Rundbrief Bauernhöfe statt Agrarfabriken 1.5.2011 - BÜNDNIS 90 ...
Rundbrief Bauernhöfe statt Agrarfabriken 1.5.2011 - BÜNDNIS 90 ...
Rundbrief Bauernhöfe statt Agrarfabriken 1.5.2011 - BÜNDNIS 90 ...
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Proplanta ® | 26.04.2011 |<br />
Agrarpolitik<br />
>><br />
Deutschland<br />
AbL: Immer mehr niedersächsische Landkreise gegen <strong>Agrarfabriken</strong>-Flut<br />
Bienenbüttel - Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat<br />
darauf hingewiesen, dass immer mehr niedersächsische Landkreise deutliche<br />
Maßnahmen gegen die Genehmigung von agrarindustriellen<br />
Großmastanlagen ergreifen.<br />
Die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta hätten bereits einen<br />
Genehmigungsstopp für Anträge ohne Brandschutzkonzepte für die<br />
Evakuierung der Tiere ausgesprochen und auch für Neuanlagen in<br />
500 Meter Nähe zur Wohnbebauung ohne Keimschutzgutachten.<br />
Auch die Region Hannover verlange ausführliche<br />
Brandschutzkonzepte, der Landkreis Aurich erlaube keine<br />
gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage mehr.<br />
Nunmehr habe auch der Landkreis Diepholz angesichts der „steigenden Anzahl von<br />
Anträgen zur Errichtung von Intensivtierhaltungsanlagen“, „zunehmenden Bürgerprotesten“<br />
und bisher „eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten“ die Möglichkeit beschlossen,<br />
oberhalb folgender „Aufgreifschwellen“ auch Raumordnungsverfahren durchzuführen:<br />
85.000 Geflügelmastplätze, 60.000 Putenmast- oder Hennenplätze, 85.000<br />
Junghennenplätze, 3.000 Schweinemastplätze, <strong>90</strong>0 Sauenplätze, 9.000<br />
Ferkelaufzuchtplätze, 800 Rinderhaltungsplätze, 1.000 Kälberplätze und 1.000<br />
Pelztierplätze. Die AbL begrüßte diesen Beschluss, weil dem Kreis damit deutlich bessere<br />
Instrumente gegen die geplante 3.200er-Milchviehanlage in Barver zur Verfügung stünden,<br />
gegen die sich auch Agrarminister Lindemann deutlich positioniert habe.<br />
Auch der der Landkreis Cloppenburg genehmige neue Stallbauten mit mehr als 2.000<br />
Schweinemast- und mehr als 750 Sauenplätzen nur noch mit Abluft-Reinigungsanlagen.<br />
Auf der Grundlage des geltenden Bau- und Immissionsschutzrechts, so Landrat Eveslage,<br />
sei der Landkreis als Genehmigungsbehörde verpflichtet, durch geeignete Maßnahmen<br />
schädliche Umwelteinwirkungen sowie erhebliche Belästigungen für Allgemeinheit und<br />
Nachbarschaft zu verhindern. Er empfahl Städten und Gemeinden, ihre<br />
Steuerungsmöglichkeiten über die Bauleitplanung zu nutzen, um Stallbauten in freier<br />
Landschaft zu verhindern.<br />
Der Niedersächsische Landkreistag habe mittlerweile vom Land eine Neuregelung beim<br />
Bau von neuen Tierställen eingefordert. In Regionen wie dem Nordwesten sei die objektive<br />
Grenze des Möglichen erreicht. Außerdem nehme die Akzeptanz für bestimmte Arten von<br />
Tierhaltungsanlagen in weiten Teilen der Bevölkerung ab. Das geltende Recht biete keine<br />
hinreichenden Möglichkeiten zur Grenzziehung. Die Landkreisversammlung forderte vom<br />
Land Niedersachsen konkrete Vorgaben für die Genehmigung und den Bau von
Land Niedersachsen konkrete Vorgaben für die Genehmigung und den Bau von<br />
Großmastanlagen. Auch der Bund müsse das Baurecht ändern.<br />
Nach Einschätzung der AbL reagiere Ministerpräsident McAllister bereits auf diese Lage:<br />
Er habe es in einer Rede vor Junglandwirten im emsländischen Lingen als fraglich<br />
bezeichnet, ob die gegebenen Steuerungsmöglichkeiten in Sachen Mastställen noch<br />
ausreichten. Das Vorgehen des Landkreises Emsland sei „in der gegebenen Situation nicht<br />
zu beanstanden“. Er warf die Frage auf, ob die Privilegierung für großgewerbliche<br />
Tierhaltungsanlagen eingeschränkt werden müsse. Landwirtschaftliche Anlagen mit<br />
ausreichender Futtergrundlage oder in Größenordnungen, die „als Betriebszweig<br />
problemlos betrieben“ werden könnten, stünden nicht zur Diskussion.<br />
AbL-Sprecher Eckehard Niemann forderte die Landesregierung auf, landesweit gegen den<br />
Neubau von <strong>Agrarfabriken</strong> oberhalb der vorhandenen Grenzen des Bundes-<br />
Immissionsschutz-Gesetzes vorzugehen (1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 20.000<br />
Geflügelplätze). Gleichzeitig müssten über neue Nutztierhaltungs-Verordnungen die<br />
Forderungen der EU-Richtlinien nach einer artgerechten Haltung mit genügend Platz auf<br />
Stroh und ohne Tierverstümmelung endlich durchgesetzt werden. Ein Programm für den<br />
Umbau auf solche Haltungsformen und auf Auslaufhaltung stehe auf der Tagesordnung.<br />
Niedersachsen solle seinen Einfluss nutzen, um solche Regelungen auch bundes- und EUweit<br />
auf den Weg zu bringen, zum Beispiel im Rahmen der EU-Agrarreform.<br />
Eine solche Beschränkung der Tierhaltung allein auf mittelständische bäuerliche Strukturen<br />
liege auch im Interesse der allermeisten Landwirte, weil dadurch die überschussproduzierende<br />
Konkurrenz der Agrarindustrie ausgeschaltet werde, weil durch die<br />
Mengenreduzierung viel Spielraum für faire Erzeugerpreise geschaffen würde und weil<br />
dadurch eine gesellschaftlich akzeptierte Tierhaltung entstünde. (AbL)<br />
Pressemitteilung AbL<br />
Lindemanns Tierschutzplan auf der Suche nach Rechtfertigung<br />
agrarindustrieller Haltungsmethoden<br />
Als Ausweich-Versuch vor einer klaren Weichenstellung für eine artgerechte<br />
Tierhaltung in bäuerlichen Strukturen bewertet die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche<br />
Landwirtschaft (AbL) den neuen Tierschutzplan des niedersächsischen<br />
Agrarministers Lindemann. „Wer es ernst meint mit einer tiergerechten<br />
Nutztierhaltung“, so AbL-Sprecher Eckehard Niemann, „der muss den Tieren vor<br />
allem und rasch genügend Platz, Auslauf und Haltung auf Stroh sichern.“ Genau<br />
diese Haltung aber sei ausschließlich in mittelständischen bäuerlichen Strukturen<br />
möglich und nicht in <strong>Agrarfabriken</strong>.<br />
Die jahrzehntelangen Erfahrungen von Bauern mit einer artgerechten Tierhaltung<br />
belegten, dass dann ein Amputieren der Schnäbel oder der Ringelschwänze<br />
überflüssig sei. Die Hühner, Puten und Schweine würden sich vor allem bei Streß<br />
gegenseitig verstümmeln, deshalb müsse die Qual-Haltung der Hühner auf eigenem<br />
Kot und die strohlose Enghaltung der Schweine auf Betonspalten nun rasch beendet<br />
werden. Umso unverständlicher sei, dass in Lindemanns Tierschutzplan der Auslauf
der Tiere, der Weidegang der Kühe und eine Größenbegrenzung der Ställe mit<br />
keinem einzigen Wort vorkomme und die Sicherung von genügend Platz für die Tiere<br />
lediglich am Rande thematisiert werde.<br />
Wenn Minister Lindemann zunächst noch viele Jahre für angeblich notwendige<br />
Untersuchungen anberaume, dann diene dies nicht nur der Verzögerung dieser<br />
überfälligen Maßnahmen. Lindemann und die Agrarindustrie suchten verzweifelt<br />
nach Möglichkeiten, wie man eine halbwegs vorzeigbare Tierhaltung auch in<br />
agrarindustriellen Dimensionen irgendwie realisieren oder aber die bisherige<br />
Qualhaltung in <strong>Agrarfabriken</strong> als „alternativlos“ rechtfertigen könne. Der an sich<br />
richtige Hinweis auf die langfristige Bereitstellung neuer Zuchtlinien diene hier nur<br />
dieser Verzögerung und Rechtfertigung: Es fehlten jegliche konkrete Maßnahmen zur<br />
Beendigung der einseitigen Qualzucht sowie zur Züchtung von Zweinutzungsrassen<br />
und damit der Beendigung des milliardenfachen Tötens aller männlichen Küken in<br />
der Legehennenzucht.<br />
Die AbL forderte Minister Lindemann dazu auf, sich vom „unseligen Lobby-Filz von<br />
Geflügelkonzernen, Agrarindustrie und Bauernverbandsspitze“ frei zu machen,<br />
unverzüglich ein massives Umbauprogramm für eine artgerechte Tierhaltung in<br />
mittelständischen bäuerlichen Strukturen auf den Weg zu bringen und sich für die<br />
europaweite Verankerung entsprechender Maßnahmen in der anstehenden EU-<br />
Agrarreform einzusetzen. Dies erwarteten die allermeisten Bauern, Verbraucher und<br />
Wähler von einem „Neuen Tierschutzplan“, der diesem Namen auch gerecht werde.<br />
2.695 Zeichen 21.4.2011<br />
Hamburger Abendblatt<br />
28.4.2011<br />
Niedersachsen<br />
Einschränkungen für Landwirte geplant<br />
(abendblatt.de)<br />
Landwirtschaftsminister Lindemann rüttelt an Bauprivileg. Agrar-Unternehmen dürfen bald<br />
nicht mehr Gebäude errichten, wie sie wollen.<br />
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) leitet einen Kurswechsel in<br />
der Agrarpolitik ein. Nach Abendblattinformationen kündigte er Einschränkungen für die<br />
Agrarindustrie in Problemregionen an. Für sie soll künftig das Bauprivileg nicht mehr<br />
uneingeschränkt gelten. Das heißt: Die Unternehmen dürfen nicht mehr ungebremst Gebäude<br />
errichten. Gegen den Trend zu Monokulturen – die „Vermaisung“ ganzer Landstriche –<br />
wegen des Futterbedarfs für die stark wachsende Viehwirtschaft sowie für Biogasanlagen<br />
setzt Lindemann auf unverhohlenen Druck: Wer die Fruchtfolge nicht einhält, dem will er<br />
Subventionen streichen, der Neubau von Biogasanlagen soll durch neue gesetzliche Auflagen<br />
gebremst werden.<br />
Derzeit versuchen viele Landkreise, sich gegen neue Großställe mit Auflagen etwa für mehr<br />
Brandschutz oder die Reduzierung von Geruchsbelästigung zu wehren. Nun arbeitet das
Ministerium an einer Initiative für die Änderung des Baugesetzbuchs. Eingeführt werden soll<br />
eine Obergrenze für den Viehbesatz. Wo die überschritten wird, sollen Kreis- und<br />
Gemeindetage großgewerbliche Ansiedlungen verhindern können.<br />
Im Landkreis Diepholz etwa plant ein Bauer eine Stallanlage für 3200 Milchkühe.<br />
Lindemann, von der Opposition bei Amtseinführung als Lobbyist für die Agrarindustrie<br />
kritisiert, grenzt sich von solchen Projekten deutlich ab: „Das ist eine Dimension, die mit<br />
bäuerlicher Landwirtschaft nichts mehr zu tun hat“. Die Grenze zwischen bäuerlicher<br />
Landwirtschaft und <strong>Agrarfabriken</strong> zieht er deutlich: „Großgewerbe beginnt für mich<br />
bei neuen Ställen mit 40 000 Stück Federvieh, 2000 Mastschweinen oder 800 Kühen.<br />
29. April 2011, 06:00 Uhr<br />
Niedersachsen setzt Agrarindustrie Grenzen<br />
Ludger Fertmann<br />
Minister Gert Lindemann will unter anderem Bau neuer Großmastanlagen verhindern<br />
Hannover. Jahrzehnte hat Niedersachsen auf den ungebremsten Ausbau der Landwirtschaft<br />
gesetzt, jetzt leitet der neue Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) einen<br />
vorsichtigen Kurswechsel ein. Im Gespräch mit dem Abendblatt kündigt er Einschränkungen<br />
für die Agrarindustrie in Problemregionen an. Für sie soll künftig das Bauprivileg<br />
eingeschränkt werden. Das heißt: Die Unternehmen dürfen nicht mehr ungebremst und<br />
unkontrolliert Gebäude errichten. Gegen den Trend zu Monokulturen - die "Vermassung"<br />
ganzer Landstriche - wegen des Futterbedarfs für die stark wachsende Viehwirtschaft sowie<br />
für Biogasanlagen setzt Lindemann auf unverhohlenen Druck: Wer die Fruchtfolge nicht<br />
einhält, dem will er Subventionen streichen, der Neubau von Biogasanlagen soll durch neue<br />
gesetzliche Auflagen gebremst werden.<br />
312 000 Einwohner, aber über 33 Millionen Stück Federvieh, gibt es im Landkreis Emsland,<br />
im benachbarten Kreis Cloppenburg kommen auf 157 000 Einwohner mehr als 1,6 Millionen<br />
Schweine. "Hier werden die Grenzen der Akzeptanz erreicht und überschritten", beschreibt<br />
Lindemann die Situation in Teilen der Region Weser/Ems, die gerne als Deutschlands<br />
Fleischtopf tituliert wird. Derzeit versuchen sich die Landkreise gegen neue Großställe mit<br />
Auflagen etwa für mehr Brandschutz oder die Reduzierung von Geruchsbelästigung zu<br />
wehren. Nun arbeitet das Ministerium an einer Initiative für die Änderung des<br />
Baugesetzbuchs. Eingeführt werden soll eine Obergrenze für den Viehbesatz. Wo die<br />
überschritten wird, sollen Kreis- und Gemeindetage großgewerbliche Ansiedlungen<br />
verhindern können.<br />
Im Landkreis Diepholz etwa plant ein Bauer eine Stallanlage für 3200 Milchkühe.<br />
Lindemann, von der Opposition als Lobbyist für die Agrarindustrie kritisiert, grenzt sich von<br />
solchen Projekten deutlich ab: "Das ist eine Dimension, die mit bäuerlicher Landwirtschaft<br />
nichts mehr zu tun hat." Die Grenze zwischen bäuerlicher Landwirtschaft und <strong>Agrarfabriken</strong><br />
zieht er deutlich: "Großgewerbe beginnt für mich bei neuen Ställen mit 40 000 Stück<br />
Federvieh, 2000 Mastschweinen oder 800 Kühen."<br />
Durch den andauernden Boom der Landwirtschaft gibt es in der Region Weser/Ems in weiten<br />
Teilen annähernd Vollbeschäftigung mit Arbeitslosenquoten unter fünf Prozent. Aber die
Region Weser-Ems hat auch große Probleme mit der hohen Viehdichte: die Zunahme von<br />
Monokulturen mit Mais als Futter für die Tierproduktion und Rohstoff für die aus dem Boden<br />
schießenden Biogasanlagen. Lindemann plädiert deshalb für eine schnelle Änderung des<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG): "Hier gibt es akuten Handlungsbedarf, um die<br />
Beschickung der Anlagen mit Mais einzuschränken."<br />
Damit nicht genug, Lindemann will außerdem die Förderung für Biogasanlagen ohne<br />
Kraftwärmekopplung drosseln: "So können wir steuern, dass die Biogasanlagen sich über die<br />
Regionen vernünftiger verteilen." Aber selbst das reicht dem Minister nicht aus: "Ein<br />
Landwirt, der permanent Mais anbaut, betreibt keine ordnungsgemäße Landwirtschaft mehr -<br />
es fehlt die Fruchtfolge." Genau an diese "gute fachliche Praxis" aber sind die<br />
Direktzahlungen der EU für die Bauern gebunden. Hier will Lindemann ansetzen: "Es muss<br />
zu erheblichen Kürzungen der Direktzahlungen kommen, und bei derzeit über 300 Euro je<br />
Hektar sind solche Kürzungen geeignet, die Vorteile aus der Biogasanlage und der<br />
ausgedehnten Tierhaltung gegen null zu drücken."<br />
Dass sich in der Region Weser-Ems Widerstand gegen neue <strong>Agrarfabriken</strong> regt, kann<br />
Lindemann "gut verstehen". Aber kein Verständnis hat er für die Proteste gegen den Bau<br />
eines Großschlachthofs in Wietze bei Celle und den Versuch, dort Bauern als Lohnmäster zu<br />
gewinnen: "Dieses Projekt entsteht in einer Region mit sehr geringer Nutztierhaltung, hier<br />
halte ich neue Ställe für verträglich und sogar wünschenswert." Deutschland importiere<br />
immer noch in großem Maßstab Geflügel, diese Wertschöpfung sollte hier <strong>statt</strong>finden: "In<br />
Regionen, in denen derzeit der Ackerbau eindeutig dominiert, ist das eigentlich nur eine<br />
Rückkehr zu den Wurzeln der Landwirtschaft mit Ackerbau und Nutztierhaltung."<br />
Weltweit steigt die Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Niedersachsen wird davon nach<br />
Einschätzung von Lindemann profitieren: "Unsere Landwirtschaft geht guten Zeiten<br />
entgegen, aber muss sich auch auf stark schwankende Preise und veränderte<br />
Fördermechanismen einstellen." Die Bedeutung der Branche werde aber sogar noch größer<br />
werden. "Der Anteil der Landwirtschaft an der Wertschöpfung in Niedersachsen wird weiter<br />
wachsen." Kurz vor Ostern hatte Lindemann bereits einen neuen Tierschutzplan angekündigt.<br />
http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/VERDENER-<br />
NACHRICHTEN/360229/Resolution-gegen-industrielle-Tierhaltung-in-Arbeit.html<br />
Bund soll das Baugesetz ändern: Privilegierung für große gewerbliche Anlagen<br />
gehört abgeschafft, fordert der Verdener Kreistag<br />
- 14.04.2011<br />
Resolution gegen industrielle Tierhaltung in Arbeit<br />
Von Johannes Heeg<br />
Landkreis Verden. Für den Bau von großen bis gigantischen Tiermastanlagen soll es künftig<br />
höhere Hürden geben. Das ist der Kern einer "Resolution zur Entwicklung und Struktur der<br />
Landwirtschaft im Landkreis Verden", die der Verdener Kreistag beschließen will. Damit<br />
reagiert die Politik auf Pläne für zwei Mastställe im Landkreis Verden, in denen 6000<br />
Schweine beziehungsweise 100000 Hähnchen gehalten werden sollen (wir berichteten).<br />
Weil Appelle allein nichts nützten, müssten die Gesetze zum Tierschutz und zum<br />
Planungsrecht geändert werden. Der Bundesgesetzgeber solle im Baugesetzbuch die<br />
Privilegierung von gewerblichen Tierhaltungsanlagen von deren Größe abhängig machen, so
wie das bei Biogasanlagen bereits der Fall sei. Anlagen, die eine bestimmte Größe<br />
überschreiten, hätten dann keinen automatischen Genehmigungsanspruch mehr, sondern<br />
bedürften einer gemeindlichen Planung. Zudem schlägt der Kreistag dem Bund vor, die<br />
Grundlagen für die immissionsschutzrechtliche Beurteilung zu ändern: Künftig solle nicht<br />
mehr entscheidend sein, was bei den Nachbarn an Staub, Keimen und Gestank ankomme,<br />
sondern was den Stall verlasse.<br />
Ganz abschaffen wolle der Kreistag die Privilegierung aber nicht, weil das wiederum die<br />
bäuerlichen Strukturen gefährden würde. Gerade kleine und mittlere Betriebe, die nur über<br />
wenig Flächen verfügten, beriefen sich gerne auf das Privileg, im Außenbereich bauen zu<br />
dürfen. Bei einer Betriebsgröße von 80 Hektar dürften demnach 24000 Legehennen oder 1400<br />
Schweine gehalten werden.<br />
Vom Land fordert der Kreistag, es möge mit klaren Aussagen einheitliche Maßstäbe für den<br />
Brandschutz schaffen. Zudem müsse das Land stärker kontrollieren, ob seine Auflagen zum<br />
Tier-, Arbeits- und Umweltschutz eingehalten werden.<br />
Wegen der beiden konkreten und möglicherweise noch weiterer Großprojekte, die der<br />
Landkreis nicht aus weltanschaulichen oder ethischen Gründen ablehnen dürfe, drohe die<br />
Akzeptanz der Nutztierhaltung in der Bevölkerung deutlich zu sinken, heißt es in dem vier<br />
Seiten umfassenden Papier, das Landrat Peter Bohlmann aus den Resolutionsentwürfen von<br />
SPD, Grünen und CDU zusammengestellt hat.<br />
Der Kreistag lehne derart große Anlagen ab, da sie nichts mehr mit bäuerlicher<br />
Landwirtschaft zu tun hätten, heißt es im Resolutionsentwurf. Der Schutz der Bürger und der<br />
Natur vor schädlichen Einwirkungen, der Klimaschutz und der Tierschutz seien<br />
Verpflichtungen im kommunalen Handeln. Weitere Mastanlagen, in denen Tiere in ethisch<br />
nicht verantwortbar großer Zahl gehalten würden oder von denen schädliche Emissionen<br />
ausgingen, seien nicht akzeptabel.<br />
Gleichwohl habe der Landkreis Verden ein elementares Interesse an einer stabilen Land- und<br />
Forstwirtschaft. Artgerechte Haltung von Nutztieren müsse heute aber nach dem Prinzip der<br />
Nachhaltigkeit erfolgen. Bäuerliche Familienbetriebe mit ihrem "Denken in Generationen"<br />
wirtschafteten in der Regel nach diesem Prinzip. Dies rechtfertige auch die Subventionen, mit<br />
denen die EU die wirtschaftliche Benachteiligung im Vergleich zu einer wenig<br />
umweltgerechten Landnutzung in vielen anderen Ländern kompensiere. Um die erwünschten<br />
bäuerlichen Strukturen zu erhalten, fordert der Kreistag alle politisch Verantwortlichen im<br />
Landkreis auf, die demokratischen Möglichkeiten zu nutzen, um den Bau von industriellen<br />
Tierhaltungsanlagen zu verhindern.<br />
KREISZEITUNG<br />
Landrat Bohlmann und Verwaltung versuchen Fraktionen unter einen Hut zu kriegen<br />
Kreistag: Resolution zu Massentierhaltung<br />
14.04.11|Langwedel|
Landkreis Verden - (jw) · Bekommt man im Kreisauschuss und im Kreistag eine gemeinsame<br />
Resolution aller Fraktionen „zur Struktur der Landwirtschaft im Landkreis Verden und zu<br />
großen Tierhaltungsanlagen“ hin?<br />
Hintergrund ist unter anderem ein geplanter Maststall für 100 000 Hähnchen in Etelsen-<br />
Giersberg, aber auch ein geplanter Schweinemaststall mit 6 000 Plätzen in der Samtgemeinde<br />
Thedinghausen und ein Mega-Geflügelschlachthof in der Gemeinde Wietze. Im Ausschuss für<br />
Wasser-, Energie- und Abfallwirtschaft des Landkreises legten Landrat Peter Bohlmann und<br />
die Kreisverwaltung am Dienstag einen Resolutionsentwurf vor, der versucht, Anträge von<br />
CDU, SPD sowie Bündnis<strong>90</strong>/Die Grünen unter einen Hut zu bekommen.<br />
Bei der laufenden heftigen Diskussion um die Genehmigung großer Tierhaltungsanlagen ist<br />
„der Landkreis Verden ... als zuständige Baugenehmigungsbehörde Adressat für<br />
weltanschauliche Erwartungen und wirtschaftliche Interessen“, heißt es in dem Entwurf.<br />
Allerdings bestünden kaum Einflussmöglichkeiten in diesen Verfahren von<br />
kommunalpolitischer Seite. Trotzdem halte der Kreistag eine „Resolution zur Artikulation der<br />
politischen Meinung für erforderlich“ um unter anderem „notwendige Gesetzesänderung zu<br />
fordern und gegebenenfalls zu beeinflussen.“<br />
So wolle man die bäuerliche Land- und Forstwirtschaft stärken, bäuerliche Strukturen<br />
erhalten und dem Akzeptanzverlust der Landwirtschaft in der Bevölkerung entgegenwirken.<br />
Man lehne Großanlagen ab, da sie nichts mehr mit bäuerlicher Landwirtschaft zu tun hätten<br />
und dem Schutz von Bürger und Natur vor schädlichen Einflüssen entgegenstünden.<br />
„Dieser Appell nutzt jedoch nichts, wenn es nicht zu Gesetzesänderungen im Tierschutz und<br />
Planungsrecht kommt“, ist man sich in der Resolution im Klaren.<br />
Folglich erwarte man vom Bund, die Privilegierung gewerblicher Tierhaltungsanlagen nach<br />
§35 Absatz 1 Nr.4 in der Größe zu begrenzen, wie das schon jetzt bei Biogasanlagen der Fall<br />
ist und schlägt vor, für die immisionschutzrechtliche Beurteilung eines Vorhabens zukünftig<br />
die Emmissionen zu Grunde zu legen, die einen Stall verlassen dürfen – und nicht die, die bei<br />
Wohnbebauung ankommen dürfen.<br />
CDU, SPD, und Grüne hatten in ihren Anträgen noch gefordert den § 35,4, der gewerbliche<br />
Anlagen privilegiert, ganz zu streichen. Das aber würde eine Beschleunigung der<br />
Konzentration in der Landwirtschaft provozieren, so das Argument der Kreisverwaltung, die<br />
die Privilegierung der Anlagen erst ab einer gewissen Stallgröße streichen will – um gerade<br />
kleinen und mittleren Betrieben die Chance auf Stallanlagen zu lassen. Schließlich hat man<br />
sich den Erhalt bäuerlicher Strukturen auf die Fahnen geschrieben<br />
Vom Land fordert man einheitliche Maßstäbe zum Brandschutz bei Mastanlagen und eine<br />
stärkere Überwachung bereits bestehender Auflagen zum Tier-, Arbeits- und Umweltschutz.<br />
Von potentiellen Investoren erwartet man in Zukunft, dass sie sich frühzeitig mit den<br />
betroffenen Gemeinden an einen Tisch setzen. „Bei aller Ablehnung der industriellen<br />
Tierhaltung fordert der Kreistag allerdings auch von ... Einwendern und Bürgerinitiativen,<br />
dass Diskussionen ... sachlich und fair geführt werden.“<br />
Landrat Bohlmann jedenfalls ist ausgesprochen zuversichtlich, dass die gemeinsame<br />
Resolution im Mai im Kreisausschuss und Anfang Juli im Kreistag angenommen wird.
VG Oldenburg billigt erweiterte immissionsschutzrechtliche Prüfung<br />
für Stallneubauten<br />
Die 5. Kammer des Verwaltungsgerichts Oldenburg hat mit Urteil vom 13. April 2011 (5 A<br />
2047/09 und 5 A 2048/09) die Klagen zweier Tierhalterinnen auf Erteilung von<br />
immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen für die Errichtung und den Betrieb je eines<br />
Schweinemaststalles mit rund 2.000 Tierplätzen abgewiesen.<br />
Die Klägerinnen beantragten Ende 2006 beim Landkreis Cloppenburg die Genehmigungen<br />
für ihre Vorhaben auf den Außenbereichsflächen eines familieneigenen landwirtschaftlichen<br />
Tierhaltungsbetriebes. Zur Beurteilung der Geruchseinwirkungen auf die Nachbarschaft und<br />
Umgebung legten sie ein Geruchsgutachten vor, welches sie im weiteren Verfahren mehrmals<br />
auf Verlangen des Landkreises überarbeiten und ergänzen ließen. In diesen Gutachten wurden<br />
- neben den geplanten Anlagen - nur diejenigen vorhandenen (Tierhaltungs-)Betriebe<br />
berücksichtigt, die sich in einem Radius von 600 m um die neu zu bauenden Ställe befinden.<br />
Eine solche Betrachtungsweise entsprach der seinerzeit herrschenden Verwaltungspraxis des<br />
Landkreises Cloppenburg. Nachdem dieser jedoch durch eigene sog.<br />
"Ausbreitungsrechnungen" für Musterställe die Erkenntnis gewonnen hatte, dass belästigende<br />
Geruchseinwirkungen großer Tierhaltungsanlagen in einer weitaus größeren Entfernung (bei<br />
Mastschweinen bis zu 1.050 m) wahrnehmbar sind, änderte er Anfang 2008 seine<br />
Verfahrensweise und verlangt seitdem bei Geruchsprognosen die Betrachtung eines größer zu<br />
bemessenden Beurteilungsgebietes. Die Klägerinnen weigerten sich jedoch, ein weiteres<br />
Gutachten vorzulegen. Der Landkreis Cloppenburg lehnte ihre Genehmigungsanträge deshalb<br />
Ende 2008 ab. Die dagegen erhobenen Widersprüche wies er im Juni 2009 zurück.<br />
Die daraufhin im Sommer 2009 erhobenen Klagen hat das Gericht abgewiesen. Zur<br />
Begründung verwies es darauf, dass den Genehmigungen entgegenstehe, dass der Landkreis<br />
zu Recht ein ergänzendes Geruchsgutachten mit erweitertem Beurteilungsgebiet auf der<br />
Grundlage der "Geruchsimmissions-Richtlinie" fordere. Gerade in einer Region, die aufgrund<br />
einer extremen Tierbesatzdichte ganz erheblich von Geruchsimmissionen betroffen sei (sog.<br />
"Überschreitungsgebiet"), dürfe die Überprüfung nicht schematisch erfolgen. Auch die<br />
Beurteilung der Vorbelastungssituation durch vorhandene Betriebe mit geruchsbelastender<br />
Wirkung erfordere eine intensive Einzelfallprüfung. Die Geruchsimmissions-Richtlinie<br />
enthalte bezüglich der Größe des Beurteilungsgebietes nur Mindestanforderungen, über die<br />
der Landkreis Cloppenburg hier zu Recht habe hinaus gehen dürfen.<br />
Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Gegen das Urteil kann die Zulassung der<br />
Berufung bei dem Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg beantragt werden.<br />
Ansprechpartner für den Inhalt dieser Presseinformation:<br />
RiVG Harald Meyer<br />
Verwaltungsgericht Oldenburg<br />
Pressesprecher<br />
Schloßplatz 10
26122 Oldenburg<br />
--<br />
Herausgeber: Verwaltungsgericht Oldenburg<br />
SPIEGEL ONLINE<br />
27. April 2011, 19:57 Uhr<br />
Vorwürfe gegen Geflügelriesen<br />
Wiesenhof missachtete Hygieneauflagen<br />
Schimmel, schlechte Kühlung und mangelhafte Kontrollen: In einem Betrieb des<br />
Geflügelproduzenten Wiesenhof herrschten laut "Stern" unhygienische Zustände. Wiederholt<br />
sei gegen Vorschriften der Behörden verstoßen worden. Der Unternehmen weist die Vorwürfe<br />
zurück.<br />
Hamburg - Wiesenhof-Hähnchen liegen in fast jeder Supermarkt-Kühltheke. Die Deutschen<br />
lieben die Geflügelprodukte des Großkonzerns, pro Woche schlachtet der Marktführer 4,5<br />
Millionen Tiere.<br />
Doch nun gibt es massive Vorwürfe: In einem seiner 13 Geflügelschlachtbetriebe soll<br />
mehrfach gegen Hygieneauflagen verstoßen worden sein. Das berichtet der "Stern". In dem<br />
Betrieb in Möckern bei Magdeburg könne die zuständige Veterinäraufsicht "eine hygienisch<br />
bedenkenlose Schlachtung nicht garantieren", berichtet der "Stern" und beruft sich auf<br />
amtliche Dokumente.<br />
Laut "Stern" haben die zuständigen Behörden seit Anfang 2010 wiederholt Mängel in der<br />
Tiefkühlschlachterei beanstandet. So würden Berichte und Fotos der amtlichen Kontrolleure<br />
dokumentieren, dass Schlachtereiräume mit Schwarzschimmel befallen und bereits<br />
geschlachtetes Geflügel mit Kot verunreinigt seien. Zudem gebe es Verstöße bei<br />
Fleischbeschau und Kühlung sowie Überschreitungen der zulässigen Schlachtmenge.<br />
Spätestens seit einer Betriebsbegehung im April vergangenen Jahres seien den Behörden die<br />
Mängel bekannt. Trotzdem habe das Landesverwaltungsamt Halle am 26. August dem<br />
Schlachthof in Sachsen-Anhalt eine neue EU-Zulassung erteilt - allerdings unter der<br />
Maßgabe, die Mängel sofort abzustellen. Laut "Stern" heißt es im EU-Zulassungsbescheid,<br />
dass "erhebliche Verletzungen hygienerechtlicher Bestimmungen" sowie ein "erhebliches<br />
Gefährdungspotential für die Verbraucher" bestünden.<br />
Wiesenhof weist Vorwürfe zurück<br />
Einige der Mängel seien in der Zwischenzeit behoben worden. Doch vor allem gegen<br />
Auflagen, die vorgeschriebenen Fleischbeschauzeiten von 1,5 Sekunden pro Tier einzuhalten,<br />
sträube sich Wiesenhof nach "Stern"-Informationen weiterhin. Auch würden die Kontrolleure
des zuständigen Landkreises Jerichower Land regelmäßig zu hohe Temperaturen der<br />
Schlachtkörper und Nachlässigkeiten bei der hygienischen Trennung zwischen verschiedenen<br />
Produktionsbereichen beanstanden.<br />
Wiesenhof-Sprecher Frank Schroedter wies die Hygiene-Vorwürfe zurück. Alle Mängel seien<br />
abgestellt. Zudem sagte Schroedter SPIEGEL ONLINE, die meisten Beanstandungen seien<br />
nicht schwerwiegend gewesen. So seien Schwarzschimmel-Verunreinigungen in feuchten<br />
Räumen wie Schlachtereien ein häufiges Problem - die Sporen würden regelmäßig bekämpft.<br />
Bei der Fleischbeschau gebe es keine Verstöße, sagte Schroedter SPIEGEL ONLINE. Jedes<br />
Tier werde von Veterinären untersucht, verunreinigte Tiere würden sofort aussortiert. Das die<br />
Zeit für eine ausreichende Kontrolle am Fließband nicht ausreichen soll, kann Schroedter<br />
nicht nachvollziehen. "Es sind niemals verunreinigte Tiere den Handel gegegangen", betonte<br />
der Sprecher.<br />
Gegen das angedrohte Zwangsgeld wegen mangelhafter Kühlung habe das Unternehmen<br />
Widerspruch eingelegt. Auch die Schlachtmenge werde laut Schroedter nicht überschritten.<br />
Der Sachverhalt werde zur Zeit von einem unabhängigen Gutachter untersucht.<br />
Seh<br />
TAZ<br />
28.04.2011<br />
Lebensmittelskandal bei PHW/Wiesenhof<br />
Fäkalien auf Hühnerfleisch<br />
Schimmel und Kühlprobleme: Behörden kritisieren die miserable Hygiene in einem<br />
Schlachthof, der zum größten deutschen Hähnchenproduzenten gehört. VON JOST MAURIN<br />
Na, macht der Anblick Appetit? Dann lesen Sie jetzt lieber nicht weiter. Foto: dpa<br />
BERLIN taz | Nach mehreren Tierschutzskandalen hat die Agrarindustrie nun auch einen<br />
Hygieneskandal. Deutschlands größter Hähnchenproduzent PHW/Wiesenhof hat
Aufsichtsbehörden zufolge in seinem Schlachthof im sachsen-anhaltischen Möckern bis zu 10<br />
Prozent der Tiere so geschlachtet, dass Fäkalien aufs Fleisch fließen konnten.<br />
Für die amtliche Kontrolle etwa auf Krankheiten seien nur 0,8 Sekunden pro Tier geblieben –<br />
so schnell habe Wiesenhof das Fließband der Anlage laufen lassen. Das Unternehmen<br />
verarbeitet nach eigenen Angaben in Möckern jährlich 40 Millionen Hähnchen zu<br />
Tiefkühlware. Abnehmer seien "alle internationalen und nationalen Handelsketten" inklusive<br />
der Discounter Aldi und Lidl, sagte Sprecher Frank Schroedter.<br />
Das Landesverwaltungsamt Halle warf Wiesenhof in einem Zulassungsbescheid vom 26.<br />
August 2010 "erhebliche Verletzungen hygienerechtlicher Bestimmungen" vor. "Diese<br />
Mängel stellen ein erhebliches Gefährdungspotenzial für den Verbraucher dar", heißt es in<br />
dem Schreiben, das die Zeitschrift Stern am Donnerstag der taz zur Verfügung stellte.<br />
Wiesenhof-Sprecher Schroedter bestätigte, dass die Behörden ebenfalls<br />
"Schwarzschimmelbefall an Wand und Decke" bemängelten. "Dieses Problem haben wir aber<br />
schon im vergangenen Jahr beseitigt." Die Beamten hätten dem Unternehmen auch<br />
vorgeworfen, die Hähnchen nach der Schlachtung nicht sofort stark genug zu kühlen. Die<br />
Kühlung soll zum Beispiel verhindern, dass Salmonellen entstehen – Bakterien, die<br />
Darmkrankheiten hervorrufen.<br />
Importverbot wegen Salmonellengefahr<br />
"Absolut falsch", sagte Schroedter. Schließlich dürfe der Betrieb sogar nach Skandinavien<br />
exportieren, wo besonders strenge Regeln gälten. Allerdings räumte er ein, dass Russland<br />
wegen eines Salmonellennachweises in einer Lieferung aus Möckern Importe aus dem Betrieb<br />
verboten hat. Die russischen Behörden erließen aber gegen viele Firmen solche<br />
Importsperren.<br />
Nur 0,1 Prozent der Hähnchen habe die Schlachtmaschine "in den vergangenen Monaten" den<br />
Darm aufgeschnitten, sodass dessen Inhalt aufs Fleisch laufen könne, ergänzte Schroeter.<br />
Doch die Quote war offenbar vor kurzem viel höher. Denn erst nach dem Rüffel durch die<br />
Behörden habe Wiesenhof seine Schlachtung verbessert, sagte die Sprecherin des<br />
Landesverwaltungsamts, Denise Vopel. Vor allem wegen der Kühltemperatur und der Zeit für<br />
die Fleischkontrolle setzte die Behörde Vopel zufolge 100.000 Euro Zwangsgeld fest, gegen<br />
das sich Wiesenhof rechtlich zu Wehr setzt.<br />
Hintergrund des Streits ist Geld: Eine bessere Kühlung und langsamere Bandgeschwindigkeit<br />
würden Wiesenhof mehr kosten. Vor allem aus finanziellen Gründen halten Wiesenhof- und<br />
andere Mäster ihre Tiere auch auf engstem Raum und ohne Auslauf, was Tierschützer<br />
wiederholt als Quälerei kritisierten.<br />
Die Verbraucherorganisation Foodwatch wies darauf hin, die Missstände hätten dem Stern<br />
zufolge lange Zeit angehalten, ohne dass die Behörden wirksam durchgriffen. Deshalb<br />
müssten "die Erkenntnisse, die Lebensmittelkontrolleure sammeln, publik werden", sagte<br />
Sprecher Martin Rücker. Das würde eher dazu führen, dass die Firmen, sich an die<br />
Spielregeln halten.<br />
Der Discounter Lidl erklärte: "Die genannten Vorwürfe nehmen wir sehr ernst". Das<br />
Unternehmen werde die Angelegenheit prüfen. Konkurrent Aldi Süd antwortete auf die Frage<br />
der taz nach Konsequenzen aus dem Skandal, dass Wiesenhof die Vorwürfe zurückgewiesen
habe. Die Produkte von Aldi Süd würden "durch unabhängige Lebensmittelinstitute"<br />
überprüft. Aldi Nord ließ eine Anfrage der taz unbeantwortet.<br />
VOLKSSTIMME<br />
Nach Vorwürfen zu Hygienemängeln im Schlachtbetrieb in Möckern<br />
"Wiesenhof"-Chef: Unsere Produkte sind salmonellenfrei<br />
Von Stephen Zechendorf<br />
Trauen dem Braten auch weiterhin (v. l.): Möckerns Bürgermeister Frank von Holly,<br />
Wiesenhof-Geschäftsführer Michael Schönewolf und Landrat Lothar Finzelberg. Foto:<br />
Stephen Zechendorf<br />
Möckern. Das Unternehmen "Wiesenhof" wird mit allen rechtlichen Mitteln gegen das<br />
Magazin "Stern" vorgehen. Das sagte der Geschäftsführer der Wiesenhof Geflügel Möckern<br />
GmbH, Michael Schönewolf, nach einem Artikel über angeblich katastrophale Hy- giene-<br />
Zustände im Wiesenhof-Schlachthof Möckern (Volksstimme berichtete).<br />
"Alle Vorwürfe sind nachweislich falsch", so Schönewolf gestern. Während der "Stern"<br />
behauptet, zehn Prozent der geschlachteten Tiere seien verunreinigt, hätten Amtsveterinäre im<br />
vergangenen Monat eine Quote von 0,14 Prozent festgestellt. "Darüber war der ,Stern‘<br />
informiert", so Schönewolf. Auch seien die Fotos, die den Befall von Schwarzschimmel<br />
dokumentieren sollen, veraltet und stammen nicht aus dem Schlacht- sondern aus dem<br />
Abfallbereich. Dieser sei 2010 saniert worden.<br />
Die Vorwürfe im "Stern" beziehen sich auf Kontrollen vom April 2010. "Seitdem wurden alle<br />
Mängel abgearbeitet", so Michael Schönewolf. Zu Aspekten, bei denen es um Kühlung und<br />
Dauer der Fleischbeschau geht, laufen derzeit Verfahren, die Klarheit bringen sollen. Das<br />
Unternehmen der phw-Gruppe, das den Geflügelschlachthof im Jerichower Land betreibt,<br />
verweist auf regelmäßige und unangemeldete Kontrollen, die im Schlachthof durchgeführt<br />
werden. Laut Schlachthof-Chef Schönewolf hat der Betrieb im Jahr 2010 alle 30 Kontrollen<br />
zum Teil mit Bestnoten bestanden. Lebende und geschlachtete Tiere würden mehrmals auf<br />
Verunreinigungen überprüft. "Unsere Produkte sind 100 Prozent salmonellenfrei", betont<br />
Schönewolf. Der Vorwurf überhöhter Schlachtzahlen sei von der Staatsanwaltschaft entkräftet<br />
worden, erinnerte der Geschäftsführer.<br />
Mit einem herzhaften Biss in Wiesenhof-Broiler gaben gestern der Landrat des Jerichower<br />
Landes, Lothar Finzelberg, und Möckerns Bürgermeister Frank von Holly ein Bekenntnis zu<br />
Broilern aus Möckern ab. Für den Landkreis erledigen fünf Mitarbeiter bei Wiesenhof die<br />
tägliche Fleischbeschau.<br />
Zu Gerüchten, dass die Tippgeber für den "Stern"-Artikel im Landesverwaltungsamt und der<br />
im Landkreis angegliederten Unteren Veterinäraufsicht zu suchen wären, sagte Landrat
Finzelberg: "Es gibt bei behördlichen Kontrollen immer Leute, die mit den Kontrollen oder<br />
dem Umgang mit den Ergebnissen unzufrieden sind."<br />
Als Qualitätsgarantie sieht Schlachthof-Geschäftsführer Schönewolf auch seine 350<br />
Mitarbeiter: "Die geben kein schlechtes Produkt raus."<br />
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Dokument erstellt am 30.04.2011 um 05:32:09 Uhr<br />
Erscheinungsdatum 30.04.2011 | Ausgabe: sachsenanhalt<br />
Braunschweiger Zeitung<br />
Nachrichten / Peine<br />
"Fluchttüre sind für Hähnchen in den Mastställen kein Ausweg"<br />
Von Harald Meyer<br />
Der Landkreis Peine bleibt dabei: Die Baugenehmigungen für die vier Hähnchenmastanlagen<br />
im Kreisgebiet – darunter als größte auch die bei Alvesse in der Gemeinde Vechelde – seien<br />
rechtmäßig erteilt worden. Andere Kreise hingegen überdenken ihre bisherige<br />
Genehmigungspraxis.<br />
So hätten die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta bereits einen Genehmigungsstopp<br />
für Bauanträge ohne Brandschutzkonzepte für die Evakuierung der Hähnchen ausgesprochen,<br />
und auch die Region Hannover verlange ausführliche Brandschutzkonzepte: Darauf weist die<br />
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hin.<br />
Die Peiner Kreisverwaltung habe ebenfalls die aktuelle Sach- und Rechtslage und die<br />
entsprechenden jüngsten Verlautbarungen der Ministerien geprüft, betont Kreissprecher<br />
Henrik Kühn: "Daraus ergeben sich aber für uns keine neuen Erkenntnisse." Der Landkreis<br />
sehe somit bei seinen Baugenehmigungen für Hähnchenmastställe "keinen zusätzlichen oder<br />
neuen Handlungsbedarf" – das gelte "speziell auch für das Alvesser Bauvorhaben". Die<br />
Bürgerinitiative (BI) Alvesse/Üfingen hat hingegen den aus ihrer Sicht mangelhaften<br />
Brandschutz für die Mastanlage bei Alvesse kritisiert und das fehlende Keimschutzgutachten.<br />
Kerstin Spelthann, Pressesprecherin des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft<br />
(ZDG) mit Sitz in Berlin, weist aber darauf hin, dass sich Hähnchen bei einem Brand ganz<br />
anders verhielten als Menschen: "Feuer veranlasst die Tiere nicht, aus dem Stall zu laufen,<br />
sondern vielmehr dazu, im Stall zu bleiben." Vorkehrungen wie das Öffnen von Fluchttüren<br />
seien somit bei einem Feuer in Hähnchenmast-ställen kein Ausweg.<br />
Vielmehr gehe es bei diesen Mast-ställen vor allem darum, Brände erst gar nicht entstehen zu<br />
lassen – etwa indem nicht brennbares Material verwendet werde. Die Betreiber der<br />
Hähnchenmast hätten ein "großes Interesse" daran, die Brandgefahr zu minimieren, zumal sie<br />
durch ein Feuer "bares Geld" verlören. So sei ein Frühwarnsystem gang und gäbe, bei dem<br />
nicht nur der Betreiber, sondern vor allem die Feuerwehr möglichst unverzüglich über einen
Brand informiert würden. Sollte es doch zum Feuer kommen, hänge das Leben der Tiere<br />
letztlich davon ab, wie schnell es gelöscht werde.<br />
Zum Keimschutzgutachten merkt Kerstin Spelthann an: "Da in Geflügelaufzuchtanlagen<br />
vorwiegend Grobstäube entstehen, die von der Luft nicht weit getragen werden können,<br />
bieten die vorgeschriebenen Mindestabstände von Geflügelaufzuchtanlagen zur<br />
Wohnbebauung einen guten Schutz für die Anwohner." Die Alvesser Anlage liegt laut<br />
Kreisverwaltung mindestens 850 Meter von der Wohnbebauung entfernt, der Mindestabstand<br />
werde somit eingehalten.<br />
Freitag, 29.04.2011<br />
HAZ / DPA<br />
26.04.2011 16:14 Uhr<br />
Tierhaltung<br />
Landkreise zunehmend gegen Großmastanlagen<br />
Die Landkreise steuern zunehmend dem Trend zu sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong> entgegen. Die<br />
Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta wollen keine neuen Ställe ohne greifende<br />
Brandschutzkonzepte. Auch Niedersachsens Agrarminister Lindemann sprach sich dagegen<br />
aus: Betriebe einer solchen Größenordnung entsprächen nicht seinem agrarpolitischem<br />
Leitbild.<br />
Immer mehr Landkreise lehnen sich gegen sogenannte <strong>Agrarfabriken</strong> auf. So hätten die<br />
Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta bereits einen Genehmigungsstopp für Anträge<br />
ohne Brandschutzkonzepte für die Evakuierung der Tiere und neue Anlagen ohne<br />
Keimschutzgutachten in weniger als 500 Metern Nähe zu Wohnbebauung ausgesprochen,<br />
berichtete die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am Dienstag. Die Region<br />
Hannover verlange ausführliche Brandschutzkonzepte, der Landkreis Aurich erlaube keine<br />
gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage mehr.<br />
So hat auch der Landkreis Diepholz angesichts der steigenden Anzahl von Anträgen zur<br />
Errichtung von Intensivtierhaltungsanlagen und zunehmenden Bürgerprotesten vor allem<br />
gegen eine geplante Milchviehanlage in Barver beschlossen, Raumordnungsverfahren immer<br />
dann zu prüfen, wenn ein Verfahren nach dem Umweltverträglichkeitsgesetz ansteht. Das<br />
bestätigte ein Kreissprecher am Dienstag. Das gilt etwa für Anlagen mit mehr als 85.000<br />
Geflügel- oder 3000 Schweinemastplätzen. Auch Agrarminister Gert Lindemann (CDU) hatte<br />
gegen den Mega-Stall in Barver für 3200 Kühe in einem Brief an die Anwohner Stellung<br />
bezogen. Betriebe dieser Größenordnung entsprächen nicht seinem agrarpolitischen Leitbild.<br />
Der Landkreis Cloppenburg hatte im März beschlossen, Natur und Umwelt besser vor<br />
Immissionen zu schützen. Große Stallneubauten sollen nur noch mit Abluftreinigungsanlagen<br />
genehmigt werden. Die Tierzahlen seien vor allem bei neu beantragten Schweineställen<br />
immer weiter gestiegen und lägen meist zwischen 1000 und 4000, hatte Landrat Hans<br />
Eveslage (CDU) die Maßnahme begründet. Eveslage empfahl Städten und Gemeinden, ihre<br />
Steuerungsmöglichkeiten über die Bauleitplanung zu nutzen.
Der Niedersächsische Landkreistag hatte im März vom Land eine Neuregelung beim Bau von<br />
neuen Tierställen eingefordert. In Regionen wie dem Nordwesten sei die objektive Grenze des<br />
Möglichen erreicht. Die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg hatten sich schon im<br />
vergangenen Jahr gegen Großanlagen positioniert.<br />
AbL-Sprecher Eckehard Niemann forderte die Landesregierung auf, gegen den Neubau von<br />
<strong>Agrarfabriken</strong> oberhalb der vorhandenen Grenzen des Bundes-Immissionsschutz-Gesetzes<br />
vorzugehen. Diese lägen bei 1500 Schweinemast-, 560 Sauen- und 20.000 Geflügelplätzen.<br />
Eine Beschränkung der Tierhaltung allein auf mittelständische bäuerliche Strukturen diene<br />
nicht nur dem Tierschutz, sondern liege auch im Interesse der allermeisten Landwirte, sagte<br />
Niemann am Dienstag.<br />
„Die Kommunen verfügen bereits jetzt über effektive Steuerungsinstrumente“, erklärte<br />
Natascha Manski vom Landwirtschaftsministerium in Hannover. „Sie können beispielsweise<br />
Eignungs- und Vorranggebiete ausweisen.“ Ergänzend wolle Landwirtschaftsminister<br />
Lindemann den Landkreisen in Regionen mit besonders viel Vieh ermöglichen, eine<br />
Privilegierung für groß-gewerbliche Ställe im Außenbereich aufzuheben.<br />
„Derzeit finden entsprechende Gespräche zwischen dem Landwirtschafts- und dem<br />
zuständigen Bauministerium sowie dem Niedersächsischen Landkreistag <strong>statt</strong>“, berichtete die<br />
Sprecherin. „Da es sich jedoch um ein Bundesgesetz handelt, kann Niedersachsen die<br />
Initiative zwar auf den Weg bringen, sie muss jedoch auch von den anderen Bundesländern<br />
mitgetragen und schließlich bundesweit umgesetzt werden“, betonte Manski. Dpa<br />
HAZ<br />
27.04.2011 22:14 Uhr<br />
Massentierhaltung<br />
Mastställe in Niedersachsen stoßen immer öfter an Grenzen<br />
Dem Wandel der öffentlichen Meinung zugunsten des Tierschutzes passen sich immer mehr<br />
Landkreise in Niedersachsen an – auch solche, die sich zuvor besonders stolz auf ihre<br />
Tierproduktion gezeigt hatten. Bürgerinitiativen in Wietze und Umgebung sehen sich<br />
bestätigt.<br />
Niedersachsen galt lange als ausgewiesener Verfechter der Massentierhaltung. Nun aber wird<br />
es quer durchs Land zunehmend schwierig, neue Großmastanlagen für Tausende Schweine<br />
oder Zigtausende Hähnchen zu bauen. Immer mehr Kommunen legen möglichen Investoren<br />
Steine in den Weg. Und Landwirtschafts- und Sozialministerium suchen nach Möglichkeiten,<br />
die in bestimmten Gegenden ausufernde „Viehdichte“ in den Griff zu bekommen.<br />
Die Gespräche zur Überarbeitung des Baurechts, die auf eine Bundesratsinitiative<br />
hinauslaufen sollen, gehen auf die Forderung des Landkreistages nach einer „besseren<br />
Steuerung“ zurück. „Unsere Forderungen richten sich nicht gegen die Landwirtschaft“, betont<br />
dessen Geschäftsführer Hubert Meyer. Es gehe um eine „geordnete Entwicklung“.<br />
Landwirtschaftsminister Gert Lindemann denkt nach Angaben einer Sprecherin daran, in<br />
Regionen mit sehr viel Vieh, etwa in Weser-Ems, Masthallen abseits der Höfe nicht mehr<br />
bevorzugt genehmigen zu lassen. Bisher gelten Anträge von Landwirten bundesweit als<br />
baurechtlich privilegiert. Sozial- und Bauministerin Aygül Özkan zieht „am selben Strang“,<br />
wie ihre Sprecherin sagt.
Dem Wandel der öffentlichen Meinung zugunsten des Tierschutzes passen sich immer mehr<br />
Landkreise an – auch solche, die sich zuvor besonders stolz auf ihre Tierproduktion gezeigt<br />
hatten. Die Landkreise Emsland, Vechta und Oldenburg pochen mittlerweile auf Brandschutz<br />
und Keimschutzgutachten, wenn ihnen ein Bauantrag eingereicht wird. Auch die Region<br />
Hannover verlangt ein Brandschutzkonzept, der Kreis Aurich eine ausreichende<br />
Futtergrundlage. Der Kreis Cloppenburg genehmigt Stallanlagen mit mehr als 2000<br />
Schweinemastplätzen nur noch mit Abluft-Reinigungsfilter. Landrat Hans Eveslage empfiehlt<br />
den Gemeinden mit Blick auf schädliche Umwelteinwirkungen, über die Bauleitplanung<br />
Großställe zu verhindern. Das Verwaltungsgericht Oldenburg hat den Kreis gerade mit der<br />
Abweisung zweier Klagen von Mästern bestätigt. Letztere hatten sich geweigert, die<br />
geforderten Geruchsgutachten vorzulegen. Reagiert hat nun auch der Kreis Diepholz, wo eine<br />
geplante Anlage mit 3200 Milchkühen Proteste hervorgerufen hatte. Dem Bau von<br />
Großanlagen wird jetzt ein Raumordnungsverfahren vorangestellt.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft sieht sich in ihrem jahrzehntelangen<br />
Kampf gegen <strong>Agrarfabriken</strong> bestätigt. Auch seitens der Bürgerinitiative (BI) gegen den<br />
Hähnchenschlachthof in Wietze (Kreis Celle) heißt es: „Gut, dass immer mehr Landkreise<br />
ihre Möglichkeiten nutzen.“ In der nahen Samtgemeinde Flotwedel haben gerade zwei Mäster<br />
Hähnchenstallanlagen beantragt. Prompt hat sich auch dort eine BI gegründet, die unter<br />
anderem Antibiotika im Grundwasser befürchtet. „Wir versuchen, die Ställe zu verhindern“,<br />
sagt Sprecher Thorsten Müller. Keinesfalls werde man den Kreis die Anträge einfach<br />
durchwinken lassen.<br />
Gabriele Schulte<br />
DPA<br />
Kreise regulieren zunehmend Großmastanlagen<br />
Veröffentlicht: 26 April 2011 12:53<br />
Verändert : 26 April 2011 12:53<br />
Hannover/Bienenbüttel (dpa/lni) - Die Landkreise steuern auf regionaler Ebene<br />
zunehmend dem Trend zu sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong> entgegen. Das<br />
berichtete die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am<br />
Dienstag. So hätten die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta bereits<br />
einen Genehmigungsstopp für Anträge ohne bestimmte Brandschutzkonzepte<br />
und Keimschutzgutachten ausgesprochen. Der Landkreis Aurich erlaube keine<br />
gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage mehr. Diepholz<br />
setzt stärker auf Raumordnungsverfahren. Der Landkreis Cloppenburg hatte<br />
bereits im März beschlossen, Natur und Umwelt besser vor Immissionen zu<br />
schützen. Die Tierzahlen seien vor allem bei neu beantragten Schweineställen<br />
immer weiter gestiegen, hieß es dort.<br />
NDR<br />
Stand: 26.04.2011 16:20 Uhr
Landkreise rüsten sich gegen Mega-Ställe<br />
Immer mehr neue Schweinemastanlagen sollen für<br />
bis zu 4.000 Tiere gebaut werden. Sie sind lukrativ, aber auch eine Belastung für Mensch und<br />
Tier: Riesige Mastanlagen für Zehntausende Hühner und Schweine. In immer mehr Regionen<br />
machen Bürger Front gegen diese sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong>. Und die Landkreise beugen<br />
sich nun diesem Druck.<br />
Keine Genehmigung ohne Brand- und Keimschutz<br />
Die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta hätten bereits einen Genehmigungsstopp für<br />
Anträge ohne Brandschutzkonzepte für die Evakuierung der Tiere und neue Anlagen ohne<br />
Keimschutzgutachten in weniger als 500 Metern Nähe zu Wohnbebauung ausgesprochen,<br />
berichtete die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am Dienstag. Auch die<br />
Region Hannover verlange ausführliche Brandschutzkonzepte, der Landkreis Aurich erlaube<br />
keine gewerblichen Anlagen ohne den Nachweis, dass das Futter selbst angebaut wird.<br />
Videos<br />
Video<br />
Gemeinsam gegen zu viele Mastanlagen<br />
11.03.2011 | 18:00 Uhr<br />
NDR Fernsehen: Niedersachsen 18.00<br />
Der Bau neuer und immer größerer Tiermastställe ist ein unlösbares Problem für viele<br />
Landkreise. Ministerpräsident McAllister verspricht beim Landkreistag Unterstützung.<br />
Video starten (03:41 min)<br />
Diepholz setzt auf Raumordnungsverfahren<br />
Im Landkreis Diepholz richtet sich der Unmut derzeit gegen eine geplante Milchviehanlage in<br />
Barver für 3.200 Kühe. Das ist selbst Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) zu<br />
groß. Betriebe dieser Größenordnung entsprächen nicht seinem agrarpolitischen Leitbild,<br />
schreibt er in einem Brief an die Anwohner. Der Landkreis hat nun für solche Fälle<br />
beschlossen, Raumordnungsverfahren mit Bürgerbeteiligung einzuleiten.<br />
Videos
Keine Standards für den Bau von Mastanlagen<br />
09.03.2011 | 14:00 Uhr<br />
NDR Fernsehen: NDR aktuell<br />
In vielen Landkreisen Niedersachsens liegen Bauanträge für Mastanlagen vor. Bisher existiert<br />
jedoch keine einheitliche gesetzliche Regelung bezüglich der Baubestimmungen.<br />
Video starten (02:15 min)<br />
Cloppenburg fordert saubere Abluft<br />
Der Landkreis Cloppenburg hatte im März beschlossen, Natur und Umwelt besser vor<br />
Immissionen zu schützen. Große Stallneubauten sollen deshalb nur noch mit<br />
Abluftreinigungsanlagen genehmigt werden. Die Landkreise Lüneburg und Lüchow-<br />
Dannenberg hatten sich schon im vergangenen Jahr gegen Großanlagen positioniert.<br />
Kommunen sollen besser steuern können<br />
Derzeit laufen laut Agrarministerium Gespräche mit dem Bauministerium und dem<br />
Niedersächsischen Landkreistag, um die Möglichkeiten der Kommunen bei der Steuerung der<br />
Massentierhaltung zu verbessern. "Da es sich jedoch um ein Bundesgesetz handelt, kann<br />
Niedersachsen die Initiative zwar auf den Weg bringen, sie muss jedoch auch von den<br />
anderen Bundesländern mitgetragen und schließlich bundesweit umgesetzt werden", sagte<br />
eine Ministeriumssprecherin am Dienstag in Hannover.<br />
NWZ<br />
CLOPPENBURG, 27. April 2011<br />
Für Großmastanlagen wird es eng<br />
Landwirtschaft Immer mehr Landkreise erschweren Verfahren – Urteil<br />
unterstützt Cloppenburg<br />
Schweinemast wird in Großanlagen immer heftiger diskutiert. Die Zahl der Landkreise, die<br />
höhere Anforderungen an die Mastbetriebe stellen, wächst. Jetzt gewann der Kreis<br />
Cloppenburg einen Prozess vor dem Verwaltungsgericht. BILD: dpa<br />
Die Richter des Verwaltungsgerichts Oldenburg wiesen eine Klage auf Genehmigung<br />
zweier Ställe zurück. Die Gegner der sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong> sind zufrieden.<br />
von Jürgen Westerhoff<br />
Cloppenburg - Eckehard Niemann ist ein Bauer aus Leidenschaft. Der Rentner aus<br />
Bienenbüttel in der Lüneburger Heide hat seinen Hof verpachtet und deshalb jetzt jede Menge<br />
Zeit, sich um seine Herzenssache zu kümmern. Voller Leidenschaft und mit viel Energie und<br />
Tatkraft setzt er sich dafür ein, „dass die Landwirtschaft wieder bäuerlich wird“.
Der Feldzug gegen die sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong> im Lande mag von vielen noch vor einigen<br />
Jahren als ein vergeblicher Kampf gegen die legendären Windmühlen des Don Quichotte<br />
angesehen worden sein – doch inzwischen hat sich einiges verändert. Immer mehr Landkreise<br />
– auch im Oldenburger Land – erhöhen die Anforderungen, wenn es um die Genehmigung<br />
von riesigen Ställen mit tausenden Plätzen geht. Für die Großmastanlagen wird es eng.<br />
Eckehard Niemann freut sich über die Entwicklung. Im Gespräch mit der NWZ sagt er: „Na<br />
ja, ein Grund zum Jubeln ist das alles noch nicht. Dafür sind die Probleme noch zu groß. Aber<br />
der Gesamttrend in Richtung bäuerlicher Landwirtschaft ist durchaus positiv zu sehen.“ Wer<br />
Niemann nicht persönlich kennt und lediglich regelmäßig die Pressemitteilungen liest, glaubt,<br />
dass er es mit einem Vollzeit-Lobbyisten im Kampf gegen die Industrialisierung der<br />
Landwirtschaft zu tun hat. Niemann selbst lacht, wenn er danach gefragt wird, gibt aber nach<br />
kurzem Nachdenken zu: „Doch, tatsächlich. Das geht schon in die Richtung einer Vollzeit-<br />
Beschäftigung.“<br />
Vor inzwischen 35 Jahren hat sein Kampf für die Sache der kleineren Betriebe begonnen.<br />
Damals gründete er gemeinsam mit Gleichgesinnten die „Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher<br />
Landwirtschaft“ (AbL), als deren Pressesprecher für Niedersachsen er heute noch fungiert.<br />
In dieser Funktion freute sich Niemann am Dienstag über ein aktuelles Urteil des<br />
Verwaltungsgerichts Oldenburg. Die 5. Kammer des Gerichts hatte in einem Urteil (5 A<br />
2047/09 und 5 A 2048/09) die Klagen zweier Tierhalterinnen auf Erteilung von<br />
immissionsrechtlichen Genehmigungen für die Errichtung und den Betrieb je eines<br />
Schweinemaststalles mit rund 2000 Tierplätzen abgewiesen.<br />
Die Klägerinnen hatten Ende 2006 ihre Anträge beim Landkreis Cloppenburg gestellt und mit<br />
Geruchsgutachten untermauert, die ein Gebiet im Radius von 600 Metern um die neuen Ställe<br />
betrachtete. Das entsprach damals der herrschenden Verwaltungspraxis. Inzwischen hat der<br />
Landkreis seine Verfahrensweise verändert und verlangt seit Anfang 2008 bei<br />
Geruchsprognosen die Betrachtung eines größeren Gebiets.<br />
Die Klägerinnen weigerten sich jedoch, ein weiters Gutachten vorzulegen, so dass ihre<br />
Genehmigungsanträge abgelehnt wurden.<br />
Die gegen den Beschluss erhobenen Klagen hat das Verwaltungsgericht Oldenburg jetzt<br />
abgewiesen. Der Landkreis habe zu Recht ein weiteres Gutachten gefordert. Gerade in einer<br />
Region, die aufgrund einer extremen Tierbesatzdichte ganz erheblich von<br />
Geruchsimmissionen betroffen sei, dürfe die Überprüfung nicht schematisch erfolgen,<br />
sondern erfordere eine intensive Einzelfallprüfung.<br />
Die Entscheidung der Oldenburger Richter ist noch nicht rechtskräftig und kann vom<br />
Oberverwaltungsgericht Lüneburg überprüft werden.<br />
Unabhängig von diesem Rechtsstreit freuen sich Niemann und seine Mitstreiter von der<br />
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft über die Tatsache, dass immer mehr<br />
Landkreise die Genehmigung solcher Großanlagen erschweren. Die Landkreise Emsland,<br />
Oldenburg und Vechta hätten bereits einen Genehmigungsstopp für Anträge ohne<br />
Brandschutzkonzepte für die Evakuierung der Tiere ausgesprochen. Für Neuanlagen in 500<br />
Meter Nähe zur Wohnbebauung sei überdies ein Keimschutzgutachten erforderlich. Der<br />
Landkreis Aurich erlaube keine gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage<br />
mehr.
Begrüßt wird auch die Haltung des Landkreises Cloppenburg, wo neue Stallbauten mit mehr<br />
als 2000 Schweinemast- und mehr als 750 Sauenplätzen nur noch mit Abluft-<br />
Reinigungsanlagen genehmigt würden.<br />
Inzwischen habe außerdem der Niedersächsische Landkreistag vom Land eine Neuregelung<br />
beim Bau neuer Tierställe gefordert. In Regionen wie dem Nordwesten sei objektiv die<br />
Grenze des Möglichen erreicht. Außerdem nehme die Akzeptanz für bestimmte Arten von<br />
Tierhaltungsanlagen in der Bevölkerung ab – und das geltende Recht böte keine<br />
hinreichenden Möglichkeiten zur Grenzziehung.<br />
Ruheständler Niemann, im Herzen Bauer, schaut angesichts solcher Forderungen<br />
zuversichtlich nach vorn.<br />
AgE<br />
29.4.2011<br />
Lindemann stellt Tierschutzplan vor<br />
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert L i n d e m a n n hat in der vergangenen Woche<br />
seinen überarbeiten Tierschutzplan vorgestellt. Insgesamt sehe dieser 38 Maßnahmen für<br />
zwölf Tiergruppen vor, erklärte der Minister am Mittwoch in Hannover. Als<br />
tierschutzrelevante Punkte werden in dem Plan unter anderem das Schnabelkürzen bei<br />
Geflügel, das Töten männlicher Eintagsküken, das betäubungslose Enthornen bei Kälbern<br />
sowie die betäubungslose Kastration und das Schwänzekupieren bei Ferkeln genannt. Die<br />
Umsetzung des Tierschutzplans beginne in diesem Jahr und solle 2018 abgeschlossen sein,<br />
erklärte Lindemann. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass der Lenkungsausschuss, in dem<br />
Vertreter der Landwirtschaft, der Ernährungswirtschaft, von Bioland, des Deutschen<br />
Tierschutzbundes, der Wissenschaft, der Behörden, der Verbraucherzentrale und der Kirche<br />
vertreten seien, eine komplexe Aufgabe zu bewältigen habe. Der gewählte Zeithorizont bis<br />
2018 sei deshalb nicht unangemessen. Der Minister kündigte an, im nächsten Schritt würden<br />
sich sieben Facharbeitsgruppen konstituieren und eine Arbeitsplanung erstellen. Die<br />
Vorschläge sollten dann in Pilotprojekten in der Praxis erprobt werden. Die Erfahrungen<br />
würden anschließend ausgewertet und ihre Verwendung als Standard für alle als fachliche<br />
Praxis transferiert. „Wir werden nicht nur Papier erzeugen, sondern eine Fortentwicklung des<br />
Tierschutzes in der Praxis bewirken“, versprach Lindemann. Der Hauptgeschäftsführer des im<br />
Lenkungsausschuss vertretenen Landvolks Niedersachsen, Jörn D w e h u s , erklärte, man<br />
werde alles mittragen, „was sinnvoll, praktikabel und wirtschaftlich ist“.<br />
Pilotbetrieb kürzt Schnäbel nicht<br />
Dwehus betonte des Weiteren, es sei dem Berufsstand bei den einzelnen Punkten besonders<br />
wichtig, dass es auch zu tatsächlichen Verbesserungen im Tierschutz komme und nicht ein<br />
Tierschutzproblem durch ein Neues ersetzt werde. Das heiße, dass beispielsweise Hühner,<br />
deren Schnäbel nicht gekürzt würden, sich ernsthaft durch gegenseitiges Picken verletzten.<br />
Deshalb soll in einem von der Geflügelwirtschaft benannten Pilotbetrieb mit Bodenhaltung<br />
erprobt werden, wie das Picken verhindert werden kann. Lindemann erklärte dazu, dass in<br />
dem Betrieb jetzt Jungtiere eingestallt würden, deren Schnäbel nicht gekürzt würden. Da hier<br />
eine besondere Problematik vorliege, weil mit dem Verzicht des Schnäbelkürzens als
Tierschutzziel gleichzeitig eine Vermeidung von Federpicken und Kannibalismus<br />
einhergehen müsse, begleiteten der Tierschutzdienst, das Landesamt für Verbraucherschutz<br />
und Lebensmittelsicherheit (LAVES), die Fachhochschule Osnabrück und ein Fachtierarzt für<br />
Geflügel dieses Projekt intensiv. Die gewonnenen Erfahrungen könnten auch auf andere<br />
Bereiche übertragen werden. „Wir brauchen die ersten Erfahrungen aus dem<br />
Legehennenprojekt, um ein Ausstiegszenario auch für Puten zeitnah auf den Weg zu<br />
bringen“, sagte der Minister.<br />
An breitem Dialog interessiert<br />
Ein weiterer wichtiger Baustein des Tierschutzplanes ist nach Darstellung des<br />
niedersächsischen Landwirtschaftsministers die Etablierung von Tierschutzindikatoren wie<br />
Fußballengesundheit bei Nutzgeflügel und die Gabe von Antibiotika. Diese Indikatoren seien<br />
messbar und führten deshalb zu einer objektiven Beurteilung der Einhaltung von<br />
Tierschutzzielen, und zwar nicht nur für die Tierhalter, sondern auch durch Berater und<br />
Überwachungsbehörden. Lindemann betonte, dass ihm an einem Dialog mit allen Betroffenen<br />
gelegen sei. Zugleich stellte er jedoch auch klar, dass mögliche Verhinderungstaktiken nicht<br />
akzeptabel seien. Er werde, so der frühere Staatssekretär im<br />
Bundeslandwirtschaftsministerium, den jetzt begonnenen Weg in jedem Fall mit einer<br />
deutlichen Verbesserung im Tierschutz beenden. Der Landvolkverband begrüßte die<br />
Vorgehensweise von Lindemann. Die Einführung der Tierschutzindikatoren könne zu einer<br />
Versachlichung der in weiten Teilen emotional geführten Diskussion führen.<br />
Keine Chancen verbauen<br />
Gleichzeitig betonte der niedersächsische Landesbauernverband zu dem Tierschutzplan, dass<br />
ein Punkt nur dann umgesetzt werden dürfe, wenn es Alternativen gebe, die wissenschaftlich<br />
untermauert und praktikabel seien. Er setze sich zudem dafür ein, dass der Branche im<br />
Wettbewerb mit anderen Erzeugerländern keine Chancen verbaut würden und die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Betriebe hinreichend berücksichtigt werde,<br />
erklärte der Landvolkverband. In diesem Zusammenhang forderte er eine intensive Prüfung<br />
von Sonderregelungen für Niedersachsen außerhalb bundes- oder EU-politischer Regelungen.<br />
Hinter sich weiß der Berufsstand dabei den Landwirtschaftsminister in der Auffassung, dass<br />
die Größe der Bestände und das individuelle Tierwohl nicht voneinander abhängig sind. „Den<br />
Beleg, dass Tiere in großen Beständen tiergerecht gehalten werden können, erbringen<br />
tausende Landwirte jeden Tag“, sagte Lindemann hierzu.<br />
Ein „Ausweich-Versuch“<br />
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bezeichnete den Tierschutzplan als<br />
„Ausweich-Versuch“ vor einer klaren Weichenstellung für eine artgerechte Tierhaltung in<br />
bäuerlichen Strukturen. „Wer es ernst meint mit einer tiergerechten Nutztierhaltung, der muss<br />
den Tieren vor allem und rasch genügend Platz, Auslauf und Haltung auf Stroh sichern“,<br />
meinte AbL-Sprecher Eckehard N i e m a n n . Genau diese Haltung aber sei ausschließlich in<br />
mittelständischen bäuerlichen Strukturen möglich. Die jahrzehntelangen Erfahrungen von<br />
Bauern mit einer artgerechten Tierhaltung belegten, dass dann ein Amputieren der Schnäbel<br />
oder Ringelschwänze überflüssig sei. Hühner, Puten und Schweine würden sich vor allem bei<br />
Stress gegenseitig verstümmeln; deshalb müsse die Qual-Haltung der Hühner auf eigenem<br />
Kot und die strohlose Haltung der Schweine auf Betonspalten nun rasch beendet werden,<br />
forderte Niemann. Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung (AGfaN) stellte<br />
fest, Minister Lindemann stehe sich allem Anschein nach selbst im Weg, weil er die Existenz<br />
systemimmanenter Ursachen abstreite und den Fortbestand der Massentierhaltung für<br />
„ökonomisch vernünftig“ halte. Der organisierte Tierschutz sei bereit, dem Minister bei der<br />
Durchsetzung der skizzierten Ziele zu unterstützen. Die Zustimmung werde jedoch
ausbleiben, wenn es darum gehe, nur die Akzeptanz der Verbraucher durch Worthülsen zu<br />
erreichen. Die AGfaN forderte Transparenz für die gesamte Produktionskette von der<br />
Tierhaltung bis zur Schlachtung, damit es künftig unmöglich werde, die Verbraucher mit<br />
schönfärberischen Markennamen wie „Bauernglück“ und „Landjuwel“ oder mit falschen<br />
Behauptungen, wie „Im Einklang mit der Natur“ zu täuschen.<br />
Ostendorff für klare Regelungen<br />
Auch aus Sicht des agrarpolitischen Sprechers der Bundestagsfraktion von Bündnis <strong>90</strong>/Die<br />
Grünen, Friedrich O s t e n d o r f f , reicht der niedersächsische Tierschutzplan nicht aus. Viel<br />
zu viel werde auf freiwillige Vereinbarungen <strong>statt</strong> auf klare Regelungen gesetzt, kritisierte<br />
Ostendorff. Die aufgelisteten Maßnahmen seien überwiegend eine Mischung aus freiwilligen<br />
Managementempfehlungen und Ankündigungen für Erprobungen, die wieder eine zeitliche<br />
Verzögerung bedeuteten. Letztlich helfe nur eine tiergerechte Haltung mit genügend Platz und<br />
Auslauf, die richtig erkannten Tierschutzprobleme zu lösen. Ostendorff forderte<br />
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r auf, die in Niedersachsen erkannten<br />
Tierschutzprobleme aufzugreifen und zusammen mit den von ihr immer wieder<br />
angekündigten Verbesserungen endlich umzusetzen. Dazu gehörten vor allem das Verbot der<br />
Käfighaltung und eine generelle Überprüfung der Haltungsbedingungen der Nutztiere. Zudem<br />
müsse die betäubungslose Ferkelkastration und der Schenkelbrand bei Pferden beendet<br />
werden. Fällig seien auch die lange angekündigten Vorgaben für die Kaninchenhaltung. AgE<br />
(29.04.2011)<br />
die tageszeitung<br />
27.04.2011<br />
Ökokur für Bauern in NRW<br />
LANDWIRTSCHAFT Der grüne Agrarminister des Bundeslandes kürzt Zuschüsse für besonders große<br />
Ställe - und gibt Biolandwirten mehr Geld. Das soll Umwelt und Tieren nützen<br />
VON JOST MAURIN<br />
Nordrhein-Westfalens Agrarminister Johannes Remmel (Grüne) verwirklicht seine<br />
Ankündigungen zum ökologischen Umbau der Landwirtschaft: Als erstes Bundesland streicht<br />
NRW die Subventionen für den Bau besonders großer Ställe. Die Investitionsförderung solle<br />
es nur noch zum Beispiel für Anlagen mit maximal 15.000 Hennen, 600 Rindern oder 1.500<br />
Mastschweinen geben, teilte das Ministerium mit. Dafür bekommen Remmels Plänen zufolge<br />
Bauern, die gerade auf Bio umgestellt haben, bis zu 33 Prozent höhere Zuschüsse als bisher.<br />
Damit liegt Nordrhein-Westfalen bundesweit an der Spitze.<br />
Wenn die EU-Kommission wie erwartet den Beschlüssen zustimmt, könnten sie bereits 2011<br />
in Kraft treten und deutschlandweit Modellcharakter haben. Schließlich gehört NRW zu den<br />
drei Bundesländern mit dem größten Anteil am Umsatz der deutschen Agrarwirtschaft.<br />
Der Zuschuss für Investitionen in tiergerechte Haltungsverfahren soll ebenfalls steigen - von<br />
30 auf 35 Prozent der Kosten. Große Unternehmen schneiden auch hier künftig schlechter ab:<br />
Milchviehbetriebe mit mehr als 150 Kühen bekommen nur noch 25 Prozent ersetzt.
Geld soll es künftig extra für Bauern geben, die ihre Tiere in Laufställen mit Stroh auf dem<br />
Boden halten. Eine Zusatzprämie wird auch fällig, wenn Landwirte in besonders<br />
erosionsgefährdeten Gebieten kaum noch pflügen. Denn Pflügen begünstigt das<br />
Wegschwemmen von Boden bei starkem Regen. Zudem will Remmel den Anbau von<br />
Hülsenfrüchten als Futter stärker fördern, um die Abhängigkeit etwa von Sojaimporten zu<br />
mindern.<br />
"Wir benötigen diese Anreize, um Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit in der gesamten<br />
Landwirtschaft voranzubringen", erklärte der Minister. Seinem Sprecher zufolge werden sie<br />
finanziert, indem Geld innerhalb des Agrarhaushalts "umgeschichtet" wird.<br />
Die größte Bauernorganisation in NRW, der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband,<br />
lehnte das Maßnahmenpaket wegen der Kürzungen zulasten großer Betriebe ab. "Tierschutz<br />
ist keine Frage der Bestandsgröße, sondern der Stalleinrichtung oder des Umgangs der Leute<br />
mit den Tieren", sagte ein Sprecher.<br />
Eckehard Niemann dagegen, Agrarindustrieexperte der ökologisch orientierten<br />
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, argumentiert, tierfreundliche Haltung mit<br />
Auslauf und Stroh sei nur in kleineren Ställen möglich. "Bei 40.000 Sauen würde der Platz<br />
nie ausreichen." Außerdem würden kleinere Ställe die unmittelbare Umwelt weniger mit<br />
Gestank und Gülle belasten.<br />
Reinhild Benning vom Bund für Umwelt und Naturschutz begrüßte vor allem die stärkere<br />
Förderung der Biolandwirtschaft. Diese verursache weniger Treibhausgase und schone<br />
Gewässer und Artenvielfalt, weil sie auf chemisch-synthetische Pestizide und Mineraldünger<br />
verzichte.<br />
Die konventionelle Bauernlobby stemmt sich gegen das grüne Maßnahmenpaket<br />
NDR<br />
Stand: 24.04.2011 11:24 Uhr<br />
Emder fürchten massenhafte Hennen-Zucht<br />
Der Zeitpunkt ist nicht optimal: Nach den jüngsten Skandalen in der Geflügelindustrie und<br />
den bemühten Plänen der Landesregierung für mehr Tierschutz will ein Landwirt in Emden<br />
im großen Stil eine Hühner-Zucht aufbauen. Zu groß für viele Emder. Der Landwirt plant im<br />
Stadtteil Wybelsum eine Anlage für knapp 85.000 Junghennen. Eine Bürgerinitiative (BI) hat<br />
sich bereits gegründet. Sie fürchtet vor allem gefährliche Keime durch die Abluft des Stalls.<br />
Streit um Mastbetrieb in Emden<br />
Die Emder wehren sich gegen eine geplante Anlage zur Aufzucht von Legehennen. 85.000<br />
Tiere sollen dort untergebracht werden. Eine Bürgerinitiative will Widerspruch einlegen.<br />
"Kindern und Alten drohen Atemwegs-Schäden"
"Wir wollen die fünf geplanten Hühnerställe in Wybelsum auf jeden Fall verhindern", sagt<br />
der Mitinitiator der BI gegen Massentierhaltung, Dietmar Detmers, im Interview mit NDR 1<br />
Niedersachsen. Er und seine 150 Mitstreiter haben Angst vor Hühnerkot-Gestank und<br />
gefährlichen Keimen, die Atemwegs-Erkrankungen auslösen können. Vor allem Ältere und<br />
Kinder seien gefährdet.<br />
Außerdem befürchten die Hühnerstall-Gegner eine Wertminderung der Immobilien, die in der<br />
Nähe der Anlagen liegen. Sie gehen davon aus, dass die Häuser bis zu 70 Prozent an Wert<br />
verlieren würden.<br />
Landwirt streitet Gefahren ab<br />
Landwirt Gerhard Odinga, sieht das anders. "Die Wohnsiedlung hat nichts zu befürchten",<br />
sagt er und verweist auf die vorherrschende Windrichtung. Mit der Keimbelastung werde<br />
übertrieben.<br />
Den Bauantrag hat Odinga jetzt gestellt. In den kommenden Wochen können die Bürger ihre<br />
Einwände bei der Stadtverwaltung Emden offiziell äußern.<br />
Neue OZ online<br />
26.04.2011, 20:07 Fenster schliessen drucken<br />
Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/53718470/nach-kritik-expolizisten-sollen-im-emsland-stallanlagen-kontrollieren<br />
Ausgabe: Meppener Tagespost<br />
Veröffentlicht am: 26.04.2011<br />
Nach Kritik: Ex-Polizisten sollen im Emsland Stallanlagen<br />
kontrollieren<br />
pm Meppen<br />
Meppen. Ende des vergangenen Jahres hatte der Landkreis Emsland angekündigt, seine<br />
Kontrolltätigkeit bei genehmigungspflichtigen Vorhaben zu verändern. Dies soll nun in<br />
die Tat umgesetzt werden: Es werden elf eigens dafür geschulte Mitarbeiter mit der<br />
Überprüfung unter anderem von Stallanlagen beginnen.<br />
Die zehn pensionierten Polizisten und ein ehemaliger Lehrer werden zukünftig in bestimmten<br />
zugewiesenen Bezirken im Auftrag des Landkreises Emsland ihrer Tätigkeit als Kontrolleure<br />
nachkommen. Schwerpunkt der Überprüfungen werden zunächst Stallanlagen sein. Dabei<br />
wird auf die Einhaltung der in den jeweiligen Genehmigungen festgelegten Auflagen<br />
geachtet. Insbesondere die Funktionsfähigkeit von Abluftwäschern, die ordnungsgemäße<br />
Lagerung und Verwertung von Wirtschaftsdünger und die Einhaltung des Brandschutzes<br />
werden von den Kontrolleuren überprüft. Sie werden ebenfalls ihr Augenmerk auf nicht
genehmigte bauliche Veränderungen legen. Werden bei den Kontrollen erhebliche<br />
Beanstandungen festgestellt, drohen empfindliche Bußgelder.<br />
Bislang galt, dass der Landkreis Emsland bei der Abnahme einer Stallanlage den Bau und die<br />
Abluftwäscher kontrolliert. Spätere Kontrollen fanden in der Vergangenheit nur<br />
anlassbezogen <strong>statt</strong>. „Von dieser Praxis werden wir nun abweichen. Künftig setzen wir auf<br />
eine systematische Kontrolle. Dabei möchte ich betonen, dass weder die Landwirte noch<br />
andere Personengruppen unter Generalverdacht stehen“, sagt Landrat Hermann Bröring.<br />
Allein um sicherstellen zu können, dass die umfangreichen Genehmigungsauflagen<br />
eingehalten werden, sei eine Änderung des Kontrollsystems notwendig geworden. Zum<br />
anderen reagiere der Landkreis Emsland damit auch auf die damals laut gewordene Kritik von<br />
Maststallgegnern, dass viele Maststallbetreiber ihre Abluftwäscher nicht ordnungsgemäß<br />
betrieben. Insgesamt aber hätten sich die allgemeinen Klagen erhöht, sagt der Landrat. „Auf<br />
diese Kritik und die Forderung aus der Bevölkerung, mehr Kontrollen durchzuführen,<br />
reagieren wir nun.“<br />
Mit der Kontrolle von Stallbauten ist aber erst der Anfang gemacht: Zukünftig soll die<br />
Kontrolltätigkeit auch auf andere genehmigungspflichtige Bereiche wie beispielsweise<br />
Campingplätze ausgeweitet werden. „Wir befinden uns in einer Testphase: Sollte sich bei den<br />
Kontrollen herausstellen, dass eine erhebliche Anzahl von Beanstandungen festgestellt wird,<br />
kann eine Ausweitung der Kontrollen und damit eine Erhöhung des Personals infrage<br />
kommen. Sind die Beanstandungen in Art und Umfang gering, können die Kontrollen wieder<br />
eingestellt werden“, sagt Bröring.<br />
Westfäl.Nachr.<br />
10.4.11<br />
Hitzige Debatte um Rolle der Landwirtschaft<br />
Hitzige Debatte: Auf dem Podium (v.l.) saßen Klaus Richter, Norwich Rüße und Willi<br />
Kraneburg.Foto:<br />
(epr)<br />
SENDEN - Die Diskussionsveranstaltung der Sendener Grünen zum Thema „Stopp! Keine<br />
Großmastanlagen und <strong>Agrarfabriken</strong>“ sorgte in der Gaststätte Söbbeke für einen vollen Saal.<br />
Zuerst referierte Norwich Rüße, Mitglied des Landtags und Sprecher für Landwirtschaft und<br />
Naturschutz, über seine Sicht der Dinge.<br />
Zwar sehe er sehr wohl das enge Korsett der Landwirte, aber es gehe auch um Ethik: Die
Landwirtschaft sei noch nie so von der Gesellschaft herausgefordert worden, wie heute. Die<br />
sogenannte Torschlusspanik, dass auf einmal so viele Landwirte immer größere Mastanlagen<br />
mit über 1500 Tieren bauen wollen, habe laut Rüße nichts mit der rot-grünen Landesregierung<br />
zu tun, sondern sei schlicht dem Prinzip „wachse oder weiche“ geschuldet. Rüße, selbst<br />
Landwirt, zeigte viel Verständnis für die Zwänge, die durch die Märkte vorgegeben würden,<br />
aber mahnte auch dazu, den Tierschutz nicht außer Acht zu lassen. Vielen ginge der<br />
Tierschutz nicht weit genug: „Ich kenne keine Branche, die so stark Kunden verloren hat, wie<br />
Landwirte“, sagte er und deutete mit Extrembeispielen wie Schnäbelkürzen bis auf den Nerv<br />
und Überzüchtungen in der Putenhaltung an, dass die Forderung nach mehr Ethik in der<br />
Landwirtschaft und Tierhaltung keine spleenige Randerscheinung mehr ist, wie auch jüngste<br />
Demonstrationen auf der Grünen Woche in Berlin mit 20 000 Menschen beweisen.<br />
Während die Landwirte im Publikum Rüße als Fachmann noch geduldig zuhörten, hatte es<br />
Klaus Richter, Sprecher der Bürgerinitiative für die Werterhaltung der Region Billerbeck,<br />
danach schon schwerer, denn er schnitt ein heikles Thema direkter an: die Gefahr durch<br />
Großmastanlagen nicht nur für die Tiere, sondern auch für Mensch und Umwelt. Richter<br />
betonte, dass es ihm und seinen Mitstreitern auch um die Region gehe: „Wo enden wir mit der<br />
Fülle an Gülle?“, fragte er, denn mit jeder Baugenehmigung für einen Großmastbetrieb<br />
entstehe auch mehr Belastung für die Umwelt. Im Nottulner Raum sei das Überschreiten der<br />
Nitratwerte beispielsweise immer wieder ein Problem.<br />
Als er zu den Themen Antibiotika-Einsatz und Gefahren durch Keime aus der<br />
Massentierhaltung kam, fühlten sich einige anwesende Landwirte angegriffen, aber dank der<br />
Moderation durch Wilhelm Kraneburg und den weiterführenden Fragen anderer Zuhörer, die<br />
ihre Ängste als Verbraucher deutlich machten, blieb es insgesamt bei einer respektvollen<br />
Diskussion, die allerdings das breite Thema kaum abdecken konnte.<br />
Rüße schlug vor, neue Rahmenbedingungen zu schaffen: „Der Landwirt von heute ist zum<br />
reinen Rohstoff Lieferanten degradiert.“ Noch dazu verdiene er daran schlecht, denn<br />
mittlerweile gehen 50 Prozent des Fleisches an Discounter. Der Verbraucher sei gefragt und<br />
das Herausstellen regionaler Qualität.<br />
VON ELKE PREISINGER<br />
HAN<br />
Dienstag, 26. April 2011<br />
Tierschutzgesetz<br />
"Das ist mehr Schein als Sein"<br />
Niedersachsen will den Tierschutz in der Vieh- und Geflügelhaltung verbessern. Landwirtschaftsminister<br />
Gert Lindemann (CDU) hat, wie berichtet, jüngst in Hannover einen 38 Punkte umfassenden<br />
Tierschutzplan vorgestellt. Nutztierhalter und Tierschützer aus der Region reagieren erwartungsgemäß<br />
unterschiedlich darauf.
Sprötze/Stelle. In den kommenden Jahren soll die Haltung der zwölf wichtigsten Tiergruppen<br />
vom Küken bis zur Milchkuh systematisch verbessert werden. Der Plan sieht unter anderen<br />
vor, das Kürzen von Schnäbeln in der Haltung von Legehennen bis zum Jahr 2016 und in der<br />
Haltung von Puten bis 2018 zu beenden. Puten sollen zudem ab 2014 nur noch so gehalten<br />
werden, dass sich Erkrankungen an ihren Füßen nicht mehr häufen. Das Absägen von<br />
Hörnern bei Kälbern ohne Betäubung soll 2013 beendet werden. Ab 2016 sollen<br />
Schweinehalter auf das Abschneiden von Schwänzen bei Ferkeln verzichten. Bis 2015 sollen<br />
sie erproben, Ferkel nicht mehr ohne Betäubung zu kastrieren.<br />
Die einzelnen Maßnahmen des Planes würden in sieben Fachgruppen und in einer<br />
Lenkungsgruppe Tierschutz entwickelt, in der Ernährungs- und Landwirtschaft, Ökobauern,<br />
Tierschutzbund, Wissenschaft, Behörden und Kirchen vertreten seien.<br />
Grundsätzlich positiv zu dem Plan äußerte sich Angela Eickhoff aus Sprötze, die mit ihrem<br />
Mann Gerhard und Sohn Malte die nach einem Brandanschlag erst kürzlich wiedereröffneten<br />
Hähnchenmastanlage betreibt. "Wir stehen dem nicht negativ gegenüber. Uns geht es ja auch<br />
darum, dass es den Tieren bei uns gut geht." Schon jetzt halte man sehr hohe Standards ein,<br />
sodass sich mit dem Plan wenig ändern würde. "Einzig vielleicht die Besatzdichte. Würde die<br />
sich drastisch ändern, würden Hähnchen aber auch teurer werden."<br />
Skeptisch betrachtet Eckard Wendt aus Stelle, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für<br />
artgerechte Nutztierhaltung, den Tierschutzentwurf: "Das ist mehr Schein als Sein." Zwar sei<br />
der Plan grundsätzlich gut, es stelle sich allerdings die Frage, ob Lindemann in der Lage sein<br />
werde, seine ehrgeizigen Ziele auch zu realisieren, weil er damit den massiven Widerstand der<br />
Agrarlobby provoziere.<br />
Außerdem beinhalte das Vorhaben einige Ziele, die bei gutem Willen viel schneller als<br />
vorgesehen umsetzbar wären. "Hierzu gehöre die tierquälerische betäubungslose Kastration<br />
der Eberferkel." Die Isofluran-Narkose habe sich in der Praxis bestens bewährt. Auch das<br />
Kürzen der Ferkelschwänze sei verzichtbar, wenn den Tieren Einstreu und etwas mehr Platz<br />
zugestanden würde, damit sich die Tiere beim Auftreten von Rangordnungsproblemen<br />
genügend ausweichen können.<br />
Ebenso sei es bei der Geflügelhaltung, wo sich die Tiere wegen der extrem hohen<br />
Besatzdichten auch nicht aus dem Wege gehen können. Statt ihnen ein artgemäßes<br />
Lebensumfeld zuzugestehen, würden die Tiere durch Amputationen an lebensfeindliche<br />
Haltungsformen angepasst. "Weil nur auf Profitmaximierung geachtet wird", so Wendt. Bei<br />
der Putenmast etwa werde großes Tierleid aufgrund der extrem häufig auftretenden<br />
Fußballenentzündungen in Kauf genommen. Diese sei für die Tiere sehr schmerzhaft.<br />
Schwierig werde das Verbot der Verwendung von Qualzucht-Tieren durchzusetzen sein, da<br />
die meisten großen Zuchtunternehmen im Ausland agierten, auch wenn sie deutschen Agrarindustriellen<br />
gehören.<br />
Wendt appelliert an Verbraucher, nur noch Ware aus Bio-Haltungen oder von Neuland-<br />
Betrieben zu kaufen, und tierische Produkte aus konventionellen Haltungssystemen zu<br />
meiden. "Denn die Tiere durchleiden in den Intensivhaltungen in aller Regel die Hölle auf<br />
Erden."<br />
Hinrich Blume
SVZ<br />
Hühner in rollenden Ställen<br />
24. April 2011 | 15:57 Uhr | von Jürgen Drewes, dapd<br />
Vergrößern<br />
Die mobilen Ställe beherbergen jeweils 200 Legehennen.dapd<br />
VORDER BOLLHAGEN - Aus dem Hühnerstall auf Rädern ist das laute Gegacker von 200<br />
Hühnern nicht zu überhören. Ganz in Ruhe löst Landwirt Johannes Lampen vom Gut Vorder<br />
Bollhagen die Hydraulik, so dass der Hänger angehoben wird, und hängt das Gefährt an seine<br />
Zugmaschine. Rund 100 Meter weiter auf der Weide stellt er den Anhänger wieder ab. Dann<br />
öffnet Lampen die Luke des mobilen Stalls und lässt das Federvieh ins Freie. Den<br />
Legehennen steht nun ein frisches, unbenutztes Stück Grün zur Verfügung.<br />
Fast jede Woche ziehen auf dem Gut Vorder Bollhagen nahe Heiligendamm drei Hühnerställe<br />
auf Anhängern ein Stück weiter. "In Urlaub fahren die nicht. Im Gegenteil, wir verschaffen<br />
ihnen optimale Arbeitsbedingungen", sagt Gutsleiter Lampen lachend. Der jeweils acht Meter<br />
lange und drei Meter breite Stall erinnert ein wenig an einen umgebauten Campingwagen.<br />
Statt Fenster gibt es aber Klappen, eine Seite ist wie ein Dach etwas abgewinkelt. Und genau<br />
dort öffnen sich bereits wieder die Seitenluken und die Hühner strömen scharenweise ins neue<br />
Freigelände, das Lampen mit seiner Mitarbeiterin Gabriele Storch umzäunt hat.<br />
Biolandwirt Johannes Lampen hat das Gut Vorder Bollhagen, das zur Fundusgruppe und<br />
damit zum nahe gelegenen Hotelkomplex in Heiligendamm zählt, vor sieben Jahren<br />
übernommen. Er habe versucht, den traditionsreichen Betrieb mit seinen sieben Mitarbeitern<br />
komplett auf ökologischen Landbau umzustellen. Die Neuentwicklung der mobilen<br />
Hühnerställe kam ihm da ganz recht. Zwei Landwirte aus dem hessischen Witzenhausen<br />
hatten damit für Furore gesorgt und einen Förderpreis des Bundeslandwirtschaftsministeriums<br />
für ökologischen Landbau zuerkannt bekommen.<br />
Inzwischen stehen drei dieser Ställe auf den Wiesen und Weiden rund um Vorder Bollhagen,<br />
die einzigen übrigens in ganz MV. Johannes Lampen hat sich für die kleinste Variante mit
jeweils 200 Legehennen entschieden. Weil der Unterboden mit Sandwichplatten winterfest<br />
isoliert ist, können die Hennen selbst bei Frost im Freien gehalten werden.<br />
Hauptsache, die Flächen davor sind weitestgehend schneefrei. "Scharren ist für die Tiere bei<br />
jedem Wetter das höchste Glücksgefühl", sagt der 37-jährige Landwirt. Die Tiere suchen auf<br />
dem Boden nach Regenwürmern, picken Samen und können im Sand ihr Gefieder baden.<br />
Auch im Stall gibt es einen großen Scharrraum, eingestreute Nester, erhöhte Sitzstangen und<br />
jede Menge frisches Wasser und Futter. Den Hühnern geht es offenbar gut, sie danken es mit<br />
einer erhöhten Eierproduktion. Auf bis zu 320 Stück pro Jahr kommt jede Henne, das sind gut<br />
30 mehr als normalerweise bei ökologisch gehaltenen Hühnern. Bis zu 500 Bioeier zum<br />
Stückpreis zwischen 32 und 36 Cent verkauft das Gut täglich. Abnehmer sind das Hotel in<br />
Heiligendamm wie auch das zu Fundus gehörende Adlon in Berlin.<br />
Im Markt sind freitags die Bioeier vergriffen<br />
Aber auch im eigenen Hofladen und in einem Markt in Bad Doberan werden die Eier<br />
angeboten. Er verkaufe etwa 800 Eier aus Vorder Bollhagen in der Woche, sagt Detlef<br />
Wegner, Leiter des Doberaner Edeka-Marktes. Die seien schneller vergriffen als billigere<br />
Eier. "Wer freitags kommt, hat meistens Pech", sagt Wegner. "Zum Backen und Kochen<br />
nehmen die Kunden die billigen Eier, als Frühstücksei fast nur noch Bio." Die Kunden<br />
würden es ihm danken, wenn er noch mehr als seine 600 Hühner hielte, weiß auch Lampen.<br />
Seinen dritten Stall hatte er erst zum Jahresende angeschafft. Aber die Hennenhaltung sei nur<br />
ein Nebenerwerbszweig, der für rund 20 000 Euro Umsatz im Jahr sorgt.<br />
http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Niedersachsen/3660<strong>90</strong>/Ackerland-wird-knappund-teuer.html<br />
Biogasanlagen in Niedersachsen<br />
- 26.04.2011<br />
Ackerland wird knapp und teuer<br />
Von Hans Ettemeyer<br />
Verden·Cloppenburg . Spitzenpreise im Kreis Cloppenburg, Rekordumsätze in den Kreisen<br />
Verden und Rotenburg. "Die Energiepolitik heizt die Nachfrage und Preise für Ackerland an",<br />
sagt Ernst Kramer, Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Verden.<br />
In Rotenburg und Verden gab es im vergangenen Jahr beim Ackerland die höchsten Umsätze<br />
seit 20 Jahren, im Raum Emstek kostet der Quadratmeter guter Ackerboden inzwischen bis zu<br />
fünf Euro.<br />
Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte Verden ist für die drei Landkreise Verden,<br />
Rotenburg und Soltau-Fallingbostel zuständig. Wie alle 14 regionalen Gutachterausschüsse in<br />
Niedersachsen ermittelt er einmal im Jahr die allgemeine Entwicklung auf dem<br />
Grundstücksmarkt - dazu gehören auch die land- und forstwirtschaftlichen Grundstücke.<br />
Dieser Bereich hat nach Angaben von Ernst Kramer einen zunehmenden Anteil an der<br />
Belebung auf dem Grundstücksmarkt. "Die staatliche Förderung der alternativen<br />
Energieerzeugung hat nachhaltigen Einfluss auf den Umsatz, aber auch auf die<br />
Preisentwicklung", sagt er und meint damit das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Es
garantiert den Betreibern von Biogasanlagen 20 Jahre lang eine feste Vergütung für den von<br />
ihnen produzierten Strom.<br />
Allein im Landkreis Rotenburg sind in den vergangenen Jahren 130 Biogasanlagen gebaut<br />
worden, das sind zehn Prozent aller niedersächsischen Anlagen. Zwischen 80 bis 160 Hektar<br />
Maisanbaufläche braucht eine durchschnittliche Anlage. Die erforderliche Anbaufläche<br />
müssen die Betreiber bereits<br />
im Genehmigungsverfahren nachweisen. Pachten und Kaufpreise für Maisanbauland gehen<br />
deshalb seit Jahren nach oben. Im vergangenen Jahr hat sich dieser Trend fortgesetzt.<br />
Den höchsten Anstieg hat der Gutachterausschuss Verden im Bereich Zeven (Kreis<br />
Rotenburg) festgestellt. Dort kostet der Quadratmeter Ackerland jetzt bis zu 1,60 Euro. Vor<br />
zwei Jahren lag der Preis noch bei 1,10 Euro. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der<br />
jährlichen Verkäufe von Ackergrundstücken im Landkreis Verden von 72 auf 146 verdoppelt.<br />
Im Landkreis Rotenburg stieg er von 167 im Jahr 2008 auf 294 im vergangenen Jahr. "Das ist<br />
der höchste Jahresumsatz seit 20 Jahren", sagt Ernst Kramer.<br />
Ähnliches berichtet Kramers Kollege Folkert Jahn vom Gutachterausschuss in Cloppenburg,<br />
zuständig für die Landkreise Cloppenburg, Oldenburg und Vechta. Das Preisniveau für<br />
Ackerland steigt hier schon seit 1995 kontinuierlich an. Allein in den beiden vergangenen<br />
Jahren betrug der Wertzuwachs rund 33 Prozent. "Im Bereich Cappeln und Emstek haben wir<br />
jetzt einen Spitzenwert von fünf Euro pro Quadratmeter", sagt Folkert Jahn.<br />
Im Landkreis Cloppenburg seien die Preise für Ackerflächen wegen der Geflügel- und<br />
Schweinezucht zwar schon von jeher auf einem hohen Niveau gewesen. Doch dann seien in<br />
den vergangenen Jahren allein im Nordkreis Cloppenburg mehr als 100 Biogasanlagen gebaut<br />
worden. Jahn: "Das hat zu einer weiteren Flächenverknappung und einem erhöhten Preisdruck<br />
geführt."<br />
"Der Acker wird deutlich teurer", berichtet auch Gerd Ruzyzka-Schwob vom<br />
Gutachterausschuss in Sulingen, der das Preisniveau für die Landkreise Diepholz und<br />
Nienburg ermittelt hat. Hier ist der Ackerboden im Schnitt zehn Prozent teurer geworden.<br />
Höchstpreise wurden mit 2,60 Euro im Nordkreis um Twistringen herum erzielt.<br />
Im Bereich des Gutachterausschusses Oldenburg, zuständig für die weitgehend durch<br />
Milchviehhaltung geprägten Landkreise Ammerland, Friesland und Wesermarsch, ist die<br />
Nachfrage nach landwirtschaftlicher Fläche (in diesem Fall Acker- und Grünland) ebenfalls<br />
angestiegen. Die Preise sind zum Teil um 20 bis 35 Prozent in die Höhe gegangen und<br />
bewegen sich zwischen 1,30 Euro (Wesermarsch) und 2,05 Euro (Ammerland), je nach<br />
Qualität und Lage der Böden.<br />
Die Marktbelebung habe hier aber andere Ursachen, erklärt der Ausschussvorsitzende Holger<br />
Seifert. Einen großen Anteil am Flächenumsatz hätten im vergangenen Jahr Landkäufe für<br />
öffentliche Infrastrukturmaßnahmen gehabt. Zum Beispiel für den Bau der Ortsumgehungen<br />
in Berne und in Schortens, so Seifert, oder für den Ausbau der Bahnstrecke von Oldenburg<br />
nach Wilhelmshaven. Und auch Landverkäufe des Landes Niedersachsen hätten sich in der<br />
Bilanz niedergeschlagen. "Das Land trennt sich von seinen Domänen und Höfen." Seifert hat<br />
zudem festgestellt, dass die Preise im unteren Preissegment wesentlich stärker gestiegen sind<br />
als bei den teuren Lagen.
TAZ<br />
26.04.2011<br />
Kleinbauern vertrieben, Kaffeeplantage fertig<br />
Blutiges Bundeswirtschaftsministerium<br />
Ein Kaffeeunternehmen betreibt eine Plantage dort, wo Bauern vertrieben wurden –<br />
unvereinbar mit Leitsätzen der OECD. Und das Wirtschaftsministerium deckt das sogar. VON<br />
KNUT HENKEL<br />
BERLIN taz | Am 21. August 2001 rückte das ugandische Militär mit Bulldozern und<br />
schwerem Gerät an, um rund 2.000 Kleinbauern und ihre Angehörigen aus ihren Häusern zu<br />
vertreiben. Drei Tage später, am 24. August, wurde auf demselben Areal die Kaweri<br />
Kaffeeplantage von Michael R. Neumann, dem Chef der Hamburger Neumann Kaffee<br />
Gruppe, und Staatspräsident Yoweri Museveni feierlich eingeweiht.<br />
Sieht so verantwortliches Handeln von Unternehmen aus? Die OECD hat eigens dafür<br />
Leitsätze geschaffen, und gegen die habe die Firma mit der Tolerierung der Vertreibung<br />
eindeutig verstoßen, argumentiert die Menschenrechtsorganisation Fian. Sie legte 2009<br />
Beschwerde bei der Nationalen Kontaktstelle im deutschen Wirtschaftsministerium ein, die<br />
dort Streitfälle lösen soll – im Kontext des auf Freiwilligkeit beruhenden Verhaltenskodex.<br />
Doch das klappt nicht immer, wie der Fall zeigt. "Das erste gemeinsame Gespräch mit der<br />
Neumann Kaffee Gruppe, den Vertriebenen und der nationalen Kontaktstelle war zugleich<br />
auch das letzte" kritisiert Fian-Referent Martin Wolpold-Bosien. "Wir sind überrascht und<br />
nicht einverstanden damit, dass die Beschwerde eingestellt wurde, bevor ein substanzieller<br />
Beitrag zur Lösung des Konflikt geleistet wurde."<br />
Bundeswirtschaftsministerium wäscht Hände in Unschuld<br />
Eine Einschätzung, die im Berliner Wirtschaftsministerium so nicht geteilt wird. Die<br />
Kontaktstelle bescheinigt der Neumann Kaffee Gruppe, in dem guten Glauben gehandelt zu<br />
haben, das Land sei frei von Ansprüchen Dritter. Seit nunmehr zehn Jahren betreibt das<br />
Unternehmen die Plantage. Eine Lösung des Konflikts durch "vertrauliche Vermittlung auf<br />
Regierungsebene", wie es die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen vorsehen, hat<br />
in diesem Fall nicht <strong>statt</strong>gefunden.<br />
Stattdessen empfahl man der Neumann Kaffee Gruppe und der Organisation der<br />
Vertriebenen, den Konflikt außergerichtlich beizulegen. Obendrein sollten die<br />
Beschwerdeführer auf "öffentliche Angriffe gegen die Neumann Gruppe verzichten". "Eine<br />
unangemessene Empfehlung", so Martin Wolpold- Bosien. Der kritisiert, dass die<br />
Kontaktstelle in Berlin der Version des Unternehmens mehr Bedeutung beigemessen habe.<br />
Eine Kritik, die nicht zum ersten Mal zu hören ist. Bereits 2008 hat der UN-Sonderbeauftragte<br />
für Wirtschaft und Menschenrechte, John Ruggie, Deutschland dafür kritisiert, dass die<br />
nationale Kontaktstelle im Wirtschaftsministerium in der Stelle angesiedelt ist, die auch für
Auslandsinvestitionen zuständig ist. Das könne zu Interessenkonflikten führen. Zudem wird<br />
international kritisiert, dass die OECD-Leitsätze keine Sanktionsmöglichkeiten bieten. Sie<br />
werden zwar derzeit novelliert, ihren empfehlenden Charakter werden sie aber wahrscheinlich<br />
beibehalten.<br />
AGRARZEITUNG<br />
26. April 2011<br />
Tönnies schlachtet die meisten Sauen<br />
Der Großteil der Sauenschlachtungen ist in Deutschland auf wenige Unternehmen<br />
konzentriert. Die Marktmacht ist ausgeprägter als am Schlachtschweinemarkt. Die<br />
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) hat die Marktanteile der<br />
größten Schlachtunternehmen für Sauen untersucht. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass 2010<br />
die führenden fünf Sauenschlachter einen Marktanteil von fast <strong>90</strong> Prozent erreicht haben. Die<br />
ISN hat die Tönnies-Unternehmensgruppe, Rheda-Wiedenbrück, als Marktführer identifiziert,<br />
gefolgt von der Westfleisch in Münster. Auf den Plätzen 3 und 4 folgen nach der ISN-<br />
Analyse die beiden spezialisierten Sauenschlachter Uhlen GmbH, Lengerich, und die<br />
Westphal GmbH, Herzebrock. Als Nummer 5 nennt die ISN den BMR Schlachthof, Garrel.<br />
Die Zahl der jährlich in Deutschland geschlachteten Sauen ist zwar mit weniger als 500.000<br />
im Vergleich zur Mastschweinezahl von fast 59 Millionen gering. Dennoch ist die Branche<br />
interessanter geworden, seitdem im März Tönnies die Übernahme der Heinz Tummel GmbH<br />
im westfälischen Schöppingen angekündigt hat. Denn eine Spezialität von Tummel sind<br />
Sauenschlachtungen. Der Konzentrationsgrad am Schlachtsauenmarkt ist mit <strong>90</strong> Prozent<br />
wesentlich höher als am Schlachtschweinemarkt, an dem die Top 5 zusammen 61 Prozent der<br />
Schweine schlachten. (db)<br />
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Geflügel » Eier Ausland ]<br />
Dienstag, 26.04.2011<br />
Geflügel | 26.04.2011<br />
Jedes zweite Ei stammt mittlerweile aus dem Ausland<br />
Wiesbaden - Deutsche Unternehmen importierten im vergangenen Kalenderjahr insgesamt 8,1<br />
Milliarden Eier im Wert von 591 Millionen Euro.<br />
Gegenüber 2009 sei die Zahl der Eier aus dem Ausland um 600 Millionen Stück oder 7,9<br />
Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2000 seien sogar fast 86 Prozent mehr Eier<br />
importiert worden. Damals habe die Einfuhr noch bei 4,4 Milliarden Eiern gelegen, so<br />
dieWiesbadener Statistiker. Die Einfuhren von Eiern seien weiter gestiegen, obwohl in<br />
Deutschland im Verlauf des vergangenen Jahres wieder mehr Legehennen gehalten worden<br />
seien als noch 2009.<br />
Das Verbot der konventionellen Käfighaltung zum 1. Januar 2010 hatte laut Statistischem<br />
Bundesamt dazu geführt, dass wegen der notwendigen Umbaumaßnahmen die Zahl der<br />
Legehennen gesunken war.<br />
Ostendorff kritisiert Eierwirtschaft
Der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen, Friedrich<br />
Ostendorff, nahm die Zahlen des Statistischen Bundesamtes als Anlass zur Kritik an der<br />
deutschen Eierwirtschaft. Diese müsse sich fragen lassen, warum sie jahrelang den<br />
Verbrauchertrend boykottiert habe. Nachgefragt würden fast ausschließlich Eier aus<br />
ökologischer-, Freiland- oder Bodenhaltung. Käfigeier würden kaum gekauft. Die Industrie<br />
habe sich auf diese Marktlage nicht eingestellt, beklagte Ostendorff. Leider habe ein Großteil<br />
der Eierwirtschaft nach Inkrafttreten des von Renate Künast durchgesetzten<br />
Käfighaltungsverbots nicht die Chance genutzt, die Produktion tierschutzgerecht umzustellen.<br />
Vielmehr habe man damals auf einen Regierungswechsel und eine Aufhebung des<br />
Käfighaltungsverbots gesetzt. 2006 sei dann diese Haltungsform mit einigen kosmetischen<br />
Änderungen durch die Große Koalition wieder hoffähig gemacht worden.<br />
Trotzdem habe die Entwicklung seitdem eines ganz klar gemacht: Die Verbraucher wollten<br />
das Käfigei nicht. Die deutschen "Hühnerbarone" sollten sich jetzt Ostendorff zufolge auf die<br />
Situation am Markt einstellen. Ein Jahr vor der Kennzeichnungspflicht auf EU-Ebene bestehe<br />
für sie die Gelegenheit, Tierschutz europaweit zum Markenkern zu machen.<br />
AgE<br />
Top agrar<br />
Grüne wollen Tiertransporte begrenzen<br />
[26.04.2011]<br />
Tiertransport<br />
Tiertransporte innerhalb Deutschlands sollen nach dem Willen der Grünen auf höchstens vier<br />
Stunden eingeschränkt werden. Einen entsprechenden Antrag brachte die Fraktion von<br />
Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen Mitte April in den Bundestag ein. Außerdem solle sich die<br />
Bundesregierung im Zuge der Überprüfung der europäischen Transportverordnung durch die<br />
EU-Kommission für eine Begrenzung der Transportdauer innerhalb der EU auf acht Stunden<br />
einsetzen. Zudem fordert die Fraktion „wirkungsvolle Sanktionen“ bei der Nichteinhaltung<br />
der Fristen.<br />
Begründet wird der Antrag damit, dass gesetzliche Regelungen auf sich warten ließen,<br />
obwohl es einen breiten gesellschaftlichen Konsens gebe, den Tierschutz bei Tiertransporten<br />
wirksam zu stärken und die Transportzeiten zu begrenzen. Stunden- oder tagelange<br />
Transporte seien für die betroffenen Tiere meist eine große Tortur. Sie litten unter extremer<br />
Enge, Hitze und Luftmangel sowie unter Durst, Schmerzen und Verletzungen.
Die Grünen wiesen darauf hin, dass die Lebendtiertransporte in Deutschland aufgrund der<br />
Spezialisierung der Agrarbetriebe auf einzelne Arbeitsschritte stetig zunähmen. Aber auch im<br />
Zusammenhang mit der Exportstrategie der Bundesregierung sei die Zahl der Tiertransporte<br />
in den letzten Jahren deutlich gestiegen. So wurde beispielsweise 2009 jedes 15. Schwein<br />
lebend exportiert. Die Ausfuhren nach Osteuropa und Russland verdoppelten sich zwischen<br />
2007 und 2009, gleichzeitig stieg auch der Import von lebenden Schlachtschweinen nach<br />
Deutschland. 2008 waren es 4,4 Millionen Tiere und damit doppelt so viele wie zehn Jahre<br />
zuvor. (AgE)<br />
Kälbermäster nach NRW-Erlass irritiert: Welchen Boden denn jetzt?<br />
[26.04.2011]<br />
Bislang werden die Kälber häufig auf Bongossiholz gehalten. Um den Tiren zusätzliche<br />
Trittsicherheit zu bieten, wird der Boden mit Antirutschleisten versehen.<br />
Die Kälbermäster in Nordrhein-Westfalen sind verunsichert, welche Vorgaben es aktuell bei<br />
den Stallböden gibt und was überhaupt in Zukunft verbindlich vorgeschrieben sein wird.<br />
Hintergrund ist ein Erlass vom Oktober 2010, in dem das Landesamt für Natur, Umwelt und<br />
Verbraucherschutz (LANUV) einen Gummibelag für Betonspalten oder eingefräste Rillen in<br />
Bongossispalten empfiehlt. Auf Irritationen stößt dieser Vorschlag vor allem beim<br />
Bundesverband der Kälbermäster, schreibt das Wochenblatt Westfalen-Lippe. Der Verband<br />
kritisiert neben den höheren Kosten besonders die unzureichenden praktischen Erfahrungen<br />
für diese Maßnahmen.<br />
Eigentlich wollte das Agrarministerium einen Praxisversuch in den Niederlanden abwarten.<br />
Da die Ergebnisse aber erst 2012 vorliegen, drängt das LANUV nun auf eine schnellere<br />
Entscheidung. Zudem würden in Holland nicht alle verschiedenen Bodenhaltungsstrukturen<br />
berücksichtigt. Geprüft wird daher jetzt ein eigener Versuch in NRW in Zusammenarbeit mit<br />
der Landwirtschaftskammer und der Fachhochschule Soest, zitiert das Wochenblatt die<br />
Behörde. Hier könnte es dann schon Ende 2011 Ergebnisse geben.<br />
Die Kälbermäster sind unterdessen weiter verunsichert, was denn nun gilt. Offiziell heißt es in<br />
der Übergangsregelung, die Mäster müssen durch Veränderungen in der Oberflächenstruktur<br />
des Bodens oder durch die Fütterung die erforderliche Trittsicherheit gewährleisten.<br />
Planungssicherheit sieht anders aus, denn die Bauern erhalten keine Garantie, ob der<br />
Bodenbelag auch in Zukunft der „richtige“ im Sinne der Vorschriften ist. Aufgrund der engen<br />
Gewinnspanne können sich die Mäster außerdem keine Extravaganzen leisten.<br />
Das Problem ist laut dem Wochenblatt hierbei nur, dass diese Tierschutzauflage CC-relevant<br />
ist und Prämienkürzungen drohen. Gleichzeitig befinden sich auch die Veterinäre in der<br />
Zwickmühle, da sie über die Zulassung von Kälberställen entscheiden sollen. Sie erhoffen<br />
sich zügig Hilfe vom Landesamt.
Um zeitnah eine Lösung zu finden, die nicht gegen das Gesetz verstößt, dem Tierschutz<br />
gerecht wird, den Landwirten Planungssicherheit und die Möglichkeit mit der Kälbermast<br />
Geld zu verdienen gibt, sollten sich alle Beteiligten (Behörden und Landwirte)<br />
schnellstmöglich am runden Tisch treffen, so das Fazit des Wochenblattes. (kk)<br />
Emden: Bürgerinitiative gegen 85 000er Aufzuchtstall<br />
[26.04.2011]<br />
Der wachsende Widerstand gegen größere Stallneubauten hat nun auch Ostfriesland erreicht.<br />
Gegen „Massentierhaltung“ und für „die gute Luft in Ostfriesland“ unterschrieben am<br />
Samstag etwa 750 Bürger und Touristen bei einer Aktion der örtlichen Bürgerinitiative in<br />
Emden. 600 weitere Namen hatten die Veranstalter bereits in den Tagen zuvor gesammelt.<br />
Wie die Ostfriesen-Zeitung berichtet, wehrt sich die Initiative gegen geplante Ställe für die<br />
Aufzucht von 84 997 Küken in Wybelsum. "Je mehr Stimmen gegen Massentierhaltung und<br />
deren Auswirkungen sprechen, je größer wird der Druck auf die Politik", so ein Gegner. Viele<br />
Befürchten, dass die Touristen wegbleiben, wenn die „industrielle Tierproduktion“ kommt.<br />
Andere ärgern sich darüber, dass für die Ställe keine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
vorgeschrieben ist, da der Landwirt unter 85 000 Küken bleibt. "Wer will die Zahl<br />
überprüfen?, fragt eine erboste Bürgerin und wundert sich, dasss der Gesetzgeber so was<br />
mitmacht. Sie ist aus Gründen der Gesundheit - Keimbelastung der Luft, Einsatz von<br />
Antibiotika - und des Tierschutzes gegen solche Anlagen, schreibt die Zeitung weiter. (ad)<br />
Ebermast: 4 % stinken<br />
[26.04.2011]<br />
Etwa 4 % der geschlachteten Jungeber zeigen Ebergeruch. Das ist eine der<br />
Schlussfolgerungen, die der Forscher Coen van Wagenberg von der Universität Wageningen<br />
aus einer Studie von Ebergeruch am Schlachtband zieht. Die Untersuchung wurde laut<br />
agrarisch dagblad in zwei Schlachthöfen der Vion mit der Lötkolben-Methode durchgeführt.<br />
Hierbei wurde ein Stück Fleisch des Schlachtkörpers mit einem Lötkolben verbrannt, danach<br />
wurde der Geruch durch menschliche „Nasen“ bestimmt.<br />
Die Unterschiede im Auftreten von Ebergeruch waren groß, von 0,05 % bis teilweise 8 %.<br />
Laut Forscher Van Wagenberg spielen die Schlachtgewichte und das Alter der Tiere jedoch<br />
keine große Rolle. Vielmehr sind andere Faktoren von Belang. Darüber wollte der Forscher<br />
allerdings keine weiteren Auskünfte erteilen, da die Untersuchungen hierzu noch nicht<br />
abgeschlossen sind. Aber er bestätigte, dass die Rasse und die Kreuzung der Schweine eine<br />
wichtige Rolle spielen. Er berichtete auch, dass seine Erkenntnisse bei Vion weitgehend<br />
übereinstimmen mit den Ergebnissen des Schlachthofs Westfort in Gorinchem, die mit<br />
demselben Nachweisverfahren gewonnen worden waren.<br />
Mehr Beschäftigung durch Neugestaltung der Direktzahlungen?<br />
[27.04.2011]
Onno Popinga<br />
Positive Beschäftigungseffekte erwartet der ehemalige Witzenhäuser Hochschullehrer<br />
Prof. Onno Poppinga von einer Verknüpfung der EU-Direktzahlungen mit dem betrieblichen<br />
Arbeitskräftebesatz.<br />
Bei einer Tagung zum Thema „Beschäftigungssicherung in der Landwirtschaft“ im<br />
ostfriesischen Hesel schlug Poppinga vor, die Höhe der Direktzahlungen an die gezahlten<br />
Sozialversicherungsbeiträge zu binden. Besser gestellt würden damit laut Poppinga<br />
arbeitsintensive Familienbetriebe wie Milchviehhalter. Aber auch größere Betriebe mit<br />
Viehhaltung, „die anständig bezahlte, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen“,<br />
könnten seiner Ansicht nach profitieren. Auf diese Weise, so der Agrarwissenschaftler,<br />
könnte die Landwirtschaft im Wettbewerb um die künftigen Facharbeiter wieder<br />
konkurrenzfähiger werden.<br />
Vorgeschlagen wurde auf der Tagung, die der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM), die<br />
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />
(DGB) veranstalteten, ferner eine Kappung der Direktzahlungen ab einer Obergrenze von<br />
beispielsweise 150 000 Euro. Begründet wurde das mit dem Argument, dass dadurch der<br />
Landkauf für Agrarindustrielle und außerlandwirtschaftliche Anleger weniger attraktiv würde.<br />
Poppinga berichtete von ersten Ergebnissen einer Studie, die das Kasseler Institut für<br />
ländliche Entwicklung gemeinsam mit der Europäischen Föderation der Gewerkschaften<br />
Lebensmittel, Landwirtschaft und Tourismus (EFFAT) gegenwärtig durchführt. (AgE)<br />
Auslaufmodell Schweineherdbuchtzucht?<br />
[29.04.2011]
Während sich der MSZV und die EGZH auf ihre Stammgebiete konzentrieren, ist German<br />
Genetic auf Expansionskurs.<br />
Während sich der MSZV und die EGZH auf ihre Stammgebiete konzentrieren, ist German<br />
Genetic auf Expansionskurs.<br />
Die deutschen Herdbuch-Zuchtverbände stehen unter massivem Konkurrenzdruck durch in-<br />
und ausländische Zuchtunternehmen. Es spricht also vieles dafür, dass die Zuchtverbände<br />
jetzt an einem Strang ziehen müssen. Durch einen Zusammenschluss könnten sie ihre<br />
Marktposition deutlich verbessern. Gemeinsam würden sie über 100.000 Jungsauen pro Jahr<br />
verkaufen und fortan in einer Liga mit den Dänen und Holländern spielen.<br />
Wie die Zuchtverbände über Fusionen denken und welche Stärken und Schwächen der drei<br />
größten Organisationen in unserer Analyse zum Vorschein gekommen sind, lesen Sie in der<br />
aktuellen Mai-Ausgabe der top agrar ab Seite S 4.<br />
Milchviehhalter fordern: "Druck von der Fläche nehmen"<br />
[29.04.2011]<br />
Kaum etwas beschäftigt die Milcherzeuger derzeit so intensiv wie die Auswirkungen der<br />
Biogasproduktion. Nicht nur, dass die Pachtpreise in den vergangenen Jahren regelrecht<br />
explodiertsind, offenbar werden von Biogasbetreibern sogar schon Verpächter mit dem<br />
Anliegen angegangen, bestehende Pachtverträge aufzulösen und ihnen die Flächen zu<br />
übertragen, schreibt Gregor Veauthier im Kommentar des aktuellen Magazins „Elite“<br />
(3/2011). „Das zeigt, wie überreizt die derzeitige Situation ist.“<br />
Wachstum ist seiner Meinung nach kaum noch möglich, wenn Dank staatlicher Förderung
500-kW-Anlagen 200 000 Euro Gewinn einspielen, größere Milcherzeuger im freien Markt<br />
aber nur 80 000 Euro erlösen können! „Der Milchstandort wird dadurch zunehmend in Frage<br />
gestellt. Die wettbewerbsverzerrende Bevorzugung von Biogas muss aufhören, der Druck auf<br />
die Flächen muss runter!“, so Veauthier. Laut dem Fachmann kann das aber nur gelingen,<br />
wenn am EEG einige substanzielle Änderungen vorgenommen werden:<br />
Koppelung des Güllebonus an die tatsächlich aus der Gülle erzeugte Gasmenge (Förderung<br />
der Veredelung von Gülle).<br />
Förderung von Gülle-Seperationsanlagen. So wird Gülle auch über größere Entfernungen<br />
transportabel und die Anlagendichte lässt sich auch in viehschwächeren Regionen erhöhen.<br />
Wegfall oder zumindest deutliche Verringerung des Nawaro-Bonus, Begrenzung des<br />
Einsatzes von Energiepflanzen entsprechend dem Viehbesatz in der Region.<br />
Keine Investitionsförderung von nicht güllebasierten Anlagen, sofern diese hunderte Hektar<br />
Mais „fressen“. Derartige Anlagen müssen mit Pflanzenbestandteilen, die im Rahmen der<br />
Landschaftspflege anfallen und mit Reststoffen aus der Futter-/Nahrungsmittelproduktion<br />
betrieben werden.<br />
Unterbunden werden muss auch der Boni-Wildwuchs im EEG. Es kann nicht sein, das beste<br />
Grassilage oder pfluglos angebauter Mais als Landschaftspflegematerial, <strong>statt</strong> in die<br />
Vormägen der Kühe, in die Fermenter wandert.<br />
Für den Elite-Redakteur ist es nun an der Zeit, zu entscheiden: „Für die Sicherung ein er<br />
nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Milchproduktion in Deutschland, oder aber für den<br />
Einsatz der Futterflächen zur Energieerzeugung.“ (ad)<br />
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Energie » Biomasse » Mais und Raps ]<br />
Mittwoch, 27.04.2011<br />
Biomasse | 27.04.2011<br />
Studie: Mais und Raps mit schlechter Klimabilanz<br />
Braunschweig - Bioenergie aus schnellwüchsigen mehrjährigen Gräsern weist eine deutlich<br />
bessere Treibhausgasbilanz auf als Mais oder Raps.<br />
Das ist auf einer Tagung des Europäischen Forschungsprojektes "Treibhausgasmanagement in<br />
europäischen Landnutzungssystemen" in Braunschweig deutlich geworden. Wie das Johann-<br />
Heinrich-von-Thünen-Institut (vTI) als Ausrichter der Tagung in der vergangenen Woche<br />
mitteilte, wurden innerhalb des Projektes erstmals die Treibhausgasbilanzen beim Anbau<br />
unterschiedlicher Bioenergiepflanzen aus ganz Europa ermittelt.<br />
Demnach sind herkömmliche Bioenergieträger wie Biodiesel, Bioethanol und Biogas aus<br />
Mais und Raps erheblich energie- und nährstoffhungriger als solche aus schnellwüchsigen<br />
mehrjährigen Gräsern und Gehölzen. Das liege unter anderem am hohen Stickstoffbedarf von<br />
Mais und Raps, weil die Düngerherstellung viel Energie verbrauche. Außerdem setzten die<br />
Böden nach der Düngung Lachgas frei. Damit werde ein Teil des positiven Effekts von<br />
herkömmlicher Bioenergie wieder zunichte gemacht. Mehrjährige Gräser und Hölzer<br />
hingegen könnten im Winter geerntet werden, wenn die meisten Nährstoffe in den
Pflanzenwurzeln gespeichert seien und im nächsten Jahr wieder für das Wachstum zur<br />
Verfügung stünden. Kohlenstoffsenke Pappelplantagen würden 40 Prozent bis 99 Prozent<br />
weniger Lachgas emittieren als Mais- oder Rapsfelder bei vergleichbaren Energieerträgen,<br />
berichtete das vTI.<br />
Mehrjährige Gräser für nährstoffarme Flächen<br />
Darüber hinaus sei von Wissenschaftlern unter Weiden und Pappeln ein deutlicher<br />
Humusaufbau festgestellt worden. Diese Festlegung von Kohlenstoff im Boden trage<br />
zusätzlich zum Klimaschutz bei. Mehrjährige Gräser und Bäume eigneten sich für nasse und<br />
nährstoffarme Flächen, stellten aber auch eine klimafreundlichere Form der Moornutzung dort<br />
dar, wo bisher Mais für Biogas den Klimawandel anheize.<br />
Schnellwüchsige Pflanzen wie Miscantus, Rohrglanzgras und Weiden werden laut dem vTI<br />
bereits auf mehreren zehntausend Hektar auf den britischen Inseln, in Skandinavien und in<br />
den baltischen Staaten kommerziell angebaut und in Kraftwerken zur Wärme- und<br />
Stromproduktion beigemischt. "Während die aus Sicht des Klimaschutzes effizientesten<br />
mehrjährigen Energiepflanzen in Deutschland noch erforscht werden, sind sie in vielen<br />
Nachbarländern längst praxisreif und Nummer Eins der Bioenergieproduktion", erklärte Dr.<br />
Axel Don vom vTI-Institut für Agrarrelevante Klimaforschung. Die deutsche<br />
Bioenergieförderung habe die effizientesten Klimaschutzwege bisher vernachlässigt.<br />
AgE
VOLKSSTIMME<br />
"Zentrum frühkindliche Bildung" in Stendal / Biosphärenreservat Drömling /<br />
Integrierte Leitstelle<br />
Der neue Koalitionsvertrag und seine Folgen für die Altmark<br />
Von Holger Thiel<br />
Der Drömling soll ein Biosphärenreservat nach Landesrecht werden: Dieses Ziel ist im<br />
Koalitionsvertrag der neuen CDU-/SPD-Landesregierung verankert. Aber auch andere<br />
Punkte werden die Altmark als Region unmittelbar berühren. Archivfoto<br />
Der neue Landtag hat sich konstituiert, die Landesregierung ist vereidigt, der<br />
Koalitionsvertrag von CDU und SPD ist unter Dach und Fach. Auf 69 Seiten –, zehn mehr als<br />
2006 – sind die politischen Ziele der kommenden fünf Jahre festgelegt. Die Altmark kommt<br />
zwar namentlich nicht vor – anders als 2006 – sollte sich aber den Vertrag trotzdem genau<br />
anschauen. Etliche Punkte berühren die Region. Angefangen vom Finanzausgleich, über<br />
Wirtschaftsförderung bis hin zu größeren Nutztierbeständen.<br />
Salzwedel. "Die Koalition setzt sich dafür ein, dass die Nachnutzung der erschöpften<br />
Erdgaslagerstätten Altmark für eine CO2-Speicherung als Forschungsvorhaben vorbereitet<br />
wird": So stand es im ersten Koalitionsvertrag von CDU und SPD aus dem Jahr 2006.<br />
Umgesetzt wurde es nicht. Die CO2-Pilotanlage steht seit mehr als zwei Jahren ungenutzt in<br />
Mahlsdorf, weil die abschließende Betriebsgenehmigung fehlt. Doch nicht immer ist<br />
Vertragspapier so geduldig. Die vor fünf Jahren angekündigte kommunale Gebietsreform ist<br />
umgesetzt. Die Altmark besteht jetzt überwiegend aus Großstädten, zumindest was die Fläche<br />
betrifft. Und so mancher engagierter ehrenamtlicher Kommunalpolitiker hat aus Frust über<br />
diese Reform das Handtuch geworfen.<br />
Neue Strukturen, neue Wege und eine Konferenz<br />
Nicht ohne Konsequenzen für die Altmark blieb auch die 2006 angekündigte Überarbeitung<br />
des Finanzausgleichsgesetzes. Die beiden altmärkischen Kreise erhalten dadurch ebenso wie<br />
einige Kommunen weniger Geld aus der Landeskasse. Auswirkungen zeigte auch die<br />
angekündigte Justizreform. Stendal verlor sein Sozialgericht, der Verlust des Gefängnisses<br />
erscheint da fast nebensächlich.<br />
Konsequent umgesetzt hatte die alte Landesregierung auch die Polizeistrukturreform. Die<br />
Polizeidirektion Stendal ist jetzt Teil der Polizeidirektion Nord, und die Zahl der Polizisten<br />
ging schrittweise nach unten. Immerhin, von der 2006 angekündigten Auflösung der<br />
Schuleinzugsbereiche blieb die Altmark verschont. Ganztagsschulen sind gefördert worden,<br />
und ein Schulbauprogramm wurde unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise aufgelegt. Davon<br />
profitierte die Region. Ebenso vom konsequenten Stadtumbau. Wohnungsgesellschaften<br />
wurden so teure leerstehende Wohnungen los. Ganze Blocks versanken in Staubwolken.<br />
Medizinische Versorgungszentren, mobile Arzthelferinnen waren erste Antworten auf den
Ärztenotstand auch in der Altmark. Das angekündigte Bibliotheksgesetz, das zumindest im<br />
Altmarkkreis Salzwedel für Frieden beim Streitthema Bibliotheken hätte sorgen können, hat<br />
bis heute nicht den Landtag passiert.<br />
CO2-Speicher taucht mit keinem Wort auf<br />
Soweit eine kurze Bilanz. Die Vorschau lohnt sich ebenso. Denn nicht immer ist beim neuen<br />
Koalitionsvertrag nach der Guttenberg-Methode, also mit Copy & Paste, verfahren worden.<br />
So ist vom CO2-Speicher in der Altmark keine Rede mehr. Wohl aber davon, dass die<br />
Hochschule Magdeburg-Stendal zu einem "Zentrum frühkindliche Bildung" werden soll, "um<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für die Weiterentwicklung der frühkindlichen<br />
Bildung zu erlangen und Programme und Konzepte für eine erfolgreiche Umsetzung zu<br />
entwickeln und zu koordinieren".Während der Altmarkkonferenz vergangenen Jahres in<br />
Gardelegen hatte die Landesregierung dieses Kompetenzzentrum für Stendal angekündigt.<br />
Die Auswirkungen des novellierten Finanzausgleichsgesetzes sind mittlerweile in der<br />
Landeshauptstadt bekannt. Laut neuem Koalitionsvertrag soll das Gesetz auf den Prüfstand<br />
kommen. "Unter Berücksichtigung der in Folge der Gemeindegebietsreform in den<br />
Haushaltsjahren 2010 und 2011 gewonnenen Erkenntnisse soll im Ergebnis ein neues<br />
Finanzausgleichsgesetz, welches eine auskömmliche und angemessene Finanzaus<strong>statt</strong>ung<br />
garantiert, erarbeitet werden", heißt es im Koalitionsvertrag.<br />
Dieser verspricht auch, dass Schulsozialarbeit fester Bestandteil aller Schulformen werden<br />
soll. Unter anderem Gymnasien hatten bislang ein Nachsehen. Arbeit bekommen beide Kreise<br />
hinsichtlich der Berufsbildenden Schulen. Sie sollen "regionale Kompetenzzentren" werden,<br />
zum Beispiel mit Angeboten der beruflichen Weiterbildung. Aber auch die Bedarfsplanung<br />
für Kindertagesstätten ist zu überarbeiten. Künftig sind die Tagesmütter mit zu<br />
berücksichtigen.<br />
Bei der Wirtschaftsförderung wird wie vor fünf Jahren auf "Cluster" gesetzt, die es in der<br />
Altmark nicht gibt. Immerhin soll es spezielle Förderprogramme für innovative kleine und<br />
mittelständische Unternehmen geben, die neue Produkte auf dem Markt etablieren wollen.<br />
In Sachen Tourismus ist die Altmark mit ihrem Aktiv-Urlaub längst auf dem richtigen Weg.<br />
Radfahren und Wandern sollen landesweit gefördert werden, unter anderem mit dem Ausbau<br />
der Infrastruktur.<br />
Interessant ist auch der Punkt Energie. Die neue Landesregierung will Anreizprogramme für<br />
die Erdwärme- und die Biomassenutzung schaffen. Dass in der Altmark Geothermie möglich<br />
ist, zeigt das Beispiel Arendsee mit seiner Thermalsole.<br />
Arbeitsmarktpolitisch lautet ein Ziel, dass in jeder Familie mindestens ein Mitglied<br />
erwerbstätig sein soll. Dass dürfte für den Landkreis Stendal mit seiner hohen<br />
Arbeitslosenquote ein Kraftakt werden. An der Bürgerarbeit soll festgehalten werden. Für<br />
Langzeitarbeitslose soll es geförderte Stellen geben.<br />
Eine ganze Seite ist dem ländlichen Raum und damit auch der Altmark gewidmet. Die<br />
wichtigsten Ziele angesichts sinkender Einwohnerzahlen und steigender Lebenserwartung:<br />
Zur Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse soll es bedarfsgerechte schulische<br />
Angebote, eine dauerhafte gesundheitliche Betreuung und einen bedarfsgerechten öffentlichen<br />
Personen- nahverkehr geben.
"Interkommunale Funktionalreform" angekündigt<br />
Aufatmen können die altmärkischen Einheits- und Verbandsgemeinden. Die Strukturen<br />
werden nicht weiter geändert. Stattdessen wird eine "interkommunale Funktionsreform"<br />
angekündigt. Die Rathäuser erhalten weitere Aufgaben, während die Kreise den<br />
Waldbrandschutz an das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten abgeben<br />
sollen. Festgehalten wird an der Forderung nach integrierten Leitstellen. Für die beiden<br />
hiesigen Kreise wird es nun doch langsam ernst. Sie müssen eine gemeinsame Leitstelle für<br />
Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst schaffen. Vor allem der Landkreis Stendal<br />
hat sich bislang davor gescheut. Und über eine Novelle des Rettungsdienstgesetzes im<br />
kommenden Jahr sollen die Krankenhäuser noch stärker in der Notarztversorgung<br />
eingebunden werden, heißt es im Koalitionsvertrag.<br />
Gespannt dürften die immer klammen altmärkischen Gewässer-Unterhaltungsverbände auf<br />
die für 2012 geplante Novelle des Wassergesetzes schauen. Die Einstufung der Gewässer<br />
erster und zweiter Ordnung soll überprüft werden. Ebenso die Aufgabenverteilung im<br />
wasserwirtschaftlichen Bereich.<br />
Industrielle Massentierhaltung im Fokus<br />
In den vergangenen Jahren haben sich in der Altmark Bürgerinitiativen gegen industrielle<br />
Massentierhaltung gegründet. Sie können nicht darauf hoffen, dass es keine neuen Ställe mehr<br />
gibt.<br />
Aber die neue Landesregierung weiß auch um das Akzeptanzproblem. Immerhin wirkten die<br />
altmärkischen SPD-Landtagsabgeordneten Ralf Bergmann und Jürgen Barth in der<br />
entsprechenden Arbeitsgruppe des Koalitionsausschusses. Im Vertrag ist festgelegt worden,<br />
dass im Ergebnis des bereits eingerichteten Nutztierforums geprüft werden soll, ob es<br />
gesetzgeberischen Handlungsbedarf gibt.<br />
Und: "Die Koalitionspartner sprechen sich dafür aus, zur Vermeidung starker lokaler<br />
Tierkonzentrationen im Düngegesetz eine Ermächtigungsgrundlage für die Länder<br />
vorzusehen, die es ermöglicht, einen betriebs- und behördenübergreifenden Datenabgleich zur<br />
Überprüfung des Inverkehrbringens von Wirtschaftsdünger vornehmen zu können." Das<br />
könnte so manches Stallprojekt zu Fall bringen.<br />
An einer Stelle tauchte die Altmark dann doch ganz konkret auf: Der Naturpark Drömling soll<br />
als Biosphärenreservat nach Landesrecht ausgewiesen und eine Anerkennung durch die<br />
UNESCO vorbereitet werden. Die Region der 1000 Gräben würde damit eine Aufwertung<br />
erfahren.<br />
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Dokument erstellt am 27.04.2011 um 05:31:46 Uhr<br />
Erscheinungsdatum 27.04.2011 | Ausgabe: saw<br />
TAZ<br />
27.04.2011<br />
Agrarsubventionen aus Europa
Bauerngeld fließt an Konzerne<br />
Rund 60 Milliarden Euro Agrarsubventionen vergibt die EU im Jahr. Eine neue Datenbank<br />
zeigt: Firmen wie Südzucker, Bayer und RWE haben davon einen großen Anteil erhalten.<br />
VON JOST MAURIN<br />
BERLIN taz | Großkonzerne haben im vergangenen EU-Haushaltsjahr in Deutschland<br />
millionenschwere Agrarsubventionen kassiert. Deutschlands größtes Milchunternehmen<br />
Nordmilch bekam rund 9 Millionen Euro von der EU.<br />
Das zeigt eine Datenbank, die die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung am<br />
Mittwoch im Internet veröffentlichte. Nordmilch erwirtschaftete 2009 einen Umsatz von 1,9<br />
Milliarden Euro.<br />
Europas größter Zuckerhersteller, die Südzucker AG, erhielt 2,7 Millionen Euro. Südzucker<br />
hat nach eigenen Schätzungen im vergangenen Geschäftsjahr 6 Milliarden Euro verdient.<br />
Einer der größten Schlachthofbetreiber, die niederländische Vion, bekam 1,9 Millionen Euro<br />
von der EU, der Konkurrent Gausepohl 1,4 Millionen. Auch der Energiekonzern RWE zapfte<br />
die staatlichen Agrarfonds an: Das Unternehmen, das Braunkohletagebaue rekultiviert,<br />
kassierte 514.000 Euro. Der Chemiegigant Bayer, ein wichtiger Produzent von Pestiziden und<br />
Gentech-Pflanzen, bekam 183.000 Euro.<br />
"Die Zahlen belegen, dass die Mittel an die Falschen gehen", sagte Reinhild Benning vom<br />
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. "Konzerne kassieren Millionen, der<br />
durchschnittliche Landwirt wird mit Kleckerbeträgen abgespeist."<br />
BUND: Agrarsubventionen fördern die Massentierhaltung<br />
Auf der einen Seite verhinderten die jährlich rund 60 Milliarden Euro EU-Agrarsubventionen<br />
nicht, dass viele kleine <strong>Bauernhöfe</strong> aufgeben müssen. Auf der anderen Seite förderten sie<br />
"indirekt die Massentierhaltung". Schließlich bezögen die subventionierten Schlachthöfe die<br />
Schlachttiere meist aus umweltschädlicher und quälerischer Haltung. Benning: "Da ist<br />
überhaupt keine Gegenleistung für die Gesellschaft zu erkennen."<br />
Als Beispiel hob sie Bayer hervor. "Das ist das Gentechnik-Unternehmen in Deutschland. Es<br />
bekommt Geld, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung Gentechnik in der Landwirtschaft<br />
ablehnt." Von den Firmen lag zunächst keine Stellungnahme vor.<br />
Greenpeace: Hauptempfänger sollen kleine Betriebe sein<br />
"Die Hauptempfänger sollten nicht große Unternehmen sein, sondern kleine Betriebe, die<br />
umweltschonend wirtschaften und Arbeitsplätze sichern", sagte Manfred Redelfs von<br />
Greenpeace. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) müsse ihren Widerstand gegen einen<br />
Vorschlag der EU-Kommission aufgeben, die Subventionen für Großunternehmen zu deckeln<br />
und dabei die Zahl der Arbeitskräfte zu berücksichtigen.
Die EU-Staaten müssen die Empfänger der Agrarsubventionen von Gesetzes wegen<br />
veröffentlichen. Deutschland stellt unter Berufung auf ein Urteil des Europäischen<br />
Gerichtshofs dieses Jahr aber nur Firmen und andere Organisationen ins Netz.<br />
• 27.04.2011<br />
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•<br />
Protest gegen Fischereipolitik<br />
Krabbenfischer bleiben an Land<br />
Die Kutter haben so viele Nordseegarnelen gefangen, dass die Gefrierhäuser voll sind. Nun<br />
soll eine Verknappung des Angebots die Preise stabilisieren. VON GERNOT KNÖDLER<br />
Fühlen sich von der Politik verlassen: Krabbenkutter auf der Nordsee. Foto: dpa<br />
HAMBURG taz | Weil es plötzlich Krabben im Überfluss gibt, sehen sich die Fischer an der<br />
Nordseeküste in ihrer Existenz bedroht. Wegen des Überangebots sind die Preise auf ein<br />
Niveau gesunken, das nicht einmal mehr die Kosten eines Kutters deckt. Deutsche und<br />
niederländische Erzeugerorganisationen haben deshalb am Osterwochenende einen Fangstopp<br />
beschlossen. Außerdem erwägen sie verschärfte Proteste, um ein Umdenken in der<br />
Fischereipolitik zu erreichen.<br />
Der Verfall der Krabbenpreise ist im vergangenen Jahrzehnt immer wieder Thema gewesen.<br />
Wiederholt einigten sich die organisierten Fischer auf Fangstopps, um mit dem Großhandel<br />
konkurrieren zu können. In dieser Saison scheint die Lage jedoch besonders dramatisch zu<br />
sein.<br />
"Im langfristigen Mittel sind im Frühjahr 25 Kilogramm pro Stunde gefangen worden", sagt<br />
Philipp Oberdörffer, Berater bei der niedersächsischen Landwirtschaftskammer. In diesem<br />
Jahr seien es 50 bis 60 Kilogramm.
Meeresfrüchte<br />
Die Krabbenfischerei erwirtschaftet nach Angaben des WWF jährlich 70 bis 80 Millionen<br />
Euro.<br />
Die Nordseegarnele, auch Krabbe oder Granat genannt, kann neun Zentimeter lang werden.<br />
Die Weibchen laichen im Januar / Februar und im Juli / August. Nach dem Fang werden sie<br />
zur Konservierung gekocht. Dabei färben sich die grauen Tiere rot.<br />
Die Fischer sind zum größten Teil in Erzeugergemeinschaften organisiert. Die Fangflotte<br />
wird auf 550 Fahrzeuge geschätzt. Der weitaus größte Teil davon stammt auch den<br />
Niederlanden und Deutschland.<br />
Die Preise lagen zuletzt bei 1,57 Euro pro Kilo, Tendenz sinkend. Um mit Gewinn<br />
wirtschaften zu können, fordern die Fischer drei Euro.<br />
In ungewöhnlich warmem Seewasser seien die Nordseegarnelen sehr schnell zur<br />
Fanggröße herangewachsen, so dass mehr Generationen als sonst befischt werden konnten.<br />
Wie Oberdörffer berichtet, wären große Boote auch den Winter über auf Fang gefahren und<br />
hätten die Kühlhäuser gefüllt. Erst wenn diese Mengen verkauft seien, werde der Druck auf<br />
die Preise nachlassen.<br />
Roger Alts von der Erzeugerorganisation Norddeich glaubt, dass der Fangstopp<br />
möglicherweise nicht reichen wird. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagt er. Die<br />
Fischer erhielten zurzeit nur 1,57 Euro pro Kilo Garnele. Das liegt unter dem<br />
Selbstkostenpreis von rund 2,50 Euro. Die Fischer halten drei Euro für notwendig.<br />
Gestiegene Treibstoffkosten verschärften die Lage, klagen die Fischer. Dazu kämen teure<br />
Nachrüstungen beim Funk oder der Feuerlöschtechnik. Alts zufolge steht ein Drittel der Flotte<br />
vor der Pleite. Weil Proteste alleine bisher nichts genützt hätten, erwögen die Fischer jetzt ein<br />
schärferes Vorgehen wie die Blockade der Seehäfen.<br />
Die deutschen Küstenfischer sind überwiegend als Familienbetriebe organisiert, die kleine,<br />
etwas ältere Kutter betreiben. Sie haben schon Schwierigkeiten, mit den etwas längeren<br />
Eurokuttern mitzuhalten, erst recht aber mit den Fischereischiffen, die im vergangenen Winter<br />
auf Krabbenfang gegangen sind. Wegen des Preisverfalls bei Schollen stellten auch Boote, die<br />
eigentlich für den Fang von Plattfischen gebaut wurden, den Garnelen nach - und zwar die<br />
ganze Saison über.<br />
Die größeren Schiffe erlaubten ein effizienteres Wirtschaften, sagt Landwirtschaftskammer-<br />
Berater Oberdörffer. Allerdings müsse sich die Politik fragen, was ihr die Familienbetriebe<br />
wert seien.<br />
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht könne es zwar sinnvoll sein, großen Schiffen den Vorzug<br />
zu geben. "Das trägt aber nicht dazu bei, dass wir eine lebendige Küste behalten", warnt<br />
Oberdörffer. Nur die Kutter passten in die Sielhäfen und hielten diese am Leben. Von den<br />
Häfen wiederum profitiere der Tourismus.<br />
Die Fischer fordern konkrete Hilfen von den Landesregierungen und vom Bund. Nur so lasse<br />
sich die kleinteilig organisierte Fischerei erhalten. Berater Oberdörffer schlägt eine<br />
Abwrackprämie vor, um die Flotte zu verkleinern.
Außerdem regt er an, die Erzeugergemeinschaften der Fischer zu stärken: Von ihnen<br />
beschlossene Fangstopps sollten auch für Nicht-Mitglieder verbindlich werden.<br />
Etwas weniger Krabbenfischerei wäre ganz im Sinne der Umweltstiftung WWF. Diese hat vor<br />
zwei Jahren eine Studie veröffentlich, nach der die Krabbenfischerei der Meeresumwelt<br />
schadet.<br />
Für jedes Kilo Krabben lande die neunfache Menge an Beifang im Netz: Schollen,<br />
Seezungen, Wittlinge und Kabeljau - Fische, die wieder über Bord geworfen werden und<br />
diese Prozedur meistens nicht überleben. Bessere Netze, das Schließen von Fanggründen<br />
könnten helfen - und eine Verkleinerung der Flotte.<br />
Aktuelles aus Land und Forst<br />
Landvolk arbeitet konstruktiv am Tierschutzplan mit<br />
20. April 2011<br />
L P D – Das Landwirtschaftsministerium hat heute seinen überarbeiten Tierschutzplan<br />
vorgestellt. Insgesamt sieht er 38 Maßnahmen für zwölf Tiergruppen vor. Das Ziel des<br />
Tierschutzplans – eine starke und wirtschaftliche Landwirtschaft, die in der Gesellschaft<br />
akzeptiert ist – verfolgt auch das Landvolk Niedersachsen. Es hat sich deshalb konstruktiv in<br />
die Arbeit des Lenkungsausschusses eingebracht und wird sich auch weiterhin intensiv<br />
beteiligen. „Wir tragen alles mit, was sinnvoll, praktikabel und wirtschaftlich ist“, verdeutlicht<br />
Landvolk-Hauptgeschäftsführer Jörn Dwehus. Dem Berufsstand war es bei den einzelnen<br />
Punkten besonders wichtig, dass es auch zu tatsächlichen Verbesserungen im Tierschutz<br />
kommt und nicht ein Tierschutzproblem durch ein Neues ersetzt wird. Das heißt, dass<br />
beispielsweise Hühner, deren Schnäbel nicht gekürzt werden, sich ernsthaft durch<br />
gegenseitiges Picken verletzen.<br />
In einem sogenannten Pilotbetrieb soll deshalb vorerst erprobt werden, wie das Picken<br />
verhindert werden kann. Der Tierschutzdienst, das LAVES, die Fachhochschule Osnabrück<br />
und ein Fachtierarzt für Geflügel begleiten dieses Projekt intensiv. Diese Vorgehensweise<br />
kommt der Forderung des Landvolks entgegen, einen Punkt nur dann umzusetzen, wenn es<br />
Alternativen gibt, die wissenschaftlich untermauert und praktikabel sind. Die gewonnenen<br />
Erfahrungen können auch auf andere Bereiche übertragen werden, sagte
Landwirtschaftsminister Gert Lindemann bei einer Pressekonferenz in Hannover: „Wir<br />
brauchen die ersten Erfahrungen aus dem Legehennenprojekt, um ein Ausstiegszenario für<br />
das Kürzen der Schnäbel auch bei Puten zeitnah auf den Weg zu bringen“.<br />
Ein weiterer wichtiger Baustein des Niedersächsischen Tierschutzplanes ist die Etablierung<br />
der Tierschutzindikatoren wie Fußballengesundheit bei Nutzgeflügel und die Gabe von<br />
Antibiotika. Diese Indikatoren sind messbar und führen deshalb zu einer objektiven<br />
Beurteilung der Einhaltung von Tierschutzzielen - nicht nur für die Tierhalter, sondern auch<br />
durch Berater und Überwachungsbehörden. Das Landvolk Niedersachsen begrüßt die<br />
Einführung der Tierschutzindikatoren, weil sie zu einer Versachlichung der in weiten Teilen<br />
emotional geführten Diskussion führen können.<br />
Das Landvolk Niedersachsen setzt sich zudem dafür ein, dass der Branche im Wettbewerb mit<br />
anderen Erzeugerländern keine Chancen verbaut werden und die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
niedersächsischen Betriebe hinreichend berücksichtigt wird. In diesem Zusammenhang<br />
fordert der Berufsstand die intensive Prüfung von Sonderregelungen für Niedersachsen<br />
außerhalb von bundes- oder EU-politischen Regelungen. Einig sind sich Landvolk und<br />
Landwirtschaftsminister darin, dass die Größe der Bestände und das individuelle Tierwohl<br />
nicht voneinander abhängig sind. „Den Beleg, dass Tiere in großen Beständen tiergerecht<br />
gehalten werden können, erbringen tausende Landwirte jeden Tag“, sagte Lindemann.<br />
http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/SYKER-KURIER/368096/Gruen-boomt---abernur-im-Nordkreis.html<br />
Landkreis Diepholz<br />
- 29.04.2011<br />
Grün boomt - aber nur im Nordkreis<br />
Von Hauke Gruhn<br />
Landkreis Diepholz. Tom Speckmann aus Weyhe ist bei den Grünen eingetreten. Nicht, weil<br />
es gerade "in" ist, sondern aus Überzeugung. Der 20-Jährige kann sich mit grüner Politik<br />
identifizieren, gegen Atomkraft ist er sowieso. Die Öko-Partei hat zurzeit einen großen<br />
Zulauf, der sich aber ungleich verteilt. Je städtischer die Gegend, desto stärker die Grünen, je<br />
ländlicher, desto schwächer sind sie. Daran könnte der gegenwärtige Boom zumindest etwas<br />
rütteln, glaubt der Bremer Parteienforscher Lothar Probst. Vor Ort ist man da skeptischer.<br />
Hajo Wittig lebt in Diepholz. Dort war er 1978 Gründungsmitglied der Grünen. "Wir<br />
haben hier in der Stadt zumindest immer ein Ratsmitglied", erzählt er. Davon sei in den<br />
Gemeinden rings um die Kreisstadt nur zu träumen. "Da haben wir auch kaum Mitglieder."<br />
Die Bevölkerungsstruktur sei im Südkreis auch eine andere als im Nordkreis, gibt Wittig zu<br />
bedenken. "Wir hatten hier auch mal junge Mitglieder, die sind aber fast alle weggezogen,<br />
gerade die mit besserer Bildung." Zudem sei die Diepholzer Gegend klassisches FDP-Land.<br />
"Hier gibt es auch kaum Biolandwirte", beklagt Wittig. "Das ist schon sehr mager."<br />
Vor 20 Jahren sei es noch viel einfacher gewesen, Leute für politische Veranstaltungen zu<br />
gewinnen, allerdings seien die grünen Aktivitäten in und um Diepholz auch "ausbaufähig",<br />
wie Wittig zugibt. Vom Boom der Grünen sei im Südkreis jedenfalls noch nichts zu merken,<br />
so der 62 Jahre alte Lehrer. "Es sind immer die gleichen Leute." Nicht einmal einen<br />
Ortsverein gibt es in Diepholz-Stadt. Wittig: "Dazu braucht man ja mindestens sieben Leute."<br />
Oftmals würde die Partei einfach ignoriert.
Dass sich die Grünen in den Umfragen auch dauerhaft über 20 Prozent ansiedeln, da hat selbst<br />
Elmar Könemund so seine Zweifel. "Wir hoffen aber, dass etwas davon übrig bleibt", erklärt<br />
der Vorsitzende der Grünen in Weyhe, der zugleich Sprecher des Kreisvorstandes ist.<br />
Immerhin: "Seit rund einem Vierteljahr haben wir deutlich mehr Zuwachs", berichtet<br />
Könemund. "Das hat wohl schon etwas mit den Umfragen auf Bundesebene zu tun", glaubt<br />
der Kommunalpolitiker. "Dadurch werden die Menschen motiviert, sich selbst zu<br />
engagieren."<br />
Ein erster Impuls sei die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke durch die schwarzgelbe<br />
Bundesregierung gewesen, so Könemund. "Der grüne Höhenflug begann also<br />
lange vor Fukushima." Die Entwicklung im Südkreis könne mit der im Nordkreis nicht<br />
mithalten, gibt der Weyher zu. "Veränderungen gehen auf dem Land immer langsamer<br />
von<strong>statt</strong>en. Und die Grünen stehen nun einmal für Veränderungen." Er spüre aber,<br />
dass die traditionelle CDU-Nähe bei vielen Landwirten derzeit bröckele. Die geplante<br />
Großanlage für 3200 Rinder in Barver sei so ein Knackpunkt, wo man ansetzen könne.<br />
Professor Lothar Probst, Parteienforscher an der Uni Bremen, sieht die Grünen klar als<br />
Nutznießer des Streits um die Atomenergie. "Die Energiepolitik entwickelt sich immer mehr<br />
zum harten Politikfeld", hat er beobachtet. Der Boom der Grünen basiere auch nicht auf einer<br />
"Blase", konstatiert der Forscher. "Es gibt einen längerfristigen Trend hin zu den Grünen."<br />
Auch Probst schätzt, dass viele Landwirte nicht mehr klar der Klientel der CDU zugeordnet<br />
werden könnten. "Viele Betriebe schwenken durchaus auf Öko um."<br />
Insgesamt würden die Grünen aber eher eine Stadtpartei bleiben, so Probst. "Aber eine<br />
Stadtpartei, die auch auf dem Land hinzugewinnen wird." Das Mitwachsen der<br />
Mitgliederschaft sei bei dem gegenwärtigen Positivtrend für die Grünen aber "ein Problem",<br />
so Probst. Es könne durchaus passieren, dass eine Partei wie die Grünen in einer bestimmten<br />
Gegend mehr Mandate vom Wähler erhalten als sie eigentlich Kandidaten haben. Dann<br />
würden die Mandate gegebenenfalls verfallen. Eine Gefahr, die auch Hajo Witting sieht.<br />
Ob sich die Großanlage für Rinder in Barver als Wendepunkt für die Grünen im Südkreis<br />
eignet? Lothar Probst ist da vorsichtig, er kenne die Situation vor Ort nicht genau. "Aber es ist<br />
festzustellen, dass die Grünen immer dort, wo es auf dem Land Brennpunkte gibt, stärker als<br />
im Durchschnitt abschneiden." Das Wendland sei ein Beispiel dafür. "Bei brisanten Themen<br />
können die Grünen einbrechen in Bevölkerungsteile, die vorher nicht zu erreichen waren."<br />
In Berlin werden die Diepholzer Grünen derzeit von Katja Keul vertreten. Die Nienburger<br />
Abgeordnete betreut Diepholz mit, da dieser Wahlkreis bislang keinen eigenen grünen<br />
Bundestagsabgeordneten stellt. "Auf die Ergebnisse bei der Kommunalwahl in Niedersachsen<br />
bin ich gespannt", sagt Keul. "Die Umfrageergebnisse kommen ja nicht unbedingt nur aus<br />
dem ländlichen Niedersachsen." Immerhin sei festzustellen, dass momentan fast alle Kreise<br />
deutlich an Mitgliedern gewinnen würden. Im ländlichen Raum hielte sie ein Ergebnis von<br />
zehn Prozent aber schon für "sensationell", so Keul.<br />
Stefanie Henneke, grünes Stadtratsmitglied in Syke und ehemalige Landesvorsitzende ihrer<br />
Partei, glaubt an eine dauerhafte Etablierung ihrer Partei auf höherem Niveau. "Auch wenn<br />
wir bislang in Umfragen meistens besser standen als bei den Wahlen." Sie verspüre zurzeit<br />
"eine ganz neue Motivation" bei den aktiven Mitgliedern, so Henneke. Wichtig sei es, auch<br />
die "mittelalten" Menschen für grüne Politik zu gewinnen. "Die haben uns immer gefehlt."<br />
Die aktuelle Entwicklung sieht die Sykerin auch mit einer gewissen Genugtuung. "Die, die<br />
Grüne für Öko-Spinner halten, sterben langsam aus."
Tom Speckmann ist einer der Jungen, die sich künftig verstärkt für die Grünen engagieren<br />
wollen. Den Eintritt in die Partei vor zwei Monaten hat er sich dabei nicht leicht gemacht.<br />
"Man will ja eigentlich lieber eine gewisse Distanz wahren", sagt er. Zuvor hatte er eineinhalb<br />
Jahre die Grüne Jugend in Weyhe mitaufgebaut. "Da haben wir jetzt schon 20 Mitglieder, das<br />
ist schon ungewöhnlich viel für eine solche Gemeinde", findet er. "Und es werden immer<br />
mehr junge Leute." Gerade im Vorfeld der Baden-Württemberg-Wahl und nach Fukushima<br />
sei dieser Trend zu beobachten gewesen, erzählt der 20-Jährige.<br />
Kreissprecher Elmar Könemund hofft natürlich, dass viele junge Grüne wie Tom Speckmann<br />
den Schritt in die Partei wagen. 14 neue Mitglieder sind seit Dezember kreisweit zur Partei<br />
gestoßen. Besonders groß ist der Zulauf in Weyhe. Allein hier gewannen die Grünen neun<br />
neue Mitstreiter - ein Zuwachs um ein Drittel. Für Weyhe hofft Könemund bei der<br />
Kommunalwahl nun sogar auf einen sechsten Sitz im Rat. "Letztes Mal haben wir knapp den<br />
fünften verpasst." Zeiten ändern sich. Das neue Selbstbewusstsein ist angekommen -<br />
zumindest im Nordkreis.<br />
Ldw. Wochenblatt Westfalen Lippe<br />
28.4.11<br />
AKTUELLES<br />
Spekulation um Möllers-Nachfolge<br />
Franz-Josef Möllers gibt den WLV-Vorsitz 2012 ab. Foto: B. Lütke Hockenbeck<br />
Der Bundestagsabgerodnete der Partei Bündnis<strong>90</strong>/Die Grünen, Friedrich Ostendorff,<br />
hat Spekulationen um die Nachfolge von Franz-Josef Möllers in der Funktion als<br />
Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) sowie als<br />
Aufsichtsratsvorsitzender des genossenschaftlichen Unternehmens Agravis in Münster<br />
geschürt.<br />
Ostendorff, der selbst Vorstandsmitglied zweier Verbände ist – der Arbeitsgemeinschaft<br />
bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und des Landesverbandes NRW des Bundes für Umwelt und<br />
Naturschutz Deutschland (BUND) –, kritisierte in einer Pressemitteilung „eine bedenkliche
Nähe der CDU zum Bauernverband und zur Agrarindustrie“. In dem Zusammenhang brachte<br />
er die CDU-Bundestagsabgeordneten Franz-Josef Holzenkamp als Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
bei der Agravis und Johannes Röring als zukünftigen WLV-Präsidenten ins Gespräch.<br />
Nachfolge ist "noch völlig offen"<br />
Das Wochenblatt hat sowohl beim WLV als auch bei der Agravis nachgefragt:<br />
WLV-Geschäftsführer Werner Gehring bestätigte, dass Möllers sein Amt als WLV-Präsident<br />
im kommenden Jahr abgeben werde. „Die Nachfolge ist noch völlig offen, schließlich handelt<br />
es sich um einen demokratischen Prozess.“ Die drei Bezirksverbände haben das Recht,<br />
Kandidaten für das Präsidium vorzuschlagen. In einer Delegiertenversammlung im Mai/Juni<br />
kommenden Jahres werden dann Präsidium und Präsident gewählt werden.<br />
Auch Agravis-Pressesprecher Bernd Homann verwies auf den demokratischen Vorgang im<br />
Unternehmen und wollte zu den Spekulationen keinen Kommentar abgeben. Die<br />
Hauptversammlung habe das Recht, die Kandidaten zum Aufsichtsrat zu wählen. Dieser<br />
wiederum wählt dann seinen Vorsitzenden. Am 10. Mai werde die nächste<br />
Hauptversammlung der Agravis in Oldenburg <strong>statt</strong>finden. Dort stehen nach heutigem Stand,<br />
so Homann, zwei Aufsichtsratspositionen zur Besetzung an, nicht aber die von Franz-Josef<br />
Möllers.<br />
Demokratische Wahlen im kommenden Frühjahr<br />
Möllers selbst kommentierte die Aussagen von Friedrich Ostendorff folgendermaßen: „Die<br />
Besetzung unserer Positionen im WLV entscheidet sich im Frühjahr 2012 in demokratischen<br />
Wahlen und nicht vorher. Vielleicht ist das in der ämterhäufenden Funktion die Herr<br />
Ostendorff inne hat – wie zum Beispiel bei den Grünen, der AbL und dem BUND – anders.<br />
Zumindest scheint das seine Erfahrung zu sein.“ Toe<br />
http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Niedersachsen/Ein-<br />
Schweineleben/357575/Schweinehalter-Thomas-Bruens-hat-zwei-Berufe.html<br />
WESER-KURIER-Serie - Teil 1<br />
- 10.04.2011<br />
Schweinehalter Thomas Brüns hat zwei Berufe<br />
Von Hans Ettemeyer<br />
Klein Sehlingen. Ganz hinten im Landkreis Verden, kurz vor der Kreisgrenze zu Rotenburg,<br />
da liegt das 150-Seelen-Dorf Klein Sehlingen. Mitten im Ort steht der "Ramakers Hof" von<br />
Thomas und Birte Brüns. Als Nebenerwerbslandwirte halten sie auf ihrem Hof Enten, Gänse,<br />
Hühner und Schweine. Eines der Schweine gehört der Niedersachsenredaktion des WESER<br />
KURIER. Im Herbst wird es geschlachtet. Bis dahin soll es uns bei unserer neuen Serie "Ein<br />
Schweineleben" begleiten. Dabei geht's ums Schwein im Allgemeinen und ums<br />
Redaktionsschwein im Besonderen.
© HASSELBERG<br />
Thomas und Birte Brüns mit ihren Kindern Teetje, Jannis und Ole (von links). Im<br />
Hintergrund Altbauer Heinz Fricke.<br />
"Komm, komm", flötet Thomas Brüns, doch kein Schwein lässt sich blicken. Erst als er einige<br />
Kohlblätter vor den Koben wirft, stapft ein Borstenvieh durch die niedrige Luke hinaus auf<br />
die matschige Wiese. Auf dem Hof der Familie Brüns in Klein Sehlingen werden Schweine<br />
noch auf konventionelle Art gehalten. Sieben Tiere teilen sich den mit Stroh ausgestreuten<br />
Stall, sie haben dort jede Menge Platz und vor der Tür reichlich Auslauf im Freien.<br />
Genau so hatte sich die Redaktion den Hof für ihr Projekt vorgestellt. Seit vier Tagen steht<br />
unser "25 Kilo Systemferkel", wie es in der Züchtersprache heißt, bei der Familie Brüns im<br />
Stall. Es war gar nicht so einfach, einen geeigneten Bauernhof zur Aufzucht des<br />
Redaktionsschweins zu finden: Massentierhaltung war ausgeschlossen, Bio- und Demeter-<br />
Höfe mussten es auch nicht unbedingt sein - das Fleisch sollte ja noch bezahlbar bleiben. Und<br />
es sollte ein Hof in der Region sein.<br />
Thomas und Birte Brüns, beide 39 Jahre alt, sind Nebenerwerbslandwirte. Thomas Brüns hat<br />
zunächst beim Postamt 5 in Bremen gelernt und gearbeitet, seit 1997 verdient er sein Geld als<br />
Autobauer bei Daimler in Bremen - immer in der Nachtschicht. Birte Brüns ist Bürokauffrau.<br />
Seit der Geburt von Sohn Jannis (11) kümmert sie sich um Haus und Familie, zu der mit Ole<br />
(9) und Teetje (4) noch zwei weitere Söhne gehören.<br />
• Fotostrecke: Der erste Besuch beim Niedersachsen-Schwein
Mit der jungen Familie leben die Altenteiler auf dem Hof: Heinz (68) und Magdalene Fricke<br />
(64), die Eltern von Birte Brüns. "Aber jeder hat seinen eigenen Bereich", sagen Junior und<br />
Senior wie im Chor. Das große Hofgebäude wurde zum Zweifamilienhaus umgebaut - zwei<br />
Wohnungen, zwei Eingänge. Seit 1844 befindet sich der Hof im Familienbesitz. Die<br />
Ursprünge gehen zurück bis ins 17.Jahrhundert. Die ersten Besitzer waren Stellmacher, daher<br />
der Hofname "Ramakers". Seit 1976 wird die Hofstelle als Nebenerwerb betrieben. Heinz<br />
Fricke wechselte damals aus der kriselnden Landwirtschaft in die einkommenssichere<br />
Stadtgärtnerei nach Verden.<br />
Nur noch drei Vollerwerbshöfe<br />
Nur drei von ehemals zwölf Höfen werden in Klein Sehlingen heute noch als<br />
Vollerwerbsbetriebe geführt. "Die Entwicklung war lange abzusehen", sagt Fricke, "das war<br />
ganz einfach: entweder ganz groß werden oder man hat keine Chance mehr." Das sehe man<br />
doch gerade aktuell am Beispiel Barver im Landkreis Diepholz, fügt Schwiegersohn<br />
Thomas Brüns hinzu, wo ein Stall mit 3200 Kühen gebaut werden soll: "Gott sei Dank<br />
lehnen sich da jetzt ein paar Landwirte auf. Denn wenn die Pläne wahr werden, sind<br />
von den 20 kleinen Betrieben mindestens 15 weg."<br />
Thomas und Birte Brüns haben früher in Kirchlinteln gewohnt, 1999 sind sie dann nach Klein<br />
Sehlingen gezogen: "Kirchlinteln ist ja auch nicht groß", sagt Birte Bruns, "aber da haben wir<br />
die Autobahn gehört, das war furchtbar". In Sehlingen genießen sie jetzt die ländliche Ruhe -<br />
aber nicht unbedingt ein ruhiges Leben: "Ich muss immer was zu muddeln haben", sagt<br />
Thomas Brüns. Zunächst wurde das Hauptgebäude für die beiden Familien umgebaut, und<br />
dann waren da noch der Stall und die Wagenscheune.<br />
"In meinem Elternhaus in Langwedel-Nindorf hatten wir für den Eigenbedarf immer Hühner<br />
oder Hähnchen", sagt Brüns, "die selbstgezogenen Tiere schmecken einfach besser". Und so<br />
kam die Idee, in Klein Sehlingen die Scheune zu nutzen: "Ein paar Hähnchen, ein paar<br />
Hühner, ein paar Eier - nur so für uns." Doch als er dann bei Bekannten und Kollegen von<br />
seinen Tieren schwärmte, wollten die auch mal ein Hähnchen probieren. "Da haben sie<br />
schnell gemerkt, dass das von der Qualität her ein Riesenunterschied ist." Dass Qualität ihren<br />
Preis hat, wurde akzeptiert: um die 15 Euro kostet heute ein zweieinhalb Kilo schweres<br />
Hähnchen. "So fing es an, mit zehn Hähnchen, schon bald waren es 30", sagt Brüns.<br />
Neben Hühnern, Hähnchen und Puten mästet Brüns seit drei Jahren auch Schweine. Im Stall<br />
steht eine Kreuzung aus Veredelter Deutscher Landrasse und Pietrain. Das eine bringt die<br />
Länge, das andere die Form. Die Ferkel bezieht Brüns von einem Sauenhalter in<br />
Kirchwalsede. Nach dem Wurf werden sie dort zunächst vier Wochen lang in einem<br />
halboffenen Stall, der sogenannten Outdoor-Hütte, an das Leben außerhalb des Stalls<br />
gewöhnt. "Sie sind dann abgehärtet für die Freilandzucht", sagt Brüns. "Ferkel aus der<br />
Massentierhaltung würden das Leben im Freien wahrscheinlich gar nicht überstehen. Die<br />
kennen nur Dauertemperaturen von 24, 25 oder 28 Grad."<br />
Seine Schweine und sein Geflügel zieht Brüns "irgendwo zwischen konventionell und bio"<br />
auf. Bei der reinen Haltung erfülle er sicher die Bedingungen von Bio oder Demeter, sagt<br />
Brüns, "wenn nicht sogar mehr". Um aber zertifiziert zu werden, müsste er auch beim Futter<br />
die strengen Vorgaben erfüllen. Und das ist teuer: "Bei Bio und Demeter darf nur<br />
ungespritztes Getreide in die Tröge." Da müsse er dann für das Fleisch auch gleich mehr als<br />
das Doppelte verlangen.
Thomas Brüns füttert konventionell<br />
Deshalb füttert Thomas Brüns konventionell. Das Futter bezieht er von einem Händler aus der<br />
Region, dem er vertraut. Es besteht in der Regel aus Weizen, Roggen und Gerste. Hinzu<br />
kommen Mineralstoffe und Sojaschrot als Eiweißträger sowie Fette als Bindemittel. Die<br />
sorgten für den jüngsten Dioxinskandal, als offenbar skrupellose Geschäftemacher sauberes<br />
Futterfett mit Dioxin verseuchtem Industriefett mischten. Er sei davon nicht betroffen<br />
gewesen, sagt Brüns: "Da haben wir Glück gehabt, es hätte uns aber genauso treffen können."<br />
Er habe keine andere Wahl, als fertiges Futter hinzuzukaufen, sagt Brüns. Die Zeit, als die<br />
Bauern das Futter für ihre Tiere noch selbst anbauten und mischten, sei lange vorbei. Und<br />
selbst wenn er es wolle, gäbe es ein Problem: "Man bekommt nirgendwo Pachtland."<br />
Betreiber von Biogasanlagen brauchen es für den Maisanbau und Massentierhalter als<br />
Nachweisfläche für die Gülleentsorgung. "Da haben wir gar keine Chance, etwas für den<br />
Futteranbau hinzuzupachten."<br />
Zum konventionellen Futter gibt Brüns seinen Schweinen Kürbisse, Kartoffeln und Heu aus<br />
eigenem Anbau sowie "alles, was von den Küchenabfällen kompostierbar ist, außer<br />
Kaffeefilter", so Birte Brüns.<br />
Gefüttert wird morgens und abends, tagsüber können die Schweine nach draußen, sich im<br />
Dreck suhlen und Sonne tanken. Das ist gut fürs Fleisch. "Die Bewegung reduziert den<br />
Fettanteil und das Fleisch ist besser durchwachsen", sagt Brüns. Außerdem würden die<br />
Schweine zwei Monate länger gehalten, das Fleisch wachse langsamer und sei nicht so<br />
wässrig wie bei Schweinen aus der Massentierhaltung.<br />
Die Schweinewiese ist mit einem doppelten Zaun gesichert - innen mit Elektro-, außen mit<br />
Maschendraht. Früher reichte ein einfacher Stacheldraht aus. "Der doppelte Zaun ist<br />
Vorschrift", sagt Brüns. Damit soll eine direkte Berührung wischen Wild- und<br />
Hausschweinen verhindert werden. Zu groß ist die Gefahr, dass Seuchen von einem auf den<br />
anderen Stall übertragen werden. Früher waren dann Bestände von 20 Tieren gefährdet, heute<br />
hat allein ein Nachbar von Brüns mehr als 3000 Schweine im Stall stehen. "Der Schaden wäre<br />
groß, das ist eine andere Dimension", sagt sein Schwiegervater Heinz Fricke.<br />
Deshalb darf auch kein Fremder so ohne weiteres den Stall betreten. Vor der Stalltür liegt eine<br />
Schutzmatte. Dort müssen sich auch die Mitarbeiter des Veterinäramtes ihre Schuhe<br />
desinfizieren, wenn sie zum Kontrollbesuch auf den Hof kommen und die Tiere sehen wollen.<br />
"Lebendansicht" heißt das, auch das ist Vorschrift.<br />
Ein unausgesprochenes Hofverbot hat dagegen der Tierarzt: "Bei uns bekommen weder<br />
Geflügel noch Schweine Medikamente", sagt Brüns, "wenn ein Tier krank wird und es nicht<br />
von sich aus schafft, wieder gesund zu werden, dann ist das eben so." Die vorgeschriebenen<br />
Erstimpfungen bekämen die Tiere bereits bei den Küken- und Ferkellieferanten. In der<br />
Massentierhaltung werden dagegen häufig Antibiotika gespritzt oder ins Futter gegeben - zum<br />
Schutz der überaus anfälligen Tiere vor Krankheit.<br />
Am Ende wartet der Schlachter<br />
Schweine dienen der Ernährung des Menschen, deshalb müssen auch die Tiere von Thomas<br />
und Birte Brüns irgendwann zum Schlachter. "Die ahnen das schon, wenn es so weit ist", sagt<br />
Birte Brüns. Denn Schweine sind nicht dumm: "Die sehen, dass ihre Stallgenossen in den
Anhänger steigen und nicht wieder kommen. Da wissen sie, beim nächsten Mal sind sie selbst<br />
an der Reihe." Im vergangenen Jahr mussten einige Schweine für kurze Zeit innerhalb des<br />
Hofes den Stall wechseln. Brüns schaffte sie mit einigem Aufwand auf den Anhänger und<br />
karrte sie zum anderen Stall. Als er sie wieder zurück in den alten Koben holte, "sprangen die<br />
freiwillig auf den Anhänger". Und auch als es später zum Schlachter ging, ließen sie sich<br />
problemlos verladen. Sie hatten eben noch nicht die Erfahrung gemacht, dass jemand auf den<br />
Anhänger klettert und für immer verschwindet. Brüns liefert seine Schweine schon einen Tag<br />
vor dem Schlachttermin beim Schlachter ab. "Damit wollen wir den Stress für die Tiere so<br />
gering wie möglich halten", sagt Brüns. Fürs Fleisch sei es auch besser, wenn die Tiere sich<br />
vor dem Schlachten nicht noch einmal zu sehr verkrampften. Geschlachtet werden die<br />
Schweine in der Landschlachterei Tödter in Posthausen. Brüns: "Das ist eine der wenigen<br />
Schlachtereien, bei denen man auch tatsächlich das Fleisch der eigenen Schweine wieder<br />
zurückbekommt."<br />
Am übernächsten Sonnabend geht es um die Fragen: Wie kam der Mensch zum Schwein?<br />
Was tut sich in der Schweinezucht?<br />
MDR<br />
28.4.2011<br />
Hygienemängel<br />
Wiesenhof weist Vorwürfe zurück<br />
Der Geflügelbetrieb Wiesenhof in Möckern im Jerichower Land hat die gegen ihn erhobenen<br />
Hygiene-Vorwürfe des Magazins "Stern" zurückgewiesen. Die Berichte über mangelnde<br />
Hygiene seien "nachweislich falsch" sagte Unternehmenssprecher Frank Schroedter.<br />
Sprecher: Auflagen immer erfüllt<br />
Schroedter sagte, der vom Magazin angeführte Schwarzschimmelbefall an Wand und Decke<br />
sei nicht in der Fleischbearbeitung sondern im Verpackungsbereich aufgetreten und<br />
inzwischen beseitigt worden. Außerdem sei der Betrieb in Möckern die modernste<br />
Tiefkühlschlachterei in Europa, Auflagen der Behörden seien immer erfüllt worden. Das<br />
Magazin hatte in seiner aktuellen Ausgabe über Schimmelbefall und Verstöße bei der<br />
Fleischbeschau und der Kühlung berichtet. So würden die Bänder zu schnell laufen, um den<br />
Veterinären eine ordentliche Fleischbeschau zu ermöglichen.<br />
Hygienische Mängel wies der Wiesenhof-Schlachthof zurück.
Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein<br />
Außerdem wurden frühere Vorwürfe, der Betrieb habe mehr Tiere geschlachtet als erlaubt,<br />
inzwischen entkräftet. Die Stendaler Staatsanwaltschaft teilte mit, dass der fall an das<br />
Landesverwaltungsamt zurückgegeben wurde. Es handele sich nicht um einen Straftatbestand,<br />
sondern allenfalls um eine Ordnungswidrigkeit, für die die Behörde in Halle zuständig sei.<br />
Täglich dürfen in dem Betrieb maximal 240 Tonnen Geflügel geschlachtet werden, nach<br />
Auffassung des Landesverwaltungsamtes waren es aber mehr. Daher wurden Bußgelder in<br />
Höhe von mehreren zehntausend Euro verhängt. Laut Wiesenhof-Sprecher Schroedter wurde<br />
aber gegen sämtliche Bußgelder Widerspruch eingelegt.<br />
NZ<br />
"Der Beck" nimmt Käfigeier aus Sortiment<br />
Reaktion auf NZ-Recherche - 27.04. 07:00 Uhr<br />
NÜRNBERG/ERLANGEN - Der regionale Marktführer unter den Bäckern, die Bäckerei<br />
"Der Beck", hat positiv auf einen Artikel der NZ in der Karfreitagsausgabe zum Thema<br />
"Versteckte Käfigeier" reagiert. Seit Dienstag verwendet die Bäckereikette für sämtliche<br />
Backwaren nur noch Eier aus Bodenhaltung.<br />
Wie Einkaufsleiter Michael Marschal der NZ sagte, hat das Unternehmen mit Sitz in<br />
Erlangen-Tennenlohe kurz vor Ostern die Umstellung initiiert. Bisher wurden für die<br />
Herstellung von Backwaren rund 70.000 Eier pro Woche aus sogenannter<br />
„Kleingruppenhaltung“ im Käfig verwendet, geliefert durch den Großhändler BÄKO,<br />
produziert von der Firma Eipro (Wiesenhof-Konzern). Ab sofort stamme das in Container<br />
abgefüllte Produkt aus Vollei ausnahmslos nur noch von Hühnern aus Bodenhaltung.<br />
Damit wird „Der Beck“ seinen Kunden nun im kompletten Sortiment Eier aus Bodenhaltung<br />
anbieten – denn zu den rund 70.000 Eiern für Kuchen, Hefeteiggebäck und andere Backwaren<br />
kommen noch rund 15.000 bis 20.000 wöchentlich für die in den Filialen angebotenen<br />
Eierspeisen. Der Eierlieferant hierfür stammt wie bisher schon aus Kleinweisach (Landkreis<br />
Erlangen-Höchstadt) und füttert seine Hennen mit selbst angebautem Pflanzenfutter. „Der<br />
Beck“ betreibt auch die Holzofen-Restaurants „Casa Pane“ und das „Café 3 Zeiten“.<br />
Links zum Thema<br />
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Bei den mit Ziffer „3“ gekennzeichneten Eiern aus „Kleingruppenhaltung“ hat ein Huhn 800<br />
Quadratzentimeter Platz, was eineinhalb DIN- A4-Blättern entspricht. Bei der Bodenhaltung<br />
(Kennzeichnung mit „2“) hat jedes Huhn im Schnitt doppelt soviel Platz – und oft gibt es<br />
zusätzlich Außenkäfige.<br />
HAZ<br />
27.04.2011 17:21 Uhr
Holzminden<br />
Grüne kritisieren Umweltminister wegen Pipeline-Subvention<br />
Die Grünen werfen Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander<br />
Zweckentfremdung von Umweltmitteln vor. Der FDP-Politiker will den Bau einer Pipeline in<br />
Holzminden mit über 1 Million Euro aus der Landeskasse unterstützen.<br />
Ärger um eine Millionenförderung: Wegen der zugesagten Subventionierung einer<br />
Abwasserpipeline für den Bau einer Ziegenfabrik im Landkreis Holzminden haben die<br />
Landtagsgrünen jetzt den Landesrechnungshof eingeschaltet. Die Kritik richtet sich gegen<br />
Umweltminister Hans-Heinrich Sander. Der FDP-Politiker will die Baupläne des<br />
Unternehmens mit maximal 1,125 Millionen Euro aus der Landeskasse unterstützen. Dies<br />
geht aus einer Stellungnahme des niedersächsischen Umweltministeriums hervor, die der dpa<br />
vorliegt.<br />
„Die Richtlinie, auf die sich der Minister beruft, gilt seit 2006 nicht mehr“, sagte der Grünen-<br />
Abgeordnete Christian Meyer am Mittwoch in Hannover. Die heute gültigen<br />
Vergaberichtlinien erlaubten eine Förderung von Abwassertransportleitungen der Kommunen<br />
nicht mehr, da sie zu einer Verbesserung der Umweltsituation nicht beitragen. Meyer habe<br />
sich daher mit einem Brief an den Landesrechnungshof gewandt und die Überprüfung der<br />
beabsichtigten Vergabe gefordert.<br />
Insgesamt solle der Bau der Pipeline rund 2,6 Millionen Euro kosten, betonte Meyer. Er<br />
vermutet hinter der Förderung eine „politisch motivierte Zweckentfremdung von<br />
Umweltmitteln für einen befreundeten Unternehmer in Sanders Wahlkreis“. Die<br />
Abwasserleitung sei insbesondere einer gesteigerten Produktion im Zusammenhang mit einer<br />
geplanten Massentierhaltung von 7500 Ziegen geschuldet. Unter dem Vorbehalt der<br />
Landesförderung hätten zudem der Landkreis Holzminden und die Samtgemeinde<br />
Bodenwerder-Polle bereits Zuschüsse von 200 000 Euro und 100 000 Euro beschlossen.<br />
Insgesamt sollen Landkreis und Gemeinden 750 000 Euro der Kosten tragen. Das<br />
Unternehmen selbst trage dagegen weniger als zehn Prozent der Gesamtkosten.<br />
Im Umweltministerium sorgte die Kritik nicht für große Unruhe: „Wir sehen der<br />
Entscheidung des Landesrechnungshofes gelassen entgegen“, sagte eine Sprecherin. Der<br />
Wasserverband Ithbörde/Weserbergland habe zudem bislang nicht einmal einen<br />
entsprechenden Antrag für den Bau oder die damit verbundenen Zuschüsse gestellt.<br />
dpa<br />
TOP AGRAR<br />
„Agrarsteppen und Massentierhaltung für billiges Exportdumping“<br />
[28.04.2011]<br />
Mit teilweise deutlicher Kritik hat der Bauernverband Schleswig-Holstein auf die Anträge von<br />
Grünen, Linken und SPD zur EU-Agrarreform reagiert, die derzeit im Agrarausschuss des<br />
Kieler Landtags beraten werden.
Beim Antrag der Bündnisgrünen moniert der Bauernverband insbesondere die Wortwahl. In<br />
dem Papier ist beispielsweise von „Agrarsteppen und Massentierhaltung für billiges<br />
Exportdumping“ die Rede. Damit könne die Landwirtschaft Schleswig-Holsteins nicht<br />
gemeint sein, so der Verband in einer schriftlichen Stellungnahme. Man empfinde die<br />
Wortwahl als „Affront gegenüber den Bäuerinnen und Bauern des Landes“. Vielmehr sollte<br />
anerkannt werden, dass in Schleswig-Holstein Tierhaltung sowie Futter- und Marktfruchtbau<br />
mit großem Fachwissen und nach höchsten Standards betrieben würden.<br />
Inhaltlich fordern die Bündnisgrünen unter anderem Instrumente zur Mengensteuerung, um<br />
Marktungleichgewichte zu vermeiden und eine faire Preisbindung zu ermöglichen. Darüber<br />
äußerte der Bauernverband seine Verwunderung. Ein solcher Schritt würde eine völlige<br />
Abkehr von der seit 1992 vollzogenen Marktorientierung der EU-Agrarpolitik bedeuten, die<br />
auch von der rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2003 bestätigt worden sei. Zudem sei eine<br />
Mengensteuerung für alle landwirtschaftlichen Produkte problematisch, wenn keine<br />
aufnehmende Hand mit „Flaschenhalsfunktion“ in Sicht sei. Der Verband befürchtet für<br />
diesen Fall eine „kaum vorstellbare Quotenbürokratie“. Zudem komme eine<br />
Mengensteuerung einer künstlichen Verknappung von Lebensmitteln gleich, was angesichts<br />
des weltweit steigenden Bedarfs ethische Fragen aufwerfe. (AgE)<br />
Hähnchenmast: Es wird enger!<br />
[28.04.2011]<br />
Ein Kommentar von top agrar-Redakteur Matthias Schulze Steinmann<br />
Jetzt noch in die Hähnchenmast einsteigen?, fragen sich derzeit viele Praktiker. Der<br />
Selbstversorgungsgrad bei Hähnchenfleisch liegt in Deutschland inzwischen über 100%. Die<br />
Exportabhängigkeit wächst und mit ihr das Risiko. Sind die rosigen Zeiten vorbei?<br />
Nicht unbedingt, aber gedeckte Vollkosten und Stundenlöhne von über 40 Euro werden nicht<br />
mehr selbstverständlich sein. Tatsache ist, dass der Geflügelmarkt weiterhin in rasanter<br />
Bewegung ist. Die Produktion steigt schneller als die Nachfrage und mit ihr die Abhängigkeit<br />
von ausländischen Märkten. Ob sich die deutschen Exporteure auch gegen die Ellenbogen von<br />
Konkurrenten aus Brasilien und den USA durchsetzen können, muss die Zukunft zeigen.<br />
Hinzu kommt: Mit zunehmender Stalldichte steigt besonders in den Veredlungszentren das<br />
Seuchenrisiko. Vielerorts macht die Bevölkerung gegen neue Hähnchenställe mobil.<br />
Derzeit ist nur klar, wer das Risiko des anhaltenden Booms trägt: Der Landwirt. In der straff<br />
organisierten Produktionskette ist er das schwächste Glied. Im Zweifel ist er es, der in der<br />
Krise den Stall leerstehen lassen muss, um den Markt zu bereinigen.<br />
Also, Finger weg von der Hähnchenmast? Nein, denn auch wenn sich die Aussichten etwas<br />
abgekühlt haben, die mittelfristigen Verbrauchstrends bleiben positiv. Auf anderen<br />
landwirtschaftlichen Märkten ist es gleichermaßen eng. Und in Kombination mit anderen<br />
Produktionszweigen ist die Mast für viele Betriebe eine gute Ergänzung.<br />
In Zukunft rückt der Fokus aber stärker auf die einzelbetrieblichen Voraussetzungen. Wer<br />
schon mal in die Kosten für Keimgutachten, Biofilter oder den Nährstofftransport in ferne
Gebiete gerechnet hat, weiß, wie eng die Marge an vielen Veredlungsstandorten schon heute<br />
ist.<br />
Das ist zugleich eine Chance für Ackerbauregionen, wie die Zahlen in unserem Praxisfall<br />
beweisen. Denn gerade in einem enger werdenden Markt wird der Standort zum gewichtigen<br />
Argument in der Waagschale.<br />
Unterm Strich gilt: Wer Top-Leistungen erzielt, seine Kosten im Blick behält und sein<br />
Umfeld mitnimmt, wird auch in den nächsten Jahren mit der Hähnchenmast sein Geld<br />
verdienen – er wird aber auch mit spitzerem Bleistift rechnen müssen.<br />
Den Praxisfall inkl. detaillierter Kostenaufstellungen und Kalkulationen lesen Sie jetzt in der<br />
aktuellen Ausgabe der top agrar 5/2011, ab S. 28! "Als Ackerbauer Hähnchen mästen?"<br />
Horntragende Kühe: Auf das Management kommt es an<br />
[28.04.2011]<br />
Das Management einer Hörner tragenden Kuhherde erfordert deutlich mehr Aufmerksamkeit<br />
und eine intensivere Betreuung, die einen größeren Zeitaufwand nötig macht. Ein weiterer<br />
entscheidender Aspekt für die Hörner sind die baulichen Voraussetzungen. Das schreibt Britta<br />
Klein vom aid-infodienst unter Berufung auf Anne Verhoeven und Anja Hauswald vom<br />
Ökobetrieb des Landwirtschaftszentrums Haus Riswick in Kleve. Dort tragen inzwischen über<br />
<strong>90</strong> % der Milchkühe Hörner.<br />
Seit der Umstellung im Jahre 2000 wird auf die Enthornung der Kälber verzichtet. Das ging<br />
aber nicht problemlos, so die beiden Versuchsleiterinnen weiter. Umstallen oder Umtreiben<br />
sowie "stierige Tiere" hätten immer wieder für Unruhe gesorgt. Die Anforderungen an das<br />
Herdenmanagement seien hoch und die stallbaulichen Voraussetzungen müssten stimmen:<br />
Das gilt für Fressgitter, Kraftfutterstationen, die Beachtung von Sackgassen und Engpässen,<br />
eine genügende Zahl von Liege- und Tränkeplätzen. Aber auch der Bodenbelag und die<br />
Übergänge in den Auslauf könnten laut Verhoeven und Hauswald Einfluss nehmen.<br />
Wenn die Futtervorlage knapp ist und zu wenige Tränken vorhanden sind, gerät das System<br />
demnach ebenso leicht aus den Fugen wie bei zu hoher Bestandsergänzung. Wichtig sei auch<br />
die Beachtung der Zuchtmerkmale Herdentauglichkeit, Friedfertigkeit und Hornstellung.<br />
Umstellungen im Bestand sollten immer nach Weidegang und/oder Futtervorlage erfolgen:<br />
Satte und müde Tiere streiten weniger, so das Fazit.<br />
Feldhasen verlieren Lebensräume durch intensive Landwirtschaft<br />
[28.04.2011]<br />
Der Lebensraum der Feldhasen wird durch die intensive Landwirtschaft immer ungeeigneter,<br />
mahnte kürzlich die Deutsche Wildtier-Stiftung. Auf den riesigen Ackerflächen fänden vor<br />
allem Junghasen nur wenig Schutz vor Feinden. Zudem überlebten viele Junghasen die ersten<br />
Wochen nicht, weil sie der Bearbeitung der Äcker im Frühjahr zum Opfer fielen. Die kleinen<br />
Feldhasen würden von den landwirtschaftlichen Maschinen oft einfach untergepflügt oder<br />
beim Walzen der Wiesen erdrückt. Im Sommer sei dann der Bewuchs der Felder häufig so<br />
dicht, dass sich die Feldhasen nur noch in den Fahrspuren der Maschinen bewegen könnten.
Insgesamt hätten sich die Lebensbedingungen für Feldhasen seit dem Wegfall der<br />
obligatorischen Flächenstilllegung 2007 immens verschlechtert, gab die Wildtier-Stiftung zu<br />
bedenken. Heute wachse auf ehemaligen Brachen vorwiegend Mais für die überall<br />
entstehenden Biogasanlagen. Daher sei jetzt die Agrarpolitik gefordert: Statt<br />
Agrarsubventionen per Gießkanne zu verteilen, sollten gezielt Landwirte honoriert werden,<br />
die sich für den Umwelt- und Naturschutz stark machten. (AgE)<br />
Schwere Vorwürfe gegen Wiesenhof-Schlachthof Möckern<br />
[28.04.2011]<br />
"Die hygienisch bedenkenlose Schlachtung ist beim Geflügelschlachthof der Wiesenhof-<br />
Gruppe in Möckern bei Magdeburg nicht mehr garantiert", zitiert der Stern in seiner heutigen<br />
Ausgabe die zuständige Veterinäraufsicht. Fotos und amtliche Dokumente sollen<br />
katastrophale Zustände zeigen, heißt es.<br />
Die Vorwürfe der Beamten:<br />
• Schwarzschimmelbefall durchgängig an Wand und Decke,<br />
• Kontamination der Schlachtkörper mit Magen-Darm-Inhalt<br />
• Verstöße bei Fleischbeschau und Kühlung<br />
• Überschreitung der zulässigen Schlachtmenge<br />
• Verstöße gegen Hygiene-Vorschriften<br />
• Verstöße gegen Tier- und Verbraucherschutzbestimmungen<br />
Die Mängel seien schon länger bekannt. Auch die neue EU-Zulassung habe der Schlachthof<br />
am 26. August nur so gerade bekommen, schreibt das Magazin weiter. Damals mit dem<br />
Hinweis der Beamten, dass es "erhebliche Verletzungen hygienerechtlicher Bestimmungen“<br />
und ein "erhebliches Gefährdungspotenzial für die Verbraucher" gebe. Zwar seien laut Stern<br />
einige Mängel mittlerweile behoben, andere teils gravierende bestünden aber weiterhin. Wie<br />
die Zeitschrift weiter erfuhr, soll Wiesenhof auch schon Zwangsgelder von mehreren<br />
zehntausend Euro gezahlt haben.<br />
Wiesenhof selbst bezeichnet die Aussagen des Sterns als „rufschädigend und nachweislich<br />
falsch“. Alle Auflagen des Landesverwaltungsamtes "wurden und werden" umgehend erfüllt.<br />
Lediglich "bei zwei angemahnten Sachverhalten treffen unterschiedliche Auffassungen<br />
aufeinander. Diese werden aktuell verwaltungsrechtlich geklärt", heißt es von Seiten der<br />
PHW-Gruppe aus Niedersachsen.<br />
Der Stern kontert, dass das Unternehmen nach wie vor nicht die vorgeschriebenen<br />
Fleischbeschauzeiten einhält und Kontrolleure des zuständigen Landkreises Jerichower Land<br />
regelmäßig zu hohe Temperaturen der Schlachtkörper feststellten. Russland soll deswegen<br />
schon ein Importstopp für Waren aus diesem Schlachthof verhängt haben, ist weiter zu lesen.<br />
(ad)<br />
Tierschutz: Keine nationalen Alleingänge
[27.04.2011]<br />
Tiere sind Mitgeschöpfe des Menschen, für deren Wohl die Landwirte eine besondere<br />
Verantwortung haben. Das hat die Arbeitsgruppe Schweine der Kreisbauernschaft Wesel im<br />
Rheinischen Landwirtschaft-Verband (RLV) vergangene Woche in einer Erklärung deutlich<br />
gemacht. Grundsätzlich sind sie der Auffassung, dass der Schutz und das Wohlbefinden der<br />
Tiere für Landwirte eine Selbstverständlichkeit darstellen. Wenn es den Tieren gut gehe,<br />
würden sie auch gute Leistungen bringen. Tiergesundheit, Tierschutz und Wirtschaftlichkeit<br />
in der Schweinehaltung bedingten sich daher gegenseitig. Das heißt für die Schweinehalter<br />
auch: Nur eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft ist in der Lage, den Anforderungen an eine<br />
moderne und artgerechte Tierhaltung gerecht zu werden und finanziell zu schultern. Gerade<br />
angesichts eines grenzenlosen EU-Binnenmarktes seien daher Alleingänge auf nationaler oder<br />
gar Bundesländer-Ebene im Sinne einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Tierhaltung<br />
abzulehnen. „Tierschutz ist unteilbar - dies muss für ganz Europa einheitlich gelten!“<br />
Projektarbeit bescheinigt dem Ackerbohnenanbau zahlreiche Vorteile<br />
[27.04.2011]<br />
Eine Erweiterung von Fruchtfolgen um Ackerbohnen in Schleswig-Holstein bringt zahlreiche<br />
Vorteile. Das ist das Ergebnis einer Projektarbeit im Masterstudiengang Agrarmanagement<br />
der Fachhochschule Kiel.<br />
Wie die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) dazu vergangene Woche<br />
in einer Pressemeldung weiter berichtete, kann der Modellbetrieb bei einer Erweiterung der<br />
Fruchtfolge und Einbeziehung der Kulturart Ackerbohne im Vergleich zu den bisher<br />
praktizierten dreifeldrigen Fruchtfolgen Winterraps, und Winterweizen sowie Wintergerste<br />
beziehungsweise Winterraps sowie zwei Mal folgend Winterweizen produktionstechnisch und<br />
arbeitstechnisch erfolgreich wirtschaften.<br />
Aus phytosanitärer Sicht vereinfache der Ackerbohnenanbau ein Antiresistenzmanagement<br />
für Unkräuter und -gräser. Die Vermarktung der Ackerbohne sichere einen höheren<br />
Deckungsbeitrag II der erweiterten Fruchtfolge und sei bei der Verwendung tanninfreier<br />
Sorten mit Hilfe des Landhandels gesichert, erklärte die UFOP.<br />
Die in der Projektarbeit durchgeführten Sensitivitätsanalysen spiegelten die Situation hoher<br />
Stickstoffpreise, eines Mindestertrages der Ackerbohne, die Substitution der Ackerbohne<br />
durch Hafer und eine pfluglose Anbauvariante wider. Im Ergebnis der Projektarbeit werde<br />
dem Betriebsleiter empfohlen, zunächst versuchsweise - langfristig jedoch komplett - seine<br />
Fruchtfolge um den Anbau von Ackerbohnen zu erweitern. (AgE)<br />
Uni Bonn: Skatol über Fleischsaft nachweisen<br />
[28.04.2011]<br />
Wissenschaftler der Universität Bonn haben im Rahmen des Projekts Fin-Q.NRW, das vom<br />
Land Nordrhein-Westfalen und der EU gefördert wird, Prüfstrategien für die Ebermast<br />
entwickelt, mit denen elektronische Nasen zum Aufspüren geruchsbelasteter Fleischpartien in<br />
der Praxis erprobt und validiert werden können. Darauf hat die Forschungsplattform<br />
Grenzüberschreitende Integrierte Qualitätssicherung (GIQS) vergangene Woche hingewiesen.
Laut GIQS gibt es derzeit noch keine europaweit anerkannte Referenzanalytik für die<br />
Messung der Stoffe, die für den Ebergeruch verantwortlich gemacht werden. Zudem müsse<br />
sichergestellt sein, dass Testverfahren produktionsbegleitend und vor allem zuverlässig<br />
funktionierten. Erste Ansätze seien bislang noch nicht praxistauglich.<br />
In dem jetzt entwickelten Verfahren werde Fleischsaft, der ohnehin routinemäßig auf<br />
Salmonellen untersucht werde, zusätzlich auf das im Enddarm durch Bakterien beim<br />
Verdauungsprozess entstehende Skatol analysiert, so GIQS. Da Skatol gleichzeitig ein<br />
Indikator für die Darmgesundheit und damit die hygienischen Haltungsbedingungen der Tiere<br />
sei, eigne es sich besonders gut als Risikomarker. Auch die routinemäßige Untersuchung auf<br />
Haptoglobin habe sich als ein weiterer geeigneter Indikator für die Tiergesundheit erwiesen.<br />
Das Protein sei nach entzündlichen Erkrankungen der Tiere verstärkt im Fleischsaft zu finden.<br />
(AgE)<br />
Boehringer: Weiteren Leitbetrieb ausgewählt<br />
[27.04.2011]<br />
Gruppenfoto bei der Ehrung auf dem Leitbetrieb Barlage: Dr. Christian Visscher und Kim<br />
Schulze von Boehringer Ingelheim, Ursula und Heinrich Barlage, Tochter Stephanie und Oma<br />
Hedwig sowie Hans-Günter Munz, Prof. Dr. Martin Ziron, und Dr. Ulrich Brinkmann als<br />
betreuender Tierarzt. (v.l.n.r.)<br />
Im Rahmen der Initiative Tiergesundheit im Sinne nachhaltiger Schweineproduktion von<br />
Boehringer Ingelheim hat die unabhängige Jury den zweiten Leitbetrieb ausgewählt. Laut<br />
einer Pressemitteilung des Unternehmens ist der Preisträger ein Betrieb im Kreis Vechta in<br />
Niedersachsen. Heinrich Barlage aus Dinklage hält 230 Sauen und 1.500 Mastplätze im<br />
geschlossenen System. „Das Besondere an diesem Betrieb sind die guten biologischen<br />
Leistungen, die Familie Barlage trotz der Tierhaltung in Altgebäuden und der Lage des<br />
Betriebs in der schweinedichten Region Vechta erreicht“, begründet Jurymitglied Hans-<br />
Günter Munz von der Schlossberg GmbH Agrarservice die Entscheidung bei der Ehrung auf<br />
dem Barlage-Hof. „Auch hier verhilft die Infektionsprophylaxe mittels Impfungen zu einer<br />
Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der gesamten Produktion, was zusammen mit der<br />
Sorgfalt und der guten Organisation in der Arbeitserledigung der Familie Barlage zu einer<br />
profitablen Schweineproduktion führt.“ Neben der Auszeichnung winkt den Leitbetrieben die<br />
Teilnahme an einem speziellen Arbeitskreis, in dem sie sich regelmäßig austauschen und mit<br />
neuen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis weiterbilden können.<br />
Weitere Informationen sowie das Bewerbungsformular für interessierte Betriebe sind im<br />
Internet zu finden unter www.leitbetrieb.de<br />
Aigner: Drei Millionen Hektar für Energiepflanzen<br />
[27.04.2011]<br />
Die Anbaufläche für Bioenergie kann von derzeit 1,8 Mio. ha auf 3 Mio. ha ausgedehnt<br />
werden. Davon ist Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner überzeugt. Der Passauer<br />
Neuen Presse sagte sie in der aktuellen Ausgabe: Auf dieser Fläche könne rund ein Drittel des<br />
Stromes erzeugt werden, den die 17 deutschen Atomkraftwerke im vergangenen Jahr zur<br />
Verfügung gestellt hätten. „Unsere Landwirte werden in Zukunft auch immer mehr zu
Energiewirten – und das, ohne bei der Lebensmittel- und Futterproduktion große Abstriche zu<br />
machen“, so Aigner.<br />
Wirtschaft | 28.04.2011<br />
Australische Getreideerzeuger wollen Cargill nicht<br />
Canberra - In Australien versucht der Bauernverband NSWFA den Verkauf der<br />
Getreidehandelssparte des ehemaligen Weizenexportmonopols AWB Limited an den US-<br />
Konzern Cargill zu verhindern.<br />
Cargill will das AWB-Exportgeschäft dem kanadischen Landhandel- und<br />
Düngemittelkonzern Agrium abkaufen. Agrium hatte AWB voriges Jahr nur übernommen,<br />
um die AWB-Landhandelssparte Landmark zu erwerben.<br />
Den internationalen Getreidegroßhandel wollten die Kanadier von Anfang veräußern. In<br />
Cargill fand Agrium einen interessierten Käufer. Im März erhielten die Amerikaner die<br />
Zustimmung der australischen Wettbewerbsbehörde (ACCC) für die Übernahme.<br />
Wettbewerbsnachteile befürchtet<br />
Der Bauernverband New South Wales (NSWFA) und die Organisation National Grains<br />
Australia versuchen nun, den Verkauf in letzter Minute zu blockieren. Sie fürchten laut einem<br />
Bericht der Zeitschrift "Farm Weekly", der US-Handelsriese werde die guten Kundenkontakte<br />
der AWB-Getreidesparte nutzen, um in erster Linie amerikanischen Weizen und Mais zu<br />
exportieren. Die australischen Erzeuger hätten das Nachsehen. Außerdem werde der<br />
Wettbewerb auf dem inländischen Getreidemarkt eingeschränkt. Die Akquisition sei daher<br />
nicht im nationalen Interesse, so die Verbände.<br />
Regierung soll AWB-Übernahme verbieten<br />
Sie appellieren an Finanzminister Wayne Swan, von seinem Vetorecht Gebrauch zu machen<br />
und die Übernahme zu verbieten. Die für die Genehmigung von Auslandsinvestitionen<br />
zuständige Behörde (FIRB) wird voraussichtlich Anfang Mai ihre Bewertung des geplanten<br />
Verkaufs bekannt geben. Statt AWB an Cargill zu verkaufen, schlagen die australischen<br />
Landwirte die Gründung einer Genossenschaft vor. Die Finanzierung soll durch staatliche<br />
Zuschüsse oder eine Erzeugerabgabe erfolgen.<br />
OSTSEEZEITUNG<br />
OZ/LOKAL/HWI vom 23.04.2011 00:04<br />
Bürger und Bauern protestieren gegen zu große Biogasanlage<br />
Vorwurf der Landwirte: „Die Gemeinde redete nur mit Investor, nicht mit uns.“ Die Bürger<br />
haben Angst vor Tausenden zusätzlichen Lkw-Transporten.
Dutzende Bürger bekundeten am Mittwochabend vor dem Amtsgebäude in Neuburg ihren<br />
Protest gegen die geplante Biogasanlage.<br />
Foto: hv<br />
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Neuburg (OZ) - Die im Gewerbegebiet Neuburg an der B 105 geplante Biogasanlage der<br />
agri.capital GmbH erregt sowohl unter Einwohnern als auch unter Landwirten aus der<br />
Gemeinde immer größeren Unmut. Am Mittwochabend entlud sich der Zorn in einer<br />
Demonstration von Einwohnern und Bauern am Amtsgebäude in Neuburg. Dort hatten sich<br />
Dutzende Bürger — Männer, Frauen und Kinder — eingefunden, die mit Transparenten ihren<br />
Protest gegen das Vorhaben zum Ausdruck brachten.<br />
So war da zu lesen „Rettet unseren Lebensraum“, „Schützt unsere Kinder“, „Nehmt euch in<br />
Acht, die LKWs haben sich auf den Weg gemacht“, „Ich will hier groß werden“ oder auch<br />
„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“. Eindeutige Positionen,<br />
sodass es keiner Ansprachen bedurfte. Seitlich vom Amtsgebäude waren Landwirte mit<br />
Traktoren aufgefahren, die sich an den Rand des Platzes neben dem Gebäude zurückzogen.<br />
Ihr Protest artikulierte sich im Plakat: „agri.capital GmbH — Nein Danke“. „Wir haben uns<br />
mit Absicht etwas zurückgezogen, um deutlich zu machen, dass wir — ohne einen Gegensatz<br />
daraus zu machen — doch unterschiedliche Interessen haben. Wir stellen nicht die<br />
zusätzlichen Mais-Transporte in den Vordergrund und sind nicht gegen Biogas, sondern<br />
gegen die Größe dieser Anlage und sehen durch die uns dann drohende Monokultur mit Mais<br />
die Zukunft der Landwirtschaft in der Gemeinde und in der Region gefährdet. Diese zu große<br />
Anlage passt nicht in die gewachsenen landwirtschaftlichen Strukturen unserer Region. Wir<br />
alle bauen Mais an, aber für unseren Bedarf als Futter für die Kühe. Deshalb werden wir<br />
keinen Mais für diese Anlage liefern“, so Landwirt Gerd Wittmiß aus Hagebök. Bernd<br />
Sandmann aus Neu Nantrow: „Die Gemeinde hat das Pferd leider vom Schwanz aufgezäumt<br />
und nur mit dem Investor geredet, an<strong>statt</strong> mit uns darüber zu sprechen, welche großen<br />
Konsequenzen das für die Agrarstrukturen unserer Region hat.“ Eckard Batke vom<br />
Agrarbetrieb Steinhausen meinte: „Wir wollen mit Mais als Futter Milch produzieren, die<br />
Ernährung sichern und nicht Profit machen. Wir haben in neue Ställe für unsere Kühe<br />
investiert und damit Grundlagen für langfristige Strukturen geschaffen.“ Danach ging es in<br />
der Gemeindevertretung weiter. Bürgermeisterin Heidrun Teichmann (Die Linke) hielt sich<br />
nicht lange mit Formalitäten auf, dass es eigentlich eine nicht angemeldete Demonstration
war, sondern sah es als ein Begehren von Basisdemokratie. Die Gemeinde, die kurz vor dem<br />
finanziellen Ruin stehe, habe dem Begehren des Investors zugestimmt, um endlich Leben in<br />
das seit beinahe 20 Jahre brach liegende Gewerbegebiet zu bringen. Sie habe nun<br />
Gemeindeland verkauft und hoffe auf künftige Steuereinnahmen. Wenn der Kreis dem<br />
Bauantrag zustimme, würde die Anlage im Jahr 2012 in Betrieb gehen können, argumentierte<br />
sie. Aber die Demonstration deutete nun jedoch an, dass da vielleicht noch nicht die letzte<br />
Messe zu diesem ungeliebten Vorhaben gesungen sei.<br />
Wir verfolgen unterschiedliche Interessen, uns geht es um unsere Zukunft als<br />
Landwirte.“Gerd Wittmiß, Bauer<br />
Helmuth Vogt<br />
Volksstimme<br />
URL: http://www.volksstimme.de/vsm/nachrichten/lokalausgaben/kloetze/?em_cnt=2007400<br />
Kreisverband von Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen tagt in Kunrau<br />
Abgeordnete verspricht, die BUND-Gruppe zu unterstützen<br />
Von Gabriele Jacobs<br />
Landtagsmitglied Dorothea Frederking versprach, sich der Problematik Massentierhaltung<br />
bei ihrer Arbeit im Landtag annehmen zu wollen. Fotos: Gabriele Jacobs<br />
Mitglieder des Kreisverbandes von Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen waren am Mittwochabend zu Gast<br />
im Schloss Kunrau. Mit dabei auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking,<br />
die die Altmark als Landtagsmitglied betreut. Thema des Abends war der geplante Bau der<br />
Schweinemastanlage in Kunrau.<br />
Günter Zogbaum (2. v. r.) gab den Kreisverbands-Mitgliedern einen Überblick über die<br />
Arbeit der BUND-Ortsgruppe Kunrau.<br />
Kunrau. Gerade erst in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt, hat Dorothea Frederking<br />
sofort mit ihrer Abgeordnetenarbeit begonnen. Bei ihrem Besuch in Kunrau, der vom<br />
Kreisverband Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen empfohlen wurde, ließ sich die Landespolitikerin von<br />
Mitgliedern der BUND-Ortsgruppe Kunrau über den Stand des Protestkampfes gegen den<br />
Mastanlagenbau informieren. Gruppenmitglied Günter Zogbaum gab dabei einen<br />
chronologischen Abriss vom Bekanntwerden der Pläne für das Projekt über die Gründung der<br />
BUND-Ortsgruppe bis hin zur Abgabe der Einwendungen von Bürgern gegen den Bau beim
Landesverwaltungsamt. Derzeit bereitet die Gruppe den Anhörungstermin vor, der ab 14. Juni<br />
im Schloss Kunrau beginnt und wohl drei Tage andauern wird.<br />
Von der neu im Landtag vertretenen Fraktion Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen erwartet die Gruppe,<br />
"dass die Zusammenarbeit, die wir bisher als Gruppe mit dieser Partei gepflegt haben, so<br />
weitergeführt wird. Zudem möchten wir einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch, und bei der<br />
Problematik Massentierhaltung an einem Strang ziehen", wie Günter Zogbaum die Wünsche<br />
der BUND-Ortsgruppe gegenüber Dorothea Frederking formulierte. Immerhin sei die Partei<br />
Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen die einzige Partei im Land gewesen, von der die Kunrauer Gruppe<br />
"effektiv und konstruktiv" unterstützt worden ist, wo hingegen von den anderen Parteien<br />
lediglich "Worthülsen" zu hören waren, wie Günter Zogbaum einschätzte.<br />
Die Landtagsabgeordnete, die sich bei dem Treffen am Mittwochabend im Schloss fleißig<br />
Notizen machte, kündigte an, sich dem Anliegen der Kunrauer Gruppe annehmen zu wollen:<br />
"Wir werden die Problematik Kunrau, aber auch die anderer Bürgerinitiativen im Land in den<br />
Landtag mitnehmen, aber auch überlegen, wo dabei die Bundesregierung als Gesetzgeber<br />
gefragt und gefordert ist." Zusammen mit dem Kreisverband Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen soll in<br />
absehbarer Zeit eine Vernetzung der Bürgerinitiativen auf den Weg gebracht werden, um sich<br />
auszutauschen, Kräfte zu bündeln und eine stärkere Front zu bilden, wie Martin Schulz,<br />
Vorstand des Kreisverbandes Altmark-Salzwedel, ankündigte. Dabei wird auch Dorothea<br />
Frederking ihren Anteil leisten.<br />
[ document info ]<br />
Copyright © Volksstimme.de 2011<br />
Dokument erstellt am 29.04.2011 um 05:25:53 Uhr<br />
Erscheinungsdatum 29.04.2011 | Ausgabe: klz<br />
Hamburger Abendblatt<br />
30. April 2011, 06:00 Uhr<br />
20 Hühner auf einem Quadratmeter<br />
Elke Schneefuß<br />
Bei der industriellen Massentierhaltung leiden nicht nur die Tiere - auch der Mensch selbst<br />
Lüneburg. Ausgemergelte Pferdekadaver, deformierte Putenschnäbel, eingesperrte<br />
Schlachttiere, zu Tode erschöpfte Kreaturen: "Veterinär gesucht!" heißt die Ausstellung des<br />
Vereins Animals Angels, die begleitend zu einer Veranstaltungsreihe an der Leuphana noch<br />
bis zum Donnerstag, 12. Mai, im Hörsaalgang der Universität zu sehen ist. Der Verein aus<br />
Lüneburg zeigt nicht nur Bilder zum Thema - auch eine Reihe von Vorträgen und<br />
Diskussionen beleuchtet die Aspekte unseres massenhaften Fleischkonsums.<br />
Eckehard Niemann, Mitbegründer der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft)<br />
aus dem Landkreis Uelzen, führte in dieser Woche seine Zuhörer mit einem Vortrag in die<br />
Welt der industrialisierten Landwirtschaft ein. Geflügel wie Puten und Masthähnchen und<br />
auch Schweine sind es vor allem, die unseren ständigen Hunger nach Fleisch stillen sollen.
Dafür werden sie massenweise auf geringem Raum gehalten, stehen im eigenen Kot, werden<br />
mit Antibiotika abgefüllt und nach einem kurzen Leben unter teilweise quälenden<br />
Bedingungen zum nächsten Schlachthof gekarrt.<br />
"Die Masthühnerhaltung hat nach wie vor ein hässliches Gesicht. Auf einem Quadratmeter im<br />
Stall leben 20 Hühner, nach 40 Tagen sind sie schlachtreif. Länger würden sie unter diesen<br />
Bedingungen auch nicht durchhalten", sagt Niemann.<br />
Fußballendermatitis heißt die Krankheit, die dem Geflügel das Leben in riesigen Käfigen zur<br />
Hölle macht. Infektionskrankheiten und Kreislauferkrankungen kommen hinzu. "Die Puten<br />
bekommen Schmerzmittel wie Aspirin, um ihrer Anfälligkeit für Schmerzen zu senken, da sie<br />
sonst aggressiv aufeinander losgehen", weiß Niemann.<br />
Bei Schweinen sehen die Haltungsbedingungen nicht besser aus. Die meisten Tiere stehen auf<br />
Spaltböden aus Beton. Von Heu oder der guten alten Schlammkuhle keine Spur, <strong>statt</strong>dessen<br />
beißender Gestank und drangvolle Enge im Stall.<br />
Niemann: "Schweine sind neugierig und intelligent. Wenn sie nichts zu tun haben, werden sie<br />
aggressiv, beißen sich gegenseitig die Schwänze ab." Obwohl die EU verboten habe, den<br />
Tieren die Schwänze abzuschneiden, werde das weiter praktiziert - es gebe massenweise<br />
Ausnahmen zu dem EU-Verbot.<br />
Nach Ansicht des diplomierten Landwirts schaden die Folgen dieser Nutztierhaltung auch<br />
dem Mensch durch Gerüche, Gülle in Riesenmengen und einer kaum erforschten<br />
Keimbelastung, die mit der Abluft aus den Ställen in die Umwelt gelangt. "Um die<br />
Agrarlobby in die Schranken zu weisen, brauchen wir europaweit geltende Regeln", ist<br />
Eckehard Niemann überzeugt.<br />
Weitere Themen der Veranstaltungsreihe zum Thema Massentierhaltung sind der Antibiotika-<br />
Missbrauch in der intensiven Nutztierhaltung, sowie die Folgen unseres Fleisch- und<br />
Milchkonsums für unsere Gesundheit. Alle Veranstaltungen finden jeweils donnerstags um<br />
18.30 Uhr im Hörsaal 3 der Uni <strong>statt</strong>. Weitere Infos im Internet.<br />
www.animals-angels-lueneburg.de<br />
AGRILEXIKON der IMA (PR-Organisation Bauernverband)<br />
Massentierhaltung<br />
Schlagwort und ungenauer Begriff, der häufig mit der Vorstellung assoziiert wird, dass viele<br />
Tiere auf wenig Raum unter schlechten Bedingungen gehalten werden. Der Begriff stammt<br />
aus dem Jahr 1975 und wurde durch die 'Massentierhaltungs-Verordnung Schwein’ geprägt.<br />
Diese Verordnung regelte besondere hygienische Anforderungen für Betriebe, die eine<br />
bestimmte Anzahl Schweine hielt. Seit 19<strong>90</strong> wird der Begriff formell nicht mehr angewendet.<br />
Allerdings hat er sich im Sprachgebrauch eingeprägt. Interessant erscheint, dass dieser Begriff<br />
in Verbindung mit der Tierseuchenvorsorge geprägt worden ist, jedoch im allgemeinen<br />
Sprachgebrauch mit Aspekten des Tierschutzes in Verbindung gebracht wird. Die Anzahl von
Tieren in einem Stallkomplex sagt nichts über das Wohlbefinden der Tiere aus. 100 oder auch<br />
mehr Kühe, in einem modernen, hellen und gut gelüfteten Liegeboxenlaufstall gehalten,<br />
fühlen sich wohler als 10 Kühe in einem alten, dunklen Anbindestall. Ebenso ergeht es den<br />
Schweinen: ein heller, gut klimatisierter Kammstall mit mehr als 1.000 Mastplätzen, in denen<br />
Gruppen von 10-15 Schweine sich eine geräumige Box teilen, bietet den Tieren bessere<br />
Bedingungen als ein alter Stall mit wenig Licht, schlechtem Stallklima und nur wenigen<br />
Tieren.<br />
NORDKURIER<br />
Artikel vom 14.04.2011<br />
Wärmeprojekt liegt vorerst auf Eis Von Christina Weinreich<br />
Bartow.<br />
Nach zwei Jahren hat die Steinhoff-Holding in Bartow nun die Reißleine gezogen und<br />
offiziell das große Bioenergieprojekt auf Eis gelegt. "Wir sind jetzt am Ende eines<br />
wirtschaftlich langen Weges angekommen und mussten handeln. Wir hätten es schon viel<br />
früher machen müssen", sagt Angela Krüger-Steinhoff, Geschäftsführerin in der<br />
Familienholding, auf Nordkurier-Nachfrage.<br />
Was im Dorf schon seit Langem vermutet wurde, ist somit Wirklichkeit geworden: Im Dorf<br />
wird kein Biogas produziert, somit können keine Gewächshäuser gebaut werden, in denen<br />
Tomaten und Gurken heranreifen sollten, es entstehen keine neuen Arbeitsplätze und<br />
Bewohner müssen ihre Häuser weiter mit Gas, Öl oder gar Kohle beheizen.<br />
Kürzlich hatte die Holding Bürgermeister Dieter Karstädt und das Bauamt des Amtes<br />
Treptower Tollensewinkel zum Termin geladen, um offiziell mitzuteilen, daß dieses<br />
energetische Vorhaben ad acta gelegt wird. "Zumindest so lange, bis das<br />
Energieeinspeisegesetz (EEG die Redaktion) der Bundesregierung novelliert wird und die<br />
Fördermöglichkeiten für Investoren wieder bessere sind", begründet Angela Krüger-Steinhoff<br />
die gravierende Änderung im Kurs. Im nächsten Jahr, so hofft die Unternehmerin, soll die<br />
nächste Novellierung beschlossen werden. Bis dahin wolle das Unternehmen im Landgut<br />
Bartow zur konventionellen Landwirtschaft zurückkehren.<br />
"Wir hatten vor, ein großes Biogasprojekt in Bartow umzusetzen, hatten Planungen<br />
angeschoben, erste Silos gebaut, und am 1. Januar 2009 hat das Bundesumweltministerium<br />
dann plötzlich die gesetzlichen Grundlagen geändert", sagt Angela Krüger-Steinhoff.<br />
Während bis dahin jedes Blockheizkraftwerk als einzelne Anlage vergütet wurde, wurden sie<br />
alle zu einer Anlage zusammengefasst. Damit gingen der Holding enorme Summen an<br />
Einspeisevergütung verloren, die sie aber brauchte, um das Projekt zu finanzieren. "Wir<br />
gerieten gewaltig unter Druck und die Banken machten nicht mehr mit."<br />
Dann habe man überlegt, eine kleine Lösung im Dorf zu fahren und wollte wenigstens<br />
Bartower Haushalte an ein neues Wärmenetz anschließen. Doch hier machte das Land<br />
Mecklenburg-Vorpommern der Holding einen Strich durch die Rechnung: Es fördert nicht<br />
den Bau der Leitungen, die fürs Netz benötigt werden. "Wir können aber nicht alles selbst<br />
finanzieren", sagt sie. "Wir gerieten gewaltig unter Druck."
EU-Umweltbüro - 28.04.2011<br />
US-Forscher: Neuer Krankheitserreger verursacht große Schäden in der<br />
Landwirtschaft - vor allem Genpflanzen befallen<br />
Große Ernteausfälle bei Gensoja und Genmais, traditionelle Pflanzen fast infektionsfrei<br />
Don Huber, Professor Emeritus der amerikanischen Purdue Universität, beschäftigt sich seit<br />
mehr als 50 Jahren mit Krankheitserregern von Pflanzen. Die Entdeckung eines neuen<br />
Erregers alarmierte ihn derart, dass er ein Warnschreiben an den amerikanischen<br />
Landwirtschaftsminister Tom Vilsack verfasste: der Krankheitserreger würde vor allem<br />
Pflanzen angreifen, die mit dem sogenannten "Roundup Ready Gen" manipuliert wurden, so<br />
der Wissenschafter in seinem Brief an den Minister. Er warnt davor, dass "wir jetzt eine<br />
vorher noch nie gesehene Ausweitung von Pflanzen- und Tierkrankheiten sehen würden".<br />
Der Brief war eigentlich nicht für die Öffentlichkeit gedacht, fand aber trotzdem seinen Weg<br />
ins Internet. In einem öffentlichen Brief, gerichtet an den EU-Kommissionpräsidenten<br />
Barroso und an den EU-Präsidenten Van Rompuy sowie an weitere EU-PolitikerInnen, nahm<br />
der Wissenschafter anschließend zu seinem Schreiben an Tom Vilsack Stellung.<br />
Er erklärte, dass WissenschafterInnen in den letzten Jahren mit zunehmender Häufigkeit<br />
Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten bei Nutztieren in der Landwirtschaft feststellten, bei Kühen<br />
liegt laut Professor Huber die Fehlgeburtsrate bei bis zu 45%. Er identifiziert den neuen<br />
Krankheitserreger als mögliche Ursache für diese Entwicklung.<br />
Bei Pflanzen kam es in den letzten Jahren in den USA zu großen Ernteausfällen, verursacht<br />
durch Krankheiten, gegen die vor allem genmanipulierte Pflanzen nicht resistent sein würden,<br />
so Huber. Er beschreibt den Befall von Maispflanzen mit der "Welke"-Krankheit: "Diese<br />
Krankheit wurde 2009 und 2010 allgemein in vielen US-Feldern des Mittleren Westens<br />
beobachtet, wo Roundup-Ready-Mais gepflanzt wurde, während angrenzender<br />
gentechnikfreier Mais ganz leichte bis keine Infektionen aufwies".<br />
Die Briefe vom 17. Jänner 2011 an US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack und vom 25.<br />
März an die EU-PolitikerInnen stehen im Internet zur Verfügung, von dem Brief and die EU-<br />
Politikerinnen gibt es eine deutsche Übersetzung.<br />
Deutsche Übersetzung des Briefes vm 25. März 2011.<br />
http://www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/neu/admin/stat.pl?art=eunews&id=2946&url=0<br />
Briefe vom 17. Jänner und 25. März 2011 in englischer Sprache.<br />
http://www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/neu/admin/stat.pl?art=eunews&id=2946&url=1<br />
_______________________________________________________________________<br />
Politik/Niederösterreich/Landwirtschaft/Umwelt/Schutz<br />
2011-04-29 / 10:18:24 / SPÖ Niederösterreich
Rosenmaier: Grundwasserversorgung von 200.000 Menschen in Gefahr<br />
Utl.: Umweltpolitischem Wahnsinn muss umgehend ein Ende gesetzt<br />
werden =<br />
St. Pölten, (OTS/SPI) - Als absolut verantwortungslos gegenüber<br />
künftigen Generationen und im wahrsten Sinne des Wortes eine<br />
"Schweinerei" bezeichnet der Bürgermeister von Ebenfurth und Dritte<br />
Präsident des NÖ Landtags, LAbg. Alfredo Rosenmaier, die negative<br />
Entscheidung der niederösterreichischen UVP-Behörde betreffend einen<br />
UVP-Verfahren für das geplante Schweinestall-Projekt am Rande der<br />
Mitterndorfer Senke in Lichtenwörth. "Offenbar hat man in<br />
Niederösterreich aus den jüngsten weltweiten umweltpolitischen<br />
Katastrophen nichts gelernt, ansonsten würde der Schutz des größten<br />
Grundwasservorkommens Mitteleuropas nicht so leichtfertig aufs Spiel<br />
gesetzt. Es ist einfach bloß erschütternd, wie mit der wichtigsten<br />
Ressource des Lebens seitens des Landes Niederösterreich umgegangen<br />
wird. Hier wurden die wirtschaftlichen bzw. landwirtschaftlichen<br />
Interessen der Großindustrie eindeutig über die Grundversorgung von<br />
über 200.000 Menschen gestellt", kritisiert Rosenmaier die Tatsache,<br />
dass kein UVP-Verfahren für den geplanten Mastbetrieb in<br />
Lichtenwörth<br />
zugelassen wurde.<br />
"Neben den öffentlichen Brunnen sind mittlerweile auch die<br />
Hausbrunnen derart belastet, dass sie für den menschlichen Gebrauch<br />
eine Gefahr sind. Messungen ergaben Spitzenbelastungen von 175 mg/l<br />
Nitrat bei einem gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert von 50 mg/l<br />
Nitrat im Grundwasser. Dass das Land Niederösterreich<br />
stillschweigend<br />
zusieht, wie der Grundwasserschutz mit faulen Tricks ausgehebelt<br />
wird, ist auf das Schärfste zu verurteilen. Zu wertvoll ist das<br />
Grundwasser für die Region und ihre Menschen, um es hier am Altar<br />
der<br />
Geschäftemacherei zu opfern. Daher fordere ich alle politischen<br />
Entscheidungsträger des Landes auf, zur Besinnung zu kommen und<br />
umgehend diesem umweltpolitischen Wahnsinn ein Ende zu setzen", so<br />
Rosenmaier.<br />
(Schluss) ha<br />
Rückfragehinweis:<br />
~<br />
SPÖNÖ-Landtagsklub<br />
Mag. Anton Heinzl<br />
Pressereferent<br />
Tel.: Tel: 02742/<strong>90</strong>05 DW 12576, Mobil: +43 676/4073709<br />
mailto:anton.heinzl@noel.gv.at<br />
www.landtagsklub.noe.spoe.at<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
Internetseite<br />
Förderbeispiel<br />
Multiresistente Keime aus dem Schweinestall<br />
27.04.2011
Besonders die methicillin-resistenten "Staphylococcus aureus"-Erreger (MRSA) treiben den<br />
Medizinern die Sorgenfalten in die Stirn.<br />
Quelle: Wellcome Images<br />
Multiresistente Keime gelten als großes Problem in Krankenhäusern. Mit gängigen<br />
Antibiotika lässt sich gegen sie kaum etwas ausrichten. Vor allem für alte und<br />
immungeschwächte Menschen kann eine Infektion lebensbedrohliche Ausmaße<br />
annehmen. Normalerweise werden die gefährlichen Bakterien vom Mensch zu Mensch<br />
übertragen, seit einigen Jahren werden sie jedoch zunehmend auch in<br />
landwirtschaftlichen Nutztieren nachgewiesen. Der Forschungsverbund „MedVet<br />
Staph“ untersucht nun, wie die resistenten Keime von Tieren auf Menschen übertragen<br />
werden. Mit 2,5 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) den Kampf gegen Krankenhausinfektionen durch resistente Tier-<br />
Bakterien.<br />
Die Entdeckung des Penicillins hat der Medizin eine schlagkräftige Waffe gegen<br />
Infektionskrankheiten in die Hand gegeben. Aber es dauerte nicht lange, bis die ersten<br />
Krankheitserreger auf evolutionärem Wege Resistenzen entwickelt hatten. An Orten, wo<br />
Bakterien und Antibiotika häufig aufeinander treffen - beispielsweise in Krankenhäusern oder<br />
in der Tierhaltung – kommt es immer wieder vor, dass krankmachende Bakterien<br />
Abwehrstrategien entwickeln. Besonders schwer zu eliminieren sind diese Bakterien wenn sie<br />
Resistenzen gegen mehrere wichtige Antibiotika erwerben und somit multiresistent sind. So<br />
können sie für den Menschen sehr gefährlich werden. Das Bakterium Staphylococcus aureus<br />
ist einer dieser resistenten Erreger. „Einige Stämme dieses Bakteriums haben verschiedene<br />
Strategien entwickelt, damit ihnen Antibiotika nichts anhaben kann“, sagt Robin Köck vom<br />
Institut für Hygiene Universitätsklinikum Münster. „Oft besitzen sie sogar mehrere<br />
Mechanismen gegen unterschiedliche Antibiotika. Gegen diese sogenannten MRSA<br />
(Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus)- Stämme sind die Waffen der<br />
Pharmaforschung inzwischen weitgehend stumpf.“<br />
Mehr auf biotechnologie.de<br />
News: Forscher entlocken Mikroben neuartiges Antibiotikum<br />
News: Multiresistente Sorgenkeime im Visier der Forscher<br />
biotechnoloie.tv: Krieg gegen Krankenhauskeime<br />
Kreidezeit: Antibiotika
Multiresistente Keime: gefährlich für alte und kranke Menschen<br />
Das ist ein großes Problem, vor allem für Patienten in Krankenhäusern. Ihr Immunsystem ist<br />
häufig geschwächt. Bis zu 70 Prozent aller Menschen tragen MRSA-Keime auf der Haut oder<br />
in der Nasenschleimhaut, im Krankenhaus kann er aber schwere Infektionen wie Haut- und<br />
Weichgewebeinfektionen, Lungen- und Knochenentzündungen hervorrufen. Schätzungen des<br />
European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) gehen davon aus, dass jährlich<br />
etwa 171.000 Krankenhausinfektionen durch MRSA in europäischen Ländern auftreten.<br />
Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen den Staaten: Während in den skandinavischen<br />
Ländern der Anteil von MRSA unter den Staphylococcus aureus-Stämmen gering ist und<br />
etwa in Schweden bei ungefähr einem Prozent liegt, beträgt die MRSA-Rate in Deutschland<br />
durchschnittlich 18,4 Prozent. In den südeuropäischen Ländern, den USA sowie England und<br />
Irland liegen die Werte sogar bei 30 Prozent, in Portugal bei 50 Prozent.<br />
MRSA aus dem Tierreservoir: Multiresistente Keime können<br />
von Schweinen auf den Menschen übertragen werden. Krank werden die Tiere allerdings<br />
nicht.Quelle: Jerzy / pixelio.de<br />
Tiere stecken an<br />
Eine alarmierende Beobachtung machten niederländische Mediziner: In den letzten Jahren<br />
traten immer wieder MRSA-Fälle auf, die sich die Ärzte nicht erklären konnten. Bis sie<br />
erkannten, dass Landwirte die resistenten Keime in die Krankenhäuser eingeschleppt hatten.<br />
Die Erreger wurden von Nutztieren wie Schweinen, Rindern und Geflügel auf die Menschen<br />
übertragen. „MRSA aus dem Tierreservoir, das war ein ganz neuer Aspekt“, so Köck. „Die<br />
Übertragung von Bakterien zwischen Mensch und Tier wurde erst in den vergangenen Jahren<br />
beobachtet.“ Mittlerweile haben Forscher den MRSA-Erreger bei mehreren Nutztieren<br />
nachgewiesen: Er findet sich etwa in 70 Prozent der Schweine haltenden Betriebe in<br />
Deutschland. „Bei 80 Prozent dieser Betriebe hat sich der Erreger auch auf die Züchter<br />
übertragen“, berichtet Köck. „Die Staphylococcos aureus-Stämme unterscheiden sich<br />
genetisch von denen, die ausschließlich beim Menschen auftreten. Dennoch kann es zur<br />
Übertragungen auf direkt exponierte Personen wie Landwirte, Veterinäre oder<br />
Schlachthofpersonal kommen.“ Wie es die Bakterien allerdings schaffen, die Spezies-Barriere<br />
zwischen Mensch und Tier zu überwinden, ist allerdings nicht bekannt. Ebenfalls unklar ist,<br />
wie gefährlich die Tier-Erreger für den Menschen sind. „Es gibt zwar<br />
Einzelfallbeschreibungen von Tier-MRSA Infektionen bei Menschen aber wie krankmachend<br />
sie wirklich sind, darüber weiß man noch nicht viel“, so Köck.<br />
Forschungsverbund MedVet-Staph<br />
Mehr Informationen zum Konsortium finden Sie auf der Webseite des Verbundes.<br />
Zur Webseite: Hier klicken<br />
Diese und weitere Fragen rund um diese Erreger will Köck nun mit Forscherkollegen aus<br />
ganz Deutschland klären. Dies geschieht im Rahmen des bundesweiten Forschungsverbundes
„MedVet-Staph“, den der Münster Wissenschaftler koordiniert. Das Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Konsortium über die nächsten drei Jahre mit rund<br />
2,5 Millionen Euro im Rahmen des Förderschwerpunkts zoonotische Infektionskrankheiten.<br />
Davon gehen mehr als 800.000 Euro nach Münster - an Köck sowie seine Kollegen Karsten<br />
Becker vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Dag Harmsen aus der<br />
Parondontologie des Universitätsklinikums. Darüber hinaus sind aber auch Human- und<br />
Veterinärmediziner, Biologen und Agrarwissenschaftler anderen Einrichtungen in das<br />
Forschungsnetzwerk eingebunden: Neben der Freien Universität Berlin, der Universität des<br />
Saarlandes und der Universität Würzburg sind das Robert-Koch-Institut, das Bundesinstitut<br />
für Risikobewertung und das Friedrich-Loeffler-Institut mit dabei.<br />
Dr. Robin Köck, Prof. Karsten Becker und Prof. Dag Harmsen (v.l.) leiten die<br />
münsterschen Teilprojekte des Forschungsverbundes "MedVet Staph"Quelle: WWU - FZ<br />
Erreger in der Lebensmittelkette<br />
„Zusammen möchten wir nun vor allem herausfinden, wie verbreitet MRSA aus dem<br />
Tiereservoir bei Patienten in Krankenhäusern sind und welche Faktoren die Übertragung<br />
zwischen Mensch und Tier ermöglichen“, so Köck. Möglicherweise spielen dabei bestimmte<br />
Strukturen auf der Oberfläche der Bakterien eine Rolle, vermuten die Forscher. Diese könnten<br />
entscheidend dafür sein, ob sich ein Erreger in einem Menschen, einem Tier oder beidem<br />
vermehren kann. Bei Tieren ist Staphylococcos aureus einer der Verursacher von Mastitis. So<br />
wird in der Medizin eine Entzündung der Milchdrüse bezeichnet, die vor allem bei Rindern,<br />
Schafen und Ziegen auftritt. Bei MRSA-positiv getesteten Schweinen wurden bisher keine<br />
Krankheiten festgestellt. Die Forscher werden daher auch der Frage nach der Verbreitung von<br />
MRSA durch den Eintrag in die Lebensmittelkette nachgehen. Denn bisher kann niemand<br />
sagen, welche Auswirkungen MRSA im Fleisch, der Milch oder anderen Tiererzeugnissen<br />
hat. „Unser Ziel ist es, die Ergebnissen des Forschungsverbundes so zu nutzen, dass wir<br />
Empfehlungen für die Prävention und Kontrolle von MRSA auch in Bezug auf die<br />
Lebensmittel geben zu können“, sagt Köck.<br />
Bayrischer Rundfunk Online:<br />
Antibiotika Wenn das Hähnchen zur "Medizin" wird<br />
Noch unkontrollierter als Mediziner gehen Tierzüchter mit Antibiotika um: Nicht nur<br />
zur Therapie, sondern auch zur Vorbeugung und Wachstumsförderung verfüttern sie<br />
die Medikamente in großen Mengen. Dadurch entwickeln sich in Nutztieren resistente<br />
Bakterien, die über die Nahrungskette auch den Menschen gefährden.<br />
Stand: 07.04.2011
Seit 2005 dürfen in der Tierzucht keine Antibiotika mehr zur Wachstumsförderung ins Futter<br />
gemischt, sondern nur noch als Medizin bei Krankheiten verabreicht werden. Doch die<br />
Grenze zwischen Gebrauch und Missbrauch ist fließend: "Überall dort, wo Antibiotika im<br />
Futter verboten worden sind, hat man festgestellt, dass die Menge der Antibiotika, die bei<br />
Tieren eingesetzt werden, nicht gesunken ist", sagt Experte Tillmann Uhlenlaut vom Bund für<br />
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Sie ist halt eben als Medikament verabreicht<br />
worden und nicht über das Futter." Der Vorsitzende des niedersächsischen<br />
Geflügelwirtschaftsverbandes weist diese Vorwürfe zurück.<br />
Studie<br />
Resistente Salmonellen und Darmbakterien<br />
Geflügel-Salmonellen sind inzwischen zu 48 Prozent gegen mindestens ein Antibiotikum<br />
resistent. Das ergab eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung aus dem Jahr 2008.<br />
Auch die Darmkeime E.coli und Campylobacter reagieren ähnlich unsensibel auf bestimmte<br />
Antibiotika-Wirkstoffe. Das ist besonders bedenklich, wenn diese Stoffe auch beim Menschen<br />
verwendet werden, wie etwa Fluorchinolone.<br />
Verbot - aber nicht überall<br />
In vielen anderen Ländern gibt es noch nicht einmal Einschränkungen. Beispiel USA:<br />
Insgesamt 18.000 Tonnen Antibiotika wurden dort im Jahr 2008 verbraucht. 70 Prozent davon<br />
gingen and Schweine, Kühe und Geflügel. Und davon wiederum wurden 13 Prozent an<br />
gesunde Tiere verfüttert, damit sie schneller wachsen. Deshalb ist Fleisch aus den USA mit<br />
Vorsicht zu genießen.<br />
Folge: Resistenzen bei Menschen<br />
Bildunterschrift: Hühner auf einer Geflügelfarm - ohne Antibiotika würden viele Tiere<br />
nicht überleben.<br />
Wer das Fleisch antibiotikaresistenter Tiere isst, kann selbst resistent werden. Besonders<br />
häufig passiert dies im Fall von Breitbandantibiotika. Die Folge: Im Krankheitsfall hilft das<br />
Antibiotikum nicht mehr. In den Niederlanden verfolgten Mediziner zwanzig Prozent der<br />
Infektionen, die durch resistente Staphylokokken tödlich endeten, zu Bakterienstämmen<br />
zurück, die von Tieren stammten. Bei Salmonellen-Vergiftungen trägt jeder fünfte Patient<br />
widerstandsfähige Erreger.<br />
Um diesem Fall vorzubeugen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder man wird Vegetarier<br />
oder man verzichtet auf Fleisch aus Mastbetrieben und kauft <strong>statt</strong>dessen Fleisch aus<br />
zertifiziert ökologischer Haltung. Außerdem sollte man Fleisch immer - zum Schutz etwa vor<br />
Salmonellen gut durchbraten.<br />
Kontrolle durch den Staat
Antibiotika-Meldepflicht für Pharmabetriebe ab 2011<br />
Pharmazeutische Unternehmen und Großhändler müssen Ende 2011 ihre jährlichen<br />
Verkaufszahlen bestimmter Tierarzneimittel (Antibiotika und Hormone) regional<br />
aufgegliedert an ein neues Register melden. Das "Tierarzneimittelregister zur Erfassung von<br />
Abgabemengen von Antibiotika in Deutschland" (TAR) sammelt Daten, mit denen erforscht<br />
werden soll, wie Antibiotikaresistenzen in der Tiermedizin entstehen.<br />
WDR und SWR – PLANET-WISSEN<br />
Sendung: Unsere Nutztiere - Von Esel, Ziege und Co.<br />
Sendung vom 28. April 2011<br />
Unsere Nutztiere - Von Esel, Ziege und Co.<br />
Ob Ziegen, Schweine oder Esel: Nutztiere begleiten uns Menschen schon seit tausenden von<br />
Jahren. Aber ihre Rolle hat sich über die Jahre geändert: Früher standen oft nur eine Handvoll<br />
Tiere auf dem Hof, heute stehen dichtgedrängt Hochleistungszüchtungen in riesigen Ställen.<br />
Durch die Spezialisierung bei der Zucht sind einige ältere Nutztierarten heute sogar vom<br />
Aussterben bedroht.<br />
<br />
Von wegen "dummer Esel"! (2'31'')<br />
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• Studiogäste<br />
• Mehr zum Thema<br />
• Tipps aus der Sendung<br />
Unsere Studiogäste<br />
Ulrich Jaudas<br />
Als Ulrich Jaudas noch ein Junge war, hatte auf dem Land fast jede Familie eine<br />
Ziege. Doch als er 18 war, waren die Ziegen praktisch verschwunden. Heute ist Ulrich<br />
Jaudas ein Ziegenkenner per excellance: er hält selber Ziegen, und zwar die Rasse<br />
seiner Kindheit, die heute bedrohte Schwarzwaldziege. Er ist Vorsitzender des
Ziegenzuchtverbandes Baden-Württemberg und unterrichtet angehende Tierwirte an<br />
der Berufsschule Stuttgart-Hohenheim, auch bekannt als "Schäferschule". Und für<br />
Forschungs- und Beratungsaufgaben ist er nicht nur in Deutschland, sondern auch in<br />
Afrika, Asien und dem vorderen Orient unterwegs.<br />
mehr<br />
Judith Schmidt<br />
Die gelernte Reprografin ist eine Eselliebhaberin mit Herz und Verstand. Sie lebt mit<br />
der Zwergeselstute Masl-tow und deren Eselsohn Samuel sowie mit Mann, Ziegen,<br />
Gänsen, Katzen und Hund in Belgien. Hauptsächlich gehen sie mit ihren Eseln, Ziegen<br />
und dem Hund wandern – dies bieten sie auch als geführte Eselwanderungen an.<br />
Gegen die Langeweile an zu kalten und nassen Wintertagen hat Judith Schmidt<br />
begonnen, ihren Eseln kleine Kunststücke beizubringen. Judith Schmidt ist seit 2005<br />
Chefredakteurin der Zeitschrift "Eselpost". 2006 war sie Gründungsmitglied der<br />
Noteselhilfe. Auf diversen Eseltreffen in Deutschland, Niederlande und Belgien haben<br />
ihre Esel bei Wettbewerben und in Zuchtklassen viele Preise gewonnen.<br />
Prof. Dr. Hans-Hinrich Sambraus<br />
Prof. Dr. Hans-Hinrich Sambraus ist Tierarzt, pensionierter Professor für Tierhaltung<br />
und Verhaltenskunde an der TU München. 1981 gehörte er zu den Mitbegründern der<br />
"Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen". In mehreren<br />
Büchern hat er die verschiedensten Nutztiere und ihre Zuchtgeschichte<br />
niedergeschrieben. Die alten Haustierrassen wie Rinder, Pferde, Schafe und Schweine<br />
sind für ihn ein Kulturgut: vom Menschen geschaffen und genauso wie historische<br />
Gebäude oder Gemälde ein Gut, das man erhalten sollte.<br />
Dr. Florian Werner<br />
Dr. Florian Werner, Jahrgang 1971, ist freier Buchautor und Journalist und lebt in<br />
Berlin. Er studierte Anglistik, Amerikanistik und Germanistik und promovierte über<br />
"Rap und Apokalypse". 2005 erschien "Wir sprechen uns noch", ein Erzählband mit<br />
13 Kurzgeschichten. Mit seinem Buch "Die Kuh – Leben, Werk und Wirkung" hat er<br />
die Kulturgeschichte dieses Nutztiers aufgearbeitet wie noch kein Autor zuvor.
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Mehr zum Thema<br />
Ziegen<br />
Das älteste Haustier des Menschen<br />
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Esel<br />
Vom Wildtier zum Weggefährten<br />
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Rinder<br />
Zuverlässige Lieferanten für Milch und Fleisch<br />
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Tipps aus der Sendung<br />
Literatur<br />
Florian Werner<br />
Die Kuh – Leben, Werk und Wirkung<br />
Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag München, 2009<br />
ISBN: 978-3-312-00432-4<br />
Die Kuh in der Werbung, die Kuh in der Kunst, die Kuh in der Mythologie, die Kuh im<br />
Kapitalismus, die Kuh in der Philosophie, die Kuh in der Religion, die Kuh in der Literatur,<br />
die Kuh im Klimawandel.... Es gibt kaum ein Feld, in das die Kuh nicht vorgedrungen ist<br />
bzw. in das der Mensch sie nicht hineingeschubst hat. Noch niemand hat all das<br />
zusammengetragen – bis jetzt. Florian Werner hat ein „kuhles“ Buch geschrieben – über die<br />
Ku(h)lturgeschichte.<br />
Greta Jansen<br />
Esel. Treue Gefährten<br />
Komet Verlag Köln, 2008<br />
ISBN: 978-3-89836-747-9<br />
Dieses reich bebilderte Buch zeigt viele Facetten des Langohrs. Es erklärt Ursprung und<br />
kulturelle Bedeutung des Esels ebenso wie Verbreitung und Situation der Esel heute weltweit.
Der Einsatz des Esels durch den Menschen in den verschiedenen Ländern wird erklärt und<br />
wenige noch wild lebende Esel werden vorgestellt.<br />
Stanislaus von Korn, Ulrich Jaudas, Hermann Trautwein<br />
Landwirtschaftliche Ziegenhaltung<br />
Ulmer Verlag, 2007<br />
ISBN: 978-3-8001-4750-2<br />
Ein wissenschaftliches, aber dennoch sehr praxisorientiertes Buch für professionelle<br />
Ziegenhalter. Wie hält man Milchziegen, wie hält man Fleischziegen, was muss man bei der<br />
Zucht beachten, wie sollte das Euter der Ziege beschaffen sein, damit es optimal zum Melken<br />
ist und gesund bleibt. Klar strukturiert und sehr verständlich erklären die Autoren jeden<br />
Aspekt der Ziegenhaltung.<br />
OV<br />
Lübbe vom Dioxin-Verdacht befreit<br />
Erleichtert: ,,Wir sind froh, dass dieVorwürfe nun endlich vom Tisch sind", sagte gestern<br />
Geschäfts- führer Jörg Lübbe. Foto: Hauke<br />
Bösel/Cloppenburg (kre/hau) - Die Böseler Spedition Lübbe ist vom Vorwurf der<br />
Futterpanscherei mit Dioxon-belasteten Fetten befreit worden. Die Staatsanwaltschaft<br />
Oldenburg hat das Ermittlungsverfahren nach über drei Monaten aufwändiger<br />
Nachforschungen eingestellt. Das bestätigte gestern der Anwalt der Familie, Bernhard<br />
Lübbe aus Cloppenburg.<br />
Alle Verdachtsmomente einer bewussten oder grob fahrlässigen Beteiligung an der<br />
Vermischung von belasteten Industriefetten mit anderen Futtermitteln seien<br />
ausgeräumt worden, erklärte der Jurist.<br />
Mehr steht am Freitag, 29. April, in der gedruckten Ausgabe der OV und im OV-
Mehr steht am Freitag, 29. April, in der gedruckten Ausgabe der OV und im OV-<br />
Epaper.<br />
ALTMARK-ZEITUNG<br />
Mit den Grünen an einem Strang<br />
30.04.11|Klötze<br />
Kunrau. Aufgaben für die zukünftige Arbeit der Landtagsfraktion von Bündnis <strong>90</strong>/Die<br />
Grünen in Magdeburg gibt es genügend. Ein Themenkreis beschäftigt derzeit vor allem die<br />
Kunrauer, aber auch viele andere Initiativen in der Region, von Schenkenhorst bis Binde: Der<br />
Kampf gegen die Massentierhaltung.<br />
Ihren Kampf gegen die geplante Schweinemastanlage schilderten die Mitglieder der BUND-<br />
Ortsgruppe Kunrau am Mittwochabend im Schloss den Vertretern der Landes- und Kreis-<br />
Grünen. Fotos (2): Schmidt<br />
Unterstützung dafür haben sich die Mitglieder der BUND-Ortsgruppe Kunrau am<br />
Mittwochabend von Dorothea Frederking geholt. Die Landtagsabgeordnete der Grünen hat<br />
die Altmark als Zuständigkeitsgebiet übernommen. Von den Mitgliedern der BUND-<br />
Ortsgruppe ließ sie sich aus erster Hand über das geplante Vorhaben, eine<br />
Schweinemastanlage mit 8 500 Mastplätzen in Kunrau zu errichten, und den Kampf der<br />
Bürger gegen dieses Vorhaben unterrichten. Das Fazit von Dorothea Frederking: „Die Karten<br />
für den BUND stehen gut“, schätzte sie ein. So liege vor allem die vom Baugesetzbuch<br />
geforderte Privilegierung der Fläche für die Mast nicht vor.
Dorothea Frederking setzt sich gegen die<br />
Massentierhaltung ein.Die Mitglieder der BUND-Ortsgruppe hatten zuvor über die<br />
Ergebnisse ihrer Arbeit berichtet, die darin mündete, dass 142 Einwendungen gegen das<br />
Vorhaben beim Landesverwaltungsamt in Halle abgegeben wurden. Dort werden sie derzeit<br />
geprüft, bevor im Juni der Erörterungstermin in Kunrau <strong>statt</strong>findet. „Wir sind nicht gegen die<br />
Schweinehaltung, aber gegen die Massentierhaltung“, machte Brigitte Jürges aus Kunrau<br />
deutlich. „Wir haben ringsherum schon genügend Viehhaltung“, schätzte sie ein. Beim Kampf<br />
gegen die Massentierhaltung können sich die BUND-Mitglieder der Unterstützung der<br />
Grünen gewiss sein. Dorothea Frederking wird sich dafür einsetzen, dass zum Beispiel die<br />
EU-Förderung für Landwirtschaftsbetriebe in Zukunft auch davon abhängig gemacht wird, ob<br />
sich die Betriebe an ökologische Kriterien halten, in dem sie beispielsweise ihre Schweine auf<br />
Stroh stehen haben.<br />
Stellvertretend für die Kunrauer stellte Ronald Predehl fest: „Wir wollen die Anlage nicht<br />
haben. Die Investoren sollen sonstwo bauen.“ Warum sich die Bad Bentheimer Investoren<br />
ausgerechnet die Altmark als Standort für ihren neuen Betrieb ausgesucht haben und warum<br />
sie nicht in ihrer Heimat geblieben sind, erläuterte Günter Zogbaum: „Dort fehlen die<br />
Gülleausbringungsflächen.“ Und genau in der Gülleproblematik sehen die Kunrauer, neben<br />
der Massentierhaltung, einen weiteren Grund, sich gegen das Vorhaben auszusprechen. „Die<br />
Grünen sind die einzigen, die uns konstruktiv und effektiv unterstützt haben“, bedankte sich<br />
Günter Zogbaum. Sein Wunsch: „Lassen Sie uns die Zusammenarbeit weiter effektiv<br />
gestalten.“ Die Partei und die Aktivisten vor Ort sollten in einem regen Informationsaustausch<br />
bleiben, sich aber auch nicht gegenseitig vereinnahmen. „Was uns eint, ist das Bestreben<br />
gegen die industrielle Mast. Das wollen wir ausgebaut wissen und da wollen wir<br />
weitermachen“, stellte der BUND-Sprecher fest. „Wir ziehen an einem Strang, und zwar<br />
sogar an einem Ende“, betonte Günter Zogbaum.<br />
Von Monika Schmidt<br />
Hamburger Abendblatt<br />
30. April 2011, 06:00 Uhr<br />
Landrat brüskiert Parteifreunde<br />
Stefan Bohlmann<br />
Nahrstedt ist für den Ausbau der LVA Echem. Grüne reden von Agrarfabrik und pochen auf<br />
Koalitionsvereinbarung
Echem. Lüneburgs Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) steht im Kreuzfeuer der Kritik,<br />
weil er die Pläne der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zum Ausbau der Lehr- und<br />
Versuchsanstalt (LVA) für Tierhaltung in Echem kürzlich als Vorzeigeprojekt bezeichnet<br />
hatte. Nicht nur der grüne Koalitionspartner im Kreistag ist empört darüber, dass der Landrat<br />
den Bau eines Stalls für 252 Sauen, 1600 Aufzuchtferkel und 1300 Mastschweine zwischen<br />
Echem und Scharnebeck befürwortet. Auch bei den Sozialdemokraten rumort es hörbar.<br />
Die Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) gegen die LVA-Pläne in Echem, Angela Peters, ist<br />
nach eigenem Bekunden seit 40 Jahren SPD-Mitglied und denkt jetzt über den Parteiaustritt<br />
nach. "Ich weiß nicht, was ihn geritten hat. Der Landrat fällt der BI und der SPD vor Ort in<br />
den Rücken im Kampf gegen eine Agrarfabrik", sagt sie. Zudem könne es nicht sein, dass er<br />
seine persönliche Meinung als die der SPD öffentlich darstelle, so Peters weiter. "Als SPD-<br />
Mitglied verstehe ich nicht, dass der Landrat sich vor den Karren einer CDU geführten<br />
Landesregierung und Landwirtschaftskammer spannen lässt, die den Einstieg in die<br />
industrielle Landwirtschaft im Landkreis mit dem Ausbau der LVA erreichen will."<br />
Es gehe um viel mehr als nur um den Erhalt der Arbeitsplätze bei der LVA, wie Nahrstedt<br />
argumentiert, so Peters. Der Landrat habe auch die Interessen der ortsansässigen Bauern zu<br />
vertreten, sagt sie. "Und denen droht eine staatlich geförderte Konkurrenz von der LVA, weil<br />
es bei den Ausbauplänen eben nicht nur um die Ausbildung geht, sondern auch darum, Geld<br />
mit dem Ferkelverkauf zu verdienen."<br />
Nahrstedt hatte sich für die Pläne der Landwirtschaftskammer ausgesprochen, weil die LVA<br />
ein fester Bestandteil der Bildungsregion sei. "Wir leben in einer ländlich geprägten Region.<br />
Daher gehört auch gerade eine Landwirtschaftsschule mit der entsprechenden Aus<strong>statt</strong>ung<br />
selbstverständlich dazu, nicht nur das Gymnasium oder die Berufsschule mit moderner<br />
Automatisierungstechnik", so Nahrstedt vor zwei Wochen in einer Pressemitteilung des<br />
Landkreises. Dass die Landwirtschaftskammer die LVA zu einem Aus- und<br />
Weiterbildungszentrum für ganz Niedersachsen ausbauen will, begrüße er daher ausdrücklich:<br />
"Hier werden 1500 junge Leute in Sachen Landwirtschaft ausgebildet."<br />
Peters macht deutlich, dass die BI nicht generell gegen den LVA-Ausbau sei, sondern sie die<br />
Einrichtung vielmehr erhalten will. "Aber mit den vorliegenden Plänen werden junge<br />
Landwirte in die industrielle Landwirtschaft und Massentierhaltung gedrängt. Das wollen wir<br />
nicht. Und darüber hinaus schon gar nicht, dass eine Agrarfabrik steuerlich gefördert wird."<br />
Für die grüne Kreistagsfraktion sagt Miriam Staudte aus Scharnebeck, dass die Aussagen des<br />
Landrates dem rot-grünen Gruppenvertrag widersprechen. "Darin ist festgeschrieben, dass wir<br />
gemeinsam mit der SPD gegen die Massentierhaltung im Landkreis sind", sagt sie. Die<br />
Grünen werden die ihr zufolge überdimensionierten Pläne der Landwirtschaftskammer nicht<br />
unterstützen. "Es handelt sich um eine Agrarfabrik, die für uns - anders, als es der Landrat<br />
sagt - kein Vorzeigeprojekt ist, sondern eine Anlage für Massentierhaltung in der<br />
konventionellen Landwirtschaft", so Staudte.<br />
Die grüne Kreistagsfraktion erwartet von der Landwirtschaftskammer, dass sie die<br />
Ausbaupläne verändert, die Größe der Zuchtanlage erheblich zurückfährt. "Und dass zum<br />
Beispiel auch mehr Platz für die Tiere geschaffen wird, sie mehr Auslauf bekommen, auf<br />
Tierquälerei wie die Ferkelkastration ohne Betäubung verzichtet wird."<br />
Staudte sagt, die Koalition im Kreistag sei nach den Aussagen des Landrates zwar nicht<br />
gefährdet, aber die SPD solle den Bürgern deutlich sagen, wofür sie steht. "Wir kritisieren die
wenig eindeutige Haltung. Im Landtag werden von SPD-Abgeordneten große Reden für den<br />
Tierschutz gehalten. Aber hier bei uns ist der Landrat plötzlich für den Bau einer Agrarfabrik<br />
an der LVA."<br />
Herbert Meyn ist umwelt- und agrarpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion. Er sagt,<br />
er stehe hinter der Haltung des Landrates, die LVA in Echem erhalten zu wollen. "Ihm geht es<br />
primär darum, dass die LVA im Landkreis als Teil der Bildungsregion bleibt. Denn sie hat in<br />
der Ausbildung inzwischen bundesweite Relevanz."<br />
Dennoch gebe es bei dem gesamten Thema einen Beigeschmack, räumt Meyn ein. "Der<br />
höchst problematische Konflikt zwischen industrieller Landwirtschaft und<br />
landwirtschaftlicher Ausbildung lässt sich nicht auflösen." Deshalb müsse die Politik auf die<br />
Landwirtschaftskammer einwirken. "Sie soll ihre Pläne dahin gehend überprüfen, ob die<br />
Massentierhaltung in einem Ausbildungsbetrieb sinnvoll aufgehoben ist", fordert er.<br />
Nach Auffassung des Sozialdemokraten entwirft die Kammer mit ihren derzeitigen Plänen<br />
kein "erstrebenswertes Bild" von der Landwirtschaft. Er setzt deshalb darauf, dass die<br />
Landwirtschaftskammer ihre Pläne noch einmal überarbeiten wird.<br />
30. April 2011, 06:00 Uhr<br />
Kommentar<br />
Klare Linie? Fehlanzeige!<br />
Stefan Bohlmann<br />
Der Landkreis Lüneburg benötigt dringend ein Konzept, das die Art der Tierhaltung in der<br />
Landwirtschaft im Kreisgebiet regelt.<br />
Bürger, Politiker und Vertreter von Landwirtschaft sowie Umwelt- und Naturschutzverbänden<br />
müssen an einen Tisch kommen um zu klären, wie das künftige Bild der Landwirtschaft im<br />
Landkreis aussehen soll. Zurzeit herrscht ein einziges Durcheinander, wie der Konflikt um die<br />
Aussagen von Landrat Manfred Nahrstedt zum Ausbau der LVA in Echem beweist.<br />
Die Politik macht sich parteiübergreifend unglaubwürdig und gibt ein hilfloses Bild ab. Viele<br />
Beispiele untermauern das: So sind die Grünen sauer, weil sie meinen, der SPD-Landrat<br />
verstoße gegen den Koalitionsvertrag, weil darin gemeinsam mit der SPD die<br />
Massentierhaltung abgelehnt wird. Die SPD-Kreistagsfraktion lehnte noch im vorigen<br />
September den Bau einer Hähnchenmast-Großanlage in Nutzfelde rigoros ab. Nun hat sie aber<br />
nichts gegen den geplanten Schweinestall der LVA für mehrere tausend Schweine. Von CDU<br />
und FDP ist zu all dem gar nichts zu hören.<br />
Dies alles offenbart, dass eine klare Linie fehlt. Die Menschen im Kreis müssen deshalb<br />
sagen, was zu tragen sie bereit sind. Sind sie für oder gegen eine industrielle Landwirtschaft<br />
mit Massentierhaltung und <strong>Agrarfabriken</strong> in ihren Orten? Und wollen sie die Überdüngung<br />
der Äcker durch steigende Güllemengen infolge einer nicht artgerechten Viehhaltung und<br />
damit mehr Geruchsbelästigung?<br />
Antworten gibt es darauf bisher nicht. Die Folge sind Eiertänze in der Kommunalpolitik wie<br />
im aktuellen Fall Nahrstedt und LVA.
Ostfriesen-Zeitung<br />
Emden<br />
750 Stimmen gegen Massentierhaltung<br />
VON UTE KABERNAGEL 26. April 2011<br />
Die Emder Bürgerinitiative informierte am Sonnabend in der Stadt und sammelte Unterschriften. Auch Urlauber<br />
unterschrieben. Sie fürchten um die gute Luft in Ostfriesland.<br />
Arno Overlander (links) und Jan Sell (rechts) von der BI haben den Stand mitbetreut.<br />
Willi Graf, Karla Schulmann, Heinrich Benjamins und Ingeborg Greve gehören zu den<br />
Emdern, die am Sonnabend die Listen gegen Massentierhaltung unterschrieben haben.<br />
Bild:<br />
Kabernagel<br />
Emden - "Da sollen ganz, ganz viele Hühner in einen engen Raum eingesperrt werden. Das<br />
wollen die verhindern." Was der Vater seinem kleinen Sohn mit einfachen Worten erklärte,<br />
war am Sonnabend in der Emder Innenstadt für viele ein Grund, die Bürgerinitiative (BI)<br />
Emden gegen Massentierhaltung<br />
Weiterführende Links<br />
Jetzt formiert sich der Protest in Emden (4. März 2011) Eine Wohngemeinschaft für Tiere<br />
(21. April 2008)<br />
zu unterstützen. Innerhalb von fünfeinhalb Stunden haben etwa 750 Menschen ihre Namen<br />
auf Unterschriftenlisten gesetzt. Schon vor dieser Aktion hatte die Gruppe an die 600 Namen<br />
von Gegnern beisammen.<br />
Die BI war zum ersten Mal einen Informationsstand in der Stadt vertreten. "Das Interesse ist<br />
groß", freute sich Sprecher Michael Bergmann. Wie berichtet, hat sich die Gruppe gegründet,<br />
weil der Landwirt Gerhard Odinga in Wybelsum Ställe für die Aufzucht von 84 997 Küken<br />
bauen will. Bergmann ist überzeugt: "Je mehr Stimmen gegen Massentierhaltung und deren<br />
Auswirkungen sprechen, je größer wird der Druck auf die Politik."<br />
"Dass der Gesetzgeber so was mitmacht"<br />
Apropos Politik: Auch die Emder SPD hat an diesem Tag einen Infostand in der Stadt - direkt<br />
neben dem der BI. Ein Zufall, den Bergmann nicht so richtig toll findet. Es könne ein falscher<br />
Eindruck entstehen, sagt er. "Wir sind politisch unabhängig." Gleichwohl gibt es vom<br />
unfreiwilligen Nachbarn auch an diesem Tag Unterstützung.
Als Befürworter einer von den Grünen in den Emder Rat eingebrachten und mehrheitlich von<br />
den Fraktionen beschlossenen Resolution gegen Massentierhaltung finden sich auf den Listen<br />
auch Namen von SPD-Mitgliedern. Und die von Urlaubern. Sie schätzten die gute Luft in<br />
Ostfriesland, sagt Bergmann. Komme die industrielle Tierproduktion, blieben die Touristen<br />
weg.<br />
"Ich weiß, was Massentierhaltung bedeutet", erklärt Heinrich Benjamins, warum er<br />
unterschreibt. Was viele erbost: In den Ställen in Wybelsum sollen 84 997 Tiere gehalten<br />
werden - drei mehr, und eine Umweltverträglichkeitsprüfung wäre vorgeschrieben. "Wer will<br />
die Zahl überprüfen?" Manche reden von Volksverdummung, andere von Sauerei. "Dass der<br />
Gesetzgeber so was mitmacht", wundert sich Irmgard Berndt. Die Emderin ist aus Gründen<br />
der Gesundheit - Keimbelastung der Luft, Einsatz von Antibiotika - und des Tierschutzes<br />
gegen solche Anlagen. Was dort produziert werde, komme ihr nicht auf den Tisch.<br />
Nordsee-Zeitung<br />
28.4.2011<br />
„Wir wollen keine Tierfabriken“<br />
Lunestedt. Der Standort war treffend gewählt: In Lunestedt, wo der Bau eines großen<br />
Hühnermaststalls geplant ist, kamen jetzt Vertreter von Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen und<br />
der Bürgerinitiative „Bäuerliches Lunestedt“ zusammen und diskutierten über<br />
Massentierhaltung. Beide Seiten sind sich einig: Diese Form der Tierhaltung lehnen sie<br />
ab, dagegen vorzugehen, sei jedoch schwierig. Von Kristin Seelbach<br />
Hühnermast in großem Stil: Ein Betrieb wie dieser soll in Lunestedt entstehen. Dagegen<br />
wenden sich eine Bürgerinitiative und die Grünen. Foto dpa<br />
„Die Zahl der Tierfabriken in Niedersachsen nimmt zu“, sagt Christian Meyer, Sprecher für<br />
Verbraucher-, Natur- und Tierschutz der Grünen im Landtag. In jedem Jahr steige die Zahl<br />
der Geflügelmastbetriebe mit mindestens 30 000 Tieren um weitere 100 Ställe.<br />
Ein Grund dafür sei die sogenannte „Hähnchenblase“: „Wir produzieren heute viel mehr<br />
Geflügel, als in Deutschland benötigt wird. Der Überschuss wird dann exportiert, besonders in<br />
Länder außerhalb der EU.“ Und obwohl die Zahl der Höfe zunehme, würden kaum neue<br />
Arbeitsplätze entstehen. „Auf 80 000 Hühner kommen in einem vollautomatisierten Betrieb<br />
gerade einmal 0,8 Arbeiter. Und die werden auch noch schlecht bezahlt“, so der<br />
Landtagsabgeordnete.<br />
Vier Säulen der Fairness<br />
Um gegen diese Art der Tierhaltung vorzugehen, setzen die Grünen auf die Reduzierung und<br />
Umstrukturierung der Agrarsubventionen: Künftig sollten nur Betriebe, die höhere Standards<br />
in Tierhaltung, Fütterung und Verbraucherinformation einhalten, Zuschüsse erhalten.
So könne auch der Preis für biologisch hergestellten Produkte gegenüber konventionell<br />
produzierten Waren gesenkt werden. „Der Preis für Bioprodukte schreckt einfach immer noch<br />
ab. Und wir kommen nur über das Geld an die Leute ran“, sagt Christian Meyer.<br />
„Wir setzen bei unserer Arbeit auf die vier Säulen der Fairness“, so der Grüne weiter. Diese<br />
stellen gerechtes Verhalten gegenüber Verbrauchern, Landwirten, Umwelt und Tieren in den<br />
Vordergrund. „Uns ist es wichtig, dass die Landwirte auf Giftstoffe und Gentechnik<br />
verzichten. Außerdem sollten die Verbraucher möglichst genaue Informationen zur Herkunft<br />
ihrer Lebensmittel bekommen“, fügte Meyer hinzu.<br />
Hoffnung auf neues Gesetz<br />
Neben der Lage in Niedersachsen wurde auch die aktuelle Situation in Lunestedt diskutiert.<br />
Der dort geplante Bau eines Hühnermastbetriebs stößt bei der Bürgerinitiative „Bäuerliches<br />
Lunestedt“ weiterhin auf Gegenwehr. „Wir werden alles tun, um diese Tierfabrik in unserem<br />
Dorf zu verhindern“, betonte Horst Roese, Sprecher des Ortsverbandes der Grünen in<br />
Beverstedt.<br />
Konkrete Pläne, wie dies geschehen soll, habe man jedoch zurzeit noch nicht. „Wir setzen<br />
unsere Hoffnung auf eine Änderung der Gesetzeslage, die den Tier- und Umweltschutz<br />
stärker in den Vordergrund rückt“, so Roese.<br />
Emder Zeitung<br />
Viele Emder und Touristen unterstützen Wybelsumer<br />
Emden. Ob Tierschützer, Immobilienbesitzer, Vermieter von Ferienwohnungen,<br />
Umweltschützer oder Touristen - die Erfahrungen der Emder Bürgerinitiative gegen<br />
Massentierhaltung (BI) zeigen, dass ihr Engagement gegen die Pläne von Landwirt Gerhard<br />
Odinga, in Wybelsum Ställe für die Mast von knapp 85 000 Hühnern zu bauen, die<br />
unterschiedlichsten Zielgruppen anspricht. Das machte BI-Mitinitiator Michael Bergmann am<br />
Sonnabend gegenüber der Emder Zeitung deutlich.<br />
”Heute kamen zum Beispiel viele Leute aus dem Emsland zu uns, die dort weggezogen sind,<br />
weil sie den Gestank durch die Mastställe nicht mehr ausgehalten haben”, sagte Bergmann,<br />
der am Sonnabend mit einer ganzen Reihe weiterer Aktivisten erstmals mitten in der Emder<br />
Innenstadt - vor der Löwen-Apotheke - über die Planungen in Wybelsum und mögliche<br />
Auswirkungen informierte. Immer wieder blieben Passanten stehen und trugen sich in die<br />
ausgelegten Protestlisten ein.<br />
Den kompletten Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe vom 26.04.2011.
Schaumburger Nachrichten<br />
27.04.2011 20:55 Uhr<br />
Landkreis/Region Hannover / Hähnchenmast<br />
Groß Munzel „hat Leuchtturmfunktion“<br />
Der vom Munzeler Landwirt Arnd von Hugo geplante Hähnchenmaststall erregt weiterhin die<br />
Gemüter. Die Anlage für rund 85.000 Tiere soll nur wenige Kilometer östlich der Grenze des<br />
Landkreises Schaumburg in der Region Hannover entstehen.<br />
Landkreis/Region Hannover (jpw/r). Die Entscheidung über eine mögliche<br />
Baugenehmigung soll bis zum Jahresende fallen. Gegenwärtig, so sagt die Sprecherin der<br />
Region Hannover, Christina Kreutz, seien Mitarbeiter damit beschäftigt, mehr als 460<br />
Einwände von Mastgegnern zu prüfen. Nicht zuletzt angesichts dieser Fülle hält Kreutz den<br />
Ausgang des Verfahrens zum jetzigen Zeitpunkt für „offen“.<br />
Gegen das Projekt des Munzeler Landwirts hat sich in der Region Widerstand gebildet. Die<br />
Bürgerinitiative Munzel (BIM) ist Teil der Calenberger Initiativen (CI), die den Bereich des<br />
ehemaligen Fürstentums Calenberg von Hannover bis in den Raum Hildesheim hinein<br />
abdecken. Beteiligt an der CI sind unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland und der Naturschutzbund Deutschland.<br />
Nach Angaben der Organisation besteht eine weitere Vernetzung in der Arbeitsgemeinschaft<br />
bäuerlicher Landwirtschaft und dem Netzwerk <strong>Bauernhöfe</strong> <strong>statt</strong> <strong>Agrarfabriken</strong>, in dem sich<br />
bundesweit mehr als 100 Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung vernetzt haben.<br />
Michael Hettwer, Vorsitzender der BIM, schätzt die Zahl derer, die sich auf diese Weise<br />
engagieren auf weit über 50.000 Mitglieder und Unterstützer. Die BIM weist darauf hin, dass<br />
drei Kilometer von der geplanten Anlage mit rund 84.400 Tieren ein weiterer<br />
Hähnchenmaststall mit 40.000 Tieren beantragt ist. Darüber hinaus seien in der Region drei<br />
Hähnchenmastanlagen mit insgesamt 197.500 Tieren, zwei Schweinemastanlagen mit 2472<br />
Tieren zuzüglich 1104 Ferkeln und 280 Sauen, eine Putenmastanlage mit knapp 40.000<br />
Tieren, sowie eine Geflügelbrüterei mit 24.000 Hennen und 2000 Hähnen entweder beantragt,<br />
oder in der Planung.<br />
Die Bürgerinitiative schreibt der Anlage bei Groß Munzel „Leuchtturmfunktion“ zu und<br />
schätzt, dass weitere Anlagen folgen, sollte der Maststall genehmigt werden. Um den in Bau<br />
befindlichen Großschlachthof in Wietze bei Celle auslasten zu können, würden etwa 420<br />
Mastbetriebe benötigt, zur Zeit seien erst 50 Mäster unter Vertrag.<br />
Sollte die Region eine Baugenehmigung erteilen, kündigte Hettwer eine jahrelange und<br />
kostspielige juristische Auseinandersetzung durch alle Instanzen an.<br />
Doch nicht nur aus dem Internet bekommen die Mitglieder der Initative Zuspruch. „Wir<br />
haben in kürzester Zeit mehr als 10.000 Unterschriften gegen die Massentierhaltung<br />
gesammelt“ sagt Hettwer. Als „Denkanstoß“ übergab er diese dem Vorsitzenden der<br />
Regionsversammlung, Udo Mientus (SPD).
VOLKSSTIMME<br />
Neundorfer kritisieren Pläne des Gierslebener Landwirtes<br />
Ortschaftsrat lehnt weitere Schweineställe strikt ab<br />
Von René Kiel<br />
Zu den Besuchern gehörten auch Klaus Gerner (2.v.l.), der Chef der Bürgerinitiative, die<br />
gegen Megaställe im Raum Güsten kämpft, Brigitte Hentschel (r.) und Verena Perleberg<br />
(Mitte). Foto. René Kiel<br />
Die Pläne der Gierslebener Landwirte Rainer und Hermann Heukamp, die<br />
Schweinemastanlage in Neundorf zu komplettieren beziehungsweise um einen Anbau für<br />
5184 Tiere zu erweitern, stößt in Neundorf auf strikte Ablehnung. Auch der Ortschaftsrat<br />
verweigerte beiden Vorhaben das Einvernehmen.<br />
Neundorf. Die anwesenden Bürger als auch Ortsbürgermeister Burkhard Hennicke monierten,<br />
dass es schon jetzt im gesamten Dorf übel nach Gülle rieche. "Wir wollten vergangenen<br />
Freitagfrüh auf unserer Terrasse frühstücken. Doch das war einfach nicht möglich", beklagte<br />
sich Paul Just. "Ich muss am Tag zehn Mal die Fenster aufmachen und lüften", berichtete<br />
Verena Perleberg, die im Schulweg und damit in unmittelbarer Nähe zur Anlage wohnt und<br />
gegen Heukamp vor Gericht gezogen ist. Sie ist schwer krank und möchte ihr Haus in<br />
Neundorf verkaufen. Aber wegen der Beeinträchtigungen durch die Schweinemast würde sie<br />
heute <strong>statt</strong> 600 000 Euro nur noch 80 000 Euro dafür bekommen.<br />
"Der Mensch ist nichts mehr wert. 3000 Einwohner stehen gegen 12 000 Schweine und das<br />
bei nur zwei neuen Arbeitsplätzen", sagte Verena Perleberg. Für sie steht die Abkürzung SLK<br />
inzwischen für "Schweinelandkreis".<br />
Die Neundorferin versteht nicht, warum die Stadt nicht einfach eine Satzung erlässt und damit<br />
die Massentierhaltung in ihrem Territorium verbietet. "Dafür gibt es keine Rechtsgrundlage",<br />
sagte der Bau-Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung Wolfgang Kaufmann.<br />
Verena Perlebergs Partner sagte, es sei erstaunlich, dass der Gestank schnell vorbei sei, wenn<br />
man das Umweltamt um eine Kontrolle bitte und die Mitarbeiter dann vor Ort erscheinen. Ein<br />
Ablehnungsgrund für die neuen Pläne ist für ihn die Tatsache, dass die Kindertagesstätte und<br />
die Grundschule weniger als 1000 Meter von der Schweinemast entfernt seien. Brigitte<br />
Hentschel meinte: "Wenn alle Kinder von Heukamp 6000 Schweine mit herbringen, können<br />
wir Neundorf zuschütten."<br />
Die in der Beschlussvorlage vermerkte Äußerung von Heukamp, dass er nur dann die Ställe 1<br />
und 2 mit einer neuen Abluftreinigungsanlage aus<strong>statt</strong>en und die Abluftführungssysteme der<br />
Ställe 3 und 4 ändern werde, wenn der Neubau genehmigt werde, stieß beim<br />
Ortsbürgermeister auf Kritik. Das gleiche galt für die vom Investor angekündigte<br />
Aufstockung der Zahl der Futtertransporte."Herr Heukamp hätte den Neundorfern zeigen<br />
können, dass er etwas für die Umwelt tun will", sagte Hennicke.
Ortschaftsrat Fred Hänsel (Fraktion Linke) hält das Vorhaben nicht 100-prozentig planmäßig<br />
durchdacht. Er befürchtet, dass es zu einer weiteren Beeinträchtigung des Erholungswertes in<br />
Neundorf kommen wird. Und Niko Zenker (SPD) stellte gar die von Heukamp vorgelegten<br />
Gutachten, wonach es keine schädlichen Umwelteinwirkungen geben werde, in Frage. Damit<br />
liege er richtig, denn dem Landesverwaltungsamt liege eine andere Untersuchung vor, die<br />
besage, dass durch den Neubau mit einer erheblichen Geruchsbelästigungen zu rechnen sei,<br />
sagte Verena Perleberg.<br />
Kaufmann und die Planungschefin der Stadt Anke Michaelis stellten klar, dass die Kommune<br />
das Einvernehmen nicht versagen könne, wenn die planerischen Voraussetzungen wie in<br />
diesem Fall gegeben seien. Die Gemeinde werde nur angehört. Für die Genehmigung sei das<br />
Landesverwaltungsamt zuständig. Die Bürger sollten die Möglichkeit nutzen und ihre<br />
Einwände bei der öffentlichen Auslegung der Pläne in der Stadtverwaltung vorbringen. Der<br />
Termin werde rechtzeitig bekannt gegeben. Darüber hinaus gebe es auch noch einen<br />
Erörterungstermin mit Fachleuten, der öffentlich sei, so Michaelis.<br />
Der Bauausschuss des Stadtrates wird sich mit beiden Vorlagen wahrscheinlich erst am 16.<br />
Juni beschäftigen.<br />
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Copyright © Volksstimme.de 2011<br />
Dokument erstellt am 30.04.2011 um 05:33:30 Uhr<br />
Erscheinungsdatum 30.04.2011 | Ausgabe: sft<br />
NORDSEE-ZEITUNG<br />
Große Ställe sorgen für Streit<br />
Ihlienworth. 500, 1000, 3000 Kühe? Eine Zahl, wie viele Tiere ein Bauer halten darf,<br />
wollte Volker Kamps, Landvolk-Chef in Hadeln und für die CDU im Kreistag, nicht<br />
nennen. Aber auch er sieht Grenzen des Wachstums. „Wenn eine Familie den Betrieb<br />
nicht mehr allein wuppen kann und fremdes Geld aus Kapitalgesellschaften in die<br />
Landwirtschaft fließt“, sagte der Milchbauer. „Das macht uns nicht glücklich.“ Von<br />
Inga Hansen<br />
Die Kuhställe werden immer größer: Fast <strong>90</strong>0 Erweiterungen oder Neubauten gab es im<br />
Landkreis in den vergangenen drei Jahren. Foto Lübke<br />
Wo hört die bäuerliche Landwirtschaft auf, und wo fängt die Agrarfabrik an? Das war eines<br />
der Themen auf der Veranstaltung „Was bedeutet der Wandel in der Landwirtschaft für die<br />
Entwicklung unserer Dörfer?“, zu der die SPD im Rahmen ihrer Dialog-Reihe eingeladen<br />
hatte. Anders als die Bauern schreckt viele Bürger schon die reine Zahl der Tiere. Wie zum<br />
Beispiel in Lunestedt, wo sich eine Bürgerinitiative gegen die Pläne eines Landwirts
gegründet hat, vier Hähnchenmastställe für je 40 000 Tiere zu bauen. Für Cornelia Widmer<br />
von der Initiative ein Stall-Riese, der für eine starke Keimbelastung sorgt, die Gesundheit<br />
gefährdet und die Lebens- und Wohnqualität einschränkt. Für Landvolk-Chef Kamps<br />
hingegen eine Größe, die in der Hähnchenmast vollkommen normal sei und von einer Familie<br />
bewältigt werden könne.<br />
Immer weniger Höfe<br />
Der Streit in Lunestedt ist ein Beispiel dafür, wie Landwirtschaft und Dorfbevölkerung sich<br />
auseinandergelebt haben. Immer öfter müssen sich Bauern für ihre großen Ställe rechtfertigen.<br />
Biogas-Türme, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, sorgen<br />
vielerorts für Ärger. Ebenso wie die Riesen-Trecker, die die Straßen kaputt fahren, oder die<br />
stinkende Gülle.<br />
Dass die Konflikte zugenommen haben, hat mehrere Gründe. Während des Baubooms der<br />
<strong>90</strong>er Jahre sind viele Städter aufs Land gezogen, die kaum Bezüge zu den Höfen haben.<br />
Zugleich hat sich auch die Landwirtschaft verändert. Die Zahl der Betriebe ist rasant<br />
geschrumpft, in den vergangenen 30 Jahren um weit mehr als die Hälfte. Die, die übrig<br />
geblieben sind, wirtschaften immer intensiver. „Landwirtschaft muss heute profitabel sein“,<br />
stellte Kamps klar. Die Subventionen würden immer weiter abgebaut, die Gesellschaft<br />
verlange von den Landwirten, dass sie ihr Geld selber verdienten.<br />
So sind die Höfe zu einem boomenden Wirtschaftszweig geworden. Allein in den letzten drei<br />
Jahren gab es im Landkreis fast <strong>90</strong>0 Genehmigungen für Stall-Bauten oder -Erweiterungen.<br />
Das bedeutet auch Jobs für das platte Land. „Die Landwirtschaft ist deshalb so wichtig für die<br />
Dörfer“, unterstrich der Bauernvertreter und CDU-Politiker. Sie sorge für Umsätze und<br />
Arbeitsplätze auf dem Land, in den Betrieben selbst, aber auch bei Landmaschinenherstellern<br />
und Reparaturbetrieben, Händlern und Baufirmen. „Wenn wir wollen, dass die Dörfer<br />
lebendig bleiben, ist es wichtig, diese Arbeitsplätze zu erhalten“, betonte Kamps.<br />
Vor diesem Hintergrund warb er dafür, auf den Dörfern mehr miteinander zu reden, um<br />
Konflikte frühzeitig auszuräumen. Das fand viel Beifall beim Veranstalter. „Dörfer und<br />
Landwirtschaft gehören zusammen, da muss man miteinander reden“, appellierte Claus<br />
Johannßen, SPD-Fraktionschef im Kreistag. Einen Anfang hat seine Partei mit der Dialog-<br />
Reihe gemacht.<br />
Dialog-Veranstaltung<br />
Unter dem Titel „Global denken, lokal handeln – Wie können Kommunen für Energie und<br />
Klimaschutz sorgen?“lädt die SPD am Donnerstag, 5. Mai, um 19 Uhr zur nächsten Dialog-<br />
Veranstaltung in Gerdaus Gasthof in Bokel ein.<br />
Artikel vom 30.04.11 -<br />
Märkische Allgemeine<br />
30.04.2011
WIRTSCHAFT: Angst vor den Hühnern<br />
Investor plant Mastanlage in Märkisch Luch<br />
BUSCHOW - Über Größe, Ausmaß und Betriebsform der Mastanlage sind noch keine Details<br />
bekannt. Um so heftiger kursieren die Gerüchte. Und sorgen bei den Buschowern für Unruhe.<br />
Fest steht, dass ein Investor beim zuständigen Bauordnungsamt eine Bauvoranfrage für eine<br />
Hühnermastanlage gestellt hat. Wie Erik Nagel, Pressesprecher der Kreisverwaltung<br />
Havelland, auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt, werde diese Bauvoranfrage bearbeitet.<br />
Derzeit würden die Stellungsnahmen von Trägern öffentlicher Belange eingeholt. Ein<br />
abschließendes Ergebnis liege aber noch nicht vor, so Nagel weiter. Deshalb könne man sich<br />
zum jetzigen Zeitpunkt dazu noch nicht weiter äußern, auch nicht zum Umfang des<br />
Vorhabens.<br />
Die Abgeordneten der Gemeinde Märkisch Luch haben sich derweil mit der Angelegenheit<br />
schon beschäftigt. Die „Nutzungsänderung und Umbau einer alten Lagerhalle zu einem<br />
Hähnchenstall – Bauvoranfrage“, stand auf der Tagesordnung des nicht öffentlichen Teils der<br />
jüngsten Gemeindevertretersitzung. Die Gemeindevertretung habe sich gegen das Vorhaben<br />
ausgesprochen, erklärt Bürgermeister Rudi Marquardt. Man befürchte zu hohe Belastungen<br />
für das Dorf und die Umwelt. Zu Details der Ablehnung durch die Gemeindevertretung äußert<br />
Marquardt sich mit dem Verweis auf die nicht öffentliche Sitzung nicht weiter.<br />
Das Vorhaben sorgt allerdings schon seit einigen Wochen für Unruhe und Gesprächsstoff im<br />
Dorf. „Die meisten Einwohner sind dagegen“, sagt ein Anwohner aus der Kolonie. Er habe<br />
erfahren, dass jährlich in sieben Durchgängen jeweils 28 000 Hähnchen in der Anlage<br />
gemästet werden sollen. Es sei zu befürchten, dass der Investor damit unter der Grenze bleibe,<br />
für die ein gemeindliches Einvernehmen notwendig ist. Wenn es so sein sollte, werde es für<br />
die Gemeindevertretung schwer, mit ihrer Ablehnung Erfolg zu haben, räumt Bürgermeister<br />
Rudi Marquardt ein.<br />
Ein Vorhaben in Nennhausen scheint schon weiter gediehen zu sein. Auf der Sitzung der<br />
Gemeindevertretung am 5. Mai wird die Errichtung eines Legehennenstalls vorgestellt. Die<br />
Sitzung ist öffentlich. Beginn ist um 19 Uhr, im Gemeindezentrum Buckower Straße 8a. (Von<br />
Norbert Stein)<br />
BBV<br />
30.4.2011<br />
„Klares Signal verweigert“
Blick auf den für den Durchgangsverkehr abgeriegelten Hof Vincke. Bis Juli wollen<br />
Kommunalpolitiker und Gemeinde in Gesprächen klären, ob ein Alternativstandort für die<br />
geplante Hähnchenmast-Anlage gefunden werden kann. Foto:<br />
(Meyer)<br />
Everswinkel - Im Nachgang zur Ratssitzung am 12. April hat sich die SPD-Fraktion noch<br />
einmal mit der Entscheidung zur gewerblichen Tiermast in Alverskirchen beschäftigt. Anders<br />
als die Mehrheit im Rat hatte die SPD mit einem Aufstellungsbeschluss für einen<br />
Bebauungsplan die geplante Hähnchen-Mastanlage für 160 000 Tiere verhindern wollen.<br />
„Wenn diese Anlage so gebaut wird, ist eine Vielzahl ernstzunehmender und massiver<br />
Beeinträchtigungen der Wohn- und Lebensqualität der Anwohner zu befürchten“, heißt es in<br />
einer Pressemitteilung der SPD-Fraktion.<br />
Hierzu würden neben der Geruchsbelästigung vor allem die Verbreitung von Pilzen, Viren<br />
und Bakterien zählen. „Durch so genannte Biotoxine entsteht eine erhebliche Gefahr für die<br />
Entwicklung beziehungsweise Verstärkung von Atemwegserkrankungen insbesondere für<br />
chronisch Kranke“, habe SPD-Vorsitzender Dr. Wilfried Hamann in der Fraktionssitzung<br />
seiner Sorge Ausdruck verliehen.<br />
Der in der Intensivtierhaltung rasant gestiegene Verbrauch von Antibiotika habe zur Bildung<br />
einer Vielzahl von resistenten Bakterien geführt. Etwa 25 Prozent der Masthähnchen seien<br />
heute Träger solcher Bakterien. Diese Keime würden sich je nach Windrichtung und<br />
Windgeschwindigkeit mehr als 500 Meter außerhalb des Maststalles verbreiten können,<br />
mahnt die SPD. Hinzu kämen die ständigen Transporte der Masttiere, die bereits nach vier<br />
Wochen schlachtreif seien und jedes Mal in rund 18 Lkw abtransportiert werden müssten.<br />
Auch Kot und Abfälle von 160 000 Tieren, die ebenfalls die bereits erwähnten Pilze, Viren,<br />
Bakterien und Biotoxine enthielten, müssten alle vier bis fünf Wochen durch Transporte<br />
entsorgt werden. „Bei all diesen Fahrten werden die Keime entlang der Straßen verteilt, und<br />
diese Wege führen mitten durch Alverskirchen oder Everswinkel“, fasste Fraktionschef<br />
Wolfram Kötting die Problematik zusammen.<br />
„Mit dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan hätte ein deutliches Signal zur<br />
Verhinderung eines solchen Betriebes gesetzt werden könne“, betont die SPD-Fraktion. Die<br />
komplette CDU-Fraktion sowie Burchard Schlüter (FDP) und Frank Winkler (Grüne) hätten<br />
sich dem jedoch verweigert. Die jetzt vereinbarten Gespräche sieht die SPD eher skeptisch.<br />
„Der Landwirt kennt bereits seit Monaten die Diskussion, macht aber keinerlei alternative<br />
Vorschläge“, wunderte sich SPD-Fraktionsmitglied Alfred Wolk und stellte die Frage: „Was<br />
soll denn bei solchen Gesprächen herauskommen, wenn sich doch bereits vorher alle Politiker<br />
einig sind, eine gewerbliche Tiermast in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung verhindern<br />
zu wollen?“ Bei diesem Thema seien Grundsatzentscheidungen und keine<br />
„Einzelfallgespräche“ angezeigt, ansonsten schaffe man nur Präzedenzfälle und dies könne<br />
dann später noch zu juristischen Problemen führen. „Wir sind von den Bürgern in den Rat<br />
gewählt worden, um Zukunftsentscheidungen für die Lebensqualität in unserer Kommune zu<br />
treffen. Diese Chance haben die CDU-Fraktion und die Abweichler von FDP und Grüne<br />
leider vertan“, lautet das Fazit der SPD-Fraktion.
HUSUMER NACHRICHTEN<br />
Tating<br />
Gemeinderat will Problem aussitzen<br />
30. April 2011 | 06:23 Uhr | Von Ilse Buchwald<br />
Image-Verlust befürchtet<br />
Auch im Vorgehen wegen der geplanten Hähnchen-Mastanlage in der Nachbargemeinde<br />
schieden sich die Geister. Oke Pölig (AWT), der Bürgermeister und Conrad Klützke (CDU)<br />
vertraten die Ansicht, dass das allein Sache der Gemeinde Tümlauer-Koog sei, und lehnten<br />
daher auch ein Grundsatzschreiben ab. Dagegen äußerten Dirk Jacobs, Jürgen Kloss und<br />
Werner Burck Befürchtungen, dass sich die Mastanlage auf die Menschen und den Tourismus<br />
in Tating negativ auswirken würde. Schließlich einigte sich die Runde einstimmig darauf, an<br />
den Amtsausschuss einen Antrag zu stellen, sich mit der Angelegenheit zu befassen.<br />
SVZ<br />
LUDWIGSLUST<br />
Mastanlage Klein Laasch: Erweiterung abgelehnt<br />
16. April 2011 | 16:01 Uhr | von Uwe Köhnke<br />
Die Stadtvertretung hat die Erweiterung der Schweinemastanlage Klein Laasch<br />
einstimmig abgelehnt. Ein wirklicher Sieg ist das nicht, denn der Landkreis kann das<br />
verweigerte Einvernehmen der Kommune ersetzen.<br />
NEUSTADT-GLEWE - Die Stadtvertretung von Neustadt-Glewe hat die geplante<br />
Erweiterung der Schweinemastanlage Klein Laasch einstimmig abgelehnt. Ein wirklicher<br />
Sieg ist das nicht, denn der Landkreis kann das verweigerte Einvernehmen der Kommune<br />
ersetzen. SPD-Fraktionschef Jürgen Rosenbrock brachte es auf den Punkt: "Wir werden<br />
keinen Erfolg haben, aber wir müssen Zeichen setzen!"<br />
Zuvor hatte Volker Weinaug, Fachdienstleiter Hoch- und Tiefbau in der Stadtverwaltung, die<br />
Dimensionen umrissen. Nach der bereits in der Vergangenheit zusätzlich errichteten<br />
Biogasanlage und dem Futterhaus soll nun eine weitere Sauenanlage für über 5300 Schweine<br />
entstehen. Außerdem ist eine neue Ferkelaufzuchtanlage für über 16 100 Tiere geplant.<br />
Gerechnet wird mit durchschnittlich über 50 Lkw und Traktoren pro Tag, die zur Anlage und<br />
von ihr abfahren, an einzelnen Tagen sind bis über 250 Bewegungen schwerer Fahrzeuge<br />
prognostiziert.<br />
"In Klein Laasch entsteht so langsam eine Großanlage", konstatierte Peter Warnecke, der
Fraktionschef der Linken. "Auch der Bauausschuss hat festgestellt, dass da enorme<br />
Belastungen durch die Transporte auf uns zukommen. Wir haben eine Verantwortung für die<br />
Bürger von Klein Laasch und müssen uns dagegen wehren!" Warnecke erinnerte an<br />
vergangene Zeiten, da man die Illusion gehabt habe, Bad Neustadt-Glewe zu werden. "Das<br />
können wir in Zukunft vergessen, denn Stück für Stück werden in Klein Laasch Tatsachen<br />
geschaffen." Und Christian Rosenkranz, Fraktionsvorsitzender der CDU, ergänzte: "Wir<br />
fühlen uns langsam umzingelt." Angesichts der Ansiedlungspolitik der Landesregierung sei<br />
zu befürchten, dass dies erst der Anfang sei. "Die Sozialverträglichkeit stößt an ihre<br />
Grenzen", unterstrich Rosenkranz.<br />
Die Debatte war der Nachhall einer Kontroverse in der Bürgerfragestunde, die in Neustadt-<br />
Glewe traditionsgemäß vor der Stadtvertretersitzung <strong>statt</strong>findet. Dort hatte die Neustädterin<br />
Barbara Wendland der Stadtvertretung ins Stammbuch geschrieben, sich im Falle der<br />
Stellungnahme zur geplanten Legehennenanlage an der Friedrichmoorschen Allee falsch<br />
verhalten zu haben. "Sie hätten schon damals ähnlich wie die Gemeindevertretung von<br />
Lüblow ein Zeichen setzen und das Einvernehmen verweigern sollen", so die Einwohnerin.<br />
KREISZEITUNG<br />
Bürgerinitiative Bartelsdorf zur Verhinderung der geplanten Biogasanlage<br />
„Wir mussten diesen Schritt einfach gehen“<br />
Ihr Browser kann leider keine eingebetteten Frames anzeigen227.04.11|Scheeßel<br />
Scheessel - Von Hannes UjenBARTELSDORF · Jetzt ist es amtlich: Um die geplante<br />
Biogasanlage zu verhindern, hat sich die Bürgerinitiative Bartelsdorf (BI) gegründet. Zur<br />
Vorgeschichte: In Bartelsdorf ist eine privilegierte Biogasanlage geplant, die nur 100 Meter<br />
Abstand zur nächsten Bebauung aufweist.
Das Vorstandsteam der BI Bartelsdorf mit Frank Rosebrock (v.li.), Birgit Berulla, Matthias<br />
Berulla, Werner Kröger, Bernhard Detjen, Nicole Indorf und Marina Jenrich. ·<br />
Rund 100 betroffene Bartelsdorfer fanden sich daraufhin am 1. März auf Einladung der<br />
Initiatoren Bernhard Detjen und Werner Tiedemann zusammen. Auch nach einer von<br />
Scheeßeler Oppositionspolitikern initiierten „Infoveranstaltung“ kam man in der Thematik<br />
nicht weiter. Die jetzt gegründete BI Bartelsdorf will sich als eingetragener gemeinnütziger<br />
Verein um die Förderung des Umweltschutzes in und um Bartelsdorf kümmern. Der Verein<br />
möchte erreichen, dass die beantragte Biogasanlage von sechs Landwirten in einem<br />
Mindestabstand von 800 Metern um Bartelsdorf herum gebaut wird. Diese Forderung ergibt<br />
sich aus den Empfehlungen der Kommission für Anlagensicherheit (KAS), die direkt dem<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit angegliedert ist.<br />
Die Mitglieder beschlossen einstimmig den von Bernhard Detjen ausgearbeiteten<br />
Satzungsentwurf „Bürgerinitiative Bartelsdorf“. Auch den Vorstand wählten sie einstimmig.<br />
Es sind Bernhard Detjen als Vorsitzender, Werner Kröger als zweiter Vorsitzender, Birgit<br />
Berulla (Schriftführerin) und Sabine Hollmann (Schatzmeisterin). Außerdem gehören dem<br />
Vorstand als Beisitzer Birgit Schöner-Funck, Marina Jenrich, Frank Rosebrock, Nicole Indorf<br />
und Matthias Berulla an. Klaus Albrecht ist Kassenprüfer.<br />
„Es tut uns leid, dass wir diese Versammlung überhaupt einberufen mussten, aber da die<br />
Landwirte keine Gesprächsbereitschaft bezüglich eines Standortwechsels zeigten, mussten wir<br />
diesen Schritt gehen“, erklärte der Vorsitzende Bernhard Detjen. „60 Störfälle pro<br />
Biogasanlage pro Jahr sprechen eine deutliche Sprache“, so Detjen weiter. „Außerdem liegt<br />
uns bisher kein Wärmekonzept für die Anlage vor, und wir können uns nicht vorstellen, dass<br />
diese Energie einfach in die Luft geblasen wird. Für uns liegt es auf der Hand, dass in diesem<br />
Fall dort bald die Wärme für eine Mastanlage oder ähnliches genutzt werden würde. Neben<br />
den Geruchs- und Lärmbelästigungen müssten wir auch einen erheblichen Wertverlust<br />
unserer Häuser und Grundstücke in Kauf nehmen. Das werden wir nicht hinnehmen, und wir<br />
werden gegebenenfalls mit fachanwaltlicher Hilfe gerichtlich gegen die geplante<br />
Baumaßnahme vorgehen.“<br />
Das Genehmigungsverfahren beim Gewerbeaufsichtsamt Cuxhaven ist noch nicht beendet,<br />
weil dem Vernehmen nach einige Angaben über Tierzahlen und andere Faktoren in<br />
Bartelsdorf nicht korrekt gewesen sein sollen.<br />
PRESSEBOX<br />
Betriebskooperationen: Gemeinsam mehr erreichen<br />
Kooperationen können die Entwicklung eines landwirtschaftlichen Betriebs<br />
vorantreiben. Voraussetzung dafür ist aber eine intensive Planung.<br />
(PresseBox) Berlin, 18.04.2011, Der Einstieg in eine Maschinengemeinschaft ist häufig der<br />
erste Schritt der Zusammenarbeit unter Berufskollegen. Diese Form der Zusammenarbeit ist<br />
sinnvoll und nachahmenswert, weil so Investitionen überschaubar sind und die Schlagkraft<br />
entsprechend gesteigert werden kann. Landwirt Henning Pfeiffer, Vorsitzender der Jungen<br />
DLG, sieht im sukzessiven Ausbau der Kooperationen seine Stärken für die Zukunft. Sein
Ackerbaubetrieb ist innerhalb von zehn Jahren von <strong>90</strong> auf 400 Hektar angewachsen, sodass in<br />
Maschinen und landwirtschaftliche Geräte investiert werden musste. Was bei den Fahrzeugen<br />
funktioniert, sollte auch beim Stallbau möglich sein, erläuterte der Landwirt auf der DLG<br />
Wintertagung 2011 in München. Mit zwei Partnern zusammen wurde eine Mastanlage mit<br />
6.000 Plätzen gebaut. So ließen sich optimale Stallplatzkosten realisieren, die<br />
einzelbetrieblich nie umsetzbar gewesen wären. Und Landwirt Pfeiffer bringt während der<br />
Münchner Tagung, auf der man sich des Themas annahm und insbesondere auf die Erfahrung<br />
von Praktikern wie Pfeiffer setzte, ein weiteres Argument ins Spiel, das er im Laufe der Zeit<br />
schätzen gelernt hat. „Mithilfe der Kooperationen muss man nicht in jedem Fachgebiet bis ins<br />
Detail Bescheid wissen“, ist er der Ansicht, „sondern kann sich auch schon mal auf einen<br />
Kollegen verlassen“. Und so können Betriebskooperationen – bei idealen Voraussetzungen –<br />
ein wesentlicher Beitrag für eine positive künftige Entwicklung eines landwirtschaftlichen<br />
Betriebes sein.<br />
Kooperationen eröffnen Zukunftspotenzial<br />
Neben der Spezialisierung ist die Diversifizierung eine Strategie, um für die Zukunft stabil<br />
aufgestellt zu sein. Mit gezielten Kooperationsbeteiligungen in mehreren Betriebszweigen<br />
sollen so die Vorteile von Spezialisierung und Diversifizierung vereint werden. Landwirt<br />
Pfeiffer nennt dies „Spezialisierte Diversifizierung“. Diese Kooperation ermöglichte ihm eine<br />
breitere Aufstellung des Gesamtbetriebs, was gleichzeitig das Risiko streut. „Synergien<br />
nutzen, Kreisläufe schaffen“, ist sein Credo. Der Vorteil liegt auf der Hand: „Der Abfall des<br />
einen Produktionszweigs ist der Rohstoff für die nächste Stufe“, meint Pfeiffer. Sein Beispiel<br />
dafür: die Kartoffel. Die gemeinschaftliche Verarbeitungsschiene ermöglicht auch bei<br />
geringen Kartoffelpreisen einen gesicherten Absatz. Denn die bei der Verarbeitung<br />
anfallenden Kartoffelschalen stellen gemeinsam mit dem eigenen Getreide die Futterbasis für<br />
die Mastschweine im Gemeinschaftsstall dar. Ähnliches gilt für die gemeinschaftlich<br />
betriebene Biogasanlage, in der eigener Silomais sowie die Schweinegülle veredelt werden.<br />
Und mit der Verwertung der Gärreste auf den eigenen Ackerflächen erzeugt die Kooperation<br />
schließlich über verschiedene Produktionszweige hinweg einen nahezu geschlossenen<br />
Produktionskreislauf, von dem alle Betriebe profitieren.<br />
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass Kooperationen weit mehr sein können als der gemeinschaftliche<br />
Erwerb einer Maschine oder eines Stalls. Vielmehr kann gemeinsam mit geeigneten Partnern<br />
eine Absicherung innerhalb des Betriebs geschaffen werden. Im Idealfall können<br />
Kooperationen sogar geschlossene Produktionskreisläufe hervorbringen, in denen eine<br />
systematische Verkettung der Betriebszweige zum Nutzen aller Beteiligten <strong>statt</strong>findet.<br />
Christian Aigner, Dipl. Wirtschaftsingenieur, freier Journalist<br />
KREISZEITUNG<br />
Schlechte Kommunikation? / Vortrag beim Landwirtschaftlichen Verein<br />
„Man nennt das Aufklärung...“<br />
Ihr Browser kann leider keine eingebetteten Frames anzeigen022.04.11|Sulingen
Sulingen - Lag es am Wetter – oder an der Provokation in der Ankündigung der<br />
Gastredner? Die Hälfte der im Restaurant Dahlskamp in Nordsulingen zur<br />
Jahreshauptversammlung des Landwirtschaftlichen Vereins reservierten Plätze blieb<br />
am Dienstagabend unbesetzt.<br />
Die Referenten: Holger Douglas (l.) und Dr. Jörg Bauer.<br />
Vorsitzenden Wilhelm Christian Oetker und Geschäftsführer Claus Gloye irritierte das<br />
weniger, wussten sie um die Qualitäten des Referenten Dr. Jörg Bauer, Berater im<br />
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, und des Fernsehjournalisten Holger Douglas. Ihre<br />
Themen: Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft und „Landwirtschaft kommuniziert<br />
schlecht“...<br />
Dr. Jörg Bauer, selbst Ferkelerzeuger, forderte zum Umdenken auf: „Weg mit dem engen<br />
Blickwinkel, Schluss mit der hohen Leidensfähigkeit. Landwirtschaftliche Themen haben<br />
Konjunktur – sind leider nur immer wieder negativ besetzt.“ Dioxinskandale, Bau von<br />
Mastanlagen – Themen, die nicht unbedingt in eine positive Marketingstrategie passen. Dr.<br />
Jörg Bauer: „Was uns fehlt, ist ein Krisenmanagement – und die Begeisterung der<br />
Öffentlichkeit für landwirtschaftliche Themen außerhalb von Krisenzeiten. Man nennt das<br />
auch Aufklärung...“<br />
Dr. Bauer und Holger Douglas sprachen von Bildern, die sich in der öffentlichen Meinung<br />
festgesetzt hätten: „Das Schwein auf der grünen Wiese, in der Realität ist das sehr selten. Das<br />
Wissen der Mitbürger, die keinen Kontakt zur Landwirtschaft haben, stammt oftmals noch<br />
aus Kinderbüchern. Jeder neue Stall ist ein Schritt in Richtung Tierschutz.“ Nicht selten seien<br />
Tiere aus dem Stall gesünder als angebundene in der Outdoor-Haltung. „Nur wir sagen es<br />
nicht laut“, kritisierte Dr. Jörg Bauer. Holger Douglas fordert die Landwirtschaft auf,<br />
Anleihen bei den Tierschutzorganisationen zu nehmen. „Die Mitleidsindustrie hat das Feld<br />
übernommen, weil sie über einen funktionierenden Medienapparat verfügt – schlechte sind<br />
für die Medien gute Nachrichten.“
Dabei agiere die Landwirtschaft aus einer gesunden Position heraus. „Sie ist mit der älteste<br />
Wirtschaftszweig. Wir haben verlernt, positiv über das zu reden, was wir tun. Wir haben<br />
schlagkräftige Verbände, aber leider viel mehr mit dem Innen- als mit dem Außenverhältnis<br />
zu tun.“ Bio gegen herkömmliche Landwirtschaft, Biogas gegen Veredelung: „Wenn wir<br />
nicht den kleinsten gemeinsamen Nennen finden, können wir auch nicht gemeinsam<br />
kommunizieren. Was nicht verstanden wird, kann nicht auf Verständnis hoffen.“ · oti<br />
AHLENER ZEITUNG<br />
14.4.2011<br />
Hoffnungen und Befürchtungen<br />
Einigkeit herrscht bei den Fraktionen, dass sie keinen Hähnchen-Megastall so nah am Dorf<br />
wollen.Foto:<br />
(Gerharz)<br />
Alverskirchen - In einem Punkt waren sich alle Ratsmitglieder einig: Eine Mastanlage für 160<br />
000 Hühner in nur 400 Metern Entfernung zur Alverskirchener Wohnbebauung ist nicht<br />
akzeptabel. Bei der Schlussfolgerung allerdings zog sich ein Riss quer durch den Rat.<br />
Einerseits Landwirte, die investieren wollen, „was wir als FDP nachvollziehen können und<br />
stärken wollen“, andererseits diese spezielle Hühnermast-Planung, „die in der Bevölkerung<br />
Ängste auslöst“ - FDP-Fraktionsführer Peter Friedrich reflektierte beide Blickwinkel und<br />
bezeichnete einen Bebauungsplanaufstellungsbeschluss bei gleichzeitiger Fortsetzung des<br />
Dialogs als sinnvoll. „Ich halte es für wichtig, den Beschluss zu fassen als Signal an die<br />
Bürger, ,wir sind in dieser wichtigen Frage am Ball, und als Signal an die Landwirte, dass wir<br />
gesprächsbereit sind“, es andererseits aber auch eine Grenze gebe, wo die Bürger „massiv<br />
beeinträchtigt sind“, erklärte Wolfram Kötting, Fraktionssprecher der SPD. Es sei schon<br />
„pikant“, dass das in 400 Metern Entfernung zum geplanten Stall liegende Baugebiet<br />
seinerzeit durch den Grundstücksverkauf jenes Landwirts zustande gekommen sei.<br />
Grünen-Fraktionssprecher Karl Stelthove verwies auf das „besondere Geruchserlebnis für die<br />
Menschen Im Vinckenbusch“ und die „Unmenge an Verkehrsbelastungen“ durch Futter-,<br />
Tier- und Entsorgungsfahrten. Eine Selbstverpflichtung der Landwirtschaft sei ebenso wie die<br />
Weiterführung der Gespräche begrüßenswert, „wir sehen aber auch die Notwendigkeit, dass
entsprechender Druck hereingebracht wird“ - durch einen Bebauungsplanbeschluss.<br />
Fraktionskollege Frank Winkler sah das ganz anders. Es sei sinnvoller, zunächst Gespräche zu<br />
führen, „wir hätten dann immer noch die Möglichkeit, mit einem Bebauungsplan zu<br />
reagieren“.<br />
Die CDU griff diese Position dankbar auf. Karl-Theo Gerd Holling, der schon im<br />
Bezirksausschuss gegen die Bebauungsplanlösung gestimmt hatte - „nicht weil ich für den<br />
Bau der Hähnchenställe bin, sondern weil ich der Meinung bin, dass Gespräche zu führen<br />
besser ist.“ - warnte vor dem Beschluss, weil einerseits die weiteren Gespräche dann kaum<br />
noch Sinn machten und andererseits, weil „ich mir sicher bin, dass die Frage, ob dieser<br />
Bebauungsplan Rechtskraft erlangen wird, vor Gericht entschieden wird“. Durch einen<br />
Bebauungsplan würden „viele Betriebe in ihrer Entwicklung massiv gestört und gehemmt“,<br />
betonte Bernhard Rotthege, der die Chancen, dass der Bebauungsplan einer gerichtlichen<br />
Überprüfung standhalte, mit 50:50 bewertete. Während der Ausgang eines Rechtsstreits<br />
ungewiss sei, könne man in Gesprächen und einer Einigung, dass der Stall nicht so nah am<br />
Ortsrand gebaut werde, das Ziel zu 100 Prozent erreichen, ergänzte CDU-Fraktionschef Bernd<br />
Schulze Zurmussen. Egal wie man sich entscheide, entweder würden die Landwirte oder die<br />
Wohnbevölkerung dies als Entscheidung gegen sich empfinden, warb Winfried Richter für<br />
einen weiteren Dialog. „Wir sollten die Chance zum Gespräch wirklich ergreifen, aber auch<br />
mit dem ganz klaren Signal, dass das nicht eine Kapitulation ist und dass wir den Stall an<br />
dieser Stelle nicht akzeptieren werden.“Bei den Genossen ist indes das Ende des<br />
Geduldsfadens erreicht. „Der betroffene Landwirt weiß seit Monaten um die Problematik,<br />
rührt sich aber nicht“ und habe kein Angebot gemacht, den Stall an anderer Stelle zu<br />
errichten, kritisierte Alfred Wolf. Kötting bilanzierte eine „merkwürdige Entwicklung“ in der<br />
Sache, „waren wir uns am Mittwoch doch eigentlich alle einig, dass wir einen solchen<br />
Beschluss fassen müssen“. Nun versuchten einige diesen Beschluss zu verhindern, was den<br />
Eindruck der „Kungelei“ erwecke. Ein Vorwurf, den Schulze Zurmussen scharf verurteilte:<br />
„Etwas mehr Niveau wäre doch angebracht.“<br />
SPD-Vorsitzender Dr. Wilfried Hamann reicherte die Debatte mit einem aktuellen Gutachten<br />
aus dem Emsland an, in dem von der Gefährdung durch Bioaerosole, von<br />
Atemwegserkrankungen und Gesundheitsgefährdungen allein durch die Tiertransporte die<br />
Rede ist. Die Dimension des Hähnchenmast-Projektes umriss Hamann mit Berechnungen: Es<br />
gehe nicht nur um 160 000 Hähnchen, denn die seien nach einem Monat schlachtreif. Aufs<br />
Jahr gesehen seien es bei zwölfmaligem Umschlag 1,9 Mio. Tiere. Für deren Transport<br />
errechnete Hamann 120 Sattelzüge plus rund 200 Lkw für die Futteranlieferung und 80 Lkw<br />
für den Abtransport von Kot und Abfällen. Mache 400 Lkw, „die alle durch unseren Ort<br />
fahren werden“.<br />
Kenner der Materie sprechen indes von einem achtmaligen Umschlag der Tiere pro Jahr. Das<br />
wären dann vielleicht 300 Lkw, sprich weniger als einer pro Tag. Aber der würde natürlich<br />
auch fahren, wenn der Stall an anderer Stelle verwirklicht wird.<br />
VON KLAUS MEYER, WARENDORF<br />
BORKENER ZEITUNG<br />
20.4.2011
Interview mit Karl-Josef Laumann<br />
„Der Teller kommt vor dem Tank“<br />
Der Fraktionsvorsitzende der NRW-CDU, Karl-Josef Laumann.<br />
(Foto: dpa)<br />
Düsseldorf - Die Energiewende lenkt den Blick auf nachwachsende Rohstoffe. In der<br />
Landwirtschaft kann das einen Verdrängungswettbewerb auslösen, warnt CDU-Fraktionschef<br />
Karl-Josef Laumann im Gespräch mit unserem Korrespondenten Hilmar Riemenschneider.<br />
Seine Maxime: erst Teller, dann Tank.<br />
Herr Laumann, wir erleben gerade wieder eine Verteuerung der Nahrungsmittel, auch weil<br />
Bioenergie boomt. Muss eine moderne Landwirtschaft Lebensmittel und Energie-Rohstoffe<br />
liefern können?<br />
Karl-Josef Laumann: Es kommt auf die Reihenfolge an. Die wichtigste Aufgabe von<br />
Landwirtschaft weltweit ist die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln. Und wenn es<br />
dann noch Ressourcen gibt, ist gegen Energiegewinnung überhaupt nichts einzuwenden. Aber<br />
es muss klar sein, dass der Teller vor dem Tank kommt, Essen wichtiger als<br />
Energieversorgung ist. Die Weltbevölkerung wächst stetig - und zwar in Ländern, die eine<br />
wesentlich schlechtere Vegetation haben als wir. Deswegen hat die deutsche, hat die<br />
nordrhein-westfälische Landwirtschaft eine moralische Verantwortung, Lebensmittel auch<br />
über den eigenen Bedarf hinaus zu produzieren. Ich teile absolut nicht die Meinung von<br />
Minister Remmel, für den regionale Wirtschaftskreisläufe und regionale Selbstversorgung das<br />
Wichtigste sind.<br />
Die CDU-Fraktionen sucht jetzt Antworten auf Zukunftsfragen der Landwirtschaft. Reichen<br />
die alten Positionen nicht mehr weit genug?<br />
Laumann: Wir müssen unsere Erwartungen an die Landwirtschaft neu definieren. Es gibt<br />
neue Tendenzen: Wenn Ställe unabhängig von Fläche gebaut würden, wenn Tierproduktion<br />
immer mehr in Händen von Nicht-Landwirten liegt, dann machen wir uns schon Sorgen. Es<br />
gibt auch bei uns im Münsterland in den Kommunen eine Debatte darüber, wie groß<br />
Mastställe sein sollen, wie konzentriert sie in den Gemeinde vorkommen sollen. Die CDU,<br />
die ja immer auch eine Partei der ländlichen Räume und der Landwirtschaft ist, muss darum<br />
im Blick behalten, dass bei solchen Neubaugenehmigungen die landwirtschaftlichen<br />
Strukturen des Münsterlandes beibehalten werden. Für mich bedeutet das, dass ich mir eine<br />
Landwirtschaft unabhängig von Stammhöfen und einem geregelten Verhältnis zwischen<br />
Tierzahl und Fläche nicht vorstellen kann - und auch nicht will. Ich möchte, dass die
Nahrungsmittelproduktion in Händen von Familien bleibt, die auch in der Vergangenheit<br />
Landwirtschaft betrieben haben.Verbraucher sehen inzwischen sehr genau hin, besonders bei<br />
Fragen der Tierhaltung. Passen deren Erwartungen zu einer modernen Landwirtschaft?<br />
Laumann: Ich glaube nicht, dass die Landwirtschaft sich völlig von den Erwartungen der<br />
Verbraucher abkoppeln kann. Umgekehrt kann der Bilderbuch-Bauernhof, wie er ab und zu<br />
gerne dargestellt wird, nicht das Maß einer modernen Landwirtschaft sein. Die wäre erstens<br />
nicht in der Lage, die Weltbevölkerung mit Nahrung zu versorgen. Zweitens würden die<br />
Bauern keinen Nachwuchs mehr finden. Wir können nicht der jungen Generation zumuten, zu<br />
Bedingungen ihrer Großeltern zu arbeiten. Landwirtschaft muss ein Mehrklang sein aus<br />
Nahrungsmittelproduktion, Natur- und Umweltschutz, Tierwohl und Verantwortung für die<br />
Entwicklung der ländlichen Räume.<br />
Glauben Sie, dass die Bauern Ihre Überlegungen teilen?<br />
Laumann: Ich nehme zur Kenntnis, dass auch im westfälischen Bauernverband eine<br />
Diskussion darüber begonnen hat. Auch dort geht es um die Frage, wie die Produktion von<br />
Nahrungsmitteln, wie die Tierhaltung in den Händen der bäuerlichen Landwirtschaft bleibt.<br />
Der E10-Kraftstoff wird von den Autofahrern abgelehnt, wenn auch nicht aus ethischen<br />
Gründen. Gibt es für Sie über die Reihenfolge Teller vor Tank hinaus auch eine klare<br />
Grenze?<br />
Laumann: Ein Beispiel: Wir haben im Münsterland Regionen, wo die Pachtpreise über 1000<br />
Euro pro Hektar liegen. Das ist durch eine Landknappheit entstanden, die nicht zuletzt auf<br />
Biogasanlagen zurückzuführen ist. Die Landwirtschaft, die Lebensmittel produziert, ist nicht<br />
in der Lage, diese Pachten zu zahlen. Deshalb brauchen wir andere Fördersätze im<br />
Energieeinspeisungsgesetz. Eine Biogasanlage ist nichts Unmoralisches. Aber es muss völlig<br />
klar sein, dass die Nahrungsmittelproduktion im Wettbewerb um die Ressourcen mithalten<br />
können muss. Das Münsterland ist dafür einer der Schwerpunkte in Deutschland. Ich glaube<br />
nicht, dass wir da auch noch Schwerpunkt für Energiegewinnung sein können.<br />
Der CDU-Landesvorsitzende Norbert Röttgen zieht als Bundesumweltminister - Stichwort<br />
E10 - diese Grenze nicht so klar.<br />
Geht da ein Riss durch die Partei?<br />
Laumann: Es ist doch ganz klar, dass der Bundesumweltminister den Schwerpunkt auf<br />
erneuerbare Energien setzen muss. Aber es ist zwischen mir und Norbert Röttgen völlig klar,<br />
dass die Nahrungsmittelproduktion für die deutsche Landwirtschaft vor geht.<br />
In Entwicklungsländern entscheidet der Preis dann doch zugunsten der Energiegewinnung.<br />
Laumann: Das kann auch nicht das Ziel der Politik sein. Wir haben ein erhebliches<br />
Wachstum der Weltbevölkerung zu erwarten, sechs Milliarden sind wir jetzt, 2050 rechnen<br />
wir mit neun Milliarden. Das macht deutlich, welche Herausforderung die Landwirtschaft<br />
weltweit zu bestehen hat.Wie wird die Diskussion jetzt weitergehen?<br />
Laumann: Wir werden uns als NRW-CDU ein Bild der Landwirtschaft erarbeiten. Mir ist das<br />
wichtig, weil nicht die Vorstellungen eines Herrn Remmel prägend werden dürfen. Herr<br />
Remmel ist kein fairer Landwirtschaftsminister, weil er die biologische Landwirtschaft als<br />
sehr positiv und die konventionelle als negativ darstellt. Man darf nicht beide gegeneinander
ausspielen. Ich wünsche mir einen Mix. Wir haben ja das große Glück, dass wir ein relativ<br />
gutes Klima haben, dass wir genügend Wasser und fruchtbare Böden haben. Wir haben hohe<br />
Standards des Tierschutzes und des Umweltschutzes. Wenn man unter unseren Bedingungen<br />
Landwirtschaft betreibt, darf man sich nicht zurückziehen auf eine extensive Landwirtschaft<br />
und meinen: Hauptsache, wir kommen zurecht. Man darf die Augen vor den Problemen in<br />
anderen Teilen dieser Erde nicht verschließen.<br />
VON HILMAR RIEMENSCHNEIDER<br />
SÜDWESTPRESSE<br />
, URL: http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/BIO-REGIONAL-Ganz-schoenteuer;art4306,933954<br />
SCHLIESSEN<br />
DRUCKEN<br />
Autor: SWP | 21.04.2011<br />
BIO & REGIONAL: Ganz schön teuer<br />
Journalist Andreas Clasen schlüpfte für 31 Tage in die Rolle des Öko-Kochs.<br />
Als ich den Betrag auf dem Taschenrechner sah, musste ich erst einmal schlucken. <strong>90</strong>4 Euro.<br />
So viel hatten die 31 Tage währende "Bio & Regional"-Ernährung für vier Personen also<br />
gekostet. Glatt das Doppelte im Vergleich zur Discount-Variante der Kollegin Julia<br />
Schollbach. Da kommt in einem die Frage auf: Sind es diese Mehrkosten wert, dass meine<br />
Freundin und ich, die vor dem Test regelmäßig Discount-Kunden waren, auch weiterhin "Bio<br />
& Regional" einkaufen?<br />
Zu Bedenken ist bei den Kosten allerdings, dass im Test einerseits Premium-Bio konsumiert<br />
wurde und andererseits die günstigsten Waren aus dem Discounter. Die meisten Bio-Produkte
stammten nämlich von Bioland-, Naturland und Demeter-Betrieben, die viel höhere Standards<br />
in puncto Tierhaltung und Anbau erfüllen als die Produzenten von Waren, auf denen das<br />
bekannte europäische Bio-Siegel prangt. Entsprechend teurer sind sie. Gerne hätte ich öfter<br />
zum günstigeren "EU-Bio" gegriffen, aber da fanden sich in meiner Region um Weingarten<br />
herum nur für sehr wenige Produkte überhaupt Anbieter.<br />
Für eine Umstellung auf "Bio & Regional" spricht auf jeden Fall die Qualität. Wie oft habe<br />
ich mich schon nach einem Supermarkt-Einkauf über nach nichts schmeckende Karotten,<br />
schlechte Kartoffeln oder schlappen Feldsalat geärgert. An den regionalen Test-Artikeln gab<br />
es nichts zu meckern.<br />
Auch im Hinblick auf die Folgen für die Umwelt kann "Bio & Regional" punkten (siehe auch<br />
Interview). Selbst ein gelber Sack war am Ende des Tests nicht ganz voll, und die zwölf Kilo<br />
an Küchenabfällen können ja kompostiert werden.<br />
Fleisch aus Massentierhaltung ist zwar billig, aber was bringt das, wenn mir beim Kauf der<br />
Appetit vergeht. Und das kann passieren, wenn man daran denkt, dass im niedersächsischen<br />
Celle ein Geflügel-Schlachthof geplant ist, in dem 27 000 Tiere pro Stunde verarbeitet werden<br />
sollen. Für den Nachschub sind 400 Mastställe vorgesehen. Da hatte ich beim Test doch ein<br />
besseres Gefühl, als ich in den Putenschinken biss, der von Naturland-Puten mit freiem<br />
Auslauf stammte.<br />
Gesundheitlich sind weder konventionelle noch Bio-Lebensmittel bedenklich. Das zeigen<br />
Prüfungen der Stiftung Warentest. Allerdings, sagt Elmar Seck von der Bundesanstalt für<br />
Landwirtschaft und Ernährung, weise Öko-Obst und -Gemüse einen niedrigeren Gehalt an<br />
Pflanzenschutzmittel-Rückständen auf.<br />
Gegen "Bio & Regional" spricht neben dem Preis vor allem der Aufwand für das Einkaufen.<br />
Das war in den 31 Tagen öfter unbequem und erforderte mehr Autofahren. Märkte und Bio-<br />
Läden haben eben nicht so lange auf wie Supermärkte, und es war auch nicht immer leicht die<br />
Koch-Zutaten zu bekommen. Einmal war in der Region nirgends ein Bio-Kürbis zu finden.<br />
Da gab es dann eben konventionellen.<br />
"Und wo kaufen Sie und Ihre Freundin nun in Zukunft ein", wollen Sie jetzt bestimmt wissen.<br />
Wir werden nicht komplett umsteigen, aber deutlich mehr Bio einkaufen - aber auch Bio vom<br />
Discounter und Produkte von artgerecht wirtschaftenden konventionellen Bauern aus der<br />
Region. Die Mehrkosten sind uns die gewonnene Qualität und die positiven Folgen für<br />
Umwelt und Tier wert. ANDREAS CLASEN<br />
DPA<br />
25.04.11 Drucken<br />
Hat Streit über Schweinemastanlage bald ein Ende?<br />
Haßleben (dpa/bb) - Der Streit über die Schweinemastanlage in Haßleben (Uckermark)<br />
schwelt seit Jahren. Kürzlich wurde bekannt, dass das Landesamt für Umwelt, Gesundheit<br />
und Verbraucherschutz in Brandenburg noch in diesem Jahr entscheiden will. Dann wird klar<br />
sein, ob ein niederländischer Investor mehr als 60 000 Schweine in dem Ort aufziehen und<br />
mästen lassen darf. Gegner sorgen sich um die Umwelt und vermuten Tierquälerei. Sie setzen<br />
jetzt auf ein Umweltgutachten zu einem Moor. Befürworter der Anlage hoffen auf neue
Arbeitsplätze und eine hohe Gewerbesteuer. Sollte das Landesamt grünes Licht geben, ist für<br />
Projektleiter Helmut Rehhahn klar: «Wir bauen sofort.<br />
Märkische Allgemeine<br />
05.04.2011<br />
POLITIK: Verein für prima Klima<br />
Bürgerkräfte sollen gebündelt werden<br />
NIEBEL - Klimaschutz durch Landschaftsschutz ist das Ziel des kürzlich von Otto-Wilhelm<br />
Pöppelmeier gegründeten Vereins „Prima Klima“. Der Niebeler Bürger und Treuenbrietzener<br />
CDU-Stadtverordnete hat den Verein mit zehn Mitstreitern ins Leben gerufen, um in der<br />
Region zwischen Bad Belzig und Luckenwalde über Kreisgrenzen hinweg Kräfte aus<br />
verschiedenen Bürgerinitiativen zu bündeln. Die Themen reichen von Schweinemastanlagen,<br />
wie sie in Niebel geplant waren und in Stülpe noch die Gemüter erhitzen, bis zu<br />
Biogasanlagen, Solarparks sowie Windparks wie bei Lüdendorf.<br />
„Nach unserer Vorstellung sollten die umfangreichen Fragen im Zusammenhang mit solchen<br />
Investitionen in der Landschaft stärker gemeinsam mit Bürgern geregelt werden“, sagte<br />
Pöppelmeier. Er habe jedoch auf vielen Ebenen „große Unwissenheit und Resignation“<br />
ausgemacht, was die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung angeht. Auch wiesen Fachleute in<br />
Amtsstuben teilweise „haarstreubende Wissenslücken zu den Themen auf, über die sie<br />
entscheiden“, so Pöppelmeier. Der Verein will daher Erfahrungen transportieren und<br />
Informationen von Experten vermitteln. „Es muss ja nicht jede Initiative für sich von vorn<br />
anfangen.“ Regelmäßig sollen Sprechzeiten angeboten werden, „damit bei mir nicht Tag und<br />
Nacht das Telefon klingelt“, so der Vereinsgründer. Bürgerinitiativen aus Lüdendorf,<br />
Frankenförde und Niebel haben sich ihm bereits angeschlossen. „Borkheide und Stülpe<br />
werden folgen“, so Otto-Wilhelm Pöppelmeier.<br />
„Wir wollen den Leuten Mut machen, sich zu informieren und zu engagieren“, sagte der<br />
Vereinsgründer gestern der MAZ. In vier bis fünf Wochen will er mit ersten Terminen und<br />
Aktionen die Vereinsarbeit intensivieren. (Von Thomas Wachs)<br />
Münsterländische Volkszeitung<br />
27.4.2011<br />
Bürger contra Schweinemast
Rund 15 Parteien aus dem Grenzbereich von Greven und Nordwalde, Landwirte und<br />
Nicht-Landwirte, haben eine Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des<br />
Schweinemastbetriebes Große Vorspohl gegründet. Foto:<br />
(fks)<br />
Greven - In Westerode auf dem Hof Kerstingkötter hat sich am Dienstagnachmittag eine<br />
Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des Schweinemastbetriebes Große Vorspohl in der<br />
Nachbarschaft auf Nordwalder Gebiet formiert.<br />
Die Bürger präsentieren die Kurzbeschreibung der Baumaßnahme, die nach dem Bundes-<br />
Immissionsschutzgesetz erforderlich ist. Daraus gehe hervor, dass nach der geplanten<br />
Erweiterung mit einem Tierbestand von 722 Sauen mit kleinen Ferkeln, 3097 Ferkeln ab<br />
sieben Kilogramm und 4224 Mastschweine zu rechnen ist.<br />
Frank Kerstingkötter, dessen Nebenerwerbsbetrieb nur wenige hundert Meter vom<br />
geplanten Erweiterungsbau entfernt liegt, macht deutlich, warum sich die 15 Parteien aus<br />
Nordwalde und Greven zu einer Initiative zusammen geschlossen haben: „Ich bin selbst<br />
Landwirt und kann in etwa beurteilen, warum dieses Projekt mit einer Landwirtschaft, wie wir<br />
sie aus der Region kennen, nur noch wenig gemein hat. Das hier geht schon in die industrielle<br />
Produktion - und das in einem eng besiedelten Raum.“<br />
Zur Bürgerinitiative gehören nicht nur Landwirte - das sind etwa 70 Prozent - sondern auch<br />
Bürger, die im Umkreis des Schweinemastbetriebes Große Vorpohl entweder im Eigenheim<br />
oder zur Miete wohnen und sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sehen. Eine Stimme aus<br />
der Initiative: „Das reicht von einer möglichen Geruchsbelästigung bis hin zu mehr<br />
Schwerlastverkehr, für den die Wirtschaftswege nicht ausgelegt sind, deren Ausbau wir zum<br />
Teil selbst finanziert haben.“<br />
Aufmerksam geworden sind die Nachbarn auf die geplante Aufstockung der Schweinemast<br />
durch eine öffentliche Bekanntmachung. Frank Kerstingkötter: „Die ist aufgrund des<br />
Umfangs der geplanten Erweiterung vorgeschrieben. Denn zum jetzt schon bestehenden Stall<br />
soll ein weiterer hinzu kommen, so dass die Emissionswerte in einem Umkreis von rund 600<br />
Metern ausgereizt sind. In diesem Bereich kann kein anderer Landwirt mehr seine<br />
Produktionsanlagen erweitern.“<br />
Landwirt Heiner Wening lenkte die Diskussion in der Runde auf einen für ihn besonders<br />
wichtigen Punkt: „Wir müssen uns jetzt juristisch beraten und den Bauantrag von einem<br />
Fachmann prüfen lassen. Dann werden wir sehen, ob wir Aussicht auf Erfolg haben, wenn wir<br />
dagegen vorgehen wollen.“<br />
Auf jeden Fall will die Bürgerinitiative bis zum 13. Mai, wenn die Frist ausläuft, Einspruch<br />
beim Kreis oder im Nordwalder Rathaus gegen die Aufstockung des Schweinemastbetriebes<br />
in der Nachbarschaft einlegen.<br />
VON FRANZ KAMPSCHULTE, GREVEN
Neue OZ online<br />
01.05.2011, 19:24 Fenster schliessen drucken<br />
Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/53563740/bauvorhabenbiogasanlage-sorgt-in-wehrendorf-weiter-fuer-diskussionen<br />
Ausgabe: Wittlager Kreisblatt<br />
Veröffentlicht am: 19.04.2011<br />
Bauvorhaben Biogasanlage sorgt in Wehrendorf weiter für<br />
Diskussionen<br />
as Bad Essen<br />
Wehrendorf. Nachdem der Bad Essener Ratsausschuss für Umwelt, Planen und Bauen<br />
zum laufenden Verfahren das erforderliche „Einvernehmen“ in Sachen Bauvorhaben<br />
Biogasanlage mit elektrischer Leistung von 500 Kilowatt und Schweinemaststall in<br />
Wehrendorf trotz nachdenklicher Wortbeiträge einmütig vorbereitet hat, will die<br />
„Interessengemeinschaft Storchennest“ weiterhin Widerstand leisten.<br />
Genehmigungsbehörde für die Biogasanlage ist der Landkreis Osnabrück.<br />
Der Landrat verspricht, dass beim Bau der Biogasanlagen auf die Störche Rücksicht<br />
genommen werden soll. Foto: Martin Nobbe<br />
Der Verwaltungsausschuss wird in seiner nächsten Sitzung über die Erteilung des<br />
gemeindlichen Einvernehmens entscheiden. Ortsrat und Bauausschuss hatten den Planentwurf<br />
verabschiedet. Betont wurde, dass der Gemeinde planungsrechtliche Möglichkeiten zur<br />
Verhinderung von Biogasanlagen nicht gegeben seien. Der Antragsteller einer vom<br />
Bundesgesetzgeber privilegierten Anlage habe einen Rechtsanspruch, sofern nicht öffentliche<br />
Belange dem entgegenstehen.<br />
Wie Walter Ahlert im Namen der Interessengemeinschaft erklärte, habe Landrat Manfred<br />
Hugo auf ein Schreiben der Initiative, bei deren Zusammenkunft 51 Teilnehmer gezählt<br />
wurden, geantwortet. Hugo betont, dass die Bauanträge dem Kreis zur Entscheidung<br />
vorliegen. Derzeit würden alle damit zusammenhängenden Belange geprüft.<br />
Selbstverständlich werde auch das Storchenvorkommen berücksichtigt. Angeforderte<br />
Stellungnahmen lägen noch nicht vor. Es handele sich im vorliegenden Fall nicht um ein<br />
öffentliches Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. „Auf Antrag werden Sie als<br />
Anlieger aber am Verfahren beteiligt“, heißt es weiter.<br />
SVZ<br />
HAGENOW<br />
Mit Bioenergie zwei Dörfer versorgen<br />
27. April 2011 | 21:52 Uhr | von Dieter Hirschmann
Die Biogasanlage in Hülseburg arbeitet seit Dezember des vergangenen Jahres, eine<br />
Erweiterung ist in Sicht. Dieter Hirschmann<br />
Bio-Energiedörfer sind im Kommen. In der Schaalseeregion werden die Orte Neuhof<br />
und Neuenkirchen mit Bioenergie aus Neuhof versorgt, der Anschluss von Bantin mit<br />
Wärme und warmem Wasser ist in Planung.<br />
HÜLSEBURG - Bio-Energiedörfer sind im Kommen. In der Schaalseeregion werden die Orte<br />
Neuhof und Neuenkirchen mit Bioenergie aus Neuhof versorgt, der Anschluss von Bantin mit<br />
Wärme und warmem Wasser ist in Planung. Nicht zuletzt die Tatsache, dass die fossilen<br />
Energieträger endlich sind, lassen so manche Hauseigentümer über eine alternative<br />
Energieversorgung nachdenken, die sich u.a. für die Einwohner von Hülseburg und von<br />
Presek in Form der Biogasanlage in Hülseburg anbietet. Die Betreiber der Anlagen indes<br />
verkaufen Strom in das öffentliche Netz. "Unsere Biogasanlage in Hülseburg läuft seit<br />
Weihnachten 2010. Sie hat eine gegenwärtige Leistung von 0, 5 Megawatt. In einem nächsten<br />
Ausbauschritt wird die Anlage erweitert auf 1,4 Megawatt, um das Bioenergiedorf versorgen<br />
zu könne", erläutert Axel Schulze, er ist zusammen mit Volker Simdorn Geschäftsführer der<br />
SH Bio-Energieerzeugung Hülseburg GmbH.<br />
Der aus dem Gas produzierte Strom wird jetzt an einen örtlichen Energieversorger verkauft<br />
und ins Netz eingespeist, die produzierte Wärme ist für die Prozesse im landwirtschaftlichen<br />
Betrieb, für die geplante Hähnchenmastanlage und insbesondere für die Bio-Energiedörfer<br />
vorgesehen. "Gefüttert" wird die Biogasanlage mit Gülle, Mais und Getreide. In diesem<br />
Sommer beginnt der Leitungsbau nach Hülseburg und Presek. Für die Erweiterung ist ein<br />
weiteres Blockheizkraftwerk mit Nebenanlagen erforderlich, das derzeit gebaut wird.<br />
Nach den Worten der Bürgermeisterin von Hülseburg, Brigitte Wolf, liegt die derzeitige<br />
Anschlussquote bei rund 80 Prozent, Tendenz steigend. Somit ist in den Orten eine gute<br />
Akzeptanz für die Nutzung der alternativen Energie gegeben. Hinzu kommt die Tatsache,<br />
dass viele Hausbesitzer, die sich mit der Wende eine moderne Gas- oder Ölheizung zugelegt<br />
hatten, in nächster Zeit ihren Brenner erneuern müssen. Sie setzen sich also mit der Sanierung<br />
ihrer Heizungsanlage auseinander. Insofern war der Zeitpunkt jetzt günstig, die Gunst der<br />
Stunde zu nutzen.<br />
Nachdem die grundsätzliche Entscheidung gefallen war, gab es im vorigen Jahr nach den<br />
Worten der Bürgermeisterin drei Einwohnerversammlungen. Hinzu kam der Anspruch der<br />
Betreiber der Anlage, mit den zukünftigen Nutzern immer Klartext zu reden und keine Fragen<br />
offen zu lassen.<br />
Das Leitungsnetz zur Versorgung für die Häuser in der Gemeinde soll von einer<br />
Genossenschaft betrieben werden, die sich aus den Abnehmern zusammensetzt. Die<br />
Gründung der Genossenschaft, die Leitungsplanung und die Finanzierung sind die nächsten<br />
Schritte, die jetzt anstehen. Der Hauseigentümer kann außerdem für die Umstellung<br />
Förderung für sein Vorhaben in Anspruch nehmen. Eine erstellte Machbarkeitsstudie stimmte<br />
jedenfalls Betreiber, Gemeinde und potenzielle Abnehmer optimistisch im Hinblick auf die zu<br />
erwartenden Kosten.<br />
Die Hülseburger Bürgermeisterin erwartet eine deutliche Einsparung gegenüber den<br />
allgemeinen Energiekosten bei Gas und Öl. Die Kilowattstunde sollte dann unter zehn Cent<br />
liegen. Das ehrgeizige Ziel ist anvisiert, zur Heizsaison 2011/12 die Verbraucher mit<br />
Bioenergie versorgen zu können.
HELLWEGER ANZEIGER<br />
19.04.2011<br />
37 Einwender gegen Hühnerstall<br />
37 direkte Anwohner haben gestern ihre Einwendung gegen den geplanten Bau eines<br />
zusätzlichen Legehennen-Stall in der Palz per Einschreiben an den Kreis geschickt.<br />
Die Unterzeichner der Einwendung wohnen in einem Umkreis von rund 500 Metern der<br />
geplanten Anlage. Sie sehen sowohl in den beiden bestehenden Anlagen mit je 19800<br />
Legehennen als auch in dem geplanten weiteren Stall keine landwirtschaftlichen, sondern<br />
industrielle Anlagen, „die unser Leben und Wohnen deutlich beeinträchtigen“, heißt es in der<br />
Einwendung. Bereits jetzt trete regelmäßig massive Geruchsbelästigung auf. Die Anlage<br />
beeinträchtige den Erholungsraum in dem Landschaftsschutzgebiet.<br />
Ldw. Wochenblatt Westf.-Lippe 17/2011<br />
KOMMENTAR<br />
Nur Fordern reicht nicht<br />
Karl-Heinz Tölle<br />
Die Bundestagsfraktion von Bündnis<strong>90</strong>/Die Grünen verlangt die Reduzierung der<br />
Tiertransportzeiten, Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann hat seinen<br />
Aktionsplan Tierschutz aufgestellt und das Umweltbundesamt fordert mehr<br />
Erosionsschutz, um Sandstürme in Deutschland zu vermeiden.<br />
Es scheint gerade wieder einmal opportun zu sein, die Landwirtschaft mit neuen Forderungen<br />
zu konfrontieren. Nicht dass Landwirte das nicht gewohnt sind – unzählige Cross<br />
Compliance-, Tierhaltungs- oder Bauauflagen belegen das –, doch die Frage muss ge<strong>statt</strong>et<br />
sein: Was wollen Politik und Gesellschaft? Lebensmittel in ausreichender Menge, höchster<br />
Qualität zu kleinen Preisen bereitstellen, darüber hinaus die Kulturlandschaft pflegen und<br />
natürlich saubere, erneuerbare Energie produzieren ist eine Seite der Medaille. Das aber alles<br />
bitteschön möglichst unauffällig, ohne Lärm, Geruch und am besten noch mit<br />
Anbaumethoden aus Urgroßvaters Zeiten.<br />
Dass beides gleichzeitig nicht geht, dürfte jedem, der ein wenig Sachverstand hat, klar sein.<br />
Auch wenn einzelne Forderungen allein betrachtet durchaus nachvollziehbar sind, die<br />
„eierlegende Wollmilchsau“ gibt es nicht, auch nicht in der Landwirtschaft. Forderungen<br />
aufstellen kann jeder, die Herausforderung ist jedoch, sie in schlüssige Gesamtkonzepte<br />
einzubetten und tragbare Kompromisse zu finden.<br />
Durch die Förderung im Rahmen des NRW-Programms Ländlicher Raum hat die<br />
Landesregierung in Düsseldorf die Möglichkeit, Landwirtschaft in die von ihr politisch<br />
gewollte Ausrichtung voranzutreiben. Mittelfristig kann dieses Vorgehen aber nur Erfolg<br />
haben, wenn sich auch diese Form der Landwirtschaft wirtschaftlich selbst trägt.<br />
Unausgegorene Forderungen aus der Politik
Einige Forderungen aus der Politik scheinen auch reichlich unausgegoren. Das Beispiel<br />
Tiertransportzeiten macht das deutlich. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass lebende Tiere<br />
nicht endlos durch die Republik oder in andere Länder gekarrt werden. Besser ist es, in der<br />
Nähe zu schlachten, um dann das Fleisch zu transportieren. Dafür spricht nicht nur der<br />
Tierschutz, sondern zum Beispiel auch der Seuchenaspekt. Eine Begrenzung der<br />
Transportzeiten auf vier Stunden scheint ein probates Mittel zu sein, dem Tiertourismus einen<br />
Riegel vorzuschieben.<br />
So einfach ist es aber leider nicht. Die Bauern in Westfalen-Lippe und Weser-Ems hätten<br />
vermutlich wenig Probleme mit der Einschränkung, stehen doch eine ganze Reihe an<br />
Schlachthöfen in Reichweite. Was machen aber Regionen, wie zum Beispiel Schleswig-<br />
Holstein, die vom Markt entfernt liegen? Angesichts des hinter uns liegenden<br />
Schlachthofsterbens ist es nicht realistisch, dass neue, gleichmäßig über das Land verteilte<br />
Schlachthöfe neu entstehen. Die Konsequenz wäre also, die Tierhaltung dort, wo eigentlich<br />
Platz dafür ist, einzustellen und in die Intensivregionen mit Schlachthofnähe zu verlagern.<br />
Das kann wohl kaum gewollt sein. Da auch Zuchttierlieferungen zuweilen einen längeren<br />
Transport als vier Stunden erfordern, kann es folglich nicht darum gehen, die Transportzeit<br />
rigoros zu begrenzen, sondern es ist sinnvoller, sich über das „Wie“ des Transports zu<br />
unterhalten. Dann aber bitteschön einheitlich für alle EU-Länder.<br />
Landwirtschaft muss sich einbringen<br />
Die Landwirtschaft kann und darf allerdings auch nicht fordern, dass alles so bleibt wie<br />
bisher. Sie muss sich konstruktiv und ergebnisoffen in die Diskussionen einbringen. Der<br />
Aktionsplan Tierschutz in Niedersachsen könnte ein Beispiel dafür werden, wie man an die<br />
Lösung von Problembereichen herangehen kann. Nämlich indem die Beteiligten an einen<br />
Tisch geholt werden. Der Erfolg wird sich aber auch dort im Nachhinein am Ergebnis messen<br />
lassen müssen. Letztendlich geht es doch darum, einvernehmliche Lösungen zwischen<br />
Landwirtschaft, Gesellschaft und Politik zu finden, die wirtschaftlich tragbar sind.<br />
Ein Kernproblem bleibt aber erhalten: Die Gesellschaft fordert auf der einen Seite Tier-,<br />
Natur- und Umweltschutz und ein hohes Maß an Lebensmittelsicherheit, -vielfalt und -<br />
verfügbarkeit. Auf der anderen Seite will sie nicht entsprechend dafür bezahlen. Nie waren<br />
Lebensmittel qualitativ so hochwertig aber auch so günstig wie heute. Der Verbraucher<br />
entscheidet an der Ladentheke, wie Landwirtschaft zukünftig aussehen wird.<br />
AKTUELLES<br />
Emsland: Kontrolleure haben Arbeit aufgenommen<br />
Ende des vergangenen Jahres hatte der Landkreis Emsland angekündigt, seine<br />
Kontrolltätigkeit bei genehmigungspflichtigen Vorhaben zu verändern. Dies wird nun in<br />
die Tat umgesetzt: Insgesamt elf eigens dafür geschulte Mitarbeiter haben mit der<br />
Überprüfung unter anderem von Stallanlagen begonnen.<br />
Die zehn pensionierten Polizisten und ein ehemaliger Lehrer werden zukünftig in bestimmten<br />
zugewiesenen Bezirken im Auftrag des Landkreises Emsland ihrer Tätigkeit als Kontrolleure<br />
nachkommen. Schwerpunkt der Überprüfungen werden zunächst Stallanlagen sein, heißt es in<br />
einer Pressemitteilung des Landkreises. Dabei wird auf die Einhaltung der in den jeweiligen<br />
Genehmigungen festgelegten Auflagen geachtet. Insbesondere die Funktionsfähigkeit von
Abluftwäschern, die ordnungsgemäße Lagerung und Verwertung von Wirtschaftsdünger und<br />
die Einhaltung des Brandschutzes werden von den Kontrolleuren überprüft. Sie werden<br />
ebenfalls ihr Augenmerk auf nicht genehmigte bauliche Veränderungen legen. Werden bei<br />
den Kontrollen erhebliche Beanstandungen festgestellt, drohen empfindliche Bußgelder.<br />
Werden Genehmigungsauflagen eingehalten?<br />
Bislang galt, dass der Landkreis Emsland bei der Abnahme einer Stallanlage den Bau und die<br />
Abluftwäscher kontrolliert. Spätere Kontrollen fanden in der Vergangenheit nur<br />
anlassbezogen <strong>statt</strong>. „Von dieser Praxis werden wir nun abweichen. Künftig setzen wir auf<br />
eine systematische Kontrolle. Dabei möchte ich betonen, dass weder die Landwirte noch<br />
andere Personengruppen unter Generalverdacht stehen“, betont Landrat Hermann Bröring.<br />
Allein um sicher stellen zu können, dass die umfangreichen Genehmigungsauflagen<br />
eingehalten werden, sei eine Änderung des Kontrollsystems notwendig geworden. Zum<br />
anderen reagiere der Landkreis Emsland damit auch auf die damals laut gewordene Kritik von<br />
Maststallgegnern, dass viele Maststallbetreiber ihre Abluftwäscher nicht ordnungsgemäß<br />
betrieben. Insgesamt aber hätten sich die allgemeinen Klagen erhöht, sagt der Landrat. „Auf<br />
diese Kritik und die Forderung aus der Bevölkerung, mehr Kontrollen durchzuführen,<br />
reagieren wir nun“.<br />
Mit der Kontrolle von Stallbauten ist aber erst der Anfang gemacht: Zukünftig soll die<br />
Kontrolltätigkeit auch auf andere genehmigungspflichtige Bereiche wie beispielsweise<br />
Campingplätze ausgeweitet werden. „Wir befinden uns in einer Testphase: Sollte sich<br />
insgesamt bei den Kontrollen herausstellen, dass eine erhebliche Anzahl von Beanstandungen<br />
festgestellt wird, kann eine Ausweitung der Kontrollen und damit eine Erhöhung des<br />
Personals in Frage kommen. Sind die Beanstandungen in Art und Umfang gering, könnten die<br />
Kontrollen auch wieder eingestellt werden“, sagt Bröring.<br />
BWagrar<br />
Freiwilliges Tierschutzlabel als "nationale Pionierlösung"?<br />
(c) Fotolia/Franz<br />
Pfluegel<br />
Grundsätzlich positiv beurteilt der Wissenschaftliche Beirat für<br />
Agrarpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium die Einführung<br />
eines Tierschutzlabels in Deutschland. Ein solches Label auf freiwilliger<br />
Basis könne ein geeignetes Instrument sein, den Tierschutz in der<br />
Nutztierhaltung zu verbessern, den Verbraucherwünschen Rechnung zu<br />
tragen und für bessere Wettbewerbsbedingungen von Erzeugern zu<br />
sorgen, die höhere Tierschutzleistungen erfüllen wollten und dies<br />
kommunizieren müssten, heißt es in einer Kurzstellungnahme, die der<br />
Beirat unter Federführung des Göttinger Agrarökonomen Prof. Achim Spiller erarbeitet hat.<br />
Darin nennen die Wissenschaftler laut dem Nachrichtendienst "Agra Europe" zugleich eine<br />
Reihe von Voraussetzungen, die für den Erfolg eines Tierschutzlabels erfüllt sein müssten. So<br />
müssten die Anforderungen, die mit der Nutzung des Labels verbunden seien, zu einer
deutlichen und nachhaltigen Erhöhung der Tiergerechtheit führen. Eine Beschränkung auf<br />
Einzelaspekte hält der Beirat für nicht ausreichend. Mit Hilfe von Indikatoren, die die<br />
Bereiche Haltung, Management, Tierverhalten und Tiergesundheit einschließen, sei die<br />
erforderliche Transparenz zu schaffen. Deren Einhaltung müsse durch risikoorientierte<br />
Kontrollen sichergestellt werden. Gleichzeitig werde damit möglichen Wett-<br />
bewerbsverzerrungen entgegengewirkt. Ausdrücklich spricht sich der Beirat für ein<br />
mehrstufiges Label aus. Zumindest in der Einführungsphase sehen die Wissenschaftler den<br />
Staat gefordert, durch flankierende Maßnahmen die Marktdurchdringung des Tierschutzlabels<br />
zu befördern. Für notwendig hält der Beirat, dass der Gesetzgeber die relevanten Begriffe und<br />
die damit verknüpften Tierschutzleistungen definiert. Keine Bedenken haben die<br />
Wissenschaftler gegen die Einführung eines Tierschutzlabels allein in Deutschland. Da eine<br />
einheitliche europäische Initiative derzeit nicht in Sicht sei, halten sie eine "nationale<br />
Pionierlösung" für gerechtfertigt. Dies biete die Möglichkeit, die gegenwärtige Dynamik der<br />
gesellschaftlichen Diskussion zu nutzen und hiesigen Produzenten neue Märkte mit höherem<br />
Wertschöpfungspotential zu erschließen. Eine Aufgabe der Bundesregierung sieht der Beirat<br />
darin, über die Anzahl und Differenzierung der zu berücksichtigenden Tierschutzstandards<br />
einen Konsens zwischen den Interessengruppen herbeizuführen.<br />
12.04.2011<br />
Unabhängige Bauernstimme<br />
Tierschutzsiegel auch für agrarindustrielle Haltungsformen?<br />
Nur ein Label für Haltung auf Stroh und mit Auslauf ist kommunizierbar<br />
Tierschutz-Kennzeichen gibt es bereits bei Bioverbänden und bei Neuland, Thönes-<br />
Natur oder beim Schwäbisch-Hällischen Schwein. Aber auch trügerische<br />
„Tierschutzlabel“ gibt´s in großer Fülle: Die Tiere für „Wiesenhof“, „Gutsgold“,<br />
„Gutshof“ oder „Bauerngut“ haben Wiesen, Höfe oder Güter nie gesehen. Auch mit<br />
„Bauernglück“ haben die so genannten Produkte kaum etwas zu tun. Überfällig,<br />
diese Namen zu verbieten oder die wirklichen Haltungsbedingungen auf den<br />
Verpackungen abzubilden.<br />
Die Diskussionen um ein europäisches Tierschutz-Siegel stocken derzeit. Auch in<br />
Deutschland sperren sich Lobbyverbände aus Agrar- und Ernährungsindustrie und<br />
Handel gegen verpflichtende Angaben über die Art der Haltung. Obwohl die ja<br />
bereits beim Schalen-Ei und zunehmend auch bei Produkten mit Verarbeitungseiern<br />
praktiziert wird: mit Stufen von 0 bis 3 für Öko-, Freiland-, Bodenhaltungs- oder Käfig-<br />
Eier. Eine ähnliche, verpflichtende Kennzeichnung wäre auch bei Fleischprodukten<br />
möglich, sie ist aber politisch derzeit nicht gewollt.<br />
Freiwilliges Siegel in Deutschland<br />
Unter dem Druck der Öffentlichkeit will Agrarministerin Aigner immerhin ein<br />
freiwilliges deutsches Tierschutz-Label mit hohen Tierschutz-Standards auf den Weg<br />
bringen. Ihr Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik hat dies kürzlich nachdrücklich<br />
unterstützt, um einem verwirrenden „Wildwuchs“ von Werbe-Begriffen vorzubeugen
und neue Märkte mit höherem Wertschöpfungs-Potential zu erschließen. Dazu<br />
müssten die skeptische Haltung und die vielfältigen Einzel-Interessen in der<br />
Lebensmittelbranche überwunden werden – in Anlehnung an die Organisation des<br />
„Blauen Engels“ sollte in einem halbstaatlichen Prozess eine Übereinstimmung<br />
hinsichtlich der Anzahl und der Kategorien der Tierschutz-Standards und ihrer<br />
Kontrolle erreicht werden.<br />
Der Beirat plädiert für vielfältige, wissenschaftlich abgesicherte Indikatoren aus den<br />
Bereichen Haltung, Management, Tierverhalten und Tiergesundheit - und zwar über<br />
die gesamte Prozess-Kette von der Genetik über die Aufzucht bis hin zum<br />
Schlachthof. Nicht Haltungssysteme sondern „tierbezogene Indikatoren“ sollten<br />
demnach im Mittelpunkt stehen. Die Beschränkung von Einzelaspekten (z.B. der<br />
Verzicht auf die Kastration von Ferkeln) sei dabei nicht ausreichend. Der Beirat<br />
plädiert für ein mehrstufiges Sterne-System (wie bei der Hotelklassifizierung) sowie<br />
für ein begleitendes Monitoring mit Auswertung der Schlachtkörper-Befunde.<br />
Bereits 2010 hatte eine Wissenschaftler-Gruppe um Professor Spiller (Universität<br />
Göttingen) in einer Studie die „Perspektiven für ein Europäisches Tierschutzlabel“<br />
und ggf. auch für ein deutsches Pionier-Label ausgeleuchtet. Anhand des „Animal<br />
Health and Welfare (AHAW)-Panels“ der Europäischen Lebensmittel-Behörde EFSA<br />
wurden zunächst – leider ohne Thematisierung des Trends zu hohen Tierzahlen und<br />
zur Industrialisierung – wesentliche Tierschutzprobleme aufgelistet:<br />
Tierschutzprobleme aufgelistet<br />
Bei Milchkühen war dies die Korrelation zwischen der genetischen Selektion und der<br />
Fütterung auf hohe Milchleistungen und dem Auftreten von Lahmheiten, Mastitis,<br />
Reproduktions-Problemen und Stofffwechsel-Krankheiten, außerdem fehlende<br />
Bewegungsmöglichkeiten bzw. fehlender Weidegang.<br />
Bei Mastschweinen kritisierte die EFSA die Verletzungen an Schultern und Beinen,<br />
die Belastung von Atemwegen und Magen-Darm-Trakt sowie Stress und<br />
Schwanzbeißen – infolge der hohen Besatzdichten, des Stallklimas, der genetischen<br />
Selektion auf schnelles Wachstum und hohe Magerfleischanteile, der<br />
Gruppengrößen und die Gruppierungsmethoden, der Vollspaltenböden sowie der<br />
reizarmen Umgebung ohne ausreichende Möglichkeiten des Wühlens in Stroh. Bei<br />
der Sauenhaltung kritisierte man außerdem die Einzelhaltung und Fixierung sowie<br />
das Mischen der Tiere bei der Gruppenbildung, die restriktive Fütterung, fehlendes<br />
Stroh und das Zuchtziel zu hoher Wurfgrößen.<br />
Bei Legehennen wurden die genetische Einseitigkeit der Zuchtrassen, der<br />
Platzmangel, das Schnabelkürzen bzw. das Federpicken herausgestellt, außerdem<br />
die Unterschiede beim Ausleben artgemäßen Verhaltens (Futtersuche, Sandbaden,<br />
Aufbäumen, Nestbau) bei Käfig-, Boden- oder Freilaufhaltung. Bei Masthühnern<br />
kritisierte man neben Besatzdichte, Einstreu und Stallklima vor allem die intensive<br />
genetische Selektion auf schnelles Wachstum und Futterverwertung - mit der Folge<br />
krankhaft veränderter Gliedmaßen bzw. Fußballen und plötzlicher Todesfälle.<br />
Die EFSA fordert zudem einen schonenden Umgang beim Fangen, Verladen und<br />
Transport - mit begrenzten Transportzeiten, Ladedichten und Klimadaten. Bei den<br />
Schlachtstätten thematisieren die Experten den Umgang mit den Tieren, die
Verweilzeiten in den Wartebuchten, die Zeit zwischen Betäubung und Tötung und<br />
den unsachgemäßer Einsatz von Elektrobetäubung und Bolzenschussgerät.<br />
Marktchancen und Marktversagen<br />
Die Göttinger Studie weist die Lebensmittelbranche nachdrücklich auf die<br />
Marktchancen eines Tierschutzlabels hin und schätzt das Marktsegment<br />
zahlungsbereiter Verbraucher schon jetzt auf 20 % der deutschen Bevölkerung. Das<br />
bisherige „Marktversagen“ bei der Bereitstellung eines entsprechenden Angebots<br />
erklären die Wissenschaftler wie folgt: Beim „Kuppelprodukt“ Fleisch müssten<br />
mehrere Vertriebskanäle für die unterschiedlichen Teilstücke eines Tieres gleichzeitig<br />
erschlossen werden, um eine erfolgreiche Mischkalkulation bei Einzelhandel,<br />
Fleischwarenindustrie und Gastronomie zu ermöglichen – das erfordere hohe<br />
Vorinvestitionen sowie staatlich und privat finanzierte Werbekampagnen. Bei der<br />
Ausgestaltung des Siegels fordern die Experten im Interesse der Glaubwürdigkeit<br />
und der Vereinbarkeit mit bestehenden Systemen einen sehr hohen anspruchsvollen<br />
„Gold-Standard“ im Tierschutz.<br />
Solche Tierschutz-Kennzeichen sind in anderen Ländern bereits fest etabliert: In der<br />
Schweiz mit den staatlichen Labeln „Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme“<br />
(BTS) und „Regelmäßiger Auslauf im Freien“ (RAUS) sowie den darauf aufbauenden<br />
Handelsmarken wie „naturafarm“ (Coop). Das britische Siegel „Freedom Food“<br />
beruht auf einer Initiative der starken britischen Tierschutzverbände mit den<br />
Handelsketten. In Frankreich gibt es das „Label Rouge“ und in den Niederlanden das<br />
Scharrel-Programm mit der Marke „Beter leven“.<br />
Auslauf ist das beste Kriterium!<br />
Alle diese Tierschutzlabel beruhen im Kern auf der Auslaufhaltung, welche die<br />
allermeisten anderen Tierschutzprobleme mit löst und die gegenüber den<br />
Verbrauchern leicht zu kommunizieren ist. Wenn die Göttinger Gutachter ein Label<br />
nach Haltungs-Standards als bei der Wissenschaft „nicht (mehr) konsensfähig“<br />
einschätzen, dann spricht das nicht gegen diese Kriterien, sondern beruht wohl eher<br />
auf der agrarindustriellen Fixierung dieser „Fachkreise“. Denn Auslaufhaltung ist<br />
ebenso wie die Haltung auf Stroh in agrarindustriellen Dimensionen nicht praktikabel,<br />
sondern nur in mittelständisch-bäuerlichen Strukturen. Wer aber die Nutztierhaltung<br />
in <strong>Agrarfabriken</strong> aufrecht erhalten will, der wird lange und vermutlich ergebnislos<br />
nach „einzeltier-bezogenen“ und „integrativen Managementleitfäden“ suchen.<br />
Entsprechend vage bleiben denn auch die Vorschläge für ein solches struktur- und<br />
haltungs-unabhängiges Tierschutzlabel, das trotz seiner „Multidimensionalität“<br />
rechtssicher überprüfbar sein müsste und das zudem „schwieriger zu kommunizieren<br />
ist als einfache Haltungsvorschriften wie etwa die Freilandhaltung“.<br />
Allenfalls ein freiwilliges Siegel, so die Göttinger Studie, sei derzeit bei der<br />
Agrarindustrie-Lobby durchsetzbar - weil man so die höhere Zahlungsbereitschaft der<br />
Verbraucher nutzen könnte, ohne „die Wettbewerbsfähigkeit der Standardproduktion<br />
und deren Export zu gefährden“. So sollten Bauern, Tier- und Umweltschützer,<br />
Bürgerinitiativen und Verbraucherverbände jetzt erst einmal alle Kraft darauf<br />
verwenden, rasch ein auf Auslauf basierendes Tierschutzsiegel durchzusetzen - und
gleichzeitig über das Verbot von <strong>Agrarfabriken</strong> und über neue Tierhaltungs-<br />
Vorschriften diese Vorschriften einer artgerechten Haltung baldmöglichst zum EUweiten<br />
Standard zu machen...<br />
Eckehard Niemann
Unabhängige Bauernstimme Mai 2011<br />
Spargel- und Schweinekonzern Thiermann<br />
Seit Jahren kommen die niedersächsischen Agrarminister und andere Politiker zum<br />
Beginn der Spargelsaison zum größten deutschen Spargelbetrieb Thiermann in<br />
Scharringhausen (bei Sulingen), der in Niedersachsen und in Ostdeutschland riesige<br />
Spargelfarmen mit weit mehr als 1000 Hektar betreibt. Der so genannte<br />
Umweltminister Sander lobte Thiermann als „einen der erfolgreichsten Unternehmer<br />
im Lande“ und bot ihm sogar Hilfe für „Anbauflächen zu vertretbarem Pachtzins“ an.<br />
Sehr zum Ärger vieler Landwirte im Kreis Diepholz und auch in Brandenburg, die auf<br />
den Thiermann-Konzern wegen dessen expansiver und verdrängender Rolle auf<br />
dem Pachtmarkt schlecht zu sprechen sind. Mittelständische Spargelbauern klagen<br />
zudem über preisdrückende Angebote Thiermanns an der Spargelbörse. Auch in der<br />
Schweinemast tragen Thiermanns mit ihren <strong>Agrarfabriken</strong> zu preisdrückenden<br />
Überschüssen bei: mit mehr als 8.000 Plätzen in Ströhen, Dörrieloh und<br />
Scharringhausen und laut Presseberichten bundesweit noch etliche Tausenden<br />
mehr. –en<br />
Bewertung von Geruchs-Immissionen<br />
Bei der Genehmigung von großen Stallanlagen und beim Widerstand gegen<br />
<strong>Agrarfabriken</strong> spielt die Bewertung von Gerüchen und deren Einfluss auf die<br />
Lebensqualität der Anwohner sowie auf die Genehmigung anderer Ställe eine große<br />
Rolle. In ihrer Dissertation befasst sich Katharina Mohr grundlegend und generell mit<br />
der Wahrnehmung, Messung und Bewertung von Gerüchen im ganzen<br />
Immissionsschutzrecht und entwickelt Alternativen und Vorschläge zur Verbesserung<br />
der Rechtslage. –en
Katharina Mohr, Die Bewertung von Geruch im Immissionsschutzrecht, Band 167 der<br />
Schriften zum Umweltrecht, 420 Seiten, Duncker & Humblot, Berlin, 2010, 98 Euro.<br />
Landfrauen vor und während der NS-Zeit<br />
Seit den Anfängen 1898 bis heute hat sich die Landfrauenbewegung über mehrere<br />
politische Perioden hinweg zu einem der größten Frauenverbände entwickelt. Die<br />
vorliegende Dissertation beschreibt diese Geschichte am Beispiel von 20<br />
Pionierinnen der ländlich orientierten weiblichen Führungselite seit der preußischen<br />
Gutsfrau Elisabet Boem, denen es um die Verbesserung der weiblichen<br />
Lebensbedingungen auf dem Lande, auf Qualifizierung und auf die Anerkennung der<br />
Arbeit der Landfrauen als Beruf ging. Die Landfrauen ließen sich inspirieren von der<br />
bürgerlichen Frauenbewegung, richteten ihre Strategie aber auch an einflussreichen<br />
agrarpolitischen Gremien, Körperschaften und Männerbünden aus, die ebenso wie<br />
die politisch Herrschenden die Landfrauenbewegung für ihre Ziele benutzten. Dies<br />
galt auch für die NS-Zeit, in der die Landfrauenbewegung zwar vereinsrechtlich<br />
aufgelöst wurde, in der aber praxis- und organisations-erfahrene Frauen als<br />
Funktionselite in Ministerien und im Reichsnährstand mit seiner Blut- und Boden-<br />
Ideologie zentrale Funktionen einnahmen. Diese bis heute unbewältigte und zu<br />
wenig aufgearbeitete Rolle der Landfrauen im Nationalsozialismus von der Reichs-<br />
bis auf die Dorfebene macht den zentralen Teil dieses Buches aus. –en<br />
Anke Sawahn, Die Frauenlobby vom Land, Die Landfrauenbewegung in Deutschland<br />
und ihre Funktionärinnen von 1898 bis 1948, DLG-Verlag, Frankfurt a.M., 2009, 688<br />
Seiten; 34,<strong>90</strong> Euro.<br />
Die Sau Kim auf Mördersuche<br />
Das kluge Charakterschwein Kim nimmt die Ermittlungen auf, als ihr Halter mit einem<br />
Messer im Rücken vor ihr im Stall zusammenbricht und vor seinem Tode nur noch<br />
das Wort „Klee“ hauchen kann. Zusammen mit dem verwegenen und verliebten<br />
Wildschwein-Eber Lunke und dem zirkus-erfahrenen Schwein Dr. Pik folgt Kim ihrem<br />
Riecher und wühlt dabei einen menschlichen Bodensatz aus Habgier, Erpressung<br />
und Mord auf. Spannung, Sprachwitz und Love-Story-Elemente machen diesen<br />
Schweine-Krimi für Jung und Alt empfehlenswert. –en<br />
Arne Blum. Saubande, Ein Schweinekrimi, Blanvalet-Taschenbuch, München, 368<br />
Seiten; 8,99 Euro.