Im Lande der Bibel 1/2024
Weltgebetstag Palästina
Weltgebetstag Palästina
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te wirtschaftliche Situation führt zu vielen<br />
soziokulturellen Problemen, darunter<br />
Schulabbruch, Gewalt, frühe Heirat und<br />
Zunahme <strong>der</strong> Ehrenmorde. Gewalt nimmt<br />
überall zu, vor allem in <strong>der</strong> Familie gegenüber<br />
Frauen und Mädchen.<br />
20 Prozent <strong>der</strong> Frauen in <strong>der</strong> Westbank<br />
und 30 Prozent im Gazastreifen<br />
heiraten unter 18 Jahren. Frühe Heirat<br />
ist eine Strategie zur Bewältigung von<br />
Armut, zur Reduzierung <strong>der</strong> Familienausgaben<br />
und zur Verlagerung <strong>der</strong> Verantwortung<br />
vom Vater auf den Ehemann.<br />
Junge Frauen sind zu Hause anfälliger<br />
für Gewalt, da sie das Eheleben nicht bewältigen<br />
können. Sie heiraten bevor sie<br />
ihre Kindheit abgeschlossen haben und<br />
ohne ihr Recht auf Bildung und Arbeit<br />
Sumaya Farhat-Naser o<strong>der</strong> auf Partnerwahl<br />
spricht auf einem Vorbereitungstreffen<br />
zum Welt-<br />
wahrzunehmen. Aus<br />
gebetstag in Bethlehem. Wohnungsnot und Armut<br />
wohnen sie in <strong>der</strong><br />
Großfamilie. Sie haben keine Privatsphäre,<br />
und bleiben dort Fremde.<br />
Hun<strong>der</strong>te von Frauen in Ostjerusalem<br />
haben kein Recht auf die Jerusalem-ldentitätskarte,<br />
weil sie von <strong>der</strong> Westbank<br />
kommen. Ohne diese Karte können sie<br />
sich nicht frei bewegen, eine Arbeit finden<br />
o<strong>der</strong> eine Ausbildung machen. Sie leben<br />
versteckt, aus Angst vor <strong>der</strong> Abschiebung.<br />
Ehrenmorde haben zugenommen:<br />
Frauen und Mädchen werden getötet, weil<br />
sie im Verdacht stehen, eine Beziehung<br />
zu haben, o<strong>der</strong> wenn sie einen Geliebten<br />
ohne Zubilligung <strong>der</strong> Familie heiraten<br />
wollen. Bei Inzestvergewaltigung wird<br />
das Mädchen getötet, um das Verbrechen<br />
zu verbergen und den Täter zu schützen,<br />
unter dem Vorwand, die Ehre <strong>der</strong> Familie<br />
zu retten. Die Polizei mischt sich nicht<br />
ernsthaft ein und betrachtet das Thema<br />
als kulturelle Gewohnheit und interne<br />
Familienangelegenheit<br />
ln Palästina und im Nahen Osten gibt<br />
es keine Trennung zwischen Religion und<br />
Staat. Geltende religiöse Gesetze, die den<br />
persönlicher Status sowie das Familienund<br />
Erbrecht betreffen, gehören zu den<br />
größten Hin<strong>der</strong>nissen bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
von Frauen und ihrer Gleichstellung.<br />
Bei <strong>der</strong> Verteilung des Erbes bekommen<br />
Frauen nur die Hälfte von dem, was die<br />
Brü<strong>der</strong> bekommen. Frauen mit Söhnen<br />
bekommen nur ein Achtel des Erbes,<br />
Frauen ohne Söhne ein Viertel. Familiengesetze<br />
sind in allen Angelegenheiten diskriminierend.<br />
Die Scheidung liegt in <strong>der</strong><br />
Hand des Mannes, <strong>der</strong> zustimmen muss.<br />
Viele Frauen bleiben deswegen lange<br />
Jahre ohne offizielle Trennung und ohne<br />
Rechte. Diese Gesetze geben Männern die<br />
rechtliche Befugnisse, das Schicksal ihrer<br />
Frauen zu Hause und in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
zu kontrollieren.<br />
Um die Lage <strong>der</strong> Frauen zu verbessern,<br />
arbeiten Frauenorganisationen<br />
weiter an <strong>der</strong> Basis im Bereich Aufklärung<br />
und Fortbildung. In <strong>der</strong> evangelisch-lutherischen<br />
Kirche ist die Geschlechtergerechtigkeit<br />
zur obersten Priorität<br />
geworden. Die Politik <strong>der</strong> Geschlechtergerechtigkeit<br />
des Lutherischen Weltbundes<br />
hat geholfen zu erkennen, wie die <strong>Bibel</strong><br />
und die Lehren Jesu die Gleichstellung <strong>der</strong><br />
Geschlechter unterstützen.<br />
Nach drei Jahren intensiver Arbeit verabschiedete<br />
die Evangelisch-Lutherische<br />
8 | <strong>Im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> 1/<strong>2024</strong>