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B+M Magazin 2023

Entdecken Sie spannende Fachberichte rund um den Stallbau und die Pferdehaltung.

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Was steckt hinter der automatisierten Fütterung?<br />

Der Mensch ist nach wie vor der täglichen Versorgung<br />

der Tiere verpflichtet, jedoch ohne Zeitdruck.<br />

Das vereinfacht und entspannt die Pferdehaltung.<br />

In grossen Reitbetrieben und auch in kleinen Privatställen,<br />

in denen zwei Pferde eingestallt sind. Das<br />

Prinzip der automatisierten Fütterung lässt sich<br />

einfach erklären.<br />

Der Vorratsbehälter wird mit dem Raufutter befüllt.<br />

Die Zugänge, an denen die Pferde fressen können,<br />

sind mit Planen bestückt, die mit zeitgesteuerten<br />

Motoren auf und ab bewegt werden, um den Zugang<br />

zu öffnen oder zu schliessen. Mittels Programmierung<br />

werden die Zeitintervalle festgelegt, in denen<br />

die Pferde fressen können und wann Fresspausen<br />

eingelegt werden. Einige Steuerungen erlauben bis<br />

zu 40 Intervalle pro Tag. Das Fassungsvermögen<br />

des Behälters und die Anzahl der versorgten Pferde<br />

bestimmen die Zeitabstände, in denen der Automat<br />

mit frischem Futter befüllt wird.<br />

Verschiedene Modelle für das Raufutter<br />

Die Wahl des passenden Modells hängt vom Standort<br />

und der Anzahl der zu versorgenden Tiere ab.<br />

In Gruppenhaltungen sind oftmals zeitgesteuerte<br />

Rundballenraufen die erste Wahl. Insbesondere in<br />

Betrieben, in denen die Pferde in Herden im Auslauf<br />

sind. Diese Raufen werden auf Paddocks und<br />

gegebenenfalls sogar auf Weiden platziert, um ausreichend<br />

Raufutter zur Verfügung zu stellen. Für<br />

ähnliche Stallbedingungen, die jedoch lose Heufütterung<br />

anstelle von Rundballen erfordern, bietet<br />

FeedSlow entsprechende Modelle an. Eine weitere<br />

bewährte Lösung für die Gruppenhaltung sind<br />

Fressstände mit Fütterungsplane und Zeitsteuerung,<br />

die nach dem beschriebenen Prinzip funktionieren.<br />

Eine weitere Entwicklung von <strong>B+M</strong> wird die<br />

personalisierte Versorgung ermöglichen: Mithilfe<br />

von Identifikations-Chips, welche die Pferde tragen,<br />

kann in Zukunft auf die individuellen Bedürfnisse<br />

der Tiere gezielt reagiert werden.<br />

Eine einfachere Variante der Fütterungsraufe ist<br />

der Heuschrank. In ihm werden die Heutranchen<br />

etagenweise eingefüllt. Leckereien wie Äpfel oder<br />

Rüebli können mit eingefüllt werden. Löst der Timer<br />

die Fütterung aus, klappt Etage für Etage herunter,<br />

das Heu mit den Leckereien fällt zu Boden und liegt<br />

zum Verzehr bereit.<br />

Neben Gruppenställen besteht auch die Möglichkeit,<br />

Pferde in Boxen automatisiert zu füttern. Hierfür<br />

gibt es halbrunde Heuraufen. Mit ihr können<br />

sogar – bei geschickter Anordnung – mit einem<br />

Apparat gleich zwei Pferde mit Raufutter versorgt<br />

werden. So ist die zeitgesteuerte, portionierte Heufütterung<br />

auch in dieser Haltungsform umsetzbar.<br />

Modelle für das Kraftfutter<br />

Im Vergleich zu den Heu-Fütterungsautomaten, die<br />

mit steuerbaren Planen funktionieren, sind Automaten<br />

für Kraftfutter anders aufgebaut. Bei ihnen<br />

wird der Vorratsbehälter mit Volumen von bis zu 45<br />

Litern mit dem Müsli befüllt. Wird der vorgängig programmierte<br />

Timer ausgelöst, rieselt die festgelegte<br />

Menge an Futter in den Fresstrog. Dies ermöglicht<br />

die grammgenaue Fütterung in Portionen. Sie löst<br />

die Fütterung von Hand, die in der Regel «Handgelenk-mal-Pi»<br />

geschieht, zuverlässig ab. Dass auch<br />

hier mehr als drei Fütterungen pro Tag programmiert<br />

werden können, ist selbstredend.<br />

Die Vorteile sind vielfältig<br />

Der Einsatz von Fütterungsautomaten bietet viele<br />

Vorteile.<br />

→ Als ursprüngliche Steppentiere verbrachten<br />

Pferde bis zu 16 Stunden pro Tag mit der Futtersuche<br />

und -aufnahme. Langsame, portionsweise<br />

Futteraufnahme, die gut gekaut wird, ist wichtig<br />

für die Gesundheit der Pferde.<br />

→ Von der Anwesenheit des Menschen unabhängige<br />

Fütterung in mehreren, kleinen Portionen<br />

→ Beschäftigte Pferde während des Tages<br />

→ Mehr Flexibilität im Tagesablauf der Menschen.<br />

Unabhängig davon, ob die Automation in<br />

grossen Pferdebetrieben oder im kleinen Privatstall<br />

eingesetzt wird.<br />

→ Weniger Zeitaufwand für Fütterungstätigkeiten,<br />

dafür mehr Zeit für die Tierbetreuung<br />

→ Grammgenaue Abgabe von Kraftfutter,<br />

ideal für Pferde mit speziellen Fütterungsanforderungen<br />

Und die Nachteile?<br />

Bei diesen vielen und gewichtigen Vorteilen stellt<br />

sich die Frage, ob die automatisierte Fütterung<br />

auch Schattenseiten hat? Es gibt tatsächlich Punkte,<br />

die vor der Anschaffung eines Fütterungsautomaten<br />

bedacht werden sollten.<br />

Da sind einerseits die Anschaffungskosten, die im<br />

ersten Moment stark zu Buche schlagen. Werden<br />

diese Kosten im Laufe der Zeit mit der Zeitersparnis<br />

für Arbeiten aufgerechnet und der reduzierte<br />

Futterverlust betrachtet, so relativiert sich diese<br />

Zahl schnell. So verhält es sich auch mit den Aufwänden<br />

für den Betrieb der Automaten: Die anfallenden<br />

Stromkosten und die Wartungsarbeiten für<br />

Reinigung und allenfalls Reparatur rechnen sich<br />

schnell auf.<br />

Kontrollierte Eingewöhnung<br />

In der Regel gewöhnen sich Pferde schnell an die<br />

automatisierte Fütterung. Wird dieses System in<br />

Gruppenställen eingeführt, ist – wie allgemein bei<br />

Veränderungen – eine genaue Beobachtung der<br />

Herde notwendig. Es kann vorkommen, dass Pferde,<br />

die bislang an die Heufütterung ad libitum gewöhnt<br />

waren, durch Fresspausen in Futterstress<br />

geraten. Ständiges Herumstreunern vor der Fütterungsraufe<br />

und Abweisen von Artgenossen zum<br />

Beispiel sind Anzeichen hierfür.<br />

Alles in allem überwiegen die Vorteile der automatisierten<br />

Fütterung. Technische Entwicklungen haben<br />

ermöglicht, dass Fütterungsautomaten nicht<br />

nur auf Grossbetrieben zum Einsatz kommen. Auch<br />

für Pferdefreund*innen, die wenige Pferde im Privatstall<br />

halten, können von dieser Innovation profitieren.<br />

Die Marke FeedSlow bietet ein ansprechendes<br />

Angebot an Möglichkeiten, welche die meisten<br />

Anforderungen decken. Mit Geschick, Wissen und<br />

Planung kann eigentlich für jeden Pferdestall die<br />

optimale Lösung gefunden werden. ●<br />

Fütterung 2.0<br />

auf dem Islandpferdehof<br />

Lieburg<br />

Ein Interview mit Roman Spieler<br />

Seit 2016 führt Roman Spieler<br />

gemeinsam mit seiner Frau<br />

erfolgreich den Island pferdehof<br />

Lieburg in Esslingen.<br />

Der Sport- und Pensionsstall<br />

beherbergt 60 Islandpferde jeden<br />

Alters. Durch sein jahrelanges<br />

Engagement in der Islandpferde-<br />

Vereinigung bringt Roman Spieler<br />

ein umfangreiches Wissen rund um<br />

Haltung und Sport mit. Im<br />

Gespräch geht er darauf ein,<br />

warum er sich für die zeitgesteuerte<br />

Fütterung mit dem<br />

FeedSlow-System entschieden<br />

hat und von welchen Vorteilen<br />

er profitiert.<br />

Warum hast du automatische Fütterungssysteme<br />

eingeführt?<br />

Roman Spieler: Die Gründe sind vielschichtig.<br />

Einerseits ist es praktisch,<br />

da es das Stallmanagement vereinfacht.<br />

Ausserdem können so die fixen<br />

Futterzeiten auch unabhängig von der<br />

personellen Situation im Betrieb eingehalten<br />

werden. Anderseits sind wir<br />

davon überzeugt, dass wir unseren<br />

Pferden Gutes tun, indem wir Futterpausen<br />

kurz halten und die Tagesration<br />

in mehreren kleineren Portionen<br />

anbieten. Ohne ein zeitgesteuertes<br />

System wäre dies kaum machbar.<br />

Welche verschiedenen Systeme sind<br />

im Einsatz und welches gefällt dir am<br />

besten?<br />

Wir haben seit 2016 die zeitgesteuerte<br />

Rundballenraufe mit Blache in unserem<br />

Gruppenstall in Betrieb. Seit <strong>2023</strong><br />

haben wir auch das FeedSlow-System<br />

in den Boxen und Kleingruppen. Beide<br />

gefallen uns gut und funktionieren<br />

einwandfrei.<br />

Gibt es Aspekte an den Raufen, die<br />

anders sein könnten?<br />

Eigentlich nicht. Meiner Meinung nach<br />

kommt es hauptsächlich auf die eingestellten<br />

Fresszeiten und Intervalle<br />

an. Die Pferde müssen sich stressfrei<br />

satt fressen können. Schliesst die<br />

Raufe zu früh, entsteht Unruhe in der<br />

Gruppe. Wir machen die besten Erfahrungen<br />

mit täglich vier Intervallen von<br />

jeweils zwei bis drei Stunden Fresszeit<br />

– je nach Bedürfnis der Gruppe.<br />

Dazu kombinieren wir die zeitgesteuerte<br />

Raufe mit einem engmaschigen<br />

Heunetz, um längere Fresszeiten zu<br />

ermöglichen.<br />

Wie gestaltet sich das Handling der<br />

Raufen im Alltag?<br />

Beide Raufen sind sehr einfach zu befüllen<br />

und einfach einzustellen. Ausserdem<br />

sind die Systeme wartungsarm.<br />

Einzig die Steuerung per App<br />

fehlt, die wäre wünschenswert.<br />

Habt ihr nach Einführung der automatisierten<br />

Fütterung Veränderungen<br />

im Verhalten der Pferde bemerkt?<br />

Wir stellen fest, dass unsere Pferde<br />

bei passender Gruppenzusammenstellung<br />

zufrieden sind. Dies ist sicher<br />

auch dank der Fütterung so.<br />

Natürlich ist eine pferdegerechte<br />

Haltung auch ohne zeitgesteuerte<br />

Fütterung möglich. Sie ist aber deutlich<br />

zeitaufwendiger und arbeitsintensiver.<br />

Wie reagieren die Pferdebesitzer*innen<br />

auf die Raufen?<br />

Unsere Pensionär*innen finden es<br />

gut, dass sie ihre Stallbesuchszeiten<br />

und wann sie ihre Pferde aus<br />

der Gruppe nehmen, nicht nach den<br />

Fütterungszeiten richten müssen.<br />

Des Weiteren merken sie, dass ihre<br />

Pferde ausgeglichen sind und gut<br />

im Futter stehen. Die zeitgesteuerte<br />

Fütterung hilft uns dabei, dies beizubehalten.<br />

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