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Diplomarbeit: Hilfsmitteltraining für sehbehinderte Kinder - Optelec

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Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />

Fakultät Gesundheitswesen<br />

Erstellung eines <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

<strong>für</strong> <strong>sehbehinderte</strong> <strong>Kinder</strong> am<br />

Bildschirmlesegerät<br />

<strong>Diplomarbeit</strong><br />

Zur Erlangung des Grades<br />

„Diplom-Ingenieurin Augenoptik“ (FH)<br />

Erstprüfer: Prof. Dr. K.- R. Harms<br />

Zweitprüfer: M. SC St. Holzapfel<br />

Name, Vorname: Claas, Marina<br />

Matrikel- Nr.: 30680050<br />

Semesteranschrift: Bilk 12, 48493 Wettringen<br />

Ort und Datum: Wettringen, 07. März 2011


Danksagung<br />

An erster Stelle ein herzliches Dankeschön an meine beiden<br />

Probandinnen, mit denen ich das erarbeitete <strong>Hilfsmitteltraining</strong><br />

ausprobieren konnte. Beide haben mir sehr bei der Ideenfindung<br />

geholfen und mir gezeigt, worauf ich bei der Erstellung einer Schulung<br />

achten muss, auch wenn ich nur die Resultate von einer von ihnen<br />

tatsächlich in die Arbeit aufnehmen konnte. Ein Dank geht außerdem<br />

an alle <strong>Kinder</strong> der Klasse E der Irisschule, denen ich im Schulunterricht<br />

zuschauen durfte und die es durch ihren Frohsinn immer wieder<br />

geschafft haben, mich aufzumuntern und zu motivieren. Natürlich<br />

bedanke ich mich auch bei dem Kollegium der Irisschule <strong>für</strong> die<br />

erstklassige Unterstützung, besonders bei Frau De Byl, die mir immer<br />

mit guten Ratschlägen und Hilfestellungen zur Seite stand.<br />

Selbstverständlich danke ich Frau Holzapfel, die den Kontakt zur<br />

Irisschule erst ermöglicht hat und die immer wieder wertvolle<br />

Anregungen geben konnte. Außerdem bedanke ich mich bei Herrn<br />

Harms, der immer erreichbar war und mir bei jeglichen Fragen und<br />

Problemstellungen zur Seite stand.<br />

Vielen Dank an Augenoptik Viehoff <strong>für</strong> angepasste Arbeitszeiten<br />

während der <strong>Diplomarbeit</strong>sphase und auch an die Arbeitskollegen,<br />

sowohl <strong>für</strong> das gezeigte Interesse am <strong>Diplomarbeit</strong>sthema als auch <strong>für</strong><br />

das Verständnis <strong>für</strong> gestresste Momente aufgrund der <strong>Diplomarbeit</strong>.<br />

Ein ganz großes Dankeschön an meine Familie und meine Freunde <strong>für</strong><br />

Unterstützung und Motivation, außerdem an alle Plauder- und<br />

Chatpartner, die immer wenn nötig <strong>für</strong> Ablenkung gesorgt haben. Ein<br />

besonderes Dankeschön auch an alle Mitglieder von SAO06 <strong>für</strong> den<br />

ständigen Gedankenaustausch über die verschiedensten mehr oder<br />

weniger ernst zu nehmenden Problemstellungen in Bezug auf<br />

<strong>Diplomarbeit</strong>en.<br />

Zuletzt vielen Dank an meine Probeleserinnen Anja und Crossi, die der<br />

Arbeit den letzten Schliff verpasst haben!<br />

II


Inhaltsverzeichnis<br />

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ................................................... VI<br />

Verzeichnis der Formelzeichen .......................................................... VIII<br />

1 Einleitung........................................................................................ 1<br />

2 Grundlagen..................................................................................... 4<br />

2.1 Begriffserklärungen .................................................................. 4<br />

2.2 Relevanz von Bildschirmlesegeräten als Hilfsmittel <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> . 9<br />

2.3 Voraussetzungen <strong>für</strong> das Lesen ............................................. 14<br />

2.3.1 Sehschärfe, Kontrastempfindlichkeit, Gesichtsfeld .......... 14<br />

2.3.2 Voraussetzungen und Einschränkungen des Lesens<br />

aufgrund der Verwendung eines Bildschirmlesegerätes .............. 19<br />

2.4 Das Bildschirmlesegerät ......................................................... 20<br />

2.4.1 Grundlagen, Bestandteile, Möglichkeiten, Funktionen ..... 20<br />

2.4.2 Der richtige Umgang mit dem BLG- vom schlechten zum<br />

guten Bild ..................................................................................... 23<br />

3 Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät und<br />

deren Schulung ................................................................................... 27<br />

3.1 Allgemeines ............................................................................ 27<br />

3.2 Richtige Platzierung/ Aufstellung des Gerätes ....................... 28<br />

3.3 Richtige Platzierung des Lesegutes, Bewegung des<br />

Kreuztisches und Linieneinblendung ............................................... 30<br />

3.3.1 Zu beachtende Faktoren .................................................. 30<br />

3.3.2 Übungen .......................................................................... 34<br />

3.4 Einstellung des Abbildungsmaßstabes ................................... 38<br />

3.4.1 Zu beachtende Einflussfaktoren ...................................... 38<br />

3.4.2 Übungen .......................................................................... 40<br />

3.5 Orientierung auf dem Arbeitsblatt ........................................... 44<br />

3.5.1 Anzuwendende Suchmethoden ....................................... 44<br />

3.5.2 Übungen .......................................................................... 45<br />

3.6 Einstellung von Lesefarbe, Helligkeit und Kontrast ................ 48<br />

III


3.6.1 Zu beachtende Einflussfaktoren ...................................... 48<br />

3.6.2 Übungen .......................................................................... 49<br />

3.7 Hand- Auge- Koordination bzw. Schreiben/Malen unter dem<br />

BLG 53<br />

3.7.1 Zu beachtende Faktoren .................................................. 53<br />

3.7.2 Übungen .......................................................................... 56<br />

3.8 Nutzung der Fernkamera........................................................ 59<br />

3.8.1 Zu beachtende Faktoren .................................................. 59<br />

3.8.2 Übungen .......................................................................... 60<br />

3.9 Übungen zur kombinierten Nutzung der Funktionen .............. 61<br />

4 Zusammenstellung eines individuellen Trainings ......................... 65<br />

4.1 Individualität der Schüler ........................................................ 65<br />

4.2 Ermittlung des Trainingsbedarfs ............................................. 66<br />

4.2.1 Allgemeines ..................................................................... 66<br />

4.2.2 Fragebögen ..................................................................... 66<br />

4.2.3 Eingangstest .................................................................... 67<br />

4.2.3.1 Allgemeines ............................................................... 67<br />

4.2.3.2 Aufbau des Eingangstestes ....................................... 69<br />

4.2.3.3 Kritik am Eingangstest ............................................... 71<br />

4.3 Zusammenstellung der Übungsbausteine .............................. 72<br />

4.4 Ausgangstest .......................................................................... 73<br />

5 Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s ................................................ 74<br />

5.1 Ablauf ..................................................................................... 74<br />

5.2 Vorstellung der Probandin ...................................................... 74<br />

5.3 Ergebnisse des Eingangstestes ............................................. 76<br />

5.4 Auswertung des Eingangstestes ............................................ 79<br />

5.5 Zusammenstellung der Übungsbausteine .............................. 80<br />

5.6 Ergebnisse des Ausgangstests .............................................. 83<br />

5.7 Vergleich von Ein- und Ausgangstest ..................................... 84<br />

5.8 Ausgangsfragebogen <strong>für</strong> die <strong>Kinder</strong> ....................................... 88<br />

5.8.1 Aufbau des Fragebogens ................................................. 88<br />

IV


5.8.2 Ergebnisse des Fragebogens .......................................... 88<br />

5.8.3 Auswertung des Fragebogens ......................................... 89<br />

5.9 Diskussion der Ergebnisse und Ausblick ................................ 89<br />

6 Fazit ............................................................................................. 93<br />

Literaturverzeichnis ............................................................................. 95<br />

I. Fragebögen und Informationsmaterial ........................................ 100<br />

II. Ein- und Ausgangstest ............................................................... 119<br />

III. Übungsmaterial ....................................................................... 149<br />

Ehrenwörtliche Erklärung .................................................................. 184<br />

V


Abbildungs- und Tabellenverzeichnis<br />

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis<br />

Sehbehinderung: ................................................................................. 4<br />

Tabelle 1 : Klassifikation der Sehbeeinträchtigungen ............................ 4<br />

Abbildung 1: Anzahl der 2007 in Deutschland lebenden Menschen mit<br />

Sehbehinderung unter 65 nach Altersgruppen .................................... 11<br />

Abbildung 3: Anteil der Sehbehinderten an der Gesamtbevölkerung<br />

nach Altersgruppen ............................................................................. 13<br />

Abbildung 4 : Zeilensprung, Variante A ............................................... 32<br />

Abbildung 5 : Zeilensprung, Variante B ............................................... 32<br />

Abbildung 6 : Bewegung Kreuztisch [E] ............................................... 34<br />

Abbildung 7 : Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt [G] ............ 35<br />

Abbildung 8: Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt [F] ............. 36<br />

Abbildung 9 : Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt [F] – ohne<br />

Buchstaben ......................................................................................... 37<br />

Abbildung 10: Bewegung von Kreuztisch oder Arbeitsblatt [F] - 2 ....... 38<br />

Abbildung 11 : Einstellung des Abbildungsmaßstabs [E] ..................... 40<br />

Abbildung 12 : Einstellung des Abbildungsmaßstabs [G] .................... 41<br />

Abbildung 13 : Einstellung des Abbildungsmaßstabes [F] .................. 43<br />

Abbildung 14: Scanning eines Arbeitsblattes ...................................... 45<br />

Abbildung 15 : Orientierung auf dem Arbeitsblatt [E] ........................... 46<br />

Abbildung 16: Orientierung auf dem Arbeitsblatt [G} ........................... 47<br />

Abbildung 17: Orientierung auf dem Arbeitsblatt [F] ............................ 48<br />

Abbildung 18 : Einstellung der Farbe [E] ............................................. 50<br />

Abbildung 19: Einstellung von Farbe und Kontrast [E] ........................ 50<br />

Abbildung 20: Einstellung von Farbe und Kontrast [E] – ohne Zahlen . 51<br />

Abbildung 22: Einstellung von Helligkeit, Farbe und Kontrast [F] ........ 52<br />

Abbildung 23: Einstellung von Helligkeit, Farbe und Kontrast [F] - ohne<br />

Buchstaben ......................................................................................... 53<br />

Abbildung 24 : Hand – Auge - Koordination [E] ................................... 56<br />

Abbildung 25 : Hand – Auge - Koordination [G] – ohne Buchstaben ... 57<br />

Abbildung 26 : Hand-Auge-Koordination [G] ....................................... 58<br />

Abbildung 27 : Hand – Auge – Koordination [F] .................................. 59<br />

Abbildung 28 : Übung zur Kombination der Funktionen - 3 ................. 61<br />

VI


Abbildung 29 :Übung zur Kombination der Funktionen - 4 .................. 62<br />

Abbildung 31 : Position des BLG‘s zum Fenster ................................. 76<br />

Abbildung 32: Die Sitzhaltung der Probandin vor ihrem BLG .............. 77<br />

Abbildung 33 : Positionierung des Bildschirmlesegerätes im<br />

Klassenraum ....................................................................................... 77<br />

Abbildung 34 : Benötitigte Zeit <strong>für</strong> die Einstellung des<br />

Bildschirmlesegerätes ......................................................................... 84<br />

Abbildung 35: Planmäßigkeit und Sinnhaftigkeit der Einstellungen ..... 85<br />

Abbildung 36 : Für die einzelnen Aufgaben benötigte Zeit in Minuten . 85<br />

Abbildung 37 : Bewertung der Kreuztischbewegung nach Schulnoten 86<br />

Abbildung 38: Bewertung von Hand-Auge-Koordination und Stifthaltung<br />

nach Schulnoten .................................................................................. 86<br />

Abbildung 39 : Bewertung der Suchsystematik nach Schulnoten ........ 87<br />

Abbildung 40: Bewertung des Schriftbildes nach Schulnoten .............. 87<br />

VII


Verzeichnis der Formelzeichen<br />

Verzeichnis der Formelzeichen<br />

aE<br />

Sehentfernung<br />

β’ Abbildungsmaßstab<br />

CMichelson<br />

Michelsonkontrast<br />

Γ‘ Vergrößerung<br />

Γ’Ann<br />

Vergrößerung durch Annäherung<br />

Γ’Bedarf<br />

Vergrößerungsbedarf<br />

Γ’ges Gesamtvergrößerung<br />

Γ’Obj<br />

Objektvergrößerung<br />

Lmax<br />

Maximale Leuchtdichte<br />

Lmin<br />

Minimale Leuchtdichte<br />

VisusCC<br />

Sehschärfe eines Auges mit<br />

Korrektion<br />

y Objektgröße<br />

y’ Bildgröße<br />

VIII


Kapitel 1: Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

Insgesamt werden ca. zwei Drittel aller Informationen aus der Umwelt<br />

über das visuelle System aufgenommen, 1 unter anderem durch das<br />

Lesen von Zeitungen oder Büchern, hiermit verbringt im Durchschnitt<br />

jeder Mensch in Deutschland etwa eine dreiviertel Stunde pro Tag. 2<br />

Sowohl im Berufsleben als auch in der Schule ist das Lesen eine<br />

wichtige und häufig genutzte Möglichkeit, um sich Wissen anzueignen. 3<br />

In der Schule werden zur visuellen Vermittlung von Informationen unter<br />

anderem Schulbücher, Tafelbilder oder Arbeitsblätter verwendet. Diese<br />

werden von <strong>Kinder</strong>n ohne Sehbehinderung mit durchschnittlich 123<br />

Wörtern pro Minute gelesen. Ein Erwachsener mit Sehbehinderung<br />

dagegen liest mit Hilfe eines Bildschirmlesegerätes deutlich langsamer,<br />

durchschnittlich zwischen 15 und 60 Wörter pro Minute (WpM). 4<br />

Denninghaus vergleicht die Lesegeschwindigkeit von Schülern mit<br />

Sehbehinderung, die auf die Verwendung eines Hilfsmittels angewiesen<br />

sind, mit der Lesegeschwindigkeit von ebenfalls <strong>sehbehinderte</strong>n<br />

Schülern, die jedoch kein Hilfsmittel benötigen. Er stellt fest, dass<br />

Schüler mit hochgradiger Sehbehinderung, die zum Lesen ein<br />

Hilfsmittel verwenden und hiermit noch unerfahren sind, ca. um zwei<br />

Drittel langsamer lesen als diejenigen, die kein Hilfsmittel verwenden,<br />

und um 1/3 langsamer lesen, wenn sie bereits Erfahrungen im Umgang<br />

mit dem Hilfsmittel gesammelt haben. 5 Dies lässt erwarten, dass auch<br />

die Lernleistung <strong>sehbehinderte</strong>r <strong>Kinder</strong>, die auf ein Hilfsmittel<br />

angewiesen sind, deutlich herabgesetzt ist. Es besteht das Risiko, dass<br />

keine Lesefertigkeit erreicht wird, da sich der Lernprozess wesentlich<br />

1 Vgl. Krug, F. –K., Didaktik <strong>für</strong> den Unterricht mit <strong>sehbehinderte</strong>n Schülern, 2001 S.<br />

105.<br />

2 Vgl. Bundesamt <strong>für</strong> Statistik, Zahl der Woche Nr. 16 (Internet).<br />

3 Vgl. Krug, F.–K., Didaktik <strong>für</strong> den Unterricht mit <strong>sehbehinderte</strong>n Schülern, 2001, S.<br />

215<br />

4 Vgl. Krug, F.-G., Didaktik <strong>für</strong> den Unterricht mit <strong>sehbehinderte</strong>n Schülern, 2001, S.<br />

126.<br />

5 Vgl. Denninghaus, Erwin (1997): Die Förderung der Lesegeschwindigkeit bei blinden<br />

und <strong>sehbehinderte</strong>n Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In: horus, H. 1. Online<br />

verfügbar unter http://www.dvbs-online.de/horus/1997-1-2126.htm, zuletzt geprüft am<br />

30.12.2008<br />

1


Kapitel 1: Einleitung<br />

schwieriger gestaltet. 6 Aus Denninghaus‘ Angaben geht allerdings auch<br />

hervor, dass mit dem Hilfsmittel gesammelte Erfahrungen die<br />

Lesegeschwindigkeit verdoppeln können.<br />

Falcon-Piva und Koob zeigen in ihrer Studie, dass speziell auf<br />

Bildschirmlesegeräte bezogen ein <strong>Hilfsmitteltraining</strong> bei Erwachsenen<br />

zwar nicht die Lesegeschwindigkeit an sich steigert, den Umgang mit<br />

dem Lesegerät in den Bereichen Kreuztischbewegung, Hand- Auge-<br />

Koordination und Schreiben jedoch deutlich verbessert. 7 Außerdem<br />

wurde in einer Studie von Cox, Reimer et al. erfolgreich ein<br />

<strong>Hilfsmitteltraining</strong> <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> mit Aufsetzlupen erprobt. Hier wurde<br />

gezeigt, dass ein <strong>Hilfsmitteltraining</strong> die Handhabung der Lupe<br />

verbessert und Aufgabenstellungen, die mit Lupe gelöst werden sollten,<br />

nach dem Training besser bearbeitet werden konnten. 8<br />

Zusammengefasst zeigen diese drei Studien, dass ein Training am BLG<br />

bei Erwachsenen zu einem besseren Umgang mit diesem führt,<br />

außerdem eine Schulung mit Aufsetzlupen bei <strong>Kinder</strong>n eine bessere<br />

Handhabung und Aufgabenerfüllung zur Folge hat, und weiterhin<br />

Erfahrungswerte bei der Nutzung von Hilfsmitteln bei Schülern zu einer<br />

erhöhten Lesegeschwindigkeit führen. Diese Ergebnisse lassen<br />

erwarten, dass ein <strong>Hilfsmitteltraining</strong> <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> am BLG ebenfalls<br />

positive Ergebnisse wie einen sichereren Umgang mit dem BLG und<br />

somit erfolgreicheres Lösen von Aufgaben auch in der Schule, und<br />

möglicherweise eine erhöhte Lesegeschwindigkeit zur Folge haben<br />

wird. Deswegen soll in der vorliegenden <strong>Diplomarbeit</strong> ein<br />

<strong>Hilfsmitteltraining</strong> <strong>für</strong> <strong>sehbehinderte</strong> <strong>Kinder</strong> am Bildschirmlesegerät<br />

erarbeitet werden. Die Arbeit soll in einfachen Schritten erklären, wie<br />

ein Bildschirmlesegerät <strong>Kinder</strong>n mit Sehbehinderung in der Schule<br />

helfen kann und mit welchen Aufgaben den Schülern die Arbeit am BLG<br />

erleichtert werden kann. Sie soll somit auch als Leitfaden <strong>für</strong><br />

Lehrer/innen dienen, die Schüler/innen unterrichten welche ein BLG<br />

6<br />

Vgl. Krug, F.-K., Didaktik <strong>für</strong> den Unterricht mit <strong>sehbehinderte</strong>n Schülern, 2001, S.<br />

126.<br />

7<br />

Vgl. Falcón-Piva, A., Koob, A., Handhabungstraining am Bildschirmlesegerät, 2009,<br />

S. 124 f.<br />

8<br />

Vgl. Cox, R. F., Reimer, A. M. et al., Young children´s use of a visual aid, 2009, S. 7<br />

f.<br />

2


Kapitel 1: Einleitung<br />

benutzen. Um die Arbeit auch <strong>für</strong> fachfremde Leser wie z. B. Lehrer<br />

leicht nachvollziehbar zu gestalten, werden Fachbegriffe zu Beginn<br />

erklärt.<br />

Daraufhin wird erläutert, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen<br />

um Lesefähigkeit erreichen zu können und wie diese durch die<br />

Sehbehinderung und die Nutzung des Bildschirmlesegerätes<br />

eingeschränkt werden. Außerdem werden die verschiedenen<br />

Funktionen von Bildschirmlesegeräten erklärt, sodass deutlich wird zu<br />

welchen Themen Übungseinheiten in einem Training enthalten sein<br />

sollten. Zu den jeweiligen Funktionen wird erläutert, welche<br />

Besonderheiten bei der Nutzung zu beachten sind, und mit welchen<br />

Übungen diese einem Kind mit Sehbehinderung näher gebracht werden<br />

können.<br />

Im Anschluss wird gezeigt, wie aus den vorgestellten Übungen ein<br />

individuelles Training <strong>für</strong> einen Schüler zusammengestellt werden kann.<br />

Hier<strong>für</strong> wird zunächst erläutert, wie der Trainingsbedarf eines Schülers<br />

mithilfe von Fragebögen an Eltern, <strong>Kinder</strong> und Lehrer sowie durch<br />

Verwendung eines Eingangstestes ermittelt werden kann, um die<br />

notwendigen auf den Bedarf des Kindes abgestimmten Übungen<br />

auswählen zu können.<br />

Die Erstellung der verschiedenen Aufgaben wird durch Beobachtungen,<br />

die während mehrerer Hospitationsstunden in der Irisschule in Münster<br />

gemacht wurden, gestützt.<br />

Die beschriebene Vorgehensweise <strong>für</strong> die Erstellung eines<br />

<strong>Hilfsmitteltraining</strong>s wird darauf hin mit einer Schülerin, die ein<br />

Bildschirmlesegerät verwendet, erprobt, um den Nutzen des<br />

<strong>Hilfsmitteltraining</strong>s bewerten zu können und<br />

Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.<br />

3


Kapitel 2: Grundlagen<br />

2 Grundlagen<br />

2.1 Begriff Begriffserklärungen<br />

Visus:<br />

Der Begriff Visus ist gleichbedeutend mit Sehschärfe, und gibt das<br />

Auflösungsvermögen des visuellen Systems an, also die Fähigkeit,<br />

feine Details eines Objektes wahrzunehmen. Die Sehschärfe bei hohem<br />

Kontrast liegt bei Menschen ohne Sehbehinderung im Regelfall bei<br />

mindestens 1,0 und nimmt mit dem Alter ab. 9 Oft wird die Sehschärfe<br />

auch als Prozentzahl angegeben, wobei 100% einem Visus von 1,0<br />

entsprechen.<br />

Sehbehinderung<br />

Sehbehinderung:<br />

Tabelle 1 : Klassifikation der Sehbeeinträchtigungen 10<br />

9<br />

Vgl. Goersch, H.; Wörterbuch der Optometrie; 200 2004; S.259.<br />

10<br />

Eigene Darstellung nach ICD ICD-10-GM; GM; Internationale statistische Klassifikation der<br />

Krankheiten, 2010, S. 280.<br />

4


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Eine mittelschwere oder schwere Sehbeeinträchtigung liegt vor, wenn<br />

der Visuscum correctione(Visuscc), also die Sehschärfe bei bester optischer<br />

Korrektur, zwischen 0,05 und 0,3 liegt. Bei einem Visuscc zwischen 0,02<br />

und 0,05 auf beiden Augen besteht eine hochgradige Sehbehinderung.<br />

Diese liegt ebenfalls vor, wenn „das Gesichtsfeld des gesünderen<br />

Auges bei zentraler Fixation nicht größer als 10 Grad ist.“ 11<br />

Akkommodation<br />

Durch Akkommodation wird der Brechwert des Auges durch das<br />

Akkommodationssystem, bestehend aus Augenlinse und<br />

verschiedenen Muskeln und Nerven, auf ein Objekt in einer bestimmten<br />

Entfernung eingestellt. 12 Die Akkommodationsfähigkeit nimmt mit<br />

zunehmendem Alter ab, der dem Auge am nächsten liegende Punkt,<br />

auf den sich das Auge einstellen kann, rückt immer weiter vom Auge<br />

weg.<br />

Gesichtsfeld/Lesegesichtsfeld<br />

Als Gesichtsfeld bezeichnet man die „Gesamtheit aller Punkte im<br />

Außenraum, die bei unbewegtem Kopf und Primärstellung der Augen<br />

gleichzeitig wahrgenommen werden können.“. 13 Für das<br />

Lesegesichtsfeld gilt dasselbe, speziell auf das Lesen bezogen. Nur<br />

Buchstaben, die sich innerhalb des Lesegesichtsfeldes befinden,<br />

können wahrgenommen und ausgewertet werden.<br />

Abbildungsmaßstab<br />

Der Abbildungsmaßstab gibt mit<br />

� ′ = �′<br />

�<br />

das Verhältnis von orientierter Bildgröße zu orientierter Objektgröße<br />

an. 14 Bei Bildschirmlesegeräten wird das betrachtete Objekt mit dem<br />

Abbildungsmaßstab β‘ auf dem Bildschirm abgebildet.<br />

11 ICD-10-GM; Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten, 2010, S. 280.<br />

12 Vgl. Goersch, H.; Wörterbuch der Optometrie; 2004 S. 10ff.<br />

13 Goersch, H., Wörterbuch der Optometrie, 2004, S.<br />

14 Vgl. Goersch, H. Wörterbuch der Optometrie, 2004, S. 3.<br />

5


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Vergrößerungsbedarf<br />

Nach Definition bezeichnet der Vergrößerungsbedarf „die<br />

Vergrößerung, die ein Sehbehinderter bei ausreichender Beleuchtung<br />

zum Lesen normaler Druckschrift mit ca. 2mm hohen Buchstaben<br />

braucht.“ 15 Dies bezieht sich auf eine Entfernung von 25 cm.<br />

Der Vergrößerungsbedarf eines Sehbehinderten variiert nach Art und<br />

Ausprägung der Sehschädigung und hängt außerdem auch von<br />

anderen Faktoren wie dem Kontrast und der Beleuchtung ab.<br />

Vergrößerung:<br />

„Die Vergrößerung Γ‘ ist der Quotient aus der Größe des mit einer<br />

Sehhilfe vergrößerten Netzhautbildes und der Größe des<br />

Netzhautbildes bei Betrachtung des Objektes ohne Sehhilfe aus 25 cm<br />

Entfernung“ 16 , also:<br />

Γ‘=<br />

��öß� ��� �����öß����� �������������<br />

��öß� ��� �������������� ���� �������� ��� ���� ����������<br />

Diese Angabe der Vergrößerung bezieht sich auf die Betrachtung naher<br />

Objekte.<br />

Eine Vergrößerung kann sich nicht nur durch die Verwendung eines<br />

Hilfsmittels ergeben, sondern auch durch die Annäherung an ein<br />

Objekt. Die dabei entstehende Netzhautbildgröße ergibt sich wie folgt:<br />

Netzhautbildgröße (in Grad) = 57,3 x Objektgröße (in cm) / Sehentfernung (in cm) 17<br />

Je kleiner die Sehentfernung wird, desto größer ist das Netzhautbild.<br />

Die Vergleichsentfernung <strong>für</strong> die Angabe der Vergrößerung ist 25 cm.<br />

Die Vergrößerung durch Annäherung berechnet sich dann als<br />

15<br />

Prof. Dr.-Ing. Schreck, K., Vergrößerung und Vergrößerungsangaben bei<br />

Vergrößernden Sehhilfen, 2003, S. 1.<br />

16<br />

Schreck, K., Vergrößerung und Vergrößerungsangaben bei Vergrößernden<br />

Sehhilfen, 2003, S. 1.<br />

17<br />

Vgl. Legge, G. E., Psychophyics of Reading in Normal and Low Vision, 2007, S.47.<br />

6


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Γ’Ann =<br />

Und somit gekürzt<br />

also<br />

��,� � ��������öß�(�� ��)/�������������(�� ��)<br />

��,� � ��������öß�/����<br />

Γ’Ann =<br />

�/�������������(�� ��)<br />

�/����<br />

Γ’Ann = 25cm/aE(in cm).<br />

Dabei ist aE der Abstand zwischen Auge und Objekt. Ist die<br />

Sehentfernung kleiner als 25cm, ergibt sich folglich eine Vergrößerung<br />

durch Annäherung, bei einer Sehentfernung größer als 25cm ergibt sich<br />

eine Verkleinerung.<br />

Eingeschränkt wird die Vergrößerung durch Annäherung durch die<br />

Akkommodationsfähigkeit des Menschen, die mit dem Alter immer<br />

weiter abnimmt. Aus diesem Grund kann ein Mensch bei<br />

gleichbleibender Fehlsichtigkeit im Normalfall als Kind eine höhere<br />

Vergrößerung durch Annäherung erreichen als im Erwachsenenalter.<br />

Die dritte Möglichkeit, um eine Vergrößerung zu erreichen und somit<br />

einen Vergrößerungsbedarf zu decken, ist die Objektvergrößerung z. B.<br />

durch vergrößerte Fotokopien eines Textes. Diese berechnet sich als<br />

Γ’Objekt= �<br />

� =β‘<br />

Und entspricht somit dem Abbildungsmaßstab. Dabei ist y die Größe<br />

der Originals und y‘ die Größe des Objektes auf der vergrößerten<br />

Kopie.<br />

Die Vergrößerung, die bei der Verwendung eines Hilfsmittels, z. B.<br />

eines BLG´s, entsteht, berechnet sich als Produkt aus<br />

Abbildungsmaßstab des Hilfsmittels und der Vergrößerung durch<br />

Annäherung:<br />

Γ‘ges = β’Hilfsmittel x Γ’Annäherung 18<br />

18 Schreck, K., Vergrößerung und Vergrößerungsangaben bei Vergrößernden<br />

Sehhilfen, 2003, S. 4.<br />

7


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Liegt zusätzlich eine Objektvergrößerung vor, wird auch dieser Faktor<br />

mit einberechnet und es ergibt sich:<br />

Γ‘ges = β’Hilfsmittel x Γ’Annäherung x Γ’Obj<br />

Diese Gesamtvergrößerung sollte dem Vergrößerungsbedarf des<br />

Sehbehinderten entsprechen.<br />

Negativkontrast<br />

Als Negativkontrast wird die Textdarstellung von weißem Text auf<br />

schwarzem Hintergrund bezeichnet. Für einige Menschen mit<br />

Sehbehinderung, meist Klienten mit getrübten Augenmedien, macht<br />

dies ein schnelleres und anstrengungsfreieres Lesen möglich, da der<br />

Anteil heller Flächen verringert wird und so weniger Blendung auftritt. 19<br />

Viele Bildschirmlesegeräte ermöglichen eine Einstellung des<br />

Negativkontrastes.<br />

Fehlfarbenmodus<br />

Durch die Verwendung des Fehlfarbmodus weicht die Darstellung des<br />

betrachteten Materials durch das Bildschirmlesegerät vom natürlichen<br />

Farbeindruck ab. Hierdurch werden Bildunterschiede, die im<br />

Echtfarbmodus kaum auffallen, sichtbar gemacht. Für Sehbehinderte<br />

wirkt diese Darstellung oft angenehmer, zusätzlich macht sie<br />

kontrastarme Darstellungen leichter sichtbar. Möglich sind hier z. B. die<br />

Farbvarianten blau auf gelb oder rot auf schwarz. 20<br />

Echtfarbmodus<br />

Als Echtfarbmodus wird die Einstellung am Bildschirmlesegerät<br />

bezeichnet, in der alle Farben der Vorlage auf dem Monitor in ihrer<br />

natürlichen Farbe erscheinen.<br />

19<br />

Vgl. Legge, G. E.; Psychophysics of Reading in Normal and Low Vision, 2007, S.<br />

46.<br />

20<br />

Vgl. Informationspool Computerhilfsmittel <strong>für</strong> Blinde und Sehbehinderte,<br />

Bildschirmlesegeräte, Wörterbuch, zuletzt geprüft am 23.11.2009, (Internet).<br />

8


Kapitel 2: Grundlagen<br />

2.2 Relevanz von Bildschirmlesegeräten als Hilfsmittel<br />

<strong>für</strong> <strong>Kinder</strong><br />

Die Sehschärfe, die benötigt wird, um einen Text zu lesen, hängt ab<br />

vom Abstand zwischen Auge und Text, dem Kontrast zwischen Text<br />

und Hintergrund, der Qualität der Beleuchtung und der Versalhöhe des<br />

Textes. Als Versalhöhe bezeichnet man die Höhe der Großbuchstaben<br />

eines Textes, diese beträgt bei standardisiertem Zeitungsdruck zwei<br />

mm. Um einen solchen Text bei guter Beleuchtung aus einer<br />

Entfernung von 25 cm fließend und mit wenig Anstrengung lesen zu<br />

können, ist mindestens ein Visus von 0,4 erforderlich, bzw. das Produkt<br />

aus dem vorhandenen Visus des Sehbehinderten und der<br />

Vergrößerung muss mindestens 0,4 ergeben. 21 Die Vergrößerung kann<br />

entweder durch Vergrößerung durch Annäherung, Objektvergrößerung<br />

oder aber durch ein Hilfsmittel bzw. durch eine Kombination dieser<br />

Faktoren erreicht werden. Als Hilfsmittel sind hier einerseits optische<br />

Hilfsmittel wie zum Beispiel Lupen, oder aber elektronische Hilfsmittel,<br />

z. B. Bildschirmlesegeräte, zu nennen. Die Nutzung eines<br />

Bildschirmlesegerätes als Hilfsmittel ist häufig dann sinnvoll, wenn eine<br />

Vergrößerung von 8x oder mehr benötigt wird. 22 Ein<br />

Vergrößerungsbedarf Γ‘ von mindestens 8x liegt vor, wenn der Visuscc<br />

0,05 oder weniger beträgt, denn dann ergibt sich<br />

Vcc x Γ‘ = 0,4<br />

und ein fließendes Lesen von Texten mit einer Versalhöhe von zwei<br />

mm ist möglich.<br />

Somit erscheint der Einsatz eines BLGs vornehmlich bei hochgradig<br />

Sehbehinderten sinnvoll. Dies ist allerdings eine rein mathematische<br />

Schlussfolgerung, der tatsächliche Vergrößerungsbedarf kann von dem<br />

berechneten Wert abweichen, darüber hinaus ist der Nutzen eines<br />

21 Vgl. Trauzettel- Klosinski, S. et al.; Lesefähigkeit von Sehbehinderten; in: Zeitschrift<br />

<strong>für</strong> praktische Augenheilkunde und augenärztliche Fortbildung, 21/2000; S. 531.<br />

22 Vgl. Informationspool Computerhilfsmittel <strong>für</strong> Blinde und Sehbehinderte,<br />

Bildschirmlesegeräte, Stand: 31. 08. 2010 (Internet).<br />

9


Kapitel 2: Grundlagen<br />

BLG´s <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> abhängig von der Schriftgröße des Arbeitsmaterials<br />

sowie von Kontrastempfindlichkeit und Gesichtsfeld des Schülers und<br />

seiner Fertigkeit und Motivation, ein Bildschirmlesegerät zu verwenden.<br />

Eine Finanzierung des Bildschirmlesegerätes über die Krankenkasse ist<br />

bei einer Sehschärfe von 0,1 oder weniger möglich 23 , die in Schulen<br />

verwendeten Bildschirmlesegeräte werden über den jeweiligen<br />

Landschaftsverband getragen. Das Verfahren zur Beantragung und<br />

Genehmigung eines Bildschirmlesegerätes wird hier nicht weiter<br />

beschrieben, da dies den Rahmen der vorliegenden Arbeit übersteigt.<br />

Geht man von der Verwendung eines Bildschirmlesegerätes durch<br />

<strong>Kinder</strong> mit einer hochgradigen Sehbehinderung aus, stellt sich die<br />

Größe der Bevölkerungsgruppe im schulpflichtigen Alter, <strong>für</strong> die eine<br />

Verwendung eines BLG´s in Frage kommt, statistisch gesehen wie folgt<br />

dar:<br />

Im Jahr 2007 lebten in Deutschland 348.442 <strong>sehbehinderte</strong> oder blinde<br />

Einwohner, das sind ca. 0,42% der Bevölkerung. Hiervon galten 51.168<br />

Menschen als hochgradig sehbehindert. 24 Die Zahl der <strong>Kinder</strong> mit<br />

Sehbehinderung im Alter zwischen vier und sechs Jahren in<br />

Deutschland lag 2007 bei 424, die der <strong>Kinder</strong> mit hochgradiger<br />

Sehbehinderung bei 60. Im Alter zwischen sechs und fünfzehn Jahren<br />

gab es 3155 Sehbehinderte, davon 445 mit einer hochgradigen<br />

Sehbehinderung. Im Alter zwischen 15 und 18 wurden statistisch 1018<br />

<strong>sehbehinderte</strong> Jugendliche erfasst, davon 196 mit einer hochgradigen<br />

Sehbehinderung. 25 In der folgenden Abbildung werden diese Strukturen<br />

detailliert dargestellt:<br />

23<br />

Informationspool Computerhilfsmittel <strong>für</strong> Blinde und Sehbehinderte;<br />

Bildschirmlesegeräte- Worauf zu achten ist; Stand 20007; (Internet).<br />

24<br />

Vgl. statistisches Bundesamt, Statistik der schwerbehinderten Menschen 2007;<br />

Stand 2009; S. 23 (Internet).<br />

25<br />

Vgl. statistisches Bundesamt, Statistik der schwerbehinderten Menschen 2007,<br />

Stand 2009; S. 8f (Internet).<br />

10


Kapitel 2: Grundlagen<br />

82,00<br />

165,00<br />

247,00<br />

60,00<br />

210,00<br />

270,00<br />

445,00<br />

1607,00<br />

2052,00<br />

Menschen mit Sehbehinderung nach<br />

Altersgruppen<br />

hochgradig Sehbehinderte sonstige Sehbehinderte Sehbehinderte gesamt<br />

196,00<br />

822,00<br />

1018,00<br />

524,00<br />

2433,00<br />

2957,00<br />

962,00<br />

4346,00<br />

5308,00<br />

9504,00<br />

11283,00<br />

Abbildung 1: Anzahl der 2007 in Deutschland lebenden Menschen mit<br />

Sehbehinderung unter 65 nach Altersgruppen 26<br />

Nimmt man diese Gruppen zusammen, gab es im Jahr 2007 in<br />

Deutschland 701 Sehbehinderte im Alter zwischen vier und achtzehn<br />

Jahren, <strong>für</strong> die wahrscheinlich der Einsatz eines Bildschirmlesegerätes<br />

in Schule oder Freizeit sinnvoll wäre und die gegebenenfalls von einem<br />

Training am Bildschirmlesegerät profitieren würden. Im Alter zwischen<br />

vier und sechs Jahren besteht noch keine Schulpflicht, diese<br />

Altersgruppe wird hier dennoch berücksichtigt, da hier bereits <strong>für</strong> die<br />

Schulzeit nützliche Erfahrungen mit dem BLG gesammelt werden<br />

können. Abbildung 1 zeigt deutlich, dass die Anzahl der<br />

Sehbehinderten mit dem Alter ansteigt und in der Altersgruppe der<br />

Schulanfänger sehr gering ausfällt. Abbildung 2 verdeutlicht, dass der<br />

Anteil der hochgradig Sehbehinderten unter der Gesamtzahl der<br />

Sehbehinderten bei der Altersgruppe zwischen null und vier Jahren mit<br />

33,2% am höchsten ist, dann stark abfällt auf 22,2 % bei den vier- bis<br />

sechsjährigen und dann stetig weiter sinkt bis auf unter 10% bei den 60<br />

26 Eigene Darstellung, erstellt nach Bundesamt <strong>für</strong> Statistik, Statistik der<br />

schwerbehinderten Menschen 2007; Stand 2009; S. 8f (Internet).<br />

1779,00<br />

18613,00<br />

21338,00<br />

2725,00<br />

15303,00<br />

17105,00<br />

1802,00<br />

18162,00<br />

20207,00<br />

unter 4 4 - 6 6 - 15 15 - 18 18 -25 25 - 35 35 - 45 45 - 55 55 - 60 60 - 65<br />

2045,00<br />

11


Kapitel 2: Grundlagen<br />

bis 62jährigen. Das bedeutet, dass laut Statistik jeder fünfte<br />

<strong>sehbehinderte</strong> Schulanfänger an einer hochgradigen Sehbehinderung<br />

leidet. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass auch verstärkt <strong>Kinder</strong> mit<br />

Mehrfachbehinderung eingeschult werden, die aufgrund der weiteren<br />

Behinderungen in dieser Statistik nicht berücksichtigt werden.<br />

Anteil in %<br />

40,00%<br />

35,00%<br />

30,00%<br />

25,00%<br />

20,00%<br />

15,00%<br />

10,00%<br />

5,00%<br />

0,00%<br />

Anteil hochgradig Sehbehinderter<br />

unter 4 4 - 6 6 - 1515 - 1818 -2525 - 3535 - 4545 - 5 55 - 60 60 - 62<br />

Altersgruppe nach Jahren<br />

Abbildung 2: Anteil der hochgradig Sehbehinderten an der Gesamtheit<br />

der Sehbehinderten in Deutschland 2007 nach Altersgruppen 27<br />

Abbildung 3 zeigt, dass der Anteil der <strong>sehbehinderte</strong>n Schulanfänger im<br />

Verhältnis zu der Gesamtzahl der deutschen Bevölkerung in dieser<br />

Altersgruppe mit 0,01% bis 0,03% sehr gering ausfällt. Dies erklärt,<br />

warum wenig Literatur und auch wenig verbreitetes Wissen in der<br />

Allgemeinheit über das Thema „<strong>sehbehinderte</strong> <strong>Kinder</strong>“ bzw.<br />

„<strong>sehbehinderte</strong> Schulanfänger“ existiert.<br />

27 Eigene Darstellung, erstellt nach Bundesamt <strong>für</strong> Statistik, Statistik der<br />

schwerbehinderten Menschen 2007; Stand 2009; S. 8f; (Internet).<br />

12


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Anteil der Sehbehinderten<br />

1,60%<br />

1,40%<br />

1,20%<br />

1,00%<br />

0,80%<br />

0,60%<br />

0,40%<br />

0,20%<br />

0,00%<br />

Abbildung 3: Anteil der Sehbehinderten an der Gesamtbevölkerung<br />

nach Altersgruppen 28<br />

Andere Quellen weichen stark von den Zahlen des Bundesamtes <strong>für</strong><br />

Statistik ab: So vermutet Beyer <strong>für</strong> das Jahr 2007 eine Anzahl von<br />

knapp 15000 Schülern mit Sehbehinderung im deutschen<br />

Schulsystem. 29<br />

Dies ist ein Vielfaches der vom statistischen Bundesamt angegebenen<br />

Zahl von 3587 Sehbehinderten im Alter zwischen sechs und achtzehn<br />

Jahren, also im schulpflichtigen Alter.<br />

Hier wurden allerdings auch die Schüler mit einer Sehauffälligkeit, also<br />

einem Visuscc von 0,4 bis 0,5, berücksichtigt, dies erklärt die hohen<br />

Abweichungen.<br />

Anteil der Sehbehinderten an der<br />

Gesamtbevölkerung<br />

0,01% 0,03% 0,04% 0,07%<br />

unter 6 6 bis 15 15 bis<br />

25<br />

25 bis<br />

45<br />

Altersgruppen<br />

0,27%<br />

45 bis<br />

65<br />

1,52%<br />

0,40%<br />

über 65 Gesamt<br />

Beyer betont aber auch, dass die statistischen Zahlen hier<br />

wahrscheinlich zu niedrig liegen, da Sehbehinderungen nicht immer<br />

erkannt werden oder <strong>Kinder</strong> mit Sehbehinderung nicht erfasst werden,<br />

da die Eltern keine sonderpädagogische Unterstützung in Anspruch<br />

nehmen oder aber die Sehbehinderung aufgrund einer<br />

28 Eigene Darstellung, erstellt nach Bundesamt <strong>für</strong> Statistik, Statistik der<br />

schwerbehinderten Menschen 2007; Stand 2009; S. 8f; (Internet).<br />

29 Vgl. Beyer, F.; Sehbehinderung und Blindheit, in: Opp, G; Theunissen, G.,<br />

Handbuch schulische Sonderpädagogik, 2009, S. 196.<br />

13


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Mehrfachbehinderung nicht als sonderpädagogischer Schwerpunkt<br />

benannt wird. 30<br />

2.3 Voraussetzungen <strong>für</strong> das Lesen<br />

2.3.1 Sehschärfe, Kontrastempfindlichkeit, Gesichtsfeld<br />

Im Folgenden sollen lediglich augenoptische, nicht aber z. B.<br />

neurologische Voraussetzungen <strong>für</strong> das Lesen und Schreiben erläutert<br />

werden.<br />

„Voraussetzungen <strong>für</strong> die Lesefähigkeit ist ein ausreichendes<br />

Auflösungsvermögen (Visus), sowie eine Mindestausdehnung<br />

(Lesegesichtsfeld) des zum Lesen benutzten Netzhautareals.“ 31 Um<br />

lesen zu können, sind also aus augenoptischer Sicht betrachtet zwei<br />

Voraussetzungen zu erfüllen: Zum einen ist eine ausreichende<br />

Sehschärfe notwendig, des Weiteren ein ausreichend großes<br />

Netzhautareal, in dem diese Sehschärfe vorliegt. Je nachdem, in<br />

welcher Schriftgröße das Lesegut abgefasst ist, wie gut der Kontrast ist<br />

und welche Schriftart verwendet wird, können die Zahlenwerte <strong>für</strong> diese<br />

optischen Voraussetzungen variieren:<br />

Während <strong>für</strong> das fließende Lesen einer Zeitung ein Visus von 0,4<br />

benötigt wird, sind <strong>Kinder</strong>bücher meist so groß geschrieben, dass ein<br />

Visus von 0,25 ausreicht. 32 Ist die benötigte Sehschärfe aufgrund einer<br />

Sehbehinderung nicht gegeben, hilft eine vergrößerte Darstellung des<br />

Objektes zum Beispiel durch ein Bildschirmlesegerät. Dabei verringert<br />

sich der benötigte Visus um den Faktor der Vergrößerung, trotzdem<br />

wird oft nicht die gleiche Lesefähigkeit erreicht:<br />

Legge schreibt, dass auch mit einer ausreichenden Vergrößerung des<br />

Textes nur 30% der Menschen mit Sehbehinderung eine<br />

Lesegeschwindigkeit erreichen, die der durchschnittlichen<br />

Lesegeschwindigkeit von Menschen ohne Sehbehinderung entspricht,<br />

30 Vgl. Beyer, F.; Sehbehinderung und Blindheit, in: Opp, G; Theunissen, G.,<br />

Handbuch schulische Sonderpädagogik, 2009, S. 196.<br />

31 Vgl. Trauzettel- Klosinski, S. et al.; Lesefähigkeit von Sehbehinderten; in: Zeitschrift<br />

<strong>für</strong> praktische Augenheilkunde und augenärztliche Fortbildung, 21/2000; S. 529.<br />

32 Vgl. D’Andrea, F. M., Farrenkopf, C.; Looking to Learn; 2000, S. 20.<br />

14


Kapitel 2: Grundlagen<br />

der Großteil erreicht eine deutlich geringere Lesegeschwindigkeit. 33<br />

Legge betont aber auch, dass die Fähigkeit, überhaupt Lesen zu<br />

können, erst durch die Vergrößerung entsteht, und dass die<br />

Lesefähigkeit an sich eine Verbesserung der Lebensqualität bedeutet,<br />

selbst wenn nur langsames Lesen möglich ist.<br />

Der zum Lesen eines Textes benötigte Visus hängt nicht nur von der<br />

Schriftgröße, sondern auch vom Kontrast ab. Um diesen Kontrast zu<br />

berechnen, wird üblicherweise der Michelson-Kontrast verwendet, mit<br />

CMichelson=(Lmax – Lmin)/(Lmax + Lmin). 34<br />

Hierbei gibt Lmax die maximale Leuchtdichte an, also die des hellen<br />

Grundes bei schwarz auf weiß geschriebenem Text, und Lmin gibt die<br />

minimale Leuchtdichte an, also die der schwarzen Buchstaben. Bei<br />

einem Text im Negativkontrast verhält es sich umgekehrt. Die Werte <strong>für</strong><br />

den Michelson – Kontrast liegen zwischen 0 und 1 bzw. zwischen 0%<br />

und 100%. 35<br />

Der zum Lesen benötigte Kontrast liegt bei Menschen mit<br />

Sehbehinderung oft wesentlich höher als bei Menschen ohne<br />

Sehbehinderung. Aus diesem Grund ist eine herabgesetzte<br />

Kontrastempfindlichkeit häufig ein wesentlicher Faktor, der die<br />

Lesefähigkeit Sehbehinderter einschränkt. 36<br />

Ein schwarz auf weiß gedrucktes Buch ist wegen des guten Kontrastes<br />

einfacher zu lesen als eine auf Recyclingpapier bedruckte Zeitung. So<br />

liegt beispielsweise der Kontrast einer Nahsehprobentafel bei K=0,88,<br />

eine gewöhnliche Tageszeitung dagegen bietet nur einen Kontrast von<br />

K=0,66. 37<br />

33 Vgl. Legge, G. E.; Psychophyisics of Reading in Normal and Low Vision, 2007, S.<br />

30.<br />

34 Vgl. Sutter, M. Kontrast und Kontrastempfindlichkeit in der Low Vision<br />

Rehabilitation; in: Blickpunkt Focus; 19/2006; S. 1.<br />

35 Vgl. Legge, G. E.; Psychophyisics of Reading in Normal and Low Vision, 2007, S.<br />

45.<br />

36 Vgl. Legge, G. E.; Psychophysics of Reading in Normal and Low Vision, 2007, S.<br />

56.<br />

37 Vgl. Handorff, C.; Messung und Bedeutung des Kontrastsehvermögens bei<br />

Sehbehinderten, 2004.<br />

15


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Am Bildschirmlesegerät kann der Kontrast abhängig von der am BLG<br />

gewählten Darbietungsart und möglichen Reflexen auf dem Monitor<br />

sowohl höher als auch niedriger sein als der des abgebildeten<br />

Objektes.<br />

Während die Kontrastschwelle, als der geringste wahrnehmbare<br />

Kontrast eines Normalsichtigen bei K=0,01 liegt, erhöht sich dieser Wert<br />

bei <strong>sehbehinderte</strong>n Menschen auf K = 0,28 - 0,45 bei hellen Objekten<br />

auf dunklem Grund bzw. K = 0,45 – 0,7 bei dunklen Objekten auf<br />

hellem Grund. 38 Die bei Menschen mit Sehbehinderung schlechte<br />

Sehschärfe wird bei ungünstigen Kontrastverhältnissen oft noch<br />

wesentlich herabgesetzt, deswegen erhöht sich bei schlechtem<br />

Kontrast der Vergrößerungsbedarf. 39 Ist der erforderliche Kontrast<br />

durch das Lesegut, z. B. bei Zeitungen, nicht gegeben, lassen sich am<br />

Bildschirmlesegerät durch die Einstellung verschiedener Farbmodi die<br />

Vorrausetzungen <strong>für</strong> den Sehbehinderten optimieren.<br />

Die richtige Einstellung des Kontrastes am BLG führt möglicherweise zu<br />

einem geringeren Vergrößerungsbedarf, sodass ein geringerer<br />

Abbildungsmaßstab nötig ist und ein besserer Überblick über das<br />

Arbeitsmaterial gewährleistet wird.<br />

Die <strong>für</strong> das Lesen erforderliche Größe des verwendeten<br />

Netzhautareals, also des Lesegesichtsfeldes, beträgt vom<br />

Fixationspunkt, also vom angeblickten Objektpunkt aus gesehen<br />

mindestens 2° jeweils nach links und rechts sowie 1 ° nach oben und<br />

unten. So kann bei einem Leseabstand von 25 cm eine<br />

Buchstabengruppe von bis zu 12 Buchstaben wahrgenommen<br />

werden. 40 Dies ist notwendig, denn<br />

38<br />

Vgl. Krug, F.- K.; Didaktik <strong>für</strong> den Unterricht mit <strong>sehbehinderte</strong>n Schülern; 2001, S.<br />

122.<br />

39<br />

Vgl. Sutter, M. Kontrast und Kontrastempfindlichkeit in der Low Vision<br />

Rehabilitation; in: Blickpunkt Focus 19/2006; S. 3.<br />

40<br />

Vgl. Trauzettel- Klosinski, S. et al.; Lesefähigkeit von Sehbehinderten; in: Zeitschrift<br />

<strong>für</strong> praktische Augenheilkunde und augenärztliche Fortbildung, 21/2000; S. 530.<br />

16


Kapitel 2: Grundlagen<br />

„Lesen ist weder Buchstabieren noch das ganzheitliche Erfassen eines<br />

Textes. Beim Lesen wird während einer Fixation stets eine ganze<br />

Buchstabengruppe wahrgenommen.“ 41<br />

Bei einem kleineren Lesegesichtsfeld ist zwar das Erkennen einzelner<br />

Buchstaben möglich, z. B. bei der Bestimmung der Sehschärfe mit<br />

einzelnen Sehzeichen, zum Lesen müssen aber mehrere Buchstaben<br />

und Buchstabengruppen gleichzeitig wahrgenommen werden.<br />

Deswegen weicht auch der tatsächliche Vergrößerungsbedarf<br />

möglicherweise von dem aufgrund des erreichten Optotypenvisus, also<br />

der an einzelnen Sehzeichen erreichten Sehschärfe, zu erwartenden<br />

Vergrößerungsbedarf ab. Dies ist aufgrund des folgenden<br />

Zusammenhangs möglich:<br />

Im Normalfall liegt der Fixationspunkt auf der Foveola, also der<br />

Netzhautstelle, an der der höchste Visus erreicht werden kann. Es ist<br />

möglich, dass dieser Bereich zwar <strong>für</strong> das Lesen von einzelnen<br />

Optotypen genutzt wird, jedoch nicht <strong>für</strong> das Lesen von Texten. Dies<br />

kommt zum Beispiel vor, wenn ein Ringskotom vorhanden ist, also ein<br />

ringförmig um die Foveola verlaufender Ausfall der Netzhautfunktionen.<br />

Der funktionierende, innerhalb des Ringes liegende Netzhautteil wir<br />

dann zwar <strong>für</strong> das Lesen einzelner Optotypen genutzt, ist <strong>für</strong> die<br />

Wahrnehmung ganzer Buchstabengruppen allerdings zu klein.<br />

Deshalb fixiert der Klient dann möglicherweise mit einer Netzhautstelle<br />

außerhalb des Skotoms, es liegt eine exzentrische Fixation vor. Der<br />

neue Fixationsort weist dann einen geringeren Visus auf. Dieser kann,<br />

aufgrund des reziproken Verhältnisses zwischen Visus und<br />

Vergrößerungsbedarf, beispielsweise durch einen höheren<br />

Abbildungsmaßstab am BLG kompensiert werden. 42 Der<br />

Vergrößerungsbedarf liegt dann höher, als aufgrund des<br />

Optotypenvisus zu erwarten gewesen wäre.<br />

Es muss beachtet werden, dass auch die Vergrößerung und der<br />

Gesichtsfeldausschnitt im reziproken Verhältnis zueinander stehen. Es<br />

41 Trauzettel- Klosinski, S. et al.; Lesefähigkeit von Sehbehinderten; in: Zeitschrift <strong>für</strong><br />

praktische Augenheilkunde und augenärztliche Fortbildung, 21/2000; S. 530.<br />

42 Trauzettel-Klosinski et al. 2000, Lesefähigkeit von Sehbehinderten; in: Zeitschrift <strong>für</strong><br />

praktische Augenheilkunde und augenärztliche Fortbildung, 21/2000; S. 530f.<br />

17


Kapitel 2: Grundlagen<br />

ist also möglich, dass infolge einer zu hohen Vergrößerung der<br />

Buchstaben auch das außerhalb des Skotoms liegende Netzhautareal<br />

nicht groß genug ist, als dass ganze Buchstabengruppen dort<br />

abgebildet werden könnten. Lesefähigkeit wird dann weder durch das<br />

kleine Netzhautareal mit hohem Visus, noch durch das größere<br />

Netzhautareal mit geringerem Visus ermöglicht. Auch Krug beschreibt<br />

den Zusammenhang zwischen ausreichender Vergrößerung und<br />

Einschränkung des Gesichtsfeldes als problematisch:<br />

„Bis zu einem gewissen Grad ist eine Vergrößerung der Buchstaben <strong>für</strong><br />

die Lesefähigkeit unproblematisch. Erst wenn die Vergrößerung einen<br />

kritischen Wert überschreitet, der Blickwinkel immer kleiner wird bzw.<br />

die Wortübersicht verloren geht, wird die Leseleistung herabgesetzt.<br />

Dies macht deutlich, dass der Visus eines Menschen nur indirekt<br />

dessen Leseleistung bestimmt, vielmehr sind die durch einen<br />

herabgesetzten Visus notwendigen Vergrößerungen und die damit<br />

verbundenen Gesichtsfeldeinschränkungen da<strong>für</strong> verantwortlich.“ 43<br />

Es kann also möglicherweise nur entweder eine ausreichende<br />

Vergrößerung eingestellt oder ein ausreichendes Lesegesichtsfeld<br />

erhalten werden, sodass trotzt Hilfsmittel kein fließendes Lesen möglich<br />

ist.<br />

Um dies zu vermeiden ist es von großer Wichtigkeit bei der Nutzung<br />

von Bildschirmlesegeräten darauf zu achten, dass die Vergrößerung<br />

zwar so hoch wie zum Erkennen der Buchstaben nötig, aber trotzdem<br />

so klein wie möglich eingestellt wird, um das Lesegesichtsfeld nicht<br />

unnötig einzuschränken.<br />

Legge beschreibt die optimale Textgröße zur Deckung des<br />

Vergrößerungsbedarfs als Critical Prinz Size (CPS):<br />

Dies ist die kleinste Textgröße, in der ein Text mit <strong>für</strong> den Leser<br />

höchstmöglicher Geschwindigkeit gelesen werden kann. 44 Diese Größe<br />

variiert von Mensch zu Mensch. Die CPS ist gewöhnlich mindestens<br />

doppelt so groß wie die Textgröße, in der einzelne Buchstaben gelesen<br />

43<br />

Vgl. Krug, F. – K., Didaktik <strong>für</strong> den Unterricht mit <strong>sehbehinderte</strong>n Schülern, 2001, S.<br />

219.<br />

44<br />

Legge, G. E., Psychophysics of Reading in Normal and Low Vision; 2007; S. 51f.<br />

18


Kapitel 2: Grundlagen<br />

werden können, bei Sehbehinderten ist dieser Unterschied oft noch<br />

größer. Aus diesem Grund ist es bei der Verwendung von<br />

vergrößernden Sehhilfen wichtig die CPS zu berücksichtigen und nicht<br />

von kleinstgelesenen Optotypen auszugehen, da sonst trotz Sehhilfe<br />

nur ein anstrengendes und langsames Lesen möglich ist.<br />

Entspricht der vergrößerte Text in seiner Größe der CPS, können auch<br />

Menschen mit Sehbehinderung hohe Lesegeschwindigkeiten erreichen.<br />

Dabei hängt die erreichbare Lesegeschwindigkeit nur begrenzt von der<br />

Sehschärfe des Klienten ab, es spielen andere Faktoren wie<br />

beispielsweise die Größe und Position des nutzbaren Netzhautareals<br />

eine bedeutende Rolle. 45<br />

2.3.2 Voraussetzungen und Einschränkungen des Lesens<br />

aufgrund der Verwendung eines<br />

Bildschirmlesegerätes<br />

Ungeübte Sehbehinderte, die zum Lesen ein Bildschirmlesegerät<br />

verwenden, lesen mit einer um 2/3 verringerten Geschwindigkeit im<br />

Vergleich zu Sehbehinderten, die nicht auf die Benutzung eines BLG´s<br />

angewiesen sind. Erfahrene Nutzer von BLG´s dagegen weisen eine<br />

nur um 1/3 verringerte Lesegeschwindigkeit auf. 46 Dies weist darauf hin,<br />

dass das Lesen mit einem BLG mit Problemen verbunden ist, die aber<br />

zumindest teilweise durch Übung behoben werden können.<br />

Ein ausschlaggebender Punkt hierbei ist die Verkleinerung des<br />

Bildausschnittes bei zunehmendem Vergrößerungsmaßstab. Bei sehr<br />

hoher Vergrößerung umfasst dieser nur noch wenige Wörter oder sogar<br />

nur einzelne Buchstaben. Hierdurch wird es möglicherweise schwierig,<br />

einen Überblick über einen gesamten Text zu behalten, außerdem ist<br />

ein Verrutschen zwischen den Zeilen beim Übergang vom Ende einer<br />

gelesenen Zeile zum Anfang der nächsten Zeile leicht möglich.<br />

45<br />

Vgl. Legge, G. E.; Psychophysics for Reading in Normal and Low Vision, 2007, S.<br />

52.<br />

46<br />

Vgl. Krug, F. – K., Didaktik <strong>für</strong> den Unterricht mit <strong>sehbehinderte</strong>n Schülern, 2001, S.<br />

219.<br />

19


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Mit einem kleiner werdenden abgebildeten Ausschnitt des Bildes auf<br />

dem Monitor wird eine vermehrte Bewegung des Kreuztisches bzw. der<br />

Handkamera oder des Arbeitsmaterials nötig. Diese Bewegung wird<br />

allerdings mit zunehmendem Abbildungsmaßstab erschwert, da die<br />

Bewegungsgeschwindigkeit der Abbildung um den Faktor des<br />

Abbildungsmaßstabes größer ist als die tatsächliche<br />

Bewegungsgeschwindigkeit des Objektes. 47<br />

Im Sinne einer einfachen und sinnvollen Anwendung des BLG sollte in<br />

diesem Zusammenhang stets darauf geachtet werden, dass der<br />

Abbildungsmaßstab nicht größer als benötigt eingestellt wird.<br />

2.4 Das Bildschirmlesegerät<br />

2.4.1 Grundlagen, Bestandteile, Möglichkeiten, Funktionen<br />

Die Ansprüche, die die Nutzer an ihre Bildschirmlesegeräte stellen und<br />

die Tätigkeiten, denen sie mit Hilfe des Gerätes nachgehen wollen, sind<br />

sehr verschieden. Deswegen und aufgrund ständiger<br />

Neuentwicklungen auf dem Markt gibt es viele unterschiedliche Geräte.<br />

Die Grundausstattung eines Bildschirmlesegerätes umfasst jedoch im<br />

Allgemeinen die drei Bestandteile Kamera, Monitor und Kreuztisch.<br />

Das Arbeitsmaterial wird auf den Kreuztisch gelegt, von der Kamera<br />

aufgenommen und über den Monitor mit dem erforderlichen<br />

Abbildungsmaßstab wiedergegeben.<br />

Der Kreuztisch ist eine auf einer horizontalen und einer vertikalen<br />

Schiene angebrachte Platte, auf die das zu vergrößernde<br />

Arbeitsmaterial gelegt wird. Die Platte lässt sich waagerecht als auch<br />

senkrecht und diagonal bewegen und macht so ein Verfolgen von<br />

Zeilen bzw. ein Wechsel zwischen verschiedenen Stellen des<br />

Arbeitsblattes möglich. Der Kreuztisch lässt sich arretieren, so dass z.<br />

B. beim Schreiben keine ungewollten Kreuztischbewegungen<br />

entstehen. Oft ist auch ein Arretieren der vertikalen Schiene einzeln<br />

47 Schreck, K.; Holzapfel, S.; Abbildungseigenschaften und Gebrauchseigenschaften<br />

optisch und elektronisch vergrößernder Sehhilfen, in: 2. Interdisziplinärer Low Vision<br />

Congress; 2004, S. 15f.<br />

20


Kapitel 2: Grundlagen<br />

möglich so dass nur noch Bewegungen nach rechts und links gemacht<br />

werden können und ungewollte Bewegungen nach vorne und hinten<br />

vermieden werden. 48 Bei einigen Geräten wird das System aus<br />

Kreuztisch und Kamera ersetzt durch ein Handkamerasystem, dass<br />

beim Lesen direkt über den Text geführt wird und zum Schreiben über<br />

dem Schreibgut befestigt werden kann. Dies hat den Vorteil, dass<br />

größere Vorlagen wie z. B. Zeitungen problemlos abgefahren werden<br />

können, was mit dem Kreuztisch aus Platzgründen mühsam ist. 49<br />

Allerdings ergibt sich als Nachteil, dass es <strong>für</strong> Nutzer mit motorischen<br />

Einschränkungen schwierig ist die Kamera ruhig zu halten, das Bild<br />

verwackelt also möglicherweise schneller. 50 Ist weder ein Kreuztisch<br />

noch eine Handkamera vorhanden, muss stattdessen das<br />

Arbeitsmaterial selbst unter der Kamera bewegt werden. In diesem Fall<br />

wird die Durchführung einer gleichmäßigen und fließenden Bewegung<br />

zusätzlich erschwert, außerdem wird das Arbeitsmaterial dabei oft<br />

schräg angehoben, sodass während der Bewegung immer nur<br />

Ausschnitte und nie das gesamte Arbeitsblatt fokussiert werden<br />

können. 51<br />

Als Monitore werden sowohl Flachbildschirme als auch Röhrenmonitore<br />

angeboten. Der Vorteil der Flachbildschirme liegt in der Platzersparnis<br />

einerseits und in der Flimmerfreiheit der Bilder andererseits. Allerdings<br />

entsteht hier bei der Bewegung des Lesegutes unter der Kamera bei<br />

manchen Monitoren ein Nachzieheffekt, das bedeutet, dass das<br />

wiedergegebene Bild während der Bewegung verschwimmt. Bei neuen<br />

Geräten tritt dieser Effekt jedoch bereits deutlich verringert auf. Ein<br />

großer Vorteil von Flachbildmonitoren ist außerdem, dass diese auf<br />

einem Schwenkarm sehr nah vor den Augen des Nutzers positioniert<br />

48 D’Andrea F; Farrenkopf C.; Looking to Learn; 2000; S. 204.<br />

49 Vgl. Informationspool Computerhilfsmittel <strong>für</strong> Blinde und Sehbehinderte,<br />

Bildschirmlesegeräte, Stand: 31. 08. 2010 (Internet).<br />

50 D’Andrea, F; Farrenkopf, C.; Looking to Learn; 2000, S. 195.<br />

51 Beobachtungen während der Unterrichtshospitation an der Irisschule in Münster.<br />

21


Kapitel 2: Grundlagen<br />

werden können, dies ermöglicht dem Nutzer zusätzlich eine höhere<br />

Vergrößerung durch Annäherung. 52<br />

Die Abbildung des Arbeitsmaterials am Monitor erfolgt bei einfachen<br />

Geräten in schwarz-weiß, es gibt jedoch ebenfalls Geräte mit<br />

Farbwiedergabe, um beispielsweise Fotos, Landkarten oder aber auch<br />

Bilder in Schulbüchern betrachten zu können. Außerdem ermöglichen<br />

viele BLG´s die Einstellung von Fehlfarben wie z. B. gelb auf blau.<br />

Diese Einstellung dient genau wie die bei allen Geräten vorhandene<br />

Farbumkehr der Erhöhung des Kontrastes ohne Verstärkung der<br />

Blendung.<br />

BLG‘s arbeiten je nach Gerät mit einem möglichen Abbildungsmaßstab<br />

von bis zu 60fach, der sich bei den meisten Geräten stufenlos<br />

verstellen lässt.<br />

Einige Geräte ermöglichen eine Speicherung der Einstellungen von<br />

Abbildungsmaßstab, Farb- und Kontrasteinstellung <strong>für</strong> verschiedene<br />

Vorlagentypen, z. B <strong>für</strong> das Betrachten von Landkarten eine farbige<br />

Einstellung mit höhere Abbildungsmaßstab oder <strong>für</strong> das Lesen von Text<br />

die Abbildung im Negativkontrast im bevorzugten Abbildungsmaßstab.<br />

Diese Einstellungen müssen dann nicht jedesmal neu justiert werden.<br />

Um die Abbildung des Lesegutes scharf zu stellen, arbeiten viele<br />

Geräte mit Autofocus, das heißt die Kamera stellt sich automatisch so<br />

ein, dass die Vorlage scharf auf dem Bildschirm abgebildet wird. Dieser<br />

sollte aber auf manuellen Focus umzustellen sein, um z. B. beim<br />

Schreiben unter dem Gerät auf das Schreibgut anstatt auf die<br />

schreibende Hand fokussieren zu können.<br />

Zur einfacheren Orientierung auf dem Lesegut lässt sich oft eine<br />

horizontale Linie, das sogenannte Zeilenlineal, einblenden, um beim<br />

Lesen nicht zwischen den Zeilen zu verrutschen. Hierzu lässt sich auch<br />

die Zeilenabdeckung verwenden, eine Einstellung, in der immer nur<br />

eine Zeile lesbar und der Rest des Bildschirms schwarz ist. Die<br />

Zeilenabdeckung hat im Vergleich zum Zeilenlineal den Vorteil, dass sie<br />

52 Vlg. Schreck, K.; Holzapfel, S.; Abbildungseigenschaften und<br />

Gebrauchseigenschaften optisch und elektronisch vergrößernder Sehhilfen; in: 2.<br />

Interdisziplinärer LowVision-Congress; 2004; S. 23ff.<br />

22


Kapitel 2: Grundlagen<br />

den Bildschirm insgesamt abdunkelt und somit weniger Blendung<br />

auftritt. Allerdings leidet hierdurch die Orientierung auf dem Arbeitsblatt,<br />

da immer nur eine Zeile sichtbar ist. 53<br />

Um die direkte Blendung des Nutzers durch die Beleuchtung des<br />

Arbeitsblattes zu reduzieren, gibt es bei einigen Geräten die<br />

Möglichkeit, am Monitor eine Blende anzubringen, andere Geräte<br />

arbeiten mit Infrarotlicht um die Blendung gering zu halten.<br />

Sollen nicht nur nahe, sondern auch ferngelegene Objekte, z. B. die<br />

Tafel im Klassenraum, vergrößert werden, können hier<strong>für</strong> BLG´s mit<br />

Fernkamera genutzt werden. Es gibt hier<strong>für</strong> Geräte mit zwei Kameras,<br />

bei denen sich der Bildschirm in zwei Hälften aufteilen lässt. Dabei wird<br />

dann auf der einen Hälfte das über die Fernkamera aufgenommene<br />

Tafelbild abgebildet und auf der anderen Hälfte die über die Nahkamera<br />

aufgenommenen eigenen Aufzeichnungen. Verstärkt werden jedoch<br />

Geräte mit einer schwenkbaren Kamera <strong>für</strong> Ferne und Nähe eingesetzt,<br />

sodass auf dem Bildschirm jeweils nur Objekte in einer Entfernung<br />

dargestellt werden können. 54<br />

2.4.2 Der richtige Umgang mit dem BLG- vom schlechten<br />

zum guten Bild<br />

Der richtige Umgang mit dem BLG hängt zunächst von dem Gerät an<br />

sich ab: Die Funktionen sollten möglichst einfach und übersichtlich<br />

angeordnet sein, denn je mehr Knöpfe und Funktionen das Gerät bietet,<br />

desto schwieriger ist es, die richtige Einstellung zu finden. Die<br />

Bedienelemente am Gerät sollten <strong>für</strong> den Sehbehinderten z. B. durch<br />

farbige Kennzeichnung oder unterschiedliche Größe und Form gut<br />

erkennbar sein. 55 Welche Reihenfolge bei der Einstellung der<br />

Funktionen am BLG Sinn macht, mag von jedem Nutzer anders<br />

empfunden werden. Beobachtungen während der Hospitation in der<br />

53 Vgl. D’Andrea, F; Farrenkopf, C.; Looking to Learn; 2000; S. 205 f.<br />

54 Vgl: D’Andrea, F; Farrenkopf, C.; Looking to Learn; 2000; S. 198.<br />

55 Vgl. Informationspool Computerhilfsmittel <strong>für</strong> Blinde und Sehbehinderte,<br />

Bildschirmlesegeräte, Stand: 31. 08. 2010 (Internet).<br />

23


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Irisschule in Münster lassen jedoch folgendes Vorgehen sinnvoll<br />

erscheinen:<br />

Schritt 1: Farbe I<br />

Zunächst sollte sich der Nutzer des BLG´s die Frage stellen, ob das,<br />

was er betrachten möchte, farbig ist.<br />

Ist dies der Fall, sollte der Echtfarbmodus eingestellt sein, ist dies nicht<br />

der Fall, sollte auf schwarz/weiß oder den <strong>für</strong> den Benutzer am<br />

angenehmsten erscheinenden Negativkontrast umgestellt werden, um<br />

möglichst gute Kontraste zwischen Text und Hintergrund zu erzielen<br />

und so den Vergrößerungsbedarf gering zu halten.<br />

Ist im Vorhinein nicht bekannt, ob das Bild oder der Text farbige Anteile<br />

hat, sollte zunächst der Echtfarbmodus eingeschaltet bleiben, da<br />

Farben sonst später übersehen werden.<br />

Wird von Lehrern Arbeitsmaterial an Schüler verteilt, ist ein Hinweis, ob<br />

die Einstellung des Echtfarbmodus nötig ist, an dieser Stelle hilfreich.<br />

Schritt 2: Abbildungsmaßstab I<br />

Zu Beginn sollte ein kleiner Abbildungsmaßstab eingestellt werden,<br />

sodass ein guter Überblick über das gesamte Bild bzw. den gesamten<br />

Text möglich ist, dies dient der ersten Orientierung.<br />

Schritt 3: Helligkeit<br />

Im Überblick ist nun auch erkennbar, ob das gesamte Bild eher dunkel<br />

oder aber überbelichtet erscheint. Dies kann zum Beispiel von der<br />

verwendeten Papierart abhängen: Bei einer Vorlage aus<br />

Recyclingpapier wirkt das gesamte Bild dunkler, und eine Einstellung<br />

mit mehr Helligkeit ist sinnvoll. Einige Bücher dagegen sind auf<br />

weißem, leicht glänzenden Papier gedruckt, das stark reflektiert und<br />

somit überbelichtet wirkt, wenn die Helligkeit am BLG nicht<br />

herabgesetzt wird.<br />

24


Kapitel 2: Grundlagen<br />

Schritt 4: Kontrast<br />

Auch der Kontrast muss passend eingestellt werden: Ist der Kontrast zu<br />

hoch eingestellt, wirkt das Bild überbelichtet, Konturen sind schlecht<br />

erkennbar. Bei zu geringem Kontrast dagegen werden Konturen nicht<br />

sichtbar, da sie sich nicht vom Hintergrund abheben. Hier muss der<br />

Nutzer des BLG´s durch probieren herausfinden, welche Einstellung <strong>für</strong><br />

das vorliegende Arbeitsmaterial sinnvoll ist.<br />

Schritt 5: Farbe II<br />

War unter Punkt „Farbe I“ noch nicht klar, ob es sich überhaupt um eine<br />

farbige Abbildung handelt, sollte dies spätestens jetzt erkennbar sein.<br />

Durch den geringen Abbildungsmaßstab ist ein guter Überblick<br />

gewährleistet, es würden also auch farbige Bereiche am Rande des<br />

Arbeitsmaterials sichtbar, die richtige Einstellung der Helligkeit<br />

verhindert, dass die Färbung durch Über- oder Unterbelichtung nicht<br />

erkannt wird.<br />

Wird jetzt sichtbar, dass es sich um eine farbige Abbildung handelt,<br />

sollte der Echtfarbmodus beibehalten werden. Ansonsten kann in den<br />

Schwarzweißmodus oder den vom Benutzer am angenehmsten<br />

empfundenen Fehlfarbenmodus, gegebenenfalls im Negativkontrast,<br />

umgeschaltet werden.<br />

Schritt 6: Abbildungsmaßstab II<br />

Farbe, Helligkeit und Kontrast sind jetzt passend eingestellt. Dies<br />

garantiert, dass der Abbildungsmaßstab nur so hoch gewählt wird, wie<br />

es auch nötig ist. Bei einer anderen Vorgehensweise bestünde die<br />

Gefahr, dass zum Beispiel ein Text aufgrund von schlecht eingestellter<br />

Farbe und Helligkeit in einem sehr schlechten Kontrast abgebildet wird<br />

und so eine viel höhere Vergrößerung benötigt werden würde. Dies<br />

hätte einen verkleinerten Bildausschnitt und die unter 2.3.2<br />

beschriebenen damit zusammenhängenden Schwierigkeiten zur Folge.<br />

Zur richtigen Einstellung des Abbildungsmaßstabes soll an dieser Stelle<br />

der zu betrachtende Ausschnitt, z. B. der Zeilenanfang eines Textes<br />

oder eine Abbildung, mithilfe des Kreuztisches so verschoben werden,<br />

25


Kapitel 2: Grundlagen<br />

dass er mittig auf dem Monitor abgebildet wird. Dann kann der<br />

Vergrößerungsmaßstab soweit erhöht werden, bis die gewünschten<br />

Details gut erkennbar sind.<br />

Die vorgenommenen Einstellungen können natürlich im Nachhinein<br />

wieder geändert werden falls sie nicht als angenehm empfunden<br />

werden oder sich andere Anforderungen ergeben.<br />

26


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

3 Herausforderungen im Umgang mit dem<br />

Bildschirmlesegerät und deren Schulung<br />

3.1 Allgemeines<br />

Der Übungsschwerpunkt und der Schwierigkeitsgrad der Übungen am<br />

BLG sollen <strong>für</strong> jeden Schüler individuell gestaltet werden, je nachdem<br />

wie weit seine bisherigen Fähigkeiten entwickelt sind. Hier<strong>für</strong> werden<br />

verschiedene Trainingsbausteine erstellt, die dann <strong>für</strong> jeden Schüler je<br />

nach Bedarf zu einer Schulung zusammengesetzt werden.<br />

Dabei muss die allgemeine schulische Entwicklung des Kindes<br />

berücksichtigt werden: Je nach Lese- und Schreibfähigkeit können <strong>für</strong><br />

das Training entweder ganze Texte, einzelne Wörter und Buchstaben<br />

oder aber Bilder und Symbole verwendet werden.<br />

Werden <strong>für</strong> die Schulungsaufgaben Texte verwendet, sollen diese<br />

einfach und gut überschaubar sein. Es können auch Materialien<br />

verwendet werden, die dem Schüler bereits aus dem Schulunterricht<br />

vertraut sind. So kann sich der Schüler auf die Übungen mit dem BLG<br />

und dessen Funktionen konzentrieren und muss sich nicht erst mit dem<br />

Arbeitsmaterial an sich vertraut machen. 56<br />

Zu den verschiedenen Funktionen des Bildschirmlesegerätes werden<br />

jeweils Übungen in drei Schwierigkeitsstufen erstellt: Einführung [E],<br />

Grundkenntnisse [G], und Fortgeschritten [F]. Die Schulung richtet sich<br />

an <strong>Kinder</strong>, die sich ungefähr im Einschulungsalter befinden. Manche<br />

<strong>Kinder</strong> haben vielleicht das erste Mal bereits im Vorschulalter Kontakt<br />

mit einem BLG, andere beginnen vielleicht erst ein oder zwei Jahre<br />

nach Schuleintritt mit der Arbeit am BLG, weil zuvor keine<br />

Notwendigkeit hier<strong>für</strong> vorhanden oder bekannt war. Deswegen ist der<br />

Großteil der Übungen sowohl in einer Ausführung mit Schrift oder<br />

Zahlen, als auch in einer Ausführung <strong>für</strong> Vorschulkinder mit Symbolen<br />

statt Buchstaben vorhanden.<br />

Einige der Übungen sind nur von farbtüchtigen Schülern lösbar.<br />

Deswegen ist es wichtig, vor der Erstellung einer Schulung mit dem<br />

56 Vgl. D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to Learn; 2000; S. 206.<br />

27


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

jeweiligen Schüler einen Farbtest durchzuführen und wenn nötig die<br />

Übungen mit Farbanteilen durch andere zu ersetzten.<br />

Da auf dem Markt viele verschiedene Geräte mit den<br />

unterschiedlichsten Funktionen angeboten werden, lässt der Umfang<br />

dieser Arbeit es nicht zu, auf alle möglichen Funktionen näher<br />

einzugehen. Stattdessen werden nur die gebräuchlichsten Funktionen<br />

näher betrachtet.<br />

Anmerkung: Vorlagen <strong>für</strong> alle hier erklärten Aufgaben und Übungen<br />

finden sich in Originalgröße im Anhang. Die im Text verwendeten<br />

Abbildungen sind meist stark verkleinert und hier nur zum Verständnis<br />

eingefügt.<br />

3.2 Richtige Platzierung/ Aufstellung des Gerätes<br />

Um Beschwerden wie schnelles Ermüden, Rückenschmerzen oder<br />

Verspannungen zu vermeiden, sollte bei der Aufstellung des BLG´s auf<br />

ergonomische Anforderungen geachtet werden. 57<br />

Das Kind sollte eine möglichst bequeme und entspannte Haltung vor<br />

dem BLG einnehmen können.<br />

Die Höhe von Tisch und Monitor sollte so eingestellt sein, dass der<br />

Nutzer auf das obere Drittel des Bildschirms schaut, unter dem Tisch<br />

sollte hierbei auf genügend Beinfreiheit geachtet werden. Die richtige<br />

Höhe <strong>für</strong> den Lesetisch befindet sich auf Höhe der Ellenbogen, so dass<br />

dieser bequem erreichbar ist.<br />

Oft bilden Kreuztisch, Kamera und Bildschirmlesegerät ein<br />

geschlossenes System, das heißt die einzelnen Komponenten lassen<br />

sich nicht gegeneinander verschieben. Es gibt jedoch ebenfalls<br />

Systeme, bei denen sich der Bildschirm unabhängig von Kreuztisch und<br />

Kamera positionieren lässt. In den meisten Fällen ist es trotzdem<br />

sinnvoll den Kreuztisch direkt vor dem Bildschirm zu platzieren, da<br />

sonst eine ständige, auf Dauer unbequeme Körperdrehung erforderlich<br />

ist, um gleichzeitig auf den Bildschirm zu schauen und den Kreuztisch<br />

zu bedienen. 58 Bei sehr kleinen Schülern kann es sinnvoll sein, den<br />

57 Vgl. D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to Learn; 2000; S. 202.<br />

58 Merk, S., Bildschirmlesegeräte, Stand 2004 (Internet).<br />

28


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Monitor neben den Kreuztisch zu stellen, da die Position des<br />

Bildschirms über Kreuztisch und Kamera möglicherweise so hoch wäre,<br />

dass der Schüler kaum oder nur in einer sehr unbequemen Haltung auf<br />

den Monitor schauen kann und dabei die Abbildung auch nicht gut<br />

erkennt. 59<br />

Bestenfalls sollte die Höhe des Monitors so eingestellt werden, dass die<br />

oberste Zeile des Bildschirms nicht höher liegt als die Augen des<br />

Nutzers. 60<br />

Da dies speziell bei <strong>Kinder</strong>n schwer zu erreichen ist, sollte durch<br />

Ausprobieren getestet werden, welche Positionierung von Kreuztisch,<br />

Kamera und Monitor <strong>für</strong> den Schüler die Angenehmste ist. Dabei ist es<br />

wichtig sowohl die Meinung des Schülers selbst als auch die<br />

Beobachtungen von Lehrern und Eltern zu berücksichtigen.<br />

Eine zu hohe Positionierung des Monitors lässt sich oft entweder durch<br />

eine gute Platzierung des Lesegutes ausgleichen, so dass die zu<br />

lesende Zeile stets im Unteren Drittel des Bildschirms erscheint, oder<br />

aber bei einigen Geräten durch eine Neigung des Monitors, sodass<br />

dieser aus der Position des Schülers besser zu erkennen ist. 61<br />

Um einen sicheren Sitz zu gewährleisten sollte der Schüler mit den<br />

Füßen bequem auf den Boden kommen. Um diese Anforderungen<br />

erfüllen zu können, sollten sowohl der Tisch als auch der Stuhl<br />

höhenverstellbar sein.<br />

Des Weiteren wird eine Positionierung des BLG’s seitlich zum Fenster<br />

angestrebt. Steht das BLG so im Raum, dass der Schüler mit dem<br />

Rücken zum Fenster sitzt, wird das einfallende Licht auf dem Bildschirm<br />

reflektiert und macht so den abgebildeten Text schwer lesbar. Sitzt der<br />

Schüler frontal zum Fenster, kann er direkt geblendet werden. Ein Platz<br />

nahe am Fenster ist trotzdem vorteilhaft, da so das natürliche Licht als<br />

Beleuchtung genutzt werden kann, idealerweise sollte dieses durch<br />

59 Vgl. D’Andrea, F. M., Farrenkopf, C., Looking to learn, 2000, S. 202.<br />

60 Vgl. Rabe, G., Einsatz des Bildschirmlesegerätes in Schulen <strong>für</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler mit Sehbehinderung, 2004, S. 38.<br />

61 Vgl. Rabe, G., Einsatz des Bildschirmlesegerätes in Schulen <strong>für</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler mit Sehbehinderung, 2004, S. 40.<br />

29


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Vorhänge regulierbar sein. 62 Außerdem ist es sinnvoll, das BLG so<br />

aufzustellen, dass der Schüler weiterhin problemlos mit Lehrern und<br />

Mitschülern kommunizieren kann.<br />

Der Tisch des Bildschirmlesegerätes sollte so groß sein, dass der<br />

Schüler dort auch weitere Unterlagen wie Bücher und Stifte<br />

aufbewahren kann. 63 Um <strong>für</strong> den Schüler ein angenehmes und<br />

unkompliziertes Arbeiten mit verschiedenen Unterlagen zu ermöglichen,<br />

kann alternativ neben das Bildschirmlesegerät und den Kreuztisch ein<br />

weiterer Tisch in bequem erreichbarer Entfernung aufgestellt werden,<br />

um hier Bücher und Schreibmaterialien abzulegen oder Arbeiten<br />

auszuführen, <strong>für</strong> die das BLG nicht benötigt wird. 64<br />

Die richtige Aufstellung des Bildschirmlesegerätes wird in den<br />

Schulungseinheiten nicht mit dem Kind geübt. Allerdings wird nach dem<br />

Eingangstest die Platzierung des Gerätes so gut wie möglich optimiert,<br />

dies wird dann während der Schulungen im Rahmen dieser Arbeit auch<br />

während des Ausgangstestes beibehalten. Dies hat möglicherweise<br />

Einfluss auf die Ergebnisse des Ausgangstests. Natürlich soll der<br />

Schüler selber wissen, wie sein BLG bestenfalls zu platzieren ist.<br />

Zusätzlich werden <strong>für</strong> die Eltern und Lehrer Notizen gemacht, sodass<br />

die richtige Platzierung, sollte während der Benutzung etwas<br />

verschoben worden sein, immer wieder hergestellt werden kann. Diese<br />

Vorgehensweise ist auch <strong>für</strong> von dieser Arbeit unabhängige<br />

Schulungen sinnvoll.<br />

3.3 Richtige Platzierung des Lesegutes, Bewegung des<br />

Kreuztisches und Linieneinblendung<br />

3.3.1 Zu beachtende Faktoren<br />

Der richtige Umgang mit dem Kreuztisch ist <strong>für</strong> Schüler besonders<br />

wichtig beim Lesen von Texten, da durch die entsprechenden<br />

62 Vgl. Rabe, G., Einsatz des Bildschirmlesegerätes in Schulen, 2004, S. 41, zitiert<br />

nach Huber-Spitzy, V., Bildschirmarbeit und Augen.<br />

63 Vgl. D‘Andrea, F.M., Farrenkopf, C., Looking to Learn, 2000, S. 202.<br />

64 Vgl. Rabe, G., Einsatz des Bildschirmlesegerätes in Schulen <strong>für</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler mit Sehbehinderung, 2004, S. 40.<br />

30


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Bewegungen ein schneller Übergang zwischen dem letzten Wort der<br />

aktuellen Zeile des zu lesenden Textes und dem ersten Wort der<br />

nächsten Zeile möglich ist. Nur wenn ein problemloser Zeilensprung<br />

beherrscht wird, kann fließend und mit gutem Textverständnis gelesen<br />

werden. Wird diese Fähigkeit nicht besessen, ist es schwierig, die<br />

richtige Zeile eines Textes zu finden, <strong>für</strong> das Lesen wird insgesamt<br />

mehr Zeit benötigt und das Textverständnis leidet möglicherweise<br />

darunter, dass der Schüler zunächst in falsche Zeilen abrutscht und<br />

dieses nicht direkt bemerkt. 65<br />

Allerdings ist das Erlernen des Umgangs mit dem Kreuztisch aus den<br />

bereits in 2.4.1 erwähnten Umständen sehr mühsam und sollte<br />

zunächst an Aufgaben geübt werden, die nur eine Kreuztischbewegung<br />

in eine Richtung erfordern, zum Beispiel das Verfolgen gerader Linien<br />

auf einem Arbeitsblatt, <strong>für</strong> die Bewegung nach oben und unten muss<br />

dann das Arbeitsmaterial verschoben werden.<br />

Werden diese Übungen gut beherrscht, kann als nächstes die<br />

kombinierte Bewegung des Kreuztisches in beide Richtungen geübt<br />

werden. Dies kann zunächst durch spielerische Aufgaben wie das<br />

Verfolgen einer geschlängelten Linie von Bild zu Bild, erfolgen. 66 Dabei<br />

kann die Geschwindigkeit der Bewegung durch teilweises Arretieren<br />

des Kreuztisches reguliert werden, um dem Schüler die Aufgaben zu<br />

vereinfachen. 67<br />

Wichtiger ist allerdings, den Übergang von Zeile zu Zeile an Texten zu<br />

üben, da diese Fähigkeit beim Lesen oft benötigt wird. Dies ist jedoch<br />

wesentlich schwieriger, da jeder Zeilenanfang ähnlich aussieht.<br />

Für den Übergang von Zeile zu Zeile gibt es zwei verschiedene<br />

Techniken:<br />

Entweder wird die gerade gelesene Zeile zu ihrem Anfang<br />

zurückverfolgt um dann in die darunterliegende Zeile zu wechseln<br />

(Variante A), sodass der Kreuztisch nur horizontal und vertikal bewegt<br />

wird, oder es wird in einer schrägen Bewegung direkt der Anfang der<br />

65 D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to learn; 2000; S. 205.<br />

66 D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to learn; 2000; S. 204.<br />

67 D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to learn; 2000; Appendix 7.A.<br />

31


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

nächsten Zeile gesucht (Variante B). Diese zwei Techniken werden in<br />

den folgenden Abbildungen dargestellt:<br />

Abbildung 4 : Zeilensprung, Variante A 68<br />

Abbildung 5 : Zeilensprung, Variante B 69<br />

Um dem Schüler das Auffinden der richtigen Zeile zu erleichtern, gibt es<br />

verschiedene Möglichkeiten: Ein Mittel ist, die einzelnen Zeilen<br />

durchzunummerieren sodass am Ende der aktuellen Zeile die gleiche<br />

Nummer steht wie am Anfang der nächsten Zeile. Sind dem Schüler<br />

noch nicht alle Zahlen bekannt, können stattdessen Symbole genutzt<br />

werden. So kann sich der Schüler sicher sein, welche Zeile er als<br />

nächstes betrachten muss.<br />

Eine andere Möglichkeit, die jedoch nur bei Variante B einsetzbar ist, ist<br />

es, eine gepunktete Linie vom Ende der aktuellen Zeile bis zum Anfang<br />

der nächsten Zeile zu ziehen. Dieser Linie muss der Schüler dann mit<br />

68 Eigene Darstellung.<br />

69 Eigene Darstellung.<br />

32


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

dem Bildschirmlesegerät folgen, so kommt er automatisch an den<br />

Anfang der richtigen Zeile. 70<br />

Der Schüler kann außerdem die Zeilen, die er bereits gelesen hat,<br />

selbst mit einem Stift markieren.<br />

Diese Hilfestellungen können, wenn der Schüler die Bewegungen<br />

ausreichend beherrscht, zurückgestellt werden.<br />

Hilfsmittel, die ebenfalls ein Verrutschen in die falsche Zeile beim Lesen<br />

verhindern, ohne dabei das Arbeitsmaterial bekleben oder bemalen zu<br />

müssen sind die Verwendung des Zeilenlineals oder der<br />

Zeilenabdeckung am Bildschirmlesegerät. Hierdurch wird die aktuelle<br />

Zeile wie bereits in 2.4.1 beschrieben markiert.<br />

Die Funktionen Zeilenabdeckung und Linieneinblendung sind nur<br />

effektiv, wenn das Lesegut auf dem Kreuztisch richtig platziert ist. Die<br />

eingeblendete Linie erscheint auf dem Bildschirm immer horizontal, und<br />

das Schriftstück muss so ausgerichtet sein, dass die Abbildung der<br />

Zeilen auf dem Bildschirm parallel zu der eingeblendeten Linie verläuft.<br />

Dies lässt sich am einfachsten erreichen, in dem man das Schriftstück<br />

bündig an die hintere Kante des Kreuztisches legt, bei manchen<br />

Geräten gibt es hier eine Kante, so dass das Lesegut in dieser Position<br />

bleibt ohne zu verrutschen, außerdem hilft oft eine fühlbare Markierung<br />

dabei, das Arbeitsmaterial auch mittig zu positionieren. Die gerade<br />

Positionierung des Leseguts ist auch dann zu beachten, wenn weder<br />

Zeilenlineal noch Zeilenabdeckung verwendet werden, da die<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt und der Zeilensprung leichter fallen,<br />

wenn das Arbeitsmaterial gerade ausgerichtet ist. 71<br />

Durch die richtige Positionierung des Arbeitsmaterials kann in manchen<br />

Fällen auch eine unvorteilhafte Aufstellung des Monitors ausgeglichen<br />

werden: Ist dieser nicht optimal auf die Größe des Schülers eingestellt,<br />

und der Bildschirm steht wie in 4.1.2 beschrieben zu hoch, kann dies<br />

durch eine günstige Platzierung des Lesegutes kompensiert werden. In<br />

diesem Fall sollte dem Schüler gezeigt werden das Lesegut so zu<br />

70 D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to learn; 2000; S. 205.<br />

71 D’Andrea, F; Farrenkopf,C.; Looking to learn;2000; S. 205f.<br />

33


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

platzieren, dass die zu lesende Zeile auf dem Monitor ganz unten, und<br />

somit auf Augenhöhe des Kindes, erscheint. 72<br />

Ist kein Kreuztisch vorhanden, wird stattdessen das Lesegut oder aber<br />

die Handkamera bewegt. Die Anforderungen <strong>für</strong> das Lesen und den<br />

Zeilensprung bleiben jedoch die Gleichen.<br />

3.3.2 Übungen<br />

Als Einstiegsübung <strong>für</strong> die Bewegung des Kreuztisches kann man<br />

waagerechte oder senkrechte Reihen mit Bildern oder Buchstaben<br />

verfolgen lassen, so dass die Bewegung des Tisches an sich und<br />

außerdem die Einschätzung der Bewegungsgeschwindigkeit geübt<br />

wird. Zunächst sollen wie in 3.3.1 beschrieben nur waagerechte Linien<br />

verfolgt werden:<br />

Abbildung 6 : Bewegung Kreuztisch [E] 73<br />

Es ist wichtig darauf zu achten, dass die Übung <strong>für</strong> den Schüler eine<br />

interessante Aufgabe ist und nicht zu einem gelangweilten Hin- und<br />

Herschieben des Kreuztisches wird. Sind die Aufgaben zu einfach,<br />

72 Vgl. Rabe, G., Einsatz des Bildschirmlesegerätes in Schulen <strong>für</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler mit Sehbehinderung, 2004, S. 38.<br />

73 Eigene Darstellung.<br />

34


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

können sie mit Übungen zu verschiedenen Abbildungsmaßstäben<br />

kombiniert werden.<br />

Die folgende Übung ist etwas anspruchsvoller, da sie Bewegung der<br />

Kreuztisches in beide Richtungen erfordert:<br />

Abbildung 7 : Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt [G] 74<br />

Um die Übungen interessanter zu gestalten, können sie außerdem mit<br />

Rätselaufgaben verbunden werden.<br />

Abbildung 8 zeigt eine Übung <strong>für</strong> Fortgeschrittene <strong>für</strong> das Lernfeld<br />

Kreuztischbewegung. Der Proband soll hier aus dem vorhandenen<br />

Buchstabengitter die Buchstabenkombination „ABC“ heraussuchen und<br />

kennzeichnen.<br />

7474 Eigene Darstellung.<br />

35


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 8: Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt [F] 75<br />

Der Schüler soll das Gitter Zeile <strong>für</strong> Zeile nach der richtigen<br />

Kombination absuchen. Diese Übung ist <strong>für</strong> das Finden der richtigen<br />

Zeile recht schwierig, da zusammenhangslose Buchstaben aufgereiht<br />

sind. Im Gegensatz zu einem fließenden Text kann hier nicht durch<br />

Textverständnis herausgefunden werden, ob man sich in der richtigen<br />

Zeile befindet. Sollte sich die Aufgabe als zu schwierig erweisen,<br />

können die Zeilenenden und –Anfänge als Hilfestellung durch Symbole<br />

oder farbige Klebepunkte gekennzeichnet werden. Die Übung festigt<br />

außerdem die Fertigkeiten im Bereich „Orientierung auf dem<br />

Arbeitsblatt“, da der Zeilensprung dem im Kapitel 3.5.1 beschriebenem<br />

Absuchen verschiedener Zeilen beim Scanning ähnelt.<br />

Außerdem kann hier durch Linieneinblendung oder Zeilenabdeckung<br />

auch die momentan betrachtete Zeile gekennzeichnet werden, um nicht<br />

zu verrutschen.<br />

Durch das Kennzeichnen der gefundenen Buchstabenkombinationen<br />

wird zusätzlich die Hand-Auge-Koordination geübt. Da nur einzelne<br />

Buchstabenkombinationen gefunden werden müssen, kann diese<br />

Aufgabe auch gut <strong>für</strong> Schüler verwendet werden, die noch nicht alle<br />

Buchstaben beherrschen.<br />

75 Eigene Darstellung.<br />

36


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Sollte der Schüler noch gar nicht lesen können, kann die gleiche<br />

Aufgabe auch wie in Abbildung 8 demonstriert mit Bildern durchgeführt<br />

werden:<br />

Abbildung 9 : Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt [F] – ohne<br />

Buchstaben 76<br />

Der Rätselcharakter der Übung soll die Motivation des Schülers<br />

steigern.<br />

Folgende Übung ist <strong>für</strong> die Bewegung des Kreuztisches noch<br />

anspruchsvoller, da immer wieder zum oberen Bereich des<br />

Arbeitsblattes gewechselt werden muss, um die Bilder zu betrachten.<br />

Außerdem ist hier das Lesen eines zusammenhängenden Textes<br />

erforderlich.<br />

76 Eigene Darstellung.<br />

37


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 10: Bewegung von Kreuztisch oder Arbeitsblatt [F] - 2 77<br />

Als Hilfestellung sind die einzelnen Worte zunächst miteinander<br />

verbunden, später fällt diese Hilfestellung weg, kann aber durch<br />

Linieneinblendung oder Zeilenabdeckung ersetzt werden.<br />

3.4 Einstellung des Abbildungsmaßstabes<br />

3.4.1 Zu beachtende Einflussfaktoren<br />

Die passende Einstellung des Abbildungsmaßstabes ist besonders<br />

wichtig <strong>für</strong> eine gute Handhabung des Bildschirmlesegerätes. Dabei gilt,<br />

dass die Vergrößerung immer so klein wie möglich, aber so groß wie<br />

nötig eingestellt werden sollte. Wird eine zu kleine Vergrößerung<br />

gewählt, ist der Vergrößerungsbedarf des Schülers nicht gedeckt und<br />

das Bildschirmlesegerät erfüllt keinen Zweck, selbst wenn alle anderen<br />

Einstellungen wie Kontrast und Farbe optimal ausgewählt wurden.<br />

Durch die Vergrößerung durch Annäherung kann allerdings erreicht<br />

werden, dass ein geringerer Abbildungsmaßstab nötig wird. Dies kann<br />

sinnvoll sein, um den Abbildungsmaßstab gering und somit den<br />

77 Verändert nach: Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Lies mal! Das Heft mit der Ente,<br />

2010, S. 24.<br />

38


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Bildausschnitt groß zu halten. Allerdings sollte auch beachtet werden,<br />

dass es möglicherweise auf Dauer unbequem und ergonomisch<br />

gesehen unvorteilhaft ist, so nah am Bildschirm zu sitzen. Zusätzlich<br />

können aufgrund der geringen Entfernung zum Bildschirm<br />

Anstrengungsbeschwerden infolge der ständigen Akkommodation<br />

auftreten. Weiterhin erhöht der kleine Abstand zum Monitor auftretende<br />

Blendungseffekte. Dies sollte ausgetestet werden, gegebenenfalls<br />

muss die Vergrößerung durch Annäherung verringert und der<br />

Abbildungsmaßstab erhöht werden.<br />

Eine zu hoher Abbildungsmaßstab bringt allerdings auch Nachteile mit<br />

sich: Je höher dieser eingestellt wird, desto kleiner wird der Ausschnitt<br />

des Objektes, der auf dem Bildschirm dargestellt werden kann.<br />

Hierdurch wird ein vermehrter Einsatz des Kreuztisches notwendig, um<br />

z. B. einen Text von links nach rechts und Zeile <strong>für</strong> Zeile abzufahren. 78<br />

Zusätzlich wird der Umgang mit dem Kreuztisch erschwert, da sich die<br />

Abbildungsgeschwindigkeit auf dem Bildschirm um den Faktor des<br />

Abbildungsmaßstabs erhöht. 79 Diese Zusammenhänge sollten dem<br />

Schüler erklärt werden, bevor unter Berücksichtigung dieser Einflüsse<br />

die Einstellung des Abbildungsmaßstabes geübt wird.<br />

Der notwendige Abbildungsmaßstab ist nicht bei allen mit dem BLG<br />

ausgeführten Tätigkeiten gleich. Er variiert je nach Schriftgröße des<br />

Leseguts einerseits, aber auch je nach dem was der Schüler genau<br />

sehen will. Ein kleinerer Vergrößerungsmaßstab ist aufgrund des<br />

größeren Bildausschnittes dann sinnvoll, wenn ein Überblick über das<br />

Material geschafft werden soll, z. B. um zu sehen, ob sich auf einer<br />

Buchseite ein Bild befindet oder nicht. Ein höherer Abbildungsmaßstab<br />

sollte eingestellt werden um Details zu betrachten oder einen klein<br />

gedruckten Text zu lesen.<br />

78 D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to learn, 2000; S. 203.<br />

79 Schreck, K.; Holzapfel, S.; Abbildungseigenschaften und Gebrauchseigenschaften<br />

optisch und elektronisch vergrößernder Sehhilfen, in: 2. Interdisziplinärer Low Vision<br />

Congress; 2004, S. 15f.<br />

39


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

3.4.2 Übungen<br />

Um die Einstellung des richtigen Abbildungsmaßstabes zu üben, ist es<br />

wichtig, dass der Schüler zunächst die Sinnhaftigkeit und den Nutzen<br />

dieser Einstellung versteht. Dabei kann die folgende Übung helfen:<br />

Abbildung 11 : Einstellung des Abbildungsmaßstabs [E] 80<br />

Durch den Wechsel von sehr großer zu sehr kleiner Schrift wird<br />

deutlich, dass der <strong>für</strong> die kleine Schrift verwendete Abbildungsmaßstab<br />

<strong>für</strong> das Lesen der groß geschriebenen Sätze unnötig hoch ist. Der<br />

Schüler soll hier auf die Nachteile wie den kleinen Bildausschnitt und<br />

die daraus folgende Notwendigkeit, das Lesegut mehr zu bewegen,<br />

aufmerksam gemacht werden. Dem Schüler wird dann gezeigt, dass<br />

sich diese durch ein Verringern des Abbildungsmaßstabs vermeiden<br />

lassen. Vor der Durchführung der Übung sollen dem Schüler die<br />

verschiedenen Farbmodi gezeigt werden, die er an seinem Lesegerät<br />

einstellen kann. Die dem Schüler angenehmste Einstellung wird dann<br />

<strong>für</strong> die Übungen verwendet. Zwar vermischen sich so die Übungen aus<br />

den Bereichen ‚Farbe‘ und ‚Abbildungsmaßstab‘, dies ist jedoch<br />

sinnvoll, um nicht durch ungünstige Farbeinstellungen einen übermäßig<br />

großen Abbildungsmaßstab zu benötigen.<br />

80 Verändert nach: Debbrecht, J.; Wachendorf, P.; Lies mal! Das Heft mit dem Frosch,<br />

2010, S. 15.<br />

40


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Dem Schüler wird auch demonstriert, dass sich der benötigte<br />

Abbildungsmaßstab durch unterschiedliche Entfernungen vom Monitor<br />

verändert.<br />

Bei der folgenden Übung ändert sich die Schriftgröße nur schleichend,<br />

deswegen ist <strong>für</strong> den Schüler nicht sofort erkennbar, dass der<br />

Abbildungsmaßstab geändert werden muss. Der Schüler soll hier selbst<br />

erkennen, ab wann das Lesen mit dem zunächst gewählten<br />

Abbildungsmaßstab zu anstrengend wird, und soll diesen dann neu<br />

einstellen. Um dem Schüler den Nutzen dieser Änderungen zu<br />

verdeutlichen, kann er auch zuerst versuchen, den kompletten Text<br />

ohne Änderung der Einstellungen zu lesen, und dann nochmal mit<br />

ständiger Anpassung des Abbildungsmaßstabes. Als Variation der<br />

Übung kann diese auch umgekehrt werden, sodass zunächst sehr<br />

kleine und dann immer größer werdende Buchstaben verwendet<br />

werden, so werden wiederholt die Nachteile von zu hoher Vergrößerung<br />

verdeutlicht.<br />

Abbildung 12 : Einstellung des Abbildungsmaßstabs [G] 81<br />

Diese Übungen sind recht einfach zu lösen, da die Schriftgröße von<br />

Zeile zu Zeile stetig kleiner wird und der Abbildungsmaßstab so auch<br />

nur in eine Richtung geändert werden muss. Abgesehen von der<br />

81 Verändert nach: Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Lies mal! Das Heft mit dem Frosch;<br />

2010; S. 8.<br />

41


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Änderung des Vergrößerungsmaßstabes wird hier zusätzlich der<br />

Zeilensprung geübt.<br />

Kann der Schüler noch nicht lesen, können die Worte durch Symbole<br />

ersetzt werden.<br />

Die nachstehende Übung zur Einstellung des Abbildungsmaßstabes ist<br />

schwieriger, da hier abwechselnd Wörter in verschiedenen<br />

Schriftgrößen gelesen werden sollen. Der Abbildungsmaßstab muss<br />

dem entsprechend öfter und in verschiedene Richtungen geändert<br />

werden. Außerdem muss der Abbildungsmaßstab immer wieder so<br />

eingestellt werden, dass ein Überblick über das gesamte AB möglich<br />

wird, um die zugehörigen Bausteine verbinden zu können. Zusätzlich<br />

wird hier die Orientierung auf dem Arbeitsblatt und durch das Verbinden<br />

der Bausteine die Hand-Auge-Koordination geübt.<br />

Dem Schüler kann zum Verbinden der Bausteine der Ratschlag<br />

gegeben werden, einen Finger zunächst an den entsprechenden<br />

Baustein auf der linken Hälfte zu legen, dann den Kreuztisch so zu<br />

bewegen, dass der passende Baustein auf der rechten Hälfte sichtbar<br />

wird und eine Linie von hier zum Finger zu führen. Dieser Weg wird im<br />

Allgemeinen gefunden, auch wenn er nicht auf dem Monitor abgebildet<br />

wird.<br />

Auch hier kann man statt Satzteilen auch Symbole verbinden lassen,<br />

wenn der Schüler noch nicht lesen kann.<br />

42


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 13 : Einstellung des Abbildungsmaßstabes [F] 82<br />

Bei den Übungen zur Einstellung des Abbildungsmaßstabes muss<br />

speziell darauf geachtet werden, dass der Schüler den<br />

Abbildungsmaßstab so groß wie nötig einstellt, um die Schrift ohne<br />

Anstrengung lesen zu können, jedoch auch so klein wie möglich, um<br />

den Überblick über den Gesamttext nicht zu verlieren. Deswegen sollte<br />

der Schüler z. B. bei der Aufgabe ‚Sätze verbinden‘ darauf hingewiesen<br />

werden, dass er den Abbildungsmaßstab zum Lesen der groß<br />

geschriebenen Worte verringert.<br />

Als Gedankenstütze <strong>für</strong> das Einstellen des Abbildungsmaßstabs könnte<br />

man z. B. die Felder, <strong>für</strong> die ein größerer Abbildungsmaßstab<br />

eingestellt werden muss, grün hinterlegen, und die Felder, die<br />

vermutlich mit kleinem Abbildungsmaßstab gut erkannt werden, rot<br />

hinterlegen. Sollte zum Lesen nicht der Echtfarbmodus verwandt<br />

werden, können stattdessen runde und eckige Umrandungen der<br />

Satzteile als Hilfestellung dienen.<br />

82 Verändert nach: Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Lies mal! Das Heft mit der Ente;<br />

2010; S. 44.<br />

43


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

3.5 Orientierung auf dem Arbeitsblatt<br />

3.5.1 Anzuwendende Suchmethoden<br />

Bei vielen Tätigkeiten, die mithilfe des BLG´s ausgeführt werden, ist es<br />

wichtig, sich auf dem Arbeitsmaterial gut orientieren zu können.<br />

Der Schüler muss in der Lage sein, z. B. bestimmte Textabschnitte oder<br />

Grafiken zu finden oder zwischen verschiedenen Textpassagen hin und<br />

her zu springen. 83<br />

Ist das zu suchende Detail sehr groß oder markant, lässt es sich am<br />

leichtesten auffinden indem am BLG ein sehr kleiner<br />

Abbildungsmaßstab eingestellt wird, sodass ein umfassender Überblick<br />

über das Material ermöglicht wird. So kann das Detail direkt erkannt,<br />

mittig zur Kamera positioniert und mit einem höheren<br />

Abbildungsmaßstab genauer betrachtet werden. Ist das Detail jedoch<br />

klein oder schwer auffindbar oder müssen mehrere verschiedene<br />

Ausschnitte auf einem Arbeitsblatt gefunden werden, sollte der Schüler<br />

einen systematischen Ablauf <strong>für</strong> das Absuchen des Arbeitsmaterials<br />

entwickeln.<br />

Zeun beschreibt in seiner Monokularschulung das Scanning als<br />

Methode zum Auffinden spezieller Objekte innerhalb eines<br />

Blickbereiches. Hierbei wird ein begrenzter Bereich, in dem sich das<br />

Objekt befindet, systematisch abgesucht. Es wird jeweils eine Zeile des<br />

Blickfeldes abgesucht, am Ende des Bereiches springt der Blick<br />

diagonal zum Anfang der nächsten Zeile. So ist ein lückenloses<br />

Absuchen bzw. Scannen des Blickfeldes möglich. 84<br />

83 Vgl. D’Andrea, F.; Farrenkopf, C.; Looking to Learn; 2000; S. 206.<br />

84 Vgl. Zeun, Ulrich; Monokularschulung; 2003; S.19.<br />

44


Kapitel 3: Herausforderungen im Um Umgang gang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 14: : Scanning eines Arbeitsblattes 85<br />

Dies lässt sich von der Nutzung eines Monokulars auf die Nutzung des<br />

BLG´s übertragen: Um ein Arbeitsblatt lückenlos nach einem<br />

bestimmten Ausschnitt abzusuchen, wird zunächst der o ooberste,<br />

ganz<br />

links liegende Abschnitt de des s Arbeitsmaterials betrachtet. DDie<br />

obere Zeile<br />

wird dann durch Kreuztischbewegung von links nach rechts<br />

abgescannt, es folgt der Übergang zur nächsten Zeile. Die Bewegung<br />

des s Kreuztisches ist hierbei die GGleiche<br />

wie die in Kapitel 3.3.1<br />

beschriebene <strong>für</strong> den Zeilensprung beim Lesen nach ‚Variante B‘<br />

erforderliche Bewegung.<br />

Als weitere Suchmethode nennt Zeun das Verfolgen von Linien,<br />

genannt ‚Tracking Tracking‘. ‘. Hier sollen mit dem Monokular Leitlinien verfolgt<br />

werden, um ein be bestimmtes Objekt zu finden. 86 Dies findet auch bei der<br />

Arbeit mit dem BLG Anwendung, wenn z. B. Flussdiagramme<br />

betrachtet werden sollen.<br />

3.5.2 Übungen<br />

Die Orientierung auf dem Arbeitsblatt kann als Einführung durch das<br />

Betrachten von Wimmelbildern trainiert werden werden. . Bei dem folgenden<br />

Beispiel iel soll der Schüler die Frage „ „Da Da sind 3 Mäuse. Wie viele Nüsse<br />

haben sie gesammelt?“ beantworten.<br />

85<br />

Eigene Darstellung.<br />

86<br />

Vgl. Zeun, U.; Monokularschulung, 2003, S. 18.<br />

45


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 15 : Orientierung auf dem Arbeitsblatt [E] 87<br />

Um dies herauszufinden, soll zunächst durch Scanning entdeckt<br />

werden, wo sich die Mäuse befinden. Wenn nötig, kann dann durch<br />

Erhöhung des Abbildungsmaßstabes der Ausschnitt vergrößert werden,<br />

um die Nüsse zu zählen. Das Einblenden einer der Scanning-<br />

Bewegung entsprechenden Zickzacklinie erleichtert dabei das<br />

Absuchen des Bildes. Bei weiteren Übungen kann diese Linie dann<br />

weggelassen werden, sodass der Schüler dann ohne Hilfe die<br />

Suchsystematik befolgen muss.<br />

Die folgende Abbildung zeigt eine Übung, die sowohl das Scanning als<br />

auch das Tracking trainieren kann:<br />

87 Büsch, S., et al., Sachen suchen bei den Tieren, 2006, S. 5<br />

46


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 16: : Orientierung auf dem Arbeitsblatt [G} 88<br />

Dem Schüler wird hier jeweils eine Figur gegeben, die er zunächst<br />

erkennen muss. Dann muss der Schüler das Arbeitsblatt nach dem<br />

Feld mit dem richtigen Begriff absuchen und zuletzt die jeweilige Linie<br />

zum dazu gehörigen Feld verfolgen, in dem die Figur abgelegt werden<br />

soll. Die gleiche Übung lässt sich auch <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> durchführen, die noch<br />

nicht lesen können, hierzu werden die Begriffe durch Abbildungen<br />

ersetzt.<br />

Eine Übung <strong>für</strong> Fortgeschrittene zur Orientierung auf dem Arbeitsblatt<br />

ist das Lösen von Labyrinthen. Hier soll mit einem Stift der richtige Weg<br />

aus dem La Labyrinth nachgezeichnet werden. Die ie Verfolgung der<br />

Labyrinthwege entspricht dem Tracking, zusätzlich ka kann die Lage von<br />

Labyrinth- Ein Ein- und Ausgang zuvor r durch Scanning bestimmt werden werden.<br />

88<br />

Eigene Darstellung<br />

Darstellung.<br />

47


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 17: Orientierung auf dem Arbeitsblatt [F] 89<br />

Für diese Übung können je nach Fertigkeiten des Schülers Labyrinthe<br />

in verschiedenen Schwierigkeitsstufen gewählt werden. Außer der<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt werden die Bewegung des<br />

Kreuztisches sowie das Zeichnen mit Hilfe des BLG´s geübt.<br />

3.6 Einstellung von Lesefarbe, Helligkeit und Kontrast<br />

3.6.1 Zu beachtende Einflussfaktoren<br />

Während der Hospitation an der Irisschule konnte beobachtet werden,<br />

dass die richtige Einstellung von Kontrast, Helligkeit und Farbe<br />

besonders beim Betrachten von Bildern sowie beim Malen eine große<br />

Rolle spielt. Bei kontrastarmen Vorlagen ist es möglich, dass Bilder<br />

oder Buchstabengruppen auf dem BLG nicht sichtbar werden, wenn<br />

dieses nicht richtig eingestellt ist.<br />

Um hier die richtige Einstellung zu finden, muss dem Schüler zunächst<br />

bewusst sein, was er überhaupt sehen will, ob zum Beispiel farbige<br />

Bilder oder kontrastarme Texte betrachtet werden sollen. Dies ist <strong>für</strong><br />

den Schüler nicht immer von vorneherein klar, deswegen sollte durch<br />

Lehrer darauf hingewiesen werden, wenn Arbeitsmaterial mit diesen<br />

Anforderungen verteilt wird.<br />

89 Zufällig erstellt http://www.blinde-kuh.de/spiele/maze/generator.cgi.<br />

48


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Die richtige Einstellung von Farbe, Helligkeit und Kontrast kann auch<br />

beim Lesen von Texten von großer Bedeutung sein: Wie bereits in<br />

Kapitel 2.2.1 beschrieben, hängt der Vergrößerungsbedarf des Nutzers<br />

nicht nur von der Buchstabengröße des Lesegutes und dem<br />

vorhandenen Visus ab, sondern variiert auch je nach Farbe der Schrift<br />

und Qualität der Kontraste. Sinnvoll <strong>für</strong> das Lesen von Texten ist je<br />

nach Vorliebe des Schülers die Nutzung des Schwarz- Weiß- Modus,<br />

möglicherweise im Negativkontrast, oder aber eines Fehlfarbenmodus.<br />

So entsteht oft ein höherer Kontrast im Vergleich zum Echtfarbmodus.<br />

Ist das Bildschirmlesegerät optimal eingestellt, benötigt der Schüler also<br />

möglicherweise eine geringere Vergrößerung, als wenn die Vorlage im<br />

Echtfarbmodus auf dem Monitor abgebildet wird.<br />

Hierdurch vergrößert sich der auf dem Bildschirm abgebildete<br />

Ausschnitt des Textes, und der Schüler bekommt einen besseren<br />

Überblick über den Gesamttext. Er kann mehr Buchstaben auf einmal<br />

sehen, hat also ein größeres Lesegesichtsfeld und somit ist ein<br />

flüssigeres Lesen mit weniger Kreuztischarbeit möglich.<br />

3.6.2 Übungen<br />

Mit der folgenden Übung kann die Einstellung des richtigen Farbmodus<br />

geübt werden. Der Schüler soll hier erkennen, dass er den<br />

Echtfarbmodus einstellen muss um die Aufgabe zu lösen.<br />

Außerdem werden der Zeilensprung sowie die Hand-Auge-Koordination<br />

geübt. Dabei ist der Anspruch <strong>für</strong> das Erkennen der Farben eher gering.<br />

Das Verbinden der richtigen Kästchen ist jedoch sehr anspruchsvoll, da<br />

dies nur mit viel Kreuztischbewegung möglich ist.<br />

49


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 18 : Einstellung der Farbe [E] 90<br />

Die gleiche Übung lässt sich auch verwenden, wenn der Schüler noch<br />

nicht lesen kann, hierzu werden die ausgeschriebenen Farben ebenfalls<br />

durch Kästchen mit Farbfüllung ers ersetzt etzt und es müssen die richtigen<br />

Farben verbunden werden.<br />

Die Übung ‚Einstellung von Farbe und Kontrast [E]‘ erfordert ebenfalls<br />

die e Einstellung des Echtfarbmodus. Der Schüler soll hier erkennen,<br />

dass er den Echtfarbmodus einstellen muss um die Aufgabe zu lösen.<br />

Abbildung 19: : Einstellung von Farbe und Kontrast [E] 91<br />

90<br />

Eigene Darstellung<br />

Darstellung.<br />

91<br />

Eigene Darstellung.<br />

50


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Hier nimmt der Kontrast der verschiedenen Kugeln immer weiter ab,<br />

deswegen müssen möglicherweise zusätzlich Helligkeit und Kontrast<br />

am BLG neu eingestellt werden.<br />

Außerdem wird durch das Lösen der Rechenaufgaben das Schreiben<br />

unter dem BLG geübt, auch die Bewegung und Koordination des<br />

Kreuztisches sowie der Zeilensprung können hierbei trainiert werden.<br />

Für <strong>Kinder</strong>, die noch nicht rechnen können, kann man die Übung<br />

folgendermaßen umstellen:<br />

Abbildung 20: Einstellung von Farbe und Kontrast [E] – ohne Zahlen 92<br />

Um die Einstellung von Farbe, Helligkeit und Kontrast zu vertiefen,<br />

wurde die Aufgabe im Folgenden erschwert:<br />

Abbildung 21 : Einstellung von Helligkeit, Farbe und Kontrast [G] 93<br />

Hier wechseln sich farbige Kugelreihen mit Reihen in verschiedenen<br />

Graustufen ab. Die Kugelreihen in Graustufen sind im Echtfarbmodus<br />

92 Eigene Darstellung.<br />

93 Eigene Darstellung.<br />

51


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

kaum zu erkennen, aus diesem Grund müssen die Einstellungen am<br />

Bildschirmlesegerät <strong>für</strong> jede Zeile erneuert werden.<br />

Auch diese Übung kann man <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> ohne Rechenkenntnisse in die<br />

oben gezeigte Ankreuzaufgabe umändern.<br />

Abbildung 21 zeigt eine fortgeschrittene Übung <strong>für</strong> die Einstellung von<br />

Farbe, Helligkeit und Kontrast: Hier muss der Schüler mehrmals<br />

zwischen dem Echtfarbmodus und dem Schwarz/Weiß- bzw.<br />

Fehlfarbenmodus wechseln, da die kontrastarme Schrift im<br />

Echtfarbmodus nicht erkannt werden kann. Auch hier werden zusätzlich<br />

der Zeilensprung sowie die Orientierung auf dem Arbeitsblatt und die<br />

Hand-Auge-Koordination geübt.<br />

Abbildung 22: Einstellung von Helligkeit, Farbe und Kontrast [F] 94<br />

Der Schüler soll während der Durchführung der Aufgabe darauf<br />

hingewiesen werden, dass die kontrastarmen Wörter bei ungünstiger<br />

Einstellung des BLG’s gar nicht zu sehen sind und erst bei richtiger<br />

Einstellung von Helligkeit, Farbe und Kontrast wahrgenommen werden<br />

können. Um die Erklärungen interessant zu gestalten kann man die<br />

kontrastarme Schrift mit einer Geheimschrift vergleichen.<br />

94 Eigene Darstellung.<br />

52


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Für Schüler, die noch nicht schreiben können, lässt sich stattdessen die<br />

unten stehende Aufgabe einsetzen. Hier soll der Schüler zunächst das<br />

farbige Bild betrachten und dann jeweils die richtige, kontrastarm<br />

dargestellte Form sowie die richtige Farbe einkreisen. Auch zur<br />

Bewältigung dieser Aufgabe ist ein ständiges Neueinstellen von Farbe<br />

und Kontrast notwendig.<br />

Abbildung 23: Einstellung von Helligkeit, Farbe und Kontrast [F] - ohne<br />

Buchstaben 95<br />

3.7 Hand- Auge- Koordination bzw. Schreiben/Malen<br />

unter dem BLG<br />

3.7.1 Zu beachtende Faktoren<br />

Das Schreiben unter dem BLG stellt aus verschiedenen Gründen eine<br />

besondere Herausforderung dar.<br />

Es ergibt sich <strong>für</strong> den Schüler eine ungewohnte Hand- Augen-<br />

Koordination. Während die Schreibhand auf der Unterlage unter der<br />

95 Eigene Darstellung.<br />

53


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Kamera zeichnet oder schreibt, entsteht das Bild, welches der Schüler<br />

betrachten soll, an einer anderen Stelle, nämlich auf dem Monitor. 96<br />

Dies erschwert die richtige Einschätzung der zum Schreiben nötigen<br />

Bewegungen; Größe und Form der Buchstaben werden möglicherweise<br />

falsch beurteilt. Außerdem entsteht auf dem Bildschirm, im Gegensatz<br />

zum natürlichen, dreidimensionalen Sehen, nur ein zweidimensionales<br />

Bild. Hierdurch wird das Aufsetzten des Stiftes am gewünschten Ort<br />

und somit z. B. das Schreiben in Kästchen oder auf Linien zusätzlich<br />

erschwert. Außerdem ergibt sich durch die Positionierung von Kamera,<br />

Beleuchtung und Schreibgut eine ungünstige Schattenposition. Der<br />

Schatten der Schreibhand fällt oft direkt auf das in dem Moment zu<br />

beschreibende Schriftstück. Im Gegensatz zum Schreiben ohne BLG<br />

lässt sich durch Änderung der Kopfhaltung und Blickrichtung diese<br />

Situation nicht verbessern, da sich die Abbildung auf dem Monitor<br />

hierdurch nicht ändert. Stattdessen muss die Schreibhand<br />

dementsprechend anders positioniert werden. 97<br />

Des Weiteren gestaltet sich das Schreiben unter dem<br />

Bildschirmlesegerät auch aufgrund von Platzmangel problematisch.<br />

Möglicherweise ist der Stift in der Hand zu lang und stößt an die<br />

Kamera, oder aber die Hände selbst kommen an das Gerät. Um trotz<br />

des Platzmangels schreiben zu können, wird der Stift oft sehr schräg<br />

gehalten. Deswegen sind klassische Füllfederhalter hier<strong>für</strong> weniger<br />

geeignet, besser ist die Verwendung von Roller Pens, Filzstiften oder<br />

weichen Blei- und Buntstiften. 98 Entscheidend hierbei ist auch die<br />

richtige Haltung des Stiftes in der Hand: Am sinnvollsten ist es, den Stift<br />

im sogenannten „Dreifingergriff“ zu halten, das heißt der Stift sollte<br />

zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten werden und dabei auf dem<br />

Mittelfinger ruhen. 99 So kann der Stift ohne verkrampfte Handhaltung<br />

auch bei detailreichen Schreib- oder Malaufgaben sicher geführt<br />

werden. Um das Schreiben mit der dominanten Hand möglichst gut<br />

96<br />

Vgl. D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to learn; 2000; S. 207.<br />

97<br />

Beobachtung während Unterrichtshospitation in der Irisschule.<br />

98<br />

Vgl. Hofer, U., Integration von Schülerinnen und Schülern mit einer Sehschädigung<br />

an Regelschulen, 2004, S. 2.<br />

99<br />

Vgl. Koch, C., Funktionaloptometrie, 2004, S. 63.<br />

54


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

bewältigen zu können, sollte nach dem ‚Lead-Support-System‘<br />

vorgegangen werden. Das bedeutet, dass alle anderen Aufgaben, wie<br />

das Hin- und Herschieben der Schreibunterlage auf dem Kreuztisch<br />

oder auch das Festhalten der Schreibunterlage während des<br />

Schreibens an sich, von der Nicht-dominanten Hand erfüllt werden. 100<br />

Der Kreuztisch sollte zum Schreiben arretiert sein, da sich dieser sonst<br />

durch die Schreibbewegungen verstellen kann und somit ein<br />

unsauberes Schriftbild entsteht. Gerade bei großen Mal- oder<br />

Schreibunterlagen kann es auch schwierig sein, diese auf dem<br />

Kreuztisch gut zu platzieren. Deswegen ist es bei Verwendung eines<br />

Bildschirmlesegerätes von Objektvergrößerung durch vergrößerte<br />

Kopien abzusehen. An dieser Stelle wäre es <strong>für</strong> den Schüler einfacher,<br />

sich einen größeren Abbildungsmaßstab einzustellen und auf die<br />

Objektvergrößerung zu verzichten.<br />

Eine weitere Schwierigkeit besteh darin, dass der <strong>sehbehinderte</strong><br />

Schüler beim Schreiben unter dem BLG viele Tätigkeiten gleichzeitig<br />

ausführen muss: Der Stift muss festgehalten und geführt werden, die<br />

Schreibunterlage muss während des Schreibens auf dem Kreuztisch<br />

festgehalten und zwischen den einzelnen Schreibintervallen so bewegt<br />

werden, dass immer der richtige Ausschnitt des Arbeitsmaterials über<br />

das BLG abgebildet wird. Weiterhin müssen möglicherweise<br />

Einstellungen am BLG an sich geändert werden. Der Kreuztisch bleibt<br />

hierbei arretiert. Um die Ausführung der unterschiedlichen Aufgaben<br />

zumindest zunächst einfacher zu gestalten, kann die Schreibunterlage<br />

beim Üben auf dem Kreuztisch festgeklebt werden, so muss vom<br />

Schüler eine Anforderung weniger bewältigt werden 101 . Allerdings sollte<br />

hier darauf geachtet werden, dass weder der Kreuztisch noch die<br />

Vorlage durch Klebereste beschädigt werden, alternativ kann auch eine<br />

rutschfeste Schreibunterlage verwendet werden.<br />

Der benötigte Abbildungsmaßstab ist beim Schreiben aufgrund der<br />

größeren Versalhöhe im Allgemeinen geringer als beim Lesen. Bei den<br />

folgenden Übungen soll deswegen verstärkt darauf geachtet werden,<br />

100 Vgl. Koch, C., Funktionaloptometrie, 2004, S. 63 f.<br />

101 Vgl. D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to learn; 2000; S. 207.<br />

55


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

dass der Schüler den Abbildungsmaßstab den neuen Voraussetzungen<br />

anpasst, um das Schreiben mit dem BLG nicht durch einen unnötig<br />

hohen Abbildungsmaßstab zusätzlich zu erschweren.<br />

3.7.2 Übungen<br />

Bevor mit Übungen zum Schreiben oder Malen unter dem BLG<br />

begonnen wird, sollte die Hand-Auge-Koordination an sich trainiert<br />

werden. Bei der folgenden Aufgabe sollen hierzu Figuren - in diesem<br />

Fall wurden Monopolyfiguren gewählt - unter dem BLG betrachtet und<br />

auf einen vorgegebenen Platz auf dem Arbeitsblatt gelegt werden.<br />

Hier<strong>für</strong> muss der Schüler zunächst erkennen, um was <strong>für</strong> eine Figur es<br />

sich handelt, dann muss der richtige Platz auf dem AB gefunden<br />

werden, und zuletzt muss auch die Hand mit dem Gegenstand diese<br />

Position finden, um den Gegenstand dort abzulegen. Dabei muss der<br />

Schüler darauf achten, dass keine der bereits abgelegten Figuren durch<br />

die Hand verschoben wird. Der Blick des Schülers soll dabei<br />

ununterbrochen auf den Bildschirm und nicht auf die Vorlage selbst<br />

gerichtet sein.<br />

Abbildung 24 : Hand – Auge - Koordination [E] 102<br />

Um den Umgang mit dem Stift unter dem BLG zu üben, sollte mit sehr<br />

einfachen Übungen begonnen werden. Der Schüler kann zunächst<br />

102 Eigene Darstellung.<br />

56


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

einfache Formen und Linien auf einem Arbeitsblatt nachzeichnen. Bei<br />

der Aufgabe ‚Hand- Auge- Koordination [F]‘ sollen sowohl<br />

geschwungene als auch eckige Formen nachgezeichnet werden und<br />

eignet sich somit auch gut <strong>für</strong> Schüler im Vorschulalter. Hierdurch wird<br />

die Stiftführung in verschiedene Richtungen geschult. Außerdem soll<br />

der Schüler durch diese Übung lernen, den Stift an der richtigen<br />

Position aufzusetzen, beim Schreiben in der richtigen Zeile zu bleiben<br />

und die vorgegebene Zeichengröße einzuhalten.<br />

Abbildung 25 : Hand – Auge - Koordination [G] – ohne Buchstaben 103<br />

Bei dieser Übung muss unbedingt darauf geachtet werden, dass der<br />

Schüler die ganze Zeit auf den Bildschirm und nicht auf seine Hand<br />

unter der Kamera schaut. 104 Außerdem soll auf die in Kapitel 2.3.2<br />

beschriebene Stift- und Handhaltung aufmerksam gemacht werden,<br />

auch die Problemlösung bei ungünstigem Schattenfall wird erklärt.<br />

Um den Schwierigkeitsgrad der Übung zu erhöhen, können Reihen mit<br />

Buchstaben oder Wörtern vervollständigt werden, hierzu können die<br />

von dem jeweiligen Schüler aktuell in der Schule verwendeten<br />

Lineaturen verwendet werden.<br />

Abbildung 26 zeigt eine Vorlage mit Lineatur <strong>für</strong> die 1. Klasse. Hier<br />

können je nach Leistungsstand der Schüler einzelne Buchstaben oder<br />

ganze Worte durch den Lehrer vorgegeben werden, die vom Schüler<br />

103 Eigene Darstellung.<br />

104 Vgl. D’Andrea, F. M.; Farrenkopf, C.; Looking to learn; 2000; S. 207 f.<br />

57


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

wiederholt werden müssen. Die Übung entspricht im Schwierigkeitsgrad<br />

auf die Auge- Hand-Koordination bezogen der Abbildung 24, ist aber in<br />

Bezug auf die Schreibfähigkeit des Schülers anspruchsvoller und somit<br />

<strong>für</strong> Schüler die bereits schreiben können gut geeignet.<br />

Abbildung 26 : Hand-Auge-Koordination [G] 105<br />

Als fortgeschrittene Übung zur Hand-Auge-Koordination können<br />

Zahlenbilder in verschiedenen Schwierigkeitsstufen verwendet werden.<br />

Der Stift muss hier immer wieder in verschiedene Richtungen geführt<br />

werden, dabei ist es <strong>für</strong> den Schüler wichtig darauf zu achten, dass die<br />

Schreibhand die nächsten Zahlen nicht verdeckt.<br />

Zusätzlich wird durch das Suchen der Zahlen die Orientierung auf dem<br />

Arbeitsblatt geübt, außerdem ist ein häufiger Wechsel des<br />

Abbildungsmaßstabs nötig, um einerseits einen Überblick über das<br />

bereits gezeichnete zu erhalten und andererseits die kleinen Zahlen<br />

lesen zu können.<br />

105 Eigene Darstellung.<br />

58


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Abbildung 27 : Hand – Auge – Koordination [F] 106<br />

3.8 Nutzung der Fernkamera<br />

3.8.1 Zu beachtende Faktoren<br />

Soll ein Bildschirmlesegerät auch zur Vergrößerung entfernter Objekte<br />

verwendet werden, kann hierbei wie bereits in 2.4.1 beschrieben<br />

entweder ein Zweikamerasystem oder aber eine schwenkbare Kamera<br />

zur Abbildung von Nahen und Fernen Objekten eingesetzt werden.<br />

Bei beiden Systemen ist es wichtig, mit der Kamer das gesuchte Objekt<br />

im Raum auffinden zu können.<br />

Hier<strong>für</strong> gelten die gleichen Ansätze wie bei der Orientierung auf dem<br />

Arbeitsblatt: Es ist sinnvoll, zunächst einen kleinen Abbildungsmaßstab<br />

zu wählen, um einen Überblick über den Raum zu bekommen. Dann<br />

kann die Kamera auf das gewünschte Detail gelenkt werden. Sollte dies<br />

nicht gleich auffindbar sein, kann es durch die Suchmethoden Scanning<br />

und Tracking gefunden werden. Um das Detail genau zu betrachten,<br />

wird daraufhin der Abbildungsmaßstab erhöht.<br />

Wird eine schwenkbare Kamera <strong>für</strong> Ferne und Nähe verwandt, muss<br />

diese beim Abschreiben von der Tafel ständig neu positioniert und<br />

106 Maisel, K.; Kigotipps (Internet).<br />

59


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

eingestellt werden. Hierbei helfen ein Einrasten der Kamera sowie der<br />

Autofocus. Außerdem gibt es Geräte mit Memory-Funktion, die die<br />

Einstellungen <strong>für</strong> bestimmte Situationen abspeichern.<br />

Soll ein Text an der Tafel gelesen werden, ergeben sich hier die<br />

gleichen Anforderungen wie bei dem Lesen in der Nähe:<br />

Möglicherweise muss der Abbildungsmaßstab während des Lesens<br />

geändert werden, auch Helligkeit und Kontrast müssen richtig<br />

eingestellt werden, um den Text oder auch Abbildungen gut zu<br />

erkennen.<br />

Außerdem muss auch hier der Zeilensprung beherrscht werden, dazu<br />

wird statt des Kreuztisches oder des Leseguts die Kamera bewegt.<br />

Bei der Nutzung eines Zweikamerasystems sollte darauf geachtet<br />

werden, dass der Schüler den Bildschirm nur dann in Fern- und<br />

Nahbereich aufteilt, wenn dies auch wirklich wegen eines ständig<br />

nötigen Blickwechsels erforderlich ist. Ansonsten würde diese<br />

Einstellung den Bildausschnitt unnötig verkleinern. 107<br />

3.8.2 Übungen<br />

Das Auffinden eines Objektes im Raum kann geübt werden, indem<br />

Zettel mit Bildern an verschiedenen Stellen an der Tafel aufgehängt<br />

werden und durch den Schüler gesucht und erkannt werden müssen.<br />

Als Einstieg finden hierbei Zettel mit nur einem zu benennenden Bild<br />

Verwendung.<br />

Um die Aufgabe zu erschweren, können dann Texte benutzt werden,<br />

bei denen der Schüler nicht nur das Auffinden und Scharfstellen,<br />

sondern auch das Verfolgen der Zeile und den Zeilensprung trainiert.<br />

Die Übungen können jeweils in verschiedenen Bild- oder Schriftgrößen<br />

benutzen werden, um die Einstellung des richtigen<br />

Abbildungsmaßstabes zu üben.<br />

Als fortgeschrittene Übung <strong>für</strong> das Auffinden im Raum können auch<br />

mehrere Zettel gleichzeitig angebracht werden, die dann innerhalb<br />

eines bestimmten Zeitfensters gesucht werden müssen. Hier<strong>für</strong> kann<br />

107 Eigenes Gedankengut.<br />

60


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

der Schüler die Methode des Scanning anwenden und kann auf diese<br />

Weise alle Zettel finden und das jeweilige Objekt benennen.<br />

Werden hierbei statt Bildern Buchstaben verwendet, kann gleichzeitig<br />

das Abschreiben von der Tafel geübt werden: Auf jedem Blatt steht ein<br />

Buchstabe, werden die Blätter durch Scanning in der richtigen<br />

Reihenfolge gefunden und jeder Buchstabe abgeschrieben, ergibt sich<br />

daraus ein Wort. Werden die Bilder an einer Tafel befestigt, können<br />

diese auch durch Linien verbunden werden, sodass ebenfalls das<br />

Aufsuchen von Objekten durch Tracking geübt wird.<br />

Als weiterführende Übung <strong>für</strong> das Abschreiben von der Tafel können<br />

ganze Worte ooder<br />

Sätze abgeschrieben werden, , oder aber, sollte der<br />

Schüler noch h nicht lesen und schreiben können, Symbole abgemalt<br />

werden.<br />

Es können hier<strong>für</strong> Worte, Sätze oder Bilder in Anlehnung an den<br />

Schulunterricht frei gewählt und einfach auf DIN A4 Zettel gedruckt<br />

werden, deswegen werden hier keine Beispielübungen aufgeführt.<br />

3.9 Übungen gen zur kombinierten Nutzung der Funktionen<br />

Einige der zuvor vorgestellten Übungen fordern die Einstellung<br />

verschiedener Funktionen am BLG; sie haben dabei aber einen<br />

Konzentrationsschwerpunkt der primär im Vordergrund steht steht. Die<br />

folgenden Aufgaben sollen möglichst viele verschiedene Fertigkeiten<br />

gleichzeitig fordern. Sie entsprechen original Übungen aus dem<br />

Schulunterricht der Sehbehindertenschule und sind somit praxisnah.<br />

Abbildung 28 : Übung zur Kombination der Funktionen - 3 108<br />

108<br />

Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Druckschrift; 2010, S.53.<br />

61


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Mit dieser Übung wird außer dem Schreiben mithilfe des BLG´s auch<br />

die richtige Einstellung von Farbe und Kontrast geübt, da die sehr<br />

kontrastarm dargestellten vorgegebenen Worte durch den Schüler<br />

erkannt werden müssen. Des Weiteren wird der Zeilensprung trainiert;<br />

dieser gestaltet sich hier als besonders anspruchsvoll<br />

anspruchsvoll, da der Abstand<br />

zwischen den einzelnen Lineaturen schwer von der Lineat Lineatur an sich zu<br />

unterscheiden ist, zumindest wenn nicht der Echtfarbmodus verwendet<br />

wird. Dies ist wiederum nicht sinnvo sinnvoll, da die Schrift dann nur schwer<br />

gesehen werden kann. Für den Schüler ist es deswegen problematisch<br />

zu erkennen, ob er in der richtigen Zeile schreibt. 109<br />

Darüber hinaus<br />

wird die richtige Platzierung des Schreibguts auf dem Kreuzti Kreuztisch sowie<br />

die Stifthaltun Stifthaltung und die Hand- Auge- Koordination beim Schreiben<br />

trainiert.<br />

Auch bei der nachstehenden Aufgabe wird der Umgang mit<br />

verschiedenen Funktionen gleichzeitig gefestigt:<br />

Abbildung 29 :Übung zur Kombination der Funktionen - 4 110<br />

Durch das Aufsuchen der Felder mit dem Buchstaben ‚Pf‘ wird die<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt und das Scanning trainiert, das<br />

Ausmalen der Felder festigt zusätzlich die Hand-Auge Auge-Koordination.<br />

109<br />

Beobachtungen während der Besuche in der Irisschule.<br />

110<br />

Debbrecht, J.; Wachendorf, P.; Dr Druckschrift; 2010, S. 64.<br />

62


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

Um das Gemalte erkennen zu können, müssen Farbe und Kontrast<br />

richtig eingestellt werden. Außerdem wird die Einstellung des<br />

Abbildungsmaßstabs geübt, da mehrmals zwischen Detail- und<br />

Übersicht gewechselt werden muss. Eine auch <strong>für</strong> die Schüler sehr<br />

motivierende Übung zur kombinierten Nutzung des BLG´s ist das Malen<br />

nach Zahlen:<br />

Abbildung 30 : Übung zur Kombination der Funktionen - 5 111<br />

Auch hier muss der Schüler viele der gelernten Dinge gleichzeitig<br />

anwenden: Durch scanning muss er das Arbeitsblatt nach Feldern mit<br />

einer bestimmten Zahl absuchen, Der Abbildungsmaßstab muss oft<br />

geändert werden, um sowohl die Zahlen zu lesen als auch einen<br />

Überblick über das Bild zu erhalten. Durch das Ausmalen wird die<br />

Hand-Auge-Koordination geübt, außerdem muss viel mit dem<br />

Kreuztisch gearbeitet werden. Zusätzlich wird die Aufgabe erschwert,<br />

da immer wieder auf die unten stehende Auflistung von Zahlen und<br />

Farben geschaut und außerdem der richtige Buntstift ausgewählt<br />

werden muss. Der Blick wird oft vom Bildschirmlesegerät abgewandt<br />

111 Kostenlose Malvorlagen und gratis Ausmalbilder, Stand 2008 (Internet).<br />

63


Kapitel 3: Herausforderungen im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät<br />

und deren Schulung<br />

und die Stelle, an der gerade gemalt wird, muss immer wieder neu<br />

aufgesucht werden.<br />

64


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

4 Zusammenstellung eines individuellen<br />

Trainings<br />

4.1 Individualität der Schüler<br />

Aus verschiedenen Gründen erscheint es sinnvoll, ein <strong>Hilfsmitteltraining</strong><br />

am Bildschirmlesegerät auf jeden Probanden bzw. Schüler individuell<br />

abzustimmen. Hier<strong>für</strong> spricht, dass die <strong>Kinder</strong> unterschiedliche<br />

Sehfunktionen besitzen: So kann sich z. B. der Vergrößerungsbedarf<br />

stark unterscheiden, auch andere Faktoren wie die Fähigkeit zur<br />

Farberkennung oder die Blendempfindlichkeit können variieren. Dies<br />

hat zur Folge, dass der Übungsbedarf beim Umgang mit dem BLG<br />

ebenfalls sehr unterschiedlich sein kann, so macht z. B. ein hoher<br />

Vergrößerungsbedarf eine vermehrte Verwendung des Kreuztisches<br />

notwendig, eine Farbblindheit macht die Einstellung des Echtfarbmodus<br />

überflüssig. Ein Training sollte so ausgelegt sein, dass überflüssige<br />

Einheiten wegfallen, um sich auf das <strong>für</strong> den jeweiligen Schüler<br />

Wesentliche konzentrieren zu können.<br />

Für ein individuelles Training sprechen desweiteren folgende Gründe:<br />

Die Schüler benutzen unterschiedliche Geräte, deswegen sollte das<br />

Training Besonderheiten des verwendeten BLG´s, wie z. B. den<br />

Gebrauch einer Fernkamera, berücksichtigen. Weiterhin sind die<br />

Anforderungen und Wünsche, die die <strong>Kinder</strong> an ihr Gerät stellen, so wie<br />

die Aufgaben, die sie mit Hilfe des Gerätes erledigen wollen, ebenfalls<br />

unterschiedlich. Außerdem ist davon auszugehen, dass sich die<br />

Schüler auf verschiedenen Kenntnisstufen befinden, was die bisherige<br />

Qualität ihres Umgangs mit dem BLG betrifft. Je nach dem, wie lange<br />

das Gerät bereits genutzt wird, wie oft und mit welcher Motivation das<br />

BLG verwendet wird und wie schnell das jeweilige Kind lernt, zeigt sich<br />

vermutlich ein unterschiedliches Können, somit resultieren<br />

Abweichungen im Trainingsbedarf. 112<br />

112 D’Andrea, F; Farrenkopf, C.; Looking to Learn; 2000; S. 202.<br />

65


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

4.2 Ermittlung des Trainingsbedarfs<br />

4.2.1 Allgemeines<br />

Die im Folgenden erläuterte Ermittlung des Trainingsbedarfs sollte<br />

aufgrund der in 4.1 aufgeführten Gründe vor der Zusammenstellung<br />

einer Schulung immer durchgeführt werden. Die Ermittlung des<br />

Trainingsbedarfs erfolgt einerseits durch Fragebögen an Schüler, Eltern<br />

und Lehrer, andererseits durch die Durchführung eines Eingangstests,<br />

der die Ergebnisse der Fragebögen verfeinert. Die erstellten<br />

Fragebögen sowie die Übungen <strong>für</strong> den Eingangstest und der<br />

dazugehörige Bewertungsbogen befinden sich im Anhang der Arbeit<br />

und können <strong>für</strong> die Ermittlung des Trainingsbedarfs übernommen<br />

werden.<br />

Bei der Erprobung des Eingangstests mit einer Probandin wurden den<br />

Bewertungsbogen betreffend noch Verbesserungsmöglichkeiten<br />

sichtbar, aus diesem Anlass findet sich auch die verbesserte Version<br />

des Bewertungsbogens im Anhang wieder.<br />

Der dem Eingangstest ähnelnde Ausgangstest wurde lediglich erstellt,<br />

um im Rahmen dieser Arbeit den Umgang mit dem BLG vor und nach<br />

den Trainingseinheiten vergleichen zu können, <strong>für</strong> die Erstellung eines<br />

<strong>Hilfsmitteltraining</strong>s außerhalb dieser Arbeit ist eine Durchführung des<br />

Ausgangstestes nicht notwendig.<br />

4.2.2 Fragebögen<br />

Es werden sowohl die Schüler selbst, als auch Lehrer und Eltern<br />

befragt, um einen möglichst lückenlosen Überblick über den Umgang<br />

des Schülers mit dem BLG, sowohl in der Schule als auch zu Hause, zu<br />

erlangen.<br />

Die Fragebögen selbst lassen sich jeweils grob in drei Teile<br />

aufschlüsseln:<br />

Zunächst sollen die Voraussetzungen geprüft werden, unter denen das<br />

Training stattfinden soll, z. B. die Art und der Standort des BLG´s, aber<br />

auch der Entwicklungsstand des Schülers was das Lesen und<br />

Schreiben betrifft.<br />

66


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

Weiterhin soll herausgefunden werden, welche Erfahrungen der<br />

Schüler am BLG bereits gesammelt hat und wie gut er mit dem<br />

Bildschirmlesegerät umgehen kann. Außerdem wird ermittelt, ob es<br />

Situationen gibt, in denen die Verwendung des BLG´s sinnvoll wäre, in<br />

denen aber wegen Handhabungsunsicherheit trotzdem ohne Hilfsmittel<br />

gearbeitet wird.<br />

Um das Ausfüllen der Fragebögen zu erleichtern und die Antworten<br />

möglichst einfach auswerten zu können, bestehen die Fragebögen<br />

hauptsächlich aus geschlossenen Fragen und Ankreuzfragen. Die<br />

Leistung des Schülers im Umgang mit dem BLG wird dabei von Lehrern<br />

und Eltern nach dem Schulnotensystem bewertet. Die Bedeutung der<br />

einzelnen Noten wird, um Missverständnissen vorzubeugen, erklärt. Die<br />

Schüler können in dem <strong>für</strong> sie bestimmten Fragebogen über ein System<br />

aus lachenden, weinenden oder neutralen Smileys beurteilen, wie<br />

Ihnen die Arbeit mit dem BLG gefällt.<br />

Alle drei Fragebögen bieten auch Platz <strong>für</strong> individuelle Angaben und<br />

Wünsche.<br />

4.2.3 Eingangstest<br />

4.2.3.1 Allgemeines<br />

Bevor mit dem Handhabungstraining <strong>für</strong> die Schüler begonnen wird,<br />

wird ein Eingangstest mit ihnen durchgeführt. Dieser soll gleichzeitig<br />

zwei Aufgaben erfüllen: Zum einen sollen hier die Ergebnisse des<br />

Fragebogens überprüft werden, um genauer einschätzen zu können,<br />

wie gut der jeweilige Schüler bereits mit dem BLG umzugehen weiß,<br />

sodass ein <strong>für</strong> ihn sinnvolles Training erstellt werden kann.<br />

Zum anderen werden die Ergebnisse des Eingangstestes mit den<br />

Ergebnissen des nach den Trainingseinheiten durchzuführenden<br />

Ausgangstestes verglichen, um die Effektivität des Trainings beurteilen<br />

zu können.<br />

Der Eingangstest soll also Aufgaben enthalten, die die Fertigkeiten des<br />

Schülers am BLG gut darstellen und außerdem leicht zu bewerten und<br />

zu vergleichen sind. Um die Bewältigung der verschiedenen Aufgaben<br />

67


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

schnell und einfach bewerten zu können, wird außerdem ein<br />

Bewertungsbogen erstellt. Dieser wird in Anlehnung an den<br />

Fragebogen von Falcon-Piva und Koob erstellt. 113<br />

Die einzelnen Kriterien des erstellten Bewertungsbogens wiederholen<br />

sich teilweise bei jeder Aufgabe. Dies ist sinnvoll, da es möglich ist,<br />

dass zum Beispiel die Bewegung des Kreuztisches beim Lesen sehr<br />

gut bewältigt wird, bei Aufgabe 2, „Auffinden von Figuren“ jedoch viel<br />

schwerer fällt, da die Grundaufgabe eine andere und ungewohntere ist.<br />

Im Anhang der Arbeit befinden sich jeweils ein Eingangstest <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong><br />

mit Lese- und Schreibkenntnissen und ein Eingangstest <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong>, die<br />

noch nicht lesen und schreiben können. Das Einstellen des BLG ist ein<br />

elementares Bewertungskriterium. Aus diesem Grund werden die<br />

Grundeinstellungen des BLG vor den Übungen so verändert, dass der<br />

Schüler diese in jedem Fall verbessern muss. Insgesamt soll der<br />

Eingangstest ungefähr 15 - 20 Minuten dauern. Dies sollte reichen, um<br />

genügend Beobachtungen <strong>für</strong> die Bewertung zu sammeln, ohne die<br />

Schüler zu überfordern.<br />

Die Durchführung des Eingangstests findet an einem gesonderten<br />

Termin statt, dieser sollte nicht mit dem ersten Training<br />

zusammengelegt werden, da sich die Zusammensetzung des<br />

Trainingsaufbaus an den Ergebnissen des Eingangstests orientiert.<br />

Neben der Durchführung des Eingangstests werden außerdem<br />

Vergrößerungsbedarf, Kontrastsehen und Farbensehen des Schülers<br />

überprüft. Nur wenn Vergrößerungsbedarf und Kontrastempfindlichkeit<br />

bekannt sind, kann die Sinnhaftigkeit der Einstellungen am<br />

Bildschirmlesegerät beurteilt werden; die Qualität des Farbensehens ist<br />

wichtig <strong>für</strong> die richtige Auswahl der Übungen.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wir der Vergrößerungsbedarf mithilfe der ‚SZB<br />

Chart‘ <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> mit Sehbehinderung ermittelt. Für die Sehschärfe bei<br />

geringem Kontrast wird die ‚SZB Bailey-Lovie-Chart‘ mit geringem<br />

Kontrast (10%) verwendet und das Farbensehen wird mit dem ‚D 15<br />

Farnsworth Test‘ überprüft.<br />

113 Vgl. Falcón-Piva, A.; Koob, A.; Handhabungstraining am Bildschirmlesegerät,<br />

2009, S.32 ff.<br />

68


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

Außerdem wird während des Eingangstests die Positionierung des<br />

BLG´s dokumentiert. Diese werden mit den in 3.2 erläuterten<br />

Anforderungen verglichen und gegebenenfalls <strong>für</strong> die folgenden<br />

Übungseinheiten und den Ausgangstest optimiert.<br />

4.2.3.2 Aufbau des Eingangstestes<br />

Aufgabe 1:<br />

Der Schüler bekommt die Aufgabe, einen Text zu lesen. Die<br />

verwendeten Texte werden den Deutschbüchern der jeweiligen<br />

Unterrichtsklasse entnommen, um die Schüler damit weder zu über-<br />

noch zu unterfordern.<br />

Der jeweilige Schüler stellt sich zunächst das BLG so ein, dass er in der<br />

Lage ist, den Text zu lesen. Es wird zum einen bewertet, wie lange der<br />

Schüler benötigt, um alle Einstellungen vorzunehmen, außerdem wird<br />

die Sinnhaftigkeit und Planmäßigkeit der Einstellungen bewertet. Die<br />

‚Planmäßigkeit‘ meint dabei, wie systematisch der Proband vorgeht und<br />

wie sicher er sich bei der Bedienung der einzelnen Elemente ist. Unter<br />

dem Punkt ‚Sinnhaftigkeit‘ wird bewertet, inwiefern die Einstellungen<br />

des Schülers seinen Bedürfnissen entsprechen. Um dies bewerten zu<br />

können, wird der Schüler nach der Aufgabe nach den Gründen <strong>für</strong> sein<br />

Vorgehen befragt. Außerdem wird geprüft, ob der gewählte<br />

Abbildungsmaßstab notwendig ist, oder ob vielleicht ein geringerer<br />

Maßstab sinnvoller wäre.<br />

Weiterhin wird die Lesegeschwindigkeit in Wörtern pro Minute<br />

gemessen und im Anschluss durch 3 Fragen das Textverständnis<br />

kontrolliert. Ein besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, wie der<br />

Schüler den Zeilensprung vom Ende der ersten Zeile zum Anfang der<br />

nächsten Zeile bewältigt. Sollten hier Unsicherheiten auftreten, sodass<br />

der Schüler z. B. zwischen den Zeilen verrutscht, wird dies vermerkt.<br />

Des Weiteren wird auch die Platzierung des Lesegutes auf dem<br />

Kreuztisch beobachtet und die Bewegung des Kreuztisches beurteilt.<br />

69


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

Aufgabe 2:<br />

Der Schüler soll in Aufgabe 2 alle auf dem Zettel abgebildeten Kreise<br />

und Sterne einkreisen. Das Auffinden der einzelnen Figuren ist<br />

unterschiedlich schwer. Während große, kontrastreiche Figuren, die<br />

mittig auf dem Arbeitsblatt abgebildet sind, auf den ersten Blick zu<br />

erkennen sind, sind kleine und kontrastarme Figuren oder auch<br />

besonders diejenigen ohne Farbfüllung nur mit der richtigen Einstellung<br />

am BLG auffindbar. Am Rand des Arbeitsblattes liegende Figuren<br />

werden möglicherweise nur gefunden, wenn dieses systematisch<br />

abgesucht wird. Auch das Einkreisen der Figuren ist je nach Größe des<br />

Kreises bzw. des Sterns unterschiedlich schwer.<br />

Die Bewertungskriterien der Aufgabe 2 lauten wie folgt:<br />

Zunächst werden auch hier die Schnelligkeit, Sinnhaftigkeit und<br />

Planmäßigkeit der Einstellungen am BLG beurteilt. Weiterhin wird<br />

beobachtet, mit welcher Systematik das Blatt abgesucht wird. Das<br />

Umkreisen der einzelnen Figuren gibt außerdem erste Anhaltspunkte<br />

<strong>für</strong> die Fertigkeiten des Schülers, was das Schreiben unter dem BLG<br />

betrifft. Der Umgang mit dem Schreibgerät sowie die Hand-Auge-<br />

Koordination werden hier bewertet. Zusätzliches Bewertungskriterium<br />

ist die Anzahl der gefundenen Figuren.<br />

Aufgabe 3:<br />

Hier soll der Schüler einen Gegenstand auf einem Wimmelbild finden,<br />

diesen dann genau betrachten und ein Detail benennen.<br />

Bewertet werden auch hier wieder die Schnelligkeit, Sinnhaftigkeit und<br />

Planmäßigkeit der Einstellungen am BLG. Besonders wird dabei auf<br />

den Übergang von der Überblick- auf die Detaileinstellungen geachtet.<br />

Des Weiteren wird beurteilt, mit welcher Systematik der Schüler das AB<br />

nach dem entsprechenden Gegenstand absucht und inwiefern hier<strong>für</strong><br />

die Bewegung des Kreuztisches eingesetzt wird.<br />

Aufgabe 4:<br />

Der Schüler bekommt die Aufgabe, einen Text zu schreiben. Auch hier<br />

sollen wieder Texte oder Übungen aus dem jeweiligen Unterricht<br />

70


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

verwendet werden, sodass die Aufgabe dem Lernentwicklungsstand<br />

des Schülers entspricht.<br />

Die Erfüllung der Aufgabe wird anhand der folgenden Kriterien<br />

bewertet:<br />

Zunächst wird wieder beurteilt, wie schnell, zweck- und planmäßig der<br />

Schüler sich das BLG einstellt. Außerdem wird überprüft, wie der<br />

Schüler den Stift unter dem BLG handhabt. Es wird gemessen, wie<br />

viele Wörter bzw. Buchstaben der Schüler in der vorgegebenen Zeit<br />

schreibt und welche Qualität das Schriftbild vorweist. Des Weiteren wird<br />

beobachtet, wie die Hand-Auge-Koordination ausfällt und ob das<br />

Arbeitsblatt auf dem Kreuztisch richtig platziert und bewegt wird.<br />

Aufgabe 5<br />

Diese Aufgabe ist optional und wird nur durchgeführt, wenn das BLG<br />

auch als Tafelgerät genutzt wird.<br />

Der Schüler soll hier einen an der Tafel befestigten Zettel im Din A4<br />

Format auffinden und den darauf abgebildeten Text vorlesen.<br />

Bewertet wird bei Aufgabe 5 wiederum die Plan- und Sinnhaftigkeit der<br />

Einstellungen am BLG, außerdem wird die Zeit gemessen, die benötigt<br />

wird, um das Arbeitsblatt zu finden. Desweiteren wird der Zeilensprung<br />

und das Verfolgen der einzelnen Textzeilen mithilfe der Kamera<br />

beurteilt.<br />

4.2.3.3 Kritik am Eingangstest<br />

Während der Durchführung des Eingangstestes sind verschiedene<br />

Punkte deutlich geworden, die bei einer erneuten Durchführung<br />

geändert werden sollten.<br />

Für die Ausführung der einzelnen Aufgaben wurde zunächst geplant,<br />

dem Schüler jeweils zwei Minuten Zeit zu geben, die Aufgabe dann<br />

abzubrechen und das Ergebnis z. B. nach Anzahl der geschriebenen<br />

Worte zu bewerten. Grund hier<strong>für</strong> war unter anderem, dass der<br />

Eingangstest inklusive der Zeiten <strong>für</strong> Einstellungen am BLG nur ca. 20<br />

Minuten dauern sollte, um ein Absinken der Konzentration des Schülers<br />

zu verhindern.<br />

71


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

Dies hat sich in der Praxis nicht als sinnvoll erwiesen, da ein Abbrechen<br />

der jeweiligen Aufgabe <strong>für</strong> den Schüler demotivierend wirkt. Besser ist<br />

es, die Aufgaben vollständig ausführen zu lassen und die <strong>für</strong> die<br />

Aufgabe benötigte Zeit zu bewerten. Dies hat sich direkt bei der<br />

Durchführung der ersten Aufgabe gezeigt, weswegen das Vorgehen<br />

sofort geändert wurde.<br />

Des Weiteren ist das Vorgehen, die Einstellungen des BLG vor jeder<br />

Aufgabe so zu verändern, dass es <strong>für</strong> den Schüler ungünstig ist, kritisch<br />

zu betrachten. Zwar lässt sich durch dieses Vorgehen gut beobachten,<br />

wie der Proband beim Ändern der Einstellungen vorgeht. Allerdings<br />

kann der Proband, sollte er die Einstellungen nicht zu seinen Gunsten<br />

ändern können, die komplette Aufgabe nicht lösen. Hierdurch könnt<br />

sich Frustration auf Seiten des Schülers einstellen, außerdem könnten<br />

dann die restlichen aus der Aufgabe folgenden Bewertungspunkte<br />

möglicherweise nicht beurteilt werden.<br />

Bei der Erprobung des Eingangstests wurde dies so gelöst, dass dem<br />

Probanden bei der Einstellung von Vergrößerung, Farbe und Kontrast<br />

geholfen wurde; die Bewertung der Einstellungen erfolgte dann mit der<br />

Schulnote 5.<br />

Für den Bewertungsbogen hat es sich außerdem als sinnvoll erwiesen,<br />

die Bewertung der Planmäßigkeit der Einstellungen <strong>für</strong> die Funktionen<br />

Abbildung, Kontrast, Farbe und Helligkeit einzeln vorzunehmen.<br />

Außerdem soll, falls kein Kreuztisch vorhanden ist, der entsprechende<br />

Teil des Bewertungsbogens nicht wegfallen, sondern durch eine<br />

Bewertung der Bewegung von Handkamera oder Arbeitsmaterial<br />

ersetzt werden.<br />

4.3 Zusammenstellung der Übungsbausteine<br />

Auf Grundlage der Ergebnisse der verschiedenen Fragebögen sowie<br />

des Eingangstestes wird das individuelle Training <strong>für</strong> den Schüler<br />

erstellt. Aus den in Kapitel 3 vorgestellten Übungsbausteinen werden<br />

Aufgaben ausgewählt, die besonders auf die Bereiche eingehen, in<br />

denen der jeweilige Schüler Übungsbedarf hat und deren<br />

Schwierigkeitsgrad dem Können des Schülers entspricht.<br />

72


Kapitel 4: Zusammenstellung eines individuellen Trainings<br />

Die Beobachtungen während der Durchführung der ersten<br />

Übungseinheit können in die Auswahl der Übungen <strong>für</strong> weitere<br />

Einheiten mit einfließen.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit werden drei Trainingseinheiten durchgeführt,<br />

die jeweils ungefähr eine Stunde dauern. Die Übungseinheiten erfolgen<br />

an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Am darauf folgenden Tag wird der<br />

Ausgangstest durchgeführt.<br />

Außerhalb der Untersuchungen dieser Arbeit macht es möglicherweise<br />

Sinn, mehr Trainingseinheiten durchzuführen. Um dies zu beurteilen,<br />

sollte der Fortschritt des Schülers beobachtet werden.<br />

4.4 Ausgangstest<br />

Der Ausgangstest soll als Abschluss nach Ablauf des Trainings mit dem<br />

Probanden durchgeführt werden. Die Ergebnisse des Ausgangstestes<br />

werden dann mit den Ergebnissen des Eingangstestes verglichen, um<br />

die Effektivität der Schulung zu bewerten.<br />

Um einen sinnvollen Vergleich zwischen Ein- und Ausganstest<br />

durchführen zu können, werden der Aufbau und die Art der Aufgaben<br />

<strong>für</strong> den Ausgangstest genau vom Eingangstest übernommen.<br />

Es werden zwar andere Texte und Bilder <strong>für</strong> die Aufgaben gewählt, um<br />

zu vermeiden, dass die Ergebnisse durch einen Übungseffekt verfälscht<br />

werden, im Schwierigkeitsgrad entsprechen sie aber denen des<br />

Eingangstestes.<br />

Auch die Bewältigung des Ausgangstests wird mithilfe eines<br />

Bewertungsbogens beurteilt. Dieser ist der Gleiche, der auch <strong>für</strong> den<br />

Eingangstest verwendet wird.<br />

Der Ausgangstest soll an einem gesonderten Termin, nicht direkt nach<br />

der letzten Trainingsstunde ausgeführt werden, damit die<br />

Rahmenbedingungen denen des Eingangstestes entsprechen. Die<br />

Durchführung direkt nach der letzten Trainingsstunde könnte die<br />

Ergebnisse verfälschen, da die Schüler einerseits durch das Training<br />

erschöpft sein könnten, andererseits aber auch in dem Moment durch<br />

das Training so an die Arbeit mit dem BLG gewöhnt sind, dass die<br />

Ergebnisse besser ausfallen als z. B. ein paar Tage später.<br />

73


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

5 Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

5.1 Ablauf<br />

Das <strong>Hilfsmitteltraining</strong> wird zur Demonstration des Vorgehens und zur<br />

Kontrolle der Effektivität mit einer Probandin durchgeführt, diese ist<br />

Schülerin der Irisschule in Münster.<br />

Zunächst wird durch Fragebögen und Eingangstest der Trainingsbedarf<br />

der Schülerin geklärt. Außerdem werden Vergrößerungsbedarf,<br />

Kontrastempfindlichkeit und Farbwahrnehmung getestet. So kann bei<br />

den Übungen berücksichtigt werden, wenn z. B. gar keine<br />

Farbwahrnehmung vorliegen sollte.<br />

Aufbauend auf die Testergebnisse wird aus den in Kapitel 4<br />

vorgestellten Trainingsbausteinen eine Schulung zusammengestellt, die<br />

auf drei Schulungstermine á je einer Stunde Dauer ausgelegt ist. Die<br />

Ergebnisse des vorangegangenen Übungstermins werden bei der<br />

Zusammenstellung der Übungen <strong>für</strong> den jeweils nächsten Termin<br />

berücksichtigt.<br />

Im Anschluss wird durch den Ausgangstest der erzielte Fortschritt im<br />

Umgang mit dem BLG ermittelt.<br />

5.2 Vorstellung der Probandin<br />

Die Probandin ist sechs Jahre alt und besucht die Klasse E, also das<br />

erste Schulbesuchsjahr der Irisschule in Münster, welches allerdings<br />

nicht einer ersten Grundschulklasse entspricht, sondern ein<br />

Einführungsjahr darstellt.<br />

Bei der Probandin besteht eine Netzhautdystrophie und Verdacht auf<br />

eine Farbsinnstörung. Der Vergrößerungsbedarf Γ‘Bedarf der Probandin<br />

wurde während des Einganstestes ermittelt und liegt bei 8x. Der D 15<br />

Farnsworth Farblegetest ergab keine wesentlichen Irrtümer, es liegt<br />

also keine offensichtliche Farbfehlsichtigkeit vor. Der Low- Contrast-<br />

Visus der Probandin liegt bei 0,025.<br />

Sie kann bereits lesen und auch alle Buchstaben schreiben, die Form<br />

einiger Buchstaben weicht jedoch von der gelehrten Druckschrift ab, da<br />

74


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

diese noch nicht in der Schule behandelt wurden, sondern die<br />

Probandin sie sich selbst beigebracht hat.<br />

Die Probandin ist sehr motiviert und ehrgeizig, sie sieht <strong>für</strong> sich selbst<br />

einen Sinn in der Schulung und hofft, durch die Schulung bestimmte<br />

Aufgaben besser lösen zu können.<br />

Sie gibt an, gerne mit dem BLG zu arbeiten, dabei macht ihr das Lesen<br />

mithilfe des Gerätes mehr Spaß als ohne, beim Schreiben und Malen<br />

verhält es sich umgekehrt.<br />

Die Einstellung des Abbildungsmaßstabes wird von der Probandin nach<br />

eigenen Angaben oft und gerne genutzt, Farbe und Kontraste werden<br />

weniger gerne umgestellt, das Zeilenlineal und die Zeilenabdeckung<br />

sind nicht bekannt.<br />

In der Schule verwendet sie das BLG „Videomatik Lux“ von Reinecker.<br />

Dies ist ein geschlossenes System aus Kreuztisch, Kamera und<br />

Flachbildschirm. Das Gerät bietet einen Abbildungsmaßstab zwischen<br />

3,5x und 100x, als Farbeinstellungen lassen sich Echtfarbmodus,<br />

schwarz auf weiß, weiß auf schwarz und drei verschiedene<br />

Fehlfarbenmodi einstellen. Das Gerät besitzt einen abstellbaren<br />

Autofocus, eine Einblendung von Zeilenlineal sowie Zeilenabdeckung<br />

ist möglich. Der Flachbildschirm hat eine Bilddiagonale von 43 cm bzw.<br />

17 Zoll und ist schwenkbar.<br />

Das BLG wird von der Schülerin seit ca. 5 Monaten zum Lesen,<br />

Schreiben, Malen und gelegentlich zum Basteln verwendet.<br />

Die Bewertung des Umgangs mit dem BLG durch die Lehrerin zeigt,<br />

dass speziell bei der Verwendung verschiedener Farb- und<br />

Kontrasteinstellungen sowie bei der Bedienung des Kreuztisches und<br />

beim Schreiben mithilfe des BLG‘s Übungsbedarf besteht. Besonders<br />

der Wechsel zwischen verschiedenen Einstellungen, z. B. beim<br />

Wechsel von Überblick zu Details, wird als schwierig bewertet.<br />

Die Probandin verwendet zuhause ebenfalls seit zwei Monaten ein<br />

BLG, und zwar das „CCTV II Duo Kameralesesystem“ von Steller. Hier<br />

wurde von der Firma Steller bereits eine Schulung durchgeführt, in der<br />

das Lesen mit dem BLG geübt wurde und die Einstellungen von<br />

Vergrößerung, Farbe und Kontrast gezeigt wurden. Das Gerät von<br />

75


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Steller unterscheidet sich von dem in der Schule verwendeten Gerät<br />

von Reinecker unter anderem dadurch, dass hier eine Handkamera<br />

verwendet wird und so die Kreuztischnutzung wegfällt.<br />

Die Befragung der Eltern und der Probandin selbst zeigt, dass das<br />

Schreiben mithilfe des BLG noch schwer fällt und dies deswegen noch<br />

lieber ohne Lesegerät gemacht wird, außerdem beschreibt die<br />

Probandin selber, dass sie Schwierigkeiten bei der Einstellung von<br />

Farbe und Kontrast hat.<br />

Da die zu erstellende Schulung am Gerät in der Schule durchgeführt<br />

werden soll, wird das Training auf die Bedürfnisse am Reinecker-Gerät<br />

angepasst.<br />

Die Probandin selber wünscht sich, Aufgaben wie „Malen nach Zahlen“<br />

oder auch Zahlenbilder mit dem BLG ausführen zu können. Hierauf soll<br />

während des Trainings Rücksicht genommen werden.<br />

5.3 Ergebnisse des Eingangstestes<br />

Das Bildschirmlesegerät steht seitlich zum Fenster, und ist im<br />

Klassenraum aufgrund eines rollbarem Untergestells frei beweglich.<br />

Abbildung 31 : Position des BLG‘s zum Fenster<br />

Der Monitor ist so eingestellt, dass die untere Hälfte des Bildschirmes<br />

auf Augenhöhe der Probandin steht.<br />

76


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Abbildung 32: Die Sitzhaltung der Probandin vor ihrem BLG<br />

Der Kreuztisch befindet sich ungefähr auf Ellbogenhöhe, der Tisch auf<br />

dem das BLG steht, besitzt eine Fußablage. Neben dem BLG steht ein<br />

weiterer Tisch, auf dem Unterlagen abgelegt werden und Arbeiten<br />

erledigt werden können, <strong>für</strong> die das BLG nicht benötigt wird.<br />

Abbildung 33 : Positionierung des Bildschirmlesegerätes im<br />

Klassenraum<br />

Der Eingangstest zeigt, dass die einzelnen Funktionen des BLG´s der<br />

Probandin bekannt sind und schnell und planmäßig eingestellt werden.<br />

Die Probandin verwendet die meiste Zeit nur einen Abbildungsmaßstab,<br />

und zwar 5,8x. Bei einer Entfernung vom Monitor von 20 cm entspricht<br />

dies aufgrund der Vergrößerung durch Annäherung und den Formeln<br />

Γ‘ges = β’Hilfsmittel x Γ’Annäherung<br />

77


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

und<br />

Γ’Ann = 25cm/aE(in cm).<br />

einer Vergrößerung von 7,25. Wird die <strong>für</strong> die Ermittlung des<br />

Vergrößerungsbedarfs zugrundegelegte Versalhöhe von 2 mm<br />

berücksichtigt, ergibt sich durch die im Eingangstest verwendeten<br />

Schriftgrößen mit Versalhöhen zwischen 3,1 und 9,0 mm mit<br />

Γ’Objekt= �<br />

� =β‘<br />

eine zusätzliche Objektvergrößerung von 1,55x bis 4,5x. Daraus<br />

resultieren aufgrund von<br />

Γ‘ges = β’Hilfsmittel x Γ’Annäherung x Γ’Obj<br />

Gesamtvergrößerungen zwischen 11,24 und 32,62. Dies wird auch bei<br />

verschiedenen Schriftgrößen der Vorlage nicht geändert. Der dadurch<br />

entstehende unterschiedliche Vergrößerungsbedarf wird durch<br />

Vergrößerung durch Annäherung kompensiert. Dies stützt die von der<br />

Lehrerin beschriebene Beobachtung, dass selten zwischen<br />

verschiedenen Einstellungen gewechselt wird.<br />

Die Probandin bewegt sowohl beim Lesen als auch beim Absuchen von<br />

Bildern das Arbeitsmaterial auf dem Kreuztisch hin und her, bewegt<br />

allerdings nicht oder nur wenig den Kreuztisch an sich. Das<br />

Arbeitsmaterial liegt hierdurch nicht gerade und mittig an der hier<strong>für</strong><br />

vorgesehenen Kante des Kreuztisches.<br />

Beim Schreiben führt die Probandin den Kreuztisch hin und her und hält<br />

das Arbeitsblatt auf dem Kreuztisch fest.<br />

Die Probandin schreibt bei einem Abbildungsmaßstab von 4,8x und<br />

einem Abstand von 10cm vom Bildschirm, dies entspricht einer<br />

Vergrößerung von 12x. Bei einer Versalhöhe der geschriebenen<br />

Buchstaben von 9 mm ergibt sich, unter Berücksichtigung der <strong>für</strong> die<br />

Leseprobe zugrunde gelegten Versalhöhe von 2 mm, eine zusätzliche<br />

78


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Vergrößerung von 4x, sodass die Schülerin bei einer<br />

Gesamtvergrößerung von 48x schreibt. Die Probandin setzt beim<br />

Schreiben sehr viel Kreuztischbewegung ein, um die Zeilen ganz<br />

bearbeiten zu können.<br />

Sowohl <strong>für</strong> die Lese- als auch <strong>für</strong> die Schreibaufgaben stellt sich die<br />

Probandin sehr sicher die ihr angenehmste Fehlfarbe ein.<br />

Bei Bildern, die die Einstellung des Echtfarbmodus erforderlich machen,<br />

hat die Probandin Schwierigkeiten, Helligkeit und Farbe kombiniert so<br />

einzustellen, dass ein <strong>für</strong> sie angenehmes Bild entsteht, bei Aufgabe 2<br />

werden manche Figuren nicht sichtbar, da Kontrast und Helligkeit dies<br />

nicht zulassen.<br />

Das Absuchen des Arbeitsmaterials geschieht ohne Suchsystematik, so<br />

dass Lücken entstehen. Auch hier wird statt des Kreuztisches das<br />

Arbeitsmaterial bewegt.<br />

5.4 Auswertung des Eingangstestes<br />

Die Positionierung des Bildschirmlesegerätes ist insgesamt gut. Der<br />

Monitor steht <strong>für</strong> die Probandin zwar etwas zu hoch, dies lässt sich<br />

jedoch nicht ändern, da die vorhandenen Möbel dies nicht zulassen,<br />

allerdings ist durch richtige Positionierung des Leseguts trotzdem ein<br />

komfortables Lesen möglich. (Siehe Kapitel 3.2) Die Probandin kann<br />

bequem sehr nahe an den Monitor rangehen, hat genügend Beinfreiheit<br />

und ausreichend Platz <strong>für</strong> Unterlagen, auch außerhalb des<br />

Kreuztisches. Dieser hat die richtige Höhe, so dass er leicht bewegt<br />

werden kann. Durch die seitliche Positionierung zum Fenster tritt keine<br />

Blendung durch Sonnenlicht auf. Eine Änderung der Positionierung des<br />

Bildschirmlesegerätes ist also nicht notwendig.<br />

Probandin 1 hat bei der Lösung der Aufgaben des Eingangstestes<br />

gezeigt, dass sie bereits sehr sicher mit dem Bildschirmlesegerät<br />

umgehen kann.<br />

Die einzelnen Funktionen des BLG´s sind ihr bekannt, sie weiß genau,<br />

<strong>für</strong> welche Einstellungen die einzelnen Knöpfe verwendet werden.<br />

Trotzdem gibt es einige Aspekte, in denen der Umgang mit dem BLG<br />

verbessert werden kann:<br />

79


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Die <strong>für</strong> das Lesen verwendete Gesamtvergrößerung zwischen 11,24<br />

und 32,62 ist wesentlich höher als die durch den Vergrößerungsbedarf<br />

zu erwartende. Es ist zu klären ob diese <strong>für</strong> die Probandin wirklich nötig<br />

ist, oder ob ein kleinerer Abbildungsmaßstab, verbunden mit einem<br />

größeren Bildausschnitt, sinnvoller wäre.<br />

Dies gilt ebenfalls <strong>für</strong> die <strong>für</strong> das Schreiben verwendete Vergrößerung<br />

von 48x. Hier wird bereits während des Eingangstestes deutlich, dass<br />

das Schreiben durch den kleinen Bildausschnitt und die dadurch nötige<br />

Kreuztischbewegung eingeschränkt wird.<br />

Die Probandin bewegt allerdings meist das Arbeitsmaterial anstatt des<br />

Kreuztisches, dies erschwert den Zeilensprung sowie das Absuchen<br />

von Bildern, da der Bewegungsspielraum auf dem Kreuztisch begrenzt<br />

ist. Hierdurch und durch die fehlende Suchsystematik entstehen Lücken<br />

beim Absuchen von Arbeitsmaterial nach bestimmten Details.<br />

Außerdem positioniert die Probandin das Arbeitsmaterial nicht optimal<br />

auf dem Kreuztisch, hierdurch werden das Verfolgen von Zeilen beim<br />

Lesen und der Zeilensprung eingeschränkt.<br />

Während des Schreibens wird der Kreuztisch nicht arretiert, dies führt<br />

zu unkontrollierten Bewegungen, die das Schreiben erschweren und<br />

den Überblick über die Zeilen verloren gehen lassen.<br />

Insgesamt wird selten zwischen verschiedenen Abbildungsmaßstäben<br />

gewechselt, die Einstellung von Helligkeit und Kontrast ist unsicher und<br />

wird ebenfalls selten geändert.<br />

5.5 Zusammenstellung der Übungsbausteine<br />

Das Training <strong>für</strong> die Probandin soll besonders folgende Aspekte<br />

beinhalten:<br />

Der Wechsel zwischen verschiedenen Einstellungen, sowohl den<br />

Abbildungsmaßstab als auch die Kontrast- und Farbeinstellungen<br />

betreffend, soll geübt werden. Hierzu können Übungen der<br />

Schwierigkeitsstufe ‚Grundkenntnisse‘ verwendet werden, da der<br />

Umgang mit den Funktionen an sich der Schülerin bereits bekannt sind.<br />

80


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Außerdem soll der Umgang mit dem Kreuztisch und die richtige Auflage<br />

des Arbeitsmaterials beim Lesen und Schreiben trainiert werden. Des<br />

Weiteren werden der Probandin die verschiedenen Methoden zur<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt und Auffinden von Details an<br />

dazugehörigen Aufgaben erläutert. Dazu werden zunächst<br />

Einführungsübungen verwendet.<br />

Die Trainingseinheiten werden nicht im Klassenzimmer sondern in<br />

einem gesonderten Raum durchgeführt, um den normalen Verlauf des<br />

Schulunterrichts zu stören und im Gegenzug auch nicht von Mitschülern<br />

oder Lehrern unterbrochen zu werden.<br />

Trainingseinheit 1<br />

In der ersten Trainingseinheit werden der Probandin Aufgaben gestellt,<br />

die ihr den Nutzen der verschiedenen Funktionen und dem häufigen<br />

Ändern der Einstellungen bewusst machen sollen.<br />

Da die Einstellung des Abbildungsmaßstabes der Probandin keine<br />

Schwierigkeiten bereitet, wird hierzu die [G]- Übung gewählt, und zwar<br />

mit größer werdenden Buchstaben. So soll der Probandin gezeigt<br />

werden, weshalb der Abbildungsmaßstab bei größeren Buchstaben<br />

verringert werden soll. Dabei wird auf den schlechteren<br />

Gesamtüberblick sowie die vermehrte und durch die höhere<br />

Geschwindigkeit erschwerte Kreuztischbedienung hingewiesen.<br />

Die Bewegung des Kreuztisches wird anhand der Übung<br />

Kreuztischbewegung [G] trainiert. Der Probandin wird hierbei erklärt,<br />

dass das Arbeitsblatt möglichst an der da<strong>für</strong> vorgesehenen Kante<br />

platziert werden soll. Außerdem werden die Systematik beim<br />

Zeilensprung und der Nutzen des Zeilenlineals erläutert.<br />

Des Weiteren wird der Probandin am ersten Trainingstag die<br />

Suchtechnik Scanning erläutert. Diese wird an den Übungen<br />

‚Orientierung auf dem Arbeitsblatt‘ [E1] und [E2] geübt, da bisher noch<br />

keine Systematik beim Absuchen genutzt wird.<br />

Die Hand- Auge- Koordination bereitet der Probandin kaum Probleme,<br />

deswegen wird der erste Übungstag mit der Übung Hand-Auge-<br />

Koordination [F] abgeschlossen<br />

81


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Trainingseinheit 2<br />

Am zweiten Übungstag werden zunächst Wiederholungsaufgaben<br />

gestellt, um die Erkenntnisse des Vortages zu festigen.<br />

Hierzu werden die Übungen ‚Orientierung auf dem Arbeitsblatt‘ [E1]<br />

sowie [E2] unter Verwendung anderer Bilder wiederholt, außerdem wird<br />

die Übung ‚Abbildungsmaßstab [E]‘ als einfache Wiederholung <strong>für</strong> die<br />

Einstellung des Abbildungsmaßstabes gewählt. Auf Wunsch der<br />

Probandin wird diese Übung außerdem in Verbindung mit<br />

Matheaufgaben wiederholt.<br />

Um auch die Suchmethodik ‚Tracking‘ zu trainieren, wird am zweiten<br />

Übungstag außerdem die Aufgabe ‚Orientierung auf dem Arbeitsblatt<br />

[G] gestellt, diese wiederholt zudem dass Scanning und die richtige<br />

Bewegung des Kreuztisches.<br />

Die Bewegung des Kreuztisches wird zusätzlich durch die [F]-Übung zu<br />

dieser Funktion trainiert.<br />

Um die richtige Handhabung bei der Einstellung des<br />

Abbildungsmaßstabes zu vertiefen, wird die Aufgabe<br />

Abbildungsmaßstab [F] gestellt.<br />

Als Abschlussübung wird die Aufgabe ‚Farbe und Kontrast‘ [F] gewählt,<br />

um den Umgang mit diesen Funktionen zu festigen.<br />

Trainingseinheit 3<br />

Am dritten und letzten Übungstag sollen die im Voraus vermittelten<br />

Kenntnisse vertieft und gefestigt werden.<br />

Als Einstieg wird wiederum die Aufgabe ‚Orientierung auf dem<br />

Arbeitsblatt‘[E] mit geändertem Bild verwendet.<br />

Die Einstellung von Farbe und Kontrast wird mit der [F] Übung geschult.<br />

Außerdem wird wie am Vortag auf Wunsch der Probandin der<br />

Abbildungsmaßstab im Schwierigkeitsgrad [F] an Matheaufgaben<br />

geübt. Des Weiteren werden zwei Aufgaben zur kombinierten Nutzung<br />

der Funktionen gestellt.<br />

82


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

5.6 Ergebnisse des Ausgangstests<br />

Der Ausgangstest hat zu folgenden Ergebnissen geführt:<br />

Für das Lesen verwendet die Probandin den Abbildungsmaßstab 5,3.<br />

Bei einem Abstand zum Monitor zwischen fünf cm <strong>für</strong> das Lesen der<br />

kleinsten Schrift und zehn cm <strong>für</strong> das Lesen der größten Schrift. Dies<br />

entspricht einer Vergrößerung von 25x bis 12,5x, unter<br />

Berücksichtigung der verschiedenen Schriftgrößen und der daraus<br />

resultierenden Objektvergrößerung von 1,55x bzw. 4,5x entstehen<br />

Gesamtvergrößerungen von 38,75 <strong>für</strong> die kleine und 56,25 <strong>für</strong> die<br />

große Schrift. Die Formeln <strong>für</strong> die Berechnung der<br />

Gesamtvergrößerungen entsprechen den unter 5.3 genannten.<br />

Das Arbeitsmaterial wird von der Probandin gerade und mittig an die<br />

hintere Kante des Kreuztisches gelegt, zum Lesen und Absuchen des<br />

Arbeitsmaterials wird der Kreuztisch bewegt.<br />

Die Probandin schreibt bei dem kleinstmöglichen Abbildungsmaßstab<br />

von 3,5x und einer Entfernung vom Bildschirm von sechs cm, dies<br />

entspricht einer Vergrößerung von 14,5x, bzw. unter der<br />

Berücksichtigung der Versalhöhe eine Gesamtvergrößerung von<br />

58,33x.<br />

Die Probandin arretiert während des Schreibens an sich den<br />

Kreuztisch, bewegt aber diesen und nicht das Arbeitsblatt, wenn ein<br />

anderer Ausschnitt betrachtet werden soll.<br />

Sowohl <strong>für</strong> das Lesen als auch <strong>für</strong> das Schreiben stellt sich die<br />

Probandin sehr sicher die ihr angenehmste Fehlfarbe ein. Auch beim<br />

Betrachten von Bildern werden Helligkeit, Farbe und Kontrast zielsicher<br />

und planmäßig eingestellt, sodass bei Aufgabe zwei alle Sterne und<br />

Kreise gefunden werden.<br />

Bei Aufgabe 2 und 3 wird das Arbeitsmaterial systematisch durch<br />

Scanning abgesucht, der Kreuztisch wird dabei sicher hin- und her<br />

bewegt.<br />

83


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

5.7 Vergleich von Ein- und Ausgangstest<br />

Für die vorzunehmenden Einstellungen am Bildschirmlesegerät hat die<br />

Probandin im Ausganstest bei drei von vier Aufgaben mehr Zeit<br />

benötigt als beim Eingangstest.<br />

Zeit in Sekunden<br />

Abbildung 34 : Benötitigte Zeit <strong>für</strong> die Einstellung des<br />

Bildschirmlesegerätes<br />

Dieses Ergebnis ist möglicherweise zurückzuführen auf eine höhere<br />

Genauigkeit und intensivere Beschäftigung mit der Frage nach der<br />

sinnvollsten Einstellung <strong>für</strong> die betreffende Aufgabe. Diese Vermutung<br />

wird gestützt durch die Tatsache, dass die Einstellungen bei allen<br />

Aufgaben sinnhafter zu sein scheinen, als dies im Eingangstest der Fall<br />

war.<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Dauer der Einstellung<br />

Zu bearbeitende Aufgabe<br />

Eingagnstest<br />

Ausgangstest<br />

84


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Abbildung 35: Planmäßigkeit und Sinnhaftigkeit der Einstellungen<br />

Die <strong>für</strong> die einzelnen Aufgaben benötigte Zeit hat sich bei Aufgabe 1<br />

erhöht, bei allen anderen Aufgaben verringert. Dies lässt die<br />

Schlussfolgerung zu, dass die im Ausgangstest gewählten<br />

Einstellungen <strong>für</strong> die Bearbeitung der Aufgaben sinnvoller waren.<br />

Dauer in Minuten<br />

Bewertung nach Schulnoten<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Ausführung der Einstellungen<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Aufgabe<br />

1<br />

Aufgabe<br />

2<br />

Aufgabe<br />

3<br />

Zu bearbeitende Aufgabe<br />

Aufgabe<br />

4<br />

Dauer der Aufgabenbearbeitung<br />

Aufgabe 1 Aufgabe 2 Aufgabe 3 Aufgabe 4<br />

zu bearbeitende Aufgabe<br />

Planmäßigkeit/ET<br />

Planmäßigkei/AT<br />

Sinnhaftigkeit/ET<br />

Sinnhaftigkeit/AT<br />

Abbildung 36 : Für die einzelnen Aufgaben benötigte Zeit in Minuten<br />

Ein weiterer Grund <strong>für</strong> die schnellere Erledigung der Aufgaben ist<br />

möglicherweise die bessere Bedienung des Kreuztisches:<br />

Eingangstest<br />

Augangstest<br />

85


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Bewertung nach<br />

Schulnoten<br />

Abbildung 37 : Bewertung der Kreuztischbewegung nach Schulnoten<br />

Diese hat sich bei jeder Aufgabe deutlich verbessert, da im<br />

Ausgangstest der Kreuztisch an sich und nicht wie im Eingangstest das<br />

Arbeitsmaterial bewegt wurde.<br />

Die Hand-Auge-Koordination der Probandin war bereits während des<br />

Eingangstestes beim Schreiben sehr gut. Beim Aufsuchen der Figuren<br />

bei Aufgabe zwei hat sie jedoch sehr oft auf das Blatt anstatt auf den<br />

Bildschirm geschaut. Dies wurde beim Ausgangstest unterlassen.<br />

Bewertung nach Schulnoten<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Abbildung 38: Bewertung von Hand-Auge-Koordination und Stifthaltung<br />

nach Schulnoten<br />

Kreuztischbewegung<br />

Aufgabe 1 Aufgabe 2 Aufgabe 3 Aufgabe 4<br />

zu bearbeitende Aufgabe<br />

Eingangstest<br />

Ausgangstest<br />

Hand- Auge- Koordination und<br />

Stifthaltung<br />

Hand-Auge-<br />

Koordination/ET<br />

Aufgabe 2 Aufgabe 4<br />

zu bearbeitende Aufgabe<br />

Hand- Auge-<br />

Koordination AT<br />

Stifthaltung/ET<br />

Stifthaltung/AT<br />

Sowohl im Ein- als auch im Ausgangstest wurde die Stifthaltung der<br />

Probandin mit „sehr gut“ bewertet, der Stift wurde jeweils im<br />

86


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Dreifingergriff gehalten und konnte immer direkt an die gewünschte<br />

Stelle geführt werden.<br />

Die Suchsystematik der Probandin hat sich durch das <strong>Hilfsmitteltraining</strong><br />

verbessert: Während des Eingangstestes wurde das Arbeitsmaterial<br />

ohne System abgesucht. Im Ausgangstest wurde die eingeübte<br />

Suchsystematik angewandt, sodass der Probandin ein beinahe<br />

lückenloses Absuchen der Bilder möglich war.<br />

Bewertung nach<br />

Schulnoten<br />

Abbildung 39 : Bewertung der Suchsystematik nach Schulnoten<br />

Zwar war die Lesbarkeit der Schrift der Probandin bereits während des<br />

Eingangstestes gut, allerdings variierten die Buchstabengrößen bei<br />

Aufgabe 4 und das Einhalten der vorgegebenen Lineatur war schwierig.<br />

Dies konnte im Ausgangstest verbessert werden:<br />

Bewertung nach<br />

Schulnoten<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Suchsystematik<br />

Aufgabe 2 Aufgabe 3<br />

zu bearbeitende Aufgabe<br />

Schriftbild<br />

Aufgabe 2 Aufgabe 4<br />

zu bearbeitende Aufgabe<br />

Suchsystematik<br />

Eingangstest<br />

Suchsystematik<br />

Ausgangstest<br />

Schriftbild<br />

Eingangstest<br />

Schriftbild<br />

Ausgangstest<br />

Abbildung 40: Bewertung des Schriftbildes nach Schulnoten<br />

Das bessere Schriftbild ist möglicherweise auf den kleiner gewählten<br />

Abbildungsmaßstab zurückzuführen. Hierdurch wird ein größerer<br />

87


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Bildausschnitt auf dem Monitor abgebildet und die Probandin erhält<br />

einen besseren Überblick über die vorgegebene Lineatur und das am<br />

Anfang der Zeile vorgeschriebene Wort.<br />

Als weiterer Grund <strong>für</strong> das verbesserte Schriftbild ist das Arretieren des<br />

Kreuztisches denkbar.<br />

5.8 Ausgangsfragebogen <strong>für</strong> die <strong>Kinder</strong><br />

5.8.1 Aufbau des Fragebogens<br />

Nach Beendigung des Trainings wird mit der Probandin ein<br />

Ausgangsfragebogen ausgefüllt.<br />

Dieser fragt zunächst die gleichen Fragen ab, die bereits im<br />

Eingangsfragebogen beantwortet wurden. So werden Unterschiede<br />

festgestellt, was die Grundeinstellung des Schülers zum BLG betrifft.<br />

Weiterhin werden Fragen gestellt, die sich direkt auf das durchgeführte<br />

Training am BLG beziehen, um herauszufinden, ob die Testperson<br />

selbst einen Lernerfolg sieht. Außerdem sollen geklärt werden, an<br />

welchen Stellen des Trainings Verbesserungspotential besteht<br />

5.8.2 Ergebnisse des Fragebogens<br />

Die Probandin gibt im Ausgangsfragebogen an, dass sie sehr gerne mit<br />

dem Bildschirmlesegerät arbeitet, besonders das Lesen mit dem BLG<br />

macht ihr Spaß. Sie stellt fest, dass ihr das Malen mithilfe des<br />

Lesegerätes gar keinen Spaß macht, das Schreiben aber schon.<br />

Weiterhin ergibt der Ausgangsfragebogen, dass die Probandin ab und<br />

zu mit verschiedenen Abbildungsmaßstäben arbeitet, jedoch am<br />

liebsten immer die gleiche Einstellung bei ca. 4x Vergrößerung<br />

beibehält. Die Einstellungen von Helligkeit, Farbe und Kontrast<br />

verwendet sie gerne und oft, das Zeilenlienal ab und zu.<br />

Die Probandin meint, dass ihr das Training am BLG Spaß gemacht hat<br />

und dass sie dabei viel gelernt hat. Als Lerninhalte nennt sie hierbei die<br />

Suchsystematiken, das Umstellen von Farbe und Kontrast sowie die<br />

richtige Platzierung des Leseguts.<br />

88


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Am besten haben der Probandin die Übungen gefallen, bei denen<br />

mithilfe des BLG´s gelesen werden sollte.<br />

5.8.3 Auswertung des Fragebogens<br />

Während der durchgeführten Schulung wurden der Probandin Lese-<br />

Schreib- und Malaufgaben gestellt. Alle Aufgaben konnten gut erledigt<br />

werden, deswegen lässt sich nicht erschließen, weshalb unter dem<br />

Bildschirmlesegerät so ungerne gemalt wird.<br />

Die Angabe der Probandin, am liebsten immer den Abbildungsmaßstab<br />

4x einzustellen, passt nur teilweise zu den Beobachtungen während der<br />

Übungsstunden und zur der Auswertung von Ein- und Ausgangstest:<br />

Die Probandin ändert tatsächlich sehr selten den Abbildungsmaßstab,<br />

sie variiert lieber die Vergrößerung durch Annäherung. Der verwendete<br />

Abbildungsmaßstab beträgt aber meistens 5,3x.<br />

Die Funktionen Farbe, Helligkeit und Kontrast werden nach der<br />

Schulung lieber eingesetzt als zuvor. In der Schulung wurde der Sinn<br />

dieser Einstellungen eingehend demonstriert, die Schülerin setzte diese<br />

Funktionen beim Ausgangstest bereits verstärkt ein, dieser Lerneffekt<br />

wird durch die Angaben der Schülerin im Ausgangsfragebogen<br />

bestätigt.<br />

Auch der Anwendungsbereich <strong>für</strong> das Zeilenlineal wurde während der<br />

Schulung erklärt, während dieses vor der Schulung unbekannt war, wird<br />

es jetzt von der Schülerin verwendet.<br />

Die Angaben der Schülerin, während des Trainings viel gelernt zu<br />

haben, als auch die Nennung der verschiedenen Lernbereiche<br />

unterstützen die Ergebnisse des Ein- und Ausgangstestes und die<br />

Schlussfolgerung, dass das <strong>Hilfsmitteltraining</strong> besonders in den<br />

Bereichen Suchsystematik, Umgang mit dem Kreuztisch sowie<br />

Einstellung von Farbe, Helligkeit und Kontrast Fortschritte erzielt hat.<br />

5.9 Diskussion der Ergebnisse und Ausblick<br />

In Kapitel 5.5 wurde als Ziel des Trainings eine Verbesserung speziell<br />

in folgenden Bereichen festgelegt: Es sollte häufiger ein Wechsel<br />

zwischen verschiedenen Einstellungen, sowohl den<br />

89


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Abbildungsmaßstab als auch die Kontrast- und Farbeinstellungen<br />

betreffend stattfinden. Außerdem wurde eine Optimierung des<br />

Umgangs mit dem Kreuztisch und der Platzierung des Arbeitsmaterials<br />

beim Lesen und Schreiben angestrebt. Des Weiteren sollten durch das<br />

Erlernen der Methoden Scanning und Tracking die Orientierung auf<br />

dem Arbeitsblatt verbessert und das Auffinden von Details erleichtert<br />

werden. Sowohl der Vergleich von Ein- und Ausgangstest als auch die<br />

Auswertung des Ausgangsfragebogens zeigen, dass dies größtenteils<br />

erreicht wurde: Die Handhabung des Kreuztisches sowie die<br />

Suchsystematik und die Sinnhaftigkeit der Einstellungen haben sich im<br />

Ausgangstest im Vergleich zum Eingangstest verbessert. Auch im<br />

Ausgangstest gibt die Probandin wörtlich folgende Lerninhalte an:<br />

„Wenn ich etwas suche, dann muss ich den Tisch im Zick-Zack<br />

bewegen, die Farben müssen öfter umgestellt werden, die Blätter<br />

müssen beim Lesen hinten an die Kante“, und bestätigt damit<br />

zumindest teilweise einen Lernerfolg in den gewünschten Bereichen.<br />

Die Sinnhaftigkeit der Einstellungen betreffend ist der Erfolg allerdings<br />

nur teilweise gegeben: Der Bewertungsbogen macht hier keinen<br />

Unterschied zwischen der Einstellung von Farbe und Kontrast und der<br />

Einstellung des Abbildungsmaßstabes. Eine Verbesserung konnte<br />

allerdings lediglich bei der Einstellung von Farbe und Kontrast<br />

festgestellt werden. Der Abbildungsmaßstab wurde auch beim<br />

Ausgangstest höher als erwartet gewählt und ist damit nicht als sinnvoll<br />

zu bewerten. Allerdings ist dies auch nur eine objektive und auf<br />

Rechnungen zurückzuführende Annahme; <strong>für</strong> das subjektive Empfinden<br />

der Probandin ist die gewählte Vergrößerung möglicherweise die<br />

angenehmste. In den Trainingseinheiten wurde verstärkt auf einen<br />

häufigen Wechsel zwischen den Abbildungsmaßstäben hingewiesen<br />

und die Vorteile wurden der Probandin erklärt. Trotzdem wurde<br />

weiterhin bevorzugt, die Unterschiede im Vergrößerungsbedarf durch<br />

Vergrößerung durch Annäherung zu kompensieren.<br />

Als Anleitung <strong>für</strong> das Schreiben mithilfe des BLG wurde in 3.7.1<br />

angegeben, dass der Kreuztisch arretiert werden und das<br />

Arbeitsmaterial auf diesem bewegt werden soll, wenn unterschiedliche<br />

90


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Bildausschnitte gesehen werden müssen. Falcón-Piva und Koob<br />

erklärten den Probanden in ihrer Studie ebenfalls dieses Vorgehen und<br />

erzielten hiermit einen Lernerfolg. 114 Dieses Vorgehen ist im<br />

Bewertungsbogen <strong>für</strong> Aufgabe 4 deswegen das Kriterium <strong>für</strong> eine sehr<br />

gute Kreuztischbewegung. Sowohl beim Ein- als auch beim<br />

Ausgangstest bewegte die Probandin stattdessen den Kreuztisch und<br />

arretierte diesen beim Eingangstest gar nicht und beim Ausgangstest<br />

nur während des Schreibens an sich. Während der entsprechenden<br />

Übungen in den Trainingseinheiten wurde der Probandin die in 3.7.1<br />

beschriebene Vorgehensweise zwar gezeigt, diese wurde allerdings als<br />

unangenehm empfunden. Da mit der beim Ausgangstest verwendeten<br />

Methodik bereits ein besseres Schriftbild erzielt wurde als im<br />

Eingangstest, ist zu bedenken, dass das von der Probandin<br />

angewandte System möglicherweise genau so sinnvoll ist wie das<br />

vorgegebene.<br />

Hier ist festzustellen, dass die Individualität der Schüler also nicht nur<br />

den Trainingsbedarf betrifft, sondern auch die anzuwendenden<br />

Techniken im Umgang mit dem Bildschirmlesegerät nicht pauschalisiert<br />

werden können. Möglicherweise sind <strong>für</strong> unterschiedliche Schüler auch<br />

unterschiedliche Vorgehensweisen optimal. Solange der jeweilige<br />

Schüler mit der von ihm gewählten Technik gute Ergebnisse erzielt,<br />

scheint es deswegen sinnvoll, ihn in dieser Technik zu unterstützen. Ein<br />

Aufzwängen der im Allgemeinen als optimal angesehene Technik ist<br />

dagegen weniger effektiv, da der Schüler mit dieser Technik<br />

möglicherweise nicht zurecht kommt.<br />

Interessant wäre eine Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s an weiteren<br />

Testpersonen. Einerseits könnte so überprüft werden, ob durch ein<br />

Training immer eine Verbesserung der Handhabung mit dem<br />

Bildschirmlesegerät erzielt wird oder ob dies bei der durchgeführten<br />

Probe eher dem Ehrgeiz und der guten Auffassungsgabe der Probandin<br />

zu verdanken war.<br />

114 Vgl. Falcón-Piva, A., Koob, A., Handhabungstraining am Bildschirmlesegerät,<br />

2009, S. 90 f.<br />

.<br />

91


Kapitel 5: Erprobung des <strong>Hilfsmitteltraining</strong>s<br />

Außerdem könnte beobachtet werden, ob die oben beschriebene<br />

Technik beim Schreiben mithilfe des BLG’s nur von einer einzelnen<br />

Probandin oder aber grundsätzlich als angenehmer empfunden wird.<br />

Gegebenenfalls wäre eine Abänderung der Anleitung <strong>für</strong> das Schreiben<br />

und eine Änderung der Kriterien im Bewertungsbogen angebracht.<br />

Außerdem wäre bei einer weiterführenden Studie interessant zu<br />

beobachten, ob der beim Ausgangstest beobachtete Lernerfolg<br />

langfristig ist oder sich alte Gewohnheiten im Umgang mit dem BLG<br />

schnell wieder durchsetzten. Hierzu könnte nach einigen Wochen<br />

sowohl ein erneuter Ausgangstest als auch eine weitere Befragung der<br />

Lehrer informativ sein.<br />

Informativ wäre möglicherweise auch ein Vergleich zwischen dem<br />

Umgang der Probanden mit dem Gerät in der Schule und dem zu<br />

Hause verwendeten BLG. Ein entsprechender Test sowohl vor als auch<br />

nach den Trainingseinheiten würde zeigen, ob die Testperson das<br />

gelernte auch an dem zu Hause verwendeten BLG umsetzen kann.<br />

Dies ist fraglich, da meist unterschiedliche Geräte verwendet werden<br />

und außerdem ein anderes Umfeld gegeben ist.<br />

92


Kapitel 6: Fazit<br />

6 Fazit<br />

In der vorliegenden Arbeit wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem ein<br />

individuelles <strong>Hilfsmitteltraining</strong> <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> mit Sehbehinderung am<br />

Bildschirmlesegerät erstellt werden kann. Dieses Verfahren soll als<br />

Leitfaden <strong>für</strong> Lehrer/innen von Schülern, die ein Bildschirmlesegerät<br />

verwenden, dienen. Um ein sinnvolles Training zu erstellen, ist es<br />

notwendig die Zusammenhänge zwischen dem Grad der<br />

Sehbehinderung, dem Vergrößerungsbedarf und den verschiedenen<br />

am BLG möglichen Einstellungen zu verstehen. Deswegen wurden zu<br />

Beginn die optischen Voraussetzungen <strong>für</strong> das Lesen und die durch die<br />

Arbeit mit dem Bildschirmlesegerät entstehenden Einschränkungen<br />

erläutert. Auch die Grundbestandteile und –funktionen von<br />

Bildschirmlesegeräten wurden im Vorhinein geklärt. Da es eine große<br />

Vielfalt an unterschiedlichen Geräten auf dem Markt gibt, sollten vor der<br />

Erstellung eines Trainings bekannt sein, welches Gerät der Schüler<br />

genau benutzt und ob dieses spezielle, in dieser Arbeit nicht erörterte,<br />

Funktionen bietet. Nur so kann die Schulung individuell auf die<br />

Bedürfnisse des Schülers und das verwendete Gerät zugeschnitten<br />

werden.<br />

In der Arbeit wurde erläutert, wie der individuelle Trainingsbedarf von<br />

<strong>Kinder</strong>n im Vor- oder Grundschulalter ermittelt werden kann um hierauf<br />

eine auf den jeweiligen Schüler zugeschnittene Schulung aufzubauen.<br />

Es wurde ein System von Übungsbausteinen zusammengestellt,<br />

welches Übungen <strong>für</strong> die unterschiedlichen Funktionen eines BLG´s in<br />

verschiedenen Schwierigkeitsstufen sowohl <strong>für</strong> lese- und schreibfähige<br />

<strong>Kinder</strong> als auch <strong>für</strong> Vorschulkinder beinhaltet. Abhängig vom<br />

Trainingsbedarf werden diese Bausteine zu einem <strong>Hilfsmitteltraining</strong><br />

kombiniert. Die Vorgehensweise wurde an einer Probandin<br />

demonstriert, hierdurch wurde außerdem die Effektivität des Trainings<br />

geprüft. Die mit der Probandin durchgeführte Schulung hat Erfolge<br />

gezeigt, ein Training am Bildschirmlesegerät scheint also positive<br />

Ergebnisse zu erzielen. Um das Training signifikant zu bewerten, wäre<br />

allerdings eine Studie mit mehreren Probanden nötig. Die Durchführung<br />

93


Kapitel 6: Fazit<br />

der Schulung hat außerdem gezeigt, dass im Umgang mit dem BLG<br />

auch von den in der Arbeit vorgestellten Techniken abweichende<br />

Vorgehensweisen gute Ergebnisse erzielen können und eine<br />

individuelle Beschäftigung mit den Vorlieben des Schülers bei einer<br />

Schulung deswegen besonders wichtig ist.<br />

94


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blinden und <strong>sehbehinderte</strong>n Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In:<br />

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zuletzt geprüft 2008<br />

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Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und<br />

verwandter Gesundheitsprobleme, 2010<br />

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Goersch, Helmut; Wörterbuch der Optometrie; 3. Auflage; Heidelberg:<br />

DOZ-Verlag 2004<br />

Handorff, Christoph von; Messung und Bedeutung des<br />

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Springer Verlag 1995<br />

Informationspool Computerhilfsmittel <strong>für</strong> Blinde und Sehbehinderte,<br />

Bildschirmlesegeräte – Was ist ein Bildschirmlesegerät?<br />

http://www.incobs.de/produktinfos/bildschirmlesegeraete/beschreibung.<br />

php,<br />

Stand 30.11.2009<br />

Informationspool Computerhilfsmittel <strong>für</strong> Blinde und Sehbehinderte,<br />

Bildschirmlesegeräte – Worauf zu achten ist,<br />

http://www.incobs.de/produktinfos/bildschirmlesegeraete/worauf_achten<br />

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Stand 12.04.2007<br />

Informationspool Computerhilfsmittel <strong>für</strong> Blinde und Sehbehinderte,<br />

Bildschirmlesegeräte- Informationen zur Arbeitsplatzausstattung,<br />

http://www.incobs.de/downloads/broschueren/pdf_bildschirmlesegeraet<br />

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Stand Juni 2007<br />

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Wörterbuch,<br />

http://www.incobs.de/glossar.php,<br />

Stand 23.11. 2009<br />

Koch, Carmen; Funktional-Optometrie; Mainz: WVAO 2004<br />

Krug, Franz- K.; Didaktik <strong>für</strong> den Unterricht mit <strong>sehbehinderte</strong>n<br />

Schülern; München: Ernst Reinhardt Verlag 2001<br />

Legge, Gordon; Psychophysics of Reading in Normal and Low Vision;<br />

Mahwah, New Jersey: Lawrence Erlbaum Associates 2007<br />

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http://www.merkst.de/reha/bildschirmlesegeraete.htm,<br />

Stand 04. Mai 2009.<br />

Opp, Günther; Theunissen, Georg; Handbuch schulische<br />

Sonderpädagogik; Bad Heilbrunn: Julius Kinkhardt Verlag 2009<br />

Rabe, Giovana; Einsatz des Bildschirmlesegerätes in Schulen <strong>für</strong><br />

Schülerinnen und Schüler mit Sehbehinderung; Dortmund:<br />

Staatsexamen 2004<br />

Schreck, Klaus; Vergrößerung und Vergrößerungsangaben bei<br />

Vergrößernden Sehhilfen; Berlin: Technische Fachhochschule; 2010<br />

Schreck, Klaus; Holzapfel, Sefanie; Abbildungseigenschaften und<br />

Gebrauchseigenschaften optisch und elektronisch vergrößernder<br />

Sehhilfen; in: Low Vision Stiftung; 2. Interdisziplinärer LowVision<br />

Congress- Diagnostikk, Therapie, S. 23 – 44 Rehabilitation;<br />

Spurbuchverlag: Würzburg 2004<br />

Sutter, Markus; Kontrast und Kontrastempfindlichkeit in der Low Vision<br />

Rehabilitation; in: Blickpunkt Focus; Fachzeitschrift des<br />

Schweizerischen Verbandes der Orthoptistinnen und Orthoptisten,<br />

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Statistisches Bundesamt Deutschland; Zahl der Woche Nr. 16;<br />

http://www.stabu.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Pres<br />

se/pm/Uebersicht/WirtschaftsrechnungenZeitbudgets,gtp=273794_253<br />

D4,templateId=renderPrint.psml,<br />

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Trauzettel-Klosinski, S. Laubengaier, C. Sadowski, B. Pietsch-Breitfeld,<br />

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Augenheilkunde und augenärztliche Fortbildung (ZPA), Band 21; S. 529<br />

– 533; Kaden: Tübingen 2000<br />

Wachendorf, Peter; Debbrecht, Jan; Druckschrift; 6. Auflage; Brühl:<br />

Jandorf Verlag 2010<br />

Wachendorf, Peter; Debbrecht, Jan; Lies mal! Das Heft mit der Ente; 9.<br />

Auflage; Brühl: Jandorf Verlag 2010<br />

Wachendorf, Peter; Debbrecht, Jan; Lies mal! Das Heft mit dem Frosch;<br />

9. Auflage; Brühl: Jandorf Verlag 2010<br />

Zeun, Ulrich; Monokular-Schulung; Münster: Monsenstein und<br />

Vannerdat 2003<br />

98


Anhang<br />

Anmerkung:<br />

Soweit nicht anders vermerkt, wurden alle im Anhang beigefügten<br />

Dokumente und Bilder selbst erstellt.<br />

Aus Gründen der Formatierung weicht die Größe einiger der<br />

Dokumente von der Originalgröße ab. Deswegen sind alle Dokumente<br />

zusätzlich der beiliegenden Daten-CD beigefügt.<br />

Diese enthält zusätzlich folgendes Datenmaterial, welches nicht im<br />

Anhang enthalten ist:<br />

- Die Probandin betreffende, ausgefüllte Fragebögen:<br />

o Fragebogen an die Eltern<br />

o Fragebogen an die Probandin<br />

o Fragebogen an die Lehrerin<br />

o Ausgangsfragebogen an die Probandin<br />

- Texte und Bilder des Ausgangstests<br />

- Von der Probandin bearbeitete Unterlagen des Eingangstestes<br />

- Von der Probandin bearbeitete Übungsmaterialien<br />

- Von der Probandin bearbeitete Unterlagen des Ausgangstestes<br />

99


Anhang<br />

I. Fragebögen und Informationsmaterial<br />

- Informationsblatt <strong>für</strong> die Eltern<br />

- Formular: Eiverständniserklärung der Eltern<br />

- Anleitung zum Ausfüllen der Fragebögen <strong>für</strong> die Eltern<br />

- Fragebogen <strong>für</strong> die Eltern<br />

- Fragebogen <strong>für</strong> die <strong>Kinder</strong><br />

- Anleitung zum Ausfüllen der Fragebögen <strong>für</strong> die Lehrer<br />

- Fragebogen <strong>für</strong> die Lehrer<br />

- Ausgangsfragebogen <strong>für</strong> die <strong>Kinder</strong><br />

100


Anhang<br />

Informationsblatt<br />

101


Anhang<br />

Einverständniserklärung<br />

102


Anhang<br />

Anleitung zum Ausfüllen der Fragebögen<br />

103


Anhang<br />

Fragebögen <strong>für</strong> die Eltern<br />

104


Anhang<br />

105


Anhang<br />

106


Anhang<br />

Fragebögen <strong>für</strong> die <strong>Kinder</strong><br />

107


Anhang<br />

108


Anhang<br />

109


Anhang<br />

110


Anhang<br />

Anleitung zum Ausfüllen der Fragebögen/Lehrer<br />

111


Anhang<br />

Fragebogen <strong>für</strong> die Lehrer<br />

112


Anhang<br />

113


Anhang<br />

114


Anhang<br />

Ausgangsfragebogen <strong>für</strong> die <strong>Kinder</strong><br />

115


Anhang<br />

116


Anhang<br />

117


Anhang<br />

118


Anhang<br />

II. Ein- und Ausgangstest<br />

- Eingangstest<br />

- Bewertungsbogen Eingangstest<br />

- Bewertungsbogen Eingangstest- verbesserte Version<br />

- Anmerkung zum Ausgangstest<br />

119


Anhang<br />

Eingangstest<br />

Aufgabe 1: Lese den Text<br />

Da steht eine Burg!<br />

Eine Burg aus rotem Stein.<br />

Sie steht auf einem Berg.<br />

Ein Weg führt zum Tor.<br />

Die Burg gehört Lea.<br />

Lea ist eine Königin.<br />

Sie steht auf dem linken Turm.<br />

Was fliegt denn da?<br />

Drei bunte Luftballons.<br />

Und eine blaue Wolke.<br />

120


Anhang<br />

Beantworte die Fragen:<br />

1. Wo steht die Burg:<br />

O Auf einem Berg O Neben einem Fluss<br />

2. Wem gehört die Burg?<br />

O Einem Prinzen O Einer Königin<br />

3. Was fliegt über der Burg?<br />

O Vögel O Luftballons<br />

121


Anhang<br />

Aufgabe 2: Finde alle Kreise und Sterne und<br />

kreise sie mit einem Bleistift ein!<br />

122


Anhang<br />

Aufgabe 3: Beantworte die Fragen<br />

Da ist ein Eisstand! Wie viele Kugeln Eis<br />

kauft das Mädchen?___<br />

115<br />

115 Büsch, S., et al., Sachen suchen bei den Tieren, 2006, S. 5<br />

123


Anhang<br />

Der Hund kann Handstand! Welche Farbe<br />

hat seine Schleife?________<br />

116<br />

116 Büsch, S., et al., Sachen suchen bei den Tieren, 2006, S. 10<br />

124


Anhang<br />

Bei den Affen steht ein Schild mit einer<br />

roten Zahl. Kannst du sie lesen? ___<br />

117<br />

117 Büsch, S., et al., Sachen suchen bei den Tieren, 2006, S. 6<br />

125


Anhang<br />

Aufgabe 4: Vervollständige die Reihen<br />

126


Anhang<br />

Aufgabe 5: Schreibe den Text von der<br />

Tafel ab.<br />

127


Anhang<br />

Viele <strong>Kinder</strong> mögen Eis.<br />

Fische leben im<br />

Wasser.<br />

128


Bewertungsbogen Eingangstest<br />

129


Anhang<br />

130


Anhang<br />

131


Anhang<br />

132


Anhang<br />

133


Anhang<br />

134


Anhang<br />

135


Anhang<br />

136


Anhang<br />

137


Anhang<br />

Bewertungsbogen Eingangstest, verbesserte Version<br />

138


Anhang<br />

139


Anhang<br />

140


Anhang<br />

141


Anhang<br />

142


Anhang<br />

143


Anhang<br />

144


Anhang<br />

145


Anhang<br />

146


Anhang<br />

147


Anhang<br />

Ausgangstest<br />

Der Ausgangstest entspricht dem Eingangstest, es wurden lediglich<br />

andere Texte gewählt. Diese sind auf der beigefügten Daten-CD<br />

hinzugefügt. Auch der Bewertungsbogen <strong>für</strong> den Ausgangstest<br />

entspricht dem <strong>für</strong> den Eingangstest.<br />

148


Anhang<br />

III. Übungsmaterial<br />

- Übungen zur Bewegung von Kreuztisch bzw. Handkamera<br />

oder Arbeitsmaterial<br />

- Übungen zur Einstellung des Abbildungsmaßstabes<br />

- Übungen zur Orientierung auf dem Arbeitsblatt<br />

- Übungen zur Einstellung von Farbe, Helligkeit und Kontrast<br />

- Übungen <strong>für</strong> die Hand- Auge- Koordination<br />

149


Anhang<br />

Übungsmaterial zur Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt<br />

Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt [E]<br />

150


Anhang<br />

Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsmaterial [G]<br />

151


Anhang<br />

Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsmaterial [G] – ohne Buchstaben<br />

152


Anhang<br />

Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitblatt [F]<br />

153


Anhang<br />

Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitblatt [F] – ohne Buchstaben<br />

154


Anhang<br />

Bewegung von Kreuztisch bzw. Arbeitsblatt [F] - 2<br />

Da --------------------- sind ------------------------ drei ------------------------ Fotos.<br />

O Ja O Nein<br />

Da ----------------------------- liegt --------- ein ----------------------------------- Hut.<br />

O Ja O Nein<br />

Da ----- ist ---------------------------------------------------- ein-----------------Lama.<br />

O Ja O Nein<br />

Da ----------------------------------- ist ----------- eine -------------------------Hose.<br />

O Ja O Nein<br />

Da --------------- liegen ------------------------------------ drei ---------Legosteine.<br />

O Ja O Nein<br />

Da ----- ist --------------------------------------------------------------------- eine Lok.<br />

O Ja O Nein<br />

Da ist eine Limo.<br />

O Ja O Nein<br />

Da ist eine Hupe.<br />

O Ja O Nein<br />

Da liegt eine Feder.<br />

O Ja O Nein<br />

118<br />

118 Verändert nach: Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Lies mal! Das Heft mit der Ente,<br />

2010, S. 24.<br />

155


Anhang<br />

Übungsmaterial zum Abbildungsmaßstab<br />

Abbildungsmaßstab[E]<br />

119<br />

Das ist Pia.<br />

Pia ist eine Eskimofrau.<br />

Sie lebt am Nordpol.<br />

Pias Kleider sind grau.<br />

Die Handschuhe sind rot.<br />

Ihre Haut ist hellbraun.<br />

Neben Pia steht ein Eimer.<br />

In dem Eimer sind Fische.<br />

Überall liegt Schnee.<br />

Hinten siehst du zwei Iglus.<br />

119 Verändert nach: Debbrecht, J.; Wachendorf, P.; Lies mal! Das Heft mit dem<br />

Frosch, 2010, S. 15.<br />

156


Anhang<br />

157


Anhang<br />

Abbildungsmaßstab[G]<br />

120<br />

120 120 Verändert nach: Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Lies mal! Das Heft mit dem<br />

Frosch; 2010; S. 8.<br />

158


Anhang<br />

Abbildungsmaßstab [G] – ohne Buchstaben<br />

159


Anhang<br />

Abbildungsmaßstab[G] - umgekehrt<br />

Lese den Text laut vor!<br />

Da steht ein Reh!<br />

Es ist hellbraun.<br />

Es steht auf einer Wiese<br />

Viele Blumen blühen.<br />

Bunte Vögel fliegen herum.<br />

Ein Schmetterling!<br />

Die Sonne scheint.<br />

Der Himmel ist blau.<br />

121<br />

121 121 Verändert nach: Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Lies mal! Das Heft mit dem<br />

Frosch; 2010; S. 13.<br />

160


Anhang<br />

Abbildungsmaßstab [F]<br />

122<br />

122 Verändert nach: Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Lies mal! Das Heft mit der Ente;<br />

2010; S. 44.<br />

161


Anhang<br />

Abbildungsmaßstab [F] – ohne Buchstaben<br />

162


Anhang<br />

Übungen zur Orientierung auf dem Arbeitsblatt<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt [E1]<br />

163


Anhang<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt [E2]<br />

123<br />

Da sind 3 Mäuse! Wie viele Nüsse haben sie gesammelt?<br />

123 Büsch, S., et al., Sachen suchen bei den Tieren, 2006, S 5<br />

164


Anhang<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt [G]<br />

165


Anhang<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt [G] – ohne Buchstaben<br />

166


Anhang<br />

Orientierung auf dem Arbeitsblatt [F] 124<br />

124 Zufällig erstellt http://www.blinde-kuh.de/spiele/maze/generator.cgi.<br />

167


Anhang<br />

Übungen zur Einstellung von Farbe, Helligkeit und Kontrast<br />

Farbe [E]<br />

168


Anhang<br />

Farbe [E] – ohne Buchstaben<br />

169


Anhang<br />

Farbe und Kontrast [E]<br />

Farbe und Kontrast [E] – ohne Zahlen<br />

170


Anhang<br />

Farbe und Kontrast [G]<br />

Farbe und Kontrast [G] – ohne Zahlen<br />

171


Anhang<br />

Farbe und Kontrast [F]<br />

172


Anhang<br />

Farbe und Kontrast [F] – ohne Buchstaben<br />

173


Anhang<br />

Übungen zur Hand- Auge- Koordination<br />

Übung zur Hand- Auge- Koordination [E]<br />

174


Anhang<br />

Hand- Auge- Koordination [E] – ohne Buchstaben<br />

175


Anhang<br />

Hand- Auge- Koordination [G]<br />

176


Anhang<br />

Hand – Auge – Koordination [F]<br />

125<br />

125 Maisel, K.; Kigotipps (Internet).<br />

177


Anhang<br />

Hand- Auge- Koordination [F] – ohne Zahlen 126<br />

126 Zufällig erstellt http://www.blinde-kuh.de/spiele/maze/generator.cgi.<br />

178


Anhang<br />

Übungen zur kombinierten Nutzung der Funktionen<br />

Übung zur kombinierten Nutzung der Funktionen 1<br />

Male alle Felder mit einem b oder B<br />

aus!<br />

127<br />

127<br />

Wachndorf, P.; Debbrecht, J.; Druckschrift; 2010,<br />

179


Anhang<br />

Übung zur kombinierten Nutzung der Funktionen 2<br />

180


Anhang<br />

Übung zur kombinierten Nutzung der Funktionen - 3<br />

128<br />

Übung zur kombinierten Nutzung der Funktionen - 4<br />

129<br />

128<br />

Wachendorf, P.; Debbrecht, J.; Druckschrift; 2010, S.53<br />

129<br />

Debbrecht, J.; Wachendorf, P.; Dr Druckschrift; 2010, S. 64<br />

181


Anhang<br />

Übung zur kombinierten Nutzung der Funktionen - 5<br />

130<br />

130 Kostenlose Malvorlagen und gratis Ausmalbilder, Stand 2008 (Internet)<br />

182


Anhang<br />

183


Anhang<br />

Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit<br />

selbstständig und ohne unerlaubte fremde Hilfe angefertigt habe,<br />

andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den<br />

benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als<br />

solche kenntlich gemacht habe.<br />

Ort, Datum Unterschrift<br />

184


185

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