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Leseprobe Amen Stuecklin

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Christoph Stücklin<br />

VIELLEICHT<br />

GENÜGT EIN<br />

AMEN<br />

Der seltsamen Logik<br />

der Bibel trauen


Alle Rechte vorbehalten<br />

© 2023 Friedrich Reinhardt Verlag, Basel<br />

Projektleitung: Beatrice Rubin<br />

Korrektorat: Daniel Lüthi<br />

Gestaltung: Siri Dettwiler<br />

ISBN 978-3-7245-2605-6<br />

Der Friedrich Reinhardt Verlag wird vom Bundesamt für<br />

Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024<br />

unterstützt.<br />

www.reinhardt.ch


Christoph Stücklin<br />

VIELLEICHT<br />

GENÜGT EIN<br />

AMEN<br />

Der seltsamen Logik<br />

der Bibel trauen<br />

Friedrich Reinhardt Verlag


– Der Ausgangspunkt 8<br />

1<br />

WENN DINGE NICHT AUFGEHEN UND GEWISSHEITEN BRÖCKELN 1 0<br />

– Ob ein <strong>Amen</strong> genügt? 12<br />

– Glimmender Docht und geknicktes Rohr 13<br />

– «Sowohl als auch» statt «entweder oder»? 14<br />

– So wie so 16<br />

– Analog und digital 18<br />

– «Gute Katastrophe» 20<br />

– Unvermischt und ungetrennt 23<br />

– Ellipsen 24<br />

2<br />

LAMM UND LÖWE 25<br />

– Vom Opfertier zum Global Player 27<br />

– Der flüchtige Löwe 28<br />

– Narnia weist den Weg 30<br />

– Rollentausch 31<br />

3<br />

MENSCHENSOHN UND GOTTESSOHN 3 5<br />

– Bist du Gottes Sohn, dann … 38<br />

– Geheimnisvoller Messias 45<br />

– Der diskrete Gott 48<br />

– Gemeinschaft der Wartenden 51<br />

– Augen auf! 56<br />

– Suchen und finden – und trotzdem weitersuchen! 61<br />

4<br />

FREMDE UND HEIMAT 6 7<br />

– Fremd im eigenen Land 67<br />

– Wo Jesus zu Hause war 70<br />

– Unsere Welt – Heiliger Boden und Kampfzone 73<br />

– Das alles gehört meinem Vater! 76<br />

– Heimatlos 78<br />

– Auf dem Weg 82<br />

– Wo wohnt Gott? 83


5 NADELÖHR UND WEITES LAND 89<br />

– Raum zum Atmen, Raum zum Leben 89<br />

– Jetzt wirds eng! 90<br />

– Viele – oder nur wenige? 93<br />

– Ist das nicht unfair? 95<br />

– Ja, Gott nimmt sich Freiheiten! 99<br />

– Eine Zumutung? 100<br />

– Erwählung – wer will? 102<br />

– Am tiefsten Punkt 104<br />

– Trotzdem: grenzenlos! 105<br />

– Hoffnungsvolle Fussnote 114<br />

– Ein Bus Richtung Himmel 116<br />

– Der weinende Jesus – ein Schlüssel? 117<br />

– Grosszügigkeit hat das letzte Wort 121<br />

6<br />

RICHTEN UND RETTEN 123<br />

– Was darf ein Töpfer? 123<br />

– Zorn Gottes – Fehlanzeige? 125<br />

– Liebender Gott – richtender Gott –<br />

vielleicht doch kein Widerspruch? 126<br />

– Unteilbare Gerechtigkeit 128<br />

– Biblisches «Zerstörungspotenzial»? 131<br />

– Bund mit Spielregeln 135<br />

– Via dolorosa 138<br />

– Eine Vertreibung mit Vorgeschichte 140<br />

– Weil es Gott versprochen hat 144<br />

– Kein Grund zur Überheblichkeit 145<br />

– Ein König solls richten! 150<br />

– Der Sinkflug setzt ein 153<br />

– Via dolorosa – das Drama spitzt sich zu 155<br />

– Haschivenu – Silberstreifen am Horizont 159<br />

– Christ, der Retter, ist da! 162<br />

– Ganz anders als Jona 163<br />

– Tröstet, tröstet mein Volk 165


– Richten und Retten – wo stehen wir? 169<br />

– Horizonterweiterung 170<br />

– Retten – der Retter 173<br />

– Saldo zu unseren Gunsten! 180<br />

– Richten und Retten – ein nötiger Umweg? 183<br />

7FURCHT DES HERRN UND FÜRCHTE DICH NICHT! 185<br />

– Furcht des Herrn: Angst vor Gott? 187<br />

– Nachgefragt bei Betroffenen 188<br />

– Besonders nahe bei Gott 196<br />

– Wahre Glückspilze 197<br />

– Selbstgewählte Abhängigkeit und innige Freundschaft 198<br />

– Gott die Ehre geben 199<br />

– Ich bin’s! 202<br />

8<br />

DÜRFEN UND MÜSSEN 205<br />

– Saat und Ernte 205<br />

– Gerechtigkeit bottom up – Gerechtigkeit top down 209<br />

– Müssen und dürfen – dürfen und müssen 212<br />

9<br />

LICHTJAHRE UND PUNKTLANDUNG 2 1 7<br />

– Inkompatibel 218<br />

– Immanuel – Interface 220<br />

– Vom Er zum Du 223<br />

– Später wirst du es begreifen 228<br />

VERWENDETE BIBELÜBERSETZUNGEN<br />

UND DAZUGEHÖRIGE ABKÜRZUNGEN 232<br />

LIEDERSAMMLUNGEN232<br />

ENDNOTEN233


Im Glauben sprech ich <strong>Amen</strong> und zweifle nicht daran,<br />

Gott wird es alls zusammen in Gnaden sehen an…<br />

Georg Niege (1525–1588)<br />

As we mature in Christ,<br />

we begin to understand<br />

that God’s logic is rarely ours<br />

and that His path to joy<br />

is often marked by suffering.<br />

Pete Greig, in God on Mute


Der Ausgangspunkt<br />

Im Laufe meiner langen Jahre als Bibelleser und Bibelvermittler<br />

ist mir zunehmend aufgefallen, dass sich biblische Wahrheiten<br />

häufig nicht linear, sondern dialektisch, also in Gegensatzpaaren<br />

darbieten, die zunächst als Widersprüche wahr -<br />

genommen werden, sich aber bei genauerem Hinsehen als<br />

komplementär, als sich gegenseitig ergänzend erweisen. Diese<br />

Einsicht hat sich bei mir mehr und mehr verdichtet, namentlich<br />

auch im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit als<br />

Exerzitienleiter und Geistlicher Begleiter. So kam es vor ein<br />

paar Jahren zu einem ersten schrift lichen Niederschlag dieser<br />

Beobachtungen im Rahmen eines längeren Artikels. Mein damaliger<br />

Text trug den etwas sperrigen Titel Die komplementäre<br />

Wahrheitsgestalt der Bibel. Daraus ist im Laufe der Zeit ein<br />

Manuskript entstanden, das heute in Buchform vorliegt. Dabei<br />

wird der geschilderte Grundgedanke in acht exemplarischen<br />

Themenfeldern resp. Gegensatzpaaren entfaltet.<br />

Vom Textumfang her und auch inhaltlich bilden die beiden<br />

Kapitel Nadelöhr und weites Land sowie Richten und Retten<br />

einen Schwerpunkt; in diesen Kapiteln geht es um Themenfelder<br />

wie Prädestination und Eigenverantwortung, Erwählung,<br />

Allversöhnung, Gericht und Gnade, Enge und Weite, Gesetz<br />

und Evangelium, im weitesten Sinn um das Spannungsfeld<br />

oder die Polarität zwischen einem liebenden und einem richtenden<br />

Gott. Ziel war nicht eine systematische und möglichst<br />

vollständige Erfassung der Thematik; eher habe ich versucht,<br />

mich nicht wissend und belehrend, sondern suchend und fragend<br />

an diese «Brocken» heranzutasten. Mein Hauptanliegen<br />

ist nicht ein theologisches, sondern eher ein seelsorgerliches,<br />

als Hilfestellung für Menschen, die sich an der Bibel<br />

(und am Leben!) die Zähne ausbeissen und dabei Ermutigung<br />

brauchen. Ich denke vorab an Leserinnen und Leser, die bereit<br />

sind, sich auf ein paar widerborstige Fragen einzulassen.<br />

Zur Vorgehensweise: Ich verstehe mich selber weniger als<br />

Bibelausleger denn als Bibelbeobachter. Ich versuche, mich<br />

den biblischen Texten unbefangen und mit einem tiefen Vor-<br />

8


schussvertrauen zu nähern, nehme die Texte grundsätzlich<br />

zum Nennwert, in freizügiger Verwendung verschiedener Übersetzungen<br />

und in häufiger Rücksprache mit dem Urtext; ich<br />

bin überzeugt von einer inneren Einheit des biblischen Kanons<br />

und bin bemüht, diese immer wieder aufzuspüren und zum<br />

Klingen zu bringen.<br />

Dazu eine wichtige Vorbemerkung: Die Bibelzitate im Text<br />

stammen, wenn nicht anders vermerkt, aus der Gute Nachricht<br />

Bibel, revidierte Fassung 1997. Wird aus einer anderen<br />

Bibelübersetzung zitiert, ist das in den Endnoten entsprechend<br />

vermerkt. Die dazugehörigen Abkürzungen finden sich<br />

im Verzeichnis der verwendeten Bibelübersetzungen am<br />

Schluss des Buches.<br />

Christoph Stücklin im Herbst 2022<br />

9


WENN DINGE NICHT AUFGEHEN<br />

UND GEWISSHEITEN BRÖCKELN<br />

Eine US-amerikanische Präsidentschaftswahl war mit sehr<br />

vielen Nebengeräuschen über die Bühne gegangen, und auch<br />

hierzulande hatte es ein paar äusserst kontroverse Abstimmungsvorlagen<br />

gegeben. Eine Person aus unserem Bekanntenkreis<br />

war fassungslos darüber, dass Christen, also Menschen,<br />

die vorgeben, ein gemeinsames Bekenntnis und eine<br />

gemeinsame Lebensgrundlage zu teilen, so unterschiedlich<br />

denken, abstimmen und wählen können. Die Vorstellung,<br />

dass Menschen, die sich einem gleichen Herrn zugehörig fühlen<br />

und sich vom gleichen Geist leiten lassen möchten, bezüglich<br />

politischen Überzeugungen so gegensätzliche Meinungen<br />

vertreten können, irritierte sie grenzenlos. Sie brachte das<br />

einfach nicht zusammen, das eine Glaubensbekenntnis und<br />

das Auseinanderklaffen persönlicher Einschätzungen in Fragen<br />

des praktischen Lebens. Dinge, die wir nicht zusammenbringen,<br />

Dinge, die einfach nicht aufgehen – auch losgelöst<br />

von Wahlen und Abstimmungen sind wir ja häufig damit konfrontiert:<br />

Menschen, die es ohnehin schon schwer haben im<br />

Leben und scheinbar von immer neuen Schicksalsschlägen<br />

getroffen werden; Menschen, die für uns während Jahrzehnten<br />

Vorbilder im Glauben und in ihrer Lebensführung waren,<br />

und dann ganz andere, für uns unverständliche Wege einschlagen;<br />

Menschen, denen wir viel Gutes erwiesen haben<br />

und von denen wir etwas Dankbarkeit erwarten dürften, die<br />

sich von uns abwenden und nachteilig über uns reden; Menschen,<br />

die segensreich tätig und scheinbar unersetzlich sind,<br />

und abrupt mitten aus dem Leben gerissen werden. Auf einer<br />

ganz anderen Ebene erleben wir die Unbegreiflichkeit, mit<br />

der die Pandemie Menschen auseinandertreibt, innerhalb von<br />

10


Familien und ganzen Gesellschaften trennende Gräben aufreisst<br />

und bislang ungeahnte Polarisierungen nach sich zieht.<br />

Auch die Tatsache, dass das friedensverwöhnte und schläfrig<br />

gewordene Westeuropa von der unvorstellbaren Möglichkeit<br />

eines Krieges einschliesslich atomarer Bedrohung eingeholt<br />

wird, lässt viele von uns ungläubig die Augen reiben – wir verstehen<br />

unsere Welt nicht mehr; es passieren ringsum Dinge,<br />

die einfach nicht aufgehen.<br />

Auch die Welt der Bibel und des Glaubens hält viele solche<br />

Stolpersteine bereit: Gerade dort, wo wir mit der Realität eines<br />

Gottes rechnen, der auf die Bitten seiner Kinder eingeht,<br />

tun sich besonders schmerzhafte Gräben auf: Wir erinnern<br />

uns an eigene Gebetsanliegen, die wir seit Jahren oder gar<br />

Jahrzehnten treu vor Gott bringen und die scheinbar ins Leere<br />

laufen. Wir denken an Menschen, die das Risiko eingegangen<br />

sind, in ihren Krankheitsnöten mit dem konkreten Eingreifen<br />

Gottes zu rechnen – und inzwischen ihrem Leiden erlegen<br />

sind. Wir denken an die vielen Geheimnisse auf dem langen<br />

Leidensweg des Volkes Israel, bis hin zu seiner versuchten<br />

Auslöschung im Holocaust. Und auch die Bibel selber konfrontiert<br />

uns reichlich mit Worten, Dingen und Ereignissen,<br />

die einfach nicht aufgehen, die wir einfach nicht zusammenbringen.<br />

Wir können diese Spannungsfelder vielleicht lange<br />

ignorieren, ihnen ausweichen oder sie verharmlosen. Aber das<br />

passt eigentlich schlecht zu dem, was Jesus im Johannesevangelium<br />

zum Thema Leben und reiche Fülle 1 sagt oder auch<br />

dazu, dass er verspricht, die Wahrheit werde uns freisetzen.<br />

Eine befreiende Wahrheit würde doch auch beinhalten, dass<br />

wir uns diese Spannungen eingestehen und sie vertrauensvoll<br />

anpacken dürfen, ohne Angst, in unserem Glauben Schiffbruch<br />

erleiden zu müssen. Vielleicht gehen bei einer solchen<br />

Expedition tatsächlich gewisse Elemente unseres Glaubens in<br />

Brüche; aber was schadet das, wenn stattdessen Leben und<br />

reiche Fülle um sich greifen? Wenn wir darüber in ein neues<br />

Staunen über die Grösse, Weite und Tiefe Gottes hineinfinden,<br />

in eine neue Freude über seinen unbeschränkten Vorrat<br />

an Fantasie und Überraschungen?<br />

11


Das Bild von den Jüngern im Sturm bietet sich hier an:<br />

Auch da bringen wir die Dinge nicht zusammen: Sie segelten<br />

buchstäblich «hart am Wind», manches im Boot ging in Brüche,<br />

sie drohten zu sinken und die Wellen der Todesangst<br />

schlugen über ihnen zusammen – und Jesus schlief! 2 Aber Jesus<br />

war da, und an seiner Seite ist es unmöglich unterzugehen<br />

– und selbst im Untergang wäre er an unserer Seite! Der<br />

französische Dominikaner Jean Henri Lacordaire (1802–1861)<br />

fand für sich die folgende Antwort auf das, was wir hier ganz<br />

und gar nicht zusammenbringen: Was bedeutet mir der Schiffbruch,<br />

wenn Gott der Ozean ist? 3<br />

OB EIN AMEN GENÜGT?<br />

In meiner Zeit als Spitalpfarrer besuchte ich regelmässig einen<br />

Langzeitpatienten, der sich im weit fortgeschrittenen<br />

Stadium einer schweren Nervenkrankheit befand. Noch keine<br />

60 Jahre alt, lag er reglos und mit leerem Blick im Bett, reagierte<br />

ganz knapp auf eine Begrüssung und brachte ausser<br />

einem Ja oder einem Nein kaum etwas über seine Lippen.<br />

Wenn ich jeweils nach der Lesung eines meist kurzen Psalmentextes<br />

mit ihm betete, quittierte er manchmal mein Gebet<br />

mit einem schwachen, kaum hörbaren <strong>Amen</strong>, das meist<br />

mit einiger Verzögerung auf mein eigenes <strong>Amen</strong> folgte. Ich<br />

fragte mich dabei oft, ob dieses fast nur noch gehauchte<br />

<strong>Amen</strong> in den Augen Gottes möglicherweise das gleiche Gewicht<br />

oder vielleicht sogar noch mehr Gewicht habe als ein<br />

ausführliches, bewusst gesprochenes Glaubensbekenntnis.<br />

Ist es denkbar, dass ein blosses <strong>Amen</strong>, mit dem jemand lediglich<br />

das Gebet eines anderen bestätigt, als Ausdruck eines<br />

bewussten Glaubensschrittes genügt?<br />

Ich stelle diese Frage als einer, der sehr wohl mit deutlich<br />

weitergehenden Ansprüchen an den Inhalt eines Glaubensbekenntnisses<br />

vertraut ist, beispielsweise mit der paulinischen<br />

Aufforderung im Philipperbrief, sich mit Furcht und Zittern 4<br />

um das eigene Heil zu bemühen oder auch mit der Kernbotschaft<br />

der Predigt Jesu nach den Evangelien: nämlich umkehren,<br />

Busse tun, einem radikalen Gesinnungswandel Raum ge-<br />

12


en und entschieden in die Nachfolge Jesu treten. Die ganze<br />

Dringlichkeit, mit der im neuen Testament zu einem geheiligten,<br />

einer tiefen Umkehr entsprechenden Leben aufgefordert<br />

wird, all das, was spätere Generationen von Christen als<br />

«Rahmenbedingungen» für eine ernstgemeinte Umkehr formuliert<br />

haben – das steht in einem markanten Gegensatz zur<br />

möglichen Gültigkeit jenes einfachen <strong>Amen</strong>s.<br />

GLIMMENDER DOCHT UND GEKNICKTES ROHR<br />

Die Frage, die die Begegnung mit jenem Patienten bei mir aufwirft<br />

und die zunächst nur die kleine, abgeschiedene Welt eines<br />

einzelnen Spitalzimmers betrifft, erweist sich bei genauerer<br />

Betrachtung als Hinweis oder zumindest als geöffneter<br />

Türspalt hin zu einem überraschend weiten Feld biblischtheologischer<br />

Reflexion und Wahrheitssuche. Die konkrete<br />

Erfahrung mit jenem Patienten verbindet sich für mich auch<br />

mit jenen Zeilen im ersten Gottesknechtslied von Jesaja 42,<br />

wonach der Gottesknecht den glimmenden Docht nicht gänzlich<br />

zum Erlöschen bringt und das bereits geknickte Rohr<br />

nicht vollständig zerbricht. 5 Häufig schien es mir an Krankenbetten,<br />

dass ich zumindest noch auf Spuren eines glimmenden<br />

Dochtes oder auf andere, fast schon erloschene Überreste<br />

eines fernen Glaubens stiess. Genügt in den Augen Gottes<br />

ein glimmender Docht, ein geknicktes Rohr oder eben jenes<br />

kaum hörbare <strong>Amen</strong>, um den rettenden Anschluss an sein<br />

Reich zu finden, oder braucht es da einen ganz anderen «Leistungsausweis»?<br />

Solche Überlegungen führen uns fast zwingend zu jener<br />

Figur, die zusammen mit Jesus und einem weiteren Verurteilten<br />

am Kreuz hing. Wir kennen den kurzen Wortwechsel, der<br />

nach der Schilderung bei Lukas zwischen den drei Gekreuzigten<br />

stattgefunden hat – da schafft doch einer buchstäblich<br />

in letzter Minute den Zutritt zum Paradies, und dies aufgrund<br />

eines einzigen kurzen Satzes mit einem denkbar schlichten<br />

Bekenntnis zu Jesus als dem König. 6 Dieser «last-minute»-<br />

Zugang zum Paradies wiederum führt uns in direkter Linie zu<br />

jenem «ungerechten» Gleichnis von den Arbeitern im Wein-<br />

13


erg bei Matthäus: Die zuletzt Angeheuerten, die lediglich<br />

eine einzige Stunde im Weinberg gearbeitet haben, erhalten<br />

gleichen Lohn wie jene, die im Schweisse ihres Angesichts einen<br />

ganzen Tag lang im Weinberg geschuftet haben. 7 «Rettender<br />

Anschluss an sein Reich» – das erinnert auch an jene<br />

Frau, die nach jahrelanger Krankheit und regelmässig enttäuschter<br />

Hoffnung auf Heilung in einem letzten Versuch ihre<br />

Hand beherzt nach Jesus ausstreckte, um wenigstens sein Gewand<br />

zu berühren – um dann nicht nur körperliche Heilung<br />

zu erleben, sondern obendrein von Jesus eine wunderbar ermutigende<br />

Bestätigung ihres Glaubens zu vernehmen –<br />

«nur» weil sie nach seinem Gewand gegriffen hatte! 8 Wie verhält<br />

sich diese Logik zu all dem, was wir in den Schriften des<br />

Neuen Testamentes an Aufforderungen zu einem gottgemässen<br />

Leben finden, zu dem, was schon die Bibel und nach ihr<br />

Generationen von ernsthaften Christen unter Heiligung verstanden<br />

haben? Wie passt dieser «niederschwellige» Zugang<br />

zum Reich Gottes – quasi zum Nulltarif – zu jener anderen<br />

biblischen Wahrheit, dass ein Leben in der Nachfolge Christi<br />

seinen Preis habe, Mühe und Anstrengung, Tränen und Opfer<br />

verheisst, dass die Pforte eng sei und nur wenige den Zugang<br />

finden?<br />

«SOWOHL ALS AUCH» STATT «ENTWEDER ODER»?<br />

Unser natürliches Empfinden und unsere Alltagslogik würden<br />

ganz klar dazu tendieren, hier ein Entweder-oder zu postulieren:<br />

entweder das eine oder das andere, entweder die schmale<br />

Pforte oder «Tag der offenen Tür», entweder das einfache<br />

<strong>Amen</strong> oder das ausführliche Glaubensbekenntnis, entweder<br />

teure Gnade oder «Glauben light». Aber mit diesem Entweder-oder<br />

geraten wir sehr schnell in ein echtes Dilemma und<br />

schliesslich in eine Sackgasse. Denn Tatsache ist, dass uns bei<br />

den genannten Beispielen die Bibel jeweils beide Seiten zumutet,<br />

dass sie diese in der Regel unversöhnt neben einander<br />

stehen lässt und offenbar nicht einmal Harmonisierungsversuche<br />

unternimmt. Das genannte Dilemma erweist sich als<br />

umso drängender und unumgänglicher, wenn unser Blick<br />

14


eim Bibellesen für solche scheinbaren Widersprüche, für solche<br />

Gegensatzpaare geschärft wird und wir feststellen, dass<br />

sich diese Polarität buchstäblich wie ein roter Faden durch<br />

weite Teile der Bibel hindurchzieht.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, als Bibelleser auf diesen<br />

Sachverhalt zu reagieren. Jemand, der nach Argumenten<br />

sucht, um die Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit der<br />

Bibel in Zweifel zu ziehen, findet hier natürlich reichlich Munition;<br />

jener sattsam bekannte Hinweis auf die vielen «Widersprüche»<br />

in der Bibel liesse sich aufgrund der hier zusammengetragenen<br />

Gegensatzpaare entsprechend anreichern<br />

und verdichten. Aber selbst wenn wir uns den Bibeltexten mit<br />

Wohlwollen und einem grundsätzlichen Vertrauensvorschuss<br />

nähern, stellt sich uns die beschriebene Problematik trotzdem<br />

unbequem in den Weg. Gerade wenn wir darum ringen,<br />

den biblischen Aussagen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen,<br />

kommen wir umso weniger darum herum, nach einem gangbaren,<br />

auch intellektuell ehrlichen Weg zu suchen. Ein Lesen<br />

der Bibel in einem Entweder-oder-Modus würde notgedrungen<br />

dazu führen, dass wir mehr und mehr Texte und Aussagen<br />

als unbrauchbar beiseitelegen müssten. Je nach persönlicher<br />

Neigung und geistlicher Prägung würden wir dann dem «Entweder»<br />

oder dem «Oder» den Vorzug geben müssen. Die<br />

ganze Kirchengeschichte könnte dann – einmal ganz massiv<br />

vereinfacht – als unendliche Abfolge solcher Einseitigkeiten<br />

gelesen werden, als endloses Pendeln zwischen verschiedensten<br />

Polaritäten und den entsprechenden dogmatischen Einseitigkeiten,<br />

notabene immer biblisch abgestützt.<br />

Am Schluss des bereits erwähnten «ungerechten» Gleichnisses<br />

von den Arbeitern im Weinberg steht ein Satz, der als<br />

Schlüssel zur Auflösung der beschriebenen Spannung infrage<br />

kommen könnte. Der Weinbergbesitzer reagiert auf die verständlichen<br />

Vorwürfe der «Langzeitarbeiter» mit folgendem<br />

Hinweis: Ich bin euch nichts schuldig geblieben! Ich habe<br />

mich an die getroffene Absprache über den Tageslohn gehalten,<br />

ihr habt das Versprochene erhalten. Aber dann schiebt er<br />

noch eine Frage nach: Ist dein Auge neidisch, weil ich gütig<br />

15


in?, oder wie die Gute Nachricht Bibel übersetzt: Bist du neidisch,<br />

weil ich grosszügig bin? 9 Die Grosszügigkeit Gottes!<br />

Könnte sich hier ein Zugang zum Verständnis unserer Gegensatzpaare<br />

auftun? Das weite Herz Gottes, seine überraschende<br />

Grosszügigkeit als Schlüssel, nicht nur für die Gegensatzpaare,<br />

sondern vielleicht sogar für die ganze Bibel, für die<br />

ganze Geschichte Gottes mit den Menschen? Und unsere vorliegende<br />

Beschäftigung mit diesen Gegensätzlichkeiten wäre<br />

demnach nicht eine mühsame Übung in Sachen Abgrenzung,<br />

sondern ein unverhofftes, weit offenes Fenster, das den Blick<br />

auf Gottes überraschende Grosszügigkeit freigibt? So könnte<br />

jedenfalls für das vorliegenden Buches auch folgender Untertitel<br />

infrage kommen: überraschende Einblicke in Gottes grosszügiges<br />

Herz!<br />

SO WIE SO<br />

Vor einigen Jahren verstarb eine 53-jährige Frau aus unserem<br />

Bekanntenkreis. Sie war eine Person mit einer aussergewöhnlichen<br />

Ausstrahlung und mit der besonderen Gabe, Menschen<br />

auf die Gute Nachricht hinzuweisen. Wir haben sie anlässlich<br />

von zwei Schweigewochenenden näher kennengelernt, die wir<br />

auf ihre Initiative hin in einem Kloster in Süddeutschland<br />

durchführten. Für beide Veranstaltungen brachte sie eine erstaunlich<br />

bunte Schar von Interessierten zusammen. Während<br />

ihrer Krankheitszeit schrieb Salome 10 einen Blog – sie,<br />

die Kranke, ermutigte und tröstete darin ihre gesunden Freunde<br />

und Bekannten! Auch um ganz irdische Dinge ging es da<br />

bisweilen – etwa um die Frage, ob es sich denn für sie noch<br />

lohne, ein neues Paar rote Schuhe zu kaufen.<br />

Eines Tages verstummte der Blog – und wenige Wochen<br />

später kam die Todesanzeige. Ihr Mann, ein künstlerisch begabter<br />

Arzt, hatte sie gestaltet. Zunächst war sie gar nicht als<br />

Todesanzeige erkennbar. Ausser dem Namen und den Lebensdaten<br />

der Verstorbenen bestand sie aus der schlichten Strichzeichnung<br />

einer Anemone und einem einzigen Wort: SOWIE-<br />

SO; dieses war in die drei Wortbestandteile aufgebrochen und<br />

auf drei Zeilen angeordnet, was folgendes Bild ergab:<br />

16


SO<br />

WIE<br />

SO<br />

Nach einigen Momenten der Verlegenheit und des Rätselns<br />

dämmerte dann beim Lesenden die Einsicht, dass dieses SO<br />

WIE SO die kürzestmögliche Zusammenfassung oder Auslegung<br />

jenes bekannten Pauluswortes im Römerbrief sein könnte:<br />

Keiner von uns lebt ja sich selbst, und keiner stirbt sich<br />

selbst; denn leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so<br />

sterben wir dem Herrn. Wir leben nun oder wir sterben, so sind<br />

wir des Herrn. 11 In anderen Worten: So oder so, ob als Lebende<br />

oder als Sterbende, ist Salome bei Gott aufgehoben. Also<br />

nichts von Schock und Fassungslosigkeit, kein Aufschrei, keine<br />

Klage, weil ein blühendes, einmaliges Leben erloschen ist,<br />

nichts von einem Abgrund, der sich plötzlich aufgetan hat,<br />

nichts von einem Entweder-oder und dem Unverständnis darüber,<br />

das Gott Salome nicht am Leben erhalten hat, sondern<br />

die Gewissheit, dass Leben und Sterben – die grössten Gegensätze<br />

menschlicher Existenz – zusammengefasst und aufgehoben<br />

sind in der Obhut Gottes.<br />

Dieses SO WIE SO, dieses Zusammenfinden von scheinbaren<br />

Gegensätzen in der einen Wahrheit und der einen Realität<br />

des lebendigen Gottes, das bot sich überraschend an als<br />

Leitmotiv für die geschilderte Beobachtung resp. für eine sich<br />

nach und nach verdichtende Einsicht: nämlich, dass sich uns<br />

die Wahrheit der Bibel häufig in scheinbaren Gegensatzpaaren,<br />

in scheinbaren Widersprüchlichkeiten darbietet,<br />

Gegensätze und Widersprüche, die sich bei genauerem Hinsehen<br />

als komplementär, als sich ergänzend verstehen lassen.<br />

Da, wo nach menschlichem Ermessen ein unerbittliches<br />

Entweder-oder klaffen müsste, Leben oder Tod, digital gesprochen<br />

Eins oder Null, da spricht dieses unglaublich<br />

schlichte SO WIE SO von einer umfassenden, die Gegensätze<br />

umschliessenden Wahrheit. Das ist allerdings auf keinen Fall<br />

zu verwechseln mit einer dualistischen Weltsicht, wie sie im<br />

östlichen Denken und exemplarisch in Yin und Yang zum Aus-<br />

17


druck kommt, der Vorstellung nämlich, dass in dieser Welt<br />

Gut und Böse in einem ständig wechselnden Gleichgewicht<br />

miteinander wirken und einander gegenseitig bedingen. Was<br />

hier mit SO WIE SO gemeint sein soll, ist die Tatsache, dass<br />

alles, was der Mensch in dieser Welt an Gegensätzlichkeiten<br />

erlebt und erleidet, in dem Einen Gott, der uns gemäss dem<br />

Zeugnis der Bibel in Jesus Christus definitiv begegnet, aufgehoben<br />

und erlöst werden kann. Nicht einfach automatisch,<br />

nicht als waltendes Urprinzip, sondern als eine Ausprägung<br />

der mannigfaltigen Gnade Gottes, der nicht will, dass wir uns<br />

in dieser Welt zerreissen lassen, sondern uns in seinen ganzmachenden<br />

Schalom hineinnehmen möchte. SO WIE SO als<br />

Kristallisationspunkt für das, was unter Erlösung verstanden<br />

werden könnte.<br />

ANALOG UND DIGITAL<br />

Auch die physikalische Welt mit ihrer scheinbar durchgängigen<br />

Gesetzmässigkeit von Ursache und Wirkung hütet manches<br />

Geheimnis, das sich mit einer Entweder-oder-Logik nicht<br />

aufschlüsseln lässt. So gibt es beispielsweise für das Phänomen<br />

des Lichts zwei vollständig verschiedene, je in sich<br />

schlüssige, aber scheinbar widersprüchliche Erklärungsversuche.<br />

Dies wird in der Quantenphysik als Welle-Teilchen-<br />

Dualismus bezeichnet. Dem Licht werden sowohl Eigenschaften<br />

von Materieteilchen zugeschrieben, die von einer<br />

Lichtquelle ausgestreut werden, als auch Eigenschaften von<br />

Wellen, die sich im Raum ausbreiten und überlagern. In verschiedenen<br />

Experimenten konnte man zeigen, dass beide Eigenschaften<br />

zutreffen, obwohl sie sich gegenseitig auszuschliessen<br />

scheinen.<br />

Ein anderes Beispiel betrifft das Zusammenspiel von analoger<br />

und digitaler Lesart der verschiedensten physikalischen<br />

Gegebenheiten. Zeit lässt sich sowohl auf einem herkömmlichen<br />

Zifferblatt mit der gängigen Zwölfstundeneinteilung als<br />

Kontinuum abbilden als auch in digitaler Schreibweise mit<br />

festgelegten Zeitintervallen, wie sie heute bei den meisten<br />

elektronischen Geräten gebräuchlich ist. Analoge Fotografie<br />

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esteht darin, dass Licht durch eine Linse auf lichtempfindlich<br />

beschichtetes Glas oder Papier gelangt und dort je nach<br />

eingedrungener Lichtmenge unterschiedlich starke Einfärbungen<br />

und dadurch Bilder entstehen lässt. Bei der digitalen<br />

Bildgebung wird das ebenfalls optisch aufgenommene Signal<br />

in einen digitalen Code umgewandelt und so in einer Abfolge<br />

von null und eins festgehalten; die digitale «Schrift», die dadurch<br />

entsteht, kann durch entsprechende Programme als<br />

Bild sichtbar gemacht werden. Beide, analoge und digitale<br />

Fotografie, bilden die gleiche Wirklichkeit mit vergleichbaren<br />

Resultaten ab, jedoch mit total unterschiedlichen Darstellungsweisen,<br />

beide «stimmen». Ähnliches gilt für die Aufzeichnung<br />

und Wiedergabe von Schallwellen resp. Musik bei<br />

herkömmlichen Schallplatten im Vergleich zur digitalen Aufzeichnung<br />

einer Compact Disc (CD).<br />

Der deutsche Physiker Werner Heisenberg (1901–1976)<br />

hat im Laufe seiner Beschäftigung mit der Quantenmechanik<br />

die bekannte «Heisenbergsche Unschärferelation» formuliert.<br />

Sie besagt, dass es unmöglich sei, von einem bewegten<br />

Teilchen gleichzeitig festzustellen, wo genau es sich im Zeitpunkt<br />

x befinde und mit welcher Geschwindigkeit es unterwegs<br />

sei. Aufgrund der Forschungsergebnisse von Heisenberg<br />

ist also nur eine Entweder-oder-Aussage möglich – entweder<br />

Geschwindigkeit oder Standort –; die ganze Wahrheit lässt<br />

sich offenbar nicht feststellen, obwohl das Teilchen ja gleichzeitig<br />

eine bestimmte Geschwindigkeit und eine bestimmte<br />

Position hat! Das bedeutet, dass auch in der Physik die vollständige<br />

Beschreibung und Erklärung eines Phänomens häufig<br />

auf verschiedenen, teilweise scheinbar gegensätzlichen<br />

Erklärungssträngen erfolgen muss.<br />

Wenn man von der «Quadratur des Kreises» spricht, meint<br />

man in der Regel den vergeblichen Versuch, eine unlösbare<br />

Aufgabe anzupacken. Der Hintergrund für die Redewendung<br />

ist der, dass es bewiesenermassen unmöglich ist, ein gegebenes<br />

Quadrat zeichnerisch, d. h. mit Lineal und Zirkel, in einen<br />

Kreis zu überführen und umgekehrt. Quadrat und Kreis, bei-<br />

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des je in sich klar definierbare Grössen, stehen einander somit<br />

fremd und unausgeglichen gegenüber, beide in ihrem eigenen<br />

Recht, aber ohne logische Verbindung.<br />

Im März 2021 machten Forscher am Conseil Européen pour la<br />

Recherche Nucléaire in Genf (CERN) eine möglicherweise revolutionäre<br />

Entdeckung: Beim Zerfall gewisser Teilchen im<br />

grossen Teilchenbeschleuniger traten Prozesse auf, die bisher<br />

noch nicht völlig erklärbar sind; sie deuten hin auf die mögliche<br />

Existenz bisher unbekannter Teilchen namens Leptoquarks.<br />

Die Neue Zürcher Zeitung titelte dazu folgendermassen:<br />

Teilchenzerfall mit Schlagseite – Physiker am Cern haben<br />

Hinweise auf die Verletzung einer fundamentalen Symmetrie<br />

gefunden. Das rüttelt am Standardmodell der Teilchenphysik … 12<br />

Selbst in einer exakten Wissenschaft wie der Physik und in<br />

einem so hochkarätigen Forschungsumfeld wie dem CERN<br />

gibt es also Dinge, die einfach nicht aufgehen …<br />

Wir reden von antizyklischen Bewegungen, insbesondere im<br />

wirtschaftlichen Umfeld. Es gibt Marktteilnehmer, die sich<br />

antizyklisch verhalten, auch ganze Wirtschaftszweige oder<br />

Regierungen. Wir verstehen darunter die Tatsache, dass es<br />

Entwicklungen und bewusste Aktionen gibt, die dem, was<br />

man gemeinhin erwarten und als vernünftig einstufen würde,<br />

völlig zuwiderlaufen. Im praktischen Leben, aber auch in der<br />

Teilnahme am Reich Gottes werden uns immer wieder antizyklische<br />

Phänomene begegnen, Dinge, die einfach nicht ins<br />

Bild passen, die scheinbar in eine völlig verkehrte Richtung<br />

laufen, Dinge, die unser analogiegewohntes Denken aus der<br />

Bahn werfen.<br />

«GUTE KATASTROPHE» 13<br />

William P. Youngs eindrücklicher Bestseller Die Hütte trägt in<br />

der englischen Originalausgabe den Untertitel Where Tragedy<br />

confronts Eternity, 14 – Wo Tragödie und Ewigkeit aufeinandertreffen;<br />

leider fehlt dieser Untertitel in den deutschen Ausgaben;<br />

stattdessen heisst es etwas verharmlosend: Ein Wochen-<br />

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