KulturNachrichten Februar 2023
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Bauweisen inspiriert von der Welt der Pflanzen<br />
Isolde Ott schafft organische Figurationen in Terrakotta<br />
Organische Bauweisen und Materialien sind Isolde Otts Passion.<br />
Ausgehend von Naturstudien, Malerei und plastischen Gestalten,<br />
entwickelte sie mit ungebrannten Ziegelsteinen Figurationen.<br />
Diese eignen sich nach dem Brand durch ihre Tranzparenz, Lichtdurchlässigkeit<br />
und ornamentale Gliederung für dreidimensionale<br />
Arbeiten für den Innen- und Außenbereich. Die organische Bauweise<br />
ihrer Werke gleicht Formen der Pflanzenwelt.<br />
„Stängel, Blüten, Spiralen oder<br />
chender Brenntemperatur können<br />
auch Türme sind weitere Varian-<br />
ihre Terrakottaarbeiten im Freien<br />
ten, sie sind Gewächse in Gärten<br />
stehen. „Für meine Arbeit ist es<br />
und Parkanlagen. Erde – lebender<br />
wichtig, den geeigneten Standort<br />
Organismus in Tonballen gepresst,<br />
zu finden, an dem die Plastik eine<br />
zugeschnitten und hohl aufge-<br />
Unabhängigkeit zur Umgebung er-<br />
baut, wurden meist zu figurativen<br />
fährt. Wenn die Plastik einen Sockel<br />
Arbeiten im Gasofen reduziert ge-<br />
erfordert, sollte dieser nicht für sich<br />
brannt“, sagt Ott. Ob mit Tonmehl<br />
stehen, sondern mit der ausgestell-<br />
bestäubt oder nur in Form des<br />
ten Arbeit kommunizieren.“ Durch<br />
nackten Tons kommen dabei die<br />
das Zusammenspiel von Material,<br />
herrlichsten Strukturen aus dem<br />
Licht und Raum erfahre das Kunst-<br />
Gasofen, erklärt sie.<br />
werk durch diese Inszenierung die<br />
Isolde Ott begann ihre Berufs-<br />
optimalen Bedingungen, um sich<br />
ausbildung zur Lithographin und<br />
komplett aus eigener Kraft von der<br />
die Geflügelte<br />
absolvierte anschließend ein Gra-<br />
Umgebung abzuheben.<br />
fik-Design-Studium an der Werk-<br />
Ihren Lebensmittelpunkt in Braun-<br />
BBK Darmstadt und ist seitdem<br />
mit unterschiedlichen Brennver-<br />
kunstschule in Braunschweig. Da-<br />
schweig hat Isolde Ott vor eini-<br />
Mitglied der GEDOK Heidelberg.<br />
fahren im Hohlaufbau brennen<br />
nach folgte 1987 ein Studium der<br />
gen Jahren an die Bergstraße<br />
Nach langem Suchen hat sie (in<br />
lassen. „Für die Zukunft ist es mein<br />
Freien Kunst an der Hochschule für<br />
nach Heppenheim verlegt. Von<br />
größerer Entfernung ihres Wohn-<br />
Bestreben in näherer Umgebung<br />
Bildende Künste in der Bildhaue-<br />
1989 an war sie Mitglied im BBK<br />
ortes) auf Zeit in Rheinland-Pfalz<br />
meines Wohnortes Räumlichkeiten<br />
rei/ Plastik mit Diplom und den<br />
Braunschweig und hatte dort von<br />
einen Atelierplatz gefunden. Dort<br />
zu finden, zum Arbeiten an meinen<br />
Abschluß als Meisterschülerin bei<br />
1997-2002 die geschäftsführende<br />
kann sie ihre Arbeiten durch die<br />
anstehenden geplanten Kunstwer-<br />
Prof. Ursula Sax. Seitdem beteiligt<br />
Galerieleitung inne. Durch ihren<br />
gegebenen technischen Möglich-<br />
ken.“MG<br />
sich die Bildhauerin an Ausstellun-<br />
Umzug wechselte Ott 2018 zum<br />
keiten in einem großen Gasofen<br />
www.isoldeott.info<br />
gen und Wettbewerben.<br />
Am Anfang ihrer Arbeit kann der<br />
zeichnerische Entwurf, auch ein<br />
kleines Tonmodell oder ein Foto<br />
stehen. Für alle Ideen müssen zur<br />
Vorarbeit die Maße des Brennofens<br />
berücksichtigt werden. „Um große<br />
Plastiken zu fertigen, braucht es die<br />
Zerlegung. Dazu die Passgenauigkeit<br />
im Blick, weil ja beim Brennen<br />
auch eine gewisse Schrumpfung<br />
einhergeht“, sagt Isolde Ott. Für die<br />
Oberflächengestaltung nimmt sie<br />
die Hände, verwendet aber auch<br />
Hölzer, Äste oder Raspeln. Die<br />
Oberflächen werden mit farbigen<br />
Tonmehl bestäubt oder mit Engobe<br />
leicht farbig gestaltet. Für die Plastiken<br />
bevorzugt die Künstlerin den<br />
reduzierten Brand. „Der rote Ton<br />
(eisenhaltig) ergibt je nach Intensität<br />
der Reduktion eine Färbung von<br />
grau bis schwarz.“ Nach entspre-<br />
Atelierfoto in Flohnheim. <br />
Foto: Friedrich Raudasch<br />
20<br />
KULTURNACHRICHTEN 2|<strong>2023</strong>