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Die Natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren ... - Algaebase

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Bangiaceae*)<br />

Villi<br />

Fr. Schmitz.<br />

Mit 47 Einzelbildern in 4 Figuren.<br />

(Gedruckt im October 1896.)<br />

Wichtigste Litteratur. Kützing, Phycologia generalis. Leipzig 4843. — Thwaites<br />

in: Harvey, Phycologia britannica. London 4846— 54. — Munby, Flore de l'Algerie. Paris<br />

4847. — Montagne, Cryptogamia guyanensis, seu plantarum cellularium in Guyana gallica<br />

annis 4 835—49 a cl. Leprieur collectarum enurneratio universalis. (Annales des sctences<br />

*) <strong>Die</strong> hier behandelten Familien Bangiaceae, Rhodochaetaceae , Compsopogonaceae und<br />

Thoreaceae bilden die Reihe der Bangiales; sie stimmen mit den Florideae in der Färbung<br />

der Chromatophoren (rot, blaugrün, stahlblau, rotbraun etc.) üherein, sind aber von den-<br />

selben in den Geslaltungsverhältnissen dos Thallus und namentlich in den Fortpflanzungsverhältnissen<br />

verschieden. Es sind dies recht verschiedenartige Formen, die im natürlichen<br />

System keineswegs eine eigenartige homogene Gruppe bilden, die aber zur Zeit in dem jetzt<br />

fast ganz allgemein angenommenen (künstlichen) Farbensystem immerhin neben einander gestellt<br />

werden mögen. Eine bequeme und leichte Haupteinteilung der Masse der vorhandenen<br />

Algenformei) wird ja durch dieses Farbensystem jedenfalls erreicht.<br />

A man dagegen das Grundprincip des natürlichen Systemes der Anordnung zu Grunde<br />

und ordnet unter Berücksichtigung sämtlicher Merkmale, speciell sämtlicher Gestaltungsmerkmale,<br />

die Algen-Gattungen nach dem Grade ihrer Ähnlichkeit zusammen, so ergiebt sich<br />

ein ganz anderes Resultat. Dann treten unter der großen Anzahl größerer und kleinerer<br />

Gruppen, die durch jenes Verfahren erzielt werden, zunächst einige Hauptgruppen besonders<br />

deutlich hervor, durch besonders große Abstände von den übrigen Gruppen getrennt: die<br />

Characeae, dann die Florideae, dann die vereinigte Hauptgruppe der einander nahestehenden<br />

Gruppen der Dictyotaceae, Fucaceae und Phaeosporeae. Was noch übrig bleibt von Algen,<br />

das besteht aus zahlreichen größeren und kleineren Gruppen, die einander mehr oder weniger<br />

nahe stehen, die aber unter einander nirgends soweit abstehen, dass sich größere Gruppierungen<br />

dadurch von selbst geltend machten. Daher erscheint es am besten, alle diese<br />

größeren, kleineren und kleinsten Gruppen, die einander mehr oder weniger nahestehen, zu<br />

einer einzigen Hauptgruppe oder Abteilung (die dann Chlorophyceae genannt werden mag)<br />

zusammenzufassen. <strong>Die</strong>se Abteilung umfasst dann der Mehrzahl nach grüne Algen [Siphoneae,<br />

Si{)honociadiaceae, L'lotrichaceae, Conjugatae, Volvocaceae etc.), allein daneben auch anders gefärbte<br />

Formen [Bacillariaceae . Peridiniaceae etc.). Sie umfasst Formen, die von den Chara-<br />

ceae. Florideae und Phaeophyceae recht verschieden sind (z. B. Volvocaceae und Bacillariaceae .<br />

aber auch andere, die mancherlei Anklänge an diese gewähren, die aber doch von diesen<br />

3 Hauptgruppen oder Abteilungen weiter abstehen als von anderen Gruppen der Chlorophyceae<br />

(wie beispielsweise die Bangiaceae, die in der Form der geschlechtlichen Fortpflanzung sehr<br />

an die Dictyolaceae erinnern, in der Färbung der Chromatophoren dagegen an die Florideae,<br />

im ganzen aber doch den Ulvaceae merklich näher stehen als diesen beiden Sie umfasst vor allem Gruppen,<br />

Gruppen).<br />

die unter einander weit mehr different sind, als beispielsweise<br />

die Compsopogonaceae und Florideae, Gruppen, die jedoch unter einander durch zahlreiche.<br />

naher zusammengerückte, intermediäre Gruppen verbunden und zusammengehalten werden.<br />

In üesom Sinne würden die meisten Familien, die hier als Bangiales zusammengestellt<br />

werden, den Chlorophyceae zuzuzählen sein. Nur bei der einen Familie der Thoreaceae mag<br />

man zweifelhaft sein, ob der Abstand, der dieselben von den Phaeophyceae trennt, größer<br />

ist oder der Abstand derselben von der großen Hauptmasse der einander näher stehenden<br />

Algen-Gruppen, der Abteilung der Vlilorophyceae. (Schmitz.)<br />

<strong>Die</strong>se Anmerkung des verstorbenen Prof. Seh still ist hier abgedruckt worden, um auch<br />

seine Ansicht gegenii her derjenigen anderer Algologen zur Geltung kommen zu lassen. E n g 1 e r.)<br />

20»


308 Bangiaceae. .Schmitz.<br />

naturelles 1850 Tome XIV. Paris 4S51.) — Nägel i, Gattungen einzelliger Algen. Zürich<br />

1849. — Thuret in: Le .lolis, Lisle des Algues marines de Cherbourg. Paris 4863. —<br />

Itzigsohn in Ra benhorst, Flora Europaea Algarum. Lip-iae4868. — Areschoug, Obscrvationes<br />

Phycologicae (Nova Acta reg. soc. scient. Upsaliensis XIV;. — Janczeswki. Etudes<br />

anatomiques sur les Porphyra et sur les propagules du Sphacelaria cirrhosa (Annales des<br />

sc. nat. 5. se"r. T. XVII, Paris i 873). — Thuret, Etudes phycologiques publiees par Ed.<br />

Bornet. Paris 4877. — Göbel, Zur Kenntnis einzelner .Meeresalgen Bot. Zeitung 1878).<br />

— Ch. Gobi, Kurzer Bericht über die Sommer 1878 ausgeführte algol. Excursion (Arb.<br />

Petersbg. Ges. d. Naturforscher. T. X, 4 879). — Reinke, Über die Geschlechtspflanzen<br />

von Bangia fusco-purpurea Lyngb. (Pring&iieim's Jahrbücher 11. Bd.;. — Bert hold,<br />

Zur Kenntnis der Siphoneen und Bangiaceen (Mitt. der zool. Station in Neapel Bd. II). —<br />

Derselbe, <strong>Die</strong> Bangiaceen des Golfes von Neapel und der angrenzenden Meeresabschnitte<br />

(Fauna und Flora des Golfes von Neapel 4 8N2). — Zopf, Zur Morphologie der Spaltpflanzen.<br />

Leipzig 1882. — J. Agardh, Till Algernes Systematik. Nya Bidrag. Tredje Afdelningen<br />

(Acta Univ. Lundensis. Tom. XIX, 1882 — 85). — Lagerheim, Bidrag tili Sveriges<br />

algllora (Öfversigt af Svenska Vetensk. Acad. Förhandl. 1883). — Derselbe, Neues Vorkommen<br />

von Chromatophoren bei Phycochromaceen (Ber. d. Deutsch, botan. Ges., Bd. II, 1884. —<br />

Weber van Bosse, Etüde sur les algues parasites des Paresseux (Natuurkundige Verbandlingen<br />

van de Hollandsehe Maatschappij der Wetenschappen, 3de Verz., Deel V, Haarlem<br />

— 1887). Möbius, Beilrag zur Kenntnis der Gattung Thorea (Ber. d. Deutsch, bot. Ges.<br />

Bd. IX — 1891). Schmitz, <strong>Die</strong> systematische Stellung der Gattung Thorea Bory (Ber. der<br />

Deutsch, bot. Ges. Bd. X 1892). — Möbius, Bemerkungen über die systematische Stellung<br />

von Thorea Bory (Ber. d. Deutsch, bot. Ges. Bd. X 4 892). — Hieronymus, Beitrüge zur<br />

Morphologie und Biologie der Algen, 1. Glaucocyslis Nostochincarum Itzigs. (Cohn, Beiträge<br />

zur Biologie der Pflanzen Bd. — 5, 1892). Bornet, Les Algues de. P. K. A. Schousboe (Mim.<br />

d. 1. Soc. des Sc. nat. et mathtfm. de Cherbourg. Tome 28, Serie III, 4 — 892). Batters, On<br />

Conchocclis, a New Genus of Perforating Algae. London 1892. — Schmitz, Kleinere Beiträge<br />

zur Kenntnis der Florideen II— III (La Nuova Notarisia, Serie IV 4893). — Derselbe,<br />

Kleinere Beiträge zur Kenntnis der Florideen V (La Nuov. Not., Serie V 4 894). — Seh midie<br />

Untersuchungen über Thorea ramosissima Bory (Hedwigia, Bd. XXXV 4 896).<br />

Merkmale. Thallus horizontal ausgebreitet und scheibenförmig, oder aufrecht und<br />

dann fadenförmig oder blattartig flach. Zellen mit einem einzelnen, ventral gelagerten,<br />

sternförmigen Chromatophor (mit centralem Pyrenoidj und je einem Zellkern, ohne Querwandtüpfel.<br />

Ungeschlechtliche Forlpflanzung durch membranlose Monosporen, die in<br />

verschiedener Weise am Thallus ausgebildet werden. Befruchtung durch Copulation von<br />

kleinen Spermatien und größeren Eizellen; die befruchteten Eizellen bilden 'dirtset oder<br />

nach einmaliger oder mehrmaliger Teilung membranlose Monosporen.<br />

Vegetationsorgane und anatomisches Verhalten. <strong>Die</strong> Gestaltung des Thallus ist<br />

ziemlich wechselnd. Zuweilen (Erythropeltis , Fig. 195) bildet dieser Thallas eine ein-<br />

schichtige Zellscheibe, welche dem Substrate dicht aufliegt; diese Zellscheibe verbreitert<br />

sich durch Randwachstum unter subdichotomischer Gabelung der radialen Zellreihen.<br />

In anderen Fällen {Erythrotricliia sp., Fig. 194 A,B) bildet der Thallas einen aufrechten<br />

Zellfaden, der mit einer Hafizelle am Substrat befestigt, unter Querteilung fast sämtlicher<br />

Gliederzellen in die Länge wächst. In anderen Fällen kommt dazu noch UngSteilung<br />

dieser Gliederzellen, wodurch dann dieser Zellfaden oberwärts sich zu bandförmiger<br />

Gestalt verbreitert (Erythrotrichia, Fig. 4 94 C, D) oder zu einem dickeren<br />

Zellstrange umformt. Im letzteren Falle [Bangia) erscheinen die Teilzellen der Faden-<br />

gliederzellen sämtlich gegen die Fadenmittellinie hin keilförmig verschmälert , zu einer<br />

einlachen, hohleylindrischen Zellschicht verbunden. In anderen Fällen endlich [Porp<br />

Fig. 4 93 A) verbreitert sich der Zellfaden frühzeitig zu einer zuletzt ansehnlich breiten,<br />

ungeteilten oder unregelmäßig gelappten, (schichtigen oder zuweilen verdoppelten Zell-<br />

scheibe, die längere Zeit hindurch in allen <strong>ihren</strong> Teilen durch Flächenwachstum sichausdehnt,<br />

Beim Heranwachsen dieser verschiedenen Thallusformen, die zumeist aus einfachen<br />

Zellfäden hervorgehen, erfolgt neben Quer- und Längsteilung der Endzellen allgemein<br />

auch Quer- und Längsleilung der Gliederzellen.


Bangiaceae. (Schmitz.) 30')<br />

An den Einzelzellen sind im Leben die Zellmembranen dauernd ziemlich dünn päd<br />

scharf coniouriert; nur die Außenwand ist meisl dicker. Heim Absterben der Algen aber<br />

quellen die meisten Zellhäute der marinen Species ziemlich stark gallertig auf. Bei den<br />

meisten marinen Arien ist ferner der Thallus außen dun li eine cuticulaartige Kollode-<br />

grenzliaut abgegrenzt. — <strong>Die</strong> Querwände der Zellen zeigen nirgends derbere Tüpfel<br />

ausgebildet. — Im Inneren schließt die einzelne; Zelle stets ein einzelnes, central gelagertes,<br />

sternförmiges Chromatophor ein, das seine Arme mehr oder weniger weit gegen<br />

die Zellwand hin vorstreckt und die Spitzen dieser Arme längs dieser Zellwand aus-<br />

breitet. In einer etwas breiteren Lücke zwischen diesen Armen liegt der (stets in BiOZahl<br />

vorhandene) Zellkern.<br />

Von Gewebediflerenzierung sind nur die einfachsten Anfänge vorhanden. An den<br />

aufreihten Thallusformen sind vielfach die Basalabschnitte slielarlig ausgebildet; die be-<br />

treuenden Thalluszellen erscheinen derbwandig und strecken vielfach aus dem Basalende<br />

abwärts wachsende, ungegliederte, dünne Schläuche hervor, die als endokollodische<br />

Rhizoiden das Stielgewebe verstärken. <strong>Die</strong>se Zellen des Stieles bleiben dauernd steril;<br />

im übrigen erscheinen sämtliche Thalluszellen gleichwertig und können sämtlich zu Fort-<br />

pflanzungszellen sich ausbilden. — An den horizontalen Thallusscheiben sind sämtliche<br />

Zellen gleichwertig.<br />

<strong>Die</strong> Färbung der Chromatophoren ist eine recht wechselnde. Am häufigsten sind<br />

diese Chromatophoren dunkelrot bis purpurn gefärbt, zuweilen zeigen sie sich auch<br />

spangrün bis blaugrün, sowie auch stahlblau; bisweilen ist der Farbstoff so dicht eingelagert,<br />

dass die Chromatophoren fast schwarz erscheinen.<br />

Fortpflanzung. Bei allen bisher genauer bekannten B. erfolgt ungeschlechtliche<br />

Fortpflanzung durch membranlose Monosporen, die in Einzahl aus den mehr oder weniger<br />

eigenartig ausgebildeten Thalluszellen hervortreten. Bei Bangia und Porphyra entstehen<br />

Sporangien aus gewöhnlichen vegetativen Thalluszellen, indem reichlichere Inhalts-<br />

mengen sich in diesen Zellen ansammeln, oder es teilen sich solche vegetative Thalluszellen<br />

zunächst \ oder 2 mal, und dann werden diese Tochterzellen, ohne zur Größe der<br />

vegetativen Thalluszellen heranzuwachsen, direct zu Monosporangien. Aus diesen Sporangien<br />

tritt der gesamte Zellkörper als membranlose, cilienlose Spore hervor. Bei<br />

mehreren Species ist an diesen nackten Sporen eine Fähigkeit zu amöboider Ortsbewegung<br />

beobachtet worden. — Bei Erythrotrichia und Erythropeltis erfolgt zum Zweck der<br />

Sporenbildung eine Ungleichteilung der einzelnen Thalluszelle, indem an einer Ecke der<br />

Zelle ein sehr substanzreicher Abschnitt des Zellkörpers durch eine Scheidewand als<br />

kleinere Teilzelle abgeschnitten wird und dann diese kleinere Teilzelle zum Monosporangium<br />

sich ausbildet. Nachdem der Zellkörper derselben als membranlose, cilienlose<br />

Monospore auswärts entleert worden ist, schwillt die größere vegetative Teilzelle jener<br />

Teilung stärker an und füllt den Raum des entleerten und nunmehr zusammengedrückten<br />

Monosporangiums schließlich ganz aus, vielfach um darnach die Ausbildung eines Monosporangiums<br />

in derselben Weise zu wiederholen. An den ausgetretenen Monosporen<br />

dieser Galtungen ist amöboide Bewegung bisher noch nicht beobachtet worden.<br />

Vegetative Vermehrung erfolgt bei manchen B. dadurch, dass in den Stümpfen absterbender<br />

Individuen einzelne Zellen, von derberer Membran umschlossen, lebendig<br />

bleiben und dann später zu neuen Pflanzen aussprossrn.<br />

auf<br />

Zum Zwecke der geschlechtlichen Forlpflanzung werden Spermatien und Eizellen<br />

derselben Pflanze oder auf gesonderten Individuen entwickelt. — <strong>Die</strong> Spermatien<br />

sind in ihrer Ausbildung durchaus analog den ungeschlechtlichen Sporen, nur viel kleiner<br />

und ganz schwach gefärbt, resp. fast farblos. Bei Bangia und Porphyra bilden sich<br />

einzelne Thalluszellen durch wiederholte Zweiteilung zu gefächerten Antheridien aus,<br />

aus deren sämtlichen Teilzellen der fast vollständig entfärbte Zellkörper als membranloses,<br />

cilienloses Spermatium unter Verquollen der Zellhäute nach außen entleert wird


310 Bangiaceac. (Schmitz.<br />

(Fig. 192 A, 193 D, E). Bei Erythrotrichia werden die Spermatangien einzeln von einer<br />

vegetativen Thalluszelle als kleine Nebenzellen abgeschnitten ganz analog den ungeschlechtlichen<br />

Monosporangien), worauf der schwach gefärbte Zellkörper als membranloses<br />

und cilienloses Spermatium entleert wird. <strong>Die</strong> Spermatien entbehren sämtlich beson-<br />

derer Bewegungsorgane; bei der Entleerung nackt, umgeben sie sich weiterhin mit einer<br />

dünnen Zellhaut. — Zu Eizellen entwickeln sich einzelne Thallnszellen, indem sie reichlich<br />

mit Inhalt sich füllen und ein wenig anschwellen (Fig. I93j4,C), Öfters auch auf der Thal lusaußenseite<br />

eine kleine (selten stärker vorspringende) Vorwölbung ausformen I<br />

(Fig.<br />

9 i H .<br />

— <strong>Die</strong> Befruchtung selbst erfolgt durch Copulalion eines Spermatiums und einer Eizelle.<br />

Ein einzelnes Spermatium durch bisher nur ungenügend aufgeklärte l'rsachen heranbewegt)<br />

setzt sich an der Außenseite einer Eizelle (Fig. 192 f, 193 B), resp. an der<br />

Oberfläche der vorgewölbten Außenseite der Eizelle fest; darauf bohrt sieh der Zell-<br />

körper dieses nunmehr behäuteten Spermatiums<br />

mittelst eines dünnen Keimschlau<br />

durch die Wand der Eizelle hindurch (unter Zurücklassung seiner Zellhaut) und tritt in<br />

den Innenraum der Eizelle hinüber, um hier mit dem Zellkörper der Eizelle zu copu-<br />

Iieren (Fig. 194 F). — <strong>Die</strong> hierdurch befruchtete Eizelle beginnt sogleich unter Bei-<br />

behaltung ihrer bisherigen Zellhaut ein neues Wachstum von meist ziemlich kurzer<br />

Dauer. Bei Porphyra und ßangia bildet die befruchtete Eizelle hierbei (unter wieder-<br />

holter Zweiteilung) einen mehrzelligen Öfters 8zelligen) Zellkörper (Fig. 192 B), de<br />

Zellen dann sämtlich <strong>ihren</strong> Zellinhalt als membranlose und cilienlose Monospore ent-<br />

leeren. Bei Erythrotrichia aber schwillt die befruchtete Eizelle nur ein wenig an.<br />

weit bekannt) ohne sich zu teilen, und wird dann direct zu einem Monosporangium<br />

(dessen Entleerung aber bisher noch nicht beobachtet worden ist . An den entleerten<br />

Eisporen, die sämtlich besonderer Bewegungsorgane entbehren,<br />

Bewegungen beobachtet worden.<br />

sind ebenfalls amöboide<br />

<strong>Die</strong> Keimung erfolgt bei den ungeschlechtlichen Sporen aller Gattungen ziemlich<br />

leicht. <strong>Die</strong> Sporen setzen sich fest, umgeben sich mit Membran und wachsen direct<br />

(ohne Buhepause zu neuen Pflanzen heran. <strong>Die</strong> Eisporen keimen bei Bangia und Porphyra<br />

ebenfalls sogleich nach der Anheftung aus, doch ist es bisher noch nicht gelungen.<br />

ausgebildete Pflanzen aus diesen Keimungen zu erzielen. Es Eisporen<br />

scheint, dass auch d<br />

direct (ohne Buhepause), wenn auch<br />

auswachsen.<br />

etwas langsamer, zu neuen Pflanzen<br />

Geographische Verbreitung, <strong>Die</strong> meisten B. sind Meeresalgen, nur wenige Arten<br />

(von Bangia) finden sich im süßen Wasser. Unter den marinen Species sind manche,<br />

die mit Vorliebe nahe dem Wasserspiegel oft in sehr großer Individuenzahl sieh aus-<br />

breiten, an Steinen oder an anderen Algen sich festheftend. Verbreite! sind diese<br />

marinen Formen über alle Teile des Meeres, zahlreicher in den gemäßigleren Breiten als<br />

unter den Tropen. <strong>Die</strong> Verbreitung der Süßwasserspecies ist eine sehr sporadische, in<br />

klaren Quellen und schnellfließenden Gewässern.<br />

<strong>Die</strong> Verwandtschaftsverhältnisse der B. sind zur Zeit viel umstritten. <strong>Die</strong> Mehrzahl<br />

der Autoren zählt heutigen Tages nach dem Vorgang von Kerl hold die />'. zu den<br />

Florideat. Dafür ist in erster Linie bestimmend die Färbung der H. . deren Chromatnphoren<br />

vielfach eine ähnliche Botfärbung aufwei-en w ie die FloriJcac, dann aber auch<br />

das Vorhandensein cilienloser Spermatien, die den Spermatien der Plorideae aber auch<br />

den Spermatien der <strong>Die</strong>tyotaceae in mancher Beziehung sehr ähnlich sind. De:<br />

über wird von anderen Autoren, namentlich von J. Agardh und Schmitz, eine albere<br />

Verwandtschaft mit den Flurideae vollständig in Abrede gestellt, und es werden die H.<br />

einfach zu den grünen Algen verwiesen. Vergleicht man ohne Biicksicht auf die Färbung<br />

der betreffenden Algen die Gestaltangsverhaltnisse und namentlich die Fortpflanzung?<br />

hältnisse genauer, BO kann in der Thal kein Zweifel daran obwalten, dass die H. mit den<br />

Florideae sehr wenig. zu thun haben . dass<br />

sie viel näher den Schisogom le oder Prasiola-<br />

ceae (Schizogonium , Prasiola u. V.) und seihst den Ulvaceae sich anschließen. — Auf dei


Bangiaceae. (Schmitz. 311<br />

anderen Seite zeigen die />'. aber auch manche Anklänge an einzelne (iru|>|>en der (ja<br />

analog gefärbten) Scftisophyceae, so dass der Gedanke nahe Hegt, ea möchten diese (mehr<br />

oder weniger saprophyti.schen)Sr7((roy///i/"'rte von den selbständig assimilierenden) li. (oder<br />

analogen Formen), bezw. die B. von den Phycochromaceae phylogenetisch abzuleiten sein.<br />

Einteilung der Familie.<br />

\ Monosporangien aus gewöhnlichen Thalluszellen oder gleichwertigen Tochterzellen solcher<br />

Thalluszellen hergestellt.<br />

a. Thal Ins fadenförmig 1. Bangia.<br />

b. Thallus blattartig flach 2. Porphyra.<br />

B. Monosporangien nach Ungleichteilung gewöhnlicher Thalluszellen aus der kleineren, in-<br />

haltsreicheren Teilzelle hergestellt.<br />

a. Thallus aufrecht, fadenförmig oder oberwärts bandförmig verbreitert<br />

3. Erythrotrichia.<br />

I). Thallus horizontal ausgebreitet, scheibenförmig 4. Erythropeltis.<br />

\. BangiaLyngbye(Fig. 192). Thallus aufrecht, fadenförmig, unverzweigt, unterwärls<br />

durch eine verbreiterte Basalzelle angeheftet, oberw'ärtsmehrod. weniger verdickt, stielrund,<br />

zuweilen unregelmäßig eingeschnürt , zuweilen<br />

oberwärls röhrig hohl. Anfangs ein einfacher Zell-<br />

fadenmit inlercalarcrQuerteilungderGliederzellen,<br />

bildet der Thallus späterhin vielfach das Basalstück<br />

sticlarlig aus, indem aus den Gliederzellen desselben<br />

ungegliederte Verslärkungsrhizoiden endo-<br />

kollodisch abwärts wachsen; oberwärts dagegen<br />

teilen sich die Thallusgliederzellen vielfach durch<br />

antiklin orientierte Scheidewände, infolge dessen<br />

in dem verdickten oberen Thallusabschnilte die<br />

ursprüngliche Gliederung des Fadens späterhin<br />

mehr und mehr unkenntlich wird; diese Teilzellen<br />

der ursprünglichen Fadengliederzellen sämtlich bis<br />

an die Mittellinie des Fadens heranreichend oder<br />

seltener infolge gallertigen Aufquellens der central<br />

gelagerten Membranabschnitle in röhriger Schicht<br />

ausgebreitet. — Beliebige vegetative Thalluszellen<br />

direct oder nach einmaliger (selten zweimaliger)<br />

Teilung zu ungeschlechtlichen Monosporangien<br />

umgewandelt. Anlheridien und Eizellen aus be-<br />

liebigen vegetativen Thalluszellen hergestellt, die<br />

Anlheridien unter wiederholter Zweiteilung (All—<br />

Wartsteilung), die Eizellen durch directe Umwandlung.<br />

<strong>Die</strong> befruchteten Eizellen wachsen unter<br />

wiederholter Zweiteilung Allwärlsteilung) zu<br />

einem Zellkörper (Sporenfrucht) von (vielfach)<br />

8 Zellen, die zu Monosporangien sich ausbilden,<br />

heran. Sexualzellen monöcisch oder diöcisch ver-<br />

teilt, ungeschlechtliche Sporen auf besonderen<br />

Individuen oder mit Sexualzellen vereinigt.<br />

Mehrere, hi-her nur ungenügend abgegrenzte<br />

Arten der verschiedensten Meere, eine Art (li. atro-<br />

Fig. IM. A, B Bangia atro - vurpurta C. Ag.<br />

Ä Stack eines mannlichen Fad«t>s. <strong>Die</strong> vegetativen<br />

Zellen sind durch wiederholte Teilung<br />

in Antheridien umgebildet , deren T.ilx-lUn<br />

zerfallen und die membran- und cilienlosen Spermatien<br />

austreten lassen [Süß)« B Querschnitt<br />

durch den weiblichen Faden nahe der<br />

eine Zelle in mehrere Sporen geteilt (68<br />

C B. fusco-purpurta Ljngb.. Vorgang der Befruchtung<br />

(7U0J1 J. (4. B nach Reinice; C nach<br />

Berthold.)<br />

purpurea C. Agardh = Conferva atropurpurea Dillw.) (Fig. 192 A, B), sporadisch<br />

in Quellen und Buchen Europas und Nordamerikas.<br />

im Süßwasser,<br />

2. Porphyra C. Agardh (Fig. 1 93) (WHJemannia De Toni, Mplodcnna Kjellman).<br />

Thallas aufrecht .<br />

blattartig, flach und dünn, vielfach am Hände wellig verbogen, gamraodig<br />

oder unregelmäßig gelappt oder gespalten, unterwärls durch eine kleine Basal-


312 Bangiaceae. (Schmitz.<br />

Scheibe angeheftet. Anfangs ein einfacher Zellfaden mit inlercalarer Querteilung der<br />

Gliederzellen, nimmt der Thallus frühzeitig unter reichlicher Längsteilung seiner Zellen<br />

die Gestalt einer einfachen Zellscheibe an; der basale Abschnitt dieser Zellscheibe formt<br />

sich dann unter Ausbildung zahlreicher, endokollodisch abwärts wachsender, ungegliederter<br />

Rhizoiden zum derberen, mehr oder weniger deutlich abgesetzten Stiele; der obere<br />

Teil der Scheibe aber wächst lange Zeit unter fortdauernder Flächenteilun.^ der Zellen<br />

fort, oder es spaltet sich derselbe frühzeitig durch Uorizontalleilung sämtlicher Zellen in<br />

eine doppelte Zellschicht und wächst nun unter gleichzeitig fortschreitender (aber selbständiger)<br />

Flächenteilung der beiden, dauernd fest verbundenen Zellschichten heran. —<br />

Fortpflanzungsverhältnisse wie bei Bangia\ Sporenfrucht 8zellig oder öfters mehrzellig.<br />

D ^^««ftML<br />

*££<br />

rS<br />

Fig. 193. A—C Porphyra leucosficta Thur. .1 Flachenansicht einer kleinen Thalluspartie. <strong>Die</strong> größeren Z<br />

links sind reife Kiz«llen, die kleineren rechts Anth»ridien unmittelbar vor der ersten Teilung (450)1): B Befnu<br />

nnd erste Teilung der Eizellen (45nJI); C fast reife und eingestreute abortierte Ki/.ellen von der Fla:<br />

b— 6 I'. laciuinta (I-ightf.) Ag. ü Stock des Thallus mit reifen Antheridien, Flächenansicbt (331<br />

durch ein männliches ThilWihstGck mit Antheridien, V u. E mit reifen, schon ausgetretenen Spermalien i<br />

/•Querschnitt durch einen Thallus mit reifen Sporen, die zu S— 16 entstanden Bind (330/1 1; Quer<br />

den unteren Teil des Thallus; die fadenförmigen Verlangerungen, die von allen Zellen ausgehen, veranlassen die<br />

Bildung der Haftscheibe (SOjl). (vi— C nach Berthold ; V—O nach Thuret.)<br />

Etwa it) Arten von gallertartig-häutiger Consistenz, meist schön purpurartig ge:<br />

vielfach scharenweise wachsend, durch alle Meere hin verbreitet. <strong>Die</strong> einzelnen Arten bis-<br />

her nur ungenügend unterschieden. V. leueostieta Thur. (Fig. 4 93 A— C und /'. lacitiiata<br />

(Lightf.) C. Ag. (Fig. 4 93 D—G) fast an sämtlichen Küsten Europas.<br />

'<br />

<strong>Die</strong> Arten mit doppelter Thallnszellschicht \\ iUlemannia De Toni = Diplodenna<br />

Kjellman luseo lieh niclit ohne Zwang von den einschichtigen Arten generisch trennen<br />

O<br />

\y


Bangiaceae. (Schmitz.) 313<br />

3. Erythrotrichia Aresch. (Fig. 1<br />

94). Thallus aufrecht, fadcnfg., unterwärts durch eine<br />

verbreiterte Basalzelle oder eine kleine, wenigzellige Scheibe angeheftet, oberwärts dünn<br />

fadenförmig Oder ein wenig verdickt und stielrand oder verbreitert und blattarlig flach.<br />

Anfapgq eine einfache Zellreihe mit intercalarer Querteilung der Gliederzellen, verdickt<br />

sich der fadenförmige Thallas aufwärts öfters unter mehr oder minder reichlicher, all-<br />

seitswandiger Längsteilung der Gliederzellen oder formt sich unter andauernd gleichmäßiger<br />

Flächenteilung der Gliederzelle zu einer (meist schmalen) einschichtigen Zellscheibe.<br />

— Beliebige vegetative Zellen im oberen Teile des Thallus werden ferlil. Durch<br />

Uugleichteilung einer solchen Zelle wird schräg außenseitig eine kleinere, inhaltreic he<br />

Zelle abgeschnitten, die zum ungeschlechtlichen Monosporangium sich gestaltet; nach<br />

der Entleerung der Monospore das Sporangium durch Vergrößerung der andauernd vege-<br />

tativen Schwesterzelle derselben rasch wieder ausgefüllt. Antheridium tzellig, als kleine,<br />

schwach gefärbte Teilzellen (in analoger Weise wie die ungeschlechtlichen Monosporangien)<br />

von einzelnen vegetativen Thalluszellen abgeschnitten. Eizellen durch directe Umbildung<br />

einzelner vegetativer Thalluszellen hergestellt. Sporenfrucht (so weit bekannt<br />

t zellig oder wenigzellig.<br />

Etwa 4 Arten der europäischen Meere, von sehr geringer Größe, meist in Vielzahl anderen<br />

Algen aufsitzend. E. ceramicola Areschoug (Fig. \9i A, B) (Bangia ceramicula Chauv.), in der<br />

Nordsee, Ostsee und im adriatischen Meere. In anderen Meeren dürfte die Gattung voraussichtlich<br />

auch noch zu finden sein.<br />

Fig. IM, .1, B Kruthrotricliia ceramicola Aresch. A Fäden in verschiedenen Kntwickelungszuständen;<br />

B Faden im Stadium des Sporenaustrittes tA, B —<br />

S30/1).<br />

C'—F K. obscura Berthold. C Bildung d>T ungeschlechtlichen Sporen (4u0[l);<br />

D männliche Fadenpartie mit Antheridien |7U0|I|; B an der Vorwölbung der<br />

Eizellen aneit/ende , umwandete Spermatien (7!»ujl); F C'opulation der Sperraatien<br />

mit den Eizellen (790|1). (A, B nach Thuret; C-F nach Berthold.)<br />

4. Erythropeltis<br />

Schmitz (Fig. t 95). Thal-<br />

lus horizontal ausge-<br />

breitet, als flache, dünne,<br />

i schichtige Scheibe der<br />

Oberfläche anderer Algen<br />

etc. aufgeheftet. <strong>Die</strong>se<br />

gerundete Zellscheibe am<br />

Bande fortwachsend unter<br />

Querteilung oder subdichotoraer<br />

Dreiteilung<br />

der Bandzellen, ohne<br />

intercalare Querteilung<br />

der übrigen Thalluszellen.<br />

— Ungeschlechtliche Spo-<br />

ren wie bei Erythrotrichia<br />

Fig. 196. Erythroptlti$ discigera<br />

(Berthold) Schmitz, Flachenansicht<br />

einer alteren Scheibe mit<br />

kleinen Zellen (450|l).<br />

(Nach Berthold.)<br />

gebildet. Geschlechtliche Fortpflanzung bisher noch nicht beobachtet.<br />

Bisher nur eine Species aus dem Golf von Neapel. K. discigera {Erythrotrichia discigera<br />

Berthold) Schmitz Fig. 193), besonders auf Cystosira abrotanifolia und l'osidonia.


3 j 4 Bangiaceae. (Schmitz.<br />

Zweifelhafte Gattungen.<br />

Den B. schließen mehrere Gattungen sich an, deren Thallusbau manche Analogie<br />

mit den typischen Gattungen der Familie aufweist, deren Forlpflanzungsverh&ltnisse<br />

jedoch bisher nur ungenügend bekannt sind. Ihre Zugehörigkeit zur Familie erscheint<br />

daher zweifelhaft, zumal auch im Bau des Thallus einige Verschiedenheiten zu bemerken


Bangiaeeae. (Schmitt. 315<br />

gequollenen Kollode- Masse, die nach außen durch ein derbe* Grenth&ntohan abgegrenzt<br />

ist, eingelagert. — Fortpllanzungsweise unbekannt.<br />

<strong>Die</strong> typische Art, B, subsimplex (Montg.) Schmitz (Compsopogon subsimplex Montagnej an<br />

der Küste von Guyana.<br />

Der Habitus von Ihtngiopsis und die Enlwickelung des Thallus erinnert sehr an Dangia.<br />

allein die gallertig gequollenen Zellmembranen machen es doch sehr fraglich, ob die Gattung<br />

wirklich mit Bangia nüchstverwandt ist.<br />

Conchocelis Balters. Perforierende Meeresalgen. Thallus innerhalb kalkhaltiger<br />

Muschelschalen ausgebreitet in Gestalt eines wirren, mehr oder minder dichten Geflechtes<br />

mannigfaltig veräslelter, dünner, gegliederter Zellfaden von sehr wechselnder<br />

Ausbildung. <strong>Die</strong> Verzweigung dieser Zellfäden seillich, die Zweige teils lang gestreckt,<br />

schlank und dünn und gerade, teils kürzer, hin und her gebogen, oberwärts mit an-<br />

geschwollenen, häufig verkrümmten Gliederzellen und Endzellen. Fadenzellen mit<br />

dünner derber Membran, die Querwände ohne Querwandtüpfel. <strong>Die</strong> Gliederzellen der<br />

dünnen schlanken Zellfäden zulelzt fast farblos, die dickeren, vielfach verbogenen Zellen<br />

der kürzeren Fadenzweige »rosenrot' gefärbt, anscheinend mit wandsländigem, unregelmäßig<br />

scheibenförmigem Chromatophor. Fortpflanzung angeblich durch Sporen, die<br />

analog wie bei Erythrotrichia einzeln von den großen Gliederzellen der verdickten Fadenzweige<br />

ausgebildet werden sollen.<br />

<strong>Die</strong> typische Species, C. rosea Balters, ist bisher nur in diversen Muschelschalen an<br />

der Westküste Schottlands (im Gebiete des Clyde) beobachtet worden.<br />

<strong>Die</strong> Natur dieser Alge erscheint bisher noch sehr unsicher. Der Autor der Gattung<br />

schreibt den Gliederzellen der dickeren Fadenzweige sternförmige Chromatophoren zu; dies<br />

fand ich meinerseits an Materialien von dem ursprünglichen Standorte nicht bestätigt.<br />

Ebenso konnte ich die angebliche Sporenbildung nicht — bestätigen. Vorläufig erscheint die<br />

systematische Stellung dieser bisher ganz ungenügend bekannten Alge durchaus unsicher.<br />

Anhang.<br />

Den B. seien ferner eine Anzahl kleiner, bisher nur ungenügend bekannter Gattungen<br />

angereiht, die wie die B. in der rot-violetten oder blaugrünen Färbung mancher-<br />

lei Übereinstimmung mit Spaltalgen aufweisen (vielfach auch den Spallalgen zugezählt<br />

wurden), die aber in der Structur der Zellen von diesen letzteren wesentlich abweichen.<br />

<strong>Die</strong>se Gattungen sind im natürlichen Systeme unter die grünen Algen zu verteilen ebenso<br />

wie die entsprechenden Galtungen mit goldbraunen Chromatophoren). Dem Plane des<br />

vorliegenden Werkes entsprechend aber sind dieselben der Sammelgruppe der Bangiales<br />

zuzuzählen.<br />

Phragmonema Zopf. Aerobiotische Süßwasseralgen. Zellfäden aufrecht, am Grunde<br />

angeheftet, meist unverzweigt, unter Querteilung der Endzelle und vielfach auch der<br />

Gliederzellen in die Länge wachsend. <strong>Die</strong> selten auftretende Verzweigung der Zellfäden<br />

erfolgt nach Längsteilung einer Gliederzelle durch seitliches Auswachsen der einen Teil-<br />

zelle. Zellleib mit je einem Zellkern und mehreren wandständigen, bandförmigen,<br />

pyrenoidfreien Chromatophoren; Zellmembran anfangs dünn und derb, später an der<br />

Außenfläche des Fadens ein wenig gallertig verdickt. — Fortpflanzung durch umwandele,<br />

gerundete Keimzellen, die durch wiederholte Zweiteilung (Quer- und Längsleilung der<br />

Fadengliederzellen entstehen und unter Verschleimung der vorhandenen Zellhäute sich<br />

isolieren; diese Keimzellen vermehren sich innerhalb einer unbestimmt begrenzten<br />

Gallertmasse durch fortgesetzte Zweiteilung, um anscheinend späterhin zu neuen Fäden<br />

heranzuwachsen.<br />

<strong>Die</strong> typische Art, P. sordidum Zopf, bisher nur auf Blättern von Ficus barbata im Warmhaus<br />

des Berliner botanischen Gartens beobachtet.<br />

Porphyridium Naegeli. Aerobiotische Süßwasseralgen. Ein flach-krustenförmiges,<br />

unbestimmt begrenztes Lager zeigt in einer gemeinsamen Gallerte regellos verteilt<br />

zahlreiche kugelig- gerundele Zellen. <strong>Die</strong>se Zellen weisen im Inneren ein central gelagertet,<br />

sternförmiges Chromatophor mit Centralem l'>renoid und einen seitlieh daneben


316 Bangiaceae. (Schmitz.<br />

gelagerten Zellkern auf; der einzelne Zellkörper mit dünner Specialzellmembran um-<br />

den einzelnen<br />

geben. Vermehrung der Zellen durch Zweiteilung (Allwärtsteilung . An<br />

Zellen wird wiederholt die Specialzellmembran neugebildet, die alte Membran dabei ein-<br />

seitig durchrissen und nach der anderen Seite hin abgestreift zu einem anfangs deutlichen,<br />

stielartigen Strange, der späterhin mehr und mehr zu formloser Gallerte verquillt.<br />

— Weiteres bisher nicht bekannt.<br />

<strong>Die</strong> typische Species, P.cruen/um Nägeli, an feuchten Mauern weithin durch Europa verbreitet.<br />

<strong>Die</strong> mancherlei Angaben der Litteratur über genetischen Zusammenhang des /'. crucntum<br />

mit anderen Arten der grünen Algen oder der Spaltalgen vermochte ich bei der Nachprüfung<br />

nicht zu bestätigen.<br />

Cyanoderma Weber van Bosse. Halbparasitische Algen, die im Inneren der Haare<br />

von Säugetieren vegetieren. Thallus in Gestalt einer hautarligen Ansammlung kurzer,<br />

kurzgliederiger Zellfäden, die leicht in Stücke brechen, in der Rindenschicht des befallenen<br />

Haares periclin ausgebreitet. Zellen dünnwandig, angeblich mit je einem Zellkern<br />

und mehreren kleinen, scheibenförmigen, blaugrün gefärbten, wandständigen<br />

Chromatophoren. Sämtliche Thalluszellen vermehren sich durch Querleilung (nach<br />

wechselnder Richtung', die Tochterzellen bleiben auf kurze Zeit<br />

verbunden. — Fortpflanzung durch kleine gerundete Keimzellen<br />

zu kurzen Zellfäden<br />

Coccen), die durch<br />

wiederholte Zweiteilung des Zellleibes einzelner vergrößerter Thalluszellen entstehen<br />

und durch locale Verschleimung der Coccogoniummembran frei werden. Coccen cilienlos,<br />

umwandet.<br />

Bisher bekannt 2 Arten, die im tropischen Amerika in den Haaren von Faultieren als<br />

Halbparasiten leben. <strong>Die</strong> typische Art ist C. Bradypodis Weber van Bosse.<br />

<strong>Die</strong> angeführten Angaben (nach Hieronymus) über den inneren Bau der Thallus-<br />

zellen bedürfen vielleicht noch erneuter Prüfung am lebenden Materiale.<br />

Glaucocystis Itzigsohn. Süßwasseralgen. Zellen einzellebend oder in kleinen,<br />

wenigzelligen (4 — 8zelligen) Familien vereinigt und von der vergrößerten Mutterzellmembran<br />

zusammengehalten. <strong>Die</strong> ovale Einzelzelle zeigt innerhalb einer dünnen Zellmembran<br />

im Zellleib eine central gelagerte, dichtere hyaline Plasmamasse mit centraler<br />

»Vacuole«), aus der zahlreiche, blaugrüne, »fadenförmige« Chromatophoren sternförmig,<br />

allseitig oder einseitswendig ausstrahlen, seillich daneben einen einzelnen Zellkern. Oder<br />

die Einzelzelle zeigt innerhalb einer dünnen Zellmembran im Zellleib einen central ge-<br />

lagerten Zellkern und zahlreiche, kleine, längliche oder gerundete, scheibenförmige,<br />

blaugrüne Chromatophoren in wandständiger Schicht geordnet; im letzteren Falle vermehren<br />

sich in der heranwachsenden Zelle die Chromatophoren und der Zellkern durch<br />

wiederholte Teilung, worauf dann innerhalb der vergrößerten Zellmembran der Zellleib<br />

sich, anscheinend (?) simultan, in 4— 8 Tochterzellen zerteilt.<br />

<strong>Die</strong> typische Art, G. nosfoc/iinearwmltzigsohn, in feuchtem Torfmoos Mittel- und Nordeuropas.<br />

Ob die beiderlei erwähnten Zellformen wirklich, wie angegeben, in den Entwickelungskreis<br />

einer und derselben Algenspecies zu rechnon sind, mag vorläufig dahingestellt bleiben.<br />

Gloeochaete Lagerheim (Schrammia Dangeard). (Conf. p. 159.) Süßwasseralge.<br />

Kleine, wenigzellige (2 — 8zellige) Colonien, anderen Wasseralgen aufsitzend. Eine<br />

structurlose oder schwach geschichtete, auswärts scharf abgegrenzte Gallerte umschließt,<br />

in horizontaler Schicht geordnet, mehrere rundliche Zellen, die ausschließlich durch<br />

PJächenteilung sich vermehren. Von der dünnen Specialzellhaut der meisten oder sämtlicher<br />

lünzelzellen wachsen aufwärts — 1 4 dünne, oberwärts zuweilen verzweigte,<br />

gallertige Wimperhaare hervor, aus der Hüll-Gallcrte weit hervprgestreckt. Der Zellleib<br />

der Einzelzelle umschließt je einen Zellkern und mehrere kleine, scheibenförmige, blau-<br />

— grün gefärbte Chromatophoren. Fortpflanzung durch einzellige Sporen Zoospoiv<br />

'<br />

<strong>Die</strong> typische Art,

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