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Übungen zu Vermessungskunde II - TU Darmstadt

Übungen zu Vermessungskunde II - TU Darmstadt

Übungen zu Vermessungskunde II - TU Darmstadt

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Geodätisches Institut<br />

r Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

E<br />

E<br />

1,847<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

A<br />

<strong>Übungen</strong> <strong>zu</strong><br />

<strong>Vermessungskunde</strong> <strong>II</strong><br />

Sommersemester 2010<br />

für<br />

Bauingenieure und Geodäten<br />

E<br />

1,531<br />

1,368<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

1,425<br />

E<br />

1,208<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

1,571<br />

E<br />

E 1,344<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

1,678<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

N


Hinweise <strong>zu</strong>r Durchführung und Ausarbeitung der <strong>Übungen</strong><br />

Vorausset<strong>zu</strong>ngen für die Anerkennung der <strong>Übungen</strong><br />

1. Die persönliche Teilnahme an sämtlichen <strong>Übungen</strong>. Bei begründeter Verhinderung ist die betreffende<br />

Übung bei einer anderen Gruppe nach<strong>zu</strong>holen und bei der Übungsbetreuung durch<br />

ein gesondertes Testat <strong>zu</strong> belegen.<br />

2. Die erfolgreiche Durchführung und die Ausarbeitung sämtlicher <strong>Übungen</strong>.<br />

Übungsinhalte<br />

Das Übungsprogramm umfasst vier projektbezogene <strong>Übungen</strong> sowie die Absteckungsberechnung<br />

einer Straßentrasse, die im Rahmen der Hauptvermessungsübung (HVÜ) ins Gelände übertragen<br />

wird. Jeder Übungsgruppe wird als Projekt ein Grundstück <strong>zu</strong>geteilt, welches durch vier Grenzmarken<br />

im Gelände vermarkt ist und auf dem die verschiedenen <strong>Übungen</strong> durchgeführt werden:<br />

Übung 1: Höhenanschluss des Grundstücks durch geometrisches Nivellement<br />

Im Zuge eines Liniennivellements zwischen zwei Höhenfestpunkten wird die Höhe<br />

zweier Grenzmarken des Grundstücks ermittelt.<br />

Übung 2a: Gebäudeabsteckung<br />

Auf Grundlage eines Lageplans, der im Maßstab 1:200 als Vorbereitung der Übung<br />

an<strong>zu</strong>fertigen ist, wird ein Gebäude auf dem Grundstück abgesteckt. Weiterhin werden<br />

die Grenzlängen im Gelände gemessen und mit den berechneten Strecken verglichen.<br />

Aus den Orthogonalmaßen wird anschließend die Grundstücksfläche ermittelt.<br />

Übung 2b: Errichtung eines Schnurgerüsts<br />

Übertrag der Gebäudeachsen (aus Übung 2a) auf ein <strong>zu</strong> errichtendes Schnurgerüst.<br />

Übung 3: Einmessung der Grenz- und Gebäudepunkte <strong>zu</strong>r Koordinatenberechnung<br />

Die Grundstücks- und Gebäudepunkte werden durch eine Polaraufnahme (Freie Stationierung)<br />

mit einem elektronischen Tachymeter aufgemessen. Anschließend erfolgt<br />

aus den Messwerten die Berechnung der Gauß-Krüger Koordinaten (Koordinatentransformation)<br />

der Grundstücks- und Gebäudepunkte. Mit Hilfe dieser Koordinaten<br />

werden die Grenzlängen berechnet und mit den gemessenen Werten verglichen.<br />

Weiterhin wird die Grundstücksfläche mit Hilfe der Gauß’schen Flächenformeln bestimmt.<br />

Übung 4: Flächennivellement und Berechnung des Baugrubenaushubs<br />

Es werden die Höhen eines <strong>zu</strong>vor abgesteckten Rasters sowie die Höhen der übrigen<br />

Grenzpunkte bestimmt und in einen vorbereiteten Lageplan (siehe Übung 2) eingetragen.<br />

Auf Grundlage dieser Höhen wird der Baugrubenaushub für das abgesteckte<br />

Gebäude berechnet.<br />

Übung 5: Berechnung der Absteckelemente einer Verbundkurve (Straßentrasse)<br />

In Kleingruppen werden die Absteckmaße einer Verbundkurve berechnet, die im<br />

Rahmen der Hauptvermessungsübung in Breungeshain ins Gelände übertragen wird.<br />

Da<strong>zu</strong> teilt sich jede Übungsgruppe in zwei Teilgruppen (je 3-4 Personen) auf, wobei<br />

jede Teilgruppe eine schriftliche Ausarbeitung mit allen Berechnungen an fertigt.<br />

Die Abfolge und die Termine der <strong>Übungen</strong> sind dem Übungsplan <strong>zu</strong> entnehmen!<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 2


Persönliche Vorbereitung der <strong>Übungen</strong><br />

Es ist für jede der fünf <strong>Übungen</strong> erforderlich, dass sich die Teilnehmer(innen) auf den Inhalt und<br />

den Ablauf der aktuellen Übung im Selbststudium vorbereiten. Um den reibungslosen Ablauf <strong>zu</strong><br />

gewährleisten, findet daher vor jeder Übung ein kurzes Kolloquium statt:<br />

Die Feststellung einer mangelnden Vorbereitung führt <strong>zu</strong>m Übungsabbruch.<br />

Für einige der <strong>Übungen</strong> sind spezielle Vorbereitungen nötig (z.B. Lageplan erstellen), die ebenfalls<br />

vor der Übung durch die Betreuer kontrolliert werden. Die jeweiligen Vorbereitungen sind der entsprechenden<br />

Übungsbeschreibung aus diesem Übungsmanuskript <strong>zu</strong> entnehmen.<br />

Durchführung der <strong>Übungen</strong><br />

1. Die Organisation der Übung ist Angelegenheit der Gruppe. Damit verbunden ist auch der<br />

Empfang und die vollständige Rückgabe der Geräte sowie die Verantwortung für den sachgemäßen<br />

Umgang mit diesen (Hinweise beachten!). Die Aufgaben innerhalb der Übung sollten<br />

jedoch gleichmäßig auf alle Gruppenmitglieder verteilt werden, so dass jede(r) Übungsteilnehmer(in)<br />

jeden Arbeitsgang mindestens einmal selbst durchgeführt hat.<br />

2. Die erforderlichen Messgeräte werden <strong>zu</strong> Beginn der Übung an der Geräteausgabe bereitgestellt.<br />

Die Geräteausleihe erfolgt selbstständig durch die Gruppen gegen eine Empfangsbescheinigung.<br />

Eventuelle Mängel der Messausrüstung sind dem Geräteverwalter oder dem Übungsleiter<br />

unverzüglich <strong>zu</strong> melden. Wird ein Gerät während der Übung beschädigt oder geht es verloren,<br />

so ist dies dem Übungsbetreuer sofort <strong>zu</strong> melden bzw. dem Geräteverwalter mit<strong>zu</strong>teilen.<br />

Die ausgeliehenen Geräte sind schonend <strong>zu</strong> behandeln!<br />

Anmerkung:<br />

Durch die <strong>TU</strong>D besteht kein Versicherungsschutz für die Vermessungsgeräte. Bei Verlusten und<br />

Beschädigungen durch Fahrlässigkeit haften die Mitglieder der betreffenden Gruppe gemeinsam.<br />

Bei Vorsatz haftet der Verursacher persönlich. Reparaturen dürfen nur durch das Geodätische<br />

Institut durchgeführt werden.<br />

3. Die Messergebnisse werden während der <strong>Übungen</strong> in Feldbüchern protokolliert. Feldbücher<br />

(Messprotokolle, Feldzeichnungen) sind während der Messungen in doppelter Ausfertigung mit<br />

Bleistift übersichtlich und gut leserlich <strong>zu</strong> führen, um nachträgliche Reinschriften wegen der<br />

Gefahr von Übertragungsfehlern <strong>zu</strong> vermeiden. Sämtliche Originale sind sorgfältig auf<strong>zu</strong>bewahren<br />

und bleiben Bestandteile der Übungsergebnisse.<br />

4. Im Feldbuch sind an<strong>zu</strong>geben: Ort, Datum, benutztes Instrument (Hersteller, Typ, Inventarnummer),<br />

Beobachter, Feldbuchführer und Gruppennummer. Die notwendigen Kontrollen<br />

müssen bereits im Feld soweit durchgeführt werden, dass Mess- und Rechenfehler erkannt<br />

werden und anschließend sofortige Nachmessungen durchgeführt werden können.<br />

5. Die praktische Übung ist beendet, wenn alle geforderten Übungsinhalte abgearbeitet wurden<br />

(einschließlich Kontrollen!), und der Übungsbetreuer die Übung abgenommen hat. Abschließend<br />

erfolgt eine Überprüfung des Messinstrumentariums (quantitativ und qualitativ) sowie die<br />

selbstständige Abgabe der Messgeräte in der Geräteausgabe.<br />

6. Erachtet der Betreuer das Übungsziel als nicht erreicht (fehlerhafte Messungen, Überschreitung<br />

der Toleranzgrenzen etc.) erfolgt eine Wiederholung der Übung. Dies kann, wenn es die<br />

Zeit <strong>zu</strong>lässt, am gleichen Tag oder an einem Ersatztermin erfolgen.<br />

Ausarbeitung der Übung<br />

Die Ausarbeitung <strong>zu</strong> den <strong>Übungen</strong> besteht in der Auswertung der Messungen. Da<strong>zu</strong> sind im Übungsmanuskript<br />

entsprechende Formulare eingebettet, die <strong>zu</strong> diesem Zweck ausgefüllt werden.<br />

Eventuell <strong>zu</strong>sätzlich anfallende Berechnungen werden auf eigenem Papier durchgeführt und dem<br />

Skript an der entsprechenden Stelle beigefügt. Jede Gruppe fertigt mindestens eine Auswertung<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 3


pro Übung an. Im Hinblick auf die spätere Klausurvorbereitung wird jedoch empfohlen, dass jedes<br />

Gruppenmitglied die Berechnungen im eigenen Skript durchführt und notiert. Die Ausarbeitung<br />

wird unmittelbar im Anschluss an die Übung oder in Teilen bereits während der Messung im Feld<br />

und im Beisein des Betreuers erstellt. Nur in Ausnahmefällen und nach Absprache mit dem Tutor<br />

kann die Ausarbeitung <strong>zu</strong> einem späteren Zeitpunkt (spätestens aber <strong>zu</strong>m nächsten Übungstermin)<br />

vorgelegt werden. Die Ausarbeitungen werden vom Tutor kontrolliert und testiert bzw. <strong>zu</strong>r Nachbearbeitung<br />

(Wiedervorlage) an die Gruppen <strong>zu</strong>rückgegeben. Es ist maximal 1 Wiedervorlage möglich,<br />

andernfalls gilt die Übung als nicht anerkannt.<br />

Folgende Punkte gehören <strong>zu</strong>r Ausarbeitung:<br />

• Originalfeldbuch bzw. eine Fotokopie des Originals,<br />

• Ausgefüllte Formulare im Skript und/oder eigene Berechnungen,<br />

• Ggf. <strong>zu</strong>sätzliche Zeichnungen, Erläuterungen etc.<br />

Anerkennung der <strong>Übungen</strong> und Schlusstestat<br />

Anerkannt werden nur <strong>Übungen</strong>, die vollständig bearbeitet und termingerecht eingereicht wurden.<br />

Zur Erlangung des Schlusstestats müssen alle <strong>Übungen</strong> mit entsprechenden Ausarbeitungen<br />

anerkannt sein. Die Schlusstestate werden spätestens bis <strong>zu</strong>m 02.07.10 erteilt und sind mit den<br />

Testaten aus den <strong>Übungen</strong> des Wintersemesters (VK I) die Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Teilnahme an der<br />

HVÜ und der Prüfung in <strong>Vermessungskunde</strong>.<br />

Hinweise <strong>zu</strong>m Umgang mit Messgeräten<br />

• Sämtliche Messinstrumente, Transportbehälter und Zubehör nie unbeaufsichtigt lassen.<br />

• Instrumente beim Aufbau festhalten, bis sie mit dem feststehenden Stativ verschraubt sind.<br />

• Zum Bewegen des Fernrohrs eines Instrumentes <strong>zu</strong>erst die Klemmschrauben lösen und nur<br />

sanft drehen. Nie mit Gewalt!<br />

• Bei dem Arbeiten mit Messbändern keine Schlaufenbildung <strong>zu</strong>lassen und nicht auf das Band<br />

treten. Deshalb nach jeder Messung das Band sofort wieder einrollen. Über das ausgerollte<br />

Messband darf außerdem kein Fahrzeug rollen, auch kein Fahrrad.<br />

• Den Feldschirm nie frei stehen lassen. Das Gestänge ist besonders bruchempfindlich. Daher<br />

sollte bei Benut<strong>zu</strong>ng ein Gruppenmitglied den Schirm ständig „im Auge behalten“ und leicht<br />

gegen den Wind neigen, damit er nicht überklappt. Schirme werden generell nur bei regnerischem<br />

Wetter oder extremer Hitze benutzt.<br />

• Fluchtstäbe nicht zweckentfremden. Kein Speerwurf oder Ähnliches damit durchführen.<br />

Tipp: unbenutzte Fluchtstäbe schräg in den Boden stecken, damit keine Verwechslungsgefahr<br />

mit eingerichteten Stäben auf markierten Punkten besteht.<br />

• Prismen, Lote, Messbänder und andere Kleingeräte sollten nach (kurzfristiger) Benut<strong>zu</strong>ng<br />

wieder in den Beutel gelegt werden, um dem Verlust oder der Suche vor<strong>zu</strong>beugen.<br />

Die Nichtbeachtung dieser Hinweise gilt als grob fahrlässig!<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 4


Koordinaten- und Höhenangaben<br />

Koordinaten der Polygon- und Zwischenpunkte<br />

Punkt-Nr. Y [m] X [m]<br />

PP1<br />

PP2<br />

PP3<br />

PP4<br />

PP5<br />

PP6<br />

PP7<br />

PP8<br />

521<br />

22<br />

522<br />

23<br />

21<br />

Höhenangaben für Bauwerksnull<br />

34 77 041,400<br />

34 77 042,390<br />

34 77 043,407<br />

34 77 044,394<br />

34 77 045,428<br />

34 77 043,610<br />

34 77 042,787<br />

34 77 041,958<br />

34 76 969,28<br />

34 76 961,06<br />

34 76 952,31<br />

34 76 943,88<br />

34 76 978,82<br />

Gruppen-Nr. Höhe BWN<br />

1/2 , 17/18 163,90<br />

3/4 ; 19/20 163,40<br />

5/6 ; 21/22 163,40<br />

7/8 ; 23/24 163,20<br />

9/10 ; 25/26 162,00<br />

11/12 ; 27/28 162,80<br />

13/14 ; 29/30 162,50<br />

15/16 ; 31/32 164,00<br />

55 25 320,354<br />

55 25 345,217<br />

55 25 370,207<br />

55 25 395,400<br />

55 25 420,790<br />

55 25 473,851<br />

55 25 497,617<br />

55 25 521,602<br />

55 25 318,53<br />

55 25 348,54<br />

55 25 379,74<br />

55 25 409,78<br />

55 25 283,67<br />

BWN = Oberkante des fertigen Kellerfußbodens (Bauwerksnull)<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 5


Höhenfestpunkte<br />

Punkt-Nr. Höhe über NN [m] Punkt-Nr. Höhe über NN [m]<br />

HP 103 163,970 HP 107 168,044<br />

HP 104 165,047 HP 537_1 169,688<br />

HP 106 164,321 HP 6516 170,004<br />

HP 106_1 164,899 HP 510 171,471<br />

Nivellementslinien<br />

Gruppen-Nr. Linie Höhenanschluss Höhenabschluss<br />

1/2 , 17/18 5 HP 510 HP 104<br />

3/4 ; 19/20 3 HP 537_1 HP 106_1<br />

5/6 ; 21/22 3 HP 106_1 HP 537_1<br />

7/8 ; 23/24 2 HP 107 HP 103<br />

9/10 ; 25/26 2 HP103 HP 107<br />

11/12 ; 27/28 4 HP 6516 HP 104<br />

13/14 ; 29/30 4 HP 104 HP 6516<br />

15/16 ; 31/32 5 HP 104 HP 510<br />

Höhenanschlusspunkte der Grundstücke<br />

Gruppen-Nr. Punkte Gruppen-Nr. Punkte<br />

1/17 31, 32 13/29 19, 39<br />

2/18 21, 22 14/30 29, 49<br />

3/19 12, 13 15/31 303, 304<br />

4/20 42, 43 16/32 402, 403<br />

5/21 13, 14<br />

6/22 43, 44<br />

7/23 14, 15<br />

8/24 44, 45<br />

9/25 15, 16<br />

10/26 45, 46<br />

11/27 18, 38<br />

12/28 28, 48<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 6


Übersichtsplan der Grundstücke<br />

Die Grundstücksnummer entspricht der jeweiligen Gruppennummer!<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 7


Übersichtsplan der Grundstücke: <br />

Die Grundstücksnummer entspricht der jeweiligen Gruppennummer!<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 8


Übersichtsplan der Nivellementslinien<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 9


Absteckmaße der Grundstücke (1-6; 17-22)<br />

5/21<br />

3/19<br />

1/17<br />

6/22<br />

4/20<br />

2/18<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 10


Absteckmaße der Grundstücke (5-10; 21-26)<br />

9/25<br />

7/23<br />

5/21<br />

10/26<br />

8/24<br />

6/22<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 11


Absteckmaße der Grundstücke (11-14; 27-30)<br />

13/29<br />

14/30<br />

11/27 12/28<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 12


Absteckmaße der Grundstücke (15-16; 31-32)<br />

16/32<br />

15/31<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 13


Einmessungsskizzen der Höhenpunkte<br />

HP 103 HP 104<br />

HP 106 + HP 106_1 HP 107<br />

HP 113 HP 6516<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 14


HP 537_1 HP 98<br />

HP 99 HP 510<br />

116 HP 97<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 15


<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 16


Aufgabe<br />

Übung 1:<br />

Geodätisches Institut<br />

Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

Höhenanschluss durch Liniennivellement<br />

Die Höhen zweier Grenzpunkte des jeweiligen Baugrundstücks einer Gruppe sind mit dem Verfahren<br />

des geometrischen Nivellements in einem Liniennivellement <strong>zu</strong> bestimmen. Vor der Messung ist<br />

<strong>zu</strong>nächst die Justierung des Nivellierinstruments mit dem NÄBAUER-Verfahren <strong>zu</strong> überprüfen.<br />

Geometrisches Nivellement<br />

Ein Nivellier oder Nivellierinstrument ist ein Messgerät, welches aus einem Zielfernrohr besteht,<br />

und welches eine Einrichtung (Libelle, Kompensator) besitzt, mit deren Hilfe man die Ziellinie des<br />

Instruments horizontal stellen kann. Beim Drehen des Fernrohrs überstreicht die Ziellinie eine Horizontalebene,<br />

die als Vergleichshorizont für die Ablesung an zwei vertikalen Maßstäben, herangezogen<br />

werden kann. Werden die vertikalen Maßstäbe, Nivellierlatten genannt, auf zwei Punkten A<br />

und B lotrecht aufgestellt, so kann deren Höhenunterschied bestimmt werden. Da<strong>zu</strong> wird die Differenz<br />

der Ablesung r an der aufgestellten Latte in A (=Rückblick) und der Ablesung v an der aufgestellten<br />

Latte in B (=Vorblick) gebildet.<br />

r<br />

vertikale<br />

Nivellierlatte<br />

3<br />

2<br />

1<br />

A<br />

horizontale Ziellinie<br />

Nivellierinstrument<br />

∆ h = r - v<br />

vertikale<br />

Nivellierlatte<br />

Abb. 1: Prinzip des geometrischen Nivellements<br />

Das Ergebnis ist bereits ein metrischer Höhenunterschied mit korrektem Vorzeichen. Das geometrische<br />

Nivellement liefert somit <strong>zu</strong>nächst Höhenunterschiede ∆h zwischen zwei Punkten. Um die Höhe<br />

eines unbekannten Neupunktes N <strong>zu</strong> bestimmen, muss der Höhenunterschied zwischen dem<br />

Neupunkt N und einem Höhenfestpunkt mit bekannter (NN-)Höhe bestimmt werden. Anschließend<br />

kann durch Addition des Höhenunterschieds <strong>zu</strong>r bekannten (NN-)Höhe des Höhenfestpunktes die<br />

(NN-)Höhe von N bestimmt werden. Höhenfestpunkte befinden sich häufig im größeren Abstand<br />

<strong>zu</strong>m Neupunkt N. Sie können bei Vermessungsdienststellen (Katasteramt, Stadtvermessungsamt<br />

etc.) erfragt werden.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 17<br />

3<br />

2<br />

1<br />

B<br />

v<br />

r - v


Liniennivellement<br />

Lässt sich der Höhenunterschied zwischen zwei Punkten nicht mit einem einzigen Instrumentenstandpunkt<br />

bestimmen, so werden Teilhöhenunterschiede nach dem gleichen System des geometrischen<br />

Nivellements, durch Unterteilung des Weges in mehrere Abschnitte, ermittelt und aufsummiert.<br />

Zur Festlegung der erforderlichen Wechselpunkte dienen Lattenuntersätze (=Frösche) aus<br />

Gusseisen, Pflöcke und Nägel.<br />

E<br />

E<br />

1,847<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

A<br />

Abb. 2: Prinzip des Liniennivellements<br />

Um gesicherte Höhen <strong>zu</strong> erhalten, wird der Neupunkt N mindestens an zwei Höhenfestpunkte, Höhenanschluss-<br />

und Höhenabschlusspunkt, angeschlossen. Es empfiehlt sich weiterhin, den Höhenunterschied<br />

in Hin- und Rückmessung <strong>zu</strong> bestimmen. Diese Vorgehensweise hat zwei Gründe: Erstens<br />

möchte man sich gegen grobe Fehler schützen, und zweitens erreicht man mit einer mehrfachen<br />

Messung eine Genauigkeitssteigerung.<br />

Nivellierinstrumente<br />

E<br />

1,531<br />

E<br />

1,368<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

1,425<br />

E<br />

1,208<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

1,571<br />

E<br />

E 1,344<br />

E<br />

E<br />

E<br />

1,678<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

Die Hauptbestandteile eines Nivelliers sind ein, um eine vertikale Achse drehbar gelagertes, Fernrohr<br />

und Einrichtungen <strong>zu</strong>m Horizontieren der Zielachse des Fernrohrs. Je nach Art der Horizontierung<br />

unterscheidet man vier Bauarten von Nivellieren:<br />

• Nivelliere ohne Kippschraube: Die Libelle ist mit dem Fernrohr und das Fernrohr ist mit dem<br />

Fernrohrträger fest verbunden. Die Horizontierung erfolgt über die Röhrenlibelle mittels der<br />

Fußschrauben.<br />

• Nivelliere mit Kippschraube: Die Libelle ist mit dem Fernrohr fest verbunden, das Fernrohr lässt<br />

sich gegenüber der Stehachse im begrenzten Umfang kippen. Die Grobhorizontierung erfolgt<br />

über die Dosenlibelle mit den Fußschrauben. Zur Feinhorizontierung wird die Röhrenlibelle<br />

mittels der Kippschraube eingespielt.<br />

• Kompensatornivelliere: Das Fernrohr ist mit dem Fernrohrträger fest verbunden. Im Inneren<br />

befindet sich ein mechanisch-optischer Kompensator. Die Grobhorizontierung erfolgt über die<br />

Dosenlibelle mittels der Fußschrauben. Die Ziellinie wird mittels des Kompensators automatisch<br />

feinhorizontiert.<br />

• Digitalnivelliere: Digitalnivelliere bauen optisch auf den Kompensatornivellieren auf, d.h. sie<br />

stellen im Prinzip eine Kombination einer digitalen Kamera mit einem Kompensatornivellier<br />

dar. Trotzdem lässt sich auch weiterhin eine optische Ablesung durchführen.<br />

Die Genauigkeit der Höhenbestimmung hängt von der Güte des Nivellierinstrumentes, seiner Einrichtung<br />

für die Horizontierung der Ziellinie und den Messmethoden ab. Somit lassen sich Nivelliere<br />

neben der Unterscheidung nach ihrem Aufbau, auch nach ihrer Genauigkeit klassifizieren:<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 18<br />

N


Bezeichnung Genauigkeit Standardabweichung für 1 km Doppelnivellement<br />

Baunivellier niedere ≤ 20 mm<br />

Ingenieurnivellier mittlere ≤ 6 mm<br />

Präzisions- und hohe ≤ 2 mm<br />

Feinnivellier höchste ≤ 0,5 mm<br />

Nivellierlatten<br />

Tab. 1: Klassifizierung von Nivellierinstrumenten nach ihrer Genauigkeit<br />

An Nivellierlatten wird der lotrechte Abstand zwischen der horizontalen Ziellinie und dem Aufsetzpunkt<br />

der Latte abgelesen. Einfache Nivellierlatten sind meist Latten aus Holz oder Metall und haben<br />

eine Länge von 4 m, bei einer Breite von 8 cm. Häufig können die Latten mittels Scharnieren<br />

<strong>zu</strong>sammengeklappt werden (Klapplatten), so dass sie bequemer <strong>zu</strong> transportieren sind. Die Vorderseite<br />

der Latten ist in cm eingeteilt und nach dm beziffert, man unterscheidet Felder- und Strichteilung.<br />

Die Zahlen auf den meisten Latten stehen aufrecht, ältere Latten tragen kopfstehende Zahlen.<br />

Der Nullpunkt der Teilung soll mit der Unterseite der Grundplatte <strong>zu</strong>sammenfallen. Je nach Bauart<br />

und Bezifferung der Latten unterscheidet man verschiedene Lattentypen:<br />

• Die Latte mit E-Teilung gibt eine deutliche Unterscheidung der Dezimeter, Halbdezimeter<br />

und der Zentimeter. Häufig ist die Teilung für die ungeraden Meter<br />

schwarz und für die geraden Meter rot. Die Zahlen sind in dem <strong>zu</strong>gehörigen dm-<br />

Abschnitt aufgetragen.<br />

• Die Latte mit Schachbretteilung wird <strong>zu</strong>r Verbesserung der Schätzgenauigkeit verwandt,<br />

da besonders bei heller Beleuchtung die weißen Felder größer als die<br />

schwarzen oder roten erscheinen (Irradiation).<br />

• Die teildigitalisierte Latte besitzt neben der Beschriftung der Dezimeter auch eine<br />

Bezifferung der geraden Zentimeter.<br />

• Die Latte mit Strichteilung wird bei Feinnivellieren mit Planplattenmikrometern<br />

eingesetzt. Dadurch lässt sich mit dem Instrument der einzelne Teilstrich scharf<br />

einstellen, so dass Schät<strong>zu</strong>ngsungenauigkeiten entfallen.<br />

• Die Zweiskalenlatte besitzt zwei Strichteilungen, wobei die eine Teilung mit Null<br />

beginnt und die andere um einen unrunden Betrag, die Lattenkonstante, versetzt<br />

aufgetragen ist. Wenn auf jedem Standpunkt beide Teilungen abgelesen werden,<br />

ergeben sich zwei „Parallelnivellements“ und dadurch eine höhere Genauigkeit und<br />

Ablesesicherheit.<br />

• Die Latte mit Strichcode wird bei Digitalnivellieren eingesetzt und besitzt neben der<br />

herkömmlichen Teilung auf der einen Seite, einen Strichcode auf der anderen Seite.<br />

Das im Fernrohr sichtbare Codebild der Latte wird auf eine Photodiodenzeile<br />

abgebildet und <strong>zu</strong> einem digitalen Messsignal verarbeitet. Anschließend wird das<br />

Messsignal nach dem Prinzip der Korrelation mit dem abgespeicherten Referenzsignal<br />

verglichen, bis es übereinstimmt. Auf diese Weise lässt sich die Lattenablesung<br />

für die Höhe und die Strecke S bestimmen.<br />

Latte mit<br />

Strichcode<br />

Beim Aufstellen einer Nivellierlatte ist darauf <strong>zu</strong> achten, dass sie immer auf einer runden oder spitzen,<br />

festen Unterlage aufgesetzt wird. Der Aufsatzpunkt muss immer der eindeutig höchste Punkt<br />

der Unterlage sein, damit die Latte beim Drehen um ihre Achse zwischen Vor- und Rückblick in unveränderter<br />

Höhe bleibt. Bei Wechselpunkten wird die Latte auf einen Lattenuntersatz (=Frosch)<br />

oder einen eingeschlagenen Pflock aufgesetzt. Dieser Lattenuntersatz ist eine Bodenplatte mit einem<br />

Aufsatzzapfen und drei Füßen, die fest in den Boden eingetreten werden. Durch Einspielen einer,<br />

an der Latte angebrachten, Dosenlibelle oder eines angehaltenen Lattenrichters (=Dosenlibelle mit<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 19<br />

13<br />

11<br />

12<br />

Latte mit<br />

E-Teilung


Anhalteschienen) wird die Latte lotrecht gehalten und kann in dieser Stellung durch Fluchtstäbe<br />

<strong>zu</strong>sätzlich seitlich abgestützt werden.<br />

Prüfung und Justierung von Nivellierinstrumenten<br />

Die Hauptanforderung an Libellennivelliere ist die horizontale Lage der Zielachse bei eingespielter<br />

Libelle, d.h. bei horizontaler Libellenachse. Bei Kompensatornivellieren muss der eingespielte Kompensator<br />

eine horizontale Ziellinie erzeugen. Um bequem und schnell mit Nivellieren arbeiten <strong>zu</strong><br />

können, sind noch Nebenbedingungen <strong>zu</strong> erfüllen: Die Libellenachse soll senkrecht <strong>zu</strong>r Stehachse<br />

sein bzw. es muss bei eingespielter Dosenlibelle der Kompensator frei schwingen.<br />

Die Überprüfung der Hauptanforderung geschieht im Feld nach dem NÄBAUER-Verfahren. Die<br />

Grundlage der Probe ist, dass ein eventueller Neigungsfehler α der Ziellinie in allen Messrichtungen<br />

konstant bleibt. Die daraus entstehende Verbesserung v der Lattenablesung verhält sich somit proportional<br />

<strong>zu</strong>r Zielweite. Da<strong>zu</strong> wird mit dem <strong>zu</strong> prüfenden, sauber horizontierten Instrument ein<br />

Höhenunterschied zwischen zwei aufgestellten Nivellierlatten von zwei Instrumentenstandpunkten<br />

so gemessen, dass der Einfluss einer eventuell vorhandenen geneigten Ziellinie rechnerisch ermittelt<br />

werden kann.<br />

L1, L2: Lattenstandpunkte J1, J2: Instrumentenstandpunkte<br />

Ablesungen des Nivelliers in J1: Ablesungen des Nivelliers in J2:<br />

a1′ an Latte L1<br />

a2′ an Latte L2<br />

Die horizontale Visur (justiertes Nivellierinstrument) ergibt:<br />

a1 – a2 = ∆h = a4 – a3 es folgt: a4 = a1 – a2 + a3<br />

a4′ an Latte L1<br />

a3′ an Latte L2<br />

Unter der Vorausset<strong>zu</strong>ng: S1 = S2, ergeben sich die Sollablesungen mit dem Neigungsfehler α :<br />

a1 = (a1′ - ∆),<br />

a2 = (a2′ - ε - ∆),<br />

a3 = (a3′ - ε),<br />

J 1<br />

a4 = (a4′ - 2ε);<br />

Eingesetzt in obige Gleichung:<br />

a4 = (a1′ - ∆) - (a2′ - ε - ∆) + (a3′ - ε)<br />

Aufgelöst und vereinfacht ergibt sich daraus:<br />

a4 = a1′ - a2′ + a3′ (=Sollwert)<br />

α<br />

a4′<br />

3<br />

a4 2<br />

a1′<br />

1a1<br />

L L2<br />

1<br />

2ε<br />

S 1<br />

Abb. 3: Prinzip des NÄBAUER-Verfahrens<br />

Ablesung Erstprüfung Kontrolle<br />

Berechnung Werte<br />

a1′ 1,613 1,572<br />

a2′ 1,515 1,463<br />

a3′ 2,453 2,371<br />

a4′ 2,532 2,480<br />

a4 = a1′ - a2′ + a3′ 2,551 2,478<br />

Differenz -0,019 +0,002<br />

Justierung Resttoleranz<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 20<br />

ε<br />

ε<br />

3<br />

a3′<br />

a3<br />

2<br />

a2′<br />

1<br />

a2<br />

α<br />

S2<br />

J 2<br />

Abb. 4: Beispiel für die NÄBAUER-Probe


Es werden also bei nicht veränderter Nivellierlattenaufstellung auf dem Instrumentenstandpunkt J1<br />

die Ablesungen a1′ und a2′ gemacht, auf dem Instrumentenstandpunkt J2 die Ablesung a3′ und a4′.<br />

Aus der obigen Gleichung ist ersichtlich, dass man aus den Ablesungen den "richtigen" Wert (horizontale<br />

Ziellinie) a4 ableiten kann. Dieser gerechnete Wert wird mit der tatsächlichen Ablesung a4′<br />

verglichen und ergibt so eine Information über die Neigung der Ziellinie. Ist die Ziellinie nicht horizontal,<br />

kann das Instrument durch eine Justierung (nicht Horizontierung!) der Röhrenlibelle oder<br />

des Fadenkreuzes auf die Sollablesung a4 berichtigt werden. Wenn die Ablesung a4’ um mehr als<br />

± 3 mm vom Sollwert abweicht, sollte das Nivellierinstrument justiert werden. Eine solche Überprüfung<br />

der Justierung des Nivellierinstruments ist grundsätzlich vor Beginn des Nivellements durch<strong>zu</strong>führen.<br />

r<br />

3<br />

2<br />

1<br />

c<br />

α<br />

α c<br />

S1<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 21<br />

S2<br />

Abb. 5: Nivellieren aus der Mitte<br />

Da aber die Justierung nur mit endlicher Genauigkeit durchführbar ist, bleibt auch bei einem justierten<br />

Nivellierinstrument ein so genannter "Restjustierfehler" erhalten, d.h. die Ziellinie ist nicht<br />

absolut horizontal. Man kann den Einfluss dieses Restjustierfehlers, der bei einem längeren Nivellementsweg<br />

durchaus beträchtliche Größenordnungen annehmen kann, durch eine konsequente<br />

Aufstellung des Instruments in der Mitte zwischen den beiden Nivellierlatten (<strong>zu</strong>meist genügt das<br />

Abschreiten von S) vollständig aus dem Ergebnis eliminieren.<br />

Ist die Ziellinie um den kleinen Restwinkel α geneigt, ergibt dies an der Nivellierlatte die "Fehlablesung"<br />

c. Sind die Zielweiten <strong>zu</strong> den beiden Latten gleich groß (Nivellieren aus der Mitte), so ergibt<br />

die Auswertung der Grundgleichung des Nivellements:<br />

∆h = (r -c) - (v - c) = (r - v)<br />

Somit ist das Ergebnis - der Höhenunterschied ∆h - fehlerfrei!<br />

Literatur<br />

KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel 10<br />

und 11<br />

RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />

Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 2.5 und 4.1<br />

SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />

Kapitel 3.4, 6 und 7<br />

SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2001): Lehrbuch Vermessung Grundwissen, Schütze Engler<br />

Weber Verlags GbR, Dresden, Kapitel 3.6 und 5.1 – 5.3<br />

WITTE, B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />

Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 5.1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

v<br />

r - v


Durchführung der Übung<br />

1. Erkundung<br />

Die Grenzpunkte des <strong>zu</strong>geteilten Grundstücks werden anhand des Übersichtsplans (Seite 7 bzw. 8)<br />

und des Vermessungsrisses (Seite 10 bis 13) aufgesucht. Die Punktnummern der Grenzpunkte Pi,<br />

deren Höhe bestimmt werden soll, sind auf Seite 6 aufgeführt. Die Punkte Pi sind in die Nivellementslinie<br />

ein<strong>zu</strong>beziehen. Die vorgegebene Nivellementslinie (Seite 9) soll durch einen der beiden<br />

Punkte Pi und einen frei wählbaren Zwischenfestpunkt in drei (etwa gleich lange) Abschnitte unterteilt<br />

werden.<br />

2. Überprüfung des Nivellierinstruments<br />

Vor Beginn der Messungen ist die Justierung des Nivellierinstruments mittels der NÄBAUER-Probe<br />

<strong>zu</strong> überprüfen. (S1 = S2 ~ 15 m)<br />

3. Geometrisches Nivellement<br />

Messungsablauf:<br />

• Der erste Lattenträger stellt die Nivellierlatte mit Hilfe der Dosenlibelle streng lotrecht auf den<br />

Anfangspunkt (Höhenanschlusspunkt) auf. Dabei wird sie mit zwei Halte- oder Fluchtstäben<br />

stabilisiert.<br />

• Das Nivellierinstrument wird im abgeschrittenen Zielweitenabstand S von der Nivellierlatte aufgestellt<br />

und horizontiert. Die Zielweite sollte wegen der mm-Schätzgenauigkeit auf der Nivellierlatte<br />

nicht länger als 30 m sein. Bei der Aufstellung des Stativs sollte der Stativteller möglichst<br />

horizontal sein. In hängigem Gelände werden zwei Stativbeine parallel <strong>zu</strong>m Hang nach<br />

unten und das dritte Bein, im erforderlichen Maße eingeschoben, hangaufwärts gestellt.<br />

• Der zweite Lattenträger geht <strong>zu</strong>m ersten Wechselpunkt, der in der gleichen Zielweite S vom<br />

Nivellier entfernt ist. Die abgeschrittenen Entfernungen werden im Feldbuch notiert. Der Wechselpunkt<br />

muss auf stabilem Untergrund sein. Der Lattenuntersatz (Frosch) ist fest ein<strong>zu</strong>treten.<br />

Bei Wechselpunkten auf weichem Untergrund (Wiesen, Acker, etc.) werden Pflöcke mit Nägeln<br />

<strong>zu</strong>m Wechseln verwendet. Die Pflöcke sollen dabei bodengleich eingeschlagen werden. Der<br />

Punkt bzw. Pflock darf sich beim Drehen der Nivellierlatte nicht bewegen.<br />

• An der im Anfangspunkt aufgehaltenen Nivellierlatte wird die Ablesung r (=Rückblick) gemacht.<br />

Der Wert für r wird im Feldbuch notiert. Dabei wird die Ablesung in Metern angegeben,<br />

wobei die cm noch abgelesen werden können, während die mm geschätzt werden. Um den Einfluss<br />

der Strahlbrechung (Refraktion) gering <strong>zu</strong> halten, sind Visurhöhen unter 0,5 m an der Nivellierlatte<br />

<strong>zu</strong> vermeiden.<br />

• An der Nivellierlatte im ersten Wechselpunkt wird die Ablesung v (=Vorblick) gemacht. Der<br />

Wert für v wird im Feldbuch notiert. Im Moment der Ablesung muss die Nivellierlatte exakt lotrecht<br />

aufgestellt sein.<br />

• Der Feldbuchführer berechnet den Höhenunterschied zwischen beiden Lattenaufstellungen als<br />

Differenz zwischen Rück- und Vorblick (r-v) und notiert das Ergebnis im Feldbuch.<br />

• Das Instrument wird nun <strong>zu</strong>m zweiten Standpunkt getragen. Beim Transport kann das Instrument<br />

auf dem Stativ verbleiben. Kompensatornivelliere werden mit dem Stativ über der Schulter<br />

getragen, damit der Kompensator beim Transport anliegt und nicht frei schwingt. Libellennivelliere<br />

dagegen werden in aufrechter Stellung getragen.<br />

• Die auf dem letzten Wechselpunkt aufgehaltene Nivellierlatte wird vorsichtig <strong>zu</strong>m neuen Instrumentenstandpunkt<br />

gedreht, ohne die Latte vom Frosch oder Pflock <strong>zu</strong> nehmen. Diese Nivellierlatte<br />

dient nun als Rückblick und wird vom neuen Instrumentenstandpunkt erneut abgelesen.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 22


• Die Latte des letzten Rückblicks wird nun <strong>zu</strong>m nächsten Wechselpunkt getragen und mit der<br />

Dosenlibelle lotrecht aufgestellt, da sie <strong>zu</strong>m nächsten Vorblick wird. Hierbei muss wiederum auf<br />

gleiche Zielweiten geachtet werden.<br />

• Anschließend wiederholen sich die Ablesungen von Rück- und Vorblick wie <strong>zu</strong>vor beschrieben<br />

sowie die Standpunktwechsel bis <strong>zu</strong>m Zielpunkt.<br />

Hinweise:<br />

• Die Wechselpunkte dienen nur <strong>zu</strong>r Höhenübertragung und werden daher nicht besonders vermarkt.<br />

• Das Instrument muss nicht in der Verbindungslinie zwischen zwei Lattenstandpunkten aufgestellt<br />

werden, sondern dort, wo gute Standsicherheit und beste Sicht <strong>zu</strong> den Latten bestehen. Instrumenten-<br />

und Lattenstandpunkte wechseln einander solange ab, bis der Höhenabschlusspunkt<br />

erreicht und als Vorblick abgelesen ist.<br />

Merke:<br />

Während des Nivellements dürfen Nivellierinstrument und -Latten niemals gleichzeitig ihre Plätze<br />

wechseln. Bei der Ablesung am Nivellierinstrument bewegt sich keiner, beim Standpunktwechsel<br />

bewegen sich das Instrument und die Latte des letzten Rückblicks.<br />

4. Liniennivellement<br />

Das Liniennivellement ist auf der vorgegebenen Nivellementslinie in oben beschriebener Weise<br />

durch<strong>zu</strong>führen. Die Ablesungen und Zielweiten werden wie im beigefügten Beispiel (Seite 25) in<br />

das Feldbuch eingetragen. Während den Messungen sind die einzelnen Höhenunterschiede fortlaufend<br />

<strong>zu</strong> berechnen. Summen und Summenproben (Σ ∆H = Σ R - Σ V) werden nach jedem Nivellementsabschnitt<br />

durchgeführt.<br />

Im Rahmen dieser Übung wird doppelte Feldbuchführung <strong>zu</strong>r unabhängigen Kontrolle der Aufschreibung<br />

praktiziert. Um Ablesefehler <strong>zu</strong> vermeiden, ist es ratsam, jede Ablesung von einer zweiten<br />

Person kontrollieren <strong>zu</strong> lassen. Zur Kontrolle wird das Liniennivellement doppelt, im Hin- und<br />

Rückweg durchgeführt, wobei der Höhenabschlusspunkt <strong>zu</strong>m Höhenanschlusspunkt wird. Daraus<br />

ergibt sich folgender Personalbedarf: 1 Beobachter am Nivellierinstrument, 2 Feldbuchführer, 2<br />

Lattenträger und 1 Träger des Feldschirms sowie <strong>zu</strong>r Kontrollablesung am Instrument.<br />

5. Auswertung des Nivellementfeldbuchs<br />

Die Auswertung des Nivellements wird gesondert für Hin- und Rückweg durchgeführt:<br />

a) Sämtliche Berechnungen und Summenproben werden vervollständigt. Die Längen der drei<br />

Nivellementsabschnitte Li ergeben sich aus den Summen der Zielweiten.<br />

b) Für die gesamte Nivellementslinie wird der gemessene Höhenunterschied ∆HIst gebildet.<br />

c) Der Höhenunterschied aus den vorgegebenen Sollhöhen der Höhenfestpunkte ist:<br />

∆HSoll = HEndpkt. - HAnf.pkt.<br />

d) Daraus ergibt sich die Gesamtverbesserung vgesamt = ∆HSoll - ∆HIst, wobei folgende Toleranzgrenze<br />

nicht überschritten werden sollte:<br />

∑<br />

L mm 10 + mm (2 = v ±<br />

⋅ i<br />

[ ] )<br />

max km<br />

e) Durchführen des Höhenabgleichs der drei Nivellementsabschnitte durch Anbringen der Verbesserungen<br />

der Höhenunterschiede an die jeweiligen Abschnitte Li:<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 23


v<br />

i<br />

= L<br />

i<br />

⋅<br />

V<br />

gesamt<br />

∑<br />

L<br />

i<br />

∆H<br />

= L ⋅<br />

i<br />

Soll<br />

∑<br />

− ∆H<br />

f) Die vi werden auf volle [mm] gerundet, damit gilt:<br />

v<br />

gesamt<br />

=<br />

∑v i<br />

L<br />

i<br />

Ist<br />

g) Durchführung der Höhenberechnung Hj+ 1 = Hj<br />

+ ∆Hi<br />

+ vi<br />

(nur für die Abschnittsendpunkte<br />

und die Grenzpunkte), wobei als Kontrolle das Ergebnis gleich dem Sollwert des Höhenabschlusspunktes<br />

sein muss.<br />

Höhen der Grenzpunkte<br />

1 =<br />

2 =<br />

Grenzpunkt<br />

Nr.<br />

Höhe Hinweg<br />

HHin<br />

Standardabweichung für 1km Doppelnivellement<br />

Abschnitt<br />

Höhe Rückweg<br />

HRück<br />

Höhenunterschied Differenz d Länge L Gewicht p<br />

Mittel<br />

(HHin + HRück)/2<br />

Nr. dHHin [m] dHRück [m] dHHin+dHRück [km] 1/L pdd<br />

Summe:<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 24


Nivellement<br />

Beobachter: Müller Ort: <strong>TU</strong>D, Lichtwiese Gruppe: 507<br />

Feldbuch: Schmidt Datum: 12. 4. 99 Seite: 1<br />

Instr.: Zeiß Ni 2 Nr.: 2883 Temp.: 20 °C Wetter: sonnig<br />

Punkt Ablesungen h = r - v Verb. Höhe Bemerkungen<br />

Nr. Rückblick Vorblick + - [mm] [m] Messweg<br />

HP 117 0,505 121,705 36<br />

W1 1,844 1,268 0,763 35 36<br />

W2 1,798 1,017 0,827 30 35<br />

ZP1 1,116 0,682 122,453 28<br />

Summen: 4,147 3,401 1,509 0,763 200 m<br />

Höhendiff.: +0,746 0,746 +2 1. Messabschnitt<br />

ZP1 1,473 122,453 30<br />

W3 1,691 1,354 0,119 35 30<br />

W4 1,073 1,568 0,123 35 35<br />

Gr. 110 1,604 0,531 122,166 35<br />

Summen: 4,237 4,526 0,242 0,531 200 m<br />

Höhendiff.: -0,289 0,289 +2 2. Messabschnitt<br />

Gr. 110 1,248 122,166 38<br />

W5 1,471 1,560 0,312 38 38<br />

W6 1,609 1,230 0,241 35 38<br />

ZP 2 1,354 0,255 122,352 33<br />

Summen: 4,328 4,144 0,496 0,312 220 m<br />

Höhendiff.: +0,184 0,184 +2 3. Messabschnitt<br />

ZP2 1,570 122,352 28<br />

W7 1,486 1,496 0,074 32 38<br />

W8 1,617 1,330 0,156 35 32<br />

HP 118 1,549 0,068 122,651 35<br />

Summen: 4,673 4,375 0,298 190 m<br />

Höhendiff.: +0,289 +1 4. Messabschnitt<br />

gesamte<br />

17,385 16,446 1,228 0,289<br />

H(118)-<br />

H(117):<br />

810 m Messweg<br />

Höhendiff.: +0,939 0,939 = Istwert +7 +0,946 = Sollwert<br />

gesamte Verbesserung: v = Sollwert - Istwert = +7 mm<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 25


Aufgabe<br />

Übung 2a:<br />

Gebäudeabsteckung<br />

Geodätisches Institut<br />

Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

Jede Gruppe steckt ein Gebäude nach den Vorgaben des Bebauungsplans (Abb. 13) auf ihrem<br />

Grundstück ab. Die Absteckmaße aus dem genehmigten Bauantrag sind rechtsverbindlich, d.h. Baulinien<br />

und Baugrenzen sind exakt ein<strong>zu</strong>halten. Nach der Absteckung erfolgt die Kontrolle durch eine<br />

erneute Aufnahme im Orthogonal- und/oder Einbindeverfahren sowie durch Messen von Kontrollmaßen<br />

und anschließender Vergleich mit den Sollmaßen. Abschließend erfolgt die Berechnung der<br />

Grundstücksfläche aus den orthogonalen Absteckmaßen des Vermessungsrisses.<br />

Orthogonal- und Einbindeverfahren<br />

Diese beiden Verfahren kommen bei einfachen Bauabsteckungen <strong>zu</strong>r Anwendung (z.B. Wohnhäuser),<br />

bei denen die Einhaltung der durch den Bebauungsplan geforderten Grenzabstände gewährleistet<br />

sein muss. Die Absteckung der Bauwerkspunkte erfolgt mit Rechtwinkelprisma, Messband<br />

und Fluchtstäben von einer Ausgangslinie aus. Für die Hausabsteckung benutzt man eine Grundstücksgrenze<br />

als Ausgangslinie und steckt von ihr aus die sich aus den ein<strong>zu</strong>haltenden Mindestabständen<br />

ergebenden Zwangspunkte ab. Anschließend bildet man weitere rechte Winkel bzw.<br />

Schnittlinien, um alle Punkte des Hauses ab<strong>zu</strong>stecken. Die so gefundenen Punkte werden durch<br />

Holzpfähle vermarkt. Als Kontrolle dienen Gebäudeumrissmaße, die Pythagorasprobe über die Gebäudediagonalen<br />

und die Spannmaße <strong>zu</strong> benachbarten Grenzpunkten.<br />

Für das Ausschachten der Baugrube kann man die Gebäudepunkte <strong>zu</strong>nächst grob abstecken und<br />

provisorisch vermarken. Der Arbeitsraum wird vom Bauunternehmer je nach Bodenbeschaffenheit<br />

<strong>zu</strong>geschlagen. Die Feinabsteckung erfolgt anschließend nach Aushub der Baugrube. Da mit dem<br />

Bau der Fundamente die Vermarkung der Gebäudepunkte verloren geht, werden <strong>zu</strong>r Sicherung der<br />

Absteckung für die Dauer des Baues die Punkte auf Schnurgerüste mit Hilfe von Nägeln in den<br />

Achsverlängerungen "aufgeschnürt".<br />

Einbindeverfahren<br />

Beim Einbindeverfahren, das praktisch ohne optische Vermessungsinstrumente (nur Fluchtstäbe<br />

und Bandmaß) auskommt, werden nachfolgend angeordnete Messungslinien mit den jeweils übergeordneten<br />

Messungslinien <strong>zu</strong>m Schnitt gebracht, und der Schnittpunkt wird auf dieser Linie eingemessen.<br />

Die einzelnen Messungslinien werden "ineinander geschachtelt". Das Verfahren ist<br />

grundsätzlich sehr einfach, doch ist es in der Örtlichkeit sehr zeit- und personalaufwändig.<br />

Orthogonalverfahren<br />

Hat man bei einer Grundrissaufnahme z.B. Linien mit mehreren Knickpunkten (also nicht gleichmäßige<br />

Flächenformen), kann das Orthogonalverfahren vorteilhaft sein. Da<strong>zu</strong> werden mit einem<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 27


Winkelprisma (Rechtwinkelprisma) die Lotfußpunkte der ein<strong>zu</strong>messenden Punkte auf der Messungslinie<br />

aufgesucht und ihre Abstände auf dieser sowie die Längen der Ordinaten gemessen.<br />

Whs<br />

A B<br />

Erläuterungen<br />

Fluchtstäbe:<br />

Abb. 7: Orthogonalverfahren<br />

Grenze = untergeordnete Linie<br />

Gebäudeflucht = untergeordnete Linie<br />

C D<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 28<br />

Whs<br />

A B<br />

Messungslinie<br />

Abb. 8: Einbindeverfahren<br />

Fluchtstäbe dienen während der Messung <strong>zu</strong>r Bezeichnung von Vermessungspunkten. Sie<br />

bestehen aus Nadelholz, Leichtmetall oder glasfaserverstärktem Kunststoff. Fluchtstäbe<br />

haben üblicherweise einen Durchmesser von 2,8 cm und sind 2 m lang, wobei sie in 50<br />

cm Abständen abwechselnd weiß und rot gestrichen sind. Zum Einstoßen in den Boden<br />

befindet sich am unteren Ende eine eiserne Spitze. Bei bereits vermarkten Vermessungspunkten<br />

wird der Fluchtstab in Messrichtung gesehen hinter dem Pflock aufgestellt. Für<br />

eine zentrische Aufstellung auf Pflock, Grenzstein oder festem Bo- den dient ein<br />

eiserner, dreibeiniger Fluchtstabhalter. Die Fluchtstäbe werden durch Vergleich<br />

eines geringen parallelen Abstandes zwischen der Lotschnur eines Schnurlotes und<br />

einer Stabseite senkrecht gestellt. Dabei muss dieser Vorgang in zwei <strong>zu</strong>einander orthogonalen<br />

Richtungen erfolgen. Statt der Lotschnur kann auch ein Lattenrichter mit Dosenlibelle<br />

verwendet werden.<br />

Schnurlot:<br />

Ein Schnurlot ist ein Metallstück mit meist kegel- oder birnenförmigen Querschnitt von<br />

150 bis 300 g Masse, das an einer Schnur hängt. Ein Lot realisiert somit direkt die Lotrichtung<br />

und dient <strong>zu</strong>m Lotrechtstellen oder Zentrieren anderer geodätischer Instrumente.<br />

Geradenabsteckung mit Fluchtstäben (Einfluchten):<br />

Um eine Gerade im Gelände <strong>zu</strong> bezeichnen,<br />

werden <strong>zu</strong>nächst die beiden Endpunkte mit<br />

Fluchtstäben ausgesteckt. Zwischen den beiden<br />

Endpunkten werden weitere Zwischenpunkte<br />

eingefluchtet, deren Abstand sich nach den jeweiligen<br />

Vermessungsaufgaben richtet. Vom<br />

Beobachtungsstandpunkt aus gesehen wird <strong>zu</strong>nächst<br />

der entfernteste, <strong>zu</strong>letzt der nächstgelegene<br />

Zwischenpunkt eingefluchtet. Der Fluchtstab<br />

in einem Punkt ist eingewiesen, wenn<br />

Aufriß<br />

Grundriß<br />

Beobachtungspunkt<br />

A<br />

HP HP<br />

Absteckungsrichtung<br />

Abb. 9: Geradenabsteckung durch Fluchten<br />

Zielpunkt<br />

E


dieser mit den Fluchtstäben im Anfangs- und Endpunkt der Geraden gegenseitig <strong>zu</strong>r Deckung gebracht<br />

wurde. Wenn der Fluchtstab gesteckt und eingelotet ist, wird die exakte Flucht nochmals<br />

kontrolliert und gegebenenfalls verbessert.<br />

Streckenmessung mit dem Rollbandmaß:<br />

Rollbandmaße aus Stahl werden in Längen von 10, 20, 25 und 50 m mit einem Querschnitt von<br />

etwa 13 x 0,2 mm aus gewöhnlichem, rostfreiem Federbandstahl oder aus Invar gefertigt. Meist<br />

sind die Bänder in m, dm und cm sowie im ersten Meter in mm geteilt. Die Teilung des Bandes beginnt<br />

entweder am Beschlag (Stoßstelle von Haltering und Band) oder erst auf dem Band (etwa 1<br />

dm vom Ring entfernt). Zur Messung wird die Nullmarke am Anfangspunkt der Strecke angelegt,<br />

das Messband in Messrichtung eingefluchtet, in die Horizontale gebracht und mit ca. 50 N (ca. 5<br />

kg) gespannt. Der Endpunkt des Messbandes, der eventuell abgelotet werden muss, wird mit einer<br />

Zählnadel gekennzeichnet. Zur Messung der zweiten Bandlage wird der Nullpunkt des Messbandes<br />

an die Zählnadel angelegt und die nächste Bandlage gemessen. Die Anzahl der benötigten Zählnadeln<br />

ergibt die Anzahl n der ganzen Bandlagen l, das überschüssige Reststück R wird direkt am<br />

Band abgelesen. Die Gesamtstrecke L ergibt sich damit <strong>zu</strong> L = n ·l + R.<br />

Absetzen von rechten Winkeln:<br />

Zum Absetzen rechter Winkel sowie <strong>zu</strong>m Aufwinkeln seitwärts liegender Punkte auf eine Messungslinie<br />

dienen Winkelprismen und Prismenkreuze. Winkelprismen sind geschliffene Glaskörper mit<br />

parallelen Kanten. Der Strahlengang lässt sich mit Hilfe des Brechungsgesetzes, des Reflexionsgesetzes<br />

und des Gesetzes der totalen Reflexion herleiten. Es gibt verschiedene Bauarten (Pentagonprisma,<br />

Wollastonprisma) von Winkelprismen, bei denen ein einfallender Lichtstrahl i.d.R. um 100<br />

gon abgelenkt wird, so dass ein rechter Winkel entsteht. Prismenkreuze bestehen aus zwei übereinander<br />

angeordneten Prismen.<br />

Bei dem so genannten Kreuzvisier, einem Prismenkreuz, das aus zwei Wollastonprismen besteht,<br />

kann der Beobachter sich selbst in eine Gerade einfluchten und gleichzeitig den Lotfußpunkt für<br />

einen auf<strong>zu</strong>nehmenden Gegenstand bestimmen, oder bei vorgegebenen Lotfußpunkt einen rechten<br />

Winkel absetzen. Da<strong>zu</strong> wird in Verlängerung des Schnittpunktes der beiden Abbildungsstrahlen ein<br />

Schnurlot, welches frei pendeln kann, angebracht. Damit kann entweder der Lotfußpunkt abgesetzt,<br />

oder sich exakt über dem vorgegebenen Lotfußpunkt platziert werden.<br />

A B<br />

D<br />

Auge<br />

A<br />

Bild von<br />

Stab A<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 29<br />

D<br />

Bild von<br />

Stab B<br />

Abb. 10: Strahlengang durch ein Prismenkreuz (Kreuzvisier) in Grund- und Aufriss<br />

Freier Durchblick<br />

nach Stab D<br />

B


Beim Absetzen eines rechten Winkels wird <strong>zu</strong>nächst der Lotfußpunkt einer Geraden, die durch die<br />

Punkte A und B definiert wird, abgesetzt. Anschließend hält der Beobachter das Prisma senkrecht<br />

über den in der Geraden eingefluchteten Lotfußpunkt vor das Auge und dreht das Prisma bis die<br />

Bilder der durch Schnurlote oder Fluchtstäbe signalisierten Geradenpunkte in den Fenstern des<br />

Winkelprismas senkrecht übereinander erscheinen. Danach weist der Beobachter durch den freien<br />

Prismendurchblick das von einer weiteren Person gehaltene Schnurlot, oder den frei pendelnd gehaltenen<br />

senkrechten Fluchtstab so ein, dass dieses bzw. dieser mit dem Bild der Endpunkte im<br />

Prisma eine senkrechte Linie bildet. Sind die Bilder seitlich versetzt, so befindet sich der Beobachter<br />

Abb. 11: Absetzen eines rechten Winkels Abb. 12: Aufwinkeln eines Punktes<br />

nicht exakt in der Geradenflucht. Erscheinen sie geneigt gegeneinander, hält der Beobachter das<br />

Prisma nicht senkrecht.<br />

Beim Aufwinkeln eines seitlich gelegenen und ausgesteckten Punktes D, muss sich der Beobachter<br />

<strong>zu</strong>nächst in die Gerade AB einfluchten, indem er die Bilder der beiden Fluchtstäbe oder Schurlote<br />

auf A und B in den beiden Fenstern des Prismas senkrecht <strong>zu</strong>r Deckung bringt. Anschließend muss<br />

sich der Beobachter so lange seitlich zwischen A und B Hin- und Herbewegen, bis die Bilder der<br />

Fluchtstäbe auf A und B mit dem Fluchtstab oder dem Schnurlot, der bzw. das auf dem Punkt D<br />

aufgehalten wird, <strong>zu</strong>r Deckung gebracht wurden. Der Punkt D kann da<strong>zu</strong> durch den freien Prismendurchblick<br />

anvisiert werden.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 30


Zeichnerische und textliche Vorgaben <strong>zu</strong>r Übung<br />

1. Die Baulinie verläuft in einem Abstand von 3,00 m parallel <strong>zu</strong>r Grundstücks- bzw. Straßengrenze.<br />

(Die Baulinie ist eine planerische Festset<strong>zu</strong>ng im Bebauungsplan, auf der gebaut werden<br />

muss. Ein Über- oder Unterschreiten ist nach dem BauGB un<strong>zu</strong>lässig).<br />

2. Der Grenzabstand <strong>zu</strong> derjenigen Nachbargrenze, die eine größere Abweichung vom rechten<br />

Winkel (100 gon) <strong>zu</strong>r Straßengrenze aufweist, beträgt 2,75 m.<br />

3. Das Gebäude hat die Maße von 10,00 x 12,00 m, wobei die längere Gebäudeseite diejenige ist,<br />

welche parallel <strong>zu</strong>r Straße verläuft.<br />

Kartierung<br />

Die Karte ist eine maßstäbliche Darstellung der<br />

Örtlichkeit im Grundriss. Die Kartierung wird<br />

auf Karton oder Folie mit Tusche ausgeführt. Sie<br />

enthält im allgemeinen ein Gitternetz, die Angabe<br />

des Maßstabs sowie weitere Gestaltungsmerkmale<br />

(z.B. Nordpfeil). Die Art der Darstellung<br />

von Objekten (Grenzpunkte, Gebäude,<br />

Messlinien) richtet sich in Deutschland nach<br />

einer DIN-Norm die für Hessen in einer Zeichenvorschrift<br />

nochmals <strong>zu</strong>sammengefasst ist.<br />

Handriss<br />

12,00 m<br />

12,00 m<br />

10,00 m 10,00 m<br />

# 3,00 m # 3,00 m<br />

Straße<br />

Baulinie Baugrenze<br />

Die Niederschrift der Vermessungsergebnisse<br />

nennt man Hand- oder Vermessungsriss. Er ist<br />

eine einigermaßen maßstäbliche Darstellung der Abb. 14: Beispiel eines Vermessungsrisses<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 31<br />

# 3,00 m<br />

# 3,00 m<br />

10,00 m 10,00 m<br />

Abb. 13: Ausschnitt des rechtsverbindlichen Bebauungsplans<br />

12,00 m 12,00 m<br />

0,00


Situation und enthält alle Informationen, die <strong>zu</strong>r lagemäßigen Festlegung der örtlichen Situation<br />

erforderlich sind. Vermessungsrisse werden während der Messung im Feld erstellt und beinhalten<br />

ebenso sämtliche Kontrollwerte. Die berechneten Kontrollwerte werden neben den gemessenen<br />

Werten in Klammern gesetzt. Die Art der Darstellung richtet sich ebenfalls nach einer DIN-Norm<br />

bzw. Zeichenvorschrift.<br />

Vorbereitung der Übung<br />

Als Vorbereitung der Übung sind zwei Lagepläne (Kartierungen) im Maßstab 1:200 <strong>zu</strong> zeichnen.<br />

Die Kartierung erfolgt auf Papier (DIN A3) mit einem harten Bleistift (3H – 5H). Die Kartiergenauigkeit<br />

beträgt ca. 0,3 – 0,5 mm. In den Lageplan sollen sowohl das Grundstück, als auch das ab<strong>zu</strong>steckende<br />

Gebäude sowie benötigte Vermessungspunkte kartiert werden. Da<strong>zu</strong> sind die Maße des<br />

Vermessungsrisses (Seite 9 bis 11) <strong>zu</strong> beachten. Die Kartierung enthält weiterhin ein Gitternetz,<br />

einen Nordpfeil, die Flurstücksnummer sowie die Angabe des Maßstabs. Vermessungs- und Grundstückspunkte<br />

werden mit Kreisen unterschiedlicher Radien signaturiert. Die Messungslinie, Messzahlen<br />

und Gebäudemaße werden nicht in die Kartierung eingetragen.<br />

Hinweise <strong>zu</strong>r Zeichnung des Lageplans<br />

1. Konstruktion des Gitternetzes<br />

Grundlage jedes <strong>zu</strong>verlässigen Lageplans bildet ein Be<strong>zu</strong>gssystem. Zur Kartierung der koordinierten<br />

Punkte wird ein Koordinatengitter in Form eines Quadratnetzes mit Maschenweiten von 10 m in der<br />

B C<br />

A<br />

e<br />

e<br />

S<br />

e<br />

e<br />

D<br />

55 25300<br />

Natur (= 50,0 mm im Maßstab 1:200) konstruiert. Von dieser Kartierungsgrundlage werden strenge<br />

Parallelität bzw. Rechtwinkligkeit der Linien und die exakte Gleichheit aller Quadratseiten verlangt.<br />

Auf der Zeichenfläche (DIN A3) werden <strong>zu</strong>nächst die beiden Diagonalen durch die Blattecken gezeichnet.<br />

Vom Schnittpunkt S der beiden Diagonalen werden dann in alle vier Diagonalrichtungen<br />

exakt gleiche Strecken e abgetragen und die Endpunkte mit einem spitzen Bleistift markiert. Die<br />

Punkte ABCD ergeben ein genaues Rechteck. Ausgehend von einem der vier Eckpunkte werden nun<br />

entlang der Rechteckseiten Längen von 50,0 mm abgetragen und wiederum mit einem spitzen Bleistift<br />

markiert. Verbindet man nun gegenüberliegende Punkte, so entsteht ein Gitternetz, dessen<br />

Schnittpunkte ebenfalls markiert werden. Zur Kontrolle werden die Diagonalen in den einzelnen<br />

Quadranten auf ihre Solllänge (50,0 mm ·√2) geprüft und die Koordinatenwerte der Gitterlinie (jeweils<br />

volle 10 m) in der Randleiste eingetragen. Beim Ausziehen des Netzes werden nur die<br />

Schnittpunkte durch Kreuze (10,0 x 10,0 mm) markiert. Meistens ist <strong>zu</strong>r Ausnut<strong>zu</strong>ng des Blattformates<br />

eine optimale Lage des Gitternetzes <strong>zu</strong> den Blatträndern erforderlich. Hierfür sind die Gitter-<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 32<br />

34 76900<br />

34 76910<br />

34 76920<br />

Abb. 15: Konstruktion des Gitternetzes<br />

34 76930<br />

34 76940<br />

34 76950<br />

55 25340<br />

55 25330<br />

55 25320<br />

55 25310


linien in Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong>m Kartenformat so an<strong>zu</strong>ordnen, dass das Grundstück sowie die benötigten Vermessungspunkte<br />

voll hineinpassen.<br />

2. Kartieren der Vermessungspunkte<br />

Die Vermessungspunkte werden nach ihren Gauß-Krüger Koordinaten mit Hilfe der Gitterkreuze<br />

kartiert. Als Kontrolle kann die berechnete Strecke zwischen zwei Punkten mit der aus dem Plan<br />

abgegriffenen verglichen werden.<br />

3. Kartieren der Grenzpunkte<br />

Mit Hilfe der Vermessungspunkte lässt sich <strong>zu</strong>nächst die Messungslinie (Seite 9 bis 11) wiederherstellen.<br />

Auf Grundlage der Messungslinie werden anschließend die Grenzpunkte mit den Orthogonalmaßen<br />

kartiert. Als Kontrolle können die aus den Orthogonalmaßen berechneten Grenzlängen<br />

mit den aus der Kartierung abgegriffenen verglichen werden. Die Grenzen werden durch verbinden<br />

der Grenzpunkte eingezeichnet.<br />

4. Kartierung der Gebäudepunkte<br />

Die Gebäudepunkte werden anhand der Vorgaben des Bebauungsplans bzw. der Baugenehmigung<br />

konstruiert (Vorgabe beachten!). Als Kontrolle sollen die berechneten Gebäudeseiten und Diagonalen<br />

mit den aus der Kartierung abgegriffenen verglichen werden.<br />

5. Gestaltungsmerkmale<br />

Abb. 16: Beispiel einer Kartierung<br />

Im letzten Schritt wird die Kartierung um Gestaltungsmerkmale wie Nordpfeil, Text und Koordinatenangaben<br />

ergänzt.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 33


Literatur<br />

KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel 4.1,<br />

6 und 10.5<br />

RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />

Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 3.1, 3.3, 5.2 und 8.3<br />

SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />

Kapitel 13.1, 14.1.1 und 14.2.1<br />

SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2001): Lehrbuch Vermessung Grundwissen, Schütze Engler<br />

Weber Verlags GbR, Dresden, Kapitel 3.4.3, 3.8., 4.2, 4.3.1 und 4.5<br />

SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2004): Lehrbuch Vermessung Fachwissen, Schütze Engler Weber<br />

Verlags GbR, Dresden, Kapitel 2.1 - 2.4<br />

WITTE B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />

Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 3.2, 3.3, 3.4 und 11.3<br />

Durchführung der Übung<br />

1. Absteckung des Gebäudes<br />

Ausstecken der Grenzpunkte des Grundstücks und Absteckung des Gebäudes mittels Einbinde-<br />

und/oder Orthogonalverfahren anhand der Vorgaben des Bebauungsplans. Die Gebäudepunkte<br />

werden durch Kunststoffkegel oder bodengleich ein<strong>zu</strong>schlagende Pfähle vermarkt.<br />

2. Einmessung des Gebäudes<br />

Nach der Absteckung wird das Gebäude mittels Einbinde- und/oder Orthogonalverfahren eingemessen,<br />

wobei die Einmess-, Kontroll- und Sicherheitsmaße in einem Handriss (Abb. 14) protokolliert<br />

und mit den gerechneten Werten verglichen werden. Hierbei werden <strong>zu</strong>sätzlich die Grenzlängen<br />

des Grundstücks mit dem Messband gemessen.<br />

3. Auswertung der Übung<br />

Fläche des Grundstücks und Grenzlängen aus den Orthogonalmaßen des Vermessungsrisses (Seite<br />

10 bis 13):<br />

Gauß´sche Flächenformel(n):<br />

2 ∑ + 1<br />

∑ −<br />

F = Yi<br />

⋅ ( X i−1<br />

− X i ) bzw. 2F = X i ⋅(<br />

Yi+<br />

1 −Yi<br />

1)<br />

Beispiel <strong>zu</strong>r Flächenberechnung (5-Eck)<br />

Punkt Gauß-Krüger-Koordinaten ∆Y = ∆X = 2 F = 2 F =<br />

Nr. Yi Xi Yi+1 - Yi-1 X i-1 - Xi+1 Yi ⋅ ∆X Xi ⋅ ∆Y<br />

5 76 341,09 25 582,17<br />

1 307,61 520.00 − 45,36 + 39,08 + 12 021,40 − 23587,20<br />

2 295,73 543,09 − 15,32 − 72,21 − 21 354,66 − 8 320,14<br />

3 292,29 592,21 + 25,38 − 74,65 − 21 .819,45 + 15030,29<br />

4 321,11 617,74 + 48,80 + 10,04 + 3 223,94 + 30 145,71<br />

5 341,09 582,17 - 13,50 - 97,74 + 33 338,14 - 7859,30<br />

1 307,61 520.00 ± 0,00 ± 0,00 + 5 409,37 + 5 409,37<br />

Kontrollen: � � � �<br />

2F = 5409 m 2 � F = 2704 m 2<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 34


Flächenberechnung Grundstück (aus den Orthogonalmaßen):<br />

Punkt<br />

Nr.<br />

4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

Rechtswert<br />

Y [m]<br />

Hochwert<br />

X [m]<br />

Summe:<br />

Ermittlung der Grenzlängen:<br />

Kontrollen:<br />

∆Y =<br />

Yi+1 - Yi-1<br />

∆X =<br />

X i-1 - Xi+1<br />

2 F =<br />

Yi ⋅ ∆X<br />

2 F =<br />

Xi ⋅ ∆Y<br />

2F = ____________ m 2 � F = ____________m 2<br />

Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten Grenzlänge<br />

punkt Nr. Y [m] X [m] Koordinatendifferenz E [m] S [m] Differenz<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

Yi+1 - Yi X i+1 – X i<br />

* aus den Orthogonalmaßen (S. 10-13) berechnet<br />

** gemessen bei der/für die Erstellung des Handrisses<br />

(berechnet)<br />

*<br />

(gemessen)**<br />

E – S [m]<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 35


Aufgabe<br />

Übung 2b:<br />

Errichtung eines Schnurgerüsts<br />

Geodätisches Institut<br />

Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

Die Achsen des in Übung 2a abgesteckten Gebäudes werden auf ein Schnurgerüst übertragen.<br />

Schnurgerüst<br />

Bei Gebäudeabsteckungen bewährt es sich, die Gebäudeseiten bis über die mutmaßliche Ausdehnung<br />

der Baugrube <strong>zu</strong> verlängern und dort ein Schnurgerüst <strong>zu</strong> erstellen, da die Vermarkung der<br />

Eckpunkte beim Aushub der Baugrube verloren geht. Bei einem Schurgerüst werden Holzlatten parallel<br />

<strong>zu</strong> den Gebäudeachsen waagerecht an Pfosten genagelt, die fest im Boden verankert sind.<br />

Durch Diagonalverstrebungen können die Gerüste <strong>zu</strong>sätzlich stabilisiert werden. Anschließend werden<br />

die Verlängerungen der Gebäudeseiten mit den Holzlatten des Schnurgerüsts <strong>zu</strong>m Schnitt gebracht.<br />

Die Schnittpunkte werden anschließend mit Nägeln markiert. So können durch Einhängen<br />

von Schnüren oder Drähten, die Gebäudeseiten während des Baus jederzeit wieder hergestellt werden.<br />

Beim Abstand des Schnurgerüsts vom Bauwerk muss der Arbeitsraum berücksichtigt werden<br />

sowie der erforderliche Raum für Kräne und andere Baugeräte. Für die Aushubarbeit ist es hilfreich,<br />

wenn die Oberkanten der Latten in einer runden Höhe über der Bauwerksnull-Ebene (BWN) ausgerichtet<br />

sind.<br />

Abb. 17: Aufbau eines Schnurgerüsts<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 37


Erläuterungen<br />

Rotationslaser<br />

Für die höhenmäßige Absteckung oder Überwachung einer Vielzahl von Punkten auf Baustellen,<br />

deren Lage bereits bekannt ist, ist es oft sinnvoll einen Rotationslaser ein<strong>zu</strong>setzen.<br />

Bei diesem beschreibt ein Laserstrahl durch Rotation eines Umlenkprismas (Abb. 15) eine Be<strong>zu</strong>gsebene,<br />

die als Referenzebene dient. Die Be<strong>zu</strong>gsebene lässt sich mit Hilfe eines Kompensators oder<br />

einer Libelle <strong>zu</strong>r Höhenabsteckung oder <strong>zu</strong>r Höhenüberprüfung horizontal stellen oder auch gegen<br />

die Horizontale um einen festen Winkel geneigt ausrichten. Damit ist es ebenso möglich den Laserstrahl<br />

beispielsweise lotrecht aus<strong>zu</strong>richten.<br />

Es gibt dabei Bauarten, die mit einem sichtbaren Laserstrahl arbeiten,<br />

welcher die Ablesung direkt, also visuell, an jedem lotrechten Maßstab<br />

oder an einer Nivellierlatte erlaubt. Bei anderen Bauarten sendet die<br />

Laserdiode des Rotationslasers Licht im nahen Infrarotbereich aus, welches<br />

für das menschliche Auge nicht sichtbar ist. Hierbei wird <strong>zu</strong>sätzlich<br />

<strong>zu</strong>m Rotationslaser eine Nivellierlatte benutzt, die einen Detektor<br />

<strong>zu</strong>m Aufspüren des Laserstrahls auf derselben besitzt. Der Detektor<br />

wird da<strong>zu</strong> solange auf der Nivellierlatte nach oben und unten verschoben,<br />

bis ihn der Laserstrahl trifft, was durch optische und/oder akustische<br />

Signale dem Anwender angezeigt wird. Die Höhe kann anschlie-<br />

Abb. 18: Rotationslaser<br />

ßend direkt an der Latte abgelesen werden.<br />

Der Anwendungsbereich von Rotationslasern reicht je nach Bauart von der Absteckung bzw. Überprüfung<br />

von Bauwerks- oder Baustellenpunkten über Lotungs- und Fluchtungsarbeiten bis hin <strong>zu</strong>r<br />

Steuerungshilfe <strong>zu</strong>m Führen von Baumaschinen.<br />

vertikal<br />

horizontal<br />

Abb. 19: Aufbau und Funktionsweise von Rotationslasern<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 38


Durchführung der Übung<br />

1. Errichten des Schnurgerüsts<br />

Die Gebäudeseiten (aus Übung 2a) werden auf ein Schnurgerüst übertragen. Das Schnurgerüst sollte<br />

in einem sinnvollen Abstand (hier ca. 1,00 m) parallel <strong>zu</strong>m Gebäude errichtet werden, um den<br />

erforderlichen Arbeitsraum <strong>zu</strong> gewährleisten. Nach Aufstellen des Gerüsts werden <strong>zu</strong>nächst die<br />

Querlatten auf eine runde Höhe (3,00 oder 3,50 m) über Bauwerksnull (Seite 5) gebracht, indem<br />

sie durch Übertragen der nivellierten Höhe eines Grenzpunktes (Übung 1) mit einem Nivellierinstrument<br />

eingerichtet werden. Anschließend erfolgt die Übertragung der Gebäudeachsen auf das<br />

Schnurgerüst durch Fluchten. Da<strong>zu</strong> werden auf den Gebäudepunkten Fluchtstäbe lotrecht aufgestellt<br />

oder Schurlote aufgehalten. Die Gebäudeachsen werden durch Verlängerung mittels einfluchten<br />

über die ausgesteckten Gebäudepunkte auf die Querlatten übertragen. Da<strong>zu</strong> wird mit dem<br />

Schnurlot jeweils die rechte und linke Kante der Flucht(stäbe) angepeilt und die Verlängerung auf<br />

die Querlatte mit einem Bleistift übertragen. Das Mittel beider Peilungen ist die gesuchte Verlängerung<br />

der Gebäudeachse. Die Achspunkte werden anschließend mit Nägeln markiert. Um die Gebäudeachsen<br />

in der Örtlichkeit wiederher<strong>zu</strong>stellen, werden Schnüre zwischen den Achspunkten gespannt.<br />

Die Schnittpunkte der Schnüre definieren die Gebäudepunkte.<br />

2. Einrichten der Querlatten des Schnurgerüstes<br />

Die Querlatten des Schnurgerüstes werden mit Hilfe eines Nivelliers oder eines Rotationslasers auf<br />

gleiche Höhe gebracht. Dies hat <strong>zu</strong>r Folge, dass sich die gespannten Schnüre jeweils in den Gebäudepunkten<br />

schneiden und die Punkte besser in der Örtlichkeit sichtbar sind.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 39


Aufgabe<br />

Übung 3:<br />

Geodätisches Institut<br />

Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

Einmessung der Grenz- und Gebäudepunkte <strong>zu</strong>r<br />

Koordinatenberechnung<br />

Die Grundstücks- und Gebäudepunkte werden durch eine Polaraufnahme (Freie Stationierung) mit<br />

einem elektronischen Tachymeter aufgemessen. Anschließend erfolgt aus den Messwerten die Berechnung<br />

der Gauß-Krüger-Koordinaten (Koordinatentransformation) der Grundstücks- und Gebäudepunkte.<br />

Mit Hilfe dieser Koordinaten werden die Grenzlängen berechnet und mit den gemessenen<br />

Werten verglichen. Weiterhin wird die Grundstücksfläche mit Hilfe der Gauß’schen Flächenformel<br />

bestimmt.<br />

Polarverfahren<br />

Beim Polarverfahren werden von einem koordinatenmäßig bekannten Standpunkt aus die Horizontalwinkel<br />

β und die Horizontalentfernungen S <strong>zu</strong> den auf<strong>zu</strong>messenden Punkten Pi bestimmt. Durch<br />

Anzielen eines weiteren koordinatenmäßig bekannten<br />

Punktes, können die Koordinaten der Neupunkte<br />

durch polares Anhängen bestimmt werden. Als Aufnahmepunkte<br />

können aber auch solche Punkte gewählt<br />

werden, die durch das Prinzip der Freien Stationierung<br />

bestimmt sind oder werden. Das Polarverfahren<br />

gestattet heute im Zusammenhang mit elektronischen<br />

Tachymetern (elektronische Distanzmessung<br />

und elektronischer Abgriff der Winkelwerte),<br />

Whs S S<br />

wahlweises Anzeigen und Abspeichern der Messdaten.<br />

Gekoppelt mit elektronischen Rechnern und<br />

Zeichenanlagen ist ein vollautomatischer Ablauf von<br />

A<br />

S<br />

S S<br />

B<br />

der Einzelaufnahme bis <strong>zu</strong>r Erstellung von Registern,<br />

Flächenberechnung und Planerstellung, sowohl<br />

Polarwinkel β<br />

für die Lagemessung als auch für die Lage- und Höhenmessung<br />

<strong>zu</strong>sammen (topographische Lagepläne)<br />

möglich.<br />

Abb. 20: Polarverfahren<br />

Freie Stationierung<br />

Während bei der Polaraufnahme oder -absteckung der Standpunkt koordinatenmäßig bekannt sein<br />

muss, kann er bei der sogenannten Freien Stationierung speziell nach den örtlichen Erfordernissen<br />

gewählt werden, so dass gute Sichten sowohl <strong>zu</strong> den Anschlusspunkten als auch <strong>zu</strong> den auf<strong>zu</strong>nehmenden<br />

bzw. ab<strong>zu</strong>steckenden Punkten existieren. Die Standpunktkoordinaten werden anschließend<br />

durch Messung der Horizontalwinkel und –strecken <strong>zu</strong> koordinatenmäßig bekannten Festpunkten<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 41


estimmt. Es müssen hierbei mindestens zwei Festpunkte angezielt werden, um eine eindeutige<br />

Lösung <strong>zu</strong> erzielen. Sind mehr als zwei Punkte angezielt, ist die Aufgabe überbestimmt und es muss<br />

mit den Rechenverfahren der Ausgleichungsrechnung eine Lösung gefunden werden. Im Anschluss<br />

können die übergeordneten Koordinaten (z.B. Gauß-Krüger-Koordinaten) der Neupunkte mit Hilfe<br />

der Koordinaten des Standpunktes sowie der gemessenen Horizontalstrecken und –winkel durch<br />

eine Koordinatentransformation bestimmt werden.<br />

X<br />

A<br />

sA<br />

βA<br />

x I<br />

SP<br />

Y<br />

β1<br />

s1<br />

s2 s3<br />

sB<br />

Vorgehen bei der Freien Stationierung<br />

βB<br />

β2<br />

β3<br />

B<br />

y I<br />

Abb. 21: Prinzip der Freien Stationierung<br />

1. Wählen eines günstigen Aufnahmestandpunktes und Aufstellen des Tachymeters.<br />

2. Festlegung eines örtlichen Koordinatensystems, in welchem der Standpunkt SP Ursprung des<br />

Koordinatensystems ist (0,0) und die Abszissenachse (X-Achse) mit der <strong>zu</strong>fälligen Nullrichtung<br />

des Teilkreises <strong>zu</strong>sammenfällt.<br />

3. Messung von Winkeln bzw. Richtungen und Strecken <strong>zu</strong> mindestens zwei koordinatenmäßig<br />

bekannten Punkten A und B (Festpunkte) sowie <strong>zu</strong> den auf<strong>zu</strong>nehmenden Neupunkten Pi.<br />

4. Berechnung der kartesischen Koordinaten x′i, y′i aller aufgenommenen Punkte im örtlichen Koordinatensystem<br />

durch polares Anhängen an den Standpunkt SP (y0=0,000; x0=0,000).<br />

5. Koordinatentransformation mit Hilfe der beiden Festpunkte A und B. Als Ergebnis erhält man<br />

die übergeordneten Koordinaten XSP, YSP des Standpunktes sowie die Transformationsparameter<br />

(X0, Y0, m, ϕ).<br />

6. Transformation der Neupunkte mit den ermittelten Transformationsparametern in das übergeordnete<br />

Koordinatensystem.<br />

Die Formeln und eine Berechnung der Freien Stationierung sind den <strong>Übungen</strong> (Übung 3) des Wintersemesters<br />

und dem Vorlesungsskript <strong>zu</strong> entnehmen.<br />

Tachymetrie<br />

SP = Standpunkt<br />

Unter Tachymetrie versteht man die Bestimmung von Punkten (Geländepunkten) nach Lage und<br />

Höhe durch gleichzeitiges Messen von Entfernung, Richtung und Höhenunterschied mit einem Tachymeterinstrument<br />

oder kurz Tachymeter. Tachymeter sind im Prinzip Theodolite <strong>zu</strong>r Messung von<br />

Horizontal- und Vertikalwinkeln mit der <strong>zu</strong>sätzlichen Möglichkeit, Entfernungen <strong>zu</strong> messen.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 42<br />

si<br />

βi<br />

= Horizontalstrecken<br />

= Horizontalwinkel<br />

A, B = Festpunkte<br />

x′, y′ = örtliches Koordinatensystem<br />

X, Y = übergeordnetes Koordinatensystem


Elektronische Tachymeter, häufig auch als Totalstationen bezeichnet, sind Theodolite, mit Vorrichtungen<br />

<strong>zu</strong>r elektrooptischen Distanzmessung, welche gewöhnlich mit einer Rechner- und Speichereinheit<br />

gekoppelt sind, die eine Reduktion und Koordinatenberechnung sowie die Speicherung<br />

der Messwerte im Feld erlaubt.<br />

Zur Messung wird auf jedem Aufnahmepunkt ein Lotstab mit aufmontiertem<br />

Reflektorprisma aufgehalten, das Prisma mit dem Tachymeter<br />

angezielt und die Schrägdistanz s, der Horizontalwinkel β<br />

sowie der Zenitwinkel z gemessen. Durch einfache trigonometrische<br />

Zusammenhänge lassen sich diese polaren Messwerte in die Horizontalstrecke<br />

e und den Höhenunterschied ∆h umrechen. Des weiteren<br />

lassen sich aus der Horizontalstrecke e und dem Horizontalwinkel<br />

β Rechtwinkelkoordinaten (x, y) bezogen auf ein örtliches Koordinatensystem<br />

mit dem Koordinatenursprung im Instrumentenstandpunkt<br />

und der Abszissenachse (X-Achse) in Richtung der Nullrichtung<br />

des Horizontalkreises berechnen. Da sich im Tachymete-<br />

rinstrument bereits eine Rechnereinheit mit entsprechenden Programmen<br />

<strong>zu</strong>r Umrechnung findet, lassen sich die Ergebnisse der<br />

Messung beliebig abrufen und umrechnen.<br />

Aufstellen eines Instruments<br />

Abb.23: Tachymeteraufnahme in Grund- und Aufriss<br />

Abb. 22: Tachymeter mit<br />

angedeuteter Steh- (V), Ziel-<br />

(Z) und Kippachse (K)<br />

Bevor mit der eigentlichen Messung begonnen werden kann,<br />

muss das Messinstrument (Theodolit, Tachymeter usw.) aufgebaut<br />

werden. Um mit dem Instrument messen <strong>zu</strong> können, muss<br />

das Gerät auf einem Stativ über dem Boden oder einem Bodenpunkt<br />

aufgestellt werden. Stative geben dem Instrument eine<br />

stabile und möglichst unveränderliche, bereits grob horizontierte<br />

Unterlage. Es soll standfest und handlich sein sowie sich rasch,<br />

bequem und spannungsfrei aufstellen lassen. Stative bestehen aus<br />

drei Stativbeinen und dem Stativkopf. Die Stativbeine sind meist<br />

aus Holz oder Leichtmetall und enthalten am unteren Ende me-<br />

Abb. 24: Aufstellen eines Stativs<br />

tallene Spitzen, die sich mittels fester Trittansätze in den Boden<br />

eintreten lassen. Zum bequemeren Transport und einfacheren Aufstellen, auch bei Unebenheiten,<br />

werden die Stative mit einschiebbaren Beinen hergestellt. Der Stativkopf hat oft eine Tellerform mit<br />

einer runden Öffnung in der Mitte, in welcher sich eine An<strong>zu</strong>gsschraube befindet, mit der das Instrument<br />

auf dem Stativ befestigt werden kann. Die An<strong>zu</strong>gsschraube ist, durch in einer drehbar gelagerten<br />

Lasche in der Öffnung des Stativtellers, verschiebbar gelagert. Die An<strong>zu</strong>gsschraube ist, <strong>zu</strong>m<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 43


Durchblick mit einem optischen Lot, hohl. In ihr lässt sich eine Hülse mit Häkchen <strong>zu</strong>m Anbringen<br />

eines Schnurlots durch einen Steckverschluss befestigen. Beim Aufstellen eines Instrumentes (z.B.<br />

Tachymeter) über einem Bodenpunkt (=Zentrieren) ist darauf <strong>zu</strong> achten, dass die Stativbeine ein<br />

möglichst gleichseitiges Dreieck bilden, in dessen Mitte der Bodenpunkt liegt. Auf Asphalt oder<br />

Steinböden werden die Stativbeine in Fugen oder sonstige Ritzen eingetreten. Ist der Boden <strong>zu</strong> glatt<br />

oder erweisen sich die Fugen als instabil, benutzt man Stativunterlagen mit drei Aufsatzpunkten für<br />

die Stativbeine. Zum Aufstellen eines Stativs sind folgende Schritte durch<strong>zu</strong>führen:<br />

1. Die Schrauben an den Stativbeinen lösen und die Beine auf die gewünschte Länge ausziehen<br />

und Schrauben wieder fest anziehen.<br />

2. Stativ so aufstellen, dass der Stativteller möglichst horizontal ist und die Stativbeine fest in den<br />

Boden eintreten.<br />

3. Erst dann das Instrument aufsetzen und mit der An<strong>zu</strong>gsschraube fest mit dem Stativ verschrauben.<br />

Horizontieren eines Instruments<br />

Die Bedingung <strong>zu</strong>m (fehlerfreien) Messen mit geodätischen Instrumenten ist das Lotrechtstehen<br />

einer Achse, z.B. der Stehachse eines Theodolits oder Tachymeters:<br />

1. Zunächst wird das Instrument durch grobes Einspielen der Dosenlibelle mit den Stativbeinen<br />

vorhorizontiert (Ein- und Ausschieben der Beine).<br />

2. Mittels der Fußschrauben F1 – F3 wird die Dosenlibelle genau eingespielt. Da<strong>zu</strong> werden jeweils<br />

zwei der drei Fußschrauben gleichzeitig gegenläufig gedreht.<br />

3. Bei Instrumenten niedrigerer Genauigkeit und/oder Instrumenten mit Kompensator endet die<br />

Horizontierung hier. Bei Kompensatorinstrumenten gleicht der Kompensator die Restneigung<br />

der Stehachse automatisch aus.<br />

4. Bei Instrumenten höherer Genauigkeit muss trotz vorhandenem Kompensator <strong>zu</strong>vor das Einspielen<br />

einer Stehachslibelle (Röhrenlibelle) erfolgen. Da<strong>zu</strong> den Instrumentenoberbau drehen<br />

(Feststellschrauben vorher lösen!), bis die<br />

Röhrenlibelle parallel <strong>zu</strong>r Verbindungsgeraden<br />

zweier Fußschrauben (F1 und F2) steht<br />

und mit diesen die Libellenblase auf den Mittelpunkt<br />

einspielen.<br />

2)<br />

F<br />

3<br />

3)<br />

F<br />

3<br />

5. Instrumentenoberbau mit der Röhrenlibelle<br />

um 100 gon drehen und die Libellenblase mit<br />

der dritten Fußschraube (F3) auf den Mittelpunkt<br />

einspielen.<br />

6. Instrumentenoberbau um 200 gon drehen.<br />

Bleibt die Libellenblase nicht im Mittelpunkt,<br />

so ist die Libelle dejustiert. Durch Beseitigung<br />

des halben Libellenausschlags a /2 mit der<br />

Fußschraube F3 wird die Libelle in den Spielpunkt<br />

gebracht.<br />

7. Drehen des Instrumentenoberbaus um<br />

100 gon und Einstellung der Libelle mit den<br />

beiden Fußschrauben F1 und F2 auf den<br />

Spielpunkt.<br />

Die Stehachse ist jetzt lotrecht gestellt, das Instrument ist horizontiert.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 44<br />

F 1<br />

4)<br />

F 1<br />

F 3<br />

F 2<br />

a<br />

F 2<br />

F 1<br />

5)<br />

F 1<br />

F 3<br />

Spielpunkt<br />

Abb. 25: Horizontieren eines Instruments<br />

F 2<br />

F 2


8. Überprüfen der Horizontierung durch Drehung des Instruments um 50 gon. Wandert die Libelle<br />

aus dem Spielpunkt aus, so werden die Schritte 4.) bis 7.) wiederholt.<br />

9. Mit Hilfe der Libellenjustierschrauben kann nun die Libellenblase auf den Mittelpunkt eingestellt<br />

werden (entfällt bei geringer Abweichung des Spielpunkts vom Normalpunkt). Dadurch<br />

wird der Spielpunkt in den Mittelpunkt gelegt, was den weiteren Gebrauch des Instruments erleichtert.<br />

Zur Kontrolle der Justierung wird das Instrument um 200 gon gedreht. Zeigt die Libellenblase<br />

einen Ausschlag, so sind die Schritte 2.) bis 7.) <strong>zu</strong> wiederholen.<br />

Abb. 26: Einspielen der Dosenlibelle beim Horizontieren und Zentrieren mit den Fußschrauben<br />

Zentrieren eines Instruments<br />

Für viele Messaufgaben ist es notwendig, das Instrument exakt lotrecht über einem Bodenpunkt<br />

(z.B. Vermessungspunkt, Grenzpunkt usw.) auf<strong>zu</strong>stellen:<br />

Horizontieren und Zentrieren mit Dreifuß und Schnurlot:<br />

1. Stativ ungefähr zentrisch mit möglichst horizontalem<br />

Stativteller über dem Bodenpunkt aufstellen, den Dreifuß<br />

aufschrauben und das Schnurlot in den Lothaken<br />

einhängen, so dass das Lot knapp über dem Boden frei<br />

<strong>zu</strong>m Hängen kommt.<br />

2. Den horizontalen Abstand zwischen Projektion der Lotspitze<br />

und Bodenpunkt schätzen und das gesamte Stativ<br />

um diesen Betrag versetzen.<br />

3. Wenn der verbleibende Betrag kleiner ist als 2 cm, werden<br />

die Stativbeine in den Boden eingetreten.<br />

4. Durch Verstellen der Stativbeinlänge wird das Lot mög- Abb. 27: Zentrieren mit Schnurlot<br />

lichst genau über den Bodenpunkt gebracht. Der Dreifuß<br />

wird anschließend solange verschoben, bis das Lot exakt über dem Zentrum hängt.<br />

5. Kontrolle der Lotspitze von zwei <strong>zu</strong>einander rechtwinkligen Seiten.<br />

6. Horizontieren des Instruments mit den Fußschrauben und Kontrolle, ob das Lot noch exakt<br />

über dem Bodenpunkt hängt.<br />

7. Falls erforderlich, verschieben des Dreifußes in zwei <strong>zu</strong>einander rechtwinkligen Richtungen bis<br />

<strong>zu</strong>r exakten Zentrierung. Dabei darf der Dreifuß nicht gedreht werden.<br />

8. Ist durch das Verschieben die Horizontierung nicht mehr erfüllt, so muss der Vorgang ab Schritt<br />

6.) wiederholt werden.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 45


Horizontieren und Zentrieren mit Dreifuß und optischem Lot:<br />

1. Stativ ungefähr zentrisch mit möglichst horizontalem Stativteller über dem Bodenpunkt aufstellen,<br />

den Dreifuß aufschrauben und mit dem optischen Lot Strickkreuz und Bodenpunkt scharf<br />

einstellen.<br />

2. Die Stativbeine in den Boden eintreten und mit den Fußschrauben<br />

das Strichkreuz exakt auf den Bodenpunkt<br />

zentrieren.<br />

3. Durch Verschieben der Stativbeine die Dosenlibelle einspielen.<br />

4. Mit den Fußschrauben die Röhrenlibelle einspielen (siehe<br />

Horizontieren eines Instruments). Der Zielstrahl des optischen<br />

Lotes bleibt dabei annähernd auf den Bodenpunkt<br />

gerichtet.<br />

5. Falls erforderlich, den Dreifuß auf dem Stativteller bis <strong>zu</strong>r<br />

exakten Zentrierung in zwei <strong>zu</strong>einander rechtwinkligen<br />

Richtungen verschieben. Dabei darf der Dreifuß nicht gedreht<br />

werden.<br />

6. Ist durch das Verschieben die Horizontierung nicht mehr erfüllt, so muss der Vorgang ab Schritt<br />

4.) wiederholt werden.<br />

Literatur<br />

KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel 3.7,<br />

5.1 und 8.7<br />

RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />

Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 2.1 - 2.4, 3.2, 5.1, 5.2, 6.1 und 8.2<br />

SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />

Kapitel 2.4.2, 6, 8, 9.3. und 13<br />

SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2001): Lehrbuch Vermessung Grundwissen, Schütze Engler<br />

Weber Verlags GbR, Dresden, Kapitel 3.7, 4.3.3, 4.4, 6.5 und 6.6<br />

SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2004): Lehrbuch Vermessung Fachwissen, Schütze Engler Weber<br />

Verlags GbR, Dresden, Kapitel 5.3 und 8.3<br />

WITTE, B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />

Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 3.4, 4, 6.2 und 8.4.2<br />

Durchführung der Übung<br />

1. Horizontieren, Zentrieren und Handhabung des Tachymeters erlernen<br />

Als Vorbereitung wird das Tachymeter über einem Grenzpunkt horizontiert und zentriert. Anschließend<br />

erfolgt die Erlernung der Handhabung des Instruments. Da<strong>zu</strong> die Kurzanleitung beachten und<br />

einige Testmessungen durchführen (Horizontal- und Schrägdistanz, Horizontal- und Vertikalwinkel,<br />

Rechtwinkelkoordinaten, Teilkreis “nullen“ usw.).<br />

2. Polaraufnahme der Grenz- und Gebäudepunkte<br />

Abb. 28: Zentrieren mit optischem Lot<br />

Das Instrument wird auf einem Gebäudepunkt aufgestellt. Die Kreisorientierung (Nullrichtung)<br />

wird auf die längere Gebäudeachse festgelegt. Im Anschluss werden sämtliche Grenz- und Gebäudepunkte<br />

mit Horizontalrichtung ri und –strecke ei aufgemessen. Zur anschließenden Transformationsberechnung<br />

sind <strong>zu</strong>sätzlich zwei Festpunkte auf<strong>zu</strong>nehmen. Es werden weiterhin die Höhenun-<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 46


terschiede dhi gemessen, indem die Reflektorhöhe auf die Kippachshöhe des Tachymeterinstrumentes<br />

ausgerichtet wird.<br />

3. Kontrolle durch erneute Aufnahme<br />

Die Messung wird von einem Grenzpunkt aus wiederholt. Dabei wird die Kreisorientierung entlang<br />

einer Grenzseite festgelegt.<br />

4. Auswertung der Übung<br />

a) Berechnung der örtlichen Koordinaten aus beiden Aufnahmen. Anschließend Kontrolle der Absteckung<br />

durch Berechnung des Grenzabstandes, der Gebäudemaße und durch Prüfung der<br />

Rechtwinkligkeit des Gebäudes (Messung der Diagonalen).<br />

b) Mit Hilfe der gemessenen Höhenunterschiede und der nivellierten Höhe eines Grenzpunktes,<br />

werden die Höhen aller aufgenommenen Punkte aus den beiden Messungen berechnet und<br />

verglichen.<br />

c) Berechnung der Gauß-Krüger-Koordinaten aller Punkte durch eine Koordinatentransformation<br />

über die beiden identischen Punkte (Festpunkte) und Vergleich der Koordinaten beider Aufnahmen.<br />

d) Die Grenzlängen werden aus den Gauß-Krüger-Koordinaten berechnet und mit den Werten der<br />

orthogonalen Einmessung verglichen.<br />

e) Die Grundstücksfläche wird aus den Gauß-Krüger-Koordinaten berechnet und mit der Fläche<br />

aus der orthogonalen Einmessung verglichen.<br />

FORMULARE für die Berechnungen:<br />

FREIE STATIONIERUNG (Standpunkt 1) ���� Schritt a) und b)<br />

Beobachter ____________ Ort ______________________ Gruppe ____<br />

Feldbuchf. ____________ Datum ______________________ Seite ____<br />

Orientierung (Punkt) _____ Instrument ____________ Nr. _____<br />

PUNKT Polarkoordinaten Lokale Koordinaten<br />

Höhen-<br />

Diff.<br />

Höhe<br />

NR. Hz [gon] e [m] y‘=sin(Hz) ⋅ e [m] x‘=cos(Hz) ⋅ e [m] ± ∆ H H [m]<br />

Stdpkt. ± 0,000 ± 0,000<br />

FP1<br />

FP2<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 47


Kontrolle der Gebäudemaße und der Rechtwinkligkeit (Standpunkt 1) ���� Schritt a)<br />

s ′ ′ ′ ′<br />

2<br />

2<br />

1 , 2 = ( y1<br />

− y 2 ) + ( x1<br />

− x 2)<br />

(oder direkt aus den kartesischen Koordinaten)<br />

Strecke* gemessen [m]** Sollstrecke [m] Differenz [m]<br />

sG1,G2 12,000 m<br />

sG2,G3 10,000 m<br />

sG3,G4 12,000 m<br />

sG4,G1 10,000 m<br />

sG1,G3 15,620 m<br />

sG2,G4 15,620 m<br />

* Bezeichnungen beziehen sich auf obige Skizze<br />

** abgeleitet aus den örtlichen Koordinaten der Freien Stationierung<br />

Kontrolle der Grenzabstände (Standpunkt 1) ���� Schritt a)<br />

Erläuterung der Berechnung an einem Beispiel aus obiger Skizze:<br />

⎛ y′<br />

′ 2 − y1<br />

⎞<br />

t' = ⎜<br />

⎟<br />

1,<br />

2 arctan<br />

⎝ x′<br />

− ′ 2 x<br />

⎟<br />

1 ⎠<br />

⎟<br />

⎛ y′<br />

′ G1<br />

− y1<br />

⎞<br />

t = ⎜<br />

1 G1<br />

arctan<br />

⎝ x′<br />

− ′ G1<br />

x1<br />

⎠<br />

' , ( ) ( ) 2<br />

2<br />

'<br />

= y − y + x − x<br />

s 1,<br />

G 1 G1<br />

1 G1<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 48<br />

′<br />

′<br />

′<br />

′<br />

1


α = ′ ′ Grenzabstand a s′<br />

⋅sinα<br />

t1 , G 1 − t1,<br />

2<br />

Ist = 1, G1<br />

Grenzabstand Ist/gemessen [m] Soll [m] Differenz [m]<br />

a 3,000 m<br />

b 3,000 m<br />

c 2,750 m<br />

Koordinatentransformation (Standpunkt 1) ���� Schritt c)<br />

P2<br />

P1<br />

Gauß-Kr.-<br />

System<br />

lokales<br />

System<br />

∆Y<br />

Y 2 X 2 t s<br />

1,<br />

2<br />

1,<br />

2 sin t<br />

ϕ<br />

Y 1 X 1<br />

1,<br />

2<br />

∆ Y X<br />

Standpunkt P0: ______<br />

Y 0 (über FP1)<br />

X 0 (über FP1)<br />

ε = t − t'<br />

= 1,<br />

2 1,<br />

2<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 49<br />

s<br />

1,<br />

2<br />

∆X<br />

cos t<br />

= t = _________<br />

1,<br />

2<br />

∆ t 1,<br />

2+<br />

ϕ<br />

2 2<br />

1,<br />

2 s1, 2 = ∆Y<br />

+ ∆X<br />

'1,<br />

2 =<br />

∆ Y ' ∆ X ' ; ( ϕ'<br />

)<br />

t '1, 2 1,<br />

2<br />

' 1,<br />

2<br />

Pi<br />

t _________<br />

ε = _________<br />

m = s<br />

1,<br />

2<br />

: s'<br />

1,<br />

2<br />

m = _________<br />

s o = m ⋅sin<br />

ε<br />

Y = Y − o ⋅ X ' −a<br />

⋅Y<br />

'<br />

0<br />

Pi<br />

Pi<br />

X = X − a ⋅ X ' + o ⋅Y<br />

'<br />

0<br />

Y 0 (über FP2)<br />

X 0 (über FP2)<br />

Pi<br />

Pi<br />

Pi<br />

o = _________<br />

a = m ⋅ cosε<br />

a = _________


Berechnung der Grenzlängen (Standpunkt 1) ���� Schritt d)<br />

Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten Grenzlänge<br />

punkt Nr. Y [m] X [m] Koordinatendifferenz E [m] S [m] Differenz<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

* aus den Orthogonalmaßen (siehe Übung 2)<br />

** aus der Freien Stationierung<br />

Yi+1 - Yi X i+1 – X i<br />

Flächenberechnung (Standpunkt 1) ���� Schritt e):<br />

(berechnet)<br />

*<br />

(gemessen)**<br />

E – S [m]<br />

Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten ∆Y = ∆X = 2⋅F = 2⋅F =<br />

punkt Nr. Yi Xi Yi+1 - Yi-1 X i-1 - Xi+1 Yi ⋅ ∆X Xi ⋅ ∆Y<br />

4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

Summen:<br />

2F = ____________ m 2 � F = ____________m 2<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 50


FREIE STATIONIERUNG (Standpunkt 2) ���� Schritt a) und b)<br />

Beobachter ____________ Ort ______________________ Gruppe ____<br />

Feldbuchf. ____________ Datum ______________________ Seite ____<br />

Orientierung (Punkt) _____ Instrument ____________ Nr. _____<br />

PUNKT Polarkoordinaten Lokale Koordinaten<br />

Höhen-<br />

Diff.<br />

Höhe<br />

NR. Hz [gon] e [m] y‘=sin(Hz) ⋅ e [m] x‘=cos(Hz) ⋅ e [m] ± ∆ H H [m]<br />

Stdpkt. ± 0,000 ± 0,000<br />

FP1<br />

FP2<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 51


Kontrolle der Gebäudemaße und der Rechtwinkligkeit (Standpunkt 2) ���� Schritt a)<br />

s ′ ′ ′ ′<br />

2<br />

2<br />

1 , 2 = ( y1<br />

− y 2 ) + ( x1<br />

− x 2)<br />

(oder direkt aus den kartesischen Koordinaten)<br />

Strecke* gemessen [m]** Sollstrecke [m] Differenz [m]<br />

sG1,G2 12,000 m<br />

sG2,G3 10,000 m<br />

sG3,G4 12,000 m<br />

sG4,G1 10,000 m<br />

sG1,G3 15,620 m<br />

sG2,G4 15,620 m<br />

* Bezeichnungen beziehen sich auf obige Skizze<br />

** abgeleitet aus den örtlichen Koordinaten der Freien Stationierung<br />

Kontrolle der Grenzabstände (Standpunkt 2) ���� Schritt a)<br />

Erläuterung der Berechnung an einem Beispiel aus obiger Skizze:<br />

⎛ y′<br />

′ 2 − y1<br />

⎞<br />

t' = ⎜<br />

⎟<br />

1,<br />

2 arctan<br />

⎝ x′<br />

− ′ 2 x<br />

⎟<br />

1 ⎠<br />

⎟<br />

⎛ y′<br />

′ G1<br />

− y1<br />

⎞<br />

t = ⎜<br />

1 G1<br />

arctan<br />

⎝ x′<br />

− ′ G1<br />

x1<br />

⎠<br />

α = ′ ′ Grenzabstand a s′<br />

⋅sinα<br />

t1 , G 1 − t1,<br />

2<br />

' , ( ) ( ) 2<br />

2<br />

' y y x x<br />

Ist = 1, G1<br />

s 1,<br />

G 1 = G1<br />

− 1 + G1<br />

Grenzabstand Ist/gemessen [m] Soll [m] Differenz [m]<br />

a 3,000 m<br />

b 3,000 m<br />

c 2,750 m<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 52<br />

′<br />

′<br />

′<br />

−<br />

′<br />

1


Koordinatentransformation (Standpunkt 2) ���� Schritt c)<br />

P2<br />

P1<br />

Gauß-Kr.-<br />

System<br />

lokales<br />

System<br />

ε = t − t'<br />

∆Y<br />

Y 2 X 2 t s<br />

1,<br />

2<br />

1,<br />

2=<br />

1,<br />

2 1,<br />

2<br />

sin t<br />

ϕ<br />

Y 1 X 1<br />

1,<br />

2<br />

∆ Y X<br />

Standpunkt P0: ______<br />

Y 0 (über FP1)<br />

X 0 (über FP1)<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 53<br />

s<br />

1,<br />

2<br />

∆X<br />

cos t<br />

= t = _________<br />

1,<br />

2<br />

∆ t 1,<br />

2+<br />

ϕ<br />

2 2<br />

1,<br />

2 s1, 2 = ∆Y<br />

+ ∆X<br />

'1,<br />

2 =<br />

∆ Y ' ∆ X ' ; ( ϕ'<br />

)<br />

t '1, 2 1,<br />

2<br />

' 1,<br />

2<br />

Pi<br />

t _________<br />

ε = _________<br />

m = s<br />

1,<br />

2<br />

: s'<br />

1,<br />

2<br />

m = _________<br />

s o = m ⋅sin<br />

ε<br />

Y = Y − o ⋅ X ' −a<br />

⋅Y<br />

'<br />

0<br />

Pi<br />

Pi<br />

X = X − a ⋅ X ' + o ⋅Y<br />

'<br />

0<br />

Y 0 (über FP2)<br />

X 0 (über FP2)<br />

Berechnung der Grenzlängen (Standpunkt 1) ���� Schritt d)<br />

Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten Grenzlänge<br />

Pi<br />

Pi<br />

Pi<br />

o = _________<br />

a = m ⋅ cosε<br />

a = _________<br />

punkt Nr. Y [m] X [m] Koordinatendifferenz E [m] S [m] Differenz<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

* aus den Orthogonalmaßen (siehe Übung 2)<br />

** aus der Freien Stationierung<br />

Yi+1 - Yi X i+1 – X i<br />

(berechnet)<br />

*<br />

(gemessen)**<br />

E – S [m]


Flächenberechnung (Standpunkt 2) ���� Schritt e):<br />

Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten ∆Y = ∆X = 2⋅F = 2⋅F =<br />

punkt Nr. Yi Xi Yi+1 - Yi-1 X i-1 - Xi+1 Yi ⋅ ∆X Xi ⋅ ∆Y<br />

4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

Summen:<br />

2F = ____________ m 2 � F = ____________m 2<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 54


Aufgabe<br />

Übung 4:<br />

Geodätisches Institut<br />

Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

Rasteraufnahme und Berechnung des Baugrubenaushubes<br />

Das <strong>zu</strong>geteilte Grundstück wird durch eine Rasteraufnahme höhenmäßig aufgemessen. Als Ergebnis<br />

soll ein Rasterplan mit Höheneintragungen erstellt werden, der <strong>zu</strong>r Erdmassenberechnung dient.<br />

Für die Ausschreibungsunterlagen <strong>zu</strong>m Bau des geplanten Gebäudes ist der Bodenaushub für den<br />

Keller und den Arbeitsraum <strong>zu</strong> ermitteln.<br />

Rasteraufnahme<br />

Unter einer Raster- oder Rostaufnahme wird die Höhenbestimmung von flächenhaft verteilten Punkten<br />

verstanden. Die Rasteraufnahme wird bei der Aufnahme eines geneigten Geländes <strong>zu</strong>r Herstellung<br />

von Lageplänen mit Höhenlinien oder bei Ergän<strong>zu</strong>ngsmessungen für topographische Karten<br />

und <strong>zu</strong>r Erdmassenberechnung angewandt. Hierbei wird die Lage der Aufnahmepunkte rasterförmig<br />

durch die Schnittpunkte eines über das Gelände abgesteckten, meist quadratischen Rasters<br />

(Quadratrost) festgelegt. Ausgehend von einer Geraden, die möglichst lang und gut <strong>zu</strong>gänglich sein<br />

sollte, werden in regelmäßigen Abständen Parallelen und Senkrechte abgesteckt. Die Maschenweite<br />

ist entsprechend den Geländeverhältnissen so <strong>zu</strong> wählen, dass durch die Rostpunkte das Gelände<br />

ausreichend approximiert wird. Zur Durchführung wird je nach geforderter Genauigkeit ein Nivellier-<br />

oder Tachymeterinstrument verwendet. Mit Hilfe des Instrumentes werden die Höhen der einzelnen<br />

Geländepunkte durch Messen des Höhenunterschiedes zwischen Stand- und Zielpunkt bestimmt.<br />

Die Punktnummerierung erfolgt dabei entweder durch die Buchstaben (A, B, C, ...) und die<br />

Zahlen (1, 2, 3, ...) oder fortlaufend (1, 2, 3, ...).<br />

Abb. 26: Quadratrost bezogen auf ein Grundstück<br />

(fortlaufende Punktnummerierung)<br />

Das Ergebnis einer Rostaufnahme dient entweder der Höhenliniendarstellung des Aufnahmegebietes<br />

(die Punkte gleicher, runder Höhe werden in den Rasterlinien interpoliert und miteinander <strong>zu</strong> Höhenlinien<br />

verbunden), oder der Berechnung einer mittleren Geländehöhe (z.B. für Planierungszwecke,<br />

Erdmassenberechnung).<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 55<br />

A<br />

B<br />

C<br />

65,4 67,7 70,1 72,0 71,2 70,3 68,8<br />

D<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

67,6 69,1 72,5 73,8 72,7 71,2 69,8<br />

66,4 68,6 72,9 74,3 73,1 71,8 70,4<br />

64,6 66,0 67,3 68,5 68,2 67,5 66,3<br />

Abb. 27: Quadratrost mit interpolierten Höhenlinien<br />

(Punktnummerierung mit Buchstaben und Zahlen)


Vorgehen bei der Rasteraufnahme<br />

Zunächst werden die Rasterpunkte ins Gelände übertragen. Anschließend erfolgt die höhenmäßige<br />

Bestimmung der Punkte. Im vorliegenden Fall wird ein Tachymeterinstrument so aufgestellt, dass<br />

möglichst alle Rasterpunkte sichtbar sind und im Bereich der Zielweite liegen. Zunächst wird der<br />

Reflektorstab auf dem Höhenanschlusspunkt HA aufgestellt und es wird der Höhenunterschied ∆h<br />

zwischen den Kippachsen des Reflektors und des Tachymeters gemessen. Mit Hilfe der Reflektorhöhe<br />

t kann so <strong>zu</strong>nächst die NN-Höhe der Tachymeterkippachse HKT berechnet werden<br />

(HKT = HA + t - ∆h). Danach werden alle Rasterpunkte aufgenommen, indem nacheinander die<br />

Höhenunterschiede ∆hi gemessen werden (cm genügen!). Durch Subtraktion des Höhenunterschieds<br />

∆hi und der Reflektorhöhe von der Kippachshöhe HKT des Tachymeters, ergeben sich die<br />

Geländehöhen der Rasterpunkte: Hi = HKT + ∆hi - ti. Dabei bleibt das Tachymeterinstrument auf<br />

seinem Standort, ohne Wechsel, stehen. Bevor das Instrument abgebaut wird, sollte <strong>zu</strong>r Kontrolle<br />

einerseits der Höhenunterschied <strong>zu</strong> einem weiteren Höhenpunkt und <strong>zu</strong>m Ausgangspunkt erfolgen.<br />

Sollte ein Instrumentenstandpunkt <strong>zu</strong>r Aufnahme aller Rasterpunkte nicht ausreichen, so können<br />

durch Neuaufstellung des Instrumentes und Wiederholen des beschriebenen Vorgehens die übrigen<br />

Rasterpunkte aufgenommen werden.<br />

Lineare Interpolation<br />

Das Ergebnis der Rasteraufnahme sind diskrete Höhen von Rasterpunkten, die eine Approximation<br />

des Geländes darstellen. Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r linearen Interpolation ist aber, dass zwischen den aufgenommenen<br />

Geländepunkten ein gleichmäßiges<br />

Gefälle besteht, d.h. die Punktdichte <strong>zu</strong>r Erfassung<br />

der Geländeform ausreicht. Für einige Anwendungen<br />

ist es allerdings erforderlich, dass die Höhe zwischen<br />

zwei Rasterpunkten bekannt ist. Dies ist beispielsweise<br />

bei der Höhenlinienkonstruktion erforderlich, da<br />

jene nicht direkt im Gelände gefunden und aufgenommen<br />

werden können. Zur Berechnung der Höhe Abb. 29: Falsche Interpolation durch nicht<br />

zwischen zwei Rasterpunkten bedient man sich daher<br />

ausreichende Punktdichte<br />

dem Verfahren der linearen Interpolation. Bei der<br />

linearen Interpolation kommt der Strahlensatz in äquivalenten Dreiecken <strong>zu</strong>m Einsatz (2. Strahlensatz:<br />

Werden zwei von einem gemeinsamen Scheitelpunkt ausgehende Strahlen von Parallelen geschnitten,<br />

so verhalten sich die Abschnitte der Parallelen wie die Längen der <strong>zu</strong>gehörigen Strahlabschnitte).<br />

Angewandt auf nebenstehende Zeichnung<br />

B<br />

ergibt sich daraus:<br />

s<br />

s<br />

'<br />

N<br />

'<br />

B<br />

∆h<br />

=<br />

∆h<br />

N<br />

B<br />

Umgestellt nach der Strecke sN′ ergibt sich:<br />

s<br />

N = sB<br />

' '<br />

∆h<br />

⋅<br />

∆h<br />

N<br />

B<br />

oder umgestellt nach der Höhe ∆hN ergibt sich:<br />

s<br />

∆ hN '<br />

N = ∆hB<br />

⋅ '<br />

sB<br />

(4.1)<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 56<br />

A<br />

sN’<br />

s B’<br />

N<br />

N’<br />

∆h N<br />

B’<br />

∆hB


Auf diese Weise kann bei vorgegebener<br />

Strecke sN′ der Höhenunterschied<br />

∆hN zwischen zwei<br />

Rasterpunkten oder bei vorgegebenem<br />

Höhenunterschied ∆hN,<br />

der horizontale Abstand sN′ in<br />

der Verbindungsgeraden zweier<br />

Rasterpunkte, berechnet werden.<br />

Zur Interpolation der Höhe eines<br />

Punktes innerhalb einer Masche<br />

Abb. 30: Beispiel einer Höhenlinieninterpolation<br />

des Quadratrostes darf nur entlang<br />

der Verbindungslinien zwischen zwei Rasterpunkten interpoliert werden. Liegt einer der vier<br />

Eckpunkte der Masche außerhalb der durch die drei anderen Eckpunkte gebildeten Ebene, so ist das<br />

Viereck windschief. Es darf somit nicht auf den Diagonalen der Masche interpoliert werden, da sich<br />

die beiden Diagonalen nicht schneiden, sondern sich in verschiedenen Höhen kreuzen. Zur Interpolation<br />

in windschiefen Vierecken (Maschen) dürfen nur solche Geraden benutzt werden, die zwei<br />

Gegenseiten im selben Verhältnis teilen.<br />

Interpolieren innerhalb einer Masche:<br />

Um die Höhe eines gesuchten Punktes zwischen den Eckpunkten einer Masche des Quadratrostes <strong>zu</strong><br />

finden, muss mehrfach interpoliert werden. Das Raster im Beispiel bezieht sich auf die Grundlinie<br />

des Grundstücks, die Rasterweite beträgt hier 5 x 5 m:<br />

1. Interpolieren der Höhe der Hilfspunkte H1 und H2:<br />

s<br />

2 , H1<br />

H<br />

H<br />

2. Interpolieren der Höhe des Punktes G1 zwischen<br />

H1 und H2:<br />

α =<br />

H<br />

H1<br />

H1<br />

H<br />

H<br />

G1<br />

s1,<br />

= Rasterabst.<br />

⋅<br />

s<br />

= Η<br />

=<br />

⎛ s2<br />

,<br />

arcsin⎜<br />

⎜<br />

⎝ s1<br />

,<br />

H 2<br />

H 2<br />

= Η<br />

2,<br />

37<br />

1<br />

2<br />

=<br />

Η<br />

=<br />

+ ( H<br />

1<br />

2,<br />

12<br />

+<br />

−(<br />

H<br />

( 2,<br />

41<br />

H1<br />

H2<br />

1<br />

7<br />

+ ( H<br />

+<br />

8<br />

− H<br />

−<br />

H 2<br />

1,<br />

8<br />

2<br />

=<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎛1,<br />

50 ⎞<br />

⎟<br />

= arcsin⎜<br />

⎟ =<br />

⎠ ⎝1,<br />

56 ⎠<br />

sG<br />

− H2<br />

) ⋅<br />

s<br />

s2,<br />

H1<br />

) ⋅<br />

Rasterabst .<br />

2,<br />

37)<br />

s1,<br />

− H1)<br />

⋅<br />

s<br />

( 2,<br />

23<br />

5,<br />

00<br />

⋅<br />

1,<br />

H1<br />

H2<br />

, H1<br />

1,<br />

50<br />

5,<br />

00<br />

H 2<br />

1,<br />

8<br />

=<br />

1,<br />

56<br />

5,<br />

21<br />

2,<br />

38<br />

2,<br />

38<br />

82,<br />

2863<br />

−(<br />

2,<br />

38 −<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 57<br />

1,56<br />

gon<br />

2,<br />

15)<br />

⋅<br />

1,<br />

48<br />

4,<br />

57<br />

=<br />

2,<br />

31<br />

3. Berechnen der Höhen weiterer Punkte (z.B. G2) in gleicher Weise.<br />

⋅<br />

=<br />

1,<br />

56<br />

− 2,<br />

12)<br />

⋅ =<br />

5,<br />

21<br />

=<br />

2,<br />

15<br />

1,<br />

50<br />

m<br />

m<br />

m<br />

8 7 H4 6<br />

5,21<br />

2,23 2,41 2,52<br />

G1<br />

1 α 2,12 2 2,37 H3 3 2,44<br />

0,00<br />

s<br />

s<br />

0,00<br />

H1,<br />

H 2<br />

H1,<br />

H 2<br />

H2<br />

3,52<br />

m<br />

5,00<br />

H1<br />

= s − s ⋅ cosα<br />

=<br />

1,<br />

2<br />

5,<br />

00<br />

1,<br />

H 2<br />

G2<br />

9,17<br />

−1,<br />

56 ⋅ cos( 82,<br />

2863)<br />

=<br />

H5<br />

10,00<br />

4,<br />

57<br />

m


Erdmassenberechnung<br />

Bei Baumaßnahmen ist häufig die Ermittlung der <strong>zu</strong> bewegenden oder <strong>zu</strong> verbauenden Erdmassen<br />

(Volumen) erforderlich. Für langgestreckte Bauobjekte eignet sich besonders die Massenberechnung<br />

aus Querprofilen. Bei flächenhaften Bauwerken bietet sich die Massenberechnung aus Prismen an.<br />

Massenberechnung aus Prismen:<br />

Sind von einem Gelände charakteristische Punkte nach Lage und Höhe durch ein Flächennivellement<br />

oder durch Tachymetrie bestimmt worden, so lässt sich durch Verbinden der Aufnahmepunkte<br />

im Lageplan, die Horizontalprojektion des Geländes in Dreiecke aufteilen. Das Volumen zwischen<br />

der Geländeoberfläche und einer Be<strong>zu</strong>gsfläche ergibt sich als Summe aller so gebildeten Prismen. Das<br />

Volumen eines Prismas ergibt sich aus dem Produkt der Dreiecksfläche Fi und der mittleren Höhe<br />

hmi. Die mittlere Höhe hm ( = Schwerpunkthöhe) ergibt sich <strong>zu</strong>:<br />

h<br />

mi<br />

hi1<br />

+ hi<br />

2 + hi3<br />

= mit (4.2)<br />

3<br />

hi = Geländehöhe<br />

− Höhe der Be<strong>zu</strong>gsebene<br />

= H i −<br />

Die Addition der Massen V i der n Dreiecksprismen liefert dann die Gesamtmasse V:<br />

V =<br />

n<br />

n<br />

∑Vi = ∑<br />

i=<br />

1 i=<br />

1<br />

F ⋅ h<br />

i<br />

mi<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 58<br />

H 0<br />

(4.3)<br />

Die Be<strong>zu</strong>gsfläche muss nicht notwendigerweise horizontal sein. In die Berechnung geht als Höhe die<br />

Differenz zwischen den gemessenen Höhen eines Geländepunktes und der berechneten Höhe seiner<br />

Projektion in die Be<strong>zu</strong>gsfläche ein.<br />

Abb. 31: Grundfläche als Drei- bzw. Viereck Abb. 32: Prismatoide mit drei- und viereckiger<br />

Grundfläche<br />

Wenn die Aufnahmepunkte im Gelände so ausgewählt werden, dass sie im Grundriss (Lageplan)<br />

Quadrate oder Rechtecke bilden, wie das z.B. für die Rostaufnahme <strong>zu</strong>trifft, ist eine Unterteilung in<br />

Dreiecke nicht erforderlich. Dies gilt jedoch nicht für Trapeze oder andere unregelmäßige Vierecke,<br />

die sich als Randfiguren bei einer Rostaufnahme ergeben können. Meistens reicht es jedoch aus, das<br />

Volumen als Viereckprisma mit der (unregelmäßigen) Grundfläche und dem Mittelwert der Höhen<br />

des Vierecks <strong>zu</strong> berechnen. Die hierdurch entstehende Ungenauigkeit ist <strong>zu</strong>meist geringer als bei<br />

einer willkürlichen Dreiecksaufteilung ohne Kenntnis der Geländewölbung. Das Volumen über einem<br />

Quadrat oder Rechteck ergibt sich als Produkt aus der Grundfläche Fi und der mittleren Höhe<br />

hmi der vier Randpunkte. Die mittlere Höhe hm ergibt sich demnach <strong>zu</strong>:<br />

hi1<br />

+ hi2<br />

+ hi3<br />

+ hi4<br />

hmi<br />

= mit<br />

4<br />

(4.4)<br />

Geländehöhe<br />

− Höhe der Be<strong>zu</strong>gsebene<br />

= H −<br />

hi =<br />

i<br />

H 0


Die Addition der Massen V i der n Vierecksprismen liefert dann die Gesamtmasse V:<br />

V =<br />

Literatur<br />

n<br />

n<br />

∑Vi = ∑<br />

i=<br />

1 i=<br />

1<br />

F ⋅ h<br />

i<br />

mi<br />

(4.5)<br />

KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel<br />

11.6 und 21.3.2<br />

RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />

Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 4.3, 5.3 und 8.5<br />

SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />

Kapitel 5 und 7.1.3<br />

SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2001): Lehrbuch Vermessung Grundwissen, Schütze Engler<br />

Weber Verlags GbR, Dresden, Kapitel 5.3.3<br />

SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2004): Lehrbuch Vermessung Fachwissen, Schütze Engler Weber<br />

Verlags GbR, Dresden, Kapitel 6.1 und 6.3<br />

WITTE, B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />

Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 8.3 und 8.5.2<br />

Durchführung der Übung<br />

1. Absteckung der Rasterpunkte<br />

Das Quadratraster wird in Abständen von 7,5 x 7,5 m mit Messband und Winkelprisma abgesteckt.<br />

Die Grundlinie des Rasters bildet die Grundstücksgrenze, <strong>zu</strong> der das Wohnhaus parallel abgesteckt<br />

wurde. Als Rasteranfangspunkt dient einer der Grenzpunkte der Grundstücksgrenze.<br />

2. Kartieren der Rasterpunkte<br />

Die Rasterpunkte und –linien werden in den Lageplan bzw. in die Kopie des Lageplans (Übung 2)<br />

nach beigefügtem Beispiel eingetragen. Die Grenz- und Rasterpunkte werden anschließend mit fortlaufenden<br />

Nummern benannt.<br />

3. Rostaufnahme<br />

Die Rasterpunkte werden durch eine tachymetrische Rostaufnahme höhenmäßig bestimmt. Als Höhenanschluss<br />

dient einer der nivellitisch bestimmten Höhenanschlusspunkte des Grundstücks (Übung<br />

1). Die Aufnahme wird an dem zweiten nivellitisch bestimmten Grenzpunkt abgeschlossen<br />

(siehe Bsp. Tachymeteraufnahme Seite 54). Zur Kontrolle erfolgt eine zweite Aufnahme von einem<br />

neuen Standpunkt aus.<br />

4. Berechnung der Höhen<br />

Die Höhen werden bereits während der Messung sukzessiv berechnet und ins Feldbuch eingetragen.<br />

Dabei dient die Höhe der Kippachse des Tachymeters als Be<strong>zu</strong>gshöhe <strong>zu</strong>r Höhenübertragung:<br />

H<br />

H<br />

Kippachse<br />

i<br />

= H<br />

=<br />

H<br />

Kippachse<br />

5. Kunststoffkegel „ziehen“<br />

A<br />

+ ∆h<br />

i<br />

A<br />

+ t<br />

− ∆h<br />

− t<br />

i<br />

A<br />

A = Höhenanschlusspunkt; P = Rasterpunkte<br />

t = Reflektorhöhe; ∆h = gemessener Höhenunterschied<br />

Nach Beendigung der Messung und in Absprache mit dem Tutor werden die <strong>zu</strong>r Vermarkung der<br />

Gebäudeecken verwendeten Kunststoffkegel („Möhren“) von der Gruppe aus dem Boden entfernt.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 59


Auswertung der Übung<br />

a. Die aus beiden Messungen gemittelten Punkthöhen sämtlicher Punkte (Grenz- und Rasterpunkte)<br />

werden in den Lageplan eingetragen.<br />

b. Die Höhen der Gebäudepunkte und der Prismeneckpunkte für den Arbeitsraum werden durch<br />

lineare Interpolation ermittelt und in den Lageplan eingetragen (Werte in Klammern setzen).<br />

Die Interpolationsberechnung erfolgt gesondert und wird mit einer Zusammenstellung der interpolierten<br />

Punkte in tabellarischer Form dem Skript beigefügt.<br />

c. Berechnung des Erdaushubs:<br />

• Gesamtaushub für die Aushubarbeiten,<br />

• für das Bauwerk <strong>zu</strong>m Abtransport,<br />

• für den Arbeitsraum <strong>zu</strong>m Wiederverfüllen.<br />

Abb.33: Beispiel eines Lageplans<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 60


Hinweise <strong>zu</strong>r Erdmassenberechnung:<br />

Die Höhe von Bauwerksnull BWN (Oberkante Kellerfußboden) ist den Vorgaben (Seite 5) <strong>zu</strong> entnehmen.<br />

Die Be<strong>zu</strong>gsebene H0 für die Erdmassenberechnung ist die Sohle des Bauwerks (H0 = BWN-<br />

0,20 m). Der Baukörper wird durch das Aufnahmeraster in Rechteckprismen aufgeteilt, der Arbeitsraum<br />

besteht aus Seitenprismen mit Trapez-Querschnitten und Eckprismen in der Form von Pyramidenstümpfen.<br />

Die Seitenprismen und Eckprismen können daher auch nach folgender Formel berechnet<br />

werden:<br />

F1<br />

+ F2<br />

h1<br />

+ h2<br />

+ h3<br />

+ h4<br />

V = ⋅<br />

= Fm ⋅ h<br />

2 4<br />

Abb. 34: Querschnitt von Gebäude und Baugrube<br />

m<br />

H0 = BWN - 0,25<br />

Abb. 35: Rechteckprisma des Baukörpers und Seiten- bzw. Eckprisma des Arbeitsraumes<br />

(4.6)<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 61


TACHYMETERAUFNAHME<br />

Beobachter: Müller Ort: <strong>Darmstadt</strong> Gruppe: 12<br />

Feldbuchführer: Schneider Datum: 23.05.07 Seite: 1<br />

Instrument: Trimble 3600 Instr.-Nr.: 5962 Wetter: sonnig<br />

Temperatur: 20° C Druck: 1014 mbar/ ___---__ mmHg ppm: __---__<br />

Pkt.<br />

Standpunkt: 2 Instrumentenhöhe: __---__ m Pflockhöhe: ___---___ m<br />

Hzrichtung <br />

Schrägstrecke<br />

Zenit-<br />

winkel<br />

Lokale<br />

Koordinaten<br />

Höhen-<br />

differenz<br />

Refl.-<br />

Höhe<br />

Höhe<br />

r [gon] s [m] z [gon] y’ [m] x’ [m] dh [m] t [m] H [m]<br />

A -0,153 1,53 150,785<br />

Kippachshöhe HKT: 152,468<br />

1 -0,23 1,53 150,71<br />

2 0,56 1,53 151,50<br />

3 0,22 1,53 151,16<br />

4 -0,14 2,00 150,33<br />

5 -0,25 2,00 150,22<br />

6 0,18 2,00 150,65<br />

7 0,08 1,80 150,75<br />

8 -0,87 1,80 149,80<br />

A 0,115 1,80 150,783 �<br />

B 0,883 1,80 151,551<br />

Soll HB: 151,553 �<br />

Bemerk.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 62


Vorgehen bei der Erdmassenberechnung<br />

Aus pragmatischen Gründen (das Übungsgebiet ist relativ flach) ist es ausreichend die Höhen von<br />

acht Punkten (siehe obige Skizze) durch Interpolation <strong>zu</strong> bestimmen. Formel 4.6 vereinfacht sich<br />

dann für die Eck- und Seitenprismen <strong>zu</strong>:<br />

F1<br />

+ F2<br />

h1<br />

+ h2<br />

V = ⋅ = Fm ⋅ h<br />

2 2<br />

m<br />

Die Berechnung des Bauwerksaushubs erfolgt nach wie vor mit Formel 4.6.<br />

Die Interpolationen sind auf einem gesonderten Blatt (mit Skizze!) an<strong>zu</strong>fertigen und in die folgenden<br />

Tabellen ein<strong>zu</strong>tragen. Das Zusatzblatt sollte dem Übungsmanuskript beigefügt werden.<br />

Formular für die Erdmassenberechnung und den Bauaushub<br />

Aushub Bauwerk Vi = a ⋅ b ⋅ hM<br />

= F ⋅ hM<br />

Prisma<br />

h 1<br />

(m)<br />

h 2<br />

(m)<br />

h 3<br />

(m)<br />

h 4<br />

(m)<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 63<br />

h M<br />

(m)<br />

a<br />

(m)<br />

b<br />

(m)<br />

Gebäudeaushub insgesamt:<br />

V<br />

(m 3 )


Aushub Arbeitsraum (Eckprismem):<br />

Prisma<br />

h 1<br />

(m)<br />

F M<br />

F1<br />

+ F<br />

=<br />

2<br />

= _________ m2<br />

; Vi = FM<br />

⋅ hM<br />

2<br />

2 h<br />

(m)<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 64<br />

h M<br />

(m)<br />

Eckprismen insgesamt:<br />

Arbeitsraum (Seitenprismem): FM = 1 / 2 ⋅ ( 0,<br />

5 ⋅ a + 1,<br />

5 ⋅ a)<br />

= _____⋅<br />

a ; Vi = FM<br />

⋅ hM<br />

Prisma<br />

h 1<br />

(m)<br />

2 h<br />

(m)<br />

h M<br />

(m)<br />

a<br />

(m)<br />

F M<br />

(m 2 )<br />

Seitenprismen insgesamt:<br />

Arbeitsraum insgesamt:<br />

V<br />

(m 3 )<br />

V<br />

(m 3 )


Aufgabe<br />

Übung 5:<br />

Geodätisches Institut<br />

Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

Berechnung der Absteckelemente einer Straßentrasse<br />

Die Absteckelemente einer Straßentrasse, die als Verbundkurve aus Klotoide – Kreis – Klotoide besteht,<br />

sind in Kleingruppen <strong>zu</strong> berechnen. Da<strong>zu</strong> teilt sich die jeweilige Übungsgruppe in zwei Teilgruppen<br />

(je 3-4 Personen) auf. Jede Teilgruppe fertigt eine schriftliche Ausarbeitung mit allen Berechnungen<br />

an. Während der Hauptvermessungsübung (HVÜ) im Vogelsberg wird eine dieser Trassen<br />

von jeder Gruppe ins Gelände übertragen.<br />

Verbundkurve<br />

Im Verkehrswegebau werden Straßentrassen i.d.R. als Verbund von Geraden, Übergangsbögen und<br />

Kreisen konzipiert. Der Grund dafür sind die positiven fahrdynamischen Eigenschaften derartiger<br />

Trassen.<br />

Für eine aus Geraden und einem Kreis <strong>zu</strong>sammengesetzte Trasse ergibt sich das in Abbildung 36<br />

dargestellte Krümmungsbild (Krümmung k = 1 / R ). Beim Kreisbogenanfang BA ergibt sich eine<br />

sprunghafte Änderung des Krümmungsbildes, die beim Fahren als Ruck, und somit als unangenehme<br />

Zunahme der Seitenbeschleunigung empfunden wird. Zur Abhilfe schaltet man daher zwischen<br />

die Gerade und den Kreisbogen oder zwischen Kreisbögen unterschiedlicher Radien einen Übergangsbogen<br />

ein (Abb. 40).<br />

k = 1/R<br />

Gerade Kreis Gerade<br />

R = const.<br />

R = ∞ R =∞<br />

BA BE<br />

Abb.39: Krümmungsbild eines Kreises<br />

L<br />

k k=1/R<br />

= 1/R<br />

GeradeKlotoide<br />

Kreis Klotoide Gerade<br />

A R = const. A<br />

R = ∞ R = ∞ L<br />

ÜA ÜE/BA BE/ÜA ÜE<br />

Abb. 40: Krümmungsbild einer Verbundkurve<br />

Die Größe der Kreisradien R und der Klotoidenparameter A werden bei der Planung nach Kriterien<br />

ausgewählt, die sich aus der Geländeformation, eventuell vorhandener topographischer Zwangspunkte<br />

(z.B. vorhandene Objekte) und aus projektspezifischen Vorgaben (z.B. der Fahrgeschwindigkeit)<br />

ergeben.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 65


Übergangsbogen<br />

Einer der wichtigsten Übergangsbögen ist die Klotoide. Sie ist eine ebene Spiralkurve, die bei fortschreitender<br />

Weglänge L eine lineare Zunahme der Krümmung k besitzt. Am Anfangspunkt besitzt<br />

die Klotoide den Radius R = ∞ bzw. die Krümmung k = 0. Die Krümmung k kann also angegeben<br />

werden <strong>zu</strong>:<br />

k = 1/R = c·L, durch Umstellung ergibt sich:<br />

R·L = 1/c = A 2 .<br />

Als Übergangsbogen entspricht die Klotoide folgenden fahrdynamischen Gesichtspunkten:<br />

• Die Räder eines mit konstanter Geschwindigkeit<br />

fahrenden Wagens können in gleichen<br />

Zeitabständen um gleiche Winkel eingeschlagen<br />

werden (gleichmäßige Lenkraddrehung).<br />

• Aus der Sicht des Fahrers verläuft die <strong>zu</strong><br />

fahrende Trasse kontinuierlich, bei deutlicher<br />

Wahrnehmbarkeit der Richtungswechsel.<br />

• Die Querneigung kann stetig auf den im<br />

Kreisbogen erforderlichen Wert geführt werden.<br />

Die Größe des Parameters A kennzeichnet die<br />

Klotoide eindeutig. Alle Klotoiden sind <strong>zu</strong>einander<br />

ähnlich. Aus der mit kleinen Buchstaben<br />

a, l, r bezeichneten Einheitsklotoide mit dem<br />

Parameter a = 1 lassen sich die Längenelemente<br />

anderer Klotoiden mit dem Parameter A als<br />

Vergrößerungsfaktor berechnen.<br />

R = r·A L = l·A<br />

X = x·A Y = y·A<br />

∆R = ∆r·A ...<br />

Wegen der Ähnlichkeit bleiben alle Winkelwerte unverändert erhalten. Damit kann die Einheitsklotoide<br />

in geeigneter Weise vertafelt werden, und alle anderen Klotoiden können durch Multiplikation<br />

dieser Werte mit dem Parameter A ermittelt und damit auch die Absteckelemente gewonnen werden.<br />

Bestimmungsstücke der Einheitsklotoide:<br />

l = Bogenlänge bis <strong>zu</strong>m laufenden Punk P σ = Richtungswinkel der Sehne t0,P<br />

0 = Koordinatenursprung = Wendepunkt = Sehnentangentenwinkel<br />

x, y = Koordinaten bezogen auf die Tangente im t k , t l = kurze, lange Tangente<br />

Wendepunkt = Haupttangente t n = Klotoidennormalenpunkt in P<br />

r = Radius des Krümmungskreises in P v = <strong>zu</strong>gehörige Subnormale<br />

∆r = Tangentenabrückung xM, yM = Koordinaten des Mittelpunkts M<br />

s = Klotoidensehne des Krümmungskreises im<br />

τ = Tangentenwinkel Punkt P (yM = r + ∆r)<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 66<br />

t<br />

x<br />

t l<br />

v<br />

u<br />

τ<br />

x<br />

M<br />

σ<br />

0<br />

X<br />

y<br />

t k<br />

n<br />

P<br />

∆ r r τ<br />

s<br />

yM<br />

Abb. 41: Bestimmungsstücke einer Klotoide<br />

M<br />

Y


Kreis<br />

Beachtet man, dass über dem gleichen Kreisbogen bzw. der <strong>zu</strong>gehörigen Sehne:<br />

• alle Peripheriewinkel (Umfangswinkel) gleich groß sind,<br />

• der Zentriewinkel doppelt so groß, wie der <strong>zu</strong>gehörige Peripheriewinkel ist,<br />

• der Sehnentangentenwinkel gleich groß dem Peripheriewinkel bzw. halben Zentriewinkel ist,<br />

ergeben sich hieraus die nachfolgenden geometrischen Größen und Zusammenhänge:<br />

A = Bogenanfang<br />

E = Bogenende<br />

H = Sehnenmittelpunkt<br />

T = Tangentenschnittpunkt<br />

S = Scheitel, Bogenmitte<br />

M = Kreismittelpunkt<br />

r = Radius<br />

t = Tangentenlänge<br />

s = Sehne<br />

h = Pfeilhöhe<br />

α = Zentriewinkel<br />

β = Tangentenschnittwinkel<br />

m = Scheitelabstand<br />

Die Hauptpunkte A, S, E des Kreisbogens lassen sich nach der Bestimmung des Tangentenschnittwinkels<br />

β bestimmen.<br />

Übungsvorgaben<br />

Der Klotoidenparameter der beiden Klotoiden: A = 65<br />

Der Radius des Kreisbogens: R = 110 m<br />

Der Schnittwinkel der Haupttangenten:<br />

GrNr⋅29<br />

Teilgruppe 1: α + 2τ = ( 31,<br />

62 + ) gon<br />

GrNr⋅29+<br />

49<br />

Teilgruppe 2: α + 2τ = ( 31 , 62 + ) gon<br />

Beispiel: Gruppenummer 14:<br />

Teilgruppe 1: 14 ⋅29<br />

406<br />

α + 2τ = ( 31,<br />

62 + ) gon = ( 31,<br />

62 + ) = 32,<br />

406 gon<br />

1000<br />

1000<br />

14 ⋅29+<br />

49<br />

455<br />

Teilgruppe 2: α + 2τ = ( 31,<br />

62 + ) gon = ( 31,<br />

62 + ) = 32,<br />

455 gon<br />

1000<br />

1000<br />

Aufgabenstellung<br />

Für die Verbundkurve sind folgende Elemente <strong>zu</strong> berechnen:<br />

Teil A<br />

(Tangentenschnittpunkt) T<br />

F β<br />

t h m t<br />

S<br />

h<br />

A s/2 s/2 E<br />

H<br />

Tangente<br />

r r<br />

Tangente<br />

α /2<br />

1. Trassierungselemente der Trasse: τ, α, L, B, ∆R, T, TL, TK, TKML, TKMK, t, M, XÜE, YÜE, XM, YM.<br />

2. Die Stationierung der Bogenhauptpunkte der Klotoiden und des Kreisbogens: ÜA1, ÜE1=KA, KM,<br />

KE=ÜE2, ÜA2 .<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 67<br />

M<br />

Abb. 42: Bestimmungsstücke eines Kreisbogens<br />

α<br />

β<br />

1000<br />

1000


3. Berechnung der örtlichen Koordinaten der Bogenhauptpunkte für die Verbundkurve im örtlichen<br />

System x’,y’ der Klotoiden- bzw. Kreistangenten.<br />

4. Transformation der örtlichen Koordinaten in das erste Haupttangentensystem in ÜA1.<br />

Teil B<br />

5. Berechnung der örtlichen Koordinaten der Stationierungspunkte für die Verbundkurve im Abstand<br />

von 10,00 m, beginnend am Punkt ÜA1.<br />

6. Transformation der örtlichen Koordinaten der Stationierungspunkte<br />

in das erste Haupttangentensystem in ÜA1<br />

(Fortset<strong>zu</strong>ng von Nr. 4 aus Teil A).<br />

7. Berechnung der Pfeilhöhen der Stationierungspunkte. Als<br />

Pfeilhöhen h bezeichnet man den senkrechten Abstand eines<br />

Punktes <strong>zu</strong> einer durch zwei benachbarte Punkte definierten<br />

Klotoiden- bzw. Kreissehne.<br />

8. Zusammenstellung der Ergebnisse in tabellarischer Form.<br />

Die Ausarbeitung muss spätestens bis <strong>zu</strong>m 03.05.2010 abgegeben werden. Anschließend wird die<br />

Berechnung kontrolliert und testiert. Bei formalen und/oder inhaltlichen Mängeln wird maximal<br />

eine Wiedervorlage gewährt.<br />

Hinweis <strong>zu</strong> 3.) und 5.):<br />

Die Berechnung der Koordinaten der Bogenhauptpunkte sowie der Stationierungspunkte erfolgt im<br />

örtlichen System x’,y’ der Klotoiden- bzw. Kreistangenten (siehe Punkt 3 und 5) sowie im übergeordneten<br />

Koordinatensystem X,Y bezogen auf die 1. Haupttangente T1 (Nullpunkt ÜA1) � siehe<br />

Punkt 4 und 6 Neben den (örtlichen) kartesischen Koordinaten x’,y’ müssen ferner die Polarkoordinaten<br />

s’,σ’ bezogen auf die Klotoiden- bzw. Kreistangenten berechnet werden.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 68<br />

P1<br />

h<br />

P2<br />

Abb.43: Pfeilhöhe h<br />

P3


Formeln und Hinweise <strong>zu</strong>r Berechnung<br />

Die Hauptelemente einer Verbundkurve:<br />

Abb. 44: Elemente einer Verbundkurve<br />

Für eine beliebige Klotoide mit dem Parameter A gilt:<br />

Definitionsgleichung:<br />

2<br />

L ⋅ R = A<br />

2<br />

=<br />

2τ<br />

[ rad ]<br />

= 2τ<br />

[ rad ]<br />

L<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 69<br />

⋅ R<br />

L<br />

A = L ⋅ R = = R ⋅ 2τ<br />

Klotoidenparameter: [ rad ]<br />

2τ<br />

[ rad ]<br />

Krümmungsradius:<br />

2<br />

A<br />

R = =<br />

L<br />

L<br />

=<br />

A<br />

2τ [ rad]<br />

2τ<br />

[ rad]<br />

2<br />

A<br />

L = = 2τ ⋅ R = A⋅<br />

2τ<br />

rad<br />

R<br />

Klotoidenlänge: [ rad]<br />

[ ]<br />

2<br />

200 gon<br />

ρ =<br />

π<br />

τ [ gon<br />

τ [ rad ]<br />

ρ<br />

=<br />

]


τ<br />

2 2<br />

L L A<br />

= = =<br />

2R 2 A 2R<br />

Tangentenwinkel: [ rad ]<br />

2 2<br />

Die rechtwinkligen Koordinaten eines Punktes P bezogen auf das örtliche System der Klotoidentangente:<br />

⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />

X P = LP<br />

⋅<br />

⎢<br />

1 − τ P[<br />

rad ] + τ P[<br />

rad ] − τ P[<br />

rad ] ± ...<br />

⎥<br />

⎣ 10 216 9360 ⎦<br />

⎡1<br />

1 3 1 5 ⎤<br />

YP = LP<br />

⋅<br />

⎢ τ P[<br />

rad ] − τ P[<br />

rad ] + τ P[<br />

rad ] ± ...<br />

⎥<br />

⎣3<br />

42 1320 ⎦<br />

Die Polarkoordinaten ergeben sich daraus <strong>zu</strong>:<br />

Strecke:<br />

Richtungswinkel:<br />

s = x + y<br />

p<br />

2<br />

P<br />

2<br />

P<br />

Für die Einheitsklotoide mit dem Parameter a=1 vereinfachen sich die Beziehungen <strong>zu</strong>:<br />

Definitionsgleichung: l ⋅ r = 1<br />

Klotoidenparameter:<br />

Krümmungsradius:<br />

Klotoidenlänge:<br />

y<br />

σ p = arctan<br />

x<br />

1 = ⋅ 2 [ rad ]<br />

1<br />

r =<br />

l<br />

Weitere Formeln <strong>zu</strong>r Berechnung der Trassierungshauptelemente einer Klotoide mit dem Parameter<br />

A:<br />

X = X − R ⋅ sin τ<br />

Y<br />

M<br />

∆R<br />

= Y<br />

T<br />

T<br />

T<br />

k<br />

l<br />

M<br />

YÜE<br />

=<br />

sin τ<br />

= X − Y<br />

=<br />

r τ<br />

1<br />

l = = 2τ<br />

[ rad ] ⋅ r = 2τ<br />

r<br />

= Y<br />

X<br />

ÜE<br />

ÜE<br />

M<br />

M<br />

ÜE<br />

+ R ⋅ cosτ<br />

− R = Y<br />

+ Y<br />

ÜE<br />

M<br />

P<br />

P<br />

ÜE<br />

⋅ tan<br />

+ R ⋅ cosτ<br />

− R<br />

⋅ cot τ = X<br />

( α + τ )<br />

2<br />

[ rad ]<br />

⋅ cosτ<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 70<br />

ÜE<br />

− T<br />

K<br />

Abb. 45: Orthogonal- und Polarkoordinaten<br />

bezogen auf die Haupttangente der Klotoide


Für die Berechnung eines Kreisbogens gilt:<br />

α = 200 gon− β = π − β rad<br />

Zentriewinkel: [ gon]<br />

[ ]<br />

Bogenlänge:<br />

α[<br />

gon]<br />

b = R⋅<br />

α[<br />

rad ] = R⋅<br />

ρ<br />

s = 2 ⋅ R ⋅sin<br />

Sehne: α<br />

2<br />

⎛ 1 ⎞<br />

Scheitelabstand: m = MS − R = R ⋅ ⎜ −1⎟<br />

⎝ cos α<br />

2 ⎠<br />

tan α t = R ⋅<br />

Tangente: 2<br />

Die rechtwinkligen Koordinaten eines Punktes P bezogen auf das örtliche System der Kreistangente:<br />

Hochwert: X P = R ⋅sin<br />

ω P<br />

Rechtswert: YP = R ⋅ ( 1−<br />

cosω<br />

P )<br />

Die Polarkoordinaten ergeben sich daraus <strong>zu</strong>:<br />

2 2<br />

Strecke: s = x + y = 2R<br />

⋅ sin ω<br />

p P P<br />

2<br />

Richtungswinkel:<br />

yP<br />

ω<br />

σ p = arctan =<br />

x 2<br />

P<br />

Abb. 46: Orthogonale und Polarkoordinaten bezogen auf die Kreistangente(n)<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 71


Weitere Elemente einer Verbundkurve sind:<br />

Scheitelabstand:<br />

Scheiteltangente:<br />

Lange Tangente:<br />

Pfeilhöhe:<br />

Literatur<br />

Y<br />

M = MS − R =<br />

cos<br />

TKM K<br />

TKM L<br />

h = −(<br />

Y<br />

= ( Y<br />

3<br />

M<br />

=<br />

tan<br />

( τ + α )<br />

( ) R<br />

M<br />

−<br />

τ + α<br />

2<br />

M<br />

= T −<br />

sin<br />

2<br />

X 3 − X<br />

cosϕ<br />

=<br />

S<br />

2<br />

1<br />

1,<br />

3<br />

Y3<br />

− Y<br />

sin ϕ =<br />

S<br />

1,<br />

3<br />

1<br />

( τ + α )<br />

− Y ) ⋅ cosϕ<br />

+ ( X<br />

− Y ) ⋅ cosϕ<br />

− ( X<br />

1<br />

2<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 72<br />

2<br />

KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel<br />

21.2.3 und 21.2.4<br />

RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />

Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 8.4<br />

SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />

Kapitel 12.1<br />

SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2004): Lehrbuch Vermessung Fachwissen, Schütze Engler Weber<br />

Verlags GbR, Dresden, Kapitel 4<br />

WITTE, B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />

Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 11.7.3 und 11.7.4<br />

3<br />

2<br />

− X ) ⋅ sin ϕ<br />

− X<br />

2<br />

1<br />

) ⋅ sin ϕ<br />

P1<br />

ϕ<br />

S<br />

h<br />

P2<br />

P3


Hinweise <strong>zu</strong>r Berechnung und der schriftlichen Ausarbeitung<br />

Die Ergebnisse der Berechnungen sind in einer schriftlichen Ausarbeitung von jeder Teilgruppe<br />

fristgerecht und vollständig bearbeitet ab<strong>zu</strong>geben. Dabei sind neben den Ergebniswerten auch alle<br />

verwendeten Formeln in allgemeiner Form an<strong>zu</strong>geben. Des Weiteren sind die Haupt- und Stationspunkte<br />

mit ihren örtlichen kartesischen und Polarkoordinaten sowie den übergeordneten Koordinaten<br />

inklusive der Pfeilhöhen tabellarisch <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>stellen.<br />

Beispiel <strong>zu</strong>m Berechnungsablauf<br />

Hinweis: Die Beispielrechnung bezieht sich auf die folgende Verbundkurve:<br />

A = 120; R = 300 m α + 2τ = 20, 074 gon<br />

Teil A:<br />

1. Berechnung der Hauptelemente<br />

Da die Verbundkurve symmetrisch ist, d.h. die beiden Klotoiden (ÜA1 – ÜE1 und ÜA2 – ÜE2) identisch<br />

sind, werden mit den folgenden Berechnungen sowohl die Größen für die erste (ÜA1 – ÜE1) als auch<br />

für die zweite Klotoide (ÜA2 – ÜE2) berechnet.<br />

a) Berechnung des Tangentenwinkels τ:<br />

τ<br />

[ rad]<br />

2<br />

A<br />

=<br />

2R<br />

2<br />

2<br />

120<br />

=<br />

2 ⋅ 300<br />

2<br />

=<br />

0,<br />

0800<br />

b) Berechnung der Klotoidenlänge L:<br />

A 120<br />

L 48,<br />

000<br />

R 300<br />

2<br />

2<br />

= = =<br />

m<br />

200<br />

[ rad]<br />

⋅ =<br />

Π<br />

c) Berechnung des Zentriewinkels α des Kreisbogens:<br />

α + 2τ = 20,074 gon || - 2τ<br />

α = 20,074 gon – 2 · 5,0930 gon = 9,8880 gon<br />

d) Berechnung des Kreisbogens B:<br />

α[<br />

gon]<br />

9,<br />

880<br />

B = R⋅<br />

= =<br />

ρ 200<br />

π<br />

46,<br />

596<br />

e) Berechnung der Gesamtlänge Lges der Verbundkurve:<br />

Lges = 2 · L + B = 142,596 m<br />

m<br />

5,<br />

0930<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 73<br />

gon


f) Berechnung der Trassierungshauptelemente der Verbundkurve (Formeln Seite 69 – 72):<br />

Berechnung des Klotoidenendpunktes ÜE bezogen auf die Klotoidentangente:<br />

L = 48,000 m τ = 5,0930 gon = 0,0800 rad<br />

⎡1<br />

1 3 1 5 ⎤<br />

YÜE1 = L ⋅<br />

⎢ τ [ rad ] − τ [ rad ] + τ [ rad ] = −1,<br />

279 m<br />

⎣3<br />

42 1320 ⎥<br />

⎦<br />

⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />

X ÜE1<br />

= L ⋅<br />

⎢<br />

1 − τ [ rad ] + τ [ rad ] − τ [ rad ] = 47,<br />

969 m<br />

⎣ 10 216 9360 ⎥<br />

⎦<br />

X<br />

Y<br />

M<br />

M<br />

= X<br />

= Y<br />

ÜE1<br />

ÜE1<br />

− R ⋅ sinτ<br />

= 23,<br />

994<br />

+ R ⋅ cosτ<br />

= −300,<br />

319<br />

m<br />

m<br />

Weitere <strong>zu</strong> berechnende Elemente sind: TL, TK, ∆R, T, t, M, m, TKML, TKMK<br />

Ergebnisse (ohne Rechnung � Formeln Seite 69 – 72):<br />

TL = 32,016 m M = 4,091 m<br />

TK = 16,004 m m = 0,907 m<br />

∆R = 0,319 m TKML = 45,683 m<br />

T = 71,739 m TKMK = 25,733 m<br />

t = 23,345 m<br />

2. Stationierungen der Bogenhauptpunkte:<br />

ÜA1 : 0 +00,000 m (0)<br />

ÜE1 : 0 +48,000 m (L)<br />

KM : 0 +71,298 m (L + B/2)<br />

ÜE2 : 0 +94,596 m (L + B)<br />

ÜA2 : 1 +42,596 m (2 · L + B)<br />

3. Örtliche Koordinaten der Hauptpunkte für den Kreisbogen zwischen ÜE1 und ÜE2:<br />

HINWEIS:<br />

Für die Berechnungen in den örtlichen Systemen muss bei der Berechnung der Y-Werte (Rechtswert)<br />

stets auf das Vorzeichen geachtet werden. Die Formeln liefern immer ein positives Vorzeichen.<br />

Ist die Trasse jedoch linksgekrümmt, so muss das Vorzeichen der lokalen Y-Werte ggf. gedreht<br />

werden (unbedingt Skizze anfertigen!!!).<br />

Ausgehend von ÜE1 werden die örtlichen Koordinaten der Bogenhauptpunkte KM und ÜE2 (orthogonal<br />

und polar) bezogen auf die Kreistangente in ÜE1 berechnet:<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 74


Berechnung der Bogenlängen bis <strong>zu</strong>m jeweiligen Stationspunkt auf dem Kreis:<br />

KM = 0 +71,298 BKM = 71,298 m – BÜE1 = 71,298 m – 48,000 m = 23,298 m<br />

ÜE2 = 0 +94,596 BÜE2 = … = 46,596 m<br />

Berechnung der Zentriewinkel: (R=300 m; ρ=200/π)<br />

B i<br />

ω i = ⋅ ρ<br />

R<br />

Berechnung der örtlichen Koordinaten (polar und orthogonal):<br />

'<br />

x = R ⋅ sinω<br />

y = R ⋅(<br />

1 − cosω<br />

)<br />

s<br />

'<br />

i<br />

i<br />

=<br />

x<br />

+ y<br />

i<br />

ω<br />

= 2R<br />

⋅ sin<br />

2<br />

'2<br />

'2<br />

i<br />

i i<br />

(Werte: siehe Tabelle unter 9.)<br />

4. Klotoide von ÜA2 nach ÜE2:<br />

i<br />

i<br />

y ωi<br />

σ =<br />

2<br />

'<br />

i<br />

i = arctan '<br />

x i<br />

Ausgehend von ÜA2 werden die örtlichen Koordinaten der Stationspunkte (orthogonal und polar)<br />

bezogen auf die Klotoidentangente in ÜA2 von ÜA2 bis ÜE2 im Abstand von 10 m berechnet:<br />

Angabe der Bogenlängen bis <strong>zu</strong>m jeweiligen Stationspunkt auf der Klotoide:<br />

τ<br />

ÜE2 = 0 +94,596 LÜE2 = L = 48,000 m<br />

ÜA2 = 1 +42,596 0,000 m � Berechnung hinfällig, da: τÜA2, y‘ÜA2, x‘ÜA2, sÜA2, σÜA2 = 0<br />

ÜE 2 [ rad]<br />

2<br />

LÜE 5 0930 gon<br />

2 A<br />

2<br />

2<br />

= = τ = ,<br />

' ⎡1<br />

1 3 1 5 ⎤<br />

y = L ⋅<br />

1 279 m<br />

ÜE 2 ÜE 2 ⎢ τ − τ + τ = ,<br />

ÜE 2[<br />

rad]<br />

ÜE 2[<br />

rad]<br />

ÜE 2[<br />

rad]<br />

⎣3<br />

42 1320 ⎥<br />

⎦<br />

' ⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />

x = L ⋅ 1<br />

47 969 m<br />

ÜE 2 ÜE 2 ⎢<br />

− τ + τ − τ = ,<br />

ÜE 2[<br />

rad]<br />

ÜE 2[<br />

rad]<br />

ÜE 2[<br />

rad]<br />

⎣ 10 216 9360 ⎥<br />

⎦<br />

'<br />

y<br />

'2<br />

'2<br />

ÜE2<br />

= x + y = 47,<br />

986 m<br />

σ = arctan = 1,<br />

6976 gon<br />

ÜE2<br />

2<br />

ÜE2<br />

'<br />

x<br />

sÜE 2<br />

ÜE<br />

5. Transformation der örtlichen Koordinaten in das Haupttangentensystem:<br />

Die <strong>zu</strong>vor berechneten örtlichen Koordinaten (x’, y’) der Bogenhauptpunkte werden nun in ein gemeinsames<br />

Koordinatensystem (Zielsystem) überführt. Als Zielsystem dient das Tangentensystem<br />

der ersten Klotoidentangente T in ÜA1. Die Berechnung erfolgt mit Hilfe einer Ähnlichkeitstransformation<br />

(Übung 4 im Wintersemester). Zur Berechnung werden identische Punkte im Zielsystem und<br />

allen örtlichen Systemen benötigt:<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 75<br />

ÜE2


Identische Punkte sind beispielsweise: ÜA1, ÜE1, M, S<br />

Koordinaten der identischen Punkte im Zielsystem:<br />

Punkt X [m] Y[m]<br />

ÜA1 0,000 0,000<br />

ÜE1 47,969 -1,279<br />

M 23,994 -300,319<br />

S 71,739 (=T) 0,000<br />

Koordinaten der identischen Punkte im Kreistangentensystem (ÜE1 � ÜE2):<br />

Punkt x’ [m] y’[m]<br />

ÜE1 0,000 0,000<br />

M 0,000 -300,000<br />

a) Berechnung der Transformationsparameter: Kreistangentensystem 1 � Zielsystem<br />

t<br />

M , ÜE1<br />

t′<br />

M , ÜE1<br />

⎛ Y<br />

= arctan⎜<br />

⎜<br />

⎝ X<br />

⎛ y′<br />

= arctan⎜<br />

⎜<br />

⎝ x′<br />

ÜE1<br />

ÜE1<br />

ÜE1<br />

ÜE1<br />

− Y<br />

− X<br />

M<br />

− y′<br />

− x′<br />

M<br />

M<br />

M<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎛ −1,<br />

279 − ( −300,<br />

319)<br />

⎞<br />

⎟<br />

= arctan⎜<br />

⎟ = 94,<br />

9069<br />

⎠ ⎝ 47,<br />

969 − 23,<br />

994 ⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎛ 300,<br />

000)<br />

⎞<br />

⎟<br />

= arctan⎜<br />

⎟ = 100 gon<br />

⎠ ⎝ 0,<br />

000 ⎠<br />

(Achtung: Sonderfall für Richtungswinkelberechnung � Skizze anfertigen)<br />

ε = − t′<br />

= 94,<br />

9069 −100<br />

= −5,<br />

0930 ( + 400)<br />

= 394,<br />

9070 gon ( = 400 −τ<br />

)<br />

t M , ÜE1<br />

MÜE1<br />

2<br />

2<br />

( Y − Y ) + ( X − X ) = 300 m<br />

s = M , ÜE1<br />

ÜE1<br />

M<br />

ÜE1<br />

M<br />

s<br />

2<br />

2<br />

M , ÜE1<br />

′ ( y′<br />

− y′<br />

) + ( x′<br />

− x′<br />

) = 300 m<br />

m = = 1,<br />

00000<br />

,<br />

s′<br />

s = M ÜE1<br />

ÜE1<br />

M<br />

ÜE1<br />

M<br />

a = m ⋅ cos ε = 0 , 07991535 o = m ⋅ sin ε = 0,<br />

99680165<br />

Berechnung der Translationen:<br />

Y 0 = Y M − a ⋅ y′<br />

M − o ⋅ x′<br />

M = −1,<br />

279 m(<br />

= Y ) ÜE1<br />

X 0 = X M − a ⋅ x′<br />

M + o ⋅ y′<br />

M = 47, 969 m(<br />

= X ) ÜE1<br />

Berechnung der Koordinaten der Punkte KM und ÜE2:<br />

M , ÜE1<br />

YKM = Y0<br />

+ a ⋅ y′<br />

KM + o ⋅ x′<br />

KM = Y0<br />

+ a ⋅ −0,<br />

904 + o ⋅ 23,<br />

275 = −4,<br />

041 m<br />

X KM =<br />

X 0 + a ⋅ x′<br />

KM − o ⋅ y′<br />

KM =<br />

X<br />

0<br />

+ a ⋅ 23,<br />

275 − o ⋅ −0,<br />

904 = 71,<br />

097 m<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 76<br />

gon


Y = Y a y o x<br />

ÜE 0 + ⋅ ′ + ⋅ ′<br />

ÜE<br />

ÜE<br />

2<br />

X = X a x o y<br />

ÜE 0 + ⋅ ′ − ⋅ ′<br />

ÜE<br />

ÜE<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

= Y<br />

2<br />

=<br />

0<br />

X<br />

+ a ⋅ −3,<br />

611 + o ⋅ 46,<br />

409 = −8,<br />

588 m<br />

0<br />

+ a ⋅ 46,<br />

409 − o ⋅ −3,<br />

611 = 93,<br />

942 m<br />

b) Koordinaten der identischen Punkte im zweiten Klotoidensystem (ÜA2 � ÜE2):<br />

Punkt x’ [m] y’[m]<br />

S 71,739 (=T) 0,000<br />

M 23,994 300,319<br />

Berechnung der Transformationsparameter: Kreistangentensystem 1 � Zielsystem<br />

t<br />

M , S<br />

t′<br />

M , S<br />

⎛ Y<br />

= arctan ⎜<br />

⎝ X<br />

S<br />

S<br />

− Y<br />

− X<br />

M<br />

M<br />

⎞ ⎛ 0,<br />

000 − ( −300,<br />

319)<br />

⎞<br />

⎟ = arctan⎜<br />

⎟ = 89,<br />

9630<br />

⎠ ⎝ 71,<br />

739 − 23,<br />

994 ⎠<br />

⎛ y′<br />

S − y′<br />

M ⎞ ⎛ 0,<br />

000 − 300,<br />

319)<br />

⎞<br />

= arctan ⎜<br />

arctan⎜<br />

⎟ = 310,<br />

0370<br />

x S x ⎟ =<br />

⎝ ′ − ′ M ⎠ ⎝ 71,<br />

739 − 23,<br />

994 ⎠<br />

ε = − t′<br />

= 89, 9630 − 310,<br />

0370 = −220,<br />

07400 ( + 400)<br />

= 179,<br />

9260 gon ( = 200 − ( α + 2 ⋅τ<br />

))<br />

t M , S M , S<br />

2<br />

2<br />

( Y − Y ) + ( X − X ) = 304,<br />

091 m<br />

sM , S = ÜE1<br />

M<br />

ÜE1<br />

M<br />

2<br />

2<br />

s M , S<br />

′ ( y′<br />

− y′<br />

) + ( x′<br />

− x′<br />

) = 304,<br />

091 m m = = 1, 00000<br />

s′<br />

sM , S = ÜE1<br />

M<br />

ÜE1<br />

M<br />

a = m ⋅ cos ε = 0 , 07991535 o = m ⋅ sin ε = 0,<br />

99680165<br />

Berechnung der Translationen:<br />

Y 0 = YM<br />

− a ⋅ y′<br />

M − o ⋅ x′<br />

M = −1,<br />

279 m(<br />

= Y ) ÜA 2<br />

X 0 = X M − a ⋅ x′<br />

M + o ⋅ y′<br />

M = 47, 969 m(<br />

= X ) ÜA 2<br />

Berechnung der Koordinaten des Punktes ÜA2 (� Kontrolle <strong>zu</strong>r Berechnung im Kreistangentensystem):<br />

Y = Y a y o x<br />

ÜE 0 + ⋅ ′ + ⋅ ′<br />

2<br />

ÜE 2 ÜE<br />

X =<br />

X a x o y<br />

ÜE 0 + ⋅ ′ − ⋅ ′<br />

ÜE<br />

ÜE<br />

2<br />

2<br />

2<br />

= Y<br />

2<br />

=<br />

0<br />

X<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 77<br />

gon<br />

gon<br />

M , S<br />

+ a ⋅1,<br />

279 + o ⋅ 47,<br />

969 = −8,<br />

588 m<br />

0<br />

+ a ⋅ 47,<br />

969 − o ⋅1,<br />

279 = 93,<br />

942 m


Teil B:<br />

6. Örtliche Koordinaten der Stationierungspunkte:<br />

HINWEIS:<br />

Für die Berechnungen in den örtlichen Systemen muss bei der Berechnung der Y-Werte (Rechtswert)<br />

stets auf das Vorzeichen geachtet werden. Die Formeln liefern immer ein positives Vorzeichen.<br />

Ist die Trasse jedoch linksgekrümmt, so muss das Vorzeichen der lokalen Y-Werte ggf. gedreht<br />

werden (unbedingt Skizze anfertigen!!!).<br />

a) Klotoide von ÜA1 nach ÜE1:<br />

Ausgehend von ÜA1 werden die örtlichen Koordinaten der Stationspunkte (orthogonal und polar)<br />

bezogen auf die Klotoidentangente in ÜA1 von ÜA1 bis ÜE1 im Abstand von 10 m berechnet:<br />

Li = {10,000 m; 20,000 m; 30,000 m; 40,000 m}<br />

τ<br />

i [ rad]<br />

=<br />

2<br />

Li 2<br />

2 A<br />

' ⎡1<br />

1 3 1 5<br />

yi = Li<br />

⋅<br />

⎢ τ i[<br />

rad]<br />

− τ i[<br />

rad]<br />

+ τ i[<br />

⎣3<br />

42 1320<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 78<br />

rad]<br />

' ⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />

xi = Li<br />

⋅<br />

⎢<br />

1 − τ i[<br />

rad]<br />

+ τ i[<br />

rad]<br />

− τ i[<br />

rad]<br />

⎣ 10 216 9360 ⎥<br />

⎦<br />

i =<br />

'2<br />

xi<br />

'2<br />

yi<br />

'<br />

i<br />

i = arctan '<br />

xi<br />

s +<br />

b) Kreisbogen zwischen ÜE1 und ÜE2:<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

y<br />

σ (Ergebnisse siehe Tabelle unter 9.)<br />

Ausgehend von ÜE1 werden die örtlichen Koordinaten der Stationspunkte (orthogonal und polar)<br />

bezogen auf die Kreistangente in ÜE1 von ÜE1 bis ÜE2 im Abstand von 10 m berechnet:<br />

Berechnung der Bogenlängen bis <strong>zu</strong>m jeweiligen Stationspunkt auf dem Kreis:<br />

0 +50,000 B50 = 50,000 m – BÜE1 = 50,000 m – 48,000 m = 2,000 m<br />

0 +60,000 B60 = 60,000 m – BÜE1 = 60,000 m – 48,000 m = 12,000 m<br />

0 +70,000 B70 = … = 22,000 m<br />

KM = 0 +71,298 BKM = 71,298 m – BÜE1 = 71,298 m – 48,000 m = 23,298 m<br />

(bereits in Teil A berechnet)<br />

0 +80,000 B80 = … = 32,000 m<br />

0 +90,000 B90 = … = 42,000 m<br />

ÜE2 = 0 +94,596 BÜE2 = … = 46,596 m � bereits in Teil A berechnet<br />

Die Berechnung der Zentriewinkel und der örtlichen Koordinaten (polar und orthogonal) erfolgt<br />

analog <strong>zu</strong> Teil A.


c) Klotoide von ÜA2 nach ÜE2:<br />

Ausgehend von ÜA2 werden die örtlichen Koordinaten der Stationspunkte (orthogonal und polar)<br />

bezogen auf die Klotoidentangente in ÜA2 von ÜA2 bis ÜE2 im Abstand von 10 m berechnet.<br />

Berechnung der Bogenlängen bis <strong>zu</strong>m jeweiligen Stationspunkt auf der Klotoide:<br />

τ<br />

ÜE2 = 0 +94,596 LÜE2 = L = 48,000 m<br />

(bereits in Teil A berechnet)<br />

1 +00,000 L100 = LÜA2 – 100,00 m = 142,596 m – 100,000 m = 42,596 m<br />

1 +10,000 L110 = LÜA2 – 110,00 m = 142,596 m – 110,000 m = 32,596 m<br />

1 +20,000 L120 = … = 22,596 m<br />

1 +30,000 L130 = … = 12,596 m<br />

1 +40,000 L140 = … = 2,596 m<br />

ÜA2 = 1 +42,596 0,000 m � bereits in Teil A berechnet<br />

i [ rad]<br />

2<br />

Li 2<br />

=<br />

2 A<br />

' ⎡1<br />

1 3 1 5<br />

yi = Li<br />

⋅<br />

⎢ τ i[<br />

rad]<br />

− τ i[<br />

rad]<br />

+ τ i[<br />

⎣3<br />

42 1320<br />

rad]<br />

' ⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />

xi = Li<br />

⋅<br />

⎢<br />

1 − τ i[<br />

rad]<br />

+ τ i[<br />

rad]<br />

− τ i[<br />

rad]<br />

⎣ 10 216 9360 ⎥<br />

⎦<br />

i =<br />

'2<br />

xi<br />

'2<br />

yi<br />

'<br />

i<br />

i = arctan '<br />

xi<br />

s +<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 79<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

y<br />

σ (Ergebnisse siehe Tabelle unter 9.)<br />

7. Transformation der örtlichen Koordinaten in das Haupttangentensystem:<br />

Die <strong>zu</strong>vor berechneten örtlichen Koordinaten (x’, y’) der Stationspunkte werden nun in ein gemeinsames<br />

Koordinatensystem (Zielsystem) transformiert. Die Transformationsparameter zwischen den<br />

zwei örtlichen Systemen (Kreistangentensystem und Klotoidentangentensystem 2) und dem Zielsystem<br />

(Klotoidensystem 1) wurden da<strong>zu</strong> bereits in Teil A (jeweils Y0, X0, ε, m) berechnet. Insofern<br />

können die Transformationsformeln direkt angewendet werden, in welche einerseits die jeweiligen<br />

Transformationsparameter (Y0, X0, ε, m) und andererseits die örtlichen Koordinaten jedes Punktes<br />

(y‘, x‘) ein<strong>zu</strong>setzen sind:<br />

Y Y + a ⋅ y′<br />

+ o ⋅ x′<br />

i<br />

i<br />

= 0<br />

X = X + a ⋅ x′<br />

− o ⋅ y′<br />

i<br />

i<br />

i<br />

(Ergebnisse siehe Tabelle unter 9.)<br />

i<br />

i<br />

Für die Stationspunkte im ersten Klotoidenabschnitt (ÜA1 Bis ÜE1) muss keine Transformation gerechnet<br />

werden, da diese bereits im Zielsystem berechnet wurden!<br />

8. Berechnung der Pfeilhöhen:


Die Pfeilhöhen werden nur zwischen den Stationspunkten beginnend bei ÜA1 (0 +00,000 ) im Abstand<br />

von 10 m berechnet. Das heißt, die Trassenpunkte ÜE1, KM und ÜE2 werden bei der Berechnung<br />

nicht berücksichtigt. Die einzige Ausnahme von dieser Regel ist der Punkt ÜA2, der für den vorletzten<br />

Trassenpunkt als Abschluss dient. Zu beachten ist, dass bei der Berechnung die transformierten<br />

Koordinaten der Stationspunkte im Zielsystem (siehe 8.) <strong>zu</strong> verwenden sind.<br />

9. Zusammenstellung der Ergebnisse in tabellarischer Form:<br />

Punkt Station<br />

örtliche Koordinaten<br />

L [m] τ [gon] x’ [m] y’ [m] σ [gon] s [m]<br />

h [m]<br />

übergeordnete<br />

Koordinaten<br />

X [m] Y [m]<br />

ÜA1 0 +00,000 0,000 0,0000 0,000 0,000 0,0000 0,000 --- 0,000 0,000<br />

T11 0 +10,000 10,000 0,2210 10,000 -0,012 399,9263 10,000 0,035 10,000 -0,012<br />

T12 0 +20,000 20,000 0,8842 20,000 -0,093 399,7053 20,000 0,069 20,000 -0,093<br />

T13 0 +30,000 30,000 1,9894 29,997 -0,312 399,3369 29,999 0,104 29,997 -0,312<br />

T14 0 +40,000 40,000 3,5368 39,988 -0,741 398,8211 39,995 0,139 39,988 -0,741<br />

ÜE1=KA 0 +48,000 48,000 5,0930 47,969 -1,279 398,3024 47,986 --- 47,969 -1,279<br />

Punkt Station B [m] ω [gon] x’ [m] y’ [m] σ [gon] s [m] h [m] X [m] Y [m]<br />

KA=ÜE1 0 +48,000 0,000 0,0000 0,000 0,000 0,0000 0,000 --- 47,969 -1,279<br />

B11 0 +50,000 2,000 0,4244 2,000 -0,007 399,7878 2,000 0,164 49,962 -1,476<br />

B12 0 +60,000 12,000 2,5465 11,997 0,240 398,7268 11,999 0,167 59,909 -2,477<br />

B13 0 +70,000 22,000 4,6685 21,980 0,806 397,6657 21,995 0,167 69,815 -3,840<br />

KM 0 +71,298 23,298 4,9440 23,275 -0,904 397,6530 23,292 -- 71,097 -4,041<br />

…<br />

KE =ÜE1 0 +94,596 46,596 9,8880 46,596 -3,611 395,0560 46,549 --- 93,942 -8,588<br />

Punkt Station L [m] τ [gon] x’ [m] y’ [m] σ [gon] s [m] h [m] X [m] Y [m]<br />

ÜE1=KE 0 +94,596 48,000 5,0930 47,969 1,279 1,6976 47,986 --- 93,942 -8,588<br />

T25 1 +00,000 40,240 3,5794 40,228 0,754 1,1931 40,235 0,147 99,185 -9,890<br />

…<br />

ÜA2 1 +40,240 0,000 0,0000 0,000 0,000 0,0000 0,000 --- 139,94 -22,248<br />

Tab. 3: Beispiel für die tabellarische Zusammenstellung der Stationspunkte<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 80


Hauptvermessungsübung (HVÜ) 2010<br />

in Schotten-Breungeshain (Vogelsberg)<br />

Geodätisches Institut<br />

Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

Die diesjährige HVÜ findet in drei Umläufen jeweils vom 09.07. – 13.07.,vom 14.07. – 17.07. und<br />

vom 19.07. – 22.07., beginnend mit der Einführungsveranstaltung am ersten Tag (09.07., 14.07.<br />

bzw. 19.07.) um 7:45 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Breungeshain, statt.<br />

1. HVÜ-Gruppen<br />

Die HVÜ-Gruppen entsprechen grundsätzlich den Gruppen der <strong>Übungen</strong> in <strong>Vermessungskunde</strong> <strong>II</strong><br />

des Sommersemesters 2010.<br />

Gruppeneinteilung für die drei Umläufe:<br />

09.07. – 13.07.: 1 – 12<br />

14.07. – 17.07.: 13 – 22<br />

19.07. – 22.07.: 23 – 32<br />

2. Unterkunft und Verpflegung<br />

Grundsätzlich sorgt hierfür jede(r) Teilnehmer(in) in eigener Regie. Aufgrund der täglichen Anfahrten<br />

und der Zusammenarbeit sowohl im Gelände als auch bei der Auswertung ist ein gemeinsames<br />

Gruppenquartier empfehlenswert (bzw. Unterkünfte in unmittelbarer Nachbarschaft). Die Anreise<br />

sollte bereits am Vorabend (09.07., 14.07. bzw. 19.07.) erfolgen, da der Beginn der HVÜ am nächsten<br />

Morgen um 7:45 Uhr ist!<br />

Quartiermöglichkeiten: Hinweise und Adressen befinden sich in einem Schaukasten im Gebäude<br />

L5|01, Petersenstr. 13, Treppenhaus, 3. OG. und im Internet unter folgenden Adressen:<br />

http://www.schotten.de und http://www.tourist-schotten.de<br />

3. Übungsgebiet<br />

Das Übungsgebiet erstreckt sich um Breungeshain, einem Stadtteil von Schotten. Dieser Ortsteil ist<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht <strong>zu</strong> jeder Tageszeit erreichbar.<br />

4. An- und Abreise<br />

Für die An- und Abreise und für die täglichen Anfahrten wird empfohlen, zwei Fahrzeuge pro Gruppe<br />

in Fahrgemeinschaften <strong>zu</strong> benutzen.<br />

5. Kleidung, Medikamente etc.<br />

Wetterfeste Kleidung und Gummistiefel sollten im Gepäck nicht fehlen, da auch bei ungünstiger<br />

Witterung gemessen wird. Die Temperaturen können in dieser Höhenlage auch im Sommer sehr<br />

niedrig sein. Weiterhin sollte auf Sonnenschutz, evtl. Allergiemedikamente etc. geachtet werden.<br />

6. Postadresse<br />

Als Postadresse kann während der HVÜ angegeben werden: Dorfgemeinschaftshaus Breungeshain,<br />

63679 Schotten-Breungeshain.<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 81


Geodätisches Institut<br />

Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />

Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />

Übungsplan <strong>Vermessungskunde</strong> <strong>II</strong> für Bauingenieure und Geodäten<br />

Gruppen 1-16 (dienstags und mittwochs 14 Uhr)<br />

Sommersemester 2010<br />

Gr. 13.04. 19.04. 27.04. 28.04. 04.05. 05.05. 11.05. 12.05. 18.05. 19.05. 02.07. 06.07.<br />

1/2 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

5/6 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

9/10 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

13/14 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

3/4 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

7/8 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

11/12 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

15/16<br />

VORBESPRECHUNG<br />

Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

Gruppen 17-32 (dienstags und mittwochs 14 Uhr)<br />

Gr. 13.04. 19.04. 25.05 26.05. 01.06. 02.06. 08.06. 09.06. 15.06. 16.06. 02.07. 06.07.<br />

17/18 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

21/22 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

25/26 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

29/30 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

19/20 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

23/24 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

27/28 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

31/32<br />

VORBESPRECHUNG<br />

Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />

Die <strong>Übungen</strong> finden grundsätzlich bei jeder Wetterlage statt!<br />

Die Auswertung der <strong>Übungen</strong> erfolgt in Eigenregie der Gruppenteilnehmer.<br />

Ü1 Geometrisches Nivellement Ü3 Freie Stationierung<br />

Ü2a Gebäudeabsteckung Ü4 Flächennivellement<br />

Ü2b Schnurgerüst Ü5 Trassierungsberechnung*(Abgabe: 03.05.2010)<br />

*Rechenübung, die als Saalübung mit fakultativer Teilnahme stattfindet.<br />

Schlusstestat <strong>Vermessungskunde</strong> <strong>II</strong>: 02.07.2010<br />

Vorbesprechung der <strong>Übungen</strong> im Sommersemester: 13.04.2010 (16:15 Uhr, Saal L301/93)<br />

Uhrzeit und Hörsaal für Übung 5: 19.04.2010 (16:15 Uhr, Saal S103/226)<br />

Vorbesprechung Hauptvermessungsübung (HVÜ): 06.07.2010 (!6:15 Uhr, Raum: L301/93)<br />

Hauptvermessungsübung (HVÜ) 2010: siehe vorne<br />

<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 82<br />

SCHLUSSTESTAT<br />

SCHLUSSTESTAT<br />

HVÜ-VORBESPRECHUNG<br />

HVÜ-VORBESPRECHUNG

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