FN-Ausgabe-Januar-2024-web

comedy-szene
antwortet mir ja mit Reaktionen,
die immer ehrlich sind, weil es reflexartig
passiert. Meistens natürlich
mit Lachern.
Wenn ein Gag nicht ganz so gut
ankommt, werfen Sie ihn dann aus
dem Programm oder feilen sie an
ihm so lange, bis er sitzt?
Es gibt auf jeden Fall Nummern,
da wusste ich früh, dass ich einen
guten, interessanten Punkt habe -
aber der Blickwinkel war vielleicht
zu unklar oder die Hinleitung nicht
die Richtige. Das passiert aber vor
der Tour. Im Solo probiere ich nur
in der Zugabe neues Material aus.
So entstehen dann auch mit dem
Publikum zusammen neue Ansätze.
Wenn man vor fremden Leuten
seine wilden neuen Gedanken
erzählt, das ist immer ein gutes
Feedback, um das Material richtig
zu bewerten.
Jahrelang arbeiteten Sie
als Autor und Regisseur in der
Comedy-Szene im Hintergrund.
Kosten Sie Bühnenauftritte
noch Überwindung?
Überwindung? Das ist meine Passion.
Für eine Fernsehshow jeden
Tag ins Büro stiefeln - das kostet
Überwindung! In meinen Solo-
Shows spiele ich vor Leuten, die
wegen mir gekommen sind. Das
würde ich auch umsonst machen.
Übrigens kriegen Leute, die
keine Kohle haben, auch Tickets
umsonst über meine Homepage.
Also der Kohle wegen habe ich
dem klassischen Fernsehjob nicht
den Rücken gekehrt. Geld kann
man auch im Fernsehen verdienen,
aber da brauchst du gar nicht
versuchen, interessante, inspirierende
Ideen unterzubringen. Der
Büroalltag war für mich die reinste
Überwindung. Im Fernsehen
ist die bessere Idee meistens nur
die billigere Idee. Auf der Bühne
gibt es keinen Redaktionsleiter
oder Senderchef, der meine Ideen
abwinken muss. Ich mache, was
ich will. Und das gefällt mir am
meisten. Wie ein Handwerker, der
nur das baut, worauf er Lust hat
und nicht, was die Auftragslage
gerade hergibt.
Bereiten Sie sich speziell auf
die Region vor, in der Sie auftreten?
Ja. Am Anfang erzähle ich schon
über die Location und den Ort,
wo ich gerade auftrete. Manchmal
sind es ja Orte, wo ich noch
nie war. Da ist es spannend, die
Highlights zu recherchieren. Je
kleiner der Ort, desto merkwürdiger
die Empfehlungen, die Google
als Sehenswürdigkeit benennt.
Als Kölner kommen sie aus
einer bierlosen Stadt. In und
um Bamberg gibt es die höchste
Brauereidichte der Welt. Werden
Sie einige promilleträchtige
Selbstversuche wagen?
Ich habe schon ein paar Empfehlungen
bekommen. Wenn der
Hype um euer Bier stimmt, werde
ich bestimmt ein paar Kannen aus
dem Backstage einstecken.
Mit welchem Artikel des Kölsche
Grundgesetz könnten Sie
Ihr Publikum in Hallstadt/Bamberg
begrüßen?
Das ist nicht mein Style. Ich bleibe
bei Hallo. Danach erzähle ich
etwas Interessantes, Neues. Das,
was ich überragend finde.
Thomas Pregl
David Kebekus
Ich nehme alle Tabuthemen, die gerade up to
date sind und suche den lustigen Blickwinkel.
Foto: Joscha Seehausen
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