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KAB Impuls 02/2022

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02 I 2022

Vom Zündholzmädchen

zur Arbeitersekretärin

Vor 160 Jahren wurde Therese Studer in Senden geboren

TITELTHEMA 11

Meine ganze Kindheit war ungemein hart, arm und

freudlos. Im Alter von acht Jahren musste ich von

Frühjahr bis Spätherbst in ein entferntes Dorf zu einem

Bauern in Dienst … Meine einzige Freude war das Lernen;

und nun durfte ich hier

den ganzen Sommer

über nicht ein einziges

Mal in die Schule gehen,

und das war mir das Allerhärteste.“

Therese Studer ist auch heute noch

Vorbild für viele Frauen in der KAB.

Therese Studer, die

am 22. September vor

160 Jahren in Senden an

der Iller geboren wurde,

verlor früh ihre Mutter

und musste als Achtjährige

bereits für den eigenen

Lebensunterhalt

sorgen. Mit 14 Jahren

wird sie Akkordarbeiterin

in einer Zündholzfabrik

in Altenstadt an der

Iller. Zwischenzeitlich arbeitet

sie als Dienstbotin,

ohne geregelte Arbeitszeit,

ohne sozialen Schutz. Als sie mit 22 Jahren in einer

Spinnerei arbeitet, erlebt sie, wie die jungen Mädchen

und Frauen ausgebeutet werden. Für sich nutzt sie die geregelten

Arbeitszeiten, um sich zu bilden. „Mir kam der Gedanke,

in einer Fabrik Arbeit zu nehmen, um die Freizeit für

meinen Wunsch zu lernen dienstbar zu machen.“ Sie arbeitet

22 Jahre dort und wohnt in einem Arbeiterinnenwohnheim.

Ihren Wunsch, Lehrerin zu werden, erreicht sie nicht.

Dennoch ist sie stolz, dass sie als Arbeiterin mit zwölf Stunden

am Tag im Akkord an der Maschine ihren Lebensunterhalt

bestreiten kann.

der Verbandspräses Carl Walterbach, der sie überzeugt,

Verbandssekretärin der süddeutschen Arbeiterinnenvereine

zu werden. Am 21. Juni 1908 tritt sie ihr Amt an und ist

somit die erste Arbeiterinnen-Sekretärin, oder wie sie liebevoll

genannt wurde: „unsere Verbandsmutter“.

„Lasst nicht locker!“

Sechs Jahre später zählen die Arbeiterinnenvereine bereits

21.000 Mitglieder in 176 Vereinen. Die Forderung schon damals

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, spiegelt die schlechte

Bezahlung von Frauen wider. Studers Einsatz für die Zeitschrift

„Die Arbeiterin“ und für die soziale und politische

Schulung der Arbeiterinnen war ihr ein wichtiges Anliegen.

Ihr Motto: „Lant it luck!“ (Lasst nicht locker!). Auf dem Verbandstag

1920 wird sie zur Verbandsvorsitzenden gewählt,

ein Amt, das es zuvor nicht gab. 1931 stirbt sie im Alter von

68 Jahren.

Soziale Rechte der Arbeiterinnen

Beeinflusst und fasziniert von anderen Frauen, wie die

Frauenrechtlerin Elisabeth Gnauck-Kühne, wird sie aktiv

und setzt sich für die sozialen Rechte der Arbeiterinnen

ein. Als sie im Sommer 1906 zu einer Versammlung in

Aschaffenburg einlädt, kommen 159 Arbeiterinnen und erklären

ihren Beitritt. Unter ihrer Führung wuchs der Arbeiterinnenverein

auf 460 Mitglieder. Zwei Jahr später ist es

Die Zeitschrift der Katholischen Arbeiterinnen.

Foto: KAB-Archiv

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