Anstifter 1, 2022 der Stiftung Liebenau Österreich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schwerpunkt<br />
Schwerpunkt<br />
Was motiviert die Mitarbeitenden?<br />
Zwei Beispiele aus <strong>der</strong> Lebenswelt St. Antonius<br />
Was begeistert ältere Menschen?<br />
Beispiele aus dem Haus St. Josef und dem Klaraheim<br />
Was motiviert die Mitarbeitenden wirklich? Das hat sich Kirsten Ratheiser gefragt, als sie vor einem Jahr ihre<br />
Stelle als Hausleiterin in <strong>der</strong> Lebenswelt St. Antonius angetreten hat. Sie hat ihre Kolleginnen und Kollegen<br />
beobachtet und festgestellt, dass es vor allem das gemeinsame, kreative Meistern von Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
ist, was ihre Augen zum Strahlen bringt. Mit den folgenden Beispielen veranschaulicht sie ihre Beobachtung:<br />
Geburtstag, Weihnachten, Ostern – gemeinsam feiern gehört zu den lustvollen Seiten des Lebens. Welche<br />
wichtige Rolle die Gottesdienste im Haus St. Josef in Schruns dabei spielen, erklärt Haus leiterin Jutta Unger.<br />
Und Hausleiterin Claudia Angerer-Foissner beschreibt, warum sich alle im Klaraheim in Hall auf die monatlichen<br />
Geburtstagsfeiern freuen.<br />
Wenn sich Hürden in Erfolge wandeln<br />
Wie ein Ausflug zum Fest wurde<br />
Gottesdienstfeiern als Wochenhöhepunkt<br />
Musik und Lyrik verbinden Herzen<br />
Es war zwischen <strong>der</strong> dritten<br />
anschließende gemeinsame<br />
Eigentlich war ein Ausflug<br />
Die Entfernung machte auch<br />
Zu feierlichen Anlässen gehö<br />
tagsjubilaren kommen da<br />
und vierten Corona-Welle,<br />
Restaurantbesuch, <strong>der</strong> mit<br />
mit den am Wochenende<br />
diesen Ausflug zu einem<br />
ren für viele Menschen im<br />
nicht nur mindestens 300<br />
als die Betreuerinnen <strong>der</strong><br />
all seinen Hürden, Freuden<br />
anwesenden<br />
Bewohner<br />
Erlebnis, das von allen Betei<br />
Haus St. Josef feierliche Got<br />
Lebensjahre, son<strong>der</strong>n auch<br />
basalen Gruppe* beschlos<br />
und Erfolgserlebnissen noch<br />
innen und Bewohnern <strong>der</strong><br />
ligten regelrecht zelebriert<br />
tesdienste, die in <strong>der</strong> Haus<br />
mindestens 30 gut aufgelegte<br />
sen, gemeinsam mit ihren<br />
einige Zeit nachwirkte und<br />
Lebenswelt St. Antonius auf<br />
wurde:<br />
Mitarbeiterinnen<br />
kapelle stattfinden und von<br />
Geburtstagsgäste zusammen.<br />
Klientinnen essen zu gehen.<br />
für reichlich Gesprächsstoff<br />
eine Alm geplant. Dicker<br />
wie Klientinnen haben sich<br />
Kapuzinerpater Engelbert<br />
Eine liebgewonnene Traditi<br />
Da drei von fünf Klientinnen<br />
sorgte. (kr)<br />
Schneefall hat das Vorhaben<br />
aufgebrezelt, ihre schönen<br />
Bacher und Seelsorgerin<br />
on und Höhepunkt auf je<strong>der</strong><br />
auffällige Verhaltenswei<br />
jedoch vereitelt und so haben<br />
Klei<strong>der</strong> aus den Schränken<br />
Monika Schreiber gestaltet<br />
Geburtstagsfeier ist das Vor<br />
sen zeigen, ist eine solche<br />
Unternehmung eine große<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung für alle<br />
Beteiligten. Einerseits sollen<br />
* basale Gruppe: Interaktion auf <strong>der</strong><br />
Wahrnehmungsebene, da die<br />
kognitiven und verbalen Fähigkeiten<br />
eingeschränkt sind.<br />
die Mitarbeitenden spontan<br />
eine Fahrt in das 70 Kilometer<br />
entfernte Lienz und die<br />
dortige Pizzeria organisiert.<br />
geholt und ihre Schmuckstücke<br />
angelegt. Am Ziel angekommen<br />
musste das Team<br />
feststellen, dass <strong>der</strong> Zugang<br />
werden. Eine Mieterin <strong>der</strong><br />
heimgebundenen Wohnungen<br />
zum Beispiel hat von<br />
klein auf regelmäßig den Got<br />
lesen selbst verfasster Verse.<br />
Pflege- und Betreuungskräfte,<br />
die Alltagsmanagerin<br />
o<strong>der</strong> auch die Hausleiterin<br />
die Klientinnen natürlich<br />
zur Pizzeria nicht barrie<br />
tesdienst besucht „und dem<br />
bringen Charaktereigenschaf-<br />
möglichst viel Freude am<br />
refrei ist. Doch nachdem<br />
lieben Gott so manche Sorge<br />
ten, persönliche Vorlieben<br />
Restaurantbesuch haben.<br />
alle spontan mitangepackt<br />
anvertraut“, wie sie sagt. So<br />
und Eigenheiten <strong>der</strong> Jubila<br />
Zugleich bedeutet die unge<br />
haben, konnten auch die<br />
ist das Beten für die Seniorin<br />
rinnen und Jubilare auf den<br />
wohnte Umgebung für sie<br />
beiden Rollstuhlfahrer innen<br />
zu einem liebgewonnenen,<br />
Punkt und zu Papier. Die<br />
immer auch Stress und führt<br />
die Stiegen bewältigen. Im<br />
lebenswichtigen Ritual ge-<br />
in Schüttelreime gefassten<br />
zu entsprechend emotiona<br />
Restaurant dann wurden die<br />
worden. Nach den Gottes<br />
Anekdoten bewegen nicht<br />
len Reaktionen.<br />
Neben einem absoluten<br />
Überzeugt-Sein vom Konzept<br />
<strong>der</strong> Inklusion braucht<br />
Speisekarten laut vorgelesen<br />
und mögliche Bestellungen<br />
lebhaft diskutiert. Ein Klient,<br />
<strong>der</strong> sich nicht verbal ausdrü<br />
diensten genießt sie es, mit<br />
Gleichgesinnten und oft auch<br />
Pater Engelbert und Seelsorgerin<br />
Monika im hauseigenen<br />
Klaraheim: Bewohnerin<br />
Hanni Wellscheller singt<br />
für ihr Leben gern.<br />
selten die Herzen <strong>der</strong> Anwesenden<br />
und sorgen für eine<br />
fröhliche Stimmung. Danach<br />
bringen verschiedene Live<br />
es daher seitens <strong>der</strong> Beglei<br />
cken kann, hat seinen Vor<br />
Café zusammenzusitzen und<br />
bands und immer wie<strong>der</strong><br />
tenden viel Begeisterung,<br />
lieben entsprechend eine<br />
gemeinsam eine gemütliche<br />
auch Arne Silber, stellver<br />
Entspanntheit sowie einen<br />
Salami pizza erhalten. Selbst<br />
Stunde zu verbringen. Auch<br />
eine zeitliche Orientierung.<br />
Im Klaraheim feiern die<br />
treten<strong>der</strong> Pflegedienstleiter<br />
reflektierten Umgang mit<br />
die Rückfahrt im Kleinbus<br />
etliche Bewohnerinnen und<br />
Damit sich alle im Haus auf<br />
Bewohnerinnen und Bewoh<br />
und leidenschaftlicher Frei<br />
den eigenen Gefühlen. Vor<br />
verlief fröhlich schaukelnd,<br />
Bewohner des Pflegeheims<br />
die verschiedenen Angebo<br />
ner, die im selben Monat<br />
zeitsänger, Saal und Seelen<br />
her mussten noch zwei un-<br />
da ein Klient seiner Freude<br />
freuen sich auf den Gottes<br />
te an Wortgottesdiensten,<br />
Geburtstag haben, an einem<br />
zum Klingen. (caf)<br />
geimpfte Klientinnen getes<br />
mit ganzem Körpereinsatz<br />
dienst mit all den Ritualen,<br />
Messen o<strong>der</strong> Andachten freu<br />
gemeinsamen Termin im<br />
tet werden – eine z usätz<br />
Ausdruck verlieh – und das<br />
die sie seit Kin<strong>der</strong>tagen ken<br />
en können, erstellen Pater<br />
hauseigenen Café mit ihren<br />
liche Herausfor<strong>der</strong>ung, die<br />
über die gesamte Strecke.<br />
nen und gewohnt sind. Men<br />
Engelbert und Seelsorgerin<br />
Angehörigen, Mitbewohner<br />
mit Geduld, positiver Ener<br />
Begeistert von so viel Freude<br />
schen mit Demenz bietet <strong>der</strong><br />
Monika regelmäßig einen<br />
innen und -bewohnern sowie<br />
gie und kleinen Ablenkungsmanövern<br />
gelungen<br />
In <strong>der</strong> Pizzeria.<br />
organisieren die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter gerne<br />
regelmäßige Gottesdienst<br />
nicht nur eine freudvolle<br />
Gottesdienstplan, <strong>der</strong> in<br />
allen Wohnbereichen aus<br />
den Pflege- und Betreuungskräften<br />
ihres Wohnbereichs.<br />
ist. Gelungen ist auch <strong>der</strong><br />
weitere Ausflüge. (kr)<br />
Abwechslung, son<strong>der</strong>n auch<br />
hängt. (ju)<br />
Bei drei bis vier Geburts<br />
10 anstifter ÖSTERREICH 1 | <strong>2022</strong><br />
anstifter ÖSTERREICH 1 | <strong>2022</strong><br />
11