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Dr. Heinz-Josef Horstschäfer: "Haus Altenmdorf - enge Kontakte

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- Wilhelm Dietrich von Buddenbrock: Lebensrctter Friedrich des Großen -<br />

Auch unbedeutende Örtlichkeiten können geschichtliche Abläufe in erheblichem Maße beeinflussen<br />

So geschehen durch eine Hochzeit auf dem <strong>Haus</strong>e Altendorf im Kirchspiel<br />

(Fröndenberg) - Dellwig am 17. Oktober 1697, als der25jährige Komett Wilhelm Dietrich<br />

von Buddenbrock, geboren am 15. März 1672 auf dem ostpreußischen Gut Tilsewischken,<br />

Kreis Ragnit, Nähe Tilsit an der Memel, die älteste Tochter Clara Anna Catharina, geboren<br />

bzw. getauft am 28. April 1675 auf <strong>Haus</strong> Altendorf, der Eheleute Henrich Adam von Grüter<br />

und Anna Eva, geborene vor M<strong>enge</strong>de vom <strong>Haus</strong> Steinhausen bei Schwerfe-Holzen,<br />

heiratete.l Die Buddenbrocks gehörten zu den fthrenden Familien Ostpreußens. Von Gotthard<br />

von Buddenbrock, Herr auf den Gütern Tarrnow und Tilsewischken" köngl. preußischer<br />

Oberstleutnanl entsproß aus der Ehe mit Elisabeth Sophia von Rappe aus dem <strong>Haus</strong>e<br />

Angerapp in Livland Wilhelm Dietrich von Buddenbrock.<br />

<strong>Haus</strong> Altendorf<br />

- Lithographie nach 1835<br />

o"r"o-$ too",<br />

Der Ursprung dieser alten vomehmen Familie ist<br />

nicht ganz klar. Einerseits soll sie aus dem<br />

Herzogtum Geldem an der Maas stammen und<br />

aus den zwei Häusern ,,Budden" und ,,Brock"<br />

entstanden sein. Andererseits soll das Starnmhaus<br />

ursprünglich zu Brock bei Gelsenkirchen-Buer in<br />

der Grafschaft Mark gelegen haben, aus dem im<br />

vierzehnten Jahrhundert -<br />

angeblich um 1318 -<br />

Mitglieder der Farnilie in die baltischen Provinzen<br />

des Schwertritterordens nach Livland und<br />

Kwland gezogen sind, wie so viele westfrilische<br />

nachgeborene Adelssöhne. Etwa um 1622 bat<br />

sich die mittlerweile weit verzrveigte Familie in<br />

Preußen (später Ospreußen) niedergelassen. Sie<br />

besaß im siebzehnten Jahrhundert etwa 50 große<br />

Güter im Ostseeraum.z<br />

Nach dreijährigen Universitätsstudien auf der Albertina in Königsberg ging Wilhelm Dietrich<br />

von Buddenbrock aus Kriegslust zur preußischen Armee. 1690 trat der Herr der Güter<br />

Tamnow, Neumtihl rmd Tilsewischken - det Vater war bereits gestorben - als Komett beim<br />

Regiment zu Pferde Ftirst Johann Georg von Anhalt-Dessau (Kärassierregiment Nr. 1) ein,<br />

das am Pfrlzischen Erbfolgekrieg (1688 - 97) gegen Franlaeich teilnahm. Am 3. August 1692<br />

wurde er verwunde! kämpfte aber trotzdem in der Schlacht bei Neerwinden am 29. Januar<br />

1693, wo das Regiment schwere Verluste erlitt. Nach dem Friedensschluß 1697 von Rijswijk<br />

wurde das Regiment auf drei Kompanien reduziert und von Buddenbrock entlassen.<br />

Nach der Heirx 1697 auf <strong>Haus</strong> Altendorf hat er mit seiner jrmgen Frau einige Jahre auf<br />

seinem ererbten Gut Tilsewischken verlebt, wo in dieser Zeit bis fiA2 dte ersten 3 seiner<br />

insgesarnt 7 Kinder geboren wurden. Dem kurz zuvor Spanischen Erbfolgekrieg<br />

(1701 - 13/14) schloß er sich als Volontär dem Schlippenbachschen Kärassierregiment


Nr. 1) an, mit der Belagerung von Rheinberg und der Einnahme der schwer umkämpften<br />

Festung Bonn 1743, wo er Stabsritmeister wurde. Ein Jahr später erhielt er eine Kompanie.<br />

Nach dem Sieg bei Malplaquet in Frankreich 1709 - in dieser Schlacht wurde sein Schwager<br />

Jobst Adam von Grüter (1686 - 1756) vom <strong>Haus</strong>e Altendorf als Stabsrittrreister schwer<br />

verwundet - . erhielt er 1710 seine Befürderung zum Major. Zwei Jahre später 1712 war von<br />

Buddenbrock Oberstleutnant. Am 08. Jrmi 1713 starb seine Frau Anna Clara Catharina von<br />

Grüter auf dem Gut Tilsewischken mit erst 38 Jahren.<br />

Den Pommemfeldäg im lkieg gegen Schweden<br />

l7l5 machte von Buddenbrock mit seinem<br />

Regiment mit. Er wurde 1718 Oberst. Am 11.<br />

Mai 1720 wurde er Kommandeur seines<br />

Kärassienegimentes Nr. I und am 18. JrÄi 1724<br />

als Nachfolger des Generalmajors Kuno Emst<br />

von Bredow auch sein Chel nachdem er ihm<br />

bereits 34 Jahre 1728 empfing er seine<br />

Ernennung zum Generalmajor. Ab 15. Juli 1729<br />

gab ihm der König Friedrich Wilhelm I.(1713 *<br />

1740) die Amtshauptmannschaften in Labiau und<br />

Neuhausen.<br />

ln der Affäre des Kronprinzen Friedrich im August 173A, der gegen seinen Vater Friedrich<br />

Wilhetn I. wegen dessen str<strong>enge</strong>r soldatischer Disziplin und Erziehungsgewalt rebellierte und<br />

als Achtzehnjähriger zus{ü}men mit seinem Freun4 Leuürant Hans Hermann von Katte, Sohn<br />

des späteren Generalfeldmarschalls Hans Heinrich Graf von Katteo versuchte, aus dem Lande<br />

nach Frankreich zu fliehen, befahl der tiberaus mißtauische König nach der Ergreifung dem<br />

Wilhelm Dietich von Buddenbroclg unter welchen Vorsichtsmaßregeln der Kronprinz von<br />

Wesel quer durch die verschiedenen Staatsgebiete zur Festung Käshin gebractr werden sollte.<br />

Beide wurden wegen Fahnenflucht vor ein Kriegsgericht im Schloß Köpenick gestellt und<br />

von Katte zu lebenslanger Festungshaft vsrurteilt. Fär den Kronprinzen ftihlte sich_ das<br />

Gericht nicht zuständig, Der gestr<strong>enge</strong> Vater verlangt ftir die Frewrde gleiches Recht, ftir beide<br />

die Todessfrafe. Da erhebt sich mutig der Generalmajor von Buddenbrock, wendet sich an<br />

seinen König Friedrich Wilhelm I. und spricht: ,,Wenn Ew. Majestäit Blut verlangen, so<br />

nehmen Sie meines, das des Kronprinzen bekommen sie nicht, solange ich noch sprechen<br />

darf," Der König zeigte sich tief beeindruckt und bestand jetzt nur noch darau{ daß zur<br />

ewiglichen Abschreckung der junge Friedrich der Hinrichtung seines Freundes Katte mit dem<br />

Schwert io der Festung Küshin beiwohnen mässe. Kronprinz Friedrich hat das mutige<br />

Aufueten seines Lebensretters nie vergessen.<br />

Am 14. Juli 1739 wurde V/ilhelm Dietrich von<br />

Buddenbrock in das Gefolge des Königs Friedrich<br />

Wilheln L {1713 - n4q aufgenommeno<br />

zum Genenlleuhant befordert und er erhielt am<br />

18. August d. Js. den höchsten preußischen Orden<br />

vom Schwarren Adler (vergeben von 1701 -<br />

1918). Er war Mitglied des Tabal*ollegiums und<br />

auch des Königs Gesellschafter am Sterbelager.3


Am 02, Mai 1740 wurde Wilhelm Dietrich von Buddenbrock ,,wegen seiner rtihmlichen<br />

Qualitäten und seiner langiährigen und dero königlichem <strong>Haus</strong> geleisteten treuen Dienste" als<br />

Generalleutrant und Ritter vom Schwarzen Adler mit evangelisch lutherischer Religion zum<br />

Propst des adeligen Damenstiftes St. Walburgis in Soest gewählt, wo er zuvor wahrscheinlich<br />

auch seine Frau Anna Clara Catharina von Grtiter kenn<strong>enge</strong>lernt hatte. Diese war in noch<br />

kindlichem Alter von l0 Jahren am 05. Mai 1685 als refonnierte Kanonissin in dieses Stift<br />

und hatte alrl.29. Januar 1698 mit grrt22 Jahren wegeü ihrer Heirat resigniert und<br />

das Stift verlassen. König Friedrich \I/ilhelm I. hatte dem Stift anvor die Empfehlung gegeben,<br />

seinen Generalleutnant zum Propst zu wählen, zumal er einer der besten Kavallerieführer<br />

des 18. Jabrhuaderts sei. Sein VotgEinger als Propst im Walburgis-Stift war der katholische<br />

Goswin Diederich von Krane vom <strong>Haus</strong>e Matena bei Welver. Er war kurz zuvor<br />

gestorben. Er entstammte der Altendorfer von Krane-Linie (siehe Ahnhen Johann von<br />

Krane).<br />

Kurioserweise hatte sich neben dem Vater Wilhelm Dietrich auch noch sein jtingster Sohn,<br />

Johann Heinrich Wilhelm Jobst von Buddenbrock, kgl. preußischer Major, der fiA7 auf <strong>Haus</strong><br />

Altendorf geboren ist, zur Wahl als Propst gestellt. Dem Vater Wilhelm Dietich hat sein<br />

Schwager Jobst Adam von Grüter aus Altendorf am 29. September 1737 dre Präpende am St.<br />

Walburgis-Stift für 1000 Reichstaler verschafft, die er bei der Witwe von Berswordt zu<br />

Dortnuod geliehen hatte.a Die zu der Tnitim Stift St. Walburgis lebenden Kanonissinnen aus<br />

Altendorf Agnes Elisabeth Helene von Grtiter {* 22. März 1683} und Anna Wilhelmina<br />

Catherina von Grüter (* 01. November 1716) haben natürlich den Generalleuürant gewäblt.s<br />

Im 1. Schlesischen Ktieg (1740 - 1742) Friedrich des Grokn (1740 - 1736) gegen Maria<br />

Theresia von Österreich (1740 - 1780 kämpfte Wilhelm Dietrich von Buddenbrock als<br />

Kavalleriefrhrer an 17. Mat 1742 erfolgreich in der schweren Schlacht bei Chotusitz in<br />

Böhmen auf dem rechten Flügel, in der sein ältester Sohn Karl Friedrich von Buddenbrock (*<br />

1698) fiel. Der Vater Wilhehn Dietich wurde General der Kavallerie ,,wegen besonderer<br />

Tapferkeit bei der blutigen Bataille" und bekam mit dem Ort Zehden seine dritte Amtshauptmannschaft<br />

mit jährlich 300 Talera. Da er inzwischen als bester Kavallerieftihrer galt, wurde<br />

er ab Mäs 1743 mit dem Kommando über die 5 Kürassier- und 2 <strong>Dr</strong>agoner-Regimenter in<br />

Schlesien betraut-6<br />

Erst 30 Jahre nach dem Tod seiner ertten Frau Anna Clara Catharina voa Grtiter hat Wilhelm<br />

Dietrich am 14. August 1743 füt 71 Jahren wiedergeheiratet. In Schlesien wurde Beata<br />

Abigail, geborene Siegroth und Schlawikaq verwitwete von Nostiz (geb. am 09. Januar<br />

1700), die die schlesischen Güter Pläswitz, Zucknich Metschkau und Johnsdorf im Kreise<br />

Striegau einbrachte, seine anreite Frau-?<br />

Im 2. Schlesischen Krieg (1744/45) nalrm Wilhelm Die*ich im September 1744 an der Belagerung<br />

und Einnahme von Prag teil und erlebte 6sl anschließenden schweren Rückzug nach<br />

Schlesien, wo ihm der König Friedrich tr. das verantw'ortungsvolle Gouvenrement von<br />

Breslau anvertraute. Am 16. Januar 1745 machte ihn der Köuig zum Generalfeldmarschall.<br />

Ihm sind entschiedene Verdienste um die Reittechnik und die Hebung des wissenschaftlichen<br />

Sinnes in Offizierskreisen nachzurühmen.<br />

In der Schlacht bei HohenfriedebergA',{iederschlesien am 04. Juni 1745 führte er wieder den<br />

rechten Kavallerieflügel mit 73 Jahren gegen Österreicher und Sachsen, womit die Schlacht<br />

zugunsten Preußen's entschieden wurde. Sein jtingster Sohn Johann Heinrich Wilhelm Jobst


von Buddenbrock wurde dabei schwer verwundet. Ftir den Frieden bestimmte der König Wilhelm<br />

Dietrich zum koarmandierenden General über insgesamt rund 45.000 Mann in ganz<br />

Schlesien unter Beibehaltung des Breslauer Gouvernements. Da sich der König selbst um<br />

Schlesien ktimmerte, hatte von Buddenbrock ständig mit ihm zu tun. Neben den Generalfeldmarschäillen<br />

Friedrich Wilhelm von Dossow (1669 * 1758) rmd Johann von Lehwaldt (1635 -<br />

1768) (äbrigens ab Mätz 1749 sein Schwiegersohn) zeichnete der König ihn als <strong>Dr</strong>itten im<br />

Bunde mit seinem brillantgefaßten Medaillon-Poreät am blauen Bande aus und lud ihn für<br />

Ende August 1753 zum ,,großen Campement" nach Berlin-Spandau ein. Die Auszeichnung<br />

wurde im Knopfloch auf der linken Brustseite getagen-8<br />

Auf Ftirsprache Wilhelm Dietrichs von Buddenbrock beim preußischen König ist Jobst Adam<br />

von ffiter in Altendorf Landkommissarius der Grafschaft Mark geworden, ein Vorläufer des<br />

späteren Landrates. Wilhekn Dietrich ist auch noch oft in Altendorf zu Besuch geweserl auch<br />

nach dem Tode seiner Frau. In den Jahren 1722 vnd 1735 hat er die Patenschaft über zwei<br />

Kinder seines Schwagers Jobst Adam übemommen. Zwei Männer, die sich wohl bestens verstanden<br />

haben.<br />

Auch mit seiner Schwiegerrrutter, Anna Eva von Gräter, geb. von M<strong>enge</strong>de - sein Schwiegervater<br />

Henrich Adam von Grüter war bereits 1696 gestorben - scheint er ein gutes Verhältnis<br />

gehabt zn haben. Nach dem Tode ihrer ältesten Tochter Clara Anna Catharina 1?13 hat sie<br />

eine Erbschaft des Johann Friedrich von <strong>Haus</strong>s auf <strong>Haus</strong> Wandhofen von 2.600 Reichstalern<br />

zugunsten ihrer Kinder in einer sogen. Schenkungsurkunde ,,Donatio inter vivos" vor dem<br />

Unnaer Richter Carl W. Deutecom am 15. September l7l4 auf die noch kleinen Kinder ihres<br />

Schwiegersohnes Wilhelm Dietich von Buddenbrock überhagen lassen.e<br />

Zuletn hat $/ilhelm Dietich im Jahr 1755, eaua? Jahre vor seinem Tod, <strong>Haus</strong> Altendorf<br />

besucht. Er ist am 28. Mrrrz 1757 nttt 85 Jahrea in Breslau gestorben und auch dort bestattet<br />

worden. Seiner Witwe Beata Abigail schrieb der König Friedrich II.: ,,Ich habe einen sehr<br />

wtirdigerg besonders meritierten General verloren, der Mir so viele Jahre höchst nützliche<br />

rechtschaffene Dienste erwiesen und der all Mein Vertrauen und Erkenntlichkeit verdient<br />

hat."lo Das Porkait des Generalfeldmarschalls hing bis 1806107, als das Rittergut Altendorf an<br />

den Freiherrn von Ftirstenberg verkauft wurde, auf der ,,herrschaftlichen Stube* des <strong>Haus</strong>es.<br />

Es ist bisher nicht bekannt, wo es geblieben ist.<br />

Wie bereits schon angedeutet hatte Wilhelm Dietrich mit seiner Frau Clara Anna Cathmina 7<br />

Kinder - 3 Söhne und 4 Töchter:<br />

1. Karl Friedrich von Buddenbrock. geboren 1698 auf Tilsewischken, Erbherr auf den Gütern<br />

Klein=Tromnau und Thiergarth in Ostpreußen - ca. 7.000 Morgen groß. Er hekatete 1742<br />

Sophie Charlotte von Schönaich, Tochter des Fabian vor Schönaich auf Kamitten. Karl<br />

Friedrich ist in der Schlacht bei ChotusitzlBöhmen im 1. Schlesischen Krieg anIT.MaL 1742<br />

schwer verwundet worden rmd kurz darauf in Kuttenbergßöhmen gestorben. Vermutlich ist<br />

er in einer Gruft in der Alten Garnisonkirche zu Berlin bestra-ttet worden. Die Witwe hat<br />

zunächst einen Staatsminister von Brocke und nach dessen Tod den Frhrn. von Schoultz auf<br />

Ascharaden wiedergeheiratet. Alle Ehen blieben kinderlos. Sie ist am 17. August 1807 an der<br />

I I<br />

Roten Ruhr gestorben.<br />

2. Anna Sophia Agrres von Buddenbrock. geboren 1699 auf Tilsewischken. Sie heiratete am<br />

15. August 1737 ifuen Onkel, den Generalfeldmarschall Erhard Ernst von Roeder (1665 -


1743), der 34 Jahre älter war als sie. Auch er war Trä.ger des Schwarzen Adler Ordens und<br />

Etat- und Kriegsminister in Preußen. Nach seinem Tod 1743 hefuatete Anna Sophia Agnes mit<br />

Zustimmung des Königs Friedrich II. am 13. März 1749 ißt Königsberger Schloß den Gene-<br />

ralfeldmarschall Johann von Lehwaldt (1685 -<br />

1768). Er war General der Infanterie, ebenfalls<br />

Träiger des Schwarzen Adler-Ordens. Außerdem erhielt er noch, so wie auch von Buddenbroch<br />

das Medaillonbild des Königs, brillantgefaßt als höchste königliche Auszeichnung,<br />

die nw dreimal vergeben worden ist. Von Lehwaldt war Gouverneur von Königsbergo Pillau<br />

und Memel. Geboren am 24. Juni 1685 zu Legitten" Kreis Labiau in Ostpreußen, gestorben<br />

am. 16. November 1768mKönigsberg, heute faUningraO.tt<br />

Kirche von Juditten Kirchturm<br />

Beide Generalfeldmarschälle ruhen in der<br />

Kirche von Juditten, einem ehemaligen<br />

westlichen Vorort von Königsberg - von<br />

Roeder in der Familiengruft und von<br />

Lehwaldt in einem Grab. Auch Anna<br />

Sophia Agnes von Buddenbrock, die zuvor<br />

auf dem Gut Juditten lebte, ist nach<br />

1770 in dieser Kirche bestattet worden.<br />

3. Johann Wilhelm Diesich von Buddenbrock. geboren arn 13. M?irz 1701 auf Tilsewischken.<br />

Er heiratete um 1730 Dorothee Charlotte von Knobelsdorf aus dem <strong>Haus</strong>e Skandlack.<br />

Geboren an27" Dezember 1712 und gestorben am18. September 1782. Sie wm die Tochter<br />

des königl. preußischen Hauphanns Fabian Ludwig von Knobelsdorf auf Skandlack und der<br />

Marie Luise, geb. von Oelsen aus dern <strong>Haus</strong>e Kudwienen. Johann Wilhelrn Dietrich von<br />

Buddenbrock vertauschte lmr 1740 das väterliche Gut Tilsewischken, das 1777 etwa eine<br />

G$ße von gut 1.200 Morgen hatte und 7.000 Reichstaler wert war, gegen das Gut Kautem im<br />

Landkreis Wehlau in Ostpreußen. Er war Erbherr auf den Gütern Skandlack, Jelack, Neumühlo<br />

Kautern und Rees. Als königl. preußischer Oberstleutrant starb er an22. August 1763<br />

auf Skandlack.13<br />

4. Catharina Luise von Buddeabrock geboren 1703 auf Tilsewischken. Sie war zunächst<br />

Hofdame zu Berlin. 1737 bat sie den königl. preußischen Geheimrat von Kalnein geheiratet,<br />

der auf den Gütem Orschau und Riesenwalde in Ospreußen saß. Sie ist dort am 05. April<br />

1?61 gestorben.ra<br />

S-Helene Wilhelmine.von BuddEnbrock eeboten 1705 auf Tilsewischken. Sie war Abtissin<br />

des evangl. freiweltlichen Damenstiftes Paradiese bei Soest in Wesfalen und zwar in den<br />

Jahren 1729 * 1744.Das ursprängliche Dominikanerinnenkloster hat sich im Jahr 1660 nach<br />

einigen Quereleien in ein katholisches Kloster und ein evangelisches Sti* aufgetenn! wobei<br />

die Klosterkirche in Paradiese katholisch blieb und die etwa 8 Stiftsdamen (Capitulaxinnen)<br />

die evangelische St. Severin-Kirche in Schwefe bei Soest, zu der sieben umliegende<br />

Ortsohaften gehören, als ihre Stiffskirche betachteten. Die Kirche ist gut 2 km von Paradiese<br />

entfernt, in der die Stiftsdamen auf derNordseite des Gotteshauses dieNonnenempore, sogen.<br />

,,Jungfernbähne"o als ihren Kirchensitz hatten" die heute noch vorhanden ist und der<br />

Gemeinde bei großen Gottesdiensten als zusätzliche Platzreserve dient.


St Severin-Kirche in Schwefe bei Soest<br />

Auf ihrer Grabplatte, die sich im Kirchenschiff<br />

auf der Nordseite befunden<br />

haben soll, waren ursprünglich I Wappen<br />

angebracht, die aber infolge starker Verwitterung<br />

kaum noch gelesen werden<br />

konnten. Nur die Namen mtitterlicherseits<br />

mit ,,Grüter" und ,,M<strong>enge</strong>de'o deuten<br />

darauf hin, daß es sich hier um die<br />

Steinplatte der Helene Wilhelmine von<br />

Buddenbrock handeln muß. Von der Umschrift<br />

der Platte war noch lesbar: ,,,Anno<br />

17M dert....ist die ....'o Die Abtissinnen<br />

und eine Zahl von Stiftsjungfrauen sind in<br />

der Kirche bestattet worden.ls<br />

6. Johaqn,Heinrich Wilhelm Jobst von Buddenbrock. (geboren) getauft am 24. September<br />

1707 auf <strong>Haus</strong> Altendorf. Die Paten waren: Hetr von Vogt aus dem <strong>Haus</strong>e Rodenberg /Aplerbeclg<br />

Herr Jobst Adaln von Grtiter, Herr von Fresendorf vom <strong>Haus</strong>e Opherdicke und das Frl.<br />

von der Recke vom <strong>Haus</strong> Reck aus Lerche bei Kamen.ls<br />

Seine Mutter Clara Anna Catharina muß sich mit dem Säugling deutlich länger als ein Jatr in<br />

Altendorf aufgehalten haben, denn ihre Magd Barbara empftingt am 07. November 1708 auf<br />

dem <strong>Haus</strong>e Altendorf einen unehelichen Sohn mit Namea Johann Wilhelm. Iln Juni 1708 ist<br />

der Lakai der Frau von Buddenbrock auf dem <strong>Haus</strong>e Altendori Michael Hond, l3jährig mit<br />

einigen anderen Mittätem von Unnaer Schützen verhaftet worden, weil sie in der Ruhr einige<br />

notwendige,,schlächte oder Schlaclrten" beseitigt hatten.l?<br />

Johann Heirrrich Wilhelm Jobst von Buddenbrock wurde in Berlin im Kadetlencorps erzogetr.<br />

1724 ist er der Reitpage König Friedrich Wilhelm's 1.. 1729 ist er als Fähnrich beim Infanterieregiment<br />

von der Goltz (Nr. 15) ia das Heer eingetreten und begann seine Laufbahn al$ Berußoffizier.<br />

Ab29. Februar 1732 wurde er Adjudant des Kronprinzen Friedrich inNeuruppin.<br />

Er gehörte dem verfrauten Kreise von Rheinsberg und Ruppin an. Bei seiner Thronbesteigrrng<br />

1740 ernannte ihn Friedrich der Große zum Major und zu seinem Flügeladjudanten, deren er<br />

damals vier haüe. kn August 1744 bekam er ein Grenadierbatallion und wurde an dessen<br />

Spitze in der Schlacht bei Hohenfriedeberg in Niederschlesien am 04. Juni 1745 schwer<br />

verwundet. Nach Friedensschluß kehrte er als Oberst in den Kreis des Königs zurück, wurde<br />

Generaladjudant und von 1750 bis 1754 Chef des Jägercorps zu Pferde.1753 wurde er anm<br />

Generalmaj or befr rdert.<br />

Als der siebenj?ihrige Krieg (1756 - 1763) ausbracho war Johann Heinrich Wilhelm Jobst von<br />

Buddenbrock durch seinen Gesundheltszustand - wahrscheinlich eine Augenschwäche - ver-<br />

hindert, am Krieg teilzunehmen. Er wurde daher zum Kommandanten von Brieg in Schlesien<br />

ernannt. Im November 1759 äbertrug ihm der König,,als deo zweifelsohne geeignesten Mann<br />

im Lande" die Oberaufsicht über die Kadettenanstalten, die unter seiner Leitung erheblich<br />

verbessert wurden Seit dem 1. Mäirz 1765 leitete er die *eue ,$,caddmie civile et militaire"<br />

als höhere Ritterakademie, die auf dem Kadettencorps aufbarte und deren Abgänger an95 Va<br />

in die preußische Armee eintraten. Das war der Begirm des sich wissenschaftlich bildenden<br />

Offiziers. 'Wesentliche Verdienste erwmb er sich durch eine am 01. Juli 1765 erlassene ,,In-<br />

6


€ ,,.,,.i<br />

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struktion für die säimtlichen Professors und Lehrers", um das Unterrichtswesen des<br />

Kadettencorps zu optimieren 1767 wurde er zum Generalleutnant befrrdert. Er starb am27.<br />

November l78t m Berlin und wurde in der Gruft der dortigen Alten Garnisonkirche beigesetzt.<br />

Bei beiden Königen Preußens, denen Johann<br />

Heinrich Wilhehn Jobst von Buddenbrock<br />

gedient hat, stand er in hoher Gunst und Gnade,<br />

die ihm vielfach bewiesen wurden. Schon als<br />

Leutnant erhielt er.den Johanniterorden, dessen<br />

Senior und Commendator zu Werben er später<br />

wurde, und 1736 die Amtshaupünannschaft<br />

Brlgu, 1770 den großen Orden vom Schwarzen<br />

Adler, 1774 eine Jahreszulage von 1000 Talern.<br />

Nach dem Siebenjährigen Krieg schenlite ihm der<br />

König Geld um seine schlesischen Gäter Pläswitz,<br />

Zuckelniclq Johnsdorf und Metschkau im<br />

Kreise Striegau instand zu setzen, die er von<br />

seiner Stiefrrutter Beata Abigail, geb. von<br />

Siegroth und Schlawikart verwitw. von Nostiz,<br />

1771 geerbt hatte. Sie umfaßten etwa 500 Hektar.<br />

Er stiftete aus ihnen am 21. Oktober 1779 das<br />

noch bis 1945 im Besitz der Familie von<br />

Buddenbrock befundene Fideicommiß Pläswitz.r8<br />

Schloß Pläswitz<br />

Johann Heimich Wilhelm Jobst von Buddenbrock war viermal verheiratet:<br />

1. Heirat am 24. Oktober 1740 mit Elisabeth Dorthee Juliane von Walmoden, geboren am<br />

20. Mai l7l4 nr Braunschweig und gestorben am 10. Mäm 1767 zu Berlin, Tochter des<br />

Heinrich von Walmoden und der Lucia Ann4 geb. von GadenstäI" Elisabeth Dorothee Juliane<br />

war Hofdame bei der Ehefrau des Kronprinzen. Wegen ihrer Schönheit hatte sogar Kronprinz<br />

Friedrich ein Auge auf sie geworfen und sie auf Schloß Rheinsberg bei Berlin in den Jahren<br />

1736139 umschwärmt. Sie gehörte, wie auch ihr späterer Mann, dort zum geselligen Kreis, der<br />

sich zum Tanzen, Spielen und Musizieren um den Kronprinzen versammelte. Sie wohnten zu<br />

der Zeit auch auf dem Schloß.<br />

2. Heirat. Ettde 1767 mit der jängsten Tochter Louise Charlotte Maria des Generalfeldmarschalls<br />

Christoph Wilhelm von Kalkstein zu Ottlau" Kreis Marienwerder, ffid Knauten in<br />

Ostpreußen nnd der Christophera Eva Lucretia o geb Brandt von Lindau- Sie ist 1727 gehoren<br />

und bereits I Jahr nach der Hochzeit 1768 in Berlin gestorben.<br />

3. Heirat. Im Jahr 1769 mit Charlotte Johanna von Wacknitz, die ebenfalls 1727 geboren<br />

war, aber schon im gleichen Jafu 1769 starb.<br />

Alle drei Frauen und der Generalfeldmarschall Christoph Wilhelm von Kalkstein (1759) sind<br />

in der Gruft in der Alten Garnisonskirche in Berlin bestattet worden. Da 1945 sowohl die<br />

Kirche als auch die Gnrften total zerstört waren" hat man die Gebeine gesammelt und in<br />

einem gemeinsamen Grab auf dem Stahnsdorfer Friedhof bei Berlin beigesetzt.


4. Heirat. Am 13. Dezember 1769 mit Charlotte Auguste von Wartensleben. Geboren am 10.<br />

Septernber 1736 und gestorben am 06. Juli 1795 zu Berlin. Sie war die Tochter des<br />

Reichsgrafen Friedrich Ludwig von Wartensleben auf Beerendorf in Sachsen uad der Agnes<br />

Augusie, geborene Gräfin von Flärniog.tn<br />

(geboren) getauft auf <strong>Haus</strong><br />

att"tAotf am 04. Februar 1710. Taufuaten: Der Propst des Klosters Scheda, Nikolaus von<br />

Tinnen, die Frau von Nehem (Neheimfvon <strong>Haus</strong> Rulr in Wandhofeu die Abtissin des Stiftes<br />

Fröndenberg von Fürstenberg die Frau von Fresendorffvom <strong>Haus</strong>e Opherdicke, das Frl' von<br />

Ascheberg zu Kritscher und der Herr von <strong>Haus</strong>s zu <strong>Haus</strong> Wandhofen. Sie heiratete 1731 den<br />

Justus Sigismund Frhrn. von Dyherrn auf den Gtitern Paulsdorf und Stradam in<br />

Niederschlesien. Er königl. preußischer Oberstleuürant, geboren am 05. September 1689 und<br />

gestorben am 16. Novernber 1?61 auf Paulsdorf. Auch sie ist auf dem Gut Paulsdorf bei<br />

ilamslau am 19. April 1790 gestorben.2o<br />

Bildnachweis:<br />

l. Die Rittergitto der Provhz Westfalen, herausgeg Von Fr. W. Frlr. von Schorlemer, Neudruck 1974 S. 64, Lithographie<br />

2. J. Siepmaoher's großes Wappcnbuclr, Bd 25, Der Adel der russischen Ostseeprovinzen' S. 26?<br />

3. Engplman4 Joaohirr, Friedrich der Große rmd seine Gcnerale, S. ,t4, Podam-Pallas Verlag Fdedberg 1988<br />

4. Albinus, Rob€rt, l,€xikon der Stadt Königsberg Pr. und Umgebung Flechsig-Buchbefieb Wttzburg 2002<br />

5. Zsichnung derKirch<strong>enge</strong>meinde Sr Severin zu Schwefe e.V-<br />

6. Farblithographie nach Heinrich Liamann<br />

Quellen und Literatur:<br />

l. Atbinus, Rober! l,srikon der Stadt K(rnipberg Pr. und Umgebung Flechsig-Buchberieb Wnnburg 2002<br />

2. Bteckwenn, Hans, Unte.r dem Preußen-Adler, das brandeobrrgisch-preußische Heer 1640 - 180?, M{inchen 1978<br />

3. Deutsche Gesdrichte, Bad 8, Au*tärung und Ende des Deusohen Reiches 1740 - 1815, krausg. von Heiruich Pleticha, l€xilksthek<br />

Verlag Gtitenloh 1983 A<br />

4. Engeläaru4 Joachirq Friedrich derGmße und seine Generalq Podzun-Pallas Verlag Friedberg 1988<br />

5. Fischer-FabiarU S., Preußens Gloria, Der Außti6€ eines Stades, <strong>Dr</strong>oemer Knarer Verlag locamo l9?9<br />

6. Hanöuch der historischen Stätten -Schlesien', herarsg. von <strong>Dr</strong>. Hugo Weczerlsa' Köneft Taschenausgabe Bd" 316, Alfred lkOner Verlag<br />

1971<br />

?. Kunisch Jotrannes, Friddch der Große, Der Konig und seine Zeit Verlag C.H. Beck Ohg; Mllnchen 20M<br />

8. Schwarta Hubertrs, Die Kircben der SoesterBörde, So€st itr s€inso Dsnkmälem, Wcsd. Volagsbuchhmdlung Mocker& Jahn, Soest<br />

l96l<br />

Anmerkungen<br />

l. LWL Arctrivamt MüL[ster, Archiv der Familie von Diepcnbmick{rlter, <strong>Haus</strong> Mack<br />

2. Genealogisctrss Handbuch des Adsls, Band II, 1974, S. 155 f.<br />

3.Engelmann, Joachirq Frioedrich derGroße und seins Geieralg S. 44-45, Polzun-Pallas Verlag; Friedberg<br />

1988<br />

4. LWL Staaüsarchiv Mlioster, Nachlaß Giesbert von Romberg Teil B' Nr. 96<br />

5- LWL Staafsarchiy Münst€r, St Walburgis-St'tft Socst Ahen Nr. 'l-7<br />

6. Ebends, Engelmann, Joachim


7. Gothaisch.. genealogisches Tasohenbuch der Freiherrlichen Häuser, 10. Be4 1860, S. I 13<br />

8. Ebenda, Engelmann, Joachim<br />

9. Mündel, Hedwig Die Vormrmdschaffsregister des Stadt- und Landgerichts Unna 1693-1729 im LWL Shdtarcüiv Mllnster (81...259-264)<br />

Det Mtrk€r, U. Jahrgang 1968, Heü 10, S. 180<br />

I O..Ebend4 Engelmsnn, Joachim<br />

1 1. Gothaisch. genealogisches Taschenbuch der Freihenlickl <strong>Haus</strong>er, 10. Band, 1860, S.112<br />

12. Ebenda, Engelman& Joachirn, S. 60/61 und vorher S. I 13<br />

13. Gothaisch..gsnealogisches Tasehenbuch der Freiherrlichen Hüuser, 10. Ban4 1860, S. 1 I 1/l 12<br />

14. Ebenda, S.l12<br />

t5. Schwrtz, Hubertrrs, Die Kircheo der Soester Bördq West8lisohe Volagsbuchhmdluag Mockc &Jattn So€st 1961, S. 180 fr.<br />

16. Kirchenbuch der Gemeinde Flündenberg-Dellwig von 16?3<br />

17. Stadtarchiv Schwqte, Bestand P 166, Gsicht Schverte<br />

18. A[gemeirc Dcusche Biogrqhie, herausg von der Historischen Kommission bei der Beyriscben Äkadernie d. Wissenschaften, Band 47<br />

(1903) s.335 tr<br />

{$. Kirchenbuch der Gemeinde Fondoberg-Dellwig von 1673 md vorher S. I 12<br />

Unn4 im März 2009<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Heinz</strong>-Jo$ef <strong>Horstschäfer</strong>

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