Birkhof_Hengst-Magazin_2024_klein
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„Was kann ich als Züchter dazu beitragen,<br />
ein gesundes, leistungsfähiges<br />
Pferd unter den Sattel zu bekommen?“<br />
AKTUELLES<br />
Thomas Casper<br />
Als Gestütsleiter steht die Verantwortung<br />
für das Wohl unserer Pferde<br />
im Mittelpunkt meiner täglichen<br />
Arbeit. Die Frage, was jeder einzelne<br />
Züchter dazu beitragen kann, um<br />
gesunde und leistungsfähige Pferde<br />
unter den Sattel zu bekommen, ist<br />
dabei von essenzieller Bedeutung.<br />
Die Auswahl der Zuchttiere, die artgerechte<br />
Aufzucht der Fohlen, qualifizierte<br />
tierärztliche Betreuung und<br />
die gezielte, individuelle reiterliche<br />
Förderung – all diese Aspekte spielen<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Ich kann mich dabei auf ein engagiertes,<br />
gut ausgebildetes Team<br />
verlassen, das die Jungtiere in den<br />
verschiedenen Lebensphasen aufmerksam<br />
beobachtet und verantwortlich<br />
betreut. Dabei ist die oft<br />
schon jahrzehntelange Erfahrung<br />
sehr wertvoll.<br />
Gedanken zur Anpaarung<br />
Die Verantwortung eines Züchters<br />
geht weit über die bloße Fortpflanzung<br />
von Pferden hinaus – jeder<br />
Züchter sollte sich selbstkritisch<br />
Gedanken über seine Zuchtstuten<br />
machen.<br />
Ein Blick in die Papiere und eine<br />
Pedigree-Analyse mit der Betrachtung<br />
der Stammbaumdaten ist<br />
wahrscheinlich bei jedem Züchter<br />
der erste Schritt, doch auch die genetische<br />
Vielfalt und die genetische<br />
Gesundheit sollte man nicht aus den<br />
Augen verlieren. Der züchterische<br />
Einsatz von Pferden mit nachweislich<br />
Als Pferdewirtschaftsmeisterin bin<br />
ich für die gestütseigene Stutenherde<br />
mit ihren Fohlen zuständig.<br />
Bis zum sechsten Lebensmonat<br />
liegt das Wohl der Fohlen in meinen<br />
Händen.<br />
Die Basis für ein gesundes Pferdeleben<br />
wird schon im Bauch der Mutter<br />
gelegt. Über die Nabelschnur wird<br />
das Fohlen mit den nötigen Nährstoffen<br />
versorgt, ein Mineralstoffmangel<br />
in der Ernährung der Mutterstute<br />
kann durchaus ein Grund für spätere<br />
Probleme beim Fohlen bzgl. der<br />
Bänder und Knochen sein. Besonders<br />
wichtig ist die Überwachung<br />
der Fohlengeburt. Verschiedene<br />
Überwachungssysteme erleichtern<br />
uns dabei das Leben sehr, vor allem<br />
wenn man mehrere Fohlen erwartet.<br />
Die Anwesenheit eines Tierarztes<br />
ist in der Regel nicht erforderlich, es<br />
sollte jedoch bei eventuellen Problemen<br />
ein Tierarzt erreichbar sein.<br />
Hygiene in der Abfohlbox und eine<br />
zeitnahe Desinfektion des Fohlennabels<br />
verhindern eine Infektion<br />
des Fohlens. Da das Immunsystem<br />
der frischgeborenen Fohlen noch<br />
im Aufbau ist, ist es wichtig, nach<br />
der Geburt sicherzustellen, dass das<br />
Fohlen so früh wie möglich ausreigenetisch<br />
bedingten Krankheiten ist<br />
in der Zucht kritisch zu hinterfragen.<br />
Die Fruchtbarkeit von Stuten ist ein<br />
weiterer entscheidender Faktor in<br />
der Pferdezucht. Stuten, die über<br />
Generationen hinweg eine hohe<br />
Fruchtbarkeit aufweisen, tragen dazu<br />
bei, die Rentabilität zu verbessern.<br />
Bei der Bewertung des Exterieurs<br />
sollte ein besonderes Augenmerk auf<br />
die Korrektheit der Gliedmaßen gelegt<br />
werden. Die langjährige Belastbarkeit<br />
eines Pferdes wird dadurch<br />
oft negativ beeinflusst. Ein gut konstruierter,<br />
stabiler Rücken erleichtert<br />
die spätere reiterliche Förderung.<br />
Wünschenswert, und das wurde in<br />
der Vergangenheit oft vernachlässigt,<br />
ist eine gute konstitutionelle Härte,<br />
die das Pferd belastbar macht und<br />
oft auch andere Schwächen ausgleichen<br />
kann.<br />
Die Leistungsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft<br />
sind eng mit dem<br />
Temperament und dem Charakter<br />
verbunden. Sollte die Stute in einem<br />
Bereich Defizite haben, muss bei<br />
der Wahl des <strong>Hengst</strong>es besonderes<br />
Augenmerk darauf gelegt werden.<br />
Da <strong>Hengst</strong>e in Zeiten der künstlichen<br />
Besamung in der Regel mit einer Vielzahl<br />
von Stuten angepaart werden,<br />
beeinflussen sie die Zucht in einem<br />
viel breiteren Maßstab als Stuten.<br />
Dabei sollte man sich nicht von aktuellen<br />
Modetrends blenden lassen.<br />
Svenja Petersen, Pferdewirtschaftsmeisterin<br />
chend Kolostrum von seiner Mutter<br />
trinkt, da die Magen-Darmpassage<br />
für die lebensnotwendigen stallspezifischen<br />
Immunglobuline mit der<br />
Zeit abnimmt. Wenn ein Fohlen aus<br />
irgendeinem Grund keinen Zugang<br />
zum Kolostrum hat, kann dies zu<br />
erheblichen Gesundheitsproblemen<br />
führen. In solchen Fällen kann es<br />
notwendig sein, Ersatz-Kolostrum zu<br />
verabreichen. Auch ein schlechtes<br />
Parasitenmanagement der Zuchtstute<br />
kann schon nach wenigen Tagen<br />
beim Fohlen zu Problemen führen,<br />
da sich Würmer über die Muttermilch<br />
auf das Fohlen übertragen können.<br />
Starke Durchfälle können ohne<br />
Behandlung für junge Fohlen schnell<br />
lebensbedrohlich werden.<br />
Weitere wichtige Punkte zur<br />
gesunden Aufzucht<br />
Fütterung: In den ersten Wochen<br />
ist die Nährstoffversorgung mit der<br />
Muttermilch ausreichend. Nach<br />
und nach muss die Ration jedoch<br />
über spezielle Zusatzfutter ergänzt<br />
werden. Besonders der erhöhte Be-<br />
darf an Mineralien und essenziellen<br />
Aminosäuren muss dabei im Auge<br />
behalten werden. Das Fohlen sollte<br />
jedoch auch nicht gemästet sein.<br />
Bewegung: Regelmäßige Bewegung<br />
auf den unterschiedlichsten Untergründen<br />
ist wichtig für die Entwicklung<br />
der Sehnen und Bänder. Kommt<br />
das Fohlen mit leichten Unregelmäßigkeiten<br />
in der Gliedmaßenstellungen<br />
auf die Welt, muss das den<br />
Züchter nicht übermäßig beunruhigen,<br />
da sich bei regelmäßiger Bewegung<br />
auf hartem Boden noch viel<br />
zurechtwächst. Anders ist es bei der<br />
Hufform und der Stellung der Hufe.<br />
Vor allem in sehr trockenen Sommern<br />
kann es schnell zur Bildung<br />
eines Bockhufes kommen, der im<br />
schlimmsten Fall operativ behandelt<br />
werden muss. Der Hufschmied<br />
kann dies durch regelmäßiges und<br />
häufiges Raspeln der Trachten und<br />
eventuell durch ein halbmondförmiges<br />
Klebeeisen verhindern.<br />
Soziale Aspekte: Soziale Kontakte<br />
sind für die psychische Entwicklung<br />
entscheidend. Das Fohlen sollte frühzeitig<br />
den Umgang mit Artgenossen<br />
lernen und in einer Herde aufwachsen.<br />
Gewöhnung an den Menschen und<br />
Grunderziehung des Fohlens<br />
Durch regelmäßiges, spielerisches<br />
und beiläufiges Herantreten, zum<br />
Beispiel durch kurzes Kraulen<br />
während der Stallarbeit, kann der<br />
Kontakt zu anfangs scheuen Fohlen<br />
schnell aufgebaut werden. Es ist<br />
wichtig, Halftertraining, das Anbinden<br />
und regelmäßiges Anheben<br />
der Hufe in die Grundausbildung<br />
einzubeziehen. Ein ruhiges Umfeld,<br />
Geduld, aber auch Konsequenz sind<br />
dabei entscheidend. Einmal erlernt,<br />
wird das Fohlen diese Fähigkeiten<br />
nicht vergessen und die Zusammenarbeit<br />
in den kommenden Jahren<br />
wird dadurch viel einfacher.<br />
Kurz zusammengefasst sind also eine<br />
angepasste Futterration, regelmäßige<br />
Hufkontrolle, Bewegung und ein<br />
gutes Parasitenmanagment die beste<br />
Grundlage für ein gesundes, langes<br />
Pferdeleben!<br />
„Soziale Kontakte sind für<br />
die psychische Entwicklung<br />
entscheidend.“<br />
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