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Witzany<br />
trifft<br />
Radiolegende Walter Witzany im Gespräch<br />
Lieber Franz, Du bist jetzt 61, was hat dich<br />
einst bewogen, Pfarrer zu werden?<br />
Es war vielleicht ein bisschen ungewöhnlich.<br />
Ich komme nicht aus einer kirchlich<br />
geprägten Familie, sondern aus einer Arbeiterfamilie.<br />
Wir haben einen guten Pfarrer<br />
gehabt. Mir hat das getaugt, und ich dachte<br />
mir, das kann ich doch auch machen. Aber<br />
meine Eltern meinten, dass ich zuerst einen<br />
gescheiten Beruf erlernen sollte (lacht), dann<br />
KAFFEE-PLAUSCH MIT PFARRER VON LINZ–ST. PETER.<br />
Hochwürden Franz Zeiger (li.) und Walter Witzany im Gespräch über das Leben eines<br />
außergewöhnlichen Gottesmanns. Wer die Tiertafel unterstützen will:<br />
Sparkasse OÖ.: IBAN AT 06 2032 0010 0<strong>04</strong>5 0609<br />
Um HIMMELS WILLEN<br />
Pfarrer Franz Zeiger über Ostern, Tierliebe und elterliche Wünsche nach einem „g‘scheiten Beruf“<br />
könnte ich ja immer noch Pfarrer werden.<br />
Daraufhin habe ich Einzelhandelskaufmann<br />
gelernt und dann noch die Fachschule für<br />
Sozialberufe und Behindertenarbeit gemacht.<br />
Erst als ich die zwei Berufe erlernt<br />
hatte, durfte ich dann Theologie studieren.<br />
Hat es damals so etwas wie einen Anstoß<br />
gegeben?<br />
Nein, das kann ich so nicht sagen. Ich<br />
habe halt eine Welt für mich entdeckt, wo ich<br />
gesagt habe, „Ja, das ist für mich interessant“.<br />
Zum Beispiel, die Bibel kennenlernen und<br />
zu fragen, „Worum geht es da überhaupt?“,<br />
die Institution Kirche vor Ort kennenlernen<br />
– nicht wie es über die Zeitungen mit lauter<br />
narrischen Pfarrern transportiert wird. Das<br />
hat mich damals beeindruckt. Man arbeitet<br />
auch viel mit Menschen und begleitet diese<br />
von der Geburt bis zum Tod. Jetzt bin ich<br />
schon lange dabei und da wirst du Teil einer<br />
großen Familie. Das empfinde ich schon als<br />
eine Bereicherung.<br />
Kannst du dich noch an deine erste Messe<br />
erinnern?<br />
Ich bin 1997 geweiht worden, war also<br />
damals schon 35 Jahre alt. Die erste Messe<br />
habe ich dann in meiner Heimatpfarre<br />
<strong>Steyr</strong>-Münichholz gehabt, die sogenannte<br />
Primizmesse. Das war ein großes Fest, das<br />
war richtig schön.<br />
12<br />
Hast du da auch so eine Art Lampenfieber<br />
gehabt, wie ich früher als Radiomoderator?<br />
Ja, schon. Du hast ja zuvor nur so ein Trockentraining.<br />
Ich glaube aber, dass das Lampenfieber<br />
dazugehört, denn man sollte das<br />
nicht so aus dem Ärmel schütteln.<br />
Was macht dir als Priester die meiste seelische<br />
Freude?<br />
Den Menschen Hoffnung geben zu können<br />
und sie in Krisensituationen zu begleiten.<br />
Wenn jemand stirbt oder jemand mich<br />
braucht für eine Aussprache. Und dann auch<br />
das Teilen von Freud und Leid.<br />
Wie gehst du mit derartigen Wahnsinnigkeiten<br />
in der derzeitigen Weltpolitik eigentlich<br />
persönlich um?<br />
Ich denke schon viel darüber nach und<br />
habe auch in letzter Zeit den Gedanken gehabt,<br />
ob unsere Welt gottverlassen ist. Ich<br />
bin zu dem Schluss gekommen, zu glauben,<br />
dass sie eher gottvergessen ist. Es gibt ganz<br />
klare Spielregeln, die wir von Gott haben.<br />
Da rede ich gar nicht einmal von den 10 Geboten,<br />
sondern davon, dass<br />
wir einander lieben sollen.<br />
Das ist so einfach, dass es<br />
jeder checken kann. Wenn<br />
man das praktizieren würde,<br />
dann schaut es gleich ganz<br />
anders aus. Aber das hat<br />
›› Ostern heißt auf die<br />
Zukunft vertrauen und<br />
dem Gutem im Leben<br />
auch mehr als nur eine<br />
Chance zu geben<br />
man offenbar vergessen. Das ist die Gottvergessenheit.<br />
Es gibt eben nicht nur mich. Egoismus<br />
hingegen braucht wieder viel Macht<br />
und Geld. So sollte sich jeder auch mit dem<br />
Kleinen beschäftigen, wie wir miteinander<br />
umgehen, grüßen, danke sagen, etc.<br />
Ostern ist eine bedeutende Zeit für die<br />
Kirche, vom Palmsonntag bis zum Ostermontag.<br />
Wie erklärst Du Ostern?<br />
Ich glaube, wir müssen, wenn wir Ostern<br />
verstehen wollen, wieder zum Ursprung des<br />
Festes. Wir haben einen wunderschön dekorierten<br />
Rahmen für allerlei Feste – wie bei<br />
einem Bild. Was uns aber fehlt, das ist das<br />
Bild an sich. Es geht darum: Christus ist auferstanden,<br />
d.h. der Tod hat für uns keine Bedeutung<br />
mehr, denn Ostern geht über unser<br />
Leben hinaus. Ostern heißt auf die Zukunft<br />
vertrauen, dass das Leben vor uns liegt. Das<br />
ist keine billige Jenseitsvertröstung, sondern<br />
die Hoffnung von rund 2,2, Milliarden<br />
Christen auf der Welt. Das hat auch Dinge<br />
bewirkt, die Frieden gestiftet haben und wo<br />
immer wieder darauf hingewiesen<br />
wurde, dass wir diese<br />
Welt aber auch nicht kaputt<br />
machen dürfen. Denn<br />
die nächsten Generationen<br />
brauchen diese Schöpfung.<br />
Die gehört nicht nur uns.<br />
Fotos: T.Duschlbauer, privat