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Illustrierte Hallesche Sportgeschichte Chemiepokal im Boxen in Halle

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<strong>Illustrierte</strong> <strong><strong>Halle</strong>sche</strong> <strong>Sportgeschichte</strong><br />

<strong>Chemiepokal</strong> <strong>im</strong> <strong>Boxen</strong> <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Teil I (1970 bis 1989)<br />

Traditionen<br />

Die Geburtshelfer<br />

des „<strong>Chemiepokal</strong>s“ <strong>im</strong> <strong>Boxen</strong><br />

Als <strong>im</strong> August 1970 der Gong be<strong>im</strong> <strong>Chemiepokal</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Boxen</strong> <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> (Saale) das erste Mal ertönte,<br />

ahnte ke<strong>in</strong>er der Akteure <strong>im</strong> und am R<strong>in</strong>g sowie<br />

auf den Rängen der Zuschauertraversen <strong>in</strong> der<br />

Eissporthalle am G<strong>im</strong>ritzer Damm, das 37 Jahre<br />

später das XXXV. Internationale Boxturnier um<br />

den <strong>Chemiepokal</strong> <strong>Halle</strong> (Saale) stattf<strong>in</strong>den wird.<br />

In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre des 20.<br />

Jahrhunderts gab es <strong>im</strong> Boxsport die weltweite<br />

Tendenz Boxturniere zu veranstalten, um die<br />

Athleten besser auf den Rhythmus <strong>in</strong>ternationaler<br />

Höhepunkte e<strong>in</strong>stellen zu können. E<strong>in</strong>zelne Länderkämpfe,<br />

bis dah<strong>in</strong> als Vorbereitung auf <strong>in</strong>ternationale<br />

Ausscheide Standard, erschienen nicht<br />

länger ausreichend, um die Boxer opt<strong>im</strong>al auf<br />

Europa-, Weltmeisterschaften oder Olympische<br />

Spiele e<strong>in</strong>zust<strong>im</strong>men.<br />

Später e<strong>in</strong> prom<strong>in</strong>entes Trio: Ach<strong>im</strong> Wolf AIBA-Kampfrichter,<br />

Dr. Ottomar Sachse - sechsfacher Pokalsieger und Siegfried Mehnert<br />

Im Sommer 1969 machte Ach<strong>im</strong> Wolf, seit 1953<br />

AIBA-Kampfrichter und anerkannter Boxexperte<br />

auf diese Tendenz <strong>im</strong> Boxsport aufmerksam.<br />

„Auch wir müssen uns etwas e<strong>in</strong>fallen lassen“,<br />

hatte der Experte <strong>im</strong> kle<strong>in</strong>en Kreis hallescher Box-<br />

funktionäre festgestellt.<br />

Aber auch die Boxsektion des SC Chemie <strong>Halle</strong><br />

sollte aus ihre Talsohle heraus geholt und entwickelt<br />

werden. E<strong>in</strong>e mit viel Skepsis behaftete<br />

Aufgabe wurde <strong>in</strong> Angriff genommen.<br />

Die Boxexperten der Saalestadt fanden jedoch sehr<br />

schnell Unterstützung <strong>in</strong> den Betrieben der Region<br />

und <strong>im</strong> Parteiapparat der SED. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />

Bühne, auf der die SED ihre Fürsorge für Körperkultur<br />

und Sport <strong>in</strong> der DDR demonstrieren konnte,<br />

war auch ihr Interesse. Über den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Sport konnte die DDR durch ihre sportlichen<br />

Erfolge auf sich aufmerksam machen. Die Suche<br />

nach potenten Geldgebern gestaltete sich deshalb<br />

ohne großen Aufwand. Die großen chemischen<br />

Betriebe von Leuna bis Bitterfeld gaben und geben<br />

auch heute unter anderen gesellschaftlichen Verhältnissen,<br />

der Region das wirtschaftliche Gepräge.<br />

So wurden per “Parteiauftrag“ und durch e<strong>in</strong>e<br />

„Direktive“ des „Rates des Bezirkes <strong>Halle</strong>“ Betriebe<br />

wie das „Komb<strong>in</strong>at VEB Chemische Werke<br />

Buna“ aus Schkopau, die „VEB Leuna – Werke“<br />

aus Leuna, das „VEB Chemiekombiat Bitterfeld“,<br />

aber auch kle<strong>in</strong>ere Chemiebetriebe wie das<br />

„VEB Stickstoffwerk Piesteritz“ oder die „VEB<br />

Filmfabrik Wolfen“ zur f<strong>in</strong>anziellen Ausstattung<br />

des Wettstreites verpflichtet. Bis Ende der achtziger<br />

Jahre war deshalb folgerichtig der jeweilige<br />

Generaldirektor des „Komb<strong>in</strong>ats VEB Chemische<br />

Werke Buna“ vorsitzender des Turnierkomitees.<br />

Über den Namen des Turniers musste nicht lange<br />

diskutiert werden. In e<strong>in</strong>er Gegend, die von der<br />

Chemie<strong>in</strong>dustrie best<strong>im</strong>mt war, lag nichts näher,<br />

als dem Boxturnier den Namen „<strong>Chemiepokal</strong>“ zu<br />

geben.<br />

Der nationale und <strong>in</strong>ternationale Stellenwert des<br />

„<strong>Chemiepokal</strong>s“ ergab sich aus der boxerischen<br />

Qualität der angereisten Faustkämpfer. In den<br />

siebziger Jahren best<strong>im</strong>mten vor allem die Boxer<br />

aus der DDR, aus der UdSSR, aus VR Ungarn<br />

sowie die sich <strong>im</strong> Boxsport rasant entwickelnden<br />

Kubaner das Geschehen <strong>im</strong> halleschen Boxr<strong>in</strong>g.<br />

Die achtziger Jahre waren geprägt von packenden<br />

Zweikämpfen der<br />

DDR – Mannschaft gegen die kubanischen Boxer.<br />

Hier standen die Zuschauer vor Begeisterung auf<br />

den Bänken. Zahlreiche Europameister, Weltmeister<br />

und Olympiasieger gaben sich e<strong>in</strong> Stelldiche<strong>in</strong>.<br />

Die Veranstaltungen <strong>in</strong> den siebziger und<br />

achtziger Jahren waren meisten ausverkauft.<br />

Nach der Wende begann <strong>im</strong> Jahre 1990 e<strong>in</strong> so-


waren nunmehr völlig anders, vor allem mussten<br />

nach dem Aderlass der nicht mehr wirtschaftlich<br />

konkurrenzfähigen chemischen Industrie und<br />

ihrer ökologischen Problemhaltigkeit, neue F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten<br />

erschlossen werden.<br />

Sponsoren war das neue Zauberwort. Sie waren<br />

mehr als gefragt und unerlässlich für die weitere<br />

Organisation und Durchführung der Turniere. Die<br />

Zuschauerzahlen g<strong>in</strong>gen stark zurück. Das Interesse<br />

war zwar weiterh<strong>in</strong> vorhanden, aber die vielfältigen<br />

anderen Möglichkeiten der Unterhaltung, u.a.<br />

auch das Profiboxen lockte die Zuschauer an.<br />

Sportlich gesehen waren aber weiterh<strong>in</strong> zahlreiche,<br />

<strong>in</strong>ternational dekorierte Meister <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> vertreten,<br />

obwohl e<strong>in</strong> Qualitätsrückgang zu verzeichnen war.<br />

Die Geburtsstunde des „<strong>Chemiepokal</strong>s“<br />

Am 5. August 1970 war es soweit. 12.000 Zuschauer<br />

erlebten 82 Boxer aus zehn Ländern <strong>in</strong> der<br />

Eissporthalle.<br />

Der Präsident des Turnierkomitees Herr Oswald<br />

Bärw<strong>in</strong>kel, Generaldirektor des „VEB Chemische<br />

Werke Buna“ eröffnete. Während dieser<br />

Eröffnungsfeier, an der neben dem Präsidenten<br />

des Deutschen Boxverbandes der DDR, Willi<br />

Langhe<strong>in</strong>rich, aber selbstverständlich für DDR<br />

– Verhältnisse auch e<strong>in</strong>e Delegation der SEB-Bezirksleitung<br />

<strong>Halle</strong> und leitende Vertreter des Rates<br />

des Bezirkes <strong>Halle</strong> und der Stadt <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

teilnahmen, wurde die Mitteilung herausgegeben,<br />

das dieses Turnier um den „<strong>Chemiepokal</strong>“ zu e<strong>in</strong>er<br />

jährlichen Tradition <strong>in</strong> der Chemiemetropole <strong>Halle</strong><br />

werden soll.<br />

Im Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt<br />

<strong>Halle</strong>, Herr Pflüger, dass die hallesche Bevölkerung<br />

e<strong>in</strong> sportbegeistertes und sachverständiges<br />

Publikum sei. Hans – Joach<strong>im</strong> Brauske<br />

Die Wogen der Zuschauer begannen zu schäumen<br />

als der Sieger <strong>im</strong> Mittelgewicht<br />

Hans – Joach<strong>im</strong> Brauske hieß.<br />

Der mehrfache DDR – Meister vom SC Chemie<br />

<strong>Halle</strong> erkämpfte e<strong>in</strong> Jahr später bei der Europameisterschaft<br />

<strong>in</strong> Madrid 1971 die Bronzemedaille <strong>in</strong><br />

der Gewichtsklasse bis 75 kg. Schon be<strong>im</strong> ersten<br />

Turnier des „<strong>Chemiepokal</strong>s“ zeichnete sich das<br />

Auftreten junger talentierter und kampfstarker<br />

Boxer, die <strong>in</strong> den Folgejahren e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />

Karriere machten, als e<strong>in</strong>e Traditionsl<strong>in</strong>ie deutlich<br />

ab.<br />

Die F<strong>in</strong>alkämpfe <strong>in</strong> der Eissporthalle sahen alle<strong>in</strong><br />

5.000 Zuschauer. Sie waren mit dem Niveau der<br />

Kämpfe äußerst zufrieden. Was die sowjetischen<br />

Faustkämpfer demonstrierten, was die Ungarn und<br />

die DDR – Boxer zeigten, war Klasse und dazu<br />

angetan für den Boxsport zu werben.<br />

Begeistern konnte <strong>in</strong> jedem Kampf der sowjetische<br />

Halbfliegen-Juniorenmeister Li aus Taschkent, der<br />

auch <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> se<strong>in</strong>e Siegesserie<br />

(zum damaligen Zeitpunkt 82 Siege bei 83 Kämpfen)<br />

fortsetzte und <strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale gegen den Ungarn<br />

Orban gewann. Li hatte <strong>in</strong> dieser Begegnung


e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten mit Orban, da der kle<strong>in</strong>ere<br />

Ungar <strong>im</strong> Infight se<strong>in</strong>e Stärke hatte und Li sehr<br />

zusetzte.<br />

Den ersten RSC – Sieg <strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale der Turniergeschichte<br />

landete der Ungar Badari (Bantamgewicht)<br />

gegen John (DDR).<br />

Der „Erstl<strong>in</strong>g“ „<strong>Chemiepokal</strong>“, um <strong>in</strong> der Sprache<br />

des Boxsport zu reden, brachte gute Ansätze für<br />

e<strong>in</strong>e Weiterführung des Wettstreites. Als der letzte<br />

Gong verklungen, die Sieger feierlich geehrt, viel<br />

die erste Bilanz positiv aus. Dieses Turnier hat<br />

e<strong>in</strong>e Zukunft, es wird sich e<strong>in</strong>en festen Platz <strong>im</strong><br />

Internationalen Term<strong>in</strong>kalender sichern. Dafür<br />

bürgen das Niveau der Kämpfe, die perfekte Organisation<br />

und das überaus herzliche E<strong>in</strong>vernehmen<br />

der versammelten <strong>in</strong>ternationalen Boxfamilie. Wir<br />

kommen best<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> nächsten Jahr wieder, sagten<br />

alle Delegationen.<br />

Die <strong>Chemiepokal</strong> – Turniere der 70er Jahre<br />

Be<strong>im</strong> II. Internationalen Boxturnier um den <strong>Chemiepokal</strong><br />

1971 waren 15 Mannschaften aus 14<br />

Ländern anwesend. Schon die Kämpfe <strong>in</strong> den<br />

Vorrunden hatten e<strong>in</strong> überaus gutes Niveau.<br />

Der erste Kampfabend hatte mit den Boxsportlern<br />

aus den afrikanischen und asiatischen Ländern<br />

neue <strong>in</strong>teressante Talente gesehen. Diese Boxer beherrschten<br />

den Faustkampf, waren sehr beweglich<br />

und bewiesen großen Kampfesmut.<br />

Im F<strong>in</strong>ale des Weltergewichts siegte e<strong>in</strong> hoffnungsvolles<br />

Talent, Manfred Weidner (DDR, SC Traktor<br />

Schwer<strong>in</strong>) Weidner wird 1973 Vize – Europameister<br />

<strong>in</strong> der Gewichtsklasse bis 67 kg.<br />

Das III. <strong>Chemiepokal</strong>turnier fand 1972 erstmalig<br />

<strong>im</strong> Monat Mai statt. Durch e<strong>in</strong> verlegen des Turnierterm<strong>in</strong>s<br />

an den Anfang der Saison konnte das<br />

Turnier besser zur Vorbereitung auf die Boxsporthöhepunkte<br />

der jeweiligen Jahre genutzt werde.<br />

Auch dieser Pokalwettkampf zeigte e<strong>in</strong>e Tendenz<br />

der beiden Vorjahre. Die jungen Afrikaner und<br />

mit ihnen die Aktiven aus afroasiatischen Ländern<br />

waren auf dem Vormarsch. Sie schickten sich an,<br />

<strong>in</strong> die Phalanx des bisher <strong>im</strong> Weltmaßstab tonangebenden<br />

europäischen Boxsports e<strong>in</strong>zubrechen.<br />

Vom Bewegungsablauf her zeigte sich ihre Befähigung,<br />

den Faustkampf, das Fechten mit den<br />

Fäusten auf e<strong>in</strong>e höhere Ebene zu heben. E<strong>in</strong>en<br />

Vertreter des optisch schönen <strong>Boxen</strong>s feierten die<br />

<strong>Halle</strong>nser 1971 mit Eddie Ndukwu aus Nigeria.<br />

Eröffnungsveranstaltung <strong>in</strong> der Eissporthalle 1972<br />

E<strong>in</strong> Turniersieg blieb Afrikas jungen Boxern noch<br />

versagt, aber mit Sapt Zabik gelang es e<strong>in</strong>em<br />

Iraker <strong>im</strong> Leichtgewicht 1971 den Turniersieg zu<br />

erkämpfen.<br />

Im olympische Jahr 1972 wurde das Boxturnier<br />

um den „<strong>Chemiepokal</strong>“ von vielen Landesverbänden<br />

zur Vorbereitung auf die Spiele und Qualitätsmessung<br />

ihrer Boxer genutzt.<br />

Der Stern e<strong>in</strong>es Teofilo Stevenson als Boxer <strong>im</strong><br />

Schwergewicht g<strong>in</strong>g bei diesem Turnier auf. Im<br />

gleichen Jahr erkämpft Stevenson die Goldmedaille<br />

bei den Olympischen Spielen <strong>in</strong> München.<br />

1976 und 1980 wiederholt der Kubaner se<strong>in</strong>e<br />

Olympiasiege <strong>in</strong> Montreal und <strong>in</strong> Moskau. In<br />

den Jahren 1974/78 und 1986 wird er weiterh<strong>in</strong><br />

Weltmeister und gleichzeitig zum Volkshelden der<br />

Zucker<strong>in</strong>sel.<br />

Auch se<strong>in</strong> Landsmann Orlando Mart<strong>in</strong>ez, der<br />

ebenfalls <strong>in</strong> München olympisches Gold erkämpft<br />

empfahl sich <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> als Turniersieger <strong>im</strong> Fliegengewicht.<br />

Hans – Joach<strong>im</strong> Brauske gewann nach 1970 zum<br />

Teofilo Stevenson (rechts)<br />

und Ottomar Sachse


zweiten mal den „<strong>Chemiepokal</strong>“ <strong>im</strong> Mittelgewicht.<br />

Es setzte sich aber auch <strong>im</strong> Halbschwergewicht<br />

die Siegesserie e<strong>in</strong>es Ottomar Sachse fort. Dieser<br />

hallesche Lokalmatador gewann 1972 zum dritten<br />

Mal <strong>in</strong> Folge das Turnier <strong>im</strong> Halbschwergewicht.<br />

Die Zuschauerresonanz stieg bisher von Turnier<br />

Ottomar Sachse<br />

zu Turnier kräftig an. 12.000 Zuschauer erlebten<br />

die Kämpfe be<strong>im</strong> Turnierstart <strong>in</strong> den Augusttagen<br />

1970 , 15.600 waren es bei den sechs Veranstaltungen<br />

1971 und 1972 stieg de Gesamtzuschauerzahl<br />

des „<strong>Chemiepokal</strong>s“ auf 16.200 Fans an.<br />

Die qualitative Güte des Turniers zeigte sich<br />

auch dadurch, dass die Unparteiischen <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> <strong>in</strong><br />

Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele e<strong>in</strong><br />

Kampfrichtersem<strong>in</strong>ar abhielten. Repräsentanten<br />

aus 27 Länder waren anwesend.<br />

Das VI. Turnier um den <strong>Chemiepokal</strong> verlies die<br />

vertraute Umgebung. Die Eissporthalle musste<br />

für die Turnierspiele der Handball – Weltmeisterschaft,<br />

die 1974 <strong>in</strong> der DDR stattfand, umgebaut<br />

werden. Das „VI. Internationale Boxturnier um<br />

den <strong>Chemiepokal</strong>“ wurde <strong>in</strong> der Sporthalle <strong>im</strong> Bildungszentrum<br />

von <strong>Halle</strong> – Neustadt ausgetragen.<br />

Mit Jochen Bachfeld (DDR, SC Traktor Schwer<strong>in</strong>)<br />

gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> junger Boxer aus Mecklenburg das<br />

Turnier <strong>im</strong> Leichtgewicht.<br />

Drei Jahre später wird Bachfeld sensationell 1976<br />

<strong>in</strong> Montreal Olympiasieger <strong>im</strong> Weltergewicht.<br />

Im Jahre 1974 heißt der Sieger <strong>im</strong> Federgewicht<br />

Stephan Förster. Er kommt von der SG Wismut<br />

Gera. Bei der Europameisterschaft 1977 <strong>in</strong> <strong>Halle</strong><br />

wird Förster Europameister <strong>im</strong> Bantamgewicht.<br />

Nachdem <strong>im</strong> Jahre 1975 durch das stattf<strong>in</strong>den der<br />

„Jugendwettkämpfe der Freundschaft“ <strong>in</strong> <strong>Halle</strong><br />

ke<strong>in</strong> „<strong>Chemiepokal</strong>turnier“ ausgetragen wird.<br />

Kommt be<strong>im</strong> „VII. <strong>Chemiepokal</strong>“ 1976 wieder<br />

e<strong>in</strong> Turniersieger vom SC Traktor Schwer<strong>in</strong>. Der<br />

junge Mann heißt Richard Nowakowski (Federgewicht)<br />

und e<strong>in</strong> paar Monate später erkämpfte er<br />

die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen<br />

<strong>in</strong> Montreal 1976. Nowakowski wird noch Europameister<br />

1977/81 sowie Dritter bei den Olympischen<br />

Spielen <strong>in</strong> Moskau 1980.<br />

Ottomar Sachse gel<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> zum 6. Mal <strong>in</strong> Folge der<br />

Pokalgew<strong>in</strong>n <strong>im</strong> Halbschwergewicht.<br />

Da <strong>im</strong> Jahre 1977 die Box – Europameisterschaften<br />

<strong>in</strong> <strong>Halle</strong> ausgetragen wurden, trafen sich<br />

die Faustkämpfer erst 1978 wieder zum „<strong>Chemiepokal</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Halle</strong> (Saale). Das hallesche Turnier<br />

ist 1978 Bestandsaufnahme zwischen den Box<br />

– Weltmeisterschaften <strong>in</strong> Belgrad und den Olympischen<br />

Spielen <strong>in</strong> Moskau 1980. Deshalb nutzten<br />

zahlreiche Verbände diese Gelegenheit zum Test<br />

junger Talente und zur Bewährung e<strong>in</strong>iger Erfahrener.<br />

79 Boxer aus 10 Verbänden sorgten für<br />

abwechslungsreiche Kämpfe. Die ganz großen<br />

Namen fehlten diesmal. Die Besten der Welt<br />

gönnten sich so kurz nach den Weltmeisterschaften<br />

e<strong>in</strong>e verdiente Ruhepause. Dafür war das Turnier<br />

des Jahres 1978 schon e<strong>in</strong> Treffpunkt zahlreicher<br />

Hoffnungen für Moskau 1980. Das erste Mal zu<br />

Gast <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> waren Faustkämpfer aus den USA ,<br />

dem Iran und Äthiopien.<br />

Der <strong>Halle</strong>nser Siegfried Vogelreuter wird zum<br />

zweiten Mal <strong>in</strong> Folge Turniersieger <strong>im</strong> Weltergewicht<br />

„Siggi“ Vogelreuter legt sich gegen Jürgen Alms<br />

Siegerehrung Siegfried<br />

Vogelreuter<br />

Turnierchef Joach<strong>im</strong><br />

Wolf und Kubas<br />

Tra<strong>in</strong>er Jesus Yu


(SC Traktor Schwer<strong>in</strong>) mächtig <strong>in</strong>s Zeug und<br />

bahnt Mitte der zweiten Runde mit e<strong>in</strong>em rechten<br />

Kopfhaken die Entscheidung an, die Sekunden<br />

später per Körpertreffer fällt. E<strong>in</strong> Jahr später kann<br />

„Siggi“ diesen Erfolg nochmals wiederholen.<br />

Freude kommt bei SC Chemie <strong>Halle</strong> ebenfalls auf<br />

als der Weltmeisterschaftsteilnehmer von Belgrad<br />

Detlef Marx durch e<strong>in</strong> RSC – Erfolg <strong>in</strong> der dritten<br />

Runde über Ali Nejad Hoss<strong>in</strong> (Iran) sich den „<strong>Chemiepokal</strong>“<br />

<strong>im</strong> Mittelschwergewicht holte.<br />

Der Frankfurter aus der Oderstadt Karl-He<strong>in</strong>z<br />

Detlef Marx<br />

(l<strong>in</strong>ks)<br />

Krüger errang bei den Olympischen Spielen <strong>in</strong><br />

Moskau 1980 die Bronzemedaille <strong>in</strong> der Gewichtsklasse<br />

bis 63,5 kg.. Be<strong>im</strong> „<strong>Chemiepokal</strong>“ 1979 erkämpfte<br />

er den Turniersieg <strong>im</strong> Halbweltergewicht.<br />

E<strong>in</strong>e echte Sensation gab es be<strong>im</strong> „VIII.. <strong>Chemiepokal</strong>turnier“<br />

<strong>im</strong> F<strong>in</strong>alkampf des Halbschwergewichts.<br />

Sixto Soria, kubanischer Weltmeister <strong>im</strong><br />

Halbschwergewicht wird unter dem tosenden Jubel<br />

der begeisterten Zuschauer vom Berl<strong>in</strong>er Herbert<br />

Bauch bezwungen.<br />

Dem Berl<strong>in</strong>er geht alles das ab, was man Respekt<br />

nennt. Er best<strong>im</strong>mt von Beg<strong>in</strong>n an Kampf und<br />

Tempo und hat den Champion schließlich sogar<br />

am Rand e<strong>in</strong>er entscheidenden Niederlage.<br />

Dem Turnier am Ende der 70er Jahre war nicht der<br />

erhoffte zahlenmäßige Erfolg beschieden. Von der<br />

boxerischen Klasse her übertraf er dafür erfreulicherweise<br />

se<strong>in</strong>e Vorgänger. Dafür sorgten <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie die kubanischen Weltklasse – Athleten.<br />

18.000 Zuschauer eierten <strong>in</strong> fünf Veranstaltungen<br />

e<strong>in</strong> Wiedersehn mit dem Ausnahmeboxer Teofilo<br />

Stevenson, der sieben Jahre zuvor be<strong>im</strong> <strong>Chemiepokal</strong><br />

se<strong>in</strong>e große <strong>in</strong>ternationale Karriere begonnen<br />

hatte, aber sie feierten auch e<strong>in</strong> Wiedersehn mit<br />

Halbfliegengewichts – Olympiasieger und Vizeweltmeister<br />

Jorge Hernandez und Jesus Sollet.<br />

Die <strong>Chemiepokal</strong> – Turniere der 80er Jahre<br />

Auch be<strong>im</strong> „IX.“ wurde wieder erstklassiger Boxsport<br />

geboten. Die nahenden Olympischen Spiele<br />

von Moskau 1980 hatten nahezu alle 15 teilnehmenden<br />

Länder veranlasst, Olympiakandidaten <strong>in</strong><br />

den R<strong>in</strong>g zu schicken. Im Federgewicht siegte der<br />

aufstrebende Rudi F<strong>in</strong>k (DDR, ASK Frankfurt/O.).<br />

Der Kampf zwischen F<strong>in</strong>k und Jo Gu (KDVR)<br />

war von häufigen Szenenapplaus begleitet. Dies<br />

bewies hier waren zwei Könner bei der Sache. Am<br />

Ende ist der Olympiasieger Jo Gu zum zweiten<br />

Mal <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Laufbahn geschlagen. Er scheiterte<br />

ebenso knapp wie e<strong>in</strong>st<strong>im</strong>mig an e<strong>in</strong>em Rudi F<strong>in</strong>k,<br />

der se<strong>in</strong> Leistungsvermögen voll ausschöpft. Erst<br />

<strong>in</strong> der Schlussphase sche<strong>in</strong>t se<strong>in</strong> leichter Vorsprung<br />

<strong>in</strong> Gefahr zu geraten. Bei Olympia <strong>in</strong> Moskau e<strong>in</strong><br />

paar Monate später besiegt er sensationell Adolfo<br />

Horta aus Kuba <strong>im</strong> Federgewichtsf<strong>in</strong>ale und wird<br />

somit Goldmedaillengew<strong>in</strong>ner.<br />

Rudi F<strong>in</strong>k<br />

(l<strong>in</strong>ks) und<br />

Jong Jo Go<br />

Zum Abschluss des „IX. <strong>Chemiepokal</strong>turniers“<br />

stellte der Deutsche Boxverband der DDR <strong>in</strong>sgesamt<br />

fünf Turniersieger, während Kuba <strong>in</strong> drei<br />

Gewichtsklassen zum Erfolg kam. Je e<strong>in</strong>mal


setzten sich Boxer aus der KDVR, F<strong>in</strong>nland und<br />

Rumänien durch.<br />

Im März 1981 wurde zum Jubiläumsturnier, dem<br />

X. Internationalen Boxturnier um den <strong>Chemiepokal</strong><br />

gerufen. Nach fünftägiger Dauer, bei 30.000<br />

Zuschauern und auf Grund der hohen Teilnehmerzahl<br />

wurden die Faustkämpfe <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> und <strong>in</strong><br />

Dessau ausgetragen.<br />

Jürgen Fanghänel (DDR, SG Wismut Gera wird<br />

Turniersieger <strong>im</strong> Schwergewicht. Im Fianalkampf<br />

Fanghänel gegen Roberto Gomez (Kuba) hat der<br />

Geraer Rechtsausleger und siebenfache DDR<br />

– Meister deutliche Treffervorteile, musste aber<br />

gegen den schnellen Mann von der Zucker<strong>in</strong>sel<br />

bis zum Schluss auf der Hut se<strong>in</strong>.<br />

Auch 1982 wurde ebenfalls e<strong>in</strong> Teil der Faustkämpfe<br />

<strong>in</strong> Dessau ausgetragen. Es galt wieder e<strong>in</strong>e<br />

große Starterzahl von 110 Boxern zu bewältigen.<br />

In der halleschen Tageszeitung „Freiheit“ vom<br />

15.03.1982 schilderte der damalige EABA-Präsident<br />

Bernard Restout se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>drücke vom Turnier<br />

mit folgenden Worten: „Das Räderwerk der<br />

Organisation lief perfekt. Alle Boxer, mit denen<br />

ich gesprochen habe, bestätigen me<strong>in</strong>e diesbezüglichen<br />

E<strong>in</strong>drücke. Das Turnier hat dadurch<br />

<strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>en erstklassigen Namen, was sich<br />

<strong>in</strong> der Besetzung widerspiegelt. Durch die starken<br />

Leistungen besonders der Athleten aus Kuba, der<br />

DDR und der KDVR hat der <strong>Chemiepokal</strong> natürlich<br />

auch vom sportlichen Niveau her e<strong>in</strong>en hohen<br />

Stellenwert.“<br />

Pablo Romero (Kuba) wird unangefochten Turniersieger<br />

<strong>im</strong> Halbschwergewicht. Der kubanische<br />

Landesmeister ist <strong>im</strong> Kreis se<strong>in</strong>er berühmten<br />

Landsleute der mit den ger<strong>in</strong>gsten <strong>in</strong>ternationalen<br />

Erfolgen. Im F<strong>in</strong>alkampf zum Halbschwergewicht<br />

des <strong>Chemiepokal</strong>tuniers 1982 traf Romero auf den<br />

Polen Czerniszewski. Als Romero anfangs der<br />

dritten Runde mit Nachdruck auf e<strong>in</strong>e RCE- Entscheidung<br />

zusteuerte, gab die polnische Ecke für<br />

Czerniszewski auf. Monate später siegte Romero<br />

e<strong>in</strong>deutig <strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale der Weltmeisterschaft <strong>in</strong> München<br />

1982 und er war somit Weltmeister <strong>in</strong> der<br />

Gewichtsklasse<br />

bis 81 kg.<br />

Zu den besten Endkämpfen des Turniers von 1982<br />

gehörte die Begegnung <strong>im</strong> Halbmittelgewicht.<br />

Detlef Kästner (DDR) forderte Olympiasieger<br />

Armando Mart<strong>in</strong>ez stark heraus und gab sich erst<br />

nach harter Gegenwehr geschlagen.<br />

Detlef Kästner (l<strong>in</strong>ks) und Armando Mat<strong>in</strong>ez<br />

Der Sieger <strong>im</strong> XII. Internationalem <strong>Chemiepokal</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Boxen</strong> <strong>im</strong> Mittelgewicht heißt Henry Maske<br />

und er kommt aus Frankfurt/O. Im Kampf gegen<br />

Ra<strong>in</strong>er Schween (DDR) gewann Maske nach<br />

Punkten. Lange, fast zu lange, hatte Maske gebraucht,<br />

um den Schwer<strong>in</strong>er auszurechenen. Aber<br />

die letzte Runde zeigte, dass er dies wohl gründlich<br />

getan hatte.Jetzt kamen die l<strong>in</strong>ken und rechten<br />

Hände wie <strong>im</strong> Kampf gegen Olympiasieger<br />

Gomez und es wurde sogar noch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>st<strong>im</strong>miges<br />

Urteil für den Frankfurter. Dieser F<strong>in</strong>alsieg <strong>im</strong><br />

<strong>Chemiepokal</strong>turnier war der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er großen<br />

Karriere. 1988 wird Maske <strong>im</strong> Mittelgewicht<br />

Olympiasieger <strong>in</strong> Seoul Südkorea.<br />

In Moskau besiegte er 1989 nach großem Kampf<br />

den amtierenden Weltmeister Pablo Romero<br />

(Kuba) <strong>im</strong> Weltmeisterschaftsf<strong>in</strong>ale und wird umjubelter<br />

Weltmeister <strong>in</strong> der Gewichtsklasse bis 81<br />

kg. Maske wechselte später mit Tra<strong>in</strong>er Wolke als<br />

erster DDR– Boxer nach der Wende <strong>in</strong> das Lager<br />

der Profis. Er wurde Weltmeister <strong>im</strong> Halbschwergewicht<br />

und löste <strong>im</strong> wiedervere<strong>in</strong>igten Deutschland<br />

e<strong>in</strong>en „Box – Boom“ aus.<br />

Publikumsliebl<strong>in</strong>g Siegfried Mehnert (DDR)<br />

wurde <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 100. Kampf viel umjubelter RSC<br />

– Gew<strong>in</strong>ner.<br />

Mehnert brannte e<strong>in</strong> wahres Feuerwerk ab, so<br />

dass die <strong>Halle</strong> bald vor Freude über die großartige<br />

Kampfesweise des Publikumsliebl<strong>in</strong>gs bebte. In<br />

se<strong>in</strong>em Jubiläumskampf (100 davon 94 Siege)


Henry Maske (rechts)<br />

hatte der 20jährige bereits dre<strong>im</strong>al Wirkungstreffer<br />

angebracht, ehe elf Sekunden vor dem Schluss das<br />

RSC des R<strong>in</strong>grichters kam. Auch der F<strong>in</strong>alkampf<br />

<strong>im</strong> Halbweltergewicht zwischen Siegfried Mehnert<br />

und Herbert Thier (beide DDR) war dann ke<strong>in</strong><br />

farbloses Treffen, aber es riss die Zuschauer nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt von den Plätzen.<br />

Siegfried Mehnert (l<strong>in</strong>ks)<br />

1983 kam auch für zwei Favoriten das aus, ehe der<br />

Pokalkampf überhaupt begonnen hatte. Die Turniermathematik<br />

hatte es so gewollt. Federgewichtler<br />

Antonio Acea (Kuba) gerade 18jährig, warf den<br />

vorjährigen Turniersieger Torsten Koch aus der<br />

DDR <strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckender Weise aus dem Rennen..<br />

Schon nach e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>ute saß der ASK – Athlet<br />

nach e<strong>in</strong>er rechten Geraden auf dem R<strong>in</strong>gboden,<br />

kurz darauf e<strong>in</strong> zweites Mal. Das war das Ende des<br />

Kampfes. Im Leichtgewicht brachte Idel Torriente,<br />

wie Acea aus dem Club Las Tunas stammend,<br />

<strong>in</strong> dem auch Teofilo Stevenson groß wurde, das<br />

Kunststück fertig, den vorjährigen Vizeweltmeister<br />

Otohombojar Ravsal aus der MVR zu el<strong>im</strong><strong>in</strong>ieren.<br />

Als sich die Boxelite am 27.03.1984 wieder <strong>in</strong> der<br />

Eissporthalle am G<strong>im</strong>ritzer Damm trafen herrschte<br />

wieder die typische „<strong>Chemiepokal</strong>“-Atmospähre.<br />

Das Turnier wurde mit Fanfarenklängen und dem<br />

E<strong>in</strong>marsch der teilnehmenden Delegationen eröffnet.<br />

Mit 120 Aktiven der 16 Mannschaften aus<br />

15 Ländern konnte bei der 13. Auflage des „<strong>Chemiepokal</strong>s“<br />

e<strong>in</strong> neuer Teilnehmerrekord vermeldet<br />

werden.<br />

Andreas Zülow genießt den F<strong>in</strong>alsieg, l<strong>in</strong>ks Julio Gonzales (Kuba)<br />

Andreas Zülow (DDR, SC Traktor Schwer<strong>in</strong>) hieß<br />

der Turniersieger <strong>im</strong> Bantamgewicht. Der F<strong>in</strong>alkampf<br />

war e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternes DDR – Gefecht Klaus


– Dieter Kirchste<strong>in</strong> und Andreas Zülow begannen<br />

e<strong>in</strong>igermaßen vorsichtig den Kampf. Beide hatten<br />

schon mit wechselnden Erfolg gegen- und mite<strong>in</strong>ander<br />

geboxt. Diesmal gewann Zülow, und das<br />

war schon ke<strong>in</strong>e so große Überraschung mehr.<br />

Andreas Zülow, der „lange“ Schwer<strong>in</strong>er wird<br />

1988 Olympiasieger <strong>im</strong> Leichtgewicht und 1989<br />

erkämpfte er die Sielbermedaille bei der Weltmeisterschaft<br />

<strong>in</strong> Moskau <strong>im</strong> L<strong>im</strong>it bis 60 kg.<br />

Das Niveau des „XIII. <strong>Chemiepokal</strong>s“ best<strong>im</strong>mten<br />

maßgeblich die Boxer aus der DDR (6 Siege),<br />

von Kuba (3 Siege), der UdSSR (2 Siege) und<br />

der KDVR ( 1 Sieg). E<strong>in</strong> Wermutstropfen für die<br />

halleschen Zuschauer war es, dass ke<strong>in</strong> Sieger aus<br />

dem he<strong>im</strong>ischen Sportclub kam.<br />

Das „XIV. <strong>Chemiepokal</strong>turnier“ sah Aktive aus<br />

vier Ländern auf dem obersten Treppchen. Die<br />

kubanischen und die DDR – Boxer kamen dabei<br />

auf je 5 Erfolge.<br />

Im Schwergewicht stieg mit Felix Savon (Kuba)<br />

e<strong>in</strong> neuer Stern am Boxerh<strong>im</strong>mel auf. Im F<strong>in</strong>alkampf<br />

bezwang Savon den nachnom<strong>in</strong>ierten<br />

<strong>Halle</strong>nser Michael Ernst. Dessen E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong>s F<strong>in</strong>ale<br />

war so etwas wie e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Sensation. Dass<br />

er dann sogar mit Kubas neuer Hoffnung über<br />

die volle Distanz g<strong>in</strong>g und Savon sogar dicht an<br />

den Rand e<strong>in</strong>er Niederlage brachte, ist e<strong>in</strong>e noch<br />

größere. Der Kubaner, der se<strong>in</strong> überschäumendes<br />

jugendliches Temperament noch etwas zügeln<br />

musste, gewann zwar e<strong>in</strong>st<strong>im</strong>mig, aber mühevoll.<br />

F. Savon <strong>im</strong> eleganten Schwung übers R<strong>in</strong>gseil<br />

Der beliebte Savon wurde später Olympiasieger<br />

und fünffacher Weltmeister. Damit ist er e<strong>in</strong>er der<br />

erfolgreichsten Amateurboxer alle Zeiten. Se<strong>in</strong><br />

Sprung über die R<strong>in</strong>gseile vor jedem Kampf, ist<br />

sicher noch allen boxbegeisterten Zuschauern <strong>in</strong><br />

bester Er<strong>in</strong>nerung.<br />

René Suetovius vom halleschen SC Chemie gew<strong>in</strong>nt<br />

<strong>im</strong> Halbschwergewicht se<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>alkampf<br />

gegen Lutz Strümpel (DDR). Strümpel machte es<br />

Suetovius nicht so leicht. Er g<strong>in</strong>g mit ihm, ohne<br />

e<strong>in</strong> Knie zu beugen, über die drei Runden, hatte<br />

<strong>in</strong>des auf die e<strong>in</strong>st<strong>im</strong>mige Punktentscheidung<br />

(fünfmal 60:57) ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss.<br />

Mit 121 Aktiven <strong>in</strong> 15 Ländervertretungen sowie<br />

Sieger<br />

Halbschwergewicht:<br />

René<br />

Suetovius<br />

vom Sowjetischen Armeesportclub Schwer<strong>in</strong> und<br />

vom halleschen Partnerbezirk Jambol <strong>in</strong> Bulgarien,<br />

dazu neutrale AIBA – Kampfrichter aus Mexiko,<br />

Schweden und Österreich, hatte das Turnier<br />

wieder e<strong>in</strong>e Rekordbesetzung gefunden. Für die<br />

DDR – Boxer waren die Kämpfe e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Vorentscheidung zur Nom<strong>in</strong>ierung für die Europameisterschaft<br />

<strong>im</strong> <strong>Boxen</strong>. Bis auf den erkrankten<br />

Vizeeuropameister Ulli Kaden (SG Wismut) <strong>im</strong><br />

Superschwergewicht und den verletzen Ingo Benske<br />

(ASK Vorwärts Frankfurt /O.) der <strong>im</strong> Leicht-<br />

oder Halbweltergewicht starten konnte, war <strong>im</strong><br />

Kreis der 36 DDR – Akteure alles vertreten, was<br />

derzeit Rang und Namen hatte. Das Nadelöhr<br />

zum Turniersieg waren <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> e<strong>in</strong>mal mehr die<br />

starken kubanischen Boxer mit den Weltmeistern<br />

Adolfo Horta und Carlos Garcia an der Spitze. Mit<br />

e<strong>in</strong>em Achtungszeichen versahen die Boxexperten<br />

die Leistung des 22jährigen Schwergewichtlers<br />

Michael Ernst vom SC Chemie <strong>Halle</strong>, der sich<br />

gegen die beiden UdSSR – Boxer Alexsander<br />

Krasko und Serik Umibekow (<strong>Chemiepokal</strong>sieger<br />

1984) durchsetzte und dann <strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale dem körperlich<br />

überlegenen Felix Savon (Kuba) e<strong>in</strong> tapferes


<strong>Chemiepokal</strong>-Sieger 1985 (von l<strong>in</strong>ks kniend - stehend): K<strong>im</strong> Tschan<br />

R<strong>im</strong>, Dieter Berg, Klaus-Dieter Kirchste<strong>in</strong>, Jesus Sollet, Adolfo<br />

Horta – Carlos Garcia, Jose Luis Hernandez, Michael T<strong>im</strong>m, Henry<br />

Maske, René Suetovius, Felix savon, Sergej Kormilizyn<br />

Gefecht lieferte.<br />

Zum 15. Mal trafen sich Aktive, Funktionäre<br />

und <strong>Boxen</strong>thusiasten <strong>im</strong> März 1986 <strong>in</strong> der halleschen<br />

Eissporthalle zum „<strong>Chemiepokal</strong>“. Das<br />

sechstägige Turnier , dem als Weltmeisterschaftsnom<strong>in</strong>ierungswettbewerb<br />

besondere Bedeutung<br />

zugekommen war, hatte mit <strong>in</strong>sgesamt rund 33.000<br />

Zuschauern e<strong>in</strong>e jubiläumsfähige Kulisse.<br />

Der F<strong>in</strong>alkampf <strong>im</strong> Halbweltergewicht lautete<br />

Siegfried Mehnert gegen Andreas Mehnert. Der<br />

Siegfried Mehnert mit se<strong>in</strong>emTra<strong>in</strong>er Hans-Jürgen Witte<br />

„kle<strong>in</strong>ere“ Bruder Andreas, wie ihn der Europameister<br />

Siegfried liebevoll nannte, hatte sich mit<br />

e<strong>in</strong>er großen Leistung gegen den Frankfurter Ingo<br />

Benske <strong>in</strong>s F<strong>in</strong>ale geboxt. Zum Aufe<strong>in</strong>andertreffen<br />

der beiden Brüder kommt es jedoch nicht. Das<br />

<strong>in</strong>terne hallesche Clubduell zwischen den Mehnert<br />

– Brüdern konnte und sollte wegen e<strong>in</strong>er leichten<br />

Erkrankung von Andreas nicht stattf<strong>in</strong>den. Der<br />

Turniersieger <strong>im</strong> Halbweltergewicht wurde Siegfried<br />

Mehnert.<br />

1987 wurde S. Mehnert Weltcupsieger <strong>im</strong> Weltergewicht<br />

und 1989 Europameister. Mit der Silbermedaille<br />

bei der Weltmeisterschaft <strong>in</strong> Moskau<br />

1989 krönte er se<strong>in</strong>e erfolgreiche Bilanz und beendete<br />

<strong>im</strong> gleichen Jahr se<strong>in</strong> sportliche Laufbahn.<br />

Ulli Kaden traf an se<strong>in</strong>em 27. Geburtstag <strong>im</strong> Superschwergewichtsf<strong>in</strong>ale<br />

auf den Kubaner Teofilo<br />

Stevenson Anfang des Kampfes war die e<strong>in</strong> wenig<br />

kürzere Führungshand von Stevenson öfter <strong>im</strong><br />

Ziel als die lange Gerade von Kaden. Das änderte<br />

sich erst ab etwa Mitte der zweiten Runde., als der<br />

DDR – Meister erkannte, dass dies nun doch nicht<br />

mehr der Teofilo ist, der er e<strong>in</strong>mal war. Als der<br />

Geraer <strong>in</strong> der dritten Runde unter dem stürmischen<br />

Beifall<br />

des begeisterten Publikums energisch attackierte,<br />

fightete der Kubaner zwar zurück, doch frühere<br />

Entschlossenheit und Zielstrebigkeit waren da<br />

nicht mehr erkennbar. Mit e<strong>in</strong>em, wenn auch<br />

knappen , so doch e<strong>in</strong>st<strong>im</strong>migen Erfolg bereitete<br />

sich Ulli Kaden selbst das schönste Geburtstagsgeschenk.<br />

Die besten Boxer des 15. Turniers waren <strong>im</strong> Weltergewichtsf<strong>in</strong>ale<br />

<strong>in</strong> Aktion zu sehrn. Ihr Kampf<br />

war e<strong>in</strong>e Augenweide. Doch Torsten Schmidt der<br />

DDR – Meister kam an Candelario Duvergel e<strong>in</strong>fach<br />

nicht vorbei.<br />

Candelario Duvergel (l<strong>in</strong>ks) / Torsten Schmitz<br />

(DDR)<br />

Obwohl der kubanische Weltranglistenzweite nicht<br />

voll aus sich herauszugehen schien, sich unmittelbar<br />

nach eigenen Aktionen sogar dann und wann<br />

locker auspendelte, steuerte er e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>st<strong>im</strong>migen<br />

Punktsieg entgegen. E<strong>in</strong>e schlechte Figur gab der<br />

Schwer<strong>in</strong>er nicht ab, verh<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>des konnte er<br />

die Niederlage auch nicht. Unter anderm auch<br />

für se<strong>in</strong>e starke F<strong>in</strong>alleistung wurde Duvergel als<br />

bester Boxer des Turniers geehrt.<br />

5 : 3 be<strong>im</strong> „kle<strong>in</strong>en Länderkampf“ Kuba - DDR


titelte der „Boxr<strong>in</strong>g“ Fachzeitschrift der DDR <strong>im</strong><br />

<strong>Boxen</strong> die F<strong>in</strong>alentscheidungen des „XVI. Internationalen<br />

<strong>Chemiepokal</strong>turniers“ 1987. Die DDR<br />

und Kuba holten je sechs Pokalsiege.<br />

Jorge Gonzales (Kuba) wird unangefochten Tur-<br />

Ulli Kaden<br />

Gold, Teofilo<br />

Stevenson<br />

Silver, Sergej<br />

Kormilizyn<br />

Bronze<br />

niersieger <strong>im</strong> Leichtgewicht. Viermal hatte der<br />

20jährige Gonzales den R<strong>in</strong>g während des Turniers<br />

vorzeitig als Sieger verlassen, ehe er <strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale<br />

auf Torsten Koch (DDR) traf. Diese Erfolge<br />

hatten ihre moralische Wirkung nicht verfehlt.,<br />

denn Koch begann zögernd. Gonzales deutete mit<br />

schnellen Attaken an, dass er den R<strong>in</strong>g als Sieger<br />

verlassen wollte. Die gefährlichen kurzen Haken<br />

waren die entscheidende Waffe von Gonzales, und<br />

Koch ließ zwei Runden verstreichen, ehe er selbst<br />

konsequenter den Angriff suchte und den Kubaner<br />

an den Seilen stellte. Da war nach Punkten nichts<br />

mehr zu gew<strong>in</strong>nen. Gonzales blieb unbee<strong>in</strong>druckt.<br />

Der ausgezeichnete Techniker Gonzales besiegte<br />

<strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale der Weltmeisterschaft <strong>im</strong> <strong>Boxen</strong> 1989<br />

Andreas Zülow aus Schwer<strong>in</strong> denkbar knapp mit<br />

e<strong>in</strong>em Wertungstreffer <strong>im</strong> L<strong>im</strong>it bis 60 kg.<br />

Im Federgewicht konnte der 21jährige Andreas<br />

Zülow wieder „ganz nach oben“ steigen. Der WM<br />

– Dritte Zülow setzte sich <strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale erneut gegen<br />

den Vizewltmeister Jesus Sollet durch.<br />

E<strong>in</strong>e lange und druckvolle Führungshand sowie<br />

e<strong>in</strong>e geschlossene Deckung waren dafür die<br />

Grundlagen. Zülow behielt stets die Übersicht<br />

und überzeugte <strong>in</strong> der Schlussphase durch selbstbewusste<br />

Gegenangriffe, als Sollet alles auf e<strong>in</strong>e<br />

Zwei-Zentner-Männer: Biko Botowamungu und Jorge Gonzales<br />

Karte setzte. Der bis zum Schlussgong harte und<br />

spannende Kampf brachte dann auch nur e<strong>in</strong> ganz<br />

knappes Urteil zugunsten von Zülow.<br />

Im F<strong>in</strong>alkampf des Halbfliegengewichts siegte<br />

Candelario<br />

Duvergel<br />

(l<strong>in</strong>ks) / Torsten<br />

Schmitz<br />

(DDR)<br />

Andreas<br />

Zülow (l<strong>in</strong>ks)<br />

und Jesus<br />

Sollet<br />

be<strong>im</strong> dritten Start <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> der Weltmeister Juan<br />

Torres Odel<strong>in</strong>.<br />

Der siebzehnjährige Schwer<strong>in</strong>er DDR–Meister<br />

Heiko H<strong>in</strong>z leistete ihm hartnäckig Widerstand..<br />

Insgesamt e<strong>in</strong> schnelles und technisch hochklas-


siges Gefecht, <strong>in</strong> dem H<strong>in</strong>z sogar e<strong>in</strong>e Runde für<br />

sich verbuchen konnte, weil er <strong>im</strong> zweitem Durchgang<br />

druckvoll <strong>in</strong> den Angriff g<strong>in</strong>g und Torres nur<br />

durch Ausweichen größeren „Schaden“ verh<strong>in</strong>derte.<br />

J.T. Odel<strong>in</strong><br />

(rechts) und<br />

H. H<strong>in</strong>z<br />

Der 24jährige Europameister Siegfried Mehnert<br />

vom SC Chemie <strong>Halle</strong> setzte gegen Vizeweltmeister<br />

Candelario Duvergel (Kuba) e<strong>in</strong>en nachhaltigen<br />

Glanzpunkt und wurde, wie auch se<strong>in</strong> Kontrahent,<br />

vom begeisterten Publikum umjubelt. Der<br />

Rechtsausleger lieferte sich mit dem Vorjahresgew<strong>in</strong>ner<br />

drei Runden lang e<strong>in</strong> Gefecht, das man<br />

getrost e<strong>in</strong>e glänzende Demonstration modernen<br />

<strong>Boxen</strong>s bezeichnen konnte.. Mehnert ließ sich das<br />

Geschehen nie aus der Hand nehmen und setzte<br />

dem Kubaner über die gesamte Zeit unter Druck,<br />

so dass auch e<strong>in</strong>ige Schlusstreffer Duvergels dem<br />

Geschehen ke<strong>in</strong>e Wende mehr geben konnten.<br />

Siegfried Mehnert nach se<strong>in</strong>er Taktik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Interview mit der „Liberal-Demokratischen Zeitung“<br />

vom 30.03.1987 befragt, antwortete darauf:<br />

„Während des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsaufenthaltes der DDR<br />

– Nationalmannschaft auf Kuba Anfang März hatte<br />

ich schon e<strong>in</strong>mal Gelegenheit, gegen Candelario<br />

Duvergel zu boxen. Ich habe gegen ihn damals<br />

verschiedene taktische Varianten ausprobiert. Mit<br />

der Konterstellung kam ich gegen ihn am besten<br />

zurecht. So habe ich auch heute dieses Konzept<br />

gewählt. Ich wartete ab, ließ Duvergel kommen,<br />

wich den Schlägen aus und versuchte me<strong>in</strong>erseits,<br />

blitzschnell zu reagieren.“<br />

Das „XVI. <strong>Chemiepokal</strong>turnier“ 1987 mit dem Rekordteilnehmerfeld<br />

von 135 Aktiven aus 18 Landesverbänden<br />

und e<strong>in</strong>er vom ersten bis zum letzten<br />

Tag begeisterten Kulisse von 35.000 Zuschauern<br />

<strong>in</strong> der stets ausverkauften Eissporthalle am G<strong>im</strong>rit-<br />

zer Damm erwies sich e<strong>in</strong>mal mehr als gelungene<br />

Synthese sportlicher Attraktivität, organisatorischer<br />

Perfektion und beispielhafter Resonanz.<br />

Mit dem Blick auf die Europameisterschaften <strong>im</strong><br />

<strong>Boxen</strong> <strong>in</strong> Tur<strong>in</strong> sowie dem Weltcup <strong>in</strong> Belgrad war<br />

es e<strong>in</strong>e außerordentliche Standortbest<strong>im</strong>mung <strong>im</strong><br />

<strong>in</strong>ternationalem Boxsport.<br />

„E<strong>in</strong> halbes Dutzend DDR–Siege“ sowie „Kuba<br />

und UdSSR jeweils dre<strong>im</strong>al siegreich“ schrieben<br />

die Tageszeitungen nach Beendigung des „XVIII.<br />

Internationalem <strong>Chemiepokal</strong>“. Als erster Test <strong>im</strong><br />

Olympiajahr 1988 bot er vielen Landesverbänden<br />

e<strong>in</strong>e willkommene Gelegenheit zur Bestandsaufnahme,<br />

zur Formüberprüfung des e<strong>in</strong>en oder<br />

anderen Aktiven, der sich für den Kandidatenkreis<br />

des Olympischen Turniers schon empfohlen hatte<br />

oder das noch tun wollte.<br />

Im Mittelgewicht heißt der überragende Sieger Angel<br />

Esp<strong>in</strong>osa (Kuba). Es stand fest: an ihm kommt<br />

Henry Maske nicht vorbei, es sei denn, e<strong>in</strong>er der<br />

beiden wechselt die Gewichtsklasse.<br />

Angel<br />

Esp<strong>in</strong>osa<br />

(l<strong>in</strong>ks) und<br />

Henry Maske<br />

Der Frankfurter konnte <strong>in</strong> der Vergangenheit mit<br />

dem ihm eigenen Möglichkeiten manchen guten<br />

Mann schlecht aussehen lassen. Diesmal degradierte<br />

Esp<strong>in</strong>osa ihn selbst be<strong>in</strong>ahe zum Anfänger.<br />

Man konnte sich des E<strong>in</strong>drucks nicht erwehren,<br />

der Weltmeister vermag sogar den Zeitpunkt zu<br />

best<strong>im</strong>men, zu dem e<strong>in</strong> Kampf beendet wird oder<br />

nicht. Gegen ihn zu verlieren, ist beileibe ke<strong>in</strong>e<br />

Schande. Boxer von der Prägung Esp<strong>in</strong>osas laufen<br />

nicht zuhauf <strong>in</strong> der Welt herum.<br />

Angel Esp<strong>in</strong>osa verliert etwas überraschend <strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale<br />

der Weltmeisterschaft 1989 <strong>in</strong> Moskau gegen<br />

Andre Kurnjawka (UdSSR).


Überraschend bezwang auch <strong>im</strong> Viertelf<strong>in</strong>ale des<br />

Federgewichts der DDR–Leichtgewichtsvizemeister<br />

und Junioren-Europatitelträger 1986 <strong>im</strong> Bantamgewicht<br />

Diego Drumm den Vizeweltmeister<br />

und Weltcupgew<strong>in</strong>ner Jesus Sollet (Kuba). Dieser<br />

Erfolg gelang Drumm durch höchste E<strong>in</strong>satzbereitschaft.<br />

Jesus Sollet<br />

gratuliert<br />

Diego<br />

Drumm<br />

Das Weltergewichtsf<strong>in</strong>ale fand zwischen dem<br />

lang aufgeschossenem Junioren-Weltmeister Juan<br />

Hernandez, der diesen Titel <strong>im</strong> Leichtgewicht<br />

erkämpfte und <strong>Halle</strong>s Weltcupsieger Siegfried<br />

Mehnert statt.<br />

Juan<br />

Hernandez<br />

(l<strong>in</strong>ks)<br />

und Siegfried<br />

Mehnert<br />

Für Mehnert war Hernandez der exakt richtige<br />

Mann zur Standortbest<strong>im</strong>mung. Dass er die schwere<br />

Prüfung bestand, ohne die von ihm gewohnten<br />

Glanzlichter setzen zu können, lag an se<strong>in</strong>er<br />

lädierten l<strong>in</strong>ken Schlaghand. Umso anerkennenswerter<br />

die Kampfesführung Mehnerts, der <strong>in</strong> kei-<br />

ner Phase se<strong>in</strong>e vorgegebene Marschroute verließ<br />

und mit ständigen Aktionen am Mann die überlegene<br />

Reichweite Juans neutralisierte.<br />

Das „XVIII. <strong>Chemiepokal</strong>turnier“ <strong>im</strong> Jahre 1989<br />

mit 107 Aktiven aus 14 Ländern geht sowohl für<br />

die DDR-Faustkämpfer mit dem Gew<strong>in</strong>n von zehn<br />

F<strong>in</strong>als – bisheriger Rekord neun <strong>im</strong> Jahre 1981<br />

– als auch für die rührigen Organisatoren mit dem<br />

Besuch von wiederum 35.000 Zuschauern <strong>in</strong> sieben<br />

ausverkauften Veranstaltungen als e<strong>in</strong> Rekordjahrgang<br />

<strong>in</strong> die Geschichte des „<strong>Chemiepokal</strong>s“<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Marco Rudolph (DDR, SC Cottbus) heißt der hoffnungsvolle<br />

Turniersieger <strong>im</strong> Federgewicht. Be<strong>im</strong><br />

Aufe<strong>in</strong>andertreffen der beiden Junioren-Europameister<br />

von Gdansk <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> konnte Rudolph weitgehend<br />

die Konter des 17jährigen Geraers Markus<br />

Beyer vermeiden und boxte aktiver, so dass es<br />

nach langer Zeit wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en <strong>Chemiepokal</strong><br />

für den SC Cottbus gab.<br />

1991 wird Rudolph Weltmeister <strong>im</strong> Leichtgewicht<br />

<strong>in</strong> Sydney. Im Fianale besiegte er Arthur Grigorian<br />

(UdSSR). Bei den Olympischen Spielen 1992<br />

<strong>in</strong> Barcelona verliert er <strong>im</strong> F<strong>in</strong>ale des Leichtgewichtes<br />

gegen den Shoot<strong>in</strong>gstar Oscar de la Hoya<br />

(USA) und erkämpfte sich somit die Silbermedaille.<br />

Marco<br />

Rudolph<br />

(rechts)<br />

und Markus<br />

Beyer<br />

Das Jahr 1989 wird zum Schicksalsjahr der DDR.<br />

Im Oktober 1989, als der 40. Jahrestag der DDR<br />

noch mit viel propagandistischen Aufwand gefeiert<br />

wurde, demonstrierten schon tausende, zehntausend<br />

und später hunderttausend von Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger der DDR gegen die verkrusteten poli-


tischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der sozialistischen<br />

DDR und riefen: „Wir s<strong>in</strong>d das Volk!“<br />

Das „XIX. Internationale Boxturnier um den<br />

<strong>Chemiepokal</strong> <strong>Halle</strong> (Saale)“ fand 1990 schon unter<br />

anderen gesellschaftlichen Verhältnissen statt. Wie<br />

es mit dem „<strong>Chemiepokal</strong>“ weiter g<strong>in</strong>g, welche<br />

Probleme für die Organisatoren auftraten, wer die<br />

fleißigen, unermüdlichen Organisatoren waren<br />

alles dies erfahren sie <strong>im</strong><br />

II. Teil der „Geschichte des Internationalen Boxturniers<br />

um den <strong>Chemiepokal</strong>“. Er umfasst die<br />

Geschichte des Pokals <strong>im</strong> vere<strong>in</strong>ten Deutschland<br />

von 1990 bis 2007. Freuen Sie sich mit uns auf das<br />

Programmheft <strong>im</strong> nächsten Jahr.<br />

Ende Teil I.

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