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PONYHOFGEGEND.<br />
Der Blick im Jahr 1937 vom Fuß des Pfenningberges auf das Dorfzentrum von St. Peter, wo heute die Hochöfen arbeiten. Im Vordergrund mündet<br />
der Füchselbachkanal in die Donau. Hinten sind die Stadtrandsiedlung, Scharlinz, der Wasserwald und der unbebaute Niedernharter Rücken zu sehen.<br />
Das Ende der VORSTADTIDYLLE<br />
In der 1. Republik entstanden am Linzer Stadtrand Gartensiedlungen, die mit<br />
den Bauten am Speckgürtel von heute allerdings wenig gemeinsam hatten.<br />
Zwischen<br />
DAMALS<br />
& HEUTE<br />
Eine Zeitreise ...<br />
mit Heimatforscher Manfred Carrington<br />
14<br />
Im Angesicht steigender Arbeitslosigkeit<br />
entstand Anfang<br />
der Dreißigerjahre der<br />
Gedanke der „Innenkolonisation<br />
durch Siedlung“. Von<br />
dem Bau kleiner Häuser versprach<br />
man sich, sowohl Erwerbslosen<br />
Beschäftigung zu<br />
geben als auch ihren Familien<br />
neben Wohnraum ein Mindestmaß<br />
an Selbstversorgung<br />
zu sichern. Ein angeschlossener<br />
Wirtschaftsgarten in der Größe<br />
von 600 bis 1.000 m² sollte<br />
die Grundlage für den Anbau<br />
von Obst und Gemüse bzw. die<br />
Haltung von Kleinvieh bilden.<br />
Dies geschah auch vor dem<br />
Hintergrund, dass nach dem 1.<br />
Weltkrieg die Mehrheit der<br />
Menschen noch einen landund<br />
forstwirtschaftlichen Hintergrund<br />
hatte. In Linz setzte<br />
die vom Bund geförderte Randsiedlungsaktion<br />
1932 ein. Neben<br />
Kleinmünchen und Schörgenhub<br />
konzentrierte sich die<br />
Bautätigkeit vor allem auf St.<br />
Peter, wo bis 1937 103 Häuser<br />
errichtet wurden. Nach Plänen<br />
von Hans Arndt, Isidor Demant<br />
und Paul Theer entstand unterhalb<br />
der Turmstraße die<br />
Ing.-Demant-Siedlung und die<br />
Siedlung der christlichen Arbeiter<br />
und Angestellten. Oberhalb<br />
der Lunzerstraße wurde<br />
eine weitere Ing.-Demant-Siedlung<br />
errichtet und die Dr.-Jungwirth-Siedlung<br />
angelegt.<br />
Eigenheim und Eigenland.<br />
Freiwillige Arbeitsleistungen<br />
der Nutznießer sowie die Heranziehung<br />
des Freiwilligen<br />
Arbeitsdienstes sollten die Errichtungskosten<br />
der Heime minimieren.<br />
Anschließend stand<br />
es den Siedlern frei, das Haus<br />
über ein Darlehen zu erwerben<br />
oder es im Besitz der Genossenschaften<br />
zu belassen. Auch wenn<br />
ein Drittel des gesamten Bundes-Wohn-<br />
und Siedlungsfonds<br />
zwischen 1921 und 1938 auf die<br />
Errichtung von derartigen Siedlungs-<br />
und Einfamilienhäusern<br />
entfiel, war diese ideologisch<br />
durchdrungene Strategie von<br />
„Eigenheim und Eigenland für<br />
jede Familie“ nicht imstande,<br />
das Problem der Wohnungsnot<br />
auch nur ansatzweise zu lösen.<br />
Die damalige Initiative konnte<br />
mit dem rasch wachsenden Bedürfnis<br />
nach Wohnraum nicht<br />
mithalten und scheiterte. Dennoch<br />
lebt aktuell unter der Bezeichnung<br />
„Urban Gardening“<br />
das Bedürfnis nach alternativer<br />
Selbstversorgung und dem lokalen<br />
Anbau von Obst und Gemüse<br />
in den städtischen Räumen<br />
neu auf.<br />
Von kurzem Bestand. Etliche<br />
Siedlungshäuser wurden<br />
bereits 1938 wieder abgelöst.<br />
Denn mit der Errichtung der<br />
Reichs- bzw. Stickstoffwerke<br />
mussten 4.000 Menschen ihre<br />
Häuser im alten Siedlungsgebiet<br />
von St.Peter und Zizlau verlassen.<br />
Mit den dazugehörigen<br />
WEICHENSTELLUNG.<br />
Die ehemaligen Stadtrandsiedlungen – wie hier<br />
im Bereich Galileistraße/Turmstraße – mussten weichen.<br />
Fotos: Lentia Verlag