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Universität Bremen Bremer Institut für Drogenforschung (BISDRO ...

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5 Ordnungspolitische Umgehensweisen in den Kommunen<br />

Die niedrigschwelligen Einrichtungen der Drogenhilfe, Kontakt-, Konsumräume,<br />

Wohn- und Übernachtungsprojekte sind auch Bestandteil kommunaler<br />

Ordnungspolitik. Die Auflösung oder Vertreibung von Drogenszenen ließ sich oftmals<br />

nur mit Hilfe des Vorhandenseins von niedrigschwelligen Drogenhilfeangeboten<br />

rechtfertigen. Der Erfolg dieser Maßnahmen ließ sich oftmals daran festmachen,<br />

inwiefern die DrogenkonsumentInnen von der Straße verschwunden waren (Klee<br />

1994).<br />

5.1. Dialog zwischen Drogenhilfe und Polizei<br />

Es scheint, als ob mit dem Auftreten von Crack die Drogenhilfe und die Polizei in den<br />

Kommunen stärker miteinander kooperieren und kommunizieren. War die Beziehung<br />

in den vergangenen Jahren eher von Mißtrauen geprägt und sogar als feindselig<br />

charakterisiert worden, so scheint sich über das Phänomen Crack eine Annäherung<br />

ergeben zu haben. Der Drogenhilfe scheint es oftmals willkommen zu sein, dass der<br />

aggressive Handel insbesondere im Umfeld ihrer Hilfeeinrichtungen von der Polizei<br />

gestört wird, um nicht die Behandlungserfolge „vorn“ durch die aggressiven<br />

Handelsauftreten der Dealer „hinten“ wieder zunichte machen zu lassen, so ein<br />

Drogenberater. Umgekehrt weiß die Polizei, dass die Drogenhilfe die einzige Instanz<br />

ist, die in dieser schwierigen Lage überhaupt Hilfen anbieten kann.<br />

Der Stellenwert der Repression in dem kommunalen Drogenhilfestruktur hat sich mit<br />

dem Aufkommen von Crack-Konsum, zumindest in den Metropolen Frankfurt und<br />

Hamburg verändert. Drogenkonsum in und um die Einrichtungen, aber auch<br />

gewaltsame Auseinandersetzungen innerhalb der Einrichtungen haben sowohl in<br />

Frankfurt als auch in Hamburg zu einem verstärkten Dialog von<br />

Drogenhilfeeinrichtungen und der Polizei geführt. Sei es, dass dies in institutionellen<br />

Bahnen in den „Montagsrunden“ in Frankfurt passiert, oder Einzelfallabsprachen<br />

sind. Es gilt schlichtweg aus ordnungspolitischen Erwägungen die Akzeptanz der<br />

Einrichtungen in der Bevölkerung zu erhalten bzw. erst zu erreichen. Der offene<br />

Konsum vor den Einrichtungen der niedrigschwelligen Drogenhilfe löst in der Regel<br />

eine Auseinandersetzung über das Vorgehen von Hilfeintervention und Repression<br />

aus.<br />

Eher stillschweigend wird auch von Therapeutenseite die Ansammlung von<br />

aggressiv vorgehenden Dealern vor Einrichtungen der Drogenhilfe (etwas<br />

psychosoziale Betreuung Substituierter) betrachtet. Polizeipräsenz ist oftmals hier<br />

der Garant da<strong>für</strong>, dass nicht bereits beim Verlassen der Einrichtung Crack-/Kokain-<br />

Verkäufer Kontakt zu den Substituierten aufbauen.<br />

Die vor ca. 10 Jahren vorhandene bedingungslose Distanzierung der <strong>Institut</strong>ionen<br />

von Hilfe und Kontrolle ist einer lokalen, kommunalen Diskussion um<br />

Krisenmanagement gewichen, oftmals vor dem Hintergrund der Gewissheit, dass<br />

keine der beiden Instanzen mehr alleinige Kompetenz in der Lösung des<br />

„Drogenproblems“ beansprucht. Zu vielschichtig erscheint das Problem von<br />

Vorgehen der Angebotsseite und den Problemen der potentiellen Nachfragegruppe.<br />

Torsten Seeland (2001), Leiter der Revierwache 11, St. Georg, Hamburg, schlägt die<br />

Einrichtung sog. polizeilicher „Milieubeamter“ vor, die einen Dialog zwischen<br />

Drogenhilfe und der Polizei führen sollen, und die in Hamburg im Einsatz sind, aber<br />

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