Flieg und Flatter - Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen ...
Flieg und Flatter - Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen ...
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<strong>Flieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Flatter</strong><br />
Aktuelles aus der <strong>Vogelschutzwarte</strong> Institut <strong>für</strong> angewandte Vogelk<strong>und</strong>e<br />
Ausgabe 12/Dezember 2005<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
<strong>Staatliche</strong> <strong>Vogelschutzwarte</strong> <strong>für</strong> <strong>Hessen</strong>,<br />
Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Saarland<br />
die 12. Ausgabe von <strong>Flieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Flatter</strong> hat - wie die beiden Ausgaben zuvor - lange auf sich warten lassen.<br />
Das lag einzig <strong>und</strong> allein am „Pflichtprogramm“, das unsere „Kür“ eben etwas in den Hintergr<strong>und</strong><br />
drängte. Umso mehr dürfen wir uns gemeinsam über Fortschritte im Vogelschutz freuen, die eher schon<br />
„Quantensprüngen“ gleichkommen. Damit ist vor allem die gemeinsame Arbeit von ehrenamtlichen Vogelschützern<br />
(Verbände/Vogelschutzbeauftragte) mit uns <strong>für</strong> die EU-Vogelschutzgebiete gemeint. Sie<br />
hat uns nicht nur fachlich, sondern vor allem auch menschlich weitergebracht. Ihnen allen ganz herzlichen<br />
Dank <strong>für</strong> die Zu- <strong>und</strong> Mitarbeit, viel Spaß beim Lesen <strong>und</strong> alles Gute <strong>für</strong> das neue Jahr!<br />
Ihr Dr. Klaus Richarz<br />
Der Kleiber – Vogel des Jahres 2006<br />
Der Kleiber (Sitta europaea) – die Stimme unserer Buchen- <strong>und</strong> Eichenwälder<br />
Foto: NABU/M. Delpho<br />
Für das Jahr 2006 wurde von NABU <strong>und</strong> Landesb<strong>und</strong> <strong>für</strong> Vogelschutz<br />
(LBV), der Kleiber zum „Vogel des Jahres 2006” gekürt. Die<br />
Wahl dieses in Deutschland weit verbreiteten kleinen Singvogels, ist<br />
ein Plädoyer <strong>für</strong> den Schutz unserer Buchen- <strong>und</strong> Eichenwälder einschließlich<br />
der Althölzer <strong>und</strong> deren nachhaltige Bewirtschaftung.<br />
Der Kleiber mit seinem relativ großen Kopf, der orangebraunen Brust,<br />
dem blaugrauen Obergefieder sowie dem schwarzen Augenstreif von<br />
den Schultern bis zum langen spitzen Schnabel kann als einziger Vogel<br />
den Baumstamm kopfüber hinunterlaufen. Der 12 bis 15 Zentimeter<br />
große Vogel (etwa Kohlmeisengröße) verkleinert den Eingang der<br />
Bruthöhle auf die eigene Körpergröße durch „Kleibern“ (Kleben) von<br />
Lehmkügelchen. Die Männchen rufen von Ende Dezember bis ins<br />
Frühjahr mit den typischen lauten Pfeifstrophe „wi wi wi“.<br />
Mehr als acht Prozent (600 000 bis 1,4 Millionen Brutpaare) der europäischen<br />
Kleiberpopulation lebt in Deutschland. Damit hat Deutschland<br />
eine zentrale Verantwortung <strong>für</strong> diese Vogelart <strong>und</strong> ihren Lebensraum<br />
mit höhlenreichen Altholzbeständen <strong>und</strong> strukturreichen,<br />
lichten Laub-, Laubmisch- <strong>und</strong> Nadelwäldern. Diese Wälder schützen<br />
gleichzeitig unser Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> nehmen sehr viel Kohlendioxid<br />
aus der Luft auf. Eine sorgsame Behandlung des Kleiberlebensraums<br />
ist damit auch ein Beitrag zum Klimaschutz. (bri)
„Vogelförster“ neue<br />
Mitarbeiter der <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
Seit Anfang Januar diesen Jahres<br />
hat die <strong>Staatliche</strong> <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Hessen</strong>, Rheinland-Pfalz<br />
<strong>und</strong> Saarland (VSW)<br />
mit Sitz in Frankfurt engagierte<br />
Verstärkung bekommen. Zwanzig<br />
ehemalige Revierförster <strong>und</strong><br />
Revierförsterinnen aus allen<br />
Teilen <strong>Hessen</strong>s sind vom Land<br />
als „AußendienstmitarbeiterInnen“<br />
zur <strong>Vogelschutzwarte</strong> abgeordnet<br />
worden.<br />
Dr. Klaus Richarz, Leiter der<br />
VSW, ist sehr glücklich über<br />
diesen Zuwachs. "Unsere Aufgaben<br />
nehmen zu, denken Sie<br />
nur an die Umsetzung der EU-<br />
Vogelschutzrichtlinie in <strong>Hessen</strong><br />
<strong>und</strong> die Ausweisung von<br />
Schutzgebieten im Rahmen des<br />
europäischen Netzes „Natura<br />
2000“. Die EU macht gehörigen<br />
Druck, damit die Umsetzung<br />
zügig <strong>und</strong> qualifiziert erfolgt <strong>und</strong><br />
droht bei Nichteinhaltung sogar<br />
mit finanziellen Konsequenzen.<br />
Da sind wir <strong>für</strong> engagierte Leute<br />
natürlich dankbar, <strong>und</strong> es ist ein<br />
Glücksgriff, dass sie so über<br />
unser Land verteilt sind, dass<br />
die ganze Fläche relativ gut abgedeckt<br />
ist."<br />
Die Aufgaben der ehemaligen<br />
Förster, von denen die meisten<br />
durch die letzte Forstreform ihre<br />
Reviere verloren haben, sind allerdings<br />
genau vorgegeben. Im<br />
Rahmen der EU-Vogelschutzrichtlinie<br />
sollen die Vögel in den<br />
Vogelschutzgebieten in ganz<br />
<strong>Hessen</strong> erfasst werden. "Zusätzlich<br />
sollen die Förster die Habitate,<br />
das sind die Lebensräume<br />
der Vögel, kartieren", erläutert<br />
der Diplombiologe Gerd Bauschmann,<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
der <strong>Vogelschutzwarte</strong>.<br />
Weitere Aufgaben sollen die<br />
Zusammenarbeit mit Waldbesitzern,<br />
Gemeinden <strong>und</strong> Kommunen,<br />
sowie Forstämtern <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />
Naturschützern<br />
sein, bei denen die „Vogelförster“<br />
nicht nur Daten erheben,<br />
sondern auch <strong>für</strong> das Schutzgebietssystem<br />
„Natura 2000“ werben<br />
sollen.<br />
Damit alle beteiligten Förster auf<br />
den gleichen Wissensstand gebracht<br />
werden, hat Gerd<br />
Bauschmann ein umfangreiches<br />
Programm mit 15 Kursteilen zusammengestellt.<br />
Die Lehrgänge<br />
<strong>und</strong> Schulungen umfassen neben<br />
Text- <strong>und</strong> Tabellenverarbeitungsprogrammen<br />
auch das<br />
Daten-Erfassungsprogramm NA-<br />
TIS. Ein intensives Kennenlernen<br />
der fast 200 <strong>für</strong> die Kartierung<br />
relevanten Vogelarten<br />
stand ebenfalls auf dem St<strong>und</strong>enplan<br />
der Vogelförster. Bei<br />
aller Theorie kam natürlich auch<br />
die Praxis nicht zu kurz: Auf Exkursionen<br />
in bekannte Vogelschutzgebiete,<br />
wie zum Beispiel<br />
den Burgwald bei Rauschenberg,<br />
in die Wetterau oder in die<br />
Wälder der südlichen Oberrheinebene,<br />
wurde das Gelernte<br />
geübt <strong>und</strong> gefestigt.<br />
- 2 -<br />
(Wiebke Gerndt)<br />
Schwarz- <strong>und</strong> Rotmilan<br />
kontra Windkraftanlagen<br />
Windkraftanlagen dürfen an<br />
Nahrungs- <strong>und</strong> Rastplätzen der<br />
geschützten Greifvogelarten<br />
Schwarz- <strong>und</strong> Rotmilan auch<br />
außerhalb von (faktischen oder<br />
formalen) Vogelschutzgebieten<br />
nicht errichtet werden. Dies hat<br />
das Verwaltungsgericht Stuttgart<br />
aufgr<strong>und</strong> mündlicher Verhandlung<br />
am 03.05.2005 entschieden<br />
<strong>und</strong> die Klage auf Erteilung einer<br />
Genehmigung zum Bau zweier<br />
Windkraftanlagen gegen die<br />
Stadt Wertheim abgewiesen.<br />
Die Kläger hatten bei der Beklagten<br />
die Erteilung eines Bauvorbescheides<br />
<strong>für</strong> die Errichtung<br />
von zwei Windkraftanlagen mit<br />
einer Nabenhöhe von 100 m <strong>und</strong><br />
einer Gesamthöhe von knapp<br />
120 m (Rotorradius 38,5 m) im<br />
Gewann „An der Heg“ auf Gemarkung<br />
Dörlesberg der Stadt<br />
Kühlsheim (Main-Tauber-Kreis)<br />
beantragt. Die Stadt Wertheim<br />
als zuständige Baurechtsbehörde<br />
lehnte diesen Antrag im März<br />
2004 ab. Auch der Widerspruch<br />
der Kläger blieb erfolglos.<br />
Die 13. Kammer führte aus:<br />
Die beiden Windkraftanlagen<br />
seien nach § 35 Abs. 1 Nr. 5<br />
Baugesetzbuch im Außenbereich<br />
zwar privilegiert. Dem Vorhaben<br />
stünde aber nach der erforderlichen<br />
Einzelfallabwägung<br />
an dem vorgesehenen Standort<br />
der gewichtige öffentliche Belang<br />
des Vogelschutzes entgegen.<br />
Unter Berücksichtigung der<br />
Maßstäbe der europarechtlichen<br />
Artenschutzverordnung <strong>und</strong> der<br />
Vogelschutz-Richtlinie sowie<br />
sachverständiger Gutachten sei<br />
davon auszugehen, dass sich in<br />
dem Gebiet Hegwald, in dem<br />
auch die Standorte der geplanten<br />
Windkraftanlagen lägen,<br />
Rast- <strong>und</strong> Nahrungsplätze von<br />
Schwarz- <strong>und</strong> Rotmilanen, von<br />
bis zu acht Tieren gleichzeitig,<br />
befänden. Diese Greifvogelarten<br />
würden durch die dort geplanten<br />
Windkraftanlagen nicht nur beeinträchtigt,<br />
sondern existenziell<br />
gefährdet. Greifvögel wie<br />
Schwarz- <strong>und</strong> Rotmilan hätten in<br />
der Luft nahezu keine natürlichen<br />
Feinde <strong>und</strong> würden daher<br />
auch Windkraftanlagen nicht<br />
zwangsläufig als Bedrohung<br />
wahrnehmen. Sie seien deshalb<br />
stärker als andere Vogelarten<br />
gefährdet, Schlagopfer einer<br />
Windkraftanlage zu werden.<br />
Diese Einschätzung werde<br />
durch die B<strong>und</strong>estagsdrucksache<br />
15/5188 vom 30.03.2005<br />
über die Gefährdung heimischer<br />
Greifvögel- <strong>und</strong> Fledermaus-
arten durch Windkraftanlagen<br />
bestätigt, die <strong>für</strong> den dort ausgewiesenen<br />
Erfassungszeitraum<br />
gerade beim Rotmilan eine auffallend<br />
hohe Zahl von Schlagopfern<br />
nenne <strong>und</strong> ausgehend<br />
von diesen Zahlen von einem<br />
besonders hohen Tötungsrisiko<br />
<strong>für</strong> diese Art durch Windkraftanlagen<br />
spreche. Neben diesem<br />
speziell <strong>für</strong> den Rotmilan festzustellenden<br />
besonderen Kollisions-<br />
<strong>und</strong> Verlustrisiko müsse<br />
nach derzeitigem Erkenntnisstand<br />
weiter als sicher gelten,<br />
dass Windkraftanlagen aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer Umwelteinwirkungen (z. B.<br />
Schattenwurf, Lärm, etc.) <strong>und</strong><br />
ihrer Barrierewirkungen (Vertikalstrukturen,<br />
Drehbewegungen)<br />
ohnehin generell geeignet seien,<br />
Vögel zu stören <strong>und</strong> aus ihren<br />
angestammten Stand-, Rast-,<br />
Nahrungs- <strong>und</strong> Brutplätzen zu<br />
vertreiben. Das öffentliche Interesse<br />
an der Erhaltung des<br />
Stand- <strong>und</strong> Nahrungsplatzes <strong>für</strong><br />
Schwarz- <strong>und</strong> Rotmilane <strong>und</strong><br />
deren Bestandes überwiege das<br />
private Interesse der Kläger, die<br />
Windkraftanlagen gerade in diesem<br />
Gebiet errichten zu dürfen,<br />
erheblich. Denn bei Schwarzmilan<br />
<strong>und</strong> Rotmilan handle es sich<br />
um besonders schutz- <strong>und</strong> erhaltungswürdige<br />
Vogelarten im<br />
Sinne der EG-Artenschutzverordnung<br />
<strong>und</strong> der Vogelschutz-<br />
Richtlinie. Weiter sei gerade der<br />
von dem beabsichtigten Bauvorhaben<br />
stärker betroffene Rotmilan<br />
besonders schutzwürdig,<br />
weil dieser europaweit mit einer<br />
verbliebenen Population von ca.<br />
10.000 Exemplaren schwerpunktmäßig<br />
nur noch in<br />
Deutschland anzutreffen sei <strong>und</strong><br />
die B<strong>und</strong>esrepublik infolge dessen<br />
auch in besonderem Maße<br />
verpflichtet sei, das Überleben<br />
<strong>und</strong> die Vermehrung dieser stark<br />
bedrohten Art durch eine möglichst<br />
umfassende Erhaltung<br />
ihrer Lebensräume sicherzustellen.<br />
Dabei sei nach der Vogelschutz-Richtlinie<br />
der Schutz<br />
der zu sichernden Bestände<br />
nicht auf die von den Mitglieds-<br />
staaten der EU einzurichtenden<br />
Schutzgebiete beschränkt, sondern<br />
auch - wie hier - außerhalb<br />
solcher formal ausgewiesenen<br />
oder faktischen Vogelschutzgebiete<br />
i. S. d. Vogelschutz-Richtlinie<br />
sicherzustellen. Eine solche<br />
Sicherstellung könne u. a. auch<br />
darin bestehen, einen schutzwürdigen<br />
Lebensraum von einer<br />
im Außenbereich gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
privilegiert zulässigen Bebauung<br />
freizuhalten. Der Bereich Hegwald<br />
sei auch als schutzwürdiger<br />
Lebensraum im Sinne der<br />
Vogelschutz-Richtlinie einzustufen,<br />
nämlich als geeigneter <strong>und</strong><br />
auch uneingeschränkt schutzwürdiger<br />
Rast- <strong>und</strong> Nahrungsplatz<br />
<strong>für</strong> die gefährdeten Greifvogelarten<br />
Schwarz- <strong>und</strong> Rotmilan.<br />
Die mit dem Bauvorhaben<br />
der Kläger einhergehende Beeinträchtigung<br />
dieses Lebensraumes<br />
mit Rücksicht auf die<br />
besondere Schutzwürdigkeit<br />
dieser Greifvogelarten, insbesondere<br />
des Rotmilans, könne<br />
nicht hingenommen werden.<br />
Gegen das Urteil wurde die Berufung<br />
wegen gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />
Bedeutung zugelassen (13 K<br />
5609/03).<br />
(Ulrike Zeitler, Richterin am Verwaltungsgericht<br />
Stuttgart - Pressesprecherin)<br />
- 3 -<br />
Laufende Untersuchungen<br />
zum Vorkommen<br />
des Sperlingskauzes in<br />
der Pfalz<br />
OAG Südwestpfalz bittet um<br />
Mitarbeit<br />
Noch vor wenigen Jahren war<br />
über das Vorkommen des Sperlingskauzes<br />
im Zuständigkeitsbereich<br />
der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
so gut wie nichts<br />
bekannt. Brutvorkommen in<br />
<strong>Hessen</strong> wurden seit Ende der<br />
1980er Jahre lediglich im Spessart<br />
vermutet. Für Rheinland-<br />
Pfalz gab es bis dahin überhaupt<br />
keine Nachweise. Dennoch entwickelte<br />
sich bei den Ornithologen<br />
ein großes Interesse <strong>für</strong> den<br />
kleinen Kauz. Auf zwei Fachtagungen<br />
wurde die Brutbiologie<br />
<strong>und</strong> die Erfassungsmethode des<br />
Sperlingskauzes einem großen<br />
Kreis von Interessierten vorgestellt.<br />
Dies war mit Sicherheit die<br />
Initiative <strong>für</strong> die intensive Suche<br />
nach dem „Spauz“. Spannende<br />
Ergebnisse hat die systematische<br />
Erfassung in <strong>Hessen</strong>s Mittelgebirgen<br />
erbracht – ca. 150<br />
Reviere sind mittlerweile zwischen<br />
Spessart, Vogelsberg,<br />
Burgwald, Knüll <strong>und</strong> Kellerwald<br />
bekannt.<br />
Mit der offensichtlichen Zunahme<br />
der Art ist eine Arealverschiebung<br />
nach Westen zu vermuten,<br />
wie dies durch jüngst<br />
entdeckte Vorkommen in den<br />
Nordvogesen bestätigt wird.<br />
Dennoch gelangen bisher in<br />
Rheinland-Pfalz nur wenige Ein-
zelbeobachtungen. Der Übersicht<br />
von WISSING (2004) mit 6<br />
Nachweisen sind noch eine aktuelle<br />
Beobachtung aus der Eifel<br />
sowie Hinweise von WIESNER<br />
(1997) <strong>für</strong> den Hunsrück <strong>und</strong><br />
den Pfälzerwald hinzuzufügen.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des unklaren<br />
Status des Sperlingskauzes<br />
in Rheinland-Pfalz hat die OAG<br />
Südwestpfalz im Frühjahr 2004<br />
mit aufwändigen Untersuchungen<br />
im Pfälzerwald begonnen<br />
<strong>und</strong> schließlich eine nennenswerte<br />
Population festgestellt. Die<br />
überraschenden Erfassungsergebnisse<br />
sowie einige ältere<br />
Hinweise auf das Vorkommen<br />
machen wahrscheinlich, dass<br />
der Sperlingskauz im Pfälzerwald<br />
lange übersehen wurde.<br />
Die Untersuchungen – mit dem<br />
Anspruch einer flächendeckenden<br />
Erfassung des Pfälzerwaldes<br />
– werden fortgeführt. Die Ergebnisse<br />
sollen noch dieses<br />
Jahr von der OAG Südwestpfalz<br />
veröffentlicht werden.<br />
Der Fokus der Arbeit der OAG<br />
liegt derzeit beim Sperlingskauz.<br />
Deshalb bittet die OAG um die<br />
zeitnahe Meldung von Sperlingskauzfeststellungen.<br />
Auch an<br />
„alten“, bisher nicht bekannten<br />
oder <strong>für</strong> unsicher gehaltenen<br />
Feststellungen besteht Interesse.<br />
Die OAG freut sich über<br />
neue Mitstreiter beim Sperlingskauzprojekt.<br />
Interessierte wenden<br />
sich an Norbert Roth, Hochwaldstraße<br />
25-27, 66620 Nonnweiler<br />
(Tel.: 06873-668715; mail:<br />
Etat24Nroth@compuserve.de).<br />
(ho)<br />
Mauersegler als Beute<br />
von Rabenkrähe<br />
<strong>Flieg</strong>ende Mauersegler haben<br />
aufgr<strong>und</strong> ihres einzigartigen<br />
Flugvermögens kaum Feinde.<br />
Selten gelingt es den pfeilschnellen<br />
Baumfalken, die im<br />
Flugbild wie große Mauersegler<br />
aussehen, Junge zu schlagen.<br />
Am Brutplatz hingegen können<br />
Mauersegler Opfer von Steinmardern<br />
oder auch Schleiereulen<br />
werden.<br />
Eher selten dürfte die Beobachtung<br />
von Carl Scherrer sein, der<br />
feststellte, wie im Frankfurter<br />
Westend eine Rabenkrähe einem<br />
Mauersegler zum Brutplatz<br />
folgte <strong>und</strong> mit einem noch nicht<br />
flüggen Jungvogel im Schnabel<br />
davon flog. (ho)<br />
Blaumeise als Beute<br />
eines Eichelhähers<br />
Im Mai diesen Jahres beobachtete<br />
Gerd Bauschmann, wie im<br />
Streuobstgebiet „Wingert bei<br />
Dorheim“ ein Eichelhäher auf<br />
einem Nistkasten mit flüggen<br />
Blaumeisen landete <strong>und</strong> wartete,<br />
bis die Jungen ausflogen. Nach<br />
jeweils ein paar Metern Verfolgung<br />
wurden mehrere junge<br />
Blaumeisen im Flug gefangen<br />
<strong>und</strong> auf dem Boden verspeist.<br />
(ba)<br />
„Wandervögel“ <strong>und</strong><br />
„Orientierungskünstler“<br />
Warum wandern Vögel?<br />
Das Verschwinden <strong>und</strong> Wiederauftauchen<br />
von Vogelarten im<br />
Rhythmus der Jahreszeiten beflügelte<br />
seit alters her die<br />
menschliche Phantasie. Noch im<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert glaubte man,<br />
dass Schwalben im Gewässerschlamm<br />
überwintern <strong>und</strong> der<br />
ähnlich dem Sperber gefiederte<br />
Kuckuck im Herbst zum Sperber<br />
- 4 -<br />
mutiert. Die moderne Vogelzugforschung<br />
widerlegte zwar<br />
diese Ansichten. Ihre Ergebnisse<br />
sind jedoch kaum weniger<br />
w<strong>und</strong>erbar.<br />
Das Verhalten der meisten Lebewesen<br />
wird durch die Tages-<br />
<strong>und</strong> Jahresperiodik beeinflusst.<br />
Vor allem auf die gravierenden<br />
Wechsel der Lebensbedingungen<br />
im Verlauf der Jahreszeiten<br />
reagieren viele Tierarten mit<br />
saisonalen Wanderungen.<br />
Selbst in den Tropen mit ihren<br />
weniger ausgeprägten jahreszeitlich<br />
bedingten Wechseln<br />
wandern Vögel <strong>und</strong> einige Säugetiere<br />
vor allem den günstigeren<br />
Nahrungsbedingungen nach.<br />
Die weitaus ausgeprägtesten<br />
Wanderbewegungen von Tierarten,<br />
vor allem den Vögeln, gibt<br />
es aber in den gemäßigten <strong>und</strong><br />
polaren Regionen der Erde.<br />
Ohne großräumige, jahreszeitlich<br />
bestimmte Ortswechsel,<br />
würden viele Arten nicht überleben.<br />
Bei den Vögeln unterscheidet<br />
man je nach Wanderstrecken<br />
verschiedene Zugtypen,<br />
von Lang- <strong>und</strong> Kurzstrecken- bis<br />
Teilziehern. Dank ihres Flugvermögens<br />
<strong>und</strong> ihrer Fähigkeit,<br />
den Körper gegenüber wechselnden<br />
Umweltbedingungen<br />
gleichwarm auf „Betriebstemperatur“<br />
zu halten, haben die Vögel<br />
nicht nur nahezu alle Gebiete<br />
der Erde erobert, sondern<br />
konnten auch die Nahrungsquellen<br />
verschiedener Landschaften<br />
<strong>und</strong> Kontinente periodisch<br />
<strong>für</strong> sich erschließen. Irgendwo<br />
auf der Welt sind ständig<br />
Vögel auf Reisen, die im<br />
Extremfall den ganzen Globus<br />
umfassen. Die „Wandervögel“<br />
entwickelten dabei viele Zugtraditionen<br />
<strong>und</strong> Steuerungsmechanismen.<br />
Das heutige Vogelzuggeschehen<br />
in Europa entstand unter<br />
dem Einfluss der Eiszeiten, welche<br />
die Lebensbedingungen der<br />
Arten je nach Stand der Vereisung<br />
verschoben. Heute sind<br />
jährlich allein von Eurasien nach<br />
Afrika etwa 200 Vogelarten mit
über fünf Milliarden Individuen<br />
unterwegs. Weltweit schätzt<br />
man die Gesamtzahl aller Zugvögel<br />
auf 50 Milliarden. Langstreckenzieher,<br />
wie z. B. die<br />
Küstenseeschwalbe oder der Fitis,<br />
räumen im Herbst ihr Brutgebiet<br />
vollständig, um den Winter<br />
in einer ganz anderen Klimazone<br />
zu verbringen. Arten wie<br />
unser Mauersegler kennen keinen<br />
Winter. Die meisten Insektenfresser<br />
zählen zu den Langstreckenziehern,<br />
die bereits kurz<br />
nach Abschluss des Brutgeschäftes<br />
ihre Sommerlebensräume<br />
verlassen. Für manche<br />
Limikolen (Watvögel) ist der Aufenthalt<br />
in ihren nordischen Brutgebieten<br />
rein auf die Brut- <strong>und</strong><br />
Jungenaufzuchtszeit beschränkt.<br />
Doch während diese Aufenthaltsdauer<br />
mindestens 2 Monate<br />
beträgt, wandern die prächtigen<br />
Kampfläufer-Männchen sogar<br />
gleich nach dem Brutbeginn ab<br />
in den Süden. Während die<br />
Mehrzahl der Arten nachts wandert,<br />
ziehen Flugjäger wie<br />
Schwalben <strong>und</strong> Segler tagsüber,<br />
um sich auch noch während des<br />
Zuges den Bauch voll zu schlagen.<br />
Großvögel, wie Störche<br />
<strong>und</strong> Greifvögel, nutzen Aufwinde<br />
<strong>und</strong> segeln auf ihren breiten<br />
Flügeln unter maximaler Energieeinsparung<br />
gen Süden.<br />
Arten, bei denen Brut- <strong>und</strong> Überwinterungsgebiete<br />
nicht weit<br />
voneinander entfernt sind, werden<br />
als Kurzstreckenzieher bezeichnet.<br />
Unser Hausrotschwanz<br />
ist ein solcher Vertreter,<br />
der den Winter im Mittelmeerraum<br />
oder höchstens in<br />
Nordafrika verbringt. Von den<br />
Kurzstrecken- zu den Teilziehern<br />
gibt es fließende Übergänge.<br />
Recht häufig kommt es vor,<br />
dass nur ein Teil der Individuen<br />
einer Population bzw. einer Art<br />
wegzieht, der andere Teil jedoch<br />
im Brutgebiet verbleibt. Diese<br />
Wanderer bezeichnet man dann<br />
als „Teilzieher“. Zu ihnen zählen<br />
bei uns Buchfinken, Amseln,<br />
Rotkehlchen <strong>und</strong> Zaunkönige.<br />
Selbst Standvögel bleiben nicht<br />
in ihren Sommer- <strong>und</strong> Brutgebieten.<br />
Einige Arten, wie die Alpendohle<br />
<strong>und</strong> Alpenbraunelle, führen im<br />
Winter kurze, sogenannte Vertikalbewegungen<br />
durch, um tiefer<br />
gelegene, klimatisch günstigere<br />
Regionen aufzusuchen. Rekordflieger<br />
unter den „Wandervögeln“<br />
ist die Küstenseeschwalbe,<br />
die von Polregion zu Polregion<br />
fliegt <strong>und</strong> damit auf ihrem Zug<br />
regelmäßig mehr als 20.000 Kilometer<br />
zurücklegt. Mit 9.500<br />
Kilometer Zugleistung zählen<br />
auch die Brachvögel Alaskas zu<br />
den absoluten Langstreckenfliegern,<br />
zumal sie auf dem Flug zu<br />
den Südseeinseln als ihrem<br />
Winterquartier mindestens 3.000<br />
km freie Wasserfläche überqueren.<br />
Noch größere Meeresstrecken<br />
legen japanische Bekassinen<br />
auf ihrem Herbstflug nach<br />
Tasmanien zurück: 5.000 Kilometer<br />
am Stück ohne Rastmöglichkeit!<br />
Orientierung nach Sicht <strong>und</strong><br />
physikalischem Gespür<br />
Heute wissen wir durch zahlreiche<br />
Labor- <strong>und</strong> Feldversuche,<br />
dass den „Wandervögeln“ neben<br />
dem Sonnenstand, dem Sternenhimmel<br />
<strong>und</strong> charakteristischen<br />
Landmarken auch das<br />
Magnetfeld der Erde zur Orientierung<br />
dient. Oft nutzen Vögel<br />
zeitgleich oder in Abhängigkeit<br />
von den jeweiligen äußeren Bedingungen<br />
mehrere dieser Orientierungssysteme.<br />
Doch gerade<br />
auf der Suche nach dem<br />
Magnetkompaß der Vögel, also<br />
- 5 -<br />
nach ihrer Möglichkeit einer<br />
„nicht visuellen“ Orientierung,<br />
tappten die Vogelzugforscher<br />
lange im Dunkeln. Erst die<br />
Frankfurter Arbeitsgruppe um<br />
Prof. Wolfgang Wilschko <strong>und</strong><br />
seine Frau Roswitha kam nach<br />
langem Suchen <strong>und</strong> Experimentieren<br />
diesem Phänomen auf die<br />
richtige Spur. Wenn die Forscher<br />
in ihrem Frankfurter Institut<br />
beispielsweise einen Vogel in<br />
ein simuliertes nordafrikanisches<br />
Erdmagnetfeld versetzten, war<br />
dieser plötzlich ratlos. Drehten<br />
nun die Wilschkos das Magnetfeld,<br />
änderte der Versuchsvogel<br />
seine Wanderrichtung. Zwischenzeitlich<br />
konnte bei immer<br />
mehr Tierarten, von Schnecken,<br />
Krebsen, Insekten, Fischen,<br />
Amphibien, Reptilien bis zu<br />
Säugern, solcherart Orientierungsfähigkeit<br />
nachgewiesen<br />
werden. Dagegen blieb lange<br />
unklar, wie Tiere das Erdmagnetfeld<br />
wahrnehmen. Wiederum<br />
war es das Forscherehepaar<br />
Wilschko, das bei seinen Tauben<br />
Magnetit als Magnetsensor<br />
in der Haut des Oberschnabels<br />
fand. Wie aktuelle Untersuchungen<br />
der Frankfurter Forscher in<br />
Zusammenarbeit mit anderen<br />
Arbeitsgruppen zeigen, wird<br />
jedoch das Erdmagnetfeld von<br />
den Vögeln auf zweierlei Weise<br />
wahrgenommen. Der auf Magnetit<br />
im Vogelschnabel beruhende<br />
Mechanismus scheint nur die<br />
Stärke des Magnetfeldes zu registieren.<br />
Nachdem diese äquatorwärts<br />
abnimmt, kann der Vogel<br />
daraus eine Ortsinformation<br />
wie aus einer Karte ableiten. Zur<br />
Navigation reicht dies aber noch<br />
nicht aus. Vielmehr braucht er<br />
zusätzlich noch eine Richtungsinformation.<br />
Und die liefert ihm<br />
ein Rezeptor im rechten Auge,<br />
der durch Licht aktiviert werden<br />
muss. Somit tragen Vögel als<br />
„Orientierungsinstrumente“ quasi<br />
einen Gaußmeter in ihrem<br />
Schnabel <strong>und</strong> einen Kompass<br />
im rechten Auge, die sie erst im<br />
Zusammenwirken sicher zu ihren<br />
Zielen führen. (ri)
Hinweise zu Auffang-<br />
<strong>und</strong>/oder Pflegestationen<br />
Gemäß § 42 Satz 1 Nr. 1 sowie<br />
Satz 2 Nr. 1 B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz<br />
ist es verboten,<br />
besonders geschützten Tieren<br />
nachzustellen, sie zu fangen, zu<br />
verletzen, zu töten, sie in Besitz<br />
oder Gewahrsam zu haben oder<br />
zu nehmen. Nach § 43 Satz 6 ist<br />
es vorbehaltlich jagdrechtlicher<br />
Vorschriften aber zulässig, verletzte,<br />
hilflose oder kranke Tiere<br />
aufzunehmen, um sie ges<strong>und</strong> zu<br />
pflegen <strong>und</strong> unverzüglich in die<br />
Freiheit zu entlassen, sobald sie<br />
sich dort selbständig erhalten<br />
können.<br />
Auf Antrag des Betreibers (meist<br />
ein Tier- oder Naturschutzverband)<br />
bestimmen die Oberen<br />
Naturschutzbehörden in Rücksprache<br />
mit der <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
Stellen zu Auffang- <strong>und</strong>/<br />
oder Pflegestationen, die eine<br />
Gewähr <strong>für</strong> die ordnungsgemäße<br />
Versorgung derartiger Tiere<br />
<strong>und</strong> die Einhaltung der einschlägigen<br />
tier- <strong>und</strong> artenschutzrechtlichen<br />
Bestimmungen bieten.<br />
Die <strong>Staatliche</strong> <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
hat jetzt – in Rücksprache mit<br />
den Oberen Naturschutzbehörden<br />
des Landes <strong>Hessen</strong> – ein<br />
Merkblatt erarbeitet, das Hinweise<br />
zur Beantragung <strong>und</strong> zum<br />
Betrieb von Auffang- <strong>und</strong> Pflegestationen<br />
enthält. Es enthält<br />
auch eine Muster-Bauanleitung<br />
<strong>für</strong> eine Station mit 4 Volieren<br />
unterschiedlicher Größen, Muster<br />
<strong>für</strong> Bestandsbuch <strong>und</strong> Bestandslisten<br />
sowie eine Übersicht<br />
über die derzeit anerkannten<br />
Stationen in <strong>Hessen</strong>.<br />
Die Hinweise sollen ständig aktualisiert<br />
werden. Sie sind zwar<br />
jetzt schon auch <strong>für</strong> Rheinland-<br />
Pfalz <strong>und</strong> Saarland verwendbar,<br />
sollen aber in nächster Zeit noch<br />
auf die speziellen Verhältnisse<br />
dieser B<strong>und</strong>esländer angepasst<br />
<strong>und</strong> als jeweilige Länderversion<br />
erstellt werden.<br />
Das Merkblatt ist zu beziehen<br />
bei der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Hessen</strong>, Rheinland-Pfalz<br />
<strong>und</strong> Saarland, Steinauer<br />
Straße 44, 60386 Frankfurt.<br />
(ba)<br />
Was haben deutsche Vögel<br />
mit spanischen Viehweiden<br />
zu tun? - Auf den<br />
Pfaden der Transhumanz<br />
in Spanien<br />
Besuch des bekannten spanischen<br />
Ornithologen <strong>und</strong> Naturschützers<br />
Jesus Garzon bei<br />
der <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
(Frankfurt) Was haben Vögel<br />
<strong>und</strong> Viehweiden miteinander zu<br />
tun? Was verbindet Deutschland<br />
mit Spanien? Diese <strong>und</strong> ähnli-<br />
che Fragen standen im Mittelpunkt<br />
einer Vortragsreihe, die<br />
kürzlich die <strong>Staatliche</strong> <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Hessen</strong>, Rheinland-Pfalz<br />
<strong>und</strong> Saarland organisiert<br />
hatte. Referent war der<br />
bekannte spanische Ornithologe<br />
<strong>und</strong> Naturschützer Jesus Garzon,<br />
der auf Vermittlung des<br />
Vereins Weidewelt, dessen Spanien-Repräsentant<br />
er ist, nach<br />
Deutschland gekommen war.<br />
Um die Antworten vorweg zu<br />
nehmen: Fast alle unsere Zugvögel<br />
fliegen auf dem Weg in<br />
ihre Winterquartiere in südwest-<br />
- 6 -<br />
liche Richtung <strong>und</strong> benutzen die<br />
Iberische Halbinsel entweder als<br />
Transitstrecke oder direkt zur<br />
Überwinterung. Fast alle der im<br />
Herbst <strong>und</strong> Frühjahr über uns<br />
hinweg fliegenden, aus Nord-<br />
<strong>und</strong> Osteuropa stammenden<br />
Kraniche leben im Winter in den<br />
Steineichenwäldern Spaniens<br />
<strong>und</strong> Portugals <strong>und</strong> ernähren sich<br />
dort von Eicheln. Nahezu die<br />
gesamte Population des Rotmi-<br />
lans, dessen Weltbestand zu etwa<br />
zwei Dritteln in Deutschland<br />
brütet, überwintert auf der Iberischen<br />
Halbinsel. R<strong>und</strong> zwei<br />
Drittel der europäischen Vorkommen<br />
der Großtrappe, des<br />
„europäischen Straußes“, lebt<br />
heute in Spanien <strong>und</strong> Portugal,<br />
nachdem die osteuropäischen<br />
Bestände dramatische Verluste<br />
erlitten haben. Veränderungen in<br />
der Landschaftsstruktur Spaniens<br />
hätten also enorme Folgen<br />
<strong>für</strong> unsere heimische Vogelwelt.<br />
Gr<strong>und</strong> also genug <strong>für</strong> die <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
in Frankfurt, mit
Fachkollegen in Spanien Kontakte<br />
zu knüpfen, nach Lösungsmöglichkeiten<br />
zu suchen <strong>und</strong><br />
diese auch publik zu machen.<br />
Die Vortragsreise führte den<br />
charismatischen Spanier Garzon<br />
<strong>und</strong> seine Begleiter von der <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
nach Saarbrücken<br />
(Kooperation der <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
mit dem Stadtverband),<br />
Nürnberg (Kooperation<br />
mit dem B<strong>und</strong> Naturschutz Bayern),<br />
Crawinkel/Thüringen (Kooperation<br />
mit der Thüringer Landesanstalt<br />
<strong>für</strong> Umwelt <strong>und</strong> Geologie)<br />
<strong>und</strong> auf die Wasserkuppe/<strong>Hessen</strong><br />
(Kooperation mit der<br />
Biosphärenreservatsverwaltung<br />
Rhön).<br />
Jesus Garzon, Jahrgang 1946,<br />
ist einer der renommiertesten<br />
Naturschützer Spaniens. Er verbrachte<br />
seine Jugend überwiegend<br />
in der Extremadura <strong>und</strong> in<br />
Kantabrien. Von Kindesbeinen<br />
an beschäftigte er sich intensiv<br />
mit den Naturreichtümern dieser<br />
beiden Gegenden. Während seines<br />
Studiums spezialisierte sich<br />
Garzon bereits früh auf Tierarten,<br />
die vom Aussterben bedroht<br />
sind, z.B. Luchs, Wolf, Bär, Auerhahn,<br />
Großtrappe, Geier, Adler<br />
<strong>und</strong> Schwarzstorch. Seine<br />
Studien führten ihn dabei durch<br />
ganz Spanien. In dieser Zeit<br />
verbrachte Garzon viele St<strong>und</strong>en<br />
mit alten Trappern, Jägern<br />
<strong>und</strong> Schäfern <strong>und</strong> erlebte mit ihnen<br />
die Iberische Halbinsel vom<br />
Norden bis zu den Marismas<br />
des Guadalquivir. Aber er arbeitete<br />
auch eng zusammen mit<br />
Felix Rodriguez de la Fuente,<br />
dem "Spanischen Grzimek", der<br />
ab 1979 in der ARD seine Naturfilmserie<br />
"Fauna Iberica" präsentierte.<br />
Durch die Bemühungen von<br />
Jesus Garzon wurde 1979 die<br />
Gegend von Monfragüe in der<br />
Extremadura zum Nationalpark -<br />
dem größten Spaniens – erklärt.<br />
In der achtziger Jahren war Garzon<br />
dann stellvertretender Umweltminister<br />
(Staatssekretär) der<br />
Region Extremadura.<br />
Bald bemerkte Jesus Garzon,<br />
wie eng das Wohlergehen bedrohter<br />
Wildtiere mit der traditionellen<br />
Landnutzung, <strong>und</strong> dabei<br />
insbesondere mit der Bewei-<br />
dung, zusammenhängt. So zog<br />
er in den letzten Jahren das Interesse<br />
der internationalen Öffentlichkeit<br />
auf sich, indem er die<br />
Wiederbelebung einer alten spanischen<br />
Tradition, der Transhumanz,<br />
eingeleitet hat. Auf zehn<br />
festgelegten Viehwegen, den<br />
Cañadas, die bereits seit dem<br />
12. Jahrh<strong>und</strong>ert als unantastbares<br />
Gemeingut unter dem<br />
Schutz des Königs den Wanderhirten<br />
mit ihren Herden vorbehalten<br />
waren, ziehen nun wieder<br />
größere Herden zwischen den<br />
Winterweiden in der<br />
Extremadura <strong>und</strong> den Sommerweiden<br />
im kantabrischen Gebirge.<br />
Die Cañadas, wahrscheinlich<br />
aus den nacheiszeitlichen Wanderwegen<br />
wilder Viehherden<br />
hervorgegangen, bilden ein We-<br />
- 7 -<br />
genetz von mehr als 124.000<br />
Kilometern Länge <strong>und</strong> bedecken<br />
mit r<strong>und</strong> 5.000 Quadratkilometern<br />
etwa ein Prozent der gesamten<br />
spanischen Landesfläche.<br />
Die bis zu 75 m breiten<br />
Wege führen als grüne Schneisen<br />
durch naturbelassene Gegenden<br />
<strong>und</strong> landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen sowie über<br />
Stein, Beton oder Asphalt durch<br />
Dörfer <strong>und</strong> Städte. Etwa alle 10<br />
km weiten sich die Cañadas auf<br />
<strong>und</strong> sind mit einer Tränkestelle<br />
<strong>und</strong> Schutzhütte<br />
versehen.<br />
Diese Weideflächen<br />
dienen<br />
entweder der<br />
Mittagsruhe<br />
oder als<br />
Nachtlager. Auf<br />
diese Weise<br />
werden bis zu<br />
20 km Strecke<br />
am Tag überw<strong>und</strong>en,<br />
<strong>und</strong><br />
der 600 – 800<br />
km lange Weg<br />
von der Extremadura<br />
zu den<br />
Sommerweiden<br />
im Norden<br />
dauert r<strong>und</strong> 6<br />
Wochen. Im<br />
Herbst, wenn in den Bergen die<br />
ersten Schneefälle herrschen,<br />
erfolgt die Rückwanderung.<br />
Nach r<strong>und</strong> 8 Wochen kommen<br />
die Schafe, die zu diesem Zeitpunkt<br />
tragend sind <strong>und</strong> deshalb<br />
langsamer laufen müssen, in der<br />
Extremadura an, in der zu diesem<br />
Zeitpunkt gerade wieder<br />
frisches Grün austreibt <strong>und</strong> Futter<br />
<strong>für</strong> die Schafe bietet.<br />
Die Herdenwege werden beim<br />
Durchtrieb der Herden abgegrast<br />
<strong>und</strong> können sich dann über<br />
mehrere Monate erholen. Die<br />
Schafe transportieren in ihrem<br />
Fell <strong>und</strong> mit dem Kot Samen <strong>und</strong><br />
Insekten, die später wieder abfallen.<br />
Aktuelle Untersuchungen<br />
aus Spanien haben gezeigt,<br />
dass mit dem Kot eines einzigen<br />
Schafes (1,5 kg) bis zu 6.000<br />
Samen pro Tag ausgeschieden
werden. Dadurch hat sich eine<br />
einzigartige Flora <strong>und</strong> Fauna<br />
entwickelt. Mehr als vierzig<br />
Pflanzenarten pro Quadratmeter<br />
können auf den Cañadas leben,<br />
dazu kommen mehr als h<strong>und</strong>ert<br />
Schmetterlings- <strong>und</strong> zahlreiche<br />
sonstige Insektenarten.<br />
Die Cañadas stellen einen ökologischen<br />
Korridor dar, der bedeutende<br />
Biotope Spaniens miteinander<br />
verbindet. Auch die<br />
Raubtiere, wie Pardelluchs oder<br />
Wolf, folgten früher den Herden<br />
<strong>und</strong> ernährten sich von schwachen<br />
<strong>und</strong> kranken Tieren. Aasfresser,<br />
wie die Geier oder die<br />
aus den mitteleuropäischen<br />
Brutgebieten im Winter nach<br />
Spanien kommenden Rotmilane,<br />
profitieren von verendeten Tieren.<br />
Noch Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
trieben die Hirten mehr als<br />
vier Millionen Schafe, Rinder,<br />
Ziegen, Esel <strong>und</strong> Pferde in den<br />
Norden <strong>und</strong> zurück. Doch mit<br />
dem Bau der Eisenbahn konnte<br />
die Strecke viel schneller überw<strong>und</strong>en<br />
werden, <strong>und</strong> die Tiere<br />
blieben etwa einen Monat länger<br />
in den Steineichenwäldern der<br />
Extremadura. Doch genau in<br />
diese Zeit fällt das Auskeimen<br />
der jungen Eichen, die jetzt sofort<br />
von den Weidetieren abgefressen<br />
werden. Dies erklärt,<br />
wieso seit fast h<strong>und</strong>ert Jahren<br />
keine Verjüngung der Steineichen<br />
mehr stattgef<strong>und</strong>en hat<br />
<strong>und</strong> die lichten Wälder zu vergreisen<br />
drohen.<br />
Seit den sechziger Jahren geriet<br />
durch die Intensivierung der<br />
Landwirtschaft die Tradition der<br />
Transhumanz völlig in Vergessenheit.<br />
Futtermittel konnten<br />
billig eingekauft <strong>und</strong> zu den Tieren<br />
transportiert werden. Folgen<br />
davon waren einerseits, dass die<br />
Tiere ganzjährig auf den ehemaligen<br />
Winterweiden in der<br />
Extremadura blieben <strong>und</strong> dort in<br />
der Trockenzeit große Schäden<br />
an der Vegetation anrichteten,<br />
<strong>und</strong> dass andererseits die<br />
Cañadas zuwucherten oder<br />
anderweitig genutzt wurden, z.<br />
B. <strong>für</strong> Baumaßnahmen. Damit<br />
verloren auch die Raubtiere <strong>und</strong><br />
Aasfresser Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>und</strong> wurden auf inselartige<br />
Bestände zurückgedrängt.<br />
Durch die Bemühungen von<br />
Jesus Garzon zog 1993 wieder<br />
die erste Herde mit etwa 2.000<br />
Schafen <strong>und</strong> vier Hirten auf den<br />
alten Wanderwegen nach Norden,<br />
ein Jahr später waren es<br />
bereits zwei, danach drei <strong>und</strong><br />
bald, so hofft Garzon, werden<br />
die Hirten wieder ihre Herden<br />
auf allen zehn Hauptrouten der<br />
Transhumanz durch Spanien<br />
treiben. Eine wichtige Weiche<br />
dazu wurde Anfang 1995 vom<br />
spanischen Parlament gestellt,<br />
als das alte Wegerecht in ein<br />
modernes Gesetz über die Vieh-<br />
Triften umgewandelt wurde.<br />
Dieses Gesetz schützt nicht nur<br />
die alten Cañadas, es verpflichtet<br />
die Behörden auch, neue<br />
Triften bereitzustellen, wenn<br />
wieder mehr Hirten ziehen<br />
möchten.<br />
Nicht nur die wildlebende Flora<br />
<strong>und</strong> Fauna profitiert von der<br />
Transhumanz, sie stellt auch ein<br />
Stück spanische Kultur dar, <strong>und</strong><br />
mit ihr ist auch der Erhalt zahlreicher<br />
vom Aussterben bedrohter<br />
Haustierrassen verb<strong>und</strong>en.<br />
Jesus Garzon hat sich auch<br />
dieses Themas angenommen<br />
<strong>und</strong> hält zahlreiche, noch nicht<br />
einmal beschriebene vom Aussterben<br />
bedrohte Rassen. Neben<br />
Schafen <strong>und</strong> Kühen züchtet<br />
er ein kleines, robustes, nur in<br />
den Picos de Europa an der<br />
Atlantikküste vorkommendes<br />
Pony sowie den Herdenschutzh<strong>und</strong><br />
Mastino Espanol in verschiedenen<br />
Farben. Dazu kommen<br />
zehn spanische Hühnerrassen<br />
mit jeweils zehn Zuchtstämmen<br />
à zehn Tieren, insgesamt<br />
also 1.000 Hühner. All diese<br />
Tiere müssen versorgt werden,<br />
<strong>und</strong> da Jesus Garzon nicht<br />
auf staatliche Hilfe bauen kann,<br />
ist sein Engagement <strong>und</strong> der<br />
Einsatz seiner Mitstreiter rein<br />
ehrenamtlich.<br />
- 8 -<br />
Im Jahr 2000 erhielt Garzon <strong>für</strong><br />
seine erfolgreichen Bemühungen<br />
um die Erhaltung urtümlicher<br />
spanischer Berggegenden,<br />
die Wiederbelebung der Transhumanz<br />
sowie seinen Kampf <strong>für</strong><br />
die Rettung vom Aussterben<br />
bedrohter iberischer Tierarten<br />
<strong>und</strong> bodenständiger Nutztierrassen<br />
den „Premio Slow Food“,<br />
eine Art „Landwirtschafts-Nobelpreis“.<br />
(ba)<br />
Hühner in der <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
Die Idee<br />
Schon seit Jahrtausenden begleiten<br />
Hühner den Menschen<br />
als Haustiere. Ursprünglich dienten<br />
sie wahrscheinlich hauptsächlich<br />
kultischen Zwecken, bis<br />
die Produkte Eier, Federn <strong>und</strong><br />
Fleisch an Bedeutung gewannen.<br />
Auch heimische Vögel profitierten<br />
von der Hühnerhaltung,<br />
Spatzen z. B. ernährten sich<br />
vom ausgestreuten Futter, „Hühner“-Habichte<br />
fingen die freilaufenden<br />
Hennen.<br />
Nachdem zwischenzeitlich nahezu<br />
die gesamte Hühnerhaltung<br />
in die Ställe <strong>und</strong> Legebatterien<br />
verbannt worden war, gibt<br />
es heute – insbesondere auf<br />
Ökobetrieben – wieder freilaufende<br />
Hennen. In der Vogel-
Rasse Herkunft Gewicht<br />
Hahn<br />
Indisches Wildform des Haushuhns aus 800 –<br />
Bankivahuhn Indien<br />
1.300 g<br />
Rotbraune<br />
Dorking<br />
vermutl. aus Kreuzung von<br />
italienischen mit asiatischen<br />
Rassen; von den Römern ca. 50<br />
v. Chr. nach England gebracht<br />
Sussex Star Legehybride (Sussex x<br />
Rhodeländer) aus Belgien<br />
Blausperber Legehybride aus Holland (kam<br />
1928 als nordholländische<br />
Blaue nach Deutschland)<br />
Bovans Nera Legehybride (Rhodeländer x<br />
Plymouth Rock), 1954 in<br />
Holland entstanden<br />
schutzwarte soll daher überprüft<br />
werden, wie sich die Hühnerhaltung<br />
auf die Vogelwelt auswirkt,<br />
<strong>und</strong> wie sich eine unblutige<br />
Greifvogelabwehr gestalten<br />
kann.<br />
Auf dem Offengelände der <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
(ehemalige<br />
Streuobstwiese) sollen dazu<br />
Hühner einer alten Rasse im<br />
Vergleich zu Legehybriden gehalten<br />
werden. Verschiedene<br />
Greifvogelabwehrmaßnahmen<br />
sowie Nistkästen sollen angebracht<br />
werden. Aus didaktischen<br />
Gründen <strong>und</strong> als Studienobjekte<br />
werden Rote Kamm- oder Bankiva-Hühner,<br />
die Wildform, in<br />
einer Voliere mit „dschungelartigem<br />
Charakter“ gehalten.<br />
Um mit dem Projekt den Haushalt<br />
der <strong>Vogelschutzwarte</strong> nicht<br />
zu belasten, wurde von den<br />
VSW-MitarbeiterInnen <strong>und</strong> wei-<br />
3.500 –<br />
4.500 g<br />
Gewicht Legeleistung Eifarbe / -<br />
Henne (Eier/Jahr) gewicht<br />
500 – 750 5-9 weiß –<br />
g<br />
cremefarben /<br />
30 g<br />
2.500 – 140 (1. Jahr) – weiß / 55 g<br />
3.500 g 110 (2. Jahr)<br />
3.000 g 240 gelbbraun /<br />
55 g<br />
3.500 – 250 (1. Jahr) hellbraun / 55<br />
4.000 g<br />
– 65 g<br />
2.150 g 270 - 310 braun / 67 g<br />
teren Interessierten die Hinkel-<br />
KG gegründet, die über Aktienausgabe<br />
<strong>und</strong> Eierverkauf das<br />
Hinkel-Projekt finanziert.<br />
Das Hinkelfest<br />
Anfang Juni wurde, nach zwei<br />
Jahren „hinkelfreie“ Zone, in der<br />
<strong>Vogelschutzwarte</strong> das 5. Hinkelfest<br />
gefeiert, zu dem alte <strong>und</strong><br />
neue Aktionäre der „Hinkel-KG“<br />
eingeladen waren. Es sollte das<br />
Wiederaufleben der Hühnerhaltung<br />
manifestieren.<br />
Nach der Begrüßung <strong>und</strong> einem<br />
Rückblick „Wie alles begann“<br />
durch den Dienststellenleiter Dr.<br />
Klaus Richarz <strong>und</strong> einer Führung<br />
durch die <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
mit Martin Hormann wurde die<br />
Voliere mit den wilden Vorfahren<br />
unserer Haushühner, den Bankiva-Hühnern,<br />
offiziell eingeweiht.<br />
- 9 -<br />
Nach einem opulenten Mahl<br />
(nicht nur aus Hühnerprodukten)<br />
folgte der Fachvortrag “Welche<br />
Hühnerrasse passt zur <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
<strong>und</strong> zur Hinkel-<br />
KG?“ durch den Rassehühnerzüchter<br />
<strong>und</strong> Buchautor Armin<br />
Six. Nach der Vorstellung zahlreicher<br />
vom Aussterben bedrohter<br />
Hühnerrassen fiel die<br />
Entscheidung, welche Hühner<br />
künftig die VSW bevölkern sollen,<br />
allerdings sehr schwer.<br />
Demokratisch wurde abgestimmt,<br />
<strong>und</strong> die Wahl fiel auf das<br />
Dorking-Huhn aus England, eine<br />
der ältesten Hühnerrassen der<br />
Welt.<br />
Nach einer Lesung über den<br />
„Mythos Huhn“ von Klaus Richarz<br />
aus seinem neuen Buch<br />
„Von Werwölfen <strong>und</strong> Vampiren –<br />
Tiere zwischen Mythos <strong>und</strong><br />
Wirklichkeit“ folgte das gemütliche<br />
Beisammensein mit Essen,<br />
Trinken <strong>und</strong> „Fach“gesprächen<br />
über glückliche Hühner <strong>und</strong><br />
Menschen.<br />
Die Hühner<br />
Kammhühner kommen in 4 Ar-<br />
ten im indisch-indonesischen<br />
Raum vor. Sie haben auf dem<br />
Scheitel, von der Schnabelwurzel<br />
an, einen Fleischaufsatz, den<br />
'Kamm'. Eine Art davon, das<br />
Bankivahuhn, das in 5 Rassen<br />
von Hinterindien bis Malaysia<br />
verbreitet ist, wurde vor etwa<br />
5.000 Jahren domestiziert <strong>und</strong><br />
ist die Wildform aller Haushuhnrassen.<br />
Die Gefiederfärbung ist<br />
in beiden Geschlechtern unterschiedlich.<br />
Der Hahn, der sich in<br />
seiner prachtvollen Gefiederfärbung<br />
stark vom schlichten<br />
Weibchen abhebt, führt 3 - 5<br />
Hennen. Er beteiligt sich zwar<br />
nicht an der Kükenaufzucht,<br />
verteidigt aber todesmutig Hennen<br />
<strong>und</strong> Nachwuchs gegen jeden<br />
Angreifer. In die <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
haben zwar nur ein<br />
Hahn <strong>und</strong> eine Henne Einzug<br />
gehalten, diese hat aber inzwischen<br />
gebrütet <strong>und</strong> zieht gerade<br />
neun Küken groß.
Beim Dorking-Huhn handelt es<br />
sich vermutlich um die erstmalige<br />
Einkreuzung von Rassen<br />
asiatischen Ursprungs in italienische<br />
Landhühner zur Zeit der<br />
Entstehung des römischen Reiches.<br />
Vermutlich haben römische<br />
Truppen dieses Huhn nach<br />
England gebracht. Dorkings sind<br />
ab 55 v. Chr. in England nachweisbar<br />
<strong>und</strong> sind die Ahnen<br />
mehrerer bedeutender Rassen<br />
geworden. Um 1860 wurden sie<br />
nach Deutschland eingeführt.<br />
Dorkings gibt es in den Farben<br />
„silbergrau“, „dunkel“, „weiß“,<br />
„gesperbert“ <strong>und</strong> „rotbraun“. In<br />
der <strong>Vogelschutzwarte</strong> sollen 5<br />
Hennen <strong>und</strong> ein Hahn der Rotbraunen,<br />
die in der Farbe an<br />
Wildhühner erinnern, Einzug halten.<br />
Da es nur wenige Züchter<br />
gibt, dauert es etwas, bis die<br />
Tiere – durch die Vermittlung der<br />
Gesellschaft zur Erhaltung alter<br />
<strong>und</strong> gefährdeter Haustierrassen<br />
(GEH) – kostenlos geliefert werden<br />
können.<br />
Als Legehühner wurde eine<br />
„bunte Mischung“ aus je zwei<br />
Hennen der Hybriden Sussex<br />
Star (weiß mit schwarzen Halsfedern),<br />
Blausperber (schwarzweiß-gesperbert)<br />
<strong>und</strong> Bovans<br />
Nera (schwarz mit braunem<br />
Halsgefieder) angeschafft, deren<br />
Legeleistung bei r<strong>und</strong> 250 – 300<br />
Eiern pro Jahr liegt. Da sie alle<br />
braune Eier legen – im Gegensatz<br />
zu den weißlegenden Dorkings<br />
– ist auch ein direkter Leistungsvergleich<br />
unter Freilandbedingungen<br />
möglich. (ba)<br />
Tödliche Falle <strong>für</strong> Greifvögel<br />
- Frisch abgeerntete<br />
Rapsfelder gefährden<br />
Bussard <strong>und</strong> Turmfalken<br />
Blühende Rapsfelder sind in<br />
jedem Frühjahr leuchtende Farbtupfer<br />
in der Landschaft. Auch<br />
stellen die Blüten ein großes<br />
Nahrungsangebot <strong>für</strong> Insekten<br />
dar („Bienenweide“), <strong>und</strong> die<br />
Körnerfresser unter den Vögeln<br />
nehmen die Rapssamen gerne<br />
als Futter an.<br />
Doch diesen positiven Effekten<br />
des in den letzten Jahren stark<br />
zunehmenden Rapsanbaus<br />
steht eine negative Seite gegenüber,<br />
die selbst den meisten<br />
Naturschützern noch nicht so<br />
recht bewusst sein dürfte. Wetterauer<br />
Naturschützer um Willi<br />
Schauer von der NABU-Ortsgruppe<br />
Friedberg-Dorheim beschäftigen<br />
sich allerdings schon<br />
seit geraumer Zeit mit der<br />
nachfolgenden Problematik: Bei<br />
der Rapsernte bleiben, anders<br />
als beim kürzer <strong>und</strong> stumpf abgemähten<br />
Getreide, ca. 30 cm<br />
lange, spitze Stoppeln stehen,<br />
die wie Speerspitzen aussehen<br />
<strong>und</strong> auch wirken.<br />
Was die Rapsstoppeln zur<br />
Greifvogelfalle macht, erklärt<br />
Willi Schauer folgendermaßen:<br />
„Mäuse, die bevorzugte Beute<br />
von Mäusebussard <strong>und</strong> Turmfalke,<br />
haben in der Regel ihre Bauten<br />
in den schalen Grünstreifen<br />
an den Rändern der Rapsfelder.<br />
Nach der Ernte bewegen sich<br />
die Nager auf der Suche nach<br />
ausgefallenen Rapssamen in die<br />
abgeernteten Felder hinein, allerdings<br />
nicht sehr weit, denn bei<br />
Gefahr sausen sie schnellstens<br />
<strong>und</strong> auf kürzestem Wege in wieder<br />
ihre Löcher zurück. Wenn<br />
Greifvögel auf der Jagd über<br />
den Acker streichen oder in der<br />
Luft rütteln, sehen sie zwar die<br />
auf dem Feld hin- <strong>und</strong> herhuschenden<br />
Mäuse, die unbeweglich<br />
stehenden, speerspitzenar-<br />
- 10 -<br />
tigen Rapsstoppeln werden aber<br />
anscheinend nicht beachtet.<br />
Stößt nun der Mäusebussard<br />
oder der Turmfalke auf die Mäuse<br />
herunter, so spießt er sich bei<br />
diesem blitzschnellen Jagdvorgang<br />
auf die Stoppeln auf <strong>und</strong><br />
verletzt sich – teilweise tödlich.“<br />
Erst kürzlich wieder wurden zwei<br />
verendete Turmfalken <strong>und</strong> ein<br />
toter Mäusebussard von Mitgliedern<br />
der Friedberger Naturschutzgruppe<br />
in der Nähe abgeernteter<br />
Rapsfelder nahe Dorheim<br />
gef<strong>und</strong>en. Die Naturschützer<br />
vermuten aber, dass die<br />
Zahl tödlich verunglückter Greifvögel<br />
(vielleicht sind auch Eulen<br />
davon betroffen) höher ist, als<br />
die direkten (Zufalls-)F<strong>und</strong>e vermuten<br />
lassen. Wahrscheinlich<br />
fliegen verletzte Vögel noch ein<br />
Stück weiter, um sich - irgendwo<br />
<strong>und</strong> niemals entdeckt - zum<br />
Sterben zu verkriechen, oder sie<br />
kollidieren, da gehandicapt, z. B.<br />
mit einem Auto.<br />
Um den Greifvogeltod im Rapsfeld<br />
zu minimieren, haben die<br />
Friedberger Naturschützer die<br />
Landwirte gebeten, gleich nach<br />
der Ernte einen bis zu 10 m breiten<br />
Streifen rings um den ganzen<br />
Acker herum zu mulchen. In<br />
diese Flächen werden sich vermutlich<br />
die Mäuse hineinbewegen,<br />
<strong>und</strong> dort besteht dann keine<br />
Gefahr <strong>für</strong> die jagenden<br />
Greifvögel.<br />
(Peter Kretschmer, OBV Friedberg)<br />
Aufruf<br />
Sollten Sie ähnliche Erfahrungen<br />
gemacht haben wie die Friedberger<br />
Naturschützer, teilen Sie<br />
dies bitte der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Hessen</strong>, Rheinland-Pfalz<br />
<strong>und</strong> Saarland mit.<br />
Anschrift: Steinauer Straße 44,<br />
60386 Frankfurt/Main, e-mail:<br />
info@vswffm.de.
Wilde Gänse auf Frankfurter<br />
Stadtgebiet<br />
In den letzten Jahren haben sich<br />
auf dem Frankfurter Stadtgebiet<br />
mindestens zwei Gänsearten<br />
neu angesiedelt <strong>und</strong> bilden nun<br />
wachsende Populationen. Dabei<br />
handelt es sich um Graugänse<br />
(Anser anser) <strong>und</strong> Nilgänse<br />
(Alopochen aegyptiacus). Darüber<br />
hinaus sind aber auch verwilderte<br />
Hausgänse, Höckergänse,<br />
Kanadagänse, Streifengänse,<br />
eine Weißwangengans<br />
sowie verschiedene Hybridgänse<br />
zu beobachten gewesen.<br />
Die Graugänse findet man seit<br />
gut fünf Jahren im wesentlichen<br />
im Ostpark. Davor scheinen sie<br />
eine Zeit lang im Stadtpark<br />
Hoechst gewesen zu sein. Der<br />
Urspung dieser Population<br />
dürfte wohl auf der "Ruderinsel"<br />
zu finden sein, wo sich regelmäßig<br />
Gefangenschaftsflüchtlinge<br />
einfinden, da sie dort überaus<br />
stark gefüttert werden. Sämtliche<br />
oben genannten Gänse,<br />
außer den Kanadagänsen, sind<br />
zumindest auch dort gesichtet<br />
worden. Die Grauganspopulation<br />
ist von ca. 50 Gänsen im<br />
Jahre 2000 über ca. 65 im Jahre<br />
2001 auf jetzt über 80 angewachsen.<br />
Sie brüten <strong>und</strong> mausern<br />
im wesentlichen im Ostpark,<br />
führen aber auch lokale<br />
Wanderungen durch (wenn der<br />
Ostparkweiher zugefroren ist,<br />
ziehen sie auf den Main, bei<br />
Trockenheit (<strong>und</strong> damit Mangel<br />
an frischem Gras) wohl auf<br />
feuchtere Wiesen im Umland).<br />
Im Herbst <strong>und</strong> Winter ernähren<br />
sie sich zu einem Gutteil von<br />
den Eicheln im Ostpark, Fütterung<br />
scheint bei wachsender<br />
Population eine immer geringere<br />
Rolle zu spielen. Die Population<br />
ist eine Mischung aus östlicher<br />
(Anser anser rubrirostris) <strong>und</strong><br />
westlicher (Anser anser anser)<br />
Unterart, bei überwiegen der<br />
östlichen Unterart. Auch sehr<br />
geringe Anteile von Hausgansblut<br />
könnten vorhanden sein.<br />
Die Nilgänse findet man über<br />
das ganze Stadtgebiet verteilt,<br />
wobei sie ausschließlich auf<br />
Inseln brüten (Ruderinsel, Inseln<br />
im Ostpark, im Weiher vor dem<br />
Messeturm!, im Rechneigrabenweiher,<br />
im Weiher im<br />
Stadtpark Hoechst, im Weiher<br />
im Palmengarten <strong>und</strong> im Zoo,<br />
wobei auf den beiden letzgenannten<br />
Weihern die Bruten<br />
unterb<strong>und</strong>en worden sind, sowie<br />
auf dem Südpfeiler der Friedensbrücke<br />
unter der Fahrbahn!;<br />
auffällig ist das Fehlen im Rebstockweiher).<br />
Außerhalb der<br />
Brutzeit findet man viele Nilgänse<br />
im Ostpark sowie auf dem<br />
Main. Die Größe der Population<br />
ist schwer zu schätzen, da sich<br />
die Tiere nirgends fast vollständig<br />
versammeln, aber im Jahre<br />
2001 gab es mindestens sechs<br />
erfolgreiche Bruten mit insgesamt<br />
29 flügge gewordenen<br />
Jungtieren <strong>und</strong> mindestens drei<br />
weitere erfolglose Brutversuche.<br />
Bis zu dreißig Tiere wurden<br />
gemeinsam gesehen, so dass<br />
man von einer Mindestpopulation<br />
von 50 Tieren auf dem<br />
Frankfurter Stadtgebiet ausgehen<br />
kann. (Stefan Scharf)<br />
Schwerpunktthema<br />
„Vogelgrippe“<br />
Seit Monaten beschäftigt uns die<br />
sogenannte „Vogelgrippe“, die<br />
auch als Klassische Geflügelpest<br />
bzw. hochpathogene aviäre<br />
Influenza bekannt<br />
ist, wie kaum ein<br />
anderes Thema zuvor.<br />
Zwischenzeitlich<br />
kam sogar unser<br />
normaler Dienstbetrieb<br />
nahezu zum Erliegen.<br />
So hatten wir<br />
z.B. an Tagen, als<br />
die Aufstallungsverordnung<br />
verkündet<br />
wurde oder tote<br />
Graugänse in Neu-<br />
- 11 -<br />
wied gef<strong>und</strong>en wurden, Anfragen<br />
von jeweils zwischen 40<br />
<strong>und</strong> 50 Medienvertretern zu befriedigen.<br />
Recherchearbeiten,<br />
Sachverständigenr<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Krisensitzungen nahmen viel<br />
Zeit in Anspruch. Parallel dazu<br />
kümmerten wir uns um die Etablierung<br />
des Wildvogelmonitorings<br />
in unserem Zuständigkeitsbereich<br />
<strong>und</strong> stellten ein Informationspaket<br />
mit einem Positionspapier<br />
der <strong>Vogelschutzwarte</strong> zusammen,<br />
das wir nachfolgend in<br />
Auszügen wiedergeben. Das<br />
vollständige Informationspaket<br />
ist in unserem Sekretariat abrufbar<br />
(Tel. 069/ 420105-0;<br />
info@vswffm.de). (we)<br />
Positionspapier:<br />
„Vogelgrippe <strong>und</strong> Zugvögel:<br />
Versachlichung<br />
ist angesagt!“<br />
Die Gefahren durch die sogenannte<br />
„Vogelgrippe“ sind in<br />
Mitteleuropa <strong>für</strong> Mensch <strong>und</strong><br />
Vögel in Vogelhaltungen nach<br />
Auffassung der <strong>Staatliche</strong>n <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
als sehr gering<br />
zu bezeichnen. Dennoch kann<br />
auf dem derzeitigen Kenntnisstand<br />
nicht völlig ausgeschlossen<br />
werden, dass Zugvögel das<br />
gefährliche H5N1-Vogelgrippe-<br />
Virus mit sich nach Mitteleuropa<br />
tragen. Rastende oder überwinternde<br />
Zugvögel aus Sibirien<br />
haben in Deutschland aber we-
der direkten Kontakt zu Menschen<br />
noch fliegen sie regelmäßig<br />
in Geflügel-Freilandhaltungen<br />
ein. Das Risiko, dass das<br />
Virus z.B. auf „stählernen<br />
Schwingen“ durch Tiertransporte<br />
in die Vogelhaltungen Mitteleuropas<br />
eindringt, ist nach übereinstimmender<br />
Meinung aller<br />
Experten als weitaus wahrscheinlicher<br />
zu beurteilen.<br />
Darüber hinaus bestehen berechtigte<br />
Zweifel, dass die Tierseuche<br />
zumindest in Südsibirien<br />
tatsächlich durch Zugvögel verbreitet<br />
wurde. So fällt auf, dass<br />
die H5N1-Ausbrüche in den Monaten<br />
Juni bis August<br />
weder zeitlich - auch in<br />
Russland war Brut- <strong>und</strong><br />
nicht Zugzeit - noch<br />
räumlich mit Vogelzugwegen<br />
in Asien zusammenpassen.<br />
Auch<br />
hier ziehen die Vögel<br />
vornehmlich entlang<br />
von Nord-Süd-Achsen.<br />
Auffällig ist allerdings,<br />
dass die Westwärtsbewegung<br />
sehr eindeutig<br />
mit den Handelswegen<br />
in Südsibirien<br />
korrespondiert. So<br />
sind von Ost nach West<br />
Städte bzw. Provinzen<br />
betroffen worden, die<br />
sämtlich z.B. auch Stationen der<br />
transsibirischen Eisenbahn sind.<br />
Eine Infektion des Menschen mit<br />
der Vogelkrankheit erfordert<br />
einen sehr intensiven Kontakt<br />
mit infizierten Vögeln oder deren<br />
Ausscheidungen. Bisher sind<br />
weltweit nur Menschen erkrankt,<br />
die z.B. auf Geflügelmärkten<br />
bzw. als Fänger in Geflügelhaltungen<br />
(unter Einatmung von<br />
Kotstaub) einen sehr intensiven<br />
Kontakt mit infiziertem Geflügel<br />
aufwiesen. Mangelnde Hygiene<br />
dürfte die Infektionen in diesen<br />
Ländern zudem gefördert haben.<br />
Ges<strong>und</strong>heitliche oder wirtschaftliche<br />
Gefahren sind somit kaum<br />
gegeben. Trotzdem sind wir der<br />
Auffassung, dass auch bei geringenEintrittswahrscheinlich-<br />
keiten die Vorsorgemaßnahmen,<br />
wie sie von der B<strong>und</strong>esregierung<br />
bzw. den Landesregierungen in<br />
unserem Zuständigkeitsbereich<br />
getroffen worden sind, aufgr<strong>und</strong><br />
der potentiell hohen Gefahren<br />
einer weltweiten Epidemie <strong>und</strong><br />
drohender wirtschaftlicher Schäden<br />
in der Geflügelwirtschaft gerechtfertigt<br />
sind.<br />
Die <strong>Vogelschutzwarte</strong> steht in<br />
engem Kontakt mit den Tierseuchenexperten<br />
der drei B<strong>und</strong>esländer<br />
unseres Zuständigkeitsbereichs,<br />
wobei im Rahmen eines<br />
Monitorings insbesondere<br />
Wasservögel wie Gänse,<br />
Schwäne <strong>und</strong> Enten auf mögliche<br />
Anzeichen der Vogelgrippe<br />
überwacht werden.<br />
Alle ehrenamtlichen Ornithologen<br />
<strong>und</strong> Naturschützer in <strong>Hessen</strong>,<br />
Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Saarland<br />
werden aufgerufen, mit<br />
großer Aufmerksamkeit darauf<br />
zu achten, ob bei Schlafplatz-,<br />
Rast- oder Überwinterungszählungen<br />
Vögel Verhaltensauffälligkeiten<br />
einer Vogelgrippe zeigen<br />
oder möglicherweise an der<br />
Seuche verendete Vögel gef<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
Ansprechpartner sind zunächst<br />
die Kreisverwaltungen <strong>und</strong> Verwaltungen<br />
kreisfreier Städte (Veterinärämter).<br />
Verendete Vögel,<br />
Sekret- oder Kotproben können<br />
von folgenden Institutionen untersucht<br />
werden:<br />
- 12 -<br />
<strong>Hessen</strong>:<br />
Landesbetrieb Hessisches<br />
Landeslabor (LHL)<br />
- Abt. II Veterinärmedizin -<br />
Marburger Str. 54<br />
35396 Gießen<br />
Tel. 0641/3006-730<br />
Fax 0641/3006-99<br />
Rheinland-Pfalz:<br />
Landesuntersuchungsamt (LUA)<br />
- Institut <strong>für</strong><br />
Tierseuchendiagnostik -<br />
Blücherstr. 34<br />
56073 Koblenz<br />
Tel. 0261/9149-599<br />
Fax. 0261/9149-570<br />
Saarland:<br />
Landesamt <strong>für</strong> Soziales,<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz<br />
- Veterinärmedizin -<br />
Hellwigstr. 8-10<br />
66121 Saarbrücken<br />
Tel. 0681/3000-570<br />
Fax 0681/3000-596 (we)<br />
H5N1-<br />
Wildvogelmonitoring<br />
In allen drei B<strong>und</strong>esländern unseres<br />
Zuständigkeitsbereichs<br />
wurde ein H5N1-Wildvogelmonitoring<br />
etabliert, wobei – neben<br />
Proben geschossener Stockenten,<br />
die über die Jägerschaft<br />
einlaufen – in ausgewählten<br />
Wasservogel-Rastgebieten gezielt<br />
<strong>und</strong> regelmäßig Kotproben<br />
relevanter Arten genommen<br />
werden. In allen drei B<strong>und</strong>esländern<br />
beruht die Probenahme auf<br />
der engen <strong>und</strong> vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichen<br />
Ornithologen (insbesondere<br />
den Wasservogelzählern)<br />
<strong>und</strong> behördlicher Naturschutz-<br />
bzw. Tierseuchenverwaltung.<br />
In <strong>Hessen</strong> sind zusätzlich<br />
unsere „Vogelförster“ eingeb<strong>und</strong>en,<br />
die neben der Probenahme<br />
auch den notwendigen,<br />
schnellen Transport der Proben<br />
in das Landesuntersuchungsamt<br />
nach Gießen gewährleisten.
Insgesamt sind in unserem Zuständigkeitsbereich<br />
bereits über<br />
400 Proben auf diesem Wege<br />
untersucht worden - erfreulicherweise<br />
mit negativen Bef<strong>und</strong>en!<br />
(we)<br />
Studie zur Raum-Zeit-<br />
Nutzung <strong>und</strong> Habitatqualität<br />
des Wendehalses<br />
in Südhessen<br />
Angeregt durch die sehr hohen<br />
Siedlungsdichten des Wendehalses,<br />
die im Rahmen der<br />
Gr<strong>und</strong>datenerfassung des EG-<br />
Vogelschutzgebietes „Wälder<br />
der südlichen hessischen Oberrheinebene“<br />
gef<strong>und</strong>en wurden,<br />
untersuchte Nicolai Poeplau im<br />
Rahmen seiner Staatsexamensarbeit<br />
Raum-Zeit-Nutzung <strong>und</strong><br />
Habitatqualität der in <strong>Hessen</strong><br />
mittlerweile vom Aussterben<br />
bedrohten Vogelart (Rote Liste<br />
<strong>Hessen</strong> 1). Dabei standen folgende<br />
Fragestellungen im Vordergr<strong>und</strong>:<br />
• Wodurch zeichnen sich die<br />
Schwerpunktgebiete mit hoher<br />
Siedlungsdichte in Südhessen<br />
aus? Wieso kam es<br />
hier nicht zu den in anderen<br />
Landesteilen <strong>Hessen</strong>s festgestelltenBestandseinbrüchen?<br />
• Welche Ansprüche stellt der<br />
Wendehals an seine Umgebung<br />
bzw. welche Habitatqualitäten<br />
<strong>und</strong> Habitatrequisiten<br />
benötigt der Wendehals?<br />
• Welche Nahrungspräferenzen<br />
lassen sich <strong>für</strong> die Art in<br />
diesen Gebieten feststellen?<br />
Erklärt die Nahrungsverfügbarkeit<br />
die hohen Siedlungsdichten?<br />
• Wie groß sind die Reviere,<br />
die Wendehälse in den Gebieten<br />
<strong>für</strong> sich beanspruchen<br />
(Homeranges)?<br />
• Wie groß ist der Aktionsraum<br />
eines Wendehalses? Wie<br />
stellen sich die Zeitbudgets<br />
der Art in diesen Gebieten<br />
dar?<br />
• Wie groß ist das Verhältnis<br />
von genutzten Habitattypen<br />
zu erreichbaren ungenutzten<br />
oder wenig genutzten Habitattypen?<br />
• Wie wirken sich welche Bewirtschaftungsformen<br />
(z.B.<br />
Beweidung, Holzeinschlag)<br />
aus?<br />
• Welche Aspekte lassen sich<br />
durch die Studie <strong>für</strong> ein hessisches<br />
Schutzkonzept ableiten?<br />
Wie kann der Wendehals<br />
in einem „günstigen Erhaltungszustand“(Zielvorgabe<br />
der EG-Vogelschutzrichtlinie)<br />
erhalten werden?<br />
Die Arbeit liefert – unter anderem<br />
auch durch den Einsatz von<br />
Radiotelemetrie – sehr viele<br />
neue <strong>und</strong> spannende Ergebnis-<br />
se zum Wendehals <strong>und</strong> belegt<br />
eindrucksvoll die große Bedeutung<br />
des EG-Vogelschutzgebiets<br />
als mit Abstand wichtigstes Vorkommensgebiet<br />
der Art in <strong>Hessen</strong>.<br />
Die Studie wird in einer der<br />
nächsten Ausgaben unserer<br />
Fachzeitschrift „Vogel <strong>und</strong> Umwelt“<br />
veröffentlicht.<br />
Die Arbeit wurde von Prof. Dr.<br />
Scheu (Ökologie, TU Darmstadt)<br />
<strong>und</strong> in unserem Institut von Dr.<br />
Matthias Werner <strong>und</strong> Gerd<br />
Bauschmann fachlich betreut.<br />
Weiterhin wurde Nicolai Poeplau<br />
bei seinen Freilandarbeiten von<br />
unserem langjährigen Beauftragten<br />
<strong>für</strong> Vogelschutz Hans<br />
Ludwig (Lorsch) <strong>und</strong> Eduard<br />
Henß als erfahrenem Beringer<br />
- 13 -<br />
unterstützt.<br />
Die Untersuchung konnte dank<br />
der finanziellen Unterstützung<br />
durch die Licher Privatbrauerei<br />
<strong>und</strong> der Hessischen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Ornithologie <strong>und</strong> Naturschutz<br />
(HGON) im Rahmen<br />
eines Licher-Stipendiums verwirklicht<br />
werden. (we)<br />
NABU-Aktion „St<strong>und</strong>e<br />
der Gartenvögel“ erfolgreich<br />
verlaufen<br />
Hauptgewinn geht nach <strong>Hessen</strong><br />
Auf Initiative des NABU fand<br />
vom 20.- 22. Mai eine b<strong>und</strong>esweite<br />
Zählung von Gartenvögeln<br />
statt. Unter dem Motto „Die<br />
St<strong>und</strong>e der Gartenvögel“ waren<br />
Naturfre<strong>und</strong>e aufgerufen, alle<br />
Vögel zu notieren, die sie beim<br />
Blick in den Garten, vom Balkon<br />
oder der Terrasse aus beobachten<br />
konnten. Die Aktion war<br />
überaus erfolgreich. Alleine in<br />
<strong>Hessen</strong> verbuchte der NABU<br />
Landesverband 3225 Rückmeldungen.<br />
Haussperling, Star <strong>und</strong><br />
Amsel belegten dabei in <strong>Hessen</strong>,<br />
wie auch in anderen Teilen<br />
Deutschlands, den ersten Platz<br />
in der Hitliste. Eng darauf folgten<br />
Kohl-, Blaumeise <strong>und</strong> Star. Auch<br />
Raritäten, wie Eisvogel <strong>und</strong><br />
Steinkauz zeigten sich in <strong>Hessen</strong>s<br />
Gärten. Mehrfach wurde<br />
der Wappenvogel des NABU,<br />
der Weißstorch, im Hessischen<br />
Ried beobachtet.<br />
Die „St<strong>und</strong>e der Gartenvögel“<br />
hat deutlich gemacht, dass Natur<br />
<strong>und</strong> Garten, Umwelt <strong>und</strong> ihre<br />
Vögel <strong>für</strong> viele Menschen ein<br />
liebenswürdiges Thema ist. Nähere<br />
Infos finden Sie im Internet<br />
unter http://www.NABU-<br />
<strong>Hessen</strong>.de.<br />
Besonders erfreulich aus hessischer<br />
Sicht: einer der Hauptpreise<br />
geht nach <strong>Hessen</strong>! Unter
allen ca. 45.000 Teilnehmern<br />
des b<strong>und</strong>esweiten Wettbewerbs<br />
gewann eine Naturfre<strong>und</strong>in aus<br />
Gelnhausen den zweiten Preis:<br />
eine 7-Tage-Seereise entlang<br />
der norwegischen Fjorde bis<br />
zum Nordkap <strong>für</strong> 2 Personen.<br />
Wie´s der Zufall will, hat der<br />
Sponsor der NABU-Aktion, das<br />
Skandinavische Reisebüro,<br />
Martin Hormann als naturk<strong>und</strong>lichen<br />
Reiseleiter, genau <strong>für</strong><br />
diese Reise engagiert. Für naturliebende<br />
Menschen stellt die<br />
Reise mit dem Hurtigrutenschiff<br />
sicherlich ein non plus ultra dar<br />
– ein Erlebnis, welches man<br />
niemals vergisst. Im Nachfolgenden<br />
ist die einzigartige<br />
Landschaft <strong>und</strong> der Reiseverlauf<br />
beschrieben. (ho)<br />
Norwegens einzigartige<br />
Natur mit dem Postschiff<br />
erleben<br />
Sie gilt als die schönste Seereise<br />
der Welt – die Fahrt mit einem<br />
Hurtigruten-Schiff zwischen<br />
Bergen, der alten Hansestadt,<br />
<strong>und</strong> Kirkenes, dem entlegenen<br />
Ort an der russischen Grenze.<br />
Die Hauptattraktion der Reise ist<br />
die w<strong>und</strong>erschöne Natur: Pausenlos<br />
wechseln sich schroffe<br />
Felswände mit sanften Hügeln<br />
ab, massive Bergketten folgen<br />
grünen Tälern, malerischen Inseln<br />
oder lieblichen Schären.<br />
Norwegen ist <strong>für</strong> den Naturfre<strong>und</strong><br />
ein einzigartiges Land.<br />
Die Verbindung des Hochgebirges<br />
mit dem Atlantik, vor allem<br />
die meererfüllten ehemaligen<br />
Gletschertäler, die Fjorde, setzen<br />
die großartigsten Akzente.<br />
In jedem Fall sind die norwegischen<br />
Fjorde eines der eindrucksvollstenNaturphänomene,<br />
das Skandinavien bzw. Europa<br />
überhaupt aufzuweisen hat.<br />
Eine Reise mit den Hurtigruten<br />
präsentiert jede Facette der ab-<br />
wechslungsreichen Natur <strong>und</strong><br />
Kultur zwischen dem im Sommer<br />
fast mediterran anmutenden<br />
Treiben im Süden <strong>und</strong> dem karger<br />
werdenden Nordnorwegen<br />
jenseits des Polarkreises. Dass<br />
man mit dem Postschiff das<br />
ganze Jahr zum Nordkap fährt,<br />
während sonst ähnliche Breiten<br />
lange Zeit im Eis erstarren, ist<br />
eine unvergleichliche Klimaanomalie<br />
im Gefolge des Golfstromes.<br />
In diesem Land dringt<br />
nicht nur die Wärme am höchsten<br />
in den Norden vor, sondern<br />
auch die Arktis am weitesten<br />
südwärts. Sie endet erst östlich<br />
Bergen, dem Ausgangspunkt<br />
unserer 8-tägigen Schiffsreise,<br />
im Nationalpark Hardangervidda.<br />
Eine Reise auf den Hurtigruten-<br />
Schiffen ist eine Reise ohne Ziel;<br />
die Reise selbst ist das Ziel!<br />
Demnach richtet sich auch das<br />
naturk<strong>und</strong>liche Programm. Während<br />
der langsamen Fahrt, vorbei<br />
an Fjorden <strong>und</strong> Vogelinseln,<br />
wie z.B. der Insel R<strong>und</strong>e (2. Tagesetappe),<br />
bleibt genügend<br />
Zeit <strong>für</strong> die Vogelbeobachtung.<br />
Mit dem Spektiv hat man vom<br />
Schiffsdeck eine gute Sicht auf<br />
die Brutfelsen tausender von<br />
Seevögeln, wie z.B. Papageitaucher,<br />
Trottellummen, Tordalken,<br />
Basstölpeln, Krähenscharben<br />
<strong>und</strong> Dreizehenmöwen. Auf<br />
dem Plateau der kleinen Insel<br />
sind Schmarotzerraubmöwen<br />
<strong>und</strong> – eine weitere Kostbarkeit –<br />
die Große Raubmöwe oder<br />
Skua zu beobachten.<br />
Das Entdecken <strong>und</strong> Bestimmen<br />
der unterschiedlichen Seevogelarten<br />
ist nicht immer ganz leicht,<br />
deshalb wird Sie der Reiseleiter<br />
aufmerksam machen <strong>und</strong> Ihnen<br />
die Eigenart <strong>und</strong> Faszination der<br />
Avifauna näher bringen. Für<br />
Ornithologen ist die Reise ein<br />
Superlativ <strong>und</strong> dies nicht nur<br />
wegen der riesigen Seevogelkolonien,<br />
sondern auch wegen<br />
der hohen Bestände von Seeadlern,<br />
die im Bereich von Bodø<br />
weltweit die höchsten Sied-<br />
- 14 -<br />
lungsdichten erreichen.<br />
Die Inselgruppen der Lofoten<br />
<strong>und</strong> Vesterålen sind ein herausragendes<br />
Gebiet <strong>für</strong> Wal- <strong>und</strong><br />
Robbenbeobachtungen. Unter<br />
den Bartenwalen ist der Zwergwal<br />
am häufigsten. Regelmäßige<br />
Gäste vor der Insel Andøya sind<br />
Pottwale. Die Vogelbestände im<br />
Gebiet gehören zu den bedeutendsten<br />
in ganz Fennoskandien.<br />
Auch der letzte Tag auf dem<br />
Schiff bietet naturk<strong>und</strong>liche<br />
Highlights. Wir passieren die<br />
Halbinsel Varanger im äußersten<br />
Norden Norwegens. Wald<br />
fehlt hier so gut wie vollständig,<br />
nur in wenigen geschützten Tälern<br />
gibt es Fjällbirkenwald. Neben<br />
mehreren großen Vogelbergen,<br />
die Seevögel magisch anziehen,<br />
ist es vor allem die ungewöhnliche<br />
Mischung aus Fjell-<br />
<strong>und</strong> Küstenvögeln, die Varanger<br />
so bekannt machen. Entlang der<br />
Küste kann man auf der einen<br />
Seite See- <strong>und</strong> Watvögel beobachten,<br />
während auf der anderen<br />
Seite Fjellarten wie Schneehühner,<br />
Ohrenlerchen, Falkenraubmöwen<br />
oder Schnee-Eulen<br />
vorkommen. Der Schwertwal ist<br />
in diesen Gewässern regelmäßiger<br />
Gast.<br />
Haben Sie der Reiseablauf bzw.<br />
die Beschreibungen der schönsten<br />
Schiffsreise der Welt neugierig<br />
gemacht? Wenn ja, dann<br />
wenden Sie sich bitte an Martin<br />
Hormann (hormann-mainzlar@tonline.de)<br />
oder direkt an das<br />
Skandinavische Reisebüro in<br />
Hamburg (040-3600150). Weitere<br />
Infos schicken wir Ihnen<br />
gerne zu! (www.<br />
skandinavisches-reisebuero.de).<br />
(ho)
Neuer Mitarbeiter an<br />
der VSW<br />
Seit September arbeitet Bodo<br />
Rittershofer an der VSW <strong>und</strong><br />
verstärkt das Team. Er wurde<br />
vom Umweltministerium, wo er<br />
seit Januar einen befristete<br />
Stelle hat, an die <strong>Vogelschutzwarte</strong><br />
abgeordnet <strong>und</strong> übernahm<br />
die Betreuung der PVS-Mitarbeiter,<br />
die Beiträge zur Umsetzung<br />
der EG-Vogelschutzrichtlinie,<br />
die Datenverarbeitung in<br />
Verbindung mit NATIS <strong>und</strong> GIS<br />
(wobei GIS derzeit nicht zur<br />
Verfügung steht), sowie die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Bodo Rittershofer ist Diplom-<br />
Forstwirt (univ.) <strong>und</strong> hat, unterbrochen<br />
von einer halbjährigen<br />
Krankenvertretung am B<strong>und</strong>esministeriums<br />
<strong>für</strong> Ernährung,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten in<br />
Bonn als Referent im Referat<br />
„Forstliche Erzeugung, Vermarktung,<br />
Forstschutz“, fast 13 Jahre<br />
als Freiberuflicher Forst-Sachverständiger<br />
b<strong>und</strong>esweit, mit<br />
Schwerpunkt im Raum Würzburg,<br />
gearbeitet. Er hat überwiegend<br />
Forsteinrichtung, Forstinventur,<br />
Waldbewertungen <strong>und</strong><br />
Standorterk<strong>und</strong>ungen gemacht.<br />
Seine Tätigkeit als Sachverständiger<br />
war u.a. als Mitglied der<br />
Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße<br />
Waldwirtschaft <strong>und</strong> des<br />
Ökologischen Jagdverbandes<br />
immer sehr naturnah ausgerichtet.<br />
Er konnte private Waldbesitzer<br />
davon überzeugen, seltene<br />
Baumarten zu fördern bzw.<br />
zu pflanzen, wertvolle Waldflächen<br />
aus der Nutzung zu nehmen<br />
<strong>und</strong> (ur-)alte Bäume (meist<br />
mit Spechthöhlen) stehen zu lassen,<br />
z.T. auch durch Vermittlung<br />
von Vertrags-Naturschutz-Mitteln.<br />
Nebenbei, als zweites Standbein,<br />
hat er als freier Journalist<br />
<strong>für</strong> verschiedene Tages- <strong>und</strong><br />
Fachzeitungen geschrieben, vorübergehend<br />
als Teilzeitkraft<br />
Versuchsflächen <strong>für</strong> schnellwachsende<br />
Baumarten <strong>für</strong> die<br />
Bay. Landesanstalt <strong>für</strong> Wald <strong>und</strong><br />
Forstwirtschaft betreut sowie im<br />
Projektmanagement beim Landschaftspflegeverband<br />
Kitzingen<br />
gearbeitet. Darüber hinaus hat<br />
er arbeitslosen Jugendlichen<br />
Waldarbeit <strong>und</strong> Ökologie näher<br />
gebracht, eine Umweltstation im<br />
Wildpark Sommerhausen mitaufgebaut<br />
<strong>und</strong> als Dozent in der<br />
Erwachsenen-Umweltbildung<br />
gearbeitet <strong>und</strong> sich in der Umweltpädagogik<br />
mit Schülern,<br />
Pfadfindern <strong>und</strong> Kindern engagiert.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Forstreformen wurde<br />
die Auftragslage so schlecht,<br />
dass er sich nach einer neuen<br />
Tätigkeit umsehen musste um<br />
das Auskommen seiner Familie<br />
zu sichern. Wer mehr wissen<br />
will: www.rittershofer.com (bri)<br />
Buchbesprechung:<br />
"Taschenbuch <strong>für</strong> Vogelschutz".<br />
Herausgegeben von Klaus Richarz,<br />
Einhard Bezzel <strong>und</strong> Martin<br />
Hormann, 616 Seiten, 198<br />
Abbildungen, 29 Tabellen, Aula-<br />
Verlag Wiebelsheim, ISBN 3-<br />
89104-653-7, 29,65 Euro.<br />
Der Vogelschutz musste sich<br />
zwangsläufig zum umfassenden<br />
Naturschutz entwickeln. Warum?<br />
Vögel sind nur zusammen<br />
mit anderen Lebewesen <strong>und</strong><br />
ihren Lebensräumen zu verstehen,<br />
<strong>und</strong> dazu gehören auch die<br />
Menschen mit ihren vielschichtigen<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> Abhängigkeiten.<br />
Wer Vögeln ernsthaft<br />
helfen will, braucht daher umfangreiche<br />
<strong>und</strong> solide Informationen.<br />
Im "Taschenbuch <strong>für</strong> Vogelschutz"<br />
werden diese Informationen<br />
auf über 600 Seiten geliefert.<br />
Doch keine Sorge. Das<br />
Buch ist zwar gewichtig, aber es<br />
ist mit seinem flexiblen Einband<br />
überraschend handlich, eben ein<br />
Taschenbuch. Dank eines Sach-<br />
- 15 -<br />
<strong>und</strong> Artenregisters findet man<br />
sich schnell zurecht. Alle 14 Kapitel<br />
sind verknüpft, können aber<br />
auch getrennt in beliebiger Reihenfolge<br />
studiert werden. Von<br />
den historischen Wurzeln des<br />
Vogelschutzes, über besondere<br />
Gefährdungen der Vögel <strong>und</strong><br />
Schutzmaßnahmen bis zu den<br />
Problemen, die Vögel machen<br />
können, werden die wichtigsten<br />
Bereiche erörtert. Immer wieder<br />
kommt die Praxis zu ihrem<br />
Recht, also genau das, was<br />
wohl die meisten Vogelschützer<br />
interessiert. Auch vor strittigen<br />
Themen wie Landwirtschaft,<br />
Jagd, Fischerei, Verkehr, Siedlungsbau<br />
drückt man sich nicht.<br />
Gerade bei diesen Themen zeigt<br />
sich, dass Fortschritt nur durch<br />
geduldiges Argumentieren mit<br />
nachprüfbaren naturwissenschaftlichen<br />
Fakten erreicht<br />
werden kann. Zwar lässt sich<br />
Vogelschutz naturwissenschaftlich<br />
nicht begründen, aber ohne<br />
naturwissenschaftliche Basis<br />
verkommt er zur Ideologie, die<br />
schnell in einer Sackgasse endet.<br />
Deshalb muss man den renommierten<br />
Herausgebern<br />
dankbar sein, dass sie weitere<br />
26 (!) Fachleute als Mitarbeiter<br />
<strong>für</strong> ihr Taschenbuch gewinnen<br />
konnten. Dieser konzentrierte<br />
Sachverstand, der unter anderem<br />
durch über 50 Seiten Literaturhinweise<br />
untermauert wird,<br />
ist <strong>für</strong> die Praxis besonders<br />
wertvoll.<br />
Natürlich kann ein Taschenbuch<br />
nicht alles. Aber bei einer Neuauflage<br />
sollte ein Kapitel 'Wie<br />
verbessern wir die Artenkenntnis?'<br />
aufgenommen werden. Die<br />
nämlich wird nicht besser, sondern<br />
immer lausiger. Und was<br />
man nicht kennt, das kann man<br />
nicht schützen. Aber auch schon<br />
jetzt füllt das "Taschenbuch <strong>für</strong><br />
Vogelschutz" eine große Lücke<br />
<strong>und</strong> sollte zu jedem ernsthaften<br />
Naturschützer gehören.<br />
(Dr. Friedrich Buer, Neustadt/Aisch)
Institut <strong>für</strong> angewandte Vogelk<strong>und</strong>e<br />
<strong>Staatliche</strong> <strong>Vogelschutzwarte</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Hessen</strong>, Rheinland-Pfalz <strong>und</strong><br />
Saarland<br />
Steinauer Str. 44<br />
60386 Frankfurt am Main<br />
Telefon: 069/420 105 0<br />
Telefax: 069/420 105 29<br />
Mail: info@vswffm.de<br />
Home: www.vswffm.de<br />
Auflage: 2.500 Exemplare<br />
Bildnachweise:<br />
Impressum<br />
Gesamtverantwortlicher:<br />
Dr. Klaus Richarz<br />
Redaktion:<br />
Martin Hormann (ho) <strong>und</strong><br />
Dr. Klaus Richarz (ri)<br />
Mit Beiträgen von:<br />
Dr. Klaus Richarz (ri), VSW<br />
Martin Hormann (ho), VSW<br />
Gerd Bauschmann (ba), VSW<br />
Bodo Rittershofer (bri), VSW<br />
Dr. Matthias Werner (we), VSW<br />
Wiebke Gerndt, „Vogelförsterin“, <strong>Hessen</strong>forst<br />
Gestaltung:<br />
Bodo Rittershofer<br />
Druck <strong>und</strong> Verarbeitung:<br />
stafadruck GmbH<br />
Werrastraße 2<br />
35625 Hüttenberg<br />
Tel.: 06403/90 44 0<br />
Mail: office@stafadruck.de<br />
Abb. 01, S. 1: Kleiber: NABU/M. Delpho<br />
Abb. 02, S. 2: Rotmilan: Dr. F. Müller<br />
Abb. 03, S. 3: Rotmilan Anflugstudie: Dr. F. Müller<br />
Abb. 04, S. 4: Sperlingskauz: W.J.M. Hagemeijer/ M.J. Blair: The EBCC Atlas of Euopean Breeding Birds<br />
Abb. 05, S. 5: Zugvogelkarte: Projektgruppe uni&schule HHU Düsseldorf<br />
Abb. 06, S. 6: Rinder in Südspanien: Gerd Bauschmann/Weidewelt<br />
Abb. 07, S. 6: Schafe in Madrid: Jesus Garzon<br />
Abb. 08, S. 7 Großtrappe: Lehrstuhl <strong>für</strong> Biologie der Uni-Hamburg<br />
Abb. 09, S. 7 Kranich: Västsvenska Turistrådet<br />
Abb. 10, S. 8 Gerd Bauschmann setzt Hinkel in der Voliere aus: VSW<br />
Abb. 11, S. 9 Grillmannschaft beim Hinkelfest: VSW<br />
Abb. 12, S. 10 Bankivahuhn in der VSW: Verband der Ziergeflügelzüchter im BDRG e. V.<br />
Abb. 13, S. 11: Verdachtsfall: Wiesbadener Kurier<br />
Abb. 14, S. 12: Panik: Wiesbadener Kurier<br />
Abb. 15, S. 13: Wendehals: NABU<br />
Abb. 16, S. 14: Papageitaucher: W.J.M. Hagemeijer/ M.J. Blair: The EBCC Atlas of Euopean Breeding Birds<br />
Wir freuen uns, wenn Sie Beiträge aus unserem Heft nachdrucken. Bitte nennen Sie dann den Autor <strong>und</strong><br />
die <strong>Staatliche</strong> <strong>Vogelschutzwarte</strong>. Für die Zusendung eines Belegexemplars wären wir Ihnen dankbar.<br />
Wenn Sie weitere Informationen oder Abbildungen benötigen, setzten Sie sich mit uns in Verbindung.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Zuschrift, wenn wir Sie durch unsere Berichte zur Mitarbeit angeregt haben.<br />
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