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Strategien beim Glasfaserausbau

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14 FREITAG, 14. OKTOBER 2022 BERATUNG FÜR DIE KOMMUNE BAYERISCHE STAATSZEITUNG NR. 41

VERLAGSVERÖFFENTLICHUNG

Die IT-Fachleute Imke Germann und Andreas Spiegel über Strategien beim Glasfaserausbau

„Jetzt Förderanträgestellen“

Anstehende Milliardeninvestitionen durch Netzbetreiber

und eine Ausweitung der Förderung –die Vorzeichen für

den Glasfaserausbauscheinen insgesamt sehrgut.Doch ab

2023 zeichnen sich zahlreiche Nadelöhre in den Bereichen

Material, Tiefbau, Planung und Bearbeitung von

Förderanträgen ab, die zu erheblichen Verzögerungen

führen können. Hier zeigen zwei der führenden Planungsund

Beratungsunternehmen Wege auf, wie Kreise und

Kommunen den Ausbaustau vermeiden können.

BSZ Frau Germann, Herr Spiegel, Sie

beraten mit Ihren Unternehmen

MRK Media und MICUS Strategieberatung

deutschlandweit Kreise

und Kommunen beim Glasfaserausbau.

Wo stehen wir aktuell?

IMKE GERMANN Gerade der eigenwirtschaftliche

Ausbau nimmt aktuell

durch zusätzliche Investoren, neu

gegründete Netzbetreiber und Aus-

Andreas Spiegel

ist Geschäftsführer

der MI-

CUS Strategieberatung

GmbH

aus Düsseldorf.

Imke Germann

ist Vorstandsvorsitzende

der

MRK Media AG

aus München.

bauaktivitäten von Stadtwerken

deutlich an Fahrt auf. Gleichzeitig ist

klar, dass wir ohne ergänzende Förderung

weder eine zeitnahe Erschließung

von Gebieten mit besonders

schlechter Versorgung, geschweige

denn eine flächendeckende

Glasfaserversorgung erreichen

werden.

BSZ Woran liegt das?

ANDREAS SPIEGEL Auch wenn derzeit

viel Geld im Markt ist und die Investition

in Infrastruktur langfristige

und zugleich sichere Renditen erwarten

lässt, müssen die Ausbauprojekte

als solche Gewinne abwerfen

und das möglichst schnell, sonst

gibt es keine Finanzierung. Hier konzentrieren

sich die verfügbaren Mittel

oftmals auf ein und dasselbe Gebiet,

aber nur ein Unternehmen

kann sinnvollerweise ausbauen. Damit

bleiben zahlreiche Gebiete unterversorgt.

BSZ Aber dafür gibt es doch die Förderung,

oder nicht?

GERMANN Grundsätzlich ja. Jedoch

wurde in den letzten zwei Jahren

den Kreisen und Kommunen kein

klarer Förderauftrag gegeben, sondern

suggeriert, dass man zunächst

allein auf den eigenwirtschaftlichen

Ausbau warten soll. In einigen Fällen

mag dies auch durchaus gelingen,

flächendeckend jedoch nicht. Hier

wurde leider Zeit vergeudet.

BSZ Hat sich durch die neue Gigabitstrategie

des Bundes hier eine klarere

Vorgabe ergeben?

SPIEGEL Leider nein. Mit dem Wegfall

der Aufgreifschwelle werden zwar

faktisch alle Adressen förderfähig,

die nicht über einen gigabitfähigen

Anschluss verfügen. Eine Strategie

für Kreise und Kommunen, wie sie

sich nun verhalten sollen und wie die

angestrebte Verzahnung von eigenwirtschaftlichem

und gefördertem

Ausbau erfolgen soll, ist jedoch nicht

erkennbar.

BSZ Was raten Sie den Landkreisen

und Kommunen?

GERMANN Es bringt nichts, hinsichtlich

der Förderung zu zögern. Das

ist den unterversorgten Haushalten

und Unternehmen nicht zu vermitteln.

Die Kreise und Kommunen

sollten jetzt die Vorbereitungen für

Förderanträge treffen. Mit dem

Wegfall der Aufgreifschwelle in

2023 sind zahlreiche gleichzeitige

Anträge und damit ein Bearbeitungsstau

zu erwarten. Jeeher man

sich um Förderung bemüht, desto

besser. Die Kommunen können bereits

ihre Beratungsgutscheine kurzfristig

beantragen, einen technischen

Berater anihre Seite holen

und noch rechtzeitig mit dem

Markterkundungsverfahren durchstarten,

um die Grundlagen der

Breitbandausbau ist ein wichtiges Thema für Kommunen.

später zu verfeinernden Ausbaustrategien

schnellstmöglich zu setzen.

Anpassungen des Fördergebiets

aufgrund tatsächlich stattfindenden

eigenwirtschaftlichen Ausbaus

ist dann immer noch möglich.

BSZ Sie sagen also, lieber die Anträge

anpassen als von ausbleibendem

eigenwirtschaftlichem Ausbau überrascht

zu werden?

SPIEGEL Ganz genau. Natürlich soll im

Vorfeld mit den Netzbetreibern gesprochen

werden. So können etwa

Förderanträge in sinnvolle Cluster

eingeteilt werden. Der Wegfall eines

Clusters aufgrund eigenwirtschaftlichen

Ausbaus betrifft dann nicht die

übrigen Antragscluster und das Förderverfahren

kann ungehindert fortgesetzt

werden. Hier zeigen sich die

Netzbetreiber auch sehr kooperativ.

Am Ende wollen alle dasselbe, nämlich

eine sinnvolle Verzahnung von

eigenwirtschaftlichen und geförder-

ten Maßnahmen. Hierbei können wir

als Beratungsunternehmen die Kreise

und Kommunen, aber natürlich

auch die Netzbetreiber unterstützen.

BSZ Wie sollten Kreise und Kommunen

sich demnach also nun aufstellen,

welche Maßnahmen sollten Sie

ergreifen?

GERMANN Die Anforderungen der

Förderung sind für alle Beteiligten,

Kreise und Kommunen wie auch

Netzbetreiber sehr umfassend. Das

Wichtigste ist die exakte Ermittlung

und Fortführung der Datengrundlage

zur Festlegung förderfähiger Gebiete.

Darauf aufbauend sind die

Förderbedarfe durch Netzplanungen

zu untermauern, um eine sinnvolle

Haushaltsplanung zu ermöglichen.

Die stetige Kommunikation mit dem

Fördermittelgeber zu individuellen

Problemstellungen ist ebenfalls von

entscheidender Bedeutung.

SPIEGEL Kreise und Kommunen tun

sich selbst keinen Gefallen, ein möglichst

günstiges Pauschalangebot für

die Beratung einzuholen. Es geht

hier oftmals um die größten Investitionen,

die seit 30 oder 40 Jahren in

den Kommunen getätigt werden.

Hiersollte Qualität von Beginn an im

Vordergrund stehen. Regionale

Kenntnisse können in der Beratung

von Vorteil sein, sie ersetzen aber

nicht die Erfahrung im Bereich Netzplanung

und Förderung. Die öffentliche

Hand stellt hier also bereits mit

den Ausschreibungen zur Beratungsleistung

die Weichen für das

Ausbauprojekt.

GERMANN Pauschalangebote suggerieren

zudem nur, dass man alle

Eventualitäten mit einem Preis abgedeckt

hat. Wir haben schon zahlreiche

Projekte übernommen,indenen

das Vorprojekt daran gescheitert ist,

dass ein Dienstleister den niedrigen

Angebotspreis nicht halten konnte.

Dies ist nicht nur unfair gegenüber

FOTO: DPA/ARMIN WEIGEL

gut kalkulierten Angeboten, es

bringt auch den Glasfaserausbau

nicht voran. Diesen erreichen die

Kommunen vor allem durch strukturierte

Projekte, die zügig umgesetzt

werden.

BSZ Gibt es noch einen Fehler, den

Kreise und Kommunen inden Beratungsausschreibungen

vermeiden

sollten?

SPIEGEL Häufig werden juristische

und technische Leistungen als eine

Gesamtleistung ausgeschrieben.

Auch wenn inFörderprojekten Fragen

aus beiden Themenfeldern eng

verbunden sind, sind beide Bereiche

strikt zu trennen. Solche Ausschreibungen

sind schlichtweg unzulässig.

Eine klare Trennung erhöht minimal

den Aufwand für die Ausschreibung,

erhöht aber gleichzeitig die Haftungssicherheiten

für den Auftraggeber

enorm.

Interview: RALPH SCHWEINFURTH

Planungssicherheit im Hoch- und Tiefbaubereich gewährleisten

Projektbezogene Personalbemessung

Planen. Fördern. Realisieren.

Ihr Partner für alle Phasen

des Glasfaserausbaus.

Mehr Informationen unter

www.mrk-media.de

Stellenplandiskussionen sind

von unterschiedlichen Befindlichkeiten

geprägt. Die Interessen

aus Politik, Verwaltung und

Fachlichkeit müssen auf einen

gemeinsamen Nenner gebracht

werden. Die Diskussionen sind

häufig von „gefühlten Wahrheiten”

über die Auslastung eines

Bereichs geprägt, denen eine

fundierte objektive Basis fehlt.

Die maßgebliche Größe für

den Personaleinsatz im Baubereich

ist das zu bearbeitende

Projektvolumen. Im Gegensatz

zu anderen Bereichen der Kernverwaltung

stellt hier die Projektarbeit

das Tagesgeschäft dar.

Aus diesem Grund ist ein

Benchmarking oder Ähnliches

zur Ermittlung der notwendigen

Personalkapazitäten lediglich für

anfallende Verwaltungsleistungen

des Bereichs anwendbar, jedoch

nicht geeignet für die Personalbemessung

in Abhängigkeit der

laufenden und geplanten Bauprojekte.

Der Personalbedarf für Bauleistungen

muss sich an den

ortsspezifischen Besonderheiten,

den vor Ort zu bearbeitenden

Projekten sowie an der Honorarordnung

für Architekten und

Ingenieure (HOAI) und den Projektmanagementleistungen

nach

der AHO orientieren.

Mit der Erfahrung aus zahlreichen

Mandantenprojekten haben

wir ein Tool entwickelt, das die

rechnerische Verbindung zwischen

Hochbau-, Erweiterungsund

Umbauprojekten und der

Personalausstattung darstellt.

Das Tool bildet alle komplexen

Parameter der HOAI und AHO

wie Kostengruppen, Honorarzonen,

Projektstufen beziehungsweise

Leistungsphasen et cetera

zur Ermittlung des Honorars ab.

Das ermittelte Honorar wird

letztendlich in den Stellenbedarf

für jedes einzelne Bauvorhaben –

und dies nicht nur als absolute

Summenzahl, sondern aufgegliedert

für die einzelnen Jahre der

Umsetzung des jeweiligen Vorhabens

–umgerechnet.

Dauerhafte

Fortschreibungsfähigkeit

garantiert

Somit kann der Personalbedarf

dynamisch je nach Zu- und Abgang

von Projekten ermittelt werden.

Bereits in Vorplanungsphasen

kann simuliert werden, welche

Projekte mit bestehenden

Personalressourcen realisiert werden

können. Somit kann sichergestellt

werden, dass bereitstehende

Investitionsmittel rechtzeitig

verwendet werden. Durch die

individuelle Befüllung des Tools

mit den laufenden und geplanten

Bauprojekten sowie nach einer

Parametrisierung der vorherrschenden

Gegebenheiten kann

man so möglichst aufwandsarm

den Personalbedarf ermitteln, der

für die Bearbeitung der Projekte

angemessen ist.

Mit unserem Tool hat der Anwender

die Möglichkeit, seine

Bauprojekte kontinuierlich zu

pflegen und anzupassen. Neue

Projekte lassen sich mit wenigen

Mausklicks in das System

integrieren und garantieren eine

kontinuierliche Fortschreibefähigkeit.

Für die erstmalige Planung

gibt es eine Excel-Schnittstelle,

mit der es sehr einfach

ist, seine bestehenden Projekte

„in einem Rutsch” in das System

zur Berechnung zu integrieren.

Mit unserem Tool erhält der

Nutzer neben der Berechnung

des benötigten Personals auch

eine strukturierte Übersicht aller

Hochbauprojekte. Das System

macht auf Personalengpässe aufmerksam

und bietet die Möglichkeit,

durch Priorisierung einzelner

Bauvorhaben darauf zu reagieren.

In bereits durchgeführten Projekten

zur Personalbemessung im

Baubereich hat sich gezeigt, dass

das integrierte Berichtswesen das

System abrundet und die Kapazitätsdiskussion

versachlicht. Für

die verantwortlichen Personen

und die Mitarbeiter im Baubereich

sichert es die Nachvollziehbarkeit.

Für die Diskussion im politischen

Raum wird die Belastbarkeit

der Argumente deutlich erhöht.

Was kann das System?

–Berechnung der Personalkapazität

je Projekt und gesamt;

–Verteilung der Kapazitäten über

die Projektlaufzeit;

–individuelle Feinplanung jedes

Projekts;

–strukturierte Übersicht aller Projekte

Excelschnittstelle (Downund

Upload von Projektlisten und

Ergebnissen).

Welchen Mehrwert bietet OPE-

KA?

–objektive und transparente Bestimmung

des Personalbedarfs;

–schnelle Standortbestimmung;

–Erkennen von Personalengpässen;

–fortschreibefähige Methode;

–hohe Nachvollziehbarkeit der

Ergebnisse.

>JOHANNES KOLLER

Der Autor ist Betriebswirt bei Rödl &

Partner in Nürnberg.

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