Kulmbacher Land 02/2024
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Gesundheit & Wellness<br />
KRÄUTERDORF NAGEL - EINE ERFOLGSGESCHICHTE<br />
Vom Erholungsort zum Natur- und Kräuterdorf<br />
Die Idee, dass der Erholungsort Nagel zum Kräuterdorf werden soll<br />
hatte seinen Ursprung darin, dass vom Gemeindegebiet 7,79 km² -<br />
fast ein Viertel der gesamten Gemeindefläche - als Biotop, FFH-Flächen<br />
und geschützte Flächen ausgewiesen<br />
ist – eine Besonderheit in<br />
Bayern. Deshalb war es auch nicht<br />
möglich größere zusammenhängende<br />
Flächen z.B. als Industriegebiet<br />
auszuweisen was sich im Nachhinein<br />
als absolut positiv erwiesen hat.<br />
Von den Naturschutzbehörden wurde<br />
schon seit jeher die Einzigartigkeit<br />
der Natur in Nagel betont. Nach der Grenzöffnung sanken die Gästezahlen,<br />
da der Erholungsort Nagel immer eine Anlaufstelle für<br />
Urlauber aus Berlin war und diese dann lieber an der Ostsee usw.<br />
ihren Urlaub verbrachten. Jetzt waren Ideen gefragt, wie man den<br />
Fremdenverkehr wieder ankurbeln könnte. Nach einer Stärke- und<br />
Schwächenanalyse durch die Gemeinde kristallisierte sich heraus,<br />
dass Nagels Stärke diese einzigartige Natur mit ihrer artenreichen<br />
Tier- und Pflanzenwelt (Orchideen, Sumpfherzblatt, Bärwurz,<br />
Wollgras, Moorfrosch, violetter Feuerfalter ….) eine Besonderheit<br />
ist und es wurde der Entschluss gefasst, dass die Gemeinde Nagel<br />
sich mit der Bezeichnung „Natur- und Kräuterdorf“ ein Alleinstellungsmerkmal<br />
verschafft.Sozusagen als Basis haben sich 17 Frauen<br />
auf Veranlassung der Gemeinde zur zertifizierten Kräuterführerin<br />
ausbilden lassen, um die Besonderheiten<br />
der Gemeinde auch an den Mann/Frau zu<br />
bringen.<br />
Das Kräuterdorfprojekt wurde geplant mit<br />
einem „Duft- und Schmetterlingsgarten“<br />
ca. 1400 m² direkt am Nageler See, einem<br />
„Zeit- und Erlebnisgarten“ ca. 2300 m² gegenüber<br />
der Schule, im Ortsteil Reichenbach<br />
ein „Bauerngarten“ mit knapp 200m²<br />
und in der Dorfmitte das „Haus der Kräuter“<br />
für Seminare, Kochkurse, Vorträge, Ausstellungen<br />
usw. geplant, umgeben von einem<br />
Garten mit Holzbackofen.<br />
Das ganze Projekt wurde einstimmig im Gemeinderat beschlossen.<br />
Umso unverständlicher war es dann, dass plötzlich zwei Gemeinderäte<br />
eine Hetze dagegen ins Leben riefen und viele der Dorfbewohner<br />
gegen das Projekt aufstachelten. Es kam soweit, dass es ein Bürgerbegehren<br />
gab, welches – durch die Briefwahl – dem Ganzen eine<br />
bittere Absage erteilte. Nach der ersten schweren Enttäuschung<br />
wurde beschlossen nach einem Jahr Wartezeit das Bürgerbegehren<br />
wieder zu veranlassen und diese Entscheidung war von Erfolg gekrönt.<br />
Was auch höchste Eisenbahn war, da die Zuschussgelder teilweise<br />
zu verfallen drohten. Dem Weitblick und der Geduld der Nageler<br />
Bürger ist es zu verdanken, dass das Projekt Kräuterdorf<br />
inzwischen zu einem Besuchermagnet geworden ist.<br />
Durch die Kooperation mit der Mikroregion Marienbad, hier besonders<br />
Dolni Zandov als Spiegelprojekt, gab es auch Zuschüsse von der<br />
EU. Zuschussgeber waren auch die Städtebauförderung, Oberfrankenstiftung,<br />
Interegg Ziel III und Leader. Inzwischen ist das Kräuterdorf<br />
ein Erfolgsmodell und zu einem Selbstläufer geworden. Das<br />
Kräuterdorf Nagel ist eine wunderschöne Ortschaft im Herzen des<br />
Fichtelgebirges ist. Nagel wurde vor über 800 Jahren als Rodungsinsel<br />
angelegt und hat sich bis heute eine unberührte Natur erhalten.<br />
Durch seinen See – im Sommer ein wunderbarer Badesee mit<br />
verschiedenen Freizeiteinrichtungen und im Winter auch zum<br />
Schlittschuhlaufen usw. - der im Ort liegt, die angrenzenden Wälder,<br />
wunderschöne Wanderwege wie z.B. „Das Teutsche Paradeiß“<br />
wird Nagel nochmal zu einer Besonderheit.<br />
Es hat sich auch eine Gruppe<br />
gebildet, die im Gemeindegebiet<br />
Blühflächen<br />
anlegt und diese pflegt. Sei<br />
es auf dem Sportgelände<br />
oder in privaten Gärten<br />
usw.<br />
Die gemeindlichen Gärten<br />
wurden jahrelang ehrenamtlich<br />
von den Kräuterfrauen<br />
und Mitgliedern des<br />
Natur- und Kräuterdorfvereins<br />
gepflegt. Inzwischen<br />
hat die Gemeinde eine Gärtnerin in Teilzeit eingestellt, die<br />
von den Kräuterfrauen noch unterstützt wird.<br />
Das Kräuterdorf ist durch verschiedene Fernseh- und Rundfunkbeiträge,<br />
Artikel in vielen Illustrierten etc., tatsächlich ein Tourismusmagnet<br />
geworden – sei es für Tagesgäste oder Gäste, die einfach<br />
ihren Urlaub verbringen möchten und auch an den vielseitigen<br />
Kräuterangeboten teilnehmen.<br />
Nagel anzuschauen ist schön, aber so richtig verstehen kann man<br />
dieses Fleckchen Erde erst, wenn man über Wiesen und Felder<br />
streift. Wildkräuter ohne Ende an Wald- und Wiesenrändern und<br />
rund um den See. Nagel zeichnet sich durch eine kleinteilig strukturierte<br />
Kulturlandschaft mit Feldrainen, Hecken, Magerwiesen und<br />
Feuchtwiesen aus – ein Paradies für die Wildkräuter. Ein besonders<br />
schützenswerter Ort der Erholung für Körper und Seele bietet.<br />
Das Programm der Kräuterfrauen und auch andere interessante<br />
Informationen können nachgelesen werden auf der Homepage<br />
www.kraeuterdorf-nagel.de.<br />
Erika Bauer, zertifizierte Kräuterführerin,<br />
Kräuterdorf Nagel<br />
6 <strong>Kulmbacher</strong> <strong>Land</strong> im Februar