27.12.2012 Aufrufe

Emmanuel-Otto Steinbeis - WSL

Emmanuel-Otto Steinbeis - WSL

Emmanuel-Otto Steinbeis - WSL

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Dokumentation<br />

zur Verleihung des<br />

Karl-Abetz-Preises 2009<br />

sowie der<br />

Förderpreise<br />

und des Festkolloquiums<br />

„Kleinteilige Strukturen in der Forstwirtschaft:<br />

Wettbewerbsnachteil oder Chance?“<br />

in Freiburg, 2. Juli 2009


Herausgegeben von<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Gero Becker<br />

geschäftsführendes Mitglied des Karl-Abetz-Preis Kuratoriums<br />

zu beziehen über<br />

Institut für Forstbenutzung und Forstliche Arbeitswissenschaft<br />

der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Werthmannstr. 6, 79085 Freiburg<br />

Fax: 0761-203 37 63 / e-Mail: institut@fobawi.uni-freiburg.de


Vorwort<br />

Kleinteilige Strukturen in der Forstwirtschaft:<br />

Wettbewerbsnachteil oder Chance?<br />

Die Ausrichtung und Gestaltung von Forstbetrieben in Richtung auf mehr Wirtschaftlichkeit<br />

ist gerade in schwierigen Zeiten eine besondere Herausforderung. Einerseits scheinen kleine<br />

und mittlere Forstbetriebe aufgrund ihrer strukturellen Schwächen unter der derzeitigen Absatzflaute<br />

an den Holzmärkten besonders zu leiden, andererseits stehen ihnen im Vergleich zu<br />

größeren Forstbetrieben, die Fixkosten abdecken und laufende Finanzielle Eigentümererwartungen<br />

erfüllen müssen, deutlich erweiterte Handlungsspielräume zur Verfügung. Diese Optionen<br />

zu erkennen, zu bewerten und danach eine richtige Entscheidung zu treffen, erfordert<br />

Erfahrung, Kompetenz und ein angepasstes, betriebswirtschaftliches Instrumentarium. Hier<br />

sind gerade kleine Waldbesitzer oft überfordert: Lösungskonzepte und Praxisbeispiele werden<br />

vor allem unter den Bedingungen größerer Forstbetriebe erarbeitet und vorgestellt, entscheidungsunterstützende<br />

Informationssysteme sind zumeist auf die Bedürfnisse und Anforderungen<br />

größerer Waldbesitzer zugeschnitten. Der Karl-Abetz-Preis 2009 geht mit Dr. Renato<br />

Lemm und Dr. Oliver Thees an zwei in der Schweiz tätige Wissenschaftler, die unter den<br />

Voraussetzungen der dort besonders kleinteiligen forstwirtschaftlichen Strukturen informationstechnologische<br />

Konzepte und Instrumente entwickelt haben, die Innovation und Wirtschaftlichkeit<br />

auch unter diesen schwierigen Strukturbedingungen ermöglichen. Der Festvortrag<br />

der diesjährigen Preisträger zu diesem Thema wird von Alain Morier aus Sicht der<br />

schweizerischen Praxis kommentiert, der auch Anforderungen für die zukünftige Ausrichtung<br />

der Waldforschung ableitet. Auf die Stärkung der Kompetenz gerade der kleineren privaten<br />

schweizerischen Waldbesitzer in Baden-Württemberg zielt der Beitrag von Forstpräsident<br />

Meinrad Joos ab, der die bewährten Konzepte der Beratung und Betreuung durch die Forstverwaltung<br />

im Lichte des vor kurzem neu gebildeten Landesforstbetriebs ForstBW darstellt.<br />

Sein Beitrag enthält sowohl programmatische Aussagen als auch Überlegungen zur Weiterentwicklung<br />

des Dienstleistungsangebots für private Waldbesitzer und damit für das Verwaltungshandeln,<br />

und trifft damit auf das Interesse vieler Waldbesitzer in Baden-Württemberg.<br />

Alle Beiträge behandeln das Thema der Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben,<br />

ein Anliegen, das durch den Karl-Abetz-Preis seit über 30 Jahren verfolgt und durch den Stifter<br />

des Preises, Seine Durchlaucht Fürst Johannes von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee,<br />

wirksam unterstützt wird. Dass dies eine Zukunftsaufgabe von großer Bedeutung ist, unterstreicht<br />

auch die zusätzliche Verleihung von drei Karl-Abetz-Förderpreisen an junge Wissenschaftler/Innen<br />

für ihre hervorragenden Abschlussarbeiten. Ausgezeichnet wurden Dr. Helge<br />

Hedden, Hamburg, für seine Dissertation, sowie Frau Jutta Gerner, Freiburg, für ihre Diplomarbeit<br />

und Herr <strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong>, München, für seine Masterarbeit.<br />

Für das Preiskuratorium Der Stifter<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Gero Becker Johannes Fürst von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee


Inhaltsverzeichnis<br />

Programm Festakt und Kolloquium 1<br />

Der Stifter 5<br />

Begrüßungsansprache des Dekans der Fakultät für<br />

Forst- und Umweltwissenschaftlichen 7<br />

Prof. Dr. Heinz Rennenberg<br />

Laudatio 11<br />

des Prorektors der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Prof. Dr. Heiner Schanz<br />

Überreichen der Karl-Abetz-Preise 15<br />

Dankesrede<br />

Dr. Helge Hedden 17<br />

Die Preisträger Dr. Renato Lemm und Dr. Oliver Thees 19<br />

Vortrag der Preisträger<br />

Informationstechnologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit auch<br />

für kleine Forstbetriebe 25<br />

Karl-Abetz-Preis-Kolloquium, die Redner und ihre Beiträge 45<br />

Alain Morier: 47<br />

Beantwortet die Schweizer Waldforschung aktuelle Fragen der<br />

Forstpraxis? 49<br />

Meinrad Joos 55<br />

Beratung und Betreuung von Privatwald als Öffentliche Aufgabe und<br />

Geschäftsfeld des Landesbetriebes ForstBW 57<br />

Die Karl-Abetz-Förderpreisträger 2007 63<br />

Dr. Helge Hedden 65<br />

- Kurzlebenslauf 66<br />

- Zusammenfassung der Dissertation 67<br />

Jutta Gerner 69<br />

- Kurzlebenslauf 70<br />

- Zusammenfassung der Diplomarbeit 71<br />

<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong> 73<br />

- Kurzlebenslauf 74<br />

- Zusammenfassung der Diplomarbeit 75<br />

Karl-Abetz-Preisverleihung und Kolloquium im Spiegel der Fachpresse 77<br />

Die Karl-Abetz-Preisträger seit 1972 85<br />

Die Karl-Abetz-Förderpreisträger seit 1997 87


Karl-Abetz-Preisverleihung und<br />

Festkolloquium<br />

Donnerstag, 2. Juli 2009<br />

Aula der Universität, Kollegiengebäude I<br />

(Haupteingang Rempartstraße)<br />

Eröffnung 10 00 Uhr<br />

durch den Dekan<br />

der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />

Prof. Dr. Heinz Rennenberg<br />

Überreichung des Karl-Abetz-Preises<br />

für hervorragende Beiträge zur Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben<br />

durch den<br />

Pro-Rektor der Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg im Breisgau<br />

Prof. Dr. Heiner Schanz<br />

an<br />

Dr. Renato Lemm und Dr. Oliver Thees,<br />

Birmensdorf (CH)<br />

sowie der Karl-Abetz-Förderpreise<br />

an<br />

Dr. Helge Hedden, Hamburg<br />

für seine Dissertation<br />

und an<br />

Jutta Gerner, Freiburg<br />

für ihre Diplomarbeit<br />

sowie<br />

<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong>, München<br />

für seine Masterarbeit<br />

1


Vortrag der Preisträger<br />

„Informationstechnologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit auch für kleine<br />

Forstbetriebe“<br />

Mittagspause 12 00 – 14 30 Uhr<br />

Alain Morier<br />

Kantonsforstingenieur<br />

ALN Abteilung Wald, Zürich<br />

„Beantwortet die Schweizer Waldforschung<br />

aktuelle Fragen der Forstpraxis?“<br />

Forstpräsident Meinrad Joos<br />

Abteilung Forstdirektion am Regierungspräsidium<br />

Freiburg<br />

„Beratung und Betreuung von Privatwald als öffentliche Aufgabe<br />

und Geschäftsfeld des Landesbetriebs ForstBW “<br />

Ende der Veranstaltung gegen 16 30 Uhr<br />

anschließend<br />

Empfang auf Einladung des Stifters<br />

S.D. Fürst Johannes von Waldburg zu Wolfegg<br />

3


Der Stifter des Karl-Abetz-Preises<br />

Seine Durchlaucht<br />

Fürst Johannes von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee<br />

Der Karl-Abetz-Preis wird von Seiner Durchlaucht Fürst Johannes zu Waldburg zu Wolfegg<br />

und Waldsee zur Auszeichnung hervorragender Beiträge zur Förderung der Wirtschaftlichkeit<br />

in Forstbetrieben gestiftet. Es wird im Jahr 2009 zum neunundzwanzigsten Mal seit 1972 vergeben.<br />

Seit 1997 werden außerdem drei Karl-Abetz-Förderpreise an junge Wissenschaftler für<br />

hervorragende Dissertationen bzw. Studienabschlussarbeiten mit Bezug zum Stiftungszweck<br />

vergeben.<br />

5


Begrüßungsansprache<br />

des Dekans der Fakultät für Forst- und<br />

Umweltwissenschaften<br />

Prof. Dr. Heinz Rennenberg<br />

Durchlaucht,<br />

Sehr verehrter Herr Vizerektor Schanz,<br />

Verehrte Mitglieder des Preiskuratoriums,<br />

Liebe Gäste<br />

und vor allem verehrte Preisträgerin, verehrte Preisträger<br />

es ist gute Tradition, dass die Karl-Abetz-Preisverleihung und das anschließende Karl-Abetz-<br />

Preis-Kolloquium durch den jeweiligen Dekan der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />

eröffnet wird. Die Fakultät und ihr Dekan sind dem Karl-Abetz-Preis, ihrem Stifter<br />

und den jeweiligen Preisträgern in mehrfacher Weise verbunden.<br />

Zum einen trägt der Preis den Namen eines über die Grenzen Freiburgs und Baden-<br />

Württembergs hinaus bekannten, höchst erfolgreichen und verdienten Wissenschaftlers, nämlich<br />

von Prof. Karl Abetz. Prof. Abetz hatte in der Zeit von 1935-1945 und nach dem Krieg<br />

von 1949 bis zu seinem Tode im Jahre 1964 den Lehrstuhl für Forstliche Betriebswirtschaftslehre<br />

an unserer Fakultät inne und hat in dieser Zeit die wissenschaftlich-theoretischen Grundlagen,<br />

wie auch die Umsetzung einer wirtschaftlichen Betriebsführung in der Forstwirtschaft<br />

in höchst erfolgreicher Weise in der Forschung entwickelt und in der Lehre und Beratung<br />

umgesetzt. Der bäuerliche Privatwald war dabei ein mit besonderer Intensität verfolgter Forschungsgegenstand.<br />

Zum zweiten ist der Dekan kraft Amtes Mitglied des Preiskuratoriums zur Verleihung des<br />

Karl-Abetz-Preises und der Förderpreise, und ist damit in die Vorüberlegungen und Entscheidungen<br />

zur Auswahl der zu ehrenden Persönlichkeiten maßgeblich eingebunden. Auch aus<br />

diesem Grund freue ich mich heute, hier zu Ihnen zu sprechen.<br />

Schließlich gibt mir der Anlass der Karl-Abetz-Preisverleihung die Gelegenheit, Sie, die Sie<br />

heute von nah und fern angereist sind, in wenigen Sätzen über die aktuelle Entwicklung und<br />

die Perspektiven unserer Fakultät in den Bereichen Forschung und Lehre zu informieren. Dies<br />

erscheint mir umso wichtiger, als die früher eher gleichgerichtet verlaufende Entwicklung von<br />

Forschung und Lehre an den verschiedenen deutschsprachigen forstwissenschaftlichen Universitätsstandorten<br />

heute einer zunehmenden Diversifizierung Platz macht. Es ist damit umso<br />

wichtiger, Freiburg als unverwechselbaren Standort Forstwissenschaftlicher Lehre und Forschung<br />

in seiner aktuellen und zukünftigen Entwicklung zu charakterisieren und die Gemeinsamkeiten,<br />

aber auch die Alleinstellungsmerkmale in Bezug auf andere befreundete, aber auch<br />

konkurrierende Fakultäten und wissenschaftlichen Einrichtungen herauszuarbeiten.<br />

In den vergangenen beiden Jahren seit der letzten Verleihung des Karl-Abetz-Preises sind auf<br />

Ebene der Universität mindestens zwei wichtige Entwicklungen zu vermerken, die sich unmittelbar<br />

und mittelbar auch auf die Strukturen und die Arbeit an unserer Fakultät auswirken:<br />

7


Zum einen endete im Jahr 2008 das 12-jährige „Rektorat Jäger“, das eine im Ganzen gesehen<br />

auch für das Zusammenwirken zwischen der Universität und der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />

fruchtbare und erfolgreiche Zeit war. Wir sind froh darüber, dass auch im<br />

neuen Rektorat unter Leitung von Magnifizenz Schiewer mit Herrn Vizerektor Schanz, wie<br />

schon im vorigen Rektorat mit Herrn Kollege Volz, wieder ein Wissenschaftler aus den Reihen<br />

unserer Fakultät in hervorragender Position in die Universitätsleitung eingebunden ist.<br />

Wir glauben auf diese Weise sicher sein zu können, dass Anliegen der Fakultät auch zukünftig<br />

wahrgenommen, verstanden und soweit möglich, auch in der Universität angemessenes<br />

Gehör finden werden. Insofern bedaure ich natürlich einerseits, dass Magnifizenz Schiewer<br />

wegen einer erst kürzlich bekannt gewordenen dringenden Verpflichtung im Ausland die<br />

Preise heute nicht persönlich verleihen kann. Ich freue mich aber auch andererseits, dass Sie,<br />

sehr geehrter Vizerektor Schanz, in Vertretung von Rektor Schiewer als ein mit der Fakultät<br />

und dem Karl-Abetz-Preis in besonderem Maße verbundener Kollege die Preise heute verleihen<br />

werden.<br />

Das zweite gesamtuniversitäre Ereignis von Bedeutung war und ist sicherlich der Erfolg Freiburgs<br />

im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, Freiburg darf sich ja<br />

heute als eine der 9 führenden, d. h. exzellenten Universitäten dieser Republik bezeichnen.<br />

Allerdings empfinden und erleben wir es als mehr als nur einen Schönheitsfehler, dass in den<br />

Projekten, die zur Erlangung des Exzellenz-Status führten, Wissenschaftler der Fakultät für<br />

Forst- und Umweltwissenschaften eine allenfalls marginale Rolle spielen konnten. Wir sind<br />

der Meinung, dass die wissenschaftliche Qualität und die gesellschaftliche Bedeutung jener<br />

Fragen, an denen an unserer Fakultät maßgeblich geforscht wird, das Prädikat „exzellent“<br />

verdienen. Deshalb bemühen wir uns nach dem Motto „Nach der Wahl ist vor der Wahl“ bereits<br />

heute darum, bei der neuen Runde der Exzellenzinitiative, bei der es um die Bestätigung,<br />

aber auch um den Verlust des Exzellenz-Status gehen kann, mit Projekten, die von uns maßgeblich<br />

mitgestaltet werden, mit dabei zu sein und für Freiburg Flagge zu zeigen.<br />

Im Bereich der Lehre hat uns der Ihnen aus den Medien hinreichend bekannte Bologna-<br />

Prozess und die damit verbundene Umstellung der Lehre von dem erfolgreichen Diplomstudiengang<br />

auf das zweistufige Bachelor-Masterkonzept fortwährend in Atem gehalten. Wir<br />

konnten dabei allerdings auf Erfahrungen aufbauen, die wir bereits in unserem weithin beachteten<br />

und anerkannten reformierten Studiengang gesammelt haben, und es war sicher auch<br />

richtig, bereits früh mit der Umstellung zu beginnen.<br />

Die ersten Bachelors, die vor drei Jahren hier begonnen haben, haben in diesem Jahr bereits<br />

ihren Abschluss gemacht und bewähren sich entweder am Arbeitsmarkt oder in weiterführenden<br />

Studiengängen. Wir bieten heute an unserer Fakultät ein differenziertes Programm von<br />

drei Bachelor-Studiengängen und darauf aufbauend von 7 Masterstudiengängen an, davon<br />

vier in englischer Sprache. Auf der Darstellung hinter mir finden Sie die Bezeichnungen dieser<br />

Studiengänge, die bereits erkennen lassen, dass die Fakultät in der Lehre ein breites Spektrum<br />

von Themenbereichen abdeckt und damit weit über die reinen Forstwissenschaften hinausgeht.<br />

Hinter diesen Bezeichnungen verbergen sich extrem komplizierte Konstrukte, die<br />

ich Ihnen hier nicht zumuten möchte, die aber die Komplexität der durch den Bologna-<br />

Prozess initiierten Curricula deutlich machen.<br />

Sie können sich sicher vorstellen, dass damit nicht nur die Grenze der Lehrkapazität ausgeschöpft<br />

ist, sondern dass auch die praktische Umsetzung dieses Lehrangebots eine sehr erhebliche<br />

organisatorische „Herausforderung“ ist, sowohl was die Koordinierung der Module und<br />

deren Inhalte als auch was die Vielzahl der erforderlichen Prüfungen angeht. Wir sind den-<br />

8


noch guten Mutes, und die Akzeptanz unserer Studiengänge macht uns optimistisch, dass wir<br />

die Qualität dieser Studiengänge in den kommenden Jahren nicht nur durch die vorgeschriebene<br />

Akkreditierung dokumentieren können, sondern dass wir auch durch permanente Verbesserungen<br />

die berechtigten Anliegen unserer Studierenden nach einer individuellen und<br />

qualitätsvollen Lehre immer besser erfüllen werden. Dabei sind die in Baden-Württemberg<br />

seit dem Jahre 2008 erhobenen Studiengebühren mit immerhin 1.000 € je Student und Jahr<br />

ein wichtiger und prinzipiell wirksamer Beitrag. Allerdings hat das Bemühen unseres Ministeriums<br />

um eine sozialere Ausgestaltung der Gebühren dazu geführt, dass die Studiengebühren<br />

durch die Geschwisterbefreiung und Härtefallregelungen gegenüber dem Aufkommen im ersten<br />

Jahr heuer um fast 30% gesunken sind. Umso mehr ist es aus Sicht der Fakultäten ein<br />

Wermutstropfen, dass doch erhebliche Teile der Studiengebühren in Aktivitäten auf Ebene<br />

der Universität fließen. Dies verbessert sicherlich die Rahmenbedingungen des Studierens im<br />

Allgemeinen, beschränkt aber naturgemäß andererseits die Möglichkeit zu einer intensiveren<br />

Arbeit an der Basis an und mit den Studierenden auf Ebene der jeweiligen Lehrveranstaltungen.<br />

Wir hoffen, dass durch laufendes Nachsteuern bei der Verteilung der Studiengebühren<br />

deren Verwendung zukünftig in noch flexiblerer und sachgerechterer Weise erfolgen wird.<br />

Neben der Konsolidierung des Lehrangebots ist ein zweiter für die Fakultät wichtiger Entwicklungsschwerpunkt<br />

der nächsten Jahre die Neubesetzung einer ganzen Anzahl von Professuren.<br />

In den nächsten fünf Jahren, d.h. bis zum Jahre 2014 werden voraussichtlich sieben<br />

Professuren, und zwar solche, die vornehmlich für forstwissenschaftlich geprägte Kernfächer<br />

zuständig sind, aus Altersgründen neu zu besetzen sein.<br />

Dies bringt zum einen einen großen administrativen Aufwand mit sich. Es erfordert weiterhin<br />

von Fakultät und Universität erhebliche finanzielle Anstrengungen, wenn die Bedingungen<br />

für Neuberufungen so gestaltet werden sollen, dass exzellente Kolleginnen und Kollegen dem<br />

Ruf nach Freiburg folgen. Andererseits eröffnet die Neubesetzung von so vielen wichtigen<br />

Professuren in einem relativ überschaubaren Zeitraum aber auch die Möglichkeit, über die<br />

fachliche Ausrichtung der Fakultät im Generellen und auch im Detail zu diskutieren und damit<br />

zukunftsgerichtete Entscheidungen vorzubereiten und umzusetzen. Dieser Orientierungsprozess<br />

ist zur Zeit in vollem Gange. Unter anderem durch eine Serie von extern moderierten<br />

Klausurtagungen bemühen wir uns, die für die Zukunft richtigen Profillinien und Schwerpunkte<br />

herauszuarbeiten und in einem konsensualen Prozess einer Entscheidung durch die<br />

zuständigen Gremien zuzuführen. Gerade kürzlich haben wir uns auf einer Klausurtagung<br />

insoweit festgelegt, als in Freiburg auch für die überschaubare Zukunft Wald- und Forstwirtschaft<br />

zusammen mit der Landschaft und den natürlichen Ressourcen eine profilgebende Rolle<br />

nicht nur im Namen der Fakultät, sondern auch in ihrer fachlichen Ausrichtung spielen sollen.<br />

Wir sind der Meinung, dass dies für Freiburg auch für die Zukunft gute Chancen und<br />

Möglichkeiten eröffnet, und zwar umso mehr, als an anderen Standorten in Deutschland und<br />

in benachbartem Ausland die Wald- und Forstkomponente eher in den Hintergrund zu treten<br />

scheint, und auf die Behandlung umweltrelevanter Fragen angesichts der Breite dieses Feldes<br />

natürlich seitens unserer Fakultät kein „Alleinvertretungsanspruch“ reklamiert werden kann,<br />

weder an der Universität Freiburg noch im Universitäts-übergreifenden Kontext.<br />

Wir sind auch der Meinung, dass durch die Bündelung aller Kräfte am Standort Freiburg, z.<br />

B. durch die Einbeziehung der in anderen Fakultäten und in den Zentren der Universität vorhandenen<br />

Kompetenz, aber auch durch die noch engere Kooperation mit der badenwürttembergischen<br />

Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, die kritische Masse im Sektor<br />

Forst und Umwelt so entscheidend gestärkt werden kann, dass wir nicht nur national, sondern<br />

auch international eine „exzellente“ Rolle spielen. Dazu trägt die Einbeziehung unserer<br />

Kollegen aus der Schweiz mit ETH und <strong>WSL</strong> und aus Frankreich mit Universität und INRA<br />

9


Nancy einer Dreiländerkooperation bei, für deren Strukturierung wir in den letzten Jahren<br />

bereits konkrete Schritte vorgenommen haben. Insofern trifft es sich gut, dass die Hauptpreisträger<br />

des heutigen Tages aus der Schweiz kommen, aus der bereits genannten <strong>WSL</strong>, dokumentiert<br />

dies doch diesen Verbundgedanken auf nachdrückliche Weise.<br />

Ich möchte abschließend Ihnen, Durchlaucht heute für die nunmehr seit 30 Jahren kontinuierliche<br />

Unterstützung der Fakultät durch die Auslobung des Karl-Abetz-Preises und der Karl-<br />

Abetz-Förderpreise herzlich danken, und ich möchte weiterhin den beiden Hauptpreisträgern,<br />

Herrn Dr. Lemm und Herrn Dr. Thees zu der Ehre, die Ihnen heute zuteil wird, sehr herzlich<br />

gratulieren. Ebenso herzlich beglückwünschen möchte ich die Förderpreisträger aus Hamburg,<br />

München und aus unserer Fakultät. Ihr Erfolg gibt uns das wichtige und richtige Signal,<br />

dass die Zukunft eines Faches und eines wissenschaftlichen Standortes nur dann gesichert ist,<br />

wenn immer wieder hervorragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich mit<br />

Kraft und Leidenschaft für ein zentrales Fachgebiet aus dem Bereich der Forstwissenschaften<br />

engagieren und dabei erfolgreich sind.<br />

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

10


Laudatio und Preisvergabe durch den<br />

Prorektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Spectabilis,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

liebe Studierende,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Prof. Dr. Heiner Schanz<br />

im Namen der Albert-Ludwigs-Universität heiße ich Sie hier in der „guten Stube“ unserer<br />

Universität herzlich willkommen.<br />

Die Statuten des Karl-Abetz-Preises zur Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben<br />

sehen vor, dass der Preis durch den Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg verliehen<br />

wird. Leider kann Rektor Schiewer wegen einer Auslandsdienstreise diese Pflicht nicht, wie<br />

ursprünglich von ihm vorgesehen, persönlich wahrnehmen. Er bedauert dies sehr und grüßt<br />

den Stifter, die Festversammlung und die Preisträger sehr herzlich.<br />

Als Vizerektor der Universität ist es für mich nicht nur eine gerne übernommene Amtspflicht,<br />

den Rektor in dieser wichtigen Funktion zu vertreten, sondern als Mitglied der Fakultät für<br />

Forst- und Umweltwissenschaften und somit als Fachkollege darüber hinaus auch eine persönliche<br />

Freude, den Karl-Abetz-Preis übergeben zu können.<br />

Mein ganz besonderer Willkommensgruß gilt Ihnen, Fürst Waldburg, als dem Preisstifter.<br />

Ich begrüße sehr herzlich<br />

• die Mitglieder des Preiskuratoriums und<br />

• die Preisträger<br />

• Herrn Dr. Lemm und Herrn Dr. Thees als Empfänger des Karl-Abetz-Preises für hervorragende<br />

Beiträge zur Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben sowie<br />

• Frau Gerner, Herrn Dr. Hedden und Herrn <strong>Steinbeis</strong> als Empfängerin und Empfänger<br />

der Karl-Abetz-Förderpreise.<br />

Der Karl-Abetz-Preis hat aus Sicht der Universität eine besondere Bedeutung:<br />

Er ist nicht nur einer der höchst dotierten Preise, die an dieser Universität von Privatpersonen<br />

gestiftet werden, sondern er ist zugleich auch ein Preis mit einer sehr langen ununterbrochenen<br />

Tradition, wurde doch dieser Preis bereits im Jahre 1972 erstmals verliehen.<br />

Die Zielsetzung des Preises ist eindeutig: Es sollen Persönlichkeiten für hervorragende Beiträge<br />

zur Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben ausgezeichnet werden, und zwar<br />

unbeschadet dessen, ob sie eher im praktischen betrieblichen und organisatorischen Bereich<br />

oder eher mit Schwerpunkt in der Wissenschaft tätig waren und sind.<br />

Ein Preis mit der inhaltlichen Ausrichtung auf Wirtschaftlichkeit ist gerade in der Forstwirtschaft<br />

keine Selbstverständlichkeit. Vielfältige Ansprüche der Gesellschaft und ein dichtes<br />

Netz an staatlichen Regelungen und Interventionen mit Bezug auf den Wald lassen das Element<br />

der Wirtschaftlichkeit in gesellschaftlichen Diskussionen oft in den Hintergrund treten.<br />

11


Manchmal könnte man fast den Eindruck haben, Waldbewirtschaftung habe mit Wirtschaftlichkeit,<br />

d. h. mit dem sparsamen Einsatz knapper Mittel zur Erreichung eines bestimmten<br />

Ziels, nur noch wenig zu tun. Es ist daher nicht nur verdienstvoll, sondern auch bezeichnend,<br />

dass dieser wichtige Preis aus der Tradition eines großen privaten Forstbetriebes heraus gestiftet<br />

wird, dessen Eigentümer seit Jahrhunderten ihre wirtschaftliche Existenz maßgeblich<br />

auf die erfolgreiche Bewirtschaftung von Wald gründeten und auch heute noch gründen.<br />

Ihnen, Durchlaucht, und Ihrer Familie schuldet die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg großen<br />

Dank, nicht nur für die Auslobung und finanzielle Ausstattung des Preises, sondern auch<br />

für die damit verbundene stete Erinnerung, dass Wirtschaftlichkeit auch im Hinblick auf die<br />

Naturressource Wald immer wieder angestrebt und errungen werden muss.<br />

Der heute zu übergebende Karl-Abetz-Preis des Jahres 2009 geht an zwei Wissenschaftler,<br />

die in der Schweiz an der renommierten Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft,<br />

kurz <strong>WSL</strong> genannt, tätig sind.<br />

Dr. Renato Lemm hat zunächst ein Studium als Diplom-Physiker an der ETH Zürich abgeschlossen,<br />

und danach ebenfalls an der ETH Forstwissenschaft mit dem Abschluss als Diplom-Forstingenieur<br />

studiert. Nach Abschluss seiner Promotion, ebenfalls an der ETH Zürich,<br />

begann er seine wissenschaftliche Arbeit an der <strong>WSL</strong>, wo er nach verschiedenen fachlichen<br />

Stationen heute in der Forschungseinheit „Forstliche Produktionssysteme“ tätig ist.<br />

Dr. Oliver Thees ist Absolvent unserer Universität und hat nach seinem Studienabschluss als<br />

Diplom-Forstwirt im Jahre 1979 ebenfalls in Freiburg ein Studium der Volkswirtschaftslehre<br />

im Jahr 1984 als Diplom-Volkswirt erfolgreich abgeschlossen.<br />

Er hat zeitgleich am Institut für Forstbenutzung und forstliche Arbeitswissenschaft bei Prof.<br />

Grammel, dem im Jahre 2005 verstorbenen Vorgänger von Prof. Gero Becker, promoviert. Er<br />

begann danach seine wissenschaftliche Tätigkeit an der <strong>WSL</strong> und ist dort heute ebenfalls in<br />

der Forschungseinheit „Forstliche Produktionssysteme“ tätig.<br />

Seither hat er zusammen mit Dr. Lemm im Team wissenschaftlich anspruchsvolle und<br />

zugleich für die Praxis höchst relevante Forschungskonzepte entwickelt, Problemlösungen<br />

erarbeitet und ihre Umsetzung in die Praxis vorbereitet. Eine wichtige Zielgruppe sind die in<br />

der Schweiz flächenmäßig dominierenden, aber auch in Deutschland besonders wichtigen<br />

mittleren und kleineren Forstbetriebe, unabhängig davon, ob sie in kommunalem oder privatem<br />

Eigentum stehen.<br />

Die Preisträger haben sich damit einem technisch-wissenschaftlich wie auch in der praktischforstpolitischen<br />

Umsetzung anspruchsvollen und schwierigen Thema verschrieben und werden<br />

heute für ihre konzeptionellen und praktischen Leistungen in diesem Bereich geehrt.<br />

Ich darf Sie, Durchlaucht, als Preisstifter und die Herren Dr. Lemm und Dr. Thees, auf die<br />

Bühne bitten und komme zur Verlesung der beiden Laudationes und zur Überreichung der<br />

Preisurkunden:<br />

Herr Dr. Renato Lemm erhält den Karl-Abetz-Preis des Jahres 2009 für die Entwicklung und<br />

Einführung informationstechnologischer Konzepte und Instrumente, die auch unter den<br />

schwierigen Bedingungen kleinteiliger forstwirtschaftlicher Strukturen Forstbetrieben Innovation<br />

und Wirtschaftlichkeit ermöglichen. Er hat damit einen hervorragenden Beitrag zur Förderung<br />

der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben geleistet.<br />

12


Herr Dr. Oliver Thees erhält den Karl-Abetz-Preis des Jahres 2009 für die Entwicklung und<br />

Einführung informationstechnologischer Konzepte und Instrumente, die auch unter schwierigen<br />

Bedingungen kleinteiliger forstwirtschaftlicher Strukturen Forstbetrieben Innovation und<br />

Wirtschaftlichkeit ermöglichen. Er hat damit einen hervorragenden Beitrag zur Förderung der<br />

Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben geleistet.<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Lemm,<br />

sehr geehrter Herr Dr. Thees,<br />

ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu diesem Preis. Die Tatsache, dass der Preis an Sie beide<br />

gemeinsam geht, macht auch deutlich, dass Sie die in der Laudatio skizzierten Leistungen<br />

gemeinsam im Team erbracht haben; dies macht die Auszeichnung in meinen Augen besonders<br />

wertvoll.<br />

Überreichen der Urkunde und Gratulation<br />

Lassen Sie mich hinzufügen, dass mich die Tatsache besonders freut, dass dieser Preis, wie<br />

auch schon früher einige Male geschehen, in unser Nachbarland Schweiz geht. Die guten und<br />

freundschaftlichen Beziehungen zwischen unserem Raum und der Schweiz zu stärken, ist<br />

gerade aus aktueller Sicht ein wichtiges Anliegen der Universität Freiburg. Dass zudem einer<br />

der für seine Arbeit in der Schweiz geehrte Preisträger Alumnus unserer Universität ist, unterstreicht<br />

diese gute Zusammenarbeit auf nachdrückliche Weise.<br />

Ich komme nunmehr zur Verleihung der Karl-Abetz-Förderpreise des Jahres 2009.<br />

Nachdem Sie, Durchlaucht, von Ihrem Vater und Begründer des Karl-Abetz-Preises, Fürst<br />

Max Willibald, die Bewirtschaftung Ihres forstlichen Besitzes und damit auch die Stiftung des<br />

Karl-Abetz-Preises übernommen haben, war es nicht nur eine großzügige, sondern auch eine<br />

wegweisende Entscheidung von Ihnen, zusätzlich zum traditionellen Karl-Abetz-Preis, der<br />

arrivierte und in Wissenschaft bzw. forstlicher Praxis erfolgreiche Persönlichkeiten ehren soll,<br />

drei Förderpreise auszuloben.<br />

Aus Sicht der Universität ist dies ein wichtiges Signal und ein Ansporn für junge Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler. Mit dem Preis sollen ausgezeichnet werden jeweils eine<br />

herausragende Dissertation sowie zwei herausragende Diplom- bzw. Masterarbeiten, die sich<br />

inhaltlich in den Themenkreis „Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben“ einordnen<br />

lassen. Die Bewerberinnen und Bewerber kommen aus den forstwissenschaftlichen Fakultäten<br />

bzw. Abteilungen der deutschen, österreichischen und schweizerischen Universitäten.<br />

Die Auswahl trifft nach einem strukturierten Bewertungsverfahren das Preiskuratorium, welches<br />

auch über die Vergabe des Hauptpreises entscheidet.<br />

Der Karl-Abetz-Förderpreis für eine hervorragende Dissertation geht in diesem Jahr an<br />

Herrn Dr. Helge Hedden aus Hamburg. Dr. Hedden hat in Hamburg Holzwirtschaft studiert<br />

und nach seinem Abschluss als Diplom-Holzwirt unter der Anleitung von Prof. Dr. Udo Mantau<br />

eine Dissertation zum Thema „Regionalisierung der Aufkommens- und Verwendungspotenziale<br />

von Nadelstammholz in Deutschland“ verfasst, die sehr gut beurteilt wurde. Herr Dr.<br />

Hedden, ich freue mich, Ihnen den Karl-Abetz-Förderpreis für Dissertationen zu überreichen<br />

und gratuliere Ihnen ganz herzlich.<br />

Überreichen der Urkunde und Gratulation<br />

13


Der erste Karl-Abetz-Förderpreis für eine hervorragende Diplomarbeit geht an Frau Jutta<br />

Gerner aus Freiburg. Frau Gerner hat an unserer Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften<br />

vor kurzem ihre Diplomprüfung abgeschlossen. Ihre sehr gut bewertete Diplomarbeit trägt<br />

den Titel „Naturschutz im Dialog? Erfahrungen bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie in<br />

Baden-Württemberg“. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Ulrich Schraml von Institut für Forst-<br />

und Umweltpolitik und von Prof. Dr. Werner Konold, dem Leiter des Instituts für Landespflege,<br />

wissenschaftlich angeleitet und betreut.<br />

Frau Gerner, ich möchte Ihnen hiermit Ihre Preisurkunde überreichen und Sie zugleich ganz<br />

herzlich zu diesem Erfolg beglückwünschen.<br />

Überreichen der Urkunde und Gratulation<br />

Der zweite Karl-Abetz-Förderpreis für eine Diplomarbeit geht nach München. Herr <strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong><br />

<strong>Steinbeis</strong> hat seine Abschlussarbeit zum Thema „Ecosystem Portfolio Optimization“<br />

angefertigt, die mit einer sehr guten Note bewertet wurde. Angeleitet wurde die Arbeit<br />

von Herrn Prof. Dr. Knoke aus München, der im Übrigen im Jahre 1999 selbst einer der ersten<br />

Karl-Abetz-Förderpreisträger war.<br />

Herr <strong>Steinbeis</strong>, ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zu Ihrem Preis<br />

Überreichen der Urkunde und Gratulation<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />

zum Abschluss der heutigen Preisverleihung möchte ich noch mitteilen, dass sich gestern auf<br />

Anregung und Einladung des Stifters die heutigen Preisträger und die Förderpreisträger früherer<br />

Jahre getroffen haben. Dem Stifter und dem Preiskuratorium war und ist es ein Anliegen,<br />

den weiteren beruflichen Weg der durch Förderpreise ausgezeichneten jungen Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler zu verfolgen und damit letztlich auch die Bestätigung dafür zu<br />

finden, dass die seinerzeit ausgesprochene und mit einem Preis bedachte Förderung auf<br />

fruchtbaren Boden gefallen ist. Zugleich soll so ein Netzwerk der Preisträger des Karl-Abetz-<br />

Preises und des Karl-Abetz-Förderpreises entstehen, mit dessen Hilfe die Grundidee des<br />

Karl-Abetz-Preises, nämlich die Förderung der Wirtschaftlichkeit in Forstbetrieben, gestärkt<br />

und in die Breite getragen werden soll.<br />

Ich freue mich auch seitens der Universität sehr über diese Initiative, die im Kontext des Karl-<br />

Abetz-Preises das generelle Bemühen der Universität zur Stärkung des Alumni-Gedankens<br />

konkretisiert und unterstützt.<br />

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

14


Übergabe des Karl-Abetz-Preises 2009 durch den Pro-Rektor der Albert-<br />

Ludwigs-Universität an die Preisträger Dr. Renato Lemm und Dr. Oliver Thees<br />

Dr. Renato Lemm, Dr. Oliver Thees<br />

Prorektor Prof. Dr. Heiner Schanz Fürst von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee<br />

v. li. nach re.: Dekan Prof. Dr. H. Rennenberg, Pro-Rektor Prof. Dr. Heiner Schanz, <strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong>,<br />

Jutta Gerner, Dr. Helge Hedden, Dr. Oliver Thees, Dr. Renato Lemm, Fürst von Waldburg zu Wolfegg und<br />

Waldsee<br />

15


Dankesrede<br />

stellvertretend für die Förderpreisträger<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Dr. Helge Hedden<br />

bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich etwas aufgeregt bin, da es für mich nicht alltäglich ist,<br />

bei einer solchen Veranstaltung eine Dankesrede zu halten.<br />

Wir Förderpreisträger möchten uns als erstes bei unseren Mentoren recht herzlich für ihre<br />

Unterstützung bedanken. Ohne ihre Hilfe wären wir jetzt nicht hier. Dies gilt für meinen Mentor,<br />

Prof. Mantau, für Prof. Schraml, der Frau Gerner unterstützt hat und für Prof. Knoke, der<br />

Herrn <strong>Steinbeis</strong> unterstützt hat.<br />

Ebenfalls möchten wir uns bei dem Kuratorium bedanken, das unsere Arbeiten ausgewählt<br />

hat und wir somit heute hier sein können. Dies zeigt uns, dass wir wohl das eine oder andere<br />

richtig gemacht haben.<br />

Immer, wenn ich einen Artikel über solche Preisverleihungen in einschlägigen Zeitungen gelesen<br />

habe, stellte ich mir die Frage: wie zum Teufel haben die das geschafft? Ich kann Ihnen<br />

nun die Antwort geben: man braucht jede Menge Engagement, die richtigen Mentoren und<br />

das richtige Thema zur richtigen Zeit.<br />

Aber komme ich nun zu Ihnen, Euer Durchlaucht. Ich finde es großartig, dass Sie quasi Menschen,<br />

die Sie persönlich kaum oder gar nicht kennen, Geld schenken. Sie unterstützen nicht<br />

nur Ihnen unbekannte Menschen, sondern Sie bauen die Förderung auch aus! Zu diesem Ergebnis<br />

kam ich auch in einem Gespräch mit dem ersten Förderpreisträger für Dissertationen<br />

aus dem Jahre 1997, Herrn Dr. Elsasser, als wir uns über den Karl-Abetz-Preis unterhielten.<br />

Ich soll Ihnen übrigens, Euer Durchlaucht, schöne Grüße von ihm übermitteln. Herr Dr. Elsasser<br />

bedauert es sehr, aus persönlichen Gründen nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen<br />

zu können.<br />

Dieser Preis motiviert sicherlich in zweierlei Hinsicht. Einerseits bestätigt uns diese Auszeichnung<br />

in unserer Arbeit und motiviert uns weiterzumachen, wobei das Preisgeld dazu<br />

beiträgt, den Grundstock für die weitere Arbeit bei unseren Vorhaben zu legen oder zu ergänzen.<br />

Es motiviert aber sicherlich auch andere Studenten, vielleicht selber in zwei, vier oder<br />

sechs Jahren hier zu stehen.<br />

Lassen Sie mich nochmals Ihnen danken. Unser Dank gilt aber auch allen anderen, die diese<br />

Veranstaltung ermöglichen.<br />

Vielen Dank!<br />

17


Die<br />

Karl-Abetz-Preisträger<br />

2009<br />

19


Ausbildung<br />

Lebenslauf<br />

Dr. Renato Lemm<br />

Geburtsdatum: 09.11.1953<br />

Familienstand: verheiratet, 3 Kinder<br />

Nationalität: Schweiz<br />

Hobbies: Eishockey und Jagd<br />

Adresse: Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und<br />

Landschaft <strong>WSL</strong>, Zürcherstrasse 111<br />

CH-8903 Birmensdorf<br />

Tel: +41 44 7392 478<br />

E-Mail: renato.lemm@wsl.ch<br />

1988 -1991 Doktorarbeit, Abteilung für Forstwissenschaft der ETH Zürich<br />

1991 Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften, Dr.sc.techn. ETH Zürich<br />

1984 Abschluss als Dipl. Forsting. ETH Zürich mit Eidg. Wählbarkeitszeugnis für eine höhere Forstbeamtung<br />

in der Schweiz<br />

1979 - 1984 Studium der Forstwissenschaft, Abteilung für Forstwirtschaft ETH Zürich<br />

1982 - 1984 Forstliche Praktika in den Kantonen Zürich und Glarus<br />

1979 Abschluss als Dipl. Physiker ETH<br />

1. Preis für Diplomarbeit, Abteilung „Turnen und Sport“ Kat. Doktorarbeiten und Diplomarbeiten<br />

anderer Studienrichtungen<br />

1973 - 1979 Studium der Physik, Abteilung für Physik ETH Zürich<br />

1966 - 1973 Mittelschule Lyceum Alpinum Zuoz, Abschluss: Maturität Typus C<br />

Beruflicher Werdegang<br />

seit 2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschungseinheit „Forstliche Produktionssysteme“ Eidg.<br />

Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />

2002-2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung „Management Waldnutzung“ Eidg. Forschungsanstalt<br />

<strong>WSL</strong><br />

7/1999 – 2002 Gruppenleiter „Produktionsmanagement“, Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />

1989 – 6/1999 Gruppenleiter „Planung und Modellierung“, Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />

1995 - 2002 Forschungskommission, Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />

seit 2005 Vorstand Verein Integrierter Forstlicher Informationssysteme (IFIS)<br />

seit 1994 Vorstand Schweizerischer Arbeitskreis für Forsteinrichtung (safe)<br />

21


Ausbildung<br />

Lebenslauf<br />

Dr. Oliver Thees<br />

Geburtsdatum: 24.09.1954<br />

Familienstand: verheiratet, 2 Kinder<br />

Nationalität Deutsch<br />

Adresse: Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft<br />

<strong>WSL</strong>, Zürcherstrasse 111<br />

CH-8903 Birmensdorf<br />

Tel: +41 44 7392 457<br />

E-Mail: oliver.thees@wsl.ch<br />

1974 Abitur am Nikolaus von Kues Gymnasium in Bernkastel-Kues<br />

1975 - 1979 Studium der Forstwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau<br />

1979 Abschluss als Diplom-Forstwirt<br />

1980 – 1984 Doktorarbeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Breisgau (Bereich Forstbenutzung)<br />

1984 Promotion zum Dr. rer. nat<br />

1977 – 1984 parallel: Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Albert- Ludwigs-Universität Freiburg i.<br />

Breisgau<br />

1985 Abschluss als Diplom-Volkswirt<br />

1985 – 1987 Referendariat bei der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz<br />

1987 Staatsexamen zum Forstassessor<br />

Beruflicher Werdegang<br />

1980 – 1984 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Forstbenutzung und forstliche<br />

Arbeitswissenschaften der Universität Freiburg im Breisgau<br />

1985 – 1987 Referendar bei der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz (Forstamt Entenpfuhl, Forstdirektion<br />

Koblenz)<br />

1987 – 1988 Consultant, u.a. bei Rigesa, Cellulose, Papel e Embalagens LTDA in Santa Catarina, Brasilien<br />

1988 – 1989 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe "Betriebswirtschaft" der Eidg. Anstalt<br />

für das forstliche Versuchswesen (EAFV)<br />

1989 – 1999 Gruppenleiter "Forsttechnik" an der Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />

2003 – 2006 Abteilungsleiter, Abteilung "Management Waldnutzung" an der Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />

2000 – heute Programmleiter, Forschungsprogramm "Management zukunftsfähige Waldnutzung" an der Eidg.<br />

Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><br />

Ausschussarbeit, Lehraufträge, Verschiedenes<br />

1980 Pfeil-Preis-Reisestipendium der Alfred Töpfer Stiftung<br />

1989 – heute Mitglied im Arbeitsauschuss „Schlepper und Maschinen“ des Forsttechnischen Prüfausschusses<br />

FPA beim Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik KWF<br />

1990 – heute Verbindungsmann der berufsständischen Organisation Vereinigung der Kader des Bundes VKB<br />

1991 – heute Mitglied der Arbeitsgruppe „Wald- und Holzwirtschaft“ beim Schweizerischen Forstverein SFV<br />

1992 – 2005 Lehrauftrag an der ETH Zürich (Forstliche Verfahrenstechnik)<br />

1995 Lehrauftrag an der Universität Freiburg im Breisgau (Holzernte)<br />

2004 – heute Korrespondierendes Mitglied beim Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik KWF<br />

2005 – heute Mitglied im Scientific Committee „Waldökonomisches Seminar“<br />

23


Vortrag der Karl-Abetz-Preisträger 2009<br />

Dr. Oliver Thees und Dr. Renato Lemm<br />

Informationstechnologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit<br />

auch für kleine Forstbetriebe<br />

Sehr geehrter Fürst zu Waldburg zu Wolfegg und Waldsee<br />

Sehr geehrter Herr Professor Schanz<br />

Sehr geehrter Herr Professor Rennenberg<br />

Sehr geehrtes Preiskuratorium<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren<br />

Die Auszeichnung mit dem KAP ist für uns eine grosse Ehre, für die wir uns herzlich<br />

bedanken.<br />

Sie gebührt eigentlich unserem ganzen Team, welches sich über Jahre für die Belange der<br />

Forstwirtschaft engagiert hat. An dieser Stelle ist auch der Schweizer Forstpraxis und der<br />

<strong>WSL</strong> zu danken, die unsere Arbeiten letztlich ermöglicht haben.<br />

Wir freuen uns ganz besonders, dass heute so viele gekommen sind, inbesondere aus der der<br />

Schweiz und speziell von der <strong>WSL</strong>, allen voran unser Direktor Professor James Kirchner und<br />

unser Chef Dr. Norbert Kräuchi.<br />

Diese Auszeichnung kommt auch in einem günstigen Zeitpunkt, stehen wir doch kurz vor<br />

dem Abschluss unseres Forschungsprogrammes Management zukunftsfähige Waldnutzung,<br />

welches unseren Arbeiten den Rahmen gegeben hat. Dieser Preis – so hoffen wir natürlich –<br />

wird auch die anwendungsorientierte Waldforschung in der Schweiz stärken. Er ist uns eine<br />

Verpflichtung im Sinne des Namensgebers, Prof. Karl Abetz, auf dem eingeschlagenen Weg<br />

weiterzugehen, und einen direkten Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft zu stiften.<br />

In unserem Referat fokussieren wir auf die moderne Informationstechnologie und ihren<br />

Einsatz in der Holzproduktion. Hier bieten sich enorme Potenziale, um die Bewirtschaftung<br />

des Waldes zu verbessern sowohl in ökonomischer, als auch in ökologischer Hinsicht. Mit IT-<br />

Instrumenten lassen sich komplexe Entscheidungssituationen auf quantitativer Basis<br />

unterstützen und Routineaufgaben automatisieren.<br />

Wir haben Informationstechnik schon früh als hoch effiziente Möglichkeit identifiziert, um<br />

das enorme Wissen, welches Forschung und Entwicklung generieren, auch bei kleinteiligen<br />

Forststrukturen in der Praxis verfügbar und nutzbar zu machen. Um Effizienz und Effektivität<br />

in der Forstwirtschaft zu verbessern, haben wir in unserem Programm verschiedene ITbasierte<br />

Instrumente entwickelt. Dabei haben wir die Anwender und ihr Umfeld immer stark<br />

einbezogen bzw. berücksichtigt.<br />

25


Vorgehen<br />

Zunächst beleuchten wir die kleinteiligen Forststrukturen vor dem Hintergrund der<br />

ökonomischen Theorie und zeigen Ansätze, wie man deren Nachteile überwinden kann.<br />

Im nächsten Schritt stellen wir die anwendungsorientierte Forst-Forschung an der <strong>WSL</strong> vor,<br />

wie wir sie im Rahmen unseres Forschungsprogrammes als ganzheitlichen Ansatz entwickelt<br />

haben. Es folgen grundsätzliche Überlegungen zur Informationstechnik und ihrem Einsatz in<br />

der Forstwirtschaft. Ein Überblick zeigt die konkret entwickelten Instrumente. Bei einem<br />

ausführlicher dargestellten Beispiel werden Sie spüren, was wir genau tun und wie wir dabei<br />

mit der Praxis zusammenarbeiten. Schliesslich werden wir Folgerungen über die zukünftige<br />

Rolle der Informationstechnik in der Forstforschung ziehen.<br />

Ökonomische Wirkungen kleinteiliger Forststrukturen<br />

Bei verbundener Produktion privater und öffentlicher Güter und hoher Fertigungstiefe<br />

in einem kommunalen Forstbetrieb:<br />

Beurteilungsperspektive<br />

produktionsökonomisch<br />

industrieökonomisch<br />

institutionenökonomisch<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Holzproduktion Öffentliche Güter<br />

Skaleneffekte<br />

Marktmacht<br />

Transaktionskosten<br />

Anreize<br />

+<br />

-<br />

+<br />

Verbundeffekte<br />

Marktversagen<br />

Transaktionskosten<br />

Anreize<br />

Man fragt sich, ob es in einem kleinen Land wie der Schweiz überhaupt grosse Strukturen<br />

geben kann und ob man mit den einschlägigen Bemühungen sowieso nur mittlere,<br />

ökonomisch evtl. unvorteilhafte Grössen erreicht. Wie auch immer - Vor dem Hintergrund der<br />

Hauptfrage der heutigen Veranstaltung muss man die kleinteiligen Strukturen genauer unter<br />

die Lupe nehmen und sie vor allem ökonomisch analysieren. Dabei beschränken wir uns auf<br />

die Makro-Ebene von Betrieb und Verwaltung. Auf der Mikro-Ebene der einzelnen<br />

Waldbestände verteuert Kleinteiligkeit z.B. in Form geringer Schlaggrössen von 1 bis 2<br />

Hektaren und grosser Baumartenvielfalt die Holzernte.<br />

Für die folgende Betrachtung unterstellen wir einen kleinen kommunalen Eigenregiebetrieb<br />

mit ca. 300 Hektar Wald, der sein Holz durch einen Förster selbst vermarktet. Die<br />

verschiedenen ökonomischen Sichtweisen der Analyse machen vor allem die Nachteile der<br />

kleinteiligen Strukturen transparent.<br />

Erwartungsgemäss zeigt sich unter produktionsökonomischen Aspekten, dass kleine<br />

Betriebsgrössen für die reine Holzproduktion nachteilig sind. Bei geringem Einschlag können<br />

keine Skaleneffekte genutzt und keine Marktmacht erreicht werden. Hinzu kommen hohe<br />

Transaktionskosten, insbesondere bei der Vermarktung der geringen Einschlagsmenge an die<br />

meist grosse Zahl von Käufern.<br />

Bei den öffentlichen Gütern spielt die Betriebsgrösse teilweise eine weniger wichtige Rolle.<br />

Dies gilt allerdings auch nur unter der genannten Voraussetzung, dass man den kleinen<br />

Betrieb für sich alleine betrachtet. Produktionsökonomisch kann man z.B. von<br />

Verbundeffekten mit der Holzproduktion profitieren. Kleinteilige Forststrukturen sind<br />

letztendlich auch für die Produktion öffentlicher Güter einschränkend.<br />

26


Wenn man der Kleinteiligkeit ökonomisch noch etwas abgewinnen will, dann ist es die<br />

Vielfalt, welche stabilisierend wirkt - allerdings im Guten wie im Schlechten. Die<br />

Holzproduktion leidet auf jeden Fall sehr darunter. Durch Massnahmen auf der Ebene der<br />

Organisation und des Ressourceneinsatzes ist es aber durchaus möglich, ihre Situation zu<br />

verbessern und insbesondere Ernte- und Verwaltungskosten zu senken. Es bestehen also noch<br />

Chancen, Wettbewerbsnachteile zu verringern.<br />

Kooperation in der Holzproduktion – aus Sicht der Transaktionskostentheorie<br />

(Coase 1937, Williamson 1985)<br />

Organisationsformen = Koordinations- und Motivationsmechanismen<br />

Anpassungskapazität<br />

Anreizintensität<br />

Bürokratiekosten<br />

Markt<br />

Optimum<br />

Kooperation<br />

Anforderungen<br />

Hierarchie<br />

"Juwel" (v. Hayek 1945) Unternehmen<br />

Vermarktung von<br />

Nutzungsrechten<br />

Nutzungsrechte beim Einzelnen<br />

Nutzungsentscheide gemeinsam<br />

gefällt, ggfs. delegiert<br />

Fusion von<br />

Nutzungsrechten<br />

Ein Schlüssel zur Überwindung der Kleinteiligkeitsprobleme liegt natürlich auf der<br />

organisatorischen Ebene. Der Ansatz, via Grösse zu ökonomischem Erfolg zu kommen, ist<br />

hierbei nur ein Aspekt, der alleine wie man weiss auch nicht zwingend zum Erfolg führt.<br />

Andere wichtige Überlegungen zur Optimierung der Organisation lassen sich mit Hilfe der<br />

Transaktionskostentheorie darstellen. Diese fasst Organisationsformen als Koordinations- und<br />

Motivationsmechanismen auf. Produktionen werden danach beurteilt, ob sie sich besser im<br />

Rahmen hierarchischer Strukturen wie Unternehmen durchführen lassen, oder ob man sie<br />

besser via Marktmechanismen koordiniert. Dabei sind bezüglich Anpassungsfähigkeit Märkte<br />

ein Juwel, wie F.A. von Hayek es formulierte. Verantwortlich dafür ist der<br />

Preismechanismus. Hierarchien, wie Unternehmen und Behörden koordinieren mittels<br />

Planung und Anweisung. Hybride wie Kooperationsverträge nehmen eine Mittelstellung ein.<br />

Die optimale Wahl ergibt sich aus dem Vergleich mit den Anforderungen, die an die<br />

Organisation gestellt werden.<br />

Auf unsere Fragestellung bezogen lässt sich die Kleinteiligkeit der Betriebstrukturen als<br />

Kleinteiligkeit der Nutzungsrechte auffassen und in das Denkschema einordnen. So betrachtet<br />

ergeben sich als Extrempositionen der Handlungsmöglichkeiten die Fusion von<br />

Nutzungsrechten einerseits und die Vermarktung von Nutzungsrechten andererseits. Beide<br />

stellen jedoch nach bisheriger Erfahrung keine Option für die Schweizer Forstbetriebe dar.<br />

Favorit der Praxis ist die Kooperation als Kompromiss, mit der man sich offenbar vor allem<br />

27


die Selbstbestimmung bewahren will. Dies verwundert allerdings nicht, wenn man die<br />

ausgeprägte Waldgesinnung, die grosse Autonomie der Schweizer Kommunen und ihren<br />

grossen Anteil am Wald bedenkt.<br />

Eine neue Untersuchung der Fachhochschule Zollikofen zeigt, dass es rund 130<br />

Kooperationen verschiedenster Art gibt und rund 17 % der grösseren Schweizer Betriebe an<br />

einer Kooperation beteiligt sind. Viele der Kooperationen sind in den letzten Jahren<br />

entstanden, was die Agilität der Schweizer Forstwirtschaft trotz hoher Staatsquote belegt.<br />

Unklar ist aber noch das Bild, wie erfolgreich sie sind. Um die Vorteile der Kooperation<br />

optimal nutzen zu können, sind Anpassungen zwingend notwendig. Sie reichen vom<br />

gemeinsamen Planen und Steuern der Produktion über die gemeinsame Rücknahme des<br />

Eigenregieanteils in der Holzernte bis hin zum gemeinsamen Verkauf, um das atomisierte<br />

Holzangebot zu bündeln. Auch die Frage der Personalausstattung muss gestellt werden.<br />

Aufgrund kantonaler Initiativen haben einige privatwirtschaftlich organisierte<br />

Holzvermarktungsorganisationen als Intermediäre erfolgreich die Koordination übernommen.<br />

Es tut sich also was bei der Überwindung der kleinteiligen Strukturen. Vielleicht wandert der<br />

Wald nun doch zum besseren Wirt.<br />

Mit IT Transaktionskosten senken und Kooperation ermöglichen<br />

Holz<br />

öffentliche<br />

Güter<br />

Biologische<br />

Produktion<br />

Biologische<br />

Produktion<br />

Kooperation<br />

T T<br />

T<br />

Vermarktung<br />

ERP<br />

T<br />

T<br />

Koordination<br />

SCM<br />

Technische<br />

Produktion<br />

Technische<br />

Produktion<br />

Forstbetrieb<br />

Be- und<br />

Verarbeitung<br />

T<br />

T<br />

private<br />

Nutzung<br />

öffentl.<br />

Nutzung<br />

T = Transaktion<br />

Ein weiterer Schlüssel zur Überwindung der Kleinteiligkeitsproblematik liegt auf der Ebene<br />

des Ressourceneinsatzes. Der Heilsbringer Kooperation lässt hier den Bedarf an<br />

Kommunikation und Koordination massiv anwachsen. Es entstehen sog. Transaktionskosten.<br />

Sie werden verursacht durch Informations-, Kommunikations- und Koordinationsprozesse.<br />

Namhafte Ökonomen schätzen, dass über 50 % des Bruttosozialproduktes auf<br />

Transaktionskosten entfallen.<br />

Auch im Holzproduktionsprozess spielen sie eine wichtige Rolle. Bei der Vermarktung und<br />

Ernte ergeben sich eine Fülle von Transaktionen, wie das Anbahnen und Vereinbaren von<br />

Holzgeschäften und das Abwickeln, Anpassen und Kontrollieren von Holzlieferungen. Bei<br />

28


einer betriebsübergreifenden Zusammenarbeit nehmen Kommunikation und Koordination<br />

beträchtlich zu. Die hohen Anforderungen lassen sich nur noch mit Hilfe von<br />

Informationstechnik effizient bewältigen.<br />

Informationstechnologie kann die Holzproduktion aber nicht nur auf ihrer technischen,<br />

sondern auch auf der biologischen Stufe unterstützen. Sie erlaubt es, mittels Modellen, die<br />

langfristigen und komplexen Planungen auf quantitativer Grundlage durchzuführen und<br />

laufend zu aktualisieren. Ähnliche Überlegungen gelten auch für die Produktion öffentlicher<br />

Güter. Benötigt wird also Software für die betriebsübergreifende Holzlogistik, das sog.<br />

Supply Chain Management SCM und Software für die innerbetriebliche Ressourcenplanung,<br />

das sog. Enterprize Ressource Planning ERP.<br />

Der Informationstechnik kommt somit bei der Überwindung der Kleinteiligkeit eine ganz<br />

besondere Bedeutung und Rolle zu: Sie trägt wesentlich zur Effizienz der Kooperation bei<br />

und wird damit quasi zum Enabler der organisatorischen Verbesserung. Voraussetzung ist<br />

allerdings, dass entsprechende Produkte vorhanden und für die kleinteiligen Forststrukturen<br />

geeignet sind und von diesen kostengünstig betrieben werden können.<br />

Ausgangslage anwendungsorientierter Forstforschung<br />

Angebotsseite<br />

ETH Zürich<br />

<strong>WSL</strong> Birmensdorf<br />

SHL Zollikofen<br />

kein<br />

Markt!<br />

Koordination?<br />

Motivation?<br />

Nachfrageseite<br />

Bundesamt für Umwelt<br />

25<br />

Kantonsforstämter<br />

2<br />

Bildungszentren Wald<br />

2800<br />

Forstbetriebe (800 > 50 ha)<br />

(Flächenanteil öffentl. Wald: 70 %)<br />

245 000<br />

Privatwaldeigentümer<br />

40<br />

Verbände, Vereine, Arbeitsgem.<br />

150<br />

Forstingenieurbüros<br />

Nun zur Ausgangslage der anwendungsorientierten Forstforschung in der Schweiz. Sie lässt<br />

sich wie folgt charakterisieren: Wenige grosse Anbieter stehen vielen kleinen Nachfragern<br />

gegenüber. Beide Seiten dieser oligopolistischen Struktur sind sehr stark staatlich geprägt. Sie<br />

werden nicht oder nur ansatzweise über einen Markt koordiniert.<br />

Auf der Angebotsseite ist bemerkenswert, dass es sich um Institutionen des Bildungssektors –<br />

also ohne direkten Waldzugang - handelt: zwei Hochschulen und unsere Forschungsanstalt<br />

<strong>WSL</strong>. Die <strong>WSL</strong> ist eine Bundesforschungsanstalt, die im Innenministerium ressortiert und in<br />

der Hauptsache naturwissenschaftliche Umweltforschung betreibt. Sie ist national wie<br />

29


international ein grosser Player auf dem Gebiet der ökologischen Waldforschung und der<br />

Schneeforschung. Die <strong>WSL</strong> ist also kein Betriebsforschungsinstitut wie die hiesige FVA. Sie<br />

ist - wie ihre beiden Partnerorganisationen - abhängig von der Schweizer Hochschulpolitik.<br />

Auf der Nachfrageseite wird die kleinteilige Forststruktur offensichtlich. Hinter den<br />

zahlreichen Akteuren stehen rund eine Million Hektar Wald. Aussergewöhnlich hoch ist im<br />

internationalen Vergleich der Anteil von 70 % öffentlichem, kommunalem Waldbesitz.<br />

Bemerkenswert ist ausserdem, dass sowohl die natürlichen, standörtlichen Verhältnisse, als<br />

auch die organisatorischen Bedingungen äusserst vielfältig und kleinräumig verteilt sind. Die<br />

Ausgangslage ist also auf dieser Seite durch Kleinteiligkeit und Heterogenität<br />

gekennzeichnet.<br />

Festzuhalten bleibt, dass beide Seiten nicht über Marktmechanismen koordiniert werden und<br />

die <strong>WSL</strong> angesichts ihrer kapazitätsmässigen Schlagkraft, ihres vielseitigen Angebotes und<br />

ihrer Einbindung in internationale Forschungsnetzwerke grundsätzlich eine effiziente Lösung<br />

sein kann, um die kleinteiligen Forststrukturen zu unterstützen.<br />

Vor diesem Hintergrund haben wir eine eigene Strategie entwickelt, welche an den Defiziten<br />

der Ausgangslage, nämlich an Motivation und Koordination ansetzt, und die ich Ihnen nun<br />

vorstellen möchte.<br />

Innovation als Ziel anwendungsorientierter Forstforschung<br />

Potenziale Produkte,<br />

Prozesse<br />

z.B. Informationstechnologie<br />

Innovation<br />

F&E Praxis<br />

Nutzen<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

= Erneuerung, > Invention, neue Produktionsfunktion (Schumpeter 1911)<br />

= Ergebnis von Kooperation zwischen Forschung und Praxis<br />

Informationstechnologie, Innovation und Wirtschaftlichkeit - lassen sich in eine<br />

Wirkungskette bringen. IT ist eine wesentliche Basis für Innovation und betrieblichen Erfolg.<br />

Ihre enormen Potenziale müssen erkannt und die Entwicklung oder der Einsatz<br />

entsprechender Instrumente muss angestossen werden. Gute Instrumente wiederum können zu<br />

einer verbesserten Wirtschaftlichkeit führen. Wann funktioniert das so?<br />

Von zentraler Bedeutung ist die Innovation, die Neuerung bzw. die Veränderung im<br />

betrieblichen Produktionsprozess. In unserem Fall ist sie das Ergebnis anwendungsorientierter<br />

Forschung und der Kooperation mit der Praxis. Sie beginnt auf der Schnittstelle zwischen<br />

Forschung und Praxis und ist das Ziel unserer Arbeit unter den besonderen Bedingungen der<br />

Schweiz.<br />

30


Die Entstehung von Innovation hängt aber wesentlich von der erfolgreichen Zusammenarbeit<br />

der beteiligten Menschen ab. So wie es auf der einen Seite den innovativen Unternehmer, den<br />

schöpferischen Zerstörer im Schumpeterschen Sinne geben muss, so muss es den innovativen<br />

Forscher und Entwickler auf der anderen Seite geben. Im Idealfall treffen und verstehen sie<br />

sich und ziehen an einem Strang. Dabei muss natürlich jeder seine Rolle möglichst gut<br />

spielen. Forscher und Entwickler sind für das perfekte Instrument verantwortlich, die<br />

Praktiker müssen den wirtschaftlichen Erfolg zustande bringen. Dies bedarf der hohen<br />

Motivation aller Beteiligter. Wir fokussieren auf diese einzelnen Fälle und suchen gute<br />

Partner, um gute Lösungen und positive Beispiele zu schaffen.<br />

Prinzipien anwendungsorientierter Forstforschung<br />

• Neutralität des Forschungspartners<br />

• gemeinsame Werte und Kultur, Mensch im Mittelpunkt<br />

• trans- und interdisziplinäres Arbeiten<br />

• Nutzbarmachen von Informationstechnologie<br />

Vertrauen<br />

Motivation<br />

Innovation<br />

Effektivität<br />

Effizienz<br />

Vor dem Hintergrund der Ausgangslage, für die wir mangelnde Motivation und Koordination<br />

zwischen Forschung und Praxis konstatierten und der Forderung, Innovationen durch<br />

Forschung anzustossen, haben wir ein eigenes Vorgehensmodell entwickelt. Es lässt sich<br />

mittels Prinzipien wie folgt zusammenfassen:<br />

Auf der einen Seite sind die normativen Aspekte wie Neutralität und gemeinsamer<br />

Wertekanon wichtig, um Vertrauen und Motivation beim Praxispartner als Voraussetzung für<br />

Innovation zu schaffen. Auf der anderen Seite tragen Methoden, Wissen und Technik zum<br />

Entstehen von Innovation bei. Transdisziplinäres Arbeiten, also die enge Zusammenarbeit von<br />

Forschung und Praxis, und die Integration aller im Einzelfall relevanten Wissensgebiete<br />

gewährleisten Effektivität und Effizienz. Informationstechnologie spielt dabei wie bereits<br />

erläutert eine besonders wichtige Rolle.<br />

Wir haben die um das Jahr 2000 an der <strong>WSL</strong> neu geschaffene Programmwelt genutzt, um<br />

dieses Konzept im Rahmen eines eigenen Forschungsprogrammes zu entwickeln und zu<br />

realisieren.<br />

31


<strong>WSL</strong>-Forschungsprogramm – Management zukunftsfähige Waldnutzung<br />

ein ganzheitlicher und integraler Ansatz:<br />

Lösungs- und Handlungsebenen<br />

(nach Williamson 1999)<br />

Institutionelle Ebene<br />

Verhalten,Normen (> 10 Jahre)<br />

Organisatorische Ebene<br />

Wettbewerbsfähigkeit (5 Jahre)<br />

Ebene Ressourceneinsatz<br />

Effizienz (1 Jahr)<br />

F&E zur Kooperation<br />

• Psychologische<br />

Aspekte<br />

• Horizontale und<br />

vertikale Integration<br />

• Einsatz moderner<br />

Technologien<br />

WVK POLVER<br />

SORSIM IFIS<br />

HeProMo Waldwissen<br />

Ziel des Forschungsprogrammes „Management zukunftsfähige Waldnutzung“ war es, die<br />

Strukturprobleme anzupacken und die Wettbewerbsfähigkeit der Forstbetriebe und Produkte<br />

voranzubringen. Dabei standen konkrete Verbesserungen in der Praxis im Vordergrund.<br />

Praktiker und Forscher waren aufgefordert, Projektideen anzumelden. Die Finanzierung war<br />

grundsätzlich offen; die <strong>WSL</strong> stellte Mittel bereit, um Projekte anzustossen. Nach einer<br />

Evaluation der Projektideen haben wir den Schwerpunkt unserer Arbeiten auf das<br />

Informationsmanagement gelegt.<br />

Grundsätzlich war uns daran gelegen, ein paar wenige, aber möglichst gute bzw. mächtige<br />

Instrumente von bleibendem Wert für die Praxis zu generieren.<br />

Im Hinblick auf die hohen Umsetzungsanforderungen wurde ein ganzheitlicher Ansatz<br />

gewählt, welcher dem Handlungsbedarf und den Lösungen auf verschiedenen Ebenen<br />

Rechnung trug. Für das zur Überwindung der Kleinteiligkeit wichtige Thema Kooperation<br />

lässt sich das Vorgehen wie folgt skizzieren:<br />

Auf der institutionellen Ebene, wo es um das Verhalten der Akteure geht, wurden mit<br />

Kooperationen zusammenhängende psychologische Aspekte analysiert. Dies geschah im<br />

Hinblick auf ein allfälliges Change Management. Auf der organisatorischen Ebene, welche<br />

bestimmend für die Wettbewerbsfähigkeit ist, wurden verschiedene Möglichkeiten der<br />

horizontalen und vertikalen Integration bzw. Kooperation institutionenökonomisch<br />

untersucht. Schliesslich und vor allem wurden auf der für die Effizienz relevanten Ebene des<br />

Ressourceneinsatzes konkrete Instrumente entwickelt, um das Informationsmanagement in<br />

Kooperationen u.a. Forstbetrieben zu unterstützen.<br />

32


Programmabschluss – Buchdokumentation und Tagung<br />

Inhalt:<br />

Tagung an der <strong>WSL</strong> am 01. Oktober 2009<br />

1. Überblick<br />

2. Organisation und Abläufe<br />

3. Holzressourcen und Energie<br />

4. Physikalischer Bodenschutz<br />

5. Betriebliche Planung und Steuerung<br />

6. Überbetriebliche Holzlogistik<br />

7. Wissenstransfer<br />

8. Herausforderungen der Zukunft<br />

Wir stehen nun kurz vor dem Abschluss des Programmes im kommenden Herbst. Aus diesem<br />

Anlass werden die wichtigsten Projekte bzw. Arbeiten in einem Buch dokumentiert und eine<br />

Tagung durchgeführt. Ein Flyer zur Tagung liegt übrigens hier auf.<br />

Die Dokumentation ist als eine Sammlung von ca. 30 Fachbeiträgen aufgebaut. Sie<br />

ermöglicht eine Zusammenschau der sehr unterschiedlichen Programmaktivitäten. Es ist eine<br />

Bilanz der vielfältigen Leistungen der Zusammenarbeit von Forschung und Praxis. Einzelne<br />

davon haben erfreulicherweise wie beabsichtigt einen festen Platz in der Schweizer<br />

Forstwirtschaft gefunden und sind auch international beachtet worden. Die Arbeiten wurden<br />

acht Kapiteln zugeteilt. Vor allem die Kapitel 3, 5 und 6 beeinhalten die Beiträge zum<br />

Informationsmanagement, über die nun mein lieber Kollege Renato Lemm berichten wird.<br />

Besten Dank für die Aufmerksamkeit!<br />

33


Sehr geehrter Fürst zu Waldburg, Wolfegg und Waldsee<br />

Sehr geehrter Herr Professor Schanz<br />

Sehr geehrter Herr Professor Rennenberg<br />

Sehr geehrtes Preiskuratorium<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren<br />

…<br />

Ich schliesse mich dem Dank von Oliver Thees an. Dabei möchte ich aber auch noch einer<br />

Person speziell danken, nämlich Oliver Thees selbst. Denn ohne seinen persönlichen Einsatz,<br />

seinen Durchhaltewillen und seinen Mut forschungspolitische Widerstände durch Überzeugung<br />

zu überwinden würden wir heute nicht dastehen.<br />

IT-Trends ermöglichen Innovation und wirtschaftliches Handeln.<br />

Software ist in den vergangen Jahrzehnten zu demjenigen Faktor geworden, ohne die in den<br />

hochentwickelten Ländern nichts mehr geht. Rechner durchdringen alle Lebensbereiche, und<br />

mit ihnen Software, welche diese Rechner steuern. Einige Errungenschaften der Informationstechnologie<br />

wie Internet, Geografische Informationssysteme, Serviceorientierte Architektur<br />

(SOA) und die Möglichkeit Software über Internet zu mieten oder RFID und Laserscanning<br />

haben die Innovation und die Wirtschaftlichkeit von ganzen Wirtschaftszweigen massiv modernisiert<br />

und verbessert und sie werden es auch weiterhin tun. Ich möchte auf die ersten 4<br />

Trends kurz näher eingehen.<br />

Weltweite Vernetzung durch das Internet<br />

Ein Megatrend, welcher Innovation und wirtschaftliches Handeln ermöglicht, ist sicher die<br />

weltweite Vernetzung durch das Internet.<br />

Nutzer können nicht nur Emails schreiben und Daten austauschen sie können mit der Web-<br />

Oberfläche «Google Wave» auch Blogs und Wikis schreiben, chatten, Nachrichten versenden,<br />

gemeinsam an Dokumenten arbeiten und Fotos teilen.<br />

34


Über 1.5 Mia. Menschen nutzten 2008 das Internet; Mehr als die Hälfte der CH-Bevölkerung<br />

braucht es fast täglich. Das Internet weist bis zu 30 Mia Webseiten mit über einer Billion<br />

einzelner Dokumente auf.<br />

Diese offene Verbreitung von Wissen ist eine wichtige Quelle für das Entstehen von<br />

Innovation.<br />

Mit dem Internet sind die Kosten für das Anbieten und den Vertrieb von Produkten u.<br />

Dienstleistungen gering und die Menge der erreichbaren Kunden sehr gross.<br />

Geografische Informationssysteme GIS<br />

Beispiel – Nährstoffbilanzierungsmodell NBM<br />

Nutzungsvariante: " Derbholz"<br />

Nutzungsvariante: "Vollbaum"<br />

Ein weiterer Trend ist der Einsatz von GIS. Forstwirtschaft ist eine raumwirksame Tätigkeit.<br />

Der Einsatz von GIS-Technologie hat der Forstwirtschaft bereits zahlreiche Impulse gegeben<br />

und Innovationen gebracht.<br />

Google Maps oder Microsoft Virtual Earth sind Internetdienste, mit dem Karten und<br />

ortsbezogene Dienste in Webseiten und Anwendungen einfach und kostenlos integriert<br />

werden können. Dies macht GISAnwendungen besonders für den kleinen Betrieb attraktiv. So<br />

können Objekte mit bekannten Positionen gesucht und dann auf einer Karte oder auf einem<br />

Bild von der Erdoberfläche angezeigt werden. Z.B. zur Verwaltung von Holzpoltern.<br />

Was sie hier sehen ist ein Beispiel aus unserem Nährstoffbilanzierungsmodell NBM. Mit dem<br />

GIS lassen sich die Wirkungen von Nutzungsvarianten auf die Nährstoffbilanz des Standortes<br />

auf Knopfdruck visualisieren. Im Bild links wird nur Derbholz genutzt und rechts der ganze<br />

Baum "Vollbaumnutzung". Man sieht sehr rasch, dass die Gefährdung bei einer<br />

Vollbaumnutzung zunimmt und auch wo sie zunimmt.<br />

35


Service Orientierte Architektur (SOA) mit Webservices<br />

Komponenten-Entwickler<br />

bauen Komponenten mit<br />

spezifizierten Schnittstellen<br />

Office<br />

Standard-<br />

Komponen-<br />

GIS<br />

Buchhaltung<br />

Forst-<br />

Komponen-<br />

Produktivitäts-<br />

modelle<br />

Wachstums-<br />

modell<br />

Komponenten-Vermittler<br />

Bibliothek<br />

Katalogisierung<br />

Suche<br />

Zertifizierung<br />

Dokumentation<br />

Kompatibilitätstests<br />

einbinden<br />

Auswahl<br />

einbinden<br />

Komponenten-Anwender<br />

fügt Komponenten<br />

zusammen<br />

Eine weitere technologische Errungenschaft ist die Service Orientierte Architektur (kurz<br />

(SOA). SOA ist ein Ansatz für eine spezielle informationstechnische Software-Architektur.<br />

Wie funktioniert dieser Ansatz?<br />

Der Grundgedanke ist das Zerlegen in Bausteine sog. Komponenten, die wiederverwendet<br />

und möglichst frei zu komplexen Anwendungen zusammengesteckt werden können. Das ist<br />

vergleichbar mit dem Gedanken der „Legobauweise“: Jeder Stein hat ein genormtes Steckraster<br />

die Schnittstelle oder besser die Verbindungsstelle zum nächsten Baustein.<br />

Bei SOA sind es nicht mehr die Fachkomponenten, die physisch auf dem lokalen Computer<br />

vorhanden sind und von einem Entwickler zusammengebaut werden. Bei SOA werden die<br />

Komponenten als Dienste sog. WebServices über das Internet bezogen. SOA delegiert zusätzlich<br />

die Verantwortung für den Betrieb der SW an einen Komponenten-Vermittler. Dieser<br />

katalogisiert die Bausteine, hilft die geeigneten zu finden, führt eine Qualitätskontrolle durch<br />

und macht Kompatibilitätstests. Informationstechnisch gesehen ist die Service-Orientierung<br />

eine Weiterentwicklung von Komponenten-Architekturen.<br />

Was sind die Vorteile?<br />

� Durch das Zerlegen in Teilprobleme und das Realisieren als Baustein oder<br />

Webservice, ergibt sich für den Anwender eine höhere Flexibilität und Einfachheit.<br />

� Die Möglichkeit die Bausteine wiederzuverwenden führt zu geringeren<br />

Entwicklungskosten.<br />

� es entstehen kürzere SW-Entwicklungszeiten,<br />

� SOA eröffnet die Möglichkeit forstliche Dienste mit verschiedenen anderen wie z.B.<br />

Web services von Microsoft, Google, SAP oder ESRI zu verbinden.<br />

Diese Web-Service-basierte Technologien helfen die Transaktionskosten und die Kosten von<br />

individueller SW-Entwicklung drastisch zu reduzieren.<br />

36


Softwaremiete durch Software as a Service (SaaS)<br />

HTML<br />

HTTPS<br />

Anwender<br />

Vorteile<br />

�� Weltweiter Zugriff von jedem Browser<br />

�� Externe Lösung von Updates, Wartung<br />

und Sicherheitsproblemen<br />

�� Schnelle Implementierung/Konfiguration<br />

�� Keine Kapitalbildung<br />

�� Genau kalkulierbare Kosten<br />

�� Kein eigenes Know-how erforderlich<br />

�� Vereinheitlichung und Standardisierung<br />

In enger Verbindung mit SOA steht die Möglichkeit, Software nicht mehr zu kaufen sondern<br />

zu mieten. Ein Anbieter stellt seinen Kunden über das Internet Anwendungen und Dienste zur<br />

Verfügung, betreut seine Kunden und wartet die Anwendung. Der Zugang zu diesen<br />

Anwendungen ist allen Beteiligten über ein Netzwerk möglich. So wird der gemeinsame<br />

Gebrauch von Daten und Anwendungen einfach ermöglicht.<br />

Das hat für den kleinen Anwender grosse Vorteile. Der Anwender braucht nur einen Browser<br />

und einen Internetzugang, um weltweit auf die Anwendung zuzugreifen. Der Anwender muss<br />

das System nicht selber warten, Updates werden zentral durchgeführt und automatisch<br />

aufgespielt, Sicherheitsprobleme werden extern gelöst, der Aufwand für Datensicherung<br />

entfällt.<br />

Die Lösung ist schnell einsetzbar. Die Kosten für Hardware könne gering gehalten werden. Es<br />

braucht am Anfang keine grossen Investitionen, es herrscht gute Kostentransparenz. Die<br />

Preise können individuell, je nach Rolle gestaltet werden. Es braucht sehr wenig eigenes<br />

Know-How. Die Lösung führt zu einer Vereinheitlichung und Standardisierung.<br />

Insgesamt stellt SaaS ein sehr interessantes und vorteilhaftes Modell für kleine Betriebe dar.<br />

Erfolgsfaktoren für die Nutzung von IT-Instrumenten auch in kleineren Forstbetrieben<br />

• Fokussierung auf zentrale Bedürfnisse<br />

• Effizienz durch Einfachheit<br />

• leicht anpassbar (Flexibilität)<br />

• erschwinglicher Preis<br />

• Einbindung in Lern- oder Weiterbildungsnetzwerke<br />

– mit anderen Betrieben<br />

– mit Hochschulen und Forschungsinstituten oder<br />

– in einem entsprechenden Zweckverbund (z.B. Verein)<br />

Welche Erfolgsfaktoren ermöglichen nun aber den kleinen Forstbetrieben die IT-Instrumente<br />

zu nutzen und von ihnen zu profitieren?<br />

Kleine Forstbetriebe haben in der Regel begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen. Das<br />

zwingt sie, nur diejenigen Instrumente einzusetzten, die ihre Bedürfnisse decken und grossen<br />

Nutzen stiften. Die Forschung muss versuchen diese momentanen Bedürfnisse zu<br />

unterstützen, gleichzeitig aber die Konzepte vorausschauend so zu lenken, dass auch<br />

Zukunftsaspekte aufgenommen werden.<br />

37


Für den kleinen Betrieb ebenso wichtig ist, dass die Instrumente einfach sind, insbesondere<br />

eine transparente einfache Bedienung zulassen. Alles sollte so einfach wie möglich sein, um<br />

möglichst wenig Personalressourcen in Anspruch zu nehmen und auch ohne umfangreiche<br />

externe Unterstützung anwendbar zu sein.<br />

Der kleine Forstbetrieb mit seinen knappen Ressourcen wird das System nur nutzen, wenn er<br />

es auch mit wenig Aufwand einsetzen kann. Die Instrumente müssen somit an die Fähigkeiten<br />

des Anwenders leicht anpassbar sein. Der Preis für ein Instrument muss angemessen sein.<br />

Vielfach können die kleinen Forstbetriebe die verlangten Preise gar nicht bezahlen.<br />

Um von den Erfahrungen von Wissenschaft und Berufskollegen zu profitieren und ohne teure<br />

Berater auszukommen, ist eine Einbindung in Lern- oder Weiterbildungsnetzwerke sehr<br />

geeignet.<br />

Fazit: Die bereits erwähnten modernen technologischen Errungenschaften, wie Internet, GIS,<br />

SOA und die Möglichkeit SW als Dienstleistung zu beziehen und zu mieten sind besonders<br />

geeignet, auch die Ansprüche der kleinen Forstbetriebe zu befriedigen.<br />

Instrumente zur Planung und Steuerung – (von der <strong>WSL</strong> mitgestaltet oder selbst<br />

entwickelt)<br />

ausgedehnt<br />

Grad Grad der<br />

ProzesseiIntegration<br />

gering<br />

Logistik-FiBu<br />

IFIS UNO<br />

Holzernteproduktivitätsmodelle<br />

HeProMo<br />

Sortierungssimulator<br />

SorSim<br />

Polterverwaltung<br />

IFIS PolVer<br />

Forstbetriebssimulations-Modell FBSM<br />

Waldholzverfügbarkeits-Karte WVK<br />

Waldinformationssystem<br />

WIS2<br />

Nährstoffbilanzierungsmodell<br />

NBM<br />

kurzfristig Planungshorizont langfristig<br />

Welche Instrumente für Planung und Steuerung haben wir in den letzten Jahren entwickelt?<br />

Diese Folie zeigt ein Portfolio der IT-Produkte, die von unserem Team mitgestaltet oder<br />

selbst entwickelt wurden.<br />

Das Portfolio ordnet die Produkte nach dem Planungshorizont und dem Integrationsgrad, mit<br />

dem sie die verschiedenen Prozesse in der Rohholzproduktion integrieren.<br />

• Die Polterverwaltung IFIS PolVer verwaltet das an der Waldstrasse auf Polter liegende<br />

Holz mittels GPS-Handy und Internet. Sie ist bereits in 100 Betrieben im Einsatz und es<br />

werden darüber mehr als 200'000 m3 abgewickelt.<br />

38


• Der Sortierungssimulator SorSim modelliert Schaftformen und teilt sie flexibel<br />

entsprechend den Sortierungsvorschriften in Sorten ein.<br />

• Die Holzernteproduktivitätsmodelle HeProMo sind Bausteine, welche Zeitaufwand und<br />

Kosten verschiedener Holzernteverfahren schätzen.<br />

• Das Nährstoffbilanzierungsmodell NBM berechnet aufgrund von Standortsfaktoren,<br />

Waldbaustrategie und Aushaltungsvarianten die Nährstoffbilanz und stellt die<br />

Gefährdungsstufe bestandesweise in einer Karte dar.<br />

• Das Waldinformationssystem WIS2 unterstützt den Betriebsleiter beim Erarbeiten der<br />

waldbaulichen Planung.<br />

• Die Waldholzverfügbarkeitskarte WVK schätzt abhängig von der Waldbauvariante und<br />

der Aushaltungsvariante die Menge des anfallenden Energie-, Industrie- und Sagholzes.<br />

• Das weiterentwickelte Forstbetriebssimulationsmodell FBSM simuliert die Entwicklung<br />

von Einzelbeständen und ganzer Betrieb sowohl natural als auch monetär.<br />

• Auf IFIS UNO möchte ich etwas näher eingehen.<br />

Koordinationsplattform IFIS UNO für unternehmensübergreifende Logistik<br />

IFIS UNO ist eine Plattform d.h. ein Computersystem auf dem Programme ausgeführt<br />

werden, welche die unternehmensübergreifende Planung und Steuerung, von der<br />

Rohholzbeschaffung beim Waldeigentümer bis zum Verkauf des Produktes und der<br />

Bereitstellung beim Kunden automatisiert und koordiniert. Sie ist das wichtigste Werkzeug<br />

für die Vermarktungsstellen, welche das atomisierte Holzangebot in CH bündeln. Sie<br />

integriert alle anderen beteiligten Akteure und bietet jedem Akteur seine spezifische Rolle<br />

und Sicht. Sie funktioniert als SaaS-Lösung d.h. die Software wird nicht lokal installiert,<br />

sondern wird über Internet als Service angeboten. Die Software wird dabei nicht gekauft,<br />

sondern gemietet.<br />

Sägewerk<br />

Forstunternehmer<br />

Forstbetrieb<br />

Vermarktungsstelle<br />

IFIS<br />

UNO<br />

Internet, SaaS-Lösung<br />

Koordinationsplattform IFIS UNO<br />

Transporteur<br />

39


Auftragsabwicklung beim Vertrieb von Rohholz – Rollen und Geschäftsabläufe<br />

Ich möchte ihnen den durch IFIS UNO unterstützten Ablauf einer Auftragsabwicklung kurz<br />

vorstellen.<br />

Sie sehen auf der Abbildung die verschiedenen Akteure, die an der Holzvermarktung von<br />

einer Kundenanfrage bis zur Verbuchung und Rechnungstellung beteiligt sind. Der Prozess<br />

wird ausgelöst durch die Offertanfrage eines Holzverwerters nach einer bestimmten Menge<br />

eines Holzsortiments. Die Vermarktungsstelle prüft im ersten Schritt mit IFIS UNO, ob das<br />

gewünschte Holzsortiment und die Menge bei den Forstbetrieben verfügbar sind. Das Holz<br />

kann bereits geschlagen sein oder es steht noch im Waldlager. Nach der Holzverfügbarkeit<br />

Forstbetrieb<br />

Forstbetrieb<br />

Forstbetrieb<br />

Forstbetrieb<br />

Forstbetrieb<br />

Forstbetrieb<br />

Waldpflege<br />

stehendes Holz<br />

(Jahresplanung)<br />

geschlagenes Holz<br />

(Polter)<br />

Forstunternehmer<br />

Holzernte<br />

Einsatzplanung<br />

Holzliste<br />

erfassen<br />

Verfügbarkeit<br />

Auftrag<br />

Menge<br />

und<br />

Qualität<br />

Vermarktungsstelle<br />

Vermarktung<br />

Verfügbarkeit der<br />

Holzsortimente prüfen<br />

Verfügbarkeit der<br />

Dienstleister prüfen<br />

Offerte stellen<br />

Logistik<br />

Bestelleingang<br />

wird die Verfügbarkeit der benötigten Dienstleister geprüft. Im Idealfall sind diese durch die<br />

Anbieter im IFIS UNO vorerfasst. Falls im System jedoch die gewünschten Verfügbarkeiten<br />

nicht gefunden werden, hat die Koordinationsstelle die Möglichkeit bei potenziellen<br />

Lieferanten telefonisch, per Fax oder E-Mail direkt nachzufragen. Die so ermittelten<br />

Verfügbarkeiten werden anschliessend durch die Koordinationsstelle im IFIS UNO den<br />

Lieferanten zugeordnet. Falls das gewünschte Holzsortiment und die für den Auftrag<br />

benötigten Dienstleistungen auf einen bestimmten Termin hin vorhanden sind, wird dem<br />

Holzverwerter eine Offerte gestellt. Bestätigt der Holzverwerter mit einer Bestellung, können<br />

im Rahmen der Logistik der Lieferauftrag, die Ernte und der Transport zum Holzverwerter in<br />

Auftrag gegeben werden. Liegt das Holz schon als Polter im Wald bereit, wird nur der<br />

Transport in Auftrag gegeben.<br />

Vergabe Lieferauftrag<br />

Vergabe Ernteauftrag<br />

Vergabe Transportauftrag<br />

Transportauftrag<br />

Verbuchung Holzartikel<br />

und Dienstleistungen<br />

Fakturierung (Gutschriften<br />

und Rechnungen)<br />

Verfügbarkeit<br />

Auftrag<br />

Anfrage<br />

Offerte<br />

Auftrag<br />

Holzverwerter<br />

Holzindustrie<br />

Holzindustrie<br />

Beschaffung<br />

Transporteur<br />

Transporteur<br />

Transporteur<br />

Holztransport Wareneingang<br />

Tourenplanung<br />

Verladeliste<br />

erfassen<br />

Menge und Qualität<br />

Offerte einfordern<br />

Bedarfsmeldung<br />

Offerte bestätigen<br />

Werksvermessung<br />

Vor der Abrechnung des bestellten Holzsortiments sind die effektiven Dienstleistungen und<br />

die Artikeldaten des Holzes zu erfassen. Die Artikeldaten werden entweder durch den Förster<br />

im Wald über die Holzliste, oder durch den Transporteur beim Verladen über die Verladeliste<br />

oder nach Wareneingang durch den Holzverwerter über die Werksvermessung erhoben und in<br />

IFIS UNO erfasst. Mit dem Abschluss der Abrechnung werden automatisch Buchungssätze<br />

ausgeführt. Diese buchen Gutschriften für die an der Bestellung beteiligten Lieferanten und<br />

Dienstleister und Belastungen für den Holzverwerter. In der Finanzbuchhaltung müssen im<br />

Anschluss nur noch die entsprechenden Belege für den Versand gedruckt werden.<br />

Was sie hier sehen bildet einen kompletten Geschäftsablauf ab. Es ist jedoch auch möglich<br />

nur Teile davon abzubilden. D.h. man steigt erst mit der Holzliste, Verladeliste oder<br />

Werksvermessung ein.<br />

40


Projektpartner in IFIS UNO<br />

Die <strong>WSL</strong> hat zusammen mit der Forstpraxis und namhaften IT-Spezialisten das System<br />

initiiert und mitkonzipiert. Als wissenschaftliche Organisation nimmt sie eine wichtige Brückenfunktion<br />

zwischen Forstpraxis und der IT-Firmen wahr. Sie hat vorhandene Systeme evaluiert,<br />

langfristige Bedürfnisse eingebracht, die Entwicklung begleitet, über den Projektfortschritt<br />

publiziert und die Zufriedenheit der Benutzer evaluiert.<br />

Von den Projektpartnern, waren die Vermarktungsorganisationen Aareholz, die Zürichholz<br />

und die HZN von Anfang an bei der Entwicklung dabei. Die beiden anderen sind erst nach<br />

dem Go-live dazugestossen. Insgesamt wurden von den drei Vermarktungsorganisationen der<br />

ersten Stunde im Jahre 2008 bereits 200'000 m3 über das System IFIS UNO abgewickelt. Bis<br />

ins Jahr 2012 rechnen diese drei Vermarktungs-organisationen, dass sie 400'000 bis 500'000<br />

m3 über das System abwickeln werden.<br />

Die Vermarktungsorganisationen gehören vielen kleinen öffentlichen und privaten<br />

Waldeigentümern. Die ZürichHolz AG besipielsweise gehört 60 öffentlichen und 100<br />

privaten Zürcher Waldeigentümern mit zusammen 23'000 Hektaren Wald. In ihrem zweiten<br />

Geschäftsjahr setzte die Firma 75'000 m3 Holz um. Bis 2010 wird die vermarktete<br />

Holzmenge auf 200'000 m3 ansteigen.<br />

Die Raurica Waldholz AG als Beispiel einer neu dazugestossen Organisation setzt für die<br />

Versorgung ihres Kraftwerkes mit Hackschnitzeln seit August 2008 ebenfalls IFIS UNO ein.<br />

Die Vermarktung und Abrechnung von Hackschnitzeln erfolgt dort in kWh.<br />

Der IT-Partner Ramco Systems ist mit mehr als 1'000 Installationen in 30 Ländern und über<br />

100'000 Benutzern einer der weltweit führenden Hersteller von komponentenbasierter<br />

Unternehmenssoftware.<br />

Geschäftsmodell<br />

Lemag AG<br />

Buchhaltung<br />

4500 Solothurn<br />

Verein IFIS<br />

http://www.verein-ifis.ch/<br />

Mitglieder-<br />

Versammlung<br />

Verein IFIS<br />

Vorstand<br />

Verein IFIS<br />

Lemm Renato Präsident<br />

Aeberhard Hannes Geschäftsführer<br />

Stephan André, Wagner Markus, Schmid Erwin<br />

Buchhaltung<br />

Aufwand<br />

Total<br />

100 Mitglieder<br />

Projektaufwand<br />

Vereinsaufwand<br />

Ertrag<br />

Total<br />

Treuhandbüro<br />

Jürg Moser<br />

4500 Solothurn<br />

Projektertrag<br />

Mitgliederbeiträge<br />

Kantonsbeiträge<br />

Beitrag holz21<br />

Projekt "FORSTBETRIEB" (Prototyp)<br />

Projekt "IFIS POLVER" (im Einsatz)<br />

Projekt "IFIS UNO" (im Einsatz)<br />

Lemag AG<br />

Buchhaltung<br />

4500 Solothurn<br />

Programmieraufwand<br />

Servicevertrag<br />

Wartungsvertrag<br />

Total<br />

Projekt-<br />

Versammlung<br />

IFIS UNO<br />

Projektmitglieder<br />

ZürichHolz AG<br />

HZN AG<br />

AAREHOLZ AG<br />

Raurica Waldholz AG<br />

Reziaholz GmbH<br />

Projektabrechnung "IFIS UNO"<br />

Aufwand<br />

Ertrag<br />

Beiträge der<br />

Projektmitglieder<br />

Total<br />

Treuhandbüro<br />

Jürg Moser<br />

4500 Solothurn<br />

41


Als Geschäftsmodell für den Vertrieb und die Weiterentwicklung von IFIS UNO wurde ein<br />

Verein zur Unterstützung integrierter forstlicher Informationssysteme IFIS gegründet. Der<br />

Verein zählt inzwischen 100 Mitglieder. Er entwickelt Projekte. Jede Entwicklung ist ein<br />

eigenständiges Projekte. Jedes funktioniert eigenständig und hat eine eigene Abrechnung,<br />

aber alle sind soweit möglich und sinnvoll miteinander funktional integriert. Die<br />

Finanzierung der Projekte ist unterschiedlich geregelt.<br />

Die Vorteile der Vereinslösung sind geringe Gründungskosten, eine unkomplizierte Beteiligung<br />

Dritter, und das Vermeiden einer käuflichen Übernahme. Die Mitglieder haben ein gewichtiges<br />

Mitspracherecht. Die Software gehört den Vereinsmitgliedern. Der erzielte Gewinn<br />

wird wieder reinvestiert.<br />

Evaluation – Effizienzsteigerung durch IFIS UNO<br />

sehr viel<br />

besser<br />

besser<br />

weder<br />

noch<br />

schlechter<br />

sehr viel<br />

schlechter<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Stammdaten<br />

Verkauf Koordinationsstelle<br />

(Mittelwerte pro Funktionsblock)<br />

ZürichHolz AG Aareholz AG HZN AG<br />

Beschaffung Koordinationsstelle<br />

Abrechnung<br />

Zentrale Berichte<br />

Finanzapplikation<br />

Um herauszufinden, ob der Einsatz von IFIS UNO auch erfolgreich war, haben wir ca. eineinhalb<br />

Jahre nach der Einführung von IFIS UNO eine schriftliche Befragung bei den Holzvermarktungsorganisationen<br />

und ihren Akteuren durchgeführt.<br />

Die im System vorhandenen Funktionen umfassen die sechs Gruppen Stammdaten, Holzverkauf<br />

respektive Beschaffung durch die Vermarktungsstellen, Abrechnung, zentrale Berichte<br />

und Finanzapplikation. Zu den dargestellten 6 Hauptgruppen gehören jeweils etwa 10 Funktionen.<br />

Diese Abbildung zeigt beispielsweise, dass durch den Einsatz der IFIS-Funktionen eine gewaltige<br />

Effizienzsteigerung erzielt werden konnte. Bei rund 60 % der insgesamt 65 beurteilten<br />

Funktionen wird die Effizienz als viel besser und bei 20 % als besser beurteilt. Nur die<br />

Finanzapplikation wird von zwei Organisationen schlechter beurteilt als ihr ehemaliges Buchhaltungssystem.<br />

Aus dieser Erkenntnis, wurde entschieden eine Schnittstelle zu einer moderneren Finanzbuchhaltung<br />

einzurichten.<br />

42


Folgerungen für eine anwendungsorientierte Forschung<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Forstwissenschaft<br />

andere<br />

Wissensdisziplinen<br />

z.B. IT<br />

Ich komme zum Schluss<br />

Forstpraxis<br />

optimaler<br />

Bereich für<br />

Innovation<br />

zukünftig<br />

verstärkt<br />

Umsetzungsformen<br />

bisher<br />

vor allem<br />

Wissenschaftliche<br />

und Umsetzungs-<br />

Publikationen<br />

Softwareprodukte<br />

Der transdisziplinäre Ansatz, der wissenschaftliches und praktisches Wissen verbindet, hat<br />

sich vor dem Hintergrund der kleinteiligen Forststrukturen sehr bewährt. Grundlegend Neues<br />

entsteht oft an den Grenzbereichen der Disziplinen. Die optimalen Bedingungen herrschen<br />

dort, wo unterschiedliches Wissen aufeinander trifft. Gemeinsam erzeugtes Wissen ist eben<br />

mehr als die Summe des Wissens aller Einzelnen.<br />

Innovation braucht Motivation, Offenheit, gegensätzliche Ansichten und Denkweisen.<br />

Innovation braucht aber auch Beharrungsvermögen, Gespür für das was sich lohnt und eine<br />

Portion Risikobereitschaft der Beteiligten, die Folgen ihrer Errungenschaften mitzutragen.<br />

Nicht nur Forschungsergebnisse auf Papier, sondern auch Softwareprodukte müssen vermehrt<br />

als Leistungsausweise für Forstwissenschaftler dienen. Informationstechnologie ist nicht nur<br />

ein Mittel, um Forschung zu betreiben, sondern auch ein besonders effizientes zu ihrer<br />

Umsetzung. Die Entwicklungen im Bereich der Informationstechnik verändern ganze<br />

Wirtschaftszweige und Verwaltungen. Wir sollten auf den zukünftigen Bedarf an<br />

webbasierten Diensten vorbereitet sein, um die Forstwirtschaft im Bereich der<br />

Informationstechnik zu modernisieren und wettbewerbsfähig zu halten. Sie hat das Potenzial<br />

für eine eigene Disziplin innerhalb der Forstwissenschaften.<br />

Besten Dank für die Aufmerksamkeit!<br />

43


Redebeiträge<br />

zum<br />

Karl-Abetz-Preis-<br />

Kolloquium<br />

45


Lebenslauf<br />

Alain Morier<br />

Persönliche Daten<br />

Geburtsdatum: 17. November 1961<br />

Zivilstand: verheiratet, sechs Kinder<br />

E-Mail: alain.morier@bd.zh.ch<br />

Berufliche Laufbahn<br />

08.2001 bis heute Leiter Abteilung Wald<br />

im Amt für Landschaft und Natur des Kantons Zürich<br />

01.2000 – 01.2001 Leiter Sturmholzzentrale „Lothar“ des Kantons Zürich<br />

02.1996 – 07.2001 Leiter Forstkreis Limmattal - Furttal - Wehntal<br />

des Kantons Zürich<br />

10.1990 – 01.1996 Stellvertreter des Oberforstmeisters des Kantons Zürich<br />

10.1987 – 09.1990 Sachbearbeiter im Oberforstamt des Kantons Zürich<br />

Berufliche Mandate<br />

12.2006 bis heute Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft <strong>WSL</strong><br />

Vertreter der Kantonsoberförsterkonferenz in der Task Force Waldnutzung<br />

12.2005 bis heute Eidgenössische forstliche Ausbildungskommission<br />

Vertreter der Kantonsoberförsterkonferenz<br />

12.2004 bis heute Bildungszentrum Wald Lyss<br />

Stiftungsratspräsident<br />

08.2001 bis heute Waldwirtschaftsverband Kanton Zürich<br />

Vorstandsmitglied<br />

08.2001 bis heute Stiftungsrat Wildnispark Zürich - Sihlwald<br />

Stiftungsratsmitglied<br />

04.1990 bis heute Bezirksgericht Zürich<br />

Schiedsrichter für Wildschädenstreitigkeiten<br />

Ausbildung<br />

1982 – 1987 Studium der Forstwirtschaft an der ETH - Zürich<br />

Abschluss als dipl. Forsting. ETH mit Wählbarkeitszeugnis.<br />

1977 – 1981 Realgymnasium in Luzern<br />

Abschluss mit naturwissenschaftlicher Maturität.<br />

1968 - 1977 Obligatorische Schulen in Luzern<br />

47


Beantwortet die Schweizer Waldforschung<br />

aktuelle Fragen der Forstpraxis?<br />

Sehr geehrter Fürst von Waldburg,<br />

Sehr geehrtes Preiskuratorium,<br />

Sehr geehrter Prof. Schiewer,<br />

Sehr geehrte Preisträger,<br />

Geschätzte Damen und Herren,<br />

Alain Morier<br />

vielen Dank für Ihre Einladung, hier in Freiburg an der heutigen Preisverleihung zu Ihnen sprechen<br />

zu dürfen. Es freut mich ausserordentlich, dass zwei Forscher aus der Schweiz für Ihre langjährige<br />

Arbeit ausgezeichnet werden. Zu dieser herausragenden Leistung gratuliere ich Dr. Thees<br />

und Dr. Lemm ganz herzlich.<br />

Meine Damen und Herren, sie fragen sich vielleicht, was mein Referat mit der Verleihung des Karl<br />

Abetz Preises verbindet. Nun, die Antwort ist einfach: Die beiden Preisträger werden ausgezeichnet,<br />

so die Laudatio, weil ihre Forschungsarbeit für die Forstpraxis von grossem Nutzen ist! Erlauben<br />

sie mir die Feststellung, dass dies überhaupt nicht selbstverständlich ist! Wird in der heutigen<br />

Zeit nicht ständig der Ruf nach so genannter „exzellenter Forschung“ laut? Zählen in der Forschung<br />

nicht hauptsächlich die Anzahl Publikationen in englischer Sprache, in international angesehenen,<br />

sog. „peer reviewten“ Fachzeitschriften?<br />

Ich freue mich deshalb, die Arbeit der Preisträger aus Sicht der forstlichen Praxis im Umfeld der<br />

Schweizer Waldforschung zu würdigen. Meine Ausführungen gliedern sich wie folgt: Zuerst stelle<br />

ich Ihnen einige Eckdaten und Probleme der Schweizer Waldwirtschaft vor. Danach erläutere ich<br />

die schweizerische Forschungslandschaft und formuliere – aus ganz persönlicher Sicht – Anforderungen<br />

an eine praxisorientierte Waldforschung. Anschliessend würdige ich die Forschungsergebnisse<br />

der Preisträger und leite künftige Herausforderungen für Forschung und Praxis ab.<br />

1. Situation der Schweizer Waldwirtschaft<br />

30% der Schweiz ist mit Wald bedeckt. Dieser ist mehrheitlich im öffentlichen Besitz.<br />

Knapp drei Viertel des Holzzuwachses werden genutzt. Der durchschnittliche Holzvorrat beträgt<br />

359 Tariffestmeter pro Hektare. In der Holz-, Zellstoff und Papierindustrie arbeiten knapp 2.4%<br />

aller Beschäftigten in der Schweiz. Knapp 0.2% aller Beschäftigten sind in der Waldwirtschaft<br />

tätig. Die fünf Produktionsregionen Jura, Mittelland, Voralpen, Alpen und Alpensüdseite unterscheiden<br />

sich bezüglich Schwierigkeit der Geländeverhältnisse, Walderschliessung, Eigentumsstrukturen<br />

und Wachstumsverhältnisse stark.<br />

Das Bundesamt für Umwelt hat im Waldprogramm Schweiz 2004 bis 2015 die Situation der<br />

Schweizer Waldwirtschaft analysiert und u.a. folgende Probleme erkannt:<br />

• Die Schutzwirkung der Wälder ist teilweise gefährdet.<br />

• Das vorhandene Holzpotential wird nicht ausgeschöpft.<br />

• Die sich abzeichnende Klimaveränderung bedroht auch den Wald.<br />

• Freizeit- und Erholungsansprüche nehmen zu.<br />

49


• Die Waldwirtschaft ist durch defizitäre Forstbetriebe gekennzeichnet. Bei den gegebenen<br />

Weltmarktpreisen und mit den heutigen Organisationsformen der Forstbetriebe wird eine<br />

kostendeckende Holznutzung immer schwieriger.<br />

• Die Anforderungen an die Waldeigentümer und Bewirtschafter werden immer komplexer.<br />

Vielfältigere Ansprüche müssen immer kostengünstiger erfüllt werden. Die Schere zwischen<br />

Kosten und Erträgen klafft je länger je weiter auseinander. Damit schwindet das Interesse<br />

der Waldeigentümer an der Bewirtschaftung ihrer Wälder.<br />

• Eine effiziente Holzbereitstellung und –verarbeitung wird durch die kleinräumigen Besitzes-,<br />

Bewirtschaftungs- und Branchenstrukturen behindert.<br />

• Mit der zunehmenden internationalen Konkurrenz ist die Schweizer Wald- und Holzwirtschaft<br />

besonders gefordert, eigene Marktnischen zu entwickeln.<br />

Rund 40% der insgesamt 2833 öffentlichen Forstbetriebe sind kleiner als 50 ha. Im Privatwald<br />

sind die Verhältnisse noch schwieriger: Rund 250‘000 Waldeigentümer besitzen durchschnittlich<br />

1.4 ha Wald, verteilt auf mehrere Parzellen.<br />

Die betrieblichen Defizite der öffentlichen Forstbetriebe wurden bis heute durch Steuergelder der<br />

Gemeinden sowie durch Beiträge von Bund und Kantonen gedeckt.<br />

Diese kurze Darstellung der Schweizer Waldwirtschaft zeigt, dass die Forstpraxis „handfeste“<br />

Probleme lösen muss. Es stellt sich daher die Frage: Kann die Forschung zweckmässige Unterstützung<br />

bieten und pragmatische Antworten liefern?<br />

2. Anforderungen an eine praxisorientierte Waldforschung<br />

Die Schweizer Waldforschung wird durch drei Institutionen geprägt:<br />

• Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, ETH, betreibt Grundlagenforschung.<br />

Nach der Auflösung des Departements Forstwissenschaften und dessen Integration in die<br />

Umweltnaturwissenschaften im Jahre 2004 hat die Waldforschung an der ETH an Bedeutung<br />

eingebüsst.<br />

• Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, SHL, betreibt Auftragsforschung auf<br />

Fachhochschulniveau. Für angewandte Forschung stehen ihr kaum öffentliche Gelder zur<br />

Verfügung. Praktische Fragestellungen kann sie nur mit Hilfe von Drittmitteln bearbeiten,<br />

die angesichts der wirtschaftlichen Situation der Forstbetriebe und Waldeigentümer<br />

schwierig zu beschaffen sind.<br />

• Die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, <strong>WSL</strong>, ist eine von vier Forschungsanstalten<br />

des Bundes und gehört zum ETH Bereich. Im Gegensatz zu den Versuchsanstalten<br />

in Deutschland ist sie nicht den Forstverwaltungen angegliedert. Sie wird zu<br />

70% vom Bund finanziert. Mit einem Jahrsbudget von rund 47 Mio. Euro und einem Personalbestand<br />

von rund 450 Vollzeitäquivalenten, davon 205 wissenschaftlichen Angestellten,<br />

spielt sie für die Waldforschung die wichtigste Rolle.<br />

Im Folgenden beschränke ich mich deshalb auf die Tätigkeit der <strong>WSL</strong>.<br />

Die <strong>WSL</strong> ist in den Fachgebieten<br />

• Landschaftsforschung,<br />

• Waldökologie und Waldmanagement,<br />

• Naturgefahren und integrales Risikomanagement sowie<br />

• Schnee, Eis, Lawinen und Permafrost;<br />

tätig.<br />

50


Gemäss Verordnung des ETH-Rates fördern die Forschungsanstalten die Umsetzung von Forschungsergebnissen<br />

in die Praxis (Art. 6 Abs. 1). Sie können im Rahmen ihrer Möglichkeiten wissenschaftliche<br />

und technische Dienstleistungen erbringen (Art. 8).<br />

Die <strong>WSL</strong> gliedert sich in 16 Forschungseinheiten. Zusätzlich sind fünf Forschungsprogramme zu<br />

den Themen Naturgefahren, Wald und Klimawandel, Kohlenstoff-Kreisläufe, Raumentwicklung<br />

sowie Vernetzung von Ökosystemdaten im Aufbau.<br />

Für die forstliche Praxis sind in erster Linie die blau bezeichneten Forschungseinheiten interessant.<br />

Dies trifft insbesondere für die Forschungseinheit „forstliche Produktionssysteme“ zu, in der die<br />

beiden Preisträger arbeiten. Diese Forschungseinheit umfasst aber nur 7 wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />

oder lediglich 3.4% der an der <strong>WSL</strong> beschäftigten Wissenschaftler! Ein Blick in die Geschichte<br />

der <strong>WSL</strong> zeigt, dass die Forschungsschwerpunkte in den letzten 24 Jahren massiv verschoben<br />

wurden. Einerseits sind diese Anpassungen nachvollziehbar, weil sich seit 1985 die gesellschaftlichen<br />

Probleme und Rahmenbedingungen verändert haben. Andererseits wurden die<br />

personellen und finanziellen Ressourcen zu stark auf ökologische Themen verlagert. Der Bereich<br />

Naturgefahren wurde durch die Integration des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung Davos<br />

in die <strong>WSL</strong> gestärkt. Im Gegensatz dazu werden forstliche Kernthemen wie Waldbau, Ertragskunde,<br />

forstliche Planung, Betriebsführung oder Holzernte teilweise gar nicht mehr aktiv bearbeitet<br />

oder weiterentwickelt. Auch wenn die Verlagerung teilweise berechtigt sein mag, das Ausmass<br />

hingegen stimmt so nicht. Die forstlichen Themen verfügen heute nicht mehr über die notwendigen<br />

Mittel.<br />

Zudem beobachten wir, dass sich die Forschung von den praktischen Problemen abgewendet hat<br />

und auch heute noch weiter entfernt. Die Grundlagenforschung wird zu Lasten der angewandten<br />

Forschung ausgebaut.<br />

Auch die geforderte internationale Präsenz führt dazu, dass die Entwicklung innovativer Lösungen<br />

für praktische Probleme verdrängt wird. Die Pflege internationaler Kontakte zahlt sich für die<br />

Wissenschaftler viel mehr aus, als das direkte Gespräch mit Praktikern. Die Lösung ihrer „alltäglichen<br />

Probleme“ verspricht natürlich keine weltweite Anerkennung oder Nobelpreise!<br />

Etwas überspitzt zusammengefasst könnte man sagen: Früher haben wir von den Wissenschaftlern<br />

Lösungen und Werkzeuge erhalten. Heute stellen sie uns in der Regel Fragen.<br />

Was erwartet die forstliche Praxis von der Waldforschung? Aus Sicht der Praxis soll die Forschung<br />

• relevante Fragen beantworten,<br />

• forstliche Kernthemen weiterentwickeln,<br />

• den Gedankenaustausch mit der Praxis pflegen und<br />

• verständlich kommunizieren (in klarer, deutscher Sprache!)<br />

Oder anders gesagt: Forschung muss im Wald wieder Wirkung zeigen!<br />

Welcher Forscher in welcher Fachzeitschrift publiziert hat und wie oft er zitiert wird, spielt für die<br />

Waldentwicklung keine Rolle!<br />

3. Ergebnisse der Schweizer Waldforschung - Beispiele<br />

Die Preisträger haben ihre Arbeiten heute Vormittag vorgestellt. Was macht sie für die Praxis so<br />

wertvoll? Ganz einfach: Sie lösen verschiedene praktische Probleme!<br />

Z.B. stellt sich jeder Praktiker immer wieder die Frage: Ist der geplante Holzschlag kostendeckend?<br />

Um diese Frage zu beantworten, wurden Holzernteproduktivitätsmodelle entwickelt und in<br />

EDV-Programmen umgesetzt. Als Ergebnis liegt ein Hilfsmittel für Betriebsleiter und Forstunter-<br />

51


nehmer vor, welches erlaubt, im konkreten Fall einen Holzschlag zu kalkulieren. Dieses Hilfsmittel<br />

wurde an Kursen, im direkten Kontakt mit den Benützern eingeführt und ausgereift.<br />

Als weiteres Ergebnis der Forschungsarbeiten liegt eine dynamische Lagerverwaltung des liegenden<br />

Holzes vor. Welcher Praktiker hat sich nicht schon gefragt, wo welche Sortimente verkaufsbereit<br />

liegen oder welche Holzpolter schon abtransportiert wurden? Gefragt ist ein Hilfsmittel, um<br />

die Übersicht zu behalten und die Verwaltungsarbeit zu vereinfachen. Mit dem Einsatz moderner<br />

EDV-Technologien haben Dr. Thees und Dr. Lemm das Problem von der konzeptionellen Idee bis<br />

zur Umsetzung gelöst und in die Praxis umgesetzt.<br />

Das integrierte forstliche Informationssystem, welches von Holzvermarktungsorganisationen eingesetzt<br />

wird, zählt ebenfalls zu den wichtigen Forschungsergebnissen. Es zeichnet sich dadurch<br />

aus, dass sich die relevanten Informationen entlang der gesamten Logistikkette in einer EDV-<br />

Plattform verwalten lassen. Von der Verfügbarkeits-Prüfung über die Offertstellung, hin zur Ausführungsplanung,<br />

weiter über Lieferanten- und Dienstleisteraufträge, Schnittstellen für Holzlisten,<br />

Verladelisten und Werksvermessungen bis zur Abfuhrkontrolle und Abrechnung. Das System liefert<br />

verschiedene Übersichten und Pendenzenlisten. Damit wird der Kommunikations- und Koordinationsaufwand<br />

erheblich vermindert, was insbesondere bei kleinen Waldeigentümerstrukturen<br />

Kosteneinsparungen ermöglicht. Die Effizienz der Holzvermarktung wird dadurch erheblich gesteigert.<br />

Das Forschungsprogramm „Management zukunftsfähige Waldnutzung“ wurde von Dr. Thees und<br />

Dr. Lemm geleitet. In diesem Rahmen sind weitere wertvolle Ergebnisse erarbeitet worden, so z.B.<br />

• Waldwissen.ch, eine web – basierte Informationsplattform für die Forstpraxis<br />

• Ansatzpunkte für den Strukturwandel in der Schweizer Forstwirtschaft<br />

• Kooperationsformen im Privatwald Bern<br />

• Energieholzpotential Schweiz<br />

• physikalischer Bodenschutz<br />

• usw.<br />

Auf die bevorstehende, zusammenfassende Publikation der Programmergebnisse darf jeder Praktiker<br />

gespannt sein!<br />

Meine Damen und Herren, die Preisträger gehören hinsichtlich Praxisbezug und Aktualität der<br />

Fragestellungen zu den löblichen Ausnahmen der Schweizer Waldforscher! Ein Blick in die Publikationsliste<br />

2009 der <strong>WSL</strong> genügt, um festzustellen, dass mehrheitlich ganz andere Themen bearbeitet<br />

werden: Von den 161 reviewten und nicht reviewten Artikeln (Stand 16.6.2009) sind zwei<br />

Drittel in englischer Sprache verfasst und erreichen die Praxis nicht. Ein Fünftel der Artikel kann<br />

im weitesten Sinn als praxisbezogen bezeichnet werden. Nur gerade 7% aller Artikel befasst sich<br />

mit Aspekten der Holzproduktion und -nutzung.<br />

Die grossen Verdienste der Preisträger bestehen darin, dass sie<br />

• ohne Rücksicht auf Ihre Forscherkarriere relevante Fragestellungen bearbeitet,<br />

• aktiv & dienstleistungsbereit den Puls der Praxis gefühlt,<br />

• mit beschränkten Mitteln, fristgerecht, taugliche Lösungen entwickelt,<br />

• nicht nur theoretische Konzepte skizziert, sondern „Prototypen“ entwickelt und<br />

• ihre Forschungsergebnisse empfängergerecht kommuniziert haben.<br />

Kurz: Dr. Thees und Dr. Lemm haben vorgelebt, was praxisorientierte Waldforschung heisst!<br />

52


4. Künftige Herausforderungen<br />

Die grösste Herausforderung liegt in Zukunft darin, die Wirkung der Forschung zu verbessern.<br />

Um dies zu erreichen, müssen sich die Forscher vermehrt mit den Problemen der Forstpraxis vertraut<br />

machen. Umgekehrt müssen sich die Forstpraktiker vermehrt für die Arbeit der Forscher interessieren.<br />

Forscher und Forstpraktiker müssen künftig Forschungsfragen gemeinsam formulieren<br />

und die Forschungsergebnisse verstärkt umsetzen. Last but not least: Die Direktionen der Forschungseinrichtungen<br />

müssen Rahmenbedingungen schaffen, welche eine praxisorientierte Waldforschung<br />

fördert und ihr die nötigen Ressourcen zuteilen.<br />

Aber auch auf fachlicher Ebene sind praxisrelevante Themen zu bearbeiten.<br />

Auf dem Gebiet der biologischen Produktion z.B.:<br />

• Wachstumsmodelle für alters- und/oder baumartendurchmischte Wälder<br />

• Optimale Vorratshaltung (Zielvorräte) für gemischte Bestände auf verschiedenen Standorten<br />

• Wachstumsmodelle für Edellaubhölzer wie z.B. Kirsche oder Eiche<br />

• Künftige Wirtschaftsbaumarten im Hinblick auf den erwarteten Klimawandel<br />

Im technisch – organisatorischen Bereich geht es z.B. um:<br />

• Einfache Betriebsführungsinstrumente für kleine Waldeigentümer<br />

• Aktualisierung von Richtwerten für verschiedene, forstliche Arbeiten (Jungwaldpflege,<br />

Holzernte, Rücken, Wildschutz usw.)<br />

• Entscheidungshilfen für die Bewältigung von Naturereignissen (Sturm, Käfer, Trockenheit)<br />

Im Bereich Absatz z.B.:<br />

• Hilfsmittel für die Vermarktung von Holzprodukten inbesondere für das Laubholz und von<br />

Dienstleistungen<br />

Nur wenn diese Herausforderungen angepackt werden, kann die Waldforschung Spuren und nicht<br />

bloss Papierberge hinterlassen.<br />

5. Schlussbemerkung<br />

Meine Damen und Herren, ich wünsche mir, dass die Verleihung des Karl-Abetz-Preises 2009 an<br />

Dr. Thees und Dr. Lemm als klares Signal für eine Stärkung der praxisorientierten Waldforschung<br />

verstanden wird. In diesem Sinne hoffe ich, dass viele Forscher vom „Praxisvirus“ angesteckt<br />

werden!<br />

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

53


Lebenslauf<br />

Meinrad Joos<br />

Geburtsdatum: 20. Januar 1955 in Orsingen - Nenzingen; Landkreis Konstanz<br />

Familienstand: verheiratet, 3 Kinder<br />

Beruflicher Werdegang:<br />

1974 - 1979 Studium der Forstwissenschaften in Freiburg im Breisgau<br />

1979 - 1981 Referendardienst in den Forstämtern Konstanz und Todtmoos<br />

1981 Große Forstliche Staatsprüfung und Übernahme in den Landesdienst<br />

Baden-Württemberg<br />

1981 - 1985 Referent für Waldarbeit und Betriebswirtschaft an der Forstdirektion<br />

Freiburg<br />

1985 - 1987 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FVA Freiburg<br />

1987 - 1990 Leiter des Staatlichen Forstamtes Staufen/Breisgau<br />

1990 - 1996 Abteilungsleiter für Personal und Organisation an der Forstdirektion<br />

Freiburg<br />

1996 - 2003 Referatsleiter für Waldarbeit, Marketing und Holzverkauf im Ministerium<br />

für Ernährung und Ländlichen Raum<br />

seit 2003 Forstpräsident der Forstdirektion Freiburg<br />

seit 2005 Leiter Abteilung 8 Forstdirektion am Regierungspräsidium Freiburg<br />

seit 2009 Geschäftsführer ForstBW Außenstelle Freiburg<br />

55


Sonderaufgaben:<br />

• Mitglied des Aufsichtsrates am Holzhof Oberschwaben e.G.<br />

• Sprecher des Landesbeirates Holz Baden- Württemberg<br />

• Ländervertreter im Grundsatzausschuss des Holzabsatzfonds Bonn<br />

• Mitglied im Holzmarktausschuss des Deutschen Forstwirtschaftsrates<br />

• Mitglied im Kuratorium der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-<br />

Württemberg (FVA)<br />

• Stiftungsrat und Mitglied des Vorstands in der Stiftung WaldHaus Freiburg<br />

Ehrenamtliche Tätigkeiten und Aufgaben:<br />

• 1983 - 1987 Mitglied im Bezirksvorstand des Bundes Deutscher Forstleute<br />

• seit 1982 ehrenamtliche Tätigkeiten in verschiedenen Sportvereinen<br />

• 1989 - 1996 Gemeinderat in der Gemeinde Ehrenkirchen und<br />

stellvertretender Bürgermeister<br />

• seit 2003 Vorstand Forstsportverein<br />

• seit 2004 Vorstand Forum Weißtanne<br />

56


Beratung und Betreuung von Privatwald als<br />

Öffentliche Aufgabe und Geschäftsfeld des<br />

Landesbetriebes ForstBW<br />

Sehr geehrter Fürst Waldburg,<br />

Sehr geehrter Herr Prorektor Schanz,<br />

Sehr verehrte Preisträgerin und Preisträger,<br />

Sehr geehrte Familie Abetz,<br />

sehr geehrte Mitglieder des Kuratoriums<br />

meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />

Meinrad Joos<br />

Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Glückwünsche von Minister Hauck an die Preisträger zu<br />

übermitteln und Sie alle recht herzlich zu grüßen. Er ist heute leider verhindert und hat mich gebeten, den<br />

heutigen Vortrag zu übernehmen.<br />

II. Die Beratung und Betreuung von Privatwald als öffentliche Aufgabe und Geschäftsfeld des Landesbetriebs<br />

ForstBW"<br />

Anteil des Privatwaldes in Ba-Wü: 37 % des Gesamtwaldes (492.000 ha):<br />

• Privatwald teilt sich auf in:<br />

� Großprivatwald ( > 1.000 ha): 25%<br />

� Mittlerer Privatwald (200 – 1.000 ha): 5%<br />

� Kleinprivatwald (< 200 ha): 70% (� 350.000 ha)<br />

� insgesamt teilen sich rund 260.000 Privatwaldbesitzer den privaten Waldbesitz<br />

=> durchschnittliche Betriebsgröße: ca. 1,9 ha<br />

• v.a. im Kleinprivatwald müssen die Zahlen grundsätzlich stark differenziert betrachtet werden:<br />

� „urbane“ nicht organisierte Waldbesitzer ohne wirtschaftliches Interesse am Wald, Wohnort<br />

oft weit entfernt vom Waldbesitz � hier schlummern große Holzreserven<br />

� Waldbesitzer, die ihren Wald selbst bewirtschaften und z.T. in forstlichen Zusammenschlüssen<br />

(FBG) organisiert sind bzw. ein hohes betriebliches Eigeninteresse haben<br />

In meinem Vortrag geht es - zumindest mit Blick auf die Größe der Waldfläche - um die Gruppe der<br />

Kleinst- und Klein-Privatwaldbesitzer, wohlwissend, dass sich auch diese Gruppe sehr heterogen darstellt<br />

und der Fokus tendenziell auf die Kleinst-Privatwaldbesitzer gerichtet werden muss:<br />

� 250.000 Million Eigentümer haben höchst vielfältige Eigentümerzielsetzungen zur Folge<br />

Neben der gewichtigen Flächenbedeutung dieser Gruppe von Privatwaldbesitzern, hat diese<br />

Heterogenität der Zielsetzungen eine noch viel weitreichendere Bedeutung, wenn wir uns mit<br />

Fragen der Beratung und Betreuung des Privatwaldbereichs beschäftigen.<br />

� die Zielsetzungen und die daraus resultierenden Bedürfnisse dieser Privatwaldbesitzer zu kennen<br />

ist nahezu unmöglich und trotz allem müssen geeignete Instrumente bereitgestellt werden,<br />

um einen Großteil dieser Waldbesitzer entsprechend beraten und betreuen zu können eine gewaltige<br />

Herausforderung!<br />

57


58<br />

� und diese Instrumente müssen immer wieder neu überdacht und v.a. in Zeiten einscheidender<br />

organisatorischer Änderungen bzw. Weiterentwicklungen auf ihre Tauglichkeit überprüft und<br />

ggf. angepasst werden.<br />

II. Organisatorischer und rechtlicher Rahmen<br />

Lassen Sie mich zunächst die neuen organisatorischen "Leitplanken" benennen, in denen Privatwaldbetreuung<br />

in Baden-Württemberg künftig stattfinden wird."<br />

Der Landesforstbetrieb Baden-Württemberg – ForstBW - wurde zum 1.1.2009 auf der Grundlage des § 26<br />

LHO gegründet. ForstBW übernimmt damit die Bewirtschaftung des Staatswaldes in einem 2-stufigen Betriebsaufbau.<br />

Die Privatwaldbetreuung und –beratung als hoheitliche Aufgabe bleiben 3-stufig organisiert.<br />

Haushaltstechnisch ist der Forstbetrieb ForstBW eingeführt, die Umsetzung der organisatorischen Änderungen<br />

sind zum 01.01.2010 geplant. Die neue Geschäftsführung, bestehend aus 4 Geschäftsführern (Landesforstpräsident,<br />

Forstpräsidenten Freiburg und Tübingen, Leiter des Fachbereichs Finanzen und Controlling<br />

Staatswald) hat zum 01.07.2009 ihre neue Aufgaben aufgenommen.<br />

Das Fortbestehen der Einheitsforstverwaltung (Einheitsforstamt) ist im Landeswaldgesetz klar betont worden.<br />

Sämtliche Aufgaben, also auch die Aufgaben im Körperschaftswald und im Privatwald bleiben staatliche<br />

Aufgaben, die auf der unteren Verwaltungsebene in den Landkreisen von den Landratsämtern und in<br />

den Stadtkreisen von den Gemeinden wahrgenommen werden.<br />

Das Prinzip des Einheitsforstamtes schließt jedoch nicht aus, dass so genannte "Dienstleistungsreviere" aus<br />

privaten und körperschaftlichen Wäldern und reine Staatswaldreviere gebildet werden. Ein Beratungs- und<br />

Betreuungsexperte gepaart mit guten Kenntnissen in der forstlichen Förderung ist für Sie allemal der bessere<br />

Ansprechpartner als der Logistik- und Tarifexperte, den wir im Staatswald benötigen. � Wiedergeburt<br />

des PW-Betreuers<br />

Die Beratung und die Betreuung privater Forstbetriebe sind als Aufgaben der Landesforstverwaltung im<br />

Landeswaldgesetz fest verankert. Art und Umfang sind in der Privatwaldverordnung ausgeführt. Der gesetzliche<br />

Auftrag wird nicht in Frage gestellt, sondern dient als unverrückbares Fundament der weiteren<br />

Diskussionen.<br />

Die Privatwaldverordnung hat sich seit ihrer Neufassung im Jahr 1999 sowohl in Orkanjahren wie in<br />

"Normaljahren" hervorragend bewährt:<br />

� Grundlage hierfür ist in Baden-Württemberg das geschlossene Netz der Forstreviere – natürlich mit<br />

Veränderungen und auch Vergrößerungen! Bezogen auf die Gesamtfläche des Privatwaldes bedeutet<br />

dies konkret ein staatlich garantiertes Beratungs- und Betreuungsangebot auf 38% der Landesfläche!<br />

� Der Kontakt und die Zusammenarbeit im Reviersystem war und ist sehr erfolgreich, da die Revierleiter<br />

als wichtige Ansprechpartner vor Ort auf der Fläche präsent sind; dadurch können u.a. Fördermöglichkeiten<br />

mit einem Bündel an unterschiedlichen Fördertatbeständen zur Anwendung<br />

kommen.<br />

In diesem Zusammenhang dürfen die Leistungen der Forstämter bzw. der UFB’en mit ihren Außenstellen<br />

nicht vergessen werden.<br />

� Am Rande sei erwähnt, dass die Auswertung der Bundeswaldinventur BWI II eindeutig auch in den<br />

Privatwaldflächen positive Veränderungen beispielsweise in der Baumartenzusammensetzung aufzeigt,<br />

dies ist u.a. auch ein Ergebnis der Beratung auf der Fläche (Bsp. Anstieg Laubholz)<br />

Hinsichtlich der Instrumente der Beratung und Betreuung kommt u.a. auch die Universität Freiburg in wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass der vorhandene Instrumenten-Mix den vielfältigen<br />

Eigentümerzielsetzungen im Land in hohem Maße gerecht wird.


Dennoch muss dieser "Instrumenten-Mix" – wie schon erwähnt - nach zehn Jahren auf den Prüfstand und<br />

seine künftige Eignung für sich ändernde Kundenwünsche und Geschäftsprozesse analysiert werden.<br />

Im Rahmen des Gesamtprojekts zur Einführung des Landesforstbetriebs beschäftigt sich ein Teilprojekt<br />

speziell mit der künftigen Ausgestaltung des Dienstleistungsstandards der Landesforstverwaltung für private<br />

und körperschaftliche Waldbesitzer. Ergebnisse sollen in 2010 vorgelegt werden.<br />

Es zeichnen sich aber bereits einige forstpolitische Eckpunkte ab, die für eine solide, qualitativ hochwertige<br />

Privatwaldarbeit quasi überlebensnotwendig sind.<br />

Ebenso gibt es andere Bereiche, bei denen im Dialog mit den Waldeigentümern und den Waldbesitzerverbänden<br />

der beste Weg für Baden-Württemberg noch diskutiert werden muss.<br />

III. Eckpunkte der Privatwaldarbeit in Baden-Württemberg<br />

Die eingangs erwähnten 350.000 ha Wald im Kleinst – und Kleinprivatwald sind ein ökologisches, ökonomisches<br />

und soziales Schwergewicht, welches sich immer in der Forstpolitik des Landes spiegeln wird.<br />

Und dies stellt eine unverrückbare Rahmenbedingung dar.<br />

Die Strukturschwäche dieser Besitzart ist jedoch gravierend. Dies erfordert – und rechtfertigt - eine dauerhafte<br />

personelle und finanzieller Unterstützung der öffentlichen Hand. Wir sollten dies auch nicht in Frage<br />

stellen.<br />

Da die Ressourcen der öffentlichen Hand nicht unendlich sind, müssen diese sorgfältig und Wert schöpfend<br />

eingesetzt werden. Wert heißt aber nicht immer und zwingend "EURO". Hier gibt es auch zunehmend<br />

Schnittstellen und dabei sollten wir nicht mögliche Konkurrenzen pflegen (Holzmarkt), sondern Gemeinsamkeiten<br />

suchen!<br />

Wir benötigen auch künftig ein landesweit einheitliches Dienstleistungsangebot (also eine Privatwaldverordnung)<br />

zu einheitlichen Preisen, welches aber die nötige Flexibilität für die regionalen Besonderheiten<br />

enthält.<br />

Denn eines wissen wir heute: In jedem Landkreis "tickt" der Privatwald etwas anders, jede Region hat ihre<br />

spezifischen Bedürfnisse in der Privatwalbetreuung.<br />

Dieses in einem Regelwerk abzubilden gleicht fast der Quadratur des Kreises, aber trotz allem muss diese<br />

Aufgabe angepackt werden!<br />

Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse:<br />

In der Koalitionsvereinbarung spricht sich die Landesregierung explizit für eine Professionalisierung der<br />

Zusammenschlüsse aus. Das Förderinstrumentarium wurde entsprechend neu ausgerichtet, die Messlatte<br />

konsequenterweise höher gesetzt, aber mit neuen Anreizen ausgestattet.<br />

Bisweilen ist dies ein schwieriges Thema; aber es waren fast immer Forstleute, die Anstoß zu FBG’en gegeben<br />

haben. Wir brauchen das Forstrevier – machen wir uns nichts vor! Es kann also nicht um einen<br />

Rückzug aus der Fläche gehen.<br />

Der Rückzug der Landesforstverwaltung aus der Fläche käme der Abkehr von staatlichen Aufgaben im<br />

Bereich der Daseinsvorsorge gleich und wäre ein Affront gegenüber einer Viertel Million Waldbesitzer und<br />

letztlich gegenüber allen Bürgerinnen und Bürger des Landes. Vielmehr brauchen wir eine Differenzierung<br />

in der Aufgabenwahrnehmung.<br />

Sehr wohl kann sich der Staat z.B. aus Aufgaben zurückziehen, in denen die Besitzstruktur überdurchschnittlich<br />

gut ist und kompetente Akteure auf Seiten des Waldbesitzes agieren. Hierzu zählt sicherlich die<br />

Holzvermarktung. Die Aufgabe der waldbauliche Beratung im 1-Hektar-Betrieb zählt sicherlich nicht dazu.<br />

59


Daher ist der Rückzug nicht im Wortsinne zu verstehen, sondern als schlüssige Aufgabenteilung zwischen<br />

staatlichen und privaten Partnern in einer Region. In der win-win-Situation aus solchen Kooperationen liegt<br />

die Zukunft der Forstwirtschaft.<br />

Nicht nur dieses forstpolitische Ziel, sondern zahlreiche andere Entwicklungen im Bereich des Wettbewerbs-<br />

und Beihilferechts, machen eine Kostenbeitragsanpassung erforderlich. Und es ist erfahrungsgemäß<br />

besser, wenn die Forstbranche in solchen Situationen das Heft des Handelns selbst in der Hand behält und<br />

aktiv wird, bevor Branchenfremde ohne die erforderlichen Branchenkenntnisse Vorgaben in den politischen<br />

Raum stellen<br />

Offene Fragen zur künftigen Privatwaldarbeit:<br />

Die grundsätzliche Frage in diesem Zusammenhang ist, wie wir die vielfältigen Interessen der Waldbesitzer<br />

erkennen, beeinflussen und weiterentwickeln können? Hierzu zählt u.a. auch die Strukturentwicklung der<br />

Waldbesitzer.<br />

Dies ist m.E. eine zentrale Frage für Wissenschaft, Forstverwaltung, Vereinigungen und nicht zuletzt auch<br />

für die Holzindustrie! Ich sehe hier eine gemeinsame Hausaufgabe für alle an diesem Thema Beteiligten.<br />

Soviel zunächst zu den Eckpunkten!<br />

IV. Handlungsoptionen für die Landesforstverwaltung<br />

Eine Privatwaldbetreuung auf einem qualitativ abgesicherten, soliden Niveau erschöpft sich jedoch nicht in<br />

einem weiterentwickelten Dienstleistungsangebot. Es gibt weitere Handlungsfelder, die heute schon angegangen<br />

werden können:<br />

Ein Lieblingskind der Forstwissenschaft in den letzten Jahren war – und das aus gutem Grund – der Kleinprivatwaldbesitzer.<br />

– Und das dies ein wichtiges Thema ist unterstreicht auch die heutige Veranstaltung.<br />

Dieses Wissen darf nun nicht ungenutzt in den Bibliotheken der Institute abgestellt werden, sondern muss<br />

in die forstliche Praxis transferiert werden.<br />

Den Betreuungsexperten im Dienstleistungsforstrevier müssen diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in<br />

Form moderner, operativer Handlungsanweisungen für die forstliche Beratungs- und Betreuungspraxis<br />

erschlossen werden.<br />

Unser Minister plädiert in diesem Zusammenhang für eine Pisa-Studie für die Privatwaldbetreuung, in der<br />

sich Baden-Württemberg an die Spitze hoch arbeiten muss. Es wäre arrogant zu glauben, die Vielfalt der<br />

Waldbesitzerbedürfnisse zu kennen und adäquat bedienen zu können.<br />

Bekanntlich entwickeln Pisa-Studien eine gewisse Dynamik. Eine leichte "Pisa-Prise" würde auch den<br />

forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen gut tun. Die Qualifizierung von Zusammenschlüssen in so<br />

schwierigen Themenbereichen wie Rechtsformen für Zusammenschlüsse oder Besteuerung der Zusammenschlüsse<br />

oder Fusion von wirtschaftlichen Vereinen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Professionalisierung.<br />

Die seit der Verwaltungsstrukturreform größer gewordenen Organisationseinheiten lassen ein "Fossil" früherer<br />

Forstorganisationen wieder in neuem Licht erscheinen:<br />

Den Privatwaldsachbearbeiter. In den damaligen kleinen Organisationseinheiten und in Verbindung mit den<br />

Rationalisierungsfortschritten insbesondere durch Informations- und Kommunikationstechnik hatte der<br />

Privatwaldsachbearbeiter zunehmend Existenzprobleme.<br />

60


In einer breit aufgestellten Landkreisverwaltung mit einer kreisweit zuständigen unteren Forstbehörde liegen<br />

die Dinge wieder anders:<br />

Nach meiner Auffassung ist die Zeit reif für ein come-back des Privatwaldsachbearbeiters. Die erfolgreiche<br />

Kooperation zwischen staatlichen und privaten Akteuren in der Privatwaldarbeit braucht einen Chefkoordinator,<br />

einen Manager für alle Privatwaldangelegenheiten, einen Motor, der 365 Tage im Jahr die Sache am<br />

Laufen hält.<br />

Der wunde Punkt hierbei ist, dass die Personal- und Organisationshoheit in diesen Fragen beim jeweiligen<br />

Landrat liegt. Hier müssen wir gemeinsame Lösungen finden.<br />

Die Reaktionen auf Bemühung dieser Art werden von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich sein, je nach<br />

der konkreten Situation im Privatwaldbereich und der grundsätzlichen Frage, wie viel Bedeutung dem Wald<br />

zukommt. Durch die Verwaltungsreform sind Unterschiede und Differenzierungen zunehmend erkennbar.<br />

In vielen Bereichen hat der Privatwald ein hohes politisches Gewicht, dort kann er zu den Gewinnern gezählt<br />

werden.<br />

V. Handlungsoptionen für Forstbetriebsgemeinschaften<br />

Aber auch die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer selbst müssen in die Pflicht genommen werden. Die<br />

Verbesserung der Situation des Kleinprivatwaldes kann nicht ausschließlich von der Politik und der Verwaltung<br />

geleistet werden. Es braucht die tatkräftige Unterstützung der Privatwaldbesitzer in zentralen Bereichen.<br />

Die Organisation des Waldbesitzes in privaten Strukturen ist notwendiger denn je. Die Stunde Null der<br />

Forstbetriebsgemeinschaften schlug jedoch schon vor 40 Jahren mit der Verkündigung des Gesetzes über<br />

Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse am 4. September 1969 im Bundesgesetzblatt zu Bonn. Und in der<br />

Tat feierten die ältesten Forstbetriebsgemeinschaften im Land (wie beispw. Stomberg-Heuchelberg, Katzenmoos)<br />

auch schon in diesem Jahr ihr 40 jähriges Jubiläum.<br />

In Freiburg gibt es die größte Zahl und die größte Dynamik forstlichen Zusammenschlüsse! Trotzdem sind<br />

Weiterentwicklungen sinnvoll und notwendig. Die neue Organisation in den Landkreisen kann eine Chance<br />

in mehrfacher Hinsicht sein:<br />

� eine größere Fläche kann eine größere Schlagkraft bedeuten.<br />

� eine größere politische Bedeutung (Landrat) durch Fusionen von FBGen bzw. Gründung neuer Genossenschaften<br />

VI. Der Privatwaldbesitzer als politisch relevante Größe<br />

Gestatten Sie mir zum Abschluss eine Frage an Sie: Sind sich die Waldbesitzer ihrer politischen Relevanz<br />

bewusst?<br />

Wir haben alleine in Baden-Württemberg rund 250.000 Kleinprivatwaldbesitzer. In der gesamten Europäischen<br />

Union liegt die Zahl bei geschätzten 15 Mio. privater Waldbesitzer (mit ca. 102 Mio. ha privatem<br />

Waldeigentum)!<br />

Wir brauchen mehr Geschlossenheit unter den Waldbesitzern, aber auch mit den Marktpartnern.<br />

Wer Ressourcen für den Wald sichern will, muss die Gesellschaft für den Wald gewinnen. Wer die Gesellschaft<br />

für den Wald gewinnen will, braucht Partner in den Parlamenten – und dies nicht nur im Landes-<br />

bzw. Bundeskontext, nein auch auf europäischer Ebene.<br />

61


Zusammenfassend möchte ich folgende Kernaussagen treffen:<br />

1. Das Einheitsforstamt bleibt im LHO-Betrieb ForstBW bestehen. Privatwaldbetreuung und –beratung<br />

bleiben staatl. Aufgaben.<br />

2. Die Privatwaldverordnung und das Dienstleistungsangebot sind auf dem Prüfstand und müssen an die<br />

neuen Gegebenheiten angepasst werden.<br />

3. Die forstlichen Zusammenschlüsse können Vieles, aber nicht Alles. Auch der Privatwald muss seine<br />

Strukturen überprüfen und ggf. weiterentwickeln. Die globalen Märkte verlangen Professionalisierung<br />

auf allen Ebenen.<br />

4. Der Kleinprivatwaldbesitzer ist eine bedeutende Waldbesitzergruppe, die ihr politisches Gewicht betonen<br />

und artikulieren muss. Dies gilt zunehmend auch für die europäische Ebene.<br />

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

62


Die<br />

Karl-Abetz-<br />

Förderpreisträger<br />

2009<br />

63


Dr. Helge Hedden<br />

Ausgezeichnet für seine Dissertation an der Universität Hamburg (2009), angeleitet von Prof. Dr.<br />

Udo Mantau, Arbeitsbereich Ökonomie der Holz- und Forstwirtschaft (2009)<br />

„Regionalisierung der Aufkommens- und Verwendungspotenziale von Nadelstammholz in<br />

Deutschland“<br />

65


Lebenslauf<br />

Dr. Helge Hedden<br />

15.01.2009 Promotion an der Universität Hamburg<br />

19.12.2008 Disputation<br />

66<br />

Cuxhavener Str. 499<br />

21149 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 947 929 72<br />

E-Mail: HCHedden@gmx.de<br />

21.11.2008 Gründung der Partnerschaft<br />

„Sonntag & Hedden Partnerschaft Diplom-Holzwirte<br />

09.05.2007 Qualifikation zum FSC Lead Auditor<br />

11.11.2005 Gründung der freiberuflichen Tätigkeit<br />

„Helge Hedden – Holzwirtschaftliche Potenzialanalysen“<br />

2005-2008 Dissertation<br />

„Regionalisierung der Aufkommens- und Verwendungspotenziale<br />

von Nadelstammholz in Deutschland“<br />

Gutachter: Prof. Dr. Udo Mantau, Prof. Dr. Dr. h.c. Gero Becker<br />

2004-2005 Vorbereitung und Themenauswahl einer Promotion<br />

17.12.2003 Diplom in Holzwirtschaft an der Universität Hamburg<br />

1998-2003 Studium der Holzwirtschaft<br />

Studienschwerpunkte: Holzökonomie, Holzchemie<br />

Diplomarbeit: „Verringerung der Schwankung des Aufschlussgrades<br />

im industriellen sauren Magnesiumbisulfitverfahren“<br />

Gutachter: Prof. Dr. Dr. h.c. R. Patt, Prof. Dr. Dr. h.c. O. Faix<br />

1997-1998 Grundwehrdienst<br />

12.06.1997 Abitur an der Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg<br />

1984-1997 Schulbildung<br />

11.10.1977 Geburt in Hamburg


Zusammenfassung der Dissertation<br />

„Regionalisierung der Aufkommens- und<br />

Verwendungspotenziale von Nadelstammholz in Deutschland“<br />

Dr. Helge Hedden<br />

DISPAN ET AL. (2008) formulieren für die zukünftige Entwicklung in der Holzwirtschaft<br />

so genannte Schlüsselfaktoren. Sie werden das Geschehen bestimmen und erheblichen<br />

Einfluss auf sämtliche Branchen der Holzwirtschaft nehmen:<br />

· Nachfrageentwicklung der stofflichen Holznutzung<br />

· Nachfrageentwicklung der energetischen Holznutzung<br />

· Holzverfügbarkeit<br />

· Energiepreisentwicklung<br />

· Innovationsfähigkeit<br />

Diese Arbeit stellt mit dem Modell der regionalen Rohstoffverteilung auf volkswirtschaftlicher<br />

Ebene einen Ansatz dar, fundierte Antworten auf Fragen im Bereich der Nachfrageentwicklung<br />

stofflicher Holznutzung und Holzverfügbarkeit zu geben. Durch die Analyse von Aufkommen,<br />

Verwendung, logistischen Einflussfaktoren und ihrer Modellierung wird die Darstellung von Potenzialen<br />

und Knappheiten auf regionaler Ebene in Deutschland möglich.<br />

Der Nadelstammholzverbrauch lag 2005 in Deutschland bei 34,5 Mio. m³ Nadelstammholz<br />

(SÖRGEL ET AL. 2006) und nähert sich bis 2009 mit voraussichtlich 48,7 Mio. m³ der 50 Mio.<br />

m³-Marke an. Die Aufkommensseite verfügt nach den durchgeführten Umrechnungen der Ausgangswerte<br />

der Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung (BMELV 2004c-d) über<br />

ein Volumen von maximal 27,4 Mio. m³ (WEHAM Szenario A) bzw. 37,4 Mio. m³ (WEHAM<br />

Szenario F). Insbesondere beim Thema Logistik waren eigene Untersuchungen über Standorte des<br />

Holzumschlags notwendig, um im Modell mit einer ausreichenden Datengrundlage arbeiten und<br />

sinnvoll zwischen Verkehrsträgern differenzieren zu können. Im Zuge dieser Untersuchungen<br />

konnten nicht nur Standorte von Holzverladebahnhöfen,<br />

Gleisanschlüssen und Häfen erfasst, sondern auch Informationen über die qualitative Bedeutung<br />

von Umschlageinrichtungen gesammelt werden. Dies ermöglichte die Bildung von Modellvariablen,<br />

welche die Hauptverkehrsträger Straßengüterverkehr, Eisenbahn und Schifffahrt umfassen.<br />

Das Szenario 15 weist für das Jahr 2005, basierend auf dem Szenario WEHAM F, leichte Reserven<br />

an Nadelstammholz aus. Durch eine nie zuvor da gewesene Investitionstätigkeit werden diese<br />

Reserven jedoch abgeschöpft. Die massiv eintretende Knappheit bedingt einen scharfen Verdrängungswettbewerb,<br />

der den bereits bestehenden Strukturwandel in der Sägeindustrie, insbesondere<br />

in Süddeutschland, nochmals deutlich beschleunigen wird. Die Folgen der Investitionen wurden in<br />

den Szenarien 30 und 31 dargestellt. Weitere Einflüsse, wie z. B. eine unzureichende Mobilisierung,<br />

sind in weiteren Szenarien beschrieben worden. Damit sind die Möglichkeiten, die das Modell<br />

bietet, aber nicht erschöpft. Sollte sich die Erfassung von Preisdaten verbessern, könnte das<br />

Modell der regionalen Rohstoffverteilung um 182 Zusammenfassung eine Preiskomponente ergänzt<br />

werden. Auf diese Weise könnten regionale Unterschiede, insbesondere zwischen Bundesländern<br />

und Eigentumsstrukturen besser herausgearbeitet und erklärt werden.<br />

Die allgemein gehaltene Modellprogrammierung mit der Kernidee zur Verteilung der Verwendung<br />

auf das Aufkommen ermöglicht nicht nur den Einsatz des Modells für das Sortiment Nadelstammholz,<br />

sondern auch für andere Sortimente. In Bezug auf die Modellergebnisse und deren Interpreta-<br />

67


tion muss immer berücksichtigt werden, dass die gemachten Annahmen einen entscheidenden Einfluss<br />

auf die Ergebnisse<br />

haben. Das Modell ist ein schematisches Abbild der Wirklichkeit, nicht die Wirklichkeit selbst.<br />

Zusätzlich zur Kernidee und weiteren grundlegenden Annahmen hat der Bereich Logistik und vor<br />

allem die Bearbeitung der Daten des Nadelstammholzaufkommens starken Einfluss auf die Ergebnisse.<br />

Die darin enthaltenen Unsicherheiten lassen eine exakte Aussage bis auf den letzten Kubikmeter<br />

nicht zu. Es muss immer in den ausgewiesenen Ergebnissen eine gewisse Schwankungsbreite<br />

berücksichtigt werden. Dennoch vermitteln die vorgestellten Szenarien des Modells zur regionalen<br />

Rohstoffverteilung durch die Gegenüberstellung von Aufkommen und Verwendung klare Tendenzen,<br />

was unter den gemachten Annahmen an Potenzialen und Knappheiten zu erwarten ist.<br />

Diese Arbeit bietet eine Vielzahl von Informationen und leistet einen Beitrag für ein besseres Verständnis<br />

der untersuchten Thematik. Dennoch bleiben einige Fragen offen, die sich für weitere<br />

Forschungsarbeiten anbieten. Die Entwicklung eines Systems zur detaillierten Erhebung von Preisen<br />

genau definierter Sortimente auf regionaler Ebene, die bundesweit vergleichbar sind, stellt<br />

sicherlich die größte Herausforderung dar. Was wird passieren, wenn der Holzverbrauch weiter<br />

ansteigt und die von WEHAM Szenario F zusätzlich ausgewiesenen Mengen nach 20 Jahren nicht<br />

mehr existieren?<br />

Die Zukunft wird Antworten geben. An uns liegt es, wie sie ausfallen.<br />

68


Jutta Gerner<br />

Ausgezeichnet für ihre Diplomarbeit an der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften der<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. (2008), angeleitet von Prof. Dr. Ulrich Schraml, Institut<br />

für Forst- und Umweltpolitik.<br />

„Naturschutz im Dialog? Erfahrungen bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie in Baden-<br />

Württemberg“<br />

69


Jutta Gerner<br />

AUSBILDUNG<br />

Ausbildung<br />

70<br />

Lebenslauf<br />

06/2008-andauernd Albert- Ludwigs- Universität Freiburg, Deutschland Mitarbeiterin am Institut für Forst-<br />

und Umweltpolitik<br />

Projekte:<br />

„Regelung der Jagdausübung in Schutzgebietsverordnungen in Baden-Württemberg“ (abgeschlossen);<br />

„Der Kommunikationsprozess Rothirsch auf neuen Wegen im Nationalpark Bayerischer<br />

Wald – Konfliktverlauf und beteiligte Akteure“ (in Bearbeitung)<br />

Weitere Aufgaben:<br />

Koordination des Bachelorstudienganges „Waldwirtschaft und Umwelt“<br />

05/2007 - 11/2007 Albert- Ludwigs- Universität Freiburg, Deutschland<br />

Diplomarbeit am Institut für Forst- und Umweltpolitik mit dem Thema „Naturschutz im Dialog?<br />

Erfahrungen bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie in Baden-Württemberg“ (Gutachter:<br />

PD Dr. Ulrich Schraml, Prof. Dr. Werner Konold)<br />

07/2004 - 07/2005 Universidad Austral de Chile Valdivia, Chile<br />

Auslandsstudium an der Escuela Ingenería Forestal in den Bereichen Waldbau, Forstliche<br />

Ökologie, Feuerökologie und Umgang mit forstlichen Schädlingen.<br />

10/2001 - 11/2007 Albert- Ludwigs- Universität Freiburg, Deutschland<br />

Studium der Forst- und Umweltwissenschaften<br />

Vordiplom im Sommer 2003<br />

Diplom im Frühjahr 2008<br />

1991 - 2000 Graf-Zeppelin-Gymnasium Friedrichshafen Deutschland<br />

Abitur im Frühjahr 2000<br />

Praktika<br />

08/2006 - 09/2006 Alternativer Bärenpark Worbis, Deutschland<br />

Praktikum im ersten und größten deutschen Bärenpark im Bereich Tierpflege.<br />

03/2006 - 04/2006 LUBW, Karlsruhe, Deutschland<br />

Praktikum bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-<br />

Württemberg im Referat 23 „Medienübergreifende Umweltbeobachtungen“<br />

05/2001 - 07/2001 Naturschutzzentrum Möggingen Radolfzell, Deutschland<br />

Praktikum beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband<br />

Baden-Württemberg.<br />

Publikationen<br />

Gerner, J., Schraml, U. (2008): Naturschutz im Dialog? Erfahrungen bei der Umsetzung der FFH-Richtlinie. In:<br />

AFZ - Der Wald Nr. 23/2008. S. 1275-1277.


Zusammenfassung der Diplomarbeit<br />

„Naturschutz im Dialog? Erfahrungen bei der Umsetzung der<br />

FFH-Richtlinie in Baden-Württemberg“<br />

Jutta Gerner<br />

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie sowie ihrer Umsetzung in<br />

Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg. Auch wenn in der Richtlinie selbst keine<br />

Angaben zu einer eventuellen Beteiligung betroffener Landnutzer gemacht werden, wird immer<br />

wieder betont, wie wichtig die Akzeptanz und Einbeziehung Betroffener für die erfolgreiche Gestaltung<br />

des Umsetzungsprozesses und für den Erfolg der Richtlinie selbst sei. Da in Deutschland<br />

die einzelnen Bundesländer für die Umsetzung der Richtlinie zuständig sind, fallen die Möglichkeiten<br />

der Beteiligung sehr unterschiedlich aus. Bisher liegen jedoch kaum Ergebnisse dazu vor,<br />

wie sich die durchgeführte Beteiligung genau gestaltete und ob sie dem Anspruch, eine Beteiligung<br />

zu sein, überhaupt gerecht wurde. Diese Arbeit geht daher am Beispiel Baden-Württembergs<br />

der Fragestellung nach, ob und inwieweit betroffene Landnutzer tatsächlich in die Umsetzung der<br />

Richtlinie integriert wurden.<br />

Dazu wird die Vorgehensweise der Behörden zum einen unter Zuhilfenahme von Dokumenten,<br />

zum anderen auf der Grundlage einer Fallstudie analysiert. In einem ausgesuchten FFH-Gebiet<br />

wurden Interviews mit den dort für die Umsetzung der Richtlinie zuständigen Behördenmitarbeitern<br />

und betroffenen Waldbesitzern geführt. Die Gesprächsleitfäden basieren dabei auf einem aus<br />

der Literatur heraus entwickelten Kriterienkatalog für erfolgreiche Beteiligungsverfahren. Dieser<br />

dient gleichzeitig dazu, die aus der Dokumentenanalyse und aus der Befragung gewonnenen Ergebnisse<br />

einzuordnen und zu bewerten.<br />

Baden-Württemberg entschied sich dazu, die Beteiligung der Öffentlichkeit und damit auch der<br />

Betroffenen an der Umsetzung der FFH-Richtlinie in Form von so genannten „Konsultationsverfahren“<br />

durchzuführen. Der Umsetzungsprozess lässt sich dabei vereinfacht in die Phase der Ausweisung<br />

bzw. Meldung und die der anschließenden Sicherung der FFH-Gebiete gliedern. Die bei<br />

der Gebietsauswahl angewandte Vorgehensweise weist jedoch enorme Defizite auf. Durch die Art<br />

der Informationsvermittlung konnten zum einen nicht alle Betroffenen erreicht werden, zum anderen<br />

wurde die Entscheidungsfindung bei der Auswahl der Gebiete seitens der Behörden nicht<br />

transparent gemacht. Ebensowenig kann in Hinblick auf die Gebietsauswahl von einem ergebnisoffenen<br />

Entscheidungsprozess gesprochen werden. Da die wenigsten der eingegangenen Stellungnahmen<br />

berücksichtigt werden konnten, empfanden viele der betroffenen Waldbesitzer die Konsultationsverfahren<br />

als Scheinbeteiligung. Gerade die Verwendung von Begriffen wie „Konsultation“<br />

oder „Öffentlichkeitsbeteiligung“ erweckte dabei bei den Betroffenen Erwartungen in Hinblick<br />

auf die eigenen Einflussmöglichkeiten, die bei der Gebietsauswahl aufgrund der strikten<br />

Vorgaben der EU gar nicht erfüllt werden konnten. Dem Anspruch, eine Beteiligung zu sein,<br />

konnten die Konsultationsverfahren somit nicht gerecht werden. Selbst die Informationsvermittlung<br />

kann nur eingeschränkt als gelungen bezeichnet werden, da entscheidende Kriterien nicht<br />

berücksichtigt wurden.<br />

An die Gebietsauswahl schließt sich die Sicherung der Gebiete an. In Baden-Württemberg soll<br />

diese hauptsächlich durch Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes erreicht werden, deren Notwendigkeit<br />

und Umfang auf der Grundlage von Managementplänen, so genannten Pflege- und Entwicklungsplänen<br />

(PEPL), die für jedes FFH-Gebiet erstellt werden, definiert werden. Die grundsätzliche<br />

Vorgehensweise bei der Erstellung der PEPL wird in dem so genannten PEPL-Handbuch<br />

vorgegeben. In der Fallstudie wich die Vorgehensweise jedoch von diesen Vorgaben ab, indem<br />

von den zuständigen Behörden zusätzliche Beteiligungsangebote geschaffen wurden. Die Informationsvermittlung<br />

kann hier als gelungen bezeichnet werden, während in Bezug auf die Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

Betroffener - wenn auch in geringerem Maße als während der Gebietsauswahl<br />

71


- weiterhin gewisse Mängel erkennbar sind. So ist auch hier keine uneingeschränkte Ergebnisoffenheit<br />

bei der Gestaltung der PEPL vorhanden. Ein entscheidendes Problem der PEPL ist weiterhin,<br />

dass sie lediglich nicht-verbindliche Fachpläne darstellen. Wie diese letztendlich in den einzelnen<br />

FFH-Gebieten umgesetzt werden, ist bisher nicht klar definiert, so dass hierzu gegenüber<br />

den Betroffenen noch keine konkreten Angaben gemacht werden konnten.<br />

Da im Untersuchungsgebiet trotz zusätzlicher Beteiligungsangebote gewisse Defizite in Hinblick<br />

auf die Beteiligung Betroffener bei der PEPL-Erstellung erkennbar sind, muss davon ausgegangen<br />

werden, dass die Information und Beteiligung, wie sie im PEPL-Handbuch vorgesehen ist, im Allgemeinen<br />

weniger gelungen ausfällt, da hier einige wichtige Kriterien, wie beispielsweise der<br />

Zielgruppenbezug, außer Acht gelassen werden.<br />

In Zukunft soll die Erstellung der PEPL (künftig als Managementpläne (MaP) bezeichnet) auf der<br />

Grundlage eines neuen Handbuches in modifizierter, verschlankter Form der bisherigen Vorgehensweise<br />

geschehen. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen diese Änderungen und die bisher<br />

bei der PEPL-Erstellung gewonnenen Erfahrungen auf die zukünftige Gestaltung der Information<br />

bzw. Partizipation Betroffener in anderen FFH-Gebieten haben werden.<br />

72


<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong><br />

Ausgezeichnet für seine Masterarbeit an der Technischen Unvieristät München (2008), angeleitet<br />

von Prof. Dr. Thomas Knoke, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, Studienfakultät Forstwissenschaft<br />

und Ressourcenmanagement.<br />

„Ecosystem Portfolio Optimization“<br />

73


Lebenslauf<br />

<strong>Emmanuel</strong> <strong>Otto</strong> STEINBEIS<br />

Ausbildung<br />

2006 – 2008<br />

2000 – 2003<br />

1997 – 2000<br />

Berufliche Tätigkeit<br />

2007 – bis heute<br />

2003 – 2006<br />

1997 – 2003<br />

Weitere Tätigkeiten<br />

74<br />

TU München<br />

Fakultät für Forstwissenschaft<br />

und Ressourcenmanagement<br />

(MSc)<br />

ESCP-EAP Europäische<br />

Wirtschaftshochschule<br />

(Dipl.-Kfm.)<br />

Wendelsteinstr. 22<br />

D-83098 Brannenburg<br />

+491792944473<br />

<strong>Emmanuel</strong>.<strong>Steinbeis</strong>@mytum.de<br />

Aufbaustudium<br />

Ressourcenmanagement<br />

Hauptstudium<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

Universität Augsburg Grundstudium<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

Berater bei Pöyry Forest Industry Consulting GmbH<br />

Tätigkeit in der Holzindustrie<br />

Studienbegleitende Industriepraktika (u.a in Frankreich und England)<br />

Reisen Rucksacktouren durch Nordafrika und den mittleren Osten<br />

Freizeit Sport, Klavier, Jagd<br />

Gesellschaftliches<br />

Engagement<br />

Mitglied der Studierendenvertretung der ESCP-EAP und der TU München<br />

Mitglied des FBN<br />

Mitinitiator einer Vortragsreihe zum Thema „Nachhaltigkeit“<br />

Thema der Masterarbeit<br />

Ecosystem Portfolio<br />

Optimisation (Gutachter:<br />

Prof. Dr. Thomas Knoke)


Zusammenfassung der Masterarbeit<br />

„Ecosystem Portfolio Optimization“<br />

<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong><br />

Natural capital, which can be regarded as the present portfolio of worldwide ecosystems, is considered<br />

to be essential to human welfare: Ecosystems support human, animal and plant life on the<br />

planet. Economic activity is based on the extraction of merchantable goods from ecosystems and<br />

their subsequent transformation. Ecosystems offer also services, which are not merchantable and<br />

therefore can be valued only indirectly. Several approaches have been developed to value intangible<br />

ecosystem services. Based on published studies, the aggregate direct and indirect value of the<br />

goods and services of 16 biomes of the world’s ecosystems portfolio has been estimated to be<br />

about two times the world wide gross national product.<br />

By converging forests into arable land or by draining swamps, humankind is transforming terrestrial<br />

ecosystems. This modifies the goods and services, the concerned ecosystems are able to deliver,<br />

thus altering their return and risk profile. Given an arbitrary conversion of terrestrial ecosystems<br />

on a global scale, it is astonishing that the portfolio analysis of terrestrial ecosystems has received<br />

little consideration. Based on findings of a present study, this paper compares the current<br />

portfolio to an optimal portfolio of terrestrial ecosystems, obtained by mean-variance optimisation.<br />

The current spatial distribution among worldwide terrestrial biomes is not optimal; in all computed<br />

optimisation approaches portfolios of biomes with a better Sharpe Ratio are obtained. Some results<br />

would suggest having a larger proportion of boreal and temperate forests, tidal marsh/mangroves,<br />

lakes/rivers and croplands, whereas the area of tropical forests, grasslands and rangelands decreases.<br />

The obtained results raise also doubts about the appropriateness of ecologic valuation.<br />

Given the human dependence from ecosystem services and goods, optimisation of ecosystem portfolios<br />

might at least increase the awareness for modified risk and return trade-offs resulting from<br />

anthropogenic alteration of ecosystems. Of course such an approach can be questioned: The input<br />

data suffers from several deficiencies, like incomplete estimations or double accounting. Correlations<br />

between returns of biomes are unknown and only the surface area of ecosystems is considered<br />

as a variable. State and robustness of an ecosystem are not considered. Further research could<br />

contribute to these aspects.<br />

75


Karl-Abetz-Preis-<br />

Verleihung<br />

und<br />

Kolloquium<br />

im Spiegel der Fachpresse<br />

77


aus: Wald und Holz Nr. 8, S. 11<br />

79


aus: ARGUS, Schweizer Bauer<br />

81


Die Karl-Abetz-Preisträger<br />

Forstdirektor Dr. Eberhard Faust, Wiesbaden 1972<br />

Prof. Dipl.-Ing. Dr. <strong>Otto</strong> Eckmüllner, Wien (Österreich) 1973<br />

Hans Jürgen v. Arnswaldt, Rastede 1974<br />

Bundesminister a. D. Josef Ertl, Bad Wiessee 1975<br />

Ltd. FDir. a. D. Fritz Geiger, Nürtingen 1976<br />

Prof. Dr. Alfred Kurth, Uitikon-Waldegg (Schweiz) 1977<br />

Karl Prinz zu Hohenlohe-Langenburg, Hosskirch 1978<br />

Ehrenfried Liebeneiner, Lüneburg 1979<br />

Ministerialdirigent a. D. Eberhard Boehm, Hannover<br />

Forstdirektor Dr. Josef Richter, Meschede 1980<br />

Prof. Dr. Jean Pierre Vité, Freiburg i. Br. 1981<br />

Landwirtschaftsmeister Erich Küthe, Willingen 1982<br />

Forstdirektor Dipl.-Ing. Josef Anderl, Linz (Österreich)<br />

Forstdirektor Dipl.-Ing. Kurt Vyplel, Fronleiten (Österreich) 1983<br />

Prof. Dr. Werner Kroth, Oberaltingen-Seefeld 1984<br />

Franz Frh. Riederer von Paar, Regensburg 1985<br />

Ltd. Forstdirektor Gerd Bosse, Hannover 1986<br />

Prof. Dr. Gerhard Speidel, Freiburg i.Br. 1987<br />

Forstdirektor a. D. Dr. Sebastian Leinert, Dreieich 1988<br />

Prof. Dr. Rudolf Frauendorfer, Wien (Österreich) 1989<br />

Forstdirektor Dr. Winfried Duffner, Regensburg 1990<br />

Forstmeister Dipl.-Ing. Hans Egloff, Solothurn (Schweiz) 1991<br />

Landesforstmeister Alexander Riedel, Dresden 1992<br />

Dipl.-Ing. Dr. Elmar Sallinger, Volkenroda (Österreich) 1993<br />

Prof. Dr. Hans Dieter Brabänder, Göttingen 1997<br />

Dipl.-Ing. Richard H. Ramsauer, Wien (Österreich) 1999<br />

Forstdirektor Burkhard Schnepper, Uelzen 2001<br />

Geschäftsführer Horst Wienecke, Uelzen<br />

Meinhard Heinrich, Stackelitz 2003<br />

Min.Dirig. i. R. Gerd Janßen, Hannover 2005<br />

Rupprecht Freiherr von Reitzenstein, Issigau 2007<br />

Dr. Renato Lemm, Birmensdorf 2009<br />

Dr. Oliver Thees, Birmensdorf<br />

85


DISSERTATIONEN<br />

Karl-Abetz-Preis-Förderpreisträger<br />

Dr. Peter Elsässer, Hamburg 1997<br />

Dr. Thomas Knoke, Freising 1999<br />

Dr. Herbert Borchert, Freising 2001<br />

Dr. Svantje Ziegenspeck (verh. Schumann), Freising 2003<br />

Dr. Niels Holthausen, Freiburg 2005<br />

Dr. Chantal Ruppert, Freiburg 2007<br />

Dr. Helge Hedden, Hamburg 2009<br />

DIPLOMARBEITEN/MASTERARBEITEN<br />

Katja Döge, Tharandt 1997<br />

Ulrich Leisch, Freising 1997<br />

Simone Dreher, Freiburg 1999<br />

Ronny Zienert, Tharandt 1999<br />

Mareike Schultze, Freiburg 2001<br />

Philipp Werder, Zürich (Schweiz) 2001<br />

Corinna Geißler, Tharandt 2003<br />

Armin Heidingsfelder, Freising 2003<br />

Daniel Klein, Freising 2005<br />

Patrick Hildebrandt, Freising 2005<br />

Christoph Diedrich, Freiburg 2005<br />

Stefanie Ederer, Freising 2007<br />

Malte Viergutz, Freiburg 2007<br />

Jutta Gerner, Freiburg 2009<br />

<strong>Emmanuel</strong>-<strong>Otto</strong> <strong>Steinbeis</strong>, München 2009<br />

87

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!