Unser Dorf hat Zukunft _ Landesentscheid 2012
Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" Teilnahme Ortschaft Atzmannsricht 2012
Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft"
Teilnahme Ortschaft Atzmannsricht 2012
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ATZMANNSRICHT
erlebenswert
24. Wettbewerb
„Unser Dorf hat Zukunft –
Unser Dorf soll schöner werden“
Erläuterungsbericht zum
Landesentscheid 2012
Atzmannsricht
Gemeinde Gebenbach
2 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
24. Wettbewerb
„Unser Dorf hat Zukunft –
Unser Dorf soll schöner werden“
Erläuterungsbericht zum
Landesentscheid 2012
Impressum
Atzmannsricht
Gemeinde Gebenbach
Redaktion:
Dorfgemeinschaft Atzmannsricht
1. Vorsitzender Werner Kohl
Atzmannsricht 6, 92274 Gebenbach
www.dorfgemeinschaft-atzmannsricht.de
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 3
Inhalt
Vorwort5
Grußwort7
Lage und Anfahrt 8
Kurze Geschichte des Dorfes 10
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen 12
Bevölkerungsentwicklung 13
Altersgruppenverteilung 13
Sozio-Kultur 15
Öffentliche Einrichtungen 15
Kinderbetreuung und Schulwesen 15
Technische Infrastruktur 16
Landwirtschaft 17
Dorfentwicklung 24
Kommunale Bauleitplanung 24
Projekt Gemeinschaftshaus 25
Vereinfachte Dorferneuerung 29
Integrierte Ländliche Entwicklung – Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehenbach (AOVE) 32
Soziales und kulturelles Leben 36
Aktivitäten der Dorfgemeinschaft 37
Die Wolfgangskirche 37
Örtliche Vereine und Gruppierungen 39
Seniorenarbeit 49
Kräuterwanderung 50
Spielplatz 51
Feuerwehrchor der FF Atzmannsricht e.V. 52
Der Brauch des Ratscheln 53
Private Aktivitäten 55
Zusammenfassung 55
Baugestaltung und Entwicklung 58
Dorfbrand 59
Baudenkmäler Atzmannsricht 59
Restaurierung und Erhaltung der Wolfgangskirche 60
Gemeinschaftshaus 62
Dorfplatzgestaltung 66
Landschaftsgebundenes Bauen 67
Private Maßnahmen 67
Grüngestaltung und Entwicklung 68
Kreisbeispiel 1967 69
Bäume und Sträucher 70
Haus- und Vorgärten 71
Öffentliche Flächen 73
Pflanzaktionen 74
Dorf in der Landschaft 78
Einbindung des Dorfes in die Landschaft 79
3 Tage Zeit für Helden – Badeweiher als naturnahe Erholungsanlage 80
Biotope und seltene Tierarten 83
Nistkästen 83
Pflege und Erhaltung von Kulturstätten 83
Waldpflege und Holznutzung 84
Nutzung nachwachsender Rohstoffe – mit PV gegen CO² 85
Umgang mit der Ressource Boden – Sandabbau 86
Landschaftspflegerische Maßnahmen - Wegebaugemeinschaft 88
4 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Vorwort
"Jedes Misslingen hat seine Gründe, jedes Gelingen hat sein
Geheimnis“
Joachim Kaiser
(deutscher Musik-, Theater- und Literaturkritiker (1928 - ))
Losgelöst vom Ausgang des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft - unser Dorf
soll schöner werden“ werte ich allein die bisherige Teilnahme schon als besonders
wertvoll und gelungen.
In vielen Stunden haben sich Atzmannsricht Bürger nun erneut Gedanken über „ihr“
Dorf gemacht, die Strukturen des Ortes unter die Lupe genommen und weitere Ziele
erarbeitet. Gerade beim Landeswettbewerb liegt das Augenmerk auf unser aller Zukunft.
Wir wollen auch unseren Kindern eine lebens- und liebenswerte Heimat bieten
und überlassen. Dazu gehört für uns nicht nur der Erhalt einer funktionierenden Infrastruktur,
sondern auch der Erhalt unserer traumhaften Landschaft und einer sehr gut
funktionierenden Dorfgemeinschaft.
Im Mittelpunkt aller Gespräche stehen die zentralen Fragen: „Woher kommen wir und
wohin wollen wir gehen?“ Es zeigt sich, dass die Atzmannsrichter durch ein Band fest
verbunden sind: durch die Gemeinschaft. Das ist das Atzmannsrichter Geheimnis, das
vieles gelingen ließ und vieles gelingen lassen wird.
Ich danke allen, die sich mit ihren Ideen, ihrer Tatkraft und ihrem Idealismus auf den
Bundeswettbewerb vorbereiten und für mich die Garanten für eine nachhaltig positive
Entwicklung von Atzmannsricht sind.
Werner Kohl
Ortssprecher
1. Vorsitzender Dorfgemeinschaft Atzmannsricht e.V.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 5
6 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Grußwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Ortschaft Atzmannsricht kann über eine lange und wechselvolle
Geschichte zurückblicken. So die wechselnde Zugehörigkeit von Atzmannsricht,
zu den Bistümern Regensburg und Bamberg und seit dem
19. Jahrhundert wieder Regensburg. Was heute noch den Atzmannsrichtern in der Gemeinde
die Bezeichnung „Bamberger“ einbringt. Oder die große Katastrophe im Jahre
1845 – als fast das komplette Dorf ein Raub der Flammen wurde. Beim Wiederaufbau
wurden die Grundstrukturen der Hofstellen angelegt, welche heute noch anzutreffen
sind. Eine Antwort auf diese Katastrophe war die Gründung von Feuerrotten zur
Brandbekämpfung und später die Gründung der FFW Atzmannsricht. So ist die Feuerwehr
immer noch der erste Verein am Ort und bei vielen Anlässen aktiv. Geprägt ist
Atzmannsricht schon immer landwirtschaftlich. Seit den 1950er Jahren kam für die
Grundstückseigentümer mit dem Sandabbau eine weitere Einkommensquelle hinzu.
Gewerbebetriebe und die Nahversorgung mit Lebensmitteln gehörten auch zum Ort.
Unvergesslich in den 1970er Jahren waren die Bergrennen auf der damaligen B299.
Als schönstes Dorf in Bayern bzw. als Silberdorf auf Bundesebene war Atzmannsricht
1969 schon sehr erfolgreich.
Dies ist jedoch alles Historie und Geschichte. Der neue Wettbewerb heißt „Unser Dorf
hat Zukunft ….“. Die Zukunft eines Dorfes steht und fällt jedoch mit ihren Einwohnern.
So haben wir in Nordbayern immer die bange Frage – bleiben uns die Jungen erhalten?
Das Leben im Dorf wird auch von einer intakten Gemeinschaft gestaltet. Und
hier ist Atzmannsricht unschlagbar. Von der Jugend bis zu den Senioren helfen alle
zusammen. So gestaltete die Dorfjugend bei einer 72-Stunden-Aktion das Bushäuschen
neu oder brachten den Badeweiher auf Vordermann. Das Glanzstück war jedoch
der Umbau des neuen Gemeinschaftshauses mit viel Eigenleistung der gesamten
Dorfgemeinschaft im Rahmen der Dorferneuerung. Aus einem ehemaligen Stallgebäude
wurde ein neues Kommunikationszentrum geschaffen mit Versammlungs- und
Jugendraum sowie Vereinsunterkunft. So kann der landwirtschaftliche Strukturwandel
in den Dörfern mit einer gezielten Innenortsentwicklung begegnet werden. Das
Leben bleibt im Dorf. Mein besonderer Dank gilt der Dorfgemeinschaft Atzmannsricht,
für die stetige Weiterentwicklung ihrer Ortschaft und der Vorbereitung für diesen Landesentscheid.
Ich wünsche den Atzmannsrichtern viel Erfolg beim Landesentscheid.
Allen Gästen ein herzliches Willkommen in der Gemeinde Gebenbach – in unserer
schönen bayerischen Heimat.
Mit heimatlichen Grüßen
Peter Dotzler, 1. Bürgermeister
Gemeinde Gebenbach
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 7
Lage und Anfahrt
Lage von Atzmannsricht (Übersichtskarte M 1 : 200.000)
Bayernviewer - Bayerische Vermessungsverwaltung
Lage und Anfahrt
Atzmannsricht bildet einen Teil der Gemeinde Gebenbach, die im Zuge der Neugliederung
der kommunalen Organe im Landkreis Amberg-Sulzbach 1974 in die Verwaltungsgemeinschaft
Hahnbach integriert wurde. Atzmannsricht befindet sich im
leicht hügeligen Gebiet im Norden des Landkreises Amberg-Sulzbach, der zum Regierungsbezirk
Oberpfalz gehört.
8 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 9
Geschichte des Dorfes
Kurze Geschichte des Dorfes
An der uralten „Magdeburger Straße“, auch Bernsteinstraße genannt, die von Regensburg
durch das Vilstal und über Amberg, Gebenbach, Grafenwöhr nach Magdeburg
führte, liegt die Ortschaft Atzmannsricht. Es ist ein Rodungsdorf, was sich aus der
Endsilbe des Ortsnamens (-richt) ergibt. Im Laufe der Jahrhundert wurde die Schreibweise
öfter geändert. Sie hieß es nach einem Kupferstich un Finckh 1665 Azmansried
und nach einer Militärkarte um 1825 Otzmasried. Auch heute sprechen die Einheimischen
noch von „Otzmasriad“.
10 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Es handelt sich bei dieser Gegend um altbesiedeltes
Land. Aus dem Fund von fünf
massiven Halsringen und Bronzearmringen
1929 auf dem Acker des Peterbauern
im mittleren Dorfholz weiß man, dass
bereits in der Späthallstattzeit (600 – 500
v. Chr.) Menschen hier ansässig waren.
Vier Jahre früher wurden beim Roden im
mittleren Ölholz auch fünf schön gravierte
Bronzehalsringe aus Grabhügeln dieser
Zeit gefunden.
Es ist ungewiss, ob Atzmannsricht eine
bayerische oder fränkische Gründung ist.
Das Wolfgangspatrozinium lässt aber eher
auf eine bayerische schließen.
Vor der Gründung des Bistums Bamberg,
zu dem das Dorf 1016 gekommen
ist, gehörte es ohne Zweifel zum Bistum
Regensburg. Durch die enge Verbindung
zu Bamberg, die bis in das 19. Jahrhundert
dauerte, nahm Atzmannsricht eine
gewisse Sonderstellung im Kirchspiel ein.
Bis in das Hochmittelalter gehörte es zum
strittigen Einflussgebiet der beiden Bistümer.
Anlass dazu war die jahrhundertelange
Zugehörigkeit von Atzmannsricht
zum Pflegamt Vilseck und die Eigenschaft
als Filiale der pfälzischen Pfarrei Gebenbach.
Anno 1615 wird bei einer Generalvisitation
beanstandet, dass man von Hirschau
und Gebenbach am Wolfgangstag nach
dem im Bambergischen gelegenen Atzmannsricht
gehe, um dort zu opfern.
1615 wird sogar von einem Kirchweihschutz
gesprochen, dabei stellte der
Landrichter von Amberg die Kirchweih
Reiter ab, die bis Sonnenuntergang im
Ort bleiben mussten. Hierfür waren 30
Kronen an das Landrichteramt zu zahlen.
1845 brannte der Ort bis auf zwei Häuser
und die Kirche nieder. Der Wiederaufbau
des Dorfes erfolgte in veränderter Lage
einzelner Anwesen, was bis heute noch
den alten Kern prägt.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 11
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Atzmannsricht, das 1968/69 im 5. Bundeswettbewerb ,,Unser Dorf soll schöner werden“
schönstes Dorf der Oberpfalz und Bayerns sowie Zweitsieger im Bundesgebiet
wurde, hat sich damals zu einem schmucken Bauerndorf verwandelt.
Doch auch Atzmannsricht konnte sich den Veränderungen nicht entziehen. Der
Strukturwandel in der Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten zu tiefgreifenden
Veränderungen der Funktion, der Gestalt und des Sozialgefüges des Dorfes
geführt.
Jedoch haben die Atzmannsrichter schon früh lnitiativen entwickelt, um positiv auf
diesen Wandel einzuwirken.
12 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Bevölkerungsentwicklung
Für die Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung liegen Daten für die Gemeinde Gebenbach
sowie Vergleichszahlen für den Landkreis Amberg-Sulzbach vor. Diese lassen
sich nur bedingt ortsteilbezogenen zuordnen, geben aber den Trend der Entwicklung
auch für Atzmansnricht deutlich wieder.
Die Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung belegen, dass es sich bei der Gemeinde
Gebenbach – und dies trifft auf den Ortsteil Atzmannsricht ebenso zu – um einen
ländlichen Standort handelt, dessen Einwohnerzahl nur leicht, weil weitgehend im
Rahmen der natürlichen Entwicklung, angestiegen ist. Zuzug von außen, wie er sich in
den Zuwachsraten für die Gemeinde Gebenbach und den Landkreis Amberg-Sulzbach
dokumentiert, hat in den vergangenen Jahr nur eine untergeordnete Rolle gespielt.
Quelle: Verwaltungsgemeinde Hahnbach
Altersgruppenverteilung
Mit Blick auf die Bedeutung sozio-kultureller Ansätze in der Planung eines Gemeinschaftshauses
Atzmannsricht und insbesondere auf die geplante zielgruppenspezifische
Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist die Verteilung auf die verschiedenen
Altersgruppen interessant.
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung
Altersstruktur der Bevölkerung Bayerns - Gemeinde Gebenbach (Stand: 31.12.2010)
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 13
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Die Verteilung der Bevölkerung von
Atzmannsricht nach Altersgruppen
stellt sich weitgehend durchschnittlich
dar. Der Anteil der jungen Menschen
insgesamt (< 25 Jahre) liegt
knapp unter dem Landeswert. Hier
schlägt sich der überdurchschnittliche
Anteil von Familien mit Kindern
nieder. Die Angaben für Menschen
im erwachsenen und erwerbsfähigen
Alter differieren nach Altersgruppen
und entsprechen in der
Summe in etwa dem Durchschnitt.
Der Anteil älterer Menschen ist demgegenüber
leicht erhöht.
Ansatzpunkte für die Planung ergeben
sich mithin weniger aus
den „harten“ statistischen Daten
als vielmehr aufgrund so genannter
„weicher“ Faktoren, wie sie im
Folgenden mit der Darstellung der
sozio-kulturellen Einrichtungen und
Aktivitäten im Dorf belegt werden.
110jähriges
Gründungsfest FF
1. Maifest
100jähriges
Gründungsfest FF
1. Nordbay. Handdruckspritzenwettbewerb
Historisches
Dorfbrandfest
75jähriges
Gründungsfest FF
50jähriges
Gründungsfest FF
Elektrifizierung
Abschluß Dorferneuerung
Einweihung Gemeinschaftshaus
Baubeginn Gemeinschaftshaus
Vereinfachte Dorferneuerung
Gründung Dorfgemeinschaft e.V.
Bürgereinbindung Arbeitskreis
Projektstart Gemeinschaftshaus
Flächennutzungs- und Landschaftsplan
Fertigstellung Kanal
Ortsumgehung B 299
Renovierung St. Wolfgang
Wasseranschluß an Zweckverband
Gründung Dorfausschuss
Bau Kläranlage
Orgelweihe St. Wolfgang
Abschluß Kirchenrenovierung
Sanierung Sakristei St. Wolfgang
Errichtung Badeweiher
Zweitflurbereinigung
2. Bundessieger im 5. Bundeswettbewerb
Neubau Gerätehaus
Ernennung als Kreisbeispieldorf
Renovierung St. Wolfgang
Bau der Ortswasserleitung
Beantragung Flurbereinigung
Einbau Orgel in St. Wolfgang
Einführung Milchleistungsprüfung
Gründung FF Atzmannsricht
14 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Sozio-Kultur
Das traditionell durch gemeinsame Aufgaben
geprägte Sozialleben im Dorf hat
mit dem Wandel der wirtschaftlichen Bedingungen
tief greifende Veränderungen
erfahren. Heute findet sich die Dorfgemeinschaft
in öffentlichen Einrichtungen
sowie in dörflichen Vereinen und sonstigen
Gruppierungen, aber – und dies
gerade in den vergleichsweise kleinen
Ortschaften - auch sehr stark im persönlichen
Umfeld der Dorfbewohner wieder.
Öffentliche Einrichtungen
Mit der Eingliederung des ehemals selbstständigen
Ortes Atzmannsricht in die
Gemeinde Gebenbach und mit der Schaffung
der Verwaltungsgemeinde Hahnbach
im Jahr 1974 sind die Aufgaben der
Daseinsvorsorge und örtlichen Verwaltung
ausgelagert worden. Entsprechend
den raumordnerischen Vorgaben werden
die öffentlichen Einrichtungen sowie private
Dienstleistungen und Angebote für
den allgemeinen täglichen Bedarf an den
geeigneten Standorten in der Gemeinde
gebündelt.
Neben dem zentralen Standort Gebenbach,
wo sich auch Rathaus und Pfarrkirche
befinden, stellt die Ortschaft Hahnbach
den Versorgungsschwerpunkt für
den gesamten Raum der Verwaltungsgemeinde
dar.
Kinderbetreuung und Schulwesen
Der kommunale Kindergarten und die
Grundschule für die Kinder aus Atzmannsricht
und aus den Nachbarorten
befinden sich in Gebenbach (ca. 2 km
Entfernung). lm Hauptort Hahnbach (ca.
5 km) ist die Hauptschule für den Einzugsbereich
der Verwaltungsgemeinde
ansässig. Weiterführende schulische Einrichtungen
sowie sonstige Angebote des
gehobenen Bedarfes werden in der Kreis-
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 15
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
stadt Amberg vorgehalten (ca. 15 km).
lnsgesamt ist die lnfrastruktur für die
örtliche Bevölkerung aufgrund der Lage
im dünn besiedelten ländlichen Raum
zwangsläufig schlecht. Die öffentlichen
wie auch die privaten Einrichtungen
lassen sich nur über die ebenfalls ungenügenden
Angebote der Schülerbeförderung
und des Personennahverkehrs oder
aber mit dem privaten Pkw erreichen. Damit
sind nicht motorisierte Bevölkerungsgruppen
wie Kinder und Jugendliche oder
alte Menschen in der Nutzung der nur an
zentralen Standorten vorhandenen Einrichtungen
erheblich eingeschränkt.
Unterhalt für das Feuerwehrhaus der
Freiwilligen Feuerwehr Atzmannsricht im
Dorf.
Derzeit wird im Bereich der Orte Atzmannsricht
und Gebenbach die Breitbandversorgung
durch die Telekom realisiert.
Dies wird mit Abschluss im Juli
2012 ein weiterer wichtigerer Baustein für
die Attraktivität des Ortes als Wohn- und
Arbeitsraum sein.
Technische Infrastruktur
Die Einrichtungen der technischen lnfrastruktur
sind ebenfalls überörtlich organisiert.
Die Ver- und Entsorgung wird durch
regionale Leitungsträger sichergestellt.
Das Abwasser wird über die zentrale
Kanalisation der Gemeinde im Klärwerk
Gebenbach entsorgt. Als eine der ersten
Ortschaften wurden in Atzmannsricht die
Abwässer im Trennsystem abgeleitet.
Die Gemeinde Gebenbach ist zuständig
für den Brandschutz und übernimmt den
16 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Landwirtschaft
Der landwirtschaftliche Strukturwandel,
vor allem im letzten
Jahrhundert, ist an der sinkenden
Anzahl von landwirtschaftlichen
Betrieben in Deutschland
abzulesen. Zwei von drei
Betrieben haben seit 1970 die
Produktion eingestellt. Als typisches
Bauerndorf gegründet,
ist diese Veränderung auch
in Atzmannsricht spürbar. Die
Auswirkungen sind optisch am
Dorfbild sowie an der veränderten
Bedeutung der Landwirtschaft für
das Dorf sichtbar. Im Jahr 2012 werden
im Dorf noch fünf Vollerwerbs- und zwei
Nebenerwerbsbetriebe bewirtschaftet.
Der Großteil der Bevölkerung erwirtschaftet
das Einkommen außerhalb der Landwirtschaft.
Ein kurzer Blick in die Vergangenheit
zeigt, wie die Atzmannsrichter Landwirte
auf die Herausforderungen durch
den schnellen Wandel der letzten Jahre
reagiert haben und wie rechtzeitig eine
Weichenstellung für die
Zukunft erfolgt ist.
Durch die Realteilung
war die Flur vor dem
20. Jahrhundert stark
zersplittert. Die Chronik
eines Betriebes weist
Anfang des 20. Jahrhunderts
bei 31 ha Betriebsfläche
104 Teilstücke aus,
die größtenteils nicht
einmal eine eigene Zufahrt hatten. In
einer ersten Flurbereinigung (1913-1923)
nahmen die Atzmannsrichter Landwirte
das Heft selbst in die Hand. Als erster
Ort im Landkreis wurde bereits 1904 die
Flurbereinigung beantragt. Es entstand in
den Grundzügen das heutige Wegenetz
sowie eine erste vernünftige Feldstruktur.
Damit wurden auch die Voraussetzungen
für die bereits einsetzende Technisierung
geschaffen. Durch die Regulierung des
Ruthenbaches konnte fruchtbares Ackerland
hinzugewonnen werden. Auf dieser
sehr frühen Verbesserung der Situation
hat man sich in Atzmannsricht aber nicht
ausgeruht. Als absehbar war, dass die
Maschinen immer größer werden und damit
auch die Anforderungen an die Wirtschaftswege
und Felder steigen, wurde
1967 ein beschleunigtes
Zusammenlegungsverfahren
beantragt,
die 2. Flurbereinigung.
Wieder zeigten die Atzmannsrichter
Bauern,
dass Sie auch bei sensiblen
Themen wie dem
Grundtausch zusammenarbeiten
konnten
und zu Kompromissen
bereit waren. Neben der Schaffung der
jetzigen Flur war der Einbau eines flächendeckenden
Drainagesystems der
größte Fortschritt. Da die Fördersumme
dadurch bereits verzehrt war, haben sich
die Landwirte dazu entschlossen, die Ver-
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 17
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
besserung des Wegesystems mit eigenen
Mitteln aus der Ortskasse zu finanzieren.
Die Maßnahmen zur Entwässerung dienten
vorrangig der Ertragssteigerung. Aus
ökologischer Sicht werden heute fast
keine Drainagen mehr gebaut und für die
Renaturierung des Rutenbaches laufen
bereits die ersten Planungen.
Um 1900 gab es in Atzmannsricht 25
Landwirtschaftsbetriebe, verschiedenste
Tierhaltungen waren zur Selbstversorgung
auf nahezu jedem Betrieb vorhanden.
Die pflanzlichen und tierischen
Erträge waren im Vergleich zu heute
äußerst gering. Um die tierische Produktion
zu stärken wurde in Atzmannsricht be-
Dorfplan und Agrarstruktur vor dem großen Dorfbrand 1846
Die Felder waren so schmal, dass man daraf gar nicht wenden konnte
18 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Teilausschnitt der Flurkarte von Atzmannsricht nach der Zweitbereinigung 1969
Karte entnommen dem Buch der Gemeinde Gebenbach v, Dr. Batzl 1983
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 19
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
reits 1926 eine Zuchtstiergenossenschaft
gegründet mit 22 Mitgliedern aus dem
Dorf. Das Leistungsniveau lag zu dieser
Zeit unter 2.000 kg je Tier und Jahr, durch
eine Fokusierung auf die Tierzucht waren
schnelle Leistungssteigerungen möglich.
Bei 4-8 Kühen pro Betrieb wäre der Erwerb
eines teuren Zuchtstieres für einen
Einzelbetrieb nicht möglich gewesen. So
konnte mit geringen Kosten ein guter
Zuchtfortschritt erreicht werden. Die gemeinsame
Waage samt Wiegehäuschen
aus dieser Zeit wird heute noch genutzt.
Diese zeigt, dass die Atzmannsrichter
Landwirte vergleichsweise früh versucht
haben, durch Zusammenarbeit ihre individuelle
Situation zu verbessern.
Dennoch hat es auch in Atzmannsricht
seit Ende des 2. Weltkriegs einen starken
Strukturwandel gegeben. Zwischen
1979 und 2007 hat sich die Anzahl der
Landwirtschaftsbetriebe in der Gemeinde
Gebenbach auf 27 halbiert. Für Atzmannsricht
gibt es keine eigene Statistik,
von den ehemals 25 Betrieben um das
Jahr 1900 waren 1980 noch ca. 17 übrig
geblieben, davon sechs bereits im Nebenerwerb.
Die Zahl hat sich bis heute
noch einmal mehr als halbiert. Gravierende
Veränderungen gab es dadurch auch
bei der Tierhaltung im Dorf. Hatten 1990
noch fast alle aktiven Betriebe Milchkühe,
sind es mittlerweile nur noch drei Betriebe.
Die Kuhzahl im Dorf dürfte trotz der
sinkenden Tierhalter eher gestiegen sein.
Dies belegt deutlich, dass nur noch ein
kleiner Teil der 145 Bewohner unseres
Dorfes mit der aktiven Landwirtschaft
zu tun haben. Aus der eigenen
Vergangenheit heraus, mit teilweise
landwirtschaftlichen Wurzeln,
haben dennoch viele Bewohner
Verständnis, Toleranz und Akzeptanz
gegenüber den Arbeitsabläufen
und der Produktionsweise
der Landwirte. Bauvorhaben zur
Tierhaltung wie es beispielsweise
2009 mit einem Schweinestall
nördlich des Dorfes der Fall war,
wurden zwar aufmerksam begleitet,
Steine wurden dem Landwirt
aber nicht in den Weg gelegt.
Dieses Miteinander und nicht Gegeneinander
muss gefördert und
erhalten werden. Die Belastungen
durch die Externalitäten der Landwirtschaft,
hervorgerufen durch
eine Minderheit unter den Dorfbewohnern,
werden in Zukunft mehr in den
Fokus der Dorfbevölkerung rücken, so
wie dies auch in anderen Dörfern der Fall
ist. Dies liegt auch daran, dass bei vielen
Dorfbewohnern die landwirtschaftlichen
Wurzeln immer weiter zurückliegen. Die
aktiven Landwirte haben diese Herausforderung
bislang angenommen, die Betriebe
und Ställe sind offen und werden
gerne gezeigt.
20 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Auch Kritikpunkte wie der Verkehrsbelastung
durch immer größere Maschinen,
Nacht- und Feiertagsarbeit werden von
den aktiven Landwirten aufgenommen
und berücksichtigt. Grundlage um solche
Angelegenheiten auf vernünftiger Basis
besprechen zu können, ist das gute Verhältnis
innerhalb der Dorfgemeinschaft.
Auch wenn die Bedeutung der Landwirtschaft
zurück geht, Arbeitsplätze am
Ort schafft sie dennoch. In den Haupterwerbsbetrieben
sind circa 10 Arbeitskräfte
sowie in den Nebenerwerbsbetrieben
insgesamt circa zwei volle Arbeitskräfte
beschäftigt. Zusätzlich helfen nach wie
vor ehemalige Landwirte im Dorf während
der Arbeitsspitzen auf den aktiven
Betrieben aus. Auch die Beschäftigung
über Lohnarbeiten durch Maschinenringunternehmer
ist nicht zu unterschätzen.
Als gemeinschaftliche Aufgabe sehen die
Landwirte nach wie vor den Erhalt und
Ausbau der Wirtschaftswege. Im Rahmen
der Flurbereinigung wurde die Wegebaugemeinschaft
gegründet, sie besteht
weiterhin. Die Einnahmen aus der Jagdverpachtung
werden in diese Kasse ein-
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 21
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
gelegt um die Wirtschaftswege zu pflegen
und auszubessern. So konnten in
vielen Etappen die Hauptadern des
Wegenetzes mit Asphalt oder Beton befestigt
oder gut geschottert werden. Die
Wirtschaftswege sind nicht nur die
Schlagadern der Landwirtschaft sondern
werden auch als Wander- und Freizeitwege
genutzt.
Aus der Vergangenheit heraus konnten
die Atzmannsrichter Landwirte in einigen
Beispielen beweisen, wie man durch
gemeinsame Projekte einen Mehrwert für
den eigenen Betrieb schaffen kann. Die
Landwirtschaft wird auch in Zukunft eine
Rolle im Dorf spielen, gerade die Haupterwerbsbetriebe
haben in den letzten
Jahren in ihre Zukunftsfähigkeit investiert.
Aber auch in Zukunft werden immer wieder
Gemeinschaftsprojekte notwendig
sein um Probleme anzugehen. Eine Herausforderung
sowohl für die Landwirte
als auch für die übrige Bevölkerung wird
das gute Neben- und Miteinader sein.
Des Weiteren fallen durch den Strukturwandel
immer mehr Gebäude im Dorf
aus der Nutzung. Bislang wurden hier für
viele Gebäude durch findige Ideen neue
Nutzungen gefunden. Dieser Problematik
muss auch in Zukunft Beachtung geschenkt
werden, um keine Bauruinen im
Dorf entstehen zu lassen.
22 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Erwerbspotentiale
Neben den 5 verbliebenen Vollerwerbslandwirten
gibt es in Atzmannsricht
weitere vier produzierende Betriebe: Die
Möbelschreinerei Pfab fertigt Funktionsmöbel
vorrangig für die Deutsche Post,
Holzzuschnitt Kellner fertigt Treppenstufen
und Balkonverkleidungen, die Firma
Metallverarbeitung Gottschalk fertigt mit
11 Mitarbeitern Einzelteile (Dreh-, Erodier,
Fräs- und Wasserstrahlteile) für den
Werkzeug- und Maschinenbau und im Bereich
Entwicklung und Anfertigung von
Sondermaschinen ist die Firma Hammermeister
Sondermaschinenentwicklung
GmbH tätig, sie beschäftigt derzeit 18
Mitarbeiter. Daneben gibt es 2 Dienstleistungsunternehmen
und ein angemeldetes
Handelsgewerbe.
Für Atzmannsricht ist in wirtschaftlicher
Hinsicht keine Ausweitung zu erwarten.
Allerdings besteht nur eine sehr geringe
Entfernung zu den umliegenden lndustriegebieten,
so dass die Arbeitslosenquote
in Atzmannsricht seit Jahren extrem
niedrig ist. Alle Jugendlichen haben eine
abgeschlossene Berufsausbildung oder
befinden sich in Ausbildung.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 23
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Dorfentwicklung
An wesentlichen Maßnahmen zur Verbesserung
der lnfrastruktur in den letzen
Jahrzehnten sind zu nennen:
• 1969 Zweitflurbereinigung
• 1992 Wasseranschluss an den Zweckverband
,,Mimbacher Gruppe"
• 1995 Ortsumgehung der B 299
• 1998 Fertigstellung der Kanalisation
Kommunale Bauleitplanung
Der Flächennutzungsplan der Gemeinde
Gebenbach stammt aus dem 1980er
Jahren und ist mittlerweile mehrfach
geändert worden. Zuletzt in der Fassung
vom 28.09.2000. Er stellt die Grundlage
für die städtebauliche Entwicklung der
Ortschaften innerhalb der Gemeinde dar.
Der Flächennutzungs- und Landschaftsplan
ist durch das Landratsamt Amberg-
Sulzbach mit Bescheid vom 05.12.2000,
Az. 52-610/2.3-291 nach § 6 Abs. 1
BauGB genehmigt worden.
Darin ist für die Ortschaft Atzmannsricht
ausgeführt:
Die Ortslage Atzmannsricht ist in der
ursprünglichen Fassung des Planes weitgehend
als gemischte Baufläche dargestellt.
Diese Darstellung umfasst bebaute
und nicht bebaute Grundstücke entlang
der örtlichen Straßen in einer Tiefe von
ca. 40 m sowie die gesamte „grüne Mitte“
des Ortes.
Für sonstige Grundstücke und für die
Ortslage Atzmannsricht sind keine Bauflächen
dargestellt. Im Außenbereich sind
neben Flächen für die Landwirtschaft
und für Wald diverse fachrechtliche Vorgaben
(Schutzgebiete, Leitungstrassen
etc.) als nachrichtliche Übernahmen
aufgeführt.
südwestlich von Atzmannsricht
Allgemeines Wohngebiet (WA) 1,35 ha
südöstlich von Atzmannsricht
Dorfgebiet (MD) 0,56 ha
östlich von Atzmannsricht
Dorfgebiet (MD) 0,52 ha + 0,62 ha
westlich von Atzmannsricht
Dorfgebiet (MD) 1,94 ha
westlich von Atzmannsricht
Dorfgebiet (MD) 1,37 ha
24 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Projekt Gemeinschaftshaus
Das Thema Dorfgemeinschaft stellte
immer einen besonderen Schwerpunkt in
Atzmannsricht dar. Konsequenterweise
spielen dorfgemeinschaftliche Projekte
auch eine besondere Rolle. Vorrangiges
Ziel der Atzmannsrichter war es, die dörfliche
Gemeinschaft zu erhalten und zu
stärken sowie nachhaltig dafür zu sorgen,
dass das Leben auf dem Lande auch für
die junge Generation attraktiv ist und
bleibt.
Örtliche Vorgeschichte
Das Fehlen geeigneter Räume für die
Aktivitäten der örtlichen Vereine und für
private Initiativen wurde immer wieder
beklagt. Während die katholische Landjugend
und die freiwillige Feuerwehr insbesondere
einen ausreichend großen Saal
für die Durchführung ihrer jährlich anstehenden
Feste vermissten, stand für den
Dorfverein und die nicht-organisierten
Bewohner die Suche nach alltäglich nutzbaren
Räumen im Vordergrund. Nach
Aufgabe der ersten örtlichen Dorfgaststätte
und dem nur nach Bitten geöffneten
letzten Gasthaus fehlten insbesondere
auch Räume für die Durchführung
größerer Feiern.
Seitens der Katholischen Landjugend
waren in der Vergangenheit bereits
Überlegungen angestellt worden, eine
bestehende Maschinenhalle fest anzumieten
und in einen Saal aus zu bauen.
Die Bestandssituation bietet hierfür zwar
ausreichend Möglichkeit, das angestrebte
Bauvorhaben ließ sich jedoch aus finanziellen
Gründen nicht realisieren.
Mittlerweile wurde die Bedeutung eines
Dorfgemeinschaftsraumes aber auch
von der nicht-vereinsgebundenen Bevölkerung
erkannt worden, so dass aus der
Sicht der Dorfbewohner insgesamt die
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 25
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Errichtung eines multifunktionalen Hauses
angestrebt wurde, in dem sich die
unterschiedlichen genannten Nutzungsansprüche
realisieren lassen.
Leitbild für das Projekt
Für die Darstellung von Lösungsvorschlägen
und Einzelmaßnahmen wurde ein
Leitmotiv vorangestellt, um die Aktivitäten
der Dorfgemeinschaft zu bündeln.
Damit konnte ein thematischer Zusammenhang
unterschiedlicher Maßnahmen
hergestellt werden. Insbesondere lassen
sich daraus auch Prioritäten für die Förderung
der Maßnahmen begründen, um
den gezielten Einsatz von Fördermitteln
zu gewährleisten.
Es ist daher umso bedeutsamer, dass
das Leitmotiv für das Projekt Gemeinschaftshaus
als Resultat der aktiven Mitarbeit
der Bewohnerinnen und Bewohner
Atzmannsricht‘s zustande gekommen
ist. So ist gesichert, dass die Ideen und
Zielsetzungen aus dem Projekt Gemeinschaftshaus
auch als Leitlinie für die
künftige Weiterentwicklung der örtlichen
Gemeinschaft dienen.
Grundlage des Leitmotives sind die in der
Analyse herausgearbeiteten Charakteristika
des Ortes und die bemerkenswerten
Aktivitäten der Dorfgemeinschaft:
Gemeinsames Leben im Dorf
Damit wurde auf das bereits im Rahmen
der ersten Gespräche zur Dorferneuerung
begründete, später im Arbeitskreis
Gemeinschaftshaus und in dem neu
gegründeten Dorfverein vertiefte Bewusstsein
um die Stärken und Entwicklungschancen
der örtlichen Gemeinschaft
abgehoben. Die Erhaltung und Gestaltung
der sozio-kulturellen Strukturen soll
besonderer Schwerpunkt der Erneuerung
Atzmannsrichts und der künftigen Entwicklung
sein. Zugleich wird mit dem Begriff
„Leben“ auf einen steten Wandel der
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Bedingungen auf dem Lande abgehoben.
In diesem Sinne bringt das als A in Dachform
dargestellte Logo des Projektes
Gemeinschaftshaus Atzmannsricht nicht
nur die Durchdringung unterschiedlicher
räumlicher Strukturen im Dorf zum Ausdruck:
Landschaft und Siedlung, Bebauung
und Freiflächen. Vielmehr wird auch
auf die Durchdringung von Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft sowie das
generationenübergreifende Miteinander
von Jung und Alt angespielt. So verstanden
bedeutet „Leben im Dorf“ die stete
Erneuerung auf der Grundlage des Hergebrachten.
Die Erhaltung der beschriebenen
Qualitäten und Charakteristika
ist identitätsstiftender Kern der Dorfgemeinschaft
und diese bildet zugleich die
gesellschaftliche Basis für die Erneuerung
und Entwicklung des Ortes.
Bürgerbeteiligung
Im Sinne eines moderierten Planungsprozesses,
bei dem alle Menschen, die in
Atzmannsricht leben und sich mit dem
Ort verbunden fühlen, beteiligt werden
sollten, hat sich der Dorfausschuss dazu
entschlossen, eine repräsentative Umfrage
zu starten zum Leben im Dorf und zu
den Wünschen der Bürger zu starten.
Im Vordergrund stand hier, herauszufinden,
wie Aufgeschlossen die Bevölkerung
einem Gemeinschaftshaus gegenüber-
26 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
steht.
Diesen Grundsatz verfolgte auch
der Dorfausschuss, als es darum
ging, die Diskussionen nach dem
Wunsch eines Gemeinschaftshauses
in konkrete Bahnen zu lenken.
Meinungsumfrage
Aufbauend aus den Gesprächen
innerhalb einer Ortsversammlung
wurde im Dorfausschuss im
Jahre 2007 der Beschluss gefasst,
durch eine Umfrage ein transparentes,
nachvollziehbares und
belegbares Meinungsbild der Bevölkerung
zu schaffen. Vorrangig
galt die Frage zu klären - wollen
wir ein Gemeinschaftshaus und
wenn ja - wo?
Hierzu wurde ein Fragebogen
ausgearbeitet und ein konkretes
Anschreiben erstellt. Ziel war die
bürgerschaftliche Mitwirkung
und die Einbindung aller Altersgruppen
im Dorf.
Ganz nach dem Motto: „Mitplanen,
mitgestalten, mitwirken!“
Um ein breites Meinungsbild zu
erhalten, wurde dieses Schreiben
samt Umfragebogen zusätzlich
an Vereinsmitglieder der FFW
und KLJB im Umkreis von 10 km
von Atzmannsricht verteilt. Für
minderjährige Kinder bestand für
die Eltern die Möglichkeit, im Sinne
ihrer Kinder das Stimmrecht
auszuüben.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 27
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Umfragebogen Rückseite:
28 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Auswertung der Fragebögen
Nach Rücklauf der Umfragebögen bis
Ende Juni 2007 machte sich Werner Kohl
an die Auswertung der Fragebögen und
erstellte zur Durchsprache und Information
beschreibende Unterlagen.
Insgesamt wurden 183 Umfragebögen
ausgegeben, davon kamen 141 zurück.
Dies entspricht einer Umfragebeteiligung
von 77 %. Aus der Auswertung der Rückgaben
wurde festgestellt, dass 70,2 % der
befragten Personen mit Ja gestimmt haben.
Dies ist als ein klares Votum für das
Projekt anzusehen und stellt eine breite
Basis für die weiteren Arbeiten.
Vereinfachte Dorferneuerung
Bereits 1990 wurde durch den damaligen
Ortsprecher und Gemeinderat Josef
Bäumler die ersten Schritte für eine langfristige
und nachhaltige Dorfentwicklung
eingeleitet.
So wurde unter seiner Amtszeit bereits
ein Dorfausschuss gegründet, welcher
die lnteressensvertretung des Dorfes
bildete und die Aktivitäten bündelte und
steuerte.
Ferner wurden zu dieser Zeit bereits die
ersten Gespräche über eine Dorferneuerung
begonnen. Aufgrund
der vielen positiven Gespräche,
der erfolgreichen
Bürgerbefragung, der vielen
Anregungen aus dem Arbeitskreis
und der Bürgerinformationen
ergab sich ein
großes Handlungspotenzial.
Daher wurde bei der Gemeinde
Gebenbach das
Anliegen vorgebracht, über
eine vereinfachte Dorferneuerung
die Realisierung
der geplanten Maßnahmen
zu fördern. Die Erarbeitung
des Maßnahmenkataloges
fand statt im Rahmen der
Bürgerbeteiligung, sowie
mit der Einbindung der
kommunalen Mandatsträger.
Die Antragstellung durch
die Verwaltung wurde
durch Beifügung von Planungsunterlagen
von Architekt
Markus Rösch vervollständigt.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 29
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Fördervolumen
Nach Einsichtnahme in den Antrag und
die beigefügten Planungsunterlagen
durch die Direktion für Ländliche Entwicklung
des Bezirkes Oberpfalz sowie
nach verschiedenen informativen Gesprächen
wurde der Antrag positiv beschieden.
lm Rahmen der Dorferneuerungsrichtlinien
(DorfR) zum Vollzug des Bayerischen
Dorfentwicklungsprogramms wurde der
Gemeinde eine Bezuschussung von Maßnahmen
bis zu einer Höhe von 250.000
Euro zugesichert.
Die zeitliche Begrenzung der Maßnahmen
wurde für 2015 festgesetzt. Den
einzelnen Realisierungsschritten sind
Prioritäten in der Abarbeitung zugewiesen,
um die beschränkten Ressourcen der
Atzmannsrichter einteilen zu können.
Die Maßnahmen, welche in der vereinfachten
Dorferneuerung für Atzmannsricht
aufgenommen wurden, sind im
30 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Arbeitskreis als Vorschläge erarbeitet
worden.
Anschließend wurden sie in zwei Ortsversammlungen
der Bevölkerung intensiv
diskutiert und verfeinert.
Durch Architekt Markus Rösch vom Architektenbüro
ASP wurden diese dann in einen
Maßnahmenplan zusammen gefasst
und eingereicht.
Dies ist nun Basis und Zielsetzung für die
bereits umgesetzten und künftigen Verbesserungen
in und um Atzmannsricht.
Maßnahmenplan der vereinfachten
Dorferneuerung
1. Gemeinschaftshaus Atzmannsricht
Errichtung eines Dorfgemeinschaftshauses
(Umnutzung eines bestehenden
Stallgebäudes)
2. Dorfplatzgestaltung Atzmannsricht
Umbau und Neugestaltung des Dorfplatzes
von Atzmannsricht
3. Umbau und Neugestaltung Badeweiher
Atzmannsricht
Maßnahmen zur Verbesserung der
Wasserqualität und der Begehbarkeit,
Verbesserung der Freiflächen und der
Sanitären Einrichtungen; Errichtung
eines Beachvolleyballplatzes
4. Sanierung und Instandsetzung der Kirchenmauer
und des Kirchenaufganges
Neuerrichtung eines Geländers
5. Freilegung und Neugestaltung der
Historischen Löschengasse
Rückschneiden des Bewuchses und
Errichtung eines befestigten Weges
mit Entwässerung
6. Rückwärtige Hoferschließung Pfab,
Hirsch, Neuberger
Maßnahmen zur Verbesserung der
Erreichbarkeit eingeengter landwirtschaftlicher
Anwesen
7. Sanierung Feldkreuz oberhalb des Anwesens
Fenk
8. Hinweisschilder zu den jeweiligen
Hausnummern
9. Neupflanzung von Bäumen
10. Buswendeplatz
Befestigung einer Fläche zur Verbesserung
der ÖPNV-Erschließung
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 31
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Integrierte Ländliche Entwicklung
– Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-
Ehenbach (AOVE)
Schon 1990 wurde, ausgehend von
der damaligen 5b-Stelle im westlichen
Teil des Landkreises Amberg-Sulzbach
(Oberpfalz) der Versuch unternommen,
interkommunale Lösungsansätze für
gemeinsame Problemstellungen zu finden.
1993 griff die damalige Direktion für
Ländliche Entwicklung, Regensburg die
Idee wieder auf. Mit zehn Teilnehmergemeinschaften
aus dem östlichen Teil des
Landkreises wurden überörtliche Arbeitskreise
gegründet. Der Strukturwandel in
der Landwirtschaft sowie die Randlage
am Truppenübungsplatz Grafenwöhr und
ungünstige Verkehrsanbindungen an
überregionale Wirtschaftsräume waren
der Auslöser, die Region gemeinsam im
Dialog der 9 Kommunen weiter zu entwickeln.
Unter dem Motto „Vom Standort
zum Bewegungsraum“ schlossen sich die
Kommunen Edelsfeld, Freihung, Gebenbach,
Hirschau, Schnaittenbach und Vilseck
1996 zur Arbeitsgemeinschaft Obere
Vils-Ehenbach nach dem Gesetz über
kommunale Zusammenarbeit zusammen.
Zunächst ehrenamtlich organisiert wurde
1998 die AOVE GmbH gegründet. Von
1998 bis 2008 lagen die neun Kommunen
in der Gebietskulisse des Europäischen
Förderprogramms LEADER. Seit
Ende 2008 ist die Grundlage der Zusam-
menarbeit das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept.
Projektleitbild / Projektkonzeption
Mit einer sukzessiven Anpassung an neue
gesellschaftliche, städtebauliche, naturräumliche
und wirtschaftliche Gegebenheiten
soll der Standort mit Bewegung
weiterentwickelt werden. Sowohl im Regionalen
Entwicklungskonzept (2002 bis
2008) als auch im ILEK (2008 bis 2013)
gilt, dass der Leitsatz „Vom Standort zum
Bewegungsraum“ Wettbewerbsvorteile
bringt, einen konstruktiven Wandel ermöglicht
und soziales Engagement fördert.
Mit dem Integrierten ländlichen Entwicklungskonzept
(ILEK) liegt für die
AOVE-Kommunen eine Grundlage für die
gezielte Einflussnahme auf die Sicherung
der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen
und (kultur-)landschaftlichen Strukturen
im Aktionsgebiet vor. Im ILEK wurde eine
Strategie für die ländliche Entwicklung
der nächsten fünf bis zehn Jahre erarbeitet
und in fünf verschiedenen Handlungsfeldern
und dazugehörigen Projekten
konkretisiert, die jedoch ständig weiterentwickelt
werden. Die nachgenannten
Handlungsfelder greifen ineinander und
sind Teil der regionalen Entwicklungsstrategie
der AOVE und haben auch eine
wertprägende positive Wirkung in Atzmannsricht.
32 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Handlungsfeld Wirtschaft / Landwirtschaft / Regenerative Energien
Gemeinsames Ziel der AOVE-Kommunen ist eine 100 %ige Versorgung mit erneuerbaren
Energien. Zur Erreichung dieser Ziele werden unter dem Motto „Energieregion
AOVE“ folgende Projekte umgesetzt:
Integriertes Klimaschutzkonzept
AOVE-Bürgersonnenkraftwerke GmbH
AOVE- BioEnergie eG
AOVE-BürgerEnergie eG
Frauennetzwerk
Handlungsfeld Natur / Kultur / Tourismus
Der Erhalt des Natur- und Kulturraums an der Oberen Vils und am Ehenbach hat nicht
nur eine ökologische, sondern auch eine kulturelle und ökonomische Dimension und
soll durch eine ausgewogene Inwertsetzung der natürlichen Ressourcen nachhaltig
und dauerhaft sichergestellt werden.
Goldene Straße.
Die Vils – von der Quelle bis zur Mündung
Karpfenland Mittlere Oberpfalz
Qualitätsverbesserung Wanderwege
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 33
Wirtschaftliche Entwicklung und Initiativen
Handlungsfeld Demografische Entwicklung / Soziales
Die Bewältigung des demografischen Wandels erfordert neue
Wege. Unsere Zielsetzungen im Netzwerk der AOVE fokussieren wir dabei auf Themen,
die einen entscheidenden Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit der gesamten Region
haben. Im Rahmen unseres Entwicklungsprozesses haben wir neue Lösungsmöglichkeiten
sowie klare und wirksame Steuerungslogiken erarbeitet.
Alt werden zu Hause
Nachhaltige Lebensräume für Kinder und Jugendliche gemeinsam schaffen
und gestalten
Handlungsfeld Ländliche Entwicklung / Siedlung / Städtebau
Gemäß den Zielen der Dorferneuerung und der Flurneuordnung werden Maßnahmen
zur Sicherung und Weiterentwicklung des Aktionsgebiets als Lebens-, Arbeits-, Erholungs-
und Naturraum umgesetzt.
Boden- und Flächenmanagement
Gewässerentwicklungsplanung für Gewässer III. Ordnung
Interkommunales Ökokonto
34 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Handlungsfeld Interkommunale Zusammenarbeit bei kommunalen Aufgaben
Erklärtes Ziel ist es, die Zusammenarbeit innerhalb der Kommunalverwaltungen und
kommunalen Einrichtungen weiter auszubauen. Folgende Themen stehen dabei im
Mittelpunkt:
Gemeinsame Ausschreibungen
Rekommunalisierung der Straßenbeleuchtung
Klärschlammentsorgung
Interkommunale Jugendpflege (s. o.)
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 35
Soziales und kulturelles Leben
Soziales und kulturelles Leben
Kulturelle Aktivitäten und Höhepunkte im Jahr, ein soziales Miteinander zwischen
den Generationen und den Alt- und Neubürgern, Nachbarschaftshilfe und ein öffentlicher
Raum für Kommunikation lassen ein Dorf zur Heimat werden. Es gilt, alte
ländliche Traditionen zu bewahren oder sie als Veränderung zu begreifen, in dem
sie an die aktuellen Bedürfnisse aller genannten Gruppen angepasst werden. Nur so
entsteht Geborgenheit im Dorf und es bilden sich neue Identitäten.
36 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Aktivitäten der Dorfgemeinschaft
Auch wenn oder gerade weil viele Bewohnerinnen
und Bewohner nur noch im
Ort wohnen und hier nicht mehr arbeiten,
kommt dem Dorfgemeinschaftsleben
eine besondere Bedeutung zu.
Nachbarschaftskontakte und gegenseitige
Hilfsbereitschaft haben sich über die
Zeit erhalten, die dorfgemeinschaftlichen
Aufgaben haben sich zum Teil in Vereinen
institutionalisiert oder werden im privaten
Kreis weitergeführt. Getragen vom
guten Miteinander unter den Vereinen
und Mitbürgern herrscht in Atzmannsricht
ein starkes ,,Wir-Gefühl".
in der Mitte ein kleiner Tellerstein.
Im Innern der Kirche steht der barocke
Hochaltar mit zwei gedrehten, Weinlaub
verzierten Säulen, aus der Zeit um 1650.
In der Mittelnische befindet sich die
bemalte Holzfigur des Kirchenpatrons St.
Wolfgang, in den Seitenteilen die Relieffiguren
von Heinrich „dem Heiligen“ und
Kunigunde (um 1490). Damit kommt die
enge Verbindung zum Bistum Bamberg
zum Ausdruck.
Die Wolfgangskirche
Auf einer Anhöhe steht die Wolfgangskirche,
zu der 31 Stufen vom Dorfplatz hinaufführen.
Die Kirche mit dem mächtigen
25 Meter hohen Turm ist der Typ einer
Wehrkirche. Die Bauzeit ist unbekannt,
dürfte aber in der Übergangszeit vom romanischen
Zeitalter zur Gotik entstanden
sein. Der breite
Gurt am Sockel
des Turms und
das Ostfenster
weisen noch
romanische
Züge auf. Der
obere Teil des
Turms ist gotisch,
ebenso
der Altarraum
mit Rippenkreuzgewölbe.
Die Hohlrippen
des Chorgewölbes
entwachsen
den
Mauerwerken;
An der Seite des Kirchenschiffs steht eine
mannsgroße gotische Christusstatue aus
Sandstein, die wegen der Umwelteinflüsse
1957 von der Außenmauer der Kirche
in das Innere versetzt wurde.
Die Kirche ist der Stolz des Dorfes, die
stets liebevoll vom Mesner und Kirchenvorstand
gepflegt und geschmückt wird.
Neben den Bemühungen, das Gotteshaus
durch gezielte Sanierungsmaßnahmen
zu erhalten kümmern sich die Atzmannsrichter
auch eigenständig um die allgemeine
Reinigung und Pflege durch zu
führen.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 37
Soziales und kulturelles Leben
Seit dem Pfingstmontag 1999 ist die alte
restaurierte Orgel wieder zu hören und
begleitet das Volk beim Gesang.
Die Nebenkirche ohne eigenen Pfarrer ist
von regem religiösem Leben erfüllt.
Allwöchentlich wird am Donnerstag Hl.
Messe gefeiert, zusätzlich an den Hochfesten
jeweils am 2ten Feiertag. Ferner
finden regelmäßig Maiandachten statt,
im Oktober das Rosenkranzgebet. Und es
ist ein alter Brauch, die Sterberosenkränze
für verstorbene Mitbewohner in der
Nebenkirche in Atzmannsricht zu beten.
Solch ein Zusammenhalt tritt noch deutlicher
im Vereinsleben in Erscheinung.
38 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Örtliche Vereine und Gruppierungen
Freiwillige Feuerwehr Atzmannsricht
e.V.
Die Freiwillige Feuerwehr und die Katholische
Landjugend sind wie in anderen
Dörfern der Oberpfalz die beiden traditionell
ansässigen Gruppierungen im Ort.
Die Freiwillige Feuerwehr Atzmannsricht
hat derzeit 38 aktive und 48 passive
Mitglieder, 12 Jungfeuerwehrleute sowie
22 Fördermitglieder. Die Ortswehr verfügt
im Feuerwehrhaus des Dorfes über
einen Geräteraum sowie die brandschutztechnische
Grundausstattung.
Neben Unterrichtsabenden und verschiedenen
Übungen leistet die Feuerwehr
zahlreiche Beiträge zum Dorfgemeinschaftsleben.
Ins besonders werden von
ihren Mitgliedern die jährlich statt findende
Kirchweih, eine Ausflugsfahrt und das
Johannisfeuer durchgeführt.
Nicht nur
aktiver Feuerschutz
wird
betrieben – in
Atzmannsricht
wurde
anlässlich des
100jährigen
Gründungsfestes
im
Jahre 2000
der Nordbayerische
Handund
Druckspritzenwettbewerb
ins Leben gerufen.
Mit dem Spritzenwettbewerb soll vor
allem an die technischen Leistungen
früherer Generationen erinnert werden.
Darüber hinaus soll den Zuschauern
bewusst werden, wie hoch der persönliche
körperliche Einsatz unserer Väter
und Großväter war, um ihren Nächsten in
der Not zu helfen. Sie sich vor allem bei
Bränden Situationen gegenüber, die nur
mit beispiellosem Mut und unter
Einsatz aller verfügbarer Kräfte zu
meistern waren.
Während heute die Feuerwehren
alle Möglichkeiten der modernen
Technik im Fahrzeug- und
Löschwesen für einen raschen
und wirksamen Einsatz zur Verfügung
stehen, wächst zugleich die
Bewunderung für die Handdruckspritzen,
mit denen einsatzfreudige
Mannschaften schon im vorigen
Jahrhundert bemerkenswerte
Leistungen erbrachten.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 39
Soziales und kulturelles Leben
Diesen kulturhistorisch bedeutsamen
Geräten ist der Wettbewerb gewidmet. Er
soll auch dazu anregen, noch vorhandene
alte Handdruckspritzen zu erhalten
und zu pflegen.
Es können alle Feuerwehren aus dem
Nordbayerischen Raum teilnehmen, die
über eine funktionierende Handdruckspritze
verfügen. Der Sieger erhält einen
Wanderpokal in Form eines historischen
Strahlrohres, gestiftet vom ehemaligen
Landrat Dr. Hans Wagner.
Daneben ist die Tatsache zu erwähnen,
dass bereits vor 10 Jahren mit der Jugendwehr
Atzmannsricht eine Gruppe für
12- bis 16-Jährige eingerichtet wurde, an
der ungefähr zehn Jungen und Mädchen
aus Atzmannsricht teilnehmen.
Die Teilnahme an verschiedenen Leistungswettbewerben
ergab auch auf
Kreis- und Bezirksebene viele Erfolge und
Siegerplätze.
40 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Teamgeist, Geschicklichkeit, Schnelligkeit,
Ausdauer und Cleverness waren beim
Feuerwehrjugend-Wettbewerb „Spiel
ohne Grenzen“ zum Feuerwehrjubiläum in
Atzmannsricht gefragt.
Hier lieferten sich die Jugendlichen den
ganzen Nachmittag aufregende Wettkämpfe
und hatten eine Menge Spaß bei
den originellen Spielen. Mit Baumscheiben-
oder Bierkastenstapeln, Sackwerfen,
Schlauchhaspeltragen, Tischtennisballsaugen,
Baumsägen und Schubkarrentransport
meisterten die Jugendlichen
den ersten Schwierigkeitsgrad mit Eifer
und Begeisterung. Das Fassrollen, der
Gummistiefelweitwurf und das Rasenskifahren
verlangten dem Feuerwehrnachwuchs
schon einiges mehr an Einsatz ab.
Zum Schluss waren die Jungs und Mädels
beim Bigbag-Hüpfen noch einmal richtig
gefordert.
Bei der Siegerehrung bestätigten die
Verantwortlichen den Jugendlichen einen
enormen Elan und eine begeisterte Einsatzbereitschaft
beim Wettkampf, womit
sie das gängige Bild von der trägen Jugend
eindeutig widerlegt hätten.
16 Jugendteams aus dem Landkreis und
eine Gastgruppe aus Franken maßen sich
bei 15 anspruchsvollen Spielen. In dem
Wettbewerb sahen sie eine hervorragende
Möglichkeit, sich im Kräftemessen spielerisch
in der Materie Feuerwehr zu bewegen,
nach dem organisatorischen ging es
für die rund 200 Jungs und Mädels von
zwölf bis 18 Jahren auf das Spielfeld.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 41
Soziales und kulturelles Leben
KLJB Atzmannsricht
Die Landjugendgruppe Atzmannsricht
tritt bereits kurz nach Ihrer Gründung
1950 auf dem 1. Bayerischen Landjugendtag
auf dem Zentrallandwirtschaftsfestes
auf. Mit Liedern und Volkstänzen wird
angeknüpft an die alten Traditionen des
Landlebens.
Erstmals wurde in der Nachkriegszeit
auch wieder ein Kirwabaum aufgestellt
und ausgetanzt. Die Landjugendgruppe
führt bereits erste Gruppenstunden ein,
42 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
in denen die Verantwortlichen die regelmäßigen
Aktivitäten besprechen. Es
werden Lieder eingeübt, Ausflüge gemacht,
ein Johannisfeuer entzündet.
Bereits 1959 wurde ein Ortsverschönerungswettbewerb
organisiert unter der
Leitung einer Beraterin vom Landwirtschaftsamts.
Mitorganisator war hier bereits
auch der spätere Mitbegründer des
Wettbewerbes „Unser Dorf soll schöner
werden“ – der ehemalige Bezirkstagsvizepräsident
Josef Stauber als gebürtiger
Atzmannsrichter.
Die Katholische Landjugend, die mit ihren
insgesamt 25 Mitgliedern die kleinere
Gruppierung im Ort bildet, besitzt nach
der Errichtung des Gemeinschaftshauses
nach mehr als 50 Jahren nun mit dem
Gruppenraum ein eigenes Domizil. Dies
fördert noch mehr den eh schon großen
Zusammenhalt der Gruppe und stärkt die
Initiativen und Aktionen.
Die alljährlich Ende Oktober stattfindende
Kirwa (Kirchweih) ist eines der Highlights
im Veranstaltungskalender von
Atzmannsricht. Die Gründe dafür sind
vielfältig. Natürlich geht es wie bei jedem
Fest um Spaß und Feiern. Das besondere
in diesem Zusammenhang ist, dass
an der Kirwa Alt und Jung gemeinsam
feiern, aufbauen, herrichten, mithelfen
und aufräumen. Die Organisation lag vor
Gründung des
Dorfvereins
bereits im
losen Verbund
der Kirwagemeinschaft,
bestehend
aus den drei
Parteien KLJB
Atzmannsricht,
FFW
Atzmannsricht
und dem Ort
Atzmannsricht.
Damit
war fast das
ganze Dorf
eingebunden.
Der Ursprung
der Kirwa liegt
im Weihetag der Filialkirche St. Wolfgang.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 43
Soziales und kulturelles Leben
Um diesen Weihetag herum hat sich die
Tradition der Kirchweih-Feier entwickelt.
Die Kirwa in der heutigen Ausführung
findet an den drei Haupttagen Samstag
bis Montag statt. Die Vorbereitung in
Form von Tanzproben sowie dem Aufbau
bieten jedoch genügend Anlässe für weitere
gemeinsame Aktivitäten und Treffen
bereits im Vorfeld der eigentlichen Kirwa.
Am Samstagnachmittag wird der Kirwa-
Baum aus dem Wald geholt und in einer
gemeinsamen Kraftaktion per Hand aufgestellt.
Dazu trifft sich bereits ein Großteil
des Dorfes am Dorfplatz zum helfen.
Der Abend steht im Zeichen der Jugend,
im Kirwastodl spielt eine Partyband. Der
Sonntag steht im Zeichen der Brauchtumspflege.
Am Vormittag findet der
Kirchweih-Gottesdienst statt. Nach dem
Mittagessen trifft sich das Dorf inklusive
der Freunde und Verwandten wieder am
Dorfplatz um die von den Kirwapaaren
einstudierten Volkstänze zu sehen. Danach
geht es bei gemütlichem Kaffee und
Kuchen sowie verstärkerloser bayerischer
Musik mit alt und jung im beheizten Kirwastodl
weiter. Der Kirwamontag beginnt
mit einem gemeinsamen Mittagessen
im Stodl an dem auch die umliegenden
Firmen, Gewerbebetriebe und Geschäftspartner
der Atzmannsrichter teilnehmen.
Am Abend wird der Kirwa-Ausklang gefeiert
und der Kirwabaum verlost.
Diese Veranstaltung schweißt nach wie
vor die unterschiedlichen Dorfgruppen
und Vereine zusammen. Gemeinsames
Arbeiten und Feiern schafft Verständnis
und Freundschaften. Nicht selten schafft
die Kirwa die Möglichkeit für Neubürger
oder Ortsfremde in die Dorfgemeinschaft
aufgenommen zu werden. Das zeigt sich
an der hohen Zahl an auswärtigen Mitgliedern
in den Vereinen. Atzmannsricht
44 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
finden eben nicht nur die Atzmannsrichter
lebens- und erlebenswert.
Trotzdem steht die Kirchweih hauptsächlich
unter dem Aspekt Traditionspflege,
dies zeigt folgendes Beispiel. In einer
Dorfbefragung wurde vor einigen Jahren
abgefragt, ob aus Gründen der Praktikabilität
die Kirwa in einen wärmeren
Monat verlegt werden sollte. Dies hätte
für alle Beteiligten den Organisationsaufwand
gemindert. Die Atzmannsrichter
entschieden sich dennoch für das traditionelle
Wochenende im Herbst.
Auch alte Bräuche werden von den Jugendlichen
gepflegt – so wird an der
Walpurgisnacht schon mal das eine oder
andere delikate Thema auf humorvolle
Weise ans Licht gebracht – oder wie am
Johannisfeuer mit einem Gottesdienst im
Freien dann als Licht entzündet.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 45
Soziales und kulturelles Leben
Gottesdienst beim Johannisfeuer
Gottesdienstgestaltung beim Johannisfeuer
Maiandacht der KLJB
Grenzhäus‘l zur Walpurgisnacht
Johannisfeuer
46 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Bushäusl-Aktion
Doch nicht nur die Pflege des Brauchtums
wird von der Landjugend betrieben.
Sie engagieren sich auch für die Erhaltung
/ Umgestaltung unseres Dorfes.
Im Zentrum von Atzmannsricht liegt das
„Bushäusl“. Diese Unterstellmöglichkeit
für die Busnutzer gibt es in vielen Dörfern
und zählt zu den öffentlichen Gebäuden.
In den meisten Dörfern hat das Bushäusl
eine ortsprägende Gestaltung, da es in
Form und Größe von den restlichen Gebäuden
abweicht und zentral liegt.
Eine besondere Bedeutung hat und hatte
das Bushäusl für die Atzmannsrichter
Dorfjugend, die durch den täglichen
Schulweg die mit Abstand größte Nutzergruppe
des Busnetzes ist. Noch vor
wenigen Jahren war der „Betonklotz“ ein
wenig ansehnliches und unpassendes
Bauwerk, das nicht nur die Ortsmitte
entwertete, auch die Sitzmöglichkeiten
waren heruntergekommen. Deshalb
entschloss sich 2001 die Dorfjugend im
Rahmen einer 72 – Stunden Aktion in
Eigenleistung das Aussehen komplett
umzugestalten. Die Gemeinde als Partner
stellte die Baumaterialien zur Verfügung,
innerhalb von 3 Tagen entstand
das heutige Aussehen. Gleichzeitig wurde
ein weiterer wünschenswerter Effekt
erreicht, die Jugendlichen kümmern sich
um das Aussehen und die Pflege der
Unterstellmöglichkeit, Vandalismus wird
vorgebeugt. Als dennoch die Farbe der
Verbretterung und der Innenwand nicht
mehr attraktiv waren, machte sich die
nächste Generation der KLJB erneut über
das Bushäul her und wertete es optisch
auf. Belohnt wurde die erneute Eigeninitiative
mit dem Sonderpreis „Bushäusl“
durch den Landkreis Amberg-Sulzbach.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 47
Soziales und kulturelles Leben
Dorfgemeinschaft Atzmannsricht e.V.
Außer diesen
traditionellen
Vereinen ist der
erst im Jahr
2008 gegründete
Verein ,,Dorfgemeinschaft
Atzmannsricht
e.V."
zu nennen. Dieser
ist aus dem
früheren Dorfausschuss und dem Arbeitskreis
Gemeinschaftshaus entstanden und
hatte bei seiner Gründung bereits fast 50
Mitglieder.
Er will sich der Pflege dörflicher Traditionen
und der Förderung der Ortsentwicklung
annehmen und steht als Trägerverein
für die neue dorfgemeinschaftliche
Einrichtungen Gemeinschaftshaus Atzmannsricht
zur Verfügung.
Schwerpunkt der bisherigen Aktivitäten
war die Planung und der Umbau des Gemeinschaftshaus,
wo der Verein die Federführung
in der Realisierung und Koordinierung
der Eigenleistungen hatte. In
über 6000 Arbeitsstunden und mit sehr
hohem Mitteleinsatz konnte in einen
unglaublichen Bauzeit von nur 12 Monaten
der Traum wahr gemacht werden.
Dies gelang nur durch einen unermüdlichen
Einsatz der Mitglieder der Vereine
und der Dorfbevölkerung.
Die Dorfgemeinschaft ist es auch, unter
deren Regie das Maifest am Dorfplatz
stattfindet. Mit Kaffee, Kuchen und bei
frischen Bratwürsten kann so dem Leitbild
„Leben im Dorf“ nachhaltig Ausdruck
verliehen werden.
Spatenstich zum neuen Gemeinschaftshaus August 2010
48 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Seniorenarbeit
Die katholische Landvolkbewegung
bietet in der Pfarrei
im Rahmen der Seniorenarbeit
einen „LEA-Kurs“ an. Unter dem
Motto „Lebensqualität im Alter“
wird in dem Kurs vielfältiges
Training für Körper, Geist und
Seele angeboten.
Einmal in der Woche an 20 Tagen
im Jahr trifft sich die Seniorengruppe
mit einer geschulten
Fachkraft zu einem Konzentrations-
und Gedächtnistraining
– Bewegungsübungen, Singen
und Lachen stehen auf dem Programm.
Dieser Kurs wird in der Pfarrei seit vielen
Jahren angeboten und derzeit von
10 – 14 Frauen besucht. Eine mehrtägige
Busfahrt mit anderen „LEA“-Gruppen aus
der Umgebung wir alljährlich angeboten.
Aus diesen Treffen und den darin Aktiven
hat sich eine Klangbrettgruppe in Atzmannsricht
gebildet. Sechs Frauen gestalten
musikalisch kirchliche Andachten,
abendliche Gottesdienste in der Nebenkirche
St. Wolfgang und singen und spielen
mit Bewohnern von Seniorenheimen
an Seniorennachmittagen.
Das Klangbrett ist ein Zupfinstrument,
welches besonders für ältere Menschen
gedacht ist und auch ohne Notenkenntnisse
leicht erlernt werden kann.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 49
Soziales und kulturelles Leben
Kräuterwanderung
Jährlich am Tag vor Mariä Himmelfahrt,
den 14. August, treffen sich einige Kinder
und Frauen, um Kräuter für die Kräuterbuschen
zu sammeln. Zusammen mit ein
paar erfahrenen Bäuerinnen geht es dann
auf die Suche. Nachdem alle Kräuter
gesammelt wurden, werden sie zu einem
Buschen zusammengebunden, welcher
geweiht wird, um die Menschen und Tiere
vor Krankheiten zu bewahren.
50 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Spielplatz
Ganz bewusst ist als Rückzugsort der
Spielplatz an den nördlichen Rand des
Ortes gelegt worden. In einer Gemeinschaftsaktion
mit der JU wurden vor vielen
Jahren neue Geräte angeschafft und
aufgestellt, die Grünflächen angelegt und
Sträucher geschnitten.
Sportgelände DJK Gebenbach
MGV Gebenbach und Landfrauensingkreis
Weitere Vereinsaktivitäten
Schließlich sind noch andere spezielle
Gruppierungen anzuführen, in denen die
Bewohner Atzmannsrichts sportlichen
oder anderen kulturellen und geselligen
Aktivitäten nachgehen.
Namentlich sind dies der Sportverein DJK
Gebenbach, sowie verschiedene musikalische
Vereine wie MGV Gebenbach und
Umgebung, Landfrauensingkreis und
Blasmusik Gebenbach.
Die aktiven Sänger des Männergesangsvereines
kommen fast zur Hälfte aus
Atzmannsricht, der Viergesang des MGV
wird von 3 Atzmannsrichtern besetzt. ln
den Jugendgruppen dieser Vereine sind
auch zahlreiche Kinder und Jugendliche
aus Atzmannsricht organisiert.
ln allen Vereinen sind Neubürger stets
und gerne Willkommen und werden dadurch
auch in kürzester Zeit in die Dorfgemeinschaft
integriert.
MGV Gebenbach u. Umgebung
Blasmusik Gebenbach
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 51
Soziales und kulturelles Leben
Feuerwehrchor der FF Atzmannsricht
e.V.
Feuerwehrhymne
Als Ehrerbietung an den selbstlosen
Einsatz aller Feuerwehrleute in der Welt
hat die "Altneihauser Feierwehrkapell'n"
aus der bayerischen Oberpfalz eine
klangvolle Feuerwehrhymne komponiert.
Nach Wunsch der Initiatoren soll sich
das Musikstück als Internationale Feuerwehrhymne
etablieren und bei besonderen
Feierlichkeiten als Hommage an alle
freiwilligen Helfer und Berufsfeuerwehren
gespielt werden.
Feuerwehrchor Atzmannsricht
Auch die Feuerwehr Atzmannsricht wollte
diesem Ruf folgen und gründete hierzu
einen eigenen Feuerwehrchor. So wie
es der Leitgedanke der Hymne will, tritt
der Chor an besonderen Feierlichkeiten
der eigenen Wehr auf.
Seit Gründung leitet Christine Hirsch den
Chor. Das ist aber nicht alles, was sie
kann: Sie ist Chorleiterin und Musiklehrerin
in den Fächern Klavier, Gesang, Trompete
und Keyboard. Einen anderen Beruf
als die Musik kann sich Christine Hirsch
gar nicht mehr vorstellen.
So wie die Sängerinnen und Sänger sich
in die Musik einfühlen müssen um sie interpretieren
zu können, wünscht sich die
Chorleiterin auch die Zuhörer des Chores:
offen und interessiert, mit der Bereitschaft
sich berühren zu lassen. „Musik
kann heiter, rührend oder auch ein Trost
sein. Und manchmal darf man auch herzlich
lachen.“
Trotz aller Konzentration sind die Proben
und besonders die Auftritte mit ihr ein
erholsames, entspannendes und ausgesprochen
fröhliches Erlebnis im Alltag
zwischen Arbeit und Einsätzen.
52 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Der Brauch des Ratscheln
Das Ratscheln ist ein alter Brauch, der
schon in einem 1482 in Coburg geschriebenen
Buch erwähnt wird.
Wie lange er in Atzmannsricht schon
gehalten wird, ist nicht nachzuweisen.
Jedenfalls sagen alle „Alten“, dass sie es
schon immer so kennen.
Der Überlieferung zufolge schweigen
nämlich von Karfreitag bis Ostern die
Glocken bzw. deren Zungen, die Klöppel,
da sie alle nach Rom geflogen seien.
Da die Kirchenglocken
zumeist eine festliche
Stimmung ausdrücken,
ist deren Geläute in
der Zeit der Grabesruhe
Jesu nicht angebracht.
Um dennoch
den Dorfleuten das
Angelusläuten nahe
zu bringen, wird um
6 Uhr, 12 Uhr und 18
Uhr mit dem Ratscheln
daran erinnert. Zugleich wurde den Bauern
die Uhrzeit mitgeteilt – denn Uhren
waren damals noch nicht für jeden selbstverständlich.
Dies wurde – und wird – mit
der sogenannten „Ratschel“ gemacht.
Eine Holzkiste mit Kurbel und Hammern,
die von einer Welle mit Ausbuchtungen
geschlagen werden. Und von sogenannten
„Presseln“ – einem durchgebogenen
elastischen Holzbrett, welches über eine
gezackte
Welle getrieben
wird.
Bei uns in
Atzmannsricht
ziehen
die Kinder
beginnend
von der Kirche
durchs
Dorf und
ratscheln
an 7 Plätzen,
damit möglichst
alle
Bewohner
dies auch
hören können.
Ursprüng-
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 53
Soziales und kulturelles Leben
lich waren es nur 9 Ratscheln und den
Burschen vorenthalten, die Kurbeln zu
drehen. Da es in der ersten Hälfte des
letzten Jahrhunderts noch viel mehr
Kinder gab, waren die Rechte für die
Teilnahme am Ratscheln auch sehr streng
geregelt. So durften nur Atzmannsrichter
mitmachen und die Burschen nur jeweils
3 Jahre, damit andere auch dran kommen
konnten.
Zu Beginn der 70er Jahre wurden dann
weitere Rumpeln und Presseln angefertigt,
um mehreren Kindern diesen Brauch
zu erschließen. Mitte der Neunziger wurde
es dann auch den nun mehr akitven
Ministrantinnen erlaubt, am Brauch des
Ratschelns teilzunehmen.
So ziehen die Kinder am Samstagvormittag
nach einem gemeinsamen Frühstück
mit ihren Ratscheln von Haus zu Haus,
„ratscheln“ die Bewohner aus dem Haus
und erhalten als Lohn für ihren Dienst
meist Süßigkeiten und etwas Bargeld. In
früheren Jahren wurden Eier als Lohn von
den Bauern an die Ratschler gegeben, die
dann von den Burschen wieder möglichst
gewinnbringend verkauft wurden.
Die Eier wurden dann auch als Strafzahlung
wieder abgezogen, wenn die
Ratschler nicht auf die Handzeichen des
Vorbeters geachten haben und „drübergeratschelt“
haben. Dieser Teil des Brauches
ist allerdings inzwischen weggefallen.
Es ist für alle Generationen immer eine
große Freude, in den Tagen vor Ostern in
der Gemeinschaft vieler Kinder durch das
Dorf zu ziehen. Neben dem eigentlichen
Zweck des „Gebets-Ratscheln“ kommt bei
den Kindern natürlich auch der Spaß
nicht zu kurz.
Nach dem letzten Ratscheln am Samstagabend
werden die Rumpeln und Presseln
von den Kindern wieder an ihre Besitzer
zurück gebracht, denn diese sind allesamt
in Privatbesitz und werden gut behütet.
54 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Private Aktivitäten
Aufgrund der geringen Größe der Ortschaft
kommt den persönlichen, nicht
institutionalisierten Treffen der Bewohner
von Atzmannsricht besondere Bedeutung
zu. Da die örtliche Gaststätte - vormals
Treffpunkt der Dorfgemeinschaft - nur
noch sporadisch zur Verfügung steht ist
das Gemeinschaftshaus neuer zentraler
Mittelpunkt und Treffpunkt für Jung und
Alt zugleich. Doch darüber hinaus finden
weitere Zusammenkünfte auch in privaten
Anwesen statt.
Unter anderem hat sich die Dorfgemeinschaft
bereits eine Maschinenhalle vor einigen
Jahren, in eine hübsch geschmückte,
teils isolierte Festhalle umgebaut, die
der Eigentümer für Kirchweih, Florianstag
und größeren Veranstaltungen zur Verfügung
stellt.
Besonderes lndiz für die lntensität des
Dorfgemeinschaftslebens ist die rege
Anteilnahme, mit der familiäre Ereignisse
von den Mitbewohnern begleitet werden.
So nimmt bei Jubiläen, runden Geburtstagen
etc., ein Großteil der Einwohner an
den Feiern teil.
Zusammenfassung
Dem Ort Atzmannsricht kann eine besonders
intakte Dorfgemeinschaft und
ein engagiertes Vereinsleben bescheinigt
werden. Wegen der geringen Größe des
Ortes und der Tatsache, dass die Einrichtungen
der Grundversorgung nur zum
Teil hier ansässig sind, sind die Sozialkontakte
zudem gekennzeichnet durch enge
Verflechtungen zu den Nachbarorten,
was insbesondere bei den Kindern und
Jugendlichen zum Tragen kommt.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 55
Soziales und kulturelles Leben
56 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 57
Baugestaltung und -entwicklung
Baugestaltung und Entwicklung
Atzmannsricht ist ein stark durch Landwirtschaft geprägtes Dorf. Das dörfliche Erscheinungsbild
wird maßgeblich durch die bauliche Substanz der aktiven und aufgegebenen
landwirtschaftlichen Hofstellen sowie der landwirtschaftlichen Nutzung des
umliegenden Freiraumes bestimmt. In seiner Grundanlage wurde aber das Dorfbild
vorrangig durch den verheerenden Dorfbrand 1845 geprägt.
58 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Dorfbrand
Am 25. September 1845 ist
das Dorf fast vollständig abgebrannt.
Wie ein Schweinehändler,
der in der fraglichen
Septembernacht im Dorfwirtshaus
mitten im Ort übernachtete,
auf dem Totenbett
aussagte, entstand der Brand
durch seine Fahrlässigkeit mit
dem Feuer.
Alle Anwesen standen seinerzeit
zur besseren Wasserversorgung
am kleinen Dorfbach,
der von Norden nach Süden
läuft, aber heute verrohrt ist.
Das Feuer hatte es bei den
zusammenstehenden, oft
strohgedeckten und vollen
Scheunen leicht, von einem
Gebäude auf das andere überzuspringen.
Alle Gebäude - bis
auf zwei Häuser und der Kirche
wurden ein Raub der Flammen.
Der Wiederaufbau der Anwesen erfolgte
unter unsäglichen Opfern. Die Wohnhäuser
wurden durchwegs unter der
heutigen Bezeichnung „Oberpfäzer Bänderhaus“
erdgeschossig als Einfisthäuser
(Wohnhaus und Rinderstall) errichtet.
Bereits nach der Teilnahme am 5. Bundeswettbewerb
,,Unser Dorf soll schöner
werden“ wurde das Bewusstsein der Atzmannsrichter
geschärft für den langfristigen
Erhalt der Bausubstanz.
Dies führte 1973 zur Aufnahme von Objekten
in die Liste denkmalgeschützter
Objekte des Bayerischen Landesamtes für
Denkmalspflege.
Baudenkmäler Atzmannsricht
D-3-71-123-9 Atzmannsricht 3. Wohnhaus
eines Vierseithofes, 19. Jh., Satteldachbau
mit Putzbänderung.
D-3-71-123-10 Atzmannsricht 13. Wohnstallbau
mit Satteldach, 18. Jh., Holzdecke
im Gastzimmer, Felsenbierkeller.
D-3-71-123-11 Atzmannsricht 15. Halbwalmdachbau,
1. Hälfte 19. Jh.
D-3-71-123-12 Atzmannsricht 18. Halbwalmdachbau,
um 1910.
D-3-71-123-8 Atzmannsricht 24. gotischer
Chorturmbau, Langhauserweiterung
1719; mit Ausstattung.
D-3-71-123-13 Bildstock. bez. 1895, mit
Dreifaltigkeitsbild; an der Straße nach
Krickelsdorf.
D-3-71-123-7 Blöhgarten. 19. Jh.; an der
Straße nach Atzmannsricht.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 59
Baugestaltung und -entwicklung
Restaurierung und Erhaltung der
Wolfgangskirche
Die Nebenkirche St. Wolfgang ist seit
jeher ein großes Anliegen der Dorfbevölkerung.
Über die Jahrhunderte hinweg
wurden ständig aufwändige Bemühungen
unternommen, das Gotteshaus in
einem sehr guten Zustand zu erhalten
und dieses als zentralen Mittelpunkt des
Dorfes zu würdigen.
So können alleine für diese Jahrhundert
folgende Maßnahmen im Überblick ein
Beispiel dafür geben:
◊ 1947 Innenrenovierung der Kirche
◊ Wiederbeschaffung der zweiten Glocke
◊ 1957 Außenrenovierung des Daches
◊ 1962 Neuinstallation elektrischer Anlage
◊ 1964 Anschaffung elektrischen Leutwerkes
◊ 1968 Einbau neuer Kirchenfenster/Türen
◊ 1974 Einbau einer elektrischen Heizung
◊ 1980 Neubau der Sakristei
60 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Zwischenzeitlich hatten viele fleißige
Helfer aus dem Ort die ganze Kirche
ausgeräumt und den Unterbau des Innenraumes
in einer Tiefe von 70 cm
aufgekoffert.
Nach fachmännischem Wiederaufbau
konnte am Kirchweihsonntag 1986 der
Abschluss der Renovierung mit einem
Pontifikalamt gefeiert werden.
1983 wurde an der Nordseite des Kircheninneren
starker Hausschwammbefall
festgestellt. Das Diözesanamt und das
Landesamt für Denkmalspflege, die herbeigezogen
wurden, empfahlen eine
gründliche Sanierung.
In Eigenregie pickelte die Dorfbevölkerung
den steinigen und mit Felsen durchsetzen
Boden auf, legte Drainagen, baute
eine Filterschicht ein und leitete die
Dachabwässer sachgemäß ab. Die gesamte
Freitreppenanlage mit den 31 Stufen
wurde abgetragen und mit heimischen
räthnischem Sandstein wieder erstellt.
Obwohl die Dorfbevölkerung oftmals
über die lange Bauzeit stöhnte, da in der
Kirche keinerlei Gottesdienste gefeiert
werden konnten, freute man sich umso
mehr, als die Restaurierung gelungen war
und die Kirche als
Mittelpunkt des
Ortes in leicht gelben
Farbton wieder
weit ins Land
leuchte.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 61
Baugestaltung und -entwicklung
Gemeinschaftshaus
lm Rahmen der vereinfachten Dorferneuerung
erfolgte die Umnutzung eines leer
stehenden Stallgebäudes in zentraler
Lage in der Dorfmitte anstelle der Errichtung
eines Neubaus.
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach
dem ersten Spatenstich erhielt das Gemeinschaftshaus
der Dorfgemeinschaft
Atzmannsricht den Segen.
In vorbildlicher Art schufen die Atzmannsricht
Bürger aus einem alten
Stallgebäude im Zentrum des Dorfes in
rekordverdächtiger Zeit ein schmuckes
Haus, das zentraler Treffpunkt und Versammlungsraum
für alle Atzmannsrichter
Bürger und Vereine
werden soll.
Ermöglicht wurde die
Baumaßnahme durch
die Förderung der
Direktion für Ländliche
Entwicklung im Zuge
der Dorferneuerung,
durch Zuschüsse von
der Gemeinde Gebenbach
und die großzügige
Unterstützung
zahlreicher Spender.
Die Atzmannsrichter
trugen unter der
Leitung der beiden
Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft,
Werner Kohl und Reinhard
Kraus, rund 6000 Stunden Eigenleistung
bei.
Nachdem die langfristige Nutzung nach
dem Umbau vertraglich durch die Gemeinde
Gebenbach gesichert war und
die Finanzierung stand, wurde Anfang
August 2010 der erste Spatenstich vollzogen.
Danach wurden in unzähligen freiwilligen
Arbeitseinsätzen der Atzmannrichter erst
die Dachbodensanierung in Angriff genommen.
Hierbei wurden die alten Bretter
entfernt, der Fehlboden gereinigt und
62 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
nach der Holzwurmbehandlung ein neuer
Holzbelag aufgelegt.
Weiter ging es im Erdgeschoss mit dem
Entfernen der Scheunentore, der Fenster
und Türen und dann mit massiven technischen
Einsatz und die Freilegung bis auf
Fundamenttiefe im Inneren.
Nach dem Einbau neuer Stahlstützen zur
Sicherung der Statik folgten nach und
nach die Estrichverlegung, der Einbau
von Heizung und Elektrik, diverse Vormauerungsarbeiten
zur Wärmeisolierung
und vielfache Trockenbauarbeiten. Wo
immer es möglich war, erledigten die
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 63
Baugestaltung und -entwicklung
fleißigen Atmannsrichter „Heizelmännchen“
sämtliche Arbeiten für Gottes Lohn.
Doch nicht nur Hand- und Spanndienste
wurden verrichtet, sondern auch mit
Einsatz von vereinseigenen Finanzmitteln
und der zahlreichen Spenden eine funktionelle,
aber ländlich orientierte Einrichtung
angeschafft. Der schmucke Fahnenschrank
in Eigenbau ist neue Heimat für
die erst kürzlich restaurierte Fahne der
Freiwilligen Feuerwehr Atzmannsricht
geworden.
Mit einer feierlichen Einweihung des Gemeinschaftshauses
Atzmannsricht wurde
der erste Abschnitt der vereinfachten
Dorferneuerung am Sonntag offiziell beendet.
Bei Kaiserwetter fand unter großer
Anteilnahme der Bevölkerung die Schlüsselübergabe
und Segnung statt.
Begonnen hat der große Festtag mit
einem Gottesdienst in der Nebenkirche
St. Wolfgang, musikalisch umrahmt vom
Wolfgangschor der Atzmannsrichter unter
der Leitung von Christine Hirsch. Anschließend
fanden sich die vielen Besucher
und Ehrengäste auf dem Dorfplatz
vor dem Gemeinschaftshaus ein. Mit dem
Lied „Dies ist ein großer Tag“ wurden die
Anwesenden auf
den lange herbei
gesehnten Moment
eingestimmt.
Bürgermeister
Peter Dotzler erläuterte
nach seiner
Begrüßung kurz
den Realisierungsprozess
des Gemeinschaftshauses,
lobte die gelungene
wenngleich
kostenintensive
Umnutzung einer
Stallung.
64 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Landrat Richard Reisinger dankte den
„wilden“ Atzmannsrichtern für ihr Engagement
für das Gemeinwohl, verglich sie
mit den Heinzelmännchen verbunden mit
der Aufforderung weiter zu machen.
Leitender Direktor Thomas Gollwitzer
vom Amt für ländliche Entwicklung in
Regensburg vermittelte in seinem Grußwort,
dass in dem hier vollendeten Projekt
sowohl
das Was, als
auch das Wie
es gemacht
wird in seiner
Art mustergültig
und vorbildhaft
ist und
ermunterte
alle, sich weiterhin
in die
Dorfgemeinschaft
einzubringen.
Für den planungsverantwortlichen Architekten
Markus Rösch war es eine angenehme
Pflicht, für so ein schmuckes
Haus an den Bauträger Gemeinde Gebenbach
einen großen Schlüssel für ein
großes Werk zu überreichen. Bürgermeister
Peter Dotzler übergab darauf hin die
Schlüsselgewalt stellvertretend für die
Atzmannsrichter an den Vorsitzenden der
Dorfgemeinschaft
Werner
Kohl. Dieser
bat nach
der Öffnung
der Pforte
BGR Pfarrer
Dr. Josef und
die Gäste ins
Haus, um die
Segnung des
Hauses vorzunehmen.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 65
Baugestaltung und -entwicklung
Dorfplatzgestaltung
Als nächsten Abschnitt der Vereinfachten
Dorferneuerung stand die Umgestaltung
und Teilentsiegelung
des Dorfplatzes
mit Anlage eines
Brunnens und
die Renovierung
des Treppenaufganges
zur Kirche
an. Hierbei ist das
eindeutige Ziel,
das traditionelle
Bild des Dorfes
stärken und zu
verbessern.
Nach der Ausschreibung
der
Maßnahme wurde
nach Frostende
durch die Bauunternehmen
an
mehreren Stellen die vorbereitenden Arbeiten
begonnen. Die alte Teerdecke im
Bereich des Dorfplatzes wurde entfernt,
die Regenwasserkanäle erneuert und
gespült, neue Randsteine gesetzt und für
die Pflasterarbeiten vorbereitet.
Mit altem Großsteinpflaster wurde durch
eine Spezialfirma der Flächenbereich
zwischen Terrasse und Kastanienbaum
mit umgrenzenden Flächen gepflastert.
Ebenso wurde ein Gehweg als Anschluss
zwischen Terrasse und Kirchenaufgang
angelegt – nicht nur verkehrstechnisch
ein Vorteil, sondern auch ein sichtbarer
Hinweis, dass unsere Kirche zum Dorf
gehört.
Noch sind nicht alle Arbeiten abgeschlossen,
so manche Rasenfläche durch die
Arbeiten beschädigt und noch so manches
anzupflanzen. Doch bereits heute
erntet der neu gestaltete Platz viel Lob
und wird einladender Punkt zum Treffen
und Verweilen.
66 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Landschaftsgebundenes Bauen
ihre eigenen Wirtschafts- und Wohngebäude
in einer baulich guten Substanz zu
erhalten. Immer wieder werden Renovierungsmaßnahmen
durchgeführt, werden
energetische Maßnahmen umgesetzt
und optimiert.
Im Rahmen des Wettbewerbes Landschaftsgebundenes
Bauen wurde 1981
das neu errichtete Wohnhaus Bäumler,
Hausnr. 5 in der Oberpfalz mit einem 1.
Preis ausgezeichnet.
Aktives Beispiel ist die Umnutzung einer
ehemaligen Schweinestallung im Nordwesten
des Ortes. Nach der gesundheitsbedingten
Aufgabe des Mastbetriebes
wird nun das Gebäude entkernt, notwendige
Toröffnungen eingebracht und
bauliche Veränderungen durchgeführt.
Als neue Nutzung wird das Gebäude in
einem Teil ein Hackschnitzellager enthalten,
im vorderen – dem Dorf zugewandten
Teil wird eine Werkstatt eingerichtet
und durch den Eigentümer betrieben.
Private Maßnahmen
Doch nicht nur die Maßnahmen im öffentlichen
Bereich sorgen für den nachhaltigen
Erhalt der Bausubstanz. So ist es
auch den Atzmannsrichtern ein Anliegen,
Ein weiteres Beispiel ist das Anwesen
Kellner, hier wird aktuell ein Rinderstall
zu einer Schreinerei umgebaut. Das System
der Gebäudebörse, wie es von der
AOVE empfohlen in Gebenbach gestartet
wurde, hat in Atzmannsricht bereits
20-jährige Tradition. So haben in diesem
Zeitraum 14 ehemalige Stall- und Industriegebäude
durch eigene Umnutzung,
Vermietung oder Verkauf eine neue Verwendung
gefunden.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 67
Grüngestaltung und -entwicklung
Grüngestaltung und Entwicklung
Atzmannsricht verfügt über eine reichhaltige Grünstruktur mit vielen alten, gut erhaltenen
Großbäumen, welche die Dorfgemeinschaft bis heute hegt und pflegt. Sie
beruht meist auf den traditionellen Pflanzungen früherer Generationen. Doch auch
in den heutigen Tagen beweisen die Ortsbürger ein gutes Pflanzengespür und bewahren
sich den grünen Charakter ihres Dorfes.
68 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Kreisbeispiel 1967
Die eigentliche und
bis in die heutige Zeit
reichende Dorfverschönerung
begann 1967,
als Atzmannsricht zum
Kreisbeispiel ausgewählt
wurde. In diesen
beiden Jahren bis 1969
zum Gewinn der Goldmedaile
auf Bezirksebene
im Bundeswettbewerb
„Unser Dorf
soll schöner werden“
wurden entlang der
Straßen Grünstreifen
angelegt, 300 Rosen
und 400 Sträucher gepflanzt.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 69
Grüngestaltung und -entwicklung
Bäume und Sträucher
Ruhebänke bieten Gelegenheit zum Verweilen,
ein Kinderspielplatz in geschützter
Verkehrslage lädt zum Toben ein. Einige
Ecken wurden angepflanzt und viele
kleine Anlagen geschaffen. Großkronige
Eichen, Eschen, Linden und Walnussbäume
stellen zwischen den Dachflächen
netzförmige Bindeglieder zur Landschaft
her, dazu gesellen sich auf den meisten
Anwesen unterschiedliche Obstbäume.
Die ansprechenden Grünstreifen vor den
Häusern beleben den Ort und lassen ihn
nicht als Teerwüste erscheinen. Teilweise
vorhandene Straßenrand- und Fassadenbegrünungen
und ansprechender Blumenschmuck
lockern das Gesamterscheinungsbild
auf.
Nach und nach werden Hofeinfriedungen
und Zäune in landschaftstypischer Form
erneuert und angebracht.
Die efeuberankte Kirchenmauer gibt einer
Vielzahl von brütenden Vögeln Unterschlupf
und wird nach der Sanierung der
Mauer wieder begrünt.
70 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Haus- und Vorgärten
Die zahlreichen Obstwiesen in den teils
hinter den Anwesen liegenden Grundstücken
bieten einen reichhaltigen Übergang
in die Natur und werden von den
Dorfbewohnern gepflegt
und erhalten.
Private Haus- und
Vorgärten sind liebevoll
angelegt und
dienen nicht nur
dekorativer Zwecke.
Die Nutzgärten sind
nach wie vor ein
fester Bestandteil
im bäuerlichen und
dörflichen Leben
und geben neben
ausgeleichender Beschäftigung
auch ein
gesundes Maß an vitaminreicher
Nahrung
für die Anwohner.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 71
Grüngestaltung und -entwicklung
Blumenschuck
Der Blumenschmuck an Häusern und
Gebäuden ist spätestens seit der aktiven
Teilnahme der Ortschaft an den Bundeswettbewerben
„Unser Dorf soll schöner
werden“ in den 60er Jahren nicht nur
gegenseitiger Ansporn, sondern guter
Brauch und Sitte geworden. Jedes
Jahr auf’s Neue blüht es aus Kästen und
Trögen und bereitet neben der Pflegearbeit
auch Freude für die Betrachter.
72 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Öffentliche Flächen
Fürsorglich kümmern sich die Atzmannsrichter
auch um die Pflege der öffentlichen
Flächen. Die Bepflanzung von offenen
Bereichen mit Stauden und Blumen,
das Beschneiden von Gehölzern entlang
der Dorfstraßen, die teilweise vollständige
Pflege der straßenangrenzenden
Grünstreifen – dies alles sind freiwillige
Aufgaben stets unter dem Blickwinkel,
dass Atzmannsricht „unser“ Dorf ist.
Auch die teilweise dorfuntypischen Nadelgehölze
werden seit einigen Jahren
gezielt entnommen u.a. für den jährlich
in der Dorfmitte aufgestellten Christbaum
zur Weihnachtszeit.
ln den Planungen für die Dorferneuerung
ist neben der Freilegung und Neugestaltung
der historischen Löschengasse
mit Rückschneiden des Bewuchses und
Errichtung eines befestigten Weges mit
Entwässerung auch der Umbau und die
Neugestaltung des Badeweihers vorgesehen.
Hier sollen gezielt Maßnahmen zur Verbesserung
der Wasserqualität und der
Begehbarkeit der Freiflächen und der sanitären
Einrichtungen umgesetzt werden.
Als weiterer Punkt ist die Neupflanzung
von 15 Bäumen im Ortsbereich sowie
im Bereich Badeweiher und entlang der
östlichen Ausfahrtsstraße als Allee einge-
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 73
Grüngestaltung und -entwicklung
plant, ebenso
die Errichtung
eines Beachvolleyballplatzes.
Auch finden
sich in Atzmannsricht
noch viele
private Streuobstwiesen
und Obstbäume
vor und
hinter den
Anwesen. Sie
dienten früher
vorrangig
der Grundversorgung
für
die Wintermonaten
(Eigenversorgung) und
wurden trotz der nun ausreichenden
Versorgung über die Supermärkte
nicht voreilig abgeholzt
– sondern weiter gepflegt und
gehegt.
Pflanzaktionen
Private Maßnahmen gehen Hand
in Hand mit den öffentlichen Vorhaben.
So werden verschiedene
Vorgärten gezielt umgestaltet und
mit neuem, dörflichen Grün angelegt.
Neben der Neupflanzung
von einzelnen Bäumen oder der
geplanten Anlage einer Baumallee
in Verlängerung der östlichen
Ausfahrtsstraße ist die Baumspende
von Herrn Landrat Reisinger
bereits fest angewurzelt und treibt
sein grünes Blattwerk zum Himmel.
74 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 75
Grüngestaltung und -entwicklung
76 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 77
Dorf in der Landschaft
Dorf in der Landschaft
Die weitgehend intensiv und gentechnikfrei wirtschaftenden bäuerlichen Betriebe
prägen den Charakter unseres Dorfes und formen das umgebende Landschaftsbild.
Wir wollen den Wert unserer Bauern für den Erhalt unserer Kulturlandschaft herausstellen.
Außerdem ist es uns ein Anliegen, den ländlich geprägten Charakter unseres
Dorfes und des dörflichen Umfelds zu bewahren und dabei ökologisch wertvolle
Kleinflächen zu gewinnen. Sie garantieren den Erhalt seltener Tier- und Pflanzenarten.
78 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Einbindung des Dorfes in die
Landschaft
Atzmannsricht liegt im sanft bewegten
Oberpfälzer Hügel- und Bergland uns
liegt gut geschützt eingebettet in einer
Talmulde. Die Zufahrten nach Atzmannsricht
werden alle von Hecken, kleinen
Bäumen und Sträuchern begleitet. Besonders
die Zufahrt von Kainsricht entlang
der B 299 verläuft entlang von Buschwerk/Niedergehölz
mit Weidensträuchern,
Birkendickicht, Schlehen- und Brombeerbüschen.
In den dichten Sträuchern
finden Füchse, Feldhasen und Vögel
Unterschlupf. Entlang der Gemeindeverbindungsstraße
nach Gebenbach wächst
ca. 1 km lang seit mehreren Jahren eine
beachtliche Lindenallee heran.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 79
Dorf in der Landschaft
3 Tage Zeit für Helden – Badeweiher
als naturnahe Erholungsanlage
Neben der Eigeninitative beim Bushäusl
hat die Dorfjugend auch die Haupt-Freizeitattraktion
im Sommer angepackt -
den Badeweiher am westlichen Ortsrand.
Der Naturweiher wird aus der ehemaligen
Trinkwasserquelle gespeist und wurde
bis vor 10 Jahren von einem Ortsbürger
gepflegt. Die Gemeinde konnte die
den Weiher ein Algenproblem, das bis zur
Sperrung des Weihers führte. Auch hier
zögerte die Jugend nicht lange, wieder
bot sich eine 72 Stunden Aktion an. Im
Rahmen von
„3 Tage Zeit
für Helden“
konnte vom
Bürgermeister
wieder finanzielle
Unterstützung
fürs
Material erlangt werden. Die KLJB und
zahlreiche zusätzliche Helfer aus dem
Dorf konnten innerhalb dieser 72 Stunden
den Grünbewuchs unter Beratung
Pflege aus Zeit- und Kostengründen nicht
aufrechterhalten. Es entwickelte sich
durch den üppigen Grünbewuchs um
80 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Zeitgleich
entstand
ein neuer
Zaun
aus naturnahem
Holz, der den alten Drahtzaun
ersetzte. Die Umkleidekabinen erhielten
eine Komplettsanierung. Angesteckt vom
Engagement der Jugend fanden sich
auch immer wieder andere Dorfbewohner
zum helfen oder mit Brotzeitspenden
am Badeweiher ein.
der Gartenbaubeauftragten im Dorf auf
ein angemessenes Niveau zurücknehmen.
So konnte das Algenproblem gelöst
werden, aber die Sichtschutzfunktion
und der sanfte Übergang am Ortsrand
zur freien Landschaft erhalten bleiben.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 81
Dorf in der Landschaft
82 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
Biotope und seltene Tierarten
Zwergfledermäusen – sie alle freuen sich
über die Nistkästen. Und eine Vielzahl
davon sind auch regelmäßig belegt.
Pflege und Erhaltung von Kulturstätten
Ebenso
wurde
im Bereich
der
nördlichen
Zufahrt
von
der Bundesstraße
eine
Nachbildung
des
historischen
,,Steinernen
Kanapees“ aufgestellt. Das „Steinerne
Kanapee“ wurde 1898 zum Abschluss
der Baumaßnahme der alten kurvenreichen
Strecke der Staatsstraße errichtet.
An der Nord- und Westseite des Dorfes
sind vor rund 15 Jahren im Zuge der
neuen Bundesstraße B 299 4 naturnahe
Feuchtbiotope auf landwirtschaftlich
unbrauchbaren Flächen am Nord- und
Westrand des Dorfes angelegt worden.
Hier wachsen Sumpfpflanzen und Weiden,
als Tiere sind hier Frösche, Kröten
und Lurche zu finden. Zwei der Biotope
sind durch einen Krötenwandertunnel
miteinander verbunden.
Nistkästen
Durch private Initiative wurden bereits
45 Nistkästen im Dorf- und angrenzendem
Gebiet aufgehängt, um Vögeln eine
Brutstätte zu ermöglichen. Ob Sperling,
Kohlmeise – oder die auch noch teilweise
in den Felsenkellern untergekommenen
Es diente oft als Ruheplatz für Jung und
Alt und stand unter einem großen Kastanienbaum.
Es wurde durch Panzer massiv
beschädigt und musste im Zuge des
Sandabbaus weichen.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 83
Dorf in der Landschaft
Nach dem Bau der neuen Bundesstraße
erfolgte die Wiederaufstellung durch die
Ortsbürger in etwa 150 m Entfernung
des alten Standortes. Zur Geschichte des
Kanapees als Ruhestätte der früheren
Fußgänger wurde durch Josef Bäumler
ein Lied getextet.
Waldpflege und Holznutzung
Alle Waldbesitzer im Ort heizen
ihre Häuser mit Holz – entweder
mit Stückholzkessel oder
automatisch mit einer Hackschnitzelheizung.
. So wird
auch das neue Gemeinschaftshaus
von einer erneuerten
Hackschnitzel-Anlage des Vermieters
mit versorgt und sorgt
dank intelligenter Wärmepumpen
und Steuerung zu keiner
nennenswerten Mehrbelastung der Anlage.
Um
Heizöl
zu
sparen
heizen
fast
alle übrigen
Hausbesitzer
mit einer
Zusatzheizung
mit
Holz in
Form eines
Kacheloder
Kaminofens.
Auch die
Bereitung
von Warmwasser
durch Solarenergie
ist stark im Kommen.
Die meisten Waldbesitzer im Dorf sind
Mitglieder einer Waldbesitzervereinigung
(WBV). Sie nehmen die Beratung
und Dienstleistung bei der Pflege und
Durchforstung ihres Waldes in Anspruch.
Die Vermarktung von Stammholz und
Stammholzabschnitten erfolgt über die
Vereinigung.
Die vorhandenen Pflegerückstände können
teilweise nur mit dem Harvester aufgearbeitet
werden, da vielfach die geeigneten
personellen Ressourcen fehlen.
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Nutzung nachwachsender Rohstoffe
– mit PV gegen CO²
Die Südausrichtung vieler Dächer in Atzmannsricht
bietet hervorragende Bedingungen
für den Bau von Solar- und
Photovoltaikanlagen. Dies ist sowohl auf
privaten als auch auf landwirtschaftlichen
Gebäuden realisiert worden. Eine
100%-ige CO2 Vermeidung durch die
Energiegewinnung im Verhältnis zum
Energieverbrauch im Dorf ist wahrscheinlich
schon erreicht, jedoch noch nicht
nachgewiesen.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 85
Dorf in der Landschaft
Umgang mit der Ressource Boden
– Sandabbau
Der Zeitabschnitt des Mittleren Jura wird
auch Dogger oder aufgrund der Gesteinsfärbung
Brauner Jura genannt. Ein weitverbreitetes
Gestein dieser Zeit ist der
Doggersandstein.
Entstehung und Zusammensetzung
Das sandige Material wurde vor etwa
170 Millionen Jahren in einem bewegten
Flachmeer abgelagert. Der Transport erfolgte
aus nördlicher Richtung und verlief
parallel zur ehemaligen Küste. Dabei
wurden die Sandkörner sehr gut sortiert.
Die sehr feinkörnigen Sande haben eine
Korngröße von 0,1 bis 0,2 mm. Das bis zu
80 m mächtige Schichtpaket des Doggersandsteins
besteht aus einer Abfolge von
mehr oder weniger festen Quarzsandsteinen,
lockeren Sanden und dünnen Tonlagen.
Der Sandstein gilt als relativ fossilarm.
Schwerminerale wie Limonit (ein Eisen-
86 | Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach
hydroxid), die das Gestein schlierenartig
durchziehen, verursachen oft eine intensive
Gelbfärbung. Im frischen Zustand
ist der Doggersandstein weißgrau, weist
aber eine intensive braunrote Verwitterungsfarbe
auf. Die Umlagerung und
Anreicherung der Eisenminerale führte
örtlich zur Bildung von Erzlagerstätten im
Doggersandstein.
Bei Pegnitz wurden diese Doggererze bis
1967 im Untertagebergbau abgebaut. Der
Doggersandstein bildet die bewaldete
Steilstufe der Umrandung des Hahnbacher
Beckens. Im Bereich Atzmannsrichter
Berg und Süßer Berg stehen heute nur
noch die Schichten des Unteren Doggersandstein
an, der hier eine Mächtigkeit
von 20 bis 25 Meter erreicht. Der obere
Doggersandstein fiel bereits der Abtragung
zum Opfer. Die Sandgruben am
Atzmannsrichter Berg zeigen ein buntes
Farbspektrum von weiß, gelb, ocker, rosa
bis violett.
Die tieferen Bereiche des Doggersandsteins
wurden vor etwa 20 Millionen
Jahren im
Miozän (eine
Stufe des
Neogen, früher
Jungtertiär
genannt)
durch saure
Braunkohlewässer
gebleicht.
Diese
stammen aus
einem nordwestlichen
Seitenast der
Ur-Naab, der
bis in den
Raum Vilseck
reichte.
Verwendung
Früher waren die gelbbraunen Sandsteine
wegen ihres teils dickbankigen
Vorkommens als Bausteine beliebt. Ein
schönes Beispiel ist das Kirchenschiff der
Mariahilfberg-Kirche in Amberg. Heute
werden die Quarzsande des Braunen
Jura in mehreren Gruben am Süßer und
Atzmannsrichter Berg sowie östlich von
Großschönbrunn abgebaut.
Die Sande werden überwiegend in der
Glasindustrie zur Herstellung von Flachglas
verwendet. Auch bei der Herstellung
von Fliesenkleber, Spachtelmasse und
Feinputz bilden die Sande einen Grundbzw.
Zusatzstoff. Ein weiterer Teil findet
Verwendung als Formsand in Gießereien.
Für die Sandabbaugebiete im Norden
des Ortes wurde bereits vor einigen Jahren
gemeinsam mit der Abbaufirma ein
langfristiges Konzept zum Rückbau der
Abbaustätten und der künftigen Nutzung
erarbeitet.
Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 87
Dorf in der Landschaft
Landschaftspflegerische Maßnahmen
- Wegebaugemeinschaft
Eine dorfeigene Wegebaugemeinschaft
konnte heuer mit Eigenmitteln der Wegebaukasse
einen Großteil der Wege
neu aufschottern. 50 % des jährlich
ausgezahlten Jagdpachtes werden auf
Beschluss der Waldbesitzer für den Wegebau
verwendet. So zahlt jeder Landwirt
jährlich 6 Euro/ha von ihrem Jagdpachtschilling
in eine Wegebaukasse ein. Mit
Hilfe eines hydraulisch gesteuerten Planierschild
am Schlepper werden die Feldwege
abgehobelt, planiert und Schotter
eingebaut.
So wurden 2011 900 to Mineralbeton auf
den Wegen verteilt und so einen optimalen
Zustand für die land- und forstwirtschaftliche
Nutzung sicher gestellt. Diese
Eigeninitiative des Dorfes wird auch
durch die Gemeinde unterstützt.
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Erläuterungsbericht Atzmannsricht - Gemeinde Gebenbach | 89
So erreichen Sie uns
Per Auto:
Sie erreichen uns über die Autobahnen A93 (Regensburg
- Hof) Ausfahrt Wernberg Köblitz bzw.
über A6 (Nürnberg - Amberg) Ausfahrt Amberg
Ost.
Atzmannsricht liegt ca. 12 km nördlich von
Amberg an der Bundesstraße B 299 (Amberg
- Grafenwöhr) und ist auch über Gebenbach
an der Bundesstraße 14 (Sulzbach-Rosenberg -
Hirschau - Wernberg) erreichbar.
Per Flugzeug
Die nächsten Flughäfen sind der Flughafen
Nürnberg (weiter per Auto über A6 nach Amberg)
sowie München (weiter per Auto über A9
/ A93).
Per Bahn
Die nächsten Zielbahnhöfe liegen in Amberg,
Sulzbach Rosenberg sowie Vilseck.
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