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Geschichtliches über Eslohe - R.J.Sasse

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I. Erster Abschnitt.<br />

dem Bache "Essel" (auch die Ortschaft wird plattdeutsch "Essel" genannt); dieser Bach entspringt unweit Cobbenrode<br />

und vereinigt sich unterhalb Sallinghausen mit der Wenne. Hier war von Alters her eine adlige Familie<br />

ansässig, die sich von Esleve nannte, später von Esleben; sie war begütert in Nieder-<strong>Eslohe</strong>, in <strong>Eslohe</strong>, Bremscheid,<br />

Isingheim, Cobbenrode und Leckmart; die von Esleve waren längere Zeit "Gogreven" von Fredeburg. Ob<br />

das Dorf Eßleue dem Bache, oder der Bach dem Dorfe seinen Namen zu verdanken hat, oder ob der landsässige<br />

Adel für beide den Namen hergegeben hat, ich weiß es nicht; aber in der Regel gibt der Bach die Benennung<br />

ab.<br />

Daß aus Eßleue das jetzige <strong>Eslohe</strong> entstanden ist, erklärt sich leicht; man braucht den zweiten Theil des Wortes<br />

(leue) nur im Volksmunde erklingen zu lassen; durch Lautmodulation oder Lautverschiebung ist unzweifelhaft<br />

aus "leue" lohe entstanden.<br />

Andere Worterklärungen: Als Feuer-Esse, Feuer-Lohe etc. sind nicht ernst zu nehmen.<br />

Wie die Namen unserer Dörfer, so sind auch die Namen der einzelnen Höfe in diesen Dörfern sehr alt. Sie<br />

blieben im Laufe der Jahrhunderte deshalb immer dieselben, weil ein neu-einziehender Besitzer seinen Familiennamen<br />

ablegte und den Hofesnamen annahm. In neuester Zeit ist man von dieser altgermanischen Sitte abgegangen,<br />

weil heutzutage die Besitzverhältnisse so sehr dem Wechsel unterworfen sind; der Bauer ist frei geworden<br />

von den alten Abhängigkeits- und Schutzverhältnissen; gewiß, aber er ist auch "vogelfrei" geworden, wenn<br />

er nicht besonders auf seiner Hut ist. Auch verlangt das Grundbuch möglichst Klarheit in der Besitznachfolge.<br />

Die althergebrachten Hofesnamen können aber auch in die neue Zeit mit hin<strong>über</strong>gerettet werden, wenn bei Eintragung<br />

in die Landgüterrolle dem eingetragenen Hofe der betreffende Name beigelegt wird. 1 <br />

§ 2. Die Pfarrkirche.<br />

Die jetzige Pfarrkirche ist im J. 1783 von Pfarrer Enst erbauet worden; dieses Gebäude ist sicherlich das vierte<br />

in der Reihe der Jahre. Die frühere Kirche, die aber viel kleiner war, als die jetzige, war eine Kreuzkirche. Der<br />

Bau scheint nicht besonders fest und dauerhaft gewesen zu sein, denn er hat noch keine 300 Jahre gestanden. Im<br />

J. 1494 erwirkte der damalige Pfarrer Hermann Korbach vom Papste Alexander VI. einen Ablaß von 100 Tagen<br />

für diejenigen, welche neben Erfüllung der übrigen kirchlichen Vorschriften den Kirchenbau durch ein Almosen<br />

unterstützen würden. In den Thurm dieser im J. 1494 erbauten Kirche wurde die jetzige große Glocke mit hin<strong>über</strong>genommen,<br />

also aus der dritten Kirche rückwärts gezählt in die zweite und in diejenige, die im J. 1783 erbauet<br />

worden. Diese große Glocke ist im J. 1465 gegossen worden. Die Inschrift lautet: "Jesus Maria. Maria<br />

heit ich, wei mi hort, dei bede sich. Johann van Dorpmunde gote mich. 1465." Johann von Dortmund<br />

war ein berühmter Glockengießer aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.<br />

Die zweitälteste Glocke heißt Catharina. Sie trägt folgende Inschrift: "S. Catharina heit ich, den lebendigen<br />

rufe ich, den toden zum grab lüien ich. 1609."<br />

Die beiden andern Glocken sind jüngeren Datums und sind im J. 1770 gegossen, wie die Tradition sagt, auf<br />

Hallmann's Hofe, jetzt Gabriel's, und zwar aus einer alten geborstenen Glocke. Beide Glocken tragen die Inschrift:<br />

"sub Pa. Phi. W. Enst et ex Pa. Röingh p.t. Vicario": "unter Pastor Philipp Wilhelm Enst und dem<br />

abgedankten Pastor Röingh, zur Zeit Vikar." Der Name des Glockengießers ist W. Stocke.<br />

Die Feuerglocke enthält die Inschrift: "Te Petre cum Paulo, dum fata feralia laudo, ense tuere solum,<br />

clave reclude polum", d.h. "Du Petrus und Paulus, während ich zum Leichenbegängniß läute, schütze<br />

mit dem Schwerte die Erde, erschließe mit dem Schlüssel den Himmel".<br />

Auf der Frühmeßglocke steht: "Te cano voce pia, te clango virgo Maria, vos quoque tres populum<br />

servateque leges", d.h. "Dich singe ich mit frommem Klange, dir erschalle ich, Jungfrau Maria. Auch<br />

ihr drei (nämlich die drei andern Glocken) bewahret das Volk und die Gesetze"; d.h., daß ihr nicht zu ungesetzlichem<br />

Treiben erklinget.<br />

Daß seit Einführung des Christenthums seit Carl dem Großen, wie die Pfarrchronik besagt, bis zum Ende des<br />

15. Jahrhunderts zwei Kirchenbauten werden stattgefunden haben, verlangt einmal die Länge der Zeit, sodann<br />

auch der Umstand, daß die ersten Anfänge nur Nothgebäude werden gekannt haben. Man wird sich eben<br />

nothdürftig eingerichtet haben, wie man es jetzt auch noch macht, <strong>über</strong>all da macht, wo das Christenthum in den<br />

1 Im Allgemeinen sind im Pfarrbezirk die Besitzverhältnisse noch recht günstig; die Zersplitterung eines Bauernhofes ist eine<br />

Seltenheit. Möge es immer so bleiben! Wie man den Hof ungetheilt von den Eltern ererbt hat, so wolle man ihn auch ganz<br />

und ungetheilt wieder vererben, den Haupterben nicht zu schwer belasten, aber auch die Nebenerben nicht enterben. Sollte<br />

ein Testament oder ein Uebertrag nicht gemacht werden, dann hilft die Landgüter-Ordnung vom J. 1882 aus. Zur Zeit existiren<br />

im Pfarrbezirk 82 Güter oder Höfe, welche in die Landgüterrolle eintragungsfähig sind, d.h. 75 Mk. und dar<strong>über</strong> Katastral-Reinertrag<br />

haben. Hinzu kommen noch die beiden Rittergüter zu Obersalwey und Haus Wenne. In früheren Zeiten,<br />

nachweisbar seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts, ist hier auch Bergbau betrieben worden. In Nieder-<strong>Eslohe</strong> befand sich ein<br />

Kupfer-Hammer; Arnold Freisen aus Lippstadt wird als Besitzer genannt; später wurde daraus ein Eisenhammer: Engelhard<br />

und Bitter; zur Zeit Gewerke Gabriel, mit den Eisenhämmern in Lochtrop, Frielinghausen und Sierperting. - <strong>Eslohe</strong> liegt 994<br />

Fuß <strong>über</strong> dem Amsterdamer Pegel.<br />

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