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City-Magazin-Ausgabe-2022-03-Steyr

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STADT

Linzer Daktari

In Ebelsberg kümmern sich wahre Vogelflüsterer

um abgestürzte Vielflieger –

fast so wie in der legendären Kult-TV-Serie.

10

Am Rande von Linz-Ebelsberg,

gut versteckt zwischen

Bäumen, liegt die

OAW Eulen- und Greifvogelstation

des Naturschutzbundes

OÖ. Wegweiser oder

Einfahrtschilder gibt es nicht.

Das ist aber auch durchaus so

gewollt, wie uns Konsulent

Reinhard Osterkorn (75), der

hier seit mehr als drei Jahrzehnten

mit seinem Team verletzte

Wildvögel wieder gesund

pflegt, erzählt: „Wir sind eine

Pflege- und Aufzuchtstation,

kein Schaugarten.“ Adler,

Käuze, Eulen und Co, die bei

Reinhard und seinen engagierten

Mithelfern Schutz finden,

sollen nicht unnötigem Stress

ausgesetzt sein. Lediglich unter

dem Motto „Natur hautnah

erleben“ gibt es ab und zu

Führungen durch die Station,

organisiert vom Naturschutzbund

für maximal 10 Personen.

„Wichtig ist mir, vor allem der

jungen Generation die Einzigartigkeit

der Vögel nahe zu

bringen“, sagt Osterkorn.

Adlerauge. Sein „Liebling“

ist der 30-jährige Steinadler

„Michl“, der aufgrund seiner

Flugunfähigkeit auf menschliche

Hilfe angewiesen ist und

bleibt: „Der Michl genießt hier

bei mir Kost und Logis auf Lebenszeit.

Ich hab sehr viel von

ihm gelernt, vor allem gegenseitigen

Respekt.“ Ein Lächeln

huscht über das Gesicht des

sanften Mannes, der sich den

Hut etwas tiefer in die Stirn

zieht. „Hier draußen mag ich

sein Chef sein, aber sobald ich

ins Gehege gehe, ist er der meine.“

Pfleglinge, die aufgrund

von schweren Traumata, Verletzungen

oder Falschaufzucht

nicht mehr ausgewildert werden

können, dürfen „lebenslang“

bei Reinhard und seinem

Team bleiben. Anne Blechstein

(35), ausgebildete Sportwissenschaftlerin

und ehrenamtliche

Mitarbeiterin, fügt hinzu:

„Wir versuchen, unseren

Schützlingen den Aufenthalt so

angenehm wie möglich zu gestalten.“

Eine besonders herzige

Idee hatte man für die flugunfähigen

Vögel, die liebevoll

„Fußgänger“ genannt werden:

„Ihr Gehege ist nicht überdacht.

So können sie ganz ungestört

den Blick in den freien

Himmel genießen.“

Osterkorn am Weiher.

Dafür steht die Namensbezeichnung

„OAW“, Reinhards

Lebenswerk. Der 75-jährige,

der ursprünglich bei der Gebietskrankenkasse

und als

Kraftfahrer arbeitete, stieß

per Zufall auf seine wahre Berufung:

„Ich war damals

vierzig Jahre alt

und habe einen

verletzten Uhu

gefunden. Es

hat mich selber

überrascht, wie

groß mir das

Anliegen war,

dass er sich wieder

erholt. Ich

war unglaublich

fasziniert

davon, wie

man mit diesen

Tieren arbeitet.“

Besonders

zeichnet seine

gefiederten

Freunde, wie

er bewundernd

›› Wenn ich auf meiner

Bank sitze, dann schau

ich runter zu meinem

Michl, zu den Adlern, zu

den Habichtskäuzen. Das

macht mich glücklich

Reinhard Osterkorn (75)

Konsulent, OAW

erzählt, ihre Sensibilität aus:

„Vögel wirken ein bisschen erhaben,

aber sie sind auch sehr

emotionale und vor allem soziale

Lebewesen.“ 2019 wurde

Osterkorn für hervorragende

Verdienste um den Natur-, Umwelt-

und Landschaftsschutz in

Österreich das Ehrenzeichen

des Naturschutzbundes

verliehen. Ob

ihn das mit

Stolz erfüllt?

„G’freut hab ich

mich schon“,

meint er, „aber

der wahre Wert

liegt ganz woanders.

Der

wahre Wert ist

für mich immer

noch: Von der

Natur, für die

Natur.“ Denn

als er die Menschen

wirklich

kennenlernte,

so der Vogelfreund,

lernte er

die Tiere lieben.

JUHU! EIN GENESENER UHU.

Viele Greifvögel haben in Ebelsberg eine sichere

Bleibe gefunden – so wie Uhu „Bubu Senõr“.

Wissenswert. Finanziert

wird OAW durch das Tierschutzreferat

des Landes OÖ,

freiwilligen Spenden und Patenschaften;

nicht zu vergessen

die zahlreichen Eigenleistungen

der Ehrenamtlichen. Im

Jahr 2012 übernahm der OÖ

Naturschutzbund die Trägerschaft

der OAW Eulen- und

Greifvogelstation; seither wurde

kontinuierlich ausgebaut.

„Jeder Pflegling soll die besten

Bedingungen für die Genesung

vorfinden“, heißt es. Jährlich

kommen bis zu 200 Vögel in

der Station unter; an die dreißig

Gehege ermöglichen eine

artgerechte Unterbringung. Sofern

möglich, werden hilfsbedürftige

Findlinge von arteigenen

Ammenvögeln aufgezogen.

Viele davon können dann wieder

erfolgreich in die Freiheit

entlassen werden. Auch Nachzuchten

verlassen im Rahmen

von Wiederbesiedlungs- und

Bestandsstützungsprojekten

die Station. Dank Reinhard

und seinem 6-köpfigen Team

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