Katalog POTT-A-PORTER
Ausstellung des Pixelprojekt_Ruhrgebiet und der Stiftung Zollverein in Kooperation mit dem Ruhr Museum im Rundeindicker in der Kohlenwäsche auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen. 14.11.2021-06.03.2021
Ausstellung des Pixelprojekt_Ruhrgebiet und der Stiftung Zollverein in Kooperation mit dem Ruhr Museum im Rundeindicker in der Kohlenwäsche auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen.
14.11.2021-06.03.2021
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01
Eine Ausstellung des Pixelprojekt_Ruhrgebiet und der Stiftung Zollverein
in Kooperation mit dem Ruhr Museum im Rundeindicker in der Kohlenwäsche
Zollverein, Essen
Inhalt
04
Aktuelle Fotografie im Ruhrgebiet.
Pixelprojekt auf Zollverein
07
Zur Arbeit
08
Interview
11
Bildteil
62
Vita/Kontaktdaten
64
Impressum
Aktuelle Fotografie im Ruhrgebiet.
Pixelprojekt auf Zollverein
Das Pixelprojekt_Ruhrgebiet wurde 2002 vom Fotografen Peter Liedtke entwickelt
und 2003 auf Initiative von damals 26 freien Fotograf:innen gegründet.
Es ist ein nicht kommerzielles Projekt, das hervorragende fotografische Serien
zu einzelnen Aspekten der Region Ruhrgebiet sammelt, strukturiert und auf
einer Internetseite sichtbar macht. Über die neu aufgenommenen Serien entscheidet
eine Jury. Die mehr als 10.000 Bilder der Sammlung widmen sich
Themen wie Ökologie, Soziales, Kultur, Stadt, Wohnen, Sport, dem wirtschaftlichen
Wandel und vor allem den Menschen in der Region Ruhrgebiet.
Fotografie ist einer der Schwerpunkte im kulturellen Programm des UNESCO-
Welterbes Zollverein in Essen. Zollverein ist Wahrzeichen des Ruhrgebiets,
Monument der Industriekultur und Symbol für den Wandel der einst größten
Steinkohlenzeche der Welt zu einem attraktiven Standort für Kultur und Freizeit,
Bildung und Wirtschaft. Die Stiftung Zollverein hat neben dem Erhalt des
Welterbes die satzungsgemäße Aufgabe, das Denkmal mit kulturellen Veranstaltungen
zu bespielen und zu beleben. Zudem verfügt das in der ehemaligen
Kohlenwäsche der Zeche Zollverein beheimatete Ruhr Museum mit seinen vier
Millionen Bildern über das größte Fotoarchiv zur Geschichte des Ruhrgebiets.
04
Die neue gemeinsame Ausstellungsreihe „Aktuelle Fotografie im Ruhrgebiet.
Pixelprojekt auf Zollverein“ konzentriert sich auf zeitgenössische Positionen und
Ruhrgebietsthemen im weitesten Sinne. Eine Jury von Fotoexpert:innen wählt
die Arbeiten aus. Zur Jury gehören Vertreter:innen des Museum Folkwang, der
Folkwang Universität der Künste, des Ruhr Museums sowie des Historischen
Archiv Krupp. Pro Jahr werden zwei bis drei Einzelausstellungen im Rundeindicker
der Kohlenwäsche gezeigt. Ein Ort, an dem früher aus Kohleschlamm
noch Kohle gewonnen wurde und der wie kaum ein anderer für die Transformation
auf Zollverein steht.
Eine programmatische und organisatorische Zusammenarbeit von Pixelprojekt_Ruhrgebiet
und Stiftung Zollverein stärkt die junge zeitgenössische Fotografie
im Ruhrgebiet insgesamt, erhöht ihre Präsenz in der Region und verdeutlicht
ihre Qualität und Vielfalt. Mit der Ausstellungsreihe vereinen Zollverein
und Pixelprojekt ihre Fotokompetenzen und unterstreichen die Stellung des
Welterbes Zollverein als zentralen Ort der Fotografie.
05
06
Zur Arbeit
Frech, jung, unkonventionell, rau, neu. Das sind die Vokabeln, die mir als
erstes zu der Arbeit POTT-À-PORTER von Amina Falah einfallen. Grelle Farben,
hartes Blitzlicht, ungewöhnliche Anschnitte, außergewöhnliche Posen und
Banalitäten sind die Mittel für viele ihrer Bilder. Dann fallen mir aber auch die
Worte ehrlich, bodenständig, nah und herzlich ein. Vertrauensvolle Nähe,
Wärme, Lockerheit und Lässigkeit sowie Ruhrgebietsromantik finden wir auf
anderen Bildern. Das eine oder das andere wäre falsch.
Erst auf den zweiten Blick bekommt der Begriff Mode Bedeutung. Mehr noch
scheint die Arbeit von Amina der multikulturellen Jugend der Region Ruhrgebiet
ein Bild zu geben. Einer Jugend, die sich wie so viele vor ihr, durch Musik
und Mode definiert, durch Freunde und Begegnung und, so abgedroschen
das Wort auch sein mag, durch ein Gefühl von Heimat. Und inzwischen – wir
sind in den Zeiten von Facebook und Instagram - auch zunehmend durch das
Allgemeingut Fotografie.
Als ich diese Arbeit das erste Mal sah, bekam die Jugend der 2020er Jahre für
mich ein Bild. Dass die Fotografin Teil dieser Jugend mit einer Liebe zu Musik,
Mode, Begegnung, Ruhrgebiet, Fotografie und Instagram ist, verwundert kaum
oder ist vielleicht auch Grund für die Qualität dieser Arbeit, deren Motive sie
mit den Fotografierten spielerisch entwickelt.
In der hier gezeigten Auswahl und Zusammenstellung haben wir – die Fotografin
und ich – die Kapitel der Bildautorin (z. B. Heavy Metal, Only locals
allowed, Pretty Ugly, Wat s dat schön hier usw.) aufgebrochen und die Bilder
neu zusammengestellt. So entstehen neue Geschichten in einem neuen Raum,
die die Entwicklung der Region Ruhrgebiet neu interpretieren. Lediglich die
Schwarz-Weiß-Serie „Glück auf“ ist erhalten geblieben. Sie zeigt einen entspannten
Nachmittag mit coolen Jungs in vertrautem Umfeld.
Die Gegenwart des Ruhrgebiets hat viele Gesichter.
Peter Liedtke
07
Interview
Amina, zunächst möchte ich Dich bitten, einige Worte zu Deiner Person zu
sagen.
Ich heiße Amina Falah, bin 29 Jahre alt und in Moers geboren. Nach dem
Abitur habe ich zwei Semester an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf
Anglistik und Philosophie studiert und mich parallel um ein Design Studium
bemüht. Von 2013 bis 2020 habe ich dann „Information and Communication
Design“ an der Hochschule Rhein-Waal studiert. Das Studium habe ich mit
einem Bachelor abgeschlossen. Aktuell studiere ich im Masterstudiengang
„Integriertes Design – Kultur und Identität“ an der Hochschule für bildende
Künste in Bremen. Hier arbeite und studiere ich integriert im Bereich Design
mit den Kunststudierenden der Hochschule – also frei aber angewandt. Ich lebe
aktuell in Bremen und Moers.
„POTT-À-PORTER“ behandelt ja das Thema Mode. Wann und wie ist die Idee
dazu entstanden?
Die Idee entstand während eines Praktikums, das ich 2017 im Condé Nast Verlag
im Art Department München des Glamour Magazins gemacht habe. Ich
arbeitete aktiv in der Moderedaktion mit. In der Redaktion lernte ich die Abkehr
vom Überperfekten der Haute Couture kennen, hin zu einem Stil, der mir aus
meinem persönlichen Umfeld schon lange sehr bekannt war.
Ich fand es sehr erstaunlich, dass dieser Ugly Chic Look (klobige Schuhe, Oversized
Kleidungsstücke) plötzlich von der Modewelt in Luxus umgewandelt wurde.
Hier wird nun viel Geld verlangt, um unauthentisch authentisch auszusehen.
Dieses Paradox wollte ich auch in Bezug auf meine Heimat Ruhrgebiet fotografisch
untersuchen. Das war 2017.
An diesem Projekt arbeite ich noch immer. Es begleitet mich quasi in meinem
Alltag. Immer wieder begegne ich Menschen, die diesen Modestil „Pretty Ugly“
08
verkörpern und Teil des Projektes werden wollen. Dieser Stil ist authentisch und
lässig und existiert, weil man sich nicht zu viel Mühe gibt, um sich künstlich chic
zu machen. Jede:r sollte tragen, worin sie/er sich wohlfühlt und man sollte sich
auf keinen Fall „verkleiden“. Ich selbst bin zwar modebewusst, aber auf jeden
Fall auch authentisch in meinem Kleidungsstil.
Wie kommst Du zu deinen Modellen?
Ich habe zunächst im Inner Circle angefangen, das heißt bei meiner Familie und
meinen Freunden, um hier meinen eigenen fotografischen Umgang mit dem
Thema und den Menschen zu erproben. Danach begann ich Menschen auf der
Straße anzusprechen, die bereits diesen Stil tragen und ihn verkörpern.
Deine Bilder veröffentlichst Du vornehmlich auf Instagram. Warum nutzt Du
diese Plattform?
Instagram ist einfach schon vorhanden. Man muss sich lediglich einen Account
erstellen und kann sofort seine Bilder hochladen. Außerdem hat Instagram
eine sehr hohe Reichweite. Man kann schnell sehr viele Leute erreichen, auch
dadurch, dass in meiner Szene fast jede:r Instagram benutzt. Ich bin mit Social
Media aufgewachsen und bin Teil der Instagram-Generation. Was liegt also
näher als die Bilder auf Instagram zu veröffentlichen?
In Deinen Bildern aber auch im Titel taucht ja immer wieder das Ruhrgebiet
auf. Welche Bedeutung hat die Region für Dich?
Ich bin im Ruhrgebiet geboren und fand die Region lange wenig inspirierend.
Mein Interesse verlagerte sich im Laufe der Jahre immer weiter in Richtung
Kunst, Kultur, Musik, Mode und Fotografie. Ich wollte immer in die Großstadt,
09
um da auf Gleichgesinnte zu treffen. Als ich dann länger weg war – ich war
unter anderem in Köln, Hamburg und München –, habe ich festgestellt, dass es
zu Hause doch cool ist. Man kann hier viel mehr machen als man gemeinhin
so glaubt. Die Menschen hier sind direkter und ehrlicher aber auch bodenständiger
als in anderen Regionen Deutschlands.
Thematisch war gerade der Ugly Chic Stil – für mich schon immer – im Ruhrgebiet
vorhanden. Es ist schon absurd, dass dieser Stil gehypt und inzwischen
international bekannt gemacht wurde. Letztlich geben manche Menschen viel
Geld aus, um so auszusehen wie die Jugendlichen im Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet
ist cool und nicht wie so manche behaupten langweilig. Hier gibt es genügend
modebewusste und vor allem authentisch modebewusste Leute. Das ist für mich
auch ein Gegenbild zu einer in den Medien stattfindenden Abwertung der Region.
An welchem Projekt arbeitest Du aktuell?
Ich arbeite ja immer noch am „POTT-À-PORTER“-Projekt. Unabhängig davon
habe ich neben der Ausstellung auf Zollverein noch eine Ausstellung für ein
Uni-Projekt in Bremen, die ich gerade vorbereite. Damit bin ich dann inklusive
meines Studiums und meines Jobs in einem Plattenladen gut ausgelastet. Aber
ich habe natürlich noch die eine oder andere Idee für weitere Projekte.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass ich mit meiner Arbeit weiterhin Leute erreichen kann und
dass ich unbeschwert weiterhin das machen darf, was ich machen möchte. Und
ich wünsche mir natürlich auch Erfolg mit meiner Arbeit.
Das Interview führte Peter Liedtke in Form einer Zoom-Konferenz.
10
Bildteil
11
Vita/Kontaktdaten
Amina Falah
Studium/Ausbildung
2011 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: Anglistik und Philosophie
(Bachelor)
2013–2020 Hochschule Rhein-Waal: Information and Communication Design
(Bachelor)
Seit 2020
Hochschule für Künste Bremen: Integriertes Design – Kultur und
Identität (Master)
Praktika
2013 Allan Richard Tobis Fotografie, München
2014 Club Cultural Taher Haddad, Graphic Design/Photography, Tunis
2016 Christoph Siegert – Photography & Film, Hamburg
2017/2018 Condé Nast Verlag, Glamour Magazin, Art Department, München
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Gruppenausstellungen
2012 „Kunst und Hochschule“, Hochschule Rhein-Waal, Kleve
2016 „This is Us!“, Hochschule Rhein-Waal, Kleve
2020 „Neuaufnahmen in das Pixelprojekt_Ruhrgebiet“, Wissenschaftspark
Gelsenkirchen
Einzelausstellung
2021 „POTT-À-PORTER“ Museum Under Construction, Ludwiggalerie
Schloss Oberhausen
Auszeichnungen
2016 Sonderpreis im Fotowettbewerb „This Is Us!“ der Hochschule
Rhein-Waal für die Fotostrecke „Female Interaction“
amina_falah@hotmail.de
www.instagram.com/soulofmind/
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Impressum
Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung
„POTT-À-PORTER“– Fotoarbeiten von Amina Falah
in der Ausstellungsreihe „Aktuelle Fotografie im Ruhrgebiet. Pixelprojekt auf Zollverein“
14.11.2021 – 06.03.2022
Rundeindicker in der Kohlenwäsche, Zollverein, Essen
Ein Projekt des Pixelprojekt_Ruhrgebiet und der Stiftung Zollverein
in Kooperation mit dem Ruhr Museum
Idee: Heinrich Theodor Grütter
Ausstellung
Konzeption: Peter Liedtke und Stefanie Grebe
Realisation: Peter Liedtke, Bernward Schilke, Christof Wolf
Digitale Ausbelichtungen auf Fotopapier und Schwarz-Weiß-Fotografien (UV-Direktdruck
auf Aluminiumverbundplatten): Saal Digital Fotoservices GmbH
Ausstellungsgrafik: Bettina Steinacker
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Stiftung Zollverein
Aufbau und Einrichtung: Hassan Allitou, Christoph Röttelbach, Norbert Welter
Katalog
Herausgeber: Pixelprojekt_Ruhrgebiet und Stiftung Zollverein
Konzeption und Realisation: Peter Liedtke
Redaktion: Peter Liedtke, Martina Kötters und Christina Kemnitz
Gesamtgestaltung: Bettina Steinacker, Gestaltung Bildteil: Amina Falah
Druck: Onlinedruck.biz
Jahre
UNESCO-Welterbe
Veranstalter
Kooperationspartner
Förderer
Projektförderer
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