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Anzeiger für die Professio- nalisierung - Anzeiger für die Seelsorge

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<strong>Anzeiger</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Zeitschrift <strong>für</strong> Pastoral und Gemeindepraxis<br />

1 2008<br />

S c h w e r p u n k t t h e m a 1<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

Wider <strong>die</strong> falschen<br />

Alternativen<br />

Die Ambivalenzen pastoraler<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

<strong>Professio</strong>nalität<br />

versus Spiritualität in<br />

der <strong>Seelsorge</strong>?<br />

Zu einer falschen<br />

Alternative<br />

Das Gute behaltet!<br />

(1 Thess 5,21)<br />

Qualitätsmanagement<br />

und pastorale Arbeit<br />

www.anzeiger-fuer-<strong>die</strong>-seelsorge.de<br />

I m Bl I c k<br />

Wie viel Zen verträgt das Christentum?<br />

In den Spuren von P. Lassalle<br />

Leben bis zur letzten Sekunde<br />

Von der Schwierigkeit, Abschied zu nehmen


Viele kleine Dinge wurden<br />

durch <strong>die</strong> richtige Art von<br />

Werbung groß gemacht<br />

… sagte der Schriftsteller Mark Twain (1835-1910)<br />

Ab 2008 bieten wir Ihnen viele interessante neue<br />

Werbe- und Rabattmöglichkeiten. Lassen Sie sich<br />

von Mark Twain anregen und nehmen Sie bitte<br />

Kontakt mit uns auf. Wir beraten Sie gern.<br />

Die praktische Handreichung<br />

Solide Information über Kirchenjahr und<br />

Brauchtum – eine stichwortartig und<br />

übersichtlich dargestellte Handreichung<br />

im praktischen DIN A4-Format, mit vielen<br />

Schaubildern. Eine wichtige Arbeitshilfe <strong>für</strong><br />

Gottes<strong>die</strong>nst, Bibelkreise und Glaubenskurse,<br />

sowie bei der Erstkommunion- und Firmvorbereitung.<br />

In allen Buchhandlungen<br />

oder unter www.herder.de<br />

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<br />

Informationen über Kirchenjahr und Brauchtum<br />

<strong>Anzeiger</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Zeitschrift <strong>für</strong> Pastoral und Gemeindepraxis<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

AfS_1_08_1_2_Schn_Kirchenjahr 07.12.2007 15:12 Uhr Seite 1<br />

Theodor Schnitzler<br />

Kirchenjahr und Brauchtum<br />

neu entdeckt<br />

In Stichworten und Übersichten<br />

Herausgegeben von<br />

Christian Renken<br />

48 Seiten | Durchgehend<br />

vierfarbig gestaltet | Geheftet<br />

9,90 /SFr 18.80 /[A] 10,20<br />

ISBN 978-3-451-32067-5<br />

Auf<br />

ein Wort<br />

Liebe Leser,<br />

„wir müssen noch professioneller werden.“<br />

– So oder in ähnlicher Form erklingt<br />

es oft in kirchlichen Kreisen.<br />

Es drängt sich der Eindruck auf, dass<br />

mit „<strong>Professio</strong>nalität“ nicht der ursprüngliche<br />

Wortsinn gemeint ist. Hinter<br />

dem ständigen Verweis auf den Begriff<br />

der „<strong>Professio</strong>nalität“ steckt im<br />

Gegensatz zur ursprünglichen Wortbedeutung<br />

eher eine Abgrenzung zum Begriff<br />

„Stümperei“. In Wirklichkeit soll<br />

gesagt werden: „Bei uns darf nicht geschlampt<br />

werden, hier muss ordentlich<br />

gearbeitet werden.“<br />

Aber kann das Ziel kirchlicher Pastoral<br />

tatsächlich „nur“ in der <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

liegen? Top-Leistungen bringen<br />

Christen – ganz im Gegenteil – doch<br />

eher durch eine Amateurhaftigkeit, <strong>die</strong><br />

es glücklicherweise häufig gibt und <strong>die</strong><br />

ebenso wie <strong>die</strong> <strong>Professio</strong>nalität kultiviert<br />

werden muss. Denn Amateure<br />

(lat. amare: lieben) machen etwas aus<br />

Leidenschaft. Wörtlich übersetzt aus<br />

Liebe. Und wo Menschen etwas aus<br />

<strong>die</strong>ser Motivation heraus im kirchlichen<br />

Dienst tun, legen sie sich ganz von<br />

selbst ins Zeug und geben ihr Bestes.<br />

Große Ziele werden nur dort erreicht,<br />

wo Menschen mit Leidenschaft tätig<br />

sind. Also als Amateure ans Werk gehen.<br />

Deshalb müssen <strong>Seelsorge</strong>r bei aller<br />

<strong>Professio</strong>nalität zunächst Amateure<br />

bleiben. Und immer wieder werden.<br />

Ihnen wünsche ich eine<br />

anregende Lektüre<br />

In <strong>die</strong>sem Heft<br />

Schwerpunktthema<br />

Rainer Bucher<br />

Wider <strong>die</strong> falschen Alternativen<br />

Die Ambivalenzen pastoraler <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> ..................... 5<br />

Gut geerdet nach oben steigen<br />

Gedanken zum Titelbild .............................................................. 10<br />

Stefan Knobloch<br />

<strong>Professio</strong>nalität versus Spiritualität in der <strong>Seelsorge</strong>?<br />

Zu einer falschen Alternative ..................................................... 11<br />

Andreas Wollbold<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> und Amateurisierung<br />

Ihr schillerndes Verhältnis in der <strong>Seelsorge</strong> ............................... 15<br />

Martin Lätzel<br />

Das Gute behaltet! (1 Thess 5,21)<br />

Qualitätsmanagement und pastorale Arbeit ............................. 19<br />

Impulse<br />

Mitten im Leben:<br />

Irgendwie schwierig… .................................................................. 24<br />

Fünf-Minuten-Meditation: Hingabe statt Opfer ....................... 25<br />

Im Bild: Buntstifte ........................................................................ 26<br />

Persönlich: Georg Austen ............................................................ 27<br />

Fünf-Minuten-Predigt: Jesus – mein Juwelier ........................... 28<br />

Im Blick<br />

Paul Rheinbay<br />

Wie viel Zen verträgt das Christentum? .................................. 29<br />

Petra Thorbrietz<br />

Leben bis zur letzten Sekunde ................................................... 32<br />

Service<br />

Für Sie entdeckt / Für Sie gesurft ................................................ 36<br />

Für Sie gefunden .......................................................................... 37<br />

Für Sie gelesen .............................................................................. 40<br />

Für Sie gehört ............................................................................... 43<br />

Hersteller- und Lieferantenverzeichnis ....................................... 44<br />

Dienst am Glauben ....................................................................... 48<br />

Leser haben das Wort<br />

Sie schreiben uns .......................................................................... 4<br />

Themenvorschau ......................................................................... 49<br />

Cartoon/Impressum .................................................................... 50<br />

5<br />

Edi t o r i a l / in h a l t


6 Sie schreiben uns<br />

lEsErbriEfE<br />

Tod wird verdrängt<br />

Seit knapp einem Jahr bin<br />

ich jetzt Klinikseelsorger,<br />

Jahrgang ’38, und griff<br />

schnell als Anfänger in <strong>die</strong>sem<br />

Beruf zu dem Heft mit<br />

dem Schwerpunkt „Sterbende<br />

begleiten“. Was da<br />

steht, ist ja gut und schön,<br />

nur finde ich wenig Hilfe<br />

<strong>für</strong> meine tägliche Arbeit,<br />

vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> auf der<br />

Palliativstation. Der Tod<br />

ist da alltäglicher Gast,<br />

aber <strong>die</strong> meisten unserer<br />

vorübergehenden Gäste<br />

wollen ihn nicht zur<br />

Kenntnis nehmen. Als<br />

Begleiter kann ich sie dazu<br />

nicht zwingen und wenn<br />

sich Gevatter Tod kräftiger<br />

bemerkbar macht, dann<br />

versinken viele mehr oder<br />

weniger im Dauerschlaf,<br />

in Bewusstlosigkeit oder<br />

in der Demenz. Halbwegs<br />

bewusste Auseinandersetzung<br />

mit dem Tod oder<br />

Die dessen Annahme ge-<br />

Redaktion schieht nur sel-<br />

freut sich über ten, wie mir<br />

jeden Leserbrief.<br />

scheint.<br />

Schreiben Sie uns bitte,<br />

was Ihnen am <strong>Anzeiger</strong><br />

gefällt, welche Beiträge Sie besonders<br />

ansprechen bzw. worüber Sie sich<br />

beim Lesen ärgern. Auch künftig werden<br />

wir Ihre Leserbriefe im <strong>Anzeiger</strong> veröffentlichen.<br />

Eine Folge der kollektiven<br />

Todesverdrängung?<br />

Was heißt da <strong>Seelsorge</strong><br />

oder Vermittlung von<br />

Auferstehungshoffnung?<br />

Das kommt schon auch<br />

vor. Aber unsere wichtigere<br />

Aufgabe wäre doch<br />

der Trost in der Wüste?!<br />

Wie? Davon schreiben Sie<br />

nichts. Sollte das im Westen<br />

Deutschlands so viel anders<br />

sein als im Osten oder<br />

sehen Sie nur <strong>die</strong> Arbeit im<br />

Kreis der Gläubigen?<br />

Bernd Knüfer SJ<br />

Beerdigungsgottes<strong>die</strong>nst<br />

<strong>für</strong> Suizidanten<br />

Ergänzend zu den sehr interessanten<br />

Ausführungen<br />

von Gabriele Krämer-Kost<br />

zum Thema „<strong>Seelsorge</strong> im<br />

Umfeld von Suizid“ möchte<br />

ich noch ergänzen, dass<br />

natürlich auch der Beerdigungsgottes<strong>die</strong>nst<br />

eines<br />

Suizidanten sehr hilfreich<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Angehörigen sein<br />

kann (und sein sollte).<br />

Persönlich habe ich sehr<br />

gute Erfahrungen damit<br />

gemacht, in Form eines<br />

Abschiedsbriefes an den<br />

Verstorbenen (den<br />

ich dann den<br />

Angehörigen<br />

<strong>Anzeiger</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Seelsorge</strong> + Klaus Vellguth + Münsterstraße 319 + 52076 Aachen<br />

Fax: 0241 / 1804603 + E-Mail: schriftleitung@anzeiger-fuer-<strong>die</strong>-seelsorge.de<br />

sofort als Symbol aushändige)<br />

<strong>die</strong> Predigt zu gestalten,<br />

in dem zum Beispiel<br />

Verständnis <strong>für</strong> seine Lage<br />

signalisiert wird. Gerade<br />

wenn der Verstorbene<br />

keinen Abschiedsbrief<br />

hinterlassen hat, ist <strong>die</strong>se<br />

Art des Ansprechens und<br />

Aussprechens seines Todes<br />

meiner Erfahrung nach<br />

sehr entlastend.<br />

Pfr. Markus Krell<br />

Zukunftsfähige<br />

Kirchenfinanzierung<br />

Jede Gemeinde <strong>die</strong> ein<br />

Projekt unterhält, sei es<br />

ein Kindergarten o.ä.,<br />

wird das Bistum brauchen,<br />

um den Papierkrieg<br />

in den Griff zu kriegen<br />

(wir sind ja schließlich in<br />

Deutschland), aber mehr<br />

Spenden, das funktioniert<br />

doch jetzt schon mit der<br />

Kirchensteuer nicht: Von<br />

einem Kollegen, der in<br />

einer Pfarrei mit geldigen<br />

Leuten sitzt, habe ich gehört,<br />

dass ein Reicher aus<br />

der Kirche ausgetreten ist,<br />

weil er das viele Geld nicht<br />

in den großen Rachen werfen<br />

will, dass er aber gerne<br />

bereit wäre, es der Pfarrei<br />

direkt zur Verfügung zu<br />

stellen. Und keine Pfarrei<br />

wird, wenn sie sich auf <strong>die</strong><br />

Hinterfüße gestellt hat und<br />

Finanzmittel eingeworben<br />

hat, <strong>die</strong> mit dem Bistum<br />

teilen wollen. Und wenn<br />

<strong>die</strong> Pfarrei teilen muss,<br />

dann wird halt flugs ein<br />

Förderverein gegründet,<br />

der Geld nur ans Projekt<br />

und nirgends sonst hin<br />

abgibt.<br />

Wenn <strong>die</strong> Pfarrei X ein<br />

Projekt hat, werden Leute<br />

aus der Pfarrei Y das<br />

zwar immer schön und<br />

gut finden, aber nur dann<br />

zu finanziellen Leistungen<br />

bereit sein, wenn sie selber<br />

sich mit dem Ziel identifizieren<br />

können (z. B. bei<br />

Projekten in sogenannte<br />

Missionsländern) oder sie<br />

selber etwas davon haben<br />

(Kindergarten, Sozialstation,<br />

...). Bei der zweiten<br />

Gruppe (Einrichtungen<br />

vor Ort) in der Regel<br />

nur dann, wenn sie selber<br />

profitieren. Also den<br />

Vorschlag, der sich mit<br />

englischen Begriffen so<br />

„smart“ anhört, den halte<br />

ich nicht <strong>für</strong> praktikabel.<br />

Pfr. Helmut Meier,<br />

Ruhmannsfelden<br />

Wider <strong>die</strong><br />

falschen<br />

Alternativen<br />

Die Ambivalenzen pastoraler <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

und wie man mit ihnen umgehen sollte<br />

Die deutsche katholische Kirche ist bekanntlich weltkirchlich<br />

gesehen immer noch ausgesprochen reich. Sie arbeitet auch ohne<br />

Zweifel in vielen Bereichen hoch professionell. Beides hängt<br />

natürlich zusammen, denn sie kann sich <strong>die</strong>sen hohen <strong>Professio</strong>nalitätsgrad<br />

einfach leisten. Sie hat ihn auch nicht ohne Grund<br />

entwickelt, sondern um auf eine Krise zu antworten, <strong>die</strong> schon<br />

länger andauernde Krise ihrer klerikalen Sozialform.<br />

Von Rainer Bucher<br />

Als in den 60er Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts das priesterlich<br />

dominierte „katholische<br />

Milieu“ ziemlich<br />

spektakulär ero<strong>die</strong>rte, konnte <strong>die</strong><br />

deutsche katholische Kirche mit einer<br />

überraschenden Strategie reagieren:<br />

mit professioneller Expansion. Das<br />

„personale Angebot“ wurde massiv<br />

ausgebaut und professionalisiert. Das<br />

meint: Man gab und forderte von<br />

seinen Mitarbeiter/innen eine spe-<br />

Rai n e R Bu c h e R<br />

geb. 1956, Professor <strong>für</strong> Pastoraltheologie<br />

an der Katholisch-Theologischen<br />

Fakultät<br />

der Universität Graz.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.rainer-bucher.de<br />

zialisierte, geregelte und hochwertige<br />

Ausbildung, definierte spezifische<br />

pastorale Berufsfelder und da<strong>für</strong> notwendige<br />

Handlungskompetenzen<br />

und stellte <strong>die</strong> an Fachhochschulen<br />

oder Universitäten Ausgebildeten<br />

„pastoralen Profis“ auch tatsächlich<br />

ein. Wesentliche Teile des von der<br />

Kirche in Deutschland und Österreich<br />

beschäftigten Personals, etwa<br />

in den Bereichen Diakonie, Aus-,<br />

Weiter- und Erwachsenenbildung<br />

oder auch im Religionsunterricht,<br />

werden von professionell ausgebildeten,<br />

professionell entlohnten und<br />

auch professionell arbeitenden Menschen<br />

gestellt, <strong>die</strong> allermeisten von<br />

ihnen „Laien“.<br />

Dieser <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozess<br />

etablierte an der Basis der Pastoral<br />

eine konkurrierende, nichtpriesterliche<br />

Personalstruktur neben<br />

der weiterhin in vielen Bereichen<br />

letztentscheidenden priesterlichen<br />

Hierarchie. Das aber setzte nun seinerseits<br />

<strong>die</strong> Priester unter pastoralen<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sdruck und schuf<br />

damit eine nicht leicht aufzulösende<br />

Spannung zum klassischen, nachtridentinischen<br />

und vor allem amtstheologisch-sakramental<br />

fun<strong>die</strong>rten,<br />

also gerade nicht professionell-funktional<br />

geprägten Priesterbild.<br />

Der <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>s- und<br />

Differenzierungsprozess der deutschen<br />

und, etwas reduziert, auch der<br />

österreichischen katholischen Kirche<br />

folgte dabei der allgemeinen Linie<br />

einer funktionalen Differenzierung<br />

ehemals integrierter gesellschaftlicher<br />

Handlungsbereiche. Hinter<br />

<strong>die</strong>sen Entklerikalisierungs- und<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozessen<br />

steckte freilich kein pastorales Gesamtkonzept,<br />

das wesentlich über<br />

das Reagieren auf konkrete Heraus-<br />

7<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


8<br />

sch w E r p u n k t t h E m a<br />

forderungen nach Mustern hinausginge,<br />

wie sie <strong>die</strong> moderne Gesellschaft<br />

selbst zur Verfügung stellt.<br />

Dieses konzeptionelle Defizit<br />

holt nun <strong>die</strong> Kirche in Zeiten der<br />

Ressourcenknappheit recht nachdrücklich<br />

ein. Denn angesichts der<br />

anstehenden Prioritätenentscheidungen<br />

treten <strong>die</strong> Ambivalenzen<br />

der <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> im Zuge der<br />

anstehenden Gesamtanalyse der Lage<br />

sehr offen zu Tage. Das allein freilich<br />

wäre noch nicht das Problem. Das<br />

liegt vielmehr darin, dass es offenbar<br />

schwer fällt, mit <strong>die</strong>sen mehr oder<br />

weniger unvermeidbaren Ambivalenzen<br />

produktiv umzugehen. Noch<br />

befindet man sich im Stadium ihrer<br />

erstaunten Analyse.<br />

Die Ambivalenzen der<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

Dass pastorale <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

ein ambivalenter Prozess ist, das<br />

scheint mir unbestreitbar. Drei solcher<br />

Ambivalenzen sind unübersehbar:<br />

eine personale, eine gesamtpastorale<br />

sowie eine amtstheologische.<br />

Alle drei signalisieren anstehende<br />

und noch weitgehend ungelöste Basisprobleme<br />

der katholischen Kirche<br />

in entwickelten Gesellschaften.<br />

Relativ bewusst ist <strong>die</strong> personale<br />

Ambivalenz. Sie wird im Zusammenhang<br />

der <strong>Professio</strong>nalitätsthematik<br />

auch oft angesprochen. Explizit<br />

christliches Handeln, das bezahlt,<br />

gelernt und beruflich ausgeübt wird,<br />

scheint irgendwie zweitrangig, ja fast<br />

defizitär gegenüber christlichem<br />

Handeln, das unbezahlt, spontan<br />

und ganz jenseits beruflicher Rollenmuster<br />

einfach aus der Forderung<br />

der Situation heraus geschieht. Der<br />

Effektivitätsgewinn und der Zuwachs<br />

an Sachgerechtigkeit, <strong>die</strong> <strong>Professio</strong>nalität<br />

normalerweise bedeuten, sie<br />

werden, so meint man häufig, bezahlt,<br />

zu teuer bezahlt mit dem Authentizitätsdefizit<br />

bloß gelernten, gut<br />

bezahlten Berufshandelns.<br />

Die gesamtpastorale Ambivalenz<br />

hingegen ist bislang eher weniger ins<br />

kirchliche Bewusstsein gedrungen, so<br />

drängend sie <strong>für</strong> <strong>die</strong> deutsche und<br />

österreichische Kirche etwa zurzeit<br />

auch sein mag. <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

der Pastoral bedeutete nämlich fast<br />

immer auch Aufbau eines Handlungsbereichs<br />

außerhalb der traditionellen<br />

kirchlichen Basisstruktur,<br />

der Pfarrei; so geschehen etwa in<br />

der Diakonie oder im Bildungssystem,<br />

inklusive Religionsunterricht.<br />

Die deutsche katholische Kirche teilt<br />

sich denn auch gegenwärtig in eine<br />

schwächelnde „Gemeindekirche“,<br />

eine davon zu unterscheidende Ritenkirche<br />

und einen um <strong>die</strong>se beiden<br />

herum gelagerten Kranz von<br />

professionalisierten kirchlichen<br />

Handlungssektoren (schulische und<br />

außerschulische Bildung, Kategorialpastoral,<br />

Caritas, Werke der Mission<br />

und Entwicklungszusammenarbeit<br />

et cetera ...). Diese Differenzierung,<br />

unabdingbare Begleiterscheinung des<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozesses, führt<br />

jenseits der Oberhoheit des Bischofs<br />

und seiner Behörden vor Ort zu einer<br />

weitgehenden Desintegration der<br />

ehemals durch den Klerus integrierten<br />

kirchlichen Handlungsstruktur.<br />

Dem Differenzierungsgewinn steht<br />

ein deutlicher Zusammenhangsverlust<br />

gegenüber.<br />

Die amtstheologische Ambivalenz<br />

des pastoralen <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozesses<br />

ist vor allem an der<br />

Schwierigkeit ablesbar, <strong>die</strong> klassische,<br />

nach-tridentische Amtstheologie<br />

und <strong>die</strong>sen <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozess<br />

der Pastoral konzeptionell<br />

zu verbinden und somit zu verhindern,<br />

dass sich „<strong>Professio</strong>nalität“<br />

und „Weihe“ rivalisierend auf unterschiedliche<br />

Handlungsgruppen der<br />

Kirche verteilen. Diese katholische<br />

Weihe-Amtstheologie, zumal in ihrer<br />

ontologisierenden Zuspitzung, hatte<br />

nicht pastorale Handlungskompetenz,<br />

sondern <strong>die</strong> (Weihe-)Gnade in<br />

den Mittelpunkt der priesterlichen<br />

(Berufs-)Rolle gerückt und als deren<br />

Pendant auf Seiten des Priesters<br />

persönliche Heiligkeit und Tugend,<br />

nicht aber unbedingt pastorale <strong>Professio</strong>nalität<br />

angesetzt, zumindest<br />

offiziell. „Weihe“ oder „<strong>Professio</strong>nalität“<br />

geraten dann plötzlich in einen<br />

merkwürdigen Gegensatz: „<strong>Professio</strong>nalität“<br />

wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> angestellten<br />

Laientheolog/innen leicht zum Ersatz<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> fehlende „Weihe“ und<br />

„Weihe“ <strong>für</strong> <strong>die</strong> Priester zum Ersatz<br />

<strong>für</strong> potentielle <strong>Professio</strong>nalitätsdefizite.<br />

Der Kompetenzgewinn der <strong>Professio</strong>nalität<br />

wird zum Rivalitätsort<br />

gegenüber der Sakramentalität des<br />

Priestertums.<br />

Pastoral und<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

Die Ambivalenzen des pastoralen<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozesses<br />

sind eine Realität – und eine große<br />

Versuchung. Diese Ambivalenzen<br />

verbieten es, <strong>die</strong> Entwicklung <strong>für</strong><br />

selbstverständlich zu halten und<br />

einfach als Normalität zu betrachten.<br />

Das ist sie weder weltkirchlich<br />

noch kirchengeschichtlich, aber eben<br />

auch von ihrer sachlichen, inneren<br />

Struktur her nicht.<br />

Die Versuchung aber besteht in<br />

einer falschen Alternative: entweder<br />

<strong>die</strong>sen Ambivalenzen entfliehen zu<br />

wollen, indem man sie leugnet und<br />

unkritisch auf pastorale <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

setzt, so als ob sie das Allheilmittel<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Konstitutionsprobleme<br />

der Kirche wäre. Oder, indem man,<br />

konträr, <strong>die</strong> <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> der<br />

Pastoral denunziert und versucht, sie<br />

zurückzunehmen. Letzteres wäre der<br />

Weg zurück in vormoderne, entdifferenzierte<br />

kirchliche Gemeinschaftsformen.<br />

So etwas gibt es aber nach<br />

den Differenzierungsprozessen der<br />

Moderne nur in drei, allesamt problematischen<br />

Varianten: als romantische<br />

Kleingruppeninszenierung, als<br />

eventhafte, also punktuelle Großereignisinszenierung<br />

oder, am schrecklichsten,<br />

als Ergebnis zwanghafter<br />

Disziplinierung in geschlossenen,<br />

homogenisierten Gruppen.<br />

Die Aufgabe wäre aber, in <strong>die</strong>sen<br />

Ambivalenzen zu bestehen. Das<br />

kann nur bedeuten, <strong>die</strong> potentiell<br />

negativen Konsequenzen <strong>die</strong>ser Ambivalenzen<br />

zu minimieren und <strong>die</strong><br />

potentiell positiven Folgen zu maximieren.<br />

Insofern <strong>die</strong>se Ambivalenzen<br />

unvermeidbar sind, darf man sie<br />

auch nicht als Alternativen, sondern<br />

muss sie als Polaritäten verstehen, <strong>die</strong><br />

unabweisbare Forderungen an uns<br />

stellen, Forderungen, wirklich Neues<br />

zu versuchen.<br />

Freilich muss es ein Kriterium<br />

außerhalb <strong>die</strong>ser Polaritäten, also<br />

außerhalb der <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sthematik<br />

selber geben, das anzeigt,<br />

ob wir <strong>die</strong>sen Forderungen gerecht<br />

werden. Dieses Kriterium gibt es<br />

auch, es steckt in nichts anderem als<br />

dem Pastoralbegriff des II. Vatikanums.<br />

Denn dann wird erkennbar:<br />

<strong>Professio</strong>nalität, wie überhaupt alle<br />

Institutionalität der Kirche, ist kein<br />

Selbstzweck, sondern ist alleine dazu<br />

da, dem Zweck der Kirche zu <strong>die</strong>nen:<br />

der Pastoral.<br />

Dann aber gilt: Die personale<br />

Ambivalenz von Effektivitätsgewinn<br />

versus Authentizitätsverlust im <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozess<br />

der deutschen<br />

katholischen Kirche fordert<br />

einen differenzierten Blick auf das,<br />

was jeweils notwendig ist. Natürlich<br />

müssen <strong>die</strong> pastoralen Akteure bei<br />

aller <strong>Professio</strong>nalität auch an ihrer<br />

pastoralen Authentizität arbeiten,<br />

denn sie ist recht verstanden Teil ihrer<br />

<strong>Professio</strong>nalität. Sie ist aber auch ein<br />

Geschenk, eine Gnade und damit nur<br />

bedingt einzufordern. Allein von den<br />

pastoralen Akteuren <strong>die</strong> Bearbeitung<br />

der Polarität von Effektivitätsgewinn<br />

L i t e R at u R t i p p<br />

I R. Bucher, Desintegrationstendenzen<br />

der Kirche. Pastoraltheologische<br />

Überlegungen, in: A. Franz (Hrsg.),<br />

Was ist heute noch „katholisch“?<br />

Zum Streit um <strong>die</strong> innere Einheit<br />

und Vielfalt der Kirche, Freiburg-<br />

Basel-Wien (QD) 2001, S. 266-290.<br />

und Authentizitätsverlust zu verlangen,<br />

verlagert einseitig strukturelle<br />

Probleme auf <strong>die</strong> einzelnen, wie es<br />

innerkirchlich freilich, etwa auch bei<br />

den Schwierigkeiten mit der Glaubensweitergabe,<br />

leider immer wieder<br />

geschieht.<br />

Notwendig wäre <strong>die</strong> Reflexion<br />

darauf, was an welchen Orten prioritär<br />

ist. Zu entwickeln wäre eine<br />

„pastorale Topologie“ als Lehre, wo<br />

Spontaneität und hohe persönliche<br />

Authentizität, wo eher <strong>Professio</strong>nalität<br />

und Sachgerechtigkeit im Vordergrund<br />

stehen sollten. Niemand käme<br />

auf <strong>die</strong> Idee, <strong>die</strong> <strong>Professio</strong>nalität des<br />

Operateurs gegen <strong>die</strong> tröstende Hand<br />

der mitfühlenden Angehörigen auszuspielen,<br />

beides braucht der Kranke,<br />

beides an seinem Ort und beide,<br />

Operateure wie Mitleidende sollen<br />

sich schätzen und respektieren im<br />

Interesse des Kranken.<br />

Das gilt aber auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamtpastorale<br />

Ambivalenz von<br />

Differenzierungsgewinn versus Zu-<br />

sammenhangsverlust im <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozess<br />

der deutschen<br />

katholischen Kirche. Diese Ambivalenz<br />

fordert Kommunikation, Anerkennung<br />

der pastoralen Unverzichtbarkeit<br />

des und der anderen,<br />

Überwindung einer Kultur des Ressentiments<br />

als Versuch der Selbstkonstitution<br />

durch Fremdabwertung.<br />

Diese Ambivalenz fordert den<br />

Blick auf das, was der/<strong>die</strong> andere hat,<br />

ich aber nicht und ich von ihm/ihr<br />

daher potentiell geschenkt bekomme.<br />

Diese urchristliche Haltung der<br />

Überwindung jedes pastoralen Konkurrenzdenkens,<br />

der Anerkennung<br />

der anderen und der Neugierde auf<br />

ihre spezifischen Kompetenzen, sie ist<br />

gefordert wie selten in der Geschichte<br />

der Kirche. Denn nur mit <strong>die</strong>ser<br />

Haltung können wir den potentiellen<br />

Zusammenhangsverlust, den <strong>die</strong> pastorale<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> bedeutet,<br />

auffangen, damit der Gefahr des neointegralistischen<br />

Gegenschlags entgehen<br />

und gleichzeitig den Effektivitäts-<br />

und Sachgerechtigkeitsgewinn<br />

der <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> sichern.<br />

Seinen eigentlichen Lakmustest<br />

aber wird der <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sprozess<br />

der Kirche in der Frage der<br />

Rivalität zum sakramentalen Priestertum<br />

zu bestehen haben. Denn<br />

<strong>die</strong>se Ambivalenz fordert von beiden<br />

Seiten viel, von den professionellen<br />

pastoralen Laien wie von den Priestern.<br />

Sie fordert von den Laien <strong>die</strong><br />

Überwindung ihrer angesammelten<br />

Kränkungserfahrungen sowie der<br />

damit verbundenen kompensatorischen<br />

Rivalitätsimpulse und von den<br />

Priestern <strong>die</strong> Entwicklung von Realisationsformen<br />

ihres Priestertums<br />

jenseits seiner Machtgeschichte der<br />

letzten Jahrhunderte und auf der Basis<br />

allein seiner gnadentheologischen<br />

Legitimation und jenseits aller Ersatz-<br />

Identitäten. Das ist noch ein weiter<br />

Weg. Die Kirche jedenfalls braucht<br />

beides: <strong>die</strong> Zusage der unver<strong>die</strong>nten<br />

und ungeschuldeten Gnade jenseits<br />

aller <strong>Professio</strong>nalität und <strong>die</strong> Gnade<br />

professionellen Handelns an jenen,<br />

<strong>die</strong> leiden an Seele und Leib.<br />

Die pastorale <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

ist, wie alle grundlegenden<br />

Veränderungsprozesse im institutionellen<br />

Gefüge der Kirche, eine große<br />

Herausforderung. Denn mit ihr<br />

locken zwei konträre Versuchungen:<br />

Man kann sie als Allheilmittel <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Konstitutionsprobleme der Kirche in<br />

der späten Moderne missverstehen<br />

oder als Teil des Problems selber, das<br />

es nach rückwärts zu überwinden<br />

gälte. Beides ist falsch. Die erste Meinung<br />

übersieht den Dienstcharakter<br />

der <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> und leugnet<br />

ihre Ambivalenzen, <strong>die</strong> zweite übersieht<br />

ihren Fortschrittscharakter und<br />

leugnet <strong>die</strong> Chance gesteigerter Sachgerechtigkeit<br />

pastoralen Handelns.<br />

Überwunden werden können <strong>die</strong>se<br />

Straßengräben aber nur im Blick auf<br />

<strong>die</strong> pastorale Grundaufgabe der Kirche<br />

und mit einer Spiritualität pastoraler<br />

Demut, <strong>die</strong> weiß, dass all unser<br />

pastorales Tun ohne <strong>die</strong> anderen<br />

nicht viel und ohne Gottes Beistand<br />

eigentlich gar nichts ist.<br />

9<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


1_08_AfS_DS_Fastenz 07.12.2007 15:09 Uhr Seite 1<br />

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Familien, Jugendlichen, Frauen, Senioren<br />

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Gut geerdet nach<br />

oben steigen<br />

12 <strong>Professio</strong>nalität<br />

Die <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> in der <strong>Seelsorge</strong> gleicht einer<br />

Treppe. Die Pastoral steht einerseits vor der Herausforderung,<br />

stets auf das Fundament der Treppe zu<br />

verweisen und <strong>die</strong> Frage nach dem Warum pastoralen<br />

Handelns zu beantworten. Doch zugleich muss im<br />

Rahmen einer <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> <strong>die</strong> Frage nach<br />

dem Wie immer wieder neu erarbeitet werden. Die<br />

Antwort auf <strong>die</strong>se Frage sollte dabei auf den höheren<br />

Stufen der Treppe gesucht werden, <strong>die</strong> auf einem<br />

sicheren Fundament gebaut ist.<br />

Titelbild: Lothar Nahler<br />

versus<br />

Spiritualität in<br />

der <strong>Seelsorge</strong>?<br />

Zu einer falschen Alternative<br />

Angesichts der heutigen weitreichenden Strukturreformen in den einzelnen<br />

Bistümern – Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde werden ins<br />

Leben gerufen, größere Raumeinheiten werden geschaffen – haben<br />

sich <strong>die</strong> Anforderungen an <strong>die</strong> <strong>Seelsorge</strong> in <strong>die</strong>sen größeren Räumen<br />

erheblich verändert. Nicht, dass bisherige Anforderungen weggefallen<br />

wären. Neue sind hinzugekommen. Das Kompetenzprofil der <strong>Seelsorge</strong><br />

hat sich gewandelt.<br />

Ste fa n Kn o B L o c h<br />

Jahrgang 1937, Kapuziner,<br />

war von 1988 bis 2002 Professor<br />

<strong>für</strong> Pastoraltheologie<br />

am Fachbereich Katholische<br />

Theologie der Johannes-Gutenberg-Universität<br />

Mainz.<br />

Seine letzte Veröffentlichung (2006)<br />

erschien bei Herder unter dem Titel<br />

„Mehr Religion als gedacht! Wie <strong>die</strong><br />

Rede von Säkularisierung in <strong>die</strong> Irre<br />

führt“.<br />

Von Stefan Knobloch<br />

<strong>Seelsorge</strong>r und <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />

müssen heute in Bereichen<br />

fit sein, <strong>die</strong> früher nicht<br />

im Vordergrund standen.<br />

Sie müssen teamfähig sein, Sitzungen<br />

leiten, organisationale Fragen<br />

bewältigen, Entscheidungsprozesse<br />

gestalten und vieles andere mehr. In<br />

<strong>die</strong>sem Zusammenhang taucht mit<br />

einiger Dringlichkeit <strong>die</strong> Frage nach<br />

einer <strong>die</strong>sen Verhältnissen angepassten<br />

„<strong>Professio</strong>nalität“ der <strong>Seelsorge</strong><br />

auf.<br />

Manche <strong>Seelsorge</strong>r und <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />

beschleicht vor den Pro-<br />

fessio<strong>nalisierung</strong>stendenzen in der<br />

<strong>Seelsorge</strong> ein ungutes Gefühl. Gehöre<br />

so viel <strong>Professio</strong>nalität wirklich zum<br />

A und O ihres Amtes?, so fragen sie<br />

bisweilen. Sie verstehen sich lieber im<br />

herkömmlichen Sinn als „<strong>Seelsorge</strong>r“,<br />

nicht aber als „Manager der <strong>Seelsorge</strong>“.<br />

Das neue <strong>Professio</strong>nalitätsprofil<br />

scheint ihnen kaum vereinbar zu<br />

sein mit dem Spiritualitätsprofil,<br />

unter dem sie sich als <strong>Seelsorge</strong>r definieren,<br />

auch wenn sie einräumen<br />

müssen, <strong>die</strong>sem nie ganz gerecht zu<br />

werden. Gerne stimmen sie deshalb<br />

der These Kardinal Lehmanns zu, <strong>die</strong><br />

13<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


14<br />

sch w E r p u n k t t h E m a<br />

<strong>die</strong>ser bereits 1990 so formuliert hat:<br />

„<strong>Seelsorge</strong> ... bleibt eine einzigartige,<br />

ja <strong>die</strong> erste und vornehmste Aufgabe<br />

der Kirche, <strong>die</strong> ihr von niemandem<br />

sonst abgenommen werden kann.<br />

Ihre Sendung steht und fällt mit <strong>die</strong>sem<br />

Auftrag.“ Exakt <strong>die</strong>se erste und<br />

einzigartige Aufgabe verbinden viele<br />

lieber mit dem semantischen Wortfeld<br />

der Spiritualität als mit dem der<br />

<strong>Professio</strong>nalität.<br />

Nur, wären wir auf dem richtigen<br />

Weg, wenn wir <strong>Professio</strong>nalität und<br />

Spiritualität in einem unversöhnlichen<br />

Gegenüber sähen? Wohlgemerkt,<br />

nicht jede seelsorgerliche<br />

<strong>Professio</strong>nalität wird damit abgelehnt.<br />

Die spirituell motivierte <strong>Professio</strong>nalität<br />

der <strong>Seelsorge</strong> wird nicht<br />

in Frage gestellt. Nur <strong>die</strong> neue, vermeintlich<br />

spiritualitätsferne <strong>Professio</strong>nalität<br />

gerät unter den Verdacht,<br />

der einzigartigen und vornehmsten<br />

Aufgabe der Kirche nicht wirklich<br />

gerecht zu werden.<br />

Gemeinsame<br />

Schnittmenge<br />

In <strong>die</strong>ser Gegensätzlichkeit aber<br />

sollten wir <strong>die</strong> Dinge nicht sehen.<br />

Hier ist mehr gemeinsame Schnittmenge<br />

gegeben, als gemeinhin angenommen<br />

wird. Womit andererseits<br />

nicht in Abrede gestellt sei, dass in<br />

den von den Bistumsleitungen initiierten<br />

Strukturreformen eine gewisse<br />

Verführung zu einer <strong>Professio</strong>nalitätsauffassung<br />

liegt, <strong>die</strong> der <strong>Seelsorge</strong><br />

abträglich ist.<br />

Was damit lediglich angedeutet<br />

ist, gilt es zu entfalten. Zunächst<br />

ist zuzugeben, dass organisationale<br />

Fragen in der <strong>Seelsorge</strong> schon immer<br />

eine Rolle gespielt haben. Sie spielte<br />

sich nie in strukturlosen und organisationsfreien<br />

Räumen ab. Man denke<br />

zum Beispiel nur an frühere großstädtische<br />

Pfarrgemeinden mit einem<br />

Pfarrer und zwei bis drei Kaplänen,<br />

da war von den <strong>Seelsorge</strong>rn durchaus<br />

eine gewisse Organisationskompetenz<br />

erwartet worden. Nur ist <strong>die</strong><br />

heute in weit höherem Maß gefordert.<br />

Ein Problem, das hier von den<br />

Bistumsleitungen auf <strong>die</strong> Gestaltung<br />

der <strong>Seelsorge</strong> heute durchschlägt,<br />

besteht in der Vorgabe, <strong>die</strong> <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />

und <strong>Seelsorge</strong>r sollten <strong>die</strong><br />

neuen Einheiten „mit Leben füllen“.<br />

Gewissermaßen: Nachdem <strong>die</strong> neuen<br />

Einheiten geschaffen sind, soll in sie<br />

Leben hineingepumpt werden. Das<br />

ist schon sprachlich verräterisch,<br />

wenn Bistumsleitungen und Generalvikariate<br />

davon ausgehen, dass<br />

das Leben „von außen“ in <strong>die</strong> neuen<br />

Einheiten eingebracht werden müsse,<br />

als gäbe es <strong>die</strong>ses vor Ort in den<br />

Gemeinden nicht längst.<br />

Nur ist das hier nicht unser eigentlicher<br />

Punkt. Aber er macht<br />

immerhin deutlich, dass <strong>die</strong> Bistumsprozesse<br />

in aller Regel weniger<br />

getragen sind vom unmittelbaren<br />

Wahrnehmen und Erleben der betroffenen<br />

Personen, der <strong>Seelsorge</strong>r<br />

und <strong>Seelsorge</strong>rinnen ebenso wie der<br />

Gemeindemitglieder, sondern dass<br />

sie sich den Plausibilitätskriterien<br />

und der logischen Notwendigkeit<br />

aus der Sicht der Bistumsleitungen<br />

verdanken. Wir wollen das hier nicht<br />

überbetonen. Aber zu bedenken gegeben<br />

sei dennoch – im Sinn einer<br />

freien Assoziation –, dass es nach<br />

dem englischen Psychoanalytiker<br />

W. R. Bion eine antithetische Denkbewegung<br />

von „Zusammenkommen<br />

und Zerfallen“ gibt, was im Blick auf<br />

<strong>die</strong> neuen <strong>Seelsorge</strong>einheiten zumindest<br />

nicht ausschließt, dass der<br />

Zerfallsprozess den erhofften Synergieeffekten<br />

einen Strich durch <strong>die</strong><br />

Rechnung macht.<br />

Die Gefahr des machtförmigen<br />

Handelns<br />

Um solches von vornherein auszuschließen<br />

– und damit sind wir bei<br />

unserer Frage nach dem Verhältnis von<br />

<strong>Professio</strong>nalität und Spiritualität –,<br />

liegt <strong>für</strong> <strong>Seelsorge</strong>r und <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />

<strong>die</strong> Gefahr nahe, <strong>die</strong> von ihnen<br />

erwartete neue <strong>Professio</strong>nalität in<br />

machtförmigem beziehungsweise in<br />

zumindest unterschwellig machtförmigem<br />

Handeln ins Werk zu setzen.<br />

Sie nähmen damit lediglich <strong>die</strong> Dynamik<br />

auf, <strong>die</strong> ihnen – gewiss unbe-<br />

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wusst – von den Bistumsleitungen<br />

vorgegeben wird. Ein Doppeltes<br />

kommt hier demnach zusammen:<br />

Nicht nur, dass sich <strong>Seelsorge</strong>r und<br />

<strong>Seelsorge</strong>rinnen in neuer Weise in<br />

ihrer Arbeit mit organisationalen<br />

Fragen befassen müssen. Sie sind<br />

auch versucht, <strong>die</strong>se in machtförmigem<br />

Handeln zu bewältigen. Womit<br />

sie mit ihrer Rolle in einen gewissen<br />

Zwiespalt kommen.<br />

Sie könnten es deshalb als Ausweg<br />

ansehen, zwischen ihrer Identität, also<br />

zwischen dem, wie sie sich sehen<br />

und was sie sein wollen, und ihrer<br />

Zuständigkeitskompetenz, also dem,<br />

womit sie beauftragt und wo<strong>für</strong> sie<br />

zuständig gemacht worden sind, einen<br />

Trennungsstrich zu ziehen. Auf<br />

Dauer aber kann eine solche Trennung<br />

nicht befriedigen. Sie kann<br />

zur „déformation professionelle“<br />

und zum Burn-out führen. Aber<br />

auch eine andere Möglichkeit liegt<br />

nahe, und wieder wäre <strong>die</strong> Frage nach<br />

<strong>Professio</strong>nalität und Spiritualität berührt:<br />

<strong>Seelsorge</strong>r könnten in einem<br />

starren Rollenkonzept stereotyp <strong>die</strong><br />

Vorgaben und Erwartungen der<br />

Bistumsleitungen umsetzen, dabei<br />

aber vor Ort <strong>die</strong> Kommunikation<br />

mit ihren Mitarbeitern und Beratern,<br />

mit deren Ideen und Vorstellungen,<br />

vernachlässigen. Wird <strong>die</strong>ser<br />

Handlungsmodus – so darf gefragt<br />

werden – durch <strong>die</strong> Übernahme des<br />

Modus, in dem <strong>die</strong> Bistumsprozesse<br />

gewöhnlich von oben her in den Stiel<br />

gestoßen worden sind und in denen<br />

manch „blinder Passagier“ mitreist,<br />

nicht geradezu gefördert?<br />

Soll das heißen – ohne dass wir<br />

das allzu sehr problematisieren wollen<br />

– <strong>die</strong> Spiritualität habe als Grundelement<br />

der <strong>Seelsorge</strong> schlechte Karten?<br />

So dass wir das Fragezeichen in<br />

unserer Überschrift streichen müssten?<br />

So ist es Gott sei dank nicht.<br />

Orientierung am dreigliedrigen<br />

Amt Christi<br />

Monika Udeani hat darauf hingewiesen,<br />

dass hinter der heute häufigen<br />

Rede von den Grundfunktionen<br />

der Kirche/der Gemeinde, der Verkündigung,<br />

der Liturgie und der Diakonie<br />

– manche zählen <strong>die</strong> Koinonia<br />

als vierte Grundfunktion hinzu – <strong>die</strong><br />

Orientierung am dreigliedrigen Amt<br />

Christi, das in der Kirche fortlebt,<br />

zu kurz komme. Die Anknüpfung<br />

an das dreigliedrige Amt Christi, an<br />

das prophetische, priesterliche und<br />

königliche beziehungsweise hirtliche<br />

Amt, gebe den Blick da<strong>für</strong> frei, dass<br />

auch <strong>die</strong> heute besonders geforderten<br />

Leitungsaufgaben beziehungsweise<br />

<strong>die</strong> „Auferbauung der Gemeinde“<br />

eine originäre, sich aus dem dreigliedrigen<br />

Amt Christi ableitende<br />

Aufgabe der <strong>Seelsorge</strong> sei. So sei<br />

zumindest theologisch klar, dass in<br />

den von den <strong>Seelsorge</strong>rn und Seel-<br />

sorgerinnen gewöhnlich weniger geschätzten<br />

Aufgaben, wie Sitzungen<br />

zu leiten, strukturelle Veränderungen<br />

anzugehen, Entscheidungsprozesse<br />

zu gestalten, Baumaßnahmen in <strong>die</strong><br />

Wege zu leiten und dergleichen mehr,<br />

das Leitungsamt Christi ausgeübt<br />

werde.<br />

Diese theologische Einsicht hilft<br />

freilich in concreto wenig weiter. Es<br />

ist damit zu rechnen, dass im Bereich<br />

<strong>die</strong>ser Aufgaben gleichwohl „<strong>die</strong> Katze<br />

wieder auf <strong>die</strong> alten Pfoten fällt“,<br />

was heißen soll, dass <strong>Seelsorge</strong>r und<br />

<strong>Seelsorge</strong>rinnen <strong>die</strong>se Aufgaben weiterhin<br />

nicht als ihre originäre Aufgaben<br />

ansehen oder dass sie – wie oben<br />

angedeutet – deren spirituellen Fokus<br />

dadurch verfehlen, dass sie sie machtförmig,<br />

starr und stereotyp und zu<br />

wenig kommunikativ ausüben.<br />

Selbsterfahrungsgruppen<br />

Der bloße Verweis auf <strong>die</strong> theologische<br />

Dignität auch der Leitungsaufgaben<br />

der <strong>Seelsorge</strong> verpufft also<br />

möglicherweise, wenn nicht gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> Fähigkeit der <strong>Seelsorge</strong>r<br />

und <strong>Seelsorge</strong>rinnen gefördert wird,<br />

<strong>die</strong>sen Aufgaben auch tatsächlich<br />

nachzukommen. Heribert Wahl hat<br />

mit Nachdruck darauf hingewiesen,<br />

dass <strong>Seelsorge</strong>r und <strong>Seelsorge</strong>rinnen,<br />

gerade angesichts der heutigen pastoralen<br />

Aufgaben, in Selbsterfahrungsgruppen<br />

an eine Selbst- und<br />

Treue kommt von betreuen. Garantiert*.<br />

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15<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


16<br />

sch w E r p u n k t t h E m a<br />

Kompetenzverstärkung herangeführt<br />

werden sollten. Darunter sind<br />

geschützte Lern- und Erfahrungsgruppen<br />

von sechs bis acht Personen<br />

zu verstehen, in denen empathisch<br />

verstehend pastorale Szenen ausgetauscht,<br />

besprochen und reflektiert<br />

werden. Frei von vorschnellen Beurteilungen,<br />

gar von Verurteilungen. So<br />

erfährt <strong>die</strong> einzelne Person im Spiegel<br />

der anderen und vor sich, wo sie<br />

durch ihre eigenen Stereotypen daran<br />

gehindert wird, ihrem pastoralen<br />

Handeln, ihrer pastoralen <strong>Professio</strong>nalität<br />

aus einer existentiell geerdeten<br />

Spiritualität mehr Gesicht und mehr<br />

Gewicht zu verleihen. In der Gruppe<br />

wird gelernt, aufeinander zu hören,<br />

eine Gabe, eine Fähigkeit, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Praxis der <strong>Seelsorge</strong> – hier aber zumal<br />

der männlichen <strong>Seelsorge</strong>r – von<br />

entscheidender Bedeutung ist.<br />

Nicht selten folgen <strong>Seelsorge</strong>r<br />

und <strong>Seelsorge</strong>rinnen dem leitenden<br />

Anspruch, immer das Sagen zu haben.<br />

Das seien sie schließlich ihrem<br />

Auftrag zur Verkündigung schuldig.<br />

Dabei übersehen sie, dass das Hören,<br />

das Hören sowohl auf eigene Erfahrungen<br />

wie auf <strong>die</strong> Erfahrungen<br />

anderer, eine unabdingbare Voraussetzung<br />

ihres Verkündigungsauftrags<br />

ist. Es mag an der Stelle wie eine Umdeutung<br />

erscheinen, aber auch in<br />

<strong>die</strong>sem umgedeuteten Sinn behält<br />

der Satz aus dem Römerbrief seine<br />

Gültigkeit: „Der Glaube kommt vom<br />

Hören“ (Röm 10,17). Dieses Hören<br />

bezieht sich zuallererst auf <strong>die</strong> eigene<br />

Erfahrung. <strong>Seelsorge</strong>r und <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />

sollten aus dem Erfahrungsschatz<br />

ihres Lebens schöpfen.<br />

Denn sie sind in ihrer Ausstattung,<br />

L i t e R at u R t i p p<br />

I Doris Nauer, <strong>Seelsorge</strong>konzepte im<br />

Widerstreit. Ein Kompendium,<br />

Stuttgart Berlin Köln 2001.<br />

I Georg Köhl (Hg.), <strong>Seelsorge</strong> lernen<br />

in Studium und Beruf, Trier<br />

2006.<br />

mit ihren Talenten und Fähigkeiten,<br />

aber auch mit ihren Grenzen das „Instrument“<br />

ihrer <strong>Seelsorge</strong>.<br />

Damit <strong>Professio</strong>nalität nicht zu<br />

kalter instrumenteller <strong>Professio</strong>nalität<br />

verkommt, sondern ihr der<br />

warme empathische Zug geerdeter<br />

Spiritualität zu eigen bleibt, sollten<br />

<strong>Seelsorge</strong>r aus jener Toleranz berufliches<br />

Kapital schlagen, <strong>die</strong> sie<br />

gewöhnlich gegenüber sich selbst<br />

aufbringen. Sie machen doch bei sich<br />

selbst <strong>die</strong> Erfahrung, dass ihr eigener<br />

Glaube immer wieder durchhängt.<br />

Sie kennen den eigenen Unglauben,<br />

eigene Anfechtung, eigenen Zweifel.<br />

Eine Situation, <strong>die</strong> der des Vaters eines<br />

besessenen Knaben im Markus-<br />

Evangelium ähnlich ist: „Ich glaube;<br />

hilf meinem Unglauben!“ (Mk<br />

9,24). Diese Erfahrung macht sie<br />

gewissermaßen zu einem „verwundeten<br />

Arzt“, der im Wissen um seine<br />

eigenen Wunden sich den Wunden<br />

anderer zuwendet und in solcher Zuwendung<br />

– gelegentlich <strong>für</strong> ihn selbst<br />

überraschend – seinerseits Heilung<br />

und Trost erfährt.<br />

Die heutigen Anforderungen an<br />

<strong>die</strong> <strong>Seelsorge</strong>r und <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />

scheinen von ihnen hohe Macher-<br />

und Managerqualitäten abzuverlangen.<br />

Das ist – wie wir unter dem<br />

Stichwort der „Auferbauung der Gemeinde“<br />

bereits gesehen haben –<br />

nichts Negatives. Im Gegenteil, auch<br />

<strong>die</strong>se Handlungsfelder wollen spirituell,<br />

vom Geist Gottes durchwirkt,<br />

bearbeitet werden. Problematisch<br />

wird es erst, wenn das Machertum<br />

zu eigenmächtigem und eigenwilligem<br />

Managertum verkommt, das<br />

den Erfolg allein von der eigenen<br />

Leistung abhängig macht, da mit<br />

Gott, mit seinem Interesse eigentlich<br />

nicht zu rechnen sei. Je nachdem verbindet<br />

sich dann mit solch selbstbezogener<br />

und selbstgefälliger Erfolgsorientierung<br />

entweder ein hektischer<br />

Arbeitsstil oder aber Niedergeschlagenheit<br />

und Depression bis hin zum<br />

Burn-out, wenn sich der Erfolg nicht<br />

einstellt. Es sollte deshalb zur spiri-<br />

tuellen Grun<strong>die</strong>rung der seelsorglichen<br />

<strong>Professio</strong>nalität gehören, dass<br />

sie es aushält, Stückwerk und Fragment<br />

zu bleiben. Gerade so können<br />

<strong>Seelsorge</strong>r und <strong>Seelsorge</strong>rinnen darin<br />

reifen, sich in ihren Grenzen anzunehmen.<br />

Das freilich darf nicht mit<br />

der Weigerung verwechselt werden,<br />

sich im Rahmen der Möglichkeiten<br />

– siehe das Stichwort der Selbsterfahrungsgruppen<br />

– weiterzuentwickeln.<br />

Die Trägheit, <strong>die</strong> eigenen<br />

Talente, <strong>die</strong> Gott einem geschenkt<br />

hat, nicht weiterzuentwickeln, sie<br />

brach liegen zu lassen, darf sich keinesfalls<br />

auf <strong>die</strong> Erfahrung des Paulus<br />

im zweiten Korintherbrief berufen:<br />

„Wenn ich schwach bin, dann bin ich<br />

stark“ (2 Kor 12,10).<br />

Reiner Dienst, reine<br />

Hilfestellung<br />

Die Gesamtproblematik des Verhältnisses<br />

von seelsorglicher <strong>Professio</strong>nalität<br />

und Spiritualität scheint<br />

mir Karl Rahner einmal treffend<br />

und geradezu einen Lösungsweg<br />

aufweisend so formuliert zu haben:<br />

„Alles Kirchliche, also alles Institutionelle,<br />

Rechtliche, Sakramentale,<br />

alles Wort, aller Betrieb in der Kirche<br />

und also auch alle Reform von<br />

all <strong>die</strong>sem Kirchlichen ist im letzten<br />

Verstand und in der letzten Absicht,<br />

so es sich nur selber richtig begreift<br />

und sich nicht selbst vergötzt, reiner<br />

Dienst, bloße Hilfestellung, <strong>für</strong> etwas<br />

ganz anderes, etwas ganz Einfaches<br />

und so gerade unbegreiflich Schweres<br />

und Seliges zumal: <strong>für</strong> Glaube,<br />

Hoffnung und Liebe in den Herzen<br />

aller Menschen.“ (Karl Rahner, Das<br />

Konzil – ein neuer Beginn, Freiburg<br />

Basel Wien 1966, S. 23.) Die Orientierung<br />

immer wieder daran brächte<br />

<strong>die</strong> seelsorgliche <strong>Professio</strong>nalität und<br />

Spiritualität in ein dauerhaft ausgewogenes<br />

Verhältnis.<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

und<br />

Amateurisierung<br />

Ihr schillerndes Verhältnis in der <strong>Seelsorge</strong><br />

Neulich kam ich wegen eines Staus bei der Fahrt<br />

aus der Münchener Innenstadt nicht mehr ganz<br />

pünktlich zur Messe. Da meinte ich nur zum ältesten<br />

der Ministranten: „Das nächste Mal<br />

kannst du ja schon mal anfangen!“ Diese Bemerkung<br />

war natürlich bar jeder Dogmatik,<br />

aber sie enthielt doch ein Körnchen Wahrheit:<br />

Was <strong>die</strong> Messfeier als Vollzug angeht, kann jemand<br />

das heute zur Not auch, wenn er nur öfters<br />

gut hingeschaut hat. Dazu genügt es, gewis-<br />

and R e a S WoLLBoLd<br />

geb. 1960 in Saarbrücken,<br />

1978-1986 Studium der<br />

Philosophie, Theologie und<br />

patristischen Wissenschaften<br />

in Trier, Rom, Poona und<br />

München, 1993 Promotion,<br />

1997 Habilitation, 1997-2003 Professor<br />

<strong>für</strong> Pastoraltheologie und<br />

Religionspädagogik in Erfurt, seit<br />

2003 Professor <strong>für</strong> Pastoraltheologie<br />

in München.<br />

Von Andreas Wollbold<br />

Lasst <strong>die</strong> Profis ran?“ Aus<br />

dem Vergleich der beiden<br />

Erlebnisse ergibt sich überraschenderweise<br />

eine Entprofessio<strong>nalisierung</strong><br />

in der neueren<br />

Pastoral. Der Beruf des <strong>Seelsorge</strong>rs<br />

gehört zwar neben dem des Juristen<br />

und des Arztes zu den ältesten<br />

<strong>Professio</strong>nen. Paradoxerweise<br />

wurde seine berufliche Kompetenz<br />

jedoch in dem Maß zurückgenommen,<br />

wie <strong>die</strong> <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

in anderen Bereichen der Gesellschaft<br />

zunahm. Am auffälligsten ist<br />

<strong>die</strong>s tatsächlich bei der Liturgie. In<br />

sermaßen wie eine angelernte Kraft, Messbuch,<br />

Direktorium und etwas Verstand zu gebrauchen.<br />

Tags darauf kam der Elektriker zur Reparatur<br />

der Klingelanlage ins Pfarrhaus. Ich schaute ihm<br />

gut auf <strong>die</strong> Finger, <strong>die</strong> im Gewirr von Leitungen<br />

und Schaltplänen beinahe verschwanden, verstand<br />

aber fast nichts davon! Denn den Umgang<br />

mit elektrischen Anlagen muss man von der Pike<br />

auf gelernt haben. „Lasst <strong>die</strong> Profis ran!“, das gilt<br />

hier uneingeschränkt.<br />

ihrer alten Form hätte selbst ein<br />

altge<strong>die</strong>nter Ministrant oder Mesner<br />

vom bloßen Zuschauen und<br />

Mitwirken kaum das kunstvolle<br />

Gebilde aller Rubriken, Kommemorationen<br />

und Inklinationen verstanden.<br />

Der Priester war Fachmann,<br />

er war <strong>für</strong> den Vollzug<br />

verantwortlich. Ähnliches gilt <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> zu Unrecht verunglimpfte<br />

frühere Beichtpraxis, <strong>die</strong> durch eine<br />

praxisnahe Moraltheologie, Kasuistik<br />

und jahrelange Ausbildung<br />

und Prüfung eine hohe Kunstfertigkeit<br />

entwickelt hatte. Liturgie<br />

17<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


18<br />

sch w E r p u n k t t h E m a<br />

fazit<br />

E <strong>Seelsorge</strong> hat einen Teil ihrer<br />

<strong>Professio</strong>nalität verloren.<br />

Humanwissenschaftliche<br />

Kenntnisse sind hilfreich, aber<br />

<strong>die</strong> eigentliche <strong>Professio</strong>nalität<br />

wird anderswo gewonnen: in<br />

der Arbeit an sich selbst und in<br />

der Fähigkeit, Menschen zu<br />

Gott zu führen.<br />

und Beichte haben sich aber grundlegend<br />

gewandelt. Die bei ihnen zu<br />

beobachtende Entprofessio<strong>nalisierung</strong><br />

reicht sogar weit über <strong>die</strong><br />

spezifisch priesterliche <strong>Seelsorge</strong><br />

hinaus. Zum Beispiel Spiritualität.<br />

Ob Bibel-Teilen, Exerzitien im Alltag,<br />

geistliche Begleitung, „Nacht<br />

der Lichter“ oder geistlicher Impuls<br />

in der Schulpastoral, trotz aller<br />

Ausbildungen dazu bleibt deren<br />

Grundlage meist bewusst einfach:<br />

Jeder Beteiligte soll zu sich selber<br />

finden. Die gängigsten Parameter<br />

geistlicher Theologie dagegen, <strong>die</strong><br />

übrigens auch unerlässlich zum<br />

Verständnis der Klassiker wie der<br />

Mystikerinnen von Helfta, Johannes<br />

vom Kreuz, der Therese<br />

vom Kinde Jesus oder selbst Edith<br />

L i t e R at u R t i p p<br />

I Ulrich Bätz, Die <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>sfalle.<br />

Paradoxe Folgen der<br />

Steigerung glaubensreligiösen<br />

Engagements durch professionelles<br />

Handeln – dargestellt am Beispiel<br />

der Verwirklichung pfarrgemeindlicher„Verlebendigungsprogrammatiken“<br />

durch hauptamtliche<br />

Laientheologen (= Praktische<br />

Theologie im Dialog 10), Freiburg<br />

i.d. Schweiz 1994.<br />

I Michael Hochschild, Das offene<br />

Berufsgeheimnis. Vom kirchlichen<br />

Metier des Menschen, in: Theologie<br />

der Gegenwart 47 (2004), S. 280-286.<br />

I Andreas Wollbold, Handbuch der<br />

Gemeindepastoral, Regensburg 2004.<br />

Steins sind, bleiben weitgehend<br />

ausgeklammert: obere und niedere<br />

Seelenkräfte, Tugenden, Laster und<br />

Gaben des Heiligen Geistes, dreifacher<br />

Weg, Lesung, Meditation<br />

und Kontemplation und vieles andere.<br />

Traditionsbruch,<br />

Entklerikalisierung und<br />

Schein-<strong>Professio</strong>nalität<br />

Was sind <strong>die</strong> Gründe <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen<br />

Trend zur Entprofessio<strong>nalisierung</strong>?<br />

Wohl drei. Da ist zunächst der Verdacht,<br />

dass <strong>die</strong> der <strong>Professio</strong>nalität<br />

zugrundeliegenden Standards nicht<br />

mehr zeitgemäß seien. So wurde spätestens<br />

in der Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

<strong>die</strong> Praxis des Nachfragens in<br />

der Beichte und <strong>die</strong> genaue Einschätzung,<br />

ob etwas Todsünde war oder<br />

nicht, in Frage gestellt.<br />

Neben <strong>die</strong>ser Krise der Tradition<br />

ist zum anderen der Wunsch nach<br />

Entklerikalisierung zu nennen. Ein<br />

<strong>Seelsorge</strong>r soll demnach nicht der<br />

Geistliche mit dem von niemandem<br />

verstandenen Spezialwissen sein,<br />

sondern zunächst ein Christ unter<br />

Christen, der das allen Gemeinsame<br />

fördert. In <strong>die</strong>sem Sinn ist <strong>die</strong> Formel<br />

vom Amtspriestertum als Dienst<br />

am gemeinsamen Priestertum (etwa<br />

in Lumen Gentium 10) wohl auch<br />

soziologisch als Programm der Entprofessio<strong>nalisierung</strong><br />

um einer Demokratisierung<br />

willen zu verstehen.<br />

Daher auch das Pathos der Einfachheit,<br />

ja der Formlosigkeit, in fast<br />

allen Bereichen des kirchlichen Lebens.<br />

So sucht man keine komplizierten<br />

Katechismuswahrheiten,<br />

sondern einfache Glaubenserfahrung,<br />

also Tischmütter statt Christenlehre;<br />

keine Lehrer, sondern Zeugen;<br />

nichts „Verkopftes“, sondern<br />

Erlebbares; keine „überladenen“ Barockkirchen,<br />

sondern Communio-<br />

Räume; nicht Hochwürden, sondern<br />

den Bruder; nicht den „Pontifex maximus“,<br />

sondern „Benedetto, Benedetto“.<br />

Rousseaus Programm des<br />

„Zurück zur Natur!“ ist hier gewissermaßen<br />

aufgegriffen: „Zurück zum<br />

Wesen des Christentums! Weg mit<br />

den Überwucherungen und Kompliziertheiten!<br />

Hin zum Elementaren,<br />

Unmittelbaren, Einfachen!“ Es ist<br />

hier nicht der Ort, über den Erfolg<br />

<strong>die</strong>ses Programms Bilanz zu ziehen.<br />

Es genügt an <strong>die</strong>ser Stelle, <strong>die</strong> Ambivalenzen<br />

der Entwicklung wahrzunehmen<br />

und nüchtern auf Verluste<br />

hinzuweisen.<br />

Ein dritter Grund gehört wohl zu<br />

den nicht beabsichtigten Nebenwirkungen,<br />

wie sie fast jede Veränderung<br />

mit sich bringt, nämlich eine Schein-<br />

<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong>. Wissenssoziologisch<br />

neigen Gruppen stets dazu,<br />

sich durch eigene Sprache, Überzeugungen<br />

und Handlungsmuster von<br />

ihrer Umwelt zu unterscheiden. Sie<br />

unterscheiden sich, ohne dass daraus<br />

automatisch ein Gewinn an Qualität<br />

folgt. Am Stammtisch führt man<br />

Stammtischgespräche. Sie sind unverkennbar,<br />

aber nicht unbedingt<br />

dazu geeignet, sofort dem Bundestag<br />

vorgelegt zu werden. Solange es also<br />

bezahlte und formell ausgebildete<br />

<strong>Seelsorge</strong>r gibt, wird sich über <strong>die</strong><br />

beobachtete Entprofessio<strong>nalisierung</strong><br />

doch wieder eine feine Schicht von<br />

„group think“ und „group speak“<br />

legen. „Deine Sprache verrät dich!“,<br />

gilt eben doch immer noch vom Prediger<br />

ebenso wie vom seelsorglichen<br />

Besucher am Krankenbett. Ein in der<br />

Tarifgruppe A13 Angestellter ist eben<br />

kein freikirchlicher Prediger, kein<br />

afrikanischer Katechist oder Sprecher<br />

einer Basisgemeinde, der ansonsten<br />

einer Arbeit wie jeder andere<br />

in seiner Gemeinde nachgeht.<br />

Aber <strong>die</strong> Schein-<strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

könnte noch weiter reichen. Eigenartigerweise<br />

wird in der Fachliteratur<br />

unter <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong> der<br />

<strong>Seelsorge</strong> oft nur ihre Anreicherung<br />

mit humanwissenschaftlichen<br />

Kenntnissen und Fertigkeiten verstanden.<br />

Unbestritten kann <strong>die</strong> Einzelseelsorge<br />

viel von der Psychologie,<br />

kann <strong>die</strong> Leitung von Sitzungen viel<br />

von der Kommunikationswissenschaft<br />

und kann der Gemeindeaufbau<br />

viel von der Organisationssoziologie<br />

lernen. In der Regel wird all<br />

das <strong>für</strong> Theologen jedoch nicht über<br />

in Kursen Angelerntes und Erprobtes<br />

hinausgehen. Ihr eigentliches Metier<br />

bleibt das, was sie über Jahre hinweg<br />

gelernt haben und wo<strong>für</strong> sie<br />

angestellt sind: <strong>die</strong> Theologie. Es ist<br />

dagegen aufschlussreich, wie Paul M.<br />

Zulehner in seiner bekannten Typisierung<br />

der Priester vom „zeitnahen<br />

Kirchenmann“ sagt, er habe aus der<br />

Berufung einen Beruf gemacht:<br />

„<strong>Professio</strong>nalität ist ihm wichtiger<br />

als Spiritualität.“ Wird also das humanwissenschaftlich<br />

Angelernte<br />

zum Ausweis der eigentlichen <strong>Professio</strong>nalität,<br />

dann ist es nur noch ein<br />

kleiner Schritt zum Tun-als-Ob, der<br />

Scharlatanerie. Am Ende meint sie<br />

nicht mehr als ein professionelles<br />

Auftreten, also das, was den Event-<br />

Backshop von der im wahrsten Sinn<br />

des Wortes hausbackenen Bäckerei<br />

mit der nebenan liegenden Backstube<br />

unterscheidet. Luftballons, Aktionsbrötchen<br />

und poppige Kleidung<br />

der Verkäuferinnen erwecken den<br />

Anschein, hier sei <strong>die</strong> erste Adresse<br />

in Sachen Backwaren. Ob es dort<br />

wirklich so gut schmeckt?<br />

Was Theologen<br />

wirklich können<br />

So ist das Verhältnis von <strong>Professio</strong><strong>nalisierung</strong><br />

und Entprofessio<strong>nalisierung</strong><br />

in den seelsorglichen Berufen<br />

also schillernder als zunächst<br />

angenommen. Umso berechtigter ist<br />

<strong>die</strong> Frage, was Theologen <strong>für</strong> ihre<br />

Berufsausübung wirklich wissen und<br />

können müssen, und zwar aufgrund<br />

ihrer akademischen Bildung, ihrer<br />

fachlichen Aus- und Weiterbildung<br />

und ihrer beruflichen Erfahrung.<br />

Welche Kompetenz und gesicherte<br />

Effizienz berechtigt es somit, dass<br />

Theologen mit ihrem Tun ihre Brötchen<br />

ver<strong>die</strong>nen? Sonst wird ihre Tätigkeit<br />

auf Dauer zum bloßen Job.<br />

Das wäre <strong>für</strong> sie selbst ebenso wie<br />

<strong>für</strong> alle, <strong>die</strong> von ihnen ein Zeugnis<br />

christlicher Hoffnung erwarten dürfen,<br />

zu dürftig. Zwei Kriterien der<br />

professionellen Standards von Theologen<br />

lassen sich nennen.<br />

<strong>Seelsorge</strong> hat es mit allem und<br />

allen zu tun: mit Jungen und Alten,<br />

mit Himmelhochjauchzenden und<br />

zu Tode Betrübten, mit Menschen<br />

im Gefängnis, im Krankenhaus, in<br />

einer Bildungsstätte und nicht zuletzt<br />

bei ihnen zuhause. „Geht zu<br />

allen Völkern!“ (Mt 28,19). In der<br />

Gemeindepastoral kommt noch dazu,<br />

dass <strong>die</strong> <strong>Seelsorge</strong>r auch Teil der<br />

Lebenswelt der Gemeindemitglieder<br />

sind: Wen man gestern eine Beerdigung<br />

halten sah, trifft man heute mit<br />

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Heiliges Land 05.11. - 12.11.2008<br />

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Tunesien 25.02. - 03.03.2008<br />

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Zypern 04.02. - 10.02.2008<br />

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19<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


20 Das Gute<br />

sch w E r p u n k t t h E m a<br />

dem Einkaufswagen bei ALDI. Was<br />

kann an <strong>Seelsorge</strong> dann noch Besonderes<br />

sein? Offensichtlich <strong>die</strong> Fähigkeit,<br />

alles und alle auf Gott zu beziehen.<br />

Diese mystagogische Fähigkeit<br />

will aber wirklich gekonnt sein. Ihr<br />

Ceterum censeo lautet im Anschluss<br />

an Augustinus’ bekanntes Wort: „Vergessen<br />

Sie nicht, Sie sind auf Gott hin<br />

geschaffen, und unruhig ist unser<br />

Herz, bis es ruht in ihm!“ Dies so sagen<br />

zu können, dass es nicht aufgesetzt<br />

erscheint, nicht angelernt oder<br />

bloß so dahingesagt, sondern plausibel,<br />

überzeugt und vernünftig, ist<br />

das erste Kriterium der seelsorglichen<br />

<strong>Professio</strong>nalität.<br />

Ein zweites Kriterium folgt daraus.<br />

Das wichtigste Instrument<br />

der <strong>Seelsorge</strong> ist <strong>die</strong> Person des<br />

<strong>Seelsorge</strong>rs selbst. Der Hausarzt<br />

bringt seinen Arztkoffer mit, der<br />

KfZ-Mechaniker lächelt unter seiner<br />

Hebebühne hervor, und selbst<br />

<strong>für</strong> den Psychoanalytiker klassischer<br />

Prägung ist <strong>die</strong> Couch geradezu<br />

sprichwörtlich geworden. Hier und<br />

dort mag <strong>Seelsorge</strong> zwar ebenfalls<br />

Instrumente, Me<strong>die</strong>n und allerhand<br />

Inszenierungen gebrauchen.<br />

Wesentlich <strong>für</strong> sie ist aber nur <strong>die</strong><br />

Begegnung – mit freien Händen unter<br />

freiem Himmel. Noch radikaler<br />

als in allen übrigen helfenden Berufen<br />

sind darum Selbsterkenntnis<br />

und Arbeit an sich selbst unabdingbar.<br />

Denn <strong>die</strong>se Begegnung verlangt,<br />

gleichzeitig ganz präsent und ganz<br />

transparent zu sein. Dem Gegenüber<br />

und seinen Äußerungen will man in<br />

nichts ausweichen. Eine solche Präsenz<br />

gelingt aber nur, wenn sie von<br />

seelsorglicher Liebe getragen ist (vgl.<br />

Presbyterorum Ordinis 14). Der Profi<br />

bleibt Amateur, also Lieb-Haber<br />

der Menschen um Christi willen.<br />

Dieselbe Liebe verlangt aber auch,<br />

<strong>die</strong> eigene Person nicht mit ihren<br />

Privatmeinungen und Wünschen<br />

vor Gott zu schieben. Denn das wäre,<br />

wie wenn sich der Mond vor <strong>die</strong><br />

Sonne schiebt, nämlich eine totale<br />

Sonnenfinsternis.<br />

<strong>Professio</strong>nalität praktisch<br />

O <strong>Professio</strong>nalität ist Anwendungsfähigkeit.<br />

Sie erschöpft sich<br />

nicht in Prinzipienfestigkeit. Deshalb<br />

ist abschließend zu fragen, was<br />

all das praktisch bedeutet.<br />

O Wille zum Thema: „Begleitung“<br />

ist zum Zauberwort der Pastoral<br />

geworden. Zuerst ist da gelebtes<br />

Leben und seine Subjekte, dann tritt<br />

ein <strong>Seelsorge</strong>r hinzu und hört, geht<br />

darauf ein, tröstet und stützt. In der<br />

Sprache der Musik ist <strong>die</strong> Begleitung<br />

normalerweise <strong>die</strong> harmonische Füllung<br />

einer Melo<strong>die</strong>stimme, meist<br />

durch ein anderes Instrument ausgeführt.<br />

Oder wenn man es im Bild<br />

des Paartanzes sehen möchte, so ist<br />

<strong>Seelsorge</strong> damit von der Rolle des<br />

Führenden zu der des Geführten<br />

gewechselt. Sensibilität <strong>für</strong> den anderen<br />

und der Altruismus des Hörens<br />

kennzeichnen Begleitung. Dahinter<br />

sollte <strong>Seelsorge</strong> nicht<br />

zurückfallen. Dennoch braucht sie<br />

das Wissen und den Willen zum eigenen<br />

Thema. Denn Gott kommt im<br />

Reden der Menschen nicht von selbst<br />

vor: „Wie sollen sie an den glauben,<br />

von dem sie nichts gehört haben?“<br />

(Röm 10,14). Verkündigung aber<br />

beginnt mit der Heilsansage, dem<br />

Kerygma, und <strong>die</strong>ses griechische<br />

Wort meint den Heroldsruf, nicht<br />

das peinliche Schweigen.<br />

O Wille zur Tradition: Der genannte<br />

Traditionsbruch hat dem<br />

Selbstbewusstsein und dem Ansehen<br />

der <strong>Seelsorge</strong> geschadet. Er ist nicht<br />

durch geborgte Schein-<strong>Professio</strong>nalität<br />

kompensierbar. Vielmehr gilt es,<br />

sich von neuem das reiche Erbe seelsorglicher<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten<br />

anzueignen und mit einem<br />

heutigen Weltverständnis zu verbinden.<br />

Da<strong>für</strong> nur ein Beispiel: Die<br />

christlichen Kenntnisse über <strong>die</strong> Leidenschaften<br />

der Seele („passiones<br />

animae“), also von Liebe und Hass,<br />

Begehren und Abwehr, Freude und<br />

Trauer, Hoffnung und Verzweiflung,<br />

Mut und Furcht sowie Zorn sind<br />

bestens anschlussfähig an <strong>die</strong> psychosomatische<br />

Medizin und <strong>die</strong> Psychoanalyse.<br />

Denn sie zeichnen sich<br />

stets durch eine spezifische körperliche<br />

Begleiterscheinung aus, <strong>die</strong><br />

krankhaft werden kann, und sie sind<br />

nur aus dem komplexen Zusammenspiel<br />

von Rationalität und Irrationalität<br />

zu verstehen.<br />

O Wille zur Effizienz: Ein psychoanalytischer<br />

Lehranalytiker hat einmal<br />

gegen ein Schwelgen in der endlosen<br />

Analyse <strong>die</strong> knappe Frage<br />

gestellt: „Und was hilft das alles <strong>für</strong>s<br />

Gesundwerden?“ Vor welcher Frage<br />

hat sich der Theologe zu verantworten?<br />

Vielleicht: „Und wie hilft das<br />

alles weiter zu Gott?“<br />

O Wille zur Radikalität: Pastorale<br />

<strong>Professio</strong>nalität soll <strong>die</strong> Berufung<br />

nicht zum Beruf herunterstutzen.<br />

Vielmehr soll sie helfen, <strong>die</strong> Berufung<br />

situationsgerecht, ziel- und<br />

mittelbewusst in <strong>die</strong> Sendung Christi<br />

einzuordnen. Bei ihr geht es ums<br />

Ganze: Stets hinter dem Getriebe der<br />

Welt, den vielen Worten und Gesten<br />

wahrzunehmen, was hier der Wille<br />

Gottes ist.<br />

behaltet! (1 Thess 5,21)<br />

Qualitätsmanagement und pastorale Arbeit<br />

Marktwirtschaftliches Denken hat sich in den letzten Jahren in<br />

den Bistümern breit gemacht, ausgelöst durch <strong>die</strong> Krise in Finanzen<br />

und personellen Ressourcen. Berechtigt ist <strong>die</strong> Angst vor einer<br />

schleichenden Ökonomisierung der Kirchen, hinter der <strong>die</strong> Frage<br />

nach den Kosten vor der Frage nach der Substanz steht. Trotz <strong>die</strong>ser<br />

Bedenken wird man sich Entwicklungen nicht verschließen<br />

können. Die Beschäftigung mit dem Qualitätsmanagement bietet<br />

gute Entwicklungsmöglichkeiten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Pastoral.<br />

MaRt i n Lä t z e L<br />

Leiter der Pastoralen Dienststelle<br />

Schleswig-Holstein in<br />

Kiel, entwickelt im Rahmen<br />

eines Habilitationsprojektes<br />

ein EFQM-basiertes Qualitätsmanagement<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> pastorale<br />

Arbeit.<br />

Von Martin Lätzel<br />

Nachdenklich machen<br />

einige Überlegungen<br />

des Spiegel-Korrespondenten<br />

Dirk Kurbjuweit,<br />

der eine Abrechnung mit der „Diktatur<br />

der Ökonomie und ihre Folgen“<br />

verfasst hat. Er argumentiert gegen<br />

<strong>die</strong> Durchsetzung aller Lebensbereiche<br />

durch <strong>die</strong> Wirtschaft und<br />

hofft, dass <strong>die</strong> Kirchen einen Gegen-<br />

Trend bieten können: „Wenn sich <strong>die</strong><br />

Kirche, als Ort von Spiritualität, den<br />

gleichen Gesetzen unterwirft wie ein<br />

Unternehmen, dann hat sie ihren<br />

Zweck verfehlt, dann verliert sie ihre<br />

Daseinsberechtigung.[...] Ich säße<br />

lieber mit einem Pfarrer zusammen,<br />

der nicht auf <strong>die</strong> Uhr gucken muss,<br />

weil er seinen Tag effizient zu gestalten<br />

hat.“<br />

21<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


22<br />

sch w E r p u n k t t h E m a<br />

fazit<br />

E Die Auseinandersetzung mit dem Qualitätsmanagement bietet<br />

gute Entwicklungsmöglichkeiten in der pastoralen Arbeit.<br />

E Als mögliche Grundlage bietet sich das Modell der EFQM an.<br />

E Qualitätsmanagement führt zu einer transparenten pastoralen<br />

Arbeit, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse der Zielgruppen und der Mitarbeiter<br />

in den Blick nimmt.<br />

E Jegliche Beschäftigung mit betriebswirtschaftlichen Instrumenten<br />

hat sich am Auftrag des Evangeliums zu orientieren.<br />

Kurbjuweit beschreibt <strong>die</strong> Kirche<br />

als einen Schutzraum. Diese Perspektive<br />

ist so nicht mehr aufrecht zu erhalten.<br />

Längst hat eine Finanzkrise<br />

<strong>die</strong> deutschen Diözesen und Landeskirchen<br />

erfasst, der Druck, sich<br />

mit wirtschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen<br />

ist hoch. Das kann<br />

nur mit ökonomischer Kompetenz<br />

gelingen und insofern ist <strong>die</strong> Prüfung<br />

von Instrumenten und Methoden<br />

geboten.<br />

Das Christentum hat sich in seiner<br />

Geschichte nie von Verwaltung<br />

frei machen können und war immer<br />

Organismus und Organisation. Das<br />

bedingt <strong>die</strong> Unterworfenheit in weltliche<br />

Strukturen und Kulturen. Zur<br />

Verkündigung der kirchlichen Botschaft<br />

bedarf es immer der Güter, des<br />

Personals und der Mittel. Aus <strong>die</strong>ser<br />

Sicht verantwortet sich <strong>die</strong> Auseinandersetzung<br />

mit der Frage nach einem<br />

Qualitätsmanagement.<br />

Was heißt Qualität?<br />

Das Deutsche Institut <strong>für</strong> Normung<br />

(DIN) versteht unter Qualität<br />

das „Vermögen einer Gesamtheit<br />

inhärenter Merkmale eines Produkts,<br />

Systems oder Prozesses zur Erfüllung<br />

von Forderungen von Kunden und<br />

anderen interessierten Parteien“.<br />

Das deutsche Wort „Qualität“ entstammt<br />

dem lateinischen „qualitas“,<br />

das übersetzt „Beschaffenheit“ bedeutet.<br />

Auf <strong>die</strong>se Etymologie hebt<br />

Walter Geiger in seiner Qualitätsdefinition<br />

ab: „[Qualität] bezeichnet<br />

das Ergebnis des Vergleichs zwischen<br />

zwei Beschaffenheiten, <strong>die</strong> beide zur<br />

betrachteten Einheit gehören. […]<br />

Die Definition <strong>für</strong> den Fachbegriff<br />

Qualität lautet daher: Realisierte<br />

Beschaffenheit einer Einheit bezüglich<br />

Qualitätsforderungen an <strong>die</strong>se.“<br />

Wenn wir danach fragen, wie etwas<br />

beschaffen ist, wollen wir Auskunft<br />

über <strong>die</strong> Eigenarten, das Aussehen<br />

und <strong>die</strong> „inneren Werte“, schlicht<br />

das, was einem Ding nach Innen<br />

zukommt und was es nach Außen<br />

ausmacht. Dies meint das DIN, wenn<br />

es von der „Gesamtheit inhärenter<br />

Merkmale“ spricht. Die Merkmale<br />

orientieren sich in der Produktion<br />

an der Kundennachfrage. Produziert<br />

wird, was gefällt. Walter Geiger<br />

spricht dagegen nicht von der Qualität<br />

als der Beschaffenheit an sich,<br />

sondern von der Differenz zwischen<br />

der realisierten Beschaffenheit und<br />

den Qualitätsanforderungen, also<br />

von einem Prozess.<br />

Was ist Qualitätsmanagement?<br />

Seine Wurzeln hat <strong>die</strong> Methode in<br />

Japan und den USA. Die „Gründerväter“<br />

waren auf der Suche nach einem<br />

Weg, <strong>die</strong> Produktion und das Produkt<br />

zu verbessern, um <strong>die</strong> Kundenwünsche<br />

befriedigen zu können und um<br />

in der Konkurrenz mit dem Bewerber<br />

besser abzuschneiden. Der Autohersteller<br />

Toyota war einer der ersten,<br />

<strong>die</strong> ein Total Quality Management,<br />

ein umfassendes Qualitätsmanagement<br />

eingeführt haben. Zwar gab es<br />

schon vorher Qualitätsprüfungen des<br />

Produktes, aber erst in den sechziger<br />

Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts<br />

begann man, das gesamte Unternehmen<br />

nach Qualitätskriterien zu<br />

strukturieren. In den USA begann W.<br />

Edwards Deming mit der Entwicklung<br />

von Qualitätsmaßnahmen. Als<br />

europäisches Gegenstück wurde 1990<br />

<strong>die</strong> European Foundation for Quality<br />

Management (EFQM) mit einem an<br />

<strong>die</strong> amerikanischen Vorgaben angelehnten<br />

System gegründet.<br />

Das Qualitätsmanagement widmet<br />

sich der Effizienz, also der Verhältnismäßigkeit<br />

des Aufwandes,<br />

auch der Wirtschaftlichkeit einer<br />

Tätigkeit und ihrer Effektivität, der<br />

Wirksamkeit und Zielerreichung.<br />

Kurz gesagt: Es geht darum, das Richtige<br />

richtig zu machen.<br />

Eine einfache Strukturierung des<br />

Qualitätsmanagement besteht aus der<br />

Unterscheidung zwischen Struktur-,<br />

Prozess- und Produktqualität. Unter<br />

der Strukturqualität wird alles verstanden,<br />

was an Bedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Erstellung eines Produktes oder einer<br />

Dienstleistung bereitgestellt werden<br />

muss. Dazu gehören Räume, Maschinen,<br />

Arbeitsbedingungen, aber auch<br />

personelle Ressourcen. Zur Prozessqualität<br />

gehören <strong>die</strong> Prozesse, <strong>die</strong> zur<br />

Erstellung eines Produktes beziehungsweise<br />

einer Dienstleistung notwendig<br />

sind: Kommunikation, Wissensmanagement,<br />

Entwicklung und Verwaltung.<br />

Die Produktqualität schließlich<br />

beschreibt <strong>die</strong> Eigenschaften des Ergebnisses,<br />

des Produktes.<br />

Gratuität versus<br />

Neoliberalismus?<br />

Dürfen kirchliche Einrichtungen<br />

nach einem Qualitätsmanagement,<br />

also nach Erfolg und Ergebnissen fragen,<br />

wo doch, einem Bonmot Martin<br />

Bubers folgend, „Erfolg keiner der<br />

Namen Gottes“ sei und wo doch <strong>die</strong><br />

Gnade Gottes „gratis“ zu haben ist?<br />

Die Botschaft des Evangeliums ist <strong>die</strong><br />

eines Gottes, der <strong>die</strong> Erfolgsverlierer<br />

schaut. (Mt 5,3)<br />

Die Gefahr, eine neoliberalistische<br />

und entsolidarisierte Ökonomie<br />

durch Beteiligung oder Relativierung<br />

heilig zu sprechen, ist ohne Zweifel<br />

gegeben und darf nicht vernachlässigt<br />

werden. Genauso nachlässig wäre<br />

es aber, sich von dem Dialog mit der<br />

Wirtschaft beziehungsweise ihren Instrumenten<br />

ganz abzuschotten. Die<br />

Konkurrenz auf dem (Sinn)Markt ist<br />

evident. Hier ist zu prüfen, inwieweit<br />

Methoden nützlich sein können und<br />

wo ihre Grenzen innerhalb der Anwendung<br />

in der Pastoral liegen. So<br />

kann eine entstehende Diskrepanz<br />

zur ökonomischen Logik oder <strong>die</strong><br />

Andersartigkeit im Umgang mit<br />

wirtschaftlichen Instrumenten zum<br />

Zeichen des Jesuswortes werden:<br />

„Bei euch aber soll es nicht so sein,<br />

sondern wer bei euch groß sein will,<br />

der soll euer Diener sein, und wer<br />

bei euch der Erste sein will, soll der<br />

Sklave aller sein.“ (Mk 10,42 f.) Mit<br />

<strong>die</strong>ser Maxime ordneten sich <strong>die</strong><br />

beschriebenen Ansätze allein dem<br />

Ziel unter, <strong>die</strong> Botschaft Christi zu<br />

leben. Sie muss nah am Lebenskontext<br />

der Menschen sein und da der<br />

Kontext, wie oben beschrieben, stark<br />

von geschäftlichen Abläufen geprägt<br />

ist, darf sich <strong>die</strong> Kirche nicht auf <strong>die</strong><br />

sprichwörtliche „grüne Wiese“ zu-<br />

L i t e R at u R t i p p<br />

I Martin Pott, Kundenorientierung<br />

in Pastoral und Caritas, Anstöße<br />

zum kirchlichen Handeln in der<br />

Marktgesellschaft, Münster 2000.<br />

I Ralf Haderlein, Wertorientiertes<br />

Qualitätsmanagement in caritativdiakonischen<br />

Einrichtungen der<br />

katholischen Kirche, Würzburg<br />

2003.<br />

I Karl-Heinz Boeßenecker (Hg.),<br />

Qualitätskonzepte in der Sozialen<br />

Arbeit, Weinheim 2003.<br />

I Hans-Dieter Zollondz, Lexikon<br />

Qualitätsmangement, 2. Aufl.,<br />

München 2008.<br />

rückziehen, sondern muss „mittendrin“<br />

im Geschehen präsent sein.<br />

Pastoral und Qualität<br />

Die Pastoral sieht sich dem Auftrag<br />

Jesu zur Sammlung und Sendung<br />

verpflichtet, zur Hinwendung<br />

zum Notleidenden (Mt 25,40), zur<br />

Ver-Antwortung der Hoffnung (1<br />

Petr 3,15) und zur missionierenden<br />

Verkündigung (Mt 28,20). Vom Verständnis<br />

der Beschaffenheit her wäre<br />

<strong>die</strong> Qualität der kirchlichen Arbeit<br />

das offenkundige Leben und Feiern<br />

aus und in der Frohen Botschaft. Die<br />

Definition Walter Geigers ist insofern<br />

hilfreich, als auch <strong>die</strong> Theologie <strong>die</strong><br />

Differenz zwischen Anspruch und<br />

Wirklichkeit kennt: den eschatologischen<br />

Vorbehalt. Damit wäre eine<br />

qualitätvolle Arbeit nie allein aus<br />

menschlicher Kraft vollendet zu erreichen,<br />

sondern es bedarf Gottes,<br />

das Werk und <strong>die</strong> Welt insgesamt<br />

zu vollenden. Was bleibt, ist <strong>die</strong><br />

Verantwortung des Menschen, <strong>die</strong><br />

Beschaffenheit des pastoralen und<br />

caritativen Wirkens so zu tun, wie es<br />

vom Evangelium verlangt wird (im<br />

übertragenen Sinn: von den „Qualitätsanforderungen“)<br />

– ohne sich zu<br />

überfordern.<br />

Dabei kann das konkrete Gegenüber<br />

durchaus auch als „Kunde“ verstanden<br />

werden, als jemand, der mir<br />

„Kunde“ verschafft, um in den Dialog<br />

über das Leben und den Glauben zu<br />

treten und dadurch <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

bietet, dazuzulernen. Pastorale Arbeit<br />

ist kundenorientiert im positiven Sinn.<br />

Martin Pott versteht Kundenorientierung<br />

„nicht als manipulative Technik<br />

zur Instrumentalisierung von Käufern<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene Gewinnsteigerung, sondern<br />

im Sinne des modernen Dienstleistungsmarketings<br />

[…], <strong>für</strong> das kundenorientiertes<br />

Beziehungshandeln der<br />

Dreh- und Angelpunkt der Begegnung<br />

von Anbieter- und Abnehmer-Seite ist.<br />

[…] Kundenorientierung [in Pastoral<br />

und Caritas, Erg. M.L.] ist Beziehungshandeln,<br />

das theologisch immer im Ho-<br />

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23<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


24<br />

sch w E r p u n k t t h E m a<br />

rizont des Beziehungshandeln Gottes<br />

an uns steht.“<br />

Qualitätsmanagement in<br />

der Pastoral?<br />

Als Grundlage <strong>für</strong> ein Qualitätsmanagement-System<br />

in der pastoralen<br />

Arbeit bietet sich das Modell<br />

der EFQM an. Es findet Verbreitung<br />

im Dienstleistungssektor (und<br />

als solcher muss, selbst bei theologischen<br />

Unschärfen, <strong>die</strong> Pastoral<br />

verstanden werden) und deckt ein<br />

breites Spektrum der Arbeit ab, im<br />

Gegensatz zum System des Deutschen<br />

Instituts <strong>für</strong> Normung (DIN<br />

ISO), das allein <strong>die</strong> Prozessqualität<br />

untersucht.<br />

Das EFQM-Modell unterscheidet<br />

zwischen den „Befähigern“, also den<br />

Faktoren, <strong>die</strong> direkt oder indirekt zu<br />

einem Produkt oder einer Dienstleistung<br />

führen (<strong>die</strong> Struktur- und<br />

Anzeige_KM_AZ0108 13.12.2007 10:13 Uhr Seite 1<br />

Forum Weltkirche<br />

Voneinander wissen. Weltweit.<br />

Prozessqualität), und den erzielten<br />

Ergebnissen (<strong>die</strong> Produktqualität).<br />

Diese werden in neun Kategorien<br />

eingeteilt, <strong>die</strong> jeweils unterschiedlich<br />

bewertet werden. Den höchsten Wert<br />

nimmt dabei <strong>die</strong> Kundenzufriedenheit<br />

ein. EFQM arbeitet mit einem<br />

Qualitätskreis, <strong>die</strong> Befähiger führen<br />

zu den Ergebnissen, <strong>die</strong> Rückschlüsse,<br />

<strong>die</strong> daraus zu ziehen sind, gehen<br />

als Innovation und Lernen in <strong>die</strong><br />

Unternehmenskultur ein.<br />

Das Modell arbeitet mit einer<br />

Selbstbewertung. In einem System<br />

(Unternehmen) werden <strong>die</strong> eigenen<br />

Unternehmensabläufe unter<br />

<strong>die</strong> Lupe genommen, um das Verbesserungspotenzialherauszuarbeiten.<br />

Es geht also um das „Wie“<br />

der Arbeit – <strong>die</strong> Effizienz – und das<br />

„Was“ – <strong>die</strong> Effektivität. Im Blick ist<br />

dabei <strong>die</strong> nachhaltige Entwicklung<br />

des Unternehmens, da <strong>die</strong> jeweiligen<br />

Rückschlüsse immer wieder Konse-<br />

Wollen Sie wissen,<br />

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haben sollten. Die sind von der<br />

Organisation wirklich zu beeinflussen,<br />

während <strong>die</strong> Ergebnisse „nur“<br />

evaluiert werden können.<br />

Pro<br />

Qualitätsmanagement<br />

Was spricht <strong>für</strong> Einführung eines<br />

Qualitätsmanagement in kirchlichen<br />

Organisationen beziehungsweise <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Anwendung von Elementen des<br />

Qualitätsmanagement? Das soll im<br />

Folgenden kurz skizziert werden.<br />

O Die systemische Reflexion:<br />

In der Pastoral werden bereits<br />

Reflexionsmethoden geübt. Supervision-<br />

und Intervision werden angewendet<br />

und haben sich etabliert. Die<br />

Anwendung eines Qualitätsmanagements<br />

bietet jetzt über <strong>die</strong>se Ebene<br />

hinaus eine Reflexionsmöglichkeit<br />

der Organisation. Oft hat <strong>die</strong> Su-<br />

Ja, „Forum Weltkirche“<br />

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pervision <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Arbeitszufriedenheit<br />

angesichts unklarer<br />

Strukturen und defizitärer Arbeitsbedingungen<br />

aufrecht zu erhalten.<br />

Ein Qualitätsmanagement bietet<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, sich <strong>die</strong> Systeme, in<br />

denen sich pastorale Arbeit bewegt,<br />

anzuschauen und zu optimieren. Die<br />

persönliche Supervision ist dann eine<br />

optimale Ergänzung.<br />

O Transparenz:<br />

Die systemische Reflexion führt<br />

zu einer notwendigen Transparenz<br />

in der Arbeit. Indem Fragen zu Prozessen,<br />

Strukturen und Produkten<br />

beantwortet werden, können bisher<br />

sublime Strukturen, Kommunikationshindernisse,<br />

Machtverhältnisse<br />

transparent dargestellt werden. Die<br />

Offenheit erleichtert den Umgang<br />

mit ihnen und steigert <strong>die</strong> Arbeitszufriedenheit,<br />

<strong>die</strong> Arbeitsabläufe und<br />

zeigt einen Weg <strong>für</strong> weiteres Vorgehen<br />

auf.<br />

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O „Kundenzufriedenheit“:<br />

Die Terminologie des „Kunden“<br />

verhilft dazu, den Gegenstand der<br />

Pastoral zu erklären. Wer <strong>die</strong> Kundenzufriedenheit<br />

evaluiert, handelt<br />

nicht anders, als dem ursprünglichen<br />

jesuanischen Auftrag zu entsprechen,<br />

nämlich der Orientierung am<br />

Bedürfnis des jeweiligen Nächsten:<br />

„Was soll ich dir tun?“ (Mk 10,51)<br />

Den Bedürfnissen der Kunden zu<br />

entsprechen, bedeutet nicht, ein „gefälliges<br />

Programm“ zu bieten, das <strong>die</strong><br />

Botschaft verwischt. Bedürfnissen<br />

explizit nicht zu entsprechen, kann<br />

heilsame Irritation erzeugen und ist<br />

Ausdruck geschwisterlicher „Parrhesia“<br />

(H. Steinkamp).<br />

O Orientierung an der Botschaft:<br />

In der Auseinandersetzung mit<br />

Unternehmensberatungen wird im<br />

kirchlichen Bereich immer <strong>die</strong> Diskussion<br />

um das so genannte „Kerngeschäft“<br />

geführt. Die Gefahr einer<br />

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Verengung ist dabei evident. Nicht<br />

verengend wirkt jedoch <strong>die</strong> Frage<br />

nach dem evangeliumsgemäßen Auftrag.<br />

Im Rahmen des Qualitätsmanagement<br />

besteht <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

<strong>die</strong> eigene Arbeit einer Kriteriologie<br />

des Evangeliums zu unterziehen. Ist<br />

das, was wir tun und wie wir es tun,<br />

im Sinne Jesu?<br />

O Steigerung von Mitarbeiterzufriedenheit:<br />

Nicht zuletzt wird ein Qualitätsmanagement<br />

<strong>die</strong> Mitarbeiterzufriedenheit<br />

steigern. EFQM anzuwenden<br />

gelingt nur, wenn <strong>die</strong> Leitung und<br />

<strong>die</strong> Mitarbeiter/innen gemeinsam<br />

arbeiten (Dienstgemeinschaft). Die<br />

Reflexion der Arbeit ist auf <strong>die</strong> Konstruktivität<br />

aller Beteiligten angewiesen,<br />

bedeutet ein Ernst nehmen<br />

jeglicher Arbeit, von Kritik und<br />

Wünschen. Jede und jeder in der<br />

Pastoral Tätige wird als Fachmann<br />

und -frau ihrer Arbeit gewürdigt.<br />

25<br />

sch w E r p u n k t t h E m a


26 Irgendwie<br />

schwierig …<br />

imp u l s E<br />

E<br />

igentlich ist mir <strong>die</strong> Ökumene ja schon ein Anliegen<br />

… und interessanterweise klappt es ja in der Regel<br />

auch ziemlich gut in den Feldern, wo man miteinander<br />

arbeitet, zum Beispiel in der Notfallseelsorge.<br />

Ein bisschen schwieriger scheint es im Moment da zu<br />

sein, wo offizielle Stellen mitsprechen … aber nun gut. Das<br />

Fass werde ich hier in <strong>die</strong>ser Rubrik nicht aufmachen.<br />

Aber immer im Januar werde ich stutzig. Da steht dann<br />

in den entsprechenden Verlautbarungen: „Eine zentrale<br />

Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> geistliche Belebung und <strong>die</strong> Stärkung<br />

der Zusammenarbeit der Kirchen hat <strong>die</strong> Gebetswoche<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Einheit der Christen. Sie<br />

wird jedes Jahr vom 18.-25. Januar<br />

gefeiert oder zwischen Christi<br />

Himmelfahrt und Pfingsten bzw.<br />

einem anderen, von den örtlichen<br />

Gemeinden selbst gewählten und<br />

vereinbarten Termin begangen.“<br />

Dieser örtliche Termin ist bei uns<br />

im November, in der Woche, in der<br />

der Buß- und Bettag liegt.<br />

Mitten<br />

im<br />

Leben<br />

Es mag ja jeweils gute Gründe haben, warum der Termin da<br />

liegt, wo er liegt – aber wie wollen wir denn um <strong>die</strong> Einheit<br />

der Christen beten, wenn wir es noch nicht einmal zu einem<br />

gemeinsamen Termin schaffen, an dem wir darum beten?<br />

Diese Offenheit des Termins mag seine Geschichte haben – so<br />

wie ich das christliche Deutschland kenne, hat es garantiert<br />

seine Geschichte. Und einige Leser vom <strong>Anzeiger</strong> werden<br />

<strong>die</strong>se Geschichte vielleicht auch noch kennen.<br />

Aber ich kenne sie nicht mehr. Ich stehe ein wenig ratlos<br />

davor, wie man denn um <strong>die</strong> Einheit der Christen an zwei<br />

verschiedenen offiziellen Terminen und möglicherweise,<br />

örtlich bedingt, alternativ auch noch an einem dritten beten<br />

kann.<br />

Man mag sich auf höchsten Ebenen über Verlautbarungen<br />

und Kirchenverständnis streiten, über Bibelübersetzungen<br />

und Rechtfertigungslehre. Es ist wahrscheinlich notwendig.<br />

Ich hätte eigentlich Lust, mit den evangelischen Mitchristen<br />

um <strong>die</strong> Einheit der Christen zu beten – und nicht erst klären<br />

zu müssen, ob wir das im Januar, im Mai oder im November<br />

tun.<br />

Na gut, man kann es natürlich auch an allen drei Terminen<br />

tun, schaden würde es bestimmt nichts. Aber dann komme<br />

ich doch ein wenig in Zeitdruck mit dem Tag des offenen<br />

Denkmals, dem Internationalen Frauentag, dem Tag des<br />

Friedhofs, dem Welt-Lepra-Tag, dem Welttag der Feuchtgebiete<br />

oder dem der Fremdenführer, dem Internationalen<br />

Tag der Muttersprache oder dem der Hauswirtschaft<br />

– irgendwo und irgendwie sind wir ja<br />

als Kirche, Gott sei Dank, immer noch<br />

gefragt – und jeder will ja, dass wir an<br />

„seinem“ Tag dabei sind.<br />

Das Gebet <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einheit der Christen<br />

möchte ich nicht auf das Niveau des Murmeltiertages<br />

herabwürdigen (doch, ganz<br />

ehrlich, den gibt es in den USA wirklich!!)<br />

– im Gegenteil. Aber eventuell könnte ein<br />

zentraler Tag des Gebetes mit einem ökumenischen<br />

Gottes<strong>die</strong>nst auf höchster Ebene das Anliegen<br />

doch ein wenig aufwerten …<br />

Zumindest <strong>für</strong> uns vor Ort wäre es vielleicht ein wenig einfacher<br />

…<br />

Andrea Schwarz<br />

PS: Übrigens, <strong>die</strong> Gedenktage, <strong>die</strong> ich in dem Text erwähnt<br />

habe, entspringen nicht meiner schriftstellerischen Phantasie.<br />

Die habe ich dem Wikipedia-Kalender der offiziellen<br />

Gedenktage entnommen beziehungsweise den Anfragen,<br />

<strong>die</strong> in den letzten Wochen hier in den Gemeinden an uns<br />

herangetragen wurden. Und dabei habe ich sogar noch den<br />

„Tag des Butterbrotes“ vergessen …<br />

5-Minuten-<br />

Meditation<br />

Ein Gang durch <strong>die</strong> biblischen Bücher:<br />

Das Buch Hosea<br />

Hingabe statt Opfer<br />

„Liebe will ich, nicht Schlachtopfer,<br />

Gotteserkenntnis statt Brandopfer.“<br />

(Hosea 6,6)<br />

Mit 18 Jahren habe ich in einer ökumenischen<br />

Bibelgruppe <strong>die</strong> Fülle der biblischen Bücher entdeckt.<br />

Eine neue Welt eröffnete sich mir, in der<br />

meine Sehnsucht sich gut aufgehoben fühlte. In der<br />

Begeisterung las ich während zwei Jahren <strong>die</strong> ganze<br />

Bibel, mit großer Faszination und Entfremden.<br />

Eine Spannung, <strong>die</strong> bis heute geblieben ist. Ich weiß<br />

noch genau den Ort und <strong>die</strong> Zeit, als mich meine<br />

Mitstudentin fragte, was mir denn vom Ersten Testament<br />

geblieben sei. Zu meinem eigenen Erstaunen<br />

erwähnte ich ohne Zögern den oben erwähnten<br />

Vers aus dem Buch des Propheten Hosea, der uns<br />

bestärkt, Hingabe zu wagen, um nicht in einer<br />

angstbesetzten Opferfrömmigkeit stecken zu bleiben.<br />

In <strong>die</strong>sem Vers, den wir auch im Matthäusevangelium<br />

wieder finden, verdichtet sich <strong>für</strong> mich<br />

<strong>die</strong>se tiefe Sehnsucht, Gott immer mehr liebend zu<br />

erkennen. Eine Sehnsucht, <strong>die</strong> im Mitsein und Handeln<br />

Jesu offensichtlich wird und uns <strong>die</strong> Tür zum<br />

Himmel eröffnet, der schon im Hier und Jetzt erfahrbar<br />

wird. Wie wunderbar-anspruchsvoll <strong>die</strong>se<br />

liebende Gottessuche, <strong>die</strong> sich in der Selbst- und<br />

Nächstenliebe verwirklicht, sein kann, lässt sich<br />

auch beim Propheten Hosea entdecken. Gottes verwundbare<br />

Liebe wird im Symbol der Intimität<br />

zwischen Frau und Mann entfaltet. Wegen der Zuwendung<br />

Israels zu anderen Göttinnen und Göttern<br />

muss Hosea <strong>die</strong>sen „Ehebruch“ drastisch sichtbar<br />

werden lassen, in dem er auf Befehl Gottes das „hurerische<br />

Weib“ Gomer heiratet. Wer sich auf <strong>die</strong><br />

tiefere Kraft der Symbole einlässt, wird in <strong>die</strong>sen<br />

kraftvollen Texten existenzielle Lebensthemen er-<br />

kennen, <strong>die</strong> auch unser Gottesbild verwandeln<br />

können. Wir begegnen darin einem leidenschaftlichen<br />

Gott, der um <strong>die</strong> Liebe seines Volkes ringt.<br />

Dass wir Gott brauchen zum Leben, ist klar, doch<br />

Gott braucht auch uns, weil er <strong>die</strong> Liebe ist. Seine<br />

Liebe befähigt uns mitten im Leben, Hingabe zu<br />

wagen:<br />

Du<br />

ereignest dich<br />

in unserer Menschwerdung<br />

aus Liebe<br />

Du<br />

er-löst uns von der Angst<br />

nicht zu genügen<br />

verwandelst uns zu uns selber<br />

Du<br />

stärkst unser Rückgrat<br />

<strong>für</strong> eine Zivilisation der Liebe<br />

<strong>die</strong> Frieden in Gerechtigkeit schafft<br />

Dich<br />

suche ich leidenschaftlich<br />

alle Tage meines Lebens<br />

in meinem liebenden Aufmerken<br />

Pierre Stutz<br />

www.pierrestutz.ch<br />

27<br />

imp u l s E


28<br />

imp u l s E<br />

Buntstifte<br />

zeigen<br />

ihre Farben<br />

in lockerer Reihe<br />

recken<br />

und strecken<br />

verbinden<br />

und verbünden sich<br />

ihre Spitzen<br />

gegen<br />

das Dunkel<br />

Buntstifte<br />

Klaus Jäkel<br />

Foto: Lothar Nahler<br />

Geo R G au S t e n<br />

wird als Nachfolger von Prälat<br />

Clemens A. Kathke Generalsekretär<br />

des Bonifatiuswerks.<br />

Was empfinden Sie als Ihre Stärke?<br />

Kommunikationsfreudigkeit, Organisationstalent,<br />

Unternehmungslust<br />

Was stört Sie an sich selbst?<br />

Meine Ungeduld<br />

Welche Eigenschaft schätzen Sie bei<br />

anderen Menschen?<br />

Menschen, <strong>die</strong> mit ihren Worten im Reden und Handeln<br />

glaubwürdig sind<br />

Welche Eigenschaft stört Sie bei<br />

anderen Menschen?<br />

Unzuverlässigkeit, Menschen ohne Ecken und Kanten,<br />

Unehrlichkeit<br />

Wer hat Sie stark beeinflusst?<br />

Meine Familie, einzelne <strong>Seelsorge</strong>r, Erfahrungen in<br />

der Jugendverbandsarbeit<br />

Welcher Theologe fasziniert Sie?<br />

Johannes XXIII., Alfred Delp, Madeleine Debrêl<br />

Welche Bibelstelle gibt Ihnen (heute) Kraft<br />

<strong>für</strong> den Alltag?<br />

„Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“<br />

(2 Kor 3,17)<br />

Was ärgert Sie an der Kirche?<br />

Kleinkariertheit, wenn überwiegend Strukturen und<br />

Finanzen <strong>die</strong> Pastoral bestimmen<br />

Persönlich<br />

Was wünschen Sie der Kirche?<br />

Nicht nur um sich selbst zu kreisen, sondern aus der<br />

Beziehung zu Christus <strong>die</strong> Welt zu gestalten und einladend<br />

zu sein<br />

Was wünschen Sie sich von der Kirche?<br />

Eine Kirche von „innen“ <strong>für</strong> „draußen“ zu sein<br />

In welchen Momenten empfinden Sie<br />

tiefes Glück?<br />

In guten und ehrlichen Begegnungen und Momenten,<br />

in denen man spürt: Hier hat der Himmel <strong>die</strong> Erde<br />

berührt<br />

Wie lautet Ihr Lebensmotto?<br />

„Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts<br />

verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt<br />

werden.“ (Sören Kierkegard)<br />

Für welche Hobbys nehmen Sie sich Zeit?<br />

Lesen, reisen, spielen (Skat, Doppelkopf, Gesellschaftsspiele)<br />

Wer ist Ihr Lieblingsschriftsteller?<br />

Henning Mankell, Hans Conrad Zander<br />

Welche Musik bevorzugen Sie?<br />

Gospel, Jazz, konzertante Blasmusik<br />

Von welchem Leben träumen Sie heimlich?<br />

Von einem etwas weniger gestressten Zeitplan und<br />

mehr Zeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Begegnung mit Freunden<br />

Was möchten Sie im Leben erreichen?<br />

Freude am Leben zu behalten sowie <strong>die</strong> mir gestellten<br />

Aufgaben mit meinen Gaben und Fähigkeiten<br />

anzugehen<br />

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5-Minuten-<br />

Predigt<br />

Jesus – mein Juwelier<br />

Einmal, so erzählt eine persische Sage, wanderte<br />

ein Mann am Meer entlang und fand ein Säckchen<br />

mit Steinen. Er öffnete das Säckchen, betrachtete<br />

<strong>die</strong> Steine kurz und ließ sie dann sacht durch<br />

<strong>die</strong> Finger gleiten. Gleichzeitig beobachtete er <strong>die</strong><br />

Möwen, <strong>die</strong> auf den Wellen schaukelten, erheiterte<br />

sich an ihrem Spiel und warf dann probehalber<br />

den einen oder anderen Stein in ihre Richtung.<br />

Ein einziger Stein blieb ihm am Ende erhalten, ihn<br />

nahm er mit nach Hause. Dieser Stein aber erwies<br />

sich, bei hellem Licht betrachtet, als Edelstein. Da<br />

half kein Jammern und Weh, einen Schatz hatte er<br />

verworfen – einen Schatz, der so unvergleichlich<br />

ist wie das Leben, das uns Tag um Tag Edelsteine<br />

in <strong>die</strong> Hände legt, wenn wir sie denn als solche<br />

erkennen.<br />

Im neuen Jahr wird uns das Leben – neben manchen<br />

schweren und harten Brocken – auch wieder<br />

Edelsteine in <strong>die</strong> Hände legen. Wir müssen sie nur<br />

entdecken. Helfen könnte uns dabei ein Experte,<br />

der mit einem Blick <strong>die</strong> echten von den falschen<br />

Steinen unterscheiden kann.<br />

Ich möchte mir Jesus zum Juwelier wählen. Bei<br />

ihm will ich in <strong>die</strong> Sehschule gehen, und von ihm<br />

erhoffe ich eine gute Beratung, damit ich <strong>die</strong> Edelsteine<br />

meines Lebens nicht achtlos wegwerfe.<br />

Er sagt: „Achtet auf das, was ihr hört!“ (Mk 4,24) –<br />

Deshalb möchte ich <strong>die</strong> vielen Worte, <strong>die</strong> um mich<br />

herum gesprochen werden, genau unter <strong>die</strong> Lupe<br />

nehmen. Dann kann ich <strong>die</strong> Edelsteine unter ihnen<br />

herausfinden – Worte, <strong>die</strong> mir ein Licht aufgehen<br />

lassen; Sätze, <strong>die</strong> mich trösten und ermutigen;<br />

wertvolle Gedanken, <strong>die</strong> mir eine neue Perspektive<br />

eröffnen; Einladungen, <strong>die</strong> mir gut tun und<br />

Freude schenken; aber auch Anfragen, <strong>die</strong> mich<br />

provozieren und weiterbringen.<br />

Mein Juwelier rät auch: „Seid wachsam! Denn ihr<br />

wisst weder den Tag noch <strong>die</strong> Stunde.“ (Mt 25,13)<br />

– Deshalb möchte ich <strong>die</strong> Stunden, <strong>die</strong> mir im<br />

neuen Jahr geschenkt werden, wach und sorgfältig<br />

betrachten. Dann kann ich <strong>die</strong> „Stern-Stunden“<br />

unter ihnen erkennen – <strong>die</strong> kostbaren Stunden der<br />

Stille, in denen ich zu mir komme und spüre, was<br />

Gott mit meinem Leben vorhat, welche Talente<br />

er mir in <strong>die</strong> Wiege gelegt hat; <strong>die</strong> Stunden der<br />

Gottes<strong>die</strong>nste, <strong>die</strong> mich bereichern, weil mir in<br />

ihnen <strong>die</strong> Frohe Botschaft unter <strong>die</strong> Haut und zu<br />

Herzen geht; <strong>die</strong> Stunden mitten im Alltag, in denen<br />

ich mich an meinem Leben freuen und da<strong>für</strong><br />

dankbar sein kann.<br />

Jesus legt mir schließlich ans Herz: „Du sollst deinen<br />

Nächsten lieben wie dich selbst!“ (Mk 12,31)<br />

– Deshalb möchte ich <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> mir in den<br />

Wochen und Monaten des neuen Jahres nahekommen,<br />

wohlwollend anschauen. Dann kann ich <strong>die</strong><br />

„Perlen“ unter ihnen entdecken – Menschen, <strong>die</strong><br />

mich mit ihrer Freundlichkeit und ihrem Lachen<br />

anstecken; Menschen, <strong>die</strong> ein offenes Ohr haben,<br />

wenn ich mit meinen Sorgen nicht allein bleiben<br />

kann; Menschen, <strong>die</strong> überzeugend und geradlinig<br />

ihren Weg gehen und mir zum Vorbild werden;<br />

Menschen, ohne <strong>die</strong> mein Leben ärmer wäre.<br />

Ich wünsche Ihnen und mir ein gutes Jahr 2008<br />

und den geschulten Blick des Juweliers, damit wir<br />

<strong>die</strong> Edelsteine der kommenden Tage – <strong>die</strong> kostbaren<br />

Worte, <strong>die</strong> wertvollen Stunden und <strong>die</strong> bereichernden<br />

Menschen – nicht achtlos durch <strong>die</strong><br />

Finger gleiten lassen.<br />

Wolfgang Raible<br />

Wie viel Zen<br />

verträgt das<br />

Christentum?<br />

In den Spuren von P. Lassalle<br />

Am 11. November des vergangenen Jahres 2007 fand im Bildungs-<br />

und Exerzitienhaus des Bistums Essen (Kardinal Hengsbach<br />

Haus in Essen-Werden) eine Feier statt zur „Taufe“ des<br />

dortigen Meditationssaales in den „Enomiya Lassalle Raum“.<br />

Eine Plakette, <strong>die</strong> von einem japanischen Künstler angefertigte<br />

Kopie des Portraits in der Weltfriedenskirche in Hiroshima,<br />

wurde enthüllt und angebracht. In den Ansprachen und der<br />

Gesprächsrunde ging es, dem Erbe von P. Lassalle (1898-1990)<br />

verpflichtet, um <strong>die</strong> Verbindung von Ost und West, von Zen und<br />

christlicher Kontemplation, um <strong>die</strong> Hoffnung, dass aus einem<br />

spirituell vertieften interreligiösen Dialog ein Friedenspotential<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> globalisierte Menschheit erwächst.<br />

Von Paul Rheinbay<br />

Initiator der Feier war das Meditationsprogramm<br />

des Bistums Essen<br />

„Leben aus der Mitte – Zen-Kontemplation“.<br />

Es wurde begründet<br />

pa u L Rh e i n B ay<br />

geb. 1959, Pallottiner seit 1979. Seit<br />

1993 Professor <strong>für</strong> Alte Kirchengeschichte<br />

an der Phil.-Theol. Hochschule<br />

Vallendar. Exerzitien und<br />

Meditationskurse, Zen-Schüler und<br />

Mitarbeiter von P. Johannes Kopp<br />

SAC.<br />

und wird geleitet vom Pallottiner und<br />

Zenmeister Johannes Kopp, der zum<br />

Kreis jener Frauen und Männer gehört,<br />

<strong>die</strong> in den 70er Jahren von P.<br />

Lassalle eingeladen wurden, nach Japan<br />

zu kommen und sich dort unter<br />

Führung eines buddhistischen Meisters<br />

im Zen schulen zu lassen. Dies bewirkte,<br />

dass es seitdem im „Westen“<br />

(Europa, USA, Australien) innerhalb<br />

der christlichen Kirchen Angebote<br />

gibt, Zen zu praktizieren. In vielen<br />

kirchlichen Bildungshäusern bilden<br />

entsprechende Kurse einen festen Bestandteil<br />

des Programms. Die nach<br />

außen hin sichtbare Verknüpfung<br />

mit christlicher Frömmigkeitspraxis<br />

(Gebete, Eucharistiefeier) wird<br />

unterschiedlich gehandhabt. Dies<br />

ist <strong>für</strong> kritische Beobachter Grund<br />

genug zu fragen, „wie viel Zen das<br />

Christentum vertrage“.<br />

Geht es um eine synkretistische<br />

Vermischung, einen exotischen<br />

Schnellweg zu etwas, was als „Erleuchtung“<br />

ganz unterschiedlich<br />

verstanden wird? Werden Menschen,<br />

<strong>die</strong> der Kirche fern stehen, in christlichen<br />

Programmen der Faszination<br />

des Buddhismus ausgesetzt? Wäre<br />

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im bl i c k


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im bl i c k<br />

es nicht viel sinnvoller, Angebote<br />

der eigenen christlichen mystischen<br />

Tradition neu zu beleben? Geht es im<br />

Schweigen der Meditation um eine<br />

Verneinung des in Worte gefassten<br />

Glaubensbekenntnisses? Haben wir<br />

<strong>die</strong> Diskussion um „Nabelschau“, um<br />

egozentrisch verstandene Selbstverwirklichung,<br />

um Flucht vor Weltverantwortung<br />

nicht schon ausreichend<br />

geführt?<br />

Die mit viel persönlichem Einsatz<br />

verbundene und wohl ernst zu nehmende<br />

Suche vieler Menschen nach<br />

einem „Mehr“ in ihrem Leben rechtfertigt<br />

es, sich mit dem Phänomen<br />

„Zen und Christentum“ verantwortlich<br />

auseinanderzusetzen. In <strong>die</strong>sem<br />

und in weiteren 2008 erscheinenden<br />

Beiträgen soll darüber informiert<br />

werden aus der Sicht eines Christen,<br />

Theologen und Priesters, der im Zen<br />

eine bisher nicht gekannte Vertiefung<br />

des eigenen Glaubens erlebt. Damit<br />

sei zugleich eine Ergänzung geboten<br />

zu vielen Stellungnahmen, welche <strong>die</strong><br />

„Szene“ von außen betrachten und<br />

darin natürlich ebenfalls ihre Berechtigung<br />

haben.<br />

Ein Angebot <strong>für</strong><br />

Suchende<br />

Denn schon von außen drängt<br />

sich eine Frage geradezu auf: Was<br />

bewegt eigentlich Menschen mit<br />

unterschiedlichsten Biografien, sich<br />

dem Zen zuzuwenden?<br />

Schaut man auf das sich bietende<br />

Bild eines Zen-Kurses, ist der erste<br />

Eindruck eher befremdend als anziehend.<br />

Es gibt keine Wissensvermittlung,<br />

kaum Ansprache, da<strong>für</strong> stundenlanges<br />

Sitzen im Schweigen, wenn<br />

auch nicht unbedingt und immer im<br />

Schmerzen bereitenden Lotussitz am<br />

Boden, das Gesicht zur Wand gerichtet,<br />

alle 25 Minuten ein meditatives<br />

Gehen hintereinander im Kreis, pro<br />

Tag ein Vortrag und ein kurzes Gespräch<br />

mit dem Leiter, frühes Aufstehen<br />

am Morgen, ein unveränderter<br />

Programmablauf, der sich Tag <strong>für</strong><br />

Tag wiederholt. Dies alles ist nicht<br />

sehr werbewirksam, und Werbung<br />

in gewöhnlichem Sinne ist auch im<br />

Zen verpönt. Niemand soll von außen<br />

motiviert kommen, wenn nicht<br />

das eigene Innere ihn zu „so etwas“<br />

hin zieht.<br />

Fragt man Kursteilnehmer, warum<br />

sie da sind, dann werden unterschiedlichste<br />

Geschichten erzählt: Da sind<br />

Gestresste, <strong>die</strong> einfach einmal „in<br />

Ruhe gelassen werden“ wollen; Menschen<br />

mit existentiellen Lebenserfahrungen,<br />

denen ein inneres Fragen<br />

und Bohren keine Ruhe mehr lässt;<br />

von Glauben und Gemeinde Abgekommene,<br />

<strong>die</strong> spüren, dass ihnen etwas<br />

Wichtiges fehlt; Glaubende, <strong>die</strong><br />

nach der Erfahrungsdimension ihrer<br />

Beziehung zu Gott suchen; sozial Engagierte,<br />

<strong>die</strong> spüren, dass eine regelmäßige<br />

Zeit im Schweigen ihnen und<br />

ihrem Tun „gut tut“. Dazu kommt<br />

oft ein Frust aus der Überlast von<br />

Worten, aus ökonomisierten Denkstrukturen,<br />

aus oft überfordernden<br />

Berufs- und Familien-Situationen.<br />

Es sind Menschen in der Lebensmitte,<br />

<strong>die</strong> neu lernen wollen, mit sich<br />

selbst etwas „anzufangen“; es sind<br />

ältere, denen sich Fragen um Leben<br />

und Tod neu stellen. Sie kommen aus<br />

ganz verschiedenen sozialen wie auch<br />

kulturellen Milieus. Sie kommen aus<br />

den christlichen Kirchen wie auch<br />

von außerhalb. Was sie verbindet, ist<br />

<strong>die</strong> Bereitschaft, sich auf ein „Nicht-<br />

Programm“, auf sich selbst und ihr<br />

inneres Programm einzulassen. Und<br />

<strong>die</strong>s oft mit einem Bewunderung<br />

abverlangenden guten Willen und<br />

einem Ernst, der dem Wesentlichen<br />

des Mensch-Seins entspricht.<br />

Atomkatastrophe<br />

und Konzil<br />

Eine ähnliche Erfahrung machte<br />

der Japan-Missionar und Jesuit Enomya-Lassalle:<br />

Er begegnete Menschen,<br />

<strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Übung des Zen<br />

sich selbst auf <strong>die</strong> Spur gekommen<br />

waren. Er sah hierin nicht nur eine<br />

Möglichkeit <strong>für</strong> sich selbst, den östlichen<br />

Menschen besser zu verstehen.<br />

Er erkannte den Zen-Weg als eine<br />

mögliche Befruchtung <strong>für</strong> Christen,<br />

einen durchdringenden Impuls <strong>für</strong><br />

den christlichen Grundwasserspiegel.<br />

Es wurde sein Lebensanliegen, <strong>die</strong>sem<br />

„Dialog des Schweigens“ <strong>die</strong> Wege zu<br />

ebnen. Dabei sind zwei Ereignisse<br />

zu nennen, <strong>die</strong> wie ein Katalysator<br />

wirkten: <strong>die</strong> Atom-Katastrophe 1945<br />

sowie das 2.Vatikanische Konzil. Mit<br />

dem Abwurf der Atombombe am<br />

6.8.1945 in Hiroshima, deren unmittelbarer<br />

Zeuge Lassalle wurde, stellte<br />

sich ihm ein <strong>für</strong> alle Mal <strong>die</strong> Frage<br />

nach der Möglichkeit einer inneren,<br />

der Atomkraft gleichenden, spirituellen<br />

Macht zum Weltfrieden. Und<br />

mit der Öffnung des Konzils gegenüber<br />

anderen Weltreligionen wurde<br />

<strong>die</strong> lange praktizierte Isolation des<br />

Christentums gegenüber anders<br />

Glaubenden aufgehoben. Hinzu kam<br />

auf der anderen Seite ein Interesse<br />

vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> innere Seite des<br />

Christentums mit ihren Werten und<br />

ihrer Gotteserfahrung. Dadurch motiviert<br />

warb Lassalle bei vielen Reisen<br />

in der Heimat und in Europa <strong>für</strong> das<br />

Kennenlernen der Zen-Praxis, um<br />

dadurch Christen zum Innersten zu<br />

führen. Von der „essential nature“ des<br />

Menschen sprach sein Zen-Lehrer,<br />

Yamada Roshi, häufig, also von der<br />

Wesensnatur des Menschen, <strong>die</strong> zu<br />

erkennen das zu erstrebende und zu<br />

erbittende Ziel der Zen-Übung sei.<br />

Schon Lassalle fragte seinen Zen-<br />

Lehrer, ob denn <strong>für</strong> ihn als Europäer<br />

und Christ ein solcher Weg möglich<br />

sei. Er bekam zur Antwort, dass <strong>die</strong>s<br />

natürlich so sei, da er ja „einen Körper<br />

habe“. In <strong>die</strong>ser lapidaren Antwort<br />

drückt sich etwas vom Wesentlichen<br />

des Zen aus, <strong>die</strong> Einbeziehung<br />

des Leibes.<br />

Einbezug des Leibes<br />

Wer den Weg in <strong>die</strong> Stille sucht,<br />

wird auf zwei zentrale Voraussetzungen<br />

hingewiesen: <strong>die</strong> äußere<br />

Haltung und den Umgang mit Gedanken.<br />

Die äußere Haltung soll<br />

aufgerichtet und aufrichtend sein<br />

– so, dass in der Sitzhaltung <strong>die</strong><br />

Leibesmitte, das Kommunikationszentrum<br />

des Menschen, frei ist. In<br />

<strong>die</strong>sem Aufrichten ist zugleich auch<br />

schon <strong>die</strong> innere Form eines „aufrichtig<br />

da sein“ angesprochen: es gibt<br />

nichts Äußeres ohne Entsprechung<br />

im Inneren. Als zweites: das Lassen<br />

der Gedanken, denn <strong>die</strong>se sorgen<br />

gerade im Schweigen <strong>für</strong> eine ganz<br />

eigene Lärm-Welt. Der Weg zu deren<br />

Befriedung führt zum Atem. In<br />

der Konzentration darauf, im nichtrechnenden<br />

Zählen der Atemzüge, im<br />

Begleiten des Atems durch ein Wort.<br />

Im Sitz-Rhythmus von jeweils 25 Minuten<br />

geübt, als inneres Programm<br />

während der ganzen Zeit des Kurses<br />

beibehalten, fängt der im Schweigen<br />

„bei sich“ Einkehrende an, seinen<br />

Körper als oft verkanntes Potential<br />

zu spüren und wertzuschätzen. Er<br />

kommt nicht daran vorbei: ihm wird<br />

nichts anderes geboten. Hören und<br />

noch einmal hören. Gedanken und<br />

Gefühle, Erinnerungen und Vorbehalte<br />

gehen und kommen lassen. Das<br />

Einfachste, nur da zu sein, ist zugleich<br />

das Schwierigste. Und trotzdem sagen<br />

Menschen: „Das ist es!“<br />

Ein Weg <strong>für</strong> Christen?<br />

Darf <strong>die</strong>s ein Christ jedoch ohne<br />

weiteres sagen, ohne sich der Gefahr<br />

auszusetzen, sich dem eigenen Glauben<br />

zu entfremden? Auf <strong>die</strong>se immer<br />

wieder gestellte Frage sei eine erste<br />

Antwort versucht, <strong>die</strong> in den weiteren<br />

Beiträgen zu ergänzen ist.<br />

Im Zen treffen wir auf eine Jahrhunderte<br />

alte Tradition der Versenkung,<br />

<strong>die</strong> sich in der östlichen Hemisphäre,<br />

in In<strong>die</strong>n, China und Japan<br />

entwickelt hat und dort mit religiösen<br />

Ausdrucksformen des Buddhismus<br />

verknüpft war und ist. Es ist <strong>die</strong><br />

nach vielem Suchen, Kasteiung und<br />

nach langem Sitzen in der Stille geschenkte<br />

Erfahrung des Shakyamuni<br />

Buddha gewesen, dass „alle Wesen erleuchtet“<br />

sind. Übersetzt in unsere<br />

Sprache ließe sich vielleicht sagen,<br />

dass <strong>die</strong> absolute Wirklichkeit in<br />

allem, was ist, aufleuchtet. Und dass<br />

es jedem Menschen grundsätzlich<br />

möglich ist, <strong>die</strong>s zu erkennen und<br />

<strong>für</strong> sein Leben zu realisieren. Zen in<br />

<strong>die</strong>ser Sichtweise ist keine Religion,<br />

sondern eine Tiefendimension, ein<br />

„Transzendenz-Bohrer“, der sich<br />

an jegliche religiöse Motivation anlegen<br />

lässt. Denn in jeder Religion<br />

geht es um „glauben“, also um ein<br />

„vertrauendes sich hin schenken an<br />

Gott“. Dies schließt eine Dimension<br />

ein, <strong>die</strong> über das rein Intellektuelle<br />

hinausgeht, vielleicht mit „Frömmigkeit“<br />

zu benennen ist, <strong>die</strong> jedem<br />

Menschen, unabhängig von seiner<br />

akademischen Bildung möglich ist.<br />

Vertrauen ist, <strong>die</strong>s belegen leicht<br />

<strong>die</strong> tief im Menschen wurzelnden<br />

Ängste, als Potential im Inneren des<br />

Menschen, in seiner Tiefendimesion<br />

und damit auch in seiner Leiblichkeit<br />

verwurzelt. Wie soll ein Mensch<br />

vertrauen, das heißt glauben können,<br />

wenn er nicht mehr zur Ruhe kommen<br />

kann?<br />

Bei <strong>die</strong>ser menschlichen Grundwirklichkeit<br />

setzt Zen an und führt<br />

über <strong>die</strong> Ruhe des aufgerichteten<br />

Leibes und <strong>die</strong> in Versöhnlichkeit<br />

gelassenen Gedanken zu einer Seins-<br />

und Einheitserfahrung, <strong>die</strong> zunächst<br />

religiös neutral ist. Ihre Benennung<br />

hängt ab vom religiösen Geprägtsein<br />

des Menschen. Ein Christ wird sich<br />

schweigend in <strong>die</strong> Atmosphäre Jesu<br />

Chrsti hineinbegeben und wird das<br />

ihm dort Geschenkte als Seine Gabe<br />

empfangen. Er wird im Lassen von<br />

Vorstellungen sich bereiten da<strong>für</strong>,<br />

dass Christus sich ihm auf eine Art<br />

und Weise zeigen kann, wie Er es will.<br />

Er wird Christus groß werden lassen,<br />

größer als jegliches Gegenüber, hin<br />

zu einer lebendigen Erfahrung von<br />

„Christus in allem“. Er kann in der<br />

ehr<strong>für</strong>chtigen und konzentrierten<br />

Atmosphäre des Zen eine Atmosphäre<br />

finden, in der er sein Beten sich<br />

vertiefen lässt, über Worte hinaus.<br />

Er wird dankbar ein mit der Zeit<br />

gewachsenes System entdecken, das<br />

alle Störungen fernhält und sorgfältig<br />

beste Bedingungen da<strong>für</strong> schafft, dass<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> begrenzte Zeit eines Kurses es<br />

nichts Wichtigeres zu geben braucht,<br />

als in Aufmerksamkeit bei sich selbst<br />

zu sein.<br />

Als am 11. November in Essen<br />

der Lassalle-Raum eingeweiht wurde,<br />

konnte das Programm Zen-Kontemplation<br />

zurückblicken auf 35 Jahre.<br />

Vergleichbare Initiativen sind etwa<br />

genauso alt. Und <strong>die</strong>s ist ein sehr<br />

kurzer Zeitraum, um <strong>die</strong> Begegnung<br />

zweier kontemplativer Traditionen<br />

würdigen zu können. Die vom Konzil<br />

aufgestoßene Tür führt hinaus in<br />

einen weiten Raum respektvoller Begegnung<br />

und gegenseitiger Bereicherung.<br />

Der interreligiöse Dialog setzt<br />

voraus, dass <strong>die</strong> Dialogpartner einen<br />

eigenen Standpunkt haben, von dem<br />

aus sie hörend und ergänzungsbereit<br />

auf andere zugehen. Vom Osten her<br />

gesprochen darf <strong>die</strong>ser Standpunkt,<br />

wenn es um das Menschsein geht,<br />

nicht nur intellektueller Natur sein.<br />

Dementsprechend beruht <strong>die</strong> Zen-<br />

Tradition zum großen Teil auf mündlicher<br />

Überlieferung; geschriebene<br />

Texte <strong>die</strong>nen oft dazu, den Leser<br />

von der Oberfläche des Gesagten<br />

weg zur Erfahrung des ursprünglich<br />

Gemeinten zu führen. Zen fordert<br />

im Gespräch mit dem Christentum<br />

dessen Tiefendimension heraus und<br />

trifft damit <strong>für</strong> unsere Zeit auf einen<br />

empfindsamen Nerv: <strong>die</strong> Hoffnung<br />

auf eine Zukunft des Christseins im<br />

säkularisierten Westen hängt an <strong>die</strong>ser<br />

Möglichkeit, sich mit allen Fasern<br />

seines Menschseins („Du sollst den<br />

Herrn Deinen Gott lieben aus allen<br />

deinen Kräften“) auf den Weg eines<br />

vertrauendes Sich-Überlassens zu<br />

begeben.<br />

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im bl i c k


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im bl i c k<br />

Leben bis zur<br />

letzten Sekunde<br />

Von der Schwierigkeit, Abschied zu nehmen<br />

Innerhalb von nur dreieinhalb Monaten ist mein Mann János<br />

Pásztory gestorben, an einer besonders aggressiven Form von<br />

Krebs. Alles ging sehr schnell. Wir kämpften noch um etwas Leben<br />

und merkten gar nicht, dass es schon sein Sterben war. Plötzlich<br />

war er tot.<br />

pet R a th o R B R i e t z<br />

ist Autorin, Regisseurin und Moderatorin.<br />

Vor knapp vier Jahren hat<br />

sie ihren Mann durch eine aggressive<br />

Form von Krebs verloren. Über<br />

ihre Erfahrungen schrieb <strong>die</strong> Wissenschaftsjournalistin<br />

ein Buch über<br />

<strong>die</strong> Frage, wie und unter welchen<br />

Umständen man in Deutschland<br />

sterben muss:<br />

I Petra Thorbrietz, Leben bis zum<br />

Schluss. Abschiednehmen und würdevolles<br />

Sterben – eine persönliche<br />

Streitschrift, zsdebatten, München<br />

2007.<br />

Von Petra Thorbrietz<br />

Jeden von uns kann es täglich<br />

treffen. Und das wird es auch –<br />

irgendwann, irgendwie. Trotzdem<br />

sind wir, als Betroffene wie<br />

als Angehörige, erstaunt und völlig<br />

unvorbereitet, wenn es dann passiert.<br />

Verletzt und wütend. Ratlos und<br />

verzweifelt. Wir haben das Sterben<br />

aus unserem Leben verdrängt, weil<br />

wir den Tod <strong>für</strong>chten. Am liebsten<br />

schliefen wir einfach ein und wachten<br />

nicht mehr auf. Doch ein solcher Tod<br />

gehört zu den sehr seltenen Ausnahmen.<br />

Wenn ich meinen Mann nicht auf<br />

<strong>die</strong>se Weise verloren hätte, wäre auch<br />

ich dem Thema weiter ausgewichen.<br />

Wie wir beerdigt werden wollten,<br />

fragte János zwei Jahre vor seinem eigenen<br />

Tod bei der Beerdigung seiner<br />

Mutter. Ich war geschockt. „Das ist<br />

mir doch egal“, sagte ich und wechselte<br />

das Thema. Doch ein Stachel<br />

der Verunsicherung blieb. Dann, als<br />

er krank wurde und ich jeden seiner<br />

Schritte in der Klinik begleiten musste,<br />

weil er als Ungar nicht gut genug<br />

Deutsch sprach, um sich zweifelsfrei<br />

mit den Ärzten zu verständigen, da<br />

sagte er mehrfach: „Das ist jetzt aber<br />

hart <strong>für</strong> dich, dich mit all dem zu<br />

konfrontieren ...“<br />

Ich habe mich damit konfroniert,<br />

und solange mein Mann lebte, war<br />

das gar nicht einmal so schwer. Seine<br />

Liebe und Energie trugen mich durch<br />

<strong>die</strong> Routine der Krebsklinik, <strong>die</strong><br />

schlaflosen Nächte, <strong>die</strong> sprachlosen<br />

Momente der Angst und Verzweiflung.<br />

Aber als er dann starb, war er<br />

plötzlich weg und blieb auch meinen<br />

Träumen fern. Amnesie. Ich schämte<br />

mich da<strong>für</strong>. Erst nach vielen Monaten<br />

sah ich ihn im Schlaf, eingefroren in<br />

einen Eisberg. Mit gespreizten Armen<br />

und Beinen tauchte er, umhüllt von<br />

dem tauben Weiß, aus den Tiefen<br />

des Meeres auf. Sein Gesicht war von<br />

mir abgewandt. Rauhreif hatte meine<br />

Welt überzogen.<br />

Auf der Suche nach meinen<br />

Gefühlen, nach dem Schmerz und<br />

der Trauer begann ich, ein Buch zu<br />

schreiben, das Unfassbare in Buchstaben<br />

zu kleiden und ihm dadurch<br />

Gestalt zu geben. Erst da merkte ich,<br />

wie groß das Tabu wirklich ist.<br />

Ein Buch über das Sterben? Abscheu<br />

und Mitleid beschlich das<br />

Gesicht meiner Freunde, als ich<br />

zwei Jahre nach dem Tod von János<br />

immer noch nicht mit dem Thema<br />

abgeschlossen hatte. „Dann muss es<br />

aber auch mal gut sein“, sagte eine<br />

nahe Freundin, und zu manchen<br />

Festen wurde ich nicht mehr eingeladen,<br />

weil das Gespräch irgendwie<br />

immer wieder auf das Thema kam.<br />

Weniger weil meine Trauer kein Ende<br />

nehmen wollte. Sondern weil ich<br />

trotz meines Schmerzes so unglaublich<br />

viel Positives erfahren habe in der<br />

Konfrontation mit dem Ende. Denn<br />

Sterben hat, so habe ich es erfahren,<br />

viel mehr mit dem Leben zu tun als<br />

mit dem Tod. Im Sterben erleben wir<br />

vielleicht <strong>die</strong> intensivsten Momente<br />

unserer Existenz – den Abschied von<br />

dem, was uns wichtig war, <strong>die</strong> Frage,<br />

was bleibt, wenn wir gegangen sind.<br />

Es ist deshalb nicht egal, wo und wie<br />

uns der Tod begegnet.<br />

János hatte unstillbare Schmerzen,<br />

und doch hatte er das Glück, auf einer<br />

Palliativstation zu sterben, begleitet<br />

von Menschen, <strong>die</strong> ihn achteten und<br />

umsorgten. Das war der eine Grund,<br />

<strong>die</strong>ses Thema nicht ruhen zu lassen:<br />

<strong>die</strong>se Seite der Medizin und Pflege<br />

bekannter zu machen, <strong>die</strong> sich um<br />

das Lindern von Leid kümmert, wo<br />

es nicht mehr kuriert werden kann.<br />

Sie erlaubte mir, auf eine wunderbare<br />

Weise Abschied zu nehmen.Sie<br />

erlaubte ihm, bis zur letzten Sekunde<br />

er selbst zu bleiben, seinen Stolz nicht<br />

zu verlieren, seine Leidenschaft und<br />

endlose Liebe. Den Menschen, <strong>die</strong><br />

das ermöglichten, werde ich immer<br />

dankbar sein.<br />

Die meisten von uns sterben aber<br />

nicht auf <strong>die</strong>se Weise, sondern alleingelassen,<br />

unter großen Beschwerden<br />

und unwürdigen Umständen, in der<br />

gehetzten Regelversorgung der Krankenhäuser<br />

oder der Heime. Im Laufe<br />

meiner Recherchen bin ich Schicksalen<br />

begegnet, <strong>die</strong> ich früher <strong>für</strong><br />

unglaublich gehalten hätte – wenn<br />

ich das Thema Tod nicht immer verdrängt<br />

gehabt hätte. Aber auch <strong>die</strong><br />

Medizin mag sich damit nicht konfrontieren.<br />

Viele Ärzte haben nicht<br />

<strong>die</strong> geringste Ahnung, was beim Sterben<br />

geschieht – nicht einmal von den<br />

körperlichen Vorgängen. Sterbende<br />

müssen deshalb oft ohne Not leiden<br />

und mit ihnen ihre Familie, Freunde<br />

und Partner. Die Angehörigen machen<br />

sich später Vorwürfe: Wo war<br />

der Punkt, an dem man <strong>die</strong> Behandlung<br />

hätte abbrechen sollen? Hätte es<br />

Alternativen gegeben? Was habe ich<br />

falsch gemacht?<br />

Der Ruf nach aktiver Sterbehilfe<br />

oder nach dem autonomen Patienten,<br />

der sich per Verfügung selbst<br />

„abstellt“, soll das Drama am Lebensende<br />

entschärfen. Doch wir können<br />

den vielen Fragen, vor <strong>die</strong> uns der<br />

medizinische Fortschritt stellt, nicht<br />

einfach durch einen schnellen Tod<br />

ausweichen. Stattdessen müssen wir<br />

uns klar darüber werden, wie unscharf<br />

<strong>die</strong> Trennlinie zwischen Leben<br />

und Tod längst geworden ist: Welchen<br />

Preis zahlen wir <strong>für</strong> ein längeres<br />

Leben? Was erwartet uns, wenn wir<br />

<strong>die</strong> letzten Chancen nützen wollen?<br />

Wann sollen <strong>die</strong> Ärzte anfangen aufzuhören?<br />

Verantwortung<br />

übernehmen<br />

Wir müssen selbst, das hat mich<br />

János’ Schicksal gelehrt, Verantwortung<br />

<strong>für</strong> unser Lebensende übernehmen.<br />

Niemand kann sie uns abnehmen,<br />

<strong>die</strong> Ärzte nicht, <strong>die</strong> Juristen<br />

nicht, der Pfarrer nicht. Wir müssen<br />

das Leiden akzeptieren, wo es nicht<br />

zu ändern ist. Und wir müssen uns<br />

mit der Frage konfrontieren, was wir<br />

selbst da<strong>für</strong> tun, es zu lindern. Nicht<br />

ausweichen, ehrlich sein, Gefühle<br />

zulassen – das ist etwas, was <strong>die</strong> Patienten<br />

auf einer Palliativstation erfahren<br />

und was ihrem Leben neuen<br />

Sinn geben kann, auch in Momenten<br />

tiefster Verzweiflung.<br />

Am Ende der Therapieversuche,<br />

wenn <strong>die</strong> Krankheit siegt,<br />

quälen <strong>die</strong> Patienten oft massive<br />

Symptome: Schmerzen, Juckreiz,<br />

Luftnot, eiternde, übelriechende<br />

Wunden, Schluck- und Sprechstörungen,<br />

Krämpfe, Ödeme, Übelkeit<br />

und Angst. Wenn sie Glück haben,<br />

landen sie dann auf einer Palliativstation.<br />

Dort arbeiten Atem- und<br />

Kunsttherapeuten, <strong>Seelsorge</strong>r, Sozialpädagogen,<br />

Psychologen, Physiotherapeuten,<br />

Masseure – und<br />

nicht zuletzt Ärzte und Pflegende,<br />

<strong>die</strong> doppelt so viel Zeit <strong>für</strong> ihre Patienten<br />

haben wie auf einer normalen<br />

Abteilung. Und oft eine Haltung, <strong>die</strong><br />

dem Menschen mehr zugewandt ist<br />

als sonst in der Medizin. Den Tagen<br />

mehr Leben geben, nicht dem Leben<br />

mehr Tage – dazu hatte <strong>die</strong> Mentorin<br />

des Palliativgedankens, <strong>die</strong> Engländerin<br />

Cecily Saunders, aufgefordert.<br />

Meistens ist es anders: Die 85-jährige<br />

Mutter einer Freundin hat Brustkrebs,<br />

eine aggressive Form, <strong>die</strong> ihrem<br />

langen und erfüllten Leben ein<br />

Ende setzen wird. Im Krankenhaus<br />

kann man nichts mehr <strong>für</strong> sie tun.<br />

Also wartet sie zuhause auf den Tag,<br />

35<br />

im bl i c k


36<br />

im bl i c k<br />

an dem ihre Symptome so massiv<br />

sein werden, dass ihre Sterbephase<br />

anbricht. Alle um sie herum wissen,<br />

dass sie nicht mehr lange zu leben<br />

hat. Aber niemand spricht mit ihr<br />

darüber. Sie selbst schützt ihre Familie<br />

und will weder Schmerz noch<br />

Panik zeigen, der Arzt weicht Fragen<br />

aus, auf <strong>die</strong> er keine Antwort hat, <strong>die</strong><br />

zerfressene Brust nässt, und sie bleibt<br />

allein, eingeschlossen in ihrem Körper,<br />

der zerfällt.<br />

Wie sehr ein bewusster Abschied<br />

den Schmerz lindern kann, zeigen <strong>die</strong><br />

Erfahrungen in Kinderhospizen. Von<br />

Palliativstationen und Erwachsenenhospizen<br />

unterscheidet sie, dass ihre<br />

Gäste oft noch Jahre zu leben haben<br />

und immer wiederkehren, um sich<br />

mit dem Gedanken an das Ende auseinanderzusetzen,<br />

mit der Hilfe anderer<br />

Betroffener und vieler Helfer.<br />

Das andere Sterben<br />

Im ersten Kinderhospiz Deutschlands,<br />

im westfälischen Olpe, findet<br />

im Garten jedes Jahr einmal ein Gedenkfest<br />

statt. Noch Jahre nach dem<br />

Tod ihrer Kinder kommen <strong>die</strong> Eltern<br />

mit den Geschwistern und stellen<br />

kleine Windräder mit den Namen<br />

der verstorbenen Jungen oder Mädchen<br />

auf. Trauerarbeit ist eine wichtige<br />

Säule des Hospizgedankens. Im<br />

Gegensatz zu den Älteren begegnen<br />

<strong>die</strong> Kleinen unter den Kindern dem<br />

Tod fast wie einem Freund, und sie<br />

spüren seine Nähe auch dort, wo sie<br />

Erwachsene immer noch verdrängen.<br />

Jürgen Schulz, Vorstand einer Stiftung,<br />

<strong>die</strong> unter anderem in Berlin das<br />

Kinderhospiz Sonnenhof unterhält,<br />

erinnert sich an seinen Sohn, der<br />

mit acht Jahren an Leukämie starb.<br />

Während der kleine Björn auf dem<br />

Fußboden mit Autos spielte, schlug<br />

er seiner Mutter, <strong>die</strong> daneben kochte,<br />

völlig unverhofft vor, doch noch ein<br />

Baby zu bekommen. „Aber warum<br />

denn? Wir haben doch dich?“, fragte<br />

<strong>die</strong> Mutter erstaunt, denn <strong>die</strong> Eltern<br />

waren noch überzeugt, dass ihr Kind<br />

es schaffen würde. „Aber nicht mehr<br />

lange“, sagte Björn und brauste weiter<br />

mit seinen Autos durch das Zimmer.<br />

Aber ich weiß auch, wie schwer<br />

es ist, den Tod vorwegzunehmen.<br />

„Ich weiß es, aber ich kann es nicht<br />

glauben: Ich habe Krebs.“ Abends,<br />

wenn wir aus der onkologischen<br />

Tagesklinik nach Hause kamen, telefonierte<br />

János, rief seine Familie in<br />

Budapest an, <strong>die</strong> Freunde. Sie haben<br />

unterschiedlich reagiert, verlegen,<br />

beschwichtigend, schulterklopfend,<br />

ratlos. „Es wird schon wieder werden“<br />

– was soll man schon anderes<br />

sagen auf eine Diagnose, <strong>die</strong> „unheilbar“<br />

lautet. Wir konnten uns ja selbst<br />

nicht vorstellen, dass sein Leben, unser<br />

gemeinsames, glückliches Leben<br />

plötzlich zu Ende sein sollte. „Ich will<br />

nicht sterben“, hatte János zu dem<br />

Onkologen gesagt, klar und sachlich.<br />

„Ich versuche es mit der Chemotherapie<br />

und werde kämpfen.“ Monate.<br />

Vielleicht Jahre. Es blieben uns nur<br />

112 Tage.<br />

Christian, genannt Chrigu, ist 21,<br />

als er <strong>die</strong> Diagnose bekommt. Der<br />

junge Schweizer hält <strong>die</strong> Kamera unter<br />

dem Arm und steht im Bad der<br />

Klinik, in der er eine Chemotherapie<br />

macht. Ein seltener Nervenkrebs. Das<br />

Objektiv wird zu seinem Tunnel in<br />

<strong>die</strong> Ewigkeit. Er ahnt, dass <strong>die</strong> Bilder<br />

länger leben werden als er selbst.<br />

Der junge Schweizer hat sein eigenes<br />

Sterben gefilmt, erst alleine, dann mit<br />

Hilfe seines besten Freundes, des<br />

Filmhochschülers Jan Gassmann. Ein<br />

Jahr lang dauerte das Auf und Ab von<br />

Therapien, Hoffnung, Zweifeln und<br />

Abschiednehmen. Drinnen in der<br />

Klinik, da ist das irgendwie okay, da<br />

findet man sich damit ab, sagt er, als<br />

er entlassen wird, weil man ihm nicht<br />

mehr helfen kann. Aber draußen,<br />

mitten im Leben, beginnen sich <strong>die</strong><br />

Zeittunnel zu verschieben. Die einen<br />

leben weiter. Er löst sich auf.<br />

Nochmal <strong>die</strong> Tortur mit den Therapien<br />

– da würde er sich lieber umbringen,<br />

sagt er in einer Einstellung.<br />

Später, nach der Lungenembolie und<br />

den vielen Metastasen, blickt er mit<br />

seinen dunklen Augen unverwandt in<br />

<strong>die</strong> Kamera und sagt mit schwachem<br />

Lächeln: „Ich habe mich nicht umgebracht.<br />

Das Leben ist zu schön.“<br />

Das Sonnenlicht. Die Freunde und<br />

<strong>die</strong> Eltern. Gemeinsam warten sie<br />

auf den Tod. „Der Film soll nicht<br />

traurig werden. Der Film soll nicht<br />

moralisieren. Der Film soll lustig<br />

werden“, fordert Chrigu, als es schon<br />

gar nicht mehr komisch ist um ihn<br />

herum. Kissen werden aufgetürmt,<br />

um das Bett noch weicher zu machen,<br />

<strong>die</strong> Schmerzpumpe muss immer höhere<br />

Dosen an Morphium abgeben.<br />

Seine Stimme wird heiser und <strong>die</strong><br />

Luft wird knapp. Der Freund und <strong>die</strong><br />

Kamera begleiten ihn, <strong>die</strong> stockenden<br />

Gespräche über das, was man doch<br />

nicht verstehen kann oder nicht<br />

wirklich ausdrücken, <strong>die</strong> Liebe zur<br />

Mutter zum Beispiel, Freundschaft,<br />

Gefühle. Aber sie wollen verstehen,<br />

was passiert, suchen und weichen<br />

nicht aus.<br />

Auf dem Münchner Dokfestival<br />

sind <strong>die</strong> Vorstellungen von „Chrigu“<br />

ausverkauft. Dicht gedrängt verfolgt<br />

ein überwiegend sehr junges Publikum<br />

sein Schicksal. „Die wenigen<br />

Menschen, <strong>die</strong> ich so stark und bewusst<br />

sterben gesehen habe, sind alle<br />

unter 30“, sagt ein Freund, der als<br />

Palliativmediziner schon viele Tode<br />

erlebt hat. „Ich glaube, das liegt daran,<br />

dass sie nur von dem Abschied<br />

nehmen müssen, was ihnen <strong>die</strong><br />

Krankheit an Zukunft raubt. Ältere<br />

Menschen müssen von dem Abschied<br />

nehmen, was sie in der Vergangenheit<br />

versäumt haben. Das ist eine<br />

ganz andere Form von ungelebtem<br />

Leben ...“<br />

1_08_AfS_Ministranten 12.12.2007 9:20 Uhr Seite 1<br />

Der Einführungskurs<br />

<strong>für</strong> Ministranten<br />

Mit CD-ROM!<br />

Claudia Nuber / Michael Nuber<br />

Wir in Gottes Dienst<br />

Der Ministranten-Einführungskurs<br />

17,0 x 24,0 cm | 176 Seiten | Gebunden<br />

Durchgehend zweifarbig gestaltet mit vielen Bildern<br />

21,50 /SFr 38.90 /[A]22,20<br />

ISBN 978-3-451-29565-2<br />

In neun Treffen leitet der Einführungskurs<br />

spielerisch dazu an, den Gottes<strong>die</strong>nst als Feier<br />

Gottes mit uns Menschen verständlich und damit<br />

erfahrbar zu machen. Ein frisch aufgemachter Kurs<br />

mit jeder Menge Erklärungen, Spielen und Übungen<br />

und vielen praktischen Anregungen <strong>für</strong> Zeiten des<br />

Innehaltens, des Betens und des Feierns <strong>für</strong> <strong>die</strong> neuen<br />

Minis. Alle <strong>für</strong> den Kurs benötigten Arbeitsblätter<br />

sind auf der beiliegenden CD-ROM abgespeichert.<br />

Claudia Nuber / Michael Nuber<br />

Wir in Gottes Dienst<br />

Mein Mitmach-Heft<br />

13,5 x 21,0 cm | 24 Seiten | Geheftet<br />

Durchgehend zweifarbig gestaltet<br />

mit vielen Bildern<br />

3,90 /SFr 7.50 /[A] 4,10<br />

ISBN 978-3-451-29570-6<br />

Das Heft <strong>für</strong> <strong>die</strong> Minis mit Geschichten,<br />

Erklärungen und Liedern. Ein schöner<br />

Begleiter – auch über den Kurs hinaus.<br />

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oder unter www.herder.de


38<br />

im bl i c k<br />

Für Sie<br />

entdeckt<br />

Für Sie<br />

gesurft<br />

www.taize.fr<br />

Zum 30. Europäischen<br />

Jugendtreffen lädt <strong>die</strong> Gemeinschaft<br />

von Taizé vom<br />

28. Dezember 2007 bis 1.<br />

Januar 2008 nach Genf<br />

ein und informiert auf der<br />

Homepage über <strong>die</strong> Veranstaltung.<br />

Christus-Oratorium<br />

Schon als Jugendlicher<br />

wollte Franz Liszt<br />

Priester werden. Sein Lebensweg<br />

führte ihn dann<br />

aber doch zunächst in<br />

<strong>die</strong> Welt der Musik, wo er<br />

sich allerdings nie ganz zu<br />

Hause fühlte. Und so begab<br />

Liszt sich schließlich<br />

nach Rom, wo er sich auf<br />

<strong>die</strong> Aufnahme in den geistlichen<br />

Stand vorbereitete.<br />

www.ruhama.de<br />

Seit vielen Jahren bereichern<br />

Neue Geistliche<br />

Lieder der Gruppe Ruhama<br />

nicht nur <strong>die</strong> Liturgie.<br />

Auf ihrer Homepage stellt<br />

sich <strong>die</strong> Gruppe vor und<br />

lädt zu aktuellen Veranstaltungen<br />

ein.<br />

Dort vollendete der Komponist<br />

1866 sein großes<br />

Christus-Oratorium nach<br />

lateinischen Texten aus der<br />

heiligen Schrift und der<br />

katholischen Liturgie <strong>für</strong><br />

Soli, Chor, Orchester und<br />

Orgel. Das weithin unbekannte<br />

Werk, das <strong>die</strong> Geburt,<br />

das Wirken und <strong>die</strong><br />

Passion Christi in faszinierenden<br />

Chor- und Orche-<br />

www.katholikentag.de<br />

Vom 21. bis 25. Mai<br />

2008 findet in Osnabrück<br />

der 97. Katholikentag unter<br />

dem Motto „Du führst<br />

uns hinaus in das Weite“<br />

statt. Informationen rund<br />

um das Treffen finden sich<br />

im Netz.<br />

sterfarben schildert, wird<br />

in der hier vorliegenden<br />

Mehrkanal-Aufnahme zu<br />

einem geistlichen und musikalischen<br />

Hörgenuss.<br />

Bestellt werden kann<br />

das CD-Paket (Bestell-Nr.<br />

679.7435) zum Preis von<br />

€ 39,90 bei Herdershop24.<br />

Tel. 0761/2717-300,<br />

Fax 0761/2717-360,<br />

www.herdershop24.de<br />

www. lumen-tenebris.de<br />

Einen Namen hat sich<br />

Stefan W. Knor inzwischen<br />

mit seinen Installationen<br />

im sakralen Raum gemacht.<br />

Seine eindrucksvollen Projekte<br />

stellt er auf der Site<br />

vor und zeigt, wie der ungewöhnliche<br />

Einsatz von<br />

Licht und Farbe sakralen<br />

Räumen neue Ausdruckskraft<br />

schenkt.<br />

Für Sie<br />

gefunden<br />

Zweiter Sonntag nach Weihnachten A<br />

Die Ohnmacht der Worte<br />

Deshalb erwartete er von den Wörtern nichts mehr. Er<br />

glaubte nicht mehr, dass <strong>die</strong> intelligent aneinandergereihten<br />

Wörter den Menschen und der Welt noch helfen<br />

konnten. Und wirklich, <strong>die</strong> Wörter sind heutzutage<br />

so komisch verdreht, weißt du, auch das einfache Wort,<br />

auch wenn zwei bloß miteinander sprechen, so wie wir<br />

jetzt. Die Wörter scheinen keinen Sinn mehr zu haben,<br />

überflüssig wie Denkmäler. In Wirklichkeit ist aus den<br />

menschlichen Wörtern eine Art Gebrüll geworden, etwas,<br />

das laut knatternd aus Lautsprechern kommt.<br />

Er glaubte also nicht mehr an <strong>die</strong> Wörter und genoss sie<br />

doch, berauschte sich an einzelnen ungarischen Vokabeln,<br />

schlürfte sie, nachts, in der verdunkelten Stadt, so wie<br />

du gestern den Grand Napoleon, den dir der südamerikanische<br />

Drogenschieber angeboten hat. Ja, du hast <strong>die</strong><br />

kostbare Flüssigkeit genauso mit geschlossenen Augen<br />

und Sachkenntnis und Andacht geschluckt wie jener<br />

Mensch, wenn er »gyöngy« oder »borbolya« sagte. Für<br />

ihn bestanden <strong>die</strong> Wörter aus einem essbaren Material,<br />

aus Fleisch und Blut. Und wenn er <strong>die</strong> seltsamen Wörter<br />

<strong>die</strong>ser asiatischen Sprache rief und stöhnte, glich er<br />

einem Betrunkenen oder Verrückten. Das Ganze kam<br />

mir wie eine fernöstliche Lustbarkeit vor, als sähe ich<br />

in der dunklen Nacht auf einmal ein Volk, oder eher<br />

das, was von ihm übriggeblieben ist, einen Menschen<br />

und ein paar Wörter, <strong>die</strong> von fernher, von sehr weit weg,<br />

sich hierher verirrt hatten. Bis dahin hatte ich nie darüber<br />

nachgedacht, dass ich Ungarin war. Obwohl ich das<br />

wirklich bin, ich schwör’s dir, alle meine Ahnen stammen<br />

aus der Künsäg. Ich habe ja auch <strong>die</strong>ses Mal am Rücken,<br />

von dem man sagt, es sei kein Muttermal, sondern ein<br />

Stammeszeichen. Du willst es sehen? Gut, nachher.<br />

Sándor Márai Wandlungen einer Ehe. Piper Verlag, München<br />

2003.<br />

Das erste Foto von Gott<br />

So sah ich aus nach jenem ersten Tag.<br />

Ich allein mit meinen Steinen aus Stein,<br />

ich allein mit meinen Lüften aus Luft.<br />

Das war der Tag, an dem ich noch glücklich war,<br />

<strong>die</strong> Erde noch öde und leer.<br />

Erst nachher schuf ich <strong>die</strong> Bäume;<br />

<strong>die</strong> Tiere, das Heer und <strong>die</strong>sen Fotografen.<br />

Oft habe ich Sehnsucht nach jenem Tag,<br />

an dem ich ihn machte, als ersten.<br />

Er und ich, zusammen in meiner Schöpfung,<br />

ich in meiner weinroten Jacke zwischen meinen Lüften<br />

aus Luft,<br />

er mit seinem Auge wie ein Spiegel<br />

auf meinen Steinen aus Stein,<br />

und sonst nichts.<br />

Cees Noteboom, So könnte es sein, Suhrkamp Verlag, Frankfurt.<br />

Taufe des Herrn A<br />

Die Taufe<br />

Ein Mann und zwei Frauen traten plötzlich in <strong>die</strong> Kirche.<br />

Eine der beiden Frauen war <strong>die</strong> angetraute Gattin<br />

Peppones, des Führers der Roten. „Es ist was zum Taufen“,<br />

sagte der Mann. Und eine der Frauen zeigte ein<br />

Wäschebündel mit einem Neugeborenen darin. Von<br />

wem ist es?“ fragte Don Camillo. „Von mir“, antwortete<br />

Peppones Gattin. „Und deinem Mann?“ erkundigte<br />

sich Don Camillo. „Natürlich! Von wem denn? Von ihnen<br />

vielleicht?“ antwortete trocken Peppones Gattin. Don<br />

Camillo zog <strong>die</strong> Kirchengewänder an und stellte sich<br />

zum Taufbecken.<br />

„Wie wollt ihr ihn nennen?“ fragte Don Camillo Peppones<br />

Gattin. „Lenin, Libero, Antonio“, erwiderte <strong>die</strong>se.<br />

„Lass ihn in Russland taufen“, sagte Don Camillo ruhig<br />

und deckte das Taufbecken wieder zu. Don Camillo hatte<br />

Hände, groß wie Schaufeln, und <strong>die</strong> drei gingen, ohne ein<br />

Wort zu sagen. Don Camillo versuchte in <strong>die</strong> Sakristei<br />

zu entschlüpfen, Christi Stimme nagelte ihn aber fest.<br />

„Don Camillo du hast wieder etwas sehr Schlechtes getan<br />

Geh, rufe <strong>die</strong> Leute zurück und taufe das Kind!“ „Jesu“,<br />

antwortete Don Camillo, „bedenke, dass <strong>die</strong> Taufe keine<br />

Komö<strong>die</strong> ist. Die Taufe ist eine heilige Sache. Die Taufe...“.<br />

„Don Camillo“, unterbrach ihn Christus, „wen willst du<br />

denn belehren, was <strong>die</strong> Taufe ist? Mich vielleicht, der<br />

sie eingesetzt hat?“ Don Camillo breitete <strong>die</strong> Arme aus:<br />

„Jesu, bitte, bedenke einen Moment. Wenn man sicher<br />

wäre, dass es später einmal in <strong>die</strong> Hölle kommt, könnte<br />

man’s noch machen. Und dann, sag mir bitte wie kann<br />

ich gestatten, dass zu Dir ins Para<strong>die</strong>s Leute kommen,<br />

<strong>die</strong> Lenin heißen? Ich habe es <strong>für</strong> den guten Ruf des.<br />

Himmels gemacht.“ „Für den guten Ruf des Himmels<br />

sorge ich“, rief Jesus ärgerlich Don Camillo zu. „Ist schon<br />

gut“, antwortete Don Camillo. „Ich habe nie recht. Ich<br />

werde versuchen, es wieder gutzumachen.“ In <strong>die</strong>sem<br />

Moment betrat jemand <strong>die</strong> Kirche. Es war Peppone allein,<br />

mit dem Kind auf dem Arm. Peppone schloß das<br />

Kirchentor und schob den Riegel vor. „Ich gehe nicht von<br />

39<br />

sEr v i c E


40<br />

sEr v i c E<br />

hier“, sagte er, „solange mein Sohn nicht auf den Namen<br />

getauft ist, den ich will!“ „In Ordnung, Peppone“, sagte<br />

er. „Das Kind wird getauft, aber nicht auf den verfluchten<br />

Namen. „Don Camillo“, murmelte Peppone, „denken Sie<br />

daran, dass ich einen sehr empfindlichen Bauch habe,<br />

seit mich damals, im Gebirge, eine Kugel getroffen hat.<br />

Machen Sie keine Tiefschläge, oder ich beginne mit<br />

<strong>die</strong>ser Bank zu schlagen!“ „Sei ruhig, Peppone, ich werde<br />

dich schon am Oberteil zurechtbiegen“, antwortete<br />

Don Camillo und versetzte ihm eine Maurerohrfeige<br />

hinters Ohr. Sie waren zwei Riesen mit Armen wie aus<br />

Stahl, und <strong>die</strong> Ohrfeigen pfiffen durch <strong>die</strong> Luft. Nach<br />

zwanzig Minuten schweigsamen und wilden Kampfes<br />

hörte Don Camillo eine Stimme hinter seinem Rücken:<br />

„Fest, Don Camillo! Einen Hieb auf den Unterkiefer!“ Es<br />

war Christus vom Hauptaltar. Don Camillo feuerte auf<br />

den Unterkiefer. Peppone streckte sich auf dem Boden<br />

aus. „Wie werden wir ihn nennen?“ fragte Don Camillo.<br />

„Camillo, Libero, Antonio“, murmelte Peppone. Don<br />

Camillo schüttelte den Kopf. „Nein, nennen wir ihn<br />

lieber Libero, Camillo, Lenin“, sagte er. „Ja, auch Lenin.<br />

Wenn nämlich ein Camillo dabei ist, können <strong>die</strong> anderen<br />

nichts mehr anrichten.“ Als alles fertig war, ging Don<br />

Camillo am Altar vorbei. Christus sagte lächelnd: „Don<br />

Camillo, ich muss schon sagen: Von der Politik verstehst<br />

du mehr als ich.“ „Von den Schlägen auch“, antwortete<br />

Don Camillo sehr stolz, eine große Beule auf der Stirn<br />

gleichgültig betastend.<br />

Giovannino Guareschi, Don Camillo und Peppone. Rowohlt Verlag,<br />

Reinbek.<br />

Wie der Täufer sein<br />

„Das letzte Zeichen lass an uns geschehen,<br />

erscheine in der Krone deiner Kraft,<br />

und gib uns jetzt (nach aller Weiber Wehen)<br />

des Menschen ernste Mutterschaft.<br />

Erfülle, du gewaltiger Gewährer,<br />

nicht jenen Traum der Gottgebärerin,<br />

nicht auf den Wichtigen: den Tod-Gebärer,<br />

und führ uns mitten durch <strong>die</strong> Hände derer,<br />

<strong>die</strong> ihn verfolgen werden, zu ihm hin.<br />

Denn sieh, ich sehe seine Widersacher,<br />

und sie sind mehr als Lügen in der Zeit,<br />

und er wird aufstehen in dem Land der Lacher<br />

und wird ein Träumer heißen: denn ein Wacher<br />

ist immer Träumer unter Trunkenheit.<br />

Du aber gründe ihn in deine Gnade,<br />

in deinem alten Glanze pflanz ihn ein;<br />

und mich lass Tänzer <strong>die</strong>ser Bundeslade,<br />

lass mich den Mund der neuen Messiade,<br />

den Tönenden, den Täufer sein.<br />

Rainer Maria Rilke, Sämtliche Werke I. Band. Buch von der Armut<br />

und dem Tode, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1987, S. 350 f.<br />

Zweiter Sonntag im Jahreskreis A<br />

Die Reinwaschung<br />

Der Regen wäscht deine Kreideschrift von der Wand und<br />

dein Blut von den Steinen.<br />

Und <strong>die</strong> Tränen <strong>die</strong> um dein Blut geweint worden sind<br />

<strong>die</strong> wäscht er noch schneller ab als das Blut und <strong>die</strong> Kreide.<br />

Die Welt wäscht sich wieder rein.<br />

Zuerst <strong>die</strong> Tränen<br />

und dann das Blut<br />

und <strong>die</strong> Kreide zuletzt<br />

Was zuerst da war<br />

währt am längsten<br />

Was zuletzt kam<br />

verschwindet zuerst.<br />

In <strong>die</strong>ser Reihenfolge<br />

hegt keine Bedeutung,<br />

nur <strong>die</strong> dass <strong>die</strong> Welt sich reinwäscht,<br />

wenn auch nur nach und nach<br />

Aus: Erich Fried, Das Gesamtwerk. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin.<br />

Zum Täufer gehen<br />

Eine Weile atmete er heftig und wühlte mit den Zehen in der<br />

Erde. Plötzlich packte er Jesus am Arm, und seine Stimme<br />

klang heiser und verzweifelt. „Ich weiß nicht, wie ich dich<br />

nennen soll. Marias Sohn? Des Zimmermanns Sohn? Davids<br />

Sohn? Ich weiß es noch nicht, wer du bist, du selbst weißt es<br />

auch nicht. Wir müssen es aber wissen, um uns beiden Erleichterung<br />

zu verschaffen. So kann es nicht weitergehen! Sieh<br />

nicht auf <strong>die</strong> andern, sie folgen dir wie Schafe und blöken,<br />

sieh nicht auf <strong>die</strong> Frauen, <strong>die</strong> dich loben und weinen, sie sind<br />

Frauen, sie haben ein Herz, aber kein Hirn! Sie brauchen wir<br />

nicht! Wir beide müssen wissen, wer du bist, was das <strong>für</strong> eine<br />

Flamme ist, <strong>die</strong> in dir brennt, Israels Gott oder der Teufel!<br />

Wir müssen, wir müssen es wissen!“<br />

Jesus bebte am ganzen Körper. „Was sollen wir tun, mein<br />

Bruder Judas? Wie können wir es erfahren? Hilf mir.“<br />

„Es gibt einen Weg.“<br />

„Welchen?“<br />

„Wir werden zu Johannes dem Täufer gehen, er soll es<br />

uns sagen. Er ruft doch: ,Er kommt! Er kommt!‘ Sobald<br />

er dich sieht, wird er erkennen, ob du es bist, der da<br />

kommen soll oder nicht.“<br />

Nikos Kazantzakis, Die letzte Versuchung, © by F A, Herbig Verlagsbuchhandlung<br />

GmbH, München. Deutsche Übersetzung von<br />

Werner Krebs.<br />

Interview<br />

Wenn er kommt, der Besucher,<br />

Der Neugierige und dich fragt,<br />

Dann bekenne ihm, dass du keine<br />

Briefmarken sammelst,<br />

Keine farbigen Aufnahmen machst,<br />

Keine Kakteen züchtest.<br />

Dass du kein Zuhause hast,<br />

Keinen Fernsehapparat,<br />

Keine Zimmerlinde.<br />

Dass du nicht weißt,<br />

warum du dich hinsetzt und schreibst,<br />

Unwillig, weil es dir kein Vergnügen<br />

macht.<br />

Dass du den Sinn deines Lebens immer<br />

noch nicht<br />

Herausgefunden hast, obwohl du schon<br />

alt bist.<br />

Dass du geliebt hast, aber mit<br />

zaghaften Armen.<br />

Dass du an vielen Orten zu Hause warst,<br />

Aber ein Heimrecht hast an keinem.<br />

Dass du dich nach dem Tod sehnst und<br />

ihn <strong>für</strong>chtest.<br />

Dass du kein Beispiel geben kannst<br />

als <strong>die</strong>ses:<br />

Immer noch offen.<br />

Marie-Luise Kaschnitz, aus: Dein Schweigen – meine Stimme,<br />

©1962 by Claasen Verlag, Düsseldorf.<br />

Dritter Sonntag im Jahreskreis A<br />

Einmal<br />

Einmal,<br />

da hörte ich ihn,<br />

da wusch er <strong>die</strong> Welt,<br />

ungesehn, nachtlang,<br />

wirklich.<br />

Eins und Unendlich,<br />

vernichtet,<br />

ichten.<br />

Licht war. Rettung.<br />

Paul Celan<br />

Der Augenblick des Fensters<br />

Jemand schüttet Licht<br />

Aus dem Fenster.<br />

Die Rosen der Luft<br />

Blühen auf,<br />

Und in der Straße<br />

Heben <strong>die</strong> Kinder beim Spiel<br />

Die Augen.<br />

Tauben naschen<br />

Von seiner Süße.<br />

Die Mädchen werden schön<br />

Und <strong>die</strong> Männer sanft<br />

Von <strong>die</strong>sem Licht.<br />

Aber ehe es ihnen <strong>die</strong> anderen sagen,<br />

Ist das Fenster von jemandem<br />

Wieder geschlossen worden.<br />

Aus: Heitmeyer, Wort Gottes feiern mit literarischen Texten. Verlag<br />

Butzon & Bercker, Kevelaer.<br />

Armut<br />

In jenem bürgerlichen Überfluss des beginnenden Jahrhunderts<br />

standen zwischen »Arm« und »Reich« noch nicht<br />

solche bewusstseinsweckenden und zum Hass aufrufenden<br />

Losungen wie zwei Jahrzehnte später; aus der Art, wie man<br />

in den »besseren Kreisen« über <strong>die</strong> Armen sprach, klang<br />

lediglich etwas wie verlegenes Schuldbewusstsein heraus:<br />

Nun ja, es ist recht traurig, aber so ist es halt, und wahrscheinlich<br />

ist es gottgewollt, denn »anders ist es nie gewesen«.<br />

Niemand dachte auch nur im Traum daran, dass das<br />

Problem der Armut in <strong>die</strong>ser liberalen und immer wohlhabenderen<br />

Gesellschaft akuter war, als es schien, und dass es<br />

auf dem Wege der Wohltätigkeit nicht zu lösen sein würde<br />

... Die Gesellschaft kannte ihre Pflichten und brachte <strong>die</strong> altersschwachen<br />

Armen nicht alle, nur <strong>die</strong> »rechtschaffenen«<br />

im Armenhaus unter. Dieser gräßliche, ranzige, verliesartige<br />

Bau steckte stets voller greiser Ammen und abgehalfterter<br />

Dienstmädchen, von denen sich <strong>die</strong> bürgerlichen Familien<br />

anders nicht hatten befreien können ... Dem Anschein nach<br />

war in <strong>die</strong>ser Welt alles in Ordnung, der Arme arbeitete,<br />

wenn er durfte und konnte, er bekam Almosen, wenn er<br />

bedürftig war, und war er rechtschaffen, stand ihm <strong>für</strong> den<br />

Lebensabend auch noch das Armenhaus offen.<br />

Das »soziale« Empfinden der Kinder ist verdreht und unentwickelt.<br />

Jedes Kind ist ehrgeizig und ein unverhüllter<br />

Anhänger des unbegrenzten Privatbesitzes. Auch ich<br />

machte mir als Kind wenig Gedanken über <strong>die</strong> Lage der<br />

Armen auf Erden. Dunkel ahnte ich, dass <strong>die</strong> Armen nicht<br />

grundlos arm sind, wahrscheinlich sind sie selber schuld<br />

daran, vielleicht haben sie ein gemeinsames Verbrechen<br />

begangen und büßen jetzt da<strong>für</strong>. Mit halbem Ohr hörte<br />

ich zuweilen auch Schlechtes über sie; sie seien faul, sie<br />

seien arbeitsscheu, wenn sie zu Geld kämen, vertränken<br />

sie es. Deshalb empfand ich eher nur Abscheu vor ihnen<br />

und dachte insgeheim voller Verachtung an sie. Wenn ein<br />

Bettler bei uns klingelte, sah ich mir <strong>die</strong> zerlumpte Gestalt<br />

mit unverhüllter Abneigung an; ich vermutete, er bettle aus<br />

Faulheit und niederen Beweggründen. Nein, mich hat ganz<br />

bestimmt nie irgendwer den »Klassenhass« gelehrt. Die Erwachsenen,<br />

<strong>die</strong> Familie und <strong>die</strong> Schule schwiegen eher über<br />

<strong>die</strong>se peinlichen, fast ungehörigen, komplizierten Fragen.<br />

Die Erziehung drehte den Kindern diskret den Kopf beiseite,<br />

gab ein Zeichen, dass es sich nicht gehöre hinzusehen. Nie<br />

lehrte es mich jemand mit ausgesprochenen Worten, aber<br />

insgeheim empfand ich <strong>die</strong> »Armen« als Feinde.<br />

Sándor Márai, Bekenntnisse eines Bürgers, Piper Verlag, München.<br />

41<br />

sEr v i c E


42<br />

sEr v i c E<br />

Für Sie<br />

gelesen<br />

Textur-Bildung<br />

Welchen Beitrag kann der<br />

Religionsunterricht leisten,<br />

wenn <strong>die</strong> „Text-Gewebe“<br />

Kultur, Identität und Religion<br />

beziehungsweise<br />

Religiosität immer weniger<br />

eindeutig erscheinen?<br />

Beate-Irene Hämel reflektiert<br />

unter religionspädagogischenGesichtspunkten<br />

aktuelle Erkenntnisse<br />

der Kultur-, Sozial- und<br />

Identitätsforschung. Sie<br />

schlägt vor, interkulturelles<br />

Lernen immer auch<br />

als intrakulturelles und<br />

intersubjektives Lernen zu<br />

verstehen. Damit sieht sich<br />

der Religionsunterricht in<br />

der Pflicht, Jugendliche als<br />

Subjekte ihrer eigenen Bildung<br />

anzuerkennen und<br />

sie in ihrer Entwicklung zu<br />

unterstützen. Ein Buch, das<br />

nicht unverzichtbar, aber<br />

ein guter Beitrag zum Dialog<br />

von Kultur und Religionspädagogik<br />

ist. (LEI)<br />

Beate-Irene Hämel, Textur-<br />

Bildung. Religionspädagogische<br />

Überlegungen zur<br />

Identitätsentwicklung im<br />

Kulturwandel. Schwabenverlag,<br />

Ostfildern 2007.<br />

Nur wer den<br />

Aufbruch wagt<br />

Die Bücher Jona, Rut, Tobit<br />

gehören zu den bewegendsten<br />

Dichtungen der<br />

Bibel. Diese Bücher stellen<br />

uns Menschen vor Augen,<br />

<strong>die</strong> zunächst gegen ihr<br />

Schicksal oder ihren Gott<br />

aufbegehren, um schließlich<br />

doch einzusehen, dass<br />

in ihrem Leben eine Fügung<br />

waltet.<br />

Josef Imbach, der lange<br />

Jahre an der Päpstlichen<br />

theologischen Fakultät St.<br />

Bonaventura in Rom lehrte,<br />

gelingt es, <strong>die</strong> Aktualität<br />

<strong>die</strong>ser Erzählungen <strong>für</strong><br />

den Leser spürbar werden<br />

zu lassen. Ihm geht es dabei<br />

weniger um eine historisch-kritische<br />

Analyse<br />

der Texte – auch wenn er<br />

durchaus historisch-kritischeForschungsergebnisse<br />

<strong>für</strong> seine Auslegung<br />

fruchtbar macht. Imbach<br />

will vielmehr das Potential<br />

an Lebenshilfe, das <strong>die</strong>se<br />

Texte auszeichnet, <strong>für</strong> den<br />

Leser fruchtbar werden<br />

lassen. In den drei alttestamentarischen<br />

Büchern,<br />

so Imbach im Vorwort,<br />

„ist von lauter Dingen <strong>die</strong><br />

Rede, <strong>die</strong> so nie geschehen<br />

sind, <strong>die</strong> aber dennoch täglich<br />

neu sich ereignen.“<br />

Und tatsächlich nimmt<br />

Imbach den Leser mit hi-<br />

nein in <strong>die</strong> Wirklichkeit der<br />

biblischen Geschichten, so<br />

dass sie schon bald zur eigenen<br />

Geschichte werden.<br />

Es sind Geschichten, <strong>die</strong><br />

glaubhaft davon erzählen,<br />

dass kein blindes Schicksal<br />

unser Leben bestimmt<br />

und dass der, der aufbricht,<br />

darin Schutz erfährt. Das<br />

Buch eignet sich sehr gut<br />

zur täglichen, meditativen<br />

Lektüre. Doch auch <strong>die</strong>, <strong>die</strong><br />

<strong>für</strong> Predigt, Bibelkreise u.ä.<br />

Hilfen und Anregungen<br />

suchen, werden hier fündig.<br />

(FR)<br />

Josef Imbach, Nur wer den<br />

Aufbruch wagt ... Jona –<br />

Rut – Tobit, Patmos Verlag,<br />

Düsseldorf 2007.<br />

Der „heilige Rest“?<br />

Die aktuelle Situation in<br />

der Kirche bietet immer<br />

wieder Anlass zur Reflexion<br />

und zur Neubesinnung<br />

auf das, was wesentlich ist<br />

<strong>für</strong> Kirche. In knapper und<br />

gut lesbarer Form bietet der<br />

ehemalige Spiritual <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Priesteramtskandidaten<br />

im Bistum Münster, Ste-<br />

fan Zekorn, eine Diagnose<br />

der aktuellen Situation<br />

der Kirche in Deutschland.<br />

Anhand von zehn Thesen<br />

weist er Wege auf, <strong>die</strong> aus<br />

seiner Sicht <strong>für</strong> eine Weiterentwicklung<br />

der Kir-<br />

che wesentlich sind. Auch<br />

wenn nur wenig Neues<br />

zur Sprache kommt, legt<br />

Zekorn kein resignatives<br />

Buch vor. Das Buch eignet<br />

sich aufgrund des geringen<br />

Umfangs und der klaren<br />

und einfachen Sprache gut<br />

dazu, mit interessiertenGemeindemitgliedern<br />

in<br />

einen Dialog zu<br />

kommen, in welche<br />

Richtung sich<br />

Kirche weiterentwickeln<br />

soll und welche<br />

Maßnahmen in den<br />

Gemeinden ergriffen<br />

werden müssen, um<br />

<strong>die</strong>se Veränderung zu<br />

ermöglichen. (FR)<br />

Stefan Zekorn, Der „Heilige<br />

Rest“? Christliche Gemeinde<br />

und ihre Zukunft, Butzon &<br />

Bercker, Kevelaer 2007.<br />

Wo wohnt Gott?<br />

Wo wohnt Gott? Warum<br />

tut er nichts gegen das<br />

Leid der Welt? Was passiert<br />

mit uns nach dem<br />

Tod? Nur drei von vielen<br />

Fragen, wie sie Kinder oft<br />

recht unverhofft an <strong>die</strong><br />

Erwachsenen stellen. In<br />

<strong>die</strong>sem Buch findet man<br />

Antworten. Kurz und klar<br />

formuliert und dabei immer<br />

kindgerecht und offen<br />

in der Ansprache.<br />

Ganzseitige Illustrationen<br />

und zahlreiche Cartoons<br />

machen das Buch zu<br />

einem abwechslungsreichen<br />

Lesebuch, das<br />

nicht zu fromm geschrieben<br />

ist und auf der Höhe<br />

der theologischen Zeit<br />

steht. Interessant etwa <strong>die</strong><br />

Frage, ob man auch Christ<br />

sei, wenn man in In<strong>die</strong>n<br />

geboren würde. Eher<br />

nicht, weil dort <strong>die</strong> mei-<br />

sten Menschen Hindus<br />

seien, aber es gäbe dort<br />

auch Christen. Ehrlich<br />

und verständlich, immer<br />

bemüht, Verständnis zu<br />

wecken und keine oberflächlichen<br />

Antworten zu<br />

geben.<br />

Gleichzeitig machen<br />

<strong>die</strong> Autoren auch<br />

nicht den Versuch, auf alles<br />

eine Antwort zu haben.<br />

Stattdessen werden<br />

offene Fragen deutlich<br />

benannt. Ein Buch, das<br />

sich gut als Geschenk eignet.<br />

(LEI)<br />

Charles Delhez / Erwin<br />

Roosen, Wo wohnt Gott? ...<br />

und 99 weitere Fragen zum<br />

Glauben, Butzon & Bercker,<br />

Kevelaer 2007.<br />

Ständige Diakone –<br />

Stellvertreter der<br />

Armen?<br />

Das Werk „Ständige Diakone<br />

– Stellvertreter der<br />

Armen?“ nimmt Stellung<br />

zum Projekt „Pro Diakonia“,<br />

das in den Jahren<br />

2002 und 2003 in der Diözese<br />

Rottenburg-Stuttgart<br />

stattgefunden hat. Das Ziel<br />

<strong>die</strong>ses Projektes war dadurch<br />

bestimmt, dass <strong>die</strong><br />

ständigen Diakone in Kooperation<br />

mit der verbandlichen<br />

Caritas <strong>die</strong> Wirkung<br />

von Diakonie in ihrem jeweiligen<br />

Umfeld gestalten<br />

und vertiefen. Namhafte<br />

43<br />

sEr v i c E


44<br />

sEr v i c E<br />

Persönlichkeiten beziehen<br />

Stellung: Albert Biesinger,<br />

Ottmar Fuchs, Bernd Jochen<br />

Hilberath, Bischof<br />

Franz Kamphaus, Weihbischof<br />

Johannes Kreidler,<br />

Klaus Kießling (Hg.), Michael<br />

Ebertz und andere.<br />

Sigrid Zinnecker vom Diözesancaritasverband<br />

stellt<br />

unter anderem den interorganisatorischenLernprozess<br />

in den Vordergrund:<br />

eine Art<br />

dialektischer Prozess hat<br />

dadurch etwas Neues zu<br />

Tage gefördert und nachhaltig<br />

<strong>die</strong> Zukunft gestaltet.<br />

Das Buch bietet auch<br />

<strong>für</strong> Leser außerhalb der<br />

Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />

zahlreiche Anregungen:<br />

Für Verantwortliche<br />

in der Ausbildung<br />

ständiger Diakone, <strong>für</strong><br />

ständige Diakone, <strong>für</strong> leitende<br />

Mitarbeiter in der<br />

verbandlichen Caritas sowie<br />

Hauptamtliche mit<br />

diakonischem Auftrag in<br />

der <strong>Seelsorge</strong>. Es finden<br />

sich unter anderem interessante<br />

Impulse <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Praxis: Woran lässt sich<br />

beispielsweise messen, ob<br />

Solidarität im eigenen<br />

Wirkungsbereich wächst<br />

(Klaus Kießling)? – Eine<br />

empfehlenswerte, kleine<br />

Schatzkiste rund um das<br />

Thema Amt, Diakonie und<br />

Caritas! Und: Die offene<br />

Frage des Buchtitels lädt<br />

ein, sich seine eigenen Gedanken<br />

zu machen! (MJ)<br />

Klaus Kießling (Hg.),<br />

Ständige Diakone – Stellvertreter<br />

der Armen? Projekt<br />

Pro Diakonia: Prozess – Positionen<br />

– Perspektiven, Lit<br />

Verlag, Berlin und Münster<br />

2006.<br />

Kirche nach dem<br />

Infarkt<br />

Für Michael Albus ist <strong>die</strong><br />

Kirche nicht in einer Krise<br />

und nicht krank, sie hat<br />

den Infarkt bereits hinter<br />

sich. Der Autor schickt <strong>die</strong><br />

Kirche in <strong>die</strong> Reha. Wobei<br />

er gleich am Anfang feststellt,<br />

dass es heute weniger<br />

um <strong>die</strong> Kirchen als vielmehr<br />

um <strong>die</strong> Religion, <strong>die</strong><br />

Sehnsucht des Menschen<br />

nach Antworten auf <strong>die</strong><br />

Fragen des Lebens geht.<br />

Von den Institutionen erwarten<br />

viele keine tragfähige<br />

Wegweisung mehr.<br />

Michael Albus macht sich<br />

auf <strong>die</strong> Suche nach einer<br />

lesbaren Möglichkeit von<br />

Religion. In <strong>die</strong>sem Buch<br />

lotet er mit vielen Erfahrungen<br />

angereichert nüchtern<br />

und leidenschaftlich<br />

zugleich <strong>die</strong> Erfahrungen<br />

der Religion aus und wagt<br />

einen realistischen Blick in<br />

ihre Zukunft. Ohne einfache<br />

Rezepte, mit Schritten,<br />

<strong>die</strong> der Leser nachvoll-<br />

ziehen muss. Sicherlich ist<br />

Albus keine Pflichtlektüre<br />

gelungen, aber eine spannendeZustandsbeschreibung<br />

und vielleicht auch<br />

Streitschrift, wie <strong>die</strong> Kirche<br />

wieder auf <strong>die</strong> Beine kommen<br />

kann. (LEI)<br />

Michael Albus, Kirche nach<br />

dem Infarkt. Von der Zukunft<br />

der Religion, Gütersloher Verlagshaus,<br />

Gütersloh 2007.<br />

Stimmen der Zeit<br />

Im Januarheft der Stimmen<br />

der Zeit befasst sich<br />

der Münchner Rechtsphilosoph<br />

Norbert Brieskorn<br />

mit den Konsequenzen der<br />

zunehmenden<br />

Ausweitung<br />

der Rechtsräume<br />

in der<br />

Europäischen<br />

Union und<br />

auf Weltebene.<br />

Der Germanist<br />

und<br />

frühere Präsident<br />

der<br />

Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft<br />

Wolfgang<br />

Frühwald porträtiert anlässlich<br />

seines 150. Todestages<br />

Joseph von Eichendorff<br />

auf dem politischen<br />

und sozialen Hintergrund<br />

seiner Zeit. Er deutet den<br />

Dichter als „verspäteten<br />

Romantiker“.<br />

Am 1. Juli 2002 ist das<br />

deutsche Stammzellgesetz<br />

in Kraft getreten. Der<br />

Münchener Moraltheologe<br />

Konrad Hilpert zieht nach<br />

fünf Jahren Bilanz und<br />

analysiert <strong>die</strong> Argumente<br />

<strong>für</strong> eine Gesetzesnovellierung.<br />

Autoren wie Richard<br />

Dawkins haben einen neuen<br />

Streit um <strong>die</strong> Gottesfrage<br />

ausgelöst. Jan-Heiner<br />

Tück hinterfragt unter Bezugnahme<br />

auf Pascal Merciers<br />

Roman „Der Nachtzug<br />

nach Lissabon“ den<br />

Glauben an den Unglauben.<br />

Karl-Heinz Grohall, Professor<br />

<strong>für</strong> Sozialwesen an<br />

der Fachhochschule Münster,<br />

würdigt bürgerschaftliches<br />

Engagement als<br />

Kern der Zivilgesellschaft.<br />

Kritisch untersucht er, inwieweit<br />

ein neues Gesetz<br />

ehrenamtliches Handeln<br />

anzuregen vermag und<br />

ihm öffentliche Anerkennung<br />

geben kann. In der<br />

religiösen Kunstszene in<br />

Köln sorgten<br />

2007 das neue<br />

Domfenster<br />

von Gerhard<br />

Richter<br />

und das neue<br />

Kunstmuseum<br />

Kolumba<br />

<strong>für</strong> Aufsehen.<br />

Friedhelm<br />

Mennekes<br />

würdigt <strong>die</strong>se<br />

beiden Kunstinnovationen<br />

als Meilensteine<br />

<strong>für</strong> das Verhältnis<br />

von moderner Kunst und<br />

alten Kirchen. In einem<br />

Umschau-Beitrag widmet<br />

Michael Braun dem am<br />

5. Oktober 2007 verstorbenen<br />

Chronisten und<br />

Schriftsteller Walter Kempowski<br />

einen Nachruf.<br />

Stimmen der Zeit, Heft<br />

1/2008. Einzelheft € 10,-.<br />

Probe-Abonnement (2 Hefte<br />

gratis): Tel.: 0761/2717-422,<br />

E-Mail kundenservice@<br />

herder.de.<br />

Glaubenszeugen –<br />

Lebenshelfer<br />

Die Ideen und Impulse<br />

<strong>die</strong>ser Materialmappe er-<br />

schließen in kreativen Zugängen<br />

Lebensweg und<br />

Glaubenszeugnis ausgewählter<br />

Heiliger. Jeweils<br />

zwei thematische Gestaltungsvorschläge<br />

bieten<br />

praxiserprobte Anregungen,<br />

Heilige als inspirierende<br />

Vorbilder <strong>für</strong> ein durch<br />

<strong>die</strong> Gottesbeziehung erfülltes<br />

Leben zu entdecken<br />

– in Gottes<strong>die</strong>nsten, Gruppenstunden<br />

und Gebetskreisen,<br />

bei Bibelnachmittagen,<br />

Festen und Feiern.<br />

Viele Materialien sind variabel<br />

auch <strong>für</strong> Kindergar-<br />

Für Sie<br />

gehört<br />

Zum Jahresbeginn eine<br />

ungewöhnliche Interpretation<br />

eines Meilensteins der<br />

klassischen Musikliteratur:<br />

Die Goldberg-Variationen<br />

von Johann Sebastian<br />

Bach, auf einer Woehl Orgel<br />

von Jürgen Sonnentheil<br />

eingespielt. Die bachschen<br />

Goldberg-Variationen<br />

blieben jahrelang ein viel<br />

ten und Schule oder auf<br />

Pilger- und Wallfahrten<br />

verwendbar. Die vielfältigen<br />

und abwechslungsreichen<br />

Bausteine und<br />

bewundertes, aber selten<br />

gespieltes Meisterwerk.<br />

Übergroße Ehrfurcht der<br />

Musikwissenschaftler und<br />

Vorsicht der Interpreten<br />

machten sie zu einem jener<br />

legendären Werke, <strong>die</strong> nur<br />

wenige Musiker öffentlich<br />

spielten und nur eingefleischte<br />

Musikliebhaber<br />

wirklich hören wollten.<br />

1955 änderte sich <strong>die</strong>s<br />

durch den damals noch<br />

fast unbekannten Pianisten<br />

Glenn Gould, der mit<br />

seiner ersten Einspielung<br />

<strong>die</strong>ses monumentale Werk<br />

in den Blick der Öffentlichkeit<br />

rückte.<br />

Wilhelm Middelschulte<br />

schuf im Jahre1924 eine<br />

Gestaltungselemente verleihen<br />

jeder Feier einen<br />

besonderen Akzent: Gebete<br />

und Fürbitten, Zitate,<br />

Kurzgeschichten und<br />

Gedichte, Meditationen<br />

und Fantasiereisen, Symbole<br />

und Zeichen, Lieder<br />

und Musik, Malerei, Grafik,<br />

Plastik, Spielszenen,<br />

Sprechmotetten und Aktionen,<br />

Tänze und Bewegung.<br />

Mit Hilfe der CD-ROM<br />

können alle Texte, Bilder<br />

und Vorlagen sofort ausgedruckt<br />

oder in anderen<br />

Bearbeitung der Goldberg-<br />

Variationen <strong>für</strong> Orgel, <strong>die</strong><br />

in der hier vorgestellten<br />

CD von dem Cuxhavener<br />

Organisten und Dirigenten<br />

Jürgen Sonnentheil fantasievoll<br />

und mit großem<br />

Können eingespielt wurde.<br />

Die intim wirkende<br />

Klangfülle <strong>die</strong>ser Einspielung<br />

und das neuartige<br />

Erlebnis, <strong>die</strong> Goldberg-<br />

Variationen auf einer<br />

Orgel zu hören, ist nicht<br />

nur <strong>für</strong> Musikkenner eine<br />

Bereicherung. Gerade<br />

durch mehrmaliges Hören<br />

erschließen sich dem<br />

Hörer immer wieder neue<br />

Facetten der grandiosen<br />

Programmen weiterverarbeitet<br />

werden. Folien komplettieren<br />

das bequem und<br />

effektiv einsetzbare Materialangebot.<br />

Dagmar Keck (Hrsg.),<br />

Glaubenszeugen –<br />

Lebenshelfer. Bausteine und<br />

Gestaltungselemente <strong>für</strong> das<br />

Heiligengedenken,<br />

Verlag Herder, Freiburg im<br />

Breisgau 2007.<br />

Einzelpreis € 17,90,<br />

Preis im Fortsetzungsbezug<br />

auf Anfrage:<br />

Tel. 0761/2717-200, E-Mail:<br />

kundenservice@herder.de.<br />

Transkription Middelschultes,<br />

<strong>die</strong> zu einer tiefen<br />

Entspannung führen<br />

können. Natürlich handelt<br />

es sich hier nicht um ein<br />

sakrales Werk, aber <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Spielweisen des<br />

schlichten Themas haben<br />

einen meditativen Charakter,<br />

wirken wie ein immer<br />

wieder rezitiertes Gebet.<br />

Daher sei <strong>die</strong>se außergewöhnliche<br />

Einspielung<br />

als besondere Empfehlung<br />

zum Jahresbeginn ausgesprochen.<br />

Wilhelm Middelschulte<br />

Goldberg Variations<br />

Organ Works 4<br />

Jürgen Sonnentheil<br />

cpo 7770215-2<br />

45<br />

sEr v i c E


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Anz_HK_Spez_08_1 13.12.2007 10:14 Uhr Seite 1<br />

Theologie heute –<br />

eine Bestandsaufnahme<br />

Der kompakte Überblick<br />

Wo steht <strong>die</strong> katholische Theologie am Beginn<br />

des 21. Jahrhunderts? Die Herder Korrespondenz<br />

unternimmt in <strong>die</strong>sem Themenheft eine<br />

umfassende Standortbestimmung. Die Stellung<br />

der Theologie an einer Universität, <strong>die</strong> in tief<br />

greifenden Reformprozessen steckt, wird ebenso<br />

beleuchtet wie ihre Bedeutung <strong>für</strong> das gesellschaftliche<br />

und kirchliche Leben: herausgefordert<br />

durch naturwissenschaftliche, ethische und<br />

ökonomische Anfragen auf der einen Seite und<br />

ein starkes kirchliches Lehramt auf der anderen.<br />

Darüber hinaus werden <strong>die</strong> Schwerpunkte und<br />

methodischen Diskussionen gegenwärtiger<br />

theologischer Forschung in den einzelnen<br />

Fächern präsentiert. Der kompakte Überblick<br />

<strong>für</strong> Stu<strong>die</strong>rende, Forschende und Lehrende der<br />

katholischen Theologie – und <strong>für</strong> alle, <strong>die</strong> ihr<br />

Wissen in komprimierter Form auffrischen und<br />

auf den neuesten Stand bringen wollen.<br />

Mit Beiträgen u.a. von Edmund Arens, Margit<br />

Eckholt, Konrad Hilpert, Peter Hünermann,<br />

Klaus Müller, Jürgen Werbick.<br />

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Glauben denken<br />

Theologie heute – eine Bestandsaufnahme<br />

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64 Seiten | geheftet<br />

ISBN 978-3-451-02705-5<br />

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50<br />

diE n s t am GlaubEn<br />

Dienst am Glauben<br />

unmögliche Berufe<br />

Es wird der Feder des Begründers der Psychoanalyse,<br />

Sigmund Freud, zugeschrieben, dass es drei unmögliche<br />

Berufe gibt: Erziehen, Regieren und Analysieren.<br />

Das „Unmögliche“ <strong>die</strong>ser Berufe liegt darin, dass sich<br />

Vertreter <strong>die</strong>ser Berufe bei deren Ausübung aufrichtig<br />

bemühen, gleichzeitig dabei aber oft das Empfinden haben,<br />

den damit verbundenen Anforderungen nicht völlig<br />

genügen zu können. So konfrontiert etwa <strong>die</strong> psychoanalytische<br />

Tätigkeit mit unterschiedlichsten Facetten<br />

menschlicher Regungen, auch mit solchen, mit denen<br />

man sich lieber nicht befassen würde. Nicht zu jedem<br />

Zeitpunkt ist alles, was <strong>die</strong> Klientel als psychische Problematik<br />

mitbringt, <strong>für</strong> Analysierende aushaltbar. Trotzdem<br />

verbietet sich aus fachlichen Gründen eine Flucht vor<br />

der Auseinandersetzung damit, weil deren Bearbeitung<br />

<strong>für</strong> ein erfolgreiches Ausüben des Berufes konstitutiv<br />

ist. Wer <strong>die</strong>sen unmöglichen Beruf des Analysierens gut<br />

ausüben will, muss demnach bereit und fähig sein, sich<br />

je neu allen Facetten und Abgründen der menschlichen<br />

Seele auszusetzen. Wer nicht stagnieren will, muss selbst<br />

innerlich vorankommen. Dazu muss <strong>die</strong> eigene Psyche<br />

beleuchtet werden, um das kreative Potential des Berufes<br />

tatsächlich ausschöpfen zu können.<br />

Solche Herausforderungen stellen sich nicht nur beim<br />

Erziehen, Regieren und Analysieren, wie Sigmund Freud<br />

meint, sondern mit Variationen auch in anderen Beziehungsberufen.<br />

Zu ihnen zählt <strong>die</strong> <strong>Seelsorge</strong>, wenn sie als<br />

der Beruf verstanden wird, der sich gemäß christlichem<br />

Fundament der vieldimensionalen Beziehungsarbeit am<br />

Dreiklang von Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe verschreibt.<br />

Die freudsche Liste der unmöglichen Berufe<br />

ist dann um einen vierten zu erweitern, nämlich um<br />

das <strong>Seelsorge</strong>n. Auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Seelsorge</strong> ist es konstitutiv,<br />

sich immer wieder von den Menschen und ihrer Suche<br />

nach Sinn und Heil berühren zu lassen. Mitunter ist das<br />

eine mühsame Angelegenheit, wenn etwa Phänomene<br />

im Vordergrund stehen, <strong>die</strong> der Gottes-, Nächsten- oder<br />

Selbstliebe widersprechen. Es begegnen uns ja nicht wenige<br />

Frauen und Männer, <strong>die</strong> Selbstliebe mit Selbstverliebtheit<br />

verwechseln und ihre eigenen Interessen ohne<br />

Rücksicht auf Verluste anderer durchsetzen. Andere<br />

gehen in einer falsch verstandenen Nächstenliebe auf,<br />

<strong>die</strong> jegliche eigenen existentiellen Bedürfnisse negiert.<br />

Wieder andere leugnen Gott und glauben, ohne religiösen<br />

Bezug sinnerfüllt leben zu können. Es sind oft<br />

Grenzerfahrungen, <strong>die</strong> solche Lebenskonstrukte durchkreuzen<br />

und nur schwer lässt sich angesichts der Härte<br />

von Leid Gottes Liebe und Güte ins Wort bringen.<br />

In der <strong>Seelsorge</strong> sind <strong>die</strong> Menschen so wie sie kommen<br />

anzunehmen und gleichzeitig sind <strong>die</strong> Signale wahrzunehmen,<br />

mit denen sie – vielleicht ohne es selbst zu wissen<br />

und ohne es zu vermögen – nach einem „Mehr“ im<br />

Leben suchen. Für <strong>die</strong>se Aufgabe ist <strong>die</strong> eigene Gottes-,<br />

Nächsten- und Selbstliebe der <strong>Seelsorge</strong>nden angefragt.<br />

Es braucht ein gerütteltes Maß an Gelassenheit und Sensibilität,<br />

<strong>die</strong> sich beide aus spirituellen Ressourcen spei-<br />

sen. So entsteht ein permanentes Ringen um ein tieferes<br />

Eindringen in das Geheimnis unseres Glaubens und um<br />

<strong>die</strong> Ausbildung seelsorglicher Fähigkeiten.<br />

Es stellt heute ein besonderes Wagnis dar, den eigenen<br />

Glauben zum Beruf zu machen. Dies gilt nicht allein auf<br />

dem Hintergrund, dass <strong>die</strong> einzelnen <strong>Seelsorge</strong>rinnen<br />

und <strong>Seelsorge</strong>r wie auch <strong>die</strong> Kirche(n) insgesamt gefordert<br />

sind, wieder Kontakt zu allen Bevölkerungsgruppen<br />

zu suchen. Es greift zu kurz, wollte man <strong>Seelsorge</strong><br />

einzig auf <strong>die</strong> Gottes<strong>die</strong>nstgemeinden begrenzen. Wie<br />

in jüngster Zeit <strong>die</strong> Ergebnisse der Sinus-Stu<strong>die</strong> belegen,<br />

findet <strong>die</strong> Kirche derzeit vornehmlich nur noch in den<br />

konservativen und traditionsverwurzelten Milieus sowie<br />

in der bürgerlichen Mitte Gehör. Doch selbst dort wird<br />

deren Akzeptanz in Frage gestellt, während sie in den<br />

Lebenswelten der Mehrzahl der Milieus kaum mehr eine<br />

Rolle spielt. Die selbstkritische Frage muss erlaubt sein,<br />

ob wir es insgeheim selbst <strong>für</strong> unmöglich halten, <strong>die</strong>sen<br />

vielen „anderen“ <strong>die</strong> Botschaft unseres Glaubens so mitzuteilen,<br />

dass <strong>die</strong>se Menschen darin eine Befreiung zu<br />

Vorschau<br />

Im nächsten Heft lesen Sie<br />

Lebenslust<br />

Über lustlose Gesundheitsreligion und<br />

lustvolles Christentum<br />

Ich habe nicht einen Leib,<br />

ich bin mein Leib<br />

Durch Fasten <strong>die</strong> Sensibilität <strong>für</strong><br />

meinen Körper steigern<br />

Wellnessboom und Glaube<br />

Behutsame Provokationen<br />

wirklichem Leben entdecken, <strong>die</strong> allen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Botschaft<br />

annehmen, zugesagt ist.<br />

In der <strong>Seelsorge</strong> scheint es mir ein Zeichen der Zeit zu<br />

sein, das Ohr <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausdrucksformen von Sehnsüchten<br />

unserer Mitmenschen nach Zugehörigkeit, nach Sinn<br />

und nach Heilsein zu schärfen. Auch heute haben Frauen<br />

und Männer, Junge und Alte vielfältige religiöse Fragen,<br />

<strong>die</strong> jedoch mit anderen Worten formuliert werden,<br />

als wir Kirchenleute zu reden gewohnt sind. Um sie zu<br />

verstehen, bedarf es einer Grundhaltung, <strong>die</strong> Menschen<br />

vorbehaltlos annimmt. Für deren Sichtweise ist Gottes<br />

Wort so zu deuten, dass sich ihnen daraus neues Leben<br />

erschließt. Dabei dürfen sich <strong>die</strong> seelsorgerisch Tätigen<br />

als Mensch zeigen, der sich selbst mit Hoffen und mit<br />

Zweifeln auf dem Weg zu Gottes ganzer Wahrheit bewegt.<br />

Sie folgen damit dem biblischen Imperativ: „Freut<br />

euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden“<br />

(Röm 12,15). So wird <strong>die</strong>ser scheinbar unmögliche Beruf<br />

„<strong>Seelsorge</strong>“ heute doch menschenmöglich.<br />

Angelika M. Eckart<br />

Wir freuen uns auf Ihre<br />

Themenwünsche,<br />

Anregungen,<br />

Anfragen<br />

oder<br />

Kritik.<br />

Die Schwerpunkt-<br />

Themen der nächsten<br />

Ausgaben:<br />

März:<br />

Emmaus<br />

April:<br />

Bibelarbeit<br />

Mai:<br />

Priesterliche Lebensformen<br />

Juni:<br />

Ehepastoral<br />

Juli/August:<br />

Religion und Film<br />

51<br />

diE n s t a m Gl a u b E n


52<br />

car t o o n<br />

Das fehlte noch<br />

C A R T O O N<br />

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52076 Aachen<br />

Tel.: 0241/1804602<br />

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<strong>die</strong>ses Heftes:<br />

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Prof. Dr. Angelika M. Eckart,<br />

Klaus Jäkel, Prof. Dr. Stefan<br />

Knobloch, Dr. Martin Lätzel,<br />

Marcus C. Leitschuh, Tho-<br />

mas Plassmann, Dr. Wolfgang<br />

Raible, Frank Reintgen,<br />

Paul Rheinbay, Andrea<br />

Schwarz, Pierre Stutz, Petra<br />

Thorbrietz, Prof. Dr. Andreas<br />

Wollbold.<br />

Titelbild: Lothar Nahler<br />

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Ziel <strong>die</strong>ser Drei-Minuten-Predigten ist es,<br />

das jeweilige Tagesevangelium in wenigen<br />

Worten so zu erschließen, dass es <strong>für</strong> den<br />

Alltag fruchtbar wird. Es sind prägnante<br />

Auslegungen ohne Ballast.


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