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FEUERWEHR INTERN<br />
Tiefenrettung aus dem Verlies – Gänsehaut und Totenschädel<br />
Samstag, 6. Mai 2023<br />
Es ist ein komisches Gefühl, an einem Seil in das Verlies des Wasserturms hinuntergelassen zu<br />
werden. Nicht etwa wegen des Abseilens an sich, unsere Berufsfeuerwehr hat dies absolut im Griff.<br />
Es ist komisch, da der Zielort seine eigene, dunkle Geschichte hat. Die Dienstgruppe 1 (DG1) der<br />
Berufsfeuerwehr erlebte eine unvergessliche Tiefenrettungsübung und das Füürhorn war mit dabei.<br />
Text: Philipp Lustenberger, EZ5<br />
Bilder: Philipp Lustenberger, EZ5, Martin Küng, DG1 und Sarah von Moos<br />
Der Wasserturm und seine Kapellbrücke sind das meistfotografierte<br />
Wahrzeichen der Schweiz.<br />
Wohl die meisten von uns haben positive Gefühle, wenn sie<br />
an dieses 34,5 Meter hohe Bauwerk denken. Allerdings haben<br />
die alten Gemäuer nicht nur schöne Geschichten zu erzählen.<br />
Denn ab dem 15. Jahrhundert diente der unterste Teil<br />
des Wasserturms als Verlies. Bis zu zwölf Personen mussten<br />
gleichzeitig in diesem sechs Meter tiefen Loch ausharren. Bei<br />
den anschliessenden «Verhören» haben die meisten alles gestanden,<br />
was ihnen vorgeworfen wurde. Offiziell gestorben<br />
ist im Wasserturm zwar niemand, denn die Menschen wurden<br />
nach der Verurteilung ausserhalb der Stadtmauern hingerichtet.<br />
Eine Übung mit realistischem Szenario<br />
Heutzutage dient der Wasserturm der Erschaffung von positiven<br />
Gefühlen. Seit 1939 ist er das «Clubhaus» des Artillerievereins<br />
Luzern (AVL). Dieser hält das Innere des Wahrzeichens<br />
in Schuss. Ab und zu hat der Verein auch den Wunsch, ins Verlies<br />
hinabzusteigen, um auch dort Ordnung zu schaffen. Die<br />
Mitglieder des AVL wählten in der Vergangenheit meist eine –<br />
sagen wir mal – nicht SUVA-freundliche Variante für diesen<br />
Abstieg. Mittels einer zu kurzen Leiter, welche mit einem Seil<br />
«verlängert und gesichert» wurde, stiegen die Artilleristen in<br />
die Tiefe.