Im Lande der Bibel 1/2024
Weltgebetstag Palästina
Weltgebetstag Palästina
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Combatants for Peace<br />
besprechen die zukünftige<br />
Arbeit <strong>der</strong> Organisation.<br />
wies darauf hin, dass dort auch Friedensaktivsten<br />
zugegen sind. Iliwat stimmte<br />
mit knurrendem Magen zu und machte<br />
sich keine großen Gedanken, was es mit<br />
den Friedensaktivisten auf sich habe. <strong>Im</strong><br />
Hotel angekommen betraten sie einen<br />
Versammlungsraum. Iliwat sah in dem<br />
Raum jemanden mit einer Kippa sitzen<br />
und sagte erstaunt zu seinem Bekannten:<br />
»Ahmed, das kann doch nicht <strong>der</strong> richtige<br />
Raum sein!« Ahmed: »Natürlich ist das<br />
<strong>der</strong> richtige Raum!« »Aber hier sind doch<br />
Juden!« »Ja, hier sind Juden, einige von<br />
ihnen glauben an den Frieden.« »Ahmed,<br />
bist Du blöd? Sie haben ihren eigenen Premierminister<br />
umgebracht, <strong>der</strong> Frieden erreichen<br />
wollte!« Iliwat wurde wütend und<br />
wollte den Ort verlassen, fürchtete aber,<br />
dass er keine an<strong>der</strong>e Gelegenheit für eine<br />
Heimfahrt finden würde. Dann spitzte er<br />
doch seine Ohren. Eine<br />
hebräisch sprechende<br />
Frau wurde übersetzt. »Sie<br />
sprach so über Palästinenser,<br />
wie über Menschen.<br />
Sie sprach sich gegen die<br />
Besatzung aus. Auch mit<br />
<strong>der</strong> Bombardierung Gazas<br />
2009 war sie nicht einverstanden<br />
– »Ich war erstaunt«,<br />
erinnert sich Illiwat. »Ist das eine<br />
Jüdin?« »Ja!«<br />
Die Überraschung darüber, dass es<br />
»eine gute jüdische Person auf unserem<br />
Planeten« geben könne, bewog<br />
Iliwat dazu, nach einigen Tagen zu einem<br />
an<strong>der</strong>en Treffen mit Friedensaktivisten<br />
zu gehen. Dort begegnete er Yonatan<br />
Shapira, einem ehemaligen Piloten <strong>der</strong><br />
israelischen Luftwaffe und Mitbegrün<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Combatants for Peace. Shapira wurde<br />
aus dem Militärdienst entlassen, weil er<br />
sich weigerte, in Gaza ein zwölfstöckiges<br />
Haus mit vielen Familien zu bombardieren,<br />
um einen Hamas-Führer zu töten.<br />
Shapira erklärte Iliwat, dass er bereit sei,<br />
für sein Land zu kämpfen, aber nicht auf<br />
diese Art und Weise. Das seien nicht sein<br />
Kampf und auch nicht sein Verständnis<br />
vom Judentum. Zwischen dem Judentum<br />
und dem Besatzungsregime gebe es<br />
einen Unterschied.<br />
»Mit diesen Worten öffnete er mein<br />
Herz«, sagte Iliwat, »aber es bewegte<br />
mich, dass er meinen Schmerz [als Palästinenser]<br />
wahrnehmen konnte, aber ich<br />
nicht seinen Schmerz [als Juden].« Er beschloss,<br />
das erste Mal in seinem Leben in<br />
ein Flugzeug zu steigen um die Konzentrationslager<br />
zu sehen, sich mit dem Narrativ<br />
<strong>der</strong> jüdischen Menschen vertraut zu<br />
48 | <strong>Im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> 1/<strong>2024</strong>