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Das Nibelungenlied – ein Buchepos? In der Eingangsinitiale der St ...

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88<br />

Harald Haferland<br />

aus <strong>ein</strong>er Handschrift <strong>–</strong> zumal angesichts <strong>der</strong> nicht abgesetzt<br />

geschriebenen <strong>St</strong>rophen, ja Verse <strong>der</strong> frühen Handschriften <strong>–</strong><br />

abzulesen. Es ver<strong>ein</strong>facht m<strong>ein</strong>e Argumentation, wenn man mit<br />

mir anzunehmen bereit ist, <strong>der</strong> ursprüngliche Verfasser sei eben<br />

dieser Sänger gewesen, <strong>der</strong> sich bewegen ließ, den Text<br />

wie<strong>der</strong>holt (für die Fassungen *A, *B und *C) von s<strong>ein</strong>em<br />

Mund abzunehmen. Dies ist k<strong>ein</strong>e neue, für m<strong>ein</strong>e Belange aber<br />

<strong>ein</strong>e beson<strong>der</strong>s naheliegende Vermutung. 21<br />

Man hat immer angenommen, die Fassung *C sei das Produkt<br />

<strong>ein</strong>es ‚schreibenden’ Redaktors, 22 <strong>der</strong> <strong>ein</strong>ige mehr o<strong>der</strong><br />

weniger klare Bearbeitungsabsichten gefaßt habe. Eine davon<br />

ist in <strong>der</strong> Tat festzustellen: Mit <strong>ein</strong>er Reihe von Zusatzstrophen<br />

unternimmt er den Versuch, Kriemhilt zu entlasten und Hagen<br />

Schuld aufzuladen. 23<br />

Alle an<strong>der</strong>en Än<strong>der</strong>ungen aber entziehen sich dem Versuch,<br />

<strong>ein</strong>en übergreifenden Bearbeitungsplan festzustellen. Metrische<br />

Besserung, Höfisierung des Wortschatzes und <strong>der</strong> Darstellung,<br />

Vermehrung <strong>der</strong> Zäsurreime und was man sonst noch an Än<strong>der</strong>ungstendenzen<br />

auszumachen geglaubt hat <strong>–</strong> man hat solche<br />

Unterstellungen immer auch relativieren müssen, und vor dem<br />

tatsächlichen Befund stellen sie sich als wenig signifikant, ja als<br />

Zufallsersch<strong>ein</strong>ungen heraus. Dies ist dagegen (in Kürze) <strong>der</strong><br />

Befund: Tausende von Halbversen sind umformuliert, ca. 100<br />

Verse, ca. 100 Verspaare und ca. 50 <strong>St</strong>rophen sind ganz neu<br />

formuliert, und es gibt ca. 100 Zusatzstrophen, die meist nur<br />

<strong>ein</strong>e punktuelle Bedeutung für den Handlungsverlauf besitzen,<br />

und 25 <strong>St</strong>rophen, die <strong>–</strong> ohne ersichtlichen Grund <strong>–</strong> weggefallen<br />

21 Vertreten worden ist sie z.B. von Edward Schrö<strong>der</strong>, „Beiträge zur<br />

Textform des <strong>Nibelungenlied</strong>es I“, in: ZfdPh 70 (1933), S. 145-160, hier S.<br />

158, Anm. 1.<br />

22 Vgl. etwa schon Andreas Heusler, Nibelungensage und <strong>Nibelungenlied</strong>.<br />

Die <strong>St</strong>offgeschichte des deutschen Heldenepos, Dortmund 6 1965, S. 51 und<br />

110.<br />

23 Vgl. ausführlich Werner Hoffmann; „Die Fassung *C des <strong>Nibelungenlied</strong>es<br />

und die ‚Klage’“, in: Festschrift Gottfried Weber, Bad Homburg, Berlin, Zürich<br />

1967, S. 109-143, hier S. 121-131.

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