FN-Ausgabe-August 2023

LITERATUR
Sind Sie auf Orte gestoßen,
die sie noch nicht kannten?
Luck: Ich bin zwar für die Öffentlichkeitsarbeit
des Bistums zuständig,
kannte aber nicht alle Orte.
Jung: Ich war zehn Jahre verantwortlich
für den Bamberger Dom.
Da häufen sich die Geschichten
und man erfährt auch Geschichten,
die man vorher nicht kannte.
Sie servieren auch Kurioses
- eher Bamberger Allerlei oder
Bamberger Dom-Spezialitäten?
Luck: Es ist viel Buntes, Überraschendes
auch für eingefleischte
Bambergerinnen und Bamberger
dabei - wie zum Beispiel der Dom-
Defibrillator, den man in dem
Buch nicht erwarten würde. Oder
der Holy Drop, der gesegnetes
Wasser während Corona auf die
Hände träufeln ließ.
Neben den bekannten Heroes
des Doms - das Kaiserpaar, der
Bamberger Reiter und Clemens
II. - sind Sie auch auf ein märchenhaftes
Grab gestoßen...
Luck: Kein Grab, sondern der Grabstein
von Schneewittchen, der sich
im Diözesanmuseum befindet...
Jung: ...vorausgesetzt, die historische
Person der Maria Sophia
von Erthal, die im 18. Jahrhundert
gelebt hat, war tatsächlich das
Vorbild für die Märchenfigur der
Brüder Grimm. Wissenschaftlich
nicht ganz ernst zu nehmen. Aber
es gibt viele Parallelen zwischen
Sophia und Schneewittchen. Sophia
wurde in Lohr am Main geboren,
bekannt für die Herstellung
von Spiegeln. „Spieglein, Spieglein
an der Wand, wer ist die Schönste
im ganzen Land?“ Stammt die
Märchenfrage von dort? Und was
ist mit den Zwergen? In der Nähe
von Lohr gab es Bergwerke, in
denen Kinder und kleinwüchsige
Menschen arbeiteten. Die zweite
Frau von Sophias Vater soll zudem
wie Schneewittchens Stiefmutter
herrschsüchtig gewesen sein. In
Lohr gibt es ein Schneewittchen-
Museum. Und die Brüder Grimm
wohnten nicht weit weg von Lohr.
Sophia, die Schwester des Fürstbischofs
von Bamberg, verstarb in
Bamberg. Und über Umwege gelangte
ihre Grabplatte ins Diözesanmuseum.
Warum wurden Heinrich II.
und Kunigunde posthum enthauptet?
Jung: Im Mittelalter war eine Reliquienverehrung
wichtig. Die Idee
dahinter: Wenn man ein Stück des
Leichnams hat, hat man ein kleines
Grab. Und der Heilige wird
vom Himmel her den Ort seines
Grabes beschützen. Die Schädel
sind die wichtigsten Reliquien. Die
hat man in Bamberg behalten.
Konnten Sie bei Ihren Recherchen
versteckte Hinweise
auf einen neuen Bamberger Erzbischof
finden?
Luck (lacht): Der Rücktritt von Erzbischof
Schick kam während unserer
Buchrecherchen. Wir haben die
Ahnentafel aller bisherigen Bischöfe
auf Hinweise auf einen neuen
Erzbischof untersucht. Es lässt sich
leider aus keiner Gravur entziffern,
wer der Neue sein wird.
Droht Ihnen mit der Veröffentlichung
des Buches ewige
Verdammnis oder eher Heiligsprechung?
Luck: Wenn der emeritierte Bischof
das Vorwort schreibt und
unser Buch empfiehlt, kommt das
einer Heiligsprechung schon recht
nahe.
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