthaltigen Aussagen, wonach
Gott der Schöpfer-Geist ist und Jesus als sein Mittler für die
Menschheit auserwählt wurde, um uns im Geist des Schöpfers
den Weg für die Ewigkeit zu bereiten.
Leserinnen und Leser mögen im NT nachschlagen und
selbst nachdenken. Ich nenne nur den Vers Johannes 6,63
wo er Jesu Weisung zitiert:
„Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch ist zu nichts
nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist
und sind Leben.“
Die Apostelgeschichte Lukas behandele ich nicht extra.
Lukas erzählt über viele Geschehnisse der ersten Jahre
und Jahrzehnte, über Missionsreisen des Paulus u. a. m.
Er fasst zusammen und erläutert einige der Abläufe.
Die Offenbarung des Johannes schließt das NT als ein
prophetisches Buch ab. Es ist somit eine Besonderheit in
der Folge aller 27 Bücher und Schriften des Neuen
Testaments, zu dem ich im Zusammenhang meiner
christlichen Gedanken keinen weiteren Bezug nehmen
möchte.
73
5.9
Zusammenfassung zum Kapitel 5
„Die Zeit nach Jesu Wirken, bis 100 n. Chr.“
Aus den Berichten der Schreiber des ersten Jahrhunderts
ist zu entnehmen, dass nicht nur die mit Jesus zu gleicher
Zeit lebenden Autoren wie Paulus, Petrus, Jakobus und
andere, sondern auch die dann folgenden Evangelisten,
zumindest teilweise, trennen zwischen der fleischlichen
und geistlichen Existenz Jesu. So ist der Unterschied zum
irdischen Jesus und dem „auferweckten Christus“, dem
„Erhöhten“ in der Regel sehr deutlich zu erkennen.
Wer wirklich evangelikal denken und glauben möchte,
muss einfach auf Berichterstatter des ersten Jahrhunderts
hören. So können Menschen durchaus ihre persönliche
Glaubensüberzeugung finden.
Wenn wir Paulus und seine Zeitgenossen inhaltlich richtig
verstehen lernen und Jesu Wirken, sein Wollen, und seine
Aussagen entsprechend der vier Evangelien dazu nehmen,
so befinden wir uns in Verbindung mit Luthers Erkenntnis
zur „Rechtfertigungslehre, allein durch den Glauben“ auf
gutem Wege.
Lesen wir dazu noch 2. Kor. 3,17: Der Herr ist Geist; wo
aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!
Der „Ur-evangelikale-Christglaube“ ist auf dieser Basis
ganz einfach wunderbar:„Gott ist Geist und dieser Geist
wirkte im Menschen Jesus, der für uns alle zum Christus
wurde!“
Und daraus folgt: „Gott bietet uns seine Gnade und
Barmherzigkeit ohne Bedingungen an. Wir sollen auf
ihn als Schöpfer allen Seins vertrauen und an unsere
Erlösung auf der Grundlage der Lehre seines Sohnes im
Geist, Jesus Christus, glauben!“
74
Und was muss sich gedanklich ändern zu den bisherigen,
von den Kirchen formulierten Vorgaben? Einiges, mit dem
Wollen zum richtigen Umdenken, hin zur Freiheit im
Geist. Loslassen der starren menschlichen Vorgaben.
(Hinweis auf Ausführungen im Kapitel 6, insbesondere ab S. 81)
Ergänzend noch folgende Überlegungen dazu: Jeder
mitdenkende christliche Theologe wird erkennen oder
auch wissen, dass die bis heute praktizierte Form der
Kirchen zur Gottesvorstellung für manche mitdenkende
Nichttheologen problematisch sein kann.
Ich bin davon überzeugt, dass einige nicht so komplizierte
Wiedergaben des Ur-Christenglaubens deutlich besser
wären. Was in den ersten Jahrzehnten nach Jesu Leben
auf Erden (s. Paulus und andere) formuliert wurde, ist für
heute Glaubende und vielmehr für die noch Suchenden,
leichter verständlich:
Gott ist Geist und Jesus wurde mit Gottes Geist erfüllt,
um als Mittler für uns Menschen in der Welt zu wirken.
Schade und bedauerlich, dass Menschen der folgenden
vier Jahrhunderte von etwa 100 bis 500 n. Chr. und auch
danach, so viel am „echten evangelikalen Gottvertrauen“,
wie Jesus es im Geist unseres Schöpfers übermittelte,
gebastelt haben. Im zweiten und dritten Jahrhundert gab
es die sogenannten „Christologischen Streite“, mit guten
und mit fatalen Ideen, auch mit einigen sektiererischen
Auswüchsen.
Die Verantwortlichen der Konzile im 4. u. 5. Jahrhundert
haben manche der vorrangig von Lukas und Matthäus
gefassten, ausgeschmückten Berichte zu ihrer Grundlage
genommen, um dogmatische Vorgaben zu entscheiden.
Das erste der großen Konzile zur Klärung wurde im Jahr
325 n. Chr. vom damals amtierenden Kaiser Konstantin
einberufen und beeinflusst.
75
Im heutigen „Evangelikalen Glaubens-Denken“ finden wir
noch Auswirkungen der wesentlichen Erweiterungen zum
guten „Ur-Christentum“. Glaubensvorgaben, wie sie von
späteren Generationen hinzu getan sind und die somit
leider zum „dogmatischen Christusdenken“ zementiert
wurden!
Dabei geht es um die körperliche Gottheit Jesu durch eine
physische Zeugung durch den heiligen Geist, woraus dann
die Zweinaturen-Theologie hergeleitet worden ist. In
Folge danach entwickelte sich die Trinitätslehre und über
die übertriebene Marienverehrung sogar die mehr als
ungute Bezeichnung „Mutter Gottes“.
Zusätzlich entwickelte die Kirchenorganisation eine große
Zahl von Heiligenverehrungen, die sicherlich nicht mit
dem Sagen und Wirken Jesu kompatibel sind.
Einzelheiten zu den Konzilen des 4. und 5. Jahrhunderts folgen
im Kapitel 6.
So haben sich in die Texte des Neuen Testaments leider
einige Formulierungen eingeschlichen, die den Sinn
verdrehen und sachlich falsch sind. Wenn bestimmte
Formulierungen der Bibel, im Neuen Testament, nicht
gedanklich im Kontext des Ganzen gelesen werden, kann
es zu Missverständnissen kommen.
Es gibt gar Verse im NT, die in die Irre führen. Solche sind
überhaupt nicht mit dem Willen Jesu zu vereinbaren.
(Siehe dazu an verschiedenen Stellen im Buch und Kapitel 15)
Für meine Leserinnen und Leser wird es interessant sein,
die Klarstellungen im Kapitel 15 zur Kenntnis zu nehmen.
Da geht es um einige Aussagen des Neuen Testaments, die
so dauerhaft nicht bleiben dürfen.
76
Weitere Gedanken noch zum ersten Jahrhundert
Jesus hat werthaltige Erkenntnisse des Alten Testaments,
die Formulierungen einiger kluger und weitschauender
Seher, der Propheten früherer Zeiten, aufgenommen und
mit zur Maxime für die Zukunft seiner Anhänger gemacht:
„Gott gibt uns die Kraft der Weisheit, des Verstandes,
damit wir klug und weise, zukunftorientiert leben,
nachhaltig und friedlich!“
(Siehe die „Zehn Gebote“ und Psalm 23, Psalm 103 u. a. m.)
Die Lehre Jesu von unserem Schöpfergott
dürfen wir nach allem, was aus dem Zusammenhang
der Berichte der Schreiber der Ur-Christenzeit zu
erkennen ist, im Geist der Freiheit verstehen!
77
W e i t e r e E n t w i c k l u n g
i n d e n n ä c h s t e n
J a h r h u n d e r t e n
b i s 5 0 0 n. Chr.
In den folgenden Jahrhunderten, bis etwa 500 n. Chr,
wurde die christliche Religion weiter geprägt.
Das hätte damals durchaus auch anders laufen können.
Die Vermischung von Religion und weltlicher Macht
nahm ihren Weg. Ja, die ausschlaggebenden Konzile im
4./5. Jahrhundert hätten nicht in der Art und Weise zu
den dogmatischen Festlegungen führen müssen, wie wir
sie kennen.
Wenn man damals klar und streng auf der Linie unseres
Religionsstifters Jesus Christus geblieben wäre, könnte
es heute wohl einen guten christlichen Rahmen geben,
der dem einzelnen Gläubigen die wichtige Freiheit zu
seinem persönlichen Glauben ließe.
Und die anzustrebenden Fortschritte zu einer sinnvollen
Ökumene stünden nicht vor einigen, nur sehr schwer zu
überwindenden, Absolutfestlegungen!
80
W e i t e r e E n t w i c k l u n g i n d e n
6. Kapitel
n ä c h s t e n J a h r h u n d e r t e n b i s 5 0 0 n. Chr.
Der einfache Mann aus Nazareth, der gesegnet war mit
Gottes Geist, hat großes Umdenken in die religiöse Welt
gebracht. Nach den Glaubensgrundlagen der Christen
erkannte man Jesus als Überbringer der unverdienten
Gnadenbotschaft Gottes, (eigentlich als Wiederbeleber
der alten Weisheiten, siehe Psalm 103).
Im jüdischen Glauben war Jesus nicht akzeptiert worden,
zumindest nicht als der erwartete Messias.
Anmerkung: Der Islam erkennt Jesus später als weisen Propheten an.
Im Islam ist jedoch Mohammed der größte Prophet aller Zeiten, dem
Gottes umfassende Weisheit zur Entstehung des vollendet richtigen
Glaubens offenbart wurde.
150 n. Chr. In den Jahren um 150 wurde eine Auswahl
von Schriften zusammen gestellt, die in Rom zum
Vorläufer des Neuen Testaments führten.
200 n. Chr. Das Neue Testament stand in wesentlichen
Teilen. Weiteres war schriftlich fixiert. Die Übersetzung in
lateinisch wurde angefertigt.
Um 300 n. Chr. Religionsstreit über Jesu Persönlichkeit
Die Streitereien um Jesu Natur arteten aus. In Bezug auf
Jesu Wesenheit wurde folgende Frage diskutiert.
„Wie verhält sich Jesus zu Gott?“
Antworten gab es mehrere …
(Beispiele):
„Jesus ist gleich ewig, wie Gott der Vater“
oder „Jesus ist selbst der Christus und Gott, zugleich aber
auch ein Mensch“
oder „Jesus ist der Menschensohn, aber er ist mit Gottes
heiligem Geist beseelt“.
81
Logik zu den nun folgenden Konzilen der Kirchengeschichte
Man hatte erklärt, dass Jesus eine „Jungfrauengeburt“
sei, gezeugt durch Gottes heiligen Geist. Die Folgerung
daraus war eine „körperliche Gottheit in Jesus Christus“.
Damals hatte man weitgehend noch die Vorstellung, dass
es, auch über den Tod hinaus, nur eine Ganzheit des
Menschen geben könne. Einheit von Körper, Seele und
Geist. Gott aber ist Geist. Wenn nun Jesus der Sohn Gottes
war, konnte man ihn nur als die Einheit, wie beschrieben,
verstehen. Somit wurde„Jesus insgesamt als Gott“erklärt.
Wie aber konnte man dies gedanklich einordnen? Das
Problem wurde so gelöst: Die Trinität war geboren. Drei
christliche Gottheiten im Monotheismus, doch in der
„Dreieinigkeit“ in sich eine geschlossene Gottheit!
306 - 337 n. Chr. Konstantin war römischer Kaiser
Als weltlicher Herrscher nahm Konstantin sehr deutlichen
Einfluss auf die fundamentalen Grundentscheidungen zur
„Christologischen Dogmatisierung“.
Anmerkung: Dogma ist nach katholischer Lehre ein Satz (Festlegung),
den die Kirche als eine von Gott getroffene Wahrheit erkennt und so
verkündet und der zum Glauben verpflichtet. In der orthodoxen Kirche
gelten als Dogmen nur die Lehrentscheidungen der ersten sieben
ökumenischen Konzile. Nach evangelischer Auffassung ist Dogma
ein Satz, der einen Offenbarungsinhalt wiedergibt, aber grundsätzlich
veränderbar ist und durch neue Erkenntnisse korrigiert werden kann.
313 n. Chr. „Mailänder Edikt“
Kaiser Konstantin verkündete volle Religionsfreiheit. Der
kluge Staatsmann brauchte Ruhe seitens unterschiedlicher
religiöser Strömungen. Er öffnete sich dem christlichen
Glauben. Barbarische Kreuzigungen wurden abgeschafft
und das Kreuz wurde zu dieser Zeit als Zeichen der
Christen eingesetzt. Der Kaiser wollte das Christentum als
Staatsreligion, ließ aber gemäß seiner Strategie andere
Gottesverehrungen und das Heidentum nur langsam
zurückdrängen.
82
Erste große christliche Konzile im 4. / 5. Jahrhundert
Nachdem im Laufe der Jahre einige der Meinungen über
Jesus, sowohl moderate als auch sektiererische, und seine
Stellung zu Gott aus der Diskussion verbannt waren,
standen sich immer noch mehrere Glaubensvertreter mit
ihren stark unterschiedlichen Überzeugungen gegenüber.
Alle sahen sie Gott den Schöpfer als „Übervater in einer
menschenähnlichen Gestalt“. Klärung war nötig.
325 n. Chr. Konzil in Nizäa
Großes, offizielles Konzil. Dieses wurde auf Betreiben des
Kaisers Konstantin einberufen. Fast 300 Bischöfe kamen
aus den entwickelten christlichen Regionen zusammen.
Das waren Leiter der Gemeinden kleinerer und größerer
Bezirke. Sie wurden vom Kaiser selbst empfangen. Man
wollte Klarheit über die „Natur Jesu“ gewinnen.
Die Meinungsführer trugen Glaubensüberzeugungen vor.
Arius, Theologe aus Alexandrien mit seinen Anhängern …
Er lehrte:
Jesus ist zwar Gott ähnlich, aber nicht Gott gleich. Er ist nicht
von Ewigkeit her, sondern er ist von Gott in der Ewigkeit
geschaffen. Als Erstling ist er auch Mittler der Schöpfung,
beschränkt im Wissen und Können und er ist nach seiner
Bewährung zum Gott erhöht worden.
Athanasius, ein Kirchenvater mit seinen Anhängern,
lehrte:
Jesus ist nicht nur dem Vater ähnlich, sondern ist dem Vater
gleich. Jesus Christus ist wahrer Gott, vom wahren Gott
gezeugt und nicht geschaffen, mit dem Vater gleichen Wesens.
Er ist dem Vater aber untergeordnet. Vater, Sohn und
Heiliger Geist sind ganz eins und nicht drei Götter.
83
Andere Theologen mit Anhängern vertraten diese Lehre:
Jesus ist physisch ein Mensch, einzigartig, von Gott erwählt
als Mittler zwischen Gottes Ewigkeit und der menschlichen
Endlichkeit. Jesu Körper ist beseelt von Gottes heiligem Geist.
Der Schöpfer ist Geist und nicht physisch, also nicht Materie.
Somit ist Jesus geistlich der Sohn Gottes. Gesamteinheit der
Person, also auch körperlich Gott, wird aber als nicht denkbar
angesehen.
Kaiser Konstantin soll damals sehr unter dem Eindruck
der starken Persönlichkeit Athanasius gestanden haben.
Die Mehrheit der Bischöfe aber war wohl theologisch
stärker auf der Seite des Arius. Die verbliebenen anderen
Gruppen konnten sich zum Schluss nicht mehr behaupten.
Anmerkung: Kaiser Konstantin verhängte damals die Verbannung
über Arius. Der Herrscher machte auf solche Weise die Durchsetzung
der Überzeugung des Athanasius zur Staatssache.
Eine christliche Theologievariante und kaiserliche Politik verknüpften
sich damit unter Konstantin auf das Engste.
Beschluss in Nicäa:
Das Glaubensbekenntnis wurde unter Mithilfe und Druck
des Kaisers gefasst und angenommen, wie wir es ähnlich
heute noch kennen. Es beinhaltet somit die Denkweise des
Athanasius, wie sie zuvor gefasst ist.
Anmerkung: Bei dem Konzil Nizäa wurde die „Dreieinigkeitslehre“
vorbeschlossen, die Trinität mit „Vater, Sohn und Heiliger Geist“.
330 n.Chr. Kaiser Konstantin schuf am Bosporus ein neues
Rom als zukünftiges Zentrum des Christentums. „Byzanz“
wurde zur neuen Hauptstadt Konstantinopel erklärt (heute
Istanbul). Bald danach ließ Konstantin die Geburtskirche
in Bethlehem erbauen.
Konstantin hat sich erst kurz vor seinem Tode christlich
taufen lassen. Kaiser Konstantin starb bei der weiteren
Vorbereitung eines Feldzugs gegen Persien.
84
381 n. Chr. Konzil in Konstantinopel
Auf diesem Konzil hat man noch weitere Beratungen über
Jesus Christus und seine Natur als Gottes Sohn geführt.
Die „Dreieinigkeit“ wurde offiziell bestätigt mit Einbezug
der Wesensseite „Heiliger Geist“.
393 und 397 n. Chr. fanden Kirchenversammlungen in Hippo
Regius und Karthago statt. Man hat aus einer größeren
Anzahl Bücher ausgewählt, die als „Glaubensrichtschnur /
Kanon“ im Neuen Testament zusammengefasst werden
sollten. Vorlagen gab es ja seit dem 2.Jahrhundert und im
Jahre 367 waren 27 Bücher durch den Bischof Athanasius
dem Großen aus Alexandria schon vorbenannt worden, die
seines Erachtens von Gott selbst inspiriert waren.
431 n. Chr. Konzil in Ephesus
Zu noch ungeklärt gebliebenen Details um Jesus Christus
wurden Diskussionen fortgesetzt. Die Familie Josefs und
die Jungfrauengeburt waren noch nicht eindeutig gefasst.
Man stellte klar, dass Jesus nur einer ist und von Anfang an
Sohn Gottes war. Folglich ist Maria auf diesem Konzil zur
„Gottesgebärerin“ erklärt worden.
451 n. Chr. Konzil in Chalcedon
Beratungen und Diskussionen sollten hier mit fehlenden
fundamentalen Ergänzungen zu Jesu Persönlichkeit zum
Abschluss gebracht werden. Abschließender Beschluss:
Jesu Christi Natur ist gleichzeitig göttlich und menschlich.
So wurde in Chalcedon die kirchliche Aussage zementiert,
die das Christentum insgesamt als zu glaubendes Dogma
der „Zwei-Naturen-Theologie“ verbindlich kennt. Dies
wird in allen christlichen Kirchen bis heute so gelehrt.
85
Anmerkungen zu den Konzilen / Logik der Anpassungen
Da man unterstellt hatte, Jesus sei eine „Jungfrauengeburt
ohne Befruchtung durch einen Mann“, gezeugt durch
Gottes Geist, so war die Folge eine „körperliche Gottheit in
Jesus Christus“.
Gott aber ist Geist und Jesus war Mensch.
Wie war nun diese Diskrepanz klug zu überwinden?
Irgendwann gab es die Idee „Zweinaturen-Theologie“.
Jesus war somit im Ganzen Mensch als auch im Ganzen
Gott.
Den Geist Gottes trennte man gedanklich vom
Schöpfergott, obwohl man aus dem Urchristentum, den
Formulierungen des Paulus und anderer Apostel wusste,
dass Gott selbst „Heiliger Geist“ ist.
Und so wurde dann der Begriff „Trinität“ geboren. „Drei
Gottheiten im Monotheismus“, aber als „Dreieinigkeit“.
Eine in sich geschlossene Gottheit der Christen. Eine
Vorstellung, die von Angehörigen anderer Religionen in
der Regel nicht zu verstehen ist.
Viele mitdenkende Basischristen haben ebenso ihre
Probleme mit solcher Gott-Darstellung.
86
Im Interesse des Zusammenhangs greife ich hier ganz
bewusst vor und zitiere den Reformator Luther schon
einmal an dieser Stelle.
Er formulierte um 1500 seine Überzeugung so:
Konzilsentscheidungen sind höherwertig anzusetzen als
die Entscheidungen eines Papstes.
Doch auch Konzilsentscheidungen können fehlbar sein!
In neueren Jahrhunderten nach Luther hat es Perioden mit
stark übertriebenen Auswüchsen zum Christglauben
gegeben. So gab es im 19. Jahrhundert die sogenannte
Erweckungsbewegung hier in Minden-Ravensberg, auch in
anderen geografischen Bereichen unseres Landes. Meine
Leserinnen und Leser bitte ich, an dieser Stelle vorab eine
Ausarbeitung dazu nachzulesen im Anhang ab Seite 280.
87
A u s a r t u n g e n i n d e n
1 0 0 0 J a h r e n
v o n 5 0 0 b i s 1 5 0 0 n. Chr.
1000 Jahre sind vor Gott wohl eine kurze Zeit.
Wahrscheinlich wird es in der Ewigkeit unseres
Schöpfers keinerlei Zeitempfinden geben.
Ewigkeit ist immer, ohne Anfang - ohne Ende!
In unserer Endlichkeit jedoch bedeuten 1000 Jahre
30 bis 40 Menschengenerationen.
Und wir, als Gottes Geschöpfe, können in solcher
Zeitspanne viel Positives, aber auch Negatives,
bewirken.
90
Ausartungen in den 1000 Jahren
7. Kapitel
von 500 bis 1500 n. Chr.
Machtgier und egoistische Ansprüche haben in der langen
Geschichte des Christentums immer wieder zu fatalen
Auswirkungen geführt. Kreuzzüge mit Gott und Christus
auf dem Schild brachten Rache, Raub und Mord mit sich.
Inquisitionen entwickelten sich unter kirchlicher und unter
politischer Leitung. Unverantwortliche und unmenschliche
Teufelsaustreibungen fanden statt.
Welcher Irrsinn wurde durch fanatische Machtmenschen,
auch in übertriebenem religiösen Eifer, angerichtet!
Ein Blick in den Islam: Mohammed lebte etwa 600 Jahre
nach Jesus. Er kannte die Inhalte beider Bibelteile, die
auch „Erstes und Zweites Testament“ heißen. Mohammed
vermischte in seinem „Koran“ vieles daraus, um seine
eigene Religion zu finden. Dabei ist bedauerlicher Weise
einiges der Machtdarstellungen in der hebräischen Bibel,
der „Gott-mit-uns-Fassungen“ von Führern im Alten
Testament, überdimensional betont worden. Jesus wird
als ein vorbildlicher Prophet angesehen. Seine Abkehr von
allen unfriedfertigen Teilinhalten aus früheren Schriften
und biblischen Vorgaben finden jedoch nur sehr begrenzt
Widerhall im Koran. Als der „von Gott erleuchtete neue
Religionsgründer“ setzte Mohammed damit den erklärten,
unantastbaren, von Gott inspirierten Endpunkt des
monotheistischen Denkens der abrahamischen Religionen.
So wird es gesehen, auch noch nach der aktuellen,
konservativen und dogmatisierten Koranauslegung.
Liberaler denkende islamische Gemeinden und ihre Imame
sehen es heute schon so, dass jeder seinen Glauben leben
möge, wie er es für natürlich und richtig ansieht. In guter
und gleichberechtigter Partnerschaft der Geschlechter, in
Toleranz zu anderen Religionen, weitgehend in Frieden
und Freiheit.
91
Christen machten leider auch noch weitere Grundfehler.
Sie vermischten immer wieder die friedfertigen Weisungen
Jesu des Neuen Testaments mit manchen Kriegs- und
Rachevorgaben des Alten Testaments.
Im 12. Jahrhundert gab es den ehemals im Kloster als Abt
zurückgezogen lebenden Mann, der später ein bedeutender
Theologe wurde, namens Bernhard von Clairvaux. Dieser
fehl programmierte Christ peitschte die Massen unter der
Führung der so genannten Kreuzritter mit seinen Parolen
begeisternd auf: „Gott will es, Gott will es!“ Der
selbsternannte „Gotteskrieger“ wurde zum Mordanführer
gegen muslimische Menschen. Auch andere Christen taten
seines gleichen, von Bischöfen und Päpsten angetrieben.
In islamischer Tradition hat man die bösen Auswirkungen
der Kreuzritterzüge bis heute noch nicht vergessen. Zur
damaligen Zeit gab es auch vergleichbare muslimische
Kriegszüge gegen die Christen. Bekanntlich hat sich der
Islam im frühen Mittelalter über Nordafrika bis hin nach
Spanien ausgebreitet.
Es liegt noch nicht weit zurück, dass es in unseren
Ländern des christlichen Westens sehr viele Christen gab,
die andere Glaubende verurteilten, wenn sie den
dogmatischen Vorgaben nicht folgten. Bedauerlich, dass
es so denkende, unliberale Christen nach wie vor gibt.
Hinweis auch auf die aktuelle Glaubenswelt orthodoxer
Juden heutiger Zeit, die ihren Glauben ohne Kompromiss
konservativ ausüben, so wie ehedem.
Absolutheitserklärungen brachten der Welt immer wieder
größte Katastrophen. Alle von Menschen vorgegebenen
Dogmen sind schon aus den genannten Gründen kritisch
zu betrachten. Das gilt so für Juden, Christen und Islame.
Es gilt ebenso für andere Religionen, die nicht wie die drei
abrahamischen, aus Kleinasien stammen.
92
Mit den so angerissenen 1000 Jahren möchte ich mich
hier nicht weiter befassen. Es gibt eine breite Literatur
dazu, die Interessierte in Anspruch nehmen können. Leser
mögen auch hierzu selbst weiter denken.
Vor nun etwa 500 Jahren hatte die vatikanische Kirche
einen Stand erreicht, der dringender Korrektur bedurfte.
Die Päpste, auch einige Gegenpäpste, hatten gewirkt und
schlimme Auswirkungen gezeigt.
Reformatorische Wegbereiter, wie Jan Hus, waren schon
zuvor beseitigt worden. Die Zustände konnten schlimmer
kaum sein.
Von einer gottgefälligen Kirche hatte man sich immer
weiter entfernt. Egoismus, Machtstreben und Hochmut
uferten gänzlich aus.
93
S i t u a t i o n u m 1 5 0 0 n. Chr.
8. Kapitel
S i t u a t i o n u m 1 5 0 0 n. C h r.
Aus der Vermischung von Religion und Macht hatte sich
über die Jahrhunderte ein unhaltbarer Zustand entwickelt.
Die kirchlichen Vorgaben standen auf dem Kopf. Sie
waren weitgehend nicht mehr konform mit Gott und mit
allen Weisungen seines Gesandten, Jesus Christus.
Belastende Unterstellungen wegen Hexerei und Buhlerei
mit dem Teufel führten zu offiziellen Anklagen und zu den
bekannten Inquisitionen in den mittelalterlichen Zeiten.
Tausende Menschen wurden zu Unrecht in den Tod
getrieben. Oft sind ganz unmenschliche Quälereien und
Verbrennungen auf Scheiterhaufen geschehen, in Folge
solcher Denunziationen.
Mitte des zweiten Jahrtausends wurden immer mehr große
Gotteshäuser gebaut, dem Schöpfer zur Ehre und als
Denkmal für Herrschende. Ja, die Mächtigen der Kirche,
einflussreiche weltliche Fürsten und Mächtige ebenso,
überboten sich bei den großen Kirchenbauten. Der Turm
des nächsten Machers sollte noch höher werden als der
des anderen Egoisten.
Den Kirchenfürsten in Rom war es recht, wenn Gläubige
ihre Seele mit dem Ersparten zu retten bereit waren und
sogar ihre Vorfahren mit Geld aus einem sogenannten
Fegefeuer erlösen konnten. Und für diese Versprechungen
musste bezahlt werden. Unwissenheit, Uninformiertheit
einfacher Menschen wurde skrupellos ausgenutzt. Man
kann auch sagen, dass die Leute seitens der Kurie und
mittels beauftragter Priester sehr bewusst dumm gelassen
wurden.
96
Der Bau des Petersdoms im Vatikan und vieler anderer
großer Gotteshäuser erforderte hohen Einsatz an Mitteln,
Ideen und Einfallsreichtum.
Ein Finanzgenie (Meister Tetzel) ging durch die Lande
und inspirierte überall die Menschen zur Mithilfe.
„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem
Fegefeuer springt!“
Mit den Begriffen „Fegefeuer und Hölle, Gottes Strafen
und Jüngstes Gericht u. a.“ wurde den Menschen Angst
gemacht. Gott wurde der bestrafende Herrscher, vor dem
Menschen Angst haben müssen.
Ein Blick in unsere Zeit: Heute sollten Theologen meines
Erachtens noch vorsichtiger mit Angstbegriffen umgehen,
als es die meisten glücklicher Weise längst tun.?
Woher nehmen manche so klugen Christen eigentlich die
Gewissheit, dass unser Gott und Schöpfer nicht als
„liebender Vater“ auf so negative Eigenschaften
verzichtet? Man sollte den „Teufel“ in der christlichen
Verkündigung heute einfach als das „Böse und Schlechte“
benennen. Auch als verwerfliches Tun und Handeln der
Menschen, mit allen negativen Auswirkungen!
Interessierte Leser mögen auch hierzu auf umfangreiche
Literatur, die alte Zeiten betreffen und bis heute reichen,
zurückgreifen. Sie werden sicher auch selbst nachdenken.
97
D i e R e f o r m a t i o n
R e l i g i o n kann sein wie Wasser,
es erhält Leben und darf segensreich wirken.
Oder wie Luft, die wir zum Atmen brauchen.
Und wie Erde, die für uns Nahrung hervorbringt.
Auch wie Feuer, das uns sehr wohl tut und wärmt.
Religion kann aber, wie die Elemente,
ins Gegenteil verkehrt werden, wenn Menschen
mit ihr egoistisch und böswillig umgehen.
Macht, Geld und Gier, auch missionarischer
Übereifer sind Feinde guten Glaubens.
R e l i g i o n kann zum Segen oder zum Fluch
genutzt werden!
F. O.
100
9. Kapitel
D i e R e f o r m a t i o n
Bereits vor Luther haben andere Reformer versucht, dem
entarteten Treiben in Staat und Kirche Einhalt zu
gebieten. Manche hatten erfolglos aufgegeben, andere
waren zuvor eingekerkert worden. Jan Hus wurde schon
im Jahr 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Es gab
noch weitere Märtyrer in diesen Zeiten.
Martin Luther wurde am 10.11.1483 in Eisleben geboren.
Er prägte die wichtige Aussage von der
„Freiheit eines Christenmenschen“
Er sagte auch: „Wie du an Gott glaubst, so hast du ihn“
Der unerschrockene Reformator hatte bekanntlich zuvor
im thüringischen Kloster immer wieder darum gerungen,
wie er einen „gnädigen Gott finden könne“. Beinahe wäre
er an seiner zwischenzeitlichen Verblendung verzweifelt.
Dann ging ihm eines Tages auf, dass Gottes Liebe und
Barmherzigkeit, seine Gnade, jedem Menschen unverdient
ganz einfach angeboten wird. Wir müssen nur bereit sein,
sie im Glauben anzunehmen.
Und Martin Luther hat dann so formuliert:
„Achte, was Christum treibet!“
So wurde ihm immer klarer, dass die Herrscher der Zeit,
insbesondere diejenigen, welche sich in Rom und
anderswo als die „Gottbeauftragten“ und „Wissenden“
ausgaben, ihre unwissenden Gläubigen schamlos falsch
informierten und ausnutzten. Siehe die Seiten zuvor.
101
Luthers beschwerliche Reise nach Rom hatte ihm weitere
Erkenntnisse vermittelt. Er sah dort die wahren Zustände.
Ihm war Vieles sozusagen wie „Schuppen von den Augen
gefallen“. Und nach seiner Romreise fasste er zusammen:
„Ich hätte nie geglaubt, dass das Papsttum ein so großes
Gräuel sei, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte.“
In der von Martin Luther inzwischen als richtig erkannten
„Rechtfertigungslehre“ geht es klar um das Verhältnis
zwischen Gott und dem Menschen.
Rechtfertigung ist auch zentraler Begriff der von Paulus,
dem wichtigsten Apostel, zuvor formulierten christlichen
Theologie, der in die evangelische Glaubenslehre einging.
Erlösung erfolgt allein durch den Glauben an Gottes Liebe
und Gnade. Kein Mensch kann sich selbst sein Seelenheil
verdienen oder erkaufen. Zur von Luther wieder erkannten
Rechtfertigungslehre gehört aber auch ein nach außen
offenes „Freiheitsverständnis“, mit dem wir als heute
glaubende Christen so handeln dürfen, wie wir es aus der
Bibel als gut und ethisch verantwortbar erkennen.
Mit großen Glaubensdenkern unserer Zeit bin ich einig:
Gott allein wird entscheiden, wer als Mensch aller Zeiten,
welchem Glaubens auch immer, (nicht nur Christen!), des
Schöpfers Ewigkeitsziel erreicht.
Zurück zu Luther. Er war kein einfacher Mensch, hat sich
behauptet, war eckig und dabei durchsetzungsfähig. Seine
spontane Art zu entscheiden und zu handeln hat ihn oft in
eine beinahe aussichtlose Position gebracht. Wäre Martin
Luther ein vorsichtiger, immer überlegt handelnder und
eher ängstlicher Mann gewesen, hätte es zur damaligen
Zeit wohl kaum zum Grundumdenken kommen können. In
der so völlig verfahrenen Religionsentwicklung war das
ein ganz gravierender Richtungswechsel.
102
Vor dem Reichstag in Worms bekannte Luther so oder
ähnlich:
„Hier stehe ich und kann nicht anders, Gott helfe mir.
Amen.“
Gott selbst wird Martin Luther damals die Kraft und
Furchtlosigkeit zur Durchsetzung all der reformatorischen
Notwendigkeiten verliehen haben. Bald wurde der Ketzerprozess
abgeschlossen und Luther in „Acht und Bann“
gelegt. Damit war er exkommuniziert.
Der Kaiser ist damals, im Jahr 1521, fest auf der Seite der
Kirchenoberen geblieben. Er ließ Luther mitteilen: „Denn
es ist sicher, dass ein einzelner Bruder irrt, wenn er gegen
die ganze Christenheit steht, da ja sonst die Christenheit
lange 1 000 Jahre oder mehr geirrt haben müsste.“
Luthers treuer und bester Wegbegleiter in den Jahren der
Reformation, Philipp Melanchthon, war ein feinsinniger
„Universalgelehrter und Theologe“. Dieser Freund und
Berater hat Luther ganz sicher manchmal vor übereilten
Entscheidungen bewahrt.
Dem Klerus, der oberen Kirchenhierarchie, wurde seitens
der Reformatoren klar abgesprochen, sich zum Mittler
zwischen Gott und den Menschen erheben zu dürfen. Der
durch Gutenberg erfundene Buchdruck erlaubte es, die
reformatorischen Schriften schnell zu verbreiten.
Der Reformator Luther wollte keine Kirchenspaltung, aber
er strebte eine längst überfällige Erneuerung der Vatikanund
Papstkirche an. Ja, er hielt ein generelles Umdenken
für unbedingt erforderlich. Martin Luther wollte die sich
entwickelnden Bürgerkriege vermeiden. Er strebte nicht
die folgenden gewaltsamen Auseinandersetzungen an, wie
sie Thomas Müntzer gegen die Herrschenden organisierte.
In der Folgezeit haben sich dann die sogenannten
„Bauernkriege“ und andere böse Auseinandersetzungen
mit vielen Toten entwickelt.
103
Martin Luther hat gegen das Kriegstreiben eine Schrift
verfasst mit dem Titel „Ermahnung zum Frieden“. Die
Bauern feierten ihn zuvor mit Sympathie als den Mann,
der sie von der römischen Tyrannei befreite. Nachdem
man diese Schrift kannte, wurde der Reformator dafür als
„Verräter“ bezeichnet.
Fünf Jahre nach Luthers Thesenverbreitung, von Wittenberg
aus im Jahre 1517, stand der Pfarrer Ulrich Zwingli
in Zürich an der Spitze einer dortigen reformatorischen
Entwicklung, die ab 1536 von Johannes Calvin in Genf
zum Mittelpunkt der Bestrebungen wurde. Beide
Reformatoren gingen in ihren Grundsätzen weitgehend mit
Martin Luther konform. Allerdings feiern Reformierte das
Abendmahl als „Gedächtnismahl“, wie Jesus es nach
ihrer Überzeugung eingesetzt hat. Wahrscheinlich sind
Reformierte in diesem Punkt doch näher bei unserem
Religionsstifter Jesus und seinem Einsetzungsritual zum
Abendmahl!
Wenn ich oben den Begriff „Thesenverbreitung“ nenne, so
möchte ich dazu noch folgendes erläutern: Keine Rolle
wird es spielen, ob Luther seine 95 Thesen tatsächlich an
die Tür der Kirche zu Wittenberg angeschlagen hat. Es
darf als sicher gelten, dass er die schriftlichen Fassungen
zuerst den zuständigen Bischöfen zuleitete. Eine Antwort
erhielt er jedoch nicht. Und danach wurden diese Thesen
mit Hilfe des Buchdrucks vervielfältigt und verbreitet.
Martin Luther hat uns auch noch eine ausgezeichnete
Brücke zum Nachdenken über den Weg jedes einzelnen
Menschen hin zur Ewigkeit aufgezeigt. Er war schon der
festen Überzeugung, dass der menschliche Körper hier auf
Erden für immer zerfällt. Luther hat dementsprechend vom
„Seelenschlaf“ gesprochen und damit übergeleitet von der
„Auferstehungs-Theologie“ zur Auferweckung der Seelen“!
104
Christliche Theologen sind sich weitgehend einig, dass es
in der Ewigkeit Dimension geben wird, die wir nicht
beschreiben können und die uns das Erleben bei Gott in
einem ganz anderen Licht erkennen lassen werden. Wir
müssen es hier im Leben nicht besser wissen!
Luther ist nach meiner Überzeugung nur richtig im
Denken seiner Zeit zu beurteilen. Wenn der Reformer zu
seiner Zeit, umfangreich wie wir, wissenschaftlich und
weltgeschichtlich wie auch politisch informiert gewesen
wäre, hätte er mit Sicherheit in bestimmten Punkten
anders entschieden und gehandelt. Ich meine, nicht anders
entschieden im Glauben zur „Rechtfertigungslehre“. Nein,
diese Erkenntnis ist ihm hoch anzurechnen. Luther hätte
manche seiner massiven Äußerungen wohl nicht gemacht.
Er konnte die Auswirkungen damals nicht übersehen.
Thomas Müntzer wäre anders an die Kandare genommen
worden, der für die Bauernkriege verantwortlich ist.
Luther wäre auch wohl mit seinen Formulierungen zum
Judentum anders umgegangen, wenn er die Auswirkungen
hätte übersehen können. Seine Ausgangsposition war
bekanntlich, dass fast alle Mächtigen gegen die so wichtig
anstehenden Reformen standen. Und, Luther wollte seine
eigentlich geschätzten Israeliten, in deren Volk unser
Religionsstifter hinein geboren wurde, dazu bewegen, dass
Jesus als „Messias für die Ewigkeit“ auch im Judentum
wenigstens anerkannt würde. Solches misslang Luther
noch zusätzlich zu allen anderen Pannen.
Der Reformator konnte m. E. seine Mission nur erfüllen,
weil er ein so unerschrockener und impulsiv handelnder
Mensch war. Wenn der Reformator seinen universal
gelehrten und mehr diplomatisch denkenden Berater
„Philipp Melanchthon“, als gewisses Korrektiv, nicht
gehabt hätte, wäre die unbedingt notwendige Reformation
der Kirche möglicher Weise so nicht zustande gekommen.
105
Viele der Reformationsleute zuvor hatte man getötet.
Spätere oder gleichzeitige Reformatoren haben ihr Bestes
gegeben. Aber Luther hat den Durchbruch erreicht.
Kritiker des damaligen Reformationsgeschehens und des
Reformationsjubiläums im Jahre 2017 mögen sich bitte
vor Augen führen, was neben der christlichen Reformation
noch passiert ist: Martin Luther hat mit seinen
Bibelübersetzungen nicht nur die Texte für viele Menschen
lesfähig und verständlich gemacht. Er gestaltete unsere
schöne deutsche Sprache positiv und entwickelte sie
vorrangig mit!
Luther hat auch maßgeblich an der Entwicklung unseres
demokratischen Denkens mitgewirkt!
Er beeinflusste das freiheitliche Denken der Menschen
ganz wesentlich mit, sowohl im religiösen wie auch im
praktischen Leben. Damit ergänzte Luther Humanisten
und Freidenker, die durchaus ebenso ihre wertvollen
Beiträge zu mehr liberaler Entwicklung der Staatswesen
leisteten, nicht nur für die heute demokratisch angesehene
Länder in unserer Welt!
Luther war wahrscheinlich der erste Mensch, der die sehr
gepriesene „Gleichberechtigung der Geschlechter“ ins
Leben rief und vorlebte. Das Ergebnis war damals sofort
erkennbar, indem er sich als ausgetretener Mönch
erlaubte, eine entlaufene Nonne zu heiraten. Damit legte
er zweifellos die Grundlage für ordentliche Theologen-
Familien. In späteren Zeiten wurde der Begriff des
„Lutherischen Pfarrhauses“ geprägt als eine Institution,
die in der Regel Vorbildcharakter für alle evangelisch
orientierten Familien hat.
Hinweis auf die Ausführungen zu Ostern und Himmelfahrt
weiter vorn. Hinweis auch auf die Anmerkung nach Luther zur
Fehlbarkeit von Papstentscheidungen und möglichen Korrektur
von Konzilsbeschlüssen.
106
Vor 500 Jahren prägte ein desertierter Mönch in seiner
neu entdeckten Freiheit, außerhalb des überwundenen
engen Klosterlebens, die folgende Aussage auf der Basis
seines festen Gottvertrauens:
„Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt in Tausend
Stücke zerbräche, ich würde heute noch mein Bäumchen
pflanzen“
Martin Luther
Der Inhalt könnte auch so interpretiert werden:
„C a r p e d i e m“
deutsch: „P f l ü c k e ( n u t z e ) d e n T a g”
Horaz‚ Oden
Anmerkung: Manche Luther-Forscher meinen, obige Aussage
stamme nicht von ihm, sondern aus einer späteren Zeit. Egal,
sie ist so schön, dass sie auf jeden Fall zu unserem überzeugten
Reformator bestens passt!
Es ist gut, wenn der Mensch im Heute lebt. Gestern ist die
Vergangenheit und keine Sekunde ist zurückzuholen.
Morgen ist Zukunft: Nichts vom möglichen Erleben kann
man mit absoluter Sicherheit im Voraus festschreiben.
Die Lutherrose ist ein Symbol evangelisch-lutherischer
Kirchen. Sie war das Siegel, welches Martin Luther ab
1530 für seinen Briefwechsel verwendete.
( Hier Einbau Lutherrose)
107
E n t w i c k l u n g i n d e n
l e t z t e n 5 0 0 J a h r e n
Nachdem es mit der Reformation nicht gelungen war, in
friedlicher Toleranz mit den Christen der römischen
Vatikan-Organisation zu leben, entwickelten sich innerhalb
protestantischer Gruppen deutlich unterschiedliche
Glaubensüberzeugungen zu einigen Grundaussagen.
Nichts ist im Sinne der Freiheit des Denkens dagegen zu
sagen, wenn Christen in aller Toleranz unterschiedliche
Glaubensüberzeugungen haben und diese in Achtung
der anderen praktizieren.
Aber, warum gelang es wohl den Lutheranern und den
sogenannten Reformierten (nach Zwingli und Calvin)
nicht, ihre unterschiedlichen Auslegungen zu einigen
Glaubensfragen, zu ganz bestimmten Punkten, in Würde
und Toleranz und friedlich, in gutem Einvernehmen,
nebeneinander zu leben?
Eigentlich unverständlich, dass es 500 Jahre und mehr
dauern musste, bis Christen, die sich allesamt als
ernsthaft Gläubige sehen, erkennen und befolgen
lernten, was ihnen Jesus vorgelebt und übermittelt hat!
110
10. Kapitel
Entwicklungen in den letzten 500 Jahren
Es hat positive und negative Entwicklungen gegeben. Die
Monarchien dieser Jahrhunderte haben weitgehend auch
nicht im Sinne unseres Religionsstifters gehandelt. Tiefer
interessierte Leser werden sich in der neueren Geschichte
auskennen oder selbst informieren. Leider haben unsere
christlichen Kirchen oft zu sehr den Herrschenden ihren
Gehorsam gezollt.
Hinweisen darf ich auf die Entwicklung der Kolonialzeiten
und auch auf die Deportationen von farbigen Menschen
aus Afrika, hin zum amerikanischen Kontinent. Der böse
Sklavenhandel führte zu vielen menschlichen Schicksalen.
Auswirkungen sehen wir noch heute, besonders in den
Vereinigten Staaten von Amerika. Kirchen und „fromme
Christen“ beteiligten sich an den brutalen Methoden zur
Ausbreitung der Macht. Hier ist ebenso die Apartheid in
Südafrika zu benennen.
Jeder Leser wird sich an Martin Luther King in den USA
erinnern, der mit 39 Jahren für seinen friedlichen Einsatz
zum Erreichen der Bürgerrechte in den USA ermordet
wurde.
Und in Südafrika saß der große Nelson Mandela über
Jahrzehnte im Gefängnis, weil er seine Vision von einer
gerechteren Zukunft nicht verwirklichen sollte. Er wurde
dann doch noch ein großer Staatsmann, der zu Lebzeiten
die Aufhebung der Apartheid mitfeiern konnte.
Zu Zeiten der Weltkriege in der ersten Hälfte des letzten
Jahrhunderts gab es insgesamt sicher zu wenig eindeutige
Stellungnahmen der Kirchenleitungen. An der Basis aber
sind nach Hitlers Machtübernahme sehr wohl aufrechte
und gradlinige, überzeugte Christen aufgetreten.
111
Am 31. Mai 1934 formulierten Lutheraner zusammen mit
den Unierten und Reformierten aus ganz Deutschland ihre
Opposition. Sie stellten sich damit sehr deutlich gegen die
„Deutschen Christen“, die man als Mitläufer der NSDAP
ansehen muss.
Die „Barmer Theologische Erklärung“ ist zum guten und
festen Bestandteil der Vorgaben in den reformatorischen
Kirchen geworden. Der bekannte Schweizer Theologe
Karl Barth und Hans Asmussen, dazu andere, haben an
der Formulierung wesentlich mitgearbeitet. Es gibt viele
Theologen dieser Zeit, die hervorragende Arbeit geleistet
haben. Dietrich Bonhoeffer starb für seine feste und klare
Glaubensüberzeugung im Konzentrationslager. Er wurde
nur fast 40 Jahre alt.
Ebenso in der katholischen Kirche Deutschlands wie auch
anderswo in der Welt hat es Aufrufe gegeben. Der Bischof
Clemens August Graf von Galen, der allgemein bekannt ist
unter „Löwe von Münster“, hat in seinen furchtlosen
Predigten und in den Hirtenbriefen seine Opposition zu
Entscheidungen der Führenden im Nationalsozialismus
unmissverständlich kundgetan.
Maximilian Kolbe ist zu nennen, der sich anstelle eines
Mithäftlings, einem Familienvater, ermorden ließ. Er ist
für diesen Mann eingesprungen.
Leider wurde in den vergangenen Jahrhunderten die
Ökumene nicht erkennbar vorangebracht. Verfestigungen
von menschlichen Glaubensvorgaben wirkten sich nicht
positiv aus, wie zum Beispiel die weitere Vertiefung zur
Marienverehrung als Mutter Gottes.
112
Anmerkungen
Im Jahre 1854 verkündete Papst Pius IX. das „Dogma der
unbefleckten Empfängnis Mariens“. Hier geht es nicht um
Jesus, sondern um die Zeugung seiner Mutter Maria. Der
Klerus hielt es für erforderlich, zusätzlich festzuschreiben, dass
auch Maria ohne einen leiblichen Vater in diese Welt
gekommen sei. Damit wollte man klarstellen, dass auch Maria
von einer vorgegebenen „Erbsünde“ frei geblieben sei. Diese
Entscheidung vor gut 150 Jahren regt zum Nachdenken an.
Solche theologischen Entwicklungen der Neuzeit sind zu
erkennen und zu benennen.
Aktuell (2014) besuchte ich auf einer Kulturreise einen der ganz
großen Marien-Wallfahrtsorte der Welt in Portugal, Fatima.
Tiefgläubige Menschen pflegen mit Inbrunst ihren christlichen
Glauben. Maria als die „Mutter Gottes“ scheint darin die
Hauptrolle einzunehmen. Hunderttausende kommen immer
wieder zu den Lichter-Prozessionen auf den Wallfahrtsplatz in
Fatima. Dieser ist wohl doppelt so groß wie der Petersplatz im
Vatikan. Die Stadt Fatima ist von raffiniertem Kommerz
geprägt; Geschäfte sind übervoll mit Marienfiguren, Kerzen
und aller Art Dingen aus Plastik und Wachs, teils auch aus
wertvollem Material. Als Lutheraner habe ich diese andere Art
christlichen Lebens tolerant zur Kenntnis zu nehmen. Bejahen
muss ich sie aber nicht.
Im März 2017 besuchte Papst Franziskus I. Fatima. Er sprach
dort zwei Hirtenkinder heilig und vollzog damit einen lange vor
ihm eingeleiteten Akt. Man beachte aber seine grundsätzliche
Bereitschaft, übertriebene Fehlentwicklungen in Ruhe und
Bedacht zurück zu nehmen. Zur überzogenen Marienverehrung
gab er in Fatima eine klare Aussage an die gläubige Welt. Als
„Pilger des Friedens“ warnte er die Gläubigen davor, die
„Mutter Gottes“ als Heiligenbild zu sehen, um schnell und
billig Vergebung zu erlangen. Dem Mann aus Südamerikas
Armenvierteln liegt offenbar daran, Jesus Christus längerfristig
in der Stammkirche wieder als Wegweiser zum Erreichen der
zukünftigen Welt Gottes in den Fokus zu stellen!
113
Z u m C h r i s t e n t u m h e u t e
Einige dogmatische Vorgaben erregen Angst. Sie müssen
als Hindernis für freiheitlich-christliches Denken gelten.
Glaube kommt von innen, durch die Beziehung zu Gott,
und darf nicht von außen aufgezwungen werden.
Freiheit im Glauben und zum individuellen Erkennen
der persönlichen Glaubensüberzeugung ist somit ein
hohes Gut für suchende Menschen in heutiger und zu
jeder Zeit.
Unser Gott und Schöpfer wird uns sicher nicht in einer
Abhängigkeit von menschlichen Konzilsentscheidungen
sehen und verharren lassen wollen!
116
Zum Christentum heute
11. Kapitel
Über die Persönlichkeit Jesu haben vor Jahrzehnten zwei
hochrangige Katholiken tief nachgedacht und geschrieben.
Beide waren gleichzeitig Theologie-Professoren an der
Universität Tübingen.
Joseph Ratzinger, hernach Papst Benedikt XVI.
Seine Erkenntnisse beruhen, nach meiner Einschätzung, zu
weiten Teilen auf den historischen, dogmatischen Bestimmungen
der Kirchengeschichte.
Diese menschlichen Festlegungen sind Joseph Ratzingers
unerschütterliche Basis christlicher Glaubenslehre.
Hans Küng, jahrelang Präsident der Stiftung Weltethos.
Er hat Jesu Leben und Sterben, auch seine Auferweckung,
auf Basis des Neuen Testaments historisch-kritisch erforscht.
Die Ergebnisse und seine persönlichen Überzeugungen
daraus führten zu Hans Küngs christlicher Glaubenslehre.
Eine Aussage aus der Zeit in Tübingen zu den beiden
christlichen Denkern lautet:
Wer im Neuen Testament den dogmatischen Christus sucht,
lese Ratzinger.
Wer den Jesus der Geschichte und seiner urchristlichen
Verkündigung erkennen möchte, lese Küng.
Joseph Ratzinger blieb auch als Papst weitgehend bei
seinen Standpunkten. Es fällt ihm offenbar sehr schwer,
ernsthaft über die im 4. und 5. Jahrhundert entwickelten
Dogmen und über spätere, weitere Absolutfestlegungen
der christlichen Entwicklung kritisch nachzudenken.
In seiner Papstzeit blieb Benedikt XVI. unnachgiebig beim
Zölibat. Nach wie vor werden Frauen in der katholischen
Kirche benachteiligt. Und über konservatives Festhalten
an Entwicklungen zur Eucharistielehre muss dringend
nachgedacht werden.
117
Die starke Verehrung der Mutter Jesu, Maria als die
„Mutter Gottes“, wurde in ihrer überzogenen Entwicklung
in der Papstzeit Josef Ratzingers nicht zurückgenommen.
Wiederverheiratete Geschiedene dürfen offiziell immer
noch nicht am Abendmahl, der „Eucharistie“ teilnehmen.
Das „Heilige Abendmahl“ der reformatorischen Kirchen
wird vom Vatikan noch nicht anerkannt. Eine gemeinsame
Feier, entsprechend der Einsetzung durch den Stifter Jesus
Christus, müsste im Christentum durchgehend überall als
selbstverständlich akzeptiert werden. Man bedenke, dass
solche Diskriminierung für eine große Anzahl von Paaren
mit verschiedenen Konfessionen tief verletzend ist.
Hans Küng erkannte, wie wir es aus seinen Büchern entnehmen
können:
„Wir wissen von Jesus von Nazareth unvergleichlich
mehr historisch Gesichertes als von allen großen
asiatischen Religionsstiftern, wie Buddha, Kung-futse und
Lao-tse.“
Jesus ist nach den Schriften des NT ein wirklicher Mensch,
der zu einer bestimmten Zeit in Kleinasien lebte. Erst
nach seinem Tod hat die glaubende Gemeinde angefangen,
den Titel >Sohn Gottes< so zu gebrauchen, dass Gott
selbst Fleisch wurde. Biblisch korrekt ist jedoch, Jesus in
menschlicher Gestalt als Wort Gottes, Gottes Wille, Gottes
Bild im Menschensohn >geistlich< zu erkennen.
Paulus, einer der ältesten neutestamentlichen Zeugen, sagt
kein Wort von Jungfrauengeburt, auch nichts von Höllenfahrt
und Himmelfahrt. Paulus hält aber Ostern, als die
>Auferweckung des Gekreuzigten< in Entschiedenheit für
die Mitte des christlichen Glaubens.
118
Hans Küng prägte auch diese Aussage:
„Auferstehung“, richtig zu verstehen „Auferweckung“,
durch Gottes wirkliches Handeln an Jesus hin zu seiner
Verherrlichung, bis zur Entrückung und Erhöhung in die
Dimension Gottes.“
Das ist kein Handeln von der Seite Jesu her. Es ist also kein
die Naturgesetze durchbrechendes Ereignis, keine Kontinuität
des Leibes. Der Schöpfer sieht unsere Seele nicht
an die Körperlichkeit dieser Zeit gebunden. Gottes Dimensionen
entziehen sich uns nach hiesigem Stückwerkdenken
(siehe Paulus). Es geht um ein transzendentes Geschehen,
um die Vergeistlichung, bei voller Identität der Person, hin
zur Vollendung in Gottes Wirklichkeit. Über den Tod
hinaus wird die letzte Grenze des Welt- und Denkhorizonts
gesprengt. So dürfen wir es wohl glauben.
Küng sagte: „Jesus Christus ist unser Maß, nicht Kirchen,
Dogmen und fromme Menschen.“
Soweit zu Erkenntnissen des Professor Hans Küng, dem großen
Denker heutiger Zeit in der römisch-katholischen Kirche. Mit
einigen dogmatischen Entwicklungen konnte er seine eigenen
Glaubensüberzeugungen nicht in Einklang bringen. Küng hat
auf eine Karriere in der Kirche verzichtet, um seinen Jesus-
Erkenntnissen treu zu bleiben. Er trat aber nicht aus.
Hier möchte ich noch Uta Ranke-Heinemann erwähnen, die
Tochter unseres frühen Bundespräsidenten Gustav Heinemann.
Sie war die erste Professorin in der Welt für katholische
Theologie. Am 2.10.2017 wurde sie 90 Jahre alt. Ihr wurde die
Lehrerlaubnis der vatikanischen Kirche entzogen, ebenso wie
Hans Küng. Auch sie trat nicht aus. Professorin Ranke-
Heinemann setzte sich für Frieden und für Gleichberechtigung
ein. Sie kritisierte aber energisch einige von Menschen
festgeschriebene Dogmen, insbesondere Jesu Jungfrauengeburt.
Zu Ranke-Heinemann möchte ich nicht weiter Stellung nehmen,
weil ich mich nicht tiefer mit ihrer Literatur befasst habe.
119
In den reformatorischen Kirchen gibt es Parallelen zu
Hans Küng.
J ö r g Z i n k darf als namhafter evangelische Theologe
heutiger Zeit angesehen werden. Ein tief erkennender und
bekennender Denker und Christ.
Dr. Zink wurde Anfang 2015 die Ehrenprofessur des
Landes Baden-Württemberg verliehen. Die Auszeichnung
erhielt er für seine literarische Lebensleistung und für sein
Engagement als Bürger und Christ.
Die Glaubenserkenntnisse von Jörg Zink sind von heutigen
Menschen leicht zu verstehen. Er verzichtet möglichst auf
Fremdworte, schreibt in einfacher Weise und erklärt gut.
Geeignet für alle Suchenden und Zweifelnden und für
selbständige Denker, die mit kirchlichen Vorgaben an
Grenzen stoßen.
Jörg Zink, mit dem ich mich einig weiß, wird mir erlauben,
einige seiner tiefen Erkenntnisse zu Jesus Christus hier zu
benennen. Nachzulesen in seinen Büchern und Schriften,
besonders im Buch „Vom Geist des frühen Christentums
Den Ursprung wissen - das Ziel nicht verfehlen“
Ein Zitat aus dem Buch: „Eine am Evangelium orientierte
Kirche lebt aus der Mündigkeit der Laien. Sie steht und
fällt mit der Freiheit und geistigen Klarheit ihrer
Mitglieder, der Kenntnis, die Nichttheologen in der Kirche
von der Heiligen Schrift erworben haben.“
Mit meinen Worten möchte ich einiges von den Gedanken
Jörg Zinks rezensieren.
Nichttheologen, also Nichtamtsträger, werden in den vor
uns liegenden Jahrzehnten mit größerem Gewicht in der
Kirche wirken als bisher. Und das in allen Konfessionen.
120
Die apostolische Zeit ging in den Sechzigerjahren zu
Ende, als die drei wichtigsten Sprecher der ersten Gemeinden
nicht mehr lebten. Petrus und Paulus waren in Rom
umgekommen, Jakobus in Jerusalem. (Jakobus Bruder Jesu)
Paulus ist zweifellos als der wesentliche Gestalter unseres
christlichen Glaubens anzusehen. Er verlieh ihm die
Struktur einer weltweit eigenen Religion. Paulus war die
zentrale Gestalt in den ersten 30 Jahren nach Jesu Tod.
Die drei Apostel lebten schon nicht mehr, als die
Evangelien geschrieben wurden. Das einfach formulierte
Markusevangelium entstand um 70 n. Chr. und Lukas
schrieb um 80, Matthäus um 90 n. Chr. Beide schmückten
aus, was Markus in der Überlieferung historisch mit
weniger Deutungen versehen hatte. (s. 5. Kapitel)
Wir dürfen annehmen, dass Lukas und Matthäus schon das
Markusevangelium vor sich liegen hatten. Sie übernahmen,
was über den Lebenslauf Jesu zu sagen war. An den
Anfang setzten sie die Kindheitsgeschichten und an das
Ende Osterberichte, für die sie auf andere Überlieferungen
zurückgriffen.
Die so genannte >Zweiquellen-Theorie< könnte erklären, wie
es zu den drei verschiedenen Evangelien gekommen ist. Lukas
und Matthäus benutzten als Vorlage Markus und andere Infos,
Schriften und Überlieferungen, formulierten dementsprechend.
Zink prägte eine nachdenkenswerte Aussage, die überschrieben
ist mit „Erfahrungen, Erklärungen und Deutungen“:
„Wer nicht glauben will oder nicht glauben kann, dass
die Toten leben, wird kaum viel Nennenswertes mit dem
christlichen Glauben anfangen.“
Die Ostergeschichte hat Details, die den Menschen damals
aufgrund ihres Weltbildes Mühe machten. Sie konnten sich
die Auferstehung nur vorstellen, wenn der Körper mit
einbezogen war. Für die Bibel ist deshalb der Mensch an
Leib, Seele und Geist immer aus einem Stück.
121
Heute haben wir Schwierigkeiten, wenn wir nach den
zweitausend Jahren davon lesen und hören. Und zwar,
weil nunmehr wir durch unser Weltbild gehindert sind, sie
uns so vorzustellen. Jörg Zink meint, dass das, was wir
Tod nennen, in Wahrheit die Vorderseite einer anderen
Art von Leben ist.
Das Wichtigste an den Ostergeschichten besteht wohl darin,
dass den Freunden der lebendige Christus begegnet ist, als
eine Erscheinung aus der anderen, jenseitigen Wirklichkeit!
(Lukas 24, 28-31 / Emmausjünger)
Wie Schuppen fiel es von ihren Augen und sie erkannten
ihn. Er aber verschwand vor ihnen.
Ich denke, wir müssen diese Emmaus-Geschichte einfach
so und unkommentiert hinnehmen. Wir sind gut beraten,
wenn wir sie als ein Geheimnis stehen lassen.
Meine Erkenntnisse aus dem Studium der Zink-Literatur
jüngerer Zeit, ungefähr seiner letzten beiden Jahrzehnte,
möchte ich folgend weiter vertiefen.
Zinks Glaubenstiefe beruht vor allem auf den Aussagen
des Apostel Paulus. In Paulus, dem von Gott ganz und gar
umgekrempelten Israeliten alter Art, der sehr wohl ein
Jude bleiben wollte, spiegelt sich Gottes guter Geist
weitgehend deutlich wieder.
Paulus ist der Apostel, dem die christlichen Kirchen viel
mehr Raum in der Verkündigung geben sollten!
Informatorisch: Paulus hatte das römische Bürgerrecht.
Das sich für ihn hin und wieder vorteilhaft erwiesen hat.
Paulus hielt sich im Frühjahr 57 drei Monate in Korinth
auf. In dieser Zeit schrieb er an die Gemeinde in Rom,
rund drei Jahre vor seiner Reise in die Kaiserstadt als ein
Gefangener. Ungefähr sechs Jahre vor dem gewaltsamen
Tod in Rom.
122
Zink: „Der Römerbrief ist, wie wir ohne jeden Vorbehalt
behaupten dürfen, einer der wichtigsten Briefe geworden, die
in der Geschichte der Menschheit geschrieben wurden.“
Paulus sieht, nüchtern und illusionslos, dass der Tod im
Grunde der heimliche Herrscher dieser Welt ist.
Im Alten Testament finden wir ein Schlüsselwort bei dem
Propheten Habakuk. Der sagte es unter Hab.2.4 wörtlich:
„…der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“
Und Zink fasst den Inhalt so: „Leben wird, wer mit Gott im
Reinen ist. Und wer ist mit Gott im Reinen? Der sich ihm
anvertraut.“
Ich meine, „sich Gott anvertrauen“ ist ein guter, tieferer
Ausdruck als „Glaube an Gott“. Nach meiner Kenntnis
wurde im Aramäischen, zu Jesu Zeit, vom Gottvertrauen
mehr gesprochen.
Paulus schreibt den Römern: „Wir sind der Überzeugung,
dass der Mensch mit Gott ins Reine komme, ohne dass er
religiösen Forderungen genügt, einfach dadurch, dass er sich
ihm anvertraut und damit empfängt, was Gott ihm gibt.“
Diese Aussage von Paulus dürfen wir meines Erachtens
mit als Grundlage der „Rechtfertigungslehre“ sehen.
Paulus trifft damit genau den wichtigsten Punkt des
christlichen Denkens, der geschichtlich eine ungeheure
Bedeutung hat.
Und hier setzt Martin Luther an, nachdem er lange mit der
ihm vorgegebener Lehre gerungen hatte. Seine Erkenntnis
mündet dann in der „Rechtfertigungslehre, allein durch den
Glauben an die Gnade Gottes“!
Paulus muss sich (leider) rechtfertigen für seine betonte
Gerechtsprechung der Menschen, allein aufgrund der
Gnade Gottes. Deshalb knüpft er schon beim Erzvater
Israrels an und zitiert 1. Mose 15,6: „Abraham hat Gott
geglaubt, das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.“
123
Abrahams Gemeinschaft mit Gott war nicht auf einen
religiösen Ritus gegründet. Abraham war gerecht, längst
ehe es ein Gesetz gab.
Paulus sagt an anderer Stelle:
Wer Christus angehört, der soll ihm ähnlich werden. Er
hat die Chance dazu, denn wer in Christus ist, ist ein
neues Geschöpf, wie Adam das alte Geschöpf war und ist.
Zu Kapitel 12-16 Römerbrief sagt Zink: „Hier setzt Paulus
zu einem neuen Bogen an, wenn er zu Tagesfragen
Stellung nimmt. Es gibt keinen Glauben, den der Mensch
für sich auf die Seite schaffen könnte. Leben hat, wer sich
von sich selbst weg wendet und also liebt. Wer die Gnade
Gottes weitergibt, indem er den anderen Menschen
begnadigt. Und wer dies tut, wer dazu den Geist Gottes
empfing, der gewinnt das Leben.“
L i e b e, und tu was du willst! (Augustinus)
Verbinden dürfen wir diese Denkweise auch mit dem Text
im „Vater Unser“, der sich damit befasst, dass wir, wenn
uns unsere Schuld von Gott vergeben wird, auch unseren
Schuldigern Vergebung angedeihen lassen sollen!
In solchem Zusammenhang dürfen wir m. E. erkennen, wie
sich Glaubens- und Fehlglaubens-Entwicklungen wiederholen
(können). Habakuk war offensichtlich schon früher
weit im Glaubensdenken, durch Gottes Geist inspiriert,
wie es Christen heute auslegen müssen. Und im Neuen
Testament, Paulus ebenso.
Und Luther später, nachdem ihm die Augen aufgingen,
erkannte diese Grundlagen wieder.
124
Jörg Zink als evangelischer Denker und genauso der
katholische Hans Küng, finden und formulieren ihre festen
Glaubensüberzeugungen auf dieser Vertrauensbasis. Und
beide erklären in ihrer Literatur, dass Jesus diese frohe
Botschaft vom Schöpfer erneut zu überbringen hatte.
Gültig, ohne jedes menschliche Beiwerk. Und sicher ohne
Bedarf an späterer Dogmatisierung durch Konzile.
Zum Schluss dieses Glaubensüberblicks, unter Einbezug
des großen Theologen Jörg Zink, noch seine für mich so
überzeugende Kurzfassung.
„Die Rechtfertigungslehre ist so einfach, dass sie sich mit
wenigen Sätzen schildern lässt.
Und sie ist so abgründig komplex, dass kaum ein Theologe,
den ich danach fragte, sie wirklich vorzeigen konnte.
Sie ist die schmale Tür, die zu einem evangelischen Glauben
führt, das heißt, zu einem Glauben, der auf das Evangelium
antwortet.“
Paulus Römer 3,28, Zink-Bibel:
„Wir sind überzeugt, dass ein Mensch mit Gott ins Reine
kommt, nicht durch das, was er leistet, sondern dadurch, dass
er glaubt!“
Soweit die Erkenntnisse. Einige Texte des NT habe ich der Zink-
Bibel entnommen. Somit findet man nicht jede Formulierung
genauso in der Lutherbibel.
Es muss die Frage erlaubt sein, ob Menschen (Päpste) wie die
Stellvertreter Gottes auf Erden agieren dürfen. Maßen sich
Kirchenführer, die auch nur Kreaturen Gottes sind, nicht zu viel
an, Entscheidungen als absolut darzustellen oder gar als
unfehlbar glauben zu lassen? Selig- und Heiligsprechungen
sind hier anzuführen. Immerhin wird den einfachen Christen
suggeriert, sie dürften einen Heiligen um Fürsprache bitten, um
so den Zugang zu Gott oder Jesus Christus zu erreichen.
125
Der aktuell heilig gesprochene Papst aus Polen, Karol
Wojtyla, Johannes Paul II. hat in seiner Amtszeit 1338
Seligsprechungen und 482 Heiligsprechungen vollzogen.
In den Archiven des Vatikans sollen noch etwa 15000
Akten zur Entscheidung vorhanden sein.
Wir reformatorischen Christen müssen den vorstehenden
Praktiken nicht zustimmen. Zu guter Toleranz sind wir
jedoch verpflichtet. Nachdenken dürfen wir aber über ihre
Auswirkungen.
Wahrscheinlich wird ein sehr hoher Prozentsatz gläubiger
Katholiken zustimmen, wenn hier deutlich Reformbedarf
angesprochen wird. Beispiele, zu denen sich jeder seine
Meinung bilden möge, sind zuvor bei Joseph Ratzinger zu
finden. Wenn dieser Kirchenführer, in seiner Zeit als der
Papst Benedikt XVI. auch die Ökumene kaum voran
gebracht hat (das ließ sein konservativer Dogmenglaube
wohl nicht zu), muss ihm jedoch Anerkennung dafür
gezollt werden, dass er dann mit seinem Rücktritt zwei
Dinge positiv klarstellte.
Erstens: Ein Papst kann tatsächlich aufgeben und muss
nicht bis zum Tode im Amt durchhalten.
Zweitens: Ein Papst darf Fehler zugeben. Ratzinger hat die
Gläubigen für seine Fehler um Verzeihung gebeten.
Alle Achtung!
Über die reformatorischen Kirchen müssen wir ebenfalls
nachdenken. Rückschau zu einem angesehenen Pfarrer in
unserer evangelisch-lutherischen Gemeinde. Der Theologe
siedelte sein Wissen deutlich über dem der unwissenden
Gemeinde an. Ich unterstelle, dass er als Seelsorger ein
ernsthafter Christ war und das Beste für seine Gemeinde
wollte.
126
Sein Credo: „Über Glaubensfragen diskutiert man nicht“.
Er war mit dieser Vorgabe wohl der Meinung dass es
besser wäre, wenn seine Gemeindemitglieder nur glauben
sollen, was die Kirche als richtig vorgibt. Bloß nicht
darüber diskutieren. Als studierter Theologe hat er die
geschilderte historische Entwicklung unserer christlichen
Religion sicher gut gekannt. Aber…?
Weit früher hat man genau aus diesen Beweggründen die
Messen nur in lateinisch gelesen und die Bibel nicht übersetzt
vorgelegt, bis Luther dieses allgemeinverständlich
änderte. Konservative Theologen schlagen aktuell erneut
vor, Messen wieder in Latein zu lesen. So könnte man wohl
in Entwicklungsländern das Rad nochmals zurückdrehen!?
Zur Trinität heutiger Interpretation
In der Wochenzeitung „Unsere Kirche Nr. 24/17“
versucht ein Autor, die menschliche Festschreibung und
Lehrmeinung der Kirchen zur Trinität zu rechtfertigen und
glaubhaft zu erläutern.
Überschrift: „Die gesellige Gottheit“.
Der Theologe Dr. Andreas Goetze sagt in dem Artikel:
„An die Trinitätslehre muss man nicht glauben, aber man
solle sie als Grammatik des Glaubens achten“. Abgebildet
ist die Darstellung eines Menschen mit drei Gesichtern.
Ich setze zu solcher Bilddarstellung ein Fragezeichen ?
Gleiches Thema, anderes Beispiel.
Von einem Gemeindepfarrer, den ich in der Regel gern
höre. Er kann gut predigen, wenn er bei Jesus und dem
Neuen Testament bleibt und dabei vermeidet, bestimmte
Dogmen als Wahrheit zu interpretieren.
127
Zum Sonntag „Trinität / Dreieinigkeit“, in seiner Predigt
im Juni 2017, sinngemäß so: „Die Dreieinigkeit ist nicht
leicht zu begreifen.“ Dann der Versuch, eine prophetische
Geschichte aus dem AT mit heranzuziehen.
„Der Prophet hatte eine Vision. Er sah Gott Vater im
Himmelssaal als großen alten Mann mit Bart auf dem
Thron und mit einem wallenden Gewand, welches den
ganzen Himmelsraum füllte, usw.“
Gedankliche Folge hin zur Dreieinigkeit:
Gott Vater ließ durch seinen Heiligen Geist eine junge
Frau (Maria) befruchten. Sie gebar ihren ersten Sohn,
Jesus. Dieser wurde neben >Gott Vater< und >Gott
Heiliger Geist< die dritte Person >Gott Sohn<.
Zurück zur Realität.
Gott ist Geist und wird sich in seiner Größe niemals
ändern oder anpassen. Jesus wurde entsprechend der
Zweinaturen-Theologie in den ersten Jahrhunderten, nach
seinem Wirken auf dieser Erde, von Menschen zum „Gott
Sohn“ verklärt. Die Kirche hat ihn sowohl geistlich als
auch körperlich zum Gott erhöht.
Anmerkung: Wie schwer haben es Christen, die selbst in der
Lage sind zu denken und zu erkennen, wenn sie dogmatischen
Trinitätsvorgaben folgen sollen.
Erkennen viele Theologen tatsächlich nicht, dass sie mit einigen
kirchlichen Vorgaben heute intelligente Glaubenschristen eher
aus den Gottesdiensten fernhalten als das Haus zu füllen? Nur
wenige Hörer sind m. E. in der Lage zu sortieren und vielleicht
sogar Verständnis aufzubringen, wenn Gemeindepfarrer eigene
Erkenntnisse hinter kirchlichen Vorgaben verschweigen.
Jeder interessierte Leser ist in der Lage, über den Inhalt
der vorstehenden Seiten selbst weiter nachzudenken.
128
Natürlich weiß ich, dass bei Glaubensüberzeugungen nur
bedingt logisch gedacht werden darf. Ich gestatte mir
trotzdem, auch folgend, die Logik etwas mit ins Spiel zu
bringen. Nach meiner Meinung lässt unser Gott und
Schöpfer allen Seins logische Zusammenhänge in seiner
Weisheit sehr wohl erkennen.
Und so ziehe ich den Bogen vom Glauben, vom Vertrauen
auf das Ewigkeitsziel hin in Gottes Dimension, zurück zur
Schöpfung, wie sie im Buchanfang dargestellt wurde.
Wenn wir Wissenschaftlern zuhören, so folgt das gewaltige
und nie insgesamt erforschbare Universum ganz präzisen
Regeln. Alles ist absolut logisch und wissenschaftlich
nachvollziehbar aufgebaut. Um es laienhaft auszudrücken:
Jedes Detail passt in die große Gesamtheit einer
Generalvorgabe, die wir getrost „Schöpfung“ nennen
dürfen. Und den wahren Ursprung wird die Wissenschaft
niemals belegen können. Auch sie wird immer an den
Punkt kommen, an dem nur noch „Vertrauen auf eine
Urquelle Schöpfung“ weiterhelfen kann! Siehe Kapitel 2
129
Z u s a m m e n f a s s u n g
K i r c h e n h i s t o r i e
Der Himmel ist uns umsonst gegeben
und geschenkt.
Sei guter Dinge und freue dich,
denn Gott ist dein Freund!
Martin Luther
132
12. Kapitel
Z u s a m m e n f a s s u n g K i r c h e n h i s t o r i e
Gott ist der Schöpfer und bleibt uneingeschränkter Herrscher
im gesamten Universum. Unser Herrgott ist somit der
Souverän. Er allein ist Urheber des von Menschen nie bis in
alle Tiefen erforschbaren, unermesslichen Kosmos. Auch
alles Leben auf unserem Planeten mit den Entwicklungen bis
hin zu den klügsten Gehirnen ist sein Werk.
Und es gibt Dimensionen, die uns als Gottes Kreaturen in
dieser Welt verborgen bleiben sollen.
Klügste Menschen werden dies nicht widerlegen können.
Auch atheistische Denker können niemals wissenschaftlich
beweisen, dass die am Anfang näher behandelte „extrem
komprimierte Masse“, die nach Meinung der Forscher
zum Urknall geführt haben soll, aus dem Nichts entstand.
Und so habe ich keinen Zweifel an der Existenz einer
Urmacht unbeschreibbarer Größe, die in diesem Leben
niemand wird ergründen können.
Christen haben sich an Jesu Leben und Wirken und seinen
Vorgaben zu orientieren. Keine christliche Organisation
hat das Recht, menschliche Dogmen der Historie auf
weitere Dauer unangepasst und allgemein verbindlich für
alle Gläubigen einfach so stehen zu lassen. Das ist nach
meiner Überzeugung unbeweisbare Intoleranz. Kirchen
haben hierzu Handlungsbedarf.
Reformator Luther entschied durchaus richtig, wenn er
Konzilsbeschlüsse als fehlbar definierte, diese aber über so
genannte Absolutentscheidungen einzelner Personen, also
der Päpste, stellte.
Anmerkung: Die Konzilsbeschlüsse im 4. und im 5. Jahrhundert
hätten stärker den weisen Erkenntnissen eines Paulus und
anderer Berichterstatter des frühen Christentums folgen sollen,
die näher an der Lebenszeit Jesu verfasst worden sind.
133
Luther hat sich nicht angemaßt, Gottes Willen zur Gnade
und Barmherzigkeit, zum Erreichen des Ewigkeitsziels des
einzelnen Menschen, in menschlich angepasster Auslegung
interpretieren zu dürfen. Ihm reichte „allein durch den
Glauben“.
Streng evangelikale Christen sind weitgehend auf guter
Linie unseres Religionsstifters Jesus Christus. Ein Bruch
ergibt sich leider für viele bei der Absolutstellung. Manche
Fundamentalchristen meinen, nach ihrer Auslegung den
allein selig machenden Weg nach Gottes Rat zu wissen.
Christen sind aber verpflichtet, Glaubensüberzeugungen
ihrer Mitchristen, die vom eigenen Glauben abweichen, im
friedlichen Miteinander zu achten.
Jeder denkende Gläubige sollte inzwischen wissen, dass
eindeutige Glaubensbeweise nicht möglich sind.
Gott allein wird seine Entscheidung über jeden von uns fällen.
Einige kirchliche Auslegungen beruhen, wie schon vorn
näher ausgeführt, auf der Kombination aus Weissagungen
der Jesaja-Zeiten, die in den Aussagen der Evangelien mit
angeführt sind und den Evangelien selbst, insbesondere
den beiden von Lukas und Matthäus. Unfurchtsame Leben-
Jesu-Forscher, wie insbesondere der katholische
Professor Hans Küng und andere überzeugte Christen,
fanden nur bedingt Gehör.
Anmerkung: Soeben lese ich in der Tageszeitung 18.3.15 (dpa):
Hans Küng, kurz vor Vollendung des 87. Lebensjahres, fasst
sein Lebenswerk als Gesamtausgabe. Er ist der wichtigste
katholische Kämpfer für Verständigung zwischen den
Religionen. Sein Leben lang kämpfte er für eine moderne und
zugleich ursprüngliche Kirche. Seinen Erkenntnissen sollte man
mehr Beachtung schenken!
Christen sollten ebenso die Forschungserkenntnisse des
evangelischen Theologen Jörg Zink studieren!
134
Jesus selbst hat uns gelehrt, nicht rechthaberisch,
hochmütig und egoistisch gegen unsere Nächsten und
alle Mitmenschen zu sein, sondern Liebe zu üben!
135
P r i o r i t ä t e n
c h r i s t l i c h e r
G l a u b e n s a u s s a g e n
I r i s c h e r R e i s e s e g e n
Möge die Straße uns zusammenführen
und der Wind in deinem Rücken sein;
sanft falle Regen auf deine Felder und
warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.
Bis wir uns mal wiedersehen, hoffe ich,
dass Gott dich nicht verlässt;
er halte dich in seinen Händen,
doch drücke seine Faust dich nicht zu fest.
Refrain
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott dich fest in seiner Hand;
und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott dich fest in seiner Hand!
Dieser wunderschöne Segen wird Reisenden gern und sinnvoll
mit auf den Weg gegeben.
Geeignet ist der Reisesegen aber auch für liebende Menschen,
die einen Geliebten oder eine Geliebte, auch eine andere liebe
Person, aus dieser Welt ziehen lassen müssen.
Wenn wir als Christen daran glauben, dass es in Gottes
Schöpfung Dimensionen gibt, die weit über alle entdeckte Wege
zur Kommunikation hinausgehen, wie die weltumspannenden
Möglichkeiten mit Telefon und Funk, Internet sekundenschnell,
so dürfen wir auf Gott vertrauen, der sicher noch weit mehr zu
bieten hat!
Und wenn jeder von uns vor Gott ein Unikat ist, ganz
unverwechselbar und einzig, wird unsere Seele in voller
Identität der Person jenseitig sein. Und dem (oder der)
Zurückgebliebenen ebenfalls einen so prächtigen Reisesegen für
die noch restliche Lebenszeit auf diesem schönen Planeten
wünschen können und dürfen! _____________________________
138
>
13. Kapitel
Vor fast 100 Jahren erklärte der große Friedensaktivist,
Sprecher für Gewaltlosigkeit, Politiker und Reformer,
Mahatma Gandhi in Indien: „Ich sage den Hindus, dass ihr
Leben unvollkommen sein wird, wenn sie nicht auch ganz
ehrfürchtig die Lehre Jesu studieren.“
P r i o r i t ä t e n
c h r i s t l i c h e r G l a u b e n s a u s s a g e n
G o t t ist einzig und Schöpfer allen Seins.
G o t t ist souveräner Herrscher des ganzen
Universums, über menschlich fassbare
und noch verborgene Dimensionen,
über Zeit und Ewigkeit.
G o t t ist G e i s t und er ist selbst die L i e b e.
G o t t unser Schöpfer hat J e s u s C h r i s t u s
in diese Welt kommen lassen, mit seinem Heiligen
Geist bedacht, um uns seine große Liebe erneut
zu zeigen. Er lässt uns seine Barmherzigkeit zur
Teilnahme an der Ewigkeit durch Jesus kundtun,
ganz unverdient und ohne Anrechnung unserer
eigenen Leistung.
J e s u s ist am Kreuz gestorben und begraben.
Er wurde auferweckt und seine Geist-Seele
ist mit seinem und unserem Gott und Vater
vereint in alle Ewigkeit.
________ Jesus ging unserer Seelen-Zukunft voraus.
<
139
Ausschmückungen zu den einfachen Glaubensgrundlagen,
Heiligenkulte, teils menschlich beschlossene Dogmen der
kirchlichen Organisationen, auch manche Vorgaben von
Würdenträgern, mögen vielen Christen zur persönlichen
Glaubensfindung dienlich sein. Unser aller Gott und
Schöpfer wird in seiner Liebe zu allen Menschen, und in
seiner unendlichen Größe, solche auf dem kleinen Planeten
Erde entstandenen Erweiterungen nicht zur Grundlage des
Ewigkeitsangebots machen. Dessen bin ich sicher!
Wer unabhängig von späteren Einflüssen Gott und den
gekreuzigten Jesus, der für uns in Gottes Geist zum
Christus wurde, erkennen möchte, beschäftige sich mit den
mosaischen Geboten Gottes und mit Jesu Weisungen und den
Aussagen, insbesondere seinen letzten Worten am Kreuz.
So finden wir die wichtigen Glaubensgrundlagen.
Hilfreich sind zudem noch die schriftlichen Fassungen von
Jesus, seinen Erzählungen, seitens der Zeugen aus Jesu
Lebenszeit und der Zeugen der Jahre direkt nach Jesu
Tod. Dazu gehören insbesondere die Werke des großen
Apostel Paulus, den Gott selbst vor Damaskus grundlegend
in seiner Persönlichkeit verändert hat.
Ein Satz von ihm lautet ganz unmissverständlich (Römer 1):
„Jesus Christus, verheißen durch seine Propheten, der
geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch und
kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem Geist…“
Für alle an Jesu Lehre glaubende Menschen gilt, egal ob
sie ihre persönliche Glaubensüberzeugung in Freiheit des
Denkens oder durch kirchlich vorgegebene Anweisungen
finden oder gefunden haben (Paulus):
„Unser Wissen ist und bleibt Stückwerk!“
140
Wir dürfen glauben, dass Gottes Sein, seine Größe und
seine Barmherzigkeit, weit umfangreicher, unermesslich
erhabener ist, als Menschen es fassen können.
Christen, Muslime und Juden, wie auch andere gläubige
Erdenbewohner, stellen sich unseren Schöpfer mit ihrem
menschlichen Verstand oft als ein körperliches Ebenbild
vor. Niemand aber kann Gott richtig beschreiben.
Ein mir unbekannter Texter sagte einmal in Umschreibung
so:
„Gott ist nicht, wo der (gedachte) Himmel ist.
Wo Gott ist, da ist Himmel !“
Und Dietrich Bonhoeffer bekennt in festem Vertrauen, in
seiner menschlich ganz und gar aussichtslosen Situation,
im Konzentrationslager:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen…!“
Bonhoeffer drückt damit aus, dass Gott als guter Geist
überall sein kann und keine Grenzen kennt. Dieser Mann
hat sich den Schöpfer allen Seins nicht in menschlicher
Gestalt vorgestellt.
J e s u s C h r i s t u s
ist die einzige Persönlichkeit der Entstehungszeiten
aller drei abrahamischen Religionen, die ohne jede
einschränkende Aussage von seinen Anhängern
F r i e d e n i n d e r W e l t
zu halten verlangt und konsequente Arbeit daran
von allen Menschen erwartet.
141
G o t t i s t d i e L i e b e !
Die Wochenzeitschrift „ Christ in der Gegenwart“ druckte
in der Ausgabe 51/2014 einen Kommentar zu den
Religionsvorgaben und zu deren Entwicklungen. Daraus
zitiere ich den folgenden Ausschnitt:
„Einzig im Kontext des Christentums wurde die Kraft
aufgebracht, Wesen und Unwesen von Religion selbstkritisch
zu betrachten und die Selbstimmunisierung zu mobilisieren.
Jesus Christus war ein gewaltfreier, jedoch herrschaftskritischer
Religionsstifter. Das Christentum als von der Wurzel
her eine selbstkritische Religion, wie seine (Befreiungs-)
Theologie beweist, ist geistig im Jahr 2014 angekommen.“
Dazu möchte ich erweiternd betonen, dass diese Aussage
dann richtig ist, wenn sie nicht durch dogmatische
Vorgaben verwässert wird. Und, wenn sie nicht immer
noch von „herrschsüchtigen Despoten“ und von manchen
„egoistischen Ganz-genau-Wissern“ verdorben wird.
Ergänzend zu den Prioritäten noch die gute Aussage eines
hochrangigen Katholiken:
„Jeder von uns hat eine unsterbliche Seele. Gott selbst
hat sie von Anfang an in uns hineingepflanzt. Erst diese
individuelle Seele macht jeden Menschen einzigartig!“
Kardinal Rainer-Maria Woelki
Erzbischof in Köln
Soweit meine Glaubenserkenntnisse, die weitgehend von
manchen heutigen Theologen geteilt werden.
Ich kann nichts beweisen.
Menschen, die eingefahrene Glaubensvorgaben auf der
Grundlage der Entwicklung erster 500 Jahren n. Chr. und
danach als richtig ansehen, haben ebenso keine Beweise.
Sie sollten nachdenken über einige zweifelhafte Grundaussagen.
142
Tiefgläubige orthodoxe und römische Katholiken, ebenso
tiefgläubige Evangelikale in unseren reformatorischen
Kirchen, haben sicher Achtung und Respekt verdient.
Fundamentalisten aber in allen Religionen sollten sich vor
Intoleranz hüten. Die Schritte vom Absolutdenken hin zum
Unfrieden sind kurz. Das hat sich in mehreren Jahrtausenden
der Geschichte, besonders in den Weltreligionen,
immer wieder als böse und fatal herausgestellt.
Nun noch zum Nachdenken über Naturvölker und Glauben
Bei manchen Naturvölkern war (ist) es die Regel, ihre alten
Menschen ganz in Ruhe sterben zu lassen, wenn das Leben
offensichtlich zu Ende gehen soll. Lebenserhaltende Maßnahmen
sind dort zum Schluss nur sehr begrenzt üblich. Anders
in medizinisch hoch entwickelten Gesellschaften. Bei uns
bleiben lebenserhaltende Geräte oft noch aktiv, wenn ein
friedliches Sterben die gute und bessere Lösung wäre.
Indianerstämme z. B. versuchen, Zeichen Manitus zu erkennen
um ihre Mutter, ihren Vater in Frieden handeln zu lassen, wenn
die Zeit gekommen ist. Der lebensmüde Mensch setzt sich oder
legt sich unter einen Baum, isst nicht mehr und trinkt fast nichts
mehr. So sind die Tage zu zählen, bis Manitu den Menschen,
der ihm vertraut, zu sich nimmt.
„Manitu“, das „Allumfassende Geheimnis“, auch die
„Große Kraft“ oder „Großer Geist“, „Großer Gott“ oder
auch, „Im Namen des großen Geistes“!
Fragen: Sind solche Maßnahmen zum Lebensende gut? Dürfen
Christen sich erlauben, daran zu zweifeln, dass die Seelen der
Naturvolkmenschen bei ihrem Vertrauen auf Manitu (Gott) in
die Ewigkeit des Schöpfers aufgenommen werden?
Antworten: Ja, solche Maßnahmen sind hoch zu achten. Wir
in unserer Welt sollten erkennen, wann der ärztlichen Kunst ein
Ende geboten werden muss.
Ja, alles egoistische Glaubensdenken ist vom Übel. Christen
und Angehörige anderer Religionen haben die Pflicht, Glauben
und Riten anderer Menschen Toleranz zu beweisen, wenn sie
friedlich damit umgehen. Gott allein hat zu entscheiden!
143
G e d a n k e n z u r Z u k u n f t
der K i r c h e n
Religionen haben in der Regel ein viel zu großes
Programm an Vorgaben, an Ge- und Verboten.
Weniger wäre besser und Mehr (mehr Wert)!
G l a u b e
H o f f n u n g
L i e b e
(Vertrauen auf Gott)
(Überzeugung für eine persönliche
Zukunft nach diesem Leben)
(Gott lieben und andere Menschen,
wie dich selbst)
Diese drei wichtigen Begriffe beinhalten die gesamte
Vorgabe der christlichen Lehre nach Jesus Christus!
146
Gedanken zur Zukunft der Kirchen
14. Kapitel
Wenn ein überzeugter Christ die auf Seite links gedruckte
Information als seine Richtlinie ansieht, darf er mit Gottes
Zusage zur Teilnahme an der Zukunftswelt des Schöpfers
rechnen. Kein Mensch kann solche Seelenwelt richtig
beschreiben.
Christen kennen unsere mosaischen zehn Gebote oft von
Kind her. Christliche Erdenbürger und Erdenbürgerinnen
werden bei ihrem „Vertrauen auf Gott“ in der Regel
brauchbare Mitmenschen auf diesem Erdenrund sein!
Niemand kann die Gebote jederzeit halten. Überzeugte
Christen aber wissen, dass sie bei ihrem Glaubensdenken
sicher aufgehoben sind. Und jeder darf auf solcher Basis,
nach Jesus Christus, in Freiheit denken!
Alles andere ist Beiwerk, nicht Voraussetzung nach Jesu
Mittlerweisung!
Anmerkung: Vorstehendes ist meine Überzeugung. Ich halte es
mit Paulus… „Unser Wissen ist und bleibt Stückwerk!“
Unsere christlichen Kirchen sind bei ihrem Denken und
Handeln verpflichtet, den Blick mehr auf die Zukunft zu
richten. Mit Franziskus I. als jetzigem Papst kann auch die
Ökumene schrittweise vorankommen.
Nach dem Reformations- und Lutherjahr 2017 mag sich
zeigen, ob über alle Eigenständigkeiten hinaus zukünftig
ein demokratisches, gemeinsames Dach über die Kirchen
gespannt werden kann.
Bei aller Vielschichtigkeit wird man aber nur erste
Weichen dazu stellen können. Eine Einheitskirche sollte
niemand ernsthaft anstreben. Dazu sind die Unterschiede
in Hierarchie und Organisation einfach zu stark.
147
Die älteren Kirchenorganisationen (römisch-katholische
Vatikankirche und die orthodoxen Ostkirchen) wie auch die
reformatorischen Kirchen in ihrer Gesamtheit mit den
kleineren Freikirchen und mit den Anglikanern, mit einer
Vielzahl amerikanischer Sonderkirchen und all den
sonstigen Organisationen auf der ganzen weiten Erde,
könnten bei gutem Willen und Kompromissbereitschaft,
ein erstes grobmaschiges Netz spannen. Ja, zusammen
sollte man einen gemeinsamen „Grund-Glaubensschirm“
erarbeiten.
G o t t e s S e g e n w ü r d e d a z u s i c h e r s e in!
Solche Entwicklung wäre zu wünschen. Sie wird aber wohl
vorläufig nur im Ansatz Wirklichkeit werden. Menschen
sind Egoisten und mit diesem Hindernis wird zu kämpfen
sein.
Weitere G e d a n k e n z u r Z u k u n f t
Verantwortliche der Kirchen könnten Formulierungen zur
Trinität ganz einfach und wohl zutreffender so fassen:
„Gott ist Geist in Einheit mit dem Heiligen Geist und der Geist
Gottes wirkte in Jesus Christus.“
Und so könnte man dann auch richtiger fassen, dass Jesus
von der „ jungen Frau Maria“ geboren wurde.
Anpassungen zum Glaubensbekenntnis hat es bekanntlich
auch zuvor schon gegeben. Christliche Organisationen
würden es den „Suchenden“ deutlich leichter machen, die
Kirchen wieder neu oder gar erstmalig zu akzeptieren,
wenn diese bereit wären, sich nicht mehr als „Heilige
Kirche“ zu bezeichnen, sondern schlicht „Kirche“. Im
Glaubensbekenntnis reicht durchaus die folgende Aussage
zur „Gemeinschaft der Heiligen“. Damit wird m. E.
zutreffend gesagt, dass vor Gott jeder einzelne Mensch, als
Unikat des Schöpfers, zu den Erlösten gehören kann, also
zur Gemeinschaft der Heiligen!
148
Gott selbst ist heilig! Was kann noch heilig sein?
Können Organisationen / Kirchen heilig sein?
Nach dem Neuen Testament versuche ich es aus meiner
Sicht so zu formulieren:
Heilig ist, was gute Gemeinschaft aufbaut und was
segensreich wirkt. Dazu gehört wahrhaftiges und ehrliches
Umgehen miteinander, eigene Fehler erkennen und
zugeben und folgerichtig bessere Weichen stellen. Und, in
guter Weise Nächstenliebe betreiben. Demut und nicht
Hochmut üben und somit Frieden stiften.
Ein Lexikon: „Heilig ist Gott und was von Gottes Geist
erfüllt ist. Alles, was das Heil der Menschen fördert.“
Der Kirchenvater Augustin sagte kurz:
„ L i e b e … und tu, was du willst!“
Damit meinte Augustin, aus wahrer Liebe wächst ganz
zwangsläufig Gutes, ethisch, sittlich, sozial!
Jesu Lehre würde auch richtiger interpretiert, wenn die
Kirchen den Schluss unseres Glaubensbekenntnisses bald
so oder ähnlich fassen würden:
„Auferweckung der Seelen zum ewigen Leben“ Amen.
Oder noch richtiger nach Jesu Worten am Kreuz:
„Aufnahme der Seelen zum ewigen Leben“ Amen.
Im Gebet des Herrn, dem „Vater Unser“ formulierte die
Kirche: … „ und führe uns nicht in Versuchung.“
Überzeugte Theologen sagen heute schon so: Gott führt
niemanden in Versuchung. Sie schlagen eine Richtigstellung
vor, wie wir sie wohl besser verstehen könnten,
z. B. so: „und führe uns in der Versuchung.“
Hierüber sollte man nachdenken. Mehr dazu im Kapitel 15.
149
Wie könnten Denk- und Glaubensunterschiede zwischen
den beiden Testamenten behandelt werden?
Kirchen und Theologen sollten zur Klarstellung einfach
erklären, dass alles, was nach hebräischem Testament
unkonform mit Jesu Weisungen ist, auch mit Gottes Willen
nicht in Einklang gebracht werden kann!
Niemand wird erklären können, dass Hass, Rache, Mord
und andere schlimme Taten, die im Alten Testament als
Gottes Wille auf die Fahnen Herrschender gesetzt wurden,
mit den hochkarätigen „Zehn Geboten“ der mosaischen
Gottesordnung stimmig sind. Es gibt noch Theologen, die
das Erste Testament so sehen, als ob die zehn Gebote für
„das auserwähltes Volk“ anders auszulegen wären… Hat
Jesus nicht für alle Menschen Gottes Willen überbracht?
Was muss sich im christlichen Glaubensdenken ändern,
wenn Jesus körperlich ein Mensch und geistlich der vom
Schöpfer Gesandte war?
W e n i g muss sich ändern, außer eines Umdenkens in der
Rückführung des Glaubens, hin zu Jesu eigenen Aussagen,
wie sie im Ur-Christentum weitgehend vorhanden waren.
Siehe Petrus, Jakobus und insbesondere Paulus.
Auch die später geschriebenen Evangelien lassen nach
meiner und nach Überzeugung mancher Theologen und
anderer Christen unterschiedliche Glaubensauslegungen
zu (siehe vorn).
Ebenso kann ich in den prophetischen Jesaja-Berichten
keine Probleme erkennen, die einer sinnvollen Auslegung
und damit einer Anpassung der Glaubensinterpretation
entgegen stünden.
Bekanntlich wurde die „Zweinaturen-Theologie“ erst bei
den genannten Konzilen festgeschrieben. Sie stammt nicht
von Jesus als unserem Religionsstifter.
150
Erfreulicher Weise weht nun im Vatikan, in der römischkatholischen
Kirche insgesamt, ein anderer Wind. Jorge
Mario Bergoglio, Papst Franziskus I., setzt neue Maßstäbe
in Sachen Aufklärung von Vergehen, ebenso in Richtung
Nächstenliebe, mit sozialem Engagement. Überzogene
Selbstdarstellung des Klerus ist ihm ein Gräuel. Sicher ist
es gut, dass nun eine Persönlichkeit aus einem anderen
Teil der Erde, aus Südamerika, das Zepter führt.
Wird Franziskus sich gegen die gewachsenen Strukturen
in seinem Vatikan durchsetzen können? Gute Zeichen zur
Förderung friedlichen Miteinanders zwischen allen drei
abrahamischen Religionen, Judentum, Christentum und
Islam, setzte Franziskus schon beim Besuch im Mai 2014
in Palästina und Israel.
Hoffen wir, dass der jetzige Papst bereit sein wird, über
fragliche Dogmen und Absolutfestlegungen nachzudenken.
Im Jahre 2017 feierten wir 500 Jahre Reformation. Wird
der Vatikanlenker weitere Zeichen setzen und die
Ökumene, hin zu den reformatorischen Kirchen, positiv
beeinflussen? Ich traue ihm zu, erste Weichenstellungen
mit zu vollziehen. Aber in Sachen Ökumene dürfen wir
sicher keine schnellen Erfolge von Papst Franziskus
erwarten.
Anmerkungen: Wir müssen gut zusammenwirken als katholische
und als evangelische Christen und auch mit den Freikirchen
und den vielen anderen Organisationen. Mit den beiden
aktuellen deutschen Leitern der großen Kirchen, Heinrich
Bedford-Strohm, dem Ratsvorsitzenden der EK und dem
katholischen Oberbischof Reinhard Marx sind wir wohl gut
besetzt. Beide stehen für eine ökumenische Zukunft. Wenn auch
diese beiden Oberchristen in Deutschland bei ihrem
gemeinsamen Besuch des Tempelberges in Jerusalem im April
2017 ihre Kreuze, das Symbol unseres Glaubens, abnahmen.
Aus Rücksicht auf das Empfinden der Islamgläubigen? Das
hätten sie nicht tun dürfen! Über ihren Fehler werden beide
nachgedacht und geweint haben (wie Petrus am 1. Karfreitag).
Am 12. Mai 1915, vor 100 Jahren, wurde Fre’re Roger
geboren, Gründer der ökumenischen Brüdergemeinschaft
von T a i z e’. Sein Wirken sollte weiter gefördert werden,
von allen Kirchen gemeinsam.
Wie gut und fruchtbar wäre es, wenn die unterschiedlichen
Denkweisen der christlichen Kirchen zum Verständnis des
Abendmahls /der Eucharistie endlich, mit gutem Willen,
einander näher gebracht würden.
Auch die Gleichbehandlung der Geschlechter steht noch
zur Klärung an.
Sicher wäre es richtig, wenn man die erst um das Jahr
1000 entstandene Zölibatsvorgabe ganz dem einzelnen
Christen zur persönlichen Entscheidung überließe.
Klärungsbedarf gibt es ebenso hin zu der von Luther
erkannten Rechtfertigungslehre, allein durch Gnade und
Barmherzigkeit Gottes.
Offensichtlich bedürfen christliche Glaubensvorgaben im
Zeitverlauf kontinuierlicher Reformen, wenn ihre Glaubwürdigkeit
erhalten bleiben soll. „Dauerreformen“ sind
gewissermaßen angesagt. Nur so können frühere Fehler
und falsche Übersetzungen korrigiert und den modernen
Christen aktuell verständlich vermittelt werden.
Gott ist und bleibt immer gleich. Das Rad der Geschichte
und die wissenschaftlichen Erkenntnisse aber kommen nie
zum Stillstand. Also, müssen wir Menschen uns anpassen
und Formulierungen finden, die zeitgemäßem Verstehen
dienen. Das gilt insbesondere bei den Glaubensvorgaben.
Bei allen Anpassungen ist natürlich streng zu beachten, dass
Jesu tatsächliche Vorgaben als die Weisungen seines und
unseres Schöpfers in ihrer wirklichen Substanz erhalten
bleiben oder auch wieder gefunden werden!
152
In manchen Weltregionen, z. B. vielen Teilen Afrikas und
Südamerikas, mögen sich die in langen 2000 Jahren von
Menschen festgeschriebenen Glaubensvorgaben noch ein
paar Jahrzehnte eignen, die Anzahl der Gläubigen steigen
zu lassen. Langfristig eher nicht.
Wer aufmerksam heutigen Theologen zuhört, insbesondere
Predigten verfolgt, auch römisch-katholischer Theologen,
kann sehr wohl erkennen, dass bei vielen Seelsorgern die
notwendige Offenheit zur Bereinigung auf Jesu Denkweise
vorhanden ist.
Meines Erachtens müssen die kirchlichen Organisationen
zukünftig immer deutlicher machen und auch vorgeben,
was einer Großzahl Theologen längst klar ist.
Erstens: Die generelle Denkweise der Menschen vor 2000
Jahren, auch noch lange danach, entspricht nicht mehr
unserem heutigen Verstehen aufgrund wissenschaftlicher
Erkenntnisse der Neuzeit. Damals war man noch nicht in
der Lage, die universellen Gegebenheiten der Schöpfung
Gottes einigermaßen richtig zu fassen und einzuordnen.
Wenn uns heute nun globale, wissenschaftliche Einblicke
gewährt sind, so ist sicher eine „Denkanpassung“ für das
Christentum unerlässlich.
Zweitens: Manche der von Menschen festgeschriebenen
Vorgaben, bis hin zu bestimmten Dogmen, sind mit dem
Ur-Christentum so nicht identisch. Sie sollten in der
Zukunft behutsam angepasst werden, nicht abrupt.
Drittens: Die Freiheit zur persönlichen Glaubensfindung
ist zu respektieren, soweit sie jeweils um Wahrhaftigkeit
bemüht ist und in Liebe, wie Gott sie uns erweist und wie
Jesus sie lehrte, ausgeübt wird.
153
Viertens: Suchenden Menschen der heutigen Zeit ist das
Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, das nach Jesus die
Feindesliebe sogar mit einschließt, zu vermitteln. Aber die
Suchenden dürfen seitens der Kirchen bei den behandelten
dogmatischen Vorgaben und bei einigen weiteren, beinahe
unüberwindbaren Glaubensregeln, nicht Grenzen sehen,
die sie nicht fassen können.
Fünftens: Ehrlichkeit und saubere Information muss in
allen Hierarchiestufen der Kirchen zum festen Gebot
werden, insbesondere bei internen Problemfällen.
Sechstens: Ethische, moralische und soziale Denkweisen
haben Vorrang vor aller gewachsenen Macht und vor oft
übertriebener Selbstdarstellung ernannter Würdenträger.
Dazu noch dieses:
Aufgeschlossene, liberaler erkennende Theologen werden
von Kirchenleitungen in persönlichen Zwiespalt gebracht,
wenn sie auf der Linie menschlich festgelegter Vorgaben
bleiben müssen, obwohl ihr eigener Glaube dem gar nicht
so entspricht.
Vielleicht füllen sich die Gotteshäuser wieder mehr, wenn
Glaubensvorgaben angepasst werden und wenn Jesu weit
freiheitlicheres Denken zur persönlichen Glaubensfindung
erklärt wird.
Leider muss man immer wieder erfahren, dass nicht wahr
sein kann, was nicht wahr sein darf. Oder mit anderen
Worten, wie es noch besser zu verstehen ist: Das nicht wahr
sein darf, was wahr ist, aber nicht wahr sein soll!
Erfreulich dürfen wir feststellen, dass manche Theologen
sich ihre Freiheiten schon nehmen, wenn auch noch sehr
zögerlich.
Gutes aus eigener Erfahrung als Hörer auf nächster Seite.
154
Beispiel A) Im Gottesdienst betete der Pfarrer für ein
verstorbenes Gemeindemitglied, eine Frau: „Wir glauben,
dass die Seele der Verstorbenen nun bei Gott lebt.“
Anmerkungen dazu: Die Formulierung entspricht Jesu eigenen
Worten am Kreuz, wonach er mit dem neben ihm Gekreuzigten
heute im Paradies sein würde. Sie entspricht auch dem Beispiel
Jesu vom reichen Kornbauern: Heute Nacht wird Gott deine
Seele von dir fordern. Die kirchlichen Dogmen aber verweisen
auf die Auferstehung der Toten erst am Jüngsten Tage und das
dann stattfindende Gericht.
Beispiel B Gute Aussage eines Theologen so:
„Jesus war der größte und wichtigste Mensch aller Zeiten.
Gottes Geist erfüllte ihn, um uns den Willen und die
Gnade, die Barmherzigkeit der Liebe unseres Schöpfers
neu kund zu tun. Jesus wurde so zum einzigen Mittler für
alle Menschen.“
Anmerkungen: Die dogmatischen Kirchenvorgaben machen
Jesus, als Gottes Sohn, nicht nur geistlich mit Gott gleich,
sondern sie sagen, der Mensch Jesus sei auch körperlich Gott,
so geboren und so gestorben. Die kirchengeschichtliche
Entwicklung setzte neben Jesus, als geistlichen Mittler hin zu
Gott, eine Vielzahl von Heiligen mit Mittlerfunktion, leider.
Beispiel C
Ebenso die gute Aussage eines Theologen:
„Nachdem Jesus auferweckt wurde, erschien er einigen
seiner Vertrauten in verklärter Art, so dass sie ihn nicht
erkannten. Und unser Schöpfergott holte Jesu Geist-Seele
in seine geistliche Welt zurück.“
Anmerkungen: Alles Physische bleibt als vergängliche Materie
in der Welt. Die dogmatischen Aussagen der Kirchen jedoch
lassen Jesus als Gott und Mensch körperlich auferstehen und so
in den Himmel auffahren. Die Stammkirche lässt auch seine
Mutter, als „Gottesmutter Maria“ ebenso direkt und körperlich
gen Himmel fahren.
155
Ich könnte mir unsere christliche Religion durchaus in
guter, übergeordneter Grundfassung vorstellen, wie sie
einige Seiten zuvor angerissen wurde. Und jeder Christ
darf und soll sich freiheitlich darin bewegen.
Jesus selbst lebte und übermittelte uns den Schöpferwillen
in einfacher, durchaus verständlicher Weise. Und wenn
die Kirchenorganisationen ihre Glaubensvorgaben, auch
ihre Lesungen und Predigtempfehlungen, die Liedtexte in
den Gottesdiensten, unter klarer Beachtung der Jesu-
Vorgaben auswählen würden, sähe vieles schon besser
aus. Mitwirkende Gemeindeglieder und besonders Leute,
die sich noch als „Suchende“ ansehen, könnten sich dann
viel besser identifizieren mit dem ganzen Ablauf, mit
Liturgie und den Gesängen und mit guten, „deutlich auf
Jesus bezogene Texte“. Warum überhaupt werden immer
noch bestimmte Texte der Hebräischen Bibel, als von Gott
kommend verkündet, die „Mitdenker“ als heute nicht mehr
akzeptable Geschichten oder gar als Märchen sehen
(müssen)? Solche Verkündigung hält manche Leute vom
nächsten Gottesdienstbesuch eher ab. Zumindest werden
Zweifel an die wirkliche Überzeugung mancher studierter
Theologen wach. Kriegsberichte z. B. mit Gott als
Verbündetem. Auch offensichtlich märchenhafte Erzählungen
oder Themen, die heute kein wissenschaftlich
orientierter Mensch mehr als Wahrheit aufnehmen kann.
Es sollte nicht weiter gefördert werden, dass noch mehr
Fernbleibende sagen oder nur vor sich selbst denken:
„Der Seelsorger möge selbst überdenken, was er sagen
muss und nicht abwickeln, was sein Arbeitgeber immer
noch meint, vorschreiben zu müssen!“
Übersetzungsfehler in der Bibel, Grundaussagen der
Kirchen ebenso, welche nicht zu Jesu Lehre passen,
müssen in den Gottesdiensten allmählich eliminiert
werden.
156
Manche Prediger mögen sich heute erkennende Theologen
zum Vorbild nehmen. Hans Küng ist ein solcher. Auch
Jörg Zink erkannte, in der zweiten Hälfte seines
theologischen Wirkens noch deutlicher, die absolute
Größe der Schöpfung und damit, dass Gott alle Menschen
auf diesem Erdenrund gleichermaßen liebt.
Bestimmte andere Kritiken an den Kirchen, praktischer Art,
kann ich nicht unterstützen.
Jeder weiß, dass große und auch kleinere christliche
Organisationen viel Gutes tun im Bereich Soziales, mit
ethischen und humanitären Aktivitäten, Kindergärten und
anderen Dingen. Man denke an Caritas und Diakonie, die
kirchlichen Organisationen der großen Institute u. a .m.
Kritiker zu solchen Aktivitäten mögen bedenken, dass die
Kirchen mit ihrer Arbeit ganz enorme Kosten von unserer
politischen Gesellschaft fernhalten. Manches ist bei den
kirchlichen Stellen gut und besonders qualifiziert
untergebracht. Teurer wird es sicher nicht, wenn sich die
Kirchen einbringen. Viele Mitglieder arbeiten bekanntlich
in den kirchlichen Organisationen ehrenamtlich mit, also
ohne jede finanzielle Vergütung, wodurch echtes Geld
eingespart wird. Und für manche Kinder in kirchlichen
Kindergärten ist es sicher von Vorteil, wenn sie von Jesus
und seinen ethisch hervorragenden Weisungen Kenntnis
bekommen. Zuhause fehlt es oft an positiven Aussagen, um
den Kindern und Heranwachsenden ein klares Bild für
eigene, auch für spätere Glaubensentscheidungen im
Leben zu vermitteln.
Nochmals zurück zum Eingang zu diesem Kapitel und zu
den Grundaussagen, hier etwas ausführlicher:
„L i e b e , und tu was du willst!“ So sagte es der in
anderen Punkten umstrittene Kirchenvater Augustin.
Doch hier hat er wohl recht. Gott ist die Liebe und nicht
ein strafender Herrscher.
157
Und ein liebender Mensch wird Böses (eigentlich) nicht
tun (wollen)! Den Inhalt aller 10 Gebote, unsere
hochrangigen Grundvorgaben, die jeder Christ und auch
die meisten Namenschristen kennen, kann man gut und
gern unter dem Oberbegriff „L i e b e“ einordnen.
„G l a u b e.“ In alter aramäischer Sprache, wie sie Jesus
in seiner Heimat redete und in der er dachte und alle seine
Weisungen gab, sagte man statt „Glauben“ sehr bestimmt
„Vertrauen auf Gott“. Er ist der Schöpfer allen Seins!
Und mit dieser Aussage trifft man die Zuversicht, die wir
Menschen zu unserem Gott haben dürfen, wenn wir an ihn
glauben, doch wohl deutlich besser. Mancher antwortet,
wenn jemand sagt „Ich glaube, dass…so: „Glauben
heißt so gesehen Nichtwissen“. Das klingt geringschätzig.
„Vertrauen auf Gott“ klingt fester und bestimmter!
„H o f f n u n g.“ Vor Gott ist jeder von uns einmalig.
Du bist ein „Unikat“ und kein anderer Mensch ist so wie
du. Unser christlicher Glaube lässt auf solcher Basis
keinerlei Raum für „Reinkarnationsdenken“, also für
Seelenwanderung in ein später lebendes Individuum, zu.
Christen dürfen somit ihre Hoffnung für das eigene „Ich“,
die eigene, unverwechselbare Persönlichkeit, mit ganzem
Herzen auf Gott ausrichten. Allein seine Gnade und Barmherzigkeit
wird jeder einzelnen Seele in der zukünftigen
Welt, in absolut identischer Persönlichkeit und in
geistlicher Existenz, gewähren.
Wie und wann die Seele ihren Weg geht, muss niemand
hier auf dieser schönen Erde wirklich wissen!
Alles andere ist nach Jesu Lehre für uns in dieser Welt
nicht von großer Wichtigkeit.
So, meine ich, sollten Christen auf Gott vertrauen!
158
Reinkarnation, wie man sie im Buddhistischen Glauben
kennt, gehört nach meiner Überzeugung in keiner Variante
zu unserem christlichen Glauben.
„Reinkarnation“, lateinisch , ist „Wiederfleischwerdung“.
Bitte zu beachten, dass es oben nicht um „Inkarnation“
geht, wie wir sie von den Aussagen zu und von Jesus
Christus kennen. „Gottes Geist“ wurde auch nach meiner
festen Überzeugung „in den Menschen Jesus inkarniert“,
(siehe Taufe im Jordan durch Johannes) und ebenso
erkennbar beim Bericht vom Berge Sinai. Gott der
Schöpfer hat das so gewollt. Und Jesus selbst bestätigt
diese Glaubensweise als richtig durch seine menschliche
Aussage am Kreuz „Vater, ich gebe meinen Geist (meine
Geist-Seele) in deine Hände, d. h. zurück in deine
Schöpferwelt“!
Den mündigen, eigenständig denkenden Menschen im 21.
Jahrhundert darf die historische Entwicklung nicht weiter
vorenthalten werden.
Intelligente Bürgerinnen und Bürger unseres wunderbaren
blauen Planeten möchten heute theologisch umfassend richtig
informiert werden, um ihren Weg zu Gott und Jesus Christus,
mit dem einmaligen Angebot zur Ewigkeit, ganz persönlich
suchen und finden zu können.
Kluge, studierte Theologen, werden manche Fehler in
unseren kirchlichen Glaubensvorgaben erkennen!
Es lohnt sich, an dieser Stelle einen der tief denkenden
Theologen des vorigen Jahrhunderts zu Wort kommen zu
lassen. Rudolf Bultmann lebte von 1884 bis 1976. Dieser
„Marburger Professor des Neuen Testaments“ lehnte die
Organisation „Deutsche Christen“ ab, die bekanntlich
der NSDAP hörig war. Bultmanns Platz war klar in der
„Bekennenden Kirche“. Er setzte sich gegen jede Diskriminierung
jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger ein.
159
Trotz seiner moralisch-ethisch erstklassigen Überzeugung
wurde Bultmann später vorgeworfen, er zerstöre mit der
von ihm vertretenen Glaubensüberzeugung Grundlagen der
evangelischen Kirche und ihre Bekenntnisse.
Theologische Fachkollegen und fromme Gemeinschaften
verurteilten die auf heutige Zeit angepassten Auslegungen.
Bultmanns Glaubensüberzeugungen mündeten in mehr
liberalem Denken.
Man darf wohl sagen, dass Professor Bultmann manche
Gedanken des bekannten Schweizer Professor Karl Barth
mit verarbeitet hat, jedoch sehr eigenständig dachte. Barth
lebte und wirkte zur gleichen Zeit (1886 bis 1968).
Rudolf Bultmann hielt l941 einen Vortrag mit dem Thema
„Neues Testament und Mythologie“. Inhaltlich befasste
er sich darin mit der „Entmythologisierung der christlichen
Verkündigung“. Gemeint ist wohl, die Befreiung von Sagen
und Erzählungen, von Inhalten, die die Lehre Jesu unklar
machen und somit nicht förderlich sind.
Bultmann sieht „Jesu Persönlichkeit als die Kraftquelle für
echte Religion, Frömmigkeit und Sittlichkeit“. Solche, vom
altkirchlichen Dogma befreite Persönlichkeit Jesu, sollte
zukünftig auf dem Wege historischer Forschung immer
klarer herausgestellt werden! So meint Rudolf Bultmann.
Er sagte auch, „zum Glauben gehört das Verstehen“. Ja,
Menschen unserer Zeit müssen den Glauben begreifen
können. Das antike Weltbild mit den drei Stockwerken
„Himmel, Erde und Hölle“ diene dem Verstehen nicht.
Mythologische Aussagen des Neuen Testaments seien aber
nicht zu streichen, sondern in ihrer Absicht zu verstehen
und so auszulegen. Einige weitere Aussagen Bultmanns:
„Welterfahrung und Weltbemächtigung sind in Wissenschaft
und Technik so weit entwickelt, dass kein Mensch
im Ernst am neutestamentlichen Weltbild festhalten kann.“
Und: „Kein erwachsener Mensch stellt sich Gott als ein
oben im Himmel vorhandenes Wesen vor; ja, den Himmel
im alten Sinne gibt es für uns gar nicht mehr.“
160
Und:
„Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, begegnet
uns im Wort der Verkündigung, nirgends anders. Eben der
Glaube an dieses Wort ist in Wahrheit der Osterglaube.
Als historisches Ereignis ist nur der Osterglaube der
ersten Jünger fassbar.“
Und:
Lukas berichtet von der Leiblichkeit Jesu nach Ostern.
Lk. 24, 39-43
Bultmann dazu: „Solche Demonstrationen der Leiblichkeit
des Auferstandenen sind als Ostergeschichten zu deuten.
Zweifellos sind das spätere Bildungen, von denen Paulus
noch nichts weiß.“
Bultmann sieht das historische Ereignis der Entstehung
des Osterglaubens so, wie es die ersten Jünger auf dem
Weg nach Emmaus erlebten. In der Selbstbekundung des
Auferstandenen, als die Tat Gottes, in der sich das Heilsgeschehen
des Kreuzes vollendet: Jesus ging ein in die für
uns nicht beschreibbaren Dimensionen der Schöpferwelt.
Als wichtiger Glaubensdenker der Neuzeit hat Professor
Rudolf Bultmann ganz sicher wesentliche Auslegungen der
christlichen Religion positiv beeinflusst. Da ich mich nicht
sehr tief mit Bultmanns Literatur befasst habe, möchte ich
es damit bewenden lassen.
Wenn ich die Leben-Jesu-Forschungen in der danach
folgenden Generation studiere, nämlich Hans Küng und
Jörg Zink, haben diese den Forschungswunsch von Rudolf
Bultmann als große Denker der jetzigen Zeit, weitgehend
erfüllt. Ihre Überzeugungen setzen an bei Jesus und den
Aposteln und enden bei den danach geschriebenen
Evangelien, die im Inhalt nach den Weisungen Jesu zu
interpretieren sind.
161
Noch Beiträge aus beiden großen christlichen Konfessionen.
Der katholische Klosterbruder Dr. Anselm Grün, bekannt
als Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach, trägt gute
Gedanken zur aktuellen Entwicklung der christlichen
Lehre bei.
Ein Beispiel aus „CHRIST IN DER GEGENWART“ Ausgabe 26/2014):
„Jesus unterscheidet sich als Prophet von Elija dadurch,
dass er Andersdenkende nicht vernichten, sondern sie
gewinnen will. Er predigt nicht gegen sie, sondern Jesus
lädt sie ein, ins Himmelreich einzutreten. Jedem gibt er
die große Chance, umzukehren und sich von Gott in
Liebe zum Festmahl einladen zu lassen!“
Gern denke ich an meinen Besuch in der Marienkirche in
Minden, im Sommer 2017. Die Konzertmeditation mit
Anselm Grün, immer im Wechsel mit passenden
Musikstücken des erstklassigen Blockflötisten Hans-
Jürgen Hufeisen, in Begleitung eines Tasteninstruments,
war ein ganz besonderes Erlebnis.
Der ehemalige Ratsvorsitzende Evangelischer Kirchen in
Deutschland, Dr.h.c. Nikolaus Schneider, gab zum Herbst
2014 mit 67 Jahren aus familiären Gründen sein Amt in
jüngere Hände. Dieser nachdenkende Christ erklärte im
Frühjahr 2014 in der Wochenzeitung „Unsere Kirche“:
„Die Bibel ist ein Kompass, nicht ein Navi. Sie gibt oft
keine eindeutigen Handlungsanweisungen. Gleichwohl
ist sie die Grundlage der persönlichen Gottesbeziehung!“
162
Autorenhinweis
Alle vorstehenden Buchkapitel 1 - 14 wurden in heutiger
Buchfassung überarbeitet, teils wesentlich erweitert.
Die nun folgenden Buchkapitel 15-18 und die Anhänge
wurden in den Jahren 2017-2019 komplett neu erarbeitet.
Sie erweitern somit insgesamt die Ausgabe von 2015 mit
dem damaligen Titel
„Gottes Schöpfung und Jesu Lehre im Geist der Freiheit“.
163
…
Erkenntnisse aus Aramäischforschungen
des Theologen Dr. Günther Schwarz zu
bestimmten Aussagen im Neuen Testament
Zum folgenden Kapitel möchte ich vorab einen Einblick in
die geografische Einordnung der aramäischen Sprache zu
Jesu Zeit geben.
Aramäisch ist eine alte syrische Sprache.
Jesus redete, nach den Erkenntnissen der Forschungen,
das so genannte Westaramäisch. Das war ein Dialekt, der
im Bereich seiner Heimat Galiläa und der Umgebung
gesprochen worden ist. Man kann auch sagen: Galiläisch
- Aramäisch. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass ein so
genanntes Ostaramäisch vornehmlich im Bereich zwischen
Euphrat und Tigris üblich war, in Mesopotamien.
Im „Zweistromland“, wie man diese Gegend auch nennt,
gab es vor unserer Zeitenwende schon eine Hochkultur,
die bis ins 4. Jahrtausend vor Christus zurückreicht. Man
denke auch an Babylonien, an den im Alten Testament
erwähnten Turmbau zu Babel und an die früheren
Vertreibungen der Juden nach Babylon. Alles das ist
geografisch identisch.
Mesopotamien gehört heute in Teilen zum Irak, zur Türkei
und zu Syrien.
166
15. Kapitel
Erkenntnisse aus Aramäischforschungen des
Theologen Dr. Günther Schwarz zu bestimmten
Aussagen im Neuen Testament
Der Titel dieses Buchkapitels könnte, sachgerecht und
deutlich ausgedrückt, auch so benannt werden:
„Jesu Worte im Neuen Testament, mit fehlerhaften
Übersetzungen oder gewollten Fehldarstellungen,
wie sie der Sprachforscher Günther Schwarz
erkannte und richtigstellte“
Dr. Günther Schwarz lebte von 1928 - 2009.
Er war evangelischer Theologe und Aramäischforscher.
Seine Jahrzehnte dauernden Forschungen hatten das Ziel,
Zusammenhänge und Unebenheiten in den Bibelübersetzungen
richtiger und Jesus-gerechter auszudrücken.
Sein Credo: „Wenn wir Jesus in seiner Zeit richtig
erkennen wollen, müssen wir das Neue Testament vom
Griechischen zurück ins Aramäische übersetzen und von
dieser Basis ins heutige Deutsch und in andere Sprachen.“
Schwarz gehörte zu den weltweit wohl wenigen Experten
des Aramäischen, der Alltags- und Lehrsprache Jesu. Ihm
geht es um Wiederherstellung geistigen Vermächtnisses
unseres Religionsstifters Jesus Christus. Jesus lebte,
dachte und äußerte sich in seiner Muttersprache, das ist
speziell „Westaramäisch“.
Günther Schwarz hat zusammen mit seinem Sohn Jörn
Schwarz im Buch „Das Jesus Evangelium“ die Forschung
zusammengefasst. Dieser Aramäischforscher hat sich nicht
nur mit den Urtexten in Jesu Muttersprache befasst, wie
wir sie inhaltlich im Neuen Testament finden, sondern
auch mit anderen Jesusworten und entdeckten Texten, die
nicht den Eingang zum NT fanden. Bekanntlich wurden die
27 Bücher des Neuen Testaments aus einer Vielzahl von
Schriften ausgewählt.
167
Für die Identitätsfindungen wurden auch verfügbare Texte
und Grundlagen in altsyrischer Sprache benutzt.
Altsyrisch ist eine mit Aramäisch verwandte Sprache.
Somit haben die Rückübersetzungen in der Forschung von
Günter Schwarz ins heutige Deutsch wohl einen hohen
Richtigkeitswert. Christliche Theologen bedienen sich
heute gern hebräischer Fassung, um so über diese mit
Aramäisch eher verwandte Sprache näher an den
Ursprung der Inhalte zu kommen. Die hebräische Sprache
wurde in den letzten Jahrhunderten vor Jesu Lebenszeit
vom Aramäischen verdrängt. Sie hielt sich aber als Buchund
Synagogensprache. Die hebräische Schrift ist eine
aramäische Schrift.
Franz Alt bezieht sich in seinen Publizierungen zu Jesus
stark auf die Schwarz-Forschungen. Im Buch „Was Jesus
wirklich gesagt hat“ relativiert Alt manche Aussagen des
NT und vermittelt so mehr Klarheit zu Unbestimmtheiten
und Unverständlichkeiten, die vorhanden sind.
Anmerkungen zum Inhalt der Bücher von Schwarz und Alt…
Wer sich mit dieser Literatur befasst muss wissen, dass den
Forschungen von Günther Schwarz eine große Anzahl von
lange vorhandenen, alten Urkunden und wieder entdeckte
Schriften, teils auch im 20. Jahrhundert erstmals gefundene
Dokumente, zugrunde liegen. Weiter muss man beachten, dass
die Schwarz-Forschungen z. T. auch Textvorlagen beinhalten,
die historisch nicht richtig eingeordnet werden können. So
wurden auch vorhandene oder neu entdeckte Texte übersetzt,
die zu Sektenbildungen gehören. Bekanntlich gab es in den
ersten Jahrhunderten „Christologische Auseinandersetzungen“,
weil die theologischen Denker unterschiedliche Glaubensmeinungen
zu Jesu Persönlichkeit und seiner göttlichen
Zuordnung hatten. Es gab sektiererische, aber auch vernünftige
Theologen, die sich lange nicht einigen konnten.
Das Ergebnis ist vorn nachzulesen in den Kapiteln „…bis 100
n. Chr.“ und „ … bis 500 n. Chr.“.
168
Sowohl Schwarz als auch Alt bringen in ihrer Literatur
Denkansätze, die nicht in unseren christlichen Kodex hinein
gehören. Solchen Gedanken folge ich mit meiner liberalen
christlichen Glaubensüberzeugung nicht. Es handelt sich dabei
insbesondere um gnostische Glaubensrichtungen, wie sie sich
im frühen Christentum entwickelt hatten. Wir finden ähnliche
Glaubensüberzeugungen heute z. B. bei den Rosenkreuzern, die
meines Erachtens neben christlichen Grundlagen einiges aus
dem Reinkarnationsglauben, z. B. aus dem Buddhismus, mit
beinhalten.
Ich bin eindeutig auf der Grundlage, die jeden einzelnen
Menschen auf dem Erdenrund als „Unikat Gottes“ sieht,
und den unser Schöpfer mit einer eigenständigen Seele
bedacht hat. Auf dieser Basis wird nach unserer
materiellen Endlichkeit, in voller Identität individueller
Persönlichkeit, ein Übergang in die geistig-geistliche
Unendlichkeit des Schöpfers allen Seins folgen, wenn wir
der Zusage Jesu vertrauen!
Mitdenkenden Leserinnen und Lesern sollte bewusst sein,
dass eine auf Zukunft gerichtete Religion immer im
Zustand reformatorischen Denkens sein muss.
Gottgläubige Menschen aller Religionen bringen sich
selbst in Zwiespalt, wenn sie trotz besserer Erkenntnis bei
einigen Vorgaben bleiben (sollen), die gegen eigene
Überzeugungen der Richtigkeit stehen.
I m V e r t r a u e n a u f G o t t, den Schöpfer allen
Seins, dürfen Denker durchaus kritisch prüfen, ob alle von
Religionsorganisationen vorgegebene Weisungen mit dem
persönlichen Gottverständnis in Einklang zu bringen sind.
Nicht nur in anderen Religionen, auch in unseren
christlich vorgegebenen Fassungen finden sich Fehler, die
Anpassungen erforderlich machen.
Wie darf ich als ein überzeugter Christ nun die Ergebnisse
nach den Forschungen von Günther Schwarz und den
Erkenntnissen von Franz Alt dazu einordnen?
169
Ich befasse mich mit dem Neuen Testament, wie es uns in
den bekannten Ausgaben vorliegt. Und ich beziehe mich
dabei ganz bewusst nur auf solche Erkenntnisse der beiden
Autoren, wenn ich deren bestimmte Stellen ebenso als
Fehlaussagen oder Falschübersetzungen erkenne. Dabei
stütze ich mich stark auf meine Glaubensvorbilder Hans
Küng, den tief denkenden römisch-katholischen Theologen
und Jörg Zink, den ebenso deutlich erkennenden
evangelischen Theologen, den ich ganz besonders schätze!
Leser mögen ihre eigenen Gedanken walten lassen und
dazu Grundaussagen meiner Einleitung berücksichtigen:
„Gott gab uns die Fähigkeit zum Denken, damit wir sie
nutzen!“
Christliche Theologen folgen praktisch den Übersetzungen
aus griechischen Textvorlagen der Bibel. Lateinisch und
Hebräisch spielen bekanntlich ebenso eine Rolle in
unserer christlichen Theologie. Luther hatte zu seiner Zeit
auch nur solche Vorlagen zur Verfügung.
Grundlagen dieser Art sind jedoch mit Fehlübersetzungen
und mit unbewussten und/oder egoistisch-dogmatischen
Veränderungen aus den ersten 500 Jahren n. Chr. und
später behaftet, leider auch unter Einfluss menschlichen
Machtdenkens (siehe im Buch weiter vorn).
Und so möchte ich auf folgenden Seiten einige wesentliche
Unterschiede zu Denkanregungen geben. Noch voran zu
stellen ist, dass ich bei manchen weiteren Aussagen im
Neuen Testament Formulierungen finde, die ebenfalls
anders ausgedrückt und somit unterschiedlich zu den
Aramäisch-Übersetzungen nach Schwarz sind, aber nicht
den Inhalt im Neuen Testament verfälschen. Diese dürfen
und sollen einfach in der bekannten Weise gelesen werden.
Zum Alten Testament habe ich m. E. weiter vorn genügend
ausgesagt.
170
Nun zu den folgenden Gegenüberstellungen
Die Texte des Neuen Testaments sind in der Regel aus der
Lutherbibel entnommen. Manchmal verweise ich auf eine
andere Ausgabe.
171
Linksbündig Text NT
Rechts versetzt Texte nach G. Schwarz,
Rückübersetzung aramäischer Fassung
ins heutige Deutsch
Erstes Beispiel
Lutherbibel
Lk 16,9
Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem
ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht,
sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten…
RÜ aus Aramäisch
Amen, ich sage euch:
Verschafft euch Freunde und nicht
ungerechten Mammon, damit sie euch
aufnehmen, wenn ihr sterbt, in die
ewigen Hütten…
Anmerkung:
Wir wollen nicht annehmen, dass die obige Textverdrehung mit
Absicht erfolgte. Ich unterstelle, es handelt sich hier um eine
Fehlübersetzung.
Wenn aber die erste Version zuträfe, könnten sich Kirchenobere
leicht hinter einer solchen Aussage Jesu verstecken und
erklären oder nur verschweigen: „Egal, mit welchen Mitteln
kirchliche Organisationen ihre Finanzen einsammeln und
mehren und/oder wie interne Banken weltüblich mitmischen.
Wichtig wäre dann ausschließlich eine ordentliche, sinnvolle
Verwendung allen ungerechten Mammons.“
172
Jeder Basischrist hat das Recht, einen Theologen seines
Vertrauens, in der Regel den Gemeindepfarrer, zu dem
Beispiel auf der linken Seite und ebenso zu allen noch
folgenden problematischen Formulierungen zu befragen.
Nach meinen Erfahrungen fällt es studierten Theologen in
der Regel äußerst schwer, plausible Erklärungen zu bringen.
Diese werden sehr wohl wissen, dass einige verbindliche
Vorgaben der Kirchen im Laufe der langen Zeit von
Menschen beeinflusst oder auch nur falsch übersetzt wurden.
Warum wohl sind Kirchenobere nicht bereit, einige Aussagen
ganz einfach richtig zu stellen?
Ordentliche Richtigstellungen würden vielen Theologinnen
und Theologen Formulierungen, in Predigten und in
Gesprächen, deutlich besser und zeitgerechter möglich
machen!
173
Zweites, drittes und viertes Beispiel
Lutherbibel
Lk 12,51
Meint ihr, dass ich gekommen bin,
Frieden zu bringen auf Erden?
Ich sage: Nein, sondern Zwietracht…
(Lies weiter bei Lukas)
RÜ aus Aramäisch
Ich kam nicht auf die Erde, um Unheil
zu bringen. Ich kam nicht auf die Erde,
um Menschen zu bestrafen, sondern,
um Menschen wieder zu beleben.
Ich kam auf die Erde, um für die
Wahrheit Zeugnis abzulegen.
Jeder, der aus der Wahrheit lebt,
er gehorcht meiner Stimme…
weiter Lutherbibel
Mt 10,34
Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen,
sondern das Schwert
RÜ aus Aramäisch
Ich bin nicht gekommen, um
Kompromisse zu machen!
Sondern ich bin gekommen,
um Streitgespräche zu führen!
Anmerkung:„Streitgespräche zu führen“ heißt sicher nicht, Zwietracht
und Schwert bringen. Es heißt aber wohl, diskutieren und dabei
einander achten! Und es heißt, die Wahrheit nach Gottes Willen nicht
zu beugen!
Die Fortsetzung zum Thema auf der rechten Seite bestätigt klar, dass
manche Aussagen im NT so auf Dauer nicht stehen bleiben dürfen.
174
weiter Lutherbibel
Lk 22,36
Da sprach er (Jesus) zu ihnen:
Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn,
desgleichen auch die Tasche, und wer`s nicht hat,
verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert…
RÜ aus Aramäisch
Da sprach Jesus zu ihnen:
Wer einen Geldbeutel hat - der soll ihn
mitnehmen. Und wer einen Rucksack
hat - er soll ihn mitnehmen.
Und wer nichts Essbares hat -
er soll seinen Mantel verkaufen!
Sie antworteten: Meister! Sieh hier:
Zwei Messer…
Anmerkung: Im Aramäischen gab es für Schneid- und Stechteile
(Messer, Dolche, Schwerter) nach Ermittlung G. Schwarz nur einen
Ausdruck. Messer aber wurden von den Wanderern immer benötigt,
nicht Schwerter.
Und Jesus sagte all dieses praktisch direkt vor seiner Verurteilung,
um seine Jünger als Wanderprediger danach allein zur Verkündigung
auf den Weg zu schicken. Jesus hätte seinen zukünftigen Aposteln wohl
kaum ein Schwert zur Verkündigung empfohlen. Schwerter passen
nicht zu Jesus Christus!
Messer aber gehören zu Wanderern, zu damaligen Wanderpredigern,
die sich teilweise vom Feldanbau und von Obst, auch von Früchten
aus Feld und Wald ernährten.
Jesu Botschaft von Gott, der einzigen Quelle allen Seins, zielt immer
auf das Gute und niemals hin auf Aktionen zum Unfrieden!
Über weitere Gedanken zum Thema „Jesus als Friedensstifter“ und
nicht „ als kriegerischer Zelot“ auf der Folgeseite mögen die Leser
auch nachdenken…
175
Kriegstreiber in unserer Welt, politische, ebenso religiöse
Fanatiker, versuchten schon immer Fehlinterpretationen
der Bibel zur Rechtfertigung ihrer Machtausdehnung zu
nutzen. Leser finden selbst Beispiele dafür.
Diese Menschen nehmen solche Fehlaussagen als gutes
(schlechtes) Alibi, um immer wieder Unfrieden auf dieser
Erde zu erzeugen.
Ja, nicht nur atheistische Staatslenker führten in den
letzten Jahrhunderten und heute noch Angriffskriege oder
unterstützen Kriegstreiber. Auch Führer der betont
christlichen Länder, auch jüdischer und moslemischer
Staaten, sind immer wieder bereit, massiv in Richtung
Unfrieden zu handeln. Starke demokratische Staaten sind
mit dabei.
Wir in Europa machen bekanntlich bei der Herstellung
und Verbreitung von Tötungswaffen sogar in erster Front
mit.
176
Fünftes Beispiel
Die folgenden beiden Doppelseiten befassen sich mit dem
„ V a t e r U n s e r “
wie wir das Gebet des Herrn nennen.
Ich habe die Originaldarstellung, genehmigt durch Sohn Jörn
Schwarz, abgedruckt. So bekommen meine Leser den richtigen
Eindruck von der poetischen Ausdrucksweise, wie Jesus zu
seiner Zeit wohl tatsächlich formulierte, um seinen Jüngern
leicht lernbare, einprägsame Verse an Hand zu geben. Die
ersten Apostel waren teils einfache Menschen, die nicht alle
des Lesens und Schreibens mächtig waren. Nach Jesu Willen
sollten sie in die Lage versetzt werden, seine Lehre verständlich
weiter zu geben.
Man vergleiche zum Text nach NT unbedingt Jakobus 1,13.
Jakobus, der Jesus-Bruder, schreibt dort:
„Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott
versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum
Bösen, und er selbst versucht niemand.“
Anmerkung: Fünf Jahre haben 70 deutschsprachige Theologen vor
wenigen Jahren an der Übersetzungskorrektur der Bibel gearbeitet.
Vom Griechischen ins Deutsche wurde sicher gut angepasst. Warum
wurden dabei wohl nicht die Erkenntnisse der erstklassigen Leben-
Jesu-Forscher und Aramäischkenner einbezogen?
Die Übersetzer sagen: Wir haben absolut richtig übersetzt!?
Erfreulich lese ich aktuell in Unsere Kirche Nr. 51 / 17.12.17:
Papst Franziskus hat eine Debatte über die sechste Bitte im
Vaterunser ausgelöst. Er kritisiert den falschen Text, der
theologisch nicht richtig sei. Seine Aussage dazu: „Es ist nicht
Gott, der Menschen in Versuchung führt, sondern der Satan“
(das Böse). „Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort
wieder aufzustehen.“
Franziskus bezieht sich dazu
auf Frankreich, wo das Vaterunser aktuell angepasst wurde:
„Und lass uns nicht in Versuchung geraten“.
Bei Jörg Zink in seiner Bibel „neu in Sprache gefasst“ von 2012
lautet Lukas 11, 4 so: „Und bewahre uns vor der Gefahr, dich
zu verlieren“.
177
Doppelseite „Vater Unser“
178
2. Seite „Vater Unser“
179
3. Seite „Vater Unser“
180
4. Seite „Vater Unser“
181
Sechstes Beispiel
Lutherbibel
Mk 16,16
Wer da glaubt und getauft wird,
der wird selig werden; wer aber
nicht glaubt, der wird verdammt werden…
Jörg Zink sagt in seiner Übersetzung
aus dem Jahre 2012 schon:
Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet,
wer nicht glaubt, wird verloren sein.
RÜ aus Aramäisch
Jeder, der vertraut - er kann gerettet
werden. Jemand, der nicht vertraut -
er kann nicht gerettet werden…
Anmerkungen: Der aramäische Begriff „Vertrauen“ oder „wer
vertraut“ zeigt uns deutlich die Tiefe, die Schwarz als „man
weiß es“ bezeichnet. Unsere immer benutzte Aussage „Glaube“
oder „wer glaubt“ ist für Schwarz zu schwach im deutschen
Sprachverständnis, weil Glaube leider oft mit dem Gedanken
„Nichtwissen“interpretiert wird. Schwarz ist der Überzeugung,
dass der Zusatz „und getauft wird“ später eingefügt wurde und
nicht aus der Zeit des frühen Christentums stammt. Sonst wären
alle nicht getauften Menschen von der Ewigkeit Gottes ausgeschlossen.
Das kann nach Jesus Christus sicher so nicht sein!
Auf der rechten Seite ist die aramäische Fassung in poetischer
Weise, wie sie zu Jesu Zeit üblich war, inhaltlich gleich aber mit
etwas anderen Worten, gefasst, (Buch Schwarz Seite 461).
Es scheint so zu sein, dass nach der Zeit der Urchristen,
insbesondere Petrus, Paulus und Jakobus, die zu Zeiten Jesu
lebten, in den Folgegenerationen und noch später, mit
krasseren Umformulierungen den Menschen immer mehr
Angstgefühle vorgegeben werden sollten. Die Organisation
Kirche wollte sich offensichtlich in Stärke und Macht gestalten.
182
Abdruck „Vom Gottvertrauen“
183
Abdruck „ Von der Frohbotschaft “
184
Der poetische Abdruck auf der linken Seite kann noch zum
Thema der Vorseiten angesehen werden.
Die „Frohbotschaft“ wird im Buch G. Schwarz auf den
Seiten 460 / 470 näher behandelt.
Im folgenden Thema, ab nächster Seite, geht es um Petrus
als dem besonderen Nachfolger Christi!?
Die Thematik im Neuen Testament, nach der die Kirche
Petrus als ersten Papst mit den großen Vollmachten
Gottes sieht, ist nach den Forschungen Günther Schwarz
so nicht zu belegen. Petrus galt nach seinem Namen, den
Jesus ihm wohl gegeben hat, als Fels. Diese Tatsache hat
die sich aufbauende Kirche (nach Schwarz) geschickt
genutzt, um ihre Organisation mit einem Jesus Nachfolger
zu gestalten.
185
Siebtes Beispiel
Lutherbibel Mt.17, 1-6 (Man lese dort komplett nach)
Gottes Stimme auf dem Berg sagt:
„Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich
Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“
(Hier fehlt die Fortsetzung, wie sie in der
aramäischen Fassung vorhanden ist)
RÜ aus Aramäisch lautet so:
„Dies ist er, mein Sohn, mein Einzigartiger.
Er, an dem mein Selbst Wohlgefallen hat,
gehorcht ihm! - Denn er ist der Fels.
Auf diesen Felsen werde ich meinen Tempel
bauen. Ihn können sie nicht überwältigen,
die Torhüter der Unterwelt. Ihm werde ich
die Schlüssel geben zur Himmelsherrschaft.
Wem er zuschließen wird -
ihm soll zugeschlossen sein.
Und wem er aufschließen wird -
ihm soll aufgeschlossen sein.“
Anmerkung: Eine Parallele finden wir bei Jesu Taufe im Jordan
durch Johannes. Da heißt es auch „Dies ist mein lieberSohn “.
Wenn Günther Schwarz bei seinen Forschungsformulierungen
nicht immer ganz richtig läge, ändert es nichts an der Tatsache,
dass Gott seinen Sohn Jesus mit seinem Geist bevollmächtigte,
um der Fels zu sein, auf dem das Christentum aufgebaut werden
konnte. Schwarz: Für die frühen Übersetzer war es leicht,
die Aussage „Er“ = Jesus, in „Du“ = Petrus, den
namentlichen Fels, zu ändern und somit zu sagen: „Du, Petrus
bist der Fels, auf dem ich meinen Tempel baue“. Schwarz
belegt mit den Sprachstudien verschiedener Stellen des Neuen
Testaments zusätzlich, dass Petrus bei allen Gemeinsamkeiten
mit den anderen Aposteln der ersten Jahrzehnte, einschließlich
dem für das Christentum sehr wichtig gewordenen Paulus,
niemals eine Sonderstellung hatte und selbst niemals eine
solche beansprucht hat!
186
Maria ist ohne Zweifel die leibliche Mutter Jesu.
Und welche Rolle spielt Josef tatsächlich?
Die folgenden Seiten befassen sich mit dem Ergebnis der
Forschungen, über den aramäischen Weg, hin zu den so
oft zu diesem Thema diskutierten Fragen.
187
Achtes, neuntes und zehntes Beispiel
Lutherbibel
Lk 2, 4-5
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa,
nach Bethlehem, weil er aus dem Geschlecht
Davids war, damit er sich schätzen ließe mit
Maria, seinem vertrauten Weibe, die war
schwanger. (Teils im NT auch „Verlobten“)
RÜ aus Aramäisch
Text aus aramäisch fast identisch mit
oben und dann zum Schluss:
… und Marjam (Maria)
sein Weib, die schwanger war.
Weiter
Lutherbibel
Mt 1,16
Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von
der geboren ist Jesus, der da heißt Christus.
RÜ aus Aramäisch
Jakob zeugte Josef,
Josef zeugte Jesus,
der Messias genannt wird.
Weiter Lutherbibel
(in Bezug zu Jesaja)
Mt 1,23
Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein
und einen Sohn gebären…
Jörg Zink in seiner Bibel 2012
passt es schon so an: Eine junge Frau wird schwanger sein.
Sie wird einen Sohn zur Welt bringen.
188
Nun noch eine Gegenüberstellung ohne jeden Unterschied
im Inhalt.
Lutherbibel
1. Tim. 2,5
Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen
Gott und den Menschen, nämlich
der Mensch Christus Jesus.
RÜ aus Aramäisch
Einer ist Gott! Und einer ist ein Mittler
zwischen ihm und den Menschen:
Der Mensch Jesus!
Anmerkung: Paulus sagt es ebenso. Ich führe diese Stelle im
Brief Timotheus hier bewusst an, um zum Nachdenken
anzuregen. Die Kirche hat im Laufe der Zeit nicht nur Jesus als
den einen Mittler akzeptiert, sondern ihren Gläubigen eine
Unzahl von Heiligen zum Anbeten und als Beistand empfohlen.
Insbesondere wurde Maria als „Mutter Gottes“ zum Anbeten in
unverständliche Höhen emporgehoben. Jesus selbst hat seine
Mutter an keiner Stelle zur „Heiligen über allen“ bezeichnet.
Für ihn war Maria einfach seine Mutter.
Jeder Theologe weiß, dass im Sprachgebrauch der damaligen
Zeit eine „Jungfrau“ eine junge Frau war, die noch nicht
geboren hatte. Im Ur-Christentum der Apostel Paulus, Petrus,
Jakobus ist nirgends die Rede davon, dass Maria vom Heiligen
Geist schwanger wurde. Jesus war ein Mensch. Er selbst sagt
etwa 30 Mal im NT, dass er ein Menschensohn ist.
Übereinstimmend wird jedoch von Anfang an erklärt, dass
Jesus der Sohn Gottes ist, mit Gottes Geist gesegnet als der
Mittler, vom Schöpfer zu uns Menschen gesandt, als unser
Bruder. Körperlich Mensch wie wir. (Paulus, Römer, 1, 1-7)
Erst in späteren Generationen haben Menschen Jesus auch
physisch als Gottes Sohn verklärt.
189
Abschließend zu diesem Kapitel noch als Ergänzung.
Die Kirchen halten an den Formulierungen fest, obwohl
nicht nur Günter Schwarz sondern auch andere Theologen
immer wieder auf solche Fehlinterpretationen hingewiesen
haben. Ich darf auch hier auf die beiden erkennenden und
nach meiner Überzeugung weisen Theologen hinweisen,
Hans Küng und Jörg Zink. In mir wächst weiter die Überzeugung,
dass die christlichen Theologen unterschiedlich
einzustufen sind. Einmal denke ich an sogenannte und
wünschenswerte „Berufungstheologen“ und zum anderen
an die mit „Berufstheologen“ wohl richtig bezeichneten
Damen und Herren.
Erstere haben es schwer, ihre wahrscheinlich theologisch
richtigen, auch ihre eigenen Erkenntnisse, im System der
kirchlichen Vorgaben unterzubringen. Sie werden wohl
dauerhaft Schwierigkeiten haben mit der Denkanpassung
zwischen den Verständnisweisen, insbesondere bei einigen
Vorgabeverbindlichkeiten.
Zweitgenannte „Berufstheologen“ werden sich in der
Regel voll bewusst sein, dass die Entwicklungen über
zweitausend Jahre, in einigen Fassungen, nicht mit der
Jesus-Lehre stimmig ist. Solche Theologen akzeptieren
ganz einfach die dogmatischen und später angepassten
Vorgaben der Kirchen. Vielleicht denken sie, dass der
christliche Glaube in der heute interpretierten Weise doch
zum Kulturgut geworden sei. Auch, dass eine Korrektur zu
problematisch sein könnte. Als Berufstheologe müsse man
einfach mitschwimmen und den Weg des geringsten
Widerstandes gehen. Die Kirchen als Arbeitgeber seien für
die Diskrepanzen zuständig und nicht einzelne Seelsorger.
Menschlich mag man Verständnis aufbringen für die
Handlungsweisen eines heutigen Theologen oder einer
Theologin. Aussagen und Handlungsweisen müssen jedoch
immer und zwingend hin zum Frieden in der Welt führen.
Theologisch ist aber zu bedenken, dass die Lehre Jesu
nicht gebeugt werden darf. Leider gibt es immer wieder
einflussreiche Staatsführer und andere politisch aktive
Leute, auch Theologen, die sich ernsthaft auf biblische
Passagen berufen, wenn sie Krieg und Unfrieden vom
Zaun brechen. Handlungsbedarf besteht bei allen Kirchen.
Den heutigen Reformbedarf will ich nicht einfach auf die
gleiche Stufe der Reformation zu Luthers Zeiten stellen.
Trotzdem, der Kaiser sagte damals: „Es ist sicher, dass ein
einzelner Bruder irrt, da ja sonst die Christenheit lange 1000
Jahre geirrt haben müsste“. Doch Luther hatte recht!
Noch fördern die heute Verantwortlichen in christlichen
Kirchen die Unglaubwürdigkeit bestimmter Aussagen. Mit
ihrer Ablehnung der Ratschläge erkennender Theologen
und Zukunftsdenker halten sie manche „Mitdenker und
auch Suchende“ vom Besuch der Gottesdienste fern. Ich
bin sicher, dass in den kommenden Generationen ein
Umdenken unumgänglich sein wird. Die dann Verantwortlichen
werden weiser handeln (müssen)!
Nun noch interessante Erkenntnisse von Günther Schwarz:
„Abba“ ist der Jesus-Ausdruck seines Gottverhältnisses.
Ja, dieser schöne Gottesname ist vergleichbar mit dem
unbedingten Vertrauen des Kindes zu seinem Vater,
„Papa“. Jesus hat diese Vaterbezeichnung bewusst
genommen, weil das Wort „Gott“ durch zahllose Kulte in
den Religionen mit teilweise barbarischen Vorstellungen
belastet war. Nach Jesu Lehre kommen wir alle von
Gott her und sollen zu ihm zurückkehren, zu „Abba“!
„Amen-Worten Jesu“: Jesusworte, denen ein „Amen“
oder „Amen, ich sage euch (oder dir)“ voran steht, sind
Offenbarungsworte. Jesus setzte „Amen“ gern vor seine
Aussagen, um den „Willen Abbas“ zu bekräftigen. Wir
setzen heute in der Regel das Amenwort an den Schluss,
mit inhaltlich gleicher Bedeutung.
191
F r i e d e n s c h a n c e n
a u f u n s e r e m P l a n e t e n
A u f r u f z u m F r i e d e n
Menschen können Frieden schaffen,
mit klugen Worten, nicht mit Waffen.
„Wir sind das Volk“ so hieß die Devise,
zur Überwindung der Teilungskrise.
Dankbar, mit Freude denken wir zurück,
an das Wiedervereinigungs-Glück!
Last uns nun austrocknen den Sumpf der Radikalen,
ruft alle Leute auf: „Geht hin zu den Wahlen!“
Extreme Parteien bringen selten Gewinn,
Gemeinschaft und Mitgefühl schmilzt schnell dahin!
Egal, ob rechts oder links von der Mitte,
wir brauchen gute Zukunfts-Schritte.
Eine Groß-Koalition ist nur begrenzte Zeit fein,
zu nötigen Reformen schläft sie bald ein.
Den Nobelpreis für Frieden hat Europa erhalten, die
Gemeinschaft verpflichtend, Weltfrieden zu gestalten!
F. O.
194
Friedenschancen auf unserem Planeten?
Friedenschancen auf unserem Planeten!
Kapitel 16
Den Titel dieses Kapitels kann man negativ sehen und mit
einem Fragezeichen setzen; wir können diese Überschrift
auch mit Ausrufungszeichen setzen und positiv angehen!
Manche Leute sagen mit gewissem Recht:
Krieg und Kriegsgeschrei wird bleiben, solange auf dem
Erdenrund Menschen leben.
Ja und Nein!
Warum können wir Menschen unsägliche Barbarei nicht
immer weiter einschränken?
Es muss nur klüger und nachhaltiger gedacht und
gehandelt werden!
Ein A u s r u f e z e i c h e n setzen und aktiv sein bringt
sicher Chancen für mehr Frieden!
Zur Erkenntnis für mehr Frieden in unserer so schönen
Welt braucht man keinerlei Studium, sondern lediglich
einen gesunden Verstand. Und den hat Gott den meisten
der Gattung Homo sapiens gegeben. Dies Buch habe ich
in der Einleitung begonnen mit der Feststellung:
„Gott gab uns die Fähigkeit zum Denken, damit wir sie
nutzen!“
Wo beginnt denn Krieg und Frieden? An der Basis werden
zumindest die Grundlagen geschaffen.
Und wie soll das angepackt werden?
195
Ganz unten müssen wir anfangen
In der Familie, in der Nachbarschaft, im Verein und in
jeder anderen Gemeinschaft unserer Gesellschaft, in
Schulen,Hochschulen/Universitäten, in wissenschaftlicher
Forschung, ebenso in jeder Art Wirtschaftsunternehmen.
Nicht zu vergessen sind Politik und Verwaltungen. Hier
müssen wir unbedingt die kirchlichen Gemeinden mit
aufzählen, wie auch alle dazu gehörenden Behörden, bis
hin zu den kirchlichen Gesamtorganisationen. Fangen wir
also unten an.
Familie - Nachbarschaft - Vereine jeder Art
Streitigkeiten und gewisse Zwiste wird es immer mal
geben. In den allermeisten Fällen sind diese leicht aus der
Welt zu schaffen, wenn einer der Beteiligten den Mut
aufbringt, einen ersten Schritt zu machen. Leider meinen
in der Regel beide Seiten recht zu haben, so dass also die
Gegenseite diesen ersten Schritt tun müsse. Wer jedoch
ehrlich die Sache betrachtet, wird auch als Beteiligter oft
entdecken, dass wohl beide Kontrahenten zuvor einiges
hätten anders machen können.
Wir sollten aber nicht verkennen, dass es Ausnahmen gibt,
nämlich dann, wenn die Gegenseite es ganz und gar
darauf anlegt, bei der Nichtversöhnung zu bleiben. Und
manche sterben dann tatsächlich darüber hinweg.
Wie gut und zufriedenstellend es für alle ist, habe ich
selbst mehrmals erlebt und ich weiß es auch von anderen,
die berichten. Neue Zufriedenheit und Freude tritt ein,
ganz besonders für die „mutige Bürgerin“ oder für den
„mutigen Bürger“.
Ja, hernach sind alle Beteiligten mit der neuen Situation,
die oft zutreffend die „gute alte Gemeinsamkeit“ ist,
bestens zufrieden. Die Beteiligten dürfen auch etwas stolz
sein auf das wieder gewonnene ordentliche Verhältnis!
196
P o e t i s c h e D e n k a n r e g u n g
W u n d e r gibt es auch noch heute,
dazu nötig sind solche Leute,
die im Grunde ihres Herzens
Frieden lieben, auch mal scherzen!
Was bringt denn poltern, sticheln, hetzen,
nur den Egoismus wetzen,
statt gut-menschliche Gemeinschaft
schüren Böswilligkeit und Feindschaft?
Nein, im Kleinen fängt es an,
was im Großhass enden kann!
Und, wie leicht könnt man es wenden,
wollt man selbst den Streit beenden!
Nimm `ne Flasche Wein, so ist es toll,
überwinde deinen eigenen Groll.
Geh einfach hin zum Gegenpart,
das ehrt dich, ist die feinere Art!
Manchmal genügt es schon,
den Anderen freundlich anzusehen,
grüßen mit einem „Guten Tag“,
noch dünnes Eis zerbrechen mag!
Du wirst sehen, beiden tut es gut,
wirst erkennen, dass ein erster Mut
bald eine neue Zufriedenheit bringt,
wunderschön, wie eine Nachtigall singt!
Bedenke auch, dass deine Initiative
erzeugen kann neue Gegenliebe.
Die Krönung des Ganzen, es wäre sehr schön,
wenn andere Leute gutes Beispiel darin sehen!
197
F. O.
Schulen, Hochschulen / Universitäten, wissenschaftliche
Forschung…
Spannungen bleiben nicht aus. Denken wir an Mobbing
unter Lernenden und Studierenden. Auch, wenn Missgunst
zwischen Lehrern und Professoren ausartet. Oder, wenn
gegensätzliche Meinungen, zum Beispiel Unterschiede zu
Forschungszielen, aufeinander prallen und ungeschlichtet
im Raum stehen bleiben. Einer muss Initiativen ergreifen,
wenn Frieden wieder entstehen soll. Frieden ist aber zu
wollen, sonst wird es nicht dazu kommen!
Wirtschaftsunternehmen aller Art, Politische Parteien
und Koalitionen in allen Staaten der Welt
Anmerkung vorab: Diese Bereiche fasse ich einfach zusammen,
weil große Wirtschaftsunternehmen und Banken enormen
Einfluss nehmen auf Politik und Staatswesen. Lobbyismus ist
ausgeartet, in den Regierungsstädten besonders etabliert.
Niemand kann behaupten, dass der Lauf der Dinge in
demokratisch organisierten Ländern besonders gerecht
und ordentlich funktioniert? Nein, es entwickelte sich ein
immer mehr kapitalistisches Denken in Demokratien, die
in ihrer Art niemals von Jesus, dem Nazarener, anerkannt
würden. Genauso nicht von gläubigen oder ungläubigen
Denkern und Wissenschaftlern, insbesondere Philosophen.
Nach Überzeugung der allermeisten Menschen in der
westlichen Welt gibt es aber kein besseres Staatssystem als
die Demokratie. Frage: „Und warum gelingt es nicht einem
einzigen in dieser Weise organisierten System, weitgehende
soziale und humane Gerechtigkeit zu praktizieren?“
Wir müssen nachdenken.
Vielleicht gibt es zukünftig doch eine verbesserte Form der
hoch gepriesenen „Demokratie“. Ich nenne sie hier mal
„Demokratur“ und sehe darin Demokratie und Kultur in
wirklich humaner Weise kombiniert.
198
Die Entwicklung reicher Länder muss sich in Zukunft auf
jeden Fall in ethisch-moralischen Staatsgemeinschaften
zeigen. Gerechtigkeit muss Raum gewinnen!
Ja, „Gerechtigkeit“ wäre deren Prädikat! Und solche
Zukunfts-Gesellschaftsform hätte bestimmte Vorgaben mit
zu verarbeiten, die heute oft als „linkssozial oder gar als
kommunistisch“ abgewertet werden. Jesus war in seinem
menschlichen Denken ein Superlinker.
Einige negative Beispiele in den aktuellen Demokratien:
Große Wirtschaftsunternehmen zahlten in früheren Zeiten
Vorstandsvorsitzenden, bei Erfolg, ein Gesamteinkommen
des 20fachen vom Durchschnitt der Angestellten und
Facharbeiter, der aktiven Allgemeinheit. Heute erhalten
Spitzenmanager oft das 200fache…? Und wenn solche
Leute versagen, werden sie in der Regel auch noch mit
Höchstabfindungen weggelobt.
Fußballprofis werden für Zig-Millionen Euro verkauft.
Eine moderne Art des Sklavenhandels? Viele Spieler
erhalten selbst auch ein völlig überzogenes Gehalt.
Direktoren staatlicher und halbstaatlicher Organisationen
bekommen nach ihrer gut dotierten Aktivzeit Ruhestandseinkommen
auf Lebenszeit in einer Höhe, wie es nicht zu
den Renteneinkommen der einzahlungspflichtigen Arbeiter
und Angestellten unserer Gesellschaft passt.
Ein ehemaliger Bundespräsident bekommt auf Lebenszeit
ein Ruhestandseinkommen von mehr als 17.000,- Euro im
Monat. Das sind einschließlich Büro und Auto etc. pro
Jahr mehr als 300.000,-- Euro. Im Beispiel des schon jung
pensionierten Christian Wulf, gewesener Bundespräsident,
kann solche Überversorgung einer einzigen Person unsere
Gesellschaft in Summe 10.000.000,-- oder 15.000.000.--
Euro kosten.
199
Wenn man im Blick auf diese Beispiele bedenkt, womit
kleine Rentner und Rentnerinnen, die selbst eingezahlt
haben, auskommen müssen, ist das Gerechtigkeitswirken
der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, auch in
unserer guten BRD, deutlich in Zweifel zu ziehen!
Man darf sich nicht wundern, wenn Gesellschaftskritiker
auf die Palme gehen. Langfristig werden sich die so
benachteiligten Mitglieder der westlichen Gesellschaften
Ungleichbehandlung in krasser Form nicht bieten lassen.
Ein deutlich großer Teil der Schuld würde dann bei den
Privilegierten zu suchen sein, wenn daraus Aufstände
entstünden.
Im September 2017 starb der Querdenker Heiner Geißler.
Der Sozialpolitiker mit starkem Mahnprofil ist 87 Jahre alt
geworden. Geißler und Leute seines Gleichen bleiben aber
leider in Gerechtigkeitsfragen ungehört oder sie werden
überstimmt. Siehe vorstehende Punkte und anderes mehr.
Denken wir an einen der sicher guten Politiker heutiger
Zeit, Norbert Lammert. Er gab im Sommer 2017 sein Amt
ab. Presse am 6. September 17: „Er war ein streitbarer und
unbequemer Bundestagspräsident. In der Abschiedsrede
hat Professor Dr. Lammert seinen Kollegen im Bundestag
nochmals die Leviten gelesen“. Aus der Rede:
„Bewahren Sie bitte, wenn eben möglich, die mühsam
errungene Fähigkeit und Bereitschaft, über den Wettbewerb
der Parteien hinweg, den Konsens der Demokraten gegen
Fanatiker und Fundamentalisten, für noch wichtiger zu
halten. Ich erinnere daran, dass Abgeordnete Vertreter des
gesamten Volkes sind, an Aufträge und Weisungen nicht
gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen. Es entspricht
auch nicht den Mindestansprüchen des Parlaments, dass
immer noch die Regierung die Themen für ihre Befragung
durch die Abgeordneten vorgibt.“
200
Aktuell im Herbst 2017 erlebten wir politisches Spektakel
zur Regierungsbildung. Erst scheiterte Jamaika-Koalition.
Dann kam mit Ach und Krach nochmals eine Große
Koalition zwischen den Unionsparteien und SPD zustande.
Wird sie vier Jahre halten?
Wenn wir die vorstehenden Mahnungen des vorherigen
Bundestagspräsidenten Lammert inhaltlich richtig lesen,
so könnte auch eine Minderheitsregierung praktikabel und
vielleicht sogar besser sein. Bei Entscheidungen müsste
deutlich mehr auf das Gewissen der Abgeordneten gehört
werden, wie es unser Grundgesetzt sogar vorschreibt!
In anderen Ländern hat man gute Erfahrungen mit deren
Minderheitsregierungen gemacht. Zwangsläufig ergeben
sich in solcher Konstellation Diskussionen im Plenum, die
zur Mehrheitsfindung führen müssen.
Aber, niemand sollte die Behauptung aufstellen, ultra linke
oder rechte Gesellschaftsformen seien besser als andere.
Nein, wir müssen erkennen, dass Gleichmacherei in der
modernen Welt scheitert, weil uns Gott dazu nicht
angelegt hat. Doch Gerechtigkeit muss wieder deutlich
stärker beachtet und praktiziert werden!
Verwaltungen in allen Behörden
Was für alle Menschen in den Wirtschaftsunternehmen, in
Parteien und der Gesellschaft insgesamt gilt, steht ebenso
für die Mitarbeitenden in Behörden und Verwaltungen der
Kommunen, Länder und Staaten und behördenähnlichen
Gebilden. Auch hier kommt es darauf an, dass jemand den
Mut hat, Initiative für ein friedliches Zusammenwirken zu
ergreifen, um andere mit zu ziehen!
201
Christliche Kirchen und Gemeinden
Leider gibt es auch in christlichen Gemeinden, die sich als
auf dem Boden des friedfertigen Jesus von Nazareth sehen
sollten, Zank und Streit, Missgunst und Unfrieden.
Hier, so sollten man meinen, müsste bei jedem Ansatz von
Unbrüderlichkeit eine der „gläubigen Personen“ Initiative
gemäß der poetischen Vorgaben weiter vorn, ergreifen
und für Frieden sorgen! Aktuell wird in der Presse
über das „Duell von Unna“, hier im Westfälischen von
1590, berichtet. Etwa 50 Jahre nach der Lutherzeit trieben
es die sich entwickelnden Lutheraner mit den Reformierten
nach Zwingli und Calvin in ihren Glaubensstreiten soweit,
dass die Pfarrer in der Kirche sich gegenseitig in Unna
die Kanzel verboten und im Gotteshaus handgreiflich
wurden. Vorrangig ging es um die Frage nach der
Auslegung des Abendmahls. Luther war näher bei
römisch-katholischer Festlegung geblieben, Reformierte
gingen damals schon einen liberaleren Weg, wonach das
Abendmahl zur Erinnerung an Jesus Christus gestiftet
worden ist. Ja, Protestanten müssen sich auch an die
eigene Nase fassen. Es gibt genügend Beispiele, die
ich in der Literatur finde und die wir selbst erleben. Wenn
manche, sogenannte Evangelikale, tatsächlich behaupten,
wer nicht an die „Jungfrauengeburt Jesu“ glaube, könne
Gottes Ewigkeitsziel nicht erreichen. Soweit gehen fromme
Menschen, wenn Glaube in „Frömmlerei“ ausartet. Ich
erkenne, dass sich solche Überzeugungen nicht auf Jesu
Lehre stützen, sondern später entwickelt worden sind.
Theologen und Christen der Basis sollten sich immer
wieder deutlich machen, dass verbohrte Rechthaberei
nicht dem Frieden dient. Jeder Christ darf seine ganz
persönliche Glaubensüberzeugung leben.
Bedacht werden muss auch, dass egoistische Auslegungen
noch suchende Menschen vom Christentum abstoßen.
202
Religionen aller Art in der ganzen Welt
Frage: Was können Religionen zum Weltrieden beitragen?
Antwort: Ausgesprochen viel!
Wohl die Mehrzahl aller Kriege seit Menschengedenken
sind leider mit „Gott auf der Fahne“ verbrochen worden
und teilweise auch von kirchlichen Organisationen mit zu
verantworten.
Helmut Schmidt, großer vor wenigen Jahren verstorbener
Staatsmann, den viele Menschen aller Parteien, nicht nur
in Deutschland, hoch geachtet haben, schrieb ein Buch mit
dem Titel „Religion in der Verantwortung“.
Kirchenführer und Politiker, wir alle, können von dem
früheren Bundeskanzler einiges lernen! Aussagen des
zitierten Buches Schmidt: „Misstraue jedem Politiker,
jedem Regierungschef oder Staatslenker, der seine
Religion zum Instrument seines Machtstrebens macht.“
Und: „Wir brauchen Erzieher, die uns die Tugend der
Toleranz lehren. Wenn wir unter der stark wachsenden
Anzahl von Menschen Frieden wahren wollen, dann wird
Respekt zwischen Islam, jüdischer Religion und
Christentum eine dringende Notwendigkeit!“
Manche Leute meinen, Helmut Schmidt sei wohl kein
Christ gewesen. Ich behaupte, nach allem was über ihn zu
erfahren ist: Dieser hervorragende Mensch, ethisch und
moralisch in mancher Hinsicht ein gutes Vorbild, war
mindestens ein gottgefälliger Zeitgenosse. Wenn er einmal
meinte, seine sterblichen Überreste würden ganz einfach
wieder zu Staub, so erklärt er damit, was jeder Pfarrer bei
den Beerdigungen ebenso sagt. Und wenn dieser Vorbild-
Demokrat kein Christ, aber ein A g n o s t i k e r war, so
hat er mindestens die Existenz einer Urkraft, als Gottes
Schöpfung, als Ursprung allen Seins, für möglich oder gar
wahrscheinlich gehalten.
203
Im genannten Buch erklärt Helmut Schmidt auch:
„Ich nenne mich einen Christen und verbleibe in der
Kirche, weil sie Gegengewichte setzt gegen moralischen
Verfall und weil sie vielen Menschen Halt bietet.“
Helmut Schmidt hat recht, wenn er dem Thema „Religion
in der Verantwortung“ ein ganzes Buch widmete. Kluge
Theologen erkennen und betonen ausdrücklich, dass die
„theologische Rechthaberei möglicherweise die einzig wahre
Irrlehre“ sei.
Damit kein parteipolitischer Gedanke aufkommt: Ich war immer
parteilos und wähle jeweils nach aktuellen Gegebenheiten, aber
immer um die Mitte domokratischen Denkens.
Wie schwer es ist, religiöse Organisationen auf einen
guten und gemeinsamen Friedensweg zu bewegen, zeigt
sich an einer „ganz hervorragenden visionären Idee“ vor
125 Jahren. 1893 trat ein „Weltparlament der Religionen“
im Vorfeld der Weltausstellung in Chicago zusammen, zum
friedlichen Gedankenaustausch. Die Konferenz sollte
helfen, Missverständnisse über andere Religionen abzubauen
und keiner Religion einen Alleinvertretungsanspruch
oder herausragende Stellung einzuräumen. Genau
dieser Aspekt führte bei vielen Würdenträgern zu Kritik.
Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Edward
White Benson betonte, dass das Christentum die eine
wahre Religion sei. Orthodoxen und Evangelikalen war
ein Gleichwertigkeitsgedanke nur schwer erträglich.
Schon damals war eine Vielzahl von Religionen anwesend:
Buddhisten, Hinduisten, Gemeinschaft der Christian
Science (Christliche Wissenschaft) und natürlich die
abrahamischen Religionen Christentum und Islam…
1895 revidierte Papst Leo XIII. die vorherige schweigende
Zustimmung und entschied, dass er weitere Kongresse
dieser Art nicht gutheiße.
204
Exakt 100 Jahre musste es dauern. 1993 traf sich das
zweite Parlament in einem Hotel in Chicago, Nummern
kleiner. Hier wurde eine Erklärung verabschiedet zum
Projekt „Weltethos“ des katholischen Professor H. Küng.
Kernelemente eines solchen gemeinsamen Ethos, wie das
Prinzip Menschlichkeit, die goldene Regel: „Behandle
andere Menschen so, wie du von ihnen behandelt werden
willst“. Und die vier unverrückbaren Weisungen:„Gewaltlosigkeit,
Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit sowie Partnerschaft
und Gleichberechtigung von Mann und Frau“.
Vier weitere Treffen in vier Erdteilen waren 1999 in
Kapstadt, 2004 in Barcelona, 2009 in Melbourne, 2015 in
Salt Lake City. Das siebte Treffen insgesamt war nun vom
1. bis 7. November 2018 in Toronto / Kanada. Darüber ist
im Internet nachzulesen.
R e l i g i o n e n haben friedlich zu lehren und zu
handeln. Leider stellten die auf Abraham begründeten, ihn
als Urvater ansehenden Stammreligionen aus Kleinasien,
diese Grundlage immer wieder auf den Kopf.
Juden, Christen und Muslime müssen sich vor Augen
führen, dass fernöstliche Religionen manchmal friedlicher
operieren als westliche, monotheistische Religionen, die
auf Abraham als Glaubensvater zurück gehen.
Wir wissen aber, dass Jesus Christus uns den Frieden als
absolute Vorgabe lehrte!
Und trotzdem gab es in allen drei genannten Religionen
die allerschlimmsten Entgleisungen.
Noch folgende Gedanken zur Toleranz in Gesellschaften
und Religionen: Es ist die Frage zu stellen, ob wir uns in
Europa und in Deutschland noch auf einer guten Linie
befinden. Lassen wir uns von leichtsinnigen Idealisten und
Phantasten ins Abseits stellen?
205
Natürlich müssen in globaler, vielschichtiger Gesellschaft,
die nun einfach vorhanden ist, sinnvolle Überlegungen
und Ordnungen bedacht werden.
Möglicherweise sollten staatliche oder städtische Schulen
auf religiöse Wandbilder und andere Zeichen verzichten.
Christlich-konfessionell geführte Schulen, genauso wie
jüdische oder moslemische, dürfen aber selbstverständlich
ihre Ausrichtung zeigen.
Kinder sind ebenso Persönlichkeiten wie Erwachsene.
Jeder Mensch hat nach unserem Grundgesetz alle
Freiheiten in religiöser wie auch weltanschaulicher
Richtung. Schmuck, Anstecknadeln u. a. m. muss somit
jeder tragen dürfen, wie es ihm beliebt, sofern es nicht
gegen friedliche und grundgesetzliche Regeln verstößt.
Also: Fußballfans tragen ihr Symbol, z. B. den Geißbock
des FC Köln, andere einen Tennisschläger oder ein Boot
an der Kette. Und jeder darf selbstverständlich auch ein
Banner seines Staates zeigen.
Genauso aber dürfen c h r i s t l i c h e K r e u z e an der
Kette oder mit Anstecknadel gezeigt werden. Ebenso
natürlich Embleme anderer Religionen.
Und wo sind Grenzen?
Da, wo Zeichen von Gewalt und Unfriedens symbolisiert
werden. Keinem Extremen soll es erlaubt sein, seine
Kinder mit einem Emblem in die Schule zu schicken, auf
dem eine Faust mit Revolver abgebildet ist (Beispiel).
Und was dürfen wir von unseren staatlich bezahlten
Lehrern erwarten? Das sie unsere Kinder zur friedlichen
Toleranz untereinander erziehen. Intoleranz bringt uns
nicht weiter! Wenn wir unsere Abendländische Kultur,
heute stark ausgerichtet auf Frieden, immer mehr
verkommen lassen, müssen wir uns nicht wundern, wenn
es schief läuft.
206
Und was muss in Richtung Extremismus geschehen?
Wenn wir z. B. moslemische Moscheen in aller Toleranz
hier akzeptieren, so muss dafür gesorgt werden, dass dort
in deutscher Sprache gepredigt wird. Harte Maßnahmen
sind angesagt, wenn von Versammlungen oder von einigen
Untergrundbewegungen Intoleranz ausgeht. Leider führte
falsch verstandene Toleranz in Sachen Religionsfreiheit
schon oft zu Auswüchsen mit Unfrieden.
Über Mahatma Gandhi und seine Empfehlungen an alle
Gläubigen des Hinduismus habe ich bereits geschrieben.
Der Buddhismus ist, nach allen bekannten Vorgaben, eine
im Grunde friedfertige Religion.
Buddha Gautama lebte einige Jahrhunderte vor Christus
in Indien. Seine Glaubensregeln:
Leben in Harmonie, Zufriedenheit und Frieden. Gelassenheit,
Abgeklärtheit, Heiterkeit, bei gutem Verhalten. Und leben in
Genügsamkeit. Leben auch in Gleichmut, um aller Kreatur
Gottes große Sympathie, Milde und Freundlichkeit entgegen
zu bringen. Mitleid und friedliches Wohlwollen zu anderen
Menschen.
Buddhas Lehre erfreut sich heute in vielen Ländern der
Welt hoher Anerkennung. Viele Menschen möchten ihm
nacheifern. Grundzüge seiner Lehre wurden in andere
fernöstliche Religionen übernommen.
Es lohnt sich, hier einmal über „Tibetischen Buddhismus“
nachzudenken. Der „ D a l a i L a m a “, politisches
und religiöses Oberhaupt der von China unter Zwang
gesetzten Volksgruppe, ist aktuell 82 Jahre alt. Seine
Botschaft heißt:
„Mitgefühl macht uns glücklich“ und „Das Beste, was uns
gegeben wurde, ist unser Hirn. Wir müssen es nutzen“ und
„Lasst uns den mittleren Weg gehen mit dem Ziel des
Friedens für alle Menschen“
207
Nach den Aussagen des Dalai Lama soll der Buddhismus
ein Ruhepol in der Welt sein. Gewaltlosigkeit, Bewusstsein
für Ethik, Nächstenliebe, Frieden und Harmonie stehen
auf der Agenda obenan. „Der Buddhismus ist in uns“ rundet
den so dargestellten Rahmen ab.
Der jetzige „Dalai Lama“ erhielt für seine so gute
Lebenseinstellung und seine auf der ganzen Welt bekannt
gewordene Friedenslehre 1989 den „Friedensnobelpreis“.
Vieles aus dem Lehrinhalt Jesu ist also auch in anderen
Religionen vorhanden. Westliche Religionen sollten sich
nicht sperren, sondern im Denken hinzu lernen. Dazu gibt
es im Islam ebenfalls positive Anzeichen. Heute machen
uns die Ausartungen mit dem „Islamischen Staat“ und den
so unüberbrückbar scheinenden Diskrepanzen zwischen
den beiden Richtungen, Sunniten und Schiiten, noch Angst.
Die beiden islamischen Glaubensrichtungen stehen aktuell
oft unnachgiebig gegenüber, so wie wir es aus unserer
Vergangenheit zwischen den Konfessionen im Christentum
noch in Erinnerung haben.
Junge und wirtschaftlich aufstrebende Muslime sind
weitgehend friedlich gesinnt. Hoffen wir, dass kommende
Generationen sich dementsprechend entwickeln. Schauen
wir auf Leute wie Professor M. Khorchide, der in
Münster/Osnabrück Imame und Religionslehrkräfte zum
friedlichen Islam hin ausbildet, in deutscher Sprache. Er
hat aktuell, zusammen mit dem katholischen Theologen
Klaus von Stosch, das Buch „Der andere Prophet. Jesus
im Koran“ herausgebracht. Mouhanad Khorchide sagt:
„Es geht im Koran nicht darum, in Gegnerschaft zum
Christentum zu stehen. So werde Christen in einer Sure
z. B. das ewige Leben versprochen“. Und Stosch erklärte:
„Es gebe im Koran keine gegen Jesus gerichtete Stelle“.
208
Islamwissenschaftler sehen den Islam insgesamt in einer
Krise. Längerfristig werden sich intelligente, insbesondere
junge Leute, von den Glaubensvorgaben entfernen. Auch
sie möchten in Frieden leben und arbeiten können.
Sehen wir auch auf eine sich bereits in 200 Ländern mit
etwa 45.000 Gläubigen vertretene Richtung. Sie heißt die
„Ahmadiyya Muslim Jamaat“. Deren Programm, auch bei
uns in der BRD: „Trennung von Staat und Religion“, und
„Gleichberechtigung von Mann und Frau“, und ebenso
„Predigten immer in jeweiliger Landessprache halten“,
und „zwanglose und gewaltfreie Ausübung des Islam.“
Wir dürfen eine gute Langzeitentwicklung auch im Bereich
der Kultur, der schönen Künste, erkennen. In Abu Dhabi
wird ein gewaltiges Museum eröffnet. Man will Kulturen
so verbinden, dass sich mit Ausstellungen positive Effekte
ergeben zwischen Ost und West. Über Religionen und über
Kulturunterschiede hinweg. Das Museum trägt den Namen
„Louvre Abu Dhabi“ und ist somit eine Dependance des
alten Museums in Paris. Auch das ist gut! Ich meine, wir
sollten aufmerksam sein und erkennen, dass es gute
Ansätze in ökumenischen Entwicklungen insgesamt gibt.
Ö k u m e n e nicht nur in christlichen Organisationen.
Mit dem heutigen Papst Franziskis I. gibt es offensichtlich
konkreter werdende Gemeinsamkeiten zum ökumenischen
Frieden zwischen den christlichen Religionen. Bei ihm
sind Initiativen zu erkennen, auch hin zum Judentum und
Islam.
Unser neuer Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier,
ist evangelischer Christ aus Lippe. Er äußerte sich kurz
vor seinem Papstbesuch in Rom so: „Wie Katholische und
Evangelische nach Jahrhunderten von Krieg und Feindschaft
aufeinander zugehen, ist großartig.“
209
Nur so wird es gehen. Den anderen respektieren, ohne die
eigenen Glaubensüberzeugungen zu verstecken. Ja, die
Gemeinsamkeiten suchen und betonen, ohne Unterschiede
zu verschweigen. So können wir sehr wohl unter einem
großen Schirm miteinander gottgefällig leben. Niemand
soll aber meinen, unter dem Diktat des Klerus oder einer
anderen Institution gesamt. Das funktioniert nicht.
Gute Kooperation geschieht auch in vielen, friedliebenden
Familien und ebenso in demokratischen Parlamenten und
sonst wo in der Welt, in guter Toleranz!
Leider wird von konservativen Christen, und auch von
Politikern und anderen Leuten, oft noch gebremst.
Wunderbare Ansätze erkennen wir im Jahre 2017 bei der
Landesgartenschau NRW im schönen Bad Lippspringe.
„Glaubensgarten sendet Friedensbotschaft“, so heißt es in
der Presse.
Im ökumenisch organisierten Glaubensgarten wird der
Schöpfer allen Seins nicht nur von den Beteiligten aus dem
Judentum, dem Christentum und dem Islam gepriesen,
sondern in guter Gemeinschaft auch von Angehörigen des
Buddhismus, des Hinduismus, und anderer Religionen.
Am Beispiel der Bahai-Religion ist Toleranz im Glauben
gut erkennbar. Sie sagen: „Nach unserem Glauben haben
alle Religionen eine gemeinsame Quelle, einen Ursprung;
es verbindet sie viel mehr als sie trennt.“ Der Gedanke,
dass die Menschheit in eine Zukunft ohne Kriege steuert
und eine starke Verbundenheit spürt, das ist eine zentrale
Perspektive der Bahai. Diese Religion ist noch keine 200
Jahre alt. Grundsätze der Bahai fanden im Weltethos nach
Hans Küng für die Zukunft der Menschheit Beachtung.
D a s i s t e i n e g u t e E n t w i c k l u n g, hin in
Richtung „F r i e d e n i n d e r W e l t“, wie ihn
gerade die Religionen zeigen müssen!
210
Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag in Berlin, mit
dem Abschluss-Festgottesdienst am 28. Mai 2017 auf den
Elbwiesen in Wittenberg, setzte dazu auch gute Zeichen.
Der Anglikanische Bischof Thabo Maghoba von Südafrika
hielt die Predigt. In seiner dunklen Hautfarbe bezog er
sich auf den Reformator Martin Luther, der auch ein Vater
der demokratischen Freiheiten ist. Der Reformator und die
Mitstreiter damaliger Zeit stellten Autoritäten in Frage!
Sein fast Namenskollege, Freiheitskämpfer und Streiter für
die Gleichberechtigung aller Menschen, Martin Luther
King aus den USA, wurde im Alter von nur 39 Jahren
wegen seiner sehr berechtigten Forderungen ermordet. Er
hatte einen Traum, der in Erfüllung gehen sollte
Immer mehr Menschen im 21. Jahrhundert sollten nicht
nur denken und sagen sondern tun, was der Gesamtheit
auf dem Erdenrund dient und nicht einer bestimmten
Gruppe oder einem Staat dieser Welt. Wirtschaftlich hoch
entwickelte Länder oder geografische Bereiche haben die
Verpflichtung, einen Teil des Wohlstandes, in fairer und
ordentlicher Weise denen zurückzugeben, die aus irgend
welchen Gründen zu den Benachteiligten auf diesem
Globus zählen. Jeder Mitdenker weiß, dass ein Teil des
Reichtums der hochentwickelten Länder zum Nachteil der
Armen in Entwicklungsländern entstanden ist.
Dies gilt es zu bedenken!
Zum Abschluss des evangelischen Kirchentages 2017
wurde in aller Freundschaft eingeladen zum nächsten
Katholikentag.
Dazu passt auch die sich weiter verbessernde Atmosphäre
mit den Signalen des Vatikans. Der Ökumeneminister
Kardinal Koch betont in seinen Reden zum Reformations-
Jubiläumsjahr, Martin Luther habe keineswegs die Kirche
spalten, sondern erneuern wollen. Die katholische Kirche
trage eine Mitschuld, dass aus einer gewollten Reform die
Reformation geworden sei. 211
Im Juli 2017 berichtet die Presse:
„Überraschende Entlassung des obersten Glaubenshüters
Ludwig Müller. Zu vermuten ist, dass Papst Franziskus
den Vatikan weiter in seine neue Richtung lenken will.“
Wir dürfen hoffen, dass der Kämpfer im Vatikan seine
längst begonnene, durchaus positive Reform zu manchen
kirchlichen Grundlagen, lange fortsetzen kann. Durch die
genannte Personalentscheidung werden offensichtlich
zusätzliche Weichen gestellt.
Ebenfalls im Juli 2017 ist aus der Presse zu entnehmen:
„Annäherung zwischen ungleichen Geschwistern. Vom
Streit zur Verständigung. Reformierte, Lutheraner und
Katholiken machen einen Schritt aufeinander zu. Vertreter
reformierter und lutherischer Weltgemeinschaften, des
methodistischen Weltrates und der römisch-katholischen
Kirche haben, nach langen Beratungen, eine gemeinsame
Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet.“
Wer aufmerksam mitdenkt erkennt, dass wir insgesamt
schon auf einem guten ökumenischen Wege sind. Immer
noch (leider) setzen sich Hartliner über Gutdenker hinweg!
Hierher passt die Entwicklung der Medienlandschaft. Bei
allem Positiven für Wirtschaft und Gesellschaft gesamt,
darf das Negative nicht verschwiegen werden. Ja, Funk
und Fernsehen, Printmedien und das Internet bringen uns
Gutes. Aber, alles ist in gewaltigem Ausmaß gespickt mit
Sendungen und Informationen negativer Art.
Meine und vieler Mitdenkender Fragen sind berechtigt:
Warum gibt es überproportional viel Sendungen und Infos
mit erfundenem Mord und Totschlag, mit ausartendem
Sex, mit Betrug und verabscheuungswürdig negativer
Beeinflussung empfänglicher Menschen. Insbesondere
Kinder, und auch die Heranwachsenden, werden böswillig
negativ infiltriert.
212
Es gibt eine deutliche Anzahl Verbraucher, die bewusst
und mit Verantwortung konsumieren. In vielen Familien
aber läuft das Fernsehen leider ganztags.
Auch wenn ich von Fachleuten als naiv angesehen werden
sollte sage ich: Warum greifen die Verantwortlichen in
Politik und Gesellschaft nicht mit ihren Möglichkeiten ein
in Sachen besserer Programmgestaltung?
Noch zur Friedenspflicht der Religionen diese Fassung:
Religionen sind in der Lage, Gottes Ziele auf den Kopf
zu stellen! Immer, zu allen Zeiten, wenn Glaubensfanatiker
versucht haben ihren Schöpfer für egoistische
Vorhaben vor den eigenen Karren zu spannen, ging es
schief. G o t t i s t V a t e r a l l e r M e n s c h e n !
Jesus Christus hat Gottes Größe und sein Ziel für alle
Erdenbürgerinnen und Erdenbürger auf die Grundlage
der hochkarätigen mosaischen „Zehn Gebote“ gestellt, die
uns in Weisheit übermittelt wurden.
Gottes Ziele sind niemals auf Krieg, Mord, Rache und
Größenwahn der Mächtigen dieser Welt ausgerichtet.
Auch nicht auf Selbstdarstellung in Pomp und Hochmut.
Nicht auf Frömmlerei vermeintlich kluger und absolut
wissender Religionsfanatiker, die alle anders glaubenden
Mitbürger schlichtweg als ungläubig ansehen oder als
nicht zielgerecht glaubend bezeichnen.
Menschliche Dogmatisierungen dürfen von mitdenkenden
Gläubigen durchaus kritisch analysiert werden.
Unser Schöpfer möchte uns, seine höchstentwickelten
Kreaturen, denen er das Denkvermögen verliehen hat,
im Frieden miteinander leben sehen.
G u t e R e l i g i o n w i r k t i m m e r
f r i e d l i c h u n d s e g e n s r e i c h !
213
Zu Friedenspflicht der Religionen noch eine Leitfassung in
drei Punkten.
Erstens: Toleranz und Achtung haben wir allen Menschen
entgegen zu bringen, die ihre Weltanschauung auf dem
Boden des Friedens offerieren und praktizieren. Das gilt
gegenüber Atheisten, Agnostikern und Gottgläubigen aller
Art. Jeder Mensch darf seinen persönlichen Glauben, sein
Gottvertrauen, unverbrüchlich leben und bekennen.
Niemand aber darf seinen Glauben oder Nichtglauben als
allgemein verbindlich erklären. Die Paulus-Basis bleibt
richtig und wichtig:
„Unser Wissen in dieser Welt ist und bleibt Stückwerk!“
Zweitens: Vorsicht und Skepsis ist angesagt gegen jede
sektiererische Heilsbringer-Religion. Die Ideen solcher
Organisationsgründer sind zu durchleuchten. Propheten
solcher Art sind in der Regel Fänger für unentschlossene,
oft auch verzweifelt suchende oder anderswo enttäuschte
Menschen.
Wenn Suchenden versprochen wird, ihr Ewigkeitsziel nur
erreichen zu können, wenn sie Mitglied würden und ihre
Pflichten abdienten, ist sicher etwas faul am Glauben.
Drittens: Intoleranz und Ablehnung müssen wir mit allen
zur Verfügung stehenden Mitteln dann unterstützen, wenn
Religionen oder einzelne Personen Gott auf die Fahne
egoistischer Machtpläne setzen. Die Weltgemeinschaft der
friedliebenden Staaten ist geradezu verpflichtet, Einhalt zu
gebieten. Gegenmaßnahmen sind zu organisieren, wenn
alle diplomatischen Versuche nicht zum Ziel führen!
Folgende kleine Geschichte zum Nachdenken für alle.
Wir Mitteleuropäer bewegen uns zum großen Teil in der
erfolgreichen Welt des Überflusses.
214
Im warmen Südeuropa sitzt ein Mann im besten Alter vor
seinem Häuschen am Meer. In aller Ruhe genießt er die
Sonne und ist rundum zufrieden. Reichtum ist nicht seine
Welt. Kommt ein braungebrannter Mann mit seinem
tollen Motor-Segler, ausgestattet mit allem, was sich ein
Freizeitkapitän nur wünschen kann. Er legt an und beginnt
ein Gespräch mit dem sehr zufriedenen Strandbewohner,
der sicher noch nicht weit in der großen Welt gereist ist.
Hallo, wie geht es Ihnen. Schön ist es hier… usw.
Ich sehe dort Ihren Fischerkahn. Nutzen Sie ihn täglich?
Antwort: Ich nutze ihn dann, wenn ich mit meiner Frau
Fisch essen möchte.
Und wenn Sie jeden Tag hinausfahren würden, könnten
Sie doch sicher sehr viele Meeresfrüchte einbringen.
Antwort: Warum soll ich das tun?
Sie könnten gutes Geld damit machen und sich bald ein
noch größeres Boot kaufen und immer mehr einbringen.
Antwort: Warum?
Sie könnten eines Tages ein weiteres Boot einsetzen und
Leute anstellen, die für Sie schaffen.
Antwort: Warum?
Sie könnten dann in absehbarer Zeit beruhigt nichts tun
und zuschauen. Und Sie könnten sich einfach so in die
Sonne legen und den Tag genießen!
Antwort: Und warum sollte ich solches alles tun?
In der Sonne liegen und den Tag genießen kann ich doch
schon heute. Sie sehen es doch!
Die vorstehende Geschichte ist in ähnlicher Art bekannt. Sie ist
sicher dazu angetan, über die Unrast und über unser Streben
nach Erfolgen nachzudenken. Zielen, die uns nicht immer zum
Guten dienen!
215
R A T I O N A L I T Ä T
EINE WELTGESCHICHTE
so heißt ein Buch des Philosophen Silvio Vietta.
Manche philosophischen Bücher und Veröffentlichungen
sind von wissenschaftlich nicht geschulten Menschen
schwer zu verstehen. Der wesentliche Inhalt des von Silvio
Vietta gefassten Gedankengutes hat es in sich. Er zeigt das
Dilemma heutiger, ausgearteter Rationalität auf.
Wenn man sich mit den logischen Erkenntnissen Viettas
tiefer befasst, kann es einem angst und bange werden.
Seine Zukunftsvisionen bringen jedoch Hoffnung auf ein
besseres Gelingen.
Mein Buch befasst sich hier in diesem Kapitel intensiv mit
den Friedenschancen auf unserem Planeten Erde. Auch
ich stelle fest, dass wir durchaus Licht im Tunnel erkennen
können und sehen dürfen!
Meine Leserinnen und Leser bitte ich somit, nun auf der
Basis des Philosophen Vietta mitzudenken. Das Thema
„Weltgemeinschaft und Zukunft“ hat ganz sicher für die
gesamte Menschheit höchste Brisanz.
Die heutigen Philosophen befassen sich wieder stärker mit
Gedanken zur positiven Entwicklung der Menschen, hin
zum „Wertvollen der Zukunft des Homo sapiens“. Dazu
holt Vietta weit aus und stellt fest:
„Die Rationalität ist das Vermögen der Menschheit!“
Ich versuche die Erkenntnisse aus seinem Buch einfach
und kurzgefasst zu formulieren.
Das Imperium der Rationalität hat zu wirken begonnen
weit vor Jesu Geburt. Es wird sich in der Zukunft globaler
Vernetzungen auf unserer Erde zum Guten hin entwickeln.
Sonst vernichtet die Menschheit sich selbst.
216
Der Begriff „Rationalität“ beinhaltet die „Normen“, nach
denen die Weltgesellschaft funktioniert. Machterhalt und
Geldgier und andere negative Faktoren müssen geahndet
und in ihrer Ausartung nicht geduldet werden.
Kulturelle, humanistische Werte, das Schöne und Gute in
unserer wunderbaren Welt, ist dem entgegen zu stellen. Es
ist als erstrebenswerte Zukunft des Einzelnen und der Welt
in ihrer Gemeinschaft insgesamt als Lichtgestalt in die
Köpfe zu pflanzen. Materielles Denken darf sein, es muss
für das einzelne Individuum aber nur in geringerem Maße
als bei vielen bisher zum dominierenden Streben seines
Ichs sein und werden. Das ist ein langer Prozess. Das
Zeitalter der Expansionen endet nach Überzeugung
maßgeblicher Philosophen noch im 21. Jahrhundert.
Unsere Räume und Ressourcen sind begrenzt.
Vietta hält ein dringendes Plädoyer für die Zukunft einer
aisthetischen Kulturentwicklung. Diese sei in den Köpfen
der Politiker und der Wirtschaftslenker zu fördern und die
gesamte Menschheit ist bei solcher Entwicklung mit zu
nehmen. Wir alle sind mitzunehmen bei dieser vorrangig
wichtigen Gesamtverpflichtung! Was ist damit gemeint?
Ä s t h e t i k als das Schöne, Feine, Besondere und Gute,
mündet im alten Begriff der griechischen Philosophie, der
A i s t h e t i k. Griechisch = aisthetikos.
Es bedeutet so viel wie „durch die Sinne wahrnehmen“.
Kluge Philosophen meinen heute damit ein Weiterdenken.
Sie verwenden den Begriff „Aisthetik“, um damit für die
Zukunft Gedanken zur Ethik, Soziologie, Gerechtigkeit in
unserer Gesellschaft hin zum Positiven zu beeinflussen.
Auch das Denken in den Religionen. Vorrangig wichtig ist
somit die gute Beeinflussung der Humanität insgesamt.
Aisthetik geht bei Zukunftsdenkern heutiger Philosophie
also über den Begriff Ästhetik hinaus und mündet in allen
positiven Begriffen, die für unsere Chancen für gute Ziele
der Menschheit stehen! 217
Die Philososphie als „Lebenselixier und Kraftstoff“.
Denk dich glücklich! Den schönen Gedanken denken.
Nicht fragen: „Was hast du heute gemacht?“
Sondern:
„Was hast du heute gedacht?“
Erkenne dich selbst. So lässt man sich nicht verbiegen!
Habe den Mut, ein Leben gegen den Zeitgeist zu führen.
Wer eine ethische und humane Grundorientierung im Leben
sucht, muss seinen eigenen Verstand nutzen!
Philosophie heißt aus der griechischen Übersetzung in
Deutsch: „ L i e b e z u r W e i s h e i t “
Und, wer weise denkt muss fragen, was ist zurück zu
geben, wenn man im Luxus seines Umfeldes lebt? Was
schulden wir, der so reiche Teil der Welt, in den wir hinein
geboren wurden, den Menschen in extremer Armut?
Lasst uns Positivdenkern folgen. Die weltwirtschaftliche
Entwicklung gibt Anlass, Pessimisten zu widersprechen…
Die Zeitschrift GEO ermittelte 2018 erfreuliche Zahlen:
Die extreme Armut in der Welt hat sich in den letzten 20
Jahren nahezu halbiert. Heute sind es nur noch 10 % aller
Menschen. Das wissen nur 6 % der Deutschen. Der Anteil
der Analphabeten ist um 50 % gesunken. Gute Bildung ist
eine wesentliche Grundlage zur positiven Entwicklung.
Fast jeder zweite Weltbürger zählt heute zur Mittelklasse.
Das Lebensalter weltweit stieg von 60 auf 71 Jahre i. D.
Leider wächst gleichzeitig die Ungleichheit. Beispiel: Von
2000 bis 2010 kamen 50 % des globalen Wohlstandszuwachses
1 % der Bevölkerung zugute. Ihr Anteil am
weltweiten Wohlstand stieg von 32 % auf 46 %.
Das darf und muss in Zukunft nicht so bleiben!
218
Ein großer Zukunftsdenker in unserer aktuellen Zeit ist
Professor Richard David Precht. Sein 2018 erschienenes
Buch „Jäger, Hirten, Kritiker“ befasst sich mit den wohl
wichtigsten Themen „Wo will die menschliche Gesellschaft
in Zukunft hin?“
Welche Weichen sind von Politik, Wissenschaft und von
der Wirtschaft auf unserem Globus zu stellen, wenn ein
Umdenken nicht zu spät sein soll? Wenn die Macher heute
im grundlegenden Denken nicht aufwachen und bestimmte
Bretter vor ihren egoistischen Köpfen nicht zerschlagen,
wird die Weltgemeinschaft im Chaos enden.
Precht fasst im Schlussteil des Buches auf weniger als 30
Seiten seine Zukunftsvision zusammen. Das Buch sollte
insbesondere von den einflussreichen Politikern und
Wirtschaftsleuten unbedingt gelesen werden! Vieles
daraus ist auch nach Überzeugung anderer fähiger Leute
in Europa und der ganzen Welt überlebenswichtig. Das
Buch wird sich glücklicherweise als Bestseller entwickeln
und somit, hoffentlich zur allgemeinen Meinungsbildung
beitragen. Die Visionen fähiger Philosophen mit tiefem
Gesellschaftswissen und Wirtschaftskenntnissen müssten viel
mehr Beachtung finden!
Ich hoffe, mein Versuch ist verständlich gelungen, mit dem ich
qualifizierte Zukunftsdenker in heutiger Philosophie zu Wort
kommen lassen wollte.
Das Kapitel „Friedenschancen auf unserem Planeten“ ist
umfangreich geworden. Ich schließe es ab mit festem Vertrauen
auf die Vernunft zukünftiger Generationen, die ihren Focus auf
deutlich mehr Rationalität hin zum Guten legen mögen!
Dazu nochmals meine Generalfassung: „Gott gab uns die
Fähigkeit zum Denken, damit wir sie nutzen!“
Der Dalai Lama sagt es so: „Das Beste, was uns gegeben
wurde, ist unser Hirn. Wir müssen es nutzen!“
219
Aussagen von Jörg Zink
Zitate der aktuellen Literatur mit Rezensionen
und Aussagen zum Inhalt dieses Buches
Jörg Zink hatte zu seiner Zeit nur die Ausgabe 2015 dieses
Buches zur Verfügung. Alle Kapitel ab 15 sind erst in den
Folgejahren entwickelt worden.
Als Autor darf ich aber sicher sein, dass dieser große
Theologe Zink den Inhalt meiner Formulierungen Kapitel
15 bis 18 und auch die Überarbeitungen der Kapitel
Ausgabe 2015 weitgehend ebenso gutheißen würde. Seine
Erkenntnisse zum christlichen Glauben wurden, nach
vielen Jahren der Forschungen zu Jesu Leben, Wirken und
Wollen, liberaler ausgerichtet auf die Liebe Gottes. Liebe
zu allen Menschen auf unserer guten und weiten Erde!
222
Aussagen von Jörg Zink
Zitate der aktuellen Literatur mit Rezensionen
und Aussagen zum Inhalt dieses Buches
Kapitel 17
Erst nach Druck der Ausgabe 2015 dieses Buches habe ich
mich sehr eingehend mit den Glaubensaussagen des tief
denkenden Theologen Professor Dr. Jörg Zink befasst.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass dieser große Theologe
unserer Tage mein mit gründlichen Nachforschungen und
über Jahre entwickeltes Buch, als Ausgabe 2015, gelesen
und beurteilt hat.
Jörg Zinks Lebenserfahrung als ernsthaft evangelischer
Christ und seine Erkenntnisse zur Entwicklung der Lehre,
in den nun 2000 Jahren seit Jesu Zeit, bündeln sich sehr
gut in seinen wesentlichen Spätwerken:
„J e s u s Funke aus dem Feuer“ (als Teil A)
„Vom Geist des frühen Christentums (als Teil B)
Den Ursprung wissen - das Ziel nicht verfehlen“
Jörg Zink ist sicher einer der hervorragenden Christen der
Jahrtausendwende. Ein tief erkennender und bekennender
Theologe.
In diesem Buch habe ich Jörg Zink an mehreren Stellen zu
Wort kommen lassen. Insbesondere im Kapitel 11 mit dem
Titel „Zum Christentum heute“ wird er mehrmals von mir
zitiert. Hier nun möchte ich diesem Ausnahmetheologen
ein ganzes Kapitel widmen, weil seine Glaubensaussagen
auf mich weitgehend überzeugend wirken.
Zinks Fassungen zu den Glaubenserkenntnissen sind von
heutigen Menschen leicht zu verstehen, von Suchenden
und Zweifelnden, von selbständigen Denkern ebenso, die
bei den kirchlichen Vorgaben manchmal an Grenzen
stoßen.
223
Wer sich tiefer mit Jörg Zink und seinen theologischen
Auslegungen befasst wird feststellen, dass dieser Christ
einige wesentliche Glaubenserkenntnisse im letzten Drittel
seines Wirkens grundierte. In seinen angeführten Büchern
von 2010 und 2013 belegt er die Ergebnisse seiner Jesus-
Forschungen eindeutig und klar. Jörg Zink schreibt sehr
zielgerichtet und mit logischem Denken für die Zukunft.
Die Bücher sind von Mitdenkenden gut zu lesen und zu
verstehen.
Im Vorwort des zweiten vorgenannten Werkes sagt Zink:
„Vom Ursprung des christlichen Glaubens bis zu unserem
heutigen Auftrag muss mit einem einzigen Sprung herüber
gedacht werden. Das Vielerlei, das inzwischen geschehen ist,
muss für uns nicht allzu wichtig sein.“
Für Jörg Zink ist offensichtlich weitgehend unwichtig, was
Menschen in den 2000 Jahren alles dazu entwickelten.
Zink sagt auch: „Die Kirche ist ja ihrem ganzen Wesen nach
und zu allen Zeiten ihrer Geschichte wandelbar gewesen, und
wenn es gut war, aus der Kraft des Geistes Gottes.“
Somit sollten wir daraus erkennen, dass einige, bestimmte
Vorgaben der Kirchen, die nicht im Einklang mit Jesu
Leben und seinen Weisungen stehen, aus dem Kodex der
Verbindlichkeiten entfernt werden müssen. Solches würde
der Bereinigung dienen!
An anderer Stelle sagt Zink:
„Die theologische Rechthaberei ist nach meiner Überzeugung
die einzige wirkliche Irrlehre!“ (Auch im Christentum)
Somit fasse ich bis hier zusammen:
Der Theologe Jörg Zink ist ein außergewöhnlicher Christ und
Denker heutiger Zeit. Die Paulus Jesus-Betrachtungen und
dessen Gottverständnis hält Zink für die beste Grundlage zum
Finden eigener Glaubensüberzeugungen.
224
Zink würde wohl eine neuzeitlich angepasste „Reform zu
einigen kirchlichen Vorgaben und Praktiken“ sehr
begrüßen. Es könnten „Formulierungen und auch
Glaubensrichtlinien“ entstehen, die mitdenkende Christen
und noch Suchende besser verstünden!
Mit Jörg Zink weiß ich mich einig und er und seine Frau
erlaubten mir, weitere Gedanken zu Jesus Christus und
zur zeitlichen Entwicklung anzuführen. Und so beziehe ich
mich auf die zuvor genannten Bücher.
Das erste der Bücher „J e s u s Funke aus dem Feuer“,
als Buch A angeführt, befasst sich mit Jesu Leben und
Wirken. Es könnte auch heißen: „Wer war Jesus?“ Zink
zeichnet bei historischer Genauigkeit ein sehr persönliches
Bild von unserem Religionsstifter.
Folgend möchte ich auch aus dem Buch A noch einige
wesentliche Erkenntnisse zitieren und teilweise mit meinen
Gedanken ergänzen: Seiten 160 / 175-177 Buch A
„Was wollte Jesus an der jüdischen Tradition verändern“
Es gibt hier einen Bruch. Jesus verhält sich den Vorgaben
der entwickelten Gesetze gegenüber sehr frei. Er handelt
oft sogar in jüdisch unerlaubter Weise.
An Stelle der Gesetzesweisungen setzt er eine neue, sehr
offen Lebensordnung. Er zeigt ein Ziel, welches mit Hilfe
des Gesetzes nicht zu erreichen ist. Und als Zeichen dieser
neuen Freiheit öffnet er den Menschen die Augen für ein
verändertes Bild von Gott.
Bei Jesus wird alles sehr einfach. Er verweist alle dunklen
Aspekte Gottes in den Hintergrund und lässt das Bild der
Liebe hervortreten und allein Gott gelten.
225
Gott ist dein Vater. Du bist sein Kind. Seine Tochter. Sein
Sohn. Verlass dich auf ihn. Für Jesus lag in dem Ausdruck
„Abba“, den er verwendete, etwas ungemein Zärtliches.
Wenn der Russe „Väterchen“ sagt, oder wenn wir „Papa“
sagen, schwingt dasselbe Gefühl mit.
Als Autor drücke ich es so aus: Alles, was mit der Weisheit
Jesu und mit seinem Sendungsbewusstsein identisch ist,
bleibt aus dem Judentum und der hebräischen Bibel
unverändert. Alles, was nach Jesu Verständnis nicht zu
seinem Vater passt, den er ja als Sohn im Geist unseres
Schöpfers „Abba“ nennt, wird nicht zu Jesu Lehre.
Was somit nicht mit der Liebe Gottes zu vereinbaren ist,
übernimmt Jesus nicht als Grundlage seiner Weisungen
für uns!
Seiten 95 / 99
„Vielleicht wissen wir Heutigen zu wenig über die hauchdünnen
Verbindungen zwischen Seele und Leib.“
Heute beginnt man allmählich zu verstehen, dass Materie
keineswegs nur materiell zu verstehen ist. Dass in den
Energiefeldern, aus denen die Wirklichkeit besteht, ebenso
die natürlichen Kräfte wie auch die Kräfte der Seele und
des Geistes wirken. (Nachzulesen bei manchen Philosophen)
Wunder bestehen nicht darin, dass Naturgesetze aufgehoben
werden, sondern darin, dass uns die Augen geöffnet
werden für größere Dimensionen der Wirklichkeit.
Hinweis auf den Schluss zu Kapitel 2. Professor Max
Planck erkannte schon zu seiner Zeit, was Jörg Zink in
seinem Buch von Seiten der Theologie ausführt.
226
Seiten 267 - 270
„Das Äußerste, das wir vom schlichten Mann aus Nazareth,
und ohne gottähnliche Überhöhung seiner Person, sagen
können, ist das, was das Evangelium meint, wenn es ihn den
>Sohn< nennt.“
Missverständnisse sind hier leider vorprogrammiert. Diese
kann man nur mit Mühe ein wenig abklären.
Wenn in Israel ein Fürst zum König eingesetzt wurde,
geschah das mit einer charakteristischen Wendung. Man
sagte: Gott spricht zu dir, (dem neuen König): Du bist
mein Sohn. Heute zeuge ich dich. Heute heißt: jetzt im
Vollzug des Krönungsrituals. Lies Psalm 2…Kundtun will
ich dir den Ratschluss Gottes. Er hat zu mir (im Blick auf
den König) gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich
gezeugt. Der Sohn ist also der Bevollmächtigte, der in
Gottes Auftrag regiert. Er ist Repräsentant, nicht der
Abkömmling. Er ist nicht von göttlichem Geblüt, sondern
er ist der Beauftragte Gottes.
Paulus sagt (Römer 1, 3-4): „Christus, unser Herr stammt
aus dem Geschlecht Davids, aber er ist eingesetzt als Sohn
Gottes seit (oder aufgrund) seiner Auferstehung von den
Toten.“
Paulus meint m. E. nicht Auferstehung des Leibes sondern
Auferweckung in Gottes Dimension, also nicht physisch zu
sehen. Erst Jahrhunderte später wurde im Streit um das
Dogma festgeschrieben, Jesus sei vom Vater geboren vor
aller Zeit. Er sei Gott wesensgleich. Das ist etwas anderes,
als das, was das Evangelium sagt. Jesus jedenfalls war
nicht ein Halbgott. Er war ein wirklicher Mensch mit
einem Auftrag.
227
In der Bibelübersetzung Zink 2012 lautet Psalm 2, Vers 7 für
das deutsche Verstehen in heutiger Zeit schon so:
„Ich, (König in Jerusalem) will kundtun den Ratschluss
des Herrn, sein Gesetz. Er hat gesprochen: Mein Sohn bist
du, heute habe ich dir die Herrschaft gegeben.
Luther übersetzte noch: „…heute habe ich dich gezeugt.“
Auch Jesus hat sich niemals selbst als körperlich von Gott
gezeugt bezeichnet.
Zink Seite 236 zitiert Jesus: „Liebe deinen nächsten wie dich
selbst.“ Um das zu können, müsstest du dich selbst
völlig zurück gestellt haben. Du merkst aber, dass du es
nicht kannst.
Paulus formuliert so: „Lass deine moralische Selbstüberforderung
los. Sie bringt nichts. Und nimm hin, dass du
die Gnade Gottes nicht verdienen kannst. Lebe als freier
Mensch aus dem Geist Gottes. Liebe mit Hoffnung, dass
Gott dich zum liebenden Menschen macht.“
Zink Seite 184 / 185 Zur Bitte im „Vater Unser“,Gott möge
uns nicht in Versuchung führen, nimmt Jörg Zink auch
Stellung. Er drückt diese Bitte schon so aus:
„Bewahre uns davor, in Versuchung zu geraten.“
Oder auch ganz frei, etwa so:
„Bewahre uns vor der Gefahr, deine Hand zu verlieren.“
Es wäre sicher gut, wenn diese Fehlübersetzung im Gebet
des Herrn richtig gestellt würde. In vielen Teilen der Welt
ist das schon geschehen, bei uns leider nicht. (Siehe Kap.15)
Seiten ab 312 Jesu Tod. „Was war der Sinn dieses Sterbens?
Von den wichtigen Deutungen, die die erste Kirche fand,
ist die älteste von Paulus. Seine Gedanken kreisten um das
Wort Versöhnung.
228
Paulus betont mehrfach, was er etwa fünfundzwanzig
Jahre nach Jesu Tod sage, sei eine Überlieferung, die er
selbst empfangen habe. Des Paulus eigene Überzeugung
aber kommt im Römerbrief zum Vorschein, wo er von
Versöhnung spricht, auch im Brief an die Korinther. Wenn
aber Paulus von Versöhnung spricht, so liegt der
entscheidende Punkt darin, dass nicht Gott versöhnt
werden musste, sondern der Mensch. Und wesentlich ist
auch, dass Jesus die Gottverlassenheit des Menschen, der
seine eigenen Wege geht, für sich selbst übernimmt aus
Liebe zu den Weggelaufenen und dabei in den Menschen
die Liebe Gottes anschaulich macht. Jesus leistet nicht
irgendeine Sühne, er geht vielmehr vor uns her und macht
den Weg frei.
Und Petrus bekennt vor dem hohen Rat (Apostelg.5, 31):
„Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, der, den
ihr an das Holz gehängt und getötet habt, Gott aber hat
ihn erhöht, so dass er zum Anführer, zum Vorausgänger
und Retter wurde.“
Wichtig ist, dass wir sehen: Schon die Urgemeinde hat
über den Sinn des Todes Jesu verschieden gedacht. Es
kann also nicht sein, dass ein Christ heute auf eine dieser
Interpretationsweisen festgelegt oder gar verpflichtet wird,
alle Versuche einer solchen Deutung mitzutragen.
Wenn ich Jörg Zink in seinem Buch zu diesem so wichtigen
Thema komplett lese, erkenne ich deutlich, dass meine
Aussagen im Kapitel 4 zu Karfreitag dem entsprechen. Die
kirchliche Aussage, Gott habe sich mit sich selbst
versöhnen müssen, um uns durch Jesu Sterben seine
barmherzige Gnade zukommen lassen zu können, ist zu
überdenken und richtig zu stellen.
229
Seiten 329 ff u. 338-345 „Auferweckung und Himmelfahrt“
sagt Zink: „Der Ostermorgen war zunächst ein Schrecken.
Das Grab war leer? Wenn ich auferstanden sein werde wird
mein Grab nicht leer sein. Der Körper wird im Grab bleiben.
Er hat seinen Dienst getan. Er darf verwesen.“
Was bedeutet das leere Grab? Maria Magdalena stand vor
dem Grab. Da sprach die Erscheinung sie an: Maria! Sie
fuhr herum und rief: Mein Meister! Aber Jesus wehrte ab:
Rühre mich nicht an! Ich bin im Übergang! Sage aber
meinen Brüdern, dass ich auf dem Wege zum Vater, zu
Gott, bin. Was erkennen wir?: Jesus ist nicht körperlich
auferstanden, sondern in Gottes Dimension auferweckt.
Zwei aus dem Kreis der Freunde Jesu wanderten nach
Emmaus. Sie aber erkannten ihn nicht. Während er mit
ihnen zu Tische lag, nahm er das Brot, sprach das
Dankgebet, brach das Brot und gab es ihnen zu essen.
Er aber verschwand vor ihnen. Jesus erschien seinen
Freunden aufs Neue, und zwar am See Tiberias. Ostern ist
die Wendung von der Lebensgeschichte des Jesus aus
Nazareth zur Wirkungsgeschichte. Die Erfahrungen der
ersten Tage sind der Kern unseres christlichen Glaubens.
Jörg Zink verstehe ich weiter so: Das historisch Früheste aus
der Wirkungsgeschichte Jesu, das wir fassen können, ist
die mystische Christus-Botschaft des Paulus. Als Jesus
nach seinem Auferstehungsglauben gefragt wurde, äußerte
er, die Toten seien nicht tot, sondern sie lebten bei Gott.
Nach Jesu Auferweckung, ging seine Geist-Seele endgültig
zurück zum Vater der Ewigkeit, zum Schöpfer allen Seins!
Als Jeanne d‚Arc von einem Bischof gefragt wurde, ob sie
nicht meine, was sie als einen Aufruf Gottes sehe, habe nur
in ihrer Einbildung stattgefunden, sagte sie etwas Kluges
(so Zink): „Natürlich geschieht das auf dem Weg über
meine Einbildung, aber auf welchem anderen Weg soll
denn Gott mit mir reden?“ Das ist sicher eine gute Weise,
auf Gott zu vertrauen!
230
Seite 220 / 22 „Weisheit ist praktische Lebenskunst.“
In der Bibel ist Weisheit die Fähigkeit des Menschen, die
durchgehende Ordnung geistig und praktisch zu erkennen.
Wie ich zum Beispiel mit meinem Besitz umgehen oder
meine Ehe gestalten soll, sagen mir nicht die Zehn Gebote,
das muss ich mir selbst überlegen. Dazu kann ich den Rat
eines erfahrenen Menschen suchen. Dabei ist bezeichnend,
dass die Bibel ausdrücklich die Vernunft des Menschen
aufruft. Sie setzt den Verstand frei, sie gibt ihm sein Recht
und seine Aufgabe. Sie sagt immer wieder, Gott gebe nicht
nur den Glauben, er gebe vielmehr dem Menschen auch
das eigene Nachdenken. Und: „Handle erst, wenn du
nachgedacht hast!
Jörg Zink bestätigt meine Aussage, biblisch begründet:
Gott gab uns die Fähigkeit zum Denken, damit wir sie nutzen!
Zink Seite 87 - 91 Zur Ökumene
„Als junger Student, eben erst aus dem Krieg nach Hause
gekommen, habe ich im Jahre 1946 die erste ökumenische
Eucharistiefeier miterlebt.“
Jörg Zink feierte damals mit einem orthodoxen Bischof,
einem römisch-katholischen Abt und einem evangelischen
Kirchenpräsidenten. Es war ein Osterfest, und diese alle
erlebten den Tag wie eine Auferstehung, nach dem Ende
der alten Konfessionsgeschichte. Und was hat sich seither
zwischen den Amtskirchen bewegt? Außer Absichtserklärungen
kaum etwas, das über damals hinausgeführt hätte.
Das Sitzfleisch und das Stehvermögen der Verantwortlichen
blieb leider stark.
Anmerkung: Franziskus I. war noch nicht in Aktion. Es kann
nun doch wohl besser werden! (Siehe Kapitel 16 zur Ökumene)
231
Seite 209 „Gleichberechtigung nach Weisung Jesu Christi“
Männer, gebt euren Frauen die Freiheit, mehr selbst zu
entscheiden. Auch zu wählen, welchen Weg sie mit euch
oder auch manchmal ohne euch gehen wollen. Sie haben
ihren eigenen Rang, sie sind nicht eure Untertanen. Sie
stehen mit euch auf derselben Stufe. Solche Gerechtigkeit
als Gleichberechtigung könnt ihr leisten!
Das war vor 2000 Jahren. Es musste bis Luther dauern,
dass dieser in der eigenen Ehe die Gleichberechtigung
praktizierte und damit einiges in die richtige Richtung
korrigierte. In der Schweiz wurde die Wahlberechtigung
für Frauen erst im 20. Jahrhundert eingeführt.
Und wie steht es heute in der Welt insgesamt?
Seite 369 / 370 Zink: „Friedensbewegung nach Jesu Weisung“
Jesus hatte sich von seinen Jüngern verabschiedet mit den
Worten: Frieden lasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich
euch. Ich gebe nicht, wie man sonst in der Welt gibt. Euer
Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. (Joh.14,27)
In der Friedensbewegung der 1980er-Jahre sprach man
einander mit der Losung Mut zu:
Wo kämen wir denn hin, wenn jeder fragen würde: Wo
kämen wir hin? Und niemand ginge hin, um zu schauen,
wohin man käme, wenn man ginge?
Gern verweise ich auf mein Kapitel 16 „Friedenschancen“.
Ich denke, jeder von uns heute lebenden Menschen auf dieser
doch so schönen Erde sollte und müsste seinen Beitrag leisten!
Nun weiter zum zweiten genannten Buch von Jörg Zink (B)
mit dem Titel „Vom Geist des frühen Christentums
Den Ursprung wissen - das Ziel nicht verfehlen“
Das Buch behandelt die Sichtweise der frühen Apostel, also des
sich entwickelnden Christentums der ersten Zeit, direkt nach
Jesu Leben und Wirken auf unserem Planeten.
232
Zu diesem Zink-Buch habe ich schon einiges ab Seiten 120
gesagt. Hier noch Erweiterungen dazu.
Die Evangelien wurden im NT nicht in chronologische
Reihenfolge gestellt. Dadurch dominieren die deutlichen
Ausschmückungen durch Lukas und Matthäus. Auf diese
Weise wurde die Dogmenbildung begünstigt. Zeitlich
richtig müssten die Evangelien diese Reihenfolge haben:
Markus - Lukas - Matthäus - Johannes.
Die nächste Doppelseite gibt eine gute Zeitenübersicht
zur Entwicklung der ersten 100 Jahre nach Jesu Tod
wieder, von Jörg Zink dargestellt. Frau Heidi Zink gab
mir die Genehmigung zum Abdruck.
233
Zink - Abdruck
( 234 )
Zink - Abdruck
(235
Aus der Zeitenübersicht auf den Vorseiten ist rechts die
Auseinandersetzung mit der Gnosis zu erkennen. Jörg Zink
hat sich auch damit tiefer befasst. Ich möchte meine
Erkenntnis aus dem Studium dazu folgend kundtun.
Die „ Zeitströmung Gnosis“ entwickelte sich um die Mitte
des ersten Jahrhunderts. Paulus hatte große Mühe, die
Gemeinde in Korinth auf den Boden der schlichten Lehre
Jesu zurück zu holen.
Paulus argumentierte so:
„Wenn jemand meint, er sei ein Wissender, hat er noch
nicht begriffen, in welchem Sinne er wissend sein soll.“
(Lies 1. Kor. 8, 1-3)
Was ist die Gnosis?
G n o s i s heißt Erkenntnis, Wissen, Verstehen.
Die Anhänger dieser theologischen Richtung waren der
Auffassung, solche Erkenntnis nur durch fantastische,
esoterische Erfahrungen erreichen zu können.
Die Welt wird geteilt, auch der Mensch wird geteilt. Er
besteht aus einem Kern, der das Licht ist und unendlichen
Wert hat. Dieser lichte Kern nimmt den Körper an, der
dunkel, wertlos und böse ist, wie die Welt.
Lebensaufgabe der Frommen ist, sich von der bösen Welt
zu lösen. Indem der fromme Mensch die Welt, seinen
Körper und alle organisierte Religiosität hinter sich lässt,
gelangt er auf den Heimweg in das Reich des Vaters, aus
dem er gefallen war.
Diese Heimkehr kann gelingen auf dem Wege des
Erkennens, der Gnosis!?
236
Ende 2. Jahrhundert / Anfang 3. Jahrhundert n. Chr. fand
der Konflikt um die Gnosis den damaligen Höhepunkt. Die
verbindliche Zusammenfassung des Neuen Testaments, der
27 Bücher, erfolgte. Fremdeinflüsse anderer Art, auch die
Merkmale der gnostischen Philosophie, wurden nicht
anerkannt.
Das sogenannte „Thomasevangelium“ hat keinen Eingang
ins NT gefunden. Sein Inhalt stimmt den gnostischen
Himmelserkenntnissen eher zu. Weichenstellungen gegen
das Glaubensgut der Gnostik sind auch im Johannes-
Evangelium zu finden, also um das Jahr 100 n. Chr.
In späteren Zeiten wurde das gnostische Gedankengut von
verschiedenen Glaubensenthusiasten neu entdeckt.
In neuerer Zeit, heute aktuell, entwickelte sich die Lehre
der „Rosenkreuzer“ (Beispiel). Die Rosenkreuzer haben
nach meiner Erkenntnis Jesu Lehre, in Abwandlung, als
Grundlage in ihrem Gedankengut. Zu erkennen sind aber
auch Anlehnungen an Buddhas Theologie mit Ideen zur
Seelenwanderung.
Für uns Christen darf es, nach meiner Überzeugung, keine
irgendwie geartete Form der Inkarnation der Seelen von einer
Kreatur auf eine später lebende geben. Das passt nicht zum
Christentum.
In unserer „Freiheit im Glauben“ nach Jesus Christus,
und seiner Lehre von unserem Schöpfergott, sollen und
dürfen wir so glauben:
Jeder Mensch ist ein Unikat vor Gott!
Jedem einzelnen Homo sapiens wurde vom Schöpfer eine
Seele zugeordnet, die individuell und unantastbar einmalig
ist. Und diese geistliche Natur, in voller Identität der ganz
einmaligen Persönlichkeit, darf in Gottes zukünftige Welt
eingehen!
237
Zur Klarstellung in Sachen Paulus noch dies:
Nicht alle Paulus-Briefe und Texte im Neuen Testament
sind zu Paulus Zeiten von ihm selbst geschrieben worden.
Wenn einige seiner Schüler und spätere Interpreten seiner
überzeugenden Wiedergaben zu Jesus Christus folgten,
spielt es keine große Rolle, wenn nicht unbedingt alles von
ihm direkt formuliert wurde.
Zu den Unterschieden bei den Evangelisten noch dies: Die
vier Berichtenden benutzten verschiedene Vorlagen und
brachten in ihre Formulierungen natürlich auch eigene
Texte entsprechend persönlicher Empfindungen ein.
(Weiteres dazu siehe Seiten 121-125)
Jörg Zink war bis zum Verlassen dieser Welt geistig rege
und aktiv im Denken. Wer seine Literatur, Ergebnisse der
Forschungen zu Jesus und zum frühen Christentum, liest
und studiert, der stellt Entwicklungen in seiner langen
Literaturzeit fest. Gute Entwicklungen zur Erkenntnis im
freiheitlichen Denken nach Jesu Lehre!
Dieser große evangelische Theologe hat seinen festen
Glauben an die Liebe zum Schöpfergott, dem Ursprung
allen Seins, kontinuierlich beibehalten. Seine Glaubensüberzeugung
beruhte auf der Jesus-Aussage, die wir als
Grundlage kennen: „Glaube, Hoffnung, Liebe“. Wobei
die „L i e b e“ in ihren Varianten, die Basis ist!
Zink hat in seiner Literatur fortgeschrittenen Alters seine
Erkenntnisse zu den Unterschieden der Wiedergaben sehr
deutlich gemacht. Unterschiede zwischen den Aussagen im
frühen Christentum und den kanonischen Darstellungen
der Kirchen, wie sie von Menschen gemacht wurden.
238
Zinks feine und diplomatische Redeweise legt Wert darauf,
niemanden zu verletzen und Christen mit anderer persönlicher
Glaubenserkenntnis nicht zu verunsichern. Oft sind
es Menschen, die im Umfeld dogmatischer Lehre mit den
Absolutvorgaben aufwuchsen. Zink ist der festen Überzeugung,
dass Christen mit ihren unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen
alle Gottes Dimension mit ihrer Seele
erreichen können. Mehr noch, er rät jedem ernsthaft
Glaubenden, im persönlichen Denken niemals anders
Glaubenden falsche Glaubensmeinung zu unterstellen.
Jeder soll sich zurückhalten mit einem Urteil, auch zu
anderen Religionen. Gott allein wird entscheiden, wer
seine Dimension erreichen kann. Er macht klar und
deutlich, was Paulus als einer der wichtigen Erstchristen
immer wieder betonte:
„Unser Wissen ist und bleibt Stückwerk!“
Zum Glauben in unserer Zeit noch eine wichtige, auch wohl
richtige Aussage:
„Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Glauben im
objektiven Sinn. Es gibt aber „Glauben“, der förderlich für
mich ist und „Glauben“, der mich behindert oder gar
depressiv macht. „Frohe Botschaft“, so heißt die gute
Nachricht! Wenn ich mein Ziel in Gottes Hand lege, habe ich
Gottvertrauen. Vertrauen auf Gott gibt uns eine positive
Lebensgrundlage im Diesseits. Darum geht es zunächst. Jesus
sagt: „Das Himmelreich ist mitten unter euch!“
Niemand kann sich das angestrebte Ziel „verdienen“. Weder
durch Werke noch durch sogenannten Glauben. Die Aussage
zum „Gottvertrauen“ greift tiefer. Theologen machen Gott oft
klein. Sie verfügen über ihn - Sie meinen zu wissen, wie Gott
ist. Niemand aber kann genau wissen, wie Gott wirklich ist.
Gott ist unfassbar groß und letztlich unbegreiflich. Wer mit
Überzeugung Gott vertrauen möchte, ist gut beraten, wenn er
sich klar macht, dass Gott in seiner gewaltigen Schöpfung von
uns Menschen weder mit Bildern noch mit Worten
beschreibbar ist.“
239
Jörg Zink wurde im höheren Lebensalter immer noch
weiser und sah seinen Schöpfer viel, viel größer als ihn
manche Theologen übermitteln. Unser Schöpfer ist sicher
„Gott aller Menschen“. Niemand darf sich anmaßen, die
Glaubensüberzeugungen anderer Religionen als nicht
gottgerecht abzutun.
Nein sagt Zink zum Urteil mancher ganz genau wissender
Menschen in den verschiedenen Religionen!
Ja sagt er zu allen Bewohnern dieser Erde, wenn sie jedes
Urteil zum Glaubensleben anderer Gott überlassen!
Eine Ausnahme macht auch Zink bei allem Glauben an
unseren Schöpfergott. Unser, uns durch Jesus Christus
wieder deutlich gemachter Erlösungsglaube durch Gottes
Gnade, genauso wie jeder andere Glaube, muss immer
und zu jeder Zeit „friedlich gelebt werden“!
Schade, dass Jörg Zink nicht mehr erlebt, dass man heute
tatsächlich daran geht, die griechischen Texte des Neuen
Testaments unter die Lupe zu nehmen. Das hätte man vor
mehr als fünf Jahren sinnvoll tun müssen, bevor das große
Gremium alles gut und genau aus dem Griechischem ins
Deutsche zeitgerecht übersetzte, damit man heute besser
verstehen soll. Fehler zu bereinigen, die leider schon im
Griechischen enthalten sind und im Aramäischen zu Jesu
Zeiten teilweise andere Bedeutungen hatten, wurde zuvor
nicht ernsthaft überdacht. (Hinweis auf Kapitel 15 u. a. m.)
Mit großer Freude entnehme ich im März 2018 der Presse,
was hoffentlich zu einer Bereinigung von Fehlern führen
wird. Fehler und falsche Interpretationen, die bisher zu
bösen Auswirkungen führten. Meine Informationen habe
ich über Darstellungen im Internet vertiefen können.
240
Zur Vorbereitung für die Neuauflage der maßgeblichen
wissenschaftlichen Texte zum Neuen Testament traf man
sich im neu eröffneten „Museum of the Bible“ in USA,
Washington. Als Basis nimmt man die Ausgaben NT als
„Testamentum Graece (Nestle-Aland)“ und das „Greek
New Testament“.
Das „Global Council des Weltverbandes der Bibelgesellschaften“
(United Bible Societies) hat das international
hochrangig besetzte Gremium neu berufen. Dadurch soll
sichergestellt werden, dass Erfahrungen und Interessen
sowohl verschiedener Weltregionen als auch großer
Konfessionen (evangelisch, katholisch und orthodox)
einfließen. Es heißt, die Erforschung der Texte Neues
Testament befinden sich in einem spannenden Stadium.
Der griechische Ausgangstext des gesamten NT, der
sogenannte Urtext, wird neu konstituiert und das führt
dazu, dass der griechische Text sich an vielen Stellen
ändert. Solches wird sich auch auf unsere deutschen
Übersetzungen und Auslegungen auswirken. Neuauflagen
sind für 2021/2022 geplant.
Ein Verantwortlicher der Deutschen Bibelgesellschaft, der
Lektor für die Deutsch-Übersetzungen, Herr Dr. Florian
Voss, wirkt im oben beschriebenen Gremium mit. Ich habe
ihn in einem längeren Telefongespräch befragen dürfen.
Dabei wurden meine Erwartungen leider gedämpft. Herr
Dr. Voss erklärte, dass sie von der Bibelgesellschaft wenig
Einfluss auf Urtexte haben, sondern lediglich für eine gute
Übersetzung ins Deutsche zuständig seien. Verantwortlich
für wesentliche Textänderungen bei möglichen Fehlern im
griechischen Urtext seien ausschließlich die Spitzen der
christlichen Weltkirchen. Hoffen wir, dass das Gremium
endlich einiges richtig stellen wird. Der Vatikanlenker
Papst Franziskus I. machte ja schon den Anfang mit seiner
Auslegung der 6. Bitte im Vaterunser, in dem er sagt:
„Gott verführt niemand! Das passt nicht zu ihm.“ 241
Professor Zink wohnte mit seiner Frau in Stuttgart.
Am 13. Februar 2015 wurde ihm die Ehrenprofessur des
Landes Baden-Württemberg verliehen. Die Auszeichnung
erhielt Jörg Zink für seine große Lebensleistung, für seine
theologisch und kulturell umfangreichen literarischen und
wissenschaftlichen Arbeiten, in Verbindung mit seinem
stark ausgeprägten Umwelt- und Zukunftsdenken. Dazu
gehört auch sein Einsatz für die Friedensbewegung.
Jörg Zink verstarb am 9. September 2016.
Er ist 93 Jahre alt geworden.
242
Mein Buch
Gottes Schöpfung und Jesu Lehre
im Geist der Freiheit
wurde als Erstausgabe 2015 von Professor Zink sehr
interessiert gelesen und überdacht.
Seine Gedanken und Aussagen zum Buchinhalt
Dem Autor Friedhelm Oldemeier ist es gelungen, in leicht
verständlicher Art, sachgerecht und historisch begründbar,
Jesus Christus und seine Gotteslehre begreifbar zu
machen. Eine ausgezeichnete Denkhilfe für Basischristen
und noch Suchende.
Menschen heutiger Zeit, als Homo sapiens, stoßen oft an
Grenzen kirchlich-dogmatischer Glaubensvorgaben.
Nach meiner Überzeugung wird sich das Glaubensdenken
in Zukunft stärker im Geist der Freiheit entwickeln, so wie
Jesus es uns als Mittler, als von Gott gesandter Heiland,
lehren sollte.
Möge dies Buch vielen Menschen als Anregung zum Mitund
Weiterdenken dienen. Es darf als eine wertvolle Hilfe
zum Finden eigener Glaubensüberzeugungen angesehen
werden.
Im Frühjahr 2016
J ö r g Z i n k
243
E p i l o g
Die Liebe ist das Flügelpaar,
das Gott der Seele gegeben hat.
Michelangelo Buonarroti
Gottes Liebe wärme dich.
Gottes Gegenwart umstrahle dich.
Gottes Geist möge in dir sein.
Gottes Kraft soll in dir wirken.
Gottes Friede soll dich umgeben.
Aus Irland
246
E p i l o g E p 18. i l o g
E p i l o Kapitel E g p i l o g 18. Kapitel 18.
Kapitel Kapitel
Mein literarisches Denken möchte ich hier noch mit Mein einer literarisches Denk
Mein literarisches Fassung Mein literarisches zur Denken Dankbarkeit Denken möchte ergänzen. ich möchte hier ich noch hier mit noch einer mit Fassung einer zur Dankbarke
Fassung Fassung zur Dankbarkeit zur Dankbarkeit ergänzen. ergänzen.
Jede Erdenbürgerin und jeder Erdenbürger ist von Gott Jede als ein Erdenbürgerin und j
Jede Erdenbürgerin Unikat Jede Erdenbürgerin seiner und Schöpfung jeder und Erdenbürger jeder gedacht. Erdenbürger ist von Und Gott ist so von als mögen ein Gott Unikat als meine
seiner Schöpfung
Unikat seiner Leserinnen Unikat Schöpfung seiner und Schöpfung Leser gedacht. ihre gedacht. ganz Und persönlichen so mögen Und so Erfahrungen meine mögen Leserinnen meine mit und Leser ihr
Leserinnen andenken, Leserinnen und Leser eigene und ihre Leser Worte ganz ihre persönlichen suchen ganz und persönlichen finden. Erfahrungen Manchen Erfahrungen mit Menschen andenken, mit eigene Worte s
andenken, wird andenken, eigene solches Worte eigene schwer suchen Worte fallen, und suchen finden. wenn und sie Manchen finden. ihrem Manchen Menschen Leben Menschen nicht wird viel solches schwer falle
wird solches Gutes wird schwer solches erfahren fallen, schwer haben. wenn fallen, sie wenn in ihrem sie in Leben ihrem nicht Leben viel nicht Gutes viel erfahren haben.
Gutes erfahren Gutes erfahren haben. haben.
Zum Segen der Dankbarkeit und zur Freude am Leben Zum Segen der Dankba
Zum Segen Zum der Segen Dankbarkeit der Dankbarkeit und zur und Freude zur am Freude Leben am Leben
Danke, dass ich geboren bin und leben darf! Danke, dass ich gebore
Danke, dass Danke, ich dass geboren ich geboren bin und leben bin und darf! leben darf!
Ich freue mich, in einem Teil der Erde zu wohnen, der Ich den freue mich, in einem
Ich freue Urgewalten Ich mich, freue in mich, einem nur in Teil begrenzt einem der Teil Erde ausgesetzt der zu Erde wohnen, zu ist wohnen, der und den der der Urgewalten alles den nur begre
Urgewalten reichlich Urgewalten nur gibt, begrenzt nur was begrenzt man ausgesetzt zum ausgesetzt Leben ist und benötigt: ist der und alles Wasser der reichlich alles und gibt, was man
reichlich Nahrung reichlich gibt, was und gibt, man mehr. was zum man Leben zum benötigt: Leben benötigt: Wasser Wasser und Nahrung und und mehr.
Nahrung Nahrung und mehr. und mehr.
Bedenken will ich, weil hier so viel von allem verfügbar Bedenken will ich, wei
Bedenken ist, Bedenken will dass ich, wir will weil helfen ich, hier weil müssen, so viel hier damit von so viel allem Menschen von verfügbar allem auf verfügbar unserer ist, dass wir helfen mü
ist, dass Erde, ist, wir dass helfen denen wir müssen, helfen es nicht müssen, damit so gut Menschen damit geht, Menschen mehr auf unserer und auf mehr unserer Erde, zu denen es nicht
Erde, denen besseren Erde, denen Lebensbedingungen nicht es so nicht gut geht, so gut kommen. mehr geht, und mehr mehr und zu mehr besseren zu Lebensbedingu
besseren besseren Lebensbedingungen Lebensbedingungen kommen. kommen.
Danke, dass ich eine gute Partnerin, einen guten Partner, Danke, dass ich eine gu
Danke, dass gefunden Danke, ich dass eine habe ich gute und eine Partnerin, dass gute wir Partnerin, einen nun guten schon einen Partner, lange guten Jahre Partner, gefunden in habe und da
gefunden liebevollem gefunden habe und habe Miteinander dass und wir dass nun wirken schon nun dürfen! lange schon Jahre lange in Jahre liebevollem in Miteinander
liebevollem liebevollem Miteinander Miteinander wirken dürfen! wirken dürfen!
Dazu gehört die Freude an der vertrauensvollen Familie, Dazu gehört die Freude
Dazu gehört mit Dazu guten die gehört Freude Kindern, die an Freude Schwiegerkindern vertrauensvollen an vertrauensvollen und Enkeln. Familie, Familie, mit guten Kindern, Schw
mit guten mit Kindern, guten Kindern, Schwiegerkindern Schwiegerkindern und Enkeln. und Enkeln.
Danke, für gute Freunde und liebe Nachbarn! Danke, für gute Freund
Danke, für Danke, gute für Freunde gute Freunde liebe und Nachbarn! liebe Nachbarn!
Danke, dass ich dem Alter entsprechend noch Danke, relativ dass ich dem
Danke, gesund Danke, dass ich bin! dass dem ich Alter dem entsprechend Alter entsprechend noch relativ noch gesund relativ bin!
gesund bin! gesund bin!
Danke, dass ich ein Optimist bin! Meine große Danke, Freude dass ich ein O
Danke, am Danke, dass positiven ich dass ein Denken Optimist ich ein machte Optimist bin! Meine es bin! mir große leichter, Meine Freude große Negatives am Freude positiven im Denken m
am positiven Leben am positiven Denken besser Denken machte zu verkraften. es machte mir leichter, es mir leichter, Negatives Negatives im Leben im besser zu verkraf
Leben besser Leben zu besser verkraften. zu verkraften.
247
247 247
Danke, dass ich denken kann und dass meine geistige und
geistliche Gedankenwelt noch funktioniert!
Danke, dass ich die Schönheiten der Schöpfung erkennen
kann und auch erkenne und Gott als Urquell allen Seins
loben und preisen darf!
Danke, dass ich immer noch Lust am Reisen habe und
Gottes wunderbare Schöpfung auch in anderen Gegenden
unseres schönen blauen Planeten lieben lernen darf!
Danke, dass Geiz und Raffgier mir nicht zur Lust wurden.
Und ich bitte, dass es so bleiben möge!
Danke, dass ich danken kann und es auch tue. Danken für
alles Gute und Schöne in meinem Leben!
Danke, dass mir aus allem ein Glücksgefühl zuteil wird.
Dankbarsein ist ein einfacher Weg zur Zufriedenheit und
zum persönlichen Glücklichsein!
Gott, Urquell der Schöpfung, ich danke dir für meine
Gewissheit, dass meine Seele in deiner geistlichen Welt
ein Zuhause finden darf!
F. O.
248
Mein Schlusskapitel möge nun weiter dazu dienen,
wichtige und markante Aussagen von Glaubensvorbildern
noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Dazu möchte ich die
eigenen Erkenntnisse und Überzeugungen, den
Buchinhalt, mit einigen Erlebnissen und Anekdoten
abrunden.
Der große Theologe unserer Zeit, Hans Küng, hat das
christliche Denken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
und Anfang des 21. Jahrhunderts maßgeblich zum
Guten hin beeinflusst. Korrekturen in die erforderliche
Richtung, wieder stärker hin zum Ur-Christentum, werden
teilweise wohl noch mehr als eine Generation benötigen.
Anfänge dazu sind zu erkennen. Die eingefahrenen Organisationen
bewegen sich schwerfällig. Festzustellen ist,
dass auch das frühe Christentum schon mit Mythen und
Ausschmückungen belegt war, über die es nachzudenken
gilt. Es geht immer wieder um Weiterentwicklungen, hin
zum aktuellen Verstehen.
Auf reformatorischer Seite haben wir den Theologen Jörg
Zink. Beide begnadeten Zukunftsdenker wurden von ihren
jeweiligen Kirchenleitungen nicht gebührend gehört,
sondern eher stärker zurückgedrängt. Ja, ihre wachsenden
Forschungserkenntnisse, ihre zunehmend auch liberaleren
Glaubensüberzeugungen, passten so nicht in eingefahrene
Kirchenorganisationen.
Professor Hans K ü n g, römisch-katholischer Theologe,
fasste als Jesusforscher diese klare Erkenntnis:
„Wir wissen von Jesus von Nazareth unvergleichlich mehr
historisch Gesichertes, als von den großen asiatischen
Religionsstiftern. Namen wie Buddha, Kung-futse, Lao-tse…
Auferstehung ist richtig zu verstehen als Auferweckung,
durch Gottes Handeln an Jesus, hin bis zur Entrückung
und Erhöhung in Gottes Dimension.
249
Nicht zu vergessen, dass in unseren evangelischen Kirchen
ebenso der Dogmatismus nicht überwunden ist.
Zusammen mit Hans Küng möchte ich den heutigen Papst
Franziskus I. nennen. Hätte dieser katholische Oberhirte
sein Vatikanamt einige Jahrzehnte früher angetreten, in
der Hochzeit des Denkens und Wirkens von Hans Küng, so
wäre der Letztgenannte wohl mindestens Kardinal der
Stammkirche geworden.
Diesen Kirchenlenker, der als Jorge Mario Bergoglio aus
Südamerika kam und ganz neuen Wind in das Gefüge der
Klerusbrüder brachte, kann ich in vielen Punkten
durchaus zu meinen Glaubensvorbildern zählen. In
seinem Inneren ist Franziskus I., bei näherer Betrachtung,
bestimmt weit liberaler im Glaubensdenken, als er es in
der Regel ausdrücken darf und kann. Wenn er es täte,
wäre es wohl bald mit „seiner neuzeitlichen Reform“
vorbei. Also muss Franziskus, bei allen Versuchen zur
Deutlichkeit, mit Vorsicht operieren. Sein Weg hin zur
Ökumene ist jedoch schon erkennbar. Und, was ihn
besonders auszeichnet, er geht zu den Menschen hin, wie
Jesus es getan hat!
Somit bleibt uns, den Christen mit persönlich-liberaler
Gedanken- und Glaubenswelt, zur Zeit nur die
Möglichkeit, dem Vatikanlenker „alles Gute“ und „Gottes
Segen“ und ein „langes Leben in geistiger Frische“ zu
wünschen, damit er noch über Jahre friedlich wirken kann
und sich für mehr Gerechtigkeit in dieser Welt stark
machen darf. Auch, dahin zu wirken, dass bei der nächsten
Papstwahl ein Nachfolger zum Zuge kommt, der nicht in
alte Zeiten zurückregiert!
Franziskus verwendet für sich gern andere Titel statt
Papst, zum Beispiel „Bischof von Rom“.
250
Ihn zeichnet sein Zukunftswirken in der einfachen Praxis
in vielen Bereichen aus, wie die Hinwendung zu mehr
Gerechtigkeit und Mitgefühl für Unterprivilegierte,
Offenheit zu mehr demokratischer Entwicklung in den
Kirchen. Jorge Mario B e r g o g l i o beschäftigt sich
offensichtlich mit der Literatur des Deutschen Theologen
Hans K ü n g. Und das ist gut so. Man konnte dies im
März 2018 aus einigen Medienberichten sehr deutlich
erkennen. Küng feierte seinen 90. Geburtstag.
Bildliche Charakter-Darstellung des „Oberhirten der Katholiken“
aus Südamerika. Hier mit einfachen Leuten beim Brotbrechen und
ohne aufwendiges Zelebrieren im Dom.
Auch Jesus selbst hat das „Abendmahl“ ganz einfach bei Tisch in
seinen Gastfamilien gefeiert.
251
Professor J ö r g Z i n k, der evangelische Theologe
und Jesusforscher, fasste in seinen in der Regel einfachen
Sätzen zusammen, was für uns Menschen wichtig ist. Sehr
gut ist auch seine Hinwendung zum praktischen Handeln.
„Ich weiß mich einig mit vielen Menschen überall in der
Welt: Es ist die erste Aufgabe aller Menschen,
das Zeitalter der Kriege zu beenden.
Die zweite Aufgabe ist,
das Zeitalter des sozialen Unrechts zu beenden.
Unsere dritte Aufgabe ist,
das Zeitalter der Plünderung und des Verbrauchs
der Schätze der Erde zu beenden.
Und die vierte große Aufgabe,
das Zeitalter der Religionsstreite zu beenden.“
Jörg Zink, anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenprofessor 2015
Mit den vier Leitvorgaben befindet sich der Theologe Zink
auf der Basis überzeugender Christuslehre und ebenso im
Bereich vieler heutiger, kluger philosophischer Zukunftsforscher,
auch anderer Mitdenker.
Zu Zinks Glaubensentwicklung der letzten Jahrzehnte
seines Wirkens passt ganz einfach das Erkennen der
gewaltigen Größe unseres Schöpfers, in den Dimensionen,
die von den Wissenschaftlern neuerer Zeit mehr und mehr
aufgedeckt und uns übermittelt werden.
Und so wurde der kluge Theologe Zink immer erkennender
und noch kritischer zu allen Aussagen, die „Besserwisser
in den Religionen, einschließlich des Christentums“, gar
oft ohne eigenes Nachdenken sagen, wie immer zuvor.
252
Mit Jörg Zink habe ich mich gern bezogen auf
Dr. Martin Luther, Theologieprofessor und Reformator,
der von 1483 bis 1546 lebte.
Der von ihm als richtig erkannten Auslegung der Christ-
Lehre kann ich folgen: „Allein durch den Glauben“ oder
wie nach der aramäischen Fassung vielleicht sogar besser
und tiefer ausgedrückt mit „Vertrauen auf Gott“.
Nicht durch eigene Werke, mit denen Menschen Gott für
sich gewogen machen, sondern durch „Gottes Angebot zur
unverdienten Teilhabe an seiner Ewigkeit“ erreichen wir
Menschen das Ziel über diese Endlichkeit hinaus! Und wer
mit seinem Glauben an Gott auf dieser Basis lebt, der
wird, wenn es richtig läuft, Liebe üben und Gutes tun, weil
Gott es ihm als Aufgabe einfach vorgibt! So soll es sein!
Luther ist nach meiner Überzeugung richtig im Denken
seiner Zeit zu beurteilen. Wenn der Reformer, umfangreich
wie wir, wissenschaftlich, weltgeschichtlich wie auch
politisch informiert gewesen wäre, hätte er mit Sicherheit
in bestimmten Punkten anders entschieden und gehandelt.
Kritiker mögen bei ihrer Beurteilung mit bedenken, dass
Martin Luther einiges mehr zur Entwicklung unserer
Kultur getan hat: Er hat mit seinen Bibelübersetzungen
die Texte für viele Menschen lesfähig gemacht. Und, er hat
damit unsere so schöne deutsche Sprache reichhaltig
gestaltet und sehr positiv beeinflusst!
Luther wirkte maßgeblich an der Entwicklung unseres
demokratischen Denkens mit! Er war wahrscheinlich
auch der erste Mann, der die „Gleichberechtigung der
Geschlechter“ vorlebte. Seine Frau, geborene Katharina
von Bora, die sich als eine erstklassige Haus- und
Familien-Organisatorin bewährte, nannte er oft und gern
ganz einfach „Herr Käthe“!
Einiges mehr zu Luther im Kapitel 9 „Die Reformation“
253
Zum sogenannten „Evangelikalen“ folgend noch einige
Denkanregungen. Wer sich theologisch tiefer informiert,
wird ganz zwangsläufig zu dieser Erkenntnis kommen:
A) Wirklich evangelikaler Glaube basiert auf dem
Evangelium Jesu Christi, wie Jesus es seinen Jüngern
tatsächlich überlieferte. Um solches zu erkennen, haben
wir den Geist des frühen Christentums zur Grundlage zu
machen.
Diesen ursprünglichen Geist der Verkündigung finden wir
bei den Aposteln, insbesondere bei Paulus, auch bei den
Evangelisten. Die Auslegung hat aber im Zusammenhang
der Zeit Jesu zu erfolgen und ist so in das Verständnis
heutiger Zeit, im Vertrauen auf Gottes Zusagen, dem noch
suchenden und dem glaubenden Menschen zu vermitteln!
B) Sogenannter evangelikaler Glaube, basiert leider oft
auf den dogmatischen Festlegungen der Konzile des 4. u.5.
Jahrhunderts nach Christus. Auch hierbei liegen die Texte
der Apostel und Evangelisten zugrunde. Ihre Auslegung
wurde jedoch menschlich stark beeinflusst und auf die
Wünsche der sich entwickelnden Kirche angepasst. Dabei
spielten weltliche Einflüsse der Herrschenden damaliger
Zeit eine Rolle. Bei tiefer Betrachtung ist zu erkennen,
dass sich der heutige, „sogenannte evangelikale Glaube“
teilweise deutlich von Jesu Lehre entfernt hat.
Ergo: Heute in den Kirchen verantwortliche Theologen
handeln dann weise, wenn sie allmählich die Fehler alter
Zeiten berichtigen. Nicht abrupt, sondern mit aller
Diplomatie und Vorsicht. Intelligente Menschen heutiger
Zeit wollen klar und deutlich informiert sein. Wenn die
Wahrheiten zum Entstehen der dogmatischen Glaubensvorgaben
weiter verschwiegen werden, füllen sich die
Kirchen bei den Gottesdiensten sicher nicht wieder mehr.
254
Die Aussagen auf folgenden Seiten lassen erkennen:
… J e s u s f o r m u l i e r t e t a t s ä c h l i c h g e r n
i n p o e t i s c h e r W e i s e …
damit seine zum Teil nicht schreib- und lesfähigen Jünger,
folgend als Apostel, alle unverfälschte Wahrheit seines
Wesens und Wirkens richtig begreifen, auswendig lernen
und auch weitergeben konnten und sollten!
Wenn die Erkenntnisse dieses Buches, die nicht nur
meinem Nachdenken entsprungen sind, sondern
weitgehend auch wahre Glaubensüberzeugungen anderer
Christen, kluger Theologen hohen Grades entsprechen
oder dem Geist anderer Denker dieser Welt zugehören,
müssen wir den Textinhalt der beiden übernächsten Seiten
überdenken.
Ist der deutsche Textinhalt, der vom griechischen wohl richtig
übersetzt wurde, in dem griechischen Text so von Jesus
gemeint gewesen? Immerhin hat Jesus niemals in Griechisch
gesprochen! Niemand kann behaupten, solche griechische
inhaltliche Vorgabe sei der wahre aramäische Ursprung!
Könnte Jesus, seinem Leben und Wirken entsprechend,
seinem ganzen Wesen nach, als ein Mensch mit Gottes gutem
Geist bedacht, doch wohl besser und gottgerechter formuliert
haben? Wurde der Text im Aramäischen zu Jesu Zeiten
womöglich so gedacht und geformt, wie er auf der
zweitfolgenden Seite angedacht wird? (oder ähnlich).
Man bedenke, dass der Inhalt nach der Formulierung im
Neuen Testament bedeuten würde, dass niemand anders
als die Gläubigen solcher Basis ihre Seelen in Gottes
Reich, in seiner geistlichen Dimension, finden könnten. So
wird Gott in unverantwortlicher Weise klein gemacht! Gilt
Gottes Liebe nicht allen Menschen und aller Kreatur?
Dürfen Christen in solcher Weise, egoistisch, Gottes
unerforschbare Weisheit beugen und erklären, dass
andere Menschen, auch andere Religionsangehörige, zu
allen Zeiten, nicht dazu gehören können? Nein!
255
I c h b i n d e r W e g
u n d d i e W a h r h e i t
u n d d a s L e b e n .
N i e m a n d k o m m t z u m V a t e r
d e n n d u r c h m i c h !
J e s u s C h r i s t u s
256
I c h w e i s e d e n W e g
h i n z u r W a h r h e i t
u n d z u m L e b e n .
N i e m a n d k o m m t z u m V a t e r
d e n n d u r c h
V e r t r a u e n
a u f G o t t e s L i e b e
J e s u s C h r i s t u s
257
Nun möchte ich, als Basischrist und Autodidakt, der kein
studierter Theologe ist, einige Empfehlungen aussprechen.
Anregungen dazu habe ich teilweise von mitdenkenden
und erfahrenen Glaubenden übernommen. Sie sind sicher
empfehlenswert und können vielleicht dienlich sein.
Machen Sie es so, wie manche Zweifler und noch Suchende es
ebenfalls tun sollten. Wer Bedarf an religiöser Gemeinschaft
hat, besuche hin und wieder einen Gottesdienst.
Jeder kann eine Gemeinde finden, deren Pastor ihm in seiner
Art sympathisch ist. Hören Sie zu und freuen sich an den so
hervorragenden Weisungen des Jesus von Nazareth!
Erfreuen Sie sich auch an der oft so wunderbaren Musik. Und
beim Gesang von Chorälen hören Sie einfach zu, wenn es
Ihnen nicht danach ist, mitzusingen.
Ergreifen Sie auch die Initiative, den Pfarrer oder Küster,
eine Person des Kirchenvorstands oder einen anderen
Mitbesucher anzusprechen, um zu erfahren, was in der
Gemeinde so läuft.
Noch dies:
Wenn bestimmte Lesetexte und Predigtteile, wie auch Texte
der Lieder, nicht in Ihr Glaubenskonzept, Ihre Überzeugung
passen, benutzen Sie für solche Passagen Ihr zweites Ohr (wie
einen Durchgang). So können Sie aus fast jeder Gemeinschaft
und aus jedem Gottesdienst das Wertvolle gewinnen und mit
nach Hause nehmen!
In dieser Weise mache ich es als Gottesdienstbesucher,
auch beim Miterleben oft hervorragender Übertragungen
im Fernsehen, schon lange; das tue ich im Prinzip nach
eigenen Erkenntnissen der letzten Denk-Jahrzehnte.
258
Heute, am Sonntag 17.09.2017 schreibe ich es direkt auf:
Der eben miterlebte Fernsehgottesdienst aus Zofingen in
der Schweiz hat mich und sicher viele andere Menschen
auch emotional und ganzheitlich angesprochen.
Heimat ist, wo man sich zu Hause fühlt. Der Pfarrer der
reformierten Gemeinde mit seiner Frau aus Argentinien,
und fest integrierte Flüchtlinge, Frauen aus einem
arabischen Land und aus Eritrea, wirkten gut deutsch
sprechend mit. Ein weltoffener und sicher gottgefälliger
Gottesdienst, der zeigt, dass man Menschen auch anders
in guter Weise ansprechen kann.
Jodelliturgie und Landartmusik, wunderschöne Klänge
und eine kurze, markante Predigt. Der örtliche Jodelclub
und ein Ländlerquartett mit Instrumenten waren
eingebunden. Eine insgesamt gelungene und ansprechende
Gemeinschaft.
Und der Segen zum Schluss der Feier. Der Pfarrer segnete
nicht mit hoch erhobenen Händen mit den Worten „Gott
segne euch und behüte euch“, sondern so wie es bei vielen
Christen wohl besser ankommt, wenn der Segen auch den
Pastor selbst mit einschließt, der ihn ebenso nötig hat:
„Gott segne uns und behüte uns“, mit weit ausgebreiteten
Händen, als ob er die ganze Welt mit einschließen möchte.
Weltoffene Gottesdienste sind mehr wert als Gold!
Zum Schluss der sehr schönen Sonntagsfeier wurde der
Vers des Liedes „Vertraut den neuen Wegen…“ gesungen:
Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen, in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.
259
Und, wenn ich schon dabei bin, noch ein hervorragender
Fernsehgottesdienst vom 12. August 2018:
Die Freikirchliche Pfingstgemeinde Arche, Elmshorn war
heute dran. Man mag bestimmter, hochgehender Euphorie
reserviert gegenüber stehen. Aber: Auch Freikirchen
haben einiges zu bieten. In mancher Entwicklung sind sie
den etablierten Organisationen gar überlegen. Sie sind
sicher nicht so starr an traditioneller Würdigkeit der zelebrierenden
Theologen gebunden.
Und zum Schluss sprach der Pastor Gottes Segen, wie der
Pfarrer aus Zofingen / Schweiz:
„Gott segne uns und behüte uns…“
Unseren etablierten, kirchlichen Organisationen stünde es
gut an, wenn sie stärker bereit wären, dazu zu lernen!
260
Für nun interessiert Weiterdenkende noch eine Anekdote,
die dazu dienen könnte, den eigenen Mut zur Initiative zu
steigern: Ein Bekannter saß beim Gottesdienstbesuch
neben mir. Ihm war es nicht entgangen, dass ich beim
„Vater Unser“ und auch beim „Glaubensbekenntnis“
nicht alles genauso mitspreche, zum Teil anderen Text
sage. (Siehe an anderen Stellen, z. B. S. 177 ff / 187 ff)
Wir kennen uns gut und er sprach mich an, warum ich das
mache. Meine Antwort war klar und deutlich (sinngemäß):
„Ich möchte mich vor Gott nicht mehr verbiegen. Wenn
meine Glaubensüberzeugungen in einigen Punkten nicht
mit den kirchlich vorgegebenen Aussagen übereinstimmen,
werde ich lieber Jesus-konform (wie ich ihn verstehe)
sprechen und nicht die von Menschen anders formulierten
Texte mit sagen. Der von mir als Schöpfergott verehrte
Ursprung allen Seins hat mir einen Verstand, eine
Vernunft verliehen, die ich nach seinem Willen nutzen darf
und soll!“
Vision vom Sieg der Vernunft
Schon im alten Israel gab es Propheten, die politischen
Führern den Spiegel vorhielten. Sie erkannten die unguten
Entwicklungen und Fehlleistungen.
Jesus Christus brachte eine Wende in das Denken über
Gott und seine Schöpfung; er hat den Menschen den Weg
gewiesen, wie er in einigen Aussagen des Alten Testaments
bereits erkannt war (lies Psalm 103).
Paulus, Petrus, Jakobus und einige weitere Männer der
Zeit, in der Jesus gelebt hatte, waren in der Lage, Jesus in
seiner Persönlichkeit und in seiner Lehre mit ihren Worten
weiterzugeben. Jesu Hauptmerkmal war aber nicht eine
„Systematik“, sondern der „Geist der Freiheit“ in seiner
Botschaft.
261
Ich vertraue darauf, dass Paulus damals tatsächlich in
dramatischer Weise vor Damaskus von Gott umgekrempelt
worden ist. Paulus wurde der eigentliche, aufbauende
Theologe zur Verbreitung des christlichen Glaubens, in
Übermittlung des Stifters Jesus von Nazareth. Paulus,
Petrus und Jakobus konnten ab etwa 60 n. Chr. nicht mehr
aktiv sein. Sie waren ermordet worden bzw. gestorben.
Die Evangelisten schrieben danach, bis etwa 100 n. Chr.
Wir dürfen uns fragen, wie die Vorgaben des christlichen
Glaubens zu Luthers Zeiten ausgesehen hätten und wie
sie heute aussähen, wenn man nach den Zeiten der
Evangelienverfasser konsequent bei den Ersterkenntnissen
geblieben wäre. Wenn im Laufe der Jahre ab 100 n. Chr.
keine Fehlübersetzungen und bewusste Veränderungen an
Jesu Botschaft vollzogen worden wären.Ohne die späteren
Dogmatisierungen und andere Absolutfestlegungen, die
nicht von Jesus stammen, hätten die Theologen kaum
Probleme, das Denken von damals sachgerecht auf die
heutige Zeit anzupassen. Jesu Botschaft im Geist der
Freiheit, wie wir sie von Paulus her kennen, sollte immer
Maßstab sein! Leider ist es nicht möglich, 1900 Jahre,
also die Zeit etwa vom Jahre 100 bis heute, mit
Fehlübersetzungen und Anpassungen von Menschen,
einfach zu streichen.
„Vom Geist des frühen Christentums“ lautet das Buch
von Zink, geschrieben um 2010. Auch das Denken der oft
zitierten Theologen, Jörg Zink und Hans Küng u. a. ist zu
hinterfragen. Niemand liegt in all seinen Aussagen
richtig. Was muss also erkannt und umgesetzt werden?
1. Einige mythologische Aussagen sind zu prüfen.
2. Die von menschlichen Interessen geprägten Passagen
sind zu erkennen und, wenn nötig, zu bereinigen. Dazu
gehören einige Dogmenfassungen 4. u. 5. Jahrhundert.
3. Bild- und Gleichnissprachen sind zu erläutern, weil
manche Wunder bewusst als Gleichnis gut gesetzt sind.
262
Aus allem, was mir beim autodidaktischen Studium
unserer christlichen Lehre aufgegangen ist, habe ich
persönlich mit Freude erkennen dürfen:
Jesu Lehre ist unkompliziert und leicht zu verstehen!
Und ich bin überzeugt, dass unsere christlichen Theologen
im Laufe der folgenden, wenn auch längeren Zeiten,
liberal erkennend und nicht weiter verkrampft dogmatisch,
in ganz wesentlichen Punkten umdenken werden. Das ist
erforderlich, um nicht den Zugang zu heutigen Menschen
noch weiter zu verlieren.
Und: Franziskus I. wäre der Letzte, der nicht weitgehend
mitmachen würde. Er entscheidet schon heute weit mehr
mit Zukunftsrelevanz als viele seiner Vorgänger. Hoffen
wir auf ein langes und erfolgreiches Leben für diesen
guten Hirten. Auf dass der Welt sein erfrischender und
fordernder Geist weiterhin erhalten bleibt und dieser
Reformer weitere gute Weichen stellt für einen Nachfolger
in Kontinuität!
Zu Ende meiner literarischen Arbeit möchte ich nochmals
zurückblicken auf Kap. 2 „ G o t t e s S c h ö p f u n g“.
Beim Schachspiel bin ich nicht über ein geringes Können
hinaus gekommen. Ich erinnere mich aber gern an die sehr
interessante Darstellung in einem Schachbuch, wo es um die 64
Felder des Schachbrettes geht. Dazu eine Begebenheit, die sich
ereignet haben soll:
Ein König wollte seinem Vertrauten, der ihm viel Gutes
getan hatte, Dank erweisen und bat diesen, dazu selbst
einen Vorschlag zu machen. Antwort: Herr, ich wünsche
mir nur Weizenkörner. Und er legte auf das Schachbrett
auf dem Tisch ein einziges Weizenkorn. Ich bitte nur, die
Körner von Spielfeld zu Spielfeld jeweils zu verdoppeln.
König: Lieber Mann, ich wollte dir doch einen größeren
Wunsch erfüllen. Vertrauter: Dieser Wunsch ist nicht
klein. 263
Und so befahl der König seinem Lagermeister, einen
kleinen Behälter mit Weizenkörnern zu bringen. Man legte
auf das zweite Feld zwei Körner, dann vier, dann acht,
sechzehn und war bei Feld 10 schon bei der stolzen Zahl
von 512 Körnern.
Feld 20 wären es 524.288, bei Feld 30 schon 536.838.912
Stück geworden und bei Feld 40 hätte der König für ein
Feld schon fast 550 Milliarden Körner geben müssen.
Man möge nachrechnen und erkennen, dass man bis Feld
64 zu einer Menge an Körnern kommt, die über Billionen
und Billiarden bei mehr als 18 Trillionen Körnern landet.
Der König hätte schon vor Feld 30 aufgeben müssen!
Diese Geschichte erzähle ich, um bei Manchem ein
Staunen zu erzeugen.
Und wenn wir schon bei den Körnern sind: Gott erlaubt es
seinem Menschen-Landwirt, mit der Aussaat aus einem
Korn eine Ähre mit hundert Körnern zu ernten. Und wenn
der Landwirt alle Körner der Ähre im nächsten Jahr
wieder aussähen würde, wären es schon bei der Ernte 100
x 100 gleich 10.000 Körner und so weiter, im fünften Jahr
10.000.000 Weizenkörner! Und in freier Natur wachsen
Gräser mit Samenkörnern, die streuen und alles spielt sich
ohne jedes menschliche Zutun ab. Die Tiere werden davon
ernährt und ein Teil des Samens multipliziert sich wieder
im nächsten Jahr.
Gottes Schöpfung ist tatsächlich unermesslich. Wenn ich
das gewaltige Universum betrachte, darf ich die
Geschichte der Weizenkörner durchaus als ein Beispiel
zum Verstehen der gesamten Schöpfung heranziehen. Alle
Materie stammt aus dem physikalischen Ursprung, wie er
zum Zeitpunkt des Urknalls vorhanden gewesen sein muss.
264
Meine Leserinnen und Leser mögen nachschlagen, Seite 27.
Der große Physiker und Nobelpreisträger Max Planck als
ein Kluger dieser Welt erklärte, dass alle Materie aus der
kleinen Einheit Atom und aus noch kleineren Einheiten
entstanden ist. In der Physik sieht er in der tiefsten Tiefe des
Entstehens aller Materie keine fassbare Materie mehr,
sondern nur noch Geist.
So wie Max Planck sehen es viele heutige Wissenschaftler,
auch der Astrophysiker Harald Lesch: Am Anfang der
Evolution, vor fast 14 Milliarden Jahren, gab es den
sogenannten „Urknall“. Das war der Beginn eines
immerwährenden Schöpfungslaufs. Eine Unzahl von
Galaxien mit einer ganz unüberschaubaren Anzahl von
Fixsternen und Planeten ist vorhanden. Ich drücke es nach
der Forschungserklärung Planck so aus: Die Materie
multipliziert sich immer weiter, weil Gott das Rad der
Schöpfung in Gang gesetzt hat.
Und so scheut sich Max Planck nicht, zu erklären, dass es
vor dem Urknall einen intelligenten Geist geben muss,
einen geheimnisvollen Schöpfer, den wir „Gott“ nennen.
Hier darf ich ebenso auf den zitierten Professor Zink, den
verehrten Theologen, hinweisen. Seine Erkenntnis, die er
vorrangig nicht von der logischen Physik, sondern vom
Glauben her belegt, trifft sich mit der Erkenntnis weiser
Physiker und anderer Wissenschaftler. Und niemand kann
Beweise vorlegen. Auch Agnostiker und kluge Atheisten
sind nicht in der Lage, die Situation vor dem Urknall zu
ergründen. Da bleibt allen nur eine Glaubensaussage.
Gottgläubige Menschen aller Religionen dürfen somit in
tiefer Überzeugung darauf vertrauen:
G o t t ist Q u e l l e und U r m a c h t allen S e i n s !
265
Noch einmal zu Jesus und seiner Ursprungstheologie.
Ja, die christlichen Kirchen haben Handlungsbedarf zur
Bereinigung einiger Glaubensgrundlagen. Kollisionen der
Aussagen dürfen nicht dauerhaft ungeklärt bleiben. Dabei muss
Vorrang bekommen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit von
Jesus selbst und verlängert aus dem frühen Christentum zu
erkennen ist. Folgend noch einige Beispielfassungen…
1. Jesus spricht am Kreuz:
„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“
Und dann sagt er zum begnadigten Mitgekreuzigten:
„Heute wirst du mit mir im Paradiese sein!“
Jesus war der Vorausgänger und er hat zugesagt, dass wir, als
die durch Gottes Gnade Versöhnten, ihm folgen dürfen.
Die Kirche fasste später eine andere Pflicht-Fassung:
Erst am jüngsten Tage wird es ein Gericht geben, bei dem
sich entscheidet, wer in Identität seiner Persönlichkeit bei Gott
sein darf. Alle Toten werden dazu auferstehen.
2. Die Apostel und die Evangelisten wussten schon in der
Zeit des frühen Christentums: „Gott ist Geist!“.
„Jesus ist geboren aus dem Geschlecht Davids nach dem
Fleisch, und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt als der
Sohn Gottes!“ (Lies NT, ähnlich an verschiedenen Stellen bei den
Aposteln und Evangelisten) Und so ging Jesus nach Ostern als
Auferweckter ein in Gottes Dimension, in unseres Schöpfers
Geistwelt! (Siehe Jünger nach/in Emmaus, Jesu Himmelfahrt)
Die Kirche entwickelte später eine „Zweinaturen-Theologie“,
Jesus körperlich und geistlich als Gott und Mensch. Und
dann die Trinitätslehre. Daraus ergab sich das Sterben als
Gott-Mensch in einer Person. Folgend dann die erklärte
physische Auferstehung. Jesus ist nach dem kirchlichen
Dogma auch körperlich in den Himmel aufgefahren. Aber
so ist es keineswegs aus den Berichten nach Emmaus u. a.
zu erkennen.
266
3. Heilige gibt es in früher Christenheit als „Engel, als
Geistwesen bei Gott“. Das ist gut und darf im Vertrauen
geglaubt werden.
Überzeugte Christen dürfen darauf vertrauen, dass der
Schöpfer sie in voller Identität ihrer Persönlichkeit in sein
Reich aufnimmt. Als Gottes Unikat werden wir dort in seiner
Geistwelt leben dürfen. Gott liebt alle Menschen in allen
Landen und in ihrem Denken, sicher nicht nur Christen. Wer
auf ihn vertraut, ist gut beraten.
Im christlichen Glaubensbekenntnis gibt es die Fassung
„Gemeinschaft der Heiligen“. So dürfen wir Jesus wohl
verstehen, wenn er alle Menschen, egal welchen speziellen
Glaubens oder welcher Philosophie, in Gottes Reich
einlädt. Jesus ist nach unserem Christglauben mit Gottes
Geist gesegnet worden, um offen für alle Menschen zu
sein, als Informator und Mittler hin zur Ewigkeit.
Der „Heiligenkult“ der Kirche steht konträr zur Aussage
der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Heiligsprechungen der Stammkirche in den 2000 Jahren
können gar nicht zu den offerierten Fürspracheerfolgen
führen, wenn alle Toten ruhen bis zum Auferstehungstag.
Auch die besonders verdienten Menschen, von der Kirche
als „Heilige“ erklärt, sind dann einfach tot bis zum letzten
Tage. Und wie ist es mit Maria, die in höchste Höhen der
Heiligkeit erhoben wurde?
Wer nachdenkt und die Punkte auf Seite zuvor dazu mit
berücksichtigt, wird den Heiligenkult der Kirche wohl mit
anderen Augen betrachten müssen.
Aus den drei Beispielen dürfen wir m. E. erkennen, dass
alle religiös denkenden Menschen besser beraten sind,
wenn sie den einfachen Aussagen kluger Denker folgen.
Und Jesus war bestimmt einer dieser weisen Menschen!
267
Zu den drei Punkten der Seiten zuvor darf ich noch
hinzufügen, dass sich die Kirche leider schon öfters von
klaren Erkenntnissen weg und hin zum opportunen Denken
bewegt hat.
Doch Gott ließ Menschen zu allen Zeiten weise Erkenntnisse
gewinnen, die es gilt, zu beachten. Und solche
wertvollen Erkenntnisse hätten die Verantwortlichen zu
allen Zeiten vorrangig beachten können. Leider wurde
stattdessen manchmal anders entschieden. Alle sind auch
nur Menschen.
In Vorzeiten, im alten Israel:
Abraham, Mose, David und andere in der Vorzeit Lebende
hatten schon wertvolle Erkenntnisse. Gute Sichtweisen,
wie sie ihnen von Gott eingegeben worden sein können.
Zur Zeitenwende:
Jesus von Nazareth übermitelte unmissverständlich seine
weisen Vorgaben. Christen glauben daran, dass diese ihm
von unserem Schöpfergott vorgegeben wurden.
Spätes Mittelalter:
Martin Luther entdeckte erneut Wahrheiten, wie sie im
Alten und im Neuen Testament dokumentiert sind.
Besonders die Aussagen zur Rechtfertigungslehre, allein
durch Glauben (Vertrauen auf Gottes Liebe zu allen
seinen Menschen).
Neuzeit heute und in Zukunft:
Immer wieder gab es Theologen und Laienchristen, die
gute, fundierte Erkenntnisse darlegten und noch belegen.
Solche basieren auf Forschungen, insbesondere zum
frühen Christentum.
Der lobenswerte Papst aus Südamerika, Franziskus I. geht
ebenso neue Wege. Hoffen wir, er kann es noch lange. Ein
gutes Beispiel gibt es zur „sechsten Bitte des Vater Unser“.
268
Nachdem in Frankreich die Fehlübersetzung bereinigt
wurde, nimmt Frankziskus Stellung dazu und erklärt zum
Thema:
„Es ist nicht Gott, der uns in Versuchung führt, um zu sehen,
wie der Mensch falle, sondern der Satan.“ (Das Böse ist es).
Franziskus ist sicher noch für weitere Überraschungen
gut! Bei diesem Pontifex ist auch wirkliche Ökumene auf
dem Plan, die unter einem Glaubensschirm und ohne
Diktat aus Rom, in demokratischem Zusammenwirken,
funktionieren könnte.
Eines Tages werden weise Theologen doch noch ihre
Anerkennung bekommen. Solche, die „Erkennner und
Bekenner“ und nicht „Verschweiger der Wahrheiten“
sind.
Reformationen sind dynamisch und dauerhaft anzudenken,
in allen Religionen. Dabei dürfen wir aktuell durchaus
vorrangig mit an den Islam denken.
Obwohl der Schöpfer allen Seins uns Menschen, seinen
Kreaturen, in diesem Leben noch keinen allumfassenden
Einblick in seine gewaltigen Dimensionen gewährt,
befähigt er unseren Geist doch zu immer weiteren
Erkenntnissen.
Wir Menschen sollten aber erkennen, was zukunftsfähig ist
und wo wir unsere Grenzen sehen müssen. Und das gilt
nicht nur im Glauben, sondern ebenso in allen Bereichen
der Humanität!
Und: Die Wissenschaft darf nicht alles tun, wozu sie fähig
ist. Weisheit ist deutlich höher anzusehen als egoistischer
Forschungsdrang!
269
Mein letztes Kapitel schließe ich nun ab mit wichtigen
Texten, die das Anliegen meines Buches noch einmal in
Kürze beleuchten sollen. Aussagen, die von hoch zu
achtenden Menschen geprägt wurden. Bestimmte Stellen
meiner Ausarbeitung geben diese wieder. Zur Erinnerung:
„Und ich scheue mich nicht, diesen geheimnisvollen
Schöpfer ebenso zu nennen, wie ihn alle Kulturvölker
der Erde genannt haben: G o t t !“
M a x P l a n c k, Professor der Physik,
Atom- und Kosmosexperte, Nobelpreisträger
„Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein!“
J e s u s / Markus 10,18
“Christus ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig
gemacht nach dem Geist!” P e t r u s / 1. 3,18
„Du glaubst, dass nur einer Gott ist?
Du tust recht daran!“ J a k o b u s / 2,19
„Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den
Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus!“
P a u l u s / Timoth. 1. 2,5
„Jesus Christus, verheißen durch seine Propheten, der
geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch und
kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem Geist!“
P a u l u s / Römer 1
“Der Himmel ist uns umsonst gegeben und geschenkt.
Sei guter Dinge und freue dich, denn Gott ist dein Freund!“
Martin Luther (zur Rechtfertigungslehre)
und
„Wie du an Gott glaubst, so hast du ihn!“ L u t h e r
270
„Neues Testament und Mythologie. Jesu Persönlichkeit
ist durch historische Forschung von Sagen und Erzählungen
zu befreien, von Inhalten, die Jesu Lehre unklar machten!“
Rudolf Bultmann (1884-1976)
Ähnliche Forschungsergebnisse Karl Barth (1886-1968)
„Das Beste, was uns gegeben wurde, ist unser Hirn.
Wir müssen es nutzen!“ (Tibetischer Buddhismus) Dalai Lama
Friedensnobelpreis 1989
„Die Bibel ist ein Kompass, nicht ein Navi. Sie gibt oft keine
eindeutigen Handlungsanweisungen. Gleichwohl ist sie die
Grundlage der persönlichen Gottesbeziehung!“
Nikolaus Schneider, Dr. h.c.
Ehemaliger Ratsvorsitzender EKD
„Vom Ursprung des christlichen Glaubens bis zu unserem
heutigen Auftrag muss mit einem einzigen Sprung herübergedacht
werden. Das Vielerlei, das dazwischen geschehen ist,
muss für uns nicht allzu wichtig sein.
Jörg Zink, Professor h.c.
Evangelischer Theologe
(1923-2016)
Hinweis: Wenn wir diese Empfehlung von Jörg Zink beherzigen,
überspringen wir nicht nur die christologischen Streite mit ihren
Fehlentwicklungen (2. – 5. Jahrh. n. Chr.) sondern auch alle späteren
Manipulationen, mit denen die Kirche ihre Macht über Gläubige
ausbaute: Hölle und Fegefeuer, Jüngstes Gericht nach einer Auferstehung
aller Gestorbenen, Ablasshandel, überzogenen Heiligenkult u.a.
Alles kann nicht von Gott und Jesus Christus sein. Gott ist die Liebe!
„Die theologische Rechthaberei ist nach meiner Überzeugung
die einzige wirkliche Irrlehre!“
Jörg Zink
Hinweis: Jörg Zink hält die Paulus Jesus-Betrachtungen und dessen
Gottverständnis für die beste Grundlage zum Finden eigener
Glaubensüberzeugungen.
Jesus Christus ist unser Maß, nicht Kirchen, Dogmen und
fromme Menschen!“
H a n s K ü n g, Professor
Katholischer Theologe
„Die Menschen haben eine Seele, die noch lebt, nachdem der
Körper zu Erde geworden ist; sie steigt durch die klare Luft
empor, hinauf zu den glänzenden Sternen!“
Hans-Christian Andersen
Oder so:
„Jeder von uns hat eine unsterbliche Seele. Gott selbst hat sie
von Anfang an in uns hineingepflanzt. Erst diese individuelle
Seele macht jeden Menschen einzigartig!“
Rainer-Maria Woelki
Kardinal, Erzbischof von Köln
Christen sollten immer wieder nachlesen, was die Apostel und
Evangelisten über Jesu letzte Aussagen am Kreuz berichten.
Das ist unser Evangelium:
„Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“
„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“
Über allen Aussagen hat zu stehen, was immer wieder ähnlich
formuliert wurde von Paulus:
„Unser Wissen in der Welt ist und bleibt Stückwerk!“
Und ganz zum Schluss fasse ich noch ein christliches
Glaubensgebet. Das Gebet preist, lobt und ehrt Gott als
Urquell der Schöpfung. Es entspricht somit dem Inhalt
dieses Buches.
Jesus Christus ist nach meinem christlichen Glauben die
wichtigste Persönlichkeit, die Gott jemals auf diesem Planeten
Erde hat leben lassen.
Auf der durch Jesus vorgelebten und übermittelten Basis
dürfen wir auf Gott vertrauen, in voller Überzeugung
glauben, dass unser Schöpfer nach diesem Leben weit
mehr für uns bereit hält:
Ein Leben in der zukünftigen, geistlichen Welt, nach
der für alle Menschen zu durchlaufenden Endlichkeit!
Im Frühjahr 2019
Friedhelm Oldemeier
C h r i s t l i c h e s G l a u b e n s g e b e t
Aramäisch feiner: Ein Gebet des Gottvertrauens
Großer Gott, Urquell der Schöpfung und allen Seins, in
der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Du bist einzig und
allein der Ursprung des Universums und Herr über Zeit
und Ewigkeit.
Dir sei Lob, Preis und Dank.
Geheiligt werde dein Name!
Wir danken dir, dass wir leben dürfen.
Dank sei dir, unser Vater, für deine große Liebe, die du
uns Menschen durch Jesus Christus, unser aller Bruder
und Herr, in klarer Weisung übermittelt hast. Er starb
ohne eigene Schuld am Kreuz. Jesu Geist, seine Seele,
ging unserem Ewigkeitsweg voraus. Seine Aussagen in
der Todesstunde bekunden, dass der zum Glauben
gekommene Sünder, zusammen mit Jesus selbst, in deine
geistliche Welt aufgenommen wurde.
Wir danken dir, Vater aller Menschen, für deine
barmherzige Gnade, die uns ohne eigenen Verdienst
würdig macht zur Teilnahme an deiner Herrlichkeit.
Allein durch Glauben und Vertrauen.
Deinen Segen erbitten wir. Er möge uns umgeben und
unser persönliches Vertrauen immer wieder stärken.
A m e n
273
A n h ä n g e
C h r i s t e n sind gut beraten, wenn sie sich auch mit der
Entwicklung der Jahrtausende vor der Zeitenwende befassen.
Bekanntlich gibt es manches an Aufschreibungen aus den
letzten Jahrtausenden vor Jesu Lebenszeit, aber fast nichts
aus weiter zurückliegenden Epochen des alten Judentums.
Die Schreiber der Hebräischen Bibel (AT) waren somit darauf
angewiesen, mündlich übermittelte Geschichten, Mythen und
Ausschmückungen zur Grundlage ihrer Fassungen zu nutzen.
276
A n h a n g A
Dieser Anhang bezieht sich auf Seite 33. Er ist im Zusammenhang mit
den dort behandelten Überlieferungen zum Volk Israel zu lesen.
Die Bedeutung von Mythen in der Bibel
Eine Ausarbeitung von Detlef Adam
Kreationisten sind Menschen, die daran glauben, dass das
Universum und der Mensch so entstanden sind, wie das im
Alten Testament der Bibel geschildert wird. Der sich
daraus entwickelnde Evangelikalismus - besonders in den
USA verbreitet - geht davon aus, dass sämtliche Aussagen
in der Bibel als Inspiration Gottes zu betrachten sind und
deshalb so als wahr und gegeben anzunehmen sind, wie sie
dort dargestellt werden.
Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass schon Jahrtausende
vor der Zeitenwende Erzählungen im Umlauf waren,
mit denen die Menschen den Versuch unternahmen, das
Weltgeschehen zu erklären und zu deuten. Solche Erzählungen,
die von der Literaturgattung her eine gewisse
Nähe zur Sage und Legende aufweisen, setzten sich
thematisch in erster Linie mit der Erschaffung der Welt,
dem Leben nach dem Tode und unbegreiflichen Naturereignissen
auseinander. In einem solchen Zusammenhang
spricht man von Mythen.
Solche Mythen haben auch Eingang in die Heiligen
Schriften gefunden. So sind z. B. die Erzählung vom
Sündenfall, die Legende von der Sintflut und die
Schöpfungsgeschichten Mythen, in denen Menschen ihr
Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen. Sie
kommen in ähnlicher Form auch in anderen Kulturen vor.
277
Wenn nun Kreationisten daraus in der Weise einen Wahrheitsanspruch
ableiten, dass sich diese Ereignisse in der
Wirklichkeit genauso abgespielt haben, geraten sie in
Widerspruch mit Theologen, die sich mit den Texten der
Bibel kritisch auseinandergesetzt haben, allen voran
Rudolf Bultmann.
Für ihn ist auch das Osterereignis als Auferstehung kein
historisches Ereignis und damit auch nicht die Erzählungen,
die in diesem Zusammenhang dargestellt werden, und
konsequenterweise auch nicht Christi Himmelfahrt.
Bei Eugen Drewermann geht es bei den Mythen um
Grundstrukturen des Menschseins und um das Verhältnis
von Mensch zu Gott. Dem Wahrheitsanspruch wird
entsprochen, wenn diese Anliegen so dargestellt und
aufgenommen werden, wie sie gemeint sind.
Über diese Erklärungsmythen hinaus spricht man auch
von Mythen, wenn historische Begebenheiten später
fantastisch ausgeschmückt werden. Dies geschieht z. B. in
Erinnerung an frühere Helden, Kriege und Ereignisse.
Ein Beispiel hierfür dürfte die Eroberung der Stadt Jericho
sein (Josua 6). Bei der Landnahme der Israeliten, die zu
diesem Zeitpunkt zum größten Teil noch umherziehende
Nomaden waren, kam es in Palästina neben friedlicher
Inbesitznahme von Ländereien und gutem nachbarschaftlichem
Zusammenleben mit der Urbevölkerung auch zu
kriegerischen Auseinandersetzungen. Es ist durchaus möglich,
aber nicht gesichert, dass Jericho in eine solche
kriegerische Auseinandersetzung verwickelt war. Das
wäre der geschichtliche Hintergrund. Mythos ist hingegen
die Darstellung in Josua 6 mitsamt der Ausrottung der
Stadt im Namen des Herrn. Hintergrund des Mythos ist der
Glaube: Der Herr ist mit Israel. Dies sollte vermittelt
werden.
278
In meiner Heimatgemeinde wurde dieses Ereignis um
Jericho als Laienspiel von einer Kindergruppe aufgeführt.
Über den Sinn eines solchen Unternehmens mag man
streiten. Mir wäre allerdings wichtig, dass den Kindern in
einer solchen Situation bewusst wird, wie das hier
dargestellte Ereignis zu deuten ist. Darüber hinaus müsste
für den kirchlichen Unterricht gelten: Über die hier aufgezeigten
Zusammenhänge zwischen Glauben und Mythos
müssen Jugendliche informiert werden und darüber hinaus
über Veränderungen von biblischen Urtexten durch fehlerhafte
Übersetzung und interessengeleitete Manipulationen.
---------------------------------
Ergänzend darf ich als Autor hinzufügen:
In diesem Buch nehme ich mehrfach Bezug auf Aussagen
tief denkender Theologen, besonders Hans Küng und Jörg
Zink, bis hin zu Jorge Mario Bergoglio, dem aktuellen
Papst Franziskus I. und noch anderen. Es fehlt nicht an
erkennenden Fachleuten! Leider halten sich viele davon
zurück, wenn es um notwendige kirchliche Reformen geht.
Auch bestimmte Erzählungen, Legenden (Mythen) sind als
solche zu erkennen und zu benennen.
Für Christen der heutigen Zeit (wahrscheinlich noch mehr
der kommenden Jahrhunderte) wird die Freiheit im
Glauben, in Toleranz und Achtung Andersdenkender,
immer wichtiger. Nur, wenn egoistische Besserwisserei als
absolute Richtigkeit in den Religionen der Welt
verschwindet, oder zumindest klein gehalten wird, werden
wir Gottes Willen zum Frieden erfüllen!
279
Frömmigkeit kann viele Gesichter haben.
Frommsein ist gut, wenn Platz zur Freiheit im Denken
und zur Achtung anderer Glaubensüberzeugungen im
persönlichen Herzen und im eigenen Kopf verbleibt.
Toleranz im Glauben ist wichtig!
Niemand wird auf dieser Erde unseren Schöpfer und
Gott in seiner ganzen Fülle erkennen und noch weniger
richtig beschreiben können!
280
A n h a n g B
Dieser Anhang bezieht sich insbesondere auf Seite 87 und auf
manche Ausführungen im Buch insgesamt.
Betrachtungen zur Erweckungsbewegung
in Minden-Ravensberg 19./20. Jahrhundert
Ausarbeitung von Friedhelm Oldemeier
Im 19. Jahrhundert, teils schon Ende 18. Jahrhundert
beginnend, entwickelte sich hier in Ostwestfalen eine
Erweckungsbewegung. In Minden-Ravensberg und den
angrenzenden Gebieten Lippe, bis hinein in Gemeinden
Niedersachsens, war ein starkes Zentrum der frommen
Entwicklung.
Ähnliche Bewegungen kennen wir zur damaligen Zeit vom
Siegerland und aus Württemberg und ebenso aus anderen
Gebieten Deutschlands.
Zu denken ist in diesem Zusammenhang auch an bereits
zuvor außergewöhnliche Zentren christlichen Glaubens in
Deutschland. Zum Beispiel lebte von 1700 bis 1760 der
Graf Zinzendorf im östlichen Sachsen. Seine Aktivitäten
sind bekannt unter “Herrnhuter Brüdergemeinde”.
Zinzendorf verschrieb sich mit Leib und Leben und allen
Sinnen dem lutherischen Pietismus.
Der Pietismus stand zunächst gegen die Orthodoxie, hat
sich dann bis zum scharfen Gegensatz entwickelt. Die Art
der Frömmigkeit, die oft enthusiastisch-mystische Formen
bis hin zur Gesetzlichkeit annahm, führte im Verlauf der
Zeiten zu Spaltungen und zum Separatismus. Freikirchen
sind entstanden und in der protestantistischen Hauptkirche
in Deutschland entwickelte sich die EC-Bewegung, das
heißt “Entschiedenes Christentum”.
Heute gibt es noch die Bekenntnisbewegung“Kein anderes
Evangelium”. Sie stammt weitgehend aus dieser Zeit.
281
Besonders fromme Leute, Theologen und Laienchristen,
haben sicher manch Gutes bewirkt. Man denke an die in
früheren Jahrhunderten stark ausgeartete Trunksucht.
Durch positive Beeinflussung wurden viele Menschen
davon befreit. Zu erinnern ist an Johann Hinrich Wichern,
der 1833 in Hamburg das Rauhe Haus gründete. Oder an
die von Bodelschwing`schen Krankenanstalten hier in
Bielefeld-Bethel und andere. Der Wittekindshof in Bad
Oeynhausen ist ebenso in der Zeit entstanden.
Johannes Kuhlo stammt aus dieser Gegend. Er gründete
damals erste Posaunenchöre, die sich bald in fast allen
Kirchengemeinden etablierten. Ich selbst habe mehr als 40
Jahre in einem Posaunenchor mitgewirkt. Wunderbare
Kirchenmusik tut den Gottesdiensten gut und ist eine Art,
Gott zu loben! Kuhlo wurde “Posaunengeneral” genannt.
Der aus Hille im Kreis Minden stammende Johann
Heinrich Volkening (1796-1877) bildete sich in seiner Zeit
als Theologe zum unnachgiebig frommen Enthusiasten
heraus. Bald wurde er als “Pietistengeneral” tituliert.
Seine Wirkungsstätten waren: Schnathorst Kreis Lübbecke
und Gütersloh sowie von 1838 bis 1869 an der Marienkirche
zu Jöllenbeck.
Allerdings: Wenn religiöse Vorgaben in Beton gegossen
sind, bleiben Spannungen nicht aus. Man kann auch
sagen, in Stein Gemeißeltes ist schwer zu korrigieren.
Dogmatische Glaubensvorgaben eignen sich wohl eher
nicht, Jesu Lehre in Freiheit des Geistes gut zu leben.
Jesus wollte keineswegs, dass seine Jünger und spätere
Apostel und wir alle, uns in eine Glasglocke einigeln. Im
Gegenteil: Jesu Wirken war universell, weltoffen und eher
konträr zu allen Frömmlern und Genauwissern.
282
Der weise Paulus hat Jesus Christus und seine Lehre von
Abba, vom Schöpfergott, immer als Stückwerk-Wissen
interpretiert!
Ich habe manche Christen kennen gelernt, die bei tiefer
Frömmigkeit den Boden unter ihren Füßen behielten und
sich nicht in unguter Frömmlerei bewegten. Aber auch
andere sind mir begegnet, die in egoistischer Schwärmerei
allen liberaler Glaubenden die barmherzige Gnade Gottes
absprachen. Kein anderes Evangelium war ihre Devise.
Keinerlei Abweichung von den dogmatischen Vorgaben.
Ein geflügeltes Wort wurde zum Leitsatz: Jesu Blut und
Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid.
Ja, Gott hat Jesus blutend am Kreuz sterben lassen. Jesu
Bitte, den Kelch von ihm zu nehmen, es sei denn, solcher
Tod sei der Wille Abbas, wurde nicht erfüllt. Und Luther
ging 1500 Jahre später ein Licht auf, wonach manche
dogmatische Festschreibungen nicht Jesu Weisungen entsprechen.
Gott ist die Liebe und seine barmherzige Gnade gilt
bedingungslos. Gott ist und bleibt in Ewigkeit gleich!
In meinem Buch “Toleranz im Glauben” von 2011 habe ich
Beispiele aus eigener Erfahrungen mit Frömmlern
aufgeschrieben (Seiten 107-112). Erlebnisse unguter Art
haben mich nachdenklich gemacht!
Wer seinen Glaubenshorizont zu sehr einengt muss aufpassen,
dass er nicht in sektiererischer Phantasie landet.
Frömmler in Uneinsichtigkeit verlieren eine klare Sicht für
Toleranz und Achtung anderer Überzeugungen.
Für solche Schwärmer scheint es undenkbar zu sein, dass
unser unermesslicher Schöpfergott alle Menschen gleich
liebt und jedem, der ihm vertraut, sein uneingeschränktes
Ewigkeitsziel gewährt!
Hier muss man die Frage stellen, wo guter Christglaube
endet und wo Sektiererwesen seinen Anfang nimmt!
283
An dieser Stelle drängt es mich nun, meine Eltern zu
erwähnen. Mutter Karoline war von ihrem Elternhaus
geprägt, als einfach glaubende Christin. Wenn sonntags
kein Gottesdienst besucht wurde, lief etwas falsch. Sie
gehörte zum Hauskreis für entschiedenes Christentum in
unserer Nachbarschaft. Meine Mutter war aber keine
Frömmlerin, wie manche Menschen solcher separaten
Verbindungen leicht werden können. Sie glaubte nur ganz
einfach, was die Kirchen vorgeben.
Vater Friedrich (Fritz) bewahrte dagegen zeitlebens seine
sehr liberale Glaubensüberzeugung. Er besuchte gern
einen Gottesdienst, hatte natürlich kein Problem damit zu
fehlen. Die EC-Hauskreise waren ganz und gar nicht seine
Welt.
Und diese elterlichen Unterschiede im Gottverständnis
brachten mir Nachdenkpotential. Mutters “Einfach-soglauben,
wie es die Kirche vorgibt” haben mich, verstärkt
erst in späteren Jahren, tief nachdenken lassen. Und
Vaters “Freiheit im Denken, wie sie Jesu Lehre
beinhaltet”, wurde mir immer mehr zur Grundlage meiner
Nachforschungen. Mit dem Ergebnis meiner Literaturarbeiten
in den fortschreitenden Jahren meines Unruhe-
Standes.
Jesus von Nazareth war anderer Natur als die auf Seiten
zuvor behandelten Pietisten und Frömmler. Er nannte sich
oft Menschensohn und er war es. Sein Wesen darf ich als
weltoffen und tolerant bezeichnen. Jesus war in seiner Art
allen Erdenbürgerinnen und Erdenbürgern zugetan. Er
ging auf jeden zu. Sein Ziel war es, allen Gläubigen dieser
Erde den Weg zur Zukunft ihrer Seelen zu ebnen, hin zu
seinem und unserem geistlichen Schöpfervater in der
zukünftigen Welt. Und niemand von uns kann die Ewigkeit
bei Gott richtig beschreiben!
284
A n h a n g C
Der Theologe heutiger Zeit, Dr. Frank Stückemann, Soest,
stammt aus Bielefeld-Jöllenbeck. Er befasste sich intensiv
mit der Erweckungsbewegung in Minden-Ravensberg und
mit dem Pietismus insgesamt. Auf den nächsten Seiten
zitiere ich aus seinen Erkenntnissen.
Zum N e u p i e t i s m u s des 19. Jahrhunderts in
Minden-Ravensberg und anderen Gebieten des Landes
Auszüge aus den Arbeiten von Frank Stückemann
Minden-Ravensberg - seit 1719 innerhalb des preußischen
Westfalens gemeinsam verwaltet - gilt wie Württemberg als
eine Region mit Schwerpunkt der “Erweckung”, wie sich
der Neupietismus selbst gern zu bezeichnen pflegt. Sie ist
durch den Pietistengeneral Johann Heinrich Volkening
geprägt (1796-1877).
Volkening kam 1838 auf die Pfarrstelle des Volksaufklärers
Johann Moritz Schwager (1738-1804) zu Jöllenbeck. Die
kirchenhistorischen Brüche und Verwerfungen zwischen
beiden erscheinen hier in jedem Sinne handgreiflich: Mit
der Pfarrwahl Volkenings wurde eine Hochburg der
Volksaufklärung buchstäblich eingenommen.
Außer J. M. Schwager, der vorher in Jöllenbeck gewirkt
hatte, werden in einem Handbuch von Böning und Siegert
eine Reihe weiterer Aufklärer an Theologen genannt.
Organisiert war die Gegenaufklärung in Neupietismus bzw.
“Erweckung” bereits 1780 durch die Basler Christentumsgesellschaft
mit Instellation einer Minden-Ravensberger
Sektion zwei Jahre später. Letztere bestand aus der Entourage
des pietistischen Pfarrers Friedrich August Weihe zu
Gohfeld (1721-1771) mit weitreichenden Verbindungen.
285
Während Friedrich August Weihe als Hallenser Pietist alter
Schule zu den Herrnhutern und dem in Minden-Ravensberg
seit Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbaren Separatismus
(Aussonderung von Gottesdienst und Abendmahl) auf
Distanz ging, kam es bei seinen Schülern zu einer Öffnung
diesen sektiererischen Kreisen gegenüber.
Volkening erhob diese sektiererische Enge schließlich zum
Programm und sollte damit ab 1828 in seiner Gütersloher
Gemeinde zunehmend untragbar werden.
Das hier ab 1834 dokumentierte Agieren Volkenings als
“Gastprediger” in frommen Kreisen, Kommunitäten, Konventikeln
und Kirchengemeinden unterstreicht die für ihn
immer prekäreren Verhältnisse in seiner Gütersloher
Gemeinde. Wilhelm Nagel spricht in einem Bericht über
den kirchlichen Zustand Ravensbergs aus dem Jahre 1834
vom Missbrauch der Missionsfeste als Mittel, eine Art
Triumpf des Pietismus zu feiern, der Instrumentalisierung
von Leichenpredigten zur Vorwegnahme des Endgerichts,
der Brüskierung der Quäkerkommunität durch Volkening
und Hartog sowie einer unerträglichen Intoleranz der
frommen Separat-Pfarrkonferenzen. Volkening brauchte
Verbindungen und Verbündete für einen Pfarrstellenwechsel
ohne Gesichtsverlust. In Vertretern des Jöllenbecker
Großbauerntums fand er das Gesuchte.
Nach entsprechenden Kontakten wurde 1838 eine großbäuerliche
Petentendelegation nach Berlin entsendet. Das
führte letztendlich zur Pfarrwahl Volkenings durch das
Presbyterium in Jöllenbeck.
In Minden-Ravensberg wie in ganz Westfalen bildete vor
allem Landbesitz die Grundlage zu Wohlstand und Reichtum.
Der Bevölkerungsanteil der landlosen Heuerlingsfamilien
war Anfang des 19. Jahrhunderts um etwa ein Drittel
auf 75% gestiegen. Die Heuerlinge, die für Unterkunft und
Hungerlohn beim Bauern knechteten, mussten sich
nebenbei als Hausspinner und Handweber betätigen, um
einigermaßen auszukommen.
J. M. Schwager beschreibt die fragile Wirtschaft 1796 in
einem längeren Aufsatz zu den Annalen der kurmärkischen
ökonomischen Gesellschaft.
Die Partikularinteressen der Bauern wurden hingegen von
Vertretern des Pietismus gestützt und getragen. Frömmlerei
und Bauerndünkel bedingten und instrumentalisierten
einander. Beide hatten aus ökonomischen u. weltanschaulichen
Gründen kein Interesse an Emanzipation und Bildung
von Heuerlingen. Im erweckten Minden-Ravensberg gab es,
anders als in Schlesien, trotz ähnlichen Elends während des
19. Jahrhunderts keine Weberaufstände, was man nur auf
sehr sarkastischer Weise dem segensreichen Wirken der
“Erweckung” zugute halten kann.
Vor allem auf dem Lande dominierten Großbauern und
deren spezifische Interessen die Presbyterien; geradezu programmatisch
wählte man bildungsferne Prediger des Neupietismus,
die die adligen und geistlichen Patrone bislang
verhindert hatten. So auch bei Volkening; die Umstände
seiner Wahl auf eine der bestdotierten Pfarrstellen Ravensbergs
sind mehr als aufschlussreich.
Das hochadlige Damenstift Schildesche, welchem bis zu
seiner Auflösung im Jahre 1810 das Kollationsrecht
zugestanden hatte, pflegte im vorangegangenen Jahrhundert
aufgeklärte Kandidaten zu bevorzugen. Hierzu zählen die
Amtsvorgänger Volkenings auf der Jöllenbecker Pfarrstelle:
Joachim Henrich Hagedorn, Johann Moritz Schwager, Carl
Ludwig August Heidsiek u. a. Das heißt: ein Volkening als
Pfarrer zu Jöllenbeck wurde erst nach Auflösung des Stifts
möglich, weil die Stiftsdamen einen solchen fundamentalistischen
Kandidaten gar nicht zur Wahl zugelassen hätten.
Vor der Wahl wurden auch Mindener Regierung und Superintendent
gehört; erstere erhob vor allem Bedenken, wegen
der einseitigen theologischen und geistlichen Richtung der
Kandidaten, “da zu besorgen sey, daß sie mit ihrem nicht
immer weisen, einseitigen, partheyischen Eifer in der jetzt
ruhigen Gemeinde Jöllenbeck und deren nächster Umgebung
Zwietracht und Unfrieden anrichten werden”.
287
Der Gegenaufklärer Johann Heinrich Volkening wirkte von
1838 bis 1869 in Jöllenbeck, also insgesamt über 30 Jahre.
1877 wurde er auf dem Friedhof der Gemeinde einer seiner
Söhne, die auch Pfarrer geworden waren, in Holzhausen im
Altkreis Lübbecke beigesetzt.
Fazit: Das segensreiche Wirken der “Erweckung” in
Minden-Ravensberg erweist sich bei näherem Hinsehen
als sukzessive Unterwanderung kirchlicher Strukturen
durch eine theologische Minderheit von “Ultras”, die sich
gekonnt-intrigant der großbäuerlichen Interessen, des
schwarmgeistig-separatistischen Milieus sowie der staatlichen
Phobie vor demokratischen, liberalen und kosmopolitischen
Kräften bediente. Hingegen bleiben volksaufklärerische
Wurzeln der Diakonie weiterhin ausgeblendet:
Der Mythos vom “Segen der Erweckung” ist innerkirchlich
nicht zu gefährden und erweist sich selbst, den
Tatsachen zum Trotz, von erstaunlicher Zählebigkeit.
Der Preis für die Trennung von der Volksaufklärung war
indessen hoch und führte einen teilweise bis heute gepflegten
protestantischen Antimodernismus zum gesamtkirchlichen
Akzeptanzverlust.
Die Texte stammen aus: Frank Stückemann, “Dieser Pfaffe hasste
außer schmalen Kirchengebühren nichts so sehr als die Demokratie” -
Gegenaufklärung in Minden-Ravensberg.
In: Holger Böning, Iwan-Michelangelo D` Aprile,
Hanno Schmitt (Hgg.): Volksaufklärung ohne Ende? Vom Fortwirken
der Aufklärung im 19. Jahrhundert (Presse und Geschichte - Neue
Beiträge 109), Bremen 2018, S. 483-514.
288
Abschließend zum Anhang C möchte ich noch das Gebet
eines Gefängnisseelsorgers, der sicher mit Inhaftierten
vieler Religionen, auch mit unterschiedlichsten Christen
und mit Agnostikern und Atheisten zu reden hatte, zum
Nachdenken abdrucken:
Ach Gott, die Welt ist ein Rätsel, und ich bin es auch.
Mein Schöpfer, gib mir niemals nur eine Lösung in die
Hand. Gib mir lieber eine brennende Kerze, um in den
Nachthimmel zu schauen, damit ich dich immer als
unwissendes Kind in deiner Schönheit sehe und erlebe.
Amen.
Verfasser ist mir unbekannt
289
J e s u s war S t i f t e r seiner Religion,
nicht Gründer der Kirche als Organisation.
J e s u s hat die Entwicklung seinen Nachfolgern,
den Aposteln und allen Folgegenerationen,
überlassen.
290
A n h a n g D
Entwicklung der christlichen R e l i g i o n
Frühes Christentum in apostolischer Zeit
und in der nachapostolischen Periode
Kirchliche Organisation bis heute
Historische Erkenntnisse und Korrekturen über 2000 Jahre
Vorab zum Verstehen der Basis aus den Vorzeiten
Das Alte Testament, die hebräische Bibel, enthält eine Vielzahl
historischer Berichte. Kriegsverherrlichungen mit Gott auf der
Fahne, Hass und Mord, egoistiche Machtgier u. a. m.
Erzählungen und Mythen sind im Verstehen der Zeit damals zu sehen.
Wer solche Informationen liest und zum Mitdenken bereit ist erkennt,
dass viele dieser Berichte nicht mit den Vorgaben des liebenden,
gnädigen Schöpfers identisch sein können.
Das Gute im Alten Testament hat Bestand vor Gott.
Und das ist auch eine Menge!
Abrahams
Zeit:
Moses Zeit:
Davids Zeit:
Erkenntnisse hin zum reinen Monotheismus.
Absolutes Vertrauen auf Gott als Schöpfer.
Fassung der hochkarätigen zehn Gebote.
Grundlagen der Rechtfertigungslehre allein durch
Gottes Gnade, wie sie Luhther später ja wieder
entdeckt hat, waren damals schon erkannt.
Beispiele: Der gute Hirte Lies Psalm 23
Das hohe Lied der Barmherzigkeit Lies Psalm 103
Gottes umfassende Liebe zu uns Menschen, ohne Vorbedingungen,
wurde geglaubt und mit Lob und Ehre in Anbetung gepriesen.
Gott, unser Schöpfer, ist und bleibt ewig gleich!
Um Jahr 0
Fromme Juden hatten über die langen Jahre mehr als
600 Ge- und Verbote entwickelt.
Wer solche Vorgaben einhielt, lebte nach diesem
frommen und edlen Denken gottgefällig!?
Vor der Zeitenwende hatte sich in langen Jahren
ein Reformstau gebildet.
Jesus Christus wurde zum Reformer! 291
Datierungen
Bibelstellen und
Erläuterugen Stichworte und Angaben dazu Seite dieses Buchs
J e s u
Lebenszeit
vor Jahr 0
Jesu Geburt.
Tatsächlich wurde Jesus wenige Jahre vor
Beginn unserer Zeitrechnung geboren,
als erstes Kind des Handwerkers Josef
und seiner Frau Maria aus Nazareth.
30 n. Chr. Taufe durch Johannes im Jordan.
bis etwa Wander- und Verkündigungszeit
33 n. Chr. des von Gottes Geist erfüllten Jesus,
dem Mittler der Heilsbotschaft. Aussagen am
33 n. Chr. Kreuzigung und Tod Jesu. Kreuz / Seite 49
3 Tage später Auferweckung zum Leben in Emmausjünger
Gottes geistlicher Dimension. Seiten 50-53
Wochen Gott nimmt Jesu Geist-Seele Himmelfahrt
später zurück in seine Ewigkeit. Seiten 54-57
Nach Jesu Lebenszeit P e t r u s, der starke und Petrus 3,18
folgten etwa 30 Jahre manchmal auch schwache
als apostolische Zeit Apostel des Herrn wirkte gut.
In den 60er Jahren J a k o b u s, der leibliche Jak. 1,17
nach Jesu Geburt Bruder Jesu wurde Apostel. Jak. 2,19
endet die
Apostolische Zeit. P a u l u s, der starke Gestalter
des Christentums,wohl von Röm. 1, 3-4
Paulus und Petrus Gott zum weisen Verbreiter 2.Kor. 3, 17
sterben in Rom und der einzigartigen Botschaft
Jakobus in Jerusalem. auserwählt, konnte seine 1.Kor.13, 9-10
Stephanus wurde schon missionarische Arbeit in
in früherer Zeit durch klarer Vollmacht tun. Er 2.Kor. 5, 8
Steinigung ermordet. wirkte friedlich und ohne
Von den weiteren Zwänge zur Verkündigung, 1. Tim. 2,3-6
Zeitzeugen Jesu Christi in der ihm zugänglichen
sind keine sicheren Welt des röm. Imperiums. Apostel gesamt:
Informationen fassbar.
Seiten 46-48 u.65-67
292
Bis zum Jahr 100 n. Chr. M a r k u s, als erster der Mk. 1, 9-13
läuft danach die
Evangelisten, hat sein
Nachapostolische Zeit, Evangelium um 70 n. Chr. Mk. 10, 18
die von Fachleuten noch veröffentlicht.
für weitere Jahrzehnte
gesehen wird.
L u k a s war der zweite Lk. 4 , 18
Die vier Evangelien Evangelist. Er schrieb Bezug Jesaja
lagen inzwischen vor. um das Jahr 80 n. Chr. Lk. 4, 21
Lk. 23, 43+ 46
Wer die Evangelien M a t t h ä u s als dritter, Mt. 1, 16
inhaltlich beurteilt, wird sein Evangelium um Mt. 4, 1-11
wird zum Ergebnis 90 n. Chr. verbreitet haben. Mt. 12, 32
kommen, dass ihre
wesentlichen Aussagen Lukas und Matthäus hatten
mit Jesu Wirken und das Evangelium des Markus
Wollen durchaus im als Vorlage. Somit werden
Einklang sind. Lukas die drei Berichte trotz aller
und Matthäus bringen Unterschiede als synoptisch
weitere Erzählungen angesehen. Sie sind in
aus anderen Quellen ähnlichem Stil gefasst.
und Weiterungen dazu.
Mit dem Ende der sog. J o h a n n e s hat sein Jh. 3, 6
nachapostolischen Zeit Evangelium als letzter, Jh. 4,24
sehen die namhaften in einem anderen Stil, Jh. 6,63
Forscher zum Leben verfasst, veröffentlicht
Jesu und zur Folgezeit wohl um 100 n. Chr. Evangelisten ges.
auch den Abschluss des Seiten 68-73
Frühen Christentums
um 130 n. Chr.
Menschliche Fehlanpassungen,
auch Übersetzungspannen zu
Glaubensgrundlagen, sind
vornehmlich auf Folgezeiten
zu datieren. Auch die Evangelien
waren zuvor schon verfasst, als
die starken Veränderungen zur Seiten
Auslegung dogmatisiert wurden. 74-77
293
Weiter im 2. Jahrhundert Es gab gute, aber auch sehr böse
Entwicklungen.Sektiererisches und
und
gnostisches Gedankengut bildete
sich. Große Diskussionen in den
im
Bezirken und Gemeinden der noch
jungen Christenheit traten auf.
3. Jahrhundert n. Chr. Streite um die Persönlichkeit Jesu
wuchsen an. Es ging um Jesus als
Mensch oder/und Gott. Die sogen.
Christologischen Streitereien waren
auf unversönlichem Höhepunkt.
Um 300 n. Chr.
Die Organisation Kirche hatte sich
in den Jahrhunderten etabliert.
Eine Lösung der Fragen zu Jesu
Persönlichkeit war nicht erreicht.
4. Jahrhundert Kaiser Konstantin wollte in seinem
325 n. Chr. erstes großes Reich religiösen Frieden haben.
Konzil in Nizäa
Er hatte schon im Jahre 313 mit
Kaiser Konstantin hatte seinem Mailänder Edikt volle
als politischer Herrscher Religionsfreiheit für alle Bürger
eingeladen.
verfügt. Das Christentum wurde
Beschluss in Nicäa, immer stärker.
auf Druck Konstantins, Das Glaubensbekenntnis, wie wir
entsprechend der Fassung es in fasst gleicher Fassung heute
der starken Persönlichkeit
Athanasius.
noch sprechen, wurde gefasst:
Jesus als wahrer Gott, sowohl
körperlich als auch geistlich.
381 n. Chr. Die Dreieinigkeitslehre war schon
Konzil in Konstantinopel 325 in Nicäa vorbeschlossen.
381 dann die Bestätigung
als eine Trinität mit
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
393 und 397 n. Chr.
Kirchenversammlungen
in Regius und Karthago
Hier wurden die 27 Bücher des
Neuen Testaments endgültig als
zweiter Bibelteil bestätigt.
294
431 n. Chr. Zuvor noch ungeklärte Details zu
Konzil in Ephesus Jesus Christus wurden endgültig
verabschiedet. Jesus war nicht als
körperlicher Sohn Josefs, sondern
als Jungfrauengeburt zu glauben,
Gottes Sohn, von Gottes Geist gezeugt.
Maria wurde als Gottesgebärerin
bestätigt. Sie wurde Gottesmutter.
451 n. Chr. Das Dogma wurde besiegelt als
Konzil in Chalcedon Zwei-Naturen-Theologie, wie wir es
heute noch verbindlich kennen.
Jesu Christi Natur ist nach dieser
dogmatischen Festschreibung
gleichzeitig göttlich und menschlich.
Konzile und zur
Dogmenbildung
Seiten 81-87
Zusammenfassung Egoistisches Machtdenken entwickelte
der
sich immer stärker. Jesu Weisungen
1000 Jahre wurden weitgehend vergessen. Päpste
danach
und Gegenpäpste gab es, die gegeneinander
stritten. Gutes wurde mehr und
mehr vom Bösen verdrängt.
1139 n. Chr. Papst Innozenz II. legte den Zölibat
für alle Priester gesetzlich fest.
Erste Jahrhunderte Die christlichen Kreuzzüge wirkten
im 2. Jahrtausend sich verheerend aus.
bis zu den
Gewaltige Dome und große Basiliken
entstanden zum Lobe Gottes und als
Reformations- Statussymbole für Päpste, Bischöfe und
jahrhunderten für wohlhabende Bürger. Menschen
kamen in einer Vielzahl dabei zu Tode.
In den Köpfen der Fanatiker entstanden
verrückteste Ideen. Man bezog sich auf
Gott bei Teufelsaustreibungen und bei
Inquisitionen mit Verbrennungen.
295
Reformationszeiten
im 15. u. 16.
Jahrhundert
Anfang 16. Jahrh.
Lange vor Luther bahnte sich die
erforderliche Reformation an.
Versuche scheiterten und Reformer
wie Jan Hus wurden beseitigt.
Der sogenannte Ablasshandel
spülte Mengen Geld in die Kassen
der Bistümer und nach Rom.
1517 n. Chr. Reformationsdurchbruch dann unter
Martin Luther und anderen.
16. u. 17. Jahrh. Leider fanden auch Kriege statt,
wie z. B. die Bauernkriege. Seiten
100-106
1854 n. Chr. Die katholische Kirche verkündet das Dogma
der unbefleckten Empfängnis Mariens. Schon
seit dem 10. Jahrhundert feiert die Ostkirche
das Fest der ohne Erbsünde empfangenen
Gottesmutter Maria im Leib ihrer Mutter.
Die Kirche feiert den 8. Dezember, genau
9 Monate vor Geburt Marias 8. September
des Folgejahres.
19. und 20.
Jahrhundert
Heiligenkulte wurden noch weiter ausgebaut.
Der polnische Papst Karol Wojtyla, als Papst
Johannes Paul II., spricht während seines
Pontifikats 1.338 Verstorbene selig und 482
ehemals Lebende heilig.
Übergang Unter dem folgenden deutschen Papst, Jeseph
21. Jahrh. Ratzinger als Benedikt XVI. wurde nichts an
den dogmatischen Entwicklungen der alten
Kirchengeschichte korrigiert.
Leider blieb zu dieser Zeit eine ökumenische
Zukunftsanpassung weiter aus.
296
21. Jahrhundert
Eine Tendenz zur Korrektur menschlich gefasster dogmatischer
Vorgaben, zurück zum frühen Christentums, wird sich nun im
21. Jahrhundert deutlicher zeigen müssen.
Begonnen hat das Zurückerforschen schon Ende des letzten
Jahrhunderts. Man darf auch sagen, dass die Reformationszeit
im 15. und 16. Jahrhundert, in der Martin Luther Hauptakteur
wurde, schon die Wende zum eigenständigen Denken einleitete.
Ja, Bewohner unseres schönen, blauen Planeten dürfen sicher
unterschiedliche, ganz individuelle Glaubensüberzeugen zum
Schöpfer allen Seins haben. Gott ist unermesslich groß, so dass
niemand sich anmaßen darf, in seinem Glauben umfassend
wissend zu sein.
Allgemeines Wissen gilt verbindlich für alle Menschen auf der
Erde: 1 + 1 = 2 und 2 x 2 = 4.
Nicht so bei den Glaubensüberzeugungen. Hier dürfen wir uns
an Luthers Wiedererkenntnis der Rechtfertigungslehre halten.
Gnadenlehre, wie sie Jesus im Geist der Freiheit verkündete.
Unser Schöpfergott gewährt allen Bürgerinnen und Bürgern
dieser Erde weitgehende Freiheit im Denken! So dürfen wir es
glauben. Martin Luther hat zu seiner Zeit deutlich erkannt:
Jubiläum
Konzilsentscheidungen sind höherwertig
500 Jahre anzusetzen als die Entscheidungen eines
Reformation Papstes. Auch Konzilsentscheidungen
2017 n. Chr. können fehlbar sein.
Aktuell Weitsichtige Theologen u. Basischristen wissen
2018 n. Chr. heute: Unsere Kirchen haben Reformbedarf.
Theologen werden vom Studium her den Gang der Entwicklung
kennen. Wenn sie, ohne tiefere Analyse, die eingefahrenen
Kirchenvorgaben wahren, mögen sie dies vermutlich vor sich
selbst damit begründen, dass es gut sei, die westliche Tradition
zu halten, die so zum Kulturgut gehöre.
297
L i t e r a t u r b e z ü g e
Quellenhinweise
Die historischen Daten und wissenschaftlichen Erkenntnisse
beziehen sich auf veröffentlichte Werke, wie zum Beispiel Bände
„DIE GROßE BERTELSMANN-LEXIKOTHEK“ und „Chronik
des 20. Jahrhunderts“ im Chronik-Verlag und auf einige andere
Informationsquellen.
Biblische Jahresdaten und Historien sind der Bibel und den
Anhängen sowie den Zusatzinformationen dazu entnommen, den
Übersetzungen nach Martin Luther und auch Neues Testament/
Neue Genfer Übersetzung. Weiteres bezieht sich auf diverse
Bearbeitungen zu beiden Bibelteilen, in Verbindung mit
anderen großen Religionen..Knaur: „Die großen Religionen
der Welt“ und „NATIONAL GEOGRAPHIC, Biblica /DER
BIBELATLAS“. „DIE BIBEL“ neu gefasst von Jörg Zink.
Zu bestimmten Themen befinden sich die Quellenhinweise direkt
bei den behandelten Buchstellen.
299
Einzelne Literaturhinweise
F. F. Bruce P A U L U S , von Tarsus bis Rom
Richard Friedenthal
L U T H E R Sein Leben und seine Zeit
Hermann-Josef Lieber Martin Luther -
Frisch
Lieber Papst Franziskus
Ein Briefwechsel
Andreas Englisch
Günter Ewald
Roland Gööck
Roland Gööck
Wolfgang Huber
Khorchide
Abdel-Samad
Gabriele
Krone-Schmalz
Hans Küng
Hans Küng
Hans Küng
Jörg Luster
Manfred Lütz
Der Kämpfer im Vatikan
Gibt es ein Jenseits?
Die großen Rätsel unserer Welt
Menschen die die Welt veränderten
Der christliche Glaube
Eine evangelische Orientierung
Zur Freiheit gehört, den Koran
zu kritisieren / Ein Streitgespräch
Russland verstehen
J e s u s
S p u r e n s u c h e
C h r i s t s e i n
Die Verzauberung der Welt
Eine Kulturgeschichte des Christentums
G O T T Eine kleine Geschichte des Größten
300
Manfred Lütz
Meinhard Miegel
Der Skandal der Skandale
Wohlstand ohne Wachstum
Richard David Precht Jäger, Hirten, Kritiker
Bertram Salzmann
Peter Seewald
Helmut Schmidt
Günther Schwarz
in Verbindung mit
Franz Alt
Leo Strohm
Gustav Tobler
Silvio Vietta
Markus Vincent
Kriminalgeschichten der Bibel
J e s u s C h r i s t u s Die Biographie
Religion in der Verantwortung
Das Jesus - Evangelium
Was Jesus wirklich gesagt hat
2 0 0 0 Jahre Christentum
Lebenswerter leben
RATIONALITÄT EINE WELTGESCHICHTE
Die Auferstehung Christi
im frühen Christentum
E. G. White D A S L E B E N J E S U
Jörg Zink
A u f e r s t e h u n g
Und am Ende ein Gehen ins Licht
Jörg Zink J e s u s Funke aus dem Feuer
Jörg Zink
Vom Geist des frühen Christentums
Den Ursprung wissen - das Ziel nicht verfehlen
Stefan Zweig
Triumph und Tragik
des Erasmus von Rotterdam
301
Wiehengebirgs-Verlag
Friedhelm Oldemeier
Unterm Berge 32
32479 Hille-Oberlübbe
Internet www.wiehengebirgs-verlag.de
E-Mail oldemeier@wiehengebirgs-verlag.de
303