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01.07.2022 kibizz

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Liebe <strong>kibizz</strong>-Leserinnen und -Leser,<br />

25 Jahre Freundschaft mit Guernsey<br />

vor einem Vierteljahrhundert wurde<br />

Biberachs Freundschaft mit der<br />

Kanalinsel Guernsey begründet.<br />

Sie ist einer der Stützpfeiler unserer<br />

erinnerungskulturellen Arbeit,<br />

welche in einer Zeit, in der einerseits<br />

die noch lebenden epochalen<br />

Zeugen weniger werden und<br />

andererseits mitten in Europa ein<br />

wahngeleiteter Krieg vom Zaun<br />

gebrochen worden ist, wie man<br />

ihn nach 1945 in unseren Breiten<br />

nicht mehr für möglich gehalten hätte, wichtiger denn je ist.<br />

Insbesondere der jungen Generation gilt es, das Bewusstsein<br />

für das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte in der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts zu vermitteln. Für die gelebte Erinnerungskultur<br />

vor Ort heißt dies, völkerverbindende Linien<br />

des gegenseitigen Respekts, und der Freundschaft zu ziehen<br />

und diese mit Begegnungen und gemeinsamen Projekten<br />

sinnlich erfahrbar werden zu lassen.<br />

Es waren die deportierten Einwohner/innen der Kanalinseln<br />

Sark, Jersey und insbesondere Guernsey, die während der<br />

Jahre 1942-1945 im sogenannten Lager Lindele als Faustpfand<br />

Moves<br />

Holzer Moves<br />

Können wir!<br />

Machen wir!<br />

Adolf Hitlers interniert wurden. Obwohl dieses Lager in der<br />

gezielten Desinformationspolitik des NS-Staats als „Familienlager“<br />

bezeichnet worden ist, waren Männer und Frauen in<br />

voneinander getrennten Baracken untergebracht, die während<br />

der Nacht abgeschlossen wurden. Acht Wachtürme und<br />

Stacheldraht taten ein Übriges, den Eindruck eines Gefangenenlagers<br />

zu erwecken.<br />

Gleichwohl wurden mit Unterstützung des Bailiff von Guernsey,<br />

dem Internationalen Roten Kreuz und dem Christlichen<br />

Verein Junger Männer Möglichkeiten für freiwillige Arbeitseinsätze<br />

außerhalb des Lagers oder auch Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

beispielsweise in Privathaushalten, bei Bauern oder<br />

Handwerkern geschaffen, wodurch es zu Kontakten zwischen<br />

den Internierten und der Biberacher Stadtbevölkerung kam.<br />

Aus manchen dieser Kontakte heraus entstanden Freundschaften,<br />

die teilweise noch in nachfolgender Generation bis<br />

heute Bestand haben und die Grundlage für die vor 25 Jahren<br />

offiziell begründete Freundschaft zwischen Biberach und<br />

Guernsey, welche durchaus den Charakter einer Städtepartnerschaft<br />

hat, schuf.<br />

Andere Beziehungen entstanden zwischen deportierten und<br />

Biberacher Frauen, die zur selben Zeit in den Krankenhäusern<br />

von Biberach und Ochsenhausen ihre Kinder zur Welt<br />

brachten. Vom Ochsenhausen Krankenhaus-Kaplan Joseph<br />

Zürn weiß man, dass er den Müttern aus Guernsey zusätzliche<br />

Nahrungsmittel-Rationen hat zukommen lassen, was für<br />

ihn gleichermaßen gefährlich war wie seine regimekritischen<br />

Äußerungen in schriftlichen Mitteilungen an die Patientinnen.<br />

Im zurückliegenden Vierteljahrhundert ist es zu einem erfreulich<br />

regen Austausch zwischen Guernsey und Biberach<br />

mit zahlreichen partnerschaftlich durchgeführten Projekten<br />

beispielsweise zwischen der St John Ambulance und unserem<br />

Jugendrotkreuz oder dem Mädchenchor aus Guernsey und<br />

den Biberacher Martinschorknaben gekommen. Aktuell ist<br />

unsere Stadtkapelle auf der Kanalinsel aktiv, und zu Beginn<br />

der Schützenfesttage, am 15. Juli, gibt es in der Stadtpfarrkirche<br />

die Aufführung eines Chorwerks von Karl Jenkins mit<br />

dem Titel „The Peacemakers“, bei dem sich unter der Leitung<br />

von KMD Ralf Klotz Ensemblemitglieder beider Herkunftsländer<br />

vereinen; kein Geringerer als der amtierende Bailiff<br />

von Guernsey singt dabei im Chor mit! Und die alljährliche<br />

Erinnerung an die Befreiung des einstigen Lagers durch die<br />

französische Armee am 23. April wird anlässlich der Heimattage<br />

Baden-Württemberg in Biberach 2023 einen besonderen<br />

Akzent erfahren, wenn die vom Biberacher Gemeinderat beauftragte<br />

Gedenkskulptur von Robert Schad der Öffentlichkeit<br />

übergeben wird.<br />

Eine dreidimensionale, in Teilen bewegliche<br />

Drucksache, die Werbebotschaften und<br />

Informationen aufmerksamkeitsstark<br />

kommuniziert.<br />

Mehr Infos<br />

zu unseren<br />

HOLZER MOVES<br />

Sehr herzlich<br />

Ihr Dr. Jörg Riedlbauer,<br />

Kulturdezernent der Stadt Biberach<br />

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