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forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2018: Digital in die Zukunft? Tierische Geschäfte!

Digital in die Zukunft? Tierische Geschäfte! forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2018 Für die einen Heilsbringer zum Beispiel bei Kommunikation, Produktion oder Energiewende, für andere Schreckgespenst auf dem Weg zur grenzenlosen Manipulation und totalen Überwachung: Die Digitalisierung und Robotik ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch … Immer größere Ställe, immer mehr Tiere, immer höherer Fleisch-, Milch- und Eierkonsum weltweit – ein tierisches Geschäft mit Schattenseiten ... In forum 1/2018, das am 15. April erscheint, spannen die Autoren einen weiten Bogen an wichtigen Themen für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft. Für viele Unternehmer, Investoren und Politiker geht es bei obigen Themen darum, ganz vorne dabei zu sein. Dies gilt für Robotik und Digitalisierung ebenso wie beim großen Industriezweig Nutztiere und Massenproduktion von Lebensmitteln. Das Special Digitalisierung stellt deshalb die neuesten Entwicklungen und vor allem auch die Chancen und Risiken für die Nachhaltigkeit vor. Unter dem Motto „Wir sind unersättlich" zeigt forum, dass die industrielle Tierhaltung weiter auf dem Vormarsch ist und wie dabei Tiere und Gesundheit auf der Strecke bleiben. Doch auch hier sind es die positiven Beispiele und Lösungen, die im Fokus der Beiträge stehen. Ein besonders gutes Beispiel für ein gemeinsames Engagement ist das Pflanzen von Bäumen. Doch der Wald ist noch mehr als CO2- und Wasserspeicher: Er lehrt uns Kreislaufwirtschaft in Perfektion. Aber nicht nur Bäume, sondern auch die Zentralbanken können das Klima retten. Der Weltzukunftsrat meldet sich in forum mit einem faszinierenden Finanzmodell zu Wort. Apropos Finanzen – im Beitrag Katholizismus, Kohle, Klimawandel hinterfragt die aktuelle Ausgabe von forum: Was macht die Kirche eigentlich mit ihrem Geld? Ist Divestment hinter den Kirchenmauern angekommen? Weitere inspirierende Beiträge im neuen Heft • Wird uns die Welt zu komplex? Trend- und Zukunftsforschung sowie Komplexitätsmanagement können helfen. • Jetzt reicht‘s - Tourismus contra Lebensmittelverschwendung • Die Wiener Woche der Würde - Was hat Würde mit Wirtschaft zu tun? • Zeigt her Eure Füße, zeigt her Eure Schuh - Schuhproduktion in Indien • Sustainable, sexy, cool - Recup zeigt Wegwerfbechern die rote Karte

Digital in die Zukunft? Tierische Geschäfte!
forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2018
Für die einen Heilsbringer zum Beispiel bei Kommunikation, Produktion oder Energiewende, für andere Schreckgespenst auf dem Weg zur grenzenlosen Manipulation und totalen Überwachung: Die Digitalisierung und Robotik ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch …

Immer größere Ställe, immer mehr Tiere, immer höherer Fleisch-, Milch- und Eierkonsum weltweit – ein tierisches Geschäft mit Schattenseiten ...

In forum 1/2018, das am 15. April erscheint, spannen die Autoren einen weiten Bogen an wichtigen Themen für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft.
Für viele Unternehmer, Investoren und Politiker geht es bei obigen Themen darum, ganz vorne dabei zu sein. Dies gilt für Robotik und Digitalisierung ebenso wie beim großen Industriezweig Nutztiere und Massenproduktion von Lebensmitteln. Das Special Digitalisierung stellt deshalb die neuesten Entwicklungen und vor allem auch die Chancen und Risiken für die Nachhaltigkeit vor.

Unter dem Motto „Wir sind unersättlich" zeigt forum, dass die industrielle Tierhaltung weiter auf dem Vormarsch ist und wie dabei Tiere und Gesundheit auf der Strecke bleiben. Doch auch hier sind es die positiven Beispiele und Lösungen, die im Fokus der Beiträge stehen.

Ein besonders gutes Beispiel für ein gemeinsames Engagement ist das Pflanzen von Bäumen. Doch der Wald ist noch mehr als CO2- und Wasserspeicher: Er lehrt uns Kreislaufwirtschaft in Perfektion.

Aber nicht nur Bäume, sondern auch die Zentralbanken können das Klima retten. Der Weltzukunftsrat meldet sich in forum mit einem faszinierenden Finanzmodell zu Wort.

Apropos Finanzen – im Beitrag Katholizismus, Kohle, Klimawandel hinterfragt die aktuelle Ausgabe von forum: Was macht die Kirche eigentlich mit ihrem Geld? Ist Divestment hinter den Kirchenmauern angekommen?

Weitere inspirierende Beiträge im neuen Heft
• Wird uns die Welt zu komplex? Trend- und Zukunftsforschung sowie Komplexitätsmanagement können helfen.
• Jetzt reicht‘s - Tourismus contra Lebensmittelverschwendung
• Die Wiener Woche der Würde - Was hat Würde mit Wirtschaft zu tun?
• Zeigt her Eure Füße, zeigt her Eure Schuh - Schuhproduktion in Indien
• Sustainable, sexy, cool - Recup zeigt Wegwerfbechern die rote Karte

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<strong>01</strong>/2<strong>01</strong>8<br />

ForumISSN 1865-4266<br />

<strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

Das Entscheider-Magaz<strong>in</strong><br />

<strong>Digital</strong> <strong>in</strong> der <strong>Zukunft</strong><br />

Dorothee Bär: Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

für <strong>Digital</strong>isierung legt los!<br />

Was uns der Wald lehrt<br />

Kreislaufwirtschaft <strong>in</strong> Perfektion<br />

Wir s<strong>in</strong>d unersättlich<br />

Industrielle Tierhaltung auf dem Vormarsch<br />

Zentralbanken retten das Klima<br />

Der Weltzukunftsrat meldet sich zu Wort<br />

Katholizismus, Kohle, Klimawandel<br />

Und was macht <strong>die</strong> Kirche mit ihrem Geld?<br />

<strong>Digital</strong>isierung wird immer schneller<br />

Chancen und Risiken für <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

<strong>01</strong><br />

4 197564 507505


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KUNSTSTOFFERZEUGNISSE E.V.<br />

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Bauprodukte mit Umwelt-Produktdeklaration (EPD)<br />

Dafür setzen wir uns e<strong>in</strong>:<br />

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ISO 14025 and EN 15804<br />

Umweltverträglichkeit und nachhaltige Ressourcennutzung stehen<br />

bei Bauprodukten hoch im Kurs. Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs)<br />

vom Institut Bauen und Umwelt e.V. stellen Umweltwirkungen dar:<br />

objektiv – unabhängig – transparent. Damit nachhaltiges Bauen gel<strong>in</strong>gt.<br />

In Deutschland. In Europa und weltweit.<br />

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Das Detail im Fokus.<br />

Das Ganze im Blick.<br />

Panoramastr. 1 | 1<strong>01</strong>78 Berl<strong>in</strong> | <strong>in</strong>fo@ibu-epd.com


Editorial<br />

FRÜHLINGSERWACHEN<br />

Anders als unser Intellekt verdoppelt sich <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit von Computern alle 18<br />

Monate. Daher können sie heute bereits eigenständig Intelligenz und neue Fähigkeiten<br />

entwickeln. In Kooperation mit dem Österreichischen Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr,<br />

Innovation und Technologie zeigen wir Ihnen deshalb <strong>die</strong> fasz<strong>in</strong>ierenden Möglichkeiten<br />

der <strong>Digital</strong>isierung. Natürlich legen wir unser Hauptaugenmerk auf <strong>die</strong> Chancen, <strong>die</strong> sich<br />

daraus für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung bieten und begrüßen <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

<strong>die</strong> neue deutsche Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Dorothee Bär als Beauftragte der Bundesregierung<br />

für <strong>Digital</strong>isierung.<br />

Wir verschweigen aber auch nicht <strong>die</strong> Schattenseiten der <strong>Digital</strong>isierung und zitieren<br />

den letzte Woche verstorbenen genialen Physiker Stephen Hawk<strong>in</strong>g: „Ich fürchte, dass<br />

<strong>die</strong> künstliche Intelligenz den Menschen <strong>in</strong>sgesamt ersetzen könnte. Wenn Menschen<br />

Computerviren entwerfen, wird jemand e<strong>in</strong>e künstliche Intelligenz entwerfen, <strong>die</strong> sich<br />

selbst verbessert und vermehrt. Das wird e<strong>in</strong>e neue Lebensform se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> den Menschen<br />

überragt.“<br />

Der gefährlichste oder der beste Zeitpunkt?<br />

Hawk<strong>in</strong>g, der große Vordenker unseres Jahrhunderts thematisierte auch <strong>die</strong> dr<strong>in</strong>glichsten<br />

Probleme unserer Zeit: „Wir stehen vor gewaltigen und überaus beunruhigenden Umweltproblemen:<br />

Klimawandel, Lebensmittelsicherheit, Überbevölkerung, Rückgang<br />

der Artenvielfalt, Epidemien, Übersäuerung der Meere. All <strong>die</strong>se Phänomene zeigen<br />

uns, dass wir gerade am gefährlichsten Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte stehen.“<br />

Deshalb wollen wir nicht mehr auf langwierige Koalitionsverhandlungen und wankelmütige<br />

Beschlüsse der Politik warten. Es ist der beste Zeitpunkt, selbst aktiv zu werden.<br />

Dafür holen wir Gesellschaft und Wirtschaft mit <strong>in</strong>s Boot. Deswegen unterstützen wir<br />

<strong>die</strong> Zusammenarbeit von NGOs und Unternehmen und berichten noch aktiver als zuvor<br />

über Best Practice-Beispiele, <strong>die</strong> wertvolle Anregungen geben. In <strong>die</strong>sem Heft reicht<br />

das Themenspektrum von Pflanzprojekten über Tierschutzmaßnahmen bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />

Initiative für mehr Würde <strong>in</strong> Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Stranded Assets, <strong>die</strong> Angst der Konzerne<br />

und Investoren <strong>in</strong> der Energiewirtschaft,<br />

können nur noch durch drastische Maßnahmen<br />

verh<strong>in</strong>dert werden. Wie dabei<br />

gleichzeitig das Klima profitiert, verrät<br />

der revolutionäre Ansatz e<strong>in</strong>es „Climate<br />

Bailout“. Mehr dazu im Beitrag „Zentralbanken<br />

müssen jetzt das Klima retten“<br />

auf Seite 110.<br />

Im kommenden Heft stellen wir Klima-Initiativen von Unternehmen, NGOs und Stiftungen<br />

vor und zeigen erfolgreiches „Match<strong>in</strong>g“ – also <strong>die</strong> Vernetzung und <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />

von Akteuren, wie das <strong>die</strong> Organisation „Protect the Planet“ beispielhaft umsetzt. Der<br />

Schwerpunkt gilt dem Lebenselixir des blauen Planeten: Wasser. Senden Sie uns dazu<br />

gerne Ihre Anregungen und Projekte.<br />

Coverfotos: © iStockphoto/P<strong>in</strong>kypills | kle<strong>in</strong>: © Dorothee Bär<br />

In <strong>die</strong>sem S<strong>in</strong>ne wünschen wir Ihnen nun viel Spaß und wertvolle Anregungen bei der<br />

Lektüre <strong>die</strong>ser Ausgabe von <strong>forum</strong>.<br />

Mit beschw<strong>in</strong>gten Frühl<strong>in</strong>gsgrüßen<br />

Prof. Dr. Maximilian Gege<br />

Vorstandsvorsitzender B.A.U.M. e.V.<br />

Fritz Lietsch<br />

Herausgeber <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong><br />

f.lietsch@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Prof. Dr. Maximilian Gege (l.) und Fritz Lietsch<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

3


INHALT<br />

10<br />

Global vernetzt: Satelliten s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />

Transmitter der <strong>Digital</strong>isierung. 62<br />

Wiener Woche der Würde: Werte reflektieren<br />

und erneuern. Auch <strong>in</strong> der Wirtschaft.<br />

3 Editorial<br />

6 Brennpunkt Tiefsee – Leben im Dunkeln<br />

8 Gute Nachrichten<br />

Schwerpunkt<br />

ANGEKOMMEN<br />

IN DER ZUKUNFT<br />

<strong>Digital</strong>isierung und <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

10 <strong>Digital</strong>e Evolution durch IKT Die Politik ist gefragt!<br />

18 <strong>Nachhaltig</strong>.digital E<strong>in</strong>e Kompetenzplattform stellt<br />

sich vor<br />

22 Kampf der Megatrends Technologien an <strong>die</strong> Hand<br />

nehmen<br />

25 Vernetzt denken lernen E<strong>in</strong> Studium für <strong>Zukunft</strong>sgestalter<br />

THEMEN<br />

Strategie und Unternehmensführung<br />

28 Strategische Frühaufklärung Trend- und<br />

<strong>Zukunft</strong>sforschung<br />

34 Wird uns <strong>die</strong> Welt zu komplex? Komplexitätsmanagement<br />

hilft<br />

38 Jetzt reicht´s Tourismus contra Lebensmittelverschwendung<br />

42 Biopioniere im Portrait Von den Besten lernen<br />

<strong>Tierische</strong> <strong>Geschäfte</strong> Teil 2 – Nutztiere<br />

48 Unser Appetit ist unersättlich Die Turbo Kuh im<br />

Milchsystem<br />

52 Weltmeister Hahn Spitzenplatz auf der Speisekarte<br />

56 Stellungnahme Tierärztliches Forum für<br />

verantwortbare Landwirtschaft<br />

58 Nutztiere Der große Strukturwandel greift um sich<br />

60 Jetzt ist <strong>die</strong> Politik am Zug Fleisch<strong>in</strong>dustrie und<br />

Konsumverhalten<br />

64 999 Zeichen … für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> der <strong>Geschäfte</strong> mit<br />

Nutztieren<br />

65 Mit gutem Gewissen genießen Die <strong>Zukunft</strong> der<br />

Tierhaltung<br />

4 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


INHALT<br />

Der Wald: Rohstofflieferant, Klimaretter,<br />

Arbeitgeber und vieles mehr. 78 114<br />

Kirche und Kohle: Wir fragen – wie und<br />

wo <strong>in</strong>vestiert <strong>die</strong> Kirche?<br />

Verantwortung, Visionen, Aktionen<br />

68 Warum Würde? Was hat Würde mit Wirtschaft<br />

zu tun?<br />

70 Von wegen Würde! Auf der Suche nach dem<br />

verlorenen Schatz<br />

74 Die Wiener Woche der Würde Was, Warum und<br />

Wie?<br />

76 Zeigt her Eure Füße, zeigt her Eure Schuh<br />

Schuhproduktion <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n<br />

<strong>forum</strong><br />

81 Es war e<strong>in</strong>mal … E<strong>in</strong> Fürst und K<strong>in</strong>der <strong>die</strong><br />

Bäume pflanzten<br />

83 Gut zu Wissen Gebt den K<strong>in</strong>dern das Kommando<br />

Wald und Wirtschaft<br />

84 Naturwälder Perfekte Lehrmeister für Manager<br />

88 <strong>Zukunft</strong>sfähige Unternehmen Ressourcen schaffen<br />

statt verbrauchen<br />

90 Der Schwarzwald am Scheideweg Verlierer des<br />

Klimawandels?<br />

93 E<strong>in</strong> Scherbenhaufen Die deutsche Klima- und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitspolitik<br />

94 Mr. Social and Mrs. Bus<strong>in</strong>ess Vom Großstadtgärtner<br />

zum Waldbesitzer<br />

100 Susta<strong>in</strong>able, sexy, cool Die Recup Story<br />

104 Paolo Lugari Der alte Mann und <strong>die</strong> Bäume<br />

109 Der Wald Dreh- und Angelpunkt e<strong>in</strong>er Industrie-<br />

Gesellschaft<br />

Geld und Investment<br />

110 Zentralbanken retten Klima Weltzukunftsrat und<br />

F<strong>in</strong>anzwirtschaft<br />

114 Die Kirche und das Geld Wo und wie legt sie ihre<br />

Kohle an?<br />

Bauen und Wohnen<br />

119 Zertifizierungen von Gebäuden Elf Argumente<br />

sprechen dafür<br />

SERVICE<br />

122 Bücher und Filme für den Wandel<br />

Die <strong>forum</strong> Me<strong>die</strong>ntipps<br />

124 Events <strong>in</strong> der Vorschau<br />

Veranstaltungen im Kurz-Portrait<br />

126 Tagen & Tourismus Genuss und Gipfelglück<br />

128 B.A.U.M. <strong>in</strong>formiert Nachrichten aus dem<br />

Unternehmernetzwerk<br />

129 Marktplatz Anbieter stellen sich vor<br />

130 Impressum, Nachwort und Ausblick<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. E<strong>in</strong> Produkt der Ste<strong>in</strong>beis Papier GmbH.<br />

5


BRENNPUNKT<br />

TIEFSEE<br />

Leben im Dunkeln<br />

Die Tiefsee ist e<strong>in</strong>er der geheimnisvollsten Orte der Erde –<br />

noch weitgehend unerforscht und damit der letzte große<br />

dunkle Fleck auf unserem Planeten. Dies mag e<strong>in</strong>er der<br />

Gründe für <strong>die</strong> große Fasz<strong>in</strong>ation se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Tiefsee auf<br />

<strong>die</strong> Menschen ausübt. Sie zieht uns an mit Etwas, das Worte<br />

nicht fassen können – e<strong>in</strong>e ferne Welt, <strong>in</strong> ewiger Dunkelheit,<br />

unwirtlich und doch voller Leben.<br />

Die Ausstellung „Tiefsee. Leben im Dunkeln“ im Landesmuseum<br />

Hannover gibt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>die</strong>se e<strong>in</strong>zigartige Welt. Sie<br />

verspricht e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives und multimediales Unterwassererlebnis<br />

und <strong>die</strong> hautnahe Begegnung mit orig<strong>in</strong>alen Tiefseefischen,<br />

<strong>die</strong> zu den wohl bizarrsten Geschöpfen zählen,<br />

<strong>die</strong> unser Planet zu bieten hat. Partner der Ausstellung ist<br />

das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel<br />

– e<strong>in</strong>es der weltweit führenden Institute im Bereich der<br />

Tiefseeforschung.<br />

www.landesmuseum-hannover.de<br />

Fotos: © Solv<strong>in</strong> Zankl<br />

6 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


BRENNPUNKT<br />

Call for Ideas and Papers: Für <strong>die</strong> kommende Ausgabe bereiten<br />

wir e<strong>in</strong>en umfangreichen Schwerpunkt zum Thema<br />

Wasser vor und beleuchten <strong>die</strong>ses von der Entstehung über<br />

<strong>die</strong> Nutzung bis h<strong>in</strong> zum „Abwasser“. Nutzen Sie <strong>die</strong>ses spannende<br />

Umfeld zur Präsentation Ihrer Innovationen, Projekte<br />

und Produkte.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

7


GUTE NACHRICHTEN<br />

Masterlehrgang „Angewandte Geme<strong>in</strong>wohl-Ökonomie“: Start Herbst 2<strong>01</strong>8<br />

© Adobe Stock<br />

Nach <strong>in</strong>tensiver konzeptioneller und organisatorischer Vorarbeit ist es nun<br />

soweit: Die Geme<strong>in</strong>wohl-Ökonomie kann jetzt erstmals stu<strong>die</strong>rt werden.<br />

Anbieter <strong>die</strong>ses weltweit e<strong>in</strong>maligen Weiterbildungslehrgangs s<strong>in</strong>d das AIM –<br />

Austrian Institute of Management der FH Burgenland und das Stu<strong>die</strong>nzentrum<br />

Saalfelden. Der berufsbegleitende, viersemestrige Lehrgang schließt mit dem<br />

„Master of Arts <strong>in</strong> Social Sciences (MA)“ ab. Vor dem aktuellen H<strong>in</strong>tergrund<br />

massiver gesellschaftlicher Veränderungen richtet sich der forschungsgeleitete<br />

Lehrgang speziell an berufstätige AkademikerInnen bzw. beruflich herausragend<br />

qualifizierte Erwachsene. Anmeldeschluss ist der 30. Juni 2<strong>01</strong>8.<br />

www.stu<strong>die</strong>nzentrum.at<br />

Der Wal als Vorbild für Möbel<br />

© Vepa<br />

Stop talk<strong>in</strong>g. Let‘s start do<strong>in</strong>g! Mit <strong>die</strong>sem Anspruch gehen Vepa, niederländischer<br />

Hersteller von Büromöbeln und <strong>die</strong> Umweltorganisation Plastic<br />

Whale an das Problem Plastikmüll. Mit dem Projekt Plastic Whale Circular<br />

Furniture wird das aus Amsterdamer Grachten herausgefischte Plastik zu<br />

hochwertigen Büromöbeln verarbeitet. E<strong>in</strong> Teil des Verkaufserlöses geht an<br />

Umwelt<strong>in</strong>itiativen, <strong>die</strong> weltweit dem Plastikmüll zu Leibe rücken wollen. Die<br />

erste Möbelkollektion besteht aus e<strong>in</strong>em Konferenztisch, Stuhl, Lampen und<br />

geräuschdämmenden Wandpaneelen. Die Entwürfe, bei denen der Wal als<br />

Inspiration <strong>die</strong>nt, stammen vom niederländischen Designbüro LAMA Concept.<br />

www.plasticwhale.com; www.vepa.nl<br />

Die Spitzenreiter: <strong>Nachhaltig</strong>keitswettbewerbe für Unternehmen <strong>in</strong> Deutschland<br />

E<strong>in</strong>e Ende 2<strong>01</strong>7 erschienene Stu<strong>die</strong> der Uni Hohenheim<br />

verrät, was viele Unternehmen wissen möchten: Welcher<br />

Wettbewerb ist für Image und Bekanntheit am besten.<br />

Dem Onl<strong>in</strong>e-Aufruf von <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> und<br />

der Pressestelle der Universität Hohenheim folgten viele Unternehmen.<br />

Dr. Beate Gebhardt erhielt im Erhebungszeitraum Juli bis<br />

August 2<strong>01</strong>7 von 193 Unternehmen valide Antworten auf <strong>in</strong>sgesamt<br />

31 Fragen. Um alle Unternehmen <strong>in</strong> Deutschland mit Interesse an<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit zu erreichen, erfolgten zusätzlich Direktmail<strong>in</strong>gs an<br />

Mitglieder der Unternehmensverbände B.A.U.M., future und UnternehmensGrün.<br />

Quelle: © Gebhardt, Universität Hohenheim<br />

Die bekanntesten Spitzenreiter der Befragung: B.A.U.M. Umweltpreis auf<br />

Platz drei, auf Platz zwei liegt der hochdotierte Deutsche Umweltpreis und<br />

Platz e<strong>in</strong>s gab es für den Deutschen <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis, dessen Bewerbungsfrist<br />

für Unternehmen noch bis zum 27. April 2<strong>01</strong>8 läuft. Diese Top 3 zählen<br />

auch zu den glaubwürdigsten <strong>Nachhaltig</strong>keitswettbewerben. Unternehmen<br />

möchten bevorzugt mit e<strong>in</strong>em <strong>die</strong>ser Awards ausgezeichnet werden. Das sagen<br />

auch Unternehmen, <strong>die</strong> bisher noch an ke<strong>in</strong>em Wettbewerb<br />

teilgenommen hatten.<br />

Weitere Ergebnisse der Untersuchung und e<strong>in</strong>e Übersicht<br />

wichtiger Awards und Preise f<strong>in</strong>den Sie hier und unter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net.<br />

8 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


GUTE NACHRICHTEN<br />

© Deutsche KlimaStiftung<br />

KlimaTörn 2<strong>01</strong>8 – Segeltra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für Nachwuchskräfte<br />

Lust auf e<strong>in</strong> Abenteuer zur See? Die Deutsche<br />

Klimastiftung bietet Auszubildenden und Nachwuchskräften<br />

e<strong>in</strong>en spannenden und erfahrungsreichen<br />

Segeltörn auf Deutschlands wohl<br />

schönstem Traditionssegler – der ALEXANDER<br />

VON HUMBOLDT II. Vom 21. bis 29. September<br />

2<strong>01</strong>8 bereiten sich <strong>die</strong> Teilnehmer zunächst <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em zweitägigen Workshop- und Veranstaltungsprogramm<br />

im Klimahaus Bremerhaven 8°<br />

Ost vor und stechen dann für sechs Tage <strong>in</strong> See.<br />

Ziel des KlimaTörns ist nicht nur, Wissenswertes rund um Klima und <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

zu lernen, sondern auch das Kommunikationsvermögen, <strong>die</strong> Organisationsfähigkeit<br />

und den Teamgeist der „Tra<strong>in</strong>ees“ zu stärken.<br />

www.deutscheklimastiftung.de<br />

Mit Bio-Baumwollbeuteln verpackungsfrei Obst und Gemüse<br />

kaufen<br />

© memo AG<br />

© SnappCar<br />

Die memo AG sagt den dünnwandigen Kunststoffbeuteln,<br />

<strong>die</strong> es an der Obst- und Gemüsetheke kostenlos gibt,<br />

den Kampf an: Neu im memo Markensortiment ist der<br />

Zweierpack Beutel für Obst und Gemüse aus 100 Prozent<br />

Bio-Baumwolle. Die Beutel s<strong>in</strong>d GOTS- und Fairtrade-zertifiziert<br />

und haben e<strong>in</strong>e komfortable Größe – beispielsweise für<br />

bis zu drei Kilogramm Kartoffeln. Die e<strong>in</strong>e Seite ist aus e<strong>in</strong>er luftigen Gitterstruktur,<br />

<strong>die</strong> den Inhalt zeigt und zusätzlich für Belüftung sorgt. Die andere, glatte Stoffseite<br />

stabilisiert <strong>die</strong> Beutel. E<strong>in</strong>e feste Baumwollkordel zum Zuziehen verh<strong>in</strong>dert, dass<br />

<strong>die</strong> lose Ware herausfällt. Auf der Innenseite ist das Taragewicht von 42 Gramm<br />

des Beutels abgedruckt, um es beim Bezahlen an der Kasse abziehen zu können.<br />

www.memoworld.de<br />

Mit SnappCar das eigene Auto vermieten<br />

Autofahren ist teuer: Spätestens<br />

wenn am Jahresbeg<strong>in</strong>n <strong>die</strong> Autoversicherung<br />

abgebucht wird,<br />

merken das viele Autobesitzer auf<br />

dem eigenen Konto. Doch es gibt<br />

e<strong>in</strong>e Möglichkeit, mit dem Privatwagen<br />

Geld zu ver<strong>die</strong>nen und das<br />

Fahrzeug so zu ref<strong>in</strong>anzieren. Über<br />

SnappCar kann das Auto <strong>in</strong> den<br />

Zeiten, <strong>in</strong> denen es ohneh<strong>in</strong> ungenutzt<br />

herumsteht, vermietet werden. Private Autobesitzer tragen sich und ihren<br />

Standort kostenlos auf der Plattform e<strong>in</strong> und melden ihr Auto zur Vermietung an.<br />

Interessenten, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Auto suchen, können sich dann beim Vermieter melden.<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gebühr wird erst bei erfolgreicher Vermietung fällig. Während der<br />

Mietzeit ist das Fahrzeug automatisch über <strong>die</strong> Allianz versichert. SnappCar hat<br />

sich zum Ziel gesetzt, <strong>die</strong> Anzahl der Autos <strong>in</strong> Europa bis 2022 um fünf Millionen<br />

zu reduzieren.<br />

www.snappcar.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Auf <strong>die</strong> Farbe kommt es an<br />

Schimmel mit<br />

Kalk vorbeugen!<br />

■ frei von Konservierern<br />

■ schimmelvorbeugend<br />

■ atmungsaktiv<br />

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Re<strong>in</strong>cke Naturfarben GmbH<br />

Industriestraße 3 / 21640 Horneburg<br />

Tel.: +49 (0) 41 63 - 86 74 7-0<br />

9


SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

ANGEKOMMEN<br />

IN DER ZUKUNFT<br />

Als der britische Physiker Tim Berners-Lee vor 26 Jahren <strong>die</strong> erste Website veröffentlichte,<br />

brachte er e<strong>in</strong>e Entwicklung <strong>in</strong>s Rollen, <strong>die</strong> unsere gesamte Lebens- und Arbeitswelt<br />

erfasst und tiefgehend verändert hat. Heute begleiten rund 7.600 Tweets, 45.600 GB<br />

Internetverkehr und 61.000 Suchmasch<strong>in</strong>en-Anfragen pro Sekunde unseren Alltag. Die<br />

Rasanz des digitalen Wandels kann dabei durchaus e<strong>in</strong>schüchternd se<strong>in</strong> und birgt auch<br />

gewisse Gefahren für Gesellschaft und Umwelt. Doch es gilt, <strong>die</strong> zunehmende <strong>Digital</strong>isierung<br />

vor allem als Chance zu sehen, <strong>die</strong> wir nutzen können, um <strong>die</strong> Effizienz unserer<br />

Arbeit und letztlich <strong>die</strong> Lebensqualität jeder und jedes E<strong>in</strong>zelnen zu erhöhen.<br />

Die deutsche Regierung trägt <strong>die</strong>sem Wandel nun Rechnung durch e<strong>in</strong>e neue Staatsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

für <strong>Digital</strong>isierung. Österreich ist hier bereits e<strong>in</strong>en Schritt voraus und hat mit<br />

dem bmvit, dem Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Innovation und Technologie, e<strong>in</strong> Ressort<br />

geschaffen, das <strong>die</strong> Herausforderungen der <strong>Zukunft</strong> aktiv angeht und begleitet. Mit Unterstützung<br />

des M<strong>in</strong>isteriums ermöglichen wir im Special „<strong>Digital</strong>isierung und <strong>Nachhaltig</strong>keit“<br />

den <strong>forum</strong> Lesern e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> <strong>die</strong> digitale <strong>Zukunft</strong>. Im Anschluss präsentieren wir<br />

Strategien, wie <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung <strong>in</strong> den Dienst e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung gestellt<br />

werden kann.<br />

E<strong>in</strong>e Zusammenfassung von Fritz Lietsch<br />

<strong>Digital</strong>e Evolution durch IKT: Die Politik ist gefragt!<br />

Die <strong>Digital</strong>isierung verändert unsere gesamte Gesellschaft und unseren Alltag. Sie hat zunehmenden<br />

E<strong>in</strong>fluss darauf, wie wir arbeiten, wie wir mite<strong>in</strong>ander kommunizieren, wie wir uns fortbewegen und<br />

sogar auf unser Älterwerden. Die Grundlage <strong>die</strong>ser Evolution bildet <strong>die</strong> Anwendung moderner Informations-<br />

und Kommunika tionstechnologien (IKT). Die Politik muss dabei ihre Rolle im Veränderungsprozess<br />

e<strong>in</strong>nehmen, denn e<strong>in</strong>e breite Palette an Aktivitäten ist notwendig, um den Anforderungen des digitalen<br />

Wandels gerecht zu werden: das Spektrum reicht von regulatorischen Maßnahmen über den Ausbau der<br />

digitalen Infrastruktur bis h<strong>in</strong> zur Technologieförderung.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Herausforderung stellt <strong>die</strong> Gestaltung von Rechtsnormen und <strong>die</strong> Standardisierung dar. E<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>isterium wie das bmvit hat dabei e<strong>in</strong>erseits <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>in</strong> den europäischen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Gremien an der Diskussion der Normen teilzunehmen, andererseits <strong>die</strong> Umsetzung <strong>in</strong> nationales Recht zu<br />

begleiten und Gesetzesentwürfe vorzubereiten, beispielsweise beim Themenfeld automatisiertes Fahren<br />

oder bei Fragen der Mobilfunk<strong>die</strong>nste.<br />

Die <strong>Digital</strong>isierung hat uns ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. „Augmented“ und „Virtual Reality“ halten E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong><br />

unser Leben. Künstliche Intelligenz entwickelt sich <strong>in</strong> rasender Geschw<strong>in</strong>digkeit. Schafft der Mensch sich damit se<strong>in</strong><br />

Ebenbild?<br />

Foto: © iStockphoto/P<strong>in</strong>kypills (für alle Bilder: Augmented Reality, unterstützende Fotografie und Fotomontage: message.at/Aris Venetikidis)<br />

10<br />

Die Beiträge auf den Seiten 10 bis 17 s<strong>in</strong>d mit der freundlichen Unterstützung des Österreichischen Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Verkehr, Innovation und Technologie entstanden. Entgeltliche E<strong>in</strong>schaltung.


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT | SCHWERPUNKT<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

11


SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Doch <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Politik notwendige Unterstützung geht<br />

noch weiter und umfasst <strong>die</strong> Förderung von Infrastruktur<br />

(u.a. Mobilfunk, Festnetz, Breitband, Cloud Comput<strong>in</strong>g),<br />

Software (Programme, Datenbanksysteme, Architekturen)<br />

und Komponenten (u. a. High Performance Comput<strong>in</strong>g,<br />

Mikroelektronik, Robotics, Sensorik, Cyber-physical Systems,<br />

Photonics).<br />

Das dabei entwickelte Know-how wird dr<strong>in</strong>gend benötigt,<br />

um <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung <strong>in</strong> den Bereichen Verkehr, Mobilität,<br />

Gesundheit, Energie und Produktion voranzutreiben und<br />

Aspekte wie Interoperabilität, Datenzugang und -sicherheit<br />

zu gewährleisten.<br />

In der Alpenrepublik stehen aktuell auch KMU und Schulen<br />

im Fokus. Neben der Anb<strong>in</strong>dung von kle<strong>in</strong>en und mittleren<br />

Unternehmen soll dort zukünftig ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d das Schulsystem<br />

ohne digitale Bildung verlassen. E<strong>in</strong> Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits-Breitbandanschluss<br />

soll <strong>die</strong> ganze Bandbreite des<br />

Lebens abdecken und mehr Lebensqualität für Bürger und<br />

Bürger<strong>in</strong>nen schaffen. Mit der Familie via Videotelefonie<br />

Kontakt halten, Filme <strong>in</strong> HD aus dem Internet beziehen und<br />

auf dem Smart-TV schauen oder Home Office – und somit<br />

<strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>barkeit zwischen Beruf und Familie – das s<strong>in</strong>d<br />

nur e<strong>in</strong>ige der möglichen Vorteile. Für Unternehmen und<br />

ihre Angestellten verbessert sich damit auch <strong>die</strong> Form des<br />

Es gilt, <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung behutsam und <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang mit den<br />

Bedürfnissen unserer Gesellschaft zu entwickeln.<br />

Intelligente Energienetze s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Voraussetzung für e<strong>in</strong>e Umstellung<br />

auf <strong>die</strong> regenerative Energieerzeugung.<br />

Daneben müssen gesellschafts- und wirtschaftspolitische<br />

Handlungsfelder wie Ethik, Standort, Wandel der Arbeitsplätze,<br />

E-Inklusion, Ökologie, Konsumentenschutz und Wettbewerb<br />

besetzt werden.<br />

Lebensqualität und Bus<strong>in</strong>ess: Alles e<strong>in</strong>e Frage der Bandbreite?<br />

Ob Wirtschaft, Bildung, Arbeit oder das gesellschaftliche<br />

Leben, es gibt kaum e<strong>in</strong>en Bereich, der nicht auf den ungebremsten<br />

Zugang zum Internet angewiesen ist. Die ganze<br />

Welt ist <strong>in</strong>zwischen onl<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>e Teilhabe ist für viele Menschen<br />

und Organisationen nur mit e<strong>in</strong>em leistungsfähigen<br />

Internetanschluss möglich.<br />

Österreich will bis 2020 nahezu flächendeckend Übertragungsraten<br />

von m<strong>in</strong>destens 100 Mbit/s zur Verfügung<br />

stellen und dabei vor allem ländliche Regionen mit modernen<br />

Glasfaserleitungen aufrüsten. Damit will man <strong>die</strong><br />

Ansiedelung von Unternehmen am Land vorantreiben,<br />

neue Arbeitsplätze schaffen und der Abwanderung entgegensteuern.<br />

Arbeitens. Zum Beispiel kann man dank Cloud Comput<strong>in</strong>g auf<br />

alle se<strong>in</strong>e Daten, <strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em virtuellen Rechenzentrum gespeichert<br />

s<strong>in</strong>d, zugreifen oder mit Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />

aus anderen Ländern gleichzeitig an Projekten arbeiten, egal<br />

wo man sich gerade bef<strong>in</strong>det. Pläne, Bilder, Zeichnungen und<br />

Videos können rascher versendet und empfangen werden.<br />

Videokonferenzen ersetzen anstrengende Geschäftsreisen<br />

und reduzieren Nerven- und Klimabelastung. Dank der reibungslosen<br />

Übermittlung von großen Datenmengen durch<br />

Breitband profitieren auch Bereiche wie E-Learn<strong>in</strong>g, E-Health<br />

oder E-Government.<br />

Schneller, höher, weiter: Von 4G auf dem Weg zu 5G<br />

Seit 2<strong>01</strong>1 hält auch <strong>in</strong> Österreich <strong>die</strong> aktuelle, vierte Generation<br />

der Mobilfunk- und Netztechnologie E<strong>in</strong>zug (4G,<br />

LTE-Technik). 4G ermöglicht theoretisch Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

von bis zu 150 Mbit/s. E<strong>in</strong>e weitere Steigerung wird LTE-Advanced<br />

br<strong>in</strong>gen (Geschw<strong>in</strong>digkeiten von bis zu 450 Mbit/s)<br />

und <strong>die</strong> nächste Entwicklungsstufe der fünften Generation<br />

(5G) steht bereits vor der Tür. Die EU-Kommission gibt hier <strong>die</strong><br />

Fotos v.l.n.r.: © iStockphoto: Carlos Andre Santos | wallix<br />

12 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT | SCHWERPUNKT<br />

Richtung vor: Bis zum Jahr 2020 soll jeder Mitgliedstaat e<strong>in</strong>e<br />

Großstadt mit 5G versorgen, und bis 2025 sollen 5G-Netze<br />

<strong>in</strong> allen städtischen Gebieten und auf den bedeutendsten<br />

Landverkehrswegen vorhanden se<strong>in</strong>. 5G wird Bandbreiten<br />

von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde und e<strong>in</strong>e 100-mal<br />

schnellere Übertragungsgeschw<strong>in</strong>digkeit als <strong>die</strong> 4G-Technologie<br />

ermöglichen. Dank 5G werden selbststeuernde Autos,<br />

Industrie 4.0, Smart Cities und viele weitere digitale Innovationen<br />

Wirklichkeit. Aktuell wird unter Federführung des<br />

bmvit e<strong>in</strong>e nationale 5G Strategie erarbeitet, mit Hilfe derer<br />

Österreich zum Vorreiter der neuen Mobilfunktechnologie<br />

<strong>in</strong> Europa aufsteigen soll.<br />

ist <strong>in</strong> der Smart Factory e<strong>in</strong> Augmented Operator, der via<br />

Smartphone oder Datenbrille mit aktuellen Masch<strong>in</strong>endaten<br />

versorgt und über Fehlermeldungen und zielgerechte Lösungen<br />

<strong>in</strong>formiert wird.<br />

Autonomes Fahren: E<strong>in</strong> Quantensprung auf der Straße<br />

Die Welt der Mobilität ist <strong>in</strong> Bewegung gekommen und der<br />

Mensch kann sich im Fahrbetrieb Schritt für Schritt aus der<br />

permanenten Anspannung zurückziehen. Und so fahren wir<br />

<strong>in</strong> der <strong>Zukunft</strong>:<br />

Stufe 1: assistiert<br />

Stufe 2: teilautomatisiert<br />

Autos, Busse und Straßenbahnen werden künftig von Sensoren,<br />

Computern und über e<strong>in</strong> extrem leistungsfähiges Internet gesteuert.<br />

Auch <strong>die</strong> Luftfahrt steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Österreich<br />

möchte im Spitzenfeld der Entwicklungen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen.<br />

Fotos v.l.n.r.: © iStockphoto: ymgerman | Rathke<br />

Industrie 4.0: Vernetzung und Smart Factory<br />

Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung – das<br />

verdanken wir den ersten drei Industriellen Revolutionen.<br />

Jetzt erleben wir mit der <strong>Digital</strong>isierung gerade <strong>die</strong> vierte<br />

<strong>in</strong>dustrielle Revolution. Als Industrie 4.0 wird sie aber mehr<br />

Evolution als Revolution se<strong>in</strong> und unsere Arbeits- und Produktionswelt<br />

nachhaltig verändern. Das Zauberwort lautet Vernetzung,<br />

und <strong>die</strong> Smart Factory bildet dabei das Kernstück.<br />

Alle Instanzen, <strong>die</strong> sich an e<strong>in</strong>er Wertschöpfung beteiligen,<br />

s<strong>in</strong>d über das Internet mite<strong>in</strong>ander vernetzt und ermöglichen<br />

<strong>die</strong> Optimierung der kompletten Produktionskette. Dabei<br />

spielt <strong>die</strong> Integration von IKT e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle: Über<br />

Systeme wie Cyber Physical Systems wird <strong>in</strong> Smart-Factories<br />

e<strong>in</strong> selbstgesteuerter Produktionsprozess ermöglicht, <strong>in</strong><br />

dem Mensch und Masch<strong>in</strong>e mite<strong>in</strong>ander kommunizieren.<br />

Smart-Factories zeichnen sich vor allem durch e<strong>in</strong>e flexible<br />

Produktion aus. Werden <strong>die</strong> Rohstoffe knapp oder verändert<br />

sich <strong>die</strong> Anzahl an Bestellungen, passen sich <strong>die</strong> Masch<strong>in</strong>en<br />

automatisch an. Kund<strong>in</strong>nen und Kunden können somit kurzfristig<br />

Änderungen veranlassen. Der Arbeiter der <strong>Zukunft</strong><br />

Stufe 3: hochautomatisiert<br />

Stufe 4: vollautomatisiert<br />

Stufe 5: fahrerlos<br />

Schon heute verfügen Autos dank IKT über <strong>die</strong> verschiedensten<br />

Fahrassistenzsysteme wie E<strong>in</strong>parkhilfe, Spurwechselassistent<br />

oder Totw<strong>in</strong>kel-Überwachung und greifen assistierend<br />

e<strong>in</strong>. Mit der <strong>Digital</strong>isierung schreitet <strong>die</strong> Autonomisierung<br />

<strong>in</strong> der Automobilbranche sowie im Straßenverkehr weiter<br />

voran und ermöglicht e<strong>in</strong>e neue Dimension des Fahrens.<br />

Die Vision ist e<strong>in</strong> autonomes Fahren, sprich: e<strong>in</strong> Auto, das<br />

fahrerlos und selbstständig an den Zielort fährt. Die Fahrzeuge<br />

werden vernetzt und kommunizieren mite<strong>in</strong>ander.<br />

Für <strong>die</strong>se sogenannte „Vehicle to X“-Vernetzung bilden<br />

modernste IKT, <strong>die</strong> Grundlage. Jedes Fahrzeug teilt se<strong>in</strong>e<br />

Daten über <strong>die</strong> Verkehrsentwicklung, Straßenbeschaffenheit<br />

(Aquaplan<strong>in</strong>g, Schnee, Glatteis) oder mögliche Gefahren wie<br />

Tiere auf der Fahrbahn mit anderen Fahrzeugen sowie dem<br />

Infrastrukturbetreiber. Der Verkehr lässt sich damit besser<br />

steuern und direkter bee<strong>in</strong>flussen. Er strömt gleichmäßiger<br />

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13


SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

und dadurch effizienter. Das wiederum führt zu weniger<br />

Staus, und <strong>die</strong> Schadstoffbelastung s<strong>in</strong>kt. Der größte Vorteil<br />

selbstfahrender Autos soll der Aspekt der Sicherheit<br />

se<strong>in</strong>. Neun von zehn Unfällen im Straßenverkehr haben<br />

ihre Ursache beim Menschen. Das kann Übermüdung se<strong>in</strong>,<br />

überhöhte Geschw<strong>in</strong>digkeit oder auch Unachtsamkeit. Diese<br />

Fehler können <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> vermieden werden, wenn das Auto<br />

selbst <strong>die</strong> Spur hält, ke<strong>in</strong>e riskanten Überholmanöver durchführt,<br />

selbst lenkt und bremst. Auch das Modell Carshar<strong>in</strong>g<br />

wird enorm profitieren und an Attraktivität gew<strong>in</strong>nen. Der<br />

Kunde muss nicht mehr zum Auto, das Auto kommt direkt<br />

zum Kunden und holt ihn ab.<br />

Transport im Wandel: Infrastruktur, Technologien, Gütermobilität<br />

Automatisierung und Vernetzung s<strong>in</strong>d nicht nur <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

im Individualverkehr, sondern auch im öffentlichen Verkehr.<br />

So trägt <strong>die</strong> Vernetzung von Systemen mit Sensoren und<br />

Kameras dazu bei, dass Verkehrsbetriebe ihre Strecken besser<br />

steuern und überwachen können. Zum Beispiel werden<br />

Gegenstände im Gleisbereich <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> durch den E<strong>in</strong>satz<br />

von Drohnen rechtzeitig erkannt. Der Plan des österreichischen<br />

Infrastrukturm<strong>in</strong>isteriums sieht vor, dass <strong>die</strong>se Tunnel,<br />

Brücken und Oberleitungen untersuchen. Dabei werden<br />

Leitungen und Masten kontrolliert und Fremdkörper identi-<br />

Die Weltraumforschung ist Basis für <strong>die</strong> weitere Entwicklung leistungsfähiger<br />

Satelliten. Oder gar für unsere nächsten Schritte <strong>in</strong>s All?<br />

Arbeit, Produktion und <strong>die</strong> gesamte Wirtschaft stehen vor tiefgreifenden<br />

Änderungen. Die steuernde Hand der Politik ist hier gefragt.<br />

Wichtige Begriffe im Umfeld der <strong>Digital</strong>isierung<br />

1G, 2G, 3G, 4G, 5G<br />

Diese Abkürzungen bezeichnen <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Generationen der<br />

Entwicklung des Mobilfunknetzes. Ab 2020 wird <strong>die</strong> fünfte Generation<br />

(5G) der Maßstab se<strong>in</strong>.<br />

Augmented Reality<br />

Augmented Reality ist e<strong>in</strong>e Wahrnehmung oder Darstellung, <strong>die</strong><br />

von e<strong>in</strong>em Computer gestützt wird und <strong>die</strong> reale Welt um virtuelle<br />

Aspekte erweitert.<br />

AIT<br />

Das Austrian Institute of Technology (AIT) ist <strong>die</strong> größte außeruniversitäre<br />

Forschungse<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Österreich. Das bmvit ist zu<br />

50,5 Prozent an <strong>die</strong>sem Unternehmen beteiligt, <strong>die</strong> andere Hälfte<br />

besteht aus Firmen aus der Industrie, Energieversorgern, Banken<br />

und Versicherungen sowie Interessenvertretungen.<br />

Big Data<br />

Big Data beschreibt große Mengen an Daten, <strong>die</strong> aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen (wie Mobilfunk, Verkehr, Internet) sowie<br />

aus Quellen wie Assistenzgeräten, Überwachungskameras oder<br />

Kreditkarten stammen und gespeichert, verarbeitet und ausgewertet<br />

werden.<br />

Cloud Comput<strong>in</strong>g<br />

Bei Cloud Comput<strong>in</strong>g werden IT-Ressourcen über e<strong>in</strong> entferntes<br />

Netzwerk wie das Internet oder e<strong>in</strong> Intranet bereitgestellt.<br />

Da sich <strong>die</strong> Anwendungen nicht auf dem lokalen<br />

Rechner oder Server bef<strong>in</strong>den, spricht man von der „Rechnerwolke“,<br />

der Cloud.<br />

Cyber-physical Systems (CPS)<br />

Es handelt sich hier um Systeme, bei denen <strong>in</strong>formations- und<br />

softwaretechnische mit mechanischen Komponenten verbunden<br />

s<strong>in</strong>d. Der Datentransfer und -austausch sowie <strong>die</strong> Steuerung über<br />

e<strong>in</strong>e Infrastruktur passieren dabei <strong>in</strong> Echtzeit.<br />

Electronic-based Systems (EBS)<br />

EBS s<strong>in</strong>d Komponenten, Baugruppen und Geräte mit Mikro- und<br />

Nanoelektronik sowie <strong>die</strong> dazugehörige e<strong>in</strong>gebettete Software,<br />

verbunden mit dem tiefen Wissen um <strong>in</strong>tegrierte Systeme, <strong>die</strong> das<br />

Fundament für digitale Produkte und Dienste schaffen.<br />

Fotos v.l.n.r.: © iStockphoto: Pol<strong>in</strong>a Shuvaeva | © shutterstock.com: Pressmaster<br />

14 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT | SCHWERPUNKT<br />

fiziert. Verkehrsteilnehmer<strong>in</strong>nen und Verkehrsteilnehmer<br />

profitieren dank Vernetzung von e<strong>in</strong>em steigenden Reisekomfort,<br />

vor allem durch den Zugriff auf Echtzeitdaten. Als<br />

Basis dafür <strong>die</strong>nen digitalisierte Bahnhöfe. <strong>Digital</strong>e Wegweiser,<br />

Augmented- oder Virtual-Reality-Applikationen werden<br />

Reisenden <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>die</strong> Orientierung und Organisation<br />

erleichtern. Die Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen von<br />

morgen werden sich ebenfalls autonom fortbewegen und<br />

dank IKT-Systemen e<strong>in</strong> effizienteres Störungsmanagement,<br />

mehr Sicherheit, e<strong>in</strong>en niedrigeren Energieverbrauch und<br />

e<strong>in</strong>e höhere Leistungsfähigkeit erreichen. Mit e<strong>in</strong>em optischen<br />

3D-Sensorsystem registrieren sie andere Verkehrsteilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und Verkehrsteilnehmer sowie Objekte<br />

und können Gefahrensituationen richtig e<strong>in</strong>schätzen und<br />

dementsprechend reagieren.<br />

Luftfahrt- und Weltraumforschung: Fortschritt für viele<br />

Lebensbereiche<br />

Mit der prognostizierten Zunahme des Flugaufkommens,<br />

sowohl <strong>in</strong> der Passagierluftfahrt als auch <strong>in</strong> der Luftfracht,<br />

steigen gleichermaßen <strong>die</strong> Schadstoffemissionen und <strong>die</strong><br />

Lärmbelastungen. Die Nachfrage nach Innovationen ist dementsprechend<br />

groß. Hier gilt es, <strong>Zukunft</strong>strends rechtzeitig<br />

zu erkennen und Maßnahmen zu setzen. Zukünftig kann<br />

Smart Home Technologien ermöglichen neue Formen des Wohnens<br />

und können speziell für ältere Menschen e<strong>in</strong>e wertvolle Hilfestellung<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Verbesserte Grenzkontrollen und <strong>die</strong> Steuerung von Flüchtl<strong>in</strong>gsströmen<br />

werden durch <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung ermöglicht. E<strong>in</strong> wichtiger<br />

Punkt: Der Datenschutz muss gewährleistet bleiben.<br />

Fotos v.l.n.r.: © iStockphoto: Vesna Andjic | © message.at, Aris Venetikidis<br />

High Performance Comput<strong>in</strong>g<br />

Darunter versteht man den E<strong>in</strong>satz von Hochleistungsrechnern.<br />

Sie s<strong>in</strong>d um e<strong>in</strong> Vielfaches leistungsfähiger als konventionelle Prozessoren,<br />

da sie <strong>die</strong> parallele Datenverarbeitung ermöglichen.<br />

IKT der <strong>Zukunft</strong><br />

Im Programm „IKT der <strong>Zukunft</strong>“ fördert das bmvit anspruchsvolle<br />

Innovation und Technologieentwicklung auf dem Gebiet der Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Anwendungsfeldern<br />

und gesellschaftlichen Fragen. Gefördert wird<br />

primär <strong>die</strong> Kooperation von Unternehmen mit Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> Projekten der <strong>in</strong>dustriellen Forschung und experimentellen<br />

Entwicklung.<br />

Klima- und Energiefonds<br />

Der Klima- und Energiefonds (KLIEN) soll <strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Energieversorgung verwirklichen, dabei helfen, Treibhausgasemissionen<br />

zu reduzieren und zur Umsetzung der Klimastrategie<br />

beitragen. Er unterstützt Ideen, Konzepte und Projekte <strong>in</strong> den<br />

Bereichen Forschung und Entwicklung, Mobilität, Marktdurchdr<strong>in</strong>gung<br />

und Bewusstse<strong>in</strong>sbildung.<br />

LTE<br />

LTE ist <strong>die</strong> Abkürzung für Long Term Evolution und steht für <strong>die</strong><br />

Langzeitentwicklung des Mobilfunkstandards der vierten Generation.<br />

Die Geschw<strong>in</strong>digkeit von LTE variiert und hängt von Gebiet<br />

und Mobilfunkanbieter ab.<br />

Vehicle-to-X Communication<br />

Elektronische Vernetzung von Fahrzeugen und beliebigen Kommunikationspartnern<br />

wie Infrastruktur, Autos, Stromnetz, Straße,<br />

Parkhaus, usw.<br />

Virtual Reality<br />

Als virtuelle Realität, kurz VR, wird <strong>die</strong> Darstellung und gleichzeitige<br />

Wahrnehmung der Wirklichkeit und ihrer physikalischen<br />

Eigenschaften <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Echtzeit computergenerierten, <strong>in</strong>teraktiven<br />

virtuellen Umgebung bezeichnet.<br />

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15


SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

beispielsweise schon im Zug <strong>die</strong> Gepäckabgabe für den Flug<br />

digital unterstützt erfolgen. Auch <strong>die</strong> Flugzeugkab<strong>in</strong>e der<br />

<strong>Zukunft</strong> soll nicht nur barrierefrei sondern auch <strong>in</strong>novativ<br />

se<strong>in</strong>. Sitze speichern <strong>die</strong> Körperwärme und erstellen damit<br />

personalisierte Hologramme. Internet und Telefonie funktionieren<br />

auch während des Fluges.<br />

Die wichtige Stellung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> österreichische Luftfahrtforschung<br />

und -<strong>in</strong>dustrie national aber auch <strong>in</strong>ternational<br />

e<strong>in</strong>nimmt, untermauert das Technologie-Ressort bmvit zum<br />

Beispiel mit der Onl<strong>in</strong>eplattform „aeronautics.at“. Diese<br />

gibt e<strong>in</strong>en Überblick über rund 300 von österreichischen<br />

Betrieben entwickelte Technologien. Das Herzstück bildet<br />

e<strong>in</strong> digitales 3D-Modell e<strong>in</strong>es Flugzeugs, das e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teraktive<br />

Suche nach allen Bauteilen und Komponenten ermöglicht.<br />

Auch <strong>die</strong> Bedeutung der Weltraumforschung nimmt immer<br />

mehr zu: Wetterprognosen, Navigationsprogramme, Telekommunikation,<br />

Internet und Fernsehen, all das funktioniert<br />

dank satellitengestützter Systeme. Sie s<strong>in</strong>d der beste<br />

Beweis dafür, welch wichtige Rolle <strong>die</strong> Weltraumforschung<br />

<strong>in</strong> unserem Alltag erfüllt. Darüber h<strong>in</strong>aus können wir dank<br />

Weltraumtechnologien den Klimawandel besser verstehen,<br />

und sie geben uns e<strong>in</strong>en Vorsprung an Informationen über<br />

herannahende Naturkatastrophen wie Überschwemmungen<br />

und Waldbrände. Auch bei der Bewältigung gesellschaftlicher<br />

Herausforderungen wie Verkehr und Sicherheit werden<br />

Satellitendaten laufend e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Graue Panther auf dem Vormarsch: <strong>Digital</strong>isierung und<br />

demografischer Wandel<br />

Der demografische Wandel stellt uns vor große gesellschaftliche,<br />

soziale und politische Herausforderungen. Durch s<strong>in</strong>kende<br />

Geburtenraten und e<strong>in</strong>e höhere Lebenserwartung entsteht<br />

e<strong>in</strong>e immer älter werdende Gesellschaft. Im Jahr 2000<br />

umfasste <strong>die</strong> Gruppe der 65-Jährigen <strong>in</strong> Europa knapp 16<br />

Prozent, bis 2050 wird sich <strong>die</strong>se Zahl verdoppeln. Schon jetzt<br />

wollen viele Senior<strong>in</strong>nen und Senioren ihren Lebensabend<br />

lieber <strong>in</strong> den eigenen vier Wänden verbr<strong>in</strong>gen als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Heim. Oft wird <strong>die</strong>ser Wunsch aber aus Angst vor Unfällen<br />

E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>isterium geht <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

Das österreichische Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Innovation<br />

und Technologie (bmvit) tritt als Fördergeldgeber, Treiber und<br />

Unterstützer massiv <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Es entwickelt Förderprogramme,<br />

schüttet Förderungen aus, treibt Strategien voran oder<br />

unterstützt Themen. So fungiert das M<strong>in</strong>isterium als Fördergeldgeber<br />

im Forschungsförderungsprogramm „IKT der <strong>Zukunft</strong>“,<br />

agiert als Treiber digitaler Entwicklung etwa durch <strong>die</strong> Gründung<br />

der Plattform „Industrie 4.0“ und unterstützt <strong>die</strong> Anwendung von<br />

IKT <strong>in</strong> Unternehmen, <strong>die</strong> ihm zuzurechnen s<strong>in</strong>d, wie zum Beispiel<br />

den ÖBB, <strong>die</strong> ihre Züge mit WLAN ausstatten.<br />

Die Breitbandmilliarde<br />

Doch das ist noch nicht alles: In se<strong>in</strong>er Breitbandstrategie stellt es<br />

e<strong>in</strong>e Milliarde Euro an Fördergeldern zur Verfügung („Breitbandmilliarde“),<br />

mit denen <strong>die</strong> digitale Kluft zwischen Stadt und Land<br />

geschlossen werden soll. Vier Infrastrukturförderungsprogramme<br />

<strong>die</strong>nen dabei als Triebfeder für Investitionen. Bislang s<strong>in</strong>d bereits<br />

rund 650 Millionen Euro an Förderungen ausgeschrieben.<br />

Industrie 4.0<br />

Die FTI-Initiative „Produktion der <strong>Zukunft</strong>“ fördert anspruchsvolle<br />

Schlüsseltechnologien und fokussiert auf <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung der<br />

österreichi schen Produktion. Alle<strong>in</strong> im Bereich Industrie 4.0 <strong>in</strong>vestiert<br />

das bmvit jährlich rund 185 Millionen Euro <strong>in</strong> Forschungsförderungen.<br />

Mobilität und Transport der <strong>Zukunft</strong><br />

Für den Aufbau von Forschungs-Testumgebungen, Tests sowie Forschung<br />

und Entwicklung im Bereich automatisiertes Fahren flossen<br />

im Zeitraum 2<strong>01</strong>6 bis 2<strong>01</strong>8 zwanzig Millionen Euro. Zusätzlich<br />

wurden Automatisierungsprojekte <strong>in</strong> den Themenfeldern Personenmobilität,<br />

Gütermobilität, Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur und Fahrzeugtechnologien<br />

gefördert. Um auch <strong>die</strong> technologische Weiterentwicklung<br />

<strong>in</strong> der Luftfahrt voranzutreiben und <strong>die</strong> österreichische<br />

Luftfahrt auf dem Weg <strong>in</strong>s digitale Zeitalter zu begleiten, <strong>in</strong>vestiert<br />

das Ressort mit dem Förderprogramm „Take Off“ bis 2020 mehr als<br />

50 Millionen Euro <strong>in</strong> Luftfahrtprojekte.<br />

Weltraumforschung<br />

Seit 2002 verfügt Österreich über e<strong>in</strong> eigenes Weltraumprogramm<br />

namens „ASAP“, Austrian Space Applications Programme. Das Programm<br />

unterstützt österreichische Unternehmen und Forschungs<strong>in</strong>stitute<br />

und vergibt jährlich acht Millionen Euro an Fördermitteln.<br />

Insgesamt <strong>in</strong>vestiert das bmvit rund 70 Millionen Euro im Jahr <strong>in</strong><br />

Weltraumforschung.<br />

Energienetz der <strong>Zukunft</strong><br />

Das Ressort hat <strong>die</strong> Technologie-Plattform „Smart Grids Austria“<br />

mitbegründet und e<strong>in</strong>e Roadmap dafür entwickelt. Des Weiteren<br />

veranstaltet es <strong>die</strong> „Smart Energy Systems Week“ und fördert das<br />

Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der <strong>Zukunft</strong>“. Die<br />

„Aspern Smart City Research“ wurde 2<strong>01</strong>6 beim Smart City Expo<br />

World Congress als bestes Smart Project weltweit ausgezeichnet.<br />

Demografischer Wandel<br />

Das bmvit ist auch an zwei Programmen beteiligt, <strong>die</strong> das Leben der<br />

älteren Menschen <strong>in</strong> ihrem Zuhause so lange wie möglich unterstützen<br />

sollen: das europäische Forschungs- und Entwicklungsprogramm<br />

„AAL“ (Active and Assisted Liv<strong>in</strong>g) und das nationale Programm „benefit“.<br />

Zum „AAL“ steuert das M<strong>in</strong>isterium rund zwei Millionen Euro bei.<br />

Weitere 2,5 Millionen Euro werden jährlich für das nationale Programm<br />

„benefit“ zur Verfügung gestellt.<br />

<strong>Digital</strong>isierung verlangt und br<strong>in</strong>gt mehr Sicherheit<br />

Das Sicherheitsforschungsprogramm „KIRAS“ soll zur Erhöhung der<br />

Sicherheit Österreichs und se<strong>in</strong>er gesamten Bevölkerung beitragen.<br />

Zentraler Grundsatz ist dabei e<strong>in</strong>e enge Verschränkung zwischen<br />

technologischer und geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlicher<br />

(GSK-)Forschung <strong>in</strong> jedem Projekt. Erfolgreiche KIRAS Projekte s<strong>in</strong>d<br />

beispielsweise „Future Border Control“ (FBC), „FastPass“ oder <strong>die</strong><br />

Stu<strong>die</strong> „CybSiVerkehr“ (Cybersicherheit für zukünftige Verkehrssysteme).<br />

Mehr Info zu den Aktivitäten des bmvit f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> der Broschüre<br />

„Angekommen <strong>in</strong> der <strong>Zukunft</strong>“ und unter www.bmvit.gv.at<br />

16 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT | SCHWERPUNKT<br />

oder wegen anderen Problemen im Alltag aufgegeben. Der<br />

E<strong>in</strong>satz von IKT kann helfen, dass ältere Menschen zu Hause<br />

leben können und sich <strong>die</strong> Unabhängigkeit bewahren. Dank<br />

der automatisierten, technologischen Assistenzsysteme wird<br />

aus den eigenen vier Wänden e<strong>in</strong> Smart Home, <strong>in</strong> dem alle<br />

Hausgeräte vernetzt und zentral gesteuert werden. IKT-Systeme<br />

können für ältere Menschen somit beschwerliche Aufgaben<br />

oder solche, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Vergessenheit geraten, übernehmen.<br />

E<strong>in</strong> Herd, der nicht ausgeschaltet wurde, e<strong>in</strong> Wasserhahn,<br />

der noch läuft, oder e<strong>in</strong>e Kühlschranktür, <strong>die</strong> offen steht – all<br />

das wird automatisch erledigt. Auch gesundheitliche Aspekte<br />

erfüllt <strong>die</strong> Technologie. Medikamentenspender sortieren<br />

Medikamente und kontrollieren <strong>die</strong> erfolgreiche E<strong>in</strong>nahme.<br />

Blutdruck und Puls werden von entsprechenden Sensoren<br />

aufgezeichnet. Drucksensoren im Boden registrieren Stürze<br />

und setzen <strong>in</strong>folgedessen e<strong>in</strong>en Notruf ab. Den Kontakt zu<br />

Ärzten, aber auch zu Freunden und Verwandten hält der<br />

Bewohner bzw. <strong>die</strong> Bewohner<strong>in</strong> per Videotelefonie.<br />

Städte denken mit: Auf dem Weg zum Energienetz der<br />

<strong>Zukunft</strong><br />

Die Smart City zeichnet sich durch Energieeffizienz, Ressourcenschonung,<br />

ger<strong>in</strong>ge Emissionen und höchste Lebensqualität<br />

aus. E<strong>in</strong> weiterer Bereich, den <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung dank modernster<br />

Technologien massiv verändern wird, ist der Energieund<br />

Umweltsektor. Steigender Strombedarf, Verr<strong>in</strong>gerung von<br />

CO 2<br />

-Emissionen, erneuerbare Energieträger, Elektromobilität<br />

oder <strong>die</strong> Energieunabhängigkeit s<strong>in</strong>d aktuelle und zukünftige<br />

Themen, <strong>die</strong> nach <strong>in</strong>telligenten Systemlösungen verlangen.<br />

Da immer mehr kle<strong>in</strong>e Energieerzeuger erneuerbare Energie<br />

<strong>in</strong>s Stromnetz e<strong>in</strong>speisen, braucht es Energienetze, <strong>in</strong> denen<br />

Strom und Informationen nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung fließen.<br />

Das erledigen <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> sogenannte Smart Grids: Sie verb<strong>in</strong>den<br />

alle Akteure des Energiesystems – Photovoltaikanlagen,<br />

W<strong>in</strong>dräder, Haushalte, Speicher und auch Verteilernetze – über<br />

e<strong>in</strong> Kommunikationsnetzwerk und ermöglichen somit e<strong>in</strong>e<br />

effiziente und günstige Energieversorgung. Smart-Grids-Modellregionen<br />

testen Vernetzungs-Systeme. In der Salzburger<br />

Geme<strong>in</strong>de Köstendorf wurde zum Beispiel untersucht, ob<br />

Elektroautos (<strong>in</strong> jeder zweiten Garage stand e<strong>in</strong> E-Auto) als<br />

Speicher genutzt werden können. Da <strong>die</strong> Städte weltweit<br />

wachsen werden, bedeutet das riesige Umwälzungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl an Bereichen wie Arbeit, Umwelt, Verkehr/Mobilität,<br />

Wohnen, Bildung, Versorgung und Bürgerservice. IKT und <strong>die</strong><br />

damit korrelierende Vernetzung stellt e<strong>in</strong>e höhere Lebensqualität<br />

für <strong>die</strong> Bewohner und Bewohner<strong>in</strong>nen sicher.<br />

Licht und Schatten: <strong>Digital</strong>isierung verlangt und br<strong>in</strong>gt<br />

mehr Sicherheit<br />

Durch den umfassenden E<strong>in</strong>satz von IKT wird e<strong>in</strong>e Menge<br />

Energie benötigt sowie e<strong>in</strong>e Fülle an Daten gesammelt, gespeichert,<br />

ausgewertet, verarbeitet und weitergeleitet – zum<br />

Beispiel Daten, <strong>die</strong> Kameras auf Autobahnen und Schnellstraßen<br />

liefern, Daten <strong>die</strong> Logistikketten und Zugangsberechtigungen<br />

von Unternehmen regeln, Daten <strong>die</strong> im Flug- und<br />

Schienenverkehr entstehen, oder generell Internet- und<br />

Mobilfunkdaten. E<strong>in</strong> Angriff auf <strong>die</strong> jeweilige Infrastruktur<br />

auf digitaler wie physischer Ebene oder e<strong>in</strong> Ausfall derselben<br />

könnte sich schwerwiegend auf Mobilität, Kommunikation<br />

und Alltag auswirken. Umgekehrt erlaubt <strong>Digital</strong>isierung<br />

aber auch e<strong>in</strong>e wesentlich effizientere Durchführung von<br />

Sicherheitsmaßnahmen, etwa im Krisen- und Katastrophenmanagement<br />

oder auch bei der Grenzsicherung.<br />

Fazit:<br />

Die <strong>Digital</strong>isierung wird unaufhaltsam voranschreiten. Nun<br />

liegt es an uns allen, <strong>die</strong> Segnungen geschickt zu nutzen und<br />

gleichzeitig wachsam <strong>die</strong> gesellschaftlichen Auswirkungen zu<br />

beobachten. Neben der Verbesserung der Lebensqualität<br />

sollten <strong>die</strong> Errungenschaften der <strong>Digital</strong>isierung <strong>in</strong> höchster<br />

Priorität e<strong>in</strong>gesetzt werden, um globalen Herausforderungen<br />

wie Klimawandel, Artenverlust, Lebensmittelverschwendung,<br />

Hunger und Krieg sowie nationaler Sicherheit wirksam begegnen<br />

zu können.<br />

7. Transport Research Arena<br />

16.-19.4.2<strong>01</strong>8, Reed Messe Wien<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

17<br />

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SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

ALLE ANTWORTEN<br />

Carl-Ernst Müller koord<strong>in</strong>iert<br />

das neue Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt<br />

„nachhaltig.digital“<br />

der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt<br />

(DBU) und von B.A.U.M.<br />

e.V. Im Interview spricht<br />

er über den Nutzen der<br />

Plattform für den Mittelstand.<br />

Herr Müller, Sie bezeichnen „nachhaltig.<br />

digital“ als „Kompetenzplattform für <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und <strong>Digital</strong>isierung“. Worum geht<br />

es konkret?<br />

Wir verstehen „nachhaltig.digital“ als Ort für<br />

Ideen, Produkte und Lösungen, für Inspiration<br />

und Diskussion, und das sowohl onl<strong>in</strong>e als<br />

auch offl<strong>in</strong>e. Die Plattform soll virtuell und<br />

auch live vor Ort bei Veranstaltungen dem<br />

Mittelstand <strong>die</strong> Möglichkeit geben, sich zu<br />

vernetzen und zu <strong>in</strong>formieren. Wir wollen mit<br />

dem Projekt <strong>die</strong> Entwicklung von Kompetenzen<br />

unterstützen.<br />

Der Mittelstand ist Ihre Hauptzielgruppe?<br />

Was bietet das Projekt?<br />

Das Projekt will für und mit dem Mittelstand<br />

agieren. Daneben s<strong>in</strong>d auch <strong>die</strong> Geschäftspartner<br />

des Mittelstands sowie Politik, Wissenschaft<br />

und Me<strong>die</strong>n wichtige Zielgruppen<br />

und Gesprächspartner für uns.<br />

nachhaltig.digital soll <strong>Digital</strong>isierungs- und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategien im Unternehmen<br />

geme<strong>in</strong>sam denken und umsetzen helfen.<br />

Gleichzeitig bietet es dem Mittelstand Unterstützung<br />

bei der Entwicklung und Umsetzung<br />

von nachhaltig-digitalen Geschäftsmodellen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d Ansprechpartner bei komplexen Fragestellungen,<br />

<strong>die</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Unternehmen<br />

alle<strong>in</strong>e nicht lösen kann.<br />

Ihr Claim ist „alle antworten“. Da stutzt man<br />

zunächst e<strong>in</strong>mal …<br />

Zu dem Claim haben wir uns viele Gedanken<br />

gemacht: Er ist natürlich e<strong>in</strong> Spiel mit Worten.<br />

Konkret will das Projekt alle Antworten<br />

suchen, hören, f<strong>in</strong>den und geben – alle Antworten,<br />

um <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung zum besten<br />

Tool für e<strong>in</strong>e lebenswerte <strong>Zukunft</strong> zu machen.<br />

Dafür müssen wir <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung auch<br />

h<strong>in</strong>terfragen: nicht nur technisch, wie <strong>die</strong><br />

meisten anderen Plattformen, sondern auch<br />

ökologisch, sozial, ethisch und kulturell. Es ist<br />

das geme<strong>in</strong>same Anliegen von B.A.U.M. als<br />

Unternehmensnetzwerk für <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und der DBU als großer Umweltstiftung, auf<br />

<strong>die</strong>se Weise <strong>Nachhaltig</strong>keitsaspekte <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Debatte um <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Wie arbeiten B.A.U.M. und <strong>die</strong> DBU bei dem<br />

Projekt zusammen?<br />

nachhaltig.digital ist mit e<strong>in</strong>em Projekt- und<br />

Kommunikationsbüro ausgestattet, das mit<br />

fünf Köpfen an zwei Standorten – Hamburg<br />

und Osnabrück – aktiv ist. Die DBU und<br />

B.A.U.M. s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>same Träger der Kompetenzplattform,<br />

so dass nachhaltig.digital auf<br />

Inhalte und Akteure aus zahlreichen vorbereitenden<br />

Forschungs- und Förderprojekten der<br />

DBU sowie Veranstaltungen und Kontakten<br />

von DBU und B.A.U.M. zurückgreifen kann.<br />

Dabei wollen wir e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>spirierenden Dialog<br />

zwischen Menschen anregen, um geme<strong>in</strong>sam<br />

der Dynamik der <strong>Digital</strong>isierung e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n zu<br />

geben. nachhaltig.digital steht für Vision und<br />

Vertrauen, aber auch für Voraussicht <strong>in</strong> der<br />

<strong>Digital</strong>en Transformation.<br />

Das heißt, Sie haben durchaus auch e<strong>in</strong>en<br />

kritischen Blick auf <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung?<br />

Das muss man differenziert betrachten. Ohne<br />

Frage kann es zu Folgen der <strong>Digital</strong>isierung<br />

kommen, <strong>die</strong> wir so nicht abschätzen können<br />

und <strong>die</strong> möglicherweise auch gesellschaftlich<br />

nicht gewollt s<strong>in</strong>d. Folgen, <strong>die</strong> wir dann aufzufangen<br />

haben. Daher möchten wir Risiken<br />

mit frühzeitigen Diskussionen adressieren<br />

und umschiffen helfen.<br />

Wie vernetzen Sie sich weiter?<br />

Wir waren z. B. Ende März als Side Event<br />

beim OMR Festival <strong>in</strong> Hamburg. Dort haben<br />

wir über e<strong>in</strong>e Pitch-Runde mit fünf Start-ups<br />

Menschen zum Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit und<br />

<strong>Digital</strong>isierung zusammengebracht. Das gab<br />

e<strong>in</strong>en ungeme<strong>in</strong> spannenden Austausch.<br />

Weitere Events s<strong>in</strong>d geplant, u. a. unsere<br />

Auftaktveranstaltung am 15. Mai <strong>in</strong> Bonn.<br />

Außerdem kooperieren wir mit der Charta<br />

digitale Vernetzung, e<strong>in</strong>er Unternehmens-<br />

Initiative, <strong>die</strong> <strong>die</strong> digitale Vernetzung aller<br />

Lebens- und Arbeitsbereiche im Diskurs mit<br />

der Gesellschaft gestalten möchte.<br />

Herr Müller, wir danken für das Gespräch!<br />

Foto: © Ra<strong>in</strong>er Kant<br />

18 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Auftaktveranstaltung<br />

der Kompetenzplattform für <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und <strong>Digital</strong>isierung im Mittelstand<br />

SAVE THE DATE<br />

15.05.2<strong>01</strong>8<br />

#Auftakt _nd<br />

#nachhaltigdigital<br />

@nachhal_dig<br />

Veranstaltungsort<br />

Deutsche Telekom AG<br />

Friedrich-Ebert-Allee 140<br />

53113 Bonn<br />

In geme<strong>in</strong>samer Trägerschaft<br />

Weitere Informationen<br />

und Anmeldung:<br />

https://nachhaltig.digital/auftakt<br />

<strong>in</strong>fo@nachhaltig.digital<br />

+49/40/49 07 11 11<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Stragtegischer Partner 2<strong>01</strong>8<br />

19


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Bosch ist als e<strong>in</strong>es von wenigen Technologieunternehmen weltweit <strong>in</strong> der Lage, vernetzte Lösungen aus e<strong>in</strong>er Hand bereitzustellen<br />

NACHHALTIG VERNETZT<br />

In e<strong>in</strong>er digitalisierten Umgebung s<strong>in</strong>d<br />

Menschen, Gegenstände und Masch<strong>in</strong>en<br />

mite<strong>in</strong>ander verbunden. Diese Vernetzung<br />

erschließt auch <strong>in</strong> puncto <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

neue Anwendungsmöglichkeiten: Haushaltsgeräte<br />

und Fahrzeuge werden sparsamer,<br />

erneuerbare Energien zuverlässiger<br />

abrufbar. <strong>Digital</strong>e Technologien verändern<br />

damit schon heute unseren Alltag. Die Vernetzung<br />

über das Internet ermöglicht e<strong>in</strong>e<br />

Vielzahl neuartiger Produkte und Dienstleistungen,<br />

deren Nutzung mit großen<br />

Chancen, aber auch Herausforderungen<br />

verbunden ist.<br />

Ziel von Bosch ist es, <strong>die</strong>sen Wandel aktiv<br />

mitzugestalten und das Potenzial der vernetzten<br />

Welt optimal zu nutzen. Dafür greift<br />

das Unternehmen auf se<strong>in</strong>e jahrzehntelange<br />

Expertise <strong>in</strong> der Automobil-, Energie-, Gebäude-<br />

und Industrietechnik zurück. Heute ist<br />

Bosch als e<strong>in</strong>es von wenigen Technologieunternehmen<br />

weltweit <strong>in</strong> der Lage, vernetzte<br />

Lösungen aus e<strong>in</strong>er Hand bereitzustellen:<br />

Das Unternehmen liefert mit se<strong>in</strong>en Motoren,<br />

Haushaltsgeräten oder Heizsystemen<br />

nicht nur <strong>die</strong> klassische Hardware. Es stellt<br />

se<strong>in</strong>en Kunden auch Sensoren und Software<br />

zur Verfügung, <strong>die</strong> das Internet of Th<strong>in</strong>gs<br />

(IoT) erst ermöglichen. Als B<strong>in</strong>deglied <strong>die</strong>nt<br />

dabei e<strong>in</strong>e eigene Cloud für IoT-Lösungen, <strong>die</strong><br />

auch anderen Unternehmen zur Verfügung<br />

steht. Parallel baut Bosch se<strong>in</strong> Angebot an<br />

vernetzten Dienstleistungen stetig aus. Ziel<br />

ist, <strong>die</strong> Lebensqualität heutiger und künftiger<br />

Generationen zu verbessern – ob im Alltag,<br />

auf der Straße oder im Bereich e<strong>in</strong>er klimaschonenden<br />

Energieversorgung.<br />

Die Verknüpfung jedes Erzeugnisses mit e<strong>in</strong>em<br />

passenden Dienstleistungspaket eröffnet<br />

vielfältige Wachstumschancen <strong>in</strong> allen<br />

Geschäftsbereichen. Von den weltweit rund<br />

62.500 Bosch-Forschern arbeiten etwa e<strong>in</strong><br />

Drittel <strong>in</strong> der Softwareentwicklung und mehr<br />

als 4.000 am Internet der D<strong>in</strong>ge. Diesen dynamischen<br />

<strong>Zukunft</strong>smarkt erschließt Bosch<br />

mit eigenständigen agilen Geschäftse<strong>in</strong>heiten.<br />

So hat das Unternehmen beispielsweise<br />

im November 2<strong>01</strong>5 e<strong>in</strong>e eigene Gesellschaft<br />

für Smart-Home-Lösungen gegründet. Als<br />

Komplettanbieter für <strong>in</strong>novative Technologien<br />

will man damit e<strong>in</strong> nachhaltiges<br />

Wachstum sichern und zugleich attraktive<br />

Arbeitsplätze für Hochqualifizierte schaffen.<br />

Grundlage s<strong>in</strong>d auch hier vernetzte<br />

Produkte und Dienstleistungen. Wie <strong>die</strong>se<br />

dabei helfen, zentrale <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele<br />

Fotos: © Bosch<br />

20 Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> E<strong>in</strong> Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Ste<strong>in</strong>beis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


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zu verwirklichen, zeigen <strong>die</strong> folgenden drei<br />

Beispiele.<br />

Smart Home: das schlaue Zuhause, das<br />

Energie spart<br />

Bosch treibt <strong>die</strong> Entwicklung des <strong>in</strong>telligent<br />

vernetzten Hauses mit Nachdruck voran: Bis<br />

2020 sollen 230 Millionen Haushalte auf der<br />

ganzen Welt mit smarter Gebäudetechnik<br />

ausgestattet se<strong>in</strong> – das entspricht e<strong>in</strong>em<br />

Marktanteil von 15 Prozent. Im Smart-Home-System<br />

kann der Nutzer Beleuchtung,<br />

Rauchmelder und Hausgeräte über e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Steuere<strong>in</strong>heit mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>den<br />

und per Smartphone oder Tablet von<br />

überall steuern. E<strong>in</strong> selbstregulierender<br />

Heizkörperthermostat sorgt morgens für<br />

e<strong>in</strong>e angenehme Raumtemperatur und<br />

reduziert gleichzeitig den Energieverbrauch<br />

<strong>in</strong> der Nacht oder bei Abwesenheit. Über<br />

das Onl<strong>in</strong>e-Portal HomeCom Pro können<br />

sich Bosch-Techniker zudem direkt mit den<br />

Heizungsanlagen der Kunden vernetzen.<br />

Auf e<strong>in</strong>en Blick liefert das System Informationen<br />

über den Status der Heizung, gibt bei<br />

Störungen H<strong>in</strong>weise auf <strong>die</strong> Fehlerursache<br />

und beugt somit e<strong>in</strong>em unnötig hohen<br />

Energieverbrauch vor.<br />

Vernetzte Mobilität und <strong>in</strong>telligente<br />

Energienetze<br />

E<strong>in</strong> weiteres Konzept für vernetzte Mobilität<br />

setzt Bosch aktuell mit verschiedenen<br />

Partnern um: Per digitalem Mobilitätsassistenten<br />

können Nutzer dabei ihre optimale<br />

Route mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln<br />

ermitteln – <strong>in</strong>klusive des Umstiegs auf<br />

eBikes, Busse und Bahnen. Das Ziel: weniger<br />

Staus, CO 2<br />

-Emissionen und mehr Bereitschaft,<br />

das Auto öfter stehen zu lassen. Mit<br />

<strong>die</strong>sem Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt haben <strong>die</strong><br />

beteiligten Unternehmen den Wettbewerb<br />

„moveBW“ des baden-württembergischen<br />

Landesm<strong>in</strong>isteriums für Verkehr und Infrastruktur<br />

gewonnen. Auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>telligentes<br />

Energiemanagement gew<strong>in</strong>nt an Bedeutung.<br />

Ehemals wenigen großen Kraftwerken<br />

stehen heute viele kle<strong>in</strong>e, dezentrale Anlagen<br />

gegenüber. Viele davon nutzen W<strong>in</strong>doder<br />

Sonnenenergie. Die Herausforderung<br />

besteht dar<strong>in</strong>, <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>en Kraftwerke so <strong>in</strong>s<br />

Verteilnetz zu <strong>in</strong>tegrieren, dass unabhängig<br />

von Wettere<strong>in</strong>flüssen e<strong>in</strong>e gleichmäßige,<br />

zuverlässige Stromversorgung gewährleistet<br />

ist. Auch hier spielt Vernetzung e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle: Bosch stellt Energieversorgern<br />

e<strong>in</strong>e Software zur Verfügung, mit deren Hilfe<br />

sich verschiedene Energieerzeugungs- und<br />

Speicheranlagen zu sogenannten Virtuellen<br />

Kraftwerken zusammenschließen lassen. Die<br />

Beispiele verdeutlichen: Vernetzte Produkte<br />

und Services helfen, endliche Ressourcen zu<br />

schonen – und damit wichtige <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele<br />

zu erreichen.<br />

Geme<strong>in</strong>sam schneller zur freien Parklücke<br />

Gerade <strong>in</strong> Großstädten müssen Autofahrer<br />

viel Zeit, Geduld und Nerven für <strong>die</strong> Parkplatzsuche<br />

aufwenden. Mit Community-based<br />

Park<strong>in</strong>g ist das passé. Zukünftig nutzen<br />

Suchende e<strong>in</strong>fach geme<strong>in</strong>schaftlich erfasste<br />

Parkplatz<strong>in</strong>formationen und lassen sich<br />

so ohne Umwege zum nächstgelegenen,<br />

freien Stellplatz führen. Mit dem sich stetig<br />

erhöhenden Verkehrsaufkommen <strong>in</strong> Städten<br />

steigt auch <strong>die</strong> Frustration der Autofahrer.<br />

Insbesondere <strong>die</strong> tägliche Parkplatzsuche<br />

wird schnell zur Jagd nach der Nadel im Heuhaufen.<br />

Bis zu 10 M<strong>in</strong>uten und 4,5 Kilometer<br />

Strecke dauert durchschnittlich alle<strong>in</strong> der<br />

Weg zu e<strong>in</strong>em freien Parkplatz. Bosch hat<br />

sich deshalb zum Ziel gesetzt, Autofahrern<br />

<strong>die</strong>sen Aufwand zu erleichtern, um Insassen<br />

wie auch <strong>die</strong> Umwelt gleichermaßen aufatmen<br />

zu lassen. Community-based Park<strong>in</strong>g<br />

ist <strong>die</strong> vernetzte Lösung für das schnelle<br />

Auff<strong>in</strong>den frei verfügbarer Parkplätze am<br />

Straßenrand. Die dafür im Fahrzeug erforderliche<br />

Vernetzung und <strong>die</strong> serienmäßig<br />

verbauten E<strong>in</strong>parkhilfen s<strong>in</strong>d bereits weit<br />

verbreitet. Senderfahrzeuge erfassen auf<br />

ihrem Weg durch <strong>die</strong> Stadt freie Lücken,<br />

auch wenn deren Fahrer selbst nach ke<strong>in</strong>em<br />

Parkplatz suchen. Ihre Daten wiederum werden<br />

Empfängerfahrzeugen zur Verfügung<br />

gestellt – anonymisiert und neu aufbereitet,<br />

versteht sich.<br />

Der Autor Bernhard Schwager ist <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Zentralabteilung Arbeits-, Brand-, Umweltschutz<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keit der Robert Bosch GmbH als<br />

Leiter der Geschäftsstelle <strong>Nachhaltig</strong>keit tätig. In<br />

<strong>die</strong>ser Funktion ist er unter anderem Ansprechpartner<br />

für <strong>die</strong> verschiedenen Stakeholdergruppen<br />

und treibt <strong>Nachhaltig</strong>keitsthemen voran. Er vertritt<br />

das Unternehmen <strong>in</strong> verschiedenen nationalen<br />

und <strong>in</strong>ternationalen Organisationen.<br />

Das Smartphone ist Steuermann für Ihr Smarthome und dirigiert damit <strong>die</strong> Energienetze. So können<br />

W<strong>in</strong>d und Sonne flexibel genutzt werden. Gleiches wird für Ihre <strong>in</strong>dividuelle Mobilität gelten.<br />

www.bosch.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

21


SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

KAMPF DER MEGATRENDS<br />

<strong>Digital</strong>isierung und <strong>Nachhaltig</strong>keit s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> bestimmenden Megatrends unserer Epoche. Doch <strong>in</strong> welchem<br />

Verhältnis stehen sie zue<strong>in</strong>ander und wie lassen sie sich im Management zum Wohle von Unternehmen<br />

und Gesellschaft verb<strong>in</strong>den?<br />

Von Stefan Schaltegger und Holger Petersen<br />

Betrachtet man <strong>die</strong> zahlreichen Veröffentlichungen und<br />

Veranstaltungen zur <strong>Digital</strong>isierung, zu Industrie 4.0 und<br />

dem Internet der D<strong>in</strong>ge, könnte man me<strong>in</strong>en, <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

gerate als zentrales, gesellschaftliches Anliegen durch <strong>die</strong>se<br />

verme<strong>in</strong>tlich neuen Konkurrenten <strong>in</strong> <strong>die</strong> Defensive und <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en harten Verdrängungswettbewerb um das knappe<br />

Gut der öffentlichen Aufmerksamkeit. Bevor <strong>die</strong> Ablösung<br />

droht, empfiehlt sich nach <strong>die</strong>ser Lesart <strong>die</strong> thematische<br />

Fusion mit dem womöglich überlegenen Herausforderer als<br />

Überlebensstrategie. Doch näher betrachtet, handelt es sich<br />

bei den Themen <strong>Nachhaltig</strong>keit und <strong>Digital</strong>isierung um e<strong>in</strong><br />

ungleiches Paar, das sich für e<strong>in</strong> Kräftemessen kaum eignet,<br />

sondern vielmehr aufe<strong>in</strong>ander aufbaut. <strong>Nachhaltig</strong>keit ist e<strong>in</strong><br />

visionäres Ziel, auf das sich viele Unternehmen und Bürger<br />

mit langem Atem willentlich zubewegen. <strong>Digital</strong>isierung h<strong>in</strong>gegen<br />

ist e<strong>in</strong> technologischer Prozess, als solcher weder gut<br />

noch böse, weder wünschenswert noch zu vereiteln, sondern<br />

e<strong>in</strong>gesetztes Mittel und beschrittener Weg, um vielfältige<br />

Ziele zu erreichen, <strong>die</strong> man teilen oder ablehnen mag.<br />

Technologien müssen an <strong>die</strong> Hand genommen werden<br />

Der Titel <strong>die</strong>ses Beitrages kann leicht auf e<strong>in</strong>e falsche Fährte<br />

führen: Nicht <strong>Nachhaltig</strong>keit erfüllt e<strong>in</strong>e Rolle für <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung,<br />

sondern <strong>Digital</strong>isierung kann als technologischer<br />

Prozess mit zur <strong>Nachhaltig</strong>keit führen – oder eben nicht.<br />

Denn Technologien müssen an <strong>die</strong> Hand genommen werden,<br />

um ihren Nutzen zu entfalten, zum Beispiel als Beitrag zur<br />

Erreichung von <strong>Nachhaltig</strong>keitszielen. Genau dar<strong>in</strong> liegt <strong>die</strong><br />

Rolle und Aufgabe des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements. Ansatzpunkte<br />

hierzu s<strong>in</strong>d vielfältig und zeigen sich am deutlichsten<br />

<strong>in</strong> der Produktion. „Industrie 4.0“ soll zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen,<br />

dass nach der Dampfmasch<strong>in</strong>e, dem elektrischen Fließband,<br />

dem elektronischen Computer nun <strong>die</strong> vierte Revolution h<strong>in</strong><br />

zur „Smart Factory“ <strong>in</strong>s Haus steht. Die „gescheite Fabrik“<br />

soll Vorteile der Massenproduktion mit den Ansprüchen<br />

e<strong>in</strong>er flexiblen Maßanfertigung verb<strong>in</strong>den. Sie erlaubt nach<br />

den Plänen ihrer Wortschöpfer e<strong>in</strong>e virtuelle Integration der<br />

Kunden und Geschäftspartner <strong>in</strong> Wertschöpfungsprozesse<br />

e<strong>in</strong>er Produktionsanlage. Als Dreh- und Angelpunkt <strong>die</strong>ser<br />

Vorstellung <strong>die</strong>nt das Internet der D<strong>in</strong>ge zur Verschmelzung<br />

virtueller und realer Produktionsräume <strong>in</strong> Cyber-Physischen<br />

Systemen (CPS). Roboter übernehmen dar<strong>in</strong> fast alle mechanischen<br />

Arbeiten, so dass Menschen sich voll auf ihre<br />

Rolle als Gestalter konzentrieren können. Über Touchscreens<br />

begleiten sie steuernd <strong>die</strong> fortgeschrittene Automatisierung.<br />

Mit zunehmender Bereitschaft, dar<strong>in</strong> zu <strong>in</strong>vestieren, werden<br />

CPS <strong>die</strong> echtzeitliche Messung sowie Abbildung betrieblicher<br />

Stoff- und Energieströme erlauben. Ähnliches gilt für das<br />

Facility-Management der Gebäude sowie <strong>die</strong> Überwachung<br />

des Fuhrparkverbrauchs. Folglich ermöglicht <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung<br />

nicht nur e<strong>in</strong> schnelles Customiz<strong>in</strong>g, sondern auch mehr<br />

Ressourceneffizienz durch schlanke Produktionsabläufe und<br />

<strong>die</strong> Vermeidung von Ausschuss, Materialabfällen und Überproduktion.<br />

E<strong>in</strong>e vorausschauende Steuerung trägt mithilfe<br />

von Sensorik dazu bei, dass nur so viel Energie und Material<br />

<strong>in</strong> Produktionssysteme e<strong>in</strong>fließen, wie tatsächlich zur Be<strong>die</strong>nung<br />

der Kundenwünsche benötigt werden. Anforderungen<br />

e<strong>in</strong>er Kreislaufwirtschaft zur Schonung der Primärrohstoffe<br />

können gleichfalls berücksichtigt werden, wenn Informationen<br />

über <strong>die</strong> Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Systeme e<strong>in</strong>fließen.<br />

Handschrift des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagers im Pflichtenheft<br />

Für das <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement erwächst daraus <strong>die</strong><br />

Aufgabe, sich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Planung anstehender Bau- und Modernisierungsmaßnahmen<br />

rechtzeitig e<strong>in</strong>zukl<strong>in</strong>ken, damit<br />

gebotene Chancen e<strong>in</strong>er energetischen und stofflichen<br />

Abbildung sowie Steuerung betrieblicher Prozesse nicht<br />

verschlafen werden. <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager sollten danach<br />

streben, ihre Handschrift im Pflichtenheft der bestellten<br />

Hard- und Software zu h<strong>in</strong>terlassen. Voraussetzung hierfür<br />

ist <strong>die</strong> Wissensaneignung über das aktuelle Angebot und<br />

den Stand der Technik zum spezifischen Investitionsvorhaben.<br />

Damit vertiefen sich e<strong>in</strong>erseits Ansprüche an das<br />

technische Verständnis und <strong>die</strong> Durchsetzungsfähigkeit des<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements sowie andererseits Ansprüche<br />

an IT-Verantwortliche, <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keitsrelevanz ihrer Entscheidungen<br />

zu erkennen. Solche Ansprüche beschränken<br />

sich nicht auf <strong>die</strong> Produktionsgestaltung, sondern erstrecken<br />

sich auch darauf, Potenziale und Gefahren aus der Entwick-<br />

22 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT | SCHWERPUNKT<br />

lung und Nutzung digitalisierter Produkte vorausschauend zu<br />

beurteilen. Seit 15 Jahren engagieren sich <strong>die</strong> Autoren <strong>die</strong>ses<br />

Beitrages <strong>in</strong> der Ausbildung und Professionalisierung von<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager<strong>in</strong>nen und –managern. In <strong>die</strong>ser Zeit<br />

haben gravierende disruptive Veränderungen stattgefunden:<br />

Google g<strong>in</strong>g 2004 an <strong>die</strong> Börse, nur etwas später übernahm<br />

Apple den Markt für smarte Mobiltelefone. Als aktueller<br />

Innovationsschub steht derzeit <strong>die</strong> Verschmelzung vom <strong>Digital</strong>en<br />

mit dem D<strong>in</strong>glichen an. Dies birgt große Potenziale.<br />

Geradezu s<strong>in</strong>nbildlich br<strong>in</strong>gen 3D-Drucker <strong>die</strong>sen Übergang<br />

vom <strong>Digital</strong>en zum D<strong>in</strong>glichen <strong>in</strong> Plastiken zum Ausdruck.<br />

3D-Druck erweitert den Spielraum für digitale Konstruktionen<br />

<strong>in</strong> Leichtbauweise. Gegenüber herkömmlichen Techniken<br />

gilt das Verfahren, etwa bei der Fertigung von Flugzeugteilen,<br />

als abfallreduzierend. Zusätzliche Effekte ermöglicht<br />

<strong>die</strong> schnelle, kostengünstige Anfertigung von Ersatzteilen<br />

für Gegenstände, <strong>die</strong> wegen kle<strong>in</strong>ster Bruchstellen bislang<br />

häufig komplett ausgetauscht werden. Damit eröffnet <strong>die</strong><br />

Technologie neue Geschäftsfelder für Reparatur-Services.<br />

Ökobilanzen von Fall zu Fall unterschiedlich<br />

Zusammen mit anderen digitalen Techniken <strong>die</strong>nen 3D-Drucker<br />

e<strong>in</strong>er Dezentralisierung, wenn e<strong>in</strong>fache Produkte<br />

wie Spielzeug nicht mehr zentral <strong>in</strong> fernöstlichen Fabriken<br />

auf Halde erzeugt werden, sondern kostengünstig im<br />

Pr<strong>in</strong>t-on-Demand-Verfahren aus kundennahen Druck-Centern<br />

oder Druckern der Kunden kommen. Der globale<br />

Güterverkehr lässt sich dadurch verr<strong>in</strong>gern. Lagerräume<br />

entfallen. Die Bestellung von Fotobüchern bietet bereits<br />

e<strong>in</strong> Geschäftsmodell, das sich mit 3D-Druckern bequem auf<br />

Portrait-Hologramme und viele andere Artikel ausdehnen<br />

lässt. Damit kommt <strong>die</strong> Kehrseite der neuen Technologie<br />

zum Vorsche<strong>in</strong>. So gehören Kunststoff-Büsten von Familienangehörigen<br />

wohl bald zu jenen D<strong>in</strong>gen, <strong>die</strong> sich unter<br />

zahlreichen Weihnachtsbäumen auftürmen, obwohl man<br />

bisher ganz gut ohne sie zurechtkam. Deshalb ist <strong>die</strong> Sorge<br />

leicht nachzuvollziehen, dass den genannten Vorteilen der<br />

Nachteil e<strong>in</strong>er Mehr-Produktion neuer Artefakte gegenübersteht.<br />

Denn Effizienzvorteile entfaltet der 3D-Druck vor allem<br />

<strong>in</strong> der Design-Phase, weil sich Prototypen kostengünstig<br />

entwerfen und erproben lassen. Damit dürften sich jedoch<br />

Produktlebens- und Modezyklen weiter verkürzen, und im<br />

Hausgebrauch können 3D-Drucker jede Menge Müll erzeugen,<br />

alle<strong>in</strong> durch Skulpturen und Fehldrucke <strong>die</strong> aus Spielerei<br />

entstehen. Mit so ausschweifenden Möglichkeiten lässt sich<br />

<strong>die</strong> Frage, ob der 3D-Druck Ressourcen schont oder verschwendet,<br />

nicht generell beantworten, weil entsprechende<br />

Ökobilanzen <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall abhängig vom Produkt,<br />

dem verwendeten Material, der Auslastung der Masch<strong>in</strong>en<br />

und dem Verhalten der Anwender s<strong>in</strong>d. Dies unterstreicht<br />

Stiften Sie Bildungserfolg!<br />

Das Deutschlandstipendium: Talent trifft Förderung.<br />

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23


SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

<strong>die</strong> Bedeutung des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements bei der<br />

fallspezifischen Beurteilung, Auswahl und Nutzung neuer<br />

Fertigungsmöglichkeiten. Beim 3D-Druck sollten <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager<br />

versiert mitreden können, <strong>in</strong>sbesondere ist<br />

<strong>die</strong> Beschaffenheit und Recycl<strong>in</strong>gfähigkeit der e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Druckstoffe im Vergleich zu bisherigen Materialien ökologisch<br />

zu bewerten.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager <strong>in</strong> allen Abteilungen<br />

In ähnlicher Weise bergen <strong>die</strong> beliebten Visionen vom<br />

„Smart Home“ über „Smart Mobility“ bis zur „Smart Health“<br />

vielfältige Chancen, aber auch Gefahren für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Entwicklung, <strong>die</strong> auszuloten, anzusteuern oder zu<br />

umgehen s<strong>in</strong>d. Erfolge <strong>in</strong> der <strong>Nachhaltig</strong>keitsleistung stellen<br />

sich durch digitalisierte Produktions- und Gebäudetechnik<br />

nicht automatisch e<strong>in</strong>, sondern nur dann, wenn <strong>die</strong> dafür<br />

enthaltenen Funktionen aktiviert, richtig konfiguriert sowie<br />

regelmäßig überprüft werden. Menschlicher Sachverstand<br />

und Gewissenhaftigkeit lassen sich durch digitale Technik<br />

nicht ersetzen, ihre Bedeutung konzentriert sich vielmehr auf<br />

<strong>die</strong> Vore<strong>in</strong>stellung verwendeter Hard- und Software durch<br />

wenige Anwender und Programmierer. Ersche<strong>in</strong>en Stoffstrom-Diagramme<br />

<strong>in</strong> Echtzeit auf dem Touchscreen, helfen<br />

<strong>die</strong>se Informationen dem Anwender nur weiter, wenn er <strong>die</strong><br />

dar<strong>in</strong> enthaltene Information versteht, Möglichkeiten e<strong>in</strong>er<br />

Optimierung erkennt und gewillt ist, <strong>die</strong>se umzusetzen, auch<br />

unter Inkaufnahme von Trade-offs, zum Beispiel zwischen<br />

Durchlaufzeit und Energieverbrauch. Der Weg der Umweltdaten<br />

und ihr Potenzial s<strong>in</strong>d damit völlig anders gelagert als<br />

bei der nachträglichen Auswertung verschiedener Abrechnungen,<br />

SAP-Listen und Datenprotokollen im stillen Büro.<br />

„Implizite <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager“, <strong>die</strong> als Werksleiter,<br />

Vorarbeiter, E<strong>in</strong>käufer oder Facility-Manager oft ad hoc<br />

darüber entscheiden, wie <strong>Nachhaltig</strong>keit zu optimieren ist,<br />

werden wichtiger. Dies gilt besonders für <strong>die</strong> oben umrissene<br />

Technikbeschaffung, denn wohl auch zukünftig werden<br />

explizite <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager <strong>in</strong> Planungen selten oder<br />

spät e<strong>in</strong>bezogen. Damit wird <strong>die</strong> Aufgabe der expliziten<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsexperten im Unternehmen maßgeblich, <strong>die</strong><br />

Kompetenzen impliziter <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager zu stärken<br />

und deren Bereitschaft zu fördern, im Rahmen ihrer steuernden<br />

Tätigkeiten auch <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>in</strong> der Ideall<strong>in</strong>ie<br />

zu führen. Eigenverantwortliches Handeln, permanente<br />

Selbstoptimierung sowie schnelle Verständigung <strong>in</strong> Netzwerken<br />

mit teils unklarer hierarchischer Zuordnung prägen<br />

den sozialen Umgang <strong>in</strong> digitalisierten Arbeitswelten. Das<br />

gekonnte Zusammenspiel lateral verbundener Kollegen,<br />

<strong>in</strong>nerbetriebliches Network<strong>in</strong>g, Bildungsarbeit und soziale<br />

Durchsetzungsstärke gew<strong>in</strong>nen als Schlüsselqualitäten des<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagements mit der <strong>Digital</strong>isierung folglich<br />

noch mehr Relevanz.<br />

Die skizzierten Herausforderungen machen damit vor allem<br />

e<strong>in</strong>es deutlich: <strong>Digital</strong>isierung wird das <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

nicht auflösen, denn Aufgabenfeld und Berufsbild<br />

des <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagers lassen sich nicht digital e<strong>in</strong>lesen<br />

und ausfüllen. <strong>Digital</strong>isierung macht <strong>die</strong>ses Aufgabenfeld<br />

vielmehr anspruchsvoller und breiter, sowohl für explizite<br />

als auch für implizite <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanager.<br />

PROF. DR. STEFAN SCHALTEGGER<br />

ist Professor für <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement und Leiter des Centre<br />

for Susta<strong>in</strong>ability Management (CSM) an der Leuphana Universität<br />

Lüneburg. Dort feiert der MBA-Stu<strong>die</strong>ngang Susta<strong>in</strong>ability Management<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Jahr das 15-jährige Jubiläum. Zusammen mit<br />

B.A.U.M. veranstaltet er regelmäßig das Susta<strong>in</strong>ability Leadership<br />

Forum (SLF).<br />

PROF. DR. HOLGER PETERSEN,<br />

gelernter Bankkaufmann, ist seit 2<strong>01</strong>7 Professor für <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

an der Nordakademie Elmshorn. Zuvor arbeitete er als<br />

Dozent und Autor am CSM und koord<strong>in</strong>ierte den Wissenstransfer<br />

zu Unternehmen, <strong>in</strong>sbesondere mit dem SLF, e<strong>in</strong>em Arbeitskreis<br />

mit Unternehmen für vorbildliches <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement.<br />

Compliance auf<br />

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VERNETZT DENKEN LERNEN<br />

Egal was man liest, hört oder sieht – es gibt zwei Themen unserer Zeit, an denen ke<strong>in</strong> Unternehmen,<br />

ke<strong>in</strong>e Institution und auch ke<strong>in</strong>e Regierung mehr vorbeikommt: digitale Transformation und <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Neue Stu<strong>die</strong>ngänge wollen <strong>die</strong>ser Entwicklung Rechnung tragen.<br />

Von Christoph Quarch<br />

Foto: © HSBA<br />

<strong>Digital</strong>e Transformation und <strong>Nachhaltig</strong>keit – das kl<strong>in</strong>gt<br />

zunächst nur nach zwei modischen Begriffen oder Schlagwörtern.<br />

Doch bei näherem H<strong>in</strong>sehen erkennt man rasch,<br />

dass ihre Relevanz und Tragweite viel größer s<strong>in</strong>d, als e<strong>in</strong>em<br />

manchmal lieb ist. Denn tatsächlich zw<strong>in</strong>gen sie zum<br />

Umdenken <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht und tagtäglich erleben wir,<br />

wie sehr <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung unser aller Privat- und Arbeitsleben<br />

verändert. Technologien wie Robotik, Virtual Reality,<br />

Big Data und künstliche Intelligenz stehen dabei im Mittelpunkt.<br />

Vielfach ist aber unklar, welche Technologie s<strong>in</strong>nvoll<br />

ist, welche Geschäftsmodelle zukünftig funktionieren und<br />

wie sich Unternehmen weiterentwickeln müssen. Die Verunsicherung<br />

ist groß, denn <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung beschleunigt<br />

längst notwendige Entwicklungen um e<strong>in</strong> Vielfaches. So<br />

werden ganze Branchen durch disruptive Innovationen auf<br />

den Kopf gestellt, <strong>in</strong>dem über Nacht neue Wettbewerber auf<br />

den Markt kommen oder durch den Rohstoff Daten neue,<br />

dom<strong>in</strong>ierende Monopole entstehen.<br />

<strong>Digital</strong>e Transformation bedeutet deshalb mehr als bestehende<br />

analoge Prozesse zu digitalisieren oder gar zu<br />

ersetzen. In e<strong>in</strong>er digital vernetzten Welt müssen Entscheider<br />

mehr denn je lernen, <strong>in</strong> Zusammenhängen zu<br />

denken. <strong>Nachhaltig</strong>es Wirken und <strong>Wirtschaften</strong> für e<strong>in</strong>e<br />

globale Welt setzt voraus, <strong>die</strong> Auswirkungen <strong>in</strong>dividuellen<br />

und unternehmerischen Handelns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en globalen<br />

Kontext zu stellen.<br />

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25


SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Neue Kompetenzen s<strong>in</strong>d gefragt<br />

Gerade <strong>die</strong>se globale Perspektive ist es, <strong>die</strong> <strong>die</strong> zweite<br />

große Herausforderung für Unternehmen und Gesellschaft<br />

ausmacht und den externen Druck erhöht. H<strong>in</strong>weise darauf,<br />

dass e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches „Weiter-So“ nicht mehr lange funktioniert,<br />

gibt es zuhauf. Klimawandel, Ressourcenausbeutung, soziale<br />

Spaltung, Armutslücke und Kriege zw<strong>in</strong>gen uns, unser Denken<br />

und Handeln zu verändern. Auch wenn oder weil es eben<br />

unbequem und ungewohnt ist. Wir sollten uns klar darüber<br />

werden, wie sehr wir alle vone<strong>in</strong>ander abhängen. Wir müssen<br />

lernen, wie wir mit unseren Ökosystemen und unseren<br />

Lebensgrundlagen s<strong>in</strong>nvoll umgehen. Wir alle brauchen mehr<br />

Wissen, Kompetenzen und e<strong>in</strong> stärkeres Bewusstse<strong>in</strong> für <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit von Veränderungen.<br />

So gesehen haben <strong>die</strong> Themen <strong>Digital</strong>isierung und <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

viel mite<strong>in</strong>ander zu tun. Am Energieverbrauch<br />

zum Beispiel wird deutlich, dass <strong>Digital</strong>isierung e<strong>in</strong>erseits<br />

durch Ressourcenschonung zur <strong>Nachhaltig</strong>keit beiträgt.<br />

Andererseits erweist sich das Internet als Energiefresser der<br />

Gegenwart. So verbraucht alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> Bitco<strong>in</strong>-Technologie so<br />

viel Energie wie ganze Volkswirtschaften. Gerade weil <strong>Digital</strong>isierung<br />

<strong>die</strong> grundlegendste Veränderung der Gegenwart<br />

ist, gilt es jetzt, <strong>die</strong>se Entwicklung nachhaltig und verantwortungsbewusst<br />

zu gestalten.<br />

<strong>Zukunft</strong> will gelernt se<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong> von der Hamburg School of Bus<strong>in</strong>ess Adm<strong>in</strong>istration<br />

(HSBA) entwickeltes Stu<strong>die</strong>nprogramm soll <strong>die</strong>sen beiden<br />

Herausforderungen und den notwendigen Veränderungen<br />

Rechnung tragen. In se<strong>in</strong>er strukturellen Konzeption setzt<br />

es e<strong>in</strong>en deutlichen Schwerpunkt auf Projektlernen und<br />

Forschendes Lernen, denn <strong>die</strong>se Ansätze stellen <strong>die</strong> besten<br />

Voraussetzungen zur Kompetenzentwicklung dar. Frontalunterricht<br />

und Klausuren gibt es <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Stu<strong>die</strong>ngang<br />

nicht. Stattdessen werden fünf verschiedene Projekte im<br />

Verlauf des Studiums bearbeitet. Es handelt sich sowohl um<br />

aktuelle Fragestellungen von und für Unternehmen zur <strong>Digital</strong>isierung<br />

und <strong>Nachhaltig</strong>keit als auch um wissenschaftliche<br />

Forschungsfragen. Im Rahmen des Projekts Susta<strong>in</strong>ability<br />

Challenge engagieren sich <strong>die</strong> Teilnehmer bereits stu<strong>die</strong>nbegleitend<br />

bei Initiativen, E<strong>in</strong>richtungen oder Projekten außerhalb<br />

der Hochschule. Gesellschaftliche Verantwortung ist<br />

von daher e<strong>in</strong> fester Bestandteil des Curriculums.<br />

Praxisbezug und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Lernen<br />

Die Vielfalt und Komplexität der Herausforderungen <strong>in</strong><br />

Unternehmen und Gesellschaft s<strong>in</strong>d enorm. Deshalb werden<br />

Grenzen zwischen Fachdiszipl<strong>in</strong>en, Strukturen und<br />

Denkweisen aufgebrochen. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Team aus<br />

Wirtschaftswissenschaftlern, Ingenieuren, Informatikern,<br />

Bildungsforschern, Me<strong>die</strong>nexperten und Philosophen hat<br />

den Stu<strong>die</strong>ngang geme<strong>in</strong>sam konzipiert. Charakteristisch<br />

dabei ist, dass <strong>die</strong> Lehrenden e<strong>in</strong>e andere Rolle als gewöhnlich<br />

e<strong>in</strong>nehmen. Sie verstehen sich nicht länger als Wissensvermittler,<br />

sondern als Lernbegleiter und Projektberater. In<br />

e<strong>in</strong>em wachsenden <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Netzwerk ermutigen<br />

sie dazu, Fragen zu stellen, und begeben sich geme<strong>in</strong>sam mit<br />

den Stu<strong>die</strong>renden auf <strong>die</strong> Suche nach Antworten.<br />

Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt, deren Fragestellungen nicht mehr<br />

mit Musterlösungen beantwortet werden können. Vielmehr<br />

gilt es, Wissen fortwährend zu aktualisieren, <strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Teams zusammenzuarbeiten, um sich kont<strong>in</strong>uierlich<br />

auf Neues e<strong>in</strong>stellen zu können. Kollaboration, kritisches<br />

Denken und Co-Kreativität bei der Entwicklung neuer Lösungen<br />

zählen zu den zentralen Kompetenzen im 21. Jahrhundert.<br />

Notwendige Methoden werden von den Stu<strong>die</strong>renden<br />

selbstverantwortlich und problemorientiert recherchiert; <strong>die</strong><br />

Anwendung von den Lehrenden begleitet und gecoacht. Ganz<br />

im S<strong>in</strong>ne Goethes, der e<strong>in</strong>st sagte: „Wenn man <strong>in</strong>s Wasser<br />

kommt, lernt man schwimmen.“<br />

Orientierung an den Susta<strong>in</strong>able Development Goals<br />

Auch wenn <strong>die</strong> Perspektiven und Herangehensweisen der<br />

Beteiligten verschieden se<strong>in</strong> mögen, so stehen sie doch im<br />

Zeichen der gleichen Vision: Es gilt <strong>die</strong> Chancen der <strong>Digital</strong>isierung<br />

verantwortungsvoll zu nutzen, und sich auf <strong>die</strong> damit<br />

verbundenen und notwendigen Veränderungen e<strong>in</strong>zulassen<br />

und <strong>die</strong>se anzunehmen. Mutig Verantwortung übernehmen<br />

heißt dabei, bei allen Entscheidungen und Unternehmungen<br />

mit <strong>in</strong> Betracht ziehen, welche Konsequenzen dadurch für andere,<br />

an e<strong>in</strong>em anderen Ort und zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt<br />

entstehen. Gelebte <strong>Nachhaltig</strong>keit eben. Von daher <strong>die</strong>nen<br />

<strong>die</strong> siebzehn von den Vere<strong>in</strong>ten Nationen formulierten Ziele<br />

nachhaltiger Entwicklung (SDG) als positives Leitbild für<br />

Unternehmen und damit auch für <strong>die</strong> Akteure des Stu<strong>die</strong>nprogramms.<br />

Alle Absolventen und e<strong>in</strong> wachsendes Netzwerk<br />

sollen zu Botschaftern der SDGs werden und <strong>die</strong> Haltung und<br />

Werte als Multiplikatoren <strong>in</strong> Unternehmen, Organisationen<br />

und <strong>die</strong> Gesellschaft tragen.<br />

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und <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

26 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT | SCHWERPUNKT<br />

Im <strong>forum</strong>-Interview: Das Studium für <strong>Zukunft</strong>sgestalter<br />

Frau Hensel-Börner, was s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Besonderheiten des neuen Stu<strong>die</strong>ngangs?<br />

<strong>Digital</strong>e Transformation und <strong>Nachhaltig</strong>keit s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> beiden zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Und doch hat es mich unendlich überrascht,<br />

wie neu und e<strong>in</strong>zigartig <strong>die</strong> systematische Verknüpfung ist. Man könnte fast sagen, jede der beiden Szenen agiert <strong>in</strong> der eigenen Filterblase,<br />

ohne sich der naheliegenden und notwendigen Verb<strong>in</strong>dung bewusst zu se<strong>in</strong>. Auch aus bildungspolitischer Perspektive s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Themen<br />

noch sehr weit entfernt vone<strong>in</strong>ander. Sehr häufig steht <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung der Bildung im Fokus. Bildung für e<strong>in</strong>e digitale Welt bedeutet aber<br />

viel mehr als das Erlernen von Programmiersprachen für alle.<br />

An wen richtet sich das Programm?<br />

Das Programm richtet sich zum e<strong>in</strong>en an motivierte Bachelorabsolventen von Wirtschaftsstu<strong>die</strong>ngängen, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>novativen und<br />

anspruchsvollen Studium engagieren möchten; zum anderen bietet es Unternehmen <strong>die</strong> Möglichkeit, ihre Mitarbeiter weiterzubilden und<br />

eigene Unternehmensprojekte im Rahmen des Programms bearbeiten zu lassen.<br />

Welches Ziel verfolgt das Curriculum?<br />

Die Absolventen sollen ermutigt werden, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schnell wandelnden Welt zur nachhaltigen Verantwortung zu positionieren und ihren<br />

<strong>in</strong>dividuellen Beitrag zur Transformation der Gesellschaft zu leisten. Das können und sollen sie als eigene Unternehmer, als Fach- und Führungskräfte<br />

<strong>in</strong> Unternehmen und Non-Profit-Organisationen, als Wissenschaftler oder ganz allgeme<strong>in</strong> als <strong>Zukunft</strong>sgestalter se<strong>in</strong>.<br />

Wann geht´s los und wie groß ist der Zeitaufwand?<br />

Der Stu<strong>die</strong>nstart ist ab Oktober 2<strong>01</strong>8. Das Programm f<strong>in</strong>det an zwei Tagen pro Woche <strong>in</strong> jeweils elf Wochen pro Semester statt. Die Stu<strong>die</strong>ndauer<br />

beträgt fünf Semester, und Bewerbungen s<strong>in</strong>d ab sofort möglich. Mehr dazu f<strong>in</strong>det man auf unserer Website.<br />

Wie kann man Stu<strong>die</strong>rende unterstützen?<br />

Das Programm basiert auf e<strong>in</strong>em Stu<strong>die</strong>renden-zentrierten Lehrverständnis. Innovative Methoden <strong>in</strong> der Lehre berücksichtigen unterschiedliche<br />

Lernwege und fördern und fordern <strong>die</strong> aktive Mitarbeit aller Stu<strong>die</strong>renden <strong>in</strong> gleichem Maß. Dieses <strong>in</strong>teraktive Lehrkonzept funktioniert<br />

nur <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen. E<strong>in</strong> solch <strong>in</strong>tensiver Betreuungsschlüssel wirkt sich unmittelbar auf <strong>die</strong> Höhe der Stu<strong>die</strong>ngebühren aus. Unternehmen<br />

haben <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>in</strong> Form von Projekten mit dem Stu<strong>die</strong>ngangsteam zusammenzuarbeiten. Zudem besteht <strong>die</strong> Option, motivierten<br />

Stu<strong>die</strong>renden <strong>in</strong> Form von Stipen<strong>die</strong>n <strong>die</strong> Teilnahme an dem Programm zu ermöglichen und damit Botschafter für <strong>die</strong> siebzehn Susta<strong>in</strong>able<br />

Development Goals für Unternehmen und unsere Gesellschaft auszubilden.<br />

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Wie können sich Unternehmen heute auf <strong>die</strong> Umweltstandards von morgen vorbereiten?<br />

Wie lassen sich Ressourcen und Rohstoffe <strong>in</strong>telligent und kosteneffi zient e<strong>in</strong>setzen?<br />

Und wie wird aus der Wiederverwertung von Abfallprodukten bei Herstellungsprozessen e<strong>in</strong><br />

Wettbewerbsvorteil, der Unternehmen hilft, langfristig am Markt bestehen zu können?<br />

Auf der Weltleitmesse für Umwelttechnologien f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong>novative Lösungen – sei es für<br />

Prozesswasseraufbereitung oder <strong>in</strong>telligentes Recycl<strong>in</strong>g. Steigern Sie <strong>die</strong> Kosteneffi zienz Ihres<br />

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27


STRATEGISCHE<br />

FRÜHAUFKLÄRUNG<br />

S<strong>in</strong>d Ihre Unternehmensziele klar? Trend- und <strong>Zukunft</strong>sforschung zeigen Szenarien auf –<br />

wichtige H<strong>in</strong>weise, um <strong>die</strong> eigene Firma langfristig erfolgreich auszurichten.<br />

Von Jan Oliver Schwarz<br />

Wenn Management-Präsentationen oder -Bücher lamentieren,<br />

dass das Umfeld von Unternehmen zunehmend<br />

komplex, dynamisch und vor allem ungewiss im H<strong>in</strong>blick<br />

auf <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> sei, dann ist das ke<strong>in</strong>e neue Beobachtung.<br />

Der Management-Vordenker Peter Drucker sprach bereits <strong>in</strong><br />

den 1960er-Jahren von e<strong>in</strong>em „Age of Discont<strong>in</strong>uity“, e<strong>in</strong>em<br />

Zeitalter, <strong>in</strong> dem Umbrüche zunehmen; und es lässt sich vermuten,<br />

dass <strong>die</strong>ses Zeitalter noch nicht zu Ende geht. Eher im<br />

Gegenteil. Das World Economic Forum beispielsweise weist<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em jüngst erschienenen Global Risk-Report darauf h<strong>in</strong>,<br />

welche Relevanz es für Nationen und Organisationen hat,<br />

Veränderungen im Umfeld zu beobachten und Überlegungen<br />

über <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> anzustellen. Doch für Unternehmen bleibt<br />

<strong>die</strong> Frage, wie <strong>die</strong>s konkret geschehen kann.<br />

In <strong>die</strong>sem Zusammenhang fallen schnell Stichwörter wie<br />

Trend- und <strong>Zukunft</strong>sforschung, Strategische Frühaufklärung<br />

bzw. englisch: Strategic oder Corporate Foresight. Paradoxerweise<br />

muss e<strong>in</strong> Unternehmen, das sich mit der <strong>Zukunft</strong><br />

beschäftigt, zunächst e<strong>in</strong>mal <strong>die</strong> Gegenwart analysieren.<br />

Dieser Prozess wird mit dem Konzept der Strategischen<br />

Frühaufklärung beschrieben.<br />

Dabei geht es auch um <strong>die</strong> Ableitung von strategischen<br />

Handlungsempfehlungen. Wesentliches Ziel der Strategischen<br />

Frühaufklärung ist es, Veränderungen im Unternehmensumfeld<br />

rechtzeitig wahrzunehmen, Ideen zur <strong>Zukunft</strong><br />

zu entwickeln und dem Unternehmen <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

zu geben, auf eben <strong>die</strong>se Veränderungen frühzeitig zu<br />

reagieren.<br />

28 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT | SCHWERPUNKT<br />

Foto: © Sergey Nivens, fotolia.com<br />

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29


SCHWERPUNKT | DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Aufklärung <strong>in</strong> drei Phasen<br />

Der Prozess der Strategischen Frühaufklärung lässt sich<br />

grob <strong>in</strong> drei Phasen unterteilen: Informationsbeschaffung<br />

und Trendforschung, Diagnose und <strong>Zukunft</strong>sforschung und<br />

Strategie.<br />

1) Der Ausgangspunkt e<strong>in</strong>er Trendforschung <strong>in</strong> Unternehmen<br />

muss sich zunächst mit der Frage beschäftigen,<br />

welche Zeithorizonte von Interesse s<strong>in</strong>d: Plant das<br />

Unternehmen langfristig oder bef<strong>in</strong>det es sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Markt, der durch sehr kurzfristige Produktlebenszyklen<br />

geprägt ist? Es muss dann e<strong>in</strong>e Trenddef<strong>in</strong>ition gefunden<br />

werden, <strong>die</strong> für das Unternehmen zielführend ist.<br />

Grundsätzlich lassen sich Trends als Signale für Veränderung<br />

verstehen. E<strong>in</strong> Trend entwickelt sich über <strong>die</strong><br />

Zeit von e<strong>in</strong>em schwachen zu e<strong>in</strong>em stärkeren Signal.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs entwickelt sich nicht jedes schwache Signal<br />

notwendigerweise zu e<strong>in</strong>em starken Signal. Für e<strong>in</strong><br />

Unternehmen bedeutet <strong>die</strong>se Logik, dass Trends <strong>in</strong><br />

ihrer frühen Phase durch unvollständige Informationen<br />

gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Das heißt aber auch, dass sich viele<br />

Trends nicht über Nacht, sondern über e<strong>in</strong>en längeren<br />

Zeithorizont h<strong>in</strong>weg entwickeln und es somit wettbewerbsentscheidend<br />

ist, wann e<strong>in</strong> Trend wahrgenommen<br />

wird. E<strong>in</strong> Trend sollte als etwas Neues konzeptualisiert<br />

werden, e<strong>in</strong>en Neuheitswert besitzen.<br />

2) Identifizierte Trends lassen sich anschließend analysieren.<br />

Wie könnten sie sich weiterentwickeln? Die <strong>Zukunft</strong>sforschung<br />

bietet e<strong>in</strong>e Vielzahl von Tools. Zu den bekannteren<br />

zählt <strong>die</strong> Szenario-Technik, <strong>die</strong> <strong>in</strong>sbesondere durch<br />

Royal Dutch/Shell zum so genannten Scenario Plann<strong>in</strong>g<br />

weiterentwickelt wurde. Das Scenario Plann<strong>in</strong>g verknüpft<br />

strategische Planung und Szenario Technik: Das Tool zählt<br />

dabei nicht alle Eventualitäten auf, sondern komb<strong>in</strong>iert<br />

<strong>die</strong> existierenden Trends und setzt <strong>die</strong>se <strong>in</strong> alternative<br />

Bilder der <strong>Zukunft</strong> um. Szenarien s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Vorhersagen<br />

der <strong>Zukunft</strong>, sondern sollen vielmehr zum Nachdenken<br />

anregen, wie man mit möglichen Veränderungen oder<br />

Ereignissen <strong>in</strong> der <strong>Zukunft</strong> umgehen könnte.<br />

3) Natürlich gibt es noch weitere Methoden der <strong>Zukunft</strong>sforschung.<br />

Welche Methoden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Unternehmen<br />

Anwendung f<strong>in</strong>den, hängt im Wesentlichen von der<br />

Fragestellung oder der Zielsetzung ab. Erst <strong>die</strong>se Verknüpfung<br />

der Strategischen Frühaufklärung mit der Unternehmensstrategie<br />

kann sicherstellen, dass <strong>die</strong> generierten<br />

Erkenntnisse s<strong>in</strong>nvoll genutzt werden können.<br />

Beispiele aus der Praxis<br />

Wie wird Strategische Frühaufklärung <strong>in</strong> Unternehmen<br />

organisiert? Zum e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>den sich solche Funktionen <strong>in</strong> Abteilungen<br />

wie etwa im Innovationsmanagement, Forschung<br />

und Entwicklung, Market<strong>in</strong>g oder <strong>in</strong> der Unternehmensentwicklung.<br />

Gerade <strong>in</strong> größeren Unternehmen gibt es aber<br />

Es ist wettbewerbsentscheidend, wann e<strong>in</strong> Trend wahrgenommen wird.<br />

Im Anschluss gilt es, das Unternehmensumfeld möglichst<br />

ganzheitlich nach Trends abzusuchen bzw. zu<br />

scannen. Dabei nutzt man <strong>in</strong> der Regel Konzepte wie<br />

<strong>die</strong> PESTEL-Analyse (Political, Economic, Sociocultural,<br />

Technological, Environmental, Legal). Während man <strong>die</strong><br />

Unternehmensumwelt scannt, sollte man gleichzeitig<br />

s<strong>in</strong>nvolle Quellen (zukunftsorientierte Zeitschriften oder<br />

Portale wie etwa shap<strong>in</strong>gtomorrow.com) identifizieren<br />

und e<strong>in</strong> Netzwerk (<strong>Zukunft</strong>s- und Trendforscher <strong>in</strong> anderen<br />

Unternehmen oder Organisationen bzw. Experten für<br />

bestimme Fragestellungen) aufbauen.<br />

Um Veränderungen frühzeitig wahrzunehmen, darf der<br />

Suchfokus nicht zu eng gehalten se<strong>in</strong>. Im Kontext von<br />

Trend- und <strong>Zukunft</strong>sforschung gibt es drei Arten von<br />

Wissen: 1) D<strong>in</strong>ge, von denen ich weiß, dass ich sie weiß.<br />

2) D<strong>in</strong>ge, von denen ich weiß, dass ich sie nicht weiß. 3)<br />

Die, von denen ich nicht e<strong>in</strong>mal weiß, dass ich sie nicht<br />

kenne. Es geht also <strong>in</strong>sbesondere darum, zu lernen, mit<br />

den letzteren umzugehen, also mit den bl<strong>in</strong>den Flecken<br />

e<strong>in</strong>es Unternehmens.<br />

auch dedizierte Teams, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Aufgaben wahrnehmen.<br />

Das M<strong>in</strong>eralölunternehmen Royal Dutch/Shell plant seit den<br />

1970ern <strong>in</strong> Szenarien. Das Scenario Plann<strong>in</strong>g-Team fokussiert<br />

sich auf <strong>die</strong> Erstellung und Überprüfung von Szenarien.<br />

Auf se<strong>in</strong>er Homepage bietet der Konzern E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> <strong>die</strong>se<br />

Arbeitsweise. Beschrieben wird zum e<strong>in</strong>en der partizipative<br />

Ansatz <strong>in</strong> der Erstellung der Szenarien. Zum anderen kann<br />

man sehen, wie Szenarien dargestellt und beschrieben<br />

werden. Der Logistikkonzern DHL <strong>in</strong>formiert ebenfalls auf<br />

se<strong>in</strong>er Webpage nicht nur über Szenarien zur Logistik 2050,<br />

sondern auch über <strong>die</strong> Erstellung der Szenarien. Der Automobilkonzern<br />

Daimler verfolgt seit den späten 1970ern e<strong>in</strong>en<br />

anderen Ansatz. In e<strong>in</strong>em Th<strong>in</strong>k-Tank <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> arbeiten<br />

Mitarbeiter des Konzerns an verschiedenen Aspekten der<br />

<strong>Zukunft</strong> von Mobilität.<br />

Während Shell bereits seit 40 Jahren Scenario Plann<strong>in</strong>g nutzt,<br />

gibt es auch jüngere Weiterentwicklungen <strong>in</strong> der Trend- und<br />

<strong>Zukunft</strong>sforschung. In dem Projekt Über Morgen des Chipherstellers<br />

Intel werden Szenarien von Science-Fiction Autoren<br />

genutzt, um <strong>die</strong> Fantasie anzuregen, <strong>in</strong> welchen Geräten <strong>in</strong><br />

der <strong>Zukunft</strong> Intel-Chips verbaut se<strong>in</strong> könnten. Die Relevanz<br />

<strong>die</strong>ses Ansatzes unterstreicht beispielsweise der Roman<br />

Snow Crash von Neal Stephenson. Der Roman von 1992 be-<br />

30 Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> E<strong>in</strong> Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Ste<strong>in</strong>beis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


taz<br />

DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT | SCHWERPUNKT<br />

gründete nicht nur den Begriff des Avatars, sondern gilt auch<br />

als Blaupause für <strong>die</strong> später entwickelten virtuellen Welten<br />

wie Second Life. Aber auch <strong>in</strong> anderen Kontexten schreitet<br />

<strong>die</strong> Etablierung und Verbreitung von Trend- und <strong>Zukunft</strong>sforschung<br />

voran. So kann beispielsweise an der FU Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Masterstu<strong>die</strong>ngang <strong>Zukunft</strong>sforschung stu<strong>die</strong>rt werden<br />

und an der RWTH Aachen wurde e<strong>in</strong>e Professur für <strong>Zukunft</strong>sforschung<br />

vom Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure gestiftet.<br />

Während das Denken auf Vorrat mit Hilfe von Trend- und<br />

<strong>Zukunft</strong>sforschung auch im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er nachhaltigen Unternehmensführung<br />

an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt, gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Optionen, e<strong>in</strong>e solche Funktion <strong>in</strong> Unternehmen<br />

zu betreiben. Wesentlich ist hierbei, e<strong>in</strong>en Ansatz zu f<strong>in</strong>den,<br />

der zu dem jeweiligen Unternehmen passt. Hilfestellung<br />

beim Design e<strong>in</strong>es geeigneten Ansatzes können mittlerweile<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Publikationen bieten, oder <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Feld<br />

spezialisierte Beratungen, aber auch wissenschaftliche E<strong>in</strong>richtungen<br />

(siehe Übersicht <strong>in</strong> <strong>forum</strong> 4/2<strong>01</strong>2) sowie unsere<br />

laufende Berichterstattung.<br />

PROF. DR. JAN OLIVER SCHWARZ<br />

hat Wirtschaftswissenschaften und <strong>Zukunft</strong>sforschung stu<strong>die</strong>rt und<br />

ist heute als Forscher und Berater im Bereich Szenarien, Dynamischen<br />

Simulationen (Bus<strong>in</strong>ess Wargam<strong>in</strong>g), Corporate Foresight<br />

und Strategieentwicklung tätig. Er lehrt und forscht als Professor für<br />

General Management im Fachbereich Design (AMD Akademie Mode<br />

und Design) der Hochschule Fresenius <strong>in</strong> München und als Research<br />

Associate an der Aarhus University, Dänemark.<br />

Zum Weiterlesen<br />

Müller, A. W. & Müller-Stewens, G. 2009. Strategic Foresight:<br />

Trend- und <strong>Zukunft</strong>sforschung <strong>in</strong> Unternehmen – Instrumente,<br />

Prozesse, Fallstu<strong>die</strong>n. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.<br />

Rohrbeck, R. 2<strong>01</strong>1. Corporate Foresight: Towards a Maturity Model<br />

for the Future Orientation of a Firm. Heidelberg: Physica-Verlag.<br />

Schwarz, J. O. 2<strong>01</strong>1. Quellcode der <strong>Zukunft</strong>: Literatur <strong>in</strong> der Strategischen<br />

Frühaufklärung. Berl<strong>in</strong>: Logos.<br />

JETZT NEU! Am Kiosk oder im Abo<br />

2<strong>01</strong>8. AUFBRUCH ODER SCHEISSE N° 4 | 2<strong>01</strong>8<br />

MAGAZIN FÜR ZUKUNFT UND POLITIK<br />

Magaz<strong>in</strong> für <strong>Zukunft</strong> und Politik<br />

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JAN BÖHMERMANN<br />

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HEIKE-MELBA FENDEL<br />

ÜBER LIEBE 2<strong>01</strong>8<br />

2<strong>01</strong>8.<br />

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ODER<br />

SCHEISSE?<br />

GEORG DIEZ<br />

N° 4 | 2<strong>01</strong>8<br />

ÜBER GENERATION 2<strong>01</strong>8<br />

Die neue taz.FUTURZWEI, Magaz<strong>in</strong> für <strong>Zukunft</strong> und Politik, ersche<strong>in</strong>t<br />

am 13. März mit dem Titelthema:<br />

2<strong>01</strong>8 – Aufbruch oder Scheiße?<br />

Es liegt was <strong>in</strong> der Luft: Die e<strong>in</strong>en rennen zu den neuen Rechten, <strong>die</strong><br />

anderen suchen im Jubiläumsjahr Trost bei den 68ern, wir suchen<br />

<strong>die</strong> „2<strong>01</strong>8er“: Die Menschen, <strong>die</strong> Ideen, <strong>die</strong> Bewegung und auch <strong>die</strong><br />

Politik, damit 2<strong>01</strong>8 nicht der Anfang vom Ende ist, sondern der Beg<strong>in</strong>n<br />

von etwas Besserem.<br />

Mit Jan Böhmermann, Heike-Melba Fendel, Georg Diez, Harald Welzer,<br />

Susanne Wiest, Arno Frank, Adrienne Goehler und Tom Strohschneider<br />

Jetzt bestellen, verschenken oder abonnieren.<br />

TAZ.FUTURZWEI DAS NEUE MAGAZIN FÜR ZUKUNFT UND POLITIK<br />

Vier Ausgaben für 22 Euro: taz.futurzwei.org/abo<br />

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31


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NACHHALTIGE LIEFERKETTEN<br />

Strategie und Struktur stechen Taktik aus<br />

Klimaschutz, Menschenrechte, Ressourceneffizienz:<br />

Der Druck auf Unternehmen,<br />

sich glaubwürdig für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>zusetzen, hat spürbar<br />

zugenommen. Aufmerksam beäugt wird<br />

nicht nur ihr Engagement h<strong>in</strong>ter den eigenen<br />

Werkstoren. Mehr und mehr rückt<br />

auch <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit ihrer Lieferketten<br />

<strong>in</strong> den Fokus. Viele Unternehmen verorten<br />

sich hier allerd<strong>in</strong>gs selbst noch ganz am<br />

Anfang ihrer Reise.<br />

Das zeigt e<strong>in</strong>e aktuelle Erhebung, <strong>die</strong> DNV<br />

GL Bus<strong>in</strong>ess Assurance geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Marktforschungs<strong>in</strong>stitut GFK Eurisko und<br />

Sedex Information Exchange durchgeführt<br />

hat, e<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>e-Plattform, <strong>die</strong> sich für mehr<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit und Transparenz <strong>in</strong> weltweiten<br />

Lieferketten e<strong>in</strong>setzt. An der Umfrage<br />

beteiligten sich über 1.400 Fachleute aus<br />

Unternehmen <strong>in</strong> Europa, Nord-, Mittel- und<br />

Südamerika sowie Asien. Ihre Antworten<br />

lassen sich mit jenen aus e<strong>in</strong>er Vorgängerstu<strong>die</strong><br />

aus dem Jahr 2<strong>01</strong>4 vergleichen.<br />

Nur jedes 20. Unternehmen sieht sich<br />

auf höchstem Niveau<br />

E<strong>in</strong> zentrales Ergebnis der aktuellen Erhebung:<br />

Als wirklich weit ge<strong>die</strong>hen erachten<br />

nur <strong>die</strong> wenigsten Befragten das Engagement<br />

ihres Arbeitgebers für nachhaltigere<br />

Lieferketten. Auf <strong>die</strong> Frage „Wo würden Sie<br />

Ihr Unternehmen auf e<strong>in</strong>er 5-Punkte-Reifegrad-Skala<br />

positionieren?“ verortet sich<br />

nahezu e<strong>in</strong> Viertel (23,9 Prozent) unter<br />

den Anfängern. Auf den beiden höchsten<br />

Reifestufen sehen sich dagegen nur 18<br />

Prozent der Teilnehmer. Das höchste Niveau<br />

besche<strong>in</strong>igen sich selbst sogar lediglich 5,1<br />

Prozent der Befragung.<br />

Diese Selbste<strong>in</strong>schätzungen überraschen,<br />

da sie deutliche Verschiebungen gegenüber<br />

der Vorgängererhebung aus dem Jahr 2<strong>01</strong>4<br />

offenbaren. Damals gaben nämlich lediglich<br />

16 Prozent der Befragten an, Anfänger <strong>in</strong><br />

Sachen nachhaltiger Lieferketten zu se<strong>in</strong>,<br />

gleichzeitig zählten sich nur 3,7 Prozent zur<br />

Foto: © Shutterstock<br />

32 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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Top-Gruppe. Heute rechnen sich dagegen<br />

rund 40 Prozent mehr zur Spitze. Gleichzeitig<br />

verorten sich rund 50 Prozent mehr als 2<strong>01</strong>4<br />

erst am Anfang ihrer Reise zu nachhaltigeren<br />

Lieferketten.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Lieferketten im Fokus der<br />

Aufmerksamkeit<br />

Diese Verschiebungen werfen Fragen auf:<br />

S<strong>in</strong>d sie Beleg dafür, dass heute mehr Unternehmen<br />

mustergültige Lösungen für <strong>die</strong><br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit ihrer Lieferketten aufgesetzt<br />

haben als 2<strong>01</strong>4 – wie der fast 50-prozentige<br />

Zuwachs <strong>in</strong> der Spitzengruppe vermuten<br />

lässt? Oder s<strong>in</strong>d sie im Gegenteil H<strong>in</strong>weis<br />

darauf, dass das Gros der Unternehmen<br />

<strong>die</strong> eigenen Anstrengungen <strong>die</strong>sbezüglich<br />

zurückgefahren hat – wie der gegenüber<br />

2<strong>01</strong>4 deutlich gestiegene Anteil der Anfänger<br />

nahelegt? Oder s<strong>in</strong>d beide Trends eher<br />

Ausdruck gestiegener Unsicherheit <strong>in</strong> den<br />

Unternehmen, genährt von wachsender<br />

öffentlicher Aufmerksamkeit für ihre Lieferketten<br />

und zunehmendem regulatorischen<br />

Druck?<br />

Dass <strong>die</strong> öffentliche Aufmerksamkeit und<br />

<strong>die</strong> des Gesetzgebers gestiegen s<strong>in</strong>d, ist<br />

unumstritten. Und das bleibt nicht folgenlos,<br />

wie <strong>die</strong> Fachleute von DNV GL Bus<strong>in</strong>ess<br />

Assurance wissen. Die <strong>Nachhaltig</strong>keitsprofis<br />

haben bereits vielen Top-Unternehmen<br />

beim Aufbau nachhaltigerer Lieferketten<br />

unterstützt und dabei unter anderem festgestellt,<br />

dass gut geführte Unternehmen<br />

hier meist formelle, strukturiertere Ansätze<br />

verfolgen, mit denen sie freiwillige Initiativen<br />

ergänzen oder gar ersetzen. Treiber<br />

dah<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d neue Gesetze, Vorschriften<br />

und Initiativen mit teils ehrgeizigen globalen<br />

Zielen, namentlich das Pariser Klimaschutzübere<strong>in</strong>kommen,<br />

<strong>die</strong> UN-Ziele für nachhaltige<br />

Entwicklung oder der erst e<strong>in</strong> Jahr<br />

alte ISO 20400-Standard für nachhaltige<br />

Beschaffung.<br />

Weg von taktischen, h<strong>in</strong> zu strategischen<br />

Ansätzen<br />

Unternehmen, <strong>die</strong> vor <strong>die</strong>sen Entwicklungen<br />

<strong>die</strong> Augen verschließen, drohen <strong>in</strong>s<br />

H<strong>in</strong>tertreffen zu geraten: E<strong>in</strong>erseits durch<br />

<strong>die</strong> höheren Reputationsrisiken, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e<br />

nicht-nachhaltige Lieferkette für sie birgt.<br />

Andererseits durch <strong>die</strong> (vermutlich auch<br />

künftig) wachsenden <strong>Nachhaltig</strong>keitsanforderungen<br />

von Gesetzgebern und Stakeholdern<br />

auf nationaler und globaler Ebene.<br />

Je stärker das <strong>Nachhaltig</strong>keitsengagement<br />

e<strong>in</strong>es Unternehmens für se<strong>in</strong>e Lieferkette<br />

gereift ist, desto stärker ist letztlich der<br />

Nutzen, den es daraus ziehen kann.<br />

Aber was können Vorstände und Manager<br />

tun, um <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>in</strong> ihren<br />

Lieferketten zu verbessern? Was sollten<br />

sie beachten, wenn sie von e<strong>in</strong>em eher<br />

taktischen zu e<strong>in</strong>em strategischen Ansatz<br />

wechseln wollen? Die Fachleute von DNV GL<br />

Bus<strong>in</strong>ess Assurance raten ihnen, sich zuerst<br />

auf e<strong>in</strong>ige wesentliche Schlüsselbereiche <strong>in</strong><br />

ihrem Unternehmen und ihrer Lieferkette<br />

zu konzentrieren, etwaige Schwachpunkte<br />

durch strukturierte Risikobewertungen klar<br />

zu identifizieren – um sie dann effizient und<br />

kosteneffektiv anzugehen.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mehr Transparenz schaffen<br />

Viele Risiken der Lieferkette liegen allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> deren Tiefe verborgen. Hier können Audits<br />

mehr Klarheit schaffen, auch über <strong>die</strong> Ebene<br />

der Direktlieferanten h<strong>in</strong>aus. Chance für<br />

mehr Transparenz und Kontrolle über <strong>die</strong><br />

Lieferketten bietet vor allem <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung.<br />

Die kluge Aufbereitung und Verwertung<br />

großer Datenmengen kann helfen, <strong>die</strong><br />

Leistung der Lieferanten strukturiert und<br />

zuverlässig zu erfassen und zu messen. Dies<br />

wiederum kann <strong>die</strong> Grundlage dafür bilden,<br />

noch unentdeckte Risiken offenzulegen und<br />

frühzeitig zu bekämpfen.<br />

Ohne Anstrengungen, ohne e<strong>in</strong> strukturiertes,<br />

strategisches Vorgehen, werden sich<br />

nachhaltigere Lieferketten nicht e<strong>in</strong>stellen.<br />

Das zeigt auch <strong>die</strong> Erfahrung, <strong>die</strong> DNV GL <strong>in</strong><br />

der Arbeit mit vielen Top-Firmen gewonnen<br />

hat. Unternehmen, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> Sachen nachhaltigere<br />

Lieferketten auf den Weg machen<br />

wollen, raten <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keitsprofis trotzdem,<br />

das Rad nicht neu zu erf<strong>in</strong>den. Oft ist es<br />

s<strong>in</strong>nvoller, wenn sie für mehr <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

<strong>in</strong> ihrer Lieferkette geme<strong>in</strong>same Initiativen<br />

mit anderen Unternehmen <strong>in</strong> ihrer Branche<br />

oder darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> Betracht ziehen. Um<br />

von denen zu lernen, <strong>die</strong> schon wissen, was<br />

funktioniert – und was nicht. Denn gute<br />

Beispiele gibt es allen Unkenrufen zum Trotz.<br />

Die gesamten Ergebnisse der Stu<strong>die</strong> s<strong>in</strong>d<br />

kostenlos erhältlich unter:<br />

www.dnvgl.de/assurance/viewpo<strong>in</strong>t<br />

Kontakt:<br />

DNV GL – Bus<strong>in</strong>ess Assurance<br />

Tel. +49 (0)2<strong>01</strong> / 72 96 – 2 31<br />

dialog@dnvgl.com<br />

Grafik: © DNV GL<br />

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33


THEMEN | STRATEGIE UND UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

WIRD UNS DIE WELT<br />

ZU KOMPLEX?<br />

Methoden für den Umgang mit Komplexität <strong>in</strong> Unternehmen<br />

Mit der Zeitschrift „komplex“ kommt e<strong>in</strong> Magaz<strong>in</strong> für „Vernetztes Denken und Komplexitätsmanagement“<br />

auf den Markt, das bei der Bewältigung der immer schnelleren Veränderungen helfen will. <strong>forum</strong> befragte<br />

Chefredakteur Andreas Fornefett, wie Unternehmen mit Komplexität umgehen können.<br />

Andreas Fornefett ist Vorsitzender<br />

der Gesellschaft<br />

für Vernetztes Denken<br />

und Komplexitätsmanagement<br />

(GVDK e.V.) und<br />

Vorstand der EPOTECH AG.<br />

Er ist Referent und Moderator<br />

im Themenumfeld<br />

Komplexitätsmanagement<br />

sowie Autor e<strong>in</strong>er Reihe<br />

wissenschaftlicher Veröffentlichungen<br />

über <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Ansätze zur<br />

Analyse und Steuerung<br />

dynamisch komplexer<br />

Systeme.<br />

Herr Fornefett, was bedeutet für Sie Komplexität?<br />

Der Begriff der Komplexität wird klassischer<br />

Weise wesentlich mit Hilfe von „Element“<br />

und „Relation“ def<strong>in</strong>iert. Ich neige dazu,<br />

ausschließlich e<strong>in</strong> lebendiges „organisiertes<br />

System“ als komplex zu betrachten. Bei e<strong>in</strong>em<br />

so von mir als komplex verstandenen System<br />

trägt e<strong>in</strong>e statische Aufgliederung alle<strong>in</strong>e oder<br />

für sich genommen wenig zur Erklärung se<strong>in</strong>er<br />

Komplexität bei. Denn e<strong>in</strong> komplexes System<br />

ist eben gerade nicht <strong>die</strong> Summe se<strong>in</strong>er Teile.<br />

Se<strong>in</strong>e „wesensimmanenten“ Eigenschaften<br />

entstehen überhaupt erst durch das vernetzte<br />

Zusammenwirken von diversen E<strong>in</strong>zelelementen,<br />

denen <strong>die</strong>se neuen Eigenschaften selber<br />

fremd s<strong>in</strong>d. Dieses Phänomen des Werdens,<br />

des Entstehens von etwas Neuem, wird auch<br />

als Emergenz bezeichnet: „Die Herausbildung<br />

neuer Eigenschaften oder Strukturen<br />

e<strong>in</strong>es komplexen Systems <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es Zusammenspiels<br />

se<strong>in</strong>er Elemente“. Komplex<br />

s<strong>in</strong>d demnach Systeme vor allem lebender<br />

Organismen, wie der Mensch selber, oder<br />

durch ihn organisierte Systeme. Während<br />

ich technische Systeme ohne Mitwirkung<br />

irgendwelcher Subjekte eher als kompliziert<br />

ansehen würde.<br />

Gibt es bereits Menschen, <strong>die</strong> „ausgestiegen“<br />

s<strong>in</strong>d ob der Komplexität unserer Gesellschaftsentwicklung?<br />

Wenn Sie auf <strong>die</strong> seit e<strong>in</strong>igen Jahren exponentiell<br />

wachsende Zahl an Burnouts <strong>in</strong> unserer<br />

Gesellschaft anspielen, so s<strong>in</strong>d bekanntermaßen<br />

viele Menschen ob der Komplexität<br />

und Dynamik unserer gew<strong>in</strong>norientierten<br />

Spaßgesellschaft „ausgestiegen“. Gerade<br />

unter wachsendem Druck neigt der Mensch<br />

automatisch dazu, auf altbewährte Muster zurückzugreifen.<br />

Und genau hier können schnell<br />

fatale Fehler passieren, vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

immer dynamischeren, komplexen Arbeitswelt.<br />

Deshalb muss man sowohl Mitarbeiter<br />

als auch Führungskräfte aufklären, welche<br />

Faktoren ihre Entscheidungen bee<strong>in</strong>flussen<br />

können, und sie entsprechend auch <strong>in</strong> der<br />

Selbststeuerung schulen. Dies kann beispielsweise<br />

schon mithilfe von Entspannungstechniken<br />

geschehen. Hierfür geeignete Pausen<br />

zuzulassen oder Ruheräume e<strong>in</strong>zurichten,<br />

ist längst nicht mehr nur der Wunsch esoterischer<br />

Mitarbeiter. Vor allem aber muss sich<br />

etwas <strong>in</strong> den Unternehmensstrukturen und<br />

-kulturen verändern. Die so genannte „Fehlerkultur“<br />

sollte grundlegend umgestaltet<br />

werden. Fehler werden noch oft als re<strong>in</strong> negatives<br />

Ergebnis gesehen. Das erzeugt Angst<br />

und hemmt, denn man möchte bloß ke<strong>in</strong>e<br />

Fehler begehen. Fehler, oder besser: nicht<br />

funktionales Entscheiden oder Verhalten,<br />

sollten jedoch wertungsfrei analysiert und<br />

besprochen werden. Denn weniger Angst vor<br />

Fehlern ermöglicht mehr und schnellere Weiterentwicklung<br />

zu gewünschten Ergebnissen.<br />

Man könnte damit sehr viel Druck von den<br />

Mitarbeitern nehmen. Gewiss ist, dass sich<br />

etwas <strong>in</strong> der Unternehmenspolitik ändern<br />

muss, um der Überforderung der Menschen<br />

entgegenzuwirken!<br />

Begünstigt <strong>die</strong> zunehmende Komplexität<br />

kle<strong>in</strong>e oder große Unternehmen?<br />

Die zunehmende Komplexität begünstigt<br />

vermutlich eher kle<strong>in</strong>ere Unternehmen.<br />

Hier fehlen umfassende Stu<strong>die</strong>n. Wir haben<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> direkter Befragung untersucht,<br />

wie reif deutsche Unternehmen im Kom-<br />

Foto: © Fornefett<br />

34 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


STRATEGIE UND UNTERNEHMENSFÜHRUNG | THEMEN<br />

plexitätsmanagement s<strong>in</strong>d. Das Ergebnis: Weniger als e<strong>in</strong><br />

Zehntel der von uns befragten Unternehmen wissen um <strong>die</strong><br />

Bedeutung von Komplexitätsmanagement und verfolgen<br />

entsprechende Ansätze zur Optimierung. Der größere Teil<br />

der Unternehmen beschäftigt sich gerade e<strong>in</strong>mal mit Agilität<br />

oder anderen Teilaspekten des Komplexitätsmanagements.<br />

Ke<strong>in</strong> Unternehmen ist im eigentlichen S<strong>in</strong>ne exzellent. Ke<strong>in</strong><br />

Management hat <strong>die</strong> gestalterischen Möglichkeiten e<strong>in</strong>es<br />

Komplexitätsmanagements bislang ausgereizt.<br />

Was raten Sie Unternehmen <strong>in</strong> Sachen Komplexitätsmanagement?<br />

Ich empfehle für das Komplexitätsmanagement vor allem<br />

e<strong>in</strong>e verhaltensorientierte Modellierung und Steuerung.<br />

Diese versucht neben anderen Faktoren das menschliche<br />

Denken und Verhalten im wirtschaftlichen Kontext messbar,<br />

bewertbar und letztlich auch steuerbar zu machen. Der<br />

Mensch reflektiert, er experimentiert und <strong>in</strong>strumentalisiert<br />

alles, was ihm vorgesetzt wird oder sonst <strong>in</strong> <strong>die</strong> Quere<br />

kommt, er täuscht, er lügt und betrügt, sprich: Der Mensch<br />

ist im System weitestgehend unberechenbar. Und das muss<br />

ich im Rahmen me<strong>in</strong>er Modellierung oder me<strong>in</strong>er Organisation<br />

berücksichtigen. Ergänzend zu bisherigen Prognosen<br />

über e<strong>in</strong>e berechenbare <strong>Zukunft</strong> mit bekannten Mitteln des<br />

Risikomanagements und Controll<strong>in</strong>gs werden <strong>in</strong>zwischen<br />

besondere Methoden und Tools für e<strong>in</strong>en quasi unvorhersehbaren<br />

Teil derselben <strong>Zukunft</strong> erforderlich. Denn auch<br />

<strong>die</strong>sen mit zunehmender Dynamik wachsenden Bereich der<br />

Ungewissheit gilt es künftig zu beobachten, e<strong>in</strong>zuschätzen<br />

und zu kontrollieren. Als Organisations- und Managementkonzept<br />

zielt Komplexitätsmanagement deshalb darauf ab,<br />

<strong>die</strong> Effektivität und Effizienz e<strong>in</strong>es Unternehmens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Guss zu optimieren und damit se<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit<br />

deutlich zu steigern. Dieses gel<strong>in</strong>gt nur durch e<strong>in</strong>e engere<br />

Zusammenarbeit aller Stakeholder sowie e<strong>in</strong>e bessere<br />

Transparenz und Koord<strong>in</strong>ation der Wertschöpfungsprozesse.<br />

Komplexitätsmanagement umfasst dafür e<strong>in</strong>e Fülle von<br />

Gestaltungspr<strong>in</strong>zipien und Methoden. Der Reifegrad im Komplexitätsmanagement<br />

ist deshalb e<strong>in</strong> Maß dafür, auf welchem<br />

Entwicklungsstand sich e<strong>in</strong> Unternehmen im Management<br />

von dynamisch-komplexen Herausforderungen bef<strong>in</strong>det<br />

und wie zielgerichtet es se<strong>in</strong>en eigenen Methodenmix zur<br />

Steigerung se<strong>in</strong>er Leistungsfähigkeit verwendet.<br />

Ist hoher Reifegrad = Erfolg?<br />

E<strong>in</strong> hoher Reifegrad im Komplexitätsmanagement ist nicht<br />

gleichbedeutend mit mehr Erfolg im Unternehmen. Mit<br />

zunehmendem Reifegrad steigt zwar tendenziell <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit<br />

und es s<strong>in</strong>ken <strong>die</strong> Kosten. Andererseits verschlechtert<br />

sich möglicherweise zugleich das Aufwand-Nutzen-Verhältnis<br />

der e<strong>in</strong>gesetzten Maßnahmen. Entscheidend<br />

ist, dass e<strong>in</strong> Unternehmen unter Berücksichtigung der<br />

aktuellen Situation und der zu erwartenden Veränderungen<br />

im Marktumfeld realistische und s<strong>in</strong>nvolle Ziele def<strong>in</strong>iert<br />

und <strong>die</strong>se nachhaltig kongruent und konsistent über <strong>die</strong><br />

gesamte Organisation verfolgt. Grundsätzlich gilt: Exzellenz<br />

im Komplexitätsmanagement wird mehr und mehr zu e<strong>in</strong>em<br />

zentralen Wettbewerbsfaktor und beschränkt sich nicht nur –<br />

wie bislang häufig <strong>in</strong> der Fertigungs<strong>in</strong>dustrie zu beobachten<br />

– auf das Variantenmanagement.<br />

Wie kann man sich für den Umgang mit Komplexität<br />

wappnen?<br />

Unternehmen können vernetztes Denken durchaus implementieren<br />

und tra<strong>in</strong>ieren, aber eben nicht auf den vielen, verschiedenen<br />

konventionellen Wegen von Schulung, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

oder Coach<strong>in</strong>g, sprich: <strong>in</strong> der Art und Weise, wie <strong>die</strong>s viele<br />

bislang mehr oder weniger erfolglos gegen <strong>die</strong> Erkenntnisse<br />

der Neurowissenschaften versuchen. Um menschliches<br />

Verhalten nachhaltig zu ändern, müssen wir als gewillkürte<br />

Inkubatoren selber umdenken. Das gel<strong>in</strong>gt uns aber nur,<br />

wenn wir auch <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d selber „umzufühlen“. Gefühl<br />

und Verstand gehen von Natur aus immer Hand <strong>in</strong> Hand, wie<br />

wir bereits wissen. Dabei regiert uns unser Gehirn solange<br />

mit den dar<strong>in</strong> vorgehaltenen Automatismen und Rout<strong>in</strong>en,<br />

bis wir zu „uns selber“ f<strong>in</strong>den, als e<strong>in</strong> von Körper und <strong>die</strong>sem<br />

Gehirn oder Geist losgelöstes „Ich“. Unsere Vorstellungen<br />

und Überzeugungen s<strong>in</strong>d eben nicht nur mit dem Gehirn<br />

verbunden, sondern auch tief <strong>in</strong> unserer Gefühls- und Seelenwelt<br />

verankert.<br />

Welche Maßnahmen sollten Organisationen dafür ergreifen?<br />

Spielen! „Spielen“ weckt Begeisterung, vermittelt Werte,<br />

erschafft neue Gedankenräume und verwandelt Verhaltensmuster<br />

<strong>in</strong> aktives und bewusstes Handeln. „Theaterspielen<br />

im Team“ bewirkt persönliches Wachstum und fördert e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres und <strong>in</strong>terkulturelles Rollenverständnis. Es<br />

verknüpft unter anderem Elemente der Transaktionsanalyse<br />

nach Eric Berne, der Kommunikationspsychologie nach Paul<br />

Watzlawick und dem „Inneren Team“ nach F. Schulz von<br />

Thun. Das „Spielen ohne Absicht“ löst <strong>die</strong> Teilnehmer von der<br />

Normalität, dem Alltäglichen, der rout<strong>in</strong>ierten Arbeitswelt.<br />

Der Rollenwechsel vom Schauspieler auf der Bühne zum<br />

eigenen Zuschauer entwickelt soziale Kompetenzen wie<br />

Grenzziehung Respekt, Dialog oder Konfliktfähigkeit weiter. In<br />

e<strong>in</strong>em solchen Prozess werden auch schwierige, belastende<br />

und komplexe Zusammenhänge und problematische Muster<br />

bewusst gemacht und im weiteren Verlauf geme<strong>in</strong>sam bearbeitet.<br />

Dass sich dadurch auch unternehmens<strong>in</strong>terne Probleme<br />

lösen lassen, persönliche Potenziale auftun und sich<br />

<strong>die</strong> Mitarbeiter als Subjekte erleben, wirkt sich nachhaltig<br />

positiv auf <strong>die</strong> Unternehmenskultur und das Betriebsklima<br />

aus. Alle Beteiligten verstehen auf spielerische Weise nicht<br />

nur mit dem Kopf, sondern erleben und fühlen ganzheitlich<br />

„am eigenen Körper“.<br />

Herr Fornefett, wir danken für das Gespräch und wünschen<br />

viel Erfolg mit dem neuen Magaz<strong>in</strong>.<br />

www.komplex-magaz<strong>in</strong>.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. E<strong>in</strong> Produkt der Ste<strong>in</strong>beis Papier GmbH.<br />

35


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Freude über <strong>die</strong> Auszeichnung bei der Delegation aus Hannover: (v.l.n.r.) Ratsherr Andreas B<strong>in</strong>gemer (FDP), Ratsherr Julian Klippert (Die Fraktion), Ratsherr<br />

Henn<strong>in</strong>g Hofmann (SPD), Susanne Wildermann (Leiter<strong>in</strong> Agenda21- und <strong>Nachhaltig</strong>keitsbüro), Oberbürgermeister Stefan Schostok, Erste Stadträt<strong>in</strong><br />

und Wirtschafts- und Umweltsdezernent<strong>in</strong> Sab<strong>in</strong>e Tegtmeyer-Dette, Ratsherr Joachim Albrecht (CDU), Ratsherr Patrick Drenske (Bündnis 90/Grüne),<br />

Brigitta Rawe (Agenda21- und <strong>Nachhaltig</strong>keitsbüro)<br />

HANNOVER: DIE NACHHALTIGSTE<br />

GROSSSTADT DEUTSCHLANDS<br />

2<strong>01</strong>8<br />

„In Hannover wird nachhaltige Stadtentwicklung<br />

gelebt. Die niedersächsische<br />

Landeshauptstadt komb<strong>in</strong>iert bei der<br />

Bewältigung ihrer <strong>Zukunft</strong>saufgaben<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte und strategische Herangehensweise<br />

mit vielfältigen, kreativen<br />

Praxisprojekten und e<strong>in</strong>er ausgeprägten<br />

Beteiligungskultur. Rat und Verwaltung<br />

unterstützen das breite Engagement und<br />

setzen <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckender<br />

Weise als Querschnittsaufgabe um“, so <strong>die</strong><br />

Jurybegründung der Stiftung Deutscher<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitspreis.<br />

„Wir s<strong>in</strong>d auf <strong>die</strong>se Auszeichnung sehr stolz,<br />

<strong>in</strong>sbesondere freut uns <strong>die</strong> Würdigung der<br />

damit verbundenen Geme<strong>in</strong>schaftsleistung<br />

von Stadtgesellschaft, Wirtschaft, und<br />

Verwaltung“, unterstreicht <strong>die</strong> Erste Stadträt<strong>in</strong><br />

Sab<strong>in</strong>e Tegtmeyer-Dette, <strong>die</strong> auch <strong>die</strong><br />

Dezernent<strong>in</strong> für Wirtschaft und Umwelt ist.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit als Querschnittsaufgabe<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit hat <strong>in</strong> Hannover hat e<strong>in</strong>e über<br />

20-jährige Tradition. Bereits 1995 hat der Rat<br />

der Landeshauptstadt Hannover beschlossen,<br />

<strong>die</strong> Ziele e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung im<br />

Rahmen der Erstellung e<strong>in</strong>er „Lokalen Agenda<br />

21“ umzusetzen. Mit der Zeichnung der Resolution<br />

des Deutschen Städtetags „2030-Agenda<br />

für nachhaltige Entwicklung“ im März<br />

2<strong>01</strong>6 verpflichtete sich <strong>die</strong> Landeshauptstadt<br />

als e<strong>in</strong>er der ersten deutschen Kommunen<br />

zur verstärkten Umsetzung der globalen<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsziele auf kommunaler Ebene.<br />

Deutlich wird <strong>die</strong>s auch im <strong>in</strong>tegrierten Stadtentwicklungskonzept<br />

„Me<strong>in</strong> Hannover 2030“<br />

mit Zielen und Strategien zu <strong>in</strong>sgesamt sechs<br />

thematischen Handlungsfeldern sowie u.a.<br />

zum Querschnittsthema <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Auch im Handlungsfeld Wirtschaft als e<strong>in</strong>er<br />

der Säulen der <strong>Nachhaltig</strong>keit zeigt Hannover<br />

se<strong>in</strong>e Stärken.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>e Projekte im Fokus der Wirtschaftsförderung<br />

Hannover ist als <strong>in</strong>ternationaler Wirtschafts-,<br />

Wissenschafts- und Messestandort<br />

bekannt. Darüber h<strong>in</strong>aus verfügt Hannover<br />

über e<strong>in</strong>e ausgeprägte lokale Ökonomie, <strong>die</strong><br />

bspw. im E<strong>in</strong>zelhandelsbereich deutschlandweit<br />

Strahlkraft besitzt. Rund 40 Standortgeme<strong>in</strong>schaften<br />

werden von der Wirtschaftsförderung<br />

betreut und aktiv unterstützt.<br />

„Diese hervorragende Zusammenarbeit mit<br />

den wirtschaftlichen Betrieben <strong>in</strong> der Stadt<br />

erstreckt sich auf verschiedene Bereiche – <strong>in</strong><br />

besonderer Art und Weise aber beim Thema<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit. Uns ist sehr daran gelegen,<br />

<strong>die</strong> ökonomische Vielfalt <strong>in</strong> Hannover zu<br />

erhalten und zu fördern, Beschäftigung zu<br />

sichern und zukunftssicher zu machen“,<br />

so Tegtmeyer-Dette zu den Aktivitäten der<br />

Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt,<br />

der Region und der geme<strong>in</strong>samen<br />

© LHH (Foto: Henn<strong>in</strong>g Kaiser)<br />

36 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


ANZEIGE<br />

Was viele Hannover-Besucher für e<strong>in</strong> Schloss halten, ist <strong>in</strong> Wirklichkeit das Neue Rathaus.<br />

Erste Stadträt<strong>in</strong> und Wirtschafts- und Umweltdezernent<strong>in</strong><br />

Sab<strong>in</strong>e Tegtmeyer-Dette<br />

© HMTG (Foto: Mart<strong>in</strong> Kirchner) | © Landeshauptstadt Hannover<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls.<br />

ÖKOPROFIT Hannover – e<strong>in</strong> Projekt mit<br />

Tradition für <strong>die</strong> nachhaltige <strong>Zukunft</strong><br />

Das Umweltprogramm ÖKOPROFIT Hannover<br />

wird bereits seit über 18 Jahren von der<br />

Landeshauptstadt Hannover <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit der Region Hannover, lokalen Behörden<br />

und E<strong>in</strong>richtungen sowie den ortsansässigen<br />

Unternehmen durchgeführt. Das Ziel<br />

der teilnehmenden Unternehmen ist es,<br />

Betriebskosten zu senken und gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> Umwelt zu entlasten. Dabei gibt es für<br />

jeden das richtige Angebot: Neben e<strong>in</strong>em<br />

Basismodul, das bereits von über 180 Unternehmen<br />

absolviert wurde und e<strong>in</strong>em<br />

ÖKOPROFIT Energie Modul für energie<strong>in</strong>tensive<br />

Unternehmen, gibt es den ÖKOPROFIT<br />

Klub mit nahezu 50 Unternehmen, <strong>die</strong> ihre<br />

Abläufe und Prozesse langfristig optimieren<br />

oder e<strong>in</strong> zertifiziertes Umweltmanagement<br />

aufbauen möchten. Ganz neu ist e<strong>in</strong>e<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsreihe für Unternehmen, <strong>die</strong> ihr<br />

Umweltmanagement zu e<strong>in</strong>em <strong>Nachhaltig</strong>keitsmanagement<br />

erweitern möchten. „Das<br />

zeigt, dass der <strong>Nachhaltig</strong>keitsgedanke <strong>in</strong><br />

den Unternehmen hier vor Ort sehr stark<br />

ausgeprägt ist“, me<strong>in</strong>t Tegtmeyer-Dette anerkennend.<br />

Zwei der laufenden ÖKOPROFIT<br />

Hannover Projekte s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus bei<br />

der Initiative Energieeffizienznetzwerke,<br />

e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Initiative der Bundesregierung<br />

und der Wirtschaft, registriert.<br />

Pilotprojekt Gewerbegebiet List<br />

Das „Gewerbegebiet Lister Damm / Am<br />

Listholze“ wurde als Pilotprojekt für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes<br />

und nachhaltiges Gewerbegebiet<br />

ausgewählt. Ziel ist es, das Gewerbegebiet<br />

langfristig im Bestand zu sichern und <strong>die</strong><br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der ansässigen Unternehmen<br />

zu verbessern. Seit Juni 2<strong>01</strong>6<br />

fördert <strong>die</strong> Landeshauptstadt Hannover mit<br />

dem Investitionskostenzuschussprogramm<br />

(IKOPRO List) Investitionen zur Sicherung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.<br />

Bis zu 5.000 Euro Förderung bei maximal<br />

50% der Investitionssumme s<strong>in</strong>d pro Antrag<br />

möglich. Voraussetzung ist, dass das<br />

Projekt e<strong>in</strong>en Beitrag zum nachhaltigen<br />

<strong>Wirtschaften</strong> im Unternehmen leistet und<br />

zur Entwicklung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegrierten und nachhaltigen<br />

Gewerbegebietes vor Ort beiträgt.<br />

<strong>Zukunft</strong>sthemen schon heute auf der<br />

Agenda<br />

Neue Lieferkonzepte im City-Verkehr, e<strong>in</strong>e<br />

Fachkräfteallianz und <strong>die</strong> Inklusion <strong>in</strong> der<br />

Wirtschaft s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige von vielen weiteren<br />

Themen, bei denen <strong>die</strong> Landeshauptstadt<br />

Hannover aktuell mitwirkt. So gibt<br />

es jährlich e<strong>in</strong>en Inklusionspreis für sozial<br />

engagierte Unternehmen <strong>in</strong> der Region<br />

Hannover und enge Kooperationen mit den<br />

Unternehmen <strong>in</strong> den Bereichen Ausbildung<br />

und Qualifizierung. Gründungsberatungen<br />

und Herausforderungen der <strong>Digital</strong>isierung<br />

<strong>in</strong> der Arbeitswelt sowie nachhaltige Flächenentwicklungen<br />

werden auch zukünftig e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle <strong>in</strong> der Arbeit der Wirtschaftsförderung<br />

e<strong>in</strong>nehmen.<br />

Hannover zeigt, dass gelebte <strong>Nachhaltig</strong>keit,<br />

<strong>in</strong>sbesondere mit e<strong>in</strong>em regen und kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Austausch zwischen den Stakeholdern,<br />

e<strong>in</strong> entscheidender Wirtschaftsfaktor<br />

für den Standort ist.<br />

Mehr zum <strong>Nachhaltig</strong>keitsengagement der<br />

Landeshauptstadt Hannover und zur Bewerbung<br />

bietet das Internet unter<br />

www.hannover-nachhaltigkeit.de.<br />

Weitere Informationen der Stiftung Deutscher<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitspreis e.V. unter<br />

www.nachhaltigkeitspreis.de.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

37


THEMEN | STRATEGIE UND UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

Kle<strong>in</strong>ere Behälter am Buffet helfen Lebensmittelabfall zu reduzieren.<br />

JETZT REICHT´S<br />

Lebensmittelverschwendung im Urlaub<br />

„69,5 Kilogramm. Das ist e<strong>in</strong> sehr gutes Ergebnis“, freut sich Swantje Lehners von Futouris nach ihrem<br />

Gespräch mit Gastronomieberater Gregor Raimann. Beide haben <strong>in</strong> der vergangenen Stunde konzentriert<br />

auf e<strong>in</strong>en Monitor geschaut und Zahlen ausgewertet. Unter der heißen griechischen Sonne arbeiten sie<br />

<strong>in</strong>tensiv an e<strong>in</strong>er essentiellen Fragestellung: Wie lassen sich Lebensmittelabfälle <strong>in</strong> der Tourismusbranche<br />

vermeiden? Das Ergebnis des Gesamtprojekts Susta<strong>in</strong>able Food: reduzierte Lebensmittelabfälle und e<strong>in</strong><br />

wertvoller Leitfaden, der Touristiker ebenso wie CSR-Manager und Kant<strong>in</strong>enchefs <strong>in</strong>spirieren kann.<br />

Von Anja Renner und Silke Schmitt<br />

Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation<br />

der Vere<strong>in</strong>ten Nationen (FAO) zufolge werden jährlich<br />

weltweit rund e<strong>in</strong> Drittel aller Lebensmittel weggeworfen.<br />

Deutschland ist hier ke<strong>in</strong>e Ausnahme. Laut e<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong> im<br />

Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz landen <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

alle<strong>in</strong> jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall,<br />

davon entfallen etwa 6,7 Millionen Tonnen auf <strong>die</strong> Privathaushalte.<br />

Auch <strong>in</strong> Kant<strong>in</strong>en und gastronomischen Betrieben<br />

fallen viele Lebensmittelabfälle an: Gerade <strong>in</strong> Urlaubshotels<br />

fordert das weith<strong>in</strong> verbreitete „All-<strong>in</strong>clusive-Konzept“ e<strong>in</strong><br />

umfassendes Speisen- und Getränkeangebot, um dem Urlaubsgast<br />

jederzeit <strong>die</strong> volle Auswahl zu bieten. Die Folge:<br />

Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> deutschen Hotels entstehen so jedes Jahr 200.000<br />

Tonnen Lebensmittelabfälle. In Hotelbetrieben <strong>in</strong> der Türkei<br />

und auf den Kanaren ist <strong>die</strong> Wegwerfquote noch höher: Dort<br />

landen bis zu 60 Prozent der e<strong>in</strong>gekauften Lebensmittel <strong>in</strong><br />

der Tonne.<br />

Foto: © DER Touristik<br />

38 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Tellerreste s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Grund für <strong>die</strong> hohe Lebensmittelabfallrate <strong>in</strong> Hotels.<br />

Informationsschilder am Buffet kennzeichnen Speisen aus der Region.<br />

Fotos: © Futouris | © Hannes Antonschmidt<br />

Diesem Problem widmen sich <strong>die</strong> Mitglieder von Futouris<br />

e.V. – der <strong>Nachhaltig</strong>keits<strong>in</strong>itiative der deutschen Tourismusbranche.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit dem Projektpartner United<br />

Aga<strong>in</strong>st Waste wurden 55 Wochen lang <strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt drei<br />

Ländern, sieben Hotels und elf Restaurants Lebensmittelabfälle<br />

unter <strong>die</strong> Lupe genommen. Die Messung der anfallenden<br />

Abfallmengen im Lager, bei der Speisenzubereitung,<br />

der Rückläufe vom Buffet und der Tellerreste erfolgte mit<br />

e<strong>in</strong>em Abfall-Analyse-Tool, um damit „Schwachstellen“ <strong>in</strong><br />

den Prozessen der Hotels erkennen und Gegenmaßnahmen<br />

ergreifen zu können.<br />

Probieren und stu<strong>die</strong>ren<br />

Die enge Zusammenarbeit mit dem Küchen- und Servicepersonal<br />

sowie dem Hotelmanagement ist besonders am Start<br />

sehr wichtig. Denn genau sie s<strong>in</strong>d gefragt, um konkrete Maßnahmen<br />

mit dem Projektteam zu entwickeln und im Hotelalltag<br />

umzusetzen. Seien es verbesserte Kommunikationswege<br />

zwischen Restaurant und Küche, <strong>die</strong> Verwendung kle<strong>in</strong>erer<br />

Wärmebehälter am Buffet, kle<strong>in</strong>ere Teller und Löffel, e<strong>in</strong>e<br />

bessere Beschilderung der Speisen und <strong>die</strong> E<strong>in</strong>richtung von<br />

Live-Cook<strong>in</strong>g-Stationen. Die Menge an geme<strong>in</strong>samen Ideen<br />

ist groß und <strong>die</strong> Effekte s<strong>in</strong>d bemerkenswert.<br />

Nachdem jedes Pilothotel <strong>die</strong> selbst aufgestellten Maßnahmen<br />

über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 55 Wochen umgesetzt hat,<br />

werden <strong>die</strong> Abfälle erneut gemessen. „Wir sehen dann genau,<br />

wo und wie Abfälle im Hotel vermieden werden konnten“,<br />

erklärt Lehners mit Blick auf <strong>die</strong> Zahlen am Monitor. „Das<br />

Ergebnis ist toll. E<strong>in</strong> Hotel konnte beim Mittagessen <strong>die</strong> Lebensmittelabfälle<br />

um 69,5 Kilogramm pro Woche senken. Das<br />

entspricht e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>sparung von 40 Prozent. Diese Ergebnisse<br />

bestärken uns <strong>in</strong> unserer Arbeit“, erklärt Lehners. Gerechnet<br />

aufs Jahr liegen <strong>die</strong> e<strong>in</strong>gesparten Lebensmittel <strong>in</strong> dem Testhotel<br />

bei Frühstück (83 kg), Mittagessen und Abendessen (289<br />

kg) immerh<strong>in</strong> bei rund 20.000 Kilo. Nun sollten möglichst viele<br />

Hotels nachziehen. Für 2<strong>01</strong>8 plant Futouris weitere Hotels<br />

mit <strong>in</strong>s Boot zu holen und der Lebensmittelverschwendung<br />

im Urlaub somit den Kampf anzusagen.<br />

Verbesserte Kommunikation reduziert Verschwendung<br />

Der Gast hat e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss darauf, mit se<strong>in</strong>em<br />

Verhalten <strong>die</strong> Lebensmittelverschwendung im Urlaub zu<br />

reduzieren. Wer kennt nicht <strong>die</strong> folgende Situation: Man<br />

ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schönen Urlaubshotel, <strong>die</strong> Auswahl am Buffet<br />

ist riesig und <strong>die</strong> Neugier, <strong>die</strong> ansprechenden Speisen alle<br />

auszuprobieren ebenso. Schnell ist der Teller vollgeladen<br />

und am Ende bleibt <strong>die</strong> Hälfte davon auf dem Teller zurück.<br />

Die Gründe hierfür s<strong>in</strong>d zahlreich: Sei es, dass der Appetit<br />

größer war als das tatsächliche Magenvolumen oder man<br />

beim Probieren festgestellt hat, dass der Salat Zutaten oder<br />

Gewürze enthält, <strong>die</strong> man nicht verträgt. Durch präzise Informationen<br />

und Beschriftungen der Speisen wäre e<strong>in</strong> Teil<br />

<strong>die</strong>ser Tellerrückläufe vermeidbar.<br />

Gastronomische Betriebe stellen neben der Bezeichnung des<br />

Gerichts bisher meist ke<strong>in</strong>e Informationen zu Speisen und<br />

Getränken zur Verfügung. Das soll sich durch e<strong>in</strong>en neuen<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

39


THEMEN | STRATEGIE UND UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

Leitfaden zur Gästekommunikation ändern: Gastronomiebetriebe<br />

erhalten 14 Instrumente an <strong>die</strong> Hand, mit denen<br />

sie Gäste klar über <strong>die</strong> Produktherkunft und Inhaltstoffe der<br />

Speisen <strong>in</strong>formieren können. Lebensmittelverschwendung<br />

kann somit reduziert werden und der Verzehr nachhaltiger<br />

und regionaler Speisen wird gefördert. Die Kommunikations<strong>in</strong>strumente<br />

s<strong>in</strong>d im vergangenen Jahr unter Leitung<br />

der MODUL University Vienna <strong>in</strong> sieben Partnerhotels von<br />

Futouris-Mitgliedsunternehmen auf Gran Canaria und <strong>in</strong> der<br />

Türkei getestet worden. Die Forscher platzierten zum Beispiel<br />

Sprechblasen und Food-Picker auf dem Buffet, <strong>in</strong>formative<br />

Tischaufsteller und Platzdeckchen am Gästetisch sowie große<br />

Banner am Restaurante<strong>in</strong>gang. Bei der Auswertung galt<br />

es, <strong>die</strong> Konsumwerte der beschilderten Produkte und <strong>die</strong><br />

Gesamtmenge der essbaren Tellerreste zu erfassen und mit<br />

den zuvor erhobenen Basiswerten zu vergleichen. Die Wirksamkeit<br />

wurde bestätigt: Der durch Tellerreste verursachte<br />

Lebensmittelabfall sank um 15 Prozent pro Gast.<br />

Handbuch enthält Vorlagen zum direkten Download<br />

Mit e<strong>in</strong>em kostenfreien Handbuch zur Gästekommunikation<br />

<strong>in</strong> deutscher und englischer Sprache stellt Futouris <strong>die</strong> Projektergebnisse<br />

der gesamten Tourismusbranche zur Verfügung.<br />

Hotels weltweit können darauf zugreifen und den Gast über<br />

das eigene nachhaltige Speisenangebot anschaulich und<br />

leicht verständlich <strong>in</strong>formieren.<br />

„Jedes Instrument steht als druckfertige Vorlage zum Download<br />

im Handbuch zur Verfügung und kann für jeden Betrieb <strong>in</strong>dividuell<br />

angepasst werden. Außerdem wird Schritt für Schritt<br />

erklärt, wie <strong>die</strong> Instrumente e<strong>in</strong>zusetzen s<strong>in</strong>d“, erklärt Prof. Dr.<br />

Dagmar Lund-Durlacher, Vorstand des Instituts für Tourismus<br />

und Service Management an der MODUL University Vienna.<br />

„Ich b<strong>in</strong> davon überzeugt, dass wir damit für gastronomische<br />

Betriebe e<strong>in</strong>en echten Mehrwert geschaffen haben.“<br />

www.futouris.org<br />

Zudem steht Urlaubshotels<br />

welt weit der Futouris Leitfaden<br />

„Susta<strong>in</strong> able Food“ mit wertvollen<br />

Tipps zum nachhaltigen<br />

E<strong>in</strong>kauf, Erstellung und Präsentation<br />

nachhaltiger Menüs bis<br />

h<strong>in</strong> zum Abfallmanagement zur<br />

Verfügung. Auch CSR-Manager,<br />

Kant<strong>in</strong>enbetreiber und Kongressveranstalter<br />

können sich hier<br />

wertvolle Anregungen holen.<br />

40 Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> E<strong>in</strong> Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Ste<strong>in</strong>beis <strong>Wirtschaften</strong><br />

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NACHHALTIGKEITSNEWS AUS DER TOURISMUSBRANCHE<br />

Klimaschutz <strong>in</strong> der deutschen Reisebranche<br />

Beispielhafte Klimaschutzmaßnahmen se<strong>in</strong>er Mitglieder hat der Deutsche Reiseverband (DRV)<br />

erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Broschüre veröffentlicht, um Inspiration und Anregungen für andere Unternehmen<br />

zu geben. In der Zusammenstellung werden nicht nur vorbildliche und nachahmenswerte<br />

Beispiele vorgestellt, sondern auch <strong>die</strong> H<strong>in</strong>tergründe und Auswirkungen des Klimawandels auf<br />

<strong>die</strong> Tourismusbranche beleuchtet. Der DRV möchte hiermit e<strong>in</strong>en Anstoß zur Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit <strong>die</strong>sem <strong>Zukunft</strong>sthema geben sowie den Erhalt der wichtigsten Ressource des touristischen<br />

Produkts – e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Umwelt und Natur – fördern.<br />

Kostenfreier Download unter: bit.ly/DRV-Klimaschutz<br />

E<strong>in</strong>heitliche Kennzeichnung nachhaltiger Reiseangebote<br />

Das Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt „Green Travel Transformation“ hat e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Kennzeichnung für nachhaltige Reiseangebote e<strong>in</strong>geführt. Durch <strong>die</strong> neue Markierung<br />

werden für Reisebüros nachhaltig zertifizierte Hotelangebote zum ersten<br />

Mal großflächig im deutschlandweit meistgenutzten Beratungs- und Angebotsvergleichssystem<br />

‚Bistro Portal‘ sicht- und buchbar. Stu<strong>die</strong>n haben ergeben, dass<br />

bis zu 71 Prozent der deutschen Reisenden sehr an nachhaltigen Reiseangeboten <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, jedoch nur 33 Prozent<br />

nachhaltige Aspekte bei der Buchung berücksichtigen, da häufig entsprechende Informationen nicht zur Verfügung standen.<br />

Mit der neuen e<strong>in</strong>heitlichen Kennzeichnung soll sich das künftig grundlegend ändern. Aktuell testen <strong>die</strong> Futouris-Mitglieder<br />

und Projekt-Praxispartner Lufthansa City Center und DER Touristik <strong>die</strong> neue Kennzeichnung. Thomas Cook hat <strong>die</strong> Kennzeichnung<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> aktuellen Sommerkataloge aufgenommen.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>in</strong> der Hotellerie <strong>in</strong> Tunesien<br />

Zusammen mit Thomas Cook und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ) GmbH startet Futouris e<strong>in</strong> Programm zur Stärkung des Tourismus und zur Beschäftigungsförderung<br />

<strong>in</strong> Tunesien. Ziel ist es, Hotelmitarbeiter im Bereich Servicequalität und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit weiterzubilden. Das Programm zielt außerdem darauf ab, Praxise<strong>in</strong>sätze<br />

stärker <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ausbildung für angehende Hotelkräfte e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und Hotelbetriebe<br />

langfristig als feste Ausbildungspartner zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Fotos v.o.n.u.: © DRV | © Futouris | © Thomas Cook | © Futouris<br />

Go<strong>in</strong>g Green Guidel<strong>in</strong>es für Hotelausbildung<br />

Kambodschas Tourismusm<strong>in</strong>isterium hat ehrgeizige Pläne und will bis 2020 <strong>die</strong> Touristenzahl<br />

im Land auf 7 Millionen steigern. Aktuell gibt es aber zu wenige Fachkräfte, um<br />

<strong>die</strong>sem Wachstum gerecht zu werden. Küchen- und Zimmerpersonal, Reiseleiter/<strong>in</strong>nen,<br />

aber auch Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Managementpositionen werden dr<strong>in</strong>gend benötigt.<br />

E<strong>in</strong> von der TUI Care Foundation und Futouris gefördertes Projekt setzt hier an: <strong>in</strong> der<br />

Don Bosco Hotelschule <strong>in</strong> Sihanoukville erhalten junge Menschen aus wirtschaftlich<br />

benachteiligten Verhältnissen e<strong>in</strong>e Ausbildung im nachhaltigen Hotelmanagement<br />

und können so berufliche Chancen im stetig wachsenden Tourismussektor ergreifen.<br />

Lehrmaterialien und Guidel<strong>in</strong>es wurden entwickelt und <strong>die</strong> Lehrer <strong>in</strong> deren Anwendung geschult. In den Guidel<strong>in</strong>es erhalten<br />

<strong>die</strong> Auszubildenden e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit und praktische Tipps, wie sie im schuleigenen Lehrhotel<br />

nachhaltige Hotelführung umsetzen können. Dabei steht der Umgang mit Müll, Wasser, Energie und Lebensmitteln im Fokus.<br />

Die „Go<strong>in</strong>g Green Guidel<strong>in</strong>es“ stehen auf der Futouris Website zum Download bereit.<br />

www.futouris.org<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

41


THEMEN | STRATEGIE UND UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

KREATIVITÄT UND ÖKOSTROM –<br />

DER SCHOKOLADEN-PIONIER<br />

Erfolgreiches CSR-Management: Von den Besten lernen<br />

Nachdem wir Ihnen <strong>in</strong> unserer 13-teiligen Serie „Der CSR-Manager“ <strong>die</strong> theoretischen Grundlagen des CSR-<br />

Managements vorgestellt haben, präsentieren wir Ihnen nun ausgewählte Unternehmen, <strong>die</strong> den Schritt<br />

von der Theorie zur Praxis gewagt und erfolgreich bewältigt haben. Den Anfang macht <strong>die</strong> österreichische<br />

Schokoladen-Manufaktur Zotter, <strong>die</strong> nicht nur geschmacklich neue Wege geht.<br />

Von Dorothee Wimmer<br />

Fotos: © Zotter Schokoladen<br />

42 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Josef Zotter startete 1987 selbstständig als Konditor und<br />

se<strong>in</strong>e Zotter-Torten erwarben regionalen Ruhm. Doch unter<br />

anderem aufgrund e<strong>in</strong>er zu schnellen Expansion folgte1997<br />

<strong>die</strong> Insolvenz. Aber Josef Zotter gab nicht auf, f<strong>in</strong>g nochmal<br />

ganz neu an und konzentrierte sich auf außergewöhnliche<br />

und nachhaltige Schokoladenkreationen. Mit <strong>die</strong>sen hat<br />

er e<strong>in</strong>en Siegeszug um <strong>die</strong> halbe Welt angetreten. Das<br />

Rezept für den Erfolg se<strong>in</strong>es Familienunternehmens sieht<br />

Josef Zotter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er offen ausgesprochenen und gelebten<br />

Konsequenz: 100 Prozent bio, 100 Prozent Fair Trade, 100<br />

Prozent „Bean-to-Bar“.<br />

L<strong>in</strong>ks: Josef Zotter ist mit Leib und Seele dabei,<br />

immer neue Produktideen zu entwickeln.<br />

Alles im eigenen, gläsernen Haus<br />

Mit se<strong>in</strong>er „handgeschöpften“ Schokolade erfand Zotter<br />

e<strong>in</strong> völlig neues Herstellungsverfahren, bei dem Schokolade<br />

nicht gegossen, sondern auf langen Bahnen <strong>in</strong> Schichten<br />

aufgetragen, <strong>in</strong> Stücke geschnitten und nochmals mit<br />

Schokolade überzogen wird. Bis zu sieben Schichten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Tafel. Auch der Wertschöpfungsprozess ist bei Zotter<br />

außergewöhnlich und nennt sich „Bean-to-Bar“- von der<br />

Bohne zur Tafel. Dabei kommen <strong>die</strong> Säcke mit den Kakaobohnen<br />

direkt von bäuerlichen Kakaokooperativen aus<br />

neun verschiedenen Ländern, zum Produktionsstandort <strong>in</strong><br />

Riegersburg. Dort werden sie geröstet, gemahlen, conchiert<br />

und zu Tafeln veredelt. Josef Zotter hat somit alle Produktionsprozesse,<br />

<strong>die</strong> zur Schokoladenerzeugung gehören, im<br />

Haus und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er direkten Verantwortung. Und davon<br />

soll sich jeder selbst überzeugen können. Im Schoko-Laden-Theater<br />

können <strong>die</strong> Besucher auf gläsernen Gängen<br />

durch <strong>die</strong> gesamte Bean-to-bar-Manufaktur wandern und<br />

den Entstehungsprozess von Schokolade miterleben – und<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

43


Vom Anfang der Produktkette (hier: Kakaobauern aus In<strong>die</strong>n mit dem wertvollen Rohstoff) – bis zum Essbaren Tiergarten <strong>in</strong> Österreich achtet<br />

Zotter auf ideale Bed<strong>in</strong>gungen für Mensch und Natur.<br />

natürlich ganz viel naschen. 265.000 Besucher kommen<br />

jährlich <strong>in</strong> <strong>die</strong> gläserne Manufaktur.<br />

Qualität als höchstes Gebot<br />

Neben der umfassenden Verantwortung für <strong>die</strong> Wertschöpfungskette<br />

<strong>die</strong>nt der Bean-to-bar-Prozess der Sicherstellung<br />

der Qualität – unter anderem durch <strong>die</strong> <strong>in</strong>dividuelle Verarbeitung<br />

der Rohstoffe. So wird zum Beispiel Rohkakao aus<br />

Nicaragua anders behandelt als Rohkakao aus Brasilien. Auch<br />

sonst wird Individualität bei Zotter großgeschrieben. Die Vision<br />

des Chocolatiers war es von Anfang an, Schokoladen für<br />

Menschen zu machen, <strong>die</strong> bewusst genießen. Massenware<br />

herzustellen ist für Zotter ke<strong>in</strong>e Option und <strong>die</strong>se Strategie<br />

hat sich gelohnt: Se<strong>in</strong>e Kreationen genießen <strong>in</strong>ternationale<br />

Anerkennung und erhalten Top-Bewertungen.<br />

<strong>Nachhaltig</strong> überzeugt<br />

Doch Zotters Pioniergeist beschränkt sich nicht auf <strong>die</strong> Schokolade.<br />

Der „Essbare Tiergarten“ ist e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er jüngsten<br />

Projekte. Mit <strong>die</strong>sem kreativen Muster-Bio-Bauernhof will er<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit für alle Kunden greifbar machen und sie zum<br />

Umdenken anregen. Der Tiergarten bef<strong>in</strong>det sich auf dem<br />

Gelände der Schokoladen-Manufaktur und bietet den Besuchern<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, alte Nutztierrassen kennenzulernen.<br />

Er soll bewirken, dass Menschen sehen, was sie später auf<br />

dem Teller haben und sich dafür <strong>in</strong>teressieren, wie <strong>die</strong>ses<br />

Tier gelebt hat. Auf <strong>die</strong>se Weise soll der S<strong>in</strong>nzusammenhang<br />

zwischen Tier – Fleisch – Mensch wiederhergestellt werden.<br />

„Es geht um Erfahrung, Wissen und Respekt jenseits des<br />

Supermarktfleischpackerls, das uns zum Spottpreis nachgeworfen<br />

wird“, so Zotter. „Schau dem Essen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Augen und<br />

entscheide dann, wie groß das Schnitzel se<strong>in</strong> soll.“<br />

Alles bio oder was?<br />

Bereits <strong>in</strong> den 80er-Jahren, als <strong>die</strong> Begriffe „bio“ und „Fair<br />

Trade“ noch längst nicht <strong>die</strong> gesellschaftliche Aufmerksamkeit<br />

genossen haben wie heute, träumte Josef Zotter<br />

von Eiern aus Freilandhaltung für se<strong>in</strong>e Konditorei. Da es<br />

<strong>die</strong>se damals nirgends zu kaufen gab, baute er kurzerhand<br />

e<strong>in</strong>en Hühnerstall und legte sich 300 Hühner zu. Was damals<br />

aus ethischem Antrieb begann, wird von ihm heute<br />

professionell weiter vorangetrieben, als Bio-Landwirt und<br />

Chocolatier.<br />

Josef Zotter ist damit nach eigenen Aussagen nicht nur e<strong>in</strong>er<br />

der wenigen europäischen Kakao-Direktverarbeiter, sondern<br />

der e<strong>in</strong>zige, der se<strong>in</strong> gesamtes Sortiment von der Bohne weg<br />

ausschließlich <strong>in</strong> bio produziert. „Für uns war es wichtig,<br />

ke<strong>in</strong> Spartenprodukt mit Bio-Label herzustellen, sondern<br />

ganzheitlich das gesamte Sortiment umzustellen. Da wir<br />

von Beg<strong>in</strong>n an auf Qualität und Regionalität gesetzt und auf<br />

Konservierungsmittel, künstliche Aromen und dergleichen<br />

Glanzstoffe der Chemie-Industrie verzichtet haben, war bio<br />

für uns der e<strong>in</strong>zige konsequente Weg.“ Damit positioniert sich<br />

Zotter ganz klar gegen standardisierte Massenproduktion und<br />

<strong>die</strong> Konzentration des Schokolademarktes, <strong>die</strong> mittlerweile<br />

auch den Edelschokolademarkt erfasst hat.<br />

Mit Lieferanten auf Augenhöhe<br />

Seit 2004 ist Zotter fester Lizenzpartner von Fairtrade Österreich.<br />

Damit erhalten <strong>die</strong> Kakao-Bauern faire Preise für<br />

ihre Rohstoffe, unabhängig von den Weltmarktpreisen und<br />

können damit ihre Existenz weitgehend sichern und soziale<br />

M<strong>in</strong>deststandards <strong>in</strong> puncto Gesundheit und Bildung erreichen.<br />

Für Spitzenqualität ist Zotter sogar bereit, bis zum<br />

Dreifachen des Weltmarktpreises zu zahlen.<br />

Josef Zotter geht es jedoch nicht darum, se<strong>in</strong>en Lieferanten<br />

etwas zu schenken oder zu spenden – Wirtschaftlichkeit<br />

und Rentabilität s<strong>in</strong>d auch für ihn unabd<strong>in</strong>gbare Größen,<br />

um Geschäftsentscheidungen zu treffen, aber se<strong>in</strong> Credo<br />

lautet: „Wer gute Qualität liefert und dabei Mensch und<br />

Umwelt achtet, hat es auch ver<strong>die</strong>nt, entsprechend dafür<br />

entlohnt zu werden.“<br />

Da <strong>die</strong> Bauern den Kakao nicht selbst zu Schokolade verarbeiten,<br />

wissen sie oft nicht, worauf es ankommt. Deshalb arbei-<br />

Fotos: © Zotter Schokoladen | rechte Seite: © Zotter Schokoladen, Rautenstrauch<br />

44 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Der „Essbare Tiergarten“ ist e<strong>in</strong> kreativer Muster-Bio-Bauernhof, den Josef Zotter den Besuchern se<strong>in</strong>er gläsernen Manufaktur bietet.<br />

tet Zotter eng mit ihnen zusammen. Die Bauern sollen sehen,<br />

was aus ihrem Kakao entsteht und weshalb <strong>die</strong>ser und jener<br />

Verarbeitungsschritt wichtig ist. Mit drei Kakaokooperativen<br />

aus Nicaragua hat das Unternehmen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

der österreichischen Entwicklungshilfe und den NGOs „Horizont3000“<br />

und „Initiative E<strong>in</strong>e Welt Braunau“ erfolgreich<br />

das Projekt „Kakao gegen Armut“ gestartet. Kakaobauern<br />

werden dabei nach Österreich e<strong>in</strong>geladen, damit sie sehen<br />

können, was aus ihrem Kakao entsteht, denn <strong>die</strong> Qualität<br />

der Schokolade beg<strong>in</strong>nt beim Kakaobauern.<br />

Neben dem Kakao verwendet Zotter viele Zutaten aus<br />

Österreich. So bezieht <strong>die</strong> Schokoladenmanufaktur zum<br />

Beispiel pro Jahr e<strong>in</strong>e Million Liter Bio-Milch von den Zillertaler<br />

Bergbauern (Tirol). Dabei wird darauf geachtet,<br />

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45


ambitionierte Kle<strong>in</strong>bauern zu unterstützen, <strong>die</strong> mit Liebe<br />

Regionales anbauen.<br />

Investition <strong>in</strong> <strong>die</strong> wichtigste Ressource<br />

Das Unternehmen beschäftigt rund 180 Mitarbeiter – hauptsächlich<br />

Frauen aus der Region – für <strong>die</strong> Inhaber Josef Zotter<br />

umfassende soziale Verantwortung übernimmt. So ist das<br />

Kant<strong>in</strong>enessen frisch zubereitet, biologisch angebaut und<br />

im „Essbaren Tiergarten“ selbst aufgezogen, denn auch <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter sollen <strong>die</strong> Bio-Philosophie mittragen. Gespeist<br />

wird an e<strong>in</strong>er langen Tafel, an der jeder Mitarbeiter gleich ist,<br />

egal ob Chef oder Putzfrau. Seit <strong>die</strong> gesunde Ernährung Chefsache<br />

ist, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Krankenstände deutlich zurückgegangen.<br />

In den Ferien können auch <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der der Mitarbeiter <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Firma kommen und <strong>in</strong> der Bio-Kant<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

Eltern zu Mittag essen. Den Tag dürfen sie im Unternehmen<br />

oder im unternehmenseigenen Tiergarten verbr<strong>in</strong>gen, dabei<br />

werden sie von e<strong>in</strong>er Betreuer<strong>in</strong> beaufsichtigt, <strong>die</strong> Kosten<br />

dafür trägt das Unternehmen.<br />

Umwelt ganz bewusst<br />

Dass ökologisches <strong>Wirtschaften</strong> erfolgreich ist, stellt Zotter<br />

seit Jahren unter Beweis. Neben der Entscheidung, nur Bio-<br />

CSR-Erfolgsfaktoren auf e<strong>in</strong>en Blick<br />

• Betrachten Sie <strong>Nachhaltig</strong>keit nicht e<strong>in</strong>zig als Kostenfaktor, sondern<br />

als e<strong>in</strong>e langfristige Investition <strong>in</strong> ihr Geschäftsmodell.<br />

• Insourc<strong>in</strong>g statt Outsourc<strong>in</strong>g: Übernehmen Sie Verantwortung<br />

für <strong>die</strong> komplette Wertschöpfungskette.<br />

• Nicht nur e<strong>in</strong>ige Sparten-Produkte auf bio umzustellen, sondern<br />

das gesamte Sortiment nachhaltig zu gestalten, das ist konsequente<br />

Verantwortung.<br />

• Lassen Sie <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit Ihres Angebotes extern überprüfen.<br />

Das schafft Glaubwürdigkeit, gibt Ihnen Sicherheit und differenziert<br />

Sie vom Wettbewerb.<br />

• Nehmen Sie sich <strong>die</strong> Wünsche und Sorgen Ihrer Mitarbeiter zu<br />

Herzen. E<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> <strong>die</strong> wichtigste Ressource Ihres Unternehmens<br />

steigert Leidenschaft und Produktivität.<br />

• Umweltbewusstse<strong>in</strong> zahlt sich auch ökonomisch aus, z.B. durch<br />

E<strong>in</strong>sparungen bei den Heizkosten.<br />

• Auch e<strong>in</strong> kritischer Kunde kann zu e<strong>in</strong>em Fan werden, man muss<br />

ihm nur zuhören und auf <strong>die</strong> Bedürfnisse e<strong>in</strong>gehen.<br />

• Geben Sie Ihre Überzeugungen weiter und regen Sie Kunden<br />

zum nachhaltigen Handeln an.<br />

• Tragen Sie Ihr nachhaltiges Engagement selbstbewusst nach außen.<br />

Gelebte <strong>Nachhaltig</strong>keit erzeugt glaubwürdige und überzeugende<br />

Botschaften.<br />

• Mit nachhaltiger Planung, strategischer E<strong>in</strong>maligkeit und konzeptioneller<br />

Weitsicht können Sie mit gutem Beispiel vorangehen.<br />

Foto: © Zotter Schokoladen<br />

46 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


STRATEGIE UND UNTERNEHMENSFÜHRUNG | THEMEN<br />

und fair gehandelte Rohstoffe zu verwenden, gibt es zahlreiche<br />

weitere Maßnahmen zum verantwortlichen Umgang mit<br />

der Umwelt. Für <strong>die</strong> Produktion verwendet Zotter Öko-Strom;<br />

Kakaoschalen landen nicht auf dem Müll, sondern werden zu<br />

Wärmezwecken verheizt oder als Dünger im Garten verwendet.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurde auf dem Unternehmensgelände<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Photovoltaik-Anlage gebaut mit Solarzellen,<br />

<strong>die</strong> sich wie Sonnenblumen der Sonne zuwenden. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Dachfläche wurde ebenfalls mit Kollektoren ausgestattet.<br />

Der Chef höchstpersönlich ist mit se<strong>in</strong>em E-Mobil unterwegs<br />

und bietet allen Mitarbeitern e<strong>in</strong>e Stromtankstelle an. 60 Prozent<br />

des Energiebedarfs werden selbst erzeugt, der restliche<br />

Bedarf wird aus erneuerbaren Energiequellen (Öko-Strom)<br />

zugekauft. Auch bei der Verpackung der Produkte achtet<br />

Zotter auf ökologische <strong>Nachhaltig</strong>keit: Die Farben s<strong>in</strong>d umweltfreundlich<br />

und ohne Glanzbeschichtung, <strong>die</strong> Folien aus<br />

nachhaltigen Rohstoffen. Seit 2<strong>01</strong>5 ist das Unternehmen<br />

EMAS-zertifiziert.<br />

Doch auch bei Zotter erfolgen Fehler und Rückschläge: Im<br />

„Essbaren Tiergarten“ gibt es e<strong>in</strong>en Ideenfriedhof, wo nicht<br />

umgesetzte Ideen oder nicht mehr produzierte Sorten, wie<br />

auch gescheiterte Projekte mit e<strong>in</strong>em Grabste<strong>in</strong> verewigt<br />

s<strong>in</strong>d – auch <strong>die</strong>se gehören zum Unternehmertum dazu.<br />

Kunden werden zu Fans<br />

Die Wünsche der Kunden genießen bei Zotter oberste Priorität.<br />

Nach Möglichkeit kümmern sich Josef Zotter und se<strong>in</strong>e<br />

Frau Ulrike persönlich, ob per Telefon oder per E-Mail, um<br />

<strong>die</strong> Anliegen und auch <strong>die</strong> Beschwerden ihrer Kunden. Diese<br />

E<strong>in</strong>stellung ist dem Unternehmer ebenso wichtig, wie der<br />

hohe Qualitätsstandard und <strong>die</strong> Vielfalt des angebotenen<br />

Sortiments. Hier<strong>in</strong> sieht Zotter den Schlüssel zum Erfolg:<br />

„Wenn sich der Kunde abgeholt und verstanden fühlt, ist er<br />

auch eher bereit, über e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Unstimmigkeit h<strong>in</strong>wegzusehen<br />

und den etwas höheren Preis für unsere Schokolade<br />

zu bezahlen.“<br />

Kalbsgeburt als Me<strong>die</strong>nevent?<br />

Josef Zotter ist der festen Überzeugung, dass se<strong>in</strong> Erfolg<br />

nicht möglich gewesen wäre, wenn er se<strong>in</strong>e Überzeugungen<br />

nicht kommuniziert und se<strong>in</strong>en Kunden nicht erläutert hätte,<br />

warum er e<strong>in</strong>e etwas andere Art der Unternehmensführung<br />

betreibt. Die nachhaltige Unternehmensführung wird bei<br />

Zotter breit gefächert kommuniziert: <strong>in</strong> jeder Schokoschleife,<br />

auf der Internetseite, auf Veranstaltungen, bei Facebook oder<br />

Twitter, und natürlich ist auch der essbare Tiergarten e<strong>in</strong>e Art<br />

immerwährendes Event, mit dem sich Zotter se<strong>in</strong>e Kunden<br />

<strong>in</strong>s Haus holt und ihnen se<strong>in</strong>e Überzeugungen näherbr<strong>in</strong>gt.<br />

Große Werbekampagnen und aufwändige Marktforschung<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht der Stil von Zotter, und das ist auch gar<br />

nicht nötig. Denn wenn <strong>die</strong> nachhaltige Unternehmenskultur<br />

im Umgang mit den Kollegen und Kunden im Tagesgeschäft<br />

gelebt wird, dann entstehen jeden Tag nachhaltige Geschichten<br />

und Erlebnisse, <strong>die</strong> überzeugender s<strong>in</strong>d als jedes<br />

Werbekonzept.<br />

So wie an e<strong>in</strong>em Morgen auf der zotterschen Kuhweide:<br />

E<strong>in</strong> Kunde war gerade auf dem Weg zum Parkplatz, als<br />

er entdeckte, dass e<strong>in</strong>e Kuh gerade kalbt. Er zückte se<strong>in</strong><br />

Handy und postete e<strong>in</strong> Foto bei Facebook. Dies hat e<strong>in</strong>e<br />

Welle der Begeisterung und Zusprüche losgelöst. So viel<br />

positive Werbung hatte Zotter nach eigenen Angaben des<br />

Inhabers <strong>in</strong> so kurzer Zeit noch nie gehabt. „Die Werbebotschaft,<br />

<strong>die</strong> da rausgeht, <strong>die</strong> kannst du mit 100.000 €<br />

nicht bezahlen. Die passiert e<strong>in</strong>fach und das ist das, was<br />

<strong>die</strong> Leute berührt.“<br />

Zotter macht Schule<br />

Mit se<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigartigen Unternehmenskonzept ist Zotter<br />

sogar der renommierten Harvard University aufgefallen.<br />

Als erstes österreichisches Unternehmen steht Zotter als<br />

Fallstu<strong>die</strong> auf dem Lehrplan der Studenten: Wie funktioniert<br />

e<strong>in</strong> Unternehmen, dessen Maxime nicht <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>nmaximierung<br />

ist? Weshalb verzichtet e<strong>in</strong> Unternehmen<br />

auf klassische Werbung? Wie arbeiten <strong>die</strong> unabhängigen<br />

Kontrollmechanismen im fairen Handel? Josef Zotter sorgt<br />

mit se<strong>in</strong>em Unternehmensprofil <strong>in</strong> Harvard für Irritation<br />

und erntet doch nach der Unterrichtse<strong>in</strong>heit viel Beifall<br />

für se<strong>in</strong> Unternehmensprofil, das sich so stark von den<br />

üblichen Firmenkonzepten abhebt. Die Stu<strong>die</strong>renden, <strong>die</strong><br />

Zotter als „Melange zwischen Künstler und Unternehmer“<br />

beschrieben, waren nicht nur von se<strong>in</strong>en Schokoladen<br />

bee<strong>in</strong>druckt.<br />

Das Fachbuch „Der CSR-Manager“<br />

Das Fachbuch „Der CSR-Manager – Unternehmensverantwortung<br />

<strong>in</strong> der Praxis“<br />

hilft Unternehmen, <strong>Nachhaltig</strong>keit als<br />

neue Denkhaltung und ganzheitlichen<br />

Managementansatz zu gestalten und<br />

davon zu profitieren. Der Praxisbezug,<br />

<strong>die</strong> anschaulichen Tipps und der kompakte<br />

Inhalt mit zahlreichen Checklisten<br />

erleichtern den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das<br />

Thema. Nicht zuletzt deshalb ist das<br />

Buch bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dritten, aktualisierten<br />

Auflage erschienen.<br />

Sie können „Der CSR-Manager. Unternehmensverantwortung <strong>in</strong><br />

der Praxis“, 3. Auflage, ALTOP Verlag 2<strong>01</strong>4, 236 Seiten, EUR 24,90<br />

ISBN 978-3-925646-54-6 im Buchhandel oder direkt unter<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net/csr-manager bestellen.<br />

Die Autoren<br />

DR. DENNIS LOTTER und JEROME BRAUN<br />

begleiten mit ihrer Agentur Benefit Identity Unternehmen und<br />

Organisationen seit mehr als zehn Jahren bei der Gestaltung ihrer<br />

Marken <strong>in</strong>tegrität durch e<strong>in</strong>e verantwortliche Betriebsführung.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d sie gefragte Fachautoren und Vortragsredner.<br />

www.benefitidentity.com<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

47


<strong>Tierische</strong> <strong>Geschäfte</strong> mit Nutztieren<br />

Unser Appetit ist<br />

Von Fritz Lietsch<br />

Soja aus Brasilien, Milchexporte nach Ch<strong>in</strong>a, Steaks aus Argent<strong>in</strong>ien<br />

und Parmasch<strong>in</strong>ken <strong>in</strong> <strong>die</strong> USA – längst s<strong>in</strong>d Tierhaltung<br />

und Lebensmittelproduktion <strong>in</strong>ternational vernetzt. Alle<br />

Akteure, seien es Konsumenten, Produzenten, Unternehmer<br />

oder Entscheider <strong>in</strong> der Politik, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong> komplexes System<br />

e<strong>in</strong>gebunden, das schwer zu durchschauen ist.<br />

Leidtragende <strong>die</strong>ses <strong>in</strong>ternationalen Geschäfts s<strong>in</strong>d vor<br />

allem <strong>die</strong> Tiere. Doch auch wir Menschen zahlen dafür mit<br />

unserer Gesundheit und riskieren große Umweltschäden.<br />

Dies stellen wir am Beispiel der Milchproduktion und der<br />

Hähnchenmast exemplarisch vor. Doch es geht noch weiter:<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dustrialisierte Landwirtschaft setzt kle<strong>in</strong>bäuerliche<br />

48 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TIERISCHE GESCHÄFTE | THEMEN<br />

Foto: © EIKON Media und MIRAMONTE FILM, Mart<strong>in</strong> Ratt<strong>in</strong>i, Tiberius Film<br />

Strukturen unter Druck, zerstört Vielfalt, ersetzt regionale<br />

Besonderheiten durch Monokultur und ru<strong>in</strong>iert durch<br />

Subventionsvorteile Mitbewerber <strong>in</strong> armen Ländern. Aber<br />

es gibt Alternativen! Diese müssen allerd<strong>in</strong>gs unterstützt<br />

und kont<strong>in</strong>uierlich optimiert werden. Mehr dazu auf den<br />

folgenden Seiten.<br />

Da <strong>die</strong>ses Thema den Rahmen des<br />

Heftes sprengen würde, f<strong>in</strong>den Sie<br />

weitere Informationen und Beiträge onl<strong>in</strong>e<br />

unter www.<strong>forum</strong>-csr.net sowie auf<br />

e<strong>in</strong>er Land<strong>in</strong>g-Page mit nebenstehendem<br />

QR-Code.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

49


Viehzüchtermesse (Cremona, Italien) – <strong>die</strong> Optimierung der Kühe für <strong>die</strong> Optimierung des Rohstoffs Milch.<br />

Das System Milch<br />

Auf fast jeder Milchpackung prangt das Bild glücklicher Kühe<br />

auf grünen Weiden. Doch <strong>die</strong> Wirklichkeit sieht schon lange<br />

anders aus. Milch ist Big Bus<strong>in</strong>ess. H<strong>in</strong>ter dem unschuldig anmutenden<br />

Lebensmittel verbirgt sich e<strong>in</strong> milliardenschweres<br />

Industriegeflecht, das auf Kosten der Umwelt, der Tiere, der<br />

Menschen und unserer Gesundheit riesige Profite macht.<br />

Und <strong>die</strong> Drahtzieher sorgen unbeirrt dafür, dass der Milchkonsum<br />

weltweit weiterh<strong>in</strong> ansteigt. Die Milchquellen und<br />

<strong>die</strong> Profite sollen sprudeln. Dazu e<strong>in</strong>ige Fakten:<br />

Jährlich werden <strong>in</strong> Europa etwa 200 Millionen Tonnen Milch<br />

und Milchpulver produziert. Es geht hier um e<strong>in</strong>en Markt von<br />

100 Milliarden Euro. Der Konsum von Milcherzeugnissen <strong>in</strong><br />

Deutschland liegt stabil bei etwa 90 Kilogramm pro Person<br />

und Jahr. 2<strong>01</strong>6 verzehrte hier jeder Bürger durchschnittlich<br />

52,3 kg Milch, 24,4 kg Käse, 16,7 kg Joghurt und 6 kg Butter.<br />

Anfang 2<strong>01</strong>8 wurden <strong>in</strong> Deutschland etwa 31 Cent pro Liter<br />

Vollmilch gezahlt. Um kostendeckend zu arbeiten, brauchen<br />

Milchbauern im Schnitt aber m<strong>in</strong>destens 40 Cent je Liter.<br />

Milchbauern und andere Landwirte werden von der Europäischen<br />

Union mit etwa 500 Millionen Euro subventioniert.<br />

Von 32,7 Millionen Tonnen Milch, <strong>die</strong> 2<strong>01</strong>6 <strong>in</strong> Deutschland<br />

produziert wurden, war etwa <strong>die</strong> Hälfte für den Export<br />

bestimmt, mit zunehmender Tendenz. Gleichzeitig stieg <strong>die</strong><br />

Nitratbelastung unseres Tr<strong>in</strong>kwassers durch den Güllee<strong>in</strong>trag<br />

der Landwirtschaft…<br />

Gestiegene Leistung – <strong>die</strong> Turbo-Kuh<br />

Die Milchproduktion hat sich <strong>in</strong> den vergangenen 50 Jahren<br />

vervielfacht, und das, obwohl es heute viel weniger Milchkühe<br />

gibt als früher. Sie fragen, wie das geht? Die Milchkühe<br />

erbr<strong>in</strong>gen „e<strong>in</strong>fach“ immer höhere Leistungen: Gab e<strong>in</strong>e<br />

Milchkuh <strong>in</strong> den 1950er Jahren etwa 2.500 Kilogramm<br />

Milch im Jahr, so kann sie heute bis zu 10.000 Kilogramm<br />

pro Jahr liefern. Das ist e<strong>in</strong> Vielfaches ihres Körpergewichts.<br />

Deutschen Kühen der beiden Hauptrassen Holste<strong>in</strong>-Friesian<br />

und dem Fleckvieh wurden im Jahr 2<strong>01</strong>4 im Durchschnitt<br />

rund 9.000 beziehungsweise 7.400 Kilogramm Milch aus<br />

ihren prallen Eutern gesaugt. Damit hat sich <strong>die</strong> Milchleistung<br />

<strong>in</strong> den letzten zehn Jahren bei den Holste<strong>in</strong>-Kühen um<br />

rund acht Prozent und bei den Fleckviehkühen um rund elf<br />

Prozent erhöht. Das liegt zum e<strong>in</strong>en an <strong>in</strong>tensiver Züchtung<br />

und zum anderen am Hochleistungsfutter – neben Gras,<br />

Mais und Futterkonzentraten bekommt <strong>die</strong> Milchkuh e<strong>in</strong>e<br />

Extraportion Eiweiß. Für <strong>die</strong>ses Kraftfutter zum Beispiel aus<br />

Soja, das vor allem aus Südamerika importiert wird, werden<br />

dort Regenwälder und Savannen abgeholzt.<br />

Die Kehrseite des „Milchsegens“: Pro Liter Milch entstehen<br />

<strong>in</strong> der <strong>in</strong>tensiven Landwirtschaft etwa drei Liter Gülle und <strong>die</strong><br />

Schwerstarbeit geht an den „Milch- und Güllemasch<strong>in</strong>en“<br />

nicht spurlos vorbei. Die Tiere werden durchschnittlich bereits<br />

im Alter von 4,7 Jahren geschlachtet, obwohl Kühe bis<br />

zu 25 Jahre alt werden können. Während es <strong>in</strong> Deutschland<br />

noch Familienbetriebe gibt, deren Bestände überschaubar<br />

s<strong>in</strong>d und wo der Bauer se<strong>in</strong>e Kühe zum Teil noch beim Namen<br />

kennt, s<strong>in</strong>d etwa <strong>in</strong> den USA regelrechte Milchfabriken mit<br />

Turbokühen <strong>die</strong> Regel.<br />

Schneller am Ende – Kuh kaputt<br />

Die Züchtung und Fütterung der Milchkühe zu „Hochleistungstieren“<br />

hat weitere Schattenseiten: Krankheiten wie<br />

Euterentzündungen häufen sich, <strong>die</strong> Fruchtbarkeit nimmt<br />

ab, <strong>die</strong> Kühe sterben früher beziehungsweise müssen „ausgemustert“<br />

werden. Kritiker warnen vor dem E<strong>in</strong>satz von<br />

Antibiotika und klagen über Medikamentenrückstände <strong>in</strong><br />

der Milch.<br />

Doch auch <strong>die</strong> Milchbetriebe selbst stehen unter Druck und<br />

werden zu Höchstleistungen gezwungen. Um den niedrigen<br />

Milchpreis auszugleichen, fahren sie <strong>die</strong> Produktion um jeden<br />

Preis nach oben. Die Folge:<br />

Aus der hart erarbeiteten Milch entstehen bei Global Playern<br />

wie Friesland Camp<strong>in</strong>a (NL) vielfältige Produkte, vom Butter<br />

bis zum Käse und Milchpulver für verschiedene Altersgruppen,<br />

<strong>die</strong> man <strong>in</strong>ternational absetzen will. Neue, lukrative<br />

Foto: © EIKON Media und MIRAMONTE FILM, Mart<strong>in</strong> Ratt<strong>in</strong>i, Tiberius Film<br />

50 Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> E<strong>in</strong> Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Ste<strong>in</strong>beis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


TIERISCHE GESCHÄFTE | THEMEN<br />

Fernmärkte werden erschlossen, beispielsweise <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, wo<br />

durch den gestiegenen Bedarf an Milch mittlerweile schon<br />

eigene riesige R<strong>in</strong>derställe hochgezogen werden. In vielen<br />

Regionen Afrikas zerstört das billige Milchpulver aus der<br />

europäischen Überproduktion dagegen <strong>die</strong> dortige regionale<br />

Landwirtschaft.<br />

Doch es gibt Gegenentwürfe: der Bauer, der sich bewusst für<br />

ökologische Landwirtschaft entscheidet und se<strong>in</strong>e Produkte<br />

selbst weiterverarbeitet, dabei bei der Vermarktung bewusst<br />

regional bleibt, um lange Transportwege zu vermeiden;<br />

kle<strong>in</strong>e Molkereien im Senegal, <strong>die</strong> <strong>die</strong> e<strong>in</strong>heimischen Bauern<br />

unterstützen und lokale Kreisläufe fördern; Bauern, <strong>die</strong><br />

zeigen, dass Gülle unter den richtigen Bed<strong>in</strong>gungen wertvollen<br />

Boden erzeugen kann; Züchter und Tierhalter, denen<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den und <strong>die</strong> Gesundheit der Kuh gegenüber<br />

e<strong>in</strong>er ständigen Steigerung der Milchproduktion wieder e<strong>in</strong><br />

Anliegen ist und <strong>die</strong> erkannt haben: Gesunde und zufriedene<br />

Kühe leben länger und geben damit auch länger und auf<br />

Dauer mehr Milch.<br />

Es geht auch anders – ökologische Milchproduktion<br />

Der Preis für e<strong>in</strong> Kilo Biovollmilch liegt derzeit bei über 50<br />

Cent. Im Gegensatz zur konventionellen Tierhaltung gibt es<br />

im Rahmen der EU-Öko-Verordnung konkrete gesetzliche<br />

M<strong>in</strong>deststandards, <strong>die</strong> streng überwacht werden. Vorgaben<br />

wie: Auslauf im Freien, ke<strong>in</strong>e Anb<strong>in</strong>dung, M<strong>in</strong>destplatz pro<br />

Tier, Ausgestaltung der Stall- und Liegeflächen. Der Verbraucher<br />

erkennt Produkte mit <strong>die</strong>sen Vorgaben am europäischen<br />

oder deutschen Biosiegel. Aber auch <strong>in</strong> Sachen Bio gibt es<br />

Abstufungen. Private Anbauverbände wie Naturland, Bioland<br />

oder Demeter haben zum Teil noch wesentlich strengere<br />

Richtl<strong>in</strong>ien. Siehe dazu auch unseren Beitrag „Die <strong>Zukunft</strong><br />

der Nutztierhaltung“ auf den folgenden Seiten. Last but not<br />

least hier noch e<strong>in</strong> „Sachcomic“ als Lesetipp.<br />

Mensch. Macht. Milch.<br />

Wie Konzerne unsere bäuerliche<br />

Landwirtschaft verpulvern<br />

Die Landwirtschaft <strong>in</strong> Deutschland<br />

steht vor e<strong>in</strong>em Scheideweg: Sie wird<br />

zunehmend auf Export getrimmt. Dies<br />

ist das Ergebnis der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

<strong>die</strong> von der deutschen und<br />

EU-Politik gesetzt werden – maßgeblich<br />

auf Druck der exportorientierten<br />

Agrar<strong>in</strong>dustrie. Bäuerliche Milchhöfe<br />

müssen wachsenden Betrieben weichen.<br />

Ökologie und Tierschutz stehen<br />

auf dem Spiel. Und <strong>in</strong> armen Ländern<br />

<strong>die</strong>ser Welt verzerren billige Lebensmittel<br />

aus Europa und Deutschland <strong>die</strong> dortigen Märkte. Verbraucher<br />

können e<strong>in</strong>en anderen Weg fordern und fördern: durch das Kaufen von<br />

regional erzeugter Milch, <strong>die</strong> unter fairen Bed<strong>in</strong>gungen für Mensch, Tier<br />

und Umwelt produziert wird.<br />

Der Sachcomic „Mensch Macht Milch“ gibt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>die</strong> politische,<br />

gesellschaftliche, bäuerliche und privatwirtschaftliche Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

um <strong>die</strong>se Entwicklungen. Und er macht Vorschläge, wie e<strong>in</strong>e<br />

zukunftsfähige Milchwirtschaft aussehen könnte. Diese Publikation ist<br />

e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt von AbL (Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft bäuerliche<br />

Landwirtschaft e.V.) und Germanwatch <strong>in</strong> Kooperation mit Brot für<br />

<strong>die</strong> Welt, dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e. V. sowie<br />

MISEREOR e. V.<br />

www.germanwatch.org<br />

Der Film zum System<br />

Was haben e<strong>in</strong> Verkäufer von Milchpulver im Senegal und e<strong>in</strong> Großbauer <strong>in</strong> den<br />

Niederlanden geme<strong>in</strong>sam? Beide gehören zu e<strong>in</strong>em komplexen System aus Akteuren und<br />

Masch<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> dem der Rohstoff Milch produziert und vermarktet wird und das sich wie<br />

e<strong>in</strong> Netz über den Globus spannt. Der Film „Das System Milch – Die Wahrheit über <strong>die</strong><br />

Milch<strong>in</strong>dustrie“ nimmt den Zuschauer mit auf <strong>die</strong> Reise h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong> Kulissen.<br />

Milchtüten auf endlosen Fließbändern zeigen das Ausmaß der Technisierung und<br />

<strong>die</strong> Mengen an Milch, <strong>die</strong> verarbeitet werden. Die Molkereien als Verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen Produzenten und Konsumenten werden immer größer und nehmen <strong>in</strong> der<br />

Verarbeitungskette e<strong>in</strong>e mächtige Rolle e<strong>in</strong>. Sie geben den Preisdruck der Handelsketten<br />

gnadenlos an <strong>die</strong> Bauern weiter. Diese s<strong>in</strong>d gezwungen, immer mehr zu produzieren oder<br />

aufzugeben. Die Folge: Milchkühe werden durch Züchtung auf Höchstleistung getrimmt<br />

und müssen ständig trächtig se<strong>in</strong>. Damit entstehen Kälber am Fließband und es bleiben<br />

immer wieder Kälber „übrig“, besonders <strong>die</strong> Bullenkälber. Diese werden als Masttiere<br />

weiterverkauft und, wenn hier der Preis <strong>die</strong> Kosten nicht deckt, e<strong>in</strong>fach getötet – aus<br />

ökonomischen Gründen, von Bauern, <strong>die</strong> von EU-Förderung abhängig s<strong>in</strong>d, um überhaupt<br />

überleben zu können.<br />

Die Bilder im Film zielen nicht auf Schockwirkung ab und lassen den Zuschauer dennoch<br />

nachdenklich zurück. Dazu tragen besonders <strong>die</strong> Kontraste bei, <strong>die</strong> der Film herausstellt:<br />

auf der e<strong>in</strong>en Seite der große Gülletank, der nie leer wird – auf der anderen Seite der<br />

Unternehmer, der begeistert von der Erschließung neuer Märkte spricht und Milchpulver<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Plastikverpackungen anpreist. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drücklicher Film, durch den man <strong>die</strong> Milch<br />

im Kühlschrank mit anderen Augen sieht.<br />

www.dassystemmilch.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

51


THEMEN | TIERISCHE GESCHÄFTE<br />

WELTMEISTER HAHN<br />

Egal ob Oktoberfest-Hendl <strong>in</strong> München, Kentucky Fried Chicken <strong>in</strong> Colorado<br />

oder Thai Curry mit Chicken <strong>in</strong> Bangkok: Weltweit stürmt das Masthuhn <strong>die</strong><br />

Speisepläne der Menschen, und Deutschland ist wie immer ganz oben dabei.<br />

Der „Siegeszug“ hat e<strong>in</strong>e Kehrseite ...<br />

Von Marietheres Re<strong>in</strong>ke und Michelle Pliquett<br />

Foto: © Animal Equality<br />

52 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TIERISCHE GESCHÄFTE | THEMEN<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

53


THEMEN | TIERISCHE GESCHÄFTE<br />

Der Bestand an Masthühnern <strong>in</strong> Deutschland lag im März<br />

2<strong>01</strong>6 bei etwa 93,8 Millionen. Die verbreitete Bezeichnung<br />

»Hähnchen« (auch »Jungmasthühner« oder »Broiler«) gilt<br />

für beide Geschlechter. 97 Prozent der Masthühner leben<br />

<strong>in</strong> Bodenhaltung; Haltungen mit Auslauf <strong>in</strong>s Freie gibt es<br />

kaum. Die meisten leben <strong>in</strong> Betrieben mit 50.000 und mehr<br />

Tieren. Bisweilen s<strong>in</strong>d es sogar über 200.000. In den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Mastställen der Betriebe s<strong>in</strong>d Gruppen von 10.000 und<br />

mehr Tieren üblich. Bis zu 40.000 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Halle s<strong>in</strong>d nicht<br />

ungewöhnlich.<br />

Drei Mastverfahren kommen bei konventionellen Masthühnern<br />

zum E<strong>in</strong>satz: In der Kurzmast werden <strong>die</strong> Hühner im<br />

Alter von 28 bis 30 Tagen mit etwa 1,5 Kilogramm Körpergewicht<br />

geschlachtet und <strong>in</strong> der Mittellangmast nach etwa 35<br />

Tagen und e<strong>in</strong>em Endgewicht von 2 bis 2,2 Kilogramm. Bei<br />

der Langmast leben <strong>die</strong> Hühner etwa 42 Tage und erreichen<br />

e<strong>in</strong> Gewicht von 2,7 Kilogramm. Bei der Kurzmast müssen<br />

sich zum Mastende etwa 26 Hühner e<strong>in</strong>en Quadratmeter<br />

teilen – das entspricht pro Huhn knapp e<strong>in</strong>em DIN-A5-Blatt<br />

plus e<strong>in</strong>em Bierdeckel. Sie haben somit bei der erlaubten<br />

Besatzdichte deutlich weniger Platz als Legehennen im <strong>in</strong>zwischen<br />

verbotenen Batteriekäfig!<br />

Natürliche Lebensbed<strong>in</strong>gungen – Fehlanzeige<br />

Schon bei E<strong>in</strong>haltung der gesetzlichen Vorgaben ist der<br />

Stallboden zum Mastende von den Tieren fast vollständig<br />

bedeckt. Natürliche Verhaltensweisen wie Fortbewegung,<br />

Scharren, Gefiederputzen oder Flügelschlagen s<strong>in</strong>d – wenn<br />

überhaupt – nur noch e<strong>in</strong>geschränkt möglich, da kaum Platz<br />

bleibt. Die Enge trägt dazu bei, dass <strong>die</strong> Hühner meist auf<br />

dem Boden liegen. Das begünstigt Verhaltensstörungen und<br />

Erkrankungen. Die Tiere leiden unter dem andauernden<br />

Gedränge. Sie stehen unter starkem Stress, da sie weder<br />

Individualabstände e<strong>in</strong>halten noch ausweichen können. In<br />

der Enge steigt außerdem das Risiko, sich gegenseitig zu<br />

erdrücken. Fast alle Masthühner haben schmerzhafte Fußballenerkrankungen,<br />

weil sie auf dem zunehmend feuchter<br />

werdenden Gemisch aus Exkrementen und E<strong>in</strong>streu stehen<br />

müssen. Gegen Ende der Mast ist der Boden zu etwa 90<br />

Prozent mit Exkrementen und nur noch zu etwa 10 Prozent<br />

von E<strong>in</strong>streu-Resten bedeckt. Diesem Gemisch entströmt<br />

fortwährend das Schadgas Ammoniak. Es reizt vor allem <strong>die</strong><br />

Schleimhäute der Hühner und ruft schmerzhafte Entzündungen<br />

an Augen und Atemwegen hervor. Hohe Gaskonzentrationen<br />

schwächen über<strong>die</strong>s das Abwehrsystem und machen<br />

<strong>die</strong> Hühner so noch anfälliger für Krankheiten. Die Todesraten<br />

im Stall s<strong>in</strong>d entsprechend hoch ...<br />

Natürlicherweise scharren Hühner am Boden und picken<br />

nach Fressbarem – <strong>die</strong> Nahrungssuche nimmt <strong>in</strong> Freiheit bis<br />

zu 60 Prozent des Tages e<strong>in</strong>. Bei Masthühnern h<strong>in</strong>gegen ist<br />

<strong>die</strong> Zeit für Suche, Aufnahme und Bearbeiten der Nahrung<br />

enorm verkürzt. Sie erhalten e<strong>in</strong> hochverarbeitetes, meist<br />

pelletiertes Kraftfutter <strong>in</strong> Trögen und verbr<strong>in</strong>gen nur noch<br />

10 Prozent des Tages mit der Futteraufnahme. Ihr Beschäftigungsbedürfnis<br />

bleibt damit unerfüllt. Dennoch s<strong>in</strong>d ihre<br />

Ruhephasen viel zu kurz. Da ke<strong>in</strong>erlei Rückzugsorte wie<br />

Sitzstangen und Raumstrukturierungen vorhanden s<strong>in</strong>d,<br />

fehlt e<strong>in</strong>e Unterteilung der Stallflächen <strong>in</strong> Ruhe- und Aktivitätsbereiche.<br />

Aktive Tiere, <strong>die</strong> sich bewegen, flattern oder<br />

aufstehen, stören <strong>die</strong> Ruhenden …<br />

Hühner genießen Staubbäder, putzen ausgiebig ihr Gefieder,<br />

strecken sich und schlagen mit den Flügeln, um sie zu lüften.<br />

Masthühner s<strong>in</strong>d jedoch aufgrund ihrer angezüchteten<br />

großen Muskelmasse oder Erkrankungen kaum noch <strong>in</strong><br />

der Lage, ihr natürliches Pflegeverhalten auszuführen. Der<br />

ständige Kontakt mit dem Exkremente-E<strong>in</strong>streu-Gemisch<br />

verschlimmert <strong>die</strong> Situation. Masthühner versuchen zwar,<br />

feuchte Bereiche zu meiden, doch <strong>die</strong> Enge (vor allem zum<br />

Ende der Mast) macht <strong>die</strong>s praktisch unmöglich. Schon ab<br />

Mitte der Mast ist <strong>die</strong> Qualität der E<strong>in</strong>streu so schlecht, dass<br />

<strong>die</strong> Tiere kaum noch Staubbaden können – gegen Mastende<br />

ist es unmöglich …<br />

Die Zucht machts möglich – Turbo-Hühner<br />

Konventionelle Hühnerfleischproduzenten mästen ausschließlich<br />

Hybridtiere. Diese Hühner s<strong>in</strong>d das Endprodukt<br />

jahrelanger Zuchtprogramme. Ihre Hochleistungseigenschaften<br />

können <strong>die</strong> Hybridtiere nur sehr begrenzt weitervererben,<br />

weshalb jede neue Hybrid-Generation aus spezialisierten<br />

Zuchtbetrieben stammt. Lediglich vier weltweit tätige<br />

Unternehmen kontrollieren <strong>die</strong> Zucht der Masthybriden.<br />

Im Vordergrund steht dabei e<strong>in</strong> hoher Fleischansatz, e<strong>in</strong>e<br />

effiziente Futterverwertung, <strong>die</strong> vor allem <strong>die</strong> Futterkosten<br />

verr<strong>in</strong>gern soll, sowie e<strong>in</strong>e möglichst kurze Mastzeit durch<br />

schnelle Gewichtszunahme. Die Wachstumsrate wurde seit<br />

Beg<strong>in</strong>n der <strong>in</strong>tensiven Zucht vervierfacht: In den 1950er Jahren<br />

wogen Masthühner nach etwa 120 Tagen 1,5 Kilogramm.<br />

Heutige Masthybriden erreichen <strong>die</strong>ses Gewicht bereits<br />

<strong>in</strong>nerhalb von 30 Tagen oder weniger.<br />

Damit <strong>die</strong> Tiere <strong>in</strong> kurzer Zeit möglichst viel Kraftfutter<br />

fressen, wurde ihnen das natürliche Sättigungsgefühl weggezüchtet.<br />

Das führt zu e<strong>in</strong>em weitgehend unbekannten<br />

Tierschutzproblem: Den für <strong>die</strong> Zucht der Hybriden genutzten<br />

Eltern- und Großelterntieren fehlt ebenfalls <strong>die</strong>se Fähigkeit.<br />

Da sie aber deutlich länger leben, bekommen sie weniger<br />

Futter als <strong>die</strong> Masthühner, um Verfettung, Stoffwechselkrankheiten<br />

und e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>kende Fruchtbarkeit zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Aufgrund des fehlenden Sättigungsgefühls leiden <strong>die</strong> Tiere<br />

damit ihr Leben lang unter ständigem Hunger und zeigen Verhaltensstörungen<br />

sowie deutliche Zeichen der Frustration.<br />

Die Überzüchtung hat auch den Körperbau der Masthühner<br />

tiefgreifend verändert: Die Brust- und Schenkelmuskulatur<br />

s<strong>in</strong>d enorm vergrößert. Sie machen zusammen bis zu 66<br />

Prozent des Körpergewichts aus. Die Kehrseite: Das hohe<br />

Gewicht führt zu schmerzhaften Be<strong>in</strong>schäden, denn das noch<br />

jugendliche Skelett kann mit dem Wachstum der Muskelmassen<br />

nicht mithalten. Das Gleiche gilt für Organe wie Herz und<br />

Lunge: Sie bleiben h<strong>in</strong>ter dem schnellen Körperwachstum<br />

zurück und können den Organismus nicht ausreichend versorgen.<br />

Das kann zu e<strong>in</strong>em tödlich verlaufenden Herzversagen<br />

54 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TIERISCHE GESCHÄFTE | THEMEN<br />

führen. Masthühner leiden somit trotz ihres kurzen Lebens<br />

an diversen Krankheiten. Die Komb<strong>in</strong>ation aus <strong>in</strong>dustriellen<br />

Haltungsbed<strong>in</strong>gungen, hohen Besatzdichten und Überzüchtung<br />

macht <strong>die</strong> Masthühner besonders anfällig für Infektionskrankheiten.<br />

Im Fall e<strong>in</strong>er festgestellten oder drohenden<br />

Infektion erhalten alle Tiere e<strong>in</strong>es Stalls – auch noch nicht<br />

erkrankte – Antibiotika über das Tr<strong>in</strong>kwasser. E<strong>in</strong>e gezielte<br />

E<strong>in</strong>zeltierbehandlung gibt es nicht. Wo besonders viele Tiere<br />

pro Betrieb leben, ist das Risiko von Ansteckung und somit <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>gesetzte Antibiotikamenge besonders hoch. Jeder E<strong>in</strong>satz<br />

von Antibiotika trägt jedoch zur Resistenzentwicklung von Erregern<br />

bei. Je mehr Mastbetriebe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region angesiedelt<br />

s<strong>in</strong>d, desto höher ist das Übertragungsrisiko von resistenten<br />

Keimen <strong>in</strong> andere Ställe oder <strong>die</strong> Umwelt.<br />

Export-Weltmeister – unter Druck<br />

Hühner s<strong>in</strong>d hierzulande wie weltweit <strong>die</strong> am meisten geschlachteten<br />

Tiere. 2<strong>01</strong>2 stieg <strong>die</strong> Zahl global auf knapp 60<br />

Milliarden. In Deutschland wurden 2<strong>01</strong>6 rund 600 Millionen<br />

Masthühner geschlachtet. Schon beim Fangen und Verladen<br />

für <strong>die</strong> Fahrt zum Schlachthof ersticken viele Hühner im<br />

Gedränge oder werden teils tödlich verletzt. Etliche Tiere<br />

dürften aufgrund von Verletzungen eigentlich nicht transportiert<br />

werden. Der Transport selbst belastet <strong>die</strong> Masthühner<br />

ebenfalls enorm: Fehlende Frischluftzufuhr, Temperaturschwankungen<br />

oder Hitze können zu Herz-Kreislauf-Versagen<br />

führen. So erreichen viele Tiere das Schlachthaus bereits tot.<br />

Die Lebenden erwartet nach dem Abladen <strong>die</strong> Betäubung –<br />

etwa im stromführenden Wasserbad. Aus wirtschaftlichen<br />

Gründen ist <strong>die</strong>s noch immer e<strong>in</strong>e gängige Methode, ungeachtet<br />

etlicher Tierschutzprobleme: Dort können sich <strong>die</strong> Tiere<br />

an den Be<strong>in</strong>en kopfüber <strong>in</strong> den Bügeln e<strong>in</strong>es Förderbands<br />

hängend durch heftige Flügelschläge selbst verletzen. Köpfe<br />

kle<strong>in</strong>erer oder sich krümmender Tiere tauchen nicht immer<br />

ausreichend tief <strong>in</strong>s Wasserbecken. Sofern nicht e<strong>in</strong>zeln<br />

nachbetäubt, erleben sie den nachfolgenden Halsschnitt<br />

bei Bewusstse<strong>in</strong>. Bei unzureichend entbluteten Tieren ist<br />

e<strong>in</strong> Nachschneiden per Hand erforderlich. Bei den üblichen<br />

hohen Bandgeschw<strong>in</strong>digkeiten bleibt das gelegentlich jedoch<br />

aus …<br />

60 Prozent der Masthühner hierzulande werden mittels<br />

Gasgemischen betäubt, <strong>die</strong> Kohlendioxid enthalten. Dieses<br />

erzeugt bei den Tieren sichtbar e<strong>in</strong> Gefühl von Atemnot. Auch<br />

hierbei ist <strong>die</strong> Betäubung zuweilen nicht ausreichend und <strong>die</strong><br />

Tiere erleben das Ausbluten bewusst mit.<br />

Die Haltung von Masthühnern ist zwar <strong>in</strong> der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung<br />

gesetzlich geregelt. Dennoch existieren<br />

zahlreiche tierschutzrelevante Probleme, <strong>die</strong> nicht mit<br />

dem Staatsziel Tierschutz vere<strong>in</strong>bar s<strong>in</strong>d. Hier gibt es also<br />

sehr viel zu tun.<br />

MARIETHERES REINKE UND MICHELLE PLIQUETT<br />

arbeiten für <strong>die</strong> „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“. Das<br />

langfristige Ziel der Stiftung ist es, <strong>die</strong> Massentierhaltung abzuschaffen<br />

und den veganen Lebensstil zu verbreiten.<br />

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www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

55


THEMEN | TIERISCHE GESCHÄFTE<br />

EIN POSITIONSPAPIER<br />

Tierärztliches Forum für verantwortbare Landwirtschaft<br />

Die Tierärzt<strong>in</strong>nen und Tierärzte <strong>die</strong>ses Forums postulieren,<br />

dass <strong>die</strong> durch <strong>in</strong>dustrialisierte Landwirtschaft verursachten<br />

erheblichen Probleme systembed<strong>in</strong>gt weiter zunehmen.<br />

Da <strong>die</strong> Bereiche Tierschutz und Medikamentene<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />

der beruflichen Zuständigkeit der Tierärzte liegen, nehmen<br />

gerade sie, <strong>die</strong> Tierärzte, im System e<strong>in</strong>e Schlüsselposition<br />

e<strong>in</strong>. Ihnen fällt <strong>die</strong> Pflicht zu, sich <strong>die</strong>ser Aufgabe zu stellen<br />

und sie verantwortungsbewusst auszufüllen.<br />

Landwirtschaft wird zunehmend <strong>in</strong>dustrialisiert und ökonomisiert,<br />

getrieben von global agierenden Chemie-, Pharma-,<br />

Düngemittel-, Gentechnik-, Futtermittel- und Tierzuchtkonzernen<br />

mit supranationalem E<strong>in</strong>fluss. Diese Entwicklung<br />

wird durch politische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und öffentliche<br />

Gelder (Subventionen) gefördert, wodurch <strong>die</strong> Billigproduktion<br />

landwirtschaftlicher Erzeugnisse massiv ausgeweitet<br />

werden konnte. Industrialisierte Landwirtschaft verbraucht<br />

hohe Mengen vorwiegend fossiler Energie und rentiert sich<br />

nur, weil das Verursacherpr<strong>in</strong>zip nicht durchgesetzt wird: Die<br />

Kosten der kurz- und langfristigen Schäden für Mensch, Tier<br />

und Umwelt werden nicht von den Verursachern getragen,<br />

sondern auf E<strong>in</strong>zelne und/oder <strong>die</strong> jeweiligen Staaten abgewälzt<br />

und damit steuerf<strong>in</strong>anziert.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise werden <strong>in</strong> unverantwortlichem Maße ökologische<br />

Lebensgrundlagen, Gesundheit, das soziale Mite<strong>in</strong>ander<br />

der Menschen sowie das Wohl der Tiere geschädigt.<br />

Dabei wirkt <strong>die</strong> Forcierung des Fleischkonsums als e<strong>in</strong>e der<br />

Hauptursachen für <strong>die</strong> Zunahme des Welthungers.<br />

Im E<strong>in</strong>zelnen verschärft <strong>die</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>e Fülle mite<strong>in</strong>ander<br />

verbundener Risiken:<br />

• Zerstörung, Vergeudung und Verschmutzung der natürlichen<br />

Ressourcen: Boden und Bodenfruchtbarkeit, Wasser<br />

und Atmosphäre. Verlust der wilden ebenso wie der gezüchteten<br />

Artenvielfalt, Kontam<strong>in</strong>ation der Ökosysteme<br />

mit Nitraten, Pestiziden und Stoffen mit pharmakologischer<br />

Wirkung (Antibiotika, Hormone).<br />

• Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch <strong>die</strong> Entstehung<br />

und Ausbreitung antibiotikaresistenter Keime <strong>in</strong><br />

Intensivtierhaltungen sowie chemisch/pharmakologische<br />

Rückstände <strong>in</strong> Lebens- und Futtermitteln.<br />

• Haltung von Nutztieren (besonders Schwe<strong>in</strong>en und Geflügel)<br />

unter Bed<strong>in</strong>gungen, <strong>die</strong> ihr Wohlbef<strong>in</strong>den, das<br />

Ausleben ihrer Bedürfnisse und Verhaltensweisen erheblich<br />

bee<strong>in</strong>trächtigen, <strong>in</strong> denen Schmerzen und Leiden<br />

der Tiere e<strong>in</strong>kalkuliert werden und den Tieren jegliche<br />

Würde genommen wird. Qualzucht durch Selektion auf<br />

Hochleistung, Anpassung an nicht tiergerechte Haltungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

durch Amputationen und andere E<strong>in</strong>griffe<br />

sowie durch hohen Medikamentene<strong>in</strong>satz. Diese Praxis<br />

stellt e<strong>in</strong>e Missachtung des als Staatsziel im Grundgesetz<br />

verankerten Schutzes der Tiere als unsere Mitgeschöpfe<br />

dar.<br />

• Verdrängung kle<strong>in</strong>erer, regionaler Strukturen durch <strong>in</strong>dustrialisierte<br />

Großbetriebe, <strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Betreuungs<strong>in</strong>tensität<br />

der Tiere reduziert ist. Verbunden ist <strong>die</strong>se Entwicklung mit<br />

negativen sozialen Folgen für <strong>die</strong> Landbevölkerung und <strong>die</strong><br />

Struktur des ländlichen Raumes <strong>in</strong>sgesamt.<br />

56 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TIERISCHE GESCHÄFTE | THEMEN<br />

• Durch hohen Flächenverbrauch für eiweißreiche Importfuttermittel<br />

e<strong>in</strong>erseits und (subventionierte) Exporte von<br />

Fleisch und anderen Agrargütern andererseits: Verlust<br />

von Ernährungsgrundlagen und -souveränität der Bevölkerung<br />

<strong>in</strong> der 3. Welt. E<strong>in</strong>heimische Lebensmittelproduktion,<br />

das Preisgefüge e<strong>in</strong>heimischer Märkte und ganze<br />

Ökosysteme werden zerstört. Das alles verschärft massiv<br />

<strong>die</strong> Welthunger situation.<br />

Ihre Schlüsselposition können viele Tierärzte unter <strong>die</strong>sen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen nur defizitär ausfüllen:<br />

Die Abhängigkeit der Nutztierpraktiker<strong>in</strong>nen und Nutztierpraktiker<br />

von der <strong>in</strong>dustrialisierten Tierhaltung und den<br />

ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen nimmt zu, immer häufiger<br />

bestimmen daher Effizienzsteigerung und Sachzwänge<br />

tierärztliches Handeln.<br />

Amtstierärzt<strong>in</strong>nen und Amtstierärzte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em übermäßigen<br />

Druck aus Politik und Agrarwirtschaft ausgesetzt. Sie<br />

s<strong>in</strong>d an den erheblichen Vollzugsdefiziten im Nutztierschutz<br />

beteiligt. So ist das Erteilen von Ausnahmegenehmigungen<br />

zur Durchführung von E<strong>in</strong>griffen am Tier zur Anpassung an<br />

Haltungsbed<strong>in</strong>gungen zum Regelfall geworden. Viele Tierärzte<br />

fühlen sich <strong>die</strong>sem Druck weitgehend hilflos ausgesetzt<br />

und sehen kaum noch Freiräume für eigenverantwortliches<br />

Handeln im S<strong>in</strong>ne der Berufsordnung (Tierärzte als „berufene<br />

Schützer der Tiere“).<br />

Es hat sich gezeigt, dass tierärztliche Arbeit an den systembed<strong>in</strong>gten<br />

tierschutzrelevanten Symptomen und Begleitersche<strong>in</strong>ungen<br />

der <strong>in</strong>dustriemäßigen Tierhaltung nichts<br />

an der Grundproblematik verbessern konnte. Vielmehr<br />

wirkt fachlich gute Arbeit letztlich als Stütze des kranken<br />

Systems – e<strong>in</strong> Dilemma.<br />

Trotz alledem betonen Vertreter der Politik im Vere<strong>in</strong> mit<br />

der Landwirtschaftslobby stets, das deutsche Tierschutzgesetz<br />

sei das Beste, <strong>die</strong> Überwachung funktioniere und<br />

deshalb sei alle Kritik unangemessen. Die Probleme der<br />

Tierhaltung werden auf Managementfehler im e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bestand reduziert, anstatt sie als Folge des <strong>in</strong>dustriemäßigen<br />

Haltungssystems zu erkennen. Tierärztliche<br />

Standesvertreter dürfen <strong>die</strong>se Position nicht länger aufrechterhalten.<br />

Es gilt, im gesellschaftlichen Verbund Lösungen für <strong>die</strong>se<br />

Misere zu f<strong>in</strong>den, anstatt Ursachen zu verschweigen und<br />

Missstände zu leugnen. Sowohl <strong>die</strong> agrarwissenschaftlichen,<br />

als auch <strong>die</strong> tiermediz<strong>in</strong>ischen Ausbildungsstätten<br />

s<strong>in</strong>d gefordert, e<strong>in</strong>en kritischen Diskurs zum Thema e<strong>in</strong>zuleiten<br />

und sich für <strong>die</strong> Entwicklung von Alternativen zu<br />

engagieren.<br />

Tierärztliche Universitäten und Standes- und Verbandspolitik<br />

dürfen nicht länger zur weiteren Stabilisierung und Forcierung<br />

des agrar<strong>in</strong>dustriellen Systems beitragen.<br />

Im S<strong>in</strong>ne des Tierschutzes und der Lebensmittelqualität<br />

s<strong>in</strong>d wir Tierärzt<strong>in</strong>nen und Tierärzte jedoch verpflichtet,<br />

<strong>die</strong> Ambivalenz öffentlich zu machen und das Agrarsystem<br />

mit se<strong>in</strong>en weiter zunehmenden Bestandsgrößen, Bestandsdichten,<br />

hohem Infektionsdruck und Medikamentene<strong>in</strong>satz<br />

sowie das Ausmaß des Fleischkonsums auf allen Ebenen zu<br />

kritisieren, um damit glaubwürdig zu e<strong>in</strong>em Systemwechsel<br />

beitragen zu können.<br />

Von den Standes- und Verbandsvertretern fordern wir e<strong>in</strong>en<br />

forcierten Diskurs über zukünftiges tierärztliches Wirken im<br />

Bereich der Nutztierhaltung, unabhängiges Denken sowie<br />

Distanz zu politischen und wirtschaftlichen Lobbyisten, auch,<br />

weil es im Interesse des gesamten Berufsstandes liegen muss,<br />

gesellschaftlich akzeptiert zu bleiben.<br />

Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, unsere Position<br />

sowohl <strong>in</strong>nerhalb des Berufsstandes als auch <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

zu vertreten und stehen e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit<br />

mit Initiativen gleicher Zielrichtung aufgeschlossen<br />

gegenüber.<br />

Tierärzte für verantwortbare<br />

Landwirtschaft e.V.<br />

Die Entwicklung der Landwirtschaft h<strong>in</strong> zu hochspezialisierter Intensivproduktion<br />

auf Kosten des Tierschutzes und auf Kosten ökologischer<br />

Lebensgrundlagen führte im Juni 2<strong>01</strong>2 zur Gründung<br />

des Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft, für<br />

dessen Positionen sich <strong>in</strong>zwischen mehr als 160 Tierärzt<strong>in</strong>nen und<br />

Tierärzte e<strong>in</strong>setzen.<br />

In der organisierten Tierärzteschaft, den tierärztlichen Verbänden<br />

und Vere<strong>in</strong>igungen f<strong>in</strong>den <strong>die</strong> systemkritischen Positionen des aus<br />

dem Tierärztlichen Forum hervorgegangenen Vere<strong>in</strong>s Tierärzte für<br />

verantwortbare Landwirtschaft e.V. jedoch bisher ke<strong>in</strong>e Unterstützung.<br />

Traditionell steht man hier loyal an der Seite des Deutschen<br />

Bauernverbandes, der, getrieben von radikaler Marktideologie,<br />

maßgeblich <strong>die</strong> <strong>in</strong>dustrielle Intensivtierhaltung und das Absterben<br />

bäuerlicher Kulturen auf dem Land zu verantworten hat.<br />

Dabei kommt der Weltagrarrat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bericht bereits 2008 zu<br />

dem Schluss, dass angesichts von Klimawandel, Bodendegradation<br />

und Hungerepidemien e<strong>in</strong>e radikale Kehrtwende <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />

unausweichlich ist. Statt <strong>die</strong> Produktivität kurzfristig<br />

um jeden Preis zu steigern, gilt es, den langfristigen ökologischen,<br />

gesundheitlichen und sozialen Nutzen der Landwirtschaft <strong>in</strong> den<br />

Mittelpunkt zu stellen. TfvL e.V. lehnt den brutalen Umgang mit<br />

Tieren <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustrieller Intensivtierhaltung ab und hält <strong>die</strong> deutsche<br />

Tierschutzpolitik für völlig unzureichend. Gute, sensible und<br />

ökologisch verträgliche Tierhaltung ist unvere<strong>in</strong>bar mit der Exportstrategie<br />

der Bundesregierung. Aus unserer Sicht müssen alle<br />

Tierschutznutztierhaltungsverordnungen überarbeitet bzw. neu<br />

gefasst werden. In ihrer jetzigen Form widersprechen sie dem<br />

Tierschutzgesetz.<br />

www.tfvl.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

57


THEMEN | TIERISCHE GESCHÄFTE<br />

NUTZTIERE<br />

Der Große Strukturwandel greift um sich<br />

Viehhaltung und Fleischproduktion <strong>in</strong> Deutschland ändern sich schnell. Fast überall geben Betriebe auf.<br />

Doch <strong>die</strong> Erzeugung steigt, und bei gleichbleibendem Verbrauch nehmen <strong>die</strong> Exporte zu. Wir fragen warum?<br />

Von Tobias Reichert<br />

In Geld gemessen, ist <strong>die</strong> Landwirtschaft <strong>in</strong> Deutschland nur<br />

noch wenig bedeutend. Geme<strong>in</strong>sam mit Fischerei und Forstwirtschaft<br />

macht sie weniger als e<strong>in</strong> Prozent der gesamten<br />

Wirtschaftsleistung aus und beschäftigt gerade e<strong>in</strong>mal 1,5<br />

Prozent der Erwerbstätigen. Die Tierhaltung ist ihr wichtigster<br />

Produktionszweig. Von den über 50 Milliarden Euro, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

deutschen Landwirte und Landwirt<strong>in</strong>nen erwirtschaften,<br />

entfallen etwa 11 Milliarden Euro auf <strong>die</strong> Milch-erzeugung,<br />

7,5 Milliarden Euro auf Schwe<strong>in</strong>efleisch, 4 Milliarden Euro<br />

auf R<strong>in</strong>d- und Kalbfleisch und etwa 2,3 Milliarden Euro auf<br />

Geflügelfleisch. Die Erzeugung von Geflügel- und Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />

ist <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren stark angestiegen.<br />

Der deutliche Zuwachs der Erzeugung g<strong>in</strong>g mit e<strong>in</strong>em drastischen<br />

Strukturwandel e<strong>in</strong>her. Mithilfe neuer Produktionsmethoden<br />

wie Melkmasch<strong>in</strong>en, automatisierter Fütterung<br />

oder Ställen mit Spaltenböden, <strong>die</strong> das Ausmisten unnötig<br />

machen, können mehr Tiere mit weniger Arbeitskräften<br />

versorgt werden. Gleichzeitig steigt <strong>die</strong> Fleischmenge pro<br />

Tier durch Züchtung und <strong>in</strong>tensivere Fütterung. Nur so sehen<br />

viele Familienbetriebe, <strong>die</strong> immer noch den größten Teil der<br />

deutschen Landwirte stellen, e<strong>in</strong>e Möglichkeit, ihre Produktion<br />

fortzuführen. Die neuen Methoden erfordern <strong>in</strong> der Regel<br />

beträchtliche Investitionen <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>en und Gebäude. Dies<br />

führt e<strong>in</strong>erseits dazu, dass Betriebe, <strong>die</strong> sich das nicht leisten<br />

können, ausscheiden. Andererseits fördert es <strong>die</strong> Spezialisierung<br />

<strong>in</strong> der Landwirtschaft, da große Investitionen meist<br />

nicht <strong>in</strong> mehreren Betriebszweigen gleichzeitig möglich s<strong>in</strong>d.<br />

Bauernhöfe, auf denen mehrere Tierarten gehalten werden,<br />

werden damit immer mehr zur Ausnahme.<br />

Die Milcherzeugung nahm wegen der bis April 2<strong>01</strong>5 geltenden<br />

Quotenregelung nur um etwa 15 Prozent zu. Die<br />

Milchquote wurde 1984 e<strong>in</strong>geführt, um Überproduktion,<br />

Preisverfall und Strukturwandel zu begrenzen. Jedem europäischen<br />

Mitgliedsland stand e<strong>in</strong>e feste Produktionsquote<br />

für Milch zu. In Deutschland wurde <strong>die</strong>se Quote auf <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen milcherzeugenden Betriebe verteilt. Wenn e<strong>in</strong><br />

Betrieb mehr als <strong>die</strong> ihm zur Verfügung stehende Menge<br />

produzierte, musste er e<strong>in</strong>e zusätzliche Abgabe zahlen. Am<br />

31. März 2<strong>01</strong>5 ist <strong>die</strong> Milchquote ausgelaufen, <strong>die</strong> Produktion<br />

steigt. Seitdem s<strong>in</strong>kt der Preis stetig.<br />

Essen wir zu wenig?<br />

Während <strong>die</strong> Erzeugung von Fleisch und Milch <strong>in</strong> den letzten<br />

zehn Jahren deutlich zugenommen hat, blieb der Verbrauch<br />

relativ konstant oder wuchs deutlich langsamer als zuvor.<br />

1994 importierte Deutschland noch mehr Schwe<strong>in</strong>e- und Geflügelfleisch<br />

als es exportierte. Durch den Produktionsanstieg<br />

ist mittlerweile e<strong>in</strong> Exportüberschuss bei allen Fleischarten<br />

entstanden. Die Importe legten ebenfalls zu, allerd<strong>in</strong>gs<br />

langsamer als <strong>die</strong> Exporte. Bei Milch besteht seit Langem e<strong>in</strong><br />

Ausfuhrüberschuss, der <strong>in</strong> den letzten Jahren leicht angestiegen<br />

ist, nachdem mit Blick auf das Ende der Milchquote <strong>die</strong><br />

zulässige Produktionsmenge angehoben wurde.<br />

Die Exporte <strong>in</strong> Länder außerhalb der EU f<strong>in</strong>den überwiegend <strong>in</strong><br />

Form von standardisierten Produkten wie Milchpulver, Schwe<strong>in</strong>ehälften<br />

und gefrorenen Hühnerteilen (Keulen oder Flügel)<br />

statt. Damit <strong>die</strong>se Waren wettbewerbsfähig s<strong>in</strong>d, müssen <strong>die</strong><br />

Betriebe sterben – Die Zahl der Tiere steigt<br />

Während <strong>die</strong> Erzeugung von Geflügelfleisch <strong>in</strong> Deutschland<br />

seit 1994 um mehr als drei Viertel gestiegen ist, g<strong>in</strong>g nach<br />

Angaben des Statistischen Bundesamtes <strong>die</strong> Zahl der Betriebe,<br />

<strong>die</strong> Masthühner halten, um 95 Prozent von knapp<br />

70.000 auf 4.500 zurück. Bei der Schwe<strong>in</strong>efleischerzeugung<br />

ergibt sich e<strong>in</strong> ähnliches Bild: Nahm <strong>die</strong> Produktion <strong>in</strong> den<br />

letzten zwanzig Jahren um fast <strong>die</strong> Hälfte zu, sank <strong>die</strong> Zahl<br />

der Betriebe um fast 90 Prozent auf etwa 27.000. 1994<br />

gab es noch mehr Schwe<strong>in</strong>ehalter als Milchviehbetriebe <strong>in</strong><br />

Deutschland. Heute s<strong>in</strong>d es fast dreimal mehr Milchbetriebe<br />

als Schwe<strong>in</strong>eerzeuger, obwohl auch fast zwei Drittel <strong>die</strong><br />

Milcherzeugung aufgegeben haben.<br />

58 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TIERISCHE GESCHÄFTE | THEMEN<br />

Erzeugerpreise auf dem Niveau des Weltmarktes liegen. Um <strong>die</strong>s<br />

zu erreichen, setzen <strong>die</strong> meisten Betriebe auf Größenwachstum,<br />

um durch Rationalisierung <strong>die</strong> Kosten zu senken. Dies ist e<strong>in</strong><br />

weiterer Treiber des Strukturwandels und lässt den Betrieben<br />

kaum Spielraum, um <strong>in</strong> Tier- und Umweltschutz zu <strong>in</strong>vestieren.<br />

Die europäischen Exporte s<strong>in</strong>d dabei immer weniger von<br />

unmittelbarer staatlicher Unterstützung abhängig. Die EU<br />

zahlt seit e<strong>in</strong>igen Jahren ke<strong>in</strong>e direkten Exportsubventionen<br />

mehr. Der Großteil der Hilfsgelder wird als von der Produktion<br />

unabhängige Flächenprämien <strong>in</strong> Höhe von etwa 300 Euro pro<br />

Hektar gezahlt. Sie ermöglichen es den Landwirten, zu Preisen<br />

zu verkaufen, <strong>die</strong> nicht <strong>die</strong> vollen Produktionskosten decken.<br />

Sie s<strong>in</strong>d für <strong>die</strong> verschiedenen Erzeugnisse aber unterschiedlich<br />

relevant. Die Hühnermast f<strong>in</strong>det meist „flächenlos“<br />

statt. Die Betriebe bauen das Futter nicht mehr auf eigenen<br />

Flächen an, sondern kaufen es überwiegend zu. Von<br />

den Flächenprämien profitieren sie nur <strong>in</strong>direkt. Auch <strong>die</strong><br />

Schwe<strong>in</strong>eerzeugung entwickelt sich <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Richtung.<br />

Die langen Wege von Fleisch und Futtermitteln<br />

Der Zukauf von Futtermitteln hat bei der Zunahme der Fleischproduktion<br />

e<strong>in</strong>e Schlüsselbedeutung. Sojaschrot als wichtige<br />

Futterkomponente für <strong>die</strong> <strong>in</strong>tensive Fleischerzeugung ist das<br />

wichtigste Agrarimportprodukt für <strong>die</strong> EU und Deutschland.<br />

80 bis 90 Prozent des <strong>in</strong> Deutschland verfütterten Sojaschrots<br />

geht <strong>in</strong> <strong>die</strong> Fleischerzeugung, der Rest <strong>in</strong> <strong>die</strong> Milchproduktion.<br />

Mit der zunehmenden Fleischerzeugung haben auch <strong>die</strong> Sojaschrotimporte<br />

zugenommen – <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren um<br />

über e<strong>in</strong> Drittel auf über 4,5 Millionen Tonnen.<br />

Die europäischen Sojaimporte kommen ganz überwiegend<br />

aus Südamerika, vor allem Brasilien und Argent<strong>in</strong>ien sowie<br />

Paraguay. Dort werden jetzt vor allem <strong>die</strong> Savannen gerodet,<br />

um neue Flächen für den Sojaanbau zu schaffen. So steht<br />

der Fleischverzehr hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em direkten Gegensatz zu<br />

Klimaschutz und <strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika. Dazu e<strong>in</strong>e<br />

Anmerkung der Redaktion: Noch absurder wird es, wenn<br />

wir <strong>in</strong> Deutschland Fleisch produzieren, damit Böden und<br />

Grundwasser belasten, um anschließend Fleischerzeugnisse<br />

zu exportieren und dabei lokale Märkte bedrängen.<br />

Dieser Artikel von Tobias Reichert sowie <strong>die</strong> Grafiken s<strong>in</strong>d<br />

zuerst erschienen im FLEISCHATLAS 2<strong>01</strong>6 – DEUTSCHLAND<br />

REGIONAL, e<strong>in</strong>em Kooperationsprojekt der Landesstiftungen<br />

der He<strong>in</strong>rich-Böll-Stiftung, des Bundes für Umwelt- und Naturschutz<br />

Deutschland und der He<strong>in</strong>rich-Böll-Stiftung.<br />

Lizenz: CC BY-SA 3.0, Quelle: www.boell.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

59


THEMEN | TIERISCHE GESCHÄFTE<br />

Nutztierhaltung, Fleisch<strong>in</strong>dustrie und Konsumverhalten<br />

JETZT IST DIE<br />

POLITIK AM ZUG<br />

Seit der Jahrtausendwende s<strong>in</strong>kt <strong>die</strong> Nachfrage nach Fleisch <strong>in</strong> Deutschland Jahr für Jahr – um jeweils<br />

wenige Gramm. Schon diskutiert man <strong>die</strong> schweren Probleme der Fleisch<strong>in</strong>dustrie, obwohl 2<strong>01</strong>6 immer<br />

noch etwa 60 Kilogramm Fleisch pro Person gegessen wurden ...<br />

Von Dr. Christ<strong>in</strong>e Chemnitz<br />

Statt <strong>die</strong> Probleme der Fleisch<strong>in</strong>dustrie sollte man <strong>die</strong> Probleme<br />

<strong>in</strong> der Tierhaltung thematisieren: Sie s<strong>in</strong>d vielfältig, und<br />

kaum e<strong>in</strong>es ist lösbar, ohne dass <strong>in</strong> Deutschland und anderen<br />

Industrieländern deutlich weniger Fleisch gegessen wird.<br />

Dabei geht es nicht um e<strong>in</strong>en grundlegenden Verzicht – im<br />

Gegenteil, es geht um e<strong>in</strong>e Reduktion des Fleischkonsums auf<br />

e<strong>in</strong> von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung beschriebenes,<br />

gesundes Maß. Das liegt nämlich nicht bei sechzig Kilo<br />

pro Kopf und Jahr, sondern eher bei dreißig. Nur mit e<strong>in</strong>er<br />

ger<strong>in</strong>geren Nachfrage, dafür aber fairen Preisen und e<strong>in</strong>er<br />

qualitätsfördernden Politik ist e<strong>in</strong> ökologischer und ethischer<br />

Umbau <strong>in</strong> der Tierhaltung möglich.<br />

Wir haben es satt!<br />

Forderungen an <strong>die</strong> Politik<br />

• Informationskampagnen fördern, <strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung des<br />

Fleischkonsums führen<br />

• gesetzliche M<strong>in</strong>deststandards beim Tierschutz anpassen und<br />

den Tieren mehr Platz zusichern<br />

• das Verbot des Kupierens von R<strong>in</strong>gelschwänzchen und Schnäbeln<br />

zeitnah umsetzen<br />

• <strong>die</strong> Gelder der EU-Agrarpolitik nicht mehr nach dem Pr<strong>in</strong>zip der<br />

Gießkanne verteilen, sondern für e<strong>in</strong>en ökologischen und gerechten<br />

Umbau der Tierhaltung nutzen<br />

• klare Grenzwerte für den Umgang mit Antibiotika def<strong>in</strong>ieren<br />

• gesetzliche Kennzeichnung von Fleisch, angelehnt an <strong>die</strong> Eierkennzeichnung,<br />

e<strong>in</strong>führen<br />

• <strong>die</strong> Gülleverordnung so umsetzen, dass <strong>die</strong> Grenzwerte für Nitrat<br />

im Grundwasser e<strong>in</strong>gehalten werden. Die Tierzahl pro Hektar<br />

sollte auf 2 GVE (Großviehe<strong>in</strong>heiten) pro Hektar begrenzt werden.<br />

Das s<strong>in</strong>d 2 R<strong>in</strong>der, 10 schlachtreife Schwe<strong>in</strong>e oder 666<br />

Masthähnchen.<br />

E<strong>in</strong>e Frage der Haltung<br />

E<strong>in</strong>es der am meisten diskutierten Probleme der Nutztierhaltung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Haltungsbed<strong>in</strong>gungen. So werden e<strong>in</strong>em ausgewachsenen<br />

120 Kilogramm schweren Schwe<strong>in</strong> nicht mehr<br />

als 0,75 Quadratmeter Platz zugestanden. Den Zuchtsauen<br />

geht es häufig noch schlechter: Sie werden über mehrere<br />

Wochen nach der Besamung und nach dem Abferkeln<br />

weitestgehend ohne Bewegungsmöglichkeit fixiert. Ähnlich<br />

beengt s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Bed<strong>in</strong>gungen für Hühner oder Puten. Doch<br />

auch andere Probleme der Nutztierhaltung s<strong>in</strong>d vermehrt <strong>in</strong><br />

der gesellschaftlichen Kritik. Sei es der Beitrag zum Klimawandel<br />

oder der Verlust von Biodiversität durch <strong>die</strong> massiven<br />

Futtermittelimporte aus artenreichen Ländern wie Brasilien<br />

und Argent<strong>in</strong>ien. Und auch <strong>die</strong> Wasserwerke <strong>in</strong> vielen Regionen<br />

Deutschlands schlagen Alarm. Die schiere Masse<br />

der gehaltenen Tiere produziert so viel Gülle, dass Pflanzen<br />

und Böden <strong>die</strong> aus der Gülle stammenden Nährstoffe nicht<br />

mehr aufnehmen können. Sie sickern <strong>in</strong>s Grundwasser und<br />

schädigen Mensch und Umwelt. Die Verschmutzung geht<br />

so weit, dass <strong>die</strong> Wasserwerke immer neue und teure Maßnahmen<br />

ergreifen müssen, um unser Tr<strong>in</strong>kwasser sauber zu<br />

halten. Das kommt <strong>die</strong> Verbraucher<strong>in</strong>nen und Verbraucher<br />

teuer zu stehen.<br />

E<strong>in</strong>e Frage der Gesundheit<br />

Derzeit werden weltweit 67.000 Tonnen Antibiotika <strong>in</strong> der<br />

Nutztierhaltung e<strong>in</strong>gesetzt, etwa doppelt so viel wie bei<br />

Menschen. Neben e<strong>in</strong>em zu laxen Umgang mit Antibiotika<br />

<strong>in</strong> der Humanmediz<strong>in</strong> beschreibt <strong>die</strong> WHO den massiven<br />

E<strong>in</strong>satz von Antibiotika <strong>in</strong> der Tierproduktion als e<strong>in</strong>en der<br />

wichtigsten Gründe für deren verr<strong>in</strong>gerte Wirksamkeit.<br />

60 Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> E<strong>in</strong> Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Ste<strong>in</strong>beis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


TIERISCHE GESCHÄFTE | THEMEN<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

61


THEMEN | TIERISCHE GESCHÄFTE<br />

Denn mit dem rout<strong>in</strong>emäßigen E<strong>in</strong>satz von Antibiotika steigt<br />

<strong>die</strong> Gefahr, dass Keime Resistenzen gegen <strong>die</strong> e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Medikamente entwickeln und <strong>die</strong>se damit ihre Wirksamkeit<br />

verlieren. Bei staatlichen Untersuchungen <strong>in</strong> Deutschland<br />

fanden sich auf 66 Prozent der Hähnchenfleisch- und auf<br />

42,5 Prozent der Putenfleischproben <strong>in</strong> Supermärkten antibiotikaresistente<br />

Keime. Die Antibiotikaresistenzen treten<br />

Initiativen und weitere Informationen<br />

• Geme<strong>in</strong>sam mit dem BUND und Le Monde Diplomatique hat <strong>die</strong><br />

Böll-Stiftung <strong>in</strong> den Jahren 2<strong>01</strong>3, 2<strong>01</strong>4, 2<strong>01</strong>6 und 2<strong>01</strong>8 jeweils<br />

e<strong>in</strong>en Fleischatlas herausgegeben. Die Ausgaben erklären <strong>die</strong><br />

globalen Auswirkungen der <strong>in</strong>dustriellen Fleischproduktion.<br />

• Das Buch „Iss was?! Tiere, Fleisch und Ich“, herausgegeben von<br />

der He<strong>in</strong>rich-Böll-Stiftung, ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis<br />

Kategorie Sachbuch nom<strong>in</strong>iert und erklärt für junge Leser<strong>in</strong>nen<br />

und Leser, was das Fleisch auf unserem Teller mit dem<br />

Regenwald <strong>in</strong> Brasilien, dem Klimawandel und vielen anderen<br />

D<strong>in</strong>gen zu tun hat.<br />

• Der BUND hat jede Menge spannende Informationsmaterialien<br />

rund um das Thema Massentierhaltung zusammengestellt und<br />

koord<strong>in</strong>iert auch <strong>die</strong> vielen Bürgerbewegungen, <strong>die</strong> sich gegen<br />

Megaställe <strong>in</strong> ihren Regionen e<strong>in</strong>setzen. www.bund.net<br />

• Geme<strong>in</strong>sam haben Umweltverbände, Entwicklungsorganisationen<br />

und Wasserwerke e<strong>in</strong>e Initiative gegen <strong>die</strong> Verschmutzung<br />

unseres Tr<strong>in</strong>kwassers mit Nitrat gestartet: www.guelleverschmutzung-stoppen.de<br />

• <strong>die</strong> wichtigste geme<strong>in</strong>same Kampagne für e<strong>in</strong>e nachhaltige Landwirtschaft<br />

www.me<strong>in</strong>e-landwirtschaft.de<br />

besonders häufig <strong>in</strong> sehr großen Betrieben auf und seltener<br />

<strong>in</strong> ökologisch wirtschaftenden Betrieben.<br />

E<strong>in</strong>e Frage der Konsequenz<br />

Repräsentative Umfragen des BUND zeigen, dass viele Menschen<br />

unzufrieden s<strong>in</strong>d mit der derzeitigen Tierproduktion.<br />

Anstatt politisch aber e<strong>in</strong>e Produktion zu fördern, <strong>die</strong> den<br />

Ansprüchen der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger, unserer direkten<br />

Umwelt und den globalen Herausforderungen Rechnung<br />

trägt, setzt das Agrarm<strong>in</strong>isterium auf e<strong>in</strong>e Exportoffensive.<br />

Fleisch, das hier nicht gegessen wird, soll vermehrt exportiert<br />

werden. Und der Wahns<strong>in</strong>n funktioniert: Die Produktion<br />

von Schwe<strong>in</strong>efleisch stieg von 3,7 Mio. Tonnen 1994 auf<br />

fast 5.6 Mio. Tonnen 2<strong>01</strong>6. Der Export stieg laut Daten der<br />

EU-Kommission gegenüber 2<strong>01</strong>5 um mehr als 27 Prozent<br />

und überwand erstmals <strong>die</strong> Millionenmarke. Bei Geflügel<br />

kann e<strong>in</strong>e ähnliche Entwicklung beobachtet werden. Gleichzeitig<br />

aber s<strong>in</strong>ken vielerorts <strong>die</strong> Produzentenpreise mit dem<br />

Resultat, dass immer weniger Geld bei den Bauern und<br />

Bäuer<strong>in</strong>nen landet.<br />

Die Konsequenz ist, dass gerade <strong>die</strong> besonders großen,<br />

<strong>in</strong>dustriellen Tierhaltungen wachsen, während <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

und mittleren bäuerlichen Betriebe dem Preisdruck nicht<br />

standhalten können und aufgeben. Mehr als 90 Prozent der<br />

Bauernhöfe <strong>in</strong> weiten Teilen Deutschlands haben <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren <strong>die</strong> Haltung von Schwe<strong>in</strong>en oder Geflügel<br />

aufgegeben. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Niedersachsen s<strong>in</strong>d es fast 14.000 Betriebe,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong> der Schwe<strong>in</strong>ehaltung zwischen 20<strong>01</strong> und 2<strong>01</strong>5<br />

© Fleischatlas 2<strong>01</strong>8/CC-BY 4.0<br />

62 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TIERISCHE GESCHÄFTE | THEMEN<br />

das Handtuch geworfen haben; <strong>in</strong> Bayern gaben im gleichen<br />

Zeitraum 27.800 Betriebe <strong>die</strong> Schwe<strong>in</strong>ehaltung auf. Das s<strong>in</strong>d<br />

mehr als 80 Prozent aller schwe<strong>in</strong>ehaltenden Betriebe <strong>in</strong><br />

Bayern und mehr als 60 Prozent <strong>in</strong> Niedersachsen.<br />

E<strong>in</strong>e Frage des Handelns<br />

Da kaum politische Anreize zum Umbau der Tierhaltung<br />

kommen, suchen engagierte Akteure nach alternativen<br />

Möglichkeiten, um den Sektor nachhaltig zu gestalten.<br />

Konsument<strong>in</strong>nen und Konsumenten verr<strong>in</strong>gern ihren Fleischkonsum,<br />

kaufen Bio-Fleisch oder Fleischersatzprodukte aus<br />

Soja, Lup<strong>in</strong>e, Hafer oder Mandeln. Mensen und Großkant<strong>in</strong>en<br />

bieten regelmäßig vegetarische und vegane Gerichte an und<br />

reduzieren <strong>die</strong> Menge an Fleisch <strong>in</strong> ihrem Essensangebot.<br />

Spitzenköche verwerten wieder das ganze Tier. „From nose to<br />

tail“ hat sich zu e<strong>in</strong>er regelrechten Bewegung <strong>in</strong> der Kochszene<br />

entwickelt. Bauern und Bäuer<strong>in</strong>nen setzen auf artgerechte<br />

Haltung und alternative Vermarktungswege – vorbei an<br />

den großen Discountern. Dabei spielen Direktvermarktung<br />

ab Hof und neue Vermarktungskonzepte über das Internet<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle, und auch der Bio-Fleischsektor boomt.<br />

All <strong>die</strong>se Alternativen bestehen und entstehen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Nischen. Sie s<strong>in</strong>d extrem wichtig, um <strong>in</strong>novative Lösungen<br />

zu entwickeln und gesellschaftliche Diskurse anzukurbeln.<br />

Inzwischen s<strong>in</strong>d auch <strong>die</strong> Fleischwirtschaft, der Bauernverband<br />

und Vertreter und Vertreter<strong>in</strong>nen des Lebensmittel-E<strong>in</strong>zelhandels<br />

aktiv geworden und haben <strong>die</strong> „Initiative<br />

Tierwohl“ (ITW) gegründet. Unternehmen führen pro<br />

Kilogramm Fleisch und Wurst 4 Cent an <strong>die</strong> Initiative ab.<br />

Dieses Geld geht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Fond. Die Bauern und Bäuer<strong>in</strong>nen<br />

wiederum können sich bei dem Fond der ITW bewerben, um<br />

Gelder für <strong>die</strong> Umgestaltung ihrer Tierhaltung zu beantragen.<br />

Grundsätzlich s<strong>in</strong>d solche Initiativen <strong>in</strong> Richtung mehr<br />

Tierwohl begrüßenswert, doch da <strong>die</strong> Kriterien der Initiative<br />

sehr schwach formuliert s<strong>in</strong>d, verändert sie kaum etwas am<br />

Status q uo. Und all <strong>die</strong>se Initiativen führen nicht daran<br />

vorbei, dass es e<strong>in</strong>en grundlegenden Wandel <strong>in</strong> der Politik<br />

geben muss. Es bleibt deshalb spannend, ob <strong>die</strong> Politik der<br />

Untätigkeit fortsetzt wird oder ob der gesellschaftliche Druck<br />

e<strong>in</strong>en ambitionierten Politikwechsel auslöst. Jedenfalls gibt<br />

es jede Menge politische Instrumente, <strong>die</strong> nur darauf warten,<br />

endlich e<strong>in</strong>gesetzt zu werden.<br />

www.boell.de<br />

CHRISTINE CHEMNITZ<br />

leitet seit 2007 das Referat für <strong>in</strong>ternationale Agrarpolitik bei der<br />

He<strong>in</strong>rich Böll Stiftung.<br />

Handeln statt reden!<br />

Wir kennzeichnen unser Fleisch transparent<br />

Der Lidl-Haltungskompass<br />

Das 4-Stufen-Modell vermittelt auf e<strong>in</strong>en Blick, nach welchen Kriterien das Tier gehalten wurde.<br />

Ab April<br />

exklusiv<br />

bei Lidl<br />

Stufe 1 „Stallhaltung“:<br />

entspricht den gesetzlichen<br />

Bestimmungen<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Stufe 2 „Stallhaltung Plus“:<br />

gewährt Tieren mehr Platz<br />

sowie Beschäftigungsmaterial,<br />

das gekennzeichnete Fleisch<br />

stammt nachweislich aus<br />

Betrieben, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Zusatzkriterien<br />

erfüllen<br />

Stufe 3 „Außenklima“:<br />

gewährt Tieren zusätzlich<br />

mehr Platz, Tiere werden<br />

gentechnikfrei gefüttert<br />

und haben Zugang zu<br />

Außenklimabereichen<br />

Der Lidl-Haltungskompass unterstützt e<strong>in</strong>e bewusste Kaufentscheidung zu treffen.<br />

Weitere Informationen auf www.lidl.de/haltungskompass<br />

Stufe 4 „Bio“:<br />

entspricht den gesetzlichen<br />

Bestimmungen für Bio-Fleisch<br />

Unser Ziel:<br />

Anfang 2<strong>01</strong>9 sollen bereits rund<br />

50 % der Frischfleischprodukte<br />

m<strong>in</strong>destens auf Stufe 2 „Stall haltung<br />

Plus“ umgestellt werden.<br />

Für Druckfehler ke<strong>in</strong>e Haftung. • Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG, Rötelstr. 30, 74166 Neckarsulm • Namen und Anschrift der regional tätigen Unternehmen unter www.lidl.de/filialsuche oder 0800 4353361.<br />

63<br />

(Abb. ähnlich)


THEMEN | TIERISCHE GESCHÄFTE<br />

999 ZEICHEN<br />

… für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> der <strong>Geschäfte</strong> mit Nutztieren<br />

Wiederkehrende grauenvolle Bilder von verletzten, leidenden und gequälten Tieren <strong>in</strong> den<br />

Me<strong>die</strong>n zeigen e<strong>in</strong>e Tierhaltung, <strong>die</strong> kaum e<strong>in</strong> Mensch akzeptieren will. Die Aufnahmen<br />

stammen zudem nicht aus den Ställen e<strong>in</strong>zelner schwarzer Schafe, sondern aus den Ställen<br />

selbst hochrangiger Funktionäre und belegen damit e<strong>in</strong>drücklich <strong>die</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>es<br />

kompletten Paradigmenwechsels h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er gesellschaftlich akzeptierten, nachhaltigen<br />

und zukunftsfähigen Landwirtschaft. Ich wünsche mir, dass <strong>in</strong> den Me<strong>die</strong>n, parallel zur<br />

notwendigen Dokumentation der Missstände, auch solche Betriebe gezeigt werden, <strong>die</strong><br />

Tiere wertschätzend, verantwortungsvoll und mit Respekt halten. Mir ist <strong>die</strong> Unterstützung<br />

und Aufklärung der Menschen im Bereich Tierschutz wichtig, aber vorrangig <strong>die</strong><br />

Ausbildung und Förderung der Empathie von K<strong>in</strong>dern zu Tieren e<strong>in</strong> besonderes Anliegen.<br />

Dazu werde ich, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisationen und Lehrern, Berl<strong>in</strong>er<br />

Schulen Tierschutz-Unterrichtsmodule anbieten und fördern.<br />

Diana Plange, Fachtierärzt<strong>in</strong> für Tierschutz und Tierschutzethik, Tierschutzbeauftragte<br />

des Landes Berl<strong>in</strong><br />

Über e<strong>in</strong>e Haltungskennzeichnung wurde ergebnislos diskutiert. Mit dem Haltungskompass<br />

haben wir gehandelt und treiben <strong>die</strong> Debatte weiter voran. Wir zeigen transparent,<br />

wie Tiere gehalten werden. Kunden können erkennen, dass vor allem Schwe<strong>in</strong>efleisch<br />

aus Stufe 1 „Stallhaltung“ stammt. Und sie sehen, dass mehr Tierwohl – <strong>die</strong> Stufen drei<br />

und vier – deutlich mehr kosten. Wir wollen: transparent zeigen, aus welcher Haltung<br />

<strong>die</strong> Tiere stammen; e<strong>in</strong>e bewusste Kaufentscheidung für Fleisch aus tierwohlgerechterer<br />

Haltung ermöglichen und langfristig e<strong>in</strong>e Anhebung der Tierwohlstandards. Am letzten<br />

Punkt muss <strong>die</strong> Branche mit den Partnern der Landwirtschaft arbeiten. Es geht nicht um<br />

Schuldzuweisungen. Die konventionelle Tierhaltung wird oft zu Unrecht kritisiert. Wir<br />

fordern verb<strong>in</strong>dliche Vorgaben für Handel, Gastronomie und verarbeitende Industrie. Wir<br />

sehen den Staat <strong>in</strong> der Pflicht, s<strong>in</strong>nvolle Kriterien für e<strong>in</strong>e tierwohlgerechtere Haltung zu<br />

def<strong>in</strong>ieren und zu unterstützten. Wir brauchen Maßnahmen mit Breitenwirkung.<br />

Jan Bock, Geschäftsleiter E<strong>in</strong>kauf, Lidl Deutschland<br />

Die Zucht von Hühnern zur Eier- und Fleisch-Erzeugung liegt heute <strong>in</strong> der Hand von vier<br />

weltweit operierenden Unternehmen. Diese „Big4“ kontrollieren <strong>die</strong> Kette von Zucht,<br />

Elterntierherden, Brütereien und Aufzucht. Was <strong>in</strong> den Zuchtzentralen entschieden<br />

wird, ist oft weit weg von Verbraucher-Erwartungen vor Ort sowie von den Anforderungen<br />

ökologisch wirtschaftender Betriebe. Das Kupieren von Ferkelschwänzen und<br />

Hühnerschnäbeln sowie das Töten männlicher Küken lehnen Verbraucher ab. Auch <strong>die</strong><br />

Aufzucht männlicher R<strong>in</strong>der wirft Fragen auf. Die ökologische Branche setzt darum auf<br />

eigene Qualitätsmaßstäbe, <strong>die</strong> Umweltaspekte, Tiergerechtheit, Ressourcenschonung<br />

und nicht zuletzt auch <strong>die</strong> Ethik mit berücksichtigen. Kurzfristige Sche<strong>in</strong>lösungen wie <strong>die</strong><br />

Geschlechtsbestimmung im Ei können darum ke<strong>in</strong>e Antwort für uns se<strong>in</strong>. Die Aufzucht<br />

und s<strong>in</strong>nvolle Verwertung männlicher Tiere sowie <strong>die</strong> Züchtung von robusten, vitalen<br />

Zwe<strong>in</strong>utzungstieren müssen zum Standard für ökologische Betriebe werden.<br />

Inga Günther, Geschäftsführer<strong>in</strong> der Ökologischen Tierzucht gGmbH<br />

Fotos v.o.n.u.: © Diana Plange | © Lidl | © ÖTZ<br />

64 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Können wir Nutztierhaltung auf Augenhöhe mit den Tieren gestalten?<br />

MIT GUTEM GEWISSEN<br />

GENIESSEN<br />

Die <strong>Zukunft</strong> der Nutztierhaltung<br />

Berichte über grauenvolle Massentierhaltung und <strong>in</strong>dustrielle Fleischproduktion gehen uns unter <strong>die</strong> Haut.<br />

Die Nutztierhaltung hat deshalb nur dann e<strong>in</strong>e <strong>Zukunft</strong>, wenn sowohl Haltungsbed<strong>in</strong>gungen als auch<br />

Fütterung den artgemäßen Bedürfnissen der Tiere entsprechen. Der Ökologische Landbau geht hier<br />

wegweisend voran.<br />

Von Felix Pr<strong>in</strong>z zu Löwenste<strong>in</strong>, Jan Plagge, Alexander Gerber und Hubert Heigl<br />

Foto: © Niklas Wawrzyniak, Bioland<br />

Der Art des Wildschwe<strong>in</strong>s ist es angemessen, frei im Wald<br />

herumzulaufen und zu wühlen. Doch der Mensch hat e<strong>in</strong>en<br />

Zaun um <strong>die</strong> Tiere gezogen, um ihnen nicht weiter im<br />

Wald h<strong>in</strong>terherrennen zu müssen, um sie gezielter füttern<br />

zu können und um sie daran zu h<strong>in</strong>dern, <strong>die</strong> mühsam herangezogenen<br />

Feldfrüchte an se<strong>in</strong>er Stelle zu ernten. Durch<br />

e<strong>in</strong>e gezielte Zuchtauswahl hat er <strong>die</strong> Tiere <strong>die</strong>sen neuen<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen angepasst. Die weitere Selektion nach<br />

schnellem Wachstum und magerem Fleisch hat das Schwe<strong>in</strong><br />

weit von se<strong>in</strong>em natürlichen Zustand entfernt. Um <strong>die</strong><br />

Tiere nicht noch weiter von ihrem Ursprung zu entfernen,<br />

bleibt nichts anderes übrig, als Anforderungen für e<strong>in</strong>e<br />

artgerechte Tierhaltung zu def<strong>in</strong>ieren. Um beim Beispiel<br />

Schwe<strong>in</strong> zu bleiben: Diese Tiere wollen wühlen. Lässt man<br />

sie’s tun, beschäftigen sie sich fast den ganzen Tag damit.<br />

Es muss ihnen deshalb wenigstens Stroh zur Verfügung gestellt<br />

werden, damit sie <strong>die</strong>ser Leidenschaft frönen können.<br />

Und: Schwe<strong>in</strong>e schlafen nie dort, woh<strong>in</strong> sie koten – auch<br />

das kann man beobachten, wenn man ihnen <strong>die</strong> Wahlfreiheit<br />

lässt. Es ist deshalb nicht artgerecht, Schwe<strong>in</strong>e auf<br />

Spaltenböden zu stellen, wo sie über den Ausdünstungen<br />

ihrer Exkremente schlafen müssen. Dass sie – und das gilt<br />

für alle Nutztiere – Anspruch darauf haben, Tageslicht, Temperaturschwankungen,<br />

Regen und Sonne wahrzunehmen,<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. E<strong>in</strong> Produkt der Ste<strong>in</strong>beis Papier GmbH.<br />

65


Am wohlsten fühlen sich <strong>die</strong> Tiere <strong>in</strong> der freien Natur, bei artgerechtem Verhalten wie Scharren und Wühlen.<br />

kl<strong>in</strong>gt selbstverständlich, ist aber fast ausschließlich <strong>in</strong> der<br />

ökologischen Schwe<strong>in</strong>ehaltung der Fall. Dass Hühner flattern<br />

und scharren können sollten, dass Kühe sich im Wesentlichen<br />

von Raufutter (z.B. Heu, Stroh, und Spreu) ernähren<br />

müssen, wofür ihr Verdauungsapparat gemacht ist – all das<br />

s<strong>in</strong>d weitere Beispiele.<br />

Hochleistungstiere s<strong>in</strong>d sensibel<br />

Fast ke<strong>in</strong>e <strong>die</strong>ser Anforderungen wird von der „modernen“<br />

<strong>in</strong>dustriellen Tierhaltung erfüllt. Bei den R<strong>in</strong>dern etwa haben<br />

nur extensiv gehaltene Mutterkühe mit Nachzucht sowie e<strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>ger Teil der Milchkühe Zugang zu e<strong>in</strong>er Weide. Mastbullen<br />

und e<strong>in</strong> Großteil der Milchkühe h<strong>in</strong>gegen stehen im Stall.<br />

Für maximale Zunahmen oder Milchmengen erhalten sie e<strong>in</strong>e<br />

überwiegend aus Getreide stammende Nahrungszufuhr <strong>die</strong><br />

wenig artgerecht, aber im höchsten Maße gesundheitsschädigend<br />

ist. Die Folge: Milchkühe br<strong>in</strong>gen im Schnitt weniger<br />

als drei Kälber zur Welt und werden dann nach vier bis fünf<br />

Lebensjahren bereits geschlachtet, obwohl sie eigentlich<br />

zehn Jahre Milch geben könnten.<br />

Noch sensibler s<strong>in</strong>d Schwe<strong>in</strong>e und Geflügel. Sie werden oft <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Art Hochsicherheitstrakt von allen E<strong>in</strong>flüssen der Außenwelt<br />

ferngehalten. Zu <strong>in</strong>stabil ist <strong>die</strong>ses Produktionssystem,<br />

als dass man es den Unwägbarkeiten von Keimen oder dem<br />

Außenklima aussetzen möchte. Damit <strong>die</strong> Tiere möglichst<br />

wenig Aufwand je Kilogramm Fleisch verursachen, werden<br />

sie <strong>in</strong> Stallsystemen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Handarbeit auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum<br />

reduzieren, auf engstem Raum gehalten. Hier können Sie ihr<br />

Schlachtgewicht <strong>in</strong> sehr kurzer Zeit erreichen, beziehungsweise<br />

große Mengen an Eiern legen. Damit das funktioniert, müssen<br />

<strong>die</strong> Tiere konditioniert werden, um sich nicht zu verletzen:<br />

Kühen werden <strong>die</strong> Hörner entfernt, den Schwe<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>gelschwänze<br />

und Eckzähne, dem Geflügel <strong>die</strong> Schnabelspitze. Und<br />

ähnlich wie der Hochleistungssportler, der se<strong>in</strong>e Physiologie<br />

mit immer höheren Leistungen überfordert, müssen auch <strong>die</strong><br />

Hochleistungs-Nutztiere <strong>in</strong>tensiv mit Medikamenten – <strong>in</strong>sbesondere<br />

Antibiotika – unterstützt werden.<br />

Und das kommt dabei heraus<br />

Um e<strong>in</strong>e tierische Nahrungskalorie zu erzeugen, müssen<br />

zwischen drei und acht Kalorien als Futter e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Das führt dazu, dass heute <strong>die</strong> Hälfte des <strong>in</strong> Deutschland erzeugten<br />

Getreides im Futtertrog landet. Und würden alle 7,4<br />

Milliarden Erdenbewohner sich auch nur 60 Prozent unseres<br />

Fleischverbrauches angewöhnen, dann wäre bereits alles<br />

heute erzeugte Getreide (und alle Sojabohnen) im Futtertrog<br />

verschwunden!<br />

Die Tierhaltung wird damit zum Treiber für zwei der gravierendsten<br />

Probleme unserer Zeit: den Zusammenbruch der<br />

biologischen Vielfalt und den Klimawandel. Dies geschieht<br />

ganz direkt durch den Ausstoß von Methan aus dem Verdauungstrakt<br />

von Wiederkäuern und durch das Ausgasen<br />

von Stickoxiden aus der Gülle. Und es geschieht <strong>in</strong>direkt<br />

dadurch, dass Millionen von Hektaren an Urwald gerodet<br />

oder an Steppe <strong>in</strong> Ackerland verwandelt worden s<strong>in</strong>d, damit<br />

dort Sojabohnen für <strong>die</strong> Eiweißversorgung unserer Nutztiere<br />

angebaut werden können. Alle<strong>in</strong>e für Deutschland, das <strong>in</strong>sgesamt<br />

12 Millionen Hektar Ackerfläche aufweist, werden<br />

2,5 Millionen Hektar Sojabohnen vorwiegend <strong>in</strong> Südamerika<br />

angebaut. Durch <strong>die</strong> Rodungen gehen riesige Speicher für<br />

das Treibhausgas Kohlendioxid verloren und es kommt zu<br />

e<strong>in</strong>er dramatischen Degra<strong>die</strong>rung der Böden. Dass auf den<br />

Monokultur-Futterflächen, <strong>in</strong>sbesondere durch den E<strong>in</strong>satz<br />

chemisch-synthetischer Pestizide, <strong>die</strong> biologische Vielfalt<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt wird, ist e<strong>in</strong>e Begleitersche<strong>in</strong>ung.<br />

Der Nährstoff, um den es beim Import von Futtermitteln<br />

aus Übersee geht, ist der im Eiweiß der Sojabohne vorhandene<br />

Stickstoff. E<strong>in</strong> Teil davon wird <strong>in</strong> tierische Prote<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>gebaut, der größere Teil aber verlässt <strong>die</strong> Tiere <strong>in</strong> ihren<br />

Ausscheidungen. Die hohe Konzentration der Tierhaltung <strong>in</strong><br />

den hafennahen Gebieten, wo das Futter aus Übersee billig<br />

angelandet werden kann, führt dort zu umweltschädlichen<br />

Stickstoffüberschüssen. Die Folgen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Überfrachtung<br />

des Grundwassers mit Nitrat und das Abwandern der Nährstoffe<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Weltmeere. Dort wirken sie als das, wofür sie<br />

Fotos v.l.n.r.: © Annegret Grafen, Bioland | © Magdalena Fröhlich, Bioland<br />

66 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Die Stallhaltung sollte daher so viel Freiheit wie möglich bieten, um den Tieren e<strong>in</strong> würdiges Leben zu ermöglichen.<br />

Fotos v.l.n.r.: © Annegret Grafen, Bioland | © Bioland<br />

da s<strong>in</strong>d: als Dünger. Das wiederum führt zu hohem Algenwachstum.<br />

Wenn <strong>die</strong>se dann absterben, verbrauchen sie<br />

so viel Sauerstoff, dass das gesamte Ökosystem umkippt.<br />

169 solcher „Todeszonen“ hat <strong>die</strong> Umweltorganisation der<br />

Vere<strong>in</strong>ten Nationen UNEP weltweit def<strong>in</strong>iert. 20 Prozent der<br />

Ostsee gehören dazu.<br />

Alle<strong>in</strong> der <strong>in</strong> den Wasserwerken zu betreibende Aufwand<br />

für <strong>die</strong> Aufbereitung unseres Tr<strong>in</strong>kwassers zeigt: <strong>Tierische</strong><br />

Lebensmittel aus <strong>in</strong>dustrieller Produktion s<strong>in</strong>d nur sche<strong>in</strong>bar<br />

billig, sie kommen uns <strong>in</strong> Wirklichkeit teuer zu stehen.<br />

Es geht auch anders<br />

Wir plä<strong>die</strong>ren nicht dafür, mit dem Fleischessen aufzuhören.<br />

70 Prozent der weltweiten Agrarflächen bestehen aus<br />

Grünland. Dort kann man nur über den Magen der Nutztiere<br />

Nahrung für Menschen erzeugen. Wir plä<strong>die</strong>ren jedoch für<br />

e<strong>in</strong>e Produktion von Eiern, Fleisch und Milch, <strong>die</strong> im Umgang<br />

mit unseren natürlichen Ressourcen effizient ist. Für<br />

e<strong>in</strong>e Tierhaltung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> artgemäßen Bedürfnisse unserer<br />

Mitgeschöpfe berücksichtigt und <strong>die</strong> <strong>in</strong> so stabilen Systemen<br />

stattf<strong>in</strong>det, dass <strong>die</strong> Tiere nicht mehr <strong>in</strong> der Regel mit Medikamenten<br />

behandelt werden müssen, sondern <strong>in</strong> der Regel<br />

gesund s<strong>in</strong>d. Und für e<strong>in</strong>e Tierfütterung, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Physiologie<br />

der Tiere angepasst ist und <strong>die</strong> ihre Basis <strong>in</strong> der regional<br />

zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Fläche hat,<br />

wodurch e<strong>in</strong> Kreislauf der Nährstoffe und e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung<br />

der Nährstoff-Überschüsse möglich wird. Die Tierhaltung des<br />

Ökologischen Landbaus zeigt dafür <strong>die</strong> Richtung.<br />

Auch <strong>die</strong> Öko-Tierhaltung muss <strong>in</strong> <strong>Zukunft</strong> noch weiterentwickelt<br />

werden. Doch etwas ganz Wesentliches hat sie<br />

schon heute erreicht: nämlich den Beweis erbracht, dass <strong>die</strong><br />

Verbraucher nicht nur e<strong>in</strong>e artgerechte Tierhaltung fordern,<br />

sondern auch bereit s<strong>in</strong>d, dafür zu zahlen. Millionen von<br />

Menschen entscheiden sich bereits für Bio-Lebensmittel. Und<br />

es ist gerade <strong>die</strong>ser Markt, der den Ökolandbau zu e<strong>in</strong>em<br />

so wirksamen Instrument für <strong>die</strong> notwendige Veränderung<br />

<strong>in</strong> Ackerbau und Tierhaltung macht. 10 Milliarden Euro<br />

jährlich – mit weiter stark steigender Tendenz – stellen VerbraucherInnen<br />

<strong>in</strong> Deutschland durch ihre Kaufentscheidung<br />

dafür zur Verfügung. So honorieren sie <strong>die</strong> Mehrleistungen<br />

e<strong>in</strong>er artgerechten Tierhaltung und machen <strong>die</strong>se damit<br />

erst möglich. Die ökologische Tierhaltung führt zu e<strong>in</strong>er<br />

weiteren, gesellschaftlich unabd<strong>in</strong>gbaren Wirkung: zu e<strong>in</strong>er<br />

Reduktion des Fleischkonsums. Was hier wirkt, s<strong>in</strong>d wieder<br />

<strong>die</strong> Gesetze des Marktes: Bio-Fleisch ist teuer, weil es <strong>die</strong><br />

wahren Kosten der Fleischproduktion widerspiegelt. Und wo<br />

der Preis steigt, steigt das Bewusstse<strong>in</strong> und s<strong>in</strong>kt letztlich der<br />

Konsum: Der Anteil von Bio-Fleisch liegt nicht zuletzt deshalb<br />

auch deutlich unter den 5,7 Prozent, <strong>die</strong> den Gesamtanteil<br />

von Bio am Lebensmittelmarkt derzeit ausmachen. Bio weist<br />

also auch hier den Weg: Denn e<strong>in</strong>e deutliche Reduzierung<br />

des Fleischkonsums ist im Interesse des Klimas und der globalen<br />

Verfügbarkeit von Lebensmitteln dr<strong>in</strong>gend geboten.<br />

Die <strong>Zukunft</strong> der Tierhaltung kann deshalb nicht losgelöst<br />

vom Gesamtzusammenhang e<strong>in</strong>er verantwortungsvollen<br />

Land- und Ernährungswirtschaft betrachtet werden. Mit e<strong>in</strong><br />

paar zusätzlichen Labeln und e<strong>in</strong> bisschen mehr E<strong>in</strong>streu hier<br />

und da ist nicht viel gewonnen. Es geht ums Gesamtpaket:<br />

Transparenz für VerbraucherInnen und den Ausbau des<br />

Ökolandbaus als Modell für umfassende <strong>Nachhaltig</strong>keit!<br />

H<strong>in</strong>weis: Hersteller und Produkte aus artgerechter Tierhaltung<br />

und kontrolliert biologischem Landbau f<strong>in</strong>den Sie<br />

unter www.eco-world.de und bei den bekannten Landbauverbänden.<br />

DR. FELIX PRINZ ZU LÖWENSTEIN (BÖLW), JAN PLAGGE (Bioland),<br />

DR. ALEXANDER GERBER (Demeter) und HUBERT HEIGL<br />

(Naturland)<br />

machen sich für <strong>die</strong> ökologische Lebensmittelwirtschaft <strong>in</strong> Deutschland<br />

stark. Die artgerechte Tierhaltung nimmt hier e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Platz e<strong>in</strong>.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

67


THEMEN | VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN<br />

WARUM<br />

WÜRDE?<br />

Die fair-f<strong>in</strong>ance Vorsorgekasse unterstützt <strong>die</strong> Wiener Woche der Würde. Wir wollten wissen, warum sie das<br />

tut und was e<strong>in</strong> Unternehmen mit Würde zu tun hat? Markus Zeil<strong>in</strong>ger, Gründer und Vorstandsvorsitzender<br />

im <strong>forum</strong>-Interview<br />

Mag. Markus Zeil<strong>in</strong>ger<br />

ist Gründer und Vorstandsvorsitzender<br />

der<br />

fair-f<strong>in</strong>ance Vorsorgekasse.<br />

Davor hielt er<br />

diverse Vorstands- und<br />

Aufsichtsratsmandate <strong>in</strong><br />

F<strong>in</strong>anz<strong>die</strong>nstleistungsunternehmen.<br />

Nach se<strong>in</strong>er Matura<br />

und der Gesellenprüfung<br />

zum Masch<strong>in</strong>enschlosser<br />

stu<strong>die</strong>rte er <strong>in</strong> Wien<br />

Betriebswirtschaft und<br />

Politikwissenschaften.<br />

Bereits als Schüler<br />

verkaufte er Fairtrade-<br />

Produkte und se<strong>in</strong> ökologisches<br />

und soziales<br />

Engagement begleitet ihn<br />

seit <strong>die</strong>ser Zeit im beruflichen<br />

Umfeld.<br />

Herr Zeil<strong>in</strong>ger, im Leitbild Ihrer Betrieblichen<br />

Vorsorgekasse ist von Fairness und gesellschaftlicher<br />

Verantwortung <strong>die</strong> Rede. Werte,<br />

<strong>die</strong> letztlich auf den respektvollen Umgang<br />

mite<strong>in</strong>ander und <strong>die</strong> Achtung vore<strong>in</strong>ander<br />

abzielen. Ist <strong>die</strong>s auch der Grund, warum Sie<br />

<strong>die</strong> erste Wiener Woche der Würde (WWW),<br />

<strong>die</strong> Anfang Mai stattf<strong>in</strong>det, unterstützen?<br />

In unserem Leitbild steht konkret, „Wir br<strong>in</strong>gen<br />

jeder Person, ungeachtet ihrer Herkunft,<br />

Religion und Weltanschauung, Respekt und<br />

Wertschätzung entgegen.“ Und wir „…treten<br />

aktiv für unsere Werte e<strong>in</strong>.“ Also ja, wir<br />

unterstützen gerne Initiativen wie <strong>die</strong> Wiener<br />

Woche der Würde. <strong>Nachhaltig</strong>keit hat für uns<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e ökologische und e<strong>in</strong>e soziale,<br />

sondern auch e<strong>in</strong>e ethische Dimension.<br />

fair-f<strong>in</strong>ance ist doch trotz aller sozialverantwortlicher,<br />

ethischer und nachhaltiger<br />

Ausrichtung letztlich e<strong>in</strong> Wirtschaftsunternehmen<br />

…<br />

… Ja, natürlich s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong> Wirtschaftsunternehmen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist nicht Gew<strong>in</strong>nmaximierung<br />

das Ziel der unternehmerischen<br />

Tätigkeit. Es geht um <strong>die</strong> Leistung für das<br />

Geme<strong>in</strong>wohl, um den sozialen und ökologischen<br />

Impact. Wirtschaftlicher Erfolg ermöglicht<br />

den bestmöglichen Impact für das<br />

Geme<strong>in</strong>wohl.<br />

Wo fehlt dann <strong>die</strong> Würde <strong>in</strong> der Wirtschaft?<br />

Leider sehen das mit dem Geme<strong>in</strong>wohl nicht<br />

alle Wirtschaftstreibenden so. Beim Streben<br />

nach Gew<strong>in</strong>nmaximierung bleibt <strong>die</strong> Würde<br />

dann oft auf der Strecke, wenn sie etwas<br />

kostet. Daher bedarf es e<strong>in</strong>erseits verantwortungsvoller<br />

Konsumenten, freiwilliger<br />

Selbstverpflichtungen, wie sie <strong>in</strong> der UN-PRI<br />

für nachhaltige Investoren festgeschrieben<br />

s<strong>in</strong>d und auch gesetzlicher Regeln für das<br />

würdevolle Zusammenleben und den Wirtschaftsverkehr.<br />

Was können Sie als Betriebliche Vorsorgekasse<br />

und verantwortungsvoller Investor<br />

tun, um <strong>die</strong> Würde <strong>in</strong> Ihrem geschäftlichen<br />

Umfeld zu achten oder gar zu fördern?<br />

Die Möglichkeiten s<strong>in</strong>d vielfältig. Bei fair-f<strong>in</strong>ance<br />

haben wir zum Beispiel e<strong>in</strong>en Lieferantenkodex,<br />

um unter anderem sicherzustellen,<br />

dass <strong>in</strong> der gesamten Zulieferkette nur faire<br />

Löhne bezahlt werden. Oder wir unterstützen<br />

das Projekt JUCA, das Jugendhaus der Caritas,<br />

mit e<strong>in</strong>em signifikanten jährlichen Betrag. Mit<br />

<strong>die</strong>sem Projekt erhalten junge wohnungslose<br />

Menschen nicht nur e<strong>in</strong> Dach über dem<br />

Kopf, sondern es wird mittels haus<strong>in</strong>terner<br />

Projekte, wie der Werkstatt JU_CAN und der<br />

Lernküche JuCant<strong>in</strong>e versucht, e<strong>in</strong>e Veränderung<br />

der Lebenssituation herbeizuführen und<br />

damit den Betroffenen e<strong>in</strong> Stück Ihrer Würde<br />

wiederzugeben.<br />

Und natürlich versuchen wir als Betriebliche<br />

Vorsorgekasse mittels klarer Ausschlusskriterien<br />

das von uns zu veranlagende Geld der<br />

Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen und Arbeitnehmer positiv<br />

als Gestaltungsmittel e<strong>in</strong>zusetzen und <strong>in</strong>vestieren<br />

nicht <strong>in</strong> Länder oder Unternehmen,<br />

<strong>in</strong> denen kulturelle Selbstbestimmungsrechte<br />

und <strong>die</strong> persönliche Würde der Menschen<br />

missachtet werden.<br />

Foto: © Alexandra Eiz<strong>in</strong>ger<br />

68 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN | THEMEN<br />

Person ersche<strong>in</strong>t mir e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung für<br />

e<strong>in</strong> friedliches und freundvolles Mite<strong>in</strong>ander.<br />

Und was kann jeder E<strong>in</strong>zelne von uns dazu tun?<br />

Natürlich wäre es schön, wenn sich viele Menschen engagieren.<br />

Aber auch ohne sichtbares Tun kann jeder E<strong>in</strong>zelne<br />

auf se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellung und se<strong>in</strong> Wertesystem achten. Man<br />

kann sich selbst e<strong>in</strong>er würdevollen Sprache und würdevoller<br />

Umgangsformen be<strong>die</strong>nen, man kann eigene und fremde<br />

Die Achtung der Würde jeder Person ersche<strong>in</strong>t mir e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare<br />

Voraussetzung für e<strong>in</strong> friedliches und freundvolles Mite<strong>in</strong>ander.<br />

Zurück zur Gesellschaft: Wo fehlt Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach <strong>in</strong><br />

unserer Gesellschaft <strong>die</strong> Würde bzw. e<strong>in</strong> würdevoller Umgang<br />

mite<strong>in</strong>ander?<br />

Leider sehe ich <strong>in</strong> Österreich und Deutschland wie auch <strong>in</strong><br />

vielen weiteren sogenannten entwickelten Staaten e<strong>in</strong>en<br />

Verlust oder zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> mehrheitsfähiges Abnehmen des<br />

würdevollen Umgangs mite<strong>in</strong>ander, wobei sich das nicht nur<br />

auf den Umgang mit Flüchtl<strong>in</strong>gen reduzieren lässt. Themen<br />

wie M<strong>in</strong>destsicherung und Diskrim<strong>in</strong>ierung von M<strong>in</strong>derheiten<br />

gehören beispielsweise genauso dazu. Die fehlgeleiteten<br />

Versuche zur Sicherung und Verteidigung unseres Wohlstandes<br />

sche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>herzugehen mit e<strong>in</strong>em zunehmenden<br />

Wegfall an Würde. Auch wenn <strong>die</strong> sicherlich komplexen<br />

Zusammenhänge ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachen Lösungen ermöglichen,<br />

dürfen negative E<strong>in</strong>zelbeispiele nicht pauschaliert und Vorurteile<br />

nicht gefördert werden. Die Achtung der Würde jeder<br />

Me<strong>in</strong>ungen h<strong>in</strong>terfragen, Vorurteile als solche erkennen und<br />

andere auf e<strong>in</strong> allenfalls fehlgeleitetes Verhalten h<strong>in</strong>weisen,<br />

denn es ist zu e<strong>in</strong>fach, e<strong>in</strong>zelne Politiker, bestimmte Gruppen<br />

oder Wahlergebnisse für Fehlentwicklungen verantwortlich<br />

zu machen ohne sich selbst <strong>in</strong> <strong>die</strong> Pflicht zu nehmen.<br />

Herr Zeil<strong>in</strong>ger, ich danke für das Gespräch<br />

Verantwortung managen<br />

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69


70 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN | THEMEN<br />

VON WEGEN WÜRDE<br />

E<strong>in</strong> Wiener auf der Suche nach dem verloren gegangenen Schatz. E<strong>in</strong>er, der sich für <strong>Nachhaltig</strong>keit e<strong>in</strong>setzt,<br />

der <strong>die</strong> Fäden zieht, <strong>die</strong> andere losgelassen haben und der dabei Spaß hat – Mart<strong>in</strong> Rohla und <strong>die</strong> WWW.<br />

Von Dagmar Walser<br />

Foto: © Markus Thums<br />

Ja, Sie lesen richtig – DIE WWW. Was man weltweit als<br />

Abkürzung für das World Wide Web versteht, bekommt <strong>in</strong><br />

Wien gerade e<strong>in</strong>e ganz andere Bedeutung, um nicht zu sagen<br />

Dimension, und <strong>die</strong> habe ich vorgestern Nacht erfahren. Kennen<br />

Sie das? Sie denken, Sie s<strong>in</strong>d mit allem fertig, Ihr Projekt,<br />

<strong>in</strong> dem Fall Texte für <strong>forum</strong>, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>getütet, wunderbar,<br />

darauf e<strong>in</strong>en schönen kalten Rosé – und dann kommt von<br />

Chefredakteur Fritz Lietsch e<strong>in</strong>e E-mail, um 23h47, und <strong>die</strong><br />

stellt alles auf den Kopf: „…e<strong>in</strong> Mann, der vor Ideen sprüht,<br />

und bei allem, was er macht, hat er <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit im<br />

H<strong>in</strong>terkopf. Über ihn und dessen aktuelles Projekt sollten<br />

wir berichten …“<br />

Ok, statt We<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en schönen starken Espresso und über den<br />

Mann recherchiert: Pioniergeist, Verrücktheit, Querdenken.<br />

Kl<strong>in</strong>gt schon mal gut. Unermüdliches Engagement für e<strong>in</strong><br />

lebenswertes Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesunden Welt. Kl<strong>in</strong>gt auch gut.<br />

Und jetzt organisiert der Mann auch noch <strong>die</strong> erste WWW,<br />

<strong>die</strong> „Wiener Woche der Würde“. Das kl<strong>in</strong>gt super! Morgen<br />

Früh, also sozusagen gleich, es ist <strong>in</strong>zwischen kurz vor 5 Uhr<br />

morgens, kontaktiere ich den, der Ökologie, Ökonomie und<br />

Soziales, wie es sche<strong>in</strong>t, fast mühelos verb<strong>in</strong>det.<br />

Wer, wenn nicht er?<br />

Man weiß nicht genau, wo man bei ihm anfangen soll. Mart<strong>in</strong><br />

Rohla ist 54 und e<strong>in</strong> Tausendsassa: konzessionierter Unternehmensberater,<br />

Eigentümer der Goodshares Beteiligungsund<br />

Beratungs GmbH, <strong>die</strong> gute Geschäftsideen <strong>in</strong>itiiert und<br />

oft auch f<strong>in</strong>anziert, und wenn sie nachhaltig s<strong>in</strong>d, umso<br />

lieber. Gründer diverser Unternehmen, Bio-Landwirt auf<br />

Gut Bergmühle und Gew<strong>in</strong>ner der Ausschreibung der Stadt<br />

Wien für das berühmte Schloss Cobenzl, <strong>in</strong> dem auf 4.500<br />

Quadratmeter e<strong>in</strong>e lebendige kreative Begegnungsstätte entstehen<br />

soll. Er ist dreifacher Vater, Jäger aus Passion, steht für<br />

<strong>die</strong> Erzeugung von gutem Fleisch und fährt ohne schlechtes<br />

Gewissen e<strong>in</strong>en über 60 Jahre alten Aust<strong>in</strong> Healy. Jedenfalls<br />

h<strong>in</strong> und wieder, denn ansonsten fährt er seit drei Jahren Elektroauto,<br />

und <strong>in</strong> der Stadt auch e<strong>in</strong>en Elektroroller. Er ist e<strong>in</strong><br />

guter Koch und e<strong>in</strong> kul<strong>in</strong>arischer Genießer, immerh<strong>in</strong> hat er<br />

zu allem anderen mit der „Stadtflucht Bergmühle“ außerhalb<br />

Wiens auch e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong> für Kochen und Muße gegründet.<br />

Goodshares ist Mit<strong>in</strong>itiator und Mitgesellschafter der veganen<br />

Burgerkette Sw<strong>in</strong>g Kitchen und des Habibi & Hawara,<br />

e<strong>in</strong>em orientalisch-österreichischen Restaurant <strong>in</strong> Wien, <strong>in</strong><br />

dem Geflüchteten als Mitarbeiter e<strong>in</strong>e berufliche Perspektive<br />

geboten wird. Und bei e<strong>in</strong>em Kochbuch hat er auch schon<br />

mitgeschrieben. Wann macht der Mann eigentlich mal Pause?<br />

In nächster Zeit vermutlich nicht, denn jetzt organisiert<br />

er auch noch vom 2. bis 5. Mai 2<strong>01</strong>8 <strong>die</strong> Wiener Woche der<br />

Würde. E<strong>in</strong> Tausendsassa eben.<br />

Wo, wenn nicht <strong>in</strong> Wien<br />

Die erste Wiener Woche der Würde ist Viktor Frankl gewidmet,<br />

der sich als KZ-Überlebender dafür e<strong>in</strong>gesetzt hat, sich<br />

immer der menschlichen Würde bewusst zu se<strong>in</strong>, egal <strong>in</strong> welcher<br />

Lebenssituation man sich bef<strong>in</strong>det. Katja Ratheiser, e<strong>in</strong>e<br />

Enkel<strong>in</strong> von Viktor Frankl und Vorsitzende des Viktor Frankl<br />

Instituts, hat <strong>die</strong> Idee der WWW begeistert aufgenommen,<br />

und auch andere Institutionen unterstützen Rohla´s Initiative,<br />

so z.B. <strong>die</strong> Industriellenvere<strong>in</strong>igung, <strong>die</strong> Wirtschaftsuniversität<br />

Wien, <strong>die</strong> Kulturabteilung der Stadt Wien, <strong>die</strong> Wiener<br />

Staatsoper und das Filmarchiv Austria. Den Ehrenschutz<br />

übernimmt Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

71


Präsident van der Bellen kommt nicht nur gerne <strong>in</strong> <strong>die</strong> „Stadtflucht<br />

Bergmühle“, er ist auch Schutzherr der ersten WWW.<br />

Das Habibi & Hawara hat schon jetzt Geschichte geschrieben.<br />

Sowohl als Restaurant wie auch als Ort der Integration.<br />

Würde, was für e<strong>in</strong>e Würde?<br />

Würde. Was ist Würde eigentlich? Das hat sich Cicero<br />

gefragt, auch Kant, und e<strong>in</strong>er der aktuellen Impulsgeber,<br />

Gerald Hüther, Neurobiologe und Professor für Hirnforschung,<br />

hat gerade e<strong>in</strong> Buch zum Thema veröffentlicht. Es<br />

geht dar<strong>in</strong> unter anderem darum, dass Würde nicht nur<br />

e<strong>in</strong> ethisch-philosophisch begründetes Menschenrecht ist,<br />

sondern e<strong>in</strong> neurobiologisch fun<strong>die</strong>rter <strong>in</strong>nerer Kompass.<br />

Dieser Kompass versetzt uns <strong>in</strong> <strong>die</strong> Lage, uns nicht <strong>in</strong> der<br />

Vielfalt der äußeren Anforderungen und Zwänge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

hochkomplexen Welt zu verlieren. Umso wichtiger ist es,<br />

dass wir lernen, <strong>die</strong> Wahrnehmung der eigenen Würde<br />

zu stärken. Denn: Wer sich se<strong>in</strong>er Würde bewusst ist, ist<br />

nicht verführbar.<br />

Die Erste Wiener Woche der Würde befasst sich mit dem<br />

Begriff <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en vielen Facetten und möchte e<strong>in</strong> Forum<br />

<strong>in</strong>s Leben rufen, das den Begriff, der e<strong>in</strong>e zentrale Rolle <strong>in</strong><br />

jedem Leben spielt, tiefer ergründen soll. Das Programm<br />

geht dabei auf e<strong>in</strong>e Spurensuche, <strong>die</strong> Inhalte reichen von<br />

Würde und Respekt, Würde und Innovation, Würde und<br />

Ethik, bis zu Würde und Begleitung Obdachloser, Würde<br />

<strong>in</strong> sozialen Me<strong>die</strong>n und dem so besonders wichtigen und<br />

spannenden Thema Würde <strong>in</strong> der Wirtschaft.<br />

Mart<strong>in</strong> Rohla wäre nicht Mart<strong>in</strong> Rohla, wenn er nicht für<br />

das vier Tage dauernde Programm hochkarätige Gäste<br />

e<strong>in</strong>geladen hätte – TheologInnen, WissenschaftlerInnen,<br />

UnternehmerInnen, TherapeutInnen, PolitikerInnen. Spannende<br />

Impulse s<strong>in</strong>d zum Beispiel zu erwarten von Dr. Zuzana<br />

Mihal?<strong>in</strong>ová, Member of the Global Coord<strong>in</strong>at<strong>in</strong>g Team of<br />

the Human Dignity and Humiliation Stu<strong>die</strong>s; Dr. Edit Schlaffer,<br />

Gründer<strong>in</strong> Frauen ohne Grenzen; Dr. Harald Mahrer,<br />

Präsident der Österreichischen Wirtschaftskammer; Kilian<br />

Kle<strong>in</strong>schmidt, Leiter von UNHCR-Flüchtl<strong>in</strong>gslagern; Melissa<br />

Flem<strong>in</strong>g, leitende Pressesprecher<strong>in</strong> der UN-Flüchtl<strong>in</strong>gshilfe,<br />

und vielen anderen.<br />

WWW – W<strong>in</strong> W<strong>in</strong> Wien<br />

Schwarzmalerei ist so gar nicht se<strong>in</strong>s – Mart<strong>in</strong> Rohla hat e<strong>in</strong>e<br />

grundsätzlich hundertprozentig positive E<strong>in</strong>schätzung der<br />

heutigen Zustände <strong>die</strong>ses Planeten. Er will den Zug, der <strong>in</strong><br />

vielen D<strong>in</strong>gen schon sehr <strong>in</strong> <strong>die</strong> richtige Richtung geht, weiter<br />

beschleunigen, und das erreicht man se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach<br />

nicht mit faktenferner Schwarzmalerei, <strong>die</strong> der Sache, der<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit, gar nicht gut tut. Und so reiht er sich nicht <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> Reihe der ewigen Nörgler e<strong>in</strong> – er handelt. Da ihm ganz<br />

besonders Menschen am Herzen liegen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> ihrer Würde<br />

verletzt wurden, war das e<strong>in</strong> Grund, warum er das orientalisch-österreichische<br />

Restaurant Habibi & Hawara mit mehr<br />

als 120 Sitzplätzen <strong>in</strong> der Wiener Innenstadt mitbegründet<br />

hat: Hier bekommen Geflüchtete <strong>die</strong> Möglichkeit zur Arbeit<br />

und zum Lernen, mit e<strong>in</strong>er Perspektive für e<strong>in</strong>e spätere eigene<br />

Existenz. Hier bekommen sie ihre Würde wieder.<br />

Das Habibi & Hawara ist auch e<strong>in</strong>er der Veranstaltungsorte<br />

der WWW – und e<strong>in</strong>er der Feier-Orte, denn Mart<strong>in</strong> Rohla<br />

wäre auch nicht Mart<strong>in</strong> Rohla, wenn er sich nicht auch für <strong>die</strong><br />

Abende und Nächte etwas e<strong>in</strong>fallen lassen würde, er feiert<br />

ja schließlich gerne. „Jeden Abend auch Party irgendwo ...!“<br />

mit Poetryslam, gutem Essen und Tr<strong>in</strong>ken, Lachen und Feiern,<br />

und vielleicht auf den Tischen Tanzen, aus Freude über e<strong>in</strong>e<br />

gelungene Veranstaltung. Und das Comeback der Würde! Die<br />

erste WWW im Jahr 2<strong>01</strong>8 soll der Start e<strong>in</strong>es nachhaltigen<br />

Diskurses se<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>e Tradition begründen. Die Tradition<br />

e<strong>in</strong>er Debatte darüber, was es bedeutet, e<strong>in</strong> Mensch zu se<strong>in</strong>.<br />

Den manchmal verloren gegangenen, lebensnotwendigen<br />

Schatz WÜRDE wieder <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> zu rücken und zu<br />

entsprechendem Handeln zu ermuntern.<br />

E<strong>in</strong>e tolle Sache. Dafür habe ich mir gerne <strong>die</strong> Nacht um <strong>die</strong><br />

Ohren geschlagen. E<strong>in</strong> paar Fragen habe ich allerd<strong>in</strong>gs noch,<br />

an den Mann, der <strong>die</strong> Fäden zieht …!<br />

www.weekofdignity.org<br />

Fotos v.l.n.r.: © Stadtflucht | © Markus Thums<br />

72 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

73


THEMEN | VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN<br />

WAS, WARUM UND WIE<br />

BEI DER WWW<br />

Fragen zur Wiener Woche der Würde an den Initiator, für den WÜRDE das ist, was selbstverständlich se<strong>in</strong><br />

sollte, nur nicht ist – unverzichtbar.<br />

Mag. Mart<strong>in</strong> Rohla,<br />

geboren 1963, verheiratet,<br />

drei K<strong>in</strong>der, lebt <strong>in</strong><br />

Kronberg und Wien. Er<br />

stu<strong>die</strong>rte BWL an der<br />

Johannes Kepler Universität<br />

L<strong>in</strong>z und war während<br />

des Studiums Tra<strong>in</strong>ee bei<br />

der Creditanstalt <strong>in</strong> New<br />

York. Als „serial entrepreneur“<br />

und konzessionierter<br />

Unternehmensberater<br />

arbeitete er von Anfang<br />

an selbstständig. Mit<br />

se<strong>in</strong>er Beteiligungs- und<br />

Beratungsgesellschaft hat<br />

er diverse Unternehmen<br />

aus der Taufe gehoben.<br />

Mit se<strong>in</strong>em Projekt Sa<strong>in</strong>t<br />

Charles Apotheke war<br />

er 2008 F<strong>in</strong>alist beim<br />

Entrepreneur of the Year.<br />

Seit 2<strong>01</strong>1 ist er zudem<br />

Bio-Landwirt auf Gut<br />

Bergmühle.<br />

Herr Rohla, müssen wir wieder daran er<strong>in</strong>nert<br />

werden, was WÜRDE ist?<br />

Würde kann das Geheimnis e<strong>in</strong>es konfliktfreien<br />

Mite<strong>in</strong>anders se<strong>in</strong>, wenn man denn genau<br />

wüsste, was „Würde“ eigentlich bedeutet. Die<br />

Aufnahme <strong>in</strong> alle Grundgesetze und das schöne<br />

Wort, sie sei „unantastbar“, entstanden<br />

1948, noch unter dem E<strong>in</strong>druck des zweiten<br />

Weltkrieges, erklärt noch nicht, wie wir mit<br />

ihr umgehen sollten. Wie sehr <strong>die</strong> „Würde“<br />

des Menschen noch immer angetastet wird,<br />

sehen wir ganz e<strong>in</strong>fach, wenn wir <strong>die</strong> Zeitung<br />

aufmachen: Mobb<strong>in</strong>g, Altersarmut, herzloser<br />

Umgang mite<strong>in</strong>ander, Kriege. Die WWW, <strong>die</strong><br />

erste Wiener Woche der Würde, soll nun<br />

dazu beitragen, das Thema <strong>in</strong>s Blickfeld der<br />

öffentlichen Wahrnehmung zu rücken, sowie<br />

den Begriff so zu schärfen, dass er praktikabler<br />

wird. Ergebnis soll das erste „Manifest der<br />

Würde“ se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem wir Haltegriffe f<strong>in</strong>den,<br />

wie wir uns zu- und mite<strong>in</strong>ander besser<br />

verhalten können. Für mich als Katholik hat<br />

Würde auch sehr mit Nächstenliebe zu tun.<br />

Wie kommt man auf <strong>die</strong> Idee, e<strong>in</strong>e Woche<br />

der Würde zu veranstalten?<br />

Bei e<strong>in</strong>em Kongress zum Thema Integration<br />

waren Katha Sch<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ger und ich als Betreiber<br />

unseres orientalisch-österreichischen Restaurants<br />

Habibi & Hawara e<strong>in</strong>geladen, e<strong>in</strong>en<br />

Vortrag zu halten, und haben dabei Dr. Zuzana<br />

Luckay Mihal?<strong>in</strong>ová kennen gelernt. Sie hat an<br />

den Human Dignity & Humiliation Stu<strong>die</strong>s mitgearbeitet,<br />

<strong>die</strong> 2<strong>01</strong>5, 2<strong>01</strong>6 und 2<strong>01</strong>7 für den<br />

Friedensnobelpreis nom<strong>in</strong>iert waren, und sie<br />

setzt sich als L<strong>in</strong>guist<strong>in</strong> und Autor<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiv<br />

mit Würde als Begriff und Thema ause<strong>in</strong>ander.<br />

Mehrere Stunden spannender Diskussion und<br />

e<strong>in</strong> paar Flaschen We<strong>in</strong> führten zur geme<strong>in</strong>samen<br />

Idee e<strong>in</strong>er Wiener Woche der Würde.<br />

Im Deutschen Grundgesetz steht, <strong>die</strong> Würde<br />

des Menschen ist unantastbar. Damit sollte<br />

doch alles gesagt se<strong>in</strong>, möchte man me<strong>in</strong>en.<br />

In fast allen Verfassungen, und vor allem<br />

auch <strong>in</strong> der UNO-Deklaration der Menschenrechte<br />

heißt es: „Alle Menschen s<strong>in</strong>d gleich<br />

an Würde und Rechten geboren.“ Eigentlich<br />

fast e<strong>in</strong> Scherz… Würde kann – und sollte –<br />

<strong>die</strong> Spielregeln des respektvollen und daher<br />

dann friedlichen Zusammenlebens zwischen<br />

Menschen def<strong>in</strong>ieren. Und weil wir <strong>in</strong> der<br />

Stromschnelle der Zeit, <strong>in</strong> der wir uns gerade<br />

bef<strong>in</strong>den, feste Ankerpunkte gut brauchen<br />

können, nehmen wir auch den Begriff und<br />

<strong>die</strong> Unantastbarkeit unter <strong>die</strong> Lupe.<br />

Wie steht es denn um <strong>die</strong> Würde von Unternehmen<br />

und UnternehmerInnen?<br />

Die Würde von UnternehmerInnen lässt sich<br />

am leichtesten mit dem Ruhen auf den drei<br />

Säulen der <strong>Nachhaltig</strong>keit f<strong>in</strong>den: soziale<br />

Verantwortung = sei e<strong>in</strong> netter Mensch und<br />

tu andren nicht bewusst etwas Böses; ökologische<br />

Verantwortung = tu nichts, was <strong>die</strong><br />

nächste Generation bereuen könnte; ökonomische<br />

Verantwortung = mache Gew<strong>in</strong>n<br />

damit, denn sonst bist du <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kapitalistischen<br />

System nicht nachhaltig existent.<br />

„Würdenträger“ oder „würdevoll“ hat mit<br />

„Würde“, wie wir sie def<strong>in</strong>ieren wollen, aber<br />

schon e<strong>in</strong>mal gar nichts zu tun.<br />

Wo wird aus Ihrer Sicht <strong>die</strong> Würde <strong>in</strong> der<br />

Wirtschaft angetastet?<br />

Hier entwickelt sich gerade sehr viel zum Besseren<br />

– <strong>in</strong> vielen Branchen hat es der Konsument<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Hand genommen, produzierende<br />

und <strong>die</strong>nstleistende Unternehmen durch Kaufentscheidungen<br />

<strong>in</strong> Richtung <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

zu motivieren. Und <strong>die</strong> Unternehmen, <strong>die</strong> hier<br />

Foto: © Rohla<br />

74 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN | THEMEN<br />

nur fadensche<strong>in</strong>ig so tun, als ob sie erkannt hätten, dass nur<br />

mit wahrhaftiger Konzentration auf <strong>die</strong> soziale, ökologische<br />

und ökonomische Verantwortung noch e<strong>in</strong> nachhaltiges Geschäft<br />

zu machen ist, fallen immer öfter kräftig auf <strong>die</strong> Nase.<br />

Hier habe ich übrigens schon seit Jahren <strong>die</strong> Doma<strong>in</strong> www.<br />

greenwash<strong>in</strong>g.com geparkt und warte auf <strong>die</strong> Erleuchtung,<br />

was denn damit Gutes getan werden könnte... Vielleicht hat<br />

ja e<strong>in</strong> <strong>forum</strong>-Leser e<strong>in</strong>e gute Idee!<br />

Wie haben denn <strong>die</strong> Wiener, auch <strong>die</strong> „Würdenträger“, auf<br />

Ihre Idee zur WWW reagiert?<br />

Sensationell positiv! Unterstützung von allen Seiten: Wirtschaft,<br />

Politik und Kultur. Bundespräsident Alexander Van<br />

der Bellen übernahm den Ehrenschutz, der Bürgermeister<br />

von Wien, Michael Häupl, eröffnet <strong>die</strong> Veranstaltung, der<br />

zukünftige Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer und<br />

Ashoka Europa Chef<strong>in</strong> Marie R<strong>in</strong>gler diskutieren mite<strong>in</strong>ander,<br />

Laura Himmelreich spricht über Würde <strong>in</strong> Sozialen Me<strong>die</strong>n,<br />

aus Genf kommt Melissa Flem<strong>in</strong>g von der UNHCR, etc. etc. ...<br />

Wie kann man Sie bei der Realisierung noch unterstützen?<br />

Wir könnten sehr gut noch e<strong>in</strong> paar Sponsoren brauchen,<br />

<strong>die</strong> uns helfen, <strong>die</strong> Kosten zu decken. Außerdem wünschen<br />

wir uns viele viele BesucherInnen und lebendige Diskussionen!<br />

Wir wollen das Thema <strong>in</strong> den Blickpunkt der öffentlichen<br />

Wahrnehmung rücken! Und wer gute Ideen fürs<br />

nächste Jahr hat, möge sich bitte melden – denn es wird<br />

auch <strong>in</strong> den nächsten Jahren e<strong>in</strong>e WWW geben – eventuell<br />

auch <strong>in</strong> anderen Städten und Ländern. Deshalb: Ideas very<br />

welcome!<br />

Was steht nach der WWW an? Was treibt Mart<strong>in</strong> Rohla<br />

als nächstes?<br />

Die Stadt Wien hat mir e<strong>in</strong>en ihrer schönsten Plätze für <strong>die</strong><br />

nächsten 30 Jahre zu treuen Händen anvertraut, das Schloss<br />

Cobenzl mit unglaublichem Blick auf ganz Wien. Da entsteht<br />

bis 2020 etwas ganz Tolles. Mit viel Weitsicht.<br />

Was wünschen Sie sich für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong>?<br />

Dass wir den Begriff „Würde“ alle so ver<strong>in</strong>nerlicht haben,<br />

dass wir nicht mehr danach fragen müssen, was er eigentlich<br />

heißt.<br />

Wie erreichen wir das?<br />

Indem wir alle zur WWW kommen!<br />

Herr Rohla, danke für das Gespräch. Und e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

WWW!<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

75


76 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


ZEIGT HER<br />

EURE FÜSSE,<br />

ZEIGT HER<br />

EURE SCHUH!<br />

Während <strong>die</strong> deutsche Schuhproduktion <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahrzehnten konstant zurückg<strong>in</strong>g, s<strong>in</strong>d Ch<strong>in</strong>a<br />

und In<strong>die</strong>n zu Weltmächten der Schuhherstellung<br />

aufgestiegen. In<strong>die</strong>ns herausragende Rolle bei der<br />

Fertigung von Lederschuhen war für SÜDWIND e<strong>in</strong><br />

Grund, <strong>die</strong> Produktionsbed<strong>in</strong>gungen vor Ort unter<br />

<strong>die</strong> Lupe zu nehmen.<br />

Von Anton Pieper<br />

Foto: © NaZemi<br />

Der Konsum von Schuhen ist stetig angestiegen. Derzeit<br />

werden <strong>in</strong> Deutschland pro Person im Schnitt fünf Paar<br />

Schuhe pro Jahr gekauft. Trotz zunehmender Nachfrage g<strong>in</strong>g<br />

<strong>die</strong> heimische Produktion jedoch seit den 1960er Jahren<br />

stetig zurück. Produktionsverlagerungen der deutschen<br />

Schuh<strong>in</strong>dustrie führten von den 1970ern bis <strong>in</strong> <strong>die</strong> 2000er<br />

zu e<strong>in</strong>em Strukturwandel mit vielen Betriebsschließungen<br />

und massivem Stellenabbau. Deutschland hat sich somit<br />

von e<strong>in</strong>em Produktionszentrum für Schuhe <strong>in</strong> e<strong>in</strong> typisches<br />

Schuhimportland verwandelt. So produzierte Deutschland<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>6 nur noch 37 Millionen Paar Schuhe, exportierte<br />

allerd<strong>in</strong>gs 253 und importierte <strong>in</strong>sgesamt 645 Millionen Paar<br />

Schuhe. Und davon kamen <strong>die</strong> meisten Schuhe aus Ch<strong>in</strong>a,<br />

gefolgt von In<strong>die</strong>n. Insbesondere bei Lederschuhen s<strong>in</strong>d<br />

deutsche Schuhunternehmen wichtige Handelspartner für<br />

In<strong>die</strong>n. So machten im Jahr 2<strong>01</strong>6 <strong>die</strong> <strong>in</strong>dischen Schuh- und<br />

Lederexporte nach Deutschland elf Prozent des Handels aus.<br />

Viele bekannte deutsche Unternehmen lassen <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n produzieren,<br />

so z.B. Deichmann, Gabor, Görtz, Reno, Wortmann,<br />

Lloyds, Adidas und Puma.<br />

Doch unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen werden Schuhe <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n<br />

produziert? Um <strong>die</strong>s herauszuf<strong>in</strong>den, führte SÜDWIND <strong>in</strong><br />

den vergangenen Jahren geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>en Partnerorganisationen<br />

Recherchen durch.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

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Müllberge gehören <strong>in</strong> den Hochburgen der <strong>in</strong>dischen Schuh<strong>in</strong>dustrie<br />

zum alltäglichen Straßenbild.<br />

Es ist unglaublich, wieviel und unter welchen Umständen hier noch<br />

per Handarbeit gefertigt wird.<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n<br />

232 Interviews mit ArbeiterInnen <strong>in</strong> den bedeutendsten<br />

Produktionszentren In<strong>die</strong>ns – Agra <strong>in</strong> Uttar Pradesh und Ambur<br />

<strong>in</strong> Tamil Nadu – geben E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> <strong>die</strong> dort herrschenden<br />

Zustände.<br />

• Arbeitsverträge und Sozialversicherung<br />

Viele befragte ArbeiterInnen haben weder E<strong>in</strong>stellungsschreiben<br />

noch Arbeitsvertrag erhalten. Stattdessen s<strong>in</strong>d<br />

mündliche Vere<strong>in</strong>barungen <strong>die</strong> Regel. Zudem berichteten<br />

<strong>die</strong> ArbeiterInnen vom systematischen Ausschluss von<br />

Sozialversicherungsleistungen.<br />

• Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

Be<strong>in</strong>ahe alle ArbeiterInnen gehören den niedrigen Kasten<br />

oder anderen sozial marg<strong>in</strong>alisierten Gruppen an. Das<br />

1949 offiziell abgeschaffte, auf Ausgrenzung und Unterdrückung<br />

basierende Kastensystem ist <strong>in</strong> der Schuh- und<br />

Leder<strong>in</strong>dustrie nach wie vor präsent. Frauen werden für<br />

gleiche Arbeit schlechter bezahlt als Männer und haben<br />

ke<strong>in</strong>en Zugang zu <strong>in</strong>ternen Beschwerdemechanismen.<br />

• Löhne und Arbeitszeit<br />

Die Löhne im Schuh- und Ledersektor s<strong>in</strong>d niedrig und<br />

orientieren sich <strong>in</strong> der Regel am gesetzlichen M<strong>in</strong>destlohn,<br />

der je nach Bundesstaat umgerechnet zwischen<br />

50 und 100 Euro im Monat und somit weit unter dem<br />

existenzsichernden Lohn liegt. Entsprechend den Berechnungen<br />

der Asia Floor Wage Alliance müsste e<strong>in</strong><br />

Arbeiter/e<strong>in</strong>e Arbeiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n umgerechnet 294<br />

Euro im Monat ver<strong>die</strong>nen. Alle E<strong>in</strong>kommen der Befragten<br />

(zwischen 20 und 161 Euro) liegen weit darunter.<br />

Dennoch ver<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> meisten Befragten am Ende des<br />

Monats zum<strong>in</strong>dest mehr als den gesetzlichen M<strong>in</strong>destlohn.<br />

Das liegt allerd<strong>in</strong>gs an erheblich längeren Arbeitszeiten<br />

als gesetzlich vorgesehen. So arbeiten viele nach<br />

dem Stücklohnsystem, wo das E<strong>in</strong>kommen von der<br />

täglich produzierten Menge abhängt. Dadurch arbeiten<br />

manche bis zu zwölf Stunden am Tag. Im Stücklohnsystem<br />

werden Überstunden nicht entsprechend vergütet<br />

und Urlaubsansprüche oder Krankschreibungen meist<br />

nicht berücksichtigt.<br />

• Gewerkschaften<br />

Gewerkschaftliche Arbeit und Stärkung der Rechte von<br />

ArbeiterInnen s<strong>in</strong>d nur schwach ausgeprägt. So verfügte<br />

ke<strong>in</strong>e der untersuchten Fabriken <strong>in</strong> Agra über e<strong>in</strong>e<br />

Gewerkschaft. Im traditionell gewerkschaftlich besser<br />

organisierten Ambur s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Gewerkschaften auf dem<br />

Rückzug. Die Liberalisierung des Sektors geht e<strong>in</strong>her mit<br />

e<strong>in</strong>er schrittweisen Aufweichung der ArbeiterInnenrechte,<br />

e<strong>in</strong>em Rückgang von Gewerkschaftsaktivitäten und<br />

fehlenden Beschäftigungsalternativen.<br />

• Gesundheit und Sicherheit<br />

In den Fabriken gibt es häufig ke<strong>in</strong>e Erste-Hilfe-Ausrüstung.<br />

ArbeiterInnen bekommen oft ke<strong>in</strong>e adäquate Sicherheitsbekleidung,<br />

und viele werden nicht über Gefahren<br />

am Arbeitsplatz und Rettungsmaßnahmen aufgeklärt.<br />

Verbrennungen und Schnitte s<strong>in</strong>d häufige Verletzungen.<br />

Behandlungskosten müssen meist selbst getragen werden.<br />

ArbeiterInnen <strong>in</strong> Gerbereien s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er Reihe von weiteren<br />

Gesundheits- und Sicherheitsrisiken ausgesetzt, <strong>die</strong><br />

eng mit Umweltauswirkungen <strong>in</strong>sbesondere der Chromgerbung<br />

zusammenhängen. Beim Gerben kann sich aus<br />

dem Gerbstoff Chrom (III) das gesundheitsgefährdende<br />

und krebserregende Chrom (VI) bilden. Diesem s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />

ArbeiterInnen <strong>in</strong> den Gerbereien oft schutzlos ausgeliefert.<br />

Umweltauswirkungen der Schuhproduktion<br />

Anhand von Boden- und Wasserproben konnte SÜDWIND<br />

<strong>die</strong> unsachgemäße Entsorgung e<strong>in</strong>es Abfallproduktes der<br />

Chromgerbung nachweisen. Dieses verseucht Gewässer <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em weiten Radius um ungesicherte Müllhalden. Gefährliches<br />

Chrom (VI) sickert dabei <strong>in</strong> den Boden und vergiftet <strong>die</strong><br />

Umwelt. H<strong>in</strong>zu kommt <strong>die</strong> Kontam<strong>in</strong>ierung von Ackerböden<br />

durch Bewässerung mit chromverseuchtem Wasser. Dies gefährdet<br />

<strong>die</strong> Lebensgrundlage der Landbevölkerung, <strong>in</strong>dem es<br />

Felder unfruchtbar macht.<br />

Fotos v.l.n.r.: © GMB Akash | © Heather Stilwell<br />

78 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN | THEMEN<br />

Allerorts gaben <strong>die</strong> Befragten an, dass sich <strong>die</strong> Grundwasserqualität<br />

<strong>in</strong> ihren Regionen deutlich verschlechtert<br />

habe. Die unsachgemäße Entsorgung von Abfällen und<br />

<strong>die</strong> unzureichende Klärung von Abwässern schädigt somit<br />

Böden, Pflanzen und Wasserreserven. Dabei s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dische<br />

Umweltschutzgesetze für <strong>die</strong> Leder<strong>in</strong>dustrie ähnlich streng<br />

wie ihre <strong>in</strong>ternationalen Pendants. Doch es herrscht e<strong>in</strong>e<br />

Diskrepanz zwischen den Gesetzen und der tatsächlichen<br />

Praxis der Gerbereien, <strong>die</strong> sich meist nicht an bestehendes<br />

Recht halten. Behörden und Regierung setzen das Recht<br />

nicht durch und e<strong>in</strong>kaufende Firmen nehmen <strong>die</strong>s billigend<br />

<strong>in</strong> Kauf.<br />

Gütezeichen und Zertifizierungssysteme<br />

Es gibt zahlreiche Siegel und Zertifizierungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> der Schuh- und Leder<strong>in</strong>dustrie kontrollieren. Alle<br />

haben unterschiedliche Schwerpunkte und e<strong>in</strong>ige schenken<br />

sozialen Kriterien gar ke<strong>in</strong>e oder zu wenig Beachtung. Für den<br />

deutschen Schuhmarkt s<strong>in</strong>d derzeit folgende Siegel relevant:<br />

das EU-Umweltzeichen, das Österreichische Umweltzeichen<br />

UZ 65, der Blaue Engel für Schuhe und Leder, IVN Naturleder,<br />

ECARF und SG – Schadstoffgeprüft. Positiv hervorzuheben<br />

s<strong>in</strong>d IVN Naturleder und das Österreichische Umweltzeichen<br />

UZ 65. IVN befasst sich mit Umwelt-, Sozial- und Arbeitsstandards<br />

und hat umfassende Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>die</strong> ökologisch und<br />

gesellschaftlich verantwortungsvolle Herstellung von Leder.<br />

Das österreichische UZ 65 schließt neben der Chromgerbung<br />

auch andere m<strong>in</strong>eralische Gerbstoffe aus. Arbeitsrecht und<br />

-bed<strong>in</strong>gungen werden umfassend mite<strong>in</strong>bezogen. Damit<br />

verfolgt UZ 65 e<strong>in</strong>en vorbildlichen holistischen Ansatz. Die<br />

Kriterien des Blauen Engels bef<strong>in</strong>den sich derzeit <strong>in</strong> Revision.<br />

Wünschenswert wäre <strong>die</strong> Orientierung an den sozialen Kriterien<br />

des UZ 65.<br />

In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d zahlreiche Multi-Stakeholder-Initiativen<br />

(MSI) entstanden. E<strong>in</strong>ige MSI bestehen<br />

aus Unternehmen und Nichtregierungs-Organisationen<br />

(NRO), andere b<strong>in</strong>den auch Regierungsakteure mit e<strong>in</strong>,<br />

während wieder andere e<strong>in</strong>e Struktur aus Unternehmen,<br />

NRO und Gewerkschaften bevorzugen. Diese br<strong>in</strong>gen <strong>die</strong><br />

besten Erfolgsaussichten zugunsten der Menschenrechte<br />

bei der Arbeit mit sich. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür ist <strong>die</strong> Fair<br />

Wear Foundation (FWF), <strong>die</strong> leider im Schuh- und Ledersektor<br />

noch wenig Beachtung gefunden hat. Wünschenswert<br />

wäre, wenn sich Sektor<strong>in</strong>itiativen wie zum Beispiel<br />

CADS – e<strong>in</strong>e Organisation der deutschen Schuh<strong>in</strong>dustrie,<br />

der 80 Betriebe angehören, darunter Produzenten wie<br />

<strong>die</strong> Ara AG und Händler wie Reno oder Deichmann – e<strong>in</strong><br />

Beispiel an MSI nehmen, weitere Interessengruppen wie<br />

NRO und Gewerkschaften e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den und soziale Aspekte<br />

berücksichtigen würden.<br />

© Opmeer Reports<br />

WENN UNSERE UMWELT NICHT FÜR DIE RENDITE<br />

BEZAHLEN MUSS. DANN IST ES GUTES GELD.<br />

GUTESGELD.DE<br />

NACHHALTIGE GELDANLAGE SEIT 1975.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

79


THEMEN | VERANTWORTUNG, VISIONEN, AKTIONEN<br />

Die wenigen Siegel, <strong>die</strong> ernsthaft soziale Kriterien berücksichtigen,<br />

f<strong>in</strong>den bislang kaum Anwendung. Verantwortungsvolle<br />

VerbraucherInnen müssen deshalb noch den umständlichen<br />

Weg der Eigenrecherche gehen und gezielt beim Händler<br />

nachfragen. So können sie durch ihr Kaufverhalten dazu<br />

beitragen, dass Unternehmen Praktiken ändern und Menschenrechte<br />

bei der Arbeit e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Forderungen von SÜDWIND<br />

Die Öffentlichkeit soll über <strong>die</strong> Gefahren und Verwendung<br />

von chromgegerbtem Leder <strong>in</strong>formiert werden.<br />

Unternehmen müssen sicherstellen, dass beim Gerben weitreichender<br />

Gesundheits- und Umweltschutz gewährleistet<br />

ist, und Verantwortung für Umwelt-, Gesundheits- und<br />

Sicherheitsrisiken übernehmen. Dazu sollten Unternehmen<br />

e<strong>in</strong>er dreigliedrigen MSI beitreten, <strong>die</strong> konkrete Verbesserungen<br />

der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Leder<strong>in</strong>dustrie voranbr<strong>in</strong>gen,<br />

und bereit se<strong>in</strong>, für höhere soziale und ökologische<br />

Standards zu zahlen.<br />

Die <strong>in</strong>dische Regierung muss Maßnahmen ergreifen, um<br />

<strong>die</strong> Menschenrechte bei der Arbeit zu schützen. E<strong>in</strong> erster<br />

Schritt ist <strong>die</strong> Festsetzung des M<strong>in</strong>destlohns auf m<strong>in</strong>destens<br />

60 Prozent des regionalen Durchschnittslohnes, darüber<br />

h<strong>in</strong>aus sollte das Land <strong>die</strong> relevanten Arbeitsnormen der<br />

International Labour Organisation (ILO) ratifizieren.<br />

Politische EntscheidungsträgerInnen <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong><br />

der EU sollten rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen schaffen, um<br />

menschenrechtsverletzende Unternehmenspraktiken und<br />

Vergehen gegen das Unternehmensstrafrecht zu ahnden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sollten sie <strong>die</strong> Initiative bei der Schaffung von<br />

MSI für <strong>die</strong> Schuh- und Lederproduktion ergreifen.<br />

Fazit: Nur wenn sich alle Interessengruppen aktiv e<strong>in</strong>setzen,<br />

können <strong>die</strong> Arbeits- und Umweltbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Schuhund<br />

Leder<strong>in</strong>dustrie wirksam verbessert werden. Es muss<br />

sichergestellt werden, dass <strong>die</strong> Profite der Industrie nicht<br />

auf Kosten derer gemacht werden, <strong>die</strong> am unteren Ende der<br />

Wertschöpfungskette stehen.<br />

ANTON PIEPER<br />

war nach dem Studium der Politikwissenschaften und se<strong>in</strong>em Abschluss<br />

als Diplom-Politologe seit dem Jahr 2<strong>01</strong>0 <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Funktionen bei den Menschenrechtsorganisationen Fian Deutschland<br />

und Fian International tätig. Seit 2<strong>01</strong>5 arbeitet er als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter bei SÜDWIND.<br />

In<strong>die</strong>n – der Lederschuhgigant<br />

In<strong>die</strong>n ist das Land mit der zweitgrößten Schuhproduktion weltweit.<br />

2<strong>01</strong>6 wurden 2,26 Milliarden Schuhpaare und damit 9,6<br />

Prozent der Weltproduktion <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n hergestellt. Mehr als e<strong>in</strong>e<br />

Million Menschen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Schuh- und über 2,5 Millionen <strong>in</strong> der<br />

gesamten Leder<strong>in</strong>dustrie beschäftigt. 2<strong>01</strong>6 produzierte In<strong>die</strong>n ca.<br />

119 Millionen Paar Lederschuhe. Der <strong>in</strong>dischen Schuh<strong>in</strong>dustrie fällt<br />

es jedoch schwer, ihre Schuhe teuer zu exportieren. So liegt der<br />

durchschnittliche Exportwert <strong>in</strong>discher Lederschuhe mit 15,81 US-<br />

Dollar deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt (25,16 US-Dollar).<br />

Hauptimportländer für Leder und Lederwaren s<strong>in</strong>d Deutschland,<br />

USA, Großbritannien, Italien und Hongkong. In In<strong>die</strong>n gibt es<br />

viele Produktionszentren für Schuhe und Leder, <strong>die</strong> sich über das<br />

gesamte Land verteilen. Die wichtigsten Zentren bef<strong>in</strong>den sich im<br />

süd<strong>in</strong>dischen Bundesstaat Tamil Nadu – <strong>in</strong> der Region um Chennai<br />

(Madras), <strong>in</strong> Chromepet-Pallavaran, im Velloré-Bezirk, <strong>in</strong> der Stadt<br />

Erode – sowie <strong>in</strong> Agra im nord<strong>in</strong>dischen Bundesstaat Uttar Pradesh.<br />

80 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


<strong>forum</strong> JUNIOR<br />

Legen selbst Hand an: Fürst Albert von Monaco und Felix F<strong>in</strong>kbe<strong>in</strong>er<br />

pflanzen am 9. März 2<strong>01</strong>8 symbolisch e<strong>in</strong>en Baum.<br />

ES WAR EINMAL …<br />

… vor gar nicht langer Zeit …<br />

Fotos: © Daniel Nückel / Plant-for-the-Planet<br />

… da beschloss e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Junge, Bäume zu pflanzen. Am Anfang nahm das ke<strong>in</strong>er so richtig ernst.<br />

Doch er gewann immer mehr K<strong>in</strong>der für se<strong>in</strong>e Idee und mittlerweile s<strong>in</strong>d Millionen von Bäumen gepflanzt.<br />

Nun ist aus dem kle<strong>in</strong>en Jungen e<strong>in</strong> großer junger Mann geworden und er hat sich e<strong>in</strong> neues Ziel gesteckt.<br />

E<strong>in</strong>e Billion frisch gepflanzte Bäume sollen den Klimawandel bekämpfen.<br />

Von Fritz Lietsch<br />

Sie ahnen es bereits, von wem <strong>die</strong> Rede ist: Felix F<strong>in</strong>kbe<strong>in</strong>er<br />

und <strong>die</strong> Plant for the Planet-K<strong>in</strong>der aus über 100 Ländern.<br />

Sie haben sich nun geme<strong>in</strong>sam <strong>die</strong> „Trillion Trees Campaign“<br />

ausgedacht. Und dafür konnten Sie niemand ger<strong>in</strong>geren als<br />

Fürst Albert von Monaco als Schirmherren gew<strong>in</strong>nen. Und mit<br />

ihm e<strong>in</strong>e ganze Menge vermögender Menschen, <strong>die</strong> bei der<br />

Startveranstaltung der Kampagne am 9. März <strong>in</strong> Monte Carlo<br />

ihre Versprechen zur Unterstützung öffentlich bekannt gaben.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

81


<strong>forum</strong> JUNIOR<br />

Brief und Siegel: Initiator und Schirmherr s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig. Wir pflanzen<br />

Bäume für den Klimaschutz.<br />

Wir alle s<strong>in</strong>d gefragt<br />

Jeder von uns vermag etwas zu tun. Und das zeigte sich auch<br />

bei der Veranstaltung im mondänen Fürstentum am Mittelmeer:<br />

Sei es der kle<strong>in</strong>e Junge, der auf <strong>die</strong> Bühne kletterte<br />

und versprach, jedes Jahr persönlich zwei Bäume zu pflanzen<br />

oder e<strong>in</strong> Unternehmer, der <strong>in</strong>nerhalb der nächsten 2 Jahre<br />

<strong>die</strong> Pflanzung von e<strong>in</strong>er Million Bäumen f<strong>in</strong>anziert. Die Wirtschaftsjunioren<br />

möchten mit ihren 160.000 Mitgliedern <strong>in</strong><br />

kürzester Zeit weltweit 2 Millionen Bäume pflanzen und der<br />

Plant ahead: Die Teilnehmer feiern mit großer Begeisterung den<br />

Start der Kampagne.<br />

<strong>Zukunft</strong>, doch es gibt ihnen <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> sie brauchen, um<br />

<strong>die</strong> CO 2<br />

-Emissionen langfristig zu senken. In Monaco werden<br />

deshalb auch kritische Botschaften Richtig Berl<strong>in</strong> geschickt:<br />

„Wir haben jetzt gerade erlebt, wie <strong>in</strong> den Koalitionsverhandlungen<br />

<strong>die</strong> Klimaziele e<strong>in</strong>fach aufgegeben wurden.<br />

Dabei geht es um <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> von uns K<strong>in</strong>dern“. Doch <strong>die</strong><br />

Jugendlichen lassen sich nicht entmutigen und nehmen<br />

ihre Sache jetzt noch entschiedener selbst <strong>in</strong> <strong>die</strong> Hand. Sie<br />

setzen dabei ihre Hoffnung darauf, dass viele „Unternehmer“<br />

Everyone can be the change<br />

Jane Goodall<br />

Suchmasch<strong>in</strong>enanbieter Ecosia bestärkte se<strong>in</strong> Ziel, 1 Milliarde<br />

Bäume zu pflanzen.<br />

Die K<strong>in</strong>der von Plant for the Planet freuen sich über all <strong>die</strong>se<br />

Zusagen zur Unterstützung. Dennoch mahnt der mittlerweile<br />

20-Jährige Felix <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Eröffnungsrede: „Die Klimaversprechen<br />

von Paris reichen nicht aus, um <strong>die</strong> 2°C-Grenze<br />

zu halten. Wir müssen mehr tun. Wir K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

brauchen deshalb jetzt <strong>die</strong> Hilfe der „High Emitters“, der vermögendsten<br />

10 Prozent der Bevölkerung. Sie verursachen<br />

e<strong>in</strong>en hohen CO 2<br />

-Ausstoß, sie haben <strong>die</strong> f<strong>in</strong>anziellen Mittel,<br />

um sich zu engagieren. Sie können helfen.<br />

Und Felix fährt unter dem Beifall der K<strong>in</strong>der und Erwachsenen<br />

fort: „Und Ihr müsst es nicht nur für uns tun, denn auch für<br />

Euch steht f<strong>in</strong>anziell e<strong>in</strong>iges auf dem Spiel. Wenn <strong>die</strong> Klimakrise<br />

so schlimm kommt, wie befürchtet, dann verliert besonders<br />

Ihr reichen Menschen hohe Vermögenswerte. Wir sagen<br />

also: Helft uns K<strong>in</strong>dern, damit helft ihr auch euch selbst.“<br />

sagen: „Wir s<strong>in</strong>d mit dabei, wir pflanzen mit Euch geme<strong>in</strong>sam<br />

1.000.000.000.000 Bäume!“<br />

Bäume können viel mehr …<br />

… als CO 2<br />

b<strong>in</strong>den. Weltweite Aufforstungsprojekte bekämpfen<br />

auch Armut und Ungleichheit. Mehr dazu f<strong>in</strong>det Ihr auf der<br />

folgenden Themenseite „Wald und Wirtschaft“. Auf alle<br />

Fälle können mit der Trillion Trees Campaign Unternehmen,<br />

Organisationen, Regierungen und jeder e<strong>in</strong>zelne von uns zu<br />

10 der 17 <strong>Nachhaltig</strong>keitsziele der UN beitragen.<br />

www.plant-for-the-planet.org<br />

S<strong>in</strong>d Unternehmer schneller als <strong>die</strong> Politik?<br />

Die K<strong>in</strong>der von Plant for the Planet wissen: Das Pflanzen<br />

von 1.000 Milliarden Bäumen rettet noch lange nicht ihre<br />

82 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


<strong>forum</strong> JUNIOR<br />

Gut zu wissen<br />

GEBT DEN KINDERN<br />

DAS KOMMANDO<br />

neu<br />

In der Shell-Jugendstu<strong>die</strong> 2<strong>01</strong>5 und der europaweiten Stu<strong>die</strong> „Generation<br />

What?“ 2<strong>01</strong>7 wurden Jugendliche zu ihren Ängsten gefragt: Der Klimawandel<br />

landete auf Platz Nr. 1 bzw. Nr. 2. Es ist Zeit, zu handeln.<br />

E<strong>in</strong> Kommentar von Stefan Baumeister<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche hatten schon immer den unbändigen Willen und <strong>die</strong> Überzeugung<br />

<strong>die</strong> Welt zum Besseren verändern zu können. Zum Besseren muss für uns Erwachsene<br />

heute <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie bedeuten, dafür zu sorgen, dass unsere Erde auch überall für unsere<br />

K<strong>in</strong>der und Enkel lebenswert bleibt. Wir sollten <strong>die</strong> jungen Menschen deshalb mit allen<br />

uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen. Klimabildung ist uns deswegen e<strong>in</strong>e<br />

Herzensangelegenheit. Mit altersstufengerechten Programmen hat myclimate <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren viele Tausend K<strong>in</strong>der und Jugendliche <strong>in</strong> Schulen sowie auch Berufse<strong>in</strong>steiger<br />

erreicht und dabei folgende Erfahrungen gemacht: Wissen zum Klimawandel vermitteln,<br />

Zusammenhänge erklären und <strong>Nachhaltig</strong>keit konkret machen, z.B. über viele Tipps für den<br />

Alltag. Das ist <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Sache. Doch aus me<strong>in</strong>er Sicht s<strong>in</strong>d weitere Komponenten wichtig:<br />

• Den Perspektivenwechsel erreichen<br />

Mit 500 Schülern <strong>in</strong> der Reutl<strong>in</strong>ger Stadthalle hatten wir 3 Weltklimakonferenzen (<strong>die</strong><br />

Jahre 2020, 2035 und 2050) simuliert. Mit dem Wissen des „deutlich unter 2 Grad Erwärmungsziels“<br />

durften <strong>die</strong> Schüler aktiv abstimmen, ob sich ihr Land für mehr oder<br />

weniger Klimaschutz e<strong>in</strong>setzt. Die Konsequenzen ihrer Entscheidung sahen sie dann <strong>in</strong><br />

jeweils vorbereiteten Szenarien der Jahre 2035 und 2050.<br />

• Zum Handeln aktivieren bzw. motivieren<br />

Die Botschaft lautet: „jeder kann e<strong>in</strong>en Beitrag leisten“ und „alle zusammen können wir<br />

viel mehr erreichen“. Es gilt, <strong>die</strong> Teilnehmer emotional gew<strong>in</strong>nen. Handlungsorientierung<br />

ist auch der klassische Ansatz der Bildung für <strong>Nachhaltig</strong>e Entwicklung. Diese ist <strong>in</strong><br />

Schullehrplänen mehr oder weniger verankert. Lehrer schätzen jedoch immer wieder<br />

frischen externen Input.<br />

Kugelschreiber Satellite<br />

FSC®-zertifizierte<br />

heimische Buche<br />

auswechselbare<br />

Steckm<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>dividueller<br />

Werbeaufdruck<br />

• Die erreichten Ergebnisse wertschätzen<br />

Wenn Sie den Gestaltungswillen von jungen Menschen fördern wollen, geben Sie Aufmerksamkeit<br />

und konstruktives Feedback. Unser Motto: Über Wettbewerbe mit Auszeichnungen<br />

oder mit großen Klimafesten positive Erlebnisse erzeugen.<br />

Wir halten es mit Herbert Grönemeyer „Gebt den K<strong>in</strong>dern das Kommando!“ und empfehlen<br />

weiterführende Informationen auf den Seiten:<br />

www.energie-klimapioniere.de<br />

www.plant-for-the-planet.org<br />

www.multivision.<strong>in</strong>fo<br />

Tel. +49 9181 2975 75<br />

<strong>in</strong>fo@em-holzprodukte.de<br />

www.em-holzprodukte.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

83


THEMEN | WALD UND WIRTSCHAFT<br />

Der Wald bietet e<strong>in</strong> Netzwerk symbiotischer Beziehungen und ist damit Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen.<br />

Naturwälder als perfekte Lehrmeister für Manager<br />

WIR SCHICKEN SIE IN DEN<br />

WALD …<br />

Ökosysteme s<strong>in</strong>d deshalb erfolgreich, weil sie durch Vielfalt, Teilhabe und Symbiose e<strong>in</strong>en Mehrwert für<br />

alle Beteiligten schaffen. Mit den Erfolgspr<strong>in</strong>zipien der Ökologie entdecken Sie e<strong>in</strong> neues Wettbewerbsverständnis<br />

und werden zum Gew<strong>in</strong>ner auf den Märkten von morgen.<br />

Von Ra<strong>in</strong>er Kant und Friedrich Glauner<br />

Kennen Sie den Wald? „Klar!“, sagen Sie. Er ist ideal zum<br />

Mounta<strong>in</strong>bik<strong>in</strong>g, Wandern oder Pilze Sammeln, gut für <strong>die</strong><br />

Erholung und außerdem wichtig für den Klimaschutz, als<br />

Holzlieferant und Wasserspeicher. Richtig! All das und noch<br />

viel mehr erbr<strong>in</strong>gt <strong>in</strong>sbesondere der Naturwald zum Nutzen<br />

für den Menschen.<br />

Wie aber funktioniert der Wald genau? Was macht ihn seit<br />

350 Millionen Jahren zu e<strong>in</strong>em der erfolgreichsten Wirtschaftsunternehmen<br />

der Natur, das selbst Vulkanausbrüche,<br />

Überschwemmungen und diverse Klimakatastrophen<br />

der Erdgeschichte gemeistert hat? Welche Naturpr<strong>in</strong>zipien<br />

machen Wälder so erfolgreich und was kann man davon auf<br />

heutige Wirtschaftsunternehmen übertragen?<br />

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse aus den letzten Jahren<br />

geben Antworten. Sie lassen nicht nur Waldökosysteme<br />

<strong>in</strong> neuem Licht ersche<strong>in</strong>en, sondern weisen auch den Weg für<br />

e<strong>in</strong>e erfolgreiche Unternehmensführung. Die Natur zeigt, wie<br />

beispielsweise Kommunikation und Kooperation, Symbiose<br />

und Nutzenstiftung zu Kräften werden, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelne Arten und<br />

zugleich das gesamte Waldsystem stärken. Folgende Beispiele<br />

aus Waldökosystemen verdeutlichen, wie Unternehmen<br />

<strong>die</strong>se Erfolgspr<strong>in</strong>zipien für sich nutzen können.<br />

Symbiose auf dem Markt für Nährstoffe<br />

Jüngere Forschungsergebnisse belegen, dass Waldböden e<strong>in</strong><br />

dichtes Geflecht aus Wurzeln und Pilzen durchzieht, durch<br />

Fotos: © Ra<strong>in</strong>er Kant<br />

84 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

Das perfekte Zusammenspiel im Wald geht über e<strong>in</strong>e Kreislaufwirtschaft h<strong>in</strong>aus, denn es werden neue, zusätzliche Ressourcen aufgebaut.<br />

das Bäume untere<strong>in</strong>ander Kohlenstoff <strong>in</strong> großen Mengen<br />

austauschen. Lange bekannt ist, dass Mykorrhiza-Pilze, <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong> Symbiose mit e<strong>in</strong>em Baum leben, ihren Wirt über ihr<br />

Wurzelgeflecht mit wichtigen Nährstoffen wie Stickstoff und<br />

Phosphor versorgen. Zusätzlich steigern sie das Wachstum<br />

und <strong>die</strong> Stressresistenz der Bäume, <strong>in</strong>dem sie <strong>die</strong> Wasserversorgung<br />

verbessern oder Krankheitserreger und giftige<br />

Schwermetalle abfangen. Im Gegenzug erhalten sie von<br />

den Bäumen Kohlenstoff <strong>in</strong> Form von Zucker, den der Baum<br />

durch se<strong>in</strong>e Photosynthese herstellt und den Pilze benötigen,<br />

aber nicht selbst erzeugen können. Da sich Mykorrhiza-Pilze<br />

gleichzeitig mit mehreren Bäumen verknüpfen, wird der<br />

Zucker auch zwischen den Bäumen unterschiedlicher Arten<br />

ausgetauscht – also von der Buche zum Ahorn oder von der<br />

Fichte zur Kiefer. Der Pilz handelt hierbei als Zwischenhändler.<br />

Das lässt darauf schließen, dass der Baum se<strong>in</strong>e selbst<br />

hergestellten, energiereichen Zuckerbestandteile nicht nur<br />

für sich und se<strong>in</strong>e Pilzpartner e<strong>in</strong>setzt, sondern <strong>in</strong>direkt über<br />

das weitreichende unterirdische Pilznetzwerk an alle anderen<br />

Waldbäume mitverteilt. Das bedeutet: Viele gut versorgte<br />

Nachbarbäume erhalten den Wald als Ganzes und dadurch<br />

ist auch der E<strong>in</strong>zelbaum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Existenz besser geschützt.<br />

Übertragen wir das Pr<strong>in</strong>zip der Symbiose auf Unternehmen,<br />

bedeutet <strong>die</strong>s, erfolgreiche Unternehmen organisieren<br />

Austauschprozesse, bei denen Lieferketten ersetzt werden<br />

durch Kooperationsnetzwerke, <strong>die</strong> allen nutzen, <strong>die</strong> an der<br />

Erstellung und Nutzung e<strong>in</strong>es Produktes beteiligt oder von<br />

ihr betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für das Pr<strong>in</strong>zip symbiotischer Kooperationsnetzwerke<br />

bietet <strong>die</strong> TRUMPF GmbH, e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ditz<strong>in</strong>gen bei Stuttgart<br />

ansässiger Weltmarktführer für Werkzeugmasch<strong>in</strong>en, Elektrowerkzeuge<br />

und Lasertechnik. So gründete TRUMPF 2<strong>01</strong>4<br />

e<strong>in</strong>e eigene Bank, um sich von den globalen F<strong>in</strong>anzmärkten<br />

zu entkoppeln und Kunden beim Kauf von TRUMPF-Anlagen<br />

kostenadäquat zu f<strong>in</strong>anzieren. Dadurch erhalten Kunden auch<br />

<strong>in</strong> schwierigen Marktsituationen e<strong>in</strong>e tragfähige F<strong>in</strong>anzierung<br />

und werden zugleich langfristig an TRUMPF gebunden. Das<br />

F<strong>in</strong>anzierungsangebot stellt damit e<strong>in</strong>en weiteren Schritt im<br />

Aufbau von partnerschaftlichen Kooperationsnetzwerken dar,<br />

da TRUMPF schon seit Langem <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit<br />

se<strong>in</strong>en Kunden neue Produkte entwickelt.<br />

E<strong>in</strong> Geflecht von Wirtschaftsbeziehungen<br />

So wie e<strong>in</strong> Unternehmen mit se<strong>in</strong>en Zulieferern und Kunden<br />

<strong>in</strong>teragiert, s<strong>in</strong>d auch Bäume <strong>in</strong> der Lage, ihre Handelsbeziehungen<br />

mit den Pilzen aktiv zu regeln. Häufig lebt e<strong>in</strong> Baum<br />

mit mehreren Pilzpartnern <strong>in</strong> Symbiose, <strong>die</strong> mit ihm unterschiedlich<br />

stark kooperieren. Diese Konkurrenzsituation der<br />

Pilze nutzen Bäume gezielt zum eigenen Vorteil. Dabei wird<br />

e<strong>in</strong> quasi marktwirtschaftlicher Prozess ausgelöst, der von<br />

Preis und Leistung bestimmt wird. S<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Pilze zu geizig,<br />

drosseln <strong>die</strong> Bäume e<strong>in</strong>fach <strong>die</strong> Versorgung mit Zucker und<br />

zw<strong>in</strong>gen <strong>die</strong> Pilze so zu stärkerer Kooperation. Liefert der Pilz<br />

daraufh<strong>in</strong> zum Beispiel vermehrt Phosphate, wird er vom<br />

Baum wieder vermehrt mit lebensnotwendigen Kohlenhydraten<br />

versorgt. Der Druck auf <strong>die</strong> Pilze muss allerd<strong>in</strong>gs maßvoll<br />

se<strong>in</strong>, denn <strong>die</strong> Entwicklung der Pilze darf nicht geschädigt<br />

werden. Schließlich sollen sie sich gut entwickeln können,<br />

um langfristig ausreichend Nährstoffe für <strong>die</strong> Versorgung<br />

der Bäume bereitzustellen.<br />

Übertragen wir <strong>die</strong>ses w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Pr<strong>in</strong>zip des angemessenen<br />

Leistungsaustausches auf <strong>die</strong> Wirtschaft, bedeutet <strong>die</strong>s, dass<br />

nur jene Wirtschaftskreisläufe zukunftsfähig s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> Vielfalt<br />

fördern und Maß halten. Heutige Gew<strong>in</strong>ner-nehmen-alles-Märkte,<br />

das rücksichtslose Streben nach Marktanteilen<br />

und <strong>die</strong> maximale Standardisierung s<strong>in</strong>d deshalb Kennzeichen<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Wirtschaften</strong>s, das <strong>die</strong> eigene Ressourcenbasis<br />

langsam, aber sicher zerstört.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für <strong>die</strong> maßhaltende Förderung von Vielfalt bietet<br />

das neuseeländische Unternehmen Icebreaker. Das vor gut<br />

15 Jahren <strong>in</strong> Neuseeland gegründete Unternehmen bewegt<br />

sich im Markt der Sportfunktionswäsche. Es verwendet ausschließlich<br />

Wolle von Mer<strong>in</strong>oschafen, <strong>die</strong> von kle<strong>in</strong>en Schafzüchtern<br />

<strong>in</strong> naturnaher Weidewirtschaft gehalten werden. In<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. E<strong>in</strong> Produkt der Ste<strong>in</strong>beis Papier GmbH.<br />

85


Die jüngste Entdeckung: Bäume kommunizieren. Und nicht nur sie, e<strong>in</strong>e Vielzahl von Pflanzen und Tieren verständigen sich mite<strong>in</strong>ander.<br />

allen Arbeitsschritten wie Färben, Sp<strong>in</strong>nen, Weben, Nähen<br />

achtet Icebreaker darauf, dass <strong>Nachhaltig</strong>keitsstandards sowie<br />

Arbeitsschutz und faire Entlohnung e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

In jedem Kleidungsstück bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Nummer, über<br />

<strong>die</strong> der Endkunde im Internet den Entstehungsweg se<strong>in</strong>es<br />

Kleidungsstückes bis zurück zur ursprünglichen Schafherde<br />

verfolgen kann. Außerdem hat <strong>die</strong> Mer<strong>in</strong>owolle gegenüber<br />

Synthetik Stoffen vielfältige Produktvorteile, da ausgemusterte<br />

Kleidungsstücke nicht nur recyclebar, sondern zusätzlich<br />

auch biologisch abbaubar s<strong>in</strong>d. Das Geschäftsmodell von Icebreaker<br />

setzt so auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette<br />

auf substantiell nachhaltige Nutzenstiftung.<br />

Kommunikation – der Vorteil, zu wissen, was los ist<br />

Seit dem Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ von<br />

Peter Wohlleben wissen aufmerksame Leser: Ohne ständige<br />

Kommunikation läuft im Wald gar nichts. Wurzeln, Blüten,<br />

Blätter, Früchte und sogar Tiere spielen dabei überwiegend<br />

auf der chemischen Klaviatur. Unzählige pflanzliche und tierische<br />

Drüsen stoßen flüchtige organische Substanzen aus, <strong>die</strong><br />

über <strong>die</strong> Luftströmung oder im Wasser verbreitet werden und<br />

dabei Botschaften übermitteln. Werden beispielsweise <strong>die</strong><br />

Blätter der Pappel von Fressfe<strong>in</strong>den attackiert, erhöhen sie<br />

<strong>die</strong> Gerbsäureproduktion und dünsten e<strong>in</strong>en ganz bestimmten<br />

Duftstoff aus: Äthylen. Dieser wirkt wie e<strong>in</strong> Angstschrei<br />

und setzt Nachbarbäume <strong>in</strong> Alarmbereitschaft, <strong>die</strong> ebenfalls<br />

den Gehalt an Gerbsäure <strong>in</strong> ihren Blättern erhöhen und damit<br />

Fressfe<strong>in</strong>de abschrecken und weitere Baumkollegen warnen.<br />

Damit wird der Fraß Schaden großflächiger verteilt, wie das<br />

nächste Beispiel zeigt.<br />

Giraffen <strong>in</strong> Südafrika haben sich entwicklungsgeschichtlich<br />

auf den gestiegenen Tann<strong>in</strong>gehalt angeknabberter<br />

Akazienblätter e<strong>in</strong>gestellt. Sie fressen nur kurz und ziehen<br />

dann weiter – aber nicht zur nächsten Akazie, sondern zu<br />

e<strong>in</strong>er weiter entfernten, <strong>die</strong> noch nicht durch Duftstoffe<br />

vorgewarnt wurde. E<strong>in</strong>e andere Strategie der Giraffen ist,<br />

gleich gegen <strong>die</strong> W<strong>in</strong>drichtung zu ziehen, um damit <strong>die</strong><br />

Verbreitung der Alarmsignale über <strong>die</strong> Luftströmung zu<br />

umgehen. Pflanzen haben aber noch andere raff<strong>in</strong>ierte<br />

Tricks auf Lager: Bei Schädl<strong>in</strong>gsbefall können sie <strong>die</strong> Fe<strong>in</strong>de<br />

ihrer Fe<strong>in</strong>de herbeirufen. Wird <strong>die</strong> Pflanze angeknabbert,<br />

stellt sie das „Wundhormon“ Jasmon her, das sich <strong>in</strong>nerhalb<br />

von M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> allen Röhrensystemen, vom Stängel bis zur<br />

Wurzel, verbreitet und e<strong>in</strong>e hohe Anzahl biochemischer<br />

Reaktionen <strong>in</strong> Gang setzt. Sie aktivieren Gene, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en auf<br />

den Schädl<strong>in</strong>g abgestimmten Geruch produzieren, der aus<br />

den Spaltöffnungen der Blätter ausgesendet wird. Nützl<strong>in</strong>ge<br />

wie Insekten verstehen <strong>die</strong>sen Duftcode auch noch aus e<strong>in</strong>er<br />

Entfernung, <strong>die</strong> aus menschlicher Perspektive dem Geruch<br />

e<strong>in</strong>er Erbsensuppe über mehrere Kilometer entspricht. Auf<br />

<strong>die</strong>se Weise lockt <strong>die</strong> Pflanze zum Beispiel Schlupfwespen,<br />

Erzwespen und Raubmilben zur Vertilgung gefräßiger Raupen<br />

herbei und wirft den Fressfe<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>en Fe<strong>in</strong>den zum Fraß vor.<br />

Übertragen wir das Pr<strong>in</strong>zip natürlicher Kommunikation auf<br />

<strong>die</strong> Unternehmenswelt, wird deutlich: Kommunikation wird<br />

dort zum Erfolgsfaktor, wo sie wahrhaftig und relevant ist.<br />

Dies taucht viele Werbeaussagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> fragwürdiges Licht.<br />

Nicht so <strong>die</strong> bekannte Werbeaussage des Babynahrungsherstellers<br />

Claus Hipp: „Dafür stehe ich mit me<strong>in</strong>em Namen.“<br />

Diese Aussage ist deshalb so ausdrucksstark und werbewirksam,<br />

weil der Besitzer selbst e<strong>in</strong>steht für e<strong>in</strong> <strong>Wirtschaften</strong>,<br />

bei dem Ökologie, Ökonomie und sozial engagiertes Unternehmertum<br />

Hand <strong>in</strong> Hand gehen.<br />

Was Unternehmen von Waldökosystemen<br />

lernen können<br />

Das von B.A.U.M. e.V. und dem Tüb<strong>in</strong>ger Weltethos-Institut entwickelte<br />

Sem<strong>in</strong>ar „Wettbewerbsvorteil Wertschöpfungsnetzwerke“<br />

gibt Unternehmen, Kommunen und Organisationen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> Systemzusammenhänge von Natur und Wirtschaft. Es zeigt den<br />

Teilnehmern, wie der zukunftsweisende Ansatz von „ethikologischen<br />

Geschäftsmodellen“ praktisch umgesetzt werden kann.<br />

www.baumev.de<br />

86 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

Ressourcenaufbau und Nutzenstiftung<br />

Je länger sich e<strong>in</strong> Wald an e<strong>in</strong>em Standort entwickeln kann<br />

und je höher <strong>die</strong> Baumartenvielfalt ist, desto größer ist das<br />

Biomasseangebot des Waldes – der Ressourcengrundstock<br />

für das Wachstum. Mit zunehmender Altersspanne der Bäume,<br />

der Vielgestaltigkeit der Waldstruktur und dem Anstieg<br />

des Totholzanteils nehmen der Reichtum an besiedelbaren<br />

Kle<strong>in</strong>stlebensräumen und damit <strong>die</strong> Artenvielfalt zu. Der<br />

Naturwald differenziert sich damit im Laufe der Zeit zunehmend<br />

aus und erschließt se<strong>in</strong>en Mitbewohnern symbiotische<br />

Wechselbeziehungen. Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>e hohe Dynamik<br />

und Erneuerungsfähigkeit auf kle<strong>in</strong>er Fläche sowie e<strong>in</strong>e hohe<br />

Stabilität der Gesamtwaldfläche. Die Vielfalt an Nischen und<br />

Arten ist so groß, dass Störungen von außen ke<strong>in</strong>e ernsthafte<br />

Gefahr darstellen, da zu jeder Zeit e<strong>in</strong>e walderhaltende<br />

Reaktion erfolgen kann. Durch das Vorhalten e<strong>in</strong>er lokalen<br />

Vielfalt durch beispielsweise e<strong>in</strong>e hohe Anzahl unterschiedlicher<br />

Samen und Pilzgeflechte im Boden kann nach e<strong>in</strong>em<br />

Großfeuer der Standort rasch wieder besiedelt werden.<br />

Großstrukturen, Monopolbildungen, „globalisierendes“<br />

<strong>Wirtschaften</strong> und Ressourcenraubbau s<strong>in</strong>d Naturwäldern<br />

fremd. Dieses natürliche, krisenresistente Wachstumspr<strong>in</strong>zip<br />

führt zu e<strong>in</strong>er „ressourcenschöpfenden Mehrwertstiftung“<br />

und zeigt damit folgende Wege für den Unternehmenserfolg<br />

auf: <strong>Nachhaltig</strong> erfolgreich werden Unternehmen, wenn<br />

sie Mehrwertkreisläufe aufbauen, <strong>die</strong> sich selbst tragende<br />

Systeme bilden. Wie <strong>die</strong>s gel<strong>in</strong>gen kann, zeigt uns erneut e<strong>in</strong><br />

Blick <strong>in</strong> den Wald: Spechte reduzieren <strong>in</strong> ihrem Umfeld <strong>die</strong><br />

Anzahl holzfressender Insekten: unmittelbar durch Verzehr,<br />

<strong>in</strong>direkt durch <strong>die</strong> Schaffung von Nistmöglichkeiten für weitere<br />

Insektenfresser wie Eulen, Kleiber, Dohlen, Stare und<br />

Fledermäuse. Zusätzlich schaffen sie Raum für weitere Folgebesiedler,<br />

wie zum Beispiel Baum-, Garten-, Siebenschläfer,<br />

Wildbienen, Wespen, Hummeln etc.<br />

Ameisen leben nicht nur <strong>in</strong> vielfältigen Symbiosen mit<br />

Pflanzen und Blattläusen. Sie stiften darüber h<strong>in</strong>aus Nutzen,<br />

<strong>in</strong>dem sie den Recycl<strong>in</strong>gprozess des Totholzes durch<br />

<strong>die</strong> Anlage von Gangsystemen und durch <strong>die</strong> Zerkle<strong>in</strong>erung<br />

des Holzes beschleunigen. Zudem reduzieren sie <strong>die</strong> Anzahl<br />

von Forstschädl<strong>in</strong>gen durch den Fraß ihrer Larven. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus nimmt <strong>die</strong> Versauerung der Böden im Umkreis von<br />

Ameisenstaaten ab und <strong>die</strong> Krümelstruktur des Bodens<br />

verbessert sich deutlich.<br />

Unternehmen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Erfolgspr<strong>in</strong>zipien der Ökologie auf<br />

ihr Unternehmen übertragen, werden <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>ner der<br />

Märkte von morgen se<strong>in</strong>. Doch <strong>die</strong>s erfordert e<strong>in</strong>e Systemänderung:<br />

Das ertragsfixierte Denken <strong>in</strong> Wertschöpfungsketten<br />

ist zu ersetzen durch e<strong>in</strong> ganzheitliches Handeln, das <strong>die</strong><br />

Erfolgspr<strong>in</strong>zipien ressourcenschöpfender Mehrwertkreisläufe<br />

auf das Unternehmen überträgt. Hierbei werden <strong>die</strong><br />

leistungsmotivierenden Erfolgspr<strong>in</strong>zipien e<strong>in</strong>es menschlich<br />

ethischen Mite<strong>in</strong>anders und <strong>die</strong> Erfolgspr<strong>in</strong>zipien der Ökologie<br />

zur Grundlage von „ethikologischen“ Geschäftsmodellen.<br />

Diese schaffen nachhaltigen Nutzen und Wohlstand für<br />

Menschen, Unternehmen, Gesellschaft und Natur.<br />

RAINER KANT<br />

ist Senior Projektmanager bei B.A.U.M. e.V. und stu<strong>die</strong>rte zuvor<br />

Forstwissenschaften an der Universität Gött<strong>in</strong>gen. Se<strong>in</strong> Schwerpunkt<br />

liegt auf Waldökosystemen, Biodiversität und nachhaltiger<br />

Ressourcennutzung.<br />

DR. FRIEDRICH GLAUNER<br />

ist Berater für nachhaltige Unternehmensführung. Als Autor, Dozent<br />

und Philosoph mit langjähriger eigener Unternehmererfahrung<br />

begleitet er Unternehmen bei der Entwicklung werteorientierter<br />

Unternehmenskulturen und zukunftsfähiger Geschäftsmodelle.<br />

Wälder beraten Wirtschaft<br />

Praxissem<strong>in</strong>ar über Erfolgspr<strong>in</strong>zipien der Natur<br />

Um <strong>in</strong> den Märkten von Morgen bestehen zu können, müssen Unternehmen<br />

mehr denn je zugleich hoch flexibel und unverwechselbar werden. Dies<br />

erfordert <strong>die</strong> Entwicklung tragfähiger Beziehungskulturen zum Aufbau von<br />

Hochleistungsteams sowie <strong>die</strong> Gestaltung von Wertschöpfungskreisläufen<br />

und Mehrwertketten für tragfähige Nutzenstiftungen. Unternehmensbeispiele<br />

und Beispiele aus <strong>in</strong>takten Waldökosystemen vermitteln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Praxissem<strong>in</strong>ar, wie <strong>die</strong> Erfolgspr<strong>in</strong>zipien der Natur auf Unternehmen übertragen<br />

werden können.<br />

Unternehmer, Geschäftsführer und Führungsverantwortliche aus Wirtschaft,<br />

Kommunen und öffentlicher Hand erlernen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>tägigen Sem<strong>in</strong>ar,<br />

wie sie ihre Wettbewerbsfähigkeit durch neuartige Geschäftsmodelle und<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novative Markenentwicklung langfristig absichern und von anderen<br />

Branchen sowie der Natur lernen können.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Referenten:<br />

Dr. Friedrich Glauner und Dipl.-Forstwirt Ra<strong>in</strong>er Kant s<strong>in</strong>d Autoren <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong>sem Heft und beleuchten <strong>in</strong> ihren nebenstehenden Beiträgen Ansätze<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>novativen Unternehmensführung.<br />

Term<strong>in</strong>e:<br />

24.05.2<strong>01</strong>8 München (Fürstenrieder Wald)<br />

20.06.2<strong>01</strong>8 Tüb<strong>in</strong>gen (Naturpark Schönbuch)<br />

30.08.2<strong>01</strong>8 Marburg (Junkernwald)<br />

16.10.2<strong>01</strong>8 Hamburg (Sachsenwald)<br />

Sem<strong>in</strong>arkostenbeitrag: 390,00 € (zzgl. MwSt.) <strong>in</strong>kl. Verpflegung<br />

Veranstalter: B.A.U.M. e.V. / Cultural Images / <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong><br />

<strong>Wirtschaften</strong> / Weltethos-Institut<br />

Anmeldung: www.baumev.de/Veranstaltungen_BAUM.html<br />

per eMail: ra<strong>in</strong>er.kant@baumev.de<br />

per Tel.: +49 (0)40 / 49 07 11 14<br />

87


THEMEN | WALD UND WIRTSCHAFT<br />

ZUKUNFTSFÄHIGE<br />

UNTERNEHMEN …<br />

… schaffen mehr Ressourcen, als sie verbrauchen.<br />

Unternehmen stehen unter dem Druck, stetig wachsen und sich <strong>in</strong> immer kürzeren Zyklen neu erf<strong>in</strong>den zu<br />

müssen. Wollen sie im Wettbewerb auch künftig bestehen, genügt es nicht mehr, <strong>die</strong> alten Rezepte zu wiederholen.<br />

Das Tüb<strong>in</strong>ger Entwicklungsmodell erfolgreicher Unternehmensführung gibt wertvolle Anregungen.<br />

Von Friedrich Glauner<br />

Wir brauchen endlich e<strong>in</strong>e Rückbes<strong>in</strong>nung darauf, welchem<br />

Zweck Unternehmen ursprünglich <strong>die</strong>nen sollen! Die Antwort<br />

ist e<strong>in</strong>fach: Wir benötigen Unternehmen dort, wo e<strong>in</strong> kooperativer<br />

Nutzen entstehen soll, den e<strong>in</strong>er alle<strong>in</strong>e nicht bewerkstelligen<br />

kann. Man denke etwa an e<strong>in</strong>e Operation am offenen<br />

Herzen, an das Löschen e<strong>in</strong>es Hochhausbrandes, <strong>die</strong> Fortbewegung<br />

auf Schienen, Straßen und <strong>in</strong> der Luft oder <strong>die</strong> Aufführung<br />

e<strong>in</strong>er Oper. Mit Blick auf <strong>die</strong>se Nutzenstiftung zeigt sich das<br />

Wesen der Unternehmen nicht im Ziel, Erträge zu generieren,<br />

sondern <strong>in</strong> der Notwendigkeit organisierter Kooperation. Die<br />

Lebensformel der Unternehmung lautet folglich H3O – Humans<br />

with Humans for Humans <strong>in</strong> need of Organisation. Diese<br />

Lebensformel weist den Weg für zukunftsfähiges <strong>Wirtschaften</strong>.<br />

Unternehmen sollen organisierte Kooperationssysteme se<strong>in</strong>,<br />

wo Menschen mit Menschen für Menschen e<strong>in</strong>en substantiellen<br />

Nutzen stiften, der Mehrwerte schafft, Ressourcen schöpft<br />

und das gesamte System gesund wachsen lässt.<br />

Lernen von der Natur<br />

Um <strong>die</strong>se Erfolgsformel zu durchdr<strong>in</strong>gen hilft e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> Natur. Sie ist weder nachhaltig – will heißen geizig und<br />

ausschließlich an Knappheit orientiert, <strong>die</strong> es sparsam zu organisieren<br />

gilt – noch erwächst <strong>in</strong> ihr aus e<strong>in</strong>em egoistischen<br />

Wettbewerb im Umgang mit knappen Ressourcen kollektiver<br />

Wohlstand. Sie sehen, <strong>die</strong> Mythen unserer verme<strong>in</strong>tlich<br />

erfolgreichen Betriebswirtschaftslehre sollten abgelöst<br />

werden durch <strong>die</strong> wahren Erfolgspr<strong>in</strong>zipien natürlicher und<br />

wirtschaftlicher Wertschöpfung, <strong>die</strong> da s<strong>in</strong>d: Freiheit, Vielfalt,<br />

Kle<strong>in</strong>teiligkeit, Regionalität und ressourcenschöpfende<br />

Mehrwertstiftung.<br />

Betrachten wir e<strong>in</strong>en Pfau im Amazonasbecken: Ke<strong>in</strong> Oberaffe<br />

aus der Waldkrone schreibt ihm vor, wie lange se<strong>in</strong> Federschweif<br />

zu se<strong>in</strong> hat oder nach welchen Regeln der Kunst<br />

er se<strong>in</strong> Rad zu schlagen habe. Solange der Vogel se<strong>in</strong>e Pfau<strong>in</strong><br />

bezirzen kann, dabei vor Fe<strong>in</strong>den fluchtfähig bleibt und dazu<br />

für se<strong>in</strong> Umgebungssystem e<strong>in</strong>en symbiotischen Nutzen<br />

stiftet, anstatt Raubbau zu betreiben, wird er dort weiter<br />

leben können. Der Vorteil symbiotischer Nutzenstiftung als<br />

Voraussetzung für <strong>in</strong>dividuellen Erfolg wiederholt sich auf<br />

der Ebene von Ökosystemen. Die stabilsten Systeme s<strong>in</strong>d<br />

jene, <strong>die</strong> sich entlang der fünf Erfolgspr<strong>in</strong>zipien der Natur<br />

<strong>in</strong> immer kle<strong>in</strong>eren Nischen ausdifferenzieren und so e<strong>in</strong>en<br />

ressourcenverschwendenden Überflusskreislauf aktivieren,<br />

aus dem sich das System nährt und wächst. Die Natur ist also<br />

ke<strong>in</strong> geschlossener Kreislauf, bei dem auf schonende Weise<br />

knappe Ressourcen geteilt und verteilt werden, sondern e<strong>in</strong>e<br />

offene Rückkopplungsschleife wachsender Verschwendung.<br />

Net-Works<br />

E<strong>in</strong> Beispiel ressourcenschöpfender Geschäftsmodelle<br />

Das an der NASDAQ gelistete und <strong>in</strong> 110 Ländern tätige US-amerikanische<br />

Unternehmen Interface Inc. ist mit e<strong>in</strong>em Umsatz von<br />

knapp e<strong>in</strong>er Mrd. US-$ <strong>in</strong> 2<strong>01</strong>3 der Weltmarktführer für modulare<br />

Bodenbeläge und Teppichböden im Office- und Großgebäudebereich.<br />

Die Bodenbeläge werden aus Kunststoffen gewebt. Zur Herstellung<br />

des Materials werden umfangreiche Ressourcen an Erdöl<br />

und Energie verbraucht. Vor e<strong>in</strong>igen Jahren hat Interface se<strong>in</strong>en<br />

Rohstoffbezug auf e<strong>in</strong>e komplett neue Strategie umgestellt. Diese<br />

zielt nicht nur darauf ab, nachhaltige Recycl<strong>in</strong>gprozesse <strong>in</strong> Gang zu<br />

br<strong>in</strong>gen, sondern verfolgt zudem das Ziel, auf lokaler Ebene ressourcenschöpfende<br />

Wirtschaftskreisläufe zu etablieren. Hierzu hat<br />

Interface das Projekt „Net-Works“ <strong>in</strong>s Leben gerufen. Net-Works<br />

ist e<strong>in</strong> Teilprojekt der vom Gründer Ray Andersen entwickelten<br />

Langfriststrategie Mission Zero, welche darauf angelegt ist, den<br />

kompletten Ressourcenverbrauch von Interface zu 100 Prozent mit<br />

recycelten oder erneuerbare Ressourcen abzudecken. Im Rahmen<br />

davon kauft Interface weggeworfene Netze lokaler Fischer auf,<br />

<strong>die</strong> im Ökosystem der Meere großen Schaden anrichten würden.<br />

Das Unternehmen nutzt <strong>die</strong> Netze als Rohstoff für <strong>die</strong> Herstellung<br />

se<strong>in</strong>er Teppichfliesen und schafft gleichzeitig für <strong>die</strong> lokale Bevölkerung<br />

vor Ort umweltschonende E<strong>in</strong>nahmequellen. Damit etablieren<br />

sich regionale Wirtschaftskreisläufe, <strong>die</strong> nicht mehr auf<br />

Überfischung und Ressourcenraubbau gründen, sondern auf e<strong>in</strong>er<br />

Ressourcenschöpfung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> lokalen Ökosysteme entlastet.<br />

88 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

Sie trägt sich selbst, weil <strong>die</strong> beteiligten Organismen im<br />

symbiotischen Austausch für das System e<strong>in</strong>en Mehrwert<br />

stiften, der das System immer kle<strong>in</strong>teiliger und reichhaltiger<br />

werden lässt. Die genannten fünf Pr<strong>in</strong>zipien natürlichen Erfolgs<br />

weisen den Weg für zukunftsfähige Geschäftsmodelle<br />

und zukunftsfähiges <strong>Wirtschaften</strong>. Nicht Größe, Marktmacht<br />

oder Dom<strong>in</strong>anz entscheiden, sondern Kle<strong>in</strong>teiligkeit, Vielfalt<br />

und ressourcenschöpfende Nutzenstiftungen.<br />

Das Unternehmen als Werteraum<br />

Verknüpfen wir <strong>die</strong> Lebensformel für Unternehmen mit den<br />

fünf Erfolgspr<strong>in</strong>zipien der Natur, erlangen wir <strong>die</strong> Schlüssel<br />

für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit e<strong>in</strong>zelner Unternehmen. Es müsste<br />

lauten: „Be valuable or <strong>die</strong>!“, „Werde wertehaltig, oder stirb!“<br />

Werteorientierung ist dabei mehr als Erträge zu erwirtschaften.<br />

Unternehmen handeln werteorientiert, wenn sie nach<br />

<strong>in</strong>nen gerichtet e<strong>in</strong>e ethisch tragfähige Unternehmenskultur<br />

entwickeln und nach außen gerichtet e<strong>in</strong> Geschäftsmodell<br />

betreiben, das ressourcenschöpfende Mehrwertkreisläufe<br />

<strong>in</strong> Gang setzt.<br />

Das Weltethos-Institut hat e<strong>in</strong>e ethisch-ökologische, sprich<br />

ethikologische Messlatte für <strong>die</strong>se Entwicklung der unternehmerischen<br />

Wertehaltigkeit entwickelt. Würde, Gegenseitigkeit,<br />

Achtung, Partnerschaft, Fairness, Wahrhaftigkeit und<br />

Gewaltfreiheit lenken dabei das Unternehmen und macht<br />

es dabei hoch flexibel, leistungsfähig und unverwechselbar.<br />

Der unternehmerische Werteschöpfungsprozess entpuppt<br />

sich so als <strong>die</strong> strategische und operative Handlung, mit der<br />

e<strong>in</strong> Unternehmen zukunftsfähig wird.<br />

Ressourcenschöpfende Mehrwertkreisläufe<br />

E<strong>in</strong>e werteorientierte Unternehmensführung konzentriert<br />

sich auf zwei Aufgaben der Werteschöpfung. Organisationsseitig<br />

und nach <strong>in</strong>nen gerichtet auf <strong>die</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Unternehmenskultur, <strong>die</strong> das Unternehmen zu e<strong>in</strong>em<br />

Hochleistungsteam <strong>in</strong> der Umsetzung se<strong>in</strong>es Nutzenversprechens<br />

macht. Marktseitig und nach außen gerichtet auf <strong>die</strong><br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es Nutzenversprechens, dass dem ethikologischen<br />

Pr<strong>in</strong>zip ressourcenschöpfender Mehrwertstiftung<br />

verpflichtet ist.<br />

Drei Kriterien s<strong>in</strong>d hier leitend: erstens das ökonomische<br />

und soziale Teilhabepotenzial, zweitens das menschliche<br />

Befähigungspotenzial sowie drittens das ökonomische,<br />

soziale und ökologische Ressourcenschöpfungspotenzial<br />

des Geschäftsmodells. Ethikologische Geschäftsmodelle<br />

orientieren sich somit an der Erfolgslogik der Natur. An <strong>die</strong><br />

Stelle der ökonomischen Paradigmen von Wettbewerb,<br />

Knappheit, Wachstum, Ertrag und Wertschöpfungsketten<br />

treten <strong>die</strong> ethikologischen Paradigmen der Symbiose, des<br />

verschwenderischen Überflusses sowie der Organisation von<br />

Ressourcenschöpfungen und Mehrwertkreisläufen. Hierbei<br />

gilt: Auf je mehr Ebenen (Mensch, Unternehmen, Märkte,<br />

Gesellschaft, Natur) und <strong>in</strong> je mehr Bereichen (Ökonomie,<br />

Gesellschaft, Umwelt) für je mehr Beteiligte und Betroffene<br />

(Menschen, Unternehmen und andere betroffene Akteure)<br />

e<strong>in</strong> Geschäftsmodell Mehrwert stiftet, desto größer ist se<strong>in</strong><br />

Ressourcenschöpfungspotenzial und desto trag-, ertrags-,<br />

leistungs- und zukunftsfähiger wird es se<strong>in</strong>. Bei der unternehmerischen<br />

Wertschöpfung sollten somit alle daran<br />

Beteiligten und davon Betroffenen aktiv e<strong>in</strong>gebunden se<strong>in</strong><br />

und geme<strong>in</strong>sam profitieren.<br />

Weltethos und Ökologie<br />

Das am Weltethos-Institut <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen geme<strong>in</strong>sam mit Cultural<br />

Images entwickelte Modell ethikologischen <strong>Wirtschaften</strong>s bietet<br />

Unternehmen e<strong>in</strong> neues Paradigma der <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit. Vorreiter<br />

aus Wirtschaft und Wissenschaft wie etwa <strong>die</strong> alternative Nobelpreisträger<strong>in</strong><br />

Hunter Lov<strong>in</strong>s vom Club of Rome loben den Ansatz<br />

als herausragend. In Lehrformaten wie dem Bus<strong>in</strong>essplan-Sem<strong>in</strong>ar<br />

„<strong>Zukunft</strong>sfähige Geschäftsmodelle“ der Universität Tüb<strong>in</strong>gen oder<br />

Sem<strong>in</strong>aren wie dem geme<strong>in</strong>sam mit B.A.U.M. e.V. entwickelten<br />

Fortbildungsangebot „Wettbewerbsvorteil Wertschöpfungsnetzwerke<br />

– was Unternehmen von Waldökosystemen lernen können“<br />

wird das Konzept Universitäten, Unternehmen, Managern und Studenten<br />

nahegebracht.<br />

Das Weltethos-Institut ist e<strong>in</strong> 2<strong>01</strong>2 gegründetes An-Institut der<br />

Universität Tüb<strong>in</strong>gen. Es wird von der Weltethos-Stiftung getragen,<br />

von der Karl Schlecht Stiftung f<strong>in</strong>anziert und widmet sich der<br />

Weiterentwicklung des von Prof. Dr. Hans Küng begründeten Weltethos-Projekts.<br />

Dieses unterstützt <strong>die</strong> Suche nach e<strong>in</strong>em globalen<br />

Grundkonsens bestehender Werte, unverrückbarer Maßstäbe und<br />

persönlicher Grundhaltungen <strong>in</strong> allen Belangen des menschlichen<br />

Mite<strong>in</strong>anders, <strong>in</strong>sbesondere im Bereich der Wirtschaft.<br />

www.weltethos-<strong>in</strong>stitut.org<br />

www.culturalimages.de<br />

Literaturtipp<br />

<strong>Zukunft</strong>sfähige Geschäftsmodelle<br />

und Werte.<br />

Strategieentwicklung und Unternehmensführung<br />

<strong>in</strong> disruptiven<br />

Märkten.<br />

(Spr<strong>in</strong>ger) Berl<strong>in</strong>, Heidelberg 2<strong>01</strong>6<br />

ISBN: 3662492415<br />

39,99 EUR | E-Book 29,99 EUR<br />

DR. FRIEDRICH GLAUNER<br />

ist Gründer von Cultural Images, e<strong>in</strong>e „Beratungs-Boutique“ für<br />

nachhaltige Unternehmensführung. Als Autor, Dozent und Philosoph<br />

mit langjähriger Unternehmererfahrung begleitet er Unternehmen<br />

bei der Entwicklung werteorientierter Unternehmenskulturen und<br />

zukunftsfähiger Geschäftsmodelle.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

89


90 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

DER SCHWARZWALD<br />

AM SCHEIDEWEG<br />

Warme Sommer und milde W<strong>in</strong>ter, seltenere Niederschläge, dafür mehr Starkregen – das ist <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> des<br />

Schwarzwalds. Die Fichte wird ebenso zu den Verlierern des Klimawandels gehören wie der Tourismus –<br />

wenn hier ke<strong>in</strong> Umdenken stattf<strong>in</strong>det.<br />

Von Ra<strong>in</strong>er Kant, B.A.U.M. e.V.*<br />

Fotos: © Ra<strong>in</strong>er Kant<br />

Um e<strong>in</strong> Grad hat sich <strong>die</strong> bodennahe Luft seit Beg<strong>in</strong>n der Industrialisierung<br />

weltweit im Durchschnitt bereits erwärmt. Auch<br />

im Schwarzwald ist der Klimawandel schon Realität und <strong>die</strong><br />

Auswirkungen s<strong>in</strong>d deutlich zu spüren. So s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Ausschläge<br />

des Wetters <strong>in</strong> den letzten 30 Jahren stärker geworden. Es gibt<br />

<strong>in</strong>sgesamt mehr Tage mit heißen Sommertemperaturen; selbst<br />

<strong>in</strong> den Höhenlagen steigen <strong>die</strong> Temperaturen häufig über 30<br />

Grad. Auch <strong>die</strong> W<strong>in</strong>ter haben sich verändert: Früher lag meist<br />

von November bis April e<strong>in</strong>e geschlossene Schneedecke über<br />

dem Waldboden. Das ist jetzt <strong>die</strong> Ausnahme – auch zum Leidwesen<br />

der Tourismus<strong>in</strong>dustrie.<br />

Das wichtigste touristische W<strong>in</strong>tersportgebiet im Schwarzwald<br />

ist <strong>die</strong> Gegend um den Feldberg. In den vergangenen Jahren<br />

waren <strong>die</strong> W<strong>in</strong>ter hier meist noch lang und garantierten<br />

Schneesicherheit und zum<strong>in</strong>dest Kälte, um Schneekanonen<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. Doch <strong>die</strong> Tourismusbranche muss umdenken:<br />

Laut Andreas Matzarakis, Meteorologe an der Universität<br />

Freiburg, wird auch e<strong>in</strong>e künstliche Beschneiung des Feldbergs<br />

ab 2030 nicht mehr möglich se<strong>in</strong>. Aber auch wenn<br />

durch milde, schneearme oder -freie W<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong> elementares<br />

Attraktivitätsmerkmal <strong>die</strong>ser Gegend verloren geht, so gibt<br />

Ortsbegehung: Beim B.A.U.M.-Gipfelgespräch werden immer auch<br />

regionale Brennpunkte unter <strong>die</strong> Lupe genommen.<br />

* Herzlichen Dank an Dorothea Scheidl-Nennemann für ihren Input.<br />

es noch genügend andere Gründe, den Schwarzwald zu besuchen.<br />

Schon heute entwickelt <strong>die</strong> Tourismus<strong>in</strong>dustrie neue<br />

Angebote: Wandern und Mounta<strong>in</strong>bik<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d bei nahezu<br />

jedem Wetter möglich; Hochseilgärten, Kletterhallen, „Badepara<strong>die</strong>se“<br />

und Funparks s<strong>in</strong>d umsatzrelevant, sie entziehen<br />

sich der Witterung – allerd<strong>in</strong>gs meist auch dem Naturbezug.<br />

Wesentlicher ist <strong>die</strong> Frage, wie sich <strong>die</strong> Klimaerwärmung auf<br />

Flora und Fauna auswirkt. Schon heute leiden viele Baumarten<br />

unter der Trockenheit und <strong>die</strong> Forstwirtschaft setzt <strong>in</strong> der<br />

Wiederaufforstung verstärkt auf <strong>die</strong> Eiche und <strong>die</strong> Douglasie.<br />

Insgesamt zählt der Hochschwarzwald mit se<strong>in</strong>er Vegetation<br />

zur subalp<strong>in</strong>en Klimazone mit Pflanzengesellschaften, <strong>die</strong><br />

man bei uns <strong>in</strong> Deutschland sonst nur aus den Alpen kennt:<br />

Hier kommen Silberdisteln, Bärwurz, Augentrost, Blutwurz,<br />

Enziane vor, um nur <strong>die</strong> bekanntesten zu nennen.<br />

Neben Tanne und Buche hat <strong>die</strong> heimische Fichte besonders<br />

mit dem Klimawandel zu kämpfen. Als Baumart, <strong>die</strong> Trockenheit<br />

meidet und <strong>die</strong> im w<strong>in</strong>terkalten Kont<strong>in</strong>ental- und Gebirgsklima<br />

zu Hause ist, bekommt sie bei zunehmenden Starkniederschlägen<br />

im Wechsel mit anhaltender Sommertrockenheit große<br />

Schwierigkeiten. Trockenheit macht sie zusätzlich anfällig für<br />

den Borkenkäfer, den sie durch den stark zurückgehenden<br />

Harzfluss <strong>in</strong> der R<strong>in</strong>de nicht mehr abwehren kann.<br />

Borkenkäferbefall und Luftschadstoffe bewirken den Verlust<br />

von Nadeln und dadurch e<strong>in</strong>e lichtere Baumkrone; gleichzeitig<br />

wird das Fe<strong>in</strong>wurzelsystem geschädigt. Als Flachwurzler<br />

ist <strong>die</strong> Fichte besonders auf wechselfeuchten Böden e<strong>in</strong><br />

leichtes Opfer – vor allem, wenn sie durch den Klimawandel<br />

zusätzlich gestresst wird.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

91


THEMEN | WALD UND WIRTSCHAFT<br />

Im schlimmsten Fall droht durch <strong>die</strong> Klimaerwärmung <strong>die</strong><br />

komplette Umwälzung der ganzen Artengeme<strong>in</strong>schaften<br />

des Schwarzwalds. Die Fichte wird e<strong>in</strong>en Temperaturanstieg<br />

von mehr als 2 Grad sehr wahrsche<strong>in</strong>lich nicht überstehen.<br />

Kälteliebende Pflanzen haben durch den Temperaturanstieg<br />

ke<strong>in</strong>e Ausweichmöglichkeit und sterben durch<br />

nachrückende Pflanzen aus. Welche Auswirkungen der<br />

Klimawandel auf <strong>die</strong> zahllosen kle<strong>in</strong>en Arten wie Spr<strong>in</strong>gschwänze,<br />

Milben, Ste<strong>in</strong>kriecher etc. hat, <strong>die</strong> das Lebensnetzwerk<br />

des Waldes bilden und das Fundament für <strong>die</strong><br />

Stabilität und Risikoversicherung darstellen, ist nicht abzuschätzen.<br />

Hier stoßen wir an <strong>die</strong> Grenzen unseres Wissens.<br />

Ob der Mensch den Schwarzwald retten kann, ist fraglich.<br />

Aber er kann zum<strong>in</strong>dest den negativen E<strong>in</strong>fluss se<strong>in</strong>er<br />

Lebens- und Wirtschaftsweise auf das Klima reduzieren.<br />

Und er kann <strong>die</strong> Abwehrkraft und <strong>die</strong> Anpassungsfähigkeit<br />

der Wälder stärken, <strong>in</strong>dem er nachhaltige Formen der<br />

Waldbewirtschaftung fördert. Denn e<strong>in</strong>s ist sicher: E<strong>in</strong><br />

naturnaher und strukturreicher Wald mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

Nischenangebot für Tier-, Pflanzen- und Pilzarten kann<br />

dem Klimawandel erheblich mehr entgegensetzen als e<strong>in</strong><br />

homogener Wirtschaftswald.<br />

DESIGN?<br />

„ICH BAUE SO, WIE ICH LEBE.<br />

NATÜRLICH, NACHHALTIG<br />

UND ANSPRUCHSVOLL.“<br />

Wesentlicher Bestandteil e<strong>in</strong>es nachhaltigen und sanften<br />

Tourismus wird zudem se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> <strong>in</strong> großen Teilen noch<br />

ursprüngliche und extensiv betriebene Landwirtschaft zu<br />

unterstützen und <strong>in</strong>sgesamt durch sorgsames <strong>Wirtschaften</strong><br />

im Umgang mit der Natur <strong>die</strong> Lebensräume vieler sensibler<br />

Arten zu erhalten und für <strong>die</strong> nächsten Generationen zu<br />

sichern. Mit dem „Haus des Waldes“ am Feldberg und<br />

dem neu entstehenden Zentrum des Biosphärengebiets<br />

Schwarzwald <strong>in</strong> Schönau sollen Bevölkerung und Feriengäste<br />

für <strong>die</strong>se wichtigen Fragen gewonnen und begeistert<br />

werden. Zahlreiche Themenwanderwege eröffnen neue<br />

Perspektiven oder schärfen das Bewusstse<strong>in</strong> für <strong>die</strong> historische<br />

Bedeutung von Wegenetzen oder ökonomisch-ökologische<br />

Zusammenhänge.<br />

RAINER KANT<br />

ist Dipl.-Forstwirt und engagiert sich seit vielen Jahren für e<strong>in</strong>e<br />

naturnahe Waldwirtschaft und den Erhalt der Biodiversität. Um<br />

auch andere Menschen für den Lebensraum Wald zu begeistern<br />

und auf <strong>die</strong> Verantwortung von Unternehmen für den Schutz von<br />

Wäldern h<strong>in</strong>zuweisen, bietet er u.a. Waldführungen an.<br />

NACHWEISLICH<br />

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GESUNDHEIT UND PREIS-<br />

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KANN NUR BAUFRITZ.<br />

www.baufritz-nw.de<br />

„Die e<strong>in</strong>zigen Gipfelgespräche, <strong>die</strong> wirklich e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n haben,<br />

s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> der Alp<strong>in</strong>isten.“ Getreu <strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>schätzung von Luis<br />

Trenker lädt B.A.U.M. bereits seit rund 10 Jahren <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong> jeweils im Herbst zum<br />

B.A.U.M.-Gipfel gespräch e<strong>in</strong>. Ziel <strong>die</strong>ser Veranstaltungsform ist<br />

es, sich fernab von Computer und Telefon Zeit zu nehmen für<br />

Network<strong>in</strong>g und den Austausch mit anderen <strong>Nachhaltig</strong>keitsengagierten.<br />

Das B.A.U.M.-Gipfelgespräch 2<strong>01</strong>7 führte <strong>in</strong> den Südschwarzwald.<br />

92 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

FRÜHLINGSERWACHEN<br />

Die neue Bundesregierung muss <strong>in</strong> der Klima- und <strong>Nachhaltig</strong>keitspolitik jetzt durchstarten. An engagierten<br />

Unternehmen mangelt es nicht.<br />

E<strong>in</strong> Kommentar von Mart<strong>in</strong> Oldeland, B.A.U.M. e.V.<br />

Deutschland ist e<strong>in</strong>e führende Wirtschaftsnation und mehrfacher<br />

Exportweltmeister. Aber auch bei Konsum, Ressourcenverbrauch<br />

sowie Klima- und Umweltproblemen aller<br />

Art steht das Land im globalen Spitzenfeld. Deutschland hat<br />

<strong>die</strong> Notwendigkeit nachhaltigen <strong>Wirtschaften</strong>s und e<strong>in</strong>er<br />

Umsteuerung von Lebensstilen durchaus erkannt und folgerichtig<br />

bereits im Jahr 2002 (letzte Fortschreibung 2<strong>01</strong>6) e<strong>in</strong>e<br />

Nationale <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie verabschiedet. Durch <strong>die</strong><br />

Unterzeichnung des Weltklimavertrags von Paris und <strong>die</strong> SDG<br />

der UN als Kompass für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same <strong>Zukunft</strong> der Welt hat<br />

sich <strong>die</strong> Bundesregierung ebenfalls Verpflichtungen auferlegt,<br />

an denen sie sich nun messen lassen muss. Mit e<strong>in</strong>er „Klimakanzler<strong>in</strong>“<br />

an der Spitze, <strong>die</strong> seit Jahren als <strong>die</strong> mächtigste Frau<br />

der Welt gilt und als Physiker<strong>in</strong> auch e<strong>in</strong> Verständnis für den<br />

Klimawandel, den Umgang mit Ressourcen etc. mitbr<strong>in</strong>gt, sollte<br />

es somit gel<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur „Gesundung“<br />

unserer Erde zu leisten und unseren nachkommenden<br />

Generationen e<strong>in</strong>e lebenswerte Welt zu übergeben.<br />

Doch dann kam <strong>die</strong> Bundestagswahl 2<strong>01</strong>7 und viele gute<br />

Vorsätze wurden <strong>in</strong> zähen Koalitionsverhandlungen zeitlich<br />

verschoben und marg<strong>in</strong>alisiert. Wachstum und Beschäftigung<br />

durch nachhaltige Alternativen, Energiewende, Ressourcenschutz<br />

und manches mehr stehen nicht mehr oben auf der<br />

politischen Agenda.<br />

Deutschland als Motor der <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit?<br />

In e<strong>in</strong>er Welt mit immer mehr populistischen Staatslenkern,<br />

<strong>die</strong> e<strong>in</strong>e nationalkonservative, protektionistische Politik als<br />

Ziel haben und denen Klima- und Umweltschutz nichts bedeuten,<br />

ist es ke<strong>in</strong> gutes Zeichen, wenn Deutschland se<strong>in</strong>e<br />

Politik <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Bereichen immer weiter aufweicht. Mit<br />

welchem Anspruch und mit welcher Power für <strong>die</strong> so wichtigen<br />

Themen Klimaschutz, Energie, Mobilität der <strong>Zukunft</strong>,<br />

<strong>Digital</strong>isierung, Umgang mit Ressourcen etc. wird <strong>die</strong> neue<br />

Bundesregierung agieren? Alle<strong>in</strong> das Thema <strong>Digital</strong>isierung<br />

br<strong>in</strong>gt große Veränderungen und fordert radikale Maßnahmen.<br />

Es bietet aber auch große Chancen für mehr <strong>Nachhaltig</strong>keit,<br />

<strong>die</strong> wir beherzt ergreifen müssen.<br />

Viele Unternehmen, Investoren und Anleger haben <strong>die</strong> Zeichen<br />

der Zeit klar erkannt und sehen <strong>Nachhaltig</strong>keit als e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Wettbewerbs- und Erfolgsfaktor für den Standort<br />

Deutschland. Sie wollen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Bresche spr<strong>in</strong>gen und zeigen,<br />

wie man e<strong>in</strong>e enkeltaugliche <strong>Zukunft</strong> baut. B.A.U.M. und<br />

se<strong>in</strong>e Mitgliedsunternehmen gehen hier voran und weisen<br />

den Weg für e<strong>in</strong> besseres, zukunftsfähiges <strong>Wirtschaften</strong>.<br />

Unsere Botschaft an <strong>die</strong> neue Regierung lautet deshalb: Die<br />

Begrenzung von Risiken, <strong>die</strong> Realisierung von Kostene<strong>in</strong>sparungen<br />

und e<strong>in</strong>e zukunftsfähige, nachhaltige technologische<br />

Entwicklung s<strong>in</strong>d sowohl betriebs- als auch volkswirtschaftlich<br />

„alternativlos“.<br />

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93


Das Internet machts möglich: Sie lassen e<strong>in</strong>en Baum pflanzen und<br />

sehen ihm anschließend beim Wachsen zu.<br />

Mr Social und Mrs Bus<strong>in</strong>ess<br />

VOM GROSSSTADTGÄRTNER<br />

ZUM DIGITALEN WALDBESITZER<br />

Neue Bäume braucht <strong>die</strong> Welt! Doch wie kann man Bäume pflanzen, wenn man weder Grund und Boden,<br />

noch Zeit und Erfahrung hat? E<strong>in</strong>e Initiative aus Italien zeigt den Weg: Mit Treedom kann man digital<br />

Bäume pflanzen und damit Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft unter e<strong>in</strong>en Hut br<strong>in</strong>gen.<br />

Von Fritz Lietsch<br />

Mr. Social und se<strong>in</strong>e Frau Mrs. Bus<strong>in</strong>ess leben mitten im<br />

Stadtzentrum. Schon immer träumt Mrs. Bus<strong>in</strong>ess davon,<br />

ihren Balkon mit Pflanzen und Bäumchen zu verschönern,<br />

aber leider fehlt ihr der grüne Daumen. Deshalb s<strong>in</strong>d alle<br />

Pflanzen, <strong>die</strong> sie <strong>in</strong> den letzten Jahren gekauft hat, schon<br />

nach kurzer Zeit e<strong>in</strong>gegangen. Das soll sich ändern. Als Mrs.<br />

Bus<strong>in</strong>ess e<strong>in</strong>es Tages wieder losziehen will, um Pflanzen<br />

zu kaufen, fragt ihr Mann verwundert: „Aber me<strong>in</strong> Schatz,<br />

warum neue Pflanzen kaufen, wenn wir sie nicht pflegen<br />

können, wie sie es ver<strong>die</strong>nt haben?“<br />

Mrs. Bus<strong>in</strong>ess verdrängt den E<strong>in</strong>wand und hängt sich schon<br />

<strong>die</strong> E<strong>in</strong>kaufstasche um, als ihrem Mann plötzlich e<strong>in</strong>e Idee<br />

kommt: „Könnte man nicht e<strong>in</strong>en Weg f<strong>in</strong>den, Bäume zu<br />

pflanzen und sie dann jemandem anzuvertrauen, der sich<br />

damit auskennt und dafür sorgt, dass sie wachsen und<br />

gedeihen?”<br />

Mai 2<strong>01</strong>0: Die Spielidee sprießt.<br />

Diese Idee war der Ausgangspunkt für e<strong>in</strong> 100 Prozent<br />

„grünes“ Start-up, Made <strong>in</strong> Italy. Zwei junge Italiener,<br />

Tommaso Speroni und Federico Garcea (damals 24 bzw. 29<br />

Jahre alt), beide leidenschaftliche Farmville-Spieler, hatten<br />

bei e<strong>in</strong>er Session des bekannten Browsergames (siehe Infokasten)<br />

den genialen E<strong>in</strong>fall, das Reale mit dem Virtuellen<br />

und das Nützliche mit dem Unterhaltsamen zu verb<strong>in</strong>den.<br />

Sie wollten e<strong>in</strong>e Website schaffen, über <strong>die</strong> man sich e<strong>in</strong>en<br />

Baumsprössl<strong>in</strong>g aussuchen und dafür sorgen kann, dass er<br />

gepflanzt und gepflegt wird.<br />

September 2<strong>01</strong>0: Kakao für Afrika<br />

Gedacht – getan: Bereits vier Monate später geht www.treedom.net<br />

onl<strong>in</strong>e und ist damit laut Wissen der Initiatoren <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>zige Website weltweit, über <strong>die</strong> man Bäume aus der Ferne<br />

Illustrationen: © Treedom<br />

94 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

pflanzen, <strong>die</strong>sen onl<strong>in</strong>e folgen und Kle<strong>in</strong>bauern f<strong>in</strong>anziell<br />

unterstützen kann. Die User können auf der Treedom-Seite<br />

genau verfolgen, wie ihr Baum wächst und gedeiht und auf<br />

unterhaltsame Weise herausf<strong>in</strong>den, wie viel CO 2<br />

ihre Bäume<br />

b<strong>in</strong>den.<br />

Mit der Website geht das Pilotprojekt, das sich vor allem auf<br />

Projekte für <strong>die</strong> Pflanzung von Kakaobäumen konzentriert,<br />

<strong>in</strong> Kamerun an den Start,. Die ehrgeizigen Ziele für das zentralafrikanische<br />

Land und bei allen folgenden Projekten: Mehr<br />

Ernährungssicherheit und zusätzliche E<strong>in</strong>kommensquellen<br />

für <strong>die</strong> Landbevölkerung sowie e<strong>in</strong>e Stärkung der landwirtschaftlichen<br />

Ressourcen vor Ort. Und so soll der E<strong>in</strong>klang aus<br />

Social & Bus<strong>in</strong>ess nach dem Willen der italienischen Gründer<br />

funktionieren:<br />

der Nutzung der Bäume, <strong>in</strong>dem sie deren Früchte verkaufen.<br />

Im Gegenzug müssen sich <strong>die</strong> Bauern jedoch verpflichten, <strong>die</strong><br />

ortsansässige Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>die</strong> Aufforstung e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Dadurch entstehen neue Berufsaussichten und e<strong>in</strong> sicheres<br />

faires E<strong>in</strong>kommen, was ganze Geme<strong>in</strong>den stärkt.<br />

April 2<strong>01</strong>1: Wälder s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> neue Mode.<br />

Geschafft: Tommaso und Federico können <strong>die</strong> ersten Unternehmen<br />

für ihre Idee gew<strong>in</strong>nen. Treedom lässt für sie „nach<br />

ihren Wünschen angelegte” Wälder entstehen. Unter den<br />

Kunden f<strong>in</strong>den sich Unternehmen aus unterschiedlichsten<br />

Branchen, von der Automobil<strong>in</strong>dustrie und Modebranche<br />

über Firmen aus dem Bereich Food and Beverage bis h<strong>in</strong> zu<br />

F<strong>in</strong>anz<strong>die</strong>nstleistern.<br />

Wir glauben, dass man durch positive Impulse mehr erreicht<br />

als durch den erhobenen Zeigef<strong>in</strong>ger.<br />

Jaron Pazi<br />

Die von den Kle<strong>in</strong>bauern gepflanzten Bäume entziehen der<br />

Atmosphäre CO 2<br />

, bekämpfen <strong>die</strong> Folgen des Treibhauseffekts<br />

und leisten damit e<strong>in</strong>en Beitrag zum Klimaschutz. Gleichzeitig<br />

verr<strong>in</strong>gern sie Umweltschäden wie Erosion und Wüstenbildung,<br />

unterstützen den Erhalt lokaler Biodiversität und sollen<br />

<strong>die</strong> Bodenfruchtbarkeit verbessern. Neben dem ökologischen<br />

Nutzen sollen <strong>die</strong> sozialen Vorteile e<strong>in</strong>e gleichbedeutende<br />

Rolle spielen: Die Bäume gehören den Kle<strong>in</strong>bauern bzw.<br />

Genossenschaften. Für ihre Aufzucht und Pflege erhalten sie<br />

<strong>die</strong> nötige Ausbildung. Die Landwirte profitieren anfangs von<br />

e<strong>in</strong>er Vergütung fu?r <strong>die</strong> geleistete Arbeit und langfristig von<br />

Oktober 2<strong>01</strong>1: E<strong>in</strong> Engel sät Bäume.<br />

Treedom erhält das erste Seed-Investment über 50.000 Euro<br />

von e<strong>in</strong>em sogenannten Bus<strong>in</strong>ess Angel: e<strong>in</strong>em Investor,<br />

der von dem Projekt und der Geschäftsidee überzeugt ist<br />

und <strong>die</strong>se nicht nur f<strong>in</strong>anziell unterstützen möchte, sondern<br />

neben se<strong>in</strong>em privaten Kapital auch se<strong>in</strong> Know-how und se<strong>in</strong><br />

Kontaktnetzwerk <strong>in</strong> das Start-up e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt.<br />

Dezember 2<strong>01</strong>1: Senegals Landbevölkerung profitiert.<br />

Das zweite land- und forstwirtschaftliche Projekt wird auf<br />

den Weg geschickt, <strong>die</strong>smal <strong>in</strong> Senegal. Seit 2<strong>01</strong>1 ist Treedom<br />

Die digitale Baumspende aus dem<br />

Norden schafft Arbeitsplätze,<br />

E<strong>in</strong>kommen und Entwicklung im Süden.<br />

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95


Zwei junge Italiener, Tommaso Speroni und Federico Garcea nutzten<br />

ihre Vorliebe für Computerspiele, um e<strong>in</strong> Social Bus<strong>in</strong>ess aufzubauen,<br />

das Bäume pflanzt.<br />

Das Pflanzen der Bäume br<strong>in</strong>gt nicht nur unmittelbar Geld <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Familienkasse, sondern auch später nachhaltige Erträge für <strong>die</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de.<br />

dort im Casamance-Delta aktiv. Die am Projekt beteiligten<br />

Bauern der Region pflanzen Frucht- und Waldbäume an. Auch<br />

hier sollen <strong>die</strong> Aufforstungsmaßnahmen <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

und soziale Lage der Landbevölkerung verbessern und dafür<br />

sorgen, dass e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für nachhaltiges wirtschaften<br />

und Handeln entsteht.<br />

Juni 2<strong>01</strong>2: von wegen baumlose Ebene!<br />

Treedom wird nun auch <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> den Wäldern des<br />

Gran Chaco aktiv. Dieses Gebiet stellt e<strong>in</strong>e enorme Reserve<br />

für Kohlenstoff dar. Aufgrund der unterschiedlichen natürlichen<br />

Habitate und damit auch Ökosysteme mit verschiedenen<br />

Tier- und Pflanzenarten, ist der Gran Chaco e<strong>in</strong>e<br />

Schlüsselregion zur Erhaltung der Artenvielfalt. Der Name<br />

des Gebiets kommt aus der <strong>in</strong>digenen Sprache Quechua,<br />

<strong>in</strong> der chaqu für „baumlose Ebene“ steht. Abholzung und<br />

Rohstoff-Abbau zeigen bereits gravierende Folgen für <strong>die</strong><br />

natürlichen Ressourcen <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Region. Je nach Habitat<br />

pflanzt Treedom darum Baum- und Pflanzenarten, <strong>die</strong> zur<br />

Erhaltung der Artenvielfalt des regionalen Ökosystems beitragen.<br />

Spezifisch wurden drei verschiedene Arten gepflanzt:<br />

Prosopis Alba (ähnlich dem Johannisbrotbaum), Bursera<br />

graveolens (auch unter dem Namen Palo Santo bekannt)<br />

und der Quebrachobaum.<br />

November 2<strong>01</strong>2: Schutzschild für <strong>die</strong> Ernte<br />

Zurück nach Afrika: In Malawi arbeitet Treedom an e<strong>in</strong>er<br />

„<strong>in</strong>direkten” Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität<br />

des Landes. Im Rahmen e<strong>in</strong>es Projekts werden Bäume<br />

gepflanzt, <strong>die</strong> als Schutzschilder für Anbaugebiete <strong>die</strong>nen<br />

und verh<strong>in</strong>dern sollen, dass Wildtiere e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen. Dadurch<br />

wird der Ernteausfall verr<strong>in</strong>gert und den Bauern verbleiben<br />

mehr Nahrungsmittel.<br />

Oktober 2<strong>01</strong>3: F<strong>in</strong>anzspritze vom Garagengründer<br />

Für <strong>die</strong> Anfang 2<strong>01</strong>4 angelaufenen Aufforstungsprojekte <strong>in</strong><br />

Kenia darf sich Treedom über e<strong>in</strong>en Zuschuss von 500.000<br />

Dollar seitens der Bill & Mel<strong>in</strong>da Gates Foundation freuen.<br />

Damit kann das <strong>in</strong>zwischen drei Jahre alte Start-up endlich<br />

<strong>in</strong> größeren Maßstäben planen und aktiv se<strong>in</strong>.<br />

Mai 2<strong>01</strong>4: Befreiung von der Mafia<br />

Treedom beg<strong>in</strong>nt se<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit dem italienischen<br />

Vere<strong>in</strong> „Libera Terra“, um beschlagnahmte Gebiete ei-<br />

So pflanzen Sie e<strong>in</strong>en Baum per Mausklick<br />

Sie können auf Treedom.net e<strong>in</strong>e Baumart und e<strong>in</strong> Aufforstungsprojekt<br />

aussuchen und dann ganz e<strong>in</strong>fach per Mausklick „pflanzen”.<br />

E<strong>in</strong> Kakaobaum <strong>in</strong> Kamerun kostet Sie 10 Euro, der Mangobaum<br />

<strong>in</strong> Kenia h<strong>in</strong>gegen 30 Euro. Die Preise variieren abhängig von<br />

Baumart, Standort und Projektland. Im Gegenzug wird Ihr Baum<br />

durch e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>bauern bzw. e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Agrargenossenschaft auf<br />

ökologisch-wertvolle Weise gepflanzt (u.a. ke<strong>in</strong>e Monokulturen<br />

und Plantagen, ökologische Vorbereitung des Bodens) und für m<strong>in</strong>destens<br />

zehn Jahre gepflegt. Die Pflege ist besonders wichtig, denn<br />

bei vielen Projekten sterben 80 Prozent der gepflanzten Bäume <strong>in</strong><br />

den ersten Jahren ab.<br />

Farmville – e<strong>in</strong> Spiel für digitale Landwirte<br />

Das Spiel FarmVille ist e<strong>in</strong> Browsergame von Zynga, <strong>in</strong> dem es darum<br />

geht, e<strong>in</strong>en virtuellen Bauernhof aufzubauen und zu betreiben.<br />

In FarmVille existieren zwei Währungen, FarmCo<strong>in</strong>s und FarmCash.<br />

FarmCo<strong>in</strong>s kosten den Spieler gar nichts, denn sie werden<br />

durch gutes <strong>Wirtschaften</strong> ver<strong>die</strong>nt. Die meisten D<strong>in</strong>ge auf dem<br />

Markt können mit FarmCo<strong>in</strong>s bezahlt werden. FarmCash (FV) wiederum<br />

kann gegen Bezahlung von realem Geld nachgekauft werden.<br />

Das Spiel wurde am 19. Juli 2009 veröffentlicht; bereits Anfang<br />

September 2009 verzeichnete es rund 35 Mio. Nutzer pro Monat<br />

und war damit <strong>die</strong> beliebteste, wenn auch nicht unumstrittene<br />

Facebook-Anwendung.<br />

Fotos: © Treedom<br />

96 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

ner neuen, Mafia-freien Nutzung zuzuführen. Im Mittelpunkt<br />

stehen dabei vor allem biologische Anbaumethoden und e<strong>in</strong>e<br />

von <strong>Nachhaltig</strong>keit geprägte Produktions- und Vertriebskette.<br />

Damit will Treedom der „befreiten Erde“ sowohl <strong>in</strong> sozialer<br />

wie <strong>in</strong> ökologischer und produktiver H<strong>in</strong>sicht neues Leben<br />

e<strong>in</strong>hauchen. Das Ergebnis s<strong>in</strong>d hochwertige Erzeugnisse,<br />

wie Orangen, Oliven und Granatäpfel, auf der Grundlage<br />

umweltbewusster Anbaumethoden.<br />

Juni 2<strong>01</strong>4: Geme<strong>in</strong>wohl grenzenlos<br />

Dank se<strong>in</strong>es Geschäftsmodells mit konkretem Nutzen für<br />

Gesellschaft und Planet wird Treedom 2<strong>01</strong>4 Mitglied der<br />

Certified B Corporations, e<strong>in</strong>em Netzwerk von Unternehmen,<br />

<strong>die</strong> sich durch hohe ökologische Wirkung und sozialen E<strong>in</strong>satz<br />

auszeichnen. (Zum Netzwerk der zertifizierten B Corporations:<br />

siehe dazu auch <strong>forum</strong> Ausgabe 02/2<strong>01</strong>6).<br />

Dezember 2<strong>01</strong>4: Merry Christmas!<br />

Pünktlich zu Weihnachten läuten <strong>die</strong> Glocken für Treedoms<br />

erste Kampagne, <strong>die</strong> sich ausschließlich an Konsumenten<br />

richtet: e<strong>in</strong> Baum als rundum grünes Weihnachtsgeschenk.<br />

März 2<strong>01</strong>5: weniger Wüste, mehr Essen<br />

Treedom führt <strong>in</strong> Burk<strong>in</strong>a Faso, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

der NGO Bamb<strong>in</strong>i nel Deserto („K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Wüste”), e<strong>in</strong><br />

Pilotprojekt mit 300 Bäumen durch. Geme<strong>in</strong>sam bekämpfen<br />

sie <strong>die</strong> Wüstenausdehnung und setzen sich für Ernährungsautonomie<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Juni 2<strong>01</strong>5: nun schon dreistellig!<br />

Nun s<strong>in</strong>d es bereits 100 Unternehmen, <strong>die</strong> sich für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

mit Treedom entschieden haben. Insgesamt<br />

s<strong>in</strong>d bereits 189.362 Bäume gepflanzt.<br />

Februar 2<strong>01</strong>6: Expansion nach Deutschland<br />

Treedom erhält e<strong>in</strong> Impact-Investment von <strong>in</strong>sgesamt 2,45<br />

Millionen Euro, um se<strong>in</strong> Wachstum voranzutreiben. Die<br />

So entstehen Firmenwälder<br />

Für Unternehmen bietet sich das Bäumepflanzen und <strong>die</strong> Treedom-<br />

Plattform als <strong>in</strong>novatives Tool für <strong>Nachhaltig</strong>keitskommunikation<br />

und Market<strong>in</strong>g an. Denn das emotionale Storytell<strong>in</strong>g und <strong>die</strong> Transparenz<br />

bieten e<strong>in</strong>e gute Grundlage für Kommunikationskampagnen<br />

nach <strong>in</strong>nen und nach außen. Jeder Unternehmenswald erhält e<strong>in</strong>e<br />

eigene Seite auf treedom.net, <strong>die</strong> u.a. Landkarten, Fotos und Details<br />

zu den Bäumen, aber auch den ökologischen Nutzen, wie <strong>die</strong><br />

CO 2<br />

-B<strong>in</strong>dung, <strong>in</strong>teraktiv darstellt. Gleichzeitig unterstützt Treedom<br />

Unternehmen bei der spielerischen Ause<strong>in</strong>andersetzung mit <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

und Umweltthemen. Denn rund um <strong>die</strong> Bäume konzipiert<br />

das Treedom-Team maßgeschneiderte Kommunikations- und Market<strong>in</strong>gkampagnen,<br />

um <strong>die</strong> verschiedensten Stakeholder-Gruppen<br />

ansprechen zu können. Mit Treedoms partizipativem Ansatz lassen<br />

sich zum Beispiel Stakeholder-Dialoge ankurbeln, <strong>Nachhaltig</strong>keitsthemen<br />

und Umweltengagement kreativ und spielerisch an <strong>die</strong><br />

Anspruchsgruppen herantragen oder auf <strong>die</strong> gesamte <strong>Nachhaltig</strong>keitsstrategie<br />

e<strong>in</strong>es Unternehmens aufmerksam machen.<br />

Hauptziele s<strong>in</strong>d, das Produkt sowie den Gamification-Ansatz<br />

weiterzuentwickeln und auch <strong>in</strong>s Ausland zu skalieren.<br />

So eröffnet e<strong>in</strong> Jahr später der erste Firmensitz außerhalb<br />

Italiens – <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Dezember 2<strong>01</strong>6: Die Geme<strong>in</strong>schaft wächst.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Treedom-Geschichte: 50.000<br />

User haben sich mittlerweile bei der Onl<strong>in</strong>e-Community<br />

angemeldet und sich fürs Bäumepflanzen mit Treedom<br />

entschieden.<br />

September 2<strong>01</strong>7: Wie heißt De<strong>in</strong> Baum?<br />

Neue Features bereichern <strong>die</strong> Website: Jeder Baum hat se<strong>in</strong>e<br />

eigene Onl<strong>in</strong>e-Seite, wird geolokalisiert und fotografiert.<br />

Se<strong>in</strong> ‚Besitzer’ erhält Fotos von se<strong>in</strong>em Baum, sieht se<strong>in</strong>en<br />

Standort sowie das dortige Wetter, kann beispielsweise<br />

Nachrichten h<strong>in</strong>terlassen und ihn weiterverschenken. Aber<br />

nicht nur das, er kann se<strong>in</strong>em Baum sogar e<strong>in</strong>en Namen geben,<br />

se<strong>in</strong>e ‚Nachbarn’ besuchen, H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />

über <strong>die</strong> Baumart erfahren und mehr über <strong>die</strong> CO 2<br />

-B<strong>in</strong>dung<br />

se<strong>in</strong>es Baumes lernen. Auf der Treedom-Seite kann man<br />

außerdem se<strong>in</strong>e persönliche CO 2<br />

-Bilanz spielerisch erstellen<br />

und durch das Pflanzen von Bäumen verbessern. So erweckt<br />

jedes Bäumchen Neugier, bezieht Menschen mit Spaß und<br />

Transparenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolles Aufforstungsprojekt e<strong>in</strong> und<br />

schafft konkrete ökologische und soziale Vorteile für Planeten<br />

und Gesellschaft.<br />

Oktober 2<strong>01</strong>7: go east!<br />

In Asien läuft e<strong>in</strong> bedeutendes land- und forstwirtschaftliches<br />

Projekt zur Verbesserung der lokalen Wirtschaft an, <strong>in</strong><br />

dessen Rahmen mehr als 12.000 Kaffee- und Fruchtbäume<br />

gepflanzt werden.<br />

Zwischenbilanz und Ausblick Januar 2<strong>01</strong>8:<br />

94.082 User und 443 Unternehmen haben 22.753 Kle<strong>in</strong>bauern<br />

unterstützt und 386.813 Bäume gepflanzt. E<strong>in</strong>e Analyse<br />

hat ergeben, dass das erste Treedom-Projekt <strong>in</strong> Kenia e<strong>in</strong>e<br />

Sozialrendite (SROI) von durchschnittlich 87,4 Dollar pro<br />

gepflanztem Baum erzielte – und das alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den ersten fünf<br />

Jahren. Dabei ist zu beachten, dass <strong>die</strong> Bäume frühestens im<br />

dritten Jahr nennenswerte Erträge abwerfen und es mit dem<br />

weiteren Wachstum der Bäume noch Luft nach oben gibt.<br />

In den kommenden Monaten wollen <strong>die</strong> Gründer das Wachstum<br />

der Treedom-Community <strong>in</strong> Deutschland stärken, vor<br />

allem Kooperationen mit Unternehmen <strong>in</strong>tensivieren und<br />

deutsche Baumliebhaber verstärkt ansprechen. Außerdem<br />

wird das Treedom-Team <strong>die</strong> Plattform weiterentwickeln: Alles<br />

soll noch transparenter und noch spielerischer werden. „Tja“,<br />

sagt Mr. Social zu se<strong>in</strong>er Frau Mrs. Bus<strong>in</strong>ess, „alles will eben<br />

sorgfältig gepflegt werden, damit es gut wachsen kann – auch<br />

e<strong>in</strong> Social Bus<strong>in</strong>ess“.<br />

www.treedom.net<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

97


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Am besten für <strong>die</strong> Umwelt: Kaltluft-Jetstream-Händetrockner wie der Dyson Airblade V<br />

Wo Bäume im Mülleimer landen<br />

PAPIERHANDTÜCHER<br />

66.800 Tonnen E<strong>in</strong>weg-Papierhandtücher<br />

werden jährlich <strong>in</strong> Deutschland verbraucht.<br />

Sie werden nicht recycelt und<br />

gehen dem Papierkreislauf so für immer<br />

verloren. Dabei gibt es Alternativen: Am<br />

besten für <strong>die</strong> Umwelt s<strong>in</strong>d laut e<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong><br />

des Umweltbundesamtes sogenannte<br />

Jetstream-Händetrockner.<br />

Wer bei der Arbeit, im Museum oder im Restaurant<br />

den Waschraum aufsucht, bekommt<br />

oft e<strong>in</strong> Papierhandtuch angeboten, um sich<br />

<strong>die</strong> Hände zu trocknen. Bundesweit produzierte<br />

das 2<strong>01</strong>6 e<strong>in</strong>en Papier-Müllberg von<br />

66.800 Tonnen. 1 Jeder Deutsche zieht damit<br />

im Jahr durchschnittlich etwa 470 Tücher<br />

aus solchen Spendern. Die Papierbranche<br />

erwartet e<strong>in</strong>e weitere Absatzsteigerung<br />

von etwa e<strong>in</strong>em Prozent jährlich bis zum<br />

Jahr 2021. Zum Vergleich: Der Coffee-to-<br />

Go-Becher, der als Symbol für unsere Wegwerfgesellschaft<br />

gilt, verursacht jährlich <strong>in</strong><br />

Deutschland gerade e<strong>in</strong>mal 40.000 Tonnen<br />

Müll.<br />

1 Papierverbrauch <strong>in</strong> Deutschland, Quelle: Euromonitor,<br />

Tissue and Hygiene Research 2<strong>01</strong>7,<br />

www.euromonitor.com<br />

Quellen: Papierhandtücher: Euromonitor, Tissue and Hygiene Research 2<strong>01</strong>7 (www.euromonitor.com);<br />

E<strong>in</strong>weg-Kaffeebecher: DUH 2<strong>01</strong>5; Kaffeekapseln: Kaffeeverband 2<strong>01</strong>7; Tüten: Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung<br />

(GVM) 2<strong>01</strong>7<br />

Foto: © Dyson | Grafik: © Ahnen&Enkel<br />

98 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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Hoher Anteil von Frischfasern bei Hygienepapieren<br />

– auch Altpapier problematisch<br />

Weil Papierhandtücher durch Seifenreste<br />

oder andere Abfälle <strong>in</strong> den Sammelbehältern<br />

verschmutzt se<strong>in</strong> können, werden sie<br />

häufig nicht recycelt. Das Umweltbundesamt<br />

(UBA) beobachtet zudem mit Sorge,<br />

dass bei Hygienepapieren, zu denen <strong>die</strong><br />

Papierhandtücher gehören, der Anteil an<br />

Recycl<strong>in</strong>gpapier kont<strong>in</strong>uierlich zurückgeht:<br />

Im Jahr 2000 lag er noch bei 74 Prozent,<br />

zuletzt (2<strong>01</strong>6) nur noch bei 46 Prozent. Aber<br />

auch bei Papieren aus Recycl<strong>in</strong>gfasern ist<br />

nicht alles im grünen Bereich. Altpapier ist<br />

e<strong>in</strong> knappes Gut geworden, <strong>die</strong> Nachfrage<br />

übersteigt das Angebot. 2 Fasern, <strong>die</strong> für Papierhandtücher<br />

dem Kreislauf entnommen<br />

werden, erhöhen damit <strong>in</strong>direkt den Bedarf<br />

an neuen Frischfasern. Diese stammen,<br />

wie das UBA feststellt, immer häufiger von<br />

ökologisch höchst umstrittenen Plantagen<br />

aus Entwicklungs- und Schwellenländern,<br />

wie etwa Brasilien. 3<br />

Papierhandtücher: Auch <strong>die</strong> CO 2<br />

-Bilanz<br />

ist schlecht<br />

2<strong>01</strong>4 hat das UBA <strong>die</strong> verschiedenen Alternativen<br />

zum Händetrocknen <strong>in</strong> öffentlichen<br />

Waschräumen untersucht. 4 Zum Vergleich<br />

standen Papierhandtücher aus Frisch- und<br />

Recycl<strong>in</strong>gfasern, Stoffhandtücher sowie<br />

Warm- und Kaltlufthändetrockner. Das<br />

Ergebnis: Auch <strong>in</strong> der CO 2<br />

-Bilanz schneiden<br />

Papierhandtücher schlecht ab. Das UBA<br />

zeigt, dass jede Händetrocknung mit Papierhandtüchern<br />

mit etwa 4,5 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent<br />

<strong>in</strong> der persönlichen Klimabilanz zu<br />

Buche schlägt. Schlechtere Werte hatten nur<br />

Lufttrockner mit Warmluftgebläse.<br />

Die beste Umwelt-Bilanz wiesen Kaltluft-<br />

Jetstream-Händetrockner auf. Das UBA<br />

untersuchte für <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> Geräte vom Typ<br />

Dyson Airblade dB. Diese beschleunigen<br />

Luft auf bis zu 690 km/h und führen sie mit<br />

e<strong>in</strong>em kalten Strahl über <strong>die</strong> Hände – das<br />

Wasser wird <strong>in</strong> wenigen Sekunden abgestreift.<br />

So benötigen sie bis zu 80 Prozent<br />

weniger Strom als e<strong>in</strong> Warmluft-Händetrockner<br />

und verursachen – berechnet nach<br />

dem Strommix von 2<strong>01</strong>4 – etwa e<strong>in</strong> Drittel<br />

weniger Treibhausgase als Papierhandtücher.<br />

Werden sie mit regenerativen Energien<br />

betrieben, liegt der CO 2<br />

-Fußabdruck nahezu<br />

bei null. Und auch f<strong>in</strong>anziell rechnen sich<br />

Jetstream-Händetrockner. In weniger als<br />

e<strong>in</strong>em Jahr übersteigt der Wert der im<br />

Schnitt verbrauchten Papierhandtücher <strong>die</strong><br />

Anschaffungskosten e<strong>in</strong>es Dyson Airblade<br />

Händetrockners. E<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>stalliert, verursacht<br />

er im Betrieb kaum Kosten.<br />

Umweltproblem Papierhandtücher:<br />

unter schätzt, vernachlässigt, vermeidbar<br />

Im Vergleich etwa zu E<strong>in</strong>weg-Bechern<br />

werden Papierhandtücher bisher kaum als<br />

Umweltproblem wahrgenommen. 700.000<br />

Euro <strong>in</strong>vestierte <strong>die</strong> Stadt München kürzlich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kampagne, um mit Plakaten,<br />

Radiospots und sogar vier Meter hohen<br />

Coffee-to-go-Riesenbechern <strong>in</strong> der Stadt auf<br />

das Mega-Müllproblem aufmerksam zu machen.<br />

Rund 190.000 Wegwerfbecher, so hat<br />

es der Münchner Abfallwirtschaftsbetrieb<br />

AWM ausgerechnet, landen <strong>in</strong> München<br />

täglich im Müll. Zum Vergleich: Alle<strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

öffentliche Beschaffung <strong>in</strong> München kauft<br />

jährlich 114 Millionen Papierhandtücher<br />

für <strong>die</strong> städtischen Schulen, Museen und<br />

Ämter. Das macht e<strong>in</strong>en täglichen Verbrauch<br />

von rund 300.000 Papierhandtüchern. E<strong>in</strong>e<br />

Umstellung auf Jetstream-Händetrockner<br />

würde nicht nur <strong>die</strong> Umwelt schützen, sondern<br />

auch <strong>die</strong> öffentlichen Kassen entlasten.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.umweltbundesamt.de, www.nabu.de,<br />

www.foep.<strong>in</strong>fo, www.euromonitor.com<br />

40 Millionen Erwerbstätige <strong>in</strong> Deutschland, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> ihrer Arbeitszeit dreimal täglich mit Papierhandtüchern<br />

aus Recycl<strong>in</strong>gpapier <strong>die</strong> Hände trocknen, produzieren jährlich e<strong>in</strong>e Klimabelastung von<br />

111.000 Tonnen CO 2<br />

. Quelle: VERUM-Stu<strong>die</strong> des Bundesumweltamts (2<strong>01</strong>4), Darstellung Ahnen&Enkel<br />

www.dyson.de<br />

2 Vgl. Verband Deutscher Papierfabriken (VDP), Annual Report 2<strong>01</strong>7<br />

3 Vgl. Umweltbundesamt: Papiertaschentücher, Hygienepapiere<br />

(www.umweltbundesamt.de/umweltippsfuer-den-alltag/haushalt-wohnen/papiertaschentuecher-hygienepapiere#textpart-1)<br />

4 Umweltbundesamt, Texte 33/2<strong>01</strong>4, Verum 1.0<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

99


E<strong>in</strong> Team, dessen Begeisterung ke<strong>in</strong>e Grenzen kennt. Mit dem Recup Becher möchten Sie ganz hoch h<strong>in</strong>aus und dabei Gutes für <strong>die</strong> Umwelt tun.<br />

Susta<strong>in</strong>able, sexy, cool<br />

DIE RECUP STORY<br />

Zwei hippe Jungunternehmer aus der To-go-Generation legen ohne erhobenen Zeigef<strong>in</strong>ger selbigen <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> Verpackungsmüll-Wunde und s<strong>in</strong>d auf dem besten Weg, durch cleveres Nachdenken e<strong>in</strong> nachhaltiges<br />

Umdenken <strong>in</strong> der Bevölkerung zu etablieren. Das ist nicht öko – das ist sexy und sehr cool!<br />

Von Dagmar Walser<br />

Also jetzt mal ehrlich: Wann haben Sie Ihren letzten Coffee<br />

to go getrunken? Na na – das ist doch geflunkert, Sie rennen<br />

doch nicht mit Ihrer eigenen Porzellantasse durch <strong>die</strong><br />

Straßen. Wie, Bambusbecher? Die s<strong>in</strong>d doch mehr Plastik<br />

als Bambus! Ach so, Sie stellen sich kurz zum Barista an<br />

<strong>die</strong> Theke. So viel Zeit möchte ich haben. Habe ich nicht<br />

und deshalb oute ich mich: Gestern Vormittag habe ich<br />

e<strong>in</strong>en Coffee to go gekauft. Mit Strohhalm, natürlich, der<br />

ist lippenstiftkompatibler als der Plastikdeckel. Becher<br />

samt Deckel und Strohhalm habe ich nach dem Genuss<br />

anständig entsorgt, im Abfalleimer an der Straße, was<br />

für e<strong>in</strong>e Frage!<br />

Fotos: © RECUP<br />

100 Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. <strong>forum</strong> E<strong>in</strong> Produkt <strong>Nachhaltig</strong> der Ste<strong>in</strong>beis <strong>Wirtschaften</strong><br />

Papier GmbH.


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

No eturn – no reuse– no recycle!<br />

Seit gestern Nachmittag weiß ich, dass ich damit e<strong>in</strong>e von<br />

vielen b<strong>in</strong>. Von viel zu vielen. Genau gesagt e<strong>in</strong>e von täglich<br />

2,8 Milliarden – ich schreib’s mal aus, damit Sie wissen, wovon<br />

ich rede: 2.800.000.000 –, <strong>die</strong> weltweit e<strong>in</strong>en Strohhalm<br />

wegwirft. Täglich. TÄGLICH. Und e<strong>in</strong>e von ca. 2,8 Milliarden<br />

– 2.800.000.000 –, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>en Coffee-to-go-<br />

Becher samt Deckel wegwirft. Pro Jahr. Falls Sie <strong>die</strong> Zahl<br />

unsympathisch hoch f<strong>in</strong>den, machen wir sie eben kle<strong>in</strong>er:<br />

Das s<strong>in</strong>d ca. 7,6 Millionen Becher plus Plastikdeckel. Pro Tag.<br />

Lieber noch etwas kle<strong>in</strong>er? Gerne: 320.000 Stück. Pro Stunde.<br />

In Deutschland. NUR IN DEUTSCHLAND.<br />

No go!<br />

Wenn Sie jetzt Luft schnappen müssen ob <strong>die</strong>ser Information,<br />

gehen Sie am besten <strong>in</strong> den Wald. Solange es ihn noch gibt.<br />

Wenn ich weiter me<strong>in</strong>e Coffee-to-go-Becher konsumiere,<br />

werden Sie das leider nicht mehr lange tun können – für <strong>die</strong><br />

Herstellung der jährlich <strong>in</strong> Deutschland verbrauchten 2,8<br />

Milliarden Kaffeebecher aus Pappe braucht man e<strong>in</strong> paar<br />

Tonnen Papier. Genauer gesagt 29.000 Tonnen. Was so viel<br />

heißt wie circa 64.000 Tonnen Holz. Das s<strong>in</strong>d 43.000 Bäume.<br />

Pro Jahr, damit Sie das bitte nicht vergessen. Plus Wasser,<br />

an <strong>die</strong> 50 Liter pro Kilo Papier, bzw. e<strong>in</strong>en halben Liter pro<br />

Coffee-to-go-Becher. Jetzt rechnen Sie mal schön selbst...<br />

genau, das s<strong>in</strong>d ca. 1,5 Milliarden Liter Wasser pro Jahr.<br />

Strom- und Polyethylen-Verbrauch, CO 2<br />

-Ausstoß und was<br />

sonst noch alles an Umweltverschmutzung zu me<strong>in</strong>em Wegwerf-Kaffeegenuss<br />

gehört, googeln Sie bitte, wenn Ihnen der<br />

Coffee to go wieder hochkommt ob <strong>die</strong>ser unvorstellbaren<br />

Zahlen. Und deren Folgen für <strong>die</strong> Umwelt. Zu denen ich bis<br />

gestern Vormittag beigetragen habe.<br />

Seit gestern Nachmittag ist alles anders. Me<strong>in</strong>e Haltung und<br />

me<strong>in</strong> Handeln, dank zweier cool designter Viel-Weg-Becher<br />

<strong>in</strong> den dezenten Understatement-Farben M<strong>in</strong>t (0,4 Liter) und<br />

Cappucc<strong>in</strong>o (0,3 Liter); das 0,2 Liter-Exemplar kommt <strong>in</strong> Kürze,<br />

<strong>die</strong> Farbe wird e<strong>in</strong>e Überraschung. Sie wird gel<strong>in</strong>gen, denn<br />

<strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Becher erfunden haben, s<strong>in</strong>d zwei junge<br />

Typen mit S<strong>in</strong>n für Orig<strong>in</strong>alität und Optik – Florian Pachaly,<br />

22, und Fabian Eckert, 28. Sie möchten mit schön gestalteten<br />

Bechern aus Wegwerf-Coffee-to-go-Usern verantwortliche<br />

Pfand-Coffee-to-go-User machen. So wie es aussieht, wird<br />

ihnen das gel<strong>in</strong>gen, denn sie s<strong>in</strong>d alles andere als verbissen<br />

öko-missionarisch unterwegs, sondern voll sprühender Kreativität,<br />

enormem Tatendrang und kühlem Unternehmergeist.<br />

Und kühn s<strong>in</strong>d sie auch, seit jeher.<br />

Go!<br />

Montag, 25. Juli 2<strong>01</strong>6. Florian Pachaly, 21, und Fabian Eckert,<br />

26, haben noch nie etwas vone<strong>in</strong>ander gehört. Der e<strong>in</strong>e sitzt<br />

im Schwarzwald, der andere <strong>in</strong> München, und beide haben an<br />

dem Tag <strong>die</strong> gleiche Idee: Man müsste mal etwas S<strong>in</strong>nvolles<br />

machen. Die Wegwerfgesellschaft zum Umdenken und zum<br />

verantwortlichen Handeln anregen. Die absurde Pappbecherflut<br />

e<strong>in</strong>dämmen. Und so entwirft jeder für se<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />

Idee e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>niges Logo. Drei Tage später. Über <strong>die</strong> Verl<strong>in</strong>kung<br />

durch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Bekannte treffen sie sich im Zentralen<br />

Busbahnhof <strong>in</strong> München, Florian Pachaly hat e<strong>in</strong> paar<br />

M<strong>in</strong>uten Umsteigezeit auf dem Heimweg nach Rosenheim.<br />

Ok, Treffpunkt Kiosk, nice to meet you. Und bei e<strong>in</strong>em Kaffee<br />

– aus der Tasse! – stellen sie fest, dass ihre jeweilige Idee zwar<br />

gut, dennoch nicht so e<strong>in</strong>zigartig ist, wie jeder dachte. Und<br />

ihr jeweiliges Logo ist auch nicht e<strong>in</strong>zigartig: Ihre Entwürfe<br />

s<strong>in</strong>d nahezu identisch – dynamische Recycl<strong>in</strong>g-Pfeile als Kreis,<br />

<strong>in</strong> der Mitte e<strong>in</strong>e stilisierte Kaffeebohne …<br />

Go!Go!Go! Da machen wir doch was draus! Geme<strong>in</strong>sam!<br />

Sie ticken ähnlich und haben auch sonst e<strong>in</strong> paar Parallelen:<br />

Beide haben sich gut gegen zwei Schwestern behauptet,<br />

beide haben als K<strong>in</strong>d tapfer <strong>die</strong> Blockflötenzeit h<strong>in</strong>ter sich<br />

gebracht, beide haben zielstrebig e<strong>in</strong> duales Studium absolviert:<br />

Florian <strong>in</strong> Vill<strong>in</strong>gen-Schwenn<strong>in</strong>gen Betriebswirtschaftslehre,<br />

Internationales Bus<strong>in</strong>ess und Personalmanagement;<br />

Fabian Wirtschaftspsychologie <strong>in</strong> Erd<strong>in</strong>g und Leadership for<br />

Susta<strong>in</strong>ibility <strong>in</strong> Malmö, Schweden – wenn das ke<strong>in</strong>e guten<br />

Voraussetzungen s<strong>in</strong>d, um <strong>die</strong> Wegwerfwelt aus den Angeln<br />

zu heben!<br />

Das nötige Selbstvertrauen haben beide, immerh<strong>in</strong> haben sie<br />

auch schon <strong>in</strong> jungen Jahren Krisen gemeistert. Florian Pachaly,<br />

der pragmatische Perfektionist aus Rosenheim, der nicht<br />

locker lässt und gut am Limit funktioniert, der <strong>die</strong> Pubertät<br />

zu Gunsten der klassischen Gitarre l<strong>in</strong>ks liegen ließ, hatte e<strong>in</strong><br />

großes Vorbild: se<strong>in</strong>en Vater. E<strong>in</strong> Bankangestellter, der sich<br />

<strong>in</strong>tensiv mit der Umweltproblematik ause<strong>in</strong>andersetzte. Als<br />

Florian 20 war, starb der Vater – kurz bevor se<strong>in</strong> Sohn <strong>die</strong><br />

Idee hatte, selbst etwas für <strong>die</strong> Umwelt zu tun. Florian hat<br />

se<strong>in</strong>e Musik, um mit solchen D<strong>in</strong>gen fertig zu werden. Und<br />

um Spaß zu haben! Und er hat se<strong>in</strong>e Slackl<strong>in</strong>e, auf der er an<br />

den Wochenenden irgendwo am Chiemsee balanciert. Oder,<br />

mutig, mutig, als Highl<strong>in</strong>er <strong>in</strong> den Bergen unterwegs ist! Wer<br />

das schafft, der schafft es auch, e<strong>in</strong>e gute Idee umzusetzen.<br />

Fabian Eckert aus Heimstetten bei München tickt ähnlich,<br />

nur hatte er <strong>die</strong> Lebenslektion bereits mit 19 gelernt: Ihn<br />

<strong>in</strong>teressieren weder Adm<strong>in</strong>istration noch Kle<strong>in</strong>kram, sondern<br />

das große Ganze, plus Trompete, Klavier, Gesang. Und das<br />

Fliegen, und das bereits, als er noch mit Irokesenschnitt und<br />

Spr<strong>in</strong>gerstiefeln gegen Nazis demonstrierte. Fabian wollte<br />

Pilot werden. Die Karriere war jedoch schneller beendet,<br />

als <strong>die</strong> Ausbildung dazu bei der Lufthansa begann – e<strong>in</strong>e<br />

leichte Grün-Sehschwäche wurde ihm zum Verhängnis. Das<br />

bedeutete für ihn: Chor statt Cockpit, Paraglid<strong>in</strong>g statt Personenbeförderung.<br />

Es bedeutete allerd<strong>in</strong>gs auch, e<strong>in</strong> paar<br />

Jahre später Unternehmer zu werden!<br />

Return, reuse, recycle – recup!<br />

Zwei Wochen nach ihrem ersten Treffen am Bahnhofskiosk<br />

gehen <strong>die</strong> beiden ihr geme<strong>in</strong>sames Unternehmertum an: Der<br />

Coffee-to-go-Becher als zigfach spülbarer und optisch hip<br />

aussehender Pfandbecher ist beschlossene Sache, und am<br />

2. November 2<strong>01</strong>6 starten sie <strong>in</strong> Rosenheim das Pilotprojekt:<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

1<strong>01</strong>


Die jungen Gründer Florian Pachaly und Fabian Eckert haben gut lachen: ihre Idee hat e<strong>in</strong>geschlagen und Ihre Mehrweg-Kaffeebecher s<strong>in</strong>d<br />

voll im Trend. Per App f<strong>in</strong>det man alle Annahmestellen.<br />

Sie wohnen noch mietfrei bei den Eltern, <strong>in</strong>vestieren e<strong>in</strong> paar<br />

tausend Euro vom Ersparten, kaufen 2.500 Mehrwegbecher,<br />

führen e<strong>in</strong>e akribische Ausgabenliste, e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> macht<br />

Website und Flyer umsonst, e<strong>in</strong> Freund programmiert auf<br />

<strong>die</strong> Schnelle e<strong>in</strong>e App, und <strong>die</strong> Jungs klappern <strong>die</strong> ersten 26<br />

Cafés und Bäckereien ab, um sie vom Wegwerf-Wahn zum<br />

Mitmachen zu überzeugen. Moralische Unterstützung für ihr<br />

Engagement kommt von vielen Seiten, von family and friends.<br />

Und doch lässt <strong>die</strong> erste geme<strong>in</strong>same, unternehmerische<br />

Panikattacke nicht lange auf sich warten. Um genau zu se<strong>in</strong>,<br />

dauert es gerade mal drei Monate, bis sie erkennen, dass gemäß<br />

Bus<strong>in</strong>essplan ihr Unternehmen, realistisch gesehen, katastrophal<br />

nach h<strong>in</strong>ten losgehen würde. In <strong>die</strong>ser Nacht muss<br />

dann e<strong>in</strong>e Flasche Tequila dran glauben. Trotz heftigen Katers<br />

am nächsten Morgen geben sie nicht auf, denken wieder<br />

nüchtern und ziemlich ernüchtert strategisch um, gründen<br />

im Februar 2<strong>01</strong>7 e<strong>in</strong>e GmbH und firmieren zusammen mit<br />

Clemens Pech von Just Swap lt, dem Berl<strong>in</strong>er Pfandsystem,<br />

unter der Marke RECUP. Ende März 2<strong>01</strong>7 stellen sie den<br />

ersten Praktikanten e<strong>in</strong>. Darauf e<strong>in</strong>en ganz starken Kaffee!<br />

In den folgenden Monaten werden sie <strong>in</strong>tensiv von der Social<br />

Entrepreneurship Akademie München beraten, bekommen<br />

dort neben tollen Netzwerk-Kontakten e<strong>in</strong> Zeitstunden-Budget<br />

bei Anne Dörner und können so circa e<strong>in</strong>mal im Monat<br />

alle Fragen an <strong>die</strong> Gründungsberater<strong>in</strong> stellen, <strong>die</strong> sie als<br />

Startup-Unternehmen beschäftigen.<br />

Die häufigen Ups lassen sich geme<strong>in</strong>sam ganz realistisch<br />

und <strong>die</strong> gelegentlichen Downs ganz pragmatisch angehen<br />

und lösen. Ihren Partnern gegenüber legen sie dabei immer<br />

<strong>die</strong> Karten auf den Tisch: Was können sie schon leisten, was<br />

noch nicht. Was ist noch <strong>in</strong> der Entwicklung, was kommt<br />

<strong>in</strong> nächster <strong>Zukunft</strong>. Immer wieder fragen Sie sich: „Was<br />

ist unser aller Ziel, wie erreichen wir es geme<strong>in</strong>sam.“ Das<br />

Grundkonzept von RECUP ist e<strong>in</strong>fach: Partner beziehen<br />

Pfandbecher von RECUP, <strong>die</strong> im gesamten RECUP-System<br />

wieder zurückgenommen werden. Auch <strong>die</strong> Preisgestaltung<br />

ist e<strong>in</strong>fach: Partner zahlen für e<strong>in</strong>e dreimonatige Laufzeit<br />

jeweils 1 Euro pro Tag und Standort und pro Becher ebenfalls<br />

1 Euro Pfand; <strong>die</strong> M<strong>in</strong>destabnahmemenge s<strong>in</strong>d 50 Becher.<br />

Nicht so e<strong>in</strong>fach war, herauszuf<strong>in</strong>den wie man <strong>die</strong> Herstellung<br />

der Mehrwegdeckel so gestaltet, dass sie aufgrund der<br />

komplizierteren Form dennoch so leicht spülbar s<strong>in</strong>d wie<br />

<strong>die</strong> Becher. E<strong>in</strong>e Lösung ist jetzt gefunden, der Prototyp ist<br />

derzeit bei 30 Partnern im Test. Besteht er den Test, wird es<br />

<strong>die</strong> Deckel <strong>in</strong> den Farben Berry und Darkchocolate geben –<br />

was für schöne Komb<strong>in</strong>ationen mit M<strong>in</strong>t und Cappucc<strong>in</strong>o!<br />

Go for it!<br />

Bevor sich <strong>die</strong> M<strong>in</strong>t- und Cappucc<strong>in</strong>o-Mehrwegbecher <strong>in</strong> den<br />

Regalen des hellen Großraumbüros <strong>in</strong> München überhaupt<br />

stapeln konnten, haben <strong>die</strong> <strong>in</strong>zwischen 13 Mitarbeiter – Frauenquote<br />

bzw. -power ca. 75 Prozent – ihre Schreibtische und<br />

Monitore aufgestellt, mittendr<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Hochbett als Rückzugsort<br />

<strong>in</strong>stalliert, e<strong>in</strong>e Tischtennisplatte als Ess- und Spieltisch aufgeklappt,<br />

besagte Regale auf- und zig Becher und Grünpflanzen<br />

re<strong>in</strong>gestellt und unzählige Post-its mit kreativem Input des<br />

gesamten Teams an <strong>die</strong> Wände gep<strong>in</strong>nt – und vor allem mit<br />

unglaublichem Engagement jede Menge neue Kunden und<br />

Partner und weiteres Kapital akquiriert! Und – Florian Pachaly<br />

und Fabian Eckert haben ihre Strategie transparent gemacht:<br />

„Wir wollten a) e<strong>in</strong> nachhaltiges Unternehmen, for profit. Wir<br />

wollten b) Material- und Ressourcennutzung <strong>in</strong> Abwägung<br />

zur Herstellung. Wir wollten c) extrem zur Müllvermeidung<br />

beitragen und d) transparente Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen für<br />

<strong>die</strong> Firma haben. Hier kann jeder sagen, was er ver<strong>die</strong>nen<br />

möchte, und jeder weiß, was der andere ver<strong>die</strong>nt. Darüber<br />

wird im gesamten Team entschieden.“ Auch <strong>die</strong> Zielgruppe<br />

def<strong>in</strong>ierten sie geme<strong>in</strong>sam: Es ist der Rout<strong>in</strong>e-User*<strong>in</strong>, der/<br />

<strong>die</strong> täglich e<strong>in</strong>en Kaffee mitnehmen möchte, woh<strong>in</strong> auch<br />

immer er/sie unterwegs ist. Der Kunde*<strong>in</strong> kauft den Coffee<br />

to go wie bisher, nur nicht im Wegwerf-Pappbecher, sondern<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em RECUP-Pfandbecher, zahlt dafür e<strong>in</strong>en Euro E<strong>in</strong>satz<br />

und bekommt <strong>die</strong>sen bei Rückgabe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der angegliederten<br />

Locations wieder zurück.<br />

102 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

Diese Idee lohnt sich auch für <strong>die</strong> Anbieter: Kostet e<strong>in</strong><br />

Papp-Wegwerfbecher im Schnitt ca. acht Cent, so zahlt e<strong>in</strong><br />

Unternehmen bei RECUP 50 Euro Pfand für 50 RECUPs. Diese<br />

kann man je 500 Mal spülen. Damit werden 2.500 Wegwerf-Pappbecher<br />

ersetzt – und 200 Euro e<strong>in</strong>gespart! Schon<br />

über 800 Unternehmen <strong>in</strong> Deutschland sparen aufgrund <strong>die</strong>ses<br />

praktischen Pfandsystems Geld und Ressourcen e<strong>in</strong>: Die<br />

Allianz Versicherung ist deutschlandweit dabei, verschiedene<br />

städtische Kant<strong>in</strong>en <strong>in</strong> München, der Tierpark, <strong>die</strong> Bavaria<br />

Filmstudios, Sky TV, viele Cafés und Bäckereien vom Bodensee<br />

bis Sylt. Die Liste der potentiellen Partner wird täglich<br />

länger und reicht von Filmproduktionen über Uni-Mensen<br />

bis Festivals und Eventveranstalter.<br />

160.000 Becher s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen im Umlauf, 300.000 Stück<br />

lagern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Halle vor den Toren Münchens, hergestellt von<br />

der Allgäuer Firma ADOMA GmbH, Kai und Thomas Ste<strong>in</strong>hauser.<br />

Man entschied sich geme<strong>in</strong>sam und fürs Erste für den<br />

Kunststoff PP, Polypropylen. Er gilt als derzeit unbedenklicher<br />

für <strong>die</strong> Umwelt als andere Kunststoffe und kann mit weniger<br />

Aufwand recycelt werden. Da auch noch so gut gespülte<br />

Becher, <strong>die</strong> nach ca. 500maligem E<strong>in</strong>satz recycelt werden,<br />

aufgrund von Hygienevorschriften der Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

nicht wieder zu e<strong>in</strong>em Becher verarbeitet werden dürfen,<br />

s<strong>in</strong>d Florian Pachaly und Fabian Eckert gerade mit e<strong>in</strong>er Firma<br />

<strong>in</strong> Kontakt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> entsorgten und dann geschredderten<br />

Becher für Materialien <strong>in</strong> Abwassersystemen nützen könnten.<br />

RECUP ist für den Becherhersteller Kai Ste<strong>in</strong>hauser e<strong>in</strong>e<br />

Herzblutangelegenheit und so hat er auch schon sämtliche<br />

Augen zugedrückt und sämtliche Masch<strong>in</strong>en hochgefahren,<br />

um wegen e<strong>in</strong>er anfänglichen Fehlplanung der Jungunternehmer<br />

<strong>in</strong> Nachtschichten e<strong>in</strong> paar 1.000 Becher mehr zu<br />

produzieren. Das nächste Mal bitte an <strong>die</strong> sechs Wochen<br />

Lieferfrist halten, Jungs! Dass PP nicht das Endprodukt für<br />

alle Zeiten bleiben wird, ist allen Beteiligten klar. Es ist e<strong>in</strong><br />

500 Mal spülbarer und deshalb e<strong>in</strong> nachhaltiger Anfang für<br />

<strong>die</strong> heutige To-go-Zeit!<br />

Time to go on!<br />

Derzeit laufen im Allgäu Becher für namentlich benannte 15<br />

Regionen vom Band, vom „Griaß di Allgäu“-Becher bis zum<br />

„Tach Berl<strong>in</strong>“-Becher, vom „Servus München“-Becher bis zum<br />

„Mo<strong>in</strong> Oldenburg“-Becher. Der persönliche Gruß auf den Bechern<br />

macht gute Laune, und sicher e<strong>in</strong>en Teil des Erfolges aus.<br />

Dieser Erfolg wird belohnt: RECUP hat bereits e<strong>in</strong>ige Startup-Preise<br />

gewonnen und zuletzt den „Jane Goodall Award<br />

Deutschland 2<strong>01</strong>8 Mak<strong>in</strong>g a Difference“. E<strong>in</strong> tolles Gefühl!<br />

Das absolute Glücksgefühl laut Florian kam dann im Januar<br />

2<strong>01</strong>8: „Bei der E<strong>in</strong>weihungsfeier unserer neuen Büroräume<br />

sahen wir, was für e<strong>in</strong> tolles Netzwerk wir haben, wer alles mitgefeiert<br />

hat, was für begeisterte Mitarbeiter und Unterstützer<br />

wir haben, was Fabian und ich <strong>in</strong> gerade mal e<strong>in</strong>em Jahr auf <strong>die</strong><br />

Be<strong>in</strong>e gestellt haben – und wie super <strong>die</strong> riesengroße RECUP-<br />

Torte war, e<strong>in</strong> Geschenk von e<strong>in</strong>em glücklichen Kunden!“<br />

Appsolutely Cool!<br />

Und? Was sagen Sie jetzt? Ich weiß, Sie hätten jetzt auch gerne<br />

e<strong>in</strong> Stück vom Kuchen. Gönnen Sie sich doch erst mal e<strong>in</strong>en<br />

schönen Kaffee. Mache ich auch, ja bitte, zum Mitnehmen,<br />

0,4, ja, den m<strong>in</strong>tfarbenen RECUP, ne<strong>in</strong> danke, ohne Strohhalm,<br />

me<strong>in</strong> Lippenstift ist ab sofort von der longlast<strong>in</strong>g Sorte! Wo ich<br />

me<strong>in</strong>en „Servus München“-RECUP-Kaffee zum Gehen kaufe?<br />

Also bitte, haben Sie etwa <strong>die</strong> App noch nicht runtergeladen?<br />

Sorry, dafür gibt es jetzt aber wirklich ke<strong>in</strong>e Ausrede mehr. Wir<br />

wollen doch nicht länger one of 2.800.000.000 se<strong>in</strong>!<br />

www.recup.de<br />

DAGMAR WALSER<br />

ist Kunstpädagog<strong>in</strong>, Filmemacher<strong>in</strong>, Autor<strong>in</strong>. Sie glaubt an Humor<br />

und das Gute im Menschen und dennoch nicht alles, was man<br />

ihr sagt. Sie guckt lieber selbst nach. Vor Ort und <strong>in</strong> der weiten<br />

Welt. Und bemüht sich, nachhaltigökosexybiodynamisch zu leben.<br />

Gel<strong>in</strong>gt nicht immer, aber immer öfter …<br />

THE ART OF<br />

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ganzheitlich ökologische<br />

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statt Alufolie, FSC-zertifiziert)<br />

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Soziales Engagement gegen<br />

Ungerechtigkeit und Unterdrückung<br />

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103


THEMEN | WALD UND WIRTSCHAFT<br />

Immer mehr Menschen<br />

lassen sich von Paolo<br />

Lugari begeistern und<br />

<strong>in</strong> Schwung br<strong>in</strong>gen.<br />

104 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

DER ALTE MANN<br />

UND DIE BÄUME<br />

Paolo Lugari hat e<strong>in</strong>en Plan für <strong>die</strong> Menschheit. Und er ist überzeugt, dass es der e<strong>in</strong>zige Plan ist, der<br />

unser Überleben auf dem Planeten Erde sichern wird: Wir müssen Bäume pflanzen. Viele Bäume.<br />

Von Jurriaan Kamp und Nancy Reed<br />

Fotos: © Isabela Cajiao-Angelelli<br />

Ja, Elektroautos, Sonnenkollektoren und andere saubere<br />

Technologien br<strong>in</strong>gen Fortschritt, aber – <strong>in</strong> Lugaris Vision –<br />

ist nichts besser, als Bäume zu pflanzen. Denn nur Bäume<br />

stellen Ökosysteme und <strong>die</strong> chemische Zusammensetzung<br />

der Atmosphäre wieder her, von der das menschliche Leben<br />

abhängt.<br />

1967 gründete er Las Gaviotas, e<strong>in</strong> experimentelles Dorf <strong>in</strong><br />

den kargen, östlichen Savannen von Kolumbien. Niemand<br />

konnte sich vorstellen, dass dort jemals wieder etwas wachsen<br />

würde, nachdem <strong>die</strong> spanischen Eroberer vor 250 Jahren<br />

<strong>die</strong> letzten Bäume gefällt hatten.<br />

„Andere testen soziale Experimente immer an den e<strong>in</strong>fachsten,<br />

fruchtbarsten Orten. Aber wir wollten den schwierigsten<br />

Ort. Wir dachten uns, wenn wir es hier schaffen können,<br />

können wir es überall schaffen“, sagt der heute 73-jährige<br />

Lugari. Seit der Gründung wurden auf 8.000 Hektar 9.000.000<br />

Bäume gepflanzt. Zu Beg<strong>in</strong>n des Projekts lebten etwa 20<br />

Tierarten auf <strong>die</strong>sem Raum, jetzt zählen Forscher 250 Arten.<br />

Das s<strong>in</strong>d mehr als <strong>in</strong> vielen anderen Teilen des Amazonas,<br />

und <strong>die</strong>se Zahl steigt weiter an.<br />

Das Dorf des Visionärs<br />

Wir, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe von Aktivisten<br />

und Unternehmern, besuchen<br />

das Dorf an e<strong>in</strong>em bewölkten<br />

Tag. Als das Flugzeug<br />

den grasbedeckten Landeplatz<br />

anfliegt, sehen wir,<br />

dass Las Gaviotas überwiegend<br />

von staubigen<br />

Savannen umgeben ist.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Begrüßung<br />

geht es weiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

vom Schrottplatz geretteten<br />

Bus, der als fahrendes<br />

„Klassenzimmer“ <strong>die</strong>nt.<br />

„Damit das Leben auf der<br />

Erde weitergeht, brauchen<br />

wir Wälder, <strong>die</strong> 50 Prozent<br />

des Planeten bedecken. Das<br />

ist unsere Lebensversicherung“,<br />

sagt Lugari vom umgekehrten Fahrersitz. Und er fährt fort:<br />

„E<strong>in</strong>e Yale-Stu<strong>die</strong> von 2<strong>01</strong>5 schätzt, dass es auf der Welt<br />

3.000.000.000.000 (drei Billionen) Bäume gibt. Die Gesamtzahl<br />

der Bäume ist seit Beg<strong>in</strong>n der menschlichen Zivilisation<br />

um rund 46 Prozent gesunken, und wir verlieren jedes Jahr<br />

weitere 15 Milliarden Bäume (0,5 Prozent der gesamten<br />

Wälder). Das ist der Trend, den wir stoppen müssen“.<br />

E<strong>in</strong> Grund zur Hoffnung, aber nicht zum Aufatmen<br />

Es gibt positive Zeichen. Die Wälder <strong>in</strong> Europa s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

den letzten 100 Jahren um e<strong>in</strong> Drittel gewachsen und <strong>in</strong><br />

Nordamerika übersteigt das Wachstum der Waldflächen<br />

mittlerweile <strong>die</strong> der Holzernte. Aber <strong>die</strong> Zerstörung der<br />

Regenwälder im Amazonasgebiet, <strong>in</strong> Asien und Afrika geht<br />

weiter. Auch <strong>die</strong> jüngsten Berichte über <strong>die</strong> Abholzung e<strong>in</strong>es<br />

UNESCO-Kulturerbes <strong>in</strong> Polen gehören zu den schmerzhaften<br />

Entwaldungsgeschichten.<br />

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat e<strong>in</strong>e<br />

Stu<strong>die</strong> veröffentlicht, <strong>in</strong> der es heißt, dass das Pflanzen<br />

von Bäumen nicht ausreicht, um <strong>die</strong> Kohlendioxid-Emissionen<br />

zu reduzieren. Nach Ansicht<br />

von Paolo Lugari ist <strong>die</strong>s jedoch<br />

e<strong>in</strong>e sehr e<strong>in</strong>geschränkte Sicht auf<br />

<strong>die</strong> vielfältigen Auswirkungen<br />

von Bäumen. Der Mann, der<br />

vom Literaturnobelpreisträger<br />

Gabriel Garcia Marquez<br />

als „der Erf<strong>in</strong>der der<br />

Welt“ beschrieben wurde,<br />

spricht nicht über Klimawandel,<br />

globale Erwärmung<br />

oder gar CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Lugaris Ansatz ist<br />

ganzheitlicher.<br />

Bäume als ultimative<br />

Wohltäter der Menschheit<br />

„Das ist Schokolade, aber<br />

es ist ke<strong>in</strong>e Schokolade“, sagt<br />

Lugari, als er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der Pflanzenschulen<br />

von Las Gaviotas auf<br />

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Gedruckt auf Ste<strong>in</strong>beis Charisma Silk – hergestellt aus 100 % Altpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. E<strong>in</strong> Produkt der Ste<strong>in</strong>beis Papier GmbH.<br />

105


THEMEN | WALD UND WIRTSCHAFT<br />

e<strong>in</strong>e Art Kartoffel zeigt. Die Kartoffel riecht tatsächlich nach<br />

Schokolade. Dann zeigt er uns e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>atpflanze, „<strong>die</strong> ke<strong>in</strong><br />

Sp<strong>in</strong>at ist“, und Kaffee, „der ke<strong>in</strong>er ist“. „Warum baust du<br />

nicht ,echten‘ Kaffee an“, fragen wir? Mit e<strong>in</strong>em großen Lächeln<br />

sagt Lugari: „Das s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Pflanzen, <strong>die</strong> der Wald uns<br />

gegeben hat.“ Und darum geht es Lugari.<br />

Vor vier Jahrzehnten begann er Bäume zu pflanzen. Nachdem<br />

er <strong>die</strong> lokale Umgebung sorgfältig analysiert hatte,<br />

entschied er sich, <strong>die</strong> karibische Kiefer zu pflanzen, <strong>die</strong> er <strong>in</strong><br />

Nicaragua gefunden hatte. Aber trotz all se<strong>in</strong>er Sorgfalt war<br />

der komplette Bestand nach sechs Monaten abgestorben. Er<br />

g<strong>in</strong>g zurück nach Nicaragua, und als er <strong>die</strong> Bäume genauer<br />

stu<strong>die</strong>rte, entdeckte er, dass <strong>die</strong> gesündesten Kiefern Pilze an<br />

ihren Wurzeln hatten. Also beschloss Lugari, se<strong>in</strong>e Kiefernsamen<br />

mit den Pilzsporen zu vermischen. Es funktionierte. Die<br />

„Bäume zu pflanzen ist so e<strong>in</strong>fach, dass<br />

es schwierig wird, <strong>die</strong> Menschen davon<br />

zu überzeugen, dass es sich lohnt.“<br />

Kiefern wuchsen und begannen, den Boden von Las Gaviotas<br />

vor der tropischen Sonne und dem Austrocknen zu schützen.<br />

Samen, <strong>die</strong> seit Jahrhunderten begraben waren, erwachten<br />

zu neuem Leben und schufen e<strong>in</strong>en Regenwald mit unfassbarer<br />

Artenvielfalt und eben auch essbaren Wildpflanzen.<br />

Wasser als Grundlage des Lebens<br />

Die Erfahrung von Las Gaviotas zeigt, dass Bäume nicht nur<br />

Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen, sondern auch den<br />

Boden wiederherstellen, was Lugari „<strong>die</strong> Haut der Erde“<br />

nennt. Somit können Dutzende von Arten zurückkehren,<br />

welche zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>takten Ökosystem beitragen. Die Wurzeln<br />

all <strong>die</strong>ser neuen Bäume und Pflanzen regulieren perfekt den<br />

Grundwasserspiegel. Wo vorher Trockenheit herrschte, füllt<br />

Las Gaviotas jetzt Tr<strong>in</strong>kwasser ab, das <strong>in</strong> Restaurants <strong>in</strong> Bogotá<br />

verkauft wird. Die junge Waldbedeckung erzeugt stetig<br />

steigende Regenfälle. Dies zeigen meteorologische Daten,<br />

<strong>die</strong> seit vier Jahrzehnten vor Ort erfasst und dokumentiert<br />

werden. „Das Pflanzen von Bäumen ist e<strong>in</strong> ausgezeichnetes<br />

Umweltgeschäft. Bisher hat noch niemand herausgefunden,<br />

wie hoch der ökologische Wert e<strong>in</strong>es Baumes ist. Aber es ist<br />

weit mehr als der Gesamtwert des Holzes und <strong>die</strong> Fähigkeit<br />

zur Speicherung von Kohlenstoff. Deshalb“, so Lugari, „gibt<br />

es nichts Wichtigeres, als Bäume zu pflanzen.“<br />

Zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Geburtsland Kolumbien wurde ihm<br />

Gehör geschenkt. Im letzten Jahr hat der kolumbianische<br />

Kongress e<strong>in</strong> Gesetz verabschiedet, nach dem jeder Bürger<br />

Nachdem <strong>die</strong> spanischen Eroberer vor 250 Jahren alle Bäume gefällt<br />

hatten, startete Paolo Lugari 1967 <strong>in</strong> den kargen Savannen von Kolumbien<br />

e<strong>in</strong>e Erfolgsgeschichte. Unsere Reisegruppe flog an den Ort des<br />

Geschehens, um sich selbst zu überzeugen. Der Pionier erzählt von<br />

Rückschlägen, neuen Erkenntnissen und regionalen Besonderheiten.<br />

106 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

des Landes fünf Bäume pflanzen und pflegen muss. Das<br />

Gesetz be<strong>in</strong>haltet Anreize wie den bevorzugten Zugang zu<br />

höherer Bildung für Bürger, <strong>die</strong> Bäume pflanzen. Kolumbiens<br />

Bemühungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Schritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> richtige Richtung und e<strong>in</strong><br />

Beispiel für <strong>die</strong> restliche Welt. Doch damit gibt sich Lugari<br />

nicht zufrieden: „Wir brauchen viel größere Zahlen!“ Und<br />

er rechnet uns <strong>in</strong> schw<strong>in</strong>delerregender Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

vor: Laut der Yale-Stu<strong>die</strong> gibt es drei Billionen Bäume auf<br />

der Welt. Sie bedecken 31 Prozent der Landfläche der Erde.<br />

Wenn wir aus <strong>die</strong>sen 31 Prozent 50 Prozent machen wollen,<br />

brauchen wir <strong>in</strong>sgesamt 50/31 x 3 Billionen = 4,8 Billionen<br />

Bäume. Mit anderen Worten: Wir müssen zusätzliche 1,8<br />

Billionen Bäume pflanzen. Wenn wir das mit 7,5 Milliarden<br />

Bürgern des Planeten Erde tun, muss jeder von uns 240<br />

Bäume pflanzen – und alle müssen überleben ...<br />

„Wo vorher Trockenheit herrschte, füllt<br />

Las Gaviotas jetzt Tr<strong>in</strong>kwasser ab, das <strong>in</strong><br />

Restaurants <strong>in</strong> Bogotá verkauft wird.“<br />

Bäume retten und Bäume pflanzen im Akkord<br />

Hier hilft es, e<strong>in</strong>ige unserer Gewohnheiten zu ändern. Papier<br />

aus Bäumen zu machen, ist e<strong>in</strong>e enorme Verschwendung<br />

– trotz der Tatsache, dass fast alle <strong>die</strong>se Bäume aus Produktionswäldern<br />

stammen. Um das zu unterstreichen, verteilt<br />

Lugari Notizbücher aus „Ste<strong>in</strong>papier“. Es gibt weitere kreative<br />

Möglichkeiten, den Papierverbrauch zu reduzieren. Scientific<br />

American argumentierte kürzlich, dass <strong>die</strong> Verwendung<br />

von Bidets (zur Re<strong>in</strong>igung unserer Unterseite) jährlich 36,5<br />

Milliarden Rollen Toilettenpapier oder 15 Millionen Bäume<br />

alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den USA sparen könnte.<br />

Doch Bäume zu retten ist nicht genug. Wir müssen neue<br />

pflanzen. Und das ist <strong>die</strong> Kunst, <strong>die</strong> Las Gaviotas perfektioniert<br />

hat. Die Baumschule kultiviert <strong>die</strong> Setzl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Boden, der mit Pilzsporen vermischt ist. Anschließend<br />

werden sie mit e<strong>in</strong>em Traktor und e<strong>in</strong>em speziell konstruierten<br />

Anhänger gepflanzt. Die Besucher erleben, wie<br />

zwei Männer auf e<strong>in</strong>em Feld, das durch e<strong>in</strong>faches Pflügen<br />

vorbereitet wurde, <strong>die</strong>se Arbeit ohne große Mühe verrichten.<br />

Theoretisch könnten sie <strong>in</strong> 24 Stunden 100 Hektar mit<br />

1.100 Bäumen pro Hektar bepflanzen. Doch es kommt noch<br />

besser: Auf Las Gaviotas überleben 92 Prozent der Bäume.<br />

Lugari möchte <strong>die</strong>se Erfahrungen und Techniken weitergeben:<br />

„Jeder kann unsere Technologie nachahmen.“ Die<br />

Technik von Las Gaviotas funktioniert möglicherweise auch<br />

an anderen Orten. Lugari betont jedoch deutlich, dass jeder<br />

Ort und jede Umgebung e<strong>in</strong>en spezifischen lokalen Ansatz<br />

Das Land wurde durch <strong>die</strong> neu gepflanzten Bäume wieder grün<br />

und der Boden kann <strong>die</strong> Regenfälle optimal speichern. So gut, dass<br />

heute wieder frische Quellen sprudeln. Wo früher karge Steppe war,<br />

reichen heute Wälder, so weit das Auge reicht.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

107


THEMEN | WALD UND WIRTSCHAFT<br />

erfordert. Während se<strong>in</strong>er Reisen wurde er oft gebeten, se<strong>in</strong><br />

„Wunder“ <strong>in</strong> anderen Teilen der Welt zu reproduzieren. Aber<br />

se<strong>in</strong>e Antwort an Präsidenten und andere Regierungsbeamte<br />

war immer <strong>die</strong> gleiche: „Sie brauchen ihren eigenen Lugari,<br />

der <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zigartigen lokalen Umstände kennt und versteht.“<br />

Dennoch behauptet der Visionär, dass das Pflanzen von Bäumen<br />

billig und sehr e<strong>in</strong>fach ist. Es erfordert ke<strong>in</strong>e Abschlüsse,<br />

sondern nur Begeisterung. Er zitiert gerne se<strong>in</strong>en Vater, der<br />

ihm sagte: „E<strong>in</strong>e Person mit Enthusiasmus ist viel wertvoller<br />

als e<strong>in</strong> Nobelpreisträger.“<br />

So e<strong>in</strong>fach und doch so schwer?<br />

„Bäume zu pflanzen ist so e<strong>in</strong>fach, dass es schwierig wird, <strong>die</strong><br />

Menschen davon zu überzeugen, dass es sich lohnt“, behauptet<br />

Lugari mit se<strong>in</strong>em charakteristischen Lächeln. Er bezieht<br />

sich auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy,<br />

der bekanntlich sagte: „Wir haben uns entschlossen, […] zum<br />

Mond zu fliegen […], nicht weil es leicht ist, sondern weil es<br />

schwer ist...“ Lugari fügt h<strong>in</strong>zu: „Die Menschheit hat damit<br />

getan, was schwierig war, aber wir müssen noch tun, was<br />

leicht ist... Bäume pflanzen!“<br />

Se<strong>in</strong> erster Traum ist es, <strong>die</strong> elf Millionen Hektar karger<br />

Savannen entlang des Or<strong>in</strong>oco-Flusses im Osten Kolumbiens<br />

zu bepflanzen, um das Land wieder mit dem Amazonas-Regenwald<br />

zu verb<strong>in</strong>den – so wie es vor Tausenden<br />

von Jahren war. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es im Rest von Südamerika<br />

250 Millionen Hektar Savannen, ähnlich wie <strong>in</strong><br />

Las Gaviotas, <strong>die</strong> neu bepflanzt werden müssen. Damit<br />

würden ungefähr 20 Prozent von Lugaris Ziel erreicht<br />

werden, <strong>die</strong> Erde wiederaufzuforsten, und es gibt noch<br />

fünf andere Kont<strong>in</strong>ente...<br />

„Es spielt ke<strong>in</strong>e Rolle, wo du Bäume pflanzt. E<strong>in</strong> Baum <strong>in</strong><br />

Las Gaviotas verbessert auch <strong>die</strong> Luftqualität <strong>in</strong> New York“,<br />

erklärt der südamerikanische Vorreiter. „Die schlimmste<br />

Wüste ist <strong>in</strong> unseren Köpfen. Mangel an Vorstellungskraft<br />

ist das größte H<strong>in</strong>dernis. Wir müssen <strong>die</strong> Lebensfähigkeit<br />

der Erde wiederherstellen – Und das zu e<strong>in</strong>em Bruchteil<br />

der Kosten, <strong>die</strong> wir für <strong>die</strong> Reise zum Mond benötigten!“<br />

Am Ende des Tages, als unser Flugzeug vom Feld startet,<br />

w<strong>in</strong>kt uns Paolo Lugari zum Abschied, geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

etwa 200 Dorfbewohnern von Las Gaviotas. Wir versuchen<br />

uns vorzustellen, wie er sich gefühlt hat, als er vor fast 50<br />

Jahren zum ersten Mal hierher kam. Nichts war da, nur se<strong>in</strong><br />

Mut, e<strong>in</strong>en sche<strong>in</strong>bar unmöglichen Traum zu träumen …<br />

Als der wiedergeborene Wald von Las Gaviotas langsam<br />

von den Fenstern unseres Flugzeuges verschw<strong>in</strong>det und<br />

unter uns <strong>die</strong> kargen Savannen zurückkehren, verstehen wir<br />

Paolos Botschaft: Wir haben endlose Möglichkeiten, dem<br />

Klima und uns Menschen Gutes zu tun, wir müssen e<strong>in</strong>fach<br />

nur anfangen. Jetzt!<br />

Ihr Weg mit PRIMAKLIMA:<br />

Mehr Bäume, mehr Klimaschutz<br />

Mit Millionen kle<strong>in</strong>en Baumsetzl<strong>in</strong>gen<br />

haben wir Wälder auf fünf Kont<strong>in</strong>enten<br />

gepflanzt. Wir schaffen neue Lebensräume,<br />

erwirken Existenzgrundlagen für<br />

Kle<strong>in</strong>bauern und schützen das Klima.<br />

Setzen auch Sie e<strong>in</strong> wichtiges Zeichen.<br />

Überreichen Sie mit e<strong>in</strong>em Baumgeschenk<br />

e<strong>in</strong> Stück <strong>Zukunft</strong> und<br />

pflanzen Sie mit uns Ihren eigenen<br />

Unternehmenswald.<br />

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Damit auch Du mal<br />

grün & stark wirst!<br />

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Mit PRIMAKLIMA wird auch Ihre <strong>Zukunft</strong> grün & stark<br />

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<strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


WALD UND WIRTSCHAFT | THEMEN<br />

DER WALD<br />

Dreh- und Angelpunkt e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>takten Industrie-Gesellschaft<br />

Am 9. Oktober f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> das „Erste Forst-, Holz-, Papier- und Wald Innovations<strong>forum</strong> – mit Bauen &<br />

Wohnen mit Holz“ statt. Es will Technologien, Innovationen, Forschungsvorhaben und Start-ups aus dem<br />

In- und Ausland vorstellen und helfen, <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keit entlang der Wertschöpfung Forst & Holz zu<br />

bewahren. Initiator Ulf Leonhard im <strong>forum</strong> Interview mit Fritz Lietsch.<br />

Foto: © Leonhard<br />

Herr Leonhard, Sie s<strong>in</strong>d bekannt für Veranstaltungen<br />

zu den Themen Wasser, F<strong>in</strong>anzen,<br />

Cleantech – aber jetzt wollen Sie <strong>in</strong> den Wald<br />

gehen. Warum?<br />

Na ja, da schlagen me<strong>in</strong>e grünen Gene durch –<br />

me<strong>in</strong> Vater und me<strong>in</strong> Großvater waren beide<br />

Forstleute; ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Forsthaus – so<br />

wie man sich <strong>die</strong>s vorstellt – aufgewachsen.<br />

Und zum e<strong>in</strong>en gibt es deutliche Überschneidungen<br />

zum Wasserthema, zum anderen ist<br />

der Forst-, Holz-, Papier- und Waldsektor e<strong>in</strong><br />

bedeutender Wirtschaftsbereich mit vielen<br />

Organisationen und – auch Start-ups.<br />

In der DACH-Region, aber auch <strong>in</strong> anderen<br />

Ländern, <strong>die</strong> nachhaltig mit ihren Wäldern<br />

umgehen wollen. Für mich ist der Wald Drehund<br />

Angelpunkt e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>takten Industrie-<br />

Gesellschaft.<br />

Welche Inhalte möchten Sie mit dem neuen<br />

Format transportieren?<br />

Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft<br />

bietet mehr Jobs als <strong>die</strong> deutsche Automobil<strong>in</strong>dustrie!<br />

Mit ca. 33 Prozent Waldanteil<br />

ist Deutschland e<strong>in</strong>es der führenden<br />

„Waldländer“ – Industrie und Wald passen<br />

<strong>in</strong> unserem Land gut zusammen. „Holz“ ist ja<br />

deutlich mehr als das Sägewerk oder Pellets<br />

zum Verheizen. Holz ist <strong>die</strong> Grundlage für e<strong>in</strong>e<br />

Vielfalt von Industrien – und Grundlage auch<br />

für Hightech-Entwicklungen wie Biokraftstoffe,<br />

Bioverbundwerkstoffe, Hochhäuser<br />

aus Holz u.v.m.<br />

Unsere Veranstaltung deckt <strong>die</strong> gesamte<br />

Wertschöpfungskette ab, e<strong>in</strong>schließlich<br />

grüne und Bio-Technologie und Trends wie<br />

Indoor-Farm<strong>in</strong>g, Roof Garden<strong>in</strong>g, Fassadenbegrünung.<br />

Das Spektrum reicht bis h<strong>in</strong> zu<br />

Internetportalen zum Thema Wald, <strong>Digital</strong>isierung<br />

<strong>in</strong> der Forstwirtschaft und Ideen für<br />

Jagd & Wild.<br />

Ist das nachhaltig?<br />

Auf alle Fälle – zumal „<strong>Nachhaltig</strong>keit“, das<br />

Schlagwort der vergangenen Jahre, aus dem<br />

Forstbereich stammt! Hier gibt es jede Menge<br />

neue und tolle Start-ups und genau <strong>die</strong>se<br />

wollen wir fördern. Nach unseren Recherchen<br />

s<strong>in</strong>d wir mit <strong>die</strong>sem Format Vorreiter. Es gibt<br />

ke<strong>in</strong> Wagniskapital-Forum mit <strong>die</strong>sem Fokus.<br />

Was s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Programm-Highlights der<br />

Konferenz?<br />

Die Innovationen und Start-ups aus Forst,<br />

Holz, Papier und Bau (ca. 60 Prozent des Programms).<br />

Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e „Konferenz“ mit Politiker-Statements.<br />

Wir br<strong>in</strong>gen Innovatoren<br />

mit Investoren und Anwendern zusammen.<br />

Wie sieht ihr F<strong>in</strong>anzierungskonzept aus und<br />

mit welchen Preisen müssen <strong>die</strong> Teilnehmer<br />

rechnen?<br />

Wir bauen auf Sponsoren und können daher<br />

je nach Teilnehmer unterschiedliche Gebühren<br />

berechnen. Start-ups ermöglichen wir<br />

damit schon e<strong>in</strong>e Teilnahme für 400 Euro e<strong>in</strong>schließlich<br />

Kurz-Präsentation und Teilnahme<br />

von 2 Personen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d bekannt für attraktive Rahmenprogramme.<br />

Was dürfen Ihre Teilnehmer im<br />

ersten Jahr erwarten? Etwa e<strong>in</strong>en Motorsägenwettbewerb<br />

mit anschließendem Holzfällerfest?<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell e<strong>in</strong>e nette Idee … aber wohl vor<br />

Ort nicht leicht machbar. Wir bieten e<strong>in</strong><br />

Barbecue am ersten Abend mit regionalem<br />

Wild und Fisch.<br />

Herr Leonhard, wir bedanken uns für das<br />

Gespräch.<br />

www.wald-<strong>in</strong>novativ.de<br />

Ulf Leonhard ist Eventveranstalter<br />

und passionierter<br />

Jäger. Der Matchmaker<br />

hat <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren u.a. <strong>die</strong> Formate<br />

„Nicht ohne me<strong>in</strong>e<br />

Bank?!“ und „Spitze<br />

bleiben“ entwickelt und<br />

zahlreiche Veranstaltungen<br />

im In- und Ausland<br />

organisiert. Se<strong>in</strong> Ziel<br />

ist es, Start-ups, Unternehmer<br />

und Kapitalgeber<br />

zusammenzuführen und<br />

damit Innovationen zu<br />

fördern.<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

109


THEMEN | GELD UND INVESTMENT<br />

Foto: © Pexels<br />

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GELD UND INVESTMENT | THEMEN<br />

ZENTRALBANKEN MÜSSEN<br />

JETZT DAS KLIMA RETTEN<br />

Wenn <strong>die</strong> Wirtschaft das Klima und der Klimawandel <strong>die</strong> Wirtschaft bedroht, brauchen wir unkonventionelle<br />

Lösungen. Zehn Jahre nach dem Bank-Bailout* ist jetzt e<strong>in</strong> Bailout für das Klima gefordert.<br />

Von Matthias Kroll<br />

* E<strong>in</strong> „Bailout“ bezeichnet im Wirtschafts-Kontext e<strong>in</strong>e Haftungs-, Schulden- oder Tilgungsübernahme von Unternehmen oder Banken durch<br />

Dritte, <strong>in</strong>sbesondere durch staatliche oder multilaterale Institutionen, im Falle ihrer Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung.<br />

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THEMEN | GELD UND INVESTMENT<br />

E<strong>in</strong>e der bedeutendsten Erkenntnisse der Klimaforschung ist,<br />

dass der größte Teil der bekannten fossilen Rohstoffe nicht<br />

mehr verbrannt werden darf, wenn <strong>die</strong> 1,5°C-Grenze des Pariser<br />

Klimaschutzabkommens e<strong>in</strong>gehalten werden soll. Doch<br />

<strong>die</strong> ökonomischen Konsequenzen s<strong>in</strong>d extrem weitreichend:<br />

Die mit fossiler Energiegew<strong>in</strong>nung verbundene Infrastruktur,<br />

wie Kraftwerke und Raff<strong>in</strong>erien, wäre mit e<strong>in</strong>em Mal faktisch<br />

wertlos, bereits <strong>in</strong> den Bilanzen verbuchte Rohstoffvorräte<br />

der global agierenden Energieunternehmen ebenso. Folge<br />

wäre e<strong>in</strong> drastisches S<strong>in</strong>ken der Aktienkurse sowie enorme<br />

Verluste bei <strong>in</strong>stitutionellen Anlegern, wie Pensionskassen<br />

und Versicherungen, <strong>die</strong> aus Vorsichtsgründen <strong>in</strong> konservative<br />

Energiewerte <strong>in</strong>vestiert hatten. Gleichzeitig stehen <strong>die</strong><br />

Energieunternehmen vor der Mammutaufgabe, massiv <strong>in</strong><br />

erneuerbare, fossilfreie Energieerzeugung zu <strong>in</strong>vestieren,<br />

um mit ihrem Geschäftsmodell auch unter den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

des neuen 1,5°C-Ziels Erfolg haben zu können.<br />

Die F<strong>in</strong>anzierung <strong>die</strong>ses unvermeidbaren Umbaus wird<br />

ihnen aber schwerfallen, wenn sie aufgrund erheblicher<br />

Abschreibungen ihrer fossilen Vermögenswerte <strong>in</strong> ihrer<br />

Investitionskraft geschwächt s<strong>in</strong>d.<br />

Die Kettenreaktion des Klimawandels<br />

Mehr noch: Sollte es nicht gel<strong>in</strong>gen, <strong>die</strong> Klimaerwärmung<br />

durch e<strong>in</strong>e stark beschleunigte Konversion von fossilen zu<br />

erneuerbaren Energieträgern zu stoppen, ist mit e<strong>in</strong>er Explosion<br />

der Schadensfälle bei den Versicherungen und mit<br />

unkalkulierbaren Kreditausfällen bei den Banken zu rechnen.<br />

Massive Instabilitäten auf den F<strong>in</strong>anzmärkten wären <strong>die</strong><br />

Folge. Wir bef<strong>in</strong>den uns somit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dilemma: Verzichten<br />

wir auf e<strong>in</strong>en schnellen Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft,<br />

geraten wir ungebremst <strong>in</strong> <strong>die</strong> Klimakatastrophe mit allen<br />

negativen Implikationen. Steigen wir aber so schnell aus der<br />

bestehenden fossilen Infrastruktur aus, wie es zur E<strong>in</strong>haltung<br />

des 1,5°C-Ziels nötig ist, entwerten wir gigantische Vermögenswerte<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tempo, das ebenfalls zu systemischen<br />

Risiken <strong>in</strong> der Ökonomie führt. Gibt es e<strong>in</strong>en Ausweg aus<br />

<strong>die</strong>ser ansche<strong>in</strong>end unauflöslichen Situation?<br />

Die Chancen e<strong>in</strong>es „Klima-Bailout“<br />

Bei der letzten großen Krise des globalen F<strong>in</strong>anzsystems 2008<br />

griffen <strong>die</strong> Zentralbanken e<strong>in</strong>. Das war damals notwendig, um<br />

das gesamte Bankensystem vor dem Kollaps zu bewahren,<br />

und somit Teil ihres Mandats. E<strong>in</strong> ähnliches Modell bietet sich<br />

auch <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Situation an: e<strong>in</strong> „Klima-Bailout“, der es den<br />

Energieunternehmen ermöglicht, ihre faktisch verlorenen<br />

fossilen Vermögenswerte – im Englischen spricht man daher<br />

von „stranded assets“ – <strong>in</strong> neue nachhaltige Vermögenswerte<br />

aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien (EE) zu konvertieren.<br />

Da bereits akut von „Strandung“ bedrohte Vermögenswerte<br />

auf den privaten F<strong>in</strong>anzmärkten nur noch zu e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>imalen<br />

Restwert zu verkaufen s<strong>in</strong>d, entfällt <strong>die</strong>se Möglichkeit<br />

der Konversion. Ebenso wäre <strong>die</strong> Überwälzung der Verluste<br />

auf den Steuerzahler weder politisch vermittelbar, noch<br />

f<strong>in</strong>anziell zu bewerkstelligen. Die e<strong>in</strong>zigen Institutionen,<br />

<strong>die</strong> das ökonomische Potenzial haben, e<strong>in</strong>en Klima-Bailout<br />

durchführen zu können s<strong>in</strong>d – genau wie bei der Bankenkrise<br />

seit 2008 – <strong>die</strong> Zentralbanken. Da der Klimawandel<br />

nicht abzusehende Folgen für das Funktionieren unserer<br />

Ökonomien haben wird, wäre e<strong>in</strong> gezielter Klima-Bailout zur<br />

Bewahrung der ökonomischen Stabilität daher vom Mandat<br />

der Zentralbanken gedeckt.<br />

Um e<strong>in</strong>en Klima-Bailout durchführen zu können, müssen <strong>die</strong><br />

Energieunternehmen ihre sogenannten stranded assets und<br />

andere klimabezogenen Risiken offenlegen und zu gesonderten<br />

Wertpapieren zusammenfassen. Die Zentralbanken<br />

müssen sich dann bereit erklären, <strong>die</strong>se Wertpapiere zum aktuellen<br />

Wert aufzukaufen (und ohne Rückkaufverpflichtung<br />

<strong>in</strong> ihre Bilanz zu nehmen), so dass <strong>die</strong> Energieunternehmen<br />

mit den E<strong>in</strong>nahmen dauerhaft planen können.<br />

Bailout nur bei neuen Investitionen <strong>in</strong> Erneuerbare Energien<br />

Die Zentralbanken dürfen <strong>die</strong> neuen Wertpapiere aber maximal<br />

<strong>in</strong> dem Umfang aufkaufen, wie <strong>die</strong> mit ihnen generierte<br />

neue Liquidität zur F<strong>in</strong>anzierung von Investitionen <strong>in</strong> neue<br />

und zusätzliche Erneuerbare Energien (EE) genutzt wird.<br />

Dabei ist exakt und transparent zu dokumentieren, welche<br />

EE-Investitionen <strong>die</strong> Unternehmen mit der gewonnenen<br />

Liquidität f<strong>in</strong>anzieren. Es dürfen ke<strong>in</strong>e EE-Investitionen<br />

verdrängt werden, <strong>die</strong> sonst von anderen Investoren durchgeführt<br />

worden wären. Fossile Vermögenswerte, <strong>die</strong> zu<br />

stranden drohen, können so nach und nach durch zukunftsfähige<br />

Vermögenswerte <strong>in</strong> erneuerbaren Energiee<strong>in</strong>heiten<br />

ersetzt werden. Somit werden <strong>die</strong> Zentralbanken <strong>in</strong> gewisser<br />

Weise zur Bad-Bank für <strong>die</strong> alten fossilen Vermögenswerte,<br />

jedoch ohne, dass Staat und Steuerzahler etwas dazu bezahlen<br />

müssen.<br />

Ke<strong>in</strong>e Wettbewerbsverzerrungen<br />

durch den „Klima-Bailout“<br />

Der Klima-Bailout muss im Detail so designt se<strong>in</strong>, dass ke<strong>in</strong>e Situationen<br />

entstehen, <strong>die</strong> Unternehmen mit fossilen „stranded assets“<br />

f<strong>in</strong>anziell besser stellen als Unternehmen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Erneuerbare <strong>in</strong>vestieren<br />

wollen, aber ke<strong>in</strong>e fossilen Altlasten <strong>in</strong> ihren Bilanzen haben.<br />

Wettbewerbsverzerrende Ergebnisse müssen verh<strong>in</strong>dert werden.<br />

Als ausgleichende Maßnahme wäre daher denkbar, dass <strong>die</strong> Zentralbanken<br />

<strong>in</strong> gewissem Umfang auch Wertpapiere (Green Bonds) von<br />

EE-Investoren für zentralbankfähig erklären, <strong>die</strong> ke<strong>in</strong>e alten fossilen<br />

Vermögenswerte <strong>in</strong> ihren Bilanzen haben. Auch hier wären der Verzicht<br />

auf Rückkaufverpflichtungen oder sehr lange Laufzeiten mit<br />

niedrigem Z<strong>in</strong>ssatz erforderlich, um e<strong>in</strong>e möglichst große Zahl an EE-<br />

Investitionen zu ermöglichen.<br />

Die Wertpapierkäufe der Zentralbanken müssen dabei jedoch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Rahmen bleiben, der sie bei der Ausübung ihrer gewöhnlichen<br />

Geldpolitik nicht beh<strong>in</strong>dert. Wie <strong>die</strong> Bailout-Maßnahmen der<br />

Zentralbanken bei der Bewältigung der Banken- und F<strong>in</strong>anzkrise gezeigt<br />

haben, ist <strong>die</strong>ser Spielraum aber so groß, dass e<strong>in</strong>e beträchtliche<br />

Konversion von „stranded assets“ <strong>in</strong> Erneuerbare Energien<br />

möglich ist.<br />

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Umkehrung des Anreizsystems: vom Blockierer zum Förderer der Erneuerbaren<br />

Energien<br />

Durch <strong>die</strong>se neue Ref<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit bei den Zentralbanken können<br />

Unternehmen, sobald sie <strong>in</strong> neue EE-E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong>vestieren, ihre stark risikoreichen<br />

fossilen Vermögenswerte <strong>in</strong> nachhaltige Kapitalanlagen verwandeln. Weil der<br />

Verkauf an <strong>die</strong> Zentralbank aber weitgehend zum Marktpreis erfolgen soll, besteht<br />

für <strong>die</strong> Unternehmen e<strong>in</strong> Anreiz, <strong>die</strong> Konversion ihrer zu stranden drohenden<br />

fossilen Assets <strong>in</strong> neue EE-Vermögenswerte möglichst schnell vorzunehmen, und<br />

nicht zu warten bis ihr Wert weiter gesunken ist. Damit ergibt sich e<strong>in</strong>e Umkehrung<br />

des Anreizsystems: Während <strong>die</strong> Energieunternehmen heute e<strong>in</strong> starkes<br />

Interesse haben, ihre fossilen Geschäftsmodelle noch so lange wie irgend möglich<br />

weiter zu betreiben, wäre es bei e<strong>in</strong>em Klima-Bailout attraktiv für sie, möglichst<br />

schnell <strong>in</strong> den Aufbau Erneuerbarer Energien zu <strong>in</strong>vestieren. Entsprechend groß<br />

würde ihre Lobbyarbeit auf <strong>die</strong> Politik ausfallen, nun endlich <strong>die</strong> notwendigen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien voranzutreiben.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise wären also nicht nur <strong>die</strong> Energieunternehmen, <strong>die</strong><br />

bisher auf fossile Methoden der Energiegew<strong>in</strong>nung setzen, sondern auch deren<br />

Anleger vor e<strong>in</strong>em wirtschaftlichen Zusammenbruch bewahrt. Auch wäre e<strong>in</strong>e<br />

Energiewende plötzlich wirtschaftlich <strong>in</strong>teressant und daher <strong>in</strong> globalem Maßstab<br />

umsetzbar. E<strong>in</strong> Klima-Bailout wäre so für <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung des 1,5°C-Ziels sowie für<br />

<strong>die</strong> Stabilisierung der vom Klimawandel bedrohten Weltwirtschaft das richtige<br />

Instrument, um schnelle und nachhaltige Erfolge zu erzielen.<br />

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DR. MATTHIAS KROLL<br />

ist Chefökonom des Arbeitsbereichs Future F<strong>in</strong>ance beim World Future Council. Er stu<strong>die</strong>rte<br />

Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Rechtswissenschaften an der Hochschule für Wirtschaft<br />

und Politik <strong>in</strong> Hamburg und promovierte im Bereich Geldpolitik. Anschließend lehrte er<br />

Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg und arbeitet seit 2<strong>01</strong>0 für <strong>die</strong> Future F<strong>in</strong>ance<br />

Kommission des World Future Council zu den Themenfeldern F<strong>in</strong>anzmarktregulierung, Geldreformvorschläge<br />

und Klimaschutzf<strong>in</strong>anzierung.<br />

Die Publikation des Autors mit dem Titel „Klima-Bailout: E<strong>in</strong> Vorschlag zur Durchführung der<br />

notwendigen Konversion fossiler ,stranded assets‘ <strong>in</strong> Erneuerbare Energien” können Sie onl<strong>in</strong>e<br />

unter www.worldfuturecouncil.org/de/klima-bailout/ abrufen.<br />

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113<br />

!


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Katholisches Geld und <strong>die</strong> Bewahrung der Schöpfung<br />

KATHOLIZISMUS, KOHLE,<br />

KLIMAWANDEL<br />

Papst Franziskus forderte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Enzyklika Laudato Si politische Programme, um den Ausstoß von<br />

Kohlendioxid <strong>in</strong> den kommenden Jahren drastisch zu reduzieren. Das ist e<strong>in</strong> wichtiger Appell. Aber folgen<br />

auch <strong>die</strong> Geldanlagen der katholischen Kirche <strong>die</strong>sem Gebot?<br />

Von Christoph Scope / Fritz Lietsch<br />

Die Wissenschaft sendet der Welt e<strong>in</strong>e klare Botschaft: Die<br />

Zeit, <strong>die</strong> uns bleibt, um e<strong>in</strong>en drohenden Klimawandel mit<br />

katastrophalen Folgen e<strong>in</strong>zudämmen, schmilzt dah<strong>in</strong>. Konsequentes,<br />

schnelles Handeln wird immer dr<strong>in</strong>glicher. In vielen<br />

Teilen der Welt – auch Europa – kommt es durch den Klimawandel<br />

bereits zu verheerenden Schäden an Mensch und<br />

Umwelt, resümiert <strong>die</strong> „Naturkatastrophen-Jahresbilanz“<br />

der Munich Re Group von 2<strong>01</strong>8. Papst Franziskus g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der<br />

Sozial- und Umweltenzyklika „Laudato Si“ noch e<strong>in</strong>en Schritt<br />

weiter. Er verknüpft untrennbar <strong>die</strong> Folgen des Klimawandels<br />

mit der grassierenden Armut <strong>in</strong> vielen Ländern und fordert,<br />

jede und jeder E<strong>in</strong>zelne müsse mitverantwortlich handeln<br />

und sich zur Sorge für das geme<strong>in</strong>same Haus bekennen.<br />

Der Papst kritisiert, dass <strong>die</strong>se Mitverantwortung nicht bei<br />

allen Entscheidungsträgern ausgeprägt sei: „Viele von denen,<br />

<strong>die</strong> mehr Ressourcen und politische und ökonomische Macht<br />

besitzen, sche<strong>in</strong>en sich vor allem darauf zu konzentrieren, <strong>die</strong><br />

Probleme zu verschleiern.“ Konkret fordert Papst Franziskus,<br />

<strong>die</strong> Nutzung fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energie<br />

zu ersetzen.<br />

Foto: © Fossil Free Deutschland<br />

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GELD UND INVESTMENT | THEMEN<br />

„Ihr seid das Licht der Welt“<br />

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Der Tagebau, hier <strong>in</strong> Garzweiler, frisst tiefe Löcher <strong>in</strong> <strong>die</strong> Landschaft, vertreibt Menschen aus ihrer Heimat und zerstört Kulturgüter.<br />

Und was macht <strong>die</strong> Kirche?<br />

Laudato Si sollte für <strong>die</strong> katholische Kirche und ihre Institutionen<br />

e<strong>in</strong> deutliches Signal se<strong>in</strong>, ihr Menschenmögliches zu<br />

tun, um <strong>die</strong> Folgen des Klimawandels abzuschwächen. Die<br />

Dr<strong>in</strong>glichkeit des Problems ist e<strong>in</strong>igen katholischen Akteuren<br />

sehr wohl bewusst. Es gibt auch zahlreiche kirchliche Projekte<br />

und Initiativen sowie gläubige Katholiken, <strong>die</strong> ihre Geme<strong>in</strong>de<br />

oder Kirche nachhaltiger und klimafreundlicher gestalten<br />

wollen. Das Thema Umweltmanagement und Energieeffizienz<br />

kirchlicher Immobilien ist zum Beispiel e<strong>in</strong> Schwerpunkt der<br />

Abteilung Umwelt der Erzdiözese München und Freis<strong>in</strong>g. Außerdem<br />

stellt der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese<br />

e<strong>in</strong>e umfangreiche Materialsammlung zur Enzyklika Laudato<br />

Si mit Best Practices, Arbeitshilfen und Lehrmaterialien onl<strong>in</strong>e<br />

bereit. Doch folgt dem Wissen auch engagiertes Handeln?<br />

Prof. Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts<br />

für Klimafolgenforschung (PIK) bezweifelt <strong>die</strong>s: Die Kirchen<br />

bleiben <strong>in</strong> ihrem Alltag weit h<strong>in</strong>ter dem Anspruch der<br />

Enzyklika Laudato Si zurück, sagt der frühere Jesuit <strong>in</strong> der<br />

Zeitschrift zeozwei. Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard Marx h<strong>in</strong>gegen sieht<br />

beim Thema Umwelt dennoch e<strong>in</strong>en starken Sprung der<br />

Kirche nach vorn …<br />

Geld regiert <strong>die</strong> Welt<br />

Alle Bemühungen <strong>in</strong> Sachen Umwelt- und Klimaschutz werden<br />

jedoch untergraben, wenn <strong>die</strong> Kirche gleichzeitig <strong>die</strong> Hauptverursacher<br />

des Klimawandels über Aktien, Fonds oder Anleihen<br />

f<strong>in</strong>anziell unterstützt. Bisher thematisiert man nur sehr zögerlich<br />

<strong>die</strong> Wirkung eigener Geldanlagen auf den Klimawandel.<br />

Dabei ist der Umgang der Kirche mit ihren F<strong>in</strong>anzen und ihrem<br />

Vermögen e<strong>in</strong>e zentrale Frage ihres Wirkens <strong>in</strong> und für <strong>die</strong><br />

Gesellschaft. Von zentralem Interesse s<strong>in</strong>d daher <strong>die</strong> Ziele<br />

und Kriterien, nach denen kirchliche Gelder am Kapitalmarkt<br />

<strong>in</strong>vestiert werden.<br />

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und<br />

<strong>die</strong> Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hatten bereits 2<strong>01</strong>5<br />

e<strong>in</strong>e Orientierungshilfe „Ethisch-nachhaltig <strong>in</strong>vestieren“ für<br />

katholische F<strong>in</strong>anzverantwortliche herausgegeben, <strong>in</strong> der sie<br />

katholische E<strong>in</strong>richtungen wie <strong>die</strong> Bistümer zu e<strong>in</strong>er nachhaltigeren<br />

Geldanlage – unverb<strong>in</strong>dlich – aufriefen. Auch Prof. Hans<br />

Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK und Mitglied der Päpstlichen<br />

Akademie der Wissenschaften, empfiehlt kirchlichen<br />

F<strong>in</strong>anzverantwortlichen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich, ethisch zu <strong>in</strong>vestieren.<br />

Divestment und Investment 2<strong>01</strong>8<br />

Die GCCM, unterstützt von der „Fossil Free“-Kampagne und anderen<br />

Akteuren, plant für den 22. April 2<strong>01</strong>8 <strong>die</strong> nächste geme<strong>in</strong>same<br />

Divestment-Verkündung. Katholische Institutionen und F<strong>in</strong>anzakteure<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen, ihre eigene Divestment-Verpflichtung geme<strong>in</strong>sam<br />

zu veröffentlichen, um <strong>die</strong> Sichtbarkeit zu erhöhen. Der<br />

22. April ist gleichzeitig der Welttag der Erde (World Earth Day).<br />

Banken, Bistümer und Orden können sich e<strong>in</strong>fach beteiligen, <strong>in</strong>dem<br />

sie e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Divestment-Verkündung unterzeichnen.<br />

Auch Sie als Leser<strong>in</strong> und Leser können aktiv werden. Seien Sie beharrlich<br />

und positiv lästig mit Fragen, wie es vere<strong>in</strong>bar ist, dass <strong>die</strong><br />

katholische Kirche nach dem Evangelium für <strong>die</strong> Schwachen und<br />

<strong>die</strong> Schöpfung antritt und <strong>die</strong>se Frage nicht immer e<strong>in</strong>deutig beantwortet.<br />

Hilfestellung und Ratgeber<br />

L<strong>in</strong>ks zu e<strong>in</strong>em Ratgeber für Divestment auf der Ebene von Familie,<br />

Organisationen oder Geme<strong>in</strong>schaften“, zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong> „Divestment-<br />

Toolkit” mit wegweisender Argumentation für Divestment <strong>in</strong><br />

katholischen E<strong>in</strong>richtungen (auf Englisch) sowie zu e<strong>in</strong>er Orientierungshilfe<br />

„Ethisch-nachhaltig <strong>in</strong>vestieren“ für F<strong>in</strong>anzverantwortliche<br />

katholischer E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Deutschland<br />

f<strong>in</strong>den Sie auf unserer Land<strong>in</strong>gpage <strong>Nachhaltig</strong>es<br />

Investieren unter nachfolgendem QR-Code.<br />

Dort f<strong>in</strong>den Sie auch den L<strong>in</strong>k zum aktuellen<br />

B.A.U.M.-Jahrbuch 2<strong>01</strong>8 mit dem gleichnamigen<br />

Schwerpunkt.<br />

Foto: © Divest Aachen, Bluecloud9<br />

116 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


Pressegespräch mit Kard<strong>in</strong>al Re<strong>in</strong>hard Marx zur Misereor Fastenaktion 2<strong>01</strong>8 „Ihr seid das Licht der Welt“. Fossil Free Aktivisten überreichen<br />

dem Kard<strong>in</strong>al symbolisch e<strong>in</strong>e Kerze.<br />

Fotos: © Fossil Free München<br />

Damit ist der Weg klar: Die Investitionen der Kirche müssen<br />

auf den Prüfstand und <strong>die</strong> logische Konsequenz sollte Divestment<br />

se<strong>in</strong>: d.h. der Abzug der Geldanlagen aus menschenunwürdigen<br />

<strong>Geschäfte</strong>n und klimaschädlichen, fossilen Brennstoffen<br />

und e<strong>in</strong> Re<strong>in</strong>vestment <strong>in</strong> nachhaltigere Branchen.<br />

Dazu Prof. Schellnhuber: „Ich kann nicht anderen vorhalten,<br />

dass sie sündig s<strong>in</strong>d, wenn ich mich nicht selbst an den eigenen<br />

Grundsätzen messe. Will ich Geld damit ver<strong>die</strong>nen, dass<br />

K<strong>in</strong>der ausgebeutet werden, dass Blut am Geld klebt, dass<br />

damit <strong>die</strong> Umwelt zerstört wird? Die Antwort ist natürlich:<br />

Ne<strong>in</strong>!“ In <strong>die</strong>sem S<strong>in</strong>ne empfahl auch Misereor für <strong>die</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Fastenaktion 2<strong>01</strong>8 Divestment als vordr<strong>in</strong>gliches<br />

Handlungsfeld.<br />

„Fossil Free“ …<br />

… ist e<strong>in</strong>e weltweite Kampagne für Divestment und nachhaltigen<br />

Klima schutz der geme<strong>in</strong>nützigen Nichtregierungsorganisation 350.org.<br />

In Deutschland engagieren sich über 20 Gruppen <strong>in</strong> Städten wie<br />

z.B. Aachen, Berl<strong>in</strong>, Erlangen, Freiburg, Gött<strong>in</strong>gen, Kassel, München<br />

und Münster. Kernaufgabe der lokalen Initiativen <strong>in</strong> Deutschland<br />

ist es, Körperschaften, Stiftungen und private Organisationen davon<br />

zu überzeugen, ihre Geldanlagen aus dem Bereich der fossilen<br />

Brennstoffe abzuziehen. Die Divestment-Kampagne will <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie den politischen E<strong>in</strong>fluss der Kohle-, Öl- und Gas<strong>in</strong>dustrie<br />

schwächen und das positive Signal an Investoren senden, dass sich<br />

<strong>die</strong> Welt von fossilen Brennstoffen weg und h<strong>in</strong> zu Erneuerbaren<br />

Energien bewegt.<br />

www.gofossilfree.org/de<br />

Was ist Divestment?<br />

Divestment oder De<strong>in</strong>vestition beschreibt nichts anderes als<br />

das Gegenteil von Investment bzw. Investition. Investoren<br />

entscheiden sich dabei, als unethisch bewertete Aktien,<br />

Fonds oder Anleihen von Unternehmen abzustoßen. Divestment<br />

aus Sicht von Klimaschutzorganisationen wie 350.org<br />

betrifft konkret Geldanlagen, <strong>die</strong> klimaschädliche Folgen<br />

verursachen. Darunter fallen zum Beispiel Unternehmen,<br />

<strong>die</strong> direkt fossile Brennstoffe abbauen (Kohlem<strong>in</strong>en, Erdölplattformen,<br />

Erdgasfelder) oder verbrennen (Betreiber<br />

von Kraftwerken auf Basis von Kohle, Öl oder Erdgas). Das<br />

Geschäftsmodell der größten Kohle-, Öl- und Gaskonzerne ist<br />

nach Ansicht der Umweltaktivisten <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise mit der<br />

Bewahrung der Schöpfung vere<strong>in</strong>bar. Über drei Jahrzehnte<br />

lang haben <strong>die</strong> weltweit größten Kohle-, Öl- und Gasunternehmen<br />

<strong>die</strong> Öffentlichkeit <strong>in</strong> Bezug auf den Klimawandel vorsätzlich<br />

durch PR- und Verleumdungskampagnen getäuscht.<br />

Die Adressaten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig: Laut The Guardian s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong><br />

90 Unternehmen für zwei Drittel der vom Menschen verursachten<br />

Emissionen verantwortlich.<br />

E<strong>in</strong>e Divestment-Anlagestrategie kann gleichzeitig soziale,<br />

ökologische und ökonomische Ziele verfolgen, also z.B. den<br />

Schutz der Arbeiter und lokalen Bevölkerung beachten, <strong>die</strong><br />

Risiken des Klimawandels verr<strong>in</strong>gern und <strong>die</strong> Gefahr verm<strong>in</strong>dern,<br />

wertlose „stranded assets“ abschreiben zu müssen.<br />

Viele Nichtregierungsorganisationen fordern deshalb den<br />

konsequenten Umstieg auf ethisch-nachhaltiges Investment<br />

und Divestment. Sie üben öffentlichen Druck auf katholische<br />

E<strong>in</strong>richtungen aus: Südw<strong>in</strong>d e.V., urgewald e.V., Fac<strong>in</strong>g F<strong>in</strong>ance<br />

e.V. oder <strong>die</strong> „Fossil Free“-Kampagne von 350.org werben<br />

<strong>in</strong> Gesprächen mit Verantwortlichen der Kirche oder durch<br />

öffentliche Aktionen für starke Divestment-Beschlüsse. Sie<br />

fordern, dass Institutionen und E<strong>in</strong>zelpersonen sofort alle<br />

neuen Investitionen <strong>in</strong> Kohle-, Öl- und Gaskonzerne e<strong>in</strong>frieren<br />

und Direkt<strong>in</strong>vestitionen und alle gemischten Fonds<br />

mit öffentlichen Beteiligungen und Industrieobligationen<br />

<strong>in</strong>nerhalb von 5 Jahren abstoßen. Informationen dafür<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

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THEMEN | GELD UND INVESTMENT<br />

gibt es: Daten zu Klimawirkungen von Unternehmen und<br />

Ländern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen allgeme<strong>in</strong> zugänglich. Die Global<br />

Coal Exit List von urgewald e.V. zum Beispiel wird auch von<br />

Research-Agenturen, wie imug rat<strong>in</strong>g oder oekom research<br />

genutzt, um Screen<strong>in</strong>gmodelle für Portfolios zu entwickeln.<br />

Entsprechende Berater unterstützen bereits e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

katholischer und evangelischer Kunden <strong>in</strong> der konkreten<br />

Umsetzung e<strong>in</strong>er ethisch-nachhaltigen Geldanlagestrategie.<br />

E<strong>in</strong>e globale Bewegung<br />

Die Global Catholic Climate Movement (GCCM), e<strong>in</strong>e<br />

weltweite katholische Klimabewegung, fordert ebenfalls<br />

Divestment. Als Zusammenschluss von über 650 katholischen<br />

Organisationen und mehreren tausend katholischen<br />

E<strong>in</strong>zelpersonen auf allen Kont<strong>in</strong>enten haben sie sich zusammengefunden,<br />

um dem Aufruf von Papst Franziskus zum geme<strong>in</strong>samen<br />

Handeln <strong>in</strong> Sachen Klimaschutz Folge zu leisten.<br />

Ziel ist es, katholische E<strong>in</strong>richtungen davon zu überzeugen,<br />

ihre Divestment-Entscheidung geme<strong>in</strong>sam öffentlich bekannt<br />

zu machen. Die GCCM kann seit ihrer Gründung im Januar<br />

2<strong>01</strong>5 bereits e<strong>in</strong>ige Erfolge verzeichnen. So verkündeten<br />

vergangenen Herbst 40 katholische Organisationen, ihre<br />

bestehenden Investitionen <strong>in</strong> Kohle, Gas oder Öl abzuziehen.<br />

Christiana Figueres, ehemalige Generalsekretär<strong>in</strong> der<br />

Klimarahmenkonvention der Vere<strong>in</strong>ten Nationen (UNFCCC),<br />

sprach von e<strong>in</strong>er klugen Entscheidung „nicht nur aus f<strong>in</strong>anzieller<br />

Sicht”, sondern „im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er besseren <strong>Zukunft</strong> für<br />

alle Menschen.“ Der Zeitpunkt der Divestment-Entscheidung<br />

war nicht zufällig gewählt: Der 4. Oktober ist der Todestag<br />

des Mitbegründers des Franziskanerordens, Franz von Assisi.<br />

Zu den unterzeichnenden katholischen Organisationen gehörten<br />

neben mehreren Geme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong> Assisi auch <strong>die</strong><br />

deutsche Bank für Kirche und Caritas eG (BKC) <strong>in</strong> Paderborn.<br />

Tommy Piemonte, Leiter <strong>Nachhaltig</strong>keitsresearch bei der BKC,<br />

erläutert <strong>die</strong> H<strong>in</strong>tergründe für den Divestment-Beschluss:<br />

„Als katholische Kirchenbank wissen wir uns verpflichtet,<br />

e<strong>in</strong> öffentliches Bekenntnis zum Divestment abzugeben<br />

und so auch andere Investoren zu motivieren, sich mit Klimaschutzfragen<br />

<strong>in</strong> der Kapitalanlage zu beschäftigen. Auch<br />

andere katholische Banken wie <strong>die</strong> Bank im Bistum Essen eG,<br />

<strong>die</strong> Steyler Bank GmbH, <strong>die</strong> Pax-Bank eG, <strong>die</strong> LIGA Bank eG<br />

oder <strong>die</strong> DKM Darlehnskasse Münster eG haben bereits e<strong>in</strong>en<br />

Prozess für Divestment e<strong>in</strong>geleitet. Für <strong>die</strong> Bank im Bistum<br />

Essen ist es ke<strong>in</strong>e leichte Entscheidung gewesen, sich klar<br />

gegen <strong>die</strong> Nutzung fossiler Brennstoffe zu positionieren. Ausschlaggebend<br />

war laut René Wrenger, dem Leiter Treasury,<br />

<strong>die</strong> Tatsache, dass e<strong>in</strong> überwiegender Teil der weltweiten<br />

Treibhausgasemissionen aus der Kohle<strong>in</strong>dustrie stammt und<br />

der umweltzerstörende Abbau von Kohle zu dramatischen<br />

Folgeschäden führt, <strong>die</strong> am Ende des Tages vor allem <strong>die</strong><br />

Armen und Unterprivilegierten treffen.<br />

Solche öffentlichen Signale s<strong>in</strong>d sehr wichtig für <strong>die</strong> Divestment-Bewegung:<br />

öffentlich zu zeigen, welche Verantwortung<br />

für das Klima <strong>in</strong> Form ethisch-nachhaltigen Investments<br />

besteht und wo Gelder im Rahmen e<strong>in</strong>es Divestments<br />

abgezogen werden müssen. Bisher besteht der E<strong>in</strong>druck,<br />

dass sich <strong>die</strong> katholische Kirche mit Aussagen zu ihren<br />

Geldanlagen sehr bedeckt hält. Sich öffentlich zu bekennen<br />

sollte aber e<strong>in</strong> kirchliches Anliegen se<strong>in</strong>. Nach Matthäus<br />

5,14-16 sei zitiert: „Ihr seid das Licht der Welt. E<strong>in</strong>e Stadt,<br />

<strong>die</strong> auf e<strong>in</strong>em Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man<br />

zündet auch nicht e<strong>in</strong> Licht an und stülpt e<strong>in</strong> Gefäß darüber,<br />

sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet<br />

es allen im Haus.” Anlagekriterien und Handeln im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es ethisch-nachhaltigen Divestments s<strong>in</strong>d gute Werke.<br />

Man kann und soll sie auf den Leuchter stellen. Denn erst<br />

dann entfalten sie ihre ganze Wirkung und erleuchten das<br />

Haus. Es wäre wünschenswert, dass katholische E<strong>in</strong>richtungen<br />

der Welt ihre guten Werke zeigen. Auch um anderen<br />

Entscheidungsträgern zu helfen, <strong>die</strong>sen richtigen und aus<br />

Klimasicht unvermeidlichen Weg zu gehen.<br />

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BAUEN UND WOHNEN | THEMEN<br />

Die Wittenste<strong>in</strong> Innovationsfabrik glänzt mit e<strong>in</strong>em DGNB Zertifikat <strong>in</strong> Plat<strong>in</strong>.<br />

ZERTIFIZIERUNGEN VON<br />

GEBÄUDEN SINNVOLL?<br />

Wer sich mit nachhaltigen Gebäuden beschäftigt, stößt über kurz oder lang auf Zertifikate <strong>in</strong> den verschiedensten<br />

Ausprägungen. Dabei ist <strong>die</strong> werbewirksame Plakette nur der letzte Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es langen<br />

Prozesses, den e<strong>in</strong> Bauprojekt durchläuft. Hier s<strong>in</strong>d elf Argumente, warum e<strong>in</strong>e <strong>Nachhaltig</strong>keitszertifizierung<br />

mehr ist als e<strong>in</strong> Wettlauf um Plat<strong>in</strong>, Gold und Silber.<br />

Von Felix Jansen<br />

Foto: © Wittenste<strong>in</strong> AG<br />

1. Frühzeitig <strong>in</strong>formierte Entscheidungen treffen<br />

Je später im Planungs- und Bauprozess grundlegende<br />

Änderungen vorgenommen werden, umso größer s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong> Kosten, <strong>die</strong> dabei entstehen. Und umso größer ist<br />

<strong>die</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass avisierte Term<strong>in</strong>e nicht<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden. Die zahlreichen schief laufenden<br />

Großprojekte wie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Stuttgart s<strong>in</strong>d hier <strong>die</strong><br />

bekanntesten unrühmlichen Beispiele. Dem gegenüber<br />

steht <strong>die</strong> Idee der <strong>in</strong>tegralen Planung, wie sie <strong>die</strong> Zertifizierung<br />

verfolgt. Dabei werden schon ganz zu Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>die</strong> wichtigsten planerischen Aspekte geme<strong>in</strong>sam von<br />

den am Bau Beteiligten besprochen und wohlüberlegte<br />

Entscheidungen getroffen. Dazu gehört auch, dass man<br />

<strong>die</strong> Zielkonflikte, <strong>die</strong> es bei e<strong>in</strong>em komplexen Thema wie<br />

dem Bauen immer gibt, nicht negiert, sondern über Variantenrechnungen<br />

<strong>die</strong> Potenziale für das jeweilige Projekt<br />

erkennt und nutzt. Das Ergebnis im Idealfall: „Projects on<br />

time and budget“.<br />

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119


THEMEN | BAUEN UND WOHNEN<br />

2. Die Kostenfrage richtig stellen<br />

Wie teuer ist nachhaltiges Bauen? Die eigentliche<br />

Frage müsste aber lauten: teuer im Vergleich zu was?<br />

Und: Über welchen Zeitraum betrachte ich <strong>die</strong> Kosten<br />

überhaupt? Das gilt für das Monetäre genauso wie<br />

für <strong>die</strong> Kosten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Umwelt zu tragen hat <strong>in</strong> Form<br />

von Emissionen oder verbrauchten Ressourcen. E<strong>in</strong>e<br />

Zertifizierung trägt dazu bei, hier <strong>die</strong> nötige Weitsicht<br />

zu zeigen, auch mittel- bis langfristige Auswirkungen<br />

transparent zu machen und <strong>die</strong> Kostenfrage damit ehrlich<br />

und umfassend zu beantworten. Die Methoden der<br />

Ökobilanzierung und Lebenszykluskostenberechnung<br />

haben sich hierzu <strong>in</strong> den letzten Jahren im Kontext<br />

der Gebäudezertifizierung etabliert. Dabei fängt <strong>die</strong><br />

Kostenrechnung schon bei der Rohstoffgew<strong>in</strong>nung,<br />

Verarbeitung und Herstellung der e<strong>in</strong>gesetzten Materialien<br />

und Produkte an. Sie geht über <strong>die</strong> Planungs- und<br />

Bauphase h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> den Gebäudebetrieb und endet mit<br />

dem späteren Rückbau des Gebäudes. Hierfür setzt <strong>die</strong><br />

Zertifizierung zumeist e<strong>in</strong>en Zeitraum von 50 Jahren an.<br />

Wer zertifiziert, wird also angehalten, schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

frühen Planungsphase mitzudenken, ob e<strong>in</strong> Gebäude<br />

auch von späteren Nutzern noch bezahlbar betrieben<br />

und <strong>in</strong>stand gehalten werden kann.<br />

3. Den Menschen <strong>in</strong> den Mittelpunkt setzen<br />

Bei allen budgetären E<strong>in</strong>schränkungen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Bauprojekt<br />

haben mag: Die Antwort auf <strong>die</strong> Frage, für wen<br />

wir eigentlich bauen, sollten wir uns immer wieder<br />

vergegenwärtigen. Es s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong><br />

den Gebäuden aufhalten, <strong>die</strong> dort leben, arbeiten oder<br />

ihre Freizeit verbr<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>e Zertifizierung hilft dabei,<br />

<strong>die</strong>sen Fokus nicht zu verlieren. Die Zertifizierung,<br />

zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für <strong>Nachhaltig</strong>es<br />

Bauen (DGNB), adressiert mit zwei Dritteln der<br />

Kriterien den Menschen mit se<strong>in</strong>em Bedürfnis nach<br />

Gesundheit, Wohlbef<strong>in</strong>den und Leistungsfähigkeit.<br />

Dabei geht es unter anderem um e<strong>in</strong>e gute Innenraumluftqualität,<br />

e<strong>in</strong>en hohen Komfort und <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

<strong>die</strong> Raumkonditionen nach se<strong>in</strong>en eigenen Präferenzen<br />

bee<strong>in</strong>flussen zu können. Es geht um Barrierefreiheit<br />

und e<strong>in</strong> hohes Sicherheitsempf<strong>in</strong>den, aber auch um<br />

<strong>die</strong> Vermeidung von negativen E<strong>in</strong>flüssen wie Lärm<br />

oder Staub.<br />

4. Die Gegebenheiten des Quartiers für sich nutzen<br />

Auch wenn ich für mich selbst baue, steht me<strong>in</strong> Gebäude<br />

immer auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em städtebaulichen Kontext. E<strong>in</strong>e<br />

Zertifizierung setzt Anreize, sich mit <strong>die</strong>sem Umfeld aktiv<br />

ause<strong>in</strong>anderzusetzen und Synergien zu nutzen. Das beschränkt<br />

sich nicht nur auf den Beitrag e<strong>in</strong>es Gebäudes<br />

zur Aufwertung des Quartiers, etwa über e<strong>in</strong>e hohe<br />

Attraktivität der öffentlich nutzbaren Außenflächen.<br />

Profitieren kann man auch auf technischer oder sozialer<br />

Ebene. Hierbei geht es um das Thema Energieversorgung<br />

oder um Smart Grids, genauso wie um <strong>die</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Nutzung von Freizeitangeboten, Kant<strong>in</strong>en, K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />

oder Ähnlichem. Auch bei der Verkehrsanb<strong>in</strong>dung,<br />

z.B. im Bereich des Bike- oder Carshar<strong>in</strong>gs, lassen<br />

sich geme<strong>in</strong>sam Potenziale heben, wenn bei der Planung<br />

über <strong>die</strong> Gebäudegrenze h<strong>in</strong>weg <strong>die</strong> Nachbarschaft mit<br />

betrachtet wird.<br />

5. Innovationsräume f<strong>in</strong>den und nutzen<br />

E<strong>in</strong>e Zertifizierung kann auch auf e<strong>in</strong>e weitere Art dazu<br />

motivieren, über Grenzen h<strong>in</strong>aus zu denken. So bietet<br />

etwa <strong>die</strong> DGNB bei vielen Kriterien, mit denen sich das<br />

Bauherrn- und Planerteam beschäftigen muss, so genannte<br />

Innovationsräume an. Neuartige Lösungsansätze<br />

können dabei <strong>in</strong> gleicher Weise <strong>in</strong> der Zertifizierung berücksichtigt<br />

werden wie bestehende, sofern sie nachweislich<br />

zum selben oder besseren Ergebnis führen. Möglich<br />

ist das, weil nicht E<strong>in</strong>zelmaßnahmen an sich belohnt,<br />

sondern deren Wirkungen auf <strong>die</strong> Gebäudeperformance<br />

betrachtet und honoriert werden. Der Weg zum Ziel wird<br />

nicht fest vorgegeben. Architekten und Planer werden<br />

nicht <strong>in</strong> starre Rahmen gezwängt.<br />

6. Beitrag zur Energie- und Verkehrswende leisten<br />

In der Bau- und Immobilienwirtschaft liegen enorme<br />

Hebel für viele globale Herausforderungen, etwa im<br />

Bereich der Ressourcenschonung oder der Reduktion<br />

von CO 2<br />

-Emissionen. Auch <strong>die</strong> Politik versteht, dass es<br />

e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Sektorkopplung geben muss, um bei den<br />

großen Themen vorwärts zu kommen. Auch wer baut,<br />

kann se<strong>in</strong>en Beitrag zur Energie- und Verkehrswende<br />

leisten. So werden Anlagen am Gebäude, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> bidirektionales<br />

Laden von Elektrofahrzeugen ermöglichen,<br />

<strong>in</strong> der Zertifizierung genauso positiv bewertet wie <strong>die</strong><br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von regenerativen Energien für <strong>die</strong> im Gebäude<br />

erforderlichen technischen Systeme.<br />

7. <strong>Nachhaltig</strong>keitsleistungen ausweisbar machen<br />

Mit den Susta<strong>in</strong>able Development Goals (SDGs) haben<br />

<strong>die</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen übergeordnete Ziele zur nachhaltigen<br />

Entwicklung formuliert, an denen sich auch<br />

Unternehmen bei ihren CSR-Aktivitäten orientieren<br />

können. Um den L<strong>in</strong>k zwischen den SDGs und dem<br />

nachhaltigen Bauen zu schaffen und damit <strong>die</strong> umgesetzten<br />

Maßnahmen rund um <strong>die</strong> Gebäude ausweisbar<br />

zu machen, hat <strong>die</strong> DGNB sämtliche ihrer 37 Kriterien<br />

auf ihren Beitrag zu den SDGs h<strong>in</strong> abgeglichen. So kann<br />

<strong>die</strong> Zertifizierung auch für <strong>die</strong> <strong>Nachhaltig</strong>keitsberichterstattung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. E<strong>in</strong><br />

Beispiel ist das Kriterium „Verantwortungsbewusste Ressourcengew<strong>in</strong>nung“,<br />

das gleich auf drei SDGs e<strong>in</strong>zahlt.<br />

Hier punktet, wer konsequent darauf achtet, dass <strong>die</strong><br />

e<strong>in</strong>gesetzten Rohstoffe unter ökologisch und ethisch<br />

anerkannten Standards gewonnen und verarbeitet<br />

wurden.<br />

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BAUEN UND WOHNEN | THEMEN<br />

8. Qualität sichern<br />

Die verb<strong>in</strong>dende Klammer bei allen Aspekten der <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

ist Qualität. Diese gilt es, so gut es geht, zu<br />

sichern, um tatsächlich von <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit sprechen<br />

zu können. Die Qualität entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

im Bauen hoch zu halten, ist nicht trivial.<br />

Schließlich gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von kritischen Sollbruchstellen<br />

im Planungs- und Bauprozess. E<strong>in</strong>e Zertifizierung kann<br />

hier wertvolle Hilfestellung leisten. E<strong>in</strong> Beispiel ist e<strong>in</strong>e<br />

Materialüberwachung auf der Baustelle. So wird belohnt,<br />

wenn <strong>die</strong> Bauleitung <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> zu verwendenden<br />

Bauprodukte <strong>in</strong> <strong>die</strong> dazugehörigen Anforderungslisten<br />

e<strong>in</strong>gewiesen wird. Das ist wichtig, damit nicht aus Versehen<br />

auf der Baustelle doch zum falschen Kleber oder<br />

Farbeimer gegriffen wird und so Schad- und Risikostoffe<br />

durch <strong>die</strong> H<strong>in</strong>tertür den Weg <strong>in</strong>s Gebäude f<strong>in</strong>den.<br />

9. Auf den Gebäudebetrieb vorbereiten<br />

E<strong>in</strong> neues Gebäude unter den vielfältigen Gesichtspunkten<br />

der <strong>Nachhaltig</strong>keit zu planen und bauen, ist e<strong>in</strong><br />

wichtiger Schritt. Aber eben auch nur der erste. Alle im<br />

Gebäude angelegten <strong>Nachhaltig</strong>keitspotenziale müssen<br />

<strong>in</strong> der eigentlichen Gebäudenutzung letztlich auch ausgeschöpft<br />

werden – im Zusammenspiel von Eigentümer,<br />

Betreiber und Nutzer. Diese Anschlussfähigkeit ist <strong>in</strong><br />

der Zertifizierung strukturell mit verankert. Gefördert<br />

wird e<strong>in</strong>e geordnete Inbetriebnahme genauso wie e<strong>in</strong>e<br />

Planung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Spezifika des Facility Managements<br />

adäquat mit berücksichtigt. Und auch e<strong>in</strong>e frühzeitige<br />

Nutzerkommunikation, also das aktive Informieren der<br />

späteren Nutzer des Gebäudes, ist gewünscht. Dies soll<br />

<strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong> den Gebäuden aufhalten, dazu<br />

motivieren, sich dort auch so nachhaltig wie möglich zu<br />

verhalten.<br />

10. Nachweislich bessere Gebäude bauen<br />

E<strong>in</strong>e Zertifizierung, unabhängig ob sie nun LEED,<br />

BREEAM oder DGNB heißt, <strong>die</strong>nt immer auch der unabhängigen<br />

Verifikation, dass das Gebäude tatsächlich<br />

nachhaltig ist. Behaupten ist das e<strong>in</strong>e, es von e<strong>in</strong>er<br />

neutralen Instanz bestätigen zu lassen das andere. Die<br />

Basis dafür ist im Falle der DGNB-Zertifizierung nicht<br />

das Werk E<strong>in</strong>zelner, sondern das geballte Wissen der<br />

deutschen Bau- und Immobilienbranche. Denn <strong>die</strong><br />

Kriterien wurden von den zahlreichen Experten der<br />

rund 1.200 Mitgliedsunternehmen, <strong>die</strong> sich <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Non-Profit-Organisation engagieren, erarbeitet und<br />

kont<strong>in</strong>uierlich weiterentwickelt.<br />

11. Auf der zukunftssicheren Seite se<strong>in</strong><br />

Schlussendlich steht e<strong>in</strong>e Zertifizierung für Risikom<strong>in</strong>imierung<br />

und <strong>Zukunft</strong>ssicherheit, denn sie fußt auf der<br />

geltenden Normung und Gesetzgebung, im Idealfall<br />

mit den gültigen und den zu erwartenden Regularien <strong>in</strong><br />

dem Land, <strong>in</strong> dem <strong>die</strong> Zertifizierung angestrebt wird. E<strong>in</strong><br />

Beispiel ist der E<strong>in</strong>satz von Kältemitteln, bei denen heute<br />

schon klar ist, was <strong>in</strong> den kommenden Jahren rechtlich<br />

gefordert se<strong>in</strong> wird. So trägt e<strong>in</strong>e Zertifizierung dazu bei,<br />

teuren Umrüstungen und Sanierungsmaßnahmen frühzeitig<br />

vorzubeugen, und ist weit mehr als e<strong>in</strong>e schmucke<br />

Plakette, <strong>die</strong> sich gut zu Market<strong>in</strong>gzwecken e<strong>in</strong>setzen<br />

lässt.<br />

FELIX JANSEN<br />

verantwortet <strong>die</strong> Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DGNB. Zuvor<br />

war der Kommunikations- und Me<strong>die</strong>nwissenschaftler <strong>in</strong> zahlreichen<br />

Unternehmen und Organisationen tätig, unter anderem für <strong>die</strong> <strong>in</strong>ternationale<br />

Start-up-Initiative CODE_n, den Exzellenzcluster SimTech<br />

der Universität Stuttgart und <strong>die</strong> MFG Baden-Württemberg.<br />

Gesundes Genusswohnen<br />

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121


SERVICE | MEDIENTIPPS<br />

Bücher<br />

Steffen Lange, Tilman Santarius<br />

Smarte grüne Welt?<br />

<strong>Digital</strong>isierung zwischen Überwachung,<br />

Konsum und <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

Was br<strong>in</strong>gt <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung für Ökologie und<br />

Gerechtigkeit? Führt sie uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e smarte grüne<br />

Welt, <strong>in</strong> der alle vom technologischen Fortschritt<br />

profitieren und wir zugleich schonender<br />

mit der Umwelt umgehen? Oder steuern wir <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en digitalen Kapitalismus, <strong>in</strong> dem sich Geld<br />

und Macht auf wenige konzentrieren und <strong>die</strong><br />

Wirtschaft noch weiter über <strong>die</strong> planetaren<br />

Grenzen h<strong>in</strong>auswächst? Steffen Lange und Tilman Santarius analysieren,<br />

wie sich <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung bisher auf Energie- und Ressourcenverbräuche,<br />

Arbeitsplätze und E<strong>in</strong>kommensverteilung ausgewirkt hat und entwickeln<br />

Design-Pr<strong>in</strong>zipien für e<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Digital</strong>isierung. Damit <strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung<br />

<strong>die</strong> Welt auch wirklich smarter macht.<br />

2<strong>01</strong>8, 268 Seiten, ISBN 978-3-96238-020-5, 15,00 EUR<br />

www.oekom.de<br />

Simon Abeln<br />

111 Gründe, den Wald zu lieben<br />

Wir Deutschen lieben unseren Wald.<br />

Wir lassen nichts auf ihn kommen und<br />

werden zur Furie, wenn ihm jemand<br />

an den Kragen will. Der Wald hat so<br />

viel zu bieten, zum Beispiel Sauerstoff,<br />

Nahrung, Heilmittel, Baumaterialien<br />

und Brennstoff. Simon Abeln ist von<br />

K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en an eng mit dem Wald<br />

verbunden. Als stu<strong>die</strong>rter Forstwissenschaftler<br />

nimmt er den Leser mit auf den<br />

Holzweg und liefert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch 111<br />

Gründe, warum der Wald so unendlich<br />

liebenswert ist. Wer sich nicht erklären<br />

kann, woher se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Verbundenheit mit dem Wald kommt, erfährt<br />

es spätestens <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Buch. Jeder, der es schon weiß, wird sich von<br />

ganzem Herzen wiederf<strong>in</strong>den.<br />

2<strong>01</strong>8, 352 Seiten, ISBN 978-3-942665-45-2, 14,99 EUR<br />

www.schwarzkopf-verlag.net<br />

Jacquel<strong>in</strong>e Yallop<br />

Big Pig, Little Pig<br />

Darf man Tiere, <strong>die</strong> man liebt, trotzdem essen?<br />

Nach ihrem Umzug <strong>in</strong>s ländliche Südfrankreich<br />

möchten <strong>die</strong> Engländer<strong>in</strong> Jacquel<strong>in</strong>e und ihr<br />

Mann Ed dem idealen Landleben so nahe wie<br />

möglich kommen. Sie beschließen, zwei Ferkel<br />

zu kaufen, <strong>die</strong> sie e<strong>in</strong> Jahr lang aufziehen und<br />

danach schlachten wollen. Aber je mehr sich<br />

<strong>die</strong> beiden Tiere <strong>in</strong> ihr Herz grunzen, desto<br />

stärker zweifelt vor allem Jacquel<strong>in</strong>e an ihrem<br />

Vorhaben. Kann sie sich tatsächlich von ihren<br />

Schwe<strong>in</strong>en trennen – und sie sogar selbst töten? Dieses wunderbare<br />

Memoir erzählt von e<strong>in</strong>er außergewöhnlichen Entscheidung und eröffnet<br />

zugleich e<strong>in</strong>en spannenden und <strong>in</strong>spirierenden Blick auf <strong>die</strong> Debatte,<br />

ob man heutzutage überhaupt Fleisch essen soll und ob man Tiere, <strong>die</strong><br />

man liebt, essen darf.<br />

2<strong>01</strong>8, 352 Seiten, ISBN 978-3-7645-0649-0, 16,00 EUR<br />

www.randomhouse.de<br />

Magdalena Kühn<br />

Me<strong>in</strong> Selbstversorger-Garten<br />

Mit Bäuer<strong>in</strong> Leni durchs Gartenjahr<br />

Wer selbst Obst, Gemüse und Kräuter<br />

anbaut, tut sich selbst und auch der Natur<br />

etwas Gutes. In ihrem Buch führt <strong>die</strong> Bäuer<strong>in</strong><br />

Magdalena - „Leni“ - Kühn mit vielen<br />

konkreten Anleitungen und Plänen durchs<br />

Gartenjahr im Selbstversorger-Garten. Die<br />

Autor<strong>in</strong> betreibt zusammen mit ihrer Familie<br />

e<strong>in</strong>en Bio-Bauernhof im Voralpenland. Sie<br />

lernte von K<strong>in</strong>dheit an, was es heißt, sich selbst zu versorgen. Rund ums<br />

Jahr zeigt sie, was im Garten zu tun ist: aussäen, pflanzen und pflegen,<br />

aber auch ernten und verarbeiten. Die Autor<strong>in</strong> verfügt über e<strong>in</strong>en reichen<br />

Schatz an altem, fast verloren gegangenem bäuerlichen Wissen<br />

und praktischen Tipps für das Gärtnern heute.<br />

2<strong>01</strong>8, 224 Seiten, ISBN 978-3-80<strong>01</strong>-0860-2, 29,90 EUR<br />

www.ulmer.de<br />

Carl-A. Fechner<br />

Power to Change<br />

Die Energie-Revolution ist möglich!<br />

Auf der Basis se<strong>in</strong>es Films „Power to Change“<br />

zeigt Dokumentarfilmer Carl-A. Fechner, warum<br />

heute <strong>die</strong> ganze Welt auf erneuerbare<br />

Energie umschalten kann – wenn sie nur<br />

will! Der Autor, der sich nach e<strong>in</strong>er eher<br />

angepassten Jugend bei der Bundeswehr<br />

verpflichtet hatte, dann zum Rebellen und<br />

Umweltaktivisten wurde und heute e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational<br />

renommierter Dokumentarfilmer ist,<br />

kämpft für e<strong>in</strong> Umdenken <strong>in</strong> Energiefragen. In se<strong>in</strong>em Buch beschreibt<br />

er konkrete Positivbeispiele, Handlungsvorschläge und Maßnahmen,<br />

<strong>die</strong> jeder E<strong>in</strong>zelne ergreifen kann, um <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>die</strong>ser Erde positiv zu<br />

verändern. Lassen Sie sich von den fasz<strong>in</strong>ierenden persönlichen E<strong>in</strong>blicken,<br />

den kraftvollen Statements und zukunftsweisenden Impulsen des<br />

Buches mitreißen: E<strong>in</strong> eigener, wie auch e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Wandel<br />

ist umsetzbar – starten Sie, bestärkt von „Power to Change – Die Energierevolution<br />

ist möglich!“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Lebenskapitel.<br />

2<strong>01</strong>8, 208 Seiten, ISBN 978-3-579-08695-8, 20,00 EUR<br />

www.fechnermedia-shop.de<br />

DVD-Tipp<br />

Marc Pierschel<br />

The End of Meat<br />

E<strong>in</strong>e Welt ohne Fleisch<br />

In “The End of Meat“ wagt Filmemacher<br />

Marc Pierschel den<br />

Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Zukunft</strong> ohne Fleisch<br />

sowie deren Auswirkungen auf<br />

Umwelt, Tiere und uns selbst.<br />

Dabei begegnet er Esther, e<strong>in</strong>em<br />

Hausschwe<strong>in</strong>, welches das Leben<br />

von zwei Kana<strong>die</strong>rn komplett auf<br />

den Kopf stellte, spricht mit den<br />

Pionieren der veganen Revolution <strong>in</strong><br />

Deutschland, besucht <strong>die</strong> erste vegetarische<br />

Stadt <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n, begegnet<br />

geretteten „Nutztieren“ <strong>in</strong> Freiheit und trifft auf Wissenschaftler, <strong>die</strong> am<br />

tierfreien Fleisch forschen, das den 600 Milliarden schweren, globalen<br />

Fleischmarkt revolutionieren soll.<br />

2<strong>01</strong>7, 97 M<strong>in</strong>uten, 18,00 EUR<br />

www.theendofmeat.com<br />

122 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


MEDIENTIPPS | SERVICE<br />

Filmtipps<br />

Immer noch e<strong>in</strong>e unbequeme Wahrheit<br />

Zehn Jahre nachdem Al Gore<br />

mit „E<strong>in</strong>e unbequeme Wahrheit“<br />

und den Gefahren der<br />

Klimakatastrophe für Aufsehen<br />

gesorgt hat, folgt <strong>die</strong> fesselnde<br />

und aufwühlende Fortsetzung.<br />

In „Immer noch e<strong>in</strong>e unbequeme<br />

Wahrheit“ setzt Al Gore se<strong>in</strong>en<br />

unermüdlichen Kampf fort, um<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong>ternationale Klimapolitik<br />

zu bee<strong>in</strong>flussen. Die Kameras<br />

folgen ihm h<strong>in</strong>ter <strong>die</strong> Kulissen -<br />

<strong>in</strong> privaten und öffentlichen Momenten, teilweise lustig, aber<br />

auch ergreifend - während er an se<strong>in</strong>er Idee festhält, dass der<br />

Klimawandel mit E<strong>in</strong>fallsreichtum und Leidenschaft bewältigt<br />

werden kann und muss.<br />

Fossil Free<br />

Das Vertrauen <strong>in</strong> <strong>die</strong> Politik,<br />

Lösungen für den Klimawandel<br />

zu f<strong>in</strong>den, schw<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>e<br />

schnell wachsende Gruppe von<br />

besorgten Bürgern sucht nach<br />

anderen Wegen. Sie konzentrieren<br />

sich jetzt auf <strong>die</strong> F<strong>in</strong>anzwelt,<br />

weil sie glauben, dass es hier<br />

m<strong>in</strong>destens ebenso viel E<strong>in</strong>fluss<br />

gibt wie <strong>in</strong> den Regierungen. Pensionskassen,<br />

Banken, Kirchen und<br />

Universitäten s<strong>in</strong>d aufgerufen,<br />

ihre Investitionen <strong>in</strong> fossile Brennstoffe zurückzuziehen und <strong>in</strong><br />

erneuerbare Alternativen zu <strong>in</strong>vestieren.<br />

Das liebe R<strong>in</strong>dvieh<br />

Drei Milchbauern denken um<br />

und widersetzen sich dem, was<br />

ihnen gelehrt wurde. Ihre Kühe<br />

sollen e<strong>in</strong> artgerechtes und vor<br />

allem behorntes Leben führen.<br />

Täglicher Weidegang, nur Gras<br />

und Heu als Futter und ke<strong>in</strong>e<br />

Enthornung mehr. Als Ergebnis<br />

geben <strong>die</strong> Kühe zwar weniger<br />

Milch, s<strong>in</strong>d aber gesund und<br />

leben länger. Genauso denken<br />

und handeln immer mehr Bauern<br />

im Allgäu und kehren der Hochleistungsmilchwirtschaft den<br />

Rücken zu. Von <strong>die</strong>ser Umstellung profitieren nicht nur <strong>die</strong><br />

Kühe; auch den Bauern geht es mit der wiedergefundenen<br />

Naturverbundenheit besser.<br />

The Rise of Vertical Farm<strong>in</strong>g<br />

Nahrungsmittelwohnungen und vertikale<br />

Landwirtschaft als Alternative<br />

zu unserer heutigen Landwirtschaft?<br />

Diese Doku zeigt wie <strong>die</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />

mit Hilfe von vertikalen<br />

Farmen <strong>in</strong> <strong>die</strong> städtische Infrastruktur<br />

<strong>in</strong>tegriert wird. Gegenwärtig<br />

reisen unsere Lebensmittel viele Kilometer,<br />

verbrauchen viel Wasser,<br />

werden verschwendet und belasten<br />

<strong>die</strong> Umwelt. Dennoch müssen <strong>die</strong><br />

bald 8 Milliarden Menschen, <strong>die</strong> oft<br />

<strong>in</strong> Großstädten leben, ernährt werden. S<strong>in</strong>d vertikale Farmen<br />

unsere <strong>Zukunft</strong>?<br />

Alle Filme können auf www.FILMSfortheEARTH.org angeschaut oder als DVD gekauft werden. Die Website ist das <strong>in</strong>haltlich<br />

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Jetzt erhältlich: Buch und Film im Power-Pack!<br />

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www.fechnermedia-shop.de<br />

123


SERVICE | EVENTS IN DER VORSCHAU<br />

11. bis 15. April 2<strong>01</strong>8, München<br />

Cosmic C<strong>in</strong>e Filmfestival<br />

Das Festivalmotto 2<strong>01</strong>8: IMAGINE<br />

Das Cosmic C<strong>in</strong>e Filmfestival behandelt<br />

aktuelle Themen von Mensch-Erde-<br />

Wirtschaft im K<strong>in</strong>osaal. Bahnbrechend<br />

– zukunftsweisend – berührend. Filme,<br />

<strong>die</strong> Herz und Verstand gleichermaßen<br />

ansprechen, werden für <strong>die</strong> Festivalwoche<br />

und damit den Cosmic Angel Award<br />

nom<strong>in</strong>iert. Sie regen zum Nachdenken an,<br />

liefern neue Impulse und zeigen Visionen<br />

e<strong>in</strong>er Welt von Morgen.<br />

www.cosmic-c<strong>in</strong>e.com<br />

14. und 15. April 2<strong>01</strong>8, Nürnberg<br />

FairGoods & Veggienale<br />

Öko meets vegan: Auf <strong>in</strong>s grüne Leben!<br />

Auf den Messen FairGoods und Veggienale<br />

präsentieren Aussteller Angebote<br />

aus den Bereichen regionale Bio-Vielfalt,<br />

Upcycl<strong>in</strong>g, ethische F<strong>in</strong>anzen, grüne Mode,<br />

E-Mobilität, erneuerbare Energien und<br />

gesunde vegane Ernährung. Daneben<br />

gibt es e<strong>in</strong> Programm mit über 40 Vorträgen,<br />

Workshops, Bühnenshows und<br />

Mitmachaktionen sowie K<strong>in</strong>derprogramm<br />

rund um <strong>die</strong> Themen <strong>Nachhaltig</strong>keit und<br />

Veganismus. Weitere Term<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d: Köln<br />

28. und 29. April 2<strong>01</strong>8, Hamburg 22. und<br />

23. September 2<strong>01</strong>8.<br />

www.fairgoods.<strong>in</strong>fo<br />

www.veggienale.de<br />

14. bis 18. Mai 2<strong>01</strong>8, München<br />

IFAT 2<strong>01</strong>8<br />

Weltleitmesse für Umwelttechnologie<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>6 nutzten 3.097 Aussteller aus<br />

59 Ländern und 136.885 Besucher aus<br />

168 Ländern <strong>die</strong> IFAT als Branchentreffpunkt<br />

der Wasser-, Abwasser-, Abfall- und<br />

Rohstoffwirtschaft. Alle bedeutenden<br />

Key-Player präsentieren hier ihre Innovationen,<br />

Lösungen und Services. Der Besuch<br />

des fachlichen Rahmenprogramms ist im<br />

Ticketpreis <strong>in</strong>begriffen.<br />

www.ifat.de<br />

SUSTAINABILITY<br />

SUMMIT<br />

18<br />

18. Juni 2<strong>01</strong>8, Dortmund<br />

FAMAB-Susta<strong>in</strong>ability Summit<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit <strong>in</strong> der Veranstaltungswirtschaft<br />

Als erster Kongress zum Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

<strong>in</strong> der Veranstaltungswirtschaft<br />

wird der FAMAB-Susta<strong>in</strong>ability Summit<br />

nicht nur über <strong>die</strong> Entwicklungen und<br />

Innovationen am Markt <strong>in</strong>formieren, sondern<br />

ist vielmehr e<strong>in</strong>e Plattform für Dialog<br />

und Austausch zwischen Auftraggebern<br />

und Auftragnehmern. Das Ziel ist es, <strong>die</strong><br />

Branche weiter <strong>in</strong> Richtung <strong>Nachhaltig</strong>keit<br />

zu entwickeln.<br />

www.famab.de<br />

20. bis 22. Juni 2<strong>01</strong>8, München<br />

Intersolar Europe 2<strong>01</strong>8<br />

Fachmesse für <strong>die</strong> Solarwirtschaft und<br />

ihre Partner<br />

Die Intersolar ist mit Veranstaltungen auf<br />

vier Kont<strong>in</strong>enten <strong>die</strong> weltweite Leitmesse<br />

für <strong>die</strong> Solarwirtschaft und ihre Partner.<br />

Die Intersolar Europe <strong>in</strong> München ist Teil<br />

<strong>die</strong>ser Veranstaltungsreihe und heute <strong>die</strong><br />

wichtigste Branchenplattform für Hersteller,<br />

Großhändler, Dienstleister und Partner<br />

der Solarwirtschaft. Geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

Intersolar Europe Conference f<strong>in</strong>det sie<br />

jährlich auf der Messe München statt. Ab<br />

2<strong>01</strong>8 wird sie erstmals unter dem Dach<br />

„The smarter E“ veranstaltet.<br />

www.<strong>in</strong>tersolar.de<br />

20. bis 22. Juni 2<strong>01</strong>8, München<br />

ees Europe<br />

Fachmesse für Batterien und Energiespeichersysteme<br />

Die ees Europe ist <strong>die</strong> größte, besucherstärkste<br />

und <strong>in</strong>ternationalste Fachmesse<br />

für Batterien und Energiespeichersysteme<br />

<strong>in</strong> Europa. Mit der ees North America <strong>in</strong><br />

San Francisco, der ees South America <strong>in</strong><br />

Sao Paolo und der ees India <strong>in</strong> Mumbai ist<br />

<strong>die</strong> weltweite Messeserie auf <strong>in</strong>sgesamt<br />

vier Kont<strong>in</strong>enten vertreten.<br />

www.ees-europe.com<br />

19. bis 22. Juli, Ludwigsburg bei Stuttgart<br />

NaturVision Filmfestival<br />

Hier bewegt sich was!<br />

NaturVision ist das herausragende Naturund<br />

Umweltfilmfestival <strong>in</strong> Europa. Seit<br />

17 Jahren führt es mit e<strong>in</strong>em vielfältigen<br />

Programm auf höchstem Niveau den Besuchern<br />

<strong>die</strong> fasz<strong>in</strong>ierende Schönheit unserer<br />

Welt vor. Beim <strong>in</strong>ternationalen NaturVision<br />

Filmwettbewerb werden hoch dotierte<br />

und renommierte Filmpreise verliehen.<br />

NaturVision steht für <strong>die</strong> Forderung nach<br />

e<strong>in</strong>em nachhaltigen Lebensstil und macht<br />

sich für gesellschaftliches Engagement<br />

stark.<br />

www.natur-vision.de<br />

8. bis 10. Oktober 2<strong>01</strong>8, Stuttgart<br />

elect! Exhibition & Conference<br />

Electrified Mobility<br />

Die elect! Exhibition & Conference ist<br />

das neue Messe- und Kongressevent für<br />

elektrifizierte Mobilität im Mutterland<br />

des Automobils. Mit der Fokussierung<br />

auf elektrische Fahrzeuge, <strong>die</strong> Tier 1-3<br />

124 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


EVENTS IN DER VORSCHAU | SERVICE<br />

Zuliefer<strong>in</strong>dustrie, den Energiesektor <strong>in</strong>kl.<br />

Lade<strong>in</strong>frastruktur, IT-Lösungen und smarte<br />

Mobilitätskonzepte, bildet <strong>die</strong> elect! den<br />

bedeutendsten Messeplatz für Elektromobilität<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Hier zeigen<br />

Hersteller <strong>die</strong> neueste Technologie an der<br />

Schwelle von der Entwicklung zum E<strong>in</strong>tritt<br />

<strong>in</strong> den Massenmarkt.<br />

www.messe-stuttgart.de/elect<br />

6. und 7. Dezember 2<strong>01</strong>8, Düsseldorf<br />

11. Deutscher <strong>Nachhaltig</strong>keitstag<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit 2<strong>01</strong>8: Anders denken. Neu<br />

verknüpfen. Kraftvoll umsetzen.<br />

Der Deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitstag ist der<br />

führende nationale Kongress rund um<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keit. Er richtet sich an CEOs und<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsexperten aus Unternehmen<br />

und Verwaltung sowie an Experten<br />

aus Politik, Forschung, Me<strong>die</strong>n und Gesellschaft.<br />

Mit jährlich rund 2.000 Teilnehmern<br />

ist <strong>die</strong> zweitägige Veranstaltung <strong>die</strong><br />

meistbesuchte Kommunikationsplattform<br />

zu den drängenden <strong>Nachhaltig</strong>keitsfragen<br />

unserer Zeit. Am Abend des 7. Dezembers<br />

2<strong>01</strong>8 werden der 11. Deutsche <strong>Nachhaltig</strong>keitspreis<br />

sowie der 4. Next Economy<br />

Award im Rahmen e<strong>in</strong>er festlichen Gala<br />

verliehen.<br />

www.nachhaltigkeitspreis.de<br />

Österreich und Schweiz<br />

Österreich<br />

16. bis 19. April 2<strong>01</strong>8, Wien<br />

Transport Research Arena 2<strong>01</strong>8<br />

A digital era for transport<br />

Auf der größten europäischen Verkehrsforschungskonferenz,<br />

der Transport Research<br />

Arena, treffen sich <strong>die</strong> Gestalter der Mobilität<br />

und des Transportes von morgen.<br />

Diskutiert wird mit rund 3.000 ExpertInnen<br />

aus Forschung, Technik, Industrie, Wirtschaft,<br />

Verwaltung und Politik zu aktuellen<br />

Themen und Entwicklungen rund um <strong>Digital</strong>isierung<br />

im Verkehr, Dekarbonisierung,<br />

Automatisierung und Vernetzung über alle<br />

Verkehrsmodi h<strong>in</strong>weg.<br />

www.traconference.eu<br />

2. bis 5. Mai 2<strong>01</strong>8, Wien<br />

Wiener Woche der Würde<br />

VIENNA WEEK OF DIGNITY<br />

Der abstrakte Begriff der Würde wird oft<br />

herangezogen, wenn es um Wert, Nützlichkeit,<br />

Moral, aber auch Ansehen geht.<br />

Doch wie sieht es auf <strong>in</strong>dividueller Ebene<br />

mit der persönlich gefühlten Würde e<strong>in</strong>es<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gs, e<strong>in</strong>es Vergewaltigungsopfers,<br />

e<strong>in</strong>es schwerbeh<strong>in</strong>derten Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>des,<br />

ja auch mit der e<strong>in</strong>es/r verurteilten Ver-<br />

brechers/<strong>in</strong> aus? Die Wiener Woche der<br />

Würde befasst sich mit dem Begriff der<br />

Würde <strong>in</strong> allen se<strong>in</strong>en Facetten.<br />

www.weekofdignity.org<br />

14. bis 18. Mai 2<strong>01</strong>8, Wien<br />

Smart Energy Systems Week<br />

Austria (SESWA) 2<strong>01</strong>8<br />

Die Fachkonferenz, veranstaltet von bmvit<br />

und Klima- und Energiefonds, steht unter<br />

dem Leitthema „Energie<strong>in</strong>frastruktur als<br />

Konsumgut?“. Die Themenschwerpunkte<br />

beleuchten aus NutzerInnensicht <strong>die</strong><br />

Innovationslösungen der Energiewende.<br />

www.seswa.at<br />

Schweiz<br />

21. September 2<strong>01</strong>8, schweizweit<br />

Filme für <strong>die</strong> Erde Festival 2<strong>01</strong>8<br />

Wissen weitergeben und Bewusstse<strong>in</strong><br />

schaffen<br />

Auf dem 8. Filme für <strong>die</strong> Erde Festival<br />

geben 6 ausgewählte und hochkarätige<br />

Filme E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Thema <strong>Nachhaltig</strong>keit.<br />

Das Festival f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> 17 Schweizer<br />

Städten und Liechtenste<strong>in</strong> gleichzeitig statt<br />

und bietet neben den Filmvorführungen<br />

<strong>in</strong>teressante Ausstellungen, Apéros und<br />

gratis Filme zum Weitergeben. Der E<strong>in</strong>tritt<br />

ist kostenlos (Ausnahme Lunchk<strong>in</strong>o). Das<br />

Programm und weitere Informationen zum<br />

Festival s<strong>in</strong>d ab Mai onl<strong>in</strong>e unter:<br />

www.FILMEfür<strong>die</strong>ERDE.org/festival<br />

Weitere Events f<strong>in</strong>den Sie hier:<br />

messe-stuttgart.de/elect<br />

#electexpo<br />

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125


SERVICE | TAGEN UND TOURISMUS<br />

Gipfelglück trifft Genussexplosion: Die Berge erschmecken? Mit der AlmCard!<br />

A Alm-Kas-Jaus’n, a Kaspressknödlsupp’n, Fleischkropf‘n und fian siassn Guster<br />

a Gaberl vom Kaiserschmarr‘n …“, da läuft beim Aufzählen der beliebtesten<br />

Filzmooser Almschmankerl selbst Hotelchef Michi Walchhofer das Wasser im<br />

Mund zusammen. Ke<strong>in</strong>e Frage: Die hiesigen Almen haben kul<strong>in</strong>arisch viel zu<br />

bieten! Grund genug für den Naturbursch, <strong>die</strong> Schmankerl der Region auch<br />

unter <strong>die</strong> Leut‘ – sprich auf <strong>die</strong> verwöhnten Gaumen se<strong>in</strong>er Gäste zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Als Mit<strong>in</strong>itiator entwickelte der Chef des Filzmooser ****Hotels Alpenhof mit<br />

der AlmCard e<strong>in</strong>e Genusskarte zum Verkosten vom Besten, das <strong>die</strong> Natur zu<br />

bieten hat und dabei Land & Leut‘ kennen zu lernen. 18 Almen s<strong>in</strong>d mit dabei<br />

und mit ihnen viele regionale Köstlichkeiten zum „erschmecken“.<br />

Die Kraft steckt im Kraut<br />

Die Kraft kommt auch aus der Natur: „Gegen und für alles ist auch e<strong>in</strong> Kraut gewachsen“,<br />

weiß Gastgeber<strong>in</strong> Julia. Darum lädt der Alpenhof im Sommer auch<br />

zu Kräuter- und Almblumenwochen e<strong>in</strong>. Mit speziellen Kräuterwanderungen,<br />

Kräuterverkostungen und natürlich dem E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Alpenhof-Küche.<br />

Und Kraft tanken ist am Ende e<strong>in</strong>es erlebnisreichen Bergtages angesagt. Vom<br />

Berg geht’s nämlich direkt <strong>in</strong> den Pool. In der Wellness-, Wohlfühl- und Erlebnislandschaft im Alpenhof lässt es sich im Indoorbecken<br />

und im Außenpool mit großzügiger Liegewiese und Teichanlage so richtig schön entspannen. Die Saunawelt tut natürlich das Ihre<br />

um den müden Muskeln wieder neue Energien e<strong>in</strong>zuhauchen. Wie? Natürlich mit e<strong>in</strong>em schönen Kräuteraufguss …<br />

Die Pauschale Berg- & Wandererlebnis gilt bis zum 20.10.2<strong>01</strong>8 und ist ab € 658,- pro Person buchbar. Die Aktion be<strong>in</strong>haltet 7 Nächte<br />

im DZ mit HP Plus, <strong>die</strong> Filzmooser Almcard, täglich geführte Wanderungen, uvm.<br />

www.alpenhof.com<br />

Golfen <strong>in</strong> Uderns und resi<strong>die</strong>ren im **** KOSIS Sports Lifestyle Hotel<br />

E<strong>in</strong> Hauch von Eleganz, e<strong>in</strong> Hauch von Exklusivität und der Panoramablick auf<br />

<strong>die</strong> Zillertaler Bergewelt – so präsentiert sich der 18-Loch-Golfplatz Uderns<br />

auf 65 Hektar. Die Nähe zum Golfplatz weiß auch KOSIS Chef Thomas zu<br />

schätzen: „5 M<strong>in</strong>uten fährt man vom KOSIS Sports Lifestyle Hotel und schon<br />

steht man hier am Platz“, schwärmt der Hotelier.<br />

Das ideales Basecamp für Golfer<br />

Nach der Partie geht’s für den Hotelier wieder zurück <strong>in</strong> se<strong>in</strong> angestammtes<br />

Refugium: Das KOSIS Sports Lifestyle Hotel <strong>in</strong> Fügen. Als Golfclubpartner ist es<br />

das perfekte Basecamp für Golffans, wurde das Hotel erst im Dezember 2<strong>01</strong>7<br />

komplett renoviert eröffnet. 70 Zimmer & Suiten mit Stylefaktor warten auf <strong>die</strong><br />

Gäste – <strong>die</strong> K<strong>in</strong>gs & Queens. Der „royale“ E<strong>in</strong>schlag kommt vom alten Adelsgeschlecht<br />

der „Hackl“ von Angerberg, e<strong>in</strong>st ansässig <strong>in</strong> Fügen. „Diesen royalen<br />

Nachlass wollten wir <strong>in</strong>s neue Konzept <strong>in</strong>tegrieren. So resi<strong>die</strong>ren unsere Gäste <strong>in</strong><br />

den Penthouse-Suiten mit Kam<strong>in</strong>, privater Sauna am Balkon und e<strong>in</strong>er freistehenden<br />

Badewanne“, verrät Thomas, der zurück im Hotel gerade das Sonnendeck<br />

der KOSIS Fun Food Bar überquert und e<strong>in</strong>en Burger ordert. Und wir? Schnellen<br />

Schrittes spr<strong>in</strong>ten wir dem Chef folgend h<strong>in</strong>terher <strong>in</strong>s 350 m 2 große Lifestyle<br />

Spa, wo Thomas schon <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>nischen Erlebnissauna verschw<strong>in</strong>det. Nur gut, dass es auch noch e<strong>in</strong>e Biosauna gibt. Und e<strong>in</strong> überaus<br />

adrettes Dampfbad wo wir schon Pläne schmieden. Dann tauschen wir Golfgenuss gegen Gipfelglück, entdecken 1.400 km beschilderte<br />

Wanderwege und 150 urige Hütten. Auch Biker f<strong>in</strong>den hier wunderbare Touren – für Anfänger und Profis! Und im Klettern wollten wir<br />

uns auch schon längst mal versuchen. Kletterhalle, Klettersteige, Klettergärten – alles da. Naja. Übermorgen ist ja auch noch e<strong>in</strong> Tag …<br />

www.hotel-kosis.at<br />

126 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


TAGEN UND TOURISMUS | SERVICE<br />

Natürlich wohlfühlen<br />

Ankommen – wohlfühlen – genießen, so lautet <strong>die</strong> Philosophie im „Hells<br />

Ferienresort“, <strong>in</strong>mitten der Zillertaler Berglandschaft vergessen Sie <strong>die</strong> Sorgen<br />

des Alltags von ganz alle<strong>in</strong>e.<br />

Entspannung bietet entweder der Wohlfühlcamp<strong>in</strong>g oder e<strong>in</strong>es der Appartements<br />

oder Chalets – <strong>die</strong> natürlichen Materialien erzeugen e<strong>in</strong>e gemütliche<br />

Atmosphäre.<br />

Viel Wert wird auch auf <strong>Nachhaltig</strong>keit gelegt um unseren e<strong>in</strong>zigartigen<br />

Lebensraum für zukünftige Generationen zu erhalten, jedoch müssen dafür<br />

ke<strong>in</strong>e Abstriche gemacht werden.<br />

Mit Schwimmbad, Spielplatz und Co. wird so e<strong>in</strong>iges geboten aber auch<br />

<strong>die</strong> verregneten Tage s<strong>in</strong>d durch Hallenbad, Saunalandschaft und Indoor<br />

Spielraum gerettet.<br />

www.hells-ferienresort.at<br />

Lefay Wellness Residences – SPA-Immobilien<strong>in</strong>vestment <strong>in</strong> den Dolomiten<br />

Lefay Resorts baut das zweite Resort der Lefay-Gruppe: Lefay Resort & SPA<br />

Dolomiti. Das Eco-Resort der italienischen Inhaberfamilie Leali wird bei Madonna<br />

di Campiglio, <strong>in</strong>mitten der Dolomiten (UNESCO-Weltkulturerbe) entstehen. Mit<br />

dem Resort wird gleichzeitig e<strong>in</strong> neues Projekt gestartet: Die Lefay Wellness<br />

Residences entstehen als exklusive Feriensuiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fünf-Sterne-Wellness-<br />

Resort. Als absolute Neuerung auf dem italienischen Immobilienmarkt lanciert<br />

Lefay e<strong>in</strong>e Neu<strong>in</strong>terpretation des traditionellen Eigentumsmodells bei dem<br />

zugleich Services des Resorts als auch <strong>die</strong> absolute Privatsphäre garantiert<br />

s<strong>in</strong>d. Zusätzlich wird Eigentümern ermöglicht an e<strong>in</strong>em Vermietservice teilzunehmen.<br />

Während <strong>die</strong> Residences nicht selbst genutzt werden, organisiert<br />

Lefay <strong>die</strong> Vermietung an andere zahlende Gäste. Die Lefay Wellness Residences<br />

werden ab der zweiten Jahreshälfte 2<strong>01</strong>8 zum Verkauf angeboten.<br />

www.lefayresorts.com<br />

Frische Nase<br />

und warme Füße<br />

Der Ökolüfter ermöglicht e<strong>in</strong>e<br />

Wärmerückgew<strong>in</strong>nung von 90%.<br />

Er läuft leise und schützt vor lästigem<br />

Lärm und Pollen <strong>in</strong> Ihren Räumen. Bei<br />

gleichzeitiger Feuchterückgew<strong>in</strong>nung<br />

erhalten Sie frische Luft und warme<br />

Füße – so schonen wir <strong>die</strong> Umwelt.<br />

www.oekoluefter.de<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

127


SERVICE | B.A.U.M. INFORMIERT<br />

Nachrichten<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsengagement im Büro ausgezeichnet<br />

<strong>die</strong>ser Unterstützung hilft <strong>die</strong> Stiftung auch benachteilig ten<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Veranstaltungsvorschau<br />

Auftaktveranstaltung „nachhaltig.digital“<br />

© B.A.U.M./Ra<strong>in</strong>er Kant<br />

Preisträger und Jury-Mitglieder freuen sich über ausgezeichnetes<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsengagement im Büro<br />

Im Rahmen des Susta<strong>in</strong>able Office Day wurden am 30. Januar<br />

auf der Messe Paperworld <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>ner des Wettbewerbs „Büro<br />

& Umwelt“ 2<strong>01</strong>7 ausgezeichnet. B.A.U.M. organisiert <strong>die</strong>sen<br />

Themen tag rund um <strong>Nachhaltig</strong>keit im Büro alljährlich <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit der Messe. Außerdem fiel <strong>in</strong><br />

Frankfurt der Startschuss für den Wettbewerb<br />

„Büro & Umwelt“ 2<strong>01</strong>8. Bewerbungsschluss<br />

ist der 31. Mai. Alle relevanten<br />

Informationen f<strong>in</strong>den Sie unter<br />

www.buero-und-umwelt.de.<br />

REEG goes Europe<br />

Anfang Januar fiel der Startschuss für e<strong>in</strong> von der EU gefördertes<br />

Projekt, bei dem B.A.U.M. mit den Partnerorganisationen<br />

FEWE aus Katowice und KÖVET aus Budapest kooperiert.<br />

Ziel ist, das von B.A.U.M. entwickelte Modell der Regionalen<br />

Energie-Effizienz-Genossenschaften (REEG, vgl. www.reeg-<strong>in</strong>fo.<br />

de) <strong>in</strong> Deutschland, Polen und Ungarn umzusetzen. So soll das<br />

Projekt ALLIES (Acti vat<strong>in</strong>g and Learn<strong>in</strong>g from Local Investment<br />

<strong>in</strong> Energy Sav<strong>in</strong>gs) zu mehr Energieeffizienz und Klimaschutz<br />

<strong>in</strong> der EU beitragen.<br />

Theaterbesuch für Geflüchtete<br />

Die Stiftung „Chancen für K<strong>in</strong>der“ des B.A.U.M.-<br />

Vorsitzenden Prof. Dr. Maximilian Gege freute sich<br />

zum Jahresende 2<strong>01</strong>7, geflüchteten Familien den Besuch<br />

des Weihnachtsmärchens im Hamburger Ernst<br />

Deutsch Theater ermöglichen zu können. Mit den Theater karten<br />

verhalf „Chancen für K<strong>in</strong>der“ Eltern und K<strong>in</strong>dern zu geme<strong>in</strong>samen<br />

schönen Stunden. Primäres Ziel der Stiftung ist es, den Teufelskreis<br />

der Armut für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Entwicklungs- und Schwellenländern zu<br />

durchbrechen (vgl. www.stiftung-chancenfuerk<strong>in</strong>der.de). Neben<br />

(15.5.2<strong>01</strong>8, ganztägig, Deutsche Telekom AG, Friedrich-Ebert-<br />

Allee 140, 53113 Bonn)<br />

Das Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt nachhaltig.digital<br />

von B.A.U.M. und DBU ist <strong>die</strong> Kompetenzplattform<br />

für <strong>Nachhaltig</strong>keit und <strong>Digital</strong>isierung<br />

im Mittelstand. Sie ist der Ort für Ideen, Produkte,<br />

Lösungen, Inspiration und Diskussion<br />

– digital und analog, onl<strong>in</strong>e und offl<strong>in</strong>e, virtuell und vor Ort. Zum<br />

Auftakt br<strong>in</strong>gt das Projekt <strong>Nachhaltig</strong>keits- und <strong>Digital</strong>isierungsexperten<br />

sowie alle Interessierten zu e<strong>in</strong>er Fachtagung zusammen,<br />

um geme<strong>in</strong>sam Antworten auf ökologische, soziale und ethische<br />

Fragen der <strong>Digital</strong>isierung zu f<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong>führungsworkshop Design-Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />

(29.5.2<strong>01</strong>8, 9:30 - 17:00 Uhr, NORDAKADEMIE Graduate School,<br />

Van-der-Smissen-Straße 9, 22767 Hamburg)<br />

Der Workshop richtet sich an Geschäftsführer und Mitarbeiter<br />

mittelständischer Unternehmen, z.B. aus CSR und HR, sowie an<br />

Projektmanager und wird durchgeführt von am Hasso-Plattner-<br />

Institut ausgebildeten und zertifizierten, projekterfahrenen<br />

Referenten. Die Teilnehmenden lernen, wie sie <strong>in</strong>novative und<br />

nutzerzentrierte Produkte und Dienstleistungen entwickeln,<br />

Teamarbeit und multidiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeit stärken<br />

und <strong>in</strong> Zeiten der <strong>Digital</strong>isierung nachhaltige Ideen generieren.<br />

Kosten: für B.A.U.M.-Mitglieder 420,- Euro, sonst 590,- Euro<br />

(jeweils zzgl. MwSt.)<br />

Besuchen Sie uns auch im Internet! Unter www.baumev.de<br />

f<strong>in</strong>den Sie aktuelle Nachrichten und Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise.<br />

Partner im Netzwerk<br />

Als neue Mitglieder des Förderkreises von B.A.U.M. e. V.* begrüßen<br />

wir:<br />

ATLANTIC Hotel SAIL City GmbH, Bremerhaven<br />

| Die Energieagenten Versorgungs-GmbH,<br />

Troisdorf | DuniaNet® susta<strong>in</strong>ability experts,<br />

Kirchheim unter Teck | ECOINN das Umwelthotel am Campus,<br />

Essl<strong>in</strong>gen am Neckar | ecoistics.<strong>in</strong>stitute – dr. gregor weber,<br />

Breunigweiler | Grünhof GmbH, Freiburg im Breisgau | IBK<br />

Lübeck – Ingenieurbüro Krakau, Lübeck | LED Direkt GmbH, Hamburg<br />

| Mail Professionals GmbH, Frankfurt am Ma<strong>in</strong> | NUUVERA<br />

Deutschland GmbH, Hamburg | Protellus – Karg & von der Heyde<br />

GbR, Berl<strong>in</strong> | Statkraft, Amsterdam (Niederlande)<br />

* Stand zum Redaktionsschluss am 31.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>8<br />

128 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


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Forum präsentiert: Dienstleister für e<strong>in</strong> erfolgreiches CSR Engagement<br />

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Lasergravur möglich.<br />

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<strong>in</strong>dividuelle Entwicklungen<br />

eco-INSTITUT Germany GmbH<br />

Schanzenstraße 6-20<br />

Carlswerk 1.19<br />

D - 51063 Köln<br />

Tel.: +49 (0)221 / 931 245 0<br />

<strong>in</strong>fo@eco-<strong>in</strong>stitut.de<br />

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www.eco-<strong>in</strong>stitut-label.de<br />

Seit 30 Jahren führender Anbieter für Emissions- und Schadstoffmessungen<br />

nach nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Vorgaben; seit<br />

20 Jahren zertifiziert das eco-INSTITUT besonders wohngesunde<br />

Produkte für den Innenraum und zeichnet <strong>die</strong>se seit 2007 mit dem<br />

<strong>in</strong>ternational anerkannten eco-INSTITUT-Label aus.<br />

<strong>Nachhaltig</strong>keitsagenturen und Beratung / CSR<br />

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D - 1<strong>01</strong>78 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: +49 (0)30 / 70 <strong>01</strong> 86 - 840<br />

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Wir unterstützen Unternehmen dabei, <strong>Nachhaltig</strong>keit und Verantwortung<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> Geschäftstätigkeit zu <strong>in</strong>tegrieren und <strong>die</strong>se<br />

Leistungen glaubwürdig zu kommunizieren. Dies umfasst Strategieentwicklung,<br />

Report<strong>in</strong>g, <strong>Nachhaltig</strong>keitsmarket<strong>in</strong>g, Stakeholder-<br />

und Lieferkettenmanagement.<br />

www.congressalpbach.com<br />

Green Meet<strong>in</strong>g<br />

<strong>Nachhaltig</strong> tagen im Bergdorf<br />

www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

129


SERVICE | VORSCHAU & IMPRESSUM<br />

Foto: © HempAge<br />

Foto: © iStockphoto: Izabela Habur<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

während Sie <strong>in</strong> <strong>forum</strong> schmökern, kleiden<br />

wir uns schon e<strong>in</strong> für das nächste Heft.<br />

Dort geht es nämlich um das Thema<br />

Mode, von der Faser, über Design und<br />

technische Innovationen, bis h<strong>in</strong> zu alternativem<br />

Konsumverhalten und sozialen<br />

Aspekten der Herstellung. Wir stellen<br />

starke Frauen vor, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Veränderung<br />

<strong>in</strong> der Bekleidungsbranche vorantreiben<br />

und wollen wissen: wie nachhaltig kann<br />

Berufsbekleidung se<strong>in</strong>.<br />

Als nächstes begleiten wir Sie <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Arbeitswelt der <strong>Zukunft</strong>, <strong>die</strong> sich durch<br />

<strong>die</strong> <strong>Digital</strong>isierung dramatisch verändert.<br />

Welche Konsequenz hat <strong>die</strong>s für das Jobangebot,<br />

wie sehr belasten <strong>die</strong> Änderungen<br />

Mitarbeiter und deren Gesundheit? Wo<br />

s<strong>in</strong>d große Chancen für e<strong>in</strong>e digitale<br />

Inklusion? Wie müssen sich Schul- und<br />

Berufsausbildung verändern um für <strong>die</strong><br />

<strong>Zukunft</strong> gewappnet zu se<strong>in</strong>?<br />

Der kommende Schwerpunkt: Wasser –<br />

von der Quelle bis zum Klärwerk, vom<br />

Überschwemmungsschutz bis zum E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>in</strong> der Lebensmittelproduktion.<br />

Der Wandel ist beständig<br />

Wir brauchen e<strong>in</strong>e neue, geme<strong>in</strong>wohlorientierte Wirtschaftslehre, Allianzen aus Unternehmen<br />

und NGOs (wie etwa <strong>die</strong> Initiative 1% for the planet), e<strong>in</strong> andere, regionale<br />

Vermarktung von Lebensmittel und e<strong>in</strong> Generationenmanifest. Weitere Themen wie<br />

Bildung, Match<strong>in</strong>g, Reisen oder umweltfreundliche Druckerzeugnisse f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> der<br />

kommenden Ausgabe von <strong>forum</strong>. Am besten gleich heute bestellen.<br />

Sie wollen mehr gute Nachrichten?<br />

Dann abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter – und ganz<br />

besonders freuen wir uns über e<strong>in</strong>en dauerhaften Bezug unseres<br />

Magaz<strong>in</strong>s. Sie unterstützen uns damit, Ihnen <strong>die</strong> guten Seiten der<br />

<strong>Zukunft</strong> zu zeigen.<br />

Herzlichen Dank,<br />

Ihre <strong>forum</strong> Redaktion<br />

Nicht auf <strong>die</strong> Größe kommt es an.<br />

So können Firmen nachhaltig erfolgreich se<strong>in</strong>!<br />

Sieben Kle<strong>in</strong>unternehmen gewähren dem Leser <strong>die</strong>ses kle<strong>in</strong>en Praxishandbuches<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> ihre Geschäftswelt. Ob Unternehmensberatung, Goldschmiedeatelier,<br />

Anwaltskanzlei oder Modeatelier: <strong>Nachhaltig</strong>keit kann immer und überall gelebt<br />

werden. Es gibt Anregungen zu erfahren, was Energiearchitekten bei ihren Planungen<br />

berücksichtigen müssen. Die <strong>in</strong>formative und trotzdem leichte Lektüre <strong>in</strong>spiriert<br />

dazu, auch das eigene Arbeitsumfeld nachhaltig und erfolgreich zu gestalten.<br />

7 Tage CSR vom Kle<strong>in</strong>sten gibt Anregungen für e<strong>in</strong> besseres <strong>Wirtschaften</strong>.<br />

Im Kle<strong>in</strong>en <strong>die</strong> Welt verändern<br />

7 Tage CSR vom Kle<strong>in</strong>sten<br />

1. Auflage, ALTOP Verlag 2<strong>01</strong>6, 80 Seiten<br />

Wie<br />

EUR 9,80.<br />

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ISBN 978-3-925646-68-3<br />

geben wir hier e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Anregung,<br />

Bestellen im Buchhandel oder direkt unter http://www.<strong>forum</strong>-csr.net/7_Tage_CSR.html<br />

wie oder telefonisch Sie unter auch 089 / 74 66 11 im 0 Kle<strong>in</strong>en etwas bewegen können.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: ALTOP Verlag GmbH <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit B.A.U.M. e.V.<br />

Redaktion: Fritz Lietsch, Edda Langenmayr,<br />

Bernward Geier, Hans Fritz, Dorothee Wimmer,<br />

Klaus Kubitza, Dagmar Walser, Sarah Ullmann<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0<br />

redaktion@<strong>forum</strong>-csr.net; www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Korrektorat: Uta Dobler, Vera Schilffarth<br />

Verlag: ALTOP Verlag GmbH, Gotz<strong>in</strong>ger Str. 48<br />

81371 München, Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0<br />

Fax +49 (0)89 / 74 66 11 - 60, <strong>in</strong>fo@altop.de<br />

www.altop.de<br />

Geschäftsführer: Fritz Lietsch; Gerichtsort<br />

München; Handelsregister Nr. 749 25<br />

Anzeigenbetreuung: <strong>forum</strong> Büro Nord, Lasbeker<br />

Str. 9, 22967 Tremsbüttel, Dagmar Hermann<br />

Telefon +49 (0)4532 / 2 14 02<br />

d.hermann@<strong>forum</strong>-csr.net, mit Hugo Quenzer,<br />

Felicitas Bittong, Rolf Wunder, Daniela Günter,<br />

Dieter Möller<br />

Abonnentenbetreuung: <strong>forum</strong> Büro Süd<br />

abo@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 10<br />

Onl<strong>in</strong>eredaktion und Beratung: Uta Dobler<br />

<strong>in</strong>fo@<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 73<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 12 11<br />

53334 Meckenheim<br />

Telefon +49 (0)2225 / 88 <strong>01</strong> - 0<br />

<strong>in</strong>fo@ips-pressevertrieb.de<br />

Bezug auch direkt unter www.<strong>forum</strong>-csr.net<br />

Layout und Satz: dtp/layout; www.dtp-layout.de<br />

Preis: 7,50 Euro<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsweise: vierteljährlich<br />

ISSN 1865-4266<br />

Pr<strong>in</strong>ted <strong>in</strong> Germany 2<strong>01</strong>8<br />

Für <strong>die</strong> redaktionellen Beiträge von Unternehmen<br />

sowie <strong>die</strong> Best Practice-Beispiele s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Unternehmen<br />

selbst verantwortlich. Namentliche oder<br />

anders gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt <strong>die</strong> Me<strong>in</strong>ung der Redaktion wieder. Die<br />

durch <strong>die</strong> Herstellung des Magaz<strong>in</strong>s verursachten<br />

Treibhausgase werden durch Klimaschutzmaßnahmen<br />

kompensiert. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit Genehmigung des Verlages unter Angabe<br />

der Bezugsanschrift gestattet. Aus Gründen der<br />

besseren Lesbarkeit wurde <strong>in</strong> der Regel <strong>die</strong> männliche<br />

Schreibweise verwendet. Wir weisen an <strong>die</strong>ser<br />

Stelle ausdrücklich darauf h<strong>in</strong>, dass sowohl <strong>die</strong><br />

männliche als auch <strong>die</strong> weibliche Schreibweise für<br />

<strong>die</strong> entsprechenden Beiträge geme<strong>in</strong>t ist.<br />

Kuratorium<br />

Energie Prof. Dr. Claudia Kemfert, DIW; Dr. Axel<br />

Berg, EUROSOLAR Ethischer Konsum Michael<br />

Kuhndt, CSCP Gesellschaft & <strong>Zukunft</strong> Prof. Dr.<br />

Rolf Kreibich, Institut für <strong>Zukunft</strong>sstu<strong>die</strong>n und<br />

Technologiebewertung; Stefanie Wahl, Denkwerk<br />

<strong>Zukunft</strong> Globalisierung & Entwicklung Prof. Dr. Dr.<br />

Franz Josef Radermacher, Universität Ulm; Barbara<br />

Unmüßig, He<strong>in</strong>rich-Böll-Stiftung Green Money<br />

Rolf D. Häßler, oekom research AG; Volker Weber,<br />

Forum <strong>Nachhaltig</strong>e Geldanlagen Landwirtschaft<br />

& Ernährung Bernward Geier, COLABORA Me<strong>die</strong>n<br />

Prof. Dr. Torsten Schäfer, Hochschule Darmstadt<br />

Psychologie Prof. Dr. Lenelis Kruse, Universität Heidelberg<br />

Social Bus<strong>in</strong>ess Peter Spiegel, GENISIS Umwelt-<br />

& Ressourcenschutz Prof. Maximilian Gege,<br />

B.A.U.M. Klima & Ozeane Mojib Latif, Geomar<br />

CO 2<br />

neutral gedruckt mit dem Projekt www.grünesklima.de – e<strong>in</strong> Produkt der Miller Forest Investment AG. Dauerhafte und ökologisch wertvolle B<strong>in</strong>dung von Kohlendioxid<br />

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130 <strong>forum</strong> <strong>Nachhaltig</strong> <strong>Wirtschaften</strong>


<strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht<br />

mit Umwelterklärung<br />

Auswertungsjahr 2<strong>01</strong>6<br />

Wir denken Arbeit weiter<br />

Arbeitswelten für <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> gestalten.<br />

2<strong>01</strong>7<br />

ASSMANN <strong>Nachhaltig</strong>keitsbericht 2<strong>01</strong>7:<br />

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