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Praxisprojekt | Gen Z Magazine

Dieses fiktive Magazin ist im Rahmen eines Kurses zum Journalistischen Schreiben entstanden.

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Gen Z Magazine 27. 27. December 2021 2021

GEN Z MAGAZINE

WG Kolumne

WARUM WG CASTINGS DIE HÖLLE SIND

Auf einen Kaffee mit..

Text des Monats

ZWISCHEN TECHNO & TRANSZENDENZ

Wie weit darf Aktivismus

gehen?

KLIMAAKTIVISTIN JONNA IM INTERVIEW

ÜBER MENTAL HEALTH &

KLIMAAKTIVISMUS


Gen Z Magazine 25. November 2022

3 GRÜNDE WARUM

WG CASTINGS DIE

HÖLLE SIND

Mitbewohner können schrecklich sein. Sie klauen dein Essen, vögeln ungefragt in deinem Zimmer

oder hören regelmäßig 160 bpm Tech House auf voller Lautstärke zur Afterhour um 8 Uhr morgens

in der WG Küche. Mitbewohner können aber auch das Gegenteil sein: die besten Sauf Kumpanen,

deine ganz persönlichen Therapeuten und manchmal auch: Freunde fürs Leben. Keine Frage: In

einer WG zu wohnen kann eine super schöne Erfahrung sein. Der Weg dahin ist aber so ziemlich

das Gegenteil was man sich unter einer super schönen Erfahrung vorstellt: das WG Casting.

Here‘s why:


Gen Z Magazine 25. November 2022

#1 Die Lügen.

Wenn alle Beteiligten kompromisslos ehrlich wären, wäre das Ganze schon um einiges

ertragbarer. Das fängt schon bei falschen Versprechungen in WG-Anzeigen an. Die WG

inszeniert sich natürlich als eine Mischung aus heiliger Geburtsstätte für ewige Freundschaften

und der absolut coolsten Party Location der Stadt. Die andere Seite nimmt es mit der Ehrlichkeit

auch nicht viel genauer. Man selbst ist zweifellos die ordentlichste und zuverlässigste Person, die

nie vergisst, den Biomüll runterzubringen. Lügen gibt es auch am Abschluss der einstündigen

Odyssee. Vom obligatorischen „Wir melden uns dann“ bis zum heuchlerischen „hat mir richtig

gut gefallen bei euch“. Wer's glaubt.

#2 Die Ungewissheit.

Neue Mitbewohner casten ist wie Klamotten auf wish bestellen. Ob es passt, weiß man immer

erst hinterher. Kleiner Spoiler: Meistens passt es nicht. Auf der anderen Seite kann einem als

Bewerber zwar die Wohnung beim Casting gefallen, die zu Anfang so harmonische wirkende

WG mit gemeinsamem Koch Abenden und gesellig-bekifftem philosophieren kann sich aber

auch ganz schnell als nüchterne Zweck WG entpuppen.

#3 Der Cringe.

Es ist einfach nur unangenehm Jeder der schon mal auf einem Casting war kann dies bestätigen.

Dieses unangenehme Gefühl in der Luft. Dieses Gefühl, dass alle Beteiligten alles an dieser

Situation hassen. Mal ehrlich, man verbringt eine Stunde mit wildfremden Leuten aus dem

Internet, tut für eine Stunde so als wäre man beste Freunde, lacht über schlechte Witze und gibt

vor einen würde die Melange aus Alkohol und Zigarettenrauch, die einem schön an der

Wohnungstür entgegenströmt, nicht stören. Obendrein muss man auch noch Lisas Gap Year

Anekdoten aus Australien über sich ergehen lassen.

Aber wie gesagt. Ist die Hürde des Casting einmal geschafft steht der zukünftigen WG Romantik

nichts mehr im Wege. Falls man nicht gerade die Menschenkenntnis eines 6-Jährigen besitzt,

einfach ein bisschen Glück hat und vielleicht gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, hat

man große Chancen eine WG zu finden, bei der es einfach passt.

„Oh ganz vergessen

zu sagen, wir haben

leider noch keine

Küche“


Gen Z Magazine 25. November 2022

TECHNO &

TRANSZENDENZ

4:20 Uhr.

Ich schließe meine Augen und nehme einen tiefen Atemzug. Kühle Luft strömt angenehm

durch meine Lungen. Es tut gut, in diesem Moment mal ganz bewusst nur bei mir zu sein.

Ich habe einen bitteren Geschmack im Mund und meine Zunge fühlt sich taub an. Ich spüre

Schweißperlen auf meiner Stirn und nehme die wummernden Bässe wahr, die so laut sind,

dass es sich anfühlt, als würden sie meinen ganzen Körper durchströmen. Ich bewege mich

tranceartig wie von selbst zu der Musik. Wo sind eigentlich meine Freunde? Irgendwie egal.

4:21 Uhr.

Ich öffne meine Augen und stehe am Rand der Tanzfläche in einem riesigen kellerartigen

Raum mit hohem Decken. Alles sieht etwas heruntergekommen aus. Außer einigen

spärlichen blauen Lichtern ist fast ganz dunkel. Vor mir eine Menschenmasse, die sich

rhythmisch zur Musik und dem immer wieder aufblitzenden Stroboskoplicht bewegt. Ich

lasse meinen Blick über die Menge gleiten. Wir sind Studenten, Marketing-Manager, Banker,

Journalisten, Schauspieler oder Unternehmensberater – und vor allem sind wir hier nichts

davon. Ich sehe viel schwarze Kleidung, glückliche verschwitze Gesichter, um die Brust

geschnallte Bauchtaschen, nackte Haut, Bodys, Netzstrumpfhosen, Nippelklebeband und

Nippel ohne Klebeband. Direkt vor mir bewegt sich ein Mädchen in schnellen Bewegungen

zur Musik. Sie trägt einen kurzen Bob, riesige goldene Ohrringe, dazu Gold schimmernden

Liedschatten, eine schmale schwarze Sonnenbrille und einen Choker um den Hals. Sie

schließt ihre Augen und zieht an ihrer Zigarette. Break. Zu dem dumpfen 4/4-Techno-Takt

gesellen sich nun melodisch-süße Klänge. Ihre Bewegungen werden fließender, langsamer,

elfenhaft. Sie hebt ihre Arme langsam über den Kopf, dreht sich zu mir um und lächelt. Ich

nicke ihr zu.


Gen Z Magazine 25. November 2022

04:22 Uhr.

Auf einer Erhöhung steht ein DJ hinter einem riesigen Mischpult. Wie ein Heiliger schwebt er

über der ihm zugwandten Crowd. Seine akustischen Kreationen scheinend den ganzen

Raum zu erfüllen. DJ und Crowd bilden eine Symbiose. Wie von selbst fliegen seine Hände

magisch über das Mischpult. Er drückt, dreht, mixt und scratcht und es wirkt als wüsste er

zu jeder Zeit genau, was er tut. Ab und zu hört man Jubeln und Pfeifen irgendwo aus der

Menge, wenn der Bass dumpfer und lauter wird.

04: 23 Uhr.

Links von der Tanzfläche sehe ich eine Bar, die von unten schwach von violetblauem Licht

bestrahlt wird. Darüber an der Decke hängen von Schwarzlicht erleuchtete Regenschirme.

Ein tätowierter junger Mann in schwarzem Tank-Top, Drei-Tage-Bart und Nasenpiercing steht

hinter der Bar und mixt eiskalte Sekt-Mate. Immer wieder kommen Leute und fragen nach

Leitungswasser. An der Bar stehen zwei Typen. Der eine trägt ein offenes kurzärmeliges

Hemd und eine silberne Kette. Der andere trägt gar kein Oberteil. Die beiden unterhalten

sich angeregt. Der tätowierte Barkeeper bringt ihnen zwei silbrig glitzernde Shots. Sie stoßen

an und lachen. Sie heißen Nick oder Jonas, Felix oder Ben und können sich morgen sowieso

nicht mehr an den Namen des anderen erinnern. Das spielt aber auch keine Rolle.

04:24 Uhr.

Neben der Bar stehen einige vergilbte Sofas und Sessel, die überhaupt nicht

zusammenpassen und doch auf eine seltsame Art und Weise harmonieren. Warmes

organgerotes Licht lässt Silhouetten erkennen, die in ein Gespräch vertieft sind, sich eine

Zigarette teilen, sich kennenlernen oder gerade wiedergefunden haben. Ein hübscher

blonder Typ, er könnte 22 oder auch 32 Jahre sein, sitzt mit leerem Blick auf einem der

Sessel und baut einen Joint. Zwei lockige Mädels knutschen rum. Die beiden Typen von der

Bar setzen sich dazu und fragen nach Emma.

04:25 Uhr.

Ich schließe meine Augen wieder.


Gen Z Magazine 25. November 2022

“VIELE

AKTIVIST:INNEN IN

DER BEWEGUNG

KOMMEN SEHR

OFT AN IHRE

MENTALEN

GRENZEN.”


Gen Z Magazine: Wer bist du und was machst du bei FFF?

Gen Z Magazine 25. November 2022

Jonna: Ich bin Jonna, 23 und studiere im Bachelor Geschichte und Politik hier in

Göttingen. Bei FFF bin ich in den Orga Strukturen drin. Und im Klimacamp kümmere ich

mich um die Durchsetzung der Programm Punkte oder sitze im Info-Zelt.

Gen Z Magazine: Was macht FFF für dich als soziale Bewegung aus und was sind eure

konkreten Forderungen?

Jonna: Was die Bewegung ausmacht ist, dass hier einfach viele junge Menschen

zusammenkommen, die einfach nicht mehr zusehen wollen, wie es weitergeht, sondern

Veränderung stattfinden muss. Weil es um unsere Zukunft geht. Unsere Hauptforderung

ist es, dass sich die Politik an die Klimaziele des Pariser Abkommen hält und das

Menschen aus der Wissenschaft mit einbezogen werden die halt Ahnung haben und nicht

irgendwelche Politiker, die dann davon reden, dass unsere Wirtschaft daran kaputt geht.

Unsere Wirtschaft bringt uns auch nichts mehr, wenn die Klimakrise eintritt.

Gen Z Magazine: Was ist deine persönliche Motivation dich hier zu engagieren?

Jonna: Das Thema liegt mir am Herzen, weil es um meine Zukunft geht. Der positivste

Aspekt an politischer Arbeit ist es, mit Menschen zusammenzukommen, die eine ähnliche

Meinung haben und daraus auch Kraft mitzunehmen und weiterzumachen. Auch nach

Rückschlägen.

Gen Z Magazine: Was habt ihr bisher bewirken können?

Jonna: Also vor allem haben wir zur Entstehung eines gesellschaftlichen Diskurses

beigetragen, was super wichtig ist. Ich glaube auch, dass wir es geschafft haben wieder

mehr junge Leute dazu zu motivieren politisch aktiv zu werden. Allerdings glaube ich

auch, dass da noch viel mehr getan werden muss, um den gesellschaftlichen Druck zu

erhöhen und um die Politik zum Handeln zu zwingen.

Gen Z Magazine: Wie enttäuscht bist du von der Politik?

Jonna: Ich bin sehr enttäuscht. Uns jungen Menschen wird viel zu wenig zugehört. Wir

werden viel zu wenig ernst genommen.

Gen Z Magazine: Du meintest ja schon, dass du recht viel Zeit innerhalb der Bewegung

verbringst: Sind die andern Aktivisten dann eher eine Art Arbeitskollegen oder eher eine

Art Freunde für dich?

Jonna: In meinem eigenen politischen Umfeld sind es mittlerweile zum großen Teil auch

Freunde geworden.

Gen Z Magazine: Wie hoch ist der Anteil an Aktivisten in deinem sozialen Umfeld?

Jonna: Mittlerweile würde ich sagen so CA 80 %, aber ich habe nicht alle durch die

Bewegung kennengelernt, sondern wir sind da teilweise gemeinsam reingerutscht.

Gen Z Magazine: Wie viel Zeit pro Woche steckst du ca. in deine Arbeit bei FFF?

Jonna: Momentan steck ich schon viel Zeit rein, weil ich auch Semesterferien hab. So ca.

15 Stunden die Woche. Wenn die Uni wieder losgeht, wird es wahrscheinlich auch wieder

weniger werden.


Gen Z Magazine 25. November 2022

Gen Z Magazine: Was ich mich immer frage: So große Themen wie die Klimakrise, als

existenzielle Bedrohung, könnte man ja theoretisch rund um die Uhr bekämpfen. Wie

trennst du da Aktivismus und Privatleben? Wie schwierig ist es sich Auszeiten zu nehmen?

Jonna: Es ist schwierig, Ich kenne super viele Leute, die die Bewegung zu einem sehr

großen Teil in ihrem Leben machen. Und es kommt auch immer auf die Person an. Ich bin

persönlich eine Person, ich brauch sehr wenig Zeit für mich selbst und kann daher viel

machen. Ich bin auch sehr schlecht darin Nein zu sagen. Im Studium lässt man dann auch

oft eher mal Dinge schleifen, um politischen Kram zu machen.

Gen Z Magazine: Glaubst du, dass du da eine ganz gute Balance gefunden hast, oder

bist du mit deinem Aktivismus schon mal an deine mentalen Grenzen gestoßen?

Jonna: Ich glaube nicht, dass ich eine gute Balance gefunden habe. Es gibt da immer

einen gewissen Druck, den man sich selbst macht. Sehr viele Leute in meinem politischen

Umfeld kommen oft an ihre mentalen Grenzen.

„Im glaube das viele

Leute von Activism

Burnout betroffen

sind “

- JONNA, KLIMAAKTIVISTIN

Gen Z Magazine: Hast du schon mal was von

Activism Burnout gehört und wenn ja, glaubst

du das Leute in der Bewegung davon betroffen

sind?

Jonna: Ich habe davon gehört und ich glaube

auch dass sehr viele Leute, die sehr aktiv in der

Bewegung sind, davon betroffen sind. Das liegt

daran, dass sobald man sich rauszieht, immer so

ein Schuldgefühl mitschwingt, weil man sich

denkt ich muss das ja machen - weil es wichtig ist. Ich glaube die mentalen Kapazitäten

immer mehr beachtet werden in der Bewegung, aber immer noch zu wenig. Es sind halt

auch viele belastende Themen mit denen man sich beschäftigt.

Gen Z Magazine: Gibt es eine Stelle in der Bewegung, an die man sich mit solchen

psychischen Problemen wenden kann oder redet ihr untereinander darüber?

Jonna: Ja wir haben versucht einen Workshop dazu auf die Beine zu stellen, aber das hat

bisher aus Kapazitätsgründen noch nicht geklappt.

Gen Z Magazine: Wie stehst du zu folgenden Zitat von Clemens Traub: "Nur wem es

materiell gut geht, der hat letztlich die Zeit und auch die Muße, den Klimaschutz als das

persönlich wichtigste und auch einzige politische Thema unserer Zeit zu betrachten und

ihm alles andere unterzuordnen.”

Jonna: Ich finde das was er sagt ist richtig. Es ist so, dass nur Leute, denen es halt relativ

gut geht, die Möglichkeit haben sich damit auseinanderzusetzen. Das sollte uns auch

mehr bewusst werden. Jedoch finde ich nicht das Klima für viele das einzige politische

Thema ist.

Gen Z Magazine: Die Aktivisten innerhalb der Bewegung kommen ja doch schon eher

alle aus ähnlichen, oft akademischen, Milieus. Laut einer Studie der Heinrich Böll Stiftung

kommen 43% aus der oberen Mittelschicht - Glaubst du, dass diese Homogenität einen

Einfluss auf euren Aktivismus hat?


Gen Z Magazine 25. November 2022

Jonna: Klar, wir sind zum Großteil weiße privilegierte Menschen in der Bewegung. Natürlich

beeinflusst das auch unsere Forderungen. Aber deshalb ist es auch wichtig die Perspektiven

anderer miteinzubeziehen.

Gen Z Magazine: Wie stehst du zu dem Vorwurf, dass eure Forderungen an der

Lebensrealität vieler Menschen vorbei gedacht wird? Vor allem an Leute aus niedrigeren

Milieus die evtl. andere Sorgen haben als den Klimawandel und ein Auto beispielsweise nicht

als ein Klima Monstrum, sondern als etwas lebensnotwendig sehen.

Jonna: Ist absolut richtig. Ich finde es schlimm, wenn individuelle Konsumkritik getätigt wird,

weil es einfach komplett außen vorlässt, dass es ein systematisches Problem ist. Wie bei dem

Beispiel mit dem Auto: Da geht es eher darum das ÖPNV Netz auszubauen damit diese

Menschen überhaupt die Anreize haben ihr Auto stehen zu lassen. Das muss vom Staat

passieren und nicht von den Individuen. Es ist komplett dämlich Leuten vorzuwerfen, dass sie

kein Billigfleisch essen sollen, wenn es das Einzige ist, was sie sich leisten können. Weil wir

diese Leute damit verlieren. Die haben dann keine Lust mehr uns zuzuhören. Ich glaube, dass

es einige Leute in der Bewegung gibt die das leider ein bisschen vernachlässigen.

Gen Z Magazine: Wie sieht die Zukunft von FFF aus?

Jonna: Den Druck erhöhen. Damit halt Leute rankriegen. Weitermachen und uns nicht

unterkriegen lassen. Es wachsen gerade überall in Deutschland Klimacamps aus dem Boden.

Es findet nächste Woche wieder ein globaler Streik statt. Leuten einfach das ins Bewusstsein

zu rufen die sich immer noch nicht auseinandergesetzt haben.

Gen Z Magazine: Danke für das Gespräch Jonna!

Jonna: Danke!


Gen Z Magazine 25. November 2022

AUF EINEN

K

FFEE

MIT PEARL

Wie gut kann man eine Person in ein paar Stunden kennenlernen? Das versuche ich

herauszufinden und treffe mich mit Pearl auf einen Kaffee in der Göttinger Innenstadt.

Ein Café, 2 Cappuccini, 3 Stunden und unzählige Geprächsthemen.

Ein Portrait einer mir bisher unbekannten Person.

Es duftet nach frisch geröstetem Kaffee und guten Croissants. Uns umgibt die angenehm-vertraute

Geräuschkulisse aus klapperndem Geschirr, einer surrenden Espressomaschine und angeregten

Gesprächen der Cafébesucher. Hier treffe ich mich mit Pearl. Um sie kennenzulernen. Ihre

Persönlichkeit, ihre Geschichte, ihre Motivation, ihre Leidenschaften, vielleicht auch ihre Ängste.

Pearl hat lange blonde Haare, Sommersprossen, aufgeweckte blaue Augen und ein sehr

ansteckendes Lachen. Sie trägt viel goldenen Schmuck, große Ohrringe und eine Kette. Dazu einen

schwarze schlichte Jacke. Sie bestellt einen großen Cappuccino, auf den der Barista mit

Milchschaum kunstvoll ein Farnblatt gezogen hat. „Ich liebe Latte Art“, sagt sie entzückt und

streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht. Sie hat generell eine Vorliebe für schöne Dinge. Sei es

Interior Design, Mode, schöne Buchcover oder Kunst.

Bei dem Gespräch geht es thematisch kreuz und quer von A bis Z und wieder zurück. Wir reden

übers Leben, übers Sterben, übers Jungsein, übers Studieren, unsere Zukunft, unsere

Vergangenheit und alles Mögliche und doch weiß ich kaum etwas über sie.

Sie studiert Biologie, mittlerweile bereits im Master und hat sich auf Verhaltensbiologie spezialisiert.

Sie erzählt mir von ihren Studium, von Laborexperimenten und von dem Forschen im

Primatenzentrum. Ein höchst umstrittenes Thema. „Ohne Tierversuche gäbe es viele Medikamente

gar nicht“, erklärt sie mir und im Laufe des Gesprächs beginnt meine doch sehr entschiedene

Ablehnung gegen Tierversuchen langsam zu bröckeln. Später will sie nicht unbedingt bei der

Biologie bleiben, sondern liebäugelt auch mit Journalismus und redaktioneller Arbeit. Am liebsten

würde sie beides verbinden und schwärmt von National Geographics. Für diesen Sender zu

arbeiten wäre ein Traum.


Gen Z Magazine 25. November 2022

Pearl ist nur ein Jahr älter alswirkt, verglichen mit meinen Kommilitonen und Freunden,

erstaunlich reif und erwachsen. Vielleicht weil sie bereits am Ende ihres Masters ist,

eventuell weil sie so souverän von ihren Zukunftsplänen spricht, womöglich weil sie von

ihrem Putzfimmel erzählt, der mich so an meine Mutter erinnert oder auch, weil sie bereits

mit ihrem Freund zusammengezogen ist, was mir auch irgendwie sehr erwachsen

vorkommt. Fun Fact: Alle ihre bisherigen Freunde waren übrigens Engländer. Das ist für

Pearl aber alles andere als ein Problem. Sie liebt die englische Sprache und schreibt

sogar lieber in der Fremdsprache als auf Deutsch. „Ich weiß nicht warum. Ich mag

Englisch einfach lieber“, antwortet sie achselzuckend und lacht.

Wir reden auch über Literatur, über Lesen und Schreiben, über Bücher und Texte, über

Lyrik und Tagebücher. Geschrieben und gelesen hat sie schon immer gerne. Einen

Lieblingsautor hat sie allerdings nicht. Aufschreiben tut sie alles Mögliche. Zum Beispiel

ihre Gedanken. Oder ihre Erlebnisse. Vor allem solche, die sie beim Reisen hatte. Ein Jahr

war Pearl in Down Under unterwegs und verarbeitete ihre dort gemachten Erfahrungen in

einem eigenen Blog. Neben Australien bereiste sie aber auch schon viele andere Länder

und möchte neue Kulturen und Menschen kennenlernen. Diese Offenheit und Neugier

haben wir in jeden Fall gemeinsam. Eine weitere Gemeinsamkeit: Unsere Ablehnung

gegen zu süße Drinks. Beim Verabschieden beschließen wir, unser Gespräch bei einem

nächsten Treffen mit Gin Tonics fortzusetzen.

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