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Update Immunthrombozytopenie

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ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG

Update Immunthrombo zytopenie

– etablierte Standards und neue

Empfehlungen

Prof. Dr. Axel Matzdorff, Schwedt

© A. Matzdorff

Epidemiologie und Pathophysiologie

Klinik und Diagnostik

aktuelle Therapieempfehlungen

Immunthrombozytopenie und COVID-19


ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG

XXX IMMUNTHROMBOZYTOPENIE

Prof. Dr. Axel Matzdorff

Asklepios Klinikum

Uckermark GmbH,

Schwedt

Zusammenfassung

Die Immunthrombozytopenie (ITP) ist eine seltene

Erkrankung („Orphan Disease“). Ursache ist eine

fehlgeleitete Immunreaktion gegen die eigenen

Thrombozyten und Megakaryozyten. Viele Patienten

haben nur leichte Blutungszeichen; schwere

Organ- und insbesondere ZNS-Blutungen sind

glücklicherweise selten. Bei der Entscheidung zur

Behandlung spielt nicht mehr nur die Thrombozytenzahl

und die Blutungsneigung eine Rolle.

Man orientiert sich daran, ob ein Patient neu diagnostiziert

wurde, ob die ITP persistiert oder ob sie

bereits chronisch geworden ist. Außerdem müssen

zahlreiche weitere individuelle Faktoren berücksichtigt

werden. Die traditionelle Erstlinientherapie

bleibt die Gabe von Glucocorticoiden. Für die

Zweitlinie sind heute die Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten

Romiplostim und Eltrombopag

etabliert. Aktuell wurde der SYK-Inhibitor Fostamatinib

zugelassen und zahlreiche weitere Wirkstoffe

sind in der Entwicklung. Die Splenektomie bleibt

speziellen Krankheitssituationen vorbehalten. Im

Rahmen einer COVID-19-Erkrankung kommt es

häufig zu Thrombozytopenien. Dies stellt für ITP-

Patienten eine besondere Herausforderung und

Risikosituation dar. Erste Empfehlungen der Fachgesellschaften

werden vorgestellt.

Keywords: Immunthrombozytopenie | Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist |

Fostamatinib | COVID-19

Lernziele

Nachdem Sie die Lerninhalte der CME gelesen haben, ...

F können Sie die verschiedenen Krankheitsphasen der ITP unterscheiden,

F haben Sie die wichtigsten Schritte der Erstdiagnostik verstanden,

F können Sie die Standardtherapien der Erst- und Zweitlinie benennen,

F können Sie Befunde und Empfehlungen zur COVID-19-assoziierten Thrombozytopenie

wiedergeben.

Einleitung und Definitionen

Die Immunthrombozytopenie (ITP) ist eine

erworbene Thrombozytopenie, verursacht durch

eine fehlgesteuerte Immunreaktion gegen die körpereigenen

Thrombozyten und Megakaryozyten.

Ein weit verbreitetes Eponym ist die Bezeichnung

Morbus Werlhof (1735 Erstbeschreibung der ITP

als „Morbus Maculosus Haemorrhagicus“ durch

Paul Gottlieb Werlhof). Die alte Bezeichnung

idiopathische thrombozytopenische Purpura sollte

nicht mehr verwandt werden, da die ITP weder

idiopathisch ist – man weiß, dass es sich um eine

Autoimmunkrankheit handelt – und weil viele

Patienten gar keine Purpura haben [1, 2].

Man unterscheidet drei Krankheitsphasen,

die sich nach der Dauer der Erkrankung richten

(Tabelle 1) [3]. Nach internationaler Übereinkunft

sollte eine ITP außerdem nur dann diagnostiziert

Tabelle 1 Stadieneinteilung der ITP und Therapieziele (modifiziert nach [3])

Stadium Definition Therapieziel

neu

diagnostiziert

persistierend

chronisch

bis zu 3 Monate nach Diagnosestellung,

Spontan remissionen

noch häufig

zwischen 3 und 12 Monaten nach

Diagnosestellung, Spontanremissionen

weniger häufig

mehr als 12 Monate nach Diagnosestellung,

spontane Remission

nicht mehr wahrscheinlich

Blutstillung und Kuration, bei kurzer Therapiedauer unter

Inkaufnahme von Nebenwirkungen

Blutungsstillung und Kuration, da Therapie häufiger längerfristig,

sind Nutzen und Nebenwirkungen stärker

gegeneinander abzuwägen

Blutungsstillung und Kuration, Lebensqualität, ggf. unter

Inkaufnahme einer chronischen Thrombozytopenie, Therapie

nur bei schwereren Blutungen zwingend, bei oligooder

asymptomatischen Patienten auch „Watch & Wait“

möglich

Anmerkung: Vor 2009 wurde nur zwischen „akuter“ und „chronischer“ ITP unterschieden und die Grenze arbiträr

bei 6 oder 12 Monaten gezogen; ITP: Immunthrombozytopenie

2


werden, wenn die Thrombozytenzahl wiederholt

unter 100x109/l liegt [1]. Dieser Schwellenwert ist

niedriger als die übliche untere Normbereichsgrenze

für Thrombozyten (meist um 150x109/l).

Man hat den niedrigeren Wert gewählt, weil milde

Thrombozytopenien zwischen 100–150x109/l

sehr häufig sind, sich oft spontan zurückbilden

und in der Regel keiner Behandlung bedürfen.

Dies soll im Umkehrschluss aber nicht heißen,

dass eine persistierende milde Thrombozytopenie

keiner differenzialdiagnostischen Abklärung

bedarf. Sie könnte das erste und einzige Zeichen

einer ernsten Erkrankung oder einer Medikamentennebenwirkung

sein.

In den letzten 2 Jahren sind die ITP-Leitlinien

der American Society of Hematology [4],

der Internationale Consensus Report [5] und die

deutsche Onkopedia Leitlinie [3] überarbeitet

worden. Die aktuellen Empfehlungen wurden in

diesen CME-Artikel eingearbeitet.

Epidemiologie

Die ITP ist selten und zählt zu den sog. „Orphan

Diseases“. Die Inzidenz liegt bei 0,2–0,4 Neuerkrankungen

pro 10.000/Jahr. Die Prävalenz ist

höher mit 0,9 und 2,6 pro 10.000, weil die Erkrankung

bei Erwachsenen häufig chronisch verläuft.

Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 50–55

Jahre, d. h. viele Patienten sind noch berufstätig

und die Erkrankung hat erhebliche soziale und

finanzielle Auswirkungen.

Man unterscheidet eine primäre Form (keine

auslösende Ursache erkennbar; ca. 80 % der Fälle)

und sekundäre Formen (ausgelöst z. B. durch Medikamente

oder andere Erkrankungen; ca. 20 %) [6].

Im Folgenden soll nur die häufige primäre ITP

besprochen werden. Für die seltenere sekundäre

ITP sei auf Lehrbücher der Hämatologie verwiesen.

Die ITP ist nicht erblich. Wenn ein Patient

von mehreren, vermeintlich an ITP-Erkrankten,

in seiner Familie berichtet, dann sollten man an

! Die ITP ist eine

„Orphan Disease“.

Tabelle 2 Einteilung der Thrombozytopenien (modifiziert nach [3, 7, 8, 9])

verminderte Thrombozytenbildung

vermehrter Thrombozytenverbrauch

F Schädigung des Knochenmarks (z. B. durch Medikamente,

Alkohol, Zytostatika, Strahlung u. a.)

F Infiltration und Verdrängung des Knochenmarks

(hämatologische Neoplasien, seltener solide Tumoren)

F Myelofibrose

F myelodysplastische Syndrome

F Knochenmarkshypo-/aplasie, paroxysmale nächtliche

Hämoglobinurie

F Wiskott-Aldrich Syndrom: gestörte Thromboztenneubildung

und gesteigerter Verbrauch (s. rechts)

F schwerer Vitaminmangel

F seltene erbliche Thrombozytopenien: Bernard-Soulier-

Syndrom, Glanzmann-Thrombasthenie, MYH9-assoziierte

Syndrome u. a.

F auch bei der Immunthrombozytopenie ist die

Thrombozytenbildung im Knochenmark gestört

primäre Immunthrombozytopenie

F keine auslösende Ursache erkennbar

sekundäre Immunthrombozytopenie

F medikamentös induziert

F bei Autoimmunerkrankungen

F bei Antiphospholipid-Syndrom

F bei Immundefizienz-Syndromen (variables Immundefektsyndrom [common variable

immunodeficiency], autoimmun-lymphoproliferatives Syndrom [Canale-Smith-Syndrom],

Wiskott-Aldrich-Syndrom)

F Evans-Syndrom (u. a. bei Lymphomerkrankungen, z. B. CLL)

F bei Hepatitis, HIV u. a. viralen Infektionen

F nach Impfungen

weitere immunologische Thrombozytopenien (nicht Immunthrombozytopenie)

F Heparin-induzierte Thrombozytopenie

F Thrombozytopenie nach GP-IIb/IIIa-Inhibitor-Gabe

F posttransfusionelle Purpura

F Schwangerschafts-assoziierte Thrombozytopenie

F neonatale Alloimmunthrombozytopenie

weitere Verbrauchs-Thrombozytopenien (nicht immunologisch)

F mikroangiopathische hämolytische Anämien (TTP, HUS)

F Verbrauchskoagulopathie

F Von-Willebrand-Syndrom Typ IIb

F massive Lungenembolie

F große Hämangiome

andere Thrombozytopenien

F Thrombozytopenie bei Milzvergrösserung

F Thrombozytenverlust bei massiver Blutung

F multifaktorielle Thrombozytopenie bei schwerkranken Patienten oder Patienten auf der Intensivstation („ICU-Thrombocytopenia“ [7, 8, 9]

Probleme der Laboranalytik

F Pseudothrombozytopenie (EDTA-Thrombozytopenie)

CLL: chronische lymphatische Leukämie; EDTA: Ethylendiamintetraessigsäure; HIV: humanes Immundefizienz-Virus; HUS: hämolytisch-urämisches Syndrom; ICU: Intensice Care Unit;

MYH9: myosin heavy chain 9; TTP: thrombotisch-thrombozytopenische Purpura

3


ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG

IMMUNTHROMBOZYTOPENIE

! Die ITP ist nicht

erblich.

! Die der ITP zugrunde

liegende immunologische

Störung

manifestiert

sich in der Bildung

von Thrombozyten-

Autoantikörpern,

einer Funktionsstörung

von T-Lymphozyten

und einer

beeinträchtigten

Thrombozytopoese.

! Typisch sind Petechien

und kleine

Hämatome, untypisch

sind große

Hämatome und

Gelenkblutungen.

alternative Ursachen, z. B. eine der seltenen erblichen

Thrombozytopathien denken (Tabelle 2) [3,

7, 8, 9].

Bei Kindern und Jugendlichen beträgt die ITP-

Inzidenz 0,2–0,7 Neuerkrankungen pro 10.000/

Jahr und die Prävalenz 0,4–0,5 pro 10.000. Die

Prävalenz ist bei Kindern deutlich geringer als

bei Erwachsenen, weil die pädiatrische ITP nur

selten chronisch wird. Häufig geht bei Kindern

der Erkrankung ein Infekt voraus. Wegen des

meist selbstlimitierenden Verlaufs über nur

wenige Wochen oder Monate unterscheidet sich

die Therapie: häufig wird bei Kindern trotz niedrigster

Thrombozytenwerte eine „Watch & Wait“-

Strategie verfolgt und nur bei klinisch relevanten

Blutungen behandelt. Für Weiteres sei auf die pädiatrische

ITP-Leitlinie verwiesen [10].

Pathogenese

Ursächlich ist eine fehlgeleitete Immunreaktion

gegen die eigenen Thrombozyten und Megakaryozyten.

Diese Immunreaktion beschränkt

sich nicht nur auf Autoantikörper, sondern

betrifft auch andere „Arme“ des Immunsystems

(Tabelle 3) [3]. Was die Immundysregulation initial

auslöst ist bisher nicht bekannt. Bei Kindern

findet man häufig einen Infekt in der Anamnese,

bei Erwachsenen ist dies nicht der Fall. Kürzlich

wurde beschrieben, dass mesenchymale Stammzellen

beim Zustandekommen und der Aufrechterhaltung

der Immundysregulation eine wichtige

Rolle spielen [11, 12].

Klinik

Typische Blutungssymptome der ITP sind Petechien,

Hämatome und Schleimhautblutungen,

Tabelle 3 Pathomechanismen der ITP (modifiziert nach [3])

Autoantikörper gegen Thrombozyten

F induzieren die Bindung von Thrombozyten an Fc-Rezeptoren und einen vermehrten

Abbau in Milz und Leber

F induzieren die Bindung von Thrombozyten an den Ashwell-Morell-Rezeptor der Leber

mit anschließendem Abbau

F induzieren eine komplement-vermittelte Schädigung der Thrombozyten

F binden an Thrombozytenoberflächenrezeptoren (GP IIb/IIIa u. a.) und behindern

deren Funktion

T-Lymphozyten

F Verminderung der regulatorischen T- Lymphozyten (TREGs) führt zu Immundysregulation

F direkte Schädigung von Thrombozyten durch T-Lymphozyten

Hemmung der Thrombozytopoese

F Schädigung der Megakaryozyten durch Antikörper

F verstärkter Abbau von Thrombopoetin

F verminderte Thrombopoetinbildung

etwas weniger häufig urogenitale oder verstärkte

Menstruationsblutungen. Selten sind Organblutungen

und insbesondere ZNS-Blutungen

(<1 %). Große Hämatome und Gelenkblutungen

sind nicht typisch und sprechen eher für eine

plasmatische Gerinnungsstörung (Hämophilie,

Verbrauchskoagulopathie). Ca. 30 % der erwachsenen

ITP-Patienten haben gar keine Blutungssymptome

und werden nur zufällig z. B. bei einer

Routineuntersuchung entdeckt [2].

Eigenartigerweise ist die ITP nicht nur eine

hämorrhagische Diathese, sondern auch eine

thrombophile Erkrankung. ITP-Patienten entwickeln

leichter Thrombosen [13, 14]; man führt

dies auf die erhöhte Reagibilität der neugebildeten

Thrombozyten zurück. Dies ist einer der

Gründe, warum man bei der Behandlung z. B.

mit Thrombo poetin-Rezeptor-Agonisten die

Thrombozytenzahl nicht zu stark anheben will

(s. Abschnitt Zweitlinientherapie mit Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten).

Eine weitere Konsequenz

dieser Beobachtung ist, dass man seine

Patienten darüber aufklärt, sich nicht nur bei

Blutungen, sondern auch bei Symptomen einer

Thrombose (Schmerzen im Bein, Schwellung,

Rötung) mit dem Arzt in Verbindung zu setzen.

Diagnostik

Die ITP ist eine Ausschlussdiagnose. Es gibt keinen

Laborwert, der eine ITP „sichert“. Für die

Basisdiagnostik bei Erstvorstellung reichen in

der Regel die in Tabelle 4 [3] genannten Punkte.

Wenn ein Patient mit Petechien und Hämatomen

eine isolierte Thrombozytopenie und sonst

normale Laborwerte hat und die Anamnese und

Untersuchung keine alternative Ursache erkennen

lassen, dann kann man eine ITP annehmen und

die Therapie sofort einleiten.

Zur Diagnose der ITP gehört zwingend die

Begutachtung des Blutausstriches. Diese Untersuchung

wird heute in der Regel nicht vom primärversorgenden

Arzt, sondern in einem externen

Labor durchgeführt. Man sollte den Labormediziner

bitten, besonders auf die Form der Erythrozyten

(Fragmentozyten dürfen nicht übersehen

werden, eine thrombotisch-thrombozytopenische

Purpura [TTP] wäre ein hämatologischer Notfall)

und die Form der Thrombozyten (Ausschluss

einer erblichen Thrombozytopathie) zu achten.

Die Untersuchung auf Thrombozyten-Autoantikörper

gehört nicht zur Diagnostik der neudiagnostizierten

ITP, sondern sollte Patienten mit

persistierender bzw. chronischer ITP und atypischem

Krankheitsverlauf vorbehalten bleiben.

4


Tabelle 4 Basisdiagnostik bei Erstvorstellung und Verdacht auf ITP (modifiziert nach [3])

Anamnese

körperliche

Untersuchung

Labor

aktuelle/frühere Blutungen, Infektionen, Medikamente (Gerinnungshemmer!), Alkohol,

Schwangerschaft, frühere Thrombosen, Familienanamnese, Berufsanamnese

Blutungszeichen inkl. Schleimhäute, Lymphknoten, Leber-, Milzgröße (evtl. Sonografie),

Exantheme etc.

initial immer Ausschluss einer EDTA-Pseudothrombozytopenie in Spezialröhrchen, erst danach

weitere Labordiagnostik: Differenzialblutbild, Blutausstrich, Elektrolyte, Leber-, Nierenwerte,

Quick/INR, aPTT; Fibrinogen, Urin (Hämaturie?)

aPTT: aktivierte partielle Thromboplastinzeit; EDTA: Ethylendiamintetraessigsäure; INR: international normalized ratio

Relevant ist nur der Nachweis von an die Thrombozyten

gebundenen Autoantikörpern. Die von

Laboren manchmal angebotene Bestimmung

freier Autoantikörper ist nicht diagnostisch und

sollte unterbleiben.

Eine Knochenmarkpunktion ist im Rahmen

der initialen ITP-Diagnostik meist nicht notwendig,

wohl aber bei atypischen Symptomen

(Lymphknkoten, Milzvergrösserung), bei atypischen

Laborbefunden (Leukopenie, Leukozytose,

Kreatinin, Leberwerte und Lactatdehydrogenase

[LDH], etc.) und insbesondere bei fehlender

therapeutischer Ansprache. Sie wird außerdem bei

Patienten über 60 Jahren häufiger angeboten, weil

mit zunehmendem Alter myelodysplastische Syndrome,

Lymphome, Myelome auch mal mit dem

Bild einer isolierten Thrombozytopenie auftreten

können. Die Thrombozytopenie bei ITP stellt für

die Knochenmarkpunktion kein Blutungsrisiko

dar und sollte die Diagnostik nicht verzögern.

Therapieindikation

Die Therapieindikation richtet sich heute nicht

mehr nach der Thrombozytenzahl. Der traditionelle

Thrombozytenschwellenwert von

20–30x109/l wurde schon vor Jahren verlassen.

Das wichtigste Kriterium ist, ob der Patient blutet

und wie stark er blutet. Erst danach kommen die

Thrombozytenzahl und die weiteren in Tabelle 5

[3] genannten Faktoren.

Erstlinientherapie

Als Erstlinientherapie wird heute wie vor 50

Jahren ein Glucocorticoid gegeben, in der Regel

Predniso(lo)n oder Dexamethason (Dosierungen

s. Tabelle 6 [3]). Keines der beiden Glucocorticoide

ist dem anderen eindeutig überlegen;

die Entscheidung welches dem Patienten rezeptiert

wird, sollte der Erfahrung des behandelnden

Arztes vorbehalten bleiben. Die meisten

Patienten zeigen daraufhin einen Anstieg der

Thrombozytenzahl und ihre Blutungszeichen

verschwinden. Alle aktuellen Leitlinien betonen,

dass Glucocorticoide nicht zu lange gegeben

werden sollten [3, 4, 5]. Wenn der Patient

anspricht, wird man zügig mit der Dosisreduktion

beginnen und spätestens nach 6 Wochen

sollte das Glucocorticoid beendet sein. Wenn der

Patient nach 14 Tagen nicht oder nur minimal

anspricht, dann wird man zügig auf eine Zweitlinientherapie

umsteigen.

60–80 % der ITP-Patienten zeigen auf Glucocorticoide

zumindest initial eine gute Ansprache.

Wenn dann die Dosis reduziert und das Corticoid

abgesetzt wird, fällt bei vielen die Thrombozytenzahl

wieder ab. Eine Zweitlinientherapie ist also

eher die Regel als die Ausnahme.

Glucocorticoide und Osteoporose

Glucocorticoide sind aufgrund ihrer häufigen

Nebenwirkungen (Akne, Blutdruckerhöhung,

Gewichtszunahme, Schlafstörungen u.v.m.) bei

Patienten und Ärzten nicht sehr beliebt. Viele

dieser Beschwerden klingen nach Beendigung

der Glucocorticoid-Therapie glücklicherweise

schnell wieder ab. Langfristig relevant ist aber das

Osteoporoserisiko, insbesondere bei älteren ITP-

Patienten. Zur Minderung des Osteoporose- und

Frakturrisikos bei ITP-Patienten hat die British

Tabelle 5

! Die Therapieindikation

richtet sich

heute nicht mehr

nach der Thrombozytenzahl.

! Die Erstlinientherapie

war und bleibt

die Gabe von Glucocorticoiden.

Entscheidungsfaktoren für und gegen eine Behandlung

(modifiziert nach [3])

F klinische Blutungsneigung

F Thrombozytenzahl

F Krankheitsstadium (neu diagnostizierte vs. persistierende vs. chronische ITP)

F bisheriger Krankheitsverlauf und Blutungsanamnese

F bisherige Nebenwirkungen der Behandlung

F Konsequenzen für Ausbildung und Beruf (Berufsunfähigkeit vermeiden)

F Patientenalter, Nebenerkrankungen, Begleitmedikation (insbes. Antikoagulanzien)

F Zugang zu ambulanter und stationärer fachärztlicher Versorgung

F Erfahrung des betreuenden Arztes / der Klinik in der Therapie der ITP

F Patientenpräferenz, Gesundheitskompetenz, psychosoziale Situation

F bei Kindern und Jugendlichen stärkerer Bewegungsdrang, deshalb besondere

Berücksichtigung des Verletzungsrisikos in Kindergarten, Schule, Freizeitaktivitäten

5


ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG

IMMUNTHROMBOZYTOPENIE

Tabelle 6

Dosierung und Applikation der wichtigsten Erst- und Zweitlinien-Medikamente

(modifiziert nach [3])

Predniso(lo)n

Methylprednisolon

Dexamethason

i.v. Immunglobulin

Eltrombopag

Romiplostim

Fostamatinib

Avatrombopag

1–2 mg/kg p.o. für 1–2 Wochen, danach Dosisreduktion beginnen, Glucocorticoid sollte nach

spätestens 6 Wochen beendet sein

bei schweren Blutungen 125–1000 mg i.v. für 5 Tage, danach

umstellen auf Predniso(lo)n p.o. und Dosisreduktion wie oben

40 mg p.o. für 4 Tage, danach 14–28 Tage Pause, bei Bedarf können diese Zyklen 4–6mal

wiederholt werden

bei schweren Blutungen 0,3–1 g/kg, evtl. über mehrere Tage verteilt

Anfangsdosis 50 mg, Langzeitdosis 25–75 mg, Die Dosis sollte solange angepasst werden,

bis eine stabile Thrombozytenzahl (≥ 50×10⁹/l) erreicht ist. Die Maximaldosis soll 75 mg einmal

täglich nicht überschreiten. Der Zielbereich der Thrombozytenzahl ist 50-150x10⁹/l. Die

Thrombozytenzahl soll nicht über 250x10⁹/l ansteigen. Die Thrombozytenzahl sollte anfangs

wöchentlich, dann alle 4 Wochen kontrolliert werden.

Anfangsdosis 1 μg/kg KG, Langzeitdosis meist 3–10 μg/kg KG, Die Dosis sollte solange in

Schritten von 1 μg/kg KG erhöht werden, bis eine stabile Thrombozytenzahl (≥50x10⁹/l) erreicht

ist. Die Maximaldosis soll 10μg/kg KG einmal wöchentlich nicht überschreiten. Der

Zielbereich der Thrombozytenzahl ist 50–150x10⁹/l. Die Thrombozytenzahl soll nicht über

250x10⁹/l ansteigen. Die Thrombozytenzahl sollte anfangs wöchentlich, dann alle 4 Wochen

kontrolliert werden.

Anfangsdosis 2x100 mg p.o. tgl., nach 4 Wochen Erhöhung der Dosis bis auf 2x150 mg möglich,

bis eine stabile Thrombozytenzahl (≥ 50x10⁹/l) erreicht ist. Die Maximaldosis soll 300 mg

täglich nicht überschreiten.

Die empfohlene Anfangsdosis von Avatrombopag beträgt 20 mg (1 Tablette) einmal täglich

zusammen mit einer Mahlzeit. Die Dosis sollte solange angepasst werden, bis eine stabile

Thrombozytenzahl (≥50x10⁹/l) erreicht ist. Die Maximaldosis soll 40 mg (2 Tbl.) einmal

täglich nicht überschreiten. Der Zielbereich der Thrombozytenzahl ist 50–150x10⁹/l. Die

Thrombozytenzahl soll nicht über 250x10⁹/l ansteigen. Die Thrombozytenzahl sollte anfangs

wöchentlich, dann alle 4 Wochen kontrolliert werden. Weitere Details s. Fachinformation.

Tabelle 7 Empfehlungen zur Osteoporoseprophylaxe bei Patienten mit ITP (modifiziert nach [15])

Risikoabschätzung

F hohes Risiko:

– ≥70 Jahre

– postmenopausale Frauen und Männer ≥50 Jahre mit osteoporotischen Frakturen in der Vorgeschichte

– Steroidtherapie ≥7,5 mg Prednisolon für 3 Monate (→ Kumulativdosis 682 mg)

F bei allen anderen:

– Bestimmung des Frakturrisikos [z. B. Online-Rechner (auf Deutsch): https://www.sheffield.ac.uk/FRAX/tool.

aspx?lang=de] (geprüft 29.1.21)

Beispielrechnungen für kumulative Steroiddosis

F Prednisolon: 1 mg/kg für 1 Woche, dann Dosisreduktion um 10 mg/Woche bis auf 0,5 mg/kg, dann

Dosisreduktion um 5 mg/Wo, bei 70 kg → Kumulativdosis 2.520 mg

F Dexamethason: 40 mg/d für 4 Tage, 2 Zyklen → Prednisolonäquivalenzdosis 2.133 mg

allgemeine Maßnahmen

F Beratung aller Patienten die Corticosteroide bekommen über Maßnahmen, die das Osteoporoserisiko

vermindern können

F Alkohol und Nikotin vermeiden, Sport

F Bestimmung von Serum-Calcium- und Vitamin-D-Spiegeln, Sicherung ausreichender Vitamin-D- (800 IU/d)

und Calcium-Supplementierung (700–1200 mg/d)

medikamentöse Prophylaxe

F bei Patienten mit hohem Osteoporose- und Fraktur-Risiko Gabe von Bisphosphonaten (z. B. Alendronat,

Risedronat)*

* Alendronat in Deutschland nur für Frauen zugelassen, Risedronat für Männer und Frauen

6


Society of Haematology aktuelle Empfehlungen

publiziert (Tabelle 7) [15].

Erstlinientherapie

Diagnose ITP 1

Zweitlinientherapie mit

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten

Anfang der 90er Jahre fand man, dass bei ITP-

Patienten die Thrombopoetinspiegel im Vergleich

zu gesunden Menschen zwar erhöht, aber nicht so

hoch sind, dass sie den vermehrten Thrombozytenabbau

kompensieren (relativer Thrombopoetinmangel).

Ausgehend von dieser Beobachtung

wurden die Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten

(TRA) entwickelt und 2009 Romiplostim, im

Folgejahr Eltrombopag in der EU zugelassen. Im

Januar 2021 erfolgte die Zulassung eines dritten

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten, Avatrombopag.

TRA sind heute Standard in der zweiten

Therapielinie nach Steroidversagen (Abb. 1,

Tabelle 6 [3]). Dabei ist die arzneimittelrechtliche

Zulassung zu beachten. Bisher war Romiplostim

nur für Patienten mit einer Krankheitsdauer von

mindestens 12 Monaten zugelassen. Diese zeitliche

Begrenzung wurde ebenfalls im Januar 2021

aufgehoben und Romiplostim kann jetzt allen

Patienten mit primärer ITP nach Versagen der

Erstlinientherapie mit Glucocorticoiden angeboten

werden, unabhängig von der Krankheitsdauer.

Damit ist die Wartezeit vieler Patienten bis sie

TRA bekommen können entfallen. Eltrombopag

ist weiterhin erst ab dem 6. Erkrankungsmonat

zugelassen, Avatrombopag und Fostamatinib nur

bei chronischer ITP, d. h. nach dem 12. Monat

(Abb 2).

Bei über 90 % der Patienten erreichen TRA

zumindest ein vorübergehendes Ansprechen. Die

Zahlen zum langfristigen Ansprechen schwanken

je nach Studie zwischen 30 % und 90 %. Ziel

der TRA-Therapie ist es, eine Thrombozytenzahl

zwischen 50–150x109/l zu erreichen, d. h. eine

Normalisierung der Thrombozytenzahl wird

nicht angestrebt. Die Thrombozytenzahl sollte

auch nicht über 250x109/l ansteigen. Der Arzt

muss wissen, dass es am Anfang der Therapie

häufig zu deutlichen Schwankungen der Thrombozytenzahl

kommen kann, was viele Patienten

verunsichert. Man braucht dann die Dosis des

TRA nicht ständig neu anpassen. Stattdessen

wird man sich nach der klinischen Blutungsneigung

und dem Mittelwert mehrerer Messungen

richten.

Die häufigsten Nebenwirkungen von TRA

sind Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie

Symptome der oberen Luftwege. Diese Beschwerden

sind jedoch meist vorübergehend und gering-

keine oder nur leichte Blutungen

(WHO °0-II)

Thrombozyten

>20–30 ×10 9 /l

Watch & Wait

Zweitlinientherapie

Drittlinientherapie

oder

Thrombozyten

<20–30 ×10 9 /l

Glucocorticoide

(Prednisolon,

Methylprednisolon,

Dexamethason)

keine Remission oder Rezidiv

keine oder nur

minimale Blutungen

Watch & Wait

oder

relevante Blutungen

oder Therapiewunsch

keine Remission oder Rezidiv

keine oder nur

minimale Blutungen

Watch & Wait

oder

TRA 2, 4 , Fostamatinib 5

oder Splenektomie 6

relevante Blutungen

oder Therapiewunsch

(alphab. Reihenfolge 6 )

Azathioprin

Ciclosporin

Cyclophosphamid

Danazol

Hydroxychloroquin

Mycophenolat mofetil

Rituximab

oder

Kombinationen

oder

Splenektomie

gradig. TRA sind längerfristig deutlich besser verträglich

als Glucocorticoide.

Remission nach Absetzen von TRA

Es gibt zunehmend Berichte, dass bei einigen

Patienten nach dem Absetzen von TRA die Thrombozytenzahlen

nicht wieder abfallen. Übersichtsarbeiten

nennen Remissionszahlen von 13 %

bis 30 % [16, 17]. Wenn ein Patient gut auf TRA

anspricht und die Thrombozyten längere Zeit im

Zielbereich liegen (50–150x109/l), kann deshalb ein

Absetzversuch unternommen werden. Wichtig ist

es, den TRA nicht abrupt, sondern schrittweise und

langsam über mehrere Wochen bis Monate auszuschleichen

[17]. Ein entsprechendes Schema wurde

schwere oder lebensbedrohliche Blutungen

(WHO °III-IV)

Notfall

1. Glucocorticoide und i.v. Immunoglobuline

2. im Einzelfall erwägen: Thrombozytenkonzentrate,

TRA 2, 3 , Rituximab 3 , Notfallsplenektomie

1 ITP = Immunthrombozytopenie; 2 TRA = Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist; 3 „off-label“; 4 Zulassung beachten: Romiplostim

ist unmittelbar nach Versagen der Erstlinientherapie mit Glucocorticoiden zugelassen, Eltrombopag „off-label“ bei Erkrankungsdauer

kürzer als 6 Monate, Avatrombopag und Fostamatinib „off-label“ bei Erkrankungsdauer kürzer als 12 Monate;

5 Splenektomie möglichst erst nach dem 12. Monat; 6 Zulassungsstatus beachten

Abb. 1: Therapiealgorithmus (modifiziert nach [3])

! In der zweiten Therapielinie

sind die

Thrombopoetin-

Rezeptor-Agonisten

etabliert.

7


ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG

IMMUNTHROMBOZYTOPENIE

! Fostamatinib ist ein

neuer Wirkstoff zur

Therapie nach Versagen

von Glucocorticoiden.

! Die Milzentfernung

ist für einige Patienten

immer noch eine

anzustrebende Therapieoption.

Notfalltherapie

Bei schweren Blutungen (WHO Grad III, Grad IV)

wird man natürlich alle Wirkstoffe einsetzen, die

verfügbar sind. In der Regel gibt man zunächst i.v.

Glucocorticoide und i.v. Immunglobuline. Wenn

das nicht ausreicht, wird man TRA und Rituximab

hinzunehmen. Deren Wirkung tritt jedoch nicht ad

hoc ein. Wenn ein sofortiger Anstieg der Thrombokürzlich

von einer italienischen ITP-Expertengruppe

publiziert (Abb. 3) [17]. Die Remissionsrate

scheint umso höher zu sein, je früher im Verlauf

einer ITP die TRA verordnet wurden. Dass man

nach der aktuellen Zulassungserweiterung für

Romiplostim diesen TRA früh einsetzen darf,

nämlich unmittelbar nach Versagen der Erstlinien-Glucocorticoid-Therapie

und noch während

der Phase der neu diagnostizierten ITP, könnte zu

einer Verbesserung der Remissionsraten beitragen.

Fostamatinib

2020 wurde als weitere Zweitlinientherapie Fostamatinib

zugelassen. Fostamatinib ist ein neuer

(„First in Class“) Wirkstoff aus der Klasse der SYK

(Spleen Tyrosine Kinase)-Inhibitoren. SYK spielt

bei der Phagozytose und dem Abbau von antikörperbeladenen

Zellen in der Milz eine wichtige Rolle

und Studien haben gezeigt, dass Fostamatinib bei

der ITP wirksam ist [18, 19].

Der Zulassungstext erlaubt eine Verordnung

in der Zweitlinie nach nur einer Vortherapie, z. B.

nach Versagen von Glucocorticoiden. Da sich die

Zulassung aber auf die chronische ITP beschränkt

wäre eine Verordnung vor dem 12. Krankheitsmonat

„off-label“. In der Praxis wird man Fostamatinib

deshalb bevorzugt in der Drittlinie, nach Versagen

oder bei Unverträglichkeit von TRA einsetzen.

Milzentfernung

Die Splenektomie ist die älteste und was die Rate

an dauerhaften Remissionen angeht immer noch

wirksamste Therapie. Zwei Drittel aller splenektomierten

Patienten erreichen eine partielle oder

komplette Remission und brauchen keine weitere

Therapie. Dennoch wird diese Therapie heute viel

Zweitlinientherapie

seltener gewählt als noch vor 30 Jahren, weil die

meisten Patienten diese Operation vermeiden und

alle medikamentösen Optionen vorher „ausreizen“

möchten. Es gibt aber auch Patienten, die keine

medikamentöse Langzeittherapie wünschen. Hier

sollte die Splenektomie frühzeitig angeboten werden.

Wenn der Patient eine Splenektomie wünscht,

dann wird man ihm dennoch empfehlen, bis zum

Ende des ersten Erkrankungsjahrs zu warten. In

den ersten 12 Monaten sind nämlich Spontanremissionen

der ITP nicht ganz selten, dann würde

die Notwendigkeit zur Splenektomie entfallen.

Rituximab

1998 wurde Rituximab erstmals bei einem Patienten

mit chronischer, therapierefraktärer ITP erfolgreich

eingesetzt. Seither sind zahlreiche Fallberichte und

Studien publiziert. Im Mittel erreicht Rituximab bei

60 % der Patienten eine kurzfristige Steigerung der

Thrombozytenzahl. Es kommt jedoch zu Rezidiven.

Die längerfristigen Remissionsraten liegen bei

10–40 % [20]. Rituximab ist in keinem Land der Welt

zur Therapie der ITP zugelassen und so wird es nach

Ablauf des Patentschutzes wohl auch weiterhin bleiben.

Als Notfallmedikament bei Patienten, die auf

keine Therapie ansprechen und bluten gehört Rituximab

jedoch in die therapeutischen Erwägungen.

Avatrombopag nach dem 12. Erkrankungsmonat

Fostamatinib nach dem 12. Erkrankungsmonat

Eltrombopag kann nach dem 6. Erkrankungsmonat begonnen werden

Romiplostim kann unmittelbar nach Versagen von Erstlininientherapie-Glucocorticoiden begonnen werden

Erstlinientherapie Glucocorticoide

Diagnose

3 Monate 6 Monate 12 Monate

neu diagnostizierte ITP

persistierende ITP

chronische ITP

ITP=Immunthrombozytopenie

Abb. 2: Krankheitsphasen und arzneimittelrechtliche Zulassung (Stand 1/2021; © A. Matzdorff)

8


Therapie mit Eltrombopag oder Romiplostim

Thrombozytenzahl stabil zwischen 50 und 150×10 9 /l für 6 Monate*

Eltrombopag

Romiplostim

alle 2 Wochen Reduktion der

Eltrombopag-Wochen-Dosis in

25 mg Schritten,

bis 25 mg täglich erreicht**

alle 2 Wochen Reduktion der

Romiplostim-Wochen-Dosis in

1 μg/kg Schritten,

bis 1 μg/kg erreicht**

für 2 Wochen

25 mg jeden 2. Tag**

2 bis 3 Gaben

1 μg/kg alle 2 Wochen**

für 2 Wochen

25 mg jeden 4. Tag**

2 bis 3 Gaben

1 μg/kg alle 3 Wochen**

absetzen

absetzen

* Es gibt bisher keinen Konsens, wie lange die Thrombozytenzahl vor einem Absetzversuch stabil im

Zielbereich eingestellt sein sollte. Die Angaben in der Literatur schwanken zwischen 4 und 12 Monaten.

Die hier angegebenen 6 Monate stammen aus der aktuellen Publikation von Zaja et al [17].

** Solange die Thrombozytenzahl nach der Dosisreduktion nicht wieder unter 30×10 9 /l abfällt (nicht

unter 50×10 9 /l bei Patienten die Blutungen hatten) reduziert man weiter.

Abb. 3: Absetzschema (modifiziert nach [17])

ITP als Risikofaktor für venöse und

arterielle Thromboembolien

Bei der ITP kommt es nicht nur zu Blutungen,

auch das Risiko venöser und arterieller Thromzyten

erzwungen werden muss (Notfall-OP, ZNS-

Blutung), dann erreichen Thrombozytenkonzentrate

zumindest einen kurzfristigen Anstieg der

Werte und ein Sistieren der Blutung. Meist benötigt

man mehr als die üblichen 1–2 Konzentrate und

sollte die Blutbank entsprechend vorbereiten.

ITP, Lebensqualität, Fatigue

Viele ITP-Patienten erleben eine deutlich reduzierte

Lebensqualität. Dies gilt besonders zu Anfang der

Erkrankung, wenn Blutungssymptome noch häufig

sind und wenn der Patient bzw. seine Angehörigen

erst lernen müssen, mit der Thrombozytopenie

umzugehen. Neben Blutungen und den Nebenwirkungen

der Therapie klagen viele ITP-Patienten

zusätzlich über Erschöpfungssymptome, Müdigkeit,

bis hin zu depressiven Störungen („Fatigue“).

Die Ursachen dieser ITP-assoziierten Fatigue sind

nicht geklärt und wahrscheinlich multifaktoriell:

Einschränkungen der körperlichen Aktivität aufgrund

der Thrombozytopenie, verminderte Teilhabe

an sozialen Kontakten, Stigmatisierung durch

Blutungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen.

Eigenartigerweise scheint kein

direkter Zusammenhang zwischen Thrombozytenzahl

und Fatigue zu bestehen. Auch nach Besserung

der Thrombozytenzahl klagen viele Patienten weiter

über Fatigue-Symptome [21, 22]. Es fällt auf, dass

diese Beschwerden in der älteren wissenschaftlichen

Literatur zur ITP kaum bis gar nicht erwähnt wurden

und die Relevanz der Einschränkungen auch

heute noch vielfach unterschätzt wird. Erst in den

letzten Jahren wurden geeignete Instrumente zur

Erfassung von Lebensqualität und Fatigue bei ITP-

Patienten entwickelt. Bei der Konzeption von Studien

und bei der Beurteilung von Wirksamkeit und

Zusatznutzen neuer ITP-Therapien werden „Patient

Reported Outcomes“ wie Fatigue und Lebensqualität

zukünftig eine wichtige Rolle spielen.

9


ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG

XXX IMMUNTHROMBOZYTOPENIE

! Bei einer COVID-

19-Erkrankung

kommt es häufig zu

Thrombozytopenien.

Die Ursachen

dafür sind sehr

unterschiedlich.

boembolien ist deutlich erhöht [23]. Die ITP ist

somit gleichzeitig eine hämorrhagische als auch

eine thrombophile Erkrankung. Die Patienten

sind selbst bei Werten <50x109/l nicht vor Herzinfarkten,

Schlaganfällen oder Thrombosen

geschützt. Bei entsprechenden Symptomen sollten

diese Differenzialdiagnosen nicht hintangestellt

werden. Als Konsequenz für die tägliche Praxis

gilt, dass alle ITP-Patienten über die Symptome

einer Thrombose informiert werden sollten und

wissen müssen, wo sie sich außerhalb der Dienstzeit

und an Wochenenden vorstellen können.

ITP und COVID-19

Bei 20–30 % der an COVID-19 erkrankten Patienten

wird ein Thrombozytenabfall berichtet [24].

Meist sinken die Werte nur knapp unter 150x109/l.

Höhergradige Thrombozytopenien sind glücklicherweise

selten, wenn sie auftreten, dann bei

schwerem oder letztlich tödlichem Krankheitsverlauf.

Die Ursache für die COVID-19-assoziierte

Thrombozytopenie ist multifaktoriell [25]:

F Die Zytokinfreisetzung im Rahmen der SARS-

CoV-2-Infektion schädigt das Knochenmark.

F Autoreaktive B-Zellen, die sich gegen Thrombozyten

und Megakaryozyten richten, werden

im Rahmen der Immunantwort gegen SARS-

CoV-2 reaktiviert.

F Thrombozyten sind ein Teil des angeborenen

(innaten) Immunsystems und werden beim

Kampf gegen SARS-CoV-2 verbraucht.

F COVID-19 schädigt die Lunge und es gibt

Hinweise, dass die Lunge einen eigenen Anteil

an der Thrombozytopoese hat.

F Bei vielen schwerkranken Patienten auf der

Intensivstation wird auch ohne COVID-19 ein

vermehrtes Auftreten von Thrombozytopenien

beschrieben („ICU-Thrombocytopenia“

[7, 8, 9]).

Die COVID-19-assoziierte Thrombozytopenie

entwickelt sich typischerweise erst ein paar

Tage nach Beginn der Erkrankungssymptome

und bildet sich nach deren Abklingen in der Regel

wieder zurück.

Zur Prophylaxe wird empfohlen, dass alle ITP-

Patienten Hygiene-, Mundschutz- und Abstandsregelungen

einhalten. Werden ITP-Patienten immunsuppressiv

behandelt (hoch dosierte Steroide, Rituximab,

Azathioprin, Mycophenolat, Cyclophosphamid),

kann das Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu

infizieren und einen schweren COVID-19-Verlauf

zu entwickeln, erhöht sein. Es gibt bisher keine

Berichte über einen schwereren Krankheitsverlauf

bei Patienten nach Splenektomie [26].

Bezüglich der Therapie der Thrombozytopenie

wird von vielen Experten empfohlen, in der

aktuellen Pandemiesituation längerfristige und

höher dosierte Glucocorticoidtherapien zu vermeiden

[27, 28, 29]. Es fällt jedoch auf, dass in

den bisher veröffentlichten Einzelfällen und kleinen

Fallserien viele der Patienten trotzdem mit

Glucocorticoiden behandelt wurden. Dies schien

den COVID-19-Krankheitsverlauf zumindest

nicht negativ zu beeinflussen. Meist brauchten

die Patienten aber noch weitere ITP-spezifische

Therapien, bis die Thrombozytenzahl anstieg, was

für einen frühen Einsatz von i.v.-Immunglobulinen

und Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten

spricht (Tabelle 8) [27, 28, 29].

Aktuell fragen viele ITP-Patienten, ob sie sich

mit ihrer Erkrankung auch gegen COVID-19

impfen lassen können. Grundsätzlich gilt, dass

ITP-Patienten alle Standardimpfungen erhalten

sollten, nur Lebendimpfungen sind in Einzelfällen

kontraindiziert. Deshalb sollten sie sich auch

so schnell wie möglich gegen COVID-19 impfen

lassen; die Wahl des Impfstoffes spielt keine Rolle.

„ITP-spezifische“ Nebenwirkungen wurden bisher

Tabelle 8

Empfehlungen zur Behandlung der ITP im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung

(modifiziert nach [27, 28, 29])

wenn Glucocorticoide, dann möglichst niedrige Startdosis 20 mg Predniso(lo)n und Steigerung auf 1 mg/kg nur,

wenn Thrombozyten nicht reagieren und frühestens nach 3–5 Tagen und wenn sich COVID-19 in dieser Zeit durch

Glucocorticoide nicht verschlechtert hat

Indikation für Dexamethason nicht von ITP abhängig, allein von Schwere der COVID-19

i.v. Immunglobulin, wenn schneller Thrombozytenanstieg notwendig

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist erwägen, wenn Glucocorticoide vermieden werden sollen (Zulassungsstatus

beachten)

Tranexamsäure und Thrombozytenkonzentrate nur bei schweren und schwersten Blutungen

wenn Thrombozytenzahl steigt, dann bei COVID-19-Patienten auch Thromboseprophylaxe erwägen

10


nicht beschrieben. Viele Impfungen können bei

ITP-Patienten auch s.c. verabreicht werden, weil

man bei Thrombozytopenie nicht gerne i.m. spritzt

(Übersicht s. [30]). Die derzeit zugelassenen Impfstoffe

zur COVID-19-Schutzimpfung müssen aber

strikt i.m. verabreicht werden, keinesfalls s.c.; man

nimmt dann eine sehr feine Injektionskanüle (z. B.

23 oder 25 Gauge) und komprimiert die Einstichstelle

anschließend über mindestens 2 Minuten.

Neue Therapien „in der Pipeline“

BTK (Bruton-Tyrosin-Kinase)-Inhibitoren werden

bisher zur Therapie von B-Zell-Lymphomen

eingesetzt. Sie hemmen auch die Antikörperproduktion

von Plasmazellen. Kürzlich wurde gezeigt,

dass der BTK-Inhibitor Rilzabrutinib bei intensiv

vorbehandelten ITP-Patienten einen guten Anstieg

der Thrombozytenzahl erreicht [31].

IgG und andere Serumproteine werden kontinuierlich

mittels Pinozytose in Endothel- und

Knochenmarkszellen aufgenommen, zum Lysosom

transportiert und dort abgebaut. Der neonatale

Fc-Rezeptor (FcRn) schützt IgG vor diesem

lysosomalen Abbau, indem er es zur Zelloberfläche

rezirkuliert, wo es dann wieder in den Blutkreislauf

abgegeben wird. Rozanolixizumab und

Efgartigimod sind FcRn-Antagonisten, die diese

Rezirkulation stören und dadurch den lysosomalen

Abbau von IgG-Autoantikörpern fördern.

Beide Wirkstoffe werden aktuell bei chronischer

ITP in Studien untersucht [32, 33].

Die Komplement-vermittelte Zellschädigung

ist ein weiterer Pathomechanismus im Rahmen

der chronischen ITP. Sutimlimab ist ein Antikörper

gegen C1s. Er verhindert sowohl die komplement-bedingte

Zellschädigung als auch die

Aktivierung von autoimmunen B-Zellen und die

Produktion von Autoantikörpern. In einer Studie

erreichte Sutimlimab bei vorbehandelten ITP-

Patienten innerhalb weniger Stunden (!) einen

raschen und anhaltenden Anstieg der Thrombozytenzahl

[34].

Fazit für die Praxis

Noch vor wenigen Jahren beschränkten sich die

Therapieoptionen für ITP-Patienten auf Glucocorticoide,

i.v.-Immunglobuline und die Splenektomie.

Durch die Entwicklung der TRA ist für die

allermeisten Patienten eine langfristige Anhebung

der Thrombozytenzahl bei guter Lebensqualität

möglich geworden; einige erreichen unter dieser

Therapie sogar dauerhafte Remissionen, die

auch nach dem Ausschleichen der TRA anhalten.

Zahlreiche weitere Wirkstoffe sind mittlerweile

neu verfügbar geworden oder stehen kurz vor

der Zulassung. Die zukünftige Behandlung der

ITP sollte sich nicht mehr allein an der Thrombozytenzahl

und Blutungsneigung orientieren,

sondern jedem Patienten eine individuelle und

wenig belastende Therapie mit guter Lebensqualität

ermöglichen.

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30. https://www.rki.de/de/content/infekt/impfen/stichwortliste/g/injektionsort_tabelle

31. Kuter DJ et al., ASH Annual Meeting Abstract, Blood 2020, 136

(Supplement 1):13–14

32. Newland AC et al., ASH Annual Meeting Abstract, Blood 2020, 136

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33. Robak T et al., Blood Adv 2020, 4:4136–4146

34. Broome CM et al., ASH Annual Meeting Abstract, Blood 2020, 136

(Supplement 1):14–15

EINHALTUNG ETHISCHER

RICHTLINIEN

Interessenkonflikt: Der korrespondierende

Autor Prof. Dr. Axel Matzdorff,

Schwedt erklärt, dass er sich bei der Erstellung

des Beitrags von keinen wirtschaftlichen

Interessen leiten ließ und

dass folgende potenziellen Interessenkonflikte

vorliegen: Beratungs- bzw.

Gutachtertätigkeit: AMGEN, Aspen, AstraZeneca,

Boehringer Ingelheim, Bristol-

Myers Squibb, Gilead, GlaxoSmithKline,

Grifols, Leo Pharma, Novartis, Pfizer, Sanofi,

Swedish Orphan Biovitrium, Roche,

UCB Biopharma; Besitz von Geschäftsanteilen,

Aktien oder Fonds: Familienbesitz

Aktien (Roche, Johnson&Johnson);

Honorare: Honorare gehen an das Asklepios

Klinikum Uckermark; andere finanzielle

Beziehungen: AbbVie, AMGEN,

Aspen, Astellas, AstraZeneca, Bayer Vital,

Bristol-Myers Squibb, Celgene, CSL

Behring, Chugai, Eisai, Eusapharm, Gilead,

GSK, Incyte, Ipsen, Janssen, Leo Pharma,

Lilly, MSD, Mundipharma, Novartis,

Pfizer, Pierre Fabre, Roche, Sanofi, Teva;

potentielle immaterielle Interessenkonflikte:

Mitgliedschaft ASORS, ASH, DGHO,

ESMO, GTH

Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche

Qualität des Beitrags von zwei unabhängigen

Gutachtern geprüft wurde. Der

Verlag garantiert, dass die CME-Fortbildung

sowie die CME-Fragen frei sind

von werblichen Aussagen und keinerlei

Produktempfehlungen enthalten.

Die Amgen GmbH, München, unterstützt

das Projekt mit 17.500,– Euro.

Im Indikationsgebiet der Fortbildung

ist folgender Wirkstoff des Sponsors

zugelassen: Romiplostin

IMPRESSUM

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(verantwortlich):

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Band 27, Heft 7, Juli 2021

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11


FRAGEBOGEN

ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG

IMMUNTHROMBOZYTOPENIE

Fragen zum Thema „Immunthrombozytopenie“

! Nur jeweils eine

Antwor t ist richtig.

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Fortbildung freigegeben und

ist damit auch für andere Ärztekammern

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Diese Fortbildung

ist gültig vom

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der anonymisierten Verarbeitung

(z. B. wie viele Ärzte sich an

der Zertifizierung beteiligt haben)

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1. Der Immunthrombozytopenie (ITP) liegt ...

ein angeborener Thrombozytenfunktionsdefekt

zugrunde.

ein angeborener Immundefekt zugrunde.

eine angeborene Mutation des Thrombopoetin-

Gens zugrunde.

eine erworbene Störung des Immunsystems

zugrunde.

eine erworbene Störung des plasmatischen

Gerinnungssystems zugrunde.

2. Wenn mehrere Personen mit einem ITPähnlichen

Bild in einer Familie auftreten, ...

spricht das für eine primäre ITP.

spricht das für eine sekundäre ITP.

spricht das für eine infektiöse Form der ITP.

spricht das für eine familiäre EDTA-Pseudothrombozytopenie.

spricht das gegen eine ITP.

3. Wie hoch ist der Anteil von erwachsenen

Patienten mit ITP ohne Blutungssymptome?

unter 1 %

unter 10 %

unter 15 %

unter 20 %

ca. 30 %

4. Wenn ein ITP-Patient Blutungssymptome hat,

dann typischerweise:

Petechien, Hämatome, Schleimhautblutungen

großflächige Hämatome

Gelenkblutungen

häufige Darmblutungen

häufige ZNS-Blutungen

5. Welche Aussage zur Erstlinientherapie der

primären ITP ist richtig?

In der ersten Therapielinie werden Glucocorticoide

gegeben.

In der ersten Therapielinie werden Gluco corticoide

mit Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten

kombiniert.

In der ersten Therapielinie werden

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten gegeben.

In der ersten Therapielinie wird Rituximab

gegeben.

Die Wahl der Erstlinientherapie ist völlig frei.

6. Welche Aussage zur Therapie mit

Glucocorticoiden ist richtig?

Glucocorticoide beginnt man mit einer niedrigen

Dosis, z. B. Predniso(lo)n 20 mg tgl. und steigert

dann langsam, bis die Thrombozytenzahl steigt.

Glucocorticoide beginnt man mit einer

hohen Dosis, z. B. Predniso(lo)n 1–2 mg/kg,

und schleicht dann zügig aus innerhalb von

insgesamt max. 6 Wochen.

Glucocorticoide sollten über mindestens 6

Wochen, besser länger gegeben werden.

Glucocorticoide sollten maximal 2 Wochen

gegeben und dann immer gestoppt werden.

Es gibt keine Empfehlungen zur Dauer der

Erstlinientherapie mit Glucocorticoiden.

7. Welche Aussage zu Thrombopoetin-Rezeptor-

Agonisten ist richtig?

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten hemmen

den mutierten Thrombopoetin-Rezeptor.

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten blockieren

Thrombozyten-Autoantikörper.

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten

kompensieren einen relativen Thrombopoetin-

Mangel.

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten stimulieren

Megakaryozyten in der Leber.

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten hemmen

Autoantikörper-bildende Lymphozyten.

8. Welche Aussage zur Zweitlinientherapie der

primären ITP ist richtig?

Der Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist

Eltrombopag ist für alle Patienten nach Versagen

der Erstlinientherapie unabhängig von der

Krankheitsdauer zugelassen.

Der Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist

Romiplostim ist für alle Patienten nach Versagen

der Erstlinientherapie unabhängig von der

Krankheitsdauer zugelassen.

Der SYK-Inhibitor Fostamatinib ist für alle

Patienten nach Versagen der Erstlinientherapie

unabhängig von der Krankheitsdauer zugelassen.

Rituximab ist für alle Patienten nach Versagen

der Erstlinientherapie unabhängig von der

Krankheitsdauer zugelassen.

Es gibt keine arzneimittelrechtlichen

Zulassungsbeschränkungen, ab welcher

Erkrankungsdauer eine bestimmte

Zweitlinientherapie verordnet werden darf.

9. Die Splenektomie wird ...

heute nicht mehr angeboten.

in der zweiten Therapielinie angeboten, weil sie

preiswerter ist als die medikamentösen Therapien.

in der dritten Therapielinie angeboten, weil

sie weniger Remissionen erreicht als die

medikamentösen Zweitlinientherapie.

Patienten angeboten, die keine medikamentösen

Dauertherapien wünschen.

nach dem 3. Erkrankungsmonat angeboten,

weil nach dann keine Spontanremissionen mehr

auftreten.

10. Welche Aussage bezüglich COVID-19 ist

richtig?

Es kommt häufig zu Thrombozytopenien.

Es kommt häufig zu Thrombozytosen.

Die Ursache der COVID-19-assoziierten Thrombozytopenien

ist immer ein Thrombopoetin-Mangel.

Die Ursache der COVID-19-assoziierten Thrombozytopenien

ist immer ein medikamenten toxischer

Effekt.

Das Auftreten der Thrombozytopenie kündigt die

Heilung der COVID-19-Erkrankung an.

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