Im Lande der Bibel 3/2023

Bei der Begleitung
von Hirt:innen in den
South Hebron Hills.
die Kondensstreifen von Raketen und
auch die Abwehr des Iron Dome.
Mir wird es mulmig. Ich war noch
nie so nah dran an einer kriegerischen
Auseinandersetzung. Wir bekommen eine
Nachricht von unserem Programm, sofort
alle Aktivitäten im Feld abzubrechen und
in unsere Unterkünfte zurückzukehren ...
Die Nachrichten prasseln auf uns ein. Die
Situation ist schlimm. Viele Tote auf israelischer
Seite. Die Familien der israelischen
Aktivist:innen machen sich Sorgen und
suchen Kontakt zu ihren Verwandten. Die
Stimmung ist gedrückt, alle wollen nach
Hause. Ihr Bus macht sich startklar. Auch
wir rufen unseren Fahrer an. Zu dem Zeitpunkt
mache ich mir immer noch nicht zu
viele Gedanken. Wie schlimm das Ganze
ist, realisiere ich erst 24 Stunden später in
vollem Ausmaß.
Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzung
führen wir erst einmal keine
Aktivitäten durch. Das kommt mir ganz
gelegen, die letzten Wochen in den South
Hebron Hills waren ereignisreich für
uns. Wir waren jeden Tag unterwegs, mit
Schulkindern, mit Schafhirt:innen, haben
bei Familien übernachtet, haben Tee und
Kaffee getrunken. Unglaublich viel Tee.
Die Gastfreundschaft im Westjordanland
ist unglaublich und die Menschen sehr
freundlich. Das werde ich in Berlin vermissen,
denke ich schon seit Wochen.
»Laus, Laus«. Laus ist arabisch für
Mandel. Mohammed * nennt mich nur
so. Er kommt rüber und zeigt mir die
Nachrichten auf seinem Handy. Ich sehe
ausgebrannte Panzer, gekaperte Armeejeeps,
die unter Jubel zurück nach
Gaza fahren, Paraglider, die den Grenzzaun
überwinden, entführte Soldat:innen
und Zivilist:innen und viele Tote. Später
wird klar, dass dieser Überfall als das
schlimmste Ereignis für Jüdinnen und Juden
seit dem Holocaust in die Geschichte
eingehen wird. Nach und nach kommen
die ersten Bilder von den israelischen
Gegenangriffen auf Gaza dazu, und es
wird deutlich, welchem Leid die Zivilbevölkerung
dort nun ebenfalls ausgesetzt
sein wird.
Für die nächsten Tage war unser Zwischenseminar
in Jerusalem geplant, und
wir erhalten die Nachricht, dass das Programm
versuchen wird, uns nach Jerusalem
zu holen. Ich kann mir vorstellen, was
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