Emmanuel-Otto Steinbeis - WSL
Emmanuel-Otto Steinbeis - WSL
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Dokumentation<br />
zur Verleihung des<br />
Karl-Abetz-Preises 2009<br />
sowie der<br />
Förderpreise<br />
und des Festkolloquiums<br />
„Kleinteilige Strukturen in der Forstwirtschaft:<br />
Wettbewerbsnachteil oder Chance?“<br />
in Freiburg, 2. Juli 2009
Herausgegeben von<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Gero Becker<br />
geschäftsführendes Mitglied des Karl-Abetz-Preis Kuratoriums<br />
zu beziehen über<br />
Institut für Forstbenutzung und Forstliche Arbeitswissenschaft<br />
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Werthmannstr. 6, 79085 Freiburg<br />
Fax: 0761-203 37 63 / e-Mail: institut@fobawi.uni-freiburg.de
Vorwort<br />
Kleinteilige Strukturen in der Forstwirtschaft:<br />
Wettbewerbsnachteil oder Chance?<br />
Die Ausrichtung und Gestaltung von Forstbetrieben in Richtung auf mehr Wirtschaftlichkeit<br />
ist gerade in schwierigen Zeiten eine besondere Herausforderung. Einerseits scheinen kleine<br />
und mittlere Forstbetriebe aufgrund ihrer strukturellen Schwächen unter der derzeitigen Absatzflaute<br />
an den Holzmärkten besonders zu leiden, andererseits stehen ihnen im Vergleich zu<br />
größeren Forstbetrieben, die Fixkosten abdecken und laufende Finanzielle Eigentümererwartungen<br />
erfüllen müssen, deutlich erweiterte Handlungsspielräume zur Verfügung. Diese Optionen<br />
zu erkennen, zu bewerten und danach eine richtige Entscheidung zu treffen, erfordert<br />
Erfahrung, Kompetenz und ein angepasstes, betriebswirtschaftliches Instrumentarium. Hier<br />
sind gerade kleine Waldbesitzer oft überfordert: Lösungskonzepte und Praxisbeispiele werden<br />
vor allem unter den Bedingungen größerer Forstbetriebe erarbeitet und vorgestellt, entscheidungsunterstützende<br />
Informationssysteme sind zumeist auf die Bedürfnisse und Anforderungen<br />
größerer Waldbesitzer zugeschnitten. Der Karl-Abetz-Preis 2009 geht mit Dr. Renato<br />
Lemm und Dr. Oliver Thees an zwei in der Schweiz tätige Wissenschaftler, die unter den<br />
Voraussetzungen der dort besonders kleinteiligen forstwirtschaftlichen Strukturen informationstechnologische<br />
Konzepte und Instrumente entwickelt haben, die Innovation und Wirtschaftlichkeit<br />
auch unter diesen schwierigen Strukturbedingungen ermöglichen. Der Festvortrag<br />
der diesjährigen Preisträger zu diesem Thema wird von Alain Morier aus Sicht der<br />
schweizerischen Praxis kommentiert, der auch Anforderungen für die zukünftige Ausrichtung<br />
der Waldforschung ableitet. Auf die Stärkung der Kompetenz gerade der kleineren privaten<br />
schweizerischen Waldbesitzer in Baden-Württemberg zielt der Beitrag von Forstpräsident<br />
Meinrad Joos ab, der die bewährten Konzepte der Beratung und Betreuung durch die Forstverwaltung<br />
im Lichte des vor kurzem neu gebildeten Landesforstbetriebs ForstBW darstellt.<br />
Sein Beitrag enthält sowohl programmatische Aussagen als auch Überlegungen zur Weiterentwicklung<br />
des Dienstleistungsangebots für private Waldbesitzer und damit für das Verwaltungshandeln,<br />
und trifft damit auf das Interesse vieler Waldbesitzer in Baden-Württemberg.<br />
Alle Beiträge behandeln das Thema der Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben,<br />
ein Anliegen, das durch den Karl-Abetz-Preis seit über 30 Jahren verfolgt und durch den Stifter<br />
des Preises, Seine Durchlaucht Fürst Johannes von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee,<br />
wirksam unterstützt wird. Dass dies eine Zukunftsaufgabe von großer Bedeutung ist, unterstreicht<br />
auch die zusätzliche Verleihung von drei Karl-Abetz-Förderpreisen an junge Wissenschaftler/Innen<br />
für ihre hervorragenden Abschlussarbeiten. Ausgezeichnet wurden Dr. Helge<br />
Hedden, Hamburg, für seine Dissertation, sowie Frau Jutta Gerner, Freiburg, für ihre Diplomarbeit<br />
und Herr <strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong>, München, für seine Masterarbeit.<br />
Für das Preiskuratorium Der Stifter<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Gero Becker Johannes Fürst von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee
Inhaltsverzeichnis<br />
Programm Festakt und Kolloquium 1<br />
Der Stifter 5<br />
Begrüßungsansprache des Dekans der Fakultät für<br />
Forst- und Umweltwissenschaftlichen 7<br />
Prof. Dr. Heinz Rennenberg<br />
Laudatio 11<br />
des Prorektors der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Prof. Dr. Heiner Schanz<br />
Überreichen der Karl-Abetz-Preise 15<br />
Dankesrede<br />
Dr. Helge Hedden 17<br />
Die Preisträger Dr. Renato Lemm und Dr. Oliver Thees 19<br />
Vortrag der Preisträger<br />
Informationstechnologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit auch<br />
für kleine Forstbetriebe 25<br />
Karl-Abetz-Preis-Kolloquium, die Redner und ihre Beiträge 45<br />
Alain Morier: 47<br />
Beantwortet die Schweizer Waldforschung aktuelle Fragen der<br />
Forstpraxis? 49<br />
Meinrad Joos 55<br />
Beratung und Betreuung von Privatwald als Öffentliche Aufgabe und<br />
Geschäftsfeld des Landesbetriebes ForstBW 57<br />
Die Karl-Abetz-Förderpreisträger 2007 63<br />
Dr. Helge Hedden 65<br />
- Kurzlebenslauf 66<br />
- Zusammenfassung der Dissertation 67<br />
Jutta Gerner 69<br />
- Kurzlebenslauf 70<br />
- Zusammenfassung der Diplomarbeit 71<br />
<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong> 73<br />
- Kurzlebenslauf 74<br />
- Zusammenfassung der Diplomarbeit 75<br />
Karl-Abetz-Preisverleihung und Kolloquium im Spiegel der Fachpresse 77<br />
Die Karl-Abetz-Preisträger seit 1972 85<br />
Die Karl-Abetz-Förderpreisträger seit 1997 87
Karl-Abetz-Preisverleihung und<br />
Festkolloquium<br />
Donnerstag, 2. Juli 2009<br />
Aula der Universität, Kollegiengebäude I<br />
(Haupteingang Rempartstraße)<br />
Eröffnung 10 00 Uhr<br />
durch den Dekan<br />
der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />
Prof. Dr. Heinz Rennenberg<br />
Überreichung des Karl-Abetz-Preises<br />
für hervorragende Beiträge zur Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben<br />
durch den<br />
Pro-Rektor der Albert-Ludwigs-Universität<br />
Freiburg im Breisgau<br />
Prof. Dr. Heiner Schanz<br />
an<br />
Dr. Renato Lemm und Dr. Oliver Thees,<br />
Birmensdorf (CH)<br />
sowie der Karl-Abetz-Förderpreise<br />
an<br />
Dr. Helge Hedden, Hamburg<br />
für seine Dissertation<br />
und an<br />
Jutta Gerner, Freiburg<br />
für ihre Diplomarbeit<br />
sowie<br />
<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong>, München<br />
für seine Masterarbeit<br />
1
Vortrag der Preisträger<br />
„Informationstechnologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit auch für kleine<br />
Forstbetriebe“<br />
Mittagspause 12 00 – 14 30 Uhr<br />
Alain Morier<br />
Kantonsforstingenieur<br />
ALN Abteilung Wald, Zürich<br />
„Beantwortet die Schweizer Waldforschung<br />
aktuelle Fragen der Forstpraxis?“<br />
Forstpräsident Meinrad Joos<br />
Abteilung Forstdirektion am Regierungspräsidium<br />
Freiburg<br />
„Beratung und Betreuung von Privatwald als öffentliche Aufgabe<br />
und Geschäftsfeld des Landesbetriebs ForstBW “<br />
Ende der Veranstaltung gegen 16 30 Uhr<br />
anschließend<br />
Empfang auf Einladung des Stifters<br />
S.D. Fürst Johannes von Waldburg zu Wolfegg<br />
3
Der Stifter des Karl-Abetz-Preises<br />
Seine Durchlaucht<br />
Fürst Johannes von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee<br />
Der Karl-Abetz-Preis wird von Seiner Durchlaucht Fürst Johannes zu Waldburg zu Wolfegg<br />
und Waldsee zur Auszeichnung hervorragender Beiträge zur Förderung der Wirtschaftlichkeit<br />
in Forstbetrieben gestiftet. Es wird im Jahr 2009 zum neunundzwanzigsten Mal seit 1972 vergeben.<br />
Seit 1997 werden außerdem drei Karl-Abetz-Förderpreise an junge Wissenschaftler für<br />
hervorragende Dissertationen bzw. Studienabschlussarbeiten mit Bezug zum Stiftungszweck<br />
vergeben.<br />
5
Begrüßungsansprache<br />
des Dekans der Fakultät für Forst- und<br />
Umweltwissenschaften<br />
Prof. Dr. Heinz Rennenberg<br />
Durchlaucht,<br />
Sehr verehrter Herr Vizerektor Schanz,<br />
Verehrte Mitglieder des Preiskuratoriums,<br />
Liebe Gäste<br />
und vor allem verehrte Preisträgerin, verehrte Preisträger<br />
es ist gute Tradition, dass die Karl-Abetz-Preisverleihung und das anschließende Karl-Abetz-<br />
Preis-Kolloquium durch den jeweiligen Dekan der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />
eröffnet wird. Die Fakultät und ihr Dekan sind dem Karl-Abetz-Preis, ihrem Stifter<br />
und den jeweiligen Preisträgern in mehrfacher Weise verbunden.<br />
Zum einen trägt der Preis den Namen eines über die Grenzen Freiburgs und Baden-<br />
Württembergs hinaus bekannten, höchst erfolgreichen und verdienten Wissenschaftlers, nämlich<br />
von Prof. Karl Abetz. Prof. Abetz hatte in der Zeit von 1935-1945 und nach dem Krieg<br />
von 1949 bis zu seinem Tode im Jahre 1964 den Lehrstuhl für Forstliche Betriebswirtschaftslehre<br />
an unserer Fakultät inne und hat in dieser Zeit die wissenschaftlich-theoretischen Grundlagen,<br />
wie auch die Umsetzung einer wirtschaftlichen Betriebsführung in der Forstwirtschaft<br />
in höchst erfolgreicher Weise in der Forschung entwickelt und in der Lehre und Beratung<br />
umgesetzt. Der bäuerliche Privatwald war dabei ein mit besonderer Intensität verfolgter Forschungsgegenstand.<br />
Zum zweiten ist der Dekan kraft Amtes Mitglied des Preiskuratoriums zur Verleihung des<br />
Karl-Abetz-Preises und der Förderpreise, und ist damit in die Vorüberlegungen und Entscheidungen<br />
zur Auswahl der zu ehrenden Persönlichkeiten maßgeblich eingebunden. Auch aus<br />
diesem Grund freue ich mich heute, hier zu Ihnen zu sprechen.<br />
Schließlich gibt mir der Anlass der Karl-Abetz-Preisverleihung die Gelegenheit, Sie, die Sie<br />
heute von nah und fern angereist sind, in wenigen Sätzen über die aktuelle Entwicklung und<br />
die Perspektiven unserer Fakultät in den Bereichen Forschung und Lehre zu informieren. Dies<br />
erscheint mir umso wichtiger, als die früher eher gleichgerichtet verlaufende Entwicklung von<br />
Forschung und Lehre an den verschiedenen deutschsprachigen forstwissenschaftlichen Universitätsstandorten<br />
heute einer zunehmenden Diversifizierung Platz macht. Es ist damit umso<br />
wichtiger, Freiburg als unverwechselbaren Standort Forstwissenschaftlicher Lehre und Forschung<br />
in seiner aktuellen und zukünftigen Entwicklung zu charakterisieren und die Gemeinsamkeiten,<br />
aber auch die Alleinstellungsmerkmale in Bezug auf andere befreundete, aber auch<br />
konkurrierende Fakultäten und wissenschaftlichen Einrichtungen herauszuarbeiten.<br />
In den vergangenen beiden Jahren seit der letzten Verleihung des Karl-Abetz-Preises sind auf<br />
Ebene der Universität mindestens zwei wichtige Entwicklungen zu vermerken, die sich unmittelbar<br />
und mittelbar auch auf die Strukturen und die Arbeit an unserer Fakultät auswirken:<br />
7
Zum einen endete im Jahr 2008 das 12-jährige „Rektorat Jäger“, das eine im Ganzen gesehen<br />
auch für das Zusammenwirken zwischen der Universität und der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />
fruchtbare und erfolgreiche Zeit war. Wir sind froh darüber, dass auch im<br />
neuen Rektorat unter Leitung von Magnifizenz Schiewer mit Herrn Vizerektor Schanz, wie<br />
schon im vorigen Rektorat mit Herrn Kollege Volz, wieder ein Wissenschaftler aus den Reihen<br />
unserer Fakultät in hervorragender Position in die Universitätsleitung eingebunden ist.<br />
Wir glauben auf diese Weise sicher sein zu können, dass Anliegen der Fakultät auch zukünftig<br />
wahrgenommen, verstanden und soweit möglich, auch in der Universität angemessenes<br />
Gehör finden werden. Insofern bedaure ich natürlich einerseits, dass Magnifizenz Schiewer<br />
wegen einer erst kürzlich bekannt gewordenen dringenden Verpflichtung im Ausland die<br />
Preise heute nicht persönlich verleihen kann. Ich freue mich aber auch andererseits, dass Sie,<br />
sehr geehrter Vizerektor Schanz, in Vertretung von Rektor Schiewer als ein mit der Fakultät<br />
und dem Karl-Abetz-Preis in besonderem Maße verbundener Kollege die Preise heute verleihen<br />
werden.<br />
Das zweite gesamtuniversitäre Ereignis von Bedeutung war und ist sicherlich der Erfolg Freiburgs<br />
im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, Freiburg darf sich ja<br />
heute als eine der 9 führenden, d. h. exzellenten Universitäten dieser Republik bezeichnen.<br />
Allerdings empfinden und erleben wir es als mehr als nur einen Schönheitsfehler, dass in den<br />
Projekten, die zur Erlangung des Exzellenz-Status führten, Wissenschaftler der Fakultät für<br />
Forst- und Umweltwissenschaften eine allenfalls marginale Rolle spielen konnten. Wir sind<br />
der Meinung, dass die wissenschaftliche Qualität und die gesellschaftliche Bedeutung jener<br />
Fragen, an denen an unserer Fakultät maßgeblich geforscht wird, das Prädikat „exzellent“<br />
verdienen. Deshalb bemühen wir uns nach dem Motto „Nach der Wahl ist vor der Wahl“ bereits<br />
heute darum, bei der neuen Runde der Exzellenzinitiative, bei der es um die Bestätigung,<br />
aber auch um den Verlust des Exzellenz-Status gehen kann, mit Projekten, die von uns maßgeblich<br />
mitgestaltet werden, mit dabei zu sein und für Freiburg Flagge zu zeigen.<br />
Im Bereich der Lehre hat uns der Ihnen aus den Medien hinreichend bekannte Bologna-<br />
Prozess und die damit verbundene Umstellung der Lehre von dem erfolgreichen Diplomstudiengang<br />
auf das zweistufige Bachelor-Masterkonzept fortwährend in Atem gehalten. Wir<br />
konnten dabei allerdings auf Erfahrungen aufbauen, die wir bereits in unserem weithin beachteten<br />
und anerkannten reformierten Studiengang gesammelt haben, und es war sicher auch<br />
richtig, bereits früh mit der Umstellung zu beginnen.<br />
Die ersten Bachelors, die vor drei Jahren hier begonnen haben, haben in diesem Jahr bereits<br />
ihren Abschluss gemacht und bewähren sich entweder am Arbeitsmarkt oder in weiterführenden<br />
Studiengängen. Wir bieten heute an unserer Fakultät ein differenziertes Programm von<br />
drei Bachelor-Studiengängen und darauf aufbauend von 7 Masterstudiengängen an, davon<br />
vier in englischer Sprache. Auf der Darstellung hinter mir finden Sie die Bezeichnungen dieser<br />
Studiengänge, die bereits erkennen lassen, dass die Fakultät in der Lehre ein breites Spektrum<br />
von Themenbereichen abdeckt und damit weit über die reinen Forstwissenschaften hinausgeht.<br />
Hinter diesen Bezeichnungen verbergen sich extrem komplizierte Konstrukte, die<br />
ich Ihnen hier nicht zumuten möchte, die aber die Komplexität der durch den Bologna-<br />
Prozess initiierten Curricula deutlich machen.<br />
Sie können sich sicher vorstellen, dass damit nicht nur die Grenze der Lehrkapazität ausgeschöpft<br />
ist, sondern dass auch die praktische Umsetzung dieses Lehrangebots eine sehr erhebliche<br />
organisatorische „Herausforderung“ ist, sowohl was die Koordinierung der Module und<br />
deren Inhalte als auch was die Vielzahl der erforderlichen Prüfungen angeht. Wir sind den-<br />
8
noch guten Mutes, und die Akzeptanz unserer Studiengänge macht uns optimistisch, dass wir<br />
die Qualität dieser Studiengänge in den kommenden Jahren nicht nur durch die vorgeschriebene<br />
Akkreditierung dokumentieren können, sondern dass wir auch durch permanente Verbesserungen<br />
die berechtigten Anliegen unserer Studierenden nach einer individuellen und<br />
qualitätsvollen Lehre immer besser erfüllen werden. Dabei sind die in Baden-Württemberg<br />
seit dem Jahre 2008 erhobenen Studiengebühren mit immerhin 1.000 € je Student und Jahr<br />
ein wichtiger und prinzipiell wirksamer Beitrag. Allerdings hat das Bemühen unseres Ministeriums<br />
um eine sozialere Ausgestaltung der Gebühren dazu geführt, dass die Studiengebühren<br />
durch die Geschwisterbefreiung und Härtefallregelungen gegenüber dem Aufkommen im ersten<br />
Jahr heuer um fast 30% gesunken sind. Umso mehr ist es aus Sicht der Fakultäten ein<br />
Wermutstropfen, dass doch erhebliche Teile der Studiengebühren in Aktivitäten auf Ebene<br />
der Universität fließen. Dies verbessert sicherlich die Rahmenbedingungen des Studierens im<br />
Allgemeinen, beschränkt aber naturgemäß andererseits die Möglichkeit zu einer intensiveren<br />
Arbeit an der Basis an und mit den Studierenden auf Ebene der jeweiligen Lehrveranstaltungen.<br />
Wir hoffen, dass durch laufendes Nachsteuern bei der Verteilung der Studiengebühren<br />
deren Verwendung zukünftig in noch flexiblerer und sachgerechterer Weise erfolgen wird.<br />
Neben der Konsolidierung des Lehrangebots ist ein zweiter für die Fakultät wichtiger Entwicklungsschwerpunkt<br />
der nächsten Jahre die Neubesetzung einer ganzen Anzahl von Professuren.<br />
In den nächsten fünf Jahren, d.h. bis zum Jahre 2014 werden voraussichtlich sieben<br />
Professuren, und zwar solche, die vornehmlich für forstwissenschaftlich geprägte Kernfächer<br />
zuständig sind, aus Altersgründen neu zu besetzen sein.<br />
Dies bringt zum einen einen großen administrativen Aufwand mit sich. Es erfordert weiterhin<br />
von Fakultät und Universität erhebliche finanzielle Anstrengungen, wenn die Bedingungen<br />
für Neuberufungen so gestaltet werden sollen, dass exzellente Kolleginnen und Kollegen dem<br />
Ruf nach Freiburg folgen. Andererseits eröffnet die Neubesetzung von so vielen wichtigen<br />
Professuren in einem relativ überschaubaren Zeitraum aber auch die Möglichkeit, über die<br />
fachliche Ausrichtung der Fakultät im Generellen und auch im Detail zu diskutieren und damit<br />
zukunftsgerichtete Entscheidungen vorzubereiten und umzusetzen. Dieser Orientierungsprozess<br />
ist zur Zeit in vollem Gange. Unter anderem durch eine Serie von extern moderierten<br />
Klausurtagungen bemühen wir uns, die für die Zukunft richtigen Profillinien und Schwerpunkte<br />
herauszuarbeiten und in einem konsensualen Prozess einer Entscheidung durch die<br />
zuständigen Gremien zuzuführen. Gerade kürzlich haben wir uns auf einer Klausurtagung<br />
insoweit festgelegt, als in Freiburg auch für die überschaubare Zukunft Wald- und Forstwirtschaft<br />
zusammen mit der Landschaft und den natürlichen Ressourcen eine profilgebende Rolle<br />
nicht nur im Namen der Fakultät, sondern auch in ihrer fachlichen Ausrichtung spielen sollen.<br />
Wir sind der Meinung, dass dies für Freiburg auch für die Zukunft gute Chancen und<br />
Möglichkeiten eröffnet, und zwar umso mehr, als an anderen Standorten in Deutschland und<br />
in benachbartem Ausland die Wald- und Forstkomponente eher in den Hintergrund zu treten<br />
scheint, und auf die Behandlung umweltrelevanter Fragen angesichts der Breite dieses Feldes<br />
natürlich seitens unserer Fakultät kein „Alleinvertretungsanspruch“ reklamiert werden kann,<br />
weder an der Universität Freiburg noch im Universitäts-übergreifenden Kontext.<br />
Wir sind auch der Meinung, dass durch die Bündelung aller Kräfte am Standort Freiburg, z.<br />
B. durch die Einbeziehung der in anderen Fakultäten und in den Zentren der Universität vorhandenen<br />
Kompetenz, aber auch durch die noch engere Kooperation mit der badenwürttembergischen<br />
Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, die kritische Masse im Sektor<br />
Forst und Umwelt so entscheidend gestärkt werden kann, dass wir nicht nur national, sondern<br />
auch international eine „exzellente“ Rolle spielen. Dazu trägt die Einbeziehung unserer<br />
Kollegen aus der Schweiz mit ETH und <strong>WSL</strong> und aus Frankreich mit Universität und INRA<br />
9
Nancy einer Dreiländerkooperation bei, für deren Strukturierung wir in den letzten Jahren<br />
bereits konkrete Schritte vorgenommen haben. Insofern trifft es sich gut, dass die Hauptpreisträger<br />
des heutigen Tages aus der Schweiz kommen, aus der bereits genannten <strong>WSL</strong>, dokumentiert<br />
dies doch diesen Verbundgedanken auf nachdrückliche Weise.<br />
Ich möchte abschließend Ihnen, Durchlaucht heute für die nunmehr seit 30 Jahren kontinuierliche<br />
Unterstützung der Fakultät durch die Auslobung des Karl-Abetz-Preises und der Karl-<br />
Abetz-Förderpreise herzlich danken, und ich möchte weiterhin den beiden Hauptpreisträgern,<br />
Herrn Dr. Lemm und Herrn Dr. Thees zu der Ehre, die Ihnen heute zuteil wird, sehr herzlich<br />
gratulieren. Ebenso herzlich beglückwünschen möchte ich die Förderpreisträger aus Hamburg,<br />
München und aus unserer Fakultät. Ihr Erfolg gibt uns das wichtige und richtige Signal,<br />
dass die Zukunft eines Faches und eines wissenschaftlichen Standortes nur dann gesichert ist,<br />
wenn immer wieder hervorragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich mit<br />
Kraft und Leidenschaft für ein zentrales Fachgebiet aus dem Bereich der Forstwissenschaften<br />
engagieren und dabei erfolgreich sind.<br />
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
10
Laudatio und Preisvergabe durch den<br />
Prorektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Spectabilis,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
liebe Studierende,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Prof. Dr. Heiner Schanz<br />
im Namen der Albert-Ludwigs-Universität heiße ich Sie hier in der „guten Stube“ unserer<br />
Universität herzlich willkommen.<br />
Die Statuten des Karl-Abetz-Preises zur Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben<br />
sehen vor, dass der Preis durch den Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg verliehen<br />
wird. Leider kann Rektor Schiewer wegen einer Auslandsdienstreise diese Pflicht nicht, wie<br />
ursprünglich von ihm vorgesehen, persönlich wahrnehmen. Er bedauert dies sehr und grüßt<br />
den Stifter, die Festversammlung und die Preisträger sehr herzlich.<br />
Als Vizerektor der Universität ist es für mich nicht nur eine gerne übernommene Amtspflicht,<br />
den Rektor in dieser wichtigen Funktion zu vertreten, sondern als Mitglied der Fakultät für<br />
Forst- und Umweltwissenschaften und somit als Fachkollege darüber hinaus auch eine persönliche<br />
Freude, den Karl-Abetz-Preis übergeben zu können.<br />
Mein ganz besonderer Willkommensgruß gilt Ihnen, Fürst Waldburg, als dem Preisstifter.<br />
Ich begrüße sehr herzlich<br />
• die Mitglieder des Preiskuratoriums und<br />
• die Preisträger<br />
• Herrn Dr. Lemm und Herrn Dr. Thees als Empfänger des Karl-Abetz-Preises für hervorragende<br />
Beiträge zur Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben sowie<br />
• Frau Gerner, Herrn Dr. Hedden und Herrn <strong>Steinbeis</strong> als Empfängerin und Empfänger<br />
der Karl-Abetz-Förderpreise.<br />
Der Karl-Abetz-Preis hat aus Sicht der Universität eine besondere Bedeutung:<br />
Er ist nicht nur einer der höchst dotierten Preise, die an dieser Universität von Privatpersonen<br />
gestiftet werden, sondern er ist zugleich auch ein Preis mit einer sehr langen ununterbrochenen<br />
Tradition, wurde doch dieser Preis bereits im Jahre 1972 erstmals verliehen.<br />
Die Zielsetzung des Preises ist eindeutig: Es sollen Persönlichkeiten für hervorragende Beiträge<br />
zur Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben ausgezeichnet werden, und zwar<br />
unbeschadet dessen, ob sie eher im praktischen betrieblichen und organisatorischen Bereich<br />
oder eher mit Schwerpunkt in der Wissenschaft tätig waren und sind.<br />
Ein Preis mit der inhaltlichen Ausrichtung auf Wirtschaftlichkeit ist gerade in der Forstwirtschaft<br />
keine Selbstverständlichkeit. Vielfältige Ansprüche der Gesellschaft und ein dichtes<br />
Netz an staatlichen Regelungen und Interventionen mit Bezug auf den Wald lassen das Element<br />
der Wirtschaftlichkeit in gesellschaftlichen Diskussionen oft in den Hintergrund treten.<br />
11
Manchmal könnte man fast den Eindruck haben, Waldbewirtschaftung habe mit Wirtschaftlichkeit,<br />
d. h. mit dem sparsamen Einsatz knapper Mittel zur Erreichung eines bestimmten<br />
Ziels, nur noch wenig zu tun. Es ist daher nicht nur verdienstvoll, sondern auch bezeichnend,<br />
dass dieser wichtige Preis aus der Tradition eines großen privaten Forstbetriebes heraus gestiftet<br />
wird, dessen Eigentümer seit Jahrhunderten ihre wirtschaftliche Existenz maßgeblich<br />
auf die erfolgreiche Bewirtschaftung von Wald gründeten und auch heute noch gründen.<br />
Ihnen, Durchlaucht, und Ihrer Familie schuldet die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg großen<br />
Dank, nicht nur für die Auslobung und finanzielle Ausstattung des Preises, sondern auch<br />
für die damit verbundene stete Erinnerung, dass Wirtschaftlichkeit auch im Hinblick auf die<br />
Naturressource Wald immer wieder angestrebt und errungen werden muss.<br />
Der heute zu übergebende Karl-Abetz-Preis des Jahres 2009 geht an zwei Wissenschaftler,<br />
die in der Schweiz an der renommierten Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft,<br />
kurz <strong>WSL</strong> genannt, tätig sind.<br />
Dr. Renato Lemm hat zunächst ein Studium als Diplom-Physiker an der ETH Zürich abgeschlossen,<br />
und danach ebenfalls an der ETH Forstwissenschaft mit dem Abschluss als Diplom-Forstingenieur<br />
studiert. Nach Abschluss seiner Promotion, ebenfalls an der ETH Zürich,<br />
begann er seine wissenschaftliche Arbeit an der <strong>WSL</strong>, wo er nach verschiedenen fachlichen<br />
Stationen heute in der Forschungseinheit „Forstliche Produktionssysteme“ tätig ist.<br />
Dr. Oliver Thees ist Absolvent unserer Universität und hat nach seinem Studienabschluss als<br />
Diplom-Forstwirt im Jahre 1979 ebenfalls in Freiburg ein Studium der Volkswirtschaftslehre<br />
im Jahr 1984 als Diplom-Volkswirt erfolgreich abgeschlossen.<br />
Er hat zeitgleich am Institut für Forstbenutzung und forstliche Arbeitswissenschaft bei Prof.<br />
Grammel, dem im Jahre 2005 verstorbenen Vorgänger von Prof. Gero Becker, promoviert. Er<br />
begann danach seine wissenschaftliche Tätigkeit an der <strong>WSL</strong> und ist dort heute ebenfalls in<br />
der Forschungseinheit „Forstliche Produktionssysteme“ tätig.<br />
Seither hat er zusammen mit Dr. Lemm im Team wissenschaftlich anspruchsvolle und<br />
zugleich für die Praxis höchst relevante Forschungskonzepte entwickelt, Problemlösungen<br />
erarbeitet und ihre Umsetzung in die Praxis vorbereitet. Eine wichtige Zielgruppe sind die in<br />
der Schweiz flächenmäßig dominierenden, aber auch in Deutschland besonders wichtigen<br />
mittleren und kleineren Forstbetriebe, unabhängig davon, ob sie in kommunalem oder privatem<br />
Eigentum stehen.<br />
Die Preisträger haben sich damit einem technisch-wissenschaftlich wie auch in der praktischforstpolitischen<br />
Umsetzung anspruchsvollen und schwierigen Thema verschrieben und werden<br />
heute für ihre konzeptionellen und praktischen Leistungen in diesem Bereich geehrt.<br />
Ich darf Sie, Durchlaucht, als Preisstifter und die Herren Dr. Lemm und Dr. Thees, auf die<br />
Bühne bitten und komme zur Verlesung der beiden Laudationes und zur Überreichung der<br />
Preisurkunden:<br />
Herr Dr. Renato Lemm erhält den Karl-Abetz-Preis des Jahres 2009 für die Entwicklung und<br />
Einführung informationstechnologischer Konzepte und Instrumente, die auch unter den<br />
schwierigen Bedingungen kleinteiliger forstwirtschaftlicher Strukturen Forstbetrieben Innovation<br />
und Wirtschaftlichkeit ermöglichen. Er hat damit einen hervorragenden Beitrag zur Förderung<br />
der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben geleistet.<br />
12
Herr Dr. Oliver Thees erhält den Karl-Abetz-Preis des Jahres 2009 für die Entwicklung und<br />
Einführung informationstechnologischer Konzepte und Instrumente, die auch unter schwierigen<br />
Bedingungen kleinteiliger forstwirtschaftlicher Strukturen Forstbetrieben Innovation und<br />
Wirtschaftlichkeit ermöglichen. Er hat damit einen hervorragenden Beitrag zur Förderung der<br />
Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben geleistet.<br />
Sehr geehrter Herr Dr. Lemm,<br />
sehr geehrter Herr Dr. Thees,<br />
ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu diesem Preis. Die Tatsache, dass der Preis an Sie beide<br />
gemeinsam geht, macht auch deutlich, dass Sie die in der Laudatio skizzierten Leistungen<br />
gemeinsam im Team erbracht haben; dies macht die Auszeichnung in meinen Augen besonders<br />
wertvoll.<br />
Überreichen der Urkunde und Gratulation<br />
Lassen Sie mich hinzufügen, dass mich die Tatsache besonders freut, dass dieser Preis, wie<br />
auch schon früher einige Male geschehen, in unser Nachbarland Schweiz geht. Die guten und<br />
freundschaftlichen Beziehungen zwischen unserem Raum und der Schweiz zu stärken, ist<br />
gerade aus aktueller Sicht ein wichtiges Anliegen der Universität Freiburg. Dass zudem einer<br />
der für seine Arbeit in der Schweiz geehrte Preisträger Alumnus unserer Universität ist, unterstreicht<br />
diese gute Zusammenarbeit auf nachdrückliche Weise.<br />
Ich komme nunmehr zur Verleihung der Karl-Abetz-Förderpreise des Jahres 2009.<br />
Nachdem Sie, Durchlaucht, von Ihrem Vater und Begründer des Karl-Abetz-Preises, Fürst<br />
Max Willibald, die Bewirtschaftung Ihres forstlichen Besitzes und damit auch die Stiftung des<br />
Karl-Abetz-Preises übernommen haben, war es nicht nur eine großzügige, sondern auch eine<br />
wegweisende Entscheidung von Ihnen, zusätzlich zum traditionellen Karl-Abetz-Preis, der<br />
arrivierte und in Wissenschaft bzw. forstlicher Praxis erfolgreiche Persönlichkeiten ehren soll,<br />
drei Förderpreise auszuloben.<br />
Aus Sicht der Universität ist dies ein wichtiges Signal und ein Ansporn für junge Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler. Mit dem Preis sollen ausgezeichnet werden jeweils eine<br />
herausragende Dissertation sowie zwei herausragende Diplom- bzw. Masterarbeiten, die sich<br />
inhaltlich in den Themenkreis „Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben“ einordnen<br />
lassen. Die Bewerberinnen und Bewerber kommen aus den forstwissenschaftlichen Fakultäten<br />
bzw. Abteilungen der deutschen, österreichischen und schweizerischen Universitäten.<br />
Die Auswahl trifft nach einem strukturierten Bewertungsverfahren das Preiskuratorium, welches<br />
auch über die Vergabe des Hauptpreises entscheidet.<br />
Der Karl-Abetz-Förderpreis für eine hervorragende Dissertation geht in diesem Jahr an<br />
Herrn Dr. Helge Hedden aus Hamburg. Dr. Hedden hat in Hamburg Holzwirtschaft studiert<br />
und nach seinem Abschluss als Diplom-Holzwirt unter der Anleitung von Prof. Dr. Udo Mantau<br />
eine Dissertation zum Thema „Regionalisierung der Aufkommens- und Verwendungspotenziale<br />
von Nadelstammholz in Deutschland“ verfasst, die sehr gut beurteilt wurde. Herr Dr.<br />
Hedden, ich freue mich, Ihnen den Karl-Abetz-Förderpreis für Dissertationen zu überreichen<br />
und gratuliere Ihnen ganz herzlich.<br />
Überreichen der Urkunde und Gratulation<br />
13
Der erste Karl-Abetz-Förderpreis für eine hervorragende Diplomarbeit geht an Frau Jutta<br />
Gerner aus Freiburg. Frau Gerner hat an unserer Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />
vor kurzem ihre Diplomprüfung abgeschlossen. Ihre sehr gut bewertete Diplomarbeit trägt<br />
den Titel „Naturschutz im Dialog? Erfahrungen bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie in<br />
Baden-Württemberg“. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Ulrich Schraml von Institut für Forst-<br />
und Umweltpolitik und von Prof. Dr. Werner Konold, dem Leiter des Instituts für Landespflege,<br />
wissenschaftlich angeleitet und betreut.<br />
Frau Gerner, ich möchte Ihnen hiermit Ihre Preisurkunde überreichen und Sie zugleich ganz<br />
herzlich zu diesem Erfolg beglückwünschen.<br />
Überreichen der Urkunde und Gratulation<br />
Der zweite Karl-Abetz-Förderpreis für eine Diplomarbeit geht nach München. Herr <strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong><br />
<strong>Steinbeis</strong> hat seine Abschlussarbeit zum Thema „Ecosystem Portfolio Optimization“<br />
angefertigt, die mit einer sehr guten Note bewertet wurde. Angeleitet wurde die Arbeit<br />
von Herrn Prof. Dr. Knoke aus München, der im Übrigen im Jahre 1999 selbst einer der ersten<br />
Karl-Abetz-Förderpreisträger war.<br />
Herr <strong>Steinbeis</strong>, ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zu Ihrem Preis<br />
Überreichen der Urkunde und Gratulation<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
zum Abschluss der heutigen Preisverleihung möchte ich noch mitteilen, dass sich gestern auf<br />
Anregung und Einladung des Stifters die heutigen Preisträger und die Förderpreisträger früherer<br />
Jahre getroffen haben. Dem Stifter und dem Preiskuratorium war und ist es ein Anliegen,<br />
den weiteren beruflichen Weg der durch Förderpreise ausgezeichneten jungen Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler zu verfolgen und damit letztlich auch die Bestätigung dafür zu<br />
finden, dass die seinerzeit ausgesprochene und mit einem Preis bedachte Förderung auf<br />
fruchtbaren Boden gefallen ist. Zugleich soll so ein Netzwerk der Preisträger des Karl-Abetz-<br />
Preises und des Karl-Abetz-Förderpreises entstehen, mit dessen Hilfe die Grundidee des<br />
Karl-Abetz-Preises, nämlich die Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben, gestärkt<br />
und in die Breite getragen werden soll.<br />
Ich freue mich auch seitens der Universität sehr über diese Initiative, die im Kontext des Karl-<br />
Abetz-Preises das generelle Bemühen der Universität zur Stärkung des Alumni-Gedankens<br />
konkretisiert und unterstützt.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
14
Übergabe des Karl-Abetz-Preises 2009 durch den Pro-Rektor der Albert-<br />
Ludwigs-Universität an die Preisträger Dr. Renato Lemm und Dr. Oliver Thees<br />
Dr. Renato Lemm, Dr. Oliver Thees<br />
Prorektor Prof. Dr. Heiner Schanz Fürst von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee<br />
v. li. nach re.: Dekan Prof. Dr. H. Rennenberg, Pro-Rektor Prof. Dr. Heiner Schanz, <strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong>,<br />
Jutta Gerner, Dr. Helge Hedden, Dr. Oliver Thees, Dr. Renato Lemm, Fürst von Waldburg zu Wolfegg und<br />
Waldsee<br />
15
Dankesrede<br />
stellvertretend für die Förderpreisträger<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Dr. Helge Hedden<br />
bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich etwas aufgeregt bin, da es für mich nicht alltäglich ist,<br />
bei einer solchen Veranstaltung eine Dankesrede zu halten.<br />
Wir Förderpreisträger möchten uns als erstes bei unseren Mentoren recht herzlich für ihre<br />
Unterstützung bedanken. Ohne ihre Hilfe wären wir jetzt nicht hier. Dies gilt für meinen Mentor,<br />
Prof. Mantau, für Prof. Schraml, der Frau Gerner unterstützt hat und für Prof. Knoke, der<br />
Herrn <strong>Steinbeis</strong> unterstützt hat.<br />
Ebenfalls möchten wir uns bei dem Kuratorium bedanken, das unsere Arbeiten ausgewählt<br />
hat und wir somit heute hier sein können. Dies zeigt uns, dass wir wohl das eine oder andere<br />
richtig gemacht haben.<br />
Immer, wenn ich einen Artikel über solche Preisverleihungen in einschlägigen Zeitungen gelesen<br />
habe, stellte ich mir die Frage: wie zum Teufel haben die das geschafft? Ich kann Ihnen<br />
nun die Antwort geben: man braucht jede Menge Engagement, die richtigen Mentoren und<br />
das richtige Thema zur richtigen Zeit.<br />
Aber komme ich nun zu Ihnen, Euer Durchlaucht. Ich finde es großartig, dass Sie quasi Menschen,<br />
die Sie persönlich kaum oder gar nicht kennen, Geld schenken. Sie unterstützen nicht<br />
nur Ihnen unbekannte Menschen, sondern Sie bauen die Förderung auch aus! Zu diesem Ergebnis<br />
kam ich auch in einem Gespräch mit dem ersten Förderpreisträger für Dissertationen<br />
aus dem Jahre 1997, Herrn Dr. Elsasser, als wir uns über den Karl-Abetz-Preis unterhielten.<br />
Ich soll Ihnen übrigens, Euer Durchlaucht, schöne Grüße von ihm übermitteln. Herr Dr. Elsasser<br />
bedauert es sehr, aus persönlichen Gründen nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen<br />
zu können.<br />
Dieser Preis motiviert sicherlich in zweierlei Hinsicht. Einerseits bestätigt uns diese Auszeichnung<br />
in unserer Arbeit und motiviert uns weiterzumachen, wobei das Preisgeld dazu<br />
beiträgt, den Grundstock für die weitere Arbeit bei unseren Vorhaben zu legen oder zu ergänzen.<br />
Es motiviert aber sicherlich auch andere Studenten, vielleicht selber in zwei, vier oder<br />
sechs Jahren hier zu stehen.<br />
Lassen Sie mich nochmals Ihnen danken. Unser Dank gilt aber auch allen anderen, die diese<br />
Veranstaltung ermöglichen.<br />
Vielen Dank!<br />
17
Die<br />
Karl-Abetz-Preisträger<br />
2009<br />
19
Ausbildung<br />
Lebenslauf<br />
Dr. Renato Lemm<br />
Geburtsdatum: 09.11.1953<br />
Familienstand: verheiratet, 3 Kinder<br />
Nationalität: Schweiz<br />
Hobbies: Eishockey und Jagd<br />
Adresse: Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und<br />
Landschaft <strong>WSL</strong>, Zürcherstrasse 111<br />
CH-8903 Birmensdorf<br />
Tel: +41 44 7392 478<br />
E-Mail: renato.lemm@wsl.ch<br />
1988 -1991 Doktorarbeit, Abteilung für Forstwissenschaft der ETH Zürich<br />
1991 Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften, Dr.sc.techn. ETH Zürich<br />
1984 Abschluss als Dipl. Forsting. ETH Zürich mit Eidg. Wählbarkeitszeugnis für eine höhere Forstbeamtung<br />
in der Schweiz<br />
1979 - 1984 Studium der Forstwissenschaft, Abteilung für Forstwirtschaft ETH Zürich<br />
1982 - 1984 Forstliche Praktika in den Kantonen Zürich und Glarus<br />
1979 Abschluss als Dipl. Physiker ETH<br />
1. Preis für Diplomarbeit, Abteilung „Turnen und Sport“ Kat. Doktorarbeiten und Diplomarbeiten<br />
anderer Studienrichtungen<br />
1973 - 1979 Studium der Physik, Abteilung für Physik ETH Zürich<br />
1966 - 1973 Mittelschule Lyceum Alpinum Zuoz, Abschluss: Maturität Typus C<br />
Beruflicher Werdegang<br />
seit 2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschungseinheit „Forstliche Produktionssysteme“ Eidg.<br />
Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />
2002-2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung „Management Waldnutzung“ Eidg. Forschungsanstalt<br />
<strong>WSL</strong><br />
7/1999 – 2002 Gruppenleiter „Produktionsmanagement“, Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />
1989 – 6/1999 Gruppenleiter „Planung und Modellierung“, Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />
1995 - 2002 Forschungskommission, Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />
seit 2005 Vorstand Verein Integrierter Forstlicher Informationssysteme (IFIS)<br />
seit 1994 Vorstand Schweizerischer Arbeitskreis für Forsteinrichtung (safe)<br />
21
Ausbildung<br />
Lebenslauf<br />
Dr. Oliver Thees<br />
Geburtsdatum: 24.09.1954<br />
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder<br />
Nationalität Deutsch<br />
Adresse: Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft<br />
<strong>WSL</strong>, Zürcherstrasse 111<br />
CH-8903 Birmensdorf<br />
Tel: +41 44 7392 457<br />
E-Mail: oliver.thees@wsl.ch<br />
1974 Abitur am Nikolaus von Kues Gymnasium in Bernkastel-Kues<br />
1975 - 1979 Studium der Forstwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau<br />
1979 Abschluss als Diplom-Forstwirt<br />
1980 – 1984 Doktorarbeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Breisgau (Bereich Forstbenutzung)<br />
1984 Promotion zum Dr. rer. nat<br />
1977 – 1984 parallel: Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Albert- Ludwigs-Universität Freiburg i.<br />
Breisgau<br />
1985 Abschluss als Diplom-Volkswirt<br />
1985 – 1987 Referendariat bei der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz<br />
1987 Staatsexamen zum Forstassessor<br />
Beruflicher Werdegang<br />
1980 – 1984 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Forstbenutzung und forstliche<br />
Arbeitswissenschaften der Universität Freiburg im Breisgau<br />
1985 – 1987 Referendar bei der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz (Forstamt Entenpfuhl, Forstdirektion<br />
Koblenz)<br />
1987 – 1988 Consultant, u.a. bei Rigesa, Cellulose, Papel e Embalagens LTDA in Santa Catarina, Brasilien<br />
1988 – 1989 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe "Betriebswirtschaft" der Eidg. Anstalt<br />
für das forstliche Versuchswesen (EAFV)<br />
1989 – 1999 Gruppenleiter "Forsttechnik" an der Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />
2003 – 2006 Abteilungsleiter, Abteilung "Management Waldnutzung" an der Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />
2000 – heute Programmleiter, Forschungsprogramm "Management zukunftsfähige Waldnutzung" an der Eidg.<br />
Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />
Ausschussarbeit, Lehraufträge, Verschiedenes<br />
1980 Pfeil-Preis-Reisestipendium der Alfred Töpfer Stiftung<br />
1989 – heute Mitglied im Arbeitsauschuss „Schlepper und Maschinen“ des Forsttechnischen Prüfausschusses<br />
FPA beim Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik KWF<br />
1990 – heute Verbindungsmann der berufsständischen Organisation Vereinigung der Kader des Bundes VKB<br />
1991 – heute Mitglied der Arbeitsgruppe „Wald- und Holzwirtschaft“ beim Schweizerischen Forstverein SFV<br />
1992 – 2005 Lehrauftrag an der ETH Zürich (Forstliche Verfahrenstechnik)<br />
1995 Lehrauftrag an der Universität Freiburg im Breisgau (Holzernte)<br />
2004 – heute Korrespondierendes Mitglied beim Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik KWF<br />
2005 – heute Mitglied im Scientific Committee „Waldökonomisches Seminar“<br />
23
Vortrag der Karl-Abetz-Preisträger 2009<br />
Dr. Oliver Thees und Dr. Renato Lemm<br />
Informationstechnologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit<br />
auch für kleine Forstbetriebe<br />
Sehr geehrter Fürst zu Waldburg zu Wolfegg und Waldsee<br />
Sehr geehrter Herr Professor Schanz<br />
Sehr geehrter Herr Professor Rennenberg<br />
Sehr geehrtes Preiskuratorium<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren<br />
Die Auszeichnung mit dem KAP ist für uns eine grosse Ehre, für die wir uns herzlich<br />
bedanken.<br />
Sie gebührt eigentlich unserem ganzen Team, welches sich über Jahre für die Belange der<br />
Forstwirtschaft engagiert hat. An dieser Stelle ist auch der Schweizer Forstpraxis und der<br />
<strong>WSL</strong> zu danken, die unsere Arbeiten letztlich ermöglicht haben.<br />
Wir freuen uns ganz besonders, dass heute so viele gekommen sind, inbesondere aus der der<br />
Schweiz und speziell von der <strong>WSL</strong>, allen voran unser Direktor Professor James Kirchner und<br />
unser Chef Dr. Norbert Kräuchi.<br />
Diese Auszeichnung kommt auch in einem günstigen Zeitpunkt, stehen wir doch kurz vor<br />
dem Abschluss unseres Forschungsprogrammes Management zukunftsfähige Waldnutzung,<br />
welches unseren Arbeiten den Rahmen gegeben hat. Dieser Preis – so hoffen wir natürlich –<br />
wird auch die anwendungsorientierte Waldforschung in der Schweiz stärken. Er ist uns eine<br />
Verpflichtung im Sinne des Namensgebers, Prof. Karl Abetz, auf dem eingeschlagenen Weg<br />
weiterzugehen, und einen direkten Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft zu stiften.<br />
In unserem Referat fokussieren wir auf die moderne Informationstechnologie und ihren<br />
Einsatz in der Holzproduktion. Hier bieten sich enorme Potenziale, um die Bewirtschaftung<br />
des Waldes zu verbessern sowohl in ökonomischer, als auch in ökologischer Hinsicht. Mit IT-<br />
Instrumenten lassen sich komplexe Entscheidungssituationen auf quantitativer Basis<br />
unterstützen und Routineaufgaben automatisieren.<br />
Wir haben Informationstechnik schon früh als hoch effiziente Möglichkeit identifiziert, um<br />
das enorme Wissen, welches Forschung und Entwicklung generieren, auch bei kleinteiligen<br />
Forststrukturen in der Praxis verfügbar und nutzbar zu machen. Um Effizienz und Effektivität<br />
in der Forstwirtschaft zu verbessern, haben wir in unserem Programm verschiedene ITbasierte<br />
Instrumente entwickelt. Dabei haben wir die Anwender und ihr Umfeld immer stark<br />
einbezogen bzw. berücksichtigt.<br />
25
Vorgehen<br />
Zunächst beleuchten wir die kleinteiligen Forststrukturen vor dem Hintergrund der<br />
ökonomischen Theorie und zeigen Ansätze, wie man deren Nachteile überwinden kann.<br />
Im nächsten Schritt stellen wir die anwendungsorientierte Forst-Forschung an der <strong>WSL</strong> vor,<br />
wie wir sie im Rahmen unseres Forschungsprogrammes als ganzheitlichen Ansatz entwickelt<br />
haben. Es folgen grundsätzliche Überlegungen zur Informationstechnik und ihrem Einsatz in<br />
der Forstwirtschaft. Ein Überblick zeigt die konkret entwickelten Instrumente. Bei einem<br />
ausführlicher dargestellten Beispiel werden Sie spüren, was wir genau tun und wie wir dabei<br />
mit der Praxis zusammenarbeiten. Schliesslich werden wir Folgerungen über die zukünftige<br />
Rolle der Informationstechnik in der Forstforschung ziehen.<br />
Ökonomische Wirkungen kleinteiliger Forststrukturen<br />
Bei verbundener Produktion privater und öffentlicher Güter und hoher Fertigungstiefe<br />
in einem kommunalen Forstbetrieb:<br />
Beurteilungsperspektive<br />
produktionsökonomisch<br />
industrieökonomisch<br />
institutionenökonomisch<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Holzproduktion Öffentliche Güter<br />
Skaleneffekte<br />
Marktmacht<br />
Transaktionskosten<br />
Anreize<br />
+<br />
-<br />
+<br />
Verbundeffekte<br />
Marktversagen<br />
Transaktionskosten<br />
Anreize<br />
Man fragt sich, ob es in einem kleinen Land wie der Schweiz überhaupt grosse Strukturen<br />
geben kann und ob man mit den einschlägigen Bemühungen sowieso nur mittlere,<br />
ökonomisch evtl. unvorteilhafte Grössen erreicht. Wie auch immer - Vor dem Hintergrund der<br />
Hauptfrage der heutigen Veranstaltung muss man die kleinteiligen Strukturen genauer unter<br />
die Lupe nehmen und sie vor allem ökonomisch analysieren. Dabei beschränken wir uns auf<br />
die Makro-Ebene von Betrieb und Verwaltung. Auf der Mikro-Ebene der einzelnen<br />
Waldbestände verteuert Kleinteiligkeit z.B. in Form geringer Schlaggrössen von 1 bis 2<br />
Hektaren und grosser Baumartenvielfalt die Holzernte.<br />
Für die folgende Betrachtung unterstellen wir einen kleinen kommunalen Eigenregiebetrieb<br />
mit ca. 300 Hektar Wald, der sein Holz durch einen Förster selbst vermarktet. Die<br />
verschiedenen ökonomischen Sichtweisen der Analyse machen vor allem die Nachteile der<br />
kleinteiligen Strukturen transparent.<br />
Erwartungsgemäss zeigt sich unter produktionsökonomischen Aspekten, dass kleine<br />
Betriebsgrössen für die reine Holzproduktion nachteilig sind. Bei geringem Einschlag können<br />
keine Skaleneffekte genutzt und keine Marktmacht erreicht werden. Hinzu kommen hohe<br />
Transaktionskosten, insbesondere bei der Vermarktung der geringen Einschlagsmenge an die<br />
meist grosse Zahl von Käufern.<br />
Bei den öffentlichen Gütern spielt die Betriebsgrösse teilweise eine weniger wichtige Rolle.<br />
Dies gilt allerdings auch nur unter der genannten Voraussetzung, dass man den kleinen<br />
Betrieb für sich alleine betrachtet. Produktionsökonomisch kann man z.B. von<br />
Verbundeffekten mit der Holzproduktion profitieren. Kleinteilige Forststrukturen sind<br />
letztendlich auch für die Produktion öffentlicher Güter einschränkend.<br />
26
Wenn man der Kleinteiligkeit ökonomisch noch etwas abgewinnen will, dann ist es die<br />
Vielfalt, welche stabilisierend wirkt - allerdings im Guten wie im Schlechten. Die<br />
Holzproduktion leidet auf jeden Fall sehr darunter. Durch Massnahmen auf der Ebene der<br />
Organisation und des Ressourceneinsatzes ist es aber durchaus möglich, ihre Situation zu<br />
verbessern und insbesondere Ernte- und Verwaltungskosten zu senken. Es bestehen also noch<br />
Chancen, Wettbewerbsnachteile zu verringern.<br />
Kooperation in der Holzproduktion – aus Sicht der Transaktionskostentheorie<br />
(Coase 1937, Williamson 1985)<br />
Organisationsformen = Koordinations- und Motivationsmechanismen<br />
Anpassungskapazität<br />
Anreizintensität<br />
Bürokratiekosten<br />
Markt<br />
Optimum<br />
Kooperation<br />
Anforderungen<br />
Hierarchie<br />
"Juwel" (v. Hayek 1945) Unternehmen<br />
Vermarktung von<br />
Nutzungsrechten<br />
Nutzungsrechte beim Einzelnen<br />
Nutzungsentscheide gemeinsam<br />
gefällt, ggfs. delegiert<br />
Fusion von<br />
Nutzungsrechten<br />
Ein Schlüssel zur Überwindung der Kleinteiligkeitsprobleme liegt natürlich auf der<br />
organisatorischen Ebene. Der Ansatz, via Grösse zu ökonomischem Erfolg zu kommen, ist<br />
hierbei nur ein Aspekt, der alleine wie man weiss auch nicht zwingend zum Erfolg führt.<br />
Andere wichtige Überlegungen zur Optimierung der Organisation lassen sich mit Hilfe der<br />
Transaktionskostentheorie darstellen. Diese fasst Organisationsformen als Koordinations- und<br />
Motivationsmechanismen auf. Produktionen werden danach beurteilt, ob sie sich besser im<br />
Rahmen hierarchischer Strukturen wie Unternehmen durchführen lassen, oder ob man sie<br />
besser via Marktmechanismen koordiniert. Dabei sind bezüglich Anpassungsfähigkeit Märkte<br />
ein Juwel, wie F.A. von Hayek es formulierte. Verantwortlich dafür ist der<br />
Preismechanismus. Hierarchien, wie Unternehmen und Behörden koordinieren mittels<br />
Planung und Anweisung. Hybride wie Kooperationsverträge nehmen eine Mittelstellung ein.<br />
Die optimale Wahl ergibt sich aus dem Vergleich mit den Anforderungen, die an die<br />
Organisation gestellt werden.<br />
Auf unsere Fragestellung bezogen lässt sich die Kleinteiligkeit der Betriebstrukturen als<br />
Kleinteiligkeit der Nutzungsrechte auffassen und in das Denkschema einordnen. So betrachtet<br />
ergeben sich als Extrempositionen der Handlungsmöglichkeiten die Fusion von<br />
Nutzungsrechten einerseits und die Vermarktung von Nutzungsrechten andererseits. Beide<br />
stellen jedoch nach bisheriger Erfahrung keine Option für die Schweizer Forstbetriebe dar.<br />
Favorit der Praxis ist die Kooperation als Kompromiss, mit der man sich offenbar vor allem<br />
27
die Selbstbestimmung bewahren will. Dies verwundert allerdings nicht, wenn man die<br />
ausgeprägte Waldgesinnung, die grosse Autonomie der Schweizer Kommunen und ihren<br />
grossen Anteil am Wald bedenkt.<br />
Eine neue Untersuchung der Fachhochschule Zollikofen zeigt, dass es rund 130<br />
Kooperationen verschiedenster Art gibt und rund 17 % der grösseren Schweizer Betriebe an<br />
einer Kooperation beteiligt sind. Viele der Kooperationen sind in den letzten Jahren<br />
entstanden, was die Agilität der Schweizer Forstwirtschaft trotz hoher Staatsquote belegt.<br />
Unklar ist aber noch das Bild, wie erfolgreich sie sind. Um die Vorteile der Kooperation<br />
optimal nutzen zu können, sind Anpassungen zwingend notwendig. Sie reichen vom<br />
gemeinsamen Planen und Steuern der Produktion über die gemeinsame Rücknahme des<br />
Eigenregieanteils in der Holzernte bis hin zum gemeinsamen Verkauf, um das atomisierte<br />
Holzangebot zu bündeln. Auch die Frage der Personalausstattung muss gestellt werden.<br />
Aufgrund kantonaler Initiativen haben einige privatwirtschaftlich organisierte<br />
Holzvermarktungsorganisationen als Intermediäre erfolgreich die Koordination übernommen.<br />
Es tut sich also was bei der Überwindung der kleinteiligen Strukturen. Vielleicht wandert der<br />
Wald nun doch zum besseren Wirt.<br />
Mit IT Transaktionskosten senken und Kooperation ermöglichen<br />
Holz<br />
öffentliche<br />
Güter<br />
Biologische<br />
Produktion<br />
Biologische<br />
Produktion<br />
Kooperation<br />
T T<br />
T<br />
Vermarktung<br />
ERP<br />
T<br />
T<br />
Koordination<br />
SCM<br />
Technische<br />
Produktion<br />
Technische<br />
Produktion<br />
Forstbetrieb<br />
Be- und<br />
Verarbeitung<br />
T<br />
T<br />
private<br />
Nutzung<br />
öffentl.<br />
Nutzung<br />
T = Transaktion<br />
Ein weiterer Schlüssel zur Überwindung der Kleinteiligkeitsproblematik liegt auf der Ebene<br />
des Ressourceneinsatzes. Der Heilsbringer Kooperation lässt hier den Bedarf an<br />
Kommunikation und Koordination massiv anwachsen. Es entstehen sog. Transaktionskosten.<br />
Sie werden verursacht durch Informations-, Kommunikations- und Koordinationsprozesse.<br />
Namhafte Ökonomen schätzen, dass über 50 % des Bruttosozialproduktes auf<br />
Transaktionskosten entfallen.<br />
Auch im Holzproduktionsprozess spielen sie eine wichtige Rolle. Bei der Vermarktung und<br />
Ernte ergeben sich eine Fülle von Transaktionen, wie das Anbahnen und Vereinbaren von<br />
Holzgeschäften und das Abwickeln, Anpassen und Kontrollieren von Holzlieferungen. Bei<br />
28
einer betriebsübergreifenden Zusammenarbeit nehmen Kommunikation und Koordination<br />
beträchtlich zu. Die hohen Anforderungen lassen sich nur noch mit Hilfe von<br />
Informationstechnik effizient bewältigen.<br />
Informationstechnologie kann die Holzproduktion aber nicht nur auf ihrer technischen,<br />
sondern auch auf der biologischen Stufe unterstützen. Sie erlaubt es, mittels Modellen, die<br />
langfristigen und komplexen Planungen auf quantitativer Grundlage durchzuführen und<br />
laufend zu aktualisieren. Ähnliche Überlegungen gelten auch für die Produktion öffentlicher<br />
Güter. Benötigt wird also Software für die betriebsübergreifende Holzlogistik, das sog.<br />
Supply Chain Management SCM und Software für die innerbetriebliche Ressourcenplanung,<br />
das sog. Enterprize Ressource Planning ERP.<br />
Der Informationstechnik kommt somit bei der Überwindung der Kleinteiligkeit eine ganz<br />
besondere Bedeutung und Rolle zu: Sie trägt wesentlich zur Effizienz der Kooperation bei<br />
und wird damit quasi zum Enabler der organisatorischen Verbesserung. Voraussetzung ist<br />
allerdings, dass entsprechende Produkte vorhanden und für die kleinteiligen Forststrukturen<br />
geeignet sind und von diesen kostengünstig betrieben werden können.<br />
Ausgangslage anwendungsorientierter Forstforschung<br />
Angebotsseite<br />
ETH Zürich<br />
<strong>WSL</strong> Birmensdorf<br />
SHL Zollikofen<br />
kein<br />
Markt!<br />
Koordination?<br />
Motivation?<br />
Nachfrageseite<br />
Bundesamt für Umwelt<br />
25<br />
Kantonsforstämter<br />
2<br />
Bildungszentren Wald<br />
2800<br />
Forstbetriebe (800 > 50 ha)<br />
(Flächenanteil öffentl. Wald: 70 %)<br />
245 000<br />
Privatwaldeigentümer<br />
40<br />
Verbände, Vereine, Arbeitsgem.<br />
150<br />
Forstingenieurbüros<br />
Nun zur Ausgangslage der anwendungsorientierten Forstforschung in der Schweiz. Sie lässt<br />
sich wie folgt charakterisieren: Wenige grosse Anbieter stehen vielen kleinen Nachfragern<br />
gegenüber. Beide Seiten dieser oligopolistischen Struktur sind sehr stark staatlich geprägt. Sie<br />
werden nicht oder nur ansatzweise über einen Markt koordiniert.<br />
Auf der Angebotsseite ist bemerkenswert, dass es sich um Institutionen des Bildungssektors –<br />
also ohne direkten Waldzugang - handelt: zwei Hochschulen und unsere Forschungsanstalt<br />
<strong>WSL</strong>. Die <strong>WSL</strong> ist eine Bundesforschungsanstalt, die im Innenministerium ressortiert und in<br />
der Hauptsache naturwissenschaftliche Umweltforschung betreibt. Sie ist national wie<br />
29
international ein grosser Player auf dem Gebiet der ökologischen Waldforschung und der<br />
Schneeforschung. Die <strong>WSL</strong> ist also kein Betriebsforschungsinstitut wie die hiesige FVA. Sie<br />
ist - wie ihre beiden Partnerorganisationen - abhängig von der Schweizer Hochschulpolitik.<br />
Auf der Nachfrageseite wird die kleinteilige Forststruktur offensichtlich. Hinter den<br />
zahlreichen Akteuren stehen rund eine Million Hektar Wald. Aussergewöhnlich hoch ist im<br />
internationalen Vergleich der Anteil von 70 % öffentlichem, kommunalem Waldbesitz.<br />
Bemerkenswert ist ausserdem, dass sowohl die natürlichen, standörtlichen Verhältnisse, als<br />
auch die organisatorischen Bedingungen äusserst vielfältig und kleinräumig verteilt sind. Die<br />
Ausgangslage ist also auf dieser Seite durch Kleinteiligkeit und Heterogenität<br />
gekennzeichnet.<br />
Festzuhalten bleibt, dass beide Seiten nicht über Marktmechanismen koordiniert werden und<br />
die <strong>WSL</strong> angesichts ihrer kapazitätsmässigen Schlagkraft, ihres vielseitigen Angebotes und<br />
ihrer Einbindung in internationale Forschungsnetzwerke grundsätzlich eine effiziente Lösung<br />
sein kann, um die kleinteiligen Forststrukturen zu unterstützen.<br />
Vor diesem Hintergrund haben wir eine eigene Strategie entwickelt, welche an den Defiziten<br />
der Ausgangslage, nämlich an Motivation und Koordination ansetzt, und die ich Ihnen nun<br />
vorstellen möchte.<br />
Innovation als Ziel anwendungsorientierter Forstforschung<br />
Potenziale Produkte,<br />
Prozesse<br />
z.B. Informationstechnologie<br />
Innovation<br />
F&E Praxis<br />
Nutzen<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
= Erneuerung, > Invention, neue Produktionsfunktion (Schumpeter 1911)<br />
= Ergebnis von Kooperation zwischen Forschung und Praxis<br />
Informationstechnologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit - lassen sich in eine<br />
Wirkungskette bringen. IT ist eine wesentliche Basis für Innovation und betrieblichen Erfolg.<br />
Ihre enormen Potenziale müssen erkannt und die Entwicklung oder der Einsatz<br />
entsprechender Instrumente muss angestossen werden. Gute Instrumente wiederum können zu<br />
einer verbesserten Wirtschaftlichkeit führen. Wann funktioniert das so?<br />
Von zentraler Bedeutung ist die Innovation, die Neuerung bzw. die Veränderung im<br />
betrieblichen Produktionsprozess. In unserem Fall ist sie das Ergebnis anwendungsorientierter<br />
Forschung und der Kooperation mit der Praxis. Sie beginnt auf der Schnittstelle zwischen<br />
Forschung und Praxis und ist das Ziel unserer Arbeit unter den besonderen Bedingungen der<br />
Schweiz.<br />
30
Die Entstehung von Innovation hängt aber wesentlich von der erfolgreichen Zusammenarbeit<br />
der beteiligten Menschen ab. So wie es auf der einen Seite den innovativen Unternehmer, den<br />
schöpferischen Zerstörer im Schumpeterschen Sinne geben muss, so muss es den innovativen<br />
Forscher und Entwickler auf der anderen Seite geben. Im Idealfall treffen und verstehen sie<br />
sich und ziehen an einem Strang. Dabei muss natürlich jeder seine Rolle möglichst gut<br />
spielen. Forscher und Entwickler sind für das perfekte Instrument verantwortlich, die<br />
Praktiker müssen den wirtschaftlichen Erfolg zustande bringen. Dies bedarf der hohen<br />
Motivation aller Beteiligter. Wir fokussieren auf diese einzelnen Fälle und suchen gute<br />
Partner, um gute Lösungen und positive Beispiele zu schaffen.<br />
Prinzipien anwendungsorientierter Forstforschung<br />
• Neutralität des Forschungspartners<br />
• gemeinsame Werte und Kultur, Mensch im Mittelpunkt<br />
• trans- und interdisziplinäres Arbeiten<br />
• Nutzbarmachen von Informationstechnologie<br />
Vertrauen<br />
Motivation<br />
Innovation<br />
Effektivität<br />
Effizienz<br />
Vor dem Hintergrund der Ausgangslage, für die wir mangelnde Motivation und Koordination<br />
zwischen Forschung und Praxis konstatierten und der Forderung, Innovationen durch<br />
Forschung anzustossen, haben wir ein eigenes Vorgehensmodell entwickelt. Es lässt sich<br />
mittels Prinzipien wie folgt zusammenfassen:<br />
Auf der einen Seite sind die normativen Aspekte wie Neutralität und gemeinsamer<br />
Wertekanon wichtig, um Vertrauen und Motivation beim Praxispartner als Voraussetzung für<br />
Innovation zu schaffen. Auf der anderen Seite tragen Methoden, Wissen und Technik zum<br />
Entstehen von Innovation bei. Transdisziplinäres Arbeiten, also die enge Zusammenarbeit von<br />
Forschung und Praxis, und die Integration aller im Einzelfall relevanten Wissensgebiete<br />
gewährleisten Effektivität und Effizienz. Informationstechnologie spielt dabei wie bereits<br />
erläutert eine besonders wichtige Rolle.<br />
Wir haben die um das Jahr 2000 an der <strong>WSL</strong> neu geschaffene Programmwelt genutzt, um<br />
dieses Konzept im Rahmen eines eigenen Forschungsprogrammes zu entwickeln und zu<br />
realisieren.<br />
31
<strong>WSL</strong>-Forschungsprogramm – Management zukunftsfähige Waldnutzung<br />
ein ganzheitlicher und integraler Ansatz:<br />
Lösungs- und Handlungsebenen<br />
(nach Williamson 1999)<br />
Institutionelle Ebene<br />
Verhalten,Normen (> 10 Jahre)<br />
Organisatorische Ebene<br />
Wettbewerbsfähigkeit (5 Jahre)<br />
Ebene Ressourceneinsatz<br />
Effizienz (1 Jahr)<br />
F&E zur Kooperation<br />
• Psychologische<br />
Aspekte<br />
• Horizontale und<br />
vertikale Integration<br />
• Einsatz moderner<br />
Technologien<br />
WVK POLVER<br />
SORSIM IFIS<br />
HeProMo Waldwissen<br />
Ziel des Forschungsprogrammes „Management zukunftsfähige Waldnutzung“ war es, die<br />
Strukturprobleme anzupacken und die Wettbewerbsfähigkeit der Forstbetriebe und Produkte<br />
voranzubringen. Dabei standen konkrete Verbesserungen in der Praxis im Vordergrund.<br />
Praktiker und Forscher waren aufgefordert, Projektideen anzumelden. Die Finanzierung war<br />
grundsätzlich offen; die <strong>WSL</strong> stellte Mittel bereit, um Projekte anzustossen. Nach einer<br />
Evaluation der Projektideen haben wir den Schwerpunkt unserer Arbeiten auf das<br />
Informationsmanagement gelegt.<br />
Grundsätzlich war uns daran gelegen, ein paar wenige, aber möglichst gute bzw. mächtige<br />
Instrumente von bleibendem Wert für die Praxis zu generieren.<br />
Im Hinblick auf die hohen Umsetzungsanforderungen wurde ein ganzheitlicher Ansatz<br />
gewählt, welcher dem Handlungsbedarf und den Lösungen auf verschiedenen Ebenen<br />
Rechnung trug. Für das zur Überwindung der Kleinteiligkeit wichtige Thema Kooperation<br />
lässt sich das Vorgehen wie folgt skizzieren:<br />
Auf der institutionellen Ebene, wo es um das Verhalten der Akteure geht, wurden mit<br />
Kooperationen zusammenhängende psychologische Aspekte analysiert. Dies geschah im<br />
Hinblick auf ein allfälliges Change Management. Auf der organisatorischen Ebene, welche<br />
bestimmend für die Wettbewerbsfähigkeit ist, wurden verschiedene Möglichkeiten der<br />
horizontalen und vertikalen Integration bzw. Kooperation institutionenökonomisch<br />
untersucht. Schliesslich und vor allem wurden auf der für die Effizienz relevanten Ebene des<br />
Ressourceneinsatzes konkrete Instrumente entwickelt, um das Informationsmanagement in<br />
Kooperationen u.a. Forstbetrieben zu unterstützen.<br />
32
Programmabschluss – Buchdokumentation und Tagung<br />
Inhalt:<br />
Tagung an der <strong>WSL</strong> am 01. Oktober 2009<br />
1. Überblick<br />
2. Organisation und Abläufe<br />
3. Holzressourcen und Energie<br />
4. Physikalischer Bodenschutz<br />
5. Betriebliche Planung und Steuerung<br />
6. Überbetriebliche Holzlogistik<br />
7. Wissenstransfer<br />
8. Herausforderungen der Zukunft<br />
Wir stehen nun kurz vor dem Abschluss des Programmes im kommenden Herbst. Aus diesem<br />
Anlass werden die wichtigsten Projekte bzw. Arbeiten in einem Buch dokumentiert und eine<br />
Tagung durchgeführt. Ein Flyer zur Tagung liegt übrigens hier auf.<br />
Die Dokumentation ist als eine Sammlung von ca. 30 Fachbeiträgen aufgebaut. Sie<br />
ermöglicht eine Zusammenschau der sehr unterschiedlichen Programmaktivitäten. Es ist eine<br />
Bilanz der vielfältigen Leistungen der Zusammenarbeit von Forschung und Praxis. Einzelne<br />
davon haben erfreulicherweise wie beabsichtigt einen festen Platz in der Schweizer<br />
Forstwirtschaft gefunden und sind auch international beachtet worden. Die Arbeiten wurden<br />
acht Kapiteln zugeteilt. Vor allem die Kapitel 3, 5 und 6 beeinhalten die Beiträge zum<br />
Informationsmanagement, über die nun mein lieber Kollege Renato Lemm berichten wird.<br />
Besten Dank für die Aufmerksamkeit!<br />
33
Sehr geehrter Fürst zu Waldburg, Wolfegg und Waldsee<br />
Sehr geehrter Herr Professor Schanz<br />
Sehr geehrter Herr Professor Rennenberg<br />
Sehr geehrtes Preiskuratorium<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren<br />
…<br />
Ich schliesse mich dem Dank von Oliver Thees an. Dabei möchte ich aber auch noch einer<br />
Person speziell danken, nämlich Oliver Thees selbst. Denn ohne seinen persönlichen Einsatz,<br />
seinen Durchhaltewillen und seinen Mut forschungspolitische Widerstände durch Überzeugung<br />
zu überwinden würden wir heute nicht dastehen.<br />
IT-Trends ermöglichen Innovation und wirtschaftliches Handeln.<br />
Software ist in den vergangen Jahrzehnten zu demjenigen Faktor geworden, ohne die in den<br />
hochentwickelten Ländern nichts mehr geht. Rechner durchdringen alle Lebensbereiche, und<br />
mit ihnen Software, welche diese Rechner steuern. Einige Errungenschaften der Informationstechnologie<br />
wie Internet, Geografische Informationssysteme, Serviceorientierte Architektur<br />
(SOA) und die Möglichkeit Software über Internet zu mieten oder RFID und Laserscanning<br />
haben die Innovation und die Wirtschaftlichkeit von ganzen Wirtschaftszweigen massiv modernisiert<br />
und verbessert und sie werden es auch weiterhin tun. Ich möchte auf die ersten 4<br />
Trends kurz näher eingehen.<br />
Weltweite Vernetzung durch das Internet<br />
Ein Megatrend, welcher Innovation und wirtschaftliches Handeln ermöglicht, ist sicher die<br />
weltweite Vernetzung durch das Internet.<br />
Nutzer können nicht nur Emails schreiben und Daten austauschen sie können mit der Web-<br />
Oberfläche «Google Wave» auch Blogs und Wikis schreiben, chatten, Nachrichten versenden,<br />
gemeinsam an Dokumenten arbeiten und Fotos teilen.<br />
34
Über 1.5 Mia. Menschen nutzten 2008 das Internet; Mehr als die Hälfte der CH-Bevölkerung<br />
braucht es fast täglich. Das Internet weist bis zu 30 Mia Webseiten mit über einer Billion<br />
einzelner Dokumente auf.<br />
Diese offene Verbreitung von Wissen ist eine wichtige Quelle für das Entstehen von<br />
Innovation.<br />
Mit dem Internet sind die Kosten für das Anbieten und den Vertrieb von Produkten u.<br />
Dienstleistungen gering und die Menge der erreichbaren Kunden sehr gross.<br />
Geografische Informationssysteme GIS<br />
Beispiel – Nährstoffbilanzierungsmodell NBM<br />
Nutzungsvariante: " Derbholz"<br />
Nutzungsvariante: "Vollbaum"<br />
Ein weiterer Trend ist der Einsatz von GIS. Forstwirtschaft ist eine raumwirksame Tätigkeit.<br />
Der Einsatz von GIS-Technologie hat der Forstwirtschaft bereits zahlreiche Impulse gegeben<br />
und Innovationen gebracht.<br />
Google Maps oder Microsoft Virtual Earth sind Internetdienste, mit dem Karten und<br />
ortsbezogene Dienste in Webseiten und Anwendungen einfach und kostenlos integriert<br />
werden können. Dies macht GISAnwendungen besonders für den kleinen Betrieb attraktiv. So<br />
können Objekte mit bekannten Positionen gesucht und dann auf einer Karte oder auf einem<br />
Bild von der Erdoberfläche angezeigt werden. Z.B. zur Verwaltung von Holzpoltern.<br />
Was sie hier sehen ist ein Beispiel aus unserem Nährstoffbilanzierungsmodell NBM. Mit dem<br />
GIS lassen sich die Wirkungen von Nutzungsvarianten auf die Nährstoffbilanz des Standortes<br />
auf Knopfdruck visualisieren. Im Bild links wird nur Derbholz genutzt und rechts der ganze<br />
Baum "Vollbaumnutzung". Man sieht sehr rasch, dass die Gefährdung bei einer<br />
Vollbaumnutzung zunimmt und auch wo sie zunimmt.<br />
35
Service Orientierte Architektur (SOA) mit Webservices<br />
Komponenten-Entwickler<br />
bauen Komponenten mit<br />
spezifizierten Schnittstellen<br />
Office<br />
Standard-<br />
Komponen-<br />
GIS<br />
Buchhaltung<br />
Forst-<br />
Komponen-<br />
Produktivitäts-<br />
modelle<br />
Wachstums-<br />
modell<br />
Komponenten-Vermittler<br />
Bibliothek<br />
Katalogisierung<br />
Suche<br />
Zertifizierung<br />
Dokumentation<br />
Kompatibilitätstests<br />
einbinden<br />
Auswahl<br />
einbinden<br />
Komponenten-Anwender<br />
fügt Komponenten<br />
zusammen<br />
Eine weitere technologische Errungenschaft ist die Service Orientierte Architektur (kurz<br />
(SOA). SOA ist ein Ansatz für eine spezielle informationstechnische Software-Architektur.<br />
Wie funktioniert dieser Ansatz?<br />
Der Grundgedanke ist das Zerlegen in Bausteine sog. Komponenten, die wiederverwendet<br />
und möglichst frei zu komplexen Anwendungen zusammengesteckt werden können. Das ist<br />
vergleichbar mit dem Gedanken der „Legobauweise“: Jeder Stein hat ein genormtes Steckraster<br />
die Schnittstelle oder besser die Verbindungsstelle zum nächsten Baustein.<br />
Bei SOA sind es nicht mehr die Fachkomponenten, die physisch auf dem lokalen Computer<br />
vorhanden sind und von einem Entwickler zusammengebaut werden. Bei SOA werden die<br />
Komponenten als Dienste sog. WebServices über das Internet bezogen. SOA delegiert zusätzlich<br />
die Verantwortung für den Betrieb der SW an einen Komponenten-Vermittler. Dieser<br />
katalogisiert die Bausteine, hilft die geeigneten zu finden, führt eine Qualitätskontrolle durch<br />
und macht Kompatibilitätstests. Informationstechnisch gesehen ist die Service-Orientierung<br />
eine Weiterentwicklung von Komponenten-Architekturen.<br />
Was sind die Vorteile?<br />
� Durch das Zerlegen in Teilprobleme und das Realisieren als Baustein oder<br />
Webservice, ergibt sich für den Anwender eine höhere Flexibilität und Einfachheit.<br />
� Die Möglichkeit die Bausteine wiederzuverwenden führt zu geringeren<br />
Entwicklungskosten.<br />
� es entstehen kürzere SW-Entwicklungszeiten,<br />
� SOA eröffnet die Möglichkeit forstliche Dienste mit verschiedenen anderen wie z.B.<br />
Web services von Microsoft, Google, SAP oder ESRI zu verbinden.<br />
Diese Web-Service-basierte Technologien helfen die Transaktionskosten und die Kosten von<br />
individueller SW-Entwicklung drastisch zu reduzieren.<br />
36
Softwaremiete durch Software as a Service (SaaS)<br />
HTML<br />
HTTPS<br />
Anwender<br />
Vorteile<br />
�� Weltweiter Zugriff von jedem Browser<br />
�� Externe Lösung von Updates, Wartung<br />
und Sicherheitsproblemen<br />
�� Schnelle Implementierung/Konfiguration<br />
�� Keine Kapitalbildung<br />
�� Genau kalkulierbare Kosten<br />
�� Kein eigenes Know-how erforderlich<br />
�� Vereinheitlichung und Standardisierung<br />
In enger Verbindung mit SOA steht die Möglichkeit, Software nicht mehr zu kaufen sondern<br />
zu mieten. Ein Anbieter stellt seinen Kunden über das Internet Anwendungen und Dienste zur<br />
Verfügung, betreut seine Kunden und wartet die Anwendung. Der Zugang zu diesen<br />
Anwendungen ist allen Beteiligten über ein Netzwerk möglich. So wird der gemeinsame<br />
Gebrauch von Daten und Anwendungen einfach ermöglicht.<br />
Das hat für den kleinen Anwender grosse Vorteile. Der Anwender braucht nur einen Browser<br />
und einen Internetzugang, um weltweit auf die Anwendung zuzugreifen. Der Anwender muss<br />
das System nicht selber warten, Updates werden zentral durchgeführt und automatisch<br />
aufgespielt, Sicherheitsprobleme werden extern gelöst, der Aufwand für Datensicherung<br />
entfällt.<br />
Die Lösung ist schnell einsetzbar. Die Kosten für Hardware könne gering gehalten werden. Es<br />
braucht am Anfang keine grossen Investitionen, es herrscht gute Kostentransparenz. Die<br />
Preise können individuell, je nach Rolle gestaltet werden. Es braucht sehr wenig eigenes<br />
Know-How. Die Lösung führt zu einer Vereinheitlichung und Standardisierung.<br />
Insgesamt stellt SaaS ein sehr interessantes und vorteilhaftes Modell für kleine Betriebe dar.<br />
Erfolgsfaktoren für die Nutzung von IT-Instrumenten auch in kleineren Forstbetrieben<br />
• Fokussierung auf zentrale Bedürfnisse<br />
• Effizienz durch Einfachheit<br />
• leicht anpassbar (Flexibilität)<br />
• erschwinglicher Preis<br />
• Einbindung in Lern- oder Weiterbildungsnetzwerke<br />
– mit anderen Betrieben<br />
– mit Hochschulen und Forschungsinstituten oder<br />
– in einem entsprechenden Zweckverbund (z.B. Verein)<br />
Welche Erfolgsfaktoren ermöglichen nun aber den kleinen Forstbetrieben die IT-Instrumente<br />
zu nutzen und von ihnen zu profitieren?<br />
Kleine Forstbetriebe haben in der Regel begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen. Das<br />
zwingt sie, nur diejenigen Instrumente einzusetzten, die ihre Bedürfnisse decken und grossen<br />
Nutzen stiften. Die Forschung muss versuchen diese momentanen Bedürfnisse zu<br />
unterstützen, gleichzeitig aber die Konzepte vorausschauend so zu lenken, dass auch<br />
Zukunftsaspekte aufgenommen werden.<br />
37
Für den kleinen Betrieb ebenso wichtig ist, dass die Instrumente einfach sind, insbesondere<br />
eine transparente einfache Bedienung zulassen. Alles sollte so einfach wie möglich sein, um<br />
möglichst wenig Personalressourcen in Anspruch zu nehmen und auch ohne umfangreiche<br />
externe Unterstützung anwendbar zu sein.<br />
Der kleine Forstbetrieb mit seinen knappen Ressourcen wird das System nur nutzen, wenn er<br />
es auch mit wenig Aufwand einsetzen kann. Die Instrumente müssen somit an die Fähigkeiten<br />
des Anwenders leicht anpassbar sein. Der Preis für ein Instrument muss angemessen sein.<br />
Vielfach können die kleinen Forstbetriebe die verlangten Preise gar nicht bezahlen.<br />
Um von den Erfahrungen von Wissenschaft und Berufskollegen zu profitieren und ohne teure<br />
Berater auszukommen, ist eine Einbindung in Lern- oder Weiterbildungsnetzwerke sehr<br />
geeignet.<br />
Fazit: Die bereits erwähnten modernen technologischen Errungenschaften, wie Internet, GIS,<br />
SOA und die Möglichkeit SW als Dienstleistung zu beziehen und zu mieten sind besonders<br />
geeignet, auch die Ansprüche der kleinen Forstbetriebe zu befriedigen.<br />
Instrumente zur Planung und Steuerung – (von der <strong>WSL</strong> mitgestaltet oder selbst<br />
entwickelt)<br />
ausgedehnt<br />
Grad Grad der<br />
ProzesseiIntegration<br />
gering<br />
Logistik-FiBu<br />
IFIS UNO<br />
Holzernteproduktivitätsmodelle<br />
HeProMo<br />
Sortierungssimulator<br />
SorSim<br />
Polterverwaltung<br />
IFIS PolVer<br />
Forstbetriebssimulations-Modell FBSM<br />
Waldholzverfügbarkeits-Karte WVK<br />
Waldinformationssystem<br />
WIS2<br />
Nährstoffbilanzierungsmodell<br />
NBM<br />
kurzfristig Planungshorizont langfristig<br />
Welche Instrumente für Planung und Steuerung haben wir in den letzten Jahren entwickelt?<br />
Diese Folie zeigt ein Portfolio der IT-Produkte, die von unserem Team mitgestaltet oder<br />
selbst entwickelt wurden.<br />
Das Portfolio ordnet die Produkte nach dem Planungshorizont und dem Integrationsgrad, mit<br />
dem sie die verschiedenen Prozesse in der Rohholzproduktion integrieren.<br />
• Die Polterverwaltung IFIS PolVer verwaltet das an der Waldstrasse auf Polter liegende<br />
Holz mittels GPS-Handy und Internet. Sie ist bereits in 100 Betrieben im Einsatz und es<br />
werden darüber mehr als 200'000 m3 abgewickelt.<br />
38
• Der Sortierungssimulator SorSim modelliert Schaftformen und teilt sie flexibel<br />
entsprechend den Sortierungsvorschriften in Sorten ein.<br />
• Die Holzernteproduktivitätsmodelle HeProMo sind Bausteine, welche Zeitaufwand und<br />
Kosten verschiedener Holzernteverfahren schätzen.<br />
• Das Nährstoffbilanzierungsmodell NBM berechnet aufgrund von Standortsfaktoren,<br />
Waldbaustrategie und Aushaltungsvarianten die Nährstoffbilanz und stellt die<br />
Gefährdungsstufe bestandesweise in einer Karte dar.<br />
• Das Waldinformationssystem WIS2 unterstützt den Betriebsleiter beim Erarbeiten der<br />
waldbaulichen Planung.<br />
• Die Waldholzverfügbarkeitskarte WVK schätzt abhängig von der Waldbauvariante und<br />
der Aushaltungsvariante die Menge des anfallenden Energie-, Industrie- und Sagholzes.<br />
• Das weiterentwickelte Forstbetriebssimulationsmodell FBSM simuliert die Entwicklung<br />
von Einzelbeständen und ganzer Betrieb sowohl natural als auch monetär.<br />
• Auf IFIS UNO möchte ich etwas näher eingehen.<br />
Koordinationsplattform IFIS UNO für unternehmensübergreifende Logistik<br />
IFIS UNO ist eine Plattform d.h. ein Computersystem auf dem Programme ausgeführt<br />
werden, welche die unternehmensübergreifende Planung und Steuerung, von der<br />
Rohholzbeschaffung beim Waldeigentümer bis zum Verkauf des Produktes und der<br />
Bereitstellung beim Kunden automatisiert und koordiniert. Sie ist das wichtigste Werkzeug<br />
für die Vermarktungsstellen, welche das atomisierte Holzangebot in CH bündeln. Sie<br />
integriert alle anderen beteiligten Akteure und bietet jedem Akteur seine spezifische Rolle<br />
und Sicht. Sie funktioniert als SaaS-Lösung d.h. die Software wird nicht lokal installiert,<br />
sondern wird über Internet als Service angeboten. Die Software wird dabei nicht gekauft,<br />
sondern gemietet.<br />
Sägewerk<br />
Forstunternehmer<br />
Forstbetrieb<br />
Vermarktungsstelle<br />
IFIS<br />
UNO<br />
Internet, SaaS-Lösung<br />
Koordinationsplattform IFIS UNO<br />
Transporteur<br />
39
Auftragsabwicklung beim Vertrieb von Rohholz – Rollen und Geschäftsabläufe<br />
Ich möchte ihnen den durch IFIS UNO unterstützten Ablauf einer Auftragsabwicklung kurz<br />
vorstellen.<br />
Sie sehen auf der Abbildung die verschiedenen Akteure, die an der Holzvermarktung von<br />
einer Kundenanfrage bis zur Verbuchung und Rechnungstellung beteiligt sind. Der Prozess<br />
wird ausgelöst durch die Offertanfrage eines Holzverwerters nach einer bestimmten Menge<br />
eines Holzsortiments. Die Vermarktungsstelle prüft im ersten Schritt mit IFIS UNO, ob das<br />
gewünschte Holzsortiment und die Menge bei den Forstbetrieben verfügbar sind. Das Holz<br />
kann bereits geschlagen sein oder es steht noch im Waldlager. Nach der Holzverfügbarkeit<br />
Forstbetrieb<br />
Forstbetrieb<br />
Forstbetrieb<br />
Forstbetrieb<br />
Forstbetrieb<br />
Forstbetrieb<br />
Waldpflege<br />
stehendes Holz<br />
(Jahresplanung)<br />
geschlagenes Holz<br />
(Polter)<br />
Forstunternehmer<br />
Holzernte<br />
Einsatzplanung<br />
Holzliste<br />
erfassen<br />
Verfügbarkeit<br />
Auftrag<br />
Menge<br />
und<br />
Qualität<br />
Vermarktungsstelle<br />
Vermarktung<br />
Verfügbarkeit der<br />
Holzsortimente prüfen<br />
Verfügbarkeit der<br />
Dienstleister prüfen<br />
Offerte stellen<br />
Logistik<br />
Bestelleingang<br />
wird die Verfügbarkeit der benötigten Dienstleister geprüft. Im Idealfall sind diese durch die<br />
Anbieter im IFIS UNO vorerfasst. Falls im System jedoch die gewünschten Verfügbarkeiten<br />
nicht gefunden werden, hat die Koordinationsstelle die Möglichkeit bei potenziellen<br />
Lieferanten telefonisch, per Fax oder E-Mail direkt nachzufragen. Die so ermittelten<br />
Verfügbarkeiten werden anschliessend durch die Koordinationsstelle im IFIS UNO den<br />
Lieferanten zugeordnet. Falls das gewünschte Holzsortiment und die für den Auftrag<br />
benötigten Dienstleistungen auf einen bestimmten Termin hin vorhanden sind, wird dem<br />
Holzverwerter eine Offerte gestellt. Bestätigt der Holzverwerter mit einer Bestellung, können<br />
im Rahmen der Logistik der Lieferauftrag, die Ernte und der Transport zum Holzverwerter in<br />
Auftrag gegeben werden. Liegt das Holz schon als Polter im Wald bereit, wird nur der<br />
Transport in Auftrag gegeben.<br />
Vergabe Lieferauftrag<br />
Vergabe Ernteauftrag<br />
Vergabe Transportauftrag<br />
Transportauftrag<br />
Verbuchung Holzartikel<br />
und Dienstleistungen<br />
Fakturierung (Gutschriften<br />
und Rechnungen)<br />
Verfügbarkeit<br />
Auftrag<br />
Anfrage<br />
Offerte<br />
Auftrag<br />
Holzverwerter<br />
Holzindustrie<br />
Holzindustrie<br />
Beschaffung<br />
Transporteur<br />
Transporteur<br />
Transporteur<br />
Holztransport Wareneingang<br />
Tourenplanung<br />
Verladeliste<br />
erfassen<br />
Menge und Qualität<br />
Offerte einfordern<br />
Bedarfsmeldung<br />
Offerte bestätigen<br />
Werksvermessung<br />
Vor der Abrechnung des bestellten Holzsortiments sind die effektiven Dienstleistungen und<br />
die Artikeldaten des Holzes zu erfassen. Die Artikeldaten werden entweder durch den Förster<br />
im Wald über die Holzliste, oder durch den Transporteur beim Verladen über die Verladeliste<br />
oder nach Wareneingang durch den Holzverwerter über die Werksvermessung erhoben und in<br />
IFIS UNO erfasst. Mit dem Abschluss der Abrechnung werden automatisch Buchungssätze<br />
ausgeführt. Diese buchen Gutschriften für die an der Bestellung beteiligten Lieferanten und<br />
Dienstleister und Belastungen für den Holzverwerter. In der Finanzbuchhaltung müssen im<br />
Anschluss nur noch die entsprechenden Belege für den Versand gedruckt werden.<br />
Was sie hier sehen bildet einen kompletten Geschäftsablauf ab. Es ist jedoch auch möglich<br />
nur Teile davon abzubilden. D.h. man steigt erst mit der Holzliste, Verladeliste oder<br />
Werksvermessung ein.<br />
40
Projektpartner in IFIS UNO<br />
Die <strong>WSL</strong> hat zusammen mit der Forstpraxis und namhaften IT-Spezialisten das System<br />
initiiert und mitkonzipiert. Als wissenschaftliche Organisation nimmt sie eine wichtige Brückenfunktion<br />
zwischen Forstpraxis und der IT-Firmen wahr. Sie hat vorhandene Systeme evaluiert,<br />
langfristige Bedürfnisse eingebracht, die Entwicklung begleitet, über den Projektfortschritt<br />
publiziert und die Zufriedenheit der Benutzer evaluiert.<br />
Von den Projektpartnern, waren die Vermarktungsorganisationen Aareholz, die Zürichholz<br />
und die HZN von Anfang an bei der Entwicklung dabei. Die beiden anderen sind erst nach<br />
dem Go-live dazugestossen. Insgesamt wurden von den drei Vermarktungsorganisationen der<br />
ersten Stunde im Jahre 2008 bereits 200'000 m3 über das System IFIS UNO abgewickelt. Bis<br />
ins Jahr 2012 rechnen diese drei Vermarktungs-organisationen, dass sie 400'000 bis 500'000<br />
m3 über das System abwickeln werden.<br />
Die Vermarktungsorganisationen gehören vielen kleinen öffentlichen und privaten<br />
Waldeigentümern. Die ZürichHolz AG besipielsweise gehört 60 öffentlichen und 100<br />
privaten Zürcher Waldeigentümern mit zusammen 23'000 Hektaren Wald. In ihrem zweiten<br />
Geschäftsjahr setzte die Firma 75'000 m3 Holz um. Bis 2010 wird die vermarktete<br />
Holzmenge auf 200'000 m3 ansteigen.<br />
Die Raurica Waldholz AG als Beispiel einer neu dazugestossen Organisation setzt für die<br />
Versorgung ihres Kraftwerkes mit Hackschnitzeln seit August 2008 ebenfalls IFIS UNO ein.<br />
Die Vermarktung und Abrechnung von Hackschnitzeln erfolgt dort in kWh.<br />
Der IT-Partner Ramco Systems ist mit mehr als 1'000 Installationen in 30 Ländern und über<br />
100'000 Benutzern einer der weltweit führenden Hersteller von komponentenbasierter<br />
Unternehmenssoftware.<br />
Geschäftsmodell<br />
Lemag AG<br />
Buchhaltung<br />
4500 Solothurn<br />
Verein IFIS<br />
http://www.verein-ifis.ch/<br />
Mitglieder-<br />
Versammlung<br />
Verein IFIS<br />
Vorstand<br />
Verein IFIS<br />
Lemm Renato Präsident<br />
Aeberhard Hannes Geschäftsführer<br />
Stephan André, Wagner Markus, Schmid Erwin<br />
Buchhaltung<br />
Aufwand<br />
Total<br />
100 Mitglieder<br />
Projektaufwand<br />
Vereinsaufwand<br />
Ertrag<br />
Total<br />
Treuhandbüro<br />
Jürg Moser<br />
4500 Solothurn<br />
Projektertrag<br />
Mitgliederbeiträge<br />
Kantonsbeiträge<br />
Beitrag holz21<br />
Projekt "FORSTBETRIEB" (Prototyp)<br />
Projekt "IFIS POLVER" (im Einsatz)<br />
Projekt "IFIS UNO" (im Einsatz)<br />
Lemag AG<br />
Buchhaltung<br />
4500 Solothurn<br />
Programmieraufwand<br />
Servicevertrag<br />
Wartungsvertrag<br />
Total<br />
Projekt-<br />
Versammlung<br />
IFIS UNO<br />
Projektmitglieder<br />
ZürichHolz AG<br />
HZN AG<br />
AAREHOLZ AG<br />
Raurica Waldholz AG<br />
Reziaholz GmbH<br />
Projektabrechnung "IFIS UNO"<br />
Aufwand<br />
Ertrag<br />
Beiträge der<br />
Projektmitglieder<br />
Total<br />
Treuhandbüro<br />
Jürg Moser<br />
4500 Solothurn<br />
41
Als Geschäftsmodell für den Vertrieb und die Weiterentwicklung von IFIS UNO wurde ein<br />
Verein zur Unterstützung integrierter forstlicher Informationssysteme IFIS gegründet. Der<br />
Verein zählt inzwischen 100 Mitglieder. Er entwickelt Projekte. Jede Entwicklung ist ein<br />
eigenständiges Projekte. Jedes funktioniert eigenständig und hat eine eigene Abrechnung,<br />
aber alle sind soweit möglich und sinnvoll miteinander funktional integriert. Die<br />
Finanzierung der Projekte ist unterschiedlich geregelt.<br />
Die Vorteile der Vereinslösung sind geringe Gründungskosten, eine unkomplizierte Beteiligung<br />
Dritter, und das Vermeiden einer käuflichen Übernahme. Die Mitglieder haben ein gewichtiges<br />
Mitspracherecht. Die Software gehört den Vereinsmitgliedern. Der erzielte Gewinn<br />
wird wieder reinvestiert.<br />
Evaluation – Effizienzsteigerung durch IFIS UNO<br />
sehr viel<br />
besser<br />
besser<br />
weder<br />
noch<br />
schlechter<br />
sehr viel<br />
schlechter<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Stammdaten<br />
Verkauf Koordinationsstelle<br />
(Mittelwerte pro Funktionsblock)<br />
ZürichHolz AG Aareholz AG HZN AG<br />
Beschaffung Koordinationsstelle<br />
Abrechnung<br />
Zentrale Berichte<br />
Finanzapplikation<br />
Um herauszufinden, ob der Einsatz von IFIS UNO auch erfolgreich war, haben wir ca. eineinhalb<br />
Jahre nach der Einführung von IFIS UNO eine schriftliche Befragung bei den Holzvermarktungsorganisationen<br />
und ihren Akteuren durchgeführt.<br />
Die im System vorhandenen Funktionen umfassen die sechs Gruppen Stammdaten, Holzverkauf<br />
respektive Beschaffung durch die Vermarktungsstellen, Abrechnung, zentrale Berichte<br />
und Finanzapplikation. Zu den dargestellten 6 Hauptgruppen gehören jeweils etwa 10 Funktionen.<br />
Diese Abbildung zeigt beispielsweise, dass durch den Einsatz der IFIS-Funktionen eine gewaltige<br />
Effizienzsteigerung erzielt werden konnte. Bei rund 60 % der insgesamt 65 beurteilten<br />
Funktionen wird die Effizienz als viel besser und bei 20 % als besser beurteilt. Nur die<br />
Finanzapplikation wird von zwei Organisationen schlechter beurteilt als ihr ehemaliges Buchhaltungssystem.<br />
Aus dieser Erkenntnis, wurde entschieden eine Schnittstelle zu einer moderneren Finanzbuchhaltung<br />
einzurichten.<br />
42
Folgerungen für eine anwendungsorientierte Forschung<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Forstwissenschaft<br />
andere<br />
Wissensdisziplinen<br />
z.B. IT<br />
Ich komme zum Schluss<br />
Forstpraxis<br />
optimaler<br />
Bereich für<br />
Innovation<br />
zukünftig<br />
verstärkt<br />
Umsetzungsformen<br />
bisher<br />
vor allem<br />
Wissenschaftliche<br />
und Umsetzungs-<br />
Publikationen<br />
Softwareprodukte<br />
Der transdisziplinäre Ansatz, der wissenschaftliches und praktisches Wissen verbindet, hat<br />
sich vor dem Hintergrund der kleinteiligen Forststrukturen sehr bewährt. Grundlegend Neues<br />
entsteht oft an den Grenzbereichen der Disziplinen. Die optimalen Bedingungen herrschen<br />
dort, wo unterschiedliches Wissen aufeinander trifft. Gemeinsam erzeugtes Wissen ist eben<br />
mehr als die Summe des Wissens aller Einzelnen.<br />
Innovation braucht Motivation, Offenheit, gegensätzliche Ansichten und Denkweisen.<br />
Innovation braucht aber auch Beharrungsvermögen, Gespür für das was sich lohnt und eine<br />
Portion Risikobereitschaft der Beteiligten, die Folgen ihrer Errungenschaften mitzutragen.<br />
Nicht nur Forschungsergebnisse auf Papier, sondern auch Softwareprodukte müssen vermehrt<br />
als Leistungsausweise für Forstwissenschaftler dienen. Informationstechnologie ist nicht nur<br />
ein Mittel, um Forschung zu betreiben, sondern auch ein besonders effizientes zu ihrer<br />
Umsetzung. Die Entwicklungen im Bereich der Informationstechnik verändern ganze<br />
Wirtschaftszweige und Verwaltungen. Wir sollten auf den zukünftigen Bedarf an<br />
webbasierten Diensten vorbereitet sein, um die Forstwirtschaft im Bereich der<br />
Informationstechnik zu modernisieren und wettbewerbsfähig zu halten. Sie hat das Potenzial<br />
für eine eigene Disziplin innerhalb der Forstwissenschaften.<br />
Besten Dank für die Aufmerksamkeit!<br />
43
Redebeiträge<br />
zum<br />
Karl-Abetz-Preis-<br />
Kolloquium<br />
45
Lebenslauf<br />
Alain Morier<br />
Persönliche Daten<br />
Geburtsdatum: 17. November 1961<br />
Zivilstand: verheiratet, sechs Kinder<br />
E-Mail: alain.morier@bd.zh.ch<br />
Berufliche Laufbahn<br />
08.2001 bis heute Leiter Abteilung Wald<br />
im Amt für Landschaft und Natur des Kantons Zürich<br />
01.2000 – 01.2001 Leiter Sturmholzzentrale „Lothar“ des Kantons Zürich<br />
02.1996 – 07.2001 Leiter Forstkreis Limmattal - Furttal - Wehntal<br />
des Kantons Zürich<br />
10.1990 – 01.1996 Stellvertreter des Oberforstmeisters des Kantons Zürich<br />
10.1987 – 09.1990 Sachbearbeiter im Oberforstamt des Kantons Zürich<br />
Berufliche Mandate<br />
12.2006 bis heute Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft <strong>WSL</strong><br />
Vertreter der Kantonsoberförsterkonferenz in der Task Force Waldnutzung<br />
12.2005 bis heute Eidgenössische forstliche Ausbildungskommission<br />
Vertreter der Kantonsoberförsterkonferenz<br />
12.2004 bis heute Bildungszentrum Wald Lyss<br />
Stiftungsratspräsident<br />
08.2001 bis heute Waldwirtschaftsverband Kanton Zürich<br />
Vorstandsmitglied<br />
08.2001 bis heute Stiftungsrat Wildnispark Zürich - Sihlwald<br />
Stiftungsratsmitglied<br />
04.1990 bis heute Bezirksgericht Zürich<br />
Schiedsrichter für Wildschädenstreitigkeiten<br />
Ausbildung<br />
1982 – 1987 Studium der Forstwirtschaft an der ETH - Zürich<br />
Abschluss als dipl. Forsting. ETH mit Wählbarkeitszeugnis.<br />
1977 – 1981 Realgymnasium in Luzern<br />
Abschluss mit naturwissenschaftlicher Maturität.<br />
1968 - 1977 Obligatorische Schulen in Luzern<br />
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Beantwortet die Schweizer Waldforschung<br />
aktuelle Fragen der Forstpraxis?<br />
Sehr geehrter Fürst von Waldburg,<br />
Sehr geehrtes Preiskuratorium,<br />
Sehr geehrter Prof. Schiewer,<br />
Sehr geehrte Preisträger,<br />
Geschätzte Damen und Herren,<br />
Alain Morier<br />
vielen Dank für Ihre Einladung, hier in Freiburg an der heutigen Preisverleihung zu Ihnen sprechen<br />
zu dürfen. Es freut mich ausserordentlich, dass zwei Forscher aus der Schweiz für Ihre langjährige<br />
Arbeit ausgezeichnet werden. Zu dieser herausragenden Leistung gratuliere ich Dr. Thees<br />
und Dr. Lemm ganz herzlich.<br />
Meine Damen und Herren, sie fragen sich vielleicht, was mein Referat mit der Verleihung des Karl<br />
Abetz Preises verbindet. Nun, die Antwort ist einfach: Die beiden Preisträger werden ausgezeichnet,<br />
so die Laudatio, weil ihre Forschungsarbeit für die Forstpraxis von grossem Nutzen ist! Erlauben<br />
sie mir die Feststellung, dass dies überhaupt nicht selbstverständlich ist! Wird in der heutigen<br />
Zeit nicht ständig der Ruf nach so genannter „exzellenter Forschung“ laut? Zählen in der Forschung<br />
nicht hauptsächlich die Anzahl Publikationen in englischer Sprache, in international angesehenen,<br />
sog. „peer reviewten“ Fachzeitschriften?<br />
Ich freue mich deshalb, die Arbeit der Preisträger aus Sicht der forstlichen Praxis im Umfeld der<br />
Schweizer Waldforschung zu würdigen. Meine Ausführungen gliedern sich wie folgt: Zuerst stelle<br />
ich Ihnen einige Eckdaten und Probleme der Schweizer Waldwirtschaft vor. Danach erläutere ich<br />
die schweizerische Forschungslandschaft und formuliere – aus ganz persönlicher Sicht – Anforderungen<br />
an eine praxisorientierte Waldforschung. Anschliessend würdige ich die Forschungsergebnisse<br />
der Preisträger und leite künftige Herausforderungen für Forschung und Praxis ab.<br />
1. Situation der Schweizer Waldwirtschaft<br />
30% der Schweiz ist mit Wald bedeckt. Dieser ist mehrheitlich im öffentlichen Besitz.<br />
Knapp drei Viertel des Holzzuwachses werden genutzt. Der durchschnittliche Holzvorrat beträgt<br />
359 Tariffestmeter pro Hektare. In der Holz-, Zellstoff und Papierindustrie arbeiten knapp 2.4%<br />
aller Beschäftigten in der Schweiz. Knapp 0.2% aller Beschäftigten sind in der Waldwirtschaft<br />
tätig. Die fünf Produktionsregionen Jura, Mittelland, Voralpen, Alpen und Alpensüdseite unterscheiden<br />
sich bezüglich Schwierigkeit der Geländeverhältnisse, Walderschliessung, Eigentumsstrukturen<br />
und Wachstumsverhältnisse stark.<br />
Das Bundesamt für Umwelt hat im Waldprogramm Schweiz 2004 bis 2015 die Situation der<br />
Schweizer Waldwirtschaft analysiert und u.a. folgende Probleme erkannt:<br />
• Die Schutzwirkung der Wälder ist teilweise gefährdet.<br />
• Das vorhandene Holzpotential wird nicht ausgeschöpft.<br />
• Die sich abzeichnende Klimaveränderung bedroht auch den Wald.<br />
• Freizeit- und Erholungsansprüche nehmen zu.<br />
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• Die Waldwirtschaft ist durch defizitäre Forstbetriebe gekennzeichnet. Bei den gegebenen<br />
Weltmarktpreisen und mit den heutigen Organisationsformen der Forstbetriebe wird eine<br />
kostendeckende Holznutzung immer schwieriger.<br />
• Die Anforderungen an die Waldeigentümer und Bewirtschafter werden immer komplexer.<br />
Vielfältigere Ansprüche müssen immer kostengünstiger erfüllt werden. Die Schere zwischen<br />
Kosten und Erträgen klafft je länger je weiter auseinander. Damit schwindet das Interesse<br />
der Waldeigentümer an der Bewirtschaftung ihrer Wälder.<br />
• Eine effiziente Holzbereitstellung und –verarbeitung wird durch die kleinräumigen Besitzes-,<br />
Bewirtschaftungs- und Branchenstrukturen behindert.<br />
• Mit der zunehmenden internationalen Konkurrenz ist die Schweizer Wald- und Holzwirtschaft<br />
besonders gefordert, eigene Marktnischen zu entwickeln.<br />
Rund 40% der insgesamt 2833 öffentlichen Forstbetriebe sind kleiner als 50 ha. Im Privatwald<br />
sind die Verhältnisse noch schwieriger: Rund 250‘000 Waldeigentümer besitzen durchschnittlich<br />
1.4 ha Wald, verteilt auf mehrere Parzellen.<br />
Die betrieblichen Defizite der öffentlichen Forstbetriebe wurden bis heute durch Steuergelder der<br />
Gemeinden sowie durch Beiträge von Bund und Kantonen gedeckt.<br />
Diese kurze Darstellung der Schweizer Waldwirtschaft zeigt, dass die Forstpraxis „handfeste“<br />
Probleme lösen muss. Es stellt sich daher die Frage: Kann die Forschung zweckmässige Unterstützung<br />
bieten und pragmatische Antworten liefern?<br />
2. Anforderungen an eine praxisorientierte Waldforschung<br />
Die Schweizer Waldforschung wird durch drei Institutionen geprägt:<br />
• Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, ETH, betreibt Grundlagenforschung.<br />
Nach der Auflösung des Departements Forstwissenschaften und dessen Integration in die<br />
Umweltnaturwissenschaften im Jahre 2004 hat die Waldforschung an der ETH an Bedeutung<br />
eingebüsst.<br />
• Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, SHL, betreibt Auftragsforschung auf<br />
Fachhochschulniveau. Für angewandte Forschung stehen ihr kaum öffentliche Gelder zur<br />
Verfügung. Praktische Fragestellungen kann sie nur mit Hilfe von Drittmitteln bearbeiten,<br />
die angesichts der wirtschaftlichen Situation der Forstbetriebe und Waldeigentümer<br />
schwierig zu beschaffen sind.<br />
• Die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, <strong>WSL</strong>, ist eine von vier Forschungsanstalten<br />
des Bundes und gehört zum ETH Bereich. Im Gegensatz zu den Versuchsanstalten<br />
in Deutschland ist sie nicht den Forstverwaltungen angegliedert. Sie wird zu<br />
70% vom Bund finanziert. Mit einem Jahrsbudget von rund 47 Mio. Euro und einem Personalbestand<br />
von rund 450 Vollzeitäquivalenten, davon 205 wissenschaftlichen Angestellten,<br />
spielt sie für die Waldforschung die wichtigste Rolle.<br />
Im Folgenden beschränke ich mich deshalb auf die Tätigkeit der <strong>WSL</strong>.<br />
Die <strong>WSL</strong> ist in den Fachgebieten<br />
• Landschaftsforschung,<br />
• Waldökologie und Waldmanagement,<br />
• Naturgefahren und integrales Risikomanagement sowie<br />
• Schnee, Eis, Lawinen und Permafrost;<br />
tätig.<br />
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Gemäss Verordnung des ETH-Rates fördern die Forschungsanstalten die Umsetzung von Forschungsergebnissen<br />
in die Praxis (Art. 6 Abs. 1). Sie können im Rahmen ihrer Möglichkeiten wissenschaftliche<br />
und technische Dienstleistungen erbringen (Art. 8).<br />
Die <strong>WSL</strong> gliedert sich in 16 Forschungseinheiten. Zusätzlich sind fünf Forschungsprogramme zu<br />
den Themen Naturgefahren, Wald und Klimawandel, Kohlenstoff-Kreisläufe, Raumentwicklung<br />
sowie Vernetzung von Ökosystemdaten im Aufbau.<br />
Für die forstliche Praxis sind in erster Linie die blau bezeichneten Forschungseinheiten interessant.<br />
Dies trifft insbesondere für die Forschungseinheit „forstliche Produktionssysteme“ zu, in der die<br />
beiden Preisträger arbeiten. Diese Forschungseinheit umfasst aber nur 7 wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />
oder lediglich 3.4% der an der <strong>WSL</strong> beschäftigten Wissenschaftler! Ein Blick in die Geschichte<br />
der <strong>WSL</strong> zeigt, dass die Forschungsschwerpunkte in den letzten 24 Jahren massiv verschoben<br />
wurden. Einerseits sind diese Anpassungen nachvollziehbar, weil sich seit 1985 die gesellschaftlichen<br />
Probleme und Rahmenbedingungen verändert haben. Andererseits wurden die<br />
personellen und finanziellen Ressourcen zu stark auf ökologische Themen verlagert. Der Bereich<br />
Naturgefahren wurde durch die Integration des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung Davos<br />
in die <strong>WSL</strong> gestärkt. Im Gegensatz dazu werden forstliche Kernthemen wie Waldbau, Ertragskunde,<br />
forstliche Planung, Betriebsführung oder Holzernte teilweise gar nicht mehr aktiv bearbeitet<br />
oder weiterentwickelt. Auch wenn die Verlagerung teilweise berechtigt sein mag, das Ausmass<br />
hingegen stimmt so nicht. Die forstlichen Themen verfügen heute nicht mehr über die notwendigen<br />
Mittel.<br />
Zudem beobachten wir, dass sich die Forschung von den praktischen Problemen abgewendet hat<br />
und auch heute noch weiter entfernt. Die Grundlagenforschung wird zu Lasten der angewandten<br />
Forschung ausgebaut.<br />
Auch die geforderte internationale Präsenz führt dazu, dass die Entwicklung innovativer Lösungen<br />
für praktische Probleme verdrängt wird. Die Pflege internationaler Kontakte zahlt sich für die<br />
Wissenschaftler viel mehr aus, als das direkte Gespräch mit Praktikern. Die Lösung ihrer „alltäglichen<br />
Probleme“ verspricht natürlich keine weltweite Anerkennung oder Nobelpreise!<br />
Etwas überspitzt zusammengefasst könnte man sagen: Früher haben wir von den Wissenschaftlern<br />
Lösungen und Werkzeuge erhalten. Heute stellen sie uns in der Regel Fragen.<br />
Was erwartet die forstliche Praxis von der Waldforschung? Aus Sicht der Praxis soll die Forschung<br />
• relevante Fragen beantworten,<br />
• forstliche Kernthemen weiterentwickeln,<br />
• den Gedankenaustausch mit der Praxis pflegen und<br />
• verständlich kommunizieren (in klarer, deutscher Sprache!)<br />
Oder anders gesagt: Forschung muss im Wald wieder Wirkung zeigen!<br />
Welcher Forscher in welcher Fachzeitschrift publiziert hat und wie oft er zitiert wird, spielt für die<br />
Waldentwicklung keine Rolle!<br />
3. Ergebnisse der Schweizer Waldforschung - Beispiele<br />
Die Preisträger haben ihre Arbeiten heute Vormittag vorgestellt. Was macht sie für die Praxis so<br />
wertvoll? Ganz einfach: Sie lösen verschiedene praktische Probleme!<br />
Z.B. stellt sich jeder Praktiker immer wieder die Frage: Ist der geplante Holzschlag kostendeckend?<br />
Um diese Frage zu beantworten, wurden Holzernteproduktivitätsmodelle entwickelt und in<br />
EDV-Programmen umgesetzt. Als Ergebnis liegt ein Hilfsmittel für Betriebsleiter und Forstunter-<br />
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nehmer vor, welches erlaubt, im konkreten Fall einen Holzschlag zu kalkulieren. Dieses Hilfsmittel<br />
wurde an Kursen, im direkten Kontakt mit den Benützern eingeführt und ausgereift.<br />
Als weiteres Ergebnis der Forschungsarbeiten liegt eine dynamische Lagerverwaltung des liegenden<br />
Holzes vor. Welcher Praktiker hat sich nicht schon gefragt, wo welche Sortimente verkaufsbereit<br />
liegen oder welche Holzpolter schon abtransportiert wurden? Gefragt ist ein Hilfsmittel, um<br />
die Übersicht zu behalten und die Verwaltungsarbeit zu vereinfachen. Mit dem Einsatz moderner<br />
EDV-Technologien haben Dr. Thees und Dr. Lemm das Problem von der konzeptionellen Idee bis<br />
zur Umsetzung gelöst und in die Praxis umgesetzt.<br />
Das integrierte forstliche Informationssystem, welches von Holzvermarktungsorganisationen eingesetzt<br />
wird, zählt ebenfalls zu den wichtigen Forschungsergebnissen. Es zeichnet sich dadurch<br />
aus, dass sich die relevanten Informationen entlang der gesamten Logistikkette in einer EDV-<br />
Plattform verwalten lassen. Von der Verfügbarkeits-Prüfung über die Offertstellung, hin zur Ausführungsplanung,<br />
weiter über Lieferanten- und Dienstleisteraufträge, Schnittstellen für Holzlisten,<br />
Verladelisten und Werksvermessungen bis zur Abfuhrkontrolle und Abrechnung. Das System liefert<br />
verschiedene Übersichten und Pendenzenlisten. Damit wird der Kommunikations- und Koordinationsaufwand<br />
erheblich vermindert, was insbesondere bei kleinen Waldeigentümerstrukturen<br />
Kosteneinsparungen ermöglicht. Die Effizienz der Holzvermarktung wird dadurch erheblich gesteigert.<br />
Das Forschungsprogramm „Management zukunftsfähige Waldnutzung“ wurde von Dr. Thees und<br />
Dr. Lemm geleitet. In diesem Rahmen sind weitere wertvolle Ergebnisse erarbeitet worden, so z.B.<br />
• Waldwissen.ch, eine web – basierte Informationsplattform für die Forstpraxis<br />
• Ansatzpunkte für den Strukturwandel in der Schweizer Forstwirtschaft<br />
• Kooperationsformen im Privatwald Bern<br />
• Energieholzpotential Schweiz<br />
• physikalischer Bodenschutz<br />
• usw.<br />
Auf die bevorstehende, zusammenfassende Publikation der Programmergebnisse darf jeder Praktiker<br />
gespannt sein!<br />
Meine Damen und Herren, die Preisträger gehören hinsichtlich Praxisbezug und Aktualität der<br />
Fragestellungen zu den löblichen Ausnahmen der Schweizer Waldforscher! Ein Blick in die Publikationsliste<br />
2009 der <strong>WSL</strong> genügt, um festzustellen, dass mehrheitlich ganz andere Themen bearbeitet<br />
werden: Von den 161 reviewten und nicht reviewten Artikeln (Stand 16.6.2009) sind zwei<br />
Drittel in englischer Sprache verfasst und erreichen die Praxis nicht. Ein Fünftel der Artikel kann<br />
im weitesten Sinn als praxisbezogen bezeichnet werden. Nur gerade 7% aller Artikel befasst sich<br />
mit Aspekten der Holzproduktion und -nutzung.<br />
Die grossen Verdienste der Preisträger bestehen darin, dass sie<br />
• ohne Rücksicht auf Ihre Forscherkarriere relevante Fragestellungen bearbeitet,<br />
• aktiv & dienstleistungsbereit den Puls der Praxis gefühlt,<br />
• mit beschränkten Mitteln, fristgerecht, taugliche Lösungen entwickelt,<br />
• nicht nur theoretische Konzepte skizziert, sondern „Prototypen“ entwickelt und<br />
• ihre Forschungsergebnisse empfängergerecht kommuniziert haben.<br />
Kurz: Dr. Thees und Dr. Lemm haben vorgelebt, was praxisorientierte Waldforschung heisst!<br />
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4. Künftige Herausforderungen<br />
Die grösste Herausforderung liegt in Zukunft darin, die Wirkung der Forschung zu verbessern.<br />
Um dies zu erreichen, müssen sich die Forscher vermehrt mit den Problemen der Forstpraxis vertraut<br />
machen. Umgekehrt müssen sich die Forstpraktiker vermehrt für die Arbeit der Forscher interessieren.<br />
Forscher und Forstpraktiker müssen künftig Forschungsfragen gemeinsam formulieren<br />
und die Forschungsergebnisse verstärkt umsetzen. Last but not least: Die Direktionen der Forschungseinrichtungen<br />
müssen Rahmenbedingungen schaffen, welche eine praxisorientierte Waldforschung<br />
fördert und ihr die nötigen Ressourcen zuteilen.<br />
Aber auch auf fachlicher Ebene sind praxisrelevante Themen zu bearbeiten.<br />
Auf dem Gebiet der biologischen Produktion z.B.:<br />
• Wachstumsmodelle für alters- und/oder baumartendurchmischte Wälder<br />
• Optimale Vorratshaltung (Zielvorräte) für gemischte Bestände auf verschiedenen Standorten<br />
• Wachstumsmodelle für Edellaubhölzer wie z.B. Kirsche oder Eiche<br />
• Künftige Wirtschaftsbaumarten im Hinblick auf den erwarteten Klimawandel<br />
Im technisch – organisatorischen Bereich geht es z.B. um:<br />
• Einfache Betriebsführungsinstrumente für kleine Waldeigentümer<br />
• Aktualisierung von Richtwerten für verschiedene, forstliche Arbeiten (Jungwaldpflege,<br />
Holzernte, Rücken, Wildschutz usw.)<br />
• Entscheidungshilfen für die Bewältigung von Naturereignissen (Sturm, Käfer, Trockenheit)<br />
Im Bereich Absatz z.B.:<br />
• Hilfsmittel für die Vermarktung von Holzprodukten inbesondere für das Laubholz und von<br />
Dienstleistungen<br />
Nur wenn diese Herausforderungen angepackt werden, kann die Waldforschung Spuren und nicht<br />
bloss Papierberge hinterlassen.<br />
5. Schlussbemerkung<br />
Meine Damen und Herren, ich wünsche mir, dass die Verleihung des Karl-Abetz-Preises 2009 an<br />
Dr. Thees und Dr. Lemm als klares Signal für eine Stärkung der praxisorientierten Waldforschung<br />
verstanden wird. In diesem Sinne hoffe ich, dass viele Forscher vom „Praxisvirus“ angesteckt<br />
werden!<br />
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
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Lebenslauf<br />
Meinrad Joos<br />
Geburtsdatum: 20. Januar 1955 in Orsingen - Nenzingen; Landkreis Konstanz<br />
Familienstand: verheiratet, 3 Kinder<br />
Beruflicher Werdegang:<br />
1974 - 1979 Studium der Forstwissenschaften in Freiburg im Breisgau<br />
1979 - 1981 Referendardienst in den Forstämtern Konstanz und Todtmoos<br />
1981 Große Forstliche Staatsprüfung und Übernahme in den Landesdienst<br />
Baden-Württemberg<br />
1981 - 1985 Referent für Waldarbeit und Betriebswirtschaft an der Forstdirektion<br />
Freiburg<br />
1985 - 1987 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FVA Freiburg<br />
1987 - 1990 Leiter des Staatlichen Forstamtes Staufen/Breisgau<br />
1990 - 1996 Abteilungsleiter für Personal und Organisation an der Forstdirektion<br />
Freiburg<br />
1996 - 2003 Referatsleiter für Waldarbeit, Marketing und Holzverkauf im Ministerium<br />
für Ernährung und Ländlichen Raum<br />
seit 2003 Forstpräsident der Forstdirektion Freiburg<br />
seit 2005 Leiter Abteilung 8 Forstdirektion am Regierungspräsidium Freiburg<br />
seit 2009 Geschäftsführer ForstBW Außenstelle Freiburg<br />
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Sonderaufgaben:<br />
• Mitglied des Aufsichtsrates am Holzhof Oberschwaben e.G.<br />
• Sprecher des Landesbeirates Holz Baden- Württemberg<br />
• Ländervertreter im Grundsatzausschuss des Holzabsatzfonds Bonn<br />
• Mitglied im Holzmarktausschuss des Deutschen Forstwirtschaftsrates<br />
• Mitglied im Kuratorium der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-<br />
Württemberg (FVA)<br />
• Stiftungsrat und Mitglied des Vorstands in der Stiftung WaldHaus Freiburg<br />
Ehrenamtliche Tätigkeiten und Aufgaben:<br />
• 1983 - 1987 Mitglied im Bezirksvorstand des Bundes Deutscher Forstleute<br />
• seit 1982 ehrenamtliche Tätigkeiten in verschiedenen Sportvereinen<br />
• 1989 - 1996 Gemeinderat in der Gemeinde Ehrenkirchen und<br />
stellvertretender Bürgermeister<br />
• seit 2003 Vorstand Forstsportverein<br />
• seit 2004 Vorstand Forum Weißtanne<br />
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Beratung und Betreuung von Privatwald als<br />
Öffentliche Aufgabe und Geschäftsfeld des<br />
Landesbetriebes ForstBW<br />
Sehr geehrter Fürst Waldburg,<br />
Sehr geehrter Herr Prorektor Schanz,<br />
Sehr verehrte Preisträgerin und Preisträger,<br />
Sehr geehrte Familie Abetz,<br />
sehr geehrte Mitglieder des Kuratoriums<br />
meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />
Meinrad Joos<br />
Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Glückwünsche von Minister Hauck an die Preisträger zu<br />
übermitteln und Sie alle recht herzlich zu grüßen. Er ist heute leider verhindert und hat mich gebeten, den<br />
heutigen Vortrag zu übernehmen.<br />
II. Die Beratung und Betreuung von Privatwald als öffentliche Aufgabe und Geschäftsfeld des Landesbetriebs<br />
ForstBW"<br />
Anteil des Privatwaldes in Ba-Wü: 37 % des Gesamtwaldes (492.000 ha):<br />
• Privatwald teilt sich auf in:<br />
� Großprivatwald ( > 1.000 ha): 25%<br />
� Mittlerer Privatwald (200 – 1.000 ha): 5%<br />
� Kleinprivatwald (< 200 ha): 70% (� 350.000 ha)<br />
� insgesamt teilen sich rund 260.000 Privatwaldbesitzer den privaten Waldbesitz<br />
=> durchschnittliche Betriebsgröße: ca. 1,9 ha<br />
• v.a. im Kleinprivatwald müssen die Zahlen grundsätzlich stark differenziert betrachtet werden:<br />
� „urbane“ nicht organisierte Waldbesitzer ohne wirtschaftliches Interesse am Wald, Wohnort<br />
oft weit entfernt vom Waldbesitz � hier schlummern große Holzreserven<br />
� Waldbesitzer, die ihren Wald selbst bewirtschaften und z.T. in forstlichen Zusammenschlüssen<br />
(FBG) organisiert sind bzw. ein hohes betriebliches Eigeninteresse haben<br />
In meinem Vortrag geht es - zumindest mit Blick auf die Größe der Waldfläche - um die Gruppe der<br />
Kleinst- und Klein-Privatwaldbesitzer, wohlwissend, dass sich auch diese Gruppe sehr heterogen darstellt<br />
und der Fokus tendenziell auf die Kleinst-Privatwaldbesitzer gerichtet werden muss:<br />
� 250.000 Million Eigentümer haben höchst vielfältige Eigentümerzielsetzungen zur Folge<br />
Neben der gewichtigen Flächenbedeutung dieser Gruppe von Privatwaldbesitzern, hat diese<br />
Heterogenität der Zielsetzungen eine noch viel weitreichendere Bedeutung, wenn wir uns mit<br />
Fragen der Beratung und Betreuung des Privatwaldbereichs beschäftigen.<br />
� die Zielsetzungen und die daraus resultierenden Bedürfnisse dieser Privatwaldbesitzer zu kennen<br />
ist nahezu unmöglich und trotz allem müssen geeignete Instrumente bereitgestellt werden,<br />
um einen Großteil dieser Waldbesitzer entsprechend beraten und betreuen zu können eine gewaltige<br />
Herausforderung!<br />
57
58<br />
� und diese Instrumente müssen immer wieder neu überdacht und v.a. in Zeiten einscheidender<br />
organisatorischer Änderungen bzw. Weiterentwicklungen auf ihre Tauglichkeit überprüft und<br />
ggf. angepasst werden.<br />
II. Organisatorischer und rechtlicher Rahmen<br />
Lassen Sie mich zunächst die neuen organisatorischen "Leitplanken" benennen, in denen Privatwaldbetreuung<br />
in Baden-Württemberg künftig stattfinden wird."<br />
Der Landesforstbetrieb Baden-Württemberg – ForstBW - wurde zum 1.1.2009 auf der Grundlage des § 26<br />
LHO gegründet. ForstBW übernimmt damit die Bewirtschaftung des Staatswaldes in einem 2-stufigen Betriebsaufbau.<br />
Die Privatwaldbetreuung und –beratung als hoheitliche Aufgabe bleiben 3-stufig organisiert.<br />
Haushaltstechnisch ist der Forstbetrieb ForstBW eingeführt, die Umsetzung der organisatorischen Änderungen<br />
sind zum 01.01.2010 geplant. Die neue Geschäftsführung, bestehend aus 4 Geschäftsführern (Landesforstpräsident,<br />
Forstpräsidenten Freiburg und Tübingen, Leiter des Fachbereichs Finanzen und Controlling<br />
Staatswald) hat zum 01.07.2009 ihre neue Aufgaben aufgenommen.<br />
Das Fortbestehen der Einheitsforstverwaltung (Einheitsforstamt) ist im Landeswaldgesetz klar betont worden.<br />
Sämtliche Aufgaben, also auch die Aufgaben im Körperschaftswald und im Privatwald bleiben staatliche<br />
Aufgaben, die auf der unteren Verwaltungsebene in den Landkreisen von den Landratsämtern und in<br />
den Stadtkreisen von den Gemeinden wahrgenommen werden.<br />
Das Prinzip des Einheitsforstamtes schließt jedoch nicht aus, dass so genannte "Dienstleistungsreviere" aus<br />
privaten und körperschaftlichen Wäldern und reine Staatswaldreviere gebildet werden. Ein Beratungs- und<br />
Betreuungsexperte gepaart mit guten Kenntnissen in der forstlichen Förderung ist für Sie allemal der bessere<br />
Ansprechpartner als der Logistik- und Tarifexperte, den wir im Staatswald benötigen. � Wiedergeburt<br />
des PW-Betreuers<br />
Die Beratung und die Betreuung privater Forstbetriebe sind als Aufgaben der Landesforstverwaltung im<br />
Landeswaldgesetz fest verankert. Art und Umfang sind in der Privatwaldverordnung ausgeführt. Der gesetzliche<br />
Auftrag wird nicht in Frage gestellt, sondern dient als unverrückbares Fundament der weiteren<br />
Diskussionen.<br />
Die Privatwaldverordnung hat sich seit ihrer Neufassung im Jahr 1999 sowohl in Orkanjahren wie in<br />
"Normaljahren" hervorragend bewährt:<br />
� Grundlage hierfür ist in Baden-Württemberg das geschlossene Netz der Forstreviere – natürlich mit<br />
Veränderungen und auch Vergrößerungen! Bezogen auf die Gesamtfläche des Privatwaldes bedeutet<br />
dies konkret ein staatlich garantiertes Beratungs- und Betreuungsangebot auf 38% der Landesfläche!<br />
� Der Kontakt und die Zusammenarbeit im Reviersystem war und ist sehr erfolgreich, da die Revierleiter<br />
als wichtige Ansprechpartner vor Ort auf der Fläche präsent sind; dadurch können u.a. Fördermöglichkeiten<br />
mit einem Bündel an unterschiedlichen Fördertatbeständen zur Anwendung<br />
kommen.<br />
In diesem Zusammenhang dürfen die Leistungen der Forstämter bzw. der UFB’en mit ihren Außenstellen<br />
nicht vergessen werden.<br />
� Am Rande sei erwähnt, dass die Auswertung der Bundeswaldinventur BWI II eindeutig auch in den<br />
Privatwaldflächen positive Veränderungen beispielsweise in der Baumartenzusammensetzung aufzeigt,<br />
dies ist u.a. auch ein Ergebnis der Beratung auf der Fläche (Bsp. Anstieg Laubholz)<br />
Hinsichtlich der Instrumente der Beratung und Betreuung kommt u.a. auch die Universität Freiburg in wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass der vorhandene Instrumenten-Mix den vielfältigen<br />
Eigentümerzielsetzungen im Land in hohem Maße gerecht wird.
Dennoch muss dieser "Instrumenten-Mix" – wie schon erwähnt - nach zehn Jahren auf den Prüfstand und<br />
seine künftige Eignung für sich ändernde Kundenwünsche und Geschäftsprozesse analysiert werden.<br />
Im Rahmen des Gesamtprojekts zur Einführung des Landesforstbetriebs beschäftigt sich ein Teilprojekt<br />
speziell mit der künftigen Ausgestaltung des Dienstleistungsstandards der Landesforstverwaltung für private<br />
und körperschaftliche Waldbesitzer. Ergebnisse sollen in 2010 vorgelegt werden.<br />
Es zeichnen sich aber bereits einige forstpolitische Eckpunkte ab, die für eine solide, qualitativ hochwertige<br />
Privatwaldarbeit quasi überlebensnotwendig sind.<br />
Ebenso gibt es andere Bereiche, bei denen im Dialog mit den Waldeigentümern und den Waldbesitzerverbänden<br />
der beste Weg für Baden-Württemberg noch diskutiert werden muss.<br />
III. Eckpunkte der Privatwaldarbeit in Baden-Württemberg<br />
Die eingangs erwähnten 350.000 ha Wald im Kleinst – und Kleinprivatwald sind ein ökologisches, ökonomisches<br />
und soziales Schwergewicht, welches sich immer in der Forstpolitik des Landes spiegeln wird.<br />
Und dies stellt eine unverrückbare Rahmenbedingung dar.<br />
Die Strukturschwäche dieser Besitzart ist jedoch gravierend. Dies erfordert – und rechtfertigt - eine dauerhafte<br />
personelle und finanzieller Unterstützung der öffentlichen Hand. Wir sollten dies auch nicht in Frage<br />
stellen.<br />
Da die Ressourcen der öffentlichen Hand nicht unendlich sind, müssen diese sorgfältig und Wert schöpfend<br />
eingesetzt werden. Wert heißt aber nicht immer und zwingend "EURO". Hier gibt es auch zunehmend<br />
Schnittstellen und dabei sollten wir nicht mögliche Konkurrenzen pflegen (Holzmarkt), sondern Gemeinsamkeiten<br />
suchen!<br />
Wir benötigen auch künftig ein landesweit einheitliches Dienstleistungsangebot (also eine Privatwaldverordnung)<br />
zu einheitlichen Preisen, welches aber die nötige Flexibilität für die regionalen Besonderheiten<br />
enthält.<br />
Denn eines wissen wir heute: In jedem Landkreis "tickt" der Privatwald etwas anders, jede Region hat ihre<br />
spezifischen Bedürfnisse in der Privatwalbetreuung.<br />
Dieses in einem Regelwerk abzubilden gleicht fast der Quadratur des Kreises, aber trotz allem muss diese<br />
Aufgabe angepackt werden!<br />
Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse:<br />
In der Koalitionsvereinbarung spricht sich die Landesregierung explizit für eine Professionalisierung der<br />
Zusammenschlüsse aus. Das Förderinstrumentarium wurde entsprechend neu ausgerichtet, die Messlatte<br />
konsequenterweise höher gesetzt, aber mit neuen Anreizen ausgestattet.<br />
Bisweilen ist dies ein schwieriges Thema; aber es waren fast immer Forstleute, die Anstoß zu FBG’en gegeben<br />
haben. Wir brauchen das Forstrevier – machen wir uns nichts vor! Es kann also nicht um einen<br />
Rückzug aus der Fläche gehen.<br />
Der Rückzug der Landesforstverwaltung aus der Fläche käme der Abkehr von staatlichen Aufgaben im<br />
Bereich der Daseinsvorsorge gleich und wäre ein Affront gegenüber einer Viertel Million Waldbesitzer und<br />
letztlich gegenüber allen Bürgerinnen und Bürger des Landes. Vielmehr brauchen wir eine Differenzierung<br />
in der Aufgabenwahrnehmung.<br />
Sehr wohl kann sich der Staat z.B. aus Aufgaben zurückziehen, in denen die Besitzstruktur überdurchschnittlich<br />
gut ist und kompetente Akteure auf Seiten des Waldbesitzes agieren. Hierzu zählt sicherlich die<br />
Holzvermarktung. Die Aufgabe der waldbauliche Beratung im 1-Hektar-Betrieb zählt sicherlich nicht dazu.<br />
59
Daher ist der Rückzug nicht im Wortsinne zu verstehen, sondern als schlüssige Aufgabenteilung zwischen<br />
staatlichen und privaten Partnern in einer Region. In der win-win-Situation aus solchen Kooperationen liegt<br />
die Zukunft der Forstwirtschaft.<br />
Nicht nur dieses forstpolitische Ziel, sondern zahlreiche andere Entwicklungen im Bereich des Wettbewerbs-<br />
und Beihilferechts, machen eine Kostenbeitragsanpassung erforderlich. Und es ist erfahrungsgemäß<br />
besser, wenn die Forstbranche in solchen Situationen das Heft des Handelns selbst in der Hand behält und<br />
aktiv wird, bevor Branchenfremde ohne die erforderlichen Branchenkenntnisse Vorgaben in den politischen<br />
Raum stellen<br />
Offene Fragen zur künftigen Privatwaldarbeit:<br />
Die grundsätzliche Frage in diesem Zusammenhang ist, wie wir die vielfältigen Interessen der Waldbesitzer<br />
erkennen, beeinflussen und weiterentwickeln können? Hierzu zählt u.a. auch die Strukturentwicklung der<br />
Waldbesitzer.<br />
Dies ist m.E. eine zentrale Frage für Wissenschaft, Forstverwaltung, Vereinigungen und nicht zuletzt auch<br />
für die Holzindustrie! Ich sehe hier eine gemeinsame Hausaufgabe für alle an diesem Thema Beteiligten.<br />
Soviel zunächst zu den Eckpunkten!<br />
IV. Handlungsoptionen für die Landesforstverwaltung<br />
Eine Privatwaldbetreuung auf einem qualitativ abgesicherten, soliden Niveau erschöpft sich jedoch nicht in<br />
einem weiterentwickelten Dienstleistungsangebot. Es gibt weitere Handlungsfelder, die heute schon angegangen<br />
werden können:<br />
Ein Lieblingskind der Forstwissenschaft in den letzten Jahren war – und das aus gutem Grund – der Kleinprivatwaldbesitzer.<br />
– Und das dies ein wichtiges Thema ist unterstreicht auch die heutige Veranstaltung.<br />
Dieses Wissen darf nun nicht ungenutzt in den Bibliotheken der Institute abgestellt werden, sondern muss<br />
in die forstliche Praxis transferiert werden.<br />
Den Betreuungsexperten im Dienstleistungsforstrevier müssen diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in<br />
Form moderner, operativer Handlungsanweisungen für die forstliche Beratungs- und Betreuungspraxis<br />
erschlossen werden.<br />
Unser Minister plädiert in diesem Zusammenhang für eine Pisa-Studie für die Privatwaldbetreuung, in der<br />
sich Baden-Württemberg an die Spitze hoch arbeiten muss. Es wäre arrogant zu glauben, die Vielfalt der<br />
Waldbesitzerbedürfnisse zu kennen und adäquat bedienen zu können.<br />
Bekanntlich entwickeln Pisa-Studien eine gewisse Dynamik. Eine leichte "Pisa-Prise" würde auch den<br />
forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen gut tun. Die Qualifizierung von Zusammenschlüssen in so<br />
schwierigen Themenbereichen wie Rechtsformen für Zusammenschlüsse oder Besteuerung der Zusammenschlüsse<br />
oder Fusion von wirtschaftlichen Vereinen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Professionalisierung.<br />
Die seit der Verwaltungsstrukturreform größer gewordenen Organisationseinheiten lassen ein "Fossil" früherer<br />
Forstorganisationen wieder in neuem Licht erscheinen:<br />
Den Privatwaldsachbearbeiter. In den damaligen kleinen Organisationseinheiten und in Verbindung mit den<br />
Rationalisierungsfortschritten insbesondere durch Informations- und Kommunikationstechnik hatte der<br />
Privatwaldsachbearbeiter zunehmend Existenzprobleme.<br />
60
In einer breit aufgestellten Landkreisverwaltung mit einer kreisweit zuständigen unteren Forstbehörde liegen<br />
die Dinge wieder anders:<br />
Nach meiner Auffassung ist die Zeit reif für ein come-back des Privatwaldsachbearbeiters. Die erfolgreiche<br />
Kooperation zwischen staatlichen und privaten Akteuren in der Privatwaldarbeit braucht einen Chefkoordinator,<br />
einen Manager für alle Privatwaldangelegenheiten, einen Motor, der 365 Tage im Jahr die Sache am<br />
Laufen hält.<br />
Der wunde Punkt hierbei ist, dass die Personal- und Organisationshoheit in diesen Fragen beim jeweiligen<br />
Landrat liegt. Hier müssen wir gemeinsame Lösungen finden.<br />
Die Reaktionen auf Bemühung dieser Art werden von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich sein, je nach<br />
der konkreten Situation im Privatwaldbereich und der grundsätzlichen Frage, wie viel Bedeutung dem Wald<br />
zukommt. Durch die Verwaltungsreform sind Unterschiede und Differenzierungen zunehmend erkennbar.<br />
In vielen Bereichen hat der Privatwald ein hohes politisches Gewicht, dort kann er zu den Gewinnern gezählt<br />
werden.<br />
V. Handlungsoptionen für Forstbetriebsgemeinschaften<br />
Aber auch die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer selbst müssen in die Pflicht genommen werden. Die<br />
Verbesserung der Situation des Kleinprivatwaldes kann nicht ausschließlich von der Politik und der Verwaltung<br />
geleistet werden. Es braucht die tatkräftige Unterstützung der Privatwaldbesitzer in zentralen Bereichen.<br />
Die Organisation des Waldbesitzes in privaten Strukturen ist notwendiger denn je. Die Stunde Null der<br />
Forstbetriebsgemeinschaften schlug jedoch schon vor 40 Jahren mit der Verkündigung des Gesetzes über<br />
Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse am 4. September 1969 im Bundesgesetzblatt zu Bonn. Und in der<br />
Tat feierten die ältesten Forstbetriebsgemeinschaften im Land (wie beispw. Stomberg-Heuchelberg, Katzenmoos)<br />
auch schon in diesem Jahr ihr 40 jähriges Jubiläum.<br />
In Freiburg gibt es die größte Zahl und die größte Dynamik forstlichen Zusammenschlüsse! Trotzdem sind<br />
Weiterentwicklungen sinnvoll und notwendig. Die neue Organisation in den Landkreisen kann eine Chance<br />
in mehrfacher Hinsicht sein:<br />
� eine größere Fläche kann eine größere Schlagkraft bedeuten.<br />
� eine größere politische Bedeutung (Landrat) durch Fusionen von FBGen bzw. Gründung neuer Genossenschaften<br />
VI. Der Privatwaldbesitzer als politisch relevante Größe<br />
Gestatten Sie mir zum Abschluss eine Frage an Sie: Sind sich die Waldbesitzer ihrer politischen Relevanz<br />
bewusst?<br />
Wir haben alleine in Baden-Württemberg rund 250.000 Kleinprivatwaldbesitzer. In der gesamten Europäischen<br />
Union liegt die Zahl bei geschätzten 15 Mio. privater Waldbesitzer (mit ca. 102 Mio. ha privatem<br />
Waldeigentum)!<br />
Wir brauchen mehr Geschlossenheit unter den Waldbesitzern, aber auch mit den Marktpartnern.<br />
Wer Ressourcen für den Wald sichern will, muss die Gesellschaft für den Wald gewinnen. Wer die Gesellschaft<br />
für den Wald gewinnen will, braucht Partner in den Parlamenten – und dies nicht nur im Landes-<br />
bzw. Bundeskontext, nein auch auf europäischer Ebene.<br />
61
Zusammenfassend möchte ich folgende Kernaussagen treffen:<br />
1. Das Einheitsforstamt bleibt im LHO-Betrieb ForstBW bestehen. Privatwaldbetreuung und –beratung<br />
bleiben staatl. Aufgaben.<br />
2. Die Privatwaldverordnung und das Dienstleistungsangebot sind auf dem Prüfstand und müssen an die<br />
neuen Gegebenheiten angepasst werden.<br />
3. Die forstlichen Zusammenschlüsse können Vieles, aber nicht Alles. Auch der Privatwald muss seine<br />
Strukturen überprüfen und ggf. weiterentwickeln. Die globalen Märkte verlangen Professionalisierung<br />
auf allen Ebenen.<br />
4. Der Kleinprivatwaldbesitzer ist eine bedeutende Waldbesitzergruppe, die ihr politisches Gewicht betonen<br />
und artikulieren muss. Dies gilt zunehmend auch für die europäische Ebene.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
62
Die<br />
Karl-Abetz-<br />
Förderpreisträger<br />
2009<br />
63
Dr. Helge Hedden<br />
Ausgezeichnet für seine Dissertation an der Universität Hamburg (2009), angeleitet von Prof. Dr.<br />
Udo Mantau, Arbeitsbereich Ökonomie der Holz- und Forstwirtschaft (2009)<br />
„Regionalisierung der Aufkommens- und Verwendungspotenziale von Nadelstammholz in<br />
Deutschland“<br />
65
Lebenslauf<br />
Dr. Helge Hedden<br />
15.01.2009 Promotion an der Universität Hamburg<br />
19.12.2008 Disputation<br />
66<br />
Cuxhavener Str. 499<br />
21149 Hamburg<br />
Tel.: 040 / 947 929 72<br />
E-Mail: HCHedden@gmx.de<br />
21.11.2008 Gründung der Partnerschaft<br />
„Sonntag & Hedden Partnerschaft Diplom-Holzwirte<br />
09.05.2007 Qualifikation zum FSC Lead Auditor<br />
11.11.2005 Gründung der freiberuflichen Tätigkeit<br />
„Helge Hedden – Holzwirtschaftliche Potenzialanalysen“<br />
2005-2008 Dissertation<br />
„Regionalisierung der Aufkommens- und Verwendungspotenziale<br />
von Nadelstammholz in Deutschland“<br />
Gutachter: Prof. Dr. Udo Mantau, Prof. Dr. Dr. h.c. Gero Becker<br />
2004-2005 Vorbereitung und Themenauswahl einer Promotion<br />
17.12.2003 Diplom in Holzwirtschaft an der Universität Hamburg<br />
1998-2003 Studium der Holzwirtschaft<br />
Studienschwerpunkte: Holzökonomie, Holzchemie<br />
Diplomarbeit: „Verringerung der Schwankung des Aufschlussgrades<br />
im industriellen sauren Magnesiumbisulfitverfahren“<br />
Gutachter: Prof. Dr. Dr. h.c. R. Patt, Prof. Dr. Dr. h.c. O. Faix<br />
1997-1998 Grundwehrdienst<br />
12.06.1997 Abitur an der Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg<br />
1984-1997 Schulbildung<br />
11.10.1977 Geburt in Hamburg
Zusammenfassung der Dissertation<br />
„Regionalisierung der Aufkommens- und<br />
Verwendungspotenziale von Nadelstammholz in Deutschland“<br />
Dr. Helge Hedden<br />
DISPAN ET AL. (2008) formulieren für die zukünftige Entwicklung in der Holzwirtschaft<br />
so genannte Schlüsselfaktoren. Sie werden das Geschehen bestimmen und erheblichen<br />
Einfluss auf sämtliche Branchen der Holzwirtschaft nehmen:<br />
· Nachfrageentwicklung der stofflichen Holznutzung<br />
· Nachfrageentwicklung der energetischen Holznutzung<br />
· Holzverfügbarkeit<br />
· Energiepreisentwicklung<br />
· Innovationsfähigkeit<br />
Diese Arbeit stellt mit dem Modell der regionalen Rohstoffverteilung auf volkswirtschaftlicher<br />
Ebene einen Ansatz dar, fundierte Antworten auf Fragen im Bereich der Nachfrageentwicklung<br />
stofflicher Holznutzung und Holzverfügbarkeit zu geben. Durch die Analyse von Aufkommen,<br />
Verwendung, logistischen Einflussfaktoren und ihrer Modellierung wird die Darstellung von Potenzialen<br />
und Knappheiten auf regionaler Ebene in Deutschland möglich.<br />
Der Nadelstammholzverbrauch lag 2005 in Deutschland bei 34,5 Mio. m³ Nadelstammholz<br />
(SÖRGEL ET AL. 2006) und nähert sich bis 2009 mit voraussichtlich 48,7 Mio. m³ der 50 Mio.<br />
m³-Marke an. Die Aufkommensseite verfügt nach den durchgeführten Umrechnungen der Ausgangswerte<br />
der Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung (BMELV 2004c-d) über<br />
ein Volumen von maximal 27,4 Mio. m³ (WEHAM Szenario A) bzw. 37,4 Mio. m³ (WEHAM<br />
Szenario F). Insbesondere beim Thema Logistik waren eigene Untersuchungen über Standorte des<br />
Holzumschlags notwendig, um im Modell mit einer ausreichenden Datengrundlage arbeiten und<br />
sinnvoll zwischen Verkehrsträgern differenzieren zu können. Im Zuge dieser Untersuchungen<br />
konnten nicht nur Standorte von Holzverladebahnhöfen,<br />
Gleisanschlüssen und Häfen erfasst, sondern auch Informationen über die qualitative Bedeutung<br />
von Umschlageinrichtungen gesammelt werden. Dies ermöglichte die Bildung von Modellvariablen,<br />
welche die Hauptverkehrsträger Straßengüterverkehr, Eisenbahn und Schifffahrt umfassen.<br />
Das Szenario 15 weist für das Jahr 2005, basierend auf dem Szenario WEHAM F, leichte Reserven<br />
an Nadelstammholz aus. Durch eine nie zuvor da gewesene Investitionstätigkeit werden diese<br />
Reserven jedoch abgeschöpft. Die massiv eintretende Knappheit bedingt einen scharfen Verdrängungswettbewerb,<br />
der den bereits bestehenden Strukturwandel in der Sägeindustrie, insbesondere<br />
in Süddeutschland, nochmals deutlich beschleunigen wird. Die Folgen der Investitionen wurden in<br />
den Szenarien 30 und 31 dargestellt. Weitere Einflüsse, wie z. B. eine unzureichende Mobilisierung,<br />
sind in weiteren Szenarien beschrieben worden. Damit sind die Möglichkeiten, die das Modell<br />
bietet, aber nicht erschöpft. Sollte sich die Erfassung von Preisdaten verbessern, könnte das<br />
Modell der regionalen Rohstoffverteilung um 182 Zusammenfassung eine Preiskomponente ergänzt<br />
werden. Auf diese Weise könnten regionale Unterschiede, insbesondere zwischen Bundesländern<br />
und Eigentumsstrukturen besser herausgearbeitet und erklärt werden.<br />
Die allgemein gehaltene Modellprogrammierung mit der Kernidee zur Verteilung der Verwendung<br />
auf das Aufkommen ermöglicht nicht nur den Einsatz des Modells für das Sortiment Nadelstammholz,<br />
sondern auch für andere Sortimente. In Bezug auf die Modellergebnisse und deren Interpreta-<br />
67
tion muss immer berücksichtigt werden, dass die gemachten Annahmen einen entscheidenden Einfluss<br />
auf die Ergebnisse<br />
haben. Das Modell ist ein schematisches Abbild der Wirklichkeit, nicht die Wirklichkeit selbst.<br />
Zusätzlich zur Kernidee und weiteren grundlegenden Annahmen hat der Bereich Logistik und vor<br />
allem die Bearbeitung der Daten des Nadelstammholzaufkommens starken Einfluss auf die Ergebnisse.<br />
Die darin enthaltenen Unsicherheiten lassen eine exakte Aussage bis auf den letzten Kubikmeter<br />
nicht zu. Es muss immer in den ausgewiesenen Ergebnissen eine gewisse Schwankungsbreite<br />
berücksichtigt werden. Dennoch vermitteln die vorgestellten Szenarien des Modells zur regionalen<br />
Rohstoffverteilung durch die Gegenüberstellung von Aufkommen und Verwendung klare Tendenzen,<br />
was unter den gemachten Annahmen an Potenzialen und Knappheiten zu erwarten ist.<br />
Diese Arbeit bietet eine Vielzahl von Informationen und leistet einen Beitrag für ein besseres Verständnis<br />
der untersuchten Thematik. Dennoch bleiben einige Fragen offen, die sich für weitere<br />
Forschungsarbeiten anbieten. Die Entwicklung eines Systems zur detaillierten Erhebung von Preisen<br />
genau definierter Sortimente auf regionaler Ebene, die bundesweit vergleichbar sind, stellt<br />
sicherlich die größte Herausforderung dar. Was wird passieren, wenn der Holzverbrauch weiter<br />
ansteigt und die von WEHAM Szenario F zusätzlich ausgewiesenen Mengen nach 20 Jahren nicht<br />
mehr existieren?<br />
Die Zukunft wird Antworten geben. An uns liegt es, wie sie ausfallen.<br />
68
Jutta Gerner<br />
Ausgezeichnet für ihre Diplomarbeit an der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften der<br />
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. (2008), angeleitet von Prof. Dr. Ulrich Schraml, Institut<br />
für Forst- und Umweltpolitik.<br />
„Naturschutz im Dialog? Erfahrungen bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie in Baden-<br />
Württemberg“<br />
69
Jutta Gerner<br />
AUSBILDUNG<br />
Ausbildung<br />
70<br />
Lebenslauf<br />
06/2008-andauernd Albert- Ludwigs- Universität Freiburg, Deutschland Mitarbeiterin am Institut für Forst-<br />
und Umweltpolitik<br />
Projekte:<br />
„Regelung der Jagdausübung in Schutzgebietsverordnungen in Baden-Württemberg“ (abgeschlossen);<br />
„Der Kommunikationsprozess Rothirsch auf neuen Wegen im Nationalpark Bayerischer<br />
Wald – Konfliktverlauf und beteiligte Akteure“ (in Bearbeitung)<br />
Weitere Aufgaben:<br />
Koordination des Bachelorstudienganges „Waldwirtschaft und Umwelt“<br />
05/2007 - 11/2007 Albert- Ludwigs- Universität Freiburg, Deutschland<br />
Diplomarbeit am Institut für Forst- und Umweltpolitik mit dem Thema „Naturschutz im Dialog?<br />
Erfahrungen bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie in Baden-Württemberg“ (Gutachter:<br />
PD Dr. Ulrich Schraml, Prof. Dr. Werner Konold)<br />
07/2004 - 07/2005 Universidad Austral de Chile Valdivia, Chile<br />
Auslandsstudium an der Escuela Ingenería Forestal in den Bereichen Waldbau, Forstliche<br />
Ökologie, Feuerökologie und Umgang mit forstlichen Schädlingen.<br />
10/2001 - 11/2007 Albert- Ludwigs- Universität Freiburg, Deutschland<br />
Studium der Forst- und Umweltwissenschaften<br />
Vordiplom im Sommer 2003<br />
Diplom im Frühjahr 2008<br />
1991 - 2000 Graf-Zeppelin-Gymnasium Friedrichshafen Deutschland<br />
Abitur im Frühjahr 2000<br />
Praktika<br />
08/2006 - 09/2006 Alternativer Bärenpark Worbis, Deutschland<br />
Praktikum im ersten und größten deutschen Bärenpark im Bereich Tierpflege.<br />
03/2006 - 04/2006 LUBW, Karlsruhe, Deutschland<br />
Praktikum bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-<br />
Württemberg im Referat 23 „Medienübergreifende Umweltbeobachtungen“<br />
05/2001 - 07/2001 Naturschutzzentrum Möggingen Radolfzell, Deutschland<br />
Praktikum beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband<br />
Baden-Württemberg.<br />
Publikationen<br />
Gerner, J., Schraml, U. (2008): Naturschutz im Dialog? Erfahrungen bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie. In:<br />
AFZ - Der Wald Nr. 23/2008. S. 1275-1277.
Zusammenfassung der Diplomarbeit<br />
„Naturschutz im Dialog? Erfahrungen bei der Umsetzung der<br />
FFH-Richtlinie in Baden-Württemberg“<br />
Jutta Gerner<br />
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie sowie ihrer Umsetzung in<br />
Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg. Auch wenn in der Richtlinie selbst keine<br />
Angaben zu einer eventuellen Beteiligung betroffener Landnutzer gemacht werden, wird immer<br />
wieder betont, wie wichtig die Akzeptanz und Einbeziehung Betroffener für die erfolgreiche Gestaltung<br />
des Umsetzungsprozesses und für den Erfolg der Richtlinie selbst sei. Da in Deutschland<br />
die einzelnen Bundesländer für die Umsetzung der Richtlinie zuständig sind, fallen die Möglichkeiten<br />
der Beteiligung sehr unterschiedlich aus. Bisher liegen jedoch kaum Ergebnisse dazu vor,<br />
wie sich die durchgeführte Beteiligung genau gestaltete und ob sie dem Anspruch, eine Beteiligung<br />
zu sein, überhaupt gerecht wurde. Diese Arbeit geht daher am Beispiel Baden-Württembergs<br />
der Fragestellung nach, ob und inwieweit betroffene Landnutzer tatsächlich in die Umsetzung der<br />
Richtlinie integriert wurden.<br />
Dazu wird die Vorgehensweise der Behörden zum einen unter Zuhilfenahme von Dokumenten,<br />
zum anderen auf der Grundlage einer Fallstudie analysiert. In einem ausgesuchten FFH-Gebiet<br />
wurden Interviews mit den dort für die Umsetzung der Richtlinie zuständigen Behördenmitarbeitern<br />
und betroffenen Waldbesitzern geführt. Die Gesprächsleitfäden basieren dabei auf einem aus<br />
der Literatur heraus entwickelten Kriterienkatalog für erfolgreiche Beteiligungsverfahren. Dieser<br />
dient gleichzeitig dazu, die aus der Dokumentenanalyse und aus der Befragung gewonnenen Ergebnisse<br />
einzuordnen und zu bewerten.<br />
Baden-Württemberg entschied sich dazu, die Beteiligung der Öffentlichkeit und damit auch der<br />
Betroffenen an der Umsetzung der FFH-Richtlinie in Form von so genannten „Konsultationsverfahren“<br />
durchzuführen. Der Umsetzungsprozess lässt sich dabei vereinfacht in die Phase der Ausweisung<br />
bzw. Meldung und die der anschließenden Sicherung der FFH-Gebiete gliedern. Die bei<br />
der Gebietsauswahl angewandte Vorgehensweise weist jedoch enorme Defizite auf. Durch die Art<br />
der Informationsvermittlung konnten zum einen nicht alle Betroffenen erreicht werden, zum anderen<br />
wurde die Entscheidungsfindung bei der Auswahl der Gebiete seitens der Behörden nicht<br />
transparent gemacht. Ebensowenig kann in Hinblick auf die Gebietsauswahl von einem ergebnisoffenen<br />
Entscheidungsprozess gesprochen werden. Da die wenigsten der eingegangenen Stellungnahmen<br />
berücksichtigt werden konnten, empfanden viele der betroffenen Waldbesitzer die Konsultationsverfahren<br />
als Scheinbeteiligung. Gerade die Verwendung von Begriffen wie „Konsultation“<br />
oder „Öffentlichkeitsbeteiligung“ erweckte dabei bei den Betroffenen Erwartungen in Hinblick<br />
auf die eigenen Einflussmöglichkeiten, die bei der Gebietsauswahl aufgrund der strikten<br />
Vorgaben der EU gar nicht erfüllt werden konnten. Dem Anspruch, eine Beteiligung zu sein,<br />
konnten die Konsultationsverfahren somit nicht gerecht werden. Selbst die Informationsvermittlung<br />
kann nur eingeschränkt als gelungen bezeichnet werden, da entscheidende Kriterien nicht<br />
berücksichtigt wurden.<br />
An die Gebietsauswahl schließt sich die Sicherung der Gebiete an. In Baden-Württemberg soll<br />
diese hauptsächlich durch Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes erreicht werden, deren Notwendigkeit<br />
und Umfang auf der Grundlage von Managementplänen, so genannten Pflege- und Entwicklungsplänen<br />
(PEPL), die für jedes FFH-Gebiet erstellt werden, definiert werden. Die grundsätzliche<br />
Vorgehensweise bei der Erstellung der PEPL wird in dem so genannten PEPL-Handbuch<br />
vorgegeben. In der Fallstudie wich die Vorgehensweise jedoch von diesen Vorgaben ab, indem<br />
von den zuständigen Behörden zusätzliche Beteiligungsangebote geschaffen wurden. Die Informationsvermittlung<br />
kann hier als gelungen bezeichnet werden, während in Bezug auf die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
Betroffener - wenn auch in geringerem Maße als während der Gebietsauswahl<br />
71
- weiterhin gewisse Mängel erkennbar sind. So ist auch hier keine uneingeschränkte Ergebnisoffenheit<br />
bei der Gestaltung der PEPL vorhanden. Ein entscheidendes Problem der PEPL ist weiterhin,<br />
dass sie lediglich nicht-verbindliche Fachpläne darstellen. Wie diese letztendlich in den einzelnen<br />
FFH-Gebieten umgesetzt werden, ist bisher nicht klar definiert, so dass hierzu gegenüber<br />
den Betroffenen noch keine konkreten Angaben gemacht werden konnten.<br />
Da im Untersuchungsgebiet trotz zusätzlicher Beteiligungsangebote gewisse Defizite in Hinblick<br />
auf die Beteiligung Betroffener bei der PEPL-Erstellung erkennbar sind, muss davon ausgegangen<br />
werden, dass die Information und Beteiligung, wie sie im PEPL-Handbuch vorgesehen ist, im Allgemeinen<br />
weniger gelungen ausfällt, da hier einige wichtige Kriterien, wie beispielsweise der<br />
Zielgruppenbezug, außer Acht gelassen werden.<br />
In Zukunft soll die Erstellung der PEPL (künftig als Managementpläne (MaP) bezeichnet) auf der<br />
Grundlage eines neuen Handbuches in modifizierter, verschlankter Form der bisherigen Vorgehensweise<br />
geschehen. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen diese Änderungen und die bisher<br />
bei der PEPL-Erstellung gewonnenen Erfahrungen auf die zukünftige Gestaltung der Information<br />
bzw. Partizipation Betroffener in anderen FFH-Gebieten haben werden.<br />
72
<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong><br />
Ausgezeichnet für seine Masterarbeit an der Technischen Unvieristät München (2008), angeleitet<br />
von Prof. Dr. Thomas Knoke, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Studienfakultät Forstwissenschaft<br />
und Ressourcenmanagement.<br />
„Ecosystem Portfolio Optimization“<br />
73
Lebenslauf<br />
<strong>Emmanuel</strong> <strong>Otto</strong> STEINBEIS<br />
Ausbildung<br />
2006 – 2008<br />
2000 – 2003<br />
1997 – 2000<br />
Berufliche Tätigkeit<br />
2007 – bis heute<br />
2003 – 2006<br />
1997 – 2003<br />
Weitere Tätigkeiten<br />
74<br />
TU München<br />
Fakultät für Forstwissenschaft<br />
und Ressourcenmanagement<br />
(MSc)<br />
ESCP-EAP Europäische<br />
Wirtschaftshochschule<br />
(Dipl.-Kfm.)<br />
Wendelsteinstr. 22<br />
D-83098 Brannenburg<br />
+491792944473<br />
<strong>Emmanuel</strong>.<strong>Steinbeis</strong>@mytum.de<br />
Aufbaustudium<br />
Ressourcenmanagement<br />
Hauptstudium<br />
Betriebswirtschaftslehre<br />
Universität Augsburg Grundstudium<br />
Betriebswirtschaftslehre<br />
Berater bei Pöyry Forest Industry Consulting GmbH<br />
Tätigkeit in der Holzindustrie<br />
Studienbegleitende Industriepraktika (u.a in Frankreich und England)<br />
Reisen Rucksacktouren durch Nordafrika und den mittleren Osten<br />
Freizeit Sport, Klavier, Jagd<br />
Gesellschaftliches<br />
Engagement<br />
Mitglied der Studierendenvertretung der ESCP-EAP und der TU München<br />
Mitglied des FBN<br />
Mitinitiator einer Vortragsreihe zum Thema „Nachhaltigkeit“<br />
Thema der Masterarbeit<br />
Ecosystem Portfolio<br />
Optimisation (Gutachter:<br />
Prof. Dr. Thomas Knoke)
Zusammenfassung der Masterarbeit<br />
„Ecosystem Portfolio Optimization“<br />
<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong><br />
Natural capital, which can be regarded as the present portfolio of worldwide ecosystems, is considered<br />
to be essential to human welfare: Ecosystems support human, animal and plant life on the<br />
planet. Economic activity is based on the extraction of merchantable goods from ecosystems and<br />
their subsequent transformation. Ecosystems offer also services, which are not merchantable and<br />
therefore can be valued only indirectly. Several approaches have been developed to value intangible<br />
ecosystem services. Based on published studies, the aggregate direct and indirect value of the<br />
goods and services of 16 biomes of the world’s ecosystems portfolio has been estimated to be<br />
about two times the world wide gross national product.<br />
By converging forests into arable land or by draining swamps, humankind is transforming terrestrial<br />
ecosystems. This modifies the goods and services, the concerned ecosystems are able to deliver,<br />
thus altering their return and risk profile. Given an arbitrary conversion of terrestrial ecosystems<br />
on a global scale, it is astonishing that the portfolio analysis of terrestrial ecosystems has received<br />
little consideration. Based on findings of a present study, this paper compares the current<br />
portfolio to an optimal portfolio of terrestrial ecosystems, obtained by mean-variance optimisation.<br />
The current spatial distribution among worldwide terrestrial biomes is not optimal; in all computed<br />
optimisation approaches portfolios of biomes with a better Sharpe Ratio are obtained. Some results<br />
would suggest having a larger proportion of boreal and temperate forests, tidal marsh/mangroves,<br />
lakes/rivers and croplands, whereas the area of tropical forests, grasslands and rangelands decreases.<br />
The obtained results raise also doubts about the appropriateness of ecologic valuation.<br />
Given the human dependence from ecosystem services and goods, optimisation of ecosystem portfolios<br />
might at least increase the awareness for modified risk and return trade-offs resulting from<br />
anthropogenic alteration of ecosystems. Of course such an approach can be questioned: The input<br />
data suffers from several deficiencies, like incomplete estimations or double accounting. Correlations<br />
between returns of biomes are unknown and only the surface area of ecosystems is considered<br />
as a variable. State and robustness of an ecosystem are not considered. Further research could<br />
contribute to these aspects.<br />
75
Karl-Abetz-Preis-<br />
Verleihung<br />
und<br />
Kolloquium<br />
im Spiegel der Fachpresse<br />
77
aus: Wald und Holz Nr. 8, S. 11<br />
79
aus: ARGUS, Schweizer Bauer<br />
81
Die Karl-Abetz-Preisträger<br />
Forstdirektor Dr. Eberhard Faust, Wiesbaden 1972<br />
Prof. Dipl.-Ing. Dr. <strong>Otto</strong> Eckmüllner, Wien (Österreich) 1973<br />
Hans Jürgen v. Arnswaldt, Rastede 1974<br />
Bundesminister a. D. Josef Ertl, Bad Wiessee 1975<br />
Ltd. FDir. a. D. Fritz Geiger, Nürtingen 1976<br />
Prof. Dr. Alfred Kurth, Uitikon-Waldegg (Schweiz) 1977<br />
Karl Prinz zu Hohenlohe-Langenburg, Hosskirch 1978<br />
Ehrenfried Liebeneiner, Lüneburg 1979<br />
Ministerialdirigent a. D. Eberhard Boehm, Hannover<br />
Forstdirektor Dr. Josef Richter, Meschede 1980<br />
Prof. Dr. Jean Pierre Vité, Freiburg i. Br. 1981<br />
Landwirtschaftsmeister Erich Küthe, Willingen 1982<br />
Forstdirektor Dipl.-Ing. Josef Anderl, Linz (Österreich)<br />
Forstdirektor Dipl.-Ing. Kurt Vyplel, Fronleiten (Österreich) 1983<br />
Prof. Dr. Werner Kroth, Oberaltingen-Seefeld 1984<br />
Franz Frh. Riederer von Paar, Regensburg 1985<br />
Ltd. Forstdirektor Gerd Bosse, Hannover 1986<br />
Prof. Dr. Gerhard Speidel, Freiburg i.Br. 1987<br />
Forstdirektor a. D. Dr. Sebastian Leinert, Dreieich 1988<br />
Prof. Dr. Rudolf Frauendorfer, Wien (Österreich) 1989<br />
Forstdirektor Dr. Winfried Duffner, Regensburg 1990<br />
Forstmeister Dipl.-Ing. Hans Egloff, Solothurn (Schweiz) 1991<br />
Landesforstmeister Alexander Riedel, Dresden 1992<br />
Dipl.-Ing. Dr. Elmar Sallinger, Volkenroda (Österreich) 1993<br />
Prof. Dr. Hans Dieter Brabänder, Göttingen 1997<br />
Dipl.-Ing. Richard H. Ramsauer, Wien (Österreich) 1999<br />
Forstdirektor Burkhard Schnepper, Uelzen 2001<br />
Geschäftsführer Horst Wienecke, Uelzen<br />
Meinhard Heinrich, Stackelitz 2003<br />
Min.Dirig. i. R. Gerd Janßen, Hannover 2005<br />
Rupprecht Freiherr von Reitzenstein, Issigau 2007<br />
Dr. Renato Lemm, Birmensdorf 2009<br />
Dr. Oliver Thees, Birmensdorf<br />
85
DISSERTATIONEN<br />
Karl-Abetz-Preis-Förderpreisträger<br />
Dr. Peter Elsässer, Hamburg 1997<br />
Dr. Thomas Knoke, Freising 1999<br />
Dr. Herbert Borchert, Freising 2001<br />
Dr. Svantje Ziegenspeck (verh. Schumann), Freising 2003<br />
Dr. Niels Holthausen, Freiburg 2005<br />
Dr. Chantal Ruppert, Freiburg 2007<br />
Dr. Helge Hedden, Hamburg 2009<br />
DIPLOMARBEITEN/MASTERARBEITEN<br />
Katja Döge, Tharandt 1997<br />
Ulrich Leisch, Freising 1997<br />
Simone Dreher, Freiburg 1999<br />
Ronny Zienert, Tharandt 1999<br />
Mareike Schultze, Freiburg 2001<br />
Philipp Werder, Zürich (Schweiz) 2001<br />
Corinna Geißler, Tharandt 2003<br />
Armin Heidingsfelder, Freising 2003<br />
Daniel Klein, Freising 2005<br />
Patrick Hildebrandt, Freising 2005<br />
Christoph Diedrich, Freiburg 2005<br />
Stefanie Ederer, Freising 2007<br />
Malte Viergutz, Freiburg 2007<br />
Jutta Gerner, Freiburg 2009<br />
<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong>, München 2009<br />
87