Linzer Bibelsaat 167 | Dezember 2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zum Thema ...<br />
Stehen bleiben – sich<br />
umdrehen – wahrnehmen!<br />
Der Wecker läutet, aufstehen, frühstücken<br />
und in die Arbeit fahren! Für viele<br />
Menschen ein gewohnter Tagesbeginn.<br />
Ob mit dem Bus oder mit dem Auto, es<br />
wird einem bewusst, der Arbeitsweg beginnt<br />
für viele sehr ähnlich. Das Tempo<br />
wird langsamer und ein Stau entsteht.<br />
Es heißt Rücksicht nehmen aufeinander,<br />
nur so können wir alle gut an unser Ziel<br />
kommen.<br />
Denn wie der Leib einer ist, doch viele<br />
Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber,<br />
obgleich es viele sind, einen einzigen Leib<br />
bilden: So ist es auch mit Christus. Durch<br />
den einen Geist wurden wir in der Taufe<br />
alle in einen einzigen Leib aufgenommen.<br />
(1 Kor 12,12–13a)<br />
Mit dem Bus bis zum Bahnhof fahren,<br />
aussteigen und wahrnehmen!<br />
Am Busterminal Linz angekommen, gehe<br />
ich gerne eine langsame Runde. Bleibe<br />
stehen, drehe mich um und nehme wahr.<br />
Auf einigen Bänken liegen Schlafsäcke<br />
und Decken. Taschen, gefüllt mit dem<br />
Nötigsten zum „Über-Leben“, stehen herum.<br />
Die Besitzer:innen kaum wahrnehmbar,<br />
eingehüllt im Schlafsack oder in<br />
Decken. Männer und Frauen, nicht zu erkennen<br />
und doch weiß ein jeder, der vorbeigeht:<br />
Hier liegt ein Mensch! „Durch<br />
die Taufe wurden wir in einen einzigen<br />
Leib aufgenommen“ – ein Mensch wie<br />
du und ich!<br />
Männer und Frauen, scheinbar die<br />
schwächsten Glieder unserer Gesellschaft!<br />
Einige Reisende versuchen zu<br />
erkennen, wer dieser Mensch ist, viele<br />
schauen weg, gehen auf die andere<br />
Claudia Kapeller<br />
Tel.: 0676 8776 5726<br />
Obdachlosen-<br />
Seelsorgerin<br />
FÜR DICH DA in Linz:<br />
jeden Dienstag: Of(f)´n Stüberl und Wärmestube<br />
jeden Mittwoch: FRIDA und Vinzenzstüberl<br />
Seite des Weges. Bin ich am Rand der<br />
Gesellschaft angekommen? Ich gehe hin<br />
und grüße: „Hallo, wie geht’s?“ Plötzlich<br />
schaut ein Gesicht unter der Decke hervor.<br />
Fragend werde ich angeschaut. Ich<br />
habe fast immer Tee und Brot dabei –<br />
gemeinsames Frühstück am Bahnhof!<br />
Gespräche entstehen, sie verlaufen unterschiedlich,<br />
manchmal werden mir<br />
Lebensgeschichten erzählt, manchmal<br />
möchte mein Gegenüber lieber in Ruhe<br />
gelassen werden. Immer zur Hand habe<br />
ich einen Obdachlosenratgeber mit<br />
den wichtigsten Anlaufstellen in Linz.<br />
Wärmende Orte, warmes Essen, Hygiene,<br />
Kleidung, ein Schlafplatz, absperrbare<br />
SS 11