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Bericht - RESA Web - DLR

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Gegenstand/<br />

Zielstellung<br />

Projekte im Rahmen der<br />

<strong>RESA</strong> - Datennutzung<br />

Steckbrief<br />

Hochgenaue Klassifizierung und<br />

Feststellung von Veränderungen im<br />

Wattenmeer durch Fusion und integrierte<br />

Auswertung multisensoraler<br />

Fernerkundungsdaten (273)<br />

Das Ziel des Projekts ist es, automatische Methoden zu entwickeln, die zum<br />

einen eine hochgenaue und detaillierte Kartierung und Klassifikation des<br />

Wattenmeeres ermöglichen, und die es zum anderen erlauben, zeitliche<br />

Veränderungen festzustellen und zu analysieren.<br />

Diese Methoden sollen insbesondere für die neuartigen hoch auflösenden<br />

Fernerkundungssensoren entwickelt werden, wobei als Grundvoraussetzung<br />

die Integration und Fusion von multisensoralen Fernerkundungsdaten und<br />

abgeleiteten Daten angesetzt wird. Die Entwicklung neuartiger automatisierter<br />

Verfahren wird dabei auf Methoden aufbauen, die am Institut für Geoinformatik<br />

und Fernerkundung (IGF) der Universität Osnabrück entwickelt<br />

worden sind. Insbesondere werden hierarchische, objektorientierte Algorithmen,<br />

texturbasierte Auswerteverfahren sowie spektralwerterhaltende<br />

Fusionstechniken eingesetzt. Dabei ist das Kernziel des Projekts die Entwicklung<br />

von Methoden zur automatischen Erkennung von Veränderungen<br />

in Wattgebieten der Nordsee.<br />

Zielgrößen Fusion, Change Detection, Klassifikation<br />

Datengrundlage<br />

und Datenqualität<br />

Bestellte Daten Erhaltene Daten<br />

1 Szene zur Kalibrierung von Osnabrück<br />

(L3a)<br />

1 Szene erhalten<br />

Komplette Abdeckung der Nordfrie- 7 x Komplette Abdeckung erhalten<br />

sischen Inseln (L3a) zu 2 Zeitpunkten<br />

pro Jahr während Niedrigwasser<br />

zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />

Komplette Abdeckung der Ostfriesi- 7 x Komplette Abdeckung erhalten<br />

sche Inseln (L3a) zu 2 Zeitpunkten<br />

pro Jahr während Niedrigwasser<br />

zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />

Komplette Abdeckung der Deutschen<br />

Nordseeküste (L3a)<br />

7 x Komplette Abdeckung erhalten<br />

Das erste halbe Jahr konnten keine Daten, mit Ausnahme der Szene von<br />

Osnabrück geliefert werden. In Absprache mit Rapideye wurde der Zeitraum<br />

zur Aufnahme der Daten mit aufeinanderfolgenden Tagen erhöht. Bei der<br />

ersten Angabe waren höchstens zwei aufeinanderfolgende Tage zur Aufnahme<br />

festgelegt. Dieser Zeitraum wurde auf 5 Tage erhöht, dadurch wurde<br />

die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme einer Szene größer. Nachteil: Es<br />

werden auch Szenen aufgenommen, die kein Niedrigwasser (+- 3 Stunden)<br />

zeigen. Diese Strategie wurde auch für die zweite Bestellung bis ins Jahr<br />

2012 beibehalten, so dass jetzt insgesamt die Nordsee 7 x mit Rapideye<br />

Szenen aufgenommen worden ist. Seit dem 01.05.2012 werden keine zusätzlichen<br />

Tasking-orders über Deutschland mehr angenommen. Stattdessen<br />

soll Deutschland alle 45 Tage komplett aufgenommen werden.


Beschreibung<br />

und<br />

Stand der<br />

gesetzten<br />

Arbeitsziele<br />

und des<br />

methodischenVorgehens<br />

Fusion<br />

Die Ergebnisse der Bildfusion und Bildintegration auf der ikonischen Ebene<br />

wurden bereits im ersten Zwischenbericht erläutert. Es gibt noch keine neuen<br />

Ergebnisse der Fusion auf der Merkmals- und Entscheidungsebene.<br />

Change Detection<br />

Als Untersuchungsgebiet wurden die Insel Norderney und das umgebende<br />

Wattenmeer gewählt. Dieses Gebiet ist das des deutschen Wattenmeeres,<br />

welches seit Juni 2009 UNESCO-Weltnaturerbe ist. Abbildung 1 zeigt die<br />

Rapideyeszene dieses Gebietes. Das Gebiet wird insbesondere zwischen<br />

dem Festland und der Insel von den Gezeiten beeinflusst. Im Norden der<br />

Insel ist im Wesentlichen trockener Sand vorherrschend. Südlich der Insel<br />

ist das Substrat auch sandig aber stärker vom Wasser beeinflusst. Im Zentrum<br />

der Szene befindet sich eine Muschelbank im Watt.<br />

Abbildung 1: Untersuchungsgebiet Norderney.<br />

In einem ersten Schritt wurden unterschiedliche Algorithmen zur Veränderungsdetektion<br />

an diesen Daten getestet. Die Standardalgorithmen zur Veränderungsdetektion,<br />

wie Image Differencing, Image Ratio, Regression oder<br />

Principal Component Analysis (PCA) zeigten keine zufriedenstellenden Ergebnisse.<br />

Aber auch Postklassifikationsverfahren mit Support Vector Machine<br />

(SVM), Neuronalen Netzen oder einfachen Verfahren wie Maximum Likelihood<br />

oder ISODATA zeigten keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Die vom<br />

IGF entwickelten Verfahren (Segmentkorrelation, Adaptive Filterung im Frequenzraum<br />

mit anschließender Anwendung von Kantenfiltern und Texturberechnung<br />

mit anschließender PCA) funktionierten, aber stellten den unterschiedlichen<br />

Wasserstand als Änderung dar. Dadurch sank die Genauigkeit<br />

der Verfahren stark. Daher wurde für die Veränderungsdetektion ein eigener<br />

postklassifikativer Ansatz entwickelt.<br />

Klassifikation<br />

Dieser Algorithmus ist hierarchisch, objektorientiert und fusioniert unterschiedlichste<br />

Daten. In einem ersten Schritt wurde dazu die Küstenlinie ex-


trahiert und die Landfläche herausgefiltert. Dazu wurde die OpenStreetMap<br />

(OSM)-Küstenlinie verwendet, die sich als die genaueste der untersuchten<br />

Küstenbegrenzungen herausstellte. Im nächsten Schritt wurden die Wasserflächen<br />

spektral über einen Grenzwert im nahen Infrarot identifiziert. Um<br />

Fehlklassifikationen zu reduzieren, wurden nur große zusammenhängende<br />

Flächen mit mindestens 30 Pixeln als Wasser klassifiziert. Zukünftig soll zusätzlich<br />

ein hochgenaues Höhenmodell auf der Basis von LIDAR-Daten verwendet<br />

werden, um Wasser- von Wattgebieten zu trennen. Zur Trennung<br />

von Wattvegetation von Sedimentflächen wurde der modified soil adjusted<br />

vegetation index (MSAVI) (Qi et al. 1994) ausgewählt. Dieser zeigte ein<br />

besseres Resultat als der NDVI oder SAVI. Das Ergebnis des MSAVI wurde<br />

mittels Histogrammstreckung auf 8bit normiert, indem auf die zweifache<br />

Standardabweichung gestreckt wurde. Fünf unterschiedliche Grenzwerte<br />

wurden gebildet, die unterschiedlich starke Vegetation und Nichtvegetation<br />

symbolisieren. Der Vorteil der Normierung war, dass diese Werte auch auf<br />

andere RapidEye-Szenen übertragen werden konnten. Durch diese Unterteilung<br />

wird festgelegt, ob ein Pixel zur Klasse ‚Sediment‘ oder ‚Vegetation‘<br />

gehört.<br />

In Niedersachsen repräsentieren hohe MSAVI Werte in Küstennähe in der<br />

Regel Salzwiesen. Daher wird ein 25-m Puffer von der Küstenlinie ausgehend<br />

gebildet, indem alle Werte über 200 im normierten Histogramm als<br />

Salzwiesen klassifiziert werden. Diese klassifizierten Pixel werden als<br />

Seedpixel verwendet, um die restlichen Salzwiesenflächen ebenfalls zu klassifizieren.<br />

Um auch die Bereiche als Salzwiesen zu klassifizieren, die nur<br />

Pioniervegetation enthalten, wird zusätzlich noch ein Puffer, um die erhaltenen<br />

klassifizierten Flächen gebildet. Außerdem wird noch die Größe der Objekte<br />

betrachtet, um Fehlklassifikationen zu verringern. Durch einen 3x3<br />

Pixel großen Texturfilter, der auf den Standardabweichungen basierte, wurden<br />

Muschelbänke klassifiziert. Dieser Texturfilter zeigte stabilere Ergebnisse<br />

als Texturfilter nach Haralick (Haralick & Shapiro 1992). Da aber die Kanten<br />

von Prielen ebenfalls einen hohen Texturwert aufweisen, wurde zunächst<br />

um die Wasserflächen ein Puffer von einem Pixel gebildet, um diese<br />

als Fehlerquelle auszuschließen. Um hohe Texturwerte in Küstennähe auszuschließen,<br />

wurde hier ebenfalls ein Puffer gebildet, da Muschelbänke im<br />

niedersächsischen Wattenmeer nicht küstennah (< 400 m) auftreten. Da<br />

Algen zumeist die Muschelbänke nutzen, um sich daran zu befestigen, wurde<br />

ein hoher MSAVI Wert in der Umgebung als zusätzlicher Faktor berücksichtigt.<br />

Sind nur niedrige MSAVI Werte in der Umgebung vermutlicher Muschelstandorte<br />

zu finden, werden diese Flächen nicht als Muscheln klassifiziert.<br />

Um die Muschelbänke in ihrer Gesamtheit zu erfassen, wurden noch<br />

morphologische Operationen (Öffnen und Schließen) eingesetzt. Junge Muschelbänke<br />

können aber allein durch optische Daten nicht festgestellt werden,<br />

da diese kaum sichtbar in diesen Daten sind (Abb. 2). Daher wurden<br />

Radardaten eingesetzt, um diese jungen Muschelbänke zu bestimmen. Auch<br />

dafür wurden die Radardaten normalisiert und ein Schwellwert gebildet. Die<br />

übrigen Vegetations- und Sedimentflächen wurden mit einer unüberwachten<br />

Isodata-Klassifikation prozessiert. Dabei wurden sowohl für die Vegetation<br />

als auch die Sedimentflächen fünf Klassen gewählt. Bei der Vegetation wird<br />

diese Klasse zurzeit noch nicht näher spezifiziert. Bei den Sedimenten werden<br />

die ersten beiden Klassen immer dem trockenen Sand zugewiesen, die<br />

Klassen 3 und 4 dem Sandwatt und die fünfte Klasse dem Schlickwatt.


Abbildung 2: Eine junge Muschelbank in der TerraSAR-X Szene vom 18.<br />

Oktober 2009 und eine RapidEye Szene vom 25. April 2010 in der Kanalkombination<br />

nahes infrarot, rot und grün.<br />

Ein Ergebnis der Klassifikation wird in Abb. 3 dargestellt. Unter Berücksichtigung<br />

der verschiedenen Auflösungen konnten Priele und Wasserflächen in<br />

den Szenen korrekt identifiziert werden (blau). Auch der trockene Sand<br />

(Gelb) im Norden der Insel konnte in allen Szenen gut erkannt werden.<br />

Salzwiesen treten in beiden Bildern nur landnah im Wattenmeer auf (dunkelgrün).<br />

Die restliche Vegetation (hellgrün) verteilt sich über das gesamte<br />

Watt und ist sehr mobil, wird in den unterschiedlichen Szenen daher auch<br />

an jeweils anderen Orten klassifiziert. Zwischen Küste und Insel liegen zudem<br />

einige Sedimentbänke. Im Wesentlichen werden diese vom Sand<br />

(braun) dominiert, weisen aufgrund des Wasserstandes aber in den unterschiedlichen<br />

Szenen starke Unterschiede auf. Die Muschelbänke (rot) haben<br />

in allen Szenen ungefähr die gleiche Lage.<br />

Abbildung 3: Klassifikation der RapidEye-Szene vom 25. April 2010.<br />

Tabelle 1 zeigt das Ergebnis der postklassifikativen Veränderungsanalyse.<br />

Von 2010 zu 2011 hat die Zahl der Muscheln zugenommen. Nur die Herbstszene<br />

zeigt eine Reduzierung der Muscheln, der Grund dafür ist vermutlich<br />

die kältere Jahreszeit und Sturmschäden. Auch die Salzwiesen zeigen eine<br />

Zunahme. Die Sedimente hängen stark vom Wasseranteil ab und können<br />

noch nicht genau getrennt werden. Speziell bei der Trennung von Mischwatt<br />

und Schlickwatt gibt es noch Probleme. Da Algen sehr mobil sind und häufig


Beteiligte<br />

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den Ort wechseln, sind auch die Ergebnisse bei der Klasse Vegetation sehr<br />

unterschiedlich.<br />

Aufnahmedatum 25/04/10 07/09/10 27/06/11 11/07/11 22/10/11<br />

Muscheln 60316 60000 70335 78315 54954<br />

Salzwiese 46735 46741 70079 71783 69902<br />

Schlick 149805 280150 579855 532605 418780<br />

Mischwatt 564870 492490 703891 700323 738933<br />

Sand 599419 450509 316997 344563 339608<br />

Vegetation (Algen) 33962 33367 14025 24410 1845<br />

Trockener Sand 218652 151700 37257 46809 97666<br />

Table 1: Anzahl der Pixel, die der jeweiligen Klasse zugeordnet wurden.<br />

1. Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI)<br />

Justus van Beusekom, justus.van.beusekom@awi.de<br />

2. Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK)<br />

Reto Weiler, reto.weiler@uni-oldenburg.de<br />

3. Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), Carl von Ossietzky<br />

Universität Oldenburg<br />

Emil Stanev, emil.stanev@hzg.de<br />

4. Institut für Geoinformatik und Fernerkundung (IGF), Universität Osnabrück,<br />

in Kooperation PH Heidelberg, Abteilung Geographie<br />

Manfred Ehlers, mehlers@igf.uni-osnabrueck.de<br />

5. Institut für Küstenforschung, GKSS-Forschungszentrum Geesthacht<br />

Carlo van Bernem, bernem@hzg.de<br />

6. Institut für Photogrammetrie und GeoInformation (IPI), Gottfried Wilhelm<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Christian Heipke, heipke@ipi.uni-hannover.de<br />

7. Institut für Physik (IfP), Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />

Rainer Reuter, rainer.reuter@uni-oldenburg.de<br />

8. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes<br />

Schleswig-Holstein (LLUR)<br />

Hans-Christian Reimers, hans-christian.reimers@llur.landsh.de<br />

9. MARUM-Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen<br />

Christian Winter, acwinter@uni-bremen.de<br />

10. Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer (NLPV),<br />

in Kooperation mit <strong>DLR</strong>-Institut für Methodik der Fernerkundung (IMF)<br />

Gerald Millat, gerald.millat@nlpv-wattenmeer.niedersachsen.de<br />

11. Senckenberg am Meer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung<br />

(SGN)<br />

Alexander Bartholomae, alexander.bartholomae@senckenberg.de<br />

Re Referenzen Klonus, S. & Ehlers, M., 2012. Potential von RapidEye Bilddaten für das<br />

Wattenmeer-monitoring, In: E. Borg, H. Daedelow & R. Johnson (Ed.):<br />

In RapidEye Science Archive (<strong>RESA</strong>) - Vom Algorithmus zum Produkt,<br />

GITO.<br />

Klonus, S., Ehlers, M., Schmidt, A., Soergel, U., Adolph, W. & Farke, H.,<br />

2012. Change Detection in Wadden Sea Areas using RapidEye data,<br />

Proceedings of the 32nd Earsel Symposium 2012, Mykonos Island.<br />

Schmidt, A., Rottensteiner, F., Soergel, U., Adolph, W., Klonus, Farke, H.S.<br />

& Ehlers, M., 2012. Potential of Airborne Laser Scanning Data for


Classification of Wadden Sea Areas, Proceedings of the 32nd Earsel<br />

Symposium 2012, Mykonos Island.<br />

Klonus, S. & Ehlers, M., 2012. Using TerraSAR-X and RapidEye data for<br />

change detection in Wadden Sea Areas, Proceedings of the 1st Workshop<br />

on Temporal Analysis of Satellite Image Data, Mykonos Island.

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