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Die Welt in Nuancen<br />
Drei literarische Kostbarkeiten, drei sprachliche Schicksalssymphonien.<br />
Spuren des Grauens<br />
Im Januar 2003 fand Anne Berests Mutter<br />
unter den Neujahrswünschen eine<br />
verstörende Postkarte mit nichts als den<br />
Namen ihrer vier Angehörigen, die in<br />
Auschwitz ermordet wurden; ohne Absender,<br />
ohne Unterschrift. Anne fragt<br />
nach und die Mutter erzählt ihr die tragische<br />
Geschichte der Rabinowicz. Aber<br />
erst als ihre kleine Tochter in der Schule<br />
mehr über den Antisemitismus erfährt,<br />
beschließt Anne, der Sache wirklich<br />
auf den Grund zu gehen. Mithilfe eines<br />
Privatdetektivs und eines Kriminologen<br />
recherchiert sie in alle erdenklichen<br />
Richtungen. Das Ergebnis ist dieser Ausnahmeroman,<br />
Thriller und Requiem<br />
zugleich.<br />
Über Grenzen hinweg<br />
An einem orangegetünchten Abend<br />
kommt 1905 in der Hafenstadt Smyrna<br />
ein Mädchen zur Welt. Es wächst<br />
behütet auf bei ihrer griechischen Familie,<br />
umgeben von Minaretten und<br />
dem Klang einer Mandoline, die ein<br />
verliebter Junge unter ihrem Fenster<br />
spielt. Doch die Idylle zerbricht jäh,<br />
als nach dem Zerfall des Osmanischen<br />
Reichs aus Nachbarn plötzlich Feinde<br />
werden. Während die Stadt von einem<br />
verheerenden Feuer heimgesucht wird,<br />
retten drei Familien, eine griechische,<br />
eine türkische und eine levantinische,<br />
was ihnen am meisten am Herzen liegt:<br />
ein Mädchen, das einst an einem orangegetünchten<br />
Abend zur Welt kam.<br />
Überlebenskünstler<br />
Die Urgroßmutter brennt mit einem fahrenden<br />
Schauspieler durch. Ein Großvater<br />
flieht vor der Oktoberrevolution von<br />
St. Petersburg nach Paris, der andere gerät<br />
als österreichisch-ungarischer Soldat<br />
in russische Gefangenschaft. Die „halbjüdische“<br />
Mutter überlebt dank eines<br />
katholischen Gebetbuchs den Zweiten<br />
Weltkrieg. Zoran Ferić lässt schillernde<br />
Charaktere die Bühne des Weltgeschehens<br />
betreten, von Russland über Frankreich<br />
nach Ägypten und Kroatien. Das<br />
Leid verflicht er mit Liebesgeschichten<br />
und eigenen pubertären Wirrungen.<br />
Ironisch und ergreifend, mit irrwitzigen<br />
Dialogen, ein Ereignis von europäischer<br />
Dimension.<br />
Anne Berest<br />
Die Postkarte<br />
Übers. v. Amelie Thoma,<br />
Michaela Meßner<br />
Piper, 544 Seiten<br />
Euro 28,80<br />
ISBN 978-3-8270-1464-1<br />
E-Book 978-3-8270-8070-7<br />
Defne Suman<br />
Tochter einer leuchtenden Stadt<br />
Übers. v. Gerhard Meier<br />
List, 496 Seiten<br />
Euro 24,70<br />
ISBN 978-3-471-36055-2<br />
E-Book 978-3-47136-055-2<br />
Zoran Ferić<br />
Die Wanderbühne<br />
Übers. v. Klaus Detlef Olof<br />
Folio, 480 Seiten<br />
Euro 27,00<br />
ISBN 978-3-85256-878-2<br />
E-Book 978-3-99037-144-2<br />
Buchmedia Magazin 50<br />
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