BTGA Almanach 2022_web
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Technische Trends und Normung
Reduzierung der Kaltwassertemperatur
im Wohnungsbau
Wenn warmes Wasser kaltes Wasser kälter macht – mit innovativen Verteilsystemen
den Wasserwechsel fördern und Systemtemperaturen reduzieren
Damit das Wachstum von Mikroorganismen im Trinkwasser minimiert werden kann, müssen neben
der Stagnation des Trinkwassers in der Leitungsanlage und der Begrenzung des Nahrungsangebotes
insbesondere die Temperaturbereiche vermieden werden, in denen das Wachstumsoptimum
der Erreger liegt. Ein hygienisch unbedenkliches Verteilkonzept für Trinkwasser-Installationen
in Wohngebäuden ergibt sich daher erst dann, wenn alle Teilstrecken des Rohrnetzes mit dem
bestimmungsgemäßen Betrieb regelmäßig turbulent durchströmt werden und damit auch die
Temperatur des kalten Trinkwassers bestmöglich unter 20 °C bzw. 25 °C bleibt. Aktuelle Projekte
der FH Münster belegen, dass nur dann trinkwasserhygienisch einwandfreie Verhältnisse in den
Leitungsanlagen erwartet werden dürfen, sofern auch die Wechselwirkungen zwischen den
genannten Einflussfaktoren berücksichtigt werden.
Prof. Dr.-Ing.
Carsten Bäcker,
FB Energie,
Gebäude, Umwelt,
FH Münster
I. Grundlagen
In der DIN 1988-200 werden Kaltwassertemperaturen
unter 25 °C nach dem vollen Öffnen
der Entnahmearmatur nach 30 Sekunden
gefordert [1]. Ergänzend dazu verweist
die DVGW-Information Nr. 90 darauf, dass
bei Trinkwassertemperaturen unter 20 °C
nur sehr selten Legionellen nachgewiesen
werden [2]. Aus dieser Formulierung muss
geschlossen werden, dass das Risiko einer
Kontamination des kalten Trinkwassers mit
Legionellen erst dann auf ein Minimum reduziert
ist, wenn die Kaltwassertemperaturen
überwiegend unter 20 °C gehalten werden
können. Mit höher zugelassenen Temperaturen
erhöht sich daher sukzessiv auch das
Betriebsrisiko (Abbildung 1). Dieser Zusammenhang
muss dem Fachplaner und insbesondere
auch dem zukünftigen Betreiber
bekannt und bewusst sein.
Benedikt Kemler
M.Eng.,
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter /
Projektingenieur,
FB Energie,
Gebäude, Umwelt,
FH Münster
Stefan Cloppenburg
M.Eng.,
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter /
Projektingenieur,
FB Energie,
Gebäude, Umwelt,
FH Münster
Alle Abbildungen: Eigene Darstellung
Abbildung 1: Beispiele für Temperaturbereiche mit Risikoabschätzung
12 BTGA-Almanach 2022