Naturhistorica 161 „Die Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen“
Die Bückeberg-Sandsteine – Eldorado für Dinosaurierfährten. Der Bückeberg bei Obernkirchen war jahrelang nicht mehr Ziel geologischer Untersuchungen. In akribischer Feldarbeit hat der Autor ein aktuelles und umfassendes Werk vorgelegt, das diesen Mangel behebt. Ausgangspunkt waren Grabungen zu Dinosaurierfährten in Obernkirchen, die während eines Symposiums 2011 das Fehlen neuerer Ergebnisse der geologisch orientierten Landschaftsgeschichte deutlich machten. Nach einer Einführung zur geologischen Vergangenheit des Bückebergs erläutert der Autor die problematische Untergliederung des Berriasium im Niedersächsischen Becken und gibt einen Überblick über die jura-, kreide- und quartärzeitlichen Ablagerungen. Er widmet den Spurenfossilien von Dinosauriern einen umfangreichen Teil seiner Arbeit und stellt die Bedeutung der gefundenen Fährtenhorizonte heraus. Von großem Interesse sind der erneut in Nutzung genommene Hessische Bruch mit drei Fährtenhorizonten, und der nach wie vor aktive Hauptsteinbruch mit zwei Horizonten. Letztere sind durch die gute Erhaltung und die Vielzahl der Trittsiegel pflanzenfressender und räuberischer Dinosaurier bekannt geworden. Parallel verlaufende Fährtenzüge von Eltern- und Jungtieren weisen auf gemeinsame Wanderungen ganzer Herden entlang der Küstenlinie des niedersächsischen Beckens hin. Die Vielfalt vor allem der vogelhaften Raubdinosaurier-Spuren („Hühnerhof“) und deren Deutung haben weltweit für Aufsehen gesorgt. Von Maik Raddatz-Antusch
Die Bückeberg-Sandsteine – Eldorado für Dinosaurierfährten. Der Bückeberg bei Obernkirchen war jahrelang nicht mehr Ziel geologischer Untersuchungen. In akribischer Feldarbeit hat der Autor ein aktuelles und umfassendes Werk vorgelegt, das diesen Mangel behebt. Ausgangspunkt waren Grabungen zu Dinosaurierfährten in Obernkirchen, die während eines Symposiums 2011 das Fehlen neuerer Ergebnisse der geologisch orientierten Landschaftsgeschichte deutlich machten.
Nach einer Einführung zur geologischen Vergangenheit des Bückebergs erläutert der Autor die problematische Untergliederung des Berriasium im Niedersächsischen Becken und gibt einen Überblick über die jura-, kreide- und quartärzeitlichen Ablagerungen.
Er widmet den Spurenfossilien von Dinosauriern einen umfangreichen Teil seiner Arbeit und stellt die Bedeutung der gefundenen Fährtenhorizonte heraus. Von großem Interesse sind der erneut in Nutzung genommene Hessische Bruch mit drei Fährtenhorizonten, und der nach wie vor aktive Hauptsteinbruch mit zwei Horizonten. Letztere sind durch die gute Erhaltung und die Vielzahl der Trittsiegel pflanzenfressender und räuberischer Dinosaurier bekannt geworden. Parallel verlaufende Fährtenzüge von Eltern- und Jungtieren weisen auf gemeinsame Wanderungen ganzer Herden entlang der Küstenlinie des niedersächsischen Beckens hin. Die Vielfalt vor allem der vogelhaften Raubdinosaurier-Spuren („Hühnerhof“) und deren Deutung haben weltweit für Aufsehen gesorgt.
Von Maik Raddatz-Antusch
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161 · 2019
Ausgabe 161
2019
Herausgegeben von der
Naturhistorischen Gesellschaft Hannover
Naturhistorica
BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER
Ausgabe 161 (2019)
Erschienen 2020
Hannover · Germany
ISSN 1868-0828
www.Naturhistorica.de
Herausgeber
Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Redaktion
Dieter Schulz
Lektorat
Franz-Jürgen Harms (Geowissenschaften)
Hansjörg Küster (Botanik und Ökologie)
Annette Richter (Paläontologie, Geologie, Zoologie)
Dieter Schulz (Biologie)
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren verantwortlich.
Design, Satz, Umschlag
Matthias Winter, vemion.de
Druck
Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza
Umschlaggrafik, Bild S. 1 & S. 7 © Maik Raddatz-Antusch
© Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Gesellschaft zur Pflege der Naturwissenschaften
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
Germany
E-Mail: info@N-G-H.org
www.N-G-H.org
Naturhistorica
BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER
161 ·2019
Annette Richter
Vorwort
5
Maik Raddatz-Antusch
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine
des Bückebergs bei Obernkirchen (Niedersachsen)
7
Geographischer Überblick
9
Regionale Geologie – Geologische Vergangenheit des Bückebergs
10
Die problematische Untergliederung des
Berriasium im Niedersächsischen Becken
14
Die Lithologie des Bückebergs – Überblick über die jurassischen,
kretazischen und quartärzeitlichen Ablagerungen
16
Tektonik und Lagerungsverhältnisse – Schichtungen, Klüftungen
und Störungen der kretazischen Gesteine der Bückeberg-Gruppe
44
Die Paläoökologie der Bückeberg-Gruppe am Bückeberg 48
Die fossile Flora der „Wealden“-Vorkommen in Europa 49
Die fossile Flora des Bückebergs 50
Spurenfossilien und Überreste der Invertebraten
und Vertebraten der Bückeberg-Gruppe 55
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
4
Literaturverzeichnis
77
Glossar
81
Tabellen der Profile, Aufschlüsse und Lesesteine
84
Die Naturhistorische Gesellschaft
Hannover
99
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
5
Vorwort
Wie schon mit den Naturhistorica-Bänden
Der Deister – Natur, Mensch, Geschichte
(Band 131), Der Große Garten Herren hausen
(Band 150), Geowissenschaften im Spiegel
von Medaillen und Münzen (Band 154/155)
und Die Meteorite Niedersachsens (Band 157),
legt die Naturhistorische Gesellschaft
Hannover nun mit dem Naturhistorica-
Band 161 eine weitere Monografie vor.
Bei den umfangreichen Grabungen zu
Dinosaurierfährten im Obernkirchen-
Sandstein, die 2008 begannen, stellte sich
im Rahmen eines Symposiums im Jahr
2011 heraus, dass die Schaumburger Region
rund um den Bückeberg über einen
langen Zeitraum nicht mehr Thema geologischer
Landeserfassung gewesen war. Auf
Initiative des Landemuseums wurde der
damalige Geologie-Student Maik Raddatz
auf eine umfangreiche Diplomkartierung
angesetzt.
Maik Raddatz-Antusch legt mit dieser
Arbeit ein aktuelles, umfassendes und
in sich geschlossenes Werk vor, das gleichermaßen
für umweltinteressierte Laien,
Geologen und Paläontologen von großem
Interesse ist. Die Schaumburger Region
und besonders der Obernkirchener Bückeberg
sind nicht nur beliebte Ausflugsziele,
sondern stehen auch erdgeschichtlich
im Fokus der Forschung. Es ist von allgemeinem
Interesse, den Besuchern Wissen
über die Geologie des Gebiets zu vermitteln,
besonders auch im Hinblick auf die
wachsende Interessenlage zur Umwelt und
letztlich auch dem Klimawandel. Hierbei
spielen fundierte naturkundliche Publikationen
wie auch die vorliegende eine wichtige
Rolle.
Der Veröffentlichung der Ergebnisse
von Herrn Raddatz-Antusch kommt zusätzlich
eine große Bedeutung zu, da die
Kollegen des hiesigen Instituts für Geologie
der Leibniz Universität Hannover sich
nicht schwerpunktmäßig mit Regionalem
auseinandersetzen, sondern vorzugsweise
international tätig sind und darüber hinaus
keine Forschung in nicht-marinen Ablagerungsfolgen
des Mesozoikum betreiben.
Umso wichtiger ist es uns, die umfassende
Arbeit von Herrn Raddatz-Antusch
nun herausbringen zu können und damit
die Lücke in der zeitgemäßen Auseinandersetzung
mit der geologisch orientierten
Landschaftsgeschichte zu füllen.
Annette Richter
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
6
Für freundliche Unterstützung danken wir:
Schaumburger Landschaft
www.schaumburgerlandschaft.de
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
7
Geologie und Paläontologie der
unterkreidezeitlichen Sandsteine des
Bückebergs bei Obernkirchen (Niedersachsen)
Maik Raddatz-Antusch
Geologie und Paläontologie der
unterkreidezeitlichen Sandsteine des
Bückebergs bei Obernkirchen
Zusammenfassung
Der Bückeberg befindet sich etwa 3 km
südöstlich von Obernkirchen im Weserbergland.
Er ist seit Ende des 19. Jahrhunderts
Teil umfangreicher geologischer und
paläontologischer Untersuchungen.
Er ist nicht identisch mit dem Höhenzug
gleichen Namens südlich von Hameln
bei Hagenohsen.
Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf
den Bückeberg südöstlich von Obernkirchen.
Der Bückeberg wird im Wesentlichen
durch die Ablagerungen des Oberen Jura
und der Unteren Kreide aufgebaut. Die
Schichten der Deister-Formation bilden
mit einem NW-SE Streichen von 350° den
gesamten Bückeberg. Die Pultscholle des
Bückebergs und die Fortsetzung im westlich
angrenzenden Harrl werden hauptsächlich
vom Obernkirchen-Sandstein der
Barsinghausen-Subformation aufgebaut.
Die Sande lagerten sich im Oberen Berriasium
ab. Tiefer, an der südlichen Flanke
des Berges, folgen die Ablagerungen
des Unteren „Wealden“-Schiefer der unteren
Isterberg-Formation. Diese beschränken
sich hauptsächlich auf Wasserläufe
und Quellenaustritte in denen der Schiefer
ansteht. Der Steinbruch Liekwegen ist
die einzige Lokalität, in dem der Untere
„Wealden“-Schiefer im Untersuchungsgebiet
oberirdisch anstehend ist. Die hier
aufgeschlossenen Sedimente repräsentieren
Beckenablagerungen und sind durch
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
8 Maik Raddatz-Antusch
das Hauptkohleflöz vom Obernkirchen-
Sandstein getrennt. Das Flöz ist nur noch
an wenigen Stellen des Arbeitsgebiets zugänglich.
Die unterlagernde Nesselberg-
Subformation ist aufgrund von Überdeckung
und/oder Erosion nicht mehr
nachzuvollziehen. Lesesteine des Oberen
Jura (Münder-Mergel-Subformation) sind
nur marginal nachweisbar und ebenfalls an
der südöstlichen Flanke des Bückebergs
aufzufinden. Die Talgebiete sind durch Decken
mit Lockergesteinen, die dem Quartär
zugeordnet werden, überdeckt. Die gesamten
Schichten des Arbeitsgebiets lagern
teilweise fast horizontal wirkend (2°), aber
auch durch Bruchschollentektonik etwas
stärker verkippt (bis 15°) und weisen Klüfte
in regelmäßigen Abständen auf. Einen
besonders guten Einblick in die Schichtenfolge
und vergleichsweise gute Aufschlussverhältnisse
bieten die drei größeren
Steinbrüche des Bückebergs (Steinbruch
Liekwegen, Hessischer Bruch und der aktiver
Obernkirchen-Sandsteinbruch), von
denen nur noch einer in Betrieb ist. Sie
liefern einen Hinweis auf eine von Süden
nach Norden verlaufende Schüttungsrichtung
der Obernkirchen-Sandsteine im
Untersuchungsgebiet.
Schlüsselwörter: Bückeberg, Geologie,
Paläontologie, Unterkreide, Sandsteine,
Obernkirchen, Kartierung, fossile Flora
und Fauna, Dinosaurierfährten.
Abb. 1 Übersichtskarte des Landkreises Schaumburg
mit eingezeichneter Lage des Bückebergs
(rot). Die Übersichtskarte von Niedersachsen zeigt
die Lage des Schaumburger Landes (schwarz).
1 Wölpinghausen
2 Hagenburg
3 Auhagen
4 Haste
5 Wiedensahl
6 Pollhagen
7 Sachsenhagen
8 Niederwöhren
9 Nordsehl
10 Lauenhagen
11 Lüdersfeld
12 Lindhorst
13 Beckedorf
14 Hohnhorst
15 Suthfeld
16 Meerbeck
17 Stadthagen
18 Heuerßen
19 Bad Nenndorf
20 Hespe
21 Rodenberg
22 Bückeberg
23 Seggebruch
24 Helpsen
25 Nienstädt
26 Apelern
27 Lauenau
28 Ahnsen
29 Obernkirchen
30 Auetal
31 Pohle
32 Messenkamp
33 Bad Eilsen
34 Luhden
35 Heeßen
36 Buchholz
37 Hülsede
38 Rinteln
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
9
Geographischer Überblick
Der Bückeberg befindet sich im Landkreis
Schaumburg im Südwesten von
Niedersachsen, etwa 63 km westlich von
Hannover, bzw. 7 km östlich von Obernkirchen
an der Schwelle zum Norddeutschen
Flachland (Abb. 1). Er ist Teil des
Weserberglands und bildet die zweithöchste
Erhebung Schaumburgs mit 367 m
üNN. Das Relief steigt von 150 bis 200 m
üNN im Süden (Auetal) auf 367 m üNN
im Zentrum des Bückebergs an (Abb. 2).
A
Abb. 2 Digitales Geländemodell
(DGM) des Untersuchungsgebiets
im Zentrum
des Bückebergs bei Obernkirchen.
A X-Achse kennzeichnet
Höhen- und Rechtswerte
des Untersuchungsgebiets;
B Y-Achse kennzeichnet die
Höhenmeter üNN.
B
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
10 Maik Raddatz-Antusch
Regionale Geologie – Ein Ausblick in die geologische
Vergangenheit des Bückebergs
Die im Arbeitsgebiet anstehenden präquartären
Gesteine kamen zur Zeit des
Oberen Jura (Tithonium) und hauptsächlich
während der Unteren Kreide (Berriasium)
innerhalb der Hilsbucht des Niedersächsischen
Beckens zur Ablagerung (Abb.
3, 4). Das Niedersächsische Becken bildet
mit einer Länge von etwa 400 km und einer
Breite von 100 km den südlichen Ausläufer
des Nordseebeckens. Es gehört zu
einer Reihe Nordwest-Südost orientierter
Becken (Hampshire Becken, Pariser
Becken, Westholländisches Becken, Sole
Pit Becken, Broad Fourteens Becken, Dänisches
Becken, Altmark-Brandenburg-
Becken) und wird durch die Pompeckjsche
Schwelle im Norden, die Rheinische
Masse im Süden, die Ostholländische Triasplatte
im Westen und die Flechtinger
Schwelle im Osten begrenzt (Mutterlose
& Bornemann 2000). Während des Oberen
Jura und der Unteren Kreide wurde
die Subsidenz des Beckens durch dextrale
divergente Scherbewegungen gesteuert.
Die Scherbewegungen stehen im Zusammenhang
mit dem zeitgleich stattfindenden
Rifting des zentralen Nordseegrabens.
Die Subsidenz begann während des
Kimmeridgium (Oberer Jura) und dauerte
während der Unterkreide bis zum Aptium
an. Dabei wurden die Sedimente der jurassisch-kretazischen
Münder-Formation,
der limnischen Bückeberg-Gruppe (Berriasium),
sowie der marinen Minden-Braunschweig-Gruppe
(Valanginium-Albium)
im Arbeitsgebiet abgelagert. Im frühen
Turonium begann die sogenannte tektonische
Inversion, die ihren Höhepunkt
Weser
Elbe
Bremen
Osnabrück
4
3
2
1
Hannover
Braunschweig
Osnabrück Delta
Hilsbucht
Braunschweiger
Bucht
100 km
Abb. 3 Paläogeografie des Niedersächsischen
Beckens während des Berriasium (Unterkreide) mit
gekennzeichneten Fundstellen von Dinosaurier-
Fährten. Zeichnung: M. Raddatz-Antusch und
J. Hornung.
Fährtenfossilien-Lokalitäten
1
Wölpinghausen
3
2 4
Münchehagen
Obernkirchen
Harrl
Rezenter Flussund
Küstenverlauf
Fluviatile
Transportrichtung
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
11
während des Santonium hatte und bis ins
Campanium hineinreichte. Eine weitere
Inversion fand im frühen Tertiär statt. Die
Inversion formte die ehemaligen Gräben
in das tektonisch stabile Niedersächsische
Tektogen bzw. die niedersächsische Scholle
um. Aufgrund verschiedener Mächtigkeiten
und lithologischer Variationen
lässt sich das Becken in einen westlichen
Bereich (Rhein-Bentheim-Meppen-Groningen-Areal),
einen westlichen zentralen
Bereich (Osnabrück-Bielefeld-Minden-
Vechta-Areal = nördliches Wiehengebirgsvorland),
einen östlichen zentralen Bereich
(Hannover-Braunschweig-Areal) und einen
östlichen Bereich im engeren Sinne
(Brandenburg-Mecklenburg-Areal) gliedern
(Abb. 5). Die Grenzen der einzelnen
Teilbecken lassen sich grob an den Flüssen
Ems, Leine und Elbe ziehen (Mutterlose
& Bornemann 2000).
Der Bückeberg wird mit seinen überwiegend
unterkreidezeitlichen Sedimenten
in den westlichen zentralen Bereich des
Niedersächsischen Beckens (nördliches
Wiehengebirgsvorland) eingegliedert. Sedimente
dieses Bereichs des Niedersächsischen
Beckens sind lediglich nördlich des
Wiehen- und Wesergebirges in der Region
Espelkamp-Minden-Bückeberg aufgeschlossen
(Mutterlose 1992).
Während des Coniacium bis Campanium
unterlag diese Region einer flächenhaft
wirkenden Abtragung (Denudation) und
Erosion, die von der durch Inversionstektonik
hervorgerufenen Heraushebung während
der Oberen Kreide begünstigt wurden.
Aufgrund der Inversion sind lediglich
Abb. 4 Fazielle Übersicht des Niedersächsischen
Beckens für das Berriasium. 1) vorwiegend Sandsteine;
2) Karbonatische Randsedimente;
3) Tonsteine mit Sandsteinlagen; 4) vorwiegend
Tonsteine. Die Lage des Arbeitsgebiets ist rot
gekennzeichnet. Geändert nach Mutterlose &
Bornemann (2000).
6° 7° 8° 9° 10° 11°
Hamburg
Pompeckj’sche Schwelle
53°
Bremen
Ostholländische
Triasplatte
Niedersächsisches Becken
Rheine
Bückeberge
Hannover
Celle
Gifhorn
Braunschweig
Flechtinger
Schwelle
52°
?
A
?
Rheinische Masse
B
Weser
C
Harz
1 2 3 4
Westliches
Becken
Zentrales
Becken
Östliches
Becken
Erosionsgebiete/
fehlende
Ablagerung
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Ems
12 Maik Raddatz-Antusch
A
0 100 km
Nordsee
Kiel
IV
Hamburg
I
Bremen
Niedersächsisches Becken
Hannover
Berlin
II
Düsseldorf
III
Leipzig
B
Bramsche
Hunte
Espelkamp
Rehburger
Berge
Steinhuder
Meer
Hannover
Rheine
Tecklenburg
Osnabrück
Bad Iburg
Bielefeld
Minden
Vlotho
Harrl
Bückeberg
Deister
Obernkirchen
Münster
Oerlinghausen
Teutoburger Wald
Horn-Bad
Meinberg
Paderborn
Fürstenberg
Soest
Warburg
Weser
Essen
Rheinische Masse
0 20 km
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
13
Abb. 5 (siehe gegenüberliegende Seite)
A Geografische Übersicht des Niedersächsischen
Beckens: I Rhein-Bentheim-Meppen-Groningen-
Areal; II Osnabrück-Bielefeld-Minden-Vechta-Areal =
nördliches Wiehengebirgsvorland; III Hannover-
Braunschweig-Areal; IV Brandenburg-Mecklenburg-
Areal. Rot gekennzeichnet ist der südwestliche Teil
des Beckens, in dem sich das Untersuchungsgebiet
befindet.
B Geografischer Überblick des südwestlichen Teils
des Niedersächsischen Beckens: Bückeberg und
Harrl (rot); Rehburger Berge; Teutoburger Wald.
Geändert nach Mutterlose & Bornemann (2000).
die Unterkreide-Sedimente des Berriasium
bis zum späten Hauterivium erhalten
geblieben. Die Sedimente der Bückeberg-
Gruppe sind die jüngsten präquartären
Ablagerungen des Bückebergs. Ablagerungen,
die jünger als die Simbirskites staffi
(Ammoniten)-Zone des späten Hauterivium
sind, erscheinen nicht mehr in diesem
Bereich der Ostwestfälischen Schwelle
(Mutterlose & Bornemann 2000). Die unterkreidezeitlichen
Ablagerungen sind entlang
verschiedener Ost-West gerichteter
Antiklinalen und Synklinalen aufgeschlossen,
die durch Salzdiapirismus entstanden
sind (Baldschuhn et al. 1996). Einen
detaillierten Überblick über die komplexe
Entwicklung des Niedersächsischen Beckens
gibt Cäsar (2012).
Die limnischen Sedimente des Berriasium
wurden in der älteren Literatur auch
als „nordwestdeutscher Wealden“ bezeichnet,
in Analogie zu kontinentalen Ablagerungen
in Südwest-England, die allerdings
keinen engeren genetischen Bezug haben
und geologisch etwas jünger sind. Diese
Terminologie wird auch heute noch teilweise
informell verwendet. Formell wurde
für die Einheit 1975 die Bückeberg-Formation
eingeführt (Casey et al. 1975), die
2014 weiter untergliedert wurde und den
Status einer lithostratigrafischen Gruppe
erhielt.
Sie erreicht eine Mächtigkeit von etwa
700 m im Zentrum des Niedersächsischen
Beckens. Der Großteil der Bückeberg-
Gruppe besteht aus dunkelgrauen, karbonatarmen,
teilweise bituminösen Tonsteinen,
die stellenweise mit sideritischen
Schillkarbonaten wechsellagern (Isterberg-Formation).
Im Arbeitsgebiet ist der
tiefere Teil der Isterberg-Formation (vormals
„Unterer Wealdenschiefer“) im Steinbruch
Liekwegen und am Südhang des
Bückebergs aufgeschlossen. Auch der obere
Bereich der Bückeberg-Gruppe von Ellerburg
nördlich Lübbecke und weiter östlich
bei Minden besteht hauptsächlich aus
Ton steinen (Obere Isterberg-Formation).
Weiter östlich, nahe der Weser, wird die
Abfolge zunehmend grobkörniger. Entlang
der Weser verzahnen sich die Tonsteine
ostwärts mit den fluviodeltaischen Sand-,
Silt- und Tonsteinen sowie Schillkarbonaten
und Kohleflözen der Deister-Formation
(Mutterlose & Bornemann 2000).
Kauenhowen (1927) sah die Sandsteine
als den distalen Bereich des Fächers an. Er
vermutete den Transport des Materials aus
dem Süden in das Becken. Auch Mutterlose
& Bornemann (2000) und Voigt et al.
(2008) vermuten einen Transport des Sandes
aus Süden von der Rheinischen Masse
her.
Besonders zwei Schichteinheiten, der
Untere- und der Obere-Hauptsandstein,
zusammengefasst als Obernkirchen-Sandstein,
stoßen weit nach Nordwesten vor
und erreichen den Raum um Rehburg-
Loccum (Münchehagen). Es lassen sich
zwei unterschiedliche Fächer aus Sandsteinen
unterscheiden, die beide ihren
Ursprung im Süden haben. Ein kleiner
Fächer befindet sich im Bereich der heutigen
Gegend von Osnabrück. Ein weiterer
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
14 Maik Raddatz-Antusch
größerer Fächer ist in der Gegend von
Hannover gelegen. Die mächtigen, massiven
Sandsteine des Hauptsandsteins
(Deister-Formation, Barsinghausen-Subformation)
formen einen langgezogenen
Fächer, der in der Region des Hils etwa 50
km weiter südlich seinen Ursprung findet.
Diese Sandsteine bilden die geomorphologischen
Rücken des Bückebergs mit dem
Harrl (westlich), dem Deister (südöstlich)
und den Rehburger Bergen. Sie lassen sich
bis zu dem etwa 20 km von Hannover entfernten
Ort Sehnde weiterverfolgen (Mutterlose
& Bornemann 2000).
Die Deltas und die durch Flussablagerungen
gebildeten Ebenen beherbergten
im Berriasium eine reiche Vegetation,
vergleichbar mit heutigen Regen- und
Sumpfwäldern (Pelzer 1984, 1998; Abbink
et al. 2001). Koniferen, Ginkgo und Farne
dominierten die Wälder der Unteren
Kreide des Niedersächsischen Beckens.
Trockengebiete und das Hinterland waren
wahrscheinlich durch eine offene, savannenartige
Vegetation aus Cycadeen und
Bennettitales geprägt. Bereiche mit aktiver
Sedimentation und Sedimenttransport
(Durchbruchsfächer, Barrieren) wurden lediglich
von Pionierpflanzen wie Bärlappgewächsen
besiedelt und stabilisiert (Pelzer
1998).
Die problematische Untergliederung des Berriasium im
Niedersächsischen Becken
Bis 1962 vermuteten Wick & Wolburg
die Jura-Kreide-Grenze im Wealden 3 und
verwendeten die Grenze Purbeck-Wealden
in England als Vorlage (Tafel 1 A
Beilagenblatt). Dies änderte sich mit der
Erhebung des Berriasium als eigenständige
basale Stufe der Unterkreide unterhalb
des Valanginium (Busnardo & Le Hégarat
1965). Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das
Berriasium als unterste Stufe des Valanginium
angesehen und mit einem „Infravalangin“
gleichgesetzt. Basierend auf den
Neuerkenntnissen durch die Verwendung
der Ostrakodengattung Cypridea als Leitfossil,
kam es zu einer Verschiebung der Jura-Kreide-Grenze
an die Obergrenze des
Münder Mergel (Tafel 1 B Beilagenblatt).
Die Vertreter der Süß- bis Brackwasser-
Ostrakoden zeigen sowohl eine übereinstimmende
Artabfolge im Anglo-Pariser
und Niedersächsischen Becken, als auch im
englischen Unter-Purbeck. Demnach handelt
es sich bei den Ablagerungen des englischen
Purbeck und den vergleichbaren
Einschaltungen in Südfrankreich, Schweiz
und Deutschland um eine Fazies des Berriasium
(Kemper 1973).
Babinot et al. (1971) bemerken, dass die
Sedimente limnisch-brackischer Gewässer
zur Zeit des Berriasium wahrscheinlich
in Westeuropa weit verbreitet waren. 1973
beschreibt Kemper, dass lediglich ein Teil
der Schichten, die in Deutschland „Wealden“
genannt wurden, mit dem englischen
Purbeck äquivalent ist. Dennoch wurde
der irreführende Faziesbegriff „Wealden“
bis zu diesem Zeitpunkt beibehalten und
im stratigrafischen Sinne gebraucht. Kemper
führte an, dass der „deutsche Wealden“
mit dem Englischen nicht identisch
ist und faziell nur bedingte Ähnlichkeiten
hat. Um Irreführungen auszuschließen,
vergab Kemper (1973) für den „deutschen
Wealden“ den Namen „Bückeberg-Folge“
und für den „Oberen Münder-Mergel“ den
Namen „Katzberg-Folge“ (Tafel 1 B Beilagenblatt).
In diesem Sinn soll in dieser
Arbeit nur von einer „Wealdenfazies“ oder
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
15
dem „Norddeutschen Wealden“ gesprochen
werden.
Die Korrelationen der Basis der Unterkreide
in Norddeutschland sind noch immer
nicht eindeutig geklärt. Gründe für
eine unzureichende Gliederung sind das
Fehlen von marinen Sedimenten mit den
für eine Korrelation wichtigen Ammoniten,
ebenso wie das Fehlen von Dinoflagellaten,
kalkigen Nanofossilien, Foraminiferen,
Calpionellen, Aucellinen und
Belemniten. Gleichzeitig wird eine stratigrafische
Gliederung durch häufige Gesteinswechsel
erschwert. Zwar lassen sich
diese hypersalinaren bis brackisch-limnischen
Sedimente wie oben erwähnt mit
Ostrakoden untergliedern, jedoch sind die
hier auftretenden Arten von Cypridea, Paranotacythere
und Sternbergia endemisch.
Demnach lässt sich eine biostratigrafische
Position der Kreide-Basis nur abschätzen.
Die Grenze beginnt etwa mit dem Einsetzen
der Gattung Cypridea in der Zone der
Macrodentina dictyota (Schudack 1994).
Das Top der Bückeberg-Gruppe unterlag
ebenfalls verschiedenen Anpassungen.
Während Kemper (1973) die Grenze Berriasium/Valanginium
am Top der Bückeberg-Gruppe
(ehemals Bückeberg-Folge)
definierte, verlagerten Elstner & Mutterlose
(1996) diese an eine unsichere Position
innerhalb der oberen Bückeberg-Gruppe
(ehemals Bückeberg-Formation). 2014
verschoben Erbacher et al. die Grenze erneut
wieder an das Top der Bückeberg-
Gruppe.
Hornung et al. (2012) untergliedern
die Bückeberg-Formation ebenfalls in
die Obernkirchen-Subformation (englisch
„Member“) und die Osterwald-Subformation.
Die ältere Münder-Formation,
bestehend aus der Katzberg- und
der Serpulit-Subformation, ist vollständig
in das Berriasium eingegliedert.
Nach Hornung et al. (2012) beginnt die
Bückeberg-Formation mit dem Auftreten
von Cypridea fasciculata und endet mit der
Paranotacythere trapezoidalis-Zone. Im Gegensatz
zu älteren Gliederungen wird auf
eine weitere Untergliederung der Obernkirchen-Subformation
und Osterwald-
Subformation verzichtet. Dafür wird eine
lithofazielle Darstellung der beiden Subformationen
aufgezeigt.
Die für diese Arbeit verwendete stratigrafische
Einordnung der kartierten Einheiten
beruht auf der überarbeiteten Lithostratigrafie
nach Erbacher et al. (2014)
und der Stratigrafischen Tabelle von
Deutschland 2017 (Deutsche Stratigraphische
Kommission 2017). In der neuen
Gliederung wurden der Münder-Mergel,
die Katzbergfolge und der Serpulit als
Münder-Formation zusammengefasst. Der
Serpulit ist nun als Subformation herabgestuft
worden und wird als Nesselberg-Subformation
bezeichnet. Die Jura-Kreide-
Grenze befindet sich an der Obergrenze
der Münder-Formation bzw. Nesselberg-
Subformation. Demnach umfasst die
Münder-Formation sowohl jurassische als
auch unterkretazische Ablagerungen (Nesselberg-Subformation).
Die stratigrafisch
jüngere Bückeberg-Folge wurde in die Bückeberg-Gruppe
umbenannt. Diese wird
weiter untergliedert in die Tonfazies (Oberer
und Unterer „Wealden“-Schiefer), die
als Isterberg-Formation bezeichnet wird
und die sandige Randfazies im Südosten,
die nun Deister-Formation genannt wird.
Der distale Anteil (Obernkirchen-Sandstein)
wird als Barsinghausen-Subformation
der Deister-Formation angegliedert.
Die proximaleren Bereiche (Hils und Osterwald)
werden als Osterwald-Subformation
bezeichnet. Zur besseren Orientierung
werden in dieser Arbeit die informellen
Einheiten wie „Mittlerer Münder-Mergel“,
„Serpulit“ und „Obernkirchen-Sandstein“
beibehalten bzw. verwendet.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
16 Maik Raddatz-Antusch
Die Lithologie des Bückebergs – Ein Überblick über die
jurassischen, kretazischen und quartärzeitlichen Ablagerungen
des Höhenzugs bei Obernkirchen
Im Rahmen dieser Arbeit wurden die
im Gelände zu erfassenden lithologischen
Grenzen auskartiert, wobei viele davon
aufgrund fehlender Aufschlüsse oder
durchgehender Profile nur bedingt nachvollziehbar
waren. Die kartierten Lesestein-
(grün) und Aufschlusspunkte (rot)
sind auf Tafel 4 des Beilagenblatts dargestellt
und in den Tab. 4 und 5 erläutert.
Die Beschreibungen der aufgenommenen
Profile (A6, A7, A14) der 3 Steinbrüche
auf dem Bückeberg sind den Tab. 1 bis 3
zu entnehmen. Für die detaillierten Beschreibungen
der einzelnen Schichten
in den vorhandenen Steinbrüchen wurden
für die Profilaufnahmen die Kürzel
„LB“, „AB“ und „NB“ verwendet. Dabei
handelt es sich jeweils um die Abkürzungen
und Arbeitstitel LB für „Liekwegener
Bruch“ (Steinbruch Liekwegen), AB
für „Alter Bruch“ (Hessischer Bruch) und
NB für „Neuer Bruch“ (aktiver Obernkirchen-Sandsteinbruch).
Für eine nachzuvollziehende
Beschreibung der einzelnen
Schichten wurden diese Initialen noch mit
einer durchgehenden Nummerierung versehen.
Die Lage der Profile ist ebenfalls im
Beilagenblatt (siehe Tafel 4) und in Detailabbildungen
(Abb. 33, 34) zu ersehen.
Außerdem wurden auf dem Bückeberg abgeteufte
Bohrungen (Landesamt für Bergbau
2013) in die Beschreibungen der einzelnen
Lithologien miteinbezogen und
interpretiert. Die verwendeten Bohrungen
werden in den Tab. 7 – 16 ausführlich beschrieben*.
Die oberjurassische Münder-Formation
* Tab. 7 – 16 siehe
naturhistorica-161.n-g-h.org
bildet die älteste lithologische Einheit des
Arbeitsgebiets. Die Münder-Formation
(zusammen mit der Nesselberg-Subformation)
wurde während des Oberen Jura (Tithonium)
und der basalen Unteren Kreide
(Unteres Berriasium) abgelagert. Die
Nesselberg-Subformation ließ sich nicht
nachweisen, so dass lediglich der Mittlere
Münder-Mergel der Münder-Formation
bereichsweise auskartiert werden konnte.
Auf dem Mittleren Münder-Mergel folgen
die Gesteine der Isterberg-Formation und
Deister-Formation (Barsinghausen-Subformation).
Sie lassen sich von jung nach
alt folgendermaßen gliedern:
1. Deister-Formation, Barsinghausen-
Subformation: Hauptsandstein und
Liekwegener Sandstein (s. Abschnitt:
Obernkirchen-Sandstein, „Hauptwealdensandstein“
nach Grupe
1933).
2. Isterberg-Formation: Überwiegend
Tonsteine (Unterer „Wealden“-
Schiefer), eingeschaltet der „Untere
Sandstein“ (Deister-Formation) und
Hauptkohleföz (s. Abschnitt „Untere
Isterberg-Formation (Unterer
„Wealden“-Schiefer WdSu“)).
Die Sandsteine der Deister-Formation
verzahnen mit den Tonsteinen der
Isterberg-Formation. Deren oberer Teil
(der Obere „Wealden“-Schiefer“) im Hangenden
der Deister-Formation fehlt lokal
durch Erosion. Die jüngsten Ablagerungen
im Arbeitsgebiet, die dem Quartär
zugeordnet werden, wurden nicht weiter
untergliedert. Es wurden jedoch die pleistozänen
Lössdecken und Geschiebemergel
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
17
von den holozänen, alluvialen Ablagerungen
unterschieden. Die in dieser Arbeit
verwendeten Abkürzungen für die lithologischen
Einheiten wurden dem „Symbolschlüssel
Geologie“ (Landesamt für Bergbau
2013) entnommen.
Über die jurassischen Ablagerungen
des Bückebergs (Malm [jo]) – Ein
Exkurs in die Münder-Formation
(joOM4 – joOM6) und deren Mittlerer
Münder-Mergel (joOM4)
Die Münder-Formation ist nach dem
4 km westlich von Springe gelegenen heutigen
Bad Münder benannt (Credner 1863).
Erst 1975 erhielt die Stadt das Prädikat
„Staatlich anerkannter Heilquellenbetrieb“.
In der Umgebung von Bad Münder
ist die Aufschlusssituation für oberjurassische
Ablagerungen besonders gut. Die
Münder-Formation stellt die älteste lithologische
Einheit im Untersuchungsgebiet
dar. Sie beinhaltet neben den jurassischen
Ablagerungen zusätzlich noch die Nesselberg-Subformation,
die in das Berriasium
(Unterkreide) gestellt wird. Die Ablagerungen
der Münder-Formation sind lediglich
auf den flachen Bereichen des Südhangs
des Bückebergs nachweiszuweisen,
die vorwiegend landwirtschaftlich genutzt
werden. Dauerhafte Aufschlüsse der Münder-Formation
sind nicht vorhanden. Der
hauptsächlich mergelig ausgebildete Mittlere
Münder-Mergel wird durch eine etwa
2 m mächtige quartäre Decke überlagert.
Die Hangendgrenze liegt in etwa bei 210
m üNN am Südhang des Bückebergs. Die
zu den Mittleren Münder-Mergel gestellte
lithologische Einheit lässt sich nach Süden
über das Arbeitsgebiet hinaus weiterverfolgen.
Wilde (1981) beschreibt „hauptsächlich
graue bis grünlich graue, teilweise
auch grünliche, plastische Mergel“ in
den flachen Bereichen des Harrl-Südhangs
(Messtischblatt Bückeburg 3720), die
westlich an das Untersuchungsgebiet Bückeberg
(Kathrinhagen 3721) anschließen.
Eine genaue stratigrafische Einordnung
der farbigen Mergel ist aufgrund der Aufschlussgegebenheiten
im Untersuchungsgebiet
nicht möglich. Jedoch lassen sich die
beobachteten Lesesteine mit hoher Wahrscheinlichkeit
in den Mittleren Münder-
Mergel eingliedern. Die grünlich-grauen
und zum Teil auch rötlichen Mergelsteine
zeigen eine starke Reaktion mit Salzsäure.
Eine von Grupe (1933) angegebene Analyse
ergibt einen Calciumkarbonat-Anteil
von 33,1 % und einen Magnesiumkarbonat-Anteil
von 16,3 %.
Wiederholt beobachtete feste, mergelig-
Abb. 6
A Fester, kalkiger, mürbe-bröckliger Lesestein
(Lese steinvorkommen L20; Tafel 4 Beilagenblatt)
der Münder-Formation mit einer gräulichen Kruste
und einem weißlich bis geblichen Bindemittel;
Pfeilspitze kennzeichnet den enthaltenen Seeigelstachel.
B Detailansicht der Spitze des Seeigelstachels
im Lesestein mit gut erkennbarer zur Spitze
zulaufender Riefung.
A
B
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
18 Maik Raddatz-Antusch
kalkige und mürbe-bröcklige Konglomerate
mit einer gräulichen Kruste und einem
weißlich bis gelblichen Bindemittel
konnten ebenfalls in den flachen Bereichen
des Südhangs des Bückebergs aufgefunden
werden (Abb. 6 A). Die von Wilde
(1981) erwähnte, immer dunkler werdende
Farbänderung vom Liegenden (rötliche
Mergel) bis hin zum Hangenden (grünlich-grau)
im Harrl ist stellenweise im flachen
Bereich des Südhangs des Bückebergs
ebenfalls zu beobachten. Aufgrund
der Farbenvielfalt der Mergel, dem hohen
Calciumkarbonat-Anteil und dem Vorhandensein
von mürbe-bröckligen Mergelsteinen
werden die Lesesteine im südlichen
Bereich des Untersuchungsgebiets
im Zuge dieser Arbeit in den Mittleren
Münder-Mergel gestellt. Die im Mittleren
Münder-Mergel häufig auftretenden Vorkommen
von Steinsalz oder Gips konnten
während der Kartierung nicht gefunden
werden. Die farbigen Mergel sind relativ
fossilfrei. Lediglich ein Seeigelstachel
konnte innerhalb eines mürben Lesesteins
nachgewiesen werden (Abb. 6 B). Über die
Mächtigkeit des Mittleren Münder-Mergel
lassen sich keine Aussagen treffen, da
die dazu nötigen Aufschlüsse fehlen und
der Mergel bis über die Südgrenze des Arbeitsgebiets
hinausreicht. Grupe (1933)
gibt jedoch eine Mächtigkeit bis zu 350 m
für den Mergel an. Direkt oberhalb des
Mittleren Münder-Mergel, auf einer Höhe
von 270 m üNN, folgt im Hangenden am
Südhang der Untere „Wealden“-Schiefer
der Isterberg-Formation der Bückeberg-Gruppe.
Der in der Schichtenfolge
überlagernde Serpulit (Nesselberg-Subformation)
ließ sich im Gelände nicht eindeutig
bestimmen. Gründe für die schlechten
Aufschlussgegebenheiten könnten
Hangrutschungen, starke Erosionen entlang
des Südhangs oder die dichte Vegetation
sein.
Über die kreidezeitlichen Ablagerungen
des Bückebergs (Berriasium
[krbe]) – Ein Exkurs in die Isterberg-Formation,
das Hauptkohleflöz
und die Deister-Formation der
Bückeberg-Gruppe (krBU)
Der Bückeberg dient als Stratotyp-Areal
und Namensgeber für die Bückeberg-
Gruppe. Der alten Gliederung nach Wick
& Wolburg (1962) umfasst sie die Schichten
des „deutschen Wealden“ W1 bis W6
(Tafel 1 Beilagenblatt). Im kartierten Gebiet
konnten die untere Isterberg-Formation
und die mit ihr verzahnende Deister-Formation
nachgewiesen werden. Die
Gesamtmächtigkeit der Bückeberg-Gruppe
beträgt in etwa 340 m (Grupe 1933).
Die Untere Isterberg-Formation
(Unterer „Wealden“-Schiefer, WdSu) –
Die Tonsteinfazies der Bückeberg-
Gruppe (krBU) am Bückeberg
Der Untere „Wealden“-Schiefer ist neben
dem Obernkirchen-Sandstein (Deister-
Formation) die zweithäufigste anzutreffende
lithologische Einheit im Arbeitsgebiet.
Die Vorkommen des Unteren „Wealden“-
Schiefer sind jedoch nur im stillgelegten
Steinbruch Liekwegen im Norden des Untersuchungsgebiets
anstehend und als Lesestein
im sich verflachenden Norden zu
finden. Weiterhin lassen sich Lesesteine
in kleineren Quellaustritten am Südhang
finden. Die Aufschlusssituation im Steinbruch
Liekwegen ist ausreichend gut, so
dass ein Detailprofil angefertigt werden
konnte (Tafel 2 C Beilagenblatt). Der graue
Tonstein lagert nahezu horizontal und bildet
gleichzeitig die Steinbruchsohle in vielen
Bereichen des Bruchs. Zur Ermittlung
der Lage und Verbreitung des Unteren
„Wealden“-Schiefer im Untergrund wurden
zusätzlich zahlreiche abgeteufte Bohrungen
auf dem Bückeberg ausgewertet.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
19
Beim Unteren „Wealden“-Schiefer des
Liekwegener Steinbruchs handelt es sich
um einen dunkelgrauen, siltigen Tonstein
(Abb. 7). Er zeigt ein plattiges bis unregelmäßiges
Gefüge und ist horizontal geschichtet.
Die durchschnittliche Mächtigkeit
der einzelnen aufgeschlossenen
Tonsteinlagen schwankt zwischen 3 bis 9
cm. Einige Lagen zeigen eine deutliche
Braunfärbung, die durch Oxidation von
Eisen oder Mangan hervorgerufen wurde.
Die auf den Schichtoberflächen zum
Teil in großer Zahl gefundenen Muschelreste
sind meist einklappig und scheinen
bereichsweise eingeregelt zu sein, das weist
auf einen postmortalen Transport hin. Die
Schalen der Muscheln sind zum größten
Teil weggelöst, so dass lediglich eine Steinkernerhaltung
vorliegt (Abb. 7 D, 24). Es
handelt sich hierbei hauptsächlich um die
Süß- bis Brackwassermuscheln der Neomiodontiden.
Sie liegen in einer konvexoben
Position auf der Schichtoberfläche
und weisen eine sehr gute Erhaltung auf.
Neben den Neomiodontiden lassen sich
zusätzlich noch Unioniden (Süßwasser-
Muscheln) beobachten.
Das Vorhandensein von Süß- bis Brackwasserorganismen
wie Neomiodontiden
und Unioniden lässt auf ein ehemaliges
limnisches Milieu schließen (Pelzer 1998).
Anzeichen für Bioturbation lassen
sich innerhalb der Tonsteine des Unteren
„Wealden“-Schiefer im Steinbruch Liekwegen
nicht beobachten.
Der Untere „Wealden“-Schiefer wird
durch ein dünnes Kohleflöz vom Liekwegener
Siltsandstein des Obernkirchen-
Sandstein im Hangenden getrennt (Tafel
2 C Beilagenblatt, LB 2). Bei dem Kohleflöz
handelt es sich sehr wahrscheinlich
um das Hauptkohleflöz, das die Grenze
zwischen dem Unteren „Wealden“-Schiefer
und dem Obernkirchen-Sandstein darstellt
(Falke 1944).
Der am Südhang des Bückebergs als Lesesteine
in ehemaligen Abbaukuhlen und
Wasserläufen aufzufindende Tonstein unterscheidet
sich vom schluffigen Tonstein
von Liekwegen durch seinen blättrigen
Zerfall beim Zerschlagen. Demnach findet
ein Wechsel von massiveren, siltigen
Tonsteinen im Liegenden zu einem mehr
blättrigen, siltigen Tonstein im Hangenden
statt. Zum Teil lassen sich stark kohlehaltige
Tonsteine unterhalb der Kammstraße
finden, in denen vereinzelt schlecht erhaltene
Pflanzenreste vorhanden sind. Reste
von Muscheln oder anderer Fossilien
konnten hier nicht nachgewiesen werden.
Die maximale Gesamtmächtigkeit des
Unteren „Wealden“-Schiefer im Arbeitsgebiet
liegt etwa bei 100 m (Grupe 1933).
In den Bohrungen lassen sich vereinzelt
dünne eingeschaltete Bänke von Sandsteinen
und Kohleflözchen erkennen. Diese
bilden lateral begrenzte Vorkommen
und sind in den Bereichen Horsthof 9/87
(Tab. 7) und Forsthaus WD 11/87 (Tab.
10) beobachtet worden (Tafel 3 B Beilagenblatt).
Dabei handelt es sich um frühe
Einschaltungen von Feinsandsteinen.
Aufgrund einer größeren Verwerfung,
die am Flothbach des Arbeitsgebiets ihren
Ursprung hat und weiter südwestlich
durch den „Düsteren Grund“ über den
„Futterplatz“ verläuft, kommt es zu einer
Verwerfung der Schichten der Isterbergund
Deister-Formation (Grupe 1933). Im
Gelände konnte diese Verwerfung nicht
eindeutig nachgewiesen werden, da Aufschlüsse
fehlen.
Der Untere „Wealden“-Schiefer ist überwiegend
eine landferne Beckenablagerung
(Abb. 4), die nach einem raschen Wasserspiegelanstieg
im Anschluss an die Bildung
des Serpulit sedimentiert wurde. Die zahlreichen
Vorkommen von neomiodontiden
und unioniden Muscheln im Steinbruch
Liekwegen lassen ein oligohalines bis
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20 Maik Raddatz-Antusch
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
21
Abb. 7 (siehe gegenüberliegende Seite)
A Aufschlusspunkt A1 im Steinbruch Liekwegen
(siehe auch Abb. 33 und Tafel 4 Beilagenblatt).
B Aufgeschlossener Unterer „Wealden“-Schiefer
im Steinbruch Liekwegen (Isterberg-Formation).
C Wellige, unlaminierte Lagen des Unteren
„Wealden“-Schiefer (Isterberg-Formation).
D Eisen- oder manganüberzogener Unterer
„Wealden“-Schiefer mit eingeregelten Muschelresten
auf der Schichtoberfläche am Aufschlusspunkt
A2 (siehe auch Abb. 33 und Tafel 4 Beilagenblatt)
(Foto A. Böhme).
E Tonstein-Lesesteinvorkommen L33 (siehe auch
Tab. 5 und Tafel 4 Beilagenblatt) des Unteren
„Wealden“-Schiefer am Glückauf-Stollen unterhalb
der Kammstraße (Isterberg-Formation). Länge des
Hammers etwa 30 cm.
mesohalines Ablagerungsmilieu des Unteren
„Wealden“-Schiefer vermuten (Kemper
1973).
Dünnschliffauswertungen des
„Wealden“-Schiefer der Isterberg-
Formation am Bückeberg
Für die Auswertung des Unteren
„Wealden“-Schiefer wurden Dünnschliffe
des Aufschlusspunkts A2 (Abb. 33) angefertigt
(Abb. 8). Die Grundmatrix zeigt
eine hohe Anzahl an Bioklasten. Diese lassen
sich auch makroskopisch auf der Oberfläche
des Tonsteins sehr gut erkennen. Es
handelt sich bei den Bioklasten um Schalenreste
oder komplette Schalen von Neomiodontiden
und Unioniden. Eine genaue
Interpretation der Bioklasten im Dünnschliff
wurde im Zuge dieser Arbeit nicht
vorgenommen. Jedoch lassen die gut zu
erkennenden Schalen auf der Oberfläche
des anstehenden Gesteins und der Probe
darauf schließen, dass es sich hauptsächlich
um Schalen von Neomiodontiden handelt.
Die Größe der Schalen variiert von 0,2
mm (Abb. 8 B) bis zu mehreren Zentimetern.
Neben bioklastenreichen Tonsteinen treten
im Unteren „Wealden“-Schiefer auch
karbonatische Lumachellen bzw. Muschelschilllagen
auf (Aufschlusspunkt A24,
Abb. 9 und Tafel 4 Beilagenblatt). Die im
Untersuchungsgebiet aufgefundenen aus
Kalkstein bestehenden Muschelschilllagen
zeigen eine Schichtung von zahlreichen
Muschelschalen, die mit ihrer Rundung
nach oben liegen. Die Lage der Schalen
gibt einen Hinweis auf eine Bodenströmung
während der Ablagerung. Weiterhin
lässt sich eine leichte, normale Gradierung
erkennen. Die größeren Muschelschalen
lagern demnach im unteren Teil, während
die kleineren Schalen im oberen Teil des
Lesesteins zur Ablagerung gekommen sind.
Neben den Muschelschalen befinden sich
zusätzlich zwei Knochenfragmente eines
oder mehrerer nicht identifierzierter kleiner
Wirbeltiere im Dünnschliff (Abb. 10
A und D). Der größere Knochen (maximal
8,8 mm lang und maximal 6,3 mm breit)
der beiden Fragmente liegt als Längsanschnitt
im Dünnschliff vor und zeigt eine
deutlich zu erkennende schwamm artige
Struktur im Inneren (Spongiosa, Abb. 10
E). Dieser Knochen lässt sich keiner Wirbeltiergruppe
konkreter zuordnen. Das
kleinere Knochenfragment (1 mm im
Querschnitt) liegt im Querschnitt vor und
ist genau wie die Schalenfragmente intensiv
zerbrochen (Abb. 10 A). Dieser Knochen
ist äußerst dünnwandig und hohl, es
könnte sich um einen Rest eines Flugsauriers
handeln. Die Knochen erscheinen im
Hellfeld in einer bräunlichen Färbung und
lassen sich deutlich von den Muschelresten
unterscheiden. Seltener sind bräunliche
bis schwarze Peloide vorhanden.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
22 Maik Raddatz-Antusch
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Abb. 8 Dünnschlifffotos von Tonsteinen des Unteren
„Wealden“-Schiefer (Isterberg-Formation) aus
dem Arbeitsgebiet im Hellfeld.
A Braune Matrix des „Wealden“-Schiefer. B Detailauschnitt
von D mit Resten von Ostrakoden (weiß).
C Reste von Muschelschalen und Ostrakoden
(weiß) vor brauner Matrix. D Übersicht über die
Lage der enthaltenen Reste von Muschelschalen
und Ostrakoden (weiß) in der Matrix des
„Wealden“-Schiefer.
Grupe (1933) erwähnt ebenfalls Kalke und
Kalkbänkchen mit dicht gepackten Muschelschalen,
die wiederholt in den Unteren
„Wealden“-Schiefer eingestreut sind.
Auch Kemper (1976) und Mutterlose &
Bornemann (2000) schrei ben dem Unteren
„Wealden“-Schiefer häufige Wechsellagerungen
aus Ton- und Kalksteinen mit unzähligen
Lagen von Bivalven (überwiegend
Neomiodontiden) und Gastropoden zu.
Diese Kalkbänke enthalten häufig Wirbeltierreste,
besonders von Fischen. Aufgrund
der isolierten Position und des Lesesteincharakters
dieses Fundes, lassen sich keine
genauen Angaben über die Verbreitung
und Mächtigkeit innerhalb des Untersuchungsgebiets
machen.
Kemper (1976) ordnet die häufig auftretenden
Kalke in die Abschnitte Wd 1, Wd
3 und Wd 4 ein (Tafel 1 B Beilagenblatt).
Das Hauptkohleflöz
Das Hauptkohleflöz ist lediglich in wenigen
Bereichen des Untersuchungsgebiets
aufgeschlossen (A3, A4, A5 und A17;
Abb. 33 und Tafel 4 Beilagenblatt). Im
Steinbruch Liekwegen ist das Flöz lateral
ausgedehnt und bildet in einigen Bereichen
die Steinbruchsohle (Tafel 2 C Beilagenblatt,
LB 2; Abb. 11 A, C). Bei dem
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
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B
Abb. 9 Muschelschill vom Aufschlusspunkt A24
(Unterer „Wealden“-Schiefer, Isterberg-Formation;
Tafel 4 Beilagenblatt).
A Aushub am Wanderweg Oberer Weg in Richtung
Wendthagen. Breite des Hügels etwa 2 m.
B Lumachelle mit großen, übereinander liegenden
Neomiodontiden-Schalen. Länge des Hammerhalses
etwa 10 cm.
Liegendflöz handelt es sich um Steinkohle,
die die Grenze zwischen dem Unteren
„Wealden“-Schiefer der Isterberg-Formation
und dem Obernkirchen-Sandstein
(Liekwegener Siltsandstein) der Deister-
Formation bzw. der Barsinghausen-Subformation
bildet. Bei der Beschreibung
der Kohlevorkommen im Untersuchungsgebiet
wurden die Begriffe Glanzkohle,
Mattkohle und Brandschiefer nach Stach
(1968) verwendet.
Das Kohleflöz im unteren Bereich des
Steinbruchs Liekwegen (LB 2) besteht aus
Glanzkohle und besitzt eine Mächtigkeit
von etwa 5 cm. Es überlagert in vielen Bereichen
im Bruch den Unteren „Wealden“-
Schiefer (LB 1) und unterlagert demnach
direkt den Obernkirchen-Sandstein (Liekwegener
Siltsandstein, LB 3). Der Kontakt
zur Basis des überlagernden Siltsandsteins
ist überwiegend scharf.
Einen weiteren Aufschlusspunkt bildet
die Lokalität A17, an der Reste eines
geringmächtigen Kohleflözes aufgeschlossen
sind. Es handelt sich um einen
kleinen Bereich unterhalb Wurzeln von
Bäumen, der Mattkohle zeigt. Die Kohle
ist mulmig zersetzt und tonig bis siltig
ausgebildet. Wegen der fehlenden Aufschlüsse
im Untersuchungsgebiet lassen
sich keine Angaben über den Aufbau des
Flözprofils machen. Die Mächtigkeit des
Kohleflözes beträgt etwa 40 – 50 cm. Aufgrund
der Lage im Gelände lässt sich das
Flöz der Lokalität A17 zum Hauptkohleflöz
stellen, das vom Hauptsandstein des
Obernkirchen-Sandstein direkt überlagert
wird. Nach Grupe (1933) markiert dieses
Kohleflöz die Grenze zwischen dem Unteren
„Wealden“-Schiefer und dem Obernkirchen-Sandstein.
Das Hauptkohleflöz ist im Steinbruch
Liekwegen und an der steil abfallenden
Südflanke des Bückebergs anstehend. Daraus
lässt sich schließen, dass das Flöz lateral
durch das Arbeitsgebiet zieht und entlang
der Kammstraße ausbeißt. Die alten
Abbaugruben unterhalb der Kammstraße
zeugen vom ehemaligen Steinkohleabbau
entlang des Südhangs des Bückebergs.
In den meisten Fällen ist in diesen
Bereichen heutzutage nur noch der Untere
„Wealden“-Schiefer aufzufinden.
Nach Falke (1944) ist die Mächtigkeit
des Hauptkohleflözes (Flöz 3) an
der südwestlichen Flanke des Bückebergs
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Abb. 10 Dünnschliff MR-03 vom Muschelschill-
Vorkommen A24 (Unterer „Wealden“-Schiefer,
Isterberg-Formation; Tafel 4 Beilagenblatt) im
Hellfeld.
A Queranschnitt eines intensiv zerbrochenen
Knochenfragments eines (?) Flugsauriers
(schwarze Pfeilspitze).
B und C dicht gepackte Muschelschalen
(weiße Pfeilspitzen weisen auf einzelne
übereinanderliegende Muschelschalen).
D 8,8 mm langer Knochen im Anschnitt mit
deutlich erkennbarer Substantia compacta,
Kortikalis und Periost.
E Detailansicht der äußeren Knochenschichten
(schwarzer Kasten in D).
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
25
am höchsten. Nach Norden, Westen und
Osten nimmt das Flöz mit zunehmender
Entfernung an Mächtigkeit ab (Abb.
12 A). Zusätzlich taucht das Flöz in Richtung
Norden mit einem leichten Einfallen
ab, nachdem es bei Münchehagen erneut
nahezu horizontal im Untergrund lagert
(Abb. 12 C). Im Zuge einer Korrelation
der verschiedenen leitenden Kohleflöze
wurden diese von Falke (1944) von 1 bis 5
durchnummeriert, wobei das im Arbeitsgebiet
anstehende Hauptkohleflöz als „Flöz
3“ bezeichnet wird. Die maximale Mächtigkeit
des Flözes 3 (Hauptflöz gemäß Falke
1944) beträgt etwa 1,16 m. Das Hauptflöz
baut sich aus einer 50 cm und einer 10
cm mächtigen Kohleschicht auf. Getrennt
werden die beiden Schichten durch eine
eingeschaltete Feinsandsteinschicht, die
eine Mächtigkeit von 56 cm besitzt (Falke
1944). 1968 nahm Graupner eine erneute
Parallelisierung der vorhandenen Flöze im
Hils vor. Dabei entwickelte er ein differenziertes
Ablagerungsmodell (Pelzer 1998).
Die Auswertung der abgeteuften Bohrungen
zeigt, dass unterschiedliche Kohleflöze
im Untergrund anstehen (Tafel 3
Beilagenblatt). Die Flöze sind nicht durchgängig
miteinander verbunden und lagern
zumeist direkt oberhalb des Unteren
„Wealden“-Schiefer (Bohrungen Forsthaus
Borstel WD 11/87, Bückeberg WD
K1/87, Forsthaus Halt WD 6/86, Forsthaus
WD 1/87, Horsthof 9/87, Forsthaus
Borstel 10/87, Bückeberg WD 8/87, Bückeberg
WD K4/87 und Forsthaus Halt
WD 2/87; siehe Tab. 7 – 16). Weiterhin
werden die Kohleflöze des Öfteren durch
einen Brandschiefer unterlagert.
Zwei weitere Kohleflöze befinden sich
im oberen Bereich des Profils des aktiven
Obernkirchener Sandsteinbruchs. Beide
Flöze bestehen aus Glanzkohle, die einen
plattigen Bruch aufweist. Die beiden Flöze
sind an zwei Bereichen des Steinbruchs
A
B
C
Abb. 11 Kohleflöze im Arbeitsgebiet.
A Aufschlusspunkt A4 im Steinbruch Liekwegen
mit anstehender Glanzkohle (siehe auch Abb. 33
und Tafel 4 Beilagenblatt).
B Kohleflöz (schwarzer Bereich) am Aufschlusspunkt.
C flächenhaft anstehendes Hauptflöz (Flöz 3) und
Steinbruchsohle an der Lokalität A5 im Steinbruch
Liekwegen (siehe auch Abb. 33 und Tafel 4 Beilagenblatt).
Länge des Hammers etwa 30 cm.
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Rodewald
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B
Rodewald
Stadt Rehburg Neustadt
Steinhuder
Meer
Stadt Rehburg
Steinhuder
Meer
Neustadt
?
?
Hannover
Hannover
Minden
?
?
Minden
Bückeberg
Süntel
Eldagsen
Innerste
Bückeberg
Süntel
Eldagsen
Innerste
Weser
Zone maximaler Kohlemächtigkeit
Zone abnehmender Kohlemächtigkeit
Zone abnehmender Kohlemächtigkeit
Nesselberg Osterwald
Duingen
mit zunehmenden Bergemittel
Zone abnehmender Kohlemächtigkeit
mit starker Zunahme der Bergemittel
+ sterile Zone (Tiefgebiet)
Der Hils
Weser
Richtung der Sedimentzufuhr
grobsandige Fazies mit Geröllen
feinsandige Fazies
Nesselberg Osterwald
Duingen
tonig-sandige Fazies
sandig-tonige Fazies
tonige Fazies
0 5 km Der Hils
N
C
S
Bohrloch
Münchehagen
Bohrloch
Meerbeck
Georg-
Schacht
Bückeberg
Hauptflöz = Flöz 3
0 0,5 1 1,5 2 km
Abb. 12 A Relative Mächtigkeiten der berriasiumzeitlichen
Steinkohlen in den Höhenzügen des
Hannoverschen Berglands (zunehmende Kohlemächtigkeit
durch Grauschattierungen von Hellnach
Dunkelgrau dargestellt). B Fazielle Ausbildung
der berriasiumzeitlichen Aufschlussregionen in den
Höhenzügen des Hannoverschen Berglands mit
eingetragenen Schüttungsrichtungen des grobklastischen
Materials. C Nord-Süd verlaufendes Profil
des Hauptkohleflözes (Flöz 3) im Untergrund des
Untersuchungsgebiets. Der Bückeberg (in A und B)
rot gekennzeichnet. Geändert nach Falke (1944).
aufgeschlossen (Aufschlusspunkte A12
und A13, Abb. 34). Das erste (untere
Flöz) befindet sich knapp unterhalb der
Steinbruchsohle und ist am Aufschlusspunkt
A13 aufgeschlossen. Das zweite
Flöz (Aufschlusspunkt A12, Abb. 34) befindet
sich etwa 2 m höher im Profil und
ist etwa 100 m vom ersten Flöz A13 entfernt
aufgeschlossen. Beide Flöze scheinen
lateral begrenzt zu sein, da sie sich außerhalb
des aktiven Steinbruchs nicht mehr
weiterverfolgen lassen. Aufgrund der Position
im oberen Bereich des Hauptsandsteins
lassen sich die Flöze nicht dem
Hauptkohleflöz (Flöz 3) zuordnen und
stellen eigenständige, örtlich begrenzte
Kohlevorkommen dar.
Richter & Reich (2011) beschreiben,
dass die beiden Flöze ursprünglich ein zusammenhängendes
Flöz darstellten, das
womöglich durch tektonische Vorgänge
zueinander verstellt wurde.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
27
Rehburger
Berge
24'
Hannover
18'
Harrl
Deister
Bückeberg
12'
Weser
Süntel
Nesselberg
9°00' 10' 9°20'e.Gr.
Hameln
Osterwald
06'
0 5 10 km
Isterberg-Formation
und Deister-Formation
Münder-Formation
Hils
52'
Abb. 13 Übersichtskarte der Verteilung der
Münder-Formation und Bückeberg-Gruppe
(Isterberg-Formation und Deister-Formation) im
Hannoverschen Bergland mit eingezeichnetem
Arbeitsgebiet (rot umrandeter Kasten); geändert
nach Pelzer (1998).
30'
Eschershausen
40'
Anhand der Bohrungen lässt sich nicht
eindeutig klären, ob die vorhandenen Flöze
zueinander verstellt sind. Innerhalb der
Bohrungen lassen sich jedoch mehrfach
verschiedene Kohlevorkommen nachweisen
(Tafel 3 Beilagenblatt). Nach Schenk
(1871) setzt sich das Kohleflöz aus Pflanzenteilen
von Koniferen, Cycadeen und
Farnen zusammen.
Die Deister-Formation (Obernkirchen-
Sandstein, WdOK) – Die verschiedenartig
ausgebildeten Sandsteinfazies der Bückeberg-Gruppe
(krBU) am Bückeberg
Der Obernkirchen-Sandstein stellt die
jüngste präquartäre Ablagerung im Arbeitsgebiet
dar. Er gehört in die unterkretazische
Barsinghausen-Subformation der
Deister-Formation. Seinen Namen erhielt
er ursprünglich nach dem nahegelegenen
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
28 Maik Raddatz-Antusch
größeren Ort Obernkirchen (7 km nordwestlich
des Untersuchungsgebiets; Abb.
1). Der Obernkirchen-Sandstein ist an vielen
Stellen im Zentrum des Arbeitsgebiets
in mehreren Steinbrüchen aufgeschlossen
(Steinbruch Liekwegen, Hessischer
Bruch, aktiver Obernkirchen-Sandsteinbruch
und alte kleinere Pingen). Lediglich
der große, östlich gelegene Obernkirchener
Sandsteinbruch befindet sich noch
im aktiven Abbau (Betreiberwechsel von
„Obernkirchener Sandsteinbrüche“ (Herr
Klaus Köster) zu „Wesling Obernkirchener
Sandstein“ (Herr Ferdinand Wesling,
02/03 2016). Alle Brüche liegen parallel
zur Kammstraße und werden in nördlicher
Richtung vorangetrieben. Die Aufschlusssituation
innerhalb der Sandsteinbrüche
ist stellenweise hervorragend, so dass Detailprofile
angefertigt werden konnten,
um die stratigrafische Verbreitung der
zahlreichen Fährtenhorizonte und die fazielle
Entwicklung des Obernkirchen-
Sandstein im Untersuchungsgebiet nachzuvollziehen
(Tafel 2 Beilagenblatt). Der
Obernkirchen-Sandstein ist, neben dem
Unteren „Wealden“-Schiefer, die dominierende
lithologische Einheit im Arbeitsgebiet.
Auch die Höhenzüge des Harrls, Deisters,
Süntels, Nesselbergs, der Rehburger
Berge und des Osterwalds (Abb. 13) bestehen
aus dem Obernkirchen-Sandstein
(Kemper 1973).
Die Mächtigkeit des Obernkirchen-
Sandstein im Untersuchungsgebiet beträgt
etwa 12 – 15 m (Grupe 1933). Die Auswertung
der zahlreichen abgeteuften Bohrungen
zeigt, dass die Sandsteine eine mittlere
Mächtigkeit von etwa 8 bis 15 m für den
südlichen Bereich des Bückebergs besitzen
(Tafel 3 Beilagenblatt). Durch Erosion
und den intensiven Abbau der Sandsteine
lagern größere Mächtigkeiten an Auffüllungen
(Abraum) oberhalb des Obernkirchen-Sandstein,
so dass eine genaue
Abb. 14 (siehe gegenüberliegende Seite)
Modell der Entwicklung der Norddeutschen
„Wealden-Fazies“ im Hannoverschen Bergland vom
Unteren Berriasium A bis Oberen Berriasium E.
a) Profil westlich Autobahn A33/Bundesstraße 65
und Bückeburg; b) Tongrube Bock/Tongrube Waje
(Hils); c) Profil Brunnenberg, Münchehagen (Rehburger
Berge); d) Tagebau Otavi-Werke (Osterwald);
e) Profil „Alte Taufe“ (Deister); f) Steinbruch
Osterwald; g) Bohrungen Sachsenhagen; h) Steinbruch
St. Avold, Übergang zum Hüttenstollen-Profil
(Osterwald).
Geändert nach Pelzer (1998).
Aussage über die Gesamtmächtigkeit nicht
mehr möglich ist.
Nach der Ablagerung des Unteren
„Wealden“-Schiefer als Beckensedimente
und der Bruchwald- und Moorsedimente
des Hauptkohleflözes (Flöz 3) kam es
wahrscheinlich zur Bildung eines Deltas
und somit zur Sedimentation des Hauptsandsteins
und Liekwegener Siltsandstein.
Die Ablagerung des Obernkirchen-
Sandstein des Untersuchungsgebiets war
hauptsächlich an die Hilsbucht gebunden
(Abb. 3). Während des Oberen Berriasium
lagerten sich weitverbreitete Feinsandsteine
in der Hilsbucht ab (Abb. 14). Eventuelle
Wasseraustauschvorgänge in den
Verbindungstraßen zum westlichen Meeresraum
könnten für eine Kompensation
des einströmenden tiefen Salzwassers mit
marinen Faunen durch das Ausströmen
oberflächennahen Süßwassers gesorgt haben.
Das tropisch-humide Klima bedingte
sehr wahrscheinlich einen Süßwasserüberschuss
im Niedersächsischen Becken,
auf den das limnische Milieu der Bückeberg-Gruppe
zurückgeführt wird (Kemper
1973).
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
29
SE
NW
Oberes Berriasium
Hils Osterwald Deister Rehburger Berge
E
D
C
B
Unteres Berriasium
A
Münder-Formation
„Serpulit“
(Karbonatfazies)
„Serpulit“
(Purbeck-Süßkalke)
„Serpulit“
(tonige Beckenfazies)
„Unterer Wealdenschiefer“
Küstensumpf-/Lagunenfazies
anastomosierendes fluviatiles System
„Obernkirchen-Sandstein“
mäandrierendes
fluviatlies System
10 km
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
30 Maik Raddatz-Antusch
Der Liekwegener Siltsandstein
(WdOK) – Die distale Sandsteinfazies
am Bückeberg
Im Steinbruch Liekwegen ist der Siltsandstein
des Obernkirchen-Sandstein
der Barsinghausen-Subformation aufgeschlossen.
Er befindet sich im Nordwesten
des Untersuchungsgebiets. Im Zuge dieser
Arbeit wird der Begriff „Liekwegener Siltsandstein“
für den im Steinbruch Liekwegen
anstehenden Siltsandstein verwendet,
der jedoch nur eine andere fazielle Ausbildung
des Obernkirchen-Sandstein darstellt.
Aufgrund dieser verschiedenartigen
Faziesausbildungen wird der Liekwegener
Siltsandstein in dieser Arbeit vom Hauptsandstein
getrennt behandelt.
Der Bruch zeigt durch seine guten Aufschlussbedingungen
den lithologischen
Wechsel vom Unteren „Wealden“-Schiefer
(Isterberg-Formation) über das Hauptkohleflöz
zum Obernkirchen-Sandstein
(Deister-Formation; Abb. 15 A). Demnach
ist im Steinbruch die Untere Isterberg-
Formation und die Deister-Formation der
Bückeberg-Gruppe anstehend (Tafel 1 D
Beilagenblatt).
Das aufgenommene Profil befindet sich
am Aufschlusspunkt A6, im östlichen Bereich
des Steinbruchs (Abb. 15 B und Abb.
33).
Nahezu die gesamte heute anstehende
unterste Sohle des Bruchs wird durch den
Unteren „Wealden“-Schiefer, der untere
Teil der Isterberg-Formation (LB 1), gebildet
(Abb. 15 C). Dieser ist an vielen Stellen
aufgeschlossen und wird lateral im gesamten
Steinbruch durch ein etwa 5 cm dünnes
Kohleflöz (LB 2) überlagert. Direkt
über dem Kohleflöz steht der Liekwegener
Siltsandstein des Obernkirchen-Sandstein
der Deister-Formation an (LB 3). Die
Korngröße des Liekwegener Siltsandstein
wurde mit Hilfe von Dünnschliffen ermittelt
und liegt im Durschnitt bei 0,03 mm.
A
B
C
LB19
Abb. 15 A Aufschlusspunkt A6 im Steinbruch
Liekwegen (siehe auch Abb. 33 und Tafel 4
Beilagenblatt) mit gut erkennbarer dünner Silt-/
Sandsteinschichtung des Obernkirchen-Sandstein
und wahrscheinlichem Geschiebelehm und Löss/
Fließerden in einer möglichen Rinne im oberen Bereich
des Profils (Pfeilspitze LB19; siehe auch Tafel
2 C Beilagenblatt). Höhe der Steinbruchwand etwa
11 m. Steinbruchsituation September 2009.
B Gelände des Steinbruchs Liekwegen mit Profilwand
des Aufschlusspunkts A6 (Pfeilspitze A6)
(Foto: A. Böhme).
C Handstück eines Liekwegener Siltsandstein mit
erkennbarer trogförmiger Rippelschrägschichtung
aus den Schichten LB 6.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
31
Die unteren 2 m des Profils sind hauptsächlich
durch wenige Zentimeter dünne
Schichten von Siltsandstein (LB 3) geprägt.
Die Färbung des Liekwegener Siltsandstein
schwankt von grau bis bräunlich.
Die dünnen Lagen weisen eine deutlich zu
erkennende Mikroschrägschichtung auf,
die sich nahezu in jeder Schicht beobachten
lässt (Abb. 15 C). Die Mächtigkeiten
der einzelnen als LB 3 zusammengefassten
Schichten variieren deutlich entlang der
gesamten Aufschlusswand. Zum Teil keilen
Schichten aus und tauchen dann wieder
an anderer Stelle erneut auf. Zusätzlich
lassen sich kleinere Rinnenstrukturen erkennen.
Top und Basis sind wellig und unregelmäßig
ausgebildet. In einigen dünnen
Lagen lassen sich vereinzelt Pflanzenreste
(Equisetites) erkennen. Die Siltsandsteinbank
LB 4 zeigt eine diffuse Rippel-Lamination,
die lateral ausgedehnt ist. Die
Mächtigkeit von LB 4 ist im Gegensatz
zu den unterlagernden Schichten von LB
3 (relativ) dickbankiger. Es folgen dünnere
Schichten mit Rinnenstrukturen, die erosiv
vertieft und ebenfalls mit Siltsandstein
der überlagernden Schichten verfüllt sind.
Ober- und Unterkante sind wellig und unregelmäßig
ausgebildet, jedoch scharf begrenzt.
Die Siltsandsteinlagen von LB 5
zeigen auch in diesem Bereich die für den
unteren Profilabschnitt (LB 3 bis LB 8)
vorherrschenden Schrägschichtungen. Die
maximalen Rinnenmächtigkeiten sind mit
20 cm relativ flach ausgebildet. Es folgen
wenige Zentimeter dünne Siltsandsteinlagen
(LB 6), die zu einer lithologischen
Einheit zusammengefasst wurden. Auch
hier keilen die Schichten zum Teil aus und
tauchen in anderen Bereichen wieder auf.
Das Top und die Basis sind scharf begrenzt,
zeigen aber eine wellige und unregelmäßige
Oberfläche. Die Schrägschichtung der
unterlagernden Schichten lässt sich auch
in LB 6 beobachten. Die überlagernden
Siltsandsteinschichten LB 7 und LB 8 zeigen
eine deutliche Zunahme der Mächtigkeit.
Die maximalen Mächtigkeiten der
einzelnen Schichten schwanken stark und
führen in einigen Bereichen zum Auskeilen.
Hinzu kommen deutlich ausgebildete
Rinnen, die sich mit maximal 20 cm Mächtigkeit
stark erosiv in die unterlagernden
Schichten einschneiden. In diesem Bereich
treten vereinzelt Reste von Equisetiten auf.
Der zentrale Bereich des Profils (LB 9 bis
LB 17) ist deutlich dickbankiger als der
untere Profilabschnitt (LB 3 bis LB 8). Top
und Basis der Siltsandsteinschichten sind
ebenfalls scharf begrenzt und weniger wellig
ausgebildet. Die Schichten sind lateral
ausgedehnt und die Mächtigkeiten bleiben
nahezu gleich entlang der Aufschlusswand.
Die Schrägschichtungen des unteren Profilbereichs
lassen sich in diesem Abschnitt
nicht mehr beobachten. Die maximalen
Mächtigkeiten liegen bei etwa 50 cm (LB
13). Vereinzelt treten flache Rinnen auf,
die eine maximale Mächtigkeit von 20 cm
aufweisen. Es folgen erneut dünnbankige
Siltsandsteine (LB 18), die teilweise
Schrägschichtungen aufweisen. Die Mächtigkeiten
der einzelnen Schichten schwanken
stark und keilen zum Teil aus. Darüber
folgen glaziale Ablagerungen, die wie ein
mächtiges, lokal begrenztes Kohleflöz mit
überlagernden Siltsandsteinen aussehen
(LB 19, Tafel 2 C Beilagenblatt und Abb.
15 A). Dabei handelt es sich wahrscheinlich
um einen lokalen Geschiebelehm mit
einem hohen Anteil an „Wealden“-Schiefer,
der ihm seine dunkle Färbung verleiht.
Die Mächtigkeit beträgt ca. 70 cm, die maximale
Breite liegt bei etwa 15 m. Auf den
obersten 2 m folgen Löss und Fließerden
(LB 20). Wahrscheinlich handelt es sich
hierbei um eine Mulde im Obernkirchen-
Sandstein, die quartärzeitlich entstanden
ist. Darüber lagert eine etwa 30 cm mächtige
Lössdecke (LB 21).
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
32 Maik Raddatz-Antusch
Bei den Liekwegener Siltsandstein des
stillgelegten und unter Naturschutz stehenden
Steinbruchs Liekwegen handelt es
sich wahrscheinlich um Deltaschüttungen
(Abb. 32). Im Gegensatz zu den Fein- bis
Mittelsandsteinen des Hauptsandsteins
des Hessischen Bruchs (vom alten Betreiber
[bis 03/2016] „Reserve-Steinbruch“
genannt) und aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruchs unterscheiden sich die
Siltsandsteine des Liekwegenbruchs durch
eine geringere Korngröße, eine deutlich zu
erkennende bogige Mikroschrägschichtung
und nahezu durchgehende geringe
Mächtigkeiten. Während die Hauptsandsteine
des Hessischen Bruchs und aktiven
Bruchs auch als Deltaschüttungen gedeutet
werden können, sind die Siltsandsteine
des Liekwegenbruchs in einer distaleren
Position (weiter in Richtung Becken)
abgelagert worden. Demnach repräsentiert
der Untere „Wealden“-Schiefer die Ablagerungen
toniger bis siltig-toniger Fraktionen,
die sich auf dem ehemaligen Beckenboden
gebildet haben.
Während der Bildung des Kohleflözes
LB 2 erfolgte ein Absinken des Wasserspiegels.
Der Bereich lag längerfristig im
Niveau des Wasserspiegels und es kam zu
einer Moorbildung. Dieser Sumpf kann,
entsprechend dem Auftreten kleiner lokaler
Kohleflöze, unterschiedlich weit ausgedehnt
gewesen sein (Pelzer 1998). Während
der Ablagerung der Siltsandsteine des
unteren Profilabschnitts (LB 3 bis LB 8)
kam es zu einer schrittweisen Schüttung
von feinklastischen Sedimenten in das Becken,
die anschließend die Siltsandsteine
bildeten. Die Schüttungen erfolgten aus
dem Süden bzw. Südosten. Durch immer
wieder auftretende Schüttungsereignisse
kam es zu erneuten und mehrfachen Ablagerungen
der Sande. Die geringe Korngröße
und die hohe Anzahl an kleineren Rinnen
im Gegensatz zu den weiter südlich
gelegenen Sandsteinen der Obernkirchener
Sandsteinbrüche, lassen auf eine Abnahme
der Wasserenergie schließen. Das
lässt Rückschlüsse auf die Transportrichtung
und die Entfernung des Liekwegener
Siltsandstein in Bezug auf die Feinbis
Mittelsandsteine der Obernkirchener
Sandsteinbrüche zum Liefergebiet im
Untersuchungsgebiet zu. Die Transportenergie
war nicht hoch genug, um größere
Rinnen zu verursachen, so dass nur noch
kleinere Rinnen zustande kamen. Demnach
befand sich das Ablagerungsmilieu
weiter entfernt vom ehemaligen Liefergebiet
der Deltaschüttungen als das Ablagerungsmilieu
der Obernkirchener Sandsteinbrüche.
Auf den nächsten Metern ins
Hangende folgen dementsprechend siltige
Sedimente mit Mikroschrägschichtungen
und zahlreichen kleine Rinnen, die während
der kurzanhaltenden Schüttungen
im Becken abgelagert wurden. Dafür sprechen
die geringen Mächtigkeiten der unteren
Siltsandsteinlagen (LB 3 bis LB 8) und
die bogige Mikroschrägschichtung. Diese
entstanden durch wechselnde Strömungsverhältnisse
während der Ablagerung. Die
in der Bank LB 4 vorhandene Rippel-Lamination
ist ein Anzeichen für eine Erhöhung
der Strömungsenergie, die durch eine
bewegte bis fließende Wasserbedeckung
entstanden ist. Die vereinzelten Equisetiten-Reste,
die in den Bänken LB 3 und LB
8 auftreten, sind ein Hinweis für instabile
Bodenverhältnisse und eine niedrige bis
fehlende Wasserbedeckung während der
Sedimentation dieser Schichten. Die Zunahme
der Mächtigkeit im mittleren Bereich
des Profils (LB 9 bis LB 17) lässt
auf eine länger andauernde Sedimentation
schließen. Die erosiv vertieften und flachen
Rinnen geben einen Hinweis auf kleinere
Schüttungsereignisse von Sanden auf die
bereits vorhandenen Deltaschüttungen.
Es folgte eine Phase mit kurzfristigen
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
33
Sandschüttungen (LB 18) und einer erneut
auftretenden bogigen Mikroschrägschichtung.
Diese wurde unter vergleichbaren
Bedingungen wie im unteren Abschnitt
des Profils abgelagert.
Das aufgenommene Profil des Liekwegener
Steinbruchs zeigt einen klar zu erkennenden
Übergang von Beckenablagerungen
zu sandigen Ablagerungen, die
durch ein Delta im Hinterland in Richtung
Becken geschüttet wurden. Die Migration
der Sande erfolgte demnach sehr
wahrscheinlich aus dem Süden vom Rheinischen
Massiv.
Der Hauptsandstein (WdOK) – Die proximale
Sandsteinfazies im Hessischen
Bruch auf dem Bückeberg
Im Hessischen Bruch (Reserve-Steinbruch)
ist der Hauptsandstein der Barsinghausen-Subformation
(Deister-Formation)
aufgeschlossen. Der Steinbruch
befindet sich im Zentrum des Untersuchungsgebiets
und liegt im höchsten Teil
des Bückebergs. Es handelt sich um einen
Fein- bis Mittelsandstein mit einer Korngröße
von 0,06 bis 0,2 mm. Die Korngröße
wurde mit Hilfe von Dünnschliffen ermittelt
(Abb. 18). Die Gesamtmächtigkeit
des Hauptsandsteins beträgt etwa 15 m.
Die Mächtigkeiten der einzelnen Feinsandsteinbänke
schwanken zwischen 2 und
62 cm. Der untere Teil des Profils (AB 1
bis AB 25) befindet sich im nördlichen Bereich
des Bruchs am Aufschlusspunkt A7.
Der obere Teil (AB 26 bis AB 44) liegt am
Aufschlusspunkt A9, etwa 50 m in südlicher
Richtung entfernt. Die Gesamtmächtigkeit
des Profils beträgt etwa 7 m. An der
Basis des Profils ist der Feinsandstein massiv
ausgebildet (Tafel 2 B Beilagenblatt).
Er ist nahezu strukturlos, lateral gleichmäßig
ausgedehnt und homogen (Abb.
16 F). Zusätzlich lassen sich nicht eingeregelte
Muschelsteinkerne beobachten
(Abb. 17 A, B). Top und Basis sind scharf
begrenzt und die Mächtigkeit beträgt etwa
30 cm. Es folgt eine 0,3 – 0,4 cm dünne
Lage (AB 2) aus sandigem Ton, die von
einer erneuten massiven Feinsandsteinlage
(AB 3) mit doppelklappigen, nicht eingeregelten
Muschel- und Pflanzenresten
überlagert wird. Top und Basis sind unregelmäßig
ausgebildet. Unterhalb der Oberkante
lassen sich Anzeichen von starker
Bioturbation erkennen. Es folgt eine dünne
und lateral diskontinuierliche Lage (AB
4) aus sandigem Ton. Die darauf folgende
Feinsandstein-Bank AB 5 bildet den ersten
Fährtenhorizont. Die Unterkante ist
scharf begrenzt und schwach erosiv. Die
Oberkante ist im Anschnitt unregelmäßig
und wellig ausgebildet und weist in vielen
Bereichen entlang des Profils rinnenartige
Depressionen auf. Hierbei handelt es sich
um Fährten-Anschnitte, die durch Dinosaurier
erzeugt wurden. Die Mächtigkeit
des ersten Fährtenhorizonts beträgt etwa
43 cm. Es folgen wiederholt dünne Lagen
aus sandigem Tonstein (AB 6), die von einer
nur dünnschichtigen Feinsandsteinlage
(AB 7) überlagert werden. Die Lage
AB 7 zeigt eine normale Gradierung und
weist tonige Zwischenlagen auf. In einigen
Bereichen keilt die Lage aus und die
maximale Mächtigkeit beträgt lediglich
2 – 5 cm. Die lentikular geschichtete und
aus Feinsandstein bestehende Rinne AB 8
greift erosiv bis an die Basis der Tonschicht
AB 6 ein. Sie ist etwa 60 cm breit und besitzt
eine Mächtigkeit von maximal 5 cm.
Es folgt eine Farbveränderung des überlagernden
Feinsandsteins (AB 9) von hellgrau
zu grau-rosa. Der Feinsandstein ist
ebenfalls massiv und weist starke Bioturbation
an der Sohlfläche auf. Die Mächtigkeit
der Bank AB 9 nimmt nach Norden
ab. Die Feinsandstein-Bank AB 11 zeigt
streckenweise eine normale Gradierung
durch Muschelsteinkern-Anreicherung an
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
34 Maik Raddatz-Antusch
der Basis. Top und Basis sind scharf begrenzt,
aber unregelmäßig ausgebildet.
Hinzu kommt eine flaserige Schichtung
des Sandsteins durch vorhandene Kohleflitter.
An der Obergrenze der Bank AB 11
sind ähnlich der Bank AB 5 rinnenförmige
Belastungsmarken zu erkennen. Es handelt
sich hierbei um den zweiten Fährtenhorizont
des Profils. Die Mächtigkeit von
AB 11 beträgt etwa 36 cm. Ab der Schicht
AB 14 lassen Rinnenfüllungen ein wiederholtes
laterales Auskeilen erkennen. Die
Bank AB 17 ist im Süden rinnenförmig
vertieft und zeigt am Top in-situ Wurzelreste.
Die Wurzeln erstrecken sich bis zu
10 cm vertikal im Sandstein. Das Vorhandensein
von Wurzeln lässt auf einen kurzfristigen
Sedimentationsstillstand zum
Bildungszeitpunkt schließen. Weiterhin
sind Muschelsteinkerne vorhanden. Die
Bank AB 17 besitzt eine Mächtigkeit von
etwa 34 cm. Es folgt eine Wechsellagerung
von dünnen Lagen aus sandigem Ton
(AB 18, 20, 24) und immer geringmächtiger
werdenden Feinsandsteinschichten
(AB 19, 21, 22, 23). Die obere Steinbruchsohle
zeigt in diversen Bereichen zum Teil
durch die horizontalen Aufschlussverhältnisse
gut erhaltene Trittsiegel (AB 25,
Fährtenhorizont 3). Diese lassen sich dem
Spurentaxon Iguanodontipus zuordnen. Der
obere Bereich des Profils (AB 26 – AB 44)
befindet sich oberhalb der oberen Steinbruchsohle,
etwa 50 m in Richtung Nordwest.
Er besitzt eine Gesamtmächtigkeit
von etwa 2 m. Aufgrund der unregelmäßigen
Aufschlusssituation oberhalb der zweiten
Steinbruchsohle muss von einer mindestens
1 m mächtigen Aufschlusslücke
ausgegangen werden. Der obere Profilabschnitt
lässt eine Veränderung der Färbung
des Sandsteins erkennen. Er erscheint hier
deutlich grauer und zum Teil auch grauviolett.
Hinzu kommt eine Korngrößenzunahme
in diesem Bereich. Der Fein- bis
Abb. 16 (siehe gegenüberliegende Seite)
Fährten im Obernkirchen-Sandstein des Hessichen
Bruchs. A Belastungsmarke in der Bank AB 5,
Fährtenhorizont 1, wahrscheinlich Fährtenabdruck
eines ornithopoden Dinosauriers. B Oberer Bereich
des Profils am Aufschlusspunkt A9 (siehe auch
Tafel 2 B Beilagenblatt und Tafel 4 Beilagenblatt).
C Belastungsmarke aus der gleichen Bank AB 5,
der Eindruck ist deutlich im Anschnitt zu erkennen.
D Eindruck einer deutlich erkennbaren Fährte
aus der Bank AB 11, Fährtenhorizont 2.
E Vorder- und Hinterfußabdruck der Fährtengattung
Iguanodontipus auf der Steinbruchsohle. F Profil in
Frontalansicht, gekennzeichnet sind die Bänke der
einzeln aufgeführten Bilder A, C, D, und E.
Länge des Hammers etwa 30 cm, Höhe der Aufschlusswand
etwa 7 m. Länge des Taschenmessers
etwa 10 cm. Steinbruchsituation August 2009.
Mittelsandstein ist, genau wie der Feinsandstein
des unteren Profilabschnitts,
massiv und homogen, zeigt jedoch im Gegenzug
eine diffuse Horizontalschichtung.
Insgesamt wirken die einzelnen Schichten
AB 26 – AB 43 im Vergleich mit den zum
Teil dickbankigen Schichten AB 1 – AB
25 relativ geringmächtig. Eine Mächtigkeit
von maximal 17 cm wird im oberen Abschnitt
nicht überschritten (Abb. 16 B).
Im Vergleich dazu liegen die maximalen
Mächtigkeiten des unteren Teils des Profils
bei 62 cm (Abb. 16 F). Die Gesamtmächtigkeit
des unteren und oberen Bereichs
des Profils beträgt 7,15 m. Darüber lagert
eine etwa 40 cm mächtige Lössdecke.
Der im Hessischen Bruch aufgeschlossene
massive Feinsandstein wird traditionell
als „Hauptsandstein“ bezeichnet. Die
Feinsande des Hessischen Bruchs werden
in dieser Arbeit Deltaschüttungen eines
ehemaligen Deltas zugeordnet. Dafür sprechen
die Homogenität des Sandsteins, die
häufig vorhandenen Rinnen und ein hoher
Anteil an terrigenen Einträgen (z. B.
Pflanzenreste) sowie die zahlreich vorhandenen
Fährtenhorizonte.
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
35
A
B
C
D
E
F
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
36 Maik Raddatz-Antusch
Sehr wahrscheinlich liegt das Liefergebiet
der Feinsande im Süden. Sie wurden
durch Schüttungen und Überschwemmungen
in Richtung Becken transportiert.
Demnach entstanden die Sandsteine des
Hessischen Bruchs durch immer wieder
auftretende Schüttungsereignisse.
Nach der Schüttung fand eine teilweise
Um- und Aufarbeitung durch die Besiedlung
von Pflanzen und äolische Prozesse
statt. Die Besiedlung durch Pflanzen förderte
die Stabilisierung des Sedimentkörpers,
die erst bei der nächsten Schüttung
unterbrochen wurde (Pelzer 1998).
Die Bank AB 17 zeigt eine Durchwurzelung
des Typs B auf (s. Abschnitt: „Die
fossile Flora des Bückebergs“), der typisch
für die Ablagerungen einer Delta-Ebene
ist (Pelzer 1998). Zusätzlich kennzeichnet
der Wurzelhorizont einen Sedimentationsstillstand
zur Zeit der Ablagerung.
Die Spurenhorizonte großer Wirbeltiere
(AB 5, AB 11 und AB 25) innerhalb
des Hessischen Bruchs kennzeichnen zusätzlich
verschiedene Perioden des Sedimentationsstillstands.
Demnach lässt sich
vermuten, dass es während der Ablagerung
von AB 1 – AB 6 zu einer Schüttung
von Feinsanden kam. Es folgte eine
Phase mit ruhiger und niedriger Wasserbedeckung,
so dass sich eine schützende
Tontrübe (AB 6) über den und in den
Fährten der Bank AB 5 ablagern konnte.
Bereits in der Bank AB 7 erfolgte eine erneute
und stärkere Schüttung, wobei es zu
diversen Rinnenbildungen kam. Die stärkeren
Schüttungen hielten bis zur Bank
AB 11 an. Hinweise auf diese starken und
raschen Schüttungen gibt die Sohle der
Bank AB 9 an der sich zahlreiche vertikale
Fluchtspuren von Muscheln (Lockeia
sp.) erkennen lassen. Anschließend folgte
eine Phase ohne nennenswerten Sedimentationseintrag.
Innerhalb dieses Zeitraums
entstand der zweite Fährtenhorizont. Kurz
Abb. 17 (siehe gegenüberliegende Seite)
Obernkirchen-Sandstein. A Sandstein mit Bivalvenresten
und Kohleflittern, Pfeilspitzen kennzeichnen
Bereiche mit Eisen- oder Manganausfällungen.
B Detailansicht von A (weißer Kasten) der Kohleflitter
im Sandstein. C frisch angeschlagener
Sandstein mit gräulicher Färbung. D Sandstein mit
verwitterter Oberfläche (Top), Kohlereste (Pfeil)
und Sandstein in nicht verwitterter Form (Basis).
E bis G Lesesteine des Obernkirchen-Sandstein aus
unterschiedlichen Bereichen des Arbeitsgebiets.
Länge des Stifts etwa 8 cm, Länge des Hammers
etwa 30 cm.
darauf erfolgte eine erneute Schüttung von
Feinsanden (AB 12 – AB 17). Der Wurzelhorizont
im Hangenden der Bank AB
17 lässt auf eine kurzzeitige Sedimentationsunterbrechung
mit einer Stabilisierung
des Bodens schließen. Es folgen Feinsandsteinschüttungen
bis zur Bank AB 25, an
deren Top sich der dritte Fährtenhorizont
erhalten hat. Demnach ist auch während
der Bildung dieser Bank ein Ablagerungsstillstand
zu vermuten. Die Korngrößenzunahme
(„coarsening upward“) im
Hangenden des Profils zeigt eine leichte
Zunahme der Schüttungsenergie an. Außerdem
spricht die geringe Mächtigkeit
der einzelnen Mittelsandsteinschichten
im oberen Bereich des Profils für eine rasche
und kürzere Sedimentation während
der Ablagerung der Bänke AB 26 – AB
39. Für die Schichten AB 40 – AB 44 folgt
eine „normale“ Sedimentation mit einigen
Rinnen, wie sie auch im Liegenden des
Profils vorhanden ist. Im Vergleich mit den
Siltsandsteinen des Liekwegener Sandsteinbruchs
ist eine proximale Position
zum Liefergebiet für die Fein- bis Mittelsandsteine
des Hessischen Bruchs innerhalb
eines ehemaligen Deltas anzunehmen.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
37
A
B
C
D
E
F
G
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
38 Maik Raddatz-Antusch
Der Ablagerungsraum dieser Sandsteine
befand sich demnach südlicher als der
Ablagerungsraum der Siltsandsteine des
Steinbruchs Liekwegen. Die durch die
Schüttungsereignisse angelegten Rinnen
transportierten neues Material in Richtung
Norden, wobei sich die gröberen Sandkörner
(Fein- bis Mittelsande) im Bereich der
heutigen Obernkirchener Sandsteinbrüche
ablagerten. Feinere Sandkörner (siltige
Sande) konnten aufgrund der geringeren
Dichte weiter transportiert werden als die
Fein- bis Mittelsande und lagerten sich im
Bereich des heutigen Liekwegener Sandsteinbruchs
ab. Die Abnahme der Transportenergie
mit zunehmender Entfernung
vom Liefergebiet verursachte sowohl eine
Verringerung der Anzahl der Rinnen und
deren Mächtigkeiten, als auch eine Abnahme
der Korngröße.
Diedrich (2004) interpretiert den unteren
Bereich des Profils als proximale Ablagerung
einer Sandbarriere und benennt die
in seiner Arbeit vergleichbaren Bänke AB
5 und AB 11 als Fährtenhorizonte. Die
zweite Steinbruchsohle (AB 25) mit ihren
zahlreichen Trittsiegeln wird jedoch in seiner
Arbeit nicht erwähnt. Weiterhin konnten
die von Diedrich (2004) beschriebenen
Theropoden-Fährten (Megalosauropus) innerhalb
der gekennzeichneten Fährtenhorizonte
nicht nachgewiesen werden. Den
oberen Profilbereich stellt er aufgrund der
etwas veränderten Fazies zu terrestrischen,
deltaischen, fluviatilen Ablagerungen. Die
von Diedrich (2004) vorgenommene biostratigrafische
Trennung des unteren Bereichs
(Wealden 3) vom oberen Bereich
(Wealden 4) konnte während der Kartierungsarbeit
nicht nachvollzogen werden.
Die dafür notwendigen Ostrakoden konnten
weder in den angefertigten Dünnschliffen
noch im Gelände in diesem Bereich
des Hessischen Bruchs nachgewiesen
werden.
Der Hauptsandstein (WdOK) –
Die proximale Sandsteinfazies im aktiven
Obernkirchener Sandsteinbruch auf dem
Bückeberg
Der einzige noch aktive Obernkirchener
Sandsteinbruch befindet sich etwa 400 m
östlich vom Hessischen Bruch. Der dort
aufgeschlossene, gelbliche bis grauviolette
und massive Fein- bis Mittelsandstein
ist vergleichbar mit dem des Hessischen
Bruchs. Die Korngröße wurde mit angefertigten
Dünnschliffen ermittelt und liegt
ebenfalls bei 0,06 – 0,2 mm (Abb. 18). Das
aufgenommene Profil befindet sich im
nordöstlichen Bereich des Bruchs am Aufschlusspunkt
A 14 und umfasst den aufgeschlossenen
Hauptsandstein.
Im unteren Bereich (NB 2) zeigt der
Feinsandstein eine flaserige Schichtung,
die durch Kohleflitter nachgezeichnet wird
(Tafel 2 A Beilagenblatt). Der Sandstein
ist gut sortiert, nicht makroskopisch gradiert
und zeigt diffuse Strömungsrippel-
Laminationen. Die Bank NB 3 weist eine
diffuse Horizontalschichtung mit vereinzelten
Muschelsteinkernen (wahrscheinlich
Neomiodontiden) und Pflanzenresten
auf. Die Farbe wechselt von der Basis
des Profils bis zur Bank NB 3 von grauviolett
zu gelblich. Auffällig sind größere
Rinnenstrukturen, die im Anschnitt in
NB 3 mit maximalen Mächtigkeiten von
bis zu 90 cm deutlich ausgebildet sind. Die
Breite der Rinnenanschnitte variiert dabei
von 3 bis maximal 15 m. Die Rinnen sind
relativ flach ausgebildet. Die überlagernden
Schichten (NB 4) sind an der Basis
und dem Top scharf begrenzt und zeigen
genau wie in NB 3 eine diffuse Horizontalschichtung.
Sie sind teilweise in NB 3
erosiv vertieft und zeigen vereinzelt Pflanzenreste
und Muschelsteinkerne. NB 5
(sogenannter „Hühnerhof“-Horizont) ist
ebenfalls durch eine diffuse Horizontalschichtung
und das erneute Auftreten von
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
39
Neomiodontiden-Steinkernen gekennzeichnet.
Zusätzlich treten auch hier Rinnen
in einer hohen Anzahl auf. Die aufgeschlossene
Oberfläche zeigt vereinzelt
Entwässerungsstrukturen, sog. „Sandvulkane“.
Weiterhin ist die Oberfläche mit
einer hohen Anzahl an Spurenfossilien
bedeckt. In Anlehnung an die Quantität
der Spuren und die dadurch resultierende
starke unregelmäßig ausgebildete Oberfläche,
bekam dieser Horizont von seinen
Entdeckerinnen Dr. Annette Richter, Annina
Böhme und ihren Mitarbeitern den
Namen „Hühnerhof“. Es handelt sich bei
den vergesellschafteten Spuren um eine
Theropoden-dominierte Ichnofauna mit
wenigen Ornithopodenfährten. Überlagert
wird der „Hühnerhof“-Horizont durch
eine etwa 3 cm dünne Lage aus sandigem
Ton (NB 6). Eine vergleichbare Situation
lässt sich auch im Hessischen Bruch beobachten.
Der aufgeschlossene Bereich der
Bank AB 5 zeigt eine ähnlich stark zertrampelte
Oberfläche und wird ebenfalls
von einer dünnen sandigen Tonlage überdeckt
(Tafel 2 A, B Beilagenblatt). Ob es
sich hierbei um denselben Horizont handelt,
lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Der Grund hierfür ist die schon auf
kurze Distanz unterschiedliche fazielle
Ausbildung, die durch die Kleinräumigkeit
vieler verschiedener Sedimentationsräume
entstanden ist. Weitergehende Untersuchungen
könnten hier nützlich sein. Die
darauffolgenden Rinnenfüllungen (AB 7
und AB 8) aus Feinsandstein zeigen eine
diffuse Horizontalschichtung und sind bis
in die Bank NB 5 erosiv vertieft. NB 12
besteht aus Feinsandsteinrinnenfüllungen,
die feine Wurzelreste aufweisen und in einigen
Bereichen auskeilen. Die maximalen
Mächtigkeiten der Rinnen betragen nur
wenige Zentimeter. Auch das jeweilige Top
der Horizonte NB 13, NB 14 und NB 15
zeigt überlieferte Wurzelreste. Überlagert
wird die Bank NB 15 von einer Rinnenfüllung
aus Mittelsandstein, die stark erosiv
in diese eingeschnitten ist. Sowohl die
Bank NB 15, als auch NB 16 werden durch
eine erneute dünne Lage aus sandigem Ton
(NB 17) überdeckt. Es folgen geringmächtige
Lagen aus grauen bis gelblichen Feinsandsteinen
(NB 18 – NB 28), die teilweise
Rinnen führen. Die Rinnenfüllungen
aus Feinsandsteinen zeigen zusätzlich eine
diffuse Horizontal-Schichtung. In diesem
Bereich treten verstärkt Pflanzenreste und
vereinzelte Muschelsteinkerne auf. Die
überlagernde Bank NB 29 zeigt eine Rippel-Lamination,
die sich jedoch auf diese
Bank beschränkt. Der obere Profilabschnitt
(NB 30 – NB 32) ist durch dickbankigere
Feinsandsteinlagen mit einem scharf ausgebildeten
Top und Basis gekennzeichnet.
Es folgt eine relativ mächtige Mittelsandsteinschicht
(NB 33), in die erosiv eine aus
Feinsandstein bestehende Rinne eingeschnitten
ist. Die die Mittelsandsteinbank
NB 33 überlagernde Schicht aus sandigem
Ton wird genau wie die darüber befindliche
Feinsandsteinbank NB 35 durch die
Rinne teilweise abgeschnitten. Die Feinsandsteine
der Bank NB 33 bilden die
zweite Fährtensohle des aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruchs. Neben den sehr
tief eingedrückten Fährten von Ornithopoden
und wenigen Theropoden sind am
Top zusätzlich Wurzeln überliefert. Auch
hier lassen sich Steinkernerhaltungen der
Süß- bis Brackwassermuscheln der Neomiodontiden
finden.
Weiterhin lassen sich vereinzelte Pflanzenreste
erkennen. Die Feinsandsteinbank
NB 36 ist ebenfalls bis an die Basis
der Bank NB 33 vertieft und wird von ihr
durch eine etwa 3 cm dünne Lage aus sandigem
Ton getrennt.
Der Fein- bis Mittelsandstein des
aktiven Obernkirchener Sandsteinbruchs
wird im Zuge dieser Arbeit
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
40 Maik Raddatz-Antusch
gleichfalls zu den Ablagerungen einer
ehemaligen Delta-Ebene gestellt. Demnach
entspricht das Ablagerungsmilieu
der im aktiven Bruch abgelagerten Sandsteine
dem des Hessischen Bruchs
(Abb. 32). Der Ursprung dieser Fein- bis
Mittelsandsteine ist wohl auch hier im
ehemaligen Randbereich des Beckens
und somit im Rheinischen Massiv zu suchen.
Auch hier dürfte der Ablagerungsraum
(wie bei Sandsteinen des Hessischen
Bruchs) proximaler als die Position
des Ablagerungsraumes der Siltsandsteine
des Steinbruchs Liekwegen gewesen sein.
Die sehr ähnliche fazielle Ausbildung der
beiden Obernkirchener Sandsteinbrüche
spricht für eine vergleichbare Lage der
Sedimentationsräume. Für die Annahme,
dass es sich um Sedimente von Deltaschüttungen
handelt, sprechen die hohe Anzahl
an Rinnen, ein erhöhter Anteil an terrigenen
Pflanzenresten, mehrfach auftretende
Wurzelhorizonte, zwei überlieferte Fährtenhorizonte
und fragmentarische Wirbeltierreste.
Die Rippel-Lamination in der Bank
NB 2 ist ein Hinweis auf fließende Wasserbewegungen
während der Ablagerung. Die
diffuse Horizontalschichtung innerhalb
der Bänke NB 3 – NB 5 lässt eine Abnahme
der Strömungsenergie vermuten. Hinzu
kommen breite und mächtige Rinnen,
in denen es zur Schüttung neuer Feinsande
und zur Ausbildung diffuser Horizontalschichtungen
kam. Während der Ablagerung
des „Hühnerhof“-Horizonts (NB 5)
erfolgte kurzzeitig ein Sedimentationsstillstand,
so dass sich die Fährten großer und
kleinerer Dinosaurier über einen längeren
Zeitraum akkumulieren konnten. Es folgte
die Ablagerung einer dünnen sandigen
Tonlage unter ruhiger und flacher Wasserbedeckung.
Die fehlende Strömung und
die stabilisierende Tonlage begünstigten
zusätzlich die Erhaltung der Fährten. Kurz
nach der Sedimentation von NB 5 und
NB 6 folgte eine neue Zufuhr von Feinsanden,
die in Rinnen erosiv in die unterlagernden
Schichten eingriffen. Erst am Top
der Bank NB 11 kam es erneut zu einem
Sedimentationsstillstand und zur Ausbildung
eines Wurzelhorizonts. Es folgten
wiederholt einsetzende Sedimentationen,
die jedoch nur kurz andauerten, bevor es
zu einem erneuten Ablagerungsstillstand
kam. Während der Sedimentationsruhephase
kam es zu der Ausbildung eines
Wurzelhorizonts. In NB 11 bis NB 15 erfolgten
immer wieder Schüttungsereig nisse
mit einem anschließenden Stillstand, während
derer sich Wurzelhorizonte ausbilden
konnten. Die Wurzelbildung kam aber bereits
beim nächsten „wash-over“-Ereignis
mit dem Einsetzen der Bank NB 16 zum
Erliegen. Die Schichten von NB 16 zeigen
eine Erhöhung der Strömungsenergie, die
durch eine Korngrößenzunahme der Rinnenfüllung
gekennzeichnet ist. Zur Zeit
der Ablagerung von NB 17 herrschten ruhige
und strömungsfreie Bedingungen, so
dass sich erneut eine dünne Tonlage absetzen
konnte. NB 15 – NB 23 sind durch
immer wieder einsetzende Sedimentschüttungen
und Rinnenbildungen gekennzeichnet,
die bereits mit dem Einsetzen einer
tonigen Sedimentation (NB 27) zum
Erliegen kamen. In den Schichten NB 28
bis NB 32 ist eine erhöhte Strömungsenergie
mit mehreren Schüttungen von Feinsanden
zu erkennen. Die diffuse Horizontalschichtung
in NB 28 lässt auf eine
geringere Wasserbewegung schließen. Mit
dem Einsetzen der Bank NB 29 kam es zu
einer Erhöhung der Wasserenergie durch
fließendes Gewässer und die Ausbildung
einer Rippel-Lamination. Hinzu kommt
eine hohe Anzahl von eingeschwemmten
Pflanzenresten in den Schichten NB 26,
NB 28 und NB 29, die zusätzlich eine höhere
Strömungsenergie vermuten lassen.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
41
Aufgrund der Korngrößenzunahme in der
Bank NB 33 ist eine erneute Erhöhung
der Strömungsenergie innerhalb des oberen
Profilabschnitts, nach einer ruhigeren
Sedimentationsphase von NB 30 bis NB
32, anzunehmen. Die dünne Tonlage NB
31 ist ein Anzeiger für eine Ablagerung
unter ruhiger Wasserbedeckung. Es folgten
Schüttungen von Feinsanden innerhalb
kleinerer Rinnen, die sich in die unterlagernden
Schichten NB 33 und NB 34
erosiv einschneiden und sich teilweise gegenseitig
wegschneiden konnten (NB 35).
In der Schicht NB 33 konnten sich die
Fährten großer Wirbeltiere aufgrund einer
flachen und ruhigen Wasserbedeckung
erhalten (NB 33). Die Ablagerung einer
dünnen Tonlage (NB 37) oberhalb von
NB 36 beendete den Transport der Rinnensedimente.
Der Ton lagerte sich lateral
unter ruhiger Wasserbedeckung innerhalb
der Rinnen ab. Bereits kurz nach der Sedimentation
der Tonlage kam es zu einer
erneuten Schüttung von Feinsanden (NB
38 – NB 41). Die Ablagerungen des Feinbis
Mittelsandsteins im aktiven Teil der
Obernkirchener Sandsteinbrüche zeigen
ein differenzierteres Bild des Ablagerungsmilieus,
als die Feinsandsteine des Hessischen
Bruchs. Im direkten Vergleich kam
es während der Ablagerung der Sandsteine
im aktiven Steinbruch zu oft wiederkehrenden
Horizonten mit fehlender oder geringer
Sedimentation und der Ausbildung
diverser Wurzelhorizonte. Die zwischen
den ruhigeren Phasen auftretenden, höher
energetischen Schüttungen bildeten im
Verlauf der Sedimentation immer wieder
neue Feinsandsteinlagen und wiederholt
auftretende Rinnen. Der Hessische Bruch
zeigt zwar ein ähnliches Ablagerungsmuster,
besitzt aber im Gegensatz zum aktiven
Bruch eine geringere Anzahl an Rinnen
und Horizonten mit Sedimentationsstillstand.
Daraus lässt sich schließen, dass es
während der Bildung der Sandsteine im
Hessischen Bruch zu einer kontinuierlicheren
Sedimentation mit wenigen Ruhephasen
kam. Im Gegensatz dazu kam
es während der Ablagerung der Feinbis
Mittelsandsteinschichten im aktiven
Steinbruch zu länger andauernden Phasen
des Sedimentationsstillstands und somit zu
einer häufigen Stabilisierung des Bodens.
Das begünstigte wiederum die Wurzelbodenbildung,
die vor allem im mittleren
Bereich des Profils häufig zu beobachten
ist (NB 11 – NB 15; Tafel 2 A Beilagenblatt).
Die immer wiederkehrenden Tonlagen
finden sich sowohl im unteren als auch
im oberen Bereich des Profils. So war die
Basis des unteren Profilabschnitts durch
Schüttungen mit einer höheren Wasserenergie
geprägt, während der mittlere Abschnitt
des Profils durch geringe Sedimentation
bis Stagnation gekennzeichnet war.
Oberhalb der Schichten NB 15 erfolgte
nun eine kontinuierlichere Phase der Sedimentation
mit Fein- bis Mittelsandstein-
Schüttungen, vielen Rinnen und wenigen
Tonlagen. Beide Obernkirchener Sandsteinbrüche
lassen sich faziell ehemaligen
Delta-Ablagerungen zuordnen, obwohl
sie untereinander eine etwas unterschiedliche
Ausbildung aufweisen. Die Fein- bis
Mittelsandsteine der alten Pingen und der
beiden Obernkirchener Sandsteinbrüche
bilden die proximalen Bereiche der Deltaschüttungen,
von der bei jedem Schüttungsereignis
neues Material in Richtung
Norden (Steinbruch Liekwegen) transportiert
wurde. Demnach lässt sich vermuten,
dass sich das Liefergebiet der Siltsandsteine
des Liekwegener Bruchs und der Feinsandsteine
der Obernkirchener Sandsteinbrüche
südlich des Untersuchungsgebiets
befand (Abb. 12 B). Diese Vermutung wird
durch eine Korngrößenabnahme und eine
Veränderung der Fazies von Süden nach
Nordwesten im Arbeitsgebiet gestützt.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
42 Maik Raddatz-Antusch
Großflächige Hebungen oder Regressionen
des Beckenwassers begünstigten das
Wachstum einer tropischen Flora (Schenk
1871) in Bruchwäldern oder Torfsumpf-
Arealen. Das rege pflanzliche Wachstum
und die Überlagerung mit Wasser sorgten
für die nachfolgende Entwicklung von
Kohleflözen innerhalb des Obernkirchen-
Sandstein.
Lepper & Ehling (2018) beschreiben den
Obernkirchen-Sandstein als gleichmäßighomogene
Fein- bis Feinstsandsteine, die
häufig eine Fossilführung aufweisen und
in der Regel massig-homogene Werkstein-
Bänke ohne ein ausgeprägtes Interngefüge
entwickelt haben. Des Weiteren verweisen
sie auf einen faziellen Übergang von den
Fein- bis Feinstsandsteinen zu einem „anders
gearteten“ Liekwegener Sandstein auf
kurzer Distanz (nur 3 km entfernt). Auf
die Unterschiede zwischen dem Obernkirchen-Sandstein
auf dem Bückeberg und
dem Liekwegener Sandstein wird jedoch
nicht näher eingegangen. Jedoch stützen
die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit die
Aussage von Lepper & Ehling (2018), dass
es sich beim Liekwegener Sandstein aus
dem Steinbruch Liekwegen um eine andere
fazielle Ausbildung des Obernkirchen-
Sandstein des Hessischen Bruchs und des
aktiven Obernkirchener Sandsteinbruchs
handelt. Im Gegensatz zu den von Lepper
& Ehling (2018) ausschließlich als Feinsandsteine
beschriebenen Obernkirchen-
Sandstein konnten zusätzlich Mittelsandsteine
während der Kartierungsarbeiten
beobachtet und anhand von angefertigten
Dünnschliffe nachgewiesen werden.
Entgegen der ursprünglichen Interpretationen
(Pelzer 1998; Weber & Lepper
2005; Raddatz 2010; Lepper & Ehling
2018), dass es sich bei dem Ablagerungsraum
des Obernkirchen-Sandstein um
ein ehemaliges Sandbarrenbarriere-System
handelte, wird in dieser Arbeit von
ehemaligen Delta-Ablagerungen ausgegangen.
Dünnschliffauswertungen des
Obernkirchen-Sandstein der Deister-
Formation am Bückeberg
Für die Dünnschliffauswertung des
Obernkirchen-Sandstein wurden mehrere
Schliffe angefertigt. Die untersuchten
Dünnschliffe zeigen einen sehr gut sortierten
Feinsandstein mit einem höheren
Reifegrad. Die Korngröße liegt zwischen
0,06 und 0,2 mm (Abb. 18). Die vorwiegend
aus Quarzsand bestehenden Schliffe
zeigen einen subangularen Rundungsgrad.
Die Quarzkörner sind korngestützt und
zeigen das für Quarz typische Auslöschen
im Dunkelfeld bei gekreuzten Polarisatoren.
Vereinzelt sind Plagioklas-Körner zu
beobachten. Diese lassen sich anhand der
für Plagioklase typischen Zwillingslamellen
erkennen und besitzen eine Korngröße
< 0,2 mm (Abb. 18 F). Zusätzlich treten
Hohlräume auf, die mit organischer Substanz
verfüllt sind (Abb. 18 C). Die organischen
Reste stammen von Wurzeln und
pflanzlichem Detritus, die durch Überschwemmungsereignisse
abgelagert wurden
und in der makroskopischen Ansicht
die im Feinsandstein enthaltenen Kohleflitter
ergeben. Einige Bereiche zwischen
den Kohleflitterlagen zeigen eine sekundäre
Durchwurzelung. Die Wurzeln durchschlagen
diese kohleflitterfreien Bereiche
senkrecht und sind ungestört.
Lepper & Ehling (2018) geben für den
Obernkirchen-Sandstein eine durchschnittliche
Korngröße von 0,08 mm an
(0,05 bis 0,09 mm) an. Als weitere Komponenten
werden neben Quarz (87%) und
Feldspat (1 – 2 %) noch Tonminerale (9%)
und Limonit (≤ 0,5 %) für die Sandsteine
des Bückebergs aufgeführt. Die übrigen
Prozente verteilen sich auf Gesteinsbruchstücke
(≤ 1 %) und Akzessorien
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
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A
B
C
D
E
F
Abb. 18 Dünnschliff-Fotos von ausgewählten
Sandsteinen des Obernkirchen-Sandstein aus dem
Steinbruch Liekwegen, dem Hessischen Bruch
und dem im aktiven Abbau befindlichen Obernkirchen
Sandsteinbruch im Hell- und Dunkelfeld.
Dabei stammen die Aufnahmen von A und B von
Siltsandsteinen aus dem Liekwegen-Steinbruch,
während C und D von Sandsteinen aus dem Hessischen
Bruch angefertigt wurden. E und F gehören
zu Sandsteinen aus dem aktiven Obernkirchen-
Sandsteinbruch. Hervorzuheben ist der deutliche
Unterschied der Korngröße zwischen den Sandsteinen
des Liekwegener Sandsteinsbruchs und den
Sandsteinen der Obernkirchen Sandsteinbrüche
(Qz = Quarz, Plg = Plagioklas). Zusätzlich lassen
sich des Öfteren Bereiche mit mehr oder weniger
starken Kohleflittern innerhalb der Sandsteine
beobachten. In E sind deutlich dunkle Bereiche zu
erkennen, die stärker mit Kohleflittern angereichert
sind (a und c). Im helleren mittleren Bereich
(b) ist die Konzentration der Kohlereste dagegen
gering.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
44 Maik Raddatz-Antusch
(1 – 2 %). Bei den Tonmineralen handelt
es sich hauptsächlich um Kaolinit und Dickit.
Letzteres ist ein in Sandsteinen selten
vorkommendes Tonmineral, das durch
hydrothermale Alteration entsteht. Dickit
unterscheidet sich durch sein monoklines
Kristallsystems vom orthorhombischen
Kristallsystem des Kaolinits. Im Weiteren
weist Dickit größere Kristallite als Kaolinit
auf (Lepper & Ehling 2018).
Über die quartärzeitlichen Ablagerungen
des Bückebergs (Quartär
[q]) – Ein Exkurs in die eiszeitlichen
(Pleistozän [qp]) Löss-Vorkommen
(qwLo) am Bückeberg
Im gesamten Untersuchungsgebiet lassen
sich keine Hinweise auf tertiärzeitliche
Gesteine finden. Jedoch ist nahezu
der gesamte Süden des Kartiergebiets mit
quartärzeitlichen Löss und Lösslehm bedeckt.
Dieser überlagert direkt den Mittleren
Münder-Mergel mit seinen grauen,
roten und grünlichen Mergeln. Oberhalb
des Südhangs des Bückebergs liegen
Lössablagerungen nur teilweise vor und
überlagern innerhalb des Liekwegener
Steinbruchs, des Hessischen Bruchs und
aktiven Obernkirchener Sandsteinbruchs
direkt den Obernkirchen-Sandstein der
Barsinghausen-Subformation (Tafel 2 Beilagenblatt).
Er zeigt sich im Gebiet als ein
siltiger, gelblicher Schluff mit mehr oder
weniger starkem Karbonat-Gehalt. Zerreibt
man ihn zwischen den Fingern, so
sind in den meisten Fällen keine Partikel
zu spüren. Auch makroskopisch lassen
sich keine gröberen Partikel erkennen. Der
Löss bildet einen hervorragenden Boden
für den dichten Wald auf dem Bückeberg
und die fruchtbaren Ackerflächen im Süden
des Höhenzugs. Die Mächtigkeiten
der Lössdecken wurden mithilfe der im
Untersuchungsgebiet abgeteuften Bohrungen
ermittelt (Landesamt für Bergbau
2013). Dabei kamen sowohl Tiefenbohrungen
zum Einsatz, als auch geologische,
hydrogeologische und bodenkundliche
Bohrungen. Die Mächtigkeiten liegen im
Süden des Untersuchungsgebiets (Auetal)
etwa zwischen 3 und 4 m. Im oberen
Profilabschnitt der Steinbrüche beträgt die
Mächtigkeit etwa 30 cm. Im Norden ist
eine Zunahme der Mächtigkeit auf knapp
1 – 2 m zu beobachten.
Tektonik und Lagerungsverhältnisse – Über die Schichtungen,
Klüftungen und Störungen der kretazischen Gesteine der
Bückeberg-Gruppe (krBU) am Bückeberg
Im Rahmen der Geländearbeiten wurden
Streich- und Einfallsrichtung von
Schicht- und Kluftflächen im Untersuchungsgebiet
gemessen und mit Hilfe des
Programms StereoNet in einem Stereonetz
graphisch dargestellt.
Schichtung
Schichtungsmessungen wurden generell,
soweit es die Aufschlusslage ermöglichte,
in jedem Aufschluss durchgeführt. In größeren
aufgeschlossenen Bereichen, wie den
beiden Obernkirchener Sandsteinbrüchen
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
45
und dem Steinbruch Liekwegen im Norden
des Untersuchungsgebiets, wurden
an verschiedenen Punkten Messungen
vorgenommen. Die Messungen beziehen
sich auf den Obernkirchen-Sandstein
der Deister-Formation und den Unteren
„Wealden“-Schiefer der Isterberg-Formation
(Steinbruch Liekwegen), die als
einzige lithologische Einheiten messbare
Schichtungen aufweisen. Für die in der
Abb. 19 dargestellten Wertepaare wurden
mehrere benachbarte Messungen vorgenommen.
Es wurde das Schichteinfallen
und das Streichen getrennt gemittelt.
So werden Unregelmäßigkeiten die durch
Schichtflächen bedingt sind, sinnvoll gemittelt.
Die einheitlich verlaufende und
ungestörte Schichtung ermöglichte zudem
eine einfache Mittelung der Werte.
Es liegen von 20 Punkten Messungen
vor, die in den alten Pingen, in den Obernkirchener
Sandsteinbrüchen entlang der
„Kammstraße“ und den im Norden gelegenen
Steinbruch Liekwegen vorgenommen
wurden. Im gesamten Arbeitsgebiet lagern
die Schichten des Obernkirchen-Sandstein
und des Unteren „Wealden“-Schiefer
mit 2° nahezu horizontal, aber auch durch
Bruchschollentektonik etwas stärker verkippt
(bis 15°). Das lässt sich vor allem
im Liekwegener Steinbruch, den Pingen
und den Obernkirchener Sandsteinbrüchen
beobachten. Aufgrund der geringen
Anzahl an Aufschlüssen beschränken sich
die Messungen auf die erwähnten Brüche.
Über die Lagerungsverhältnisse des Mittleren
Münder-Mergel lassen sich aufgrund
fehlender Aufschlüsse keine genaueren
Angaben machen. Das Streichen weist ein
einheitliches Streuen in einem verhältnismäßig
engen Bereich auf. Die allgemeine
Einfallsrichtung der Sandsteinschichten
sowie des Unteren „Wealden“-Schiefer
verläuft mit 332° NNW. Starke Abweichungen
konnten anhand der gemessenen
Werte im Arbeitsgebiet nicht nachgewiesen
werden.
Klüftung
Es wurden an 5 Stellen innerhalb des
Arbeitsgebiets Klüfte eingemessen. Die
Messpunkte sind über die beiden Obernkirchener
Sandsteinbrüche, den Liekwegener
Steinbruch und zwei alte Pingen entlang
der Kammstraße verteilt. Die Klüfte
wurden für den innerhalb der Steinbrüche
aufgeschlossenen Obernkirchen-Sandstein
vorgenommen. Auffällig ist, dass die Klüfte
innerhalb der Feinsandsteinbänke sehr
deutlich ausgebildet sind. Sie stehen nahezu
senkrecht zu den Schichtflächen.
Die Distanz zwischen den einzelnen beobachteten
Klüften ist in zahlreichen
Aufschlüssen einheitlich. Sie beträgt im
Durchschnitt etwa 2 m. Alle Messungen
der einzelnen Aufschlusspunkte wurden
als Mittelwert eingetragen (5 Aufschlüsse,
5 Kluftrosen-Diagramme) und zusätzlich
in einem Sammel-Diagramm dargestellt
(Abb. 19). Die gemessenen Klüfte der unterschiedlichen
Messpunkte des Untersuchungsgebiets
besitzen ein nahezu gleiches
NW-Streichen. Besonders hervorzuheben
ist das Kluftrosen-Diagramm 2 der Abb.
19, das trotz einer dort sehr engen und differenzierten
Klüftung dieselbe Streichrichtung
wie die anderen Messpunkte aufweist.
In diesem Bereich ist die Distanz zwischen
den Klüften deutlich geringer, als in anderen
Bereichen des aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruchs und anderen Brüchen
des Untersuchungsgebiets. Der Grund für
die enge Klüftung könnte womöglich eine
kleinräumige Störung des Bereichs sein (s.
folgender Abschnitt „Störungen“).
Störungen
Falke (1944), Schütte (1980) und Wilde
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
46 Maik Raddatz-Antusch
A
Sammeldiagramm
Foliation
0
B
Sammeldiagramm
Kluftrosen
0
270
180
90 270
Messwerte
298
260
Spannbreite der
285
196
180
148
100
Spannbreite der Messwerte
90
N
C
6
1 2
3
5
4
Bückeberg
1 = Hessischer Bruch
2 = aktiver Obernkirchener Sandsteinbruch (vermutete Störung)
3 = aktiver Obernkirchener Sandsteinbruch
Abb. 19 Darstellung der gemittelten Messwerte
der Foliation A und Klüfte B von verschiedenen
Aufschlüssen des Obernkirchen-Sandstein C im
Untersuchungsgebiet auf dem Bückeberg.
4 und 5 = alte Pingen entlang der Kammstraße
6 = Liekwegener Sandsteinbruch
= Verbreitungsgebiet des Obernkirchen-Sandsteins auf dem
Bückeberg (Deister-Formation, Barsinghausen-Subformation)
Alle Messwerte wurden in zwei Sammeldiagrammen
zusammengefasst. Sie weisen überwiegend
NW-SE-Richtung auf und besitzen gemittelte Werte
von 285° und 148°.
(1981) beschreiben kleinräumige Aufsattelungen,
die beim Abbau des „Obernkirchen-Sandstein“
innerhalb der Obernkirchener
Sandsteinbrüche, alter Pingen und
im Bereich des Harrl beobachtet wurden.
Das Besondere an den kleinen Störungen
ist, dass die Schichten trotz ihres Versatzes
ein unverändertes Einfallen besitzen
und meist unvermittelt einsetzen. Ob es
sich bei den kleinräumigen Störungen um
eine Aufsattelung handelt, lässt sich nicht
mit Bestimmtheit sagen. Es fehlt der dafür
notwendige, aufgeschlossene Bereich.
Während der Kartierungsarbeiten konnten
keine dieser Störungen mit Bestimmtheit
nachgewiesen werden. Im Fall der im
aktiven Steinbruch vermuteten Störung
wird jedoch deutlich, dass sich in diesem
Bereich die Klüftung des Obernkirchen-
Sandstein deutlich von den anderen im
Arbeitsgebiet eingemessenen Kluftabständen
im Obernkirchen-Sandstein unterscheidet
(Abb. 20 C).
Eine größere von Grupe (1933) beschriebene
Störung lässt sich im Zentrum
des Untersuchungsgebiets vermuten.
Sie beginnt am „Flothbach“ im Nordosten
des Arbeitsgebiets und verläuft südwestlich
durch den „düsteren Grund“ über den
„Futterplatz“. Die Aufschiebung bewirkt,
dass im Zentrum des normalerweise tiefer
liegenden Unteren „Wealden“-Schiefer
neben den überlagernden Feinsandsteinen
direkt Obernkirchen-Sandstein lagert.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
47
Demnach nimmt der Untere „Wealden“-
Schiefer einen relativ großen Bereich im
Arbeitsgebiet ein. Die Störung lässt sich
an der Oberfläche lediglich anhand eines
lithologischen Wechsels von Tonsteinen
zu Feinsandsteinen im Gelände verfolgen.
Dauerhafte Aufschlüsse gibt es in diesen
Bereichen des Untersuchungsgebiets nicht.
Abb. 20 A Durch Grupe (1933) dokumentierte,
durch Rinnen verursachte Schichtendiskordanz
im Obernkirchen-Sandstein im ehemaligen
Hohmeyer’schen Steinbruch in Liekwegen.
B Faltung des Obernkirchen-Sandstein im ehemaligen
Wesemann’schen Steinbruch in Liekwegen.
A
C Eventuelle Störungszone im aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruch mit deutlich erkennbarer
engerer Klüftung (2,00 m).
Foto A und B: Ausschnitt geändert nach Grupe
(1933).
B
C
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
48 Maik Raddatz-Antusch
Die Paläoökologie der Bückeberg-Gruppe (krBU)
am Bückeberg
Da die Sedimentologie von jeher schon
eng mit der Paläontologie verbunden ist,
soll in dieser Arbeit neben der Stratigrafie
auch die fossile Flora und Fauna des
Untersuchungsgebiets beleuchtet werden.
Dabei sollen auf die wichtigsten fossilen
Gruppen der Bückeberg-Gruppe kurz
eingegangen und diese im Kontext zu den
oben genannten sedimentologischen Untersuchungen
gestellt werden.
Der Obernkirchen-Sandstein weist eine
Vielzahl an Fossilien auf. Die fossile Flora
des Untersuchungsgebiets ist mit einer
hohen Artenvielfalt unterschiedlichster
Pflanzengruppen stark vertreten. Eine
Auflistung und Beschreibung der Flora der
Barsinghausen-Subformation erfolgt im
Abschnitt „Die fossile Flora des Bückebergs“.
Die fossile Fauna ist im Gegensatz zur
artenreichen Flora weniger vielfältig überliefert.
Zu den dominierenden wirbellosen
Fossilien des Arbeitsgebiets zählen Neomiodontiden
(Lamellibranchiata). Reste
von vereinzelten Vivipariden (Gastropoda)
lassen sich ebenso im Obernkirchen-Sandstein
finden wie die für die stratigrafische
Gliederung des „Norddeutschen Wealden“
wichtigen Ostrakoden.
Zu den seltenen Fossilien des Obernkirchen-Sandstein
am Bückeberg gehören
Überreste von Wirbeltieren. Die Anzahl
der bisher dokumentierten Wirbeltierfossilien
ist sehr gering, und Neufunde sind
ebenfalls äußerst selten. Dennoch konnten
während der Ausgrabungsperiode und
den Geländearbeiten vereinzelt Knochenabdrücke
gefunden werden. Neben den seit
dem 19. Jahrhundert bekannten Fährtenfossilien
(Ichnofossilien) liegt das Hauptaugenmerk
der paläontologischen Untersuchung
auf den Ostrakoden in diesem
Gebiet. Die Trittsiegel des Obernkirchen-Sandstein
können unterschiedlichen
Gruppen von Spurentaxa zugeordnet werden.
Prinzipiell gelten ornithopode und
theropode Dinosaurier als Spurenerzeuger.
Es lassen sich drei „Fußmorphologien“
(Spurentaxa) der Gruppe der Ornithopoden
(pflanzenfressende Dinosaurier)
zuordnen. Der Großteil der ornithopoden
Spuren kann dem seit dem 18. Jahrhundert
bekannten und gut dokumentierten
Fährtentypus „Iguanodontipus“ zugeordnet
werden. Interessant ist das Auftreten eines
neuen ornithopoden Ichnotypus, der
„Iguanodontipus“ des „Wealden“ ähnelt,
sich aber anhand eines stark ausgebildeten
Fersenpolsters eindeutig von diesem unterscheidet
(mündliche Mitteilung A. Böhme
2009). Die Fährten der Theropoden
(fleischfressende Dinosaurier) sind ebenfalls
mit drei unterschiedlichen Fußmorphologien
im Obernkirchen-Sandstein
vertreten. Neben Trittsiegeln von allosaurierähnlichen
Theropoden sind zusätzlich
Spurenfossilien von troodontidenartigen
Theropoden, die ein neues Taxon und eine
Besonderheit für die Untere Kreide darstellen
(mündliche Mitteilung T. van der
Lubbe 2009), im aktiven Steinbruch zu
finden. Die interessante Vergesellschaftung
von verschiedenen ornithopoden und
theropoden Fährtentaxa, der Erstnachweis
von Troodontiden für die Untere Kreide
von Westeuropa und ein neues iguanodontides
Fährtentaxon mit differenzierter
Fußmorphologie, machen die Fundlokalität
Bückeberg weltweit einmalig (vgl.
Abschnitt: „Die fossile Fauna des Bückebergs“).
Dazu kommen die Erhaltungsqualität
und Häufigkeit sowie die gute Interpretierbarkeit
der Fährten.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
49
Die fossile Flora der „Wealden“-
Vorkommen in Europa
Der Obernkirchen-Sandstein bietet als
klastisches Sediment hervorragende Voraussetzungen
für eine gute Überlieferung
von Pflanzenfossilien. Die Erhaltung
reicht dabei von kohligen Überresten bis
hin zu sehr detailreichen Abdrücken. Die
Abdrücke oder Hohlformen der Pflanzenfossilien
des Arbeitsgebiets entstanden sekundär
durch das Eindringen von Wasser
in den Sandstein, das hatte die Auflösung
des kohligen Materials der Pflanze innerhalb
des Gesteins zur Folge (Gothan &
Weyland 1973).
Dank der geringen Korngröße des Sediments
(Feinsandstein) erhalten sich
auch feinste Details im Gestein, wie zum
Beispiel Rinden- bzw. Borkenstrukturen
von größeren Hölzern. Für den Unteren
„Wealden“-Schiefer der Unteren Isterberg-Formation
konnten aufgrund des
geringeren terrigenen Einflusses und der
Entfernung zur Küste des Strandbereichs
keine Pflanzenfossilien nachgewiesen werden.
Die aufgefundenen Pflanzenfossilien des
Untersuchungsgebiets gehören zur sogenannten
„Wealden“-Flora. Während der
Unteren Kreide befand sich die Lage des
heutigen Bückebergs deutlich südlicher
bei etwa 35° bis 40° N (Smith et al. 1981)
und es herrschten subtropische Temperaturen.
Vertreter verschiedener alter Pflanzengruppen
wie Gleicheniaceae, Equisetatae,
Lycopodiatae, Filicatae, Ginkgoatae,
Pinatae und Cycadophytina besiedelten
höher gelegene Ebenen und Niederungen
des südlich vom Ablagerungsbereich
des Bückebergs gelegenen Deltas (Pelzer
1998). Deren fossile Überreste lassen sich
überall im Untersuchungsgebiet in Steinbrüchen
und in alten Pingen nachweisen.
Die Konzentration an Fundmaterial ist
aufgrund der Aufschlusslage in den Steinbrüchen
am höchsten. Jedoch ist es auch
möglich, an vielen anderen Stellen in Lesesteinen
Pflanzenfossilien zu finden. Die
Zusammensetzung der Pflanzengruppen
ist in ihrem Bestand recht einheitlich und
stimmt mit den Floren anderer „Wealden“-
Vorkommen in Nordwesteuropa prinzipiell
überein (Seward 1895; Richter 1906,
1909; Mägdefrau 1931; Daber 1953, 1960;
Watson 1969).
Vakhrameev et al. (1978) untergliedern
die Unterkreidefloren in verschiedene
Provinzen. Der Grund für diese
Untergliederung ist eine variierende Zusammensetzung
von Pflanzengruppen in
verschiedenen Regionen. Das Arbeitsgebiet
gehört zur Europäischen Provinz, die
sich durch das Fehlen von Podozamiten,
Czekanowskialen und Coniopteris von anderen
Provinzen unterscheidet wie dem
Europäisch-Sinischen Teilgebiet, der Mittelasiatischen
Provinz, der Ostasiatischen
Provinz, der Indischen Provinz, dem Sibirisch-Kanadischen
Gebiet und der Lena-Provinz.
Hingegen lassen sich in der
Lokalität Bückeberg Reste von Gleicheniaceae
(Pinnae) mit Fruchtständen, Abdrücken
von Blättern und die Fortpflanzungsorgane
von Cycadeen finden. Riegel
et al. (1996) beschreiben weiterhin Reste
von Ginkgogewächsen aus dem Hannoverschen
Raum, die während der laufenden
Geländearbeiten jedoch nicht nachgewiesen
werden konnten. Die zu den Koniferen
gehörenden Brachyphyllum, Cupressinocladus,
Sphenolepis und Zapfen von Elatides
(Vakhrameev 1991) sind die am häufigsten
gefundenen Baumreste.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
50 Maik Raddatz-Antusch
Die fossile Flora des Bückebergs –
Über die Pflanzenfossilien der
Deister-Formation
Im folgenden Kapitel wird auf die fossile
Flora der Deister-Formation der Bückeberg-Gruppe
eingegangen. Dabei werden
neue und bereits bekannte Funde näher
beschrieben und kategorisiert. Die fossilen
Pflanzenreste werden dabei in Equisetales,
Cycadales, Hölzer und Wurzelreste/Rhizome
unterschieden und eingegliedert.
Equisetales
Schachtelhalmgewächse (Equisetiten)
sind die am häufigsten angetroffenen
Pflanzenfossilien im Untersuchungsgebiet
(Abb. 21 A, 22 E). Prinzipiell benötigen rezente
Schachtelhalme eine feuchte Umgebung,
um ihre Sporen zur Reife zu bringen
(Watson & Alvin 1996). Überträgt man
das auf die fossilen Equisetiten, so waren
die Ufer und Niederungen des unterkretazischen
Deltas im Arbeitsgebiet eine hervorragende
Umgebung für das Wachstum
von Schachtelhalm-Kolonien.
Die im Untersuchungsgebiet gefundenen
Schachtelhalme liegen in unterschiedlichen
Erhaltungsformen vor. In einigen
Fällen sind kohlige Überreste der Pflanze
als Abdrücke im Feinsandstein erhalten
geblieben. Meistens ist jedoch nur noch
die Hohlform der ehemaligen Pflanze zu
erkennen. Die fossilen Equisetiten zeichnen
sich durch einzelne, miteinander verbundene
Segmente aus, die eine vertikale
Rippung aufweisen.
Bei den senkrecht verlaufenden Rippen
handelt es sich um die Abformung der Gefäßbündel
der Schaftinnenseite (Kelber
1999).
Die Länge der Equisetiten-Reste variiert
von 10 bis 60 cm. Alle gefundenen
Exemplare sind stark zerdrückt, so dass
genaue Aussagen über die Durchmesser
nicht getroffen werden können. Die stratigrafische
Verbreitung der Schachtelhalme
innerhalb des Untersuchungsgebiets lässt
sich nicht eindeutig klären, da alle Fossilien
nur auf Sandsteinhalden gefunden wurden.
Jedoch sind alle Funde in den Obernkirchen-Sandstein
einzuordnen. Eine
Besonderheit stellt ein im aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruch gefundener Rhizomrest
mit Speicherknollen von Equisetites
burchardtii dar (Abb. 22 E).
Cycadales
Überreste von Cycadeen sind in den
„Wealden“-Vorkommen von Nordwesteuropa
nur selten vertreten (Watson 1969;
Oldham 1973, 1976). Während der gesamten
Kartierung konnte lediglich ein einziger
Blattwedel von Nilssonia schaumburgensis
gefunden werden. Über das allgemeine
Habitat der fossilen Cycadeen ist nicht viel
bekannt, da sich die dokumentierten Überreste
auf Blattfragmente aus der Unterkreide
beschränken (Watson & Alvin 1996).
Sehr wahrscheinlich wuchsen Cycadeen
wie N. schaumburgensis, ähnlich wie
ihre heutigen Verwandten, in semiariden
bis feuchten Tropengebieten. Nach Watson
& Alvin (1996) liegt die Vermutung
nahe, dass N. schaumburgensis einen tubusartigen
Stamm wie Zamia besaß. Die Beblätterung
von N. schaumburgensis war mit
einer maximal bekannten Länge von 9 cm
dagegen relativ klein (Watson 1969). Der
im Untersuchungsgebiet gefundene, disartikulierte
4 cm lange Blattwedel liegt
nicht, wie bei den Equisetiten beobachtet,
in kohliger Erhaltung vor. Es handelt sich
hierbei um den Positivabdruck des Wedels
auf einem isolierten Sandsteinblock im
aktiven Obernkirchener Sandsteinbruch
(Lesesteinvorkommen L1). Der Blattwedel
von N. schaumburgensis zeichnet sich
durch engständige, im 90°-Winkel von der
Mittelader abstehende, breite Fiederchen
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
51
aus (Abb. 21 E). Diese stehen eng aneinander
und scheinen sich an einigen Stellen
seitlich zu überlappen. Sie sind abgerundet
trapezförmig und breiter als lang. Die
Fiederchen scheinen zur Spitze des Wedels
hin schmaler zu werden. Die Fieder selbst
verjüngt sich zur Spitze hin. Die Mittelader
ist deutlich ausgebildet und verläuft
bis zur Spitze der Fieder.
Abb. 21 Pflanzenfossilien aus dem Obernkirchen-
Sandstein. A Nicht näher bestimmter Holzabdruck
(?Equisitales). B Pflanzenhäcksel von ?Whitamia.
C Baumstammabdruck mit erkennbarer Borkenstruktur.
D Borkenabdruck im Sandstein.
A
E Blattwedel von Nilssonia schaumburgensis.
F Nicht identifizierter, „knollenartiger“ Holzrest
im Anschnitt. Alle Funde stammen von Halden
aus dem aktiven Obernkirchener Sandsteinbruch.
Länge des Hammers beträgt 30 Zentimeter.
B
C
D
E
F
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
52 Maik Raddatz-Antusch
Hölzer
Funde von größeren und kleineren Hölzern
sind hinreichend aus den „Wealden“-
Ablagerungen Nordwesteuropas bekannt
und dokumentiert. Häufig handelt es sich
um Reste von baumgroßen zu den Nacktsamern
gehörenden Koniferen. Dabei treten
vor allem verschiedene Vertreter aus
den Familien der Cheirolepidiaceae, Araucariaceae,
Taxodiaceae und der Pinaceae
hervor. Aufgrund unterschiedlichster Morphologien
(von wenigen Zentimeter hohen
Pflanzen bis hin zu meterhohen, verholzten
Bäumen) innerhalb der Familien ist
anzunehmen, dass die Vertreter der Cheirolepidiaceae
eine Vielzahl an Habitaten
besiedelt haben könnten (Watson 1969).
Sehr wahrscheinlich wurden die rückgelagerten
und küstenferneren Wälder während
des Unteren Berriasium durch Koniferen
dominiert. Der Rest eines im aktiven
Obernkirchener Sandsteinbruch gefundenen
Holzes liegt in teilweiser Inkohlung
vor. Die Struktur der Rinde ist im Sandstein
erhalten geblieben, gibt jedoch keinen
Aufschluss über die Zugehörigkeit
zu einer Familie der hier fossil vertretenen
Konifere. Aufgrund fehlender aussagekräftiger
anatomischer Details wurde auf eine
eingehendere Bestimmung verzichtet. Bei
dem Fund handelt es sich um ein 1,5 x 1
Meter großen, isolierten Sandsteinblock,
der von einer Halde im aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruch nahe des Lesesteinvorkommens
L3, stammt (Abb. 21 C).
Nicht näher zu bestimmende „knorrige“
Holzreste stammen aus einer dünnbankigen
Feinsandsteinschicht (Tafel 2 A Beilagenblatt;
NB 32) des aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruchs (Abb. 21 F; Aufschlusspunkt
A11 und Tafel 4 Beilagenblatt).
Sie lagern an der Basis der Bank und bilden
„knollenartige“ Ansammlungen. Diese
„knolligen“ Holzreste sind keine Seltenheit
in den „Wealden“-Sandsteinen, bleiben
aber in der Regel nicht bestimmbar. Die
Vermutung liegt nahe, dass es sich hierbei
ebenfalls um Reste von Koniferen handelt
(V. Wilde, schriftliche Mitteilung).
Horizonte mit Pflanzenhäcksel sind in
den Schichten des Obernkirchen-Sandstein
im aktiven Obernkirchener Sandsteinbruch
häufig aufzufinden. Dabei handelt
es sich um disartikulierte Blattreste,
die in großen Ansammlungen auftreten.
Beim Aufschlagen vieler Sandsteine sind
sie gut zu erkennen, weisen jedoch keine
deutlichen Merkmale für eine Bestimmung
auf. Der Erhaltungsgrad ist mittelmäßig
bis schlecht, so dass oft nur die Umrisse
sichtbar sind (Abb. 21 B). Die schwarze
bis lila Färbung der Blattreste kommt auf
den Oberflächen des gelblich-grauen Feinsandsteins
besonders deutlich zur Geltung.
Wurzelsysteme/Rhizome
Im gesamten Arbeitsgebiet sind in verschiedenen
Horizonten unterschiedliche
Typen von Wurzeln bzw. Wurzelsystemen
zu beobachten (Abb. 22). Die meisten sind
in-situ erhalten geblieben und stellen somit
autochthone Reste der Pflanzen dar. Pelzer
(1998) beschreibt Funde von aufrecht im
Sediment stehenden Baumstämmen und
Baumstümpfen aus der Region Hannover.
Aus diesen fossilen und noch in Lebendstellung
erhaltenen Baumresten lassen sich
Rückschlüsse über die ehemaligen hydrologischen
Verhältnisse am Standort ableiten.
Mit Hilfe der Abfolge von Wurzelhorizonten
lassen sich zusätzlich Aussagen
über ehemalige Sedimentationsmechanismen
und -raten treffen. Die Einteilung der
fossilen Wurzeltypen des Untersuchungsgebiets
erfolgt nach Pelzer (1998). Dieser
unterteilt die Wurzelvorkommen in sechs
Typen von A bis F. Grundlage der Unterteilung
ist die Unterscheidung der räumlichen
Orientierung (äußerer Habitus) und
die Art der Verzweigung der verschiedenen
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
53
Wurzelsysteme. Problematisch sind die
Wurzeln von verschiedenen Pflanzengruppen,
die ähnlich konstruiert und überliefert
sind. Entsprechend der Einteilung nach
Pelzer (1998) werden sie trotz unterschiedlicher
Systematik in einem Wurzeltyp
vereint. Ein weiteres Problem ergibt sich
durch die möglichen unterschiedlichen
Erhaltungen der Wurzeln einer Pflanzenart.
Die verschiedenartigen Wurzeln stammen
zwar von einer Pflanze, würden aber
auf Grund ihrer unterschiedlichen Erhaltung
getrennten Wurzeltypen zugeordnet
werden. Demnach ist eine objektive Unterteilung
der Wurzelsysteme nur bei eindeutig
zu identifizierenden und zuzuordnenden
Wurzelsystemen möglich (Pelzer
1998).
Im Arbeitsgebiet konnte der Wurzeltypus
B nachgewiesen werden. Dieser
gehört zu den am häufigsten
überlieferten Wurzelsystemen in der „Norddeutschen
Wealden“-Fazies (Pelzer 1998).
Der Typus (Abb. 22 A) zeichnet sich durch
dünne, lange, vertikal verlaufende Wurzeln
aus. Diese verlaufen bis zu 10 cm vertikal
im Sediment. Der Durchmesser beträgt
etwa 1 – 2 mm. In den meisten Fällen sind
die einzelnen vertikalen Wurzeln unverzweigt.
Sekundäre, schräge Verzweigungen
sind nur selten zu beobachten. Einige
Horizonte innerhalb des aktiven und
Hessischen Bruchs der Obernkirchener
Sandsteinbrüche weisen eine hohe Anzahl
dieses Wurzeltyps B auf (Tafel 2 A, B Beilagenblatt).
Die fossilen Wurzelhorizonte des Untersuchungsgebiets
sind ein wichtiger
Hinweis auf eine temporär geringe oder
fehlende Sedimentation. Ein fossiler Wurzelhorizont
ist demnach mit einem „Paläoboden“
gleichzusetzen. Dieser kann
je nach Dauer einer Besiedlung und Bodenentwicklung
mehr oder weniger stark
entwickelt sein. Zwei Entstehungsformen
sind für einen derartigen Wurzelboden
denkbar. Wenn ein Sediment abgelagert
wird und sich Pflanzen darauf ansiedeln,
kommt es zur Bildung von Wurzeln. Erfolgt
anschließend eine erneute, klastische
Sedimentation, wird der Prozess der Wurzelbodenbildung
abgebrochen. Auf Grund
der schnellen Einbettung im Sediment ist
das Erhaltungspotenzial der Wurzeln sehr
hoch. Pelzer (1998) bezeichnet dies als
„einphasige Besiedlung“. Die zweite Entstehungsform
der im Untersuchungsgebiet
beobachteten Wurzelböden könnte
eine „kontinuierliche Besiedlung“ gewesen
sein. Sie ist durch die gleichzeitige Besiedlung
mit Pflanzen und einer periodischen
Ablagerung von klastischem Material gekennzeichnet.
Geschieht die Sedimentation
im Gleichgewicht mit dem Wachstum
der Pflanzen, nimmt die Mächtigkeit des
Horizonts zu und die Pflanzendecke bleibt
erhalten. Das abgestorbene Material wird
im Boden zersetzt und es bleibt lediglich
die letzte Durchwurzelung erhalten (Pelzer
1998).
Rhizomreste bzw. Wurzelreste mit artikulierten
Speicherknollen gehören einem
weiteren am Bückeberg beobachteten Typus
an. Die Speicherknollen können in
zwei verschiedenen Formen vorgefunden
werden. Am häufigsten sind sie im zerdrückten
Zustand erhalten. Die Knollen
an den Enden der Wurzelspitzen weisen
eine rote Färbung auf (Abb. 22 B). Die
zweite überlieferte Erhaltungsform ist
ein Rest von Wurzeln mit siltig verfüllten,
mit einem kohligen Häutchen überzogenen,
rundlichen Strukturen. Sie werden
ebenfalls als mit den Wurzelresten in
Verbindung stehende Speicherknollen der
Equisetiten (wahrscheinlich Equisetites
burchardtii) gedeutet (V. Wilde, schriftliche
Mitteilung). Wie bei der ersten Erhaltungsform
sind die Speicherknollen der
zweiten Form zerdrückt, unterscheiden
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
54 Maik Raddatz-Antusch
A
B
C
D
E
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
55
Abb. 22 (siehe gegenüberliegende Seite)
Verschiedenartige Wurzeltypen sensu Pelzer (1998)
aus dem Untersuchungsgebiet (Obernkirchen-
Sandstein). A Wurzelreste des Wurzeltyps B mit
sekundärer Verzweigung. B Reste von Wurzeln
mit Speicherknollen. C Allochthone Wurzelreste.
D Wurzelrest mit einem Durchmesser von bis
zu 2 cm. E Speicherknollen von Equisetites
burchardtii. Alle Funde (außer A) stammen von
Halden aus dem aktiven Obernkirchener Sandsteinbruch.
Der Fund A stammt aus dem Reservesteinbruch
(Hessischer Bruch).
sich jedoch von der ersten durch eine teilweise
kohlige Erhaltung mit einem leichten
Relief. Abb. 22 C zeigt eine weitere
Erhaltungsform von Rhizomen, respektive
Wurzeln im Obernkirchen-Sandstein.
Es handelt sich hierbei um zusammengeschwemmte
Reste von Wurzeln bzw. Rhizomen,
die eine Art Geflecht auszubilden
scheinen. Sie liegen ohne erkennbare Einregelung
im Sandstein als siltige und nicht
in kohliger Erhaltung vor. Diese wurzelartig
wirkenden, von Pflanzen unbekannter
Zuordnung stammenden Geflechte sind
auffällig lila bis schwarz gefärbt.
Die fossile Fauna des Bückebergs –
Über die Spurenfossilien und Überreste
der Invertebraten und Vertebraten
der Bückeberg-Gruppe
(Isterberg- und Deister-Formation)
am Bückeberg
Die fossile Fauna des Bückebergs ist im
Vergleich zur artenreichen Flora weniger
vielfältig. In der Regel unterscheidet
sich die Erhaltung tierischer Organismen
durch ein höheres Fossilisationspotenzial
deutlich von der Erhaltung fossiler Pflanzen.
Hartteile wie Schalenklappen von
Muscheln oder Brachiopoden, Gehäuse
von Schnecken (Gastropoden) und Knochen
von Wirbeltieren besitzen ein höheres
Erhaltungspotential als Weichteile
von Pflanzen. Der Obernkirchen-Sandstein
zeigt dagegen eine differenzierte Erhaltung
der Fossilien auf, die in fluviatilen
Verhältnissen abgelagert und von Sturmsandlagen
(Tempestite) sowie vom sauren
Sandstein beeinflusst wurden. In einem
fluviatilen oder deltaischen System, dem
der Obernkirchen-Sandstein zugeordnet
werden kann, können hartschalige Fossilien
oder Knochen über weite Distanzen
transportiert werden. Dadurch sind
die meisten Elemente nicht mehr im Verbund
(disartikuliert) und können über weite
Strecken im Sediment verstreut sein. Im
Normalfall bleiben diese Elemente trotz
einer späteren Ummineralisierung im Sediment
als Fossil erhalten. Der Obernkirchen-Sandstein
zeigt aufgrund seines ehemaligen
sauren Milieus eine andere Form
der Erhaltung. Der häufigste beobachtete
Erhaltungszustand im Arbeitsgebiet ist die
Hohlform. Das gilt sowohl für Muschelschalen,
als auch für die Knochen von Reptilien
und Dinosauriern. Es ist anzunehmen,
dass das in den Muschelschalen oder
im Knochenmaterial enthaltene Karbonat
(CaCO 3
) diagenetisch gelöst wurde. Dafür
spricht der nahezu unzerdrückte, original
erhaltene Habitus der Muschelgehäuse
und Knochen innerhalb des Sandsteins. In
einigen Fällen lässt sich eine weiße Restsubstanz
innerhalb der Knochenabdrücke
auf den exponierten Sandsteinblöcken beobachten.
Hauptsächlich liegen jedoch die
leeren Hohlformen der ehemaligen Knochen
vor. Im Unteren „Wealden“-Schiefer
unterscheidet sich die Erhaltung der Fossilien.
Dort liegen Muschelreste lediglich als
Positivabdrücke vor.
Im Obernkirchen-Sandstein sind zusammenhängende
(artikulierte) Knochenfunde
eine Seltenheit. Sedimente mit fluviatilem
und deltaischem Charakter wie
der Obernkirchen-Sandstein des Arbeitsgebiets,
weisen in nur wenigen Fällen
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
56 Maik Raddatz-Antusch
komplett erhaltene Skelette auf. So ist nur
ein einziger Dinosaurier (Stenopelix valdensis)
aus dem westlich angrenzenden
Gebiet, dem Harrl, bekannt (s. weiter unten).
Die Knochen werden ausschließlich
durch Wasser transportiert. Ähnlich wie
bei Pflanzen bestimmen Größe und Gewicht
die zurückgelegte Distanz zwischen
dem Sterbeort und dem Ort der Einbettung.
So kann es sein, dass sich Knochenreste
von Tieren in Gebieten finden lassen,
in denen sie weder gelebt haben noch gestorben
sind. Ein isolierter Rest eines nicht
näher identifizierten Knochenabdrucks
konnte während der Kartierarbeiten gefunden
werden (Abb. 31 A).
Reste von Knochen sind nicht die einzigen
Fossilien, die von Wirbeltieren hinterlassen
wurden. Besonders in den beiden
Steinbrüchen der Obernkirchener Sandsteinbrüche
lassen sich diverse Lebensspuren
finden. Sie stammen sowohl von Wirbellosen
als auch von Wirbeltieren und
bieten ein differenzierteres Bild der fossilen
Fauna im Arbeitsgebiet als die Körperfossilien.
Spuren von Dinosauriern können
sowohl in mehreren Sandstein-Horizonten
im Hessischen Bruch als auch im aktiven
Steinbruch beobachtet werden. Auch wenn
die Knochen dieser Tiere nicht vorhanden
sind, so zeugt die Anwesenheit von Fährten
unterschiedlicher Dinosauriergruppen
von einer vielfältigen Lebensgemeinschaft
innerhalb des ehemaligen Deltas. Die verschiedenen
Fährten der Dinosaurier werden
im Abschnitt „Die Spurenfossilien der
Dinosaurier“ eingehend beschrieben.
Fossile Muscheln lassen sich in vielen
Bereichen des Bückebergs finden und können
in zwei Gruppen unterteilt werden.
Die am häufigsten verbreiteten Muscheln
gehören zur Gruppe der Neomiodontiden.
Die zweite nur marginal vorhandene
Gruppe sind die Unioniden. Weiterhin
lassen sich zu den Gastropoden
gehörende Vivipariden finden. Die im Unteren
„Wealden“-Schiefer und im Obernkirchen-Sandstein
enthaltenen Vertreter
der Ostrakoden-Gattung Cypridea, dienen
als Leitfossilien für die stratigrafische
Gliederung des Berriasium im „Norddeutschen
Wealden“. Diese wenig artenreiche,
aber dennoch innerhalb des Niedersächsischen
Beckens weitverbreitete Invertebratenfauna
ist ein Anzeiger für Süß- bis
Brackwasserverhältnisse zur Zeit des Unteren
„Wealden“-Schiefer und Obernkirchen-Sandstein.
Die Spurenfossilien der Wirbellosenfauna
(Invertebraten)
Die Unterscheidung der Bioturbationstypen
des Obernkirchen-Sandstein vom
Bückeberg erfolgt nach Pelzer (1998), der
die biogenen Sediment- und Bodenstrukturen
in 14 Typen untergliedert. Die im
Arbeitsgebiet entdeckten Dinosaurierfährten
werden zwar nach Pelzer (1998)
ebenso in die Bioturbationstypen eingegliedert,
werden jedoch im separaten Teil
„Die Spurenfossilien der Dinosaurier“ behandelt.
Der Grund für diese Gliederung
ist die Unterteilung der Lebensspuren in
Wirbellose und Wirbeltiere. Neben den
erwähnten Dinosaurierfährten, lassen sich
zusätzlich die Spuren des Bioturbationstypus
XIV und Grabaktivitäten von Muscheln
(Lockeia sp.) nachweisen.
Der Bioturbationstyp XIV sensu Pelzer
beinhaltet biogene Strukturen, die großflächig
auf der Sohlfläche von Sandsteinen
auftreten (Pelzer 1998). Die Ichnofossilien
liegen in einer Epi-Relieferhaltung
vor und weisen einen länglichen, mandel-
bis spindelförmigen Umriss auf (Abb.
23 A). Interne Gefüge- oder Materialunterschiede
zum umgebenden Material sind
nicht zu erkennen. Die zusammenhanglose
Anordnung der einzelnen Strukturen
lässt eine nicht biogene Herkunft durch
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
57
A
B
Abb. 23 A Bioturbationstypus XIV (Pelzer 1998)
auf isoliertem Sandsteinblock im aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruch. B Isolierter Feinsandstein
mit Lockeia sp. im Hessischen Bruch aus der Bank
AB 7 (Tafel 2 B Beilagenblatt). Länge des Stiftes
18 cm, Länge des Hammers 30 cm.
Trockenrisse ausschließen (Pelzer 1998).
Auf Grund der fehlenden Überlieferung
des Erzeugers lässt sich die Herkunft der
Organismengruppe nicht eindeutig klären.
Als Erzeuger sind demnach skelettlose Invertebraten
anzunehmen. Die Strukturen
befinden sich auf isolierten Sandsteinblöcken
im aktiven Steinbruch und im Hessischen
Bruch. Eine eindeutige stratigrafische
Zuordnung der beobachteten Spuren
war nicht möglich.
Neben dem Bioturbations-Typus XIV
sind im Obernkirchen-Sandstein des Arbeitsgebiets
Grabspuren von Bivalven zu
beobachten (Abb. 23 B). Es handelt sich
dabei um den Spurentypus Lockeia sp. Dieser
ist durch vertikale Ausstülpungen an
Sohlflächen gekennzeichnet und entstand
durch sich in einem steilen Winkel in das
Sub strat eingrabende Muscheln. Diese
Arten der Spuren sind vor allem im Hessischen
Bruch der Obernkirchener Sandsteinbrüche
zu beobachten und befinden
sich an der Basis der Bank AB 9 (Tafel 2 B
Beilagenblatt).
Die fossile Muschelfauna
(Neomiodontiden)
Neomiodontiden sind relativ häufig
in der Isterberg-Formation und
Deister-Formation des Bückebergs. Sie
sind sowohl im Unteren „Wealden“-Schiefer
als auch im Obernkirchen-Sandstein
stark vertreten. Die Familie der Neomiodontiden
ist eine homogene Gruppe innerhalb
der Superfamilie Arcticacea. Zusammen
mit vereinzelt vorkommenden
Unioniden (Abb. 24 B), einer weiteren
Gruppe der Muscheln im Untersuchungsgebiet,
sind sie Indikator für ein oligohalines
bis mesohalines Milieu innerhalb der
oben genannten Formationen. Die Muschelschalen
sind in zwei unterschiedlichen
Varianten erhalten. Die Muschelreste des
Unteren „Wealden“-Schiefer sind deutlich
als Steinkerne auf der Sedimentoberfläche
in einer „konvex-oben“ Position
überliefert. Sie zeigen eine gut erkennbare
Struktur und sind in den meisten Fällen
vollständig. Die Erhaltung des Obernkirchen-Sandstein
umfasst neben der aus
dem Unteren „Wealden“-Schiefer bekannten
Steinkernerhaltung zusätzlich Hohlformen
der Schalen auf. Die Position der
Muscheln schwankt von „konvex-oben“ bis
„unregelmäßig“ innerhalb des Sandsteins.
Auf vielen Muschelschalen befindet sich
ein weißes Residuum. Die originale Schale
wurde wie bei den Knochen beobachtet zu
einem großen Teil postsedimentär gelöst.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
58 Maik Raddatz-Antusch
A
B
C
D
E
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
59
Abb. 24 (siehe gegenüberliegende Seite)
Muscheln aus dem Arbeitsgebiet. A Neomiodon sp.,
Erhaltung als Abdruck auf einem Lesestein (Obernkirchen-Sandstein).
B Doppelklappige Muschel
(Unionidae) aus dem Unteren „Wealden“-Schiefer
von Liekwegen. C Doppelklappige Neomiodontiden
aus dem Obernkirchener Sandsteinbrüchen
(Obernkirchen-Sandstein) mit weißen Rückständen
von den ehemaligen Karbonatschalen. D Doppelklappiger
Steinkern einer Neomiodontiden auf
einem Lesestein (Obernkirchen-Sandstein).
E Muschelabdrücke aus dem Unteren „Wealden“-
Schiefer bei Liekwegen mit Eisenoxidschicht.
Die Funde A, C und D stammen von Halden aus
dem aktiven Obernkirchener Sandsteinbruch.
Länge des Hammers etwa 30 cm.
Besonders auffällig sind die zahlreichen
doppelklappigen Individuen innerhalb des
Obernkirchen-Sandstein (Abb. 24 C, D).
Diese Art der Erhaltung lässt Rückschlüsse
auf die taphonomischen Prozesse der
Muschelschalen zu. Es handelt sich hierbei
um in-situ Einbettungen der Schalen,
die noch vor ihrem Tod im Substrat
sedimentiert wurden. Im Regelfall fallen
nach dem Tod einer Muschel und der Verwesung
der Ligamente die Schalen sehr
schnell auseinander. Schon geringe Strömungen
können ausreichen, um die beiden
Muschelschalen zu zerstreuen. Somit
liegen die Schalen im Regelfall disartikuliert
vor. Im Unteren „Wealden“-Schiefer,
der durch isolierte Muscheln gekennzeichnet
ist, konnte nur ein einzelner Fund einer
doppelklappigen aufgeklappten Muschel
im Steinbruch Liekwegen dokumentiert
werden (Abb. 24 B).
Huckriede (1967) ordnet die Muscheln
der Tonsteine von Obernkirchen den beiden
Arten Cyrena heysii und C. kochii zu.
Zusätzlich können die beiden Arten mit
der Süß- bis Brackwasser-Ostrakode Cypridea
inaequalis vergesellschaftet sein
und gehören in das Niveau des Hauptkohleflözes.
Das Vorkommen der oft nur
fragmentarisch erhaltenen und zu den
Süß- bis Brackwasser-Gastropoden gehörenden
Vivipariden ist auf den Obernkirchen-Sandstein
beschränkt.
Die Spurenfossilien der Dinosaurier
Zu den paläontologischen Besonderheiten
des Untersuchungsgebiets gehören
Fährten von großen und kleineren Dinosauriern.
Dreizehige Trittsiegel aus dem
Gebiet des Bückebergs haben seit dem 19.
Jahrhundert das Hauptaugenmerk der paläontologischen
Arbeiten in diesem Gebiet
auf sich gezogen (Ballerstedt 1905,
1914, 1920) und waren auch der Anlass
der vorliegenden Kartierungsarbeiten. Bereits
1880 beschrieb Struckmann dreizehige
Fußabdrücke aus den unterkretazischen
Sandsteinen Nordwestdeutschlands bei
Bad Rehburg als „vogelähnliche Thierfährten“
und ordnete diese der Dinosauriergattung
Iguanodon zu. Die Identifizierung
des Erzeugers von Fußabdrücken bleibt jedoch
bis heute in der Regel problematisch,
denn verschiedene Faktoren können das
Erscheinungsbild eines Trittsiegels nachhaltig
verändern. Knochenreste von möglichen
Erzeugern sind in den Obernkirchen-Sandsteinschichten
äußerst selten
zu finden. Nach Haubold (1990) kommt
angesichts der wenigen Skelettreste den
Fährten der Unterkreide eine besondere
Bedeutung zu.
Ob und wie ein Fußabdruck erhalten
wird, ist von unterschiedlichen Prozessen
abhängig. Dazu gehören Umweltbedingungen
wie stehende Gewässer mit nur geringem
Wellengang (das vermindert eine
schnelle Zerstörung), spurenstabilisierende
Biofilme auf der Bodenoberfläche, flache
lichtdurchflutete Lagunentümpel und die
„On-Top“-Versiegelung durch die sporadische
Zufuhr von Sediment (Fischer 1998).
Die Entstehung und nachfolgende
Konservierung der Fährten im
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
60 Maik Raddatz-Antusch
Obernkirchen-Sandstein des Bückebergs
erfolgte in zwei Phasen: 1. das Erzeugen
der Spuren auf dem Boden eines flachen
und ruhigen Gewässers, und 2. kam es bereits
kurz nach dem Auftreten durch Wellengang
und leichte Strömungen zur Verwischung
von Details der Trittsiegel und
zur Auslöschung von Fährtenteilen.
Das ließ sich besonders gut im Hessischen
Bruch der Obernkirchener Sandsteinbrüche
beobachten (Aufschlusspunkt
A10, Abb. 34 und Tafel 4 Beilagenblatt).
Im zentralen Bereich der oberen Steinbruchsohle
war eine etwa 10 m lange
Fährte eines ornithopoden Dinosauriers
aufgeschlossen, deren Überlieferung nur
fragmentarisch war (Tafel 2 B Beilagenblatt).
Der Erhaltungsgrad der einzelnen
Trittsiegel innerhalb der Fährte ist sehr
unterschiedlich. Hinzu kommen Lücken
und ein abruptes Ende der Fährte. Die teils
schlechte Erhaltung und Lückenhaftigkeit
ist auf eine kurz nach Entstehung stattgefundene
Zerstörung der einzelnen Trittsiegel
zurückzuführen.
Tonbeläge und eventuell vorhandene
Biomatten aus Algen (z. B. Diatomeen,
Bakterien u.ä.) auf dem Boden, die
jedoch nicht dokumentiert sind, wirkten
sich schützend auf die Erhaltung der
Spuren aus. Beim zweiten Schritt erfolgte
eine Überdeckung der noch vorhandenen
Spuren durch Sandschüttungen. Dabei
dienten die Einsenkungen der Spuren
als Sandfallen. Anschließend lagerte sich
bei ruhigem Wasser eine dünne Tonlage
ab. Das Relief glich sich aus und weitere
Schichten von neuem Sediment wurden
aufgeschüttet. Diese taphonomischen Bedingungen
gelten sowohl für karbonatische
als auch für klastische Substrate (Fischer
1998; Schwennike 1998) wie dem Obernkirchen-Sandstein.
Die isolierten und teils in längeren Fährten
vorhandenen Trittsiegel im Hessischen
Bruch der Obernkirchener Sandsteinbrüche
sind ausnahmslos tridactyl (dreizehig)
und können ornithopoden Dinosauriern
zugeordnet werden. Der Spurentypus
wird als Iguanodontipus bezeichnet, und als
Spurenerzeuger gelten sehr wahrscheinlich
Vertreter der Gruppe der Iguanodontiden
(mündliche Mitteilung A. Richter
2009). Diese gehören zu den Ornithischia,
einer großen Gruppe pflanzenfressender
Dinosaurier. Der dazu gehörige Spurenerzeuger
wäre demnach ein Iguanodontide,
der von seiner Anatomie vergleichbar
wäre mit Iguanodon atherfieldensis aus dem
Englischen Wealden. Nahezu vollständige
Skelettfunde von Iguanodon bernissartensis
stammen aus der Unteren Kreide Belgiens
(Sarjeant et al. 1998).
Die frühesten Beschreibungen des Spurentaxons
Iguanodontipus stützen sich auf
Einzelfunde aus dem Hastings-Sandstein
des Englischen Wealden (Tagart 1846).
Tagart beschreibt die Spuren in einem
kurzen Abstract als isolierte, vogelartige,
40 cm lange Trittsiegel. Delair (1989) und
Woodhams & Hines (1989) beschreiben
weiterhin Fährten aus Sussex, Dursey, Surrey
und von der Isle of Wight. Jones (1862)
erkannte als einer der ersten Bearbeiter einen
Zusammenhang zwischen dem tridactylen
Charakter des Hinterfußes von Iguanodon
und den dreizehigen Fährten des
Hastings Sandsteins und postulierte diesen
als möglichen Erzeuger. Allerdings entgegnete
Beckles (1862), dass es sich auch
um einen unbekannten Dinosaurier mit
einer ähnlichen Fußmorphologie wie Iguanodon
handeln könnte. Für die Theorie,
dass es sich bei dem Spurenerzeuger um
Vertreter der Gattung Iguanodon handelt,
spricht jedoch, dass keine andere Gruppe
der Ornithopoden in der Unteren Kreide
von England und Europa so weit verbreitet
und erfolgreich war wie die Iguanodontiden.
Hinzu kommt die Größe der
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
61
bekannten Iguanodon-Skelette, die in etwa
mit den anhand der Trittsiegel berechneten
Körpergrößen der Erzeuger übereinstimmen.
Die Iguanodontiden-artigen Fährten
der Obernkirchener Sandsteinbrüche
sind sogar älter als die bisher bekannten
Skelettfunde von Iguanodon. Demnach
lässt sich der mögliche Spurenerzeuger lediglich
innerhalb der Iguanodontidae suchen
und nicht bei den teilweise ichnomorphologisch
ähnlichen Hadrosauriern.
Trotz der zahlreichen Funde in der Region
des Bückebergs erschienen nur wenige
Publikationen zu diesem Thema (Stechow
1909; Dietrich 1927; Lehmann 1978). Bereits
1881 erfolgte die Beschreibung von
Dinosaurierspuren vom Bückeberg durch
Grabbe (1881). Zahlreiche rundlich-ovale
Saurierfährten wurden seit 1965 in Münchehagen
beobachtet, aber nicht als Spuren
von Dinosauriern gedeutet. Am 26./27.
Juli 1979 befand sich Herr Dr. Franz-Jürgen
Harms bei einer Ortsbegehung und
der Beschaffung von Exponaten für ein
Museum in den Steinbrüchen am Bückeberg
und Münchehagen. Während der Suche
nach geeigneten Ausstellungstücken
für das Heimatmuseum von Georgsmarienhütte
(„Museum Villa Stahmer“) in den
Steinbrüchen, fiel Herrn Harms auf, dass
auf einer verschmutzten und von LKW befahrenen
Steinbruchsohle einer der Steinbrüche
bei Münchehagen Saurierfährten
zu beobachten waren. Bereits am 9. August
1979 setze er sich mit der Gemeindeverwaltung
von Bad Rehburg in Verbindung
und teilte dieser in einer schriftliche Beschreibung
die Fährten und Fundlokalisation
mit. In seinem Schreiben erläuterte
er den Habitus der Fährten und benannte
hierbei den Fährtenerzeuger als „elefantenfüßigen
Saurier“ und ordnete diesen
demnach der Gruppe der Sauropoden
zu. Weiterhin bat er in seinem Schreiben
an die Gemeindeverwaltung Bad Rehburg
diese Fläche als Naturdenkmal auszuweisen
(Harms 2020). Auch der damalige
Schulleiter von Münchagen R. Hulke
(1980) erkannte, dass sich die Eindrücke
zu einem Fährtenmuster zusammenfügen
lassen und benannte in einem kurzen Bericht
ebenfalls Sauropoden als Verursacher
dieser Fährten (erschienen in „Die Harke“
vom 29.11.1980). Die Fährtenflächen wurden
1983 als Naturdenkmal ernannt und
mit einer 30 m langen Halle zum Schutz
überbaut. Heute befindet sich der sehenswerte
Dinosaurier Park Münchehagen an
diesem Ort. Stratigrafisch befindet sich
der Fährtenhorizont von Münchehagen
ebenfalls im Obernkirchen-Sandstein, unterscheidet
sich jedoch in seiner faziellen
Ausbildung und den überlieferten Ichnofossilien.
Der Hauptanteil der Fährten
wird durch den Fährtentypus Rotundichnus
muenchehagensis gebildet. Dieser Ichnotypus
wurde von Sauropoden erzeugt
und fehlt in den Ablagerungen des Bückebergs
völlig. Außerdem lassen sich zahlreiche
Theropodenfährten beobachten (Fischer
1998). Ornithopode Fährten lassen
sich nur sehr vereinzelt finden und können
wahrscheinlich ebenfalls einem Iguanodontiden
als Verursacher zugeschrieben
werden. Es handelt sich um die einzige
Sohle mit sauropoden und iguanodontiden
Fährten auf einem gemeinsamen Horizont.
Die beiden Obernkirchener Sandsteinbrüche
sind die Hauptfundorte für Dinosaurierfährten
seit dem letzten Jahrhundert.
Im Steinbruch Liekwegen konnten
jedoch während der Kartierungsarbeiten
keine Spuren nachgewiesen werden. Während
der Hessische Bruch der Obernkirchener
Sandsteinbrüche mindestens drei
Horizonte mit einer ornithopodendominierten
Ichnofazies aufzeigt (Abb. 16 F und
27), sind im aktiven Steinbruch mindestens
2 Horizonte mit vergesellschafteten
Ornithopoden- und Theropodenfährten
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
62 Maik Raddatz-Antusch
vorhanden (Abb. 28). Die Fährten des aktiven
Obernkirchener Sandsteinbruchs
unterscheiden sich zusätzlich in ihrer Zusammensetzung
durch das Vorhandensein
zweier neuer Fährtentaxa (Abb. 25 und
28). Sie wurden 2008 von U. Stratmann auf
der zweiten Abbausohle des aktiven Steinbruchs
entdeckt und sind Teil der dort
noch laufenden, paläontologischen Untersuchungen.
Die neuen iguanodonartigen
Fährten besitzen zwei von Iguanodontipus
differenzierte Fersenabdrücke unmittelbar
hinter dem für Iguanodontiden typischen
Sohlenpolster. Die Trittsiegel der iguanodonartigen
sind mit einem weiteren ornithopoden
Spurentaxon vergesellschaftet.
Das Taxon unterscheidet sich durch die
Größe des Fußabdrucks und den Winkeln
zwischen den Zehenabdrücken von den
Iguanodontiden-Fährten und ist lediglich
auf der unteren Fährtensohle zu finden.
Zusätzlich gibt es drei- und zweizehige
Trittsiegel von fleischfressenden Dinosauriern
(Theropoden) auf beiden Fährtenhorizonten
(Abb. 25 und 28), wobei die
zweizehigen Fährten ausschließlich auf der
untersten Sohle auftreten. Sie lassen sich
auf Grund der speziellen und einzigartigen
Fußmorphologie sehr wahrscheinlich der
Familie der Troodontidae zuordnen. Jedoch
sind Überlieferungen aus dieser Zeit
von Troodontiden weltweit sehr spärlich,
so dass weiterführende Funde abzuwarten
sind.
Die Erhaltung der Fährten des Hessischen
Bruchs und des aktiven Steinbruchs
unterscheidet sich ebenfalls voneinander.
Der unterste Fährtenhorizont 1
des Hessischen Bruchs (Tafel 2 B Beilagenblatt;
AB 5) weist eine ähnliche, „zertrampelte“
und unregelmäßige Oberfläche
wie der erste Fährtenhorizont des
aktiven Steinbruchs auf (Tafel 2 A Beilagenblatt;
NB 5). Der oberste Fährtenhorizont
3 (AB 25) des Hessischen Bruchs
zeigt eine unregelmäßige Erhaltung der
Spuren. Viele Trittsiegel sind nur sehr
schwer zu deuten und lassen sich in vielen
Fällen kaum von den Unregelmäßigkeiten
der Oberfläche unterscheiden
(Abb. 26 B, C). Über die Erhaltung der
Fährten des zweiten Horizonts lässt sich
nichts Genaues sagen, da diese lediglich
im Anschnitt aufgeschlossen sind (AB 11
in Tafel 2 B Beilagenblatt). Die erste
Fährtensohle des aktiven Steinbruchs zeigt
dagegen hervorragend erhaltene und deutlich
zu erkennende Spurenfossilien. Im
Gegensatz zu allen anderen Spurenhorizonten
weist der obere Fährtenhorizont 2
(AB 33) des aktiven Steinbruchs deutlich
tiefer eingedrückte Spuren auf (Abb. 29
A bis C). Ein Grund für die tiefen Spuren
könnte ein höherer Wassergehalt im
Substrat gewesen sein, der ein tieferes Einsinken
bzw. Eindringen in den Boden zur
Folge hatte. Prinzipiell liegen die Fährten
im Arbeitsgebiet in einer negativen Epi-
Relieferhaltung vor. Vereinzelte positive
Hypo-Relieftrittsiegel lassen sich vor allem
an der Nordostflanke des zweiten Fährtenhorizonts
im aktiven Steinbruch finden.
Die Ornithopoden-Fährten des
Hessischen Bruchs der Obernkirchener
Sandsteinbrüche
Der Hessische Bruch der Obernkirchener
Sandsteinbrüche ist durch drei Fährtenhorizonte
mit Ornithopoden-Fährten
gekennzeichnet. Es handelt sich demnach
um eine von Ornithopoden dominierte
Ichnofazies mit einer Vielzahl von Spuren.
Die Trittsiegel besitzen einen dreizehigen,
rundlichen Umriss und liegen in unterschiedlichen
Längen von 20 bis 32 cm vor.
Erzeugt werden diese Abdrücke durch den
dreizehigen Hinterfuß eines Iguanodontiden,
dessen Fußmorphologie sehr gut mit
der Fährtenmorphologie übereinstimmt.
Typisch für Iguanodon ist der nahezu
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
63
Abb. 25 Vereinfachte Darstellung der Morphologien
der Ornithopoden- und Theropoden-Fährten
des Untersuchungsgebiets.
bilateralsymmetrisch aufgebaute Fußabdruck,
so dass die mittlere Zehe nur geringfügig
länger ist als die beiden seitlichen
Zehen. Die rundliche Form, die nicht erkennbaren
Abdrücke der einzelnen Zehenglieder
innerhalb der Spuren (ohne
Polster) und die starke Reduktion der
Länge der Zehenstrahlen 2 bis 4 lässt vermuten,
dass sich lediglich ein einziges gemeinsames
Sohlenpolster unter den drei
Zehengliedern befand (Wright 2004).
Die ornithopoden Trittsiegel des Hessischen
Bruchs zeigen die rundlichen Abdrücke
der Zehen II, III und IV. Die Zehen
I und V sind zurückgebildet und
daher nicht als Eindrücke zu erkennen.
Der erste Fährtenhorizont des Hessischen
Bruchs weist entlang der gesamten
aufgeschlossenen Fläche Belastungsmarken
im Anschnitt auf. Sie befinden sich
am Top der Bank AB 5 und besitzen einen
rinnenartigen Charakter mit Längen von
10 bis 30 cm (Tafel 2 B Beilagenblatt). Die
Länge des Anschnitts variiert auf Grund
der unterschiedlichen horizontalen Orientierung
auf der Schichtoberfläche. Während
sich die negativen Epireliefs am Top
der Bank AB 5 befinden, sitzen die positiven
Hyporeliefs an der Basis der Bank AB
7. Getrennt sind die beiden Bänke durch
eine 1 cm dünne Lage aus sandigem Ton
(AB 6). Die Bänke AB 5 und AB 7 bestehen
aus einem hellgrauen, massiven und
strukturlosen Feinsandstein. Verfolgt man
die Bank AB 5 in NE-Richtung weiter, so
befindet sich unmittelbar an der Rampe,
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
64 Maik Raddatz-Antusch
die zur oberen Steinbruchsohle führt, ein
kleiner aufgeschlossener Bereich. Dieser
ermöglicht eine Aufsicht der Trittsiegel
auf der Schichtoberfläche von AB 5 (Aufschlusspunkt
A8). Die Oberfläche wirkt
stark zertrampelt und dadurch sehr unregelmäßig.
Eine genaue Aussage über die
Fährtenzusammensetzung lässt sich nicht
eindeutig treffen, da viele der einzelnen
Trittsiegel sich zu überlagern scheinen.
Ein einziger ornithopoder Fußabdruck in
Epirelief- und Hyporelieferhaltung lässt
jedoch die Vermutung zu, dass es sich um
Iguanodontipus handelt (Abb. 26 B).
Der zweite Fährtenhorizont AB 11
des Hessischen Bruchs (Abb. 16 D, F
und Abb. 27) zeigt genau wie AB 5,
10 – 30 cm lange Belastungsmarken im
Anschnitt. Auch hier variieren die Längen
durch den Anschnitt-Effekt und die unterschiedliche
Orientierung der Fährten. Die
Epireliefs der Spuren befinden sich am Top
der Bank, die durch Steinkernerhaltung
von Muscheln an der Basis eine normale
Gradierung aufweist. An einigen Stellen
der Bank fehlen Bereiche der überlagernden
Schicht AB 12, so dass eine teilweise
Aufsicht auf einzelne Trittsiegel möglich
ist. Auf Grund der schlechten Erhaltung
und der nur partiell möglichen Aufsicht
auf die Schichtoberfläche lassen sich die
Belastungsmarken lediglich als nicht näher
zu bestimmende Dinosaurier-Spurenfossilien
ansprechen. Den dritten Fährtenhorizont
bildet die obere Steinbruchsohle
des Hessischen Bruchs (AB 25). Die unregelmäßige
Oberfläche der Sohle erschwert
das Finden der nur teilweise gut erhaltenen
Trittsiegel. Die Spuren sind oftmals
isoliert, erstrecken sich jedoch über die
gesamte Sohle. Die Orientierung der einzelnen
Spuren streut so stark, dass eine bevorzugte
Wanderroute nicht ausgemacht
werden kann (Abb. 27).
Eine Besonderheit stellt der Abdruck
Abb. 26 (siehe gegenüberliegende Seite)
Fährten der Spurengattung Iguanodontipus im
Hessischen Steinbruch (siehe auch Tafel 2 B Beilagenblatt).
A Rechter Vorder- und Hinterfußabdruck
(Bank AB 25). B Isoliertes Trittsiegel (Bank AB 5).
C tiefes Trittsiegel vermutlich eines Jungtieres
(Bank AB 5). D – H Verschiedene Fußabdrücke
von Iguanodontiden (Bank AB 25). Länge des
Trittsiegels in F beträgt etwa 35 cm. H Isolierter
Sandsteinblock mit Hyporelief eines nicht näher
bestimmbaren Trittsiegels. Länge des Hammers
beträgt 30 cm. Länge des Handschuhs beträgt etwa
20 cm.
von Manus (Hand) und Pes (Fuß) eines
Iguanodontiden dar (Abb. 26 A). Auch
andere Fundstellen in Spanien und England
zeigen Fährten mit Handabdrücken
von großen Ornithopoden. Generell ist die
Anzahl an Fundlokalitäten mit Hand- und
Fußabdrücken im Vergleich mit Fundlokalitäten
ohne Handabdrücke und nur Fußabdrücken
deutlich geringer. Das Fehlen
der Handabdrücke bei ähnlichen Spurentaxa
lässt Raum für Spekulationen. Eine
Möglichkeit für das Fehlen eines Handabdrucks
könnte die beim Laufen erfolgende
Überprägung durch den Fußabdruck sein.
Eine zweite denkbare Variante wäre, dass
die Handabdrücke zu schwach in das Sediment
eingedrückt wurden. Später wäre
ein möglicher Abdruck im Sediment nur
schwer oder nicht zu erkennen. Eine andere
Möglichkeit könnte eine überwiegend
zweibeinige (bipede) Fortbewegung
des Tieres sein. Weitere äußere Faktoren,
wie die Substratbeschaffenheit, könnten
ebenfalls eine Rolle bei der Wahl einer bipeden
oder quadrupeden Fortbewegung
gespielt haben. Die Iguanodontiden könnten
sich dementsprechend „falkultativ“ und
nicht obligatorisch quadruped bewegt haben.
Ebenfalls denkbar wäre es, dass die
unterschiedlichen quadrupeden und bipeden
Fährten von verschiedenen, noch nicht
entdeckten Arten von Iguanodontiden
oder ähnlichen großwüchsigen Ornithopoden
erzeugt wurden.
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Abb. 27 Vereinfachtes Profil des Aufschlusspunkts
A7 im Hessischen Bruch mit den drei
gekennzeichneten Fährtenhorizonten AB 5, AB 11,
AB 25 (siehe auch Abb. 34 sowie Tafel 2 B und 4
Beilagenblatt).
Die Form des Handabdrucks im Hessischen
Bruch der Obernkirchener Sandsteinbrüche
erscheint oval und befindet
sich direkt hinter dem Hinterfußabdruck
(Abb. 26 A). Innerhalb des Handabdrucks
befinden sich drei kleinere Vertiefungen,
die möglicherweise durch die distalen Bereiche
der drei Finger („Zehenspitzen“) erzeugt
wurden.
Verschiedene kleinere, isolierte Spuren
mit Längen von bis zu 20 cm zeigen eine
vergleichbare Fußmorphologie wie die der
größeren Exemplare (Abb. 26). Demnach
wäre es denkbar, dass es sich bei den kleinen
Fährten um Abdrücke von Jungtieren
handelt. Es ist also anzunehmen, dass
Jungtiere der Iguanodontiden zusammen
mit ihren Elterntieren wanderten, was
auch die Fährten der zweiten Fährtensohle
im aktiven Steinbruch nahelegen. Dieser
wird zurzeit noch wissenschaftlich bearbeitet
(mündliche Mitteilung A. Böhme
2009).
Die Ornithopodenfährten des aktiven
Obernkirchener Sandsteinbruchs
Der aktive Obernkirchener Sandsteinbruch
ist die zweite große Fundstelle für
Fährten von Dinosauriern im Arbeitsgebiet
(Abb. 29 und 30). Der Bruch enthält
lateral weitverbreitete Bereiche mit
zahlreichen Trittsiegeln von Dinosauriern
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
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(Aufschlusspunkte A12, A14 und A15 Tafel
4 Beilagenblatt). Bekannt sind bisher
zwei Fährtenhorizonte mit einer weltweit
einmaligen Vergesellschaftung an Spuren
von ornithopoden und theropoden Dinosauriern
(Richter & Böhme 2016).
Die Spuren befinden sich auf der Oberfläche
der Bank NB 5 (Tafel 2 A Beilagenblatt).
Die Bank besteht aus einem hellgrauen
bis gelblichen Feinsandstein, dessen
Oberfläche mit einem dünnen sandigen
Tonhäutchen überzogen ist.
Die Fußmorphologie der großen ornithopoden
Spuren lässt sich Iguanodontiden
(cf. Iguanodontipus) zuordnen und
zeigt den typischen, dreizehigen, rundlichen
Umriss (Abb. 29 A – C). Interessanterweise
befindet sich ein weiteres,
kleineres Ornithopoden-Ichnotaxon auf
derselben Fährtenfläche. Die mit bis zu
maximal 16,2 cm langen, kleineren Fährten
ähneln in ihrer Gestalt den Trittsiegeln
von Heterodontosauriern, basalen
Ornithopoden, Dryosauriern und/oder
Marginocephalier (Hübner 2016, Richter
& Böhme 2016). Sie sind ebenfalls dreizehig
und weisen an den Enden der Zehen
keine Krallenabdrücke auf (Richter &
Böhme 2016). Die Winkel zwischen den
Zehen II, III und IV stimmen mit denen
anderer kleiner Ornithopoda überein.
Der zweite Fährtenhorizont (Abb. 29 A
bis C) enthält zwei verschiedene, große ornithopode
Fährtentypen. Der eine besitzt
die für Iguanodontipus typische Fußmorphologie.
Der zweite Typus zeigt eine vergleichbare
Fußmorphologie, unterscheidet
sich jedoch von „normalen“ Iguanodontiden-Fährten
durch zwei differenzierte
Abdrücke der Mittelfußknochen, bzw. des
Mittelfußes (trotz der Abweichung vom
menschlichen Fuß nachfolgend „Ferse“ genannt)
(Abb. 30 F). Die zwei parallelen,
halbmondförmigen Vertiefungen befinden
sich direkt hinter der für Iguanodontipus
typischen Ferse. Die Vertiefungen erscheinen
rundlich bis oval und erinnern an die
Abdrücke der Vorderextremitäten bei Iguanodontiden
und Hadrosauriden (vgl.
Abschnitt „Ornithopoden-Fährten des
Hessischen Bruchs der Obernkirchener
Sandsteinbrüche“). Die strenge Parallelität
und der immer gleiche Abstand lassen
vermuten, dass die Eindrücke hinter dem
Fußabdruck durch eine mit dem Fuß verbundene
Struktur oder Knochen erzeugt
wurden. Es könnten demnach ein Fersenpolster
oder Sporne für die Erzeugung einer
solchen Spur verantwortlich gewesen
sein, die nicht überliefert wurden. Weitergehende
Untersuchungen zu dieser Thematik
sind noch abzuwarten (A. Böhme in
Vorbereitung).
Neben den beiden Fährtentypen sind
zusätzlich 2 bis 3 große Theropoden-Trittsiegel
auf dem zweiten Fährtenhorizont
vorhanden, die jedoch nur sehr schlecht
erhalten sind. Die zweite Fährtensohle ist
demnach eine ornithopodendominierte
Ichnofazies (Abb. 28). Die Dichte der Spuren
auf der Oberfläche ist geringer als auf
der ersten Fährtensohle. Hinzu kommt die
tiefere Einsenkung der Spuren in das Sediment.
Die Fährten befinden sich an dem
unregelmäßig ausgebildeten Top der Bank
NB 33 (Tafel 2 A Beilagenblatt).
Die Theropodenfährten des aktiven
Obernkirchener Sandsteinbruchs
Neben den oben beschriebenen, ornithopoden
Spuren sind auf beiden Fährtenhorizonten
zusätzlich Fährten von theropoden
Dinosauriern aufzufinden (Richter &
Böhme 2016). Während der Kartierungsarbeiten
konnten im Hessischen Bruch
keine eindeutigen Fährten von fleischfressenden
Dinosauriern nachgewiesen werden.
Somit bleibt der aktive Steinbruch
bisher die einzige Lokalität für Theropoden-Trittsiegel
im Arbeitsgebiet.
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68 Maik Raddatz-Antusch
Abb. 28 Vereinfachte Aufschlussskizze der
Fundlokalität im aktiven Obernkirchener Sandsteinbruch.
Gekennzeichnet sind die zwei Fährtenhorizonte
mit den verschiedenen Ichnofazien. Es
ist möglich, dass der Fährtenhorizont 1 (Tafel 2 A
Beilagenblatt; NB 5) mit dem ersten Fährtenhori-
zont des Hessischen Steinbruchs (Tafel 2 B Beilagenblatt;
AB 5; Abb. 27) übereinstimmt. Allerdings
lassen sich die Fährtenhorizonte aufgrund der
kleinräumigen faziellen Unterschiede nur schwer
bis gar nicht korrelieren.
Die Fährten der Theropoden des aktiven
Steinbruchs lassen sich in mindestens 4
Fußmorphologien differenzieren (Richter
& Böhme 2016).
Die meisten Theropoden weisen einen
funktional tridactylen Fuß auf. Die Füße
der Theropoden sind im Gegensatz zu denen
von Ornithopoden asymmetrisch aufgebaut.
Die einzelnen drei Zehenglieder
sind demnach unterschiedlich lang (Abb.
25, 29 D und 30 E). Die Phalangen des IV.
Zehes sind gegenüber den Zehengliedern
der II. Zehe deutlich schmaler und länger.
Die III. und mittlere Zehe ist demnach die
Abb. 29 (siehe gegenüberliegende Seite)
Verschiedene Trittsiegel und Fährten von Ornithopoden
und Theropoden im aktiven Steinbruch.
A und B zeigen Iguanodontiden-Fährten auf
dem zweiten Fährtenhorizont (NB 33). C Tief
eingedrücktes Trittsiegels eines Iguanodontiden
(Länge beträgt etwa 35 cm). D Trittsiegel eines
Theropoden mit erkennbaren Zehenpolstern und
Klauenabdrücken. E Zweizehiger Fußabdruck eines
?Troodontiden auf dem ersten Fährtenhorizont (NB
5). F Zwei nicht näher zu definierende Trittsiegel
am Aufschlusspunkt A12 (siehe auch Abb. 34 und
Tafel 4 Beilagenblatt). Länge des Hammers beträgt
30 cm.
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Abb. 30 (siehe gegenüberliegende Seite)
Verschiedene Trittsiegel und Fährten von Ornithopoden
und Theropoden im aktiven Steinbruch.
A Mögliches isoliertes Theropoden-Trittsiegel am
Aufschlusspunkt A16 (siehe auch Abb. 34 und
Tafel 4 Beilagenblatt). B Kleiner Fußabdruck eines
Iguanodontiden am Aufschlusspunkt A16 (siehe
auch Abb. 34 und Tafel 4 Beilagenblatt). C Fährtenplatte
mit Hyporelief-Abdrücken von möglichen
Jungtieren. D Teilabdruck eines Iguanodontiden in
Hyporelieferhaltung auf einem isolierten Sandsteinblock.
E Theropoden-Fußabdruck auf dem ersten
Fährtenhorizont NB 5 (Länge beträgt etwa 38 cm).
F Neuer iguanodontider Fährtentypus auf dem
zweiten Fährtenhorizont NB 33. G Hyporelief eines
Iguanodontiden-Fußabdrucks.
Die Länge des Hammers beträgt 30 cm,
die Länge der Fototasche etwa 10 cm.
längste und hebt sich sehr deutlich von der
II. und IV. Zehe ab. Der entfernteste Punkt
der Theropodenfährten wird durch das
Ende des IV. Zehenabdrucks gebildet. Die
längeren Phalangen lassen sich mit Hilfe
von Sohlenpolstern in den Abdrücken
identifizieren (Abb. 29 D und 30 E). Nicht
jedes Trittsiegel von Theropoden weist jedoch
diese Sohlenpolster auf. Auf der ersten
Sohle des aktiven Sandsteinbruchs sind
die Polster sehr gut ausgebildet.
Die häufig vorhandenen Klauenabdrücke
an den vorderen Enden der Zehen
können unterschiedliche Umrisse aufweisen.
Sie besitzen eine aciculare (nadelförmige)
bis triangulare Form und können je
nach Größe des Fußabdrucks scharf oder
stumpf wirken.
Die Achse der III. Zehe (mittlere Zehe)
verläuft bei Theropodenfährten nahezu
parallel zur Fährtenachse. In den meisten
Fällen sind die Zehen der Spuren
zur Fährtenmittellinie geneigt (Thulborn
1990; Wright 1996). Das trifft auch für
die großen Ornithopoden-Trittsiegel des
Arbeitsgebiets zu. Als Erzeuger der großen
Theropodenfährten kommen eine Vielzahl
von Genera aus den Gruppen der Tetanurae,
Allosauroidea und Coelurosauria in
Frage (T. van der Lubbe, schriftliche Mitteilung).
Eine Unterscheidung der großen
Theropodenfährten und der Ornithopodenfährten
mit Hilfe der Winkel zwischen
den Zehen allein ist nur bedingt möglich.
Zwar unterscheiden sich die Theropoden
von den Ornithopoden durch einen prinzipiell
kleineren Winkel zwischen den Zehen,
jedoch kann dieser innerhalb einer
Fährte durchaus variieren (Wright 2004).
Eine eindeutige Aussage, ob es sich um
einen Theropoden handelt, ist auf diesem
Wege nicht möglich. Lediglich die vorhandenen
Klauenabdrücke, die konischere
Form der Zehenabdrücke und das Verhältnis
zwischen Länge und Breite einer
Fährte (Theropoden < 1, Ornithopoden ≥
1) können als ein mögliches Indiz für die
Unterscheidung der Spuren verwendet
werden.
Knochenfunde von großen Theropoden
aus den Schichten der Barsinghausen-
Subformation (Deister-Formation), die einen
Aufschluss über die Erzeuger geben
könnten, fehlen bis heute. Diverse Funde
von Allosauriern wie Valdoraptor oweni,
Becklespinax altispinax und Neovenator
salerii sind in den Schichten der Unteren
Kreide von England zu finden (Naish
2003). Allerdings stammen diese Skelettfunde
aus dem Valanginium und Barremium
von England und sind somit jünger als
die Fährten des Bückebergs.
Die zweite Gruppe von Theropodenspuren
stellt eine Besonderheit für die Unterkreide
von Westeuropa dar. Es handelt sich
hierbei um didactyle (zweizehige) Trittsiegel,
die zusammen mit kleinen und großen
Ornithopoden- und großen Theropodenfährten
auf der ersten Fährtensohle des
aktiven Steinbruchs vorkommen (Abb. 25
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72 Maik Raddatz-Antusch
A
B
Abb. 31 A Nicht bestimmter Knochenabdruck
aus dem aktiven Obernkirchen Sandsteinbruch
(Lesesteinvorkommen L3; siehe auch Abb. 34 und
Tafel 4 Beilagenblatt). Teilweise ist die Hohlform
noch mit einem weißem Residuum des ehemaligen
Knochenmaterials verfüllt. B Rippenabdruck in
einem Sandstein, ebenfalls mit weißem Residuum
aus dem aktiven Obernkirchener Sandsteinbruch
(Lesesteinvorkommen L4, siehe auch Abb. 34 und
Tafel 4 Beilagenblatt) (Foto B A. Böhme 2009).
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
73
und 29 E). Es handelt sich um Spuren von
Troodontiden, einer Familie der Dromaesaurier
(Sichelklauendinosaurier; Richter
& Böhme 2016).
Körperfossilien der Troodontidae sind
vor allem aus den kretazischen Schichten
von Nordamerika und Asien gut dokumentiert.
In Europa sind Überreste dieser
Familie jedoch bis auf einige Zahnfunde
bisher nicht bekannt. Die Fährten auf dem
Bückeberg sind der erste Nachweis für die
Präsenz von Troodontiden in Nordwesteuropa
während der basalen Unteren Kreide
und geben neue Erkenntnisse über die geografische
Verbreitung dieser Familie und
ihre Variabilität: Die norddeutschen Fährten
lassen auf recht stattliche, bis 1,50 m
lange Troodontiden schließen, wohingegen
vor allem die chinesischen Körperfossilien/
Skelette deutlich kleiner sind.
Die Körperfossilien der Wirbeltierfauna
(Vertebraten)
Bei den gefundenen Wirbeltierresten
handelt es sich ausschließlich um die
für den Obernkirchen-Sandstein typische
Hohlraumerhaltung von Knochen. Während
des aktiven Abbaus des Obernkirchen-Sandstein
im Arbeitsgebiet wurden
zahlreiche Überreste von Wirbeltieren
zutage gefördert. Mit der zunehmenden
Schließung der meisten Pingen und der
kleineren Brüche, nahm auch die Anzahl
der Neufunde ab. Prinzipiell ist die Funddichte
an fossilen Vertebraten (Wirbeltieren)
des Obernkirchen-Sandstein gering.
Bis heute ergibt das eine überschaubare
Anzahl an Wirbeltierfunden. Demnach ist
jeder einzelne Fund von umso höherer Bedeutung.
Zu den körperlich erhaltenen Wirbeltierresten
gehören großwüchsige Schildkröten,
Krokodile, Süßwasserformen von
Plesiosauriern, Fische, Pterosaurier und ein
einziger Dinosaurier (Stenopelix valdensis).
Dames (1884) beschreibt den ersten
nachgewiesenen Skelettrest eines Iguanodon
aus dem Unteren „Wealden“-Schiefer
der Isterberg-Formation. Der Fund
stammt aus dem unteren Bereich des
Hauptkohleflözes im Marien-Schacht
der Grube Körrssen bei Stadthagen. Es
handelt sich hierbei um den Rest eines
Humerus (Oberarmknochen). Dunker
(1843/1844) erwähnt im Programm der
höheren Gewerbeschule in Cassel einen
in Obernkirchen gefundenen Zahn eines
Iguanodon und Struckmann (1894) beschreibt
ebenfalls einen Iguanodon-Zahn
aus dem „Wealden“ von Sehnde bei Lehrte.
Weitere Überreste, wie ein nahezu vollständig
erhaltener Schmelzschuppenfisch,
Krokodilschädel von Goniopholis pugnax
und Pholidosaurus schaumburgensis, Süßwasser-Plesiosaurier
(Plesiosaurus pugnax
(Koken 1887), ein Unterkieferfragment
von Ctenochasma roemeri (Flugsaurier) aus
dem Deister (Meyer 1852) und ein unvollständiges
Skelett von Stenopelix valdensis
(Meyer 1859) stammen hauptsächlich aus
dem Obernkirchen-Sandstein und bilden
im Gegensatz zu den zahlreichen Spurenfossilien
eine überschaubare Anzahl an
Fossilfunden.
Die geringe Funddichte an fossilem
Wirbeltiermaterial ist sehr wahrscheinlich
auf den während des Berriasium
existierenden Lebensraum zurückzuführen.
Die Deltaebene im südöstlichen Bereich
des Niedersächsischen Beckens, aus
der der Obernkirchen-Sandstein hervorging,
war anscheinend trotz eines gewissen
Nahrungsangebots nicht der primäre
Lebensraum größerer Ornithopoden und
Theropoden. Die große Anzahl an Fährten
lässt jedoch auf Gruppen und somit
auf wiederholt auftretende Wanderungen
von Iguanodontiden-Herden schließen
und steht somit im absoluten Gegensatz
zu den bisher gefundenen Skelettresten.
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74 Maik Raddatz-Antusch
S
Lagunärer Sumpf
6
Lagune Barriere Becken
N
ungefährer Bereich
des heutigen
Bückebergs
4
1
5 9
7
Durchbruchsfächer
Barriere-Rückseiten-
Ebene und Sumpf
3
1
8
Einlassrinne
Strandbereich
2
Kohleflöze
Muschelschill
ungefährer Bereich der
heutigen Rehburger Berge
Abb. 32 Vereinfachte Rekonstruktion der
Ablagerungsmilieus im Hannoverschen Bergland:
1) Strandbereich des heutigen Bückebergs mit
einer Herde Iguanodontiden. 2) Ein aus dem
Becken in die Lagune einwandernder Süßwasser-
Plesiosaurier (Brancasaurus sp. und weitere Arten,
die bisher nicht bestimmt werden konnten).
3) Barriererückseiten-Ebene und -Sumpf mit
Matonidium, Nilssonia, Sagenopteris, Zamites,
Ginkgoites, Dictyophyllum und Abietites.
4) Der im Harrl gefundene und einzige aus der
Barsinghausen-Subformation bekannte Dinosaurier
Stenopelix valdensis. 5) Vergesellschaftung von
Krokodilen (Goniopholis simus), großen Ganoidfischen
und Schildkröten mit aus Baumstämmen
und Blättern bestehendem Treibgut. 6) Flugsaurier
Ctenochasma roemeri, dessen Überreste in den
Schichten des Obernkirchen-Sandstein im Gebiet
des heutigen Deisters gefunden wurden (Meyer
1852; Bennett 2007). 7) kleinere Theropoden
(wahrscheinlich Troodontiden), die ebenfalls die
Lagunen- und Strandbereiche aufsuchen.
8) größere Theropoden, die die lagunären Sümpfe
und Strandbereiche nach Nahrung durchsuchen.
9) ein Rückenflossenstachel (Hybodus) aus dem
Harrl zeigt, dass auch größere Süßwasserhaie in
den Lagunen lebten. Geändert nach Pelzer (1998).
Zeichnungen des Plesiosauriers 2) und der Dinosaurier
7) und 8) geändert nach Mineo Shiraishi.
Die wenigen Funde lassen zudem vermuten,
dass die ehemaligen Strandbereiche
und Lagunen entlang des Deltas als Wanderrouten
von pflanzenfressenden Dinosauriern
von einem Weidegrund zu einem
anderen genutzt wurden. Die Gruppen
von Iguanodontiden lockten vermutlich
fleischfressende Theropoden besonders an
Stränden und in den Lagunen an, an denen
keine Deckung vorhanden war und ein
schlammiger Untergrund die Jagd begünstigte.
Der bis heute einmalige Fund eines zu
großen Teilen artikulierten, aber dennoch
unvollständigen Dinosauriers (Stenopelix
valdensis) könnte als ein eingeschwemmter
Kadaver interpretiert werden. Von S. valdensis
ist lediglich der Großteil des postcranialen
Skelettes bekannt. Die zahlreichen
Calamiten-Reste innerhalb dieser Bänke
am Fundort am Harrl lassen ebenfalls den
Schluss zu, dass von Zeit zu Zeit stärkere
Strömungen vorgeherrscht haben müssen,
die für den Transport von größeren Pflanzenmaterial
und toten Tieren notwendig
waren. Bei den seltenen Knochenabdrücken
von Plesiosauriern, wie Plesiosaurus
pugnax, handelt es sich um Süßwasserformen,
die im Becken lebten und wahrscheinlich
durch Verbindungen zum Meer
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Steinbruch Liekwegen
N
250 m
A5
A6
A1
A2
A4
A3
Abb. 33 Steinbruchskizze des Steinbruchs Liekwegen
im Norden des Kartiergebiets mit eingetragenen
Aufschlüssen (A1 bis A6, siehe auch
Tafel 4 Beilagenblatt). Steinbruchsituation September
2009. Umgezeichnet nach Google Earth.
einwanderten. Krokodile und Schildkröten
könnten die lagunären Bereiche des Deltas
belebt haben und sind wahrscheinlich
nur über kurze Distanzen bis zum Einbettungsort
transportiert worden.
Bei den Fossilien, die kurz vor oder während
der Kartierung entdeckt wurden, handelt
es sich um nicht näher bestimmte,
disartikulierte Teilabdrücke von Knochen.
Abb. 31 B zeigt einen Rippenabdruck, der
jedoch durch den Abbaufortschritt verloren
ging. Der zweite Teilabdruck (Abb.
31 A) wurde vom Autor während der
Kartierungsarbeiten gefunden, konnte aber
nicht näher bestimmt werden. Die beiden
Abdrücke sind in isolierten Sandsteinblöcken
gefunden worden, das erschwert eine
stratigrafische Einordnung. Lediglich die
Lage der Sandsteinblöcke oberhalb der
zweiten Abbausohle des aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruchs gibt einen Hinweis
auf deren ursprüngliche Lage. Das bedeutet,
dass die Blöcke sehr wahrscheinlich
aus den oberen 5 Metern des im aktiven
Steinbruch aufgeschlossenen Obernkirchen-Sandstein
stammen.
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76 Maik Raddatz-Antusch
Abb. 34 Steinbruchskizze des Hessischen Bruchs
und aktiven Obernkirchener Sandsteinbruchs
mit eingetragenen Aufschlüssen (A7 – A10 und
A11 – A16; siehe auch Tafel 4 Beilagenblatt) und
Lesesteinvorkommen (L1 – L4) Steinbruchsituation
September 2009. Umgezeichnet nach Google Earth.
Danksagung
Vor allem möchte ich Herrn Prof. Dr.
Gerhard H. Bachmann, Institut für Geowissenschaften
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg, und Frau Dr.
Annette Richter, Niedersächsisches Landesmuseum
Hannover, für die damalige
Vergabe und Betreuung meiner Diplomkartierung
danken.
Ich danke Herrn Fritz Klebe, Hochbauamt
Landkreis Schaumburg, für die
Bereitstellung einer Unterkunft im Jugend-,
Bildung- und FreizeitCentrum
Bückeberg über die gesamte Kartierdauer.
Zusätzlich bedanke ich mich bei Familie
Brandenburg für ihre Gastfreundschaft
und ihre Hilfe in medizinischen Notfällen.
Ein besonderer Dank geht an Herrn Dr.
Jochen Lepper, vormals Niedersächsisches
Amt für Bodenforschung, für die Einführung
in die Geologie des Kartiergebiets
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
77
und die Hilfe bei geologischen Fragestellungen.
Des Weiteren möchte ich Herrn
Dr. Jahn Hornung (Universität Göttingen)
und Frau Annina Böhme (Niedersächsisches
Landesmuseum Hannover) für die
Hilfestellung bei den Profilaufnahmen und
die vielen anregenden Gespräche danken.
Bei Frau Dr. Annette Richter und Herrn
Dr. Jahn Hornung bedanke ich mich weiterhin
für die unermüdliche Hilfe bei den
fachlichen Korrekturen des umfangreichen
Manuskriptes. Auch bedanke ich mich bei
Herrn Dr. Dieter Schulz (Naturhistorische
Gesellschaft Hannover) und Herrn
Matthias Winter (vemion GbR), für die
redaktionellen und gestalterischen Korrekturen
und Anregungen, die zur Fertigstellung
dieser Arbeit geführt haben.
Ich bedanke mich auch bei Herrn Dr.
Volker Wilde für die Hilfe bei der Bestimmung
der dokumentierten Pflanzenfossilien.
Herrn Thorsten van der Lubbe danke
ich für die schnelle und kompetente Korrektur
des Theropoden-Kapitels. Ganz besonders
danke ich meiner Familie für die
stete Unterstützung und den Rückhalt.
Zum Schluss danke ich den im Kartiergebiet
ansässigen Einwohnern, die während
der Kartierarbeiten stets freundlich
und zuvorkommend waren.
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Arbeit eingereicht: 14.11.2018
Arbeit angenommen: 26.06.2019
Anschrift des Verfassers:
Maik Raddatz-Antusch
Augustastraße 4
06108 Halle (Saale)
E-Mail: maik_raddatz@yahoo.de
Glossar
Antiklinale/Synklinale Antiklinale: Falte
mit nach unten divergierenden Schenkeln
= geologischer Sattel; Synklinale: durch
Faltung entstandene tektonische Form mit
nach oben divergierenden Faltenschenkeln
Aufsattelung allgemein das Herausheben
von Schichten, die in der Landschaft
übertage hervortreten bzw. anstehend sind
und einen sog. „Sattel“ bilden
Bioklasten, feinklastisch Bezeichnung für
zerbrochene (z. B. Schalenbruch) oder
isolierte Organismenreste (z. B. Muschelschalen),
feinkörnig
Bioturbation Bezeichnung für die durch
die Tätigkeit wühlender Organismen im
Boden erfolgte Durchmengung des Sediments
Bivalven wissenschaftliche Bezeichnung
Bivalvia (Muscheln) für eine Klasse der
Weichtiere (Mollusca)
dextrale divergente Scherbewegung rechtshändig,
auseinanderstrebend, Vorgang der
Deformation bzw. Gefügeumformung, bei
der durch vorherrschende Spannungen
parallele Flächen in gesetzmäßiger Anordnung
entstehen
Dinoflagellaten Gruppe mit vorwiegend
einzelligen, begeißelten Organismen
flaserig Bezeichnung für ein Gesteinsgefüge
mit gelängten, gezerrten Gesteinskomponenten,
die häufig in metamorphen
Gesteinen (Gneise) aber auch in Sedimentgesteinen
vorkommen
fluviodeltaisch Ablagerungsbereich eines
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
82 Maik Raddatz-Antusch
flussdominierten Deltas
höherer Reifegrad (sehr gut sortierter
Feinsandstein mit einem höheren Reifegrad)
„Reifegrad“ bezieht sich auf klastische
Sedimente; je höher der Quarzanteil,
desto “reifer” ist das klastische Sediment
bzw. desto weiter war der Transportweg
hydrothermale Alteration chemische und
mineralogische Gesteinsveränderung unter
Einfluss von hydrothermalen Lösungen
(Wasseransammlung in Gesteinsschichten)
Ichnofossilien Spurenfossilien, z. B. Trittsiegel
(Fußspuren) und Fährten auf einer
ehemaligen Sedimentoberfläche oder
Grabgänge und Wohnbauten ehemals
oberflächennahe Horizonte tiefgehend
durchdringend
kretazisch kreidezeitlich, beschreibt die
zeitliche Einordnung in die Kreidezeit
(vor ca. 145 bis ca. 66 Millionen Jahren)
lentikular (geschichtet) linsenförmig, wird
vor allem bei Schichten, Gängen etc. verwendet
Lumachellen ein im Wesentlichen aus
Mollusken- oder Brachiopodenschalen
bestehender Schill-Kalk (Anhäufung
von vollständigen und/oder zerbrochenen
Schalen, Klappen oder Gehäusen von
Organismen), der meist große Porenräume
besitzt und daher oft als Speichergestein für
Kohlenwasserstoffe auftritt
mesohalin Bezeichnung für den Grenzbereich
von Süß- und Salzwasser, der Gesamtsalzgehalt
liegt zwischen 0,1 und 1,0 %
oligohalin siehe auch mesohalin, der
Gesamtsalzgehalt liegt zwischen 0,01 und
0,1 %
Peliten Bezeichnung für Sedimente, deren
Material (feinklastische Gesteine) aus der
mechanischen Zerstörung anderer Gesteine
stammt (Trümmergestein)
Peloide Beschreibung von Kalksteinen im
Dünn- und Anschliff, bezeichnet rundliche,
ovale bis leicht längliche, mikritische oder
kryptokristalline Körner in der Größenordnung
von 50 bis 500 µm mit oder ohne
Internstruktur (je nach Definition). Peloide
sind aufgrund ihrer Größe und Struktur
meist nur in Dünnschliffen unter dem Mikroskop
zu erkennen
Plagioklas (auch Kalknatronfeldspate)
gehört zur Feldspatgruppe sehr häufig vorkommender
Silikat-Minerale der allgemeinen
chemischen Zusammensetzung, sie bilden
Kristalle der Ab-An-Mischkristallreihe
mit den Endgliedern Albit (NaAlSi 3
O 8
) und
Anorthit (CaAl 2
Si 2
O 8
)
Gehen Sie mal
übern Deister!
Fast 700 Anlaufpunkte auf der
Geologischen Wanderkarte erklären
die Geschichte der Ortschaften,
der Geologie, des Bergbaus,
der Denkmale, Bodenkunde,
Naturkunde, Technisches und
touristische Ziele.
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
83
pleiomesohalin siehe auch mesohalin, der
Gesamtsalzgehalt liegt hierbei zwischen 1,0
bis 1,65 %
Pompeckjsche Schwelle paläozoische Barre
(Barriere), die die Nordsudeten mit dem
Unterelbe-Bereich und Schleswig-Holstein
verbunden hat; benannt nach dem Geologen
K. F. Pompeckj, der als Erster eine solche
Barre zur Erklärung der Faunenunterschiede
des Unter- und Mittelkambrium in Böhmen
und im Baltikum angenommen hatte
Rifting Vorgang der Bildung eines Rifts
(engl. für Spalte) bzw. einer Senke von großer
(regionaler) Länge
Salzdiapirismus ein Prozess, bei welchem
höher teilbewegliches oder weniger dichtes
Material (in diesem Fall Salz) aus tiefen
Bereichen aufdringt und sein Hangendes
durchbricht
Sandvulkan in dieser Arbeit verwendeter
Begriff, der Entwässerungsstrukturen auf
Schichtenoberflächen beschreibt
sideritisch Eisenspat oder Spateisen enthaltend
(wichtiges Eisenerzmineral)
Subsidenz örtliche oder regionale Absenkung
der Erdoberfläche
Taphonomie Wissenschaft, die sich mit der
Entstehung, Bergung und Präparation von
Fossilien beschäftigt
Tektogen Tektogenese ist allgemein ein
strukturbildender Prozess tektonischer
Überprägung von Bereichen der Erdkruste
bzw. der Erdoberfläche; die jeweiligen
von Tektogenese betroffenen Zonen nennt
man entsprechend Tektogen
tektonische Inversion generell wird zwischen
positiver und negativer Inversion
unterschieden; prinzipiell handelt es
sich um einen Vorgang, bei dem entweder
durch eine Krustendehnung entstandene
Abschiebung durch tektonischen
Zusammenschub in eine Aufschiebung
umgewandelt wird oder bei dem in einem
Extensionsregime ehemalige, unter Einengung
entstandene Auf- und Überschiebungssysteme
in bestimmten Abschnitten
als Abschiebungen reaktiviert werden
Tempestiten Sturmflutsediment, entstanden
durch die Aufwirbelung präexistenter Sedimente,
gefolgt von rascher Resedimentation
der aufgewühlten Sediment partikel; daraus
ergibt sich ein charakteristisches Gefüge
des Sediments, verursacht durch eine
Vermischung verschiedener Sedimenttypen
und Faunenelemente aus benachbarten
Ablagerungsräumen, oder eine Massenanhäufung
vollständiger oder zertrümmerter
Muschel-/Brachiopodenschalen
• Hardcover, 672 S.
• über 630 Abbildungen, 21 Tab.
• umfangreiches Register
• ausführliches Literaturverzeichnis
• 24 Radierungen von Ilse Gottwald
• Mit Geologischer Wanderkarte
1 : 25 000.
• ISBN 978-3-86674-545-2
• 48 EUR
• Erhältlich im Buchhandel
www.DerDeister.de
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
84 Maik Raddatz-Antusch
Tab. 1 Profil aktiver Sandsteinbruch der Obernkirchener Sandsteinbrüche;
Aufschlusspunkt A14 (siehe Tafel 2 A und Tafel 4 Beilagenblatt)
Bank Mächtigkeit Lithologie
NB 41 13 cm Feinsandstein, grau bis gelblich
NB 40 11 cm Feinsandstein, grau bis gelblich
NB 39 11 cm Feinsandstein, grau bis gelblich
NB 38 25 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, erosiv vertieft bis in NB 35
NB 37 3 cm sandiger Ton, rötliche Färbung
NB 36 3 – 55 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, erosiv vertieft bis in NB 33
NB 35 34 cm Feinsandstein, teilweise erodiert
NB 34 6 cm sandiger Ton
NB 33 30 cm Mittelsandstein, grau bis gelblich, Top teilweise rinnenartig erodiert und
verfüllt mit Feinsandstein der Bank NB 35, Pflanzenfossilien, Bivalvenreste,
tief eingedrückte Fährten von Ornithopoden und Theropoden
(zweiter Fährtenhorizont)
NB 32 30 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv, Top und Basis scharf
NB 31 24 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv, Top und Basis scharf
NB 30 56 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv, Top und Basis scharf,
Pflanzenfossilien
NB 29 9 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv, Rippellamination,
Pflanzenfossilien
NB 28 42 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv, diffuse Horizontalschichtung,
Bivalvenreste, Pflanzenfossilien
NB 27 3 cm sandiger Ton
NB 26 10 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv
NB 25 20 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv
NB 24 14 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv
NB 23 0 – 30 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv, erosiv bis in NB 20 vertieft
NB 22 14 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, massiv, strukturlos, keilt teilweise durch
Einschneiden von NB 23 aus
NB 21 3 cm sandiger Ton
NB 20 16 cm Feinsandstein, grau bis gelblich
NB 19 9 cm Feinsandstein, grau bis gelblich
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
85
NB 18 13 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, rinnenartige Einschaltung von Feinsandstein
mit diffuser Horizontalschichtung
NB 17 3 cm sandiger Ton
NB 16 0 – 50 cm Mittelsandstein, Rinne die erosiv in die unterlagernde Bank NB 15
vertieft ist
NB 15 51 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, am Top Wurzeln
NB 14 36 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, am Top Wurzeln
NB 13 20 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, am Top Wurzeln
NB 12 0 – 5 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, Wurzelreste vorhanden, keilt manchmal
aus, Rinnenfüllung bis 5 cm
NB 11 24 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, am Top Wurzeln
NB 10 5 cm Kohleflöz
NB 9 25 cm Feinsandstein, grau bis gelblich
NB 8 13 cm Feinsandstein, grau bis gelblich, Rinnenfüllungen, erosiv bis in Bank
NB 6 vertieft
NB 7 0 – 20 cm Feinsandstein, grau bis gelblich
NB 6 3 cm sandiger Ton
NB 5 56 cm Feinsandstein, hellgrau bis gelblich, „Hühnerhof“ (erster Fährtenhorizont),
ein bis zwei „Sand vulkane“, diffuse Horizontalschichtung, rinnenartig,
Bivalvenreste
NB 3 &
NB 4:
1,30 –
1,90 m
Feinsandstein, gelblich, diffuse Horizontalschichtung, mehrere Bänke
zu einer lithologischen Einheit zusammengefasst, Pflanzenfossilien,
Bivalvenreste, zeigt flache Rinnen (nicht u-förmig), breitester Rinnenanschnitt
bis zu 15 m, kleinster Rinnenanschnitt 3 m, maximale Mächtigkeit
der Rinnen 90 cm, minimale Mächtigkeit der Rinnen 20 cm, Mächtigkeit
bis zum „Hühnerhof“ 1,30 m bis 1,90 m
NB 2 30 cm Feinsandstein, grau bis grauviolett, gut sortiert, flaserige Schichtung
durch Kohleflitter nachgezeichnet, nicht makroskopisch gradiert,
Top und Basis scharf, diffuse Strömungsrippellamination
NB 1 0,10 cm Kohleflöz
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
86 Maik Raddatz-Antusch
Tab. 2 Profil Reserve-Steinbruch „Hessischer Bruch“ der Obernkirchener Sandsteinbrüche;
Aufschlusspunkt A7 & A9 (siehe Tafel 2 B und Tafel 4 Beilagenblatt)
Bank Mächtigkeit Lithologie
AB 44
Löss
AB 34 bis
Ab 43
115 cm Feinsandstein, gelblich bis bräunlich, diffuse Horizontalschichtung,
Kohleflitter-führend
Die Schichten AB 34 bis 43 schwanken stark in ihren Mächtigkeiten, weisen Rinnen und erosive
Schichtgrenzen auf. Die Gesamtmächtigkeit der Schichten AB 34 bis AB 43 beträgt etwa 1,15 m.
AB 33 4 cm Fein- bis Mittelsandstein, grau bis grauviolett,
diffuse Horizontalschichtung
AB 32 13 cm Fein- bis Mittelsandstein, grau bis grauviolett,
diffuse Horizontalschichtung
AB 31 13 cm Fein- bis Mittelsandstein, grau bis grauviolett,
diffuse Horizontalschichtung
AB 30 6 cm Fein- bis Mittelsandstein, grau bis grauviolett,
diffuse Horizontalschichtung
AB 29 9 cm Fein- bis Mittelsandstein, grau bis grauviolett,
diffuse Horizontalschichtung
AB 28 10 cm Fein- bis Mittelsandstein, grau bis grauviolett,
diffuse Horizontalschichtung
AB 27 17 cm Fein- bis Mittelsandstein, grau bis grauviolett,
diffuse Horizontalschichtung
AB 26 12 cm Fein- bis Mittelsandstein, grau bis grauviolett,
diffuse Horizontalschichtung
Es folgt die Steinbruchsohle mit einer Aufschlusslücke von mindestens 1 Meter.
AB 25 36 cm Feinsandstein, massiv, vereinzelte dreizehige Ornithopodenfährten
(dritter Fährtenhorizont) auf der gesamten Fläche verteilt, hinzu
kommen Abdrücke von Pflanzen
AB 24 0,5 –
0,7 cm
sandiger Ton
AB 23 22 cm Feinsandstein, massiv
AB 22 33 cm Feinsandstein, massiv
AB 21 34 cm Feinsandstein, massiv, Top scharf
AB 20 1 cm sandiger Ton
AB 19 6 cm Feinsandstein, unregelmäßig, linsig
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
87
AB 18 1 cm sandiger Ton
AB 17 34 cm Feinsandstein, massiv, Basis scharf, gerade, im Süden rinnenförmig
vertieft, Bivalven-Steinkerne, Wurzeln am Top (10 cm), eventuell kleine
Wirbeltierreste
AB 16 9 cm Feinsandstein, grau, massiv, Basis und Top scharf
AB 15 46 cm Feinsandstein, grau, massiv, Basis und Top scharf
AB 14 0 – 8 cm Feinsandstein, keilt manchmal aus, Rinnenfüllungen
AB 13 1 cm sandiger Ton
AB 12 28 cm Feinsandstein, Top und Basis scharf, unregelmäßig ausgebildet
AB 11 36 cm Feinsandstein, streckenweise normal gradiert, durch Muschelsteinkernanreicherungen
an der Basis, Top und Basis scharf, unregelmäßig,
flaserige Schichtung durch Kohleflitter, Belastungsmarken im Anschnitt
erkennbar (Fährten von ?Ornithopoden, zweiter Fährtenhorizont)
AB 10 4 cm Feinsandstein, Top und Basis scharf, unregelmäßig, keilt nach Süden aus
AB 9 14 cm Feinsandstein, rosa bis grau, massiv, Basis erosiv mit starker Bioturbation
(Lockeia) an der Sohlfläche, Mächtigkeit nimmt nach N zu
AB 8 5 cm Feinsandstein, lentikular geschichtet, Breite 60 cm, erosiv vertieft bis
auf AB 6
AB 7 1 cm Feinsandstein, dünnschichtig (1 bis 2 cm), normal gradiert mit tonigen
Zwischenlagen, (< 1 mm), keilt manchmal lateral aus
AB 6 1 cm sandiger Ton
AB 5 43 cm Feinsandstein wie bei AB 1, Basis scharf, schwach erosiv, Top scharf,
wellig-unregelmäßig, mit Belastungsmarken (Fährten von ?Ornithopoden
und ?Theropoden im Anschnitt, erster Fährtenhorizont)
AB 4 3 cm sandiger Ton, lateral diskontinuierlich
AB 3 62 cm wie AB 1, massiv, doppelklappige und eingeregelte Bivalvenreste, Top
scharf, aber unregelmäßig, Pflanzenreste, unterhalb Top Bioturbation
AB 2 0,4 cm sandiger-siltiger Ton, rötliche Färbung
AB 1 0,30 cm Feinsandstein, hellgrau, massiv, strukturlos, lateral ausgedehnt, Top und
Basis scharf, Top etwas unregelmäßig, einklappige Bivalvenreste, nicht
eingeregelt
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88 Maik Raddatz-Antusch
Tab. 3 Profil Liekwegener Sandsteinbruch „Liekwegener Bruch“; Aufschlusspunkt A6
(siehe Tafel 2 C und Tafel 4 Beilagenblatt)
Bank Mächtigkeit Lithologie
LB 21 30 cm Löss
LB 20 230 cm Siltsandstein, mehrere dünne Schichten zu einer lithologischen Einheit
zusammengefasst, Top und Basis scharf, unregelmäßig, dünne Schichten
keilen zum Teil aus
LB 19 40 cm Kohleflöz, lateral begrenzt, Breite etwa 10 m
LB 18 220 cm Siltsandstein, mehrere dünne Schichten zu einer lithologischen Einheit
zusammengefasst, teilweise Schrägschichtungen, Mächtigkeiten der
einzelnen Schichten deutlich geringer als unterlagernder Bereich (LB 9
bis LB 17)
LB 17 20 cm Siltsandstein, Top und Basis scharf, unregelmäßig ausgebildet
LB 16 20 cm Siltsandstein, dickbankig, grau bis bräunlich, Top und Basis scharf,
unregelmäßig ausgebildet
LB 15 5 – 20 cm Siltsandstein, Rinnenfüllungen, grau bis bräunlich
LB 14 20 cm Siltsandstein, Rinnen, Top und Basis scharf, grau bis bräunlich
LB 13 20 cm Siltsandstein, Top und Basis scharf, grau bis bräunlich
LB 12 15 cm Siltsandstein, Top und Basis scharf, grau bis bräunlich
LB 11 10 cm Siltsandstein, Top und Basis scharf, grau bis bräunlich
LB 10 0 – 10 cm Siltsandstein, Top und Basis scharf, grau bis bräunlich
LB 9 20 cm Siltsandstein, dickbankig, Top und Basis scharf, unregelmäßig, Rinnenfüllung
erosiv bis in Schichten von LB 8 vertieft, Schrägschichtungen
LB 8 28 cm Siltsandstein, mehrere Schichten zu einer lithologischen Einheit zusammengefasst,
Pflanzenfossilien, Rinnenfüllungen erosiv bis in dünne
Schichten von LB 7 vertieft, maximale Breite der Rinnen beträgt etwa
30 cm, maximale Mächtigkeit der Rinnen beträgt etwa 20 cm
LB 7 62 cm Siltsandstein, mehrere Zentimeter dünne Schichten zu einer lithologischen
Einheit zusammengefasst, lateral ausgedehnt, Schrägschichtungen,
teilweise rinnenartig, Top und Basis scharf, unregelmäßig, Schichten
keilen zum Teil aus
LB 6 220 cm Siltsandstein, mehrere Zentimeter dünne Schichten zu einer lithologischen
Einheit zusammengefasst, lateral ausgedehnt, Schrägschichtungen,
teilweise rinnenartig, Top und Basis scharf, unregelmäßig, Schichten
keilen zum Teil aus
LB 5 18 cm Siltsandstein, Rinnen mit Siltsandstein als Rinnenfüllungen,
Schrägschichtungen
LB 4 10 cm Siltsandstein, diffuse Rippellamination, lateral ausgedehnt
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
89
LB 3 60 cm Siltsandstein, mehrere dünne Schichten zusammengefasst, Schrägschichtungen,
Top und Basis scharf, aber unregelmäßig, Pflanzenreste,
lateral ausgedehnt
LB 2 5 cm Kohleflöz, ?Hauptkohleflöz, trennt den Unteren „Wealden“-Schiefer
(LB 1) von dem überlagernden Obernkirchen-Sandstein
LB 1
Tonstein, bildet Sohle des Steinbruchs, eingeregelte Bivalven
(Neomiodontiden und Unioniden, meist einklappig
Tab. 4 Aufschlüsse (siehe Tafel 4 Beilagenblatt)
Nr. Beschreibung Einfallsrichtung/Einfallswinkel
A1
Unterer „Wealden“-Schiefer
schluffig bis siltig
Muschelreste (Neomiodontiden, Unioniden)
keine
A2
Unterer „Wealden“-Schiefer
schluffig bis siltig
Muschelreste (Neomiodontiden, Unioniden)
keine
A3 Hauptkohleflöz (Flöz 3)
Glanzkohle
5 cm mächtig
A4 Hauptkohleflöz (Flöz 3)
Glanzkohle
5 cm mächtig
A5 Hauptkohleflöz (Flöz 3)
Glanzkohle
5 cm mächtig
keine
keine
keine
A6
A7
Grenze zwischen Unterem „Wealden“-Schiefer und
Obernkirchen-Sandstein (mit zwischengeschaltetem
Hauptkohleflöz) siehe Profil Liekwegener Sandsteinbruch
„Steinbruch Liekwegen“
Obernkirchen-Sandstein
gelblich bis grauer Feinsandstein
teilweise dickbankig
fossilführend (hauptsächlich Neomiodontiden)
3 Fährtenhorizonte
etwa 20 m Breite
Gesamtmächtigkeit etwa 7,14 m
348/5, 350/5, 10/7, 5/3, 360/6,
354/3, 360/3, 345/5, 358/6, 349/8,
3/5, 359/4
286/3, 282/5, 10/3,
350/1, 290/4, 356/3,
344/3, 336/4, 355/2,
9/6, 10/2, 334/4,
5/4, 345/3, 328/3,
10/7, 350/3, 348/5,
16/10, 170/10, 290/4,
350/1, 10/3, 282/5,
286/3
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90 Maik Raddatz-Antusch
A8 Fortsetzung von Bank AB 5
Aufsicht auf Top der Bank AB 5 mit stark
zertrampelter Oberfläche (Dinosaurierfährten)
Fährtenhorizont durch 1 cm mächtige
Tonlage überdeckt
2 m Breite
334/4, 5/4, 345/3, 328/3, 10/7,
350/3
A9
A10
A11
A12
A13
A14
A15
A16
A17
A18
A19
oberer Bereich des Profils Reserve-Steinbruch
„Alter Bruch“ der Obernkirchener Sandsteinbrüche
Fein- bis Mittelsandstein
schwankende Mächtigkeiten
30 m Breite
Mächtigkeit etwa 1,15 m
Feinsandstein
Bank AB 25 des Profils „Hessischer Bruch“ der
Obernkirchener Sandsteinbrüche
Aufsicht des zweiten Fährtenhorizonts
mit vereinzelten Spuren und einer aus
vier Trittsiegeln bestehenden Fährte
Feinsandstein des Obernkirchen-Sandstein
Ansammlung von „knollenartigen“ Pflanzenresten
an der Sohle
„gestörtes Kohleflöz“; gehört zum Kohleflöz
A13; Obernkirchen-Sandstein
im unteren Profilanschnitt anstehendes
Kohleflöz im Obernkirchen-Sandstein
erster Fährtenhorizont des aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruchs („Hühnerhof“)
Feinsandsteinbank NB 5
Profil aktiver Sandsteinbruch „Neuer
Bruch“ der Obernkirchener Sandsteinbrüche
zweiter Fährtenhorizont des aktiven
Obernkirchener Sandsteinbruchs
Feinsandsteinbank NB 33
Profil aktiver Sandsteinbruch „Neuer
Bruch“ der Obernkirchener Sandsteinbrüche
Feinsandstein mit Fährten
gehört zum ersten Fährtenhorizont
Feinsandstein des Obernkirchen-Sandsteins
größere alte Pinge oberhalb der Kammstraße
Feinsandstein mit Pflanzenfossilien am
östlichen Hang der alten Pinge
kleinere alte Pinge mit anstehendem Feinsandstein
des Obernkirchen-Sandstein
345/4, 350/3, 5/6, 360/7, 325/4,
356/3, 343/3, 346/7, 3/2
keine
300/4, 325/2, 311,/3, 291/5
keine
keine
325/5, 340/7, 310/2, 300/5
keine
300/5, 303/7, 290/3, 325/8, 359/3
178/5, 190/4, 130/15, 305/4,
312/5, 307/7, 295/3
keine
325/3, 347/2, 358/3, 306/3, 298/7,
321/5
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
91
A20
A21
langezogene verlassene Pinge mit anstehendem
Obernkirchen-Sandstein
Silt- bis Feinsandstein mit vereinzelten Pflanzenfossilien
anstehendes Hauptkohleflöz unter Baumwurzel
unterhalb der Kammstraße
wenige Zentimeter mächtig
340/7, 292/3, 347/5, 319/4
keine
A22 Unterer „Wealden“-Schiefer in Quellaustritt keine
A23
A24
A25
A26
A27
Unterer „Wealden“-Schiefer in Quellaustritt
unterhalb Kammstraße
teilweise durch Hangrutschungen überdeckt
Aushub am Wanderweg „Fürstenweg“
Richtung Wendthagen
kalkiger Muschelschill zwischen Tonsteinen
des Unteren „Wealden“-Schiefer
1 m Breite
anstehender Feinsandstein des
Obernkirchen-Sandstein
mehrere 10er Meter Breite
3 – 4 m Höhe
Feinsandstein östlich vom Jugend-
Bildung-Freizeit-Zentrum, etwa 500 m
nördlich vom Parkplatz neben Gaststätte
Walther am Hang
Obernkirchen-Sandstein
dünnbankig
10 m Höhe und 20 m Breite
Feinsandstein des Obernkirchen-
Sandstein
Aufschlusswand entlang der Zufahrtsstraße
des aktiven Obernkirchener
Sandsteinbruchs
etwa 10 m Höhe und mehrere 10er-
Meter Breite
keine
keine
325/7, 310/5, 336/4, 291/7, 313/8,
325/3
300/5, 310/15, 314/6, 323/6,
308/4
314/7, 9/4, 292/5, 314/5, 310/2,
336/4, 312/5
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92 Maik Raddatz-Antusch
Tab. 5 Lesesteine (Tafel 4 Beilagenblatt)
Nr.
L1
L2
L3
L4
L5
L6
L7
L8
L9
L10
L11
L12
L13
L14
L15
L16
L17
L18
L19
L20
L21
L22
L23
L24
L25
Beschreibung
Feinsandsteinblock auf kleiner Halde südlich der Bearbeitungshalle mit Pflanzenabdruck
Feinsandsteinblock auf Halde etwa 50 m südlich von „Hühnerhof“ mit Knochenabdruck
Feinsandsteinblock mit Baumabdruck unterhalb von L2
ungefähre Lage des Feinsandsteinblocks mit Rippenabdruck am Abhang der oberen Sohle,
siehe Kapitel „Die Körperfossilien der Wirbeltierfauna (Vertebraten)“
alte überwucherte Pinge mit vereinzelt auftretenden Feinsandsteinen, gelblich-graue
Färbung, schwach glimmerführend
plattige Tonsteine überdeckt durch Hangrutschungen bestehend aus Sandsteinen
plattige graue Tonsteine; Unterer „Wealden“-Schiefer überdeckt durch Hangrutschungen
bestehend aus Sandsteinen
graue Tonsteine, die in kleine Blättchen zerfallen sind; Unterer „Wealden“-Schiefer
unterhalb Kammstraße graue Tonsteinblättchen; Unterer „Wealden“-Schiefer vermischt mit
Silt- bis Feinsandsteinen
Grenze zwischen Waldrand und Acker, nordwestlich vom Forsthaus Borstel; graue und
rote Mergel; Grenze Mittlerer Münder-Mergel und Unterer „Wealden“-Schiefer
rötliche und grünliche Mergel auf Acker verteilt; Mittlerer Münder-Mergel
dunkler werdende grünliche Mergel
grünliche Mergel
dunkelgrüne Mergel
rötliche Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
vereinzelt grünliche Mergel mit grauen Tonsteinen vermischt; Mittlerer Münder-Mergel
rote Mergel auf Acker verteilt
rötliche bis graue Mergel auf Acker nordwestlich der Siedlung Borstel in Richtung
Rolfshagen
rote Mergel; Acker
gelbliches, bröckeliges, mürbes Konglomerat mit Seeigelstachel; reagiert mit HCl;
Wegrand am Acker
grauer Mergel; Acker
mergelige Lesesteine
Mittlerer Münder-Mergel
rote bis graue Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
vereinzelte graue mergelige Lesesteine; Mittlerer Münder-Mergel
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
93
L26
L27
L28
L29
L30
L31
L32
L33
L34
L35
L36
L37
L38
L39
L40
L41
L42
L43
L44
L45
L46
L47
L48
L49
L50
L51
L52
L53
L54
L55
graue Mergel
grauer Tonstein; plattig, siltig; Unterer „Wealden“-Schiefer
siltiger Tonstein; am Wanderweg
Tonstein
Tonstein
grauer Tonstein; oberhalb Wanderweg
Tonstein; plattig; Unterer „Wealden“-Schiefer
im Wald; graue, plattige Tonsteine
50 m östlich von Wanderweg Richtung Siedlung Borstel; Tonstein
Tonstein
Sandstein als Hangrutschung aus dem Hangenden
Feinsandstein des Obernkirchen-Sandstein
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Sandstein; Obernkirchen-Sandstein
Sandstein
Feinsandstein
Feinsandstein
Siltsandstein
Feinsandstein mit Pflanzenresten
Feinsandstein des Obernkirchen-Sandstein
Siltsandstein
Feinsandstein; Wald
Feindsandstein
Siltsandstein mit Pflanzenabdrücken
erste Tonsteine neben Sandsteinen; Grenze Unterer „Wealden“-Schiefer und
Obernkirchen-Sandstein
graue Tonsteine; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonsteine
plattige Tonsteine mit Sandsteinen; Unterer „Wealden“-Schiefer
Sandsteine im Waldgebiet; erste Sandsteineinlagerungen im Unteren „Wealden“-Schiefer
graue Tonsteine
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94 Maik Raddatz-Antusch
L56
L57
L58
L59
L60
L61
L62
L63
L64
L65
L66
L67
L68
L69
L70
L71
L72
L73
L74
L75
L76
L77
L78
L79
L80
L81
L82
L83
L84
L85
plattige graue Tonsteine
Tonsteine am „Futter Platz“; Unterer „Wealden“-Schiefer
Siltsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer; am Wanderweg Richtung
Hörkamp
Sandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Sandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein
Feinsandstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Siltsandstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Siltsandstein
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Sandstein
Feinsandstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein mit Pflanzenabdrücken; Unterer „Wealden“-Schiefer
graue plattige Tonsteine; Unterer „Wealden“-Schiefer
graue Tonsteine; Unterer „Wealden“-Schiefer
feinkörnige Sandsteine; Unterer „Wealden“-Schiefer
Siltsandstein am Wanderweg; Obernkirchen-Sandstein
Siltsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein am Wegrand
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Siltsandstein
Feinsandstein mit Resten von Neomiodontiden; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein am Rand des Wanderwegs; Obernkirchen-Sandstein
grauer bis gelblicher Siltsandstein; Obernkirchen-Sandstein
gelblicher Feinsandstein; Hauptsandstein des Obernkirchen-Sandstein
grauer Siltsandstein
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95
L86
L87
L88
L89
L90
L91
L92
L93
L94
L95
L96
L97
L98
L99
L100
L101
L102
L103
L104
L105
L106
L107
L108
L109
L110
L111
L112
L113
L114
L115
Feinsandstein mit kleineren Wurzelresten
gräulicher Feinsandstein mit Muschelresten; Hauptsandstein des Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein
Feinsandstein; Hauptsandstein des Obernkirchen-Sandstein
gelblicher Siltsandstein
gelblich bis grauer Mittelsandstein mit Neomiodontiden
grauer Feinsandstein; Hauptsandstein des Obernkirchen-Sandstein
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
grauer Tonstein
plattiger grauer Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
gelblicher Feinsandstein
grauer Tonstein
plattiger Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein
grauer siltiger Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; zwischen den beiden Wanderwegen Richtung Wendthagen;
Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
grauer Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein
Feinsandstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
graue Tonsteine; Unterer „Wealden“-Schiefer
plattiger, grauer Tonstein
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein mit Equisetiten-Resten; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Mittelsandstein mit Kohleflittern; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein mit Muschelresten; Obernkirchen-Sandstein
Tonsteine am Rand des Wanderwegs; Unterer „Wealden“-Schiefer
graue Tonsteine unterhalb Baumwurzel; Unterer „Wealden“-Schiefer
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96 Maik Raddatz-Antusch
L116
L117
L118
L119
L120
L121
L122
L123
L124
L125
L126
L127
L128
L129
L130
L131
L132
L133
L134
L135
L136
L137
L138
L139
L140
L141
L142
L143
L144
L145
L146
Tonstein
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Tonstein; Unterer „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein; Einschaltung im Unteren „Wealden“-Schiefer
Feinsandstein mit Muschelresten; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein mit Muschelresten; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
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Geologie und Paläontologie der unterkreidezeitlichen Sandsteine des Bückebergs bei Obernkirchen
97
L147
L148
L149
L150
L151
L152
L153
L154
L155
L156
L157
L158
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
graue Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
graue Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
graue Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
graue bis grünliche Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
graue Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
graue bis grünliche Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
grünliche Mergel; Mittlerer Münder-Mergel
L159 Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
L160
L161
L162
L163
L164
L165
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Siltsandstein; Obernkirchen-Sandstein
Feinsandstein mit Neomiodontiden; Obernkirchen-Sandstein
Siltsandstein
Feinsandstein
Feinsandstein; Obernkirchen-Sandstein
WWW.NATURHISTORICA.DE
Naturhistorica 157
Die Meteorite Niedersachsens
Alexander Gehler und Mike Reich
Diese Publikation beleuchtet die einzelnen
Fallereignisse und Funde von Meteoriten auf
dem Gebiet des heutigen Niedersachsen in
den letzten 500 Jahren. Die Beschreibungen
der einzelnen Meteorite werden durch reichhaltiges
historisches und aktuelles Bildmaterial
illustriert, wie auch zu großen Teilen
mit bisher unveröffentlichten oder gänzlich
unbekannten Dokumenten ergänzt.
102 S., 12 €
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
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Tab. 6 Verzeichnis der Bohrungen. Die ausführlichen Beschreibungen der Bohrungen sind unter
naturhistorica-161.n-g-h.org mit angegebener Tabellennummer zu finden
Bohrung
Horsthof 9/87 (Koord.: R 3510670; H 5791420) vom Kartenserver des Landesamtes
für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Forsthaus Halt WD 5/86 (Koord.: R 3514720; H 5792560) vom Kartenserver des
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Forsthaus Borstel 10/87 (Koord.: R 3511320; H 5791660) vom Kartenserver des
Landes amtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Forsthaus Borstel WD 11/87 (Koord.: R 3511660; H 5791350) vom Kartenserver des
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Bückeberg WD 6/87 (Koord.: R 3512673; H 5791990) vom Kartenserver des
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Bückeberg WD 8/87 (Koord.: R 3511832; H 5791952) vom Kartenserver des
Landes amtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Bückeberg WD K1/87 (Koord.: R 3513500; H 5792365) vom Kartenserver des
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Bückeberg WD K2/87 (Koord.: R 3513860; H 5792410) vom Kartenserver des
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Forsthaus Halt WD K3/87 (Koord.: R 3515300; H 5792580) vom Kartenserver des
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Bückeberg WD K4/87 (Koord.: R 3513820; H 5792781) vom Kartenserver des
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, Geozentrum Hannover (2010)
Tabelle
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16
Tab. 7 – 16
Die ausführlichen Beschreibungen der Bohrungen sind zu finden unter naturhistorica-161.n-g-h.org
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
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Die Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Gesellschaft zur Pflege der Naturwissenschaften · Gegründet 1797
Die Naturhistorische Gesellschaft Hannover versteht sich als eine Vereinigung
von Menschen jeden Alters mit besonderem Interesse an der Natur und
den Naturwissenschaften.
Ein kurzer Blick zurück
Im Jahr 1797 gründeten 25 Herren
und eine Dame aus der Bürgerschaft der
Stadt Hannover eine Lesegesellschaft.
Sie schafften gemeinsam kostspielige Bücher
an, die den Mitgliedern dann reihum
zur Verfügung standen. Daraus entstand
im Laufe des 19. Jahrhunderts eine
Initiativen der NGH
· Treibende Kraft für die Errichtung des
„Museums für Kunst und Wissenschaft“
(das heutige Künstlerhaus)
· Gründungsmitglied des Niedersächsischen
Landesmuseums Hannover
· Gründung des Zoologischen Gartens
Die NGH heute
Nach 222 Jahren verfolgt die NGH
immer noch die gleichen Ziele.
Sie bedient sich dabei allerdings zeitgemäßer
Methoden und beschäftigt sich
mit aktuellen Fragen. In Berichten,
Exkursionen und Vorträgen geht es um
naturwissenschaftliche Themen –
unter anderem aus der
umfangreiche Bibliothek.
Aus dieser Lesegesellschaft ging 1801
die „Naturhistorische Gesellschaft in
Hannover“ hervor. Sie hatte sich das Ziel
gesetzt, „bei allen Bevölkerungsschichten
eine genauere Kenntnis der Naturpro ducte
hiesiger Lande zu befördern“.
· Bau eines Schlachthofs in Hannover
· Mitwirkung in einer „Commission für
die allgemeine Gesundheitspflege“
· Gründungsmitglied des Niedersächsischen
Heimatbundes
· Aufstellung des Naturdenkmals
„Schweden-Findling“ am Deisterkamm
· Geologie
· Paläontologie
· Archäologie
· Botanik
· Zoologie
· Landschaftskunde
· Umweltforschung
· Technik
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
100
Die Naturhisto rica – Berichte der Naturhistorischen
Gesellschaft Hannover ist das
wissenschaftliche Sprachrohr der NGH.
Sie befasst sich mit den verschiedensten
Bereichen der Naturwissenschaften und
nicht zuletzt mit dem Schutz der Umwelt.
Dabei werden auch die besonderen
Verhältnisse in Hannover berücksichtigt.
Besonders begehrt sind die geologischen
Wanderkarten.
Der Natur unmittelbar begegnen kann
man auf den etwa zehn pro Jahr stattfindenden
Exkursionen. Vom Frühjahr bis in
den Herbst führen sie zu den unterschiedlichsten
Zielen und werden von Fachleuten
geleitet. Dabei kommen biologische,
geologische sowie techno logische Themen
zur Sprache, aber auch kulturgeschichtlich
interessante Stätten werden besichtigt.
Die NGH möchte dazu beitragen, über
die Notwendigkeit und die Ergebnisse
naturwissenschaftlicher Forschung zu
informieren. Dies geschieht vor allem
durch Vorträge im Winterhalbjahr, denen
sich spannende Diskussionen anschließen.
Vorstand und Beirat
Vorstand
1. Vorsitzender: Dr. Dieter Schulz
2. Vorsitzender: Prof. Dr. Klaus D. Jürgens
Schatzmeister: Arne Bents
Schriftführer:
Dr. Franz-Jürgen Harms (Geowissensch.)
Prof. Dr. Hansjörg Küster (Botanik,
Ökologie)
Dr. Annette Richter (Paläontologie,
Geologie, Zoologie)
Dr. Dieter Schulz (Biologie)
Beirat
Prof. Dr. Jochen Erbacher
Prof. Dr. Bernd Haubitz
Dr. Wolfgang Irrlitz
Dr. Florian Klimscha
Günter Oberjatzas
Dr. Hans Albert Roeser
Ole Schirmer
Ludger Schmidt
Dr. Renate Schulz
Naturhistorische Gesellschaft Hannover
Gesellschaft zur Pflege
der Naturwissen schaften
Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
Germany
Telefon (0511) 9807-871
Fax (0511) 9807-879
E-Mail: info@N-G-H.org
www.N-G-H.org
Naturhistorica BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER 161 · 2019
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