07/2009 DigitalPHOTO FOTOGRAFIE Szene <strong>aus</strong> Angkor-Watt: In einem reich verzierten Türrahmen im größten Sakralbau der <strong>Welt</strong> stehen zwei Mönche. Gelassen schauen Sie dem Fotografen bei der Arbeit zu. 071
FOTOGRAFIE Oben: Regionale Festtage eignen sich ganz besonder für stimmungsvolle Reisebilder. Beim Mittsommerfest in Lettland fotografierte <strong>Peter</strong> <strong>Schickert</strong> am Strand zwei in Trachten gekleidete Kinder. Unten: Grandiose Landschaftsaufnahmen wecken bei den meisten Betrachtern die Urlaubssehnsucht. Das Foto zeigt die Dürrensteinhütte vor der Cristallogruppe im Naturpark Fanes-Sennes-Prags in Südtirol. 072 DigitalPHOTO 07/2009 <strong>Der</strong> Fotograf <strong>Peter</strong> <strong>Schickert</strong> (*1966) <strong>aus</strong> Unna bei Dortmund arbeitet seit gut zehn Jahren als Reisefotograf. <strong>Der</strong> frühere Musiker, Toningenieur und Grafiker kam mehr oder weniger durch Zufall zur Fotografie: Als befreundete Fotografen sich begeistert von seinen Reisebildern zeigen, entschloss er sich, seine Aufnahmen über Bildagenturen zu verkaufen. Viele seiner Aufnahmen sind seither unter anderem in Publikationen wie ADAC Reisemagazin, GEO Spezial Merian und Stern erschienen. www.schickert.info auch spontan mal ein paar Tage länger, wenn sich lohnende Motive bieten. Die Perspektive, die er einnimmt, ist die des fotografi erenden Reisenden, weniger die des reisenden Fotografen. Sein Anspruch an die <strong>Bilder</strong> ist <strong>aller</strong>dings derselbe: Nur Fotos, die sich über die Bildagenturen verkaufen lassen, haben eine Chance. Das Motiv muss stimmen, und vor allem muss das Licht stimmen. Wenige von <strong>Schickert</strong>s Aufnahmen entstehen während der Mittagszeit, wenn das Sonnenlicht hart und sehr hell ist. Morgens und abends ist es schmeichelhafter, taucht die Szenen entweder in zarte, pastellfarbene oder tiefe, satte Farben. Kompromisse geht <strong>Peter</strong> <strong>Schickert</strong> lediglich beim Equipment ein. Da verzichtet er zugunsten einer leichten Ausrüstung zum Beispiel auf einen großen Aufsteckblitz und ein Stativ. Zum Aufhellen von Gesichtern reicht ihm das integrierte Blitzgerät <strong>aus</strong>. Statt eine Szene aufwendig <strong>aus</strong>zuleuchten, arbeitet <strong>Schickert</strong> lieber mit natürlichem Licht. Bei den aktuellen digitalen Spiegelrefl exkameras lässt sich die Empfi ndlichkeit ohne nennenswerte Qualitätseinbußen auf höhere ISO-Werte stellen – was auch bei schlechten Lichtverhältnissen von Vorteil ist. Gute Kompromisse „Ein Stativ wäre natürlich nicht schlecht“, räumt <strong>Schickert</strong> ein. Mehrmals schon hat er erwogen, sich ein kleines Reisestativ zuzulegen, doch sich dann auch immer wieder dagegen entschieden, um sich unterwegs nicht unnötig zu belasten. „Bislang hat es immer irgendwie geklappt“, sagt er. Um bei langen Belichtungszeiten möglichst verwacklungsfrei zu fotografi eren, ließe sich die Kamera mit kleinem Bohnensack schließlich auch auf Geländer und Mauervorsprünge aufstellen, an H<strong>aus</strong>wände und Laternenpfähle anlehnen. Auch beim Objektiv setzt <strong>Schickert</strong> unter anderem auch auf ein typisches Kompromissprodukt: Tamrons „Reise-Zoom“ mit einem Brennweitenbereich von 28 bis 300 mm. Optisch komme es zwar an die Qualiät der professionellen Zooms nicht heran, da fehlende Schärfe und der relativ schwache Kontrast nach etwas mehr Bildbearbeitung am Computer verlangt. Doch sei der große Brennweitenbereich extrem praktisch. Mit einem Dreh kommt der Fotograf vom Weitwinkel- in den Supertele-Bereich. Bei Schnappschüssen unterwegs, wo die Motive sich häufi g nur für einen kurzen Moment vor seinem Auge abzeichnen, verschafft ihm dies einen wertvollen Geschwindigkeitsvorteil. Zudem ist das Objektiv mit 555 Gramm vergleichsweise leicht. Bei der Kamera <strong>aller</strong>dings gibt es keine Kompromisse: Canons EOS 5D Mk II liefert hervorragende RAW-Files. Für den Notfall, falls die Vollformat- DSLR mal versagen sollte, steckt noch eine 40D im Reisegepäck. Außerdem im Gepäck hat <strong>Schickert</strong> einen 120 Gigabyte großen Fototank dabei, auf dem sich bei jeder Reise T<strong>aus</strong>ende von Bilddateien ansammeln. Von seiner Asienreise hat <strong>Schickert</strong> rund 5.000 Aufnahmen mitgebracht. 500 davon, pro Motiv meist zwei bis drei Varianten, hat er in die engere Auswahl genommen und seinen Agenturen angeboten. Wie viele die in ihren Bestand aufnehmen, weiß <strong>Peter</strong> <strong>Schickert</strong> im Vorfeld nicht. Mal sind es mehr, mal sind es weniger. Das Bearbeiten der <strong>Bilder</strong> ist zeitaufwendig, vor allem das Verschlagworten. Doch legt <strong>Schickert</strong> selbst wert darauf, dass jedes Foto mit zweisprachigen Bildinformationen versehen ist. Im Zeitalter der Online-<strong>Bilder</strong>suche, ist dies wichtiger den je: Je besser die Beschriftung, desto größer die Verkaufchancen. Großen Einfl uss auf die Verkaufschancen hat jedoch auch das Wetter während der Reise. Da Reisefotografen stets nach typischen „Reise“-Motiven suchen, kann ihm eine Regenperiode einen dicken Strich durch die Rechnung machen. „Ein bisschen Glück gehört schon dazu“, sagt er und schmunzelt. Für ihr Glück, das weiß er, müssen Fotografen hart arbeiten. Alle Fotos © <strong>Peter</strong> <strong>Schickert</strong>