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«Verstasch?»
Impulse aus dem Leben von Geri Keller
«Verstasch?»
Impulse aus dem Leben von Geri Keller
Herausgegeben von Walter Wieland
in Verbindung mit
Ernst Gysel, Michael Herwig und Alois Burger
Schleife Verlag
CH-Winterthur
Erste Auflage Juni 2011
© Schleife Verlag
Pflanzschulstrasse 17
8411 Winterthur
Switzerland
Tel. 0041 (0)52 232 2424
ISBN: 978-3-905991-04-8
Bestellnummer: 120.079
Lektorat:
Michael Herwig, Judith Petri, Mario Schaub
Umschlaggestaltung & Typografie:
Jörg Steinmetz
Satz und Druck:
Schönbach-Druck GmbH, D-Erzhausen
Alle Rechte vorbehalten,
auch für auszugsweise Wiedergabe und Fotokopie.
Inhalt
Vorwort
Ernst Gysel 9
Teil I · Grussbotschaften
Geri Keller zum 80. Geburtstag 13
Teil II · Aus dem Leben von Geri Keller
Walter Wieland
Damit Gott tun kann, was er tun will 27
Teil III · Prägende Begegnungen mit Geri Keller
Walter und Susanne Wieland
Hunger nach Gott 104
Matthias Kuhn (Kuno)
Gelebte Vaterschaft 109
Willy und Gertrud Oehninger
Ein weiter Strom 115
Hanspeter Suess
Die Verwandlung eines Geschäftsmannes 120
Erich Reber
Schweizer Urgestein 126
Jean-Claude Chabloz
Näher ans Herz Gottes 136
Ernst Gysel
Maler des Ewigen 139
Roland Mahler
Erinnerungen und ein Traum 143
Felix Schmid
Ein ausgetrockneter junger Theologe erlebt Erneuerung 150
Sabine Aschmann
Der Weg von einer eingebildeten zur berufenen Pfarrerin 155
Dominik und Silvia Reifler
Keine Resignation 160
Paul Veraguth
Geri – gerupft und umso besser 162
Werner Tanner
Der entscheidende Wendepunkt 169
David Schneider
«Gewaltig» 172
Samuel Börner
Das Schlüsselerlebnis 176
Alois und Verena Burger
Fehler machen ist erlaubt 179
HansJörg Kägi
Die Liebe glaubt alles (1. Korinter 13,7) 182
Peter Wichmann
In der «Frankfurter Schule» 187
Thomas und Angelika Mankel
Das Samenkorn geht auf 191
Christoph und Utta Häselbarth
Gemeinsame Weggemeinschaft 196
Christoph von Abendroth
Ein Leben in tieferer Demut und grösserer Weite 201
Walter Heidenreich
Ein Vater in Christus 207
Rudi Pinke
Geistliche Vaterschaft 209
Lothar Kosse
Forscher und Kämpfer 211
Kerstin Hack
Die Kunst, das Grosse im Kleinen zu sehen 215
Birgit Schindler
Ein Ermutiger und geistlicher Vater 219
Astrid Eichler
Verrücktheiten der Liebe Gottes 224
Maria Prean
Durchbruch in die Freiheit 228
Helmuth und Uli Eiwen
Die Wurzel Israel 230
Benjamin Berger
Eine wunderbare Freundschaft 234
Marcel Rebiai
Wegweiser und Ermutiger 237
Steve Thompson
Ein Mann – Christus ähnlich 239
Ben Girod
Wunder der Versöhnung 243
Teil IV · Der Bogen der Generation
Andreas Keller 251
Teil V · Schweigen – Staunen – Warten – Gebären
Lilo Keller 261
Teil VI · Geri Keller – Ein Blick in sein Denken
Michael Herwig 268
Anhang · Botschaften von Geri Keller
Reich Gottes 301
Abba, Vater 309
Im Feuer geläutert 322
Die Kraft des Kreuzes 337
Autorität aus Wunden 342
Vom Wesen und Wirken des Heiligen Geistes 353
Das Ende eines guten Pfarrers 366
Die apostolische Gemeinde 378
Das Siegel Gottes auf der Schweiz 390
VORWORT
Zum ersten Mal erscheint hier ein Buch, welches das Leben,
Denken und Wirken von Geri Keller beschreibt. Der Anlass dazu ist
der 80. Geburtstag, den Geri Keller am 19. Juni 2011 feiert. Das Buch
ist jedoch keine Festschrift im üblichen Sinn. Es ist nicht unsere
Absicht, dem Jubilaren mit diesem Buch ein Denkmal zu setzen. Er
würde ein solches Unterfangen entschieden ablehnen und viel eher
mit Paulus sagen: «Mein Leben ist mir nicht der Rede wert, wenn ich
nur meinen Lauf vollenden und bis zuletzt den Dienst tun kann, den
ich von Jesus, dem Herrn, empfangen habe: Zeugnis abzulegen für
das Evangelium von der Gnade Gottes.» (Apostelgeschichte 20,24)
Gott legt seinen Schatz freilich immer in die irdenen Gefässe
von Menschenleben. Darum geben wir den Leserinnen und Lesern
mit diesem Buch einen Einblick in Geri Kellers ungewöhnlichen
Lebensweg und in sein vielfältiges Wirken. Wir lassen dabei
verschiedene Männer und Frauen zu Wort kommen, die ihm im
Lauf seines Lebens begegnet sind. So entsteht vor den Augen der
Leser ein lebendiges Bild von Geri Keller. Auch Menschen, die ihn
nicht persönlich kennen, bekommen so die Möglichkeit, sich mit
diesem Mann auseinanderzusetzen, der von vielen gelobt, oft aber
auch missverstanden und kritisiert wurde. Wir wollen mit diesem
Buch aber nicht nur seine Person und sein Wirken ins Licht stellen.
Wir möchten vielmehr, dass diese Darstellung den Lesern zu einem
tieferen Verstehen dessen hilft, wofür Geri Keller lebt und was er
verkündigt. Darauf weist der in Zürcher Mundart formulierte Buchtitel
«Verstasch?» (Verstehst du?) hin. Die Leser, welche Predigten
von Geri Keller gehört haben, wissen, dass er seinen Zuhörern zwischendurch
diese Frage stellt: «Verstasch?» Die Frage steht für ein
Herzensanliegen von Geri Keller. Es geht ihm um ein existenzielles
Hören und Verstehen des Evangeliums. Er möchte, dass Menschen
in ihrem ganzen Sein von Gottes Kraft und Erbarmen ergriffen, verändert
und für den Dienst im Reich Gottes befreit werden. Er hofft,
dass es ihnen ergeht wie jenem Tagelöhner im Gleichnis Jesu, der
beim Pflügen auf dem Acker einen Schatz entdeckte und in seiner
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Freude hingeht und alles verkauft, um diesen Schatz zu gewinnen.
Geri Keller hat diesen kostbaren Schatz des Gottesreiches selber
entdeckt und dafür alles hingegeben: seinen Pfarrerstolz, sein gutes
Image, seine Ideale und Vorstellungen und vieles mehr. Er hat dafür
einen grossen Reichtum an Gnade empfangen, aus dem er gelebt
und vielen Menschen ausgeteilt hat.
Wir danken Gott, dass er Geri Keller gerufen, begabt, ihn durch
Höhen und Tiefen hindurch getragen und ihn zu einem geistlichen
Vater für viele geformt hat. Und wir danken Geri, dass er sein Leben
mit uns und vielen anderen geteilt hat. Wir haben dadurch Gottes
Vaterherz besser kennengelernt, seine bedingungslose Liebe, die
uns annimmt, uns freimacht und erzieht. Wir danken Geri Keller
auch stellvertretend für viele andere für die Freundschaft, für alle
Ermutigung und Förderung, die wir von ihm empfangen haben. In
diesen Dank eingeschlossen ist auch Lilo Keller, die Frau von Geri.
Der Spruch «Hinter jedem erfolgreichen Mann steckt eine starke
Frau» gilt in erweitertem Sinn auch für Geri Keller. Ohne seine Frau
Lilo wäre Geri Keller nicht zu dem Mann geworden, der er wurde.
Lilo Keller hat Geri mit ihrer Art zu leben und zu glauben immer
wieder herausgefordert, unterstützt und beraten. Sie war ihm Geliebte,
Gegenüber und die beste Mitarbeiterin in einer Person.
Wir danken schliesslich allen, die an diesem Buch mitgearbeitet
haben. Walter Wieland, ein langjähriger Freund von Geri Keller, hat
den Beitrag über sein Leben verfasst. Er hat dazu über Monate recherchiert
und mit vielen Leuten, die Geri Keller schon von früher
her kannten, Interviews durchgeführt. Wir danken allen, die sich für
diese Gespräche Zeit genommen haben. Wir danken besonders allen
Männern und Frauen, die im dritten Teil über ihre Begegnungen
mit Geri und Lilo Keller erzählen. Es ist spannend, zu lesen, wie das
Leben und der Dienst dieser Menschen dadurch verändert wurden.
Wir danken auch Andreas Keller und Lilo für die Beiträge, die sie
geschrieben haben. Als Menschen, die Geri sehr nahestehen, lassen
sie uns ein Stück weit an dem spannungsreichen Weg teilhaben, den
sie mit Geri Keller gegangen sind. Eine wichtige Ergänzung dazu ist
der Beitrag von Michael Herwig, der eine kurze Einführung in Geri
Kellers theologisches Denken geschrieben hat. Als Freund von Geri
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Keller, als evangelischer Pfarrer und langjähriger Mitarbeiter der
«Stiftung Schleife» war Michael Herwig für die Abfassung dieses
wichtigen Beitrags besonders geeignet. Im letzten Teil des Buches
drucken wir eine Reihe von Botschaften ab, die Geri Keller in einem
Zeitraum von zwanzig Jahren bei verschiedenen Gelegenheiten
weitergegeben hat. Es sind keine stilistisch ausgefeilten und theologisch
austarierten Predigten, sondern Botschaften, die aus einem
von Gott bewegten Herzen geboren und in eine aktuelle Situation
hinein gesprochen wurden. Diese Botschaften werden viele Leser
über den aktuellen Anlass hinaus ansprechen, ermutigen und herausfordern.
Ein herzlicher Dank gilt schliesslich Marcus Watta und
den Mitarbeitenden des Schleife-Verlags, die für die Fertigstellung
des Buches besorgt waren.
Mit Freude übergeben wir dem Jubilaren diesen bunten Blumenstrauss
von Beiträgen. Mögen diese «Impulse aus dem Leben von
Geri Keller» viele Leserinnen und Lesern erfreuen und ihnen neue
Impulse für ihr eigenes Leben geben. Geri Keller selber ist auf seinem
Weg nie stehen geblieben. Er hat sich von Gott immer wieder
in Frage stellen, herausfordern und zu neuem Aufbrechen bewegen
lassen, dem Wort des Apostels Paulus entsprechend: «Nicht, dass
ich es schon erlangt hätte oder schon vollkommen wäre! Ich jage ihm
aber nach, und vielleicht ergreife ich es, da auch ich von Jesus Christus
ergriffen worden bin.» (Philipper 3,12) Wir glauben, dass durch
dieses Buch viele angesteckt werden, Gott neu zu suchen und sich
auszustrecken nach dem, was noch vor ihnen liegt! Denn Gott kann
auch in unserem Leben «viel mehr tun, als wir erbitten oder ersinnen»
(Epheser 3,20). Ihm, unserem grossen Gott, gehört alle Anbetung
und Ehre!
Ernst Gysel
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Teil I
Grussbotschaften
Geri Keller zum 80. Geburtstag:
Herzliche Gratulation und
die besten Segenswünsche
Mit Geri Keller verbindet mich manche gute und ermutigende
persönliche Begegnung, und unser gemeinsames
Eintreten für die Versöhnung von beiden Ästen der Reformation:
der «offiziellen Reformation» von Huldrych Zwingli und Heinrich
Bullinger, und der Täufergemeinde, welche nicht zufällig im Umfeld
Zwinglis entstanden ist.
Persönliche Begegnungen: Geri Keller ist, wenn er gerade in Zürich
war, hin und wieder bei mir im Büro vorbeigekommen. Ein gutes,
kollegiales Gespräch verband uns. War ich unterwegs, so schaute er
im Sekretariat herein. So oder so blieb eine kleine Süssigkeit zurück.
Er wolle damit einen Ausgleich zu allerlei «sauren Amtspflichten»
verschenken, liess er mich wissen.
«Brüder in Christo», gemeinsames Eintreten für die Versöhnung
zwischen der Reformierten Zürcher Kirche und der internationalen
Täuferbewegung. Das Engagement Geri Kellers für diesen Brückenschlag
beeindruckte mich sehr. Ich habe mich gefreut darüber, dass
Geri Keller sich einsetzte für eine Neuauflage des Büchleins «Brüder
in Christo» von Fritz Blanke, des Zürcher Kirchengeschichtsprofessors,
den wir beide sehr geschätzt haben.
Namens der Zürcher Kirche durfte ich das Versöhnungsanliegen
Geri Kellers aus Anlass des 500. Geburtstags von Heinrich Bullinger
2004 aufnehmen. Es kam zu einem Versöhnungsgottesdienst im
Grossmünster, zu vielen Gesprächen und Begegnungen, und schliesslich
zum Setzen einer Erinnerungstafel dort, wo Felix Manz in die
Limmat gestossen worden war. Namens des Stadtrates von Zürich
und der Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich wurde die
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gemeinsame Schuld an dieser unseligen Hinrichtung öffentlich bekannt.
Damit wurde ein wichtiges Anliegen von Geri Keller verwirklicht.
Ich danke Dir, lieber Geri, herzlich, dass ich die Zürcher Kirche in
diesem versöhnenden Tun von Dir und den Deinen stets mitgetragen
wusste.
Ruedi Reich, Pfr. Dr. h. c.
alt Kirchenratspräsident ZH
Lieber Geri, was mich innerlich bewegt, wenn ich an Dich
denke, könnte ich nicht besser zum Ausdruck bringen als mit
einem Wort aus dem Epheserbrief. «Darum höre ich nicht auf, für
euch zu danken, wenn ich in meinen Gebeten an euch denke; denn
ich habe von eurem Glauben an Jesus, den Herrn, und von eurer Liebe
zu allen Heiligen gehört.» (Epheser 1,15+16)
Ich bin Gott dankbar, dass Du Deinen Glauben unter uns – als Erneuerung
aus dem Geist Gottes in der katholischen Kirche – in so eindrücklicher
Weise bezeugt hast. Dein Zeugnis war, ist und bleibt eine
Saat der Liebe und Versöhnung zwischen den Kirchen Jesu Christi.
Wir kennen Deine Liebe zu allen Heiligen – zu den ganz gewöhnlichen
wie den aussergewöhnlichen – nicht nur vom Hörensagen,
wir haben sie live verkostet. Unvergesslich bleibt uns, wie Du als ehemaliger
evangelischer Pfarrer im «aktiven Unruhestand» uns die
Visionen und das Leben des Heiligen Bruder Klaus im Flüeli Ranft
nähergebracht hast. Deine eindrücklichen Worte brachten sogar einen
unserer Bischöfe zum Staunen: «Ich kann mich nicht erinnern,
jemals von einem Katholiken eine so bewegende Botschaft über Bruder
Klaus gehört zu haben.»
Da wir dem Heiligen Geist immer Neues zutrauen, freuen wir uns
auf das, war er noch vorhat mit Dir, und vergiss nicht: mit 80 fängt
das Leben erst an! Abraham lässt grüssen!
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Diakon Urban Camenzind-Herzog
Bischöflich Beauftragter
für die Erneuerung aus dem Geist Gottes
Ein Mann mit unverwechselbar schlohweisser Mähne sass
Ende der Achtzigerjahre stumm an der Jahresversammlung
der Arbeitsgemeinschaft für Gemeindeaufbau und lauschte, seine
tiefsinnigen Augen hin und her schwenkend, den Ausführungen. Ich
kannte ihn nicht, noch nicht einmal seinen Namen. In einer heiklen
Phase für den jungen Verein ergriff der Mann das Wort und schlug
eine befreiende Bresche angesichts der überbordenden Erwartungen
an den frisch aus der Taufe gehobenen Verein. Ich weiss nicht mehr,
was er sagte. Aber das Votum zeigte Wirkung.
Später hast Du, lieber Geri, uns blütenjunge AGGA-ler unter Deine
Fittiche genommen und in zig Seelsorge-Seminaren die Tiefe und
Breite und Länge und Höhe der Liebe des Vaters bezeugt und mit der
Wucht Deiner Ausführungen Leben spendende Wassergräben für authentische,
theologische Existenz freigelegt.
Ich danke Dir von Herzen für Dein Leben, das Du mit uns teilst. Es
bezeugt die Gnade. Sie wird theologisch sauber reflektiert. Du ermutigst
eine Generation von Seelsorgerinnen und Seelsorgern in unserem
Land und machst sie fit, mit Passion zur Ehre Gottes zu leben.
Pfr. Edi Pestalozzi
Geschäftsführer Evangelische Stadtmission Basel
Ich traf Geri zum ersten Mal vor etwa 20 Jahren während einer
Konferenz im Emmental, auf der wir beide als Sprecher
dienten. Meine Frau Julie und ich wussten damals, dass wir einem
wahren Vater im Glauben begegnet sind, und Geri und Lilo zählten
bald zu unseren besten Freunden.
Sie haben unser Leben seither unschätzbar bereichert, und sie sind
zugleich eine grosse Bereicherung für das Werk Jesu in dieser Zeit.
Geris Weisheit sowie seine Gabe zu lehren und die Zeiten zu deuten,
haben zweifellos vielen geholfen, den Weg des Lebens zu finden und
auch darauf zu bleiben.
Ich habe das Vorrecht, einige grosse Männer und Frauen Gottes
unserer Zeit zu kennen, aber Geris Mut, seine Kühnheit und die Art
und Weise, wie er wahre Vaterschaft auslebt, ist für meine Begriffe
beispiellos.
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