„Ich komme, um zu gehen“ - ZMM Zeitmanager München GmbH
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10 PORTRÄT<br />
personalmagazin 09 / 07<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an daniela.furkel@personal-magazin.de<br />
In wechselnden Unternehmen in ganz Deutschland im Einsatz: Personalfachkaufmann Robert Knemeyer ist Interim Manager – aus Überzeugung.<br />
<strong>„Ich</strong> <strong>komme</strong>, <strong>um</strong> <strong>zu</strong> <strong>gehen“</strong><br />
PORTRÄT. Personalprofi Robert Knemeyer sitzt ständig auf gepackten Koffern.<br />
Als Interim Manager wechselt er alle paar Monate die Personalabteilung.<br />
Von Melanie Rößler (Red.)<br />
Personalern wird gerne nachgesagt,<br />
sie seien Gewohnheitstiere<br />
– mit einer gewissen Liebe <strong>zu</strong>r<br />
Bürokratie, wenigstens aber<br />
einer Neigung <strong>zu</strong> Routinen. Einmal etabliert<br />
sitzen sie oft jahrelang auf ihrer<br />
Stelle ohne all<strong>zu</strong> großen Drang nach<br />
Neuem, so das Klischee. Robert Knemeyer<br />
ist anders. Zwölf Personalabteilungen<br />
hat er während seiner bisher 15-jährigen<br />
Berufstätigkeit schon von innen gesehen.<br />
Der 38-Jährige ist seit drei Jahren<br />
Interim Manager. Dass er in diesem Job<br />
keine festen Bindungen aufbauen kann<br />
und nirgendwo richtig da<strong>zu</strong> gehört, stört<br />
ihn nicht. <strong>„Ich</strong> <strong>komme</strong>, <strong>um</strong> <strong>zu</strong> <strong>gehen“</strong>,<br />
lautet sein Motto.<br />
Schon in den ersten Jahren seiner Angestelltenlaufbahn<br />
wechselte er sechs<br />
Mal das Unternehmen. Dabei ist er mitnichten<br />
jemand, der „nicht bei der Sache<br />
bleiben kann“. Im Gegenteil. Zielstrebig<br />
verfolgte er seine Karriere. Mit jedem<br />
Wechsel verbreiterte er sein Aufgabenspektr<strong>um</strong>.<br />
Schließlich machte er sich das<br />
„Wechseln“ endgültig <strong>zu</strong>r Mission. Er<br />
wurde Projektmanager auf Zeit, <strong>zu</strong>nächst<br />
noch mit befristeten Angestelltenverträgen.<br />
Seit 2005 ist er selbstständiger Interim<br />
Manager – aus Überzeugung.<br />
Knemeyer führt ein Leben „ständig auf<br />
dem Sprung“. Bei seinem jüngsten Einsatz,<br />
als Personalleiter beim IT-Dienstleister<br />
Easynet in Hamburg, dauerte es keine<br />
Woche von der ersten Kontaktaufnahme<br />
bis z<strong>um</strong> Arbeitsantritt. „An einem Freitag<br />
im September rief mich die Agentur<br />
<strong>ZMM</strong> <strong>Zeitmanager</strong> <strong>München</strong> an, über die<br />
ich mich vermitteln lasse. Montags darauf<br />
hatte ich ein Telefoninterview mit dem<br />
Geschäftsführer und Donnerstag habe<br />
ich dort als Interim-Personalleiter angefangen“,<br />
berichtet Knemeyer. Die frühere<br />
Personalleiterin hatte gekündigt, und<br />
Easynet wollte sich bei der Suche nach<br />
einem Nachfolger Zeit lassen.<br />
© MELANIE RÖSSLER
Berührungsängste mit dem Modell<br />
Interim Management hatte Easynet keine:<br />
„Wir blicken bereits auf sehr gute<br />
Erfahrungen mit Interim Managern <strong>zu</strong>rück,<br />
<strong>um</strong> kurzfristig mit erprobten Spezialisten<br />
Engpässe im Tagesgeschäft <strong>zu</strong><br />
meistern“, so Easynet-Geschäftsführer<br />
Diethelm Siebuhr. Ursprünglich war Knemeyer<br />
bei dem Anbieter von Netzwerk-<br />
und Hostinglösung nur bis Jahresende<br />
gebucht. Doch der Vertrag wurde dann<br />
bis Ende Juli mehrmals verlängert.<br />
Während seinen Einsätzen wohnt<br />
Robert Knemeyer, der privat im Rhein-<br />
Main-Gebiet lebt, in der Regel in Hotels.<br />
„Eine Wohnung <strong>zu</strong> mieten lohnt sich<br />
meistens nicht, z<strong>um</strong>al ich oft nicht genau<br />
vorhersehen kann, wie lange der<br />
Einsatz wirklich dauert.“ Für sein Privatleben<br />
bleibt ihm wenig Zeit, denn<br />
häufig geht ein Einsatz nahtlos in den<br />
nächsten über. „Seit zehn Monaten bin<br />
ich nun am Stück im Einsatz. Ein paar<br />
Tage Urlaub könnte ich schon mal wieder<br />
gebrauchen“, gesteht er.<br />
Die Kunst sich ein<strong>zu</strong>finden<br />
Bei diesen schnellen Unternehmenswechseln:<br />
Wie schafft Robert Knemeyer<br />
es jedes Mal, innerhalb kürzester Zeit<br />
ins Tagesgeschäft ein<strong>zu</strong>steigen? „Man<br />
braucht schon eine schnelle Auffassungsgabe<br />
und muss sehr strukturiert<br />
arbeiten, <strong>um</strong> zügig Prioritäten heraus<strong>zu</strong>arbeiten.“<br />
Knemeyer hat ein Faible für<br />
Zahlen und Prozesse, analytische Fähigkeiten<br />
gehören <strong>zu</strong> seinen Stärken. Das<br />
kommt ihm bei seinem Job entgegen.<br />
„In der Regel brauche ich maximal zwei<br />
Wochen, <strong>um</strong> <strong>zu</strong> verstehen, wie das Unternehmen<br />
und die jeweilige Personalabteilung<br />
funktioniert“, sagt er. Dabei geht<br />
er meist nach dem gleichen Schema vor:<br />
Er macht <strong>zu</strong>nächst eine Bestandsaufnahme,<br />
dann eine detaillierte Prozessanalyse.<br />
Anschließend formuliert er schon<br />
konkrete Handlungsempfehlungen. Bei<br />
seinem aktuellen Einsatz bei Easynet<br />
ging das alles sogar noch viel schneller.<br />
„Dort habe ich bereits am fünften Tag<br />
meine Empfehlungen vorgelegt.“<br />
Robert Knemeyer macht es Spaß,<br />
seine Erfahrungen in immer neuen<br />
Unternehmen ein<strong>zu</strong>bringen, dort auch<br />
richtig etwas <strong>zu</strong> verändern und nicht<br />
nur „Lückenfüller“ <strong>zu</strong> sein: <strong>„Ich</strong> halte<br />
nicht bloß den Patienten am Leben, ich<br />
operiere auch“, formuliert er sein Selbstverständnis<br />
als Interim Manager. Dabei<br />
habe er es oft leichter, weil er bei seinen<br />
Entscheidungen keine Rücksicht auf die<br />
Mikropolitik im Unternehmen nehmen<br />
müsse. „Der Blick von außen hilft, Probleme<br />
schneller <strong>zu</strong> lösen, oder eingefahrene<br />
Situationen neu <strong>zu</strong> definieren“, so auch<br />
die Erfahrung von Diethelm Siebuhr.<br />
Aber die kurzen Intermezzi in verschiedenen<br />
Unternehmen haben auch Nachteile.<br />
<strong>„Ich</strong> ernte z<strong>um</strong> Beispiel ka<strong>um</strong> etwas<br />
von dem, was ich säe“, sagt Knemeyer. Zu<br />
seiner Angestelltenzeit habe er beispielsweise<br />
in seinem Unternehmen einen Förderkreis<br />
für Nachwuchsführungskräfte<br />
ins Leben gerufen. „Da war es schön <strong>zu</strong><br />
sehen, als die Nachwuchskräfte aus dem<br />
Förderkreis nach und nach auf höhere<br />
Positionen befördert wurde“, erzählt er.<br />
Sowas erlebt er heute nicht mehr.<br />
Der Drang sich weiter<strong>zu</strong>bilden<br />
Die fehlende Bindung <strong>zu</strong> Kollegen in einem<br />
Unternehmen vermisst Knemeyer<br />
nicht. Er ist Individualist und von Beginn<br />
seiner Berufstätigkeit an gewöhnt, auf<br />
sich alleine gestellt <strong>zu</strong> sein. Nach seiner<br />
Ausbildung z<strong>um</strong> Industriekaufmann begann<br />
er seine Laufbahn im Personalwesen<br />
beim Polstermöbelhersteller Hans<br />
Kaufeld in Bielefeld. Der kleine Betrieb<br />
hatte bis dato überhaupt keinen Zuständigen<br />
für Personalangelegenheiten gehabt.<br />
Knemeyer baute völlig eigenverantwortlich<br />
innerhalb kurzer Zeit eine funktionierende<br />
„Ein-Mann-Personalabteilung“<br />
auf. Diese lief bald so gut, dass sie ihn mit<br />
SZENE<br />
PORTRÄT<br />
seiner Vollzeitstelle nicht mehr ausfüllte.<br />
Also begann er eine Weiterbildung z<strong>um</strong><br />
Personalfachkaufmann und wechselte<br />
kurze Zeit später als Personalsachbearbeiter<br />
z<strong>um</strong> AVA-Konzern. Weitere Stationen<br />
waren Thomas Cook, TDS und Dell.<br />
Der Hang z<strong>um</strong> Generalisten<br />
Von der Personaladministration, Betrieblichen<br />
Altersvorsorge und Vergütung, über<br />
„Mein Selbstverständnis: Ich halte den Patienten<br />
nicht bloß am Leben. Ich operiere auch.“<br />
Robert Knemeyer, Interim Manager<br />
Recruiting und Personalentwicklung bis<br />
hin <strong>zu</strong> arbeitsrechtlichen Fragen fühlt er<br />
sich mittlerweile in allen Disziplinen <strong>zu</strong><br />
Hause. Fragt man den überzeugten Generalisten,<br />
welcher Teilbereich ihm nach<br />
all seinen Erfahrungen am meisten Spaß<br />
macht, so antwortet er ohne <strong>zu</strong> zögern:<br />
„Die Königsdisziplin der Personalarbeit<br />
ist die Lohn- und Gehaltsabrechnung.“ Er<br />
sagt das allerdings nicht ohne ein ironisches<br />
Schmunzeln auf den Lippen. Denn<br />
natürlich weiß er, dass er damit gegen<br />
den Trend liegt. Administrative Tätigkeiten<br />
sind out – wenn nicht sogar bereits<br />
outgesourct. „Wir müssen strategischer<br />
Arbeiten“ tönt es von überall aus den Personalabteilungen.<br />
Knemeyer sieht das<br />
anders. „Im Lohn- und Gehaltsbereich<br />
kann man sehr viel strategisch arbeiten“.<br />
Da gelte es, Rahmenverträge mit Dienstleistern<br />
aus<strong>zu</strong>handeln oder Investitionsentscheidungen<br />
über Softwaresysteme<br />
<strong>zu</strong> treffen. „Das sind sehr wohl strategische<br />
Entscheidungen.“ Außerdem sei die<br />
Lohn- und Gehaltsabrechung so komplex<br />
wie fast kein anderer Bereich der Personalarbeit,<br />
nirgendwo sonst ändere sich<br />
in so kurzen Abständen so viel. „So ein<br />
bisschen Recruiting – das kann ja jeder“,<br />
sagt Knemeyer grinsend.<br />
Im Moment sitzt Robert Knemeyer<br />
wieder auf gepackten Koffern. Wohin<br />
es als nächstes geht, weiß er noch nicht.<br />
Dass er weiterzieht, ist sicher.<br />
09 / 07 personalmagazin<br />
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