26.12.2012 Aufrufe

23 - automotive thüringen eV

23 - automotive thüringen eV

23 - automotive thüringen eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Soft Landing<br />

Die Debatte um Kündigungsschutz<br />

für Topverdiener | Seite 20<br />

C 5 0 9 3 7 | 2 0 7 /4 4 | D I E N STA G , 2 7. O K TO B E R 2 0 0 9 | D E U T S C H L A N D 2 , 0 0 € | W W W. F T D. D E<br />

Der Opel-Parcours<br />

Was einem Verkauf noch<br />

im Wege steht | Seite 5<br />

Aufstand Ost<br />

Warum ein Eisenacher<br />

Autozulieferer Ford verklagt | Seite <strong>23</strong><br />

KO L U M N E : A N STAT T D I E B A N K E N Z U R E T T E N , M U S S D I E P O L I T I K E N D L I C H D I E Ü B E R K A PA Z I TÄT E N I M F I N A N Z S E K TO R A B B A U E N , S C H R E I B T L U C A S Z E I S E S E I T E 24<br />

Es ist vollbracht<br />

Nach drei Wochen Verhandlungen ist das<br />

schwarz-gelbe Bündnis besiegelt: FDP-Chef<br />

Guido Westerwelle, Kanzlerin Angela Merkel<br />

(CDU) und der CSU-Vorsitzende Horst<br />

Seehofer unterzeichneten gestern in Berlin<br />

den 124-seitigen Koalitionsvertrag, anschließend<br />

stießen die Neukoalitionäre mit Bier<br />

und Weißwein an. So ändern sich die Zeiten:<br />

2005 begnügten sich die Verhandlungsführer<br />

der Großen Koalition noch mit<br />

Wasser (Foto unten). Zumindest Merkel und<br />

der damalige SPD-Chef Matthias Platzeck<br />

(u.r.). Nur der CSU-Vorsitzende Edmund<br />

Stoiber (u.l.) gönnte sich Rotkäppchen-Sekt<br />

– und floh kurz darauf zurück nach Bayern.<br />

BERICHTE | Seite 9, 10<br />

Erste<br />

Frauenquote<br />

für Vorstände<br />

Niederländisches Gesetz<br />

soll Managerinnen fördern<br />

VON ELISABETH ATZLER, FRANKFURT,<br />

UND KLAUS MAX SMOLKA, AMSTERDAM<br />

ls weltweit erstes Land wollen<br />

Adie Niederlande eine Frauenquote<br />

für Vorstand und Aufsichtsrat<br />

einführen. Abgeordnete von<br />

drei großen Parlamentsfraktionen<br />

stellten gestern einen entsprechenden<br />

Gesetzentwurf vor.<br />

Demnach müssen Firmen mit<br />

mehr als 250 Mitarbeitern ab 2016<br />

Vorstand und Aufsichtsrat zu mindestens<br />

30 Prozent mit Frauen<br />

besetzen. „Das ist weltweit einmalig“,<br />

sagte der international erfahrene<br />

Headhunter Heiner Thorborg.<br />

Lediglich in Norwegen gibt<br />

es eine Frauenquote für Aufsichtsräte<br />

– nicht aber für den Vorstand.<br />

Mit dem Gesetz versuchen die<br />

Niederlande, zu den Topquoten in<br />

den skandinavischen Ländern<br />

aufzuschließen. Das Vorhaben<br />

wird wahrscheinlich breite Zustimmung<br />

im Parlament finden.<br />

Verfehlt ein Unternehmen die<br />

Zielvorgabe, soll es erklären, wie<br />

es künftig vorgeht. Sanktionen<br />

drohen nicht. Mehr als eine Vorgabe<br />

sei derzeit nicht durchsetzbar,<br />

sagte Kea Tijdens, Soziologin<br />

der Erasmus-Universität Rotterdam.<br />

„Da würden die Niederlande<br />

kopfstehen.“<br />

Bisher haben vor allem die<br />

Regeln Norwegens die weltweite<br />

Debatte um mehr Frauen in Toppositionen<br />

angetrieben: Seit 2008<br />

müssen dort kapitalmarktfähige<br />

Unternehmen den Aufsichtsrat zu<br />

mindestens 40 Prozent mit Frauen<br />

besetzen. Inzwischen entdecken<br />

auch Anleger das Thema: So startet<br />

die Investmentfirma Naissance<br />

Capital einen Milliardenfonds,<br />

der sich für mehr Frauen in<br />

Spitzenpositionen einsetzt.<br />

Der niederländische Telekomkonzern<br />

KPN kündigte bereits an,<br />

künftig Frauen zu bevorzugen.<br />

Für bestimmte Spitzenposten<br />

sollten sich nur Frauen bewerben,<br />

so KPN-Chef Ad Scheepbouwer in<br />

einem Interview. Wie viele er<br />

meint, ist zwar unklar. Aber die<br />

Aussage ist bemerkenswert, zählt<br />

er doch zu den einflussreichsten<br />

Chefs des Landes.<br />

LEITARTIKEL Seite 25<br />

Brüssel zerlegt Europas Banken<br />

ING-Konzern muss nach Staatshilfen Versicherungsgeschäft abstoßen · Harter Kurs der EU-Kommission<br />

VON ROLF LEBERT, FRANKFURT<br />

D<br />

Deutschlands bislang größte Impfaktion<br />

läuft höchst gemächlich an. Selbst<br />

bei Polizei und Rettungsdiensten<br />

herrscht gepflegtes Desinteresse<br />

INA LINDEN<br />

ie EU-Kommission zwingt<br />

staatlich gestützte Banken<br />

in Europa zu radikalen<br />

Schnitten. Auf Druck der Brüsseler<br />

Wettbewerbshüter wird der Finanzkonzern<br />

ING zerschlagen. Bis<br />

2013 soll die Gruppe ihre Versicherungstöchter<br />

abgeben und sich<br />

auf das Bankgeschäft beschränken,<br />

wie gestern bekannt wurde.<br />

Die harschen Auflagen sind einer<br />

der weitgehendsten Eingriffe<br />

der EU im Finanzsektor. Brüssel<br />

signalisiert damit eine kompromisslose<br />

Haltung im Umgang mit<br />

Instituten unter staatlicher Obhut.<br />

Rivalen mit offenen Beihilfeverfahren<br />

müssen nun ähnlich drastische<br />

Maßnahmen befürchten.<br />

Entscheidungen der EU stehen<br />

noch bei den britischen Instituten<br />

Royal Bank of Scotland (RBS) und<br />

Lloyds an, der belgisch-französischen<br />

Dexia, zahlreichen deutschen<br />

Landesbanken und der<br />

Hypo Real Estate. Die Lloyds-Aktie<br />

verlor gestern 5,7 Prozent, das Papier<br />

der RBS sackte um 7,2 Prozent<br />

ab. Die ING-Aktie stürzte um<br />

18 Prozent in die Tiefe.<br />

Nur eine Kapitalspritze der Regierung<br />

in Den Haag von<br />

m Anfang war die Panik. „Wir haben keine<br />

AMasken mehr“ steht auf einem Schild vor<br />

einer Apotheke in Mexiko-Stadt. Es ist Ende<br />

April, 81 Menschen sind an dem Grippevirus<br />

H1N1 gestorben, mit unheimlicher Geschwindigkeit<br />

breitet sich der neue Erreger über das<br />

Land aus. Menschen, die keine Masken mehr<br />

ergattern können, halten sich Schals und Pullover<br />

vors Gesicht. Fußballstadien und Schulen<br />

bleiben wochenlang geschlossen.<br />

Sechs Monate später bereiten sich die Deutschen<br />

auf die große Schweinegrippewelle vor.<br />

Doch von wegen German Angst: Allen Impfappellen<br />

von Gesundheitsministerin, Kassenärzten<br />

und Virologen zum Trotz zeigen sich die<br />

10 Mrd. € hatte den niederländischen<br />

Konzern vor den Folgen<br />

der Finanzkrise retten können.<br />

Dazu kam eine Risikoabschirmung<br />

im Umfang von 22 Mrd. €.<br />

In Deutschland betreibt die Gruppe<br />

die ING-Diba – mit rund sechs<br />

Millionen Kunden Marktführer<br />

unter den Direktbanken.<br />

ING will sein Versicherungsund<br />

Kapitalanlagegeschäft nun<br />

rasch verkaufen oder an die Börse<br />

bringen. Mit der EU-Kommission<br />

ist zudem vereinbart, dass die<br />

Gruppe bis 2013 die US-Direktbanktochter<br />

ING Direct abgibt.<br />

„Was einst von Vorteil war, erwies<br />

sich später als negativ“, sagte Konzernchef<br />

Jan Hommen. „Die Kom-<br />

Geschäftsmodell am Ende<br />

Umsatz der ING-Gruppe 2008 in Mrd. €<br />

11,7<br />

Bankgeschäft<br />

gesamt<br />

66,3<br />

Mrd. €*<br />

54,8<br />

Versicherungsgeschäft<br />

* bereinigt um<br />

Geschäfte innerhalb<br />

der Gruppe<br />

FTD/np; Quelle: ING<br />

plexität der ING-Gruppe hat uns<br />

während der Krise nicht geholfen.“<br />

Insgesamt ist geplant, dass ING<br />

sich aus 10 von 48 Ländern zurückzieht.<br />

10 bis 15 Geschäftseinheiten<br />

sollen innerhalb der<br />

nächsten drei bis fünf Jahre verkauft<br />

werden. Die Bilanz soll in<br />

den kommenden Jahren um rund<br />

600 Mrd. € schrumpfen.<br />

Investoren und Marktbeobachter<br />

hatten seit Längerem über eine<br />

mögliche Aufspaltung von ING<br />

spekuliert. Dass die EU-Kommission<br />

nun eine so schnelle und umfassende<br />

Zerschlagung anordnet,<br />

hat die Branche überrascht.<br />

Mit der Rückkehr von ING zum<br />

reinen Bankgeschäft endet in<br />

Europa endgültig die Ära der privaten<br />

Konglomerate, die Finanzdienstleistungen<br />

aller Art aus einer<br />

Hand anbieten. Im vergangenen<br />

Jahr hatte sich die Allianz von<br />

der Allfinanzstrategie verabschiedet<br />

– und die Dresdner Bank an<br />

die Commerzbank verkauft.<br />

Die Wurzeln der ING-Gruppe<br />

gehen bis in das Jahr 1743 zurück.<br />

In seiner heutigen Form war das<br />

Institut 1991 aus dem Zusammenschluss<br />

der Versicherung Nationale-Nederlanden<br />

und der NMB<br />

Postbank entstanden.<br />

Kein Schwein regt sich auf<br />

Deutschen renitent gegen die Aufnahme des<br />

Volksimpfstoffs Pandemrix. So hatte das Gesundheitsamt<br />

in Neubrandenburg gestern<br />

Mittag gerade einmal 15 impfwillige Feuerwehrleute<br />

und Polizisten zu vermelden. In<br />

Düsseldorf fanden sich zehn Freiwillige pro<br />

Stunde ein – darunter allerdings auch gewöhnliche<br />

Bürger, die eigentlich erst an letzter Stelle<br />

kommen sollten, hinter chronisch Kranken,<br />

Schwangeren und Beschäftigten in Gesundheits-<br />

und Notfalldiensten. Auch in Hessen<br />

und Schleswig-Holstein durfte sich bei niedergelassenen<br />

Ärzten jeder piksen lassen, der<br />

wollte. Doch die Praxen warteten vergeblich<br />

auf den großen Andrang. „Wir haben keinen<br />

Ansturm“, bestätigte ein Sprecher der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Schleswig-Holstein.<br />

Tatsächlich bot die Diskussion der letzten<br />

Wochen viele Gründe, den Schutz aus der<br />

Spritze zu verweigern: Angst vor Nebenwirkungen<br />

eines Verstärkerstoffs in Pandemrix.<br />

Neid auf Soldaten und Politiker, die ein angeblich<br />

besseres Präparat bekommen. Rebellische<br />

Gedanken gegenüber den Herstellern, die an<br />

den Impfstoffen verdienen. Der bislang milde<br />

Verlauf der meisten Erkrankungen. Und jetzt<br />

kritisiert auch noch Transparency International<br />

mögliche Interessenkonflikte bei jenen<br />

Fachleuten, die über die Impfung entscheiden<br />

und die weitreichende Kontakte zu den Herstellerfirmen<br />

unterhalten sollen.<br />

Mittlerweile wollen sich laut Emnid-Umfrage<br />

nur noch 13 Prozent der Deutschen immunisieren<br />

lassen – im Juli waren es noch<br />

51 Prozent. Zugleich steigt die Zahl der Krankheitsfälle<br />

wieder steil an – von wöchentlich<br />

800 im Frühherbst auf jetzt 1600. Aber vielleicht<br />

bringt ja Leo Wundergut die geistige<br />

Wende. Der Schweizer Sänger hat Max Raabes<br />

bekannten Schlager umgedichtet und hofft,<br />

dass sich „Kein Schwein steckt mich an“ epidemisch<br />

ausbreitet und so hilft, H1N1 einzudämmen.<br />

Persönlich will der sich um das<br />

Wohl seiner Mitmenschen sorgende Künstler<br />

sein Ziel („Keine Sau infiziert sich bei mir“) vor<br />

allem mit Händewaschen erreichen.<br />

GRIPPENSPIEL Seite 28<br />

Auch wegen EU-Auflagen hatte<br />

die ING-Gruppe bereits 2008 damit<br />

begonnen, Konzernteile zu<br />

verkaufen. Seit Herbst vergangenen<br />

Jahres wurden Versicherungsund<br />

Bankgeschäfte in aller Welt<br />

abgestoßen, zuletzt das Private<br />

Banking in der Schweiz und in<br />

Asien. 2009 hat das Unternehmen<br />

bereits 10 400 Stellen gestrichen.<br />

Parallel zum Konzernumbau<br />

kündigte die ING-Spitze eine Kapitalerhöhung<br />

um 7,5 Mrd. € an.<br />

Damit soll die Hälfte der erhaltenen<br />

Staatshilfen – also 5 Mrd. € –<br />

vorzeitig zurückgezahlt werden.<br />

Die harten Vorgaben für das<br />

Institut dürften die zuletzt geäußerte<br />

Kritik an EU-Wettbewerbskommissarin<br />

Neelie Kroes verstummen<br />

lassen. Der Niederländerin<br />

war unter anderem von<br />

deutscher Seite vorgehalten worden,<br />

die Messlatte für die Genehmigung<br />

staatlicher Beihilfen bei<br />

Banken außerhalb der Niederlande<br />

höher zu legen als bei Instituten<br />

aus dem eigenen Land.<br />

Die Commerzbank hat ihre Auflagen<br />

bereits erhalten. Sie muss<br />

sich unter anderem bis 2013 von<br />

ihrer Tochter Eurohypo trennen.<br />

REAKTION DER MÄRKTE Seite 17<br />

FTD-Illustration/Sophia Klipstein; FTD-Grafik; FTD/transit/Thomas Härtrich; Reuters/Fabrizio Bensch; FTD/www.uta-rademacher.de<br />

Air Berlin ängstigt Lufthansa<br />

ie Expansion von Air Berlin im innerdeut-<br />

Dschen Markt ängstigt die Lufthansa. Der<br />

Marktführer bezeichnet die Expansion der Nummer<br />

zwei in Deutschland als „Frontalangriff“. Mit<br />

dieser Warnung betitelt der Konzern einen Artikel<br />

in seiner aktuellen Mitarbeiterzeitung „Lufthanseat“.<br />

Darin geht die Fluggesellschaft auf das neue<br />

Angebot von Air Berlin ein, die erstmals die bei<br />

Geschäftsreisenden begehrte Strecke zwischen<br />

Frankfurt und Hamburg bedient. Air Berlin fliegt<br />

seit Anfang dieser Woche von Montag bis Freitag bis<br />

zu sechsmal in beide Richtungen. BERICHT Seite 3<br />

Dax<br />

Euro Stoxx 50<br />

10J Bund<br />

R E DA K T I O N S S C H L U S S D I E S E R AU S GA B E 2 1 : 3 0 U H R<br />

LEITARTIKEL: BANKEN<br />

Zu groß zum<br />

Weiterleben<br />

W<br />

–1,7 % Dow Jones –1,1 % ¤ in $<br />

–0,0144<br />

5642 9867 1,4864<br />

l l l<br />

–1,8 % Nasdaq<br />

–0,6 % Nikkei<br />

+0,8 %<br />

2835 2142 10363<br />

l l j<br />

+0,006 10J US-T<br />

+0,074 Brent Oil*<br />

–1,72<br />

3,354 3,564 77,20<br />

j j l<br />

Schlusskurse oder Stand: 21 Uhr MESZ; Veränderungen zum Vortag *$/Barrel<br />

as derzeit in Europas Finanzbranche<br />

passiert, ist einzigartig auf der Welt.<br />

Da nutzt die EU-Kommission ihre<br />

Macht als Wettbewerbsbehörde, um Finanzkonzerne<br />

aufzuspalten, die zuvor von ihren Nationalstaaten<br />

vor dem Untergang gerettet wurden. Den<br />

Brüsseler Beamten gelingt damit etwas, was bisher<br />

keine Regierung, keine Regulierungsbehörde<br />

und kein internationales Gipfeltreffen geschafft<br />

haben: Sie trägt dazu bei, ein Kernproblem des<br />

Finanzsektors zu bekämpfen.<br />

Die Finanzkrise hat gezeigt, wie sehr die Pleite<br />

einzelner Riesenbanken die gesamte Wirtschaft<br />

ins Wanken bringen kann. Wer „too big to fail“ ist,<br />

der kann sich deshalb darauf verlassen, dass der<br />

Staat ihn mit Steuergeld rettet.<br />

Die EU-Kommission kann solche Rettungen<br />

sanktionieren, indem sie den Geretteten zu Einschnitten<br />

zwingt. Auf diese Weise sorgt sie dafür,<br />

dass einige Zeitbomben unter Europas Bankhäusern<br />

entschärft werden. Nicht nur die niederländische<br />

ING muss sich aufspalten, auch andere<br />

Dickschiffe wie die Royal Bank of Scotland, die<br />

britische Lloyds oder die belgisch-niederländische<br />

Fortis sind geschrumpft oder werden schrumpfen<br />

müssen – ebenso wie einige deutsche Landesbanken<br />

und die Commerzbank. Im Vergleich zu<br />

den USA, wo sich Finanzkolosse wie die Bank of<br />

America oder JP Morgan in der Krise durch Übernahmen<br />

nur noch weiter aufgeblasen haben, steht<br />

Europa heute deutlich besser da.<br />

Doch die Kompetenzen der EU-Kommission<br />

reichen nicht aus. Sie sind vor allem rückwärtsgewandt:<br />

Die Kommission kann nur dann eine<br />

Zerschlagung oder Abspaltung anordnen, wenn<br />

eine Bank bereits abgestürzt ist. Auch Brüssel<br />

kann aber nichts dagegen tun, wenn Institute wie<br />

die Deutsche Bank oder BNP Paribas sich die<br />

Einzelteile der gestrauchelten Konkurrenz einverleiben<br />

und dabei selbst immer größer werden.<br />

Was fehlt, ist ein präventives Einschreiten, um<br />

zu verhindern, dass Banken zu groß werden. Hier<br />

sind die Nationalstaaten gefordert. Auf ihrem<br />

Gipfel in Pittsburgh haben sich die G20 darauf geeinigt,<br />

systemrelevanten Instituten höhere Eigenkapitalanforderungen<br />

aufzuerlegen. Das muss nun<br />

umgesetzt werden. Zudem wäre eine Erweiterung<br />

des Kartellrechts sinnvoll, um nicht mehr nur<br />

wettbewerbs-, sondern auch systemgefährdende<br />

Fusionen untersagen zu können. Die Arbeit der<br />

EU-Kommission kann da nur ein Anfang sein.<br />

WEITERE LEITARTI KEL<br />

UND KOMMENTARE | Seite 24, 25<br />

¥xBTFATNy702002zv#:+:+:%:%<br />

N A M E N - U N D F I R M E N - I N D E X S E I T E 2<br />

Schweiz 4,20 sfr · Österreich 2,60 €<br />

Belgien 2,60 € · Luxemburg 2,60 €<br />

4 2 0044<br />

Abonnentenservice 01802 30 40 20 € 0,06/Anruf


FTD/transit/Thomas Härtrich; FTD/ari (2); picture-alliance/dpa; Laif<br />

Ausgebremst<br />

Torhüter Robert Enke<br />

kämpft um sein Comeback<br />

in die Nationalelf | Seite 27<br />

WWW.FTD.DE/AGENDA<br />

Steil nach oben<br />

Zahl der Mitarbeiter von Mitec<br />

55<br />

1990<br />

70<br />

1991<br />

750<br />

2003<br />

900<br />

2005<br />

1000<br />

2007<br />

FTD/ip; Quelle: Mitec Automotive<br />

Ausgeküsst<br />

US-Unis warnen Studenten<br />

wegen der Schweinegrippe<br />

vor Trinkspielen | Seite 28<br />

FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND K O M M E N T A R R E P O R T A G E H I N T E R G R U N D D I E N STAG , 2 7. O K TO B E R 2 0 0 9<br />

Aufstand Ost<br />

G<br />

VON HORST VON BUTTLAR, EISENACH<br />

erade ist eine Krisensitzung<br />

zu Ende gegangen, und nun<br />

sitzt Michael Militzer allein<br />

an dem ovalen Tisch aus hel-<br />

lem Holz, der Beamer wirft seine<br />

E-Mails an die Wand. So liest er sie am<br />

liebsten, schön groß und hell, links<br />

eine Schachtel Marlboro, die heute<br />

noch leer werden wird, rechts seine<br />

Hündin Szara, seine beste Freundin,<br />

eine Magyar Vizsla, die er in Ungarn<br />

von einer Jagd mitbrachte und mit der<br />

er vorzugsweise ungarisch spricht.<br />

Damit sie ihn versteht, die Szara, sie<br />

ist immer bei ihm, auch bei Verhandlungen,<br />

und wenn eine Handvoll Manager<br />

in seinem Raum sitzt und Szara<br />

sich von einem nicht streicheln lässt,<br />

weiß er, dass der Typ ihm Probleme<br />

machen wird.<br />

Probleme, die hat Militzer oft gehabt.<br />

Er fürchtet sie nicht, er hat sie<br />

meistens gelöst, und sie haben ihn<br />

groß gemacht – hier in Eisenach, wo er<br />

nach der Wende vom hessischen<br />

Cornberg rübermachte und einen Automobilzulieferer<br />

hochzog: die Mitec<br />

Automotive AG, die heute Weltmarktführer<br />

ist. Für Massenausgleichssysteme,<br />

sogenannte Balancer, die Schwingungen<br />

im Motor reduzieren.<br />

Probleme bereitet Michael Militzer<br />

derzeit auch Ford, der US-Autoriese,<br />

den er herausfordert, den er verklagt<br />

hat. Es ist eine Ungeheuerlichkeit, ein<br />

Musterfall, der die Branche aufwühlt,<br />

und so ist Militzer ein Mann, über den<br />

man derzeit zwei Geschichten erzählen<br />

möchte: Die erste geht über den<br />

Pionier aus dem Westen, der in den<br />

Osten aufbrach, die zweite geht über<br />

den kleinen Zulieferer, der Ford die<br />

Stirn bietet. Und beide Geschichten<br />

sind gleich wichtig, weil sie zusammenhängen<br />

und die eine ihren dunklen<br />

Schatten auf die andere wirft.<br />

An diesem grauen Tag in Eisenach,<br />

an dem draußen der Wind pfeift und<br />

Wolken die Wartburg umhüllen, hat<br />

Militzer zunächst ein ganz anderes<br />

Problem, mit einem anderen Autokonzern.<br />

Deshalb die Krisensitzung.<br />

Er will nicht ins Detail gehen, klar,<br />

das würde ihm schaden, doch so viel<br />

sei verraten: Ein Konkurrent von Mitec<br />

in Süddeutschland ist insolvent, und<br />

Militzer hat zugeschlagen, die Maschinen<br />

gekauft und plant, seine Produktion<br />

auszuweiten. Nun geht es darum,<br />

zu welchen Konditionen er den Autohersteller<br />

beliefert.<br />

Der will den Preis drücken, Militzer<br />

will den gleichen Preis, doch vor allem<br />

will er eines: „Ich will einen Vertrag“,<br />

sagt er. „Ich will nicht mehr Geld. Nur<br />

einen Vertrag.“<br />

Also prüft der Hersteller, wie wichtig<br />

Mitec für ihn ist, was natürlich eine<br />

leise Drohung ist, und alles muss<br />

schnell gehen, sonst stehen in ein paar<br />

Tagen bei dem Hersteller die Bänder<br />

still. Das will niemand, auch nicht Militzer,<br />

aber ohne Vertrag will er nicht<br />

weiter liefern. „Es geht hier nicht um<br />

ein Pokerspiel“, sagt er, „es geht um<br />

faire und gerechte Konditionen.“<br />

Und wenn Militzer dann an der<br />

Marlboro zieht, seine Szara tätschelt<br />

und ab und zu ein leichtes Lächeln<br />

seine Lippen umspielt, dann sieht<br />

man, dass der Unternehmer nicht pokern<br />

will, aber zumindest weiß, dass<br />

diesmal seine Chancen gut stehen.<br />

Der kleine Kampf an diesem grauen<br />

Tag umreißt schon alles, was Militzer<br />

als Übel in seiner Branche ansieht,<br />

worüber er schimpft und wofür er<br />

Ford nun vor Gericht gezerrt hat.<br />

Die Autohersteller und ihre Zulieferer<br />

– sie haben eine eigentümliche, paradoxe<br />

Beziehung zueinander, sie sind<br />

aneinandergekettet, voneinander abhängig,<br />

und dennoch bekämpfen sie<br />

sich und quälen sich die ganze Zeit.<br />

„Man kann in dieser Branche kein Verhältnis<br />

aufbauen“, sagt Militzer. „Die<br />

Großen sind erbarmungslos, die kleinen<br />

ständig unter Druck.“ Wenn Militzer,<br />

der mit einer Engelsgeduld über<br />

Nach dem Mauerfall<br />

ging der westdeutsche<br />

Unternehmer Michael<br />

Militzer nach Eisenach<br />

und zog dort einen<br />

Autozulieferer hoch.<br />

Nun wird der Pionier<br />

zum Rebellen: Militzer<br />

verklagt gerade Ford<br />

dieses Verhältnis sprechen kann, den<br />

Kern des Problems beschreibt, beginnt<br />

er mit einem Bild: einem Apfel.<br />

„Wenn Sie einen Apfel kaufen, und<br />

der Apfel ist faul, ist die Sache klar geregelt:<br />

Sie können Ihr Geld zurückverlangen<br />

oder einen neuen Apfel haben.<br />

Sie können auch den Preis mindern,<br />

und wenn Ihnen schlecht geworden<br />

ist, haben Sie Anspruch auf Schadensersatz.<br />

Ohne die Kalkulation des Obsthändlers<br />

zu kennen.“ Das ist einfach,<br />

das ist gerecht. In der Autoindustrie ist<br />

die Sache komplizierter. „Und oft<br />

nicht gerecht oder gar fair.“<br />

Wenn ein Unternehmen wie Mitec<br />

an einen Hersteller liefert, gibt es eine<br />

ganze Kaskade von Plänen, Prüfungen<br />

und Kontrollen. Das ist zunächst<br />

nachvollziehbar, der Hersteller will<br />

schließlich die Sicherheit haben, dass<br />

der Zulieferer ihm einige Jahre zuverlässig<br />

die gewünschte Menge in der<br />

gleichen Qualität liefern kann.<br />

Deshalb muss dieser alles offenlegen:<br />

Produktionsprozesse, Qualitätssicherung,<br />

Kostenkalkulationen. „Wir<br />

müssen komplett die Hosen runterlassen“,<br />

sagt Militzer. „Die Kunden<br />

schicken Bataillone von Managern zu<br />

uns. Ständig schauen sich Leute hier<br />

alles an.“ Nachdem Kosten und Qualität<br />

geprüft werden, muss Mitec in ei-<br />

„Man kann in dieser Branche<br />

kein Verhältnis aufbauen. Die<br />

Großen sind erbarmungslos.<br />

Die Kleinen nur unter Druck“<br />

Michael Militzer, Mitec-Chef<br />

ner Zweitagesproduktion unter Großserienbedingungen<br />

nachweisen, dass<br />

man die Menge liefern kann.<br />

Trotz dieses Aufwands gibt es in der<br />

Regel keinen Vertrag, sondern nur<br />

einen „juristisch wertlosen Letter of<br />

Intent“, sagt Militzer, eine Absichtserklärung<br />

über die Zusammenarbeit.<br />

Der Hersteller bindet sich und dann<br />

wieder doch nicht. Er will jahrelange<br />

Sicherheit, die Qualität, die Menge,<br />

aber nur solange der Preis stimmt.<br />

„Das Investitionsrisiko will er nicht<br />

tragen“, klagt Militzer. Das aber ist fatal<br />

für den Zulieferer, der ja investieren<br />

muss, in Maschinen oder neue Fabriken.<br />

Manchmal sagt der Hersteller<br />

plötzlich, er brauche nun doch nur die<br />

Hälfte der Menge, und der Zulieferer<br />

sitzt dann da mit seinen nutzlosen<br />

Maschinen und weniger Umsatz.<br />

Dann wird verhandelt, und bisweilen<br />

einigt man sich, so wie jetzt mit Daimler,<br />

da liefert Mitec Komponenten für<br />

den neuen Dieselmotor, 290 000 waren<br />

geplant, doch Daimler bekam ein<br />

technisches Problem und braucht<br />

vorerst nur 180 000 Stück. „Daimler<br />

verhält sich in diesem Fall hoffentlich<br />

kooperativer“, sagt Militzer.<br />

Doch die Regel ist das nicht, und seit<br />

Jahren läuft dieser Kampf im Verborgenen,<br />

zwar schimpfen viele Zulieferer,<br />

aber sie schlucken dennoch, nur Militzer,<br />

der ist jetzt einmal aufgestanden.<br />

Er ist nicht irgendeine Stimme, er saß<br />

im Innovationsrat von Angela Merkel<br />

und ist im Beirat der Initiative Automotive<br />

Cluster Ostdeutschland. Er wehrt<br />

sich, weil bei Ford die Sache eskalierte.<br />

Er ist der Erste, der das wagt, und er<br />

macht es sogar vor Gericht.<br />

Wer verstehen will, warum Militzer<br />

dieses Risiko eingeht, warum er zum<br />

Rebellen der Branche wird, muss ein<br />

paar Jahre zurückschauen, auf die Geschichte<br />

des Pioniers Militzer.<br />

Er hat damals zugeschlagen, sofort.<br />

Militzer kommt gerade von einer<br />

Gamsjagd vom Großglockner, als er<br />

hört, dass die Mauer gefallen ist. Er eilt<br />

nach Cornberg, das 30 Kilometer von<br />

der Grenze entfernt liegt. Hierhin waren<br />

seine Eltern 1951 mit ihrem Sohn<br />

aus Thüringen geflohen. Militzer führt<br />

seit Mitte der 70er-Jahre ein Familienunternehmen,<br />

das Antriebssysteme<br />

für Rolltreppen baut. Eigentlich wollte<br />

er das nicht, er wollte Arzt werden,<br />

hatte nach dem Maschinenbaustudium<br />

an der TU Berlin heimlich Medizin<br />

studiert. Doch sein Vater wird<br />

krank, er muss zu Hause ran. Militzer<br />

will 1989 gerade eine neue Halle bauen,<br />

er hat Maschinen aus dem VW-<br />

Werk in Kassel gekauft, es ist sein Einstieg<br />

in die Automobilindustrie.<br />

Also fährt er nach Eisenach und<br />

sucht nach Gebäuden, wie so viele<br />

ahnt er, dass die Zukunft im Osten<br />

liegt. Er stoppt alle Baupläne zu Hause,<br />

kauft von der Treuhand einen<br />

Maschinenbaubetrieb, einen „maroden<br />

SED-Laden“, schmeißt die alten<br />

Maschinen raus und stellt seine rein.<br />

Ein Jahr später wird auch das Automobilwerk<br />

Eisenach dichtgemacht,<br />

und Militzer kauft die Härterei und<br />

den Getriebebau. Es sind wilde,<br />

schnelle Tage, in denen viel improvisiert<br />

wird. Wenn Militzer kauft, nennt<br />

er einen Preis, und wenn die Treuhand<br />

zögert, sagt er plus oder minus 20 Prozent,<br />

das klären wir noch.<br />

Im späteren Bürogebäude sind die<br />

Duschen der Automobilwerke, Dutzende<br />

Nasszellen auf vier Etagen, Militzer<br />

lässt alle rausreißen und baut<br />

Büros rein. Alle packen mit an, Ingenieure<br />

tragen nach Dienstschluss verschmutzte<br />

Rohre durch die Gegend.<br />

„Der Mist musste ja erst mal aufgeräumt<br />

werden.“<br />

Militzer muss kämpfen in diesen<br />

Nachwendejahren, in der ein ganzes<br />

Land abgewickelt und gleichzeitig<br />

aufgebaut wird. Eine geplante Kooperation<br />

mit BMW für den Bau von Motorradgetrieben<br />

platzt, obwohl schon<br />

mit Sekt angestoßen wurde, und Militzer,<br />

der 60 Mann eingestellt hat,<br />

schlägt sich mit Lohnfertigung durch.<br />

Doch Militzer braucht mehr, er hat<br />

viel Geld investiert, er braucht ein Produkt,<br />

und irgendwann fällt ihm ein altes<br />

Patent aus dem Schiffsbau ein, ein<br />

Wellenausgleichssystem für Schiffsmotore.<br />

Er hat sein Thema: Geräuschreduzierung.<br />

Das wäre doch was!<br />

Aus Cornberg hat er das Know-how<br />

über Zahnräder, auch wenn damals<br />

keiner glaubt, dass man so präzise<br />

Zahnräder bauen kann, die bei 14 000<br />

Umdrehungen Schwingungen reduzieren<br />

– und nicht neue Geräusche<br />

produzieren. Doch Militzer hält<br />

durch, seine Leute forschen, tüfteln,<br />

und 1994 kommt das Produkt auf den<br />

Markt, erster Kunde ist GM Australien.<br />

Es ist der Durchbruch. Heute liefert<br />

Mitec neben Balancern Komponenten<br />

für Motoren, Pumpen und Getriebe<br />

für Allradtechnologien, Kunden<br />

sind alle Großen: Daimler, BMW,<br />

Volkswagen – und lange auch Ford.<br />

Ford kauert inzwischen nur noch in<br />

einer Vitrine. Die Nummer 15, ein<br />

SOHC-Ausgleichssystem für Sechszylinder.<br />

Das unscheinbare Metallteil<br />

liegt neben anderen Produkten in einem<br />

Glaskasten im Foyer einer Mitec-<br />

Fabrik in Krauthausen, nahe Eisenach.<br />

Es ist ein Werk, das einmal nur für<br />

Ford gebaut wurde. Die Amerikaner<br />

waren einer der wichtigsten Kunden,<br />

brachten 35 Mio. € Umsatz, von insgesamt<br />

160 Mio. €. Ford und Mitec, die<br />

hatten einmal Großes zusammen vor.<br />

� Fortsetzung auf Seite 26<br />

Es reicht: Michael Militzer<br />

und die Hündin Szara, mit<br />

der er gern ungarisch<br />

spricht. Er steht in einem<br />

Werk seines Unternehmens<br />

Mitec Automotive,<br />

das 2002 für Ford gebaut<br />

wurde. Mitec produziert<br />

Massenausgleichssysteme<br />

für Autos, die Schwingungen<br />

im Motor reduzieren.<br />

Seit der Gründung 1990<br />

wuchs die Mitarbeiterzahl<br />

auf 1000, heute ist man<br />

Weltmarktführer<br />

<strong>23</strong>


26 AGENDA<br />

A N Z E I G E<br />

Wir laden hiermit unsere Aktionäre zu der<br />

unserer Gesellschaft am Montag, den 7. Dezember 2009, 11.00 Uhr, im<br />

ein.<br />

Einlass ist ab 10.00 Uhr.<br />

Tagesordnung<br />

1. Vorlage und Erläuterung des festgestellten Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2008,<br />

des Lageberichts und des Berichts des Aufsichtsrats sowie des gebilligten Konzernabschlusses<br />

zum 31. Dezember 2008 und des Konzernlageberichts sowie des erläuternden<br />

Berichts des Vorstandes nach §§ 289 Abs. 4, 315 Abs. 4 HGB<br />

Diese Vorlagen werden von der Einberufung der Hauptversammlung an auf der Internetseite<br />

der Gesellschaft unter www.neschen.de zugänglich gemacht.<br />

Der Jahresfehlbetrag der Neschen AG in Höhe von EUR 580.348,71 wird teilweise durch Entnahmen<br />

aus der Kapitalrücklage in Höhe von EUR 39.761,85 ausgeglichen. Der verbleibende<br />

Bilanzverlust des Geschäftsjahres 2008 beträgt EUR 540.586,86 und wird auf neue Rechnung<br />

vorgetragen.<br />

2. Beschlussfassung über die Entlastung der Mitglieder des Vorstands für das Geschäftsjahr<br />

2008<br />

Aufsichtsrat und Vorstand schlagen vor:<br />

Den Mitgliedern des Vorstands wird für das Geschäftsjahr 2008 Entlastung erteilt.<br />

3. Beschlussfassung über die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr<br />

2008<br />

Vorstand und Aufsichtsrat schlagen vor:<br />

Den Mitgliedern des Aufsichtsrats wird für das Geschäftsjahr 2008 Entlastung erteilt.<br />

4. Wahl von Aufsichtsratsmitgliedern<br />

Die Herren Heinzwerner Feusser und Prof. Dr. Wolfgang Greife haben mit Wirkung zum<br />

5. August 2009 und Herr Rolf Zinn mit Wirkung zum 1. Dezember 2009 ihre Aufsichtsratsmandate<br />

niedergelegt. Am 3. August 2009 hat das Amtsgericht Stadthagen gem. § 104 AktG<br />

die Herren Robert Gärtner und Joachim Koolmann zu Mitgliedern des Aufsichtsrats bestellt.<br />

Gem. § 104 Abs. 5 AktG erlöschen die Ämter der gerichtlich bestellten Aufsichtsräte, sobald<br />

der Mangel behoben ist. In dieser Hauptversammlung sollen daher alle Aufsichtsratsmitglieder<br />

neu gewählt werden.<br />

Gemäß §§ 95 Abs. 1 S. 1, 96 Abs. 1 AktG i.V.m. § 7 Abs. 1 der Satzung setzt sich der Aufsichtsrat<br />

der Neschen AG aus drei Mitgliedern zusammen, die von der Hauptversammlung gewählt<br />

werden. Die Hauptversammlung ist an Wahlvorschläge nicht gebunden.<br />

Die Wahl erfolgt für die Zeit bis zu der Beendigung der Hauptversammlung, die über die Entlastung<br />

des Aufsichtsrats für das vierte Geschäftsjahr nach Beginn der Amtszeit beschließt,<br />

wobei das Geschäftsjahr, in dem die Amtszeit beginnt, nicht mitgezählt wird.<br />

Der Aufsichtsrat schlägt vor, im Wege der Einzelwahl die folgenden Aufsichtsratsmitglieder<br />

zu wählen:<br />

a) Herrn Industriekaufmann Robert Gärtner, Vorstandsvorsitzender der INTERSCHALT AG,<br />

Schenefeld.<br />

Herr Gärtner ist unabhängiges Mitglied des Aufsichtsrats im Sinne des § 100 Abs. 5 AktG.<br />

Herr Gärtner ist kein Mitglied in einem gesetzlich zu bildenden Aufsichtsrat oder in einem<br />

vergleichbaren in- oder ausländischen Kontrollgremium eines Wirtschaftsunternehmens.<br />

b) Herrn Betriebswirt Bernd Capellen, Geschäftsführer der Bernd Capellen & Partner GmbH,<br />

Haan.<br />

Herr Capellen ist Mitglied in Folgenden gesetzlich zu bildenden Aufsichtsräten und vergleichbaren<br />

in- oder ausländischen Kontrollgremien von Wirtschaftsunternehmen:<br />

● gte Holding AG, Stahnsdorf (Vorsitzender),<br />

● gte Brandschutz AG, Stahnsdorf (Vorsitzender),<br />

● gte swiss ag, Zug, Schweiz.<br />

c) Herrn Bankfachwirt Joachim Koolmann, London.<br />

Herr Koolmann ist kein Mitglied in einem gesetzlich zu bildenden Aufsichtsrat oder in<br />

einem vergleichbaren in- oder ausländischen Kontrollgremium eines Wirtschaftsunternehmens.<br />

Der Aufsichtsrat beabsichtigt, im Fall der Wahl der vorgeschlagenen Personen, Herrn Robert<br />

Gärtner zu seinem Vorsitzenden zu wählen.<br />

5. Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2009<br />

Der Aufsichtsrat schlägt vor:<br />

RTC Revision Treuhand Consulting GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft / Steuerberatungsgesellschaft,<br />

Katharinenstraße 5, 28195 Bremen, wird zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr<br />

2009 bestellt.<br />

6. Schaffung eines genehmigten Kapitals mit Ermächtigung zum Bezugsrechtsausschluss<br />

für Spitzenbeträge<br />

Zur Zeit steht der Gesellschaft kein genehmigtes Kapital zur Verfügung. Um der Gesellschaft<br />

die Möglichkeit einzuräumen, auf Marktgegebenheiten und zur Stärkung der Eigenkapitalbasis<br />

flexibel und kursschonend reagieren zu können, soll der Vorstand ermächtigt werden, das<br />

Grundkapital der Gesellschaft durch die Ausgabe von neuen, auf den Inhaber lautenden Stückaktien<br />

zu erhöhen. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen deshalb vor, zu beschließen:<br />

a) Der Vorstand wird ermächtigt, das Grundkapital der Gesellschaft mit Zustimmung des<br />

Aufsichtsrats bis zum 06. Dezember 2014 einmalig oder mehrmals um bis zu insgesamt<br />

EUR 6.562.500,00 gegen Bareinlagen durch Ausgabe bis zu insgesamt 6.562.500 neuer,<br />

auf den Inhaber lautender nennbetragsloser Stammaktien (Stückaktien) gemäß den Bestimmungen<br />

der §§ 202 ff. AktG zu erhöhen (genehmigtes Kapital). Dabei ist den Aktionären<br />

grundsätzlich ein Bezugsrecht einzuräumen.<br />

Der Vorstand wird jedoch ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats Spitzenbeträge<br />

von dem Bezugsrecht der Aktionäre auszunehmen.<br />

Der Vorstand wird ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats die weiteren Einzelheiten<br />

der Durchführung von Kapitalerhöhungen aus dem genehmigten Kapital festzulegen.<br />

Der Aufsichtsrat wird ermächtigt, die Fassung der Satzung nach vollständiger oder parzieller<br />

Durchführung der Erhöhung des Grundkapitals aus dem genehmigten Kapital oder nach<br />

Ablauf der Ermächtigungsfrist entsprechend dem Umfang der Kapitalerhöhung aus dem<br />

genehmigten Kapital anzupassen.<br />

b) § 4 der Satzung wird folgender neuer Abs. 3 angefügt:<br />

„(3) Der Vorstand ist ermächtigt, das Grundkapital der Gesellschaft mit Zustimmung des<br />

Aufsichtsrates bis zum 06. Dezember 2014 einmalig oder mehrmals um bis zu insgesamt<br />

EUR 6.562.500,00 gegen Bareinlagen durch Ausgabe neuer, auf den Inhaber<br />

lautender nennbetragsloser Stammaktien (Stückaktien) zu erhöhen. Dabei ist den Aktionären<br />

grundsätzlich ein Bezugsrecht einzuräumen.<br />

Der Vorstand wird jedoch ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats Spitzenbeträge<br />

von dem Bezugsrecht der Aktionäre auszunehmen.<br />

Der Vorstand wird ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats die weiteren Einzelheiten<br />

der Durchführung von Kapitalerhöhungen aus dem genehmigten Kapital<br />

festzulegen.<br />

Der Aufsichtsrat wird ermächtigt, die Fassung der Satzung nach vollständiger oder<br />

parzieller Durchführung der Erhöhung des Grundkapitals aus dem genehmigten<br />

Kapital oder nach Ablauf der Ermächtigungsfrist entsprechend dem Umfang der Kapitalerhöhung<br />

aus dem genehmigten Kapital anzupassen.“<br />

7. Beschlussfassung über Satzungsänderungen<br />

Am 01. September 2009 ist das Gesetz zur Umsetzung der Aktionärsrechterichtlinie (ARUG)<br />

in Kraft getreten. Es beinhaltet u.a. Neuregelungen der Fristen, Termine und deren Berechnung,<br />

Neuregelungen zur Teilnahme an der Hauptversammlung sowie zur Form von Vollmachten.<br />

Die Satzung der Neschen AG soll an diese neue Rechtslage angepasst werden.<br />

Vorstand und Aufsichtsrat schlagen deshalb vor, folgende Beschlüsse zu fassen und die Satzung<br />

der Neschen AG wie folgt zu ändern:<br />

a) Änderung des § 16 Abs. 3 der Satzung<br />

§ 16 Abs. 3 der Satzung wird wie folgt neu gefasst:<br />

„Die Einberufung der Hauptversammlung muss, unter Berücksichtigung der Anmeldefrist<br />

gem. 19 Abs. 3 der Satzung, sofern das Gesetz keine abweichende Frist vorsieht, mindestens<br />

sechsunddreißig Tage vor dem Tag der Hauptversammlung im elektronischen Bundesanzeiger<br />

bekannt gemacht werden. Der Tag der Hauptversammlung und der Tag der Einberufung<br />

sind für die Fristberechnung nicht mitzurechnen.“<br />

b) Änderung des § 19 Abs. 3 der Satzung<br />

§ 19 Abs. 3 der Satzung wird wie folgt neu gefasst:<br />

„Zur Teilnahme an der Hauptversammlung und zur Ausübung des Stimmrechts sind nur<br />

diejenigen Aktionäre berechtigt, die sich bei der Gesellschaft unter der in der Einladung<br />

zur Hauptversammlung genannten Adresse angemeldet und ihre Berechtigung zur Teilnahme<br />

an der Hauptversammlung und zur Ausübung des Stimmrechts nachgewiesen haben.<br />

Die Anmeldung und der Nachweis der Berechtigung müssen der Gesellschaft mindestens<br />

sechs Tage vor der Hauptversammlung zugehen. Der Tag der Hauptversammlung und der<br />

Tag des Zugangs von Anmeldung und Nachweis der Berechtigung sind für die Fristberechnung<br />

nicht mitzurechnen. Der Nachweis der Berechtigung zur Teilnahme an der Hauptversammlung<br />

und zur Ausübung des Stimmrechts hat in Textform (§ 126b BGB) in deutscher<br />

oder englischer Sprache durch das depotführende Institut zu erfolgen und sich auf den<br />

Beginn des 21. Tages von der Hauptversammlung zu beziehen.“<br />

c) Ergänzung des § 19 der Satzung um einen neuen Absatz 4 und einen neuen Absatz 5<br />

§ 19 der Satzung wird wie folgt um einen Abs. 4 und um einen Abs. 5 ergänzt:<br />

„(4) Das Stimmrecht kann durch einen Bevollmächtigten ausgeübt werden. Die Erteilung<br />

der Vollmacht, ihr Widerruf und der Nachweis der Bevollmächtigung gegenüber der<br />

Gesellschaft bedürfen der Textform. In der Einberufung kann eine Erleichterung bestimmt<br />

werden. § 135 AktG bleibt unberührt.“<br />

„(5) Mitteilungen des Vorstands i.S.d. § 125 Abs. 1 AktG an Kreditinstitute sowie Mitteilungen<br />

i.S.d. § 125 Abs. 2 AktG an Aktionäre können im Wege elektronischer Kommunikation<br />

übermittelt werden.“<br />

Neschen AG<br />

Bückeburg<br />

Wertpapierkennnummer 502 130<br />

ISIN DE 0005021307<br />

ordentlichen Hauptversammlung<br />

Hannover Congress Centrum (Roter Saal)<br />

Theodor-Heuss-Platz 1-3<br />

30175 Hannover<br />

Bericht des Vorstands zu Punkt 6 der Tagesordnung<br />

Der Vorstand hat zu Punkt 6 der Tagesordnung gemäß § 203 Abs. 2 AktG in Verbindung mit<br />

§ 186 Abs. 4 Satz 2 AktG einen schriftlichen Bericht an die Hauptversammlung über den<br />

Grund für die Ermächtigung des Vorstands zum Ausschluss des Bezugsrechts aufgrund der<br />

Neufassung von § 4 Abs. 3 der Satzung zu erstatten. Dieser Bericht liegt vom Tage der Einberufung<br />

der Hauptversammlung an in den Geschäftsräumen der Gesellschaft, Neschen AG,<br />

Hans-Neschen-Straße 1, 31675 Bückeburg, zur Einsicht der Aktionäre aus und wird auf Verlangen<br />

jedem Aktionär abschriftlich übersandt. Ferner ist der Bericht auch auf der Internetseite<br />

www.neschen.de abrufbar. Der Bericht hat folgenden Inhalt:<br />

„Der Vorstand erstattet gemäß § 203 Abs. 2 Satz 2 AktG in Verbindung mit § 186 Abs. 4 Satz<br />

2 AktG folgenden Bericht über die Ermächtigung des Vorstands zum Ausschluss des Bezugsrechts<br />

nach Maßgabe des neu anzufügenden § 4 Abs. 3 der Satzung. Der Hauptversammlung<br />

wird vorgeschlagen, den Vorstand zu ermächtigen, das Grundkapital der Gesellschaft mit Zustimmung<br />

des Aufsichtsrats bis zum 06. Dezember 2014 einmalig oder mehrmals um bis zu<br />

insgesamt EUR 6.562.500,00 gegen Bareinlage durch Ausgabe 6.562.500 neuer, auf den Inhaber<br />

lautender nennbetragsloser Stammaktien (Stückaktien) gemäß den Bestimmungen der<br />

§§ 202 ff. AktG zu erhöhen (genehmigtes Kapital). Der vorgeschlagene Erhöhungsbetrag von<br />

EUR 6.562.500,00 folgt den Vorgaben des § 202 Abs. 3 Satz 1 AktG, wonach der Nennbetrag<br />

des genehmigten Kapitals die Hälfte des Grundkapitals der Gesellschaft (EUR 13.125.000,00)<br />

nicht übersteigen darf.<br />

Die Schaffung des neuen genehmigten Kapitals soll der Gesellschaft die Möglichkeit erhalten,<br />

auf Marktgegebenheiten und zur Steigerung der Eigenkapitalbasis flexibel und kursschonend<br />

reagieren zu können.<br />

Dabei wird der Vorstand ermächtigt, mit Zustimmung des Aufsichtsrats Spitzenbeträge von<br />

dem Bezugsrecht der Aktionäre auszunehmen. Ein solcher Ausschluss des Bezugsrechts dient<br />

lediglich der Vermeidung freier Spitzen und damit der technisch erleichterten Durchführung<br />

einer Kapitalerhöhung. Der Vorstand ist nach den aktienrechtlichen Vorgaben gehalten, von<br />

dieser Ermächtigung nur Gebrauch zu machen, wenn ein Erhöhungsbetrag nicht so gewählt<br />

werden kann, dass praktikable Bezugsverhältnisse gegeben sind. Damit ist gewährleistet, dass<br />

der Ausschluss des gesetzlichen Bezugsrechts in einem solchen Fall zur Förderung des Gesellschaftsinteresses<br />

geeignet, erforderlich und auch verhältnismäßig ist.<br />

Konkrete Pläne für die Ausnutzung des genehmigten Kapitals bestehen derzeit nicht. Entsprechende<br />

Vorratsbeschlüsse mit der Möglichkeit zum Bezugsrechtsausschluss sind national und<br />

international üblich. Der Vorstand wird in jedem Fall sorgfältig prüfen, ob die Ausnutzung des<br />

genehmigten Kapitals im Interesse der Gesellschaft und der Aktionäre ist. Der Vorstand wird<br />

der Hauptversammlung über jede Ausnutzung des genehmigten Kapitals berichten.<br />

Bückeburg, im Oktober 2009<br />

Der Vorstand<br />

Voraussetzungen für die Teilnahme an der Hauptversammlung und Ausübung des Stimmrechts<br />

Nach dem derzeit noch anzuwendenden Aktiengesetz in der Fassung vor Inkrafttreten des ARUG<br />

sind zur Teilnahme an der Hauptversammlung und zur Ausübung des Stimmrechts nur diejenigen<br />

Aktionäre berechtigt, die sich spätestens bis zum Ablauf des siebten Tages vor dem Tag der Hauptversammlung,<br />

das ist der 30. November 2009 (24:00 Uhr am Sitz der Gesellschaft), unter der<br />

nachstehend genannten Adresse angemeldet haben. Die Aktionäre müssen darüber hinaus ihre Berechtigung<br />

zur Teilnahme an der Hauptversammlung und zur Ausübung des Stimmrechts nachweisen.<br />

Dazu ist ein in Textform (§ 126b BGB) in deutscher oder englischer Sprache durch das<br />

depotführende Institut erstellter Nachweis über den Anteilsbesitz bis zum Ablauf des siebten Tages<br />

vor dem Tag der Hauptversammlung, das ist der 30. November 2009 (24:00 Uhr am Sitz der Gesellschaft),<br />

unter der nachstehend genannten Adresse vorzulegen. Der Nachweis muss sich auf<br />

den Beginn des 16. November 2009 (00:00 Uhr am Sitz der Gesellschaft) beziehen. Hierbei handelt<br />

es sich um den 21. Tag vor der Versammlung, den sog. Record-Date (vgl. § 1<strong>23</strong> Abs. 3 S. 3 AktG).<br />

Veränderungen im Aktienbestand nach dem Record-Date haben für den Umfang und die Ausübung<br />

des Teilnahme- und Stimmrechts keine Bedeutung.<br />

Anmeldung und Nachweis sind der Gesellschaft unter der nachfolgend genannten Adresse zu<br />

übermitteln:<br />

Neschen AG<br />

c/o Deutsche Bank AG<br />

- General Meetings -<br />

Postfach 20 01 07<br />

60605 Frankfurt am Main<br />

Telefax: ++49 / (0)69 / 12012 - 86045<br />

E-Mail: WP.HV@Xchanging.com<br />

Nach Eingang von Anmeldung und Nachweis werden den Aktionären Eintrittskarten für die Hauptversammlung<br />

übersandt. Um den rechtzeitigen Erhalt der Eintrittskarten sicherzustellen, bitten<br />

wir die Aktionäre, frühzeitig für die Übersendung von Anmeldung und Nachweis zu sorgen.<br />

Aktionäre, die rechtzeitig eine Eintrittskarte für die Teilnahme an der Hauptversammlung über ihr<br />

depotführendes Institut angefordert haben, brauchen nichts weiter zu veranlassen. Anmeldung und<br />

Nachweis des Anteilsbesitzes werden in diesen Fällen durch das depotführende Institut vorgenommen.<br />

Verfahren für die Stimmabgabe durch einen Bevollmächtigten<br />

Wir weisen darauf hin, dass das Stimmrecht auch durch einen Bevollmächtigten, zum Beispiel<br />

durch ein Kreditinstitut oder eine Vereinigung von Aktionären, ausgeübt werden kann. Auch in<br />

diesem Fall sind eine ordnungsgemäße Anmeldung und der Nachweis des Anteilsbesitzes erforderlich.<br />

Die Vollmacht muss grundsätzlich schriftlich erteilt werden. Bei Vollmachten an Kreditinstitute,<br />

ihnen gleichgestellte Institute oder Unternehmen (§§ 135 Abs. 12, 125 Abs. 5 AktG) oder<br />

Personen i.S.v. § 135 Abs. 9 AktG, insbesondere Aktionärsvereinigungen, genügt es jedoch, wenn<br />

die Vollmachtserklärung vom Bevollmächtigten nachprüfbar festgehalten wird. Bitte stimmen Sie<br />

sich daher, wenn Sie eine der vorgenannten Personen bevollmächtigten wollen, über eine mögliche<br />

Form der Vollmacht ab. Eine solche Vollmachtserklärung muss vollständig sein und darf nur mit<br />

der Stimmrechtsausübung verbundene Erklärungen enthalten.<br />

Die Gesellschaft bietet den Aktionären ferner an, ihr Stimmrecht nach Maßgabe ihrer Weisungen<br />

durch einen von der Gesellschaft benannten Stimmrechtsvertreter auszuüben. Diesem von der Gesellschaft<br />

benannten Stimmrechtsvertreter müssen dazu schriftlich Vollmacht und Weisung für die<br />

Ausübung des Stimmrechts erteilt werden. Der Stimmrechtsvertreter der Gesellschaft ist verpflichtet,<br />

weisungsgemäß abzustimmen. Wir weisen darauf hin, dass eine Bevollmächtigung des Stimmrechtsvertreters<br />

der Gesellschaft nur durch Aktionäre erfolgen kann, die sich bis zum Ablauf des<br />

30. November 2009 (24:00 Uhr am Sitz der Gesellschaft) für die Teilnahme an der Hauptversammlung<br />

angemeldet haben.<br />

Bitte beachten Sie, dass der Stimmrechtsvertreter keine Aufträge zu Wortmeldungen oder dem<br />

Stellen von Fragen oder Anträgen entgegennimmt und an Abstimmungen über Verfahrensanträge<br />

sowie über nicht angekündigte Anträge von Aktionären nicht teilnimmt. Weitergehende Informationen<br />

zu der Stimmrechtsvertretung erhalten die Aktionäre zusammen mit der Eintrittskarte.<br />

Ein Formular gemäß § 30a Abs. 1 Nr. 5 WpHG für die Erteilung einer Vollmacht befindet sich<br />

auf der Rückseite der Eintrittskarte, welche den Aktionären nach der oben beschriebenen formund<br />

fristgerechten Anmeldung zugeschickt wird.<br />

Anträge, Wahlvorschläge und Fragen<br />

Ergänzung der Tagesordnung:<br />

Gem. § 122 Abs. 2 AktG können Aktionäre, deren Anteile zusammen den zwanzigsten Teil des<br />

Grundkapitals oder den anteiligen Betrag von EUR 500.000 erreichen unter bestimmten Voraussetzungen,<br />

verlangen, dass Gegenstände auf die Tagesordnung gesetzt und bekannt gemacht werden.<br />

Diese Gegenstände werden binnen zehn Tagen nach Einberufung der Hauptversammlung bekanntgemacht.<br />

Die Antragsteller haben nachzuweisen, dass sie seit mindestens drei Monaten vor<br />

dem Tag der Hauptversammlung Inhaber der Aktien sind und dass sie die Aktien bis zur Entscheidung<br />

über den Antrag halten.<br />

Gegenanträge und Wahlvorschläge:<br />

Gem. § 126 Abs. 1 AktG kann jeder Aktionär zu einem Vorschlag der Verwaltung zu einem Tagesordnungspunkt<br />

einen Gegenantrag stellen und diesen begründen. Gegenantrag und ggf. Begründung<br />

sind durch die Gesellschaft auf der Internetseite zugänglich zu machen, wenn sie ihr<br />

spätestens zwei Wochen vor dem Tag der Hauptversammlung, d.h. spätestens am <strong>23</strong>. November<br />

2009 (24:00 Uhr am Sitz der Gesellschaft), zugehen. Gleiches gilt gem. § 127 AktG für Wahlvorschläge<br />

von Aktionären.<br />

Anträge sowie Wahlvorschläge von Aktionären im Sinne der §§ 126, 127 AktG sind schriftlich,<br />

per Telefax oder per E-Mail innerhalb der oben genannten gesetzlichen Fristen ausschließlich an<br />

die nachstehende Adresse zu richten. Gleiches gilt für etwaige Fragen zur Hauptversammlung.<br />

Die Adresse lautet:<br />

Neschen AG- Investor Relations<br />

Hans-Neschen-Straße 1, 31675 Bückeburg<br />

Telefax 05722 / 207 - 209<br />

E-Mail: investor.relations@neschen.de<br />

Anderweitig adressierte Fragen, Gegenanträge oder Wahlvorschläge können nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

Auskunftsrecht:<br />

Gem. § 131 Abs. 1 AktG ist jedem Aktionär auf Verlangen in der Hauptversammlung unter den<br />

dort näher beschriebenen Voraussetzungen mündlich über Angelegenheiten der Gesellschaft und<br />

der mit ihr verbundenen Unternehmen Auskunft zu erteilen, sofern dem nicht die in § 131 Abs. 3<br />

AktG genannten Ausschlussgründe entgegenstehen.<br />

Internetseite für Downloads und Informationen:<br />

www.neschen.de (Rubrik Investor Relations)<br />

Gesamtanzahl der Aktien und Stimmrechte (§ 30b Abs. 1 Nr. 1 des WpHG)<br />

Im Zeitpunkt der Einberufung der Hauptversammlung beträgt das Grundkapital der Gesellschaft<br />

EUR 13.125.000,00 und ist eingeteilt in 13.125.000 Stückaktien. Die Zahl der Aktien, die ein<br />

Stimmrecht gewähren, also die Gesamtzahl der Aktien abzüglich der zum Zeitpunkt der Einberufung<br />

von der Gesellschaft gehaltenen oder ihr gemäß § 71d AktG zuzurechnenden eigenen<br />

Aktien, beträgt zu diesem Zeitpunkt 13.125.000 Aktien.<br />

Bückeburg, im Oktober 2009<br />

Neschen AG - Der Vorstand<br />

FTD/transit/Thomas Härtrich<br />

Aufstand Ost<br />

� Fortsetzung von Seite <strong>23</strong><br />

Sie schließen 2001 einen Vertrag,<br />

er läuft bis 2008, es ist mehr als ein<br />

„Letter of Intent“, weil Mitec viele<br />

Millionen nur für Ford investiert:<br />

eine neue Fabrik, hochmodern, mit<br />

einem System elektronischer Qualitätssicherung.<br />

2004 erweitert Mitec<br />

das Werk sogar auf Wunsch von<br />

Ford, damit das Unternehmen<br />

450 000 Einheiten statt 300 000 liefern<br />

kann.<br />

Ford kennt wie üblich jedes Detail,<br />

von der Kalkulation bis zu den<br />

Fertigungs- und Konstruktionsplänen.<br />

Mitec gilt mit seinen 1000 Angestellten<br />

als zuverlässiger und guter<br />

Zulieferer, die Balancer-Technik<br />

beherrschen nur wenige. Immer<br />

wieder erhalten die Eisenacher Auszeichnungen<br />

der Autoindustrie,<br />

auch von Ford. Der Autobauer verleiht<br />

Mitec im April 2006 eine<br />

Q1-Plakette samt Fahne für besondere<br />

Qualität. Die Q1-Flagge wird<br />

vor dem Gebäude gehisst. Mitecs<br />

Fehlerrate beträgt 3 ppm, also drei<br />

Fehler auf eine Million Teile.<br />

Was beide vergessen, ist die Welt<br />

da draußen.<br />

Der Dollar verfällt drastisch zum<br />

Euro, und schon 2005 verlangt Ford,<br />

da der Vertrag auf Euro-Basis läuft,<br />

einen Preisnachlass von 30 Prozent.<br />

„Die Forderung war<br />

eine grobe Unverschämtheit“,<br />

sagt Militzer.<br />

Dennoch versucht<br />

er, Ford entgegenzukommen,<br />

er verhandelt<br />

über Laufzeiten für das<br />

Produkt, dann könnte<br />

er seine Abschreibungen<br />

für die Maschinen<br />

strecken, er bietet auch<br />

technische Verbesserungen<br />

an. Aber all das<br />

würde nur rund zehn<br />

Prozent Kosten sparen,<br />

und Ford lehnt die Vorschläge<br />

ab.<br />

Im März 2006 gelangt versehentlich<br />

über ein gemeinsames Kommunikationssystem<br />

mit Ford eine<br />

E-Mail nach Eisenach. Darin<br />

schreibt ein Ford-Einkaufsmanager,<br />

dass die Amerikaner sich nach einem<br />

neuen Partner umschauen. Militzer<br />

fliegt sofort nach Detroit, wo<br />

man ihn beruhigt, das sei nur Routine,<br />

nur Benchmarking. Doch Militzer<br />

traut dem Frieden nicht: In<br />

einem Ersatzteilshop der Konzerntochter<br />

Ford-Mazda in Japan, die die<br />

technische Zusammenarbeit steuert,<br />

lässt er eines seiner Systeme<br />

kaufen. Er sieht sofort: Es ist eine Kopie,<br />

sogar schon mit jenen Änderungen,<br />

die er Ford vorgeschlagen hat.<br />

Hersteller ist die Firma Linamar aus<br />

Mexiko, also aus dem Dollar-Raum,<br />

und sie hat, sagt Militzer, nach den<br />

Plänen von Mitec den Balancer<br />

nachgebaut. Der Fachbegriff dafür:<br />

„sklavische Nachahmung“.<br />

Auch nach Mexiko entsendet Militzer<br />

einen Mitarbeiter, der mit der<br />

Nachricht zurückkehrt, dass dort<br />

bereits knapp 60 000 Systeme gehortet<br />

würden. Im Klartext: Ford<br />

könnte Mitec sofort auf null fahren,<br />

ohne Lieferengpässe zu haben.<br />

Weihnachten 2006 versuchen die<br />

Partner noch einmal zusammenzukommen.<br />

Sie treffen sich in Köln,<br />

die Ford-Einkaufschefin für Europa<br />

ist dabei, versucht zu moderieren.<br />

„Doch wir wurden nur noch belogen“,<br />

sagt Militzer. Am 15. März<br />

2007 bekommt der Unternehmer<br />

eine E-Mail von Ford, in der ihm in<br />

ein paar dürren Zeilen beschieden<br />

wird, dass Ford keine Balancer mehr<br />

abnimmt, trotz Vertrag. Rums. Von<br />

450 000 auf null.<br />

Haifische haben kein Mitleid<br />

Militzer sitzt nun auf seiner Fabrik,<br />

er muss erst mal knapp 9 Mio. € an<br />

seine Zulieferer bezahlen, für ein<br />

Produkt, das er nicht mehr herstellen<br />

wird. Warum macht Ford das?<br />

Weil der Konzern selbst in Schieflage<br />

ist? „Das hat nichts mit der<br />

Krise zu tun“, sagt Militzer. „Das<br />

Denken hat System. Auch in Boomzeiten<br />

kommen ständig neue Einkaufsmanager<br />

und müssen den<br />

Preis drücken.“ Und hat bei Ford im<br />

Nachhinein auch mal jemand Bedauern<br />

geäußert? „Haben Sie schon<br />

mal gesehen, dass sich ein Haifisch<br />

entschuldigt, wenn er einen anderen<br />

gebissen hat? Im Gegenteil, der<br />

ruft noch die anderen herbei.“<br />

Wenn Militzer spricht, in einem<br />

ruhig dröhnenden Bass, der nur anschwillt,<br />

wenn er sich empört oder<br />

einen Witz reißt, dann zeigt er<br />

DIENSTAG, 27. OKTOBER 2009<br />

FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND<br />

kaum, wie getroffen er ist. „Keiner<br />

der Zulieferer sagt etwas. Sie sprechen<br />

mir zwar Mut zu, aber alle haben<br />

Angst vor den Konsequenzen.“<br />

Was fühlt er? Kurzes Schweigen.<br />

„Das ist eine persönliche Enttäuschung.<br />

Das ist auch eine Missachtung<br />

der Leistung der gesamten<br />

Firma und der Mitarbeiter. Wir haben<br />

die Fabrik für Ford gebaut, und<br />

nun werden wir abserviert.“<br />

Es geht nicht nur ums Geld<br />

Und deshalb will Militzer nicht<br />

mehr schweigen, die Angst, andere<br />

Hersteller zu verschrecken, ist nicht<br />

so stark wie die Wut auf Ford.<br />

Deshalb hat er den US-Konzern<br />

verklagt, im September war im thüringischen<br />

Meinigen der Prozessauftakt.<br />

Ford schickte nur einen Anwalt,<br />

und der Richter fragte streng,<br />

ob der Konzern den Prozess nicht<br />

ernst nehme. Für einen Vergleich<br />

boten die Amerikaner zwar<br />

800 000 € an, doch Militzer will einen<br />

zweistelligen Millionenbetrag,<br />

der Schaden beträgt schließlich<br />

20 Mio. €.<br />

Es geht Militzer aber nicht nur<br />

ums Geld. Es geht um Recht, das er<br />

notfalls bis zum BGH ausfechten<br />

will, um Gerechtigkeit und um die-<br />

Michael Militzer (l.) mit Werksleiter Thomas Fischer<br />

ses ungeklärte Verhältnis zwischen<br />

Herstellern und Zulieferern. Es soll<br />

einfach mal alles so klar und gerecht<br />

sein wie beim Apfel.<br />

„Es geht ihm jetzt ums Prinzip“,<br />

sagt Thomas Fischer, der mit 35 Jahren<br />

das berüchtigte Nicht-mehr-<br />

Ford-Werk in Krauthausen leitet.<br />

Die Fabrik hat sich sichtlich gelehrt,<br />

Mitec fertigt hier jetzt kleinere Aufträge,<br />

für Daimler, BMW und Skoda.<br />

Wenn Militzer mit Fischer durch<br />

das Werk geht, ihn ab und zu väterlich<br />

umarmt, mit der Hand in den<br />

Nacken greift und stolz erzählt, wie<br />

sich Fischer seit der Wende vom Arbeiter<br />

an der Schleifmaschine zum<br />

Chef von 500 Mitarbeitern hochgearbeitet<br />

hat – wie sich in dieser Biografie<br />

also die Leistung der vergangenen<br />

20 Jahre ablesen lässt, dann<br />

wird bald klar, dass die Ford-Fehde<br />

mit dieser Erfolgsgeschichte zusammenhängt:<br />

„Ich kämpfe auch,<br />

weil der Aufbau Ost die spannendste<br />

Zeit meines Lebens war“,<br />

sagt Militzer. „Wir haben hier etwas<br />

aufgebaut. Und das lasse ich mir<br />

von Ford nicht kaputt machen.“<br />

Zu viel hat er hier erlebt, hat seine<br />

Energie in das Unternehmen gesteckt.<br />

„Es geht aber nicht nur um<br />

mich. Es geht um die Leute hier.“<br />

Die Leute. Als er hier ankam, vor<br />

20 Jahren, da gab es auch Ängste und<br />

Vorbehalte. „Die Stimmung aber<br />

war einmalig“, erinnert er sich. „Wie<br />

wenn man auf dem Dorf ein Gemeinschaftshaus<br />

baut, und alle helfen<br />

mit. Viele hatten ja nur drauf<br />

gewartet loszulegen.“ Er wollte nie<br />

Wessi sein, versuchte, Brücken zu<br />

bauen. Viele der Arbeiter waren gut<br />

ausgebildet. „Das wusste ich noch<br />

aus meiner Zeit an der TU in Berlin“,<br />

sagt Militzer, „da habe ich Mechanik<br />

und Mathematik nur aus Ostbüchern<br />

gelernt.“ Und er sagte ihnen:<br />

„Wir haben das Gleiche gelernt. Ich<br />

hatte bloß die Möglichkeit, früher zu<br />

fliegen. Euch hatte man die Flügel<br />

auf den Rücken gebunden.“ Sie fliegen<br />

also zusammen, 20 Jahre, auch<br />

wenn das kitschig klingt.<br />

Die Kernmannschaft ist längst<br />

pensioniert, doch Militzer hat auch<br />

später an „die Leute“ gedacht, etwa<br />

als er in einem Modellprojekt arbeitslose<br />

Handwerker aus der Region<br />

umschult und einstellt.<br />

Der graue Tag ist vorbei, die<br />

Schachtel Marlboro leer, Militzer<br />

holt sich eine neue. Szara schläft<br />

unterm Tisch. „Ich habe alles, was<br />

ich brauche“, sagt Militzer. „Aber<br />

die Leute hier haben es nicht verdient,<br />

dass mit ihrer Leistung so<br />

umgegangen wird.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!