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Die Neue Hochschule Heft 1-2024

Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: 20 Jahre W-Besoldung

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12 20 JAHRE W-BESOLDUNG DNH 1 | <strong>2024</strong><br />

<strong>Die</strong> Beurteilung professoraler Leistungen<br />

im Rahmen der W-Besoldung<br />

Besondere Leistungsbezüge begründen die Gefahr, dass die beamtenrechtliche<br />

Beurteilungsfreiheit der Professorinnen und Professoren in ihren laufbahnfreien Ämtern<br />

ausgehebelt wird, was auf eine wissenschaftsinadäquate Ausgestaltung hinweist.<br />

Von Erik Günther<br />

Foto: hlb/Barbara Frommann<br />

ERIK GÜNTHER, ASS. JUR.<br />

Rechtsreferent<br />

Hochschullehrerbund –<br />

Bundesvereinigung e. V.<br />

Godesberger Allee 64<br />

53175 Bonn<br />

hlb@hlb.de<br />

www.hlb.de<br />

Durch die drei Arten von Leistungsbezügen<br />

im Rahmen der W-Besoldung –<br />

Berufungs-/Bleibe-Leistungsbezüge,<br />

Funktions-Leistungsbezüge und besondere<br />

Leistungsbezüge –, wie sie in allen<br />

Bundesländern und beim Bund 1 anzutreffen<br />

sind, fragt sich, inwieweit eine<br />

Beurteilung der dienstlichen Leistungen<br />

beamteter Hochschullehrender<br />

stattfindet und wie diese etwa auszugestalten<br />

ist. 2 <strong>Die</strong>se additiven Besoldungsbestandteile<br />

3 gerade in Gestalt<br />

der besonderen Leistungsbezüge laden<br />

dabei dazu ein, eine Art beamtenrechtliche<br />

Beurteilung durch die Hintertür<br />

umzusetzen. 4<br />

Grundsätzliche Beurteilungsfreiheit<br />

Im Ausgangspunkt unterliegen Professorinnen<br />

und Professoren mit ihren<br />

laufbahnfreien Ämtern der Besoldungsordnung<br />

W grundsätzlich keiner<br />

Beurteilung, was unstreitig sein dürfte<br />

und der Praxis entspricht, auch<br />

wenn die landesrechtlichen Regelungen<br />

dazu keineswegs einheitlich oder<br />

eindeutig ausfallen. Typischerweise<br />

wird geregelt, dass die beamtenrechtlichen<br />

Vorschriften u. a. über die Laufbahnen<br />

auf Hochschullehrende keine<br />

Anwendung finden 5 – was dann wohl<br />

Beurteilungen mit ausschließt. 6 Denn<br />

Beurteilungen in Form der Anlassbeurteilung<br />

sind vor einer Beförderungsentscheidung<br />

durchzuführen, was eine<br />

Laufbahn voraussetzt. Allerdings gibt es<br />

daneben auch die mögliche Regelbeurteilung<br />

in regelmäßigen Zeitabständen<br />

und die Probezeitbeurteilung. Letztere<br />

findet in Bayern ausdrücklich statt, 7 in<br />

Hessen und Mecklenburg-Vorpommern<br />

jedoch aufgrund allgemeiner Unanwendbarkeit<br />

der beamtenrechtlichen Regelungen<br />

über die Beurteilung nicht. 8 In<br />

Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg<br />

und Hamburg, siehe § 16 Absatz<br />

1 Satz 2 HmbHG, könnte sie wohl stattfinden,<br />

einige weitere Bundesländer<br />

kennen kein Beamtenverhältnis auf<br />

Probe für Hochschullehrende 9 , andere<br />

ernennen zunächst in das Beamtenverhältnis<br />

auf Zeit zum Zwecke der<br />

Erprobung. 10 <strong>Die</strong>nstzeugnisse, die auf<br />

Verlangen auch über die Leistungen in<br />

der Professur Auskunft geben, müssen<br />

Hochschullehrenden auf Antrag gewährt<br />

werden. 11<br />

Permalink:<br />

https://doi.org/10.5281/zenodo.10554811<br />

1 Vgl. §§ 33 I BBesG<br />

2 Dabei hat das Bundesverwaltungsgericht leistungsunabhängigen Mindestleistungsbezügen jüngst eine Absage erteilt.<br />

BVerwG, Vorlagebeschl. vom 22. Juni 2023 – 2 C 4/22 –, Rn. 29, juris.<br />

3 BVerfG, Urteil vom 14. Februar 2012 – 2 BvL 4/10 –, BVerfGE 130, 263-318, juris, Rn. 182.<br />

4 Bezeichnenderweise OVG Magdeburg, Urteil vom 25. Oktober 2022 – 1 L 97/21 –, Rn. 65, juris: „Auf die Würdigung<br />

einer besonderen Leistung durch die <strong>Hochschule</strong> als Voraussetzung für die Gewährung besonderer Leistungsbezüge<br />

finden dieselben Grundsätze Anwendung, die für die gerichtliche Kontrolle der dienstlichen Beurteilungen von Beamten<br />

durch <strong>Die</strong>nstvorgesetzte gelten ...“<br />

5 Bspw. § 45 II 1 LHG BW, § 27 I 1 NHG.<br />

6 Bspw. das Regelungsgefüge in Bremen, vgl. §§ 119 I 1, Abschnitt 3, 59 I BremBG.<br />

7 Vgl. Art. 60 I 1 BayHIG.<br />

8 § 66 III 1 HessHG, § 70 I 1 LHG M-V.<br />

9 Bspw. § 27 II 1 NHG, § 51 I HochSchG (Rheinland-Pfalz).<br />

10 Etwa § 63 I 2 Hochschulgesetz Schleswig-Holstein – eine rechtlich durchaus fragwürdige Handhabe!<br />

11 VGH Kassel, Beschluss vom 14. Juli 2023 – 1 A 764/20.Z –, Rn. 12, juris.

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