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Libretto: Rusalka

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

<strong>Libretto</strong>: <strong>Rusalka</strong><br />

Personen:<br />

DER PRINZ (Tenor)<br />

RUSALKA, eine Nixe (Sopran)<br />

DIE FREMDE FÜRSTIN (Sopran)<br />

DER WASSERMANN (Bass)<br />

JEZIBABA, eine Hexe (Alt)<br />

EIN HEGER (Bariton)<br />

DER KÜCHENJUNGE (Sopran)<br />

DREI ELFEN (Sopran und Alt)<br />

Elfen und Nixen, Hochzeitsgäste und Jäger<br />

--------------------------------------------------------------------------------<br />

ERSTER AUFZUG<br />

Wiesengrund am Ufer eines Sees. Ringsum Wälder, unweit des Seeufers die Hütte der<br />

Waldhexe. Vollmond. Auf einer alten Weide, die ihre Zweige über den See neigt, sitzt<br />

<strong>Rusalka</strong> in traurigem Sinnen.<br />

DREI ELFEN<br />

tanzend auf dem Wiesengrund<br />

Hei-ja he,<br />

Vollmond steht über'm See!<br />

Wassermännchen, klüglich achte,<br />

wie der Mond sich hebt schon sachte,<br />

eben dir ins Fenster lachte,<br />

hei-ja hein,<br />

in dein silbern Kämmerlein!<br />

Hei-ja he,<br />

Mondschein leuchtet über'm See!<br />

Lüftchen tanzt am Uferrande.<br />

Wassermännchen lockt zum Strande,<br />

Wassermännchen, Hampelmännchen,<br />

hei-ja ho,<br />

Wasserbläschen steigen froh.<br />

Der Wassermann taucht aus dem See auf und reibt sich die Augen<br />

Hei-ja he,<br />

Wassermännchen über'm See!<br />

Wassermännchen möchte freien,<br />

wer von uns soll ihm sich weihen,<br />

ihn erringen und erzwingen,<br />

he, he, he,<br />

dass die Alte von ihm geh'!<br />

Sie umtanzen den Wassermann<br />

WASSERMANN<br />

Schön willkommen hier am Uferrand!<br />

http://www.opera-guide.ch/libretto.php?id=116&uilang=de&lang=de Seite 1 von 22


<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

Wie, es ist traurig dort im Waldrevier?<br />

Hab' hier am Grunde manches Perlenband<br />

und volle Säcke gold'ner Fischelein -<br />

springe ans dem Schilfe,<br />

hasch' mir eine Sylfe,<br />

packe es am Beinchen,<br />

zieh' herab das Kleinchen,<br />

schnell herab zu mir!<br />

Hascht nach ihnen<br />

ELFEN<br />

Wassermännchen, hei-ja fein,<br />

fang' uns nur, dann sind wir dein!<br />

Hei-ja he.<br />

Fängst du bald ein Elfchen hier,<br />

kriegst du einen Kuss von ihr!<br />

Doch die Alte dann zu Haus,<br />

Wassermännchen, denk', o Graus!<br />

reisst dir alle Haare aus!<br />

Hei-ja ho.<br />

Sie laufen davon<br />

WASSERMANN<br />

Ausgelassnes Treiben,<br />

ohne Sitt' und Tugend!<br />

Über Felder, durch die Wälder -<br />

ach, die Jugend! Jugend!<br />

RUSALKA<br />

Wassermännchen, Väterchen!<br />

WASSERMANN<br />

Ei, zum Kuckuck, Kleine -<br />

trocknest du die Netze mir<br />

in des Mondes Scheine?<br />

RUSALKA<br />

Wassermännchen, Väterchen,<br />

du verweilst nie lange,<br />

lasse mich nicht so allein,<br />

traurig ist mir, bange!<br />

WASSERMANN<br />

Wieso denn bange?<br />

RUSALKA<br />

Voll von Traurigkeit!<br />

WASSERMANN<br />

In unserm Kreise?<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

RUSALKA<br />

Traurig jederzeit!<br />

WASSERMANN<br />

Unten in den lust'gen Reih'n?<br />

Sag, wie kann's da traurig sein?<br />

RUSALKA<br />

Fort von euch möcht ich, dahin geht mein Streben,<br />

ich möcht ein Mensch sein und im Lichte leben.<br />

WASSERMANN<br />

Kann ich es glauben, fällt dir sonst nichts ein?<br />

Mit Menschen leben, willst du sterblich sein?<br />

RUSALKA<br />

Du erzähltest ja die unbekannten Sagen,<br />

sie hätten Seelen, die wir nicht haben,<br />

und diese Seele steigt hoch zum Glanz des Lichts,<br />

dort strahlt sie ewig, bleibt vom Mensch auch nichts!<br />

WASSERMANN<br />

Bleib von Mutterwellen sanft umschlungen,<br />

eine Seele nie begehre, sie ist voll der Sünden!<br />

RUSALKA<br />

Und voll der Liebe!<br />

WASSERMANN<br />

Wie du Antwort gibst!<br />

Das klingt, als ob du einen Menschen liebst?<br />

RUSALKA<br />

Oft kommt er her zu mir,<br />

steigt in des Sees Wogen,<br />

gerne verweilt er hier,<br />

von mir sanft angezogen.<br />

Unsichtbar bleibe ich,<br />

sehen darf er mich nicht.<br />

Ich müsste Mensch erst sein<br />

mit einer Menschenseele,<br />

so lieb als ich ihn hab',<br />

wie ich ihn möcht' umfangen,<br />

nehm' er mich in den Arm<br />

und stille mein Verlangen!<br />

WASSERMANN<br />

Wehe, Tochter, mir wird's Herze schwer, Nacht für Nacht<br />

werden deine Schwestern dich beweinen! -<br />

Helfen kann dir keine Macht.<br />

Menschenliebe trennt dich von den Deinen!<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

RUSALKA<br />

Wassermann, so hör' mich doch,<br />

er muss mich erst sehen -<br />

rate mir, ich frag' dich,<br />

wie kann das geschehen?<br />

WASSERMANN<br />

Wehe dir, dass dich Verblendung schlug,<br />

verloren, verkauft an Menschentrug!<br />

Nutzlos wär's locken dich auf den Grund -<br />

ruf' die Hexe zu finst'rem Bund,<br />

wehe dir, <strong>Rusalka</strong>, wehe!<br />

verschwindend<br />

Wehe! Wehe! Wehe!<br />

Verschwindet unter dem Wasser<br />

RUSALKA<br />

Silberner Mond du am Himmelszelt,<br />

strahlst auf uns nieder voll Liebe.<br />

Still schwebst du über Wald und Feld,<br />

blickst auf der Menschheit Getriebe.<br />

Oh Mond, verweile, bleibe,<br />

sage mir doch, wo mein Schatz weile.<br />

Sage ihm, Wandrer im Himmelsraum,<br />

ich würde seiner gedenken: mög' er,<br />

verzaubert vom Morgentraum,<br />

seine Gedanken mir schenken.<br />

O leucht ihm, wo er auch sei,<br />

leucht ihm hell, sag ihm, dass ich ihn liebe.<br />

Sieht der Mensch mich im Traumgesicht,<br />

wach' er auf, meiner gedenkend.<br />

O Mond, entfliehe nicht, entfliehe nicht!<br />

Der Mond verlischt<br />

Wie es mich schauert, schauert!<br />

Ruft wehmütig<br />

Jezibaba, Jezibaba!<br />

WASSERMANN<br />

im Wasser<br />

Wehe dir, <strong>Rusalka</strong>, wehe!<br />

Wehe! Wehe! Wehe!<br />

RUSALKA<br />

dringend<br />

Jezibaba!<br />

HEXE<br />

tritt aus der Hütte und sieht sich nach allen Seiten um<br />

Weinen, Klagen, Jammerlaute,<br />

ei, wer stört hier eh's noch graute?<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

RUSALKA<br />

Jezibaba, hilf mir bitte,<br />

löse mich aus Nixen Mitte!<br />

HEXE<br />

Etwas spür' ich, etwas merk' ich -<br />

Wer ruft mich? Komm zeig dich und sprich!<br />

RUSALKA<br />

<strong>Rusalka</strong>, die Nixe klaget.<br />

Dich um Rat und Hilfe fraget!<br />

HEXE<br />

Eine Nixe? Zeig' dich schnelle,<br />

tauch hervor nur aus der Welle!<br />

RUSALKA<br />

Kann nicht hervor, Wasserwogen<br />

halten mich hinabgezogen!<br />

HEXE<br />

Reiss dich los und hurtig schnelle<br />

eil' zu meiner Hütte Schwelle!<br />

Lass sie, Woge, frei sich rühren.<br />

Füsschen festen Boden spüren!<br />

<strong>Rusalka</strong> springt herab ans Ufer und wankt auf die Hexe zu mit schweren, ungewohnten<br />

Schritten<br />

HEXE<br />

Stützet sie, Füsschen fein. Traget sie, Füsschen klein, -<br />

sieh', nur sieh', die Füsschen klein, können schon gehen fein!<br />

RUSALKA<br />

sinkt entkräftet der Hexe zu Füssen<br />

Jezibaba, hilf mir, hilf!<br />

Deiner ew'gen Weisheit Licht<br />

tiefster Geheimnisse Dunkel bricht,<br />

der Menschen Zukunft siehst du im Traum,<br />

zählst die Gestirn im Weltenraum,<br />

der Erde Gifte, die Kraft des Mondesscheins<br />

braust du zum Heiltrank, und bannst der Krankheit Keim.<br />

Weisst zu verbinden, weisst zu zerstören,<br />

weisst zu besänftigen, weisst zu betören.<br />

Menschen in Geisterleib, Geister in Menschgestalt<br />

wandelt im Augenblick deiner Macht Allgewalt,<br />

schreckst wohl die Nixlein klein nächtlicher Welle,<br />

nützest der Kräuter Kraft zum Menschenheile,<br />

für uns wie für die Menschen dort in der Wunderwelt<br />

rätselhaft bist du, niemandem gleichgestellt,<br />

http://www.opera-guide.ch/libretto.php?id=116&uilang=de&lang=de Seite 5 von 22


<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

ewiges Leben ward dir zu Teil -<br />

O Zauberweib, hilf mir zum Heil!<br />

HEXE<br />

Mir bekannt, wohlbekannt,<br />

d'rum kommt man zu mir gerannt!<br />

Höre doch, hör' mich wohl,<br />

wenn dein Glück ich machen soll:<br />

Perlen fein, Schönheit dein,<br />

helf ich dir, sag' was wird mein?<br />

RUSALKA<br />

Was ich hab', sei dein,<br />

aber lass ein Mensch mich sein!<br />

HEXE<br />

Weiter nichts? Gar nichts mehr?<br />

Darum kamst du zu mir her?<br />

Langweilt dich dein Wasserleben?<br />

Menschenart willst du erstreben?<br />

Liebeleien, Tändeleien,<br />

süssen Kosens Narreteien? -<br />

Mir bekannt, wohlbekannt,<br />

d'rum kommt man zu mir gerannt!<br />

RUSALKA<br />

Dass mein Glück ich nicht verfehle -<br />

gib mir Menschenkörper, Menschenseele!<br />

HEXE<br />

Wohl es sei,<br />

Teufel steh' mir bei!<br />

Doch, du gibst mir, holde Maid,<br />

dein durchsichtig Nixenkleid! ,<br />

Und erfüllt sich nicht dein Wunsch<br />

nach Menschenglück<br />

kehrst du unter Schmerz und Tränen<br />

in die Tiefen hier zurück!<br />

Wenn sie dich verrät, die du erstrebst, die Wonne,<br />

musst du fort von Erden, fort von Licht und Sonne!<br />

Eh' du sie erreichst, leiden wirst du schwer,<br />

du darfst nicht reden, hast keine Sprache mehr!<br />

Willst stumm sein, sag,<br />

stumm für den, den du liebst so sehr?<br />

RUSALKA<br />

Wenn seine Seele die meine liebt,<br />

trägt sich's leicht, dass es keine Worte gibt!<br />

HEXE<br />

Dein ist er, dein,<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

doch merk' dir fein:<br />

Wenn in Wassermanns Reich dich heimtreibt die bittere Not,<br />

ist das zugleich auch deines Liebsten Tod!<br />

Wird er durch Zaubereien dein,<br />

muss er zugleich mit dir verloren sein!<br />

RUSALKA<br />

Nimmt am Zauber unsre Seele Schaden:<br />

keine Liebe möge uns begnaden!<br />

HEXE<br />

Also komm, komm geschwind,<br />

foIg' ins Hüttchen mir, mein Kind!<br />

Feine Säfte will ich brauen,<br />

Nixchen soll sie wohl verdauen.<br />

Schweigsam sei dann, sprich kein Wort,<br />

abra, cabra, fort!<br />

Sie treten in die Hütte ein, im Fenster erglüht ein roter Schein. Ein Strom von Funken schlägt<br />

zum Kamin heraus. Im Kessel hört man es zischen. Die Elfen hören das Geräusch, laufen aus<br />

dem Wald hervor und gucken ängstlich durch das Fenster in die Hütte hinein.<br />

HEXE<br />

in der Hütte beim Herde zaubernd<br />

Abra, cabra, fort,<br />

sieh' den weissen Nebel dort!<br />

Drachenbluts ein Tropfen,<br />

Herzen, die noch klopfen,<br />

Tröpflein Taubengalle<br />

gut in jedem Falle!<br />

Spring, mein Kater, spring herzu,<br />

rühr' die Brühe um im Nu!<br />

Abra, cabra, fort,<br />

fürcht' dich nicht an diesem Ort!<br />

Dies ist deine Mitgift,<br />

trink' und lerne leiden,<br />

denn die Zung' verstummt,<br />

musst dich so bescheiden!<br />

Spring, mein Kater, holla hein!<br />

Giess den scharfen Trank ihr ein!<br />

Abra, cabra, fort,<br />

Schweigsam sei dann, sprich kein Wort!<br />

Das wilde Gezisch in der Hütte wird nach und nach schwächer. Die Feen verschwinden.<br />

Unterdes heitert sich der Himmel auf, von der Ferne hört man Waldhörnertöne. Über dem See<br />

erscheint die Morgenröte.<br />

PRINZ<br />

aus dem Walde hervorkommend den Bogen in der Hand<br />

Das Jagen lasst nun, geht zurück aufs Schloss,<br />

seltsamer Zauber narrt den Jägerblick,<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

sitzt er nicht schon im Herzen mir! -<br />

Geht nur nach Haus, ich bleibe hier!<br />

Die Jäger gehen ab, der Prinz lässt sich am Ufer des Sees nieder, dann, aufschauend, sieht er<br />

die vor ihm stehende <strong>Rusalka</strong>. <strong>Rusalka</strong> kommt aus der Hütte, barfuss, im aschgrauen Kleide<br />

eines armen Kindes. Ihr schönes goldiges Haar hängt aufgelöst lang herab. Sie ist stumm.<br />

PRINZ<br />

aufspringend<br />

Holdester Traum du, süss und mild,<br />

bist du ein Mensch, bist ein Märchen?<br />

Kamst du ein seltenes Wild zu hegen,<br />

das bald wär' meinem Pfeil erlegen?<br />

Suchtest du meine Nähe,<br />

Schwesterlein weisser Rehe?<br />

Oder willst selbst du, so süss und rein,<br />

köstliche Beute des Jägers sein?<br />

<strong>Rusalka</strong> streckt ihm die Hände stumm entgegen, sie kann nicht sprechen<br />

PRINZ<br />

Schliesst ein Schwur die Lippen dir,<br />

oder ist stumm gar dein Mund?<br />

Tut erst im zartesten Liebeskuss<br />

mir deine Seele sich kund!<br />

Was mich mit Zauberkraft wundersam angerührt,<br />

durch Gebirg und Tal lockend hierher geführt,<br />

es ist jetzt offenbar und stimmt den Sinn mir mild,<br />

seh' ich dich vor mir steh'n, holdestes Zauberbild!<br />

Was dich bewegt im Herzensgrund,<br />

holde Erscheinung, wenn du gut mir bist,<br />

so gib es durch ein Zeichen kund!<br />

<strong>Rusalka</strong> fällt in seine Arme<br />

NIXEN<br />

unter dem Wasser<br />

Schwestern, eine fehlt in uns'ren Reih'n!<br />

<strong>Rusalka</strong> erschrickt, rafft sich auf und lauscht dem Gesange<br />

Schwesterlein, wo magst du sein?<br />

<strong>Rusalka</strong> zittert vor Angst<br />

WASSERMANN<br />

unter dem Wasser<br />

Weit von hier, für uns verloren!<br />

NIXEN<br />

Schwesterlein, wo bist du, Schwesterlein?<br />

<strong>Rusalka</strong> in höchster Angst schmiegt sich in die Arme des Prinzen<br />

http://www.opera-guide.ch/libretto.php?id=116&uilang=de&lang=de Seite 8 von 22


<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

PRINZ<br />

Du bist ein Traumbild, das entschwindet,<br />

wie vor der Nacht entflieht das Licht, -<br />

allein so lang der Zauber uns bindet,<br />

du, schönes Märchen, schwinde nicht!<br />

Die Jagd ist aus - ich halte warm<br />

Mein weisses Reh beglückt im Arm!<br />

Mein Märchen du, bleib stets mir nahe,<br />

du holder Traum, komm, folge mir!<br />

Der Prinz führt <strong>Rusalka</strong> auf sein Schloss<br />

--------------------------------------------------------------------------------<br />

ZWEITER AUFZUG<br />

Schlosspark. Im Hintergrunde rechts Säulengang und Festsaal. Im Vordergrunde links unter<br />

alten Bäumen ein Weiher. Es beginnt zu dämmern, später wird es Nacht.<br />

HEGER<br />

kommt mit dem Küchenjungen<br />

Hör' doch, hör' mich, liebes Bübchen,<br />

sage schnelle mir ins Ohr!<br />

In der Küche, in den Sälen,<br />

was ist das für ein Rumor?<br />

Schall ist's, wie von Trompeten,<br />

da verlässt mich der Humor!<br />

Kochen, braten, schmoren, sieden,<br />

sage, Bub', was geht hier vor?<br />

KÜCHENJUNGE<br />

Werdet's schon erleben,<br />

hier wird's bald was geben!<br />

Bis zur Nacht vom frühen Morgen,<br />

heisst es um das Fest sich sorgen.<br />

Hörtest du nicht, sahest du nicht,<br />

was sich Schlimmes hat ereignet?<br />

Tief im Walde fand der Prinz ein Hexenweib<br />

und jetzt, stell' dir das vor, nimmt er sie zur Frau!<br />

Aus dem Wald, voll Unbedacht,<br />

hat er sie hierher gebracht.<br />

Niemandem ist sie bekannt,<br />

ahnt man auch, wo er sie fand!<br />

Stumm ist sie wie Fische,<br />

sitzt ganz bleich bei Tische,<br />

geht umher als wie im Traum -<br />

nein, so ein Weib erwählt' ich kaum!<br />

HEGER<br />

Also ist's doch wahr und richtig,<br />

was man spricht und plaudert?<br />

Das erschreckt mich tüchtig!<br />

http://www.opera-guide.ch/libretto.php?id=116&uilang=de&lang=de Seite 9 von 22


<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

Unser guter, junger Pinz verzaubert!<br />

Mich lehrt die Erfahrung<br />

so was ist nicht sauber,<br />

hinter dieser Neigung<br />

steckt gewiss ein Zauber!<br />

Schütz' uns Gottes Gnaden!<br />

Auch in uns're Wälder<br />

Mög' sich nachts nicht wagen,<br />

wer kein Dämon selber.<br />

Soll nicht dein Gewissen leiden,<br />

sollst den Hexenwohnort meiden,<br />

Wassermann im Teiche lauert,<br />

du verschwindest unbetrauert.<br />

Siehst du gar die Elfenweibchen<br />

ohne Hemdlein, ohne Kleidchen,<br />

packt dich gleich der Liebe Gier -<br />

Gott im Himmel helfe dir!<br />

KÜCHENJUNGE<br />

ängstlich<br />

Oheim! Ach mich gruselt's!<br />

HEGER<br />

Wirklich, 's ist kein Wunder, nein,<br />

Gott soll allen deinen<br />

Sünden gnädig sein!<br />

KÜCHENJUNGE<br />

Der Prinz, sonst so liebenswert,<br />

furchtbar ist sein Sinn verkehrt!<br />

Würdest ihn wohl kaum erkennen,<br />

geht dir wie im Traum umher,<br />

Opferkerzen lässt schon brennen<br />

seine Amme sorgenschwer.<br />

Der Herr Pfarrer hat's vemommen,<br />

warnen ist er gleich gekommen,<br />

doch der Prinz, der sagt nein,<br />

hält sie fest, sein Weib zu sein.<br />

Läuft nach der anderen Seite davon.<br />

Der Prinz erscheint mit <strong>Rusalka</strong>, die prächtig gekleidet, aber immer noch traurig und bleich<br />

ist.<br />

PRINZ<br />

Seit Tagen weilest du schon hier,<br />

scheinst mir ein Traum, ein Märchen wohl,<br />

ich schaue tief ins Auge dir,<br />

doch ein Geheimnis bleibst du mir!<br />

Warum lässt der Liebe Zaubermacht<br />

dein Herz für mich entbrennen?<br />

Willst du erst zur Hochzeitsnacht,<br />

http://www.opera-guide.ch/libretto.php?id=116&uilang=de&lang=de Seite 10 von 22


<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

dass du mich liebst, bekennen?<br />

Stets bleibst du kühl, mein süsses Herz,<br />

und bist nicht zu erwärmen,<br />

du zeigst mir nicht, ob Lust und Scherz,<br />

dich rührt in meinen Armen.<br />

Vergebens dräng ich, dass die Lippe spricht.<br />

Bin ich verzaubert, du verspürst es nicht!<br />

Wärst du auch kälter noch wie Eis und Stein,<br />

mein musst du werden, mein allein!<br />

FÜRSTIN<br />

Bei den letzten Worten kommt sie aus dem Hintergrunde, und mit bösem Hasse betrachtet sie<br />

den Prinzen.<br />

Nein, mich treibt nicht Liebe,<br />

nur der Hass treibt mich an,<br />

das fremde Weib zu trennen von dern Mann,<br />

und wenn der junge Tor sie dennoch freit,<br />

sei er verflucht in Ewigkeit!<br />

Die Fürstin kommt herunter<br />

Erinnert sich der Prinz auch noch daran,<br />

dass Wirt er sei, und nicht nur Freiersmann?<br />

Verführerisch.<br />

Sagt, wollt an Eurem Glück ihr ganz vergeh'n,<br />

soll Euer Gast hier ganz verlassen steh'n?<br />

Sie tritt zwischen den Prinzen und <strong>Rusalka</strong><br />

PRINZ<br />

erbebt, sobald er die Fürstin erblickt<br />

Ach, Ihr habt recht mich zu tadeln,<br />

dass er des Gastes Recht so wenig achtet,<br />

denn jeden Mann kann's doch nur adeln,<br />

wenn er Euch zu dienen trachtet.<br />

FÜRSTIN<br />

spöttisch <strong>Rusalka</strong> ansehend<br />

Und Eure Liebste, teuer Eurem Herzen,<br />

schweigt sie auch zu solchen gar galanten Scherzen?<br />

<strong>Rusalka</strong> blickt schmerzlich erregt nach der Fürstin<br />

FÜRSTIN<br />

bissig<br />

Bedarf es bei ihr gar der Worte nicht,<br />

da sie mit Euch ja nur durch Blicke spricht?<br />

PRINZ<br />

verlegen<br />

Und doch vergass ihr Blick es, mich zu mahnen,<br />

dass Euer Wirt sein Amt sehr schlecht geübt.<br />

Erlaubt mir, meinen Fehler zu sühnen,<br />

http://www.opera-guide.ch/libretto.php?id=116&uilang=de&lang=de Seite 11 von 22


<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

damit er nicht die alte Freundschaft trübt.<br />

Reicht der Fürstin den Arm. <strong>Rusalka</strong> tritt hervor zum Prinzen und fasst ihn krampfhaft bei der<br />

Hand<br />

PRINZ<br />

Was soll die Angst, dies Zittern und dies Beben?<br />

Geh eilig in das Schloss und schmücke dich zum Fest!<br />

Er führt die Fürstin weg<br />

FÜRSTIN<br />

im Abgehen zu <strong>Rusalka</strong><br />

Oh, macht Euch schön für ihn im reichsten Kleid:<br />

mir gilt die Ehre, Euch doch seine Liebe!<br />

<strong>Rusalka</strong> blickt den beiden schmerzerstarrt nach. Sie will nachstürzen, um den Prinzen<br />

zurückzuhalten, geht dann aber traurig und gebrochen durch den Säulengang ab. Indessen<br />

wird es immer dunkler und Dämmerung bricht herein. Der Mond geht auf. Lichter flammen<br />

auf. Im Hintergrund festliche Bewegung, die Gäste versammeln sich und bilden Gruppen.<br />

Später Gesang und Tanz.<br />

Festliche Musik<br />

WASSERMANN<br />

hebt sich aus dem Teiche und betrachtet das freudige Treiben im Festsaal<br />

Wehe dir, <strong>Rusalka</strong>, wehe!<br />

Warum. gabst du dich Menschen hin?<br />

Lässt dem Menschen du dein Herz,<br />

flieht dich für immer Lust und Scherz!<br />

Wärst du ein Mensch auch tausendmal,<br />

Nixenblut bleibt dir allzumal,<br />

liebt dich ein Mensch auch noch so sehr,<br />

festhalten kannst du ihn doch nimmermehr!<br />

Wehe dir, <strong>Rusalka</strong>, wehe!<br />

Menschenart wird dir zum Fluch!<br />

Traurig und still ist der See,<br />

sehnt sich nach deiner Umarmung!<br />

Doch kehrst du einst zur Flut zurück<br />

hast du verscherzt dein Nixenglück,<br />

kehrst erdenmüd' du einmal heim,<br />

wirst du ein todbringend Irrlicht dann sein!<br />

Wehe dir, <strong>Rusalka</strong>, wehe,<br />

dich stürzt in Unheil Menschenart!<br />

CHOR<br />

in der Loggia und in dem Garten<br />

Blümelein weiss am Wegesrand<br />

blühten wohl still bescheiden,<br />

Bursche ritt froh im Sonnenbrand,<br />

ritt ja zu Hochzeitsfreuden.<br />

Säume nicht, Knabe, eil' zur Braut,<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

eile zum süssen Kosen,<br />

eh' noch die Nacht herniedertaut,<br />

blühen dir rote Rosen.<br />

Blümelein weiss, sie welkten sacht<br />

unter dem Kuss der Sonne,<br />

während der roten Rosen Pracht<br />

schmückte das Lager der Wonne.<br />

Der Prinz erscheint hie und da während des Festes und macht der Fürstin den Hof, ohne<br />

<strong>Rusalka</strong> zu beachten<br />

WASSERMANN<br />

Wehe dir, <strong>Rusalka</strong>, wehe!<br />

Dich stürzt in Unheil Menschenart!<br />

Wehe! Wehe!<br />

Träumend im Walde ruht der See,<br />

stumm wird er dich umkosen.<br />

Da stürzt <strong>Rusalka</strong> aus dem Festsaal in den Park heraus und wendet sich verzweifelt dem Teich<br />

zu<br />

WASSERMANN<br />

überrascht<br />

<strong>Rusalka</strong>, kennst du mich?<br />

RUSALKA<br />

der Sprache wiederum mächtig, schreit plötzlich heftig auf<br />

Väterchen, Väterchen, wehe!<br />

WASSERMANN<br />

So kam ich denn her auf euer Schloss,<br />

und finde dich nur in Tränen?<br />

RUSALKA<br />

Hilf mir doch, hilf mir doch, sag ein Wort,<br />

Todesangst hat mich umfangen!<br />

Wehe, ach, warum. ging ich von euch fort,<br />

weh' meinem Erdenverlangen!<br />

Wehe! Wehe!<br />

Menschenschönheit liebt er sehr,<br />

war ich denn so vermessen?<br />

- Er kennt mich nimmer, nimmermehr,<br />

<strong>Rusalka</strong> ist vergessen!<br />

WASSERMANN<br />

Hat dich verstossen, der dich geliebt?<br />

Finde selbst, was dir Lind'rung schafft,<br />

suche Trost in deiner eignen Kraft!<br />

RUSALKA<br />

Vergebens, vergebens, vergeblich der Schmerz,<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

ach nimmer winkt mir Tröstung lind,<br />

was hilft mir Schönheit, Anmut, Herz,<br />

bin ich nur halb ein Menschenkind!<br />

Er kennt mich nimmer, nimmermehr,<br />

<strong>Rusalka</strong> ist vergessen!<br />

Ihr loh'n im Auge wilde Gluten,<br />

das Erdenfeuer heiss entbrannt,<br />

ich kam aus kühlen Fluten<br />

hab' niemals Erdenglut gekannt!<br />

Von euch verstossen, ewig von ihm verbannt,<br />

jeglichem Sein und Leben abgewandt<br />

Nicht Frau, nicht Nixe, bittere Not,<br />

ich kann nicht leben, noch bin ich tot!<br />

Der Prinz tritt mit der Fürstin aus dem Festsaal in den Park<br />

RUSALKA<br />

Siehst du, da sind sie! Wie vertraut -<br />

Väterchen, Väterchen! Steh' mir bei!<br />

FÜRSTIN<br />

zum Prinzen<br />

Euch glüht im Aug' ein heimlich' Feuer,<br />

und süsse Worte schlürf' ich ein,<br />

Ihr sagt, ich sei Euch lieb und teuer -<br />

o Trauter, sprecht, wie kann das sein?<br />

Wohin floh Eure bleiche Braut,<br />

die namenlos hat Euch sich anvertraut?<br />

Entfloh sie, um nur nicht zu schau'n,<br />

wie warm Ihr huldigt and'ren Frau'n?<br />

PRINZ<br />

Wo sie ist? Das weiss Gott allein!<br />

Doch lass von jenem Weib uns schweigen.<br />

Will ohne sie jetzt glücklich sein,<br />

o Zauberin, sei du mein Eigen!<br />

Ein Rätsel ist mir jetzt die Macht,<br />

die ihr über mich verliehen,<br />

die Glut will ich, die Ihr entfacht,<br />

den bleichen Mondstrahl lasst mich fliehen!<br />

FÜRSTIN<br />

Bis meine Glut Euch wild versengt,<br />

und ich die Sinne Euch entzückt,<br />

ob Ihr dann nicht wieder drängt<br />

zu jener Schönen, die Euch berückt?<br />

Bis Euch umarmen zarte Glieder,<br />

der stummen Schönheit Kühle fühlt Ihr wieder -<br />

kann das entfesseln Euer Blut?<br />

O schade, schade um die Glut!<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

PRINZ<br />

leidenschaftlich<br />

Und sollt' dem Paradies,<br />

dem ew'gen ich entsagen -<br />

für dich, o du süsse Frau,<br />

wollt' alles ich ertragen!<br />

Jetzt, jetzt erst fühle ich es ganz,<br />

wonach mein Herz geschmachtet,<br />

als es in wilder Glut<br />

nach Nixenliebe getrachtet!<br />

FÜRSTIN<br />

O sag' nichts mehr, ich seh' es wohl,<br />

dass meinen Sinn du willst betören -<br />

du weisst nicht, ob dein Herz,<br />

soll jener oder mir gehören.<br />

PRINZ<br />

umarmt die Fürstin<br />

Was blieb von der Verwirrung,<br />

die sie in mir entfacht?<br />

Zu End ist die Verwirrung,<br />

wenn deine Gunst mir lacht!<br />

<strong>Rusalka</strong> verlässt plötzlich ihr Versteck und stürzt verzweifelt dem Prinzen in die Arme<br />

PRINZ<br />

entsetzt<br />

Eiskalt und schaurig weht's von dir,<br />

du kalte Schönheit, fort von mir!<br />

Stösst sie von sich<br />

WASSERMANN<br />

erscheint in voller Mondbeleuchtung über dem Wasser und ruft mit geisterhafter Stimme<br />

Flieh nur in and're Arme, Wicht!<br />

Ihrer Umarmung entgehst du nicht!<br />

Er ergreift <strong>Rusalka</strong> und zieht sie mit sich in die Tiefe<br />

PRINZ<br />

sinnenverwirrt und in Todesangst<br />

Grausen erfasst mich schauerlich!<br />

Rette mich, rette mich, rette mich!<br />

Stürzt der Fürstin zu Füssen<br />

FÜRSTIN<br />

mit wildem Auflachen<br />

Tief in der Hölle dunkelste Nacht<br />

deiner Erwählten, folge nun nach!<br />

Geht stolz ab<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

DRITTER AUFZUG<br />

Wiesengrund am Ufer des Sees, wie im ersten Akt. Es geht auf den Abend zu und der Himmel<br />

umwölkt sich, später flammt das Abendrot auf, schliesslich heitere Mondnacht. <strong>Rusalka</strong> sitzt<br />

auf der Weide wie zu Beginn des ersten Aktes, doch ist sie ganz farblos und bleich, ihr Haar<br />

fahl, die Augen erloschen.<br />

RUSALKA<br />

Fühllose Flut ohne Mitleid,<br />

zieh mich in deinen Schoss hinein.<br />

Kalte Wellen, eilt heran<br />

mein Grab zu sein!<br />

Nirgends daheim, grausam verbannt<br />

aus der Schwestern frohen Reih'n,<br />

der der Liebe Glücksstern entschwand,<br />

ewig soll ich verdammt nun sein.<br />

Was kann ich tun? Stets nur weinen,<br />

da er mich kalt von sich stiess.<br />

Nirgends Heimat, da das Wasser wie<br />

das Land mich von sich wies.<br />

Schwanden hin die sanften Nächte<br />

stiller Träume Widerschein.<br />

Kalte Wellen, zieht mich hinab,<br />

zögert nicht, mein Grab zu sein!<br />

HEXE<br />

kommt aus der Hütte<br />

Ei, ei! Mein Nixlein schon zurück?<br />

Nun, nun, das war ein kurzes Glück!<br />

Wie bleich, ei, sind die Wängelein,<br />

bist wieder traurig und ganz allein?<br />

So schmeckten nicht die Küsschen fein,<br />

die Lieb' gar brachte Qual dir und Pein?<br />

RUSALKA<br />

Ach Jezibaba, sieh mein Elend an:<br />

verloren ist alles, es flucht mir jedermann!<br />

HEXE<br />

Da der Liebste treulos, kalt verlassen dich -<br />

ist die alte Hexe gut, zu retten dich?<br />

Nach dem GIück der Menschen, nach der Erdenglut<br />

Möcht'st du zu den Schwestem wieder in die Flut?<br />

Nun ich weiss ein Mittel, geb' dir guten Rat -<br />

sicherlich gelingt es, der Teufel hilft zur Tat!<br />

Menschenblut nur kann dir helfen,<br />

dich vorn Schmerz befrei'n,<br />

selbst töten musst du deinen Liebsten,<br />

dann wirst frei du sein!<br />

Wieder froh, wieder frei wirst du wie ehe,<br />

und vergisst, wie dich verriet die Welt -<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

dessen Blut nun fliessen muss,<br />

damit dir Recht geschieht.<br />

Alle Qual wird dich verlassen,<br />

wieder glücklich wirst du sein,<br />

doch der Liebste muss sein Leben<br />

lassen, du musst mutig sein!<br />

RUSALKA<br />

entsetzt<br />

Jezibaba, wehe, welche Tat!<br />

HEXE<br />

reicht ihr ein Messer, welches sie im Busentuch verborgen hat<br />

Das Messer nimm, fass Mut und folg' dem Rat!<br />

RUSALKA<br />

wirft das Messer in den See<br />

O welches Grauen! Lass mich, geh!<br />

Will ewig leiden Erdenqual, Menschenweh,<br />

mein Herzensleid will tragen ewig ich<br />

und HöIlenqualen fürchterlich,<br />

gern trag ich Qual und Pein -<br />

nur er, er soll gerettet sein,<br />

ohne Mass soll er glücklich sein!<br />

HEXE<br />

lacht höhnisch auf<br />

Und du wolltest sein ein Menschenkind<br />

mit deinem Herzchen sanft und lind?<br />

Armselige Nixe, wie bist du dumm!<br />

Angstvoll und hilflos schaust du herum!<br />

Geh, geh, geh, leide nur in Ewigkeit,<br />

vergeh' in Sehnsucht um dein Menschenleid!<br />

Hinkt in die Hütte ab<br />

RUSALKA<br />

Unendlich Herzeleid, ewige Einsamkeit!<br />

heimatlos, glückberaubt, schwind ich hin,<br />

Mein Liebster, wehe, weh dir,<br />

ewig fern von mir.<br />

Sie versinkt in den See<br />

DIE NIXEN<br />

unter dem Wasser<br />

Du entflohest zur Menschenwelt,<br />

liessest uns're frohen Reih'n -<br />

dich ein böser Zauber hält,<br />

kannst nicht unser sein!<br />

An der Gruft verfluchtem Ort<br />

such' dir and're Schwestem dort,<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

in der Nixen frohen Reih'n<br />

kehrst du nimmer ein!<br />

Stille. Im Westen röten sich die Wolken<br />

HEGER<br />

aus dem Hintergrunde mit dem Küchenjungen<br />

Wie, du zitterst? Schnicken, Schnurren,<br />

wichtigere Gäste kennt sie!<br />

Geh', klopf an, meld' ohne Murren,<br />

was dir aufgetragen heute:<br />

sag', die AIte möge kommen,<br />

da des Prinzen Sinn benommen,<br />

da ein spukhaft Zauberwesen<br />

jüngst bei uns im Schloss geweilt,<br />

und wir bitten, dass sie hilft,<br />

dass sie uns'ren Prinzen heilt!<br />

KÜCHENJUNGE<br />

sich wehrend<br />

Oheim, ach, ich kann nicht,<br />

lahm ist mir das Bein -<br />

ach, ihr guten Götter,<br />

geh' doch selbst hinein!<br />

Ach, mich packt das Fieber,<br />

s wird ganz übel mir -<br />

Oheim, mir wär's doch lieber,<br />

dass sie's hört von dir.<br />

HEGER<br />

Himmel, willst du schweigen?<br />

Wozu solch' Geflenn!<br />

Doch ich will dir zeigen,<br />

dass ich Furcht nicht kenn'!<br />

Holla, holla! Jezibaba!<br />

HEXE<br />

kommt aus der Hütte<br />

Nun, wer lärmt hier? Nun, wer schreit da?<br />

Der Küchenjunge versteckt sich hinter dem Heger<br />

HEGER<br />

Ans dem Schloss schickt man Botschaft dir,<br />

dass mit klugem Rat du helfest hier!<br />

HEXE<br />

Und zum Lohne für mein kluges Raten?<br />

Schickt man mir hier den kleinen Teufelsbraten?<br />

Füttem muss ich ihn erst rund und dick,<br />

eh' er brät, der dürre Galgenstrick!<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

Greift nach dem Küchenjungen<br />

KÜCHENJUNGE<br />

wehrt sich verzweifelt<br />

Hexe fürchterlich! Lass mich, lass mich!<br />

Oheim, braten will sie mich!<br />

HEXE<br />

kichernd<br />

Ha, ha, ha, ha,<br />

ei, du dummes Bübchen,<br />

mag'res Eselein,<br />

wärst zum dünnsten Süppchen<br />

viel zu schlecht und klein!<br />

Ehe ich dich brate,<br />

wachse und gedeih'!<br />

Doch jetzt lass mich hören,<br />

was die Botschaft sei!<br />

KÜCHENJUNGE<br />

ängstlich<br />

Krank ist unser Prinz an Seele und Leib,<br />

denn es hat sein Herz verzaubert so ein teuflisch Weib!<br />

Als den Prinzen sie an sich gebannt,<br />

Ist sie tückisch, heimlich ihm davon gerannt.<br />

Hat mit Zauber unser ganzes Schloss berühret -<br />

ward vom Teufel selbst zur Hölle sie entführet!<br />

WASSERMANN<br />

plötzlich aus dem See auftauchend<br />

Verdammt seid alle,<br />

verflucht ihr Menschenpack.<br />

Sie fuhr zur Hölle? Sie hat verzaubert euch?<br />

Verlogene Heuchler, er selbst verriet sie,<br />

er stiess ins Unglück sie!<br />

HEGER<br />

stürzt in höchster Angst davon<br />

Der Wassermann! Der Wassermann!<br />

KÜCHENJUNGE<br />

hinter ihm her<br />

Oheim! Oheim! Grosser Gott, Oheim!<br />

WASSERMANN<br />

mit schrecklicher Stimme<br />

Ich schwör' euch Rache, so weit mein Arm nur reicht!<br />

HEXE<br />

Ha, ha, ha, ha! Ha, ha, ha, ha!<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

Sie humpelt in ihre Hütte ab. Indessen erlischt die Abendröte, es wird dunkel und bald geht<br />

der Mond auf Auf der Waldwiese sammeIn sich die Waldfeen<br />

ERSTE ELFE<br />

tanzend<br />

Mein goldnes Haar ist mein,<br />

kleiner Käfer schmückt es nachts mit Demantschein,<br />

meine weissen Händlein Iösen flink das Bändlein,<br />

und der Mond bestreut es fein mit Silberschein.<br />

ZWEITE ELFE<br />

tanzend<br />

Mein Füsschen zart und klein,<br />

springet gar behende über Moos und Stein,<br />

springet durch die Aue, dass der Mond es schaue.<br />

Tau gibt ihm die Strümpfchen und die Schühchen fein.<br />

DRITTE ELFE<br />

tanzend, mit den anderen zwei<br />

Mein weisses Kôrperlein<br />

dreht sich so behende, nachts im frohen Reig'n,<br />

wohin ich auch gehe, mich im Tanze drehe,<br />

hüllt der Mond mit seinem Scheine mich sanft ein.<br />

PRINZ<br />

kommt aus dem Wald gelaufen, verwirrt<br />

O mein weisses Rehlein!<br />

Wo bist du?<br />

Himmel und Hölle, euch ruf ich an,<br />

was habt ihr meinem Lieb getan?<br />

Gottheit und Teufel beschwöre ich -<br />

Liebste komm, ich bitte dich!<br />

Geliebte, komm!<br />

Der Mond kommt langsam aus den Wolken<br />

RUSALKA<br />

erscheint im Mondlicht über dem See<br />

Kennst du mich, Liebster mein?<br />

Denkst du noch, Liebster, denkst du mein?<br />

PRINZ<br />

erhebt sich in höchstem Entsetzen<br />

Bist du ein Geist, so töte mich!<br />

Bist du ein Weib, so rette mich!<br />

RUSALKA<br />

Tot nicht, noch lebend, nicht Frau, nicht Nixe,<br />

irr' ich umher in Herzensnot.<br />

Träumte von Glück einst, wenn auch voll Bangen<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

weil solchem Glück Verderben droht -<br />

einst war dein Lieb' ich, durfte dich herzen,<br />

jetzt bringt mein Kuss dir nur den Tod!<br />

PRINZ<br />

Kann ohne dich nicht leben hier -<br />

Kannst du, Geliebte, vergeben mir?<br />

RUSALKA<br />

Warum, warum musst ich dein Eigen sein,<br />

der treulos rnich dann fortstiess?<br />

Jetzt bin ich nur ein bleicher Schein,<br />

der dir deine Qual vermehrt!<br />

Mich macht zur Spukgestalt dein flatterhafter Sinn:<br />

als Irrlicht zieh mit Allgewalt ich dich zum Abgrund hin!<br />

Sag, warum du die Treue brachst,<br />

mir, die dich innig liebte?<br />

Du suchtest Leidenschaft, die mir fremd,<br />

Umarmung voll Blut, wenn jetzt dich mein Kuss berührt,<br />

dann bist du verloren!<br />

PRINZ<br />

Gib mir den Todeskuss!<br />

Gönn mir den letzten Gruss,<br />

stoss mich nicht von dir,<br />

Iass mich bei dir sein!<br />

RUSALKA<br />

Ach! Alles warst du mir, du allein -<br />

o warum musstest du treulos sein?<br />

Du mein Lieb, kennst du das Gebot,<br />

küss' ich dir jetzt den Mund so rot,<br />

dass du versinkst in Nacht und Tod!<br />

PRINZ<br />

Alles von dir soll willkommen sein.<br />

Küss mich, und ewig bin ich dein.<br />

Gönn' mir den letzten Liebesgruss,<br />

gib mir, mein Lieb, den Todeskuss!<br />

RUSALKA<br />

Ja, dein Wunsch soll erfüllt dir sein,<br />

bringe es dir auch Todespein,<br />

dich schliessen diese Arme ein!<br />

PRINZ<br />

Deine Umarmung macht von Schuld mich frei,<br />

ich sterbe glücklich, dass endlich Frieden sei!<br />

WASSERMANN<br />

Was nützt es dir, dass er verdirbt,<br />

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<strong>Libretto</strong> <strong>Rusalka</strong> 25.06.2009<br />

dass er in deinem Kusse stirbt!<br />

<strong>Rusalka</strong>, du bist verloren! Wehe!<br />

RUSALKA<br />

Um der Liebe willen, die uns beide eint,<br />

um der Tränen, die wir zwei geweint,<br />

glaube ich, dass Gott unser gedenkt,<br />

und uns gnädig sein Erbarmen schenkt!<br />

<strong>Rusalka</strong> taucht in den See<br />

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