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Gutachten zur Abwehr von Vögeln in der Landwirtschaft in ...

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<strong>Gutachten</strong> <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

- Teil A -<br />

erstellt <strong>von</strong><br />

Dipl.-Biol. Sascha Rösner Dipl.-Biol. Thomas Isselbächer<br />

Schröcker Strasse 32 Zum Lahnberg 21<br />

35043 Marburg 35043 Marburg<br />

mail@SaschaRoesner.de blackkite@web.de<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

und das Saarland, Frankfurt/M.<br />

– Auftragnehmer –<br />

für das<br />

Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Oppenheim<br />

- Auftraggeber -<br />

Marburg a. d. Lahn, 2003<br />

Institut für angewandte Vogelkunde<br />

Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen,<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und das Saarland


Inhaltsverzeichnis Seite 2<br />

1 E<strong>in</strong>leitung.............................................................................................................4<br />

2 Material und Methoden .......................................................................................5<br />

3 Die Schadvogelarten...........................................................................................5<br />

3.1 Star Sturnus vulgaris ..................................................................................................6<br />

3.2 R<strong>in</strong>geltaube Columba palumbus ..............................................................................12<br />

3.3 Amsel Turdus merula ...............................................................................................13<br />

3.4 Wachol<strong>der</strong>drossel Turdus pilaris ..............................................................................14<br />

3.5 Rabenkrähe Corvus corone corone .........................................................................14<br />

3.6 Saatkrähe Corvus frugilegus ....................................................................................16<br />

3.7 Dohle Corvus monedula...........................................................................................17<br />

3.8 Eichelhäher Garrulus glandarius ..............................................................................17<br />

3.9 Elster Pica pica.........................................................................................................18<br />

4 Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr..............................................................................20<br />

4.1 Gesetzliche Grundlagen...........................................................................................20<br />

4.1.1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) ...........................................................21<br />

4.1.2 Landespflegegesetz Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (LPflG) .................................................22<br />

4.1.3 Jagdgesetzliche Regelungen..........................................................................22<br />

4.1.4 Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) vom 14. Mai 1998 .......................................23<br />

4.1.5 Bundestierschutzgesetz (TierSchG) ...............................................................24<br />

4.1.6 Landes-Immissionsschutzgesetz (LImSchG) vom 20. Dezember 2000 .........25<br />

4.2 Möglichkeiten <strong>der</strong> Vogelabwehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> .............................................29<br />

4.3 Geräte, Hersteller und Anschaffungskosten.............................................................39<br />

4.4 Praktikabilität, Effizienz und Effektivität <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong>methoden.................................44<br />

4.5 Problematiken und Konfliktfel<strong>der</strong>..............................................................................60<br />

5 Schadensmuster und Schadensfälle...............................................................63<br />

5.1 Star Sturnus vulgaris ................................................................................................64<br />

5.2 R<strong>in</strong>geltaube Columba palumbus ..............................................................................71<br />

5.3 Amsel Turdus merula ...............................................................................................72<br />

5.4 Wachol<strong>der</strong>drossel Turdus pilaris ..............................................................................72<br />

5.5 Rabenkrähe Corvus corone corone .........................................................................73


Inhaltsverzeichnis Seite 3<br />

5.6 Saatkrähe Corvus frugilegus ....................................................................................74<br />

5.7 Dohle Corvus monedula...........................................................................................74<br />

5.8 Eichelhäher Garrulus glandarius ..............................................................................74<br />

5.9 Elster Pica pica.........................................................................................................74<br />

5.10 Zusammenfassung Schadensmuster und Schadensfälle ........................................75<br />

6 Schadensgebiete...............................................................................................77<br />

6.1 Schadensgebiete allgeme<strong>in</strong> .....................................................................................77<br />

6.2 Schadensgebiete <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz .......................................................................77<br />

7 Diskussion .........................................................................................................80<br />

7.1 Material und Methoden.............................................................................................80<br />

7.2 Allgeme<strong>in</strong>e Schadensfälle durch Vögel <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz......................................81<br />

7.3 Schäden durch Stare................................................................................................82<br />

7.4 Schäden durch R<strong>in</strong>geltauben ...................................................................................84<br />

7.5 An<strong>der</strong>e Arten ............................................................................................................84<br />

7.6 Methoden und ihre Wirksamkeit...............................................................................85<br />

7.7 Konflikt- und Problemfel<strong>der</strong> ......................................................................................87<br />

8 Handlungsempfehlungen .................................................................................88<br />

8.1 Präventive Maßnahmen ...........................................................................................88<br />

8.1.1 We<strong>in</strong>- und Obstanbau .....................................................................................88<br />

8.1.2 Gemüseanbau und allgeme<strong>in</strong>er Feldbau........................................................90<br />

8.2 <strong>Abwehr</strong>maßnahmen .................................................................................................91<br />

8.2.1 We<strong>in</strong>- und Obstanbau .....................................................................................91<br />

8.2.2 Gemüsebau und allgeme<strong>in</strong>er Feldbau............................................................94<br />

8.3 <strong>Abwehr</strong>management ................................................................................................95<br />

9 Zusammenfassung............................................................................................98<br />

10 Danksagung.......................................................................................................99<br />

11 Literatur und sonstige Referenzen ................................................................100<br />

12 Anhang.............................................................................................................112<br />

13 Abbildungsverzeichnis...................................................................................115<br />

14 Tabellenverzeichnis ........................................................................................116


E<strong>in</strong>leitung Seite 4<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Seit jeher teilt <strong>der</strong> Mensch wildlebende Tier- und Pflanzenarten, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> gewachsenen<br />

Kulturlandschaft, also <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em unmittelbaren Umfeld vorkommen, <strong>in</strong> „Schützl<strong>in</strong>ge,<br />

Nützl<strong>in</strong>ge“ und „Schädl<strong>in</strong>ge“ e<strong>in</strong> (KNIEF & WERNER 2001). Überall dort, wo land-, forst- und<br />

fischereiwirtschaftliche Interessen mit dem Auftreten und Verhalten (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Nahrungssuche) <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> <strong>in</strong> Konflikt geraten, werden For<strong>der</strong>ungen <strong>zur</strong> Bekämpfung<br />

dieser Arten erhoben. Wie viele Beispiele aus den letzten Jahren zeigen, werden sie zum<br />

Gegenstand <strong>von</strong> Diskussionen zwischen den betroffenen Erwerbszweigen, Personen(-<br />

gruppen) bzw. Lobbyisten auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite und dem Naturschutz auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en (HELB<br />

1998).<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Thematik <strong>der</strong> „Schadvögel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong> 1 <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz“. Obwohl gemäß den Inhalten des vorliegenden<br />

<strong>Gutachten</strong>s die landwirtschaftlichen Son<strong>der</strong>kulturen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen, gehen die Verfasser auch gezielt auf an<strong>der</strong>e <strong>Landwirtschaft</strong>sformen sowie die<br />

Erfahrungen und Ergebnisse aus an<strong>der</strong>en, teils beispielhaften <strong>in</strong>ternationalen Regionen e<strong>in</strong>.<br />

Das Thema <strong>der</strong> Schadvögel <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> soll im Gesamtkontext und im<br />

überregionalen Vergleich betrachtet werden.<br />

Das <strong>Gutachten</strong> zielt auf die Ermittlung, Darstellung, Bewertung <strong>von</strong> Vogelarten und durch<br />

diese verursachte Schäden, räumliche und zeitliche Schadensschwerpunkte sowie<br />

angewandte und geeignete Vogelabwehrmaßnahmen ab. Es basiert zudem auf folgen<strong>der</strong><br />

Tatsache: Die <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Schadvögeln mittels akustischer Vergrämungsmethoden ist nicht<br />

unproblematisch. In We<strong>in</strong>-, Obst- und Gemüseanbaugebieten führen sie seit langem <strong>zur</strong><br />

Lärmbelästigung <strong>von</strong> Anwohnern <strong>in</strong> angrenzenden Wohngebieten. Da sich diesbezügliche<br />

Beschwerden aus vielerlei Ursachen häufen, zielt die Untersuchung im Beson<strong>der</strong>en darauf,<br />

gebietsbezogene Aussagen und Handlungsempfehlungen <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Vogelschäden zu<br />

treffen. Die Methoden sollten e<strong>in</strong>erseits aus landwirtschaftlicher Sicht wirksam und<br />

an<strong>der</strong>erseits für Anwohner verträglich se<strong>in</strong>. Die abgeleiteten Handlungsempfehlungen sollen<br />

helfen, die negativen Begleitersche<strong>in</strong>ungen (z.B. Gewöhnungseffekt <strong>der</strong> Vögel,<br />

Lärmbelästigungen) und die damit verbundenen Konfliktpunkte zu reduzieren.<br />

1 - Die Gruppe <strong>der</strong> Gänse wird hier jedoch nicht abgehandelt. Diese (Gattungen Anser und Branta)<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em getrennt abgehandelten <strong>Gutachten</strong> bearbeitet. Begründet liegt dies <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Auftragsvergabe seitens <strong>der</strong> Staatlichen Vogelschutzwarte für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Hessen und das<br />

Saarland.


Material und Methoden Seite 5<br />

2 Material und Methoden<br />

Der vorliegenden Arbeit liegen ke<strong>in</strong>e eigens erhobenen Felddaten zu Grunde. Es wurden<br />

ke<strong>in</strong>e feldornithologischen Untersuchungen o<strong>der</strong> technische Versuchsreihen durchgeführt.<br />

Dementsprechend liegen den aufgeführten Daten nur die folgenden Quellen zu Grunde:<br />

E<strong>in</strong>en wesentlichen Bestandteil stellte e<strong>in</strong>e umfassende Literaturrecherche (Bibliotheken,<br />

Internet) über Vogelproblematik und –abwehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>. Neben Artikeln <strong>in</strong><br />

nationalen agrarwirtschaftlichen und –wissenschaftlichen Fachzeitschriften wurden gezielt<br />

auch Veröffentlichungen aus renommierten biologischen Journalen herangezogen, um die<br />

Thematik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Gesamtkontext zu stellen. Weitere Informationen<br />

entstammen persönlichen, schriftlichen und fernmündlichen Kontakten mit den für<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz zuständigen Behörden (s. Kap 10). Des Weiteren ist <strong>der</strong> thematisch<br />

relevante Schriftverkehr <strong>der</strong> Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und<br />

das Saarland (Frankfurt / Ma<strong>in</strong>) gesichtet und rückwirkend bis 1980 ausgewertet (15<br />

Aktenordner) worden. Insbeson<strong>der</strong>e bei den schriftlichen und telefonischen Recherchen s<strong>in</strong>d<br />

die Verfasser auf die Gültigkeit und Richtigkeit <strong>der</strong> Informationen angewiesen.<br />

3 Die Schadvogelarten<br />

Vögel, welche durch ihre Verhaltensweise wie etwa Vertritt, Spielerei, Koten und<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Fraß <strong>in</strong> <strong>der</strong> vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft Schäden anrichten,<br />

werden allgeme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> als „Schadvögel“ bezeichnet. Nachfolgend werden die für Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz im Zusammenhang hiesiger Thematik bekannten Schadvögel aufgelistet. Hierbei soll<br />

zunächst e<strong>in</strong> kurzer E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Autökologie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Arten den Zusammenhang<br />

zwischen arttypischen Verhaltensweisen und den auftretenden Schäden erläutern.<br />

Schäden, die durch Vögel im agrarwirtschaftlichen Bereich verursacht werden, stellen<br />

nicht nur <strong>in</strong> Mitteleuropa, son<strong>der</strong>n weltweit e<strong>in</strong> Problem dar. So haben beispielsweise<br />

amerikanische Staaten und Australien massive Probleme mit aus Europa e<strong>in</strong>geschleppten,<br />

sich generalistisch verhaltenden und stark vermehrenden Vogelarten (JOHNSON & GLAHN<br />

1992, BRUGGERS et al. 1998, GOVERNMENT OF SOUTH AUSTRALIA 2001, CUMMINGS et al<br />

2002). Hierbei s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Hausperl<strong>in</strong>g Passer domesticus und Europäischer Star<br />

Sturnus vulgaris zu nennen. Letzterer zeichnet sich verantwortlich für massive regionale


Die Schadvogelarten Seite 6<br />

Ernte- und Ertragse<strong>in</strong>bußen im nordamerikanischen We<strong>in</strong>- und Reisanbau (MINISTRY OF<br />

AGRICULTURE, FOOD AND FISHERIES 2000, CUMMINGS et al. 2002, SOMERS & MORRIS 2002).<br />

Grundsätzlich sollte aber festgehalten werden, dass „ernsthafte Probleme aber nur <strong>in</strong><br />

Gebieten großflächiger und <strong>in</strong>tensiver <strong>Landwirtschaft</strong> (Monokulturen) auftreten“ (TOMPA<br />

1976).<br />

Neben Schadensfällen, die <strong>in</strong> den anschließenden Kapiteln behandelt werden und<br />

speziell landwirtschaftliche Son<strong>der</strong>kulturen betreffen, gibt es mehrere bekannte und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit breit diskutierte Schadbil<strong>der</strong>. Zu den bekanntesten zählen Fraßschäden und<br />

Vertritt <strong>von</strong> durchziehenden, rastenden o<strong>der</strong> überw<strong>in</strong>ternden Gänsen. Die Schäden s<strong>in</strong>d<br />

häufig nur dann wirtschaftlich erheblich, wenn es sich um hohe Individuenzahlen bzw. –<br />

dichten handelt, Störeffekte zu e<strong>in</strong>em erhöhten Energie- und Nahrungsbedarf führen o<strong>der</strong><br />

Ausweichareale bzw. Nahrungsalternativen nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktem Rahmen <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stehen. Im vorliegenden Teil werden die Gänse nicht mehr explizit erwähnt. Hier sei auf TEIL<br />

B verwiesen.<br />

Von verschiedenen S<strong>in</strong>gvogelarten ist bekannt, dass sie etwa Knospen <strong>von</strong> Obstgehölzen<br />

verbeißen (F<strong>in</strong>kenvögel), an Maiskolben fressen (Feldsperl<strong>in</strong>g, Meisen, Dompfaff, Elster,<br />

Eichelhäher und Rabenkrähe), auflaufendes Getreide o<strong>der</strong> Raps aufsuchen (Saat- und<br />

Rabenkrähe, R<strong>in</strong>geltaube), mit freigelegten Kartoffelknollen spielen (Kolkrabe) o<strong>der</strong><br />

Silageschutzfolien beschädigen (Rabenkrähe).<br />

Für die vorliegende Thematik ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Europäische Star <strong>von</strong> Bedeutung.<br />

Dementsprechend wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachfolgenden Artbeschreibung (Kapitel 3.1) ausführlich auf<br />

se<strong>in</strong>e Ökologie (Bestandsentwicklungen, Fressverhalten, Zugverhalten etc.) e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Nicht zu guter Letzt deshalb, weil nur über das Verständnis <strong>der</strong> autökologischen<br />

Gegebenheiten die Ausmaße <strong>der</strong> Schadensfälle und Managementmaßnahmen <strong>zur</strong><br />

Starenabwehr abgeleitet werden können (SOMERS & MORRIS 2002).<br />

3.1 Star Sturnus vulgaris<br />

Lebensweise: Stare brüten <strong>in</strong> Siedlungen, Parks, Streuobstanlagen, Gärten und<br />

Laubwäl<strong>der</strong>n mit entsprechendem Höhlenangebot (Höhlenbrüter). Sie s<strong>in</strong>d Teilzieher (März<br />

bis Oktober), viele überw<strong>in</strong>tern <strong>in</strong> Mitteleuropa. Es gibt e<strong>in</strong>en so genannten Zwischenzug, <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Zugbewegung vor dem eigentlichen Herbstzug darstellt, jedoch noch nicht <strong>in</strong> die<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebiete führt. Dieser beg<strong>in</strong>nt etwa Mitte Juni und erreicht se<strong>in</strong>en Höhepunkt<br />

im Juli (bis Mitte August). Die Richtungen des Zwischenzuges zeigen e<strong>in</strong>e stärkere<br />

räumliche Streuung als die des Herbstzuges. So ziehen nord- und nordosteuropäische


Die Schadvogelarten Seite 7<br />

Populationen (<strong>in</strong>klusive norddeutsche) ab <strong>der</strong> 2. Junidekade. Der Zug wird <strong>in</strong><br />

„Zwischenzielen“ durch die e<strong>in</strong>setzende Mauser vorläufig beendet (FLIEGE 1984). Während<br />

<strong>der</strong> Zugzeit bilden Stare große bis sehr große Schwärme, die mehrere Hun<strong>der</strong>ttausend Tiere<br />

umfassen können. Für Algerien und Tunesien wurde zeit- und stellenweise über Schlafplätze<br />

<strong>von</strong> bis zu 3-6 Mio. <strong>Vögeln</strong> berichtet (FLIEGE 1984). Das Schwarmverhalten <strong>der</strong> Stare zeigt<br />

ausgeprägte Eigenheiten. So ist zum Beispiel belegt, dass beim morgendlichen Erreichen<br />

<strong>der</strong> Nahrungsgebiete das Schwarmverhalten schwächer ausgeprägt ist (mehrere kle<strong>in</strong>e<br />

Schwärme) als am Abend, wenn sich die Rast- und Schlafgesellschaften bilden (wenige sehr<br />

große Schwärme) (CLERGEAU 1990). In Gebieten h<strong>in</strong>gegen, <strong>in</strong> denen Nahrung <strong>in</strong><br />

ausreichen<strong>der</strong> Menge <strong>zur</strong> Verfügung steht (z.B. an Mülldeponien) sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Trend<br />

(morgendliche und abendliche Unterschiede) schwächer zu se<strong>in</strong> (CLERGEAU 1990).<br />

Ab Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts war e<strong>in</strong>e starke Vermehrung <strong>der</strong> Stare <strong>in</strong> Europa<br />

(BERTHOLD 1968) zu verzeichnen. Zudem wurde e<strong>in</strong>e nordwärts gerichtete Ausdehnung <strong>der</strong><br />

Areale und Anstieg <strong>der</strong> Bestände <strong>in</strong> Mitteleuropa gut dokumentiert (BERTHOLD 1968).<br />

Während dieser Phase wurden Stare auch nach Australien und Nordamerika e<strong>in</strong>geschleppt,<br />

wo sie sich vermehrten (VAN DEN BOSCH, METZ & DIEKMANN 1990, BERTHOLD 1968). In den<br />

1960er und frühen 1970er Jahren erreichten die skand<strong>in</strong>avische Starenpopulation ihr<br />

Bestands- und Besiedlungsmaximum (ORELL & OJANEN 1980). Faktisch liegen die Gründe für<br />

diese Bestandszuwächse <strong>in</strong> klimatischen Verän<strong>der</strong>ungen (mil<strong>der</strong>e Frühjahre, Spätherbste<br />

und mil<strong>der</strong>e W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> Mitteleuropa) (BERTHOLD 1968) und e<strong>in</strong>em breiten Nahrungsangebot<br />

begründet (OELKE 1967). H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong> breites Angebot an Nistplätzen (OELKE 1967)<br />

sowie Erschließung neuer Nahrungsgründe im Rahmen <strong>der</strong> Urbanisierung <strong>der</strong> Stare (z.B.<br />

Müllplätze) (BERTHOLD 1968).<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die aufgeführten Verän<strong>der</strong>ungen nahm <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> nördlich<br />

überw<strong>in</strong>ternden Tiere zu, was e<strong>in</strong>e frühere Ankunft <strong>in</strong> den Brutgebieten zufolge hatte<br />

(BERTHOLD 1968). Fortpflanzungsphysiologische Untersuchungen <strong>von</strong> BERTHOLD (1968)<br />

ergaben weiterh<strong>in</strong>, dass die e<strong>in</strong>jährigen Stare ausnahmslos bereits im 2. Kalen<strong>der</strong>jahr<br />

geschlechtsreif waren und <strong>zur</strong> Brut schritten. Die mehrjährigen Altvögel zeigen zudem e<strong>in</strong>e<br />

verfrühte Gonadenreife, was zu früheren Bruten führte (BERTHOLD 1968). Je nördlicher das<br />

Brutgebiet, desto früher kehren die Altstare <strong>in</strong> ihr Brutgebiet <strong>zur</strong>ück. Je weiter nördlich o<strong>der</strong><br />

östlich das Brutgebiet liegt, desto höher ist <strong>der</strong> Anteil nichtbrüten<strong>der</strong> E<strong>in</strong>jähriger. Mitteleuropa<br />

nimmt entlang dieser Gradienten e<strong>in</strong>e Zwischenstellung e<strong>in</strong> (BERTHOLD 1964).<br />

In <strong>der</strong> Folge des früheren Brutbeg<strong>in</strong>ns stieg additiv die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>von</strong><br />

Zweitbruten. Summa summarum ergab sich somit e<strong>in</strong>e stark erhöhte Reproduktionsrate, was<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Massenvermehrung dieser S<strong>in</strong>gvögel endete.


Die Schadvogelarten Seite 8<br />

Die Starenpopulationen haben <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten im nördlichen Europa<br />

jedoch abgenommen und sich aus den nördlichsten Regionen <strong>zur</strong>ückgezogen (OLSSON et al.<br />

2002). In den späten 1970er Jahren wurde dann über (kle<strong>in</strong>räumig unterschiedlich<br />

ausgeprägte) Abnahmen <strong>in</strong> Schweden, F<strong>in</strong>nland und Norwegen berichtet (ORELL & OJANEN<br />

1980). Die Ursachen für diese Bestandse<strong>in</strong>brüche werden mit folgenden Hypothesen<br />

diskutiert: i) Starenabwehrmaßnahmen <strong>in</strong> We<strong>in</strong>- und Obstanbaugebieten <strong>der</strong> Rast- und<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebiete, ii) Populationsrückgang durch massive Starenbekämpfung (s. unten:<br />

Problematik), iii) Herbizide<strong>in</strong>satz im Rahmen <strong>von</strong> Pflanzenschutzmaßnahmen, iv)<br />

Biotopverän<strong>der</strong>ungen durch Landnutzungsän<strong>der</strong>ungen, Umstrukturierung <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

(Aufgabe <strong>von</strong> Fel<strong>der</strong>n und Weiden) (ORELL & OJANEN 1980, OLSSON et al. 2002) o<strong>der</strong> durch<br />

v) klimatische E<strong>in</strong>flüsse z.B. strenger W<strong>in</strong>ter 1978/1979 <strong>in</strong> Mittel- und Westeuropa (ORELL &<br />

OJANEN 1980).<br />

Viele Autoren begründen die Rückgänge <strong>der</strong> Starenpopulationen (und <strong>der</strong><br />

Reproduktionsraten) mit dem Rückgang an Weideland/Grünland (siehe hierzu OLSSON et al.<br />

2002). Experimentelle Untersuchungen <strong>in</strong> Südschweden ergaben, dass bei <strong>der</strong><br />

Nahrungsaufnahme (<strong>zur</strong> Brutzeit) <strong>in</strong> Grünland und auf gemähten Wiesen (Silagewiesen)<br />

deutlich höhere Beutemengen pro Zeite<strong>in</strong>heit gefunden wurden als beispielsweise auf<br />

Getreidefel<strong>der</strong>n (im Frühjahr e<strong>in</strong>gesät) (OLSSON et al. 2002).<br />

Nahrung: Im Allgeme<strong>in</strong>en gilt, dass Stare omnivor s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d gut an die <strong>Landwirtschaft</strong><br />

angepasst und gehen ihrer Nahrungssuche vornehmlich <strong>in</strong> offenen Graslän<strong>der</strong>n nach, wo<br />

bodenbewohnende Wirbellose ihre Hauptnahrung stellen (MOORE 1986, OLSSON et al. 2002).<br />

Dabei nimmt er <strong>in</strong> großer Zahl die Larven <strong>der</strong> Wiesenschnaken (Tipulidae) auf. In den<br />

Auwäl<strong>der</strong>n sammelt er die Puppen des Eichenwicklers (Tortrix viridana) aus e<strong>in</strong>gerollten<br />

Blättern. Auch gilt er als eifriger Maikäfer-Vertilger. Dies alles hat ihm den Ruf e<strong>in</strong>es<br />

wichtigen biologischen Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfers e<strong>in</strong>gebracht, obgleich se<strong>in</strong>e Tätigkeit nicht<br />

ausreicht um entscheidend auf Kalamitäten e<strong>in</strong>zuwirken. Die Hauptnahrung im Herbst stellen<br />

Regenwürmer (HILL 2001) und an<strong>der</strong>e Evertebraten. Im Mittelmeerraum überw<strong>in</strong>ternde Stare<br />

ernähren sich hauptsächlich <strong>von</strong> Oliven (FLIEGE 1984). In Amerika bevorzugen sie wohl<br />

„kle<strong>in</strong>e, schwarze und süße Trauben“ (JOHNSON & GLAHN 1992).<br />

PRINZINGER & HAKIMI (1996) machen Angaben <strong>zur</strong> Nahrungsaufnahme: Mittlere<br />

Futteraufnahme: 1,1-1,8 g (Magenfüllung), entspricht e<strong>in</strong>em Nahrungsdurchsatz <strong>von</strong> 1,1–1,8<br />

g <strong>in</strong> acht M<strong>in</strong>uten (8,25-13,5 g pro Stunde). Der tägliche Energiebedarf e<strong>in</strong>es Stares liegt bei<br />

170 kJ.<br />

Problematik: Bed<strong>in</strong>gt durch die Massenvermehrung <strong>der</strong> nordischen Starenpopulationen<br />

(s.o.) kam es <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Produktionsflächen zu regionalen, massiven und teils<br />

erheblichen Schäden durch Fraßschäden. So zum Beispiel an Kirschen und an<strong>der</strong>em Obst


Die Schadvogelarten Seite 9<br />

vorwiegend im Monat Juli (FLIEGE 1984). Auch <strong>in</strong> Maisfel<strong>der</strong> dr<strong>in</strong>gen Stare tief vor und<br />

fressen hier an den Maiskolben (TOMPA 1976).<br />

Als Folge wurden sehr umfangreiche Starenvernichtungen beispielsweise <strong>in</strong> den<br />

nordafrikanischen Überw<strong>in</strong>terungsgebieten (Olivenha<strong>in</strong>e, Algerien und Tunesien) mit Gift-<br />

und Dynamite<strong>in</strong>satz durchgeführt. Gifte<strong>in</strong>satz gab es auch <strong>in</strong> Frankreich (Januar 1981,<br />

Caen/Normandie) (FEARE, ORELL & OJANEN 1981). In Belgien wurden 1975 150.000 Tiere<br />

durch Explosionen (!) an Schlafplätzen getötet (ORELL & OJANEN 1980). FEARE, ORELL &<br />

OJANEN (1981) geben für Belgien Verluste <strong>von</strong> ca. 20 % (500.000 Ex.) <strong>der</strong> Gesamtpopulation<br />

an. Auch <strong>in</strong> England gab es Überlegungen zu Vergiftungsmaßnahmen (FEARE, ORELL &<br />

OJANEN 1981).<br />

In Amerika wurden Stare e<strong>in</strong>geschleppt, die teils sehr große Populationen etablierten und<br />

als „pest species“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> Schäden anrichten: <strong>in</strong> Anbauflächen, Plantagen und<br />

Produktionsstätten (Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>von</strong> Tierfutter, etc.) (JOHNSON & GLAHN 1992).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Stare gelten <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz als alljährliche und flächig verbreitete<br />

Brutvögel, Durchzügler und Überw<strong>in</strong>terer (DIETZEN et al. <strong>in</strong> Vorber.). Für Rhe<strong>in</strong>hessen gibt<br />

HILL (2001) für den Zeitraum <strong>von</strong> 1958 bis 1972 mehrere „extreme Starenjahre“ an. Dabei<br />

handelte es sich nach dessen Angaben vorwiegend um Zugvogelschwärme aus Osteuropa,<br />

die 5-6 Wochen <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>baugebieten (klimatisch begünstigt) rasteten (HILL 2001).<br />

Danach erfolgte e<strong>in</strong> Rückgang <strong>der</strong> Starenschwärme gegen Ende <strong>der</strong> 70er Jahre (vgl. oben).<br />

Seit Mitte <strong>der</strong> 1980er Jahre werden vermehrt „kle<strong>in</strong>ere Schwärme“ festgestellt, was nach<br />

HILL (2001) durch den Rückgang <strong>der</strong> Starenpopulationen <strong>in</strong> Osteuropa und <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

bed<strong>in</strong>gt ist. Auch OLSSON et al. (2002) stellen diesen kausalen Zusammenhang her. Zudem<br />

bewirkten die sehr massiven Bekämpfungen im Überw<strong>in</strong>terungsgebiet (Olivenkulturen <strong>in</strong><br />

Nordafrika) und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Normandie (Frankreich) e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>bruch <strong>der</strong> Starenpopulationen (HILL<br />

2001). In Frankreich wurde noch aus dem Jahre 1990 e<strong>in</strong>e großflächige Vergasung <strong>der</strong> Tiere<br />

(an Schlafplätzen) bekannt.<br />

Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre wurden <strong>in</strong> den Schilfgebieten <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>ebene an Schlafplätzen<br />

„Millionen-Schwärme“ beobachtet (HILL 2001). Im Eich-Gimbsheimer Altrhe<strong>in</strong> war <strong>der</strong> größte<br />

Schlafplatz. Nach Vertreibung <strong>von</strong> dort wan<strong>der</strong>ten die Schwärme <strong>in</strong> die Kühkopf-Aue, <strong>in</strong><br />

Sauerkirschanlagen, Autobahngehölze (Autobahndreieck Ma<strong>in</strong>z) und <strong>in</strong> den Park <strong>der</strong><br />

Nervenkl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Alzey ab.<br />

Den Verfassern liegen für die Jahre ab 1982 <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für den Raum Rhe<strong>in</strong>hessen<br />

und Pfalz Daten über größere Starenansammlungen vor. „Millionen-Schwärme“ s<strong>in</strong>d<br />

darunter jedoch nicht zu f<strong>in</strong>den. Aus an<strong>der</strong>en Landesteilen existieren ebenfalls Meldungen,<br />

die allerd<strong>in</strong>gs nicht den zahlenmäßigen Umfang <strong>der</strong> <strong>in</strong> Tab. 1 aufgeführten Schwärme<br />

erreichen.


Die Schadvogelarten Seite 10<br />

Tab. 1 gibt e<strong>in</strong>e Übersicht zu bekannten Starenvorkommen (Schlafplätzen) <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>hessen und <strong>der</strong> Pfalz unter Angabe <strong>der</strong> geschätzten Starenzahlen. Dabei schwanken<br />

die Schwarmgrößen <strong>von</strong> wenigen Tausend Tieren bis zu maximal etwa 300.000, die 1982<br />

am Autobahndreieck Ma<strong>in</strong>z ermittelt wurden (SLVA NEUSTADT 1982). Die aktuellsten Zahlen<br />

liegen aus dem Berichtsjahr 2002 vor, wonach sich nicht mehr als 50.000 Tiere im Schilf des<br />

Eich-Gimbsheimer Altrhe<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den (EISLÖFFEL 2002, schriftl.).<br />

Tab. 1: Übersicht zu bekannten Starenvorkommen (Schlafplätzen) <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (Rhe<strong>in</strong>hessen<br />

und Pfalz). Sofern nicht an<strong>der</strong>s angegeben, handelt es sich um zirka-Angaben. Wenn Angaben über<br />

die Vegetation des Schlafplatzes bekannt waren, wurden diese mit aufgeführt.<br />

Ort des Schlafplatzes Vegetation Anzahl Exemplare (Ex.), Datum, Beobachter<br />

Ma<strong>in</strong>zer Rhe<strong>in</strong>ufer (Platanen) Platanen 12.000 Ex., 26. Okt. 1999 (H.-G. Folz) max. 2000 Ex.,<br />

Herbst 2002 (F. Eislöffel)<br />

Autobahndreieck Ma<strong>in</strong>z Gebüsch 200.000-300.000 Stare Ende Okt. 1982, SLVA<br />

NEUSTADT (1982)<br />

Eich-Gimbsheimer Altrhe<strong>in</strong> Schilf 50.000 Ex., 27. Okt. 2002, (F. Eislöffel)<br />

Hahnheimer Bruch, Selztal Schilf 2.000 Ex., 10. Nov. 2001 (F. Eislöffel), 6.000 Stare,<br />

01. Nov. 2002 (F. Eislöffel)<br />

Schwabenheim Schilf 4.500 Ex., 23. Nov. 1994 (H.-G. Folz), 25.000 Ex., 06.<br />

Apr. 1995 (H.-G. Folz), 11.000 Ex., 23. Nov. 1995 (H.-<br />

G. Folz), 80.000 Ex. 23. Okt. 1999 (H.-G. Folz)<br />

Stadecken-Elsheim, Im Mayen Schilf 18.000 Ex. 14. Okt. 2001 (H.-G. Folz), 3.000 Ex. 13.<br />

Sep. 2002 (H.-G. FOLZ)<br />

Alzey, Kl<strong>in</strong>ikgelände Kastanien HILL (2002, mündl.), SLVA BAD KREUZNACH<br />

Neupotzer Altrhe<strong>in</strong> Schilf max. 80.000 Ex., 1981, SLFA NEUSTADT (1981), max.<br />

30.000 Ex., Ende Aug. 1983, SLFA NEUSTADT (1983)<br />

Ebernberg/Landau Schilf max. 10.000 Ex., 1981, SLFA NEUSTADT (1981)<br />

Flomersheim Schilf max. 30.000 Ex., SLFA NEUSTADT (1981)<br />

Son<strong>der</strong>nheim Schilf max., 80.000Ex., 1981, SLFA NEUSTADT (1981), max.<br />

60.000 Ex., Aug. 1982<br />

Offste<strong>in</strong>, Zuckerfabrikgelände Schilf max. 60.000 Ex., SLFA NEUSTADT (1997), max.<br />

60.000 Ex., Aug. 1982 (SLFA NEUSTADT 1982),<br />

30.000-80.000 Ex, 1983 (SLFA NEUSTADT 1983)<br />

Wörther Altrhe<strong>in</strong> Schilf (?) max. 200.000 Ex., 1984, (SLFA NEUSTADT 1984)<br />

Roxheimer Altrhe<strong>in</strong> Schilf (?) max. 70.000 Ex., 1984, (SLFA NEUSTADT 1984)<br />

Altrhe<strong>in</strong> Altrip Schilf (?) max. 50.000 Ex.1984, (SLFA NEUSTADT 1984)<br />

Mechtersheimer Tongruben Schilf 1985 (SLFA NEUSTADT 1985)<br />

Neuburg Schilf (?) 1985 (SLFA NEUSTADT 1985)<br />

Lambsheimer Altrhe<strong>in</strong> (?) 1987 (SLFA NEUSTADT 1987)<br />

Neustadt (Ost) (?) 1987 (SLFA NEUSTADT 1987)<br />

Hassloch (?) 1988 (SLFA NEUSTADT 1988)<br />

Mörsch (?) 1989-1993 (SLFA NEUSTADT 1993)<br />

Worms-Horchheim, -We<strong>in</strong>sheim (?) 1997 (SLFA NEUSTADT 1997), (HILL 2002, mündl.)<br />

Edenkoben-Venn<strong>in</strong>gen (?) 1998, 1999 (SLFA NEUSTADT 199)<br />

Böch<strong>in</strong>gen (?) 1998, 1999 (SLFA NEUSTADT 1999)<br />

Godramste<strong>in</strong> (?) 1998, 1999 (SLFA NEUSTADT 1999)


Die Schadvogelarten Seite 11<br />

Es handelt sich häufig um Zufallsbeobachtungen o<strong>der</strong> um unregelmäßige Stichproben-<br />

Zählungen. Ob alle aufgeführten Plätze regelmäßig besetzt s<strong>in</strong>d, kann nicht mit Sicherheit<br />

gesagt werden. Die Schlafplätze <strong>in</strong> Schwabenheim und am Ma<strong>in</strong>zer Platz (s. Tab. 1) s<strong>in</strong>d<br />

traditionell (FOLZ schriftl.). Das Röhricht bei Elsheim (NSG „Im Mayen“) ist nach Angaben <strong>von</strong><br />

FOLZ (schriftl.) relativ häufig <strong>von</strong> Staren genutzt, jedoch <strong>in</strong> relativ ger<strong>in</strong>gen Anzahlen.<br />

Das jahreszeitliche Auftreten <strong>der</strong> Stare <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz kann anhand <strong>der</strong> beistehenden<br />

Abbildung 1 <strong>zur</strong> Herbstzugphänologie <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>hessen (Ober-Hilbersheimer Plateau)<br />

exemplarisch veranschaulicht werden. Der Zuzug beg<strong>in</strong>nt demnach bereits vor <strong>der</strong><br />

Traubenreife und die größten Starenanzahlen s<strong>in</strong>d für die Zeit nach <strong>der</strong> We<strong>in</strong>lese<br />

verzeichnet (vgl. Abb. 1). Maximalzahlen werden erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Oktoberdekade erreicht.<br />

Ab Anfang November fallen die Zahlen rapide ab, bis im Dezember (Jahreswechsel) kaum<br />

mehr Stare nachgewiesen werden. Nach Angaben <strong>von</strong> FOLZ (2002, schriftl.) ist anzumerken,<br />

dass die Starenschwärme, die auf den abgeernteten Getreidefel<strong>der</strong> <strong>zur</strong> Nahrungssuche<br />

e<strong>in</strong>fallen, meist deutlich größer s<strong>in</strong>d als die, welche <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>gerten We<strong>in</strong>trauben fressen.<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

Herbstzug-Phänologie Star Sturnus vulgaris<br />

- Ober-Hilbersheimer Plateau, Rhe<strong>in</strong>hessen -<br />

J u l A u g S e p O k t N o v D e z<br />

Abb. 1: Phänologische Herbstzugdaten (Dekadenwerte) des Stares am Ober-<br />

Hilbersheimer Plateau. Quelle: FOLZ (unpubl.).<br />

Der oben angemerkte Zwischenzug <strong>von</strong> Staren könnte <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgelegten Abb.1 aus dem<br />

kle<strong>in</strong>en Peak <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Julidekade abzulesen se<strong>in</strong>. Vergleiche hierzu die Angaben <strong>von</strong><br />

FLIEGE (1984).


Die Schadvogelarten Seite 12<br />

Die zweite Abbildung (Abb. 2) macht e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Bestandsentwicklung anhand<br />

langjähriger Zugvogeldaten möglich. Auch hier liegen exemplarisch die Daten <strong>von</strong> Zählungen<br />

am Ober-Hilbersheimer Plateau vor und decken den Zeitraum <strong>von</strong> 1990 – 2001 ab. Der<br />

langjährige Trend lässt ke<strong>in</strong>e Bestandszuwächse o<strong>der</strong> –abnahmen deutlich werden<br />

(y = -1.6287x + 230.35).<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1990<br />

1991<br />

Herbstzug - Zugphänologie Stare [Ind./h]<br />

Ober-Hilbersheimer Plateau, Rhe<strong>in</strong>hessen<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

Abb. 2: Herbstzugdaten <strong>von</strong> Staren Sturnus vulgaris <strong>von</strong> 1990 bis 2001 vom<br />

Ober-Hilbersheimer Plateau <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>hessen. Die Werte entsprechen <strong>der</strong> Anzahl<br />

notierter Stare pro Zugsaison dividiert durch die Anzahl <strong>der</strong> Zugstunden [Ind./h] (y<br />

= -1.6287x + 230.35). Quelle: FOLZ (2002, schriftl.).<br />

3.2 R<strong>in</strong>geltaube Columba palumbus<br />

Lebensweise: Brutvogel <strong>in</strong> Wäl<strong>der</strong>n, Parks und großen Gärten. Zunehmend <strong>in</strong> Ortschaften<br />

und Städten. Tritt während <strong>der</strong> Zugzeit <strong>in</strong> arttypischen großen Schwärmen auf. Die<br />

mitteleuropäischen Populationen s<strong>in</strong>d Teilzieher. Nordosteuropäische Populationen s<strong>in</strong>d<br />

re<strong>in</strong>e Zugvögel, die über Mitteleuropa <strong>in</strong> den atlantischen und mediterranen Raum zum<br />

Überw<strong>in</strong>tern ziehen. Zur Brutzeit leben die Tauben territorial, bilden außerhalb <strong>der</strong> (relativ<br />

kle<strong>in</strong>en) Brutreviere auch Fressgesellschaften. Im Herbst und W<strong>in</strong>ter versammeln sich die<br />

Tiere zu größeren Schlafgesellschaften (BEZZEL 1985), denen sich auch Hohltauben<br />

Columba oenas anschließen. Die deutschen Brutbestände <strong>der</strong> R<strong>in</strong>geltaube stellen etwa<br />

20 % <strong>der</strong> Weltpopulation dar; es ist das Land mit den zweithöchsten R<strong>in</strong>geltaubenbeständen<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001


Die Schadvogelarten Seite 13<br />

weltweit (FLADE 1998). Dementsprechend hoch ist die <strong>in</strong>ternationale Verantwortung<br />

Deutschlands zum Schutze dieser Art.<br />

Nahrung: R<strong>in</strong>geltauben suchen ihre pflanzliche Nahrung vorwiegend auf Flächen mit<br />

kurzer Vegetation wie Wiesen und Fel<strong>der</strong>n. Dabei werden Sämereien, Früchte, Getreide und<br />

auch grüne Pflanzenteile wie Blüten und Blätter verzehrt. Wirbellose Kle<strong>in</strong>tiere werden nur<br />

ausnahmsweise und selten <strong>in</strong> größeren Mengen gefressen. Im Herbst und W<strong>in</strong>ter häufig <strong>in</strong><br />

Laubwäl<strong>der</strong>n und Parkanlagen <strong>zur</strong> Aufnahme <strong>von</strong> Eicheln.<br />

Problematik: Die erwähnten Fressgesellschaften verursachen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei hohen<br />

Schneelagen im W<strong>in</strong>ter und bei un<strong>zur</strong>eichenden Nahrungsangeboten auf an<strong>der</strong>en Flächen<br />

(fehlende Bucheckernmast etc.) Fraßschäden <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Kulturen <strong>in</strong> klimatisch<br />

begünstigten Anbaugebieten.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Die R<strong>in</strong>geltaube ist die häufigste Wildtaubenart <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und<br />

gilt als weit verbreitet. Auf ihrem Breitfrontzug überfliegen und rasten alljährlich große<br />

Mengen nord- und nordöstlicher Brutpopulationen das Bundesland. Ziehende Trupps s<strong>in</strong>d<br />

nicht selten mehrere Hun<strong>der</strong>t Tiere stark (eigene Beobachtungen). In Juli und August kommt<br />

es zu größeren Ansammlungen <strong>von</strong> R<strong>in</strong>geltauben <strong>in</strong> Feldfluren. Im September/Oktober<br />

ziehen die Tiere dann ab. In den klimatisch begünstigten Tieflagen des Landes halten sich<br />

W<strong>in</strong>tergesellschaften, die <strong>in</strong> Kohlfel<strong>der</strong>n fressen (KUNZ & SIMON 1987) und dort Schäden<br />

anrichten können.<br />

Zur Wildschadensabwehr dürfen R<strong>in</strong>geltauben auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schonzeit (!) bejagt werden.<br />

Es können entsprechende Anträge auf Ausnahmegenehmigungen zum Abschuss gestellt<br />

werden (vgl. hierzu Kap. 4.1).<br />

Für das Jahr 1994 wurden Schäden an Son<strong>der</strong>kulturen aus dem Raum Frankenthal,<br />

Ludwigshafen und Speyer bekannt. Die Taubenschäden bezogen sich hauptsächlich auf<br />

Brokkolipflanzen und zudem auf Erdbeer-, Sonnenblumen- und Getreideflächen. Bei hoher<br />

Schneelage kann es zu Schäden im Rosenkohlanbau kommen (STAATL.<br />

VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M. 2002).<br />

3.3 Amsel Turdus merula<br />

Lebensweise: Die Amsel war ursprünglich e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Waldvogelart. Heute lebt sie<br />

vorwiegend <strong>in</strong> Parks, Gärten und Ortschaften. Die Napfnester <strong>der</strong> territorial brütenden Paare<br />

werden <strong>in</strong> Bäumen, Hecken o<strong>der</strong> an/<strong>in</strong> Gebäuden angelegt. Außerhalb <strong>der</strong> Brutsaison f<strong>in</strong>den<br />

sich vere<strong>in</strong>zelt kle<strong>in</strong>ere Gruppen <strong>von</strong> Amseln <strong>zur</strong> Nahrungssuche zusammen.


Die Schadvogelarten Seite 14<br />

Nahrung: Auf dem Boden o<strong>der</strong> im Unterholz fressen sie Kle<strong>in</strong>tiere wie Regenwürmer,<br />

Insekten, <strong>der</strong>en Larven und an<strong>der</strong>e Wirbellose; im Herbst und W<strong>in</strong>ter meist Früchte (u.a.<br />

Fallobst) und Beeren.<br />

Problematik: Vere<strong>in</strong>zelt wird <strong>von</strong> kle<strong>in</strong>eren Amseltrupps berichtet, die an reifen Früchten<br />

(Äpfel, Birnen, Kirschen und Trauben) fressen und so Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ernte verursachen.<br />

Auch an Beerenobst wurden Fraßschäden festgestellt (Johannisbeeren).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Häufiger und alljährlicher Brutvogel.<br />

3.4 Wachol<strong>der</strong>drossel Turdus pilaris<br />

Lebensweise: Wachol<strong>der</strong>drosseln besiedeln Ortsrandlagen (Streuobst- und Parkanlagen)<br />

o<strong>der</strong> Waldrän<strong>der</strong> sowie isoliert gelegene Gehölze mit angrenzenden kurzrasigen<br />

Nahrungsflächen. Häufig existieren kle<strong>in</strong>e lockere Brutkolonien. Auch außerhalb <strong>der</strong> Brutzeit<br />

lebt T. pilaris gesellig und bildet größere - häufig artre<strong>in</strong>e - Trupps. In schneereichen W<strong>in</strong>tern<br />

ziehen die Tiere <strong>in</strong> klimatisch günstigere Tieflagen. Mitteleuropäische Brutpopulationen s<strong>in</strong>d<br />

Teilzieher (BEZZEL 1993).<br />

Nahrung: Während <strong>der</strong> Brutzeit s<strong>in</strong>d Regenwürmer und an<strong>der</strong>e wirbellose Kle<strong>in</strong>tiere die<br />

Hauptnahrung <strong>der</strong> Drosseln. Später im Jahr nehmen dann Beeren und an<strong>der</strong>e Früchte an<br />

Bedeutung zu. Früh gemähte Wiesen erleichtern den Wachol<strong>der</strong>drosseln die Nahrungssuche<br />

auf den dann kurzrasigen Flächen (BEZZEL 1993). Außerhalb <strong>der</strong> Brutzeit konzentrieren sich<br />

die Wachol<strong>der</strong>drosseln <strong>in</strong> Landschaften mit hohem Grünlandanteil. Im Herbst werden<br />

bevorzugt Regionen mit hohem Beeren- und Fallobstangebot aufgesucht.<br />

Problematik: Im Herbst vergesellschaften sich die Wachol<strong>der</strong>drosseln <strong>in</strong> großen<br />

Schwärmen und gehen dann <strong>in</strong> Obstbaumkulturen, auf Grünland o<strong>der</strong> <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen <strong>der</strong><br />

Nahrungssuche nach (KUNZ & SIMON 1987).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: In Rhe<strong>in</strong>hessen-Vor<strong>der</strong>pfalz gibt es größere Brutkolonien <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>ungen<br />

(Bachtälern), Feldgehölzen und Obstkulturen (KUNZ & SIMON 1987).<br />

3.5 Rabenkrähe Corvus corone corone<br />

Lebensweise: Brütet vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong> Gehölzen <strong>der</strong> offenen Kulturlandschaft, aber auch <strong>in</strong><br />

Parks o<strong>der</strong> <strong>in</strong>mitten <strong>von</strong> Ortschaften. Die Art versammelt sich im Herbst und W<strong>in</strong>ter zu oft<br />

mehrere Hun<strong>der</strong>t Tiere umfassenden Schlafgesellschaften.


Die Schadvogelarten Seite 15<br />

Nahrung: Ausgesprochene Allesfresser, <strong>der</strong>en Nahrung neben allerlei pflanzlichen<br />

Bestandteilen e<strong>in</strong> sehr breites Spektrum an tierischer Nahrung be<strong>in</strong>haltet (Insekten und ihre<br />

Larven, Würmer, Amphibien, Reptilien, Eier und Jungvögel an<strong>der</strong>er Vogelarten, Aas) (TOMPA<br />

1976). Im Frühjahr wird primär auf Wiesen nach Nahrung gesucht. Gelegentlich auch auf<br />

frisch gepflügten Äckern. Während <strong>der</strong> Brutzeit wird eiweißreiche Nahrung bevorzugt, und<br />

die Jungvögel werden ausschließlich mit tierischer Nahrung gefüttert (TOMPA 1976). Bei <strong>der</strong><br />

pflanzlichen Kost werden nach TOMPA (1976) Getreidekörner bevorzugt. Auch Kartoffeln und<br />

Früchte wie Äpfel und Kirschen ergänzen das ohneh<strong>in</strong> breite Nahrungsspektrum.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im W<strong>in</strong>ter während <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Nahrungsknappheit werden menschliche<br />

Nahrungsquellen wie Müllkippen, Parkanlagen, Gärten und landwirtschaftliche Siedlungen<br />

bedeutend (TOMPA 1976). Die Nahrungsplätze s<strong>in</strong>d flexibel und werden <strong>in</strong>nerhalb des Jahres<br />

mehrfach verlegt (TOMPA 1976).<br />

Problematik: Insbeson<strong>der</strong>e die Nichtbrüter können Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

anrichten. Jedoch treten „ernsthafte Probleme“ nur <strong>in</strong> Gebieten großflächiger und <strong>in</strong>tensiver<br />

<strong>Landwirtschaft</strong> mit Monokulturen auf. In Gerstenfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Schweiz fraßen Krähen an auf<br />

dem Oberboden liegenden Körnern, verursachten aber ke<strong>in</strong>e Schäden (TOMPA 1976).<br />

Teilweise fressen sie an auf dem Erdboden liegenden Kartoffeln. In Maisfel<strong>der</strong> dr<strong>in</strong>gen<br />

Rabenkrähen nur vom Rand her vor und nicht tiefer als zwei Reihen, was auch <strong>von</strong><br />

Landwirten (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz) bestätigt wurde (TOMPA 1976).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Die Rabenkrähe ist <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz <strong>der</strong> häufigste Rabenvogel, <strong>der</strong> nur<br />

<strong>in</strong> großflächig bewaldeten Regionen fehlt und hauptsächlich <strong>in</strong> offenen und halboffenen<br />

Landschaften brütet (DIETZEN et al. <strong>in</strong> Vorber.). Für die Brutsaison s<strong>in</strong>d Abundanzen <strong>von</strong> 0,1<br />

bis 1,3 Reviere/km 2 angegebenen, wobei unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Nichtbrüter e<strong>in</strong><br />

Gesamtbestand <strong>von</strong> 42.000 bis 48.000 Rabenkrähen angegeben wird (HELB 1998). Die<br />

W<strong>in</strong>terbestände <strong>von</strong> Rabenkrähen wurden im W<strong>in</strong>terhalbjahr 1996/97 <strong>von</strong> HELB (1998) <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz auf im Mittel 3,2 Tiere pro Quadratkilometer auf e<strong>in</strong>er Gesamtfläche <strong>von</strong> ca.<br />

208 km 2 angegeben. Daraus wurde für diesen Zeitraum für ganz Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e<strong>in</strong><br />

Bestand <strong>von</strong> 60.000 Rabenkrähen ermittelt. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass im W<strong>in</strong>ter<br />

e<strong>in</strong> Zuzug <strong>von</strong> etwa 30-50 % (HELB 1998) an W<strong>in</strong>tervögel aus an<strong>der</strong>en Regionen<br />

e<strong>in</strong><strong>zur</strong>echnen ist (HELB 1998).<br />

Das Beutespektrum <strong>der</strong> Rabenkrähen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz stellen nach Untersuchungen <strong>in</strong><br />

(HELB 1998, Halsr<strong>in</strong>gmethode) zu 83,4 % epigäisch lebende Arthropoden (bodenlebende<br />

Glie<strong>der</strong>füßer). Im W<strong>in</strong>ter beschränkt sich die Nahrungsaufnahme auf Ackerflächen und<br />

Grünland (HELB 1998).<br />

Nach HELB (1998) können e<strong>in</strong>zelbetriebliche E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen im Zusammenhang<br />

mit Rabenkrähen vorkommen.


Die Schadvogelarten Seite 16<br />

3.6 Saatkrähe Corvus frugilegus<br />

Lebensweise: Saatkrähen brüten im Gegensatz zu Rabenkrähen <strong>in</strong> Kolonien <strong>in</strong><br />

Kulturlandschaften, Parks o<strong>der</strong> Alleen, vere<strong>in</strong>zelt auch <strong>in</strong>mitten größerer Städte (Ma<strong>in</strong>z,<br />

Ludwigshafen). Die Nester werden bevorzugt hoch oben <strong>in</strong> Baumgruppen erbaut und<br />

bef<strong>in</strong>den sich nicht selten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe ergiebiger Nahrungsquellen wie etwa offener<br />

Hausmülldeponien. Als Teilzieher ziehen im Herbst große Schwärme <strong>von</strong> Ost- nach<br />

Westeuropa.<br />

Nahrung: Saatkrähen gehen <strong>der</strong> Nahrungssuche <strong>in</strong> Schwärmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> offenen<br />

Kulturlandschaft nach. Als Allesfresser vertilgt die Saatkrähe Sämereien, Pflanzenteile,<br />

Würmer, Insekten sowie Aas.<br />

Problematik: Vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d Beschwerden über Lärmbelästigungen durch Saatkrähen <strong>in</strong><br />

Wohngebieten bekannt. Hier handelt es sich um die Brutkolonien o<strong>der</strong> Versammlungen an<br />

Schlafplätzen. Schallpegelmessungen wie bspw. <strong>in</strong> Bern (Schweiz) haben jedoch ergeben,<br />

dass diese unter dem Grenzwert <strong>von</strong> Verkehrslärm liegen. Dabei konzentrierten sich die<br />

Lärmbelästigungen auf die frühen Morgen- und späten Abendstunden (FANKHAUSER 1998).<br />

Während die Brutvögel lediglich Lärm o<strong>der</strong> Verkotung verursachen, können die Überw<strong>in</strong>terer<br />

die W<strong>in</strong>tersaat bee<strong>in</strong>trächtigen. Insbeson<strong>der</strong>e wenn diese erst spät ausgebracht wurde (z.B.<br />

nach zu spätem Abräumen <strong>der</strong> Zuckerrübenschläge).<br />

Nach Angaben <strong>von</strong> BOLLMANN (1998) können <strong>in</strong> Deutschland w<strong>in</strong>terliche Ansammlungen<br />

<strong>von</strong> Saatkrähen <strong>in</strong> W<strong>in</strong>tergetreidefel<strong>der</strong>n „Ertragse<strong>in</strong>bußen bewirken“. Dabei nehme die<br />

„Vorliebe bei pflanzlicher Nahrung“ <strong>von</strong> Mais, Soja, Weizen, Roggen über Hafer zu Gerste<br />

ab. Insbeson<strong>der</strong>e Mais sei gefährdet, da er <strong>in</strong> relativ ger<strong>in</strong>gen Saatmengen <strong>von</strong> 10<br />

Körnern/m 2 ausgebracht wird (BOLLMANN 1998). „Messbare Schäden“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

treten nach BOLLMANN (1998) <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe offener Mülldeponien auf.<br />

Nach Angaben des LANDESAMTES FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (2001) s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Saaten vor und kurz nach <strong>der</strong> Keimung <strong>von</strong> Saatkrähen bedroht. Betroffen<br />

s<strong>in</strong>d Mais-, Getreide-, Feldgemüse-, Sonnenblumen, Tabak- und Feldsalatkulturen.<br />

Beispielsweise beim Mais droht nach dem „Dreiblattstadium“ ke<strong>in</strong>e Gefahr mehr.<br />

Den größten bekannten Schaden richtete die Saatkrähe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>von</strong> offenen<br />

Deponien an. Hier gibt es e<strong>in</strong> nicht immer ausreichendes Nahrungsangebot, doch die Tiere<br />

konzentrieren sich hier und fliegen <strong>in</strong> die umliegenden landwirtschaftlichen<br />

Produktionsflächen (LANDESAMTES FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG 2001).


Die Schadvogelarten Seite 17<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Die Saatkrähe gilt <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz als regelmäßiger Brutvogel,<br />

Durchzügler und W<strong>in</strong>tergast. Der aktuelle Landes-Bestand wird nach DIETZEN et al. (<strong>in</strong><br />

Vorber.) auf etwa 1.500 Paare beziffert. Diese konzentrieren sich <strong>in</strong> den Regionen Bitburg-<br />

Prüm, Rhe<strong>in</strong>hessen und <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>pfalz.<br />

3.7 Dohle Corvus monedula<br />

Lebensweise: Dohlen s<strong>in</strong>d Höhlenbrüter und brüten e<strong>in</strong>zeln o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kolonien. In<br />

Siedlungen werden Schornste<strong>in</strong>e, Mauerlöcher und Nischen <strong>in</strong> Gebäuden besetzt. Vere<strong>in</strong>zelt<br />

existieren auch kle<strong>in</strong>e waldbrütende Populationen, die auf e<strong>in</strong> entsprechendes<br />

Höhlenangebot (bspw. Schwarzspechthöhlen) angewiesen s<strong>in</strong>d. Außerhalb <strong>der</strong> Brutzeit<br />

leben Dohlen <strong>in</strong> Schwärmen, die teils größere Entfernungen bei <strong>der</strong> Nahrungssuche<br />

<strong>zur</strong>ücklegen.<br />

Nahrung: Dohlen s<strong>in</strong>d Allesfresser. Während <strong>der</strong> Brutzeit und <strong>zur</strong> Jungenaufzucht s<strong>in</strong>d<br />

Groß<strong>in</strong>sekten wichtig. Im W<strong>in</strong>terhalbjahr werden Getreidekeiml<strong>in</strong>ge, Grassamen, Fallobst<br />

o<strong>der</strong> Abfälle aller Art gefressen. Der Nahrungssuche gehen Dohlen beispielsweise auf<br />

abgeernteten Maisfel<strong>der</strong>n und Getreideäckern sowie Müllhalden nach. Während <strong>der</strong> Brutzeit<br />

werden gerne kurzrasige, <strong>in</strong>sektenreiche Grünlandflächen <strong>zur</strong> Nahrungssuche aufgesucht.<br />

Problematik: Von <strong>der</strong> Dohle s<strong>in</strong>d (für die Schweiz) ke<strong>in</strong>e Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

bekannt (BOLLMANN 1998).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Neben Stadtpopulationen existieren <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz vere<strong>in</strong>zelt kle<strong>in</strong>e<br />

Waldbrüter-Populationen. Nennbare landwirtschaftlichen Schäden durch Dohlen s<strong>in</strong>d den<br />

Verfassern nicht bekannt.<br />

3.8 Eichelhäher Garrulus glandarius<br />

Lebensweise: Brutvogel dichter Laub- und Mischwäl<strong>der</strong>, auch Bewohner <strong>von</strong> Parks und<br />

größeren Gehölzen. Normalerweise E<strong>in</strong>zelgänger. Vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong>vasionsartige E<strong>in</strong>flüge aus<br />

nordischen Regionen. Dann werden kle<strong>in</strong>ere vagabundierende Trupps beobachtet.<br />

Nahrung: Ausgesprochener Allesfresser (Pflanzenteile, Sämereien, Insekten, kle<strong>in</strong>e<br />

Wirbeltiere, Aas). Im W<strong>in</strong>ter werden Vorräte aus bspw. Nüssen, Bucheckern und Eicheln<br />

angelegt.


Die Schadvogelarten Seite 18<br />

Problematik: Bei <strong>in</strong>tensivem Maisanbau dient <strong>der</strong> Mais dem Eichelhäher als zusätzliche<br />

Nahrungsquelle. Selten kommt es durch Eichelhäher zu Schäden <strong>in</strong> Maiskulturen, die <strong>in</strong><br />

Waldrandnähe liegen (BOLLMANN 1998). Die Schäden treten (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz) sehr vere<strong>in</strong>zelt<br />

und nur örtlich auf (BOLLMANN 1998).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: In allen h<strong>in</strong>reichend bewaldeten Regionen kommen Eichelhäher als<br />

alljährliche Brutvögel vor. In den weniger stark bewaldeten Agrarregionen Rhe<strong>in</strong>hessens,<br />

sowie <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>- und Südpfalz s<strong>in</strong>d sie lückig verbreitet.<br />

3.9 Elster Pica pica<br />

Lebensweise: Elstern bilden ke<strong>in</strong>e Brutkolonien und bauen ihre kugelförmigen Nester aus<br />

Ästen <strong>in</strong> den Kronenbereich <strong>von</strong> Bäumen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Hecken. Sie leben als Standvogel im<br />

offenen Kulturland o<strong>der</strong> <strong>in</strong> menschlichen Siedlungen. Sie s<strong>in</strong>d auch im W<strong>in</strong>ter ortstreu (HELB<br />

1998), vergesellschaften sich vere<strong>in</strong>zelt auch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Trupps und nutzen Schlafplätze<br />

geme<strong>in</strong>schaftlich.<br />

Nahrung: Der Nahrungssuche geht die Elster vornehmlich auf dem Erdboden nach. Sie<br />

ernährt sich ausgesprochen omnivor. Zur Brutzeit werden vorwiegend Insekten und an<strong>der</strong>e<br />

Wirbellose verzehrt sowie an die Jungtiere verfüttert. Getreide, Hülsenfrüchte sowie<br />

verschiedene Baumfrüchte ergänzen den Speiseplan <strong>der</strong> Elstern im Herbst und W<strong>in</strong>ter,<br />

während <strong>der</strong> Brutzeit können es auch S<strong>in</strong>gvogeleier und –jungvögel se<strong>in</strong>. In städtischen<br />

Regionen werden auch Abfälle gefressen (Müllhalden, Komposthaufen etc.). Im<br />

Straßenverkehr anfallendes Aas wird sehr oft <strong>von</strong> Elstern (und Rabenkrähen) gefressen.<br />

Teilweise werden Nahrungsdepots angelegt.<br />

Problematik: Von <strong>der</strong> Elster s<strong>in</strong>d (für die Schweiz) ke<strong>in</strong>e Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

bekannt (BOLLMANN 1998).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Elstern gelten <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz als weit verbreitete Jahresvögel<br />

(Dietzen et al. <strong>in</strong> Vorber.). Die W<strong>in</strong>terbestände <strong>von</strong> Elstern wurden im W<strong>in</strong>terhalbjahr<br />

1996/97 <strong>von</strong> HELB (1998) <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz auf im Mittel 1,4 Elstern pro Quadratkilometer<br />

auf e<strong>in</strong>er Gesamtfläche <strong>von</strong> ca. 208 km 2 angegeben. Daraus wurde für diesen Zeitraum für<br />

ganz Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e<strong>in</strong> Bestand <strong>von</strong> 27.000 Elstern ermittelt. Für die Brutsaison s<strong>in</strong>d durch<br />

systematische Erhebungen Abundanzen <strong>von</strong> 0,2 bis 2,2 Revieren/km 2 ermittelt worden. Für<br />

das gesamte Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz gibt HELB (1998) e<strong>in</strong>en Bestand <strong>von</strong> etwa 28.000 Tieren an.<br />

Das Beutespektrum <strong>der</strong> Elstern <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz stellen nach Untersuchungen <strong>in</strong> HELB<br />

(1998, Halsr<strong>in</strong>gmethode) zu 90,9 % epigäisch lebende Arthropoden (bodenlebende


Die Schadvogelarten Seite 19<br />

Glie<strong>der</strong>füßer). Im W<strong>in</strong>ter beschränkt sich die Nahrungssuche vorwiegend auf<br />

grünlandbestimmte Biotoptype, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Dauerweiden. Ackerflächen spielen für diese<br />

Art im W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle (HELB 1998).<br />

Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> durch Elstern liegen schwerpunktmäßig im Bereich<br />

Silofolien, Getreidesaaten, Mais und Obstanbau, wobei jedoch erwähnt wird, dass es sich<br />

nur bei E<strong>in</strong>zelfällen um quantifizierbare Schäden handelt (HELB 1998). Die Daten <strong>der</strong><br />

Untersuchungen <strong>von</strong> HELB (1998) ergeben für Rabenvögel <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz „<strong>in</strong>sgesamt<br />

ke<strong>in</strong>en Anhaltspunkt auf e<strong>in</strong>e erhebliche Schädigung <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> ... “ (HELB 1998).<br />

Elstern spielen im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Schäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz „ [...]<br />

gar ke<strong>in</strong>e Rolle“ (HELB 1998).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 20<br />

4 Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr<br />

Das Vergrämen <strong>von</strong> Schadvögeln kann auf verschiedenste Arten und Weisen erfolgen.<br />

Dabei müssen die verschiedenen Gesetzgebungen zu bspw. dem Schutz wildleben<strong>der</strong><br />

Tierarten berücksichtigt werden (Kap. 4.1). Im Nachfolgenden werden die allgeme<strong>in</strong><br />

gängigen Methoden und Verfahren aufgeführt und detailliert beschrieben (Kap. 4.2). Sofern<br />

bekannt, werden für e<strong>in</strong>zelne Geräte Herstellerfirmen, Bezugsadressen und<br />

Anschaffungskosten aufgeführt (Kap. 4.3). Im Anschluss daran (Kap. 4.4) werden die zuvor<br />

erläuterten Methoden und Geräte kritisch betrachtet und e<strong>in</strong>er Effizienzbewertung<br />

unterzogen.<br />

Zu unterscheiden ist im Allgeme<strong>in</strong>en zwischen aktiven und passiven <strong>Abwehr</strong>maßnahmen.<br />

Neben denen im Rahmen dieses <strong>Gutachten</strong>s abgehandelten Methoden <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong><br />

Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> gibt es zahlreiche Vogelabwehrmaßnahmen aus an<strong>der</strong>en<br />

Bereichen, die hier <strong>der</strong> Vollständigkeit halber <strong>in</strong> Beispielen kurz angerissen se<strong>in</strong> sollen. So<br />

etwa das Anbr<strong>in</strong>gen <strong>von</strong> Drähten o<strong>der</strong> Stacheln an Bauwerken zum Fernhalten <strong>von</strong><br />

Stadttauben (HAVELKA 2001a), die durch ihren Kot erhebliche Verschmutzungen sowie<br />

Schäden an <strong>der</strong> Gebäudesubstanz anrichten können. Dazu zählt u.a. das Verschließen <strong>von</strong><br />

offenen Dachböden. Des Weiteren sei das Abspannen <strong>von</strong> Fischteichzuchtanlagen mit<br />

Netzen erwähnt, welches etwa Kormorane Phalacrocorax carbo o<strong>der</strong> Graureiher Ardea<br />

c<strong>in</strong>erea vom Fressen an <strong>der</strong>artigen Anlagen fernhalten soll (KNIEF & WERNER 2001). Weitere<br />

Schadensfälle s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> Spechten (Picidae) an Gebäuden bekannt (HAVELKA 2001b).<br />

4.1 Gesetzliche Grundlagen<br />

Sowohl <strong>von</strong> Seiten des Natur- als auch <strong>von</strong> Seiten des Umweltschutzes existieren<br />

gesetzliche Auflagen, die das Vergrämen <strong>von</strong> Wildtieren (hier: Vogelarten) und den E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>von</strong> <strong>Abwehr</strong>maßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> regeln. Zum e<strong>in</strong>en gibt es entsprechende<br />

Vorgaben aus dem Bundesnaturschutzgesetz und dem Landespflegegesetz Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

zum Schutz wildleben<strong>der</strong> Tierarten sowie aus dem Bundes- und Landesjagdgesetz (bzw.<br />

Landesjagdverordnung). Zum an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d laut Pflanzenschutzgesetz beim E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

verschiedenen <strong>Abwehr</strong>maßnahmen (chemischer o<strong>der</strong> technischer Art)<br />

Umweltschutzauflagen e<strong>in</strong>zuhalten o<strong>der</strong> immissionsschutzrechtliche Vorgaben zu<br />

berücksichtigen. In den nachfolgenden Kapiteln 4.1.1 bis 4.1.6 werden die wesentlichen und<br />

für die gegebene Fragestellung relevanten Gesetzesgrundlagen vorgestellt und erläutert.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 21<br />

4.1.1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG)<br />

Neben den allgeme<strong>in</strong>en Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes vom 25. März<br />

2002 (Ziel: Natur und Landschaft zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, um sie als<br />

Lebensgrundlagen für den Menschen zu sichern) gelten spezielle Bestimmungen und<br />

Vorschriften zum Schutz wildleben<strong>der</strong> Tierarten (§§ 41 BNatSchG). Da das<br />

Bundesnaturschutzgesetz e<strong>in</strong>e rahmengesetzliche Verb<strong>in</strong>dlichkeit besitzt, wird es durch<br />

zusätzliche Landesbestimmungen ergänzt.<br />

Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es untersagt, wildlebenden Tierarten nachzustellen und<br />

/o<strong>der</strong> sie mutwillig zu stören:<br />

Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)<br />

§ 41 Allgeme<strong>in</strong>er Schutz <strong>von</strong> wild lebenden Tieren und Pflanzen<br />

1. Tiere s<strong>in</strong>d nicht mutwillig zu beunruhigen o<strong>der</strong> ohne vernünftigen<br />

Grund zu fangen, zu verletzen und zu töten.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist zu beachten, dass Maßnahmen <strong>der</strong> ordnungsgemäßen <strong>Landwirtschaft</strong> (gute<br />

fachliche Praxis) nach § 5 BNatSchG (Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft) und § 18<br />

BNatSchG (E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Natur und Landschaft), den Zielen zum Schutz <strong>von</strong> Natur und<br />

Landschaft nicht wi<strong>der</strong>sprechen und im E<strong>in</strong>klang mit dem Gesetz stehen. E<strong>in</strong> sachgerechter<br />

und verantwortungsvoller E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> <strong>Abwehr</strong>maßnahmen gegen Schadvögel auf<br />

landwirtschaftlichen und damit we<strong>in</strong>baulichen Flächen ist demnach grundsätzlich zulässig<br />

und bedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ke<strong>in</strong>er geson<strong>der</strong>ten Genehmigung.<br />

„Erhebliche Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>“<br />

Laut Bundesnaturschutzgesetz ist die Tötung <strong>von</strong> wildlebenden<br />

Tierarten nur dann zulässig, soweit das „<strong>zur</strong> Abwendung erheblicher<br />

land-, forst-, fischerei-, wasser- o<strong>der</strong> sonstiger geme<strong>in</strong>wirtschaftlicher<br />

Schäden“ erfor<strong>der</strong>lich ist. Im allgeme<strong>in</strong>en und im rechtlichen S<strong>in</strong>ne<br />

spricht man <strong>von</strong> erheblichen Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>, wenn e<strong>in</strong><br />

ganzer Wirtschafts- und Anbauzweig betroffen ist (geme<strong>in</strong>wirtschaftlicher<br />

Schaden). Hier<strong>von</strong> grundsätzlich ausgenommen s<strong>in</strong>d somit private<br />

Schäden, die nur e<strong>in</strong>zelbetrieblich zu Ertrags- und E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen<br />

führen.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 22<br />

4.1.2 Landespflegegesetz Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (LPflG)<br />

Ähnlich verhält es sich mit den Bestimmungen des Landespflegegesetzes. Zwar untersagt<br />

§ 24 (Abs. 2) die mutwillige Störung <strong>von</strong> wildlebenden Tierarten, allerd<strong>in</strong>gs ist auch hier zu<br />

beachten, dass Maßnahmen <strong>der</strong> ordnungsgemäßen <strong>Landwirtschaft</strong> diesen Zielen nicht<br />

grundsätzlich wi<strong>der</strong>sprechen und <strong>in</strong> sachgerechter Art und Weise zulässig s<strong>in</strong>d.<br />

4.1.3 Jagdgesetzliche Regelungen<br />

Nach den Regelungen des Bundesjagdgesetzes (BJG) und <strong>der</strong> Landesjagdverordnung<br />

(LJV) gelten für die vorliegende Studie folgende Gegebenheiten. Von den im Rahmen des<br />

vorliegenden <strong>Gutachten</strong>s besprochenen und im H<strong>in</strong>blick auf Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

relevanten Vogelarten fallen nur wenige auf Bundes- und Landesebene unter die<br />

Bestimmungen des Jagdrechts. § 2 Abs. 1 Bundesjagdgesetz erklärt lediglich Wildtauben<br />

(Columbidae: R<strong>in</strong>gel-, Hohl-, Turtel- und Türkentaube) und Fasan Phasianus colchicus zu<br />

jagdbaren Tierarten. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Turteltaube Streptopelia turtur und Hohltaube Columba<br />

oenas <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bejagung ausgenommen, da sie den beson<strong>der</strong>en arten- und<br />

naturschutzrechtlichen Bestimmungen unterliegen. Da <strong>der</strong> § 2 Abs. 2 BJG den Län<strong>der</strong>n das<br />

Erlassen eigener Bestimmungen zugesteht, um weitere Arten <strong>der</strong> jagdrechtlichen und –<br />

zeitlichen Regelung zu unterziehen, s<strong>in</strong>d landesweit erweiterte Regelungen gültig. Gemäß §<br />

1 <strong>der</strong> Landesjagdverordnung (LJV) über die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Jagdzeiten und über die Erklärung<br />

zu jagdbaren Tieren (letzte Än<strong>der</strong>ung vom 29. März 2000) s<strong>in</strong>d folgende, für dieses<br />

<strong>Gutachten</strong> relevante Vogelarten <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz bejagbar: Fasanenhennen vom 16.<br />

Oktober bis 15. Dezember, R<strong>in</strong>gel- C. palumbus und Türkentauben Streptopelia decaocto<br />

vom 01. August bis 15. April (gemäß VO über die Jagdzeiten vom 25.04.02 (BGBl. S. 1487)<br />

nunmehr bundesweit vom 01. November bis 20. Februar). Darüber h<strong>in</strong>aus ist nach § 2 die<br />

Jagd auf Rabenkrähe und Elster vom 01. August bis 15. März zulässig.<br />

Um übermäßige Wildschäden zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, erlaubt e<strong>in</strong>e Ausnahmegenehmigung nach §<br />

27 BJG <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>en Fällen e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung (Bejagung) des Wildbestandes außerhalb<br />

<strong>der</strong> festgesetzten Schonzeiten. Dies kann notwendig se<strong>in</strong>, um im Interesse <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong> zu handeln, beispielsweise bei größeren Schäden <strong>in</strong> landwirtschaftlichen<br />

Fel<strong>der</strong>n und Kulturen. Allerd<strong>in</strong>gs sollten bei Abwägung zu ergreifen<strong>der</strong>, geeigneter<br />

Maßnahmen die Grundsätze des § 26 BJG berücksichtigt werden, <strong>der</strong> den<br />

Jagdausübungsberechtigten sowie den Eigentümer o<strong>der</strong> Nutzungsberechtigten e<strong>in</strong>es<br />

Grundstückes berechtigt, <strong>zur</strong> Verhütung <strong>von</strong> Wildschäden das Wild <strong>von</strong> den Grundstücken


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 23<br />

abzuhalten o<strong>der</strong> zu verscheuchen. Vogelabwehrmaßnahmen, die hierfür geeignet s<strong>in</strong>d,<br />

werden <strong>in</strong> den anschließenden Kapiteln (Kap. 4.2 ff) genannt.<br />

Sehr häufig wird die Frage nach <strong>der</strong> Erstattung <strong>von</strong> Wildschäden <strong>in</strong> landwirtschaftlichen<br />

Kulturen aufgeworfen. § 29 BJG Abs. 1, <strong>der</strong> die Schadensersatzpflicht regelt, stellt hierzu<br />

klar fest:<br />

§ 29 Bundesjagdgesetz BJG<br />

Schadensersatzpflicht<br />

(1) Wird e<strong>in</strong> Grundstück, das zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>schaftlichen Jagdbezirk<br />

gehört o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>schaftlichen Jagdbezirk angeglie<strong>der</strong>t ist (§ 5<br />

Abs. 1), durch Schalenwild, Wildkan<strong>in</strong>chen o<strong>der</strong> Fasane beschädigt, so<br />

hat die Jagdgenossenschaft dem Geschädigten den Wildschaden zu<br />

ersetzen.<br />

Im S<strong>in</strong>ne des Jagdrechts s<strong>in</strong>d alle Schäden, die durch R<strong>in</strong>geltaube, Rabenkrähe und<br />

Elster, aber auch <strong>von</strong> Eichelhäher, Dohle, Saatkrähe, Star, Wachol<strong>der</strong>drossel und Amsel<br />

verursacht werden, nicht ausgleichspflichtig. Somit müssen die Schadenskosten vom<br />

jeweiligen Bewirtschafter selbst getragen werden.<br />

4.1.4 Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) vom 14. Mai 1998<br />

Den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Pflanzenschutzmaßnahmen regelt das Pflanzenschutzgesetz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Neufassung vom 14. Mai 1998. Die Ziele des Gesetzes ergeben sich aus § 1, wobei<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Abs. 1 und 4 für den Rebschutz <strong>von</strong> Interesse s<strong>in</strong>d:<br />

Zweck des Gesetzes ist,<br />

Pflanzenschutzgesetz (PflSchG)<br />

§ 1 Zweck<br />

(1) Pflanzen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Kulturpflanzen, vor Schadorganismen und<br />

nichtparasitären Bee<strong>in</strong>trächtigungen zu schützen.<br />

(4) Gefahren abzuwenden, die durch die Anwendung <strong>von</strong><br />

Pflanzenschutzmitteln o<strong>der</strong> durch an<strong>der</strong>e Maßnahmen des<br />

Pflanzenschutzes <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Gesundheit <strong>von</strong> Mensch, Tier<br />

und für den Naturhaushalt entstehen können.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 24<br />

Wie <strong>der</strong> INFORMATIONSDIENST LANDWIRTSCHAFT (http://agrar<strong>in</strong>fo.aspdienste.de) formuliert,<br />

wurde somit die Notwendigkeit des Pflanzenschutzes anerkannt und kann sogar <strong>in</strong> zw<strong>in</strong>gend<br />

notwendigen Fällen angeordnet werden. Allerd<strong>in</strong>gs unterliegt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

Pflanzenschutzmaßnahmen E<strong>in</strong>schränkungen, sobald Bee<strong>in</strong>trächtigungen und Gefahren <strong>von</strong><br />

Mensch, Tier und Naturhaushalt drohen. Beispielsweise dürfen nur amtlich zugelassene<br />

Pflanzenschutzmittel <strong>in</strong> den Handel gebracht und sachgerecht angewendet werden. Das<br />

amtliche Prüfungs- und Zulassungsverfahren liegt hoheitlich <strong>in</strong> Händen <strong>der</strong> Biologischen<br />

Bundesanstalt (BBA). Unter diese Regelung fallen somit auch Pflanzenschutzmittel (PSM)<br />

gegen Vogelschäden (Avizide).<br />

Wirtschaftliche Schadensschwelle im<br />

<strong>in</strong>tegrierten Landbau<br />

Auch wenn Pflanzenkrankheiten und tierische Schädl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong><br />

landwirtschaftlichen Kulturen auftreten, führen diese nicht zw<strong>in</strong>gend zu<br />

erheblichen Ertrags-, Qualitäts- und E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen. Die<br />

wirtschaftliche Schadensschwelle ist e<strong>in</strong> Instrument des Integrierten<br />

Anbaus und formuliert die Befallsstärke <strong>von</strong> Scha<strong>der</strong>regern, die unter<br />

Berücksichtigung wirtschaftlicher Gesichtspunkte tolerierbar ist. Erst bei<br />

Überschreiten <strong>der</strong> wirtschaftlichen Schadensschwelle wird e<strong>in</strong>e<br />

Bekämpfung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln durchgeführt, also<br />

erst, wenn <strong>der</strong> angenommene Schaden höher als die Kosten des<br />

E<strong>in</strong>satzes <strong>von</strong> Pflanzenschutzmitteln und <strong>Abwehr</strong>maßnahmen ist<br />

(http://agrar<strong>in</strong>fo.aspdienste.de). Damit ermöglichen Schadensschwellen<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen bei synchroner<br />

Schonung <strong>der</strong> Umwelt.<br />

4.1.5 Bundestierschutzgesetz (TierSchG)<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Schäden durch Wirbeltiere (Vögel) <strong>in</strong> landwirtschaftlichen<br />

Flächen s<strong>in</strong>d die Belange des Bundestierschutzgesetzes (TierSchG <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fassung <strong>der</strong><br />

Bekanntmachung vom 25. Mai 1998 (BGBl. I S. 1105), geän<strong>der</strong>t durch Artikel 2des Gesetzes<br />

vom 12. April 2001 (BGBl. IS. 530)) zu berücksichtigen. Hierbei sei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf § 13 (1)<br />

verwiesen:


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 25<br />

§ 13 (1) Bundestierschutzgesetz (TierSchG)<br />

Es ist verboten, zum Fangen, Fernhalten o<strong>der</strong> Verscheuchen <strong>von</strong><br />

Wirbeltieren Vorrichtungen o<strong>der</strong> Stoffe anzuwenden, wenn damit die<br />

Gefahr vermeidbarer Schmerzen, Leiden o<strong>der</strong> Schäden für Wirbeltiere<br />

verbunden ist; dies gilt nicht für die Anwendung <strong>von</strong> Vorrichtungen o<strong>der</strong><br />

Stoffen, die auf Grund an<strong>der</strong>er Rechtsvorschriften zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />

Vorschriften des Jagdrechts, des Naturschutzrechts, des<br />

Pflanzenschutzrechts und des Seuchenrechts bleiben unberührt.<br />

4.1.6 Landes-Immissionsschutzgesetz (LImSchG) vom 20. Dezember 2000<br />

Der nachfolgende Abschnitt stellt die Bedeutung des neuen Landes-<br />

Immissionsschutzgesetz (LImSchG) vor. Grundlage des Textsabschnittes ist e<strong>in</strong>e Vorlage<br />

des REBSCHUTZDIENSTES RHEINLAND-PFALZ (2002):<br />

Mit dem In-Kraft-Treten des Landes-Immissionsschutzgesetzes am 20.12.2000 hat die<br />

alte Lärmschutzverordnung ihre Gültigkeit verloren. Auch die Verwaltungsvorschrift, die den<br />

Betrieb <strong>von</strong> Schussapparaten <strong>zur</strong> Starenabwehr regelte, ist schon seit e<strong>in</strong>igen Jahren außer<br />

Kraft. Der Betrieb <strong>von</strong> Schussapparaten und ähnlichen Geräten <strong>in</strong> den landwirtschaftlichen<br />

Anbaugebieten wird jetzt durch das LImSchG geregelt.<br />

Neben allgeme<strong>in</strong> gültigen Paragraphen wie z. B. bezüglich <strong>der</strong> Nachtruhe (§ 4) o<strong>der</strong><br />

Regelungen <strong>der</strong> Zuständigkeiten (§ 14), wird <strong>in</strong> Paragraph 7 des Gesetzes auf den Betrieb<br />

<strong>von</strong> akustischen Signal- und Alarmgeräten e<strong>in</strong>gegangen. Die Regelungen gelten für alle<br />

Anbaugebiete bzw. Kulturen gleichermaßen (s. § 7, Abs. 3).<br />

Landes-Immissionsschutzgesetz (LImSchG)<br />

§ 7 Betrieb <strong>von</strong> akustischen Signal- und Alarmgeräten<br />

(3) Der Betrieb <strong>von</strong> akustischen E<strong>in</strong>richtungen und Geräten <strong>zur</strong><br />

Fernhaltung <strong>von</strong> Tieren <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en gefährdeten<br />

landwirtschaftlichen Anbaugebieten, durch den Anwohner<strong>in</strong>nen und<br />

Anwohner erheblich belästigt werden können, bedarf <strong>der</strong> Erlaubnis <strong>der</strong><br />

zuständigen Behörde. Die Erlaubnis soll nur erteilt werden, wenn die<br />

Fernhaltung mit an<strong>der</strong>en verhältnismäßigen Mitteln nicht erreicht<br />

werden kann.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 26<br />

Grundsätzlich ist <strong>der</strong> Betrieb <strong>von</strong> Schussapparaten o<strong>der</strong> z. B. phono-akustischen Geräten<br />

(Geräte mit Lautsprechern) genehmigungspflichtig. Zuständige Behörden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

die Ordnungsämter <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de-, Verbandsgeme<strong>in</strong>de- o<strong>der</strong> Stadtverwaltungen. Die<br />

Behörden entscheiden darüber, ob und wie z. B. Schussapparate betrieben werden können<br />

und können dabei die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigen. Wichtig ist, dass die<br />

Behörden dazu angehalten s<strong>in</strong>d, die Erlaubnis zum Betrieb <strong>von</strong> Schussapparaten nur dann<br />

zu erteilen, wenn es ke<strong>in</strong>e praktikablen Alternativen („an<strong>der</strong>e verhältnismäßige Mittel“) gibt.<br />

Was darunter genau zu verstehen ist, wird vermutlich erst durch die Rechtssprechung im<br />

Detail geklärt. Man könnte dies aber als Auffor<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>terpretieren, z. B. wie<strong>der</strong> verstärkt<br />

Feldhüter e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Begründungen zum LImSchG<br />

Absatz (3) stellt den Betrieb <strong>von</strong> Geräten <strong>zur</strong> Fernhaltung <strong>von</strong> Tieren<br />

<strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en gefährdeten landwirtschaftlichen<br />

Anbaugebieten unter die Erlaubnispflicht, sofern Anwohner<strong>in</strong>nen und<br />

Anwohner durch den Betrieb <strong>der</strong> Anlage erheblich belästigt werden<br />

können.<br />

Aufgrund bisheriger Erfahrungen werden akustische Alarmgeräte <strong>zur</strong><br />

Fernhaltung <strong>von</strong> Schadvögeln <strong>in</strong> größerer Anzahl <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. In an<strong>der</strong>en landwirtschaftlichen Anbaugebieten (z.B.<br />

Sonnenblumenfel<strong>der</strong>n) werden Alarmgeräte <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Da die Behörde vor Ort (vgl. § 14 Abs. 1) am ehesten<br />

feststellen kann, ob es zu den Alarmgeräten adäquate Alternativen gibt,<br />

obliegt dieser die entsprechende Prüfung. Bei Alternativen soll die<br />

Benutzung <strong>der</strong> Alarmgeräte untersagt werden.<br />

Nach wie vor s<strong>in</strong>d die nach § 48 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG)<br />

gültigen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm“ (Sechste Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Verwaltungsvorschrift zum BImSchG) aufgeführten Immissionsrichtwerte zu Wohngebieten<br />

verb<strong>in</strong>dlich. Diese Immissionsrichtwerte stellen sich wie folgt dar (s. Tab. 2).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 27<br />

Tab. 2: Zulässige Immissionsrichtwerte (Schallpegel) nach § 48 BImSchG <strong>von</strong><br />

Schussapparaten und sonstigen akustischen Signal- und Alarmgeräten.<br />

Siedlung Gültiger Immissionsrichtwert<br />

In/zu Dorf- und Mischgebieten 60 dB (A)<br />

In/zu allgeme<strong>in</strong>en Wohngebieten 55 dB (A)<br />

In/zu re<strong>in</strong>en Wohngebieten 50 dB (A)<br />

Aus den <strong>in</strong> Tab. 2 aufgeführten Immissionsrichtwerten wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit nach<br />

entsprechenden Messungen folgende M<strong>in</strong>destabstände zwischen Schussapparaten und<br />

Wohngebieten als Richtwerte festgelegt (Tab. 3).<br />

Tab. 3: Gültige Richtwerte <strong>von</strong> M<strong>in</strong>destabständen zwischen Schussapparaten<br />

und sonstigen akustischen Signal- und Alarmgeräten. Bei Verwendung<br />

mehrerer Schussapparate im Umkreis <strong>von</strong> Wohngebieten gilt bzgl. <strong>der</strong><br />

M<strong>in</strong>destabstände e<strong>in</strong> Faktor <strong>von</strong> 1,2.<br />

Siedlung M<strong>in</strong>destabstand<br />

<strong>in</strong>/zu Dorf- und Mischgebieten 300 m<br />

<strong>in</strong>/zu allgeme<strong>in</strong>en Wohngebieten 500 m<br />

In/zu re<strong>in</strong>en Wohngebieten 700 m<br />

Da mit zunehmen<strong>der</strong> Schusszahl pro Zeit<strong>in</strong>tervall e<strong>in</strong>e verstärkte Lärmbelästigung<br />

e<strong>in</strong>hergeht, wurden zwischen dem Geme<strong>in</strong>de- und Städtebund Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, dem<br />

Bauern- und W<strong>in</strong>zerverband Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Süd e.V. und dem M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft,<br />

Verkehr, <strong>Landwirtschaft</strong> und We<strong>in</strong>bau sowie dem M<strong>in</strong>isterium für Umwelt und Forsten<br />

folgende vorläufige Abstandsrichtwerte abgestimmt. Dabei gelten die <strong>in</strong> Tab. 4 aufgeführten<br />

Distanzen für max. 40 Schuss pro Apparat und Tag.<br />

Tab. 4: Übersicht zu vorläufig empfohlenen M<strong>in</strong>destabstände <strong>von</strong> selbsttätigen<br />

Knallschussapparaten zu Wohnbebauungen <strong>in</strong> Relation zu verschiedenen<br />

Schussfrequenzen (BauNVO = , MI = Mischgebiete, MD = Dorfgebiete, WA =<br />

allgeme<strong>in</strong>e Wohngebiete, WR = re<strong>in</strong>e Wohngebiete).<br />

Art <strong>der</strong> Wohnbebauung nach BauNVO<br />

max. Schusszahl je Tag MI / MD WA WR<br />

0 - 40 300 m 500 m 700 m<br />

41 - 100 500 m 800 m 1.000 m<br />

> 100 Ke<strong>in</strong>e Richtwerte, E<strong>in</strong>zelfallprüfung<br />

Bei E<strong>in</strong>haltung dieser Richtwerte wird die Erlaubnis erteilt. Im Grenzbereich ger<strong>in</strong>gfügig<br />

über 40 Schüsse je Tag kann <strong>der</strong> Richtwert im Ermessen <strong>der</strong> die Erlaubnis erteilenden


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 28<br />

Geme<strong>in</strong>de nach unten angepasst werden. E<strong>in</strong> Ziel des vorliegenden <strong>Gutachten</strong>s ist es, diese<br />

vorläufigen Richtwerte zu aktualisieren und zu präzisieren.<br />

Die zuständigen Behörden können die Genehmigung zum Betrieb <strong>von</strong> Schussapparaten<br />

zwar <strong>von</strong> <strong>der</strong> genauen E<strong>in</strong>haltung dieser M<strong>in</strong>destabstände abhängig machen, Maß <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge<br />

ist aber eigentlich <strong>der</strong> <strong>von</strong> dem jeweiligen Vogelabwehrgerät verursachte Lärm. Auch <strong>der</strong><br />

Betriebszeitraum für Vogelabwehrgeräte wird <strong>von</strong> den zuständigen Behörden festgelegt. Er<br />

sollte sich maximal vom Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Traubenreife bis zum Ende <strong>der</strong> Hauptlese erstrecken.<br />

Neben <strong>der</strong> Genehmigung s<strong>in</strong>d die betreffenden Behörden auch für die Überwachung des<br />

ordnungsgemäßen Betriebes akustischer <strong>Abwehr</strong>geräte sowie für die Verfolgung und<br />

Ahndung <strong>von</strong> Ordnungswidrigkeiten zuständig. Der nicht genehmigte Betrieb e<strong>in</strong>es<br />

Schussapparates o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er akustischer E<strong>in</strong>richtungen <strong>zur</strong> Vogelabwehr ist z. B. e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong>artigen Ordnungswidrigkeit und kann mit Geldbußen bis zu 5.000,- € (<strong>in</strong> Worten:<br />

fünftausend Euro) geahndet werden. Gleiches gilt auch für den Betrieb e<strong>in</strong>es<br />

Schussapparates während <strong>der</strong> Nachtzeit (22:00 bis 06:00 Uhr).<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf Schreckschusswaffen und pyrotechnische Munition gelten unverän<strong>der</strong>t die<br />

gleichen Bestimmungen des Waffengesetzes. Pyrotechnische Munition (Starenschreck-<br />

Munition) kann nur die Person kaufen, welche e<strong>in</strong>en Munitionserwerbssche<strong>in</strong> besitzt. Der<br />

Munitionserwerbssche<strong>in</strong> wird wie<strong>der</strong>um nur an Personen ausgestellt, die Sachkunde im<br />

Umgang mit Schreckschusswaffen nachweisen können. Der Sammelkauf <strong>von</strong><br />

Schreckschussmunition z.B. durch W<strong>in</strong>zervere<strong>in</strong>e ist jedoch geduldete Praxis. Die Munition<br />

darf dann aber nur an Personen mit entsprechen<strong>der</strong> Sachkunde abgegeben werden. Nach<br />

e<strong>in</strong>em Schreiben des rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen Innenm<strong>in</strong>isteriums vom 26.05.1988 kann bei<br />

W<strong>in</strong>zern mit e<strong>in</strong>schlägiger Erfahrung Sachkunde als nachgewiesen gelten.<br />

Im weiteren S<strong>in</strong>ne können bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>von</strong> Schallimmissionen auch Vorschriften<br />

und Grundlagen des Verbandes Deutscher Ingenieure (VDI) herangezogen werden<br />

beispielsweise 3745 Bl. 1 „Beurteilung <strong>von</strong> Schießgeräuschimmissionen“ (v. Mai 1993). Nach<br />

gutachterlichem Ermessen <strong>der</strong> DEKRA Umwelt GmbH (<strong>Gutachten</strong> <strong>zur</strong> Gerichtssache 307 Js<br />

23640/95 5 Cs 1997) s<strong>in</strong>d diese geeignet, da es sich bei Schallimmissionen <strong>von</strong><br />

Knallschussgeräten und Schreckschusswaffen im we<strong>in</strong>- und obstbaulichen E<strong>in</strong>satz um<br />

Schießgeräusche handelt, die auf den Menschen wirken (VDI 3745). Außerdem sollte das<br />

Ruhebedürfnis <strong>von</strong> Anwohnern an Sonn- und Feiertagen gemäß VDI-Richtl<strong>in</strong>ie 2058<br />

Richtl<strong>in</strong>ie beachtet werden (Anmerkung <strong>der</strong> Verfasser: Diese Richtl<strong>in</strong>ie wurde<br />

zwischenzeitlich aufgehoben bzw. novelliert).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 29<br />

4.2 Möglichkeiten <strong>der</strong> Vogelabwehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

Je nach E<strong>in</strong>satzgebiet und zu vertreibenden Vogelarten bzw. Art <strong>der</strong> zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>nden<br />

Schäden existieren zahlreiche Methoden <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Schäden durch Vögel auf<br />

landwirtschaftlichen Produktionsflächen. Das breite Spektrum <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong>methoden soll hier<br />

re<strong>in</strong> deskriptiv vorgestellt und dann <strong>in</strong> Kapitel 4.4 e<strong>in</strong>er Effizienz- und Effektivitätsbewertung<br />

unterzogen werden.<br />

Die verschiedenen <strong>Abwehr</strong>methoden wurden <strong>der</strong> besseren Übersicht halber kategorisch<br />

<strong>in</strong> Gruppen e<strong>in</strong>geteilt (siehe Tab. 5-12). Unterschieden werden Vogelfang (Tab. 5), Abschuss<br />

<strong>der</strong> Tiere (Tab. 6), Pyroakustik (Tab. 7), Phonoakustik (Tab. 8), optisches Vertreiben<br />

(Tab. 9), Netze (Tab. 10), Ablenkfütterungen (Tab. 11) sowie chemische <strong>Abwehr</strong> (Tab. 12).<br />

Tötung, Massenvernichtung:<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Amerika häufig angewandte Methode ist das E<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> Abfangen <strong>der</strong> Schadvögel<br />

mit anschließen<strong>der</strong> Tötung. Betreffend <strong>der</strong> jeweiligen Schadvogelart werden spezifische<br />

Kö<strong>der</strong> („decoytraps“) <strong>in</strong> (Kasten-) Fallen ausgebracht, um die Tiere anzulocken und zu<br />

fangen. Vere<strong>in</strong>zelt werden gezielt lebende Lockvögel e<strong>in</strong>gesetzt. Die gefangenen Tiere<br />

werden getötet (Erschlagen, Genickbruch, CO2-Vergasung) o<strong>der</strong> selten verfrachtet und<br />

abseits <strong>der</strong> „Problemregion“ freigelassen (JOHNSON & GLAHN 1992, eigene Beob.) (s. Tab. 5).<br />

Diese Methode wurde (und wird) u.a. bei Staren und verschiedenen Rabenvögeln<br />

angewandt. Sie kommt jedoch aus gesetzlichen und ethischen Gründen für Deutschland<br />

nicht <strong>in</strong> Frage, zumal sie aus populationsdynamischer Sicht unwirksam ist. Dies trifft vor<br />

allem für die Massenvernichtung (durch Sprengung <strong>von</strong> Schlafplätzen) zu, zumal diese auch<br />

<strong>von</strong> vielen an<strong>der</strong>en Zugvögeln genutzt werden (Schwalben, Ammern, Läubsänger,<br />

Grasmücken, Rohrsänger).<br />

Tab. 5: Methodenübersicht, Abfangen <strong>der</strong> Schadvögel.<br />

Methode Beschreibung, Anmerkungen Quelle<br />

Kö<strong>der</strong>fallen,<br />

(decoytraps)<br />

Aufstellen mit bekö<strong>der</strong>ten Fallen <strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>von</strong><br />

Schadflächen. Verfrachten o<strong>der</strong> Töten <strong>der</strong><br />

gefangenen Tiere. „Humanes Töten“ mit CO2 o<strong>der</strong><br />

„Genickbruch“<br />

JOHNSON & GLAHN<br />

(1992), MINISTRY OF<br />

AGRICULTURE, FOOD<br />

AND FISHERIES<br />

(2000)<br />

Bei verschiedenen Schadvogelarten wird direkt Jagd auf die Tiere gemacht (Abschuss <strong>der</strong><br />

Schadvögel). Dabei reicht <strong>der</strong> Umfang vom E<strong>in</strong>zelabschuss zum Vergrämen <strong>der</strong> Schwärme<br />

bis h<strong>in</strong> zu systematischen Tötungen ganzer Schlafgesellschaften (FLIEGE 1984, BERTHOLD


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 30<br />

1968). Vergleiche hierzu die Angaben verschiedener Autoren aus Europa, Amerika und<br />

Deutschland <strong>in</strong> beistehen<strong>der</strong> Tabelle 6.<br />

Tab. 6: Methodenübersicht, Abschuss <strong>der</strong> Schadvögel.<br />

Methoden Beschreibung, Anmerkungen Quelle<br />

Abschuss Direkte Jagd auf die “Problemarten”<br />

(Genehmigungen!)<br />

Vernichtung an<br />

Schlafplätzen<br />

Pyroakustik:<br />

Am Schlafplatz (<strong>von</strong> Staren) werden Sprengsätze<br />

gezündet, welche die Tiere töten (z.B. Nordafrika).<br />

MINISTRY OF<br />

AGRICULTURE, FOOD<br />

AND FISHERIES (2000)<br />

FLIEGE (1984),<br />

BERTHOLD (1968)<br />

Unter dem Begriff „Pyroakustik“ werden mehrere Methoden zusammengefasst, die <strong>zur</strong><br />

Vergrämung (nicht <strong>der</strong> Tötung) <strong>von</strong> Schadvögeln aus den betroffenen Regionen führen soll.<br />

Hierzu werden spezielle technische Geräte – so genannte Knallschussapparate - genutzt,<br />

welche über die Zündung <strong>von</strong> Stoffen o<strong>der</strong> Stoffgemischen wie etwa Propan o<strong>der</strong> Acetylen<br />

Schall erzeugen. Der Betrieb aller akustischen Geräte <strong>zur</strong> Vogelabwehr ist<br />

genehmigungspflichtig, da diese dem Landes-Immissionsschutzgesetz unterliegen (s.<br />

Kap. 4.1.4). Die breite Liste <strong>der</strong> Herstellerfirmen (vgl. Kap 4.3) bietet hier verschiedene<br />

Gerätetypen und -modelle an. Diese können entwe<strong>der</strong> automatisch o<strong>der</strong> durch<br />

„Fernsteuerungen“ gezündet werden. Die automatisch gezündeten s<strong>in</strong>d durch<br />

Zeitschaltuhren programmierbar. Es s<strong>in</strong>d solche zu unterscheiden, die <strong>in</strong> festen Intervallen<br />

lautstark knallen, o<strong>der</strong> jene, die <strong>in</strong> zufälligen Zeitabständen knallen. E<strong>in</strong>e zweite<br />

Typengruppe stellen die „sensorischen Geräte“. Diese können entwe<strong>der</strong> durch a)<br />

Infrarotmel<strong>der</strong> o<strong>der</strong> b) lasergesteuerte Sensoren ausgelöst werden, sobald die Schadvögel<br />

zugegen s<strong>in</strong>d und die entsprechenden Sensoren ausgelöst werden. Nähere Angaben hierzu<br />

f<strong>in</strong>den sich bei TOMPA (1976) und GEMMEKE (2002). Alle <strong>der</strong>artigen Geräte müssen fest <strong>in</strong><br />

den zu schützenden Flächen <strong>in</strong>stalliert werden und bedürfen e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />

Energieversorgung (Stromquelle wie Autobatterie, Gas). Die Reichweite <strong>der</strong> Geräte hängt<br />

<strong>von</strong> verschiedenen Faktoren ab. So zum Beispiel <strong>von</strong> verschiedenen Gerätespezifika wie<br />

maximale Lautstärke (Dezibel dB) o<strong>der</strong> externen Faktoren wie Geländebeschaffenheit,<br />

W<strong>in</strong>dstärke und -richtung. In Kapitel 4.4 s<strong>in</strong>d die Ergebnisse technischer Messungen<br />

e<strong>in</strong>zelner Geräte aufgeführt. Neben <strong>der</strong> re<strong>in</strong> pyroakustischen Funktionsweise werden <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation optische Effekte e<strong>in</strong>gesetzt; beispielsweise beim Gerät „Razzo“ <strong>der</strong> Firma<br />

PURIVOX. Mit <strong>der</strong> Entzündung des Gasgemisches wird e<strong>in</strong>e Flugattrappe abgeschossen, die<br />

an e<strong>in</strong>er Metallstange langsam <strong>zur</strong>ückgleitet (vgl. Tab 7).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 31<br />

Abb. 3: Beispiel <strong>von</strong> Knallschussapparaten <strong>der</strong> Firma PURIVOX.<br />

L<strong>in</strong>ks: Karussell, rechts: Doppelschuss-Karussell. Quelle: PURIVOX<br />

Werbebroschüre (verän<strong>der</strong>t).<br />

Die Abbildungen 3 und 4 zeigen beispielhaft schematische Zeichnungen zweier Typen<br />

pyrotechnischer Geräte <strong>der</strong> Firma PURIVOX. Zu erkennen s<strong>in</strong>d die Gasbehälter (Abb. 3), aus<br />

denen das Gas <strong>in</strong> die „Knallrohre“ geleitet wird, wo es <strong>zur</strong> Zündung und Explosion gebracht<br />

wird. Die „Knallrohre“ können nach Belieben <strong>in</strong> unterschiedliche Richtungen exponiert<br />

werden.<br />

We<strong>in</strong>bergsschütze:<br />

Der „W<strong>in</strong>gertschütz“ (auch Feld- o<strong>der</strong> We<strong>in</strong>bergshüter) stellt e<strong>in</strong>e traditionelle und noch<br />

heute im We<strong>in</strong>bau regional praktizierte Alternative zu den fest <strong>in</strong>stallierten<br />

Knallschussgeräten dar. Hierbei handelt es sich um <strong>von</strong> Interessensgruppen (bspw.<br />

W<strong>in</strong>zerverbände o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den) beauftragte E<strong>in</strong>zelpersonen o<strong>der</strong> Personengruppen, die<br />

gezielt Schäden <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen abwenden sollen. Zu <strong>der</strong>en Aufgabenfel<strong>der</strong>n zählt neben <strong>der</strong><br />

Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Traubendiebstahl auch die Verteidigung <strong>der</strong> Ernte gegen Schadvögel<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Stare). Die W<strong>in</strong>gertschütze s<strong>in</strong>d mit Handfeuer- o<strong>der</strong> Handsignal-<br />

schussgeräten ausgestattet, die bei Anwesenheit <strong>von</strong> Starenschwärmen zielgerichtet<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die Intensität <strong>der</strong> Vertreibung (Anzahl <strong>der</strong> Schüsse) richtet sich dabei<br />

nach <strong>der</strong> tatsächlichen Notwendigkeit, die <strong>von</strong> den W<strong>in</strong>gertschützen festgelegt werden.<br />

Ihnen obliegt auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz fest <strong>in</strong>stallierter Geräte, <strong>der</strong>en Programmierung und Wartung.<br />

Nur selten werden heute W<strong>in</strong>gertschütze e<strong>in</strong>gesetzt, die sich dann mit PKW <strong>in</strong> den Flächen


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 32<br />

bewegen und ggf. <strong>von</strong> Sonnenaufgang bis –untergang unterwegs s<strong>in</strong>d und direkt auf<br />

drohende Gefahren reagieren können.<br />

Tab. 7: Methodenübersicht, Pyroakustik.<br />

Abb. 4: Beispiel e<strong>in</strong>es Knallschussapparates <strong>der</strong><br />

Firma PURIVOX (Duplex-Doppelschuss). Quelle:<br />

PURIVOX Werbebroschüre.<br />

Methoden Beschreibung, Anmerkungen Quelle<br />

Knallschussgeräte Mitte <strong>der</strong> 1970er Jahre e<strong>in</strong>geführt. Die Geräte werden<br />

entwe<strong>der</strong> automatisch gezündet, o<strong>der</strong> per<br />

Funksteuerung ausgelöst. Gasgemische werden<br />

entzündet und <strong>zur</strong> Explosion gebracht. Verschiedene<br />

Herstellerfirmen.<br />

Laser- bzw.<br />

<strong>in</strong>frarotgesteuertes<br />

Knallschussgerät<br />

Vertreiben an den<br />

Schlafplätzen<br />

W<strong>in</strong>gertschütze, Feld-<br />

o<strong>der</strong> We<strong>in</strong>bergshut<br />

Phonoakustik:<br />

Knallschussgerät wird über e<strong>in</strong>e Lichtschranke o<strong>der</strong><br />

Infrarotsensor ausgelöst, wenn Vögel präsent s<strong>in</strong>d<br />

und die Sensoren auslösen.<br />

Durch gezieltes Schießen [ „...<strong>in</strong> artilleristischer<br />

Manier... „] Vertreiben <strong>der</strong> Tiere an den<br />

geme<strong>in</strong>schaftlichen Schlafplätzen. Problematisch, da<br />

Schlafplätze meist <strong>in</strong> NSG gelegen s<strong>in</strong>d.<br />

Von Geme<strong>in</strong>den beauftragte E<strong>in</strong>zelpersonen o<strong>der</strong><br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften. Diese verwenden <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong><br />

<strong>von</strong> Vogelfraßschäden ebenfalls Knallschussgeräte<br />

o<strong>der</strong> Signalwaffen. Teils heute noch praktiziert.<br />

HILL (2001),<br />

BOLLMANN (1998),<br />

SÄCHSISCHES LfL<br />

(2000), AMT f.<br />

WEHRGEOPHYSIK et<br />

al. (1987)<br />

GEMMEKE (2002)<br />

HILL (2001)<br />

HILL (2001)<br />

Ähnlich wie die zuvor beschriebenen pyroakustischen Verfahren funktionieren die<br />

phonoakustischen Methoden, die <strong>in</strong> Tab. 8 aufgeführt s<strong>in</strong>d. Diese werden elektrisch<br />

betrieben und s<strong>in</strong>d fest <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche <strong>in</strong>stalliert. Je nach E<strong>in</strong>satzgebiet und „Zielart“ spielen


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 33<br />

diese über Lautsprecher entsprechende Töne und Geräusche <strong>von</strong> Magnetbän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Tonbandkassetten ab. Dabei können die betroffenen Flächen sowohl mit allgeme<strong>in</strong>en<br />

Störgeräuschen wie etwa Hundegebell, Sirenen, Zuggeräuschen o<strong>der</strong> Menschengeschrei<br />

o<strong>der</strong> mit artspezifischen Warnrufen beschallt werden. Bekannt s<strong>in</strong>d für letztgenannten Fall<br />

das Abspielen <strong>von</strong> Warnrufen <strong>von</strong> Staren, Krähen o<strong>der</strong> Drosseln. Als Beispiel sei <strong>der</strong> so<br />

genannte „Sau- o<strong>der</strong> Vogelschreck“ (Fa. Graßmann, Dörscheid) erwähnt (vgl. Tab 8). E<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

sich geschlossene Box, die e<strong>in</strong>e Stromquelle, e<strong>in</strong> Tonbandgerät mit Endloskassette und e<strong>in</strong>e<br />

Zeitschaltuhr enthält. Extern s<strong>in</strong>d Lautsprecher angebracht. E<strong>in</strong> weiteres Modell arbeitet<br />

optisch-akustisch, <strong>in</strong>dem klirrende und glänzende Metallstäbe herumgewirbelt werden und<br />

zusätzlich Vogelwarnschreie ertönen (Vogelabwehrgerät Wilhelms).<br />

Ultraschall:<br />

Derartig abgespielte Geräusche s<strong>in</strong>d für das menschliche Ohr ebenso hörbar wie für<br />

Vögel (und Säuger). Da dies lokal zu erheblichen Lärmbelästigungen <strong>der</strong> angrenzenden<br />

Bevölkerung führen kann, werden vere<strong>in</strong>zelt auch phonoakustische Geräte verwandt, die<br />

Töne außerhalb des menschlichen Hörbereiches abson<strong>der</strong>n. So berichten HILL (2001),<br />

HAMERSHOCK (1996) sowie das AMT FÜR WEHRGEOPHYSIK et al. (1987) vom E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>der</strong>artiger Geräte <strong>zur</strong> Vertreibung <strong>von</strong> Schadvögeln (vgl. Tab. 8). Aus physikalischer Sicht ist<br />

zwischen den beiden Frequenzbereichen des Infra- und des Ultraschalls zu unterscheiden.<br />

Das menschliche Ohr vermag (<strong>in</strong> Abhängigkeit vom Alter), im Frequenzbereich <strong>von</strong> 16 bis<br />

20 kHz zu hören. Frequenzen unterhalb <strong>von</strong> 16 Hz werden als Infraschall, über 20 kHz als<br />

Ultraschall bezeichnet. Der Bereich besten Hörens liegt für Tauben und Stare bei 1-10 kHz<br />

(BATTELLE INSTITUT 1987, BEUTER & WEISS 1987). Im Allgeme<strong>in</strong>en nehmen Vögel aber<br />

überwiegend Frequenzen im menschlichen Hörspektrum wahr.<br />

Tab. 8: Methodenübersicht, Phonoakustik.<br />

Methoden Beschreibung, Anmerkungen Quelle<br />

Warnrufe (<strong>von</strong> Staren)<br />

abspielen<br />

Die zu schützende Fläche wird mit (Staren-)Warnrufen<br />

beschallt. Die Anzahl <strong>der</strong> Lautsprecher und die<br />

Lautstärke kann dabei variieren.<br />

Sauschreck Apparatur mit Tonbandgerät und Lautsprechern. Es<br />

können verschieden „Störlaute“ abgespielt werden.<br />

Menschengeschrei, Klatschen, Hundegebell,<br />

artspezifische Warnrufe etc.<br />

Ultraschall-<br />

Beschallung<br />

Beschallung mit Ultraschalltönen, Frequenzen über<br />

20 kHz, unhörbar für den Menschen, soll Tiere <strong>von</strong><br />

Schlafplätzen o<strong>der</strong> den betroffenen Flächen vertreiben<br />

BRIOT (1988),<br />

BOLLMANN (1998),<br />

HILL (2001)<br />

FACHGEBIET<br />

OBSTBAU,<br />

GEISENHEIM<br />

HILL (2001),<br />

HAMERSHOCK<br />

(1996)


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 34<br />

Optische Methoden:<br />

Die beiden zuvor genannten Methoden können unter dem Begriff „akustische<br />

<strong>Abwehr</strong>methoden“ zusammengefasst werden. Weitere Methoden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 9<br />

aufgeführt, die mit „optisches Vertreiben“ umschrieben werden können. E<strong>in</strong>e sehr bekannte<br />

und althergebrachte Methode ist das Aufstellen <strong>von</strong> Vogelscheuchen, die häufig e<strong>in</strong>e<br />

Menschengestalt nachahmen und entsprechend mit „Kittel und Hut“ bekleidet s<strong>in</strong>d. Die<br />

Silhouetten <strong>von</strong> Greifvögeln werden entwe<strong>der</strong> an langen Stangen aufgehängt, die sich im<br />

W<strong>in</strong>d bewegen o<strong>der</strong> Greifvogelattrappen an mit Gas gefüllten Ballons angebracht (HILL<br />

2001). Diese sollen e<strong>in</strong>en potentiellen Beutegreifer verkörpern und so die Schadvögel da<strong>von</strong><br />

abhalten <strong>in</strong> die Fel<strong>der</strong> und Kulturen e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> ebenso bekanntes Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne tote Krähen, die an Pflöcken kopfüber aufgehängt werden und Artgenossen<br />

durch abschreckende Wirkung fernhalten sollen. Hierzu müssen zunächst gezielt E<strong>in</strong>zeltiere<br />

vergiftet o<strong>der</strong> abgeschossen werden. Auf diesen Effekt zielt auch die Krähenattrappe ab, die<br />

<strong>in</strong> Abb. 5 dargestellt und aus e<strong>in</strong>fachen sowie kostengünstigen Mitteln herzustellen ist.<br />

Hierzu genügen lediglich e<strong>in</strong>zelne (schwarze) Fe<strong>der</strong>n und e<strong>in</strong>e entsprechend geschnittene<br />

(schwarze) Holzplatte (STAATL. VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT 1990).<br />

Gasgefüllte Ballons, sich bewegende Plastikbän<strong>der</strong>, o<strong>der</strong> Plastiksäcke sollen durch<br />

Bewegung und Signalfarben die Schadvögel da<strong>von</strong> abhalten, <strong>in</strong> zu schützende<br />

landwirtschaftliche Kulturen e<strong>in</strong>zufallen. Die Angaben <strong>der</strong> verschiedenen Autoren spannen<br />

hier relativ weit. So kann <strong>der</strong> Durchmesser <strong>der</strong> Gasballons zwischen 30 und 100 cm liegen;<br />

auch die Anbr<strong>in</strong>gung variiert, wobei sie an bis zu 30 m langen Seilen über den Kulturen<br />

schweben sollen. Es werden sowohl e<strong>in</strong>farbige Ballons vorgeschlagen als auch solche mit<br />

aufgemalten Augen („eye-spot“). Die Plastikbän<strong>der</strong> und –säcke h<strong>in</strong>gegen werden direkt im<br />

Feld o<strong>der</strong> den We<strong>in</strong>bergen angebracht (TOMPA 1976, BOLLMANN 1998). Als weitere optische<br />

Methode gibt BOLLMANN (1998) das Abstellen und Parken <strong>von</strong> Autos am Rand <strong>der</strong> Flächen<br />

an. Durch die Anwesenheit <strong>der</strong> PKW sollen die Vögel ebenfalls vom E<strong>in</strong>fallen <strong>in</strong> die<br />

Anbauflächen abgehalten werden (vgl. Tab. 9).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 35<br />

Beizjagd:<br />

Abb. 5: Schematische Zeichnung e<strong>in</strong>er Krähenattrappe, die u.a.<br />

<strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Schäden an Silofolien e<strong>in</strong>gesetzt wird. (Zeichnung:<br />

W. LANGE nach Entwurf DÜHR).<br />

Direkten E<strong>in</strong>fluss auf anwesende Vögel haben zwei weitere „optische Methoden“. Hierzu<br />

zählt u.a. <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Falknern mit ihren Beizvögeln wie etwa Habichten o<strong>der</strong> Falken.<br />

Diese werden <strong>in</strong> direkter Umgebung <strong>der</strong> zu schützenden Flächen e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />

abgerichteten Greife vertreiben die Schadvögel und schlagen vere<strong>in</strong>zelt auch selbige (BRIOT<br />

1988, HAHN 1997). Die beschriebene Methode wird als <strong>Abwehr</strong>maßnahme gegen<br />

Vogelschlag an Flugplätzen e<strong>in</strong>gesetzt bzw. wurde unter Vorbehalten diskutiert. In<br />

landwirtschaftlichen Kulturen br<strong>in</strong>gt die Beizjagd nicht den erwünschten Dauereffekt.<br />

Flugzeuge<strong>in</strong>sätze:<br />

E<strong>in</strong>en weit höheren Aufwand br<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Flugzeugen zum Vertreiben großer<br />

Vogelschwärme mit sich. Piloten vertreiben gezielt und großflächig große Vogelschwärme<br />

aus den betroffenen Gebieten. HILL (2001) und das MINISTERIUM f. LANDWIRTSCHAFT,<br />

WEINBAU u. FORSTEN RHEINLAND-PFALZ (1985) berichten <strong>von</strong> <strong>der</strong>artigen E<strong>in</strong>sätzen bei <strong>der</strong><br />

Vergrämung sehr großer Starenschwärme aus We<strong>in</strong>baugebieten. Auch die<br />

LANDESREGIERUNG BURGENLAND (2002) berichtet <strong>von</strong> aktuellen E<strong>in</strong>sätzen <strong>von</strong> e<strong>in</strong>motorigen<br />

Flugzeugen gegen Schadvogelschwärme. Der E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Hubschraubern o<strong>der</strong><br />

Kle<strong>in</strong>flugzeugen wird vom DAVVL (Deutscher Ausschuss <strong>zur</strong> Vermeidung <strong>von</strong><br />

Vogelschlägen im Luftverkehr) als zu gefährlich und daher nicht empfehlenswert<br />

e<strong>in</strong>geschätzt.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 36<br />

Tab. 9: Methodenübersicht, optisches Vertreiben.<br />

Methoden Beschreibung, Anmerkungen Quelle<br />

Klassische<br />

Vogelscheuche<br />

Die klassische Vogelscheuche <strong>in</strong> Menschengestalt.<br />

Häufig auf e<strong>in</strong>em Stock/Pfahl und mit „Kittel und<br />

Hut“ <strong>in</strong> die Flächen gestellt.<br />

Greifvogelattrappen An Masten o<strong>der</strong> Ballons werden<br />

Greifvogelattrappen- o<strong>der</strong> silhouetten aufgehängt.<br />

Tote Krähen<br />

aufhängen<br />

(Saat-)<br />

Krähenattrappen<br />

Farbige Plastiksäcke<br />

o<strong>der</strong> -bän<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>zelne Tiere werden abgeschossen o<strong>der</strong><br />

vergiftet und gezielt an den zu schützenden<br />

Flächen <strong>zur</strong> Schau gestellt (z.B. an 1,5 m hohen<br />

Stangen). Etwa e<strong>in</strong> toter Vogel alle 15-20 m.<br />

Aus schwarzem Holz und Fe<strong>der</strong>n gefertigte und<br />

stark vere<strong>in</strong>fachte Attrappe. Etwa 2-3 Scheuchen<br />

an Silos aufstellen.<br />

Plastiksäcke werden auf Pfosten angebracht.<br />

Plastikbän<strong>der</strong> werden im Abstand <strong>von</strong> 5-10 m und<br />

ca. 1,0 m Höhe angebracht (Ackerbau). Bän<strong>der</strong> vor<br />

dem Montieren verdrehen, damit Bewegung auch<br />

bei leichtem W<strong>in</strong>d.<br />

Gasballons Bunte Ballons mit Ø 0,3 bis 1,0 m Durchmesser<br />

und an bis zu 30m langen Seilen.<br />

„eye-spot ballons“ Gasgefüllte Ballons, auf denen große farbige<br />

Augen aufgedruckt s<strong>in</strong>d, schweben an Le<strong>in</strong>en frei<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft<br />

„parkierte Autos“ Autos werden (<strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen) an den zu<br />

schützenden Flächen abgestellt.<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

Beizvögeln<br />

Vertreiben mit<br />

Modellflugzeugen<br />

Vertreiben mit<br />

Flugzeugen<br />

Netz-Anwendung:<br />

Ausgebildete Falkner arbeiten mit abgerichteten<br />

Beizvögeln (Falken, Habichte) <strong>in</strong> den betroffenen<br />

Flächen und lassen Vögel schlagen und<br />

vertreiben.<br />

Simulation e<strong>in</strong>es aufdr<strong>in</strong>glichen Luftfe<strong>in</strong>des mit<br />

funkferngesteuerten Modellflugzeugen.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> überregionalen Starenabwehr<br />

Vertreibung o<strong>der</strong> Zerteilung <strong>der</strong> Schwärme durch<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Kle<strong>in</strong>flugzeugen.<br />

TOMPA (1976),<br />

BOLLMANN (1998)<br />

HILL (2001)<br />

TOMPA (1976),<br />

BOLLMANN (1998)<br />

VOGELSCHUTZWARTE<br />

FRANKFURT M., LFU<br />

BADEN- WÜRTTEMBERG<br />

(2001)<br />

TOMPA (1976),<br />

BOLLMANN (1998)<br />

BOLLMANN (1998), LFU<br />

BADEN- WÜRTTEMBERG<br />

(2001)<br />

MCLENNAN et al. (1995)<br />

BOLLMANN (1998)<br />

BRIOT (1988), HAHN<br />

(1997)<br />

KEIL (1984), BIVINGS<br />

(1991)<br />

HILL (2001),<br />

MINISTERIUM f.<br />

LANDWIRTSCHAFT,<br />

WEINBAU u. FORSTEN<br />

RHEINLAND-PFALZ<br />

(1985)<br />

E<strong>in</strong>e eher mechanische Form <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Vogelfraß an landwirtschaftlichen<br />

Fruchtformen vieler Art ist das E<strong>in</strong>spannen o<strong>der</strong> Abhängen mit Netzen. Hierdurch soll e<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Vögel <strong>in</strong> die Flächen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. So werden beispielsweise<br />

Kirschbäume <strong>in</strong> große Netze e<strong>in</strong>gehüllt. Auch <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen werden die erntereifen Trauben<br />

an den Rebstöcken mit Netzen e<strong>in</strong>gespannt. Hierbei ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die Maschenweite<br />

<strong>der</strong> verwandten Netze zu achten. So s<strong>in</strong>d etwa weitmaschige Dünnfadennetze und


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 37<br />

Gesp<strong>in</strong>stnetze verboten. Hier<strong>in</strong> können sich Tiere verfangen und zu Grunde gehen<br />

(STAATLICHE LEHR- UND VERSUCHSANSTALT TRIER 2002). Bewährt haben sich grobmaschige<br />

Fabrikate und so genannte Kartoffelnetze, die lediglich im Bereich de Fruchtstände <strong>von</strong><br />

beiden Seiten <strong>der</strong> Rebstockreihen gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geknüpft werden (vor allem bei Spätlese<br />

o<strong>der</strong> Eiswe<strong>in</strong>gew<strong>in</strong>nung).<br />

GEMMEKE (mündl.) und SIEGLER (2001) berichten über das seitliche Abhängen <strong>von</strong> mit<br />

Netzen überdachten Kirschbaumkulturen (gegen Hagel etc.), die auch Vögel vom Fraß an<br />

den Früchten abhalten (vgl. Tab. 10).<br />

Abb. 6: Mit Netzen abgespannte We<strong>in</strong>stöcke. Foto: S. Rösner<br />

Tab. 10: Methodenübersicht, Netze.<br />

Methoden Beschreibung, Anmerkungen Quelle<br />

Abspannen durch<br />

Netze<br />

Verhängen mit<br />

Netzen<br />

Die betroffenen W<strong>in</strong>gerte werden mit Netzen<br />

SLVA TRIER (2002)<br />

abgespannt. Weitmaschige Dünnfadennetze und<br />

Gesp<strong>in</strong>stnetze verboten<br />

Wird auch im Obstbau e<strong>in</strong>gesetzt BOLLAMNN (1998),<br />

GEMMEKE (mündl.)<br />

Netze automatische Anbr<strong>in</strong>gung und Entfernung durch<br />

Masch<strong>in</strong>en (am Traktor) möglich<br />

Seitliche<br />

Hagelschutznetze<br />

Ablenkfütterungen:<br />

Wird im Kirschenanbau <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

Überdachungen zum Hagelschlag-Schutz e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

JOHNSON & GLAHN<br />

(1992)<br />

SIEGLER (2001)<br />

E<strong>in</strong>e <strong>von</strong> den betroffenen Flächen abgekoppelte Art <strong>der</strong> Schadvogelabwehr wird z.B. vom<br />

LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (2001) beschrieben. In diesem Falle<br />

sollten Saatkrähen durch attraktive Nahrungsangebote abseits <strong>der</strong> eigentlich bedrohten<br />

Kulturflächen <strong>von</strong> den gefährdeten Flächen abgelenkt werden (vgl. Tab. 11).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 38<br />

Tab. 11: Methodenübersicht, Ablenkfütterungen.<br />

Methode Beschreibung, Anmerkungen Quelle<br />

... bei Saatkrähen Auf offenen übersichtlichen Bereichen abseits <strong>der</strong> durch<br />

Vogelfraß gefährdeten Flächen wird e<strong>in</strong> alternatives<br />

Nahrungsangebot geschaffen, um die Schadvögel <strong>von</strong><br />

den bedrohten Flächen abzulenken. Wird bei<br />

Rabenvögeln e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Chemische Methoden:<br />

LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

(2001)<br />

Im Pflanzenschutz werden Pestizide, Fungizide, Herbizide o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e chemische Stoffe<br />

zum Schutz gegen Scha<strong>der</strong>reger angewandt. Auch gegen Schadvögel wurden Substanzen<br />

entwickelt, welche die Tiere vom Fraß an Früchten o<strong>der</strong> etwa Jungpflanzen abhalten soll. In<br />

beistehen<strong>der</strong> Tabelle 12 werden entsprechende Verfahren und Stoffe aufgeführt. Hierbei<br />

kann zwischen drei Anwendungsgruppen unterschieden werden. Die erste zielt auf Saatgut<br />

und Keiml<strong>in</strong>ge ab. Dabei wird das zu behandelnde Saatgut gebeizt, d.h. mit chemischen<br />

Stoffen versetzt, welche die ausgebrachten Körner und nachfolgend die Keiml<strong>in</strong>ge für Vögel<br />

(durch „Bitterstoffe“) ungenießbar machen. So wird beispielsweise Weizen, Hafer und<br />

Roggen mit Sibutol-Morkit-Flüssigbeize (Tab. 12) versetzt, um Fraßschäden durch<br />

Saatkrähen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n (LFU BADEN- WÜRTTEMBERG 2001). Auch bereits ausgebrachte<br />

Saat kann durch das Aufbr<strong>in</strong>gen <strong>von</strong> Kalk und Cyanamid auf die bestellten Fel<strong>der</strong> gegen<br />

Vogelfraß geschützt werden (TOMPA 1976).<br />

Tab. 12: Methodenübersicht, chemische <strong>Abwehr</strong>.<br />

Methode Beschreibung, Anmerkungen Quelle<br />

Avitrol (4-Am<strong>in</strong>opyrid)<br />

Begasung mit alpha-<br />

Chloralose<br />

„repellents“<br />

„Starlicide Complete“<br />

(0,1 % 3-chloro ptoluid<strong>in</strong><br />

hydrochlorid)<br />

Wird vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong> Kö<strong>der</strong> (Körner o.ä.) gemischt, Tiere<br />

werden vertrieben, und warnen durch Warnrufe an<strong>der</strong>e<br />

Tiere. Werden die behandelten Körner gefressen, so<br />

sterben die Tiere daran.<br />

An den Schlafplätzen werden die Tiere begast und so<br />

getötet.<br />

Nicht toxische Stoffe, die an verschiedenen Stellen<br />

angebracht werden (auf Klebestreifen) und durch<br />

reizende Wirkung Vögel vertreiben. Wird auch an<br />

Gebäuden angewandt.<br />

In USA registriert zum Bekämpfen <strong>von</strong> Staren und<br />

Amseln. Tötet Haussperl<strong>in</strong>ge. Säugetiere s<strong>in</strong>d resistent.<br />

Langsamer, nicht gewaltsamer Tod b<strong>in</strong>nen 24 o<strong>der</strong> 36<br />

Stunden (meist an Schlafplätzen).<br />

JOHNSON & GLAHN<br />

(1992)<br />

ORELL & OJANEN<br />

(1980), FEARE,<br />

ORELL & OJANEN<br />

(1981)<br />

JOHNSON & GLAHN<br />

(1992)<br />

JOHNSON & GLAHN<br />

(1992)


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 39<br />

Kalkstickstoff-<br />

Düngung<br />

Rejex-it ® TP-40/WS-<br />

40 (Präparat: Methyl-<br />

Anthranilat)<br />

Präparat: Methyl-<br />

Anthranilat<br />

Sibutol-Morkit-<br />

Flüssigbeize<br />

Mischung aus Kalk<br />

und Cyanamid<br />

Wird auf Fel<strong>der</strong>n ausgebracht, um Fraß zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

(2001)<br />

Wirkt auf die Schleimhäute <strong>der</strong> Schadvögel. Zum<br />

Vernebeln im Flugplatzbereich angewandt. Vergrämung<br />

an Schlafplätzen.<br />

Als Pflanzenschutzmittel zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>in</strong> Deutschland noch nicht zugelassen.<br />

… <strong>zur</strong> Saatgutbehandlung <strong>zur</strong> Fraßm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>von</strong><br />

Getreide (Weizen, Hafer, Roggen). Bei Saatkrähen.<br />

VOGT & WINKLER<br />

(1999)<br />

GEMMEKE (mündl.)<br />

LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

(2001)<br />

Cyanamid-Beize wird auf Maisfel<strong>der</strong>n ausgestreut. TOMPA (1976)<br />

An<strong>der</strong>e chemische Wirkstoffe werden direkt auf die betroffenen Früchte ausgebracht.<br />

Diese reizen die Schleimhäute <strong>der</strong> Vögel, welche die Fläche verlassen und somit e<strong>in</strong> Fraß<br />

abgewandt werden kann. Auch so genannte „repellents“ wirken auf diese Weise. Nicht alle<br />

Mittel s<strong>in</strong>d überall zugelassen, so dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Land zu Land unterschiedlich ist.<br />

Präparate mit dem Wirkstoff Methyl-Anthranilat (bspw. Rejex-it ® TP-40/WS-40, vgl. Tab. 12)<br />

s<strong>in</strong>d beispielsweise <strong>in</strong> Amerika als Pflanzenschutzmittel genehmigt und im E<strong>in</strong>satz. In<br />

Deutschland h<strong>in</strong>gegen ist dieser Wirkstoff nicht genehmigt, wird jedoch aktuell<br />

entsprechenden Kontrollverfahren unterzogen (GEMMEKE 2002, mündl.).<br />

E<strong>in</strong>e dritte Gruppe an Chemikalien wird <strong>zur</strong> Tötung <strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tlichen Schadvögel<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. ORELL & OJANEN (1980) sowie FEARE, ORELL & OJANEN (1981) berichten <strong>von</strong><br />

Begasungen <strong>von</strong> Staren an Schlafplätzen <strong>in</strong> Großbritannien mit alpha-Chlorase, wodurch die<br />

Vögel betäubt und anschließend getötet werden (vgl. Tab. 12). In Amerika werden vere<strong>in</strong>zelt<br />

mit Avitrol (4-Am<strong>in</strong>opyrid) versehene Körner ausgebracht. Werden diese gefressen, so<br />

stoßen die Vögel Warnrufe aus und Artgenossen werden vertrieben. Das Fressen <strong>von</strong> <strong>der</strong>art<br />

behandelten Körner ist sowohl für die fressenden Vögel selbst als auch für Beutegreifer und<br />

Aasfresser letal.<br />

4.3 Geräte, Hersteller und Anschaffungskosten<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit ist e<strong>in</strong>e breite Palette <strong>von</strong> technischen Grundlagen <strong>zur</strong> Vogelabwehr<br />

getestet worden, wobei die Entwicklung neuer o<strong>der</strong> speziellerer Verfahren andauert. Im<br />

Fachhandel bzw. bei den Herstellern und Vertriebsfirmen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>von</strong> Geräten<br />

erhältlich. Am häufigsten werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> phono- und pyroakustische<br />

Vogelabwehrgeräte e<strong>in</strong>gesetzt. Wie <strong>in</strong> vorliegendem <strong>Gutachten</strong> geschil<strong>der</strong>t, ist <strong>der</strong> Betrieb


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 40<br />

aller akustischen Geräte <strong>zur</strong> Vogelabwehr genehmigungspflichtig, da sie dem Landes-<br />

Immissionsschutzgesetz unterliegen.<br />

Phonoakustische <strong>Abwehr</strong>geräte funktionieren nach verschiedenen Pr<strong>in</strong>zipien. Relativ<br />

selten werden im Bezugsraum Geräte e<strong>in</strong>gesetzt, die ausschließlich mit Ultraschallwellen im<br />

Spektrum <strong>von</strong> 20-30 kHz arbeiten. Dieses Schallspektrum ist zwar für das menschliche Ohr<br />

nicht zu hören, wirkt bekanntermaßen aber effektiv bei <strong>der</strong> Vertreibung <strong>von</strong> Mar<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Mäusen an Gebäuden und Fahrzeugen – also überwiegend im Nahbereich. Die re<strong>in</strong> auf<br />

Ultraschallbasis funktionierenden Vergrämungsgeräte werden, sofern sie für den<br />

landwirtschaftlichen E<strong>in</strong>satz empfohlen werden, hauptsächlich auf dem amerikanischen<br />

Markt angeboten. Hierzulande s<strong>in</strong>d elektro-akustische Geräte weit verbreitet, die Stör- und<br />

Signalgeräusche im Schallspektrum <strong>von</strong> ca. 5-30 kHz erzeugen. Sie komb<strong>in</strong>ieren<br />

Schalllaute, die teilweise für den Menschen hörbar s<strong>in</strong>d mit solchen, die im<br />

Ultraschallbereich liegen. Die E<strong>in</strong>stellung des Schallwellenspektrums ist <strong>in</strong> den meisten<br />

Fällen wählbar. Die Beschallung des mitunter weitläufigen Geländes erfor<strong>der</strong>t Lautsprecher.<br />

Pyroakustische Geräte o<strong>der</strong> Knallschussgeräte s<strong>in</strong>d die am häufigsten verwendeten<br />

Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Son<strong>der</strong>kulturen.<br />

Die Auflistung <strong>von</strong> Geräten und Herstellern (Tab. 13) soll e<strong>in</strong>en Überblick über erhältliche<br />

Modelle geben. Sie erhebt aber ke<strong>in</strong>en Anspruch auf Vollständigkeit. Bei den Angaben zu<br />

Herstellern, Bezugsadressen und Kosten ist zu beachten, dass diese sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zwischenzeit geän<strong>der</strong>t haben können. Die Reihenfolge <strong>der</strong> Gerätetypen orientiert sich we<strong>der</strong><br />

an qualitativen Unterschieden noch an e<strong>in</strong>er Bewertung <strong>der</strong> Wirksamkeit. Nach den<br />

akustischen Geräten folgen kurze Angaben zu optischen Verfahren („scare eyes“, Ballons)<br />

und Netzen.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 41<br />

Abb. 7: „Kopf“ des Vogelabwehrgerätes<br />

„Wilhelm“. In festgelegten Zeit<strong>in</strong>tervallen<br />

ertönen schrille Geräusche und die<br />

silbernen Metallstreifen drehen sich.<br />

Foto: S.Rösner.<br />

Tab. 13: Übersicht zu verschiedenen phono- und pyroakustischen Geräten sowie an<strong>der</strong>en Verfahren<br />

unter Angabe <strong>der</strong> Hersteller, Vertreiber (ggf. Kontaktadressen). Bei den Anschaffungskosten handelt<br />

es sich durchweg um zirka-Werte. Für aktuelle Angebote jeweils an die Hersteller o<strong>der</strong> Vertreiber<br />

wenden.<br />

Bezeichnung Funktion, Messwerte E<strong>in</strong>satz Hersteller (-adressen) Preis<br />

UltraSon phono-akustisch<br />

Signalgeräusche, Schallbereich<br />

wahlweise <strong>von</strong> hörbar bis<br />

Ultraschall (5-30 kHz)<br />

Intervalle programmierbar<br />

DIRO-Vogelabwehrgerät<br />

Quadblaster<br />

QB-4 Repeller<br />

Bird Ultra<br />

Sound Device<br />

phono-akustisch<br />

programmierbare<br />

Schreckgeräusche<br />

phono-akustisch<br />

Ultraschall 20 kHz<br />

phono-akustisch<br />

Ultraschall 22 kHz<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

Segelboote<br />

Yachten,<br />

Gastschifffahrt<br />

Neuwagen-<br />

Verladeplätze<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

Geschlossene<br />

und<br />

halboffene<br />

Gebäude<br />

Geschlossene<br />

und<br />

halboffene<br />

KME-AGROMAX GmbH<br />

Hol<strong>der</strong>ackerstr. 6<br />

D-79346 End<strong>in</strong>gen<br />

Tel. 07642-3233<br />

Fax 07642-2209<br />

http://k179.de/kmeagromax/ernteschutz.asp<br />

Havelland GmbH<br />

14542 Wer<strong>der</strong><br />

Critter Ri<strong>der</strong>s<br />

Simmons Pest<br />

Management, Inc.<br />

2938 Ridgeway Rd.<br />

Memphis,<br />

Tenn. 38115 - USADial<br />

Bugs 901.365.BUGS<br />

www.bugspray.com<br />

mail:Jonathan@bugsspr<br />

ay.com<br />

500 €<br />

600 €<br />

475 US$<br />

500 US$


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 42<br />

Bezeichnung Funktion, Messwerte E<strong>in</strong>satz Hersteller (-adressen) Preis<br />

Ultraschall-<br />

Vogelschreck<br />

Super<br />

BirdXPeller<br />

PRO<br />

„Vogel- o<strong>der</strong><br />

Sauschreck“<br />

phono-akustisch<br />

Ultraschall, Intervalle<br />

programmierbar<br />

phono-akustisch<br />

Stress- und Angstschreie<br />

verschiedener Vogelarten,<br />

programmierbar<br />

phono-akustisch<br />

diverse artspezifische Warn-<br />

und Schrecklaute sowie<br />

Störgeräusche (Eisenbahn,<br />

Sirenen usw.) werden <strong>von</strong><br />

Endloskassette <strong>in</strong><br />

unregelmäßigen Abständen<br />

abgespielt, Intervalle e<strong>in</strong>stellbar<br />

Raptor phono-akustisch<br />

4 verschiedene Geräusche<br />

(Angstschreie Star,<br />

Hundegebell, Falken, Schüsse)<br />

<strong>in</strong> zufälliger, <strong>in</strong>tervallgesteuerter<br />

Reihenfolge<br />

Vogelabwehrgerät<br />

Wilhems<br />

BirdGard AVA<br />

Electronic<br />

Bird Repeller<br />

Bird Distress<br />

Emitter<br />

phono-akustisch und optisch<br />

rotierende Scheibe mit<br />

glitzernden Metallstäben<br />

wirbeln laut klirrend herum, <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

Vogelwarnschrei<br />

phono-akustisch<br />

Stress- und Angstschreie<br />

hun<strong>der</strong>ter Vögel<br />

phono-akustisch<br />

Stress- und Angstschreie<br />

verschiedener Vogelarten<br />

„Sirene“ phono-akustisch<br />

Doppel-Sirenenton mit<br />

räumlichem Effekt<br />

Zon Mark 4 -<br />

Schussgerät<br />

pyro-akustisch<br />

Knallschussgerät (Propangas),<br />

vollautomatisch, Intervalle<br />

programmierbar,<br />

100-125 dB(A)<br />

(Herstellerangabe)<br />

Gebäude<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

GebäudeB<br />

oote<br />

Landw.<br />

allgeme<strong>in</strong><br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

Landw.<br />

allgeme<strong>in</strong><br />

Mülldeponien,<br />

Kläranlage<br />

n<br />

Landw.<br />

allgeme<strong>in</strong><br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

Landw.<br />

allgeme<strong>in</strong><br />

Haus- und<br />

Gartenbere<br />

ich, Fel<strong>der</strong><br />

Landw.<br />

allgeme<strong>in</strong><br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

Landw.<br />

Allgeme<strong>in</strong><br />

See- und<br />

Flughäfen<br />

Fischzucht<br />

anlagen<br />

ISOTRONIC <br />

D-72108 Rottenburg-<br />

Hailf<strong>in</strong>gen<br />

Tel. 07457/7361<br />

Critter Ri<strong>der</strong>s<br />

Simmons Pest<br />

Management, Inc.<br />

2938 Ridgeway Rd.<br />

Memphis, Tenn. 38115 –<br />

USA, Dial Bugs<br />

901.365.BUGS<br />

Elektro-Graßmann<br />

Oberstr. 1<br />

56348 Dörscheid<br />

Tel. 06774-712<br />

Herbert Siegmund<br />

A-7141 Po<strong>der</strong>sdor<br />

Tel. 0043 2162-69017<br />

Fax 0043 676-4908759<br />

vogelscheuche.start.at<br />

Walter Wilhelms<br />

Entwicklung/ Herstellung<br />

elektronischer Geräte<br />

Am Seeufer 2, Haus 4<br />

56235 Ransbach-<br />

Baumbach<br />

Tel. 02623-3790<br />

Critter Ri<strong>der</strong>s<br />

Simmons Pest<br />

Management, Inc.<br />

2938 Ridgeway Rd.<br />

Memphis, Tenn. 38115 –<br />

USA, Dial Bugs<br />

901.365.BUGS<br />

www.bugspray.com<br />

Jonathan@bugsspray.<br />

com<br />

Herbert Siegmund<br />

A-7141 Po<strong>der</strong>sdor<br />

Tel. 0043 2162-69017<br />

Fax 0043 676-4908759<br />

http://vogelscheuche.sta<br />

rt.at<br />

KME-AGROMAX GmbH<br />

Hol<strong>der</strong>ackerstr. 6<br />

D-79346 End<strong>in</strong>gen<br />

Tel. 07642-3233<br />

Fax 07642-2209<br />

http://k179.de/kmeagromax/ernteschutz.asp<br />

150-200 €<br />

550 US$<br />

350 €<br />

300 €<br />

160 €<br />

450 US$<br />

250 US$<br />

220 €<br />

250 €<br />

(ohne Zeitschaltuhr)


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 43<br />

Bezeichnung Funktion, Messwerte E<strong>in</strong>satz Hersteller (-adressen) Preis<br />

Purivox-<br />

Schußgerät<br />

Razzo<br />

Razzo-Triplex<br />

Purivox-<br />

Schußgerät<br />

Karusell<br />

Karusell-<br />

Triplex<br />

Purivox-<br />

Schußgerät<br />

Picoll<strong>in</strong>o<br />

FSA-<br />

Doppelschuss<br />

gerät Fa.<br />

Stebo GmbH<br />

„Steffan-<br />

Gerät“<br />

Vogelschutznetz <br />

Kirschbaumnetze<br />

Scare Eyes<br />

Terror Eyes<br />

pyro-akustisch und optisch<br />

Knallschussgerät (Propangas)<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

Flatterattrappe, Intervalle<br />

programmierbar, Dreifach-<br />

Schuss und vollelektronisch<br />

(Ausführung Triplex)<br />

max. Schallpegelwerte: 107-<br />

112 dB(A) (Herstellerangabe)<br />

pyro-akustisch<br />

Knallschussgerät (Propangas),<br />

Intervalle programmierbar,<br />

Dreifach-Schuss und<br />

vollelektronisch (Ausführung<br />

Triplex)<br />

pyro-akustisch<br />

Knallschussgerät (Propangas),<br />

Kirschbaumscheuche<br />

4 Lautstärken (<strong>von</strong><br />

Händeklatschen bis<br />

Knallschuß) wählbar<br />

pyro-akustisch<br />

funkgesteuerte<br />

Starenabwehranlage (FSA),<br />

Doppelschussgerät mit zwei<br />

Rohren<br />

Doppelknall (<strong>in</strong>nerhalb 2 Sek.,<br />

Schuss<strong>in</strong>tervall 8 m<strong>in</strong>.<br />

max. Schallpegelwerte >140<br />

dB(A) (LfUG 2001)<br />

bis ca. 200 dB(A)<br />

(Herstellerangabe)<br />

pyro-akustisch<br />

funkgesteuerte<br />

Vogelabwehranlage (FVA), mit<br />

4 Rohren, Intervallzündung<br />

Luft-Acetylen-Gasgemisch<br />

max. Schallpegelwerte:<br />

> 119-150 dB(A), je nach<br />

Schussrohrtyp (GSA LIMBURG<br />

1985, LfUG 1998)<br />

Schutznetz<br />

Maschenweite 25 mm<br />

Schutznetz<br />

Maschenweite 30 mm<br />

Optisch<br />

<strong>Abwehr</strong>motive auf Ballons<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

Obstanbau<br />

Gärten<br />

Silofolien<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

Flughäfen<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

Flughäfen<br />

We<strong>in</strong>- und<br />

Obstanbau<br />

z.B. 4x10m<br />

Obstanbau<br />

Garten<br />

z.B. 7x7 m<br />

Haus und<br />

Gartenbereich,<br />

Fel<strong>der</strong><br />

Purivox Saat- und<br />

Ernteschutzgeräte<br />

GmbH<br />

Haupstr. 11<br />

67308 Ottersheim<br />

Tel. 06355-95430<br />

http//:www.purivox.de<br />

purivox@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Purivox Saat- und<br />

Ernteschutzgeräte<br />

GmbH<br />

Haupstr. 11<br />

67308 Ottersheim<br />

Tel. 06355-95430<br />

http//:www.purivox.de<br />

purivox@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Purivox<br />

Saat- und<br />

Ernteschutzgeräte<br />

GmbH<br />

Haupstr. 11<br />

67308 Ottersheim<br />

Tel. 06355-95430<br />

http//:www.purivox.de<br />

purivox@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

früher: Fa. Stebo, R.<br />

Steffan GmbH<br />

Weihergarten 1<br />

6501 Dexheim<br />

(aktuelle Hersteller den<br />

Verfassern unbekannt)<br />

früher: Fa. Stebo, R.<br />

Steffan GmbH<br />

Weihergarten 1<br />

6501 Dexheim<br />

(aktuelle Hersteller den<br />

Verfassern unbekannt)<br />

300 €<br />

450 €<br />

300 €<br />

450 €<br />

150 €<br />

4.800 €<br />

k.A.<br />

Diverse 20 €<br />

Diverse 20 €<br />

www.bugspray.com 15-45 US$


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 44<br />

Zu folgenden Geräten liegen Unterlagen zu akustischen Schallpegelmessungen vor,<br />

welche <strong>von</strong> <strong>der</strong> GSA LIMBURG (1985) und dem LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ UND<br />

GEWERBEAUFSICHT (1998, 2001) durchgeführt wurden. Hierbei handelt es sich zum e<strong>in</strong>en um<br />

das FSA-Doppelschussgerät und um das „Steffan-Gerät“. Die ermittelten Schallpegel [dB]<br />

s<strong>in</strong>d an entsprechen<strong>der</strong> Stelle <strong>in</strong> Tab. 13 aufgeführt. Da<strong>von</strong> abweichend s<strong>in</strong>d – sofern<br />

verfügbar – die herstellereigenen Angaben für die Geräte Purivox-Schussgerät, Razzo und<br />

Razzo-Triplex und das Zon Mark 4 –Schussgerät ergänzt.<br />

4.4 Praktikabilität, Effizienz und Effektivität <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong>methoden<br />

Alle unter Abschnitt 4.2 und 4.3 erwähnten Methoden und Geräte <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong><br />

Vogelfraßschäden auf landwirtschaftlichen Flächen wirken unterschiedlich stark auf die<br />

schädigenden Arten. Häufig s<strong>in</strong>d diese Verfahren unselektiv, d.h. sie wirken durch<br />

Lautstärke, optische Reize wie Farben und/o<strong>der</strong> Bewegung auf alle <strong>in</strong> den Kulturen<br />

anwesenden Vogelarten. Lediglich das Abspielen <strong>von</strong> artspezifischen Warnrufen o<strong>der</strong> -<br />

schreien kann als annähernd selektiv angesehen werden. Jedoch s<strong>in</strong>d auch an<strong>der</strong>e<br />

Vogelarten im Stande, solche Warnrufe zu <strong>in</strong>terpretieren und entsprechend zu reagieren.<br />

Des Weiteren kann beim Aufhängen <strong>von</strong> geschossenen Tieren (Krähen) o<strong>der</strong> beim<br />

Anbr<strong>in</strong>gen entsprechen<strong>der</strong> Attrappen <strong>von</strong> selektiven Methoden gesprochen werden.<br />

Die Literatur beschäftigt sich im Allgeme<strong>in</strong>en mit <strong>der</strong> Vergrämung e<strong>in</strong>zelner<br />

Schadvogelarten, wobei vere<strong>in</strong>zelt H<strong>in</strong>weise <strong>zur</strong> Wirksamkeit e<strong>in</strong>gesetzter Methoden<br />

gegeben sowie Vorschläge zum optimierten E<strong>in</strong>satz gemacht werden. Alle den Verfassern<br />

vorliegenden Informationen zu Wirksamkeit und Praktikabilität <strong>der</strong> unterschiedlichen <strong>Abwehr</strong>-<br />

Verfahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Tabellen 14-27 zusammengetragen und mit entsprechenden Angaben<br />

zu Wirksamkeit und Effektivität versehen. Hierbei handelt es sich um e<strong>in</strong>e Übersicht zu<br />

speziellen Methoden mit eigenen Charakteristika und teils Modell- und Herstellerbezug. E<strong>in</strong>e<br />

übergreifende und geräteunabhängige Methodenbewertung folgt abschließend <strong>in</strong> Tabelle 28.<br />

Angaben über den Kostenumfang <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Methoden – zum<strong>in</strong>dest die<br />

Anschaffungspreise – s<strong>in</strong>d im vorhergehenden Kapitel beschrieben worden. Kosten-Nutzen-<br />

Rechnungen s<strong>in</strong>d hier jedoch nicht möglich. Dabei ist die zu berücksichtigende Fläche sowie<br />

<strong>der</strong> Zeitwert <strong>der</strong> geschädigten Fruchtform ausschlaggebend. Die Anzahl und <strong>der</strong> Umfang des<br />

Schutzes ist maßgeblich <strong>von</strong> <strong>der</strong> zu schützenden Fläche abhängig.<br />

JOHNSON & GLAHN (1992) gehen <strong>in</strong> ihrem Werk über das Staren-Management <strong>in</strong><br />

Nordamerika auf den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Kö<strong>der</strong>fallen („decoytraps“) e<strong>in</strong>. Nennenswerte<br />

Fangergebnisse konnten nur <strong>in</strong> Gebieten erzielt werden, <strong>in</strong> denen Stare permanent


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 45<br />

anwesend waren. Höhere Fangquoten wurden dann erreicht, wenn e<strong>in</strong>zelne Stare <strong>in</strong> den<br />

Kastenfallen verblieben. Diese mussten zudem mit ausreichend Nahrung und Futter<br />

versehen werden (vgl. Tab. 14). Neben Staren werden weitere „non-target“-Arten (Beifang)<br />

gefangen, die bei den Kontrollen <strong>der</strong> Fallen befreit werden müssen (JOHNSON & GLAHN<br />

1992). Gefangenen Stare werden getötet.<br />

Tab. 14: Methodenbewertung, Abfangen <strong>der</strong> Schadvögel mit Kö<strong>der</strong>n.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Kö<strong>der</strong>-Fallen<br />

(decoy-traps)<br />

Häufig nur da e<strong>in</strong>zusetzen, wo permanent Stare<br />

anwesend s<strong>in</strong>d. Immer e<strong>in</strong>zelne Tiere (decoy-birds) im<br />

Käfig lassen (gut mit Wasser versorgen) und „nontarget“<br />

Arten sofort befreien. Aus tier- und<br />

artenschutzrechtlicher Sicht nicht zulässig.<br />

JOHNSON & GLAHN (1992)<br />

Tabelle 15 verweist auf drei Referenzen, die Aussagen über die Wirksamkeit des direkten<br />

Abschusses <strong>von</strong> Schadvögeln treffen. TOMPA (1996) gibt für den gezielten Abschuss<br />

e<strong>in</strong>zelner Rabenkrähen e<strong>in</strong>e Wirksamkeit <strong>von</strong> „e<strong>in</strong>iger Zeit“ an. JOHNSON & GLAHN (1992)<br />

verweisen bezüglich dieser Methode darauf, dass es zu Vertreibungen führt, jedoch kaum<br />

auf die Dezimierung <strong>der</strong> Bestände wirkt. Es wird vorgeschlagen, Abschüsse nur additiv zu<br />

an<strong>der</strong>en Vergrämungsverfahren auszuführen (JOHNSON & GLAHN 1992). Das LANDESAMT FÜR<br />

UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (2001) h<strong>in</strong>gegen verweist darauf, dass <strong>der</strong> Abschuss<br />

(hier: <strong>von</strong> Saatkrähen) <strong>zur</strong> Abwendung „erheblicher landwirtschaftlicher Schäden“ genutzt<br />

werden kann (vgl. Tab. 15).<br />

Generell sollte die Genehmigungen <strong>zur</strong> Tötung erst erteilt werden, wenn sich<br />

Alternativmethoden als erfolglos erwiesen haben.<br />

Tab. 15: Methodenbewertung, Abschuss.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Direkter<br />

Abschuss<br />

Eher fürs Vertreiben als die Dezimierung geeignet. Als<br />

zusätzliche Methode bei Anwendung <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en<br />

(Ergänzung).<br />

Abschuss Abschuss e<strong>in</strong>zelner Tiere aus Schwärmen<br />

(Rabenkrähen) kann Tiere „für e<strong>in</strong>ige Zeit“ fernhalten.<br />

Abschuss Abschuss kann bei Saatkrähen <strong>zur</strong> „Abwendung<br />

erheblicher landwirtschaftlicher Schäden <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelfällen“ zu Vergrämungszwecken zugelassen<br />

werden.<br />

JOHNSON & GLAHN (1992)<br />

TOMPA (1976)<br />

LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG (2001)


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 46<br />

Auf die menschliche Vogelscheuche - den „W<strong>in</strong>gertschütz“ - wurde bereits <strong>in</strong> Kapitel 4.2<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Diese Art <strong>der</strong> Schadvogelvergrämung bezieht sich speziell auf den We<strong>in</strong>bau<br />

und somit auf den diesbezüglichen Schadvogel, den Star. Obwohl schon seit Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

praktiziert, wird auch aktuell die Wirksamkeit dieser Methode als die „geeignetste“<br />

angesehen (HILL 2002, mündl.) und <strong>von</strong> Regierungsstellen angeordnet (vgl. Tab. 16).<br />

Erfahrungsberichte verweisen auf den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> W<strong>in</strong>gertschützen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

mobilen Knallschussgeräten als bewährte Methode (AMT F. WEHRGEOPHYSIK et al. 1987).<br />

Tab. 16: Methodenbewertung, We<strong>in</strong>bergsschützen.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

We<strong>in</strong>bergshüter „...geeignetste Methode <strong>zur</strong> Starenabwehr“ HILL (2002, mündl.)<br />

W<strong>in</strong>gertschütze,<br />

Feld- o<strong>der</strong><br />

We<strong>in</strong>bergshut<br />

W<strong>in</strong>gertschütze,<br />

Feld- o<strong>der</strong><br />

We<strong>in</strong>bergshut<br />

Zur Bekämpfung <strong>der</strong> Stare im Jahre 2002 als<br />

geme<strong>in</strong>same Bekämpfungsmaßnahme angeordnet.<br />

Haben sich <strong>zur</strong> unmittelbaren Vogelvergrämung mit<br />

mobiler Anwendung <strong>von</strong> Knallpatronen am besten<br />

bewährt.<br />

LANDESREGIERUNG<br />

BURGENLAND (2002)<br />

AMT F. WEHRGEOPHYSIK<br />

et al. (1987)<br />

Das Abspannen früchtetragen<strong>der</strong> Pflanzen mit Netzen gegen Fraßschäden durch Vögel<br />

wird sowohl im Obst- als auch im We<strong>in</strong>bau angewandt. Das Anbr<strong>in</strong>gen und die<br />

Materialkosten dieser Methode führen zwei Institutionen <strong>zur</strong> Aussage „kosten<strong>in</strong>tensiv“<br />

(BAYRISCHE LANDESANSTALT FÜR WEINBAU UND GARTENBAU 2002, SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT 2000). GEMMEKE (2002, mündl.) beziffert die Kosten<br />

auf etwa 5.000 € pro Hektar. Jedoch verfügen die Netze über m<strong>in</strong>destens fünf Jahre<br />

Haltbarkeit (JOHNSON & GLAHN 1992).<br />

Zu entgegenstehenden Aussagen kommen JOHNSON & GLAHN (1992), die das Spannen<br />

<strong>von</strong> Netzen als kostengünstig bezeichnen. Alle zitierten Autoren und Institutionen s<strong>in</strong>d sich<br />

jedoch bezüglich des Nutzens e<strong>in</strong>ig. Sie weisen dem E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Netzen gegen Vogelfraß<br />

e<strong>in</strong>en „effektiven Schutz“ nach (vgl. Tab. 17). H<strong>in</strong>zu kommt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Kirschanbau <strong>der</strong><br />

synergistische Effekt des Schutzes gegen Hagelschlag (GEMMEKE 2002, mündl.).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 47<br />

Tab. 17: Methodenbewertung, Abspannen mit Netzen.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Vogelschutznetze „...bieten effektive Hilfe.“ Kosten<strong>in</strong>tensiv. Im<br />

Kirschenanbau Kosten <strong>von</strong> 7.500 € für Netzgewebe<br />

und jährliche Arbeitskosten <strong>von</strong> 3.000 €.<br />

Verhängen mit<br />

Netzen<br />

In Obst- und Rebbau e<strong>in</strong> effektiver Schutz, aber<br />

fachmännisch gespannt, ke<strong>in</strong>e auf dem Boden<br />

liegende Netzteile, ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wegnetze und tägliche<br />

Kontrollen<br />

Netze Nach amerikanischen Studien sehr geeignet zum<br />

Schutz <strong>von</strong> Trauben. M<strong>in</strong>d. fünf Jahre Haltbarkeit <strong>der</strong><br />

Netze, praktische und automatische Anbr<strong>in</strong>gung und<br />

Entfernung durch Masch<strong>in</strong>en (am Traktor); zudem<br />

e<strong>in</strong>e kostengünstige und effektive Methode<br />

Netze In den letzten Jahren verstärkt <strong>in</strong> Obstanlagen<br />

(Kirschen) e<strong>in</strong>gesetzt (Altes Land, Nie<strong>der</strong>sachsen).<br />

Sehr gute Wirksamkeit auch gegenüber<br />

Hagelschäden. Kosten: 5.000 € pro Hektar.<br />

Hagelschutznetz Im Kirschenanbau <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Überdachung.<br />

Effektives Unterb<strong>in</strong>den <strong>von</strong> Vogelfraß.<br />

Netze ...durch E<strong>in</strong>netzung konnten Süßkirschen ohne<br />

nennenswerte Schadstellen geerntet werden. Sehr<br />

gute und umweltschonende Methode. Kosten<strong>in</strong>tensiv.<br />

BAYER. LANDESANSTALT<br />

FÜR WEINBAU UND<br />

GARTENBAU (2002)<br />

BOLLAMNN (1998)<br />

JOHNSON & GLAHN (1992)<br />

GEMMEKE (2002, mündl.)<br />

SIEGLER (2001)<br />

SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

Als eigene Kategorie unter dem Schlagwort „akustische Verfahren“ kann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

Ultraschallgeräten (neben pyroakustischen und an<strong>der</strong>en phonoakustischen s.u.) e<strong>in</strong>gestuft<br />

werden. Diese Methode wird bezüglich <strong>der</strong> Funktionalität sehr konträr diskutiert. Die<br />

BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WEINBAU UND GARTENBAU (2002) verweist auf e<strong>in</strong>en Erfolg<br />

beim E<strong>in</strong>satz gegen Stare <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kirschenplantage. Alle übrigen Referenzen verweisen<br />

jedoch darauf, dass die Geräte zwar <strong>zur</strong> Vertreibung <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> angeboten und verkauft<br />

werden, e<strong>in</strong>e Funktionalität jedoch bezweifelt und wi<strong>der</strong>legt werden kann. Dabei wird vom<br />

AMT FÜR WEHRGEOPHYSIK (1987) sowie <strong>von</strong> HAMERSHOCK (1996) darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass<br />

die abgespielten Ultraschalltöne außerhalb des physiologischen Hörbereiches <strong>der</strong> Vögel<br />

liegen (vgl. Kap. 4.2). Auch Krähen konnten mit Ultraschall-Geräten (hier: Ultra Son) nicht<br />

vergrämt werden (SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT 2000).<br />

Tab. 18: Methodenbewertung, Ultraschallgeräte.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Ultraschallgeräte Ultraschallgeräte s<strong>in</strong>d <strong>zur</strong> Vogelabwehr nicht<br />

geeignet. Der emittierte Schall liegt außerhalb des<br />

Hörvermögens <strong>der</strong> meisten Vogelarten.<br />

Ultraschall Ultra- und Infraschall führten nicht zum gewünschten<br />

Vergrämungseffekt<br />

Ultraschallgeräte Bis heute ke<strong>in</strong>e wirksamen Vogelabwehrgeräte auf<br />

Basis <strong>von</strong> re<strong>in</strong>em Ultraschall entwickelt<br />

AMT FÜR WEHRGEOPHYSIK<br />

et al. (1987)<br />

BEUTER & WEISS (1987)<br />

HAMERSHOCK (1996)


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 48<br />

Modulierter<br />

Ultraschall<br />

Ultraschall-<br />

Geräte<br />

... unhörbar für den Menschen ... „zeigte sich für die<br />

Vertreibung an den [...] Schlafplätzen als unwirksam“.<br />

Ultraschall für Stare, Tauben, Möwen nicht hörbar,<br />

Geräte werden trotzdem angeboten und vertrieben.<br />

„[...] <strong>zur</strong> Vergrämung <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> nicht geeignet“<br />

Ultra Son ...wurde positiv e<strong>in</strong>gesetzt. Vertreibung <strong>von</strong> Staren<br />

aus 0,5 ha Kirschenplantage wurde erreicht.<br />

Ultra Son ...ke<strong>in</strong>e Vergrämungswirkung gegenüber Krähen.<br />

Trotzdem meist positiv bewertet.<br />

HILL (2001)<br />

HAMERSHOCK (1996), AMT<br />

F. WEHRGEOPHYSIK et al.<br />

(1987)<br />

BAYER. LANDESANSTALT<br />

FÜR WEINBAU UND<br />

GARTENBAU (2002)<br />

SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> phonoakustischen Geräte (s. Tab. 19) kann Warnrufe <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong><br />

abspielen. BOLLMANN (1998) führt an, dass sich Vögel mit dieser Methode „bis zu zwei<br />

Wochen“ aus bedrohten Kulturen fernhalten lassen. Die Option des Abspielens <strong>von</strong><br />

Warnrufen ist auch beim „Sau- o<strong>der</strong> Vogelschreck“ gegeben, welcher im Allgeme<strong>in</strong> als gut<br />

funktionierende Methode akzeptiert ist (SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT<br />

2000, BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR WEINBAU UND GARTENBAU 2002). Dieses Gerät wurde<br />

im Obst- und speziell im Kirschanbau mit Erfolg e<strong>in</strong>gesetzt (SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT 2000).<br />

Das Abspielen <strong>von</strong> Angstgeschrei kann bei Staren jedoch bei unsachgemäßer und zu<br />

häufiger Anwendung <strong>zur</strong> Gewöhnung führen. Dann fühlen sich die Stare nicht mehr gestört<br />

und können <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge Schäden verursachen (HILL 2001). Um Gewöhnungseffekte zu<br />

vermeiden sollten häufige Positionswechsel <strong>der</strong> Geräte erfolgen. Ebenfalls auf Stare zielt<br />

das so genannte DIRO-<strong>Abwehr</strong>gerät (s. Tab. 19), welches <strong>von</strong> <strong>der</strong> SÄCHSISCHEN<br />

LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT (2000) mit „zufriedener Wirkung“ bewertet wird.<br />

Das Gerät namens „Vogelscheuche Wilhelms“ h<strong>in</strong>gegen entspricht nicht den Angaben<br />

des Herstellers, wonach e<strong>in</strong>e Vergrämung <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> auf e<strong>in</strong>er Fläche <strong>von</strong> ca. e<strong>in</strong>em Hektar<br />

erzielt werden kann. Die SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT (2000) schreibt<br />

hierzu, dass die Wirkung im Kirschanbau nur auf den Standortbaum begrenzt sei. Auch die<br />

SLFA NEUSTADT (1986) geht nicht <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er großflächigen Wirksamkeit dieses Gerätes aus.<br />

Tab. 19: Methodenbewertung, phonoakustische Geräte.<br />

Methode Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

DIRO-<br />

<strong>Abwehr</strong>gerät<br />

Angstschreie <strong>von</strong><br />

Staren (phonoakustisch)<br />

Zufriedenstellende Wirkung. ...Stare flogen nach<br />

Erkl<strong>in</strong>gen des Geräusches weg.<br />

Anfangs gute Erfolge. Durch unsachgemäße und zu<br />

häufige Anwendung zeigten Stare später<br />

Gewöhnungseffekte [ „... so dass die Stare sogar<br />

teilweise auf den Lautsprechern sitzen blieben.“].<br />

SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

HILL (2001)


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 49<br />

Abspielen <strong>von</strong><br />

Warnrufen<br />

Sau- o<strong>der</strong><br />

Vogelschreck<br />

Sau- o<strong>der</strong><br />

Vogelschreck<br />

Sau- o<strong>der</strong><br />

Vogelschreck<br />

Vogelscheuche<br />

Wilhelms<br />

Vogelscheuche<br />

Wilhelms<br />

Wurde aufgrund des großen technischen Aufwandes<br />

e<strong>in</strong>gestellt. Wirksamkeit <strong>der</strong> Methode wird diskutiert.<br />

... hielt Vögel bis zu zwei Wochen fern.<br />

Ger<strong>in</strong>ge Kosten, aber Belästigung <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

...über mehrere Jahre h<strong>in</strong>weg vor <strong>der</strong> Kirschernte mit<br />

gutem Erfolg e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

...soll gut wirken. Mit Zusatzlautsprechern auch auf<br />

großen Flächen e<strong>in</strong>setzbar.<br />

BOLLMANN (1998),<br />

BRIOT (1988)<br />

BAYER. LANDESANSTALT<br />

FÜR WEINBAU UND<br />

GARTENBAU (2002)<br />

SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

Der E<strong>in</strong>satz im Obstanbau kann empfohlen werden. FACHBEREICH OBSTBAU,<br />

GEISENHEIM<br />

Ke<strong>in</strong>e zufriedenstellende Wirkung im gewerblichen<br />

Süßkirschenanbau. Vergrämungswirkung war auf<br />

Standortbaum und benachbarte Bäume beschränkt.<br />

Der vom Hersteller genannte Wirkungsbereich des<br />

Gerätes (1 ha) wurde nicht bestätigt.<br />

...erfolgreicher E<strong>in</strong>satz (auf großen Flächen) gegen<br />

Stare ist sehr fraglich. Kann unter Umständen <strong>in</strong><br />

ortsrandnahen Lagen empfohlen werden, Gerät muss<br />

aber regelmäßig kontrolliert werden.<br />

SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT(2000)<br />

SLFA NEUSTADT (1986)<br />

Die gängigsten Geräte zum Vertreiben unerwünschter Vögel s<strong>in</strong>d pyroakustischer Art.<br />

Das Gerätespektrum reicht <strong>von</strong> e<strong>in</strong>zelnen Knallkörpern, -patronen o<strong>der</strong> -petarden bis h<strong>in</strong> zu<br />

fest <strong>in</strong>stallierten und doppel- bis mehrrohrigen Apparaten (vgl. Kap. 4.3). Die e<strong>in</strong>zige<br />

Referenz, welche sich auf e<strong>in</strong>en erfolglosen E<strong>in</strong>satz bezieht, hatte die Absicht, Stare durch<br />

den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Knallkörpern an ihren Schlafplätzen zu stören und sie zu e<strong>in</strong>em vorzeitigen<br />

Abzug <strong>in</strong> die W<strong>in</strong>terquartiere zu veranlassen (HILL 2001). Alle übrigen Angaben bezüglich<br />

des E<strong>in</strong>satzes <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Flächen be<strong>in</strong>halten positive Bemerkungen <strong>zur</strong><br />

Wirksamkeit. Es wurden sowohl Krähen aus Obstplantagen ferngehalten, als auch Stare <strong>von</strong><br />

reifen Trauben (TOMPA 1976, FA NEUSTADT 1980, SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT 2000).<br />

Die e<strong>in</strong>zige Angabe zum f<strong>in</strong>anziellen Aufwand stammt <strong>von</strong> <strong>der</strong> SÄCHSISCHEN<br />

LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT (2000). Diese beschreibt die pyroakustischen<br />

Methoden allgeme<strong>in</strong> mit „akzeptablen Kosten“.<br />

Damit akustische Methoden ihre Wirkung entfalten können, müssen sie e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

Schallpegel erreichen. Nach Angaben des BATTELLE INSTITUT liegt dieser bei Werten über 60<br />

dB(A) (BEUTER & WEISS 1987).<br />

Neben <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> guten bis sehr guten Wirkung <strong>der</strong> Geräte s<strong>in</strong>d sich jedoch die<br />

meisten Autoren sowie Institutionen darüber im klaren, dass diese sehr lärm<strong>in</strong>tensiv s<strong>in</strong>d.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 50<br />

Dementsprechend entstehen starke Lärmbelästigungen (SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT 2000).<br />

E<strong>in</strong>e spezielle und <strong>der</strong>zeit noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erprobung und Entwicklung bef<strong>in</strong>dliche<br />

Abwandlung <strong>der</strong> klassischen, selbsttätigen Knallschussapparate s<strong>in</strong>d solche mit Sensoren.<br />

Infrarot- o<strong>der</strong> Lasersensoren lösen die Geräte erst bei Anwesenheit <strong>der</strong> Schadvögel aus (vgl.<br />

Kap. 4.2). GEMMEKE (2002, mündl.) und ALTMAYER (2002, mündl.) geben e<strong>in</strong>e gute<br />

Wirksamkeit für kle<strong>in</strong>e Flächen an, jedoch wird <strong>der</strong> großflächige E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong>artiger Geräte als<br />

technisch zu aufwendig und zu wartungs<strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>gestuft (GEMMEKE 2002, mündl.). Auch<br />

ALTMAYER (2002, mündl.) führt an, dass das Gerät (auf dem <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong> Technik)<br />

für den großflächigen Gebrauch nicht geeignet sei.<br />

Tab. 20: Methodenbewertung, pyroakustische Geräte.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Pyro-akustische<br />

Methoden<br />

Pyro-akustische<br />

Methoden<br />

Im Gegensatz zu elektro-akustischen Geräten im<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>zur</strong> Vogelabwehr an Flughäfen als geeignet<br />

erwiesen. Allerd<strong>in</strong>gs sehr lärm<strong>in</strong>tensiv.<br />

Lärmschutzvorschriften müssen beachtet werden.<br />

besitzen herausragende Wirkung, akzeptable Kosten<br />

und gute <strong>Abwehr</strong>effekte, nachteilige Lärmbelästigung.<br />

AMT FÜR WEHRGEOPHYSIK<br />

et al. (1987)<br />

SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

Knallpatronen ... wirken e<strong>in</strong>en Tag. BOLLMANN (1998)<br />

Knallpetarden In Obst- und Rebbau e<strong>in</strong>e effektive Methode. BOLLMANN (1998)<br />

Selbstschuss-<br />

Knallkörper<br />

Vertreiben an<br />

Schlafplätzen<br />

durch Knallkörper<br />

Vertreiben an<br />

Schlafplätzen<br />

durch Knallkörper<br />

... vermögen Krähen und an<strong>der</strong>e Vögel aus<br />

Obstgärten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz fernzuhalten. Jedoch nicht<br />

die ansässigen Brutvogelpaare <strong>der</strong> Rabenkrähe.<br />

Konnte größere Fraßschäden <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Jedoch ohne Erfolg. Die Stare suchten sich an<strong>der</strong>e<br />

Schlafplätze und zogen nicht – wie erhofft – früher <strong>in</strong><br />

die W<strong>in</strong>tergebiete ab.<br />

TOMPA (1976)<br />

SLFA NEUSTADT (1980)<br />

HILL (2001)<br />

Zon Mark 4 ...soll gut wirken, sehr starke Lärmbelästigung. SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

Purivox-<br />

Schußgerät<br />

„Razzo Triplex“<br />

Laser- bzw.<br />

<strong>in</strong>frarotgesteuert<br />

es<br />

Knallschussgerät<br />

Laser- bzw.<br />

<strong>in</strong>frarotgest.<br />

Knallschussgerät<br />

Sehr gute Wirksamkeit auf mehrere ha. „In großen<br />

Obstanlagen dürfte diese Maßnahme mit Erfolg<br />

anwendbar se<strong>in</strong>.“ Starke Lärmbelästigung.<br />

Auf kle<strong>in</strong>en Flächen effektiv wirksam und erhebliche<br />

Reduktion <strong>der</strong> Lärmbelastung. E<strong>in</strong>satz auf großen<br />

Flächen vermutlich technisch zu aufwendig und<br />

wartungs<strong>in</strong>tensiv.<br />

Für den E<strong>in</strong>satz auf größeren und unebenen<br />

Anbauflächen vermutlich nicht geeignet. Hoher<br />

Wartungs- und Betreuungsaufwand. Nur kle<strong>in</strong>flächig<br />

e<strong>in</strong>setzbar, daher ger<strong>in</strong>ge Wirkungsreichweite.<br />

SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

GEMMEKE (2002, mündl.)<br />

ALTMAYER (2002, mündl.)


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 51<br />

Aus den 80erJahren ist <strong>der</strong> großflächige E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Flugzeugen bekannt. Im Burgenland<br />

wird dieses Verfahren noch heute praktiziert (LANDESREGIERUNG BURGENLAND 2002). Das<br />

MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, WEINBAU UND FORSTEN (1985) gibt für den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

Flugzeugen zum Vertreiben o<strong>der</strong> Zerteilen <strong>von</strong> Starenschwärmen im We<strong>in</strong>bau nur e<strong>in</strong>e<br />

„bed<strong>in</strong>gte Erfolgsgewähr“. HILL (2001) verweist ebenfalls kritisch auf den Flugzeuge<strong>in</strong>satz.<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Variante <strong>der</strong> bemannten Flugzeuge s<strong>in</strong>d funkferngesteuerte<br />

Modellflugzeuge, die nach Angaben <strong>von</strong> BIVINGS (1991) zum Vergrämen <strong>von</strong> Schadvögeln <strong>in</strong><br />

landwirtschaftlichen Kulturen erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt wurden. Dabei konnten ke<strong>in</strong>erlei<br />

Gewöhnungseffekte beobachtet werden, jedoch s<strong>in</strong>d auch hier Lärmbelästigungen<br />

anzumerken (BIVINGS 1991). KEIL (1984) beziffert den f<strong>in</strong>anziellen Umfang e<strong>in</strong>er <strong>der</strong>artigen<br />

Methode <strong>zur</strong> Vogelschlagabwehr an größeren Flughäfen auf etwa 100.000 bis 125.000 € pro<br />

Jahr.<br />

Tab. 21: Methodenbewertung, Flugzeuge.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Flugzeuge<strong>in</strong>satz ...nur bed<strong>in</strong>gte Erfolgsgewähr und Gefahr des<br />

Vogelschlags, daher ke<strong>in</strong>e Empfehlung.<br />

Flugzeuge<strong>in</strong>satz Sehr gefährlich für die Piloten (es gab zahlreiche<br />

Notlandungen) und nicht sehr erfolgreich.<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

Flugzeugen<br />

Vertreiben durch<br />

ferngesteuerte<br />

Modellflugzeuge<br />

Zur Bekämpfung <strong>der</strong> Stare im Jahre 2002 als<br />

Bekämpfungsmaßnahme angeordnet.<br />

Positive Vergrämungseffekte <strong>in</strong> landwirtschaftlichen<br />

Kulturen, ke<strong>in</strong>e an Schlafplätzen (hohe und dichte<br />

Vegetation). Ke<strong>in</strong>e Gewöhnungseffekte. Bei vielen<br />

Modellen Lärmbelästigung (genehmigungspflichtig).<br />

E<strong>in</strong>satz (auf Zivilflughäfen) <strong>in</strong>diskutabel. Kosten etwa<br />

100.000 bis 125.000 € pro Jahr.<br />

MINISTERIUM F. LANDW.,<br />

WEINBAU UND FORSTEN<br />

(1985)<br />

HILL (2001)<br />

LANDESREGIERUNG<br />

BURGENLAND (2002)<br />

BIVINGS (1991)<br />

KEIL (1984)<br />

Die unter Tabelle 22 aufgeführten „sonstigen optischen Methoden“ werden bezüglich <strong>der</strong><br />

Funktionalität sehr unterschiedlich bewertet. Auf Weizenfel<strong>der</strong>n angebrachte bunte<br />

Plastiksäcke vermochten nicht, Rabenkrähen fernzuhalten (TOMPA 1976). Gasgefüllte<br />

Ballons h<strong>in</strong>gegen zeigten bei den nahe verwandten Saatkrähen Wirkung. Jedoch verweist<br />

das LFU BADEN-WÜRTTEMBERG (2001) darauf, dass diese Methode bei Nahrungsknappheit<br />

nicht funktioniert und die Saatkrähen dennoch Schaden anrichten. Farbige Plastikbän<strong>der</strong><br />

wie<strong>der</strong>um wirken, wenn auch lokal unterschiedlich (TOMPA 1976). Deren Wirksamkeit wird<br />

vom gleichen Autor mit 1-3 Tagen angegeben. Für e<strong>in</strong>e Variante mit aufgeklebten o<strong>der</strong><br />

aufgemalten Augen („eye-spot ballons“) steigt die Angabe <strong>zur</strong> Wirkungsdauer direkt auf über


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 52<br />

drei Wochen! Der Wirkungsbereich kann hier detailliert auf 40m Radius und die „Zielarten“<br />

Stare und Amseln angegeben werden (MCLENNAN et al. 1995). Die SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT (2000) verweist für <strong>der</strong>artige Gasballons zudem auf<br />

e<strong>in</strong>e leichte Handhabung, e<strong>in</strong>en günstigen Preis sowie die Geräuschlosigkeit.<br />

Tab. 22: Methodenbewertung, sonstige optische Methoden.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Farbige Plastiksäcke<br />

auf<br />

Pfosten<br />

Gasgefüllte<br />

Ballons<br />

Farbige<br />

Plastikbän<strong>der</strong><br />

„eye-spot<br />

ballons“<br />

Gasgefüllte<br />

farbige Bälle<br />

... hielten die Rabenkrähen nicht <strong>von</strong> Weizenfel<strong>der</strong>n<br />

fern. Gewöhnung b<strong>in</strong>nen weniger Tage. In<br />

Maisfel<strong>der</strong>n suchten Rabenkrähen teils wenige Meter<br />

neben den Scheuchen nach Nahrung.<br />

... e<strong>in</strong> Meter Durchmesser; an 30 m langen Le<strong>in</strong>en.<br />

Haben sich bei Saatkrähen bewährt, wirken aber nicht<br />

bei „Nahrungsknappheit“.<br />

... im Abstand <strong>von</strong> 5-10 m und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhe <strong>von</strong><br />

e<strong>in</strong>em m über dem Boden. Bän<strong>der</strong> vor dem Montieren<br />

verdrehen, damit Bewegung auch bei leichtem W<strong>in</strong>d.<br />

Gewöhnung b<strong>in</strong>nen weniger Tage. Aber richtige<br />

Anbr<strong>in</strong>gung wichtig und lokal Unterschiede <strong>in</strong><br />

Wirkung. Wirken 1-3 Tage.<br />

TOMPA (1976)<br />

LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG (2001)<br />

TOMPA (1976)<br />

reduzierte signifikant bis zu e<strong>in</strong>er Entfernung <strong>von</strong> MCLENNAN et al. (1995)<br />

40 m den E<strong>in</strong>flug und die Landung <strong>von</strong> Staren und<br />

Amseln über 3 Wochen <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen.<br />

Gewöhnungseffekte bei dauerhaftem E<strong>in</strong>satz,<br />

wirkungslos nach 9 Tagen Dauere<strong>in</strong>satz. Sehr<br />

umweltfreundlich, daher beson<strong>der</strong>s nützlich im<br />

biologischen We<strong>in</strong>bau und im siedlungsnahen<br />

Bereich.<br />

sehr preisgünstig, geräuschlos und leicht handhabbar. SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

Parkierte Autos Abgestellte Autos wirken e<strong>in</strong>en Tag. BOLLMANN (1998)<br />

Gasballons Hielten Vögel bis zu zwei Wochen fern ... BOLLMANN (1998)<br />

BRIOT (1988) und HAHN (1997) besprechen den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Falknern und <strong>der</strong>en<br />

Beizvögeln zum Vergrämen <strong>von</strong> Vogelschwärmen (vgl. Tab. 23). Dabei wird <strong>der</strong> hohe<br />

f<strong>in</strong>anzielle Aufwand <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund gestellt (personen- und zeit<strong>in</strong>tensiv). Zudem sei <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>satz sehr kompliziert, auf großen Flächen nicht wirksam (HAHN 1997) und den<br />

Erfahrungsberichten <strong>von</strong> BRIOT (1988) zufolge nicht empfehlenswert. Es sei jedoch darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Beizvögeln fast ausschließlich auf Flugplätzen stattf<strong>in</strong>det<br />

bzw. <strong>in</strong> diesem Zusammenhang diskutiert wurde (Anm. d. Verf.). Zur Wahrung <strong>der</strong><br />

Flugsicherheit s<strong>in</strong>d Verkehrsflughäfen mit starkem Flugverkehr hier<strong>von</strong> ausgeschlossen.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 53<br />

Tab. 23: Methodenbewertung, Falkner mit Beizvögeln.<br />

Methode Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

Beizvögeln<br />

Ke<strong>in</strong>e positive Korrelation zw. E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Falken und<br />

Vergrämungszeit. Kann nicht empfohlen werden.<br />

Hoher personeller und f<strong>in</strong>anzieller Aufwand.<br />

Sehr kompliziert, kosten<strong>in</strong>tensiv, ger<strong>in</strong>ger Erfolg, auf<br />

großen Flächen nicht wirksam.<br />

BRIOT (1988)<br />

HAHN (1997)<br />

Die klassische Vogelscheuche (s. Tab. 24) wird sowohl <strong>von</strong> TOMPA (1976) als auch <strong>von</strong><br />

BOLLMANN (1998) als wirkungslos e<strong>in</strong>gestuft. Sehr schnell tritt e<strong>in</strong>e Gewöhnung <strong>der</strong> zu<br />

vertreibenden Tiere e<strong>in</strong>, die dann auch unmittelbar neben <strong>der</strong> Scheuche ihrer<br />

Nahrungssuche nachgehen (TOMPA 1976).<br />

Tab. 24: Methodenbewertung, klassische Vogelscheuchen.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Vogelscheuche „....erwiesen sich als völlig wirkungslos.“ Gewöhnung<br />

b<strong>in</strong>nen weniger Tage. Vögel suchten nur wenige<br />

Meter neben den Scheuchen nach Nahrung.<br />

TOMPA (1976)<br />

Vogelscheuche ... ke<strong>in</strong>e messbare Wirkung. BOLLMANN (1998)<br />

Vogelattrappen gibt es <strong>in</strong> zwei Varianten (s.Tab. 25). HILL (2001) verweist auf<br />

Greifvogelattrappen, die sich jedoch als nicht praktikabel erwiesen. Bei Nebel war die<br />

Wirkung noch mäßiger. Die zweite Gruppe ist weitaus gängiger und soll aufgehängte (Saat-)<br />

Krähen nachahmen. Hierzu existieren unterschiedliche Erfahrungswerte. Das LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG (2001) stellt Krähenattrappen als „weniger sicher“ dar. Gute Erfahrungen mit<br />

dieser kostengünstigen Methode hat die STAATLICHE VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M. bei<br />

<strong>der</strong> Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Fraßschäden an Silos (Silagemieten) und auch beim Schutz <strong>von</strong><br />

Maissaat gemacht. Jedoch wird darauf verwiesen, dass es sich nur um punktuelle <strong>Abwehr</strong><br />

handelt. E<strong>in</strong> großflächiger Wirkungsraum ist fraglich.<br />

Ke<strong>in</strong>e Attrappen, son<strong>der</strong>n tote Krähen, wurden auf die Vergrämungswirkung <strong>von</strong> Krähen<br />

untersucht. BOLLMANN (1998) kann diesbezüglich auf ke<strong>in</strong>e messbaren Wirkungen<br />

verweisen. TOMPA (1976) gibt zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>räumige und kurzfristige Wirkung <strong>von</strong><br />

exponiert aufgehangenen Krähenkadavern auf Artgenossen an (Tab. 25).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 54<br />

Tab. 25: Methodenbewertung, Vogelkadaver, Vogelattrappen.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Greifvogel-<br />

Attrappen<br />

Aufwand erwies sich als nicht praktikabel. Bei<br />

schlechter Sicht ist die Wirkung mäßig.<br />

HILL (2001)<br />

Tote Krähen ... ke<strong>in</strong>e messbare Wirkung. BOLLMANN (1998)<br />

Tote Krähen an<br />

Stangen<br />

(Saat-)<br />

Krähenattrappen<br />

(vgl. Abb. 5)<br />

Hielten die Nichtbrüterschwärme (nicht die Brutvögel)<br />

für e<strong>in</strong>ige Zeit (kle<strong>in</strong>räumig) ab. Tiere flogen ab und<br />

„warnten heftig“. Teils auch trotzdem Schäden.<br />

Entspricht <strong>der</strong> Wirkung <strong>von</strong> Vergiftung e<strong>in</strong>zelner Tiere.<br />

Gute Erfahrungen bei <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong><br />

Krähenschäden. Ke<strong>in</strong>e Fraßschäden mehr nachdem<br />

2-3 Scheuchen aufgestellt waren.<br />

Krähenscheuche Zur punktuellen <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Schäden durch Krähen<br />

bei Maisaussaaten und Silagemieten erfolgreich<br />

angewendet. Ebenso auf Sportplätzen gegen<br />

stochernde Saatkrähen.<br />

TOMPA (1976)<br />

STAATL.<br />

VOGELSCHUTZWARTE<br />

FRANKFURT M.<br />

STAATLICHE<br />

VOGELSCHUTZWARTE<br />

FRANKFURT<br />

Krähenattrappen ... gelten als weniger sicher. LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG (2001)<br />

Tabelle 26 können die Angaben des LFU BADEN-WÜRTTEMBERG (2001) bezüglich<br />

Ablenkfütterungen entnommen werden. Weitere Angaben konnten zu diesem Verfahren<br />

nicht gefunden werden. Pr<strong>in</strong>zipiell sollte das Anlegen <strong>von</strong> Ablenkfütterungen e<strong>in</strong>en Erfolg bei<br />

<strong>der</strong> Ablenkung <strong>von</strong> Fraßschäden erreichen können, jedoch ist e<strong>in</strong>e grundlegende<br />

Vorraussetzung zu erfüllen: die Qualität, Quantität und Zugänglichkeit <strong>der</strong> alternativ<br />

angebotenen Nahrungsquelle muss die <strong>der</strong> bedrohten überschreiten (LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG 2001). Hieraus lässt sich e<strong>in</strong> entsprechend zeitliches und f<strong>in</strong>anzielles Budget<br />

ableiten.<br />

Tab. 26: Methodenbewertung, Ablenkfütterungen abseits <strong>der</strong> Flächen.<br />

Methode Beschreibung, Anmerkungen Referenz<br />

Ablenkfütterung<br />

bei Saatkrähen<br />

Sollte auf offenen übersichtlichen Bereichen und nicht<br />

<strong>in</strong> Feldnähe angewandt werden. Angebotenes Futter<br />

muss <strong>in</strong> Qualität, Quantität und Zugänglichkeit die zu<br />

schützende Kultur übertreffen. Bsp.: frisch gemähte<br />

und mistgedüngte Wiesen. Getreide zu kosten<strong>in</strong>tensiv<br />

und unrentabel. Nicht auf beson<strong>der</strong>s geschützten<br />

Biotopen ausbr<strong>in</strong>gen.<br />

LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG 2001<br />

Die chemischen <strong>Abwehr</strong>präparate (s. Tab. 27) werden zum Schutz <strong>von</strong> Saatgut (Getreide)<br />

und reifenden Früchten e<strong>in</strong>gesetzt. Getreidesamen werden vor <strong>der</strong> Aussaat gebeizt o<strong>der</strong><br />

bestellte Äcker entsprechend behandelt. Nach TOMPA (1976) kann Cyanamid-Beize<br />

vermutlich e<strong>in</strong>en Schaden durch Krähen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Sibutol-Morkit-Flüssigbeize wird ebenso<br />

wie Kalkstickstoff-Düngung gegen Krähenschäden angewandt (LFU BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

2001). JOHNSON & GLAHN (1992) berichten <strong>von</strong> erfolgreichen E<strong>in</strong>sätzen toxischer o<strong>der</strong>


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 55<br />

letaler Stoffe zum Vergrämen <strong>von</strong> Staren an landwirtschaftlichen Betrieben Amerikas (siehe<br />

hierzu Tab. 27).<br />

In jüngster Zeit wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Methyl-Anthranilat (MA) als fraßabweisendes Mittel<br />

als mögliche Alternative zu den „traditionellen“ und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e lärm<strong>in</strong>tensiven<br />

Vogelabwehrmaßnahmen diskutiert. Dieses Mittel ist <strong>in</strong> den USA als Pflanzenschutzmittel<br />

zugelassen und wird dort unter dem Produktnamen „Bird Shield ® “ vertrieben und<br />

angewendet. Methyl-Anthranilat ist e<strong>in</strong> natürlicher Bestandteil <strong>von</strong> We<strong>in</strong>traubensaft<br />

(SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT 2000) und wird <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie als Aromastoff e<strong>in</strong>gesetzt. Momentan wird es synthetisch hergestellt<br />

und beispielsweise als Produkte „Logo Bird Free ® “ bzw. „ReJex-iT ® TP 40“ <strong>zur</strong> Vogelabwehr<br />

an Starenschlafplätzen, <strong>in</strong> Flugzeug- o<strong>der</strong> Fabrikhallen e<strong>in</strong>gesetzt (WINKLER & VOGT 1999).<br />

Die Wirksamkeit des Mittels im landwirtschaftlichen Bereich wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachwelt<br />

unterschiedlich bewertet (SÄCHSISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT 2000, MORAN<br />

2001).<br />

CURTIS et al. (1994) testeten die Wirksamkeit <strong>von</strong> MA-Präparaten h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

Vogelabwehr an Netzen und ungeschützten Süßkirschen-, We<strong>in</strong>- und Blaubeerkulturen.<br />

Durch die anfängliche Behandlung kam es zu Schädigungen/Verletzungen <strong>von</strong> Früchten und<br />

Blättern, die erst durch den Zusatz <strong>von</strong> phototoxischen Hemmstoffen ausblieben. An den<br />

Süßkirschen erwiesen sich die Mittel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>von</strong> vier Fällen als wirksam gegenüber <strong>Vögeln</strong><br />

und dem Aufplatzen <strong>der</strong> Früchte. Bei We<strong>in</strong>trauben waren MA-behandelte Kulturen nur<br />

ger<strong>in</strong>gfügig weniger geschädigt als auf unbehandelten Flächen. Bei Blaubeeren waren ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schädigung <strong>von</strong> unbehandelten und behandelten Kulturen feststellbar.<br />

Im Ergebnis wird festgehalten, dass Vogelschäden mittels MA-Präparaten abgewehrt werden<br />

können, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Präparate nicht bei allen fruchtfressenden (frugivoren) Vogelarten<br />

wirksam.<br />

Tab. 27: Methodenbewertung, Chemische Stoffe.<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

Kalkstickstoff-<br />

Düngung<br />

Avitrol (4-<br />

Am<strong>in</strong>opyrid)<br />

Vergrämt Saatkrähen <strong>von</strong> Getreidefel<strong>der</strong>n LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG (2001)<br />

Wird vere<strong>in</strong>zelt <strong>in</strong> Kö<strong>der</strong> (Körner o.ä.) gemischt, Tiere<br />

werden vertrieben, stoßen Warnrufe aus. Werden die<br />

behandelten Körner gefressen, so sterben die Tiere<br />

daran. Tote Tiere müssen beseitigt werden.<br />

Ansonsten auch an<strong>der</strong>e Arten (Eulen und Sperber)<br />

gefährdet, die verendenden Tiere fressen. Wird auch<br />

gegen Amseln angewandt.<br />

JOHNSON & GLAHN (1992)


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 56<br />

Methoden Anmerkungen <strong>zur</strong> Bewertung Referenz<br />

„repellents“<br />

„Starlicide<br />

Complete“<br />

(0,1 % 3-chloro<br />

p-toluid<strong>in</strong><br />

hydrochlorid)<br />

Kalkstickstoff-<br />

Düngung<br />

Rejex-iT ® TP-<br />

40/WS-40<br />

(Präparat:<br />

Methyl-<br />

Anthranilat)<br />

Präparat: Methyl-<br />

Anthranilat<br />

Präparat: Methyl-<br />

Anthranilat<br />

Sibutol-Morkit-<br />

Flüssigbeize<br />

Bestreuen <strong>der</strong><br />

Maisfel<strong>der</strong> durch<br />

Mischung aus<br />

Kalk und<br />

Cyanamid<br />

Nicht toxische Stoffe, die an verschiedenen Stellen<br />

angebracht werden (am besten auf Klebestreifen),<br />

aber <strong>von</strong> Zeit zu Zeit verfliegen... müssen dann<br />

erneuert werden.<br />

In USA registriert zum Bekämpfen <strong>von</strong> Staren und<br />

Amseln. Aber tötet nicht übermäßig viele („registered<br />

levels“) Haussperl<strong>in</strong>ge. Säugetiere s<strong>in</strong>d resistent.<br />

Langsamer, nicht gewaltsamer Tod. Tod b<strong>in</strong>nen 24<br />

o<strong>der</strong> 36 Stunden (meist an Schlafplätzen).<br />

Wird auf Fel<strong>der</strong>n ausgebracht, um Fraß zu<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Wirkt auf Schleimhäute <strong>der</strong> Schadvögel. Zum<br />

Vernebeln im Flugplatzbereich angewandt.<br />

Vergrämung an Schlafplätzen.<br />

Als Pflanzenschutzmittel zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong> <strong>in</strong> Deutschland noch nicht zugelassen.<br />

Testberichte ergaben gute Wirksamkeit <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong><br />

<strong>von</strong> Schadvögeln.<br />

Wirksamkeit wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachliteratur differenziert<br />

beurteilt<br />

… <strong>zur</strong> Saatgutbehandlung <strong>zur</strong> Fraßm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>von</strong><br />

Getreide (Weizen, Hafer, Roggen). Bei Saatkrähen.<br />

Cyanamid-Beize kann möglicherweise e<strong>in</strong>en<br />

Krähenschaden verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

JOHNSON & GLAHN (1992)<br />

JOHNSON & GLAHN (1992)<br />

LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG (2001)<br />

VOGT & WINKLER (1999)<br />

GEMMEKE (2002, mündl.)<br />

CURTIS et al. (1994),<br />

SÄCHSISCHE<br />

LANDESANSTALT FÜR<br />

LANDWIRTSCHAFT (2000)<br />

LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG (2001)<br />

TOMPA (1976)<br />

MORAN (2001) führte Laborversuche <strong>zur</strong> Wirksamkeit <strong>von</strong> MA-Präparten ReJex-iT ® TP 40<br />

und AG-36 <strong>in</strong> Tierfutter und an Gemüsepflanzen mit Felsentauben Columbia livia und<br />

Haussperl<strong>in</strong>gen P. domesticus durch. Wurde Futter mit unterschiedlich stark behandelten<br />

MA-Konzentrationen angeboten, wählten beide Arten die Futterproben mit den jeweils<br />

niedrigsten Konzentrationen. Wurde behandeltes und unbehandeltes Futter angeboten,<br />

mieden Tauben behandeltes Futter ab e<strong>in</strong>er Konzentration <strong>von</strong> 0,13 % MA pro kg Viehfutter.<br />

Bei den Haussperl<strong>in</strong>gen wurde e<strong>in</strong>e Wirksamkeit ab e<strong>in</strong>er Konzentration <strong>von</strong> 1,0 % MA pro<br />

kg Viehfutter notiert. Wurde AG-36 auf Gemüsepflanzen ausgebracht und mit<br />

Haussperl<strong>in</strong>gen getestet, mieden diese signifikant solche Pflanzen, die mit 10 %iger, <strong>der</strong><br />

höchsten MA-Formulierung behandelt wurden. MORAN (2001) me<strong>in</strong>t daher, dass die<br />

Wirksamkeit <strong>von</strong> MA-Produkten entscheidend <strong>von</strong> <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> angewandeten<br />

Formulierungen abhängt. Diese s<strong>in</strong>d entsprechend <strong>der</strong> Kulturen und Vogelarten<br />

abzustimmen. Der Autor verweist auf die unterschiedliche Bewertung <strong>der</strong> Effektivität <strong>von</strong> MA-<br />

Präparaten.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 57<br />

AVERY et al. (2001) verglichen die Wirksamkeit <strong>von</strong> Flight Control (TM), e<strong>in</strong><br />

Saatschutzmittel auf Basis <strong>von</strong> Anthraqu<strong>in</strong>on, Mesurol (Saatschutzmittel) und Methyl-<br />

Anthranilat an Reissaaten zum Schutz vor „Dickcissels“ Spiza americana. Letale<br />

Bekämpfungsmaßnahmen <strong>in</strong> Reisanbaugebieten im süd- und mittelamerikanischen<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebiet bedrohen den Fortbestand <strong>der</strong> nordamerikanischen Vogelart. Die<br />

Autoren stellten fest, dass nur Flight Control (TM) geeignet war, Vogelschäden wirksam zu<br />

reduzieren. Methyl-Anthranilat (als 0,05 %ige Formulierung ausgebracht) war nicht wirksam.<br />

Das NATIONAL WILDLIFE RESEARCH CENTER (2002), welches sich mit<br />

Managementmaßnahmen <strong>zur</strong> Reduzierung <strong>von</strong> Fraßschäden durch „blackbirds“ Agelaius<br />

phoeniceus im nordamerikanischen Reisanbau beschäftigt, empfiehlt den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Flight<br />

Control (TM). E<strong>in</strong>ige an<strong>der</strong>e Vogelabwehrmittel wie Mesurol und Methyl-Anthranilat erwiesen<br />

sich <strong>in</strong> ausgewählten und bestimmten Testphasen als effektiv, waren aber nicht überall<br />

wirksam, ökonomisch vertretbar e<strong>in</strong>zusetzen und h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Umweltverträglichkeit<br />

bedenklich (CUMMINGS 2002).<br />

Nach Angaben <strong>von</strong> GEMMEKE (2002, mündl.) arbeitet die BIOLOGISCHE BUNDESANSTALT<br />

(BBA) seit etwa e<strong>in</strong>em Jahr an Tests zum E<strong>in</strong>satz und <strong>zur</strong> Wirksamkeit <strong>von</strong> Methyl-<br />

Anthranilat im Pflanzenschutz. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Vogelschäden erwiesen sich die<br />

ersten Testergebnisse als viel versprechend. Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t MA <strong>zur</strong> Behandlung <strong>von</strong><br />

Saaten und Keiml<strong>in</strong>gen nicht geeignet zu se<strong>in</strong>, da e<strong>in</strong>e schlechte Keimfähigkeit attestiert<br />

wurde. Möglicherweise muss <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er keimschädigenden Wirkung des Mittels ausgegangen<br />

werden. Zur wirksamen Behandlung <strong>von</strong> Obstkulturen und Rebflächen seien voraussichtlich<br />

große Applikationsmengen auszubr<strong>in</strong>gen. Außerdem werden mehrmalige E<strong>in</strong>sätze<br />

notwendig se<strong>in</strong>, da sich das Mittel relativ schnell abbaut, wasserlöslich ist und die<br />

Wirksamkeit sich somit schnell reduziert. Möglicherweise erweist sich die Geruchs<strong>in</strong>tensität<br />

des Mittels und die unselektive Wirkung sowohl auf „schädigende“ als auch „nützliche“ Arten<br />

als nachteilig. Im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong> mögliches Zulassungsverfahren für die Anwendung im<br />

Pflanzenschutz, gab GEMMEKE zu bedenken, dass e<strong>in</strong> solches langwierig und sehr<br />

kosten<strong>in</strong>tensiv ist. Im Vorfeld e<strong>in</strong>es solchen Zulassungsverfahrens muss bedacht werden, ob<br />

sich die Entwicklungs- und Verfahrenskosten unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

marktwirtschaftlichen Nachfrage und Erfolgsaussichten rentieren. GEMMEKE berichtete, dass<br />

momentan H<strong>in</strong>weisen nachgegangen wird, Methyl-Anthranilat auf biologischem Wege aus<br />

We<strong>in</strong>trauben gew<strong>in</strong>nen zu können. Somit wäre es e<strong>in</strong> Naturprodukt, welches h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

pflanzenschutztechnischen Bewertung e<strong>in</strong>en neuen Ansatz bietet.<br />

ALTMAYER (2002, mündl.) beurteilt e<strong>in</strong>en möglichen E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Methyl-Anthranilat im<br />

We<strong>in</strong>bau grundsätzlich skeptisch. Bislang könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich<br />

Rückstände des synthetisch hergestellten Präparates <strong>in</strong> Trauben (Wachsschicht) e<strong>in</strong>lagern


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 58<br />

und bei <strong>der</strong> weiteren Verarbeitung (Kelterei) zu Problemen führen. Da MA extrem<br />

geruchs<strong>in</strong>tensiv ist, sei zu Bedenken, dass se<strong>in</strong>e Anwendung auf Akzeptanzprobleme <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bevölkerung stoßen und dem überwiegend positiven Image des We<strong>in</strong>baus schaden könnte.<br />

Unter den jetzigen Voraussetzungen kann ALTMAYER sich den flächendeckenden E<strong>in</strong>satz im<br />

We<strong>in</strong>bau daher nicht vorstellen.<br />

Alle vorstehenden Methoden <strong>in</strong>klusive <strong>der</strong> Angaben über Praktikabilität, Wirksamkeit und<br />

Effektivität s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 28 übergeordnet zusammengefasst (Methodengruppen) und<br />

abschließend bewertet. Dabei wird zwischen allgeme<strong>in</strong>en Angaben über die Wirksamkeit<br />

und <strong>der</strong> Wirksamkeitsdauer (4 Klassen) unterschieden. S<strong>in</strong>d entsprechende<br />

E<strong>in</strong>schränkungen zu berücksichtigen, so s<strong>in</strong>d diese den Fußnoten zu entnehmen. Sofern<br />

artbezogene Daten vorlagen, wurden diese ausgewertet und <strong>in</strong> die erwähnte<br />

Tabelle e<strong>in</strong>gearbeitet. Hier wurde nach e<strong>in</strong>em „Punktesystem“ verfahren. Dieses kann <strong>von</strong><br />

e<strong>in</strong>er nachgewiesenen Wirkung [ + ] bis zu sehr guter Wirkung [ +++ ] spannen. Es sei darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, dass es sich nicht um e<strong>in</strong>e Kosten-Nutzen-Bewertung handelt, son<strong>der</strong>n<br />

ausdrücklich um e<strong>in</strong>e zusammenfassende Bewertung <strong>der</strong> Wirksamkeiten.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 59<br />

Tab. 28: Übersicht <strong>zur</strong> Effizienz <strong>der</strong> Vergrämungsmethoden mit Angaben zu Vogelarten. X = Wirkung,<br />

X n = Wirkung mit E<strong>in</strong>schränkung (siehe Fußnote), + = wirkt, ++ = wirkt gut, +++ = wirkt sehr gut.<br />

Methode<br />

ohne zielgerichtete<br />

Wirkung<br />

ke<strong>in</strong>e Wirkung<br />

max. 1-2 Tage<br />

mittelfristig<br />

Langfristig<br />

Abfangen mit Fallen X X 1 + +<br />

Abschuss X X 2 + + ++<br />

Pyroakustik X X 3 + +++ ++ +<br />

W<strong>in</strong>gert- und Feldschütze X + + +++ ++ +<br />

Phonoakustik X 4 X ++ ++ +++ +<br />

Ultraschall X<br />

Schlafplatzvergrämung (X) X 5 + + +<br />

Vogelscheuche X 6<br />

Greifvogelattrappen X 7 +<br />

Krähenattrappen X ++ ++<br />

Tote Krähen X X 8 ++ ++<br />

bunte Säcke o<strong>der</strong> Bän<strong>der</strong> X X 9 + + + + ++ ++ +<br />

farbige Gasballons X X 10<br />

+ ++ + ++<br />

Flugzeuge X X 11<br />

+ + +<br />

Modellflugzeuge X X 12<br />

++<br />

Netze X X 13 +++ +++ +++<br />

Ablenkfütterungen X X 14<br />

+ +<br />

Saatgutbehandlung X X 15 +++ +++ +++<br />

Kalkstickstoff-Düngung X X 16 +++ +++ +++<br />

Methyl-Anthranilat X X 17<br />

++ ++ ++ ++ ++ ++<br />

X 1 = nur bei permanenter Anwesenheit <strong>der</strong> Stare<br />

e<strong>in</strong>zusetzen (JOHNSON & GLAHN 1992). Sehr arbeits-<br />

und kosten<strong>in</strong>tensiv.<br />

X 2 = Unter Berücksichtung jagd- und tierschutzrechtlicher<br />

Vorgaben. Nicht als Dezimierung, nur als Ergänzung zu<br />

an<strong>der</strong>en Methoden (JOHNSON & GLAHN 1992).<br />

X 3 = Gewöhnungseffekte vermeiden. In Obst- u. Rebbau<br />

effektive Methode (HILL 2001). Optimiert durch Laser-<br />

o<strong>der</strong> Infrarotsteuerung (GEMMEKE 2002).<br />

X 4 = Rabenvögel (BOLLMANN 1998).<br />

X 5 = Verlagerung des Schlafplatzes, aber ke<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung<br />

<strong>der</strong> Schäden (HILL 2001).<br />

X 6 = völlig wirkungslos (TOMPA 1976), ke<strong>in</strong>e messbare<br />

Wirkung (BOLLMANN 1998).<br />

X 7 = Anwendung nicht praktikabel, hoher Aufwand (HILL<br />

2001).<br />

X 8 = Unter Berücksichtung jagdrechtlicher Vorgaben. Hält<br />

Krähen <strong>in</strong> Maisfel<strong>der</strong>n für kurze Zeit ab (TOMPA 1976).<br />

X 9 = wirkt gegen Krähen wenige Tage (BOLLMANN 1998).<br />

Nur wenige Tage, rasche Gewöhnung, richtiges<br />

Anbr<strong>in</strong>gen wichtig (TOMPA 1976).<br />

X 10 = hält Stare und Amseln bis 3 Wochen fern (MCLENNAN<br />

et al. 1995), Rabenvögel bis zu 2 Wochen (BOLLMANN<br />

e<strong>in</strong>geschränkt ...<br />

Rabenkrähe<br />

Saatkrähe<br />

Elster<br />

Eichelhäher<br />

Star<br />

R<strong>in</strong>geltaube<br />

Drosseln<br />

1998), nicht bei Nahrungsknappheit (LFU BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG 2001).<br />

X 11<br />

= außerordentlich aufwendig. Nicht sehr erfolgreich (HILL<br />

2001). Vogelschlaggefahr.<br />

X 12<br />

= Lärmbelästigung, genehmigungspflichtig, aufwendig<br />

(BIVINGS 1991).<br />

X 13<br />

= <strong>in</strong> Obst- und We<strong>in</strong>bau bewährte, kosten<strong>in</strong>tensive und<br />

effektive Methode (JOHNSON & GLAHN 1992, BOLLMANN<br />

1998, SIEGLER 2001), weitmaschige Dünnfadennetze<br />

und Gesp<strong>in</strong>stnetze s<strong>in</strong>d verboten, fachgerechte<br />

Anbr<strong>in</strong>gung unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich (SLVA TRIER 2002).<br />

Anbr<strong>in</strong>gung kann automatisch und praktisch mit<br />

Traktoren erfolgen (JOHNSON & GLAHN 1992).<br />

X 14<br />

= wirken bei entsprechen<strong>der</strong> Qualität/Quantität des<br />

angebotenen Futters langfristig. Sehr kosten<strong>in</strong>tensiv<br />

und unrentabel (LFU BADEN-WÜRTTEMBERG 2001).<br />

X 15 = u.a. Mesurol (Methiocarb), Morkit (Anthrach<strong>in</strong>on) und<br />

Korit flüssig (Ziram). Wirkung auch bei Fasanen.<br />

X 16 = vergrämt Krähen und verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t Fraß an Saatgut (LFU<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG 2001)<br />

X 17 = Präparat als Pflanzenschutzmittel <strong>in</strong> D nicht<br />

zugelassen. Wirkstoff kurzlebig, wasserlöslich.<br />

Wirksamkeit wird differenziert beurteilt (MORAN 2001).


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 60<br />

4.5 Problematiken und Konfliktfel<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> <strong>in</strong> den obigen Kapiteln (vgl. Kap. 4.2 und 4.3) vorgestellten Methoden <strong>zur</strong><br />

Vermeidung o<strong>der</strong> M<strong>in</strong>imierung landwirtschaftlicher Schäden durch Vögel können bei ihrer<br />

praktischen Anwendung zu Problemen führen. Speziell <strong>in</strong> den We<strong>in</strong>anbauregionen<br />

Rhe<strong>in</strong>hessen und Pfalz mehren sich die Beschwerden und Klagen <strong>von</strong> Anwohnern, die sich<br />

durch akustische Vogelabwehrmaßnahmen gestört fühlen. Dies betrifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Knallschussapparaten (ALTMAYER 1999, 2002, RÄTZ 2002, mündl.). Aufgrund <strong>der</strong><br />

geschil<strong>der</strong>ten Situation (vgl. Kap. 6.1) s<strong>in</strong>d im Wesentlichen die rhe<strong>in</strong>hessischen und<br />

pfälzischen Rebflächen <strong>von</strong> beträchtlichen Starene<strong>in</strong>flügen betroffen. Daher f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> beiden<br />

Gebieten e<strong>in</strong>e nahezu flächendeckende Vergrämung mittels akustischer<br />

<strong>Abwehr</strong>maßnahmen, We<strong>in</strong>bergshütern o<strong>der</strong> ggf. speziellen Vertreibungsaktionen an<br />

größeren Starenschlafplätzen statt (ALTMAYER 2002 mündl., HILL 2001, HILL 2002 mündl.,<br />

INSTINSKY 2002 mündl., PERL 2002 mündl., VERBANDSGEMEINDE WÖLLSTEIN 2002). In den<br />

übrigen We<strong>in</strong>anbauregionen (z.B. Mosel, Mittelrhe<strong>in</strong>) werden zwar ebenfalls entsprechende<br />

Starenabwehraktionen durchgeführt, die im Vergleich wesentlich ger<strong>in</strong>geren Starenzahlen<br />

und die damit e<strong>in</strong>hergehende niedrigere Intensität <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Bekämpfungsmaßnahmen trugen aber ansche<strong>in</strong>end dazu bei, dass dort bislang weitaus<br />

weniger Beschwerden <strong>von</strong> <strong>der</strong> örtlichen Bevölkerung vorkamen. Teilweise stellt sich die<br />

Schadensproblematik an<strong>der</strong>s dar. In den Anbaugebieten an Mosel o<strong>der</strong> Nahe stehen lokal<br />

Wildschwe<strong>in</strong>e Sus scrofa, die aus den angrenzenden Waldflächen <strong>zur</strong> Nahrungssuche<br />

e<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>n, an erster Stelle <strong>der</strong> Schadensverursacher (SCHAUSTEN mündl., HILL 2002,<br />

mündl.).<br />

Erwartungsgemäß äußern <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Bewohner <strong>der</strong> an Rebflächen angrenzenden<br />

Ortschaften und Wohngebiete Beschwerden (RÄTZ 2002, mündl.). In den vergangenen<br />

Jahren häuften sich entsprechende Klagen wegen Lärmbelästigung <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, die<br />

auch zu Gerichtsverfahren führten (z.B. AMTSGERICHT BINGEN 1996). Allerd<strong>in</strong>gs soll hierbei<br />

zu Bedenken gegeben werden, dass Lärmbelästigungen mit entsprechenden Beschwerden<br />

und Gerichtsverfahren ke<strong>in</strong>eswegs rhe<strong>in</strong>land-pfalz-spezifisch s<strong>in</strong>d. Konfliktsituationen<br />

zwischen landwirtschaftlich notwendigen Schutzmaßnahmen und dem Ruhe- und<br />

Erholungsbedürfnissen <strong>der</strong> örtlichen Bevölkerung werden aus vielen We<strong>in</strong>-, Obst- und<br />

Gemüseanbauregionen Mitteleuropas gemeldet. Als Beispiele sollen das Alte Land<br />

(Obstanbau, Nie<strong>der</strong>sachsen) (AMTSGERICHT SCHÖNEBERG 1997, GEMMEKE 2002, mündl.),<br />

Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> (Gemüseanbau, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen) (SAUER 2002) o<strong>der</strong> das Burgenland<br />

(We<strong>in</strong>anbau, Nie<strong>der</strong>österreich) genannt werden.


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 61<br />

Eigentlich könnte da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass sich die Starensituation<br />

(<strong>in</strong>folgedessen auch die Fraßschäden) <strong>in</strong>sgesamt im Vergleich zu den geschil<strong>der</strong>ten<br />

Situationen <strong>in</strong> den 1960er und 1970er Jahren entschärft hat (HILL 2001). Die im langjährigen<br />

Mittel niedrigeren Starenzahlen sprechen dafür. Weiterh<strong>in</strong> fand ab etwa 1980, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong><br />

den ebenen We<strong>in</strong>anbauflächen Rhe<strong>in</strong>hessens und Pfalz, e<strong>in</strong>e grundlegende Umstellung im<br />

Ernte- und We<strong>in</strong>leseverfahren statt. War es bis zu diesem Zeitpunkt üblich, We<strong>in</strong>trauben im<br />

Handleseverfahren zu ernten, wurden ab dato Vollerntemasch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gesetzt. Der<br />

Leseprozess wurde extrem beschleunigt, so dass nahezu alle Trauben, die <strong>zur</strong> Erzeugung<br />

<strong>von</strong> Qualitätswe<strong>in</strong>en bestimmt s<strong>in</strong>d, bis spätestens Mitte o<strong>der</strong> Ende Oktober abgeerntet s<strong>in</strong>d.<br />

Wenn die Stare <strong>in</strong> den Zwischenzug-Rastgebieten e<strong>in</strong>treffen, ist <strong>der</strong> überwiegende Teil <strong>der</strong><br />

Traubenernte bereits abgeschlossen (HILL 2002, mündl.). Flächen, die nach wie vor nur im<br />

Handleseverfahren zu bearbeiten s<strong>in</strong>d (Steillagen), die <strong>zur</strong> Produktion <strong>von</strong> Prädikatswe<strong>in</strong>en<br />

(Spät- und Beerenauslese) o<strong>der</strong> Eiswe<strong>in</strong>en bestimmt s<strong>in</strong>d, bieten über diesen Zeitpunkt<br />

h<strong>in</strong>aus attraktive Nahrungsbed<strong>in</strong>gungen für Stare. In <strong>der</strong> Vergangenheit dauerte die<br />

We<strong>in</strong>lese bis <strong>in</strong> den November h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> an (ALTMAYER 2002, HILL 2002, beide mündl.).<br />

Bei den Befragungen zuständiger <strong>Landwirtschaft</strong>sabteilungen (LANDWIRTSCHAFTS-<br />

KAMMERN, BAUERN- UND WINZERVERBAND, GEMEINDE- UND STÄDTEBUND, LEHR- UND<br />

VERSUCHSANSTALTEN, etc., vgl. Kap. 10 und 11) über Gründe und Ursachen <strong>der</strong> gestiegenen<br />

Beschwerdemeldungen und –verfahren h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Lärmbelästigungen <strong>von</strong> Anwohnern,<br />

stellte sich Folgendes als erwähnenswert heraus:<br />

Nach wie vor werden die e<strong>in</strong>deutigen immissionsschutzrechtlichen Vorgaben (vgl.<br />

Kap. 4.1.6) nicht beachtet o<strong>der</strong> vorsätzlich verletzt. Hierfür dürften mehrere Gründe<br />

ausschlaggebend se<strong>in</strong>. Zum Teil haben W<strong>in</strong>zer noch immer ke<strong>in</strong>e Kenntnis über die<br />

geltenden immissionsrechtlichen Vorgaben. Denn <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz akustischer Anlagen, die <strong>zur</strong><br />

Lärmbelästigung <strong>der</strong> angrenzenden Wohnflächen führen können, ist genehmigungspflichtig.<br />

Immer noch werden Anlagen ohne Genehmigung und ohne regelmäßige Betreuung<br />

aufgestellt (ALTMAYER 2002, mündl.). Die Erteilung <strong>der</strong> immissionsschutzrechtlichen<br />

Ausnahmegenehmigungen zum Betrieb akustischer <strong>Abwehr</strong>anlagen erfolgt durch die<br />

Behörden mitunter nach dem „Gießkannenpr<strong>in</strong>zip“ (Anmerkung <strong>der</strong> Verf.) und ohne<br />

nachsorgliche Kontrollen. Vielfach werden veraltete Knallschussapparate ohne Zeit- und<br />

Intervallauslösung sowie fehlerhaft funktionierende Geräte e<strong>in</strong>gesetzt (ALTMAYER 2002,<br />

mündl.). Dies führt nicht selten dazu, dass die Höchstzahl zulässiger Knallschüsse<br />

überschritten wird, Schüsse dauerhaft und regelmäßig ertönen und Ruhezeiten nicht<br />

beachtet werden (MINISTERIUM FÜR UMWELT RHEINLAND-PFALZ 1997). Derartige Anlagen<br />

werden nicht rechtzeitig bemerkt, da ihre Wartung und Betreuung stellenweise<br />

unbefriedigend durchgeführt wird. Knallschüsse erfolgen ke<strong>in</strong>esfalls nur bei Bedarf<br />

(MINISTERIUM FÜR UMWELT RHEINLAND-PFALZ 1997), son<strong>der</strong>n auch zu Zeiten und <strong>in</strong> Flächen,


Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr Seite 62<br />

<strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e Stare vorhanden s<strong>in</strong>d. Schlecht betreute, fehlerhafte Apparate s<strong>in</strong>d auch <strong>der</strong><br />

Grund dafür, dass Schüsse nächtens o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dunkelheit abgegeben werden und zu<br />

beson<strong>der</strong>s eklatanten Ruhestörungen führen. Darüber h<strong>in</strong>aus sei erwähnt, dass <strong>der</strong> Betrieb<br />

veralteter Anlagen ohne Zeit- o<strong>der</strong> Intervallregelung dazu beiträgt, dass sich bei Staren<br />

Gewöhnungseffekte e<strong>in</strong>stellen (vgl. Kap. 4.4). Weitere Ursachen für Beschwerden s<strong>in</strong>d<br />

pyroakustische Anlagen, die zu nah an Wohn- und Siedlungsbereichen aufgestellt werden<br />

und empfohlene Abstände unterschreiten sowie die Nichtbeachtung <strong>von</strong> sonn- und<br />

feiertäglichen Regelungen (s. MINISTERIUM FÜR UMWELT RHEINLAND-PFALZ 1992, DEKRA<br />

UMWELT GmbH 1997, ALTMAYER 2002, REBSCHUTZDIENST RHEINLAND-PFALZ 2002 u.a.).<br />

Neben den genannten Ursachen, die als „technisch“ o<strong>der</strong> „betrieblich“ e<strong>in</strong>gestuft werden,<br />

haben siedlungsbauliche E<strong>in</strong>griffe und gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> den<br />

We<strong>in</strong>bauregionen <strong>zur</strong> Verschärfung <strong>der</strong> Situation beigetragen. In zahlreichen Gebieten<br />

weiteten sich Baugebiete <strong>in</strong> die unmittelbar angrenzenden We<strong>in</strong>bauflächen aus (ALTMAYER<br />

2002). Infolge <strong>der</strong> räumlichen Überschneidung bzw. –lagerung <strong>von</strong> Anbau- und Wohnflächen<br />

erhöhte sich das Konfliktpotential wesentlich. Es wird auch betont, dass die Identifikation <strong>der</strong><br />

Bevölkerung (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei „neu Zugezogenen“) mit örtlichen Eigenschaften,<br />

landschaftlichen Gegebenheiten und die Akzeptanz gegenüber we<strong>in</strong>baulich notwendigen<br />

Maßnahmen (z.B. Vogelabwehr) s<strong>in</strong>kt (ALTMAYER 2002, mündl.). Außerdem führt die<br />

Aufgabe <strong>von</strong> Rebflächen auf Grenzertragsstandorten (z.B. Steillagen) zu e<strong>in</strong>em erhöhten<br />

Fraßdruck auf die übrigen Anbaukulturen.<br />

Die Durchführung und Organisation <strong>der</strong> We<strong>in</strong>bergshut stellt Geme<strong>in</strong>den o<strong>der</strong><br />

W<strong>in</strong>zerverbände immer mehr vor Probleme. E<strong>in</strong>erseits treten Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

F<strong>in</strong>anzierung auf, an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>kt die Motivation und Bereitschaft sich persönlich an <strong>der</strong><br />

Feldhut zu beteiligen und Mitarbeiter zu rekrutieren (ALTMAYER 1998, INSTINSKY 2002,<br />

mündl.). Als Folge verlagerte sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> betrieblichen und geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

We<strong>in</strong>bergshut h<strong>in</strong> zum verstärkten Gebrauch <strong>von</strong> selbsttätigen und stationären<br />

Knallschussanlagen.<br />

In Anbetracht dessen, dass die akustische Vogelabwehrmaßnahmen (vorwiegend<br />

Knallschussapparate) örtlich zu gravierenden Lärmbelästigungen führen können, sollten<br />

mittel- bis langfristig wirksame Alternativen für die Vogelabwehr aufgezeigt werden. Diese<br />

sollten gegenüber den heutigen Ansätzen <strong>in</strong>sgesamt zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Lärmbelästigung<br />

führen (vgl. Kap. 8).


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 63<br />

5 Schadensmuster und Schadensfälle<br />

Bekanntermaßen verläuft die Nahrungssuche <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> nicht willkürlich. Vielfach haben<br />

Vögel artspezifische, räumliche und zeitliche Verhaltensmuster entwickelt, die ihnen e<strong>in</strong>e<br />

optimale Nahrungsbeschaffung ermöglicht, um bestehende Futterressourcen besser nutzen<br />

zu können. Umgekehrt lassen sich aus <strong>der</strong> Kenntnis dieser Nahrungsgewohnheiten, wenn<br />

sie denn mit Fraßschäden <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Kulturen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen, wirksame<br />

<strong>Abwehr</strong>maßnahmen gegen schädigende Vogelarten ableiten. Verhaltensstudien (oftmals<br />

genügen e<strong>in</strong>fachste Beobachtungen im Gelände) und <strong>der</strong>en richtige Interpretationen s<strong>in</strong>d<br />

damit e<strong>in</strong> wichtiger Schlüssel für e<strong>in</strong>e effektive und zielgerichtete Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>von</strong><br />

Vogelschäden.<br />

Wie e<strong>in</strong>e aktuelle kanadische Untersuchung zeigt (SOMERS & MORRIS 2002), lassen sich<br />

durch Vogelfraß gefährdete Rebflächen identifizieren, anhand <strong>der</strong>er W<strong>in</strong>zer notwendige<br />

<strong>Abwehr</strong>maßnahmen effizienter organisieren können. Im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung wurden<br />

räumliche und zeitliche Muster <strong>von</strong> Vogelfraßschäden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen We<strong>in</strong>bergen (mit dunklen<br />

frühen Traubensorten und späten Eiswe<strong>in</strong>reben) aufgenommen und ausgewertet. Die Studie<br />

erbrachte vier wesentliche Ergebnisse:<br />

a. Es wurde wi<strong>der</strong>legt, dass e<strong>in</strong>e Drosselart Turdus migratorius,<br />

an<strong>der</strong>s als entsprechende wissenschaftliche Veröffentlichungen<br />

und die landläufige Me<strong>in</strong>ung es darstellten, für die Hauptschäden<br />

<strong>in</strong> Rebflächen verantwortlich ist. Hauptverursacher ist <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Nordamerika e<strong>in</strong>geschleppte Europäische Star.<br />

b. Der kle<strong>in</strong>räumliche Schwerpunkt <strong>von</strong> Fraßschäden lag an den<br />

Rän<strong>der</strong>n und <strong>in</strong> Randbereichen <strong>von</strong> Rebflächen. Zum Zentrum h<strong>in</strong><br />

nahmen die Schäden deutlich ab.<br />

c. Starenfraßschäden waren vertikal geschichtet. Trauben im oberen<br />

Bereich <strong>der</strong> Rebstöcke wurden bevorzugt gefressen.<br />

d. Während <strong>der</strong> Traubenreife nahmen die Schäden zu bestimmten<br />

Zeiten zu.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurde festgestellt, dass jene Rebflächen stärker geschädigt waren, <strong>der</strong>en<br />

Randbereiche geeignete Ansitzwarten <strong>in</strong> Form <strong>von</strong> Gehölzen, Büschen o<strong>der</strong> Stromleitungen<br />

für Stare boten. Von dort unternahmen Stare kurze, „überfallartige“ E<strong>in</strong>flüge <strong>in</strong> We<strong>in</strong>stöcke.<br />

Erfahrungsgemäß bevorzugen Stare Rebflächen unter Stromleitungen, so dass <strong>der</strong>artige


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 64<br />

Standorte stärker als an<strong>der</strong>e geschädigt werden (ALTMAYER 2002, STAATLICHE<br />

VOGELSCHUTZWARTE FÜR HESSEN, RHEINLAND-PFALZ UND DAS SAARLAND 2002).<br />

Trotz gezielter Befragungen und Recherchen bei zuständigen Behörden und den<br />

landesweit verteilten landwirtschaftlichen Versuchsanstalten erwies sich die Nachfrage über<br />

die Konkretisierung <strong>von</strong> durch Stare verursachten Schadensfällen als äußerst schwierig. Es<br />

konnten we<strong>der</strong> quantitative noch qualitative Daten über Schadensfälle, noch Angaben über<br />

die räumliche Verteilung <strong>von</strong> verme<strong>in</strong>tlichen Schäden <strong>in</strong> Erfahrung gebracht werden. Im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en bestätigten zwar alle befragten Stellen (vgl. Kap. 11) das Vorkommen <strong>von</strong><br />

Schäden, die durch Stare hervorgerufen werden (beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Anbaugebieten<br />

Rhe<strong>in</strong>hessen und Pfalz), e<strong>in</strong>e Präzisierung geschah aber nur <strong>in</strong> seltenen Fällen. Insgesamt<br />

betrachtet haben sowohl die Starenzahlen als auch die Fraßschäden im Vergleich zu den<br />

1960 und 1970er Jahren deutlich abgenommen (ALTMAYER 2002 mündl., HILL 2001, 2002<br />

mündl. sowie SLFA NEUSTADT 1980-1998).<br />

5.1 Star Sturnus vulgaris<br />

Wie die Sichtung des Schriftverkehrs <strong>der</strong> STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT<br />

zeigte, war das Auftreten <strong>von</strong> Staren <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz im Zeitraum zwischen 1980 und<br />

1995 nur punktuell auffällig. Beispielsweise beantragte die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft B<strong>in</strong>ger<br />

Bauernvere<strong>in</strong>e 1988 bei <strong>der</strong> Bezirksregierung Rhe<strong>in</strong>hessen e<strong>in</strong>e Abschussgenehmigung <strong>von</strong><br />

Staren (sowie <strong>von</strong> Amseln und Wachol<strong>der</strong>drosseln) im Raum B<strong>in</strong>gen wegen „erheblicher“<br />

Schäden <strong>in</strong> Süß- und Sauerkirschkulturen sowie befürchteter Schäden <strong>in</strong> Rebflächen. 1993<br />

bis 1995 erteilte die Bezirksregierung Rhe<strong>in</strong>hessen e<strong>in</strong>e Ausnahmegenehmigung <strong>zur</strong><br />

Vergrämung <strong>von</strong> Staren <strong>in</strong> We<strong>in</strong>- und Obstkulturen mit pyroakustischen Mitteln auf<br />

Anbauflächen im Stadtgebiet <strong>von</strong> B<strong>in</strong>gen.


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 65<br />

Anzahl<br />

1000000<br />

900000<br />

800000<br />

700000<br />

600000<br />

500000<br />

400000<br />

300000<br />

200000<br />

100000<br />

0<br />

1975<br />

1977<br />

1979<br />

Star-Beobachtungen 1975-1999<br />

- Anbaugebiet Pfalz -<br />

1981<br />

1983<br />

1985<br />

Abb. 8: Tendenz <strong>der</strong> Starenentwicklung im Anbaugebiet Pfalz <strong>von</strong> 1975-1999. Die<br />

dargestellten Daten beziehen sich auf geschätzte Maximalzahlen <strong>von</strong> Schlafplatze<strong>in</strong>flügen.<br />

Quelle: SLFA NEUSTADT (1999) (verän<strong>der</strong>t nach ALTMAYER).<br />

Größere Schäden wurden lediglich zu Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre verzeichnet. So berichtet<br />

die SLVA NEUSTADT (1997), die das pfälzische Anbaugebiet betreut, dass 1995 erhebliche<br />

Schäden durch Starenfraß aufgetreten s<strong>in</strong>d. 1996 verschärfte sich die Situation. Erkennbar<br />

ist dies an den Anträgen <strong>der</strong> We<strong>in</strong>bergshütergeme<strong>in</strong>schaft Alzey-Schafhausen und des<br />

Ortsbauernvere<strong>in</strong>s Gau-O<strong>der</strong>nheim, die e<strong>in</strong>e Freigabe auf Vergrämung <strong>von</strong> Staren mit<br />

Schrot (Abschuss) bei Bezirksregierung Rhe<strong>in</strong>hessen for<strong>der</strong>ten. Bereits im Juli des Jahres<br />

wurden Schäden durch Stare im Raum Worms, Grünstadt und Dirmste<strong>in</strong> an unreifen<br />

Trauben bekannt. Im gleichen Jahr ließen klimatische E<strong>in</strong>flüsse die Traubenreife um ca. zwei<br />

Wochen verspäten, so dass sich <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Hauptlese mit dem E<strong>in</strong>treffen <strong>der</strong><br />

Hauptmasse <strong>von</strong> Staren überlagerte. Gleichzeitig war <strong>der</strong> auf badischer Seite liegende<br />

Schlafplatz „Waghäusel“ mit ca. e<strong>in</strong>er Million Stare außerordentlich stark besetzt. Von den<br />

dort nächtigenden Staren flogen tagsüber Hun<strong>der</strong>ttausende <strong>in</strong> die pfälzischen Anbauflächen<br />

<strong>zur</strong> Nahrungssuche. In <strong>der</strong> Folge kam es zu erheblichen betrieblichen E<strong>in</strong>bußen, teilweise<br />

waren Totalschäden im Ertrag zu verzeichnen (SLFA NEUSTADT 1997). Noch größere<br />

Fraßschäden wurden durch zeitlich und f<strong>in</strong>anziell aufwendige <strong>Abwehr</strong>maßnahmen <strong>der</strong><br />

W<strong>in</strong>zer bzw. Feldhüter verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Im Dezember waren noch immer größere<br />

Starengesellschaften im Anbaugebiet anwesend und verursachten beträchtliche<br />

Ertragse<strong>in</strong>bußen <strong>in</strong> den <strong>zur</strong> Erzeugung <strong>von</strong> Eiswe<strong>in</strong> bestimmten Rebflächen.<br />

Nach Angaben <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Versuchsanstalten Bad Kreuznach und Neustadt<br />

a.d. We<strong>in</strong>straße (HILL 2001, HILL 2002 und ALTMAYER 2002, beide mündl.) wird vermutet,<br />

1987<br />

1989<br />

1991<br />

1993<br />

1995<br />

1997<br />

1999


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 66<br />

dass Starenschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>hessen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfalz hauptsächlich <strong>in</strong> Nähe und im<br />

Zusammenhang mit <strong>in</strong>dividuenreichen Starenschlafplätzen (Schilfröhrichte <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>auen)<br />

auftreten. Im Wesentlichen kommt <strong>der</strong> Zeitraum ab Mitte Oktober <strong>in</strong> Frage, wenn größere<br />

Starentrupps auf dem Weg <strong>in</strong>s Überw<strong>in</strong>terungsgebiet rasten (vgl. Abb. 1 und Abb. 2). So<br />

passen auch die beiden erwähnten Schadensjahre 1995 und 1996 <strong>in</strong>s Bild, als die<br />

pfälzischen und badischen Schlafplätze mit bis zu 1 Mio. Stare besetzt waren (vgl. Anhang I<br />

und Abb. 8). In <strong>der</strong> Vergangenheit führten die genannten Dienststellen, teilweise <strong>in</strong><br />

Kooperation mit regionalen Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften <strong>zur</strong> Starenabwehr, Beobachtungen und<br />

regelmäßige Zählungen an ihnen bekannten Schlafplätzen durch. Ebenso wurden <strong>in</strong> den<br />

1980er und 1990er Jahren gezielte Vergrämungsaktionen an Schlafplätzen durchgeführt,<br />

beispielsweise sobald die Ansammlungen regelmäßig über 10.000-20.000 Individuen<br />

aufwiesen (Anhang I). In <strong>der</strong> Regel fanden solche prophylaktischen <strong>Abwehr</strong>maßnahmen <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> örtlichen Jägerschaft o<strong>der</strong> durch Knallschussgeräte und phono-<br />

akustische Methoden (z.B. Sau- o<strong>der</strong> Vogelschreck <strong>der</strong> Fa. GRAßMANN, <strong>Abwehr</strong>gerät <strong>der</strong> Fa.<br />

WILHELMS) statt. Letztendlich dienten sie aber auch <strong>der</strong> Effizienzkontrolle <strong>der</strong><br />

verschiedensten Vergrämungsverfahren (vgl. Tab. 19). Den Berichten zufolge genügten sehr<br />

häufig e<strong>in</strong>- bis zweimalige Vergrämungse<strong>in</strong>sätze, um e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuenreichen Schlafplatz<br />

dauerhaft, d.h. für den Zeitraum bis zum Abschluss <strong>der</strong> Hauptlese, aufzulösen.<br />

Unter kritischer Betrachtung bleiben jedoch viele Fragen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> erwünschten<br />

Wirkung offen. Bekanntermaßen betragen die Distanzen, die <strong>von</strong> Staren zwischen<br />

Schlafplätzen und Nahrungsgebieten <strong>zur</strong>ückgelegt werden, über 40 km. D.h. aus e<strong>in</strong>er<br />

räumlichen Nähe zwischen Anbaugebiet und Schlafplatz lassen sich ohne genaue<br />

Untersuchung ke<strong>in</strong>e verlässlichen Aussagen über die Herkunft <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Anbaugebieten<br />

e<strong>in</strong>fallenden Tiere ableiten. Die Schlafplätze werden zwar <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Vergrämung häufig<br />

aufgegeben, jedoch Verschw<strong>in</strong>den die Stare nicht aus dem regionalen Umfeld. So ist aus<br />

dem pfälzischen Anbaugebiet, wie oben geschil<strong>der</strong>t, bekannt, dass die dort tagsüber<br />

nahrungssuchenden Stare zum Nächtigen auf die badische Landesseite wechselten und sich<br />

so dem Zugriff <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong>maßnahmen entzogen. Außerdem existieren neben den großen<br />

kontrollierten Schlafplätzen e<strong>in</strong>e Vielzahl kle<strong>in</strong>erer Ansammlungen mit e<strong>in</strong>igen tausend<br />

Tieren, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Summe beträchtlich se<strong>in</strong> dürften (vgl. Tab. 1). Darüber h<strong>in</strong>aus wurde<br />

bereits 1980 die Aussage getroffen, dass die Aufwendungen <strong>zur</strong> Starenabwehr höher<br />

e<strong>in</strong>geschätzt werden als <strong>der</strong> real e<strong>in</strong>getretene Schaden. Insgesamt blieben erhebliche<br />

Unsicherheiten über die tatsächlichen Schäden, die <strong>von</strong> Staren verursacht werden.<br />

1997 befragte <strong>der</strong> FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN SLFA NEUSTADT über 300 pfälzische<br />

We<strong>in</strong>baubetriebe zu Schäden durch Vogelfraß (SLFA NEUSTADT 1997). Die Rückmeldequote<br />

wird mit ca. 36 % als relativ niedrig angegeben. Daher s<strong>in</strong>d die dargestellten Ergebnisse nur<br />

bed<strong>in</strong>gt repräsentativ und besitzen im H<strong>in</strong>blick auf die Übertragbarkeit auf die Gesamtfläche


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 67<br />

nur e<strong>in</strong>geschränkte Gültigkeit. Trotzdem lassen sich <strong>in</strong>teressante Erkenntnisse über<br />

mögliche Ursachen für die aufgetretenen Schäden, Umfang <strong>der</strong> Schäden und Angaben über<br />

e<strong>in</strong>geleitete <strong>Abwehr</strong>maßnahmen aufzeigen. Inwieweit <strong>der</strong> relativ ger<strong>in</strong>ge Rücklauf <strong>der</strong><br />

Fragebögen den Anteil <strong>der</strong> Betriebe wi<strong>der</strong>spiegelt, die mit Starenschäden konfrontiert<br />

worden s<strong>in</strong>d, soll <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Stellen bewertet werden.<br />

Die Befragung be<strong>in</strong>haltete zudem erbetene Angaben über praktizierte <strong>Abwehr</strong>methoden.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>von</strong> 212 (Doppelmeldungen e<strong>in</strong>zelner Betriebe) Meldungen waren<br />

die am häufigsten angewandten Maßnahmen <strong>zur</strong> Vogelabwehr und –vergrämung örtlich<br />

organisierte Feldhut (23,6 %) und das Aufstellen <strong>von</strong> Schreckschussapparaten mit 22,6 %.<br />

Die Verwendung <strong>von</strong> Netzen bzw. Folien erfolgte <strong>in</strong> 14,6 % <strong>der</strong> Fälle und e<strong>in</strong>e betrieblich<br />

organisierte Feldhut mit 17,5 %. Der Anteil <strong>der</strong> Betriebe ohne durchgeführte<br />

<strong>Abwehr</strong>maßnahmen betrug 14,2 % (vgl. Abb. 9).<br />

Feldhut (betrieblich<br />

organisiert)<br />

Feldhut (örtlich<br />

organisiert)<br />

Netze<br />

funkgesteuerte<br />

Knallschußanlagen<br />

selbsttätige<br />

Knallschußapparate<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Verwendete Vogelabwehrmaßnahmen (n=212)<br />

- We<strong>in</strong>anbauregion Pfalz -<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Prozent<br />

Abb. 9: Prozentuale Angabe <strong>der</strong> angewandten Vogelabwehrmaßnahmen im<br />

We<strong>in</strong>anbaugebiet Pfalz. Umfrage 1997 durch den FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN <strong>der</strong><br />

SLFA NEUSTADT (1997) (nach ALTMAYER, verän<strong>der</strong>t).<br />

Von 75 % <strong>der</strong> Betriebe, die e<strong>in</strong>e Rückmeldung vorgenommen haben, werden Schäden<br />

durch Vogelfraß beklagt. Da da<strong>von</strong> ausgegangen werden muss, dass <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

geschädigte W<strong>in</strong>zer auf den Fragebogen antworteten, sollte dieser Wert mit


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 68<br />

E<strong>in</strong>schränkungen gewertet werden. Wie erwartet wird <strong>der</strong> Europäische Star mit 65 % als<br />

Hauptverursacher <strong>der</strong> Fraßschäden im We<strong>in</strong>bau angegeben (Tab. 10).<br />

Prozent<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Schädigende Vogelarten im We<strong>in</strong>bau<br />

- We<strong>in</strong>anbauregion Pfalz -<br />

Star Amsel sonstige<br />

Abb. 10: Prozentuale Angabe <strong>der</strong> Verursacher <strong>von</strong> Fraßschäden an<br />

Trauben im We<strong>in</strong>anbaugebiet Pfalz. Umfrage 1997 durch den Fachbereich<br />

Phytomediz<strong>in</strong> <strong>der</strong> SLFA NEUSTADT (1997) (verän<strong>der</strong>t nach ALTMAYER).<br />

Von 145 Meldungen über den Zeitpunkt <strong>der</strong> aufgetretenen Schäden fallen 27,6 % vor die<br />

Hauptlese, 47,6 % während <strong>der</strong> Hauptlese und 24,8 % <strong>in</strong> den Zeitraum nach <strong>der</strong> Hauptlese<br />

(vgl. Abb. 11). Wie oben geschil<strong>der</strong>t, sollte hierbei berücksichtigt werden, dass 1996 e<strong>in</strong>e<br />

Verzögerung <strong>der</strong> Traubenreife e<strong>in</strong>trat. Dadurch überlagerte sich das E<strong>in</strong>treffen <strong>der</strong> Stare mit<br />

dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Hauptlese. Dementsprechend dürfte sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> <strong>zur</strong> Hauptlese<br />

e<strong>in</strong>getretenen Schäden etwas zugunsten <strong>der</strong> „Nachsaison“ verschieben.


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 69<br />

nach <strong>der</strong> Hauptlese<br />

während <strong>der</strong> Hauptlese<br />

vor <strong>der</strong> Hauptlese<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Schäden (n=145)<br />

- We<strong>in</strong>anbauregion Pfalz -<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Prozent<br />

Abb. 11: Prozentuale Verteilung <strong>der</strong> Zeitpunkte <strong>von</strong> Schäden <strong>in</strong> Rebflächen im<br />

We<strong>in</strong>anbaugebiet Pfalz, Umfrage 1997 durch den FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN <strong>der</strong><br />

SLFA NEUSTADT (1997) (verän<strong>der</strong>t nach ALTMAYER).<br />

Prozent<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Höhe <strong>der</strong> Schäden (n=95)<br />

- W e<strong>in</strong>bauregion Pfalz -<br />

k.A. bis 1.000 DM 1.000-5.000<br />

DM<br />

5.000-10.000<br />

DM<br />

über 10.000<br />

DM<br />

Abb. 12: Verteilung <strong>der</strong> Schadenshöhen durch Fraßschäden. Umfrage 1997 durch<br />

den FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN <strong>der</strong> SLFA NEUSTADT (1997) (verän<strong>der</strong>t nach<br />

ALTMAYER).


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 70<br />

Die Schadenshöhe liegt bei <strong>der</strong> überwiegenden Zahl <strong>der</strong> Betriebe im Bereich zwischen<br />

1.000 und 5.000 DM (35,8 %). In beson<strong>der</strong>en Fällen wird er deutlich über 10.000 DM<br />

angegeben (vgl. Abb. 12). Die anhand <strong>der</strong> rückgemeldeten Fragebögen (67 Betriebe)<br />

bekannt gewordene Schadenshöhe im Jahre 1996 beläuft sich auf ca. 200.000 € (392.000<br />

DM). Allerd<strong>in</strong>gs verweisen SOMERS & MORRIS (2002) <strong>in</strong> ihrer Untersuchung auf die oftmals<br />

überhöhte Schätzung <strong>der</strong> monetären Fraßschäden, wenn diese <strong>von</strong> den geschädigten<br />

W<strong>in</strong>zern selbst vorgenommen wird. Wie erwähnt handelte es sich 1996 um e<strong>in</strong><br />

außergewöhnliches Jahr h<strong>in</strong>sichtlich des zeitlichen Auftretens und <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

beobachteten Stare.<br />

Für die Ursache <strong>von</strong> Fraßschäden werden zu 25 % fehlende <strong>Abwehr</strong>maßnahmen und zu<br />

30 % hohe Individuenzahlen genannt. Dagegen wird die Tätigkeit <strong>der</strong> We<strong>in</strong>bergshüter relativ<br />

gut bewertet, da nur 7,4 % <strong>der</strong> Fälle Unaufmerksamkeit <strong>der</strong> Feldhüter als Grund für<br />

Fraßschäden durch Stare angegeben wurde. Darüber h<strong>in</strong>aus werden Schäden auf<br />

Sabotage, Gewöhnungseffekte <strong>der</strong> Vögel und Unwirksamkeit <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong>maßnahmen<br />

<strong>zur</strong>ückgeführt (vgl. Abb. 13).<br />

Zu viele Vögel<br />

fehlende<br />

<strong>Abwehr</strong>maßnahmen<br />

Un<strong>zur</strong>eichende<br />

Schreckwirkung<br />

An<strong>der</strong>e Gründe<br />

Sabotage<br />

Unaufmerksamkeit <strong>der</strong><br />

Feldhüter<br />

Technische Gründe<br />

Begünstigung <strong>von</strong> Vogelschäden (n=203)<br />

We<strong>in</strong>bauregion Pfalz<br />

0 10 20 30 40<br />

Prozent<br />

Abb. 13: Auswertung <strong>zur</strong> Frage „Wodurch wurden die Schäden ermöglicht?“,<br />

Umfrage 1997 durch den FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN <strong>der</strong> SLFA NEUSTADT (1997)<br />

(verän<strong>der</strong>t nach ALTMAYER).<br />

Die tabellarische Auflistung <strong>in</strong> Anhang I (Seite 112) bietet e<strong>in</strong>en Überblick über die <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Interessengeme<strong>in</strong>schaft Starenabwehr Vor<strong>der</strong>pfalz durchgeführten Maßnahmen im


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 71<br />

Rahmen <strong>der</strong> regionalen Starenabwehr seit 1980 und die Entwicklung <strong>der</strong> Starensituation <strong>von</strong><br />

1980 bis 1999 im We<strong>in</strong>anbaugebiet Pfalz mit gelegentlichen H<strong>in</strong>weisen zu rhe<strong>in</strong>hessischen<br />

Flächen (SLFA NEUSTADT 1980-1999).<br />

5.2 R<strong>in</strong>geltaube Columba palumbus<br />

Nach E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Verfasser zählt die R<strong>in</strong>geltaube (ebenso wie <strong>der</strong> Star) zu den<br />

Vogelarten, die beim Auftreten <strong>in</strong>dividuenreicher Gesellschaften hohe e<strong>in</strong>zelbetriebliche<br />

Schäden verursachen und e<strong>in</strong>e zielgerichtete Vogelabwehr <strong>in</strong> den betroffenen Kulturen<br />

notwendig machen können. Die erwähnten Fressgesellschaften verursachen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei hohen Schneelagen im W<strong>in</strong>ter und bei un<strong>zur</strong>eichenden Nahrungsangeboten auf an<strong>der</strong>en<br />

Flächen (fehlende Bucheckernmast, etc.) Fraßschäden <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Kulturen,<br />

wobei klimatisch begünstigte Anbaugebiete bevorzugt werden (ROSSBACH 1986). Aus den<br />

1970er Jahren ist durch Umfragen bei Pflanzenschutzämtern bekannt, dass R<strong>in</strong>geltauben<br />

schwerpunktmäßig <strong>in</strong> Getreide- und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Maisansaaten Schäden verursachen<br />

können. Zudem s<strong>in</strong>d Schäden im Gemüsebau bekannt. Hier waren Rosenkohl-, Grünkohl-,<br />

Blumenkohl-, Wirs<strong>in</strong>g-, Kohlrabi- sowie Rübenkulturen betroffen (ROSSBACH 1986). Dabei<br />

liegt das Hauptproblem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wertm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Erntegutes durch Verkotung und Blattfraß.<br />

Vor allem bei Spätgemüse wie Grün- und Rosenkohl waren W<strong>in</strong>terschäden zu verzeichnen<br />

(ROSSBACH 1986).<br />

Nach wie vor zählen nennenswerte Schäden durch R<strong>in</strong>geltauben nicht zu den<br />

regelmäßigen Ersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Die Schadensmeldungen konzentrieren<br />

sich im pfälzischen Raum (s. o.), dem Gemüseanbauzentrum <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. So wurden<br />

Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre Beschwerden über Wildtaubenschäden aus dem Raum<br />

Ludwigshafen, Speyer und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e 1994 im Bereich Frankenthal bekannt. Nach<br />

Erkenntnissen <strong>der</strong> STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT (1994) wurden zum<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Schäden große Taubenschwärme mit bis zu 1.000 Individuen beobachtet.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Schäden dadurch begünstigt worden, dass die ansässigen<br />

Jagdausübungsberechtigten nur im ger<strong>in</strong>gen Umfang aktiv wurden, obwohl dies den<br />

jagdrechtlichen Bestimmungen zufolge ihre Aufgabe gewesen wäre. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden<br />

<strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> Bewirtschafter ke<strong>in</strong>e weiteren <strong>Abwehr</strong>maßnahmen <strong>zur</strong> Schadensreduzierung<br />

unternommen.<br />

Auch die Nahrungssuche und –aktivität folgt bei R<strong>in</strong>geltauben e<strong>in</strong>em tageszeitlichen<br />

Muster. R<strong>in</strong>geltaubentrupps fliegen vorwiegend <strong>in</strong> den Morgen und Abendstunden <strong>in</strong><br />

Nahrungsflächen e<strong>in</strong> (GEMMEKE 2002).


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 72<br />

5.3 Amsel Turdus merula<br />

Laut Schriftverkehr <strong>der</strong> STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M., liegen ke<strong>in</strong>e<br />

aktuellen H<strong>in</strong>weise <strong>von</strong> bekannt gewordenen Schäden durch Amseln <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

vor. Nach Mitteilungen diverser landwirtschaftlicher Fachabteilungen, Behörden und<br />

Versuchsanstalten tritt die Art <strong>in</strong> Obstanbauflächen (Apfelplantagen, Süß- und<br />

Sauerkirschkulturen) und We<strong>in</strong>bergen auf. Da Amseln, im Gegensatz zu den Staren o<strong>der</strong><br />

Krähen, nur kle<strong>in</strong>ere Individuenverbände bilden, fallen die Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ger<strong>in</strong>g aus.<br />

Zu erwähnen ist allenfalls, dass sie über die gesamte Dauer <strong>der</strong> Fruchtreife <strong>von</strong> Ste<strong>in</strong>- und<br />

Beerenobstfrüchten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet anwesend s<strong>in</strong>d, wodurch sich Schadensfälle summieren<br />

können. Mit am Auffälligsten s<strong>in</strong>d Fraßschäden <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergslagen (vgl. Abb. 10), wo<br />

e<strong>in</strong>zelne Rebparzellen stellenweise betroffen se<strong>in</strong> können. Erhebliche o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelbetriebliche<br />

E<strong>in</strong>bußen wurden dabei bislang aber nicht verzeichnet (SLFA NEUSTADT 1986, HILL 2001).<br />

Daher s<strong>in</strong>d Abschussgenehmigungen <strong>von</strong> Amseln, wie sie se<strong>in</strong>erzeit (1988) <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft B<strong>in</strong>ger Bauernvere<strong>in</strong>e bei <strong>der</strong> Bezirksregierung Rhe<strong>in</strong>hessen wegen<br />

angeblicher „erheblicher“ Schäden <strong>in</strong> Süß- und Sauerkirschkulturen sowie befürchteter<br />

Schäden <strong>in</strong> Rebflächen gefor<strong>der</strong>t wurden, absolut unverhältnismäßig.<br />

Die <strong>von</strong> Amseln aufgesuchten Rebparzellen liegen oftmals <strong>in</strong> den Randlagen <strong>von</strong><br />

Anbauflächen und grenzen unmittelbar an Wald- o<strong>der</strong> Heckenbereiche an. Das<br />

Schadensmuster, <strong>der</strong> <strong>von</strong> Amseln geschädigten Kulturen, erkennt man beispielsweise an<br />

angepickten Früchten (Äpfel, Kirschen, etc.). An Rebstöcken werden bevorzugt untere,<br />

bodennah hängende Trauben gefressen.<br />

5.4 Wachol<strong>der</strong>drossel Turdus pilaris<br />

Der STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M. liegen ke<strong>in</strong>e aktuellen H<strong>in</strong>weise<br />

über nennenswerte Schäden durch die Wachol<strong>der</strong>drossel vor. Wachol<strong>der</strong>drosseln fliegen <strong>zur</strong><br />

Fruchtreife <strong>in</strong> Obst- und We<strong>in</strong>anbauflächen e<strong>in</strong> und fressen an Früchten, allerd<strong>in</strong>gs<br />

entstanden dadurch bislang ke<strong>in</strong>e außergewöhnlich hohen Ertragse<strong>in</strong>bußen. Kle<strong>in</strong>ere, aber<br />

im H<strong>in</strong>blick auf den Gesamtertrag e<strong>in</strong>er Kultur als unerheblich zu bewertende Fraßschäden<br />

werden <strong>von</strong> Wachol<strong>der</strong>drosseln verursacht. Auch <strong>in</strong> wald- und heckennahen Rebflächen<br />

treten Wachol<strong>der</strong>drosseln auf.<br />

Maßnahmen, wie e<strong>in</strong> 1988 <strong>von</strong> <strong>der</strong> ARBEITSGEMEINSCHAFT BINGER BAUERNVEREINE bei<br />

<strong>der</strong> BEZIRKSREGIERUNG RHEINHESSEN beantragter Abschuss <strong>von</strong> Wachol<strong>der</strong>drosseln wegen<br />

angeblich „erheblicher“ Schäden <strong>in</strong> Süß- und Sauerkirschkulturen sowie befürchteter


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 73<br />

Schäden <strong>in</strong> Rebflächen s<strong>in</strong>d daher unverhältnismäßig und rechtfertigen nicht die Erteilung<br />

e<strong>in</strong>er Abschussgenehmigung.<br />

5.5 Rabenkrähe Corvus corone corone<br />

Zur speziellen Frage, <strong>in</strong>wieweit Rabenvögel landwirtschaftliche Schäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz verursachen, wurde 1995 e<strong>in</strong> <strong>Gutachten</strong> vom M<strong>in</strong>isterium für Umwelt und Forsten<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz <strong>in</strong> Auftrag gegeben (HELB 1998). Die im Rahmen <strong>der</strong> Rabenvogel-Studie<br />

durchgeführten umfangreichen Untersuchungen über Nahrungsgewohnheiten <strong>von</strong><br />

Rabenkrähen sowohl während des Brutzeitraums als auch im W<strong>in</strong>terhalbjahr, ergaben ke<strong>in</strong>e<br />

bestätigenden Anhaltspunkte, dass Rabenvögel für erhebliche landwirtschaftliche Schäden<br />

<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz verantwortlich s<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs kann es im E<strong>in</strong>zelfall zu monetären<br />

Ertragsausfällen o<strong>der</strong> Beschädigungen an landwirtschaftlichen Sachgütern kommen, die mit<br />

e<strong>in</strong>zelbetrieblichen E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen verbunden se<strong>in</strong> können. Derartige<br />

Schadensschwerpunkte liegen bei Silofolien / -mieten und Getreidesaaten sowie im Bereich<br />

des Mais- und Obstanbaus. Die im Rahmen des zuvor genannten <strong>Gutachten</strong>s erhobenen<br />

Schadensmeldungen beliefen sich landesweit auf 62 (1996: 14, 1997: 48) (HELB 1998).<br />

Räumlich konzentrierte Schadensschwerpunkte <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz s<strong>in</strong>d nicht bekannt.<br />

Folgende aktuelle Schadensmeldungen liegen <strong>der</strong> STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE<br />

FRANKFURT/M. vor:<br />

1990: Schäden durch Rabenkrähen an halbreifem Weißkohl (Schwegenheim bei<br />

Speyer).<br />

1991: Fünf Rabenkrähen legen Knollen und Stauden e<strong>in</strong>es Kartoffelackers (0,2<br />

ha) frei und verursachen 20 % Ertragsausfall (Horbruch, Kreis Birkenfeld).<br />

1997: „Erhebliche“ Fraßschäden durch zwei Rabenkrähen <strong>in</strong> Apfelkultur <strong>in</strong> Ober-<br />

Olm (Kreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen). Äpfel wurden angepickt und verfaulten.<br />

Ausnahmegenehmigung <strong>zur</strong> Bejagung durch die Bezirksregierung<br />

Rhe<strong>in</strong>hessen-Pfalz wurde bewilligt (BEZIRKSREGIERUNG RHEINHESSEN-<br />

PFALZ 1997).


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 74<br />

5.6 Saatkrähe Corvus frugilegus<br />

In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz existieren nur regional begrenzte Brutvorkommen <strong>der</strong> Saatkrähe (vgl.<br />

Kap. 3.6). Schadensfälle s<strong>in</strong>d somit vermutlich vorwiegend den durchziehenden<br />

osteuropäischen Schwärmen zuzuordnen.<br />

Im Raum Ste<strong>in</strong>weiler (Südpfalz) wurde e<strong>in</strong> Fall bekannt, wo Saatkrähen e<strong>in</strong>en frisch<br />

angelegten Weizenschlag durch das Ausgraben untergepflügter Sonnenblumen(-samen)<br />

geschädigt haben (das Sonnenblumenfeld war zuvor durch e<strong>in</strong> Unwetter verwüstet worden)<br />

(STAATL. VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M. 2002). Des Weiteren kann es bei verzögerten<br />

E<strong>in</strong>saaten <strong>von</strong> W<strong>in</strong>tergetreide <strong>zur</strong> Schädigung <strong>der</strong> noch jungen Keiml<strong>in</strong>ge kommen, wenn<br />

sich <strong>der</strong>en Zwei- und Vier-Blattstadium mit dem zeitlichen E<strong>in</strong>treffen herbstlicher<br />

Saatkrähenschwärme überlagert (STAATL. VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M. 2002).<br />

5.7 Dohle Corvus monedula<br />

Wie die Sichtung des Schriftverkehrs <strong>der</strong> STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT<br />

zeigte und Befragungen ergaben, liegen ke<strong>in</strong>e aktuellen H<strong>in</strong>weise (letztmalig 1975) <strong>von</strong><br />

bekannt gewordenen Schäden durch Dohlen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> vor.<br />

5.8 Eichelhäher Garrulus glandarius<br />

Der STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M. liegen bis auf Ausnahmen ke<strong>in</strong>e<br />

aktuellen H<strong>in</strong>weise über nennenswerte Schäden durch Eichelhäher vor. Als E<strong>in</strong>zelfall wurden<br />

1996 Schäden durch Eichelhäher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Apfelplantage bei Le<strong>in</strong>sweiler (Kreis Südliche<br />

We<strong>in</strong>straße) gemeldet.<br />

5.9 Elster Pica pica<br />

Mit Ausnahme vere<strong>in</strong>zelter Schadensberichte, z.B. <strong>von</strong> 1988 und 1989, als kle<strong>in</strong>ere<br />

Elsternverbände bei B<strong>in</strong>gen-Büdesheim <strong>in</strong> Maiskulturen (Kolben) fraßen und so<br />

Ertragse<strong>in</strong>bußen im betroffenen Feld verursachten, liegen <strong>der</strong> STAATLICHEN<br />

VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M. ke<strong>in</strong>e aktuellen Schadensmeldungen vor. Zur speziellen<br />

Frage, <strong>in</strong>wieweit Rabenvögel erhebliche landwirtschaftlichen Schäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 75<br />

verursachen, wurde 1995 e<strong>in</strong> <strong>Gutachten</strong> vom M<strong>in</strong>isterium für Umwelt und Forsten Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz <strong>in</strong> Auftrag gegeben (HELB 1998). Anhaltspunkte für e<strong>in</strong>e erhebliche Schädigung <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong> durch Rabenvögel ergaben sich demnach nicht, sehr wohl kommen Schäden<br />

im E<strong>in</strong>zelfall vor. „Im Zusammenhang mit landwirtschaftlichen Schäden spielt die Elster<br />

überhaupt ke<strong>in</strong>e Rolle“ (HELB 1998, MARTENS & HELB unpubl.).<br />

5.10 Zusammenfassung Schadensmuster und Schadensfälle<br />

Die <strong>in</strong> Tabelle 29 aufgeführten Arten nutzen entsprechend ihrer Ökologie unterschiedliche<br />

Nahrungsressourcen. Als „schädigende“ Vogelarten im H<strong>in</strong>blick auf Anbaukulturen<br />

(Son<strong>der</strong>kulturen) haben sich <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz lediglich Star und R<strong>in</strong>geltaube erwiesen.<br />

Beide Arten können unter bestimmten Voraussetzungen (s.o.) lokal bedeutsame und<br />

e<strong>in</strong>zelbetrieblich hohe Ertrags- und E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen verursachen. Für den Star trifft<br />

dies im Erwerbsobstanbau zu (Süß- und Sauerkirschen, Äpfel), wo<strong>von</strong> <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

hauptsächlich das rhe<strong>in</strong>hessische Anbaugebiet betroffen ist. Darüber h<strong>in</strong>aus haben sich die<br />

Fraßschäden <strong>in</strong> Rebflächen als lokal gravierend herausgestellt. Regionale<br />

Schadensschwerpunkte s<strong>in</strong>d die We<strong>in</strong>anbaugebiete <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>hessen und <strong>der</strong> Pfalz. Angaben<br />

zu kle<strong>in</strong>räumigen und punktuellen Schadensgebieten können, bis auf die Feststellung, dass<br />

diese sche<strong>in</strong>bar <strong>in</strong> Nähe <strong>in</strong>dividuenreicher Schlafplätze liegen (vgl. Kap. 3.1, Abb. 14), nicht<br />

präzisiert werden. In beiden Fällen (Obst- und We<strong>in</strong>anbau) konnten ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen<br />

Nahrungs-Präferenzen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> gewählten Kultursorten erkannt werden. Vielmehr<br />

verhält sich <strong>der</strong> Star opportunistisch und nutzt die jeweils verfügbaren Ressourcen.


Schadensmuster und Schadensfälle Seite 76<br />

Tab. 29: Übersicht und Bewertung <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> h<strong>in</strong>sichtlich ihrer schädigenden Wirkung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong>. + = „normale“ Fraßschäden im Rahmen <strong>der</strong> Nahrungssuche, ++ = nennenswerte<br />

Schäden, teilweise durch Schwarmverhalten bed<strong>in</strong>gt, +++ = lokal bedeutsame Schäden, ( )<br />

e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Artname<br />

We<strong>in</strong>trauben<br />

Obst<br />

Star Sturnus vulgaris +++ +++ +<br />

R<strong>in</strong>geltaube Columba palumbus ++(+) ++<br />

Amsel Turdus merula + +<br />

Wachol<strong>der</strong>drossel Turdus pilaris + +<br />

Rabenkrähe Corvus c. corone +(+) + + + + + +(+)<br />

Saatkrähe Corvus frugilegus (+) ++ ++<br />

Dohle Corvus monedula +<br />

Eichelhäher Garrulus glandarius + (+)<br />

Elster Pica pica (+) +<br />

Gemüse<br />

Verbiss und Verkotung <strong>von</strong> Gemüsepflanzen (Kohlsorten, Salate) können überwiegend<br />

<strong>der</strong> R<strong>in</strong>geltaube zugeschrieben werden vere<strong>in</strong>zelt auch <strong>der</strong> Rabenkrähe. Nennenswerte bis<br />

e<strong>in</strong>zelbetriebliche Ernteschäden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz sowohl räumlich als auch zeitlich<br />

stark begrenzt. Wie die geschil<strong>der</strong>ten Muster aufzeigen, treten Schäden unter bestimmten<br />

Voraussetzungen im Spätherbst <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit größeren Rastgesellschaften<br />

durchziehen<strong>der</strong> Populationen auf. Räumlicher Schwerpunkt s<strong>in</strong>d gegebenermaßen die<br />

Gemüseanbaugebiete <strong>der</strong> rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen Oberrhe<strong>in</strong>ebene. In Getreideansaaten<br />

können ausnahmsweise nennenswerte E<strong>in</strong>bußen durch Fraß des Saatgutes entstehen. Auch<br />

diese s<strong>in</strong>d zeitlich mit dem Auftreten <strong>von</strong> spätsommerlichen und herbstlichen<br />

R<strong>in</strong>geltaubenansammlungen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Rabenkrähen haben sich nicht als bedeutende Schadvögel <strong>in</strong> <strong>der</strong> rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen<br />

<strong>Landwirtschaft</strong> erwiesen (MARTENS & HELB unpubl., HELB 1998). Sehr wohl kann die Art<br />

e<strong>in</strong>zelbetrieblich schädigend se<strong>in</strong>: Beispielsweise <strong>in</strong> Kirschanbauflächen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Zerstörung <strong>von</strong> Silageabdeckungen, wenn sie versucht an das äußerst prote<strong>in</strong>reiche<br />

Silagegut zu gelangen. Entgegen den beiden zuvor genannten Arten s<strong>in</strong>d gemeldete<br />

Schadensfälle regional nicht e<strong>in</strong>grenzbar. Wie obenstehende Tabelle 29 erkennen lässt,<br />

vermag die Rabenkrähe e<strong>in</strong> breites Nahrungsspektrum zu nutzen.<br />

Herbstlich auftretende Saatkrähenschwärme suchen vere<strong>in</strong>zelt <strong>zur</strong> Nahrungssuche frisch<br />

bestellte Getreidefel<strong>der</strong> auf, wobei sie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Getreidesaaten ausgraben sowie junge<br />

Keiml<strong>in</strong>ge fressen und hierdurch lokal nennenswerte Schäden verursachen können.<br />

Sonnenblumen<br />

Getreidesaaten<br />

auflaufende Saat<br />

Mais<br />

Hackfrüchte<br />

Silofolien/-mieten


Schadensgebiete Seite 77<br />

Die drei übrigen Corvidenarten Dohle, Eichelhäher und Elster s<strong>in</strong>d für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

nicht als Schadvogelarten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> e<strong>in</strong>zustufen. Auch wenn höhere<br />

e<strong>in</strong>zelbetriebliche Schäden an Getreidesaaten, an Obst o<strong>der</strong> im Falle <strong>der</strong> Elster an<br />

Silagefolien entstehen, können ke<strong>in</strong>e überregionalen o<strong>der</strong> als erheblich zu bewertenden<br />

Schäden nachgewiesen werden. Gleiches gilt für die beiden Drosselarten Amsel und<br />

Wachol<strong>der</strong>drossel. Erstere tritt lediglich <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuenschwachen Trupps auf. Nur für den<br />

Obst- und We<strong>in</strong>anbau s<strong>in</strong>d Schäden durch das Anfressen o<strong>der</strong> Anpicken <strong>von</strong> Früchten<br />

bekannt.<br />

6 Schadensgebiete<br />

6.1 Schadensgebiete allgeme<strong>in</strong><br />

Durch Vögel verursachte Schäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> treten im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong><br />

Gebieten mit großflächiger und <strong>in</strong>tensiver <strong>Landwirtschaft</strong> und entsprechenden Monokulturen<br />

auf (TOMPA 1976). Die Schadenskonzentrationen lassen sich im Jahresverlauf auf bestimmte<br />

Zeitfenster und auch räumlich e<strong>in</strong>grenzen. Dabei spielen klimatische Gegebenheiten e<strong>in</strong>e<br />

übergeordnete Rolle. Zum e<strong>in</strong>en konzentrieren sich landwirtschaftliche Produktionsflächen<br />

(hier: <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Son<strong>der</strong>kulturen) auf begünstigte Regionen, zum an<strong>der</strong>en suchen<br />

ziehende Vogelschwärme ebendiese Regionen <strong>zur</strong> Nahrungssuche, Rast o<strong>der</strong><br />

Überw<strong>in</strong>terung auf (ROSSBACH 1986, vgl. Kap. 3.1 bis 3.9).<br />

6.2 Schadensgebiete <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz konzentrieren sich die landwirtschaftlichen Son<strong>der</strong>kulturen<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die klimatisch sowie edaphisch begünstigten Flussnie<strong>der</strong>ungen entlang <strong>der</strong><br />

Mosel (We<strong>in</strong>), dem Ober- und Mittelrhe<strong>in</strong> (z.B. We<strong>in</strong>, Gemüse, Obst), <strong>der</strong> Ahr (We<strong>in</strong>) sowie<br />

<strong>der</strong> Nahe (We<strong>in</strong>). Die durch Vögel verursachten Schadenshöhen variieren jedoch<br />

kle<strong>in</strong>räumig und zwischen den Jahren (Ertragslage, Populationsgrößen <strong>der</strong> Vögel, Zugzeiten<br />

etc.), so dass e<strong>in</strong>e Gesamtbilanzierung schwierig ist. Die nachfolgende Karte (Abb. 14) kann<br />

daher nur e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Datengrundlage entsprechend grobmaßstäblichen Überblick vermitteln.<br />

Hier<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d die unter Kapitel 5 aufgeführten Schadensfälle räumlich dargestellt, wobei die<br />

Position <strong>der</strong> Symbole nur als grober Raumbezug e<strong>in</strong>zustufen ist (s.o.).<br />

Es konnte herausgearbeitet werden, dass es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im We<strong>in</strong>bau Konfliktfel<strong>der</strong><br />

bezüglich wildleben<strong>der</strong> Vögel und durch diese verursachte Schäden gibt. Daher wurde <strong>der</strong>


Schadensgebiete Seite 78<br />

Abbildung 14 die rhe<strong>in</strong>land-pfälzische Verbreitung des We<strong>in</strong>anbaus zugrunde gelegt<br />

(dunkelgraues Fleckenmuster, vgl. Legende Abb. 14). Auffällig ist die perlschnurartige<br />

Verteilung <strong>der</strong> Starenschlafplätze <strong>in</strong> den Rhe<strong>in</strong>auen entlang <strong>der</strong> Grenze zu Hessen und<br />

Baden-Württemberg. Diese wurden <strong>in</strong> Kapitel 3.1 aufgeführt und mengenmäßig beziffert (vgl.<br />

Abb. 14). Umfangreiche Schäden werden oftmals kausal mit <strong>der</strong> räumlichen Nähe zu<br />

größeren Schlafplätzen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht (vgl. Kap. 5.1, HILL 2001, u.a.). Auch aus <strong>der</strong><br />

Pfalz s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>art begründete Schäden aus dem Jahre 1996 bekannt (vgl. Kap. 5.2). Aus dem<br />

Mittelrhe<strong>in</strong>- und dem Ahrtal h<strong>in</strong>gegen liegen ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise über bedeutende<br />

Starenfraßschäden <strong>in</strong> den dortigen We<strong>in</strong>rebgebieten vor.<br />

Die durch R<strong>in</strong>geltauben verursachten Schäden konzentrieren sich im pfälzischen Raum<br />

(Gemüseanbau). Schäden höheren Umfangs wurden hier aus den Gegenden um<br />

Ludwigshafen, Speyer sowie Frankenthal bekannt (vgl. Kap. 5.2). Wie <strong>der</strong> Abbildung 14 und<br />

dem Kapitel 5.6 entnommen werden kann, liegt nur e<strong>in</strong> konkreter H<strong>in</strong>weis zu<br />

Saatkrähenschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (Landkreis Germersheim, Südpfalz) vor.<br />

Rabenkrähen verursachten <strong>in</strong> den vergangenen Jahren ger<strong>in</strong>gfügige Schäden, die meist auf<br />

E<strong>in</strong>zeltiere o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>ere Trupps <strong>zur</strong>ückzuführen waren (Kreis Birkenfeld, Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen,<br />

Speyer, vgl. Abb. 14).<br />

Aus den übrigen Flusstälern und –nie<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong> Mosel, Lahn, Nahe o<strong>der</strong> Ahr s<strong>in</strong>d den<br />

Verfassern ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s erwähnenswerten Schäden bekannt geworden (E<strong>in</strong>zelfälle, vgl.<br />

Abb. 14). Zwar wird seitens entsprechen<strong>der</strong> Institutionen (SLVA etc.) über vere<strong>in</strong>zelte und<br />

seltene Vorkommnisse zum Konflikt zwischen W<strong>in</strong>zern und Staren aus dem Moseltal<br />

berichtet, diese seien aber nicht <strong>von</strong> nennenswertem Umfang (vgl. Abb. 14).


Schadensgebiete Seite 79<br />

Räumliche Übersicht zu Schadensfällen<br />

= We<strong>in</strong>baugebiete<br />

• •<br />

• • = Starenschäden (Schwerpunktregionen)<br />

• • = Starenschäden (E<strong>in</strong>zelfälle)<br />

• • = bekannte Starenschlafplätze<br />

• • = R<strong>in</strong>geltaubenschäden (Schwerpunkte)<br />

• • = Saatkrähenschäden<br />

• •<br />

• • = Rabenkrähenschäden (E<strong>in</strong>zelfälle)<br />

• •<br />

• • • •<br />

Abb. 14: Schematische Übersicht <strong>zur</strong> räumlichen Verteilung <strong>von</strong> Schadensgebieten verschiedener<br />

Vogelarten sowie großen Starenschlafplätzen (• •) <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Kartengrundlage <strong>zur</strong><br />

Verbreitung <strong>der</strong> We<strong>in</strong>anbauflächen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz verän<strong>der</strong>t nach GIEK (1996).<br />

• •<br />

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Diskussion Seite 80<br />

7 Diskussion<br />

7.1 Material und Methoden<br />

Den Ergebnissen, die <strong>in</strong> den vorhergehenden Kapiteln ausgeführt wurden, liegen Daten<br />

und Angaben zu Grunde, die durch Recherchearbeiten und Befragungen bei verschiedenen<br />

rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen <strong>Landwirtschaft</strong>sbehörden, <strong>Landwirtschaft</strong>skammern, Fachabteilungen<br />

und Instituten gewonnen wurden. Da <strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> Verfasser ke<strong>in</strong>e eigenen<br />

Datenerhebungen im Freiland vorgesehen und durchgeführt wurden, müssen diese sich auf<br />

die ordnungsgemäße Beantwortung <strong>von</strong> schriftlichen Anfragen und die Richtigkeit <strong>der</strong><br />

Angaben <strong>von</strong> <strong>in</strong>terviewten Gesprächspartnern verlassen. Dies gilt ebenso für die<br />

Umfrageergebnisse, auf die sich <strong>in</strong> Kapitel 5.1 berufen wird (SLFA NEUSTADT 1997). Hierbei<br />

ist zu beachten, dass die Repräsentativität <strong>von</strong> Umfrageergebnissen nur e<strong>in</strong>geschränkt gültig<br />

se<strong>in</strong> kann. Im speziellen Fall (Umfrage bei pfälzischen We<strong>in</strong>bauern im Jahre 1997) kann<br />

beispielsweise nicht ausgeschlossen werden, dass e<strong>in</strong> hoher Anteil <strong>der</strong> Rückmeldungen auf<br />

Betriebe und W<strong>in</strong>zer <strong>zur</strong>ückgeht, die beson<strong>der</strong>s starke Schäden zu verzeichnen hatten. Sie<br />

hätten <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> zu bewältigenden Ertrags- und E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen e<strong>in</strong>e höhere<br />

Motivation zu antworten, als We<strong>in</strong>baubetriebe, die kaum o<strong>der</strong> nur im Rahmen des jährlich<br />

Üblichen geschädigt wurden (ALTMAYER 2002, mündl.). Dies führt wohlmöglich dazu, dass<br />

das Gesamtbild <strong>der</strong> angegebenen Schadensfälle und –summen über dem Tatsächlichen<br />

liegt.<br />

Im <strong>Gutachten</strong> wurde mit e<strong>in</strong>em breiten Ansatz versucht, die landesweite Situation <strong>von</strong><br />

nennenswerten landwirtschaftlichen (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e we<strong>in</strong>baulichen) Vogelschäden und <strong>der</strong>en<br />

Entwicklung <strong>in</strong> den letzten ca. 20 Jahren darzustellen. Für denselben Zeitraum wurde die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Starenbestände, als aus Sicht des We<strong>in</strong>baus relevanteste Vogelart,<br />

vergleichend und gebietsübergreifend aufgezeigt und abgehandelt. Die zugrunde liegenden<br />

Daten können als verlässlich angesehen werden, da sie auf wissenschaftlichen Erhebungen<br />

basieren.<br />

Neben den oben genannten Grundlagen zählten e<strong>in</strong>e gezielt angelegte Recherche <strong>in</strong><br />

Bibliotheken bzw. Internetbibliotheken und die Bearbeitung <strong>von</strong> Publikationen und Artikeln,<br />

die seit ca. 1980 <strong>in</strong> Fachorganen o<strong>der</strong> wissenschaftlichen (auch <strong>in</strong>ternationalen)<br />

Schriftenreihen veröffentlicht wurden, zu den vordr<strong>in</strong>glichsten Aufgaben. Außerdem wurden<br />

themenbezogene Briefwechsel <strong>der</strong> STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE FRANKFURT/M.<br />

gesichtet. Gemäß den Untersuchungszielen konzentrierte sich die Bearbeitung <strong>der</strong><br />

Fragestellungen auf die landwirtschaftlichen Son<strong>der</strong>kulturen We<strong>in</strong>-, Obst- und Gemüsebau.


Diskussion Seite 81<br />

Zur Bedeutung <strong>von</strong> Rabenvögeln als verme<strong>in</strong>tlich schädigende Arten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong>, wurde vom Land Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz bereits 1995-1997 e<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>in</strong><br />

Auftrag gegeben (MARTENS & HELB, unpubl., HELB 1998). Auf die wesentlichen Ergebnisse<br />

wird verwiesen, wobei diesen auch hier aufgrund <strong>der</strong> wissenschaftlichen Vorgehensweise<br />

Vertrauen geschenkt werden kann. Zusätzlich handelt es sich hierbei um e<strong>in</strong>e rhe<strong>in</strong>land-<br />

pfalz-spezifische Untersuchung.<br />

Trotz umfangreicher Ermittlungen blieben Datenlücken bestehen. Insbeson<strong>der</strong>e fehlten<br />

Meldungen <strong>zur</strong> kle<strong>in</strong>räumlichen Verteilung <strong>von</strong> nennenswerten Fraßschäden bzw. zu<br />

gefährdeten Anbauflächen. In <strong>der</strong> Regel wurden diesbezügliche Aussagen <strong>von</strong> den<br />

befragten Institutionen dah<strong>in</strong>gehend pauschalisiert, dass Fraßschäden <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong><br />

vorkommen, aber ke<strong>in</strong>e konkreten lokalen Schadensgebiete genannt werden können. Im<br />

Rahmen weiterer Arbeitsschritte konnten diese recht defizitären Grundlagen teilweise<br />

kompensiert werden, da beispielsweise Daten über bekannte <strong>in</strong>dividuenreiche<br />

Starenschlafplätze bei ortskundigen ehrenamtlichen Ornithologen (FOLZ, EISLÖFFEL) und<br />

regionalen Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften <strong>zur</strong> Starenhut (SLFA NEUSTADT 1980-1999) angefor<strong>der</strong>t,<br />

gesammelt und ausgewertet wurden. Aus <strong>der</strong> Darstellung traditioneller Schlafplätze lassen<br />

sich zum<strong>in</strong>dest solche Gebiete großräumlich identifizieren, die am ehesten mit<br />

Starenproblemen konfrontiert werden könnten. Nach Angabe <strong>von</strong> HILL (2001) treten<br />

Starenfraßschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>hessen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>in</strong>dividuenreichen Schlafplätzen auf.<br />

Diese räumliche Korrelation konnte durch die erstellte Karte e<strong>in</strong>deutig bestätigt werden.<br />

Die angesprochenen Lücken ließen sich bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad schließen, e<strong>in</strong>e<br />

genauere, d.h. kle<strong>in</strong>räumliche Darstellung <strong>von</strong> Schadensschwerpunkten und bekannt<br />

gewordenen Fraßschäden, konnte <strong>in</strong> Anbetracht des hierzu erfor<strong>der</strong>lichen,<br />

unverhältnismäßigen hohen Aufwandes (z.B. telefonische Befragungen, Aufnahme <strong>von</strong><br />

persönlichen Kontakten zu We<strong>in</strong>bauern) nicht geleistet werden.<br />

7.2 Allgeme<strong>in</strong>e Schadensfälle durch Vögel <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Zweifelsohne gibt es <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Vogelschäden <strong>in</strong> Son<strong>der</strong>kulturen. Dies wird durch<br />

das vorliegende <strong>Gutachten</strong> nicht <strong>in</strong> Abrede gestellt. Da es sich aber grundsätzlich um<br />

e<strong>in</strong>zelbetriebliche Schäden und Ertragse<strong>in</strong>bußen handelt, s<strong>in</strong>d sie auch im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

gesetzlichen Def<strong>in</strong>ition nicht als erheblich zu bezeichnen. In den vergangenen 20 Jahren<br />

erreichten die Schadenshöhen im We<strong>in</strong>bau, mit Ausnahme <strong>der</strong> Jahre 1995 und 1996, ke<strong>in</strong>e<br />

außerordentlich nennenswerten Höhen.


Diskussion Seite 82<br />

Die Schadensschwerpunkte im Son<strong>der</strong>kulturanbau stellen sich als regional bis lokal<br />

begrenzt dar. Klimatisch günstige Voraussetzungen, die <strong>der</strong> We<strong>in</strong>-, Obst- und Gemüseanbau<br />

benötigen, bed<strong>in</strong>gen gegebenermaßen, dass sich die Anbaugebiete <strong>von</strong> Son<strong>der</strong>kulturen mit<br />

den bevorzugten Rast- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten <strong>von</strong> Staren und R<strong>in</strong>geltauben<br />

überlagern. Die Anbaukulturen wie<strong>der</strong>um wirken aufgrund ihrer Nahrungsattraktivität<br />

beson<strong>der</strong>s anziehend auf beide Arten. Beim Star kommt außerdem h<strong>in</strong>zu, dass die<br />

Schilfflächen <strong>in</strong> den Altrhe<strong>in</strong>en und Feuchtgebieten Rhe<strong>in</strong>hessens bzw. <strong>der</strong> Pfalz <strong>zur</strong> Bildung<br />

<strong>in</strong>dividuenreicher Schlafplätze genutzt werden können.<br />

Wie geschil<strong>der</strong>t treten im We<strong>in</strong>-, Obst- und Gemüseanbau e<strong>in</strong>zelbetrieblich nennenswerte<br />

Schäden auf. Zur Schadenshöhe muss angemerkt werden, dass Schätzungsangaben <strong>von</strong><br />

betroffenen We<strong>in</strong>bauern differenziert diskutiert und mit Vorbehalten betrachtet werden sollten<br />

(SOMERS & MORRIS 2002). Aufgrund <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit gültigen Schadensregelung unterliegen<br />

durch Vögel verursachte landwirtschaftliche Schäden (Ausnahme: Fasane) nicht <strong>der</strong><br />

Wildschadensregulierung. Demnach existiert auch ke<strong>in</strong> Dokumentationsbedarf. Somit liegen<br />

den Schätzverfahren ke<strong>in</strong>e unabhängigen amtlichen Begutachtungen zugrunde. SOMERS &<br />

MORRIS (2002) gehen beispielsweise da<strong>von</strong> aus, dass betroffene Landwirte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

dazu neigen, Schäden zu überschätzen. Darüber h<strong>in</strong>aus sollten E<strong>in</strong>bußen durch Fraß- und<br />

sonstige Vogelschäden <strong>in</strong> Relation zum jährlich üblichen Ertrags- und Erntee<strong>in</strong>kommen<br />

angegeben werden. Außerdem ist zu Bedenken, dass E<strong>in</strong>flüge <strong>von</strong> Staren und damit<br />

verbundene Schädigungen <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ertragslage e<strong>in</strong>es jeweiligen Jahres<br />

gesehen werden sollten. In erntereichen Jahren werden Fraßschäden eher toleriert als <strong>in</strong><br />

unterdurchschnittlichen Ertragsjahren. W<strong>in</strong>zerbetriebe und Genossenschaften dürfen und<br />

können Trauben, aufgrund rahmenrechtlicher Bed<strong>in</strong>gungen und limitierter We<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>gente,<br />

nur bis zu e<strong>in</strong>er bestimmten Ertragsschwelle nutzen. In guten Ertragsjahren kommt es daher<br />

nicht selten vor, dass Trauben an Rebstöcken verbleiben müssen o<strong>der</strong> schon <strong>in</strong> unreifem<br />

Zustand vom Stock geschnitten werden, soweit e<strong>in</strong>e Qualitätsverbesserung angestrebt wird.<br />

Durch die am Boden liegenden, nachreifenden Trauben können dann wie<strong>der</strong> Drosseln,<br />

Wildschwe<strong>in</strong>e o.ä. angelockt werden. Zur Relation <strong>der</strong> Schadenshöhen sei angemerkt, dass<br />

die regelmäßigen Vorkommen <strong>von</strong> Fraßschäden durch Rabenkrähen und Stare im<br />

rhe<strong>in</strong>hessischen Obstanbau (Erwerbskirschenanbau), <strong>von</strong> Schäden, die auf Unwetter<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Hagel verursacht werden, übertroffen werden (SCHNEIDER 2002, mündl.).<br />

7.3 Schäden durch Stare<br />

Im Vergleich zu den 1960er und 1970er Jahren haben Starenschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

abgenommen (HILL 2001). Außerordentliche Ertragse<strong>in</strong>bußen stehen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit


Diskussion Seite 83<br />

größeren Starene<strong>in</strong>flügen wie beispielsweise <strong>in</strong> den Jahren 1995 und 1996 (SLFA NEUSTADT<br />

1997). Trotz <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Entspannung <strong>der</strong> Starensituation kommt es nach wie vor zu<br />

e<strong>in</strong>zelbetrieblich erheblichen Problemen und Ertragse<strong>in</strong>bußen. Sie treten <strong>in</strong> <strong>der</strong> späteren<br />

Traubenerntephase o<strong>der</strong> bei höherwertigen Sorten, die <strong>zur</strong> Erzeugung <strong>von</strong> Prädikatswe<strong>in</strong>en<br />

bestimmt s<strong>in</strong>d, auf. Dies könnte folgende Ursachen haben. Seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1980er Jahre<br />

wurde das Ernteverfahren <strong>in</strong> ebenen weitläufigen We<strong>in</strong>anbauflächen (z.B. Rhe<strong>in</strong>hessen)<br />

zunehmend auf Vollerntemasch<strong>in</strong>en umgestellt. Der Effekt, dass die dortige We<strong>in</strong>lese<br />

erheblich beschleunigt wurde und <strong>in</strong> den <strong>der</strong>art bearbeiteten Flächen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Ende<br />

Oktober (HILL 2002, mündl.) abgeschlossen ist, könnte die nutzbaren Nahrungsressourcen<br />

für Stare verän<strong>der</strong>t und verschoben haben. In <strong>der</strong> Folge wird <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> ab Mitte<br />

Oktober (vgl. Abb. 1) e<strong>in</strong>treffenden Stare mit e<strong>in</strong>em anwachsenden Nahrungsengpass<br />

konfrontiert. Im Umkehrschluss bed<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> rasche Entzug <strong>von</strong> großflächig verfügbaren<br />

Nahrungsgrundlagen e<strong>in</strong>e räumliche Konzentration <strong>von</strong> (noch) nutzbaren Kulturen. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Ernte ist <strong>der</strong> Fraßdruck auf <strong>der</strong> Gesamtfläche eher ger<strong>in</strong>g. Die Stare können<br />

zwischen e<strong>in</strong>er hohen Anzahl verfügbarer Nahrungsflächen wählen, so dass die dort<br />

e<strong>in</strong>fallenden Starentrupps vermutlich eher kle<strong>in</strong> bleiben. Fehlt o<strong>der</strong> mangelt es im regionalen<br />

Umfeld an nutzbaren Nahrungsressourcen, erhöht sich <strong>der</strong> Fraßdruck auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Rebflächen und durch die anwachsenden Starenschwärme. In <strong>der</strong> Folge werden späte und<br />

höherwertige Sorten stärker geschädigt (SOMERS & MORRIS 2002).<br />

Die bekannten Fälle, bei denen Fraßschäden zu wesentlichen Ertrags- und<br />

E<strong>in</strong>kommense<strong>in</strong>bußen geführt haben, lassen sich monokausal nicht begründen. Sie wurden<br />

durch verschiedene, stellenweise auch menschlich bed<strong>in</strong>gte Faktoren begünstigt (vgl. Kap<br />

5.1). Wie die Berichte aus dem Jahr 1996 verdeutlichen (SLFA NEUSTADT 1997), führten<br />

fehlende o<strong>der</strong> unwirksame <strong>Abwehr</strong>methoden, überdurchschnittlich <strong>in</strong>dividuenreiche<br />

Starentrupps, e<strong>in</strong>e witterungsbed<strong>in</strong>gte Reifeverzögerung <strong>der</strong> Trauben und die damit<br />

gegebene zeitliche Überlagerung erntereifer Früchte und kopfstarker Starengesellschaften<br />

zu den erheblichen Schädigungen. In <strong>der</strong>artigen Situationen wäre die Erfassung und<br />

Dokumentation <strong>von</strong> Fraßschäden för<strong>der</strong>lich, woraus sich genauere Aussagen zum<br />

großräumlichen Auftreten, <strong>zur</strong> Zeitnutzung, zu beson<strong>der</strong>s gefährdeten Anbaubereichen und<br />

zu kle<strong>in</strong>räumigen Präferenzen (Mikrohabitate und bevorzugten Kultursorten) ableiten ließen<br />

(vgl. SOMERS & MORRIS 2002). Mit Hilfe gut-achterlicher Schätzungen und exakter monetärer<br />

Bilanzierungen könnten Modelle und Prognosen über zu erwartende Schäden und<br />

Schadensschwerpunkte <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>zur</strong> Starenzahl und Ertragslage/-vorhersage erstellt<br />

werden. Darüber h<strong>in</strong>aus ließen sich die Ergebnisse nutzen, neue Ansätze für e<strong>in</strong><br />

Starenmanagement mit gezielten und effizienteren <strong>Abwehr</strong>maßnahmen zu entwickeln<br />

(SOMERS & MORRIS 2002).


Diskussion Seite 84<br />

Grundsätzlich wird festgehalten, dass Jahre mit außerordentlich großen Starene<strong>in</strong>flügen<br />

und dadurch bed<strong>in</strong>gte nennenswerte e<strong>in</strong>zelbetrieblichen Schäden aufzeigen, dass<br />

wirkungsvolle <strong>Abwehr</strong>maßnahmen gegen Stare im We<strong>in</strong>anbau und gewerblichen Obstanbau<br />

erfor<strong>der</strong>lich und gerechtfertigt s<strong>in</strong>d.<br />

7.4 Schäden durch R<strong>in</strong>geltauben<br />

Im Wesentlichen s<strong>in</strong>d nennenswerte Schäden durch R<strong>in</strong>geltauben auf die<br />

Gemüseanbauregionen (Pfalz, Oberrhe<strong>in</strong>ebene, vere<strong>in</strong>zelt auch <strong>in</strong> Getreideansaaten) und<br />

auf Spätsommer und Spätherbst beschränkt. In dieser Jahreszeit kommt es <strong>zur</strong> Bildung<br />

größerer Rastgesellschaften. Auch hier s<strong>in</strong>d die Schäden nicht monokausal begründbar. In<br />

e<strong>in</strong>igen <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten Fälle, wurden Schäden dadurch begünstigt, dass we<strong>der</strong> <strong>von</strong><br />

geeigneten Präventivmaßnahmen (optische <strong>Abwehr</strong>methoden: z.B. Flatterbän<strong>der</strong>) Gebrauch<br />

gemacht und auf jagdrechtliche Verpflichtungen <strong>zur</strong>ückgegriffen wurde. In Anpassung an<br />

deutsche und europäische Gesetzgebungen wird zukünftig e<strong>in</strong>e Bejagung <strong>der</strong> R<strong>in</strong>geltaube<br />

nur noch vom 01. November bis zum 20. Februar gewährt. Zur Abwendung <strong>von</strong> Schäden<br />

sollte e<strong>in</strong>e Bejagung <strong>von</strong> R<strong>in</strong>geltauben aber nur nach Abwägung mit an<strong>der</strong>en geeigneten<br />

und verhältnismäßigen Mitteln erfolgen (§ 26 Bundesjagdgesetz, vgl. Kap. 4.1.3). W<strong>in</strong>terliche<br />

Schädigungen im Kohlanbau s<strong>in</strong>d Ausnahmeersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> Folge hoher und dauerhafter<br />

Schneelagen.<br />

7.5 An<strong>der</strong>e Arten<br />

Schäden <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Son<strong>der</strong>kulturen durch an<strong>der</strong>e behandelte Arten s<strong>in</strong>d für<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz als unerheblich zu bewerten. Bei den gelegentlich bekannt gewordenen<br />

Schadensmeldungen handelt es sich um Ausnahmeersche<strong>in</strong>ungen. Mit <strong>der</strong> Durchführung<br />

<strong>von</strong> <strong>Abwehr</strong>maßnahmen gegen Stare im We<strong>in</strong>- und Obstbau dürften gleichfalls Fraßschäden<br />

<strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Arten reduziert werden (Synergieeffekte).<br />

Bei Elstern, Raben- und Saatkrähen wirken zudem verträgliche Präventivmaßnahmen<br />

(E<strong>in</strong>netzen, optische Methoden) sowie ggf. Knallschussapparate und phonoakustische<br />

Anlagen. Außerdem stehen jagdrechtlichen Möglichkeiten <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> e<strong>in</strong>zelbetrieblicher<br />

Schäden durch Rabenkrähen und Elstern <strong>zur</strong> Verfügung. Allerd<strong>in</strong>gs sollte auch hier die<br />

Verhältnismäßigkeit <strong>der</strong> Mittel gewahrt bleiben.<br />

Auf e<strong>in</strong>e Bearbeitung <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en als im <strong>Gutachten</strong> abgehandelten Vogelarten, die nur<br />

punktuell und <strong>in</strong> seltenen Ausnahmefällen <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Son<strong>der</strong>kulturen schädigend


Diskussion Seite 85<br />

se<strong>in</strong> können, sowie <strong>von</strong> Schäden, die im Hausgartenbereich vermeldet wurden, ist verzichtet<br />

worden. Der Form halber sollen Fraßschäden durch Fasane <strong>in</strong> Sonnenblumenfel<strong>der</strong>n und<br />

Verbissschäden an Knospen <strong>von</strong> Obstgehölzen durch F<strong>in</strong>kenvögel (z.B. Dompfaff Pyrrhula<br />

pyrrhula, Bergf<strong>in</strong>k Fr<strong>in</strong>gilla fr<strong>in</strong>gilla) erwähnt werden.<br />

7.6 Methoden und ihre Wirksamkeit<br />

Im Rahmen des <strong>Gutachten</strong>s wurde e<strong>in</strong>e umfassende Darstellung <strong>der</strong> gängigen Methoden<br />

<strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> vorgenommen (vgl. Kap. 4.2). Sie mündet <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Auflistung und Beschreibung <strong>von</strong> angebotenen und verwendeten Vogelabwehrgeräten<br />

und -techniken mit spezifischen Eigenschaften, E<strong>in</strong>satzbereichen, Hersteller- und<br />

Kostenangaben sowie ggf. <strong>von</strong> Vor- und Nachteilen (vg. Kap. 4.3).<br />

E<strong>in</strong> zentraler Aspekt des <strong>Gutachten</strong>s war die Beurteilung <strong>der</strong> Wirksamkeit und des<br />

Wirkungsspektrums <strong>der</strong> praktizierten <strong>Abwehr</strong>methoden und angebotenen<br />

Vogelabwehrgeräte (Tab. 28). Hierzu wurden Befragungen <strong>von</strong> Fach<strong>in</strong>stitutionen und<br />

Recherchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Fachblättern durchgeführt und Erfahrungsberichte gesammelt.<br />

Da die Verfasser ke<strong>in</strong>e eigenen Untersuchungen im H<strong>in</strong>blick auf die genannten<br />

Fragestellungen unternommen haben, müssen sie sich auch hier auf die Richtigkeit <strong>der</strong><br />

Angaben Dritter verlassen.<br />

Die E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten und Wirkungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Methoden und Geräte wurden<br />

(soweit Angaben vorhanden waren) h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> abzuwehrenden Vogelarten und zu<br />

schützenden Anbaukulturen bearbeitet, wobei dies <strong>in</strong> den Kontext zu gesetzlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (z.B. Landes-Immissionsschutzgesetz) gestellt wurde. Verfügbare<br />

Messwerte <strong>von</strong> Schallpegeln s<strong>in</strong>d angegeben worden. Die Schallpegelwerte streuen<br />

betriebsbed<strong>in</strong>gt um den angegebenen Mittelwert, so dass im E<strong>in</strong>zelfall o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> verschiedenen Bed<strong>in</strong>gungen (Witterung, Gelände, Gerätezustand) kle<strong>in</strong>ere<br />

Abweichungen toleriert werden müssen. Zur Beurteilung <strong>der</strong> Methoden- und Gerätewirkung<br />

wurden sowohl nationale als auch <strong>in</strong>ternationale Erfahrungsberichte und Vergleiche<br />

herangezogen (vgl. Kap. 4.4), so dass <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er umfassenden Betrachtung <strong>der</strong> Thematik<br />

ausgegangen werden kann.<br />

Zur <strong>Abwehr</strong> und Vergrämung <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> werden verschiedene Möglichkeiten angewandt.<br />

Diese reichen <strong>von</strong> E<strong>in</strong>netzen, Saatgutbehandlung mittels Beize, optischen Vergrämungen<br />

durch (Modell)Flugzeuge, farbige Ballons und Bän<strong>der</strong>, Attrappen und Vogelscheuchen, über<br />

akustische Methoden wie Ultraschall o<strong>der</strong> phonoakustisch ertönende Warnschreie <strong>der</strong> Vögel<br />

bis h<strong>in</strong> zu Schlafplatzvertreibungen, W<strong>in</strong>gertschützen, pyroakustischen Apparaten, Abschuss<br />

und Fang.


Diskussion Seite 86<br />

Beson<strong>der</strong>en Wert legten die Verfasser auf die Vorstellung und Ermittlung <strong>von</strong> neuen und<br />

alternativen Methoden <strong>zur</strong> Vogelabwehr, um Möglichkeiten aufzuzeigen, die tier- und<br />

artenschutzgerecht und effektiv wirken sowie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nicht den Tod <strong>von</strong> Tieren <strong>zur</strong><br />

Folge haben. Im H<strong>in</strong>blick auf die negativen Begleitersche<strong>in</strong>ungen (z.B. Lärmbelästigung und<br />

letale Wirkung), die <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> e<strong>in</strong>igen gängigen Vogelabwehrmethoden mit sich br<strong>in</strong>gt,<br />

wurden Verfahren und Neuentwicklungen recherchiert, die diese beseitigen o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

m<strong>in</strong>imieren helfen sollen. In diesem Zusammenhang wurden die E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten e<strong>in</strong>es<br />

laser- bzw. <strong>in</strong>frarotgesteuerten Knallschussapparates (Tab. 20) und des<br />

Vogelabwehrpräparates Methyl-Anthranilat im We<strong>in</strong>bau diskutiert (vgl. Kap. 4.4). Im<br />

letztgenannten Fall wurden <strong>in</strong>ternationale Erfahrungsberichte (aus N-Amerika), <strong>in</strong> die<br />

Bewertung e<strong>in</strong>bezogen. In <strong>der</strong> Gesamtbewertung und nach jetzigem Stand <strong>der</strong> Entwicklung<br />

erwies sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz des letzt genannten Verfahrens als nicht vertretbar (vgl. Kap. 4.4).<br />

Re<strong>in</strong>e Ultraschallgeräte haben sich als unwirksam erwiesen, da Vögel (zum<strong>in</strong>dest die<br />

relevanten Arten) im Ultraschallbereich vermutlich taub s<strong>in</strong>d. Pyroakustische<br />

<strong>Abwehr</strong>methoden verfügen über e<strong>in</strong>e sehr gute Wirksamkeit, sofern die Gewöhnung<br />

unterbunden wird. Aufgrund <strong>der</strong> erheblichen Lärmemissionen können die Apparate aber zu<br />

Belästigungen <strong>von</strong> Anwohnern führen. Ebenfalls sehr wirksam s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>sätze <strong>von</strong><br />

phonoakustischen Anlagen, die frequenzmodulierte Laute im Schallspektrum zwischen 5 und<br />

20 kHz und Vogelwarnschreie o<strong>der</strong> Signalgeräusche emittieren. Intervallsteuerungen<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Ausbildung <strong>von</strong> Gewöhnungseffekten. Ebenfalls sehr wirksam ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>von</strong> We<strong>in</strong>bergshütern, da sie im Gegensatz zu stationären akustischen Anlagen zeitlich<br />

flexibel und mobil im Gelände unterwegs s<strong>in</strong>d und nur im Bedarfsfall Knallschüsse abgeben.<br />

Damit akustische Methoden ihre Wirkung entfalten können, müssen sie e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

Schallpegel erreichen. Nach Angaben des BATTELLE INSTITUT (1987) liegt dieser bei Werten<br />

über 60 dB(A).<br />

Starke Schwankungen bezüglich ihrer Wirksamkeit wurde bei optischen Methoden<br />

attestiert. Neben schlecht wirkenden bis unwirksamen Verfahren (Vogelscheuche,<br />

Greifvogelattrappen) vermögen gasgefüllte und mit Augenmotiven versehene farbige Ballons<br />

Stare zu vertreiben und Krähenattrappen Rabenvögel fernzuhalten. An<strong>der</strong>e optische<br />

Verfahren wie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Modell- o<strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>flugzeugen können <strong>zur</strong> Vergrämung <strong>in</strong><br />

We<strong>in</strong>bergsflächen geeignet se<strong>in</strong>, allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz aufwendig, kosten<strong>in</strong>tensiv und mit<br />

Sicherheitsrisiken behaftet.<br />

Die effektivste Methode <strong>zur</strong> Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Schäden ist das E<strong>in</strong>netzen <strong>von</strong> gefährdeten<br />

Kulturen, wie es im Kirschenanbau o<strong>der</strong> bei hochwertigen Traubensorten praktiziert wird.<br />

Mittels <strong>der</strong> Netze lassen sich Synergieeffekte nutzen, da die <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> mit dem<br />

Schutz vor Unwetterschäden (Hagel) e<strong>in</strong>hergeht.


Diskussion Seite 87<br />

7.7 Konflikt- und Problemfel<strong>der</strong><br />

Wie erwähnt, ist <strong>der</strong> Betrieb <strong>von</strong> pyroakustischen Anlagen unter Umständen mit e<strong>in</strong>er<br />

Lärmbelästigung <strong>der</strong> angrenzenden Bevölkerung verbunden. Derartige Probleme s<strong>in</strong>d aus<br />

vergleichbaren Son<strong>der</strong>anbaugebieten <strong>in</strong> Norddeutschland und am Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> sowie im<br />

Bereich des Neusiedler Sees im Burgenland (Österreich) bekannt (vgl. Kap. 4.5). Somit s<strong>in</strong>d<br />

sie nicht spezifisch für die rhe<strong>in</strong>land-pfälzische Situation, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e überregionale<br />

Ersche<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> vielen Gebieten mit Son<strong>der</strong>kulturenanbau. Die Lärmbelästigungen führten <strong>in</strong><br />

jüngster Zeit <strong>zur</strong> Zunahme <strong>von</strong> öffentlichen Beschwerden und gerichtlichen Verfahren.<br />

Daher wurde e<strong>in</strong>e möglichst breite Ursachenermittlung nach den Gründen <strong>der</strong><br />

gestiegenen Beschwerdeverfahren betrieben. Auch hier s<strong>in</strong>d die Ursachen nicht monokausal<br />

begründbar. Es gibt mehrere Ursachen: Es werden veraltete und fehlerhafte Anlagen<br />

betrieben. Knallschüsse werden übermäßig und ungerichtet abgegeben. Es herrscht<br />

Unkenntnis bezüglich gültiger Lärmimmissionsschutzvorschriften, was zum Unterschreiten<br />

<strong>von</strong> Abstandsrichtwerten führt. Außerdem erfolgt <strong>der</strong> Betrieb <strong>von</strong> Anlagen zu Zeiten, <strong>in</strong><br />

denen ke<strong>in</strong> Bedarf <strong>zur</strong> Vogelabwehr besteht (zu nächtlichen Ruhezeiten). Darüber h<strong>in</strong>aus ist<br />

nicht zu leugnen, dass planerische und bauliche Maßnahmen, wie die Erweiterung und das<br />

Näherrücken <strong>von</strong> Baugebieten an We<strong>in</strong>- und Obstanbauflächen, <strong>zur</strong> wesentlichen<br />

Verschärfung des Konfliktes beigetragen haben. Ebenfalls nicht unerheblich sche<strong>in</strong>t die<br />

Tatsache zu se<strong>in</strong>, dass bei <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>in</strong> ländlichen Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong> Akzeptanzverlust<br />

gegenüber landwirtschaftlich notwendigen Maßnahmen stattgefunden hat.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Diskussionen mit beteiligten Fachbehörden und –<strong>in</strong>stitutionen sowie<br />

durch H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong> Literaturstellen wurden Vorschläge erarbeitet, wie zu e<strong>in</strong>er Entschärfung<br />

<strong>der</strong> Konfliktsituation zwischen notwendigen Schutzmaßnahmen für landwirtschaftliche<br />

Kulturen und dem Ruhebedürfnis <strong>der</strong> örtlichen Bevölkerung beigetragen werden kann. Im<br />

anschließenden Kapitel werden Vorschläge, Anwendungsh<strong>in</strong>weise und<br />

Handlungsempfehlungen <strong>zur</strong> Durchführung zukünftiger Vogelabwehrmaßnahmen und e<strong>in</strong>es<br />

notwendigen Schadvogelmanagements vorgestellt.


Handlungsempfehlungen Seite 88<br />

8 Handlungsempfehlungen<br />

Aus den vorhergehenden Kapiteln wurde ersichtlich, dass Landwirten und W<strong>in</strong>zern<br />

regional <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im We<strong>in</strong>-, Obst- und Gemüseanbau sowie vere<strong>in</strong>zelt an Saatgut und<br />

auflaufen<strong>der</strong> Saat f<strong>in</strong>anzielle Schäden (Neue<strong>in</strong>saaten, Preism<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, Erntee<strong>in</strong>bußen)<br />

durch wildlebende Vögel verursacht wird. Dementsprechend ist e<strong>in</strong>e Schadensm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

o<strong>der</strong>, sofern möglich, -abwehr zw<strong>in</strong>gend notwendig. Aus den Mustern bekannter<br />

Schadensfälle (vgl. Kap. 5), den aufgeführten Kenntnissen über die Ökologie <strong>der</strong> maßgeblich<br />

beteiligten Vogelarten (vgl. Kap. 3) und den Informationen über die Funktionsweise sowie die<br />

Wirksamkeit verschiedener <strong>Abwehr</strong>methoden (vgl. Kap. 4.2 bis 4.4) lassen sich für den<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Schutz landwirtschaftlicher Produktionsflächen und Produkte<br />

Handlungsempfehlungen ableiten. Hierbei müssen jedoch alle geltenden umwelt-, arten-,<br />

immissions- sowie pflanzenschutzrechtschutzrechtlichen Vorgaben e<strong>in</strong>gehalten werden. Und<br />

es muss bei allen Angaben berücksichtigt werden, dass die vorgeschlagenen Methoden<br />

immer mit entsprechenden Bezügen zu Flächengröße, Zeitaufwand und Kosten (vgl.<br />

Kap. 4.3) zu sehen s<strong>in</strong>d.<br />

8.1 Präventive Maßnahmen<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Aspekt <strong>der</strong> Schadensm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und -vermeidung s<strong>in</strong>d präventive<br />

Maßnahmen. Folgendes Zitat beschreibt die Situation zutreffend: „Vertreiben ist schwierig,<br />

vorbeugen ist besser“ (BOLLMANN 1998).<br />

8.1.1 We<strong>in</strong>- und Obstanbau<br />

Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es präventiven Ansatzes zu Starenschäden bietet sich die Ermittlung und<br />

Beobachtung an bekannten Starenschlafplätzen an. Über den zeitlichen Verlauf <strong>der</strong><br />

Individuenzahlen lässt sich absehen, <strong>in</strong>wieweit angrenzende We<strong>in</strong>anbauflächen gefährdet<br />

se<strong>in</strong> können. Aktuelle Entwicklungen können ggf. zeitnah über das „We<strong>in</strong>bauFax“,<br />

Fachorgane (Warndienst <strong>der</strong> Pflanzenschutzämter) o<strong>der</strong> Internet mitgeteilt werden. Daraus<br />

folgend können <strong>in</strong> den Rebflächen gezielte <strong>Abwehr</strong>maßnahmen vorgesehen und ergriffen<br />

werden (vgl. SOMERS & MORRIS 2002).<br />

Das E<strong>in</strong>netzen beson<strong>der</strong>s gefährdeter, später und hochwertiger Rebsorten bzw.<br />

gefährdeter Kirschbäume zählt ebenfalls zu den präventiven Maßnahmen. Dadurch werden<br />

die Früchte bereits vor dem E<strong>in</strong>treffen größerer Vogelschwärme geschützt. Das E<strong>in</strong>netzen


Handlungsempfehlungen Seite 89<br />

sollte möglichst schon im frühen Reifestadium erfolgen. Dadurch wird zusätzlich e<strong>in</strong><br />

effektiver Schutz vor territorialen E<strong>in</strong>zelvögeln (Rabenkrähen, Elstern und Amseln) erreicht.<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Synergie-Effekt ergibt sich zudem gegen Unwetterschäden wie etwa Hagel.<br />

Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für den Süß- und Sauerkirschanbau. In diesen Kulturen werden auch<br />

Über-dachungen angebracht, die mit zusätzlich seitlich angebrachten Netzen e<strong>in</strong>en<br />

Rundumschutz bewirken.<br />

Beim E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Netzen ist jedoch zw<strong>in</strong>gend zu beachten, dass e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Maschenweitengröße nicht überschritten werden sollte (ca. 25 x 25 mm). In den<br />

vergangenen Jahren wurde bekannt, dass sich <strong>in</strong> grobmaschigen Netzen Vögel verfangen<br />

haben und verendet s<strong>in</strong>d. Auf das richtige Anbr<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> Abspannen <strong>der</strong> Rebstöcke ist zu<br />

achten. Es sollte gewährleistet se<strong>in</strong>, dass die Netze auch im unteren Bereich fest<br />

verschlossen s<strong>in</strong>d, um das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>von</strong> Amseln und<br />

Wachol<strong>der</strong>drosseln zu unterb<strong>in</strong>den. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d regelmäßige Kontrollen <strong>der</strong> Netze<br />

zw<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, da bereits kle<strong>in</strong>ste Löcher <strong>Vögeln</strong> e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>schlupf gewähren. Die<br />

Netze sollten nicht auf dem Boden aufliegen o<strong>der</strong> lose Enden besitzen, da sich ansonsten<br />

Kle<strong>in</strong>säuger wie etwa Igel o<strong>der</strong> Mäuse dar<strong>in</strong> verfangen können. Als Abstand zwischen Boden<br />

und Netz sei e<strong>in</strong> Richtwert <strong>von</strong> ca. 0,5 m empfohlen.<br />

Abbildung 6 zeigt e<strong>in</strong>e ordnungsgemäß abgespannte Rebstockreihe (Seitenbespannung).<br />

Sie ist das für Vögel schonendste und wirksamste Verfahren. Weiterh<strong>in</strong> ist die Anbr<strong>in</strong>gung<br />

e<strong>in</strong>zelner Plastikbän<strong>der</strong> zu erkennen. Für diese optische <strong>Abwehr</strong>methode kann e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche Empfehlung ausgesprochen werden. E<strong>in</strong>e rundum geschlossene<br />

Flächenabspannung unter E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> oben genannten Empfehlungen ist kaum<br />

praktikabel. In Anbetracht des kosten<strong>in</strong>tensiven E<strong>in</strong>satzes <strong>von</strong> Netzen dürfte diese Methode<br />

mit vertretbarem Aufwand nur zum Schutz <strong>von</strong> höherwertigen Traubensorten sowie <strong>von</strong><br />

Rebstöcken <strong>in</strong> ortsrandnahen Lagen möglich se<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> Regel kann bei e<strong>in</strong>em<br />

ordnungsgemäßen Umgang <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er ca. 5-jährigen Haltbarkeit <strong>der</strong> Netze ausgegangen<br />

werden.<br />

Optische Methoden wie das Anbr<strong>in</strong>gen farbiger Ballons und Bän<strong>der</strong> wirken ebenfalls<br />

präventiv, werden jedoch unter Kapitel 8.2 als <strong>Abwehr</strong>methode abgehandelt.<br />

HILL (2001) schlägt für „Fasswe<strong>in</strong>- und traubenvermarktende Betriebe“ den Abschluss<br />

e<strong>in</strong>er „Starenfraßversicherung“ nach dem Muster <strong>der</strong> Hagelversicherung vor. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige<br />

Möglichkeit bedarf <strong>der</strong> Überprüfung.


Handlungsempfehlungen Seite 90<br />

8.1.2 Gemüseanbau und allgeme<strong>in</strong>er Feldbau<br />

Der Schutz des Saatgutes gegen Fraß durch wildlebende Vögel (Saatkrähen o<strong>der</strong><br />

Tauben) beg<strong>in</strong>nt bereits bei <strong>der</strong> vorbereitenden Feldarbeit. Demnach sollen die<br />

Saatzeitpunkte möglichst so gewählt werden, dass die Zeiten zum Keimen und zum<br />

Auflaufen möglichst kurz s<strong>in</strong>d. Die Säml<strong>in</strong>ge sollen schnell auf e<strong>in</strong>e Größe <strong>von</strong> 10-15 cm<br />

heranwachsen. Haben die Schössl<strong>in</strong>ge diese Größe erreicht, so werden sie nicht mehr <strong>von</strong><br />

den Rabenvögeln (Corviden) gefressen (BOLLMANN 1998). W<strong>in</strong>tergetreide ist möglichst früh<br />

und auf allen Fel<strong>der</strong>n zeitnah e<strong>in</strong>zusäen, da es so <strong>von</strong> den spät e<strong>in</strong>treffenden<br />

W<strong>in</strong>terschwärmen (Saatkrähen) nicht vertilgt werden kann (Keiml<strong>in</strong>gsgröße s.o.) und <strong>der</strong><br />

potentielle Fraßdruck auf die Gesamtfläche verteilt wird.<br />

Die E<strong>in</strong>saat sollte möglichst exakt erfolgen, damit auf <strong>der</strong> Bodenoberfläche liegende Saat<br />

die Vögel nicht anlocken und auf das Nahrungsangebot aufmerksam machen kann. TOMPA<br />

(1976) gibt zudem an, dass die Fel<strong>der</strong> weitestgehend <strong>von</strong> „Unkraut“ freigehalten werden<br />

sollen, denn auch so kann e<strong>in</strong>e „Lockwirkung“ verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden. Gegebenenfalls<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Mais) ist e<strong>in</strong> Walzen zum „Verankern <strong>der</strong> Saat“ erfor<strong>der</strong>lich (BOLLMANN<br />

1998). Des Weiteren wird e<strong>in</strong> zeitlich getrenntes Vorgehen <strong>von</strong> vorbereitenden<br />

Bodenarbeiten und E<strong>in</strong>saat gefor<strong>der</strong>t (etwa zwei Tage Zeitraum), da ansonsten das<br />

menschliche Schaffen <strong>von</strong> Rabenvögeln <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit vorhandenem Nahrungsangebot<br />

gebracht wird, zumal bekannt ist, dass Saatkrähen auf Bodenbearbeitung neugierig<br />

reagieren. Weiterh<strong>in</strong> wirkt das Beizen des Saatgutes (bspw. mit Morkit, Mesurol o.a.)<br />

präventiv gegen Fraß <strong>von</strong> Krähen o<strong>der</strong> Tauben. Gegebenenfalls wirkt auch e<strong>in</strong>e Kalk-<br />

Stickstoffdüngung. Nach Möglichkeit ist die Wahl höherer Gerste-Anteile im Sommergetreide<br />

för<strong>der</strong>lich, da diese für Krähen schwerer zu entspelzen ist (BOLLMANN 1998).<br />

Das gesamte Saatgut sollte möglichst tief e<strong>in</strong>gesät se<strong>in</strong>, damit Vögel nicht ohne Probleme<br />

an das potentielle Futter gelangen können. Über wertvolle Kulturen können zusätzlich Fäden<br />

gespannt werden (abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Flächengröße, entsprechende Aufwandsabwägung).<br />

Diese Bän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Fäden sollten nach Angaben <strong>von</strong> BOLLMANN (1998) <strong>in</strong> etwa fünf Meter<br />

Distanz und 1 Meter Höhe angebracht se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Maisanbau <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe bekannter Krähen-Schlafplätze ist möglichst zu vermeiden<br />

(LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN- WÜRTTEMBERG 2001). Ob dies allerd<strong>in</strong>gs für<br />

die Landwirte praktisch umsetzbar ist, sche<strong>in</strong>t den Verfassern fraglich. Gegebenenfalls wäre<br />

<strong>der</strong> Kontakt zu örtlich ansässigen Ornithologen o<strong>der</strong> Naturschutzbeauftragten<br />

empfehlenswert. Pflanzen- und Erntereste <strong>der</strong> vorhergehenden Ernte sollten möglichst<br />

umgehend untergepflügt werden, so dass ke<strong>in</strong>e Krähen- o<strong>der</strong> Taubenschwärme angelockt<br />

werden. Der Maisanbau <strong>in</strong> staunassen Böden lockt Saatkrähen an, da hier e<strong>in</strong> zusätzliches<br />

Nahrungsangebot durch hohe Bodentier-Abundanzen existiert. Hohe Randvegetation mit


Handlungsempfehlungen Seite 91<br />

Bewuchs über 15 cm kann Krähen nach Angaben <strong>der</strong> LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ<br />

BADEN- WÜRTTEMBERG (2001) vom (seitlichen) E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die Fläche abhalten (s.u.).<br />

Weitere auch allgeme<strong>in</strong>gültige Angaben nach BOLLMANN (1998) verweisen auf e<strong>in</strong>e<br />

Korrelation zwischen dem Umfang alternativer Nahrungsplätze und ger<strong>in</strong>geren<br />

Schadenshöhen an landwirtschaftlichen Kulturen (BOLLMANN 1998). Auch die<br />

LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN- WÜRTTEMBERG (2001) weist darauf h<strong>in</strong>: In <strong>der</strong><br />

Nähe auflaufenden Getreides sollte ke<strong>in</strong> Mist ausgebracht werden (starke Lockwirkung!).<br />

Feldgehölze und Hecken an Fel<strong>der</strong>n dienen zudem den Prädatoren <strong>von</strong> Rabenvögeln<br />

(z.B. Habicht Accipiter gentilis) als Deckung, so dass sich die Aufenthaltszeit <strong>der</strong> Corviden <strong>in</strong><br />

den Ackerflächen verr<strong>in</strong>gern kann.<br />

Die Art <strong>der</strong> durchzuführenden Schutzmaßnahmen ist unter Berücksichtigung örtlicher<br />

Faktoren abzuwägen. In E<strong>in</strong>zelfällen können sich die vorbeugenden Maßnahmen<br />

zuwi<strong>der</strong>laufen. So ist zu erwähnen, dass zwar beispielsweise ausgebrachter Mist Schadarten<br />

(hier: Saat- und Rabenkrähen) anlockt, gegebenenfalls jedoch e<strong>in</strong>e geeignete<br />

Ablenkfütterung darstellen kann.<br />

Abschüsse territorialer Tiere (Brutpaare <strong>von</strong> Rabenkrähen, Elstern) sowie die Zerstörung<br />

<strong>der</strong> Gelege sollten unterbleiben, da die umfangreichen Schäden nicht durch die ansässigen<br />

Tiere, son<strong>der</strong>n <strong>von</strong> vagabundierenden Junggesellenschwärmen (<strong>zur</strong> Brutzeit) o<strong>der</strong> rastenden<br />

Zuggesellschaften angerichtet werden (TOMPA 1976). Außerdem werden „leergeschossene“<br />

Reviere umgehend <strong>von</strong> diesen Arten wie<strong>der</strong>besiedelt (Populationsdruck aus an<strong>der</strong>en<br />

Gebieten).<br />

8.2 <strong>Abwehr</strong>maßnahmen<br />

Der E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> unselektiven und letal wirkenden <strong>Abwehr</strong>methoden wird grundsätzlich<br />

abgelehnt. Im E<strong>in</strong>zelfall hat e<strong>in</strong>e gezielte Bejagung <strong>von</strong> R<strong>in</strong>geltauben und Rabenvögeln<br />

(Elster, Rabenkrähe) <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Schäden nur nach Abwägung mit an<strong>der</strong>en geeigneten<br />

und verhältnismäßigen Mitteln zu erfolgen (§ 26 Bundesjagdgesetz, vgl. Kap. 4.1.3).<br />

Vergrämungsabschüsse s<strong>in</strong>d wenig wirksam.<br />

8.2.1 We<strong>in</strong>- und Obstanbau<br />

Da <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Flächen des We<strong>in</strong>- und Obstbaus <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> (Staren) bedroht se<strong>in</strong><br />

können und mitunter e<strong>in</strong>zelbetrieblich erhebliche Schäden zu verzeichnen s<strong>in</strong>d, verweisen<br />

die meisten Angaben zu <strong>Abwehr</strong>techniken speziell auf diesen Bereich. Dies gilt für das


Handlungsempfehlungen Seite 92<br />

Spektrum technischer Möglichkeiten sowie diesbezüglicher Effizienzangaben. Mit den<br />

geschil<strong>der</strong>ten Erkenntnissen aus den vorangehenden Kapiteln 4.2 - 4.4 lassen sich<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für We<strong>in</strong>baubetriebe zielgerichtete Handlungsempfehlungen formulieren.<br />

Aus <strong>der</strong> Gruppe aller <strong>in</strong> den Kapiteln 4.2 - 4.4 besprochenen <strong>Abwehr</strong>maßnahmen s<strong>in</strong>d für<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz optische und akustische Methoden zu empfehlen, sofern ihnen e<strong>in</strong>e<br />

wirksame und verträgliche Nutzung attestiert wurde. Daraus ergibt sich, dass<br />

Ultraschallgeräte, Beizvogele<strong>in</strong>satz, Abschuss und Vergrämung an Schlafplätzen<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Schutzgebieten) nicht empfohlen werden können. Der E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

Kle<strong>in</strong>flugzeugen und ferngesteuerten Modellfliegern kann gegebenenfalls für Abhilfe gegen<br />

größere Starenschwärme sorgen. Wie effektiv und praktikabel ferngesteuerte<br />

Modellflugzeuge arbeiten können, ist noch nicht abschließend geklärt. Entsprechende<br />

Feldversuche s<strong>in</strong>d gegebenenfalls durchzuführen.<br />

In unmittelbarer Ortsnähe sollten ausschließlich Netze (<strong>in</strong> Seitenabspannung) und<br />

optische Verfahren wie etwa farbige Bän<strong>der</strong>, Gasballons (mit Augenmotiven) o<strong>der</strong> ähnliches<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommen. Diese Vorgehensweise garantiert e<strong>in</strong>e wesentliche Reduzierung <strong>der</strong><br />

lärmbelästigenden Beschallungen.<br />

Die Wirksamkeit <strong>von</strong> pyro- und phonoakustisch funktionierenden Geräten verschiedener<br />

Hersteller wurde <strong>in</strong> zahlreichen nationalen und <strong>in</strong>ternationale Studien belegt. Für<br />

pyroakustische Apparate und mit E<strong>in</strong>schränkung auch für phonoakustische Anlagen, die e<strong>in</strong>e<br />

Vergrämung mit Emission <strong>von</strong> Signal- und Störgeräuschen erreichen, sollte e<strong>in</strong>e<br />

M<strong>in</strong>destlautstärke <strong>von</strong> 60 dB(A) gegeben se<strong>in</strong> (BEUTER & WEISS 1987). Bei <strong>der</strong> Anschaffung<br />

und dem Betrieb <strong>von</strong> akustischen Vogelabwehrgeräten ist das Augenmerk auf mo<strong>der</strong>ne<br />

Gerätetypen mit zufälliger Intervallschaltung, Zeitschaltuhren o<strong>der</strong> Fernbedienungen zu<br />

legen. Damit lassen sich Betriebszeiten regeln und maximale Schusszahlen und Signallaute<br />

programmieren. Die Exposition <strong>der</strong> Knallschussrohre bzw. Lautsprecher sollte<br />

ortslagenabgewandt se<strong>in</strong>.<br />

Der E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Knallschussapparaten und phonoakustischen Geräten sollte möglichst<br />

zielgerichtet und nur <strong>in</strong> gefährdeten Bereichen erfolgen, da ansonsten (bei großflächigem<br />

und zeitgleichem Gebrauch) die bekannten Gewöhnungseffekte bei Tieren e<strong>in</strong>treten und die<br />

Entstehung <strong>von</strong> Schäden begünstigt wird. Die effektivste und verträglichste Methode, die<br />

genannten Anfor<strong>der</strong>ungen und Gegebenheiten zu erfüllen, ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

W<strong>in</strong>gertschützen. Daher werden die betroffenen Kommunen o<strong>der</strong> W<strong>in</strong>zerverbände<br />

angehalten, alle beteiligten We<strong>in</strong>baubetriebe <strong>zur</strong> Teilnahme an <strong>der</strong> zentral geregelten und<br />

geme<strong>in</strong>schaftlichen Starenhut auf<strong>zur</strong>ufen. Die W<strong>in</strong>gertschütze sollten für die Gesamtfläche<br />

verantwortlich und <strong>von</strong> kommunaler Seite beauftragt se<strong>in</strong>. Die F<strong>in</strong>anzierung ist <strong>von</strong> den<br />

Städten und Geme<strong>in</strong>den über Abgabenverordnungen zu regeln. Die erfor<strong>der</strong>lichen


Handlungsempfehlungen Seite 93<br />

Genehmigungen zum Betrieb <strong>von</strong> akustischen Anlagen müssen bei den jeweils zuständigen<br />

Ordnungsämtern beantragt werden. Die Gültigkeitsdauer sollte auf ca. 5 Jahre beschränkt<br />

se<strong>in</strong>. Bei Neuvergabe ist <strong>der</strong> aktuelle Stand <strong>der</strong> Technik <strong>der</strong>artiger Anlagen maßgeblich und<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Die E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> geltenden Bestimmungen sollte mittels stichprobenartiger<br />

Kontrollen überprüft werden.<br />

Ab e<strong>in</strong>er bestimmten Flächengröße s<strong>in</strong>d über den Zeitraum <strong>der</strong> Traubenreife bzw.<br />

Erntephase mehrere We<strong>in</strong>bergshüter zu bestellen. Diesen obliegt die Verwendung <strong>von</strong><br />

Schreckschusswaffen und die Kontrolle bzw. Wartung <strong>von</strong> Knallschussapparaten, welche auf<br />

dem aktuellen Stand <strong>der</strong> Technik zu halten und <strong>in</strong> gefährdeten Rebflächen sowie <strong>in</strong><br />

Anpassung an das zeitliche Auftreten <strong>von</strong> Staren zu betreiben s<strong>in</strong>d (Programmierung).<br />

Funkferngesteuerte Geräte ermöglichen bei den täglichen Kontrollfahrten o<strong>der</strong> –gängen<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>e gezielte Auslösung und Vergrämung e<strong>in</strong>fallen<strong>der</strong> und anwesen<strong>der</strong><br />

Starenschwärme.<br />

Zur Berücksichtigung <strong>der</strong> lärmimmissionsschutzrechtlichen Vorgaben und des<br />

Ruhebedürfnisses <strong>der</strong> anwohnenden Bevölkerung s<strong>in</strong>d folgende Empfehlungen für den<br />

Betrieb <strong>von</strong> pyroakustischen Anlagen auszusprechen. Bei maximal 40 Schüssen pro Tag<br />

o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> genannten Schallpegel (dB) s<strong>in</strong>d die im oberen Listenabschnitt<br />

aufgeführten Richtwerte und M<strong>in</strong>destabstände e<strong>in</strong>zuhalten (s.u.). Die Werte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Anlehnung an die <strong>in</strong> Kap. 4.1.6 genannten Quellen und Absprachen unverän<strong>der</strong>t<br />

übernommen. Wird <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es starken Fraßdrucks e<strong>in</strong> Überschreiten <strong>der</strong> Schussanzahl 40<br />

notwendig, s<strong>in</strong>d die Abstände zu bebauten Gebieten entsprechend dem unteren Abschnitt<br />

anzupassen. Bei Überschreiten <strong>der</strong> zulässigen Immissionsrichtwerte ebenfalls. Beides<br />

erfor<strong>der</strong>t im E<strong>in</strong>zelfall die Neupositionierung <strong>der</strong> Apparate im Gelände. Werden mehrere<br />

Geräte gleichzeitig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche betrieben, s<strong>in</strong>d die Distanzwerte mit dem Faktor 1,2 zu<br />

multiplizieren. E<strong>in</strong>e Empfehlungsangabe bezüglich <strong>der</strong> Anzahl pro Flächengröße<br />

erfor<strong>der</strong>licher Apparate pro Flächengröße kann <strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> Verfasser nicht präzisiert<br />

werden und sollte <strong>der</strong> verantwortungsvollen E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> W<strong>in</strong>gertschütze obliegen. E<strong>in</strong>e<br />

Pauschalisierung <strong>der</strong> Gerätezahl pro Fläche ist aufgrund e<strong>in</strong>zelfallabhängiger<br />

Gegebenheiten (Geländemorphologie, Schallschutzbarrieren, Nähe zu Ortschaften,<br />

Witterung, Häufigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flüge usw.) kaum möglich.<br />

Siedlung Gültiger Immissionsrichtwert<br />

<strong>in</strong>/zu Dorf- und Mischgebieten 60 dB (A)<br />

<strong>in</strong>/zu allgeme<strong>in</strong>en Wohngebieten 55 dB (A)<br />

<strong>in</strong>/zu re<strong>in</strong>en Wohngebieten 50 dB (A)


Handlungsempfehlungen Seite 94<br />

Siedlung M<strong>in</strong>destabstand<br />

<strong>in</strong>/zu Dorf- und Mischgebieten 300 m<br />

<strong>in</strong>/zu allgeme<strong>in</strong>en Wohngebieten 500 m<br />

<strong>in</strong>/zu re<strong>in</strong>en Wohngebieten 700 m<br />

Art <strong>der</strong> Wohnbebauung nach BauNVO<br />

Max. Schusszahl je Tag MI / MD WA WR<br />

0 - 40 300 m 500 m 700 m<br />

41 - 100 500 m 800 m 1.000 m<br />

> 100 - Ke<strong>in</strong>e Richtwerte, E<strong>in</strong>zelfallprüfung -<br />

Neben <strong>der</strong> beschriebenen Wirkungseffizienz leisten aktive We<strong>in</strong>bergshüter aus <strong>der</strong><br />

lokalen Bevölkerung e<strong>in</strong>en Beitrag zum Verständnis landwirtschaftlich erfor<strong>der</strong>licher<br />

Maßnahmen. Sie stellen e<strong>in</strong>e kompetente Ansprechperson <strong>in</strong> potentiellen Konfliktsituationen<br />

dar, wobei die Lärmbelästigungen ohneh<strong>in</strong> durch <strong>der</strong>en zielgerichtete Tätigkeit reduziert bzw.<br />

die Akzeptanz im Gegensatz zu ausschließlich masch<strong>in</strong>ellen Vergrämungsmethoden erhöht<br />

se<strong>in</strong> sollte.<br />

8.2.2 Gemüsebau und allgeme<strong>in</strong>er Feldbau<br />

Bei Problemen mit schädigenden <strong>Vögeln</strong> <strong>in</strong> Gemüseanbaukulturen und allgeme<strong>in</strong>en<br />

Feldbauflächen greifen im Beson<strong>der</strong>en präventive Maßnahmen (vgl. Kap. 8.1.1). Als<br />

abwehrende Maßnahmen haben hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die optischen Methoden zu gelten.<br />

Beispielsweise kann das Abspannen mit farbigen und im W<strong>in</strong>d beweglichen Bän<strong>der</strong>n, das<br />

Anbr<strong>in</strong>gen motivbedruckter Gasballons sowie im speziellen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Krähenattrappen<br />

gegen Raben- o<strong>der</strong> Saatkrähen angeraten werden (vgl. Abb. 5). Entsprechende Erfolge mit<br />

mittelfristiger Wirkung s<strong>in</strong>d bekannt. Sie reichen aus, um die Pflanzen o<strong>der</strong> das Saatgut über<br />

den Zeitraum des erhöhten Gefährdungsdruckes zu schützen. Neben <strong>der</strong> somit gegebenen<br />

Wirksamkeit s<strong>in</strong>d die kostengünstigen Aspekte <strong>der</strong>artiger <strong>Abwehr</strong>maßnahmen zu betonen.<br />

Jedoch laufen diese Methoden Gefahr bei unsachgemäßer Anwendung Gewöhnungseffekte<br />

<strong>der</strong> Vögel hervor<strong>zur</strong>ufen. Der E<strong>in</strong>satz sollte daher zielgerichtet erfolgen.<br />

Wie im We<strong>in</strong>bau können auch hier pyro- und phonoakustische Geräte zum wirksamen<br />

E<strong>in</strong>satz gebracht werden. Vorausgesetzt, die oben aufgeführten E<strong>in</strong>schränkungen und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen werden berücksichtigt (s. Kap. 8.2.1).<br />

Im E<strong>in</strong>zelfall können Abschüsse <strong>von</strong> wenigen Tieren erfor<strong>der</strong>lich werden (z.B. <strong>zur</strong><br />

Herstellung <strong>von</strong> Attrappen). Bei übermäßigen R<strong>in</strong>geltaubenschäden s<strong>in</strong>d Bejagungen an den<br />

Fraßplätzen möglich. Auch e<strong>in</strong>zelne Rabenkrähen o<strong>der</strong> Elstern können e<strong>in</strong>er gezielten


Handlungsempfehlungen Seite 95<br />

Bejagung <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Schäden unterzogen werden. Diese sollte nur nach Abwägung mit<br />

an<strong>der</strong>en geeigneten und verhältnismäßigen Mitteln erfolgen (§ 26 Bundesjagdgesetz, vgl.<br />

Kap. 4.1.3). Vergrämungsabschüsse s<strong>in</strong>d kaum wirksam und als ungerichtet zu unterlassen.<br />

Zum Schutz <strong>von</strong> Silagemieten und –ballen vor Rabenvögeln bieten sich neben den<br />

erwähnten Krähenattrappen auch Netzabspannungen ggf. mit e<strong>in</strong>er Stroh- o<strong>der</strong><br />

Autoreifenzwischenlage zum physischen Ausschluss <strong>der</strong> Vögel an.<br />

8.3 <strong>Abwehr</strong>management<br />

Zukünftig sollte e<strong>in</strong>e gezielte Dokumentation <strong>von</strong> nennenswerten Schadensfällen <strong>in</strong><br />

Son<strong>der</strong>kulturen des rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen Landbaus erfolgen. Aus diesen Untersuchungen<br />

s<strong>in</strong>d empf<strong>in</strong>dliche und gefährdete Bereiche genauer als bislang üblich zu erkennen. Nur aus<br />

<strong>der</strong> Kenntnis <strong>von</strong> räumlichen und zeitlichen Zusammenhängen und <strong>der</strong> am stärksten<br />

gefährdeten Bereiche lassen sich wirksame Strategien gegen Fraßschäden konzipieren<br />

(SOMERS & MORRIS 2001). Regionale Ansätze zu e<strong>in</strong>em effektiven Schadvogelmanagement<br />

fehlen weitgehend. Daher wird die Initiierung e<strong>in</strong>es solchen Schadvogelmanagements<br />

vorgeschlagen, das folgende Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen be<strong>in</strong>halten sollte:<br />

Schadensschwerpunkte und gefährdete Lagen sowie Kultursorten s<strong>in</strong>d zu<br />

identifizieren. Diese Kenntnisse stellen die Handlungsgrundlage für wirksame<br />

<strong>Abwehr</strong>maßnahmen dar. Im Rahmen dessen ist e<strong>in</strong>e Bewertung <strong>der</strong> Situation<br />

vor Ort durch sachkundige und unabhängige Personen(-gruppen) <strong>in</strong> enger<br />

Zusammenarbeit mit We<strong>in</strong>bauern und Landwirten ratsam.<br />

Kenntnisse über das Raum-Zeit-Verhalten <strong>der</strong> schädigenden Vogelarten<br />

können nur durch e<strong>in</strong> ebenfalls ortsnahes Monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen und an<br />

Schlafplätzen erlangt werden. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d mit bekannt gewordenen<br />

Schadfällen zu vergleichen und diesbezüglich auszuwerten.<br />

Bei erwarteten Fraßschäden <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Auftreten <strong>von</strong> größeren<br />

Vogeltrupps ist e<strong>in</strong>e gezielt aktive Vergrämung <strong>in</strong> den gefährdeten Lagen<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Die Tätigkeit <strong>von</strong> W<strong>in</strong>gertschützen gewährleistet e<strong>in</strong>e Flexibilität<br />

solcher <strong>Abwehr</strong>maßnahmen.<br />

Treten Schäden <strong>in</strong> Kulturen auf, sollten diese durch exakte Schadenserhebung<br />

unabhängiger Gutachter protokolliert werden. Nach Möglichkeit sollte e<strong>in</strong>e<br />

fundierte Dokumentation und Bilanzierung <strong>der</strong> Schäden nach dem Vorbild <strong>der</strong><br />

Wildschadensschätzung angestrebt werden.


Handlungsempfehlungen Seite 96<br />

Zur Vorbeugung <strong>von</strong> Schäden s<strong>in</strong>d die genannten Präventivmaßnahmen zu<br />

ergreifen.<br />

Generell kann <strong>in</strong> Schadensfällen erheblichen Ausmaßes auch die Staatliche<br />

Vogelschutzwarte für Hessen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und das Saarland zu Beratung<br />

herangezogen werden.<br />

Die Struktur und <strong>der</strong> organisatorische Ablauf des vorgeschlagenen Konzeptes<br />

veranschaulicht beistehende Abbildung 15. Insbeson<strong>der</strong>e im We<strong>in</strong>- und Obstbau s<strong>in</strong>d im<br />

Abgleich mit an<strong>der</strong>en Regionen folgende Handlungsempfehlungen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz als<br />

s<strong>in</strong>nvoll zu erachten. Die betroffenen Kommunen o<strong>der</strong> W<strong>in</strong>zerverbände werden angehalten,<br />

alle beteiligten We<strong>in</strong>baubetriebe <strong>zur</strong> Teilnahme an e<strong>in</strong>er zentral geregelten und<br />

geme<strong>in</strong>schaftlichen Starenhut auf<strong>zur</strong>ufen. Dabei ist e<strong>in</strong> Schadvogelmonitor<strong>in</strong>g unverzichtbar,<br />

um das phänologische Auftreten <strong>der</strong> Schadvögel (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Stare) zu dokumentieren<br />

und kurzfristig sowie zielgerichtet handeln zu können. An den bekannten Schlafplätzen<br />

sollten standardisierte Zählungen durchgeführt werden (o<strong>der</strong> die bereits praktizierten<br />

Erhebungen <strong>der</strong> SLFA bzw. SLVA weiter <strong>in</strong>strumentalisiert werden). Beim Überschreiten<br />

lokal festzuschreiben<strong>der</strong> Schwellenwerte (E<strong>in</strong>treffen <strong>der</strong> großen Zugvogelpopulationen) s<strong>in</strong>d<br />

entsprechende Warn<strong>in</strong>formationen über entsprechende Fachorgane (Pflanzeschutzdienste,<br />

We<strong>in</strong>bergFax, Internet o.ä.) publik zu machen und an die zuständigen Kommunen (Kreise,<br />

Städte), W<strong>in</strong>zer und die jeweiligen We<strong>in</strong>bergsschützen unmittelbar auszugeben. Die<br />

Kommunen f<strong>in</strong>anzieren über e<strong>in</strong>e zu treffende Abgabenregelung so genannte Feld- o<strong>der</strong><br />

W<strong>in</strong>gertschütze, denen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> pyro- o<strong>der</strong> phonoakustischen <strong>Abwehr</strong>geräten sowie<br />

die gesamte Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong>maßnahmen vor Ort obliegt. Die W<strong>in</strong>gertschütze<br />

werden zu gegebenen Zeitpunkten (Starene<strong>in</strong>flug, Erreichung <strong>der</strong> Schwellenwerte) aktiv und<br />

vergrämen gezielt <strong>in</strong> den betroffenen Flächen. Durch diesen zielgerichteten E<strong>in</strong>satz können<br />

die bekannten Gewöhnungseffekte <strong>der</strong> Vögel vermieden, die <strong>der</strong>zeit bekannten<br />

Lärmemissionen wesentlich reduziert und zudem durch sach- und zielgerechte<br />

Vergrämungsarbeiten die Kosten ger<strong>in</strong>g gehalten werden. Ortsnahe Lagen sollten zukünftig<br />

soweit wie möglich mittels Vernetzung und optischer <strong>Abwehr</strong>maßnahmen geschützt werden,<br />

um e<strong>in</strong>e Lärmbelästigung <strong>der</strong> Anwohner zu vermeiden. Treten <strong>in</strong> Kulturen dennoch Schäden<br />

auf, sollten unabhängige Gutachter diese durch exakte Schadenserhebung ermittelt werden.<br />

Nach Möglichkeit sollte e<strong>in</strong>e fundierte Dokumentation und Bilanzierung <strong>der</strong> Schäden nach<br />

dem Vorbild <strong>der</strong> Wildschadensschätzung angestrebt werden.<br />

Abschließend sei erwähnt, dass durch den vorgeschlagenen Verfahrensablauf den<br />

gültigen tier-, natur- und artenschutzrechtlichen Bestimmungen Rechnung getragen wird.<br />

Das dargelegte Konzept zielt auf e<strong>in</strong>e übergreifende Kooperation zwischen W<strong>in</strong>zern und<br />

Obstbauern, Städten, Geme<strong>in</strong>den und Kommunen sowie staatlichen We<strong>in</strong>bau<strong>in</strong>stituten ab.


Handlungsempfehlungen Seite 97<br />

Zentral geregeltes und geme<strong>in</strong>schaftliches Schadvogelmanagement<br />

hier: Stare im We<strong>in</strong>anbau<br />

Städte, Geme<strong>in</strong>den,<br />

W<strong>in</strong>zerverbände u.a.<br />

Abgabenregelung <strong>zur</strong><br />

F<strong>in</strong>anzierung des<br />

geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Managements<br />

Kooperation zwischen<br />

Kommunen und<br />

W<strong>in</strong>zervere<strong>in</strong>igungen<br />

Nennung und<br />

Beauftragung<br />

Ordnungsämter: Vergabe<br />

<strong>von</strong> Genehmigungen zum<br />

Betrieb genehmigungspflichtiger<br />

<strong>Abwehr</strong>geräte<br />

Feld-/W<strong>in</strong>gertschütz<br />

Obliegenschaft und Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> <strong>Abwehr</strong>maßnahmen<br />

Durchführung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen <strong>Abwehr</strong>maßnahmen<br />

Schlafplatzkontrollen,<br />

Standard. Zählungen,<br />

lokale Starenschutzgeme<strong>in</strong>schaften<br />

(SLVA,<br />

SLFA u.a.)<br />

Warnmeldung bei<br />

Überschreitung <strong>von</strong><br />

Schwellenwerten<br />

We<strong>in</strong>bauFax,<br />

Pflanzenschutzdienste,<br />

Internet<br />

Information <strong>der</strong> W<strong>in</strong>zer<br />

und W<strong>in</strong>gertschütze<br />

Koord<strong>in</strong>ation und Durchführung verträglicher <strong>Abwehr</strong>maßnahmen<br />

E<strong>in</strong>netzung <strong>in</strong> ortsnahen Lagen und Qualitätssorten (Eiswe<strong>in</strong>e etc.)<br />

Stetige Kontrollgänge im gesamten Zuständigkeitsbereich und mobile<br />

Vergrämung mittels Hand-Knallschussgerät<br />

Aufstellung und Wartung <strong>der</strong> Knallschussapparate unter<br />

Berücksichtigung <strong>von</strong> M<strong>in</strong>destabständen und Schallpegel-Grenzwerten<br />

Informationen über aktuelle Entwicklungen <strong>von</strong><br />

Schadvogelabwehrmethoden (chemische Substanzen, lasergesteuerte<br />

Anlagen etc.)<br />

Dokumentation und Bilanzierung evtl. auftreten<strong>der</strong> erheblicher<br />

Schadensfälle (Beauftragung unabhängiger Gutachter)<br />

Abb. 15: Organigramm zum Schadvogelmanagement <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (hier: Stare im We<strong>in</strong>bau)


Zusammenfassung Seite 98<br />

9 Zusammenfassung<br />

Insbeson<strong>der</strong>e herbstliche Schwärme <strong>von</strong> Staren und R<strong>in</strong>geltauben richten <strong>in</strong><br />

landwirtschaftlichen Son<strong>der</strong>kulturen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz Schäden an. Hauptschadensgebiete<br />

existieren nur kle<strong>in</strong>räumig und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den klimatisch und edaphisch begünstigten<br />

Flussnie<strong>der</strong>ungen und -tälern <strong>der</strong> Pfalz (Rhe<strong>in</strong>) und Rhe<strong>in</strong>hessens (Rhe<strong>in</strong>) festzustellen.<br />

Dabei werden We<strong>in</strong>bauregionen und Obstplantagen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch Stare bedroht, die<br />

<strong>in</strong> teils <strong>in</strong>dividuenreichen Schwärmen e<strong>in</strong>fallen und Trauben o<strong>der</strong> Kirschen fressen. Das<br />

Ausmaß hat <strong>in</strong> den vergangenen 20 Jahren jedoch abgenommen (Bestandsän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Stare). R<strong>in</strong>geltauben s<strong>in</strong>d für das Verbeißen und Bekoten <strong>von</strong> Kohl und Salaten<br />

verantwortlich. An<strong>der</strong>e Arten spielen nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

In den betroffenen Regionen s<strong>in</strong>d entsprechende Maßnahmen zum Schutze <strong>der</strong> Pflanzen<br />

und <strong>der</strong> Ernten erfor<strong>der</strong>lich. Aus e<strong>in</strong>er breiten Palette <strong>von</strong> Schadvogel-<strong>Abwehr</strong>methoden, die<br />

vom Töten <strong>der</strong> Tiere (Fallen, Abschuss, Gift) über optische (Flugzeuge, farbige Ballons,<br />

Bän<strong>der</strong>) sowie akustische Vertreibungen (pyro- und phonoakustische Apparate) bis h<strong>in</strong> zum<br />

E<strong>in</strong>satz chemischer Präparate (Beizmittel, Repellents) reichen, s<strong>in</strong>d entsprechend <strong>der</strong><br />

Schadvogel- und Kulturart adäquate auszuwählen. Die Effektivität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Methoden<br />

und Geräte (auch bezüglich e<strong>in</strong>zelner Arten) s<strong>in</strong>d im Bericht ausgearbeitet und vorgestellt.<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en ist dabei die Tötung <strong>der</strong> Vögel weniger effektiv und rechtliche Vorgaben<br />

seitens <strong>der</strong> Umwelt-, Natur-, Arten-, Jagd-, Pflanzen-, Tier- und Immissionsschutzgesetze zu<br />

berücksichtigten.<br />

Präventive Vorkehrungen helfen primär <strong>in</strong> ackerbaulichen Kulturen<br />

(Bearbeitungsverfahren, Beizmittel etc.) gegen Rabenvögel und R<strong>in</strong>geltauben. In Obst- und<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e We<strong>in</strong>baugebieten s<strong>in</strong>d die <strong>der</strong>zeit großflächig und umfassend angewandten<br />

pyroakustischen Verfahren (Knallschussapparate) durch den verstärkten E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong><br />

W<strong>in</strong>gertschützen zentral zu regeln. Nur so können die bekannten Gewöhnungseffekte <strong>der</strong><br />

Vögel vermieden, zielgerichtete Maßnahmen e<strong>in</strong>gesetzt und nachhaltig wirksame Erfolge<br />

erzielt werden. Damit e<strong>in</strong>her geht die Problemlösung <strong>der</strong> Lärmimmissionen <strong>in</strong> angrenzenden<br />

Siedlungen, was den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> wirksamen optischen Methoden e<strong>in</strong>schließt.


Danksagung Seite 99<br />

10 Danksagung<br />

Das <strong>von</strong> uns erstellte <strong>Gutachten</strong> konnte <strong>in</strong> vorgelegter Form nur durch die Mithilfe<br />

zahlreicher Personen verwirklicht werden. Diesen Personen möchten die Verfasser an dieser<br />

Stelle herzlich für ihre Unterstützung danken.<br />

M. HORMANN und Dr. KLAUS RICHARZ <strong>von</strong> <strong>der</strong> STAATLICHEN VOGELSCHUTZWARTE FÜR<br />

HESSEN, RHEINLAND-PFALZ UND DAS SAARLAND (FRANKFURT /M.). möchten wir für die<br />

zahlreichen fachlichen und unkomplizierten Hilfestellungen herzlich danken. Auch Dr. JOSEF<br />

KREUZIGER sei für die gute Zusammenarbeit gedankt. Herr Dr. ROSSBACH leistete viele<br />

hilfreiche sowie fachliche Beiträge <strong>zur</strong> Erstellung <strong>der</strong> Arbeit, für die wir ihm unseren<br />

herzlichen Dank aussprechen möchten.<br />

Für die unkomplizierte Bereitstellung ornithologischer Felddaten danken wir <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> GESELLSCHAFT FÜR NATURSCHUTZ UND ORNITHOLOGIE IN RHEINLAND-PFALZ e.V. (GNOR).<br />

Des Weiteren erhielten wir umfangreiches und sehr dienliches Material <strong>von</strong> CHRISTIAN<br />

DIETZEN, FRANK EISLÖFFEL, HANS-GEORG FOLZ und SILKE BEINING.<br />

Umfangreiche Datengrundlagen sowie themenbezogene Diskussionen verdanken wir u.a.<br />

Herrn SCHULTE-HUBBERT (MINISTERIUM FÜR UMWELT UND FORSTEN RHEINLAND-PFALZ, MAINZ),<br />

H. ALEXA (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ UND GEWERBEAUFSICHT RHEINLAND-PFALZ,<br />

MAINZ), Herrn SIMM (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ UND GEWERBEAUFSICHT RHEINLAND-<br />

PFALZ, OPPENHEIM), DR. T. RÄTZ (GEMEINDE- UND STÄDTEBUND RHEINLAND-PFALZ, MAINZ), Dr.<br />

B. ALTMAYER (SLFA NEUSTADT), Dr. G. HILL (SLVA KREUZNACH), Herrn ENGELMANN (SLVA<br />

SIMMERN), A. SIMONIS (SLVA TRIER), Dr. MEIXNER (BIOLOGISCHE BUNDESANSTALT.<br />

DIENSTSTELLE BERNKASTEL-KUES), Dr. U. HOHMANN (FORSCHUNGSANSTALT FÜR<br />

WALDÖKOLOGIE UND FORSTWIRTSCHAFT, TRIPPSTADT), Dr. M. GEMMEKE (INSTITUT FÜR<br />

NEMATOLOGIE UND WIRBELTIERKUNDE, MÜNSTER), Frau SCHNEIDER (BAUERN- UND<br />

WINZERVERBAND SÜD RHEINLAND-PFALZ, MAINZ), Herrn BROHL (LANDWIRTSCHAFTSKAMMER<br />

RHEINLAND-PFALZ, SACHVERSTÄNDIGER FÜR WILDSCHÄDEN), T. INSTINSKY (STADTVERWALTUNG<br />

NEUSTADT), Herrn PERL (VERBANDSGEMEINDE EICH), H. SCHAUSTEN (BRIEDERN), A. WINKLER<br />

(HH WINKLER GMBH, AHRENSBURG) und Dr. G. PREISS (FA. BIOTECH, LICH) sowie U. & K.-H.<br />

GRAßMANN (FA. ELEKTRO GRAßMANN, DÖRSCHEID).<br />

Für die kritische Durchsicht des Manuskriptes danken wir zudem Dr. R. ROSSBACH, Dr.<br />

KLAUS RICHARZ, MARTIN HORMANN, NINA FARWIG, FRANK SCHÄFER und KLAUS ISSELBÄCHER<br />

und bedanken uns bei allen übrigen beteiligten Personen für <strong>der</strong>en Mithilfe und<br />

Unterstützung jeglicher Art.


Literatur Seite 100<br />

11 Literatur und sonstige Referenzen<br />

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Anhang Seite 112<br />

12 Anhang<br />

Anhang I: Übersicht <strong>zur</strong> regionalen Starenabwehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> We<strong>in</strong>bauregion Pfalz.<br />

Jahr Maßnahmen Bewertung <strong>der</strong> Starensituation<br />

1980 146 Schlafplatzbeobachtungen vom 11.08.-04.11.<br />

13 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben:<br />

Neupotz: 5 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

1981 127 Schlafplatzbeobachtungen vor 15.08.-30.10.<br />

17 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben: Ebernberg/Landau: 10.000 Ex.,<br />

2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

Flomersheim: 30.000 Ex., 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

Neupotz: 80.000 Ex., Vergrämung<br />

Son<strong>der</strong>nheim: 80.000 Ex., Vergrämung<br />

Offste<strong>in</strong>: 60.000 Ex., 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

1982 125 Schlafplatzbeobachtungen vom 10.08.-29.10.<br />

16 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben:<br />

Offste<strong>in</strong> und Son<strong>der</strong>nheim: Mitte Aug. 60.000 Ex.,<br />

erfolgreiche Vergrämungen Ende Aug.<br />

Neupotz: nur e<strong>in</strong>e Vergrämung erfor<strong>der</strong>lich<br />

Autobahndreieck Ma<strong>in</strong>z: 200.000-300.000 Stare<br />

Ende Okt.<br />

1983 137 Schlafplatzbeobachtungen vom 15.08.-31.10.<br />

11 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben:<br />

Zuckerfabrik Offste<strong>in</strong> (30.000-80.000 Ex.),<br />

mehrmalige Vergrämung bis Ende Okt., immer<br />

ger<strong>in</strong>gerer Erfolg<br />

Flomersheim: Vergrämungen<br />

Son<strong>der</strong>nheim: Vergrämungen<br />

Neupotz: Ende Aug. 30.000 Ex., wegen Aufgabe des<br />

Schlafplatzes ke<strong>in</strong>e Vergrämung erfor<strong>der</strong>lich<br />

1984 145 Schlafplatzbeobachtungen<br />

10 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben:<br />

Offste<strong>in</strong>: wenige<br />

Wörth: 200.000 Ex.<br />

Roxheim: 70.000 Ex.<br />

Altrip: 50.000 Ex.<br />

Neupotz (ke<strong>in</strong>e Angaben)<br />

Starendruck schwächer als im<br />

Vorjahr, ger<strong>in</strong>gere Anzahl <strong>von</strong><br />

Stare/Schlafplatz<br />

nur e<strong>in</strong>mal mehr als 100.000 Stare an<br />

e<strong>in</strong>em Schlafplatz<br />

durchschnittlich 20.000-50.000 Stare<br />

pro Schlafplatz<br />

<strong>Abwehr</strong>maßnahmen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ten den<br />

Starendruck und entlasteten die<br />

örtliche Starenabwehr<br />

Aufwendungen für Starenabwehr<br />

vermutlich höher als tatsächliche<br />

Schäden<br />

Starendruck im We<strong>in</strong>baugebiet wurde<br />

durch <strong>Abwehr</strong>maßnahmen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

abnehmende Starenpopulation<br />

frühzeitige Aktionen haben den<br />

Starendruck im We<strong>in</strong>baugebiet<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

Starenpopulation offensichtlich<br />

rückläufig<br />

30 % weniger E<strong>in</strong>sätze<br />

Ke<strong>in</strong>e Angaben


Anhang Seite 113<br />

Jahr Maßnahmen Bewertung <strong>der</strong> Starensituation<br />

1985 131 Schlafplatzbeobachtungen vom 15.08.-25.10.<br />

7 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben: durchschnittlich 15.000-40.000<br />

Stare an Schlafplätzen<br />

Zuckerfabrik Offste<strong>in</strong>: kaum beflogen<br />

Wörth: 1 Vergrämung<br />

Mechtersheim: 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

Neupotz: 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

Landau: 1 Vergrämung<br />

Neuburg: 1 Vergrämung<br />

1986 115 Schlafplatzbeobachtungen vom 15.08.-31.10.<br />

2 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben<br />

Neupotz: 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

1987 108 Schlafplatzbeobachtungen vom 15.08.-31.10.<br />

6 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben: durchschnittlich 15.000-30.000<br />

Stare an Schlafplätzen, bevor <strong>Abwehr</strong>maßnahmen<br />

stattfanden<br />

Wörth: 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

Lambsheim: 4 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

Neupotz (Ost): 1 Vergrämungse<strong>in</strong>satz<br />

Neustadt (Ost): 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

1988 107 Schlafplatzbeobachtungen vom 15.08.-31.10.<br />

7 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben: durchschnittlich 20.000-40.000<br />

Stare<br />

Mechtersheim: 1 Vergrämungse<strong>in</strong>satz<br />

Lambsheim: 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

Hassloch: 2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

Neupotz: 1 Vergrämungse<strong>in</strong>satz<br />

Neustadt: 1 Vergrämungse<strong>in</strong>satz<br />

1989-<br />

1993<br />

Schlafplatzangaben:<br />

Verschiebung h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> am stärksten<br />

frequentierten Schlafplätze: Haßloch, Mörsch,<br />

Neupotz, Lambsheim<br />

1991 wurde auf Vergrämung an Schlafplätzen<br />

verzichtet<br />

1994 125 Schlafplatzbeobachtungen vom 21.07.-31.10.<br />

Schlafplatzangaben:<br />

Mechtersheim: 1 Vergrämungse<strong>in</strong>satz<br />

Neupotz: 1 Vergrämungse<strong>in</strong>satz<br />

Schlafplatzzahlen ähnlich 1984<br />

ger<strong>in</strong>ger Starendruck<br />

<strong>in</strong> We<strong>in</strong>bergen größere Schäden nicht<br />

bekannt<br />

Schlafplatzzahlen rückläufig, ke<strong>in</strong><br />

Schlafplatz wurde dauerhaft genutzt<br />

erfor<strong>der</strong>liche Vergrämungsaktionen<br />

rückläufig<br />

beobachtete Starentrupps oftmals<br />

unter 10.000 Ex, selten zwischen<br />

15.000 und 40.000 Ex.<br />

größere Starenschwärme (ca. 80.000<br />

Ex.) fliegen baden-württembergische<br />

Schlafplätze an<br />

Zunahme <strong>der</strong> Starenzahlen an<br />

Schlafplätzen und <strong>in</strong> den<br />

Anbaugebieten<br />

größere Schwärme (70.000-100.000)<br />

fliegen das Anbaugebiet Südliche<br />

We<strong>in</strong>straße aus Baden an,<br />

verursachen auch e<strong>in</strong>ige Schäden<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e größeren Schäden<br />

bekannt<br />

Starenzahlen erreichten das<br />

Vorjahresniveau<br />

jedoch ke<strong>in</strong>e größeren Schäden<br />

bekannt<br />

Zahl <strong>der</strong> Stare hat zugenommen<br />

Schwarmgröße <strong>von</strong> >500.000 Ex.<br />

wurde 1993 wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal beobachtet<br />

(zuletzt 1977)<br />

In Anbaugebieten Schwarmgrößen<br />

ansteigend, bis zu 150.000 Ex.<br />

ab Ende Sept. nächtigen fast alle<br />

Stare auf badischer Seite, tagsüber<br />

Nahrungssuche <strong>in</strong> südpfälzischen<br />

We<strong>in</strong>bergen<br />

zunehmen<strong>der</strong> Trend hält an<br />

bereits Mitte Juli Schwärme <strong>von</strong> über<br />

100.000 Ex. im Raum Lambsheim-<br />

Eßheim<br />

ab Okt. ca. 800.000 Stare <strong>von</strong><br />

badischen Schlafplätzen <strong>in</strong><br />

pfälzischen We<strong>in</strong>bergen


Anhang Seite 114<br />

Jahr Maßnahmen Bewertung <strong>der</strong> Starensituation<br />

1995 165 Schlafplatzbeobachtungen<br />

10 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben:<br />

Raum Worms: bereits Mitte Juli 100.000 Ex.<br />

e<strong>in</strong>ige Schlafplätze liegen <strong>in</strong> Naturschutzgebieten,<br />

z.B. Mechtersheimer Tongruben,<br />

Ausnahmegenehmigungen erfor<strong>der</strong>lich,<br />

Kontroversen mit Naturschutzverbänden<br />

1996 121 Schlafplatzbeobachtungen<br />

2 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze<br />

1997 118 Schlafplatzbeobachtungen<br />

5 Vergrämungsaktionen<br />

Schlafplatzangaben:<br />

Worms-Horchheim und Offste<strong>in</strong> (3<br />

Vergrämungse<strong>in</strong>sätze)<br />

1998-<br />

1999<br />

251 Schlafplatzbeobachtungen<br />

7 Vergrämungse<strong>in</strong>sätze (teilweise bereits im August)<br />

Schlafplatzangaben: Edenkoben-Venn<strong>in</strong>gen<br />

Böch<strong>in</strong>gen, Landau, Godramste<strong>in</strong><br />

zunehmen<strong>der</strong> Trend hält an, sowohl<br />

Schlafplatzzahlen als auch e<strong>in</strong>fallende<br />

Stare<br />

erhebliche Schäden durch Starenfraß<br />

ab Okt. ca. 600.000-700.000 Stare<br />

<strong>von</strong> badischen Schlafplätzen <strong>in</strong><br />

pfälzischen We<strong>in</strong>bergen, ke<strong>in</strong>e<br />

Vergrämungen auf badischer Seite<br />

Starenanzahl wie<strong>der</strong> sehr hoch<br />

größere Schäden im Raum Worms,<br />

Grünstadt, Dirmste<strong>in</strong>, auch an<br />

unreifen Trauben<br />

<strong>zur</strong> Hauptlese erhebliche Schäden,<br />

teilweise Totalausfall<br />

noch größere Schäden wurden durch<br />

örtliche Starenabwehr (W<strong>in</strong>zer,<br />

Feldhüter) verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

Stare vom Schlafplatz Waghäusel<br />

(Baden), bis zu 1 Mio. Ex., kommen<br />

<strong>zur</strong> Nahrungssuche <strong>in</strong> pfälzische<br />

We<strong>in</strong>berge<br />

ger<strong>in</strong>gerer Starendruck <strong>in</strong> pfälzischen<br />

We<strong>in</strong>bergen als im Vorjahr, teilweise<br />

durch ger<strong>in</strong>gere Starenzahlen am<br />

Schlafplatz Waghäusel (Baden)<br />

bed<strong>in</strong>gt<br />

Beschwerden <strong>von</strong> Anwohnern wegen<br />

falsch betriebener<br />

Schreckschussapparate<br />

<strong>in</strong>sgesamt abnehmende Tendenz<br />

mehrere, dafür weniger stark besetzte<br />

Schlafplätze<br />

häufige Schlafplatzwechsel


Abbildungsverzeichnis Seite 115<br />

13 Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Phänologische Herbstzugdaten (Dekadenwerte) des Stares am Ober-Hilbersheimer<br />

Plateau. Quelle: FOLZ (unpubl.)................................................................................11<br />

Abb. 2: Herbstzugdaten <strong>von</strong> Staren Sturnus vulgaris <strong>von</strong> 1990 bis 2001 vom Ober-<br />

Hilbersheimer Plateau <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>hessen. Die Werte entsprechen <strong>der</strong> Anzahl notierter<br />

Stare pro Zugsaison dividiert durch die Anzahl <strong>der</strong> Zugstunden [Ind./h] (y = -1.6287x<br />

+ 230.35). Quelle: FOLZ (2002, schriftl.). ..................................................................12<br />

Abb. 3: Beispiel <strong>von</strong> Knallschussapparaten <strong>der</strong> Firma PURIVOX. L<strong>in</strong>ks: Karussell, rechts:<br />

Doppelschuss-Karussell. Quelle: PURIVOX Werbebroschüre (verän<strong>der</strong>t).................31<br />

Abb. 4: Beispiel e<strong>in</strong>es Knallschussapparates <strong>der</strong> Firma PURIVOX (Duplex-Doppelschuss).<br />

Quelle: PURIVOX Werbebroschüre............................................................................32<br />

Abb. 5: Schematische Zeichnung e<strong>in</strong>er Krähenattrappe, die u.a. <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong> Schäden<br />

an Silofolien e<strong>in</strong>gesetzt wird. (Zeichnung: W. LANGE nach Entwurf DÜHR). .............35<br />

Abb. 6: Mit Netzen abgespannte We<strong>in</strong>stöcke. Foto: S. Rösner...........................................37<br />

Abb. 7: „Kopf“ des Vogelabwehrgerätes „Wilhelm“. In festgelegten Zeit<strong>in</strong>tervallen ertönen<br />

schrille Geräusche und die silbernen Metallstreifen drehen sich. Foto: S.Rösner. ..41<br />

Abb. 8: Tendenz <strong>der</strong> Starenentwicklung im Anbaugebiet Pfalz <strong>von</strong> 1975-1999. Die<br />

dargestellten Daten beziehen sich auf geschätzte Maximalzahlen <strong>von</strong><br />

Schlafplatze<strong>in</strong>flügen. Quelle: SLFA NEUSTADT (1999) (verän<strong>der</strong>t nach ALTMAYER)..65<br />

Abb. 9: Prozentuale Angabe <strong>der</strong> angewandten Vogelabwehrmaßnahmen im<br />

We<strong>in</strong>anbaugebiet Pfalz. Umfrage 1997 durch den FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN <strong>der</strong><br />

SLFA NEUSTADT (1997) (nach ALTMAYER, verän<strong>der</strong>t). .............................................67<br />

Abb. 10: Prozentuale Angabe <strong>der</strong> Verursacher <strong>von</strong> Fraßschäden an Trauben im<br />

We<strong>in</strong>anbaugebiet Pfalz. Umfrage 1997 durch den Fachbereich Phytomediz<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

SLFA NEUSTADT (1997) (verän<strong>der</strong>t nach ALTMAYER). ..............................................68<br />

Abb. 11: Prozentuale Verteilung <strong>der</strong> Zeitpunkte <strong>von</strong> Schäden <strong>in</strong> Rebflächen im<br />

We<strong>in</strong>anbaugebiet Pfalz, Umfrage 1997 durch den FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN <strong>der</strong><br />

SLFA NEUSTADT (1997) (verän<strong>der</strong>t nach ALTMAYER). ..............................................69<br />

Abb. 12: Verteilung <strong>der</strong> Schadenshöhen durch Fraßschäden. Umfrage 1997 durch den<br />

FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN <strong>der</strong> SLFA NEUSTADT (1997) (verän<strong>der</strong>t nach<br />

ALTMAYER)................................................................................................................69<br />

Abb. 13: Auswertung <strong>zur</strong> Frage „Wodurch wurden die Schäden ermöglicht?“, Umfrage 1997<br />

durch den FACHBEREICH PHYTOMEDIZIN <strong>der</strong> SLFA NEUSTADT (1997) (verän<strong>der</strong>t nach<br />

ALTMAYER)................................................................................................................70<br />

ABB. 14: Schematische Übersicht <strong>zur</strong> räumlichen Verteilung <strong>von</strong> Schadensgebieten<br />

verschiedener Vogelarten sowie großen Starenschlafplätzen (• •) <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz.<br />

Kartengrundlage <strong>zur</strong> Verbreitung <strong>der</strong> We<strong>in</strong>anbauflächen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

verän<strong>der</strong>t nach GIEK (1996)......................................................................................79<br />

Abb. 15: Organigramm zum Schadvogelmanagement <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (hier: Stare im<br />

We<strong>in</strong>bau) ..................................................................................................................97


Tabellenverzeichnis Seite 116<br />

14 Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Übersicht zu bekannten Starenvorkommen (Schlafplätzen) <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

(Rhe<strong>in</strong>hessen und Pfalz). Sofern nicht an<strong>der</strong>s angegeben, handelt es sich um zirka-<br />

Angaben. Wenn Angaben über die Vegetation des Schlafplatzes bekannt waren,<br />

wurden diese mit aufgeführt. ....................................................................................10<br />

Tab. 2: Zulässige Immissionsrichtwerte (Schallpegel) nach § 48 BImSchG <strong>von</strong><br />

Schussapparaten und sonstigen akustischen Signal- und Alarmgeräten. ...............27<br />

Tab. 3: Gültige Richtwerte <strong>von</strong> M<strong>in</strong>destabständen zwischen Schussapparaten und<br />

sonstigen akustischen Signal- und Alarmgeräten. Bei Verwendung mehrerer<br />

Schussapparate im Umkreis <strong>von</strong> Wohngebieten gilt bzgl. <strong>der</strong> M<strong>in</strong>destabstände e<strong>in</strong><br />

Faktor <strong>von</strong> 1,2. .........................................................................................................27<br />

Tab. 4: Übersicht zu vorläufig empfohlenen M<strong>in</strong>destabstände <strong>von</strong> selbsttätigen<br />

Knallschussapparaten zu Wohnbebauungen <strong>in</strong> Relation zu verschiedenen<br />

Schussfrequenzen (BauNVO = , MI = Mischgebiete, MD = Dorfgebiete, WA =<br />

allgeme<strong>in</strong>e Wohngebiete, WR = re<strong>in</strong>e Wohngebiete). .............................................27<br />

Tab. 5: Methodenübersicht, Abfangen <strong>der</strong> Schadvögel. ......................................................29<br />

Tab. 6: Methodenübersicht, Abschuss <strong>der</strong> Schadvögel. ......................................................30<br />

Tab. 7: Methodenübersicht, Pyroakustik. .............................................................................32<br />

Tab. 8: Methodenübersicht, Phonoakustik. ..........................................................................33<br />

TAB. 9: Methodenübersicht, optisches Vertreiben. ...............................................................36<br />

Tab. 10: Methodenübersicht, Netze. ......................................................................................37<br />

TAB. 11: Methodenübersicht, Ablenkfütterungen....................................................................38<br />

TAB. 12: Methodenübersicht, chemische <strong>Abwehr</strong>...................................................................38<br />

Tab. 13: Übersicht zu verschiedenen phono- und pyroakustischen Geräten sowie an<strong>der</strong>en<br />

Verfahren unter Angabe <strong>der</strong> Hersteller, Vertreiber (ggf. Kontaktadressen). Bei den<br />

Anschaffungskosten handelt es sich durchweg um zirka-Werte. Für aktuelle<br />

Angebote jeweils an die Hersteller o<strong>der</strong> Vertreiber wenden.....................................41<br />

Tab. 14: Methodenbewertung, Abfangen <strong>der</strong> Schadvögel mit Kö<strong>der</strong>n...................................45<br />

Tab. 15: Methodenbewertung, Abschuss. ..............................................................................45<br />

Tab. 16: Methodenbewertung, We<strong>in</strong>bergsschützen. ..............................................................46<br />

Tab. 17: Methodenbewertung, Abspannen mit Netzen. .........................................................47<br />

Tab. 18: Methodenbewertung, Ultraschallgeräte....................................................................47<br />

Tab. 19: Methodenbewertung, phonoakustische Geräte........................................................48<br />

Tab. 20: Methodenbewertung, pyroakustische Geräte...........................................................50<br />

Tab. 21: Methodenbewertung, Flugzeuge..............................................................................51<br />

Tab. 22: Methodenbewertung, sonstige optische Methoden..................................................52<br />

Tab. 23: Methodenbewertung, Falkner mit Beizvögeln. .........................................................53<br />

Tab. 24: Methodenbewertung, klassische Vogelscheuchen...................................................53<br />

Tab. 25: Methodenbewertung, Vogelkadaver, Vogelattrappen. .............................................54


Tabellenverzeichnis Seite 117<br />

Tab. 26: Methodenbewertung, Ablenkfütterungen abseits <strong>der</strong> Flächen. ................................54<br />

Tab. 27: Methodenbewertung, Chemische Stoffe. .................................................................55<br />

Tab. 28: Übersicht <strong>zur</strong> Effizienz <strong>der</strong> Vergrämungsmethoden mit Angaben zu Vogelarten. X =<br />

Wirkung, X n = Wirkung mit E<strong>in</strong>schränkung (siehe Fußnote), + = wirkt, ++ = wirkt gut,<br />

+++ = wirkt sehr gut..................................................................................................59<br />

Tab. 29: Übersicht und Bewertung <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> h<strong>in</strong>sichtlich ihrer schädigenden Wirkung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Landwirtschaft</strong>. + = „normale“ Fraßschäden im Rahmen <strong>der</strong> Nahrungssuche, ++ =<br />

nennenswerte Schäden, teilweise durch Schwarmverhalten bed<strong>in</strong>gt, +++ = lokal<br />

bedeutsame Schäden, ( ) e<strong>in</strong>geschränkt..................................................................76


Teil B<br />

„Gänseschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz“<br />

Zusammenfassung, Bewertung, Lösungsmöglichkeiten<br />

Studie im Auftrag des Landesamts für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht <strong>in</strong> Oppenheim<br />

erstellt <strong>von</strong><br />

Dr. Josef Kreuziger, Zw<strong>in</strong>genberg<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Saarland, Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Zw<strong>in</strong>genberg, November 2002


Zusammenfassung<br />

1. Aufgrund zunehmen<strong>der</strong> Klagen über Gänseschäden und <strong>der</strong> oft damit verbundenen<br />

For<strong>der</strong>ung nach stärkerer Bejagung wurde die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen,<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Saarland vom Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht <strong>in</strong><br />

Oppenheim mit e<strong>in</strong>er Studie beauftragt, die e<strong>in</strong>en Überblick über die aktuelle Situation <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz liefern soll.<br />

2. Dazu wurde e<strong>in</strong>e Umfrage an alle zuständigen und betroffenen Behörden und<br />

Institutionen verschickt mit Bitte um Auskunft, ob und <strong>in</strong>wieweit es zu Problemen mit<br />

Gänsen im Zuständigkeitsbereich gekommen ist.<br />

3. Basierend auf vorliegenden Ergebnissen wird die Situation <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz analysiert,<br />

um geeignete Lösungsmöglichkeiten <strong>zur</strong> Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Gänseschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz zu entwickeln. Im Vor<strong>der</strong>grund steht dabei die Entwicklung e<strong>in</strong>es landesweiten<br />

Konzeptes, um diese Probleme langfristig und großräumig <strong>in</strong> den Griff zu bekommen und<br />

zugleich übermäßige Lärmbelästigungen <strong>in</strong>folge möglicher akustischer<br />

Vergrämungsmaßnahmen soweit möglich zu vermeiden.<br />

4. Die Zunahmen <strong>der</strong> Gänsebestände ist <strong>in</strong> Mitteleuropa <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong><br />

Zunahme landwirtschaftlicher Produktion, die vor allem <strong>zur</strong> Erhöhung rasten<strong>der</strong> und<br />

überw<strong>in</strong>tern<strong>der</strong> Bestände geführt hat. Dadurch ist e<strong>in</strong> Konflikt mit <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

vorprogrammiert.<br />

5. Auch wenn die Anzahl <strong>der</strong> Gänse und die daraus resultierenden Schäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz sich im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n als ger<strong>in</strong>g erwiesen haben, kommt es<br />

<strong>in</strong> drei Regionen aufgrund höherer Gänsezahlen zu Konflikten. Es handelt sich um<br />

Graugänse im Bereich des Engerser Feldes bei Neuwied und <strong>der</strong> Ingelheimer<br />

Rhe<strong>in</strong>ebene sowie Kanadagänse, die im Bereich Ludwigshafen bis Germersheim<br />

vorkommen.<br />

6. Die bisher durchgeführten Maßnahmen (Vergrämung, stellenweise Bejagung) haben<br />

bislang zu ke<strong>in</strong>er befriedigenden Situation geführt.<br />

7. Ursachen für die zunehmenden Beschwerden über Gänseschäden s<strong>in</strong>d fast<br />

ausschließlich durch die Zunahme <strong>der</strong> Bestände <strong>von</strong> Grau- und Kanadagänsen<br />

begründet. Verschärft wird die Situation zusätzlich durch die unsystematische<br />

Vergrämung, Jagd sowie unabsichtliche Störungen durch <strong>in</strong>tensive Freizeitnutzung, die<br />

bei den Gänsen zu e<strong>in</strong>er enormen Erhöhung des Energie- und damit des<br />

Nahrungsverbrauches führt.<br />

8. E<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schätzung des Schadens wird durch die Benutzung unterschiedlicher<br />

Schadensdef<strong>in</strong>itionen erschwert. Während die Landwirte verständlicherweise oft<br />

2


Fraßschäden angeben, erweist sich fachlich betrachtet alle<strong>in</strong>e <strong>der</strong> tatsächliche<br />

Ernteausfall und damit <strong>der</strong> betriebswirtschaftliche Schaden als relevant <strong>zur</strong> Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Schäden.<br />

9. Viele Untersuchungen zeigen, dass alle<strong>in</strong>e durch die Beweidung durch Gänse nicht<br />

zwangsläufig Ertragse<strong>in</strong>bußen auftreten müssen, was auch <strong>von</strong> Landwirten bestätigt<br />

wird. Durchschnittlich betrachtet können auf Ackerflächen ab etwa 1500 Gänsetagen/ha<br />

und auf Grünland ab etwa 3000 Gänsetagen/ha Schäden entstehen. Solche<br />

Beweidungs<strong>in</strong>tensitäten werden bei <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz anwesenden<br />

Gänse und <strong>der</strong> potenziellen Nahrungsareale nur sporadisch auf wenigen Flächen<br />

erreicht.<br />

10. Ungeachtet dessen gibt es sensible Phasen im Wachstum <strong>von</strong> Kulturpflanzen, bei denen<br />

auch e<strong>in</strong>e deutlich ger<strong>in</strong>gere Beweidungs<strong>in</strong>tensität zu starken Schäden führen kann.<br />

Diese gilt es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zu vermeiden.<br />

11. Als Lösungsmöglichkeit bietet sich e<strong>in</strong> gekoppeltes Netz <strong>von</strong> Ruhezonen und<br />

geschützten Nahrungsflächen an, <strong>in</strong> denen die Tiere nicht gestört werden dürfen und so<br />

wesentlich weniger Energie (bzw. Nahrung) benötigen, <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

Vergrämungsmaßnahmen im Bereich wertvoller Kulturen bzw. <strong>in</strong> sensiblen<br />

Wachstumsphasen; dabei wird <strong>der</strong> gezielte E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Feldhüters präferiert. Dieses<br />

Pr<strong>in</strong>zip hat sich <strong>in</strong> den meisten an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n mit Gänseproblemen – trotz<br />

wesentlich höheren Zahlen – weitgehend bewährt, hat die Schäden zum<strong>in</strong>dest verr<strong>in</strong>gert<br />

und den Konflikt entschärft.<br />

12. Zur Umsetzung solcher Konzepte bieten sich die betroffenen Regionen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz beson<strong>der</strong>s an, da weite Teile <strong>in</strong> EU-Vogelschutzgebieten liegen, <strong>in</strong> denen gemäß<br />

<strong>der</strong> EU-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie entsprechende Maßnahmen zum Schutz <strong>der</strong> Vögel<br />

getroffen werden müssen; aber auch entsprechende För<strong>der</strong>mittel verfügbar s<strong>in</strong>d. Hier<br />

bietet sich vor allem e<strong>in</strong>e Umwandlung <strong>von</strong> Ackerflächen <strong>in</strong> Grünland an.<br />

13. Mögliche Ausgleichszahlungen dürfen nicht „passiv“ e<strong>in</strong>gesetzt werden und entstandene<br />

Schäden ersetzen, zumal <strong>der</strong> Schadensnachweis schwer zu führen ist. Vielmehr müssen<br />

alle möglichen f<strong>in</strong>anziellen Mittel „aktiv“ e<strong>in</strong>gesetzt werden und gezielt<br />

Bewirtschaftungsweisen för<strong>der</strong>n, die geeignete Nahrungsflächen für Gänse <strong>zur</strong><br />

Verfügung stellen (Stilllegungs- und Extensivierungsprämien, Rotationsbrachen etc.).<br />

14. Jagd als effektive Vergrämungsmaßnahme kann punktuell e<strong>in</strong>gesetzt werden, aber<br />

immer nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Netz <strong>von</strong> ungestörten Ruhezonen und Fraßgebieten.<br />

Ohne solche Zonen ist Jagd großräumig betrachtet kontraproduktiv, da sie bei den<br />

Gänsen zu Energieverlusten und damit zu e<strong>in</strong>em höheren Nahrungsverbrauch führt und<br />

3


damit diesen Konflikt letztlich nur verstärkt. E<strong>in</strong>e stärkere Bejagung, wie häufig gefor<strong>der</strong>t,<br />

ist daher nicht zielführend und muß aus diesen Gründen abgelehnt werden.<br />

15. E<strong>in</strong>e überregionale Steuerung ist s<strong>in</strong>nvoll und nötig und nur und über Kreisgrenzen<br />

h<strong>in</strong>weg möglich. In vorurteilsfreier und kompromißbereiter Zusammenarbeit aller<br />

Beteiligten sollte e<strong>in</strong> Management-Konzept für diese drei Bereiche erstellt werden, das<br />

auf den oben dargestellten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen basieren muß.<br />

16. Die Verschmutzung <strong>von</strong> Badeseen treten nur punktuell an Gewässern auf, wo die<br />

Kanadagänse an Menschen gewöhnt s<strong>in</strong>d. Da hier viele Badegäste betroffen s<strong>in</strong>d, wird<br />

diesem Problem e<strong>in</strong>e große gesellschaftliche Relevanz zugeschrieben. Ziel ist es, Bruten<br />

<strong>der</strong> Kanadagänse und die Anwesenheit größerer Trupps während <strong>der</strong> Badesaison zu<br />

unterb<strong>in</strong>den. Dazu werden Vergrämungsmaßnahmen aller Art vor <strong>der</strong> Badesaison sowie<br />

e<strong>in</strong>e Eierentnahme aus den Nestern empfohlen. Effizient vergrämen lassen sich die Tiere<br />

jedoch nur, wenn sie <strong>in</strong> alternativen Lebensräumen im störungsfreien, siedlungsfernen<br />

Bereich toleriert werden.<br />

4


Zusammenfassung<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

Glossar<br />

A. Grundlagen<br />

1 E<strong>in</strong>leitung und Zielsetzung<br />

2 Methoden<br />

2.1 Ermittlung <strong>von</strong> Gänseschäden<br />

2.2 Ermittlung <strong>der</strong> Gänsebestände<br />

2.2.1 Literaturrecherche<br />

2.2.2 Nachfrage bei den Verbänden bzw. Ehrenamtlichen<br />

2.2.3 Internetrecherche<br />

2.2.4 Fazit Datenrecherche<br />

3 Ergebnisse<br />

3.1 Gänsearten <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

3.1.1 Vorbemerkung<br />

3.1.2 Kommentierte Artenliste<br />

3.2 Ergebnisse <strong>der</strong> Ermittlung <strong>von</strong> Gänseschäden<br />

4 Konfliktarten, Konflikte und Konfliktregionen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

4.1 Urmitzer Werth/Engerser Feld zwischen Urmitz und Heimbach: Ernteschäden durch<br />

Graugänse<br />

4.1.1 Gebietsbeschreibung<br />

4.1.2 Darstellung <strong>der</strong> Schäden<br />

4.1.3 Darstellung des Gänsebestandes<br />

4.2 Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene/Untere Nahe zwischen Bad Kreuznach und Budenheim:<br />

Ernteschäden durch Graugänse<br />

4.2.1 Gebietsbeschreibung<br />

4.2.2 Darstellung <strong>der</strong> Schäden<br />

5


4.2.3 Darstellung des Gänsebestandes<br />

4.3 Nördlicher Oberrhe<strong>in</strong> zwischen Frankenthal, Ludwigshafen und Speyer: Verschmutzung<br />

<strong>von</strong> Badegewässern durch Kanadagänse sowie Ernteschäden durch Kanadagänse und<br />

Graugänse<br />

4.3.1 Gebietsbeschreibung<br />

4.3.2 Verschmutzung <strong>von</strong> Badegewässern<br />

4.3.3 Darstellung <strong>der</strong> Wildschäden<br />

B. Bewertung<br />

5 Bewertung <strong>der</strong> Gänseschäden<br />

5.1 Bewertung <strong>der</strong> Wildschäden<br />

5.2 Kostenermittlung für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

5.3 Bewertung <strong>der</strong> Verschmutzung <strong>der</strong> Badegewässer<br />

6 Bewertung <strong>der</strong> Gänsebestände<br />

6.1 Graugans<br />

6.2 Kanadagans<br />

6.3 sonstige Arten, Gesamtbestand<br />

6.4 Beweidungs<strong>in</strong>tensität <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

7. Bewertung: Fazit<br />

C. Lösungsmöglichkeiten<br />

8. Maßnahmen <strong>zur</strong> Vermeidung <strong>von</strong> Gänseschäden<br />

8.1 optische Vergrämung<br />

Naturschutzverträglichkeit: mittelmäßig<br />

8.2 akustische Vergrämung<br />

8.3 chemische Vergrämung, Repellentien<br />

8.4 optische und akustische Vergrämung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

8.5 Feldhüter<br />

8.6 Bejagung<br />

6


8.6.1 Bejagung als vergrämende Maßnahme<br />

8.6.2 Bejagung als Bestandsreduktion<br />

8.7 Sonstige bestandsreduzierene Maßnahmen<br />

8.7.1 Gezielte Tötung<br />

8.7.2 Eierentnahme<br />

8.8. Zäune<br />

8.9 Ablenkungsfütterung<br />

8.10 Ausgleich<br />

8.11 Toleranz<br />

8.12 Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensraumstruktur<br />

8.13 Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> landwirtschaften Nutzung<br />

8.14 Wie<strong>der</strong>herstellung naturnaher Lebensräume<br />

8.15 Synopse <strong>der</strong> Maßnahmen<br />

9. Rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

9.1 Artbezogenes Recht<br />

9.2 Flächenbezogenes Recht<br />

9.3 Beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> EU-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie<br />

10 Lösungsmöglichkeiten für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

10.1 Lösungsmöglichkeiten: Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen<br />

10.2 Lösungsmöglichkeiten Verschmutzung an Badegewässern<br />

10.2.1 Zielvorgabe<br />

10.2.2 Gebiete<br />

10.2.3 Empfohlene Methoden<br />

10.2.4 Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

11 Fazit und Zusammenfassung<br />

12 Literatur<br />

Anhang<br />

Anschreiben an die Kreise, Karten<br />

7


Glossar<br />

allochthon: nicht e<strong>in</strong>heimisch<br />

autochthon: e<strong>in</strong>heimisch<br />

coliforme Bakterien: Bakterien, die mit den „Coli-Bakterien“ verwandt s<strong>in</strong>d und die bei<br />

Menschen <strong>in</strong> speziellen Formen natürlicherwesie im Magen-Darm-Trakt vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

An<strong>der</strong>e Formen dieser Bakterien o<strong>der</strong> Keime könne <strong>in</strong> höheren Konzentration<br />

Krankheiten beim Menschen verursachen<br />

Eutrophierung: Nährstoffanreicherung<br />

EU-VRL: EU-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie, Richtl<strong>in</strong>ie 79/409 EWG des Rates vom 2. April 1979 über<br />

die Erhaltung <strong>der</strong> wildlebenden Vogelarten, letztmals geän<strong>der</strong>t am 13.08.97.<br />

FFH-RL: Flora-Fauna-Habitat-Richtl<strong>in</strong>ie, Richtl<strong>in</strong>e 92/43/EWG vom 21.5.1992 <strong>zur</strong> Erhaltung<br />

<strong>der</strong> natürlichen Lebensräume sowie <strong>der</strong> wildlebenden Pflanzen und Tiere, zuletzt<br />

geän<strong>der</strong>t durch die Richtl<strong>in</strong>ie 97/62/EG vom 27.10.1997)<br />

Gänsetage / ha: Maß für die Beweidungs<strong>in</strong>tensität, die mit folgende Formel errechnet wird<br />

„Anzahl <strong>der</strong> Gänse x Äsungsdauer <strong>in</strong> Tagen (8 Stunden) / Fläche (ha).<br />

Hybrid: Bastard zwischen zwei Arten, kommt bei <strong>Vögeln</strong> vor allem <strong>in</strong> Gefangenschaft bzw.<br />

bei Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>gen vor<br />

Mauser: Gefie<strong>der</strong>wechsel bei <strong>Vögeln</strong>; bei manchen Arten (z.B. Wasservögel) f<strong>in</strong>det sie als<br />

Vollmauser statt, wobei die Vögel zu dieser zeit flug<strong>in</strong>fähig s<strong>in</strong>d.<br />

IBA: „important bird area“;. ist e<strong>in</strong> Gebiet, das <strong>von</strong> den Naturschutzverbänden aufgrund<br />

fachlicher Kriterien als bedeutsam im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es EU-Vogelschutzgebiet benannt<br />

wurde. E<strong>in</strong>ige dieser Gebiete wurden <strong>von</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n bzw. <strong>von</strong> Deutschland<br />

noch nicht o<strong>der</strong> nur <strong>in</strong> Teilflächen <strong>der</strong> EU als SPA gemeldet. Diese besitzen<br />

gegenwärtig den Status e<strong>in</strong>es faktischen Vogelschutzgebitet und solange, bis<br />

Deutschland se<strong>in</strong>er Meldeverpflichtung vollständig nachgekommen ist.<br />

Inselrhe<strong>in</strong>: Der Abschnitt des Rhe<strong>in</strong>s zwischen Ma<strong>in</strong>z und B<strong>in</strong>gen<br />

Neozoen: „Neubürger“. Ehemals nicht <strong>in</strong> Mitteleuropa (bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em entsprechenden<br />

Betrachtungsraum) vorhandene Vogelarten, die <strong>von</strong> Menschen (zumeist aus an<strong>der</strong>en<br />

Kont<strong>in</strong>eneten) e<strong>in</strong>geschleppt wurden o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Gefangenschaft entwichen s<strong>in</strong>d.<br />

Vogelarten, die im Rahmen <strong>der</strong> natürlichen Erweiterung ihrer Verbreitungsgrenzen nun<br />

<strong>in</strong> Mitteleuropa anzutreffen s<strong>in</strong>d (z.B. Beutelmeise, Orpheusspötter u.v.a.) s<strong>in</strong>d jedoch<br />

ke<strong>in</strong>e Neozoen, son<strong>der</strong>n werden dann <strong>zur</strong> heimischen (autochthonen) Tierwelt<br />

8


gerechnet. Während die meisten Neozoen nur vere<strong>in</strong>zelt auftreten, pflanzen sich<br />

etablierte Neozonen bereits regelmäßig im Freiland fort.<br />

pathogen: krankheitserregend<br />

Phänologie: jahreszeitliches Aufterten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet<br />

Population: Die Gesamtheit alle Individuen, die e<strong>in</strong> Gebiet bevölkern und e<strong>in</strong>e natürliche<br />

Fortpflanzungsgeme<strong>in</strong>schaft bilden.<br />

Prädation: Nahrungsaufnahme <strong>von</strong> jagenden Tieren. Der Prädator wird volksläufig als<br />

„Räuber“ bezeichnet.<br />

SPA: „special protected area“;. ist e<strong>in</strong> Gebiet, das bereits <strong>von</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n bzw. <strong>von</strong><br />

Deutschland <strong>der</strong> EU als EU-Vogelschutzgebiet im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> EG-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie<br />

gemeldet wurde.<br />

Status: beschreibt die zeitliche und funktionelle B<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>er Art an e<strong>in</strong> Gebiet. Funktionell<br />

wird zwischen Brutvogel und Gastvogel unterscheiden, zeitlich z.B. zwischen<br />

Jahresvogel, Durchzügler, W<strong>in</strong>tergast etc.<br />

9


A. Grundlagen<br />

1 E<strong>in</strong>leitung und Zielsetzung<br />

Aufgrund zunehmen<strong>der</strong> Klagen über Gänseschäden und <strong>der</strong> oft damit verbundenen<br />

For<strong>der</strong>ung nach stärkerer Bejagung wurde die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen,<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Saarland vom Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht <strong>in</strong><br />

Oppenheim mit e<strong>in</strong>er Studie beauftragt, die e<strong>in</strong>en Überblick über die aktuelle Situation <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz liefern soll.<br />

Basierend auf vorliegenden Ergebnissen wird die Situation <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz analysiert und<br />

mit an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n verglichen. Diese Analyse dient dazu, um geeignete<br />

Lösungsmöglichkeiten <strong>zur</strong> Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Gänseschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz zu<br />

entwickeln. Dabei geht es weniger um E<strong>in</strong>zelfall-Lösungen, son<strong>der</strong>n vielmehr um e<strong>in</strong><br />

landesweites Konzept, um diese Probleme langfristig und großräumig <strong>in</strong> den Griff zu<br />

bekommen und zugleich übermäßige Lärmbelästigungen <strong>in</strong>folge möglicher akustischer<br />

Vergrämungsmaßnahmen soweit möglich zu vermeiden.<br />

2 Methoden<br />

2.1 Ermittlung <strong>von</strong> Gänseschäden<br />

Um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick über die aktuelle Situation <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz zu erhalten, wurde e<strong>in</strong>e<br />

Umfrage an alle zuständigen und betroffenen Behörden und Institutionen verschickt mit Bitte<br />

um Auskunft, ob und <strong>in</strong>wieweit es zu Problemen mit Gänsen im Zuständigkeitsbereich<br />

gekommen ist (Anschreiben s. Anhang). Diese wurde gerichtet<br />

• an alle Stadt- und Landkreise, dort jeweils an die Unteren Jagdbehörden und Unteren<br />

Landespflegebehörden<br />

• an alle Staatlichen Lehr- und Forschungs- bzw. Versuchsanstalten für <strong>Landwirtschaft</strong>,<br />

We<strong>in</strong>- und Gartenbau<br />

• nachrichtlich an alle relevanten M<strong>in</strong>isterien, Bezirksdirektionen und Landesanstalten<br />

Zusätzlich wurden alle Unterlagen zu dieser Thematik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Staatlichen Vogelschutzwarte<br />

für Hessen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Saarland <strong>in</strong> Frankfurt/Ma<strong>in</strong> gesichtet.<br />

10


2.2 Ermittlung <strong>der</strong> Gänsebestände<br />

2.2.1 Literaturrecherche<br />

Dazu wurden ausführlich alle verfügbaren veröffentlichten avifaunistischen Periodika aus<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, aus den angrenzenden Bundeslän<strong>der</strong>n sowie weitere Organe mit<br />

ornithologischem Inhalt gesichtet. In <strong>der</strong> Regel wurden sie ab 1995 berücksichtigt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen lagen jedoch nur ältere Jahrgänge vor; im e<strong>in</strong>zelnen handelt es sich um<br />

• Fauna und Flora <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

• Fauna und Flora <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Beihefte<br />

• Naturschutz und Ornithologie <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

• Dendrocopos, Beiträge <strong>zur</strong> Avifauna <strong>der</strong> Region Trier<br />

• Jahresberichte für den Regierungsbezirk Koblenz<br />

• Berichte aus den Arbeitskreisen <strong>der</strong> GNOR, AK Rhe<strong>in</strong>hessen<br />

• Berichte aus den Arbeitskreisen <strong>der</strong> GNOR, AK Pfalz<br />

• Pflanzen und Tiere <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Son<strong>der</strong>hefte<br />

• Mitteilungen <strong>der</strong> Pollichia<br />

• Limicola, Zeitschrift für Feldornithologie<br />

Für angrenzende Regionen<br />

Hessen<br />

• Avifauna <strong>von</strong> Hessen (1991/2000)<br />

• Vogel & Umwelt, Zeitschrift für Vogelkunde und Naturschutz <strong>in</strong> Hessen<br />

• Collurio, Zeitschrift für Vogel- und Naturschutz <strong>in</strong> Südhessen<br />

• Ornithologischer Jahresbericht Hessen (<strong>in</strong> Vogel & Umwelt)<br />

Baden-Württemberg<br />

• Ornithologische Schnellmitteilungen Baden-Württemberg<br />

• Ornithologische Jahreshefte Baden-Württemberg<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

• Charadrius, Zeitschrift für Vogelkunde, Vogelschutz und Naturschutz <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen<br />

Saarland<br />

• Lanius, Zeitschrift des Ornithologischen Beobachterr<strong>in</strong>ges Saar<br />

11


2.2.2 Nachfrage bei den Verbänden bzw. Ehrenamtlichen<br />

Hierzu lagen etwa1300 bisher nicht veröffentlichte Datensätze vor, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aus dem<br />

gesamten Rhe<strong>in</strong>bereichen. Die Daten <strong>der</strong> Wasservogelzählung standen aus technischen<br />

Gründen (Umstellung <strong>der</strong> Datenbank auf die Datenstruktur des national koord<strong>in</strong>ierenden<br />

Dachverbandes Deutscher Avifaunisten) nicht vollständig <strong>zur</strong> Verfügung; sie s<strong>in</strong>d aber aus<br />

bundesweit vorliegenden zusammenfassenden Darstellungen sowie dem lokal vorliegenden<br />

Zahlenmaterial <strong>in</strong> ihrer Größenordnung zu entnehmen (MOOIJ 1995a, KOFFIJBERG et al.<br />

2001). Auch konnten alle Daten zu größeren Trupps (> 100 Individuen, bzw. > 40 Individuen<br />

bei <strong>der</strong> Saatgans) berücksichtigt werden. Flächendeckende Ergebnisse <strong>zur</strong> aktuellen<br />

Brutverbreitung aller Gänsearten <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz waren <strong>der</strong> bisher unveröffentlichten<br />

Diplomarbeit <strong>von</strong> (BEINING 2002) zu entnehmen.<br />

2.2.3 Internetrecherche<br />

Diese erbrachte Ergänzungen. Es waren hierbei jedoch fast nur Beobachtungsdaten zu<br />

seltenen Arten zu erhalten, die im Rahmen vorliegenden <strong>Gutachten</strong>s ke<strong>in</strong>e Relevanz<br />

besitzen.<br />

2.2.4 Fazit Datenrecherche<br />

Lei<strong>der</strong> liegt für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz ke<strong>in</strong>e aktuelle Avifauna vor, auch ist die avifaunistische<br />

Erfassung <strong>in</strong> den Landesteilen unterschiedlich ausgeprägt. Gänse halten sich typischerweise<br />

vor allem <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>ungsgebieten auf und größere, vor allem während des Zugs,<br />

Ansammlungen <strong>von</strong> rastenden Gänsen s<strong>in</strong>d fast nur <strong>in</strong> diesen Regionen anzutreffen. Da <strong>in</strong><br />

diesen Gebieten generell mit e<strong>in</strong>em hohen Vogelaufkommen zu rechnen ist, ist hier auch die<br />

Beobachterdichte am höchsten. Das vorliegende avifaunistische Datenmaterial kann daher<br />

als repräsentativ e<strong>in</strong>gestuft werden, wenn auch systematische Daten kaum vorliegen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Bereich des Inselrhe<strong>in</strong>es und des nördlichen Oberrhe<strong>in</strong>es kann vor allem<br />

auch auf hessisches Material <strong>zur</strong>ückgegriffen werden, das durch die aktuelle Avifauna <strong>von</strong><br />

Hessen (HGON 1991/2000) und durch Jahresberichte (KORN et al. 2000, 2001) gut<br />

aufgearbeitet ist. Ergänzend liegt auch gutes Material aus Baden-Württemberg und<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen vor (s.o., BAUER et al. 1995, NOTTMEYER-LINDEN et al. 2002).<br />

12


3 Ergebnisse<br />

3.1 Gänsearten <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

3.1.1 Vorbemerkung<br />

In vorliegendem <strong>Gutachten</strong> werden alle im deutschen Sprachgebrauch als „Gänse“<br />

bezeichneten Arten dargestellt. Es handelt sich somit um die „echten“ Gänse <strong>der</strong> Gattungen<br />

Anser („Graue Gänse“) und Branta („Meergänse“). Zusätzlich werden auch die Arten <strong>der</strong><br />

Gattungen Tadorna und Alopochen behandelt (Rost-, Brand- und Nilgans), auch wenn sie<br />

wissenschaftlich betrachtet „Halbgänse“ bzw. „Halbenten“ darstellen.<br />

Die Problematik bei Gänsen wird dadurch verkompliziert, dass es bei dieser Tiergruppe<br />

zunehmend Arten gibt, die als Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Freiheit vorkommen o<strong>der</strong> sich<br />

sogar dort etabliert haben. Dabei muß noch zwischen gebietsfremden (allochthone),<br />

ursprünglich nicht <strong>in</strong> Mitteleuropa vorkommenden Arten und heimischen (autochthone) Arten<br />

unterschieden werden. Bei e<strong>in</strong>igen Arten s<strong>in</strong>d die Grenzen zudem fließend, so dass <strong>der</strong><br />

Status e<strong>in</strong>er Art bzw. mancher Populationen nicht klar angegeben werden kann (Näheres s.<br />

bei Darstellung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Arten). Diese Status-E<strong>in</strong>stufungen s<strong>in</strong>d für die hier zu<br />

behandelnde Problematik aber letztlich unerheblich. Denn die Basis vorliegenden<br />

<strong>Gutachten</strong>s ist die aktuelle Verbreitung sowie die daraus resultierenden Auswirkungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich möglicher Schäden. Diese Aspekte werden dargestellt und analysiert und s<strong>in</strong>d<br />

unabhängig <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen E<strong>in</strong>stufung e<strong>in</strong>es Status. Somit werden hier die<br />

beiden Themenkomplexe „gebietsfremde Tierarten (Neozoen)“ und<br />

Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge/Aussetzungsaktionen“ bewußt nicht <strong>in</strong> die Betrachtung<br />

mite<strong>in</strong>bezogen, da diese Diskussion nur auf an<strong>der</strong>en Ebenen geführt werden kann.<br />

3.1.2 Kommentierte Artenliste<br />

Schwanengans (Anser cygnoides)<br />

Status: Gebietsfremde Art, ursprüngliche Heimat Ostasien. In Deutschland etablierter<br />

Neozoe mit Brutpopulation <strong>in</strong> Hessen mit max. 8 Paaren, vere<strong>in</strong>zelt auch <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg und Bayern, aber ke<strong>in</strong>e zunehmende Tendenz (KREUZIGER <strong>in</strong> HGON, KORN et<br />

al. 2000, 2001).<br />

Ökologie: In Mitteleuropa ist sie größtenteils ganzjährig als Standvogel anwesend, e<strong>in</strong>ige<br />

Gebiete werden aber während des W<strong>in</strong>ters verlassen. Die Lebensraumansprüche sche<strong>in</strong>en,<br />

soweit bekannt, bei den <strong>in</strong> Deutschland vorkommenden Tieren ger<strong>in</strong>g zu se<strong>in</strong>, trotzdem<br />

zeigen sie ke<strong>in</strong>e Tendenzen <strong>zur</strong> Bestandszunahme, da, wenn überhaupt, nur sehr wenige<br />

Tiere <strong>zur</strong> Brut schreiten mit starker Neigung <strong>zur</strong> Hybridisierung (RANDLER 1998, 2000).<br />

13


Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: nur sporadische, unregelmäßige Vorkommen e<strong>in</strong>zelner Tiere im Raum<br />

Ludwigshafen, die wahrsche<strong>in</strong>lich aus <strong>der</strong> hessischen Population am Lampertheimer Altrhe<strong>in</strong><br />

(Kreis Bergstraße) stammen.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend.<br />

Saatgans (Anser fabalis)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutgebiete <strong>in</strong> den Tundragebieten Nordeuropas und Asiens<br />

gelegen s<strong>in</strong>d. Ihre Überw<strong>in</strong>terungsgebiete bef<strong>in</strong>den sich vor allem im Norddeutschen<br />

Tiefland, wenige auch im Mittelmeerraum. Der durchschnittliche Maximalbestand <strong>in</strong><br />

Deutschland überw<strong>in</strong>tern<strong>der</strong> Saatgänse liegt bei etwa 300000 Tieren im November bzw.<br />

200000 im Januar, die fast nur im Norddeutschen Tiefland auftreten. Während die<br />

Bestandszahlen während <strong>der</strong> 1970er und 1980er Jahre stark anstiegen, s<strong>in</strong>d sie im Laufe<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre konstant geblieben mit leicht rückläufiger Tendenz (MOOIJ 1999, 2000).<br />

Ökologie: In den Rast- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten benötigen Saatgänse die Komb<strong>in</strong>ation<br />

<strong>von</strong> absolut störungsfreien Flachgewässern als Schlafplatz mit weiträumigen, weitgehend<br />

störungsfreien Flächen, die sie <strong>zur</strong> Nahrungsaufnahme aufsuchen können. Die Kost ist re<strong>in</strong><br />

pflanzlich und besteht aus Gräsern, Kräutern und vor allem Getreidekörnern und Sämereien,<br />

da sie sehr eiweißhaltig s<strong>in</strong>d. Schlaf- und Nahrungsplätze können bis zu 25 km ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

liegen.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Durchzügler und W<strong>in</strong>tergast <strong>von</strong> Oktober bis März. Regelmäßig besetzte<br />

Schlafplätze gibt es hier ke<strong>in</strong>e. Ausnahmsweise gab es e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>terschlafplatz 1996/97 im<br />

Urmitzer Werth, <strong>der</strong> mit 30-40 Exemplaren besetzt war. Dieser Schlafplatz entstand<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> Folge <strong>von</strong> Kälteflucht im extrem kalten W<strong>in</strong>ter. In den folgenden Jahren<br />

waren dort nur vere<strong>in</strong>zelt Tiere anzutreffen. Nicht alljährlich bef<strong>in</strong>det sich auch e<strong>in</strong><br />

Schlafplatz am Angelhofer Altrhe<strong>in</strong> (bei Otterstadt), <strong>von</strong> wo aus die Tiere nach Baden-<br />

Württemberg <strong>zur</strong> Nahrungssuche fliegen. Auch wenn <strong>in</strong> Baden-Württemberg Ende <strong>der</strong><br />

1980er Jahre mehr als 500 (bis maximal 1800 Tiere) anzutreffen waren (MAHLER briefl.),<br />

liegen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz nur sehr wenige und nicht alljährliche Beobachtungen vor<br />

(DOLICH, briefl.). Obwohl sich <strong>in</strong> Baden-Württemberg so viele Gänse aufhielten, kam es trotz<br />

des <strong>in</strong>tensiven Abweidens (bzw. durch den daraus resultierenden Wachstumsreiz sowie die<br />

nicht zu unterschätzende Düngung des Kotes) zu ke<strong>in</strong>en Ertragsausfällen. Nur <strong>in</strong> zwei Fällen<br />

kam es <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Frost und Antauen des Bodens zu Trittschäden (MAHLER,<br />

Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe, briefl.).<br />

Der e<strong>in</strong>zige regelmäßig besetzte b<strong>in</strong>nenländische Schlafplatz bef<strong>in</strong>det sich im NSG Kühkopf-<br />

Knoblochsaue mit maximal 2500 Tieren (MAYER 1998). Ihre Hauptnahrungsgründe liegen vor<br />

allem nördlich und östlich des Gebietes auf hessischer Seite. Im Gegensatz zu den 1980er<br />

Jahren (vgl. BITZ 1983) gibt es <strong>in</strong> den letzten Jahren ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>weise, dass sich diese<br />

Tiere auch <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz aufhalten. In den letzten Jahren können durchziehende bzw.<br />

14


kurzfristig rastende Trupps fast nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>ebene mit Schwerpunkten am Inselrhe<strong>in</strong> und<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nördlichen Oberrhe<strong>in</strong>nie<strong>der</strong>ung beobachtet werden. Zahlen <strong>von</strong> mehr als 20 Tieren<br />

stellen dabei die Ausnahme dar, Trupps <strong>von</strong> mehr als Hun<strong>der</strong>t Tieren wurden nur<br />

ausnahmsweise vor etwa 15 Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>ebene bei Germersheim und <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>hessen beobachtet.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend.<br />

Kurzschnabelgans (Anser brachyrhynchus)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutgebiete <strong>in</strong> den Tundragebieten Nordeuropas und Asiens<br />

gelegen s<strong>in</strong>d. Ihre Überw<strong>in</strong>terungsgebiete liegen vor allem <strong>in</strong> Großbritannien, etwa 500 Tiere<br />

kommen auch an den Küstenregionen <strong>der</strong> Nordsee vor (MOOIJ 1999, 2000). Im B<strong>in</strong>nenland<br />

stellen Beobachtungen <strong>von</strong> Kurzschnabelgänsen e<strong>in</strong>e große Seltenheit dar o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d auf<br />

e<strong>in</strong>zelne Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Ökologie: Im Überw<strong>in</strong>terungsgebiet wie Saatgans.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Absolute Ausnahmeersche<strong>in</strong>ung, da nur sehr wenige Beobachtungen<br />

e<strong>in</strong>zelner Tiere vorliegen.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend.<br />

Bläßgans (Anser albifrons)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutgareale <strong>in</strong> den Tundragebieten Nordeuropas und<br />

Asiens gelegen s<strong>in</strong>d. Ihre Überw<strong>in</strong>terungsgebiete liegen vor allem im Norddeutschen<br />

Tiefland, wenige ziehen auch bis zum Mittelmeerraum. Der durchschnittliche<br />

Maximalbestand <strong>in</strong> Deutschland überw<strong>in</strong>tern<strong>der</strong> Bläßgänse liegt bei etwa 320000 Tieren im<br />

November bzw. 250000 im Januar, die fast nur im Norddeutschen Tiefland anzutreffen s<strong>in</strong>d.<br />

Während die Bestandszahlen während <strong>der</strong> 1970er und 1980er Jahre stark anstiegen, s<strong>in</strong>d<br />

sie im Laufe <strong>der</strong> letzten Jahre konstant geblieben, nur die Mittw<strong>in</strong>terbestände zeigen noch<br />

e<strong>in</strong>en leichten Anstieg (MOOIJ 1999, 2000).<br />

Ökologie: In den Rast- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten wie Saatgans, mit <strong>der</strong> sie fast immer<br />

vergesellschaftet ist.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Durchzügler und W<strong>in</strong>tergast <strong>von</strong> Oktober bis März, oft mit Saatgänsen<br />

vergesellschaftet. Regelmäßig besetzte Schlafplätze gibt es ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Nur <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 1980er Jahre hielten sich durchschnittlich 20-40 Tiere <strong>in</strong> <strong>der</strong> Südpfalz<br />

im Rhe<strong>in</strong>bereich auf. Ob es hier e<strong>in</strong>en Schlafplatz gab, ist nicht bekannt.<br />

Der e<strong>in</strong>zige regelmäßig besetzte b<strong>in</strong>nenländische Schlafplatz bef<strong>in</strong>det sich im NSG Kühkopf-<br />

Knoblochsaue mit maximal etwa 100 Tieren (KORN et al. 2001). Durchziehende bzw.<br />

kurzfristig rastende Trupps werden fast nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>ebene mit Schwerpunkten am<br />

Inselrhe<strong>in</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nördlichen Oberrhe<strong>in</strong>nie<strong>der</strong>ung beobachtet. Zahlen <strong>von</strong> mehr als 20<br />

Tieren stellen jedoch die Ausnahme dar.<br />

15


Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend.<br />

Zwerggans (Anser erythropus)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutgebiete <strong>in</strong> den Tundragebieten Nordeuropas und Asiens<br />

gelegen s<strong>in</strong>d. Überw<strong>in</strong>terungsgebiete Schwarzes Meer und Kaspisches Meer. Von dieser<br />

sehr seltenen Gans rasten nur etwa 50 Tiere <strong>in</strong> Deutschland, Beobachtungen im B<strong>in</strong>nenland<br />

kommen fast gar nicht vor o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>zelne Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge <strong>zur</strong>ückzuführen<br />

(MOOIJ 1999, 2000).<br />

Ökologie: Im Überw<strong>in</strong>terungsgebiet wie Saatgans.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Absolute Ausnahmeersche<strong>in</strong>ung<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend<br />

Graugans (Anser anser)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutgebiete <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>ungsgebieten <strong>der</strong> gemäßigten<br />

Breiten liegen. In Deutschland ist sie flächendeckend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Norddeutschen Tiefebene<br />

verbreitet. Dort liegt auch <strong>der</strong> Verbreitungsschwerpunkt <strong>der</strong> deutschen Brutpopulation mit<br />

etwa 10000 bis 18000 Paaren (MOOIJ 2000, BAUER et al. <strong>in</strong> Druck). Vor allem <strong>in</strong> Osteuropa<br />

ist die Graugans Zugvogel mit Überw<strong>in</strong>terungsgebieten im Mittelmeerraum, nach<br />

Nordwesten h<strong>in</strong> erhöht sich <strong>der</strong> Standvogelanteil (gemäßigtere W<strong>in</strong>ter). Der Rastbestand im<br />

W<strong>in</strong>ter beträgt etwa 7000 Tiere (MOOIJ 1999, 2000). Das Herbstmaximum ist mit 50000 bis<br />

75000 <strong>Vögeln</strong> jedoch wesentlich höher ausgeprägt.<br />

Ökologie: Brutvogel <strong>in</strong> <strong>der</strong> natürlichen Verlandungszone größerer Flachgewässer, <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Brutgebieten oft sehr versteckt <strong>zur</strong> Brut schreitet. Außerhalb <strong>der</strong> Brutzeit schließen<br />

sich Graugänse zu größeren Trupps zusammen. Ihre Sammel- und Schlafplätze bef<strong>in</strong>den<br />

sich auf Inseln und am vegetationslosen Gewässerrand. Die Nahrung besteht vor allem aus<br />

krautigen Wasserpflanzen, Gräsern, Kräutern, aber auch aus Getreidesamen und jungen<br />

Sämereien. Die Nahrungssuche erfolgt daher <strong>zur</strong> Brutzeit vor allem im und am Gewässer,<br />

außerhalb <strong>der</strong> Brutzeit erfolgt sie <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf Grünland. Sofern da<strong>von</strong> ausreichend<br />

vorhanden, weichen Graugänse selten auf Äcker aus; dort s<strong>in</strong>d sie dann meist nur im W<strong>in</strong>ter<br />

anzutreffen.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: In Folge <strong>von</strong> Aussetzungen <strong>in</strong> den 1970er Jahre (BURKHARDT <strong>in</strong> HGON<br />

2000), vom Gelände des Landesjagdverbandes bei Gens<strong>in</strong>gen (Kreis Bad Kreuznach) hat<br />

sich im Laufe <strong>von</strong> zwanzig Jahren <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>hessen e<strong>in</strong>e stabile Population gegründet. Sie hat<br />

die für sie geeigneten Naturräume besiedelt (Untere Naheebene, Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene,<br />

Unterma<strong>in</strong>ebene, Nördliche Oberrhe<strong>in</strong>nie<strong>der</strong>ung und sich auch nach Hessen ausgebreitet.<br />

Alte Quellen belegen, dass sich das südlichen Ende des natürlichen ursprünglichen<br />

Verbreitungsgebietes <strong>der</strong> Graugans bis an den Rhe<strong>in</strong> erstreckte (SUNKEL 1926, DETMERS<br />

1912). Auch wenn sich <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz die Graugans (wie <strong>in</strong> den meisten an<strong>der</strong>en<br />

16


Bundeslän<strong>der</strong>n) <strong>in</strong> Folge <strong>von</strong> Aussetzungsaktionen etabliert hat, ist es somit nicht klar, ob es<br />

sich um e<strong>in</strong>e gebietsfremde o<strong>der</strong> heimische Art handelt. In den meisten Gebieten verhält sie<br />

sich zum<strong>in</strong>dest wie e<strong>in</strong> Wildvogel und hat auch die entsprechenden natürlichen<br />

Lebensräume besiedelt. Dies zu beurteilen ist, wie bereits angesprochen, aber nicht Aufgabe<br />

dieses <strong>Gutachten</strong>s und <strong>zur</strong> Darstellung <strong>von</strong> Lösungsmöglichkeiten nicht relevant.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er aktuellen flächendeckenden Erfassung <strong>der</strong> Brutbestände <strong>der</strong> Graugans<br />

wurden im Jahr 2001 <strong>in</strong>sgesamt 65 Paare ermittelt, <strong>von</strong> denen fast alle erfolgreich brüteten.<br />

Es wurden dabei 213 Junge groß gezogen (BEINING 2002). Zusätzlich war e<strong>in</strong><br />

Nichtbrüterbestand <strong>von</strong> etwa 270 Tieren anwesend, so dass sich <strong>zur</strong> Brutzeit <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz maximal bis zu 600 Tiere aufhalten.<br />

Als Hauptverbreitungszentren erwiesen sich die Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene und die Nördliche<br />

Oberrhe<strong>in</strong>ebene, <strong>in</strong> denen zusammen 45 Paare brüteten sowie e<strong>in</strong> Nichtbrüterbestand <strong>von</strong><br />

weiteren 200 Tieren. Im Rhe<strong>in</strong>auenbereich werden diese Zahlen durch die schwankenden<br />

Wasserstände (z.B. durch Gelegeverluste bei Hochwasser) stark bee<strong>in</strong>flußt.<br />

Kle<strong>in</strong>ere Schwerpunkte bef<strong>in</strong>den sich noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>aue im Kreis Ludwigshafen, wo<br />

knapp 20 Paare brüten sowie am Urmitzer Werth/Engerser Feld. Hier gelang <strong>der</strong> erste<br />

Brutnachweis jedoch erst 1999, im Jahr 2000 wurden <strong>in</strong>sgesamt 4 Paare festgestellt.<br />

Zusätzlich zu <strong>der</strong> Brutvogelpopulation ziehen aber auch Tiere aus nördlicheren Regionen<br />

durch Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz bzw. überw<strong>in</strong>tern dort, was durch R<strong>in</strong>gfunde mehrmals bestätigt<br />

werden konnte (z.B. GLINKA et al. 2000, PETERMANN briefl.). Sie vergesellschaften sich mit<br />

den ansässigen Gänsen. Dadurch wird die ursprüngliche Population durchmischt. Es ist<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich, dass es zwischen diesen Populationen zu e<strong>in</strong>em Austausch (Verhalten,<br />

Genetik) kommt. Auch im Falle <strong>der</strong> „Gens<strong>in</strong>ger Population“ wurde nachgewiesen, dass<br />

Jungtiere mit „Wildgänsen“ nach Süden zogen (WALTI briefl. <strong>in</strong> BURKHARDT 1998).<br />

Außerhalb <strong>der</strong> Brutzeit halten sich (<strong>in</strong> den letzten Jahren) im Bereich des Urmitzer Werthes<br />

durchschnittlich etwa 100-200 Tiere auf mit kurzfristigem Maximum im September/Oktober<br />

mit bis zu 500 Tieren (Abb. 1, Kap. 4). Im Bereich des Inselrhe<strong>in</strong>s akkumulieren die Tiere aus<br />

<strong>der</strong> Region mit durchschnittlich etwa 300-500 Tieren, auch hier wird e<strong>in</strong> Herbstmaximum<br />

erreicht mit ausnahmsweise bis zu maximal 700 Tieren (Abb. 2, Kap. 4). Außerhalb dieser<br />

beiden Regionen s<strong>in</strong>d Graugänse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen an<strong>der</strong>en Landesteilen anzutreffen, jedoch <strong>in</strong><br />

vergleichsweise niedrigen Beständen.<br />

Die vorliegenden Beobachtungsdaten aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz – obwohl weitgehend<br />

unsystematisch erhobenen – fügen sich sehr gut <strong>in</strong> das Bild e<strong>in</strong>, das BURKHARDT (1998) bzw.<br />

KREUZIGER <strong>in</strong> KORN et al. (2000) für Hessen zeichnen. Nach Ende <strong>der</strong> Brutzeit ab Mitte Juli<br />

sammeln sich die ansässigen Gänse, zusätzlich erhöhen sich die Bestände vor allem im<br />

August/September, was sicherlich nur als Folge e<strong>in</strong>es starken Zuzuges nördlicher<br />

Populationen verstanden werden kann. Danach s<strong>in</strong>ken die Zahlen wie<strong>der</strong> (Wegzug). In<br />

17


manchen Jahren kommt es auch erst im November zu e<strong>in</strong>em Maximum, e<strong>in</strong> weiterer H<strong>in</strong>weis<br />

auf durchziehende Bestände.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: vorliegend aus Stadtkreis Neuwied, Landkreis<br />

Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen, Landkreis Bad Kreuznach (näheres s. Kap. 4).<br />

Streifengans (Anser <strong>in</strong>dicus)<br />

Status: Gebietsfremde Art, ursprüngliche Heimat Ostasien. In Deutschland etablierter<br />

Neozoe mit vere<strong>in</strong>zelten Bruten <strong>in</strong> Hessen und <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>, aber ke<strong>in</strong>e<br />

zunehmenden Tendenzen (BAUER et al., <strong>in</strong> Druck, KREUZIGER <strong>in</strong> HGON 1991/2000, KORN et<br />

al. 2000, 2001).<br />

Ökologie: größtenteils ganzjährig als Standvogel anwesend, e<strong>in</strong>ige Gebiete werden aber<br />

während des W<strong>in</strong>ters verlassen. Die Lebensraumansprüche sche<strong>in</strong>en, soweit bekannt, bei<br />

den <strong>in</strong> Deutschland vorkommenden Tieren ger<strong>in</strong>g zu se<strong>in</strong>. Trotzdem zeigen sie ke<strong>in</strong>e<br />

Tendenz <strong>zur</strong> Bestandszunahme, da nur sehr wenige Tiere <strong>zur</strong> Brut schreiten mit starker<br />

Neigung <strong>zur</strong> Hybridisierung (RANDLER 1998, 2000). Häufig s<strong>in</strong>d sie mit Graugänsen<br />

vergesellschaftet.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: nur sporadische, unregelmäßige Vorkommen e<strong>in</strong>zelner Tiere. Das e<strong>in</strong>zige<br />

Brutvorkommen gab es 2001 am Roxheimer Altrhe<strong>in</strong> im Landkreis Ludwigshafen (BEINING<br />

2002).<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend<br />

Schneegans (Anser caerulescens)<br />

Status: Gebietsfremde Art, <strong>der</strong>en Brutareal <strong>in</strong> den Tundragebieten Nordamerikas liegt.<br />

Ökologie: ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvollen Angaben möglich, da nur sporadische Vorkommen <strong>von</strong><br />

Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>gen<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Ausnahmeersche<strong>in</strong>ung, nur Beobachtungen e<strong>in</strong>zelner<br />

Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge, Verwechslung mit weißen Hausgänsen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen nicht<br />

ausgeschlossen.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend<br />

Weißwangengans (Branta leucopsis), auch Nonnengans genannt<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutareal <strong>in</strong> den Tundragebieten <strong>von</strong> Nordasiens und<br />

Nordamerika gelegen ist. In Deutschland brüten zwei kle<strong>in</strong>e Populationen mit zusammen<br />

etwa 30 Paaren <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und Schleswig-Holste<strong>in</strong> (BAUER et al. 2002).<br />

Ihre Überw<strong>in</strong>terungsgebiete bef<strong>in</strong>den sich an den Küstenregionen <strong>der</strong> Nordsee. E<strong>in</strong>flüge<br />

e<strong>in</strong>zelner Tiere o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>er Trupps <strong>in</strong>s B<strong>in</strong>nenland kommen sehr selten vor, meist <strong>in</strong> Folge<br />

<strong>von</strong> sehr strengen W<strong>in</strong>tern. Hierbei s<strong>in</strong>d Weißwangengänse fast immer mit Saat- und<br />

Bläßgänsen vergesellschaftet. In den letzten Jahren hat sich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Brutpopulation <strong>in</strong><br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> bzw. Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen mit etwa 30 Paaren etabliert (BAUER et al. <strong>in</strong><br />

18


Druck). Zusätzlich werden auch Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge beobachtet, die zunehmend im<br />

Freiland angetroffen werden, hierbei handelt es sich jedoch fast immer nur um E<strong>in</strong>zeltiere<br />

o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>ere Trupps. Ihren durchschnittlichen Maximalbestand <strong>in</strong> Deutschland erreichen<br />

Weißwangengänse auf dem Heimzug im März mit etwa 100000 Tieren (MOOIJ 1999, 2000),<br />

<strong>der</strong> W<strong>in</strong>terbestand liegt mit 20000 Tieren deutlich niedriger. Diese Art ist bis auf kle<strong>in</strong>ere<br />

E<strong>in</strong>flüge <strong>in</strong>s B<strong>in</strong>nenland <strong>in</strong> Folge strenger W<strong>in</strong>ter fast nur <strong>in</strong> den Küstengebieten anzutreffen.<br />

Ökologie: In den Rast- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten ähnlich Saat- und Bläßgans, da sie dort<br />

fast immer mit diesen beiden Arten vergesellschaftet s<strong>in</strong>d. Die Gefangenschafsflüchtl<strong>in</strong>ge<br />

h<strong>in</strong>gegen zeigen ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>en Ansprüche und s<strong>in</strong>d – oft mit an<strong>der</strong>en Gänsearten<br />

zusammen – an Gewässern aller Art anzutreffen.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: nicht alljährlicher W<strong>in</strong>tergast <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen o<strong>der</strong> sehr wenigen Individuen,<br />

Aufenthaltsdauer maximal <strong>von</strong> November bis März. Zusätzlich werden e<strong>in</strong>zelne Tiere auch<br />

außerhalb dieser Jahreszeiten gesehen, dabei handelt es sich (wohl immer) um<br />

Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge. Dies erschwert e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Zuordnung <strong>der</strong> im W<strong>in</strong>ter<br />

beobachteten Tiere, da die Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge ganzjährig anzutreffen s<strong>in</strong>d. Das<br />

e<strong>in</strong>zige Brutvorkommen bestand 2001 im Wildpark Rhe<strong>in</strong>gönheim (Landkreis Ludwigshafen),<br />

wo e<strong>in</strong> Paar erfolglos brütete (BEINING 2002). E<strong>in</strong>deutig handelt es sich hierbei um<br />

Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend<br />

Kanadagans (Branta canadensis)<br />

Status: Gebietsfremde Art mit ursprünglicher Heimat Nordamerika. Sie wurde bereits im 17.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>in</strong> Großbritannien e<strong>in</strong>geführt und <strong>in</strong> <strong>der</strong> erste Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>in</strong><br />

Schweden ausgesetzt. In Deutschland verwil<strong>der</strong>ten die ersten Kanadagänse Anfang <strong>der</strong><br />

1970er Jahre <strong>in</strong> Bayern (WÜST 1981), später auch <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen und Schleswig-Holste<strong>in</strong>.<br />

Zum Teil zeigen diese Bestände regelmäßiges Zugverhalten, auch <strong>in</strong> Deutschland wurde <strong>in</strong><br />

jüngster Zeit Zugmuster vermutet und nachgewiesen (O. Geiter, AG Neozoen <strong>der</strong> Uni<br />

Rostock, mündl., KREUZIGER 2000). Gegenwärtig hat sich <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong> stabiler<br />

Brutbestand mit schätzungsweise m<strong>in</strong>destens 500 Brutpaaren gebildet (BAUER et al. <strong>in</strong><br />

Druck). Der durchschnittliche Maximalbestand <strong>in</strong> Deutschland überw<strong>in</strong>tern<strong>der</strong> Kanadagänse<br />

beträgt etwa 15000 bis 20000 Tiere, die größtenteils im Norddeutschen Tiefland anzutreffen<br />

s<strong>in</strong>d (MOOIJ 1999a).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Auch hier hat sich im Laufe <strong>der</strong> letzten 15 bis 20 Jahre e<strong>in</strong>e wild lebende<br />

Population aus Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>gen etabliert. 1972 siedelten sich die ersten Tiere,<br />

die aus dem Tiergehege Ludwigshafen stammten, im Maudacher Bruch bei Ludwigshafen an<br />

(vgl. STALLA 1990). Seither haben die Kanadagänse kont<strong>in</strong>uierlich zugenommen. Der<br />

Brutbestand betrug im Jahr 2001 58 Paare, <strong>von</strong> denen 45 erfolgreich brüteten und <strong>in</strong>sgesamt<br />

170 Junge großzogen. Dazu kommt e<strong>in</strong> Nichtbrüterbestand <strong>von</strong> etwa 400 Tieren, so dass<br />

19


sich gegenwärtig <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz maximal bis zu 700 Tiere aufhalten (BEINING 2002). Fast<br />

<strong>der</strong> gesamte Bestand konzentriert sich auf den Bereich Ludwigshafen, Speyer und<br />

Germersheim. Hierbei handelt es sich aber um verschiedene Trupps, die sich <strong>in</strong> dieser<br />

Region verteilen. Trupps mit mehr als 100 Tieren werden selten beobachtet, nur bei Speyer<br />

kommen sie regelmäßig mit 100 bis 200 Tieren vor. Genaueres s. Kap. 4.3. Knapp<br />

außerhalb <strong>der</strong> Landesgrenzen <strong>in</strong> Hessen brüten im 20 km entfernten Erlachegebiet bei<br />

Bensheim (Kreis Bergstraße) 5 bis 15 Paare, maximal halten sich dort im Herbst bis zu 100<br />

Individuen auf (SCHÄFER 2000). Ob diese Populationen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen<br />

und <strong>in</strong>wieweit es sich bei den Herbstbeobachtung stellenweise um die selben Tiere handelt,<br />

ist nicht bekannt.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: vorliegend aus Stadtkreis Speyer, Stadtkreis<br />

Frankenthal, Landkreis Ludwigshafen<br />

R<strong>in</strong>gelgans (Branta bernicla)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutareal <strong>in</strong> den Tundragebieten <strong>von</strong> Nordasiens und<br />

Nordamerika gelegen ist. Ihre Überw<strong>in</strong>terunsggebiete bef<strong>in</strong>den sich an den Küstenregionen<br />

<strong>der</strong> Nordsee, Nachweise im B<strong>in</strong>nenland sehr selten. Ihren durchschnittlichen<br />

Maximalbestand <strong>in</strong> Deutschland erreichen R<strong>in</strong>gelgänse auf dem Heimzug im Mai mit etwa<br />

130000 Tieren, <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terbestand liegt mit 2000 Tieren viel niedriger. R<strong>in</strong>gelgänse halten<br />

sich fast nur im Wattenmeer auf (MOOIJ 1999a).<br />

Ökologie: ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvollen Angaben möglich, da nur sporadische Vorkommen.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Absolute Ausnahmeersche<strong>in</strong>ung, manche Beobachtungen im<br />

mitteleuropäischen B<strong>in</strong>nenland s<strong>in</strong>d auch auf Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend.<br />

Rothalsgans (Branta ruficollis)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutareal <strong>in</strong> den Tundragebieten Nordasiens liegt. Ihre<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebiete bef<strong>in</strong>den sich am Schwarzen Meer, ausnahmsweise auch <strong>in</strong><br />

Norddeutschland. E<strong>in</strong>zelne Beobachtungen im mitteleuropäischen B<strong>in</strong>nenland<br />

(wahrsche<strong>in</strong>lich alle) s<strong>in</strong>d jedoch auf Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Ökologie: ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvollen Angaben möglich, da nur sporadische Vorkommen.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend<br />

Rostgans (Tadorna ferrug<strong>in</strong>ea)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, <strong>der</strong>en Brutgebiete <strong>in</strong> Südosteuropa und <strong>in</strong> Asien gelegen s<strong>in</strong>d. Die<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebiete <strong>der</strong> europäischen Tiere liegen vor allem im Mittelmeerraum. E<strong>in</strong>flüge<br />

e<strong>in</strong>zelner Tiere nach Mitteleuropa können sporadisch vorkommen. Generell stellen<br />

20


Beobachtungen <strong>von</strong> Rostgänsen e<strong>in</strong>e Seltenheit dar; <strong>in</strong> den meisten Fällen s<strong>in</strong>d sie auf<br />

e<strong>in</strong>zelne Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Ausnahmeersche<strong>in</strong>ung, wohl hauptsächlich Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend.<br />

Brandgans (Tadorna tadorna)<br />

Status: E<strong>in</strong>heimische Art, die an allen nordeuropäischen Küsten brütet. Der deutsche<br />

Brutbestand beträgt aktuell etwa 6000 Tiere. Ihre traditionellen Mausergebiete liegen im<br />

Wattenmeer, wo dann bis zu 200000 Tiere gezählt werden. Die Überw<strong>in</strong>terungsgebiete<br />

liegen an <strong>der</strong> Küste, aber auch im Mittelmeerraum. E<strong>in</strong> Durchzug durch Mitteleuropa f<strong>in</strong>det<br />

regelmäßig statt, rastende o<strong>der</strong> gar überw<strong>in</strong>ternde Tiere s<strong>in</strong>d aber vergleichsweise selten.<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Regelmäßiger Durchzügler <strong>in</strong> wenigen Exemplaren, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen auch<br />

Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge. Das e<strong>in</strong>zige Brutvorkommen bestand 2001 an den Klärteichen<br />

Offste<strong>in</strong> (Kreis Bad Dürkheim), wo drei Paare 15 Junge groß zogen (BEINING 2002).<br />

E<strong>in</strong>deutig handelt es sich hierbei um Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend.<br />

Nilgans (Alopochen aegyptiacus)<br />

Status: Gebietsfremde Art, <strong>der</strong>en Brutgebiete im tropischen Afrika liegen und bis nach<br />

Ägypten reichen. Wurde <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen mitteleuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />

ausgesetzt bzw. verwil<strong>der</strong>ten, so dass sich kle<strong>in</strong>ere Brutpopulationen etablieren konnten.<br />

Aktuell brüten <strong>in</strong> Deutschland etwa 600 Paare mit leicht steigen<strong>der</strong> Tendenz (BAUER et al. <strong>in</strong><br />

Druck).<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: Bis vor wenigen Jahren wurden Gefangenschaftsflüchtl<strong>in</strong>ge <strong>der</strong> Nilgans<br />

nur selten beobachtet. Im Rahmen <strong>der</strong> Bestandszunahme <strong>in</strong> Mitteleuropa ist es auch <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz zu e<strong>in</strong>zelnen Bruten gekommen. 2001 brüteten acht Paare, die zusammen<br />

38 Junge groß zogen. Verbreitungsschwerpunkt mit fünf Paaren liegt im Bereich<br />

Ludwigshafen, wo Nilgänse an unterschiedlichen städtischen Gewässern brüten.<br />

Schadensmeldungen aus Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz: ke<strong>in</strong>e vorliegend.<br />

21


3.2 Ergebnisse <strong>der</strong> Ermittlung <strong>von</strong> Gänseschäden<br />

Die Befragung <strong>der</strong> zuständigen Behörden erbrachte folgende Ergebnisse für Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz: Von 36 angeschriebenen Kreisen antworteten 16 Kreise, da<strong>von</strong> 7 Kreise mit positiver<br />

Rückmeldung (Tab. 2a). Da e<strong>in</strong>e negative Rückmeldung gemäß dem Anschreiben nicht<br />

erfor<strong>der</strong>lich gewesen ist, muß da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass <strong>in</strong> allen Kreisen ohne<br />

Rückmeldung ke<strong>in</strong>e Problematik mit Gänsen bekannt geworden ist.<br />

Von den 12 angeschriebenen Staatlichen Versuchsanstalten antworteten 5, da<strong>von</strong> 2 mit<br />

positiver Rückmeldung (Tab. 2b), die sich jeweils auf e<strong>in</strong>en Landkreis bezog.<br />

Zu wi<strong>der</strong>sprüchlichen Angaben kam es im Kreis Bad Kreuznach, was als Zeichen e<strong>in</strong>es<br />

mangelhaften Informationsflußes bzw. schlechter behörden<strong>in</strong>terner Abstimmung gewertet<br />

werden muß. In e<strong>in</strong>igen Fällen lagen auch zu den selben Gebieten unterschiedliche<br />

Angaben vor, vor allem über Zahlen zu beantragten, genehmigten bzw. tatsächlich<br />

abgeschossenen <strong>Vögeln</strong> vor. Auch wenn es sich hierbei nur um marg<strong>in</strong>ale Unterschiede<br />

handelte, die für die Datenanalyse nicht entscheidend s<strong>in</strong>d, belegt es e<strong>in</strong>en lückenhaften<br />

Informationsfluß <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Verwaltung. In vielen Fällen wurde auch nicht die zuständige<br />

Staatliche Vogelschutzwarte <strong>in</strong> Kenntnis gesetzt bzw. angehört, obwohl dies im Fall <strong>von</strong><br />

Abschußgenehmigungen gemäß <strong>der</strong> LJVO hätte erfolgen müssen.<br />

Insgesamt liegen damit aus 7 Kreisen (19 % aller Kreise) Schadensmeldungen vor. Die<br />

konkrete Darstellung zu den e<strong>in</strong>zelnen Kreisen bzw. zu den dort betroffenen Gebieten erfolgt<br />

im Kap. 4.<br />

• Landkreis Bad Kreuznach<br />

• Landkreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen<br />

• Stadtkreis Neuwied<br />

• Stadtkreis Frankenthal<br />

• Stadtkreis Ludwigshafen<br />

• Landkreis Ludwigshafen<br />

• Stadtkreis Speyer<br />

Die räumliche Analyse zeigt, dass es nur <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>ungsgebieten des Rhe<strong>in</strong>s zu höheren<br />

Gänsezahlen und damit zu Gänseschäden kommen kann. Die restlichen Landesteile s<strong>in</strong>d<br />

aufgrund ihrer naturräumlichen Struktur kaum für Gänse geeignet. Zwar können dort <strong>in</strong><br />

manchen Gebieten während des Zuges kle<strong>in</strong>ere Trupps <strong>von</strong> Gänsen rasten (z.B. 23<br />

Saatgänse o<strong>der</strong> 14 Graugänse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kenner Flur bei Trier), hierbei handelt es sich aber nur<br />

um E<strong>in</strong>zelfälle, die zumeist e<strong>in</strong>e Folge widriger Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d (z. B. ungünstige<br />

Wetterlage). Dies ist nicht verwun<strong>der</strong>lich, da Gänse weitläufige störungsarme<br />

Nie<strong>der</strong>ungsgebiete präferieren mit e<strong>in</strong>em entsprechend hohen und großräumig verteilten<br />

22


Nahrungsangebot. Außerhalb solcher Bereiche ist auch <strong>in</strong> Zukunft mit höheren<br />

Gänseaufkommen nicht zu rechnen.<br />

Insgesamt waren die erwünschten Daten nur schwer o<strong>der</strong> nur nach mehrmaligen<br />

Nachfragen zu erhalten, und wenn, meist sehr unsystematisch dargestellt. Die Angaben zu<br />

den <strong>von</strong> Gänsen verursachten Schäden waren dabei zumeist nur <strong>von</strong> qualitativer Natur. Vor<br />

allem Informationen <strong>zur</strong> (nachvollziehbaren !) Quantifizierung <strong>der</strong> Schäden bzw. zu<br />

konkreten Ertragse<strong>in</strong>bußen lagen nur sehr wenige vor. Dies bedeutet nicht, dass es nur zu<br />

ger<strong>in</strong>gen Schäden gekommen wäre. Es führt aber dazu, dass es aufgrund des vorliegenden<br />

und recherchierten Materials (das, soweit es vorliegt, <strong>in</strong> Kap. 4 näher dargestellt wird) nicht<br />

e<strong>in</strong>mal ansatzweise möglich ist, die durch Gänse verursachten Schäden flächendeckend für<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz zu bilanzieren.<br />

Tabelle 2a: Rückmeldungen Kreise (fett hervorgehoben s<strong>in</strong>d Kreise mit positiver<br />

Rückmeldung)<br />

Kreis Rückmel-<br />

dung<br />

LK Ahrweiler Ja Ne<strong>in</strong><br />

LK Altenkirchen Ja Ne<strong>in</strong><br />

LK Alzey-Worms Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Bad Dürkheim Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

Probleme<br />

bekannt<br />

Vogelart Schadensart<br />

LK Bad Kreuznach Ja ja Graugans Schäden an landwirtschaftlichen<br />

Kulturen<br />

LK Bernkastell-Wittlich Ja ne<strong>in</strong><br />

LK Birkenfeld Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Bitburg-Prüm Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Cochem-Zell Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Daun Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Donnersberg Ja ne<strong>in</strong><br />

LK Germersheim Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Kaiserslautern Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Kusel Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Ludwigshafen ja ja Kanadagans,<br />

Graugans<br />

Schäden an landwirtschaftlichen<br />

Kulturen<br />

LK Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen Ja ja Graugans Schäden an landwirtschaftlichen<br />

Kulturen<br />

LK Mayen-Koblenz Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Neuwied Ja Ja Graugans Schäden an landwirtschaftlichen<br />

Kulturen<br />

LK Rhe<strong>in</strong>-Lahn Ja ne<strong>in</strong><br />

LK Rhe<strong>in</strong>-Hunsrück Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

23


Tabelle 2a: Rückmeldungen Kreise (Fortsetz.)<br />

Kreis Rückmel-<br />

dung<br />

LK Südl. We<strong>in</strong>straße Ja ne<strong>in</strong><br />

LK Südwestpfalz Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

LK Trier-Saarburg Ja ne<strong>in</strong><br />

LK Westerwald Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

Probleme<br />

bekannt<br />

Vogelart Schadensart<br />

SK Frankenthal ja ja Kanadagans Verschmutzung an Badegewässern<br />

SK Kaiserslautern Ne<strong>in</strong> Ne<strong>in</strong><br />

SK Koblenz Ja ne<strong>in</strong><br />

SK Landau Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SK Ludwigshafen ja ja Kanadagans Verschmutzung an Badegewässern<br />

SK Ma<strong>in</strong>z Ja ne<strong>in</strong><br />

SK Neustadt Ja ne<strong>in</strong><br />

SK Pirmasens Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SK Speyer Ja ja Kanadagans Verschmutzung an Badegewässern,<br />

Schäden an landwirtschaftlichen<br />

Kulturen<br />

SK Trier Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SK Worms Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SK Zweibrücken Ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

Tabelle 2b: Rückmeldungen Staatliche Lehr-, Forschungs- und Versuchsanstalten<br />

Kreis Rückmel<br />

dung<br />

SLFA Neustadt ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SLVA Altenkirchen ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

Probleme<br />

bekannt<br />

Bemerkungen<br />

SLVA Bad Kreuznach ja ne<strong>in</strong> Im Gegensatz zu Angaben des Kreises<br />

SLVA Bad Neuenahr-Ahrweiler ja ne<strong>in</strong><br />

SLVA Bitburg ja ne<strong>in</strong><br />

SLVA Kaiserslautern ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SLVA Mayen ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SLVA Montabaur ja ja Verweis auf Kreis Neuwied<br />

SLVA Oppenheim ja ja Verweis auf Kreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen<br />

SLVA Prüm ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SLVA Simmern ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

SLVA Trier/Bernkastel-Kues ne<strong>in</strong> ne<strong>in</strong><br />

24


4 Konflikt-Arten, Konflikte und Konfliktregionen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Somit haben sich <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz mit Graugans und Kanadagans zwei Arten als<br />

stellenweise problematisch erwiesen. Zu Konflikten mit diesen Arten ist es <strong>in</strong> drei Regionen<br />

bzw. 10 Gebieten gekommen (s. Anhang, Karte 1), und zwar <strong>in</strong> den Bereichen<br />

(1) Urmitzer Werth/Engerser Feld zwischen Urmitz und Heimbach (Landkreis Neuwied):<br />

<strong>Landwirtschaft</strong>liche Schäden durch Graugänse.<br />

(2) Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene/Untere Nahe zwischen Bad Kreuznach und Budenheim<br />

(Landkreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen, Landkreis Bad Kreuznach): <strong>Landwirtschaft</strong>liche Schäden durch<br />

Graugänse.<br />

(3) Nördlicher Oberrhe<strong>in</strong> zwischen Frankenthal, Ludwigshafen und Speyer (Stadtkreis<br />

Frankenthal, Stadtkreis Ludwigshafen, Stadtkreis Speyer): Verschmutzung <strong>von</strong><br />

Badegewässern durch Kanadagänse und <strong>Landwirtschaft</strong>liche Schäden durch Kanadagänse<br />

und Graugänse.<br />

Im Folgenden wird die Situation <strong>in</strong> diesen drei Regionen näher beschrieben:<br />

4.1 Urmitzer Werth/Engerser Feld zwischen Urmitz und Heimbach:<br />

Landwirtschafliche Schäden durch Graugänse<br />

4.1.1 Gebietsbeschreibung<br />

Die betroffene Region liegt im Kreis Neuwied im Bereich <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>aue östlich <strong>von</strong> Neuwied<br />

und erstreckt sich bis nach Heimbach. Zentral wird das Gebiet durch die Eisenbahnl<strong>in</strong>ie und<br />

daran anschließende Gewerbegebiete durchschnitten. Im ehemaligen Überflutungsbereich<br />

des Rhe<strong>in</strong>s bef<strong>in</strong>den sich zwei große Kiesseen. Im Süden wird das Gebiet durch den Rhe<strong>in</strong><br />

begrenzt. Dort bef<strong>in</strong>det sich die Insel und das Naturschutzgebiet Urmitzer Werth, auf dem die<br />

Graugänse brüten. Die Flächen südlich des Rhe<strong>in</strong>s s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Folge <strong>in</strong>tensiver Bebauung nicht<br />

für Gänse nutzbar. Insgesamt handelt es sich um e<strong>in</strong>e Fläche <strong>von</strong> etwa 20 qkm, <strong>von</strong> denen<br />

jedoch deutlich weniger als die Hälfte unbebautes Offenland darstellt und für Gänse nutzbar<br />

ist.<br />

4.1.2 Darstellung <strong>der</strong> Schäden<br />

Schadensmeldungen durch Graugänse und die damit verbundene For<strong>der</strong>ung nach Abschuß<br />

stammen erstmals aus 1995. Seither wurden fast alljährlich Anträge zum Abschuß e<strong>in</strong>iger<br />

Graugänse gestellt. Betroffen s<strong>in</strong>d Bereiche um die Baggerseen im Engerser Feld, die <strong>von</strong><br />

Graugänsen hauptsächlich im Frühjahr und im Herbst <strong>zur</strong> Nahrungsaufnahme aufgesucht<br />

werden.<br />

25


Folgende Schäden wurden angegeben:<br />

• In manchen Jahren Schäden <strong>von</strong> 50 %, vor allem das Auszupfen <strong>von</strong> auflaufen<strong>der</strong> Saat<br />

sowie Trittschäden.<br />

• 1999: e<strong>in</strong> erheblicher Schaden auf 20 ha, <strong>der</strong> auf 20000,00 DM geschätzt wurde.<br />

Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wurden <strong>von</strong> unterschiedlichen Seiten u.a.<br />

folgende Aspekte erwähnt:<br />

• Verweis des Kreises, dass Schäden sehr erheblich se<strong>in</strong> müssen, vergleichbar e<strong>in</strong>er<br />

„notstandsähnliche Lage“ (Kreisverwaltung 1995)<br />

• Verweis auf Ineffizienz des Abschusses und Empfehlung optischer und akustischer<br />

Scheuchverfahren im Wechsel (Vogelschutzwarte 1995)<br />

• Verweis, dass auch Tiere nordischer Populationen anwesend se<strong>in</strong> können<br />

(Vogelschutzwarte 1995)<br />

• Verweis, dass Störungen die Tiere immer auf wie<strong>der</strong> die selben Flächen treiben (GNOR<br />

1996)<br />

• Verweis, dass Wirkung und Effizienz <strong>der</strong> Abschüsse nie kontrolliert bzw. mitgeteilt<br />

wurden (Vogelschutzwarte 1997)<br />

Aufgrund dieser Situation wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>von</strong> <strong>der</strong> zuständigen Behörde nach<br />

Anhörung <strong>der</strong> Vogelschutzwarte Graugänse zum Abschuß freigegeben. Insgesamt wurden<br />

seit 1995 24 Abschüsse genehmigt (nur juvenile Tiere und außerhalb <strong>der</strong> Grenzen des<br />

Naturschutzgebietes), <strong>von</strong> denen neun durchgeführt wurden. In e<strong>in</strong>igen Jahren kam es zu<br />

e<strong>in</strong>er zeitlichen Begrenzung des Abschusses auf August, um den Abschuß <strong>von</strong> W<strong>in</strong>tergästen<br />

aus nördlicher gelegenen Populationen vorzubeugen.<br />

Tabelle 3: Abschüsse <strong>von</strong> Graugänsen im Kreis Neuwied<br />

Genehmigt erlegt Bemerkungen<br />

1995/96 10 Stück vom 1.11.95 – 15.1.96 3<br />

1996/97 5 Stück vom 1.8.96 – 31.8.96 2<br />

1997/98 5 Stück vom 1.8.97 – 31.8.97 2 Nur Jungvögel., nur außerhalb NSG<br />

1998/99 Nicht genehmigt --<br />

1999/00 4 Stück vom 27.11. – 15.1.00 2 Nur Jungvögel., nur außerhalb NSG<br />

2000/01<br />

2001/02<br />

2002/03 ?<br />

26


4.1.3 Darstellung des Gänsebestandes<br />

Die Bestandssituation <strong>der</strong> Graugans <strong>in</strong> diesem Bereich zeigt Tab. 4. Schon bei dieser<br />

zusammengefassten Darstellung werden wichtige Aspekte deutlich. Die Maximalzahlen<br />

liegen <strong>in</strong> den meisten Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung <strong>von</strong> etwa 250 bis 300 Tieren. In zwei<br />

Jahren wurde dieser Wert überschritten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die bisher absolute Höchstzahl <strong>von</strong><br />

450 Graugänsen im November 1999. Diese Zahlen stimmen gut mit den Angaben <strong>der</strong><br />

betroffenen Landwirte bzw. <strong>der</strong> Jägerschaft übere<strong>in</strong>. Deutlich wird auch, dass die<br />

Maximalzahlen vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachbrutzeitlichen Periode (August) auftreten. In manchen<br />

Jahren kommt es aber erst im November zum Maximum (bzw. zu e<strong>in</strong>em erneuten<br />

Maximum), was als deutliches Anzeichen des Zuzuges <strong>von</strong> Tieren aus nördlichen<br />

Populationen gedeutet werden muß.<br />

Ind. (Monatsmaximum)<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

Durchschnitt<br />

Abb. 1: Bestandsentwicklung und Jahresphänologie <strong>der</strong> Graugans (Anser anser)<br />

im Bereich des Engerser Feldes<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Entscheidend bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Gesamtsituation ist jedoch das Aufkommen über das<br />

ganze Jahr h<strong>in</strong>weg. Hier ist deutlich zu sehen, dass es im jahreszeitlichen Auftreten<br />

(Phänologie) <strong>der</strong> Graugans zu großen Unterschieden kommt und vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten<br />

Jahreshälfte wesentlich ger<strong>in</strong>gere Zahlen anwesend s<strong>in</strong>d (s. Abb. 1). Um dies vergleichen zu<br />

können, wird <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ornithologie übliche Wert benutzt, nämlich e<strong>in</strong> Durchschnittswert, <strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Maximalzahl jedes e<strong>in</strong>zelnen Monats beruht. Auch dieser Wert schwankt sehr stark,<br />

liegt aber etwa um das Drei- bis Vierfache niedriger als die häufig nur kurzfristig auftretenden<br />

Maxima (Tab. 4). Realistisch betrachtet halten sich demnach <strong>in</strong> dieser Region im Laufe <strong>der</strong><br />

gesamten Jahre durchschnittlich etwa 50 bis 100 Graugänse auf (s. Abb. 1).<br />

Tabelle 4: Graugansaufkommen im Bereich des Urmitzer Werthes/Engerser Feld und<br />

Umgebung. Das Mittel basiert auf <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Monatsmaxima. 1997 und 2001 lagen nur<br />

27


zu wenigen Monaten Daten vor, daher ke<strong>in</strong>e Angabe (k. A.) e<strong>in</strong>es Mittels.<br />

Jahresphänologische Darstellung s. Abb. 1)<br />

Jahr Maximum Monat Mittel Verhält. Mittel zu<br />

Maximum (%)<br />

1993 230 August 97 42<br />

1994 246 November 66 27<br />

1995 292 August 54 18<br />

1996 220 November 57 26<br />

1997 (190) August k. A. k. A.<br />

1998 320 August 80 25<br />

1999 450 November 88 20<br />

2000 230 Oktober 85 37<br />

2001 (250) November k. A. k. A.<br />

Durchschnitt 284 75 28<br />

4.2 Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene/Untere Nahe zwischen Bad Kreuznach und<br />

Budenheim: Landwirtschafliche Schäden durch Graugänse<br />

4.2.1 Gebietsbeschreibung<br />

Die betroffene Region liegt schwerpunktsmäßig im Kreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen, peripher s<strong>in</strong>d auch<br />

die Kreise Bad Dürkheim und Ma<strong>in</strong>z betroffen. Sie erstreckt sich im Westen vom<br />

Bergsenkungsgebiet östlich Waldalgesheim über den Bereich <strong>der</strong> Unteren Nahe nördlich <strong>von</strong><br />

Bad Kreuznach über die gesamte Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene mit Schwerpunkten bei<br />

Gaulsheim, Ingelheim und nördlich <strong>von</strong> Heidesheim.<br />

Im Norden wird diese Region vom Rhe<strong>in</strong> begrenzt, wo sich die Gänse regelmäßig auf den<br />

Inseln aufhalten und übernachten, vor allem auf <strong>der</strong> W<strong>in</strong>keler Aue. Die nördlich des Rhe<strong>in</strong>s<br />

angrenzenden Bereiche <strong>in</strong> Hessen (Taunushänge) s<strong>in</strong>d für Gänse nicht nutzbar. Im Süden<br />

wird <strong>der</strong> Bereich <strong>von</strong> den größtenteils bewaldeten Flächen des Rhe<strong>in</strong>hessischen Tafel- und<br />

Hügellandes begrenzt. Insgesamt handelt es sich um e<strong>in</strong>e Fläche <strong>von</strong> etwa 50 qkm, <strong>von</strong><br />

denen jedoch deutlich weniger als die Hälfte unbebautes Offenland darstellt und für Gänse<br />

zum<strong>in</strong>dest pr<strong>in</strong>zipiell nutzbar ist.<br />

28


4.2.2 Darstellung <strong>der</strong> Schäden<br />

Erstmals gab es 1986 Schadensmeldungen <strong>in</strong> Nähe des Eich-Gimbsheimer Altrhe<strong>in</strong>es, die<br />

<strong>von</strong> 20-25 Graugänsen verursacht wurden. Es wird klar, dass es Graugänse s<strong>in</strong>d, die aus<br />

dem Gelände des Landesjagdverbandes bei Gens<strong>in</strong>gen verwil<strong>der</strong>ten.<br />

Dezember 1992: Schadensmeldungen bei Nie<strong>der</strong>-Ingelheim durch 200 Graugänse auf 4<br />

Parzellen sowie e<strong>in</strong> erneuter E<strong>in</strong>flug im Juni 1993 <strong>von</strong> 50 Graugänse führen gemäß e<strong>in</strong>em<br />

Gutachter zu 75 bis 90 % Schaden auf 3 ha und verursachen damit e<strong>in</strong>en Schaden <strong>von</strong><br />

6400,00 DM.<br />

November 1993: Im Jagdbezirk B<strong>in</strong>gen-Sponsheim wird durch E<strong>in</strong>flug <strong>von</strong> 100 Graugänsen<br />

e<strong>in</strong> Schaden <strong>von</strong> 1000,00 DM angegeben.<br />

November 1994 Im Jagdbezirk Guntersblum wird durch E<strong>in</strong>flug <strong>von</strong> 200 Graugänsen e<strong>in</strong><br />

Schaden <strong>von</strong> bereits 2000,00 DM, im Dezember im Jagdbezirk Heidesheim e<strong>in</strong> Schaden <strong>von</strong><br />

4000,00 DM angegeben. Das vorherige Aufstellen <strong>von</strong> Vogelscheuchen und das Abfeuern<br />

<strong>von</strong> Schreckschüssen zeigten ke<strong>in</strong>e Wirkung.<br />

November 1995: Bei Ingelheim Schaden auf 4500 qm Raps, sonstige <strong>Abwehr</strong>maßnahmen<br />

(Vogelschreck, optische Scheuchen) blieben erfolglos. Infolge dieser Klagen wurden für den<br />

W<strong>in</strong>ter 1994/95 e<strong>in</strong>e Abschußgenehmigung <strong>von</strong> 10 Gänsen im Jagdbezirk Heidesheim<br />

erteilt.<br />

1997: Bei Ma<strong>in</strong>z-Laubenheim werden Schäden an W<strong>in</strong>terweizen und Sommergerste<br />

gemeldet, die <strong>von</strong> 200 erwachsenen Gänsen und 80 Jungtieren verursacht wurden. Die<br />

Staatliche Vogelschutzwarte befürwortet bzw. das M<strong>in</strong>isterium genehmigt Abschüsse <strong>von</strong> 5<br />

Tieren<br />

2000: Bei Ingelheim-Sporkenheim wurden im W<strong>in</strong>ter 1999 <strong>von</strong> Herbst bis Frühjahr folgende<br />

Schäden gemeldet: Getreide mit heraus gerissenem Haupttrieb und Raps mit<br />

herausgefressenem Herzblatt, was zu e<strong>in</strong>em Ernteausfall <strong>von</strong> etwa 20 % führt und etwa<br />

700,00 DM Schaden verursacht. Der Versuch des Verscheuchens blieb erfolglos.<br />

Von 2000 bis 2002 liegen aus 13 Jagdrevieren im Kreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen Schadensmeldungen<br />

und Anträge vor, die sich hauptsächlich auf Apfelkulturen, Getreide- und Rapsfel<strong>der</strong><br />

beziehen mit Schadenshöhen zwischen 350,00 und 3000,00 EUR. Bestätigt wurde das<br />

durch die Angaben <strong>der</strong> SLVA Oppenheim. Sie meldete hier vor allem Schäden an<br />

W<strong>in</strong>tergetreidesaaten, die bereits im Herbst bis zum Frühjahr großflächig abgefressen<br />

werden. Seit 2001 gibt es auch Fraßschäden an Zuckerrüben und Äpfeln sowie W<strong>in</strong>terraps<br />

(vor allem <strong>in</strong> Herbst durch Blatt- und Vegetationskegelverbiß). Die Folge s<strong>in</strong>d ausgedünnte<br />

Bestände mit unterdurchschnittlichen Erträgen. Stärkere Schäden entstehen hier erst seit<br />

1999, die <strong>von</strong> bis zu 300 Tieren verursacht werden. Nach Angaben <strong>der</strong> Landwirte und<br />

29


Jagdpächter wurden Flüge bis zu 1200 Gänsen beobachtet, die als ganzjährig anwesendes<br />

Standwild angesehen werden.<br />

Im Landkreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen wurde daher e<strong>in</strong> Bogen <strong>zur</strong> „Meldung <strong>von</strong> Schäden durch<br />

Graugänse an landwirtschaftlich genutzten Flächen“ entwickelt, die <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

dem Kreisjagdmeister geprüft wurden, um die entsprechende Anzahl <strong>von</strong><br />

Vergrämungsabschüssen zu genehmigen (s. Tab. 5).<br />

Dem Kreis Bad Kreuznach lag erstmals im November 1997 e<strong>in</strong> Antrag auf Abschuß bei<br />

Planig-Ippesheim vor wegen (nicht näher beschriebener) Fraßschäden durch Gänse, die<br />

bereits <strong>in</strong> den letzten Jahre aufgetreten s<strong>in</strong>d, die aber zunehmen. Die Staatliche<br />

Vogelschutzwarte lehnt Abschüsse ab. Erst 2002 liegen hier erneut Abschussanträge aus<br />

zwei Gebieten vor (Bad Kreuznach-Planig und Langenlonsheim), da Schäden an Raps bzw.<br />

auflaufendem W<strong>in</strong>tergetreide gemeldet wurden.<br />

Insgesamt betrachtet fallen Graugänse regelmäßig und <strong>in</strong> größerer Zahl <strong>in</strong> die angrenzenden<br />

Bereiche südlich des Inselrhe<strong>in</strong>s e<strong>in</strong> mit Schwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region zwischen Heidesheim<br />

und B<strong>in</strong>gen-Gaulsheim bis <strong>in</strong> die angrenzenden Bereiche <strong>der</strong> Unteren Nahe, punktuell auch<br />

im Bereich des Laubenheimer Riedes südlich Ma<strong>in</strong>z. Zu größeren Ansammlungen kommt es<br />

hier – wie im Engerser Feld – etwa seit Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre, wobei stärkere Schäden <strong>in</strong><br />

Folge e<strong>in</strong>er Zunahme vor allem ab 1999 zu beobachten s<strong>in</strong>d. Trotzdem verteilen sich die<br />

Gänse <strong>in</strong> diesem weiträumigen Areal auf unterschiedliche Gebiete und nutzen sie <strong>in</strong><br />

unterschiedlicher Intensität. So liegen erst seit 1999 alljährlich Anträge zum Abschuss vor<br />

(Tab. 5).<br />

Tabelle 5: Abschüsse <strong>von</strong> Graugänsen im Kreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen)<br />

Genehmigt erlegt Bemerkungen<br />

1994/95 10 Stück vom 29.11 – 15.1. ? Bei Heidesheim<br />

1995/96<br />

1996/97<br />

1997/98 5 Stück vom 01.08. – 31.08. Bei Bodenheim<br />

1998/99<br />

1999/00<br />

2000/01 Zusammen 110 für 9 Jagdreviere* 62 9 Jagdreviere<br />

2001/02 Zusammen 120 für 9 Jagdreviere* 66 9 Jagdreviere<br />

2002/03 Zusammen 30 für 2 Jagdreviere* ? Nur bei Heidesheim und Hahnheim<br />

* gemäß <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> BJzVO festgelegten Jagdzeit<br />

30


4.2.3 Darstellung des Gänsebestandes<br />

Die Bestandssituation <strong>der</strong> Graugans <strong>in</strong> dieser Region zeigt Tab. 6. Hieraus wird deutlich,<br />

dass die Maximalzahlen <strong>in</strong> den bis Ende <strong>der</strong> 1990er Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung <strong>von</strong><br />

etwa 250 bis 300 Tieren liegen. Erst ab 1998 steigen die Zahlen stark an, so dass sich <strong>in</strong><br />

dieser Region bis zu maximal 700 Tiere, auch über mehrere Monate h<strong>in</strong>weg, aufhielten. Die<br />

oben erwähnten 1200 Tiere dürften entwe<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>em Schätzfehler beruhen, o<strong>der</strong> sich nur<br />

um e<strong>in</strong>en kurzfristig anwesenden Trupp gehandelt haben. Ansonsten stimmen die<br />

Maximalzahlen gut mit den Angaben <strong>der</strong> betroffenen Landwirte bzw. <strong>der</strong> Jägerschaft<br />

übere<strong>in</strong>. Hier zeigt sich das gleiche Bild wie im Engerser Feld mit e<strong>in</strong>em Maximum <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

nachbrutzeitlichen Periode (August) und/o<strong>der</strong> im November. Dieses jahreszeitliche<br />

Verteilungsmuster stützt die bereits erwähnte Aussage, das es spätestens im Herbst zu<br />

e<strong>in</strong>em starken Zuzug <strong>von</strong> Tieren aus nördlichen Populationen kommt, wie es auch die Daten<br />

aus dem angrenzenden Hessen belegen (BURKHARDT <strong>in</strong> HGON 1991/2000, KREUZIGER <strong>in</strong><br />

KORN et al. 2000, 2001).<br />

Ind. (Monatsmaximum)<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Abb. 2: Bestand und Jahresphänologie <strong>der</strong> Graugans (Anser anser )<br />

im Bereich des Inselrhe<strong>in</strong>es<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

Durchschnitt<br />

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Entscheidend bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Gesamtsituation ist das Aufkommen über das ganze<br />

Jahr h<strong>in</strong>weg. Es ist deutlich zu sehen, dass es im jahreszeitlichen Auftreten (Phänologie) <strong>der</strong><br />

31


Graugans zu großen Unterschieden kommt und vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>von</strong> März bis Juli<br />

wesentlich ger<strong>in</strong>gere Zahlen anwesend s<strong>in</strong>d (Abb. 2). Zwar halten sich hier aufgrund e<strong>in</strong>es<br />

höheren Brutbestandes anteilmäßig mehr Gänse auch <strong>zur</strong> Brutzeit auf als im Engerser Feld.<br />

Durchschnittlich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Region im Laufe <strong>der</strong> gesamten Jahre etwa 150 und <strong>in</strong> den<br />

letzten beiden Jahren etwa 250 Tiere anzutreffen. Zur Brutzeit halten sich die Graugänse vor<br />

allem <strong>in</strong> den Uferbereichen und Inseln des Rhe<strong>in</strong>es zwischen Eltville und B<strong>in</strong>gen auf. Zur<br />

Nahrungssuche nutzen sie vor allem die Verlandungszone und die Randbereiche <strong>der</strong><br />

Brutgewässer, die weiter außerhalb liegenden Bereiche jedoch nur selten.<br />

Tabelle 6: Graugansaufkommen im Bereich des Inselrhe<strong>in</strong>s und Umgebung. Das Mittel<br />

basiert auf <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Monatsmaxima. Jahresphänologische Darstellung <strong>der</strong> Rohdaten<br />

s. Abb. 2.<br />

Jahr Maximum Monat Mittel Verhält. Mittel zu<br />

Maximum (%)<br />

1996 280 Januar 112 40<br />

1997 270 Januar 113 42<br />

1998 480 Februar 142 30<br />

1999 530 August 187 35<br />

2000 674 August 242 36<br />

2001 700 Dezember 259 37<br />

Durchschnitt 2934 1055 36<br />

4.3 Nördlicher Oberrhe<strong>in</strong> zwischen Frankenthal, Ludwigshafen und Speyer:<br />

Verschmutzung <strong>von</strong> Badegewässern durch Kanadagänse sowie<br />

<strong>Landwirtschaft</strong>liche Schäden durch Kanadagänse und Graugänse<br />

4.3.1 Gebietsbeschreibung<br />

Die betroffene Region liegt <strong>in</strong> den Kreisen Ludwigshafen und Speyer, peripher s<strong>in</strong>d auch<br />

Teile <strong>der</strong> Stadtkreise <strong>von</strong> Ludwigshafen und Frankenthal tangiert. Betroffen ist die gesamte<br />

Region <strong>der</strong> ehemaligen Rhe<strong>in</strong>auenbereiche. Verbreitungsschwerpunkte bef<strong>in</strong>den sich dabei<br />

an den Altrhe<strong>in</strong>schl<strong>in</strong>gen und den im angrenzenden Bereich entstandenen Abbaugewässern.<br />

Der gesamte Bereich stellt e<strong>in</strong>en Ballungsraum dar, <strong>in</strong> dem Siedlung, Gewerbe auch<br />

Freizeitnutzung enorm stark ausgeprägt s<strong>in</strong>d. Im Osten wird diese Region durch den Rhe<strong>in</strong><br />

begrenzt, im Westen durch das Hochgestade des Rhe<strong>in</strong>s. Der gesamte Bereich erstreckt<br />

sich über etwa 40 km entlang des Rhe<strong>in</strong>s, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Breite bis zu maximal 5 km. Da weite Teile<br />

verbaut o<strong>der</strong> bewaldet s<strong>in</strong>d, ist etwa 50 qkm Offenland vorhanden, was pr<strong>in</strong>zipiell <strong>von</strong> den<br />

Gänsen genutzt werden kann.<br />

32


4.3.2 Verschmutzung <strong>von</strong> Badegewässern<br />

Kanadagänse siedelten sich 1972 im Maudacher Bruch (LK Ludwigshafen an); sie stammen<br />

aus dem Ludwigshafener Tiergehege.<br />

1987: erste Beschwerden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung des Gebietes, da sich die Kanadagänse vor<br />

allem im Bereich öffentlicher Anlage aufhalten.<br />

1996: SK Ludwigshafen: Verschmutzung <strong>von</strong> Badegewässern und Liegewiesen im<br />

Jagdbezirk Oggersheim sowie <strong>in</strong> folgenden Jahren, 1996 wurden 30 Kanadagänse zum<br />

Abschuß freigegeben.<br />

LK Ludwigshafen: im Naherholungsgebiet Mechtersheim und Freizeitweiher Lambsheim<br />

1998 wurde am Frankenthaler Strandbadweiher e<strong>in</strong> Bestand <strong>von</strong> ca. 15-26 Kanadagänsen<br />

festgestellt. Dies führte zu starken Verunre<strong>in</strong>igungen des Badestrandes durch Gänsekot. Als<br />

Gegenmaßnahme wurde über mehrere Tage h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>e Vergrämung mittels Schreckschuß<br />

erfolgreich (!) vorgenommen. In den Folgejahren waren nur noch 5-7 Tiere anwesend (<strong>in</strong><br />

BEINING 2002).<br />

Ab 2000: Beschwerden über Verschmutzung <strong>von</strong> Badestränden auf Speyerer Gemarkung <strong>in</strong><br />

den Gebieten <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>nähe.<br />

4.3.3 Darstellung <strong>der</strong> Wildschäden<br />

1996: 20 Kanadagänse wurden bei Altrip (SK Ludwigshafen) zum Abschuß freigegeben, da<br />

e<strong>in</strong>e Pferdekoppel überweidet wurde.<br />

1996: Schäden vor allem an Getreide- und Gemüsekulturen, die zu e<strong>in</strong>em Totalausfall <strong>der</strong><br />

Ernte führen können (ohne Ortsangabe), bezieht sich wahrsche<strong>in</strong>lich auf die nachfolgende<br />

Meldung:<br />

1996: In <strong>der</strong> Gemarkung Mechtersheim (Römerberg, SK Speyer) wurden Schäden vor allem<br />

an Gemüsekulturen <strong>von</strong> Kanadagänsen und Graugänsen verursacht. Die Schäden treten vor<br />

allem <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Naturschutzgebiete auf.<br />

2000: Beschwerden über Wildschäden auf Speyerer Gemarkung <strong>in</strong> den Gebieten <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>nähe. Infolge dessen wurden <strong>in</strong> den Jahren 2000 und 2001 Abschußgenehmigungen<br />

erlassen. Die Staatliche Vogelschutzwarte wurde im Wi<strong>der</strong>spruch zu den gesetzkichen<br />

Vorgaben <strong>von</strong> diesen Vorgängen nicht <strong>in</strong> Kenntnis gesetzt.<br />

2002: Im Jagdbogen Speyer I Schäden an Buschbohnen durch Kanadagänse (und Tauben).<br />

Weitere nicht genau datierbare Mitteilungen betreffen Wildschäden bei Bobenheim-Roxheim<br />

sowie e<strong>in</strong>e Schadensermittlung aus <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de Ruchheim (LK Ludwigshafen). Hier<br />

beträgt <strong>der</strong> Schaden nach Angaben des Landwirtes (alljährlich ?) auf ca. 1 ha Gemüse<br />

33


(Kohlrabi, Kopfsalat, Blumenkohl) 100 % und damit 20400,00 EUR als Frühjahrschaden.<br />

Zusätzlich entstehen im Sommer und Herbst Schäden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhe <strong>von</strong> 8000 bis 10000<br />

EUR.<br />

Tabelle 7: Abschüsse <strong>von</strong> Kanadagänsen und Graugänsen <strong>in</strong> den Kreisen Ludwigshafen<br />

(LU) und Speyer (SP)<br />

Genehmigt erlegt Bemerkungen<br />

1996/97 LU: 30 Kanadagänse vom 1.9.96 –<br />

31.1.97 an Badegewässer und<br />

Ackerflächen<br />

k.A. Bei Oggersheim<br />

? 20 Kanadagänse Bei Altrip<br />

1997/98 LU: nur auf Ackerflächen, Anzahl ? k.A.<br />

1998/99 LU: Anzahl ? LU: Kanadagänse 29,<br />

Graugänse* 8<br />

1999/00 LU: Anzahl ? LU: Kanadagänse 24,<br />

Graugänse* 11<br />

2000/01 LU: Anzahl ? LU: Kanadagänse 21,<br />

Graugänse* 9<br />

SP: Anzahl ? SP: 5 Kanadagänse**<br />

2001/02 LU: Anzahl ? LU: Kanadagänse 21,<br />

Graugänse* 15<br />

2002/03<br />

SP: Anzahl ? SP: 15 Kanadagänse**<br />

* nach Angabe nur e<strong>in</strong>heimische. Wie die aber <strong>von</strong> nordeuropäischen Zugvögeln unterschieden<br />

wurden, bleibt offen (nur <strong>zur</strong> Brutzeit möglich, da Zugvögel nicht mehr anwesend).<br />

** Staatliche Vogelschutzwarte Frankfurt wurde da<strong>von</strong> nicht <strong>in</strong> Kenntnis gesetzt.<br />

Die Wildschäden werden <strong>in</strong> dieser Region vor allem durch Kanadagänsen verursacht. Da<br />

Graugänse mit ihnen vergesellschaftet vorkommen, werden sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Teile auch bejagt.<br />

4.3.4 Darstellung <strong>der</strong> Gänsebestände<br />

Im Gegensatz zu den bisher dargestellten Konfliktregionen werden die Schäden <strong>in</strong> erste<br />

L<strong>in</strong>ie <strong>von</strong> Kanadagänsen verursacht. Bei diesen handelt es sich – wie bei den stellenweise<br />

auch auftretenden Graugänsen – um Standvogelpopulationen, die sich das gesamte Jahr<br />

über <strong>in</strong> dieser Region aufhalten, auch wenn sie nach <strong>der</strong> Brutzeit (kle<strong>in</strong>räumige ?)<br />

Wan<strong>der</strong>bewegungen durchführen. Um die Bestandssituation dieser Arten darzustellen, s<strong>in</strong>d<br />

daher genaue Angaben zum Brutbestand (<strong>in</strong>klusive des anwesenden Nichtbrüterbestandes)<br />

nötig. E<strong>in</strong> Zuzug <strong>von</strong> Kanadagänsen im Herbst und W<strong>in</strong>ter aus weiter entfernten Gebieten ist<br />

nicht nachgewiesen und unwahrsche<strong>in</strong>lich. Auch wird hier – im Gegensatz zu den nördlichen<br />

Landesteilen <strong>von</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz – ke<strong>in</strong> Zuzug <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Graugänsen festgestellt (vgl.<br />

auch BAUER et al. 1995). Die ermittelte Sommerpopulation entspricht daher auch <strong>in</strong> etwa<br />

dem Jahresbestand, auch wenn <strong>in</strong> Folge <strong>von</strong> natürlicher (vor allem W<strong>in</strong>ter-)Mortalität die<br />

34


Bestände im nachbrutzeitlichen Jahresverlauf s<strong>in</strong>ken. Datenmaterial mit etwa e<strong>in</strong>er 20<br />

prozentigen jährlichen Mortalitätsrate liegt hierzu nur aus Großbrittanien vor, dürfte aber auf<br />

Mitteleuropa übertragbar se<strong>in</strong> (GARNETT <strong>in</strong> BEZZEL 1985).<br />

Kanadagans<br />

Fast die gesamte Population konzentriert sich auf neun Bereiche, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung <strong>von</strong><br />

Ludwigshafens bis nach Son<strong>der</strong>nheim (BEINING 2002). Dort besiedelt sie <strong>in</strong> den Kreisen<br />

Ludwigshafen, Speyer und Germersheim nur anthropogen entstandene Sekundärgewässer<br />

(Kiesgruben, Tongruben), die im ehemaligen Rhe<strong>in</strong>auenbereich entstanden:<br />

• Roxheimer Altrhe<strong>in</strong> und Silbersee: 2 Paare, 10 juv., 45 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en<br />

Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal 59 Exemplaren<br />

• Kiesgruben bei Lambsheim: 3 Paare, 6 juv., 11 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en Gesamtbestand<br />

<strong>von</strong> maximal 23 Exemplaren<br />

• Scheller- und Jägerweiher am Maudacher Bruch: 4 Paare, 15 juv., 2 Nichtbrüter ergibt<br />

e<strong>in</strong>en Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal 25 Exemplaren<br />

• Große Blies: 4 Paare, 16 juv., 28 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal<br />

52 Exemplaren<br />

• Neuhofener Altrhe<strong>in</strong> und Blaue Adria: 5 Paare, 23 juv., 36 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en<br />

Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal 69 Exemplaren<br />

• Otterstädter Altrhe<strong>in</strong>: 4 Paare, 12 juv., 48 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en Gesamtbestand <strong>von</strong><br />

maximal 68 Exemplaren<br />

• Rhe<strong>in</strong>auen nördl. Speyer: 3 Paare, 15 juv., 85 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en Gesamtbestand<br />

<strong>von</strong> maximal 106 Exemplaren<br />

• Mechtersheimer Tongruben und Umgebung: 11 Paare, 11 juv., 47 Nichtbrüter ergibt<br />

e<strong>in</strong>en Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal 91 Exemplaren<br />

• Son<strong>der</strong>nheimer Baggersee und Umgebung: 8 Paare, 26 juv., 49 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en<br />

Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal 80 Exemplaren<br />

Gesamt: 54 Paare, 124 juv., 350 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en Gesamtbestand <strong>von</strong> knapp 600<br />

Exemplaren.<br />

Graugans<br />

Fast die gesamte Population konzentriert sich auf 4 Bereiche, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung <strong>von</strong><br />

Ludwigshafen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung bis zu maximal 10 km:<br />

35


• Roxheimer Altrhe<strong>in</strong> und Silbersee: 6 Paare, 17 juv., 8 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en<br />

Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal 37 Exemplaren<br />

• Schellerweiher am Maudacher Bruch: 3 Paare, 15 juv., 2 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en<br />

Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal 23 Exemplaren<br />

• Große Blies: 3 Paare, 16 juv., 15 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal<br />

37 Exemplaren<br />

• Neuhofener Altrhe<strong>in</strong> und Blaue Adria: 6 Paare, 17 juv., 8 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en<br />

Gesamtbestand <strong>von</strong> maximal 37 Exemplaren<br />

Gesamtbestand: 18 Paare, 71 juv., 40 Nichtbrüter ergibt e<strong>in</strong>en Gesamtbestand <strong>von</strong> knapp<br />

150 Exemplaren.<br />

Gemessen am Gesamtbestand <strong>der</strong> Kanadagänse sowie den Graugansbeständen <strong>in</strong> den<br />

oben dargestellten Schwerpunktgebieten s<strong>in</strong>d die Vorkommen <strong>der</strong> Graugans alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> dieser<br />

Region als vernachlässigbar e<strong>in</strong>zustufen. Die Konflikte s<strong>in</strong>d letztlich auf die Zunahme <strong>der</strong><br />

Kanadaganspopulation <strong>zur</strong>ückzuführen. Das gleiche gilt für die Problematik <strong>der</strong><br />

Verschmutzung an Badegewässern, auch wenn es dort <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen Brutvorkommen <strong>von</strong><br />

Grau- o<strong>der</strong> Nilgänsen gibt.<br />

36


B. Bewertung<br />

5 Bewertung <strong>der</strong> Gänseschäden<br />

5.1 Bewertung <strong>der</strong> Wildschäden<br />

Die <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz gemeldeten Gänseschäden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> Nahrungsökologie<br />

dieser Arten und unterscheiden sich nicht <strong>von</strong> denen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Regionen Deutschlands<br />

bzw. Mitteleuropas. Betroffen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Getreide aller Art, vor allem W<strong>in</strong>tergetreide<br />

sowie zunehmend W<strong>in</strong>terraps. In den letzten Jahren wurden vere<strong>in</strong>zelt auch Schäden an<br />

Gemüsekulturen (Kohlrabi, Kopfsalat, Bohnen) sowie an Zuckerrüben und Äpfeln gemeldet.<br />

In e<strong>in</strong>em Fall wurde e<strong>in</strong>e Pferdekoppel überweidet.<br />

Gänse bevorzugen energiereiche und eiweißreiche Kost. Dies ist am ehesten bei frisch<br />

aufkeimendem Grün und bei den neu entwickelten bitterstofffreien Rapssorten gegeben. Ihre<br />

Fraßtechnik ist am besten zum Abzupfen und Abschneiden <strong>von</strong> Gräsern geeignet, es<br />

werden aber auch an<strong>der</strong>e Vegetabilien genutzt, sofern sie aufgrund des Schnabelbaus und<br />

<strong>der</strong> Fraßtechnik aufgenommen werden können. Es werden auch sonstige<br />

kohlenhydratreiche Pflanzen bzw. –teile aufgenommen, da ihr Stoffwechsel problemlos<br />

Stärke und Glucose <strong>in</strong> Eiweiße und die im W<strong>in</strong>ter dr<strong>in</strong>gend benötigten Fette umwandeln<br />

kann. Gänse wählen also aus dem vorliegenden Angebot jeweils die energiereichste<br />

Nahrung aus (z.B. RUTSCHKE 1997).<br />

Wie bereits oben dargestellt, lagen jedoch nur wenige Aussagen vor, die e<strong>in</strong>e<br />

Quantifizierung <strong>der</strong> Schäden für den gesamten Betrachtungsraum kaum ermöglicht. Die<br />

Angaben schwankten hierbei sehr stark und basierten nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen auf konkreten<br />

Angaben, z.B.<br />

• e<strong>in</strong> erheblicher Schaden durch 300 Graugänse auf 20 ha, <strong>der</strong> auf 20000,00 DM<br />

geschätzt wurde (Engerser Feld, November 1999)<br />

• In manchen Jahren durch Graugänse Schäden <strong>von</strong> 50 %, vor allem das Auszupfen <strong>von</strong><br />

auflaufen<strong>der</strong> Saat sowie Trittschäden (Engerser Feld)<br />

• E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>flug <strong>von</strong> 200 Graugänsen auf 4 Parzellen sowie e<strong>in</strong> erneuter E<strong>in</strong>flug im Juni <strong>von</strong><br />

50 Graugänsen führen gemäß e<strong>in</strong>em Gutachter zu 75 bis 90 % Schaden auf 3 ha und<br />

verursachen damit e<strong>in</strong>en Schaden <strong>von</strong> 6400,00 DM (Nie<strong>der</strong>-Ingelheim 1992/93).<br />

• durch E<strong>in</strong>flug <strong>von</strong> 100 Graugänsen entstand e<strong>in</strong> Schaden <strong>von</strong> 1000,00 DM (B<strong>in</strong>gen-<br />

Sponsheim, November 1993)<br />

• durch E<strong>in</strong>flug <strong>von</strong> 200 Graugänsen entstand e<strong>in</strong> Schaden <strong>von</strong> 2000,00 DM<br />

(Guntersblum, November 1994)<br />

37


• durch Graugänse entstand e<strong>in</strong> Schaden <strong>von</strong> 4000,00 DM (Heidesheim, Dezember 1994)<br />

• durch Graugänse Schaden auf 4500 qm Raps (Ingelheim. Novemer 1995)<br />

• Schäden an W<strong>in</strong>terweizen und Sommergerste durch 280 Gänsen (bei Ma<strong>in</strong>z-<br />

Laubenheim, Juli 1997)<br />

• <strong>von</strong> Herbst bis Frühjahr folgende Schäden gemeldet: Getreide mit heraus gerissenen<br />

Haupttrieben und Raps mit heraus gefressenem Herzblatt, was zu e<strong>in</strong>em Ernteausfall <strong>von</strong><br />

etwa 20 % führt und etwa 700,00 DM Schaden verursacht (bei Ingelheim 1999/00)<br />

• Schadensmeldungen an Apfelkulturen, Getreide- und Rapsfel<strong>der</strong>n mit Schadenshöhen<br />

zwischen 350,00 und 3000,00 EUR (<strong>von</strong> 2000 bis 2002 aus 13 Jagdrevieren im Kreis<br />

Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen)<br />

• vor allem Schäden an W<strong>in</strong>tergetreidesaaten, die bereits im Herbst bis zum Frühjahr<br />

großflächig abgefressen werden. Die Folge s<strong>in</strong>d ausgedünnte Bestände mit<br />

unterdurchschnittlichen Erträgen (SLVA Oppenheim)<br />

• Schäden vor allem an Getreide- und Gemüsekulturen, die zu e<strong>in</strong>em Totalausfall <strong>der</strong><br />

Ernte führen können (ohne Ortsangabe im Kreis Ludwigshafen, 1996)<br />

• Schaden auf ca. 1 ha Gemüse (Kohlrabi, Kopfsalat, Blumenkohl) 100 % und damit<br />

20400,00 EUR als Frühjahrsschaden. Zusätzlich entstehen im Sommer und Herbst<br />

Schäden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhe <strong>von</strong> 8000 bis 10000 EUR (Ruchheim, allgeme<strong>in</strong>e Berechnung ohne<br />

Jahresangabe)<br />

Diese Darstellung verdeutlicht die Probleme, die im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong><br />

Schäden entstehen können. E<strong>in</strong> wichtiger Aspekt ist <strong>der</strong>, dass Schäden unterschiedlich<br />

wahrgenommen werden und bewertet werden. Dies ist e<strong>in</strong>e Folge unterschiedlicher<br />

Schadensdef<strong>in</strong>itionen. Pr<strong>in</strong>zipiell werden immer wie<strong>der</strong> – so auch <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz – drei<br />

unterschiedliche Phänomene dargestellt, aber meist nur allgeme<strong>in</strong> als „Schaden“ tituliert. Es<br />

handelt sich dabei um<br />

Fraßschaden: Hierbei handelt es sich um die direkt entnommen Pflanzenteile (o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt<br />

entstandenen Trittschäden), die bei <strong>der</strong> Nutzung durch Gänse entstehen.<br />

Ernteschaden: Hierbei handelt es sich um den Verlust des Erntegutes <strong>zur</strong> Erntezeit, also<br />

e<strong>in</strong>er Ertragse<strong>in</strong>buße. Diese wird durch e<strong>in</strong>e Vielzahl an Faktoren bee<strong>in</strong>flußt, <strong>von</strong> dem e<strong>in</strong><br />

Faktor Fraß- bzw. Trittschäden durch Gänse se<strong>in</strong> kann. Der Ertrag wird aber zusätzlich<br />

(auch ohne die Anwesenheit <strong>von</strong>) Gänsen durch e<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>von</strong> Faktoren bee<strong>in</strong>flußt,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die Witterung (z.B. HUMMEL 1977, SPILLING 1997). Im Falle e<strong>in</strong>er<br />

nachweislich <strong>in</strong>tensiven Nutzung durch Gänse (s.u.) dürften Ertragse<strong>in</strong>bußen (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong><br />

38


Jahren mit guter durchschnittlicher Witterung) größtenteils auf Gänse <strong>zur</strong>ückzuführen se<strong>in</strong><br />

(als worst-case-scenario).<br />

Betriebswirtschaftlicher Schaden: Hierbei handelt es sich um die letztlich durch<br />

Wildschäden verursachten tatsächlichen f<strong>in</strong>anziellen Verluste. Insbeson<strong>der</strong>e beim Anbau<br />

subventionierter Pflanzen ist dieser verständlicherweise ger<strong>in</strong>ger als <strong>der</strong> Ernteschaden, kann<br />

aber bei Neue<strong>in</strong>saaten (mit doppeltem Arbeitsaufwand) etc. auch entsprechend höher liegen.<br />

Es wird klar, dass es bei Benutzung unterschiedlicher Schadensdef<strong>in</strong>itionen zu e<strong>in</strong>er ganz<br />

an<strong>der</strong>en E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Situation und damit zu großen Unterschieden <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stufung<br />

ökonomischer Schäden kommt bzw. kommen muß. Weiterh<strong>in</strong> wird klar, dass es sich bei <strong>der</strong><br />

Diskussion <strong>der</strong> <strong>von</strong> Gänsen tatsächlich verursachten Schäden nur um betriebswirtschaftliche<br />

Schäden handeln darf, da sie für den Landwirt (aber auch für die Volkswirtschaft)<br />

ökonomisch alle<strong>in</strong>e entscheidend s<strong>in</strong>d. Als Basis <strong>zur</strong> Ermittlung dieses<br />

betriebswirtschaftlichen Schadens darf alle<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Ernteschaden, als <strong>der</strong> tatsächlich<br />

vorhandenen Ertragsausfall dienen. Hierbei muß dann <strong>von</strong> Fall zu Fall die Diskussion geführt<br />

werden, <strong>in</strong> wie weit Gänse daran beteiligt waren. Die theoretische Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es<br />

Gänseschadens „<strong>von</strong> e<strong>in</strong>em Gänseschaden kann man dann sprechen, wenn <strong>von</strong> zwei völlig<br />

gleichwertigen landwirtschaftlichen Flächen nur e<strong>in</strong>e während e<strong>in</strong>es W<strong>in</strong>ters regelmäßig <strong>von</strong><br />

Gänsen beäst wird, und bei e<strong>in</strong>em Vergleich, e<strong>in</strong>ige Monate nach Abzug <strong>der</strong> Gänse die<br />

beäste Fläche sich deutlich negativ <strong>von</strong> <strong>der</strong> unbeästen, im Ertrag o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualität des<br />

Gewächses unterscheidet“ ist zwar theoretisch richtig, aber <strong>in</strong> dieser Form <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

kaum zu eruieren. Als e<strong>in</strong>zige s<strong>in</strong>nvolle Alternative bleibt daher, pragmatisch handhabbare<br />

pauschale Randbed<strong>in</strong>gungen zu def<strong>in</strong>ieren, die jedoch vergleichbar und nachvollziehbar se<strong>in</strong><br />

müssen (z.B. SPILLING 1999).<br />

Entscheidend <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ist aber, dass Fraßschäden kaum geeignet s<strong>in</strong>d,<br />

um Ernte- bzw. betriebswirtschaftliche Verluste erheben zu können. E<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>von</strong><br />

Untersuchungen belegt, dass trotz <strong>der</strong> im Herbst und W<strong>in</strong>ter wahrgenommenen Totalverluste<br />

nicht zwangsläufig zu vollständigem o<strong>der</strong> auch nur hohen Ernteausfall führte. In e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen kam es auch zu ke<strong>in</strong>er Ertragse<strong>in</strong>buße o<strong>der</strong> sogar zu Ertragssteigerungen (SPILLING<br />

1999). Dies bedeutet nicht, dass es nicht auch tatsächlich zu enormen Verlusten kommen<br />

kann, jedoch darf <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Schadensfeststellung nicht im Herbst o<strong>der</strong> W<strong>in</strong>ter liegen,<br />

son<strong>der</strong>n kann erst bei <strong>der</strong> Ernte erfolgen, sofern es sich nicht um e<strong>in</strong>e Neue<strong>in</strong>saat handelt.<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt ist <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Beweidung durch Gänse. E<strong>in</strong>e Vielzahl, auch<br />

experimenteller Untersuchungen hat ergeben, dass es auch bei e<strong>in</strong>er gleichen Zahl äsen<strong>der</strong><br />

Gänse zu sehr unterschiedlichen Schäden kommen kann (z.B. SCHULZ & BOECKLE 1989,<br />

SUMMERS 1990, PATTERSON 1991 CLARK et al. 1994, WASSHAUSEN 1997). Ohne im Detail auf<br />

39


die vielerorts dargestellten Ergebnisse e<strong>in</strong>zugehen, hat sich gezeigt, dass es zu stärkeren<br />

Ertragse<strong>in</strong>bußen vor allem bei folgenden Situationen kommen kann:<br />

• Wenn die Saat frisch aufläuft<br />

• Wenn die Ähren mit dem Schieben beg<strong>in</strong>nen<br />

• Kurz vor <strong>der</strong> Ernte<br />

• Wenn Getreide nach dem ersten Schnitt nachreift (kommt <strong>in</strong> Mitteleuropa üblicherweise<br />

nicht vor)<br />

Die Untersuchungen dazu haben gezeigt, dass <strong>in</strong> den meisten an<strong>der</strong>en Fällen e<strong>in</strong><br />

Ertragsverlust noch lange nicht vorprogrammiert ist. Hierzu bedarf es erst e<strong>in</strong>er sehr langen<br />

und <strong>in</strong>tensiven Nutzung, da die Pflanzen die Verluste im Laufe ihres Wachstums oft<br />

problemlos kompensieren können o<strong>der</strong> die übrig gebliebenen Pflanzen höhere<br />

Wuchsleistungen erzielen. Auch darf die düngende Wirkung des Gänsekotes nicht<br />

vernachlässigt werden (RUTSCHKE & SCHIELE 1978, MOOIJ 1984, RUTSCHKE 1987). Es ist<br />

daher <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie wichtig, Gänse während <strong>der</strong> „sensiblen Phasen“ <strong>von</strong> den Flächen<br />

fernzuhalten.<br />

5.2 Kostenermittlung für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Diese kurze Darstellung erklärt die teilweise großen Diskrepanzen und zeigt die<br />

Schwierigkeit, die tatsächlichen Schäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz überhaupt nur ansatzweise zu<br />

eruieren. Fast alle Schadensmeldungen bzw. Schadenserhebungen stammen aus den<br />

Monaten Oktober bis Dezember, zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt, zu dem die Gänse <strong>in</strong> stellenweise<br />

großer Anzahl die Ackerflächen nutzten. Schadensermittlungen nach <strong>der</strong> Ernte liegen nur<br />

wenige vor, die Darstellung betriebswirtschaftlicher Schäden gar nicht, auch wenn dies aus<br />

f<strong>in</strong>anztechnischen Gründen subjektiv verständlich ist.<br />

Um die Größenordnung <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Verluste für ganz Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz abschätzen zu<br />

können, bleibt nur e<strong>in</strong> sicherlich sehr vager Vergleich mit an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

Deutschland.<br />

In e<strong>in</strong>er Studie im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt, Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit (BMU) beliefen sich <strong>in</strong> Deutschland die jährlich ausgeglichenen<br />

Wasservogelschäden zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1990er Jahre für die alten und neuen Bundeslän<strong>der</strong><br />

zusammen auf umgerechnet etwa 128 EUR/ha (MOOIJ 1992). Diese Summe be<strong>in</strong>haltete<br />

nicht nur Ausgleichszahlungen, son<strong>der</strong>n auch Ausgaben zum Vertragsnaturschutz. Zudem<br />

wird hier e<strong>in</strong> Zeitraum betrachtet, während dem sich <strong>in</strong> ganz Deutschland zusammen mehr<br />

Gänse aufhielten als <strong>in</strong> den letzten Jahren (MOOIJ 2000). Bei e<strong>in</strong>er Schadensfläche <strong>von</strong><br />

10000 bis 20000 ha (da<strong>von</strong> zwei Drittel Ackerflächen) ergab sich somit e<strong>in</strong> Gesamtschaden<br />

40


<strong>von</strong> 1,5 bis 2,3 Mio. EUR/Jahr, wo<strong>von</strong> schätzungsweise drei Viertel durch Gänse verursacht<br />

wurden. Da<strong>von</strong> waren und s<strong>in</strong>d vor allem die Län<strong>der</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg<br />

betroffen, da sich hier das Gros <strong>der</strong> brütenden und überw<strong>in</strong>ternden Gänse aufhält.<br />

E<strong>in</strong>e weitere, aktuelle Studie <strong>der</strong> Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft,<br />

die im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsm<strong>in</strong>isteriums <strong>von</strong> GEMMEKE (1998) durchgeführt<br />

wurde, stellt die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Umfrage <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isterien <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> dar.<br />

Diese schätzten für Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre die jährlichen Wasservogelschäden auf rund 25,6<br />

Mio. EUR. Diese sollten auf <strong>in</strong>sgesamt 20000 bis 60000 ha Ackerflächen (und damit auf<br />

etwa zwei Drittel bis vier Fünftel <strong>der</strong> Gesamtfläche) auftreten sowie auf 10000 bis 15000 ha<br />

Grünland mit e<strong>in</strong>em Schaden <strong>von</strong> ca. 486 EUR/ha. Diese Schätzungen gelten bei e<strong>in</strong>igen<br />

Landesbehörden allerd<strong>in</strong>gs als übertrieben (GEMMEKE 1998), da 75 % dieser Summe alle<strong>in</strong><br />

vom Bundesland Brandenburg gemeldet wurde. Hier wurden die Angaben <strong>der</strong> Landwirte –<br />

im Gegensatz zu den Angaben <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n nicht überprüft (und teilweise<br />

erstattet) und lagen um den Faktor 5 bis 10 höher als <strong>in</strong> allen an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n. Diese<br />

Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnung etwa e<strong>in</strong>er Zehnerpotenz s<strong>in</strong>d sicherlich u.a. auch e<strong>in</strong>e<br />

Folge des unterschiedlichen Verständnisses <strong>von</strong> „Schaden“ (s.o.).<br />

In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>artige Größenordnungen an Schäden aufgrund <strong>der</strong> wesentlich<br />

ger<strong>in</strong>geren Anzahl anwesen<strong>der</strong> Gänse (s. Kap. 5) unbekannt. Vorliegende Daten erlauben<br />

e<strong>in</strong>e – jedoch mit Vorsicht zu genießende – Modellrechnung. Auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>es<br />

Mittw<strong>in</strong>termaximums <strong>von</strong> etwa 500000 im deutschen B<strong>in</strong>nenland überw<strong>in</strong>ternden Gänsen<br />

(Saat-, Grau- und Bläßgans), e<strong>in</strong>er Maximalzahl <strong>von</strong> etwa 2000 Gänsen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz,<br />

und unter <strong>der</strong> Annahme, dass sich die Gänsebestände durchschnittlich vergleichbar lange im<br />

Betrachtungsraum aufhalten, sollten Gänseschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz re<strong>in</strong> rechnerisch im<br />

Verhältnis <strong>von</strong> 1 : 250 im Verhältnis zu gesamt Deutschland auftreten. Nach <strong>der</strong> Berechnung<br />

<strong>von</strong> MOOIJ (mit 1,5 bis 2,3 Mio. EUR) würden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz 6000,00 bis 9200,00 EUR,<br />

nach den offensichtlich zu hohen Angaben <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> nach GEMMEKE (mit 25,6 Mio.) etwa<br />

100000,00 EUR Schäden anfallen. In <strong>der</strong> Realität dürfte sich die tatsächliche Summe<br />

zwischen diesen beiden Extremen bewegen. Auch wenn die Grundlagen dieser<br />

Modellrechnungen recht dürftig und diskussionswürdig s<strong>in</strong>d, bieten sie e<strong>in</strong>en Ansatz, um<br />

zum<strong>in</strong>dest die Größenordnung <strong>in</strong> etwa abschätzen zu können.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es <strong>in</strong> Folge <strong>der</strong> gestiegenen<br />

Gänsebestände <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz zu betriebswirtschaftlicher Schäden kommen kann,<br />

volkswirtschaftlich betrachtet sich die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Summe <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz anfallenden Verluste<br />

<strong>in</strong> Grenzen halten. Problematisch kann die Situation aber nur <strong>in</strong> den dargestellten Regionen<br />

werden, wo es <strong>in</strong> manchen Jahren lokal und somit bei e<strong>in</strong>zelnen Landwirten zu starken<br />

f<strong>in</strong>anziellen Bee<strong>in</strong>trächtigungen und Verlusten kommen kann.<br />

41


Großflächige Probleme, wie sie z.B. am Unteren Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und<br />

den Nie<strong>der</strong>landen auftreten (mit mehreren Hun<strong>der</strong>ttausend Gänsen), o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />

Nie<strong>der</strong>ungsgebieten <strong>der</strong> norddeutschen Tiefebene (mit ebenfalls mehreren Hun<strong>der</strong>ttausend<br />

Gänsen) kommen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz def<strong>in</strong>itiv nicht vor und s<strong>in</strong>d aufgrund se<strong>in</strong>er<br />

naturräumlichen Lage und Ausstattung auch <strong>in</strong> Zukunft nicht zu erwarten.<br />

5.3 Bewertung <strong>der</strong> Verschmutzung <strong>der</strong> Badegewässer<br />

Zu Beschwerden über Verschmutzungen an Badegewässern, vor allem durch Gänsekot,<br />

kam es nur im Großraum Ludwigshafen und dem südlich angrenzenden Raum Speyer. Beim<br />

Fressen h<strong>in</strong>terlassen Gänse e<strong>in</strong>e beträchtliche Menge Kot und beißen das Gras recht kurz<br />

ab. Daher kann es bei längerer Aufenthaltsdauer o<strong>der</strong> bei größeren Trupps (etwa mehr als<br />

20 Tiere) bereits zu e<strong>in</strong>er erheblichen Verschmutzung <strong>der</strong> Wiesen sowie <strong>der</strong> Wasserflächen,<br />

die <strong>von</strong> den Badegästen zum Schwimmen aufgesucht werden, kommen. Dies schränkt die<br />

Nutzung durch Badegäste e<strong>in</strong>. Es erregt bei den meisten Leuten verständlicherweise e<strong>in</strong>en<br />

Ekel und löst Ängste vor Krankheiten aus.<br />

Diese Situation ist e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> Verwil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kanadagänse im Maudacher Bruch, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong>en Folge sie im Laufe <strong>der</strong> letzten 30 Jahre diesen Großraum mit etwa 50 bis 60 Paaren<br />

bzw. e<strong>in</strong>em Gesamtbestand <strong>von</strong> 600 bis 700 Individuen besiedelt haben. Zusätzlich kommen<br />

hier auch vere<strong>in</strong>zelten Exemplare an<strong>der</strong>er Arten vor (Höckergans, Graugans, Nilgans,<br />

Streifengans, Hybriden), die jedoch durch ihre ger<strong>in</strong>ge Anzahl diesbezüglich ke<strong>in</strong>e Relevanz<br />

aufweisen. Auch wenn die Nilgänse gegenwärtig <strong>in</strong> ihrem Bestand zunehmen, s<strong>in</strong>d solche<br />

Probleme bei dieser Art nicht zu erwarten, da Nilgänse nicht <strong>zur</strong> Vergesellschaftung neigen.<br />

Kanadagänse halten sich bevorzugt an solchen Gewässern auf, da sie die gleichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen wie <strong>in</strong> ihrem natürlichen Lebensraum vorf<strong>in</strong>den, nämlich e<strong>in</strong> Gewässer mit<br />

Verlandungszonen für die Brut sowie kurzrasige Bestände, die an das Gewässer angrenzen<br />

und <strong>zur</strong> Nahrungssuche genutzt werden können. Zusätzlich werden sie – wie an vielen<br />

an<strong>der</strong>en Parkgewässern – oft vom Menschen gefüttert und verlieren die Scheu. Die<br />

Komb<strong>in</strong>ation aus diesen Ursachen hat zu <strong>der</strong> gegenwärtigen Situation geführt. Trotzdem<br />

lagen konkrete Beschwerden nur <strong>von</strong> fünf Badegewässern vor (s. Anhang, Karte 2):<br />

• Große Blies <strong>in</strong> Ludwigshafen<br />

• Naherholungsgebiet Mechtersheim bei Ludwigshafen<br />

• Frankenthaler Strandbadweiher<br />

• Freizeitweiher Lambsheim<br />

• Badeseen im B<strong>in</strong>sfeld nördl. Speyer.<br />

42


Es ist aber anzunehmen, dass ähnliche Probleme zum<strong>in</strong>dest zeitweise auch an e<strong>in</strong>igen<br />

an<strong>der</strong>en Badegewässern auftreten.<br />

Objektiv betrachtet, s<strong>in</strong>d die oft geäußerten Befürchtungen grundlos. Gänse verunre<strong>in</strong>igen<br />

zwar das Wasser mit ihrem Kot, pathogene Keime wurden jedoch <strong>in</strong> Gänsekot nicht<br />

festgestellt (ROCHARD & KEAR 1968, 1970, MOOIJ 1984, HOLLÄNDER <strong>in</strong> BERGMANN 1999).<br />

Mitteilungen, nach denen Badeseen wegen Gänsen schon für den Badebetrieb geschlossen<br />

wurden, beruhen wohl eher auf dem E<strong>in</strong>trag menschlicher Fäkalien, die nachweislich <strong>in</strong><br />

vergleichbar hoher Menge <strong>in</strong> den meisten Badegewässern nachzuweisen s<strong>in</strong>d. Diese weisen<br />

e<strong>in</strong>en hohen Anteil coliformer Bakterien auf und führen durch ihren sehr hohen<br />

Phosphatgehalt zu e<strong>in</strong>er starken „Düngung“ des Gewässers, was e<strong>in</strong>e starke Vermehrung<br />

<strong>der</strong> coliformen Keime <strong>zur</strong> Folge hat.<br />

Auch wenn es sich hier um ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur ger<strong>in</strong>ge ökonomischen Schäden handelt (z.B.<br />

E<strong>in</strong>nahmverluste durch ger<strong>in</strong>gere Nutzung <strong>der</strong> Badegewässer), s<strong>in</strong>d diese Verschmutzungen<br />

an<strong>der</strong>s zu beurteilen. Hier geht es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie darum, dass weite Teile <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

da<strong>von</strong> betroffen s<strong>in</strong>d und sich da<strong>von</strong> unangenehm berührt fühlen. Im Gegensatz zu<br />

Wildschäden – die zwar ökonomische Schäden verursachen können, mit denen aber nur<br />

e<strong>in</strong>zelne Landwirte konfrontiert s<strong>in</strong>d – betrifft diese Situation e<strong>in</strong>e Vielzahl an Badegästen<br />

und Besuchern. Es muß ihr daher e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e gesellschaftliche Relevanz mit<br />

entsprechendem Handlungsbedarf zugebilligt werden. Auch <strong>der</strong> Vogel- und Naturschutz<br />

dürfte nicht daran <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>, durch diese Vorfälle auf breiter Front <strong>in</strong> e<strong>in</strong> negatives<br />

Image zu geraten. Es sollten daher alle möglichen Maßnahmen <strong>zur</strong> Verr<strong>in</strong>gerung bzw. <strong>zur</strong><br />

Vermeidung <strong>der</strong> Situation ergriffen werden. Details dazu s. Kap. 10.2.<br />

6 Bewertung <strong>der</strong> Gänsebestände<br />

Wichtig <strong>zur</strong> Beurteilung und Bewertung <strong>der</strong> Gesamtsituation für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz ist e<strong>in</strong><br />

Vergleich mit an<strong>der</strong>en Regionen und Bundeslän<strong>der</strong>n Deutschlands. Dazu müssen e<strong>in</strong>erseits<br />

die Gesamtzahlen <strong>der</strong> Brutpopulation sowie <strong>der</strong> durchziehenden, rastenden und<br />

überw<strong>in</strong>ternden Bestände verglichen werden, aber auch die konkrete Anzahl anwesen<strong>der</strong><br />

Tiere <strong>in</strong> den Konfliktregionen. Für die relevanten Arten stellt sich die Situation<br />

folgen<strong>der</strong>maßen dar:<br />

6.1 Graugans<br />

Brutpopulation: Aktuell wird die Brutpopulation Deutschlands auf etwa 10000 bis 18000<br />

Paare geschätzt (nach BAUER et al. <strong>in</strong> Druck). In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz wurden im Jahr 2001 65<br />

Paare festgestellt. Bei Berücksichtigung e<strong>in</strong>iger möglicherweise übersehener Paare (da<br />

erfolglos o<strong>der</strong> mit abgebrochener Brut) dürfte <strong>der</strong> tatsächliche Brutbestand maximal 70 bis<br />

43


80 Paare betragen. In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz brüten somit etwa 0,5 % des gesamtdeutschen<br />

Bestandes.<br />

Rastbestand: Die Maximalbestände werden <strong>in</strong> Deutschland wie <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz im<br />

Herbst erreicht. In Deutschland bef<strong>in</strong>den sich zu Zeiten des Herbstmaximums etwa 50000<br />

bis 75000 Vögel. In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz halten sich alljährlich etwa 800 bis maximal 1000<br />

Graugänse auf, auch wenn es aufgrund <strong>von</strong> E<strong>in</strong>flügen größerer Trupps kurzfristig zu<br />

Spitzenwerten bis maximal 1500 gleichzeitig <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz anwesenden Individuen<br />

kommen kann, die aber auf mehrere weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegende Regionen verteilt s<strong>in</strong>d. In<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz kommen somit etwa 1 bis 2 % des deutschen Rastbestandes vor. In<br />

e<strong>in</strong>zelnen W<strong>in</strong>tern kann sich dieser Anteil (vor allem <strong>in</strong> den Monaten Dezember und Januar)<br />

aber auf 5 bis 10 % des gesamtdeutschen Bestandes erhöhen, da die Zahlen <strong>in</strong><br />

Norddeutschland s<strong>in</strong>ken, Graugänse <strong>in</strong> manchen (milden) W<strong>in</strong>tern aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> mil<strong>der</strong>en<br />

Rhe<strong>in</strong>ebene überw<strong>in</strong>tern.<br />

6.2 Kanadagans<br />

Brutpopulation: Aktuell werden für die Brutpopulation Deutschlands m<strong>in</strong>desten 500 Paare<br />

geschätzt (nach BAUER et al. <strong>in</strong> Druck), nach Angaben <strong>von</strong> GEITER (mündl.) dürfte <strong>der</strong><br />

Bestand möglicherweise noch höher liegen, da Kanadagänse als „gebietsfremde“ Arten nicht<br />

überall erfasst und gemeldet werden. In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz wurden im Jahr 2001 65 Paare<br />

festgestellt, wobei es sich um e<strong>in</strong>e realistische Zahl handelt. In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz brüten somit<br />

etwa 10 % des gesamtdeutschen Bestandes.<br />

Rastbestand: Der durchschnittliche Maximalbestand <strong>in</strong> Deutschland überw<strong>in</strong>tern<strong>der</strong><br />

Kanadagänse beträgt etwa 15000 bis 20000 Tiere. In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz beträgt er etwa 700<br />

Tiere. Somit halten sich <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz knapp 5 % des deutschen Rastbestandes auf.<br />

6.3 sonstige Arten, Gesamtbestand<br />

Im Gegensatz zu den beiden dargestellten Arten müssen die Vorkommen an<strong>der</strong>er<br />

Gänsearten als vernachlässigbar e<strong>in</strong>gestufte werden. In manchen W<strong>in</strong>tern s<strong>in</strong>d zusätzlich<br />

kle<strong>in</strong>ere Trupps <strong>von</strong> Saatgänsen anzutreffen, die sonstigen Arten kommen nur <strong>in</strong> sehr<br />

ger<strong>in</strong>ger Anzahl vor. Bei Berücksichtigung aller Gänsearten <strong>in</strong> allen Landesteilen sich <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz alljährlich etwa maximal 2000 Individuen auf, <strong>in</strong> manchen Jahren kann es<br />

kurzfristig zu Spitzenwerten <strong>von</strong> maximal 3000 Tieren kommen.<br />

In Deutschland rasten maximal etwa 850000 Gänse, <strong>von</strong> denen zwischen 500000 und<br />

600000 zeitgleich überw<strong>in</strong>tern (MOOIJ 2000). Somit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz auch zu<br />

Spitzenzeiten kaum e<strong>in</strong> halbes Prozent des gesamtdeutschen Rastbestandes anzutreffen.<br />

Dies bestätigt die Verbreitungskarte <strong>der</strong> wichtigsten Gänserastplätze <strong>in</strong> Deutschland, die<br />

44


allesamt <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>ungsgebieten Ostdeutschlands, an den Küstenregionen<br />

Norddeutschlands sowie im Bereich des Unteren Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong>s lokalisiert s<strong>in</strong>d (MOOIJ 2001).<br />

6.4 Beweidungs<strong>in</strong>tensität <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Um den E<strong>in</strong>fluß <strong>der</strong> Gänse realistisch e<strong>in</strong>schätzen und mit an<strong>der</strong>en Gebieten o<strong>der</strong><br />

Bundeslän<strong>der</strong>n vergleichen zu können, s<strong>in</strong>d nicht nur Angaben <strong>zur</strong> Anzahl <strong>der</strong> anwesenden<br />

Gänse notwendig, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>en Anwesenheitsdauer sowie die genutzte bzw. <strong>zur</strong><br />

Verfügung stehende Fläche. Um die Beweidungs<strong>in</strong>tensität zu beschreiben, wird<br />

üblicherweise folgende Formel benutzt (RUTSCHKE 1997, MOOIJ 1998, SPILLING 1999,<br />

RICHARZ et al. 2001): „Anzahl <strong>der</strong> Gänse x Äsungsdauer <strong>in</strong> Tagen (8 Stunden) / Fläche (ha).<br />

Damit lassen sich sog. „Gänsetage“ (GT) def<strong>in</strong>ieren. (So bedeuten beispielsweise 100<br />

Gänsetage, dass 100 Gänse 8 Stunden lang auf e<strong>in</strong>er Fläche <strong>von</strong> 1 ha geweidet haben o<strong>der</strong><br />

dass 10 Gänse 10 Tage 8 Stunden lang die selbe Fläche beweidet haben etc.).<br />

Auch wenn hierzu für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz nur ungenaues Zahlenmaterial vorliegt, sollte folgende<br />

Modellrechnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, zum<strong>in</strong>dest die Größenordnungen für die drei betroffenen<br />

Regionen abzuschätzen:<br />

Inselrhe<strong>in</strong>: Basis ca. 20 qkm = 2000 ha. Aus e<strong>in</strong>em geschätzten Maximalbestand <strong>von</strong> 500<br />

Gänsen x 300 Tage resultieren 150000 GT pro 2000 ha. Dies entspricht durchschnittlich 70<br />

GT/ ha.<br />

Engerser Feld: Basis 10 qkm = 1000 ha. Aus e<strong>in</strong>em geschätzten Maximalbestand <strong>von</strong> 200<br />

Gänsen x 300 Tage resultieren 60000 GT pro 1000 ha. Dies entspricht durchschnittlich 60<br />

GT/ ha.<br />

Ludwigshafen-Speyer: Basis 50 qkm = 5000 ha. Aus e<strong>in</strong>em geschätzten Maximalbestand<br />

<strong>von</strong> 800 Gänsen x 300 Tage resultieren 240000 GT pro 5000 ha. Dies entspricht<br />

durchschnittlich 48 GT/ ha.<br />

Zum Vergleich seien die Zahlen vom Unteren Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> genannt. Dort liegt die<br />

Beweidungs<strong>in</strong>tensität auf <strong>der</strong> tatsächlich genutzten Fläche im Durchschnitt bei etwa 400 bis<br />

500 GT/ha, nach MOOIJ 1995), Schäden entstehen dort <strong>in</strong> den Ackerflächen ab etwa 1500<br />

GT/ha bzw. im Grünland ab 3000 GT/ha (Mooij 1995, RICHARZ et al. 2001).<br />

Es liegt somit die durchschnittliche Beweidungs<strong>in</strong>tensität <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz etwa e<strong>in</strong>e<br />

Größenordnung niedriger als <strong>in</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n mit höheren Gänseaufkommen.<br />

45


7. Bewertung: Fazit<br />

Auch wenn <strong>der</strong> vorliegende Vergleich nicht auf die Situation e<strong>in</strong>zelner Gebiete e<strong>in</strong>geht, zeigt<br />

er e<strong>in</strong>deutig, wie vernachlässigbar die Bestandszahlen im bundesweiten Kontext zu<br />

betrachten s<strong>in</strong>d. Entsprechend müssen auch alle daraus resultierenden Auswirkungen,<br />

Probleme und Konflikte, aber auch Lösungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>geordnet werden. E<strong>in</strong>e<br />

Gänseproblematik – vergleichbar mit <strong>der</strong> Situation z.B. <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen – gibt es für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz def<strong>in</strong>itiv nicht.<br />

Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die oben dargestellten Konflikte <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz überall vernachlässigbar wären, da die Gänse eben <strong>in</strong> manchen Region akkumulieren.<br />

Es bedeutet aber, dass bei <strong>der</strong> Suche nach Lösungsmöglichkeiten auf landesweiter Ebene<br />

viel Spielraum bleibt, <strong>der</strong> genutzt werden sollte (s. Kap. 8).<br />

Auch <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n kommen die Gänse nicht gleich verteilt vor, son<strong>der</strong>n<br />

nutzen die für sie am geeignetsten Bereiche. E<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt bei Beurteilung <strong>von</strong><br />

Gänseschäden ist die Intensität <strong>der</strong> Nutzung. Wie oben bereits dargestellt, führt nicht alle<strong>in</strong>e<br />

die Anwesenheit <strong>von</strong> Gänsen automatisch zu Schäden. Vor allem die Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />

während spezieller sensibler Phasen (s. Kap. 5.1.) des Pflanzenwachstums <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit e<strong>in</strong>er gewissen Intensität kann zu dauerhaften und erheblichen Schäden führen.<br />

Auch wenn es zwangsläufig <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Jahreszeit, <strong>der</strong> Witterung und <strong>der</strong><br />

genutzten Feldfrucht zu Unterschieden zwischen Beweidungs<strong>in</strong>tensität und daraus<br />

resultierenden Schäden kommt, haben viele Untersuchungen gezeigt, dass überhaupt erst<br />

ab e<strong>in</strong>er gewissen Größenordnung Schäden entstehen können. Basierend auf den<br />

vorliegenden Untersuchungen kann e<strong>in</strong>e Größenordnung ab etwa 1500 Gänsetagen/ha zu<br />

signifikanten Ertragse<strong>in</strong>bußen führen, unter diesem Wert ist es jedoch sehr unwahrsche<strong>in</strong>lich<br />

bzw. führt nur zu marg<strong>in</strong>alen Verlusten <strong>von</strong> 1 bis 2 % (GROOT BRUINDERINK 1989, ERNST<br />

1991, MOOIJ 1998, SPILLING et al. 1999, BORBACH-JAENE et al. 2001, RICHARZ et al. 2001).<br />

Dass es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gebieten bzw. Teilbereichen zu e<strong>in</strong>er so <strong>in</strong>tensiven Nutzung durch die<br />

Gänse kommt, ist aber <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Faktor abhängig, nämlich dem Aspekt <strong>der</strong><br />

Störung. So konnte BORBACH-JAENE (2002) e<strong>in</strong>drucksvoll zeigen, dass <strong>in</strong> Folge<br />

anthropogener Störreize (Verkehrswege, Freizeitnutzung etc.) das für Gänse <strong>zur</strong><br />

Nahrungssuche verfügbare Gebiet so kle<strong>in</strong> wurde, dass es erst dann <strong>in</strong> den restlich<br />

verbliebenen Flächen zu hohen Beweidungs<strong>in</strong>tensitäten mit entsprechenden<br />

Ertragsverlusten kam. Ähnliches wird auch aus an<strong>der</strong>en Regionen berichtet (z.B. OWEN<br />

1971, GERDES & REEPMAYER 1983, MEIRE & KUYKEN 1991, MADSEN 1994, MOOIJ 1999).<br />

Durch diese Häufung <strong>von</strong> Störreizen verr<strong>in</strong>gert sich aber nicht nur die nutzbare Fläche,<br />

son<strong>der</strong>n es erhöht sich auch <strong>der</strong> Energieverbrauch, <strong>der</strong> durch vermehrtes Auf- und<br />

Umherfliegen entsteht (OWEN 1971, BELL & OWEN 1990, MOOIJ 1992), und durch zusätzliche<br />

46


Nahrungsaufnahme kompensiert werden muß. Fliegen kostet 10-mal mehr Energie als<br />

Nahrungsaufnahme. Dies gilt vor allem <strong>in</strong> Regionen, <strong>in</strong> denen bejagt und häufig verscheucht<br />

wird (MOOIJ 1999).<br />

Soweit die Datenlage <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz dies zuläßt, s<strong>in</strong>d hier die selben Faktoren wirksam.<br />

Für den Bereich des Engerser Feldes wurde dies explizit ausgedrückt (LIPPOK briefl.). Dort<br />

führt <strong>der</strong> hohe Freizeitdruck, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>von</strong> Spaziergängern mit (frei laufenden) Hunden<br />

dazu, dass sich die Gänse immer wie<strong>der</strong> auf die am meisten beruhigten Bereiche <strong>zur</strong><br />

Nahrungssuche <strong>zur</strong>ück ziehen und diese Flächen dann e<strong>in</strong>em hohen Beweidungsdruck<br />

unterliegen. Ähnlich, wenn auch <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Intensität, dürfte die Situation im Bereich<br />

zwischen Ma<strong>in</strong>z, B<strong>in</strong>gen und Bad Kreuznach gelagert se<strong>in</strong>.<br />

47


C. Lösungsmöglichkeiten, Synopse<br />

Um die geeignetste Strategie für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz zu ermitteln, werden folgend die bekannten<br />

und praktizierten Maßnahmen <strong>zur</strong> Vermeidung <strong>von</strong> Gänseschäden dargestellt und<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Effizienz, Kosten, Naturschutzverträglichkeit sowie <strong>der</strong> Anwendbarkeit <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz ausgewertet. E<strong>in</strong>e detaillierte Auflistung und Darstellung <strong>der</strong> Geräte s. Teil A<br />

dieses <strong>Gutachten</strong>s. Auf dieser Basis werden die für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz treffendsten<br />

Lösungsmöglickeiten und Konzepte ermittelt.<br />

8. Maßnahmen <strong>zur</strong> Vermeidung <strong>von</strong> Gänseschäden<br />

Es muß zwischen letaler Vergrämung, die den Tod e<strong>in</strong>es Individuums <strong>zur</strong> Folge hat, nicht-<br />

letaler Vergrämung und sonstigen Maßnahmen unterschieden werden.<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> nicht-letalen Vergrämung<br />

8.1 optische Vergrämung<br />

Diesbezüglich gibt es sehr viele Modelle, da<strong>von</strong> am bekanntesten die althergebrachten<br />

„Vogelscheuchen“. Weiterh<strong>in</strong> werden menschliche o<strong>der</strong> Tierfiguren (Greifvogelattrappen)<br />

aufgestellt, die sich – soweit möglich – bewegen sollten (passiv durch W<strong>in</strong>d, aktiv durch<br />

Batterien o<strong>der</strong> Strom). Oft werden auch Schnüre mit beweglichen bunten o<strong>der</strong> glitzernden<br />

Bän<strong>der</strong>n über die Fel<strong>der</strong> gespannt o<strong>der</strong> mit Gas gefüllte Ballons an Pfähle gebunden. Alle<br />

diese Methoden beruhen darauf, dass sie die Anwesenheit e<strong>in</strong>es Menschen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es<br />

an<strong>der</strong>en Fe<strong>in</strong>des (Beutegreifers, Greifvogel) vortäuschen o<strong>der</strong> durch dem Tier unbekannt<br />

Wirkendes e<strong>in</strong>e Schreckwirkung und damit e<strong>in</strong>e Flucht auslösen. Gewöhnungseffekte<br />

können dabei durch häufiges Umplazieren <strong>der</strong> Objekte vermieden o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest merklich<br />

verzögert werden.<br />

8.2 akustische Vergrämung<br />

Hier wirkt das selbe Pr<strong>in</strong>zip wie bei optischen Scheuchen, nur dass <strong>der</strong> auslösende Reiz<br />

akustischer Natur ist. Die Palette reicht <strong>von</strong> Selbstschußanlagen mit unterschiedlicher<br />

Lautstärke, Tonhöhe und zufälliger Schußfolge bis zu Schreckschuß- und Signalpistolen und<br />

Trillerpfeifen, die <strong>von</strong> Personen bei e<strong>in</strong>em Gänsee<strong>in</strong>flug betätigt werden (z.B.<br />

„Vogelschreck“, „Sauschreck“, s. Teil A). E<strong>in</strong> unerwünschter Nebeneffekt akustischer<br />

Vergrämung ist <strong>der</strong>, dass sie – je nach Lautstärke und Intensität – <strong>von</strong> vielen Anwohnern<br />

o<strong>der</strong> Spaziergängern als lästig empfunden wird. Bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>in</strong> Siedlungsnähe<br />

müssen daher die gesetzlichen Vorgaben zum Lärm beachtet werden.<br />

8.3 chemische Vergrämung, Repellentien<br />

48


Hierbei handelt es sich um Chemikalien, die auf die Kulturpflanzen appliziert werden. Die<br />

Funktionsweise beruht auf e<strong>in</strong>em Stoff (mit traubenähnlichem Geruch), <strong>der</strong> die olfaktorischen<br />

Nerven (Geruchsnerven) irritiert und die Tiere dazu br<strong>in</strong>gt, sofort die Nahrung abzulehnen.<br />

Dieses auf den ersten Blick effizient wirkende Mittel (Methyl-anthranilat) ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

nicht zugelassen. Zudem wirkt es nicht selektiv, darf nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>von</strong> Gewässern<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden und birgt nach Aussagen des Herstellers Risiken für Mensch und<br />

Haustiere.<br />

Auch wenn <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz selektiver Repellentien e<strong>in</strong>e geeignete Methode <strong>zur</strong> <strong>Abwehr</strong> <strong>von</strong><br />

Gänseschäden darstellt, s<strong>in</strong>d unbedenkliche Mittel <strong>der</strong>zeit nicht erhältlich.<br />

8.4 optische und akustische Vergrämung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

Sämtliche Scheuchmaßnahmen s<strong>in</strong>d um so effizienter, je abwechslungsreicher sie s<strong>in</strong>d, so<br />

dass ke<strong>in</strong> Gewöhnungseffekt entstehen kann. E<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation optischer und akustischer<br />

Vergrämung ist daher länger effizient. Sie kann durch die Komb<strong>in</strong>ation bereits erwähnter<br />

Geräte erzielt werden, aber auch z.B. durch den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Flugzeuges o<strong>der</strong><br />

Hubschraubers, was jedoch sehr teuer kommt. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz ist zudem nur bei sehr großen<br />

Agrargebieten – wie sie z.B. <strong>in</strong> Nordamerika vorkommen – s<strong>in</strong>nvoll und wegen <strong>der</strong> erhöhten<br />

Vogelschlaggefahr nicht zu empfehlen.<br />

8.5 Feldhüter<br />

E<strong>in</strong>en Spezielfall optischer und akustischer Vergrämung stellt e<strong>in</strong> Feldhüter dar. Beson<strong>der</strong>s<br />

effizient ist er, wenn er mit zusätzlichen Mitteln (Schreckpistole) ausgerüstet ist. Beson<strong>der</strong>s<br />

zu empfehlen ist e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Hunden, da Hunde als Beutegreifer natürliche Fe<strong>in</strong>de <strong>der</strong><br />

Gänse darstellen und e<strong>in</strong>e starke Fluchtreaktion hervorrufen.<br />

Der Vorteil dieser Maßnahme ist <strong>der</strong> gezielte E<strong>in</strong>satz auf beson<strong>der</strong>s gefährdeten Kulturen<br />

bzw. sensiblen Wachstumsphasen, <strong>der</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei kle<strong>in</strong>eren Flächen effizient ist.<br />

Unerwünschte Nebeneffekte entstehen nur bei zusätzlichem E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Schreckpistolen <strong>in</strong><br />

Siedlungsnähe, da akustische Vergrämung <strong>von</strong> vielen Anwohnern als lästig empfunden wird.<br />

Fazit Vergrämungsmaßnahmen<br />

Alle Scheuchmaßnahmen s<strong>in</strong>d – unabhängig <strong>von</strong> ihrer lokalen Effizienz – großräumig<br />

betrachtet immer <strong>in</strong>effizient und kontraproduktiv, da <strong>der</strong> Energieverbrauch um e<strong>in</strong><br />

mehrfaches steigt und dadurch e<strong>in</strong> höherer Fraßdruck entsteht. So erhöht sich<br />

beispielsweise <strong>der</strong> Energieverbrauch pro Tier bei e<strong>in</strong>er zusätzlichen halben Stunde Fliegen<br />

pro Tag um m<strong>in</strong>destens 10 %, was <strong>in</strong> etwa 100 bis 150 g mehr Gräser (Frischgewicht)<br />

bedeutet (OWEN 1971, MOOIJ 1994). Werden Trupps <strong>von</strong> mehreren Hun<strong>der</strong>t Tieren über<br />

49


längere Zeiträume h<strong>in</strong>weg regelmäßig aufgescheucht, müssen sie daher alle<strong>in</strong>e dafür<br />

mehrere Tonnen zusätzlich an Nahrung aufnehmen. Verstärkt wird diese Problematik bei<br />

konzeptionsloser Anwendung des „St.-Florians-Pr<strong>in</strong>zips“. Bei starker Bee<strong>in</strong>trächtigung gehen<br />

Gänse dazu über (bzw. müssen) nachts fressen. Fraßgefährdete Kulturen können dann<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e während sensibler Phasen überhaupt nicht mehr geschützt werden. Außerdem<br />

zeigen die Gänse bei den e<strong>in</strong>fachen Vergrämungen (ohne Menschen) mit <strong>der</strong> Zeit e<strong>in</strong>en<br />

Gewöhnungseffekt, so dass die Methode nur für befristete Zeiträume e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

kann (THISSEN & BRUGGEMANN <strong>in</strong> EBBINGE 1985). Oft s<strong>in</strong>d aber auch nur kurze Phasen für<br />

die Schadensentstehung entscheidend. Vergrämung, egal welcher Art, ist nur dann s<strong>in</strong>nvoll,<br />

wenn es Bereiche gibt, <strong>in</strong> denen Gänse ruhen bzw. <strong>in</strong> Ruhe fressen können (z.B. RICHARZ et<br />

al., s.u.).<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> letalen Vergrämung<br />

8.6 Bejagung<br />

Hierbei muß unterschieden werden zwischen Bejagung als vergrämende Maßnahme und<br />

Bejagung <strong>zur</strong> Bestandsreduktion.<br />

8.6.1 Bejagung als vergrämende Maßnahme<br />

Auf Bejagung reagieren Gänse, wie alle Tiere, verständlicherweise äußerst empf<strong>in</strong>dlich. Der<br />

Knall e<strong>in</strong>es Schusses, die Annäherung e<strong>in</strong>es Jägers (bzw. e<strong>in</strong>es Menschen) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es<br />

Fahrzeuges führt schnell <strong>zur</strong> Flucht. In Folge erhöht sich die Fluchtdistanz und die Gänse<br />

werden schreckhafter.<br />

Kle<strong>in</strong>räumig ist diese Maßnahme sehr effizient. Großflächig hat sie aber den gravierenden<br />

Nachteil, dass die allgeme<strong>in</strong>en Nachteile <strong>der</strong> Vergrämung (s.o.) hier noch stärker wirken.<br />

Durch die erhöhte Fluchtdistanz werden die Energiekosten vermehrt <strong>in</strong> die Höhe getrieben<br />

und es werden noch weniger Flächen nutzbar, die dann e<strong>in</strong>em höheren Beweidungsdruck<br />

unterliegen.<br />

8.6.2 Bejagung als Bestandsreduktion<br />

Jagd kann aber auch direkt ausgeübt werden. Um die Populationen zu reduzieren und die<br />

Bestände auf e<strong>in</strong> deutlich niedrigeres Niveau zu bekommen bzw. zu halten, müsste aber viel<br />

<strong>in</strong>tensiver und gezielt gejagt werden. Jagd kann aber nur dann bestandsreduzierend wirken,<br />

wenn die gesamte Sterberate e<strong>in</strong>er Population größer ist als die Geburtenrate. Dabei stellt<br />

sich die häufig diskutierte Frage, <strong>in</strong>wieweit die Jagd (im Herbst und W<strong>in</strong>ter) bereits das als<br />

kompensatorische Sterblichkeit vorwegnimmt, was im Rahmen <strong>der</strong> natürlichen<br />

W<strong>in</strong>termortalität sowieso geschieht (z.B. KALCHREUTER 1980, 1991). Dies wird oft als<br />

Argument für die Ausübung <strong>der</strong> Jagd benutzt; es bedeutet aber auch, dass stark<br />

50


estandsreduzierende Maßnahmen kaum durchführbar s<strong>in</strong>d, sofern nicht jährlich Tausende<br />

<strong>von</strong> Gänsen geschossen würden. Erschwert wird die Situation dadurch, dass es sich um<br />

Zugvogelpopulationen handelt, <strong>der</strong>en Brutgebiete zumeist <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n liegen als die<br />

Überw<strong>in</strong>terungsgebiete. H<strong>in</strong>gegen wird <strong>von</strong> an<strong>der</strong>er Seite entgegen gehalten, dass die Jagd<br />

im gesamteuropäischen Maßstab, zum<strong>in</strong>dest bei e<strong>in</strong>igen Arten (vor allem <strong>der</strong> Zwerggans)<br />

starke Bestandsrückgänge verursacht (MADSEN et al. 1996, MOOIJ 1999, 1999a). So stellt<br />

z.B. die Zunahme <strong>der</strong> Bläßgans <strong>in</strong> Mitteleuropa ke<strong>in</strong>e tatsächliche Zunahme dar, son<strong>der</strong>n<br />

resultierte aus e<strong>in</strong>er Verlagerung <strong>der</strong> Zugwege, die mit e<strong>in</strong>er ungünstigen Ernährungslage <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em sehr hohen Jagdruck erklärt wird (MOOIJ 1997).<br />

Generell ist e<strong>in</strong>e Bejagung <strong>in</strong> dieser Intensität aus Sicht des Tier- und Naturschutzes nicht zu<br />

verantworten (z.B. RICHARZ et al. 2001).<br />

8.6.3 Fazit Bejagung<br />

Auch wenn Bejagung immer als erstes Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>zur</strong> Lösung <strong>der</strong> Gänseproblematik<br />

angesehen wird, hält dies e<strong>in</strong>er fachlichen Analyse nicht stand. E<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen „mehr Jagd gleich weniger Gänseschäden“ ist nur auf e<strong>in</strong>zelnen lokalen Flächen<br />

möglich – und selbst hier stellt sich die Frage, ob sich das über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum<br />

h<strong>in</strong>weg rechnet. Großräumig betrachtet ist Jagd kontraproduktiv, da sie die<br />

Vergrämungsmaßnahme darstellt, die am meisten den Energieaufwand <strong>der</strong> Gänse erhöht<br />

und damit die Problematik am meisten verschärft. So haben sich – nicht nur <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz – die Klagen über Schäden gerade ab <strong>der</strong> Zeit vermehrt, seitdem es zu<br />

Abschußgenehmigungen gekommen ist. E<strong>in</strong>e starke Bestandsreduktion durch Jagd ist<br />

realistisch kaum möglich und auch nicht zu befürworten.<br />

Jagdliche E<strong>in</strong>griffe s<strong>in</strong>d somit als Mittel <strong>zur</strong> überregionalen Lösung <strong>von</strong> Gänseschäden nur<br />

wenig geeignet. Unabhängig <strong>von</strong> da<strong>von</strong>, dass sie eher kontraproduktiv s<strong>in</strong>d, können sie<br />

außerdem weitreichende biologische Konsequenzen nach sich ziehen (z.B. Störungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sozialstruktur, Verwechslung mit seltenen Arten, Störung sonstiger Arten), die vor allem aus<br />

Sicht des Naturschutzes angemahnt werden (MOOIJ 1999b). Außerdem besteht hierbei die<br />

Gefahr <strong>der</strong> Verwechslung mit an<strong>der</strong>en nicht zu jagenden „Grauen Gänsen“, die gerade im<br />

Flug schwer ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu halten s<strong>in</strong>d.<br />

Wenn Jagd s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden soll, dann nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em<br />

überregionalen Konzept, bei dem selektiv und punktuell zu gewissen Zeiten an gewissen<br />

Orten Gänse vergrämt werden sollen (s.u.). In diesem Zusammenhang muß darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die überall übliche Benutzung <strong>von</strong> Bleischrot <strong>zur</strong> Gänsejagd sehr<br />

umstritten ist, zumal Blei über die Nahrungskette <strong>in</strong> Boden und Wasser gelangen und damit<br />

den Menschen gefährden kann. So sollten sich gemäß dem African-Eurasian Waterbird<br />

Agreement (AEWA), das Deutschland ratifiziert hat, die Vertragsparteien „bemühen“, bis<br />

51


2000 die Jagd mit Bleischrot zu verbieten (HAUPT et al. 2000). Auch wenn diese<br />

Vere<strong>in</strong>barung <strong>in</strong> Deutschland bis heute rechtlich nicht umgesetzt wurde, sollten<br />

Ausnahmegenehmigungen <strong>zur</strong> Gänsejagd <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz diese Regelung auf jeden Fall<br />

be<strong>in</strong>halten.<br />

8.7 Sonstige bestandsreduzierene Maßnahmen<br />

8.7.1 Gezielte Tötung<br />

Dies läßt sich pr<strong>in</strong>zipiell durch Auslegen e<strong>in</strong>es Kö<strong>der</strong>s (Vergiftung o<strong>der</strong> Narkotisierung mit<br />

anschließen<strong>der</strong> „humaner“ Tötung) erreichen. Generell ist dies nach dem Bundesjagdgesetz<br />

verboten, zumal da<strong>von</strong> e<strong>in</strong>e auch nicht unerhebliche Gefahr für den Menschen e<strong>in</strong>hergehen<br />

kann.<br />

Nur bei <strong>der</strong> Brutpopulation anwendbar ist e<strong>in</strong> Fang <strong>von</strong> <strong>Vögeln</strong> (mit anschließen<strong>der</strong><br />

„humaner Tötung“). Dieser bietet sich während <strong>der</strong> Mauserzeit an, wenn die Vögel<br />

flugunfähig s<strong>in</strong>d.<br />

8.7.2 Eierentnahme<br />

E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit <strong>der</strong> „Tötung“ ist e<strong>in</strong>e gezielte Entnahme <strong>der</strong> Eier. Diese bietet sich<br />

vor allem an Gewässern im Siedlungsbereich an, wo die Gänse oft nicht beson<strong>der</strong>s Scheu<br />

s<strong>in</strong>d und die Nester leicht gefunden werden können, zumal die Verlandunsgzonen <strong>der</strong><br />

Gewässer oft nur sehr dürftig ausgeprägt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Nestersuche und Eierentnahme<br />

<strong>in</strong>nerhalb natürlich ausgeprägter Lebensräume o<strong>der</strong> gar <strong>in</strong> Schutzgebieten ist <strong>in</strong>effizient und<br />

auch aufgrund <strong>der</strong> Störung <strong>der</strong> restlichen Tierwelt abzulehnen. Zwar werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen Ersatzgelege getätigt, die jedoch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Anzahl <strong>von</strong> Eiern aufweisen.<br />

Insgesamt wird <strong>der</strong> Bruterfolg ger<strong>in</strong>ger.<br />

Alle letalen Maßnahmen s<strong>in</strong>d nicht nur seitens des Tierschutzes umstritten und können nur<br />

mit e<strong>in</strong>er Ausnahmegenehmigung durchgeführt werden. Als e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität<br />

praktikable und bei <strong>der</strong> Bevölkerung als tolerierbar angesehene Methode kann die<br />

Eierentnahme bezeichnet werden.<br />

Sonstige Maßnahmen<br />

8.8. Zäune<br />

Dieses Verfahren ist nur sehr kle<strong>in</strong>flächig anwendbar, ansonsten wird es sehr zeit- und<br />

kostenaufwendig. Es dient dem Schutz empf<strong>in</strong>dlicher Kulturen <strong>in</strong> empf<strong>in</strong>dlichen<br />

Entwicklungsphasen und kann beson<strong>der</strong>s während <strong>der</strong> Mauser <strong>der</strong> Gänse angewendet<br />

werden, wenn diese flugunfähig s<strong>in</strong>d. Außerhalb <strong>der</strong> Mauserzeit müssen die Flächen<br />

52


zusätzlich mit Drähten überspannt werden. Im Bereich <strong>von</strong> Badegewässern, die durch<br />

Gänsekot verschmutzt werden, ist dies e<strong>in</strong>e realistische Alternative. Genaue Darstellungen<br />

dazu s<strong>in</strong>d BEINING (2002) zu entnehmen.<br />

8.9 Ablenkungsfütterung<br />

Hierbei bietet man den Gänsen Flächen mit e<strong>in</strong>em für sie günstigen Nahrungsangebot an,<br />

um sie <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en sensiblen Flächen fernzuhalten. Dazu können Getreidestoppeläcker,<br />

Mais- und Kartoffelfel<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Ernte liegen gelassen werden o<strong>der</strong> – wie z.B. Kartoffeln <strong>in</strong><br />

Schottland – sogar gezielt an geeigneten Stellen ausgebracht werden. Gänse s<strong>in</strong>d<br />

Nahrungsopportunisten und nehmen diese Flächen gerne an, man kann sie aber auch mit<br />

dort aufgestellten Gänseattrappen gezielt anlocken (ZHU et al. 1987).<br />

Dazu müssen mit den Landwirten entsprechende Vere<strong>in</strong>barungen getroffen werden, die sich<br />

an den Gegebenheiten vor Ort orientieren müssen. Hierdurch entstehen zwar auch Kosten,<br />

diese belaufen sich aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wesentlich ger<strong>in</strong>geren Größenordnung als die Schäden. Zur<br />

F<strong>in</strong>anzierung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Hier reicht die Palette vom<br />

Vertragsnaturschutz (z.B. <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen, SÜDBECK & KÖNIGSTEDT 1999, SPILLING et al.<br />

1999) über EU-, Bundes- und Landemittel (z.B. <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>, FLEET 1999) bis zu<br />

Mitteln aus Jagdfonds (Dänemark). Solche Konzepte gibt es <strong>in</strong> fast allen Län<strong>der</strong>n mit sehr<br />

hohen Gänseansammlungen und haben sich zum<strong>in</strong>dest im Großen und Ganzen bewährt<br />

(HAASE et al. 1999, SÜDBECK & KÖNIGSTEDT 1999).<br />

Da Gänse diese Flächen nicht bis zum Letzten nutzen, son<strong>der</strong>n gemäß <strong>der</strong> Optimal forag<strong>in</strong>g<br />

theory (FRETWELL & LUCAS 1969, CHARNOV 1976, SPILLING 1998) sich ab e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Zeitpunkt gleichmäßiger verteilen und an<strong>der</strong>e Flächen nutzen wollten, s<strong>in</strong>d<br />

Ablenkungsfütterungen <strong>in</strong>sgesamt nicht zu positiv zu beurteilen. Diese theortischen Befunde<br />

wurden auch <strong>in</strong> Freilanduntersuchungen bestätigt, da die Nahrungsaufnahme ab e<strong>in</strong>er<br />

M<strong>in</strong>destvegetationshöhe <strong>in</strong>effizient wird (DRENT & SWIESTRA 1977, DRENT 1980, SPILLING &<br />

KONIGSTEDT 1995). Ablenkungsfütterungen s<strong>in</strong>d aber auf jeden Fall <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, örtlich und<br />

zeitlich beson<strong>der</strong>s wertvolle Kulturflächen vor Fraß zu schützen bzw. zu entlasten und somit<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zu e<strong>in</strong>em strategischen Gesamtkonzepts zu leisten.<br />

8.10 Ausgleich<br />

E<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Ausgleich <strong>von</strong> Schäden stellt e<strong>in</strong>e Alternative dar, die den Gänsen e<strong>in</strong>e<br />

Nutzung <strong>der</strong> Flächen ermöglicht. Diese Vorgehensweise stößt schnell an ihre Grenzen, da<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Millionenhöhe entstehen (GEMMEKE 1998). Trotzdem wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Län<strong>der</strong>n enorme Summen gezahlt, z.B. <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen bis über 2,5 Mio. Gulden<br />

jährlich (nach WALSTRA <strong>in</strong> RUTSCHKE 1997) o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bundeslän<strong>der</strong>n wie Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfaleno<strong>der</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> mit bis zu mehreren Hun<strong>der</strong>ttausend Mark.<br />

53


Das große Problem besteht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dar<strong>in</strong>, dass es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen und pragmatisch<br />

handhabbaren Kriterien <strong>zur</strong> realistischen Schadensermittlung gibt (s.o.), zumal diese oft<br />

nicht nach fachlichen Kriterien durchgeführt werden. Dies kann zu e<strong>in</strong>er starken<br />

Ungleichbehandlung verschiedener Landwirte führen, zumal häufig unrealistisch hohe<br />

f<strong>in</strong>anzielle For<strong>der</strong>ungen gestellt werden. Diese Vorgehensweise hat sich daher nicht als<br />

zielführend erwiesen. Wesentlich s<strong>in</strong>nvoller ist es h<strong>in</strong>gegen, nicht die passive Duldung zu<br />

tolerieren und (<strong>in</strong> fragwürdiger Weise) zu entschädigen, son<strong>der</strong>n im aktiven S<strong>in</strong>ne nur<br />

Aufwendungen je<strong>der</strong> Art, die e<strong>in</strong>e Anwesenheit <strong>der</strong> Gänsen auf erwünschten Flächen gezielt<br />

för<strong>der</strong>t, f<strong>in</strong>anziell zu unterstützen. Hier bietet sich e<strong>in</strong> breites Feld <strong>von</strong> Möglichkeiten <strong>von</strong><br />

Ablenkungsfütterungen bis zu Schutz- und Ruhezonen an. Der große Vorteil dieser<br />

Vorgehensweise ist, dass die Gel<strong>der</strong> gezielt und s<strong>in</strong>nvoll zum Schutz <strong>der</strong> Gänse e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden können und ebenso dem Landwirt nutzen. Außerdem s<strong>in</strong>d die Kosten absehbar und<br />

die Höhe <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zusetzenden Mittel vorher abschätzbar.<br />

Zusätzlich besteht hierbei die Möglichkeit, sonstige För<strong>der</strong>mittel (für Extensivierungen,<br />

Stillegungen, Ökologisierung <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong>) s<strong>in</strong>nvoll im H<strong>in</strong>blick auf Gänseschutz, aber<br />

auch im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e vernünftige Agrarpolitik (u.a. auch im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Agenda 2000)<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

8.11 Toleranz<br />

Diese Alternative wird hier nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie erwähnt, da e<strong>in</strong>e flächendeckende Duldung<br />

wohl kaum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität erreicht werden kann. Gänse übernutzen e<strong>in</strong>zelne Flächen<br />

aufgrund ihres natürlichen Verhaltens – wie alle Weidegänger – nie, son<strong>der</strong>n verstreuen sich<br />

über weite Bereiche, sofern die Möglichkeit dazu besteht bzw. zugelassen wird. Diese<br />

theoretische Voraussagen <strong>der</strong> Optimal forag<strong>in</strong>g theory (z.B. FRETWELL & LUCAS 1969,<br />

CHARNOV 1976) konnten auch bei Gänsen durch Freilanduntersuchugen bestätigt werden.<br />

(DRENT & SWIESTRA 1977, DRENT 1980, SPILLING & KONIGSTEDT 1995). Dar<strong>in</strong> begründet sich<br />

u.a. auch die bekanntermaßen extrem hohe Tragkapazität <strong>von</strong> Steppen und Savannen, wie<br />

es z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Serengeti <strong>in</strong> Afrika mit ihren enorm hohen Tieransammlungen e<strong>in</strong>drucksvoll vor<br />

Augen geführt wird.<br />

Zusätzlich ist bei e<strong>in</strong>er Duldung <strong>der</strong> Energieverbrauch ohne Vergrämungsmaßnahmen und<br />

ohne Jagd um e<strong>in</strong> Vielfaches niedriger, so dass bei Berücksichtigung aller nutzbaren<br />

Bereiche auf den wenigsten Flächen e<strong>in</strong> Beweidungsdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnung ab 1500<br />

Gänsetagen/ha zustande käme (MOOIJ 1998, WILLE 2000). Auch wenn e<strong>in</strong>e<br />

flächendeckende Umsetzung utopisch ersche<strong>in</strong>t, stellt dies e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Alternative dar und<br />

sollte zum<strong>in</strong>dest auf Teilflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> übergeordnetes Konzept <strong>in</strong>tegriert werden (vgl. Kap.<br />

7.7, 7.8)<br />

54


8.12 Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensraumstruktur<br />

Gänse benötigen übersichtliche Landschaften und daher weite und offene Räume (z.B.<br />

BEZZEL 1985, RUTSCHKE 1997). Die im Rahmen <strong>der</strong> Flurbere<strong>in</strong>igung entstandenen großen<br />

Schläge sowie das großflächige Entfernen <strong>von</strong> Baum-, Hecken- und Gebüschreihen ist ihnen<br />

somit stark entgegen gekommen. Durch erneute Anlage dieser strukturierenden<br />

Landschaftselemente läßt sich e<strong>in</strong> weitläufiger Offenlandcharakter vermeiden und die<br />

Flächen wirken nicht mehr so attraktiv auf Gänse. Diese Alternative ist nur mittel- und<br />

langfristig umzusetzen, hat jedoch viele sonstige postive Seiten (Naturschutz, aber auch<br />

Erholungsfunktion für den Menschen).<br />

In Bereichen städtischer Gewässer, bei denen Probleme mit Verschmutzung durch Gänsekot<br />

entstehen, bietet das Anpflanzen <strong>von</strong> Sträuchern und Hecken e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle ergänzende<br />

Maßnahme dar, um zum<strong>in</strong>dest Teilflächen für die Gänse unattraktiv zu gestalten.<br />

8.13 Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzung<br />

Betrachtet man die Entwicklung <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte, so ist festzustellen, dass nicht die<br />

Gänsebestände zugenommen haben und daher nun größere Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong><br />

verursachen, vielmehr ist es umgekehrt: Erst durch die Intensivierung <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> und<br />

<strong>der</strong> deutlich erhöhten Produktion <strong>von</strong> Biomasse <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong> Verlagerung <strong>von</strong><br />

Zugwegen (MOOIJ 1997) konnten die Gänsebestände <strong>in</strong> Mitteleuropa <strong>in</strong> dieser Art<br />

zunehmen. Auch wenn e<strong>in</strong>e Produktionssteigerung aus betriebswirtschaftlicher Sicht s<strong>in</strong>nvoll<br />

und auch notwendig se<strong>in</strong> mag, ist e<strong>in</strong>e flächendeckende extrem <strong>in</strong>tensiv durchgeführte<br />

<strong>Landwirtschaft</strong> im Zeitalter <strong>der</strong> Überproduktion <strong>von</strong> Getreide und Milch(„Getreideberg“,<br />

Butterberg) heutzutage mehr als fragwürdig.<br />

Hier sollten sich zukünftig viele Möglichkeiten bieten, die im Rahmen althergebrachter<br />

Bewirtschaftungsformen e<strong>in</strong>e landwirtschaftliche Nutzung <strong>der</strong> Flächen, aber auch e<strong>in</strong>e dann<br />

nicht schädigende Beweidung durch Gänse, ermöglichen.<br />

8.14 Wie<strong>der</strong>herstellung naturnaher Lebensräume<br />

Ursprünglich nutzten Gänse im europäischen B<strong>in</strong>nenland Nass- und Feuchtwiesen, Moore<br />

und Sümpfe und verbrachte Bereiche. Da diese Lebensräume <strong>in</strong> Folge <strong>von</strong> Entwässerung,<br />

Intensivierung <strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> und Melioration zunehmend verloren g<strong>in</strong>gen, blieb den<br />

Gänsen gar ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Wahl, als auf landwirtschafliche Kulturen zu wechseln.<br />

Gerade Graugänse nutzen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Grünland <strong>zur</strong> Nahrungssuche (BEZZEL 1985,<br />

BERNDT & BUSCHE 1991, BAUER & BERTHOLD 1996). So belegen z.B. langjährige<br />

Beobachtungen aus dem hessischen NSG Kühkopf-Knoblochsaue, dass Graugänse kaum<br />

auf Ackerflächen anzutreffen s<strong>in</strong>d, da <strong>in</strong> diesem Rhe<strong>in</strong>auengebiet Grünland <strong>in</strong><br />

55


ausreichendem Maße vorhanden ist. E<strong>in</strong>e För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> natürlichen Gewässer- und<br />

Auendynamik <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er großfllächig angelegten Grünlandbewirtschaftung stellt<br />

damit e<strong>in</strong>en Schlüssel für die Vermeidung <strong>von</strong> Wildschäden dar. Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en<br />

Vogelarten des Grünlandes, die sehr magere und extensiv genutzte Bestände benötigen<br />

(z.B. Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Kiebitz), präferieren Gänse eutrophes Grünland, da<br />

hier mehr Biomasse <strong>zur</strong> Verfügung steht, die <strong>von</strong> ihnen als Weidegänger genutzt werden<br />

kann. Grünland, das auch <strong>von</strong> Gänsen genutzt wird, kann daher auch vom Landwirt <strong>in</strong>tenisv<br />

bewirtschaftet werden. Aufgrund <strong>der</strong> natürlichen Regenerierbarkeit <strong>von</strong> Gräsern, kann es<br />

hier nur im späten Frühjahr durch Überweidung zu Gänseschäden im Grünland kommen<br />

(REED ET AL. 1977, GROOT BRUINDERINK 1989), und auch nur dann, wenn die<br />

Beweidungs<strong>in</strong>tensität etwa 3000 Gänsetage/ha überschreitet (MOOIJ 1998). Während dieser<br />

Periode im späten Frühjahr s<strong>in</strong>d die Gänsezahlen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz aber sehr niedrig.<br />

8.15 Synopse <strong>der</strong> Maßnahmen<br />

E<strong>in</strong>en Überblick über alle dargestellten Maßnahmen, die <strong>zur</strong> Lösung <strong>der</strong> Problematik<br />

beitragen können, zeigt Tabelle 8 (s. nächste Seite). Die Bedeutung dieser Ergebnisse<br />

werden <strong>in</strong> Kap. 8 diskutiert und das empfohlene Vorgehen für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz erläutert.<br />

9 Rechtliche Grundlagen und Konventionen<br />

9.1 Artbezogenes Recht<br />

Jagdrecht<br />

Bundesrepublik Deutschland: Die Gänsearten unterliegen dem Jagdrecht gemäß § 2 (1) des<br />

BJagdG. Die Jagdzeiten werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesjagdzeitenverordnung geregelt. In Rhe<strong>in</strong>land-<br />

Pfalz gilt die Landesverordnung über die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Jagdzeiten und über die Erklärung<br />

zum jagdbaren Tier vom 9.8.1993, zuletzt geän<strong>der</strong>t durch die Verordnung vom 5.8.1997.<br />

Artenschutzrecht<br />

Bundesrepublik Deutschland: Bundesartenschutzverordnung vom 14.10.1999<br />

Tierschutzrecht<br />

Der Tierschutz ist 2002 im Grundgesetz verankert worden.<br />

Internationales Recht<br />

Europäische Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie vom 25.04.1979, letztmals geän<strong>der</strong>t am 13.08.1997<br />

Bonner Konvention (1979): Übere<strong>in</strong>kommen zum Erhalt wan<strong>der</strong>n<strong>der</strong> wildleben<strong>der</strong> Tierarten<br />

56


Tabelle 8: Maßnahmen, die <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz <strong>zur</strong> Lösung <strong>der</strong> Gänseproblematik beitragen<br />

können, und ihre Bewertung<br />

Maßnahme<br />

Umsetzbarkeit<br />

Effizienz, kle<strong>in</strong>räumig<br />

Effizienz, großräumig<br />

Naturschutzrelevanz<br />

Bewertung<br />

Optische Vergrämung + + + – – Begrenzt empfehlenswert<br />

Akustische Vergrämung + + + – – Begrenzt empfehlenswert<br />

Chemische Vergrämung + ++ + – – Nicht empfehlenswert<br />

Optische u. akustische Vergrämung + + – – Begrenzt empfehlenswert<br />

Feldhüter + ++ – – Begrenzt empfehlenswert<br />

Jagd <strong>zur</strong> Vergrämung + + + – – – – Begrenzt empfehlenswert<br />

Jagd <strong>zur</strong> Bestandsreduktion – – + – – – – – Nicht empfehlenswert<br />

Tötung – + + – – – Nicht empfehlenswert<br />

Eierentnahme + + + + – Nur an Badegewässern s<strong>in</strong>nvoll<br />

Zäune + + + – + – Nur an Badegewässern s<strong>in</strong>nvoll<br />

Ablenkungsfütterungen + – + + + + Begrenzt empfehlenswert<br />

Ausgleichszahlungen, passiv – + + – + Nicht empfehlenswert<br />

Ausgleichszahlungen, aktiv + – + + + + + Empfehlenswert<br />

Toleranz – – – + + + + Begrenzt empfehlenswert<br />

Än<strong>der</strong>ungen Lebensraumstruktur – + + + + empfehlenswert<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>Landwirtschaft</strong> – + + + + + empfehlenswert<br />

Renaturierung – + + + + + + empfehlenswert<br />

9.2 Flächenbezogenes Recht<br />

Nationales Recht<br />

Im Bereich <strong>von</strong> Naturschutzgebieten müssen die Reglungen <strong>der</strong><br />

Naturschutzgebietsverordnungen berücksichtigt werden.<br />

Im Bereich <strong>von</strong> EU-Vogelschutzgebieten (SPA: special protected areas) müssen die<br />

Reglungen <strong>der</strong> zu erstellenden Grunddatenerfassung, Monitor<strong>in</strong>gs und Managementpläne<br />

(soweit bereits vorhanden) berücksichtigt werden (SSYMANK et al. 1998).<br />

Im Bereich faktischer Vogelschutzgebiete (Gebietsabgleich mit Liste <strong>der</strong> IBAs Important Bird<br />

Areas erfor<strong>der</strong>lich, SUDFELDT et al. 2002) gilt vorläufig das selbe wie für bereits gemeldete<br />

SPAs.<br />

57


Tabelle 1: regelmäßig vorkommende Gänsearten <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und ihre E<strong>in</strong>stufung <strong>in</strong><br />

Regelwerke<br />

Deutscher Name Wissenschaftlicher<br />

Name<br />

RL<br />

RP<br />

RL<br />

D<br />

EU-VRL BJzVO LJVO<br />

Graugans Anser anser --- --- II/1, III/2 01.08.–31.08<br />

und<br />

01.11–15.01<br />

geschont*<br />

Saatgans Anser fabalis II/1 01.11–15.01 geschont*<br />

Bläßgans Anser albifrons II/2 01.11–15.01 geschont*<br />

Kanadagans Branta canadensis --- --- II/1 01.11–15.01 geschont*<br />

Nilgans Alopochen<br />

aegyptiacus<br />

--- --- Nicht<br />

erwähnt<br />

Nicht erwähnt Nicht erwähnt<br />

* Bei Wildgänsen kann die untere Jagdbehörde <strong>von</strong> Amts wegen o<strong>der</strong> auf Antrag nach Anhörung <strong>der</strong><br />

Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Saarland im E<strong>in</strong>zelfall Ausnahmen<br />

zulassen.<br />

Erläuterungen <strong>zur</strong> EU-VRL: II/1: Arten, die gemäß Art. 7 (2) bejagt werden dürfen. II/1: Arten, die nur<br />

<strong>in</strong> den Mitgliedsstaaten, <strong>in</strong> denen sie angegeben s<strong>in</strong>d, bejagt werden dürfen. III/2: Arten, <strong>der</strong>en<br />

Verkauf im toten o<strong>der</strong> lebendigen Zustand möglich, aber genehmigungsfähig ist, sofern sie<br />

rechtmäßig getötet, gefangen o<strong>der</strong> sonst rechtmäßig erworben s<strong>in</strong>d.<br />

Internationales Recht und Konventionen<br />

Europäische Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie vom 25.04.1979, letztmals geän<strong>der</strong>t am 13.08.1997 (vgl.<br />

SSYMANK 1998)<br />

Flora-Fauna-Habitat-Richtl<strong>in</strong>ie (1992) (vgl. SSYMANK 1998)<br />

Abkommen <strong>zur</strong> Erhaltung <strong>der</strong> afrikanisch-eurasisch wan<strong>der</strong>nden Wasservögel<br />

(AEWA)(1999), (vgl. HAUPT et al. 2000).<br />

Ramsar-Konvention (1971): Übere<strong>in</strong>kommen zum Schutz <strong>von</strong> Feuchtgebieten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

als Lebensraum für Wasser- und Watvögel (vgl. MITLACHER 1997).<br />

Berner-Konvention (1976): Übere<strong>in</strong>kommen über die Erhaltung <strong>der</strong> europäischen<br />

wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume.<br />

9.3 Beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> EU-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie (EU-VRL)<br />

Im Gegensatz zu vielen <strong>in</strong>ternationalen „Abkommen“ und „Konventionen“, <strong>in</strong> denen sich die<br />

unterzeichnenden Vertragsstaaten zwar <strong>zur</strong> Umsetzung <strong>der</strong> entsprechenden Inhalte<br />

verpflichten, aber letztlich nicht dazu gezwungen werden können, s<strong>in</strong>d „Richtl<strong>in</strong>ien“, und<br />

damit auch die EU-Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie (EU-VRL) rechtlich b<strong>in</strong>dend und müssen auch <strong>in</strong><br />

nationales Recht überführt werden.<br />

58


Mit dem zum 25.03.2002 <strong>in</strong> Kraft getretenen Zweiten Gesetz <strong>zur</strong> Neuregelung des Rechtes<br />

des Naturschutzes und <strong>der</strong> Landschaftspflege und <strong>zur</strong> Anpassung an<strong>der</strong>er<br />

Rechtsvorschriften (BNatGNeuregG) und dar<strong>in</strong> vor allem den §§ 32 bis 35 als zentralen<br />

Vorschriften, ist die Umsetzung <strong>der</strong> FFH-Richtl<strong>in</strong>ie sowie <strong>der</strong> EU-VRL <strong>in</strong> das<br />

Naturschutzgesetz des Bundes erfolgt. Die Vorgaben <strong>der</strong> EU-VRL s<strong>in</strong>d daher nicht nur nach<br />

<strong>in</strong>ternationalem Recht, son<strong>der</strong>n auch nach aktuellem Recht b<strong>in</strong>dend.<br />

FFH-Richtl<strong>in</strong>e und EU-VRL bilden geme<strong>in</strong>sam den gesetzlichen Rahmen <strong>zur</strong> Ausweisung<br />

und dauerhaften Sicherung e<strong>in</strong>es „europäischen kohärenten ökologischen Netzes<br />

beson<strong>der</strong>er Schutzgebiete“, die als Grundlage für das „europäische Schutzgebietssystem<br />

NATURA 2000“ dienen (vgl. SSYMANK et al. 1998).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Bedeutung und <strong>der</strong> Reichweite <strong>der</strong> EU-VRL sollen <strong>in</strong> Kürze die wichtigsten<br />

Aspekte dargestellt werden:<br />

• Ausweisung <strong>der</strong> zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebieten zu EU-<br />

Vogelschutzgebieten (Art. 4, Abs. 1). Diese Auswahl muß alle<strong>in</strong>e nur nach fachlichen<br />

Kriterien h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Verbreitung, Gefährdung und Bestandssitution <strong>der</strong> Arten erfolgen<br />

und bezieht sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die Arten des Anhang I <strong>der</strong> EU-VRL. Gebietsmeldungen<br />

durch das Land Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz s<strong>in</strong>d im Jahr 2002 bereits erfolgt. Aufgrund des<br />

Mahnverfahrens <strong>der</strong> EU-Kommission gegen Deutschland wegen unvollständiger Meldung<br />

<strong>von</strong> FFH- und EU-Vogelschutzgebieten besitzt die gegenwärtige Gebietskulisse <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz noch vorläufigen Charakter. Nachmeldungen o<strong>der</strong> Gebietserweiterungen<br />

s<strong>in</strong>d pr<strong>in</strong>zipiell noch möglich, bis die EU-Kommission e<strong>in</strong>e vollständige Meldung <strong>von</strong><br />

Deutschland geprüft und akzeptiert hat.<br />

• Entsprechende Maßnahmen s<strong>in</strong>d für alle „wan<strong>der</strong>nden Arten“ zu ergreifen und<br />

zwar <strong>in</strong> ihren „Vermehrungs-, Mauser- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten“. Dabei ist dem<br />

„Schutz <strong>der</strong> Feuchtgebiete beson<strong>der</strong>e Bedeutung zuzumessen“ (Art. 4, Abs. 2). Dies<br />

betrifft somit nicht nur Zugvogelarten und W<strong>in</strong>tergäste, die <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz überw<strong>in</strong>tern<br />

(Graugans, Saatgans, Bläßgans), son<strong>der</strong>n auch die Brutbestände <strong>von</strong> Zugvogelarten, die<br />

<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz brüten. Unter diesen Punkt fällt auch die Graugans, da es sich<br />

offensichtlich um ziehenden Populationen, und damit um „wan<strong>der</strong>nde Arten“ im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

EU-VRL handelt. Zudem s<strong>in</strong>d Gänse als typische Arten <strong>von</strong> Feuchtgebieten, denen e<strong>in</strong>e<br />

„beson<strong>der</strong>e Bedeutung“ zugemessen wird, zu betrachten.<br />

• Schutz aller wildlebenden Arten (Art, 1, Art. 3). Über den bereits erwähnten<br />

beson<strong>der</strong>en Schutz <strong>der</strong> Arten des Anhang I und <strong>der</strong> wan<strong>der</strong>nden Arten h<strong>in</strong>aus, werden <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> VRL pr<strong>in</strong>zipiell alle wildlebenden Arten geschützt und damit auch Standvögel (Nicht-<br />

Zugvögel). Die Diskussion, ob und <strong>in</strong>wieweit es sich bei <strong>der</strong> rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen<br />

59


Graugans-Brutpopulation um Stand- o<strong>der</strong> Zugvögel handelt, ist bezüglich <strong>der</strong> EU-VRL nicht<br />

relevant.<br />

• Aussagen zu jagdbaren Arten: Ke<strong>in</strong>e Bejagung während aller Phasen <strong>der</strong> Brut- und<br />

Aufzuchtzeit und bei Zugvögeln ke<strong>in</strong>e Jagd während des Heimzuges. Diesem Umstand<br />

wird <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz durch die aktuelle Jagdzeitenverordnung bereits Rechnung<br />

getragen (s, Tab. <strong>in</strong> Kap. 9.2).<br />

• Verschlechterungsverbot (Art. 13): Gilt für alle wildlebenden Vogelarten (gemäß Art. 1),<br />

des EU-Vogelschutzgebietes.<br />

• E<strong>in</strong>griffsregelungen: Hier gelten seit <strong>der</strong> Zusammenführung <strong>der</strong> FFH-Richtl<strong>in</strong>ie mit <strong>der</strong><br />

EU-VRL une<strong>in</strong>geschränkt die Vorgaben <strong>der</strong> FFH-Richtl<strong>in</strong>ie. Darunter fallen alle denkbaren<br />

E<strong>in</strong>griffe, die zu e<strong>in</strong>er möglichen Bee<strong>in</strong>trächtigung des EU-Vogelschutzgebietes bzw.<br />

se<strong>in</strong>er „maßgeblichen Bestandteile“ (<strong>in</strong> diesem Fall die maßgeblichen Vogelarten) führen<br />

können. Dazu gehören auch E<strong>in</strong>griffe außerhalb des Gebietes, sofern sich die<br />

Auswirkungen bis <strong>in</strong> das Gebiet h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> erstrecken bzw. maßgebliche Arten dieses Gebietes<br />

betreffen kann. Dazu muss zwangsläufig die Vergrämung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abschuß <strong>von</strong><br />

Vogelarten gerechnet werden, sofern sie maßgebliche Bestandteile des betroffenen EU-<br />

Vogelschutzgebietes s<strong>in</strong>d.<br />

Zum<strong>in</strong>dest im Falle <strong>der</strong> Graugans <strong>in</strong> den Bereichen des Urmitzer Werth/Engerser Feld und<br />

dem Inselrhe<strong>in</strong>/Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene handelt es sich def<strong>in</strong>itiv um maßgebliche<br />

Bestandteile dieser EU-Vogelschutzgebiete. In <strong>der</strong> Region zwischen Ludwigshafen und<br />

Speyer müsste <strong>zur</strong> genauen E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Situation e<strong>in</strong>e detaillierter Analyse<br />

durchgeführt werden.<br />

Bei solchen E<strong>in</strong>griffen muss daher gemäß Artikel 6 Abs. 3 <strong>der</strong> FFH-Richtl<strong>in</strong>ie (§§ 34 c, d, e<br />

BNatSchG)e<strong>in</strong>e FFH-Prognose erstellt werden, um erhebliche Auswirkungen ausschließen<br />

zu können. Im Falle möglicher erheblicher Bee<strong>in</strong>trächtigung muss e<strong>in</strong>e FFH-<br />

Verträglichkeitsprüfung durchgeführt werden. Werden bei e<strong>in</strong>er FFH-<br />

Verträglichkeitsprüfung „erhebliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen“ konstatiert, ist <strong>der</strong> geplante E<strong>in</strong>griff<br />

abzulehnen. Im Rahmen <strong>der</strong> FFH-Richtl<strong>in</strong>ie besteht aber die Möglichkeit zu<br />

Ausnahmeverfahren, sofern „Gründe des öffentlichen Interesses überwiegen“ und sofern<br />

gleichwertige Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden. Zuständige<br />

Behörde ist die Naturschutzbehörde.<br />

Fazit: Aufgrund dieser gegenwärtigen Situation wird im H<strong>in</strong>blick auf die Umsetzung <strong>der</strong> EU-<br />

Vogelschutzrichtl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e baldmöglichste Anwendung dieser Vorschrift <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Vergrämungmaßnahmen und Vergrämungsabschüsse im Bereich <strong>von</strong> EU-<br />

Vogelschutzgebieten wird dr<strong>in</strong>gend angeraten.<br />

60


10. Lösungsmöglichkeiten für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Die vorliegende Datenerhebung und <strong>der</strong>en Analyse führt zu folgenden Erkenntnissen:<br />

• Landesweit betrachtet s<strong>in</strong>d durch Gänse verursachte Schäden als ger<strong>in</strong>g zu betrachten,<br />

da sowohl die Anzahl <strong>der</strong> anwesenden Gänse als auch die betroffenen Flächen sowie die<br />

durchschnittliche Beweidungs<strong>in</strong>tensität m<strong>in</strong>destens um den Faktor 10 niedriger liegt als <strong>in</strong><br />

den Bundeslän<strong>der</strong>n des norddeutschen Tieflandes.<br />

• Trotzdem haben sich drei Regionen (und zwei Arten) als konfliktreich erwiesen, da hier<br />

Gänse <strong>in</strong> ihrem natürlichen Lebensraum <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>ungsgebiete des Rhe<strong>in</strong>s stellenweise <strong>in</strong><br />

höheren Konzentrationen auftreten. Es handelt sich um Fraßschäden, die Graugänse im<br />

Bereich des Engerser Feldes (Kreis Neuwied) und im Bereich <strong>der</strong> Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene<br />

(Kreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen) verursachen sowie Kanadagänse im Bereich des nördlichen<br />

Oberrhe<strong>in</strong>s <strong>von</strong> Ludwigshafen bis Germersheim; hier kommt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen auch <strong>zur</strong><br />

Verschmutzung <strong>von</strong> Badegewässern.<br />

• Die bisher durchgeführten Maßnahmen, um Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen zu<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n bzw. zu m<strong>in</strong>imieren, s<strong>in</strong>d nicht geeignet, um diese Problematik langfristig und<br />

großräumig zu lösen. Maßnahmen, die <strong>zur</strong> Verbesserung dieser Situation führen s. Kap.<br />

10.1.<br />

• Die Verschmutzungen an Badegewässern treten nur punktuell auf. Grund ist die<br />

Tatsache, dass die Kanadagänse ursprünglich aus Tiergehegen stammen und, auch durch<br />

Fütterungen, an Menschen gewöhnt s<strong>in</strong>d. Auch wenn die Verschmutzung durch Gänsekot<br />

an den Badegewässern nicht zu Gesundheitsgefährdungen führt, fühlen sich die viele<br />

Badegäste dadurch bee<strong>in</strong>trächtigt. Daher wird dieser Problematik e<strong>in</strong>e große<br />

gesellschaftliche Relevanz zugeschrieben und es werden entsprechende Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

Lösung dieses Problems vorgeschlagen (Kap. 10.2.).<br />

10.1. Lösungsmöglichkeiten: Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen<br />

• Die Datenanalyse hat gezeigt, dass <strong>der</strong> bisherige Umgang mit Gänseschäden nicht<br />

geeignet ist, um dieses Problem langfristig und großräumig <strong>in</strong> Griff zu bekommen. Vielmehr<br />

wird durch die gegenwärtige Praxis <strong>der</strong> lokalen Vergrämung und stellenweise ausgeübte<br />

Jagd das Problem nur verschoben und vor allem verstärkt. Auch die zunehmend lauthals<br />

formulierte For<strong>der</strong>ung nach stärkerer Bejagung kann die Probleme höchstens <strong>in</strong> lokalen<br />

E<strong>in</strong>zelfällen verr<strong>in</strong>gern, großräumig jedoch nur för<strong>der</strong>n. E<strong>in</strong>e auf dem „St.-Florians-Pr<strong>in</strong>zip“<br />

basierende Strategie kann nicht Basis e<strong>in</strong>es landesweiten Lösungsansatzes se<strong>in</strong>.<br />

• Jagd als vergrämende Maßnahme kann <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, jedoch nur im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es überregionalen Konzeptes.<br />

61


• Bei e<strong>in</strong>er genauen Analyse vorhandener Untersuchungen kristallisiert sich heraus, dass<br />

es e<strong>in</strong>zelne, meist nur kurzfristige sensible Phasen während des Pflanzenwachstums gibt,<br />

bei denen Gänse erhebliche Schäden verursachen können und <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Folge hohe<br />

Ertragsausfälle zu erwarten s<strong>in</strong>d. Daraus resultiert, auch für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, e<strong>in</strong> zeitlich<br />

und räumlich begrenztes Konfliktpotenzial, das es bei <strong>der</strong> Suche nach<br />

Lösungsmöglichkeiten <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zu berücksichtigen gilt.<br />

• Dr<strong>in</strong>gend nötig ist daher e<strong>in</strong> landesweites Konzept <strong>zur</strong> M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> Gänseschäden.<br />

Dieses muß aus e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>iger oben dargestellter Maßnahmen bestehen und<br />

den regionalen Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> drei betroffenen Bereiche – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>sichtlich<br />

des zeitlich und räumlich begrenzten – Konfliktpotenzials Rechnung tragen. Solche<br />

Lösungsansätze dienen letztlich dem Interesse sowohl <strong>der</strong> Landwirte als auch <strong>der</strong> Gänse.<br />

• Um den Konflikt zu verr<strong>in</strong>gern, muss als erstes <strong>der</strong> Energiebedarf <strong>der</strong> Gänse reduziert<br />

werden. Da dieser durch jede unabsichtliche o<strong>der</strong> absichtliche Störung (auch Jagd und<br />

gezielte Vergrämung) stark ansteigen kann, müssen geeignete Gebiete als Schutz- und<br />

Ruhezonen e<strong>in</strong>gerichtet werden. Hierzu bietet es sich an, Naturschutzgebiete und vor<br />

allem EU-Vogelschutzgebiete (bereits gemeldete SPAs, aber auch IBAs als faktische<br />

Vogelschutzgebiete, vgl. SUDFELDT et al. 2002) zu nutzen, zumal das Land hiermit „zwei<br />

Fliegen mit e<strong>in</strong>er Klappe schlagen“ kann und gleichzeitig se<strong>in</strong>er aus <strong>der</strong> EU-<br />

Vogelschutztrichtl<strong>in</strong>ie und an<strong>der</strong>en vertraglich verankerten gesetzlichen Verpflichtungen<br />

(Bonner Konvention, African-Eurasian Waterbird Agreement (AEWA), Ramsar-Konvention<br />

etc.) nachkommen kann.<br />

• Erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d daher geschützte Schlaf- und Rastplätze <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit beruhigten<br />

Flächen mit entsprechendem Nahrungsangebot (wenn möglich, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />

Schlafplätze), die nicht nur <strong>in</strong>nerhalb dieser Schutzgebiete, son<strong>der</strong>n auch außerhalb liegen<br />

können. Auf den restlichen Flächen werden Gänse geduldet, sofern diese Flächen nicht<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Beweidung schadensträchtig s<strong>in</strong>d, also sich <strong>in</strong> sensiblen<br />

Wachstumsphasen bef<strong>in</strong>den (s. Kap. 5.1). Bef<strong>in</strong>den sie sich <strong>in</strong> dieser Phase, ist e<strong>in</strong>e<br />

Vergrämung erlaubt (s. Kap. 8.15). Diese sensiblen Phasen müssen <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

den Gebieten, <strong>der</strong> Kulturform und <strong>der</strong> Jahreszeit def<strong>in</strong>iert werden.<br />

• Zur konkreten Umsetzung sollte <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> Naturschutzgebieten bzw. EU-<br />

Vogelschutzgebieten soweit möglich e<strong>in</strong>e Umwandlung <strong>in</strong> Grünland erfolgen, das dort<br />

<strong>in</strong>tensiv genutzt werden kann, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den <strong>von</strong> Natur aus tiefer gelegenen<br />

Bereichen mit höheren Grundwasserständen bzw. natürlicher Überflutungsdynamik.<br />

• Außerhalb des Grünlandes sollten <strong>in</strong> den restlichen Ackerflächen <strong>der</strong> Naturschutzgebiete<br />

bzw. EU-Vogelschutzgebiete sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen außerhalb dieser Schutzgebiete<br />

62


für Gänse geeignete Ablenkungsflächen e<strong>in</strong>gerichtet werden. Zur F<strong>in</strong>anzierung bieten sich<br />

vor allem Programme <strong>zur</strong> Flächenstilllegung, Extensivierung etc. an.<br />

• „Passive“ Ausgleichszahlungen für entstandene o<strong>der</strong> mögliche Schäden s<strong>in</strong>d nicht zu<br />

empfehlen, da e<strong>in</strong> Schadensnachweise bzw. <strong>der</strong> konkrete Ertragsausfall kaum zu<br />

bestimmen ist. Auch Pauschalen für geschädigte Flächen werden als nicht s<strong>in</strong>nvoll<br />

erachtet. Alle <strong>zur</strong> Verfügung stehenden f<strong>in</strong>anziellen Mittel sollten nur <strong>in</strong> „aktive“<br />

Ausgleichszahlungen fließen und damit sämtliche Maßnahmen <strong>von</strong> Landwirten för<strong>der</strong>n, die<br />

damit e<strong>in</strong>e (beruhigte) Nahrungsaufnahme <strong>von</strong> Gänsen ermöglichen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

Vertragsnaturschutzes. Da<strong>von</strong> profitieren beide Seiten und <strong>der</strong> Konflikt sowie <strong>der</strong><br />

tatsächliche Nahrungsbedarf wird dadurch verr<strong>in</strong>gert.<br />

• Solche hier nur kurz umrissenen Management-Konzepte gibt es <strong>in</strong> jedem Bundesland mit<br />

hohen Gänsezahlen. Auch wenn sie ke<strong>in</strong> „Allheilmittel“ s<strong>in</strong>d, haben sie sich dort<br />

weitgehend bewährt, und die Probleme zum<strong>in</strong>dest reduziert (Beispiele bei MOOIJ, 1999,<br />

SÜDBECK & KÖNIGSTEDT 1999, FLEET 1999, BRÜHNE et al. 1999, DE WAARD 1999).<br />

• Zur Umsetzung solcher Management-Konzepte s<strong>in</strong>d die betroffenen Regionen <strong>in</strong><br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz gut geeignet, da weite Teile des Engerser Feldes (Urmitzer Werth,<br />

Engerser Feld) sowie <strong>der</strong> Ingelheimer Rhe<strong>in</strong>ebene (Rhe<strong>in</strong>aue B<strong>in</strong>gen-Ingelheim, NSG<br />

H<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Mortekaute B<strong>in</strong>gen-Dietersheim, Nahetal) bereits als EU-Vogelschutzgebiet<br />

gemeldet s<strong>in</strong>d. Auch Teile <strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>auen zwischen Ludwigshafen und Germersheim<br />

(Bobenheimer und Roxhe<strong>in</strong>mer Altrhe<strong>in</strong> mit Silbersee, Neuhofener Altrhe<strong>in</strong>, Oterrstadter<br />

und Angelhofer Altrhe<strong>in</strong>, Mechtersheimer Tongruben, Berghausener und L<strong>in</strong>genfel<strong>der</strong><br />

Altrhe<strong>in</strong>) s<strong>in</strong>d gemeldet, auch wenn es nach SUDFELDT et al. (2002) noch Meldedefizite<br />

gibt. Die Meldung als EU-Vogelschutzgebiet ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung, da Deutschland und damit auch Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz gesetzlich verpflichtet ist, die<br />

entsprechenden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu schaffen und zu för<strong>der</strong>n. Auch werden langfristig<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich nur noch <strong>in</strong> diese Gebiete EU-För<strong>der</strong>mittel fließen.<br />

• Um e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolles Managementkonzept für die drei betroffenen Regionen zu erstellen,<br />

bedarf es e<strong>in</strong>er vorurteilslosen Zusammenarbeit sowie Kompromißfähigkeit aller Beteiligter.<br />

63


10.2 Verschmutzung an Badegewässern, Lösungsmöglichkeiten<br />

10.2.1 Zielvorgabe<br />

Die Gänsetrupps, die größtenteils aus Kanadagänsen bestehen, sollen soweit möglich, nicht<br />

mehr an den Badegewässern brüten und diese für die Zeit kurz vor und während <strong>der</strong><br />

Badesaison nicht <strong>in</strong> größeren Trupps <strong>zur</strong> Nahrungssuche nutzen.<br />

10.2.2 Gebiete<br />

Folgende Maßnahmen sollten <strong>in</strong> den <strong>in</strong> Kap. 4.3 dargestellten Gebieten durchgeführt<br />

werden. Sollten sich nachweislich auch an an<strong>der</strong>en Badegewässern mehrere Brutpaare<br />

ansiedeln bzw. größere Trupps <strong>zur</strong> Nahrungssuche aufhalten, können nach Absprache<br />

vergleichbare Maßnahmen <strong>in</strong>itiiert werden.<br />

10.2.3 Empfohlene Methoden<br />

Kurzfristig wirksame Methoden<br />

• Nicht-letale Vergrämungsmaßnahmen je<strong>der</strong> Art, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>zur</strong> Brutzeit und vor <strong>der</strong><br />

Badesaison. Aufgrund ihrer Effizienz können <strong>in</strong> Ausnahmefällen Vergrämungsabschüsse<br />

durchgeführt werden, diese müssen aber im Bereich des Badegewässers stattf<strong>in</strong>den, um<br />

diesen Bereich für Kanadagänse unattraktiv zu gestalten. Sie sollten ausschließlich zu<br />

Ende <strong>der</strong> Jagdzeit und somit so knapp wie möglich vor <strong>der</strong> Brutzeit stattf<strong>in</strong>den, um e<strong>in</strong>e<br />

Brutansiedlung <strong>in</strong> diesem Bereich zu unterb<strong>in</strong>den. F<strong>in</strong>den Abschüsse außerhalb dieses<br />

Bereiches statt, führt das dazu, dass die Badegewässer als beruhigter Refugialraum<br />

dienen. Sie s<strong>in</strong>d daher als kontraproduktiv e<strong>in</strong>zustufen.<br />

• Aufklärung <strong>der</strong> Besucher: An den betroffenen Gewässern sollte (z.B. mittels Schil<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> Infoblättern) darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass Fütterungen die Gänse an den<br />

Menschen gewöhnen und an die Gewässer b<strong>in</strong>det und zusätzlich <strong>zur</strong> Eutrophierung des<br />

Gewässers führt. Auch über Planung und Durchführung <strong>von</strong> Vergrämungsmaßnahmen<br />

sollten die Besucher <strong>in</strong>formiert werden. Dabei solle <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergrund, das Gewässer <strong>zur</strong><br />

Badesaison frei <strong>von</strong> Verschmutzung zu halten, erläutert werden.<br />

• Zäune: Sie können vor allem während <strong>der</strong> Mauser, die <strong>in</strong> die Hauptbadesaison fällt,<br />

s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden, um den Strand- und Liegebereich vor Gänsen zu schützen (vgl.<br />

BEINING 2002).<br />

Mittel- und langfristig wirksame Methoden<br />

• Landschaftsstrukturierung durch Hecken und Bäume, um die Landschaft für Gänse<br />

unattraktiv zu gestalten.<br />

64


• Eierentnahme: Diese Maßnahme sollte am Anfang <strong>der</strong> Brutzeit erfolgen, nachdem das<br />

Vollgelege (üblicherweise 4bis 6 Eier, maximal bis zu 11) komplett ist. Wenn möglich, sollte<br />

dies auch bei den etwas versteckteren Nachgelegen erfolgen. Gänse merken sich – wie<br />

alle Tiere – <strong>in</strong> welchen Gebieten sie e<strong>in</strong>en schlechten Bruterfolg hatten. Haben sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Gebiet längere Zeit ke<strong>in</strong>en (guten) Bruterfolg, führt das mittelfristig <strong>zur</strong> Aufgabe dieser<br />

Brutreviere.<br />

Mittels dieser Methoden sollte es möglich se<strong>in</strong>, die Gänsezahlen <strong>in</strong> Grenzen zu halten. Das<br />

Vorkommen e<strong>in</strong>zelner Tiere per se ist auch nicht als nachteilig e<strong>in</strong>zustufen und bietet<br />

weiterh<strong>in</strong> auch im Siedlungsbereich die Möglichkeit, Tiere zu beobachten.<br />

10.2.4 Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

Sämtliche empfohlenen Methoden s<strong>in</strong>d aber nur dann langfristig Erfolg versprechend, sofern<br />

gleichzeitig <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> weiteren Umgebung adaequate Lebensräume und<br />

Alternativen für die Kanadagänse <strong>zur</strong> Verfügung stehen, <strong>in</strong> denen sie sich zukünftig<br />

ungestört aufhalten können. Hierzu bieten sich als Rückzugsräume natürliche Auengewässer<br />

an, <strong>in</strong> denen sie stellenweise schon brüten. Um <strong>in</strong> <strong>der</strong> dortigen Umgebung den Konflikt mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Landwirtschaft</strong> zu verr<strong>in</strong>gern, sollte <strong>in</strong> den an die Wasserflächen angrenzenden<br />

Bereichen vermehrt Grünlandwirtschaft betrieben werden. Erst dann ist gewährleistet, dass<br />

sie sich <strong>in</strong> die beruhigten Bereiche <strong>zur</strong>ückziehen und aufhalten und dann nicht mehr<br />

gezwungen s<strong>in</strong>d, Badegewässer zu benutzen.<br />

Nach Beendigung <strong>der</strong> Badesaison sollten ke<strong>in</strong>e Vergrämungsmaßnahmen mehr stattf<strong>in</strong>den,<br />

da während Herbst und W<strong>in</strong>ter Gänsekot am Uferbereich ke<strong>in</strong> großes Problem darstellt.<br />

Nährstoffe<strong>in</strong>trag im W<strong>in</strong>ter führt langfristig zu ke<strong>in</strong>er Eutrophierung des Gewässers, da <strong>der</strong><br />

Gewässerkörper <strong>in</strong> Seen e<strong>in</strong>e Frühjahrsumwälzung mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Sauerstoffanreicherung vollzieht (SCHWÖRBEL 1974). Zusätzlich wird durch die Duldung am<br />

Gewässer zu dieser Zeit <strong>der</strong> Beweidungsdruck angrenzen<strong>der</strong> Ackerflächen reduziert, zumal<br />

es sich teilweise auch nicht um die Tiere <strong>der</strong> Brutpopulation handelt.<br />

65


17. 12 Literatur<br />

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70


Organisation des Projektes sowie Ergebnisse <strong>der</strong> Begleituntersuchungen. – Unveröff.<br />

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Anhang<br />

Anhang 1: Anschreiben an die Kreisverwaltungen<br />

Karte 1: Regionen, aus denen Gänseschäden gemeldet wurden<br />

Karte 2: Gewässer, an denen starke Verschmutzung durch Gänsekot gemeldet wurden<br />

71


Anhang 1: Anschreiben an die Kreisverwaltungen<br />

An alle<br />

Kreisverwaltungen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

z.Hd. Untere Jagdbehörden<br />

z.Hd. Untere Landespflegebehörden<br />

An alle SLFA bzw. SLVA für <strong>Landwirtschaft</strong>, We<strong>in</strong>- und Gartenbau <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Betr. Gänseschäden <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

wie Sie bereits erfahren haben, wurde die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />

und das Saarland vom Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht <strong>in</strong> Oppenheim beauftragt,<br />

Vogelabwehranlagen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (vor allem <strong>in</strong> Obst-, We<strong>in</strong>bau und Son<strong>der</strong>kulturen) auf ihre<br />

Effizienz, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Lärmbelästigung, zu untersuchen (s. Schreiben <strong>der</strong> Staatl.<br />

Vogelschutzwarte vom 26.8.02). Zusätzlich sollen nun als separate Aufgabe Gänseschäden<br />

(Fraßschäden, aber auch Verschmutzungen) <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz dokumentiert, bewertet und<br />

Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, mit <strong>der</strong>en Bearbeitung ich beauftragt wurde. Um diese<br />

Thematik flächendeckend und aktuell für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz aufzuarbeiten, bitte ich Sie, mir folgende<br />

Auskünfte zu erteilen:<br />

• Liegen <strong>in</strong> Ihrer Behörde bis dato Meldungen o<strong>der</strong> Beschwerden über Gänseschäden vor?<br />

• Wurden Vergrämungsabschüsse beantragt?<br />

• Wurden seitens ihrer Behörde Stellung genommen bzw. diesen Anträgen stattgegeben?<br />

• Wieviele Gänse wurden tatsächlich im Rahmen dieser Ausnahmegenehmigungen geschossen?<br />

(Bitte jeweils separat nach Gebiet, Art und Jahr angeben)<br />

Wenn ja, sollten Sie mir die entsprechenden Unterlagen zukommen zu lassen. Je nach Situation und<br />

Aktenlage werde ich dann, sofern nötig, mit ihrer Behörde bzw. an<strong>der</strong>en betroffenen Parteien Kontakt<br />

aufnehmen. Der Bericht wird <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Staatlichen Vogelschutzwarte erstellt<br />

und muß bis spätestens Ende Oktober vorliegen. Daher bitte ich Sie, mir bis spätestens Ende<br />

September mitzuteilen, ob <strong>in</strong> ihrem Kreis Gänseschäden bekannt geworden s<strong>in</strong>d und mir <strong>in</strong> diesem<br />

Fall die oben gestellten Fragen zu beantworten und ggf. die Unterlagen zu übersenden. Höre ich bis<br />

zu diesem Term<strong>in</strong> nichts <strong>von</strong> Ihnen, gehe ich da<strong>von</strong> aus, dass Sie diesbezüglich ke<strong>in</strong>e Vorgänge <strong>in</strong><br />

Ihrem Haus hatten.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Dr. Josef Kreuziger<br />

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Karte 1: Regionen, aus denen Gänseschäden gemeldet wurden<br />

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Karte 2: Gewässer, an denen starke Verschmutzung durch Gänsekot gemeldet wurden<br />

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