ArToll X - Das ArToll Kunstlabor
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“Psychiatrie, das bedeutet Auseinandersetzung mit dem<br />
Unbekannten, dem Fremden. Menschen neigen allzu oft<br />
dazu, dieses Thema zu verdrängen, bis an den Rand unserer<br />
Gesellschaft. Wäre es nicht erstrebenswert zu erfahren, welche<br />
Perspektiven aus der Auseinandersetzung mit psychisch kran-<br />
ken Menschen entstehen könnten?<br />
Ein zentrales Anliegen des Landschaftsverbandes Rheinland<br />
(LVR) ist es seit Jahren, seine heilpädagogischen Heime und<br />
die Fachbereiche für soziale Rehabilitation der Rheinischen<br />
Kliniken immer mehr dezentral zu organisieren. Wir haben<br />
es uns zur Aufgabe gemacht, behinderte Menschen aus der<br />
Isolation zu holen und in die Gesellschaft zu integrieren. Im<br />
Zuge dieser Bemühungen wurden 1994 auf dem Gelände<br />
der Rheinischen Kliniken Bedburg-Hau Kapazitäten frei. Zu<br />
dieser Zeit befand sich <strong>ArToll</strong>, der Verein zur Förderung zeit-<br />
genössischer Kunst und Kultur, auf der Suche nach einem<br />
Ort experimenteller, kreativer Erfahrung. Was lag da näher<br />
als Haus 6, welches der LVR der Künstlergruppe gerne zur<br />
Verfügung stellte. Die Mütter und Väter dieses Projektes gin-<br />
gen mit unbefangener Neugier und Pioniergeist an die Arbeit.<br />
Es galt unter neuen, ungewohnten Bedingungen schöpferisch<br />
zu arbeiten.<br />
Im September jährt sich zum zehnten Mal die Gründung des<br />
Kunst-Labors <strong>ArToll</strong>.<br />
Eine Dekade lang kommen wechselnde Künstler verschie-<br />
denster Metiers ins <strong>ArToll</strong>-Labor, um vor Ort zu arbeiten<br />
und zu leben. Die Öffentlichkeit hatte somit begonnen, sich<br />
selbst in den klinischen Alltag einzubringen. <strong>ArToll</strong> ist heute<br />
eine wichtige Schnittstelle von Kunst und Psychiatrie. <strong>Das</strong><br />
mag am Anfang nicht einfach gewesen sein. Der Kontakt<br />
mit Patienten lässt sich nicht vermeiden. Dies ist gut so!<br />
Diese Unvermeidbarkeit der täglichen Begegnung mit den<br />
Bewohnern der Kliniken ist dem kreativen Prozess anzumer-<br />
ken und hat ihn entscheidend beflügelt. Als Synergien daraus<br />
G r u s s w o r t<br />
sind Kunstwerke entstanden, denen keine museale Dauer<br />
anhaftet. Genau wie das Leben selbst Entwicklung bedeutet<br />
und Psychiatrie die Bewältigung einer facettenreich gearteten<br />
Entwicklung anstrebt, waren die Künstlerinnen und Künstler in<br />
keinster Weise limitiert. Mit faszinierendem Ergebnis. Haben sie<br />
die Auseinandersetzungen mit dem Raum und den Menschen<br />
gesucht, um in ihrem Inneren Neuartiges zu entdecken?<br />
Zum <strong>ArToll</strong>-Geburtstag werden rund 70 Künstlerinnen und<br />
Künstler ihre Werke präsentieren. Der renommierte belgische<br />
Ausstellungsmacher Jan Hoet wird die Eröffnung überneh-<br />
men. Genau wie die Künstler von <strong>ArToll</strong> stehen Sie nun davor,<br />
sich für das Kreative, das Erweiternde zu öffnen. Entdecken Sie<br />
dieses fließende Atelier und sich selbst. Ich lade Sie herzlich<br />
dazu ein.”<br />
Udo Molsberger<br />
Direktor des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR)