Übungen zu Vermessungskunde II - TU Darmstadt
Übungen zu Vermessungskunde II - TU Darmstadt
Übungen zu Vermessungskunde II - TU Darmstadt
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Geodätisches Institut<br />
r Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
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E<br />
1,847<br />
E<br />
E<br />
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A<br />
<strong>Übungen</strong> <strong>zu</strong><br />
<strong>Vermessungskunde</strong> <strong>II</strong><br />
Sommersemester 2010<br />
für<br />
Bauingenieure und Geodäten<br />
E<br />
1,531<br />
1,368<br />
E<br />
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1,425<br />
E<br />
1,208<br />
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1,571<br />
E<br />
E 1,344<br />
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1,678<br />
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N
Hinweise <strong>zu</strong>r Durchführung und Ausarbeitung der <strong>Übungen</strong><br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen für die Anerkennung der <strong>Übungen</strong><br />
1. Die persönliche Teilnahme an sämtlichen <strong>Übungen</strong>. Bei begründeter Verhinderung ist die betreffende<br />
Übung bei einer anderen Gruppe nach<strong>zu</strong>holen und bei der Übungsbetreuung durch<br />
ein gesondertes Testat <strong>zu</strong> belegen.<br />
2. Die erfolgreiche Durchführung und die Ausarbeitung sämtlicher <strong>Übungen</strong>.<br />
Übungsinhalte<br />
Das Übungsprogramm umfasst vier projektbezogene <strong>Übungen</strong> sowie die Absteckungsberechnung<br />
einer Straßentrasse, die im Rahmen der Hauptvermessungsübung (HVÜ) ins Gelände übertragen<br />
wird. Jeder Übungsgruppe wird als Projekt ein Grundstück <strong>zu</strong>geteilt, welches durch vier Grenzmarken<br />
im Gelände vermarkt ist und auf dem die verschiedenen <strong>Übungen</strong> durchgeführt werden:<br />
Übung 1: Höhenanschluss des Grundstücks durch geometrisches Nivellement<br />
Im Zuge eines Liniennivellements zwischen zwei Höhenfestpunkten wird die Höhe<br />
zweier Grenzmarken des Grundstücks ermittelt.<br />
Übung 2a: Gebäudeabsteckung<br />
Auf Grundlage eines Lageplans, der im Maßstab 1:200 als Vorbereitung der Übung<br />
an<strong>zu</strong>fertigen ist, wird ein Gebäude auf dem Grundstück abgesteckt. Weiterhin werden<br />
die Grenzlängen im Gelände gemessen und mit den berechneten Strecken verglichen.<br />
Aus den Orthogonalmaßen wird anschließend die Grundstücksfläche ermittelt.<br />
Übung 2b: Errichtung eines Schnurgerüsts<br />
Übertrag der Gebäudeachsen (aus Übung 2a) auf ein <strong>zu</strong> errichtendes Schnurgerüst.<br />
Übung 3: Einmessung der Grenz- und Gebäudepunkte <strong>zu</strong>r Koordinatenberechnung<br />
Die Grundstücks- und Gebäudepunkte werden durch eine Polaraufnahme (Freie Stationierung)<br />
mit einem elektronischen Tachymeter aufgemessen. Anschließend erfolgt<br />
aus den Messwerten die Berechnung der Gauß-Krüger Koordinaten (Koordinatentransformation)<br />
der Grundstücks- und Gebäudepunkte. Mit Hilfe dieser Koordinaten<br />
werden die Grenzlängen berechnet und mit den gemessenen Werten verglichen.<br />
Weiterhin wird die Grundstücksfläche mit Hilfe der Gauß’schen Flächenformeln bestimmt.<br />
Übung 4: Flächennivellement und Berechnung des Baugrubenaushubs<br />
Es werden die Höhen eines <strong>zu</strong>vor abgesteckten Rasters sowie die Höhen der übrigen<br />
Grenzpunkte bestimmt und in einen vorbereiteten Lageplan (siehe Übung 2) eingetragen.<br />
Auf Grundlage dieser Höhen wird der Baugrubenaushub für das abgesteckte<br />
Gebäude berechnet.<br />
Übung 5: Berechnung der Absteckelemente einer Verbundkurve (Straßentrasse)<br />
In Kleingruppen werden die Absteckmaße einer Verbundkurve berechnet, die im<br />
Rahmen der Hauptvermessungsübung in Breungeshain ins Gelände übertragen wird.<br />
Da<strong>zu</strong> teilt sich jede Übungsgruppe in zwei Teilgruppen (je 3-4 Personen) auf, wobei<br />
jede Teilgruppe eine schriftliche Ausarbeitung mit allen Berechnungen an fertigt.<br />
Die Abfolge und die Termine der <strong>Übungen</strong> sind dem Übungsplan <strong>zu</strong> entnehmen!<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 2
Persönliche Vorbereitung der <strong>Übungen</strong><br />
Es ist für jede der fünf <strong>Übungen</strong> erforderlich, dass sich die Teilnehmer(innen) auf den Inhalt und<br />
den Ablauf der aktuellen Übung im Selbststudium vorbereiten. Um den reibungslosen Ablauf <strong>zu</strong><br />
gewährleisten, findet daher vor jeder Übung ein kurzes Kolloquium statt:<br />
Die Feststellung einer mangelnden Vorbereitung führt <strong>zu</strong>m Übungsabbruch.<br />
Für einige der <strong>Übungen</strong> sind spezielle Vorbereitungen nötig (z.B. Lageplan erstellen), die ebenfalls<br />
vor der Übung durch die Betreuer kontrolliert werden. Die jeweiligen Vorbereitungen sind der entsprechenden<br />
Übungsbeschreibung aus diesem Übungsmanuskript <strong>zu</strong> entnehmen.<br />
Durchführung der <strong>Übungen</strong><br />
1. Die Organisation der Übung ist Angelegenheit der Gruppe. Damit verbunden ist auch der<br />
Empfang und die vollständige Rückgabe der Geräte sowie die Verantwortung für den sachgemäßen<br />
Umgang mit diesen (Hinweise beachten!). Die Aufgaben innerhalb der Übung sollten<br />
jedoch gleichmäßig auf alle Gruppenmitglieder verteilt werden, so dass jede(r) Übungsteilnehmer(in)<br />
jeden Arbeitsgang mindestens einmal selbst durchgeführt hat.<br />
2. Die erforderlichen Messgeräte werden <strong>zu</strong> Beginn der Übung an der Geräteausgabe bereitgestellt.<br />
Die Geräteausleihe erfolgt selbstständig durch die Gruppen gegen eine Empfangsbescheinigung.<br />
Eventuelle Mängel der Messausrüstung sind dem Geräteverwalter oder dem Übungsleiter<br />
unverzüglich <strong>zu</strong> melden. Wird ein Gerät während der Übung beschädigt oder geht es verloren,<br />
so ist dies dem Übungsbetreuer sofort <strong>zu</strong> melden bzw. dem Geräteverwalter mit<strong>zu</strong>teilen.<br />
Die ausgeliehenen Geräte sind schonend <strong>zu</strong> behandeln!<br />
Anmerkung:<br />
Durch die <strong>TU</strong>D besteht kein Versicherungsschutz für die Vermessungsgeräte. Bei Verlusten und<br />
Beschädigungen durch Fahrlässigkeit haften die Mitglieder der betreffenden Gruppe gemeinsam.<br />
Bei Vorsatz haftet der Verursacher persönlich. Reparaturen dürfen nur durch das Geodätische<br />
Institut durchgeführt werden.<br />
3. Die Messergebnisse werden während der <strong>Übungen</strong> in Feldbüchern protokolliert. Feldbücher<br />
(Messprotokolle, Feldzeichnungen) sind während der Messungen in doppelter Ausfertigung mit<br />
Bleistift übersichtlich und gut leserlich <strong>zu</strong> führen, um nachträgliche Reinschriften wegen der<br />
Gefahr von Übertragungsfehlern <strong>zu</strong> vermeiden. Sämtliche Originale sind sorgfältig auf<strong>zu</strong>bewahren<br />
und bleiben Bestandteile der Übungsergebnisse.<br />
4. Im Feldbuch sind an<strong>zu</strong>geben: Ort, Datum, benutztes Instrument (Hersteller, Typ, Inventarnummer),<br />
Beobachter, Feldbuchführer und Gruppennummer. Die notwendigen Kontrollen<br />
müssen bereits im Feld soweit durchgeführt werden, dass Mess- und Rechenfehler erkannt<br />
werden und anschließend sofortige Nachmessungen durchgeführt werden können.<br />
5. Die praktische Übung ist beendet, wenn alle geforderten Übungsinhalte abgearbeitet wurden<br />
(einschließlich Kontrollen!), und der Übungsbetreuer die Übung abgenommen hat. Abschließend<br />
erfolgt eine Überprüfung des Messinstrumentariums (quantitativ und qualitativ) sowie die<br />
selbstständige Abgabe der Messgeräte in der Geräteausgabe.<br />
6. Erachtet der Betreuer das Übungsziel als nicht erreicht (fehlerhafte Messungen, Überschreitung<br />
der Toleranzgrenzen etc.) erfolgt eine Wiederholung der Übung. Dies kann, wenn es die<br />
Zeit <strong>zu</strong>lässt, am gleichen Tag oder an einem Ersatztermin erfolgen.<br />
Ausarbeitung der Übung<br />
Die Ausarbeitung <strong>zu</strong> den <strong>Übungen</strong> besteht in der Auswertung der Messungen. Da<strong>zu</strong> sind im Übungsmanuskript<br />
entsprechende Formulare eingebettet, die <strong>zu</strong> diesem Zweck ausgefüllt werden.<br />
Eventuell <strong>zu</strong>sätzlich anfallende Berechnungen werden auf eigenem Papier durchgeführt und dem<br />
Skript an der entsprechenden Stelle beigefügt. Jede Gruppe fertigt mindestens eine Auswertung<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 3
pro Übung an. Im Hinblick auf die spätere Klausurvorbereitung wird jedoch empfohlen, dass jedes<br />
Gruppenmitglied die Berechnungen im eigenen Skript durchführt und notiert. Die Ausarbeitung<br />
wird unmittelbar im Anschluss an die Übung oder in Teilen bereits während der Messung im Feld<br />
und im Beisein des Betreuers erstellt. Nur in Ausnahmefällen und nach Absprache mit dem Tutor<br />
kann die Ausarbeitung <strong>zu</strong> einem späteren Zeitpunkt (spätestens aber <strong>zu</strong>m nächsten Übungstermin)<br />
vorgelegt werden. Die Ausarbeitungen werden vom Tutor kontrolliert und testiert bzw. <strong>zu</strong>r Nachbearbeitung<br />
(Wiedervorlage) an die Gruppen <strong>zu</strong>rückgegeben. Es ist maximal 1 Wiedervorlage möglich,<br />
andernfalls gilt die Übung als nicht anerkannt.<br />
Folgende Punkte gehören <strong>zu</strong>r Ausarbeitung:<br />
• Originalfeldbuch bzw. eine Fotokopie des Originals,<br />
• Ausgefüllte Formulare im Skript und/oder eigene Berechnungen,<br />
• Ggf. <strong>zu</strong>sätzliche Zeichnungen, Erläuterungen etc.<br />
Anerkennung der <strong>Übungen</strong> und Schlusstestat<br />
Anerkannt werden nur <strong>Übungen</strong>, die vollständig bearbeitet und termingerecht eingereicht wurden.<br />
Zur Erlangung des Schlusstestats müssen alle <strong>Übungen</strong> mit entsprechenden Ausarbeitungen<br />
anerkannt sein. Die Schlusstestate werden spätestens bis <strong>zu</strong>m 02.07.10 erteilt und sind mit den<br />
Testaten aus den <strong>Übungen</strong> des Wintersemesters (VK I) die Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Teilnahme an der<br />
HVÜ und der Prüfung in <strong>Vermessungskunde</strong>.<br />
Hinweise <strong>zu</strong>m Umgang mit Messgeräten<br />
• Sämtliche Messinstrumente, Transportbehälter und Zubehör nie unbeaufsichtigt lassen.<br />
• Instrumente beim Aufbau festhalten, bis sie mit dem feststehenden Stativ verschraubt sind.<br />
• Zum Bewegen des Fernrohrs eines Instrumentes <strong>zu</strong>erst die Klemmschrauben lösen und nur<br />
sanft drehen. Nie mit Gewalt!<br />
• Bei dem Arbeiten mit Messbändern keine Schlaufenbildung <strong>zu</strong>lassen und nicht auf das Band<br />
treten. Deshalb nach jeder Messung das Band sofort wieder einrollen. Über das ausgerollte<br />
Messband darf außerdem kein Fahrzeug rollen, auch kein Fahrrad.<br />
• Den Feldschirm nie frei stehen lassen. Das Gestänge ist besonders bruchempfindlich. Daher<br />
sollte bei Benut<strong>zu</strong>ng ein Gruppenmitglied den Schirm ständig „im Auge behalten“ und leicht<br />
gegen den Wind neigen, damit er nicht überklappt. Schirme werden generell nur bei regnerischem<br />
Wetter oder extremer Hitze benutzt.<br />
• Fluchtstäbe nicht zweckentfremden. Kein Speerwurf oder Ähnliches damit durchführen.<br />
Tipp: unbenutzte Fluchtstäbe schräg in den Boden stecken, damit keine Verwechslungsgefahr<br />
mit eingerichteten Stäben auf markierten Punkten besteht.<br />
• Prismen, Lote, Messbänder und andere Kleingeräte sollten nach (kurzfristiger) Benut<strong>zu</strong>ng<br />
wieder in den Beutel gelegt werden, um dem Verlust oder der Suche vor<strong>zu</strong>beugen.<br />
Die Nichtbeachtung dieser Hinweise gilt als grob fahrlässig!<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 4
Koordinaten- und Höhenangaben<br />
Koordinaten der Polygon- und Zwischenpunkte<br />
Punkt-Nr. Y [m] X [m]<br />
PP1<br />
PP2<br />
PP3<br />
PP4<br />
PP5<br />
PP6<br />
PP7<br />
PP8<br />
521<br />
22<br />
522<br />
23<br />
21<br />
Höhenangaben für Bauwerksnull<br />
34 77 041,400<br />
34 77 042,390<br />
34 77 043,407<br />
34 77 044,394<br />
34 77 045,428<br />
34 77 043,610<br />
34 77 042,787<br />
34 77 041,958<br />
34 76 969,28<br />
34 76 961,06<br />
34 76 952,31<br />
34 76 943,88<br />
34 76 978,82<br />
Gruppen-Nr. Höhe BWN<br />
1/2 , 17/18 163,90<br />
3/4 ; 19/20 163,40<br />
5/6 ; 21/22 163,40<br />
7/8 ; 23/24 163,20<br />
9/10 ; 25/26 162,00<br />
11/12 ; 27/28 162,80<br />
13/14 ; 29/30 162,50<br />
15/16 ; 31/32 164,00<br />
55 25 320,354<br />
55 25 345,217<br />
55 25 370,207<br />
55 25 395,400<br />
55 25 420,790<br />
55 25 473,851<br />
55 25 497,617<br />
55 25 521,602<br />
55 25 318,53<br />
55 25 348,54<br />
55 25 379,74<br />
55 25 409,78<br />
55 25 283,67<br />
BWN = Oberkante des fertigen Kellerfußbodens (Bauwerksnull)<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 5
Höhenfestpunkte<br />
Punkt-Nr. Höhe über NN [m] Punkt-Nr. Höhe über NN [m]<br />
HP 103 163,970 HP 107 168,044<br />
HP 104 165,047 HP 537_1 169,688<br />
HP 106 164,321 HP 6516 170,004<br />
HP 106_1 164,899 HP 510 171,471<br />
Nivellementslinien<br />
Gruppen-Nr. Linie Höhenanschluss Höhenabschluss<br />
1/2 , 17/18 5 HP 510 HP 104<br />
3/4 ; 19/20 3 HP 537_1 HP 106_1<br />
5/6 ; 21/22 3 HP 106_1 HP 537_1<br />
7/8 ; 23/24 2 HP 107 HP 103<br />
9/10 ; 25/26 2 HP103 HP 107<br />
11/12 ; 27/28 4 HP 6516 HP 104<br />
13/14 ; 29/30 4 HP 104 HP 6516<br />
15/16 ; 31/32 5 HP 104 HP 510<br />
Höhenanschlusspunkte der Grundstücke<br />
Gruppen-Nr. Punkte Gruppen-Nr. Punkte<br />
1/17 31, 32 13/29 19, 39<br />
2/18 21, 22 14/30 29, 49<br />
3/19 12, 13 15/31 303, 304<br />
4/20 42, 43 16/32 402, 403<br />
5/21 13, 14<br />
6/22 43, 44<br />
7/23 14, 15<br />
8/24 44, 45<br />
9/25 15, 16<br />
10/26 45, 46<br />
11/27 18, 38<br />
12/28 28, 48<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 6
Übersichtsplan der Grundstücke<br />
Die Grundstücksnummer entspricht der jeweiligen Gruppennummer!<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 7
Übersichtsplan der Grundstücke: <br />
Die Grundstücksnummer entspricht der jeweiligen Gruppennummer!<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 8
Übersichtsplan der Nivellementslinien<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 9
Absteckmaße der Grundstücke (1-6; 17-22)<br />
5/21<br />
3/19<br />
1/17<br />
6/22<br />
4/20<br />
2/18<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 10
Absteckmaße der Grundstücke (5-10; 21-26)<br />
9/25<br />
7/23<br />
5/21<br />
10/26<br />
8/24<br />
6/22<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 11
Absteckmaße der Grundstücke (11-14; 27-30)<br />
13/29<br />
14/30<br />
11/27 12/28<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 12
Absteckmaße der Grundstücke (15-16; 31-32)<br />
16/32<br />
15/31<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 13
Einmessungsskizzen der Höhenpunkte<br />
HP 103 HP 104<br />
HP 106 + HP 106_1 HP 107<br />
HP 113 HP 6516<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 14
HP 537_1 HP 98<br />
HP 99 HP 510<br />
116 HP 97<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 15
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 16
Aufgabe<br />
Übung 1:<br />
Geodätisches Institut<br />
Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
Höhenanschluss durch Liniennivellement<br />
Die Höhen zweier Grenzpunkte des jeweiligen Baugrundstücks einer Gruppe sind mit dem Verfahren<br />
des geometrischen Nivellements in einem Liniennivellement <strong>zu</strong> bestimmen. Vor der Messung ist<br />
<strong>zu</strong>nächst die Justierung des Nivellierinstruments mit dem NÄBAUER-Verfahren <strong>zu</strong> überprüfen.<br />
Geometrisches Nivellement<br />
Ein Nivellier oder Nivellierinstrument ist ein Messgerät, welches aus einem Zielfernrohr besteht,<br />
und welches eine Einrichtung (Libelle, Kompensator) besitzt, mit deren Hilfe man die Ziellinie des<br />
Instruments horizontal stellen kann. Beim Drehen des Fernrohrs überstreicht die Ziellinie eine Horizontalebene,<br />
die als Vergleichshorizont für die Ablesung an zwei vertikalen Maßstäben, herangezogen<br />
werden kann. Werden die vertikalen Maßstäbe, Nivellierlatten genannt, auf zwei Punkten A<br />
und B lotrecht aufgestellt, so kann deren Höhenunterschied bestimmt werden. Da<strong>zu</strong> wird die Differenz<br />
der Ablesung r an der aufgestellten Latte in A (=Rückblick) und der Ablesung v an der aufgestellten<br />
Latte in B (=Vorblick) gebildet.<br />
r<br />
vertikale<br />
Nivellierlatte<br />
3<br />
2<br />
1<br />
A<br />
horizontale Ziellinie<br />
Nivellierinstrument<br />
∆ h = r - v<br />
vertikale<br />
Nivellierlatte<br />
Abb. 1: Prinzip des geometrischen Nivellements<br />
Das Ergebnis ist bereits ein metrischer Höhenunterschied mit korrektem Vorzeichen. Das geometrische<br />
Nivellement liefert somit <strong>zu</strong>nächst Höhenunterschiede ∆h zwischen zwei Punkten. Um die Höhe<br />
eines unbekannten Neupunktes N <strong>zu</strong> bestimmen, muss der Höhenunterschied zwischen dem<br />
Neupunkt N und einem Höhenfestpunkt mit bekannter (NN-)Höhe bestimmt werden. Anschließend<br />
kann durch Addition des Höhenunterschieds <strong>zu</strong>r bekannten (NN-)Höhe des Höhenfestpunktes die<br />
(NN-)Höhe von N bestimmt werden. Höhenfestpunkte befinden sich häufig im größeren Abstand<br />
<strong>zu</strong>m Neupunkt N. Sie können bei Vermessungsdienststellen (Katasteramt, Stadtvermessungsamt<br />
etc.) erfragt werden.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 17<br />
3<br />
2<br />
1<br />
B<br />
v<br />
r - v
Liniennivellement<br />
Lässt sich der Höhenunterschied zwischen zwei Punkten nicht mit einem einzigen Instrumentenstandpunkt<br />
bestimmen, so werden Teilhöhenunterschiede nach dem gleichen System des geometrischen<br />
Nivellements, durch Unterteilung des Weges in mehrere Abschnitte, ermittelt und aufsummiert.<br />
Zur Festlegung der erforderlichen Wechselpunkte dienen Lattenuntersätze (=Frösche) aus<br />
Gusseisen, Pflöcke und Nägel.<br />
E<br />
E<br />
1,847<br />
E<br />
E<br />
E<br />
E<br />
A<br />
Abb. 2: Prinzip des Liniennivellements<br />
Um gesicherte Höhen <strong>zu</strong> erhalten, wird der Neupunkt N mindestens an zwei Höhenfestpunkte, Höhenanschluss-<br />
und Höhenabschlusspunkt, angeschlossen. Es empfiehlt sich weiterhin, den Höhenunterschied<br />
in Hin- und Rückmessung <strong>zu</strong> bestimmen. Diese Vorgehensweise hat zwei Gründe: Erstens<br />
möchte man sich gegen grobe Fehler schützen, und zweitens erreicht man mit einer mehrfachen<br />
Messung eine Genauigkeitssteigerung.<br />
Nivellierinstrumente<br />
E<br />
1,531<br />
E<br />
1,368<br />
E<br />
E<br />
E<br />
E<br />
E<br />
1,425<br />
E<br />
1,208<br />
E<br />
E<br />
E<br />
E<br />
E<br />
1,571<br />
E<br />
E 1,344<br />
E<br />
E<br />
E<br />
1,678<br />
E<br />
E<br />
E<br />
E<br />
E<br />
E<br />
Die Hauptbestandteile eines Nivelliers sind ein, um eine vertikale Achse drehbar gelagertes, Fernrohr<br />
und Einrichtungen <strong>zu</strong>m Horizontieren der Zielachse des Fernrohrs. Je nach Art der Horizontierung<br />
unterscheidet man vier Bauarten von Nivellieren:<br />
• Nivelliere ohne Kippschraube: Die Libelle ist mit dem Fernrohr und das Fernrohr ist mit dem<br />
Fernrohrträger fest verbunden. Die Horizontierung erfolgt über die Röhrenlibelle mittels der<br />
Fußschrauben.<br />
• Nivelliere mit Kippschraube: Die Libelle ist mit dem Fernrohr fest verbunden, das Fernrohr lässt<br />
sich gegenüber der Stehachse im begrenzten Umfang kippen. Die Grobhorizontierung erfolgt<br />
über die Dosenlibelle mit den Fußschrauben. Zur Feinhorizontierung wird die Röhrenlibelle<br />
mittels der Kippschraube eingespielt.<br />
• Kompensatornivelliere: Das Fernrohr ist mit dem Fernrohrträger fest verbunden. Im Inneren<br />
befindet sich ein mechanisch-optischer Kompensator. Die Grobhorizontierung erfolgt über die<br />
Dosenlibelle mittels der Fußschrauben. Die Ziellinie wird mittels des Kompensators automatisch<br />
feinhorizontiert.<br />
• Digitalnivelliere: Digitalnivelliere bauen optisch auf den Kompensatornivellieren auf, d.h. sie<br />
stellen im Prinzip eine Kombination einer digitalen Kamera mit einem Kompensatornivellier<br />
dar. Trotzdem lässt sich auch weiterhin eine optische Ablesung durchführen.<br />
Die Genauigkeit der Höhenbestimmung hängt von der Güte des Nivellierinstrumentes, seiner Einrichtung<br />
für die Horizontierung der Ziellinie und den Messmethoden ab. Somit lassen sich Nivelliere<br />
neben der Unterscheidung nach ihrem Aufbau, auch nach ihrer Genauigkeit klassifizieren:<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 18<br />
N
Bezeichnung Genauigkeit Standardabweichung für 1 km Doppelnivellement<br />
Baunivellier niedere ≤ 20 mm<br />
Ingenieurnivellier mittlere ≤ 6 mm<br />
Präzisions- und hohe ≤ 2 mm<br />
Feinnivellier höchste ≤ 0,5 mm<br />
Nivellierlatten<br />
Tab. 1: Klassifizierung von Nivellierinstrumenten nach ihrer Genauigkeit<br />
An Nivellierlatten wird der lotrechte Abstand zwischen der horizontalen Ziellinie und dem Aufsetzpunkt<br />
der Latte abgelesen. Einfache Nivellierlatten sind meist Latten aus Holz oder Metall und haben<br />
eine Länge von 4 m, bei einer Breite von 8 cm. Häufig können die Latten mittels Scharnieren<br />
<strong>zu</strong>sammengeklappt werden (Klapplatten), so dass sie bequemer <strong>zu</strong> transportieren sind. Die Vorderseite<br />
der Latten ist in cm eingeteilt und nach dm beziffert, man unterscheidet Felder- und Strichteilung.<br />
Die Zahlen auf den meisten Latten stehen aufrecht, ältere Latten tragen kopfstehende Zahlen.<br />
Der Nullpunkt der Teilung soll mit der Unterseite der Grundplatte <strong>zu</strong>sammenfallen. Je nach Bauart<br />
und Bezifferung der Latten unterscheidet man verschiedene Lattentypen:<br />
• Die Latte mit E-Teilung gibt eine deutliche Unterscheidung der Dezimeter, Halbdezimeter<br />
und der Zentimeter. Häufig ist die Teilung für die ungeraden Meter<br />
schwarz und für die geraden Meter rot. Die Zahlen sind in dem <strong>zu</strong>gehörigen dm-<br />
Abschnitt aufgetragen.<br />
• Die Latte mit Schachbretteilung wird <strong>zu</strong>r Verbesserung der Schätzgenauigkeit verwandt,<br />
da besonders bei heller Beleuchtung die weißen Felder größer als die<br />
schwarzen oder roten erscheinen (Irradiation).<br />
• Die teildigitalisierte Latte besitzt neben der Beschriftung der Dezimeter auch eine<br />
Bezifferung der geraden Zentimeter.<br />
• Die Latte mit Strichteilung wird bei Feinnivellieren mit Planplattenmikrometern<br />
eingesetzt. Dadurch lässt sich mit dem Instrument der einzelne Teilstrich scharf<br />
einstellen, so dass Schät<strong>zu</strong>ngsungenauigkeiten entfallen.<br />
• Die Zweiskalenlatte besitzt zwei Strichteilungen, wobei die eine Teilung mit Null<br />
beginnt und die andere um einen unrunden Betrag, die Lattenkonstante, versetzt<br />
aufgetragen ist. Wenn auf jedem Standpunkt beide Teilungen abgelesen werden,<br />
ergeben sich zwei „Parallelnivellements“ und dadurch eine höhere Genauigkeit und<br />
Ablesesicherheit.<br />
• Die Latte mit Strichcode wird bei Digitalnivellieren eingesetzt und besitzt neben der<br />
herkömmlichen Teilung auf der einen Seite, einen Strichcode auf der anderen Seite.<br />
Das im Fernrohr sichtbare Codebild der Latte wird auf eine Photodiodenzeile<br />
abgebildet und <strong>zu</strong> einem digitalen Messsignal verarbeitet. Anschließend wird das<br />
Messsignal nach dem Prinzip der Korrelation mit dem abgespeicherten Referenzsignal<br />
verglichen, bis es übereinstimmt. Auf diese Weise lässt sich die Lattenablesung<br />
für die Höhe und die Strecke S bestimmen.<br />
Latte mit<br />
Strichcode<br />
Beim Aufstellen einer Nivellierlatte ist darauf <strong>zu</strong> achten, dass sie immer auf einer runden oder spitzen,<br />
festen Unterlage aufgesetzt wird. Der Aufsatzpunkt muss immer der eindeutig höchste Punkt<br />
der Unterlage sein, damit die Latte beim Drehen um ihre Achse zwischen Vor- und Rückblick in unveränderter<br />
Höhe bleibt. Bei Wechselpunkten wird die Latte auf einen Lattenuntersatz (=Frosch)<br />
oder einen eingeschlagenen Pflock aufgesetzt. Dieser Lattenuntersatz ist eine Bodenplatte mit einem<br />
Aufsatzzapfen und drei Füßen, die fest in den Boden eingetreten werden. Durch Einspielen einer,<br />
an der Latte angebrachten, Dosenlibelle oder eines angehaltenen Lattenrichters (=Dosenlibelle mit<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 19<br />
13<br />
11<br />
12<br />
Latte mit<br />
E-Teilung
Anhalteschienen) wird die Latte lotrecht gehalten und kann in dieser Stellung durch Fluchtstäbe<br />
<strong>zu</strong>sätzlich seitlich abgestützt werden.<br />
Prüfung und Justierung von Nivellierinstrumenten<br />
Die Hauptanforderung an Libellennivelliere ist die horizontale Lage der Zielachse bei eingespielter<br />
Libelle, d.h. bei horizontaler Libellenachse. Bei Kompensatornivellieren muss der eingespielte Kompensator<br />
eine horizontale Ziellinie erzeugen. Um bequem und schnell mit Nivellieren arbeiten <strong>zu</strong><br />
können, sind noch Nebenbedingungen <strong>zu</strong> erfüllen: Die Libellenachse soll senkrecht <strong>zu</strong>r Stehachse<br />
sein bzw. es muss bei eingespielter Dosenlibelle der Kompensator frei schwingen.<br />
Die Überprüfung der Hauptanforderung geschieht im Feld nach dem NÄBAUER-Verfahren. Die<br />
Grundlage der Probe ist, dass ein eventueller Neigungsfehler α der Ziellinie in allen Messrichtungen<br />
konstant bleibt. Die daraus entstehende Verbesserung v der Lattenablesung verhält sich somit proportional<br />
<strong>zu</strong>r Zielweite. Da<strong>zu</strong> wird mit dem <strong>zu</strong> prüfenden, sauber horizontierten Instrument ein<br />
Höhenunterschied zwischen zwei aufgestellten Nivellierlatten von zwei Instrumentenstandpunkten<br />
so gemessen, dass der Einfluss einer eventuell vorhandenen geneigten Ziellinie rechnerisch ermittelt<br />
werden kann.<br />
L1, L2: Lattenstandpunkte J1, J2: Instrumentenstandpunkte<br />
Ablesungen des Nivelliers in J1: Ablesungen des Nivelliers in J2:<br />
a1′ an Latte L1<br />
a2′ an Latte L2<br />
Die horizontale Visur (justiertes Nivellierinstrument) ergibt:<br />
a1 – a2 = ∆h = a4 – a3 es folgt: a4 = a1 – a2 + a3<br />
a4′ an Latte L1<br />
a3′ an Latte L2<br />
Unter der Vorausset<strong>zu</strong>ng: S1 = S2, ergeben sich die Sollablesungen mit dem Neigungsfehler α :<br />
a1 = (a1′ - ∆),<br />
a2 = (a2′ - ε - ∆),<br />
a3 = (a3′ - ε),<br />
J 1<br />
a4 = (a4′ - 2ε);<br />
Eingesetzt in obige Gleichung:<br />
a4 = (a1′ - ∆) - (a2′ - ε - ∆) + (a3′ - ε)<br />
Aufgelöst und vereinfacht ergibt sich daraus:<br />
a4 = a1′ - a2′ + a3′ (=Sollwert)<br />
α<br />
a4′<br />
3<br />
a4 2<br />
a1′<br />
1a1<br />
L L2<br />
1<br />
2ε<br />
S 1<br />
Abb. 3: Prinzip des NÄBAUER-Verfahrens<br />
Ablesung Erstprüfung Kontrolle<br />
Berechnung Werte<br />
a1′ 1,613 1,572<br />
a2′ 1,515 1,463<br />
a3′ 2,453 2,371<br />
a4′ 2,532 2,480<br />
a4 = a1′ - a2′ + a3′ 2,551 2,478<br />
Differenz -0,019 +0,002<br />
Justierung Resttoleranz<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 20<br />
ε<br />
ε<br />
3<br />
a3′<br />
a3<br />
2<br />
a2′<br />
1<br />
a2<br />
α<br />
S2<br />
J 2<br />
Abb. 4: Beispiel für die NÄBAUER-Probe
Es werden also bei nicht veränderter Nivellierlattenaufstellung auf dem Instrumentenstandpunkt J1<br />
die Ablesungen a1′ und a2′ gemacht, auf dem Instrumentenstandpunkt J2 die Ablesung a3′ und a4′.<br />
Aus der obigen Gleichung ist ersichtlich, dass man aus den Ablesungen den "richtigen" Wert (horizontale<br />
Ziellinie) a4 ableiten kann. Dieser gerechnete Wert wird mit der tatsächlichen Ablesung a4′<br />
verglichen und ergibt so eine Information über die Neigung der Ziellinie. Ist die Ziellinie nicht horizontal,<br />
kann das Instrument durch eine Justierung (nicht Horizontierung!) der Röhrenlibelle oder<br />
des Fadenkreuzes auf die Sollablesung a4 berichtigt werden. Wenn die Ablesung a4’ um mehr als<br />
± 3 mm vom Sollwert abweicht, sollte das Nivellierinstrument justiert werden. Eine solche Überprüfung<br />
der Justierung des Nivellierinstruments ist grundsätzlich vor Beginn des Nivellements durch<strong>zu</strong>führen.<br />
r<br />
3<br />
2<br />
1<br />
c<br />
α<br />
α c<br />
S1<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 21<br />
S2<br />
Abb. 5: Nivellieren aus der Mitte<br />
Da aber die Justierung nur mit endlicher Genauigkeit durchführbar ist, bleibt auch bei einem justierten<br />
Nivellierinstrument ein so genannter "Restjustierfehler" erhalten, d.h. die Ziellinie ist nicht<br />
absolut horizontal. Man kann den Einfluss dieses Restjustierfehlers, der bei einem längeren Nivellementsweg<br />
durchaus beträchtliche Größenordnungen annehmen kann, durch eine konsequente<br />
Aufstellung des Instruments in der Mitte zwischen den beiden Nivellierlatten (<strong>zu</strong>meist genügt das<br />
Abschreiten von S) vollständig aus dem Ergebnis eliminieren.<br />
Ist die Ziellinie um den kleinen Restwinkel α geneigt, ergibt dies an der Nivellierlatte die "Fehlablesung"<br />
c. Sind die Zielweiten <strong>zu</strong> den beiden Latten gleich groß (Nivellieren aus der Mitte), so ergibt<br />
die Auswertung der Grundgleichung des Nivellements:<br />
∆h = (r -c) - (v - c) = (r - v)<br />
Somit ist das Ergebnis - der Höhenunterschied ∆h - fehlerfrei!<br />
Literatur<br />
KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel 10<br />
und 11<br />
RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />
Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 2.5 und 4.1<br />
SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />
Kapitel 3.4, 6 und 7<br />
SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2001): Lehrbuch Vermessung Grundwissen, Schütze Engler<br />
Weber Verlags GbR, Dresden, Kapitel 3.6 und 5.1 – 5.3<br />
WITTE, B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />
Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 5.1<br />
3<br />
2<br />
1<br />
v<br />
r - v
Durchführung der Übung<br />
1. Erkundung<br />
Die Grenzpunkte des <strong>zu</strong>geteilten Grundstücks werden anhand des Übersichtsplans (Seite 7 bzw. 8)<br />
und des Vermessungsrisses (Seite 10 bis 13) aufgesucht. Die Punktnummern der Grenzpunkte Pi,<br />
deren Höhe bestimmt werden soll, sind auf Seite 6 aufgeführt. Die Punkte Pi sind in die Nivellementslinie<br />
ein<strong>zu</strong>beziehen. Die vorgegebene Nivellementslinie (Seite 9) soll durch einen der beiden<br />
Punkte Pi und einen frei wählbaren Zwischenfestpunkt in drei (etwa gleich lange) Abschnitte unterteilt<br />
werden.<br />
2. Überprüfung des Nivellierinstruments<br />
Vor Beginn der Messungen ist die Justierung des Nivellierinstruments mittels der NÄBAUER-Probe<br />
<strong>zu</strong> überprüfen. (S1 = S2 ~ 15 m)<br />
3. Geometrisches Nivellement<br />
Messungsablauf:<br />
• Der erste Lattenträger stellt die Nivellierlatte mit Hilfe der Dosenlibelle streng lotrecht auf den<br />
Anfangspunkt (Höhenanschlusspunkt) auf. Dabei wird sie mit zwei Halte- oder Fluchtstäben<br />
stabilisiert.<br />
• Das Nivellierinstrument wird im abgeschrittenen Zielweitenabstand S von der Nivellierlatte aufgestellt<br />
und horizontiert. Die Zielweite sollte wegen der mm-Schätzgenauigkeit auf der Nivellierlatte<br />
nicht länger als 30 m sein. Bei der Aufstellung des Stativs sollte der Stativteller möglichst<br />
horizontal sein. In hängigem Gelände werden zwei Stativbeine parallel <strong>zu</strong>m Hang nach<br />
unten und das dritte Bein, im erforderlichen Maße eingeschoben, hangaufwärts gestellt.<br />
• Der zweite Lattenträger geht <strong>zu</strong>m ersten Wechselpunkt, der in der gleichen Zielweite S vom<br />
Nivellier entfernt ist. Die abgeschrittenen Entfernungen werden im Feldbuch notiert. Der Wechselpunkt<br />
muss auf stabilem Untergrund sein. Der Lattenuntersatz (Frosch) ist fest ein<strong>zu</strong>treten.<br />
Bei Wechselpunkten auf weichem Untergrund (Wiesen, Acker, etc.) werden Pflöcke mit Nägeln<br />
<strong>zu</strong>m Wechseln verwendet. Die Pflöcke sollen dabei bodengleich eingeschlagen werden. Der<br />
Punkt bzw. Pflock darf sich beim Drehen der Nivellierlatte nicht bewegen.<br />
• An der im Anfangspunkt aufgehaltenen Nivellierlatte wird die Ablesung r (=Rückblick) gemacht.<br />
Der Wert für r wird im Feldbuch notiert. Dabei wird die Ablesung in Metern angegeben,<br />
wobei die cm noch abgelesen werden können, während die mm geschätzt werden. Um den Einfluss<br />
der Strahlbrechung (Refraktion) gering <strong>zu</strong> halten, sind Visurhöhen unter 0,5 m an der Nivellierlatte<br />
<strong>zu</strong> vermeiden.<br />
• An der Nivellierlatte im ersten Wechselpunkt wird die Ablesung v (=Vorblick) gemacht. Der<br />
Wert für v wird im Feldbuch notiert. Im Moment der Ablesung muss die Nivellierlatte exakt lotrecht<br />
aufgestellt sein.<br />
• Der Feldbuchführer berechnet den Höhenunterschied zwischen beiden Lattenaufstellungen als<br />
Differenz zwischen Rück- und Vorblick (r-v) und notiert das Ergebnis im Feldbuch.<br />
• Das Instrument wird nun <strong>zu</strong>m zweiten Standpunkt getragen. Beim Transport kann das Instrument<br />
auf dem Stativ verbleiben. Kompensatornivelliere werden mit dem Stativ über der Schulter<br />
getragen, damit der Kompensator beim Transport anliegt und nicht frei schwingt. Libellennivelliere<br />
dagegen werden in aufrechter Stellung getragen.<br />
• Die auf dem letzten Wechselpunkt aufgehaltene Nivellierlatte wird vorsichtig <strong>zu</strong>m neuen Instrumentenstandpunkt<br />
gedreht, ohne die Latte vom Frosch oder Pflock <strong>zu</strong> nehmen. Diese Nivellierlatte<br />
dient nun als Rückblick und wird vom neuen Instrumentenstandpunkt erneut abgelesen.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 22
• Die Latte des letzten Rückblicks wird nun <strong>zu</strong>m nächsten Wechselpunkt getragen und mit der<br />
Dosenlibelle lotrecht aufgestellt, da sie <strong>zu</strong>m nächsten Vorblick wird. Hierbei muss wiederum auf<br />
gleiche Zielweiten geachtet werden.<br />
• Anschließend wiederholen sich die Ablesungen von Rück- und Vorblick wie <strong>zu</strong>vor beschrieben<br />
sowie die Standpunktwechsel bis <strong>zu</strong>m Zielpunkt.<br />
Hinweise:<br />
• Die Wechselpunkte dienen nur <strong>zu</strong>r Höhenübertragung und werden daher nicht besonders vermarkt.<br />
• Das Instrument muss nicht in der Verbindungslinie zwischen zwei Lattenstandpunkten aufgestellt<br />
werden, sondern dort, wo gute Standsicherheit und beste Sicht <strong>zu</strong> den Latten bestehen. Instrumenten-<br />
und Lattenstandpunkte wechseln einander solange ab, bis der Höhenabschlusspunkt<br />
erreicht und als Vorblick abgelesen ist.<br />
Merke:<br />
Während des Nivellements dürfen Nivellierinstrument und -Latten niemals gleichzeitig ihre Plätze<br />
wechseln. Bei der Ablesung am Nivellierinstrument bewegt sich keiner, beim Standpunktwechsel<br />
bewegen sich das Instrument und die Latte des letzten Rückblicks.<br />
4. Liniennivellement<br />
Das Liniennivellement ist auf der vorgegebenen Nivellementslinie in oben beschriebener Weise<br />
durch<strong>zu</strong>führen. Die Ablesungen und Zielweiten werden wie im beigefügten Beispiel (Seite 25) in<br />
das Feldbuch eingetragen. Während den Messungen sind die einzelnen Höhenunterschiede fortlaufend<br />
<strong>zu</strong> berechnen. Summen und Summenproben (Σ ∆H = Σ R - Σ V) werden nach jedem Nivellementsabschnitt<br />
durchgeführt.<br />
Im Rahmen dieser Übung wird doppelte Feldbuchführung <strong>zu</strong>r unabhängigen Kontrolle der Aufschreibung<br />
praktiziert. Um Ablesefehler <strong>zu</strong> vermeiden, ist es ratsam, jede Ablesung von einer zweiten<br />
Person kontrollieren <strong>zu</strong> lassen. Zur Kontrolle wird das Liniennivellement doppelt, im Hin- und<br />
Rückweg durchgeführt, wobei der Höhenabschlusspunkt <strong>zu</strong>m Höhenanschlusspunkt wird. Daraus<br />
ergibt sich folgender Personalbedarf: 1 Beobachter am Nivellierinstrument, 2 Feldbuchführer, 2<br />
Lattenträger und 1 Träger des Feldschirms sowie <strong>zu</strong>r Kontrollablesung am Instrument.<br />
5. Auswertung des Nivellementfeldbuchs<br />
Die Auswertung des Nivellements wird gesondert für Hin- und Rückweg durchgeführt:<br />
a) Sämtliche Berechnungen und Summenproben werden vervollständigt. Die Längen der drei<br />
Nivellementsabschnitte Li ergeben sich aus den Summen der Zielweiten.<br />
b) Für die gesamte Nivellementslinie wird der gemessene Höhenunterschied ∆HIst gebildet.<br />
c) Der Höhenunterschied aus den vorgegebenen Sollhöhen der Höhenfestpunkte ist:<br />
∆HSoll = HEndpkt. - HAnf.pkt.<br />
d) Daraus ergibt sich die Gesamtverbesserung vgesamt = ∆HSoll - ∆HIst, wobei folgende Toleranzgrenze<br />
nicht überschritten werden sollte:<br />
∑<br />
L mm 10 + mm (2 = v ±<br />
⋅ i<br />
[ ] )<br />
max km<br />
e) Durchführen des Höhenabgleichs der drei Nivellementsabschnitte durch Anbringen der Verbesserungen<br />
der Höhenunterschiede an die jeweiligen Abschnitte Li:<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 23
v<br />
i<br />
= L<br />
i<br />
⋅<br />
V<br />
gesamt<br />
∑<br />
L<br />
i<br />
∆H<br />
= L ⋅<br />
i<br />
Soll<br />
∑<br />
− ∆H<br />
f) Die vi werden auf volle [mm] gerundet, damit gilt:<br />
v<br />
gesamt<br />
=<br />
∑v i<br />
L<br />
i<br />
Ist<br />
g) Durchführung der Höhenberechnung Hj+ 1 = Hj<br />
+ ∆Hi<br />
+ vi<br />
(nur für die Abschnittsendpunkte<br />
und die Grenzpunkte), wobei als Kontrolle das Ergebnis gleich dem Sollwert des Höhenabschlusspunktes<br />
sein muss.<br />
Höhen der Grenzpunkte<br />
1 =<br />
2 =<br />
Grenzpunkt<br />
Nr.<br />
Höhe Hinweg<br />
HHin<br />
Standardabweichung für 1km Doppelnivellement<br />
Abschnitt<br />
Höhe Rückweg<br />
HRück<br />
Höhenunterschied Differenz d Länge L Gewicht p<br />
Mittel<br />
(HHin + HRück)/2<br />
Nr. dHHin [m] dHRück [m] dHHin+dHRück [km] 1/L pdd<br />
Summe:<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 24
Nivellement<br />
Beobachter: Müller Ort: <strong>TU</strong>D, Lichtwiese Gruppe: 507<br />
Feldbuch: Schmidt Datum: 12. 4. 99 Seite: 1<br />
Instr.: Zeiß Ni 2 Nr.: 2883 Temp.: 20 °C Wetter: sonnig<br />
Punkt Ablesungen h = r - v Verb. Höhe Bemerkungen<br />
Nr. Rückblick Vorblick + - [mm] [m] Messweg<br />
HP 117 0,505 121,705 36<br />
W1 1,844 1,268 0,763 35 36<br />
W2 1,798 1,017 0,827 30 35<br />
ZP1 1,116 0,682 122,453 28<br />
Summen: 4,147 3,401 1,509 0,763 200 m<br />
Höhendiff.: +0,746 0,746 +2 1. Messabschnitt<br />
ZP1 1,473 122,453 30<br />
W3 1,691 1,354 0,119 35 30<br />
W4 1,073 1,568 0,123 35 35<br />
Gr. 110 1,604 0,531 122,166 35<br />
Summen: 4,237 4,526 0,242 0,531 200 m<br />
Höhendiff.: -0,289 0,289 +2 2. Messabschnitt<br />
Gr. 110 1,248 122,166 38<br />
W5 1,471 1,560 0,312 38 38<br />
W6 1,609 1,230 0,241 35 38<br />
ZP 2 1,354 0,255 122,352 33<br />
Summen: 4,328 4,144 0,496 0,312 220 m<br />
Höhendiff.: +0,184 0,184 +2 3. Messabschnitt<br />
ZP2 1,570 122,352 28<br />
W7 1,486 1,496 0,074 32 38<br />
W8 1,617 1,330 0,156 35 32<br />
HP 118 1,549 0,068 122,651 35<br />
Summen: 4,673 4,375 0,298 190 m<br />
Höhendiff.: +0,289 +1 4. Messabschnitt<br />
gesamte<br />
17,385 16,446 1,228 0,289<br />
H(118)-<br />
H(117):<br />
810 m Messweg<br />
Höhendiff.: +0,939 0,939 = Istwert +7 +0,946 = Sollwert<br />
gesamte Verbesserung: v = Sollwert - Istwert = +7 mm<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 25
Aufgabe<br />
Übung 2a:<br />
Gebäudeabsteckung<br />
Geodätisches Institut<br />
Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
Jede Gruppe steckt ein Gebäude nach den Vorgaben des Bebauungsplans (Abb. 13) auf ihrem<br />
Grundstück ab. Die Absteckmaße aus dem genehmigten Bauantrag sind rechtsverbindlich, d.h. Baulinien<br />
und Baugrenzen sind exakt ein<strong>zu</strong>halten. Nach der Absteckung erfolgt die Kontrolle durch eine<br />
erneute Aufnahme im Orthogonal- und/oder Einbindeverfahren sowie durch Messen von Kontrollmaßen<br />
und anschließender Vergleich mit den Sollmaßen. Abschließend erfolgt die Berechnung der<br />
Grundstücksfläche aus den orthogonalen Absteckmaßen des Vermessungsrisses.<br />
Orthogonal- und Einbindeverfahren<br />
Diese beiden Verfahren kommen bei einfachen Bauabsteckungen <strong>zu</strong>r Anwendung (z.B. Wohnhäuser),<br />
bei denen die Einhaltung der durch den Bebauungsplan geforderten Grenzabstände gewährleistet<br />
sein muss. Die Absteckung der Bauwerkspunkte erfolgt mit Rechtwinkelprisma, Messband<br />
und Fluchtstäben von einer Ausgangslinie aus. Für die Hausabsteckung benutzt man eine Grundstücksgrenze<br />
als Ausgangslinie und steckt von ihr aus die sich aus den ein<strong>zu</strong>haltenden Mindestabständen<br />
ergebenden Zwangspunkte ab. Anschließend bildet man weitere rechte Winkel bzw.<br />
Schnittlinien, um alle Punkte des Hauses ab<strong>zu</strong>stecken. Die so gefundenen Punkte werden durch<br />
Holzpfähle vermarkt. Als Kontrolle dienen Gebäudeumrissmaße, die Pythagorasprobe über die Gebäudediagonalen<br />
und die Spannmaße <strong>zu</strong> benachbarten Grenzpunkten.<br />
Für das Ausschachten der Baugrube kann man die Gebäudepunkte <strong>zu</strong>nächst grob abstecken und<br />
provisorisch vermarken. Der Arbeitsraum wird vom Bauunternehmer je nach Bodenbeschaffenheit<br />
<strong>zu</strong>geschlagen. Die Feinabsteckung erfolgt anschließend nach Aushub der Baugrube. Da mit dem<br />
Bau der Fundamente die Vermarkung der Gebäudepunkte verloren geht, werden <strong>zu</strong>r Sicherung der<br />
Absteckung für die Dauer des Baues die Punkte auf Schnurgerüste mit Hilfe von Nägeln in den<br />
Achsverlängerungen "aufgeschnürt".<br />
Einbindeverfahren<br />
Beim Einbindeverfahren, das praktisch ohne optische Vermessungsinstrumente (nur Fluchtstäbe<br />
und Bandmaß) auskommt, werden nachfolgend angeordnete Messungslinien mit den jeweils übergeordneten<br />
Messungslinien <strong>zu</strong>m Schnitt gebracht, und der Schnittpunkt wird auf dieser Linie eingemessen.<br />
Die einzelnen Messungslinien werden "ineinander geschachtelt". Das Verfahren ist<br />
grundsätzlich sehr einfach, doch ist es in der Örtlichkeit sehr zeit- und personalaufwändig.<br />
Orthogonalverfahren<br />
Hat man bei einer Grundrissaufnahme z.B. Linien mit mehreren Knickpunkten (also nicht gleichmäßige<br />
Flächenformen), kann das Orthogonalverfahren vorteilhaft sein. Da<strong>zu</strong> werden mit einem<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 27
Winkelprisma (Rechtwinkelprisma) die Lotfußpunkte der ein<strong>zu</strong>messenden Punkte auf der Messungslinie<br />
aufgesucht und ihre Abstände auf dieser sowie die Längen der Ordinaten gemessen.<br />
Whs<br />
A B<br />
Erläuterungen<br />
Fluchtstäbe:<br />
Abb. 7: Orthogonalverfahren<br />
Grenze = untergeordnete Linie<br />
Gebäudeflucht = untergeordnete Linie<br />
C D<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 28<br />
Whs<br />
A B<br />
Messungslinie<br />
Abb. 8: Einbindeverfahren<br />
Fluchtstäbe dienen während der Messung <strong>zu</strong>r Bezeichnung von Vermessungspunkten. Sie<br />
bestehen aus Nadelholz, Leichtmetall oder glasfaserverstärktem Kunststoff. Fluchtstäbe<br />
haben üblicherweise einen Durchmesser von 2,8 cm und sind 2 m lang, wobei sie in 50<br />
cm Abständen abwechselnd weiß und rot gestrichen sind. Zum Einstoßen in den Boden<br />
befindet sich am unteren Ende eine eiserne Spitze. Bei bereits vermarkten Vermessungspunkten<br />
wird der Fluchtstab in Messrichtung gesehen hinter dem Pflock aufgestellt. Für<br />
eine zentrische Aufstellung auf Pflock, Grenzstein oder festem Bo- den dient ein<br />
eiserner, dreibeiniger Fluchtstabhalter. Die Fluchtstäbe werden durch Vergleich<br />
eines geringen parallelen Abstandes zwischen der Lotschnur eines Schnurlotes und<br />
einer Stabseite senkrecht gestellt. Dabei muss dieser Vorgang in zwei <strong>zu</strong>einander orthogonalen<br />
Richtungen erfolgen. Statt der Lotschnur kann auch ein Lattenrichter mit Dosenlibelle<br />
verwendet werden.<br />
Schnurlot:<br />
Ein Schnurlot ist ein Metallstück mit meist kegel- oder birnenförmigen Querschnitt von<br />
150 bis 300 g Masse, das an einer Schnur hängt. Ein Lot realisiert somit direkt die Lotrichtung<br />
und dient <strong>zu</strong>m Lotrechtstellen oder Zentrieren anderer geodätischer Instrumente.<br />
Geradenabsteckung mit Fluchtstäben (Einfluchten):<br />
Um eine Gerade im Gelände <strong>zu</strong> bezeichnen,<br />
werden <strong>zu</strong>nächst die beiden Endpunkte mit<br />
Fluchtstäben ausgesteckt. Zwischen den beiden<br />
Endpunkten werden weitere Zwischenpunkte<br />
eingefluchtet, deren Abstand sich nach den jeweiligen<br />
Vermessungsaufgaben richtet. Vom<br />
Beobachtungsstandpunkt aus gesehen wird <strong>zu</strong>nächst<br />
der entfernteste, <strong>zu</strong>letzt der nächstgelegene<br />
Zwischenpunkt eingefluchtet. Der Fluchtstab<br />
in einem Punkt ist eingewiesen, wenn<br />
Aufriß<br />
Grundriß<br />
Beobachtungspunkt<br />
A<br />
HP HP<br />
Absteckungsrichtung<br />
Abb. 9: Geradenabsteckung durch Fluchten<br />
Zielpunkt<br />
E
dieser mit den Fluchtstäben im Anfangs- und Endpunkt der Geraden gegenseitig <strong>zu</strong>r Deckung gebracht<br />
wurde. Wenn der Fluchtstab gesteckt und eingelotet ist, wird die exakte Flucht nochmals<br />
kontrolliert und gegebenenfalls verbessert.<br />
Streckenmessung mit dem Rollbandmaß:<br />
Rollbandmaße aus Stahl werden in Längen von 10, 20, 25 und 50 m mit einem Querschnitt von<br />
etwa 13 x 0,2 mm aus gewöhnlichem, rostfreiem Federbandstahl oder aus Invar gefertigt. Meist<br />
sind die Bänder in m, dm und cm sowie im ersten Meter in mm geteilt. Die Teilung des Bandes beginnt<br />
entweder am Beschlag (Stoßstelle von Haltering und Band) oder erst auf dem Band (etwa 1<br />
dm vom Ring entfernt). Zur Messung wird die Nullmarke am Anfangspunkt der Strecke angelegt,<br />
das Messband in Messrichtung eingefluchtet, in die Horizontale gebracht und mit ca. 50 N (ca. 5<br />
kg) gespannt. Der Endpunkt des Messbandes, der eventuell abgelotet werden muss, wird mit einer<br />
Zählnadel gekennzeichnet. Zur Messung der zweiten Bandlage wird der Nullpunkt des Messbandes<br />
an die Zählnadel angelegt und die nächste Bandlage gemessen. Die Anzahl der benötigten Zählnadeln<br />
ergibt die Anzahl n der ganzen Bandlagen l, das überschüssige Reststück R wird direkt am<br />
Band abgelesen. Die Gesamtstrecke L ergibt sich damit <strong>zu</strong> L = n ·l + R.<br />
Absetzen von rechten Winkeln:<br />
Zum Absetzen rechter Winkel sowie <strong>zu</strong>m Aufwinkeln seitwärts liegender Punkte auf eine Messungslinie<br />
dienen Winkelprismen und Prismenkreuze. Winkelprismen sind geschliffene Glaskörper mit<br />
parallelen Kanten. Der Strahlengang lässt sich mit Hilfe des Brechungsgesetzes, des Reflexionsgesetzes<br />
und des Gesetzes der totalen Reflexion herleiten. Es gibt verschiedene Bauarten (Pentagonprisma,<br />
Wollastonprisma) von Winkelprismen, bei denen ein einfallender Lichtstrahl i.d.R. um 100<br />
gon abgelenkt wird, so dass ein rechter Winkel entsteht. Prismenkreuze bestehen aus zwei übereinander<br />
angeordneten Prismen.<br />
Bei dem so genannten Kreuzvisier, einem Prismenkreuz, das aus zwei Wollastonprismen besteht,<br />
kann der Beobachter sich selbst in eine Gerade einfluchten und gleichzeitig den Lotfußpunkt für<br />
einen auf<strong>zu</strong>nehmenden Gegenstand bestimmen, oder bei vorgegebenen Lotfußpunkt einen rechten<br />
Winkel absetzen. Da<strong>zu</strong> wird in Verlängerung des Schnittpunktes der beiden Abbildungsstrahlen ein<br />
Schnurlot, welches frei pendeln kann, angebracht. Damit kann entweder der Lotfußpunkt abgesetzt,<br />
oder sich exakt über dem vorgegebenen Lotfußpunkt platziert werden.<br />
A B<br />
D<br />
Auge<br />
A<br />
Bild von<br />
Stab A<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 29<br />
D<br />
Bild von<br />
Stab B<br />
Abb. 10: Strahlengang durch ein Prismenkreuz (Kreuzvisier) in Grund- und Aufriss<br />
Freier Durchblick<br />
nach Stab D<br />
B
Beim Absetzen eines rechten Winkels wird <strong>zu</strong>nächst der Lotfußpunkt einer Geraden, die durch die<br />
Punkte A und B definiert wird, abgesetzt. Anschließend hält der Beobachter das Prisma senkrecht<br />
über den in der Geraden eingefluchteten Lotfußpunkt vor das Auge und dreht das Prisma bis die<br />
Bilder der durch Schnurlote oder Fluchtstäbe signalisierten Geradenpunkte in den Fenstern des<br />
Winkelprismas senkrecht übereinander erscheinen. Danach weist der Beobachter durch den freien<br />
Prismendurchblick das von einer weiteren Person gehaltene Schnurlot, oder den frei pendelnd gehaltenen<br />
senkrechten Fluchtstab so ein, dass dieses bzw. dieser mit dem Bild der Endpunkte im<br />
Prisma eine senkrechte Linie bildet. Sind die Bilder seitlich versetzt, so befindet sich der Beobachter<br />
Abb. 11: Absetzen eines rechten Winkels Abb. 12: Aufwinkeln eines Punktes<br />
nicht exakt in der Geradenflucht. Erscheinen sie geneigt gegeneinander, hält der Beobachter das<br />
Prisma nicht senkrecht.<br />
Beim Aufwinkeln eines seitlich gelegenen und ausgesteckten Punktes D, muss sich der Beobachter<br />
<strong>zu</strong>nächst in die Gerade AB einfluchten, indem er die Bilder der beiden Fluchtstäbe oder Schurlote<br />
auf A und B in den beiden Fenstern des Prismas senkrecht <strong>zu</strong>r Deckung bringt. Anschließend muss<br />
sich der Beobachter so lange seitlich zwischen A und B Hin- und Herbewegen, bis die Bilder der<br />
Fluchtstäbe auf A und B mit dem Fluchtstab oder dem Schnurlot, der bzw. das auf dem Punkt D<br />
aufgehalten wird, <strong>zu</strong>r Deckung gebracht wurden. Der Punkt D kann da<strong>zu</strong> durch den freien Prismendurchblick<br />
anvisiert werden.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 30
Zeichnerische und textliche Vorgaben <strong>zu</strong>r Übung<br />
1. Die Baulinie verläuft in einem Abstand von 3,00 m parallel <strong>zu</strong>r Grundstücks- bzw. Straßengrenze.<br />
(Die Baulinie ist eine planerische Festset<strong>zu</strong>ng im Bebauungsplan, auf der gebaut werden<br />
muss. Ein Über- oder Unterschreiten ist nach dem BauGB un<strong>zu</strong>lässig).<br />
2. Der Grenzabstand <strong>zu</strong> derjenigen Nachbargrenze, die eine größere Abweichung vom rechten<br />
Winkel (100 gon) <strong>zu</strong>r Straßengrenze aufweist, beträgt 2,75 m.<br />
3. Das Gebäude hat die Maße von 10,00 x 12,00 m, wobei die längere Gebäudeseite diejenige ist,<br />
welche parallel <strong>zu</strong>r Straße verläuft.<br />
Kartierung<br />
Die Karte ist eine maßstäbliche Darstellung der<br />
Örtlichkeit im Grundriss. Die Kartierung wird<br />
auf Karton oder Folie mit Tusche ausgeführt. Sie<br />
enthält im allgemeinen ein Gitternetz, die Angabe<br />
des Maßstabs sowie weitere Gestaltungsmerkmale<br />
(z.B. Nordpfeil). Die Art der Darstellung<br />
von Objekten (Grenzpunkte, Gebäude,<br />
Messlinien) richtet sich in Deutschland nach<br />
einer DIN-Norm die für Hessen in einer Zeichenvorschrift<br />
nochmals <strong>zu</strong>sammengefasst ist.<br />
Handriss<br />
12,00 m<br />
12,00 m<br />
10,00 m 10,00 m<br />
# 3,00 m # 3,00 m<br />
Straße<br />
Baulinie Baugrenze<br />
Die Niederschrift der Vermessungsergebnisse<br />
nennt man Hand- oder Vermessungsriss. Er ist<br />
eine einigermaßen maßstäbliche Darstellung der Abb. 14: Beispiel eines Vermessungsrisses<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 31<br />
# 3,00 m<br />
# 3,00 m<br />
10,00 m 10,00 m<br />
Abb. 13: Ausschnitt des rechtsverbindlichen Bebauungsplans<br />
12,00 m 12,00 m<br />
0,00
Situation und enthält alle Informationen, die <strong>zu</strong>r lagemäßigen Festlegung der örtlichen Situation<br />
erforderlich sind. Vermessungsrisse werden während der Messung im Feld erstellt und beinhalten<br />
ebenso sämtliche Kontrollwerte. Die berechneten Kontrollwerte werden neben den gemessenen<br />
Werten in Klammern gesetzt. Die Art der Darstellung richtet sich ebenfalls nach einer DIN-Norm<br />
bzw. Zeichenvorschrift.<br />
Vorbereitung der Übung<br />
Als Vorbereitung der Übung sind zwei Lagepläne (Kartierungen) im Maßstab 1:200 <strong>zu</strong> zeichnen.<br />
Die Kartierung erfolgt auf Papier (DIN A3) mit einem harten Bleistift (3H – 5H). Die Kartiergenauigkeit<br />
beträgt ca. 0,3 – 0,5 mm. In den Lageplan sollen sowohl das Grundstück, als auch das ab<strong>zu</strong>steckende<br />
Gebäude sowie benötigte Vermessungspunkte kartiert werden. Da<strong>zu</strong> sind die Maße des<br />
Vermessungsrisses (Seite 9 bis 11) <strong>zu</strong> beachten. Die Kartierung enthält weiterhin ein Gitternetz,<br />
einen Nordpfeil, die Flurstücksnummer sowie die Angabe des Maßstabs. Vermessungs- und Grundstückspunkte<br />
werden mit Kreisen unterschiedlicher Radien signaturiert. Die Messungslinie, Messzahlen<br />
und Gebäudemaße werden nicht in die Kartierung eingetragen.<br />
Hinweise <strong>zu</strong>r Zeichnung des Lageplans<br />
1. Konstruktion des Gitternetzes<br />
Grundlage jedes <strong>zu</strong>verlässigen Lageplans bildet ein Be<strong>zu</strong>gssystem. Zur Kartierung der koordinierten<br />
Punkte wird ein Koordinatengitter in Form eines Quadratnetzes mit Maschenweiten von 10 m in der<br />
B C<br />
A<br />
e<br />
e<br />
S<br />
e<br />
e<br />
D<br />
55 25300<br />
Natur (= 50,0 mm im Maßstab 1:200) konstruiert. Von dieser Kartierungsgrundlage werden strenge<br />
Parallelität bzw. Rechtwinkligkeit der Linien und die exakte Gleichheit aller Quadratseiten verlangt.<br />
Auf der Zeichenfläche (DIN A3) werden <strong>zu</strong>nächst die beiden Diagonalen durch die Blattecken gezeichnet.<br />
Vom Schnittpunkt S der beiden Diagonalen werden dann in alle vier Diagonalrichtungen<br />
exakt gleiche Strecken e abgetragen und die Endpunkte mit einem spitzen Bleistift markiert. Die<br />
Punkte ABCD ergeben ein genaues Rechteck. Ausgehend von einem der vier Eckpunkte werden nun<br />
entlang der Rechteckseiten Längen von 50,0 mm abgetragen und wiederum mit einem spitzen Bleistift<br />
markiert. Verbindet man nun gegenüberliegende Punkte, so entsteht ein Gitternetz, dessen<br />
Schnittpunkte ebenfalls markiert werden. Zur Kontrolle werden die Diagonalen in den einzelnen<br />
Quadranten auf ihre Solllänge (50,0 mm ·√2) geprüft und die Koordinatenwerte der Gitterlinie (jeweils<br />
volle 10 m) in der Randleiste eingetragen. Beim Ausziehen des Netzes werden nur die<br />
Schnittpunkte durch Kreuze (10,0 x 10,0 mm) markiert. Meistens ist <strong>zu</strong>r Ausnut<strong>zu</strong>ng des Blattformates<br />
eine optimale Lage des Gitternetzes <strong>zu</strong> den Blatträndern erforderlich. Hierfür sind die Gitter-<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 32<br />
34 76900<br />
34 76910<br />
34 76920<br />
Abb. 15: Konstruktion des Gitternetzes<br />
34 76930<br />
34 76940<br />
34 76950<br />
55 25340<br />
55 25330<br />
55 25320<br />
55 25310
linien in Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong>m Kartenformat so an<strong>zu</strong>ordnen, dass das Grundstück sowie die benötigten Vermessungspunkte<br />
voll hineinpassen.<br />
2. Kartieren der Vermessungspunkte<br />
Die Vermessungspunkte werden nach ihren Gauß-Krüger Koordinaten mit Hilfe der Gitterkreuze<br />
kartiert. Als Kontrolle kann die berechnete Strecke zwischen zwei Punkten mit der aus dem Plan<br />
abgegriffenen verglichen werden.<br />
3. Kartieren der Grenzpunkte<br />
Mit Hilfe der Vermessungspunkte lässt sich <strong>zu</strong>nächst die Messungslinie (Seite 9 bis 11) wiederherstellen.<br />
Auf Grundlage der Messungslinie werden anschließend die Grenzpunkte mit den Orthogonalmaßen<br />
kartiert. Als Kontrolle können die aus den Orthogonalmaßen berechneten Grenzlängen<br />
mit den aus der Kartierung abgegriffenen verglichen werden. Die Grenzen werden durch verbinden<br />
der Grenzpunkte eingezeichnet.<br />
4. Kartierung der Gebäudepunkte<br />
Die Gebäudepunkte werden anhand der Vorgaben des Bebauungsplans bzw. der Baugenehmigung<br />
konstruiert (Vorgabe beachten!). Als Kontrolle sollen die berechneten Gebäudeseiten und Diagonalen<br />
mit den aus der Kartierung abgegriffenen verglichen werden.<br />
5. Gestaltungsmerkmale<br />
Abb. 16: Beispiel einer Kartierung<br />
Im letzten Schritt wird die Kartierung um Gestaltungsmerkmale wie Nordpfeil, Text und Koordinatenangaben<br />
ergänzt.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 33
Literatur<br />
KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel 4.1,<br />
6 und 10.5<br />
RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />
Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 3.1, 3.3, 5.2 und 8.3<br />
SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />
Kapitel 13.1, 14.1.1 und 14.2.1<br />
SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2001): Lehrbuch Vermessung Grundwissen, Schütze Engler<br />
Weber Verlags GbR, Dresden, Kapitel 3.4.3, 3.8., 4.2, 4.3.1 und 4.5<br />
SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2004): Lehrbuch Vermessung Fachwissen, Schütze Engler Weber<br />
Verlags GbR, Dresden, Kapitel 2.1 - 2.4<br />
WITTE B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />
Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 3.2, 3.3, 3.4 und 11.3<br />
Durchführung der Übung<br />
1. Absteckung des Gebäudes<br />
Ausstecken der Grenzpunkte des Grundstücks und Absteckung des Gebäudes mittels Einbinde-<br />
und/oder Orthogonalverfahren anhand der Vorgaben des Bebauungsplans. Die Gebäudepunkte<br />
werden durch Kunststoffkegel oder bodengleich ein<strong>zu</strong>schlagende Pfähle vermarkt.<br />
2. Einmessung des Gebäudes<br />
Nach der Absteckung wird das Gebäude mittels Einbinde- und/oder Orthogonalverfahren eingemessen,<br />
wobei die Einmess-, Kontroll- und Sicherheitsmaße in einem Handriss (Abb. 14) protokolliert<br />
und mit den gerechneten Werten verglichen werden. Hierbei werden <strong>zu</strong>sätzlich die Grenzlängen<br />
des Grundstücks mit dem Messband gemessen.<br />
3. Auswertung der Übung<br />
Fläche des Grundstücks und Grenzlängen aus den Orthogonalmaßen des Vermessungsrisses (Seite<br />
10 bis 13):<br />
Gauß´sche Flächenformel(n):<br />
2 ∑ + 1<br />
∑ −<br />
F = Yi<br />
⋅ ( X i−1<br />
− X i ) bzw. 2F = X i ⋅(<br />
Yi+<br />
1 −Yi<br />
1)<br />
Beispiel <strong>zu</strong>r Flächenberechnung (5-Eck)<br />
Punkt Gauß-Krüger-Koordinaten ∆Y = ∆X = 2 F = 2 F =<br />
Nr. Yi Xi Yi+1 - Yi-1 X i-1 - Xi+1 Yi ⋅ ∆X Xi ⋅ ∆Y<br />
5 76 341,09 25 582,17<br />
1 307,61 520.00 − 45,36 + 39,08 + 12 021,40 − 23587,20<br />
2 295,73 543,09 − 15,32 − 72,21 − 21 354,66 − 8 320,14<br />
3 292,29 592,21 + 25,38 − 74,65 − 21 .819,45 + 15030,29<br />
4 321,11 617,74 + 48,80 + 10,04 + 3 223,94 + 30 145,71<br />
5 341,09 582,17 - 13,50 - 97,74 + 33 338,14 - 7859,30<br />
1 307,61 520.00 ± 0,00 ± 0,00 + 5 409,37 + 5 409,37<br />
Kontrollen: � � � �<br />
2F = 5409 m 2 � F = 2704 m 2<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 34
Flächenberechnung Grundstück (aus den Orthogonalmaßen):<br />
Punkt<br />
Nr.<br />
4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
Rechtswert<br />
Y [m]<br />
Hochwert<br />
X [m]<br />
Summe:<br />
Ermittlung der Grenzlängen:<br />
Kontrollen:<br />
∆Y =<br />
Yi+1 - Yi-1<br />
∆X =<br />
X i-1 - Xi+1<br />
2 F =<br />
Yi ⋅ ∆X<br />
2 F =<br />
Xi ⋅ ∆Y<br />
2F = ____________ m 2 � F = ____________m 2<br />
Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten Grenzlänge<br />
punkt Nr. Y [m] X [m] Koordinatendifferenz E [m] S [m] Differenz<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
Yi+1 - Yi X i+1 – X i<br />
* aus den Orthogonalmaßen (S. 10-13) berechnet<br />
** gemessen bei der/für die Erstellung des Handrisses<br />
(berechnet)<br />
*<br />
(gemessen)**<br />
E – S [m]<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 35
Aufgabe<br />
Übung 2b:<br />
Errichtung eines Schnurgerüsts<br />
Geodätisches Institut<br />
Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
Die Achsen des in Übung 2a abgesteckten Gebäudes werden auf ein Schnurgerüst übertragen.<br />
Schnurgerüst<br />
Bei Gebäudeabsteckungen bewährt es sich, die Gebäudeseiten bis über die mutmaßliche Ausdehnung<br />
der Baugrube <strong>zu</strong> verlängern und dort ein Schnurgerüst <strong>zu</strong> erstellen, da die Vermarkung der<br />
Eckpunkte beim Aushub der Baugrube verloren geht. Bei einem Schurgerüst werden Holzlatten parallel<br />
<strong>zu</strong> den Gebäudeachsen waagerecht an Pfosten genagelt, die fest im Boden verankert sind.<br />
Durch Diagonalverstrebungen können die Gerüste <strong>zu</strong>sätzlich stabilisiert werden. Anschließend werden<br />
die Verlängerungen der Gebäudeseiten mit den Holzlatten des Schnurgerüsts <strong>zu</strong>m Schnitt gebracht.<br />
Die Schnittpunkte werden anschließend mit Nägeln markiert. So können durch Einhängen<br />
von Schnüren oder Drähten, die Gebäudeseiten während des Baus jederzeit wieder hergestellt werden.<br />
Beim Abstand des Schnurgerüsts vom Bauwerk muss der Arbeitsraum berücksichtigt werden<br />
sowie der erforderliche Raum für Kräne und andere Baugeräte. Für die Aushubarbeit ist es hilfreich,<br />
wenn die Oberkanten der Latten in einer runden Höhe über der Bauwerksnull-Ebene (BWN) ausgerichtet<br />
sind.<br />
Abb. 17: Aufbau eines Schnurgerüsts<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 37
Erläuterungen<br />
Rotationslaser<br />
Für die höhenmäßige Absteckung oder Überwachung einer Vielzahl von Punkten auf Baustellen,<br />
deren Lage bereits bekannt ist, ist es oft sinnvoll einen Rotationslaser ein<strong>zu</strong>setzen.<br />
Bei diesem beschreibt ein Laserstrahl durch Rotation eines Umlenkprismas (Abb. 15) eine Be<strong>zu</strong>gsebene,<br />
die als Referenzebene dient. Die Be<strong>zu</strong>gsebene lässt sich mit Hilfe eines Kompensators oder<br />
einer Libelle <strong>zu</strong>r Höhenabsteckung oder <strong>zu</strong>r Höhenüberprüfung horizontal stellen oder auch gegen<br />
die Horizontale um einen festen Winkel geneigt ausrichten. Damit ist es ebenso möglich den Laserstrahl<br />
beispielsweise lotrecht aus<strong>zu</strong>richten.<br />
Es gibt dabei Bauarten, die mit einem sichtbaren Laserstrahl arbeiten,<br />
welcher die Ablesung direkt, also visuell, an jedem lotrechten Maßstab<br />
oder an einer Nivellierlatte erlaubt. Bei anderen Bauarten sendet die<br />
Laserdiode des Rotationslasers Licht im nahen Infrarotbereich aus, welches<br />
für das menschliche Auge nicht sichtbar ist. Hierbei wird <strong>zu</strong>sätzlich<br />
<strong>zu</strong>m Rotationslaser eine Nivellierlatte benutzt, die einen Detektor<br />
<strong>zu</strong>m Aufspüren des Laserstrahls auf derselben besitzt. Der Detektor<br />
wird da<strong>zu</strong> solange auf der Nivellierlatte nach oben und unten verschoben,<br />
bis ihn der Laserstrahl trifft, was durch optische und/oder akustische<br />
Signale dem Anwender angezeigt wird. Die Höhe kann anschlie-<br />
Abb. 18: Rotationslaser<br />
ßend direkt an der Latte abgelesen werden.<br />
Der Anwendungsbereich von Rotationslasern reicht je nach Bauart von der Absteckung bzw. Überprüfung<br />
von Bauwerks- oder Baustellenpunkten über Lotungs- und Fluchtungsarbeiten bis hin <strong>zu</strong>r<br />
Steuerungshilfe <strong>zu</strong>m Führen von Baumaschinen.<br />
vertikal<br />
horizontal<br />
Abb. 19: Aufbau und Funktionsweise von Rotationslasern<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 38
Durchführung der Übung<br />
1. Errichten des Schnurgerüsts<br />
Die Gebäudeseiten (aus Übung 2a) werden auf ein Schnurgerüst übertragen. Das Schnurgerüst sollte<br />
in einem sinnvollen Abstand (hier ca. 1,00 m) parallel <strong>zu</strong>m Gebäude errichtet werden, um den<br />
erforderlichen Arbeitsraum <strong>zu</strong> gewährleisten. Nach Aufstellen des Gerüsts werden <strong>zu</strong>nächst die<br />
Querlatten auf eine runde Höhe (3,00 oder 3,50 m) über Bauwerksnull (Seite 5) gebracht, indem<br />
sie durch Übertragen der nivellierten Höhe eines Grenzpunktes (Übung 1) mit einem Nivellierinstrument<br />
eingerichtet werden. Anschließend erfolgt die Übertragung der Gebäudeachsen auf das<br />
Schnurgerüst durch Fluchten. Da<strong>zu</strong> werden auf den Gebäudepunkten Fluchtstäbe lotrecht aufgestellt<br />
oder Schurlote aufgehalten. Die Gebäudeachsen werden durch Verlängerung mittels einfluchten<br />
über die ausgesteckten Gebäudepunkte auf die Querlatten übertragen. Da<strong>zu</strong> wird mit dem<br />
Schnurlot jeweils die rechte und linke Kante der Flucht(stäbe) angepeilt und die Verlängerung auf<br />
die Querlatte mit einem Bleistift übertragen. Das Mittel beider Peilungen ist die gesuchte Verlängerung<br />
der Gebäudeachse. Die Achspunkte werden anschließend mit Nägeln markiert. Um die Gebäudeachsen<br />
in der Örtlichkeit wiederher<strong>zu</strong>stellen, werden Schnüre zwischen den Achspunkten gespannt.<br />
Die Schnittpunkte der Schnüre definieren die Gebäudepunkte.<br />
2. Einrichten der Querlatten des Schnurgerüstes<br />
Die Querlatten des Schnurgerüstes werden mit Hilfe eines Nivelliers oder eines Rotationslasers auf<br />
gleiche Höhe gebracht. Dies hat <strong>zu</strong>r Folge, dass sich die gespannten Schnüre jeweils in den Gebäudepunkten<br />
schneiden und die Punkte besser in der Örtlichkeit sichtbar sind.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 39
Aufgabe<br />
Übung 3:<br />
Geodätisches Institut<br />
Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
Einmessung der Grenz- und Gebäudepunkte <strong>zu</strong>r<br />
Koordinatenberechnung<br />
Die Grundstücks- und Gebäudepunkte werden durch eine Polaraufnahme (Freie Stationierung) mit<br />
einem elektronischen Tachymeter aufgemessen. Anschließend erfolgt aus den Messwerten die Berechnung<br />
der Gauß-Krüger-Koordinaten (Koordinatentransformation) der Grundstücks- und Gebäudepunkte.<br />
Mit Hilfe dieser Koordinaten werden die Grenzlängen berechnet und mit den gemessenen<br />
Werten verglichen. Weiterhin wird die Grundstücksfläche mit Hilfe der Gauß’schen Flächenformel<br />
bestimmt.<br />
Polarverfahren<br />
Beim Polarverfahren werden von einem koordinatenmäßig bekannten Standpunkt aus die Horizontalwinkel<br />
β und die Horizontalentfernungen S <strong>zu</strong> den auf<strong>zu</strong>messenden Punkten Pi bestimmt. Durch<br />
Anzielen eines weiteren koordinatenmäßig bekannten<br />
Punktes, können die Koordinaten der Neupunkte<br />
durch polares Anhängen bestimmt werden. Als Aufnahmepunkte<br />
können aber auch solche Punkte gewählt<br />
werden, die durch das Prinzip der Freien Stationierung<br />
bestimmt sind oder werden. Das Polarverfahren<br />
gestattet heute im Zusammenhang mit elektronischen<br />
Tachymetern (elektronische Distanzmessung<br />
und elektronischer Abgriff der Winkelwerte),<br />
Whs S S<br />
wahlweises Anzeigen und Abspeichern der Messdaten.<br />
Gekoppelt mit elektronischen Rechnern und<br />
Zeichenanlagen ist ein vollautomatischer Ablauf von<br />
A<br />
S<br />
S S<br />
B<br />
der Einzelaufnahme bis <strong>zu</strong>r Erstellung von Registern,<br />
Flächenberechnung und Planerstellung, sowohl<br />
Polarwinkel β<br />
für die Lagemessung als auch für die Lage- und Höhenmessung<br />
<strong>zu</strong>sammen (topographische Lagepläne)<br />
möglich.<br />
Abb. 20: Polarverfahren<br />
Freie Stationierung<br />
Während bei der Polaraufnahme oder -absteckung der Standpunkt koordinatenmäßig bekannt sein<br />
muss, kann er bei der sogenannten Freien Stationierung speziell nach den örtlichen Erfordernissen<br />
gewählt werden, so dass gute Sichten sowohl <strong>zu</strong> den Anschlusspunkten als auch <strong>zu</strong> den auf<strong>zu</strong>nehmenden<br />
bzw. ab<strong>zu</strong>steckenden Punkten existieren. Die Standpunktkoordinaten werden anschließend<br />
durch Messung der Horizontalwinkel und –strecken <strong>zu</strong> koordinatenmäßig bekannten Festpunkten<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 41
estimmt. Es müssen hierbei mindestens zwei Festpunkte angezielt werden, um eine eindeutige<br />
Lösung <strong>zu</strong> erzielen. Sind mehr als zwei Punkte angezielt, ist die Aufgabe überbestimmt und es muss<br />
mit den Rechenverfahren der Ausgleichungsrechnung eine Lösung gefunden werden. Im Anschluss<br />
können die übergeordneten Koordinaten (z.B. Gauß-Krüger-Koordinaten) der Neupunkte mit Hilfe<br />
der Koordinaten des Standpunktes sowie der gemessenen Horizontalstrecken und –winkel durch<br />
eine Koordinatentransformation bestimmt werden.<br />
X<br />
A<br />
sA<br />
βA<br />
x I<br />
SP<br />
Y<br />
β1<br />
s1<br />
s2 s3<br />
sB<br />
Vorgehen bei der Freien Stationierung<br />
βB<br />
β2<br />
β3<br />
B<br />
y I<br />
Abb. 21: Prinzip der Freien Stationierung<br />
1. Wählen eines günstigen Aufnahmestandpunktes und Aufstellen des Tachymeters.<br />
2. Festlegung eines örtlichen Koordinatensystems, in welchem der Standpunkt SP Ursprung des<br />
Koordinatensystems ist (0,0) und die Abszissenachse (X-Achse) mit der <strong>zu</strong>fälligen Nullrichtung<br />
des Teilkreises <strong>zu</strong>sammenfällt.<br />
3. Messung von Winkeln bzw. Richtungen und Strecken <strong>zu</strong> mindestens zwei koordinatenmäßig<br />
bekannten Punkten A und B (Festpunkte) sowie <strong>zu</strong> den auf<strong>zu</strong>nehmenden Neupunkten Pi.<br />
4. Berechnung der kartesischen Koordinaten x′i, y′i aller aufgenommenen Punkte im örtlichen Koordinatensystem<br />
durch polares Anhängen an den Standpunkt SP (y0=0,000; x0=0,000).<br />
5. Koordinatentransformation mit Hilfe der beiden Festpunkte A und B. Als Ergebnis erhält man<br />
die übergeordneten Koordinaten XSP, YSP des Standpunktes sowie die Transformationsparameter<br />
(X0, Y0, m, ϕ).<br />
6. Transformation der Neupunkte mit den ermittelten Transformationsparametern in das übergeordnete<br />
Koordinatensystem.<br />
Die Formeln und eine Berechnung der Freien Stationierung sind den <strong>Übungen</strong> (Übung 3) des Wintersemesters<br />
und dem Vorlesungsskript <strong>zu</strong> entnehmen.<br />
Tachymetrie<br />
SP = Standpunkt<br />
Unter Tachymetrie versteht man die Bestimmung von Punkten (Geländepunkten) nach Lage und<br />
Höhe durch gleichzeitiges Messen von Entfernung, Richtung und Höhenunterschied mit einem Tachymeterinstrument<br />
oder kurz Tachymeter. Tachymeter sind im Prinzip Theodolite <strong>zu</strong>r Messung von<br />
Horizontal- und Vertikalwinkeln mit der <strong>zu</strong>sätzlichen Möglichkeit, Entfernungen <strong>zu</strong> messen.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 42<br />
si<br />
βi<br />
= Horizontalstrecken<br />
= Horizontalwinkel<br />
A, B = Festpunkte<br />
x′, y′ = örtliches Koordinatensystem<br />
X, Y = übergeordnetes Koordinatensystem
Elektronische Tachymeter, häufig auch als Totalstationen bezeichnet, sind Theodolite, mit Vorrichtungen<br />
<strong>zu</strong>r elektrooptischen Distanzmessung, welche gewöhnlich mit einer Rechner- und Speichereinheit<br />
gekoppelt sind, die eine Reduktion und Koordinatenberechnung sowie die Speicherung<br />
der Messwerte im Feld erlaubt.<br />
Zur Messung wird auf jedem Aufnahmepunkt ein Lotstab mit aufmontiertem<br />
Reflektorprisma aufgehalten, das Prisma mit dem Tachymeter<br />
angezielt und die Schrägdistanz s, der Horizontalwinkel β<br />
sowie der Zenitwinkel z gemessen. Durch einfache trigonometrische<br />
Zusammenhänge lassen sich diese polaren Messwerte in die Horizontalstrecke<br />
e und den Höhenunterschied ∆h umrechen. Des weiteren<br />
lassen sich aus der Horizontalstrecke e und dem Horizontalwinkel<br />
β Rechtwinkelkoordinaten (x, y) bezogen auf ein örtliches Koordinatensystem<br />
mit dem Koordinatenursprung im Instrumentenstandpunkt<br />
und der Abszissenachse (X-Achse) in Richtung der Nullrichtung<br />
des Horizontalkreises berechnen. Da sich im Tachymete-<br />
rinstrument bereits eine Rechnereinheit mit entsprechenden Programmen<br />
<strong>zu</strong>r Umrechnung findet, lassen sich die Ergebnisse der<br />
Messung beliebig abrufen und umrechnen.<br />
Aufstellen eines Instruments<br />
Abb.23: Tachymeteraufnahme in Grund- und Aufriss<br />
Abb. 22: Tachymeter mit<br />
angedeuteter Steh- (V), Ziel-<br />
(Z) und Kippachse (K)<br />
Bevor mit der eigentlichen Messung begonnen werden kann,<br />
muss das Messinstrument (Theodolit, Tachymeter usw.) aufgebaut<br />
werden. Um mit dem Instrument messen <strong>zu</strong> können, muss<br />
das Gerät auf einem Stativ über dem Boden oder einem Bodenpunkt<br />
aufgestellt werden. Stative geben dem Instrument eine<br />
stabile und möglichst unveränderliche, bereits grob horizontierte<br />
Unterlage. Es soll standfest und handlich sein sowie sich rasch,<br />
bequem und spannungsfrei aufstellen lassen. Stative bestehen aus<br />
drei Stativbeinen und dem Stativkopf. Die Stativbeine sind meist<br />
aus Holz oder Leichtmetall und enthalten am unteren Ende me-<br />
Abb. 24: Aufstellen eines Stativs<br />
tallene Spitzen, die sich mittels fester Trittansätze in den Boden<br />
eintreten lassen. Zum bequemeren Transport und einfacheren Aufstellen, auch bei Unebenheiten,<br />
werden die Stative mit einschiebbaren Beinen hergestellt. Der Stativkopf hat oft eine Tellerform mit<br />
einer runden Öffnung in der Mitte, in welcher sich eine An<strong>zu</strong>gsschraube befindet, mit der das Instrument<br />
auf dem Stativ befestigt werden kann. Die An<strong>zu</strong>gsschraube ist, durch in einer drehbar gelagerten<br />
Lasche in der Öffnung des Stativtellers, verschiebbar gelagert. Die An<strong>zu</strong>gsschraube ist, <strong>zu</strong>m<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 43
Durchblick mit einem optischen Lot, hohl. In ihr lässt sich eine Hülse mit Häkchen <strong>zu</strong>m Anbringen<br />
eines Schnurlots durch einen Steckverschluss befestigen. Beim Aufstellen eines Instrumentes (z.B.<br />
Tachymeter) über einem Bodenpunkt (=Zentrieren) ist darauf <strong>zu</strong> achten, dass die Stativbeine ein<br />
möglichst gleichseitiges Dreieck bilden, in dessen Mitte der Bodenpunkt liegt. Auf Asphalt oder<br />
Steinböden werden die Stativbeine in Fugen oder sonstige Ritzen eingetreten. Ist der Boden <strong>zu</strong> glatt<br />
oder erweisen sich die Fugen als instabil, benutzt man Stativunterlagen mit drei Aufsatzpunkten für<br />
die Stativbeine. Zum Aufstellen eines Stativs sind folgende Schritte durch<strong>zu</strong>führen:<br />
1. Die Schrauben an den Stativbeinen lösen und die Beine auf die gewünschte Länge ausziehen<br />
und Schrauben wieder fest anziehen.<br />
2. Stativ so aufstellen, dass der Stativteller möglichst horizontal ist und die Stativbeine fest in den<br />
Boden eintreten.<br />
3. Erst dann das Instrument aufsetzen und mit der An<strong>zu</strong>gsschraube fest mit dem Stativ verschrauben.<br />
Horizontieren eines Instruments<br />
Die Bedingung <strong>zu</strong>m (fehlerfreien) Messen mit geodätischen Instrumenten ist das Lotrechtstehen<br />
einer Achse, z.B. der Stehachse eines Theodolits oder Tachymeters:<br />
1. Zunächst wird das Instrument durch grobes Einspielen der Dosenlibelle mit den Stativbeinen<br />
vorhorizontiert (Ein- und Ausschieben der Beine).<br />
2. Mittels der Fußschrauben F1 – F3 wird die Dosenlibelle genau eingespielt. Da<strong>zu</strong> werden jeweils<br />
zwei der drei Fußschrauben gleichzeitig gegenläufig gedreht.<br />
3. Bei Instrumenten niedrigerer Genauigkeit und/oder Instrumenten mit Kompensator endet die<br />
Horizontierung hier. Bei Kompensatorinstrumenten gleicht der Kompensator die Restneigung<br />
der Stehachse automatisch aus.<br />
4. Bei Instrumenten höherer Genauigkeit muss trotz vorhandenem Kompensator <strong>zu</strong>vor das Einspielen<br />
einer Stehachslibelle (Röhrenlibelle) erfolgen. Da<strong>zu</strong> den Instrumentenoberbau drehen<br />
(Feststellschrauben vorher lösen!), bis die<br />
Röhrenlibelle parallel <strong>zu</strong>r Verbindungsgeraden<br />
zweier Fußschrauben (F1 und F2) steht<br />
und mit diesen die Libellenblase auf den Mittelpunkt<br />
einspielen.<br />
2)<br />
F<br />
3<br />
3)<br />
F<br />
3<br />
5. Instrumentenoberbau mit der Röhrenlibelle<br />
um 100 gon drehen und die Libellenblase mit<br />
der dritten Fußschraube (F3) auf den Mittelpunkt<br />
einspielen.<br />
6. Instrumentenoberbau um 200 gon drehen.<br />
Bleibt die Libellenblase nicht im Mittelpunkt,<br />
so ist die Libelle dejustiert. Durch Beseitigung<br />
des halben Libellenausschlags a /2 mit der<br />
Fußschraube F3 wird die Libelle in den Spielpunkt<br />
gebracht.<br />
7. Drehen des Instrumentenoberbaus um<br />
100 gon und Einstellung der Libelle mit den<br />
beiden Fußschrauben F1 und F2 auf den<br />
Spielpunkt.<br />
Die Stehachse ist jetzt lotrecht gestellt, das Instrument ist horizontiert.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 44<br />
F 1<br />
4)<br />
F 1<br />
F 3<br />
F 2<br />
a<br />
F 2<br />
F 1<br />
5)<br />
F 1<br />
F 3<br />
Spielpunkt<br />
Abb. 25: Horizontieren eines Instruments<br />
F 2<br />
F 2
8. Überprüfen der Horizontierung durch Drehung des Instruments um 50 gon. Wandert die Libelle<br />
aus dem Spielpunkt aus, so werden die Schritte 4.) bis 7.) wiederholt.<br />
9. Mit Hilfe der Libellenjustierschrauben kann nun die Libellenblase auf den Mittelpunkt eingestellt<br />
werden (entfällt bei geringer Abweichung des Spielpunkts vom Normalpunkt). Dadurch<br />
wird der Spielpunkt in den Mittelpunkt gelegt, was den weiteren Gebrauch des Instruments erleichtert.<br />
Zur Kontrolle der Justierung wird das Instrument um 200 gon gedreht. Zeigt die Libellenblase<br />
einen Ausschlag, so sind die Schritte 2.) bis 7.) <strong>zu</strong> wiederholen.<br />
Abb. 26: Einspielen der Dosenlibelle beim Horizontieren und Zentrieren mit den Fußschrauben<br />
Zentrieren eines Instruments<br />
Für viele Messaufgaben ist es notwendig, das Instrument exakt lotrecht über einem Bodenpunkt<br />
(z.B. Vermessungspunkt, Grenzpunkt usw.) auf<strong>zu</strong>stellen:<br />
Horizontieren und Zentrieren mit Dreifuß und Schnurlot:<br />
1. Stativ ungefähr zentrisch mit möglichst horizontalem<br />
Stativteller über dem Bodenpunkt aufstellen, den Dreifuß<br />
aufschrauben und das Schnurlot in den Lothaken<br />
einhängen, so dass das Lot knapp über dem Boden frei<br />
<strong>zu</strong>m Hängen kommt.<br />
2. Den horizontalen Abstand zwischen Projektion der Lotspitze<br />
und Bodenpunkt schätzen und das gesamte Stativ<br />
um diesen Betrag versetzen.<br />
3. Wenn der verbleibende Betrag kleiner ist als 2 cm, werden<br />
die Stativbeine in den Boden eingetreten.<br />
4. Durch Verstellen der Stativbeinlänge wird das Lot mög- Abb. 27: Zentrieren mit Schnurlot<br />
lichst genau über den Bodenpunkt gebracht. Der Dreifuß<br />
wird anschließend solange verschoben, bis das Lot exakt über dem Zentrum hängt.<br />
5. Kontrolle der Lotspitze von zwei <strong>zu</strong>einander rechtwinkligen Seiten.<br />
6. Horizontieren des Instruments mit den Fußschrauben und Kontrolle, ob das Lot noch exakt<br />
über dem Bodenpunkt hängt.<br />
7. Falls erforderlich, verschieben des Dreifußes in zwei <strong>zu</strong>einander rechtwinkligen Richtungen bis<br />
<strong>zu</strong>r exakten Zentrierung. Dabei darf der Dreifuß nicht gedreht werden.<br />
8. Ist durch das Verschieben die Horizontierung nicht mehr erfüllt, so muss der Vorgang ab Schritt<br />
6.) wiederholt werden.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 45
Horizontieren und Zentrieren mit Dreifuß und optischem Lot:<br />
1. Stativ ungefähr zentrisch mit möglichst horizontalem Stativteller über dem Bodenpunkt aufstellen,<br />
den Dreifuß aufschrauben und mit dem optischen Lot Strickkreuz und Bodenpunkt scharf<br />
einstellen.<br />
2. Die Stativbeine in den Boden eintreten und mit den Fußschrauben<br />
das Strichkreuz exakt auf den Bodenpunkt<br />
zentrieren.<br />
3. Durch Verschieben der Stativbeine die Dosenlibelle einspielen.<br />
4. Mit den Fußschrauben die Röhrenlibelle einspielen (siehe<br />
Horizontieren eines Instruments). Der Zielstrahl des optischen<br />
Lotes bleibt dabei annähernd auf den Bodenpunkt<br />
gerichtet.<br />
5. Falls erforderlich, den Dreifuß auf dem Stativteller bis <strong>zu</strong>r<br />
exakten Zentrierung in zwei <strong>zu</strong>einander rechtwinkligen<br />
Richtungen verschieben. Dabei darf der Dreifuß nicht gedreht<br />
werden.<br />
6. Ist durch das Verschieben die Horizontierung nicht mehr erfüllt, so muss der Vorgang ab Schritt<br />
4.) wiederholt werden.<br />
Literatur<br />
KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel 3.7,<br />
5.1 und 8.7<br />
RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />
Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 2.1 - 2.4, 3.2, 5.1, 5.2, 6.1 und 8.2<br />
SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />
Kapitel 2.4.2, 6, 8, 9.3. und 13<br />
SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2001): Lehrbuch Vermessung Grundwissen, Schütze Engler<br />
Weber Verlags GbR, Dresden, Kapitel 3.7, 4.3.3, 4.4, 6.5 und 6.6<br />
SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2004): Lehrbuch Vermessung Fachwissen, Schütze Engler Weber<br />
Verlags GbR, Dresden, Kapitel 5.3 und 8.3<br />
WITTE, B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />
Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 3.4, 4, 6.2 und 8.4.2<br />
Durchführung der Übung<br />
1. Horizontieren, Zentrieren und Handhabung des Tachymeters erlernen<br />
Als Vorbereitung wird das Tachymeter über einem Grenzpunkt horizontiert und zentriert. Anschließend<br />
erfolgt die Erlernung der Handhabung des Instruments. Da<strong>zu</strong> die Kurzanleitung beachten und<br />
einige Testmessungen durchführen (Horizontal- und Schrägdistanz, Horizontal- und Vertikalwinkel,<br />
Rechtwinkelkoordinaten, Teilkreis “nullen“ usw.).<br />
2. Polaraufnahme der Grenz- und Gebäudepunkte<br />
Abb. 28: Zentrieren mit optischem Lot<br />
Das Instrument wird auf einem Gebäudepunkt aufgestellt. Die Kreisorientierung (Nullrichtung)<br />
wird auf die längere Gebäudeachse festgelegt. Im Anschluss werden sämtliche Grenz- und Gebäudepunkte<br />
mit Horizontalrichtung ri und –strecke ei aufgemessen. Zur anschließenden Transformationsberechnung<br />
sind <strong>zu</strong>sätzlich zwei Festpunkte auf<strong>zu</strong>nehmen. Es werden weiterhin die Höhenun-<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 46
terschiede dhi gemessen, indem die Reflektorhöhe auf die Kippachshöhe des Tachymeterinstrumentes<br />
ausgerichtet wird.<br />
3. Kontrolle durch erneute Aufnahme<br />
Die Messung wird von einem Grenzpunkt aus wiederholt. Dabei wird die Kreisorientierung entlang<br />
einer Grenzseite festgelegt.<br />
4. Auswertung der Übung<br />
a) Berechnung der örtlichen Koordinaten aus beiden Aufnahmen. Anschließend Kontrolle der Absteckung<br />
durch Berechnung des Grenzabstandes, der Gebäudemaße und durch Prüfung der<br />
Rechtwinkligkeit des Gebäudes (Messung der Diagonalen).<br />
b) Mit Hilfe der gemessenen Höhenunterschiede und der nivellierten Höhe eines Grenzpunktes,<br />
werden die Höhen aller aufgenommenen Punkte aus den beiden Messungen berechnet und<br />
verglichen.<br />
c) Berechnung der Gauß-Krüger-Koordinaten aller Punkte durch eine Koordinatentransformation<br />
über die beiden identischen Punkte (Festpunkte) und Vergleich der Koordinaten beider Aufnahmen.<br />
d) Die Grenzlängen werden aus den Gauß-Krüger-Koordinaten berechnet und mit den Werten der<br />
orthogonalen Einmessung verglichen.<br />
e) Die Grundstücksfläche wird aus den Gauß-Krüger-Koordinaten berechnet und mit der Fläche<br />
aus der orthogonalen Einmessung verglichen.<br />
FORMULARE für die Berechnungen:<br />
FREIE STATIONIERUNG (Standpunkt 1) ���� Schritt a) und b)<br />
Beobachter ____________ Ort ______________________ Gruppe ____<br />
Feldbuchf. ____________ Datum ______________________ Seite ____<br />
Orientierung (Punkt) _____ Instrument ____________ Nr. _____<br />
PUNKT Polarkoordinaten Lokale Koordinaten<br />
Höhen-<br />
Diff.<br />
Höhe<br />
NR. Hz [gon] e [m] y‘=sin(Hz) ⋅ e [m] x‘=cos(Hz) ⋅ e [m] ± ∆ H H [m]<br />
Stdpkt. ± 0,000 ± 0,000<br />
FP1<br />
FP2<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 47
Kontrolle der Gebäudemaße und der Rechtwinkligkeit (Standpunkt 1) ���� Schritt a)<br />
s ′ ′ ′ ′<br />
2<br />
2<br />
1 , 2 = ( y1<br />
− y 2 ) + ( x1<br />
− x 2)<br />
(oder direkt aus den kartesischen Koordinaten)<br />
Strecke* gemessen [m]** Sollstrecke [m] Differenz [m]<br />
sG1,G2 12,000 m<br />
sG2,G3 10,000 m<br />
sG3,G4 12,000 m<br />
sG4,G1 10,000 m<br />
sG1,G3 15,620 m<br />
sG2,G4 15,620 m<br />
* Bezeichnungen beziehen sich auf obige Skizze<br />
** abgeleitet aus den örtlichen Koordinaten der Freien Stationierung<br />
Kontrolle der Grenzabstände (Standpunkt 1) ���� Schritt a)<br />
Erläuterung der Berechnung an einem Beispiel aus obiger Skizze:<br />
⎛ y′<br />
′ 2 − y1<br />
⎞<br />
t' = ⎜<br />
⎟<br />
1,<br />
2 arctan<br />
⎝ x′<br />
− ′ 2 x<br />
⎟<br />
1 ⎠<br />
⎟<br />
⎛ y′<br />
′ G1<br />
− y1<br />
⎞<br />
t = ⎜<br />
1 G1<br />
arctan<br />
⎝ x′<br />
− ′ G1<br />
x1<br />
⎠<br />
' , ( ) ( ) 2<br />
2<br />
'<br />
= y − y + x − x<br />
s 1,<br />
G 1 G1<br />
1 G1<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 48<br />
′<br />
′<br />
′<br />
′<br />
1
α = ′ ′ Grenzabstand a s′<br />
⋅sinα<br />
t1 , G 1 − t1,<br />
2<br />
Ist = 1, G1<br />
Grenzabstand Ist/gemessen [m] Soll [m] Differenz [m]<br />
a 3,000 m<br />
b 3,000 m<br />
c 2,750 m<br />
Koordinatentransformation (Standpunkt 1) ���� Schritt c)<br />
P2<br />
P1<br />
Gauß-Kr.-<br />
System<br />
lokales<br />
System<br />
∆Y<br />
Y 2 X 2 t s<br />
1,<br />
2<br />
1,<br />
2 sin t<br />
ϕ<br />
Y 1 X 1<br />
1,<br />
2<br />
∆ Y X<br />
Standpunkt P0: ______<br />
Y 0 (über FP1)<br />
X 0 (über FP1)<br />
ε = t − t'<br />
= 1,<br />
2 1,<br />
2<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 49<br />
s<br />
1,<br />
2<br />
∆X<br />
cos t<br />
= t = _________<br />
1,<br />
2<br />
∆ t 1,<br />
2+<br />
ϕ<br />
2 2<br />
1,<br />
2 s1, 2 = ∆Y<br />
+ ∆X<br />
'1,<br />
2 =<br />
∆ Y ' ∆ X ' ; ( ϕ'<br />
)<br />
t '1, 2 1,<br />
2<br />
' 1,<br />
2<br />
Pi<br />
t _________<br />
ε = _________<br />
m = s<br />
1,<br />
2<br />
: s'<br />
1,<br />
2<br />
m = _________<br />
s o = m ⋅sin<br />
ε<br />
Y = Y − o ⋅ X ' −a<br />
⋅Y<br />
'<br />
0<br />
Pi<br />
Pi<br />
X = X − a ⋅ X ' + o ⋅Y<br />
'<br />
0<br />
Y 0 (über FP2)<br />
X 0 (über FP2)<br />
Pi<br />
Pi<br />
Pi<br />
o = _________<br />
a = m ⋅ cosε<br />
a = _________
Berechnung der Grenzlängen (Standpunkt 1) ���� Schritt d)<br />
Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten Grenzlänge<br />
punkt Nr. Y [m] X [m] Koordinatendifferenz E [m] S [m] Differenz<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
* aus den Orthogonalmaßen (siehe Übung 2)<br />
** aus der Freien Stationierung<br />
Yi+1 - Yi X i+1 – X i<br />
Flächenberechnung (Standpunkt 1) ���� Schritt e):<br />
(berechnet)<br />
*<br />
(gemessen)**<br />
E – S [m]<br />
Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten ∆Y = ∆X = 2⋅F = 2⋅F =<br />
punkt Nr. Yi Xi Yi+1 - Yi-1 X i-1 - Xi+1 Yi ⋅ ∆X Xi ⋅ ∆Y<br />
4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
Summen:<br />
2F = ____________ m 2 � F = ____________m 2<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 50
FREIE STATIONIERUNG (Standpunkt 2) ���� Schritt a) und b)<br />
Beobachter ____________ Ort ______________________ Gruppe ____<br />
Feldbuchf. ____________ Datum ______________________ Seite ____<br />
Orientierung (Punkt) _____ Instrument ____________ Nr. _____<br />
PUNKT Polarkoordinaten Lokale Koordinaten<br />
Höhen-<br />
Diff.<br />
Höhe<br />
NR. Hz [gon] e [m] y‘=sin(Hz) ⋅ e [m] x‘=cos(Hz) ⋅ e [m] ± ∆ H H [m]<br />
Stdpkt. ± 0,000 ± 0,000<br />
FP1<br />
FP2<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 51
Kontrolle der Gebäudemaße und der Rechtwinkligkeit (Standpunkt 2) ���� Schritt a)<br />
s ′ ′ ′ ′<br />
2<br />
2<br />
1 , 2 = ( y1<br />
− y 2 ) + ( x1<br />
− x 2)<br />
(oder direkt aus den kartesischen Koordinaten)<br />
Strecke* gemessen [m]** Sollstrecke [m] Differenz [m]<br />
sG1,G2 12,000 m<br />
sG2,G3 10,000 m<br />
sG3,G4 12,000 m<br />
sG4,G1 10,000 m<br />
sG1,G3 15,620 m<br />
sG2,G4 15,620 m<br />
* Bezeichnungen beziehen sich auf obige Skizze<br />
** abgeleitet aus den örtlichen Koordinaten der Freien Stationierung<br />
Kontrolle der Grenzabstände (Standpunkt 2) ���� Schritt a)<br />
Erläuterung der Berechnung an einem Beispiel aus obiger Skizze:<br />
⎛ y′<br />
′ 2 − y1<br />
⎞<br />
t' = ⎜<br />
⎟<br />
1,<br />
2 arctan<br />
⎝ x′<br />
− ′ 2 x<br />
⎟<br />
1 ⎠<br />
⎟<br />
⎛ y′<br />
′ G1<br />
− y1<br />
⎞<br />
t = ⎜<br />
1 G1<br />
arctan<br />
⎝ x′<br />
− ′ G1<br />
x1<br />
⎠<br />
α = ′ ′ Grenzabstand a s′<br />
⋅sinα<br />
t1 , G 1 − t1,<br />
2<br />
' , ( ) ( ) 2<br />
2<br />
' y y x x<br />
Ist = 1, G1<br />
s 1,<br />
G 1 = G1<br />
− 1 + G1<br />
Grenzabstand Ist/gemessen [m] Soll [m] Differenz [m]<br />
a 3,000 m<br />
b 3,000 m<br />
c 2,750 m<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 52<br />
′<br />
′<br />
′<br />
−<br />
′<br />
1
Koordinatentransformation (Standpunkt 2) ���� Schritt c)<br />
P2<br />
P1<br />
Gauß-Kr.-<br />
System<br />
lokales<br />
System<br />
ε = t − t'<br />
∆Y<br />
Y 2 X 2 t s<br />
1,<br />
2<br />
1,<br />
2=<br />
1,<br />
2 1,<br />
2<br />
sin t<br />
ϕ<br />
Y 1 X 1<br />
1,<br />
2<br />
∆ Y X<br />
Standpunkt P0: ______<br />
Y 0 (über FP1)<br />
X 0 (über FP1)<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 53<br />
s<br />
1,<br />
2<br />
∆X<br />
cos t<br />
= t = _________<br />
1,<br />
2<br />
∆ t 1,<br />
2+<br />
ϕ<br />
2 2<br />
1,<br />
2 s1, 2 = ∆Y<br />
+ ∆X<br />
'1,<br />
2 =<br />
∆ Y ' ∆ X ' ; ( ϕ'<br />
)<br />
t '1, 2 1,<br />
2<br />
' 1,<br />
2<br />
Pi<br />
t _________<br />
ε = _________<br />
m = s<br />
1,<br />
2<br />
: s'<br />
1,<br />
2<br />
m = _________<br />
s o = m ⋅sin<br />
ε<br />
Y = Y − o ⋅ X ' −a<br />
⋅Y<br />
'<br />
0<br />
Pi<br />
Pi<br />
X = X − a ⋅ X ' + o ⋅Y<br />
'<br />
0<br />
Y 0 (über FP2)<br />
X 0 (über FP2)<br />
Berechnung der Grenzlängen (Standpunkt 1) ���� Schritt d)<br />
Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten Grenzlänge<br />
Pi<br />
Pi<br />
Pi<br />
o = _________<br />
a = m ⋅ cosε<br />
a = _________<br />
punkt Nr. Y [m] X [m] Koordinatendifferenz E [m] S [m] Differenz<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
* aus den Orthogonalmaßen (siehe Übung 2)<br />
** aus der Freien Stationierung<br />
Yi+1 - Yi X i+1 – X i<br />
(berechnet)<br />
*<br />
(gemessen)**<br />
E – S [m]
Flächenberechnung (Standpunkt 2) ���� Schritt e):<br />
Grenz- Gauß-Krüger-Koordinaten ∆Y = ∆X = 2⋅F = 2⋅F =<br />
punkt Nr. Yi Xi Yi+1 - Yi-1 X i-1 - Xi+1 Yi ⋅ ∆X Xi ⋅ ∆Y<br />
4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
Summen:<br />
2F = ____________ m 2 � F = ____________m 2<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 54
Aufgabe<br />
Übung 4:<br />
Geodätisches Institut<br />
Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
Rasteraufnahme und Berechnung des Baugrubenaushubes<br />
Das <strong>zu</strong>geteilte Grundstück wird durch eine Rasteraufnahme höhenmäßig aufgemessen. Als Ergebnis<br />
soll ein Rasterplan mit Höheneintragungen erstellt werden, der <strong>zu</strong>r Erdmassenberechnung dient.<br />
Für die Ausschreibungsunterlagen <strong>zu</strong>m Bau des geplanten Gebäudes ist der Bodenaushub für den<br />
Keller und den Arbeitsraum <strong>zu</strong> ermitteln.<br />
Rasteraufnahme<br />
Unter einer Raster- oder Rostaufnahme wird die Höhenbestimmung von flächenhaft verteilten Punkten<br />
verstanden. Die Rasteraufnahme wird bei der Aufnahme eines geneigten Geländes <strong>zu</strong>r Herstellung<br />
von Lageplänen mit Höhenlinien oder bei Ergän<strong>zu</strong>ngsmessungen für topographische Karten<br />
und <strong>zu</strong>r Erdmassenberechnung angewandt. Hierbei wird die Lage der Aufnahmepunkte rasterförmig<br />
durch die Schnittpunkte eines über das Gelände abgesteckten, meist quadratischen Rasters<br />
(Quadratrost) festgelegt. Ausgehend von einer Geraden, die möglichst lang und gut <strong>zu</strong>gänglich sein<br />
sollte, werden in regelmäßigen Abständen Parallelen und Senkrechte abgesteckt. Die Maschenweite<br />
ist entsprechend den Geländeverhältnissen so <strong>zu</strong> wählen, dass durch die Rostpunkte das Gelände<br />
ausreichend approximiert wird. Zur Durchführung wird je nach geforderter Genauigkeit ein Nivellier-<br />
oder Tachymeterinstrument verwendet. Mit Hilfe des Instrumentes werden die Höhen der einzelnen<br />
Geländepunkte durch Messen des Höhenunterschiedes zwischen Stand- und Zielpunkt bestimmt.<br />
Die Punktnummerierung erfolgt dabei entweder durch die Buchstaben (A, B, C, ...) und die<br />
Zahlen (1, 2, 3, ...) oder fortlaufend (1, 2, 3, ...).<br />
Abb. 26: Quadratrost bezogen auf ein Grundstück<br />
(fortlaufende Punktnummerierung)<br />
Das Ergebnis einer Rostaufnahme dient entweder der Höhenliniendarstellung des Aufnahmegebietes<br />
(die Punkte gleicher, runder Höhe werden in den Rasterlinien interpoliert und miteinander <strong>zu</strong> Höhenlinien<br />
verbunden), oder der Berechnung einer mittleren Geländehöhe (z.B. für Planierungszwecke,<br />
Erdmassenberechnung).<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 55<br />
A<br />
B<br />
C<br />
65,4 67,7 70,1 72,0 71,2 70,3 68,8<br />
D<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
67,6 69,1 72,5 73,8 72,7 71,2 69,8<br />
66,4 68,6 72,9 74,3 73,1 71,8 70,4<br />
64,6 66,0 67,3 68,5 68,2 67,5 66,3<br />
Abb. 27: Quadratrost mit interpolierten Höhenlinien<br />
(Punktnummerierung mit Buchstaben und Zahlen)
Vorgehen bei der Rasteraufnahme<br />
Zunächst werden die Rasterpunkte ins Gelände übertragen. Anschließend erfolgt die höhenmäßige<br />
Bestimmung der Punkte. Im vorliegenden Fall wird ein Tachymeterinstrument so aufgestellt, dass<br />
möglichst alle Rasterpunkte sichtbar sind und im Bereich der Zielweite liegen. Zunächst wird der<br />
Reflektorstab auf dem Höhenanschlusspunkt HA aufgestellt und es wird der Höhenunterschied ∆h<br />
zwischen den Kippachsen des Reflektors und des Tachymeters gemessen. Mit Hilfe der Reflektorhöhe<br />
t kann so <strong>zu</strong>nächst die NN-Höhe der Tachymeterkippachse HKT berechnet werden<br />
(HKT = HA + t - ∆h). Danach werden alle Rasterpunkte aufgenommen, indem nacheinander die<br />
Höhenunterschiede ∆hi gemessen werden (cm genügen!). Durch Subtraktion des Höhenunterschieds<br />
∆hi und der Reflektorhöhe von der Kippachshöhe HKT des Tachymeters, ergeben sich die<br />
Geländehöhen der Rasterpunkte: Hi = HKT + ∆hi - ti. Dabei bleibt das Tachymeterinstrument auf<br />
seinem Standort, ohne Wechsel, stehen. Bevor das Instrument abgebaut wird, sollte <strong>zu</strong>r Kontrolle<br />
einerseits der Höhenunterschied <strong>zu</strong> einem weiteren Höhenpunkt und <strong>zu</strong>m Ausgangspunkt erfolgen.<br />
Sollte ein Instrumentenstandpunkt <strong>zu</strong>r Aufnahme aller Rasterpunkte nicht ausreichen, so können<br />
durch Neuaufstellung des Instrumentes und Wiederholen des beschriebenen Vorgehens die übrigen<br />
Rasterpunkte aufgenommen werden.<br />
Lineare Interpolation<br />
Das Ergebnis der Rasteraufnahme sind diskrete Höhen von Rasterpunkten, die eine Approximation<br />
des Geländes darstellen. Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r linearen Interpolation ist aber, dass zwischen den aufgenommenen<br />
Geländepunkten ein gleichmäßiges<br />
Gefälle besteht, d.h. die Punktdichte <strong>zu</strong>r Erfassung<br />
der Geländeform ausreicht. Für einige Anwendungen<br />
ist es allerdings erforderlich, dass die Höhe zwischen<br />
zwei Rasterpunkten bekannt ist. Dies ist beispielsweise<br />
bei der Höhenlinienkonstruktion erforderlich, da<br />
jene nicht direkt im Gelände gefunden und aufgenommen<br />
werden können. Zur Berechnung der Höhe Abb. 29: Falsche Interpolation durch nicht<br />
zwischen zwei Rasterpunkten bedient man sich daher<br />
ausreichende Punktdichte<br />
dem Verfahren der linearen Interpolation. Bei der<br />
linearen Interpolation kommt der Strahlensatz in äquivalenten Dreiecken <strong>zu</strong>m Einsatz (2. Strahlensatz:<br />
Werden zwei von einem gemeinsamen Scheitelpunkt ausgehende Strahlen von Parallelen geschnitten,<br />
so verhalten sich die Abschnitte der Parallelen wie die Längen der <strong>zu</strong>gehörigen Strahlabschnitte).<br />
Angewandt auf nebenstehende Zeichnung<br />
B<br />
ergibt sich daraus:<br />
s<br />
s<br />
'<br />
N<br />
'<br />
B<br />
∆h<br />
=<br />
∆h<br />
N<br />
B<br />
Umgestellt nach der Strecke sN′ ergibt sich:<br />
s<br />
N = sB<br />
' '<br />
∆h<br />
⋅<br />
∆h<br />
N<br />
B<br />
oder umgestellt nach der Höhe ∆hN ergibt sich:<br />
s<br />
∆ hN '<br />
N = ∆hB<br />
⋅ '<br />
sB<br />
(4.1)<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 56<br />
A<br />
sN’<br />
s B’<br />
N<br />
N’<br />
∆h N<br />
B’<br />
∆hB
Auf diese Weise kann bei vorgegebener<br />
Strecke sN′ der Höhenunterschied<br />
∆hN zwischen zwei<br />
Rasterpunkten oder bei vorgegebenem<br />
Höhenunterschied ∆hN,<br />
der horizontale Abstand sN′ in<br />
der Verbindungsgeraden zweier<br />
Rasterpunkte, berechnet werden.<br />
Zur Interpolation der Höhe eines<br />
Punktes innerhalb einer Masche<br />
Abb. 30: Beispiel einer Höhenlinieninterpolation<br />
des Quadratrostes darf nur entlang<br />
der Verbindungslinien zwischen zwei Rasterpunkten interpoliert werden. Liegt einer der vier<br />
Eckpunkte der Masche außerhalb der durch die drei anderen Eckpunkte gebildeten Ebene, so ist das<br />
Viereck windschief. Es darf somit nicht auf den Diagonalen der Masche interpoliert werden, da sich<br />
die beiden Diagonalen nicht schneiden, sondern sich in verschiedenen Höhen kreuzen. Zur Interpolation<br />
in windschiefen Vierecken (Maschen) dürfen nur solche Geraden benutzt werden, die zwei<br />
Gegenseiten im selben Verhältnis teilen.<br />
Interpolieren innerhalb einer Masche:<br />
Um die Höhe eines gesuchten Punktes zwischen den Eckpunkten einer Masche des Quadratrostes <strong>zu</strong><br />
finden, muss mehrfach interpoliert werden. Das Raster im Beispiel bezieht sich auf die Grundlinie<br />
des Grundstücks, die Rasterweite beträgt hier 5 x 5 m:<br />
1. Interpolieren der Höhe der Hilfspunkte H1 und H2:<br />
s<br />
2 , H1<br />
H<br />
H<br />
2. Interpolieren der Höhe des Punktes G1 zwischen<br />
H1 und H2:<br />
α =<br />
H<br />
H1<br />
H1<br />
H<br />
H<br />
G1<br />
s1,<br />
= Rasterabst.<br />
⋅<br />
s<br />
= Η<br />
=<br />
⎛ s2<br />
,<br />
arcsin⎜<br />
⎜<br />
⎝ s1<br />
,<br />
H 2<br />
H 2<br />
= Η<br />
2,<br />
37<br />
1<br />
2<br />
=<br />
Η<br />
=<br />
+ ( H<br />
1<br />
2,<br />
12<br />
+<br />
−(<br />
H<br />
( 2,<br />
41<br />
H1<br />
H2<br />
1<br />
7<br />
+ ( H<br />
+<br />
8<br />
− H<br />
−<br />
H 2<br />
1,<br />
8<br />
2<br />
=<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎛1,<br />
50 ⎞<br />
⎟<br />
= arcsin⎜<br />
⎟ =<br />
⎠ ⎝1,<br />
56 ⎠<br />
sG<br />
− H2<br />
) ⋅<br />
s<br />
s2,<br />
H1<br />
) ⋅<br />
Rasterabst .<br />
2,<br />
37)<br />
s1,<br />
− H1)<br />
⋅<br />
s<br />
( 2,<br />
23<br />
5,<br />
00<br />
⋅<br />
1,<br />
H1<br />
H2<br />
, H1<br />
1,<br />
50<br />
5,<br />
00<br />
H 2<br />
1,<br />
8<br />
=<br />
1,<br />
56<br />
5,<br />
21<br />
2,<br />
38<br />
2,<br />
38<br />
82,<br />
2863<br />
−(<br />
2,<br />
38 −<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 57<br />
1,56<br />
gon<br />
2,<br />
15)<br />
⋅<br />
1,<br />
48<br />
4,<br />
57<br />
=<br />
2,<br />
31<br />
3. Berechnen der Höhen weiterer Punkte (z.B. G2) in gleicher Weise.<br />
⋅<br />
=<br />
1,<br />
56<br />
− 2,<br />
12)<br />
⋅ =<br />
5,<br />
21<br />
=<br />
2,<br />
15<br />
1,<br />
50<br />
m<br />
m<br />
m<br />
8 7 H4 6<br />
5,21<br />
2,23 2,41 2,52<br />
G1<br />
1 α 2,12 2 2,37 H3 3 2,44<br />
0,00<br />
s<br />
s<br />
0,00<br />
H1,<br />
H 2<br />
H1,<br />
H 2<br />
H2<br />
3,52<br />
m<br />
5,00<br />
H1<br />
= s − s ⋅ cosα<br />
=<br />
1,<br />
2<br />
5,<br />
00<br />
1,<br />
H 2<br />
G2<br />
9,17<br />
−1,<br />
56 ⋅ cos( 82,<br />
2863)<br />
=<br />
H5<br />
10,00<br />
4,<br />
57<br />
m
Erdmassenberechnung<br />
Bei Baumaßnahmen ist häufig die Ermittlung der <strong>zu</strong> bewegenden oder <strong>zu</strong> verbauenden Erdmassen<br />
(Volumen) erforderlich. Für langgestreckte Bauobjekte eignet sich besonders die Massenberechnung<br />
aus Querprofilen. Bei flächenhaften Bauwerken bietet sich die Massenberechnung aus Prismen an.<br />
Massenberechnung aus Prismen:<br />
Sind von einem Gelände charakteristische Punkte nach Lage und Höhe durch ein Flächennivellement<br />
oder durch Tachymetrie bestimmt worden, so lässt sich durch Verbinden der Aufnahmepunkte<br />
im Lageplan, die Horizontalprojektion des Geländes in Dreiecke aufteilen. Das Volumen zwischen<br />
der Geländeoberfläche und einer Be<strong>zu</strong>gsfläche ergibt sich als Summe aller so gebildeten Prismen. Das<br />
Volumen eines Prismas ergibt sich aus dem Produkt der Dreiecksfläche Fi und der mittleren Höhe<br />
hmi. Die mittlere Höhe hm ( = Schwerpunkthöhe) ergibt sich <strong>zu</strong>:<br />
h<br />
mi<br />
hi1<br />
+ hi<br />
2 + hi3<br />
= mit (4.2)<br />
3<br />
hi = Geländehöhe<br />
− Höhe der Be<strong>zu</strong>gsebene<br />
= H i −<br />
Die Addition der Massen V i der n Dreiecksprismen liefert dann die Gesamtmasse V:<br />
V =<br />
n<br />
n<br />
∑Vi = ∑<br />
i=<br />
1 i=<br />
1<br />
F ⋅ h<br />
i<br />
mi<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 58<br />
H 0<br />
(4.3)<br />
Die Be<strong>zu</strong>gsfläche muss nicht notwendigerweise horizontal sein. In die Berechnung geht als Höhe die<br />
Differenz zwischen den gemessenen Höhen eines Geländepunktes und der berechneten Höhe seiner<br />
Projektion in die Be<strong>zu</strong>gsfläche ein.<br />
Abb. 31: Grundfläche als Drei- bzw. Viereck Abb. 32: Prismatoide mit drei- und viereckiger<br />
Grundfläche<br />
Wenn die Aufnahmepunkte im Gelände so ausgewählt werden, dass sie im Grundriss (Lageplan)<br />
Quadrate oder Rechtecke bilden, wie das z.B. für die Rostaufnahme <strong>zu</strong>trifft, ist eine Unterteilung in<br />
Dreiecke nicht erforderlich. Dies gilt jedoch nicht für Trapeze oder andere unregelmäßige Vierecke,<br />
die sich als Randfiguren bei einer Rostaufnahme ergeben können. Meistens reicht es jedoch aus, das<br />
Volumen als Viereckprisma mit der (unregelmäßigen) Grundfläche und dem Mittelwert der Höhen<br />
des Vierecks <strong>zu</strong> berechnen. Die hierdurch entstehende Ungenauigkeit ist <strong>zu</strong>meist geringer als bei<br />
einer willkürlichen Dreiecksaufteilung ohne Kenntnis der Geländewölbung. Das Volumen über einem<br />
Quadrat oder Rechteck ergibt sich als Produkt aus der Grundfläche Fi und der mittleren Höhe<br />
hmi der vier Randpunkte. Die mittlere Höhe hm ergibt sich demnach <strong>zu</strong>:<br />
hi1<br />
+ hi2<br />
+ hi3<br />
+ hi4<br />
hmi<br />
= mit<br />
4<br />
(4.4)<br />
Geländehöhe<br />
− Höhe der Be<strong>zu</strong>gsebene<br />
= H −<br />
hi =<br />
i<br />
H 0
Die Addition der Massen V i der n Vierecksprismen liefert dann die Gesamtmasse V:<br />
V =<br />
Literatur<br />
n<br />
n<br />
∑Vi = ∑<br />
i=<br />
1 i=<br />
1<br />
F ⋅ h<br />
i<br />
mi<br />
(4.5)<br />
KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel<br />
11.6 und 21.3.2<br />
RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />
Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 4.3, 5.3 und 8.5<br />
SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />
Kapitel 5 und 7.1.3<br />
SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2001): Lehrbuch Vermessung Grundwissen, Schütze Engler<br />
Weber Verlags GbR, Dresden, Kapitel 5.3.3<br />
SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2004): Lehrbuch Vermessung Fachwissen, Schütze Engler Weber<br />
Verlags GbR, Dresden, Kapitel 6.1 und 6.3<br />
WITTE, B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />
Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 8.3 und 8.5.2<br />
Durchführung der Übung<br />
1. Absteckung der Rasterpunkte<br />
Das Quadratraster wird in Abständen von 7,5 x 7,5 m mit Messband und Winkelprisma abgesteckt.<br />
Die Grundlinie des Rasters bildet die Grundstücksgrenze, <strong>zu</strong> der das Wohnhaus parallel abgesteckt<br />
wurde. Als Rasteranfangspunkt dient einer der Grenzpunkte der Grundstücksgrenze.<br />
2. Kartieren der Rasterpunkte<br />
Die Rasterpunkte und –linien werden in den Lageplan bzw. in die Kopie des Lageplans (Übung 2)<br />
nach beigefügtem Beispiel eingetragen. Die Grenz- und Rasterpunkte werden anschließend mit fortlaufenden<br />
Nummern benannt.<br />
3. Rostaufnahme<br />
Die Rasterpunkte werden durch eine tachymetrische Rostaufnahme höhenmäßig bestimmt. Als Höhenanschluss<br />
dient einer der nivellitisch bestimmten Höhenanschlusspunkte des Grundstücks (Übung<br />
1). Die Aufnahme wird an dem zweiten nivellitisch bestimmten Grenzpunkt abgeschlossen<br />
(siehe Bsp. Tachymeteraufnahme Seite 54). Zur Kontrolle erfolgt eine zweite Aufnahme von einem<br />
neuen Standpunkt aus.<br />
4. Berechnung der Höhen<br />
Die Höhen werden bereits während der Messung sukzessiv berechnet und ins Feldbuch eingetragen.<br />
Dabei dient die Höhe der Kippachse des Tachymeters als Be<strong>zu</strong>gshöhe <strong>zu</strong>r Höhenübertragung:<br />
H<br />
H<br />
Kippachse<br />
i<br />
= H<br />
=<br />
H<br />
Kippachse<br />
5. Kunststoffkegel „ziehen“<br />
A<br />
+ ∆h<br />
i<br />
A<br />
+ t<br />
− ∆h<br />
− t<br />
i<br />
A<br />
A = Höhenanschlusspunkt; P = Rasterpunkte<br />
t = Reflektorhöhe; ∆h = gemessener Höhenunterschied<br />
Nach Beendigung der Messung und in Absprache mit dem Tutor werden die <strong>zu</strong>r Vermarkung der<br />
Gebäudeecken verwendeten Kunststoffkegel („Möhren“) von der Gruppe aus dem Boden entfernt.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 59
Auswertung der Übung<br />
a. Die aus beiden Messungen gemittelten Punkthöhen sämtlicher Punkte (Grenz- und Rasterpunkte)<br />
werden in den Lageplan eingetragen.<br />
b. Die Höhen der Gebäudepunkte und der Prismeneckpunkte für den Arbeitsraum werden durch<br />
lineare Interpolation ermittelt und in den Lageplan eingetragen (Werte in Klammern setzen).<br />
Die Interpolationsberechnung erfolgt gesondert und wird mit einer Zusammenstellung der interpolierten<br />
Punkte in tabellarischer Form dem Skript beigefügt.<br />
c. Berechnung des Erdaushubs:<br />
• Gesamtaushub für die Aushubarbeiten,<br />
• für das Bauwerk <strong>zu</strong>m Abtransport,<br />
• für den Arbeitsraum <strong>zu</strong>m Wiederverfüllen.<br />
Abb.33: Beispiel eines Lageplans<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 60
Hinweise <strong>zu</strong>r Erdmassenberechnung:<br />
Die Höhe von Bauwerksnull BWN (Oberkante Kellerfußboden) ist den Vorgaben (Seite 5) <strong>zu</strong> entnehmen.<br />
Die Be<strong>zu</strong>gsebene H0 für die Erdmassenberechnung ist die Sohle des Bauwerks (H0 = BWN-<br />
0,20 m). Der Baukörper wird durch das Aufnahmeraster in Rechteckprismen aufgeteilt, der Arbeitsraum<br />
besteht aus Seitenprismen mit Trapez-Querschnitten und Eckprismen in der Form von Pyramidenstümpfen.<br />
Die Seitenprismen und Eckprismen können daher auch nach folgender Formel berechnet<br />
werden:<br />
F1<br />
+ F2<br />
h1<br />
+ h2<br />
+ h3<br />
+ h4<br />
V = ⋅<br />
= Fm ⋅ h<br />
2 4<br />
Abb. 34: Querschnitt von Gebäude und Baugrube<br />
m<br />
H0 = BWN - 0,25<br />
Abb. 35: Rechteckprisma des Baukörpers und Seiten- bzw. Eckprisma des Arbeitsraumes<br />
(4.6)<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 61
TACHYMETERAUFNAHME<br />
Beobachter: Müller Ort: <strong>Darmstadt</strong> Gruppe: 12<br />
Feldbuchführer: Schneider Datum: 23.05.07 Seite: 1<br />
Instrument: Trimble 3600 Instr.-Nr.: 5962 Wetter: sonnig<br />
Temperatur: 20° C Druck: 1014 mbar/ ___---__ mmHg ppm: __---__<br />
Pkt.<br />
Standpunkt: 2 Instrumentenhöhe: __---__ m Pflockhöhe: ___---___ m<br />
Hzrichtung <br />
Schrägstrecke<br />
Zenit-<br />
winkel<br />
Lokale<br />
Koordinaten<br />
Höhen-<br />
differenz<br />
Refl.-<br />
Höhe<br />
Höhe<br />
r [gon] s [m] z [gon] y’ [m] x’ [m] dh [m] t [m] H [m]<br />
A -0,153 1,53 150,785<br />
Kippachshöhe HKT: 152,468<br />
1 -0,23 1,53 150,71<br />
2 0,56 1,53 151,50<br />
3 0,22 1,53 151,16<br />
4 -0,14 2,00 150,33<br />
5 -0,25 2,00 150,22<br />
6 0,18 2,00 150,65<br />
7 0,08 1,80 150,75<br />
8 -0,87 1,80 149,80<br />
A 0,115 1,80 150,783 �<br />
B 0,883 1,80 151,551<br />
Soll HB: 151,553 �<br />
Bemerk.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 62
Vorgehen bei der Erdmassenberechnung<br />
Aus pragmatischen Gründen (das Übungsgebiet ist relativ flach) ist es ausreichend die Höhen von<br />
acht Punkten (siehe obige Skizze) durch Interpolation <strong>zu</strong> bestimmen. Formel 4.6 vereinfacht sich<br />
dann für die Eck- und Seitenprismen <strong>zu</strong>:<br />
F1<br />
+ F2<br />
h1<br />
+ h2<br />
V = ⋅ = Fm ⋅ h<br />
2 2<br />
m<br />
Die Berechnung des Bauwerksaushubs erfolgt nach wie vor mit Formel 4.6.<br />
Die Interpolationen sind auf einem gesonderten Blatt (mit Skizze!) an<strong>zu</strong>fertigen und in die folgenden<br />
Tabellen ein<strong>zu</strong>tragen. Das Zusatzblatt sollte dem Übungsmanuskript beigefügt werden.<br />
Formular für die Erdmassenberechnung und den Bauaushub<br />
Aushub Bauwerk Vi = a ⋅ b ⋅ hM<br />
= F ⋅ hM<br />
Prisma<br />
h 1<br />
(m)<br />
h 2<br />
(m)<br />
h 3<br />
(m)<br />
h 4<br />
(m)<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 63<br />
h M<br />
(m)<br />
a<br />
(m)<br />
b<br />
(m)<br />
Gebäudeaushub insgesamt:<br />
V<br />
(m 3 )
Aushub Arbeitsraum (Eckprismem):<br />
Prisma<br />
h 1<br />
(m)<br />
F M<br />
F1<br />
+ F<br />
=<br />
2<br />
= _________ m2<br />
; Vi = FM<br />
⋅ hM<br />
2<br />
2 h<br />
(m)<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 64<br />
h M<br />
(m)<br />
Eckprismen insgesamt:<br />
Arbeitsraum (Seitenprismem): FM = 1 / 2 ⋅ ( 0,<br />
5 ⋅ a + 1,<br />
5 ⋅ a)<br />
= _____⋅<br />
a ; Vi = FM<br />
⋅ hM<br />
Prisma<br />
h 1<br />
(m)<br />
2 h<br />
(m)<br />
h M<br />
(m)<br />
a<br />
(m)<br />
F M<br />
(m 2 )<br />
Seitenprismen insgesamt:<br />
Arbeitsraum insgesamt:<br />
V<br />
(m 3 )<br />
V<br />
(m 3 )
Aufgabe<br />
Übung 5:<br />
Geodätisches Institut<br />
Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
Berechnung der Absteckelemente einer Straßentrasse<br />
Die Absteckelemente einer Straßentrasse, die als Verbundkurve aus Klotoide – Kreis – Klotoide besteht,<br />
sind in Kleingruppen <strong>zu</strong> berechnen. Da<strong>zu</strong> teilt sich die jeweilige Übungsgruppe in zwei Teilgruppen<br />
(je 3-4 Personen) auf. Jede Teilgruppe fertigt eine schriftliche Ausarbeitung mit allen Berechnungen<br />
an. Während der Hauptvermessungsübung (HVÜ) im Vogelsberg wird eine dieser Trassen<br />
von jeder Gruppe ins Gelände übertragen.<br />
Verbundkurve<br />
Im Verkehrswegebau werden Straßentrassen i.d.R. als Verbund von Geraden, Übergangsbögen und<br />
Kreisen konzipiert. Der Grund dafür sind die positiven fahrdynamischen Eigenschaften derartiger<br />
Trassen.<br />
Für eine aus Geraden und einem Kreis <strong>zu</strong>sammengesetzte Trasse ergibt sich das in Abbildung 36<br />
dargestellte Krümmungsbild (Krümmung k = 1 / R ). Beim Kreisbogenanfang BA ergibt sich eine<br />
sprunghafte Änderung des Krümmungsbildes, die beim Fahren als Ruck, und somit als unangenehme<br />
Zunahme der Seitenbeschleunigung empfunden wird. Zur Abhilfe schaltet man daher zwischen<br />
die Gerade und den Kreisbogen oder zwischen Kreisbögen unterschiedlicher Radien einen Übergangsbogen<br />
ein (Abb. 40).<br />
k = 1/R<br />
Gerade Kreis Gerade<br />
R = const.<br />
R = ∞ R =∞<br />
BA BE<br />
Abb.39: Krümmungsbild eines Kreises<br />
L<br />
k k=1/R<br />
= 1/R<br />
GeradeKlotoide<br />
Kreis Klotoide Gerade<br />
A R = const. A<br />
R = ∞ R = ∞ L<br />
ÜA ÜE/BA BE/ÜA ÜE<br />
Abb. 40: Krümmungsbild einer Verbundkurve<br />
Die Größe der Kreisradien R und der Klotoidenparameter A werden bei der Planung nach Kriterien<br />
ausgewählt, die sich aus der Geländeformation, eventuell vorhandener topographischer Zwangspunkte<br />
(z.B. vorhandene Objekte) und aus projektspezifischen Vorgaben (z.B. der Fahrgeschwindigkeit)<br />
ergeben.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 65
Übergangsbogen<br />
Einer der wichtigsten Übergangsbögen ist die Klotoide. Sie ist eine ebene Spiralkurve, die bei fortschreitender<br />
Weglänge L eine lineare Zunahme der Krümmung k besitzt. Am Anfangspunkt besitzt<br />
die Klotoide den Radius R = ∞ bzw. die Krümmung k = 0. Die Krümmung k kann also angegeben<br />
werden <strong>zu</strong>:<br />
k = 1/R = c·L, durch Umstellung ergibt sich:<br />
R·L = 1/c = A 2 .<br />
Als Übergangsbogen entspricht die Klotoide folgenden fahrdynamischen Gesichtspunkten:<br />
• Die Räder eines mit konstanter Geschwindigkeit<br />
fahrenden Wagens können in gleichen<br />
Zeitabständen um gleiche Winkel eingeschlagen<br />
werden (gleichmäßige Lenkraddrehung).<br />
• Aus der Sicht des Fahrers verläuft die <strong>zu</strong><br />
fahrende Trasse kontinuierlich, bei deutlicher<br />
Wahrnehmbarkeit der Richtungswechsel.<br />
• Die Querneigung kann stetig auf den im<br />
Kreisbogen erforderlichen Wert geführt werden.<br />
Die Größe des Parameters A kennzeichnet die<br />
Klotoide eindeutig. Alle Klotoiden sind <strong>zu</strong>einander<br />
ähnlich. Aus der mit kleinen Buchstaben<br />
a, l, r bezeichneten Einheitsklotoide mit dem<br />
Parameter a = 1 lassen sich die Längenelemente<br />
anderer Klotoiden mit dem Parameter A als<br />
Vergrößerungsfaktor berechnen.<br />
R = r·A L = l·A<br />
X = x·A Y = y·A<br />
∆R = ∆r·A ...<br />
Wegen der Ähnlichkeit bleiben alle Winkelwerte unverändert erhalten. Damit kann die Einheitsklotoide<br />
in geeigneter Weise vertafelt werden, und alle anderen Klotoiden können durch Multiplikation<br />
dieser Werte mit dem Parameter A ermittelt und damit auch die Absteckelemente gewonnen werden.<br />
Bestimmungsstücke der Einheitsklotoide:<br />
l = Bogenlänge bis <strong>zu</strong>m laufenden Punk P σ = Richtungswinkel der Sehne t0,P<br />
0 = Koordinatenursprung = Wendepunkt = Sehnentangentenwinkel<br />
x, y = Koordinaten bezogen auf die Tangente im t k , t l = kurze, lange Tangente<br />
Wendepunkt = Haupttangente t n = Klotoidennormalenpunkt in P<br />
r = Radius des Krümmungskreises in P v = <strong>zu</strong>gehörige Subnormale<br />
∆r = Tangentenabrückung xM, yM = Koordinaten des Mittelpunkts M<br />
s = Klotoidensehne des Krümmungskreises im<br />
τ = Tangentenwinkel Punkt P (yM = r + ∆r)<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 66<br />
t<br />
x<br />
t l<br />
v<br />
u<br />
τ<br />
x<br />
M<br />
σ<br />
0<br />
X<br />
y<br />
t k<br />
n<br />
P<br />
∆ r r τ<br />
s<br />
yM<br />
Abb. 41: Bestimmungsstücke einer Klotoide<br />
M<br />
Y
Kreis<br />
Beachtet man, dass über dem gleichen Kreisbogen bzw. der <strong>zu</strong>gehörigen Sehne:<br />
• alle Peripheriewinkel (Umfangswinkel) gleich groß sind,<br />
• der Zentriewinkel doppelt so groß, wie der <strong>zu</strong>gehörige Peripheriewinkel ist,<br />
• der Sehnentangentenwinkel gleich groß dem Peripheriewinkel bzw. halben Zentriewinkel ist,<br />
ergeben sich hieraus die nachfolgenden geometrischen Größen und Zusammenhänge:<br />
A = Bogenanfang<br />
E = Bogenende<br />
H = Sehnenmittelpunkt<br />
T = Tangentenschnittpunkt<br />
S = Scheitel, Bogenmitte<br />
M = Kreismittelpunkt<br />
r = Radius<br />
t = Tangentenlänge<br />
s = Sehne<br />
h = Pfeilhöhe<br />
α = Zentriewinkel<br />
β = Tangentenschnittwinkel<br />
m = Scheitelabstand<br />
Die Hauptpunkte A, S, E des Kreisbogens lassen sich nach der Bestimmung des Tangentenschnittwinkels<br />
β bestimmen.<br />
Übungsvorgaben<br />
Der Klotoidenparameter der beiden Klotoiden: A = 65<br />
Der Radius des Kreisbogens: R = 110 m<br />
Der Schnittwinkel der Haupttangenten:<br />
GrNr⋅29<br />
Teilgruppe 1: α + 2τ = ( 31,<br />
62 + ) gon<br />
GrNr⋅29+<br />
49<br />
Teilgruppe 2: α + 2τ = ( 31 , 62 + ) gon<br />
Beispiel: Gruppenummer 14:<br />
Teilgruppe 1: 14 ⋅29<br />
406<br />
α + 2τ = ( 31,<br />
62 + ) gon = ( 31,<br />
62 + ) = 32,<br />
406 gon<br />
1000<br />
1000<br />
14 ⋅29+<br />
49<br />
455<br />
Teilgruppe 2: α + 2τ = ( 31,<br />
62 + ) gon = ( 31,<br />
62 + ) = 32,<br />
455 gon<br />
1000<br />
1000<br />
Aufgabenstellung<br />
Für die Verbundkurve sind folgende Elemente <strong>zu</strong> berechnen:<br />
Teil A<br />
(Tangentenschnittpunkt) T<br />
F β<br />
t h m t<br />
S<br />
h<br />
A s/2 s/2 E<br />
H<br />
Tangente<br />
r r<br />
Tangente<br />
α /2<br />
1. Trassierungselemente der Trasse: τ, α, L, B, ∆R, T, TL, TK, TKML, TKMK, t, M, XÜE, YÜE, XM, YM.<br />
2. Die Stationierung der Bogenhauptpunkte der Klotoiden und des Kreisbogens: ÜA1, ÜE1=KA, KM,<br />
KE=ÜE2, ÜA2 .<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 67<br />
M<br />
Abb. 42: Bestimmungsstücke eines Kreisbogens<br />
α<br />
β<br />
1000<br />
1000
3. Berechnung der örtlichen Koordinaten der Bogenhauptpunkte für die Verbundkurve im örtlichen<br />
System x’,y’ der Klotoiden- bzw. Kreistangenten.<br />
4. Transformation der örtlichen Koordinaten in das erste Haupttangentensystem in ÜA1.<br />
Teil B<br />
5. Berechnung der örtlichen Koordinaten der Stationierungspunkte für die Verbundkurve im Abstand<br />
von 10,00 m, beginnend am Punkt ÜA1.<br />
6. Transformation der örtlichen Koordinaten der Stationierungspunkte<br />
in das erste Haupttangentensystem in ÜA1<br />
(Fortset<strong>zu</strong>ng von Nr. 4 aus Teil A).<br />
7. Berechnung der Pfeilhöhen der Stationierungspunkte. Als<br />
Pfeilhöhen h bezeichnet man den senkrechten Abstand eines<br />
Punktes <strong>zu</strong> einer durch zwei benachbarte Punkte definierten<br />
Klotoiden- bzw. Kreissehne.<br />
8. Zusammenstellung der Ergebnisse in tabellarischer Form.<br />
Die Ausarbeitung muss spätestens bis <strong>zu</strong>m 03.05.2010 abgegeben werden. Anschließend wird die<br />
Berechnung kontrolliert und testiert. Bei formalen und/oder inhaltlichen Mängeln wird maximal<br />
eine Wiedervorlage gewährt.<br />
Hinweis <strong>zu</strong> 3.) und 5.):<br />
Die Berechnung der Koordinaten der Bogenhauptpunkte sowie der Stationierungspunkte erfolgt im<br />
örtlichen System x’,y’ der Klotoiden- bzw. Kreistangenten (siehe Punkt 3 und 5) sowie im übergeordneten<br />
Koordinatensystem X,Y bezogen auf die 1. Haupttangente T1 (Nullpunkt ÜA1) � siehe<br />
Punkt 4 und 6 Neben den (örtlichen) kartesischen Koordinaten x’,y’ müssen ferner die Polarkoordinaten<br />
s’,σ’ bezogen auf die Klotoiden- bzw. Kreistangenten berechnet werden.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 68<br />
P1<br />
h<br />
P2<br />
Abb.43: Pfeilhöhe h<br />
P3
Formeln und Hinweise <strong>zu</strong>r Berechnung<br />
Die Hauptelemente einer Verbundkurve:<br />
Abb. 44: Elemente einer Verbundkurve<br />
Für eine beliebige Klotoide mit dem Parameter A gilt:<br />
Definitionsgleichung:<br />
2<br />
L ⋅ R = A<br />
2<br />
=<br />
2τ<br />
[ rad ]<br />
= 2τ<br />
[ rad ]<br />
L<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 69<br />
⋅ R<br />
L<br />
A = L ⋅ R = = R ⋅ 2τ<br />
Klotoidenparameter: [ rad ]<br />
2τ<br />
[ rad ]<br />
Krümmungsradius:<br />
2<br />
A<br />
R = =<br />
L<br />
L<br />
=<br />
A<br />
2τ [ rad]<br />
2τ<br />
[ rad]<br />
2<br />
A<br />
L = = 2τ ⋅ R = A⋅<br />
2τ<br />
rad<br />
R<br />
Klotoidenlänge: [ rad]<br />
[ ]<br />
2<br />
200 gon<br />
ρ =<br />
π<br />
τ [ gon<br />
τ [ rad ]<br />
ρ<br />
=<br />
]
τ<br />
2 2<br />
L L A<br />
= = =<br />
2R 2 A 2R<br />
Tangentenwinkel: [ rad ]<br />
2 2<br />
Die rechtwinkligen Koordinaten eines Punktes P bezogen auf das örtliche System der Klotoidentangente:<br />
⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />
X P = LP<br />
⋅<br />
⎢<br />
1 − τ P[<br />
rad ] + τ P[<br />
rad ] − τ P[<br />
rad ] ± ...<br />
⎥<br />
⎣ 10 216 9360 ⎦<br />
⎡1<br />
1 3 1 5 ⎤<br />
YP = LP<br />
⋅<br />
⎢ τ P[<br />
rad ] − τ P[<br />
rad ] + τ P[<br />
rad ] ± ...<br />
⎥<br />
⎣3<br />
42 1320 ⎦<br />
Die Polarkoordinaten ergeben sich daraus <strong>zu</strong>:<br />
Strecke:<br />
Richtungswinkel:<br />
s = x + y<br />
p<br />
2<br />
P<br />
2<br />
P<br />
Für die Einheitsklotoide mit dem Parameter a=1 vereinfachen sich die Beziehungen <strong>zu</strong>:<br />
Definitionsgleichung: l ⋅ r = 1<br />
Klotoidenparameter:<br />
Krümmungsradius:<br />
Klotoidenlänge:<br />
y<br />
σ p = arctan<br />
x<br />
1 = ⋅ 2 [ rad ]<br />
1<br />
r =<br />
l<br />
Weitere Formeln <strong>zu</strong>r Berechnung der Trassierungshauptelemente einer Klotoide mit dem Parameter<br />
A:<br />
X = X − R ⋅ sin τ<br />
Y<br />
M<br />
∆R<br />
= Y<br />
T<br />
T<br />
T<br />
k<br />
l<br />
M<br />
YÜE<br />
=<br />
sin τ<br />
= X − Y<br />
=<br />
r τ<br />
1<br />
l = = 2τ<br />
[ rad ] ⋅ r = 2τ<br />
r<br />
= Y<br />
X<br />
ÜE<br />
ÜE<br />
M<br />
M<br />
ÜE<br />
+ R ⋅ cosτ<br />
− R = Y<br />
+ Y<br />
ÜE<br />
M<br />
P<br />
P<br />
ÜE<br />
⋅ tan<br />
+ R ⋅ cosτ<br />
− R<br />
⋅ cot τ = X<br />
( α + τ )<br />
2<br />
[ rad ]<br />
⋅ cosτ<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 70<br />
ÜE<br />
− T<br />
K<br />
Abb. 45: Orthogonal- und Polarkoordinaten<br />
bezogen auf die Haupttangente der Klotoide
Für die Berechnung eines Kreisbogens gilt:<br />
α = 200 gon− β = π − β rad<br />
Zentriewinkel: [ gon]<br />
[ ]<br />
Bogenlänge:<br />
α[<br />
gon]<br />
b = R⋅<br />
α[<br />
rad ] = R⋅<br />
ρ<br />
s = 2 ⋅ R ⋅sin<br />
Sehne: α<br />
2<br />
⎛ 1 ⎞<br />
Scheitelabstand: m = MS − R = R ⋅ ⎜ −1⎟<br />
⎝ cos α<br />
2 ⎠<br />
tan α t = R ⋅<br />
Tangente: 2<br />
Die rechtwinkligen Koordinaten eines Punktes P bezogen auf das örtliche System der Kreistangente:<br />
Hochwert: X P = R ⋅sin<br />
ω P<br />
Rechtswert: YP = R ⋅ ( 1−<br />
cosω<br />
P )<br />
Die Polarkoordinaten ergeben sich daraus <strong>zu</strong>:<br />
2 2<br />
Strecke: s = x + y = 2R<br />
⋅ sin ω<br />
p P P<br />
2<br />
Richtungswinkel:<br />
yP<br />
ω<br />
σ p = arctan =<br />
x 2<br />
P<br />
Abb. 46: Orthogonale und Polarkoordinaten bezogen auf die Kreistangente(n)<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 71
Weitere Elemente einer Verbundkurve sind:<br />
Scheitelabstand:<br />
Scheiteltangente:<br />
Lange Tangente:<br />
Pfeilhöhe:<br />
Literatur<br />
Y<br />
M = MS − R =<br />
cos<br />
TKM K<br />
TKM L<br />
h = −(<br />
Y<br />
= ( Y<br />
3<br />
M<br />
=<br />
tan<br />
( τ + α )<br />
( ) R<br />
M<br />
−<br />
τ + α<br />
2<br />
M<br />
= T −<br />
sin<br />
2<br />
X 3 − X<br />
cosϕ<br />
=<br />
S<br />
2<br />
1<br />
1,<br />
3<br />
Y3<br />
− Y<br />
sin ϕ =<br />
S<br />
1,<br />
3<br />
1<br />
( τ + α )<br />
− Y ) ⋅ cosϕ<br />
+ ( X<br />
− Y ) ⋅ cosϕ<br />
− ( X<br />
1<br />
2<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 72<br />
2<br />
KAHMEN, H. (1993): <strong>Vermessungskunde</strong> (18. Auflage), Walter de Gruyter Verlag, Berlin, Kapitel<br />
21.2.3 und 21.2.4<br />
RESNIK, B.; BILL, R.: <strong>Vermessungskunde</strong> für den Planungs-, Bau- und Umweltbereich, Herbert<br />
Wichmann Verlag, Heidelberg (2003), Kapitel 8.4<br />
SCHLEMMER, H. (2004): <strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten, Vorlesungsmanuskript,<br />
Kapitel 12.1<br />
SCHÜTZE, B.; ENGLER, A.; WEBER, H. (2004): Lehrbuch Vermessung Fachwissen, Schütze Engler Weber<br />
Verlags GbR, Dresden, Kapitel 4<br />
WITTE, B.; SCHMIDT, H. (1995): <strong>Vermessungskunde</strong> und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />
Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, Kapitel 11.7.3 und 11.7.4<br />
3<br />
2<br />
− X ) ⋅ sin ϕ<br />
− X<br />
2<br />
1<br />
) ⋅ sin ϕ<br />
P1<br />
ϕ<br />
S<br />
h<br />
P2<br />
P3
Hinweise <strong>zu</strong>r Berechnung und der schriftlichen Ausarbeitung<br />
Die Ergebnisse der Berechnungen sind in einer schriftlichen Ausarbeitung von jeder Teilgruppe<br />
fristgerecht und vollständig bearbeitet ab<strong>zu</strong>geben. Dabei sind neben den Ergebniswerten auch alle<br />
verwendeten Formeln in allgemeiner Form an<strong>zu</strong>geben. Des Weiteren sind die Haupt- und Stationspunkte<br />
mit ihren örtlichen kartesischen und Polarkoordinaten sowie den übergeordneten Koordinaten<br />
inklusive der Pfeilhöhen tabellarisch <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>stellen.<br />
Beispiel <strong>zu</strong>m Berechnungsablauf<br />
Hinweis: Die Beispielrechnung bezieht sich auf die folgende Verbundkurve:<br />
A = 120; R = 300 m α + 2τ = 20, 074 gon<br />
Teil A:<br />
1. Berechnung der Hauptelemente<br />
Da die Verbundkurve symmetrisch ist, d.h. die beiden Klotoiden (ÜA1 – ÜE1 und ÜA2 – ÜE2) identisch<br />
sind, werden mit den folgenden Berechnungen sowohl die Größen für die erste (ÜA1 – ÜE1) als auch<br />
für die zweite Klotoide (ÜA2 – ÜE2) berechnet.<br />
a) Berechnung des Tangentenwinkels τ:<br />
τ<br />
[ rad]<br />
2<br />
A<br />
=<br />
2R<br />
2<br />
2<br />
120<br />
=<br />
2 ⋅ 300<br />
2<br />
=<br />
0,<br />
0800<br />
b) Berechnung der Klotoidenlänge L:<br />
A 120<br />
L 48,<br />
000<br />
R 300<br />
2<br />
2<br />
= = =<br />
m<br />
200<br />
[ rad]<br />
⋅ =<br />
Π<br />
c) Berechnung des Zentriewinkels α des Kreisbogens:<br />
α + 2τ = 20,074 gon || - 2τ<br />
α = 20,074 gon – 2 · 5,0930 gon = 9,8880 gon<br />
d) Berechnung des Kreisbogens B:<br />
α[<br />
gon]<br />
9,<br />
880<br />
B = R⋅<br />
= =<br />
ρ 200<br />
π<br />
46,<br />
596<br />
e) Berechnung der Gesamtlänge Lges der Verbundkurve:<br />
Lges = 2 · L + B = 142,596 m<br />
m<br />
5,<br />
0930<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 73<br />
gon
f) Berechnung der Trassierungshauptelemente der Verbundkurve (Formeln Seite 69 – 72):<br />
Berechnung des Klotoidenendpunktes ÜE bezogen auf die Klotoidentangente:<br />
L = 48,000 m τ = 5,0930 gon = 0,0800 rad<br />
⎡1<br />
1 3 1 5 ⎤<br />
YÜE1 = L ⋅<br />
⎢ τ [ rad ] − τ [ rad ] + τ [ rad ] = −1,<br />
279 m<br />
⎣3<br />
42 1320 ⎥<br />
⎦<br />
⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />
X ÜE1<br />
= L ⋅<br />
⎢<br />
1 − τ [ rad ] + τ [ rad ] − τ [ rad ] = 47,<br />
969 m<br />
⎣ 10 216 9360 ⎥<br />
⎦<br />
X<br />
Y<br />
M<br />
M<br />
= X<br />
= Y<br />
ÜE1<br />
ÜE1<br />
− R ⋅ sinτ<br />
= 23,<br />
994<br />
+ R ⋅ cosτ<br />
= −300,<br />
319<br />
m<br />
m<br />
Weitere <strong>zu</strong> berechnende Elemente sind: TL, TK, ∆R, T, t, M, m, TKML, TKMK<br />
Ergebnisse (ohne Rechnung � Formeln Seite 69 – 72):<br />
TL = 32,016 m M = 4,091 m<br />
TK = 16,004 m m = 0,907 m<br />
∆R = 0,319 m TKML = 45,683 m<br />
T = 71,739 m TKMK = 25,733 m<br />
t = 23,345 m<br />
2. Stationierungen der Bogenhauptpunkte:<br />
ÜA1 : 0 +00,000 m (0)<br />
ÜE1 : 0 +48,000 m (L)<br />
KM : 0 +71,298 m (L + B/2)<br />
ÜE2 : 0 +94,596 m (L + B)<br />
ÜA2 : 1 +42,596 m (2 · L + B)<br />
3. Örtliche Koordinaten der Hauptpunkte für den Kreisbogen zwischen ÜE1 und ÜE2:<br />
HINWEIS:<br />
Für die Berechnungen in den örtlichen Systemen muss bei der Berechnung der Y-Werte (Rechtswert)<br />
stets auf das Vorzeichen geachtet werden. Die Formeln liefern immer ein positives Vorzeichen.<br />
Ist die Trasse jedoch linksgekrümmt, so muss das Vorzeichen der lokalen Y-Werte ggf. gedreht<br />
werden (unbedingt Skizze anfertigen!!!).<br />
Ausgehend von ÜE1 werden die örtlichen Koordinaten der Bogenhauptpunkte KM und ÜE2 (orthogonal<br />
und polar) bezogen auf die Kreistangente in ÜE1 berechnet:<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 74
Berechnung der Bogenlängen bis <strong>zu</strong>m jeweiligen Stationspunkt auf dem Kreis:<br />
KM = 0 +71,298 BKM = 71,298 m – BÜE1 = 71,298 m – 48,000 m = 23,298 m<br />
ÜE2 = 0 +94,596 BÜE2 = … = 46,596 m<br />
Berechnung der Zentriewinkel: (R=300 m; ρ=200/π)<br />
B i<br />
ω i = ⋅ ρ<br />
R<br />
Berechnung der örtlichen Koordinaten (polar und orthogonal):<br />
'<br />
x = R ⋅ sinω<br />
y = R ⋅(<br />
1 − cosω<br />
)<br />
s<br />
'<br />
i<br />
i<br />
=<br />
x<br />
+ y<br />
i<br />
ω<br />
= 2R<br />
⋅ sin<br />
2<br />
'2<br />
'2<br />
i<br />
i i<br />
(Werte: siehe Tabelle unter 9.)<br />
4. Klotoide von ÜA2 nach ÜE2:<br />
i<br />
i<br />
y ωi<br />
σ =<br />
2<br />
'<br />
i<br />
i = arctan '<br />
x i<br />
Ausgehend von ÜA2 werden die örtlichen Koordinaten der Stationspunkte (orthogonal und polar)<br />
bezogen auf die Klotoidentangente in ÜA2 von ÜA2 bis ÜE2 im Abstand von 10 m berechnet:<br />
Angabe der Bogenlängen bis <strong>zu</strong>m jeweiligen Stationspunkt auf der Klotoide:<br />
τ<br />
ÜE2 = 0 +94,596 LÜE2 = L = 48,000 m<br />
ÜA2 = 1 +42,596 0,000 m � Berechnung hinfällig, da: τÜA2, y‘ÜA2, x‘ÜA2, sÜA2, σÜA2 = 0<br />
ÜE 2 [ rad]<br />
2<br />
LÜE 5 0930 gon<br />
2 A<br />
2<br />
2<br />
= = τ = ,<br />
' ⎡1<br />
1 3 1 5 ⎤<br />
y = L ⋅<br />
1 279 m<br />
ÜE 2 ÜE 2 ⎢ τ − τ + τ = ,<br />
ÜE 2[<br />
rad]<br />
ÜE 2[<br />
rad]<br />
ÜE 2[<br />
rad]<br />
⎣3<br />
42 1320 ⎥<br />
⎦<br />
' ⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />
x = L ⋅ 1<br />
47 969 m<br />
ÜE 2 ÜE 2 ⎢<br />
− τ + τ − τ = ,<br />
ÜE 2[<br />
rad]<br />
ÜE 2[<br />
rad]<br />
ÜE 2[<br />
rad]<br />
⎣ 10 216 9360 ⎥<br />
⎦<br />
'<br />
y<br />
'2<br />
'2<br />
ÜE2<br />
= x + y = 47,<br />
986 m<br />
σ = arctan = 1,<br />
6976 gon<br />
ÜE2<br />
2<br />
ÜE2<br />
'<br />
x<br />
sÜE 2<br />
ÜE<br />
5. Transformation der örtlichen Koordinaten in das Haupttangentensystem:<br />
Die <strong>zu</strong>vor berechneten örtlichen Koordinaten (x’, y’) der Bogenhauptpunkte werden nun in ein gemeinsames<br />
Koordinatensystem (Zielsystem) überführt. Als Zielsystem dient das Tangentensystem<br />
der ersten Klotoidentangente T in ÜA1. Die Berechnung erfolgt mit Hilfe einer Ähnlichkeitstransformation<br />
(Übung 4 im Wintersemester). Zur Berechnung werden identische Punkte im Zielsystem und<br />
allen örtlichen Systemen benötigt:<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 75<br />
ÜE2
Identische Punkte sind beispielsweise: ÜA1, ÜE1, M, S<br />
Koordinaten der identischen Punkte im Zielsystem:<br />
Punkt X [m] Y[m]<br />
ÜA1 0,000 0,000<br />
ÜE1 47,969 -1,279<br />
M 23,994 -300,319<br />
S 71,739 (=T) 0,000<br />
Koordinaten der identischen Punkte im Kreistangentensystem (ÜE1 � ÜE2):<br />
Punkt x’ [m] y’[m]<br />
ÜE1 0,000 0,000<br />
M 0,000 -300,000<br />
a) Berechnung der Transformationsparameter: Kreistangentensystem 1 � Zielsystem<br />
t<br />
M , ÜE1<br />
t′<br />
M , ÜE1<br />
⎛ Y<br />
= arctan⎜<br />
⎜<br />
⎝ X<br />
⎛ y′<br />
= arctan⎜<br />
⎜<br />
⎝ x′<br />
ÜE1<br />
ÜE1<br />
ÜE1<br />
ÜE1<br />
− Y<br />
− X<br />
M<br />
− y′<br />
− x′<br />
M<br />
M<br />
M<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎛ −1,<br />
279 − ( −300,<br />
319)<br />
⎞<br />
⎟<br />
= arctan⎜<br />
⎟ = 94,<br />
9069<br />
⎠ ⎝ 47,<br />
969 − 23,<br />
994 ⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎛ 300,<br />
000)<br />
⎞<br />
⎟<br />
= arctan⎜<br />
⎟ = 100 gon<br />
⎠ ⎝ 0,<br />
000 ⎠<br />
(Achtung: Sonderfall für Richtungswinkelberechnung � Skizze anfertigen)<br />
ε = − t′<br />
= 94,<br />
9069 −100<br />
= −5,<br />
0930 ( + 400)<br />
= 394,<br />
9070 gon ( = 400 −τ<br />
)<br />
t M , ÜE1<br />
MÜE1<br />
2<br />
2<br />
( Y − Y ) + ( X − X ) = 300 m<br />
s = M , ÜE1<br />
ÜE1<br />
M<br />
ÜE1<br />
M<br />
s<br />
2<br />
2<br />
M , ÜE1<br />
′ ( y′<br />
− y′<br />
) + ( x′<br />
− x′<br />
) = 300 m<br />
m = = 1,<br />
00000<br />
,<br />
s′<br />
s = M ÜE1<br />
ÜE1<br />
M<br />
ÜE1<br />
M<br />
a = m ⋅ cos ε = 0 , 07991535 o = m ⋅ sin ε = 0,<br />
99680165<br />
Berechnung der Translationen:<br />
Y 0 = Y M − a ⋅ y′<br />
M − o ⋅ x′<br />
M = −1,<br />
279 m(<br />
= Y ) ÜE1<br />
X 0 = X M − a ⋅ x′<br />
M + o ⋅ y′<br />
M = 47, 969 m(<br />
= X ) ÜE1<br />
Berechnung der Koordinaten der Punkte KM und ÜE2:<br />
M , ÜE1<br />
YKM = Y0<br />
+ a ⋅ y′<br />
KM + o ⋅ x′<br />
KM = Y0<br />
+ a ⋅ −0,<br />
904 + o ⋅ 23,<br />
275 = −4,<br />
041 m<br />
X KM =<br />
X 0 + a ⋅ x′<br />
KM − o ⋅ y′<br />
KM =<br />
X<br />
0<br />
+ a ⋅ 23,<br />
275 − o ⋅ −0,<br />
904 = 71,<br />
097 m<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 76<br />
gon
Y = Y a y o x<br />
ÜE 0 + ⋅ ′ + ⋅ ′<br />
ÜE<br />
ÜE<br />
2<br />
X = X a x o y<br />
ÜE 0 + ⋅ ′ − ⋅ ′<br />
ÜE<br />
ÜE<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
= Y<br />
2<br />
=<br />
0<br />
X<br />
+ a ⋅ −3,<br />
611 + o ⋅ 46,<br />
409 = −8,<br />
588 m<br />
0<br />
+ a ⋅ 46,<br />
409 − o ⋅ −3,<br />
611 = 93,<br />
942 m<br />
b) Koordinaten der identischen Punkte im zweiten Klotoidensystem (ÜA2 � ÜE2):<br />
Punkt x’ [m] y’[m]<br />
S 71,739 (=T) 0,000<br />
M 23,994 300,319<br />
Berechnung der Transformationsparameter: Kreistangentensystem 1 � Zielsystem<br />
t<br />
M , S<br />
t′<br />
M , S<br />
⎛ Y<br />
= arctan ⎜<br />
⎝ X<br />
S<br />
S<br />
− Y<br />
− X<br />
M<br />
M<br />
⎞ ⎛ 0,<br />
000 − ( −300,<br />
319)<br />
⎞<br />
⎟ = arctan⎜<br />
⎟ = 89,<br />
9630<br />
⎠ ⎝ 71,<br />
739 − 23,<br />
994 ⎠<br />
⎛ y′<br />
S − y′<br />
M ⎞ ⎛ 0,<br />
000 − 300,<br />
319)<br />
⎞<br />
= arctan ⎜<br />
arctan⎜<br />
⎟ = 310,<br />
0370<br />
x S x ⎟ =<br />
⎝ ′ − ′ M ⎠ ⎝ 71,<br />
739 − 23,<br />
994 ⎠<br />
ε = − t′<br />
= 89, 9630 − 310,<br />
0370 = −220,<br />
07400 ( + 400)<br />
= 179,<br />
9260 gon ( = 200 − ( α + 2 ⋅τ<br />
))<br />
t M , S M , S<br />
2<br />
2<br />
( Y − Y ) + ( X − X ) = 304,<br />
091 m<br />
sM , S = ÜE1<br />
M<br />
ÜE1<br />
M<br />
2<br />
2<br />
s M , S<br />
′ ( y′<br />
− y′<br />
) + ( x′<br />
− x′<br />
) = 304,<br />
091 m m = = 1, 00000<br />
s′<br />
sM , S = ÜE1<br />
M<br />
ÜE1<br />
M<br />
a = m ⋅ cos ε = 0 , 07991535 o = m ⋅ sin ε = 0,<br />
99680165<br />
Berechnung der Translationen:<br />
Y 0 = YM<br />
− a ⋅ y′<br />
M − o ⋅ x′<br />
M = −1,<br />
279 m(<br />
= Y ) ÜA 2<br />
X 0 = X M − a ⋅ x′<br />
M + o ⋅ y′<br />
M = 47, 969 m(<br />
= X ) ÜA 2<br />
Berechnung der Koordinaten des Punktes ÜA2 (� Kontrolle <strong>zu</strong>r Berechnung im Kreistangentensystem):<br />
Y = Y a y o x<br />
ÜE 0 + ⋅ ′ + ⋅ ′<br />
2<br />
ÜE 2 ÜE<br />
X =<br />
X a x o y<br />
ÜE 0 + ⋅ ′ − ⋅ ′<br />
ÜE<br />
ÜE<br />
2<br />
2<br />
2<br />
= Y<br />
2<br />
=<br />
0<br />
X<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 77<br />
gon<br />
gon<br />
M , S<br />
+ a ⋅1,<br />
279 + o ⋅ 47,<br />
969 = −8,<br />
588 m<br />
0<br />
+ a ⋅ 47,<br />
969 − o ⋅1,<br />
279 = 93,<br />
942 m
Teil B:<br />
6. Örtliche Koordinaten der Stationierungspunkte:<br />
HINWEIS:<br />
Für die Berechnungen in den örtlichen Systemen muss bei der Berechnung der Y-Werte (Rechtswert)<br />
stets auf das Vorzeichen geachtet werden. Die Formeln liefern immer ein positives Vorzeichen.<br />
Ist die Trasse jedoch linksgekrümmt, so muss das Vorzeichen der lokalen Y-Werte ggf. gedreht<br />
werden (unbedingt Skizze anfertigen!!!).<br />
a) Klotoide von ÜA1 nach ÜE1:<br />
Ausgehend von ÜA1 werden die örtlichen Koordinaten der Stationspunkte (orthogonal und polar)<br />
bezogen auf die Klotoidentangente in ÜA1 von ÜA1 bis ÜE1 im Abstand von 10 m berechnet:<br />
Li = {10,000 m; 20,000 m; 30,000 m; 40,000 m}<br />
τ<br />
i [ rad]<br />
=<br />
2<br />
Li 2<br />
2 A<br />
' ⎡1<br />
1 3 1 5<br />
yi = Li<br />
⋅<br />
⎢ τ i[<br />
rad]<br />
− τ i[<br />
rad]<br />
+ τ i[<br />
⎣3<br />
42 1320<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 78<br />
rad]<br />
' ⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />
xi = Li<br />
⋅<br />
⎢<br />
1 − τ i[<br />
rad]<br />
+ τ i[<br />
rad]<br />
− τ i[<br />
rad]<br />
⎣ 10 216 9360 ⎥<br />
⎦<br />
i =<br />
'2<br />
xi<br />
'2<br />
yi<br />
'<br />
i<br />
i = arctan '<br />
xi<br />
s +<br />
b) Kreisbogen zwischen ÜE1 und ÜE2:<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
y<br />
σ (Ergebnisse siehe Tabelle unter 9.)<br />
Ausgehend von ÜE1 werden die örtlichen Koordinaten der Stationspunkte (orthogonal und polar)<br />
bezogen auf die Kreistangente in ÜE1 von ÜE1 bis ÜE2 im Abstand von 10 m berechnet:<br />
Berechnung der Bogenlängen bis <strong>zu</strong>m jeweiligen Stationspunkt auf dem Kreis:<br />
0 +50,000 B50 = 50,000 m – BÜE1 = 50,000 m – 48,000 m = 2,000 m<br />
0 +60,000 B60 = 60,000 m – BÜE1 = 60,000 m – 48,000 m = 12,000 m<br />
0 +70,000 B70 = … = 22,000 m<br />
KM = 0 +71,298 BKM = 71,298 m – BÜE1 = 71,298 m – 48,000 m = 23,298 m<br />
(bereits in Teil A berechnet)<br />
0 +80,000 B80 = … = 32,000 m<br />
0 +90,000 B90 = … = 42,000 m<br />
ÜE2 = 0 +94,596 BÜE2 = … = 46,596 m � bereits in Teil A berechnet<br />
Die Berechnung der Zentriewinkel und der örtlichen Koordinaten (polar und orthogonal) erfolgt<br />
analog <strong>zu</strong> Teil A.
c) Klotoide von ÜA2 nach ÜE2:<br />
Ausgehend von ÜA2 werden die örtlichen Koordinaten der Stationspunkte (orthogonal und polar)<br />
bezogen auf die Klotoidentangente in ÜA2 von ÜA2 bis ÜE2 im Abstand von 10 m berechnet.<br />
Berechnung der Bogenlängen bis <strong>zu</strong>m jeweiligen Stationspunkt auf der Klotoide:<br />
τ<br />
ÜE2 = 0 +94,596 LÜE2 = L = 48,000 m<br />
(bereits in Teil A berechnet)<br />
1 +00,000 L100 = LÜA2 – 100,00 m = 142,596 m – 100,000 m = 42,596 m<br />
1 +10,000 L110 = LÜA2 – 110,00 m = 142,596 m – 110,000 m = 32,596 m<br />
1 +20,000 L120 = … = 22,596 m<br />
1 +30,000 L130 = … = 12,596 m<br />
1 +40,000 L140 = … = 2,596 m<br />
ÜA2 = 1 +42,596 0,000 m � bereits in Teil A berechnet<br />
i [ rad]<br />
2<br />
Li 2<br />
=<br />
2 A<br />
' ⎡1<br />
1 3 1 5<br />
yi = Li<br />
⋅<br />
⎢ τ i[<br />
rad]<br />
− τ i[<br />
rad]<br />
+ τ i[<br />
⎣3<br />
42 1320<br />
rad]<br />
' ⎡ 1 2 1 4 1 6 ⎤<br />
xi = Li<br />
⋅<br />
⎢<br />
1 − τ i[<br />
rad]<br />
+ τ i[<br />
rad]<br />
− τ i[<br />
rad]<br />
⎣ 10 216 9360 ⎥<br />
⎦<br />
i =<br />
'2<br />
xi<br />
'2<br />
yi<br />
'<br />
i<br />
i = arctan '<br />
xi<br />
s +<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 79<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
y<br />
σ (Ergebnisse siehe Tabelle unter 9.)<br />
7. Transformation der örtlichen Koordinaten in das Haupttangentensystem:<br />
Die <strong>zu</strong>vor berechneten örtlichen Koordinaten (x’, y’) der Stationspunkte werden nun in ein gemeinsames<br />
Koordinatensystem (Zielsystem) transformiert. Die Transformationsparameter zwischen den<br />
zwei örtlichen Systemen (Kreistangentensystem und Klotoidentangentensystem 2) und dem Zielsystem<br />
(Klotoidensystem 1) wurden da<strong>zu</strong> bereits in Teil A (jeweils Y0, X0, ε, m) berechnet. Insofern<br />
können die Transformationsformeln direkt angewendet werden, in welche einerseits die jeweiligen<br />
Transformationsparameter (Y0, X0, ε, m) und andererseits die örtlichen Koordinaten jedes Punktes<br />
(y‘, x‘) ein<strong>zu</strong>setzen sind:<br />
Y Y + a ⋅ y′<br />
+ o ⋅ x′<br />
i<br />
i<br />
= 0<br />
X = X + a ⋅ x′<br />
− o ⋅ y′<br />
i<br />
i<br />
i<br />
(Ergebnisse siehe Tabelle unter 9.)<br />
i<br />
i<br />
Für die Stationspunkte im ersten Klotoidenabschnitt (ÜA1 Bis ÜE1) muss keine Transformation gerechnet<br />
werden, da diese bereits im Zielsystem berechnet wurden!<br />
8. Berechnung der Pfeilhöhen:
Die Pfeilhöhen werden nur zwischen den Stationspunkten beginnend bei ÜA1 (0 +00,000 ) im Abstand<br />
von 10 m berechnet. Das heißt, die Trassenpunkte ÜE1, KM und ÜE2 werden bei der Berechnung<br />
nicht berücksichtigt. Die einzige Ausnahme von dieser Regel ist der Punkt ÜA2, der für den vorletzten<br />
Trassenpunkt als Abschluss dient. Zu beachten ist, dass bei der Berechnung die transformierten<br />
Koordinaten der Stationspunkte im Zielsystem (siehe 8.) <strong>zu</strong> verwenden sind.<br />
9. Zusammenstellung der Ergebnisse in tabellarischer Form:<br />
Punkt Station<br />
örtliche Koordinaten<br />
L [m] τ [gon] x’ [m] y’ [m] σ [gon] s [m]<br />
h [m]<br />
übergeordnete<br />
Koordinaten<br />
X [m] Y [m]<br />
ÜA1 0 +00,000 0,000 0,0000 0,000 0,000 0,0000 0,000 --- 0,000 0,000<br />
T11 0 +10,000 10,000 0,2210 10,000 -0,012 399,9263 10,000 0,035 10,000 -0,012<br />
T12 0 +20,000 20,000 0,8842 20,000 -0,093 399,7053 20,000 0,069 20,000 -0,093<br />
T13 0 +30,000 30,000 1,9894 29,997 -0,312 399,3369 29,999 0,104 29,997 -0,312<br />
T14 0 +40,000 40,000 3,5368 39,988 -0,741 398,8211 39,995 0,139 39,988 -0,741<br />
ÜE1=KA 0 +48,000 48,000 5,0930 47,969 -1,279 398,3024 47,986 --- 47,969 -1,279<br />
Punkt Station B [m] ω [gon] x’ [m] y’ [m] σ [gon] s [m] h [m] X [m] Y [m]<br />
KA=ÜE1 0 +48,000 0,000 0,0000 0,000 0,000 0,0000 0,000 --- 47,969 -1,279<br />
B11 0 +50,000 2,000 0,4244 2,000 -0,007 399,7878 2,000 0,164 49,962 -1,476<br />
B12 0 +60,000 12,000 2,5465 11,997 0,240 398,7268 11,999 0,167 59,909 -2,477<br />
B13 0 +70,000 22,000 4,6685 21,980 0,806 397,6657 21,995 0,167 69,815 -3,840<br />
KM 0 +71,298 23,298 4,9440 23,275 -0,904 397,6530 23,292 -- 71,097 -4,041<br />
…<br />
KE =ÜE1 0 +94,596 46,596 9,8880 46,596 -3,611 395,0560 46,549 --- 93,942 -8,588<br />
Punkt Station L [m] τ [gon] x’ [m] y’ [m] σ [gon] s [m] h [m] X [m] Y [m]<br />
ÜE1=KE 0 +94,596 48,000 5,0930 47,969 1,279 1,6976 47,986 --- 93,942 -8,588<br />
T25 1 +00,000 40,240 3,5794 40,228 0,754 1,1931 40,235 0,147 99,185 -9,890<br />
…<br />
ÜA2 1 +40,240 0,000 0,0000 0,000 0,000 0,0000 0,000 --- 139,94 -22,248<br />
Tab. 3: Beispiel für die tabellarische Zusammenstellung der Stationspunkte<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 80
Hauptvermessungsübung (HVÜ) 2010<br />
in Schotten-Breungeshain (Vogelsberg)<br />
Geodätisches Institut<br />
Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
Die diesjährige HVÜ findet in drei Umläufen jeweils vom 09.07. – 13.07.,vom 14.07. – 17.07. und<br />
vom 19.07. – 22.07., beginnend mit der Einführungsveranstaltung am ersten Tag (09.07., 14.07.<br />
bzw. 19.07.) um 7:45 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Breungeshain, statt.<br />
1. HVÜ-Gruppen<br />
Die HVÜ-Gruppen entsprechen grundsätzlich den Gruppen der <strong>Übungen</strong> in <strong>Vermessungskunde</strong> <strong>II</strong><br />
des Sommersemesters 2010.<br />
Gruppeneinteilung für die drei Umläufe:<br />
09.07. – 13.07.: 1 – 12<br />
14.07. – 17.07.: 13 – 22<br />
19.07. – 22.07.: 23 – 32<br />
2. Unterkunft und Verpflegung<br />
Grundsätzlich sorgt hierfür jede(r) Teilnehmer(in) in eigener Regie. Aufgrund der täglichen Anfahrten<br />
und der Zusammenarbeit sowohl im Gelände als auch bei der Auswertung ist ein gemeinsames<br />
Gruppenquartier empfehlenswert (bzw. Unterkünfte in unmittelbarer Nachbarschaft). Die Anreise<br />
sollte bereits am Vorabend (09.07., 14.07. bzw. 19.07.) erfolgen, da der Beginn der HVÜ am nächsten<br />
Morgen um 7:45 Uhr ist!<br />
Quartiermöglichkeiten: Hinweise und Adressen befinden sich in einem Schaukasten im Gebäude<br />
L5|01, Petersenstr. 13, Treppenhaus, 3. OG. und im Internet unter folgenden Adressen:<br />
http://www.schotten.de und http://www.tourist-schotten.de<br />
3. Übungsgebiet<br />
Das Übungsgebiet erstreckt sich um Breungeshain, einem Stadtteil von Schotten. Dieser Ortsteil ist<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht <strong>zu</strong> jeder Tageszeit erreichbar.<br />
4. An- und Abreise<br />
Für die An- und Abreise und für die täglichen Anfahrten wird empfohlen, zwei Fahrzeuge pro Gruppe<br />
in Fahrgemeinschaften <strong>zu</strong> benutzen.<br />
5. Kleidung, Medikamente etc.<br />
Wetterfeste Kleidung und Gummistiefel sollten im Gepäck nicht fehlen, da auch bei ungünstiger<br />
Witterung gemessen wird. Die Temperaturen können in dieser Höhenlage auch im Sommer sehr<br />
niedrig sein. Weiterhin sollte auf Sonnenschutz, evtl. Allergiemedikamente etc. geachtet werden.<br />
6. Postadresse<br />
Als Postadresse kann während der HVÜ angegeben werden: Dorfgemeinschaftshaus Breungeshain,<br />
63679 Schotten-Breungeshain.<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 81
Geodätisches Institut<br />
Dr.-Ing. Jörg Blankenbach<br />
Dipl.-Ing. Volker Buhl<br />
Übungsplan <strong>Vermessungskunde</strong> <strong>II</strong> für Bauingenieure und Geodäten<br />
Gruppen 1-16 (dienstags und mittwochs 14 Uhr)<br />
Sommersemester 2010<br />
Gr. 13.04. 19.04. 27.04. 28.04. 04.05. 05.05. 11.05. 12.05. 18.05. 19.05. 02.07. 06.07.<br />
1/2 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
5/6 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
9/10 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
13/14 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
3/4 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
7/8 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
11/12 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
15/16<br />
VORBESPRECHUNG<br />
Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
Gruppen 17-32 (dienstags und mittwochs 14 Uhr)<br />
Gr. 13.04. 19.04. 25.05 26.05. 01.06. 02.06. 08.06. 09.06. 15.06. 16.06. 02.07. 06.07.<br />
17/18 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
21/22 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
25/26 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
29/30 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
19/20 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
23/24 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
27/28 Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
31/32<br />
VORBESPRECHUNG<br />
Ü5 Ü1 Ü2a+b Ü3 Ü4<br />
Die <strong>Übungen</strong> finden grundsätzlich bei jeder Wetterlage statt!<br />
Die Auswertung der <strong>Übungen</strong> erfolgt in Eigenregie der Gruppenteilnehmer.<br />
Ü1 Geometrisches Nivellement Ü3 Freie Stationierung<br />
Ü2a Gebäudeabsteckung Ü4 Flächennivellement<br />
Ü2b Schnurgerüst Ü5 Trassierungsberechnung*(Abgabe: 03.05.2010)<br />
*Rechenübung, die als Saalübung mit fakultativer Teilnahme stattfindet.<br />
Schlusstestat <strong>Vermessungskunde</strong> <strong>II</strong>: 02.07.2010<br />
Vorbesprechung der <strong>Übungen</strong> im Sommersemester: 13.04.2010 (16:15 Uhr, Saal L301/93)<br />
Uhrzeit und Hörsaal für Übung 5: 19.04.2010 (16:15 Uhr, Saal S103/226)<br />
Vorbesprechung Hauptvermessungsübung (HVÜ): 06.07.2010 (!6:15 Uhr, Raum: L301/93)<br />
Hauptvermessungsübung (HVÜ) 2010: siehe vorne<br />
<strong>Vermessungskunde</strong> für Bauingenieure und Geodäten SS 2010 82<br />
SCHLUSSTESTAT<br />
SCHLUSSTESTAT<br />
HVÜ-VORBESPRECHUNG<br />
HVÜ-VORBESPRECHUNG