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Buchhandlung Spazierer magazin Sommer 2023

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Die Welt in Nuancen<br />

Drei literarische Kostbarkeiten, drei sprachliche Schicksalssymphonien.<br />

Spuren des Grauens<br />

Im Januar 2003 fand Anne Berests Mutter<br />

unter den Neujahrswünschen eine<br />

verstörende Postkarte mit nichts als den<br />

Namen ihrer vier Angehörigen, die in<br />

Auschwitz ermordet wurden; ohne Absender,<br />

ohne Unterschrift. Anne fragt<br />

nach und die Mutter erzählt ihr die tragische<br />

Geschichte der Rabinowicz. Aber<br />

erst als ihre kleine Tochter in der Schule<br />

mehr über den Antisemitismus erfährt,<br />

beschließt Anne, der Sache wirklich<br />

auf den Grund zu gehen. Mithilfe eines<br />

Privatdetektivs und eines Kriminologen<br />

recherchiert sie in alle erdenklichen<br />

Richtungen. Das Ergebnis ist dieser Ausnahmeroman,<br />

Thriller und Requiem<br />

zugleich.<br />

Über Grenzen hinweg<br />

An einem orangegetünchten Abend<br />

kommt 1905 in der Hafenstadt Smyrna<br />

ein Mädchen zur Welt. Es wächst<br />

behütet auf bei ihrer griechischen Familie,<br />

umgeben von Minaretten und<br />

dem Klang einer Mandoline, die ein<br />

verliebter Junge unter ihrem Fenster<br />

spielt. Doch die Idylle zerbricht jäh,<br />

als nach dem Zerfall des Osmanischen<br />

Reichs aus Nachbarn plötzlich Feinde<br />

werden. Während die Stadt von einem<br />

verheerenden Feuer heimgesucht wird,<br />

retten drei Familien, eine griechische,<br />

eine türkische und eine levantinische,<br />

was ihnen am meisten am Herzen liegt:<br />

ein Mädchen, das einst an einem orangegetünchten<br />

Abend zur Welt kam.<br />

Überlebenskünstler<br />

Die Urgroßmutter brennt mit einem fahrenden<br />

Schauspieler durch. Ein Großvater<br />

flieht vor der Oktoberrevolution von<br />

St. Petersburg nach Paris, der andere gerät<br />

als österreichisch-ungarischer Soldat<br />

in russische Gefangenschaft. Die „halbjüdische“<br />

Mutter überlebt dank eines<br />

katholischen Gebetbuchs den Zweiten<br />

Weltkrieg. Zoran Ferić lässt schillernde<br />

Charaktere die Bühne des Weltgeschehens<br />

betreten, von Russland über Frankreich<br />

nach Ägypten und Kroatien. Das<br />

Leid verflicht er mit Liebesgeschichten<br />

und eigenen pubertären Wirrungen.<br />

Ironisch und ergreifend, mit irrwitzigen<br />

Dialogen, ein Ereignis von europäischer<br />

Dimension.<br />

Anne Berest<br />

Die Postkarte<br />

Übers. v. Amelie Thoma,<br />

Michaela Meßner<br />

Piper, 544 Seiten<br />

Euro 28,80<br />

ISBN 978-3-8270-1464-1<br />

E-Book 978-3-8270-8070-7<br />

Defne Suman<br />

Tochter einer leuchtenden Stadt<br />

Übers. v. Gerhard Meier<br />

List, 496 Seiten<br />

Euro 24,70<br />

ISBN 978-3-471-36055-2<br />

E-Book 978-3-47136-055-2<br />

Zoran Ferić<br />

Die Wanderbühne<br />

Übers. v. Klaus Detlef Olof<br />

Folio, 480 Seiten<br />

Euro 27,00<br />

ISBN 978-3-85256-878-2<br />

E-Book 978-3-99037-144-2<br />

Buchmedia Magazin 50<br />

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