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Rundbrief Bauernhöfe statt Agrarfabriken 1.5.2011 - BÜNDNIS 90 ...

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Proplanta ® | 26.04.2011 |<br />

Agrarpolitik<br />

>><br />

Deutschland<br />

AbL: Immer mehr niedersächsische Landkreise gegen <strong>Agrarfabriken</strong>-Flut<br />

Bienenbüttel - Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat<br />

darauf hingewiesen, dass immer mehr niedersächsische Landkreise deutliche<br />

Maßnahmen gegen die Genehmigung von agrarindustriellen<br />

Großmastanlagen ergreifen.<br />

Die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta hätten bereits einen<br />

Genehmigungsstopp für Anträge ohne Brandschutzkonzepte für die<br />

Evakuierung der Tiere ausgesprochen und auch für Neuanlagen in<br />

500 Meter Nähe zur Wohnbebauung ohne Keimschutzgutachten.<br />

Auch die Region Hannover verlange ausführliche<br />

Brandschutzkonzepte, der Landkreis Aurich erlaube keine<br />

gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage mehr.<br />

Nunmehr habe auch der Landkreis Diepholz angesichts der „steigenden Anzahl von<br />

Anträgen zur Errichtung von Intensivtierhaltungsanlagen“, „zunehmenden Bürgerprotesten“<br />

und bisher „eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten“ die Möglichkeit beschlossen,<br />

oberhalb folgender „Aufgreifschwellen“ auch Raumordnungsverfahren durchzuführen:<br />

85.000 Geflügelmastplätze, 60.000 Putenmast- oder Hennenplätze, 85.000<br />

Junghennenplätze, 3.000 Schweinemastplätze, <strong>90</strong>0 Sauenplätze, 9.000<br />

Ferkelaufzuchtplätze, 800 Rinderhaltungsplätze, 1.000 Kälberplätze und 1.000<br />

Pelztierplätze. Die AbL begrüßte diesen Beschluss, weil dem Kreis damit deutlich bessere<br />

Instrumente gegen die geplante 3.200er-Milchviehanlage in Barver zur Verfügung stünden,<br />

gegen die sich auch Agrarminister Lindemann deutlich positioniert habe.<br />

Auch der der Landkreis Cloppenburg genehmige neue Stallbauten mit mehr als 2.000<br />

Schweinemast- und mehr als 750 Sauenplätzen nur noch mit Abluft-Reinigungsanlagen.<br />

Auf der Grundlage des geltenden Bau- und Immissionsschutzrechts, so Landrat Eveslage,<br />

sei der Landkreis als Genehmigungsbehörde verpflichtet, durch geeignete Maßnahmen<br />

schädliche Umwelteinwirkungen sowie erhebliche Belästigungen für Allgemeinheit und<br />

Nachbarschaft zu verhindern. Er empfahl Städten und Gemeinden, ihre<br />

Steuerungsmöglichkeiten über die Bauleitplanung zu nutzen, um Stallbauten in freier<br />

Landschaft zu verhindern.<br />

Der Niedersächsische Landkreistag habe mittlerweile vom Land eine Neuregelung beim<br />

Bau von neuen Tierställen eingefordert. In Regionen wie dem Nordwesten sei die objektive<br />

Grenze des Möglichen erreicht. Außerdem nehme die Akzeptanz für bestimmte Arten von<br />

Tierhaltungsanlagen in weiten Teilen der Bevölkerung ab. Das geltende Recht biete keine<br />

hinreichenden Möglichkeiten zur Grenzziehung. Die Landkreisversammlung forderte vom<br />

Land Niedersachsen konkrete Vorgaben für die Genehmigung und den Bau von


Land Niedersachsen konkrete Vorgaben für die Genehmigung und den Bau von<br />

Großmastanlagen. Auch der Bund müsse das Baurecht ändern.<br />

Nach Einschätzung der AbL reagiere Ministerpräsident McAllister bereits auf diese Lage:<br />

Er habe es in einer Rede vor Junglandwirten im emsländischen Lingen als fraglich<br />

bezeichnet, ob die gegebenen Steuerungsmöglichkeiten in Sachen Mastställen noch<br />

ausreichten. Das Vorgehen des Landkreises Emsland sei „in der gegebenen Situation nicht<br />

zu beanstanden“. Er warf die Frage auf, ob die Privilegierung für großgewerbliche<br />

Tierhaltungsanlagen eingeschränkt werden müsse. Landwirtschaftliche Anlagen mit<br />

ausreichender Futtergrundlage oder in Größenordnungen, die „als Betriebszweig<br />

problemlos betrieben“ werden könnten, stünden nicht zur Diskussion.<br />

AbL-Sprecher Eckehard Niemann forderte die Landesregierung auf, landesweit gegen den<br />

Neubau von <strong>Agrarfabriken</strong> oberhalb der vorhandenen Grenzen des Bundes-<br />

Immissionsschutz-Gesetzes vorzugehen (1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 20.000<br />

Geflügelplätze). Gleichzeitig müssten über neue Nutztierhaltungs-Verordnungen die<br />

Forderungen der EU-Richtlinien nach einer artgerechten Haltung mit genügend Platz auf<br />

Stroh und ohne Tierverstümmelung endlich durchgesetzt werden. Ein Programm für den<br />

Umbau auf solche Haltungsformen und auf Auslaufhaltung stehe auf der Tagesordnung.<br />

Niedersachsen solle seinen Einfluss nutzen, um solche Regelungen auch bundes- und EUweit<br />

auf den Weg zu bringen, zum Beispiel im Rahmen der EU-Agrarreform.<br />

Eine solche Beschränkung der Tierhaltung allein auf mittelständische bäuerliche Strukturen<br />

liege auch im Interesse der allermeisten Landwirte, weil dadurch die überschussproduzierende<br />

Konkurrenz der Agrarindustrie ausgeschaltet werde, weil durch die<br />

Mengenreduzierung viel Spielraum für faire Erzeugerpreise geschaffen würde und weil<br />

dadurch eine gesellschaftlich akzeptierte Tierhaltung entstünde. (AbL)<br />

Pressemitteilung AbL<br />

Lindemanns Tierschutzplan auf der Suche nach Rechtfertigung<br />

agrarindustrieller Haltungsmethoden<br />

Als Ausweich-Versuch vor einer klaren Weichenstellung für eine artgerechte<br />

Tierhaltung in bäuerlichen Strukturen bewertet die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche<br />

Landwirtschaft (AbL) den neuen Tierschutzplan des niedersächsischen<br />

Agrarministers Lindemann. „Wer es ernst meint mit einer tiergerechten<br />

Nutztierhaltung“, so AbL-Sprecher Eckehard Niemann, „der muss den Tieren vor<br />

allem und rasch genügend Platz, Auslauf und Haltung auf Stroh sichern.“ Genau<br />

diese Haltung aber sei ausschließlich in mittelständischen bäuerlichen Strukturen<br />

möglich und nicht in <strong>Agrarfabriken</strong>.<br />

Die jahrzehntelangen Erfahrungen von Bauern mit einer artgerechten Tierhaltung<br />

belegten, dass dann ein Amputieren der Schnäbel oder der Ringelschwänze<br />

überflüssig sei. Die Hühner, Puten und Schweine würden sich vor allem bei Streß<br />

gegenseitig verstümmeln, deshalb müsse die Qual-Haltung der Hühner auf eigenem<br />

Kot und die strohlose Enghaltung der Schweine auf Betonspalten nun rasch beendet<br />

werden. Umso unverständlicher sei, dass in Lindemanns Tierschutzplan der Auslauf


der Tiere, der Weidegang der Kühe und eine Größenbegrenzung der Ställe mit<br />

keinem einzigen Wort vorkomme und die Sicherung von genügend Platz für die Tiere<br />

lediglich am Rande thematisiert werde.<br />

Wenn Minister Lindemann zunächst noch viele Jahre für angeblich notwendige<br />

Untersuchungen anberaume, dann diene dies nicht nur der Verzögerung dieser<br />

überfälligen Maßnahmen. Lindemann und die Agrarindustrie suchten verzweifelt<br />

nach Möglichkeiten, wie man eine halbwegs vorzeigbare Tierhaltung auch in<br />

agrarindustriellen Dimensionen irgendwie realisieren oder aber die bisherige<br />

Qualhaltung in <strong>Agrarfabriken</strong> als „alternativlos“ rechtfertigen könne. Der an sich<br />

richtige Hinweis auf die langfristige Bereitstellung neuer Zuchtlinien diene hier nur<br />

dieser Verzögerung und Rechtfertigung: Es fehlten jegliche konkrete Maßnahmen zur<br />

Beendigung der einseitigen Qualzucht sowie zur Züchtung von Zweinutzungsrassen<br />

und damit der Beendigung des milliardenfachen Tötens aller männlichen Küken in<br />

der Legehennenzucht.<br />

Die AbL forderte Minister Lindemann dazu auf, sich vom „unseligen Lobby-Filz von<br />

Geflügelkonzernen, Agrarindustrie und Bauernverbandsspitze“ frei zu machen,<br />

unverzüglich ein massives Umbauprogramm für eine artgerechte Tierhaltung in<br />

mittelständischen bäuerlichen Strukturen auf den Weg zu bringen und sich für die<br />

europaweite Verankerung entsprechender Maßnahmen in der anstehenden EU-<br />

Agrarreform einzusetzen. Dies erwarteten die allermeisten Bauern, Verbraucher und<br />

Wähler von einem „Neuen Tierschutzplan“, der diesem Namen auch gerecht werde.<br />

2.695 Zeichen 21.4.2011<br />

Hamburger Abendblatt<br />

28.4.2011<br />

Niedersachsen<br />

Einschränkungen für Landwirte geplant<br />

(abendblatt.de)<br />

Landwirtschaftsminister Lindemann rüttelt an Bauprivileg. Agrar-Unternehmen dürfen bald<br />

nicht mehr Gebäude errichten, wie sie wollen.<br />

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) leitet einen Kurswechsel in<br />

der Agrarpolitik ein. Nach Abendblattinformationen kündigte er Einschränkungen für die<br />

Agrarindustrie in Problemregionen an. Für sie soll künftig das Bauprivileg nicht mehr<br />

uneingeschränkt gelten. Das heißt: Die Unternehmen dürfen nicht mehr ungebremst Gebäude<br />

errichten. Gegen den Trend zu Monokulturen – die „Vermaisung“ ganzer Landstriche –<br />

wegen des Futterbedarfs für die stark wachsende Viehwirtschaft sowie für Biogasanlagen<br />

setzt Lindemann auf unverhohlenen Druck: Wer die Fruchtfolge nicht einhält, dem will er<br />

Subventionen streichen, der Neubau von Biogasanlagen soll durch neue gesetzliche Auflagen<br />

gebremst werden.<br />

Derzeit versuchen viele Landkreise, sich gegen neue Großställe mit Auflagen etwa für mehr<br />

Brandschutz oder die Reduzierung von Geruchsbelästigung zu wehren. Nun arbeitet das


Ministerium an einer Initiative für die Änderung des Baugesetzbuchs. Eingeführt werden soll<br />

eine Obergrenze für den Viehbesatz. Wo die überschritten wird, sollen Kreis- und<br />

Gemeindetage großgewerbliche Ansiedlungen verhindern können.<br />

Im Landkreis Diepholz etwa plant ein Bauer eine Stallanlage für 3200 Milchkühe.<br />

Lindemann, von der Opposition bei Amtseinführung als Lobbyist für die Agrarindustrie<br />

kritisiert, grenzt sich von solchen Projekten deutlich ab: „Das ist eine Dimension, die mit<br />

bäuerlicher Landwirtschaft nichts mehr zu tun hat“. Die Grenze zwischen bäuerlicher<br />

Landwirtschaft und <strong>Agrarfabriken</strong> zieht er deutlich: „Großgewerbe beginnt für mich<br />

bei neuen Ställen mit 40 000 Stück Federvieh, 2000 Mastschweinen oder 800 Kühen.<br />

29. April 2011, 06:00 Uhr<br />

Niedersachsen setzt Agrarindustrie Grenzen<br />

Ludger Fertmann<br />

Minister Gert Lindemann will unter anderem Bau neuer Großmastanlagen verhindern<br />

Hannover. Jahrzehnte hat Niedersachsen auf den ungebremsten Ausbau der Landwirtschaft<br />

gesetzt, jetzt leitet der neue Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) einen<br />

vorsichtigen Kurswechsel ein. Im Gespräch mit dem Abendblatt kündigt er Einschränkungen<br />

für die Agrarindustrie in Problemregionen an. Für sie soll künftig das Bauprivileg<br />

eingeschränkt werden. Das heißt: Die Unternehmen dürfen nicht mehr ungebremst und<br />

unkontrolliert Gebäude errichten. Gegen den Trend zu Monokulturen - die "Vermassung"<br />

ganzer Landstriche - wegen des Futterbedarfs für die stark wachsende Viehwirtschaft sowie<br />

für Biogasanlagen setzt Lindemann auf unverhohlenen Druck: Wer die Fruchtfolge nicht<br />

einhält, dem will er Subventionen streichen, der Neubau von Biogasanlagen soll durch neue<br />

gesetzliche Auflagen gebremst werden.<br />

312 000 Einwohner, aber über 33 Millionen Stück Federvieh, gibt es im Landkreis Emsland,<br />

im benachbarten Kreis Cloppenburg kommen auf 157 000 Einwohner mehr als 1,6 Millionen<br />

Schweine. "Hier werden die Grenzen der Akzeptanz erreicht und überschritten", beschreibt<br />

Lindemann die Situation in Teilen der Region Weser/Ems, die gerne als Deutschlands<br />

Fleischtopf tituliert wird. Derzeit versuchen sich die Landkreise gegen neue Großställe mit<br />

Auflagen etwa für mehr Brandschutz oder die Reduzierung von Geruchsbelästigung zu<br />

wehren. Nun arbeitet das Ministerium an einer Initiative für die Änderung des<br />

Baugesetzbuchs. Eingeführt werden soll eine Obergrenze für den Viehbesatz. Wo die<br />

überschritten wird, sollen Kreis- und Gemeindetage großgewerbliche Ansiedlungen<br />

verhindern können.<br />

Im Landkreis Diepholz etwa plant ein Bauer eine Stallanlage für 3200 Milchkühe.<br />

Lindemann, von der Opposition als Lobbyist für die Agrarindustrie kritisiert, grenzt sich von<br />

solchen Projekten deutlich ab: "Das ist eine Dimension, die mit bäuerlicher Landwirtschaft<br />

nichts mehr zu tun hat." Die Grenze zwischen bäuerlicher Landwirtschaft und <strong>Agrarfabriken</strong><br />

zieht er deutlich: "Großgewerbe beginnt für mich bei neuen Ställen mit 40 000 Stück<br />

Federvieh, 2000 Mastschweinen oder 800 Kühen."<br />

Durch den andauernden Boom der Landwirtschaft gibt es in der Region Weser/Ems in weiten<br />

Teilen annähernd Vollbeschäftigung mit Arbeitslosenquoten unter fünf Prozent. Aber die


Region Weser-Ems hat auch große Probleme mit der hohen Viehdichte: die Zunahme von<br />

Monokulturen mit Mais als Futter für die Tierproduktion und Rohstoff für die aus dem Boden<br />

schießenden Biogasanlagen. Lindemann plädiert deshalb für eine schnelle Änderung des<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG): "Hier gibt es akuten Handlungsbedarf, um die<br />

Beschickung der Anlagen mit Mais einzuschränken."<br />

Damit nicht genug, Lindemann will außerdem die Förderung für Biogasanlagen ohne<br />

Kraftwärmekopplung drosseln: "So können wir steuern, dass die Biogasanlagen sich über die<br />

Regionen vernünftiger verteilen." Aber selbst das reicht dem Minister nicht aus: "Ein<br />

Landwirt, der permanent Mais anbaut, betreibt keine ordnungsgemäße Landwirtschaft mehr -<br />

es fehlt die Fruchtfolge." Genau an diese "gute fachliche Praxis" aber sind die<br />

Direktzahlungen der EU für die Bauern gebunden. Hier will Lindemann ansetzen: "Es muss<br />

zu erheblichen Kürzungen der Direktzahlungen kommen, und bei derzeit über 300 Euro je<br />

Hektar sind solche Kürzungen geeignet, die Vorteile aus der Biogasanlage und der<br />

ausgedehnten Tierhaltung gegen null zu drücken."<br />

Dass sich in der Region Weser-Ems Widerstand gegen neue <strong>Agrarfabriken</strong> regt, kann<br />

Lindemann "gut verstehen". Aber kein Verständnis hat er für die Proteste gegen den Bau<br />

eines Großschlachthofs in Wietze bei Celle und den Versuch, dort Bauern als Lohnmäster zu<br />

gewinnen: "Dieses Projekt entsteht in einer Region mit sehr geringer Nutztierhaltung, hier<br />

halte ich neue Ställe für verträglich und sogar wünschenswert." Deutschland importiere<br />

immer noch in großem Maßstab Geflügel, diese Wertschöpfung sollte hier <strong>statt</strong>finden: "In<br />

Regionen, in denen derzeit der Ackerbau eindeutig dominiert, ist das eigentlich nur eine<br />

Rückkehr zu den Wurzeln der Landwirtschaft mit Ackerbau und Nutztierhaltung."<br />

Weltweit steigt die Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Niedersachsen wird davon nach<br />

Einschätzung von Lindemann profitieren: "Unsere Landwirtschaft geht guten Zeiten<br />

entgegen, aber muss sich auch auf stark schwankende Preise und veränderte<br />

Fördermechanismen einstellen." Die Bedeutung der Branche werde aber sogar noch größer<br />

werden. "Der Anteil der Landwirtschaft an der Wertschöpfung in Niedersachsen wird weiter<br />

wachsen." Kurz vor Ostern hatte Lindemann bereits einen neuen Tierschutzplan angekündigt.<br />

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/VERDENER-<br />

NACHRICHTEN/360229/Resolution-gegen-industrielle-Tierhaltung-in-Arbeit.html<br />

Bund soll das Baugesetz ändern: Privilegierung für große gewerbliche Anlagen<br />

gehört abgeschafft, fordert der Verdener Kreistag<br />

- 14.04.2011<br />

Resolution gegen industrielle Tierhaltung in Arbeit<br />

Von Johannes Heeg<br />

Landkreis Verden. Für den Bau von großen bis gigantischen Tiermastanlagen soll es künftig<br />

höhere Hürden geben. Das ist der Kern einer "Resolution zur Entwicklung und Struktur der<br />

Landwirtschaft im Landkreis Verden", die der Verdener Kreistag beschließen will. Damit<br />

reagiert die Politik auf Pläne für zwei Mastställe im Landkreis Verden, in denen 6000<br />

Schweine beziehungsweise 100000 Hähnchen gehalten werden sollen (wir berichteten).<br />

Weil Appelle allein nichts nützten, müssten die Gesetze zum Tierschutz und zum<br />

Planungsrecht geändert werden. Der Bundesgesetzgeber solle im Baugesetzbuch die<br />

Privilegierung von gewerblichen Tierhaltungsanlagen von deren Größe abhängig machen, so


wie das bei Biogasanlagen bereits der Fall sei. Anlagen, die eine bestimmte Größe<br />

überschreiten, hätten dann keinen automatischen Genehmigungsanspruch mehr, sondern<br />

bedürften einer gemeindlichen Planung. Zudem schlägt der Kreistag dem Bund vor, die<br />

Grundlagen für die immissionsschutzrechtliche Beurteilung zu ändern: Künftig solle nicht<br />

mehr entscheidend sein, was bei den Nachbarn an Staub, Keimen und Gestank ankomme,<br />

sondern was den Stall verlasse.<br />

Ganz abschaffen wolle der Kreistag die Privilegierung aber nicht, weil das wiederum die<br />

bäuerlichen Strukturen gefährden würde. Gerade kleine und mittlere Betriebe, die nur über<br />

wenig Flächen verfügten, beriefen sich gerne auf das Privileg, im Außenbereich bauen zu<br />

dürfen. Bei einer Betriebsgröße von 80 Hektar dürften demnach 24000 Legehennen oder 1400<br />

Schweine gehalten werden.<br />

Vom Land fordert der Kreistag, es möge mit klaren Aussagen einheitliche Maßstäbe für den<br />

Brandschutz schaffen. Zudem müsse das Land stärker kontrollieren, ob seine Auflagen zum<br />

Tier-, Arbeits- und Umweltschutz eingehalten werden.<br />

Wegen der beiden konkreten und möglicherweise noch weiterer Großprojekte, die der<br />

Landkreis nicht aus weltanschaulichen oder ethischen Gründen ablehnen dürfe, drohe die<br />

Akzeptanz der Nutztierhaltung in der Bevölkerung deutlich zu sinken, heißt es in dem vier<br />

Seiten umfassenden Papier, das Landrat Peter Bohlmann aus den Resolutionsentwürfen von<br />

SPD, Grünen und CDU zusammengestellt hat.<br />

Der Kreistag lehne derart große Anlagen ab, da sie nichts mehr mit bäuerlicher<br />

Landwirtschaft zu tun hätten, heißt es im Resolutionsentwurf. Der Schutz der Bürger und der<br />

Natur vor schädlichen Einwirkungen, der Klimaschutz und der Tierschutz seien<br />

Verpflichtungen im kommunalen Handeln. Weitere Mastanlagen, in denen Tiere in ethisch<br />

nicht verantwortbar großer Zahl gehalten würden oder von denen schädliche Emissionen<br />

ausgingen, seien nicht akzeptabel.<br />

Gleichwohl habe der Landkreis Verden ein elementares Interesse an einer stabilen Land- und<br />

Forstwirtschaft. Artgerechte Haltung von Nutztieren müsse heute aber nach dem Prinzip der<br />

Nachhaltigkeit erfolgen. Bäuerliche Familienbetriebe mit ihrem "Denken in Generationen"<br />

wirtschafteten in der Regel nach diesem Prinzip. Dies rechtfertige auch die Subventionen, mit<br />

denen die EU die wirtschaftliche Benachteiligung im Vergleich zu einer wenig<br />

umweltgerechten Landnutzung in vielen anderen Ländern kompensiere. Um die erwünschten<br />

bäuerlichen Strukturen zu erhalten, fordert der Kreistag alle politisch Verantwortlichen im<br />

Landkreis auf, die demokratischen Möglichkeiten zu nutzen, um den Bau von industriellen<br />

Tierhaltungsanlagen zu verhindern.<br />

KREISZEITUNG<br />

Landrat Bohlmann und Verwaltung versuchen Fraktionen unter einen Hut zu kriegen<br />

Kreistag: Resolution zu Massentierhaltung<br />

14.04.11|Langwedel|


Landkreis Verden - (jw) · Bekommt man im Kreisauschuss und im Kreistag eine gemeinsame<br />

Resolution aller Fraktionen „zur Struktur der Landwirtschaft im Landkreis Verden und zu<br />

großen Tierhaltungsanlagen“ hin?<br />

Hintergrund ist unter anderem ein geplanter Maststall für 100 000 Hähnchen in Etelsen-<br />

Giersberg, aber auch ein geplanter Schweinemaststall mit 6 000 Plätzen in der Samtgemeinde<br />

Thedinghausen und ein Mega-Geflügelschlachthof in der Gemeinde Wietze. Im Ausschuss für<br />

Wasser-, Energie- und Abfallwirtschaft des Landkreises legten Landrat Peter Bohlmann und<br />

die Kreisverwaltung am Dienstag einen Resolutionsentwurf vor, der versucht, Anträge von<br />

CDU, SPD sowie Bündnis<strong>90</strong>/Die Grünen unter einen Hut zu bekommen.<br />

Bei der laufenden heftigen Diskussion um die Genehmigung großer Tierhaltungsanlagen ist<br />

„der Landkreis Verden ... als zuständige Baugenehmigungsbehörde Adressat für<br />

weltanschauliche Erwartungen und wirtschaftliche Interessen“, heißt es in dem Entwurf.<br />

Allerdings bestünden kaum Einflussmöglichkeiten in diesen Verfahren von<br />

kommunalpolitischer Seite. Trotzdem halte der Kreistag eine „Resolution zur Artikulation der<br />

politischen Meinung für erforderlich“ um unter anderem „notwendige Gesetzesänderung zu<br />

fordern und gegebenenfalls zu beeinflussen.“<br />

So wolle man die bäuerliche Land- und Forstwirtschaft stärken, bäuerliche Strukturen<br />

erhalten und dem Akzeptanzverlust der Landwirtschaft in der Bevölkerung entgegenwirken.<br />

Man lehne Großanlagen ab, da sie nichts mehr mit bäuerlicher Landwirtschaft zu tun hätten<br />

und dem Schutz von Bürger und Natur vor schädlichen Einflüssen entgegenstünden.<br />

„Dieser Appell nutzt jedoch nichts, wenn es nicht zu Gesetzesänderungen im Tierschutz und<br />

Planungsrecht kommt“, ist man sich in der Resolution im Klaren.<br />

Folglich erwarte man vom Bund, die Privilegierung gewerblicher Tierhaltungsanlagen nach<br />

§35 Absatz 1 Nr.4 in der Größe zu begrenzen, wie das schon jetzt bei Biogasanlagen der Fall<br />

ist und schlägt vor, für die immisionschutzrechtliche Beurteilung eines Vorhabens zukünftig<br />

die Emmissionen zu Grunde zu legen, die einen Stall verlassen dürfen – und nicht die, die bei<br />

Wohnbebauung ankommen dürfen.<br />

CDU, SPD, und Grüne hatten in ihren Anträgen noch gefordert den § 35,4, der gewerbliche<br />

Anlagen privilegiert, ganz zu streichen. Das aber würde eine Beschleunigung der<br />

Konzentration in der Landwirtschaft provozieren, so das Argument der Kreisverwaltung, die<br />

die Privilegierung der Anlagen erst ab einer gewissen Stallgröße streichen will – um gerade<br />

kleinen und mittleren Betrieben die Chance auf Stallanlagen zu lassen. Schließlich hat man<br />

sich den Erhalt bäuerlicher Strukturen auf die Fahnen geschrieben<br />

Vom Land fordert man einheitliche Maßstäbe zum Brandschutz bei Mastanlagen und eine<br />

stärkere Überwachung bereits bestehender Auflagen zum Tier-, Arbeits- und Umweltschutz.<br />

Von potentiellen Investoren erwartet man in Zukunft, dass sie sich frühzeitig mit den<br />

betroffenen Gemeinden an einen Tisch setzen. „Bei aller Ablehnung der industriellen<br />

Tierhaltung fordert der Kreistag allerdings auch von ... Einwendern und Bürgerinitiativen,<br />

dass Diskussionen ... sachlich und fair geführt werden.“<br />

Landrat Bohlmann jedenfalls ist ausgesprochen zuversichtlich, dass die gemeinsame<br />

Resolution im Mai im Kreisausschuss und Anfang Juli im Kreistag angenommen wird.


VG Oldenburg billigt erweiterte immissionsschutzrechtliche Prüfung<br />

für Stallneubauten<br />

Die 5. Kammer des Verwaltungsgerichts Oldenburg hat mit Urteil vom 13. April 2011 (5 A<br />

2047/09 und 5 A 2048/09) die Klagen zweier Tierhalterinnen auf Erteilung von<br />

immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen für die Errichtung und den Betrieb je eines<br />

Schweinemaststalles mit rund 2.000 Tierplätzen abgewiesen.<br />

Die Klägerinnen beantragten Ende 2006 beim Landkreis Cloppenburg die Genehmigungen<br />

für ihre Vorhaben auf den Außenbereichsflächen eines familieneigenen landwirtschaftlichen<br />

Tierhaltungsbetriebes. Zur Beurteilung der Geruchseinwirkungen auf die Nachbarschaft und<br />

Umgebung legten sie ein Geruchsgutachten vor, welches sie im weiteren Verfahren mehrmals<br />

auf Verlangen des Landkreises überarbeiten und ergänzen ließen. In diesen Gutachten wurden<br />

- neben den geplanten Anlagen - nur diejenigen vorhandenen (Tierhaltungs-)Betriebe<br />

berücksichtigt, die sich in einem Radius von 600 m um die neu zu bauenden Ställe befinden.<br />

Eine solche Betrachtungsweise entsprach der seinerzeit herrschenden Verwaltungspraxis des<br />

Landkreises Cloppenburg. Nachdem dieser jedoch durch eigene sog.<br />

"Ausbreitungsrechnungen" für Musterställe die Erkenntnis gewonnen hatte, dass belästigende<br />

Geruchseinwirkungen großer Tierhaltungsanlagen in einer weitaus größeren Entfernung (bei<br />

Mastschweinen bis zu 1.050 m) wahrnehmbar sind, änderte er Anfang 2008 seine<br />

Verfahrensweise und verlangt seitdem bei Geruchsprognosen die Betrachtung eines größer zu<br />

bemessenden Beurteilungsgebietes. Die Klägerinnen weigerten sich jedoch, ein weiteres<br />

Gutachten vorzulegen. Der Landkreis Cloppenburg lehnte ihre Genehmigungsanträge deshalb<br />

Ende 2008 ab. Die dagegen erhobenen Widersprüche wies er im Juni 2009 zurück.<br />

Die daraufhin im Sommer 2009 erhobenen Klagen hat das Gericht abgewiesen. Zur<br />

Begründung verwies es darauf, dass den Genehmigungen entgegenstehe, dass der Landkreis<br />

zu Recht ein ergänzendes Geruchsgutachten mit erweitertem Beurteilungsgebiet auf der<br />

Grundlage der "Geruchsimmissions-Richtlinie" fordere. Gerade in einer Region, die aufgrund<br />

einer extremen Tierbesatzdichte ganz erheblich von Geruchsimmissionen betroffen sei (sog.<br />

"Überschreitungsgebiet"), dürfe die Überprüfung nicht schematisch erfolgen. Auch die<br />

Beurteilung der Vorbelastungssituation durch vorhandene Betriebe mit geruchsbelastender<br />

Wirkung erfordere eine intensive Einzelfallprüfung. Die Geruchsimmissions-Richtlinie<br />

enthalte bezüglich der Größe des Beurteilungsgebietes nur Mindestanforderungen, über die<br />

der Landkreis Cloppenburg hier zu Recht habe hinaus gehen dürfen.<br />

Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Gegen das Urteil kann die Zulassung der<br />

Berufung bei dem Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg beantragt werden.<br />

Ansprechpartner für den Inhalt dieser Presseinformation:<br />

RiVG Harald Meyer<br />

Verwaltungsgericht Oldenburg<br />

Pressesprecher<br />

Schloßplatz 10


26122 Oldenburg<br />

--<br />

Herausgeber: Verwaltungsgericht Oldenburg<br />

SPIEGEL ONLINE<br />

27. April 2011, 19:57 Uhr<br />

Vorwürfe gegen Geflügelriesen<br />

Wiesenhof missachtete Hygieneauflagen<br />

Schimmel, schlechte Kühlung und mangelhafte Kontrollen: In einem Betrieb des<br />

Geflügelproduzenten Wiesenhof herrschten laut "Stern" unhygienische Zustände. Wiederholt<br />

sei gegen Vorschriften der Behörden verstoßen worden. Der Unternehmen weist die Vorwürfe<br />

zurück.<br />

Hamburg - Wiesenhof-Hähnchen liegen in fast jeder Supermarkt-Kühltheke. Die Deutschen<br />

lieben die Geflügelprodukte des Großkonzerns, pro Woche schlachtet der Marktführer 4,5<br />

Millionen Tiere.<br />

Doch nun gibt es massive Vorwürfe: In einem seiner 13 Geflügelschlachtbetriebe soll<br />

mehrfach gegen Hygieneauflagen verstoßen worden sein. Das berichtet der "Stern". In dem<br />

Betrieb in Möckern bei Magdeburg könne die zuständige Veterinäraufsicht "eine hygienisch<br />

bedenkenlose Schlachtung nicht garantieren", berichtet der "Stern" und beruft sich auf<br />

amtliche Dokumente.<br />

Laut "Stern" haben die zuständigen Behörden seit Anfang 2010 wiederholt Mängel in der<br />

Tiefkühlschlachterei beanstandet. So würden Berichte und Fotos der amtlichen Kontrolleure<br />

dokumentieren, dass Schlachtereiräume mit Schwarzschimmel befallen und bereits<br />

geschlachtetes Geflügel mit Kot verunreinigt seien. Zudem gebe es Verstöße bei<br />

Fleischbeschau und Kühlung sowie Überschreitungen der zulässigen Schlachtmenge.<br />

Spätestens seit einer Betriebsbegehung im April vergangenen Jahres seien den Behörden die<br />

Mängel bekannt. Trotzdem habe das Landesverwaltungsamt Halle am 26. August dem<br />

Schlachthof in Sachsen-Anhalt eine neue EU-Zulassung erteilt - allerdings unter der<br />

Maßgabe, die Mängel sofort abzustellen. Laut "Stern" heißt es im EU-Zulassungsbescheid,<br />

dass "erhebliche Verletzungen hygienerechtlicher Bestimmungen" sowie ein "erhebliches<br />

Gefährdungspotential für die Verbraucher" bestünden.<br />

Wiesenhof weist Vorwürfe zurück<br />

Einige der Mängel seien in der Zwischenzeit behoben worden. Doch vor allem gegen<br />

Auflagen, die vorgeschriebenen Fleischbeschauzeiten von 1,5 Sekunden pro Tier einzuhalten,<br />

sträube sich Wiesenhof nach "Stern"-Informationen weiterhin. Auch würden die Kontrolleure


des zuständigen Landkreises Jerichower Land regelmäßig zu hohe Temperaturen der<br />

Schlachtkörper und Nachlässigkeiten bei der hygienischen Trennung zwischen verschiedenen<br />

Produktionsbereichen beanstanden.<br />

Wiesenhof-Sprecher Frank Schroedter wies die Hygiene-Vorwürfe zurück. Alle Mängel seien<br />

abgestellt. Zudem sagte Schroedter SPIEGEL ONLINE, die meisten Beanstandungen seien<br />

nicht schwerwiegend gewesen. So seien Schwarzschimmel-Verunreinigungen in feuchten<br />

Räumen wie Schlachtereien ein häufiges Problem - die Sporen würden regelmäßig bekämpft.<br />

Bei der Fleischbeschau gebe es keine Verstöße, sagte Schroedter SPIEGEL ONLINE. Jedes<br />

Tier werde von Veterinären untersucht, verunreinigte Tiere würden sofort aussortiert. Das die<br />

Zeit für eine ausreichende Kontrolle am Fließband nicht ausreichen soll, kann Schroedter<br />

nicht nachvollziehen. "Es sind niemals verunreinigte Tiere den Handel gegegangen", betonte<br />

der Sprecher.<br />

Gegen das angedrohte Zwangsgeld wegen mangelhafter Kühlung habe das Unternehmen<br />

Widerspruch eingelegt. Auch die Schlachtmenge werde laut Schroedter nicht überschritten.<br />

Der Sachverhalt werde zur Zeit von einem unabhängigen Gutachter untersucht.<br />

Seh<br />

TAZ<br />

28.04.2011<br />

Lebensmittelskandal bei PHW/Wiesenhof<br />

Fäkalien auf Hühnerfleisch<br />

Schimmel und Kühlprobleme: Behörden kritisieren die miserable Hygiene in einem<br />

Schlachthof, der zum größten deutschen Hähnchenproduzenten gehört. VON JOST MAURIN<br />

Na, macht der Anblick Appetit? Dann lesen Sie jetzt lieber nicht weiter. Foto: dpa<br />

BERLIN taz | Nach mehreren Tierschutzskandalen hat die Agrarindustrie nun auch einen<br />

Hygieneskandal. Deutschlands größter Hähnchenproduzent PHW/Wiesenhof hat


Aufsichtsbehörden zufolge in seinem Schlachthof im sachsen-anhaltischen Möckern bis zu 10<br />

Prozent der Tiere so geschlachtet, dass Fäkalien aufs Fleisch fließen konnten.<br />

Für die amtliche Kontrolle etwa auf Krankheiten seien nur 0,8 Sekunden pro Tier geblieben –<br />

so schnell habe Wiesenhof das Fließband der Anlage laufen lassen. Das Unternehmen<br />

verarbeitet nach eigenen Angaben in Möckern jährlich 40 Millionen Hähnchen zu<br />

Tiefkühlware. Abnehmer seien "alle internationalen und nationalen Handelsketten" inklusive<br />

der Discounter Aldi und Lidl, sagte Sprecher Frank Schroedter.<br />

Das Landesverwaltungsamt Halle warf Wiesenhof in einem Zulassungsbescheid vom 26.<br />

August 2010 "erhebliche Verletzungen hygienerechtlicher Bestimmungen" vor. "Diese<br />

Mängel stellen ein erhebliches Gefährdungspotenzial für den Verbraucher dar", heißt es in<br />

dem Schreiben, das die Zeitschrift Stern am Donnerstag der taz zur Verfügung stellte.<br />

Wiesenhof-Sprecher Schroedter bestätigte, dass die Behörden ebenfalls<br />

"Schwarzschimmelbefall an Wand und Decke" bemängelten. "Dieses Problem haben wir aber<br />

schon im vergangenen Jahr beseitigt." Die Beamten hätten dem Unternehmen auch<br />

vorgeworfen, die Hähnchen nach der Schlachtung nicht sofort stark genug zu kühlen. Die<br />

Kühlung soll zum Beispiel verhindern, dass Salmonellen entstehen – Bakterien, die<br />

Darmkrankheiten hervorrufen.<br />

Importverbot wegen Salmonellengefahr<br />

"Absolut falsch", sagte Schroedter. Schließlich dürfe der Betrieb sogar nach Skandinavien<br />

exportieren, wo besonders strenge Regeln gälten. Allerdings räumte er ein, dass Russland<br />

wegen eines Salmonellennachweises in einer Lieferung aus Möckern Importe aus dem Betrieb<br />

verboten hat. Die russischen Behörden erließen aber gegen viele Firmen solche<br />

Importsperren.<br />

Nur 0,1 Prozent der Hähnchen habe die Schlachtmaschine "in den vergangenen Monaten" den<br />

Darm aufgeschnitten, sodass dessen Inhalt aufs Fleisch laufen könne, ergänzte Schroeter.<br />

Doch die Quote war offenbar vor kurzem viel höher. Denn erst nach dem Rüffel durch die<br />

Behörden habe Wiesenhof seine Schlachtung verbessert, sagte die Sprecherin des<br />

Landesverwaltungsamts, Denise Vopel. Vor allem wegen der Kühltemperatur und der Zeit für<br />

die Fleischkontrolle setzte die Behörde Vopel zufolge 100.000 Euro Zwangsgeld fest, gegen<br />

das sich Wiesenhof rechtlich zu Wehr setzt.<br />

Hintergrund des Streits ist Geld: Eine bessere Kühlung und langsamere Bandgeschwindigkeit<br />

würden Wiesenhof mehr kosten. Vor allem aus finanziellen Gründen halten Wiesenhof- und<br />

andere Mäster ihre Tiere auch auf engstem Raum und ohne Auslauf, was Tierschützer<br />

wiederholt als Quälerei kritisierten.<br />

Die Verbraucherorganisation Foodwatch wies darauf hin, die Missstände hätten dem Stern<br />

zufolge lange Zeit angehalten, ohne dass die Behörden wirksam durchgriffen. Deshalb<br />

müssten "die Erkenntnisse, die Lebensmittelkontrolleure sammeln, publik werden", sagte<br />

Sprecher Martin Rücker. Das würde eher dazu führen, dass die Firmen, sich an die<br />

Spielregeln halten.<br />

Der Discounter Lidl erklärte: "Die genannten Vorwürfe nehmen wir sehr ernst". Das<br />

Unternehmen werde die Angelegenheit prüfen. Konkurrent Aldi Süd antwortete auf die Frage<br />

der taz nach Konsequenzen aus dem Skandal, dass Wiesenhof die Vorwürfe zurückgewiesen


habe. Die Produkte von Aldi Süd würden "durch unabhängige Lebensmittelinstitute"<br />

überprüft. Aldi Nord ließ eine Anfrage der taz unbeantwortet.<br />

VOLKSSTIMME<br />

Nach Vorwürfen zu Hygienemängeln im Schlachtbetrieb in Möckern<br />

"Wiesenhof"-Chef: Unsere Produkte sind salmonellenfrei<br />

Von Stephen Zechendorf<br />

Trauen dem Braten auch weiterhin (v. l.): Möckerns Bürgermeister Frank von Holly,<br />

Wiesenhof-Geschäftsführer Michael Schönewolf und Landrat Lothar Finzelberg. Foto:<br />

Stephen Zechendorf<br />

Möckern. Das Unternehmen "Wiesenhof" wird mit allen rechtlichen Mitteln gegen das<br />

Magazin "Stern" vorgehen. Das sagte der Geschäftsführer der Wiesenhof Geflügel Möckern<br />

GmbH, Michael Schönewolf, nach einem Artikel über angeblich katastrophale Hy- giene-<br />

Zustände im Wiesenhof-Schlachthof Möckern (Volksstimme berichtete).<br />

"Alle Vorwürfe sind nachweislich falsch", so Schönewolf gestern. Während der "Stern"<br />

behauptet, zehn Prozent der geschlachteten Tiere seien verunreinigt, hätten Amtsveterinäre im<br />

vergangenen Monat eine Quote von 0,14 Prozent festgestellt. "Darüber war der ,Stern‘<br />

informiert", so Schönewolf. Auch seien die Fotos, die den Befall von Schwarzschimmel<br />

dokumentieren sollen, veraltet und stammen nicht aus dem Schlacht- sondern aus dem<br />

Abfallbereich. Dieser sei 2010 saniert worden.<br />

Die Vorwürfe im "Stern" beziehen sich auf Kontrollen vom April 2010. "Seitdem wurden alle<br />

Mängel abgearbeitet", so Michael Schönewolf. Zu Aspekten, bei denen es um Kühlung und<br />

Dauer der Fleischbeschau geht, laufen derzeit Verfahren, die Klarheit bringen sollen. Das<br />

Unternehmen der phw-Gruppe, das den Geflügelschlachthof im Jerichower Land betreibt,<br />

verweist auf regelmäßige und unangemeldete Kontrollen, die im Schlachthof durchgeführt<br />

werden. Laut Schlachthof-Chef Schönewolf hat der Betrieb im Jahr 2010 alle 30 Kontrollen<br />

zum Teil mit Bestnoten bestanden. Lebende und geschlachtete Tiere würden mehrmals auf<br />

Verunreinigungen überprüft. "Unsere Produkte sind 100 Prozent salmonellenfrei", betont<br />

Schönewolf. Der Vorwurf überhöhter Schlachtzahlen sei von der Staatsanwaltschaft entkräftet<br />

worden, erinnerte der Geschäftsführer.<br />

Mit einem herzhaften Biss in Wiesenhof-Broiler gaben gestern der Landrat des Jerichower<br />

Landes, Lothar Finzelberg, und Möckerns Bürgermeister Frank von Holly ein Bekenntnis zu<br />

Broilern aus Möckern ab. Für den Landkreis erledigen fünf Mitarbeiter bei Wiesenhof die<br />

tägliche Fleischbeschau.<br />

Zu Gerüchten, dass die Tippgeber für den "Stern"-Artikel im Landesverwaltungsamt und der<br />

im Landkreis angegliederten Unteren Veterinäraufsicht zu suchen wären, sagte Landrat


Finzelberg: "Es gibt bei behördlichen Kontrollen immer Leute, die mit den Kontrollen oder<br />

dem Umgang mit den Ergebnissen unzufrieden sind."<br />

Als Qualitätsgarantie sieht Schlachthof-Geschäftsführer Schönewolf auch seine 350<br />

Mitarbeiter: "Die geben kein schlechtes Produkt raus."<br />

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Copyright © Volksstimme.de 2011<br />

Dokument erstellt am 30.04.2011 um 05:32:09 Uhr<br />

Erscheinungsdatum 30.04.2011 | Ausgabe: sachsenanhalt<br />

Braunschweiger Zeitung<br />

Nachrichten / Peine<br />

"Fluchttüre sind für Hähnchen in den Mastställen kein Ausweg"<br />

Von Harald Meyer<br />

Der Landkreis Peine bleibt dabei: Die Baugenehmigungen für die vier Hähnchenmastanlagen<br />

im Kreisgebiet – darunter als größte auch die bei Alvesse in der Gemeinde Vechelde – seien<br />

rechtmäßig erteilt worden. Andere Kreise hingegen überdenken ihre bisherige<br />

Genehmigungspraxis.<br />

So hätten die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta bereits einen Genehmigungsstopp<br />

für Bauanträge ohne Brandschutzkonzepte für die Evakuierung der Hähnchen ausgesprochen,<br />

und auch die Region Hannover verlange ausführliche Brandschutzkonzepte: Darauf weist die<br />

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hin.<br />

Die Peiner Kreisverwaltung habe ebenfalls die aktuelle Sach- und Rechtslage und die<br />

entsprechenden jüngsten Verlautbarungen der Ministerien geprüft, betont Kreissprecher<br />

Henrik Kühn: "Daraus ergeben sich aber für uns keine neuen Erkenntnisse." Der Landkreis<br />

sehe somit bei seinen Baugenehmigungen für Hähnchenmastställe "keinen zusätzlichen oder<br />

neuen Handlungsbedarf" – das gelte "speziell auch für das Alvesser Bauvorhaben". Die<br />

Bürgerinitiative (BI) Alvesse/Üfingen hat hingegen den aus ihrer Sicht mangelhaften<br />

Brandschutz für die Mastanlage bei Alvesse kritisiert und das fehlende Keimschutzgutachten.<br />

Kerstin Spelthann, Pressesprecherin des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft<br />

(ZDG) mit Sitz in Berlin, weist aber darauf hin, dass sich Hähnchen bei einem Brand ganz<br />

anders verhielten als Menschen: "Feuer veranlasst die Tiere nicht, aus dem Stall zu laufen,<br />

sondern vielmehr dazu, im Stall zu bleiben." Vorkehrungen wie das Öffnen von Fluchttüren<br />

seien somit bei einem Feuer in Hähnchenmast-ställen kein Ausweg.<br />

Vielmehr gehe es bei diesen Mast-ställen vor allem darum, Brände erst gar nicht entstehen zu<br />

lassen – etwa indem nicht brennbares Material verwendet werde. Die Betreiber der<br />

Hähnchenmast hätten ein "großes Interesse" daran, die Brandgefahr zu minimieren, zumal sie<br />

durch ein Feuer "bares Geld" verlören. So sei ein Frühwarnsystem gang und gäbe, bei dem<br />

nicht nur der Betreiber, sondern vor allem die Feuerwehr möglichst unverzüglich über einen


Brand informiert würden. Sollte es doch zum Feuer kommen, hänge das Leben der Tiere<br />

letztlich davon ab, wie schnell es gelöscht werde.<br />

Zum Keimschutzgutachten merkt Kerstin Spelthann an: "Da in Geflügelaufzuchtanlagen<br />

vorwiegend Grobstäube entstehen, die von der Luft nicht weit getragen werden können,<br />

bieten die vorgeschriebenen Mindestabstände von Geflügelaufzuchtanlagen zur<br />

Wohnbebauung einen guten Schutz für die Anwohner." Die Alvesser Anlage liegt laut<br />

Kreisverwaltung mindestens 850 Meter von der Wohnbebauung entfernt, der Mindestabstand<br />

werde somit eingehalten.<br />

Freitag, 29.04.2011<br />

HAZ / DPA<br />

26.04.2011 16:14 Uhr<br />

Tierhaltung<br />

Landkreise zunehmend gegen Großmastanlagen<br />

Die Landkreise steuern zunehmend dem Trend zu sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong> entgegen. Die<br />

Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta wollen keine neuen Ställe ohne greifende<br />

Brandschutzkonzepte. Auch Niedersachsens Agrarminister Lindemann sprach sich dagegen<br />

aus: Betriebe einer solchen Größenordnung entsprächen nicht seinem agrarpolitischem<br />

Leitbild.<br />

Immer mehr Landkreise lehnen sich gegen sogenannte <strong>Agrarfabriken</strong> auf. So hätten die<br />

Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta bereits einen Genehmigungsstopp für Anträge<br />

ohne Brandschutzkonzepte für die Evakuierung der Tiere und neue Anlagen ohne<br />

Keimschutzgutachten in weniger als 500 Metern Nähe zu Wohnbebauung ausgesprochen,<br />

berichtete die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am Dienstag. Die Region<br />

Hannover verlange ausführliche Brandschutzkonzepte, der Landkreis Aurich erlaube keine<br />

gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage mehr.<br />

So hat auch der Landkreis Diepholz angesichts der steigenden Anzahl von Anträgen zur<br />

Errichtung von Intensivtierhaltungsanlagen und zunehmenden Bürgerprotesten vor allem<br />

gegen eine geplante Milchviehanlage in Barver beschlossen, Raumordnungsverfahren immer<br />

dann zu prüfen, wenn ein Verfahren nach dem Umweltverträglichkeitsgesetz ansteht. Das<br />

bestätigte ein Kreissprecher am Dienstag. Das gilt etwa für Anlagen mit mehr als 85.000<br />

Geflügel- oder 3000 Schweinemastplätzen. Auch Agrarminister Gert Lindemann (CDU) hatte<br />

gegen den Mega-Stall in Barver für 3200 Kühe in einem Brief an die Anwohner Stellung<br />

bezogen. Betriebe dieser Größenordnung entsprächen nicht seinem agrarpolitischen Leitbild.<br />

Der Landkreis Cloppenburg hatte im März beschlossen, Natur und Umwelt besser vor<br />

Immissionen zu schützen. Große Stallneubauten sollen nur noch mit Abluftreinigungsanlagen<br />

genehmigt werden. Die Tierzahlen seien vor allem bei neu beantragten Schweineställen<br />

immer weiter gestiegen und lägen meist zwischen 1000 und 4000, hatte Landrat Hans<br />

Eveslage (CDU) die Maßnahme begründet. Eveslage empfahl Städten und Gemeinden, ihre<br />

Steuerungsmöglichkeiten über die Bauleitplanung zu nutzen.


Der Niedersächsische Landkreistag hatte im März vom Land eine Neuregelung beim Bau von<br />

neuen Tierställen eingefordert. In Regionen wie dem Nordwesten sei die objektive Grenze des<br />

Möglichen erreicht. Die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg hatten sich schon im<br />

vergangenen Jahr gegen Großanlagen positioniert.<br />

AbL-Sprecher Eckehard Niemann forderte die Landesregierung auf, gegen den Neubau von<br />

<strong>Agrarfabriken</strong> oberhalb der vorhandenen Grenzen des Bundes-Immissionsschutz-Gesetzes<br />

vorzugehen. Diese lägen bei 1500 Schweinemast-, 560 Sauen- und 20.000 Geflügelplätzen.<br />

Eine Beschränkung der Tierhaltung allein auf mittelständische bäuerliche Strukturen diene<br />

nicht nur dem Tierschutz, sondern liege auch im Interesse der allermeisten Landwirte, sagte<br />

Niemann am Dienstag.<br />

„Die Kommunen verfügen bereits jetzt über effektive Steuerungsinstrumente“, erklärte<br />

Natascha Manski vom Landwirtschaftsministerium in Hannover. „Sie können beispielsweise<br />

Eignungs- und Vorranggebiete ausweisen.“ Ergänzend wolle Landwirtschaftsminister<br />

Lindemann den Landkreisen in Regionen mit besonders viel Vieh ermöglichen, eine<br />

Privilegierung für groß-gewerbliche Ställe im Außenbereich aufzuheben.<br />

„Derzeit finden entsprechende Gespräche zwischen dem Landwirtschafts- und dem<br />

zuständigen Bauministerium sowie dem Niedersächsischen Landkreistag <strong>statt</strong>“, berichtete die<br />

Sprecherin. „Da es sich jedoch um ein Bundesgesetz handelt, kann Niedersachsen die<br />

Initiative zwar auf den Weg bringen, sie muss jedoch auch von den anderen Bundesländern<br />

mitgetragen und schließlich bundesweit umgesetzt werden“, betonte Manski. Dpa<br />

HAZ<br />

27.04.2011 22:14 Uhr<br />

Massentierhaltung<br />

Mastställe in Niedersachsen stoßen immer öfter an Grenzen<br />

Dem Wandel der öffentlichen Meinung zugunsten des Tierschutzes passen sich immer mehr<br />

Landkreise in Niedersachsen an – auch solche, die sich zuvor besonders stolz auf ihre<br />

Tierproduktion gezeigt hatten. Bürgerinitiativen in Wietze und Umgebung sehen sich<br />

bestätigt.<br />

Niedersachsen galt lange als ausgewiesener Verfechter der Massentierhaltung. Nun aber wird<br />

es quer durchs Land zunehmend schwierig, neue Großmastanlagen für Tausende Schweine<br />

oder Zigtausende Hähnchen zu bauen. Immer mehr Kommunen legen möglichen Investoren<br />

Steine in den Weg. Und Landwirtschafts- und Sozialministerium suchen nach Möglichkeiten,<br />

die in bestimmten Gegenden ausufernde „Viehdichte“ in den Griff zu bekommen.<br />

Die Gespräche zur Überarbeitung des Baurechts, die auf eine Bundesratsinitiative<br />

hinauslaufen sollen, gehen auf die Forderung des Landkreistages nach einer „besseren<br />

Steuerung“ zurück. „Unsere Forderungen richten sich nicht gegen die Landwirtschaft“, betont<br />

dessen Geschäftsführer Hubert Meyer. Es gehe um eine „geordnete Entwicklung“.<br />

Landwirtschaftsminister Gert Lindemann denkt nach Angaben einer Sprecherin daran, in<br />

Regionen mit sehr viel Vieh, etwa in Weser-Ems, Masthallen abseits der Höfe nicht mehr<br />

bevorzugt genehmigen zu lassen. Bisher gelten Anträge von Landwirten bundesweit als<br />

baurechtlich privilegiert. Sozial- und Bauministerin Aygül Özkan zieht „am selben Strang“,<br />

wie ihre Sprecherin sagt.


Dem Wandel der öffentlichen Meinung zugunsten des Tierschutzes passen sich immer mehr<br />

Landkreise an – auch solche, die sich zuvor besonders stolz auf ihre Tierproduktion gezeigt<br />

hatten. Die Landkreise Emsland, Vechta und Oldenburg pochen mittlerweile auf Brandschutz<br />

und Keimschutzgutachten, wenn ihnen ein Bauantrag eingereicht wird. Auch die Region<br />

Hannover verlangt ein Brandschutzkonzept, der Kreis Aurich eine ausreichende<br />

Futtergrundlage. Der Kreis Cloppenburg genehmigt Stallanlagen mit mehr als 2000<br />

Schweinemastplätzen nur noch mit Abluft-Reinigungsfilter. Landrat Hans Eveslage empfiehlt<br />

den Gemeinden mit Blick auf schädliche Umwelteinwirkungen, über die Bauleitplanung<br />

Großställe zu verhindern. Das Verwaltungsgericht Oldenburg hat den Kreis gerade mit der<br />

Abweisung zweier Klagen von Mästern bestätigt. Letztere hatten sich geweigert, die<br />

geforderten Geruchsgutachten vorzulegen. Reagiert hat nun auch der Kreis Diepholz, wo eine<br />

geplante Anlage mit 3200 Milchkühen Proteste hervorgerufen hatte. Dem Bau von<br />

Großanlagen wird jetzt ein Raumordnungsverfahren vorangestellt.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft sieht sich in ihrem jahrzehntelangen<br />

Kampf gegen <strong>Agrarfabriken</strong> bestätigt. Auch seitens der Bürgerinitiative (BI) gegen den<br />

Hähnchenschlachthof in Wietze (Kreis Celle) heißt es: „Gut, dass immer mehr Landkreise<br />

ihre Möglichkeiten nutzen.“ In der nahen Samtgemeinde Flotwedel haben gerade zwei Mäster<br />

Hähnchenstallanlagen beantragt. Prompt hat sich auch dort eine BI gegründet, die unter<br />

anderem Antibiotika im Grundwasser befürchtet. „Wir versuchen, die Ställe zu verhindern“,<br />

sagt Sprecher Thorsten Müller. Keinesfalls werde man den Kreis die Anträge einfach<br />

durchwinken lassen.<br />

Gabriele Schulte<br />

DPA<br />

Kreise regulieren zunehmend Großmastanlagen<br />

Veröffentlicht: 26 April 2011 12:53<br />

Verändert : 26 April 2011 12:53<br />

Hannover/Bienenbüttel (dpa/lni) - Die Landkreise steuern auf regionaler Ebene<br />

zunehmend dem Trend zu sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong> entgegen. Das<br />

berichtete die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am<br />

Dienstag. So hätten die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta bereits<br />

einen Genehmigungsstopp für Anträge ohne bestimmte Brandschutzkonzepte<br />

und Keimschutzgutachten ausgesprochen. Der Landkreis Aurich erlaube keine<br />

gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage mehr. Diepholz<br />

setzt stärker auf Raumordnungsverfahren. Der Landkreis Cloppenburg hatte<br />

bereits im März beschlossen, Natur und Umwelt besser vor Immissionen zu<br />

schützen. Die Tierzahlen seien vor allem bei neu beantragten Schweineställen<br />

immer weiter gestiegen, hieß es dort.<br />

NDR<br />

Stand: 26.04.2011 16:20 Uhr


Landkreise rüsten sich gegen Mega-Ställe<br />

Immer mehr neue Schweinemastanlagen sollen für<br />

bis zu 4.000 Tiere gebaut werden. Sie sind lukrativ, aber auch eine Belastung für Mensch und<br />

Tier: Riesige Mastanlagen für Zehntausende Hühner und Schweine. In immer mehr Regionen<br />

machen Bürger Front gegen diese sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong>. Und die Landkreise beugen<br />

sich nun diesem Druck.<br />

Keine Genehmigung ohne Brand- und Keimschutz<br />

Die Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta hätten bereits einen Genehmigungsstopp für<br />

Anträge ohne Brandschutzkonzepte für die Evakuierung der Tiere und neue Anlagen ohne<br />

Keimschutzgutachten in weniger als 500 Metern Nähe zu Wohnbebauung ausgesprochen,<br />

berichtete die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am Dienstag. Auch die<br />

Region Hannover verlange ausführliche Brandschutzkonzepte, der Landkreis Aurich erlaube<br />

keine gewerblichen Anlagen ohne den Nachweis, dass das Futter selbst angebaut wird.<br />

Videos<br />

Video<br />

Gemeinsam gegen zu viele Mastanlagen<br />

11.03.2011 | 18:00 Uhr<br />

NDR Fernsehen: Niedersachsen 18.00<br />

Der Bau neuer und immer größerer Tiermastställe ist ein unlösbares Problem für viele<br />

Landkreise. Ministerpräsident McAllister verspricht beim Landkreistag Unterstützung.<br />

Video starten (03:41 min)<br />

Diepholz setzt auf Raumordnungsverfahren<br />

Im Landkreis Diepholz richtet sich der Unmut derzeit gegen eine geplante Milchviehanlage in<br />

Barver für 3.200 Kühe. Das ist selbst Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) zu<br />

groß. Betriebe dieser Größenordnung entsprächen nicht seinem agrarpolitischen Leitbild,<br />

schreibt er in einem Brief an die Anwohner. Der Landkreis hat nun für solche Fälle<br />

beschlossen, Raumordnungsverfahren mit Bürgerbeteiligung einzuleiten.<br />

Videos


Keine Standards für den Bau von Mastanlagen<br />

09.03.2011 | 14:00 Uhr<br />

NDR Fernsehen: NDR aktuell<br />

In vielen Landkreisen Niedersachsens liegen Bauanträge für Mastanlagen vor. Bisher existiert<br />

jedoch keine einheitliche gesetzliche Regelung bezüglich der Baubestimmungen.<br />

Video starten (02:15 min)<br />

Cloppenburg fordert saubere Abluft<br />

Der Landkreis Cloppenburg hatte im März beschlossen, Natur und Umwelt besser vor<br />

Immissionen zu schützen. Große Stallneubauten sollen deshalb nur noch mit<br />

Abluftreinigungsanlagen genehmigt werden. Die Landkreise Lüneburg und Lüchow-<br />

Dannenberg hatten sich schon im vergangenen Jahr gegen Großanlagen positioniert.<br />

Kommunen sollen besser steuern können<br />

Derzeit laufen laut Agrarministerium Gespräche mit dem Bauministerium und dem<br />

Niedersächsischen Landkreistag, um die Möglichkeiten der Kommunen bei der Steuerung der<br />

Massentierhaltung zu verbessern. "Da es sich jedoch um ein Bundesgesetz handelt, kann<br />

Niedersachsen die Initiative zwar auf den Weg bringen, sie muss jedoch auch von den<br />

anderen Bundesländern mitgetragen und schließlich bundesweit umgesetzt werden", sagte<br />

eine Ministeriumssprecherin am Dienstag in Hannover.<br />

NWZ<br />

CLOPPENBURG, 27. April 2011<br />

Für Großmastanlagen wird es eng<br />

Landwirtschaft Immer mehr Landkreise erschweren Verfahren – Urteil<br />

unterstützt Cloppenburg<br />

Schweinemast wird in Großanlagen immer heftiger diskutiert. Die Zahl der Landkreise, die<br />

höhere Anforderungen an die Mastbetriebe stellen, wächst. Jetzt gewann der Kreis<br />

Cloppenburg einen Prozess vor dem Verwaltungsgericht. BILD: dpa<br />

Die Richter des Verwaltungsgerichts Oldenburg wiesen eine Klage auf Genehmigung<br />

zweier Ställe zurück. Die Gegner der sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong> sind zufrieden.<br />

von Jürgen Westerhoff<br />

Cloppenburg - Eckehard Niemann ist ein Bauer aus Leidenschaft. Der Rentner aus<br />

Bienenbüttel in der Lüneburger Heide hat seinen Hof verpachtet und deshalb jetzt jede Menge<br />

Zeit, sich um seine Herzenssache zu kümmern. Voller Leidenschaft und mit viel Energie und<br />

Tatkraft setzt er sich dafür ein, „dass die Landwirtschaft wieder bäuerlich wird“.


Der Feldzug gegen die sogenannten <strong>Agrarfabriken</strong> im Lande mag von vielen noch vor einigen<br />

Jahren als ein vergeblicher Kampf gegen die legendären Windmühlen des Don Quichotte<br />

angesehen worden sein – doch inzwischen hat sich einiges verändert. Immer mehr Landkreise<br />

– auch im Oldenburger Land – erhöhen die Anforderungen, wenn es um die Genehmigung<br />

von riesigen Ställen mit tausenden Plätzen geht. Für die Großmastanlagen wird es eng.<br />

Eckehard Niemann freut sich über die Entwicklung. Im Gespräch mit der NWZ sagt er: „Na<br />

ja, ein Grund zum Jubeln ist das alles noch nicht. Dafür sind die Probleme noch zu groß. Aber<br />

der Gesamttrend in Richtung bäuerlicher Landwirtschaft ist durchaus positiv zu sehen.“ Wer<br />

Niemann nicht persönlich kennt und lediglich regelmäßig die Pressemitteilungen liest, glaubt,<br />

dass er es mit einem Vollzeit-Lobbyisten im Kampf gegen die Industrialisierung der<br />

Landwirtschaft zu tun hat. Niemann selbst lacht, wenn er danach gefragt wird, gibt aber nach<br />

kurzem Nachdenken zu: „Doch, tatsächlich. Das geht schon in die Richtung einer Vollzeit-<br />

Beschäftigung.“<br />

Vor inzwischen 35 Jahren hat sein Kampf für die Sache der kleineren Betriebe begonnen.<br />

Damals gründete er gemeinsam mit Gleichgesinnten die „Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher<br />

Landwirtschaft“ (AbL), als deren Pressesprecher für Niedersachsen er heute noch fungiert.<br />

In dieser Funktion freute sich Niemann am Dienstag über ein aktuelles Urteil des<br />

Verwaltungsgerichts Oldenburg. Die 5. Kammer des Gerichts hatte in einem Urteil (5 A<br />

2047/09 und 5 A 2048/09) die Klagen zweier Tierhalterinnen auf Erteilung von<br />

immissionsrechtlichen Genehmigungen für die Errichtung und den Betrieb je eines<br />

Schweinemaststalles mit rund 2000 Tierplätzen abgewiesen.<br />

Die Klägerinnen hatten Ende 2006 ihre Anträge beim Landkreis Cloppenburg gestellt und mit<br />

Geruchsgutachten untermauert, die ein Gebiet im Radius von 600 Metern um die neuen Ställe<br />

betrachtete. Das entsprach damals der herrschenden Verwaltungspraxis. Inzwischen hat der<br />

Landkreis seine Verfahrensweise verändert und verlangt seit Anfang 2008 bei<br />

Geruchsprognosen die Betrachtung eines größeren Gebiets.<br />

Die Klägerinnen weigerten sich jedoch, ein weiters Gutachten vorzulegen, so dass ihre<br />

Genehmigungsanträge abgelehnt wurden.<br />

Die gegen den Beschluss erhobenen Klagen hat das Verwaltungsgericht Oldenburg jetzt<br />

abgewiesen. Der Landkreis habe zu Recht ein weiteres Gutachten gefordert. Gerade in einer<br />

Region, die aufgrund einer extremen Tierbesatzdichte ganz erheblich von<br />

Geruchsimmissionen betroffen sei, dürfe die Überprüfung nicht schematisch erfolgen,<br />

sondern erfordere eine intensive Einzelfallprüfung.<br />

Die Entscheidung der Oldenburger Richter ist noch nicht rechtskräftig und kann vom<br />

Oberverwaltungsgericht Lüneburg überprüft werden.<br />

Unabhängig von diesem Rechtsstreit freuen sich Niemann und seine Mitstreiter von der<br />

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft über die Tatsache, dass immer mehr<br />

Landkreise die Genehmigung solcher Großanlagen erschweren. Die Landkreise Emsland,<br />

Oldenburg und Vechta hätten bereits einen Genehmigungsstopp für Anträge ohne<br />

Brandschutzkonzepte für die Evakuierung der Tiere ausgesprochen. Für Neuanlagen in 500<br />

Meter Nähe zur Wohnbebauung sei überdies ein Keimschutzgutachten erforderlich. Der<br />

Landkreis Aurich erlaube keine gewerblichen Anlagen ohne ausreichende Futtergrundlage<br />

mehr.


Begrüßt wird auch die Haltung des Landkreises Cloppenburg, wo neue Stallbauten mit mehr<br />

als 2000 Schweinemast- und mehr als 750 Sauenplätzen nur noch mit Abluft-<br />

Reinigungsanlagen genehmigt würden.<br />

Inzwischen habe außerdem der Niedersächsische Landkreistag vom Land eine Neuregelung<br />

beim Bau neuer Tierställe gefordert. In Regionen wie dem Nordwesten sei objektiv die<br />

Grenze des Möglichen erreicht. Außerdem nehme die Akzeptanz für bestimmte Arten von<br />

Tierhaltungsanlagen in der Bevölkerung ab – und das geltende Recht böte keine<br />

hinreichenden Möglichkeiten zur Grenzziehung.<br />

Ruheständler Niemann, im Herzen Bauer, schaut angesichts solcher Forderungen<br />

zuversichtlich nach vorn.<br />

AgE<br />

29.4.2011<br />

Lindemann stellt Tierschutzplan vor<br />

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert L i n d e m a n n hat in der vergangenen Woche<br />

seinen überarbeiten Tierschutzplan vorgestellt. Insgesamt sehe dieser 38 Maßnahmen für<br />

zwölf Tiergruppen vor, erklärte der Minister am Mittwoch in Hannover. Als<br />

tierschutzrelevante Punkte werden in dem Plan unter anderem das Schnabelkürzen bei<br />

Geflügel, das Töten männlicher Eintagsküken, das betäubungslose Enthornen bei Kälbern<br />

sowie die betäubungslose Kastration und das Schwänzekupieren bei Ferkeln genannt. Die<br />

Umsetzung des Tierschutzplans beginne in diesem Jahr und solle 2018 abgeschlossen sein,<br />

erklärte Lindemann. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass der Lenkungsausschuss, in dem<br />

Vertreter der Landwirtschaft, der Ernährungswirtschaft, von Bioland, des Deutschen<br />

Tierschutzbundes, der Wissenschaft, der Behörden, der Verbraucherzentrale und der Kirche<br />

vertreten seien, eine komplexe Aufgabe zu bewältigen habe. Der gewählte Zeithorizont bis<br />

2018 sei deshalb nicht unangemessen. Der Minister kündigte an, im nächsten Schritt würden<br />

sich sieben Facharbeitsgruppen konstituieren und eine Arbeitsplanung erstellen. Die<br />

Vorschläge sollten dann in Pilotprojekten in der Praxis erprobt werden. Die Erfahrungen<br />

würden anschließend ausgewertet und ihre Verwendung als Standard für alle als fachliche<br />

Praxis transferiert. „Wir werden nicht nur Papier erzeugen, sondern eine Fortentwicklung des<br />

Tierschutzes in der Praxis bewirken“, versprach Lindemann. Der Hauptgeschäftsführer des im<br />

Lenkungsausschuss vertretenen Landvolks Niedersachsen, Jörn D w e h u s , erklärte, man<br />

werde alles mittragen, „was sinnvoll, praktikabel und wirtschaftlich ist“.<br />

Pilotbetrieb kürzt Schnäbel nicht<br />

Dwehus betonte des Weiteren, es sei dem Berufsstand bei den einzelnen Punkten besonders<br />

wichtig, dass es auch zu tatsächlichen Verbesserungen im Tierschutz komme und nicht ein<br />

Tierschutzproblem durch ein Neues ersetzt werde. Das heiße, dass beispielsweise Hühner,<br />

deren Schnäbel nicht gekürzt würden, sich ernsthaft durch gegenseitiges Picken verletzten.<br />

Deshalb soll in einem von der Geflügelwirtschaft benannten Pilotbetrieb mit Bodenhaltung<br />

erprobt werden, wie das Picken verhindert werden kann. Lindemann erklärte dazu, dass in<br />

dem Betrieb jetzt Jungtiere eingestallt würden, deren Schnäbel nicht gekürzt würden. Da hier<br />

eine besondere Problematik vorliege, weil mit dem Verzicht des Schnäbelkürzens als


Tierschutzziel gleichzeitig eine Vermeidung von Federpicken und Kannibalismus<br />

einhergehen müsse, begleiteten der Tierschutzdienst, das Landesamt für Verbraucherschutz<br />

und Lebensmittelsicherheit (LAVES), die Fachhochschule Osnabrück und ein Fachtierarzt für<br />

Geflügel dieses Projekt intensiv. Die gewonnenen Erfahrungen könnten auch auf andere<br />

Bereiche übertragen werden. „Wir brauchen die ersten Erfahrungen aus dem<br />

Legehennenprojekt, um ein Ausstiegszenario auch für Puten zeitnah auf den Weg zu<br />

bringen“, sagte der Minister.<br />

An breitem Dialog interessiert<br />

Ein weiterer wichtiger Baustein des Tierschutzplanes ist nach Darstellung des<br />

niedersächsischen Landwirtschaftsministers die Etablierung von Tierschutzindikatoren wie<br />

Fußballengesundheit bei Nutzgeflügel und die Gabe von Antibiotika. Diese Indikatoren seien<br />

messbar und führten deshalb zu einer objektiven Beurteilung der Einhaltung von<br />

Tierschutzzielen, und zwar nicht nur für die Tierhalter, sondern auch durch Berater und<br />

Überwachungsbehörden. Lindemann betonte, dass ihm an einem Dialog mit allen Betroffenen<br />

gelegen sei. Zugleich stellte er jedoch auch klar, dass mögliche Verhinderungstaktiken nicht<br />

akzeptabel seien. Er werde, so der frühere Staatssekretär im<br />

Bundeslandwirtschaftsministerium, den jetzt begonnenen Weg in jedem Fall mit einer<br />

deutlichen Verbesserung im Tierschutz beenden. Der Landvolkverband begrüßte die<br />

Vorgehensweise von Lindemann. Die Einführung der Tierschutzindikatoren könne zu einer<br />

Versachlichung der in weiten Teilen emotional geführten Diskussion führen.<br />

Keine Chancen verbauen<br />

Gleichzeitig betonte der niedersächsische Landesbauernverband zu dem Tierschutzplan, dass<br />

ein Punkt nur dann umgesetzt werden dürfe, wenn es Alternativen gebe, die wissenschaftlich<br />

untermauert und praktikabel seien. Er setze sich zudem dafür ein, dass der Branche im<br />

Wettbewerb mit anderen Erzeugerländern keine Chancen verbaut würden und die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Betriebe hinreichend berücksichtigt werde,<br />

erklärte der Landvolkverband. In diesem Zusammenhang forderte er eine intensive Prüfung<br />

von Sonderregelungen für Niedersachsen außerhalb bundes- oder EU-politischer Regelungen.<br />

Hinter sich weiß der Berufsstand dabei den Landwirtschaftsminister in der Auffassung, dass<br />

die Größe der Bestände und das individuelle Tierwohl nicht voneinander abhängig sind. „Den<br />

Beleg, dass Tiere in großen Beständen tiergerecht gehalten werden können, erbringen<br />

tausende Landwirte jeden Tag“, sagte Lindemann hierzu.<br />

Ein „Ausweich-Versuch“<br />

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bezeichnete den Tierschutzplan als<br />

„Ausweich-Versuch“ vor einer klaren Weichenstellung für eine artgerechte Tierhaltung in<br />

bäuerlichen Strukturen. „Wer es ernst meint mit einer tiergerechten Nutztierhaltung, der muss<br />

den Tieren vor allem und rasch genügend Platz, Auslauf und Haltung auf Stroh sichern“,<br />

meinte AbL-Sprecher Eckehard N i e m a n n . Genau diese Haltung aber sei ausschließlich in<br />

mittelständischen bäuerlichen Strukturen möglich. Die jahrzehntelangen Erfahrungen von<br />

Bauern mit einer artgerechten Tierhaltung belegten, dass dann ein Amputieren der Schnäbel<br />

oder Ringelschwänze überflüssig sei. Hühner, Puten und Schweine würden sich vor allem bei<br />

Stress gegenseitig verstümmeln; deshalb müsse die Qual-Haltung der Hühner auf eigenem<br />

Kot und die strohlose Haltung der Schweine auf Betonspalten nun rasch beendet werden,<br />

forderte Niemann. Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung (AGfaN) stellte<br />

fest, Minister Lindemann stehe sich allem Anschein nach selbst im Weg, weil er die Existenz<br />

systemimmanenter Ursachen abstreite und den Fortbestand der Massentierhaltung für<br />

„ökonomisch vernünftig“ halte. Der organisierte Tierschutz sei bereit, dem Minister bei der<br />

Durchsetzung der skizzierten Ziele zu unterstützen. Die Zustimmung werde jedoch


ausbleiben, wenn es darum gehe, nur die Akzeptanz der Verbraucher durch Worthülsen zu<br />

erreichen. Die AGfaN forderte Transparenz für die gesamte Produktionskette von der<br />

Tierhaltung bis zur Schlachtung, damit es künftig unmöglich werde, die Verbraucher mit<br />

schönfärberischen Markennamen wie „Bauernglück“ und „Landjuwel“ oder mit falschen<br />

Behauptungen, wie „Im Einklang mit der Natur“ zu täuschen.<br />

Ostendorff für klare Regelungen<br />

Auch aus Sicht des agrarpolitischen Sprechers der Bundestagsfraktion von Bündnis <strong>90</strong>/Die<br />

Grünen, Friedrich O s t e n d o r f f , reicht der niedersächsische Tierschutzplan nicht aus. Viel<br />

zu viel werde auf freiwillige Vereinbarungen <strong>statt</strong> auf klare Regelungen gesetzt, kritisierte<br />

Ostendorff. Die aufgelisteten Maßnahmen seien überwiegend eine Mischung aus freiwilligen<br />

Managementempfehlungen und Ankündigungen für Erprobungen, die wieder eine zeitliche<br />

Verzögerung bedeuteten. Letztlich helfe nur eine tiergerechte Haltung mit genügend Platz und<br />

Auslauf, die richtig erkannten Tierschutzprobleme zu lösen. Ostendorff forderte<br />

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r auf, die in Niedersachsen erkannten<br />

Tierschutzprobleme aufzugreifen und zusammen mit den von ihr immer wieder<br />

angekündigten Verbesserungen endlich umzusetzen. Dazu gehörten vor allem das Verbot der<br />

Käfighaltung und eine generelle Überprüfung der Haltungsbedingungen der Nutztiere. Zudem<br />

müsse die betäubungslose Ferkelkastration und der Schenkelbrand bei Pferden beendet<br />

werden. Fällig seien auch die lange angekündigten Vorgaben für die Kaninchenhaltung. AgE<br />

(29.04.2011)<br />

die tageszeitung<br />

27.04.2011<br />

Ökokur für Bauern in NRW<br />

LANDWIRTSCHAFT Der grüne Agrarminister des Bundeslandes kürzt Zuschüsse für besonders große<br />

Ställe - und gibt Biolandwirten mehr Geld. Das soll Umwelt und Tieren nützen<br />

VON JOST MAURIN<br />

Nordrhein-Westfalens Agrarminister Johannes Remmel (Grüne) verwirklicht seine<br />

Ankündigungen zum ökologischen Umbau der Landwirtschaft: Als erstes Bundesland streicht<br />

NRW die Subventionen für den Bau besonders großer Ställe. Die Investitionsförderung solle<br />

es nur noch zum Beispiel für Anlagen mit maximal 15.000 Hennen, 600 Rindern oder 1.500<br />

Mastschweinen geben, teilte das Ministerium mit. Dafür bekommen Remmels Plänen zufolge<br />

Bauern, die gerade auf Bio umgestellt haben, bis zu 33 Prozent höhere Zuschüsse als bisher.<br />

Damit liegt Nordrhein-Westfalen bundesweit an der Spitze.<br />

Wenn die EU-Kommission wie erwartet den Beschlüssen zustimmt, könnten sie bereits 2011<br />

in Kraft treten und deutschlandweit Modellcharakter haben. Schließlich gehört NRW zu den<br />

drei Bundesländern mit dem größten Anteil am Umsatz der deutschen Agrarwirtschaft.<br />

Der Zuschuss für Investitionen in tiergerechte Haltungsverfahren soll ebenfalls steigen - von<br />

30 auf 35 Prozent der Kosten. Große Unternehmen schneiden auch hier künftig schlechter ab:<br />

Milchviehbetriebe mit mehr als 150 Kühen bekommen nur noch 25 Prozent ersetzt.


Geld soll es künftig extra für Bauern geben, die ihre Tiere in Laufställen mit Stroh auf dem<br />

Boden halten. Eine Zusatzprämie wird auch fällig, wenn Landwirte in besonders<br />

erosionsgefährdeten Gebieten kaum noch pflügen. Denn Pflügen begünstigt das<br />

Wegschwemmen von Boden bei starkem Regen. Zudem will Remmel den Anbau von<br />

Hülsenfrüchten als Futter stärker fördern, um die Abhängigkeit etwa von Sojaimporten zu<br />

mindern.<br />

"Wir benötigen diese Anreize, um Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit in der gesamten<br />

Landwirtschaft voranzubringen", erklärte der Minister. Seinem Sprecher zufolge werden sie<br />

finanziert, indem Geld innerhalb des Agrarhaushalts "umgeschichtet" wird.<br />

Die größte Bauernorganisation in NRW, der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband,<br />

lehnte das Maßnahmenpaket wegen der Kürzungen zulasten großer Betriebe ab. "Tierschutz<br />

ist keine Frage der Bestandsgröße, sondern der Stalleinrichtung oder des Umgangs der Leute<br />

mit den Tieren", sagte ein Sprecher.<br />

Eckehard Niemann dagegen, Agrarindustrieexperte der ökologisch orientierten<br />

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, argumentiert, tierfreundliche Haltung mit<br />

Auslauf und Stroh sei nur in kleineren Ställen möglich. "Bei 40.000 Sauen würde der Platz<br />

nie ausreichen." Außerdem würden kleinere Ställe die unmittelbare Umwelt weniger mit<br />

Gestank und Gülle belasten.<br />

Reinhild Benning vom Bund für Umwelt und Naturschutz begrüßte vor allem die stärkere<br />

Förderung der Biolandwirtschaft. Diese verursache weniger Treibhausgase und schone<br />

Gewässer und Artenvielfalt, weil sie auf chemisch-synthetische Pestizide und Mineraldünger<br />

verzichte.<br />

Die konventionelle Bauernlobby stemmt sich gegen das grüne Maßnahmenpaket<br />

NDR<br />

Stand: 24.04.2011 11:24 Uhr<br />

Emder fürchten massenhafte Hennen-Zucht<br />

Der Zeitpunkt ist nicht optimal: Nach den jüngsten Skandalen in der Geflügelindustrie und<br />

den bemühten Plänen der Landesregierung für mehr Tierschutz will ein Landwirt in Emden<br />

im großen Stil eine Hühner-Zucht aufbauen. Zu groß für viele Emder. Der Landwirt plant im<br />

Stadtteil Wybelsum eine Anlage für knapp 85.000 Junghennen. Eine Bürgerinitiative (BI) hat<br />

sich bereits gegründet. Sie fürchtet vor allem gefährliche Keime durch die Abluft des Stalls.<br />

Streit um Mastbetrieb in Emden<br />

Die Emder wehren sich gegen eine geplante Anlage zur Aufzucht von Legehennen. 85.000<br />

Tiere sollen dort untergebracht werden. Eine Bürgerinitiative will Widerspruch einlegen.<br />

"Kindern und Alten drohen Atemwegs-Schäden"


"Wir wollen die fünf geplanten Hühnerställe in Wybelsum auf jeden Fall verhindern", sagt<br />

der Mitinitiator der BI gegen Massentierhaltung, Dietmar Detmers, im Interview mit NDR 1<br />

Niedersachsen. Er und seine 150 Mitstreiter haben Angst vor Hühnerkot-Gestank und<br />

gefährlichen Keimen, die Atemwegs-Erkrankungen auslösen können. Vor allem Ältere und<br />

Kinder seien gefährdet.<br />

Außerdem befürchten die Hühnerstall-Gegner eine Wertminderung der Immobilien, die in der<br />

Nähe der Anlagen liegen. Sie gehen davon aus, dass die Häuser bis zu 70 Prozent an Wert<br />

verlieren würden.<br />

Landwirt streitet Gefahren ab<br />

Landwirt Gerhard Odinga, sieht das anders. "Die Wohnsiedlung hat nichts zu befürchten",<br />

sagt er und verweist auf die vorherrschende Windrichtung. Mit der Keimbelastung werde<br />

übertrieben.<br />

Den Bauantrag hat Odinga jetzt gestellt. In den kommenden Wochen können die Bürger ihre<br />

Einwände bei der Stadtverwaltung Emden offiziell äußern.<br />

Neue OZ online<br />

26.04.2011, 20:07 Fenster schliessen drucken<br />

Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/53718470/nach-kritik-expolizisten-sollen-im-emsland-stallanlagen-kontrollieren<br />

Ausgabe: Meppener Tagespost<br />

Veröffentlicht am: 26.04.2011<br />

Nach Kritik: Ex-Polizisten sollen im Emsland Stallanlagen<br />

kontrollieren<br />

pm Meppen<br />

Meppen. Ende des vergangenen Jahres hatte der Landkreis Emsland angekündigt, seine<br />

Kontrolltätigkeit bei genehmigungspflichtigen Vorhaben zu verändern. Dies soll nun in<br />

die Tat umgesetzt werden: Es werden elf eigens dafür geschulte Mitarbeiter mit der<br />

Überprüfung unter anderem von Stallanlagen beginnen.<br />

Die zehn pensionierten Polizisten und ein ehemaliger Lehrer werden zukünftig in bestimmten<br />

zugewiesenen Bezirken im Auftrag des Landkreises Emsland ihrer Tätigkeit als Kontrolleure<br />

nachkommen. Schwerpunkt der Überprüfungen werden zunächst Stallanlagen sein. Dabei<br />

wird auf die Einhaltung der in den jeweiligen Genehmigungen festgelegten Auflagen<br />

geachtet. Insbesondere die Funktionsfähigkeit von Abluftwäschern, die ordnungsgemäße<br />

Lagerung und Verwertung von Wirtschaftsdünger und die Einhaltung des Brandschutzes<br />

werden von den Kontrolleuren überprüft. Sie werden ebenfalls ihr Augenmerk auf nicht


genehmigte bauliche Veränderungen legen. Werden bei den Kontrollen erhebliche<br />

Beanstandungen festgestellt, drohen empfindliche Bußgelder.<br />

Bislang galt, dass der Landkreis Emsland bei der Abnahme einer Stallanlage den Bau und die<br />

Abluftwäscher kontrolliert. Spätere Kontrollen fanden in der Vergangenheit nur<br />

anlassbezogen <strong>statt</strong>. „Von dieser Praxis werden wir nun abweichen. Künftig setzen wir auf<br />

eine systematische Kontrolle. Dabei möchte ich betonen, dass weder die Landwirte noch<br />

andere Personengruppen unter Generalverdacht stehen“, sagt Landrat Hermann Bröring.<br />

Allein um sicherstellen zu können, dass die umfangreichen Genehmigungsauflagen<br />

eingehalten werden, sei eine Änderung des Kontrollsystems notwendig geworden. Zum<br />

anderen reagiere der Landkreis Emsland damit auch auf die damals laut gewordene Kritik von<br />

Maststallgegnern, dass viele Maststallbetreiber ihre Abluftwäscher nicht ordnungsgemäß<br />

betrieben. Insgesamt aber hätten sich die allgemeinen Klagen erhöht, sagt der Landrat. „Auf<br />

diese Kritik und die Forderung aus der Bevölkerung, mehr Kontrollen durchzuführen,<br />

reagieren wir nun.“<br />

Mit der Kontrolle von Stallbauten ist aber erst der Anfang gemacht: Zukünftig soll die<br />

Kontrolltätigkeit auch auf andere genehmigungspflichtige Bereiche wie beispielsweise<br />

Campingplätze ausgeweitet werden. „Wir befinden uns in einer Testphase: Sollte sich bei den<br />

Kontrollen herausstellen, dass eine erhebliche Anzahl von Beanstandungen festgestellt wird,<br />

kann eine Ausweitung der Kontrollen und damit eine Erhöhung des Personals infrage<br />

kommen. Sind die Beanstandungen in Art und Umfang gering, können die Kontrollen wieder<br />

eingestellt werden“, sagt Bröring.<br />

Westfäl.Nachr.<br />

10.4.11<br />

Hitzige Debatte um Rolle der Landwirtschaft<br />

Hitzige Debatte: Auf dem Podium (v.l.) saßen Klaus Richter, Norwich Rüße und Willi<br />

Kraneburg.Foto:<br />

(epr)<br />

SENDEN - Die Diskussionsveranstaltung der Sendener Grünen zum Thema „Stopp! Keine<br />

Großmastanlagen und <strong>Agrarfabriken</strong>“ sorgte in der Gaststätte Söbbeke für einen vollen Saal.<br />

Zuerst referierte Norwich Rüße, Mitglied des Landtags und Sprecher für Landwirtschaft und<br />

Naturschutz, über seine Sicht der Dinge.<br />

Zwar sehe er sehr wohl das enge Korsett der Landwirte, aber es gehe auch um Ethik: Die


Landwirtschaft sei noch nie so von der Gesellschaft herausgefordert worden, wie heute. Die<br />

sogenannte Torschlusspanik, dass auf einmal so viele Landwirte immer größere Mastanlagen<br />

mit über 1500 Tieren bauen wollen, habe laut Rüße nichts mit der rot-grünen Landesregierung<br />

zu tun, sondern sei schlicht dem Prinzip „wachse oder weiche“ geschuldet. Rüße, selbst<br />

Landwirt, zeigte viel Verständnis für die Zwänge, die durch die Märkte vorgegeben würden,<br />

aber mahnte auch dazu, den Tierschutz nicht außer Acht zu lassen. Vielen ginge der<br />

Tierschutz nicht weit genug: „Ich kenne keine Branche, die so stark Kunden verloren hat, wie<br />

Landwirte“, sagte er und deutete mit Extrembeispielen wie Schnäbelkürzen bis auf den Nerv<br />

und Überzüchtungen in der Putenhaltung an, dass die Forderung nach mehr Ethik in der<br />

Landwirtschaft und Tierhaltung keine spleenige Randerscheinung mehr ist, wie auch jüngste<br />

Demonstrationen auf der Grünen Woche in Berlin mit 20 000 Menschen beweisen.<br />

Während die Landwirte im Publikum Rüße als Fachmann noch geduldig zuhörten, hatte es<br />

Klaus Richter, Sprecher der Bürgerinitiative für die Werterhaltung der Region Billerbeck,<br />

danach schon schwerer, denn er schnitt ein heikles Thema direkter an: die Gefahr durch<br />

Großmastanlagen nicht nur für die Tiere, sondern auch für Mensch und Umwelt. Richter<br />

betonte, dass es ihm und seinen Mitstreitern auch um die Region gehe: „Wo enden wir mit der<br />

Fülle an Gülle?“, fragte er, denn mit jeder Baugenehmigung für einen Großmastbetrieb<br />

entstehe auch mehr Belastung für die Umwelt. Im Nottulner Raum sei das Überschreiten der<br />

Nitratwerte beispielsweise immer wieder ein Problem.<br />

Als er zu den Themen Antibiotika-Einsatz und Gefahren durch Keime aus der<br />

Massentierhaltung kam, fühlten sich einige anwesende Landwirte angegriffen, aber dank der<br />

Moderation durch Wilhelm Kraneburg und den weiterführenden Fragen anderer Zuhörer, die<br />

ihre Ängste als Verbraucher deutlich machten, blieb es insgesamt bei einer respektvollen<br />

Diskussion, die allerdings das breite Thema kaum abdecken konnte.<br />

Rüße schlug vor, neue Rahmenbedingungen zu schaffen: „Der Landwirt von heute ist zum<br />

reinen Rohstoff Lieferanten degradiert.“ Noch dazu verdiene er daran schlecht, denn<br />

mittlerweile gehen 50 Prozent des Fleisches an Discounter. Der Verbraucher sei gefragt und<br />

das Herausstellen regionaler Qualität.<br />

VON ELKE PREISINGER<br />

HAN<br />

Dienstag, 26. April 2011<br />

Tierschutzgesetz<br />

"Das ist mehr Schein als Sein"<br />

Niedersachsen will den Tierschutz in der Vieh- und Geflügelhaltung verbessern. Landwirtschaftsminister<br />

Gert Lindemann (CDU) hat, wie berichtet, jüngst in Hannover einen 38 Punkte umfassenden<br />

Tierschutzplan vorgestellt. Nutztierhalter und Tierschützer aus der Region reagieren erwartungsgemäß<br />

unterschiedlich darauf.


Sprötze/Stelle. In den kommenden Jahren soll die Haltung der zwölf wichtigsten Tiergruppen<br />

vom Küken bis zur Milchkuh systematisch verbessert werden. Der Plan sieht unter anderen<br />

vor, das Kürzen von Schnäbeln in der Haltung von Legehennen bis zum Jahr 2016 und in der<br />

Haltung von Puten bis 2018 zu beenden. Puten sollen zudem ab 2014 nur noch so gehalten<br />

werden, dass sich Erkrankungen an ihren Füßen nicht mehr häufen. Das Absägen von<br />

Hörnern bei Kälbern ohne Betäubung soll 2013 beendet werden. Ab 2016 sollen<br />

Schweinehalter auf das Abschneiden von Schwänzen bei Ferkeln verzichten. Bis 2015 sollen<br />

sie erproben, Ferkel nicht mehr ohne Betäubung zu kastrieren.<br />

Die einzelnen Maßnahmen des Planes würden in sieben Fachgruppen und in einer<br />

Lenkungsgruppe Tierschutz entwickelt, in der Ernährungs- und Landwirtschaft, Ökobauern,<br />

Tierschutzbund, Wissenschaft, Behörden und Kirchen vertreten seien.<br />

Grundsätzlich positiv zu dem Plan äußerte sich Angela Eickhoff aus Sprötze, die mit ihrem<br />

Mann Gerhard und Sohn Malte die nach einem Brandanschlag erst kürzlich wiedereröffneten<br />

Hähnchenmastanlage betreibt. "Wir stehen dem nicht negativ gegenüber. Uns geht es ja auch<br />

darum, dass es den Tieren bei uns gut geht." Schon jetzt halte man sehr hohe Standards ein,<br />

sodass sich mit dem Plan wenig ändern würde. "Einzig vielleicht die Besatzdichte. Würde die<br />

sich drastisch ändern, würden Hähnchen aber auch teurer werden."<br />

Skeptisch betrachtet Eckard Wendt aus Stelle, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für<br />

artgerechte Nutztierhaltung, den Tierschutzentwurf: "Das ist mehr Schein als Sein." Zwar sei<br />

der Plan grundsätzlich gut, es stelle sich allerdings die Frage, ob Lindemann in der Lage sein<br />

werde, seine ehrgeizigen Ziele auch zu realisieren, weil er damit den massiven Widerstand der<br />

Agrarlobby provoziere.<br />

Außerdem beinhalte das Vorhaben einige Ziele, die bei gutem Willen viel schneller als<br />

vorgesehen umsetzbar wären. "Hierzu gehöre die tierquälerische betäubungslose Kastration<br />

der Eberferkel." Die Isofluran-Narkose habe sich in der Praxis bestens bewährt. Auch das<br />

Kürzen der Ferkelschwänze sei verzichtbar, wenn den Tieren Einstreu und etwas mehr Platz<br />

zugestanden würde, damit sich die Tiere beim Auftreten von Rangordnungsproblemen<br />

genügend ausweichen können.<br />

Ebenso sei es bei der Geflügelhaltung, wo sich die Tiere wegen der extrem hohen<br />

Besatzdichten auch nicht aus dem Wege gehen können. Statt ihnen ein artgemäßes<br />

Lebensumfeld zuzugestehen, würden die Tiere durch Amputationen an lebensfeindliche<br />

Haltungsformen angepasst. "Weil nur auf Profitmaximierung geachtet wird", so Wendt. Bei<br />

der Putenmast etwa werde großes Tierleid aufgrund der extrem häufig auftretenden<br />

Fußballenentzündungen in Kauf genommen. Diese sei für die Tiere sehr schmerzhaft.<br />

Schwierig werde das Verbot der Verwendung von Qualzucht-Tieren durchzusetzen sein, da<br />

die meisten großen Zuchtunternehmen im Ausland agierten, auch wenn sie deutschen Agrarindustriellen<br />

gehören.<br />

Wendt appelliert an Verbraucher, nur noch Ware aus Bio-Haltungen oder von Neuland-<br />

Betrieben zu kaufen, und tierische Produkte aus konventionellen Haltungssystemen zu<br />

meiden. "Denn die Tiere durchleiden in den Intensivhaltungen in aller Regel die Hölle auf<br />

Erden."<br />

Hinrich Blume


SVZ<br />

Hühner in rollenden Ställen<br />

24. April 2011 | 15:57 Uhr | von Jürgen Drewes, dapd<br />

Vergrößern<br />

Die mobilen Ställe beherbergen jeweils 200 Legehennen.dapd<br />

VORDER BOLLHAGEN - Aus dem Hühnerstall auf Rädern ist das laute Gegacker von 200<br />

Hühnern nicht zu überhören. Ganz in Ruhe löst Landwirt Johannes Lampen vom Gut Vorder<br />

Bollhagen die Hydraulik, so dass der Hänger angehoben wird, und hängt das Gefährt an seine<br />

Zugmaschine. Rund 100 Meter weiter auf der Weide stellt er den Anhänger wieder ab. Dann<br />

öffnet Lampen die Luke des mobilen Stalls und lässt das Federvieh ins Freie. Den<br />

Legehennen steht nun ein frisches, unbenutztes Stück Grün zur Verfügung.<br />

Fast jede Woche ziehen auf dem Gut Vorder Bollhagen nahe Heiligendamm drei Hühnerställe<br />

auf Anhängern ein Stück weiter. "In Urlaub fahren die nicht. Im Gegenteil, wir verschaffen<br />

ihnen optimale Arbeitsbedingungen", sagt Gutsleiter Lampen lachend. Der jeweils acht Meter<br />

lange und drei Meter breite Stall erinnert ein wenig an einen umgebauten Campingwagen.<br />

Statt Fenster gibt es aber Klappen, eine Seite ist wie ein Dach etwas abgewinkelt. Und genau<br />

dort öffnen sich bereits wieder die Seitenluken und die Hühner strömen scharenweise ins neue<br />

Freigelände, das Lampen mit seiner Mitarbeiterin Gabriele Storch umzäunt hat.<br />

Biolandwirt Johannes Lampen hat das Gut Vorder Bollhagen, das zur Fundusgruppe und<br />

damit zum nahe gelegenen Hotelkomplex in Heiligendamm zählt, vor sieben Jahren<br />

übernommen. Er habe versucht, den traditionsreichen Betrieb mit seinen sieben Mitarbeitern<br />

komplett auf ökologischen Landbau umzustellen. Die Neuentwicklung der mobilen<br />

Hühnerställe kam ihm da ganz recht. Zwei Landwirte aus dem hessischen Witzenhausen<br />

hatten damit für Furore gesorgt und einen Förderpreis des Bundeslandwirtschaftsministeriums<br />

für ökologischen Landbau zuerkannt bekommen.<br />

Inzwischen stehen drei dieser Ställe auf den Wiesen und Weiden rund um Vorder Bollhagen,<br />

die einzigen übrigens in ganz MV. Johannes Lampen hat sich für die kleinste Variante mit


jeweils 200 Legehennen entschieden. Weil der Unterboden mit Sandwichplatten winterfest<br />

isoliert ist, können die Hennen selbst bei Frost im Freien gehalten werden.<br />

Hauptsache, die Flächen davor sind weitestgehend schneefrei. "Scharren ist für die Tiere bei<br />

jedem Wetter das höchste Glücksgefühl", sagt der 37-jährige Landwirt. Die Tiere suchen auf<br />

dem Boden nach Regenwürmern, picken Samen und können im Sand ihr Gefieder baden.<br />

Auch im Stall gibt es einen großen Scharrraum, eingestreute Nester, erhöhte Sitzstangen und<br />

jede Menge frisches Wasser und Futter. Den Hühnern geht es offenbar gut, sie danken es mit<br />

einer erhöhten Eierproduktion. Auf bis zu 320 Stück pro Jahr kommt jede Henne, das sind gut<br />

30 mehr als normalerweise bei ökologisch gehaltenen Hühnern. Bis zu 500 Bioeier zum<br />

Stückpreis zwischen 32 und 36 Cent verkauft das Gut täglich. Abnehmer sind das Hotel in<br />

Heiligendamm wie auch das zu Fundus gehörende Adlon in Berlin.<br />

Im Markt sind freitags die Bioeier vergriffen<br />

Aber auch im eigenen Hofladen und in einem Markt in Bad Doberan werden die Eier<br />

angeboten. Er verkaufe etwa 800 Eier aus Vorder Bollhagen in der Woche, sagt Detlef<br />

Wegner, Leiter des Doberaner Edeka-Marktes. Die seien schneller vergriffen als billigere<br />

Eier. "Wer freitags kommt, hat meistens Pech", sagt Wegner. "Zum Backen und Kochen<br />

nehmen die Kunden die billigen Eier, als Frühstücksei fast nur noch Bio." Die Kunden<br />

würden es ihm danken, wenn er noch mehr als seine 600 Hühner hielte, weiß auch Lampen.<br />

Seinen dritten Stall hatte er erst zum Jahresende angeschafft. Aber die Hennenhaltung sei nur<br />

ein Nebenerwerbszweig, der für rund 20 000 Euro Umsatz im Jahr sorgt.<br />

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Niedersachsen/3660<strong>90</strong>/Ackerland-wird-knappund-teuer.html<br />

Biogasanlagen in Niedersachsen<br />

- 26.04.2011<br />

Ackerland wird knapp und teuer<br />

Von Hans Ettemeyer<br />

Verden·Cloppenburg . Spitzenpreise im Kreis Cloppenburg, Rekordumsätze in den Kreisen<br />

Verden und Rotenburg. "Die Energiepolitik heizt die Nachfrage und Preise für Ackerland an",<br />

sagt Ernst Kramer, Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in Verden.<br />

In Rotenburg und Verden gab es im vergangenen Jahr beim Ackerland die höchsten Umsätze<br />

seit 20 Jahren, im Raum Emstek kostet der Quadratmeter guter Ackerboden inzwischen bis zu<br />

fünf Euro.<br />

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte Verden ist für die drei Landkreise Verden,<br />

Rotenburg und Soltau-Fallingbostel zuständig. Wie alle 14 regionalen Gutachterausschüsse in<br />

Niedersachsen ermittelt er einmal im Jahr die allgemeine Entwicklung auf dem<br />

Grundstücksmarkt - dazu gehören auch die land- und forstwirtschaftlichen Grundstücke.<br />

Dieser Bereich hat nach Angaben von Ernst Kramer einen zunehmenden Anteil an der<br />

Belebung auf dem Grundstücksmarkt. "Die staatliche Förderung der alternativen<br />

Energieerzeugung hat nachhaltigen Einfluss auf den Umsatz, aber auch auf die<br />

Preisentwicklung", sagt er und meint damit das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Es


garantiert den Betreibern von Biogasanlagen 20 Jahre lang eine feste Vergütung für den von<br />

ihnen produzierten Strom.<br />

Allein im Landkreis Rotenburg sind in den vergangenen Jahren 130 Biogasanlagen gebaut<br />

worden, das sind zehn Prozent aller niedersächsischen Anlagen. Zwischen 80 bis 160 Hektar<br />

Maisanbaufläche braucht eine durchschnittliche Anlage. Die erforderliche Anbaufläche<br />

müssen die Betreiber bereits<br />

im Genehmigungsverfahren nachweisen. Pachten und Kaufpreise für Maisanbauland gehen<br />

deshalb seit Jahren nach oben. Im vergangenen Jahr hat sich dieser Trend fortgesetzt.<br />

Den höchsten Anstieg hat der Gutachterausschuss Verden im Bereich Zeven (Kreis<br />

Rotenburg) festgestellt. Dort kostet der Quadratmeter Ackerland jetzt bis zu 1,60 Euro. Vor<br />

zwei Jahren lag der Preis noch bei 1,10 Euro. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der<br />

jährlichen Verkäufe von Ackergrundstücken im Landkreis Verden von 72 auf 146 verdoppelt.<br />

Im Landkreis Rotenburg stieg er von 167 im Jahr 2008 auf 294 im vergangenen Jahr. "Das ist<br />

der höchste Jahresumsatz seit 20 Jahren", sagt Ernst Kramer.<br />

Ähnliches berichtet Kramers Kollege Folkert Jahn vom Gutachterausschuss in Cloppenburg,<br />

zuständig für die Landkreise Cloppenburg, Oldenburg und Vechta. Das Preisniveau für<br />

Ackerland steigt hier schon seit 1995 kontinuierlich an. Allein in den beiden vergangenen<br />

Jahren betrug der Wertzuwachs rund 33 Prozent. "Im Bereich Cappeln und Emstek haben wir<br />

jetzt einen Spitzenwert von fünf Euro pro Quadratmeter", sagt Folkert Jahn.<br />

Im Landkreis Cloppenburg seien die Preise für Ackerflächen wegen der Geflügel- und<br />

Schweinezucht zwar schon von jeher auf einem hohen Niveau gewesen. Doch dann seien in<br />

den vergangenen Jahren allein im Nordkreis Cloppenburg mehr als 100 Biogasanlagen gebaut<br />

worden. Jahn: "Das hat zu einer weiteren Flächenverknappung und einem erhöhten Preisdruck<br />

geführt."<br />

"Der Acker wird deutlich teurer", berichtet auch Gerd Ruzyzka-Schwob vom<br />

Gutachterausschuss in Sulingen, der das Preisniveau für die Landkreise Diepholz und<br />

Nienburg ermittelt hat. Hier ist der Ackerboden im Schnitt zehn Prozent teurer geworden.<br />

Höchstpreise wurden mit 2,60 Euro im Nordkreis um Twistringen herum erzielt.<br />

Im Bereich des Gutachterausschusses Oldenburg, zuständig für die weitgehend durch<br />

Milchviehhaltung geprägten Landkreise Ammerland, Friesland und Wesermarsch, ist die<br />

Nachfrage nach landwirtschaftlicher Fläche (in diesem Fall Acker- und Grünland) ebenfalls<br />

angestiegen. Die Preise sind zum Teil um 20 bis 35 Prozent in die Höhe gegangen und<br />

bewegen sich zwischen 1,30 Euro (Wesermarsch) und 2,05 Euro (Ammerland), je nach<br />

Qualität und Lage der Böden.<br />

Die Marktbelebung habe hier aber andere Ursachen, erklärt der Ausschussvorsitzende Holger<br />

Seifert. Einen großen Anteil am Flächenumsatz hätten im vergangenen Jahr Landkäufe für<br />

öffentliche Infrastrukturmaßnahmen gehabt. Zum Beispiel für den Bau der Ortsumgehungen<br />

in Berne und in Schortens, so Seifert, oder für den Ausbau der Bahnstrecke von Oldenburg<br />

nach Wilhelmshaven. Und auch Landverkäufe des Landes Niedersachsen hätten sich in der<br />

Bilanz niedergeschlagen. "Das Land trennt sich von seinen Domänen und Höfen." Seifert hat<br />

zudem festgestellt, dass die Preise im unteren Preissegment wesentlich stärker gestiegen sind<br />

als bei den teuren Lagen.


TAZ<br />

26.04.2011<br />

Kleinbauern vertrieben, Kaffeeplantage fertig<br />

Blutiges Bundeswirtschaftsministerium<br />

Ein Kaffeeunternehmen betreibt eine Plantage dort, wo Bauern vertrieben wurden –<br />

unvereinbar mit Leitsätzen der OECD. Und das Wirtschaftsministerium deckt das sogar. VON<br />

KNUT HENKEL<br />

BERLIN taz | Am 21. August 2001 rückte das ugandische Militär mit Bulldozern und<br />

schwerem Gerät an, um rund 2.000 Kleinbauern und ihre Angehörigen aus ihren Häusern zu<br />

vertreiben. Drei Tage später, am 24. August, wurde auf demselben Areal die Kaweri<br />

Kaffeeplantage von Michael R. Neumann, dem Chef der Hamburger Neumann Kaffee<br />

Gruppe, und Staatspräsident Yoweri Museveni feierlich eingeweiht.<br />

Sieht so verantwortliches Handeln von Unternehmen aus? Die OECD hat eigens dafür<br />

Leitsätze geschaffen, und gegen die habe die Firma mit der Tolerierung der Vertreibung<br />

eindeutig verstoßen, argumentiert die Menschenrechtsorganisation Fian. Sie legte 2009<br />

Beschwerde bei der Nationalen Kontaktstelle im deutschen Wirtschaftsministerium ein, die<br />

dort Streitfälle lösen soll – im Kontext des auf Freiwilligkeit beruhenden Verhaltenskodex.<br />

Doch das klappt nicht immer, wie der Fall zeigt. "Das erste gemeinsame Gespräch mit der<br />

Neumann Kaffee Gruppe, den Vertriebenen und der nationalen Kontaktstelle war zugleich<br />

auch das letzte" kritisiert Fian-Referent Martin Wolpold-Bosien. "Wir sind überrascht und<br />

nicht einverstanden damit, dass die Beschwerde eingestellt wurde, bevor ein substanzieller<br />

Beitrag zur Lösung des Konflikt geleistet wurde."<br />

Bundeswirtschaftsministerium wäscht Hände in Unschuld<br />

Eine Einschätzung, die im Berliner Wirtschaftsministerium so nicht geteilt wird. Die<br />

Kontaktstelle bescheinigt der Neumann Kaffee Gruppe, in dem guten Glauben gehandelt zu<br />

haben, das Land sei frei von Ansprüchen Dritter. Seit nunmehr zehn Jahren betreibt das<br />

Unternehmen die Plantage. Eine Lösung des Konflikts durch "vertrauliche Vermittlung auf<br />

Regierungsebene", wie es die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen vorsehen, hat<br />

in diesem Fall nicht <strong>statt</strong>gefunden.<br />

Stattdessen empfahl man der Neumann Kaffee Gruppe und der Organisation der<br />

Vertriebenen, den Konflikt außergerichtlich beizulegen. Obendrein sollten die<br />

Beschwerdeführer auf "öffentliche Angriffe gegen die Neumann Gruppe verzichten". "Eine<br />

unangemessene Empfehlung", so Martin Wolpold- Bosien. Der kritisiert, dass die<br />

Kontaktstelle in Berlin der Version des Unternehmens mehr Bedeutung beigemessen habe.<br />

Eine Kritik, die nicht zum ersten Mal zu hören ist. Bereits 2008 hat der UN-Sonderbeauftragte<br />

für Wirtschaft und Menschenrechte, John Ruggie, Deutschland dafür kritisiert, dass die<br />

nationale Kontaktstelle im Wirtschaftsministerium in der Stelle angesiedelt ist, die auch für


Auslandsinvestitionen zuständig ist. Das könne zu Interessenkonflikten führen. Zudem wird<br />

international kritisiert, dass die OECD-Leitsätze keine Sanktionsmöglichkeiten bieten. Sie<br />

werden zwar derzeit novelliert, ihren empfehlenden Charakter werden sie aber wahrscheinlich<br />

beibehalten.<br />

AGRARZEITUNG<br />

26. April 2011<br />

Tönnies schlachtet die meisten Sauen<br />

Der Großteil der Sauenschlachtungen ist in Deutschland auf wenige Unternehmen<br />

konzentriert. Die Marktmacht ist ausgeprägter als am Schlachtschweinemarkt. Die<br />

Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) hat die Marktanteile der<br />

größten Schlachtunternehmen für Sauen untersucht. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass 2010<br />

die führenden fünf Sauenschlachter einen Marktanteil von fast <strong>90</strong> Prozent erreicht haben. Die<br />

ISN hat die Tönnies-Unternehmensgruppe, Rheda-Wiedenbrück, als Marktführer identifiziert,<br />

gefolgt von der Westfleisch in Münster. Auf den Plätzen 3 und 4 folgen nach der ISN-<br />

Analyse die beiden spezialisierten Sauenschlachter Uhlen GmbH, Lengerich, und die<br />

Westphal GmbH, Herzebrock. Als Nummer 5 nennt die ISN den BMR Schlachthof, Garrel.<br />

Die Zahl der jährlich in Deutschland geschlachteten Sauen ist zwar mit weniger als 500.000<br />

im Vergleich zur Mastschweinezahl von fast 59 Millionen gering. Dennoch ist die Branche<br />

interessanter geworden, seitdem im März Tönnies die Übernahme der Heinz Tummel GmbH<br />

im westfälischen Schöppingen angekündigt hat. Denn eine Spezialität von Tummel sind<br />

Sauenschlachtungen. Der Konzentrationsgrad am Schlachtsauenmarkt ist mit <strong>90</strong> Prozent<br />

wesentlich höher als am Schlachtschweinemarkt, an dem die Top 5 zusammen 61 Prozent der<br />

Schweine schlachten. (db)<br />

[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Geflügel » Eier Ausland ]<br />

Dienstag, 26.04.2011<br />

Geflügel | 26.04.2011<br />

Jedes zweite Ei stammt mittlerweile aus dem Ausland<br />

Wiesbaden - Deutsche Unternehmen importierten im vergangenen Kalenderjahr insgesamt 8,1<br />

Milliarden Eier im Wert von 591 Millionen Euro.<br />

Gegenüber 2009 sei die Zahl der Eier aus dem Ausland um 600 Millionen Stück oder 7,9<br />

Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2000 seien sogar fast 86 Prozent mehr Eier<br />

importiert worden. Damals habe die Einfuhr noch bei 4,4 Milliarden Eiern gelegen, so<br />

dieWiesbadener Statistiker. Die Einfuhren von Eiern seien weiter gestiegen, obwohl in<br />

Deutschland im Verlauf des vergangenen Jahres wieder mehr Legehennen gehalten worden<br />

seien als noch 2009.<br />

Das Verbot der konventionellen Käfighaltung zum 1. Januar 2010 hatte laut Statistischem<br />

Bundesamt dazu geführt, dass wegen der notwendigen Umbaumaßnahmen die Zahl der<br />

Legehennen gesunken war.<br />

Ostendorff kritisiert Eierwirtschaft


Der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen, Friedrich<br />

Ostendorff, nahm die Zahlen des Statistischen Bundesamtes als Anlass zur Kritik an der<br />

deutschen Eierwirtschaft. Diese müsse sich fragen lassen, warum sie jahrelang den<br />

Verbrauchertrend boykottiert habe. Nachgefragt würden fast ausschließlich Eier aus<br />

ökologischer-, Freiland- oder Bodenhaltung. Käfigeier würden kaum gekauft. Die Industrie<br />

habe sich auf diese Marktlage nicht eingestellt, beklagte Ostendorff. Leider habe ein Großteil<br />

der Eierwirtschaft nach Inkrafttreten des von Renate Künast durchgesetzten<br />

Käfighaltungsverbots nicht die Chance genutzt, die Produktion tierschutzgerecht umzustellen.<br />

Vielmehr habe man damals auf einen Regierungswechsel und eine Aufhebung des<br />

Käfighaltungsverbots gesetzt. 2006 sei dann diese Haltungsform mit einigen kosmetischen<br />

Änderungen durch die Große Koalition wieder hoffähig gemacht worden.<br />

Trotzdem habe die Entwicklung seitdem eines ganz klar gemacht: Die Verbraucher wollten<br />

das Käfigei nicht. Die deutschen "Hühnerbarone" sollten sich jetzt Ostendorff zufolge auf die<br />

Situation am Markt einstellen. Ein Jahr vor der Kennzeichnungspflicht auf EU-Ebene bestehe<br />

für sie die Gelegenheit, Tierschutz europaweit zum Markenkern zu machen.<br />

AgE<br />

Top agrar<br />

Grüne wollen Tiertransporte begrenzen<br />

[26.04.2011]<br />

Tiertransport<br />

Tiertransporte innerhalb Deutschlands sollen nach dem Willen der Grünen auf höchstens vier<br />

Stunden eingeschränkt werden. Einen entsprechenden Antrag brachte die Fraktion von<br />

Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen Mitte April in den Bundestag ein. Außerdem solle sich die<br />

Bundesregierung im Zuge der Überprüfung der europäischen Transportverordnung durch die<br />

EU-Kommission für eine Begrenzung der Transportdauer innerhalb der EU auf acht Stunden<br />

einsetzen. Zudem fordert die Fraktion „wirkungsvolle Sanktionen“ bei der Nichteinhaltung<br />

der Fristen.<br />

Begründet wird der Antrag damit, dass gesetzliche Regelungen auf sich warten ließen,<br />

obwohl es einen breiten gesellschaftlichen Konsens gebe, den Tierschutz bei Tiertransporten<br />

wirksam zu stärken und die Transportzeiten zu begrenzen. Stunden- oder tagelange<br />

Transporte seien für die betroffenen Tiere meist eine große Tortur. Sie litten unter extremer<br />

Enge, Hitze und Luftmangel sowie unter Durst, Schmerzen und Verletzungen.


Die Grünen wiesen darauf hin, dass die Lebendtiertransporte in Deutschland aufgrund der<br />

Spezialisierung der Agrarbetriebe auf einzelne Arbeitsschritte stetig zunähmen. Aber auch im<br />

Zusammenhang mit der Exportstrategie der Bundesregierung sei die Zahl der Tiertransporte<br />

in den letzten Jahren deutlich gestiegen. So wurde beispielsweise 2009 jedes 15. Schwein<br />

lebend exportiert. Die Ausfuhren nach Osteuropa und Russland verdoppelten sich zwischen<br />

2007 und 2009, gleichzeitig stieg auch der Import von lebenden Schlachtschweinen nach<br />

Deutschland. 2008 waren es 4,4 Millionen Tiere und damit doppelt so viele wie zehn Jahre<br />

zuvor. (AgE)<br />

Kälbermäster nach NRW-Erlass irritiert: Welchen Boden denn jetzt?<br />

[26.04.2011]<br />

Bislang werden die Kälber häufig auf Bongossiholz gehalten. Um den Tiren zusätzliche<br />

Trittsicherheit zu bieten, wird der Boden mit Antirutschleisten versehen.<br />

Die Kälbermäster in Nordrhein-Westfalen sind verunsichert, welche Vorgaben es aktuell bei<br />

den Stallböden gibt und was überhaupt in Zukunft verbindlich vorgeschrieben sein wird.<br />

Hintergrund ist ein Erlass vom Oktober 2010, in dem das Landesamt für Natur, Umwelt und<br />

Verbraucherschutz (LANUV) einen Gummibelag für Betonspalten oder eingefräste Rillen in<br />

Bongossispalten empfiehlt. Auf Irritationen stößt dieser Vorschlag vor allem beim<br />

Bundesverband der Kälbermäster, schreibt das Wochenblatt Westfalen-Lippe. Der Verband<br />

kritisiert neben den höheren Kosten besonders die unzureichenden praktischen Erfahrungen<br />

für diese Maßnahmen.<br />

Eigentlich wollte das Agrarministerium einen Praxisversuch in den Niederlanden abwarten.<br />

Da die Ergebnisse aber erst 2012 vorliegen, drängt das LANUV nun auf eine schnellere<br />

Entscheidung. Zudem würden in Holland nicht alle verschiedenen Bodenhaltungsstrukturen<br />

berücksichtigt. Geprüft wird daher jetzt ein eigener Versuch in NRW in Zusammenarbeit mit<br />

der Landwirtschaftskammer und der Fachhochschule Soest, zitiert das Wochenblatt die<br />

Behörde. Hier könnte es dann schon Ende 2011 Ergebnisse geben.<br />

Die Kälbermäster sind unterdessen weiter verunsichert, was denn nun gilt. Offiziell heißt es in<br />

der Übergangsregelung, die Mäster müssen durch Veränderungen in der Oberflächenstruktur<br />

des Bodens oder durch die Fütterung die erforderliche Trittsicherheit gewährleisten.<br />

Planungssicherheit sieht anders aus, denn die Bauern erhalten keine Garantie, ob der<br />

Bodenbelag auch in Zukunft der „richtige“ im Sinne der Vorschriften ist. Aufgrund der engen<br />

Gewinnspanne können sich die Mäster außerdem keine Extravaganzen leisten.<br />

Das Problem ist laut dem Wochenblatt hierbei nur, dass diese Tierschutzauflage CC-relevant<br />

ist und Prämienkürzungen drohen. Gleichzeitig befinden sich auch die Veterinäre in der<br />

Zwickmühle, da sie über die Zulassung von Kälberställen entscheiden sollen. Sie erhoffen<br />

sich zügig Hilfe vom Landesamt.


Um zeitnah eine Lösung zu finden, die nicht gegen das Gesetz verstößt, dem Tierschutz<br />

gerecht wird, den Landwirten Planungssicherheit und die Möglichkeit mit der Kälbermast<br />

Geld zu verdienen gibt, sollten sich alle Beteiligten (Behörden und Landwirte)<br />

schnellstmöglich am runden Tisch treffen, so das Fazit des Wochenblattes. (kk)<br />

Emden: Bürgerinitiative gegen 85 000er Aufzuchtstall<br />

[26.04.2011]<br />

Der wachsende Widerstand gegen größere Stallneubauten hat nun auch Ostfriesland erreicht.<br />

Gegen „Massentierhaltung“ und für „die gute Luft in Ostfriesland“ unterschrieben am<br />

Samstag etwa 750 Bürger und Touristen bei einer Aktion der örtlichen Bürgerinitiative in<br />

Emden. 600 weitere Namen hatten die Veranstalter bereits in den Tagen zuvor gesammelt.<br />

Wie die Ostfriesen-Zeitung berichtet, wehrt sich die Initiative gegen geplante Ställe für die<br />

Aufzucht von 84 997 Küken in Wybelsum. "Je mehr Stimmen gegen Massentierhaltung und<br />

deren Auswirkungen sprechen, je größer wird der Druck auf die Politik", so ein Gegner. Viele<br />

Befürchten, dass die Touristen wegbleiben, wenn die „industrielle Tierproduktion“ kommt.<br />

Andere ärgern sich darüber, dass für die Ställe keine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

vorgeschrieben ist, da der Landwirt unter 85 000 Küken bleibt. "Wer will die Zahl<br />

überprüfen?, fragt eine erboste Bürgerin und wundert sich, dasss der Gesetzgeber so was<br />

mitmacht. Sie ist aus Gründen der Gesundheit - Keimbelastung der Luft, Einsatz von<br />

Antibiotika - und des Tierschutzes gegen solche Anlagen, schreibt die Zeitung weiter. (ad)<br />

Ebermast: 4 % stinken<br />

[26.04.2011]<br />

Etwa 4 % der geschlachteten Jungeber zeigen Ebergeruch. Das ist eine der<br />

Schlussfolgerungen, die der Forscher Coen van Wagenberg von der Universität Wageningen<br />

aus einer Studie von Ebergeruch am Schlachtband zieht. Die Untersuchung wurde laut<br />

agrarisch dagblad in zwei Schlachthöfen der Vion mit der Lötkolben-Methode durchgeführt.<br />

Hierbei wurde ein Stück Fleisch des Schlachtkörpers mit einem Lötkolben verbrannt, danach<br />

wurde der Geruch durch menschliche „Nasen“ bestimmt.<br />

Die Unterschiede im Auftreten von Ebergeruch waren groß, von 0,05 % bis teilweise 8 %.<br />

Laut Forscher Van Wagenberg spielen die Schlachtgewichte und das Alter der Tiere jedoch<br />

keine große Rolle. Vielmehr sind andere Faktoren von Belang. Darüber wollte der Forscher<br />

allerdings keine weiteren Auskünfte erteilen, da die Untersuchungen hierzu noch nicht<br />

abgeschlossen sind. Aber er bestätigte, dass die Rasse und die Kreuzung der Schweine eine<br />

wichtige Rolle spielen. Er berichtete auch, dass seine Erkenntnisse bei Vion weitgehend<br />

übereinstimmen mit den Ergebnissen des Schlachthofs Westfort in Gorinchem, die mit<br />

demselben Nachweisverfahren gewonnen worden waren.<br />

Mehr Beschäftigung durch Neugestaltung der Direktzahlungen?<br />

[27.04.2011]


Onno Popinga<br />

Positive Beschäftigungseffekte erwartet der ehemalige Witzenhäuser Hochschullehrer<br />

Prof. Onno Poppinga von einer Verknüpfung der EU-Direktzahlungen mit dem betrieblichen<br />

Arbeitskräftebesatz.<br />

Bei einer Tagung zum Thema „Beschäftigungssicherung in der Landwirtschaft“ im<br />

ostfriesischen Hesel schlug Poppinga vor, die Höhe der Direktzahlungen an die gezahlten<br />

Sozialversicherungsbeiträge zu binden. Besser gestellt würden damit laut Poppinga<br />

arbeitsintensive Familienbetriebe wie Milchviehhalter. Aber auch größere Betriebe mit<br />

Viehhaltung, „die anständig bezahlte, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen“,<br />

könnten seiner Ansicht nach profitieren. Auf diese Weise, so der Agrarwissenschaftler,<br />

könnte die Landwirtschaft im Wettbewerb um die künftigen Facharbeiter wieder<br />

konkurrenzfähiger werden.<br />

Vorgeschlagen wurde auf der Tagung, die der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM), die<br />

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

(DGB) veranstalteten, ferner eine Kappung der Direktzahlungen ab einer Obergrenze von<br />

beispielsweise 150 000 Euro. Begründet wurde das mit dem Argument, dass dadurch der<br />

Landkauf für Agrarindustrielle und außerlandwirtschaftliche Anleger weniger attraktiv würde.<br />

Poppinga berichtete von ersten Ergebnissen einer Studie, die das Kasseler Institut für<br />

ländliche Entwicklung gemeinsam mit der Europäischen Föderation der Gewerkschaften<br />

Lebensmittel, Landwirtschaft und Tourismus (EFFAT) gegenwärtig durchführt. (AgE)<br />

Auslaufmodell Schweineherdbuchtzucht?<br />

[29.04.2011]


Während sich der MSZV und die EGZH auf ihre Stammgebiete konzentrieren, ist German<br />

Genetic auf Expansionskurs.<br />

Während sich der MSZV und die EGZH auf ihre Stammgebiete konzentrieren, ist German<br />

Genetic auf Expansionskurs.<br />

Die deutschen Herdbuch-Zuchtverbände stehen unter massivem Konkurrenzdruck durch in-<br />

und ausländische Zuchtunternehmen. Es spricht also vieles dafür, dass die Zuchtverbände<br />

jetzt an einem Strang ziehen müssen. Durch einen Zusammenschluss könnten sie ihre<br />

Marktposition deutlich verbessern. Gemeinsam würden sie über 100.000 Jungsauen pro Jahr<br />

verkaufen und fortan in einer Liga mit den Dänen und Holländern spielen.<br />

Wie die Zuchtverbände über Fusionen denken und welche Stärken und Schwächen der drei<br />

größten Organisationen in unserer Analyse zum Vorschein gekommen sind, lesen Sie in der<br />

aktuellen Mai-Ausgabe der top agrar ab Seite S 4.<br />

Milchviehhalter fordern: "Druck von der Fläche nehmen"<br />

[29.04.2011]<br />

Kaum etwas beschäftigt die Milcherzeuger derzeit so intensiv wie die Auswirkungen der<br />

Biogasproduktion. Nicht nur, dass die Pachtpreise in den vergangenen Jahren regelrecht<br />

explodiertsind, offenbar werden von Biogasbetreibern sogar schon Verpächter mit dem<br />

Anliegen angegangen, bestehende Pachtverträge aufzulösen und ihnen die Flächen zu<br />

übertragen, schreibt Gregor Veauthier im Kommentar des aktuellen Magazins „Elite“<br />

(3/2011). „Das zeigt, wie überreizt die derzeitige Situation ist.“<br />

Wachstum ist seiner Meinung nach kaum noch möglich, wenn Dank staatlicher Förderung


500-kW-Anlagen 200 000 Euro Gewinn einspielen, größere Milcherzeuger im freien Markt<br />

aber nur 80 000 Euro erlösen können! „Der Milchstandort wird dadurch zunehmend in Frage<br />

gestellt. Die wettbewerbsverzerrende Bevorzugung von Biogas muss aufhören, der Druck auf<br />

die Flächen muss runter!“, so Veauthier. Laut dem Fachmann kann das aber nur gelingen,<br />

wenn am EEG einige substanzielle Änderungen vorgenommen werden:<br />

Koppelung des Güllebonus an die tatsächlich aus der Gülle erzeugte Gasmenge (Förderung<br />

der Veredelung von Gülle).<br />

Förderung von Gülle-Seperationsanlagen. So wird Gülle auch über größere Entfernungen<br />

transportabel und die Anlagendichte lässt sich auch in viehschwächeren Regionen erhöhen.<br />

Wegfall oder zumindest deutliche Verringerung des Nawaro-Bonus, Begrenzung des<br />

Einsatzes von Energiepflanzen entsprechend dem Viehbesatz in der Region.<br />

Keine Investitionsförderung von nicht güllebasierten Anlagen, sofern diese hunderte Hektar<br />

Mais „fressen“. Derartige Anlagen müssen mit Pflanzenbestandteilen, die im Rahmen der<br />

Landschaftspflege anfallen und mit Reststoffen aus der Futter-/Nahrungsmittelproduktion<br />

betrieben werden.<br />

Unterbunden werden muss auch der Boni-Wildwuchs im EEG. Es kann nicht sein, das beste<br />

Grassilage oder pfluglos angebauter Mais als Landschaftspflegematerial, <strong>statt</strong> in die<br />

Vormägen der Kühe, in die Fermenter wandert.<br />

Für den Elite-Redakteur ist es nun an der Zeit, zu entscheiden: „Für die Sicherung ein er<br />

nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Milchproduktion in Deutschland, oder aber für den<br />

Einsatz der Futterflächen zur Energieerzeugung.“ (ad)<br />

[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Energie » Biomasse » Mais und Raps ]<br />

Mittwoch, 27.04.2011<br />

Biomasse | 27.04.2011<br />

Studie: Mais und Raps mit schlechter Klimabilanz<br />

Braunschweig - Bioenergie aus schnellwüchsigen mehrjährigen Gräsern weist eine deutlich<br />

bessere Treibhausgasbilanz auf als Mais oder Raps.<br />

Das ist auf einer Tagung des Europäischen Forschungsprojektes "Treibhausgasmanagement in<br />

europäischen Landnutzungssystemen" in Braunschweig deutlich geworden. Wie das Johann-<br />

Heinrich-von-Thünen-Institut (vTI) als Ausrichter der Tagung in der vergangenen Woche<br />

mitteilte, wurden innerhalb des Projektes erstmals die Treibhausgasbilanzen beim Anbau<br />

unterschiedlicher Bioenergiepflanzen aus ganz Europa ermittelt.<br />

Demnach sind herkömmliche Bioenergieträger wie Biodiesel, Bioethanol und Biogas aus<br />

Mais und Raps erheblich energie- und nährstoffhungriger als solche aus schnellwüchsigen<br />

mehrjährigen Gräsern und Gehölzen. Das liege unter anderem am hohen Stickstoffbedarf von<br />

Mais und Raps, weil die Düngerherstellung viel Energie verbrauche. Außerdem setzten die<br />

Böden nach der Düngung Lachgas frei. Damit werde ein Teil des positiven Effekts von<br />

herkömmlicher Bioenergie wieder zunichte gemacht. Mehrjährige Gräser und Hölzer<br />

hingegen könnten im Winter geerntet werden, wenn die meisten Nährstoffe in den


Pflanzenwurzeln gespeichert seien und im nächsten Jahr wieder für das Wachstum zur<br />

Verfügung stünden. Kohlenstoffsenke Pappelplantagen würden 40 Prozent bis 99 Prozent<br />

weniger Lachgas emittieren als Mais- oder Rapsfelder bei vergleichbaren Energieerträgen,<br />

berichtete das vTI.<br />

Mehrjährige Gräser für nährstoffarme Flächen<br />

Darüber hinaus sei von Wissenschaftlern unter Weiden und Pappeln ein deutlicher<br />

Humusaufbau festgestellt worden. Diese Festlegung von Kohlenstoff im Boden trage<br />

zusätzlich zum Klimaschutz bei. Mehrjährige Gräser und Bäume eigneten sich für nasse und<br />

nährstoffarme Flächen, stellten aber auch eine klimafreundlichere Form der Moornutzung dort<br />

dar, wo bisher Mais für Biogas den Klimawandel anheize.<br />

Schnellwüchsige Pflanzen wie Miscantus, Rohrglanzgras und Weiden werden laut dem vTI<br />

bereits auf mehreren zehntausend Hektar auf den britischen Inseln, in Skandinavien und in<br />

den baltischen Staaten kommerziell angebaut und in Kraftwerken zur Wärme- und<br />

Stromproduktion beigemischt. "Während die aus Sicht des Klimaschutzes effizientesten<br />

mehrjährigen Energiepflanzen in Deutschland noch erforscht werden, sind sie in vielen<br />

Nachbarländern längst praxisreif und Nummer Eins der Bioenergieproduktion", erklärte Dr.<br />

Axel Don vom vTI-Institut für Agrarrelevante Klimaforschung. Die deutsche<br />

Bioenergieförderung habe die effizientesten Klimaschutzwege bisher vernachlässigt.<br />

AgE


VOLKSSTIMME<br />

"Zentrum frühkindliche Bildung" in Stendal / Biosphärenreservat Drömling /<br />

Integrierte Leitstelle<br />

Der neue Koalitionsvertrag und seine Folgen für die Altmark<br />

Von Holger Thiel<br />

Der Drömling soll ein Biosphärenreservat nach Landesrecht werden: Dieses Ziel ist im<br />

Koalitionsvertrag der neuen CDU-/SPD-Landesregierung verankert. Aber auch andere<br />

Punkte werden die Altmark als Region unmittelbar berühren. Archivfoto<br />

Der neue Landtag hat sich konstituiert, die Landesregierung ist vereidigt, der<br />

Koalitionsvertrag von CDU und SPD ist unter Dach und Fach. Auf 69 Seiten –, zehn mehr als<br />

2006 – sind die politischen Ziele der kommenden fünf Jahre festgelegt. Die Altmark kommt<br />

zwar namentlich nicht vor – anders als 2006 – sollte sich aber den Vertrag trotzdem genau<br />

anschauen. Etliche Punkte berühren die Region. Angefangen vom Finanzausgleich, über<br />

Wirtschaftsförderung bis hin zu größeren Nutztierbeständen.<br />

Salzwedel. "Die Koalition setzt sich dafür ein, dass die Nachnutzung der erschöpften<br />

Erdgaslagerstätten Altmark für eine CO2-Speicherung als Forschungsvorhaben vorbereitet<br />

wird": So stand es im ersten Koalitionsvertrag von CDU und SPD aus dem Jahr 2006.<br />

Umgesetzt wurde es nicht. Die CO2-Pilotanlage steht seit mehr als zwei Jahren ungenutzt in<br />

Mahlsdorf, weil die abschließende Betriebsgenehmigung fehlt. Doch nicht immer ist<br />

Vertragspapier so geduldig. Die vor fünf Jahren angekündigte kommunale Gebietsreform ist<br />

umgesetzt. Die Altmark besteht jetzt überwiegend aus Großstädten, zumindest was die Fläche<br />

betrifft. Und so mancher engagierter ehrenamtlicher Kommunalpolitiker hat aus Frust über<br />

diese Reform das Handtuch geworfen.<br />

Neue Strukturen, neue Wege und eine Konferenz<br />

Nicht ohne Konsequenzen für die Altmark blieb auch die 2006 angekündigte Überarbeitung<br />

des Finanzausgleichsgesetzes. Die beiden altmärkischen Kreise erhalten dadurch ebenso wie<br />

einige Kommunen weniger Geld aus der Landeskasse. Auswirkungen zeigte auch die<br />

angekündigte Justizreform. Stendal verlor sein Sozialgericht, der Verlust des Gefängnisses<br />

erscheint da fast nebensächlich.<br />

Konsequent umgesetzt hatte die alte Landesregierung auch die Polizeistrukturreform. Die<br />

Polizeidirektion Stendal ist jetzt Teil der Polizeidirektion Nord, und die Zahl der Polizisten<br />

ging schrittweise nach unten. Immerhin, von der 2006 angekündigten Auflösung der<br />

Schuleinzugsbereiche blieb die Altmark verschont. Ganztagsschulen sind gefördert worden,<br />

und ein Schulbauprogramm wurde unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise aufgelegt. Davon<br />

profitierte die Region. Ebenso vom konsequenten Stadtumbau. Wohnungsgesellschaften<br />

wurden so teure leerstehende Wohnungen los. Ganze Blocks versanken in Staubwolken.<br />

Medizinische Versorgungszentren, mobile Arzthelferinnen waren erste Antworten auf den


Ärztenotstand auch in der Altmark. Das angekündigte Bibliotheksgesetz, das zumindest im<br />

Altmarkkreis Salzwedel für Frieden beim Streitthema Bibliotheken hätte sorgen können, hat<br />

bis heute nicht den Landtag passiert.<br />

CO2-Speicher taucht mit keinem Wort auf<br />

Soweit eine kurze Bilanz. Die Vorschau lohnt sich ebenso. Denn nicht immer ist beim neuen<br />

Koalitionsvertrag nach der Guttenberg-Methode, also mit Copy & Paste, verfahren worden.<br />

So ist vom CO2-Speicher in der Altmark keine Rede mehr. Wohl aber davon, dass die<br />

Hochschule Magdeburg-Stendal zu einem "Zentrum frühkindliche Bildung" werden soll, "um<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage für die Weiterentwicklung der frühkindlichen<br />

Bildung zu erlangen und Programme und Konzepte für eine erfolgreiche Umsetzung zu<br />

entwickeln und zu koordinieren".Während der Altmarkkonferenz vergangenen Jahres in<br />

Gardelegen hatte die Landesregierung dieses Kompetenzzentrum für Stendal angekündigt.<br />

Die Auswirkungen des novellierten Finanzausgleichsgesetzes sind mittlerweile in der<br />

Landeshauptstadt bekannt. Laut neuem Koalitionsvertrag soll das Gesetz auf den Prüfstand<br />

kommen. "Unter Berücksichtigung der in Folge der Gemeindegebietsreform in den<br />

Haushaltsjahren 2010 und 2011 gewonnenen Erkenntnisse soll im Ergebnis ein neues<br />

Finanzausgleichsgesetz, welches eine auskömmliche und angemessene Finanzaus<strong>statt</strong>ung<br />

garantiert, erarbeitet werden", heißt es im Koalitionsvertrag.<br />

Dieser verspricht auch, dass Schulsozialarbeit fester Bestandteil aller Schulformen werden<br />

soll. Unter anderem Gymnasien hatten bislang ein Nachsehen. Arbeit bekommen beide Kreise<br />

hinsichtlich der Berufsbildenden Schulen. Sie sollen "regionale Kompetenzzentren" werden,<br />

zum Beispiel mit Angeboten der beruflichen Weiterbildung. Aber auch die Bedarfsplanung<br />

für Kindertagesstätten ist zu überarbeiten. Künftig sind die Tagesmütter mit zu<br />

berücksichtigen.<br />

Bei der Wirtschaftsförderung wird wie vor fünf Jahren auf "Cluster" gesetzt, die es in der<br />

Altmark nicht gibt. Immerhin soll es spezielle Förderprogramme für innovative kleine und<br />

mittelständische Unternehmen geben, die neue Produkte auf dem Markt etablieren wollen.<br />

In Sachen Tourismus ist die Altmark mit ihrem Aktiv-Urlaub längst auf dem richtigen Weg.<br />

Radfahren und Wandern sollen landesweit gefördert werden, unter anderem mit dem Ausbau<br />

der Infrastruktur.<br />

Interessant ist auch der Punkt Energie. Die neue Landesregierung will Anreizprogramme für<br />

die Erdwärme- und die Biomassenutzung schaffen. Dass in der Altmark Geothermie möglich<br />

ist, zeigt das Beispiel Arendsee mit seiner Thermalsole.<br />

Arbeitsmarktpolitisch lautet ein Ziel, dass in jeder Familie mindestens ein Mitglied<br />

erwerbstätig sein soll. Dass dürfte für den Landkreis Stendal mit seiner hohen<br />

Arbeitslosenquote ein Kraftakt werden. An der Bürgerarbeit soll festgehalten werden. Für<br />

Langzeitarbeitslose soll es geförderte Stellen geben.<br />

Eine ganze Seite ist dem ländlichen Raum und damit auch der Altmark gewidmet. Die<br />

wichtigsten Ziele angesichts sinkender Einwohnerzahlen und steigender Lebenserwartung:<br />

Zur Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse soll es bedarfsgerechte schulische<br />

Angebote, eine dauerhafte gesundheitliche Betreuung und einen bedarfsgerechten öffentlichen<br />

Personen- nahverkehr geben.


"Interkommunale Funktionalreform" angekündigt<br />

Aufatmen können die altmärkischen Einheits- und Verbandsgemeinden. Die Strukturen<br />

werden nicht weiter geändert. Stattdessen wird eine "interkommunale Funktionsreform"<br />

angekündigt. Die Rathäuser erhalten weitere Aufgaben, während die Kreise den<br />

Waldbrandschutz an das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten abgeben<br />

sollen. Festgehalten wird an der Forderung nach integrierten Leitstellen. Für die beiden<br />

hiesigen Kreise wird es nun doch langsam ernst. Sie müssen eine gemeinsame Leitstelle für<br />

Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst schaffen. Vor allem der Landkreis Stendal<br />

hat sich bislang davor gescheut. Und über eine Novelle des Rettungsdienstgesetzes im<br />

kommenden Jahr sollen die Krankenhäuser noch stärker in der Notarztversorgung<br />

eingebunden werden, heißt es im Koalitionsvertrag.<br />

Gespannt dürften die immer klammen altmärkischen Gewässer-Unterhaltungsverbände auf<br />

die für 2012 geplante Novelle des Wassergesetzes schauen. Die Einstufung der Gewässer<br />

erster und zweiter Ordnung soll überprüft werden. Ebenso die Aufgabenverteilung im<br />

wasserwirtschaftlichen Bereich.<br />

Industrielle Massentierhaltung im Fokus<br />

In den vergangenen Jahren haben sich in der Altmark Bürgerinitiativen gegen industrielle<br />

Massentierhaltung gegründet. Sie können nicht darauf hoffen, dass es keine neuen Ställe mehr<br />

gibt.<br />

Aber die neue Landesregierung weiß auch um das Akzeptanzproblem. Immerhin wirkten die<br />

altmärkischen SPD-Landtagsabgeordneten Ralf Bergmann und Jürgen Barth in der<br />

entsprechenden Arbeitsgruppe des Koalitionsausschusses. Im Vertrag ist festgelegt worden,<br />

dass im Ergebnis des bereits eingerichteten Nutztierforums geprüft werden soll, ob es<br />

gesetzgeberischen Handlungsbedarf gibt.<br />

Und: "Die Koalitionspartner sprechen sich dafür aus, zur Vermeidung starker lokaler<br />

Tierkonzentrationen im Düngegesetz eine Ermächtigungsgrundlage für die Länder<br />

vorzusehen, die es ermöglicht, einen betriebs- und behördenübergreifenden Datenabgleich zur<br />

Überprüfung des Inverkehrbringens von Wirtschaftsdünger vornehmen zu können." Das<br />

könnte so manches Stallprojekt zu Fall bringen.<br />

An einer Stelle tauchte die Altmark dann doch ganz konkret auf: Der Naturpark Drömling soll<br />

als Biosphärenreservat nach Landesrecht ausgewiesen und eine Anerkennung durch die<br />

UNESCO vorbereitet werden. Die Region der 1000 Gräben würde damit eine Aufwertung<br />

erfahren.<br />

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Dokument erstellt am 27.04.2011 um 05:31:46 Uhr<br />

Erscheinungsdatum 27.04.2011 | Ausgabe: saw<br />

TAZ<br />

27.04.2011<br />

Agrarsubventionen aus Europa


Bauerngeld fließt an Konzerne<br />

Rund 60 Milliarden Euro Agrarsubventionen vergibt die EU im Jahr. Eine neue Datenbank<br />

zeigt: Firmen wie Südzucker, Bayer und RWE haben davon einen großen Anteil erhalten.<br />

VON JOST MAURIN<br />

BERLIN taz | Großkonzerne haben im vergangenen EU-Haushaltsjahr in Deutschland<br />

millionenschwere Agrarsubventionen kassiert. Deutschlands größtes Milchunternehmen<br />

Nordmilch bekam rund 9 Millionen Euro von der EU.<br />

Das zeigt eine Datenbank, die die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung am<br />

Mittwoch im Internet veröffentlichte. Nordmilch erwirtschaftete 2009 einen Umsatz von 1,9<br />

Milliarden Euro.<br />

Europas größter Zuckerhersteller, die Südzucker AG, erhielt 2,7 Millionen Euro. Südzucker<br />

hat nach eigenen Schätzungen im vergangenen Geschäftsjahr 6 Milliarden Euro verdient.<br />

Einer der größten Schlachthofbetreiber, die niederländische Vion, bekam 1,9 Millionen Euro<br />

von der EU, der Konkurrent Gausepohl 1,4 Millionen. Auch der Energiekonzern RWE zapfte<br />

die staatlichen Agrarfonds an: Das Unternehmen, das Braunkohletagebaue rekultiviert,<br />

kassierte 514.000 Euro. Der Chemiegigant Bayer, ein wichtiger Produzent von Pestiziden und<br />

Gentech-Pflanzen, bekam 183.000 Euro.<br />

"Die Zahlen belegen, dass die Mittel an die Falschen gehen", sagte Reinhild Benning vom<br />

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. "Konzerne kassieren Millionen, der<br />

durchschnittliche Landwirt wird mit Kleckerbeträgen abgespeist."<br />

BUND: Agrarsubventionen fördern die Massentierhaltung<br />

Auf der einen Seite verhinderten die jährlich rund 60 Milliarden Euro EU-Agrarsubventionen<br />

nicht, dass viele kleine <strong>Bauernhöfe</strong> aufgeben müssen. Auf der anderen Seite förderten sie<br />

"indirekt die Massentierhaltung". Schließlich bezögen die subventionierten Schlachthöfe die<br />

Schlachttiere meist aus umweltschädlicher und quälerischer Haltung. Benning: "Da ist<br />

überhaupt keine Gegenleistung für die Gesellschaft zu erkennen."<br />

Als Beispiel hob sie Bayer hervor. "Das ist das Gentechnik-Unternehmen in Deutschland. Es<br />

bekommt Geld, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung Gentechnik in der Landwirtschaft<br />

ablehnt." Von den Firmen lag zunächst keine Stellungnahme vor.<br />

Greenpeace: Hauptempfänger sollen kleine Betriebe sein<br />

"Die Hauptempfänger sollten nicht große Unternehmen sein, sondern kleine Betriebe, die<br />

umweltschonend wirtschaften und Arbeitsplätze sichern", sagte Manfred Redelfs von<br />

Greenpeace. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) müsse ihren Widerstand gegen einen<br />

Vorschlag der EU-Kommission aufgeben, die Subventionen für Großunternehmen zu deckeln<br />

und dabei die Zahl der Arbeitskräfte zu berücksichtigen.


Die EU-Staaten müssen die Empfänger der Agrarsubventionen von Gesetzes wegen<br />

veröffentlichen. Deutschland stellt unter Berufung auf ein Urteil des Europäischen<br />

Gerichtshofs dieses Jahr aber nur Firmen und andere Organisationen ins Netz.<br />

• 27.04.2011<br />

•<br />

•<br />

Protest gegen Fischereipolitik<br />

Krabbenfischer bleiben an Land<br />

Die Kutter haben so viele Nordseegarnelen gefangen, dass die Gefrierhäuser voll sind. Nun<br />

soll eine Verknappung des Angebots die Preise stabilisieren. VON GERNOT KNÖDLER<br />

Fühlen sich von der Politik verlassen: Krabbenkutter auf der Nordsee. Foto: dpa<br />

HAMBURG taz | Weil es plötzlich Krabben im Überfluss gibt, sehen sich die Fischer an der<br />

Nordseeküste in ihrer Existenz bedroht. Wegen des Überangebots sind die Preise auf ein<br />

Niveau gesunken, das nicht einmal mehr die Kosten eines Kutters deckt. Deutsche und<br />

niederländische Erzeugerorganisationen haben deshalb am Osterwochenende einen Fangstopp<br />

beschlossen. Außerdem erwägen sie verschärfte Proteste, um ein Umdenken in der<br />

Fischereipolitik zu erreichen.<br />

Der Verfall der Krabbenpreise ist im vergangenen Jahrzehnt immer wieder Thema gewesen.<br />

Wiederholt einigten sich die organisierten Fischer auf Fangstopps, um mit dem Großhandel<br />

konkurrieren zu können. In dieser Saison scheint die Lage jedoch besonders dramatisch zu<br />

sein.<br />

"Im langfristigen Mittel sind im Frühjahr 25 Kilogramm pro Stunde gefangen worden", sagt<br />

Philipp Oberdörffer, Berater bei der niedersächsischen Landwirtschaftskammer. In diesem<br />

Jahr seien es 50 bis 60 Kilogramm.


Meeresfrüchte<br />

Die Krabbenfischerei erwirtschaftet nach Angaben des WWF jährlich 70 bis 80 Millionen<br />

Euro.<br />

Die Nordseegarnele, auch Krabbe oder Granat genannt, kann neun Zentimeter lang werden.<br />

Die Weibchen laichen im Januar / Februar und im Juli / August. Nach dem Fang werden sie<br />

zur Konservierung gekocht. Dabei färben sich die grauen Tiere rot.<br />

Die Fischer sind zum größten Teil in Erzeugergemeinschaften organisiert. Die Fangflotte<br />

wird auf 550 Fahrzeuge geschätzt. Der weitaus größte Teil davon stammt auch den<br />

Niederlanden und Deutschland.<br />

Die Preise lagen zuletzt bei 1,57 Euro pro Kilo, Tendenz sinkend. Um mit Gewinn<br />

wirtschaften zu können, fordern die Fischer drei Euro.<br />

In ungewöhnlich warmem Seewasser seien die Nordseegarnelen sehr schnell zur<br />

Fanggröße herangewachsen, so dass mehr Generationen als sonst befischt werden konnten.<br />

Wie Oberdörffer berichtet, wären große Boote auch den Winter über auf Fang gefahren und<br />

hätten die Kühlhäuser gefüllt. Erst wenn diese Mengen verkauft seien, werde der Druck auf<br />

die Preise nachlassen.<br />

Roger Alts von der Erzeugerorganisation Norddeich glaubt, dass der Fangstopp<br />

möglicherweise nicht reichen wird. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagt er. Die<br />

Fischer erhielten zurzeit nur 1,57 Euro pro Kilo Garnele. Das liegt unter dem<br />

Selbstkostenpreis von rund 2,50 Euro. Die Fischer halten drei Euro für notwendig.<br />

Gestiegene Treibstoffkosten verschärften die Lage, klagen die Fischer. Dazu kämen teure<br />

Nachrüstungen beim Funk oder der Feuerlöschtechnik. Alts zufolge steht ein Drittel der Flotte<br />

vor der Pleite. Weil Proteste alleine bisher nichts genützt hätten, erwögen die Fischer jetzt ein<br />

schärferes Vorgehen wie die Blockade der Seehäfen.<br />

Die deutschen Küstenfischer sind überwiegend als Familienbetriebe organisiert, die kleine,<br />

etwas ältere Kutter betreiben. Sie haben schon Schwierigkeiten, mit den etwas längeren<br />

Eurokuttern mitzuhalten, erst recht aber mit den Fischereischiffen, die im vergangenen Winter<br />

auf Krabbenfang gegangen sind. Wegen des Preisverfalls bei Schollen stellten auch Boote, die<br />

eigentlich für den Fang von Plattfischen gebaut wurden, den Garnelen nach - und zwar die<br />

ganze Saison über.<br />

Die größeren Schiffe erlaubten ein effizienteres Wirtschaften, sagt Landwirtschaftskammer-<br />

Berater Oberdörffer. Allerdings müsse sich die Politik fragen, was ihr die Familienbetriebe<br />

wert seien.<br />

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht könne es zwar sinnvoll sein, großen Schiffen den Vorzug<br />

zu geben. "Das trägt aber nicht dazu bei, dass wir eine lebendige Küste behalten", warnt<br />

Oberdörffer. Nur die Kutter passten in die Sielhäfen und hielten diese am Leben. Von den<br />

Häfen wiederum profitiere der Tourismus.<br />

Die Fischer fordern konkrete Hilfen von den Landesregierungen und vom Bund. Nur so lasse<br />

sich die kleinteilig organisierte Fischerei erhalten. Berater Oberdörffer schlägt eine<br />

Abwrackprämie vor, um die Flotte zu verkleinern.


Außerdem regt er an, die Erzeugergemeinschaften der Fischer zu stärken: Von ihnen<br />

beschlossene Fangstopps sollten auch für Nicht-Mitglieder verbindlich werden.<br />

Etwas weniger Krabbenfischerei wäre ganz im Sinne der Umweltstiftung WWF. Diese hat vor<br />

zwei Jahren eine Studie veröffentlich, nach der die Krabbenfischerei der Meeresumwelt<br />

schadet.<br />

Für jedes Kilo Krabben lande die neunfache Menge an Beifang im Netz: Schollen,<br />

Seezungen, Wittlinge und Kabeljau - Fische, die wieder über Bord geworfen werden und<br />

diese Prozedur meistens nicht überleben. Bessere Netze, das Schließen von Fanggründen<br />

könnten helfen - und eine Verkleinerung der Flotte.<br />

Aktuelles aus Land und Forst<br />

Landvolk arbeitet konstruktiv am Tierschutzplan mit<br />

20. April 2011<br />

L P D – Das Landwirtschaftsministerium hat heute seinen überarbeiten Tierschutzplan<br />

vorgestellt. Insgesamt sieht er 38 Maßnahmen für zwölf Tiergruppen vor. Das Ziel des<br />

Tierschutzplans – eine starke und wirtschaftliche Landwirtschaft, die in der Gesellschaft<br />

akzeptiert ist – verfolgt auch das Landvolk Niedersachsen. Es hat sich deshalb konstruktiv in<br />

die Arbeit des Lenkungsausschusses eingebracht und wird sich auch weiterhin intensiv<br />

beteiligen. „Wir tragen alles mit, was sinnvoll, praktikabel und wirtschaftlich ist“, verdeutlicht<br />

Landvolk-Hauptgeschäftsführer Jörn Dwehus. Dem Berufsstand war es bei den einzelnen<br />

Punkten besonders wichtig, dass es auch zu tatsächlichen Verbesserungen im Tierschutz<br />

kommt und nicht ein Tierschutzproblem durch ein Neues ersetzt wird. Das heißt, dass<br />

beispielsweise Hühner, deren Schnäbel nicht gekürzt werden, sich ernsthaft durch<br />

gegenseitiges Picken verletzen.<br />

In einem sogenannten Pilotbetrieb soll deshalb vorerst erprobt werden, wie das Picken<br />

verhindert werden kann. Der Tierschutzdienst, das LAVES, die Fachhochschule Osnabrück<br />

und ein Fachtierarzt für Geflügel begleiten dieses Projekt intensiv. Diese Vorgehensweise<br />

kommt der Forderung des Landvolks entgegen, einen Punkt nur dann umzusetzen, wenn es<br />

Alternativen gibt, die wissenschaftlich untermauert und praktikabel sind. Die gewonnenen<br />

Erfahrungen können auch auf andere Bereiche übertragen werden, sagte


Landwirtschaftsminister Gert Lindemann bei einer Pressekonferenz in Hannover: „Wir<br />

brauchen die ersten Erfahrungen aus dem Legehennenprojekt, um ein Ausstiegszenario für<br />

das Kürzen der Schnäbel auch bei Puten zeitnah auf den Weg zu bringen“.<br />

Ein weiterer wichtiger Baustein des Niedersächsischen Tierschutzplanes ist die Etablierung<br />

der Tierschutzindikatoren wie Fußballengesundheit bei Nutzgeflügel und die Gabe von<br />

Antibiotika. Diese Indikatoren sind messbar und führen deshalb zu einer objektiven<br />

Beurteilung der Einhaltung von Tierschutzzielen - nicht nur für die Tierhalter, sondern auch<br />

durch Berater und Überwachungsbehörden. Das Landvolk Niedersachsen begrüßt die<br />

Einführung der Tierschutzindikatoren, weil sie zu einer Versachlichung der in weiten Teilen<br />

emotional geführten Diskussion führen können.<br />

Das Landvolk Niedersachsen setzt sich zudem dafür ein, dass der Branche im Wettbewerb mit<br />

anderen Erzeugerländern keine Chancen verbaut werden und die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

niedersächsischen Betriebe hinreichend berücksichtigt wird. In diesem Zusammenhang<br />

fordert der Berufsstand die intensive Prüfung von Sonderregelungen für Niedersachsen<br />

außerhalb von bundes- oder EU-politischen Regelungen. Einig sind sich Landvolk und<br />

Landwirtschaftsminister darin, dass die Größe der Bestände und das individuelle Tierwohl<br />

nicht voneinander abhängig sind. „Den Beleg, dass Tiere in großen Beständen tiergerecht<br />

gehalten werden können, erbringen tausende Landwirte jeden Tag“, sagte Lindemann.<br />

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/SYKER-KURIER/368096/Gruen-boomt---abernur-im-Nordkreis.html<br />

Landkreis Diepholz<br />

- 29.04.2011<br />

Grün boomt - aber nur im Nordkreis<br />

Von Hauke Gruhn<br />

Landkreis Diepholz. Tom Speckmann aus Weyhe ist bei den Grünen eingetreten. Nicht, weil<br />

es gerade "in" ist, sondern aus Überzeugung. Der 20-Jährige kann sich mit grüner Politik<br />

identifizieren, gegen Atomkraft ist er sowieso. Die Öko-Partei hat zurzeit einen großen<br />

Zulauf, der sich aber ungleich verteilt. Je städtischer die Gegend, desto stärker die Grünen, je<br />

ländlicher, desto schwächer sind sie. Daran könnte der gegenwärtige Boom zumindest etwas<br />

rütteln, glaubt der Bremer Parteienforscher Lothar Probst. Vor Ort ist man da skeptischer.<br />

Hajo Wittig lebt in Diepholz. Dort war er 1978 Gründungsmitglied der Grünen. "Wir<br />

haben hier in der Stadt zumindest immer ein Ratsmitglied", erzählt er. Davon sei in den<br />

Gemeinden rings um die Kreisstadt nur zu träumen. "Da haben wir auch kaum Mitglieder."<br />

Die Bevölkerungsstruktur sei im Südkreis auch eine andere als im Nordkreis, gibt Wittig zu<br />

bedenken. "Wir hatten hier auch mal junge Mitglieder, die sind aber fast alle weggezogen,<br />

gerade die mit besserer Bildung." Zudem sei die Diepholzer Gegend klassisches FDP-Land.<br />

"Hier gibt es auch kaum Biolandwirte", beklagt Wittig. "Das ist schon sehr mager."<br />

Vor 20 Jahren sei es noch viel einfacher gewesen, Leute für politische Veranstaltungen zu<br />

gewinnen, allerdings seien die grünen Aktivitäten in und um Diepholz auch "ausbaufähig",<br />

wie Wittig zugibt. Vom Boom der Grünen sei im Südkreis jedenfalls noch nichts zu merken,<br />

so der 62 Jahre alte Lehrer. "Es sind immer die gleichen Leute." Nicht einmal einen<br />

Ortsverein gibt es in Diepholz-Stadt. Wittig: "Dazu braucht man ja mindestens sieben Leute."<br />

Oftmals würde die Partei einfach ignoriert.


Dass sich die Grünen in den Umfragen auch dauerhaft über 20 Prozent ansiedeln, da hat selbst<br />

Elmar Könemund so seine Zweifel. "Wir hoffen aber, dass etwas davon übrig bleibt", erklärt<br />

der Vorsitzende der Grünen in Weyhe, der zugleich Sprecher des Kreisvorstandes ist.<br />

Immerhin: "Seit rund einem Vierteljahr haben wir deutlich mehr Zuwachs", berichtet<br />

Könemund. "Das hat wohl schon etwas mit den Umfragen auf Bundesebene zu tun", glaubt<br />

der Kommunalpolitiker. "Dadurch werden die Menschen motiviert, sich selbst zu<br />

engagieren."<br />

Ein erster Impuls sei die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke durch die schwarzgelbe<br />

Bundesregierung gewesen, so Könemund. "Der grüne Höhenflug begann also<br />

lange vor Fukushima." Die Entwicklung im Südkreis könne mit der im Nordkreis nicht<br />

mithalten, gibt der Weyher zu. "Veränderungen gehen auf dem Land immer langsamer<br />

von<strong>statt</strong>en. Und die Grünen stehen nun einmal für Veränderungen." Er spüre aber,<br />

dass die traditionelle CDU-Nähe bei vielen Landwirten derzeit bröckele. Die geplante<br />

Großanlage für 3200 Rinder in Barver sei so ein Knackpunkt, wo man ansetzen könne.<br />

Professor Lothar Probst, Parteienforscher an der Uni Bremen, sieht die Grünen klar als<br />

Nutznießer des Streits um die Atomenergie. "Die Energiepolitik entwickelt sich immer mehr<br />

zum harten Politikfeld", hat er beobachtet. Der Boom der Grünen basiere auch nicht auf einer<br />

"Blase", konstatiert der Forscher. "Es gibt einen längerfristigen Trend hin zu den Grünen."<br />

Auch Probst schätzt, dass viele Landwirte nicht mehr klar der Klientel der CDU zugeordnet<br />

werden könnten. "Viele Betriebe schwenken durchaus auf Öko um."<br />

Insgesamt würden die Grünen aber eher eine Stadtpartei bleiben, so Probst. "Aber eine<br />

Stadtpartei, die auch auf dem Land hinzugewinnen wird." Das Mitwachsen der<br />

Mitgliederschaft sei bei dem gegenwärtigen Positivtrend für die Grünen aber "ein Problem",<br />

so Probst. Es könne durchaus passieren, dass eine Partei wie die Grünen in einer bestimmten<br />

Gegend mehr Mandate vom Wähler erhalten als sie eigentlich Kandidaten haben. Dann<br />

würden die Mandate gegebenenfalls verfallen. Eine Gefahr, die auch Hajo Witting sieht.<br />

Ob sich die Großanlage für Rinder in Barver als Wendepunkt für die Grünen im Südkreis<br />

eignet? Lothar Probst ist da vorsichtig, er kenne die Situation vor Ort nicht genau. "Aber es ist<br />

festzustellen, dass die Grünen immer dort, wo es auf dem Land Brennpunkte gibt, stärker als<br />

im Durchschnitt abschneiden." Das Wendland sei ein Beispiel dafür. "Bei brisanten Themen<br />

können die Grünen einbrechen in Bevölkerungsteile, die vorher nicht zu erreichen waren."<br />

In Berlin werden die Diepholzer Grünen derzeit von Katja Keul vertreten. Die Nienburger<br />

Abgeordnete betreut Diepholz mit, da dieser Wahlkreis bislang keinen eigenen grünen<br />

Bundestagsabgeordneten stellt. "Auf die Ergebnisse bei der Kommunalwahl in Niedersachsen<br />

bin ich gespannt", sagt Keul. "Die Umfrageergebnisse kommen ja nicht unbedingt nur aus<br />

dem ländlichen Niedersachsen." Immerhin sei festzustellen, dass momentan fast alle Kreise<br />

deutlich an Mitgliedern gewinnen würden. Im ländlichen Raum hielte sie ein Ergebnis von<br />

zehn Prozent aber schon für "sensationell", so Keul.<br />

Stefanie Henneke, grünes Stadtratsmitglied in Syke und ehemalige Landesvorsitzende ihrer<br />

Partei, glaubt an eine dauerhafte Etablierung ihrer Partei auf höherem Niveau. "Auch wenn<br />

wir bislang in Umfragen meistens besser standen als bei den Wahlen." Sie verspüre zurzeit<br />

"eine ganz neue Motivation" bei den aktiven Mitgliedern, so Henneke. Wichtig sei es, auch<br />

die "mittelalten" Menschen für grüne Politik zu gewinnen. "Die haben uns immer gefehlt."<br />

Die aktuelle Entwicklung sieht die Sykerin auch mit einer gewissen Genugtuung. "Die, die<br />

Grüne für Öko-Spinner halten, sterben langsam aus."


Tom Speckmann ist einer der Jungen, die sich künftig verstärkt für die Grünen engagieren<br />

wollen. Den Eintritt in die Partei vor zwei Monaten hat er sich dabei nicht leicht gemacht.<br />

"Man will ja eigentlich lieber eine gewisse Distanz wahren", sagt er. Zuvor hatte er eineinhalb<br />

Jahre die Grüne Jugend in Weyhe mitaufgebaut. "Da haben wir jetzt schon 20 Mitglieder, das<br />

ist schon ungewöhnlich viel für eine solche Gemeinde", findet er. "Und es werden immer<br />

mehr junge Leute." Gerade im Vorfeld der Baden-Württemberg-Wahl und nach Fukushima<br />

sei dieser Trend zu beobachten gewesen, erzählt der 20-Jährige.<br />

Kreissprecher Elmar Könemund hofft natürlich, dass viele junge Grüne wie Tom Speckmann<br />

den Schritt in die Partei wagen. 14 neue Mitglieder sind seit Dezember kreisweit zur Partei<br />

gestoßen. Besonders groß ist der Zulauf in Weyhe. Allein hier gewannen die Grünen neun<br />

neue Mitstreiter - ein Zuwachs um ein Drittel. Für Weyhe hofft Könemund bei der<br />

Kommunalwahl nun sogar auf einen sechsten Sitz im Rat. "Letztes Mal haben wir knapp den<br />

fünften verpasst." Zeiten ändern sich. Das neue Selbstbewusstsein ist angekommen -<br />

zumindest im Nordkreis.<br />

Ldw. Wochenblatt Westfalen Lippe<br />

28.4.11<br />

AKTUELLES<br />

Spekulation um Möllers-Nachfolge<br />

Franz-Josef Möllers gibt den WLV-Vorsitz 2012 ab. Foto: B. Lütke Hockenbeck<br />

Der Bundestagsabgerodnete der Partei Bündnis<strong>90</strong>/Die Grünen, Friedrich Ostendorff,<br />

hat Spekulationen um die Nachfolge von Franz-Josef Möllers in der Funktion als<br />

Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) sowie als<br />

Aufsichtsratsvorsitzender des genossenschaftlichen Unternehmens Agravis in Münster<br />

geschürt.<br />

Ostendorff, der selbst Vorstandsmitglied zweier Verbände ist – der Arbeitsgemeinschaft<br />

bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und des Landesverbandes NRW des Bundes für Umwelt und<br />

Naturschutz Deutschland (BUND) –, kritisierte in einer Pressemitteilung „eine bedenkliche


Nähe der CDU zum Bauernverband und zur Agrarindustrie“. In dem Zusammenhang brachte<br />

er die CDU-Bundestagsabgeordneten Franz-Josef Holzenkamp als Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

bei der Agravis und Johannes Röring als zukünftigen WLV-Präsidenten ins Gespräch.<br />

Nachfolge ist "noch völlig offen"<br />

Das Wochenblatt hat sowohl beim WLV als auch bei der Agravis nachgefragt:<br />

WLV-Geschäftsführer Werner Gehring bestätigte, dass Möllers sein Amt als WLV-Präsident<br />

im kommenden Jahr abgeben werde. „Die Nachfolge ist noch völlig offen, schließlich handelt<br />

es sich um einen demokratischen Prozess.“ Die drei Bezirksverbände haben das Recht,<br />

Kandidaten für das Präsidium vorzuschlagen. In einer Delegiertenversammlung im Mai/Juni<br />

kommenden Jahres werden dann Präsidium und Präsident gewählt werden.<br />

Auch Agravis-Pressesprecher Bernd Homann verwies auf den demokratischen Vorgang im<br />

Unternehmen und wollte zu den Spekulationen keinen Kommentar abgeben. Die<br />

Hauptversammlung habe das Recht, die Kandidaten zum Aufsichtsrat zu wählen. Dieser<br />

wiederum wählt dann seinen Vorsitzenden. Am 10. Mai werde die nächste<br />

Hauptversammlung der Agravis in Oldenburg <strong>statt</strong>finden. Dort stehen nach heutigem Stand,<br />

so Homann, zwei Aufsichtsratspositionen zur Besetzung an, nicht aber die von Franz-Josef<br />

Möllers.<br />

Demokratische Wahlen im kommenden Frühjahr<br />

Möllers selbst kommentierte die Aussagen von Friedrich Ostendorff folgendermaßen: „Die<br />

Besetzung unserer Positionen im WLV entscheidet sich im Frühjahr 2012 in demokratischen<br />

Wahlen und nicht vorher. Vielleicht ist das in der ämterhäufenden Funktion die Herr<br />

Ostendorff inne hat – wie zum Beispiel bei den Grünen, der AbL und dem BUND – anders.<br />

Zumindest scheint das seine Erfahrung zu sein.“ Toe<br />

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Niedersachsen/Ein-<br />

Schweineleben/357575/Schweinehalter-Thomas-Bruens-hat-zwei-Berufe.html<br />

WESER-KURIER-Serie - Teil 1<br />

- 10.04.2011<br />

Schweinehalter Thomas Brüns hat zwei Berufe<br />

Von Hans Ettemeyer<br />

Klein Sehlingen. Ganz hinten im Landkreis Verden, kurz vor der Kreisgrenze zu Rotenburg,<br />

da liegt das 150-Seelen-Dorf Klein Sehlingen. Mitten im Ort steht der "Ramakers Hof" von<br />

Thomas und Birte Brüns. Als Nebenerwerbslandwirte halten sie auf ihrem Hof Enten, Gänse,<br />

Hühner und Schweine. Eines der Schweine gehört der Niedersachsenredaktion des WESER<br />

KURIER. Im Herbst wird es geschlachtet. Bis dahin soll es uns bei unserer neuen Serie "Ein<br />

Schweineleben" begleiten. Dabei geht's ums Schwein im Allgemeinen und ums<br />

Redaktionsschwein im Besonderen.


© HASSELBERG<br />

Thomas und Birte Brüns mit ihren Kindern Teetje, Jannis und Ole (von links). Im<br />

Hintergrund Altbauer Heinz Fricke.<br />

"Komm, komm", flötet Thomas Brüns, doch kein Schwein lässt sich blicken. Erst als er einige<br />

Kohlblätter vor den Koben wirft, stapft ein Borstenvieh durch die niedrige Luke hinaus auf<br />

die matschige Wiese. Auf dem Hof der Familie Brüns in Klein Sehlingen werden Schweine<br />

noch auf konventionelle Art gehalten. Sieben Tiere teilen sich den mit Stroh ausgestreuten<br />

Stall, sie haben dort jede Menge Platz und vor der Tür reichlich Auslauf im Freien.<br />

Genau so hatte sich die Redaktion den Hof für ihr Projekt vorgestellt. Seit vier Tagen steht<br />

unser "25 Kilo Systemferkel", wie es in der Züchtersprache heißt, bei der Familie Brüns im<br />

Stall. Es war gar nicht so einfach, einen geeigneten Bauernhof zur Aufzucht des<br />

Redaktionsschweins zu finden: Massentierhaltung war ausgeschlossen, Bio- und Demeter-<br />

Höfe mussten es auch nicht unbedingt sein - das Fleisch sollte ja noch bezahlbar bleiben. Und<br />

es sollte ein Hof in der Region sein.<br />

Thomas und Birte Brüns, beide 39 Jahre alt, sind Nebenerwerbslandwirte. Thomas Brüns hat<br />

zunächst beim Postamt 5 in Bremen gelernt und gearbeitet, seit 1997 verdient er sein Geld als<br />

Autobauer bei Daimler in Bremen - immer in der Nachtschicht. Birte Brüns ist Bürokauffrau.<br />

Seit der Geburt von Sohn Jannis (11) kümmert sie sich um Haus und Familie, zu der mit Ole<br />

(9) und Teetje (4) noch zwei weitere Söhne gehören.<br />

• Fotostrecke: Der erste Besuch beim Niedersachsen-Schwein


Mit der jungen Familie leben die Altenteiler auf dem Hof: Heinz (68) und Magdalene Fricke<br />

(64), die Eltern von Birte Brüns. "Aber jeder hat seinen eigenen Bereich", sagen Junior und<br />

Senior wie im Chor. Das große Hofgebäude wurde zum Zweifamilienhaus umgebaut - zwei<br />

Wohnungen, zwei Eingänge. Seit 1844 befindet sich der Hof im Familienbesitz. Die<br />

Ursprünge gehen zurück bis ins 17.Jahrhundert. Die ersten Besitzer waren Stellmacher, daher<br />

der Hofname "Ramakers". Seit 1976 wird die Hofstelle als Nebenerwerb betrieben. Heinz<br />

Fricke wechselte damals aus der kriselnden Landwirtschaft in die einkommenssichere<br />

Stadtgärtnerei nach Verden.<br />

Nur noch drei Vollerwerbshöfe<br />

Nur drei von ehemals zwölf Höfen werden in Klein Sehlingen heute noch als<br />

Vollerwerbsbetriebe geführt. "Die Entwicklung war lange abzusehen", sagt Fricke, "das war<br />

ganz einfach: entweder ganz groß werden oder man hat keine Chance mehr." Das sehe man<br />

doch gerade aktuell am Beispiel Barver im Landkreis Diepholz, fügt Schwiegersohn<br />

Thomas Brüns hinzu, wo ein Stall mit 3200 Kühen gebaut werden soll: "Gott sei Dank<br />

lehnen sich da jetzt ein paar Landwirte auf. Denn wenn die Pläne wahr werden, sind<br />

von den 20 kleinen Betrieben mindestens 15 weg."<br />

Thomas und Birte Brüns haben früher in Kirchlinteln gewohnt, 1999 sind sie dann nach Klein<br />

Sehlingen gezogen: "Kirchlinteln ist ja auch nicht groß", sagt Birte Bruns, "aber da haben wir<br />

die Autobahn gehört, das war furchtbar". In Sehlingen genießen sie jetzt die ländliche Ruhe -<br />

aber nicht unbedingt ein ruhiges Leben: "Ich muss immer was zu muddeln haben", sagt<br />

Thomas Brüns. Zunächst wurde das Hauptgebäude für die beiden Familien umgebaut, und<br />

dann waren da noch der Stall und die Wagenscheune.<br />

"In meinem Elternhaus in Langwedel-Nindorf hatten wir für den Eigenbedarf immer Hühner<br />

oder Hähnchen", sagt Brüns, "die selbstgezogenen Tiere schmecken einfach besser". Und so<br />

kam die Idee, in Klein Sehlingen die Scheune zu nutzen: "Ein paar Hähnchen, ein paar<br />

Hühner, ein paar Eier - nur so für uns." Doch als er dann bei Bekannten und Kollegen von<br />

seinen Tieren schwärmte, wollten die auch mal ein Hähnchen probieren. "Da haben sie<br />

schnell gemerkt, dass das von der Qualität her ein Riesenunterschied ist." Dass Qualität ihren<br />

Preis hat, wurde akzeptiert: um die 15 Euro kostet heute ein zweieinhalb Kilo schweres<br />

Hähnchen. "So fing es an, mit zehn Hähnchen, schon bald waren es 30", sagt Brüns.<br />

Neben Hühnern, Hähnchen und Puten mästet Brüns seit drei Jahren auch Schweine. Im Stall<br />

steht eine Kreuzung aus Veredelter Deutscher Landrasse und Pietrain. Das eine bringt die<br />

Länge, das andere die Form. Die Ferkel bezieht Brüns von einem Sauenhalter in<br />

Kirchwalsede. Nach dem Wurf werden sie dort zunächst vier Wochen lang in einem<br />

halboffenen Stall, der sogenannten Outdoor-Hütte, an das Leben außerhalb des Stalls<br />

gewöhnt. "Sie sind dann abgehärtet für die Freilandzucht", sagt Brüns. "Ferkel aus der<br />

Massentierhaltung würden das Leben im Freien wahrscheinlich gar nicht überstehen. Die<br />

kennen nur Dauertemperaturen von 24, 25 oder 28 Grad."<br />

Seine Schweine und sein Geflügel zieht Brüns "irgendwo zwischen konventionell und bio"<br />

auf. Bei der reinen Haltung erfülle er sicher die Bedingungen von Bio oder Demeter, sagt<br />

Brüns, "wenn nicht sogar mehr". Um aber zertifiziert zu werden, müsste er auch beim Futter<br />

die strengen Vorgaben erfüllen. Und das ist teuer: "Bei Bio und Demeter darf nur<br />

ungespritztes Getreide in die Tröge." Da müsse er dann für das Fleisch auch gleich mehr als<br />

das Doppelte verlangen.


Thomas Brüns füttert konventionell<br />

Deshalb füttert Thomas Brüns konventionell. Das Futter bezieht er von einem Händler aus der<br />

Region, dem er vertraut. Es besteht in der Regel aus Weizen, Roggen und Gerste. Hinzu<br />

kommen Mineralstoffe und Sojaschrot als Eiweißträger sowie Fette als Bindemittel. Die<br />

sorgten für den jüngsten Dioxinskandal, als offenbar skrupellose Geschäftemacher sauberes<br />

Futterfett mit Dioxin verseuchtem Industriefett mischten. Er sei davon nicht betroffen<br />

gewesen, sagt Brüns: "Da haben wir Glück gehabt, es hätte uns aber genauso treffen können."<br />

Er habe keine andere Wahl, als fertiges Futter hinzuzukaufen, sagt Brüns. Die Zeit, als die<br />

Bauern das Futter für ihre Tiere noch selbst anbauten und mischten, sei lange vorbei. Und<br />

selbst wenn er es wolle, gäbe es ein Problem: "Man bekommt nirgendwo Pachtland."<br />

Betreiber von Biogasanlagen brauchen es für den Maisanbau und Massentierhalter als<br />

Nachweisfläche für die Gülleentsorgung. "Da haben wir gar keine Chance, etwas für den<br />

Futteranbau hinzuzupachten."<br />

Zum konventionellen Futter gibt Brüns seinen Schweinen Kürbisse, Kartoffeln und Heu aus<br />

eigenem Anbau sowie "alles, was von den Küchenabfällen kompostierbar ist, außer<br />

Kaffeefilter", so Birte Brüns.<br />

Gefüttert wird morgens und abends, tagsüber können die Schweine nach draußen, sich im<br />

Dreck suhlen und Sonne tanken. Das ist gut fürs Fleisch. "Die Bewegung reduziert den<br />

Fettanteil und das Fleisch ist besser durchwachsen", sagt Brüns. Außerdem würden die<br />

Schweine zwei Monate länger gehalten, das Fleisch wachse langsamer und sei nicht so<br />

wässrig wie bei Schweinen aus der Massentierhaltung.<br />

Die Schweinewiese ist mit einem doppelten Zaun gesichert - innen mit Elektro-, außen mit<br />

Maschendraht. Früher reichte ein einfacher Stacheldraht aus. "Der doppelte Zaun ist<br />

Vorschrift", sagt Brüns. Damit soll eine direkte Berührung wischen Wild- und<br />

Hausschweinen verhindert werden. Zu groß ist die Gefahr, dass Seuchen von einem auf den<br />

anderen Stall übertragen werden. Früher waren dann Bestände von 20 Tieren gefährdet, heute<br />

hat allein ein Nachbar von Brüns mehr als 3000 Schweine im Stall stehen. "Der Schaden wäre<br />

groß, das ist eine andere Dimension", sagt sein Schwiegervater Heinz Fricke.<br />

Deshalb darf auch kein Fremder so ohne weiteres den Stall betreten. Vor der Stalltür liegt eine<br />

Schutzmatte. Dort müssen sich auch die Mitarbeiter des Veterinäramtes ihre Schuhe<br />

desinfizieren, wenn sie zum Kontrollbesuch auf den Hof kommen und die Tiere sehen wollen.<br />

"Lebendansicht" heißt das, auch das ist Vorschrift.<br />

Ein unausgesprochenes Hofverbot hat dagegen der Tierarzt: "Bei uns bekommen weder<br />

Geflügel noch Schweine Medikamente", sagt Brüns, "wenn ein Tier krank wird und es nicht<br />

von sich aus schafft, wieder gesund zu werden, dann ist das eben so." Die vorgeschriebenen<br />

Erstimpfungen bekämen die Tiere bereits bei den Küken- und Ferkellieferanten. In der<br />

Massentierhaltung werden dagegen häufig Antibiotika gespritzt oder ins Futter gegeben - zum<br />

Schutz der überaus anfälligen Tiere vor Krankheit.<br />

Am Ende wartet der Schlachter<br />

Schweine dienen der Ernährung des Menschen, deshalb müssen auch die Tiere von Thomas<br />

und Birte Brüns irgendwann zum Schlachter. "Die ahnen das schon, wenn es so weit ist", sagt<br />

Birte Brüns. Denn Schweine sind nicht dumm: "Die sehen, dass ihre Stallgenossen in den


Anhänger steigen und nicht wieder kommen. Da wissen sie, beim nächsten Mal sind sie selbst<br />

an der Reihe." Im vergangenen Jahr mussten einige Schweine für kurze Zeit innerhalb des<br />

Hofes den Stall wechseln. Brüns schaffte sie mit einigem Aufwand auf den Anhänger und<br />

karrte sie zum anderen Stall. Als er sie wieder zurück in den alten Koben holte, "sprangen die<br />

freiwillig auf den Anhänger". Und auch als es später zum Schlachter ging, ließen sie sich<br />

problemlos verladen. Sie hatten eben noch nicht die Erfahrung gemacht, dass jemand auf den<br />

Anhänger klettert und für immer verschwindet. Brüns liefert seine Schweine schon einen Tag<br />

vor dem Schlachttermin beim Schlachter ab. "Damit wollen wir den Stress für die Tiere so<br />

gering wie möglich halten", sagt Brüns. Fürs Fleisch sei es auch besser, wenn die Tiere sich<br />

vor dem Schlachten nicht noch einmal zu sehr verkrampften. Geschlachtet werden die<br />

Schweine in der Landschlachterei Tödter in Posthausen. Brüns: "Das ist eine der wenigen<br />

Schlachtereien, bei denen man auch tatsächlich das Fleisch der eigenen Schweine wieder<br />

zurückbekommt."<br />

Am übernächsten Sonnabend geht es um die Fragen: Wie kam der Mensch zum Schwein?<br />

Was tut sich in der Schweinezucht?<br />

MDR<br />

28.4.2011<br />

Hygienemängel<br />

Wiesenhof weist Vorwürfe zurück<br />

Der Geflügelbetrieb Wiesenhof in Möckern im Jerichower Land hat die gegen ihn erhobenen<br />

Hygiene-Vorwürfe des Magazins "Stern" zurückgewiesen. Die Berichte über mangelnde<br />

Hygiene seien "nachweislich falsch" sagte Unternehmenssprecher Frank Schroedter.<br />

Sprecher: Auflagen immer erfüllt<br />

Schroedter sagte, der vom Magazin angeführte Schwarzschimmelbefall an Wand und Decke<br />

sei nicht in der Fleischbearbeitung sondern im Verpackungsbereich aufgetreten und<br />

inzwischen beseitigt worden. Außerdem sei der Betrieb in Möckern die modernste<br />

Tiefkühlschlachterei in Europa, Auflagen der Behörden seien immer erfüllt worden. Das<br />

Magazin hatte in seiner aktuellen Ausgabe über Schimmelbefall und Verstöße bei der<br />

Fleischbeschau und der Kühlung berichtet. So würden die Bänder zu schnell laufen, um den<br />

Veterinären eine ordentliche Fleischbeschau zu ermöglichen.<br />

Hygienische Mängel wies der Wiesenhof-Schlachthof zurück.


Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein<br />

Außerdem wurden frühere Vorwürfe, der Betrieb habe mehr Tiere geschlachtet als erlaubt,<br />

inzwischen entkräftet. Die Stendaler Staatsanwaltschaft teilte mit, dass der fall an das<br />

Landesverwaltungsamt zurückgegeben wurde. Es handele sich nicht um einen Straftatbestand,<br />

sondern allenfalls um eine Ordnungswidrigkeit, für die die Behörde in Halle zuständig sei.<br />

Täglich dürfen in dem Betrieb maximal 240 Tonnen Geflügel geschlachtet werden, nach<br />

Auffassung des Landesverwaltungsamtes waren es aber mehr. Daher wurden Bußgelder in<br />

Höhe von mehreren zehntausend Euro verhängt. Laut Wiesenhof-Sprecher Schroedter wurde<br />

aber gegen sämtliche Bußgelder Widerspruch eingelegt.<br />

NZ<br />

"Der Beck" nimmt Käfigeier aus Sortiment<br />

Reaktion auf NZ-Recherche - 27.04. 07:00 Uhr<br />

NÜRNBERG/ERLANGEN - Der regionale Marktführer unter den Bäckern, die Bäckerei<br />

"Der Beck", hat positiv auf einen Artikel der NZ in der Karfreitagsausgabe zum Thema<br />

"Versteckte Käfigeier" reagiert. Seit Dienstag verwendet die Bäckereikette für sämtliche<br />

Backwaren nur noch Eier aus Bodenhaltung.<br />

Wie Einkaufsleiter Michael Marschal der NZ sagte, hat das Unternehmen mit Sitz in<br />

Erlangen-Tennenlohe kurz vor Ostern die Umstellung initiiert. Bisher wurden für die<br />

Herstellung von Backwaren rund 70.000 Eier pro Woche aus sogenannter<br />

„Kleingruppenhaltung“ im Käfig verwendet, geliefert durch den Großhändler BÄKO,<br />

produziert von der Firma Eipro (Wiesenhof-Konzern). Ab sofort stamme das in Container<br />

abgefüllte Produkt aus Vollei ausnahmslos nur noch von Hühnern aus Bodenhaltung.<br />

Damit wird „Der Beck“ seinen Kunden nun im kompletten Sortiment Eier aus Bodenhaltung<br />

anbieten – denn zu den rund 70.000 Eiern für Kuchen, Hefeteiggebäck und andere Backwaren<br />

kommen noch rund 15.000 bis 20.000 wöchentlich für die in den Filialen angebotenen<br />

Eierspeisen. Der Eierlieferant hierfür stammt wie bisher schon aus Kleinweisach (Landkreis<br />

Erlangen-Höchstadt) und füttert seine Hennen mit selbst angebautem Pflanzenfutter. „Der<br />

Beck“ betreibt auch die Holzofen-Restaurants „Casa Pane“ und das „Café 3 Zeiten“.<br />

Links zum Thema<br />

Mehr News Mehr Nachrichten aus der Wirtschaft Mehr Nachrichten aus der Region<br />

Bei den mit Ziffer „3“ gekennzeichneten Eiern aus „Kleingruppenhaltung“ hat ein Huhn 800<br />

Quadratzentimeter Platz, was eineinhalb DIN- A4-Blättern entspricht. Bei der Bodenhaltung<br />

(Kennzeichnung mit „2“) hat jedes Huhn im Schnitt doppelt soviel Platz – und oft gibt es<br />

zusätzlich Außenkäfige.<br />

HAZ<br />

27.04.2011 17:21 Uhr


Holzminden<br />

Grüne kritisieren Umweltminister wegen Pipeline-Subvention<br />

Die Grünen werfen Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander<br />

Zweckentfremdung von Umweltmitteln vor. Der FDP-Politiker will den Bau einer Pipeline in<br />

Holzminden mit über 1 Million Euro aus der Landeskasse unterstützen.<br />

Ärger um eine Millionenförderung: Wegen der zugesagten Subventionierung einer<br />

Abwasserpipeline für den Bau einer Ziegenfabrik im Landkreis Holzminden haben die<br />

Landtagsgrünen jetzt den Landesrechnungshof eingeschaltet. Die Kritik richtet sich gegen<br />

Umweltminister Hans-Heinrich Sander. Der FDP-Politiker will die Baupläne des<br />

Unternehmens mit maximal 1,125 Millionen Euro aus der Landeskasse unterstützen. Dies<br />

geht aus einer Stellungnahme des niedersächsischen Umweltministeriums hervor, die der dpa<br />

vorliegt.<br />

„Die Richtlinie, auf die sich der Minister beruft, gilt seit 2006 nicht mehr“, sagte der Grünen-<br />

Abgeordnete Christian Meyer am Mittwoch in Hannover. Die heute gültigen<br />

Vergaberichtlinien erlaubten eine Förderung von Abwassertransportleitungen der Kommunen<br />

nicht mehr, da sie zu einer Verbesserung der Umweltsituation nicht beitragen. Meyer habe<br />

sich daher mit einem Brief an den Landesrechnungshof gewandt und die Überprüfung der<br />

beabsichtigten Vergabe gefordert.<br />

Insgesamt solle der Bau der Pipeline rund 2,6 Millionen Euro kosten, betonte Meyer. Er<br />

vermutet hinter der Förderung eine „politisch motivierte Zweckentfremdung von<br />

Umweltmitteln für einen befreundeten Unternehmer in Sanders Wahlkreis“. Die<br />

Abwasserleitung sei insbesondere einer gesteigerten Produktion im Zusammenhang mit einer<br />

geplanten Massentierhaltung von 7500 Ziegen geschuldet. Unter dem Vorbehalt der<br />

Landesförderung hätten zudem der Landkreis Holzminden und die Samtgemeinde<br />

Bodenwerder-Polle bereits Zuschüsse von 200 000 Euro und 100 000 Euro beschlossen.<br />

Insgesamt sollen Landkreis und Gemeinden 750 000 Euro der Kosten tragen. Das<br />

Unternehmen selbst trage dagegen weniger als zehn Prozent der Gesamtkosten.<br />

Im Umweltministerium sorgte die Kritik nicht für große Unruhe: „Wir sehen der<br />

Entscheidung des Landesrechnungshofes gelassen entgegen“, sagte eine Sprecherin. Der<br />

Wasserverband Ithbörde/Weserbergland habe zudem bislang nicht einmal einen<br />

entsprechenden Antrag für den Bau oder die damit verbundenen Zuschüsse gestellt.<br />

dpa<br />

TOP AGRAR<br />

„Agrarsteppen und Massentierhaltung für billiges Exportdumping“<br />

[28.04.2011]<br />

Mit teilweise deutlicher Kritik hat der Bauernverband Schleswig-Holstein auf die Anträge von<br />

Grünen, Linken und SPD zur EU-Agrarreform reagiert, die derzeit im Agrarausschuss des<br />

Kieler Landtags beraten werden.


Beim Antrag der Bündnisgrünen moniert der Bauernverband insbesondere die Wortwahl. In<br />

dem Papier ist beispielsweise von „Agrarsteppen und Massentierhaltung für billiges<br />

Exportdumping“ die Rede. Damit könne die Landwirtschaft Schleswig-Holsteins nicht<br />

gemeint sein, so der Verband in einer schriftlichen Stellungnahme. Man empfinde die<br />

Wortwahl als „Affront gegenüber den Bäuerinnen und Bauern des Landes“. Vielmehr sollte<br />

anerkannt werden, dass in Schleswig-Holstein Tierhaltung sowie Futter- und Marktfruchtbau<br />

mit großem Fachwissen und nach höchsten Standards betrieben würden.<br />

Inhaltlich fordern die Bündnisgrünen unter anderem Instrumente zur Mengensteuerung, um<br />

Marktungleichgewichte zu vermeiden und eine faire Preisbindung zu ermöglichen. Darüber<br />

äußerte der Bauernverband seine Verwunderung. Ein solcher Schritt würde eine völlige<br />

Abkehr von der seit 1992 vollzogenen Marktorientierung der EU-Agrarpolitik bedeuten, die<br />

auch von der rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2003 bestätigt worden sei. Zudem sei eine<br />

Mengensteuerung für alle landwirtschaftlichen Produkte problematisch, wenn keine<br />

aufnehmende Hand mit „Flaschenhalsfunktion“ in Sicht sei. Der Verband befürchtet für<br />

diesen Fall eine „kaum vorstellbare Quotenbürokratie“. Zudem komme eine<br />

Mengensteuerung einer künstlichen Verknappung von Lebensmitteln gleich, was angesichts<br />

des weltweit steigenden Bedarfs ethische Fragen aufwerfe. (AgE)<br />

Hähnchenmast: Es wird enger!<br />

[28.04.2011]<br />

Ein Kommentar von top agrar-Redakteur Matthias Schulze Steinmann<br />

Jetzt noch in die Hähnchenmast einsteigen?, fragen sich derzeit viele Praktiker. Der<br />

Selbstversorgungsgrad bei Hähnchenfleisch liegt in Deutschland inzwischen über 100%. Die<br />

Exportabhängigkeit wächst und mit ihr das Risiko. Sind die rosigen Zeiten vorbei?<br />

Nicht unbedingt, aber gedeckte Vollkosten und Stundenlöhne von über 40 Euro werden nicht<br />

mehr selbstverständlich sein. Tatsache ist, dass der Geflügelmarkt weiterhin in rasanter<br />

Bewegung ist. Die Produktion steigt schneller als die Nachfrage und mit ihr die Abhängigkeit<br />

von ausländischen Märkten. Ob sich die deutschen Exporteure auch gegen die Ellenbogen von<br />

Konkurrenten aus Brasilien und den USA durchsetzen können, muss die Zukunft zeigen.<br />

Hinzu kommt: Mit zunehmender Stalldichte steigt besonders in den Veredlungszentren das<br />

Seuchenrisiko. Vielerorts macht die Bevölkerung gegen neue Hähnchenställe mobil.<br />

Derzeit ist nur klar, wer das Risiko des anhaltenden Booms trägt: Der Landwirt. In der straff<br />

organisierten Produktionskette ist er das schwächste Glied. Im Zweifel ist er es, der in der<br />

Krise den Stall leerstehen lassen muss, um den Markt zu bereinigen.<br />

Also, Finger weg von der Hähnchenmast? Nein, denn auch wenn sich die Aussichten etwas<br />

abgekühlt haben, die mittelfristigen Verbrauchstrends bleiben positiv. Auf anderen<br />

landwirtschaftlichen Märkten ist es gleichermaßen eng. Und in Kombination mit anderen<br />

Produktionszweigen ist die Mast für viele Betriebe eine gute Ergänzung.<br />

In Zukunft rückt der Fokus aber stärker auf die einzelbetrieblichen Voraussetzungen. Wer<br />

schon mal in die Kosten für Keimgutachten, Biofilter oder den Nährstofftransport in ferne


Gebiete gerechnet hat, weiß, wie eng die Marge an vielen Veredlungsstandorten schon heute<br />

ist.<br />

Das ist zugleich eine Chance für Ackerbauregionen, wie die Zahlen in unserem Praxisfall<br />

beweisen. Denn gerade in einem enger werdenden Markt wird der Standort zum gewichtigen<br />

Argument in der Waagschale.<br />

Unterm Strich gilt: Wer Top-Leistungen erzielt, seine Kosten im Blick behält und sein<br />

Umfeld mitnimmt, wird auch in den nächsten Jahren mit der Hähnchenmast sein Geld<br />

verdienen – er wird aber auch mit spitzerem Bleistift rechnen müssen.<br />

Den Praxisfall inkl. detaillierter Kostenaufstellungen und Kalkulationen lesen Sie jetzt in der<br />

aktuellen Ausgabe der top agrar 5/2011, ab S. 28! "Als Ackerbauer Hähnchen mästen?"<br />

Horntragende Kühe: Auf das Management kommt es an<br />

[28.04.2011]<br />

Das Management einer Hörner tragenden Kuhherde erfordert deutlich mehr Aufmerksamkeit<br />

und eine intensivere Betreuung, die einen größeren Zeitaufwand nötig macht. Ein weiterer<br />

entscheidender Aspekt für die Hörner sind die baulichen Voraussetzungen. Das schreibt Britta<br />

Klein vom aid-infodienst unter Berufung auf Anne Verhoeven und Anja Hauswald vom<br />

Ökobetrieb des Landwirtschaftszentrums Haus Riswick in Kleve. Dort tragen inzwischen über<br />

<strong>90</strong> % der Milchkühe Hörner.<br />

Seit der Umstellung im Jahre 2000 wird auf die Enthornung der Kälber verzichtet. Das ging<br />

aber nicht problemlos, so die beiden Versuchsleiterinnen weiter. Umstallen oder Umtreiben<br />

sowie "stierige Tiere" hätten immer wieder für Unruhe gesorgt. Die Anforderungen an das<br />

Herdenmanagement seien hoch und die stallbaulichen Voraussetzungen müssten stimmen:<br />

Das gilt für Fressgitter, Kraftfutterstationen, die Beachtung von Sackgassen und Engpässen,<br />

eine genügende Zahl von Liege- und Tränkeplätzen. Aber auch der Bodenbelag und die<br />

Übergänge in den Auslauf könnten laut Verhoeven und Hauswald Einfluss nehmen.<br />

Wenn die Futtervorlage knapp ist und zu wenige Tränken vorhanden sind, gerät das System<br />

demnach ebenso leicht aus den Fugen wie bei zu hoher Bestandsergänzung. Wichtig sei auch<br />

die Beachtung der Zuchtmerkmale Herdentauglichkeit, Friedfertigkeit und Hornstellung.<br />

Umstellungen im Bestand sollten immer nach Weidegang und/oder Futtervorlage erfolgen:<br />

Satte und müde Tiere streiten weniger, so das Fazit.<br />

Feldhasen verlieren Lebensräume durch intensive Landwirtschaft<br />

[28.04.2011]<br />

Der Lebensraum der Feldhasen wird durch die intensive Landwirtschaft immer ungeeigneter,<br />

mahnte kürzlich die Deutsche Wildtier-Stiftung. Auf den riesigen Ackerflächen fänden vor<br />

allem Junghasen nur wenig Schutz vor Feinden. Zudem überlebten viele Junghasen die ersten<br />

Wochen nicht, weil sie der Bearbeitung der Äcker im Frühjahr zum Opfer fielen. Die kleinen<br />

Feldhasen würden von den landwirtschaftlichen Maschinen oft einfach untergepflügt oder<br />

beim Walzen der Wiesen erdrückt. Im Sommer sei dann der Bewuchs der Felder häufig so<br />

dicht, dass sich die Feldhasen nur noch in den Fahrspuren der Maschinen bewegen könnten.


Insgesamt hätten sich die Lebensbedingungen für Feldhasen seit dem Wegfall der<br />

obligatorischen Flächenstilllegung 2007 immens verschlechtert, gab die Wildtier-Stiftung zu<br />

bedenken. Heute wachse auf ehemaligen Brachen vorwiegend Mais für die überall<br />

entstehenden Biogasanlagen. Daher sei jetzt die Agrarpolitik gefordert: Statt<br />

Agrarsubventionen per Gießkanne zu verteilen, sollten gezielt Landwirte honoriert werden,<br />

die sich für den Umwelt- und Naturschutz stark machten. (AgE)<br />

Schwere Vorwürfe gegen Wiesenhof-Schlachthof Möckern<br />

[28.04.2011]<br />

"Die hygienisch bedenkenlose Schlachtung ist beim Geflügelschlachthof der Wiesenhof-<br />

Gruppe in Möckern bei Magdeburg nicht mehr garantiert", zitiert der Stern in seiner heutigen<br />

Ausgabe die zuständige Veterinäraufsicht. Fotos und amtliche Dokumente sollen<br />

katastrophale Zustände zeigen, heißt es.<br />

Die Vorwürfe der Beamten:<br />

• Schwarzschimmelbefall durchgängig an Wand und Decke,<br />

• Kontamination der Schlachtkörper mit Magen-Darm-Inhalt<br />

• Verstöße bei Fleischbeschau und Kühlung<br />

• Überschreitung der zulässigen Schlachtmenge<br />

• Verstöße gegen Hygiene-Vorschriften<br />

• Verstöße gegen Tier- und Verbraucherschutzbestimmungen<br />

Die Mängel seien schon länger bekannt. Auch die neue EU-Zulassung habe der Schlachthof<br />

am 26. August nur so gerade bekommen, schreibt das Magazin weiter. Damals mit dem<br />

Hinweis der Beamten, dass es "erhebliche Verletzungen hygienerechtlicher Bestimmungen“<br />

und ein "erhebliches Gefährdungspotenzial für die Verbraucher" gebe. Zwar seien laut Stern<br />

einige Mängel mittlerweile behoben, andere teils gravierende bestünden aber weiterhin. Wie<br />

die Zeitschrift weiter erfuhr, soll Wiesenhof auch schon Zwangsgelder von mehreren<br />

zehntausend Euro gezahlt haben.<br />

Wiesenhof selbst bezeichnet die Aussagen des Sterns als „rufschädigend und nachweislich<br />

falsch“. Alle Auflagen des Landesverwaltungsamtes "wurden und werden" umgehend erfüllt.<br />

Lediglich "bei zwei angemahnten Sachverhalten treffen unterschiedliche Auffassungen<br />

aufeinander. Diese werden aktuell verwaltungsrechtlich geklärt", heißt es von Seiten der<br />

PHW-Gruppe aus Niedersachsen.<br />

Der Stern kontert, dass das Unternehmen nach wie vor nicht die vorgeschriebenen<br />

Fleischbeschauzeiten einhält und Kontrolleure des zuständigen Landkreises Jerichower Land<br />

regelmäßig zu hohe Temperaturen der Schlachtkörper feststellten. Russland soll deswegen<br />

schon ein Importstopp für Waren aus diesem Schlachthof verhängt haben, ist weiter zu lesen.<br />

(ad)<br />

Tierschutz: Keine nationalen Alleingänge


[27.04.2011]<br />

Tiere sind Mitgeschöpfe des Menschen, für deren Wohl die Landwirte eine besondere<br />

Verantwortung haben. Das hat die Arbeitsgruppe Schweine der Kreisbauernschaft Wesel im<br />

Rheinischen Landwirtschaft-Verband (RLV) vergangene Woche in einer Erklärung deutlich<br />

gemacht. Grundsätzlich sind sie der Auffassung, dass der Schutz und das Wohlbefinden der<br />

Tiere für Landwirte eine Selbstverständlichkeit darstellen. Wenn es den Tieren gut gehe,<br />

würden sie auch gute Leistungen bringen. Tiergesundheit, Tierschutz und Wirtschaftlichkeit<br />

in der Schweinehaltung bedingten sich daher gegenseitig. Das heißt für die Schweinehalter<br />

auch: Nur eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft ist in der Lage, den Anforderungen an eine<br />

moderne und artgerechte Tierhaltung gerecht zu werden und finanziell zu schultern. Gerade<br />

angesichts eines grenzenlosen EU-Binnenmarktes seien daher Alleingänge auf nationaler oder<br />

gar Bundesländer-Ebene im Sinne einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Tierhaltung<br />

abzulehnen. „Tierschutz ist unteilbar - dies muss für ganz Europa einheitlich gelten!“<br />

Projektarbeit bescheinigt dem Ackerbohnenanbau zahlreiche Vorteile<br />

[27.04.2011]<br />

Eine Erweiterung von Fruchtfolgen um Ackerbohnen in Schleswig-Holstein bringt zahlreiche<br />

Vorteile. Das ist das Ergebnis einer Projektarbeit im Masterstudiengang Agrarmanagement<br />

der Fachhochschule Kiel.<br />

Wie die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) dazu vergangene Woche<br />

in einer Pressemeldung weiter berichtete, kann der Modellbetrieb bei einer Erweiterung der<br />

Fruchtfolge und Einbeziehung der Kulturart Ackerbohne im Vergleich zu den bisher<br />

praktizierten dreifeldrigen Fruchtfolgen Winterraps, und Winterweizen sowie Wintergerste<br />

beziehungsweise Winterraps sowie zwei Mal folgend Winterweizen produktionstechnisch und<br />

arbeitstechnisch erfolgreich wirtschaften.<br />

Aus phytosanitärer Sicht vereinfache der Ackerbohnenanbau ein Antiresistenzmanagement<br />

für Unkräuter und -gräser. Die Vermarktung der Ackerbohne sichere einen höheren<br />

Deckungsbeitrag II der erweiterten Fruchtfolge und sei bei der Verwendung tanninfreier<br />

Sorten mit Hilfe des Landhandels gesichert, erklärte die UFOP.<br />

Die in der Projektarbeit durchgeführten Sensitivitätsanalysen spiegelten die Situation hoher<br />

Stickstoffpreise, eines Mindestertrages der Ackerbohne, die Substitution der Ackerbohne<br />

durch Hafer und eine pfluglose Anbauvariante wider. Im Ergebnis der Projektarbeit werde<br />

dem Betriebsleiter empfohlen, zunächst versuchsweise - langfristig jedoch komplett - seine<br />

Fruchtfolge um den Anbau von Ackerbohnen zu erweitern. (AgE)<br />

Uni Bonn: Skatol über Fleischsaft nachweisen<br />

[28.04.2011]<br />

Wissenschaftler der Universität Bonn haben im Rahmen des Projekts Fin-Q.NRW, das vom<br />

Land Nordrhein-Westfalen und der EU gefördert wird, Prüfstrategien für die Ebermast<br />

entwickelt, mit denen elektronische Nasen zum Aufspüren geruchsbelasteter Fleischpartien in<br />

der Praxis erprobt und validiert werden können. Darauf hat die Forschungsplattform<br />

Grenzüberschreitende Integrierte Qualitätssicherung (GIQS) vergangene Woche hingewiesen.


Laut GIQS gibt es derzeit noch keine europaweit anerkannte Referenzanalytik für die<br />

Messung der Stoffe, die für den Ebergeruch verantwortlich gemacht werden. Zudem müsse<br />

sichergestellt sein, dass Testverfahren produktionsbegleitend und vor allem zuverlässig<br />

funktionierten. Erste Ansätze seien bislang noch nicht praxistauglich.<br />

In dem jetzt entwickelten Verfahren werde Fleischsaft, der ohnehin routinemäßig auf<br />

Salmonellen untersucht werde, zusätzlich auf das im Enddarm durch Bakterien beim<br />

Verdauungsprozess entstehende Skatol analysiert, so GIQS. Da Skatol gleichzeitig ein<br />

Indikator für die Darmgesundheit und damit die hygienischen Haltungsbedingungen der Tiere<br />

sei, eigne es sich besonders gut als Risikomarker. Auch die routinemäßige Untersuchung auf<br />

Haptoglobin habe sich als ein weiterer geeigneter Indikator für die Tiergesundheit erwiesen.<br />

Das Protein sei nach entzündlichen Erkrankungen der Tiere verstärkt im Fleischsaft zu finden.<br />

(AgE)<br />

Boehringer: Weiteren Leitbetrieb ausgewählt<br />

[27.04.2011]<br />

Gruppenfoto bei der Ehrung auf dem Leitbetrieb Barlage: Dr. Christian Visscher und Kim<br />

Schulze von Boehringer Ingelheim, Ursula und Heinrich Barlage, Tochter Stephanie und Oma<br />

Hedwig sowie Hans-Günter Munz, Prof. Dr. Martin Ziron, und Dr. Ulrich Brinkmann als<br />

betreuender Tierarzt. (v.l.n.r.)<br />

Im Rahmen der Initiative Tiergesundheit im Sinne nachhaltiger Schweineproduktion von<br />

Boehringer Ingelheim hat die unabhängige Jury den zweiten Leitbetrieb ausgewählt. Laut<br />

einer Pressemitteilung des Unternehmens ist der Preisträger ein Betrieb im Kreis Vechta in<br />

Niedersachsen. Heinrich Barlage aus Dinklage hält 230 Sauen und 1.500 Mastplätze im<br />

geschlossenen System. „Das Besondere an diesem Betrieb sind die guten biologischen<br />

Leistungen, die Familie Barlage trotz der Tierhaltung in Altgebäuden und der Lage des<br />

Betriebs in der schweinedichten Region Vechta erreicht“, begründet Jurymitglied Hans-<br />

Günter Munz von der Schlossberg GmbH Agrarservice die Entscheidung bei der Ehrung auf<br />

dem Barlage-Hof. „Auch hier verhilft die Infektionsprophylaxe mittels Impfungen zu einer<br />

Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der gesamten Produktion, was zusammen mit der<br />

Sorgfalt und der guten Organisation in der Arbeitserledigung der Familie Barlage zu einer<br />

profitablen Schweineproduktion führt.“ Neben der Auszeichnung winkt den Leitbetrieben die<br />

Teilnahme an einem speziellen Arbeitskreis, in dem sie sich regelmäßig austauschen und mit<br />

neuen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis weiterbilden können.<br />

Weitere Informationen sowie das Bewerbungsformular für interessierte Betriebe sind im<br />

Internet zu finden unter www.leitbetrieb.de<br />

Aigner: Drei Millionen Hektar für Energiepflanzen<br />

[27.04.2011]<br />

Die Anbaufläche für Bioenergie kann von derzeit 1,8 Mio. ha auf 3 Mio. ha ausgedehnt<br />

werden. Davon ist Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner überzeugt. Der Passauer<br />

Neuen Presse sagte sie in der aktuellen Ausgabe: Auf dieser Fläche könne rund ein Drittel des<br />

Stromes erzeugt werden, den die 17 deutschen Atomkraftwerke im vergangenen Jahr zur<br />

Verfügung gestellt hätten. „Unsere Landwirte werden in Zukunft auch immer mehr zu


Energiewirten – und das, ohne bei der Lebensmittel- und Futterproduktion große Abstriche zu<br />

machen“, so Aigner.<br />

Wirtschaft | 28.04.2011<br />

Australische Getreideerzeuger wollen Cargill nicht<br />

Canberra - In Australien versucht der Bauernverband NSWFA den Verkauf der<br />

Getreidehandelssparte des ehemaligen Weizenexportmonopols AWB Limited an den US-<br />

Konzern Cargill zu verhindern.<br />

Cargill will das AWB-Exportgeschäft dem kanadischen Landhandel- und<br />

Düngemittelkonzern Agrium abkaufen. Agrium hatte AWB voriges Jahr nur übernommen,<br />

um die AWB-Landhandelssparte Landmark zu erwerben.<br />

Den internationalen Getreidegroßhandel wollten die Kanadier von Anfang veräußern. In<br />

Cargill fand Agrium einen interessierten Käufer. Im März erhielten die Amerikaner die<br />

Zustimmung der australischen Wettbewerbsbehörde (ACCC) für die Übernahme.<br />

Wettbewerbsnachteile befürchtet<br />

Der Bauernverband New South Wales (NSWFA) und die Organisation National Grains<br />

Australia versuchen nun, den Verkauf in letzter Minute zu blockieren. Sie fürchten laut einem<br />

Bericht der Zeitschrift "Farm Weekly", der US-Handelsriese werde die guten Kundenkontakte<br />

der AWB-Getreidesparte nutzen, um in erster Linie amerikanischen Weizen und Mais zu<br />

exportieren. Die australischen Erzeuger hätten das Nachsehen. Außerdem werde der<br />

Wettbewerb auf dem inländischen Getreidemarkt eingeschränkt. Die Akquisition sei daher<br />

nicht im nationalen Interesse, so die Verbände.<br />

Regierung soll AWB-Übernahme verbieten<br />

Sie appellieren an Finanzminister Wayne Swan, von seinem Vetorecht Gebrauch zu machen<br />

und die Übernahme zu verbieten. Die für die Genehmigung von Auslandsinvestitionen<br />

zuständige Behörde (FIRB) wird voraussichtlich Anfang Mai ihre Bewertung des geplanten<br />

Verkaufs bekannt geben. Statt AWB an Cargill zu verkaufen, schlagen die australischen<br />

Landwirte die Gründung einer Genossenschaft vor. Die Finanzierung soll durch staatliche<br />

Zuschüsse oder eine Erzeugerabgabe erfolgen.<br />

OSTSEEZEITUNG<br />

OZ/LOKAL/HWI vom 23.04.2011 00:04<br />

Bürger und Bauern protestieren gegen zu große Biogasanlage<br />

Vorwurf der Landwirte: „Die Gemeinde redete nur mit Investor, nicht mit uns.“ Die Bürger<br />

haben Angst vor Tausenden zusätzlichen Lkw-Transporten.


Dutzende Bürger bekundeten am Mittwochabend vor dem Amtsgebäude in Neuburg ihren<br />

Protest gegen die geplante Biogasanlage.<br />

Foto: hv<br />

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Neuburg (OZ) - Die im Gewerbegebiet Neuburg an der B 105 geplante Biogasanlage der<br />

agri.capital GmbH erregt sowohl unter Einwohnern als auch unter Landwirten aus der<br />

Gemeinde immer größeren Unmut. Am Mittwochabend entlud sich der Zorn in einer<br />

Demonstration von Einwohnern und Bauern am Amtsgebäude in Neuburg. Dort hatten sich<br />

Dutzende Bürger — Männer, Frauen und Kinder — eingefunden, die mit Transparenten ihren<br />

Protest gegen das Vorhaben zum Ausdruck brachten.<br />

So war da zu lesen „Rettet unseren Lebensraum“, „Schützt unsere Kinder“, „Nehmt euch in<br />

Acht, die LKWs haben sich auf den Weg gemacht“, „Ich will hier groß werden“ oder auch<br />

„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“. Eindeutige Positionen,<br />

sodass es keiner Ansprachen bedurfte. Seitlich vom Amtsgebäude waren Landwirte mit<br />

Traktoren aufgefahren, die sich an den Rand des Platzes neben dem Gebäude zurückzogen.<br />

Ihr Protest artikulierte sich im Plakat: „agri.capital GmbH — Nein Danke“. „Wir haben uns<br />

mit Absicht etwas zurückgezogen, um deutlich zu machen, dass wir — ohne einen Gegensatz<br />

daraus zu machen — doch unterschiedliche Interessen haben. Wir stellen nicht die<br />

zusätzlichen Mais-Transporte in den Vordergrund und sind nicht gegen Biogas, sondern<br />

gegen die Größe dieser Anlage und sehen durch die uns dann drohende Monokultur mit Mais<br />

die Zukunft der Landwirtschaft in der Gemeinde und in der Region gefährdet. Diese zu große<br />

Anlage passt nicht in die gewachsenen landwirtschaftlichen Strukturen unserer Region. Wir<br />

alle bauen Mais an, aber für unseren Bedarf als Futter für die Kühe. Deshalb werden wir<br />

keinen Mais für diese Anlage liefern“, so Landwirt Gerd Wittmiß aus Hagebök. Bernd<br />

Sandmann aus Neu Nantrow: „Die Gemeinde hat das Pferd leider vom Schwanz aufgezäumt<br />

und nur mit dem Investor geredet, an<strong>statt</strong> mit uns darüber zu sprechen, welche großen<br />

Konsequenzen das für die Agrarstrukturen unserer Region hat.“ Eckard Batke vom<br />

Agrarbetrieb Steinhausen meinte: „Wir wollen mit Mais als Futter Milch produzieren, die<br />

Ernährung sichern und nicht Profit machen. Wir haben in neue Ställe für unsere Kühe<br />

investiert und damit Grundlagen für langfristige Strukturen geschaffen.“ Danach ging es in<br />

der Gemeindevertretung weiter. Bürgermeisterin Heidrun Teichmann (Die Linke) hielt sich<br />

nicht lange mit Formalitäten auf, dass es eigentlich eine nicht angemeldete Demonstration


war, sondern sah es als ein Begehren von Basisdemokratie. Die Gemeinde, die kurz vor dem<br />

finanziellen Ruin stehe, habe dem Begehren des Investors zugestimmt, um endlich Leben in<br />

das seit beinahe 20 Jahre brach liegende Gewerbegebiet zu bringen. Sie habe nun<br />

Gemeindeland verkauft und hoffe auf künftige Steuereinnahmen. Wenn der Kreis dem<br />

Bauantrag zustimme, würde die Anlage im Jahr 2012 in Betrieb gehen können, argumentierte<br />

sie. Aber die Demonstration deutete nun jedoch an, dass da vielleicht noch nicht die letzte<br />

Messe zu diesem ungeliebten Vorhaben gesungen sei.<br />

Wir verfolgen unterschiedliche Interessen, uns geht es um unsere Zukunft als<br />

Landwirte.“Gerd Wittmiß, Bauer<br />

Helmuth Vogt<br />

Volksstimme<br />

URL: http://www.volksstimme.de/vsm/nachrichten/lokalausgaben/kloetze/?em_cnt=2007400<br />

Kreisverband von Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen tagt in Kunrau<br />

Abgeordnete verspricht, die BUND-Gruppe zu unterstützen<br />

Von Gabriele Jacobs<br />

Landtagsmitglied Dorothea Frederking versprach, sich der Problematik Massentierhaltung<br />

bei ihrer Arbeit im Landtag annehmen zu wollen. Fotos: Gabriele Jacobs<br />

Mitglieder des Kreisverbandes von Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen waren am Mittwochabend zu Gast<br />

im Schloss Kunrau. Mit dabei auch die Grünen-Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking,<br />

die die Altmark als Landtagsmitglied betreut. Thema des Abends war der geplante Bau der<br />

Schweinemastanlage in Kunrau.<br />

Günter Zogbaum (2. v. r.) gab den Kreisverbands-Mitgliedern einen Überblick über die<br />

Arbeit der BUND-Ortsgruppe Kunrau.<br />

Kunrau. Gerade erst in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt, hat Dorothea Frederking<br />

sofort mit ihrer Abgeordnetenarbeit begonnen. Bei ihrem Besuch in Kunrau, der vom<br />

Kreisverband Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen empfohlen wurde, ließ sich die Landespolitikerin von<br />

Mitgliedern der BUND-Ortsgruppe Kunrau über den Stand des Protestkampfes gegen den<br />

Mastanlagenbau informieren. Gruppenmitglied Günter Zogbaum gab dabei einen<br />

chronologischen Abriss vom Bekanntwerden der Pläne für das Projekt über die Gründung der<br />

BUND-Ortsgruppe bis hin zur Abgabe der Einwendungen von Bürgern gegen den Bau beim


Landesverwaltungsamt. Derzeit bereitet die Gruppe den Anhörungstermin vor, der ab 14. Juni<br />

im Schloss Kunrau beginnt und wohl drei Tage andauern wird.<br />

Von der neu im Landtag vertretenen Fraktion Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen erwartet die Gruppe,<br />

"dass die Zusammenarbeit, die wir bisher als Gruppe mit dieser Partei gepflegt haben, so<br />

weitergeführt wird. Zudem möchten wir einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch, und bei der<br />

Problematik Massentierhaltung an einem Strang ziehen", wie Günter Zogbaum die Wünsche<br />

der BUND-Ortsgruppe gegenüber Dorothea Frederking formulierte. Immerhin sei die Partei<br />

Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen die einzige Partei im Land gewesen, von der die Kunrauer Gruppe<br />

"effektiv und konstruktiv" unterstützt worden ist, wo hingegen von den anderen Parteien<br />

lediglich "Worthülsen" zu hören waren, wie Günter Zogbaum einschätzte.<br />

Die Landtagsabgeordnete, die sich bei dem Treffen am Mittwochabend im Schloss fleißig<br />

Notizen machte, kündigte an, sich dem Anliegen der Kunrauer Gruppe annehmen zu wollen:<br />

"Wir werden die Problematik Kunrau, aber auch die anderer Bürgerinitiativen im Land in den<br />

Landtag mitnehmen, aber auch überlegen, wo dabei die Bundesregierung als Gesetzgeber<br />

gefragt und gefordert ist." Zusammen mit dem Kreisverband Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen soll in<br />

absehbarer Zeit eine Vernetzung der Bürgerinitiativen auf den Weg gebracht werden, um sich<br />

auszutauschen, Kräfte zu bündeln und eine stärkere Front zu bilden, wie Martin Schulz,<br />

Vorstand des Kreisverbandes Altmark-Salzwedel, ankündigte. Dabei wird auch Dorothea<br />

Frederking ihren Anteil leisten.<br />

[ document info ]<br />

Copyright © Volksstimme.de 2011<br />

Dokument erstellt am 29.04.2011 um 05:25:53 Uhr<br />

Erscheinungsdatum 29.04.2011 | Ausgabe: klz<br />

Hamburger Abendblatt<br />

30. April 2011, 06:00 Uhr<br />

20 Hühner auf einem Quadratmeter<br />

Elke Schneefuß<br />

Bei der industriellen Massentierhaltung leiden nicht nur die Tiere - auch der Mensch selbst<br />

Lüneburg. Ausgemergelte Pferdekadaver, deformierte Putenschnäbel, eingesperrte<br />

Schlachttiere, zu Tode erschöpfte Kreaturen: "Veterinär gesucht!" heißt die Ausstellung des<br />

Vereins Animals Angels, die begleitend zu einer Veranstaltungsreihe an der Leuphana noch<br />

bis zum Donnerstag, 12. Mai, im Hörsaalgang der Universität zu sehen ist. Der Verein aus<br />

Lüneburg zeigt nicht nur Bilder zum Thema - auch eine Reihe von Vorträgen und<br />

Diskussionen beleuchtet die Aspekte unseres massenhaften Fleischkonsums.<br />

Eckehard Niemann, Mitbegründer der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft)<br />

aus dem Landkreis Uelzen, führte in dieser Woche seine Zuhörer mit einem Vortrag in die<br />

Welt der industrialisierten Landwirtschaft ein. Geflügel wie Puten und Masthähnchen und<br />

auch Schweine sind es vor allem, die unseren ständigen Hunger nach Fleisch stillen sollen.


Dafür werden sie massenweise auf geringem Raum gehalten, stehen im eigenen Kot, werden<br />

mit Antibiotika abgefüllt und nach einem kurzen Leben unter teilweise quälenden<br />

Bedingungen zum nächsten Schlachthof gekarrt.<br />

"Die Masthühnerhaltung hat nach wie vor ein hässliches Gesicht. Auf einem Quadratmeter im<br />

Stall leben 20 Hühner, nach 40 Tagen sind sie schlachtreif. Länger würden sie unter diesen<br />

Bedingungen auch nicht durchhalten", sagt Niemann.<br />

Fußballendermatitis heißt die Krankheit, die dem Geflügel das Leben in riesigen Käfigen zur<br />

Hölle macht. Infektionskrankheiten und Kreislauferkrankungen kommen hinzu. "Die Puten<br />

bekommen Schmerzmittel wie Aspirin, um ihrer Anfälligkeit für Schmerzen zu senken, da sie<br />

sonst aggressiv aufeinander losgehen", weiß Niemann.<br />

Bei Schweinen sehen die Haltungsbedingungen nicht besser aus. Die meisten Tiere stehen auf<br />

Spaltböden aus Beton. Von Heu oder der guten alten Schlammkuhle keine Spur, <strong>statt</strong>dessen<br />

beißender Gestank und drangvolle Enge im Stall.<br />

Niemann: "Schweine sind neugierig und intelligent. Wenn sie nichts zu tun haben, werden sie<br />

aggressiv, beißen sich gegenseitig die Schwänze ab." Obwohl die EU verboten habe, den<br />

Tieren die Schwänze abzuschneiden, werde das weiter praktiziert - es gebe massenweise<br />

Ausnahmen zu dem EU-Verbot.<br />

Nach Ansicht des diplomierten Landwirts schaden die Folgen dieser Nutztierhaltung auch<br />

dem Mensch durch Gerüche, Gülle in Riesenmengen und einer kaum erforschten<br />

Keimbelastung, die mit der Abluft aus den Ställen in die Umwelt gelangt. "Um die<br />

Agrarlobby in die Schranken zu weisen, brauchen wir europaweit geltende Regeln", ist<br />

Eckehard Niemann überzeugt.<br />

Weitere Themen der Veranstaltungsreihe zum Thema Massentierhaltung sind der Antibiotika-<br />

Missbrauch in der intensiven Nutztierhaltung, sowie die Folgen unseres Fleisch- und<br />

Milchkonsums für unsere Gesundheit. Alle Veranstaltungen finden jeweils donnerstags um<br />

18.30 Uhr im Hörsaal 3 der Uni <strong>statt</strong>. Weitere Infos im Internet.<br />

www.animals-angels-lueneburg.de<br />

AGRILEXIKON der IMA (PR-Organisation Bauernverband)<br />

Massentierhaltung<br />

Schlagwort und ungenauer Begriff, der häufig mit der Vorstellung assoziiert wird, dass viele<br />

Tiere auf wenig Raum unter schlechten Bedingungen gehalten werden. Der Begriff stammt<br />

aus dem Jahr 1975 und wurde durch die 'Massentierhaltungs-Verordnung Schwein’ geprägt.<br />

Diese Verordnung regelte besondere hygienische Anforderungen für Betriebe, die eine<br />

bestimmte Anzahl Schweine hielt. Seit 19<strong>90</strong> wird der Begriff formell nicht mehr angewendet.<br />

Allerdings hat er sich im Sprachgebrauch eingeprägt. Interessant erscheint, dass dieser Begriff<br />

in Verbindung mit der Tierseuchenvorsorge geprägt worden ist, jedoch im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch mit Aspekten des Tierschutzes in Verbindung gebracht wird. Die Anzahl von


Tieren in einem Stallkomplex sagt nichts über das Wohlbefinden der Tiere aus. 100 oder auch<br />

mehr Kühe, in einem modernen, hellen und gut gelüfteten Liegeboxenlaufstall gehalten,<br />

fühlen sich wohler als 10 Kühe in einem alten, dunklen Anbindestall. Ebenso ergeht es den<br />

Schweinen: ein heller, gut klimatisierter Kammstall mit mehr als 1.000 Mastplätzen, in denen<br />

Gruppen von 10-15 Schweine sich eine geräumige Box teilen, bietet den Tieren bessere<br />

Bedingungen als ein alter Stall mit wenig Licht, schlechtem Stallklima und nur wenigen<br />

Tieren.<br />

NORDKURIER<br />

Artikel vom 14.04.2011<br />

Wärmeprojekt liegt vorerst auf Eis Von Christina Weinreich<br />

Bartow.<br />

Nach zwei Jahren hat die Steinhoff-Holding in Bartow nun die Reißleine gezogen und<br />

offiziell das große Bioenergieprojekt auf Eis gelegt. "Wir sind jetzt am Ende eines<br />

wirtschaftlich langen Weges angekommen und mussten handeln. Wir hätten es schon viel<br />

früher machen müssen", sagt Angela Krüger-Steinhoff, Geschäftsführerin in der<br />

Familienholding, auf Nordkurier-Nachfrage.<br />

Was im Dorf schon seit Langem vermutet wurde, ist somit Wirklichkeit geworden: Im Dorf<br />

wird kein Biogas produziert, somit können keine Gewächshäuser gebaut werden, in denen<br />

Tomaten und Gurken heranreifen sollten, es entstehen keine neuen Arbeitsplätze und<br />

Bewohner müssen ihre Häuser weiter mit Gas, Öl oder gar Kohle beheizen.<br />

Kürzlich hatte die Holding Bürgermeister Dieter Karstädt und das Bauamt des Amtes<br />

Treptower Tollensewinkel zum Termin geladen, um offiziell mitzuteilen, daß dieses<br />

energetische Vorhaben ad acta gelegt wird. "Zumindest so lange, bis das<br />

Energieeinspeisegesetz (EEG die Redaktion) der Bundesregierung novelliert wird und die<br />

Fördermöglichkeiten für Investoren wieder bessere sind", begründet Angela Krüger-Steinhoff<br />

die gravierende Änderung im Kurs. Im nächsten Jahr, so hofft die Unternehmerin, soll die<br />

nächste Novellierung beschlossen werden. Bis dahin wolle das Unternehmen im Landgut<br />

Bartow zur konventionellen Landwirtschaft zurückkehren.<br />

"Wir hatten vor, ein großes Biogasprojekt in Bartow umzusetzen, hatten Planungen<br />

angeschoben, erste Silos gebaut, und am 1. Januar 2009 hat das Bundesumweltministerium<br />

dann plötzlich die gesetzlichen Grundlagen geändert", sagt Angela Krüger-Steinhoff.<br />

Während bis dahin jedes Blockheizkraftwerk als einzelne Anlage vergütet wurde, wurden sie<br />

alle zu einer Anlage zusammengefasst. Damit gingen der Holding enorme Summen an<br />

Einspeisevergütung verloren, die sie aber brauchte, um das Projekt zu finanzieren. "Wir<br />

gerieten gewaltig unter Druck und die Banken machten nicht mehr mit."<br />

Dann habe man überlegt, eine kleine Lösung im Dorf zu fahren und wollte wenigstens<br />

Bartower Haushalte an ein neues Wärmenetz anschließen. Doch hier machte das Land<br />

Mecklenburg-Vorpommern der Holding einen Strich durch die Rechnung: Es fördert nicht<br />

den Bau der Leitungen, die fürs Netz benötigt werden. "Wir können aber nicht alles selbst<br />

finanzieren", sagt sie. "Wir gerieten gewaltig unter Druck."


EU-Umweltbüro - 28.04.2011<br />

US-Forscher: Neuer Krankheitserreger verursacht große Schäden in der<br />

Landwirtschaft - vor allem Genpflanzen befallen<br />

Große Ernteausfälle bei Gensoja und Genmais, traditionelle Pflanzen fast infektionsfrei<br />

Don Huber, Professor Emeritus der amerikanischen Purdue Universität, beschäftigt sich seit<br />

mehr als 50 Jahren mit Krankheitserregern von Pflanzen. Die Entdeckung eines neuen<br />

Erregers alarmierte ihn derart, dass er ein Warnschreiben an den amerikanischen<br />

Landwirtschaftsminister Tom Vilsack verfasste: der Krankheitserreger würde vor allem<br />

Pflanzen angreifen, die mit dem sogenannten "Roundup Ready Gen" manipuliert wurden, so<br />

der Wissenschafter in seinem Brief an den Minister. Er warnt davor, dass "wir jetzt eine<br />

vorher noch nie gesehene Ausweitung von Pflanzen- und Tierkrankheiten sehen würden".<br />

Der Brief war eigentlich nicht für die Öffentlichkeit gedacht, fand aber trotzdem seinen Weg<br />

ins Internet. In einem öffentlichen Brief, gerichtet an den EU-Kommissionpräsidenten<br />

Barroso und an den EU-Präsidenten Van Rompuy sowie an weitere EU-PolitikerInnen, nahm<br />

der Wissenschafter anschließend zu seinem Schreiben an Tom Vilsack Stellung.<br />

Er erklärte, dass WissenschafterInnen in den letzten Jahren mit zunehmender Häufigkeit<br />

Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten bei Nutztieren in der Landwirtschaft feststellten, bei Kühen<br />

liegt laut Professor Huber die Fehlgeburtsrate bei bis zu 45%. Er identifiziert den neuen<br />

Krankheitserreger als mögliche Ursache für diese Entwicklung.<br />

Bei Pflanzen kam es in den letzten Jahren in den USA zu großen Ernteausfällen, verursacht<br />

durch Krankheiten, gegen die vor allem genmanipulierte Pflanzen nicht resistent sein würden,<br />

so Huber. Er beschreibt den Befall von Maispflanzen mit der "Welke"-Krankheit: "Diese<br />

Krankheit wurde 2009 und 2010 allgemein in vielen US-Feldern des Mittleren Westens<br />

beobachtet, wo Roundup-Ready-Mais gepflanzt wurde, während angrenzender<br />

gentechnikfreier Mais ganz leichte bis keine Infektionen aufwies".<br />

Die Briefe vom 17. Jänner 2011 an US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack und vom 25.<br />

März an die EU-PolitikerInnen stehen im Internet zur Verfügung, von dem Brief and die EU-<br />

Politikerinnen gibt es eine deutsche Übersetzung.<br />

Deutsche Übersetzung des Briefes vm 25. März 2011.<br />

http://www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/neu/admin/stat.pl?art=eunews&id=2946&url=0<br />

Briefe vom 17. Jänner und 25. März 2011 in englischer Sprache.<br />

http://www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/neu/admin/stat.pl?art=eunews&id=2946&url=1<br />

_______________________________________________________________________<br />

Politik/Niederösterreich/Landwirtschaft/Umwelt/Schutz<br />

2011-04-29 / 10:18:24 / SPÖ Niederösterreich


Rosenmaier: Grundwasserversorgung von 200.000 Menschen in Gefahr<br />

Utl.: Umweltpolitischem Wahnsinn muss umgehend ein Ende gesetzt<br />

werden =<br />

St. Pölten, (OTS/SPI) - Als absolut verantwortungslos gegenüber<br />

künftigen Generationen und im wahrsten Sinne des Wortes eine<br />

"Schweinerei" bezeichnet der Bürgermeister von Ebenfurth und Dritte<br />

Präsident des NÖ Landtags, LAbg. Alfredo Rosenmaier, die negative<br />

Entscheidung der niederösterreichischen UVP-Behörde betreffend einen<br />

UVP-Verfahren für das geplante Schweinestall-Projekt am Rande der<br />

Mitterndorfer Senke in Lichtenwörth. "Offenbar hat man in<br />

Niederösterreich aus den jüngsten weltweiten umweltpolitischen<br />

Katastrophen nichts gelernt, ansonsten würde der Schutz des größten<br />

Grundwasservorkommens Mitteleuropas nicht so leichtfertig aufs Spiel<br />

gesetzt. Es ist einfach bloß erschütternd, wie mit der wichtigsten<br />

Ressource des Lebens seitens des Landes Niederösterreich umgegangen<br />

wird. Hier wurden die wirtschaftlichen bzw. landwirtschaftlichen<br />

Interessen der Großindustrie eindeutig über die Grundversorgung von<br />

über 200.000 Menschen gestellt", kritisiert Rosenmaier die Tatsache,<br />

dass kein UVP-Verfahren für den geplanten Mastbetrieb in<br />

Lichtenwörth<br />

zugelassen wurde.<br />

"Neben den öffentlichen Brunnen sind mittlerweile auch die<br />

Hausbrunnen derart belastet, dass sie für den menschlichen Gebrauch<br />

eine Gefahr sind. Messungen ergaben Spitzenbelastungen von 175 mg/l<br />

Nitrat bei einem gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert von 50 mg/l<br />

Nitrat im Grundwasser. Dass das Land Niederösterreich<br />

stillschweigend<br />

zusieht, wie der Grundwasserschutz mit faulen Tricks ausgehebelt<br />

wird, ist auf das Schärfste zu verurteilen. Zu wertvoll ist das<br />

Grundwasser für die Region und ihre Menschen, um es hier am Altar<br />

der<br />

Geschäftemacherei zu opfern. Daher fordere ich alle politischen<br />

Entscheidungsträger des Landes auf, zur Besinnung zu kommen und<br />

umgehend diesem umweltpolitischen Wahnsinn ein Ende zu setzen", so<br />

Rosenmaier.<br />

(Schluss) ha<br />

Rückfragehinweis:<br />

~<br />

SPÖNÖ-Landtagsklub<br />

Mag. Anton Heinzl<br />

Pressereferent<br />

Tel.: Tel: 02742/<strong>90</strong>05 DW 12576, Mobil: +43 676/4073709<br />

mailto:anton.heinzl@noel.gv.at<br />

www.landtagsklub.noe.spoe.at<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

Internetseite<br />

Förderbeispiel<br />

Multiresistente Keime aus dem Schweinestall<br />

27.04.2011


Besonders die methicillin-resistenten "Staphylococcus aureus"-Erreger (MRSA) treiben den<br />

Medizinern die Sorgenfalten in die Stirn.<br />

Quelle: Wellcome Images<br />

Multiresistente Keime gelten als großes Problem in Krankenhäusern. Mit gängigen<br />

Antibiotika lässt sich gegen sie kaum etwas ausrichten. Vor allem für alte und<br />

immungeschwächte Menschen kann eine Infektion lebensbedrohliche Ausmaße<br />

annehmen. Normalerweise werden die gefährlichen Bakterien vom Mensch zu Mensch<br />

übertragen, seit einigen Jahren werden sie jedoch zunehmend auch in<br />

landwirtschaftlichen Nutztieren nachgewiesen. Der Forschungsverbund „MedVet<br />

Staph“ untersucht nun, wie die resistenten Keime von Tieren auf Menschen übertragen<br />

werden. Mit 2,5 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) den Kampf gegen Krankenhausinfektionen durch resistente Tier-<br />

Bakterien.<br />

Die Entdeckung des Penicillins hat der Medizin eine schlagkräftige Waffe gegen<br />

Infektionskrankheiten in die Hand gegeben. Aber es dauerte nicht lange, bis die ersten<br />

Krankheitserreger auf evolutionärem Wege Resistenzen entwickelt hatten. An Orten, wo<br />

Bakterien und Antibiotika häufig aufeinander treffen - beispielsweise in Krankenhäusern oder<br />

in der Tierhaltung – kommt es immer wieder vor, dass krankmachende Bakterien<br />

Abwehrstrategien entwickeln. Besonders schwer zu eliminieren sind diese Bakterien wenn sie<br />

Resistenzen gegen mehrere wichtige Antibiotika erwerben und somit multiresistent sind. So<br />

können sie für den Menschen sehr gefährlich werden. Das Bakterium Staphylococcus aureus<br />

ist einer dieser resistenten Erreger. „Einige Stämme dieses Bakteriums haben verschiedene<br />

Strategien entwickelt, damit ihnen Antibiotika nichts anhaben kann“, sagt Robin Köck vom<br />

Institut für Hygiene Universitätsklinikum Münster. „Oft besitzen sie sogar mehrere<br />

Mechanismen gegen unterschiedliche Antibiotika. Gegen diese sogenannten MRSA<br />

(Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus)- Stämme sind die Waffen der<br />

Pharmaforschung inzwischen weitgehend stumpf.“<br />

Mehr auf biotechnologie.de<br />

News: Forscher entlocken Mikroben neuartiges Antibiotikum<br />

News: Multiresistente Sorgenkeime im Visier der Forscher<br />

biotechnoloie.tv: Krieg gegen Krankenhauskeime<br />

Kreidezeit: Antibiotika


Multiresistente Keime: gefährlich für alte und kranke Menschen<br />

Das ist ein großes Problem, vor allem für Patienten in Krankenhäusern. Ihr Immunsystem ist<br />

häufig geschwächt. Bis zu 70 Prozent aller Menschen tragen MRSA-Keime auf der Haut oder<br />

in der Nasenschleimhaut, im Krankenhaus kann er aber schwere Infektionen wie Haut- und<br />

Weichgewebeinfektionen, Lungen- und Knochenentzündungen hervorrufen. Schätzungen des<br />

European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) gehen davon aus, dass jährlich<br />

etwa 171.000 Krankenhausinfektionen durch MRSA in europäischen Ländern auftreten.<br />

Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen den Staaten: Während in den skandinavischen<br />

Ländern der Anteil von MRSA unter den Staphylococcus aureus-Stämmen gering ist und<br />

etwa in Schweden bei ungefähr einem Prozent liegt, beträgt die MRSA-Rate in Deutschland<br />

durchschnittlich 18,4 Prozent. In den südeuropäischen Ländern, den USA sowie England und<br />

Irland liegen die Werte sogar bei 30 Prozent, in Portugal bei 50 Prozent.<br />

MRSA aus dem Tierreservoir: Multiresistente Keime können<br />

von Schweinen auf den Menschen übertragen werden. Krank werden die Tiere allerdings<br />

nicht.Quelle: Jerzy / pixelio.de<br />

Tiere stecken an<br />

Eine alarmierende Beobachtung machten niederländische Mediziner: In den letzten Jahren<br />

traten immer wieder MRSA-Fälle auf, die sich die Ärzte nicht erklären konnten. Bis sie<br />

erkannten, dass Landwirte die resistenten Keime in die Krankenhäuser eingeschleppt hatten.<br />

Die Erreger wurden von Nutztieren wie Schweinen, Rindern und Geflügel auf die Menschen<br />

übertragen. „MRSA aus dem Tierreservoir, das war ein ganz neuer Aspekt“, so Köck. „Die<br />

Übertragung von Bakterien zwischen Mensch und Tier wurde erst in den vergangenen Jahren<br />

beobachtet.“ Mittlerweile haben Forscher den MRSA-Erreger bei mehreren Nutztieren<br />

nachgewiesen: Er findet sich etwa in 70 Prozent der Schweine haltenden Betriebe in<br />

Deutschland. „Bei 80 Prozent dieser Betriebe hat sich der Erreger auch auf die Züchter<br />

übertragen“, berichtet Köck. „Die Staphylococcos aureus-Stämme unterscheiden sich<br />

genetisch von denen, die ausschließlich beim Menschen auftreten. Dennoch kann es zur<br />

Übertragungen auf direkt exponierte Personen wie Landwirte, Veterinäre oder<br />

Schlachthofpersonal kommen.“ Wie es die Bakterien allerdings schaffen, die Spezies-Barriere<br />

zwischen Mensch und Tier zu überwinden, ist allerdings nicht bekannt. Ebenfalls unklar ist,<br />

wie gefährlich die Tier-Erreger für den Menschen sind. „Es gibt zwar<br />

Einzelfallbeschreibungen von Tier-MRSA Infektionen bei Menschen aber wie krankmachend<br />

sie wirklich sind, darüber weiß man noch nicht viel“, so Köck.<br />

Forschungsverbund MedVet-Staph<br />

Mehr Informationen zum Konsortium finden Sie auf der Webseite des Verbundes.<br />

Zur Webseite: Hier klicken<br />

Diese und weitere Fragen rund um diese Erreger will Köck nun mit Forscherkollegen aus<br />

ganz Deutschland klären. Dies geschieht im Rahmen des bundesweiten Forschungsverbundes


„MedVet-Staph“, den der Münster Wissenschaftler koordiniert. Das Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Konsortium über die nächsten drei Jahre mit rund<br />

2,5 Millionen Euro im Rahmen des Förderschwerpunkts zoonotische Infektionskrankheiten.<br />

Davon gehen mehr als 800.000 Euro nach Münster - an Köck sowie seine Kollegen Karsten<br />

Becker vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Dag Harmsen aus der<br />

Parondontologie des Universitätsklinikums. Darüber hinaus sind aber auch Human- und<br />

Veterinärmediziner, Biologen und Agrarwissenschaftler anderen Einrichtungen in das<br />

Forschungsnetzwerk eingebunden: Neben der Freien Universität Berlin, der Universität des<br />

Saarlandes und der Universität Würzburg sind das Robert-Koch-Institut, das Bundesinstitut<br />

für Risikobewertung und das Friedrich-Loeffler-Institut mit dabei.<br />

Dr. Robin Köck, Prof. Karsten Becker und Prof. Dag Harmsen (v.l.) leiten die<br />

münsterschen Teilprojekte des Forschungsverbundes "MedVet Staph"Quelle: WWU - FZ<br />

Erreger in der Lebensmittelkette<br />

„Zusammen möchten wir nun vor allem herausfinden, wie verbreitet MRSA aus dem<br />

Tiereservoir bei Patienten in Krankenhäusern sind und welche Faktoren die Übertragung<br />

zwischen Mensch und Tier ermöglichen“, so Köck. Möglicherweise spielen dabei bestimmte<br />

Strukturen auf der Oberfläche der Bakterien eine Rolle, vermuten die Forscher. Diese könnten<br />

entscheidend dafür sein, ob sich ein Erreger in einem Menschen, einem Tier oder beidem<br />

vermehren kann. Bei Tieren ist Staphylococcos aureus einer der Verursacher von Mastitis. So<br />

wird in der Medizin eine Entzündung der Milchdrüse bezeichnet, die vor allem bei Rindern,<br />

Schafen und Ziegen auftritt. Bei MRSA-positiv getesteten Schweinen wurden bisher keine<br />

Krankheiten festgestellt. Die Forscher werden daher auch der Frage nach der Verbreitung von<br />

MRSA durch den Eintrag in die Lebensmittelkette nachgehen. Denn bisher kann niemand<br />

sagen, welche Auswirkungen MRSA im Fleisch, der Milch oder anderen Tiererzeugnissen<br />

hat. „Unser Ziel ist es, die Ergebnissen des Forschungsverbundes so zu nutzen, dass wir<br />

Empfehlungen für die Prävention und Kontrolle von MRSA auch in Bezug auf die<br />

Lebensmittel geben zu können“, sagt Köck.<br />

Bayrischer Rundfunk Online:<br />

Antibiotika Wenn das Hähnchen zur "Medizin" wird<br />

Noch unkontrollierter als Mediziner gehen Tierzüchter mit Antibiotika um: Nicht nur<br />

zur Therapie, sondern auch zur Vorbeugung und Wachstumsförderung verfüttern sie<br />

die Medikamente in großen Mengen. Dadurch entwickeln sich in Nutztieren resistente<br />

Bakterien, die über die Nahrungskette auch den Menschen gefährden.<br />

Stand: 07.04.2011


Seit 2005 dürfen in der Tierzucht keine Antibiotika mehr zur Wachstumsförderung ins Futter<br />

gemischt, sondern nur noch als Medizin bei Krankheiten verabreicht werden. Doch die<br />

Grenze zwischen Gebrauch und Missbrauch ist fließend: "Überall dort, wo Antibiotika im<br />

Futter verboten worden sind, hat man festgestellt, dass die Menge der Antibiotika, die bei<br />

Tieren eingesetzt werden, nicht gesunken ist", sagt Experte Tillmann Uhlenlaut vom Bund für<br />

Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Sie ist halt eben als Medikament verabreicht<br />

worden und nicht über das Futter." Der Vorsitzende des niedersächsischen<br />

Geflügelwirtschaftsverbandes weist diese Vorwürfe zurück.<br />

Studie<br />

Resistente Salmonellen und Darmbakterien<br />

Geflügel-Salmonellen sind inzwischen zu 48 Prozent gegen mindestens ein Antibiotikum<br />

resistent. Das ergab eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung aus dem Jahr 2008.<br />

Auch die Darmkeime E.coli und Campylobacter reagieren ähnlich unsensibel auf bestimmte<br />

Antibiotika-Wirkstoffe. Das ist besonders bedenklich, wenn diese Stoffe auch beim Menschen<br />

verwendet werden, wie etwa Fluorchinolone.<br />

Verbot - aber nicht überall<br />

In vielen anderen Ländern gibt es noch nicht einmal Einschränkungen. Beispiel USA:<br />

Insgesamt 18.000 Tonnen Antibiotika wurden dort im Jahr 2008 verbraucht. 70 Prozent davon<br />

gingen and Schweine, Kühe und Geflügel. Und davon wiederum wurden 13 Prozent an<br />

gesunde Tiere verfüttert, damit sie schneller wachsen. Deshalb ist Fleisch aus den USA mit<br />

Vorsicht zu genießen.<br />

Folge: Resistenzen bei Menschen<br />

Bildunterschrift: Hühner auf einer Geflügelfarm - ohne Antibiotika würden viele Tiere<br />

nicht überleben.<br />

Wer das Fleisch antibiotikaresistenter Tiere isst, kann selbst resistent werden. Besonders<br />

häufig passiert dies im Fall von Breitbandantibiotika. Die Folge: Im Krankheitsfall hilft das<br />

Antibiotikum nicht mehr. In den Niederlanden verfolgten Mediziner zwanzig Prozent der<br />

Infektionen, die durch resistente Staphylokokken tödlich endeten, zu Bakterienstämmen<br />

zurück, die von Tieren stammten. Bei Salmonellen-Vergiftungen trägt jeder fünfte Patient<br />

widerstandsfähige Erreger.<br />

Um diesem Fall vorzubeugen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder man wird Vegetarier<br />

oder man verzichtet auf Fleisch aus Mastbetrieben und kauft <strong>statt</strong>dessen Fleisch aus<br />

zertifiziert ökologischer Haltung. Außerdem sollte man Fleisch immer - zum Schutz etwa vor<br />

Salmonellen gut durchbraten.<br />

Kontrolle durch den Staat


Antibiotika-Meldepflicht für Pharmabetriebe ab 2011<br />

Pharmazeutische Unternehmen und Großhändler müssen Ende 2011 ihre jährlichen<br />

Verkaufszahlen bestimmter Tierarzneimittel (Antibiotika und Hormone) regional<br />

aufgegliedert an ein neues Register melden. Das "Tierarzneimittelregister zur Erfassung von<br />

Abgabemengen von Antibiotika in Deutschland" (TAR) sammelt Daten, mit denen erforscht<br />

werden soll, wie Antibiotikaresistenzen in der Tiermedizin entstehen.<br />

WDR und SWR – PLANET-WISSEN<br />

Sendung: Unsere Nutztiere - Von Esel, Ziege und Co.<br />

Sendung vom 28. April 2011<br />

Unsere Nutztiere - Von Esel, Ziege und Co.<br />

Ob Ziegen, Schweine oder Esel: Nutztiere begleiten uns Menschen schon seit tausenden von<br />

Jahren. Aber ihre Rolle hat sich über die Jahre geändert: Früher standen oft nur eine Handvoll<br />

Tiere auf dem Hof, heute stehen dichtgedrängt Hochleistungszüchtungen in riesigen Ställen.<br />

Durch die Spezialisierung bei der Zucht sind einige ältere Nutztierarten heute sogar vom<br />

Aussterben bedroht.<br />

<br />

Von wegen "dummer Esel"! (2'31'')<br />

Zur Video-Großansicht<br />

Artikelnavigation<br />

• Studiogäste<br />

• Mehr zum Thema<br />

• Tipps aus der Sendung<br />

Unsere Studiogäste<br />

Ulrich Jaudas<br />

Als Ulrich Jaudas noch ein Junge war, hatte auf dem Land fast jede Familie eine<br />

Ziege. Doch als er 18 war, waren die Ziegen praktisch verschwunden. Heute ist Ulrich<br />

Jaudas ein Ziegenkenner per excellance: er hält selber Ziegen, und zwar die Rasse<br />

seiner Kindheit, die heute bedrohte Schwarzwaldziege. Er ist Vorsitzender des


Ziegenzuchtverbandes Baden-Württemberg und unterrichtet angehende Tierwirte an<br />

der Berufsschule Stuttgart-Hohenheim, auch bekannt als "Schäferschule". Und für<br />

Forschungs- und Beratungsaufgaben ist er nicht nur in Deutschland, sondern auch in<br />

Afrika, Asien und dem vorderen Orient unterwegs.<br />

mehr<br />

Judith Schmidt<br />

Die gelernte Reprografin ist eine Eselliebhaberin mit Herz und Verstand. Sie lebt mit<br />

der Zwergeselstute Masl-tow und deren Eselsohn Samuel sowie mit Mann, Ziegen,<br />

Gänsen, Katzen und Hund in Belgien. Hauptsächlich gehen sie mit ihren Eseln, Ziegen<br />

und dem Hund wandern – dies bieten sie auch als geführte Eselwanderungen an.<br />

Gegen die Langeweile an zu kalten und nassen Wintertagen hat Judith Schmidt<br />

begonnen, ihren Eseln kleine Kunststücke beizubringen. Judith Schmidt ist seit 2005<br />

Chefredakteurin der Zeitschrift "Eselpost". 2006 war sie Gründungsmitglied der<br />

Noteselhilfe. Auf diversen Eseltreffen in Deutschland, Niederlande und Belgien haben<br />

ihre Esel bei Wettbewerben und in Zuchtklassen viele Preise gewonnen.<br />

Prof. Dr. Hans-Hinrich Sambraus<br />

Prof. Dr. Hans-Hinrich Sambraus ist Tierarzt, pensionierter Professor für Tierhaltung<br />

und Verhaltenskunde an der TU München. 1981 gehörte er zu den Mitbegründern der<br />

"Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen". In mehreren<br />

Büchern hat er die verschiedensten Nutztiere und ihre Zuchtgeschichte<br />

niedergeschrieben. Die alten Haustierrassen wie Rinder, Pferde, Schafe und Schweine<br />

sind für ihn ein Kulturgut: vom Menschen geschaffen und genauso wie historische<br />

Gebäude oder Gemälde ein Gut, das man erhalten sollte.<br />

Dr. Florian Werner<br />

Dr. Florian Werner, Jahrgang 1971, ist freier Buchautor und Journalist und lebt in<br />

Berlin. Er studierte Anglistik, Amerikanistik und Germanistik und promovierte über<br />

"Rap und Apokalypse". 2005 erschien "Wir sprechen uns noch", ein Erzählband mit<br />

13 Kurzgeschichten. Mit seinem Buch "Die Kuh – Leben, Werk und Wirkung" hat er<br />

die Kulturgeschichte dieses Nutztiers aufgearbeitet wie noch kein Autor zuvor.


mehr<br />

Mehr zum Thema<br />

Ziegen<br />

Das älteste Haustier des Menschen<br />

mehr<br />

Esel<br />

Vom Wildtier zum Weggefährten<br />

mehr<br />

Rinder<br />

Zuverlässige Lieferanten für Milch und Fleisch<br />

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Tipps aus der Sendung<br />

Literatur<br />

Florian Werner<br />

Die Kuh – Leben, Werk und Wirkung<br />

Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag München, 2009<br />

ISBN: 978-3-312-00432-4<br />

Die Kuh in der Werbung, die Kuh in der Kunst, die Kuh in der Mythologie, die Kuh im<br />

Kapitalismus, die Kuh in der Philosophie, die Kuh in der Religion, die Kuh in der Literatur,<br />

die Kuh im Klimawandel.... Es gibt kaum ein Feld, in das die Kuh nicht vorgedrungen ist<br />

bzw. in das der Mensch sie nicht hineingeschubst hat. Noch niemand hat all das<br />

zusammengetragen – bis jetzt. Florian Werner hat ein „kuhles“ Buch geschrieben – über die<br />

Ku(h)lturgeschichte.<br />

Greta Jansen<br />

Esel. Treue Gefährten<br />

Komet Verlag Köln, 2008<br />

ISBN: 978-3-89836-747-9<br />

Dieses reich bebilderte Buch zeigt viele Facetten des Langohrs. Es erklärt Ursprung und<br />

kulturelle Bedeutung des Esels ebenso wie Verbreitung und Situation der Esel heute weltweit.


Der Einsatz des Esels durch den Menschen in den verschiedenen Ländern wird erklärt und<br />

wenige noch wild lebende Esel werden vorgestellt.<br />

Stanislaus von Korn, Ulrich Jaudas, Hermann Trautwein<br />

Landwirtschaftliche Ziegenhaltung<br />

Ulmer Verlag, 2007<br />

ISBN: 978-3-8001-4750-2<br />

Ein wissenschaftliches, aber dennoch sehr praxisorientiertes Buch für professionelle<br />

Ziegenhalter. Wie hält man Milchziegen, wie hält man Fleischziegen, was muss man bei der<br />

Zucht beachten, wie sollte das Euter der Ziege beschaffen sein, damit es optimal zum Melken<br />

ist und gesund bleibt. Klar strukturiert und sehr verständlich erklären die Autoren jeden<br />

Aspekt der Ziegenhaltung.<br />

OV<br />

Lübbe vom Dioxin-Verdacht befreit<br />

Erleichtert: ,,Wir sind froh, dass dieVorwürfe nun endlich vom Tisch sind", sagte gestern<br />

Geschäfts- führer Jörg Lübbe. Foto: Hauke<br />

Bösel/Cloppenburg (kre/hau) - Die Böseler Spedition Lübbe ist vom Vorwurf der<br />

Futterpanscherei mit Dioxon-belasteten Fetten befreit worden. Die Staatsanwaltschaft<br />

Oldenburg hat das Ermittlungsverfahren nach über drei Monaten aufwändiger<br />

Nachforschungen eingestellt. Das bestätigte gestern der Anwalt der Familie, Bernhard<br />

Lübbe aus Cloppenburg.<br />

Alle Verdachtsmomente einer bewussten oder grob fahrlässigen Beteiligung an der<br />

Vermischung von belasteten Industriefetten mit anderen Futtermitteln seien<br />

ausgeräumt worden, erklärte der Jurist.<br />

Mehr steht am Freitag, 29. April, in der gedruckten Ausgabe der OV und im OV-


Mehr steht am Freitag, 29. April, in der gedruckten Ausgabe der OV und im OV-<br />

Epaper.<br />

ALTMARK-ZEITUNG<br />

Mit den Grünen an einem Strang<br />

30.04.11|Klötze<br />

Kunrau. Aufgaben für die zukünftige Arbeit der Landtagsfraktion von Bündnis <strong>90</strong>/Die<br />

Grünen in Magdeburg gibt es genügend. Ein Themenkreis beschäftigt derzeit vor allem die<br />

Kunrauer, aber auch viele andere Initiativen in der Region, von Schenkenhorst bis Binde: Der<br />

Kampf gegen die Massentierhaltung.<br />

Ihren Kampf gegen die geplante Schweinemastanlage schilderten die Mitglieder der BUND-<br />

Ortsgruppe Kunrau am Mittwochabend im Schloss den Vertretern der Landes- und Kreis-<br />

Grünen. Fotos (2): Schmidt<br />

Unterstützung dafür haben sich die Mitglieder der BUND-Ortsgruppe Kunrau am<br />

Mittwochabend von Dorothea Frederking geholt. Die Landtagsabgeordnete der Grünen hat<br />

die Altmark als Zuständigkeitsgebiet übernommen. Von den Mitgliedern der BUND-<br />

Ortsgruppe ließ sie sich aus erster Hand über das geplante Vorhaben, eine<br />

Schweinemastanlage mit 8 500 Mastplätzen in Kunrau zu errichten, und den Kampf der<br />

Bürger gegen dieses Vorhaben unterrichten. Das Fazit von Dorothea Frederking: „Die Karten<br />

für den BUND stehen gut“, schätzte sie ein. So liege vor allem die vom Baugesetzbuch<br />

geforderte Privilegierung der Fläche für die Mast nicht vor.


Dorothea Frederking setzt sich gegen die<br />

Massentierhaltung ein.Die Mitglieder der BUND-Ortsgruppe hatten zuvor über die<br />

Ergebnisse ihrer Arbeit berichtet, die darin mündete, dass 142 Einwendungen gegen das<br />

Vorhaben beim Landesverwaltungsamt in Halle abgegeben wurden. Dort werden sie derzeit<br />

geprüft, bevor im Juni der Erörterungstermin in Kunrau <strong>statt</strong>findet. „Wir sind nicht gegen die<br />

Schweinehaltung, aber gegen die Massentierhaltung“, machte Brigitte Jürges aus Kunrau<br />

deutlich. „Wir haben ringsherum schon genügend Viehhaltung“, schätzte sie ein. Beim Kampf<br />

gegen die Massentierhaltung können sich die BUND-Mitglieder der Unterstützung der<br />

Grünen gewiss sein. Dorothea Frederking wird sich dafür einsetzen, dass zum Beispiel die<br />

EU-Förderung für Landwirtschaftsbetriebe in Zukunft auch davon abhängig gemacht wird, ob<br />

sich die Betriebe an ökologische Kriterien halten, in dem sie beispielsweise ihre Schweine auf<br />

Stroh stehen haben.<br />

Stellvertretend für die Kunrauer stellte Ronald Predehl fest: „Wir wollen die Anlage nicht<br />

haben. Die Investoren sollen sonstwo bauen.“ Warum sich die Bad Bentheimer Investoren<br />

ausgerechnet die Altmark als Standort für ihren neuen Betrieb ausgesucht haben und warum<br />

sie nicht in ihrer Heimat geblieben sind, erläuterte Günter Zogbaum: „Dort fehlen die<br />

Gülleausbringungsflächen.“ Und genau in der Gülleproblematik sehen die Kunrauer, neben<br />

der Massentierhaltung, einen weiteren Grund, sich gegen das Vorhaben auszusprechen. „Die<br />

Grünen sind die einzigen, die uns konstruktiv und effektiv unterstützt haben“, bedankte sich<br />

Günter Zogbaum. Sein Wunsch: „Lassen Sie uns die Zusammenarbeit weiter effektiv<br />

gestalten.“ Die Partei und die Aktivisten vor Ort sollten in einem regen Informationsaustausch<br />

bleiben, sich aber auch nicht gegenseitig vereinnahmen. „Was uns eint, ist das Bestreben<br />

gegen die industrielle Mast. Das wollen wir ausgebaut wissen und da wollen wir<br />

weitermachen“, stellte der BUND-Sprecher fest. „Wir ziehen an einem Strang, und zwar<br />

sogar an einem Ende“, betonte Günter Zogbaum.<br />

Von Monika Schmidt<br />

Hamburger Abendblatt<br />

30. April 2011, 06:00 Uhr<br />

Landrat brüskiert Parteifreunde<br />

Stefan Bohlmann<br />

Nahrstedt ist für den Ausbau der LVA Echem. Grüne reden von Agrarfabrik und pochen auf<br />

Koalitionsvereinbarung


Echem. Lüneburgs Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) steht im Kreuzfeuer der Kritik,<br />

weil er die Pläne der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zum Ausbau der Lehr- und<br />

Versuchsanstalt (LVA) für Tierhaltung in Echem kürzlich als Vorzeigeprojekt bezeichnet<br />

hatte. Nicht nur der grüne Koalitionspartner im Kreistag ist empört darüber, dass der Landrat<br />

den Bau eines Stalls für 252 Sauen, 1600 Aufzuchtferkel und 1300 Mastschweine zwischen<br />

Echem und Scharnebeck befürwortet. Auch bei den Sozialdemokraten rumort es hörbar.<br />

Die Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) gegen die LVA-Pläne in Echem, Angela Peters, ist<br />

nach eigenem Bekunden seit 40 Jahren SPD-Mitglied und denkt jetzt über den Parteiaustritt<br />

nach. "Ich weiß nicht, was ihn geritten hat. Der Landrat fällt der BI und der SPD vor Ort in<br />

den Rücken im Kampf gegen eine Agrarfabrik", sagt sie. Zudem könne es nicht sein, dass er<br />

seine persönliche Meinung als die der SPD öffentlich darstelle, so Peters weiter. "Als SPD-<br />

Mitglied verstehe ich nicht, dass der Landrat sich vor den Karren einer CDU geführten<br />

Landesregierung und Landwirtschaftskammer spannen lässt, die den Einstieg in die<br />

industrielle Landwirtschaft im Landkreis mit dem Ausbau der LVA erreichen will."<br />

Es gehe um viel mehr als nur um den Erhalt der Arbeitsplätze bei der LVA, wie Nahrstedt<br />

argumentiert, so Peters. Der Landrat habe auch die Interessen der ortsansässigen Bauern zu<br />

vertreten, sagt sie. "Und denen droht eine staatlich geförderte Konkurrenz von der LVA, weil<br />

es bei den Ausbauplänen eben nicht nur um die Ausbildung geht, sondern auch darum, Geld<br />

mit dem Ferkelverkauf zu verdienen."<br />

Nahrstedt hatte sich für die Pläne der Landwirtschaftskammer ausgesprochen, weil die LVA<br />

ein fester Bestandteil der Bildungsregion sei. "Wir leben in einer ländlich geprägten Region.<br />

Daher gehört auch gerade eine Landwirtschaftsschule mit der entsprechenden Aus<strong>statt</strong>ung<br />

selbstverständlich dazu, nicht nur das Gymnasium oder die Berufsschule mit moderner<br />

Automatisierungstechnik", so Nahrstedt vor zwei Wochen in einer Pressemitteilung des<br />

Landkreises. Dass die Landwirtschaftskammer die LVA zu einem Aus- und<br />

Weiterbildungszentrum für ganz Niedersachsen ausbauen will, begrüße er daher ausdrücklich:<br />

"Hier werden 1500 junge Leute in Sachen Landwirtschaft ausgebildet."<br />

Peters macht deutlich, dass die BI nicht generell gegen den LVA-Ausbau sei, sondern sie die<br />

Einrichtung vielmehr erhalten will. "Aber mit den vorliegenden Plänen werden junge<br />

Landwirte in die industrielle Landwirtschaft und Massentierhaltung gedrängt. Das wollen wir<br />

nicht. Und darüber hinaus schon gar nicht, dass eine Agrarfabrik steuerlich gefördert wird."<br />

Für die grüne Kreistagsfraktion sagt Miriam Staudte aus Scharnebeck, dass die Aussagen des<br />

Landrates dem rot-grünen Gruppenvertrag widersprechen. "Darin ist festgeschrieben, dass wir<br />

gemeinsam mit der SPD gegen die Massentierhaltung im Landkreis sind", sagt sie. Die<br />

Grünen werden die ihr zufolge überdimensionierten Pläne der Landwirtschaftskammer nicht<br />

unterstützen. "Es handelt sich um eine Agrarfabrik, die für uns - anders, als es der Landrat<br />

sagt - kein Vorzeigeprojekt ist, sondern eine Anlage für Massentierhaltung in der<br />

konventionellen Landwirtschaft", so Staudte.<br />

Die grüne Kreistagsfraktion erwartet von der Landwirtschaftskammer, dass sie die<br />

Ausbaupläne verändert, die Größe der Zuchtanlage erheblich zurückfährt. "Und dass zum<br />

Beispiel auch mehr Platz für die Tiere geschaffen wird, sie mehr Auslauf bekommen, auf<br />

Tierquälerei wie die Ferkelkastration ohne Betäubung verzichtet wird."<br />

Staudte sagt, die Koalition im Kreistag sei nach den Aussagen des Landrates zwar nicht<br />

gefährdet, aber die SPD solle den Bürgern deutlich sagen, wofür sie steht. "Wir kritisieren die


wenig eindeutige Haltung. Im Landtag werden von SPD-Abgeordneten große Reden für den<br />

Tierschutz gehalten. Aber hier bei uns ist der Landrat plötzlich für den Bau einer Agrarfabrik<br />

an der LVA."<br />

Herbert Meyn ist umwelt- und agrarpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion. Er sagt,<br />

er stehe hinter der Haltung des Landrates, die LVA in Echem erhalten zu wollen. "Ihm geht es<br />

primär darum, dass die LVA im Landkreis als Teil der Bildungsregion bleibt. Denn sie hat in<br />

der Ausbildung inzwischen bundesweite Relevanz."<br />

Dennoch gebe es bei dem gesamten Thema einen Beigeschmack, räumt Meyn ein. "Der<br />

höchst problematische Konflikt zwischen industrieller Landwirtschaft und<br />

landwirtschaftlicher Ausbildung lässt sich nicht auflösen." Deshalb müsse die Politik auf die<br />

Landwirtschaftskammer einwirken. "Sie soll ihre Pläne dahin gehend überprüfen, ob die<br />

Massentierhaltung in einem Ausbildungsbetrieb sinnvoll aufgehoben ist", fordert er.<br />

Nach Auffassung des Sozialdemokraten entwirft die Kammer mit ihren derzeitigen Plänen<br />

kein "erstrebenswertes Bild" von der Landwirtschaft. Er setzt deshalb darauf, dass die<br />

Landwirtschaftskammer ihre Pläne noch einmal überarbeiten wird.<br />

30. April 2011, 06:00 Uhr<br />

Kommentar<br />

Klare Linie? Fehlanzeige!<br />

Stefan Bohlmann<br />

Der Landkreis Lüneburg benötigt dringend ein Konzept, das die Art der Tierhaltung in der<br />

Landwirtschaft im Kreisgebiet regelt.<br />

Bürger, Politiker und Vertreter von Landwirtschaft sowie Umwelt- und Naturschutzverbänden<br />

müssen an einen Tisch kommen um zu klären, wie das künftige Bild der Landwirtschaft im<br />

Landkreis aussehen soll. Zurzeit herrscht ein einziges Durcheinander, wie der Konflikt um die<br />

Aussagen von Landrat Manfred Nahrstedt zum Ausbau der LVA in Echem beweist.<br />

Die Politik macht sich parteiübergreifend unglaubwürdig und gibt ein hilfloses Bild ab. Viele<br />

Beispiele untermauern das: So sind die Grünen sauer, weil sie meinen, der SPD-Landrat<br />

verstoße gegen den Koalitionsvertrag, weil darin gemeinsam mit der SPD die<br />

Massentierhaltung abgelehnt wird. Die SPD-Kreistagsfraktion lehnte noch im vorigen<br />

September den Bau einer Hähnchenmast-Großanlage in Nutzfelde rigoros ab. Nun hat sie aber<br />

nichts gegen den geplanten Schweinestall der LVA für mehrere tausend Schweine. Von CDU<br />

und FDP ist zu all dem gar nichts zu hören.<br />

Dies alles offenbart, dass eine klare Linie fehlt. Die Menschen im Kreis müssen deshalb<br />

sagen, was zu tragen sie bereit sind. Sind sie für oder gegen eine industrielle Landwirtschaft<br />

mit Massentierhaltung und <strong>Agrarfabriken</strong> in ihren Orten? Und wollen sie die Überdüngung<br />

der Äcker durch steigende Güllemengen infolge einer nicht artgerechten Viehhaltung und<br />

damit mehr Geruchsbelästigung?<br />

Antworten gibt es darauf bisher nicht. Die Folge sind Eiertänze in der Kommunalpolitik wie<br />

im aktuellen Fall Nahrstedt und LVA.


Ostfriesen-Zeitung<br />

Emden<br />

750 Stimmen gegen Massentierhaltung<br />

VON UTE KABERNAGEL 26. April 2011<br />

Die Emder Bürgerinitiative informierte am Sonnabend in der Stadt und sammelte Unterschriften. Auch Urlauber<br />

unterschrieben. Sie fürchten um die gute Luft in Ostfriesland.<br />

Arno Overlander (links) und Jan Sell (rechts) von der BI haben den Stand mitbetreut.<br />

Willi Graf, Karla Schulmann, Heinrich Benjamins und Ingeborg Greve gehören zu den<br />

Emdern, die am Sonnabend die Listen gegen Massentierhaltung unterschrieben haben.<br />

Bild:<br />

Kabernagel<br />

Emden - "Da sollen ganz, ganz viele Hühner in einen engen Raum eingesperrt werden. Das<br />

wollen die verhindern." Was der Vater seinem kleinen Sohn mit einfachen Worten erklärte,<br />

war am Sonnabend in der Emder Innenstadt für viele ein Grund, die Bürgerinitiative (BI)<br />

Emden gegen Massentierhaltung<br />

Weiterführende Links<br />

Jetzt formiert sich der Protest in Emden (4. März 2011) Eine Wohngemeinschaft für Tiere<br />

(21. April 2008)<br />

zu unterstützen. Innerhalb von fünfeinhalb Stunden haben etwa 750 Menschen ihre Namen<br />

auf Unterschriftenlisten gesetzt. Schon vor dieser Aktion hatte die Gruppe an die 600 Namen<br />

von Gegnern beisammen.<br />

Die BI war zum ersten Mal einen Informationsstand in der Stadt vertreten. "Das Interesse ist<br />

groß", freute sich Sprecher Michael Bergmann. Wie berichtet, hat sich die Gruppe gegründet,<br />

weil der Landwirt Gerhard Odinga in Wybelsum Ställe für die Aufzucht von 84 997 Küken<br />

bauen will. Bergmann ist überzeugt: "Je mehr Stimmen gegen Massentierhaltung und deren<br />

Auswirkungen sprechen, je größer wird der Druck auf die Politik."<br />

"Dass der Gesetzgeber so was mitmacht"<br />

Apropos Politik: Auch die Emder SPD hat an diesem Tag einen Infostand in der Stadt - direkt<br />

neben dem der BI. Ein Zufall, den Bergmann nicht so richtig toll findet. Es könne ein falscher<br />

Eindruck entstehen, sagt er. "Wir sind politisch unabhängig." Gleichwohl gibt es vom<br />

unfreiwilligen Nachbarn auch an diesem Tag Unterstützung.


Als Befürworter einer von den Grünen in den Emder Rat eingebrachten und mehrheitlich von<br />

den Fraktionen beschlossenen Resolution gegen Massentierhaltung finden sich auf den Listen<br />

auch Namen von SPD-Mitgliedern. Und die von Urlaubern. Sie schätzten die gute Luft in<br />

Ostfriesland, sagt Bergmann. Komme die industrielle Tierproduktion, blieben die Touristen<br />

weg.<br />

"Ich weiß, was Massentierhaltung bedeutet", erklärt Heinrich Benjamins, warum er<br />

unterschreibt. Was viele erbost: In den Ställen in Wybelsum sollen 84 997 Tiere gehalten<br />

werden - drei mehr, und eine Umweltverträglichkeitsprüfung wäre vorgeschrieben. "Wer will<br />

die Zahl überprüfen?" Manche reden von Volksverdummung, andere von Sauerei. "Dass der<br />

Gesetzgeber so was mitmacht", wundert sich Irmgard Berndt. Die Emderin ist aus Gründen<br />

der Gesundheit - Keimbelastung der Luft, Einsatz von Antibiotika - und des Tierschutzes<br />

gegen solche Anlagen. Was dort produziert werde, komme ihr nicht auf den Tisch.<br />

Nordsee-Zeitung<br />

28.4.2011<br />

„Wir wollen keine Tierfabriken“<br />

Lunestedt. Der Standort war treffend gewählt: In Lunestedt, wo der Bau eines großen<br />

Hühnermaststalls geplant ist, kamen jetzt Vertreter von Bündnis <strong>90</strong>/Die Grünen und<br />

der Bürgerinitiative „Bäuerliches Lunestedt“ zusammen und diskutierten über<br />

Massentierhaltung. Beide Seiten sind sich einig: Diese Form der Tierhaltung lehnen sie<br />

ab, dagegen vorzugehen, sei jedoch schwierig. Von Kristin Seelbach<br />

Hühnermast in großem Stil: Ein Betrieb wie dieser soll in Lunestedt entstehen. Dagegen<br />

wenden sich eine Bürgerinitiative und die Grünen. Foto dpa<br />

„Die Zahl der Tierfabriken in Niedersachsen nimmt zu“, sagt Christian Meyer, Sprecher für<br />

Verbraucher-, Natur- und Tierschutz der Grünen im Landtag. In jedem Jahr steige die Zahl<br />

der Geflügelmastbetriebe mit mindestens 30 000 Tieren um weitere 100 Ställe.<br />

Ein Grund dafür sei die sogenannte „Hähnchenblase“: „Wir produzieren heute viel mehr<br />

Geflügel, als in Deutschland benötigt wird. Der Überschuss wird dann exportiert, besonders in<br />

Länder außerhalb der EU.“ Und obwohl die Zahl der Höfe zunehme, würden kaum neue<br />

Arbeitsplätze entstehen. „Auf 80 000 Hühner kommen in einem vollautomatisierten Betrieb<br />

gerade einmal 0,8 Arbeiter. Und die werden auch noch schlecht bezahlt“, so der<br />

Landtagsabgeordnete.<br />

Vier Säulen der Fairness<br />

Um gegen diese Art der Tierhaltung vorzugehen, setzen die Grünen auf die Reduzierung und<br />

Umstrukturierung der Agrarsubventionen: Künftig sollten nur Betriebe, die höhere Standards<br />

in Tierhaltung, Fütterung und Verbraucherinformation einhalten, Zuschüsse erhalten.


So könne auch der Preis für biologisch hergestellten Produkte gegenüber konventionell<br />

produzierten Waren gesenkt werden. „Der Preis für Bioprodukte schreckt einfach immer noch<br />

ab. Und wir kommen nur über das Geld an die Leute ran“, sagt Christian Meyer.<br />

„Wir setzen bei unserer Arbeit auf die vier Säulen der Fairness“, so der Grüne weiter. Diese<br />

stellen gerechtes Verhalten gegenüber Verbrauchern, Landwirten, Umwelt und Tieren in den<br />

Vordergrund. „Uns ist es wichtig, dass die Landwirte auf Giftstoffe und Gentechnik<br />

verzichten. Außerdem sollten die Verbraucher möglichst genaue Informationen zur Herkunft<br />

ihrer Lebensmittel bekommen“, fügte Meyer hinzu.<br />

Hoffnung auf neues Gesetz<br />

Neben der Lage in Niedersachsen wurde auch die aktuelle Situation in Lunestedt diskutiert.<br />

Der dort geplante Bau eines Hühnermastbetriebs stößt bei der Bürgerinitiative „Bäuerliches<br />

Lunestedt“ weiterhin auf Gegenwehr. „Wir werden alles tun, um diese Tierfabrik in unserem<br />

Dorf zu verhindern“, betonte Horst Roese, Sprecher des Ortsverbandes der Grünen in<br />

Beverstedt.<br />

Konkrete Pläne, wie dies geschehen soll, habe man jedoch zurzeit noch nicht. „Wir setzen<br />

unsere Hoffnung auf eine Änderung der Gesetzeslage, die den Tier- und Umweltschutz<br />

stärker in den Vordergrund rückt“, so Roese.<br />

Emder Zeitung<br />

Viele Emder und Touristen unterstützen Wybelsumer<br />

Emden. Ob Tierschützer, Immobilienbesitzer, Vermieter von Ferienwohnungen,<br />

Umweltschützer oder Touristen - die Erfahrungen der Emder Bürgerinitiative gegen<br />

Massentierhaltung (BI) zeigen, dass ihr Engagement gegen die Pläne von Landwirt Gerhard<br />

Odinga, in Wybelsum Ställe für die Mast von knapp 85 000 Hühnern zu bauen, die<br />

unterschiedlichsten Zielgruppen anspricht. Das machte BI-Mitinitiator Michael Bergmann am<br />

Sonnabend gegenüber der Emder Zeitung deutlich.<br />

”Heute kamen zum Beispiel viele Leute aus dem Emsland zu uns, die dort weggezogen sind,<br />

weil sie den Gestank durch die Mastställe nicht mehr ausgehalten haben”, sagte Bergmann,<br />

der am Sonnabend mit einer ganzen Reihe weiterer Aktivisten erstmals mitten in der Emder<br />

Innenstadt - vor der Löwen-Apotheke - über die Planungen in Wybelsum und mögliche<br />

Auswirkungen informierte. Immer wieder blieben Passanten stehen und trugen sich in die<br />

ausgelegten Protestlisten ein.<br />

Den kompletten Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe vom 26.04.2011.


Schaumburger Nachrichten<br />

27.04.2011 20:55 Uhr<br />

Landkreis/Region Hannover / Hähnchenmast<br />

Groß Munzel „hat Leuchtturmfunktion“<br />

Der vom Munzeler Landwirt Arnd von Hugo geplante Hähnchenmaststall erregt weiterhin die<br />

Gemüter. Die Anlage für rund 85.000 Tiere soll nur wenige Kilometer östlich der Grenze des<br />

Landkreises Schaumburg in der Region Hannover entstehen.<br />

Landkreis/Region Hannover (jpw/r). Die Entscheidung über eine mögliche<br />

Baugenehmigung soll bis zum Jahresende fallen. Gegenwärtig, so sagt die Sprecherin der<br />

Region Hannover, Christina Kreutz, seien Mitarbeiter damit beschäftigt, mehr als 460<br />

Einwände von Mastgegnern zu prüfen. Nicht zuletzt angesichts dieser Fülle hält Kreutz den<br />

Ausgang des Verfahrens zum jetzigen Zeitpunkt für „offen“.<br />

Gegen das Projekt des Munzeler Landwirts hat sich in der Region Widerstand gebildet. Die<br />

Bürgerinitiative Munzel (BIM) ist Teil der Calenberger Initiativen (CI), die den Bereich des<br />

ehemaligen Fürstentums Calenberg von Hannover bis in den Raum Hildesheim hinein<br />

abdecken. Beteiligt an der CI sind unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland und der Naturschutzbund Deutschland.<br />

Nach Angaben der Organisation besteht eine weitere Vernetzung in der Arbeitsgemeinschaft<br />

bäuerlicher Landwirtschaft und dem Netzwerk <strong>Bauernhöfe</strong> <strong>statt</strong> <strong>Agrarfabriken</strong>, in dem sich<br />

bundesweit mehr als 100 Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung vernetzt haben.<br />

Michael Hettwer, Vorsitzender der BIM, schätzt die Zahl derer, die sich auf diese Weise<br />

engagieren auf weit über 50.000 Mitglieder und Unterstützer. Die BIM weist darauf hin, dass<br />

drei Kilometer von der geplanten Anlage mit rund 84.400 Tieren ein weiterer<br />

Hähnchenmaststall mit 40.000 Tieren beantragt ist. Darüber hinaus seien in der Region drei<br />

Hähnchenmastanlagen mit insgesamt 197.500 Tieren, zwei Schweinemastanlagen mit 2472<br />

Tieren zuzüglich 1104 Ferkeln und 280 Sauen, eine Putenmastanlage mit knapp 40.000<br />

Tieren, sowie eine Geflügelbrüterei mit 24.000 Hennen und 2000 Hähnen entweder beantragt,<br />

oder in der Planung.<br />

Die Bürgerinitiative schreibt der Anlage bei Groß Munzel „Leuchtturmfunktion“ zu und<br />

schätzt, dass weitere Anlagen folgen, sollte der Maststall genehmigt werden. Um den in Bau<br />

befindlichen Großschlachthof in Wietze bei Celle auslasten zu können, würden etwa 420<br />

Mastbetriebe benötigt, zur Zeit seien erst 50 Mäster unter Vertrag.<br />

Sollte die Region eine Baugenehmigung erteilen, kündigte Hettwer eine jahrelange und<br />

kostspielige juristische Auseinandersetzung durch alle Instanzen an.<br />

Doch nicht nur aus dem Internet bekommen die Mitglieder der Initative Zuspruch. „Wir<br />

haben in kürzester Zeit mehr als 10.000 Unterschriften gegen die Massentierhaltung<br />

gesammelt“ sagt Hettwer. Als „Denkanstoß“ übergab er diese dem Vorsitzenden der<br />

Regionsversammlung, Udo Mientus (SPD).


VOLKSSTIMME<br />

Neundorfer kritisieren Pläne des Gierslebener Landwirtes<br />

Ortschaftsrat lehnt weitere Schweineställe strikt ab<br />

Von René Kiel<br />

Zu den Besuchern gehörten auch Klaus Gerner (2.v.l.), der Chef der Bürgerinitiative, die<br />

gegen Megaställe im Raum Güsten kämpft, Brigitte Hentschel (r.) und Verena Perleberg<br />

(Mitte). Foto. René Kiel<br />

Die Pläne der Gierslebener Landwirte Rainer und Hermann Heukamp, die<br />

Schweinemastanlage in Neundorf zu komplettieren beziehungsweise um einen Anbau für<br />

5184 Tiere zu erweitern, stößt in Neundorf auf strikte Ablehnung. Auch der Ortschaftsrat<br />

verweigerte beiden Vorhaben das Einvernehmen.<br />

Neundorf. Die anwesenden Bürger als auch Ortsbürgermeister Burkhard Hennicke monierten,<br />

dass es schon jetzt im gesamten Dorf übel nach Gülle rieche. "Wir wollten vergangenen<br />

Freitagfrüh auf unserer Terrasse frühstücken. Doch das war einfach nicht möglich", beklagte<br />

sich Paul Just. "Ich muss am Tag zehn Mal die Fenster aufmachen und lüften", berichtete<br />

Verena Perleberg, die im Schulweg und damit in unmittelbarer Nähe zur Anlage wohnt und<br />

gegen Heukamp vor Gericht gezogen ist. Sie ist schwer krank und möchte ihr Haus in<br />

Neundorf verkaufen. Aber wegen der Beeinträchtigungen durch die Schweinemast würde sie<br />

heute <strong>statt</strong> 600 000 Euro nur noch 80 000 Euro dafür bekommen.<br />

"Der Mensch ist nichts mehr wert. 3000 Einwohner stehen gegen 12 000 Schweine und das<br />

bei nur zwei neuen Arbeitsplätzen", sagte Verena Perleberg. Für sie steht die Abkürzung SLK<br />

inzwischen für "Schweinelandkreis".<br />

Die Neundorferin versteht nicht, warum die Stadt nicht einfach eine Satzung erlässt und damit<br />

die Massentierhaltung in ihrem Territorium verbietet. "Dafür gibt es keine Rechtsgrundlage",<br />

sagte der Bau-Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung Wolfgang Kaufmann.<br />

Verena Perlebergs Partner sagte, es sei erstaunlich, dass der Gestank schnell vorbei sei, wenn<br />

man das Umweltamt um eine Kontrolle bitte und die Mitarbeiter dann vor Ort erscheinen. Ein<br />

Ablehnungsgrund für die neuen Pläne ist für ihn die Tatsache, dass die Kindertagesstätte und<br />

die Grundschule weniger als 1000 Meter von der Schweinemast entfernt seien. Brigitte<br />

Hentschel meinte: "Wenn alle Kinder von Heukamp 6000 Schweine mit herbringen, können<br />

wir Neundorf zuschütten."<br />

Die in der Beschlussvorlage vermerkte Äußerung von Heukamp, dass er nur dann die Ställe 1<br />

und 2 mit einer neuen Abluftreinigungsanlage aus<strong>statt</strong>en und die Abluftführungssysteme der<br />

Ställe 3 und 4 ändern werde, wenn der Neubau genehmigt werde, stieß beim<br />

Ortsbürgermeister auf Kritik. Das gleiche galt für die vom Investor angekündigte<br />

Aufstockung der Zahl der Futtertransporte."Herr Heukamp hätte den Neundorfern zeigen<br />

können, dass er etwas für die Umwelt tun will", sagte Hennicke.


Ortschaftsrat Fred Hänsel (Fraktion Linke) hält das Vorhaben nicht 100-prozentig planmäßig<br />

durchdacht. Er befürchtet, dass es zu einer weiteren Beeinträchtigung des Erholungswertes in<br />

Neundorf kommen wird. Und Niko Zenker (SPD) stellte gar die von Heukamp vorgelegten<br />

Gutachten, wonach es keine schädlichen Umwelteinwirkungen geben werde, in Frage. Damit<br />

liege er richtig, denn dem Landesverwaltungsamt liege eine andere Untersuchung vor, die<br />

besage, dass durch den Neubau mit einer erheblichen Geruchsbelästigungen zu rechnen sei,<br />

sagte Verena Perleberg.<br />

Kaufmann und die Planungschefin der Stadt Anke Michaelis stellten klar, dass die Kommune<br />

das Einvernehmen nicht versagen könne, wenn die planerischen Voraussetzungen wie in<br />

diesem Fall gegeben seien. Die Gemeinde werde nur angehört. Für die Genehmigung sei das<br />

Landesverwaltungsamt zuständig. Die Bürger sollten die Möglichkeit nutzen und ihre<br />

Einwände bei der öffentlichen Auslegung der Pläne in der Stadtverwaltung vorbringen. Der<br />

Termin werde rechtzeitig bekannt gegeben. Darüber hinaus gebe es auch noch einen<br />

Erörterungstermin mit Fachleuten, der öffentlich sei, so Michaelis.<br />

Der Bauausschuss des Stadtrates wird sich mit beiden Vorlagen wahrscheinlich erst am 16.<br />

Juni beschäftigen.<br />

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Copyright © Volksstimme.de 2011<br />

Dokument erstellt am 30.04.2011 um 05:33:30 Uhr<br />

Erscheinungsdatum 30.04.2011 | Ausgabe: sft<br />

NORDSEE-ZEITUNG<br />

Große Ställe sorgen für Streit<br />

Ihlienworth. 500, 1000, 3000 Kühe? Eine Zahl, wie viele Tiere ein Bauer halten darf,<br />

wollte Volker Kamps, Landvolk-Chef in Hadeln und für die CDU im Kreistag, nicht<br />

nennen. Aber auch er sieht Grenzen des Wachstums. „Wenn eine Familie den Betrieb<br />

nicht mehr allein wuppen kann und fremdes Geld aus Kapitalgesellschaften in die<br />

Landwirtschaft fließt“, sagte der Milchbauer. „Das macht uns nicht glücklich.“ Von<br />

Inga Hansen<br />

Die Kuhställe werden immer größer: Fast <strong>90</strong>0 Erweiterungen oder Neubauten gab es im<br />

Landkreis in den vergangenen drei Jahren. Foto Lübke<br />

Wo hört die bäuerliche Landwirtschaft auf, und wo fängt die Agrarfabrik an? Das war eines<br />

der Themen auf der Veranstaltung „Was bedeutet der Wandel in der Landwirtschaft für die<br />

Entwicklung unserer Dörfer?“, zu der die SPD im Rahmen ihrer Dialog-Reihe eingeladen<br />

hatte. Anders als die Bauern schreckt viele Bürger schon die reine Zahl der Tiere. Wie zum<br />

Beispiel in Lunestedt, wo sich eine Bürgerinitiative gegen die Pläne eines Landwirts


gegründet hat, vier Hähnchenmastställe für je 40 000 Tiere zu bauen. Für Cornelia Widmer<br />

von der Initiative ein Stall-Riese, der für eine starke Keimbelastung sorgt, die Gesundheit<br />

gefährdet und die Lebens- und Wohnqualität einschränkt. Für Landvolk-Chef Kamps<br />

hingegen eine Größe, die in der Hähnchenmast vollkommen normal sei und von einer Familie<br />

bewältigt werden könne.<br />

Immer weniger Höfe<br />

Der Streit in Lunestedt ist ein Beispiel dafür, wie Landwirtschaft und Dorfbevölkerung sich<br />

auseinandergelebt haben. Immer öfter müssen sich Bauern für ihre großen Ställe rechtfertigen.<br />

Biogas-Türme, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, sorgen<br />

vielerorts für Ärger. Ebenso wie die Riesen-Trecker, die die Straßen kaputt fahren, oder die<br />

stinkende Gülle.<br />

Dass die Konflikte zugenommen haben, hat mehrere Gründe. Während des Baubooms der<br />

<strong>90</strong>er Jahre sind viele Städter aufs Land gezogen, die kaum Bezüge zu den Höfen haben.<br />

Zugleich hat sich auch die Landwirtschaft verändert. Die Zahl der Betriebe ist rasant<br />

geschrumpft, in den vergangenen 30 Jahren um weit mehr als die Hälfte. Die, die übrig<br />

geblieben sind, wirtschaften immer intensiver. „Landwirtschaft muss heute profitabel sein“,<br />

stellte Kamps klar. Die Subventionen würden immer weiter abgebaut, die Gesellschaft<br />

verlange von den Landwirten, dass sie ihr Geld selber verdienten.<br />

So sind die Höfe zu einem boomenden Wirtschaftszweig geworden. Allein in den letzten drei<br />

Jahren gab es im Landkreis fast <strong>90</strong>0 Genehmigungen für Stall-Bauten oder -Erweiterungen.<br />

Das bedeutet auch Jobs für das platte Land. „Die Landwirtschaft ist deshalb so wichtig für die<br />

Dörfer“, unterstrich der Bauernvertreter und CDU-Politiker. Sie sorge für Umsätze und<br />

Arbeitsplätze auf dem Land, in den Betrieben selbst, aber auch bei Landmaschinenherstellern<br />

und Reparaturbetrieben, Händlern und Baufirmen. „Wenn wir wollen, dass die Dörfer<br />

lebendig bleiben, ist es wichtig, diese Arbeitsplätze zu erhalten“, betonte Kamps.<br />

Vor diesem Hintergrund warb er dafür, auf den Dörfern mehr miteinander zu reden, um<br />

Konflikte frühzeitig auszuräumen. Das fand viel Beifall beim Veranstalter. „Dörfer und<br />

Landwirtschaft gehören zusammen, da muss man miteinander reden“, appellierte Claus<br />

Johannßen, SPD-Fraktionschef im Kreistag. Einen Anfang hat seine Partei mit der Dialog-<br />

Reihe gemacht.<br />

Dialog-Veranstaltung<br />

Unter dem Titel „Global denken, lokal handeln – Wie können Kommunen für Energie und<br />

Klimaschutz sorgen?“lädt die SPD am Donnerstag, 5. Mai, um 19 Uhr zur nächsten Dialog-<br />

Veranstaltung in Gerdaus Gasthof in Bokel ein.<br />

Artikel vom 30.04.11 -<br />

Märkische Allgemeine<br />

30.04.2011


WIRTSCHAFT: Angst vor den Hühnern<br />

Investor plant Mastanlage in Märkisch Luch<br />

BUSCHOW - Über Größe, Ausmaß und Betriebsform der Mastanlage sind noch keine Details<br />

bekannt. Um so heftiger kursieren die Gerüchte. Und sorgen bei den Buschowern für Unruhe.<br />

Fest steht, dass ein Investor beim zuständigen Bauordnungsamt eine Bauvoranfrage für eine<br />

Hühnermastanlage gestellt hat. Wie Erik Nagel, Pressesprecher der Kreisverwaltung<br />

Havelland, auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt, werde diese Bauvoranfrage bearbeitet.<br />

Derzeit würden die Stellungsnahmen von Trägern öffentlicher Belange eingeholt. Ein<br />

abschließendes Ergebnis liege aber noch nicht vor, so Nagel weiter. Deshalb könne man sich<br />

zum jetzigen Zeitpunkt dazu noch nicht weiter äußern, auch nicht zum Umfang des<br />

Vorhabens.<br />

Die Abgeordneten der Gemeinde Märkisch Luch haben sich derweil mit der Angelegenheit<br />

schon beschäftigt. Die „Nutzungsänderung und Umbau einer alten Lagerhalle zu einem<br />

Hähnchenstall – Bauvoranfrage“, stand auf der Tagesordnung des nicht öffentlichen Teils der<br />

jüngsten Gemeindevertretersitzung. Die Gemeindevertretung habe sich gegen das Vorhaben<br />

ausgesprochen, erklärt Bürgermeister Rudi Marquardt. Man befürchte zu hohe Belastungen<br />

für das Dorf und die Umwelt. Zu Details der Ablehnung durch die Gemeindevertretung äußert<br />

Marquardt sich mit dem Verweis auf die nicht öffentliche Sitzung nicht weiter.<br />

Das Vorhaben sorgt allerdings schon seit einigen Wochen für Unruhe und Gesprächsstoff im<br />

Dorf. „Die meisten Einwohner sind dagegen“, sagt ein Anwohner aus der Kolonie. Er habe<br />

erfahren, dass jährlich in sieben Durchgängen jeweils 28 000 Hähnchen in der Anlage<br />

gemästet werden sollen. Es sei zu befürchten, dass der Investor damit unter der Grenze bleibe,<br />

für die ein gemeindliches Einvernehmen notwendig ist. Wenn es so sein sollte, werde es für<br />

die Gemeindevertretung schwer, mit ihrer Ablehnung Erfolg zu haben, räumt Bürgermeister<br />

Rudi Marquardt ein.<br />

Ein Vorhaben in Nennhausen scheint schon weiter gediehen zu sein. Auf der Sitzung der<br />

Gemeindevertretung am 5. Mai wird die Errichtung eines Legehennenstalls vorgestellt. Die<br />

Sitzung ist öffentlich. Beginn ist um 19 Uhr, im Gemeindezentrum Buckower Straße 8a. (Von<br />

Norbert Stein)<br />

BBV<br />

30.4.2011<br />

„Klares Signal verweigert“


Blick auf den für den Durchgangsverkehr abgeriegelten Hof Vincke. Bis Juli wollen<br />

Kommunalpolitiker und Gemeinde in Gesprächen klären, ob ein Alternativstandort für die<br />

geplante Hähnchenmast-Anlage gefunden werden kann. Foto:<br />

(Meyer)<br />

Everswinkel - Im Nachgang zur Ratssitzung am 12. April hat sich die SPD-Fraktion noch<br />

einmal mit der Entscheidung zur gewerblichen Tiermast in Alverskirchen beschäftigt. Anders<br />

als die Mehrheit im Rat hatte die SPD mit einem Aufstellungsbeschluss für einen<br />

Bebauungsplan die geplante Hähnchen-Mastanlage für 160 000 Tiere verhindern wollen.<br />

„Wenn diese Anlage so gebaut wird, ist eine Vielzahl ernstzunehmender und massiver<br />

Beeinträchtigungen der Wohn- und Lebensqualität der Anwohner zu befürchten“, heißt es in<br />

einer Pressemitteilung der SPD-Fraktion.<br />

Hierzu würden neben der Geruchsbelästigung vor allem die Verbreitung von Pilzen, Viren<br />

und Bakterien zählen. „Durch so genannte Biotoxine entsteht eine erhebliche Gefahr für die<br />

Entwicklung beziehungsweise Verstärkung von Atemwegserkrankungen insbesondere für<br />

chronisch Kranke“, habe SPD-Vorsitzender Dr. Wilfried Hamann in der Fraktionssitzung<br />

seiner Sorge Ausdruck verliehen.<br />

Der in der Intensivtierhaltung rasant gestiegene Verbrauch von Antibiotika habe zur Bildung<br />

einer Vielzahl von resistenten Bakterien geführt. Etwa 25 Prozent der Masthähnchen seien<br />

heute Träger solcher Bakterien. Diese Keime würden sich je nach Windrichtung und<br />

Windgeschwindigkeit mehr als 500 Meter außerhalb des Maststalles verbreiten können,<br />

mahnt die SPD. Hinzu kämen die ständigen Transporte der Masttiere, die bereits nach vier<br />

Wochen schlachtreif seien und jedes Mal in rund 18 Lkw abtransportiert werden müssten.<br />

Auch Kot und Abfälle von 160 000 Tieren, die ebenfalls die bereits erwähnten Pilze, Viren,<br />

Bakterien und Biotoxine enthielten, müssten alle vier bis fünf Wochen durch Transporte<br />

entsorgt werden. „Bei all diesen Fahrten werden die Keime entlang der Straßen verteilt, und<br />

diese Wege führen mitten durch Alverskirchen oder Everswinkel“, fasste Fraktionschef<br />

Wolfram Kötting die Problematik zusammen.<br />

„Mit dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan hätte ein deutliches Signal zur<br />

Verhinderung eines solchen Betriebes gesetzt werden könne“, betont die SPD-Fraktion. Die<br />

komplette CDU-Fraktion sowie Burchard Schlüter (FDP) und Frank Winkler (Grüne) hätten<br />

sich dem jedoch verweigert. Die jetzt vereinbarten Gespräche sieht die SPD eher skeptisch.<br />

„Der Landwirt kennt bereits seit Monaten die Diskussion, macht aber keinerlei alternative<br />

Vorschläge“, wunderte sich SPD-Fraktionsmitglied Alfred Wolk und stellte die Frage: „Was<br />

soll denn bei solchen Gesprächen herauskommen, wenn sich doch bereits vorher alle Politiker<br />

einig sind, eine gewerbliche Tiermast in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung verhindern<br />

zu wollen?“ Bei diesem Thema seien Grundsatzentscheidungen und keine<br />

„Einzelfallgespräche“ angezeigt, ansonsten schaffe man nur Präzedenzfälle und dies könne<br />

dann später noch zu juristischen Problemen führen. „Wir sind von den Bürgern in den Rat<br />

gewählt worden, um Zukunftsentscheidungen für die Lebensqualität in unserer Kommune zu<br />

treffen. Diese Chance haben die CDU-Fraktion und die Abweichler von FDP und Grüne<br />

leider vertan“, lautet das Fazit der SPD-Fraktion.


HUSUMER NACHRICHTEN<br />

Tating<br />

Gemeinderat will Problem aussitzen<br />

30. April 2011 | 06:23 Uhr | Von Ilse Buchwald<br />

Image-Verlust befürchtet<br />

Auch im Vorgehen wegen der geplanten Hähnchen-Mastanlage in der Nachbargemeinde<br />

schieden sich die Geister. Oke Pölig (AWT), der Bürgermeister und Conrad Klützke (CDU)<br />

vertraten die Ansicht, dass das allein Sache der Gemeinde Tümlauer-Koog sei, und lehnten<br />

daher auch ein Grundsatzschreiben ab. Dagegen äußerten Dirk Jacobs, Jürgen Kloss und<br />

Werner Burck Befürchtungen, dass sich die Mastanlage auf die Menschen und den Tourismus<br />

in Tating negativ auswirken würde. Schließlich einigte sich die Runde einstimmig darauf, an<br />

den Amtsausschuss einen Antrag zu stellen, sich mit der Angelegenheit zu befassen.<br />

SVZ<br />

LUDWIGSLUST<br />

Mastanlage Klein Laasch: Erweiterung abgelehnt<br />

16. April 2011 | 16:01 Uhr | von Uwe Köhnke<br />

Die Stadtvertretung hat die Erweiterung der Schweinemastanlage Klein Laasch<br />

einstimmig abgelehnt. Ein wirklicher Sieg ist das nicht, denn der Landkreis kann das<br />

verweigerte Einvernehmen der Kommune ersetzen.<br />

NEUSTADT-GLEWE - Die Stadtvertretung von Neustadt-Glewe hat die geplante<br />

Erweiterung der Schweinemastanlage Klein Laasch einstimmig abgelehnt. Ein wirklicher<br />

Sieg ist das nicht, denn der Landkreis kann das verweigerte Einvernehmen der Kommune<br />

ersetzen. SPD-Fraktionschef Jürgen Rosenbrock brachte es auf den Punkt: "Wir werden<br />

keinen Erfolg haben, aber wir müssen Zeichen setzen!"<br />

Zuvor hatte Volker Weinaug, Fachdienstleiter Hoch- und Tiefbau in der Stadtverwaltung, die<br />

Dimensionen umrissen. Nach der bereits in der Vergangenheit zusätzlich errichteten<br />

Biogasanlage und dem Futterhaus soll nun eine weitere Sauenanlage für über 5300 Schweine<br />

entstehen. Außerdem ist eine neue Ferkelaufzuchtanlage für über 16 100 Tiere geplant.<br />

Gerechnet wird mit durchschnittlich über 50 Lkw und Traktoren pro Tag, die zur Anlage und<br />

von ihr abfahren, an einzelnen Tagen sind bis über 250 Bewegungen schwerer Fahrzeuge<br />

prognostiziert.<br />

"In Klein Laasch entsteht so langsam eine Großanlage", konstatierte Peter Warnecke, der


Fraktionschef der Linken. "Auch der Bauausschuss hat festgestellt, dass da enorme<br />

Belastungen durch die Transporte auf uns zukommen. Wir haben eine Verantwortung für die<br />

Bürger von Klein Laasch und müssen uns dagegen wehren!" Warnecke erinnerte an<br />

vergangene Zeiten, da man die Illusion gehabt habe, Bad Neustadt-Glewe zu werden. "Das<br />

können wir in Zukunft vergessen, denn Stück für Stück werden in Klein Laasch Tatsachen<br />

geschaffen." Und Christian Rosenkranz, Fraktionsvorsitzender der CDU, ergänzte: "Wir<br />

fühlen uns langsam umzingelt." Angesichts der Ansiedlungspolitik der Landesregierung sei<br />

zu befürchten, dass dies erst der Anfang sei. "Die Sozialverträglichkeit stößt an ihre<br />

Grenzen", unterstrich Rosenkranz.<br />

Die Debatte war der Nachhall einer Kontroverse in der Bürgerfragestunde, die in Neustadt-<br />

Glewe traditionsgemäß vor der Stadtvertretersitzung <strong>statt</strong>findet. Dort hatte die Neustädterin<br />

Barbara Wendland der Stadtvertretung ins Stammbuch geschrieben, sich im Falle der<br />

Stellungnahme zur geplanten Legehennenanlage an der Friedrichmoorschen Allee falsch<br />

verhalten zu haben. "Sie hätten schon damals ähnlich wie die Gemeindevertretung von<br />

Lüblow ein Zeichen setzen und das Einvernehmen verweigern sollen", so die Einwohnerin.<br />

KREISZEITUNG<br />

Bürgerinitiative Bartelsdorf zur Verhinderung der geplanten Biogasanlage<br />

„Wir mussten diesen Schritt einfach gehen“<br />

Ihr Browser kann leider keine eingebetteten Frames anzeigen227.04.11|Scheeßel<br />

Scheessel - Von Hannes UjenBARTELSDORF · Jetzt ist es amtlich: Um die geplante<br />

Biogasanlage zu verhindern, hat sich die Bürgerinitiative Bartelsdorf (BI) gegründet. Zur<br />

Vorgeschichte: In Bartelsdorf ist eine privilegierte Biogasanlage geplant, die nur 100 Meter<br />

Abstand zur nächsten Bebauung aufweist.


Das Vorstandsteam der BI Bartelsdorf mit Frank Rosebrock (v.li.), Birgit Berulla, Matthias<br />

Berulla, Werner Kröger, Bernhard Detjen, Nicole Indorf und Marina Jenrich. ·<br />

Rund 100 betroffene Bartelsdorfer fanden sich daraufhin am 1. März auf Einladung der<br />

Initiatoren Bernhard Detjen und Werner Tiedemann zusammen. Auch nach einer von<br />

Scheeßeler Oppositionspolitikern initiierten „Infoveranstaltung“ kam man in der Thematik<br />

nicht weiter. Die jetzt gegründete BI Bartelsdorf will sich als eingetragener gemeinnütziger<br />

Verein um die Förderung des Umweltschutzes in und um Bartelsdorf kümmern. Der Verein<br />

möchte erreichen, dass die beantragte Biogasanlage von sechs Landwirten in einem<br />

Mindestabstand von 800 Metern um Bartelsdorf herum gebaut wird. Diese Forderung ergibt<br />

sich aus den Empfehlungen der Kommission für Anlagensicherheit (KAS), die direkt dem<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit angegliedert ist.<br />

Die Mitglieder beschlossen einstimmig den von Bernhard Detjen ausgearbeiteten<br />

Satzungsentwurf „Bürgerinitiative Bartelsdorf“. Auch den Vorstand wählten sie einstimmig.<br />

Es sind Bernhard Detjen als Vorsitzender, Werner Kröger als zweiter Vorsitzender, Birgit<br />

Berulla (Schriftführerin) und Sabine Hollmann (Schatzmeisterin). Außerdem gehören dem<br />

Vorstand als Beisitzer Birgit Schöner-Funck, Marina Jenrich, Frank Rosebrock, Nicole Indorf<br />

und Matthias Berulla an. Klaus Albrecht ist Kassenprüfer.<br />

„Es tut uns leid, dass wir diese Versammlung überhaupt einberufen mussten, aber da die<br />

Landwirte keine Gesprächsbereitschaft bezüglich eines Standortwechsels zeigten, mussten wir<br />

diesen Schritt gehen“, erklärte der Vorsitzende Bernhard Detjen. „60 Störfälle pro<br />

Biogasanlage pro Jahr sprechen eine deutliche Sprache“, so Detjen weiter. „Außerdem liegt<br />

uns bisher kein Wärmekonzept für die Anlage vor, und wir können uns nicht vorstellen, dass<br />

diese Energie einfach in die Luft geblasen wird. Für uns liegt es auf der Hand, dass in diesem<br />

Fall dort bald die Wärme für eine Mastanlage oder ähnliches genutzt werden würde. Neben<br />

den Geruchs- und Lärmbelästigungen müssten wir auch einen erheblichen Wertverlust<br />

unserer Häuser und Grundstücke in Kauf nehmen. Das werden wir nicht hinnehmen, und wir<br />

werden gegebenenfalls mit fachanwaltlicher Hilfe gerichtlich gegen die geplante<br />

Baumaßnahme vorgehen.“<br />

Das Genehmigungsverfahren beim Gewerbeaufsichtsamt Cuxhaven ist noch nicht beendet,<br />

weil dem Vernehmen nach einige Angaben über Tierzahlen und andere Faktoren in<br />

Bartelsdorf nicht korrekt gewesen sein sollen.<br />

PRESSEBOX<br />

Betriebskooperationen: Gemeinsam mehr erreichen<br />

Kooperationen können die Entwicklung eines landwirtschaftlichen Betriebs<br />

vorantreiben. Voraussetzung dafür ist aber eine intensive Planung.<br />

(PresseBox) Berlin, 18.04.2011, Der Einstieg in eine Maschinengemeinschaft ist häufig der<br />

erste Schritt der Zusammenarbeit unter Berufskollegen. Diese Form der Zusammenarbeit ist<br />

sinnvoll und nachahmenswert, weil so Investitionen überschaubar sind und die Schlagkraft<br />

entsprechend gesteigert werden kann. Landwirt Henning Pfeiffer, Vorsitzender der Jungen<br />

DLG, sieht im sukzessiven Ausbau der Kooperationen seine Stärken für die Zukunft. Sein


Ackerbaubetrieb ist innerhalb von zehn Jahren von <strong>90</strong> auf 400 Hektar angewachsen, sodass in<br />

Maschinen und landwirtschaftliche Geräte investiert werden musste. Was bei den Fahrzeugen<br />

funktioniert, sollte auch beim Stallbau möglich sein, erläuterte der Landwirt auf der DLG<br />

Wintertagung 2011 in München. Mit zwei Partnern zusammen wurde eine Mastanlage mit<br />

6.000 Plätzen gebaut. So ließen sich optimale Stallplatzkosten realisieren, die<br />

einzelbetrieblich nie umsetzbar gewesen wären. Und Landwirt Pfeiffer bringt während der<br />

Münchner Tagung, auf der man sich des Themas annahm und insbesondere auf die Erfahrung<br />

von Praktikern wie Pfeiffer setzte, ein weiteres Argument ins Spiel, das er im Laufe der Zeit<br />

schätzen gelernt hat. „Mithilfe der Kooperationen muss man nicht in jedem Fachgebiet bis ins<br />

Detail Bescheid wissen“, ist er der Ansicht, „sondern kann sich auch schon mal auf einen<br />

Kollegen verlassen“. Und so können Betriebskooperationen – bei idealen Voraussetzungen –<br />

ein wesentlicher Beitrag für eine positive künftige Entwicklung eines landwirtschaftlichen<br />

Betriebes sein.<br />

Kooperationen eröffnen Zukunftspotenzial<br />

Neben der Spezialisierung ist die Diversifizierung eine Strategie, um für die Zukunft stabil<br />

aufgestellt zu sein. Mit gezielten Kooperationsbeteiligungen in mehreren Betriebszweigen<br />

sollen so die Vorteile von Spezialisierung und Diversifizierung vereint werden. Landwirt<br />

Pfeiffer nennt dies „Spezialisierte Diversifizierung“. Diese Kooperation ermöglichte ihm eine<br />

breitere Aufstellung des Gesamtbetriebs, was gleichzeitig das Risiko streut. „Synergien<br />

nutzen, Kreisläufe schaffen“, ist sein Credo. Der Vorteil liegt auf der Hand: „Der Abfall des<br />

einen Produktionszweigs ist der Rohstoff für die nächste Stufe“, meint Pfeiffer. Sein Beispiel<br />

dafür: die Kartoffel. Die gemeinschaftliche Verarbeitungsschiene ermöglicht auch bei<br />

geringen Kartoffelpreisen einen gesicherten Absatz. Denn die bei der Verarbeitung<br />

anfallenden Kartoffelschalen stellen gemeinsam mit dem eigenen Getreide die Futterbasis für<br />

die Mastschweine im Gemeinschaftsstall dar. Ähnliches gilt für die gemeinschaftlich<br />

betriebene Biogasanlage, in der eigener Silomais sowie die Schweinegülle veredelt werden.<br />

Und mit der Verwertung der Gärreste auf den eigenen Ackerflächen erzeugt die Kooperation<br />

schließlich über verschiedene Produktionszweige hinweg einen nahezu geschlossenen<br />

Produktionskreislauf, von dem alle Betriebe profitieren.<br />

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass Kooperationen weit mehr sein können als der gemeinschaftliche<br />

Erwerb einer Maschine oder eines Stalls. Vielmehr kann gemeinsam mit geeigneten Partnern<br />

eine Absicherung innerhalb des Betriebs geschaffen werden. Im Idealfall können<br />

Kooperationen sogar geschlossene Produktionskreisläufe hervorbringen, in denen eine<br />

systematische Verkettung der Betriebszweige zum Nutzen aller Beteiligten <strong>statt</strong>findet.<br />

Christian Aigner, Dipl. Wirtschaftsingenieur, freier Journalist<br />

KREISZEITUNG<br />

Schlechte Kommunikation? / Vortrag beim Landwirtschaftlichen Verein<br />

„Man nennt das Aufklärung...“<br />

Ihr Browser kann leider keine eingebetteten Frames anzeigen022.04.11|Sulingen


Sulingen - Lag es am Wetter – oder an der Provokation in der Ankündigung der<br />

Gastredner? Die Hälfte der im Restaurant Dahlskamp in Nordsulingen zur<br />

Jahreshauptversammlung des Landwirtschaftlichen Vereins reservierten Plätze blieb<br />

am Dienstagabend unbesetzt.<br />

Die Referenten: Holger Douglas (l.) und Dr. Jörg Bauer.<br />

Vorsitzenden Wilhelm Christian Oetker und Geschäftsführer Claus Gloye irritierte das<br />

weniger, wussten sie um die Qualitäten des Referenten Dr. Jörg Bauer, Berater im<br />

Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, und des Fernsehjournalisten Holger Douglas. Ihre<br />

Themen: Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft und „Landwirtschaft kommuniziert<br />

schlecht“...<br />

Dr. Jörg Bauer, selbst Ferkelerzeuger, forderte zum Umdenken auf: „Weg mit dem engen<br />

Blickwinkel, Schluss mit der hohen Leidensfähigkeit. Landwirtschaftliche Themen haben<br />

Konjunktur – sind leider nur immer wieder negativ besetzt.“ Dioxinskandale, Bau von<br />

Mastanlagen – Themen, die nicht unbedingt in eine positive Marketingstrategie passen. Dr.<br />

Jörg Bauer: „Was uns fehlt, ist ein Krisenmanagement – und die Begeisterung der<br />

Öffentlichkeit für landwirtschaftliche Themen außerhalb von Krisenzeiten. Man nennt das<br />

auch Aufklärung...“<br />

Dr. Bauer und Holger Douglas sprachen von Bildern, die sich in der öffentlichen Meinung<br />

festgesetzt hätten: „Das Schwein auf der grünen Wiese, in der Realität ist das sehr selten. Das<br />

Wissen der Mitbürger, die keinen Kontakt zur Landwirtschaft haben, stammt oftmals noch<br />

aus Kinderbüchern. Jeder neue Stall ist ein Schritt in Richtung Tierschutz.“ Nicht selten seien<br />

Tiere aus dem Stall gesünder als angebundene in der Outdoor-Haltung. „Nur wir sagen es<br />

nicht laut“, kritisierte Dr. Jörg Bauer. Holger Douglas fordert die Landwirtschaft auf,<br />

Anleihen bei den Tierschutzorganisationen zu nehmen. „Die Mitleidsindustrie hat das Feld<br />

übernommen, weil sie über einen funktionierenden Medienapparat verfügt – schlechte sind<br />

für die Medien gute Nachrichten.“


Dabei agiere die Landwirtschaft aus einer gesunden Position heraus. „Sie ist mit der älteste<br />

Wirtschaftszweig. Wir haben verlernt, positiv über das zu reden, was wir tun. Wir haben<br />

schlagkräftige Verbände, aber leider viel mehr mit dem Innen- als mit dem Außenverhältnis<br />

zu tun.“ Bio gegen herkömmliche Landwirtschaft, Biogas gegen Veredelung: „Wenn wir<br />

nicht den kleinsten gemeinsamen Nennen finden, können wir auch nicht gemeinsam<br />

kommunizieren. Was nicht verstanden wird, kann nicht auf Verständnis hoffen.“ · oti<br />

AHLENER ZEITUNG<br />

14.4.2011<br />

Hoffnungen und Befürchtungen<br />

Einigkeit herrscht bei den Fraktionen, dass sie keinen Hähnchen-Megastall so nah am Dorf<br />

wollen.Foto:<br />

(Gerharz)<br />

Alverskirchen - In einem Punkt waren sich alle Ratsmitglieder einig: Eine Mastanlage für 160<br />

000 Hühner in nur 400 Metern Entfernung zur Alverskirchener Wohnbebauung ist nicht<br />

akzeptabel. Bei der Schlussfolgerung allerdings zog sich ein Riss quer durch den Rat.<br />

Einerseits Landwirte, die investieren wollen, „was wir als FDP nachvollziehen können und<br />

stärken wollen“, andererseits diese spezielle Hühnermast-Planung, „die in der Bevölkerung<br />

Ängste auslöst“ - FDP-Fraktionsführer Peter Friedrich reflektierte beide Blickwinkel und<br />

bezeichnete einen Bebauungsplanaufstellungsbeschluss bei gleichzeitiger Fortsetzung des<br />

Dialogs als sinnvoll. „Ich halte es für wichtig, den Beschluss zu fassen als Signal an die<br />

Bürger, ,wir sind in dieser wichtigen Frage am Ball, und als Signal an die Landwirte, dass wir<br />

gesprächsbereit sind“, es andererseits aber auch eine Grenze gebe, wo die Bürger „massiv<br />

beeinträchtigt sind“, erklärte Wolfram Kötting, Fraktionssprecher der SPD. Es sei schon<br />

„pikant“, dass das in 400 Metern Entfernung zum geplanten Stall liegende Baugebiet<br />

seinerzeit durch den Grundstücksverkauf jenes Landwirts zustande gekommen sei.<br />

Grünen-Fraktionssprecher Karl Stelthove verwies auf das „besondere Geruchserlebnis für die<br />

Menschen Im Vinckenbusch“ und die „Unmenge an Verkehrsbelastungen“ durch Futter-,<br />

Tier- und Entsorgungsfahrten. Eine Selbstverpflichtung der Landwirtschaft sei ebenso wie die<br />

Weiterführung der Gespräche begrüßenswert, „wir sehen aber auch die Notwendigkeit, dass


entsprechender Druck hereingebracht wird“ - durch einen Bebauungsplanbeschluss.<br />

Fraktionskollege Frank Winkler sah das ganz anders. Es sei sinnvoller, zunächst Gespräche zu<br />

führen, „wir hätten dann immer noch die Möglichkeit, mit einem Bebauungsplan zu<br />

reagieren“.<br />

Die CDU griff diese Position dankbar auf. Karl-Theo Gerd Holling, der schon im<br />

Bezirksausschuss gegen die Bebauungsplanlösung gestimmt hatte - „nicht weil ich für den<br />

Bau der Hähnchenställe bin, sondern weil ich der Meinung bin, dass Gespräche zu führen<br />

besser ist.“ - warnte vor dem Beschluss, weil einerseits die weiteren Gespräche dann kaum<br />

noch Sinn machten und andererseits, weil „ich mir sicher bin, dass die Frage, ob dieser<br />

Bebauungsplan Rechtskraft erlangen wird, vor Gericht entschieden wird“. Durch einen<br />

Bebauungsplan würden „viele Betriebe in ihrer Entwicklung massiv gestört und gehemmt“,<br />

betonte Bernhard Rotthege, der die Chancen, dass der Bebauungsplan einer gerichtlichen<br />

Überprüfung standhalte, mit 50:50 bewertete. Während der Ausgang eines Rechtsstreits<br />

ungewiss sei, könne man in Gesprächen und einer Einigung, dass der Stall nicht so nah am<br />

Ortsrand gebaut werde, das Ziel zu 100 Prozent erreichen, ergänzte CDU-Fraktionschef Bernd<br />

Schulze Zurmussen. Egal wie man sich entscheide, entweder würden die Landwirte oder die<br />

Wohnbevölkerung dies als Entscheidung gegen sich empfinden, warb Winfried Richter für<br />

einen weiteren Dialog. „Wir sollten die Chance zum Gespräch wirklich ergreifen, aber auch<br />

mit dem ganz klaren Signal, dass das nicht eine Kapitulation ist und dass wir den Stall an<br />

dieser Stelle nicht akzeptieren werden.“Bei den Genossen ist indes das Ende des<br />

Geduldsfadens erreicht. „Der betroffene Landwirt weiß seit Monaten um die Problematik,<br />

rührt sich aber nicht“ und habe kein Angebot gemacht, den Stall an anderer Stelle zu<br />

errichten, kritisierte Alfred Wolf. Kötting bilanzierte eine „merkwürdige Entwicklung“ in der<br />

Sache, „waren wir uns am Mittwoch doch eigentlich alle einig, dass wir einen solchen<br />

Beschluss fassen müssen“. Nun versuchten einige diesen Beschluss zu verhindern, was den<br />

Eindruck der „Kungelei“ erwecke. Ein Vorwurf, den Schulze Zurmussen scharf verurteilte:<br />

„Etwas mehr Niveau wäre doch angebracht.“<br />

SPD-Vorsitzender Dr. Wilfried Hamann reicherte die Debatte mit einem aktuellen Gutachten<br />

aus dem Emsland an, in dem von der Gefährdung durch Bioaerosole, von<br />

Atemwegserkrankungen und Gesundheitsgefährdungen allein durch die Tiertransporte die<br />

Rede ist. Die Dimension des Hähnchenmast-Projektes umriss Hamann mit Berechnungen: Es<br />

gehe nicht nur um 160 000 Hähnchen, denn die seien nach einem Monat schlachtreif. Aufs<br />

Jahr gesehen seien es bei zwölfmaligem Umschlag 1,9 Mio. Tiere. Für deren Transport<br />

errechnete Hamann 120 Sattelzüge plus rund 200 Lkw für die Futteranlieferung und 80 Lkw<br />

für den Abtransport von Kot und Abfällen. Mache 400 Lkw, „die alle durch unseren Ort<br />

fahren werden“.<br />

Kenner der Materie sprechen indes von einem achtmaligen Umschlag der Tiere pro Jahr. Das<br />

wären dann vielleicht 300 Lkw, sprich weniger als einer pro Tag. Aber der würde natürlich<br />

auch fahren, wenn der Stall an anderer Stelle verwirklicht wird.<br />

VON KLAUS MEYER, WARENDORF<br />

BORKENER ZEITUNG<br />

20.4.2011


Interview mit Karl-Josef Laumann<br />

„Der Teller kommt vor dem Tank“<br />

Der Fraktionsvorsitzende der NRW-CDU, Karl-Josef Laumann.<br />

(Foto: dpa)<br />

Düsseldorf - Die Energiewende lenkt den Blick auf nachwachsende Rohstoffe. In der<br />

Landwirtschaft kann das einen Verdrängungswettbewerb auslösen, warnt CDU-Fraktionschef<br />

Karl-Josef Laumann im Gespräch mit unserem Korrespondenten Hilmar Riemenschneider.<br />

Seine Maxime: erst Teller, dann Tank.<br />

Herr Laumann, wir erleben gerade wieder eine Verteuerung der Nahrungsmittel, auch weil<br />

Bioenergie boomt. Muss eine moderne Landwirtschaft Lebensmittel und Energie-Rohstoffe<br />

liefern können?<br />

Karl-Josef Laumann: Es kommt auf die Reihenfolge an. Die wichtigste Aufgabe von<br />

Landwirtschaft weltweit ist die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln. Und wenn es<br />

dann noch Ressourcen gibt, ist gegen Energiegewinnung überhaupt nichts einzuwenden. Aber<br />

es muss klar sein, dass der Teller vor dem Tank kommt, Essen wichtiger als<br />

Energieversorgung ist. Die Weltbevölkerung wächst stetig - und zwar in Ländern, die eine<br />

wesentlich schlechtere Vegetation haben als wir. Deswegen hat die deutsche, hat die<br />

nordrhein-westfälische Landwirtschaft eine moralische Verantwortung, Lebensmittel auch<br />

über den eigenen Bedarf hinaus zu produzieren. Ich teile absolut nicht die Meinung von<br />

Minister Remmel, für den regionale Wirtschaftskreisläufe und regionale Selbstversorgung das<br />

Wichtigste sind.<br />

Die CDU-Fraktionen sucht jetzt Antworten auf Zukunftsfragen der Landwirtschaft. Reichen<br />

die alten Positionen nicht mehr weit genug?<br />

Laumann: Wir müssen unsere Erwartungen an die Landwirtschaft neu definieren. Es gibt<br />

neue Tendenzen: Wenn Ställe unabhängig von Fläche gebaut würden, wenn Tierproduktion<br />

immer mehr in Händen von Nicht-Landwirten liegt, dann machen wir uns schon Sorgen. Es<br />

gibt auch bei uns im Münsterland in den Kommunen eine Debatte darüber, wie groß<br />

Mastställe sein sollen, wie konzentriert sie in den Gemeinde vorkommen sollen. Die CDU,<br />

die ja immer auch eine Partei der ländlichen Räume und der Landwirtschaft ist, muss darum<br />

im Blick behalten, dass bei solchen Neubaugenehmigungen die landwirtschaftlichen<br />

Strukturen des Münsterlandes beibehalten werden. Für mich bedeutet das, dass ich mir eine<br />

Landwirtschaft unabhängig von Stammhöfen und einem geregelten Verhältnis zwischen<br />

Tierzahl und Fläche nicht vorstellen kann - und auch nicht will. Ich möchte, dass die


Nahrungsmittelproduktion in Händen von Familien bleibt, die auch in der Vergangenheit<br />

Landwirtschaft betrieben haben.Verbraucher sehen inzwischen sehr genau hin, besonders bei<br />

Fragen der Tierhaltung. Passen deren Erwartungen zu einer modernen Landwirtschaft?<br />

Laumann: Ich glaube nicht, dass die Landwirtschaft sich völlig von den Erwartungen der<br />

Verbraucher abkoppeln kann. Umgekehrt kann der Bilderbuch-Bauernhof, wie er ab und zu<br />

gerne dargestellt wird, nicht das Maß einer modernen Landwirtschaft sein. Die wäre erstens<br />

nicht in der Lage, die Weltbevölkerung mit Nahrung zu versorgen. Zweitens würden die<br />

Bauern keinen Nachwuchs mehr finden. Wir können nicht der jungen Generation zumuten, zu<br />

Bedingungen ihrer Großeltern zu arbeiten. Landwirtschaft muss ein Mehrklang sein aus<br />

Nahrungsmittelproduktion, Natur- und Umweltschutz, Tierwohl und Verantwortung für die<br />

Entwicklung der ländlichen Räume.<br />

Glauben Sie, dass die Bauern Ihre Überlegungen teilen?<br />

Laumann: Ich nehme zur Kenntnis, dass auch im westfälischen Bauernverband eine<br />

Diskussion darüber begonnen hat. Auch dort geht es um die Frage, wie die Produktion von<br />

Nahrungsmitteln, wie die Tierhaltung in den Händen der bäuerlichen Landwirtschaft bleibt.<br />

Der E10-Kraftstoff wird von den Autofahrern abgelehnt, wenn auch nicht aus ethischen<br />

Gründen. Gibt es für Sie über die Reihenfolge Teller vor Tank hinaus auch eine klare<br />

Grenze?<br />

Laumann: Ein Beispiel: Wir haben im Münsterland Regionen, wo die Pachtpreise über 1000<br />

Euro pro Hektar liegen. Das ist durch eine Landknappheit entstanden, die nicht zuletzt auf<br />

Biogasanlagen zurückzuführen ist. Die Landwirtschaft, die Lebensmittel produziert, ist nicht<br />

in der Lage, diese Pachten zu zahlen. Deshalb brauchen wir andere Fördersätze im<br />

Energieeinspeisungsgesetz. Eine Biogasanlage ist nichts Unmoralisches. Aber es muss völlig<br />

klar sein, dass die Nahrungsmittelproduktion im Wettbewerb um die Ressourcen mithalten<br />

können muss. Das Münsterland ist dafür einer der Schwerpunkte in Deutschland. Ich glaube<br />

nicht, dass wir da auch noch Schwerpunkt für Energiegewinnung sein können.<br />

Der CDU-Landesvorsitzende Norbert Röttgen zieht als Bundesumweltminister - Stichwort<br />

E10 - diese Grenze nicht so klar.<br />

Geht da ein Riss durch die Partei?<br />

Laumann: Es ist doch ganz klar, dass der Bundesumweltminister den Schwerpunkt auf<br />

erneuerbare Energien setzen muss. Aber es ist zwischen mir und Norbert Röttgen völlig klar,<br />

dass die Nahrungsmittelproduktion für die deutsche Landwirtschaft vor geht.<br />

In Entwicklungsländern entscheidet der Preis dann doch zugunsten der Energiegewinnung.<br />

Laumann: Das kann auch nicht das Ziel der Politik sein. Wir haben ein erhebliches<br />

Wachstum der Weltbevölkerung zu erwarten, sechs Milliarden sind wir jetzt, 2050 rechnen<br />

wir mit neun Milliarden. Das macht deutlich, welche Herausforderung die Landwirtschaft<br />

weltweit zu bestehen hat.Wie wird die Diskussion jetzt weitergehen?<br />

Laumann: Wir werden uns als NRW-CDU ein Bild der Landwirtschaft erarbeiten. Mir ist das<br />

wichtig, weil nicht die Vorstellungen eines Herrn Remmel prägend werden dürfen. Herr<br />

Remmel ist kein fairer Landwirtschaftsminister, weil er die biologische Landwirtschaft als<br />

sehr positiv und die konventionelle als negativ darstellt. Man darf nicht beide gegeneinander


ausspielen. Ich wünsche mir einen Mix. Wir haben ja das große Glück, dass wir ein relativ<br />

gutes Klima haben, dass wir genügend Wasser und fruchtbare Böden haben. Wir haben hohe<br />

Standards des Tierschutzes und des Umweltschutzes. Wenn man unter unseren Bedingungen<br />

Landwirtschaft betreibt, darf man sich nicht zurückziehen auf eine extensive Landwirtschaft<br />

und meinen: Hauptsache, wir kommen zurecht. Man darf die Augen vor den Problemen in<br />

anderen Teilen dieser Erde nicht verschließen.<br />

VON HILMAR RIEMENSCHNEIDER<br />

SÜDWESTPRESSE<br />

, URL: http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/BIO-REGIONAL-Ganz-schoenteuer;art4306,933954<br />

SCHLIESSEN<br />

DRUCKEN<br />

Autor: SWP | 21.04.2011<br />

BIO & REGIONAL: Ganz schön teuer<br />

Journalist Andreas Clasen schlüpfte für 31 Tage in die Rolle des Öko-Kochs.<br />

Als ich den Betrag auf dem Taschenrechner sah, musste ich erst einmal schlucken. <strong>90</strong>4 Euro.<br />

So viel hatten die 31 Tage währende "Bio & Regional"-Ernährung für vier Personen also<br />

gekostet. Glatt das Doppelte im Vergleich zur Discount-Variante der Kollegin Julia<br />

Schollbach. Da kommt in einem die Frage auf: Sind es diese Mehrkosten wert, dass meine<br />

Freundin und ich, die vor dem Test regelmäßig Discount-Kunden waren, auch weiterhin "Bio<br />

& Regional" einkaufen?<br />

Zu Bedenken ist bei den Kosten allerdings, dass im Test einerseits Premium-Bio konsumiert<br />

wurde und andererseits die günstigsten Waren aus dem Discounter. Die meisten Bio-Produkte


stammten nämlich von Bioland-, Naturland und Demeter-Betrieben, die viel höhere Standards<br />

in puncto Tierhaltung und Anbau erfüllen als die Produzenten von Waren, auf denen das<br />

bekannte europäische Bio-Siegel prangt. Entsprechend teurer sind sie. Gerne hätte ich öfter<br />

zum günstigeren "EU-Bio" gegriffen, aber da fanden sich in meiner Region um Weingarten<br />

herum nur für sehr wenige Produkte überhaupt Anbieter.<br />

Für eine Umstellung auf "Bio & Regional" spricht auf jeden Fall die Qualität. Wie oft habe<br />

ich mich schon nach einem Supermarkt-Einkauf über nach nichts schmeckende Karotten,<br />

schlechte Kartoffeln oder schlappen Feldsalat geärgert. An den regionalen Test-Artikeln gab<br />

es nichts zu meckern.<br />

Auch im Hinblick auf die Folgen für die Umwelt kann "Bio & Regional" punkten (siehe auch<br />

Interview). Selbst ein gelber Sack war am Ende des Tests nicht ganz voll, und die zwölf Kilo<br />

an Küchenabfällen können ja kompostiert werden.<br />

Fleisch aus Massentierhaltung ist zwar billig, aber was bringt das, wenn mir beim Kauf der<br />

Appetit vergeht. Und das kann passieren, wenn man daran denkt, dass im niedersächsischen<br />

Celle ein Geflügel-Schlachthof geplant ist, in dem 27 000 Tiere pro Stunde verarbeitet werden<br />

sollen. Für den Nachschub sind 400 Mastställe vorgesehen. Da hatte ich beim Test doch ein<br />

besseres Gefühl, als ich in den Putenschinken biss, der von Naturland-Puten mit freiem<br />

Auslauf stammte.<br />

Gesundheitlich sind weder konventionelle noch Bio-Lebensmittel bedenklich. Das zeigen<br />

Prüfungen der Stiftung Warentest. Allerdings, sagt Elmar Seck von der Bundesanstalt für<br />

Landwirtschaft und Ernährung, weise Öko-Obst und -Gemüse einen niedrigeren Gehalt an<br />

Pflanzenschutzmittel-Rückständen auf.<br />

Gegen "Bio & Regional" spricht neben dem Preis vor allem der Aufwand für das Einkaufen.<br />

Das war in den 31 Tagen öfter unbequem und erforderte mehr Autofahren. Märkte und Bio-<br />

Läden haben eben nicht so lange auf wie Supermärkte, und es war auch nicht immer leicht die<br />

Koch-Zutaten zu bekommen. Einmal war in der Region nirgends ein Bio-Kürbis zu finden.<br />

Da gab es dann eben konventionellen.<br />

"Und wo kaufen Sie und Ihre Freundin nun in Zukunft ein", wollen Sie jetzt bestimmt wissen.<br />

Wir werden nicht komplett umsteigen, aber deutlich mehr Bio einkaufen - aber auch Bio vom<br />

Discounter und Produkte von artgerecht wirtschaftenden konventionellen Bauern aus der<br />

Region. Die Mehrkosten sind uns die gewonnene Qualität und die positiven Folgen für<br />

Umwelt und Tier wert. ANDREAS CLASEN<br />

DPA<br />

25.04.11 Drucken<br />

Hat Streit über Schweinemastanlage bald ein Ende?<br />

Haßleben (dpa/bb) - Der Streit über die Schweinemastanlage in Haßleben (Uckermark)<br />

schwelt seit Jahren. Kürzlich wurde bekannt, dass das Landesamt für Umwelt, Gesundheit<br />

und Verbraucherschutz in Brandenburg noch in diesem Jahr entscheiden will. Dann wird klar<br />

sein, ob ein niederländischer Investor mehr als 60 000 Schweine in dem Ort aufziehen und<br />

mästen lassen darf. Gegner sorgen sich um die Umwelt und vermuten Tierquälerei. Sie setzen<br />

jetzt auf ein Umweltgutachten zu einem Moor. Befürworter der Anlage hoffen auf neue


Arbeitsplätze und eine hohe Gewerbesteuer. Sollte das Landesamt grünes Licht geben, ist für<br />

Projektleiter Helmut Rehhahn klar: «Wir bauen sofort.<br />

Märkische Allgemeine<br />

05.04.2011<br />

POLITIK: Verein für prima Klima<br />

Bürgerkräfte sollen gebündelt werden<br />

NIEBEL - Klimaschutz durch Landschaftsschutz ist das Ziel des kürzlich von Otto-Wilhelm<br />

Pöppelmeier gegründeten Vereins „Prima Klima“. Der Niebeler Bürger und Treuenbrietzener<br />

CDU-Stadtverordnete hat den Verein mit zehn Mitstreitern ins Leben gerufen, um in der<br />

Region zwischen Bad Belzig und Luckenwalde über Kreisgrenzen hinweg Kräfte aus<br />

verschiedenen Bürgerinitiativen zu bündeln. Die Themen reichen von Schweinemastanlagen,<br />

wie sie in Niebel geplant waren und in Stülpe noch die Gemüter erhitzen, bis zu<br />

Biogasanlagen, Solarparks sowie Windparks wie bei Lüdendorf.<br />

„Nach unserer Vorstellung sollten die umfangreichen Fragen im Zusammenhang mit solchen<br />

Investitionen in der Landschaft stärker gemeinsam mit Bürgern geregelt werden“, sagte<br />

Pöppelmeier. Er habe jedoch auf vielen Ebenen „große Unwissenheit und Resignation“<br />

ausgemacht, was die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung angeht. Auch wiesen Fachleute in<br />

Amtsstuben teilweise „haarstreubende Wissenslücken zu den Themen auf, über die sie<br />

entscheiden“, so Pöppelmeier. Der Verein will daher Erfahrungen transportieren und<br />

Informationen von Experten vermitteln. „Es muss ja nicht jede Initiative für sich von vorn<br />

anfangen.“ Regelmäßig sollen Sprechzeiten angeboten werden, „damit bei mir nicht Tag und<br />

Nacht das Telefon klingelt“, so der Vereinsgründer. Bürgerinitiativen aus Lüdendorf,<br />

Frankenförde und Niebel haben sich ihm bereits angeschlossen. „Borkheide und Stülpe<br />

werden folgen“, so Otto-Wilhelm Pöppelmeier.<br />

„Wir wollen den Leuten Mut machen, sich zu informieren und zu engagieren“, sagte der<br />

Vereinsgründer gestern der MAZ. In vier bis fünf Wochen will er mit ersten Terminen und<br />

Aktionen die Vereinsarbeit intensivieren. (Von Thomas Wachs)<br />

Münsterländische Volkszeitung<br />

27.4.2011<br />

Bürger contra Schweinemast


Rund 15 Parteien aus dem Grenzbereich von Greven und Nordwalde, Landwirte und<br />

Nicht-Landwirte, haben eine Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des<br />

Schweinemastbetriebes Große Vorspohl gegründet. Foto:<br />

(fks)<br />

Greven - In Westerode auf dem Hof Kerstingkötter hat sich am Dienstagnachmittag eine<br />

Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des Schweinemastbetriebes Große Vorspohl in der<br />

Nachbarschaft auf Nordwalder Gebiet formiert.<br />

Die Bürger präsentieren die Kurzbeschreibung der Baumaßnahme, die nach dem Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetz erforderlich ist. Daraus gehe hervor, dass nach der geplanten<br />

Erweiterung mit einem Tierbestand von 722 Sauen mit kleinen Ferkeln, 3097 Ferkeln ab<br />

sieben Kilogramm und 4224 Mastschweine zu rechnen ist.<br />

Frank Kerstingkötter, dessen Nebenerwerbsbetrieb nur wenige hundert Meter vom<br />

geplanten Erweiterungsbau entfernt liegt, macht deutlich, warum sich die 15 Parteien aus<br />

Nordwalde und Greven zu einer Initiative zusammen geschlossen haben: „Ich bin selbst<br />

Landwirt und kann in etwa beurteilen, warum dieses Projekt mit einer Landwirtschaft, wie wir<br />

sie aus der Region kennen, nur noch wenig gemein hat. Das hier geht schon in die industrielle<br />

Produktion - und das in einem eng besiedelten Raum.“<br />

Zur Bürgerinitiative gehören nicht nur Landwirte - das sind etwa 70 Prozent - sondern auch<br />

Bürger, die im Umkreis des Schweinemastbetriebes Große Vorpohl entweder im Eigenheim<br />

oder zur Miete wohnen und sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sehen. Eine Stimme aus<br />

der Initiative: „Das reicht von einer möglichen Geruchsbelästigung bis hin zu mehr<br />

Schwerlastverkehr, für den die Wirtschaftswege nicht ausgelegt sind, deren Ausbau wir zum<br />

Teil selbst finanziert haben.“<br />

Aufmerksam geworden sind die Nachbarn auf die geplante Aufstockung der Schweinemast<br />

durch eine öffentliche Bekanntmachung. Frank Kerstingkötter: „Die ist aufgrund des<br />

Umfangs der geplanten Erweiterung vorgeschrieben. Denn zum jetzt schon bestehenden Stall<br />

soll ein weiterer hinzu kommen, so dass die Emissionswerte in einem Umkreis von rund 600<br />

Metern ausgereizt sind. In diesem Bereich kann kein anderer Landwirt mehr seine<br />

Produktionsanlagen erweitern.“<br />

Landwirt Heiner Wening lenkte die Diskussion in der Runde auf einen für ihn besonders<br />

wichtigen Punkt: „Wir müssen uns jetzt juristisch beraten und den Bauantrag von einem<br />

Fachmann prüfen lassen. Dann werden wir sehen, ob wir Aussicht auf Erfolg haben, wenn wir<br />

dagegen vorgehen wollen.“<br />

Auf jeden Fall will die Bürgerinitiative bis zum 13. Mai, wenn die Frist ausläuft, Einspruch<br />

beim Kreis oder im Nordwalder Rathaus gegen die Aufstockung des Schweinemastbetriebes<br />

in der Nachbarschaft einlegen.<br />

VON FRANZ KAMPSCHULTE, GREVEN


Neue OZ online<br />

01.05.2011, 19:24 Fenster schliessen drucken<br />

Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/53563740/bauvorhabenbiogasanlage-sorgt-in-wehrendorf-weiter-fuer-diskussionen<br />

Ausgabe: Wittlager Kreisblatt<br />

Veröffentlicht am: 19.04.2011<br />

Bauvorhaben Biogasanlage sorgt in Wehrendorf weiter für<br />

Diskussionen<br />

as Bad Essen<br />

Wehrendorf. Nachdem der Bad Essener Ratsausschuss für Umwelt, Planen und Bauen<br />

zum laufenden Verfahren das erforderliche „Einvernehmen“ in Sachen Bauvorhaben<br />

Biogasanlage mit elektrischer Leistung von 500 Kilowatt und Schweinemaststall in<br />

Wehrendorf trotz nachdenklicher Wortbeiträge einmütig vorbereitet hat, will die<br />

„Interessengemeinschaft Storchennest“ weiterhin Widerstand leisten.<br />

Genehmigungsbehörde für die Biogasanlage ist der Landkreis Osnabrück.<br />

Der Landrat verspricht, dass beim Bau der Biogasanlagen auf die Störche Rücksicht<br />

genommen werden soll. Foto: Martin Nobbe<br />

Der Verwaltungsausschuss wird in seiner nächsten Sitzung über die Erteilung des<br />

gemeindlichen Einvernehmens entscheiden. Ortsrat und Bauausschuss hatten den Planentwurf<br />

verabschiedet. Betont wurde, dass der Gemeinde planungsrechtliche Möglichkeiten zur<br />

Verhinderung von Biogasanlagen nicht gegeben seien. Der Antragsteller einer vom<br />

Bundesgesetzgeber privilegierten Anlage habe einen Rechtsanspruch, sofern nicht öffentliche<br />

Belange dem entgegenstehen.<br />

Wie Walter Ahlert im Namen der Interessengemeinschaft erklärte, habe Landrat Manfred<br />

Hugo auf ein Schreiben der Initiative, bei deren Zusammenkunft 51 Teilnehmer gezählt<br />

wurden, geantwortet. Hugo betont, dass die Bauanträge dem Kreis zur Entscheidung<br />

vorliegen. Derzeit würden alle damit zusammenhängenden Belange geprüft.<br />

Selbstverständlich werde auch das Storchenvorkommen berücksichtigt. Angeforderte<br />

Stellungnahmen lägen noch nicht vor. Es handele sich im vorliegenden Fall nicht um ein<br />

öffentliches Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. „Auf Antrag werden Sie als<br />

Anlieger aber am Verfahren beteiligt“, heißt es weiter.<br />

SVZ<br />

HAGENOW<br />

Mit Bioenergie zwei Dörfer versorgen<br />

27. April 2011 | 21:52 Uhr | von Dieter Hirschmann


Die Biogasanlage in Hülseburg arbeitet seit Dezember des vergangenen Jahres, eine<br />

Erweiterung ist in Sicht. Dieter Hirschmann<br />

Bio-Energiedörfer sind im Kommen. In der Schaalseeregion werden die Orte Neuhof<br />

und Neuenkirchen mit Bioenergie aus Neuhof versorgt, der Anschluss von Bantin mit<br />

Wärme und warmem Wasser ist in Planung.<br />

HÜLSEBURG - Bio-Energiedörfer sind im Kommen. In der Schaalseeregion werden die Orte<br />

Neuhof und Neuenkirchen mit Bioenergie aus Neuhof versorgt, der Anschluss von Bantin mit<br />

Wärme und warmem Wasser ist in Planung. Nicht zuletzt die Tatsache, dass die fossilen<br />

Energieträger endlich sind, lassen so manche Hauseigentümer über eine alternative<br />

Energieversorgung nachdenken, die sich u.a. für die Einwohner von Hülseburg und von<br />

Presek in Form der Biogasanlage in Hülseburg anbietet. Die Betreiber der Anlagen indes<br />

verkaufen Strom in das öffentliche Netz. "Unsere Biogasanlage in Hülseburg läuft seit<br />

Weihnachten 2010. Sie hat eine gegenwärtige Leistung von 0, 5 Megawatt. In einem nächsten<br />

Ausbauschritt wird die Anlage erweitert auf 1,4 Megawatt, um das Bioenergiedorf versorgen<br />

zu könne", erläutert Axel Schulze, er ist zusammen mit Volker Simdorn Geschäftsführer der<br />

SH Bio-Energieerzeugung Hülseburg GmbH.<br />

Der aus dem Gas produzierte Strom wird jetzt an einen örtlichen Energieversorger verkauft<br />

und ins Netz eingespeist, die produzierte Wärme ist für die Prozesse im landwirtschaftlichen<br />

Betrieb, für die geplante Hähnchenmastanlage und insbesondere für die Bio-Energiedörfer<br />

vorgesehen. "Gefüttert" wird die Biogasanlage mit Gülle, Mais und Getreide. In diesem<br />

Sommer beginnt der Leitungsbau nach Hülseburg und Presek. Für die Erweiterung ist ein<br />

weiteres Blockheizkraftwerk mit Nebenanlagen erforderlich, das derzeit gebaut wird.<br />

Nach den Worten der Bürgermeisterin von Hülseburg, Brigitte Wolf, liegt die derzeitige<br />

Anschlussquote bei rund 80 Prozent, Tendenz steigend. Somit ist in den Orten eine gute<br />

Akzeptanz für die Nutzung der alternativen Energie gegeben. Hinzu kommt die Tatsache,<br />

dass viele Hausbesitzer, die sich mit der Wende eine moderne Gas- oder Ölheizung zugelegt<br />

hatten, in nächster Zeit ihren Brenner erneuern müssen. Sie setzen sich also mit der Sanierung<br />

ihrer Heizungsanlage auseinander. Insofern war der Zeitpunkt jetzt günstig, die Gunst der<br />

Stunde zu nutzen.<br />

Nachdem die grundsätzliche Entscheidung gefallen war, gab es im vorigen Jahr nach den<br />

Worten der Bürgermeisterin drei Einwohnerversammlungen. Hinzu kam der Anspruch der<br />

Betreiber der Anlage, mit den zukünftigen Nutzern immer Klartext zu reden und keine Fragen<br />

offen zu lassen.<br />

Das Leitungsnetz zur Versorgung für die Häuser in der Gemeinde soll von einer<br />

Genossenschaft betrieben werden, die sich aus den Abnehmern zusammensetzt. Die<br />

Gründung der Genossenschaft, die Leitungsplanung und die Finanzierung sind die nächsten<br />

Schritte, die jetzt anstehen. Der Hauseigentümer kann außerdem für die Umstellung<br />

Förderung für sein Vorhaben in Anspruch nehmen. Eine erstellte Machbarkeitsstudie stimmte<br />

jedenfalls Betreiber, Gemeinde und potenzielle Abnehmer optimistisch im Hinblick auf die zu<br />

erwartenden Kosten.<br />

Die Hülseburger Bürgermeisterin erwartet eine deutliche Einsparung gegenüber den<br />

allgemeinen Energiekosten bei Gas und Öl. Die Kilowattstunde sollte dann unter zehn Cent<br />

liegen. Das ehrgeizige Ziel ist anvisiert, zur Heizsaison 2011/12 die Verbraucher mit<br />

Bioenergie versorgen zu können.


HELLWEGER ANZEIGER<br />

19.04.2011<br />

37 Einwender gegen Hühnerstall<br />

37 direkte Anwohner haben gestern ihre Einwendung gegen den geplanten Bau eines<br />

zusätzlichen Legehennen-Stall in der Palz per Einschreiben an den Kreis geschickt.<br />

Die Unterzeichner der Einwendung wohnen in einem Umkreis von rund 500 Metern der<br />

geplanten Anlage. Sie sehen sowohl in den beiden bestehenden Anlagen mit je 19800<br />

Legehennen als auch in dem geplanten weiteren Stall keine landwirtschaftlichen, sondern<br />

industrielle Anlagen, „die unser Leben und Wohnen deutlich beeinträchtigen“, heißt es in der<br />

Einwendung. Bereits jetzt trete regelmäßig massive Geruchsbelästigung auf. Die Anlage<br />

beeinträchtige den Erholungsraum in dem Landschaftsschutzgebiet.<br />

Ldw. Wochenblatt Westf.-Lippe 17/2011<br />

KOMMENTAR<br />

Nur Fordern reicht nicht<br />

Karl-Heinz Tölle<br />

Die Bundestagsfraktion von Bündnis<strong>90</strong>/Die Grünen verlangt die Reduzierung der<br />

Tiertransportzeiten, Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann hat seinen<br />

Aktionsplan Tierschutz aufgestellt und das Umweltbundesamt fordert mehr<br />

Erosionsschutz, um Sandstürme in Deutschland zu vermeiden.<br />

Es scheint gerade wieder einmal opportun zu sein, die Landwirtschaft mit neuen Forderungen<br />

zu konfrontieren. Nicht dass Landwirte das nicht gewohnt sind – unzählige Cross<br />

Compliance-, Tierhaltungs- oder Bauauflagen belegen das –, doch die Frage muss ge<strong>statt</strong>et<br />

sein: Was wollen Politik und Gesellschaft? Lebensmittel in ausreichender Menge, höchster<br />

Qualität zu kleinen Preisen bereitstellen, darüber hinaus die Kulturlandschaft pflegen und<br />

natürlich saubere, erneuerbare Energie produzieren ist eine Seite der Medaille. Das aber alles<br />

bitteschön möglichst unauffällig, ohne Lärm, Geruch und am besten noch mit<br />

Anbaumethoden aus Urgroßvaters Zeiten.<br />

Dass beides gleichzeitig nicht geht, dürfte jedem, der ein wenig Sachverstand hat, klar sein.<br />

Auch wenn einzelne Forderungen allein betrachtet durchaus nachvollziehbar sind, die<br />

„eierlegende Wollmilchsau“ gibt es nicht, auch nicht in der Landwirtschaft. Forderungen<br />

aufstellen kann jeder, die Herausforderung ist jedoch, sie in schlüssige Gesamtkonzepte<br />

einzubetten und tragbare Kompromisse zu finden.<br />

Durch die Förderung im Rahmen des NRW-Programms Ländlicher Raum hat die<br />

Landesregierung in Düsseldorf die Möglichkeit, Landwirtschaft in die von ihr politisch<br />

gewollte Ausrichtung voranzutreiben. Mittelfristig kann dieses Vorgehen aber nur Erfolg<br />

haben, wenn sich auch diese Form der Landwirtschaft wirtschaftlich selbst trägt.<br />

Unausgegorene Forderungen aus der Politik


Einige Forderungen aus der Politik scheinen auch reichlich unausgegoren. Das Beispiel<br />

Tiertransportzeiten macht das deutlich. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass lebende Tiere<br />

nicht endlos durch die Republik oder in andere Länder gekarrt werden. Besser ist es, in der<br />

Nähe zu schlachten, um dann das Fleisch zu transportieren. Dafür spricht nicht nur der<br />

Tierschutz, sondern zum Beispiel auch der Seuchenaspekt. Eine Begrenzung der<br />

Transportzeiten auf vier Stunden scheint ein probates Mittel zu sein, dem Tiertourismus einen<br />

Riegel vorzuschieben.<br />

So einfach ist es aber leider nicht. Die Bauern in Westfalen-Lippe und Weser-Ems hätten<br />

vermutlich wenig Probleme mit der Einschränkung, stehen doch eine ganze Reihe an<br />

Schlachthöfen in Reichweite. Was machen aber Regionen, wie zum Beispiel Schleswig-<br />

Holstein, die vom Markt entfernt liegen? Angesichts des hinter uns liegenden<br />

Schlachthofsterbens ist es nicht realistisch, dass neue, gleichmäßig über das Land verteilte<br />

Schlachthöfe neu entstehen. Die Konsequenz wäre also, die Tierhaltung dort, wo eigentlich<br />

Platz dafür ist, einzustellen und in die Intensivregionen mit Schlachthofnähe zu verlagern.<br />

Das kann wohl kaum gewollt sein. Da auch Zuchttierlieferungen zuweilen einen längeren<br />

Transport als vier Stunden erfordern, kann es folglich nicht darum gehen, die Transportzeit<br />

rigoros zu begrenzen, sondern es ist sinnvoller, sich über das „Wie“ des Transports zu<br />

unterhalten. Dann aber bitteschön einheitlich für alle EU-Länder.<br />

Landwirtschaft muss sich einbringen<br />

Die Landwirtschaft kann und darf allerdings auch nicht fordern, dass alles so bleibt wie<br />

bisher. Sie muss sich konstruktiv und ergebnisoffen in die Diskussionen einbringen. Der<br />

Aktionsplan Tierschutz in Niedersachsen könnte ein Beispiel dafür werden, wie man an die<br />

Lösung von Problembereichen herangehen kann. Nämlich indem die Beteiligten an einen<br />

Tisch geholt werden. Der Erfolg wird sich aber auch dort im Nachhinein am Ergebnis messen<br />

lassen müssen. Letztendlich geht es doch darum, einvernehmliche Lösungen zwischen<br />

Landwirtschaft, Gesellschaft und Politik zu finden, die wirtschaftlich tragbar sind.<br />

Ein Kernproblem bleibt aber erhalten: Die Gesellschaft fordert auf der einen Seite Tier-,<br />

Natur- und Umweltschutz und ein hohes Maß an Lebensmittelsicherheit, -vielfalt und -<br />

verfügbarkeit. Auf der anderen Seite will sie nicht entsprechend dafür bezahlen. Nie waren<br />

Lebensmittel qualitativ so hochwertig aber auch so günstig wie heute. Der Verbraucher<br />

entscheidet an der Ladentheke, wie Landwirtschaft zukünftig aussehen wird.<br />

AKTUELLES<br />

Emsland: Kontrolleure haben Arbeit aufgenommen<br />

Ende des vergangenen Jahres hatte der Landkreis Emsland angekündigt, seine<br />

Kontrolltätigkeit bei genehmigungspflichtigen Vorhaben zu verändern. Dies wird nun in<br />

die Tat umgesetzt: Insgesamt elf eigens dafür geschulte Mitarbeiter haben mit der<br />

Überprüfung unter anderem von Stallanlagen begonnen.<br />

Die zehn pensionierten Polizisten und ein ehemaliger Lehrer werden zukünftig in bestimmten<br />

zugewiesenen Bezirken im Auftrag des Landkreises Emsland ihrer Tätigkeit als Kontrolleure<br />

nachkommen. Schwerpunkt der Überprüfungen werden zunächst Stallanlagen sein, heißt es in<br />

einer Pressemitteilung des Landkreises. Dabei wird auf die Einhaltung der in den jeweiligen<br />

Genehmigungen festgelegten Auflagen geachtet. Insbesondere die Funktionsfähigkeit von


Abluftwäschern, die ordnungsgemäße Lagerung und Verwertung von Wirtschaftsdünger und<br />

die Einhaltung des Brandschutzes werden von den Kontrolleuren überprüft. Sie werden<br />

ebenfalls ihr Augenmerk auf nicht genehmigte bauliche Veränderungen legen. Werden bei<br />

den Kontrollen erhebliche Beanstandungen festgestellt, drohen empfindliche Bußgelder.<br />

Werden Genehmigungsauflagen eingehalten?<br />

Bislang galt, dass der Landkreis Emsland bei der Abnahme einer Stallanlage den Bau und die<br />

Abluftwäscher kontrolliert. Spätere Kontrollen fanden in der Vergangenheit nur<br />

anlassbezogen <strong>statt</strong>. „Von dieser Praxis werden wir nun abweichen. Künftig setzen wir auf<br />

eine systematische Kontrolle. Dabei möchte ich betonen, dass weder die Landwirte noch<br />

andere Personengruppen unter Generalverdacht stehen“, betont Landrat Hermann Bröring.<br />

Allein um sicher stellen zu können, dass die umfangreichen Genehmigungsauflagen<br />

eingehalten werden, sei eine Änderung des Kontrollsystems notwendig geworden. Zum<br />

anderen reagiere der Landkreis Emsland damit auch auf die damals laut gewordene Kritik von<br />

Maststallgegnern, dass viele Maststallbetreiber ihre Abluftwäscher nicht ordnungsgemäß<br />

betrieben. Insgesamt aber hätten sich die allgemeinen Klagen erhöht, sagt der Landrat. „Auf<br />

diese Kritik und die Forderung aus der Bevölkerung, mehr Kontrollen durchzuführen,<br />

reagieren wir nun“.<br />

Mit der Kontrolle von Stallbauten ist aber erst der Anfang gemacht: Zukünftig soll die<br />

Kontrolltätigkeit auch auf andere genehmigungspflichtige Bereiche wie beispielsweise<br />

Campingplätze ausgeweitet werden. „Wir befinden uns in einer Testphase: Sollte sich<br />

insgesamt bei den Kontrollen herausstellen, dass eine erhebliche Anzahl von Beanstandungen<br />

festgestellt wird, kann eine Ausweitung der Kontrollen und damit eine Erhöhung des<br />

Personals in Frage kommen. Sind die Beanstandungen in Art und Umfang gering, könnten die<br />

Kontrollen auch wieder eingestellt werden“, sagt Bröring.<br />

BWagrar<br />

Freiwilliges Tierschutzlabel als "nationale Pionierlösung"?<br />

(c) Fotolia/Franz<br />

Pfluegel<br />

Grundsätzlich positiv beurteilt der Wissenschaftliche Beirat für<br />

Agrarpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium die Einführung<br />

eines Tierschutzlabels in Deutschland. Ein solches Label auf freiwilliger<br />

Basis könne ein geeignetes Instrument sein, den Tierschutz in der<br />

Nutztierhaltung zu verbessern, den Verbraucherwünschen Rechnung zu<br />

tragen und für bessere Wettbewerbsbedingungen von Erzeugern zu<br />

sorgen, die höhere Tierschutzleistungen erfüllen wollten und dies<br />

kommunizieren müssten, heißt es in einer Kurzstellungnahme, die der<br />

Beirat unter Federführung des Göttinger Agrarökonomen Prof. Achim Spiller erarbeitet hat.<br />

Darin nennen die Wissenschaftler laut dem Nachrichtendienst "Agra Europe" zugleich eine<br />

Reihe von Voraussetzungen, die für den Erfolg eines Tierschutzlabels erfüllt sein müssten. So<br />

müssten die Anforderungen, die mit der Nutzung des Labels verbunden seien, zu einer


deutlichen und nachhaltigen Erhöhung der Tiergerechtheit führen. Eine Beschränkung auf<br />

Einzelaspekte hält der Beirat für nicht ausreichend. Mit Hilfe von Indikatoren, die die<br />

Bereiche Haltung, Management, Tierverhalten und Tiergesundheit einschließen, sei die<br />

erforderliche Transparenz zu schaffen. Deren Einhaltung müsse durch risikoorientierte<br />

Kontrollen sichergestellt werden. Gleichzeitig werde damit möglichen Wett-<br />

bewerbsverzerrungen entgegengewirkt. Ausdrücklich spricht sich der Beirat für ein<br />

mehrstufiges Label aus. Zumindest in der Einführungsphase sehen die Wissenschaftler den<br />

Staat gefordert, durch flankierende Maßnahmen die Marktdurchdringung des Tierschutzlabels<br />

zu befördern. Für notwendig hält der Beirat, dass der Gesetzgeber die relevanten Begriffe und<br />

die damit verknüpften Tierschutzleistungen definiert. Keine Bedenken haben die<br />

Wissenschaftler gegen die Einführung eines Tierschutzlabels allein in Deutschland. Da eine<br />

einheitliche europäische Initiative derzeit nicht in Sicht sei, halten sie eine "nationale<br />

Pionierlösung" für gerechtfertigt. Dies biete die Möglichkeit, die gegenwärtige Dynamik der<br />

gesellschaftlichen Diskussion zu nutzen und hiesigen Produzenten neue Märkte mit höherem<br />

Wertschöpfungspotential zu erschließen. Eine Aufgabe der Bundesregierung sieht der Beirat<br />

darin, über die Anzahl und Differenzierung der zu berücksichtigenden Tierschutzstandards<br />

einen Konsens zwischen den Interessengruppen herbeizuführen.<br />

12.04.2011<br />

Unabhängige Bauernstimme<br />

Tierschutzsiegel auch für agrarindustrielle Haltungsformen?<br />

Nur ein Label für Haltung auf Stroh und mit Auslauf ist kommunizierbar<br />

Tierschutz-Kennzeichen gibt es bereits bei Bioverbänden und bei Neuland, Thönes-<br />

Natur oder beim Schwäbisch-Hällischen Schwein. Aber auch trügerische<br />

„Tierschutzlabel“ gibt´s in großer Fülle: Die Tiere für „Wiesenhof“, „Gutsgold“,<br />

„Gutshof“ oder „Bauerngut“ haben Wiesen, Höfe oder Güter nie gesehen. Auch mit<br />

„Bauernglück“ haben die so genannten Produkte kaum etwas zu tun. Überfällig,<br />

diese Namen zu verbieten oder die wirklichen Haltungsbedingungen auf den<br />

Verpackungen abzubilden.<br />

Die Diskussionen um ein europäisches Tierschutz-Siegel stocken derzeit. Auch in<br />

Deutschland sperren sich Lobbyverbände aus Agrar- und Ernährungsindustrie und<br />

Handel gegen verpflichtende Angaben über die Art der Haltung. Obwohl die ja<br />

bereits beim Schalen-Ei und zunehmend auch bei Produkten mit Verarbeitungseiern<br />

praktiziert wird: mit Stufen von 0 bis 3 für Öko-, Freiland-, Bodenhaltungs- oder Käfig-<br />

Eier. Eine ähnliche, verpflichtende Kennzeichnung wäre auch bei Fleischprodukten<br />

möglich, sie ist aber politisch derzeit nicht gewollt.<br />

Freiwilliges Siegel in Deutschland<br />

Unter dem Druck der Öffentlichkeit will Agrarministerin Aigner immerhin ein<br />

freiwilliges deutsches Tierschutz-Label mit hohen Tierschutz-Standards auf den Weg<br />

bringen. Ihr Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik hat dies kürzlich nachdrücklich<br />

unterstützt, um einem verwirrenden „Wildwuchs“ von Werbe-Begriffen vorzubeugen


und neue Märkte mit höherem Wertschöpfungs-Potential zu erschließen. Dazu<br />

müssten die skeptische Haltung und die vielfältigen Einzel-Interessen in der<br />

Lebensmittelbranche überwunden werden – in Anlehnung an die Organisation des<br />

„Blauen Engels“ sollte in einem halbstaatlichen Prozess eine Übereinstimmung<br />

hinsichtlich der Anzahl und der Kategorien der Tierschutz-Standards und ihrer<br />

Kontrolle erreicht werden.<br />

Der Beirat plädiert für vielfältige, wissenschaftlich abgesicherte Indikatoren aus den<br />

Bereichen Haltung, Management, Tierverhalten und Tiergesundheit - und zwar über<br />

die gesamte Prozess-Kette von der Genetik über die Aufzucht bis hin zum<br />

Schlachthof. Nicht Haltungssysteme sondern „tierbezogene Indikatoren“ sollten<br />

demnach im Mittelpunkt stehen. Die Beschränkung von Einzelaspekten (z.B. der<br />

Verzicht auf die Kastration von Ferkeln) sei dabei nicht ausreichend. Der Beirat<br />

plädiert für ein mehrstufiges Sterne-System (wie bei der Hotelklassifizierung) sowie<br />

für ein begleitendes Monitoring mit Auswertung der Schlachtkörper-Befunde.<br />

Bereits 2010 hatte eine Wissenschaftler-Gruppe um Professor Spiller (Universität<br />

Göttingen) in einer Studie die „Perspektiven für ein Europäisches Tierschutzlabel“<br />

und ggf. auch für ein deutsches Pionier-Label ausgeleuchtet. Anhand des „Animal<br />

Health and Welfare (AHAW)-Panels“ der Europäischen Lebensmittel-Behörde EFSA<br />

wurden zunächst – leider ohne Thematisierung des Trends zu hohen Tierzahlen und<br />

zur Industrialisierung – wesentliche Tierschutzprobleme aufgelistet:<br />

Tierschutzprobleme aufgelistet<br />

Bei Milchkühen war dies die Korrelation zwischen der genetischen Selektion und der<br />

Fütterung auf hohe Milchleistungen und dem Auftreten von Lahmheiten, Mastitis,<br />

Reproduktions-Problemen und Stofffwechsel-Krankheiten, außerdem fehlende<br />

Bewegungsmöglichkeiten bzw. fehlender Weidegang.<br />

Bei Mastschweinen kritisierte die EFSA die Verletzungen an Schultern und Beinen,<br />

die Belastung von Atemwegen und Magen-Darm-Trakt sowie Stress und<br />

Schwanzbeißen – infolge der hohen Besatzdichten, des Stallklimas, der genetischen<br />

Selektion auf schnelles Wachstum und hohe Magerfleischanteile, der<br />

Gruppengrößen und die Gruppierungsmethoden, der Vollspaltenböden sowie der<br />

reizarmen Umgebung ohne ausreichende Möglichkeiten des Wühlens in Stroh. Bei<br />

der Sauenhaltung kritisierte man außerdem die Einzelhaltung und Fixierung sowie<br />

das Mischen der Tiere bei der Gruppenbildung, die restriktive Fütterung, fehlendes<br />

Stroh und das Zuchtziel zu hoher Wurfgrößen.<br />

Bei Legehennen wurden die genetische Einseitigkeit der Zuchtrassen, der<br />

Platzmangel, das Schnabelkürzen bzw. das Federpicken herausgestellt, außerdem<br />

die Unterschiede beim Ausleben artgemäßen Verhaltens (Futtersuche, Sandbaden,<br />

Aufbäumen, Nestbau) bei Käfig-, Boden- oder Freilaufhaltung. Bei Masthühnern<br />

kritisierte man neben Besatzdichte, Einstreu und Stallklima vor allem die intensive<br />

genetische Selektion auf schnelles Wachstum und Futterverwertung - mit der Folge<br />

krankhaft veränderter Gliedmaßen bzw. Fußballen und plötzlicher Todesfälle.<br />

Die EFSA fordert zudem einen schonenden Umgang beim Fangen, Verladen und<br />

Transport - mit begrenzten Transportzeiten, Ladedichten und Klimadaten. Bei den<br />

Schlachtstätten thematisieren die Experten den Umgang mit den Tieren, die


Verweilzeiten in den Wartebuchten, die Zeit zwischen Betäubung und Tötung und<br />

den unsachgemäßer Einsatz von Elektrobetäubung und Bolzenschussgerät.<br />

Marktchancen und Marktversagen<br />

Die Göttinger Studie weist die Lebensmittelbranche nachdrücklich auf die<br />

Marktchancen eines Tierschutzlabels hin und schätzt das Marktsegment<br />

zahlungsbereiter Verbraucher schon jetzt auf 20 % der deutschen Bevölkerung. Das<br />

bisherige „Marktversagen“ bei der Bereitstellung eines entsprechenden Angebots<br />

erklären die Wissenschaftler wie folgt: Beim „Kuppelprodukt“ Fleisch müssten<br />

mehrere Vertriebskanäle für die unterschiedlichen Teilstücke eines Tieres gleichzeitig<br />

erschlossen werden, um eine erfolgreiche Mischkalkulation bei Einzelhandel,<br />

Fleischwarenindustrie und Gastronomie zu ermöglichen – das erfordere hohe<br />

Vorinvestitionen sowie staatlich und privat finanzierte Werbekampagnen. Bei der<br />

Ausgestaltung des Siegels fordern die Experten im Interesse der Glaubwürdigkeit<br />

und der Vereinbarkeit mit bestehenden Systemen einen sehr hohen anspruchsvollen<br />

„Gold-Standard“ im Tierschutz.<br />

Solche Tierschutz-Kennzeichen sind in anderen Ländern bereits fest etabliert: In der<br />

Schweiz mit den staatlichen Labeln „Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme“<br />

(BTS) und „Regelmäßiger Auslauf im Freien“ (RAUS) sowie den darauf aufbauenden<br />

Handelsmarken wie „naturafarm“ (Coop). Das britische Siegel „Freedom Food“<br />

beruht auf einer Initiative der starken britischen Tierschutzverbände mit den<br />

Handelsketten. In Frankreich gibt es das „Label Rouge“ und in den Niederlanden das<br />

Scharrel-Programm mit der Marke „Beter leven“.<br />

Auslauf ist das beste Kriterium!<br />

Alle diese Tierschutzlabel beruhen im Kern auf der Auslaufhaltung, welche die<br />

allermeisten anderen Tierschutzprobleme mit löst und die gegenüber den<br />

Verbrauchern leicht zu kommunizieren ist. Wenn die Göttinger Gutachter ein Label<br />

nach Haltungs-Standards als bei der Wissenschaft „nicht (mehr) konsensfähig“<br />

einschätzen, dann spricht das nicht gegen diese Kriterien, sondern beruht wohl eher<br />

auf der agrarindustriellen Fixierung dieser „Fachkreise“. Denn Auslaufhaltung ist<br />

ebenso wie die Haltung auf Stroh in agrarindustriellen Dimensionen nicht praktikabel,<br />

sondern nur in mittelständisch-bäuerlichen Strukturen. Wer aber die Nutztierhaltung<br />

in <strong>Agrarfabriken</strong> aufrecht erhalten will, der wird lange und vermutlich ergebnislos<br />

nach „einzeltier-bezogenen“ und „integrativen Managementleitfäden“ suchen.<br />

Entsprechend vage bleiben denn auch die Vorschläge für ein solches struktur- und<br />

haltungs-unabhängiges Tierschutzlabel, das trotz seiner „Multidimensionalität“<br />

rechtssicher überprüfbar sein müsste und das zudem „schwieriger zu kommunizieren<br />

ist als einfache Haltungsvorschriften wie etwa die Freilandhaltung“.<br />

Allenfalls ein freiwilliges Siegel, so die Göttinger Studie, sei derzeit bei der<br />

Agrarindustrie-Lobby durchsetzbar - weil man so die höhere Zahlungsbereitschaft der<br />

Verbraucher nutzen könnte, ohne „die Wettbewerbsfähigkeit der Standardproduktion<br />

und deren Export zu gefährden“. So sollten Bauern, Tier- und Umweltschützer,<br />

Bürgerinitiativen und Verbraucherverbände jetzt erst einmal alle Kraft darauf<br />

verwenden, rasch ein auf Auslauf basierendes Tierschutzsiegel durchzusetzen - und


gleichzeitig über das Verbot von <strong>Agrarfabriken</strong> und über neue Tierhaltungs-<br />

Vorschriften diese Vorschriften einer artgerechten Haltung baldmöglichst zum EUweiten<br />

Standard zu machen...<br />

Eckehard Niemann


Unabhängige Bauernstimme Mai 2011<br />

Spargel- und Schweinekonzern Thiermann<br />

Seit Jahren kommen die niedersächsischen Agrarminister und andere Politiker zum<br />

Beginn der Spargelsaison zum größten deutschen Spargelbetrieb Thiermann in<br />

Scharringhausen (bei Sulingen), der in Niedersachsen und in Ostdeutschland riesige<br />

Spargelfarmen mit weit mehr als 1000 Hektar betreibt. Der so genannte<br />

Umweltminister Sander lobte Thiermann als „einen der erfolgreichsten Unternehmer<br />

im Lande“ und bot ihm sogar Hilfe für „Anbauflächen zu vertretbarem Pachtzins“ an.<br />

Sehr zum Ärger vieler Landwirte im Kreis Diepholz und auch in Brandenburg, die auf<br />

den Thiermann-Konzern wegen dessen expansiver und verdrängender Rolle auf<br />

dem Pachtmarkt schlecht zu sprechen sind. Mittelständische Spargelbauern klagen<br />

zudem über preisdrückende Angebote Thiermanns an der Spargelbörse. Auch in der<br />

Schweinemast tragen Thiermanns mit ihren <strong>Agrarfabriken</strong> zu preisdrückenden<br />

Überschüssen bei: mit mehr als 8.000 Plätzen in Ströhen, Dörrieloh und<br />

Scharringhausen und laut Presseberichten bundesweit noch etliche Tausenden<br />

mehr. –en<br />

Bewertung von Geruchs-Immissionen<br />

Bei der Genehmigung von großen Stallanlagen und beim Widerstand gegen<br />

<strong>Agrarfabriken</strong> spielt die Bewertung von Gerüchen und deren Einfluss auf die<br />

Lebensqualität der Anwohner sowie auf die Genehmigung anderer Ställe eine große<br />

Rolle. In ihrer Dissertation befasst sich Katharina Mohr grundlegend und generell mit<br />

der Wahrnehmung, Messung und Bewertung von Gerüchen im ganzen<br />

Immissionsschutzrecht und entwickelt Alternativen und Vorschläge zur Verbesserung<br />

der Rechtslage. –en


Katharina Mohr, Die Bewertung von Geruch im Immissionsschutzrecht, Band 167 der<br />

Schriften zum Umweltrecht, 420 Seiten, Duncker & Humblot, Berlin, 2010, 98 Euro.<br />

Landfrauen vor und während der NS-Zeit<br />

Seit den Anfängen 1898 bis heute hat sich die Landfrauenbewegung über mehrere<br />

politische Perioden hinweg zu einem der größten Frauenverbände entwickelt. Die<br />

vorliegende Dissertation beschreibt diese Geschichte am Beispiel von 20<br />

Pionierinnen der ländlich orientierten weiblichen Führungselite seit der preußischen<br />

Gutsfrau Elisabet Boem, denen es um die Verbesserung der weiblichen<br />

Lebensbedingungen auf dem Lande, auf Qualifizierung und auf die Anerkennung der<br />

Arbeit der Landfrauen als Beruf ging. Die Landfrauen ließen sich inspirieren von der<br />

bürgerlichen Frauenbewegung, richteten ihre Strategie aber auch an einflussreichen<br />

agrarpolitischen Gremien, Körperschaften und Männerbünden aus, die ebenso wie<br />

die politisch Herrschenden die Landfrauenbewegung für ihre Ziele benutzten. Dies<br />

galt auch für die NS-Zeit, in der die Landfrauenbewegung zwar vereinsrechtlich<br />

aufgelöst wurde, in der aber praxis- und organisations-erfahrene Frauen als<br />

Funktionselite in Ministerien und im Reichsnährstand mit seiner Blut- und Boden-<br />

Ideologie zentrale Funktionen einnahmen. Diese bis heute unbewältigte und zu<br />

wenig aufgearbeitete Rolle der Landfrauen im Nationalsozialismus von der Reichs-<br />

bis auf die Dorfebene macht den zentralen Teil dieses Buches aus. –en<br />

Anke Sawahn, Die Frauenlobby vom Land, Die Landfrauenbewegung in Deutschland<br />

und ihre Funktionärinnen von 1898 bis 1948, DLG-Verlag, Frankfurt a.M., 2009, 688<br />

Seiten; 34,<strong>90</strong> Euro.<br />

Die Sau Kim auf Mördersuche<br />

Das kluge Charakterschwein Kim nimmt die Ermittlungen auf, als ihr Halter mit einem<br />

Messer im Rücken vor ihr im Stall zusammenbricht und vor seinem Tode nur noch<br />

das Wort „Klee“ hauchen kann. Zusammen mit dem verwegenen und verliebten<br />

Wildschwein-Eber Lunke und dem zirkus-erfahrenen Schwein Dr. Pik folgt Kim ihrem<br />

Riecher und wühlt dabei einen menschlichen Bodensatz aus Habgier, Erpressung<br />

und Mord auf. Spannung, Sprachwitz und Love-Story-Elemente machen diesen<br />

Schweine-Krimi für Jung und Alt empfehlenswert. –en<br />

Arne Blum. Saubande, Ein Schweinekrimi, Blanvalet-Taschenbuch, München, 368<br />

Seiten; 8,99 Euro.

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