BREMER-SPORT-2024-01-online
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<strong>SPORT</strong>LERIN DES JAHRES<br />
Fotos: S. Samek, S. Peter<br />
Carolin Schiff<br />
Gravelbike<br />
14<br />
Frau Schiff, herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung Bremer<br />
„Sportlerin des Jahres“. Haben Sie damit gerechnet?<br />
Ich war mir aufgrund der großen Konkurrenz natürlich nicht<br />
ganz sicher. Mit Werder-Fußballerin Lina Hausicke und der Schachweltmeisterin<br />
Lara Schulze gab es extrem erfolgreiche Konkurrentinnen,<br />
und die beiden hätten es auf jeden Fall auch verdient.<br />
Wie fühlt sich diese Auszeichnung an?<br />
Ich habe mich wahnsinnig gefreut, das ist für mich etwas ganz Besonderes.<br />
Meine Familie war an dem Abend bei der Sportgala dabei<br />
und wir haben der Verkündung gemeinsam entgegengefiebert. Als<br />
ich dann meinen Namen hörte, konnte ich es gar nicht glauben. Da<br />
stand ich plötzlich auf der Bühne und hatte mir gar keine Rede überlegt.<br />
Ich habe gehört, so was soll Unglück bringen (lacht). Zum Glück<br />
hat es mir nicht komplett die Sprache verschlagen.<br />
Wie sind Sie zum Radrennsport gekommen?<br />
Durch meinen Freund Vladi Riha bin ich 2008 zum Rennrad gekommen,<br />
da war er gerade in den letzten Zügen seiner Wettkampflaufbahn<br />
hier in Bremen. Erst war es nur als Hobby gedacht. Ich hatte<br />
zu diesem Zeitpunkt schon eine Ausbildung gemacht, dann studiert<br />
und auch gearbeitet. Aber ich bin ein extrem wettkampforientierter,<br />
ehrgeiziger und ambitionierter Typ. Wenn ich irgendwo am Start<br />
stehe, will ich auch die bestmögliche Leistung bringen. Deswegen<br />
habe ich immer schon danach gestrebt, das auch auf Profiniveau betreiben<br />
zu können.<br />
Bis 2022 lief Ihre Karriere sehr erfolgreich. Sie sind mit einer<br />
Profilizenz im Team des ehemaligen „Tour de France“-Siegers<br />
Andy Schleck gefahren und haben etliche Siege geholt. Wieso ist<br />
der Wechsel aufs Gravelbike erfolgt?<br />
Ich bin vor zwei Jahren bei einem Rennen schwer gestürzt und hab<br />
mir die Schulter verletzt. Damals verdiente ich mit dem Rennsport<br />
kein Geld. Letzten Endes stimmte für mich das Verhältnis von Aufwand<br />
und Nutzen nicht. Glücklicherweise kam genau zu diesem<br />
Zeitpunkt ein namhafter Bike-Hersteller, mein jetziger Sponsor, auf<br />
mich zu. Sie fanden mich als Sportlerin interessant und fragten, ob<br />
ich mir vorstellen könnte, Gravel zu fahren. Sie boten mir einen Vertrag<br />
an, von dem ich auch direkt leben konnte. Den habe ich dann<br />
angenommen. Niemand wusste, welche Leistung ich bringen würde.<br />
Aber sie glaubten an mich, das hat sich zum Glück ausgezahlt.<br />
Sie haben letztes Jahr mit dem „Unbound“ das wichtigste Gravelbike-Rennen<br />
der Welt gewonnen. Waren Sie selbst überrascht?<br />
Ich sah mich auf jeden Fall in einer Favoritenrolle, weil ich durch die<br />
vorherigen Rennen wusste, dass ich in einer sehr guten Form bin. Bis<br />
dahin hatte ich jeden Gravel-Wettkampf gewonnen. Mir war auch<br />
klar, dass mir die extrem lange Distanz von 330 Kilometern liegt.