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City-Magazin-Ausgabe-2023-04-Steyr

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Witzany<br />

trifft<br />

Radiolegende Walter Witzany im Gespräch<br />

Lieber Franz, Du bist jetzt 61, was hat dich<br />

einst bewogen, Pfarrer zu werden?<br />

Es war vielleicht ein bisschen ungewöhnlich.<br />

Ich komme nicht aus einer kirchlich<br />

geprägten Familie, sondern aus einer Arbeiterfamilie.<br />

Wir haben einen guten Pfarrer<br />

gehabt. Mir hat das getaugt, und ich dachte<br />

mir, das kann ich doch auch machen. Aber<br />

meine Eltern meinten, dass ich zuerst einen<br />

gescheiten Beruf erlernen sollte (lacht), dann<br />

KAFFEE-PLAUSCH MIT PFARRER VON LINZ–ST. PETER.<br />

Hochwürden Franz Zeiger (li.) und Walter Witzany im Gespräch über das Leben eines<br />

außergewöhnlichen Gottesmanns. Wer die Tiertafel unterstützen will:<br />

Sparkasse OÖ.: IBAN AT 06 2032 0010 0<strong>04</strong>5 0609<br />

Um HIMMELS WILLEN<br />

Pfarrer Franz Zeiger über Ostern, Tierliebe und elterliche Wünsche nach einem „g‘scheiten Beruf“<br />

könnte ich ja immer noch Pfarrer werden.<br />

Daraufhin habe ich Einzelhandelskaufmann<br />

gelernt und dann noch die Fachschule für<br />

Sozialberufe und Behindertenarbeit gemacht.<br />

Erst als ich die zwei Berufe erlernt<br />

hatte, durfte ich dann Theologie studieren.<br />

Hat es damals so etwas wie einen Anstoß<br />

gegeben?<br />

Nein, das kann ich so nicht sagen. Ich<br />

habe halt eine Welt für mich entdeckt, wo ich<br />

gesagt habe, „Ja, das ist für mich interessant“.<br />

Zum Beispiel, die Bibel kennenlernen und<br />

zu fragen, „Worum geht es da überhaupt?“,<br />

die Institution Kirche vor Ort kennenlernen<br />

– nicht wie es über die Zeitungen mit lauter<br />

narrischen Pfarrern transportiert wird. Das<br />

hat mich damals beeindruckt. Man arbeitet<br />

auch viel mit Menschen und begleitet diese<br />

von der Geburt bis zum Tod. Jetzt bin ich<br />

schon lange dabei und da wirst du Teil einer<br />

großen Familie. Das empfinde ich schon als<br />

eine Bereicherung.<br />

Kannst du dich noch an deine erste Messe<br />

erinnern?<br />

Ich bin 1997 geweiht worden, war also<br />

damals schon 35 Jahre alt. Die erste Messe<br />

habe ich dann in meiner Heimatpfarre<br />

<strong>Steyr</strong>-Münichholz gehabt, die sogenannte<br />

Primizmesse. Das war ein großes Fest, das<br />

war richtig schön.<br />

12<br />

Hast du da auch so eine Art Lampenfieber<br />

gehabt, wie ich früher als Radiomoderator?<br />

Ja, schon. Du hast ja zuvor nur so ein Trockentraining.<br />

Ich glaube aber, dass das Lampenfieber<br />

dazugehört, denn man sollte das<br />

nicht so aus dem Ärmel schütteln.<br />

Was macht dir als Priester die meiste seelische<br />

Freude?<br />

Den Menschen Hoffnung geben zu können<br />

und sie in Krisensituationen zu begleiten.<br />

Wenn jemand stirbt oder jemand mich<br />

braucht für eine Aussprache. Und dann auch<br />

das Teilen von Freud und Leid.<br />

Wie gehst du mit derartigen Wahnsinnigkeiten<br />

in der derzeitigen Weltpolitik eigentlich<br />

persönlich um?<br />

Ich denke schon viel darüber nach und<br />

habe auch in letzter Zeit den Gedanken gehabt,<br />

ob unsere Welt gottverlassen ist. Ich<br />

bin zu dem Schluss gekommen, zu glauben,<br />

dass sie eher gottvergessen ist. Es gibt ganz<br />

klare Spielregeln, die wir von Gott haben.<br />

Da rede ich gar nicht einmal von den 10 Geboten,<br />

sondern davon, dass<br />

wir einander lieben sollen.<br />

Das ist so einfach, dass es<br />

jeder checken kann. Wenn<br />

man das praktizieren würde,<br />

dann schaut es gleich ganz<br />

anders aus. Aber das hat<br />

›› Ostern heißt auf die<br />

Zukunft vertrauen und<br />

dem Gutem im Leben<br />

auch mehr als nur eine<br />

Chance zu geben<br />

man offenbar vergessen. Das ist die Gottvergessenheit.<br />

Es gibt eben nicht nur mich. Egoismus<br />

hingegen braucht wieder viel Macht<br />

und Geld. So sollte sich jeder auch mit dem<br />

Kleinen beschäftigen, wie wir miteinander<br />

umgehen, grüßen, danke sagen, etc.<br />

Ostern ist eine bedeutende Zeit für die<br />

Kirche, vom Palmsonntag bis zum Ostermontag.<br />

Wie erklärst Du Ostern?<br />

Ich glaube, wir müssen, wenn wir Ostern<br />

verstehen wollen, wieder zum Ursprung des<br />

Festes. Wir haben einen wunderschön dekorierten<br />

Rahmen für allerlei Feste – wie bei<br />

einem Bild. Was uns aber fehlt, das ist das<br />

Bild an sich. Es geht darum: Christus ist auferstanden,<br />

d.h. der Tod hat für uns keine Bedeutung<br />

mehr, denn Ostern geht über unser<br />

Leben hinaus. Ostern heißt auf die Zukunft<br />

vertrauen, dass das Leben vor uns liegt. Das<br />

ist keine billige Jenseitsvertröstung, sondern<br />

die Hoffnung von rund 2,2, Milliarden<br />

Christen auf der Welt. Das hat auch Dinge<br />

bewirkt, die Frieden gestiftet haben und wo<br />

immer wieder darauf hingewiesen<br />

wurde, dass wir diese<br />

Welt aber auch nicht kaputt<br />

machen dürfen. Denn<br />

die nächsten Generationen<br />

brauchen diese Schöpfung.<br />

Die gehört nicht nur uns.<br />

Fotos: T.Duschlbauer, privat

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